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Zwielicht

Eine Begegnung der anderen Art
von

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Szenen 1 und 2


 

Szene 1

„WAMM“

Frustriert wurde die Abdeckung des Flügels zugeschlagen; wie so oft dieser Tage.

„Es geht nicht, es geht nicht! Verdammt nochmal, es geht nicht!“, ertönte gleich darauf das Fluchen,

welches die allmorgendliche Sinfonie in beständigem Crescendo weiter auf ihr Ende hin trieb.

Gleich darauf das Stampfen des Musikers zum Eingang hin und „KRACH“, die Tür im Schloss.


 

FINE

.
 

Stille machte sich breit nach einer weiteren Nacht voll wehmütigen Flehens, dass seine Kunst ihn 

doch nicht verlasse.


 

Szene 2


 

„Was ist mit dir los? Du hängst schon wieder durch, und das, obwohl du sonst ein Morgenmensch

bist.“, piesackte ihn sein bester Freund.

Mit täglich nachlassender Kraft konnte er nur noch erwidern: „Kann ich nicht mal mehr in Ruhe 

dahin vegetieren?“

Wann immer er erschöpft und frustriert war kam seine sarkastische und schnippische Seite zum 

Vorschein. Da konnte man nichts tun.

Und im Augenblick war er äußerst frustriert und seine Erschöpfung hatte Ausmaße angenommen, 

die wohl die Vorstellungskraft der Meisten längst bei Weitem überstieg.

„Nein, das kannst du nicht. Du drückst die Stimmung, wohin du gehst. So kann das doch nicht 

weiter gehen.“, erwiderte der Jüngere nun.

„Dann sag meinen Händen, dass sie endlich tun sollen, was meine Ohren verlangen.“

Das waren seine letzten Worte, ehe er seinen Kopf auf die Bank fallen ließ und schlief.
 

Szene 3


 

Szene 3

Ein Stück gespielt in dem gekonntesten Adagietto amoroso, das er je gehört hatte, und einem 

vorsichtigen piano weckte ihn auf.

Nie zuvor hatte er etwas derartig Wundervolles gehört.

Sich umschauend musste er feststellen, dass die Vorlesung schon längst zu Ende war.

Draußen dämmerte es schon und eine weitere Nacht schlich sich auf leisen Sohlen heran.

Begleitet von den süßesten Klängen, die an sein Ohr herangetragen wurden.

Langsam setzte er sich auf.

Am Piano in der linken Ecke des Saales saß jemand und spielte.

Das Zwielicht ließ die Person unerkannt im Schatten verschwinden.

Lediglich die Hände, die spielend über die Tasten tanzten, konnte er erkennen.

Lange, schlanke, jedoch ebenso kräftige Finger, die zart von einem Ton zum anderen glitten, als 

wären sie diese Wege schon hunderte Male gegangen.

Nun erhob er sich langsam. 

Seine Neugier siegte über ihn, obwohl er gefesselt vom Klang war.

In dem Augenblick, in welchem er aufstand, fiel seine Tasche zu Boden.

Das Geräusch hallte in dem Raum wider und unterbrach das Spiel wie ein falsch gesetztes Staccato.

Fast augenblicklich verklang der letzte Ton.

Für einen kurzen Moment war es ihm möglich, den Fremden schemenhaft zu erkennen.

Groß und schlank, wie seine Hände.

Perfekte Hände für einen Pianisten.

Doch die Fesseln, die Jaejoong vom Klang auferlegt worden waren ließen nicht locker.

Auch nicht, als der andere fluchtartig im Dunkeln den Raum verließ.

Zurück blieb Stille.

Zurück blieb Jaejoong.
 

Szenen 4, 5 und 6


 

Szene 4

„KRACH“

Wieder die Tür im Schloss.

Wieder zu Hause. Wieder allein zu Hause.

Das Licht bleibt aus.

Er kennt seine Wege, er kennt jeden Griff.

Routiniert öffnet er wieder die Klappe des Flügels, setzt sich davor.

„Heute Nacht ein letztes Mal.“

Die einzigen Worte.

Dann ein letzter verzweifelter Versuch.

Niemand darf es wissen, niemals.

Keiner darf je erfahren, dass er scheitert. Noch dazu an einem solchen Stück.

Nacht um Nacht.

Doch heute Nacht wird es enden.

Ein weiterer Tanz seiner Finger auf den Tasten.

Und sollten sie ihn erneut betrügen... dann sei es der letzte Tanz für immer.


 

Szene 5


 

Erschöpft aber glücklich hebt er den Kopf an.

Letzte Nacht war er einfach am Flügel eingeschlafen.

Und das Stück... das Stück war gemeistert.

Die Erinnerung an diese Leichtigkeit, mit der die Hände des anderen geflogen waren, hatte auch ihn 

beflügelt.

„Tock“

Leise klappte er die Abdeckung herunter.

So erfrischt hatte er sich lange nicht gefühlt und mit einem Lächeln im Gesicht begann er einen 

neuen Tag.


 

Szene 6


 

Mit laut dröhnendem Motor raste er auf den Campus und kam neben dem Sportwagen 

seines Freundes zum halten.

„Guten Morgen, Yoochun. Schon so früh hier?“

Seine fröhliche Stimme erntete ihm einen äußerst verwirrten Blick seines besten Freundes.

Dieser zog jetzt die Augenbraue nach oben.

„Ja, ich muss noch eine Arbeit abgeben. Und du?“

Warum er so zeitig schon an der Uni war, wusste er auch nicht genau.

Es hatte sich einfach richtig angefühlt.

„Ich... ich muss noch jemanden suchen.“
 

Szenen 7, 8 und 9


 

Szene 7

Nach jenem Tag fand er den Fremden nicht wieder.

Jedes Mal wenn er den Campus betrat hielt er unbewusst Ausschau nach ihn; doch vergebens.

Nach Vorlesungen blieb er länger als gewöhnlich.

Er suchte Gespräche mit anderen Studenten und ging sogar so weit, sich mit anderen als Yoochun 

anzufreunden, nur um ihn zu suchen.

Einige Male ging er sogar mit Mädchen aus, in der Hoffnung, dass sie ihn kannten.

Doch nach einer Weile musste er aufgeben.

Niemand schien ihn je gesehen zu haben und schon bald war Jaejoong selbst davon überzeugt, sein 

Geist hatte ihm wohl etwas vorgegaukelt.

… 

Und so geriet der Unbekannte wieder in Vergessenheit.


 

Szene 8


 

Seitdem er seine musikalische Blockade überwunden hatte, lief alles perfekt.

Seine Finger schienen eine Kur gemacht zu haben.

Von der Trägheit, die sie noch vor ein paar Monaten gelähmt hatte, war keine Spur mehr zu finden.

Da war er wieder; der alte Jaejoong.

Der Jaejoong, der Wettbewerbe gewann.

Der Jaejoong, der seine Zuhörer zum weinen bringen vermochte.

Der Jaejoong, für den die Musik erfunden worden zu schien. 

Und der ganz und gar für sein Studium lebte.


 

Szene 9


 

Es war Winter geworden.

Er weigerte sich, seinen Flügel zu Hause zu spielen.

„Der Klang ist furchtbar, wenn es so kalt ist“, beklagte er sich wie jedes Jahr.

„Die Instrumente an der Universität sind besser temperiert.“

Wenn er könnte, würde er den Raum mit seinem Flügel extra beheizen, doch das ließ sein Budget 

nicht zu.

Immerhin gewann er für die Uni, nicht für sich.

Doch so sehr störte ihn das nicht, denn er konnte die Instrumente nutzen, wie lange er wollte.

Und wann immer er wollte.

Sollte es auch mitten in der Nacht sein.
 

Szenen 10, 11 und 12


 

Szene 10

Es war bereits stockdunkel, als er den Campus betrat.

Nur noch wenige Stunden bis zur finalen Runde.

Der Gewinner sollte Korea bei einem internationalen Konzert vertreten.

Ein wenig wollte er vorher noch üben, denn viel Zeit zum Einspielen würde er am Morgen nicht 

haben.

Leise betrat er den großen Konzertsaal mit seinen Noten unter dem Arm.

Dann geschah das Unerwartete.

Da saß er wieder.

Der Unbekannte, der ihn vor Monaten aus seinem Tief geholfen hatte.

Und spielte ein Stück, das Jaejoong nur zu allzu bekannt war.

Liszts „Liebestraum“.

Erschrocken ließ er seine Noten fallen.

Das war doch sein Stück.


 

Szene 11 


 

Sein Atem stockte einen Moment.

Zuschauer konnte er nicht gebrauchen; nicht beim Üben.

Wenn er sich vorbereitete und Teile improvisierte.

Das war etwas, das niemand hören sollte.

Vor allem kein Fremder.

Doch dieses Mal zuckte der andere nicht weg sondern spielte weiter.

Und Jaejoong.

Jaejoong setzte sich in die letzte Reihe und hörte zu.

Jeder Ton klang perfekt und rein.

Die Tonlänge, die Dynamik, alles war perfekt.

So wie auch beim letzten Mal.

Gleich käme die Stelle, an der er selbst das Stück immer ändert.

Bisher hatte es noch niemand je bemerkt.

Schweigend lauschte er weiter.

Kein Unterschied.

Da war kein Unterschied.

Jaejoong schloss die Augen und rutschte tiefer in den Sitz.

Dieser Fremde hatte das Stück geändert.

Genau wie er.


 

Szene 12


 

Der letzte Ton verklang.

Er saß noch immer da, eine Träne in den Augen.

Kannte der andere seine Improvisation oder war es purer Zufall?

Genauso Zufall wie die Tatsache, dass er gerade dann auftauchte, wenn Jaejoong unter Stress stand?

Dabei war er sich sicher gewesen, dass niemand ihm je zugehört hatte.

Er hatte den Saal immer abgeschlossen und fast ausschließlich geprobt, nachdem die Studenten den 

Campus verlassen hatten.

Niemand konnte das wissen.

Außer...

Außer er halluzinierte schon wieder.
 

Szenen 13, 14 und 15


 

Szene 13

Noch einmal atmete er tief ein, dann erhob er sich.

Vielleicht sollte er den anderen einfach fragen.

Um sicher zu gehen, dass es kein Geist war.

Geister könnten nicht antworten.

Das zumindest glaubte er mit voller Überzeugung.

Also müsste sich so herausfinden lassen, wer der andere war.

Gedämpften Schrittes nahm der die letzten Stufen hinunter zur Bühne. Plötzlich ein Geräusch hinter ihm.

Auf der vordersten Sitzreihe lagen seine Noten.

Fein säuberlich gestapelt.

Ein Schauder fuhr ihm den Rücken hinab und als er sich wieder dem Flügel zu wandte... war dort niemand.

Szene 14

Es fiel ihm schwer, sich danach zu konzentrieren.

Nach einer ganzen Weile gelang es schließlich.

Jedes Mal wenn er auf diesem Flügel spielte war es, als ob ein neues Leben begann. Nicht umsonst wurde dieses Instrument für den großen Konzertsaal erwählt.

Kein anderes könnte je an den Klang des Steinways heranreichen.

So sehr er auch danach verlangte.

Für ihn war klar, dass Welten zwischen ihm und den Menschen lagen, die ein Steinway spielten. Umso größer war die Ehre, daran üben zu dürfen.

Obwohl er nur ein Student war.

Szene 15

Erst die sanften Strahlen der Morgensonne holten ihn aus seiner Welt zurück.

Obwohl er keine Sekunde geschlafen hatte fühlte er sich voller Energie.

Die Gedanken an das Finale waren in irgendeine Ecke seines Hirn verdrängt worden.

Als er die Schritte langsam gen Ausgang lenkte, schwebte er immer noch auf den Klängen der vorangegangenen Nacht.

Am Parkplatz wartete Yoochun.

„Wusste ich doch, dass ich dich hier finden würde.“

„Hmm“

„Komm, steig ein. Ich fahr dich.“

Viel zufrieden war er im Augenblick mit sich und der Welt um zu protestieren, dass er auch alleine fahren könnte. 
 


 

Szenen 16, 17 und 18


 

Szene 16

Die Aufregung, die anderen Pianisten, das Publikum.

Alles war vergessen, als er von der Jury aufgerufen wurde.

Bevor er heraustreten konnte zupfte Yoochun ihm noch einmal den Kragen gerade. Dann begann es wieder.

Das zärtliche Spiel zwischen Tasten und Fingern, Ton und Ohr, Pianist und Publikum.

Instrument und Mensch.

Zwei Welten wurden eins.

Erst als der Applaus die Halle füllte erwachte Jaejoong aus seiner seligen Trance.

Szene 17

Verwundert blickte Jaejoong in die Ränge.

Waren es schon immer so viele Gäste gewesen?

Alle schienen begeistert; Nur die Jury saß unbewegt wie immer da.

Als er sich von seiner tiefen Verbeugung erhob, war sein Blick genau auf den Ausgang gerichtet. Genau auf den Ausgang, durch den gerade ein dunkler Schatten nach außen schlüpfte.

Und irgendwie kam er ihm verdächtig bekannt vor.

Darüber nachzudenken hatte er keine Zeit und als er hinter der Bühne von seinem Freund begrüßt wurde, war die Erscheinung bereits vergessen.

Szene 18

Noch gut 2 Stunden dauerte der Wettbewerb an.

Erst als die Jury sich zur Beratung zurückzog breitete sich doch langsam Nervosität in ihm aus. „Nicht so nervös. Du warst klasse.“, versuchte Yoochun ihn aufzumuntern.

„Genau wie alle anderen.“

Die selbe Antwort, die er immer nach Wettbewerben gab.

Die lange Liste seiner Preise ließ ihn oft in einem anderen Licht erscheinen.

Das hieß aber nicht, dass es für ihn Grund dazu gab, anzunehmen, dass er immer nur gewinnen würde.

So überheblich war er nicht.

Doch dank des Kribbelns in seinem Bauch glaubte er, gleich abzuheben.

Wenn doch nur das Ergebnis schon bekannt wäre. 
 


 

Szenen 19, 20 und 21


 

Szene 19

„Yoochun! Yoochun! Was soll ich tun?“

„Dich beruhigen... Ich hätte nie gedacht, dass ich DIR das mal sagen würde“, fügte er noch leise an. „Aber ich fliege nach AMERIKA!“

„Ja und?“

„Wie kannst du das so locker sehen? Ich kann kein Englisch!“

„Oh.“

Und so kam es denn, dass sein Freund ihn trotz allem begleiten musste.

Keine Woche später landeten sie in NewYork, wo Jaejoong neben anderen jungen Talenten aus aller Welt auftreten würde.

Szene 20

Das Tuscheln umgab sie ständig.

Bei den Proben ebenso wie davor und danach.

Obwohl Jaejoong keine Ahnung hatte, was sie sagten, wusste er doch, dass es um ihn ging. Während er auf der Bühne saß und den Konzertflügel mit sanften Blicken in Augenschein nahm, hatte Yoochun es sich in einem der gepolsterten Sessel gemütlich gemacht.

Er hatte noch nie verstanden, was der Ältere damit bezweckte.

War nicht ein Instrument wie das andere?

Die meisten Konzertflügel klangen sogar ziemlich gleich.

Jaejoong dürfte er das nie sagen; er würde ihm gleich an die Kehle springen.

„Flügel sind genauso individuell wie ihre Macher und die Pianisten, die auf ihnen spielen.“, hatte er einmal zu erklären versucht.

Warum er deswegen aber gleich zu jedem einzelnen Flügel eine „Beziehug“ aufbauen musste, blieb Yoochun auf ewig ein Rätsel.

Szene 21

„Jae-hyung, kommst du?“

Irgendwann musste sein Freund sich doch mal davon trennen können. Immerhin gab es noch andere Pianisten, die auch einmal ein paar Töne des Steinways hören wollten, bevor sie vor Publikum spielten.

„Ja, kommte schon.“

Schweren Herzens erhob er sich; seine langen Finger glitten zärtlich über den Lack.

Gerade wollte Yoochun sich erheben und zu seinem Freund hinter die Bühne gehen, als er ein paar Mächen tuscheln hörte.

„Hat der Koreaner letzes Jahr das nicht auch gemacht?“ „Ja, ich glaube schon.“


 

„Warum ist er dieses Jahr nicht wieder dabei? Es kann unmöglich einen Besseren gegeben haben als ihn.“

„...“ 
 

Szenen 22 und 23


 

Szene 22

„Was ist?“

„Hast du denn nichts davon gehört?“

„Wovon gehört?“

„Auf den Rückflug gab es einen Unfall. Er lag lange im Koma.“

„Was? Oh nein!“

„Ich habe seit Monaten nichts Neues mehr gehört. Ich hoffe, er ist wieder aufgewacht.“ „Ich auch. Die Welt hätte sonst einen großartigen Virtuosen verloren.“

In diesem Augenblick entdeckte Yoochun seinen Freund, der sich suchend nach ihm umblickte. Schnellen Schrittes ging er hinüber.

„Wollen wir vielleicht noch etwas essen gehen, bevor es richtig losgeht?“, fragte dieser scherzend. „Klar. Warum nicht.“

Szene 23

„Du, Jaejoong. Weißt du, wer letztes Jahr für Korea hier war?“

Daraufhin sah der andere ihn bloß groß an.

„Erm... nein. Nicht so wirklich.“

Letztes Jahr hatte er das Geschehen genauso wenig beobachtet wie die Jahre davor.

Sein Prinzip war, sich nur um die Wettbewerbe und Konzerte zu kümmern, die in seiner Liga spielten.

Und NewYork war für ihn selbst jetzt noch fast eine Nummer zu groß.

„Ich hab gehört, dass er beim Ausscheid in Korea das selbe Stück wie du gespielt haben soll.“ Wie erstarrt blickte er Yoochun an.

Es war kein allzu bekanntes Stück und doch sollten sie beide mit dem selben gewonnen haben? Augenblicklich kam die Erinnerung wieder hoch.

An den Abend vor dem Wettbewerb.

Und den Fremden am Flügel. 
 


 

Szenen 24, 25 und 26


 

Szene 24

Am Abend nach dem großen Konzert war Jaejoong wie ausgewechselt.

Aus dem sonst so ruhigen jungen Mann war ein nervöses etwas geworden. Yoochun fand es schon fast erschreckend.

Nach Langem hatte er es dann doch endlich geschafft, den älteren ins Hotel zu schleifen. Wäre die Euphorie erst einmal verflogen, würde sich zeigen, wie müde der andere selbst war. Obwohl das heute vielleicht länger dauern würde, denn bei der Aftershow Party war am Champagner nicht gespart worden.

Und Jaejoong hatte mit fast jeder Frau über 20 im Raum anstoßen müssen -

auf ihren „großartigen gemeinsamen Erfolg“.

Doch als sie das Zimmer endlich erreicht hatten, fielen sie nur noch in ihre Betten.

Szene 25

„Yoochun... bist du noch wach?“

„Hmmmmm, nein...“

„Gut...“

„...“

Gerade wollte Jaejoong wieder seine Stimme erheben, als er sah wie Yoochuns Körper sich ganz entspannte und nur noch ein gleichmäßiges Atmen zu hören war.

„Heute war es seltsam... als fehlte etwas...“ -

„Oder jemand.“

Ungehört in der Stille und Finsternis der Nacht.

Szene 26

Kaum am Incheon Airport gelandet, wurden sie auch schon von der Presse überrannt. Jaejoong war das gar nicht recht.

Diesen ganzen Rummel brauchte er nicht; schon gar nicht, wenn es um seine eigene Person ging. Es war doch bloß ein Konzert gewesen.

Als er die News am Abend sah wollte er schon wegschalten.

Doch in dem Augenblick, in dem er nach oben schaute, blendete das Bild gerade um.

Und das Bild kam Jaejoong beängstigend bekannt vor.

War das nicht der... der Unbekannte vom Piano? 
 


 

Szenen 27, 28 und 29


 

Szene 27

Die nächsten Wochen vergingen nervtötend langsam.

Das Bild des Fremden ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Der Mann im Fernsehen war Jung Yunho gewesen; derjenige, dessen Platz in NewYork Jaejoong vor Kurzem eingenommen hatte.

Doch woher kam dann diese Ähnlichkeit mit dieser seltsamen Erscheinung, die den jungen Pianisten schon seit einer Weile beunruhigte?

Jaejoong suchte Antworten darauf; er suchte den anderen, doch beide Ziele waren in unerreichbare Ferne gerückt.

Zwischen dem Unterricht, Proben und seinem neuen Nebenjob blieb kaum noch Zeit für irgendetwas.

Szene 28

Es war Freitag.

Zwei Wochen nach der Rückkehr des Pianisten.

Endlich mal ein freier Abend, an dem er sich wieder ganz der Musik widmen konnte.

Seit er aus Amerika zurückgekehrt war, war es irgendwie nicht mehr das selbe Gefühl, wenn seine Hände auf den Tasten tanzten.

Er fühlte sich einsam – eine Empfindung, die er so vorher nicht gekannt hatte.

Leise schloss er die Tür hinter sich und überwandt mit ein paar wenigen Schritten den Abstand, den er noch zu dem Flügel hatte.

Dunkel schimmerte die Abdeckung, als er sie sanft anhob.

Szene 29

Stille umgab ihn in dem nur vom Mondlicht erleuchteten Raum.

//Wo steckt er? Warum ist er nicht wieder aufgetaucht? ... Seit Amerika ist mir so etwas nie wieder geschehen. War es am Ende doch nur der Stress?//

Er seufzte und ließ den Kopf sinken.

Langsam hob er die Hände um dem Instrument ein paar zarte Töne zu entlocken.

Mit dem Ergebnis war er jedoch nicht zufrieden... gar nicht.

Plötzlich raschelte es hinter ihm.

Verwirrt umherschauend fand er lediglich das angekippte Fenster, bei dem der Wind mit der Gardine spielte.

Unsicher und voller Selbstzweifel wandte er sich wieder dem Piano zu.

Erschrocken zuckte er zusammen, als auf einmal jemand links neben ihm stand. 
 


 

Szenen 30 und 31


 

Szene 30

„W...Wer bist du?“

Zum ersten Mal sah Jaejoong den anderen deutlich vor sich.

Trotzdem war er sich ganz sicher, dass es die selbe Person war, die ihm die ganze Zeit erschienen

war.

Der andere lächelte.

Er war etwas größer als Jaejoong selbst, wenngleich auch weniger muskulös.

„Ich? Ich bin Yunho.“, antwortete er mit sanfter Stimme.

Sie klang geradezu schwach, als ob sie seit längerer Zeit nicht mehr gebraucht worden war. Doch trotz allem sanft.

Erstaunt sah Jaejoong ihn an.

„Jung Yunho?“

Ein Nicken war die Antwort, die dem Pianisten die Worte nahm.

Entsetzt blickte er zu dem anderen hoch und schluckte hart.

Szene 31

//Aber ich dachte, Jung Yunho sei...//

Noch immer konnte er seinen Blick nicht abwenden.

„Du schaust mich ja gerade so an, als sei ich ein Geist.“

Jaejoong glaubte jeden Augenblick gleich den letzten Bezug zur Realität zu verlieren. „Das... du... aber...“

„Haha, vergiss es einfach, ja?“

Wieder schluckte der Ältere hart, nickte dann.

„Ok.“

...

„Warum kommst du so oft hierher?

Außer dir sehe ich nie jemand anderen, der noch bis spät in die Nacht hier ist.“ Zögernd antwortete er: „Das ist... nun... weil ich üben muss.“ Lächelnd blickte der andere auf ihn hinab.

„Musst du das? Ich höre dich oft. Und ich finde, du bist sehr gut.“

Jetzt war es an Jaejoong verblüfft zu schauen.

„Naja, aber ich bin nicht zufrieden.“

...

„Na gut... aber... dann lass mich wenigstens zuhören, ja?“

Ein Lächeln war Antwort genug. 
 


 

Neujahrsspecial


 

Neujahrsspecial

Seit jener Nacht im Winter war alles anders.

Yunho war da, wann immer Jaejoong den Raum mit dem Grand Piano betrat.

Er schien regelrecht auf ihn zu warten.

Manchmal wurde Jaejoong schon gefragt, ob es einen bestimmten Grund gab, dass er so viel übte, selbst wenn er ein Stück bereits im Schlaf meisterte.

Darauf hatt er eine einfache Antwort.

„Ja.“

Denn seitdem er für jemanden spielte war es viel angenehmer.

Das Spielen fiel ihm leichter und selten nur war er selbst unzufrieden.

Sobald er Zweifel an sich anmeldete war es stets Yunho, der ihn zurechtwies.

„Du musst schon an dich glauben, wenn du willst, dass andere verstehen, was du ihnen vermitteln willst.“

Und damit hatte er Recht.

Und zum ersten Mal lebte Jaejoong das, was ihn die Musik fühlen ließ.

Selbst Yoochun fand diese Änderungen gruselig. Vom zurückgezogenen Musik-Genie zur weltoffenen Frohnatur.

So etwas war dann doch eher selten.

Vor allem, wenn es um Jaejoong ging.

Gerade war er wieder auf dem Weg zu seinen allabendlichen Extrastunden mit Yunho.

Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie fühlte es sich immer ein bisschen wie ein Date an. Als er die Tür öffnete, brannte die kleine Lampe über dem Notenhalter schon. „Joongie!“, rief der andere erfreut aus.

„Hey, sorry. Ich musste noch was erledigen. Musstest du lange auf mich warten?“

Seit einer Weile war es immer einfacher geworden, sich dem anderen gegenüber zu öffnen. Es war fast schon ein wenig so wie mit Yoochun.

Doch das durfte er nie erfahren.

Er würde nur unnötig eifersüchtig werden.

Und das musste nun wirklich nicht sein.

Aber Jaejoong kam nicht umher, zuzugeben, dass er gerne Zeit mit Yunho verbrachte. Seine Präsenz gehörte einfach zur Musik.

Genauso wie seine Stimme, wenn er die Melodien leise mitsummte.

Er liebte dieses warme Gefühl, das ihn dabei überkam.

„Nein, nein. Nicht so lange. Aber ich dachte schon, du magst mich nicht mehr.“, stichelte der andere.

Ungewollt musste Jaejoong lachen. „Wie sollte das denn gehen? Hm?

Dich nicht mehr mögen... das ist unmöglich.“, verischerte er strahlend, eh ihm auffiel, wie das wohl klingen musste.

„Ich meine, hrm...also... ich-“

„Schon okay.“

Diesmal war es an Yunho zu lachen.

„Setz dich erstmal.“

Verlegen nahm Jaejoong neben ihm Platz.

Dann atmete er einmal tief durch.

„Wir haben ein neues Stück.“

Eine Pause folgte darauf, in der keiner der beiden etwas tat. Bis Yunho es nicht mehr aushielt und fragte:
 

„Ja und? Was ist damit? Brauchst du Hilfe?“ Jaejoong sah ihn an. „Sozusagen.“

„Und was soll das jetzt heißen?“

„Naja, es ist ein Stück für zwei. Ich kann es nicht alleine spielen.“

Wieder herrschte einen Moment Stille.

Yunho schien etwas geschockt, doch dann füllte ein Strahlen Yunhos Augen, das Jaejoong nicht erwartet hätte.

Als er sah, wie der andere sich so freute, kam er nicht umhin, selbst zu lächeln.

„Was ist denn, Yunho?“

„Aaaach, nichts.

Es ist nur so... ich hatte gehofft, dass ich mal eines Tages mit dir zusammen spielen könnte.“, meinte der andere offen wie immer.

Jaejoong fiel fast vom Hocker.

„W-Was? Haha, wirklich?“, nuschelte er etwas verlegen.

Vollkommen enthusiastisch nickte Yunho.

„Natürlich~ Zeig mir mal die Noten.“

Die Freude war noch immer unverkennbar in seiner Stimme.

Wenn Jaejoong so überlegte hatte er Yunho in letzter Zeit nur selten spielen hören. Stattdessen hatte er meistens bloß zugehört.

Nach ein paar Minuten hatten sie die Noten so angeordnet, dass sie sie beide gut sahen. „Na dann.“, grinste Yunho und zählte sie ein.

Verwundert stellte Jaejoong fest, wie perfekt ihre Einsätze waren.

Sie ergänzten sich genau.

Jeder Ton klang genau gleich lang, gleich laut, mit der gleichen Betonung. Es war, als ob sie als ein Körper agierten.

Ein paar mal streiften sich sanft ihre Hände.

Nur eine federleichte Berührung, doch sie bedeutete Jaejoong so viel. Mehr, als sie vielleicht sollte.

Oder doch nicht?

Als der letzte Ton verklang nahm Yunho vorsichtig seine linke Hand. „Danke.“, sagte er leise.

Damit hatte Jaejoong nicht gerechnet.

„Wofür denn?“

„Dass du mir diesen Wunsch erfüllt hast, denn jetzt...“

Ihm schien es schwer zu fallen, weiter zu sprechen.

Er schluckte.

„Jetzt konnte ich noch einmal so spielen wie früher. Ich-“

Er umfasste die Hand etwas fester, als wollte er nicht loslassen.

Zugleich löste er den Blick von Jaejoong.

Dennoch bekam dieser sehr genau mit, dass Yunho versuchte, eine Träne wegzublinzeln. „Was ist? Yunho...“

Der andere biss sich auf die Lippen, als ob er es einfach nicht aussprechen könnte. So als ob es ihm zu schwer fallen würde, es je auszusprechen.

Er atmete einmal durch, dann sah er Jaejoong wieder an.

„Jae, ich... wie soll ich das erklären... ich... Ich weiß auch nicht warum, aber mein Gefühl hat mich noch nie betrogen.


 

Nicht bei der Wahl meiner Freunde, denn du bist ein großartiger Freund geworden.

Nicht bei der Wahl dieser Universität, denn sie hat mich den ganzen Weg bis hierher begleitet. Genauso wenig hat es mich je betrogen, wenn es um Musik ging, oder um irgendetwas anderes.

Einfach nie... doch was mir mein Gefühl jetzt sagt, das will ich einfach nicht wahr haben. Denn es würde heißen, das alles hier für immer zu verlieren...“

Als er ausgesprochen hatte liefen ihm die Tränen ungehindert die Wangen herunter. Stumme Tränen, die einem das Herz zerrissen, wenn man sie erblickte. Jaejoong spürte, wie sich ihm ein Kloß im Hals formte.

„Was meinst du?“, flüsterte er leise und unverständlich.

„Jaejoong, ich will nicht, dass es vorbei ist.“

Erst jetzt konnte man die Verzweiflung in Yunhos Stimme hören.

Er hatte es die ganze Zeit gewusst.

Er hatte gewusst, was es hieße, sich auf den zerbrechlichen Musiker einzulassen. Dass er selbst einmal daran zerbrechen würde.

Spätestens jedoch an jenem Tag.

„Aber das muss es doch nicht. 

Yunho.

Ich versteh nicht-“

„Shht. Es ist okay. Es war von Anfang an so vorgesehen. 

Es gibt nichts, was wir hätten ändern können.

Rein gar nichts.

Nichts...“

Mit jeder Silbe wurden seine Worte leiser.

„Wovon redest du...?“

Behutsam zog Jaejoong den Größere an sich und umarmte ihn tröstend, auch wenn er rein gar nichts 

mehr verstand.

Wie an einem letzten Rettungsseil klammerte sich Yunho an ihm fest.

„Du... du hast doch von meinem Unfall gehört, oder?“, begann er nach einer Weile wieder. 

Jaejoong nickte bloß stumm.

Ihm war nicht klar, was das damit zu tun haben sollte.

Das war doch schon so lange her.

„Damals... an dem Tag als ich sterben sollte... gab man mir einen letzten Wunsch.

»Jemand, der so am Leben hängt und noch so viel vor sich hat, jemand, der noch nie wirklich 

geliebt hat und nicht alle Freuden des Lebens kennt, so jemand kann nicht einfach sterben.«

Ich erinnere mich genau an diese Worte. 

Und so wurde mir gewährt zurückzukehren.

 Doch nur unter einer Bedingung.

Nur eine Person dürfte mich je sehen.

Nur eine einzige Person.

Und ich wählte, wer diese eine Person sein sollte...“

Zuerst glaubte der Musiker seinen Ohren nicht, doch warum sollte sich Yunho so etwas ausdenken? 

Selbst die Medien hatten nie davon berichtet, dass er je aus dem Koma erwacht sei.


 

„Und du wähltest mich...“

„Genau.

Nur dich.

Für mich gab es keinen anderen.

Nicht einen einzigen Moment lang.

Denn du bist der einzige, der die Musik so liebt wie ich.“

Zitternd atmete er ein, dann löste er sich zaghaft von Jaejoong.

„Doch jetzt, Jaejoong, mein Joongie, Jae... Jetzt ist meine Zeit um.“

Noch immer strömten leise Tränen seine Wangen hinab.

Und auch Jaejoong wurde bei diesen Worten fast übel.

Er fühlte, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich.

Nein, das konnte nicht sein.

Nicht jetzt.

Yunho konnte nicht einfach so gehen, ihn zurücklassen, als ob nie etwas gewesen wäre. 

Erst jetzt spürte er, dass der Rand seines T-Shirts langsam nass wurde.

Tonlos formte er die einzigen Worte, die noch in seinem Kopf kreisten.

„Nein, geh nicht.“

Doch kaum hatte sich Yunho ganz von ihm gelöst, begann er eins zu werden mit dem Mondlicht, 

das den Raum wie immer sanft durchflutete.

„Nein... Yunho.“

Mehr gehaucht als gesprochen.

„Nein...“

Verzweifelt wischte er sich über die Augen, um besser sehen zu können.

„Lass mich nicht allein.“

Doch Yunho wurde immer blasser und durchscheinender.

Jaejoong wollte nach seinem Arm greifen, doch seine Hand berührte nichts mehr als Luft.

„Du bist nie allein, Jaejoong. Ich werde immer bei dir sein.“

„Yunho-yaaah.“

Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen und getrockneten Tränen auf den Wangen verschwand 

Yunho gänzlich in die Nacht.

„Yunhoooooooo!“

Nach Atem ringend sackte der junge Musiker auf dem Boden zusammen. 

„Yunhooo“, rief er wieder, diesmal leiser.

„Jaejoong-ah...

Danke für alles.

Dank dir weiß ich, was es heißt, wahrhaftig zu lieben.

Du hast mir das Leben beigebracht, als meines schon längst zuende war.“ 
 


 



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