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Bloody Destiny

*~*Hilfe er will mein Blut*~*
von

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~~Hilfe er will mein Blut~~

~Bloody destiny~
 

-Hilfe er will mein Blut-
 

Prolog …
 

Pah! Vampire!

Es gibt doch wirklich Leute, die sie als etwas Romantisches oder Aufregendes empfinden.

Romantisch?

Ist es romantisch, wenn man dir langsam die Kehle zurückbiegt?

Wenn dich starke Arme so fest halten, dass du nicht mehr entkommen kannst?

Ist es aufregend, wenn eine forsche Zunge dir streichelnd über den Hals leckt?

Wenn kalte Lippen zärtlich deinen Hals liebkosen?

Wenn dich spitze Zähne erst leicht zwicken, um dann durch deine Haut zufahren, wie ein heißes Messer durch die Butter?

Denn mehr ist es nicht, der Kuss eines Vampirs. Es geht so leicht! Es ist so leicht für Sie!

Und dann spürst du es, du spürst das Saugen, das unbeschreibliche Ziehen in deinen Adern, wenn dein Blut langsam deinen Körper verlässt.

Gleich darauf sein Gift. Du spürst den Rausch, stärker als jede Droge.

Du spürst das Verlangen dich ihm ganz hinzugeben, ihm! Einem Vampir! Jahrelange Kämpfe der Frauenrechtlerinnen, ihre Ideale und ihre Wünsche verwirfst du. Du vergisst die starken Frauen, die Frauen die für unsere Rechte kämpften und starben.

Vergiss sie!

Sie sind nicht wichtig!

Du gehörst ganz ihm.

Du gehörst ganz mir!

Mit Körper, Seele und Blut!

Denn wenn er dich will, dann bekommt er dich!
 

Also hör auf meine Worte und hör genau zu! Denn es gibt sie. Sie leben im Verborgenem, in den Schatten, Vampire! Sie sind nicht romantisch, aufregend oder mysteriös. In Wahrheit sind sie einfach nur arrogante, eingebildete, aufgeblasene, besitzergreifende, Möchtegern-Machos, die eine Frau nur zum Vergnügen halten. Wie Vieh!

Wenn du also einmal das zweifelhafte Vergnügen hast, einem von ihnen zu treffen, dreh dich um.

Lauf weg!

Lauf, solange du noch kannst!

Rette dich vor diesen selbstgefälligen affektierten Monstern.

Das ist meine Warnung!
 

„Mit wem redest du, Anjelik?“

„Ich? Ähm ... Ich erkläre den Lesern nur, warum sie Vampire besser meiden sollen.“

Er grinst, „Ach so? Und warum sollten sie das?“

„Weil, ihr eingebildete,“ auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, doch man kann es nie oft genug sagen, „anmaßende, besitzergreifende…“ mir stockt der Atem und ein heißer Schauer überkommt mich. „Jaaa?“ haucht er unschuldig an meinem Ohr. „Sprich doch weiter, süße Anjelik!“ Ich hasse es, wenn er das macht, wenn er sich ganz nah hinter mich stellt, sodass ich seinen Körper spüren kann. Wenn er dann langsam zu meinem Ohr wandert und mit den Lippen diesen einen Punkt berührt, versagt mir jedes Mal die Stimme.

„Was ist negativ daran besitzergreifend zu sein?" flüstert er wieder. Meine Knie werden weich. Ohh, ich kann sein süffisantes Grinsen, auf seinen sinnlichen Lippen, vor meinem inneren Auge sehen, weil er genau weiß, dass mein Körper von einer Gänsehaut überzogen ist und mein treuloses Herz zurasen beginnt.

Ja, es ist wahr! Sie sind sexy, unheimlich sexy, unwiderstehlich sogar mit ihrem perfektem Körper, ihrem Sex-Appeal und ihrer Stimme, die direkt zwischen die Beine geht. Sie sind die perfekten Jäger und wir eine lächerlich leichte Beute!

Während er mich langsam zu sich umdreht und mir verboten gute Küsse auf Hals, Wange und Lippen haucht, werde ich mein letztes bisschen aktives Gehirn dafür verwenden, euch meine Geschichte zu erzählen. Damit ihr nicht den gleichen Fehler begeht wie ich.

Denn wenn die ersten Tropfen eures Blutes erst seine Lippen berührt haben, wenn ein Vampir erst einmal beschlossen hat, dass du ihm gehörst – und das natürlich ganz ohne deine Gefühle oder deine Meinung dabei zu berücksichtigen – dann ist es zu spät!

Denn bei Ihnen gilt noch nicht einmal die Regel, bis dass der Tod euch scheidet.

~ Magische Kleinigkeiten ~

Kapitel 1…

– Magische Kleinigkeiten–
 

Meine Finger gleiten ruhelos über die Tastatur. Seit über einer Stunde sitz ich nun schon vor meinem Laptop, starre auf das leere Word Dokument und nippe an meinem Glas Rotwein. Das Letzte, wie ich bekümmert feststellen muss. Mein Leben liegt in Scherben vor mir, doch noch kann ich so tun, als wären es nicht meins, als würden die Scherben jemand anderem gehören und einfach nur zufällig hier vor mir liegen. Vielleicht lassen sie sich ja auch einfach unter den Teppich kehren. Vielleicht lösen sich all meine Probleme von selbst, wenn ich sie einfach nur lange genug ignoriere? Ich seufze schwer, nehme noch einen kräftigen Schluck und fange endlich an zu schreiben.

„Sehr geehrter Damen und Herren, mein Name ist Elisabeth Stauber. Ich bin 26 Jahre alt, Single und arbeitslos. Nun, eigentlich bin ich arbeitssuchend, doch das Arbeitsamt macht da keinen Unterschied. Warum auch? Arbeit hab ich ja trotzdem keine! Im Moment reicht mein Geld gerade so aus, um über die Runden zukommen. Also um meine Miete zubezahlen und um was zu Essen zukaufen. Für den ganzen Rest reicht es jedoch kaum. Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin nicht verschwenderisch, ich will einfach nur genug haben um wie ein ganz normaler Mensch Leben zu können und zwar ohne auf das Arbeitsamt oder auf die Unterstützung meiner Mutter angewiesen zu sein. Bis vor ein paar Wochen war ich dazu auch noch in der Lage. Denn, bis vor ein paar Wochen hatte ich noch einen gut bezahlten Job in einer renommierten Werbeagentur. Vor ein paar Wochen war ich noch glücklich! Doch dann machte ich zwei entscheidende Fehler, die am Ende alles Verändern sollten. Der erste Fehler bestand darin, meinen Chef nicht zu Daten, schlimmer noch, ich lehnte seine Einladung zum Essen höflich ab. Die plötzliche und unerwartete Wegrationalisierung meiner Stelle hat damit natürlich rein gar nichts zu tun!“ Meine Finger fliegen nur so über die Tastatur denn jetzt, wo ich einmal angefangen habe, tat es verdammt gut, sich all den Mist der vergangenen Wochen von der Seele zu schreiben. „Der zweite Fehler bestand darin, meinen besten Freund nicht genug zulieben.“ Ich beiß mir auf die Lippe und versuche den plötzlich aufkommenden Klos im Hals zu ignorieren.

„Wissen sie, ich hatte nie viele Freunde, weder in der Schule noch in der Universität. Ich bin einfach nicht der kommunikativste Typ Mensch und lebe lieber zurückgezogen. Doch dann trat Noah in mein Leben. Er war witzig, klug und charmant. Alle liebten ihn und ich fühlte mich geborgen in seiner Nähe. Auch ich habe ihn geliebt, doch wie schon gesagt, war diese Liebe einfach nicht stark genug. Denn für mich war Noah einfach nur mein bester Freund!“ Ich blinzle um die Tränen zuunterdrücken. Ich habe in den vergangenen Wochen schon zu oft geweint. „Du muss endlich mit der ganzen Sache abschließen, Lith!“ Also schreibe ich weiter, auch wenn Tränen mir die Sicht verschleiern.

„Vielleicht hätte ich es eher merken müssen, es eher erkennen müssen, dass seine Gefühle für mich stärker sind, dass er mehr empfindet, als bloße Freundschaft vielleicht hätte ich es dann verhindern können!“ Ich lehne mich zurück, unfähig weiter zuschreiben. Wie so oft in den vergangenen Wochen gehe ich die Ereignisse noch einmal Schritt für Schritt durch:

Ich hatte Noah gerade gesagt, dass mein Chef mich zum Essen eingeladen hat, um mit mir über meine Zukunft in der Firma zusprechen. Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen. Wir saßen wie so oft in seiner Wohnung, aßen Pizza und schauten uns dabei irgendwelche Serien an. Ich liebte diese Abende, an denen wir stundenlang redeten und lachten.

Er lachte und meinte, dass das ja wohl ein ziemlich plumper Versuch war, um mich zu einem Date zu überreden. Ich starte ihn darauf hin fassungslos an. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auf so etwas nie gekommen wäre. Lange Zeit sagte Noah daraufhin nichts, doch dann ganz plötzlich, als ich gerade Fragen wollte was los sei beugte er sich zu mir her rüber und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Du wirst es nie bemerken oder?“ Fragte er leise und bevor ich etwas erwidern konnte, küsste er mich auch schon. Es war wie in dem Lied tausendmal berührt, jedoch fehlte mir einfach der Zoom. Ich schob ihn von mir weg, gerade als er den Kuss intensivieren wollte. Nie werde ich den verletzen Ausdruck auf seinem Gesicht vergessen. Ich lachte verlegen und am Ende war vielleicht das mein größter Fehler, denn sein Gesicht wurde ausdruckslos. Doch ich wusste einfach nicht, wie ich sonst hätte reagieren sollen. Wir waren doch schon so lange befreundet. Er war doch wie ein Bruder für mich und doch hatte er mich so geküsst, wie ein Bruder niemals seine Schwester küssen würde. Ich war verwirrt und vollkommen überfordert mit der Situation! Und dennoch wusste ich, dass ich ihn nie auf diese Art lieben würde. Und das er es nun auch wusste, zeigte mir seine angespannte Haltung. Ich hatte ihn verletzt und als ich schließlich versuchte ihm meine Gefühle zu erklären, eskalierte die ganze Situation. Er war so wütend auf mich, so hatte ich ihn noch nie erlebt. Am nächsten Tag reagierte er nicht auf meine Anrufe und antwortete auch nicht auf meine SMS. Er distanzierte sich vollkommen von mir und mit ihm unsere Freunde. Keiner stand zu mir. Sie waren alle der Meinung, dass ich Noah die ganze Zeit nur benutzt hätte und das es meine Schuld war, dass ich nun keinen Freund mehr habe, der zu mir hält.
 

Die Tränen haben sich derweil ihren Weg gesucht und laufen nun als heißer unaufhaltsamer Strom über meine Wangen. Und ich hasse mich dafür! Energisch wische ich sie mit dem Zipfel meines T-Shirts weg. Ich muss endlich aufhören mich selbst zu bemitleiden und nach vorne Blicken. Zwei Männer haben mir innerhalb von ein paar Wochen übel mitgespielt und trotzdem war es keiner von ihnen Wert, dass ich auch nur noch eine Träne wegen ihnen vergieße. Warum nur hatte ich ihnen erlaubt, mich so zu behandeln? Und warum hatte ich mich wegen diesen beiden, Scheißkerlen nur so lange verkrochen?

Ich lehne mich zurück und fahre mir fahrig durch die Haare, eine nervige Angewohnheit, die in den letzten Wochen noch zugenommen hat. Dann straffe ich entschlossen die Schultern und leere mein Glas in einem Zug.

„Ich bin eine starke unabhängige Frau! Naja nicht ganz so unabhängig wie ich gerne hätte aber das werde ich jetzt ändern!“ Ich halte die Delete-Taste gedrückt und beobachtete, wie die Wörter immer schneller verschwinden. Schade eigentlich, dass es so eine Taste nicht im wirklichen Leben gibt. Ein letztes Mal erlaube ich mir mich selbst zu bemitleiden, bevor ich die Finger wieder auf die Tastatur lege und endlich das tue, weshalb ich mich überhaupt an den Computer gesetzt habe.

„Sehr geehrte Frau Angela Wicca,

Durch die Agentur wurde ich auf ihre Stellenanzeige, in der Sie eine ausgebildete Verkäuferin für ihr Unternehmen suchen, aufmerksam gemacht. Da mich diese Stelle sehr anspricht, würde ich mich über die Einladung zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch sehr freuen.“
 

Die Zusage für die Stelle kommt wenige Tage später mit der Post und in Anbetracht meiner finanziell eher kritischen Lage, bin ich heil froh darüber. Natürlich ist es nicht das was ich mir gewünscht habe. Und natürlich ist es etwas ganz anderes als das was ich bei der Agentur für Arbeit angegeben habe. Doch was bleibt mir anderes übrig? Ich muss schließlich von irgendetwas leben!
 

Nervös zupfe ich meine Kleidung zurecht. Ich bin spät dran, den der Laden liegt ziemlich versteckt im hintersten Teil einer Seitenstraße, die von der großen Haupteinkaufsstraße abgeht. „Bei der Beschilderung und Lage wird sich der Laden nicht lange halten können. Vor allem der eher schäbige und verwahrloste Anblick der Gasse schreckt potenzielle Kunden ab.“ Die Werbedesignerin in mir kommt sofort zum Vorschein. Innerhalb weniger Sekunden habe ich drei große Plakatwände entworfen, die die schäbige Mauer zum größten Teil abdecken. Sie hätten zum einen den Vorteil, dem Kunden als Wegweiser zu dienen, auf die Vorzuge der Gegend hin zuwiesen und zum anderen die Waren in den Himmel zulobten. „Vermutlich wäre ein großer Leuchtpfeil gut um ein bisschen Licht in diese Gasse zu bringen.“ Ich seufze innerlich und lasse die Schultern hängen. Ich hatte meinen Job wirklich geliebt und was noch wichtiger ist, ich war gut in ihm gewesen. „Schluss jetzt Lith, hör endlich auf zu jammern!“ rufe ich mich selbst zur Ordnung und straffte die Schultern. Auch wenn ich mir reichlich deplatziert vorkomm, in meiner hellblauen Bluse, dem dunkelblauen Blazer und der farblich darauf abgestimmten Stoffhose. Mein langes Haar habe ich ordentlichen zu einem Zopf zusammengebunden und meine Füße stecken in bequemen nicht allzu hohen Pumps. Möglichst selbstbewusst schreite ich auf die Person am Ende der Gasse zu und hoffe wirklich, dass es Frau Wicca ist und nicht irgendein dahergelaufener Herumtreiber.
 

Wie wohl jeder moderne Mensch, habe auch ich versucht meine neue Chefin zu googeln.

Leider blieb dieser Versuch vergebens, denn Angela Wicca ist im World Wide Web nirgends zu finden. Sie taucht auf keiner mir bekannten Social-Networkseite auf. Außerdem gibt es keinerlei Informationen zu ihrem Laden, keine Homepage, nichts! Die Adresse und eine kurze Wegbeschreibung habe ich dem Zusageschreiben entnehmen müssen und das zu Zeiten der Gelbeseiten-App. Aber seien wir doch mal ehrlich, selbst die ist schon mehr als antiquiert, oder? Das Einzige, was ich zu ihrer Person finden konnte, war ein dubios wirkender Eintrag in einem sogenannten Hexenzirkelforum. Bis dato ging ich jedoch davon aus, dass diese Frau nicht meine neue Chefin ist. Wie gesagt, bis jetzt! Denn Angela, wie ich sie nenne soll, sieht genauso aus, wie ich mir eine Hexe immer vorgestellt habe. Ihr dunkles Haar ist mit grauen Strähnen durchzogen. Im Nacken hat sie den Zopf mit einem Tuch umwickelt. Ihr Kleidungsstil gleicht dem eines Zigeuners, ein langer mehrlagiger, roter Rock, der am Saum ein außergewöhnliches Muster aus goldener Stickerei aufwies. Dazu ein schlichtes schwarzes Shirt und eine um so auffälligere verzierte lange Lederweste. Um ihren Hals hängen mehrere Ketten mit den verschiedensten Symbolen, sowie ein dicker Bergkristall der auf einem Pentagramm ruht. Angela mustert mich von oben bis unten, dann lächelt sie. „Ich habe die Karten nach dir befragt meine Liebe und die Mutter der Karten persönlich hat mir versichert, dass du eine gute Wahl bist.“ Dann greift sie urplötzlich nach meiner Hand, ihre Armreifen klieren als sie mit dem Finger über meine Handflächen streicht. „Oh! Meine Liebe, es sieht ganz so aus, als wirst du in meinem Laden deinem Schicksal begegnen.“ Sie zwinkert mir verschwörerisch zu, dann lässt sie meine Hand wieder los. Ich muss wohl ein sehr dämliches Gesicht machen, denn plötzlich fängt sie laut an zu lachen. „Komm rein, hier draußen holst du dir ja noch den Tod.“ Die untersetzte Frau drehte sich auf dem Absatz um und ich habe mühe ihr zu folgen. Ihr kleiner Laden, von außen machte er wirklich diesen Eindruck, entpuppt sich als riesengroßer Krimskrams Laden, vollgestellt bis zum letzten Winkel. Überall sind Regale angebracht worden, hoch aufgestellt, mit Leitern versehen, um auch an die Decke heran zukommen. Apropos Decke, von ihr hängen in dicken Bündeln, die merkwürdigsten Pflanzen. Ein paar von ihnen erkenne ich sogar: Rosen, Lavendel und ich glaubte auch Weihrauch in dem heillosen Gewirr ausfindig zu machen. Jedenfalls kann ich ihn riechen. Auch ein paar normale Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian oder Lorbeer kann ich entdecken. Die meisten dieser graugrünen Bündel sind mir jedoch gänzlich unbekannt. Wahrscheinlich auch kein Wunder, denn Kochen ist definitiv nicht meine Stärke und Kochen mit Kräutern? Egal ob getrocknet oder frisch, ist es für mich gänzlich unmöglich! Die fertige Salatkräutermischung ist so ziemlich das Einzige, was sich in meiner Küche, finden lässt.

Aber zurück zum Laden. Angela hat es tatsächlich geschafft, jeden und ich meine wirklich jeden Winkel zu zustellen. Vielleicht hätte es mir jetzt schon auffallen müssen, dass sich Angela´s Laden stark von anderen Esoterikläden, die man manchmal in Kaufhäusern findet, unterscheidet. Denn auf den Regalen befinden sich, neben den Sachen die mir so gar nichts sagen, auch viele alltägliche Gegenstände, wie zum Beispiel goldene, silberne oder bronzefarbene Kochtöpfe in jeder nur erdenklichen Größe. Ich entdecke alte Apothekerwaagen, Löffel zum Abmessen, große und kleine Einmachgläser mit den verschiedensten Beschriftungen. Auf einem Regal glaube ich ein in Aceton konserviertes Insekt zu erkennen, bei dem ganzen Durcheinander ist das jedoch nicht klar zu sagen. Die typischen Holzbuddhas oder anderen Esoterik Dekofiguren suche ich derweilen vergebens. Dafür stapeln sich über all in den Gängen und in den sich unter der Last biegenden Regalen Bücher. Kreuz und quer aufeinandergestapelt liegen dicke in Leder gebundene Wälzer neben scheinbar wertlosen Papierdrucken. Der ordentlichste Platz im ganzen Laden ist der Ladentisch direkt gegenüber der Tür. Meine Augen bleiben jedoch nicht an der Theke hängen, sondern vielmehr an der altmodisch holzvertäfelten Wand hinter ihr. Die merkwürdig geformte Ausbuchtung und die seltsamen Verzierungen ziehen meinen Blick scheinbar magisch an. „Wären wir in einem Hollywoodfilm, ich schwöre, das wäre der perfekte Platz für einen geheimen Lagerraum!“Ich schieb die Gedanken beiseite und versuche mich stattdessen auf Angela zu konzentrieren, die mir ihrerseits versucht das System des Ladens zu erklären. Doch das scheint mir einfach unmöglich. „Als gute Verkäuferin muss man natürlich wissen, was man verkauft, und wofür man es verwenden kann.“ Erklärt sie gerade. Das versteht sich für mich zwar von selbst, war in diesem konkretem Fall jedoch problematisch. Ich habe zwar während meines Studiums im Einzelhandel gearbeitet und bin, wie ich finde auch nicht gerade weltfremd, jedoch gibt es in diesem Laden einfach so vieles, was ich überhaupt nicht kenne. Woher soll ich zum Beispiel wissen, wozu man eingelegte Insekten oder Agavenpulver benutzen kann? Trotzdem schreite ich aufmerksam an Angela´s Seite durch den Laden, versuche mir die diversen Benennungen und Verwendungszwecke zu merken. Dabei stolpere ich jedoch immer wieder über kuriose Namen wir, Drachenschuppen, Zwergenstein oder Schlangenhaut. Wobei Schlangenhaut wenigstens noch einen realen Gegenstand beschriebt. „Wo zum Henker bin ich hier nur Gelanden?“

„Ähm Angela, also ich muss dich das jetzt einfach mal Fragen, aber was ist das hier alles? Ich dachte du betreibst einen Esoterikladen. In der Stellenanzeige stand doch …“ Doch Angela unterbricht mich, bevor ich zu Ende reden kann. „Gott Nein, von diesem Kram halte ich absolut nichts! Die Leute, die diesen Plunder verkaufen, zeihen den Kunden doch lediglich das Geld aus der Tasche. Das sind richtige Scharlatane, ich dagegen bin seriös.“ Sie macht eine ausschweifende Geste. „Das ist alles zertifiziert.“ Ich blicke mich leicht verwirrt um. Wenn sie nichts von Esoterik hält, warum hat sie dann den ganzen Laden voll davon? Und von wem werden bitte schön Drachenschuppen verifiziert? Man kann ja wohl schlecht den Drachen fragen, oder? Mir grault es vor der Antwort, trotzdem muss ich einfach die Frage stellen. „Ähm entschuldige, wenn ich noch einmal nachfragen muss, aber ich verstehe dann leider immer noch nicht so genau, was für eine Art Laden du hier eigentlich betreibst.“ Angela sieht mich leicht verwunder an. „Ist das denn nicht offensichtlich, meine Liebe? Ich betreibe natürlich einen Hexenladen.“ Ich nicke verständnisvoll während ich mir im Geiste die Notiz: Total verrückt, mache. „Also bist du eine Hexe?“ frage ich vorsichtig weiter.

Die verrückte Alte zwinkert mir verschwörerisch zu und antwortet: „Nein.“ Ich will schon erleichtert aufatmen, denn anscheinend besteht immer noch Hoffnung: „Wahrscheinlich ist Angela einfach nur eine brillante Geschäftsfrau, die den Verrückten das Geld mit gefälschten Drachenschuppen aus der Tasche zieht.“ Da fügt sie hinzu: „Ich bin viel mehr als eine einfache Hexe, ich bin eine Wicca.“ Für einen kurzen Moment blicken wir uns einfach nur an, während ich ein ungläubiges Schnauben zu unterdrücken versuche. Im Stillen fügte ich meiner geistigen Notiz ein: völlig übergeschnappt, hinzu! Nun, es ist Zeit für mich zu gehen! Hoffentlich versteht die Agentur für Arbeit diesmal, dass ich nicht für eine vollkommen Verrückte arbeiten kann. Zumal sich der Laden sowieso nicht lange halten wird, denn wer kauft schon eingelegte Eidechsen? Igitt!

Anscheinend spiegelt mein Gesicht meine Gefühle wieder, denn plötzlich wird Angela ernst. „Du musst dir keine Gedanken über mögliche Gefahren machen, Elisabeth. Dieser Laden ist neutrale Zone. Jeder der ihn betritt weiß, dass er sich hier zu benehmen hat. Ansonsten wird der Bannkreis, den ich gezogen hab, ihm helfen sich wieder daran zu erinnern!“

Sie sieht mich aufmunternd an. „Aber mach dir keine Sorgen, den Kreis hab ich gestern erneuert, der hält also noch eine ganze Weile, und sobald ich wieder da bin, werde ich dir alles Weitere genauer erklären.“ Sie klatscht in die Hände vor Freude: „Ach, ich denke wir werden ein wunderbares Gespann, du als meine Schülerin und ich als dein Lehrmeister.“ Und dreht sich so schwungvoll um, dass sie fast eins der Gläschen mit ihrem Rock umgeworfen hätte. „Und die Schwestern des Schicksals haben mir eine so talentierte Schülerin geschickt. Ich kann es kaum erwarten.“ Plappert sie munter drauf los, während sie mit schnellen Schritten den Laden durchquerte. Warte, was hat sie gesagt?! „Wie, wenn du wieder da bist?“

„Ja natürlich. Hab ich das etwa noch nicht erwähnt? Du sollst mich in meinem Laden vertreten. Und ich hatte schon Angst, dass die Agentur mir eine vollkommen untalentierte Stümperin schickt. Ich hätte mich eben doch auf die Agentur verlassen sollen, sie weiß schließlich immer, was sie tut.“ Ist das hier versteckte Kamera? „Die Agentur für Arbeit soll wissen, was sie tut?!“ Diesmal kann ich nicht anders. Ich muss einfach laut loslachen. Das, ist mit Abstand das Verrückteste, was ich heute gehört hatte. Denn in meiner Vorstellung sitzt an einem total überladenen Schreibtisch ein Mann, auf einem ergonomischen Stuhl und an seine Handgelenke angepasste Tastatur, als vorbeuge gegen Arthrose, der keine Ahnung von den Leuten hatte, die er betreuen soll. Und sein Job besteht darin, den ganzen Tag lang wahllos Zettel aneinander zu heften. Immer eine Person und einen Beruf.

Nur so kann ich mir erklären, dass ich vor nicht allzu langer Zeit, eine Stelle als Maurer annehmen sollte. Maurern, ich? Unmöglich!

Und als ich dankend ablehnte, hatte ich keine drei Tage später die erste Abmahnung, mit der Androhung mir beim nächsten Mal die Unterstützung zu kürzen, im Briefkasten.

Ich versuchte daraufhin vergebens meiner Beraterin klar zu machen, dass ich als Frau, Mitte 20 ohne praktische Erfahrung, gänzlich ungeeignet für diesen Beruf bin, was eigentlich offensichtlich ist, wenn man nicht nur ein Name auf einem lästigen Stück Papier für sie ist.
 

„Nein Liebes, ich meine nicht die Menschen Agentur, ich meine natürlich die Agentur für magische Angelegenheiten, unsere Agentur.“

„Ach so, natürlich.“ Ich habe es mittlerweile einfach aufgegeben irgendetwas von dem verstehen zu wollen, was Angela mir anscheinend versucht zu erklären. Die selbst ernannte Hexe nickt zufrieden und blickt auf eine bizarre Uhr an ihrem Handgelenk. „Ach du meine Güte, schon so spät, dann muss ich mich aber beeilen.“ Und schon verschwindet sie eine Treppe hoch, die so zugestellt ist, dass sie mir erst jetzt auffällt.

„Moment, wo wollen sie denn hin?“ rufe ich ihr mit leichter Panik in der Stimme nach.

Verrückt oder nicht, diese Frau will mir wirklich ihren Laden überlassen. Es poltert und Angela kommt mit einem dicken, rot-schwarz kariertem Koffer die Treppe her runter.

„Na zur Jahreskreismesse. Meine Vorräte sind erschreckend zu Neige gegangen. Außerdem soll August einen ganz wunderbaren neuen Weg zur Trublerzucht entdeckt haben.“ Ihre Augen nehmen einen seltsamen Glanz an „Wenn er recht hat, dann können wir den Ertrag um bis zu 10 Prozent steigern. Und 10 Prozent bei den Trublern, das wäre wahrlich wunderbar!“ Während Angela ihren beladenen Koffer um Regale und Gegenstände herumbalanciert, schreibe ich sie endgültig als verrückt ab. Wahrscheinlich merkt man gerade an dieser Stelle, dass ich in mancherlei Hinsicht wohl noch etwas naiv war. Denn ich hatte wirklich noch Hoffnung für Angela.

„Und dann mach ich vielleicht noch einen kurzen Abstecher zur Walpurgisnacht. Ich war schon lange nicht mehr da. Aber keine Angst, am Freitag bin ich wieder da.“ Blanke Panik macht sich in mir breit. Das kann doch unmöglich ihr Ernst sein. Sie kennt mich doch gar nicht. Was wenn etwas passiert oder noch schlimmer, wenn tatsächlich Kundschaft kommt. „Angela! Ich glaube nicht ...“ versuche ich sie ein letztes Mal zur Vernunft zubringen, doch sie unterbricht mich erneut. „Ach papalapap, jetzt hör endlich auf dir Sorgen zu machen. Ich habe da vollstes Vertrauen in dich. Außerdem hab ich an alles Preise geheftet und unter der Theke ist ein Ordner, da stehen die Mengenpreise für Kräuter und Tinkturen drin. Ersatz ist entweder unter der Theke oder oben im Lagerraum.“ Mit entsetzen beobachte ich wie Angela Richtung Ausgang zusteuert, dann jedoch kurz stoppt, um einen langen Mantel vom Garderobenharken zu nehmen. Ich wartet, nun ernsthaft verzweifelt, immer noch darauf, dass von irgendwo her ein Kamerateam auftaucht und ein lustiger Moderator: „Reingefallen!“ schreit. Doch nichts der gleichen passiert. Stattdessen drückt Angela mir einen Schlüsselbund in die Hand. „Hier, das ist ab heute deiner. Ich verlasse mich darauf, dass du den Laden gut führst. Die Öffnungszeiten habe ich dir an der Kasse hingelegt, es reicht, wenn du ein wenig abkehrst und dann abschließt. Ach! Das hätte ich ja beinahe vergessen.“ Schnell stellt sie den Koffer hin und eilt auf das Bücherregal zu. „Wenn du Fragen hast, hier steht fast alles drin, was wichtig ist.“ Völlig verdattert nehme ich das Buch an mich. „Jetzt muss ich aber los sonst verpass ich noch meinen Flug. Also denk an das was ich dir gerade erklärt habe und mach dir keine Sorgen, du schaffst das schon. Bis in fünf Tagen!“ Und noch bevor ich auch nur ein Wort des Protestes einwerfen kann, fällt die Tür hinter ihr ins Schloss.

„Scheiße verdammt. Angela!“ Endlich aus meiner Schockstarre erwacht, reiße ich die Tür auf, doch es ist zu spät. Das Letzte was ich von Angela sehe ist, wie sie freudig winkend ins Taxi stieg und davon braust. Das Buch noch immer in der Hand schließe ich die Tür hinter mir ab. „Magische Kleinigkeiten“ steht auf dem Einband des circa fünftausend Seiten dicken Wälzers.

~ Wunder geschehen~

Kapitel 2.
 

-Die Begegnung Gillian-
 

Nachdem Angela mich so übel hat sitzen lassen, schnappte ich mir meine Tasche, hing das „Wir haben leider geschlossen“ Schild in die Tür und bin gegangen. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, bin ich doch eher geflüchtet. Oder wie würdet ihr das nennen, wenn man in heller Panik zu seinem Auto hetzt?

Das ist doch verrückt, vollkommen verrückt! Zu Hause angekommen rufe ich deshalb erst einmal die Agentur für Arbeit an. Was ich mir davon erhofft habe, weiß ich bis heute nicht!

Nach gefühlt hundert Versuchen und Minimum 25 Minuten in der Warteleitung, wo mich langweilige und zum Auflegen verführende Musik systematisch in den Wahnsinn lullt, habe ich endlich Glück. Während der ganzen Warterei hat sich immer deutlicher ein geistiges Bild vor meinem inneren Auge manifestiert. In meiner Vorstellung sehe ich förmlich, wie zwei Beamtinnen genüsslich an ihrem Kaffee schlürfen und sich in Seelenruhe unterhalten, während das Telefon unter einem Papierstapel ungeachtet klingelt. Oder, vielleicht kann man einen Festanschluss mittlerweile auch auf Vibrationsalarm umstellen? Schließlich würde mich das ewige Klingeln genau so in den Wahnsinn treiben, wie dieser nervtötende Warteschleifen Jingle.

Als ich nun endlich eine Mitarbeiterin am Hörer habe, wünsche ich mir jedoch glatt die monotone Melodie zurück, denn diese penetrante Stimme, welche sich am anderen Ende der Leitung meldet, erinnert mich an pinken Lippenstift und rosa Kaugummiblasen.

„Simone Sparks.“, stellt sich die Frau gelangweilt vor.

„Nur zu, lass dich jetzt nicht abschrecken, Lith.“ Versuche ich mich selber aufzumuntern. „Hallo, mein Name ist Elisabeth Stauber …“ „Geburtsdatum?“ unterbricht mich Frau Sparks sofort. „15.07.1998“ antworte ich schnell. „BG-Nummer?“ Ich höre das leise klicken der Tastatur während Sparks mein Geburtsdatum eintippt. „043A54722508“ rattere ich schnell meine Identifikationsnummer herunter, um ihr nun endlich meine Situation schildern zu können. Was sich jedoch als reine Zeitverschwendung herausstellt, denn, genauso gut hätte ich vermutlich ihrem Papierkorb von Angela´s verrückter Art berichten können, es wäre auf das Gleiche herausgekommen.

Frau Simone Sparks unterbricht mich mit schnarrender Stimme: „Ich sehe hier gerade, dass Sie schon das letzte Angebot der Agentur abgelehnt haben. Wenn Sie dieses auch ablehnen, Frau Stauber, dann sehen wir uns leider dazu gezwungen, ihr Arbeitslosengeld zu kürzen.“ War dass etwa eine Kaugummiblase, die ich platzen hörte? Oder spielt mir mein Kopf nach all diesen Verrücktheiten schon streiche?

Seufzend versuche ich sie auf das „Maurer-Fiasko“ hinzuweisen. Doch auch dass scheint Frau Sparks nicht zu interessieren. Sie bleibt monoton, als sie antwortet: „Ich kann da leider nichts für sie tun Frau Stauber. Sollten sie diesen Job wiederholt ablehnen, sehen die Richtlinien der Agentur für Arbeit vor, das ihnen die Gelder um ein Drittel gekürzt werden.“ „Was? Um ein Drittel, aber dass geht doch gar nicht!“ rufe ich empört aus, doch Frau Sparks hat anscheinend nichts weiter hinzuzufügen, denn ich höre nur noch ein kurzes: „Guten Tag Frau Stauber“ und sogleich das tuten in der Leitung. Fassungslos starre ich den Hörer an.

Ich sehe ein, dass ich so nicht weiter komme und dass mir die Gelder gekürzt werden, kann ich mir einfach nicht leisten. Schließlich habe ich ja extra diesen Job angenommen, um mein mickriges Einkommen aufzustocken!

Was aber vielleicht noch wichtiger ist, ist die Frage: „Kann ich die verrückte Alte wirklich enttäuschen? Schließlich verlässt sie sich darauf, dass ich ihren Laden weiter führe, während sie vergnügt um den Blockberg reitet.“ Ich seufze frustriert, als mir klar wird, dass ich das nicht kann. „Schließlich will ich mein Leben endlich in den Griff bekommen!“ Und da ich im Moment sowieso nichts ändern kann, kehre ich am zweiten Tag in „Angela´s magisches Allerlei“ zurück.

Mürrisch schließe ich die Tür auf und drehte das Türschild so herum, dass „Wir haben für sie geöffnet“ zu lesen ist.

Ich muss an dieser Stelle wohl nicht extra betonen, dass ich somit mein Schicksal besiegelte.
 

Angelas Laden liegt, wie bereits erwähnt, weit ab der belebten Einkaufsstraße, in einer kleinen Gasse im schlechteren Viertel der alten Industrie Stadt. Daher würde es schon an ein Wunder grenzen, wenn sich in den nächsten Tagen auch nur ein Kunde in diesen Laden verirrt. Doch was soll ich sagen? Wunder geschehen immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet!

Ich bin gerade in ein wirklich interessant klingendes Buch mit dem Titel: „Liebestränke für Dummies“ vertieft, als mein Wunder geschieht. Eine Frau mit wild gelockten, roten Haaren stürmt in den Laden, schaut nicht nach rechts, nicht nach links, sondern fängt sofort an zu reden. „Ah, gut dass du auf hast, Angela! Ich hatte schon Angst es wäre etwas passiert.“ Ertönt die Stimme der Frau, gedämpft von der Menge an Kram, die zwischen uns auf den Regalen liegt. Dass nicht Angela sondern ich am Tresen sitze, hatte sie überhaupt nicht registriert. „Ich brauche unbedingt etwas von deinem Heidekraut, meins ist schon wieder alle. Und diese verdammten Flor-Fliegen Eier. Mein Trank brodelt schon eine geschlagene Stunde auf dem Feuer, weil mir die Fliegen Eier fehlen. Ich glaub bald kann ich ihn sowieso nur noch als Kleister verwenden.“ Ein Seufzen von hinten links ist zuhören. Anscheinend befinden sich die erwähnten Flor-Fliegen-Eier auf einem dieser Regale. „Hast du auch noch von der Silberkreide für die magischen Bände? Ich muss Nicolai unbedingt von mir fernhalten. Ahh, da fällt mir ein, ich brauche auch noch das Wolfskraut und …“ Plötzlich unterbricht ein kleiner Aufschrei ihren Redefluss. Ich hatte schon die Befürchtung, sie wäre nun über eins der wirklich ekelig dreinblickenden Einmachgläser von Angela gestolpert, als sie um so Aufgeregter wieder anfing: „Wow, Angela! Du hast es wirklich geschafft? Das ist es doch, oder? Wie hast du das bloß hinbekommen, oder nein! Sag es mir besser nicht. Ich will gar nicht wissen, was du ihm dafür alles geben musstest, Drachen sind ja so habgierig.“ Sie seufzte. „Aber du musst mir unbedingt deine Lieferanten vorstellen, diese Echsen sollen ja so verdammt sexy sein und wahre Götter im Bett und … Oh!“ Freudestrahlend und mit rotem Gesicht biegt die Frau um eins der Regale und erkennt nun endlich auch, dass nicht Angela sondern ich hinter dem Tresen stehe. Ihr lächeln wird noch breiter. „Hallo, du musst die neue Schülerin sein, nicht war? Freut mich sehr dich kennenzulernen, mein Name ist Gillian Nox.“ Sagte sie freundlich lächelnd und stapelt den ganzen Kram aus ihren Armen auf meinem Tisch. „Okay Lith, du bekommst das hin. Jetzt nur keine Panik!“ Ich versuche wirklich die Panik herunter zu schlucken, während ich in voller Verzweiflung mit dem Kuli auf den alten Quittungsblock klopfe. „Verdammt, hatte Angela nicht irgendetwas von Preisschildern gesagt?“

„Und wie heißt du?“, harkt Gillian nach und ich merke schnell, dass sie definitiv keine Frau ist, die sich lange ignorieren lässt. „Ähm, ich heiße Elisabeth Stauber, aber du kannst mich Lith nennen, dass tut eigentlich jeder.“ Antworte ich ihr fahrig und zeige dann in einer Hilfe suchenden Bewegung auf den ganzen Kram, welcher sich nun auf dem Tresen verteilt. „Ähm, es tut mir wirklich leid dich zu fragen, aber du kannst mir nicht zufällig mit dem ganzen Zeug hier helfen oder?“ Gillian fing an zu lachen. „Na klar. Ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht so richtig, wie Angela in diesem ganzen Chaos noch den Überblick behält. Ich sage ihr fast täglich sie soll sich endlich mal ein System überlegen!“ „Nun, dieses System hat sie mir gestern versucht zu erklären.“ Sage ich frustriert.

Brav notiere ich die Namen und Preise der einzelnen Artikel die Gillian mir auf den Schreibtisch legt und obwohl es sich wirklich komisch anfühlt, all die Preise für Flor-Fliegen Eier, Heidekraut oder auch Spinnen-Augen aufzuschreiben, igitt! Stellt sich eine kleine blaue Phiole, als das Ekligste überhaupt heraus. „Und was ist das, Gillian?“ frage ich sie verdutzt, während ich die Phiole vorsichtig in der Hand drehe. Sie sieht einfach unglaublich schön aus! Nachtblaus, geschliffenes Glas bildet den Glaskörper der Flasche aus. Doch das Besondere, ist definitiv der kleine goldene Drache, welcher den Flaschenhals sowie den Bauch der Flasche umfängt und mit dem Maul, den ebenfalls golden verzierten Korken zu bewachen scheint. Und auch wenn ich das nie offen zugeben würde, pulsiert diese Phiole nur so vor Magie in meiner Hand. „Oh … das!“ sagt Gillian andächtig, „Das ist wohl das Wertvollste, was Angela hier hat. Sie ist auch die Einzige die es verkauft …Oh, Lith das ist ja so verlockend, du hast ja keine Ahnung davon, wie teuer dieser Schatz ist. Ich könnte dir jetzt jeden Preis sagen.“ Sie sieht sich verstohlen um und für einen kurzen Augenblick sieht es wirklich so aus, also würde sie mit sich hadern. Schließlich seufzt sie ergeben. „Ach was soll´s Süße, was du da in der Hand hast ist …“ sie macht eine dramatische Pause „Drachenspucke!“

„Drachenspucke … DrachenSPUCKE?“ das Wort gelingt zu meinen Ohren, wird im Gehirn verarbeitet, zum Arm weiter geleitet, mit dem Ergebnis, dass die Flasche ihm hohen Bogen auf und davon fliegt. „Igitt~“ kreische ich und schüttel angewidert die Hand. „WAS MACHST DU DENN?“ kreischt Gillian und hechtet der Flasche fast schon olympiareif hinterher. Triumfierend stößt sie die rechte Hand in die Höhe. „Puh~ das war knapp!“ Die Haare wirr im Gesicht, Jeans und Pulli völlig verstaubt, lächelt Gillian glückselig, bevor sich ihr Gesicht verdunkelt und sie mich wütend anfunkelt. „Sag mal spinnst du! Weiß du eigentlich, was das Wert ist? Wir reden hier von rund zwanzigtausend Euro pro Einheit!“ Sie schüttelt die Phiole demonstrativ, „und der Beschaffungsaufwand erst! ... oh man, für diesen Einsatz bekomm ich die Flor-Fliegen Eier und das Heidekraut aber umsonst! Angela hätte dich umgebracht! Oder nein, Sie hätte dich zum Drachen geschickt um Neues zu besorgen und dann hätte der dich bis auf die Knochen ausgezogen, bevor du auch nur einen Tropfen seines Speichel hättest.“ giftet sie, doch ich höre ihr schon gar nicht mehr richtig zu. „Zwanzig.. zwanzigtausend Euro?“ stottere ich und betrachte die kleine Flasche, „Danach sieht sie aber nicht aus.“ Verlegen fahre ich mir durchs Haar, auf einmal bin ich Gillian für ihren Einsatz mehr als nur dankbar. „Oh man Lith, welcher Kobold hat dir denn das Gehirn verkabelt? Es geht doch auch nicht um die FLASCHE, sondern um den INHALT!“

Seufzend richtet sie sich wieder auf, klopft sich den Staub von der Kleidung und kommt zurück zum Tresen.

„So viel Wind um ein bisschen Spucke, noch dazu von einem imaginären Fabelwesen. Wenn das so ist, verkaufe ich meine Spucke von jetzt an auch für ein paar Hundert Euro.“ Doch das sage ich besser nicht laut, denn irgendwie habe ich den Verdacht, dass Gillian mindestens genauso verrückt ist wie Angela.

„Ich sehe schon, Angela muss bei dir ganz von vorne anfangen. Also ich erklär es dir. Drachenspucke, dass was du so unbedacht quer durch den Laden wirfst, ist das beste Heilmittel, welches du im Andersein finden kannst. Natürlich ist es direkt vom Lieferanten, also zum Beispiel durch den Kuss des Drachen noch besser. Aber schon alleine der Inhalt dieser kleinen Flasche kann, natürlich nur bei fachgerechter Anwendung, eine Wunde in wenigen Minuten verschließen. Und ich rede hier von richtig tiefen Wunden oder sogar Knochenbrüchen.“„Ahha und warum ist es dann noch nicht in der modernen Medizin zu finden? Wenn es so ein Wundermittel ist?“ skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Drachenspucke als Aller-Heilmittel, dass ich nicht lache! Wahrscheinlich ist es am Ende Angela´s Spucke oder vielleicht auch Gelatine? Und die Spinner zahlen auch noch zwanzigtausend Euro dafür. Und gehen am Ende wahrscheinlich dabei drauf, wenn sie versuchen richtig tiefe Verletzungen damit zuheilen, anstatt, wie jeder normale Mensch zum Arzt zu gehen.“ Gillian fängt unvermittelt an zu lachen und unterbricht so meine Gedanken. „In der ‚modernen Medizin‘?“ Hier zeichnet sie mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. „Na, weil diese eben ach soooo~ Modern ist. Außerdem reagieren die meisten Menschen doch genauso wie du darauf …“ Nun spricht sie mit pipsiger, verstellter Stimme weiter „Was? Sie machen da Drachenspucke drauf? Igitt~ nein, dann heilt es lieber drei Monate so und tut höllisch weh. Alles nur das nicht, oh du lieber, moderner Arzt!!“ Sie legt sich theatralisch die Hand auf die Stirn und schließt seufzend die Augen, bevor sie wieder Normal wird. Na ja so normal, wie es Gillian eben möglich ist. „Ganz zu schweigen davon, dass sich ein Drache eher umbringen würde, als der ‚Medizin‘ “ wieder formt sie die Anführungszeichen in der Luft „seinen Speichel zu geben. Und dass soll schon was heißen, denn Drachen sind schließlich unsterblich!“ In ihre Augen tritt ein seltsamer Glanz. „Oh ich muss Angela nun endlich einmal nach ihrem Lieferanten fragen. Sie erwähnte irgendwann einmal, dass es ein Männchen ist und denn muss ich einfach kennenlernen!“ Sie seufzt erneut. „Ich muss wissen, ob sie wirklich so sexy sind, wie die Gerüchte vermuten lassen. Und unter uns“ Gillian neigt sich verschwörerisch über den Tresen „Ihr bestes Stück, soll ja noch das der Wehrwölfe übertreffen!“ Sie hebt vielsagend die Brauen und ich pruste los vor Lachen. „Du machst Witze.“ Und Gillian stimmt mit ein. „Nein mach ich nicht! Eine Freundin von mir schwört mit fünf Kobaltsteinen drauf.“„Wirklich?“ Frage ich und wische mir die Lachtränen weg. Gillian nickte und wir können beide nicht mehr aufhören zu lachen.

Das war´s, das ist einfach zu viel Input für mich, in diesem Augenblick hat sich mein Verstand endgültig verabschiedet.

~ Hexen Notdienst?~

Kapitel 3.
 

-Hexennotdienst-
 

Die Öffnungszeiten standen auf einem kleinen Kärtchen an der Kasse.

Unschuldig, in krakeliger Handschrift, auf einem vergilbten Zettel und doch blieb mir fast die Spucke weg, als ich sie das erste Mal richtig betrachtete.
 

Montags, Dienstag und Freitag: von 8 - 13 und von 14 - 19 Uhr

Mittwoch: von 8 - 13 und von 18 - 3 Uhr (Hexen Notdienst!)
 

„Am Mittwoch, Hexen Notdienst von 18 bis 3 Uhr?! Nachts?!

Okay … warum wundere ich mich eigentlich?

Eine Frau, die sich selbst zur Hexe erklärt und die eine Fremde 5 Tage lang alleine lässt, um auf eine Hexenmesse zu gehen?! Wohl gemerkt.

Na klar!

Die hat auch einen Hexennotdienst.
 

Ich war wirklich versucht, diese Öffnungszeiten entschieden zu kürzen.

Wenn einer Hobbyhexe um 1 Uhr morgens einfiel, dass sie eine Zutat für ihren ‚Trank‘ vergessen hatte, dann musste sie eben bis zum nächsten Tag warten.

Schließlich macht Edeka für mich auch keine Überstunden, wenn ich nachts Heißhunger auf Schokolade hatte und meine Verstecke mal wieder leer geräubert waren.

Aber konnte ich mir einen Fehltritt erlauben?

Nein!

Strikte Anweisung vom Arbeitsamt.

Seufz…
 

So langsam bezweifle ich, dass das H&M – Shirt dies alles wert ist.
 

Es war Mittwochabend und ich betrat um Punkt 18 Uhr, mit Buch und Thermoskanne bewaffnet, den Laden. Ein kurzes Seufzen und schon machte ich es mir hinter dem Tresen gemütlich.

Warten.

Lesen.

Gähn.
 

Ich glaube es wundert keinen, wenn ich sage: „Ich war eingeschlafen noch bevor die Thermoskanne leer war.“
 

Es war wohl kurz vor Mitternacht, als die kleine unschuldige Türglocke klingelte und somit mein Unglück buchstäblich einläutete.

Der helle Klang war laut genug, um mich aus meinem Schlaf zu reißen, nicht aber, um den Nebel aus meinem Gehirn zu verbannen.

Dass jedoch schafften die männlichen Stimmen, welche auf einmal an mein Ohr drangen, ohne Probleme.

Es sah wohl ziemlich lächerlich aus wie ich da halb auf dem Buch, halb auf dem Tresen – womöglich noch mit Abdrücke an der Wange – lag und plötzlich hoch schreckte, denn auf einmal erklang zu den ungewohnten Stimmen auch noch Gelächter.
 

„Dobrý večer. Guten Abend …“, sagte einer von ihnen, das Grinsen schwamm unüberhörbar in seiner Stimme mit.
 

Ich wollte mich gerade über die nächtliche Störung beschwären, als meine Augen ihn das erste Mal erblickten.

Mein Protest blieb mir sprichwörtlich im Halse stecken.

Ich musste Träumen, der konnte doch unmöglich echt sein.

Denn der Kerl, der da vor mir im Angela´s Hexenladen stand, sah eher aus wie ein Model und nicht wie ein verrückter Zauberer, der noch schnell ein paar Zutaten für seinen magischen Trank besorgen wollte.

Verrückt hin oder her, ihn würde wohl keine Frau so schnell von der Bettkante stoßen.

„Hm, ja, ähm, guten Abend. Was kann ich für Sie tun?“

So unauffällig wie möglich, versuchte ich mein Haar in Ordnung zu bringen.

Hatte ich da Speichel am Mundwinkel?

Verdammt, der Kerl sah so gut aus und ich eher wie eine verwilderte Vogelscheuche.

Das Leben ist nicht FAIR!
 

„Nun, wir hätten gerne das Blut“, sagte der Kerl und riss mich mit diesen Worten aus meiner Gedankenwelt.

„Ähm, was?“ Sicher hatte ich mich verhört.

„Wir hätte gerne Blut“, wiederholte der Mann, ganz ruhig war seine Stimme, als ob es das normalste der Welt wäre, um Mitternacht in einem Hexenladen nach Blut zu fragen.

Das war es jedoch nicht.

Jedenfalls nicht für mich.

Logische Konsequenz: Mein Herz fing an zu rasen.

Ich war mir nämlich sicher, dass Angela kein Blut in ihrem Laden hatte.

Andere ekelige Dinge, ja, sogar Blutegel hatte ich schon gesehen, aber nur Blut?

Nein!
 

Mein Blick glitt zur Tür.

Erst da vielen mir die andern zwei Männer im Laden auf.

Einer lehnte lässig an der Tür und trotz dieser lockeren Haltung, strahlte er Gefahr aus.

Gefahr und Präzision.

Ich musste nicht Hellsehen, um vorherzusagen, dass er mich nicht einfach so vorbei lassen würde.

Die Tür viel also als möglicher Fluchtweg aus.

Blieb noch die zweite Etage.

Tür verrammeln und mit dem Handy Hilfe rufen.

Doch dieser Weg war ebenso versperrt.

Ein dritter Mann stand etwas abseits im hinteren Teil des Ladens. Er wirkte zwar eher gelangweilt, als angespannt, jedoch zeigten sich auch unter seinem Oberteil feinsäuberliche, steinhart durchtrainierte Muskeln ab.

Auch die beiden anderen Männer waren verdammt attraktiv, und jaaaa unter anderen Umständen hätte ich mich über so viel gutaussehendes Testosteron in meinem Laden gefreut – ach, was sag ich –, ich wäre ganz aus dem Häuschen gewesen! Aber um 24 Uhr in der Nacht, alleine in einem Laden, welcher im verlassensten Teil der Stadt lag … ach, und in dem der Schlüssel netterweise von innen im Schloss steckte, – Gut gemacht Lith –.

Ich schluckte.
 

Mein Blick fiel wieder auf den Fremden, der mir am nächsten war.

Er war von den Dreien definitiv am attraktivsten, ebenfalls ganz in schwarz gekleidet, mit eng anliegender Hose und Shirt, welches seine Muskeln vorteilhaft zur geltung brachte.

Wie gesagt, ich hätte mich gefreut, aber so?
 

„Ähm … ich glaube, sie haben sich vertan. Wir, ähm, führen hier kein Blut.“

Ja klar, Lith, es gab bestimmt die Straße runter einen anderen Laden mit massenhaft Blut im Verkauf.
 

Der Fremde lächelte.

Schien begierig die Luft einzusaugen.

„Wenn du mir nicht unser Blut gibst, chrobáčik, dann muss ich es mir von dir holen.“

Seine Stimme war nur ein Flüstern und doch jagte sie Schauer über meinen Rücken.

Mein Herz stockte.

Scheiße.

Ein Überfall?!

Waren die Kerle Mitglieder einer Sekte?

Ganz in schwarz gekleidet …

Gothic? Das würde auch die blasse Haut erklären.

Verrückte, die hinter menschlichem Opferblut her waren?

So was liest man ja ständig in der Zeitung.

Gothics opfern Blut einer junger Frau.

Wie kann man auch nur so blöd sein und die Tür offen stehen lassen?!

Oh … Hilfe, bitte, hilf mir doch einer.

Ich wich an die Wand zurück, spürte das Holz im Rücken.

Gefangen.
 

„Chrobáčik. Öffne doch einfach die Tür.“

Der Fremde legte den Kopf schief, sein Grinsen wurde breiter, entblößte spitze Zähne.

„Oder willst du etwa. Dass ich mich bei dir bediene?“
 

Oh, Gott. Oh GOTT.

Beruhig dich. Denk nach, Lith. Denk nach … konzentrier dich!

Wie kommst du hier raus?

Wie kannst du Hilfe holen?

Doch eine kleine gemeine Stimme wisperte immer wieder:

-Sie werden dich umbringen.-

-dich Töten-

-dein Blut trinken-

-Du bist verloren-

-Das war´s -

Mein Herz raste, pumpte Adrenalin durch meine Venen und setzte aus, als der Fremde mit einem Satz auf dem Tresen landete, in gehockter Haltung, die Beine leicht gespreizt und in mein verblüfftes Gesicht blickend.
 

Okay. Ganz ehrlich.

Ich musste schon zu geben, der Kerl war echt heiß.

Alle anderen Männer, die ich mir in so einer Position vorstellte, sahen lächerlich aus.

Doch er … verdammt, wie er da so auf mich herabsah, mit einem Grinsen im Gesicht, in seiner engen Lederhose …

Lith! Reiß dich zusammen.

Der Kerl, den du da gerade an sabberst, will dich umbringen.

Aber, hey! Danke Gott, dass du mir ein solches Bild vor meinem Tod geschenkt hast.

Zu gütig, dass du mich Wenigstens von einem heißen Kerl umbringen lässt.
 

„Povedz mi, kde je krv. Chrobáčik.“

Die Wörter waren nicht mehr als ein Flüstern, und doch hallte ihr zischender Klang in meinem Kopf nach.

„Was? ... ähm. Ich weiß ehrlich nicht, wovon sie reden. Bitte, ich …“

In der gleichen fließenden Bewegung, wie er auf den Tresen gesprungen war, lies er sich auch wieder hinunter gleiten. Seine Bewegungen waren so anmutig, so geschmeidig, wie bei einem Raubtier auf der Jagd, dass ich für einen kurzen Moment nicht anders konnte, als ihn einfach nur anzustarren. Und obwohl ich wusste, dass er nun sehr, sehr nah war, in Reichweite nahe zu mir, waren die Signale, die mein Gehirn sendete, nicht Flucht, sondern ein ganz klares: Nimm ihn … wirf dich ihm in die Arme …

Falls ich das überlebte, musste ich definitiv ein ernstes Wörtchen mit meiner Libido reden.
 

Und während ich noch mit meinem Körper stritt, der anstatt auf Rückzug, Angst und Panik, auf heißen bedingungslosen Sex umschaltete, bemerkte ich viel zu spät, das der Fremde seine Hand nach mir ausstreckte, mir leicht über die Wange strich, den Hals hinab.

„Weiß du eigentlich, wie gut du riechst?“

Wahh! Seine Hand war eiskalt und seine Berührung bedeckte meinen Körper mit einer Gänsehaut.

„Mhm, und ich glaube …“ Lasziv leckte der Fremde sich die Lippen. „Ich glaube, dein Blut schmeckst noch besser … anjelik.“

Mein Herz setzte aus. In wilder Panik, schob ich mich hinein in die einzige Zufluchtsecke, die er mir gelassen hatte.

Nun, wo es endlich auch mein Körper verstanden hatte, das der Kerl nicht auf Sex, sondern auf Blut, genauer gesagt auf mein Blut aus war, saß ich schon bedingungslos in der Falle. Eingeklemmt zwischen Wand, Tresen und ihm.

Na toll, Körper, ganz toll gemacht, Libido, erst nicht auf Flucht umschalten und nun, wo mir das Adrenalin durch die Adern schießt, keine Fluchtmöglichkeiten mehr haben.
 

Und während der Kerl einfach immer näher an mich ran rückte, suchte ich in wilder Hast etwas zur Verteidigung.

Doch es war sinnlos. Es hieß drei gegen einen.

Drei, zugegeben, gut aussehende, aber auch starke, Männer gegen mich.

Lith Stauber, klein, schmächtig, kann keiner Fliege was zu Leide …

Seufz. Nirwana ich komme!

Doch dann, sollte ich in meinem ganzen Leben wirklich einmal Glück haben…?
 

„Dar, du siehst doch, das sie neu ist. Sie weiß wahrscheinlich gar nicht wo das Blut ist.“

Der Kerl in der hinteren Ecke hatte sich zu Wort gemeldet und ich war ihm ja so verdammt dankbar!

Ich hatte eine Chance, vielleicht musste ich ja gar nicht sterben, denn schließlich war ich neu.

Ja, ich hatte überhaupt keine Ahnung wovon sie sprachen.

Ich lächelte ihm freundlich zu und nickte heftig. „Danke. Genau, ich weiß gar nicht wovon sie eigentlich sprechen.“

Mein schwarzer Retter.
 

Kaum lag meine Aufmerksamkeit auf den hintern Fremden, nutze der andere die Gelegenheit um sich enger an mich zu drücken.

Seine Brust berührte meine und nun konnte sogar ich ihn riechen.

Und, oh, wow, er roch verdammt gut.

Schon war mein Körper wieder aus dem ‚Flucht-Modus‘ geworfen.

„Weiß du wirklich nicht, wo es ist? Anjelik? Oder brauchst du einfach nur den richtigen Anreiz, um es uns zu verraten.“ Sein Mund war meinem Ohr so nah, ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.
 

Hilfe suchend klammerten sich meine Hände an den Tresen.

Ich würde ihn nicht anfassen.

Ich würde ihm nicht um den Hals fallen.

Vergiss es, Libido, du hast keine Macht über mich.

Huch?

Diesmal wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes die Wand vom Rücken weggezogen.

Und es war ein Reflex mich Hilfe suchend an den Fremden zu klammern.

Ein Reflex !

Er lächelte. „Siehst du, Jaron? Es ist alles eine Frage der Methode. Gut gemacht, Anjelik“, hauchte er in mein Ohr.
 

Ich zitterte, jedoch in erster Linie vor Kälte.

Kälte, die mir gegen den Rücken schlug.

Ich stellte meine Füße wieder sicher auf den Boden, lies ihn verschüchtert los und blickte mich um.

Am liebsten wäre ich ihm sofort wieder in die Arme gesprungen.

Denn hinter mir … genau, hinter mir, wo eben noch eine Wand war, war nun ein Loch aus dem kalter, bläulich schimmernder Dampf heraus waberte.

Und trotz dem ganzen blauen Licht und dem Dampf, konnte ich doch eins ganz klar erkennen.

Blut.

Blutrotes Blut, geordnet in durchsichtigen Infusionsbehältern, beschriftet mit weißen Etiketten, sortiert nach Blutgruppe und Spender.

‚Jungfrauen Blut‘ brannte sich in mein Gehirn.
 

Ich zitterte, taumelte leicht und beobachtete, wie die beiden Fremden ganz sachlich die Blutkonserven nahmen und in schwarze Styroporkisten packten.

„Ihr wolltet wirklich nur das Blut? Angela … sie … also ... ich. Ich dachte … meins“, stotterte ich leicht verwirrt.

Die beiden Kerle grinsten sich an.

„Chrobáčik.“ Der Freund meiner Libido leckte sich über die Lippen.

„Ich würde nur zu gerne dein Blut trinken.“ Zart strich er über meinen Hals.

Huch! Wie war er so schnell zu mir gekommen?

„Aber die Wicca hat dies in ihrem Laden auf sehr wirkungsvolle weise verboten.“

Seine Finger wanderten über meinen flatterigen Puls.

„Draußen jedoch …“, seine Stimme war rau, als könne er es kaum erwarten, „Draußen kann ich trinken, von wem ich möchte.“

Sein Mund kam meinem Ohr so nah, ich hätte nur den Kopf drehen müssen, um ihn küssen zu können. Ich hätte ihn mit Leichtigkeit an mich drücken können.

„Willst du mit mir raus gehen? Anjelik, willst du das ich von dir trinke?“

Seine Zunge berührte erneut meinen Hals.

„Ich – ich heiße Lith.“ Meine Stimme war keuchend und mein Herz setzte aus, als er langsam mit seiner Zunge über meine Ader strich.

Als seine Zähne an meinem Hals leicht schabten und an der Haut versprechend saugte, glaubte ich ihn an meinem Hals lächeln zu spüren.

Mein Körper überzog einen Schauer.

„Lith?! Kommst mit mir… “ Seine Worte hallten in meinem Kopf, riefen mich, versprachen mir süße Sachen.

Oh mein Körper war ja nur allzu bereit mit ihm zu gehen!

Meine Knie gaben langsam nach …

Und wäre, ja, wäre da nicht Jaron gewesen, der ihn rief, hätte ich mich wohl nur zu gerne in dieses Schicksal ergeben.

Er knurrte.

Sauge noch einmal fest an der weichen Haut, und entlockte mir dabei ein leises Seufzen.
 

Wieder realisierte ich viel zu spät, dass er nicht mehr bei mir, sondern schon an der Tür war.

Er lächelte mir versprechend zu. „Beim nächsten Mal kommst du mir nicht ohne einen Tropfen deines Blutes davon, anjelik.“
 

Die Tür viel zu.

Wenn ich nicht so verdutzt gewesen wäre, hätte ich mir vielleicht sogar Gedanken darum gemacht, warum sich der Kerl nicht einmal für 3 Sekunden meinen Namen merken konnte. Doch so stand ich alleine in einem Laden, der bis vor Kurzem noch mehrere Liter Blut gelagert hatte.
 

Okay, was macht man nach so einer Nacht?

Das einzig Wahre: Sich in seinem Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und das Telefon ignorieren!
 

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Hoffe euch hat es Spaß gemacht Lith Begegnung mit "dem Freund ihrer Libido" zuverfolgen.. xDD
 

Endlich..

Endlich hatte ich Zeit die überarbeitete Version rein zustellen…
 

-den Fehlern zu Leibe gerückt ist: Angels_Should_Die

ein großes DANKE dafür.
 

Gruß ^.^v

~sie haben nicht BEZAHLT!!~

- Die Schweine haben nicht bezahlt…-
 

Man sagt, alle Menschen sind käuflich.

Nun ich muss mich vielleicht korrigieren, nicht nur alle Menschen, sondern alle Wesen sind käuflich …

Das halltet ihr jetzt für zu übertrieben?

Nein? Ihr meint ihr seid nicht käuflich?

Irrtum.

Es kommt nur auf die Art der Bezahlung an, denn man muss nicht automatisch immer mit Geld bezahlen.

Man kann mit vielen Dingen bezahlen. Natürlich ist Geld das bekannteste Zahlungsmittel.

Doch genauso beliebt wie unerkannt ist die Bezahlung in Gefühlen.

Mit Zuneigung oder Liebe
 

Alle Wesen sind käuflich, auch ein Vampir.

Doch seine Art der Bezahlung ist eine ganz andere.

Sein Zahlungsmittel ist, war und wird wohl auch immer nur eins sein … Blut!

… und nur Blut!
 

Es gibt nur diesen Weg, nur diesen Einzigen, um etwas von einem Vampir zu bekommen.

Was will man einem Wesen, das alles hat, reich ist und jede Frau haben kann auch sonst anbieten?

Das Einzige was er begehrt ist Blut.

Ich betone das hier extra so stark, weil ich, diese Erkenntnis auf sehr schmerzvolle Art und Weise lernen musste …
 

Es war der Tag nach meiner Begegnung mit dem heißen Tod.

Wie man sich denken kann, lag ich zusammen gekauert in meinem Bett, nach so einer Nahtod Erfahrung auch kein Wunder.

Was mich jedoch verwunderte: ich war seid ca 15 Minuten nicht mehr alleine.

Zu meiner völligen Überraschung wuselten gleich 2 Personen, denen ich NICHT die Tür geöffnet hatte, in meiner Wohnung herum.

Eine nerviger als die andere, waren beide darauf aus, mich in meiner Melancholie zu stören. …
 

„Lith, wie konntest du nur den Laden einen ganzen Tag zulassen…“ herrschte mich eine sehr wohl bekannte Stimme an.

„Ja, ich habe mir sorgen gemacht. Die Tür nicht abgeschlossen, du nicht im Laden…“

Die nächste Stimme.

Aus dem plötzlichen Bewegen der Matratze schloss ich, dass sich eine der Personen gerade auf mein 2 Meter großes, mit Kissen ausgefülltes und eigentlich total gemütliches Bett hatte fallen lassen.

„Du hast den Laden noch nicht einmal abgeschlossen …!“

Das hysterische Kreischen meiner Chefin, klingelte in meinen Ohren.

Grummelnd zog ich die Bettdecke höher, welche mir jedoch zu allem Übel dann auch noch geklaut wurde. „Angela, gib die wieder her…“ nuschelte ich und wusste, dass konnte nur ein scheiß Tag werden.
 


 

Die Weststadt-Zwillingstürme ragten wie diamantenbesetzte Schwerter aus der ansonsten, flachen Skyline hervor. Ihre Spitzen stachen durch die Wolkendecke in das dunkle Firmament. Der Himmel blutete.

Rote Rinnsale flossen von den Spitzen ins Dunkelblaue und die sterbende Sonne verabschiedetet sich mit einem eindrucksvollem Farbenspiel vom Tag, machte Platz für die Dämmerung.

Ihm war, als liefe das Himmelsblut warm seine Kehle herunter.

Er konnte den metallischen Strom schmecken, wie heiße Lava lief er seine Kehle hinab, ließ seine spitzen Fänge hervortreten und brachte seine Augen zum Glühen.

Oh, er war es leid sich vom künstlichem, Plastik verseuchten Dreck zu ernähren.

Er vermisste das Gefühl, wenn seine Zähne menschliche Haut durchbohrten, wenn er die Hitze auf seiner Zunge spürte und das mit Adrenalin versüßte Blut trank.

So wie es die Alten getan hatten; direkt aus der Quelle.

Sein Blick schweifte über die Menschenüberfüllten Gassen. Dieses schwache Volk hatte schon lange keine Angst mehr davor, Nachts durch die Gassen zu laufen.

Mit ihren künstlichen Lichtern eroberten sie die Schatten; hatten sein Volk in den Untergrund gedrängt, in Vergessenheit. Er schnaubte verächtlich.

Sie würden für ihre Arroganz bitter bezahlen müssen.

Denn sein Augenblick würde kommen …

Nicht mehr lange und er würde sein Volk in die alte Ära zurückführen.

Eine Ära, wo die Gassen rot von Blut und die Luft geschwängert von Angst und Schrecken war.
 


 


 

Beeindruckt betrachtete ich das Glitzern der herbstlichen Sonne in den verspiegelten Fensterfronten der Türme und musste schwer schlucken.

Ich verfluchte Angela und ihre nervige Stimme die mir immer noch in den Ohren lag.

„Lith du warst verantwortlich für den Laden… die Veneter haben nicht bezahlt, während das Blut unter deiner Obhut stand. Also bereinige das …“

Unter "bereinigen" verstand die mausgraue Hexe, zu dem Sitz der Veneter zu gehen und sie offen auf die „nicht bezahlte Rechnung“ anzusprechen.

Das der Kerl ein durchgeknallter Psychopath ist, der sich für einen Vampir hält und anstatt einer der Reichsten und Mächtigsten Männer in ganz Europa zu sein, in die Klapsmühle gehört… Nein darüber macht sich Miss Wicca keine Gedanken …

Sie muss ja auch nicht in die Höhle des Löwen, oder besser gesagt in die Höhle des "Vampirs"?
 

Mit einem leisen zisch öffneten sich die verspiegelten Glastüren.

Ich hatte mich schon die ganze Zeit über gefragt, warum ein Vampir, ein Geschöpf der „Finsternis“, in einem total verglasten Gebäude lebt. Hatte er denn noch nichts von den gefährlichen Auswirkungen von Sonnenlicht auf seine empfindliche Haut gehört?

Doch innerhalb der riesigen Lobby, welche ausschließlich als Empfangsbereich genutzt wird, wurde mir schnell klar, warum sich ein selbsternannter "Vampir" in einem Glaspavillon aufhalten konnte. Die Scheiben waren verspiegelt.

Verspiegelt... und zwar alle …

Es drang nicht das kleinste bisschen Sonnenlicht ins Gebäude.

Es war kaum zu glauben; trotz der gigantischen Lichtquelle namens Sonne, welche direkt über ihnen schien, wurde das Gebäude einzig und allein mit künstlichem Licht beleuchtet …

Verschwenderische Vampire, hatten wohl noch nie etwas von Umweltschutz und Energiesparen und so gehört …

„Kann ich ihnen helfen Miss …?“ eine Frau im dunkelroten Kostüm, - Rock und Bläser-, lächelte mich freundlich an.

Dass das Lächeln nicht einmal ansatzweise bis zu ihren Augen kam und damit so falsch war, wie die billige Rolex Kopie, die um ihr Handgelenk baumelte, störte sie nicht.

Ich fragte mich wirklich ob Angestellte, vor allem Sekretärinnen und Empfangsdamen einen Extrakurs für `falsch´ Lächeln in ihrer Ausbildung besuchen müssen…

„Ähm, ja, vielleicht .. ich wollte zu Mister ..ähm.. Veneter …?“

„Mister Veneter ist gerade in einer Besprechung, er wünscht nicht gestört zu werden. Haben Sie denn überhaupt einen Termin bei ihm?“

„Ähm.. nein..“

Eine kunstvolle, fast komplett weggezupfte Augenbraue hob sich skeptisch.

„Mister Veneter ist ein viel beschäftigter Mann, ich glaube nicht, dass ich ihn mit ihrer Anwesenheit zu diesem Zeitpunkt stören kann. Zudem sie noch nicht einmal einen Termin haben…“

„Ähm, ich habe geschäftlich mit ihm zuschaffen. Können sie mir nicht einfach sagen wo er sich befindet, damit ich das Schnell erledigen kann, dann werde ich ihn auch nicht mehr mit meiner Anwesenheit Stören.“

„So? Ein geschäftliches Anliegen also?.. Dann werde ich ihnen gleich einen Termin machen."

Die Dame stöckelte zu ihrem Pult, blätterte in einem dicken schwarzen Buch, seufzte und blickte mich herausfordernd an.

„Der nächste verfügbare Termin ist im Februar..“

„Was?! Aber wir haben September…“

„Ich sagte ihnen ja bereits, der Herr Veneter ist sehr beschäftigt. Und wenn ich sie nun bitten dürfte dieses Gebäude zu verlassen… ?" Neben mir bauten sich 2 grimmig dreinblickende Typen auf, die keinen Zweifel daran ließen, dass jedes weitere Wort unnötig war.

Na gut…

Diese Schlacht hatte ich verloren, aber der Krieg war noch lange nicht vorbei.

Oh jaaa hiermit erkläre ich den Krieg, den Krieg gegen „Mister möchtegern Vampir“, gegen „Zu dünn gezupfte Augenbraue“, gegen den ganzen verdammten Laden, für eröffnet!

Ich bekomme mein Geld!

Ihr werden schon sehen….!
 

Gesagt getan?

Oder besser gedacht versucht?

Es erwies sich als äußerst schwierig in den Laden herein zu kommen.

Sehr schwierig, ja vielleicht sogar unmöglich, wenn der Zufall mir nicht geholfen hätte.
 

Es dauerte drei Tage, drei Tage blödes in der Lobby sitzen und herum lungern.

Doch das herum lungern machte sich bezahlt.

Ich versteckte mich gerade vor Miss ober arrogant, "ich bin so toll, weil ich bin die Sekretärin von Mr. Veneter", als ich unsanft am Arm gepackt wurde.

Mein Herz rutschte mir in die Hose. Verdammt erwischt, mein erster Gedanke.

Doch anstelle der kleinen schweinchen Augen von Paul dem Wachmann, blickte ich in die eisblaue, kristallklare Augen, eines Fremden.

-Huch- War der neu hier?

„He! Ich hab dich schon überall gesucht. Hab ich dir nicht gesagt du sollst dich gleich bei mir melden..?“

„Ähm was?“

„nicht Red, mitkommen..!“ raunte er mir zu und zog mich an der Sekretärin vorbei, die mir einen wütenden Blick zuwarf.
 

Ich wurde unsanft in den Fahrstuhl geschoben. Immer noch total verwirrt und sprachlos.

„Du willst doch zu Damir oder?“

„Ähm ich wollte zu Mister Veneter…“

„Gut. Der ist im 65. Stock..“

Der Aufzug schloss sich mit einem Pling und ich war alleine mit einem Kerl, der mir gerade half, den ich jedoch noch nie gesehen hatte, geschweige denn, wusste warum er mir half oder wie er hieß. Ich war misstrauisch, warum sollte mir ein Fremder helfen?

Vielleicht war er ja auch ein „Vampir“ und wollte sich gerade neues Blut verschaffen oder aber er besorgte ES für seinen Herren? Mr. Veneter? Damir? Aber wenn dem so war, warum hat die Sekretärin mich dann nicht hoch gelassen? Oder wusste sie vielleicht gar nicht, dass ihr Chef ein Möchtegern Vampir ist?
 

65 Stockwerke später öffnete sich die Tür mit einem erneuten Pling.

Auf dem Gesicht meines Begleiters breitete sich ein diabolisches Grinsen aus. Also doch kein Freund!- schoss es mir durch den Kopf, als er mich auch schon unsanft aus dem Fahrstuhl schupste.

„So wir sind da.. Worauf wartest du noch…? Seine Tür ist ganz am Ende des Ganges."

Irgendwas an der Art, wie er das >ganz am Ende< betonte lies in mir den Verdacht aufkommen, dass es verdammt schwer werden würde, das Ende des Ganges zu erreichen.
 

Ich blickte mich um.

Der Fahrstuhl hatte seine Türen in eine weitläufige Büroebene geöffnet.

Überall waren kleine Kabinen abgetrennt, deren Inhalt sich meist auf eine Person und einen Pc beschränkte. Das war ja nichts Ungewöhnliches. Ein Großer Konzert wie die Veneter interprice brauchte natürlich eine große Anzahl von Mitarbeitern. Und das die nicht alle ein schickes Büro mit Holzschreibtisch und Fensterbekommen konnten war auch klar.

Ungewöhnlich war nur, dass egal was sie taten, ob sich auf einer Tastatur eintippend, Zettel oder Zeitung lasen, sie unterbrachen ihre Tätigkeit und schauten aus den kleinen Kabinen in den Gang.

Oder besser gesagt, Genua auf mich!

Manche standen sogar auf, um mich besser sehen zu können.

Es hatte etwas unheimliches an sich.

So ein verhalten erwartet man bei einem Promi oder eine renommierte Person aber nicht bei mir, Lith Stauber Teilzeitangestellte im Hexenlade von Angela Wicca.

Und während ich mich unsicher umblickte und überlegte ob ich nicht besser doch den Termin im Februar wahr nehme, lehnte mein Begleiter lässig am Fahrstuhl und beobachtete mich.

Ruhig Blut Lith, gib ihm nicht die Genugtuung deiner Unsicherheit.

Du bist stark, du bist zäh, du packst das. Immer nur einen Fuß vor den anderen, immer weiter laufen,- feuerte ich mich an während mein Puls sich beschleunigte.
 

Irgendwas stimmte hier nicht. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht.

Waren das alles Vampire? War es die Aufgabe des blauäugigen Mittagessen zu holen? So nach dem Motto "wollt ihr lieber ´ne Brünette oder ´ne Blonde zum Nachtisch?"

Schluss jetzt! Reiß dich gefälligst mal zusammen Lith!- ermahnte ich mich selbst. Es gibt keine Vampire. Du bist keine Nahrung und das sind einfach Angestellte die ihre Arbeit machen.

Doch so gut ich mir auch zuredete, ich konnte nicht verhindern das sich meine Schritte beschleunigten.

Als sich die ersten von ihren Stühlen erhoben und begierig die Luft einsogen, Moment - begierig die Luft einsogen?! Das macht aber kein normaler Mensch … oder?! Setzte mein Herz aus.

Mein Mund wurde trocken.

„Ruhig Blut Lith, alles wird gut. Du musst nur die Tür erreichen. Dann wird nichts passieren.

Erreiche nur die Tür...“ Dumm nur das die Stimme, welche mir eigentlich Mut machen sollte, genau so verängstigt klang wie sich mein Körper anfühlte.

Ich rannte nun schon fast den Flur entlang, hinter mir hörte ich leises lachen aus den Kabinen.

Oder war es doch schon näher?

Mein Körper überzog eine Gänsehaut.

Mit einem Schwung riss ich die Tür auf, stürmte herein und verschloss sie im gleichen Moment als ich hindurch war.
 

Ich ermahnte mich gerade zu atmen, als die Tür aufgerissen wurde und mein Herz beschloss mal wieder mehrerer Schläge aus zusetzen.
 

„Ich habe dir doch gesagt, Veneter, Interprise unterstützt den Markt in dieser Hinsicht. Es werden also keine menschlichen "Blut-sklaven" mehr gebraucht…“

„Ach, und wenn das so ist.. Bruder.. was macht dann bitte genau so ein Mensch in deinem Büro?“ die Fremde stimme triefte nur so vor Häme.
 

Erschrocken blickte ich mich um. Die Wut, die mich erfasste, war so heftig, dass ich sie körperlich spüren konnte.

Ich starrte in die vor Zorn sprühenden Augen meines heißen Todes und hatte keinen Zweifel mehr daran, dass ich heute auf jeden fall sterben musste.
 

„Du..?!“ ich konnte nicht sagen, welches Gefühl die Oberhand gewonnen hatte, Zorn oder Verwunderung.

„Damir, Damir, Damir,“ sagt der andere Mann tadelnd, „ist es nicht ein ganz kein wenig heuchlerisch dem Volk Abstinenz zu predigen und sich selbst an einer frischen Ader zu nähren, obwohl ich sagen muss ... ich kann dich verstehen... sie riecht köstlich.“ Der Fremde fuhr mit seiner Zunge über seine vollen Lippen.

„Wir vertagen das Gespräch Bruder.“

„Oh das werden wir… ganz sicher.“

Damir´s Gesicht hatte sich verändert, keine Emotion. Er trug eine Maske und noch eh der Fremde die Tür geschlossen hatte, verlor ich auch schon den Boden unter den Füßen.
 

„Weißt du eigentlich, was du gerade getan hast, Gospa ? Du hast ihm gerade einen Grund gegeben dein ganzes Volk zu versklaven.“

Seine Hand an meiner Kehle schnürte mir die Luft ab.

„Über 3 Jahrhunderte habe ich daran gearbeitet, und wozu? Für nichts…“ knurrte er an meinem Ohr, „warum mach ich mir überhaupt die mühe euch vor den Wölfen zu beschützen, wenn ihr uns doch so bereitwillig ins Maul springt…?“, sein Mund presste sich unsanft an meine Schlagader. Mein Puls raste.

… Und so plötzlich, wie er mich angefallen hat, lies er von mir ab.

„Warum bist du gekommen?“ fragte er mich matt vom anderen Ende des Raumes. Sein Blick ruhte auf meinem Körper. Er sah müde aus, sehr müde und elend …

–Moment, der Kerl hat gerade versucht dich zu beißen, bemitleiden verboten –

„Ähm Angela schickt mich, ähm… Ihr habt vergessen zu bezahlen und nun … soll ich das Geld für das.. ähm.. Blut holen …“ mein Hals kratze beim reden und mein Stimme zitterte, was bestimmt nicht alleine von seiner groben Behandlung stammte.

Schließlich viel mir gerade wieder ein, was sein Mund schon alles an meiner Haut getan hatte und welch süße Versprechungen er mit ihm gehaucht hatte, wie toll sich seine Muskeln in den engen Klamotten spannten, wenn er sich bewegte …

Oh Gott! Da war es wieder, das ziehen im Unterleib … verdammt reiß dich zusammen.

Damir grinste breit, „Ich soll dich bezahlen… nach dem was du gerade Angerichtet hast?“ fragte er lachend, seine Augen schweiften energischer über meinen Körper, von meinen Brüsten zum Hals und wieder zurück. Also ob er sich aussuchen wurde, welche Stelle ihn mehr lockte…

„Du solltest verschwinden Lith… und zwar sehr schnell… oder ich vergesse mich … denn du muss wissen, mein Bruder hat recht, du riechst verteufelt gut .. und jetzt wo eh schon alles gelaufen ist…“, in seine Augen trat ein merkwürdiger Glanz, „ist es eigentlich auch egal.“. Seine langen Beine trugen ihn unweigerlich vorwärts, in meine Richtung, sein Blick auf die Ader an meinem Hals geheftet.

Er hatte sich entschieden.

Er war das Raubtier und ich das Schaf, was so dumm war, sich in seine Höhle zu trauen.

Damir leckte sich die sinnlichen Lippen seine Stimme war rau und gedämpft, „Beeil dich, mach das du weg kommst.. zlatko~.. so lange du noch kannst.“ und er fing an zu lachen, als er sich in meinen schreck geweiteten Augen spiegelte.
 

Ich tat, wie er sagte, und rannte.

Rannte zum Fahrstuhl, unter drückte den Zwang mich umzudrehen und stieß ein Stoßgebet gegen Himmel, als sich die Türen sofort öffneten.
 


 

____________________________________________________________________________
 


 

Oh wow ..

Das hat jetzt lange gedauert..

An alle die es trotz der langen Zeit gelesen haben..

Ein herzliches Danke~~

*euch freudig umarm*
 

Meine Ausrede.. UNI … ARBEIT.. MÄNNER… x__x

Warum hat der Tag nur 24 Stunden????
 

Ps. Frohe OSTERN…. *Hefezopf für alle*
 

\\ (^ . ^) //


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, dass ist jetzt die überarbeitete Version des Prologs (Status 04.16)
ich hoffe er gefällt euch so ^.~

lg Flora Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nun ist auch das überarbeitete erste Kapitel online (Status: 04.16)
Ich hoffe es hat euch gefallen ^.~

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Kommentare zu dieser Fanfic (28)
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Von:  NicoNicoNito
2012-05-20T17:31:50+00:00 20.05.2012 19:31
hey, habe hier ja noch gar nicht hingeschrieben wie gut mir dieser ff gefällt! ich mag lith :) obwohl ich bisher noch nicht allzu viel über sie erfahren habe. habe beim lesen irgendwie immer das gefühl ich würde in ein weibliches sin-city reinschnuppern
Von:  Taze92
2012-03-09T17:14:45+00:00 09.03.2012 18:14
Hey, ich bin iwi beim Stöbern auf deine FF gestoßen und finde die echt genial =)
Dein Schreibstil ist schön locker und flüssig und die Kerle sind auch nich zu verachten XD
Aber Tatsache: ich bin mehrmals über Fehler gestolpert^^ liegt wohl daran dass ich was mit Sprachen studiere XDD
Ich hab schon gesehn, dass sich einige als Beta-Leser ageboten und reihe mich hiermit ein ^^
du also irgendwann weiterschreibst ( hab grad auf das Datum des neuseten Kommis geschaut XP) oder die bisherigen Kapitel korrigiert haben willst.. ich mein, ich kenn das: irgendwann sieht man das garnichtmehr =DD
trotzdem tolle geschichte und ich hoffe, dass du weiterschreibst =)

lg, Taze


Von: abgemeldet
2011-06-25T19:52:29+00:00 25.06.2011 21:52
Wooooooow... deine Geschichte ist soooooo toll !!! *______*
Du hast einen echt tollen Schreibstil und sooo super Ideen, immerwieder spannend ^^
Von:  FreakyFrosch1000
2010-04-19T15:05:02+00:00 19.04.2010 17:05
Klasse Kapitel^^
Mensch Mädle!! Wer geht schon freiwillig in ein Haus voller Vampire??
ICH "lach"
bin mal gespannt wie weit Lith kommt!!
bis dahin^^
Lg freakyfrosch
Von: abgemeldet
2010-04-18T18:20:42+00:00 18.04.2010 20:20
Hey! Find die Geschichte ganz ganz toll. Hoff es geht bald weiter^^
Von:  Thuja
2010-04-12T16:31:27+00:00 12.04.2010 18:31
ende gut, gar nichts gut
toll!!!
jetzt steht sie wieder ohne Geld da. Aber ich konnte ihre Flucht verstehen. In dem Moment hätte ich wohl auch einfach die Beine in die Hand genommen.
*seufz*
ich will mehr !!
jetzt sofort!!!
*kleinen Teufel spiel*
ach komm schon, ist Uni so wichtig….

ehrlich mir gefällt die Geschichte von mal zu mal besser, nur das irgendwann wohl keine Steigerung mehr geht
ich LIEBE ihre Gedankengänge. Sie ist so ein natürlicher Mensch. Einfach toll hingekriegt.
und trotz der Spannung gibt es soviel zu lachen, dass ich mir schon Decken neben den Stuhl lege, falls ich mal wieder vor Lachen vom Stuhl kipp.
ich wette morgen habe ich wieder Muskelkater an den Mundwinkeln
und was auch sehr geil war, die Beschreibung der zwei Türme, die wie Schwerter in den Himmel ragen. Herrlich formuliert und wunderbar bildhaft.
überraschenderweise scheint sich Damir für die Menschen einzusetzen. Schön das er wieder vorkam :D. Hat mich gefreut mehr von ihm zu lesen. Nur sein Bruder scheint nicht ganz mit ihm einer Meinung zu sein....
aber gut
mal sehen wie es weitergeht
und ob die Protagonistin noch an ihr Geld kommt :D

gglg

Von:  Prinzessin_Kitty
2010-04-11T15:30:06+00:00 11.04.2010 17:30
also ich finde die fanfic wunder wunderschön und sooo toll geschrieben. das einzige was ich sehr gerne hätte, wäre vielleicht eine beschreibung von deiner hauptperson. wie sie so aussieht. einfach etwas mehr über sie. oder auch wie sie vorher so gelebt hat.. exfreunde? jungfrau?
Von:  il_gelato
2010-04-05T17:40:48+00:00 05.04.2010 19:40
Ich glaube, ich hätte es nicht ganz so still schweigend angenommen. Ich meine, wer rennt denn bitte weg bei so einem Prachtexemplar von Mann, ähm... Vampir?!?!

Lustig mit einem Hauch von Erotik! Bitte, mehr davon!
Von: abgemeldet
2010-04-04T12:34:09+00:00 04.04.2010 14:34
O.O wie spannend XDDDD
aber er läuft ihr jetzt sicher nicht bis zum lift nach um sie zu killen -.- nee er würde sie net killen .. noch net ge?!!!
dann würde ja die geschichte im eimer sein (ich red wiede zu viel)
ich frag mich wie viel das blut kostet?? hast du ein bestimmen preis dafür LOL
wie gesagt spanneeeenndd >.< mach weiter will unbedingt wissen wies weiter geht..
glg miha
Von:  P-Chi
2010-04-04T12:29:02+00:00 04.04.2010 14:29
Oha, wieder einmal ein sehr aufregendes Kapitel!
Und der Schluss!! o__o
Omg, was passiert denn nun?! xDD
Aber...aaah...wieder einmal so einige Fehler. xDD
Außerdem bin ich etwas in verwirrung geraten, zwischen Damir und dem anderen da...da wusste ich gar nicht mehr wer was sagte und tat. <.<
Nun´, aber weil ich so ein herzensguter Mensch bin der eindeutig zu viel Zeit hat, biete ich dir wieder an dein Kapi zu verbessern, falls du möchtest. :)
Freue mich schon auf das nächste Kapi!

glg Angels


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