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Dhun

Obsession
von

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Endlich verlief alles in Abhays Leben wieder in geregelten Bahnen. Die letzten Monate hatten ihn einiges an Kraft und Nerven gekostet, doch nun waren alle Krisen überwunden und er schaute zuversichtlich in die Zukunft.

Allem voran freute es ihn, dass es in seiner Ehe wieder gut lief. Er hatte den Ärger, den er in seiner Arbeitsstelle gehabt hatte, dummerweise an seiner Frau Geeta ausgelassen und das hatte sich sehr auf ihr Verhältnis niedergeschlagen. Sie waren jetzt seit fünf Jahren verheiratet und verstanden sich normalerweise blendend, da sie sich schon von Kindesbeinen an kannten und schließlich irgendwann beschlossen hatten - auch um ihrer befreundeten Familien willen - Nägel mit Köpfen zu machen.

Nun, da alles überstanden war, erlebten die beiden einen zweiten Frühling. Sie waren von Lucknow nach Mumbai gezogen und das neue Umfeld tat ihnen gut. Außerdem freute Abhay sich sehr auf seinen neuen Arbeitsplatz. Er war Dozent für Biologie und das aus vollem Herzen. Seine neue Universität war eine private Hochschule, die einen sehr guten Ruf genoss. Die Anstellung hatte er durch Glück und eine paar Beziehungen bekommen und er freute sich schon auf seinen ersten Arbeitstag dort.
 

„Du wirst schon nichts vergessen.“, meinte Geeta etwas genervt als Abhay zum gefühlten 100. Mal seine Sachen überprüfte. Als er nicht antwortete, stand sie auf und legte ihre Arme von hinten um seine Hüfte. „Es ist schon spät... Komm endlich ins Bett...“, flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste sanft seinen Nacken. Er legte seine Hand auf ihre und drehte seinen Kopf, damit er ihr einen Kuss auf die Stirn geben konnte. „Du weißt doch, wie ich bin. Ich will morgen einen perfekten Start hinlegen und dazu...“ Geeta löste ihre Umarmung, stellte sich vor ihn und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Den wirst du auf jeden Fall haben und das weißt du doch auch ganz genau.“, meinte sie und gab ihm einen kleinen Kuss. Abhay atmete einmal tief durch und begann dann lausbübisch zu grinsen. „Du hast Recht.“ Dann ging er in die Knie, nahm die überraschte Geeta hoch und brachte sie zum Bett. Nachdem er sich neben sie gelegt hatte, meinte er schelmisch: „Ich sollte meine Zeit lieber dazu nutzen, mich um meine wunderschöne Ehefrau zu kümmern.“ Dann küsste er sie und die beiden gaben sich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder ihrer Liebe hin.
 

Entgegen aller Erwartungen fühlte Abhay sich nicht im Geringsten nervös als er am nächsten Tag vom Dekan seinen neuen Kollegen vorgestellt wurde. Er wurde freundlich von allen aufgenommen und fühlte sich auf der Stelle wohl. Das Fakultätsgebäude (1) war großzügig geschnitten und sauber, wie er feststellte, als der Dekan ihn zum Hörsaal geleitete.

Der Kurs war bereits gut gefüllt, als sie den Raum betraten. „Viel Erfolg.“, meinte der Dekan, schüttelte Abhay noch einmal die Hand und verließ dann den Saal wieder.

Abhay packte unter neugierigen Blicken seine Sachen aus und musterte anschließend den Raum und seine Studenten. Etwa 4/5 der 30 Studenten waren männlich, aber das war nicht anders zu erwarten gewesen, da immer noch viele Familien lieber ihren Söhnen als ihren Töchtern eine höhere und somit teure Ausbildung zukommen ließen.

Ein Blick auf seine Uhr verriet Abhay, dass der Kurs in einer Minut beginnen würde. Als es schließlich soweit war, räusperte er sich lautstark, damit die Studenten langsam zur Ruhe kamen. Dann stand er auf und wollte gerade beginnen, sich vorzustellen, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und eine junge Frau hereingestürzt kam.
 

(1) http://i28.tinypic.com/igcg1z.jpg

Überrascht schaute Abhay die junge Frau an, die schwer atmend die Tür hinter sich schloss und sich dann an ihn wendete: „Maf karte ji! Ich habe gestern Abend vollkommen vergessen, meinen Wecker zu stellen und...“ „Schon in Ordnung.“, unterbrach er sie. „Suchen Sie sich einfach einen Platz, damit wir anfangen können, Miss...?“ „Behl.“, gab sie erleichtert zurück. „Sona Behl.“ Abhay nickte und lächelte flüchtig, als er ihren Namen wiederholte. „Miss Behl.“

Abhay wartete noch, bis sie sich gesetzt hatte und eröffnete dann den Unterricht. Da er viel Wert darauf legte, dass er sich mit seinen Studenten gut verstand, nutzte er die erste Vorlesung dazu, sich selbst vorzustellen und dann auch die Studenten zu Wort kommen zu lassen, damit sie etwas von sich erzählten und ihm auch ihre Erwartungen und Vorstellungen für das kommende Semester mitteilten. Nach diesen Informationen baute Abhay dann für gewöhnlich seinen zu vermittelnden Stoff auf.

Die Studenten nahmen Abhays Art begeistert auf und er merkte bald, dass sie begannen, ihn zu mögen. Er wusste, dass das vorrangig daran lag, dass er ihnen so entgegenkam und dass er im Vergleich zu den meisten anderen Dozenten und Professoren noch ziemlich jung war, war sicher auch nicht zu seinem Nachteil.
 

Am Ende der Vorlesung verabschiedeten sich die meisten Studenten freundlich oder sogar schon auf kumpelhafte Art und Weise, was Abhay natürlich als ersten Erfolg ansah.

Als er gerade dabei war, seine Sachen zusamenzupacken, bemerkte er, dass er, entgegen seiner Annahme, noch nicht alleine im Raum war. „Professor Kapoor?“, hörte er eine weibliche Stimme sagen und als er aufblickte, erkannte er, dass es sich um die Zuspätkommerin handelte. „Ich bin leider nur Dozent und kein Professor.“, meinte er augenzwinkernd. „Ein einfaches `Mister´ reicht also auch schon...“ Sie lächelte und meinte, nachdem sie anscheinend kurz nachgedacht hatte: „Ich bleibe aber lieber bei `Professor´.“ Abhay konnte sich daraufhin ein Grinsen nicht verkneifen. Als er gerade seine Tasche nehmen wollte, meinte Sona allerdings plötzlich: „Ich wollte mich nochmal dafür entschuldigen, dass ich zu spät gekommen bin. Es ist sonst gar nicht meine Art, aber ich...“ Abhay winkte ab. „Das ist wirklich kein Problem. Das war heute schließlich der erste Tag nach den Ferien, da fällt schließlich jedem das Aufstehen schwer. Machen Sie sich also keine Gedanken deswegen. Ich hatte es sowieso beinahe schon wieder vergessen.“, meinte er und ging mit ihr zu Tür, um diese dann abzuschließen, als sie den Raum verlassen hatten.

„Also dann, bis zur nächsten Vorlesung!“, meinte er und musterte sie noch einmal kurz, bevor er sich zum Gehen umwandte. Sie gab ihm nur ein Lächeln als Antwort und stand noch ein Weile auf dem Gang, während sie ihm hinterher schaute. Nach ein paar Augenblicken biss sie sich auf die Unterlippe und machte sich dann auf den Weg zu ihrer nächsten Vorlesung.
 

Als Abhay seinen Vorbereitungsraum betrat, traute er seinen Augen nicht. „Tarun?!“, rief er ungläubig aus und der Mann (1), der vor ihm am Schreibtisch saß, schaute erstaunt auf und lachte auf, als er ihn sah. „Abhay?! Arre, Yaar, was machst du denn hier?!“ Er stand auf und umarmte Abhay fröhlich. „Ich hatte heute meinen ersten Tag. Arbeitest du etwa auch hier?“ Tarun nickte und setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl. „Seit fünf Jahren mittlerweile. Arre, wir haben uns ja seit dem Studium nicht mehr gesehen. Was hast du denn die letzten Jahre getrieben?“ Abhay lachte und nahm an dem gegenüberliegenden Schreibtisch Platz und begann zu erzählen.
 

(1) http://i824.photobucket.com/albums/zz170/elfogadunk/FF%20pics/4tarun.jpg?t=1251138800

„Na, siehst du, ich habe es dir doch gesagt.“, meinte Geeta, als sie den Abendbrotstisch abräumte. „Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn du nicht sofort bei allen einen guten ersten Eindruck hinterlassen hättest.“, fügte sie augenzwinkernd hinzu und gab Abhay einen kurzen Kuss auf die Stirn, bevor sie in die Küche verschwand. Er folgte ihr und legte von hinten seine Arme um sie, während sie den Abwasch erledigte. Nachdem er ihr einen liebevollen Kus auf den Nacken gegeben hatte, löste er sich von ihr und begann, das abgewaschene Geschirr abzutrocknen.

Als sie mit dem Aufräumen der Küche fertig waren, verabschiedete sich Abhay in sein Arbeitszimmer, während sich Geeta ein Buch schnappte und es sich damit im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich machte.

Abhay seufzte leise als er sich in seinen Schreibtischstuhl sinken ließ. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und machte sich anschließend daran, den Unterrichtsaufbau für das kommende Semester zu erarbeiten. Dabei ging er noch einmal die Notizen durch, die er sich gemacht hatte, als die Studenten über ihre Erwartungen gesprochen hatten. Bei dem Namen „Sona Behl“ hielt er jedoch kurz inne. Durch ihr Zuspätkommen war sie die Erste, deren Namen er sich gemerkt hatte und wenn er länger über sie nachdachte, so musste er eingestehen, dass sie, zumindest für seine Begriffe, außergewöhnlich hübsch war - gleichzeitig jedoch auch sehr natürlich. Er war es nicht gewöhnt, gutaussehende Mädchen als Studenten zu haben, denn diese Studienrichtung belegten meist nur junge Männer. Als Abhay bemerkte, was er da gerade dachte, schüttelte er kurz den Kopf, schalt sich für seine Gedanken und versuchte sich dann wieder seinen Notizen zu widmen, doch bald lenkte er sich wieder ab, indem ihm Tarun in den Sinn kam, den er seit fast zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Tarun war knapp zwei Jahre älter als Abhay und war dementsprechend auch eher mit dem Studium fertig gewesen. Danach war ihr Kontakt abgerissen, was Abhay allerdings immer bedauert hatte, da Tarun während des Studiums zu einem seiner besten Freunde geworden war. Umso mehr freute Abhay sich darüber, dass sie nun zusammen arbeiten und sich sogar einen Vorbereitungsraum teilen würden. So war er sich sicher, dass ihm sein neuer Job noch mehr Spaß machen würde.
 

„... Aber unser neuer Professor ist auch nicht von schlechten Eltern...“, stellte Sonas beste Freundin Kiran fest und setzte sich auf ihr Bett. Sie und Sona teilten sich ein Zimmer im Studentenwohnheim und kannten sich bereits seit der Grundschule.

„Arre, jetzt fängt das wieder an...!“, entgegnete Sona und verdrehte die Augen, während sie unter ihre Bettdecke kroch. „Ach, jetzt tu doch nicht so! Wenn du das nicht auch so sehen würdest, wärst du wohl kaum nach der Vorlesung noch im Raum geblieben.“, gab Kiran unbeeindruckt zurück und grinste frech. „Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, dass ich mich nur noch einmal für mein Zuspätkommen entschuldigt habe...“ „Mhm... Wenn du meinst...“, meinte Kiran mit wissendem Unterton in der Stimme und zog ihre Bettdecke zurecht. Sona warf ihr daraufhin nur einen giftigen Blick zu, machte das Licht aus und grummelte vor sich hin: „Denk doch, was du willst...“ „Das mache ich. Keine Sorge!“, gab Kiran grinsend zurück und stimmte Sona damit nur noch missmutiger. Sie hasste es, wenn ihre Freundin immer das letzte Wort haben musste, vor allem wenn sie damit auch noch Recht hatte.
 

(1) http://i824.photobucket.com/albums/zz170/elfogadunk/FF%20pics/5kiran.jpg

„Na super, jetzt bin ich noch genauso schlau wie vorher.“, meinte Sona genervt und warf ihren Stift auf den Schreibtisch vor sich. Kiran, die neben ihr saß, zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Du weißt doch ganz genau, dass ich absolut kein Talent dafür habe, anderen Leuten etwas zu erklären...“ Sona seufzte und stellte dann fest: „Es ist echt peinlich... Das Semester hat gerade mal vor drei Wochen angefangen und ich verstehe schon wieder überhaupt nichts mehr...“ „Ja, das ist wirklich peinlich.“, bemerkte Kiran und grinste. Als Sona ihr einen giftigen Blick schenkte, fügte sie noch hinzu: „Mensch, dann frag doch morgen mal unseren heißen Professor, ob er dir `Nachhilfe´ gibt...“ „Die Art, wie du das Wort `Nachhilfe´ betonst, lässt doch schon wieder nichts Gutes erahnen...“, entgegnete Sona und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Kiran grinste daraufhin nur. „Also wenn du die Möglichkeit nicht nutzen willst – Ich würde es tun.“ Sona nickte gespielt verständnisvoll. „Ich weiß.“ Dann stand sie auf und verabschiedete sich ins Badezimmer.

Als Sona unter der heißen Dusche stand und das Wasser ihren Körper herunterlaufen ließ, drehte sie sich zum Fenster und schaute hinaus in den sternenklaren Nachthimmel. Sie musste sich eingestehen, dass sie ihren neuen Professor tatsächlich sehr anziehend fand. Schon als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, war sie von seiner Ausstrahlung fasziniert gewesen. Er war gutaussehend, sehr männlich und dazu noch der beste Dozent, den sie bisher hatte. Seine Art zu unterrichten war erfrischend und wenn sie nicht immer die ganze Zeit damit verbracht hätte, Tagträumen mit ihm in der Hauptrolle hinterher zuhängen, wäre es für sie sicher auch kein Problem gewesen, den Stoff zu verstehen. Es fiel ihr allerdings schwer, sich auf seine Worte zu konzentrieren, wenn sein Körper so viel interessanter war. Wie er mit seinen männlichen Händen gestikulierte, wie sich sein Adamsapfel auf und ab bewegte, wenn er redete oder sein bis zum dritten Knopf geöffnetes Hemd, das einen kleinen Teil seiner glatten Brust offenbarte. Nie zuvor war Sona so von einem Mann fasziniert gewesen und dass er als ihr Dozent unerreichbar war, machte ihn für sie nur noch interessanter.

Doch war er tatsächlich so unerreichbar? Sicher, es war verboten, etwas mit einem Dozenten oder einem Professor anzufangen, doch eine harmlose Flirterei, konnte doch sicher kein Problem darstellen...
 

„Viel Glück!“, flüsterte Kiran Sona ins Ohr und grinste sie an, nachdem die Vorlesung beendet war. Sona versuchte noch, mit ihrem Schreibblock nach ihrer Freundin zu schlagen, doch diese wich schnell aus und verschwand dann lachend aus dem Raum. Sona hatte beschlossen, Abhay doch um Hilfe zu bitten und so wartete sie nun bis ihre übrigen Kommilitonen den Raum verlassen hatten und ging dann zu Abhay, der noch an seinem Pult saß und gerade dabei war, ein paar Notizen in seinen Planer zu schreiben. „Professor?“, meinte sie, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er schaute daraufhin auf und lächelte, als er sie sah. „Was gibt es denn, Miss Behl?“ „Es ist so... Ich komme im Stoff nicht hinterher und wollte fragen, ob Sie mir nochmal ein paar Sachen erklären könnten?“ „Natürlich... Jetzt gleich?“, fragte er nach. „Wenn Sie Zeit haben, gerne...“ „Ja. Dann lassen Sie uns aber besser in meinen Vorbereitungsraum gehen. Die Putzfrau wird hier im Hörsaal nämlich gleich ihr Unwesen treiben.“ Sona lächelte und wartete bis Abhay seine Sachen zusammengepackt hatte und sie den Raum verlassen konnten.

Im Vorbereitungsraum angekommen, legte Abhay seine Sachen auf seinem Schreibtisch ab und bot Sona dann einen Platz an einem Extratisch, der am Fenster stand, an und setzte sich anschließend zu ihr. „Also was kann ich für Sie tun? Wo klemmt es denn?“, wollte er wissen. „Das ganze Thema mit der Vererbung von Merkmalen macht mir Probleme. Irgendwie verstehe ich da die ganzen Zusammenhänge nicht...“, antwortete Sona und holte ihre Aufzeichnungen, die sie zugegebenermaßen alle von Kiran abgeschrieben hatte, aus der Tasche.

Abhay nickte und begann dann zu erklären. Sona gab ihr Bestes, ihm aufmerksam zuzuhören, doch das fiel ihr alles andere als leicht, denn für seine Erläuterungen und damit er in ihren Hefter schauen konnte, war er näher an sie herangerückt und lenkte sie nun mit seiner Nähe ab. Plötzlich spürte sie auch noch die Wärme seines Knies an ihrem und sie wusste nicht, ob sie der Versuchung ihres an seines zu lehnen, nachgeben sollte...

Während Abhay eifrig weiter erklärte, beobachtete Sona ihn aus den Augenwinkeln und spürte, wie ein heißes Kribbeln ihren Körper durchfuhr. Noch immer fühlte sie die Wärme seines Knies an ihrem, während das Verlangen, es zu berühren immer größer wurde. Schließlich gab sie dem nach und lehnte ihr Knie an seines. Als Abhay das bemerkte, hielt er in seinen Erklärungen inne und schaute sie leicht erstaunt an. Sona zog ihr Bein daraufhin schnell wieder zurück und murmelte ein leises „Verzeihung.“, was er mit einem „Kein Problem.“ quittierte und lächelte.

Er wollte gerade mit seinen Erklärungen fortfahren, als plötzlich sein Handy klingelte. Er entschuldigte sich daraufhin und als er nach wenigen Augenblicken zurückkam, meinte er: „Ich muss jetzt leider los, aber wenn noch immer Fragen offen sind, können Sie gerne wieder auf mich zukommen.“ Sona nickte daraufhin, packte ihre Sache ein und verließ dann mit einer flüchtigen Verabschiedung eilig den Raum.

Etwas ratlos schaute Abhay ihr hinterher und fragte sich, ob er sich das gerade nur eingebildet hatte oder ob sie gerade tatsächlich versucht hatte, mit ihm zu flirten... Mit einem schwachen Lächeln schüttelte er den Kopf. Das war absurd. Sie war seine Studentin.

Nachdem er seine Gedanken also beiseitegeschoben hatte, nahm er seine Tasche und machte sich auf den Heimweg, denn es war Geeta gewesen, die ihn angerufen und gebeten hatte, nach Hause zu kommen, da ihre Eltern überraschend für einen Besuch bei ihnen vorbeigekommen waren.
 

Sona saß an der Bushaltestelle und ärgerte sich über sich selbst. Ihr war ihr Verhalten von eben mehr als peinlich, denn sie wusste, dass sie viel selbstbewusster hätte auftreten und Abhays sichtliche Verwirrung für ihren Vorteil hätte ausnutzen müssen. Aber so war ihr erster Annäherungsversuch vollkommen nach hinten losgegangen. Sie konnte nur hoffen, dass Abhay der Sache keine weitere Bedeutung zumessen und ganz schnell wieder vergessen würde, damit ihr nächster Versuch, den sie möglichst bald unternehmen wollte, erfolgreicher sein würde. Denn je länger sie ihn kannte, je öfter sie ihn sah und mit ihm redete, desto größer wurde das Verlangen in ihr, ihn `näher´ kennenzulernen.
 

Nachdem Geetas Eltern nach dem Abendessen wieder gefahren waren, setzten sich Abhay und Geeta gemeinsam auf ihre Couch und schauten sich einen Film an. Geeta kuschelte sich dabei an ihren Mann und meinte: „Ich bin froh, dass wir hergezogen sind. Uns geht es hier viel besser... Und das Beste ist, dass wir jetzt viel näher bei meinen Eltern und meiner alten Heimatstadt wohnen...“ Abhay lächelte und legte einen Arm um sie. „Ich bin auch froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben... Und wenn es dir gut geht, war es sowieso das Beste, was wir hätten machen können...“ Dann gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und fühlte sich rundum wohl und ausgefüllt.
 

Am Ende der nächsten Vorlesung trat Sona noch einmal an Abhay heran und bat erneut um etwas Nachhilfe. „Sicher. Ich muss nur noch schnell etwas erledigen, dann habe ich Zeit für Sie. Wenn Sie hier warten, bin ich in einer halben Stunde wieder da.“, antwortete er ihr, woraufhin Sona sich einverstanden zeigte. Während Abhay dann den Raum verließ, setzte sich Sona in die erste Reihe und überlegte, wie sie es am besten anstellen sollte, Abhay auf sie, als Frau und nicht als seine Studentin, aufmerksam zu machen.

Als Abhay nach einer halben Stunde schließlich wieder in den Hörsaal kam, saß Sona in ihre Aufzeichnungen vertieft in der ersten Reihe und schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Er musterte sie für ein paar Augenblicke und ihm fiel erneut auf, wie hübsch sie war. Ihr langes, schwarz glänzendes Haar fiel leicht gelockt über ihre Schultern, die von einem hellgelben Dupatta bedeckt waren. Dazu passend trug sie einen Salwar Kameez in derselben Farbe, der ihren, wie er feststellte, sehr wohlgeformten Körper umschmeichelte.

Abhay ließ seinen Blick gerade wieder zurück zu ihrem Gesicht wandern, als sie plötzlich ihren Kopf hob und ihn mit ihren haselnussbraunen Augen ansah. Er räusperte sich schnell, setzte ein Lächeln auf und hoffte, während er zu ihr ging, dass sie nicht bemerkt hatte, wie er seinen Blick über sie hatte wandern lassen.

Doch natürlich hatte Sona das registriert, sie ließ sich allerdings nichts anmerken, auch wenn sie zugeben musste, dass sie sich innerlich freute. Als Abhay sich neben sie setzte, rutschte sie etwas zur Seite, damit er Platz hatte und begann dann auch sofort, ihre Verständnisprobleme zu schildern. Während er anschließend mit seinen Erklärungen begann, lehnte sie sich nach vorne und achtete darauf, dass ihr Dupatta etwas verrutschte, sodass er ihr Dekolleté entblößte. Natürlich bemerkte Abhay dies, doch auch wenn er zugeben musste, dass ihm der Anblick ein bisschen zu gut gefiel, ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen.

Als Sona bemerkte, dass ihr Versuch keine Wirkung zu zeigen schien, nahm sie ihre Haare zusammen und strich sie sich wie beiläufig aus dem Nacken. Abhay bemerkte auch diese aufreizende Geste. Wie sie mit ihrer Hand über ihren Hals strich, hatte schon etwas für sich, doch er zwang sich, sich weiter auf seine Erläuterungen zu konzentrieren. Jedoch begann er sich zu fragen, ob diese Gesten Absicht waren oder ob er sich ihre reizvolle Intention nur einbildete, weil er Sona, obwohl er es nicht wollte, anziehend fand.

„Hat das Ihre Fragen beantwortet?“, beendete Abhay schließlich nach beinahe eineinhalb Stunden seine Ausführungen. Sona warf noch einmal einen Blick auf ihre Aufzeichnungen, an die er vereinzelt ein paar Anmerkungen notiert hatte und nickte dann lächelnd: „Ja. Im Moment sind alle meine Fragen geklärt. Vielen Dank.“ „Sehr gut.“, gab Abhay zurück und stand auf. Sona steckte daraufhin ihren Hefter in ihre Tasche, hing sich diese um und streckte Abhay, nachdem sie ebenfalls aufgestanden war, die Hand zur Verabschiedung entgegen. „Vielen, vielen Dank nochmal.“, meinte sie, während er ihre Hand ergriff und sie mit leichtem Druck schüttelte. „Ich weiß Ihre Hilfe wirklich sehr zu schätzen...“, fügte sie noch hinzu und schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln, als sich ihre Hände lösten und sie etwas länger als nötig mit ihren Fingerspitzen über seine Handfläche strich. Ihre Berührung löste ein Kribbeln in ihm aus, das sein Herz schneller schlagen ließ. Er musste weg von diesem Mädchen. Und zwar so schnell wie möglich.

In diesem Moment drehte sie sich auch schon um und verließ den Raum, nachdem sie ihm ein letztes Lächeln geschenkt hatte. Abhay verharrte noch einige Augenblicke, wo er war und ging dann zu seinem Pult, um sein Kursheft herauszuholen. Er schlug die Seite mit den Daten aller seiner Studenten auf, suchte Sonas Namen und warf einen Blick auf ihr Geburtsdatum. 19. Sie war gerade mal 19 Jahre alt. Abhay stützte sich mit zu Fäusten geballten Händen auf sein Pult auf und atmete mit geschlossenen Augen tief durch. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, welche Wirkung sie auf ihn hatte. Er war glücklich verheiratet, hatte einen hervorragenden Job und endlich wieder Ruhe in seinem Leben. Da passten seine plötzlichen Gefühle für Sona nun wirklich überhaupt nicht hinein. Doch was sollte er tun? Er war der Tutor ihres Kurses und hatte keine Möglichkeit, ihr aus dem Weg zu gehen. Noch einmal atmete er tief durch und öffnete dann seine Augen wieder. Er war ein erwachsener Mann und er würde sich jetzt sicher nicht von seiner Studentin aus der Bahn und vor allem nicht aus seinem Leben werfen lassen. Ja, sie war sehr hübsch, aber sich deswegen aufzuführen wie ein Teenager, war peinlich und er beschloss, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: Das Unterrichten seiner Studenten. Alles andere musste er ausblenden und um der Liebe zu Geeta Willen würde er das auch tun.

Aus Zeitgründen musste Abhay die nächste Vorlesung am darauffolgenden Freitag auf den späten Nachmittag verschieben, was seine Studenten murrend zur Kenntnis nahmen. Wie erwartet erschienen dann natürlich ein paar nicht, aber das sollte Abhays Problem nicht sein. Schließlich waren sie es, die den Stoff verpassten und nicht er.

Während des Kurses stellte Abhay allerdings fest, dass seine Studenten unaufmerksam waren, die ganze Zeit miteinander flüsterten und kaum zuhörten. Nur Sona sah ihn aufmerksam an. Er hatte allerdings das dumpfe Gefühl, dass das andere Gründe hatte, als fachliches Interesse an dem, was er erzählte. Innerlich verzweifelte er fast, doch er zog die Vorlesung durch und schaffte sogar alle Themen, die er sich vorgenommen hatte, durchzunehmen. Er nahm sich allerdings vor, nie wieder seine Vorlesungen auf Nachmittage zu verlegen. Das war ihm eindeutig zu anstrengend.

Nachdem er den Kurs schließlich verlassen hatte, erwartete Abhay eigentlich, dass seine Studenten sofort fluchtartig den Raum verlassen würden, doch stattdessen wartete alle und schickten schließlich einen von ihnen zu Abhays Pult. „Wir wollen jetzt alle zusammen noch in die Kneipe gehen und wir wollten fragen, ob Sie nicht mitkommen wollen, Professor...“ Abhay war baff. Mit so etwas hatte er nur gar nicht gerechnet. Er hatte sich immer gut mit seinen Studenten verstanden, aber dass er einmal in eine Kneipe mit eingeladen werden würde, hätte er nicht gedacht.

„Euer Angebot ist wirklich verlockend, aber ich denke nicht, dass ich...“, antwortete er, doch er wurde auf der Stelle unterbrochen. „Ach, kommen Sie schon! Sie müssen ja nicht lange bleiben!“, rief ein Student aus der hintersten Reihe. Abhay druckste herum, da er nicht wusste, wie das beim Dekan ankommen würde, wenn er mit seinen Studenten einen drauf machen ging. Außerdem wollte er eigentlich nach Hause zu Geeta. „Ich weiß wirklich nicht...“, begann er erneut, doch da klinkte sich Sona ein: „Professor, bitte! Das sind Sie uns schuldig, wo Sie uns doch heute so spät und so lange hier festgehalten haben...“ Zustimmende Rufe wurden laut und Abhay wusste, dass er sich nicht mehr herauswinden konnte. „Also gut. Na schön, Sie haben mich überredet, aber lassen Sie mich wenigstens noch meine Frau anrufen, damit sie nicht denkt, dass Sie mich für die späte Vorlesung gelyncht hätten.“, meinte er scherzend. „Aber nur, wenn Sie endlich aufhören, uns zu siezen!“, meinte jemand und die anderen stimmten ihm lautstark zu. Abhay lachte und gab sich geschlagen. Dann entschuldigte er sich kurz und rief Geeta an.

Sona unterdessen starrte Abhay ungläubig an. „... aber lassen Sie mich wenigstens noch meine Frau anrufen...“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Er war verheiratet? Diese Möglichkeit war ihr zu keiner Sekunde in den Sinn gekommen und nun traf sie diese Tatsache wie ein Schlag ins Gesicht. Was nun? Sie dachte angestrengt nach, doch sie kam nur zu einem Ergebnis: Eine Ehefrau war ein Grund, aber noch lange kein Hindernis. So wie Sona es sah, war sie zudem auch nicht chancenlos – zumindest wenn sie nach den Blicken ging, die Abhay ihr während der letzten Nachhilfe zugeworfen hatte...

Entschlossen senkte Sona den Kopf, fixierte den telefonierenden Abhay und ging schnurstracks auf ihn zu.

„... Ich werde höchstens zwei Stunden später kommen... Ja, versprochen... Ich...“, meinte Abhay durch sein Handy zu Geeta, als er plötzlich spürte, wie jemand mit seinen Händen seinen Arm umschloss und sanft seinen Oberkörper gegen ihn drückte. „Kommen Sie, Professor? Wir wollen dann los...“, mischte Sona sich ein und lächelte ihn unschuldig an, während sie darauf achtete, dass er ihren Busen an seinem Arm spürte. Irritiert blickte Abhay Sona an, wobei er nicht verhindern konnte, dass sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf ihre Rundungen wanderte. „Ja, ich komme...“, brachte er heraus und meinte dann in sein Handy sprechend: „Ich... muss jetzt los... Bis nachher dann, Jaan...“ Dann legte er auf und löste sich aus Sonas Griff. Sein Puls raste. Er bereute es schon jetzt, dass er zugesagt hatte, mit in die Kneipe zu gehen.

„Also gut, dann nehme ich euch mit. Steigt ein!“, meinte Abhay zu Sona und Kiran und schloss sein Auto auf. Nachdem sich alle Studenten auf die verschiedenen Autos aufgeteilt hatten, waren nur die beiden Mädchen übrig geblieben und da Abhay noch Platz in seinem Wagen hatte, erklärte er sich wohl oder übel dazu bereit, die beiden zur Kneipe mitzunehmen. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass Kiran sich auf den Beifahrersitz setzte, während Sona hinter ihm Platz nahm.

Während der 20minütigen Fahrt unterhielt Kiran sich angeregt mit Abhay, Sona dagegen schaute nur schweigend aus dem Fenster. Ab und zu warf Abhay einen kurzen Blick in den Rückspiegel und konnte dabei nicht verhindern, dass seine Augen zu Sona wanderten. Ihr Haar glänzte im Licht der untergehenden Sonne, ihre Gesichtszüge waren schön und weich, doch er bemerkte, dass ihre Augen mit einem traurigen Ausdruck in die Ferne starrten. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, was ihr wohl auf der Seele brannte, doch dann ermahnte er sich schnell, dass er sich auf keine persönliche Bindung mit ihr einlassen durfte und schob seine Gedanken beiseite.

In der Kneipe angekommen, setzte Abhay sich so weit von Sona weg wie möglich. Er vertiefte sich schnell in ein Gespräch mit ein paar seiner Studenten und bemerkte dabei gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Bald waren zwei Stunden vergangen und er beschloss, Geeta anzurufen, um ihr zu sagen, dass er noch etwas länger bleiben würde. Sie war einverstanden und wünschte ihm noch viel Spaß.

Als Abhay wieder zu seinem Platz zurückkehren wollte, sah er, dass Sona plötzlich daneben saß und sich angeregt unterhielt. Unschlüssig, was er nun tun sollte, überlegte er, ob er sich jetzt nicht lieber woanders hinsetzen sollte, doch das kam ihm lächerlich und kindisch vor und so setzte er sich wieder auf seinen alten Platz. Schnell war er wieder in ein Gespräch eingebunden und vergaß dabei, dass Sona nur wenige Zentimeter entfernt neben ihm saß. Plötzlich allerdings spürte er ein Bein an seinem und er konnte sich schon denken, wem es gehörte. Schnell warf er Sona einen flüchtigen Blick zu, doch sie schien nicht im Geringsten auf ihn zu achten.

Abhay wollte sein Bein schon von ihrem wegziehen, doch die Wärme, die Sonas Körper ausstrahlte, hielt ihn regelrecht fest. Er ärgerte sich. Allein diese kleine und eigentlich unbedeutende Berührung löste die wildesten Fantasien in ihm aus. Er wollte es nicht, doch er war nicht in der Lage, sich zu wehren. Sona schob ihr Bein mit sanftem Druck noch etwas näher an seines und löste damit einen wahren Sturm an Gefühlen in Abhay aus. Sein Puls raste, er konnte sich nicht mehr auf sein Gespräch konzentrieren und sein Körper schrie nach mehr.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus, stand überstürzt auf und verabschiedete sich. Seine Studenten murrten über seine plötzliche Entscheidung und eigentlich wäre er auch noch gerne etwas länger geblieben, doch er konnte nicht länger dort bleiben. Sona machte ihn wahnsinnig und er wollte einfach nur weg von ihr. Als er jedoch gerade gehen wollte, hörte er eine nur allzu bekannte Stimme hinter sich sagen: „Professor, könnten Sie mich vielleicht mitnehmen?“ Abhay schloss die Augen und überlegte für einen Moment, ob er so tun sollte, als ob er sie nicht gehört hätte, doch er entschied sich dagegen und drehte sich mit einem gequälten Lächeln um. „Äh... Sicher... Und will Kiran dann auch gleich mitkommen?“, fragte er, in der Hoffnung, dass er dann nicht mit Sona allein sein musste. „Nein, sie will noch bleiben und wird nachher von Kunal mitgenommen...“, entgegnete sie und zerstörte damit seine Hoffnung. „Aber wenn es Ihnen Umstände macht, kann ich auch mit dem Bus fahren...“, fügte sie hinzu. Abhay wusste, dass er sowieso keine Wahl hatte und erwiderte gezwungenermaßen: „Nein, nein, kein Problem. Das Wohnheim liegt ja sowieso fast auf meinem Heimweg...“

Während der Fahrt herrschte eine angespannte Stille im Wagen. Abhay konzentrierte sich stur auf die Straße vor sich und versuchte, seine Gedanken auf Geeta zu lenken, doch das gelang ihm eher schlecht als recht.

Sona hingegen schaute aus dem Fenster und war weiterhin unschlüssig darüber, was sie denn nun tun sollte. Eigentlich wollte sie sich nicht in eine Ehe hineindrängen, doch nachdem Abhay keine Abneigung gegen ihren Annäherungsversuch gerade eben in der Kneipe gezeigt hatte, wollte sie sich auch nicht ihre Chance entgehen lassen. Jeder war sich schließlich selbst der nächste. Wenn Abhay kein Interesse gezeigt hätte, hätte alles anders ausgesehen, doch so, wie die Sache nun einmal lag, sah sie keinen Grund, die Situation nicht auszunutzen.

Nach etwa 30 Minuten Fahrt kamen sie schließlich bei Sonas Wohnheim an. „Vielen, viele Dank für diesen kleinen Chauffeurdienst...“, meinte Sona und wandte sich an Abhay, der sie daraufhin gezwungenermaßen anlächelte. „Gern geschehen...“, erwiderte er und hoffte dabei, dass sie so schnell wie möglich ausstieg.

Sona lächelte zurück und schnallte sich ab, um auszusteigen, hielt dann jedoch inne und drehte sich noch einmal zu Abhay um. „Es war wirklich schön, dass Sie heute mitgekommen sind. Das sollten Sie wirklich öfter machen...“, meinte sie und legte dabei ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Bei ihrer Berührung keuchte Abhay leise auf. Sona schenkte ihm daraufhin noch ein vieldeutiges Lächeln, strich sanft mit ihren Fingern seinen Oberschenkel hinauf und stieg dann aus.

Kaum hatte sie die Autotür hinter sich geschlossen, fuhr Abhay auch schon eiligst davon. Zufrieden lächelnd schaute Sona ihm noch kurz hinterher und ging dann ins Wohnheim.
 

Den restlichen Weg nach Hause raste Abhay regelrecht und war wie in Trance. Sein Körper bebte, seine Gedanken wirbelten wie verrückt durcheinander und er wollte einfach nur weg von Sona.

Zu Hause angekommen, fingerte er fahrig den Wohnungsschlüssel ins Schloss, warf nach dem Eintreten die Tür hinter sich zu und machte sich auf die Suche nach Geeta. Er fand sie im Wohnzimmer auf der Couch, wo sie gerade dabei war, ein Buch zu lesen. Ohne Umstände und ohne eine Begrüßung abzuwarten, trat er auf sie zu und drückte seine Lippen auf ihre. Unachtsam nahm er ihr das Buch aus der Hand und warf es zu Boden. Dann legte er sich auf sie und vertiefte den Kuss. Schwer atmend löste Geeta sich von ihm und schaute ihn mit einer Mischung aus Verwirrung und Überraschung an. „Was ist denn los...?“, fragte sie, doch anstatt einer Antwort, küsste Abhay sie erneut. Eilig öffnete er ihre Bluse und ließ seine Hände verlangend über ihren Körper wandern. Schnell entledigte er sich seiner Hose und seiner Boxershorts und schob anschließend Geetas Rock nach oben. Sein Verlangen war so groß, dass der Liebesakt schnell vorbei war.

Erschöpft und schwer atmend lösten sie sich voneinander. Abhay schloss die Augen und spürte, wie sich sein Puls langsam wieder normalisierte. Er fühlte sich allerdings furchtbar, denn ihm war bewusst, dass er soeben sein Verlangen nach Sona an seiner Frau befriedigt hatte und das hatte sie wirklich nicht verdient. Mit schrecklich schlechtem Gewissen nahm er Geeta in den Arm und drückte sie liebevoll an sich.

Ihm war vollkommen klar, dass es so nicht weitergehen konnte, doch er hatte keine Ahnung, wie er seiner verfahrenen Situation wirksam entgegenwirken konnte.

Das gesamte Wochenende verbrachte Abhay mit Geeta. Am Samstag gingen sie mittags essen, danach ins Museum, was eine von Geetas Lieblingsbeschäftigungen war, und am Abend am Hafen spazieren. Abhay genoss die Zeit und verdrängte dabei seine Gedanken an Sona in die hinterste Ecke seines Gehirns.

Am Sonntag waren Abhay und Geeta schließlich bei Tarun zum Abendessen eingeladen. Als sie ankamen, wurden sie herzlich von ihm begrüßt. Anschließend stellte er ihnen seine Freundin Preeti (1) vor. Zu Abhays Überraschung war sie aber wohl gerade einmal Mitte 20. Nichtsdestotrotz war sie eine sehr liebenswerte, junge Frau mit außergewöhnlichen Kochkünsten, wie Geeta und Abhay feststellten.

Der weitere Abend verlief sehr angenehm. Die vier verstanden sich prächtig und die Zeit verging wie im Fluge. Abhay und Tarun unterhielten sich über ihre Studienzeit, während Geeta und Preeti feststellten, wie viele gemeinsame Interessen sie hatten.

Um nicht gegenseitig ihre Gespräche zu stören, verlagerten Abhay und Tarun ihre Unterhaltung auf die Terrasse. „... dass du Geeta heiraten würdest, war mir aber auch schon damals klar gewesen.“, meinte Tarun und nahm einen Schluck aus seinem mit Whiskey gefüllten Glas. „Ach, wirklich...?“, erkundigte Abhay sich erstaunt. „Natürlich! Du hattest damals zwar einige Mädchen an der Angel, aber Geeta hast du immer hoch gehalten. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis ihr euch endlich zusammentut.“ Abhay nickte nachdenklich. „Du hast Recht. Sie ist wirklich im wahrsten Sinne des Wortes meine bessere Hälfte...“ Tarun lachte daraufhin und meinte: „Genauso geht es mir mit Preeti. Ich hätte es wirklich nicht besser treffen können als mit ihr...“ „Wo hast du sie eigentlich kennengelernt? Sie ist ja doch um einiges jünger als du...“, merkte Abhay vorsichtig an, doch Tarun lachte erneut. „Um ehrlich zu sein, war sie bis vor einem Jahr noch meine Studentin...“, verriet er und zwinkerte seinem Freund zu. „Als ich sie vor vier Jahren kennenlernte, war ich noch mit Amrita zusammen, falls du dich noch an sie erinnerst. Am Anfang habe ich noch versucht, Preetis Anziehungskraft auf mich zu verdrängen, aber irgendwann haben wir uns zufällig in der Stadt gesehen, einen Kaffee zusammen getrunken und kurz darauf waren wir auch schon ein Paar. Mit Amrita habe ich dann natürlich sofort Schluss gemacht, aber meine Beziehung mit Preeti musste ich dann noch bis Ende ihres Studiums geheim halten. Du weißt ja, dass solche Beziehungen alles andere als gern gesehen werden...“, erklärte Tarun und lächelte gedankenverloren über seine Erinnerungen. Abhays Herz jedoch schlug bei seinen Ausführungen wie wild. Zu gut erinnerte ihn seine Geschichte an seine eigene momentane Situation.

„Und natürlich ist mir der Altersunterschied vollkommen bewusst, aber es hat eben einfach `Klick´ gemacht und ich bin mir absolut sicher bei ihr...“, fügte Tarun noch hinzu. „Das glaube ich dir... Preeti scheint wirklich eine bezaubernde Frau zu sein.“, erwiderte Abhay. „Und wenn ich daran denke, wie du es damals kaum länger als eine Woche bei ein und derselben Frau ausgehalten hast, erkenne ich dich ja heute kaum wieder.“ Tarun lachte bei seinen Worten auf. „Ja, ich habe mich wirklich verändert, aber die Zeit damals war schon spitze...“, meinte er in Erinnerungen schwelgend und ein schelmisches Lächeln umspielte seine Lippen.

Während er mit seinen Gedanken bei seiner turbulenten Studienzeit war, überlegte Abhay fieberhaft, ob er seinem Freund von seinem Dilemma erzählen sollte. Er wollte sich jemandem anvertrauen, in der Hoffnung einen hilfreichen Rat zu erhalten, doch er entschied sich schließlich dagegen, da ihm die Gefahr zu groß war, dass Geeta dann möglicherweise etwas davon erfahren konnte. Er wollte sie nicht verletzen und beschloss, das Problem mit sich alleine auszukämpfen.
 

Als Geeta und Abhay sich gegen 23 Uhr auf den Heimweg machten, meinte sie, nachdem sie sich bei ihrem Mann eingehenkelt hatte: „Ich habe Tarun über die Jahre wirklich vermisst... Aber irgendwie überrascht es mich nicht, dass er sich eine seiner Studentinnen geangelt hat. Das passt zu ihm, diesem alten Aufreißer.“ Abhay schluckte. „Aber es scheint ihn wirklich erwischt zu haben. Die beiden sind schließlich schon über drei Jahre zusammen...“ Geeta kuschelte sich etwas fester an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter, während sie weiterliefen. „Ja, das mag sein, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das Ganze auf längere Sicht wirklich gut gehen kann. Sie ist so jung und hat doch sicher ganz andere Ansprüche an ihr Leben als er... Aber wenn es hält, freue ich mich natürlich auf jeden Fall für ihn...“ Abhay atmete kaum hörbar tief durch und richtete seinen Blick zum sternenklaren Himmel. Er wusste nicht, was er antworten sollte und so liefen sie den restlichen Weg nach Hause schweigend nebeneinander.
 

(1) http://i824.photobucket.com/albums/zz170/elfogadunk/FF%20pics/6preeti.jpg

In der folgenden Woche vermied Abhay jeglichen privaten Kontakt mit seinen Studenten, vor allem den mit Sona. Nach den Vorlesungen scheuchte er alle sofort aus dem Hörsaal und verschwand anschließend in seinen Vorbereitungsraum. Er wusste natürlich, dass das auf Dauer keine Lösung war, doch für den Moment fiel ihm keine bessere Alternative ein, um Sona von sich fernzuhalten.

Diese bemerkte sein seltsames Verhalten natürlich und konnte sich den Grund dafür auch schon denken. Jedoch hatte sie all das ganz anders beabsichtigt. Sie wollte sich ihm schließlich nähern und ihn nicht abschrecken.
 

Nachdem Sona am Samstagabend aus der Dusche kam, trocknete sie sich ihre Haare und zog sich ihre Schlafsachen an. Kiran war mit ein paar Freunden unterwegs du so hatte Sona das Zimmer für sich alleine. Sie setzte sich auf ihr Bett und wollte ein Buch lesen, doch wie so oft drifteten ihre Gedanken zu Abhay ab. Noch nie hatte sie sich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt. Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren und seine Hände auf ihrem Körper zu spüren. Sie wusste nicht, woher dieses Verlangen kam, doch es fraß sie bald auf. Sie musste etwas unternehmen, denn je mehr er sich von ihr distanzierte, desto größer wurde ihre Sehnsucht nach ihm. Ihr war vollkommen klar, dass sie sich langsam zu sehr in die Sache hineinsteigerte, doch sie konnte nichts dagegen tun. Wenn sie bloß an ihn dachte, spielte ihr Körper vor Aufregung verrückt. Sie beschloss nach der nächsten Vorlesung alles auf eine Karte zu setzen und ihr Glück noch einmal zu versuchen.
 

„... dann also bis zum nächsten Mal!“, schloss Abhay den Kurs und drehte sich um, um die Tafel zu wischen, während die Studenten den Raum verließen. Er war gerade fertig, als die Tür ins Schloss fiel. Er stützte sich daraufhin auf sein Pult auf, schloss die Augen und atmete erleichtert durch. Er hatte also eine weitere Vorlesung ohne Probleme hinter sich gebracht. Plötzlich allerdings wurde er jäh aus seiner Erleichterung gerissen, als er eine bekannte, weibliche Stimme „Professor?“, sagen hörte. Sein Puls raste, als er zur Tür blickte, wo er, wie erwartet, Sona stehen sah. Er wusste nicht, ob er es sich nur einbildete oder ob sie tatsächlich noch besser aussah als sonst. Sie trug einen kräftig hellgrünen Salwar Kameez, der eng anliegend ihren aufregend kurvigen Körper betonte. Ihr Haar hatte sie an den Seiten locker zusammengenommen und mit Haarspangen festgesteckt, während der Rest lockig über ihre Schultern fiel.

Abhay schluckte und zwang sich, ruhig zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. „Was gibt es denn?“, fragte er betont gelassen. Sona lächelte, trat auf ihn zu und musterte ihn währenddessen. Er hatte seine Hemdsärmel bis über die Armbeuge hochgekrempelt und seinen Kragen bis zum dritten Knopf geöffnet. Sein Hemd an sich war blass gelb und schmeichelte seiner Hautfarbe. Seine gesamte Erscheinung strahlte unglaubliches Charisma aus und sie konnte bei seinem Anblick kaum noch an sich halten.

„Ich habe heute Geburtstag...“, meinte Sona und stellte sich direkt vor Abhay. „Tatsächlich? Dann wünsche ich dir natürlich alles Gute...“, erwiderte er und zwang sich zu einem Lächeln, was sie auch erwiderte. „Danke... Und ich hätte da auch einen Wunsch, Professor...“ Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und sein Körper bebte, doch er schaffte es, seine Stimme ruhig zu halten. „Und der wäre...?“ Sona machte einen Schritt auf ihn zu, was ihn unwillkürlich dazu veranlasste zurückzuweichen. Doch er hatte kaum einen halben Schritt nach hinten gemacht, als er bemerkte, dass er bereits mit dem Rücken an der Tafel stand. Sona stellte sich erneut vor ihn und begann, mit ihren Fingern an seinem Hemdkragen herumzuspielen. „... Das wissen Sie doch ganz genau...“, meinte sie leise und schaute ihm verführerisch in die Augen.

Abhay atmete schwer und fühlte sich wie erstarrt, als er ihren heißen Atem an seinem Hals spürte. Während Sona sich enger an ihn schmiegte, um ihn ihre Kurven spüren zu lassen, schaffte er es jedoch, seine Hände auf ihre Hüften zu legen, um sie von sich wegzuschieben. Sein Körper tat allerdings nicht das, was sein Verstand ihm sagte. Anstatt Sona von sich wegzudrücken, zog er sie näher an sich heran und ließ dann eine Hand ihren Rücken hinauf gleiten. Ihr Körper prickelte unter seine Berührung und als er sie noch näher an sich heranzog, konnte sie seine Erregung spüren.

Abhay konnte nicht mehr klar denken. Er spürte nur noch Sonas schlanken, weichen Körper an seinem und sehnte sich nach ihren Lippen. Langsam stellte Sona sich auf ihre Zehenspitzen und ließ ihre Hände auf seiner Brust ruhen. Sie schaute ihm in die Augen und ließ dann ihren Blick zu seinen Lippen wandern. Sie streckte sich noch etwas und näherte sich so seinen Lippen immer mehr. Wenige Millimeter bevor sie sich jedoch berührten, wurde plötzlich die Tür aufgerissen.

Erschrocken fuhren Abhay und Sona auseinander und starrten zur Tür. „Hey, Abhay, kannst du kurz...?“, meinte Tarun, der zur Tür hereinschaute, aber sofort verstummte, als er die beiden sah. Ungläubig schaute er zwischen ihnen hin und her. „Oh, äh, ich wollte nicht stören... Ich komme später nochmal wieder...“, brachte er heraus und wandte sich zum Gehen um, als Abhay ihm hinterher rief: „Nein, warte. Ich komme.“ Er zog seine Hose zurecht und fuhr sich sichtlich nervös mit der Hand durchs Haar. Sona beobachtete ihn dabei und warf dann unterstützend ein: „Ich wollte sowieso gerade gehen...“ Sie nahm ihre Tasche und ging zur Tür, wo sie sich noch einmal zu Abhay umdrehte. „Aber mein Geburtstagsgeschenk sind Sie mir jetzt noch schuldig...“, meinte sie und lächelte kokett, bevor sie endgültig den Raum verließ.

Tarun schaute ihr hinterher und wandte sich dann Abhay zu: „Arre, Yaar, was war das denn?!“ Abhay schüttelte daraufhin den Kopf und schloss die Augen. „Wonach hat es denn ausgesehen?“ Tarun kam auf ihn zu und lehnte sich mit dem Rücken an Abhays Pult. „Ganz ehrlich? Das sah sehr nach `inflagranti erwischt´ aus...“ Abhay atmete tief durch und erwiderte, während er seinem Freund in die Augen schaute: „... Und damit liegst du leider vollkommen richtig...“

Um ein ungestörtes Gespräch führen zu können, gingen die beiden anschließend in ihren Vorbereitungsraum, wo Abhay Tarun von seinem Dilemma berichtete.

„Also wenn du mich fragst, klingt das nach einer verdammten Zwickmühle, aus der ich dir leider auch nicht helfen kann...“, meinte Tarun und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück. „Bei mir lag die ganze Sache damals vollkommen anders, denn ich war weder mit Amrita verheiratet, noch hatte ich mit ihr wirklich feste Absichten. Außerdem gingen meine Gefühle für Preeti über körperliche Anziehung hinaus...“ „Aber genau das ist ja das Problem. Ich liebe Geeta. Aber Sona... Allein wenn sie nur vor mir steht, dann...“ Tarun nickte bei Abhays Worten verständnisvoll. „Ja, das kann ich auch vollkommen nachvollziehen. Die Kleine ist wirklich eine Schönheit. Aber wenn ihr das nächste Mal `bestimmte Sachen´ vorhabt, dann solltet ihr wenigstens die Tür abschließen. Sona ist schließlich noch nicht einmal volljährig... Das könnte dir eine Menge Ärger einbringen, Yaar...“, meinte er, doch Abhay winkte vehement ab. „Ich will keine `bestimmten Sachen´ mit ihr machen. Sie hat mich vorhin lediglich überfallen und als sie so nah vor mir stand... da hat mein Gehirn einfach ausgesetzt... Ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“ „Und wenn du einfach einmal nachgibst?“, warf Tarun ein, woraufhin Abhay ihn verständnislos anschaute. „Sieh mich nicht so an! Ich meine, überleg doch mal: Dann wäre die Spannung weg und sie würde dann sicher in Windeseile das Interesse an dir verlieren.“, erklärte er sich, doch Abhay blockte ab: „Vergiss es! Ich werde ganz bestimmt nicht meine Frau betrügen. Das könnte ich Geeta nicht antun...!“ „Na, dann eben nicht. Es war ja auch nur ein Vorschlag... Aber ansonsten fällt mir auch nichts ein, was du noch tun könntest...“, gestand Tarun ein, woraufhin Abhay seufzend feststellte: „Das wäre auch zu schön gewesen...“
 

Zu Hause angekommen machte Abhay sich als erstes einen starken Kaffee. Dabei sah er auf dem Küchentisch einen Zettel von Geeta liegen, auf dem stand, dass sie sich mit Preeti traf und erst am späten Abend zurück sein würde. Abhay war froh, dass er noch etwas alleine sein und nachdenken konnte, auch wenn er wusste, dass er wohl trotzdem zu keinem Ergebnis kommen würde.

Nach seinem Kaffee stieg er unter die Dusche und ließ einfach nur heißes Wasser über seinen Körper laufen. Seine Gedanken wanderten dabei zurück in den Hörsaal und wie Sonas Körper so nah an ihn gepresst war. Allein die Erinnerung daran erregte ihn erneut und er stellte das Wasser von heiß auf kalt...

Den Rest der Woche hatte Abhay keine weiteren Vorlesungen in Sonas Kurs und er war darüber mehr als erleichtert. Er wusste nicht, wie er ihr gegenüber das nächste Mal reagieren sollte und versuchte, ihr nächstes Treffen so lange wie möglich herauszuschieben.

Am folgenden Samstag waren Abhay und Geeta zum runden Geburtstag eines alten Freundes von Geetas Eltern eingeladen. Eigentlich hatten beide keine große Lust hinzugehen, vor allem da es eine große Feier mit vielen Gästen werden würde und so oder so niemandem aufgefallen wäre, wenn sie nicht hingegangen wären, doch Geetas Eltern bestanden darauf und so hatten sie keine andere Wahl.

Während Abhay sich einen schlichten, aber eleganten Anzug (1) herausgesucht hatte, trug Geeta ein schwarzes Kleid (2), das ihre Figur hervorragend betonte. Abhay war wie verzaubert von der Schönheit seiner Frau und mit ihr an seiner Seite würde er die bevorstehende Feier schon überstehen.

Das Fest fand in einer großen Villa am Rande der Stadt statt und als Abhay und Geeta eintrafen, wimmelte es bereits überall nur so vor Menschen. Die beiden machten sich als erstes auf die Suche nach Geetas Eltern, die sie dann umgehend zum Gastgeber Yogesh Sharma führten, dem sie herzlich gratulierten. Bei dem daraus resultierenden Gespräch stellten Abhay und Yogesh fest, dass sie ihre Leidenschaft für Biologie teilten.

Die beiden führten gerade eine angeregte Diskussion über die Mendel´schen Gesetze, als Abhay eine Hand auf seiner Schulter spürte. In der Annahme, dass es Geetas war, legte er seine darauf und drehte sich zu ihr um. „Was ist denn los, Jaan?“ Als er jedoch in Sonas lächelndes Gesicht schaute, erstarrte er. „Sie haben mich wohl mit ihrer Frau verwechselt?!“, meinte sie kichernd. „Die steht übrigens dort drüben.“ Sie deutete mit ihrem Finger in eine Richtung, doch Abhay zog nur seine Hand von ihrer weg und fragte ungläubig: „Was machst du denn hier?!“ „Sie ist die Nichte meines Schwagers.“, mischte Yogesh sich ein. „Und ich nehme an, Sie sind ihr Professor?“ „Ja, das ist er.“, antwortete Sona schnell und schaute Abhay an. „... und zwar ein hervorragender...“

Abhay lächelte daraufhin gequält und versuchte, seinen rasenden Puls zu beruhigen. Sonas unerwarteter Anblick hatte sich in ihm alles zusammenziehen lassen und er überlegte nun fieberhaft, wie er ihr für den Rest der Feier aus dem Weg gehen konnte. Für den Anfang entschuldigte er sich bei Yogesh und gesellte sich anschließend zu Geeta, die sich gerade mit ihren Eltern unterhielt.

„Wer war denn diese junge Frau eben?“, fragte sie unvermittelt, was Abhay innerlich zusammenzucken ließ. „Das war nur eine Studentin von mir. Sie ist eine entfernte Verwandte von Yogesh.“, erwiderte er und schaffte es, seine Stimme dabei ruhig zu halten. Geeta nickte daraufhin und widmete sich dann wieder dem Gespräch mit ihren Eltern. Dabei nahm sie jedoch Abhays Hand und beruhigte ihn unwissentlich mit dieser vertrauten Berührung ein wenig. Auf ihr Gespräch konnte er sich allerdings nicht konzentrieren. Stattdessen wanderte sein Blick durch den Raum und blieb schlussendlich wieder an Sona hängen. Abhay musste zugeben, dass sie wieder umwerfend aussah und sie ein Händchen dafür hatte, ihren betörenden Körper sogar im Sari (3) in Szene zu setzen. Er musterte sie ausgiebig und spürte dabei erneut, wie starkes Verlangen nach ihr in ihm aufstieg. Er zwang sich daraufhin, seinen Blick von ihr abzuwenden und ärgerte sich über sich selbst, dass er nicht fähig war, Sona zu widerstehen und einfach zu ignorieren.

Als er es nicht mehr aushielt, entschuldigte er sich bei Geeta und seinen Schwiegereltern und verschwand ins Badezimmer, wo er sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, um sich etwas abzukühlen. Anschließend ging er in den riesigen Garten und setzte sich etwas entfernt von allem Trubel auf eine Bank. Er öffnete sein Jackett und knöpfte sein Hemd etwas weiter auf, schloss die Augen und atmete tief durch. Die kühle Nachtluft tat ihm gut und er genoss die Ruhe um sich herum. Plötzlich allerdings hörte er Schritte im Gras und als er seine Augen öffnete, sah er eine weibliche Gestalt auf ihn zukommen, deren Gesicht er allerdings nicht erkennen konnte, da ihn das Licht der Villa hinter ihr blendete. Die Art ihres Ganges ließ ihn jedoch nichts Gutes ahnen.
 

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Als sie noch näher kam, erkannte Abhay, dass es, wie erwartet, Sona war. Schweigend setzte sie sich rechts neben ihn und schaute in Richtung der hell erleuchteten Villa. Er schaute sie an. „Was willst du...?“, fragte er und musterte ihr fein geschnittenes Gesicht. Langsam drehte sie ihren Kopf in seine Richtung und lehnte sich etwas näher zu ihm herüber. „... Habe ich das nicht schon deutlich genug gezeigt?“, hauchte sie und schaute ihm in die Augen. Abhay wendete daraufhin seinen Blick ab. Als er nicht antwortete, fasste Sona sich ein Herz und legte ihre Hand auf seinen rechten Oberschenkel. Seine Muskeln zogen sich unter ihrer Berührung zusammen und er wusste, dass er, wenn er sie jetzt nicht stoppen würde, in große Schwierigkeiten geraten konnte.

„Sona, hör zu, es...“, begann er, doch als er ihre Hand spürte, wie sie seinen Oberschenkel hinauf strich, unterbrach er sich. Er atmete tief durch und setzte noch einmal an: „Ich weiß nicht, was du dir erhoffst. Ich bin dein Dozent, du bist mit deinen knappen 20 Jahren noch minderjährig und außerdem bin ich glücklich verheiratet.“ Sona nickte, rutschte jedoch noch näher an Abhay heran. „Ja, das ist mir alles durchaus bewusst.“, erwiderte sie und strich mit ihrem Zeigefinger an der Innenseite seines Oberschenkels hin und her. „Aber mir ist auch der Blick aufgefallen, mit dem Sie mich ansehen... Das ist wirklich nicht die Art, wie ein Dozent seine Studentin anschaut. Und ihr Körper spricht ebenfalls eine eigene Sprache. Das habe ich bei unserer letzten Begegnung im Hörsaal nur allzu deutlich spüren können...“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, während Abhay unter ihrer Berührung beinahe wahnsinnig wurde. „Es wäre wirklich besser, wenn du jetzt gehst...“, brachte er unter Mühe heraus, doch Sona hatte ganz offensichtlich andere Pläne. „Ich würde aber viel, viel lieber hier bleiben...“, flüsterte sie in sein Ohr und streifte dann kaum spürbar mit ihren Lippen über seinen Hals.

Abhays Körper erschauderte und er war kaum noch Herr seiner Sinne. Er kratzte das letzte bisschen Willenskraft, dass er im Moment noch aufbringen konnte, zusammen und meinte: „Das hier ist kein Spiel und ich meine es ernst. Du solltest wirklich gehen, Sona.“ Seine Stimme war fest und entschlossen, was Sona überraschte.

Unvermittelt stand sie auf und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Armen vor ihn, woraufhin er sie erstaunt anschaute. „Also gut... Wenn Sie das wirklich wollen... dann gehe ich.“, meinte sie und wandte sich gerade zum Gehen um, als er ihr Handgelenk ergriff und sie festhielt. Mit einem kurzen Ruck drehte er sie wieder zu sich herum und zog sie zu sich zurück. Er stand auf und noch bevor Sona reagieren konnte, spürte sie auch schon seine weichen Lippen auf ihren. Vor Überraschung vergaß sie für einen Moment das Atmen. Doch noch bevor sie seinen begehrlichen Kuss genießen konnte, war er auch schon wieder vorbei. Schwer atmend löste er sich wieder von ihren Lippen, hielt ihren Körper jedoch weiter fest an sich gedrückt, indem er eine Hand um ihren Rücken und die andere um ihren Nacken legte. Schweigend standen sie für einige Augenblicke so da, ihre Münder nur wenige Millimeter voneinander entfernt, so dass sie gegenseitig ihren heißen Atem spüren konnten.

„Und wirst du jetzt Ruhe geben...?“, fragte Abhay heiser, doch Sona lächelte nur. „Man wirft einem hungrigen Löwen kein kleines Stück Fleisch hin, wenn dann weiterhin die Antilope vor ihm herum hüpft...“, meinte sie, nahm mit beiden Händen seinen Hemdkragen und küsste ihn erneut. Ihre Münder schienen zu einem zu verschmelzen, so groß war ihr Verlangen nacheinander. Doch plötzlich schaltete sich Abhays letzter Funken Verstand wieder ein und er löste sich umgehend von ihr. Ungläubig mit dem Kopf schüttelnd wischte er sich über den Mund und schaute dann Sona an. „Ich... Ich muss wieder rein...“, stammelte er und lief los. Sona lachte in sich hinein. „Tun Sie das. Wir sehen uns ja dann spätestens bei der nächsten Vorlesung.“, meinte sie. „... und keine Sorge. Ich werde ihrer Frau nichts von dem Vorfall eben erzählen.“, fügte sie hinzu und nahm wieder auf der Bank Platz, während sie ihm hinterher schaute bis er wieder in der Villa verschwunden war.

„Kya hua, Jaan?“, fragte Geeta besorgt, als sie Abhay mit in die Hände gestütztem Gesicht auf der Eingangstreppe der Villa sitzen sah. Sie nahm neben ihm Platz und legte eine Hand auf seinen Rücken. Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen und atmete innerlich mehrmals tief durch, bevor er seinen Kopf hob und seine Frau ansah. „Nichts... Ich... habe nur Kopfschmerzen...“, meinte er lahm und schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. „Warst du deswegen gerade die ganze Zeit verschwunden?“, fragte sie und strich ihm fürsorglich über den Rücken. „Ja... Ich bin ein bisschen durch den Garten gelaufen, um frische Luft zu schnappen...“, antwortete er zögerlich und senkte seinen Blick auf den Boden. Er hasste es, Geeta anzulügen, aber er konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen.

„Wollen wir dann lieber nach Hause fahren? Ich habe sowieso keine Lust, noch länger hier bei diesen ganzen versnobten Leuten zu bleiben...“, meinte Geeta und verdrehte dabei leicht genervt die Augen. Abhay nickte und stand auf. Anschließend verabschiedeten sie sich von Geetas Eltern und von Yogesh, der Abhay noch einmal für die nette Unterhaltung dankte und ihm anbot, ihn doch irgendwann wieder besuchen zu kommen, was Abhay dankend annahm.
 

Als sie schließlich im Auto saßen und auf dem Heimweg waren, spürte Abhay regelrecht, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel. Zu Hause angekommen, ließ er sich ein heißes Bad ein und genoss die Ruhe. Er fühlte sich erbärmlich. Er hatte seine Frau hintergangen und dann noch nicht einmal den Mut gehabt, ihr die Wahrheit zu sagen. Außerdem wusste er nicht, wie es jetzt weitergehen sollte. Er hatte eine Grenze überschritten und konnte nun nicht mehr zurück. Bis vorhin hatte er Sona zumindest theoretisch noch vorspielen können, dass er nichts für sie empfand, doch nun war auch diese Möglichkeit dahin. Er hatte mit dem Kuss nun nur alles noch schlimmer gemacht als vorher.

Er lehnte sich in der Badewanne zurück und starrte an die Decke. Ihm fiel kein zufriedenstellender Ausweg für seine Situation ein und je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er auf Sona. Was dachte sie, wer sie war? Wieso mischte sie sich auf diese Weise in sein Leben ein? Ihm war bewusst, dass er ihr nicht die Gesamtschuld an seinem Dilemma geben konnte, denn er war schließlich derjenige, der nicht genügend Widerstandskraft besaß, doch wenn sie nicht so beharrlich gewesen wäre, wäre alles nie soweit gekommen.

Kopfschüttelnd stieg er aus dem heißen Wasser und trocknete sich ab.
 

„Also da hat sie aber wirklich Recht.“, meinte Tarun, nachdem Abhay ihm am Montag in ihrem Vorbereitungsraum über die Vorkommnisse der Geburtstagsfeier berichtet hatte. „Du kannst sie nicht küssen und dann hoffen, dass sie sich damit zufriedengibt, wenn offensichtlich ist, worauf sie eigentlich hinaus will...“ Abhay schnaubte. „Sag mal, bist du auf ihrer oder auf meiner Seite?!“, wollte er empört wissen. „Auf deiner, das ist doch klar, aber entweder ganz oder gar nicht heißt die Devise, wenn du Sona loswerden willst...“, gab Tarun zurück. „Ich will dich nicht zum Ehebruch anstiften, aber du solltest dich wirklich langsam entscheiden, denn irgendwas musst du unternehmen...“ Abhay nickte bei den Worten seines Freundes. „Aber sag mal, ahnt Geeta denn etwas...?“, fragte Tarun nach einer Weile. „Nein, ich denke nicht... Ich habe mich weitestgehend normal ihr gegenüber verhalten, auch wenn es mir verdammt schwer fällt, ihr in die Augen zu sehen...“, antwortete Abhay und hoffte inständig, dass er damit auch Recht hatte.

„Also gut, folgende Idee...“, meinte Tarun plötzlich, nachdem er eine Weile überlegt zu haben schien. „Du machst doch nächste Woche mit Sonas Kurs einen dreitägigen Ausflug in dieses Forschungszentrum nach Hyderabad, hai na?“ Abhay nickte. „Dann würde ich sagen, du regelst alles, was du zu regeln hast, dort mit ihr. Was dort passiert, bleibt dort. Bas.“ Tarun musterte seinen Freund und wartete seine Reaktion ab. „Du hast Recht. Danke, Yaar.“, meinte Abhay nach kurzem Überlegen und stand dann auf, um in seine nächste Vorlesung zu gehen.

„Wir checken jetzt zuerst in das Hotel ein und machen uns in einer Stunde auf den Weg ins Forschungszentrum. Das ist nur etwa eine Viertelstunde Fußweg von hier entfernt. Noch Fragen?“, wies Abhay seine Studenten an, nachdem sie nach einer fast 17stündigen Busfahrt am frühen Nachmittag in Hyderabad angekommen waren. Als niemand mehr Fragen hatte, gingen sie ins Hotel, wo sich seine Studenten in ihre Zweierzimmer zurückzogen, um sich frisch zu machen.

In seinem Zimmer angekommen, stellte Abhay seine Tasche ab und sprang erst einmal unter die Dusche. Anschließend zog er sich frische Sachen an und machte sich dann auf den Weg ins Foyer, wo nach und nach seine Studenten eintrudelten. Auch Sona war natürlich unter ihnen, doch er ignorierte sie, auch wenn er ihre Blicke spüren konnte. Seit der Geburtstagsfeier hatte er nicht mehr mit ihr geredet und er musste zugeben, dass ihm das nicht einmal besonders schwer fiel. Ihm bedeutete Geeta einfach zu viel, als dass er ihre Ehe für eine dumme Schwärmerei aufs Spiel setzen wollte. In der vergangenen Woche hatte er es geschafft, den Kuss mit Sona beinahe zu vergessen und sich somit seiner Frau gegenüber wieder normal zu verhalten. Er war sich sicher, dass sie weder etwas ahnte, noch den geringsten Verdacht schöpfte und er wollte ihr im Zweifelsfall auch keinen weiteren Grund dazu geben.
 

Im Forschungszentrum angekommen, wurde Abhay herzlich vom Institutsleiter begrüßt. Abhay kannte ihn bereits seit Jahren, da er seine Praktika während seines Studiums dort absolviert und dabei gute Kontakte mit den Mitarbeitern dort geknüpft hatte. Anschließend stellte Abhay ihn seinen Studenten vor und erklärte ihnen, was sie in den nächsten Tagen zu tun hatten. In Fünfergruppen sollten sie Bakterienkulturen züchten und diese dann untersuchen. Zur Unterstützung wurde jeder Gruppe ein wissenschaftlicher Mitarbeiter zur Seite gestellt.

Eifrig streiften sich die Studenten ihre Kittel über und machten sich sogleich an die Arbeit. Alle waren emsig zu Gange, was Abhay freute, denn so sah er, dass er eine gute Wahl mit dem Ausflugsziel getroffen hatte.

Auch Sona gefiel ihre Aufgabe gut, doch noch besser gefiel ihr Abhay in seinem Kittel. Er stand ihm unheimlich gut, wie sie fand – und als er noch seine Brille herausholte, machte ihn das für sie nur noch attraktiver.

„Hey, hör auf, ihn so anzustarren. Auffälliger geht es ja kaum noch...“, ermahnte Kiran ihre Freundin flüsternd, doch diese zuckte nur mit den Schultern. „Das ist mir egal. Über dieses Stadium sind wir doch sowieso hinaus...“, erwiderte sie und widmete sich dem Befüllen eines Reagenzglases. „Ach ja?! Also für mich sieht es eher so aus, als ob er dich gekonnt ignoriert...“, hakte Kiran grinsend nach, doch Sona ließ sich nicht aus der Reserve locken. „Er hat sicher Gewissensbisse wegen seiner Frau. Das ist verständlich, aber ich bin mir sicher, dass wir uns in den nächsten Tagen noch näher kommen werden... Dafür werde ich schon sorgen.“ Kiran zog die Augenbrauen hoch und erwiderte: „Du lässt ja echt nicht locker. Er scheint es dir ja wirklich angetan zu haben...“ Sona nickte. „Ja... Er ist perfekt...“, meinte sie leise und ließ ihre Augen zu Abhay (1) hinüber wandern, der gerade einer Fünfergruppe etwas erklärte. Kiran folgte ihrem Blick und gab zu bedenken: „Aber sei vorsichtig. Du kannst dich da wirklich in riesigen Ärger hineinreiten, wenn du nicht aufpasst...“ Sona nickte erneut, doch sie schien plötzlich nachdenklich. „Ja, ich weiß... Aber ich kann einfach nicht anders...“
 

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Am Abend gingen die Studenten noch in die hoteleigene Bar. Abhay ließ sich überreden, ihnen Gesellschaft zu leisten. Er wusste nicht, ob es reine Freundlichkeit war oder ob sie ihn abfüllen wollten, doch kaum hatte er ein Getränk geleert, hatte er auch schon ein neues vor sich stehen. Bald bemerkte er, wie der Alkohol langsam seine Wirkung entfaltete und hörte schleunigst auf mit trinken. Seine Studenten allerdings begannen erst. Abhay schaute ihnen amüsiert zu und fühlte sich an seine eigene Studienzeit erinnert.

Er ließ seinen Blick durch die Bar wandern und bemerkte dabei, dass Sona ihn anschaute. Als sich ihre Blicke trafen, schenkte sie ihm ein zaghaftes Lächeln (1), das er allerdings nicht erwiderte und schließlich wieder wegschaute. Sona biss sich auf die Unterlippe und überlegte fieberhaft, wie sie ihn wieder versöhnlich stimmen konnte, da es ihr alles andere als gefiel, dass er so kühl zu ihr war. Sie fasste sich ein Herz und ging zu ihm. Als sie sich zu ihm an den Tresen setzte, schaute er auf und sah sie mit einem undeutbaren Blick (2) an. Sie atmete tief durch und meinte dann etwas unbeholfen: „Das Hemd steht Ihnen wirklich gut...“ Innerlich hätte sie sich für diesen blöden Spruch schlagen können, doch sie ließ sich nichts anmerken und lächelte. Abhays Mundwinkel zuckte und ein kaum merkliches Lächeln formte sich aus seinen Lippen. „Danke...“, meinte er schwach und war beinahe versucht, ihr ein Kompliment zurückzugeben, doch er ließ es lieber bleiben und nahm stattdessen einen Schluck von seinem Lassi, das er vor sich stehen hatte. Als er sein Glas wieder abstellte, lächelte Sona und meinte: „Sie haben da...“ und zeigte auf ihren Mundwinkel. Als Abhay nicht verstand, beugte sie sich zu ihm vor und wischte langsam und sanft an seinem Mundwinkel entlang. Er musterte währenddessen ihr Gesicht und beugte sich unwillkürlich ebenfalls ein Stück nach vorn.

„Sie hatten da noch etwas Lassi an der Lippe...“, meinte Sona, setzte sich wieder richtig auf ihren Platz und leckte ihren Finger ab. Diese kleine Geste wühlte Abhays Inneres auf. Alles Verlangen nach ihr, das er verdrängt hatte, war mit einem Schlag wieder da. Hastig trank er den Rest seines Lassis aus, stand ohne ein weiteres Wort auf und verließ die Bar, um im wahrsten Sinne des Wortes in sein Zimmer zu flüchten. Sona schaute ihm nur erstaunt hinter her und wusste nicht so recht, was sie falsch gemacht hatte.
 

Abhay kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche und wollte gerade seine Zimmertür aufschließen als er eine Hand auf der Schulter spürte und ein vertrautes „Professor...?“ hörte. Er drehte sich allerdings nicht um. „Was ist, Sona...“, presste er hervor und schloss die Augen. „Ich habe...“, begann sie, doch Abhay unterbrach sie. „Sona, lass mich bitte in Ruhe... Ich habe jetzt keinen Nerv dafür...“, meinte er und spürte, wie er langsam wütend wurde. „Nein, Sie verstehen nicht. Ich...“, setzte sie erneut an, doch ihre Hartnäckigkeit ließ in Abhay einen Knoten platzen. Er drehte sich um, schob sie gegen die gegenüberliegende Wand und stützte seine Hände links und rechts neben ihrem Kopf auf. „Was verstehe ich nicht?!“, meinte er aufgebracht und hatte Mühe, seine Stimme im Zaum zu halten. „Dass du dich hemmungslos an mich heranschmeißt?! Dass ich wegen dir meine Ehe beinahe aufs Spiel gesetzt hätte?!“ Sona starrte ihn nur erschrocken an und statt zu antworten, hob sie langsam ihre Hand zwischen ihren und Abhays Körper und präsentierte ihm seine Geldbörse. Abhay schaute sie verwirrt an. „Die haben Sie unten auf dem Tresen liegen lassen...“, meinte Sona. Abhay öffnete seinen Mund, doch es kamen keine Worte heraus. Stattdessen nahm er seine Geldbörse und steckte sie ein. Dann drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.
 

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Ratlos lag Sona in ihrem Bett und starrte an die dunkle Zimmerdecke. Kiran, mit der sie sich das Zimmer teilte, schlief bereits tief und fest. Sonas Blick wanderte zu ihrer Uhr und sie erkannte an den im Dunkeln leuchtenden Zeigern, dass es bereits kurz nach halb Eins war. Sie drehte sich auf die Seite und schloss die Augen, um zu schlafen. Doch jedes Mal, wenn sie das tat, sah sie Abhay vor sich, wie er sie an die Wand drückte und sie böse anfunkelte. Ein Schauer überkam sie, wenn sie daran dachte. Jedoch nicht weil er ihr Angst gemacht hatte, sondern wegen seiner plötzlichen Dominanz. Sie war zu überrascht gewesen, um in jenem Moment zu reagieren, doch wenn sie nun weiter darüber nachdachte, ärgerte sie sich, dass sie nicht weiter darauf eingegangen war.
 

Abhay war gerade eingeschlafen, als er von einem leisen Klopfen wieder geweckt wurde. Für einen Moment überlegte er, es zu ignorieren und einfach weiterzuschlafen, doch dann erinnerte er sich selbst an seine Aufsichtspflicht gegenüber seinen Studenten und quälte sich aus dem Bett. Er schlurfte in seinen Schlafsachen – gestreiften Boxershorts und einem engen grauen T-Shirt – zur Tür und öffnete. Es überraschte ihn kaum, dass es Sona war. Sie allerdings schaute ihn erstaunt an und musterte ihn erst einmal gründlich, bevor sie sagte: „Kann ich reinkommen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schlüpfte sie an ihm vorbei ins Zimmer. Völlig perplex und sofort hellwach, schloss Abhay schnell die Tür und dreht sich zu Sona um, die auf seinem Bett Platz genommen hatte. „Was soll das?“, wollte er aufgebracht wissen. „Wenn dich jemand gesehen hat...“ „Mich hat niemand gesehen. Da habe ich schon drauf geachtet.“, unterbrach sie ihn unbeeindruckt. Dann stand sie auf und kam auf ihn zu. „Ich bin hier wegen dem, was Sie vorhin zu mir gesagt haben...“ Abhay verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Willst du etwa sagen, dass es nicht so ist...?“ Sonas Augen funkelten. „Nein, ganz im Gegenteil...“, meinte sie leise und drückte sich an ihn. Er atmete überrascht aus, als er ihren nur mit einem knappen Top und einer Shorts bekleideten Körper an seinem spürte. „Aber wenn Sie mir nicht eindeutige Zeichen geben würden, wäre es doch nie so weit gekommen...“, fügte sie flüsternd hinzu. Ihr heißer Atem an seinem Hals jagte Schauer über seinen Körper und er konnte nicht verhindern, dass ihre Nähe ihn erregte. Er brachte jedoch noch genug Willenskraft auf, um sie von sich wegzudrücken. „Sona... Was bezweckst du damit...?“, fragte er und setzte sich auf sein Bett. „An diesem Punkt waren wir doch bereits...“, erwiderte sie und legte ihre Hände auf seine Schultern. Dann drückte sie ihn etwas nach hinten, kniete ihre Beine links und rechts von ihm aufs Bett und ließ sich auf seinem Schoß nieder. Anschließend nahm sie seine Hände und legte sie auf ihre bloßen Oberschenkel. Abhays Herz raste und er wusste nicht, was er tun sollte. Er sehnte sich nach ihrem Körper, wollte sie berühren, küssen, doch er war verheiratet und liebte seine Frau doch. Plötzlich fielen ihm Taruns Worte wieder ein: „Was dort passiert, bleibt dort. Bas.“ Sollte er also wirklich...? Doch noch ehe er diesen Gedanken zu Ende gebracht hatte, spürte er schon Sonas weiche Lippen auf seinen.

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Abhay fuhr mit seinen Händen ihre Oberschenkel hinauf und nahm sie dann an der Hüfte, um sie näher zu sich zu ziehen. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und vertiefte den Kuss, während er seine Hände erst über ihren Po und dann ihren Rücken hinauf wandern ließ. Schwer atmend lösten sie sich voneinander und Sona schob ihre Hände unter sein Shirt, um es ihm kurz darauf auch schon auszuziehen. Sie ließ ihre Finger über seinen muskulösen Oberkörper tanzen und vertiefte sich dann erneut in einem Kuss mit ihm. Abhay schob ebenfalls seine Hände unter ihr Top und berührte ihre zarte Haut. Als er ihre Brüste berührte, keuchte sie leise auf und warf den Kopf in den Nacken. Er nutzte den Moment, um ihren Hals zu küssen und sie noch etwas näher an sich zu ziehen. Als sie spürte, wie erregt er war, durchfuhr ein Kribbeln ihren Körper. Sie beugte sich wieder zu ihm vor und flüsterte ihm mit heißem Atem ins Ohr: „Abhay... Ich will dich...“

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er nahm sie bei den Hüften und beförderte sie aufs Bett. Dann beugte er sich über sie und schob ihr Top hoch, um sich mit seinen Lippen ihren Brüsten zu widmen. Sie bäumte sich unter seinen Küssen auf und seufzte. Als Abhay sie und sich selbst ihrer Shorts entledigt hatte, schob sie ihr Becken etwas nach oben, um ihm Platz zu schaffen. Langsam und um das Gefühl auszukosten, drang er in sie ein und stöhnte auf. Plötzlich jedoch hielt Sona inne, was Abhay stocken ließ. „Lass mich nach oben...“, hauchte sie und setzte sich auf ihn. Sie ließ ihr Becken kreisen und auf und ab bewegen und trieb ihn damit beinahe in den Wahnsinn. Er packte sie an den Hüften und presste sie in seinen Schoß, mehrmals und tief bis er es schließlich nicht mehr aushielt und seinen Höhepunkt erreichte. Sona beobachtete ihn zufrieden und stieg schließlich von ihm herunter, um sich neben ihn zu legen. Beide atmeten schwer und waren mit Schweiß bedeckt. Langsam beruhigte sich Abhay und schlief auch kurz darauf und ohne ein weiteres Wort ein. Sona lächelte bei seinem Anblick und beobachtete ihn noch kurz, bevor sie ihre Sachen zusammensuchte, sich anzog und leise das Zimmer verließ.

Am nächsten Morgen wurde Abhay vom Piepen seines Weckers geweckt. Ohne die Augen zu öffnen, stellte er ihn aus und blieb noch ein paar Augenblicke liegen bis ihn plötzlich die Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht hellwach machte. Ruckartig setzte er sich auf und schaute an sich herunter. Er war nackt. Und er sah seine Kleidung auf dem Boden liegen. Eilig sammelte er sie auf und ging sich dann sofort duschen. Er fühlte sich furchtbar und wäre am liebsten vor sich selbst geflüchtet. Nun war es also geschehen – Er hatte Geeta betrogen. Er schlug vor Wut auf sich selbst mit der Faust gegen die geflieste Wand, doch er spürte den Schmerz kaum. Er fühlte sich wie betäubt. Während das Wasser über seinen Körper lief, schloss er die Augen und atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus. Das beruhigte ihn etwas, doch die Realität konnte er dadurch nicht wegwischen.

Nachdem Abhay sich abgetrocknet und angezogen hatte, setzte er sich auf die Couch, die neben dem Fenster seines Hotelzimmers stand und versuchte, ein paar klare Gedanken zu fassen. Dass er seine Frau betrogen hatte, war nun nicht mehr wegzudiskutieren, aber wie sollte es jetzt weitergehen? Sollte er es ihr beichten oder es doch lieber verschweigen? Und wie sollte er Sona gegenüber treten? Er fragte sich, ob sie jetzt wohl ihr Interesse an ihm verloren haben würde, wo sie doch bekommen hatte, was sie wollte. Er konnte sich diese Frage beim besten Willen nicht beantworten, jedoch war er sich auch nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte.

Ohne auf ein Ergebnis gekommen zu sein, ging er schließlich zum Frühstück und beschloss, da er sowieso keine andere Wahl hatte, alles auf sich zukommen zu lassen.
 

Im Speisesaal des Hotels saßen bereits ein paar seiner Studenten, die ihm auch sogleich einen guten Morgen wünschten. Zu Abhays Erleichterung war jedoch von Sona nirgends eine Spur zu entdecken. Nachdem er gefrühstückt hatte, machte er sich sofort auf den Weg ins Forschungszentrum. Der eigentliche Kurs mit seinen Studenten sollte erst gegen neun Uhr beginnen und so hatte er noch eine gute Stunde Zeit, um sich mit seinen ehemaligen Kollegen zu unterhalten und den Aufbau der Versuche für seine Studenten nochmals zu überprüfen.

Als schließlich alle Studenten, außer Sona und Kiran, da waren, gab Abhay noch eine kleine Einleitung und ließ sie dann an ihre Projekte gehen, um weiterzuarbeiten. Währenddessen fragte Abhay sich, wo die zwei Mädchen steckten. Sie hatten sicher verschlafen, redete er sich ein. Oder war es wegen letzter Nacht? Dass Sona ihrer Freundin alles erzählt hatte und sie nun zusammen einen Plan ausheckten, um ihn dranzukriegen?

Während er noch darüber nachdachte, kamen die beiden atemlos zur Tür hereingestürzt. „Wir haben total verschlafen... Tut uns leid...“, brachte Kiran heraus und schaute Abhay entschuldigend an. Dieser nickte und bedeutete ihnen, dass sie an die Arbeit gehen sollten. Sona in die Augen zu schauen, vermied er dabei allerdings geflissentlich.

Entgegen seiner Erwartungen verlief der weitere Tagesablauf, wie er ihn geplant hatte. Seine Studenten arbeiteten fleißig an ihren Projekten, während er einmal zu jeder Gruppe ging, um sich nach dem momentanen Stand zu erkundigen und eventuelle Fragen zu beantworten. Um Sonas Gruppe drückte er sich, bis er keine Wahl mehr hatte. Jedoch war das schnell abgehakt, da sie gut in der Zeit lagen und auch keine Probleme aufgetreten waren. Abhay rechnete jeden Moment mit einer Anspielung von Seiten Sonas, doch das blieb aus. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Hatte sie also jetzt wirklich aufgegeben, wo sie ihn nun endlich herumbekommen hatte? Es fiel ihm schwer, das zu glauben, auch wenn es ganz den Anschein machte.

Es beschäftigte Abhay den ganzen Tag, dass Sona ihm keine Avancen mehr machte. Er wusste nicht, wieso, doch es wurmte ihn ungemein. Nach dem Abendessen beschloss er, dass ein Gespräch mit ihr überfällig war. Da sich ihre Zimmer auf derselben Etage befanden, wartete er auf dem Gang auf sie, um sie abzufangen. Er wartete knapp 20 Minuten bis Sona und Kiran schließlich die Treppe hinauf kamen. Abhay wäre es lieber gewesen, wenn Sona alleine gewesen wäre, doch es war nun nicht zu ändern.

Er ging auf sie zu und erreichte sie, bevor die beiden Mädchen in ihr Zimmer gingen. „Sona, kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte er in einem möglichst neutralen Ton. Sona schaute ihn erstaunt an und meinte dann: „Natürlich... Jetzt gleich?“ Abhay nickte. „Kommst du kurz mit?“ Sie zeigte sich einverstanden und wechselte noch einen kurzen Blick mit Kiran, bevor sie ihm folgte.

Sie gingen in sein Zimmer, wo er ihr einen Platz auf seiner Couch anbot. Erwartungsvoll beobachtete sie ihn dabei, wie er sich ihr gegenüber setzte und nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Geht es um meinen kurzen Besuch letzte Nacht?“, griff sie ihm voraus und stützte ihre Arme links und rechts neben sich auf die Couch. „Ich... Ja...“, erwiderte er. „Das war ein Fehler.“ Sona lächelte. „Dafür hattest du aber erstaunlich viel Spaß dabei...“, gab sie zurück. „Ich im Übrigen auch...“ „Das tut überhaupt nichts zur Sache.“, unterbrach er sie, da er sich peinlich berührt fühlte. „Es war eine einmalige Sache, die sowieso nie hätte passieren dürfen. Und ich hoffe, dass du nun endlich einsiehst, dass es keinen Sinn hat, mich weiterhin...“ Er unterbrach sich, als Sona unvermittelt aufstand und sich vor ihn auf den Fußboden setzte. Sie legte ihre Ellenbogen auf seine Knie, nahm seine Hände und verschränkte seine Finger mit ihren. „Du brauchst mir nicht ständig zu erzählen, dass es zwecklos ist und dass du glücklich verheiratet bist, denn das weiß ich und ich bin mir dessen immer bewusst. Aber ich finde, wir ergänzen uns wirklich gut und es wäre doch eine Schande, wenn wir uns den ganzen Spaß, den wir zusammen haben könnten, entgehen lassen würden...“, meinte sie und musterte ihn, während sie sprach, ganz genau.

Abhay überraschte ihr Angebot und er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, denn er musste zugeben, dass er tatsächlich noch nie so guten Sex, wie mit ihr gehabt hatte. Er liebte Geeta und mit ihr zu schlafen, war jedes Mal ein Genuss, doch mit Sona war es anders gewesen – anders und aufregender. Darauf auch in Zukunft nicht verzichten zu müssen, war ein reizvoller Gedanke, das musste er zugeben. Doch er rief sich zur Vernunft auf und schalt sich innerlich für seine Gedanken.

„Ich werde mich auf keine Affäre mit dir einlassen.“, stellte er schließlich fest und stand auf, um ans andere Ende des Raumes zu gehen. „Das ist schade...“, entgegnete Sona und stand ebenfalls auf, um sich auf Abhays Platz zu setzen. „Und wenn ich verspreche, es wirklich niemandem zu erzählen?“, fügte sie nach kurzem Nachdenken hinzu und schaute ihn mit treuherzig großen Augen an. Abhay atmete tief durch. „Sona...“, meinte er nur und hoffte, dass das als Antwort reichen würde. Daraufhin stand sie auf und ging zu ihm. „Du weißt, was du verpasst... Abhi...“, meinte sie und wandte sich zum Gehen um.

Sie wollte gerade die Türklinke herunterdrücken, als sie spürte, wie eine Hand sich um ihre Hüfte schob. Die Berührung löste ein Kribbeln in ihrem Bauch aus und sie schloss die Augen, während weiche Lippen ihren Hals entlang wanderten. „Ich nehme an, das ist dann wohl doch ein `Ja´...“, hauchte Sona und bekam die Antwort, indem Abhay sein Becken gegen ihren Po drückte. Sie drehte sich zu ihm um und legte ihre Arme um seinen Hals, während sie ihre Stirn an seine legte. „Du solltest lieber noch eine Nacht darüber schlafen... Ich will dich schließlich zu nichts zwingen...“, meinte sie und lächelte kokett. Dann küsste sie ihn kurz und innig und verließ anschließend das Zimmer. Abhays Puls raste und er hatte die schlimme Befürchtung, dass er soeben den Anfang vom Ende eingeläutet hatte.

Nach einer beinahe schlaflosen Nacht und einem spärlichen Frühstück machte Abhay sich am nächsten Tag mit seinen Studenten zum letzten Mal auf den Weg ins Institut. Dort werteten sie die Ergebnisse ihrer Projekte aus und sprachen auch über den gesamten Aufenthalt in Hyderabad. Anschließend verabschiedeten sich alle herzlich von den Mitarbeitern des Institutes und waren somit gegen Mittag zurück im Hotel. Dort packten sie ihre Sachen, brachten sie zum Bus und traten die Heimreise an.

Abhay atmete tief durch, als er sich in seinen Sitz im Bus fallen ließ. Die Reise war anstrengender gewesen, als er erwartet hatte und sie hatte ihn in ein Schlamassel geritten, aus dem er so leicht nicht mehr herauskommen würde. Er konnte noch immer nicht glauben, dass er sich auf eine Affäre mit einer Studentin eingelassen hatte. Sein Handeln und seine Entscheidung ließen sich eigentlich mit nichts rechtfertigen, da er mit seinem Leben doch im Großen und Ganzen zufrieden war und es keine Lücke gab, die er irgendwie hätte füllen müssen. Einzig und allein die Anziehung und die Attraktivität von Sona hatten ihn dazu bewegt und diese Tatsache erschreckte ihn noch mehr, denn er war eigentlich nie ein oberflächlicher Mensch gewesen. Das Innere eines Menschen hatte ihn immer mehr interessiert, als sein Äußeres, doch wenn er so darüber nachdachte, wusste er so gut wie nichts über Sona. Nichts über ihre Familie, ihr Leben, ihre Hobbys.

Er schloss die Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf, da ihm bewusst wurde, dass er im Begriff war, schon wieder viel zu viel in diese Beziehung, die sowieso absehbar war, zu stecken. Er musste einfach alles auf sich zukommen lassen, alles andere hatte keinen Sinn und hätte nur zu noch mehr Komplikationen geführt.

Für den Rest der Fahrt schaute Abhay aus dem Fenster und beobachtete wage die vorbeiziehende Landschaft bis er schließlich einschlief.
 

Kaum hatte Abhay die Wohnung betreten, begrüßte Geeta ihn auch schon mit einem liebvollen Kuss. „Ich habe dich vermisst...“, meinte sie lächelnd und legte ihre Arme um seinen Hals. Er schob eine Hand um ihre Hüfte und zog sie an sich. „Ich dich auch...“, flüsterte er und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er fühlte sich einfach nur schrecklich, auch wenn er nicht log, denn er hatte sie tatsächlich vermisst.

Während Abhay seinen Koffer auspackte, machte Geeta ihm etwas zu essen. Als sie anschließend gemeinsam am Tisch saßen und sie ihn neugierig und voller Elan über den Ausflug ausfragte, bereute er zum unzähligsten Male sein Fremdgehen und seine Entscheidung, dieses auch noch weiterführen zu wollen.
 

„Ehrlich, ich hätte nie im Leben gedacht, dass es jemals dazu komme würde...“, stellte Kiran fest und verstaute ihren Koffer unter ihrem Bett. „Meinem Charme kann man einfach nicht widerstehen.“, scherzte Sona und warf mit einer theatralischen Geste ihr Haar zurück. „Aber erzähl mal: Wie war er?“, wollte Kiran neugierig wissen und setzte sich neben ihre Freundin auf deren Bett. Sie schwieg einen Moment und meinte dann bedeutungsschwanger: „Eine Lady genießt und schweigt...“ Als Kiran daraufhin die Augen verleierte, fügte Sona keck hinzu: „Oder lass es mich so ausdrücken: Wenn alle Männer seine `Ausstattung´ und seine Fähigkeiten hätten, würde sich keine Frau mehr über ihr Liebesleben beschweren.“ Kiran machte große Augen und grinste dann schmutzig. „Ich bin neidisch...“, bemerkte sie, fügte aber nach kurzem Nachdenken hinzu: „Wobei... Wenn man die Schwierigkeiten bedenkt, in die du kommen könntest, wenn das alles auffliegt...“ Sona schüttelte nur den Kopf. „Mach dir da mal keine Gedanken. Ich bin vorsichtig, denn ich werde mir diesen Mann ganz bestimmt nicht mehr nehmen lassen.“

Während der nächsten Vorlesung konnte Abhay sich kaum konzentrieren. Ständig glitt sein Blick zu Sona, die ihn auch jedes Mal verführerisch lächelnd erwiderte. Er fragte sich, wie das auf die Dauer gut gehen sollte und beschloss schließlich, dass er so schnell wie möglich mit ihr über ihre Situation reden musste.

Am Ende der Vorlesung wollte er sie eigentlich beiseite nehmen, doch sie winkte entschuldigend ab und meinte, dass sie bereits verabredet war und leider keine Zeit für ihn hatte. Dann war sie auch schon verschwunden. Erstaunt schaute er ihr hinterher und packte dann seine Sachen zusammen, um in seinen Vorbereitungsraum zu gehen, wo bereits Tarun auf ihn wartete.

„Und? Was ist passiert?!“, fragte er neugierig und schaute ihn mit großen Augen an. Abhay ignorierte seine Frage bis er an seinem Schreibtisch angekommen war und sich in seinen Stuhl fallen lassen hatte. „Ich... habe es getan...“, meinte er zögerlich und mit geschlossenen Augen. Taruns Augen wurden daraufhin noch größer als sie ohnehin schon waren. „Yaar, ehrlich jetzt?!“ Abhay nickte nur. „Das... Also ich... Das hätte ich nie erwartet...“, meinte Tarun nur. „Aber gut... Und was hast du jetzt vor? Lässt die Kleine jetzt von dir ab? Hast du es Geeta gebeichtet?“ Abhay stand ruckartig auf und ging ans Fenster. „Die Antwort auf beide Fragen ist nein...“, meinte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Tarun öffnete seinen Mund, aber schloss ihn kurz darauf wieder, ohne etwas gesagt zu haben.

„... Und wie sieht jetzt der weitere Plan aus...?“, wollte er schließlich wissen und beobachtete seinen Freund, der mit dem Rücken zu ihm am Fenster stand. „Wenn ich das wüsste... Ich weiß selbst nicht, wieso ich mich auf die ganze Sache eingelassen habe... Es ist zum Verrücktwerden. Wenn Sona mir zu nahe kommt, vergesse ich jede Vernunft und jede Logik. Es ist einfach nur noch sie. Und wenn sie dann weg ist, bereue ich alles. Es ist wie ein Teufelskreis, aus dem ich keinen Ausweg sehe...“, beichtete Abhay alle seine Sorgen. Tarun nickte leicht und dachte nach. „Ich sehe da nur zwei Möglichkeiten, um da rauszukommen: Entweder du beichtest Geeta die ganze Sache – was dann sicher in einer Scheidung gipfeln würde – oder du behältst es für dich, quittierst deinen Job hier und bist Sona los.“, meinte er nach einer Weile und schaute Abhay an, der noch immer mit dem Rücken zu ihm stand. Langsam drehte er sich um. „Ich weiß... Aber mein Job hier ist perfekt. Den wegen dieser Sache aufzugeben, wäre Wahnsinn...“, gab er zu bedenken und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, wo er seine Arme aufstützte und sein Gesicht resignierend in seine Hände legte.

„Oder aber du lässt die ganze Sache weiterlaufen und wartest einfach auf den großen Knall, der dir deine Entscheidung abnehmen wird...“, schlug Tarun vor und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Abhay schaute auf und seinem Freund in die Augen. Nach ein paar Augenblicken meinte er schließlich: „Für den Moment werde ich das auch tun... Zumindest so lange bis mir eine bessere Alternative einfällt...“ Tarun nickte. „Ich halte dicht, Yaar. Und falls du Hilfe brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.“, meinte er, woraufhin Abhay ihn dankbar anlächelte. „Das weiß ich wirklich zu schätzen... Und nächste Woche ist Geeta auch erst einmal nicht da, da sie ihre Tante in Pune besuchen will. Da habe ich auch nochmal Zeit, mir in Ruhe Gedanken zu machen...“, stellte er fest.

Nachdem er noch ein paar Sachen für die Prüfung am nächsten Tag vorbereitet hatte, nahm er seine Tasche, verabschiedete sich von Tarun, der noch über ein paar Projektergebnissen saß und machte sich auf den Heimweg, da er bemerkt hatte, dass es schon sehr spät geworden war. Als er aus dem Vorbereitungsraum trat, stieß er allerdings plötzlich mit Sona zusammen. Als sie ihn erkannte, lächelte sie und meinte: „Zu dir wollte ich gerade, denn ich hatte gehofft, dass du noch hier bist. Wenn du willst, hätte ich jetzt Zeit...“ Abhay schüttelte nur den Kopf. „Ähm... Aber ich nicht mehr. Lass uns das auf ein anderes Mal verschieben. Ich muss jetzt los.“, gab er zurück und ging eiligen Schrittes an ihr vorbei. Dann drehte er sich noch einmal um und rief ihr zu: „Und du solltest auch lieber für die Prüfung morgen lernen...!“ Sona schaute ihm nur perplex hinter her und konnte nicht glauben, dass er sie eben so einfach abserviert hatte.

Während seine Studenten die Prüfung schrieben, korrigierte Abhay die Arbeiten eines anderen Kurses und belas sich ein wenig über die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse seines Fachgebietes. Er hatte es sich schon lange abgewöhnt, prüfend durch die Reihen zu gehen und zu schauen, ob auch keiner spickte oder abguckte. Wenn jemand das für nötig hielt, war das dessen Problem und nicht Abhays. Er hatte seinen Abschluss schließlich schon.

Doch ab und zu hob er seinen Blick und ließ ihn durch den Raum wandern. Dabei blieb er natürlich an Sona hängen. Eigentlich hätte er angenommen, dass sie wahrscheinlich davon ausgehen würde, dass sie nun nichts mehr machen musste und trotzdem gute Noten bekommen würde – wo sie doch mit ihm schlief – doch sie schrieb eifrig und war völlig in ihre Arbeit vertieft. Das überraschte Abhay positiv, denn anscheinend war sie in der Lage, Privates und Berufliches zu trennen. Dass sie intelligent war, konnte man nicht abstreiten und ein guter Abschluss schien ihr wichtig zu sein.

Abhay bemerkte, dass sie eine der ersten war, die fertig waren. Dennoch gab sie nicht ab und wartete bis alle anderen den Raum verlassen hatten. Erst dann kam sie vor. Er beobachtete sie dabei, wie sie langsam und grazilen Schrittes die Stufen des Hörsaales herunter schritt und dabei verführerisch ihre Hüften schwang. Sie trug ein enges Oberteil und einen beinahe verboten kurzen Faltenrock. Sie legte ihre Arbeit auf seinem Pult ab und lief dann um dieses herum, um sich vor ihn zu stellen. Mit einem eleganten Sprung nach hinten setzte sie sich auf das Pult und öffnete leicht ihre Beine. Abhay, der auf seinem Stuhl saß, bemerkte dabei mit einem leisen Keuchen, dass sie unter ihrem Rock nichts weiter trug. Sona lächelte bei seiner Reaktion und nahm ihn am Hemdkragen, um ihn zu sich herauf zu ziehen. Sie schlang ihre Beine um seine Hüfte und zog ihn an sich, während sie ihn leidenschaftlich küsste. Seine Hände wanderten über die zarte Haut ihrer Oberschenkel und schoben sich langsam unter ihren Rock. Sona seufzte auf und presste ihren Körper noch fester an seinen. Abhay löste sich von ihren Lippen und bedeckte ihren Hals mit fordernden Küssen. Dabei schob er die Träger ihres Oberteils von ihren Schultern, küsste ihr Schlüsselbein und massierte ihre Brüste. Schwer atmend schob Sona ihn daraufhin von sich und machte sich daran, seine Hose zu öffnen. Sie schob ihre Hand in seine Shorts und...

„Professor?!“ Abhay schreckte auf und schaute verwirrt in das Gesicht von Kiran. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er gerade geträumt hatte. Schnell räusperte er sich und setzte sich aufrecht hin, um die Beule in seiner Hose zu kaschieren. „Ja?“ „Ich habe da eine Frage zu Aufgabe fünf...“, meinte Kiran und legte ihre Arbeit vor ihn, während sie versuchte, ihr Grinsen zu unterdrücken. Abhay beantwortete ihre Frage, woraufhin sie zu ihrem Platz zurückging und weiterschrieb. Er schaute sich im Raum um und bemerkte, dass bereits mehr als die Hälfte der Studenten gegangen waren. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass er beinahe eine halbe Stunde weggenickt sein musste. Innerlich ärgerte er sich wahnsinnig über sich selbst, denn so etwas war ihm noch nie passiert und vor allem hatte er solch einen Traum seit seiner Pubertät nicht mehr gehabt. Er hoffte nur, dass niemand bemerkt hatte, dass er geschlafen und wovon er geträumt hatte.

Beim näheren Betrachten des Kurses fiel Abhay auf, dass Sona ebenfalls bereits gegangen war. Er atmete innerlich auf, denn nach diesem Traum hätte er nicht gewusst, wie er sich ihr gegenüber hätte verhalten sollen.

Nachdem schließlich auch alle restlichen Studenten ihre Arbeiten beendet und abgegeben hatten, sammelte Abhay seine Sachen zusammen und machte sich schnurstracks auf den Weg nach Hause, wo er auf ein erholsames Wochenende mit seiner Frau hoffte und an dem er für einmal Sona vergessen konnte.

Die Gedanken an Sona aus seinem Kopf verbannt, verbrachte Abhay das ganze Wochenende mit Geeta.

Samstagnachmittag hatten sie sich mit Tarun und Preeti zum Kino und anschließendem Essengehen verabredet. Der Abend verlief entspannt und die Vier verstanden sich prächtig. Geeta und Preeti waren ohnehin mittlerweile Freundinnen geworden, da sie sich bereits öfter allein getroffen und zusammen etwas unternommen hatten.

Abhay freute es, dass Geeta so schnell Anschluss in einer fremden Stadt gefunden hatte, doch wenn er ehrlich war, hätte er eigentlich nie etwas anderes erwartet. Sie war immer ein offener und kontaktfreudiger Mensch gewesen, der schnell Bekanntschaften schloss. Zudem war sie intelligent, ehrlich und eine absolute Schönheit. Jeder andere Mann hätte sich darum gerissen, sie heiraten zu dürfen – und das hatten sie tatsächlich vor allem während der Studienzeit getan – und er betrog diese wunderbare Frau nun mit einer anderen. Ein paar Momente hing Abhay diesen niederschmetternden Gedanken nach, schob sie dann allerdings beiseite und beschloss, später darüber nachzudenken und nun lieber den Abend zu genießen.

Nachdem sie gegessen hatten, stimmten alle vier eindeutig dafür, dass sie noch in eine Bar gehen wollten, um einen kleinen Absacker zu trinken. Sie liefen lachend durch die Straßen und gingen, als sie die Kneipenmeile erreicht hatten, in die erstbeste Bar, die sich ihnen bot. Drinnen bemerkten sie schnell, dass sich hier vorwiegend Studenten aufhielten, doch da Abhay und Tarun schließlich Dozenten und Geeta und Preeti beide noch jung und hübsch waren, beschlossen sie zu bleiben.

Da Geeta sich bereit erklärt hatte, die Autofahrt nach Hause zu übernehmen, langten die beiden Männer ordentlich zu. Selten hatte sie ihren Mann so ausschweifend erlebt, doch da es eben nicht oft geschah, war es okay und sie lachte darüber. Vor allem als er und Tarun während einer kumpelhaften Umarmung rückwärts mit ihren Stühlen umkippten. Sämtliche Gäste starrten die beiden an und brachen in Gelächter aus. Ein paar kamen und halfen den beiden beim Aufstehen. Abhay erkannte trotz seines Alkoholpegels, dass es sich um zwei seiner Studenten handelte und versuchte daraufhin zu verbergen, dass er betrunken war, was ihm allerdings mehr schlecht als recht gelang.

Preeti und Geeta beobachteten die ganze Szenerie amüsiert und sie wussten, dass sie die beiden Männer mit dem heutigen Abend noch eine lange Zeit aufziehen können würden.

Als Abhays Studenten sich verabschiedeten und zu ihrem Tisch zurückgingen, schaute Abhay ihnen noch hinterher und sah dort mit verschwommenem Blick Sona sitzen. Sie lächelte ihn an und hob die Hand zu einem kurzen Gruß, was Abhay in seinem angetrunkenen Zustand auch freundlich erwiderte. Dann drehte er sich um und widmete sich wieder Geeta, Preeti und Tarun.
 

Auf dem Heinweg wurde Abhay langsam wieder nüchtern. Geeta setzte noch Preeti und Tarun an ihrer Wohnung ab und fuhr dann geradewegs nach Hause.

Müde ließ Abhay sich in sein Bett fallen, nachdem er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen hatte. Geeta verschwand noch schnell im Badezimmer, bevor sie sich zu ihm legte. Sie kuschelte sich an ihn und ließ ihren Kopf auf seiner Brust ruhen, während er einen Arm um sie legte. Abhay war schon beinahe weggedöst, als Geeta unvermittelt fragte: „Ist bei dir eigentlich sonst alles in Ordnung...? Du wirkst in letzter Zeit oft abwesend...“ Ihre Stimme war leise und sie klang etwas besorgt. Abhays Herz schlug schneller, als er antwortete: „Keine Sorge... Es ist alles in Ordnung. Es ist nur der neue Job und das ungewohnte Umfeld. Aber ich habe mich mittlerweile eingewöhnt und es ist alles okay...“ Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und drückte sie etwas näher an sich. „Dann ist gut...“, erwiderte sie und fügte nach einer Weile hinzu: „Der Abend heute war schön. Das sollten wir öfter machen...“ Abhay stimmte zu, denn sie hatte Recht, doch mit seinen Gedanken war er bereits wieder dabei, wie er endlich eine Lösung für sein Problem finden konnte.

Während Geeta bald eingeschlafen war, lag er noch lange wach und dachte nach. Als ihn der Schlaf schließlich übermannte, war er jedoch mal wieder zu keinem Ergebnis kommen.

Obwohl Abhay am Montag hätte ausschlafen können, stand er mit Geeta zusammen auf, um mit ihr zu frühstücken und sie anschließend zum Bahnhof zu bringen, von wo aus sie nach Pune zu ihrer Tante fuhr.

Anschließend machte er sich auf den Weg zur Uni. Er hatte an diesem Tag keine Vorlesung, doch er hatte am Freitag in seiner Eile die Prüfungen von Sonas Kurs im Vorbereitungsraum vergessen. Er hatte gerade das Gebäude betreten, als er Tarun in die Arme lief. „Arre, Yaar, ich versuche schon die ganze Zeit dich zu erreichen. Der Dekan hat eine Sonderberatung einberufen. Das Thema dürfte dich interessieren...“, meinte er, schnappte sich Abhay am Arm und zog ihn mit sich.

Im Beratungsraum angekommen, nahmen die beiden Platz, während Abhay sich fragte, worum es denn hier eigentlich gehen würde. Wenige Augenblicke später begann der Dekan auch schon zu sprechen: „Leider muss ich Ihnen und euch mitteilen, dass es erneut einen Fall einer Professor-Studentin-Affäre gab.“ Abhay zuckte bei diesen Worten zusammen und sein Puls begann zu rasen. „Der entsprechende Kollege hat bereits seine fristlose Kündigung erhalten und auch die Studentin wurde exmatrikuliert. Hiermit möchte ich nochmal alle Anwesenden ermahnen, sich nicht auf eine solche Beziehung einzulassen. Lieber noch einmal nachdenken, bevor man den Reizen einer Studentin oder eines Studenten erliegt und damit deren oder dessen Leben und das eigene unnötig verbaut. Ich hoffe, diese erneute Warnung ist bei allen angekommen und nun wünsche ich Ihnen und euch einen erfolgreichen Arbeitstag.“ Mit diesen Worten verließ der Dekan den Raum und ließ eine aufgeregt durcheinander redende Lehrerschaft zurück. Wilde Mutmaßungen wurden angestellt, da keiner wusste, wer der Betroffene war.

Nur Abhay beteiligte sich nicht an der Diskussion und saß schwer atmend auf seinem Platz. Tarun legte ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte: „Lass uns gehen...“ Daraufhin verließen sie das Zimmer und gingen in ihren Vorbereitungsraum. Abhay ließ sich in seinen Stuhl fallen und atmete tief durch. „Ich muss unbedingt mit Sona reden.“, meinte er mit fester Stimme. „Dann musst du bis morgen warten. Ihre heutige Vorlesung ist ausgefallen...“, erwiderte Tarun.
 

Jeden Tag versuchte Abhay, Sona zur Seite zu nehmen, um mit ihr zu reden, doch entweder hatte sie keine Zeit oder er war beschäftigt oder die Situation war einfach ungünstig.

Während er zu Hause war, überlegte er, wie er die Affäre beenden konnte, ohne dass er vorher wieder Sonas Charme erliegen würde, doch je länger er darüber nachdachte, desto aussichtsloser erschien ihm das ganze Unterfangen.

Freitag hatte er es noch immer nicht geschafft, mit Sona zu reden. Frustriert ließ er sich nach der Arbeit im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Dabei wollte er doch alles entschieden haben, wenn Geeta Samstagnachmittag wiederkam. Nur daraus wurde anscheinend nichts mehr. Schnaufend stand er auf und machte sich auf den Weg ins Bad, um zur Entspannung eine heiße Dusche zu nehmen. Er hatte sich gerade ausgezogen und das Wasser angestellt, als er hörte, dass es an der Tür läutete. Zuerst wollte er es ignorieren, da er keine Lust hatte, mit jemandem zu sprechen, doch als der Besucher erneut klingelte und anscheinend nicht aufgeben wollte, warf Abhay sich genervt seufzend einen Bademantel über und ging zur Tür. Er traute seinen Augen nicht (1), als er in Sonas lächelndes Gesicht schaute.
 

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[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Sona strich sanft mit ihrem Zeigefinger über Abhays Brust, während sie auf eine Antwort wartete. Doch als keine kam, sah sie auf und stellte fest, dass Abhay eingeschlafen war. Überrascht richtete sie sich auf und schaute ihn an. „Männer...“, murmelte sie mit einem Grinsen vor sich hin und stand dann auf, um sich etwas in der Wohnung umzusehen. Sie war geräumig und stilvoll eingerichtet. Alles war sauber und schien seinen festen Platz zu haben. Es war offensichtlich, dass hier eine Frau die Finger mit im Spiel hatte.

An der gegenüberliegenden Wand der Garderobe im Flur waren viele gerahmte Fotos aufgehängt. Sona ließ ihren Blick darüber schweifen und vermutete, dass es sich um Bilder von Freunden, der Familie und aus dem Urlaub handelte. Ein Bild (1) fiel ihr besonders auf. Sie betrachtete es genauer und musste zugeben, dass Abhay und Geeta wirklich ein sehr schönes Paar abgaben. Für einen Moment hatte sie Mitleid mit der betrogenen Frau, die auf diesem Bild so glücklich aussah, doch dann schüttelte Sona kurz den Kopf und verwarf ihren Gedanken wieder. Irgendetwas musste Abhay schließlich in seiner Ehe vermissen, ansonsten hätte er sich schließlich nie auf eine Affäre eingelassen.

Nachdem sie alle Fotos angesehen hatte, schlenderte sie zurück ins Wohnzimmer und platzierte sich wieder neben Abhay, der sich mittlerweile wohl im Tiefschlaf befand. Vorsichtig legte sie ihn hin, ließ seinen Kopf auf einem Kissen ruhen und legte sich dann neben ihn. Sie betrachtete ihn noch eine Weile, musterte seine entspannten Gesichtszüge und konnte nicht glauben, dass dieser umwerfende Mann tatsächlich etwas für sie empfand. Es fühlte sich gut an, neben ihm zu liegen und mit ihm gemeinsam einzuschlafen. Sie bettete ihren Kopf auf seiner Brust, kuschelte sich noch etwas dichter an ihn heran und schlief dann mit dem beruhigenden Schlagen seines Herzens im Ohr ein.
 

Abhay wurde am nächsten Tag durch das Klingeln seines Handys geweckt. Er öffnete langsam seine Augen und bemerkte verwundert, dass Sona neben ihm lag. Nichtsdestotrotz griff er nach dem Telefon und nahm ab. „Hallo Jaan, ich wollte dir nur sagen, dass ich gerade am Bahnhof angekommen bin und in ungefähr einer halben Stunde zu Hause sein werde.“, meldete sich Geeta am anderen Ende zu Wort. Vor Schreck über diese Nachricht richtete Abhay sich ruckartig und mit aufgerissenen Augen auf und warf dabei Sona mit einem lauten Poltern von der Couch. „In Ordnung, ich warte auf dich. Bis dann.“, gab er zurück und versuchte krampfhaft, seine Stimme normal klingen zu lassen. Dann legte er auf und richtete seinen Blick auf die am Boden liegende Sona. Sie rieb sich die Schulter und schaute ihn mit finsterem Blick an „Was war das denn gerade eben?! Ich hatte gehofft, ich würde etwas sanfter geweckt werden...“, murrte sie, doch Abhay achtete nicht auf ihre Worte. „Du musst gehen. Sofort!“, meinte er und stand hektisch auf, um ins Bad zu gehen und Sonas Kleidung zu holen. Sona lief ihm hinter her und schaute ihn fragend an. „Wieso das denn so plötzlich?“, wollte sie wissen. „Weil meine Frau gleich nach Hause kommt und ich keine Lust darauf habe, dass sie uns hier zusammen erwischt.“, gab er patzig zurück und drückte ihr ihre Sachen in die Hand. „Schnell, zieh dich an“ Völlig verdattert tat sie, was er sagte, meinte dann aber: „Du kannst mich doch jetzt nicht einfach so rauswerfen...!“ Eilig schob er sie vor sich her in den Flur, nahm ihre Jacke von der Garderobe und legte sie ihr unachtsam um die Schultern. „Doch kann ich.“, meinte er ungerührt. „Und jetzt geh bitte. Wir reden dann später.“ Mit diesen Worten öffnete er die Wohnungstür und drängte Sona hinaus. „Bis dann!“ Dann schloss er die Tür wieder und ließ eine völlig fassungs- und sprachlose Sona im Hausflur stehen.

Hektisch räumte Abhay das Wohnzimmer und das Bad auf, zog sich an und versuchte dann, sich wieder zu beruhigen. Er trank einen starken Tee und atmete tief durch. Dieser Stress war Gift für ihn und er wusste, dass das ein für allemal ein Ende haben musste. Es ärgerte ihn, dass er es wieder nicht geschafft hatte, mit Sona Schluss zu machen und stattdessen wieder ihren Reizen erlegen war.

Kurz darauf hörte er, wie ein Schlüssel ins Wohnungstürschloss gesteckt wurde und Geeta in die Wohnung trat.
 

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Abhay ging zu Geeta und nahm ihr ihr Gepäck ab. „Ich habe dich vermisst, Jaan.“, meinte sie und gab ihm einen kurzen Kuss. „Wie war deine Woche?“, fragte er und brachte ihren Koffer ins Schlafzimmer. Geeta machte sich in der Zwischenzeit einen Tee und erzählte, als Abhay sich zu ihr in die Küche setzte, von ihrem Aufenthalt bei ihrer Tante. Als sie anschließend nach seinem Befinden fragte, erwiderte er nur, dass es ihm gut ging und nichts weiter Aufregendes geschehen war. Dabei versuchte er, so normal wie möglich zu klingen, um sich nichts anmerken zu lassen. Ob es ihm gelang, konnte er schwer einschätzen, doch da Geeta daraufhin nicht weiter fragte, nahm er an, dass er erfolgreich gewesen war.
 

Sona saß am Rand einer großen Hauptstraße am Meer und starrte auf das Wasser. Sie was unglaublich wütend. Was dachte Abhay, wer er war? Sie war keine Puppe, mit der er spielen konnte, wann er wollte, um sie dann wieder fallen zu lassen, wenn er keine Lust mehr hatte. Sie hatte gehofft, dass er möglicherweise ein paar Gefühle für sie hatte, doch nach seinem Verhalten gerade eben zu urteilen, hatte sie wohl weit gefehlt.

Es fiel ihr schwer, doch unter diesen Umständen war sie sich zu schade, seine Affäre zu sein. Ihr war natürlich von Anfang an klar gewesen, dass sie sich auf einen verheirateten Mann einließ, doch mit einer so schlechten Behandlung hätte sie nie gerechnet – vor allem nicht von Abhay. Sie war enttäuscht und plötzlich spürte sie Tränen in ihren Augen aufsteigen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte. Erst jetzt wurde ihr schlagartig bewusst, in was sie sich da hinein geritten hatte. Sie hatte sich selbst zu einem Lustobjekt gemacht. Unter diesen Umständen schien es vollkommen verständlich, dass Abhay sie einfach herausgeworfen hatte. Sie war nicht mehr für ihn als eine Bettgespielin, mit der er seinen Spaß hatte und nicht mehr. Im Zweifelsfall würde er sich immer für seine Frau entscheiden.

Schluchzend verbarg Sona ihr Gesicht in ihren Händen. Sie begriff, dass sie alles falsch gemacht hatte. Sie hätte sich nie auf das Körperliche beschränken lassen sollen, doch nun war es zu spät und sie konnte nicht mehr zurück. Es gab nur noch einen Ausweg, um nicht noch mehr verletzt zu werden. Sie musste die Affäre beenden. Dieser Schlussstrich würde ihr sicher viel schwerer fallen, als ihm, doch es war nötig, denn das, was sie von ihm wollte, würde er ihr niemals geben können. Es war vermessen zu sagen, dass sie sich in ihn verliebt hatte, doch ihr Interesse an ihm ging schon über das einer Bettgeschichte hinaus. Da das aber nicht erwidert wurde, gab es nur eine Alternative und die würde sie durchziehen.

Entschlossen stand sie auf und machte sich auf den Weg in ihr Wohnheim. Dort angekommen, ließ sie sich vor Kiran nichts anmerken. Sie schwieg sich über den vergangenen Abend aus und auch darüber, dass Abhay sie heute Morgen einfach rausgeworfen hatte. Erst wollte sie mit ihm alles klären, bevor sie Kiran alles erzählte. Es fiel ihr zwar schwer, ihrer Freundin etwas zu verschweigen, doch sie hielt es im Moment einfach für das Beste.
 

Am darauffolgenden Montag hatte Sona eigentlich vorgehabt, mit Abhay zu sprechen, doch sie entschied sich anders – nämlich dafür, ihn zu ignorieren. Sie fühlte sich noch zu sehr gedemütigt, um mit ihm ein ordentliches Gespräch zu führen.

Abhay wollte sie nach ihrer Vorlesung zwar zur Seite nehmen, doch sie ging – ohne ihn eines Blickes zu würdigen – an ihm vorbei. Es fiel ihr zwar schwer, doch sie wusste, dass es so auf Dauer besser war.

In den nächsten Tagen versuchte Abhay noch mehrere Male, Sona beiseite zu nehmen, um mit ihr zu sprechen, doch sie ignorierte ihn jedes Mal und würdigte ihn keines Blickes. Er verstand nicht, was mit ihr los war und eigentlich hätte er froh darüber sein müssen, dass sie kein Interesse mehr an ihm zeigte, doch er musste sich eingestehen, dass es ihn eben doch wurmte. Er wollte schließlich mit ihr Schluss machen und nicht anders herum. Außerdem konnte er sich ihren plötzlichen Stimmungsumschwung beim besten Willen nicht erklären.
 

Als Abhay nach der Arbeit in der Stadt noch ein paar Einkäufe erledigte, kam er auch an einer kleinen Cafémeile vorbei. Als er willkürlich seinen Blick über die Menschen wandern ließ, die vor den Café saßen und die Sonne genossen, blieb sein Blick plötzlich an Sona hingen. Sie saß dort mit einem jungen Mann, den Abhay vom Sehen her aus der Uni kannte. Die beiden unterhielten sich angeregt und schienen sich prächtig zu amüsieren.

Aus einem Impuls heraus setzte Abhay sich ins gegenüberliegende Café, bestellte sich einen Kaffee und beobachtete die beiden. Dabei achtete er genau darauf, dass er freie Sicht auf Sona hatte – allerdings ohne dass sie ihn sehen konnte.

Sona schien sich hervorragend mit dem Jungen zu verstehen. Sie lachten viel und ihre Unterhaltung schien kein Ende zu finden. Zu seinem Bedauern konnte Abhay allerdings nicht verstehen, worüber sie redeten. Ab und zu nippte er an seinem Kaffee, doch eigentlich galt seine gesamte Aufmerksamkeit Sona. Er stellte bald fest, dass sie und der Junge sich offensichtlich nicht nur gut verstanden, sondern auch miteinander flirteten. Die Art, wie er sie ansah oder wie sie ihre Haare zurückstrich, war eindeutig und Abhay bemerkte, wie plötzlich Wut in ihm aufstieg. Kaum hatte Sona das Interesse an ihm verloren, suchte sie sich auch schon einen neuen – und dann auch noch so einen Milchbubi, wie Abhay fand.

Bald hielt er den Anblick der beiden nicht mehr aus, stürzte den Rest seines Kaffees hinunter und ging, nachdem er fahrig genügend Geld zum Begleichen seiner Rechnung auf den Tisch geworfen hatte. Eigentlich wollte er schnurstracks nach Hause, doch als er bemerkte, dass er noch ein paar Augenblicke brauchte, um sich zu beruhigen, setzte er sich auf eine Bank im nahegelegenen Park und atmete mehrmals tief durch. Er verstand die Welt nicht mehr. Endlich hatte er, was er wollte und nun war er plötzlich eifersüchtig?! Genervt schloss er die Augen und schnaubte. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
 

Als Abhay am nächsten Tag in die Uni kam, sah er schon von Weitem, dass Sona und der junge Mann zusammen am Eingang standen. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihn gar nicht bemerkten, als er an ihnen vorbei ging. Abhay biss sich auf die Unterlippe und versuchte, die Wut, die von Neuem in ihm aufstieg, zu unterdrücken. Er musste mit Sona reden – so schnell wie möglich.

„Sona, könntest du bitte noch kurz da bleiben? Ich muss etwas mit dir besprechen.“, meinte Abhay mit leicht erhobener Stimme, nachdem er seine Vorlesung beendet hatte und seine Studenten ihre Sachen zusammenpackten. Verwirrt schaute Sona sich um und meinte dann: „Also eigentlich habe ich keine Zeit. Ich...“ „Es dauert nicht lange...“, unterbrach er sie und ließ so keine Widerrede mehr zu. Geschlagen willigte sie ein und kam zu ihm vor ans Pult. Sie warteten so lange bis alle Studenten den Raum verlassen hatten, dann schloss Abhay die Tür. Sona beobachtete ihn dabei und ihr Herz begann plötzlich, schneller zu schlagen. Sie wusste nicht, was er vorhatte, doch seine plötzlich so entschiedene Art beunruhigte sie.
 

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Nachdem Abhay die Tür geschlossen hatte, ging er auf Sona zu und stellte sich neben sie ans Pult. Er verschränkte die Arme vor der Brust, atmete ein und lange wieder aus bis er schließlich meinte: „Hast du mir vielleicht irgendetwas zu sagen...?“ Er schaute sie durchdringend an, was sie verunsicherte. Ohne sich dies jedoch anmerken zu lassen, erwiderte sie: „... Nein, ich glaube nicht.“ Überrascht schaute Abhay sie an. „Du hast also nicht mit mir Schluss gemacht...?“, hakte er nach. „Schluss gemacht...?“, wiederholte sie. „Hatten wir denn eine Beziehung, die man hätte beenden müssen? So, wie du mich am Samstag rausgeworfen hast, kam ich mir eher vor, als wäre ich ein Spielzeug, das man benutzt, wenn man es braucht und ansonsten einfach wegwirft...“

Bei ihren Worten ging Abhay ein Licht auf. Das war also der Grund gewesen. Doch dieses Wissen brachte ihn nicht weiter, denn sie hatte Recht und das konnte er nicht leugnen.

„Also kann ich jetzt gehen, Professor?!“, fragte sie eher rhetorisch und wollte zur Tür gehen, doch Abhay griff schnell nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest. Er wusste nicht, was er sagen sollte, doch er wollte nicht, dass sie einfach so ging. „Ich... Es tut mir leid.“, brachte er hervor und schaute ihr fest in die Augen. Sona befreite sich daraufhin aus seinem Griff. „Das ist mir egal. Es ist besser für uns beide, wenn das hier vorbei ist. Du hast eine tolle Ehefrau, zu der du gehen solltest und...“, gab sie zurück, doch er unterbrach sie. „... und du hast diesen Typen...?!“ Herausfordernd schaute er sie an, doch sie seufzte nur und wollte sich nicht auf eine solche Diskussion einlassen. „Lass es einfach gut sein...“, meinte sie resignierend und wollte gehen, doch damit konnte und wollte er sich nicht zufrieden geben. Er hielt sie an der Schulter fest, drehte sie zu sich um und drückte sie gegen die Wand neben der Tür. Er presste seinen Körper gegen ihren, ließ eine Hand auf ihrer Hüfte ruhen und die andere an ihrer Wange. „Sona...“, flüsterte er und näherte sich ihren Lippen. Sonas Atem ging stoßweise. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie sehnte sich nach seinen Küssen, doch ihr war klar, dass es falsch war. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrem Mund und war versucht, nachzugeben, doch dann besann sie sich und drehte ihren Kopf weg. Dann schob sie ihn von sich weg und verließ fluchtartig und ohne ein weiteres Wort den Raum.

Perplex schaute Abhay ihr hinterher. Sein Herz schlug wie wild und er begriff nicht, was er da gerade getan hatte. Endlich hatte sie eingesehen, dass ihre Beziehung keinen Sinn hatte und nun versuchte er, sie vom Gegenteil zu überzeugen? Er verstand sich selbst nicht mehr. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und ließ sich langsam daran auf den Boden sinken. Mehrmals atmete er tief durch, um sich zu beruhigen, doch das half wenig.

Nach einer Weile stand er jedoch auf, nahm seine Sachen und ging.
 

Schwer atmend lehnte sich Sona an einen Baum vor ihrem Wohnheim. Sie war den gesamten Weg hierher gerannt und war nun vollkommen außer Atem. Sie fühlte sich hundsmiserabel. Was war plötzlich in Abhay gefahren? Immer hatte er sich gegen sie gewehrt und nun wollte er sie nicht gehen lassen? Das ergab doch gar keinen Sinn. Und dass er von dem „Typen“ – Sharman – angefangen hatte, fand sie noch seltsamer. War Abhay etwa eifersüchtig?

Die ganze Sache erschien ihr unnötig kompliziert. Als sie von ihm etwas wollte, hatte er sich gesträubt und nun war es genau umgekehrt. Doch sie hatte ihre Entscheidung getroffen und sie würde stark bleiben. Etwas anderes kam für sie nicht in Frage. Wie sie schon zu Abhay sagte: Es war für beide das Beste.

In den nächsten Tagen hatte Abhay keine Gelegenheit mehr, allein mit Sona zu sprechen. Immer hatte sie jemanden bei sich. Ob es nun Kiran war oder eine andere Freundin – doch meistens Sharman. Abhay hatte herausgefunden, dass er Taruns Vorlesungen besuchte und somit seinen Namen in Erfahrung gebracht. Er verstand einfach nicht, was Sona an ihm fand. Und jedes Mal, wenn er die beiden zusammen sah, wurde er wütender. Wie konnte sie ihn einfach so fallen lassen?! Ihm war bewusst, dass er sie wirklich sehr schlecht behandelt hatte und es tat ihm tatsächlich leid, doch er fand einfach keine Möglichkeit, noch einmal mit ihr darüber zu reden. Er wollte das Problem aus der Welt schaffen und ihr zeigen, dass er es wieder gut machen wollte, doch sie schien daran keinerlei Interesse zu haben. Ihm fiel es jedoch schwer zu glauben, dass sie ihn so schnell hatte vergessen können.
 

„Jetzt hab dich nicht so. Der Prof macht diese Party jedes Jahr und es war bis jetzt jedes Mal der Höhepunkt des Jahres.“, meinte Sharman begeistert und versuchte so, Sona zu überreden, ihn zu begleiten. Er redete von der Party, die Tarun jedes Jahr für die Belegschaft seiner Fakultät und für seine Studenten gab.

Sona zögerte, denn sie hatte zwar Lust hinzugehen, doch die Tatsache, dass ganz sicher auch Abhay mit seiner Frau dort anwesend sein würde, gefiel ihr weniger. Da Sharman allerdings nicht locker ließ, willigte sie schließlich etwas widerwillig ein.

Als sie abends im Bett lag, dachte sie noch einmal über die bevorstehende Party nach. Sie befürchtete, dass Abhay erneut versuchen würde, mit ihr zu sprechen, denn ihr war nicht entgangen, dass ihm noch immer etwas auf der Seele brannte und er die gesamte Woche über probiert hatten, an sie heranzukommen. Dann erinnerte sie sich allerdings daran, dass er sicher mit seiner Frau zur Party kommen würde und es somit keine Möglichkeit zu einem Gespräch geben würde. So schob sie also ihre Bedenken beiseite und schlief schließlich ein.
 

„Nein, du wirst hingehen.“, beharrte Geeta und setzte sich in ihrem Bett auf. „Es bringt doch nichts, wenn du jetzt hier bleibst. Ich werde sowieso die ganze Zeit schlafen.“ Abhay seufzte und musterte seine erkältete Frau argwöhnisch. „... Und wenn es dir plötzlich schlechter geht?!“, hakte er nach. Geeta verleierte die Augen. „Jaan, ich habe bloß eine Erkältung und ein bisschen Kopfschmerzen. Ich werde das überleben.“, erklärte sie ihm und tätschelte seine Wange. Abhay nahm ihr Hand und küsste ihre Handfläche. „Na gut, ich gehe hin... Aber du rufst sofort an, wenn etwas ist, okay?“ Sie nickte. „Ja. Und jetzt verschwinde!“ Abhay gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, deckte sie zu und verließ dann das Zimmer.

Anschließend machte er sich auf den Weg zu Taruns Party. Er ging zu Fuß, da es nicht allzu weit war. Er bedauerte es, dass Geeta plötzlich krank geworden war und nun nicht mitkommen konnte, denn er hätte sie gern seinen Kollegen vorgestellt. Das hatte sich jetzt jedoch leider erledigt.

Schon von Weitem konnte Abhay sehen, dass die Party bereits in vollem Gange war. Zu seinem Erstaunen stellte er jedoch fest, dass auch Studenten da waren. Er stellte fest, dass er das anscheinend überhörte hatte, als Tarun ihn eingeladen hatte. Sofort schoss der Gedanke, dass Sona dann möglicherweise auch da sein würde, in seinen Kopf und er betrat mit klopfendem Herzen das Haus.

Als erstes machte Abhay sich auf die Suche nach Tarun. Er fand ihn im Kreise von ein paar Kollegen und Preeti auf der Terrasse. Als Tarun Abhay sah, kam er sofort zu ihm, um ihn herzlich zu umarmen. Dabei stellte Abhay fest, dass sein Freund nicht mehr ganz so nüchtern war, wie es sich vielleicht für einen Gastgeber gehört hätte. Sein Blick fiel auf Preeti, die ihn nur hilflos und kopfschüttelnd anlächelte. Abhay nickte daraufhin verstehend und löste sich aus der Umarmung. „Arre, Yaar, wo ist denn deine bezaubernde Geeta?“, wollte Tarun wissen und schaute sich suchend und mit glasigem Blick um. „Sie hat sich leider erkältet und wollte lieber zu Hause bleiben, um sich auszuruhen. Ich soll aber allen hier schöne Grüße bestellen“, erklärte Abhay, woraufhin Tarun scharf Luft durch seine Zähne einsog. Er beugte sich näher zu Abhay herüber und flüsterte: „Yaar, das ist ganz schlecht, denn deine liebe Sona ist auch hier...“ Abhay horchte bei seinen Worten auf. „Halt dich am besten fern von ihr. Sie ist sowieso mit Begleitung da...“, fügte Tarun etwas lallend hinzu und schenkte ihm noch einen vielsagenden Blick, bevor er sich wieder Preeti und seinen Kollegen widmete.

Abhay nickte noch freundlich in die Runde und schaute sich dann unauffällig nach Sona um. Es dauerte nicht lange, bis er sie entdeckt hatte. Wie Tarun schon sagte, war sie in Begleitung und wie Abhay vermutet hatte, war es natürlich Sharman. Die beiden standen in einer Gruppe zusammen mit anderen Studenten und unterhielten sich. Abhays Herz schlug schneller, als er seinen Blick über ihren Körper wandern ließ. Sie sah einfach umwerfend aus.

Als ob sie seinen Blick hatte spüren können, drehte sie sich plötzlich um und schaute ihm direkt in die Augen. Sie schien darüber allerdings überraschter zu sein als er und wandte sich nach wenigen Augenblicken wieder von ihm ab. Abhay wusste nicht, was er davon halten sollte, doch da er im Moment sowieso nicht an sie herankam, beschloss er, sich ein wenig unter die Leute zu mischen und zu schauen, ob er später vielleicht mehr Glück haben würde.

Sona fühlte sich angespannt. Abhay schien allein gekommen zu sein und das gefiel ihr gar nicht. Sie musste nun also darauf achten, immer in Sharmans Nähe zu bleiben, damit er sie nicht ansprechen konnte.

So weit verlief der Abend dann auch ganz ruhig. Abhay führte einige gute Gespräche mit Studenten und Kollegen, behielt dabei jedoch immer Sona im Auge, die sich allerdings nie mehr als zwei Meter von ihrem Begleiter entfernte. Sharman fasste dies jedoch ganz anders auf, als es gemeint war. Er war schon längere Zeit mit Sona befreundet, doch neuerdings fand er immer mehr Gefallen an ihr. Und ihr Verhalten ließ ihn darauf schließen, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte.

Irgendwann fasste er sich ein Herz, nahm sie an der Hand und führte sie in eine ruhigere Ecke des Hauses. Sie stand mit dem Rücken zur Wand und schaute ihn erwartungsvoll an, da sie nicht ganz wusste, worauf das hier hinauslaufen sollte. Als er allerdings seine Arme links und rechts neben ihr an der Wand abstützte und immer näher kam, ging ihr ein Licht auf. „Sharman, was...?“, begann sie, doch er unterbrach sie, indem er sanft mit seinem Daumen über ihre Unterlippe strich. In Sonas Kopf arbeitete es wie wild, denn eigentlich mochte sie ihn wirklich, doch wo er ihr plötzlich so nah war, musste sie die ganze Zeit an Abhay denken. Ihr war nicht wohl dabei, sich auf ihn einzulassen, wenn noch jemand anderer in ihrem Gehirn herumgeisterte. Ohne ein weiteres Wort drückte sie ihn langsam wieder von sich weg, schenkte ihm einen entschuldigenden Blick und ging. Mit hämmerndem Herzen war sie gerade auf dem Weg nach draußen, als sie plötzlich jemand am Handgelenk packte und in ein Zimmer hineinzog.
 

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Erschrocken keuchend wurde Sona in das Zimmer hineingezogen. Als sie hörte, wie hinter ihr die Tür verschlossen wurde, drehte sie sich um und stellte erschüttert fest, dass es sich bei ihrem vermeintlichen Angreifer um Abhay handelte. Nachdem er abgeschlossen hatte, drehte er sich um und kam langsam auf sie zu. Sein Blick fixierte sie und er schien aufgebracht zu sein. Als er immer näher kam, machte sie unwillkürlich einen Schritt zurück.

„Abhay, was soll das hier werden?“, fragte sie und musterte ihn argwöhnisch. Ohne auf ihre Worte einzugehen, stellte er ihr eine Gegenfrage: „Wieso tust du das?“ Sona legte ihre Stirn in Falten und wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Ich kann verstehen, dass du verletzt bist, weil ich dich so mies behandelt habe, aber musst du deswegen gleich mit mir Schluss machen und dir einen anderen suchen?“, wollte er wissen und kam weiter auf sie zu. Sie schüttelte allerdings nur mit dem Kopf. „Es ist besser, wenn wir uns nicht mehr treffen, das habe ich eingesehen. Unsere Affäre hat uns beide nur kaputt gemacht...“, antwortete sie. „Und ich habe mir keinen neuen gesucht. Sharman ist...“ Doch sie wurde jäh unterbrochen, als Abhay sie plötzlich packte und sie gegen die Wand hinter ihr drückte. „Lüg mich nicht an! Ich habe euch beide doch gerade gesehen!“, meinte er ungehalten. Sona starrte ihn erschrocken an, doch sie wollte sich nicht einschüchtern lassen. „Wenn du uns wirklich gesehen hättest, hättest du sicher auch bemerkt, dass ich ihn weggestoßen habe...“, gab sie zurück, ärgerte sich im selben Moment jedoch darüber, dass sie ihm das erzählte, denn eigentlich ging ihn das doch überhaupt nichts an.

Langsam lockerte sich sein Griff und auch sein Blick wurde weicher, was Sona aufatmen ließ. Er legte seine Hand an ihren Hals und strich sanft mit seinem Daumen über ihre Wange, während seine Augen zu ihren Lippen wanderten. Seine Berührung ließ Sona schwerer atmen und ein heißer Schauer durchfuhr ihren Körper, doch sie riss sich zusammen und schaffte es, sich aus seinem Griff zu befreien. „Das hat doch keinen Sinn... Es ist Schluss, Abhay...“, meinte sie, auch wenn es ihr schwer fiel. Sie wollte sich gerade zum Gehen umdrehen, als er sie erneut festhielt. Er zog sie an sich und schaute ihr fest in die Augen. „... nur ein letztes Mal...“, flüsterte er mit flehendem Ton und senkte seinen Kopf, um ihren Hals zu küssen. „Nein...“, gab sie atemlos zurück und legte ihre Hände auf seine Schultern, um ihn wegzudrücken, doch bald gab sie ihre Abwehrhaltung auf und genoss seine weichen Lippen auf ihrer Haut (1).

Abhay zog sie näher an sich heran und hob sie hoch, um sie auf die Tischtennisplatte zu setzen, die im Raum stand. Dabei bemerkte sie erst jetzt, dass sie sich anscheinend in Taruns Freizeitraum befanden. An den Wänden waren überall Regale angebracht, auf denen Urkunden und Pokale standen. Plötzlich fühlte sie sich unwohl dabei, sich an diesem Ort mit Abhay zu vergnügen. „Abhay, halt... Nicht hier... Bitte...“, brachte sie hervor, doch Abhay schien nicht im Traum daran zu denken, darauf einzugehen. Er war bereits eifrig dabei, sie ihrer Kleidung zu entledigen und konnte dabei kaum noch an sich halten. Dann beugte er sich über sie – sodass sie sich hinlegen musste – und vertiefte sich in einem innigen Kuss mit ihr. Sona seufzte auf, als sie seine Lippen an ihren Brustwarzen spürte. Er liebkoste und massierte ihre Brüste und ließ Sona damit jede Bedenken vergessen.

Nachdem er seine Hose geöffnet und sich ihr und seiner Boxershorts entledigt hatte, drang er ganz langsam in Sona ein. Er genoss das Gefühl und wollte es möglichst lange auskosten. Als Sona stöhnte, sich unter ihm aufbäumte und ihre Beine um seine Hüften schlang, um ihn näher an sich zu drücken, erregte ihn das nur umso mehr. Erst als er vollkommen mit ihr vereint war, begann er langsam, in sie zu stoßen. Tief und lustvoll. Seine Bewegungen machten Sona beinahe wahnsinnig. Sie wusste nicht, wo ihr der Kopf stand und ihr gesamter Körper kribbelte vor Spannung. Als Abhay sich zu ihr beugte, um sie zu küssen, legte sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn fest an sich. Er bewegte sich weiter in ihr, während er sich erneut ihren Brüsten widmete. Plötzlich allerdings überkam es ihn und er merkte, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. Er richtete sich wieder auf, nahm Sona an den Hüften und stieß immer schneller in sie. Er keuchte, sein Puls raste und er hatte beinahe seinen Höhepunkt erreicht, als plötzlich die Klinke der Zimmertür heruntergedrückt wurde. Sona und Abhay fuhren wie vom Donner gerührt zusammen und schauten wie erstarrt zur Tür.
 

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Wie gebannt starrten die beiden zur Tür und waren vor Schock unfähig, sich zu bewegen. In diesem Moment fiel Abhay jedoch plötzlich wieder ein, dass er in weiser Voraussicht die Tür abgeschlossen hatte. Als die Klinke noch mehrmals ohne Ergebnis heruntergedrückt wurde, lösten die beiden sich aus ihrer Starre und trennten sich voneinander. Abhay reichte Sona eilig ihre Kleidung und machte sich dann daran, sich seine Hose wieder richtig anzuziehen.

„Abhay, Yaar, bist du da drin?!“, hörten sie Tarun rufen, während sie weiter dabei waren, ihre Kleidung zu richten. Als sie schließlich damit fertig waren, ging Abhay zur Tür und öffnete sie nachdem er noch ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. „Yaar, was gibt es denn?“, fragte er so lässig wie es im Moment für ihn möglich war. „Sag mal, wieso schließt du denn hier zu?! Ich wollte dich...“, begann Tarun, doch dann wanderte sein Blick an Abhay vorbei zu Sona, die noch immer an der Tischtennisplatte stand. Daraufhin schien ihm ein Licht aufzugehen und er lehnte sich zu Abhay herüber. „Yaar... was habt ihr hier gemacht?“, raunte er ihm zu, doch Abhay winkte ab. „Wir haben nur noch einmal miteinander geredet...“, log er, doch Tarun musterte ihn und Sona nur misstrauisch und schüttelte dann mit vielsagendem Blick den Kopf. „Ihr solltet wirklich vorsichtiger sein... Das nächste Mal bin es vielleicht mal nicht ich, der euch erwischt...“ Dann drehte er sich um und ging.

Abhay schloss die Augen und atmete aus. Dann machte er die Tür wieder zu und drehte sich zu Sona um, die ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen hatte und vor sich auf den Boden starrte. Als er auf sie zuging, meinte sie: „Ich kann das nicht... Ständig diese Heimlichkeit und die Angst, erwischt zu werden... Auch wenn das anfangs noch aufregend war... Ich kann das einfach nicht mehr...“ Abhay stellte sich vor sie und schloss sie in seine Arme. Er wusste, dass sie Recht hatte, doch es gab keine andere Alternative. Während Sona sich an ihn schmiegte und ihre Arme um ihn legte, gab er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, doch eine Antwort hatte er nicht für sie.

„Ich habe dir ein vollkommen falsches Bild von mir vermittelt...“, meinte sie plötzlich. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, aber ich bereue es, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe. Das hätte alles nie passieren dürfen...“ Sie löste sich aus seiner Umarmung und schaute ihn unvermittelt an. „Du weißt genauso gut wie ich, dass das mit uns beiden keinen Sinn hat. Mir ist bewusst, dass du mit mir Schluss machen wolltest. Ich hätte das nicht immer und immer wieder verhindern sollen, doch jetzt kann ich es nicht mehr ändern und so beende ich nun die Sache...“ Abhay war klar, dass Sona mit jedem ihrer Worte vollkommen Recht hatte, doch das wollte er nicht hören. Sie schien seine Gedanken zu erahnen und wollte wissen: „Wieso wehrst du dich plötzlich dagegen? Nur weil du mich dann nicht mehr haben kannst? Ist das der Reiz?! Willst du dafür wirklich alles aufs Spiel setzen?“ „Ich weiß es doch selbst nicht!“, entfuhr es ihm plötzlich. „Ich will weder dein noch mein Leben zerstören, aber ich schaffe es einfach nicht, von dir loszukommen... Du ziehst mich an, wie das Licht die Motten...“ Während er sprach, legte er eine Hand an ihre Wange und schaute sie liebevoll an. Sona schloss die Augen und seufzte leise, denn andersherum war es genauso, doch im Gegensatz zu ihm schien sie stark genug zu sein, um das zu verdrängen.

„Und wie soll es jetzt weitergehen?“, wollte Abhay nach einer Weile wissen. Sona schaute ihm fest in die Augen. „Ich habe dir gesagt, wie ich mich entschieden habe... und dabei bleibt es auch.“, erwiderte sie schweren Herzens und wandte sich dann zum Gehen. Abhay wollte gerade protestieren, doch dann überlegte er es sich anders und schwieg. Kurz bevor Sona den Raum verließ, blieb sie noch einmal kurz stehen und drehte sich um. „Es tut mir wirklich leid...“, meinte sie leise und ging.

Abhay starrte noch eine Weile auf die geöffnete Tür, durch die Sona verschwunden war, bevor er sich auf die Tischtennisplatte sinken ließ, die Augen schloss und tief durchatmete. Er wollte sich wirklich mit Sonas Entscheidung abfinden, doch sein Herz und sein Verlangen nach ihr kämpften dagegen an und schienen zu gewinnen.

Die nächsten Tage und Wochen waren für Abhay kaum noch auszuhalten. Er wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand und es wurde immer schlimmer. Er versuchte, Sona zu meiden, doch er konnte nicht verhindern, dass er mitbekam, wie das Verhältnis zwischen ihr und Sharman scheinbar – und entgegen ihrer Aussage – doch immer enger wurde. Es machte Abhay rasend, wenn er daran dachte, dass die beiden möglicherweise ein Paar werden würden. Doch er schaffte es, sich bestmöglich zusammenzureißen und sich nichts anmerken zu lassen – auch wenn sein Inneres tobte.

Auf der anderen Seite wurde er von den Schuldgefühlen gegenüber Geeta beinahe aufgefressen. Er schaffte es kaum noch, ihr in die Augen zu sehen oder ihren Blicken standzuhalten. Er hasste sich für seine Untreue und dafür, dass er einfach nicht den Mut aufbrachte, sie ihr zu gestehen. Sie hatte es nicht verdient, so schlecht behandelt zu werden – und genau das war auch einer der Hauptgründe für sein Schweigen. Geeta war eine ehrbare und wundervolle Frau, Untreue würde sie niemals verzeihen. Eine Scheidung wäre somit unumgänglich, doch damit wäre ihr Ansehen dahin. Das wollte Abhay ihr unter keinen Umständen zumuten. Andererseits jedoch hatte sie auch ein Recht auf die Wahrheit, um dann selbst über ihre Zukunft entscheiden zu können.
 

Auch Sona ging es nicht viel besser. Sie hatte eine Aussprache mit Sharman geführt, wo sie sich für ihr abweisendes Verhalten ihm gegenüber entschuldigt und erklärt hatte. Er war ihr jedoch nicht böse gewesen, denn er sah ein, dass er sie überrumpelt hatte. Und so beschlossen sie, es langsamer angehen zu lassen, um zu schauen, was sich entwickeln würde.

Sona meinte es ehrlich, denn sie mochte Sharman wirklich, doch ihr war klar, dass er niemals an Abhay heranreichen würde. Er war für sie zum Idealbild geworden und es fiel ihr schwer, nicht an ihn zu denken. Nichtsdestotrotz versuchte sie es natürlich, doch wenn sie mit Sharman zusammen war, hatte sie das Gefühl, dass irgendetwas fehlte. Der Funke wollte einfach nicht vollständig überspringen – egal, wie sehr sie es auch versuchte.
 

Schließlich waren die Semesterferien da. Abhay konnte es nicht mehr erwarten, endlich vor den ganzen Sorgen zu fliehen und in den Urlaub zu fliegen. Geeta und er entschieden sich für eine zweiwöchige Reise nach Singapur, um dort die Sonne zu genießen und auszuspannen. Sie unternahmen viel zusammen, gingen essen, lagen am Strand oder schauten sich Sehenswürdigkeiten an. Diese Zeit mit Geeta tat Abhay gut und sein Gedankenwirrwarr wurde langsam immer klarer. Er liebte seine Frau und wollte sein Leben mit ihr verbringen –das wurde ihm noch einmal in aller Deutlichkeit klar. Und so gab es nur einen Ausweg: Er musste seinen Job kündigen, um somit Abstand zu Sona zu gewinnen und endlich von ihr loszukommen. Auch wenn es ihm schwer fiel, so war es doch die einzige Möglichkeit, seine Ehe noch zu retten. Durch diesen endgültigen Schlussstrich, den er vorhatte zu ziehen, beschloss er auch, Geeta nichts von seiner Untreue zu erzählen. Es war schließlich vorbei und er wollte ihrer beider Leben nicht wegen diesem dummen Fehltritt ruinieren. Ihm war bewusst, dass das mehr als selbstsüchtig war, doch er hielt es schließlich doch für das Beste.

Die beiden lagen gerade auf ihren Handtüchern am Strand und genossen die Sonne, als Geeta plötzlich meinte: „Wann willst du es mir eigentlich sagen...?“ Bei ihren Worten setzte Abhays Herzschlag für einen Moment aus und er fühlte sich unfähig, auch nur ein Wort herauszubringen. Mit rasendem Puls drehte er langsam seinen Kopf in ihre Richtung und schaute in ihr erwartungsvolles Gesicht.

„Was meinst du?“, fragte Abhay und hoffte inständig, dass Geeta seinen Schock nicht mitbekommen hatte. Sie setzte sich daraufhin auf und rückte näher an ihn heran. „Was ich meine?“, wiederholte sie. „Abhay, ich bin nicht dumm. Ich sehe doch, dass du in letzter Zeit ständig abwesend bist. Irgendetwas beschäftigt dich. Was ist es? Du weißt doch, dass du mit mir darüber reden kannst...“ Bei ihren Worten entkrampfte sich Abhays Körper wieder und er atmete tief durch. „Ich...“, begann er und sah darin die perfekte Gelegenheit, sie über seine Kündigungspläne zu informieren. „Es ist die Arbeit. Ich finde keinen guten Rhythmus und ich fühle mich dort auch nicht sehr wohl... Deswegen...“ „Wirklich? Aber ich dachte, dir gefällt es dort so gut...“, warf Geeta ein, woraufhin Abhay fortfuhr. „Eigentlich ja auch schon, aber ich habe das Gefühl, das irgendetwas Wichtiges fehlt. Auf Dauer sehe ich dort keine Zukunft für mich... Wenn wir wieder zurück sind, werde ich meine Kündigung einreichen.“ Geeta musterte ihren Mann aufmerksam und meinte dann: „Bist du sicher, dass du das wirklich willst? Ich meine, du hast anfangs so von der Uni geschwärmt und jetzt...“ Abhay nickte, auch wenn es ihm eigentlich das Herz zerbrach, denn er liebte diesen Job. Er sah jedoch keine andere Möglichkeit, um die Sache mit Sona ein für alle mal zu beenden. „Ja, ich bin mir sicher. Du hast ja gesehen, wie es mir in letzter Zeit ging... Und so schwer es mir auch fällt, ich muss daraus die Konsequenzen ziehen...“ Geeta nickte stumm und legte dann ihren Kopf auf seine Schulter. „Du hast Recht. Es wird dann wohl wirklich das Beste sein... Und hast du dich schon nach einer neuen Stelle umgesehen?“, wollte sie wissen, doch Abhay schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich werde sofort damit anfangen, wenn wir wieder zu Hause sind.“ Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, nahm sie in den Arm und wartete auf die Erleichterung – von der er dachte, dass sie sich einstellen würde – doch nichts geschah.
 

Sona glaubte, sich verhört zu haben, als am Anfang des nächsten Semesters bekannt gegeben wurde, dass Abhay seinen Dienst quittiert hatte. Den weiteren Ausführungen des Dekans und der Vorstellung ihres neuen Dozenten schenkte sie schon gar keine Aufmerksamkeit mehr. Der Schock saß zu tief. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, sie hatte Abhay während der Semesterferien vermisst und sich darauf gefreut, ihn endlich wiederzusehen. Sie hätte niemals erwartet, dass er kündigen würde. Die wildesten Gedanken schossen ihr durch den Kopf und sie fragte sich, ob er seiner Frau ihre Affäre gebeichtet und sie daraufhin seine Kündigung verlangt hatte oder ob er sie aus eigenem Antrieb eingereicht hatte.

Sona fühlte sich plötzlich so leer und beschloss nach der ersten Vorlesung, den restlichen Tag zu schwänzen. Kiran erzählte sie, dass sie starke Kopfschmerzen hatte und deswegen lieber zurück ins Wohnheim ging. Eigentlich hatte sie das auch tatsächlich vorgehabt, doch als sie auf dem Weg dorthin an einem Park vorbeikam, beschloss sie, sich ein wenig auf den Rasen zu legen und die Sonne zu genießen.

Es fiel ihr schwer, ihre momentane Gefühlslage in Worte zu fassen. Sie spürte vor allem eine große Leere und den unbändigen Drang, Abhay zu sehen und zu erfahren, wie es ihm ging. Da kam ihr plötzlich die Idee, mit Tarun zu reden. Wie sie es mitbekommen hatte, schien er Abhays bester Freund zu sein und somit war sie sich fast sicher, dass er von ihrer Affäre wusste.

Entschlossen stand sie auf und machte sich auf den Weg zurück zur Uni. Bei Taruns Vorbereitungsraum angekommen, atmete sie tief durch und klopfte schließlich an. Als sie ein dumpfes „Herein.“ hörte, öffnete sie die Tür und trat ein.

Tarun schien überrascht, als er sah, dass es Sona war, die geklopft hatte. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, begrüßte sie ihn höflich und sagte dann, ohne Umschweife, was sie wollte. „Professor, kann ich kurz mit Ihnen über Abh… ähm… Professor Kapoor sprechen?“ Tarun hob daraufhin die Augenbrauen, zeigte sich aber einverstanden und bot ihr einen Platz an. Sie setzte sich, atmete tief durch und meinte dann: „Ich wollte fragen, ob Sie wissen, aus welchem Grund er gekündigt hat. Ich...“ „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich habe ihm versprochen, nicht darüber zu sprechen.“, fiel Tarun ihr ins Wort. Sona nickte. „Das habe ich mir schon fast gedacht... Dann dürfen Sie sicher auch nicht sagen, wo er jetzt ist und was er arbeitet, hai na?!“ „Ganz genau.“, erwiderte Tarun, doch Sona wollte sich nicht so leicht abschütteln lassen. „Können Sie denn wirklich keine Ausnahme machen? Ich muss wirklich dringend mit ihm sprechen...“, versuchte sie ihn zu überzeugen, doch er blieb hart. „Miss Behl, hören Sie zu...“, meinte er und lehnte sich etwas weiter nach vorne in ihre Richtung. „Ich weiß, was für eine Verbindung Sie zu Abhay hatten und dafür werde ich Sie auch ganz bestimmt nicht verurteilen, keine Sorge. Aber so, wie ich das sehe, haben Sie das Ganze beendet. Wieso lassen Sie ihn dann nicht einfach in Ruhe sein Leben weiterleben? Er hat es nach ewigem Hin und Her endlich geschafft, von Ihnen loszukommen, also...“ Er brach ab, als er Sonas Gesichtsausdruck sah. Sie wirkte aufgewühlt und atmete schwer. „Es tut mir wirklich leid, aber ich kann einfach nicht...“, wollte Tarun sie etwas trösten, da er tatsächlich Mitleid mit ihr hatte, doch plötzlich stand sie auf und verabschiedete sich flüchtig von ihm. Sie war gerade an der Tür als Tarun meinte: „Er ist nach Hyderabad gezogen.“ Erstaunt drehte Sona sich noch einmal um und schaute Tarun an. „Aber das haben Sie nicht von mir...“, fügte er noch hinzu und widmete sich dann ohne ein weiteres Wort wieder seinen Unterlagen. Sona stand noch einige Augenblicke stumm an der Tür, bevor sie sie schließlich öffnete und ging.

Sie verließ eilig das Gebäude und rannte den gesamten Weg bis zu dem kleinen Park, in dem sie vorhin gesessen hatte. Keuchend ließ sie sich dort auf einer Bank nieder und spürte dann, wie sich langsam Tränen den Weg über ihre Wangen bahnten. Nun hatte sie Abhay also tatsächlich und endgültig verloren. Ja, sie war es gewesen, die ihre Affäre beendet hatte, doch dass er nun vollständig aus ihrem Leben verschwunden war, tat ihr furchtbar weh. Er fehlte ihr schon jetzt wahnsinnig und sie konnte sich nicht vorstellen, wie lange dieser Schmerz wohl dauern würde.

Sie hatte zwar Sharman, doch in Anbetracht ihrer Situation hielt sie es für falsch, eine wirkliche Beziehung mit ihm einzugehen. Egal, wie sehr sie ihn auch mochte, Abhay würde immer über ihm stehen. Erst wenn sie ihre Gefühle und ihre Sehnsucht nach Abhay überwunden haben würde, war wieder an eine neue Beziehung zu denken. Doch wie lange das dauern würde, vermochte sie nicht einzuschätzen.

Dass Abhay seine Stelle gekündigt und umgezogen war, fasste sie als ein eindeutiges Zeichen an sie auf und so beschloss sie, jegliche Gefühle an ihn zu verdrängen und sich auf ihr Studium zu konzentrieren – in der Hoffnung, Abhay mit der Zeit schließlich vergessen zu können.
 

Abhay ließ sich erschöpft auf seiner Couch nieder. Er hasste umziehen und das war nun schon das zweite Mal in gerade einmal acht Monaten. Ihm und Geeta war es schwer gefallen, ihre Wohnung in Mumbai wieder aufzugeben, doch nachdem er eine Zusage für eine Stelle im Forschungszentrum in Hyderabad bekommen hatte, war ihre Entscheidung recht schnell gefallen. Natürlich bedauerten es beide wahnsinnig, ihre Freunde – allen voran Tarun und Preeti – wieder hinter sich lassen zu müssen, doch Geeta hatte Verständnis für Abhay und so unterstützte sie ihn in seinen Plänen und Vorhaben. Außerdem hoffte sie, dass ihr Leben dadurch wieder einfacher und Abhay wieder aufgeschlossener werden würde.

Seufzend ließ sie sich neben ihm auf der Couch nieder und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Als er sie daraufhin in den Arm nahm, kuschelte sie sich noch etwas näher an ihn und meinte dann: „Also wieder: Auf ein Neues...“

Geeta und Abhay gewöhnten sich sehr schnell in ihre neue Heimatstadt ein. Abhays Arbeitskollegen im Forschungszentrum kannten die beiden schließlich schon und so war es nicht schwer, diese alten Kontakte wieder aufleben zu lassen und die Bekanntschaften zu vertiefen.

Auch seine neue Arbeit machte Abhay Spaß, doch da er seine Lehrtätigkeit sehr vermisste, bewarb er sich auf die Stelle des Ausbildungs- und Praktikumsleiters, die er schließlich aufgrund seiner Berufserfahrung auch bekam. In dieser Position blühte er wieder vollends auf und war völlig in seinem Element. Das Anleiten und Unterrichten junger Menschen war seine Passion und er konnte sich als seinen Beruf nichts anderes vorstellen.

Trotz ihres neuen Lebens vergaßen Geeta und Abhay aber auch ihre alten Freunde Tarun und Preeti nicht. Wie sie es einrichten konnten, versuchten sie sich gegenseitig mindestens einmal im Vierteljahr zu besuchen. Geeta und Preeti telefonierten zudem noch wenigstens einmal pro Woche.
 

So verflog die Zeit und bevor sie sich versahen, waren bereits eineinhalb Jahre vergangen. Hyderabad war mittlerweile ihre Heimat geworden und sie fühlten sich wohl. Alles lief gut und es gab keinerlei Gründe zur Beschwerde. Nichtsdestotrotz fühlte Abhay noch immer eine gewisse Leere in sich - so, als ob etwas fehlte. Manchmal, wenn er abends mit seinem Wagen von Arbeit nach Hause fuhr, hielt er an einem kleinen See mitten in der Stadt an, setzte sich ans Ufer, schaute den Sonnenuntergang an und genoss die Ruhe. In diesen Momenten wanderten seine Gedanken oft unwillkürlich zurück zu Sona. Er hatte sich nie wirklich von ihr verabschiedet und er fragte sich, wie es ihr wohl ging. Sie war mittlerweile sicher schon lange mit Sharman zusammen, möglicherweise waren sie bereits verlobt. Es fiel ihm noch immer nicht besonders leicht, diese Tatsache zu akzeptieren, doch mittlerweile war es nicht mehr ganz so schwer. Die Zeit heilt alle Wunden, hieß es ja und das war auch richtig. Nach und nach verblassten die Erinnerungen an Sona und er war zuversichtlich, dass er bald vollkommen über sie hinweg sein würde. Seine Ehe mit Geeta verlief schließlich auch sehr harmonisch. Sie versuchten seit einiger Zeit, ein Kind zu bekommen, doch zu ihrer beider Bedauern klappte das leider nicht so, wie sie sich das vorstellten.

Als die Sonne schließlich untergegangen war, stand Abhay auf, klopfte sich das Gras von seiner Hose und ging zurück zu seinem Wagen, um den restlichen Heimweg anzutreten. Zu Hause wartete Geeta bereits mit dem Abendessen auf ihn. Sie gab ihm einen kurzen Begrüßungskuss und nahm ihm dann seinen Mantel ab. Beim Essen fragte sie ihn, wie sein Tag war, worauf er antwortet: „Morgen bekommen wir ein paar neue Praktikanten, also musste ich heute noch Papierkram erledigen und die Aufgaben vorbereiten. Nichts Aufregendes also...“

Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab und räumten die Spülmaschine ein. Anschließend gingen sie ins Wohnzimmer und schauten sich einen Film an. Sie fühlten sich wohl in ihrer vertrauten Zweisamkeit und gerade solche Momente waren es, die gerade für Geeta ihre Ehe zu etwas Besonderem machten. Abhay bot ihr Schutz und Wärme und dafür liebte sie ihn. Seit sie in Hyderabad lebten, verstanden sie sich so gut wie nie zuvor. Ihre Beziehung war inniger geworden und sie war dankbar dafür. Schließlich hatte sie dafür viel zurückstecken müssen – ihre Ehre, ihren Stolz, ihren Gerechtigkeitssinn. Das alles nur, um ihre Ehe zu retten und Abhay den größten und unverzeihlichsten Fehler zu vergeben, den er je hätte machen können – eine Affäre mit einer Studentin...

Abhay saß in seinem Büro und wollte gerade die Liste mit den Namen seiner neuen Praktikanten durchsehen, als ein Kollege anklopfte und ihm Bescheid gab, dass die Praktikanten bereits eingetroffen waren. Ohne einen weiteren Blick darauf, nahm er die Liste und folgte seinem Kollegen in den kleinen Beratungsraum, wo für gewöhnlich die Einführungen gegeben wurden. Abhay ging vorher noch schnell auf die Herrentoilette, um sein Äußeres (1) zu überprüfen – er wollte schließlich einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Anschließend ging er zum Beratungsraum, wo bereits ein Dutzend Praktikanten auf ihn warteten. Er begrüßte sie kurz und begann dann auch umgehend mit der Einführung, die allerdings bereits nach fünf Minuten unterbrochen wurde, als mit einem Mal die Tür aufgerissen wurde. Eine junge Frau, die Abhay nur allzu gut kannte, stürzte herein und war gerade dabei eine Entschuldigung herauszubringen, als sie bei seinem Anblick plötzlich erstarrte. Für einen endlos erscheinenden Augenblick schauten sich die beiden einfach nur an. Die Zeit schien in diesem Moment still zu stehen und Abhay war zu nichts anderem fähig, als Sona einfach nur anzustarren. Diese fand allerdings schnell ihre Besinnung wieder und murmelte eine verlegene Entschuldigung, bevor sie eilig in die letzte Reihe ging und Platz nahm. Er schaute ihr nach und stellte dabei fest, dass sämtliche Menschen im Raum ihn erwartungsvoll anstarrten. Daraufhin räusperte er sich und fuhr mit seiner Einführung fort – was ihm allerdings nur so gut gelang, weil er sie bereits so oft gehalten hatte. In Wahrheit raste sein Puls, sein Herz spielte verrückt und sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.

Er war heilfroh, als er mit seinem Vortrag fertig war und andere Kollegen die weitere Betreuung der Praktikanten übernahmen. Während alle den Raum verließen, blieb Sona noch auf ihrem Platz sitzen und kam erst dann nach vorn zu Abhay. Sie war mindestens genauso aufgeregt wie er und wusste nicht, was sie sagen sollte. Für einige Augenblicke sahen sie sich einfach nur an. „... ein Bart...?“, meinte Sona schließlich leise, um die unerträgliche Stille zwischen ihnen zu brechen. Sie legte ihre Hand an seine Wange und strich über seine Bartstoppeln. Ein schwaches Lächeln erschien auf seinen Lippen und er schloss kurz die Augen. Ihre Berührung brachte alle vergessenen Gefühle für sie wieder hervor und er spürte den unwiderstehlichen Drang danach, sie zu berühren. Doch er wollte und konnte dem nicht nachgeben. Stattdessen meinte er: „Du solltest zu den anderen gehen... Sonst verpasst du das Wichtigste...“ Sie nickte daraufhin nur, nahm ihre Hand von seiner Wange und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Kaum war sie gegangen, ließ Abhay sich auf seinen Stuhl sinken und atmete mehrmals tief durch. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wieso war Sona hier? Und wieso war sie noch so viel schöner (2) als er sie in Erinnerung hatte? Sie sah reifer aus, trug ihre Haare etwas länger und glatter und schien auf den ersten Blick erwachsener geworden zu sein. Diese Fakten trugen allerdings alles andere als dazu bei, dass sie auf ihn unattraktiver wirkte. Abhay fuhr sich resignierend mit den Händen über sein Gesicht. Ihm war nicht klar, was er jetzt tun sollte. Ob er mit ihr reden oder privaten Kontakt mit ihr meiden sollte. Er sah sich mit den gleichen Problemen konfrontiert, die er bereits vor zwei Jahren hatte und wieder wusste er keine Lösung. Seufzend stand er auf und ging zurück in sein Büro. Er konnte einfach nicht glauben, dass Sona wieder und wie aus dem Nichts in sein Leben getreten war. Am liebsten wäre er auf der Stelle nach Hause gegangen, doch das konnte er nicht. Außerdem tröstete er sich damit, dass die Praktikumszeit nur auf zwei Wochen begrenzt war und er diese Zeit schon irgendwie würde überleben können. Das hoffte er zumindest...
 

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Den restlichen Tag verbrachte Abhay in seinem Büro. Er brachte es einfach nicht fertig, herauszugehen und der Gefahr ausgesetzt zu sein, Sona zu begegnen. Aus diesem Grund blieb er auch länger als gewöhnlich auf Arbeit. Er wollte sicher gehen, dass bereits alle Praktikanten gegangen waren, wenn er sich auf den Heimweg machte.

Die Sonne war bereits untergegangen, doch er setzte sich trotzdem an den kleinen See in der Stadt, denn im Moment brauchte er so dringend eine kurze Auszeit wie schon lange nicht mehr. Das leise Rauschen des Wassers beruhigte ihn ein wenig und er schaffte es, ein paar klare Gedanken zu fassen. Auch wenn Sona sich verändert zu haben schien, hatte sie eine Eigenschaft beibehalten: das Zuspätkommen. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, als er daran dachte, wie sie schon bei ihrer allerersten Begegnung zu spät gekommen war.

Doch er sah ein, dass das Aufhängen an solch lächerlichen, kleinen Erinnerungen ihm auch keine Lösung brachte. Dann fiel ihm aber ein, dass sie mittlerweile doch höchstwahrscheinlich kein Interesse mehr an ihm hatte. Es war schließlich so viel Zeit vergangen und sie war noch jung und genoss ihr Leben sicher in vollen Zügen. Wieso sollte sie sich da also an ihren Gefühlen für ihn festklammern? Er wollte sich diese Überlegung einreden und zu seiner Realität machen, doch wenn er an die sanfte Berührung dachte, mit der sie seine Wange gestreichelt hatte, gelang ihm das kaum. Zudem bildete er sich ein, eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen gesehen zu haben, als sie ihn angeschaut hatte.

Resignierend schnaufte Abhay schließlich und stand auf, um endlich nach Hause zu fahren, denn Geeta machte sich sicher schon Sorgen, da er sonst nie so spät heimkam.
 

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Sona lag auf dem Bett ihres Hotelzimmers und starrte an die weiße Zimmerdecke. Natürlich hatte sie gewusst, dass Abhay in Hyderabad wohnte, doch dass er ausgerechnet in dem Forschungszentrum arbeitete, hätte sie nicht vermutet. Wobei ihr beim längeren Nachdenken allerdings bewusst wurde, wie nahe liegend das eigentlich gewesen wäre.

Als die Praktikumszeit ihres Studiums näher rückte, war für sie klar, dass sie sie im Forschungszentrum verbringen wollte, da ihr der erste Besuch dort in ihrem ersten Semester sehr positiv im Gedächtnis geblieben war. Dass sie dabei nun Abhay wieder treffen würde, hätte sie nicht gedacht – auch wenn sie sich widerwillig eingestehen musste, dass sie es insgeheim doch ein wenig gehofft hatte. Wo es jetzt jedoch wirklich so weit war, wusste sie nicht, wie sie damit umgehen sollte. Abhay sah beinahe verboten gut aus und dieser Bart ließ ihn noch viel männlicher erscheinen. Sie hatte einfach nicht anders gekonnt, als ihn zu berühren – auch um sich selbst zu versichern, dass das kein Traum, sondern die Realität war.

Seufzend stand Sona schließlich auf, um einen Schluck Wasser zu trinken. Dass Abhay versucht hatte, sie zu meiden, war ihr natürlich nicht entgangen. Aus diesem Verhalten schloss sie, dass er entweder noch immer etwas für sie empfand und es verdrängen wollte oder dass er Angst hatte, dass sie noch etwas für ihn empfand und über ihn herfallen könnte. Welche Möglichkeit wahrscheinlicher war, wusste sie nicht. Sie konnte sich auch nicht entscheiden, ob sie versuchen sollte, mit ihm zu reden. Ihr Innerstes sehnte sich danach, doch sie hatte Angst davor, was dann passieren konnte. Sie war zwar noch immer nicht über ihn hinweg, doch sie war nun bereits seit beinahe einem Jahr mit Sharman zusammen. Sie war glücklich mit ihm und er kümmerte sich gut um sie, doch sie wusste immer, dass etwas fehlte. Er wusste natürlich nichts von Sonas Affäre oder ihren Gefühlen für Abhay und so hatte er in letzter Zeit sogar begonnen, von Heirat zu sprechen. Sie war diesem Thema immer aus dem Weg gegangen, doch ihr war klar, dass sie sich bald entscheiden musste. Dass sie nun Abhay wieder getroffen hatte, machte ihr diese Entscheidung allerdings nicht leichter.

Resigniert zog sie schließlich ihre Schlafsachen an und legte sich ins Bett. Sie würde alles auf sich zukommen lassen und dann schauen, wie es weitergehen sollte.

Die nächsten Tage vergingen eher schleppend, doch Abhay schaffte es, Sona weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Er musste die Praktikanten zwar in ihren Aufgaben anleiten und ihnen bei Fragen zur Seite stehen, doch da der Zeitplan recht eng gehalten war, entstanden keine großen Pausen, wo private Gespräche hätten aufkommen können. Seine Mittagspausen verbrachte er zudem ausschließlich in seinem Büro.

Er sprach zwar mit Sona, doch nur um ihr bestimmte Sachen zu erklären oder wenn sie Fragen hatte. Als er ihr bei einem Versuchsaufbau half, streiften sich mehrmals zufällig ihre Hände. Allein diese winzigen, eigentlich unbedeutenden Berührungen reichten bei ihm allerdings schon, ein brennendes Verlangen danach zu entfachen, ihre weichen, zarten Hände auf seiner Haut zu spüren. Es kostete ihn unendliche Überwindung, sich Nichts anmerken zu lassen, doch er schaffte es. Niemand seiner Kollegen oder der Praktikanten ahnte, dass er und Sona sich bereits kannten – vor allem nicht, wie gut sie sich kannten.
 

Die erste Woche hatte er schließlich hinter sich gebracht und er war froh, nun schon die Hälfte hinter sich zu haben. Er war zuversichtlich, dass er diese eine verbleibende Woche auch noch irgendwie herumbekommen würde.

Das Wochenende verbrachte er mit Geeta. Samstag gingen sie in den Zoo und anschließend essen, Sonntag verbrachten sie faul auf der Couch. Dabei schmiedeten sie Pläne, wann sie denn das nächste Mal Tarun und Preeti besuchen fahren würden, da ihr letztes Treffen schon viel zu lange her war.
 

Am darauffolgenden Montag war Abhay einer der ersten im Gebäude. Er hatte nicht mehr schlafen können und da er sowieso noch ein paar Versuchsauswertungen durchsehen musste, traf sich das ganz gut. Er legte seinen Mantel und seine Tasche ab und machte sich als allererstes einen Tee. Während er wartete, dass der Tee durchzog, warf Abhay einen Blick aus dem Fenster, wo er zu seiner großen Überraschung Sona sah, die auf dem Weg ins Gebäude war. Schnell schaute er auf seine Uhr und stellte fest, dass noch eine gute halbe Stunde Zeit war bis die Praktikanten eigentlich hätten anfangen sollen – was also machte sie schon hier? Er schüttelte kurz den Kopf, um seine Gedanken zu verscheuchen und machte sich dann daran, seinen Tee fertig zu machen. Er goss sich einen Schluck Milch hinein und setzte sich dann an seinen Schreibtisch, wo er die bisherigen Praktikumsberichte aufschlug und anfing, sie durchzuschauen. Plötzlich hörte er allerdings Schritte auf dem Gang und er bemerkte, als er aufsah, dass er seine Bürotür nicht richtig geschlossen hatte. Kurz darauf kam auch schon Sona vorbei und hielt inne, als sie ihn an seinem Tisch sitzen sah. Langsam kam sie auf sein Büro zu und öffnete die Tür ein Stückchen weiter. Zögerlich blieb sie im Türrahmen stehen und biss sich auf die Unterlippe. Abhay beobachtete sie dabei und bemerkte, wie sein Atem plötzlich schwerer ging und sein Bauch anfing zu kribbeln. „Guten Morgen...“, meinte er schließlich und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln, was sie auch erwiderte. Als dann eine drückende Stille zwischen beide trat, fügte Abhay noch hinzu: „Schon so früh hier...?“ „Ja, ich wollte mich noch mit einer Freundin auf den heutigen Versuch vorbereiten und den kurz durchsprechen...“, antwortete Sona, woraufhin Abhay nickte. Wieder legte sich Stille über die beiden bis Sona schließlich all ihren Mut zusammennahm und plötzlich einen Schritt in den Raum hineintrat. „Abhay, ich...“, begann sie, doch plötzlich wurde sie am Handgelenk festgehalten. Eine junge Frau steckte ihren Kopf zur Tür herein und meinte: „Sona, da bist du ja! Ich warte schon seit fünf Minuten auf dich. Chalo!“ Noch bevor Sona etwas sagen oder sich wehren konnte, wurde sie auch schon von ihrer Freundin aus Abhays Büro gezogen.

Abhay schaute nur überrascht hinterher und wusste nicht, wie er diese Situation nun einschätzen sollte, denn Sona hatte eindeutig etwas zu ihm sagen wollen. Allein die Art, wie sie seinen Namen ausgesprochen hatte, ließ ihn erschaudern und vermuten, dass es sich um etwas Wichtiges handelte – etwas das sie beide betraf. Doch wollte er das wirklich wissen? Würde das sein Gefühlschaos nicht womöglich nur noch größer machen?

Er nahm einen Schluck seines Tees und konzentrierte sich wieder auf die Berichtshefter. Er wollte nicht weiter über Sona nachdenken. Es führte ja doch nur alles in eine Sackgasse und brachte ihn nicht weiter.

Sona hatte sich gerade auf eine Parkbank auf dem Gelände des Forschungszentrums gesetzt und wollte Mittagspause machen, als plötzlich ihr Handy klingelte. Sie war überrascht, als sie sah, dass auf dem Display Sharmans Name stand. Kaum hatte sie abgenommen, hörte sie auch schon seine aufgeregte Stimme am anderen Ende. „Meine Eltern haben ihr Einverständnis gegeben!“, sagte er, was Sona veranlasste, nachzufragen, was er denn meinte. „Oh, ja... ähm... Meine Eltern haben unserer Hochzeit zugestimmt.“, wiederholte er noch einmal verständlicher. Sona klappte bei seinen Worten die Kinnlade herunter und sie wusste nicht, was sie zu dieser Neuigkeit sagen sollte. Als er keine Antwort bekam, fügte Sharman hinzu: „Es tut mir leid, dass ich dich damit jetzt so überrumpelt habe und eigentlich hätte ich dir das auch nicht am Telefon sagen sollen, aber ich konnte einfach nicht mehr warten bis du am Samstag wieder da bist...“ Sie hatte die Nachricht zwar noch immer nicht verdaut, doch sie fand ihre Sprache wieder und meinte fassungslos: „Aber wieso...? Ich meine, wollten wir nicht noch warten...? Das kommt jetzt wirklich sehr plötzlich...“ Sharman gab ein zustimmendes Murren von sich. „Ich weiß, aber meine Eltern haben danach gefragt und als ich ihnen erzählt habe, dass wir darüber nachdenken, waren sie sofort begeistert... Ich habe ihnen auch gesagt, dass wir nichts überstürzen wollen...“ Er machte eine kleine Pause und meinte dann: „Fühl dich jetzt aber bitte nicht zu irgendetwas gedrängt. Im Gegensatz zu meinen Eltern kann ich noch warten... Aber wäre es zu viel verlangt, wenn ich wissen will, ob du wenigstens nicht vollkommen abgeneigt bist...?“ Sona wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie fühlte sich im Moment so überrumpelt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sollte sie jetzt wirklich die wahrscheinlich wichtigste Entscheidung einfach so übers Knie brechen? Sie brauchte unbedingt noch etwas mehr Bedenkzeit, vor allem da nun ihre Gefühle für Abhay erneut aufgewühlt wurden waren.

Sharman wartete am anderen Ende der Leitung geduldig auf eine Antwort bis Sona schließlich mit zögerlicher Stimme meinte: „Ich will und kann das wirklich nicht von jetzt auf gleich entscheiden... Bitte gib mir noch etwas Zeit... Eine Hochzeit ist eine zu wichtige Sache, als dass ich meine Entscheidung jetzt so übereilt treffen könnte...“ Sie hörte wie Sharman enttäuscht ausatmete. „Ja, du hast Recht... Lass dir Zeit und denk in Ruhe darüber nach. Wir reden dann, wenn du wieder da bist, okay?“ Erleichtert stimmte sie zu und legte auf nachdem sie sich verabschiedet hatten.

Aufgewühlt steckte sie ihr Handy zurück in ihre Handtasche und bemerkte dabei, dass sie nicht allein war. Als sie den Kopf hob, erschrak sie, denn es war Abhay der vor ihr stand und sie mit einem Blick anschaute, der ihr Schauer über den Rücken jagte. Sein Ausdruck war durchdringend und gleichzeitig war es unmöglich zu erraten, was er dachte. Sona schluckte schwer, da sie annahm, dass er ihr Gespräch mitgehört hatte. Ohne ein Wort zu ihm senkte sie ihren Blick, nahm ihre Tasche und ging. Sie wusste nicht, was sie zu ihm hätte sagen sollen und so hielt sie es für das Beste, einfach zu gehen. Abhay schaute ihr hinterher. Sein Herz schlug schnell und er atmete schwer. Sie wollte also tatsächlich heiraten? Eigentlich hatte er es sich ja denken können, doch diese Nachricht traf ihn jetzt doch härter als er gedacht hätte. Kopfschüttelnd ging er zurück in sein Büro.
 

Donnerstag war schließlich der letzte Tag, an dem die Praktikanten an ihren Projekten und Versuchen arbeiten konnten. Viele mussten länger bleiben, da sie es sonst nicht geschafft hätten. Auch Sona war eine von ihnen – am Ende war sie schließlich sogar die allerletzte. Abhay hatte ihr mehrmals angeboten, ihr zu helfen, doch das hatte sie jedes Mal dankend abgelehnt. Sie wollte ihr Projekt alleine durchziehen.

Als sie schließlich fertig war, atmete sie erleichtert durch und ließ sich in ihren Stuhl fallen. Es war bereits nach 20 Uhr und sie und Abhay waren die letzten im Haus. Ihm war das mehr als bewusst und er war sich nicht sicher, ob er das als ein Zeichen ansehen sollte.

Als er ihr schließlich half, alle Versuchsuntensilien wegzuräumen, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. „Du hast dich also verlobt?“, fragte er und schaute ihr dabei unverwandt ins Gesicht.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

In dieser engen Umarmung verweilten die beiden eine lange Zeit. Nach diesem intensiven Erlebnis gaben sie sich gegenseitig Halt und Wärme. Als sie sich schließlich doch langsam und etwas zögerlich voneinander lösten, wussten beide, dass es vorbei war. Sie hatten sich gegeben, was sie konnten und dabei all ihre Leidenschaft aufgebraucht. Es bereute jedoch keiner der beiden ihr Handeln. Es war einfach nötig gewesen, damit sie sich endgültig voneinander lösen konnten.

Ein letztes Mal musterten sie sich gegenseitig, um diesen Moment in ihre Gedächtnisse zu brennen und somit für immer festzuhalten. Anschließend reichte Abhay Sona ihre Kleidung und machte sich dann daran, sich anzuziehen. Während sie sich wieder herrichteten, fiel kein einziges Wort zwischen ihnen. Diese Stille war jedoch im Gegensatz zu vorhin keine angespannte, sondern eine wohlige Stille. Sie waren ein stummes Einverständnis eingegangen und nun gab es nichts mehr zu sagen. Natürlich standen noch unzählige ungeklärte Fragen im Raum, doch niemand hätte einen Nutzen daraus gezogen, wenn sie darüber noch stundenlang diskutiert hätten. Ihre Körper hatten sich alles gesagt, was sie zu sagen hatten und damit war das Kapitel in ihrem Leben beendet.

Gemeinsam verließen sie das Gebäude und gingen auf den Parkplatz, wo ihre Autos standen. Schweigend standen sie sich gegenüber und verfielen noch einmal in eine innige Umarmung. Dies war ihr Abschied. Sie würden sich zwar morgen noch einmal zur Auswertung des Praktikums wiedersehen, doch das hatte keine Bedeutung mehr. Der Schlussstrich wurde hier und jetzt gezogen und damit war es vorbei. Zaghaft suchten sich ihre Lippen ein letztes Mal, um sich in einem tiefen Kuss zu vereinen. Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, schauten sie sich noch einmal in die Augen und blieben noch eine Weile eng umschlungen stehen. Abhay legte seine Stirn an ihre und meinte mit leiser Stimme: „Ich wünsche dir alles Gute...“ Dann drückte er ihr noch einen liebevollen Kuss auf die Nasenspitze und löste sich von ihr. „Ich dir auch...“, gab sie zurück und lächelte. Langsam drehte sie sich um und ging zu ihrem Wagen.

Als Außenstehender hätte man den Eindruck gehabt, dass sich dort zwei Liebende voneinander verabschiedeten, doch sie beide wussten, dass sie sich nicht liebten. Ihre Gefühle füreinander waren andere. Es war eine unerklärbare Anziehung, die weder mit purem Verlangen noch mit wirklicher Liebe vergleichbar war. Sie hätten keine Worte dafür finden und es definieren können, doch es bestand schließlich auch keine Veranlassung dazu.

Sona fuhr mit ihrem Auto vom Parkplatz und verschwand in der hell erleuchteten Stadt. Abhay schaute ihr noch lange nach, obwohl sie schon längst nicht mehr zu sehen war. Er fühlte sich seltsam befreit und vor allem hatte er nun endlich Gewissheit darüber, was er wirklich wollte. Seine Liebe galt einzig und allein Geeta und er schwor sich, sie für den Rest seines Lebens auf Händen zu tragen. Er hatte sie belogen und betrogen, doch das wollte er wieder gut machen. Sie hatte das Beste vom Besten verdient und das wollte er ihr auch geben. Es tat ihm gut, diese Entscheidung endlich gefällt zu haben und so schloss er die Augen und atmete noch einmal ganz tief durch. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und drehte sich um, um zu seinem Auto zu gehen. Als er sich jedoch umgewandt hatte, blickte er in das ausdruckslose Gesicht seiner Frau.

Wortlos standen sie sich gegenüber und starrten sich gegenseitig in die Augen. Geetas Gesicht zeigte keinerlei Regung. Sie stand einfach nur ganz still da. In Abhay jedoch überschlugen sich unzählige Fragen. Was machte sie hier? Wie lange stand sie schon hier? Wie viel hatte sie mitbekommen? Sein Puls raste und er fühlte sich nicht in der Lage, auch nur ein Wort herauszubringen.

Geeta war schließlich diejenige, die das Schweigen brach. „War sie es?“, fragte sie tonlos, doch Abhay verstand nicht, was sie damit sagen wollte. „War sie das Mädchen von damals?“, wiederholte sie noch einmal und legte ihren Kopf leicht schräg. „Das... das Mädchen von damals...?“, fragte Abhay nach, da er noch immer unschlüssig war, was sie meinte. „Das Mädchen von Yogeshjis Geburtstagsfeier. Das Mädchen, mit dem du mich betrogen hast.“ Abhays Schädel fühlte sich bei ihren Worten plötzlich vollkommen leer an. Sie wusste es also? Geeta hatte es die ganze Zeit gewusst?!

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Geeta fuhr ihm dazwischen. „Lass uns nach Hause fahren.“, meinte sie ruhig und ging zu seinem Wagen. Wie betäubt folgte er ihr und stieg ein. Während der Heimfahrt hatte Abhay das Gefühl, sein Schädel würde explodieren. Unendlich viel Fragen hämmerten durch seinen Kopf, doch er bekam keine einzige zu fassen. Außerdem schlug ihm sein Herz bis zum Hals und seine Atmung ging vor schierer Aufregung sehr schwer. Ab und zu wanderte sein Blick zu Geeta herüber, die auf dem Beifahrersitz saß, doch sie schaute nur aus dem Fenster. Sie wirkte ruhig und überhaupt nicht aufgebracht, was Abhay wiederrum noch nervöser machte und durcheinander brachte. Aus ihrem Verhalten konnte er nur schließen, dass sie bereits eine Entscheidung getroffen hatte.
 

Als sie in ihrer Wohnung angekommen waren, nahm Geeta auf dem Sofa Platz und wartete bis Abhay sich ihr gegenüber auf den Sessel gesetzt hatte. Seine Hände schwitzten und er musste sich eingestehen, dass er Angst vor dem jetzt folgenden Gespräch hatte. Egal, wie es verlaufen würde, es würde ihre Beziehung und ihre Ehe tiefgreifend und für immer verändern.

„Also ist sie nun das Mädchen oder nicht?“, wollte Geeta wissen und schaute Abhay mit festem Blick an. Er konnte dem nicht Stand halten und schaute zu Boden. „Geeta, ich...“, begann er, doch sie unterbrach ihn. „Du brauchst nichts zu leugnen. Ich weiß davon. Ich weiß es, seit ich sie damals bei der Geburtstagsfeier zum ersten Mal gesehen habe.“, meinte sie mit fester Stimme, woraufhin Abhay sie schockiert anschaute. „... Wie...? Ich meine...“, brachte er hervor und spürte, wie sich langsam seine Kehle zuschnürte. „Ich kenne dich besser, als du wahrscheinlich glaubst. Ich weiß, welche Geste was bei dir bedeutet. Ich kann in dir lesen, wie in einem offenen Buch. Außerdem hing der Geruch ihres Parfums ständig an deiner Kleidung... Und auch das eine Mal in unserer Wohnung...“ Abhays Herz setzte bei ihren Worten einen Schlag aus. „Geeta, ich schwöre dir, ich habe nie vorgehabt, dich...“ „Das spielt keine Rolle mehr...“, schnitt sie ihm das Wort ab und senkte ihren Blick auf ihre Hände, die sie in ihren Schoß gelegt hatte. „Ich habe dich geliebt und das tue ich immer noch. Deswegen habe ich damals auch nichts gesagt und dir verziehen. Als wir dann umgezogen sind, kannte ich natürlich den wahren Grund dafür und ich war glücklich, dass du sie aufgegeben und dich doch noch für mich entschieden hast. Doch jetzt...“ Sie schwieg für einen Moment.“... jetzt kann ich nicht mehr. Ich hatte dir noch eine Chance gegeben, doch nun bist du doch wieder zu ihr zurück gegangen und hast mich erneut betrogen.“ Abhay spürte jeden einzelnen Nerv in seinem Körper, der angespannter nicht hätte sein können. Er wusste, was sie gleich sagen würde, doch er wollte es nicht wahr haben.

„Das ertrage ich nicht mehr...“, meinte sie und hob ihren Kopf, um ihrem Mann in die Augen zu sehen. Er stand daraufhin auf und kniete sich vor sie hin, während er ihre Hände in seine nahm. „Es ist vorbei, Geeta. Das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist. Unser erneutes Treffen war ein dummer Zufall und wir haben uns vorhin lebe wohl gesagt. Ich...“ „Das spielt keine Rolle mehr...“, gab sie zurück und entzog ihre Hände den seinen. „Du hast mein Vertrauen schon wieder missbraucht. Wie soll ich dir denn je wieder etwas glauben? Nein, Abhay... Ich will...“ „Nein. Gib mir nur noch eine Chance! Ich werde dir beweisen, dass ich es ernst meine. Ich liebe dich und das wird auch für immer so bleiben. Ich weiß, dass ich einen riesigen Fehler gemacht habe, der nicht zu verzeihen ist, doch ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um es wieder gut zu machen und dir zu beweisen, dass du mir vertrauen kannst und dass du...“ Während er sprach versuchte Geeta mehrmals, etwas zu sagen, doch er ließ sich nicht unterbrechen und so hob sie mit einem Mal ihre Stimme und sagte: „Ich bin schwanger.“

Stille trat zwischen sie.

„Was...? Du bist... schwanger?“, fragte Abhay noch einmal zögerlich nach, während sein Blick zu ihrem Bauch wanderte. Geeta nickte. „Ja. Ich war vorhin beim Frauenarzt. Und deswegen wollte ich dich vorhin eigentlich auch von Arbeit abholen...“ Ihre Stimme wurde immer leiser während sie sprach, doch darauf achtete Abhay nicht. „Ich... Und in welchem Monat bist du?“ „Im zweiten...“, gab sie zurück. „Aber... Das ist doch großartig! Das haben wir uns so lange gewünscht und jetzt...“, meinte er freudestrahlend, doch Geeta unterbrach ihn jäh. „Ja, das haben wir, aber jetzt sind die Umstände völlig andere. Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch...“ „Nein!“, fuhr Abhay ihr dazwischen. „Sprich es bitte nicht aus... Es wird sich für alles eine Lösung finden lassen.“ Noch einmal griff er nach ihren Händen, doch sie zog sie erneut zurück. „Und wie soll diese Lösung aussehen? Ich habe keinerlei Vertrauen mehr zu dir. Das ist doch keine Grundlage für eine Ehe geschweige denn für eine Familie. Wie soll das funktionieren?“, wollte sie wissen. „Gib mir Zeit, damit ich dir beweisen kann, dass ich es ernst meine. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als eine Familie mit dir. Ich weiß, dass meine Fehler unverzeihlich und unauslöschlich in dein Gedächtnis gebrannt sind und das habe ich auch verdient. Vergebung von dir wäre zu viel verlangt, doch ich bitte dich nur noch um eine einzige Chance, damit ich dir beweisen kann, dass du das Wichtigste auf der Welt für mich bist...“

Geeta schwieg einen Moment bevor sie antwortete: „... Ich würde dir wirklich gerne glauben, aber ich kann nicht. Ich kann mir einfach keine Zukunft mehr mit dir vorstellen.“ Ihre Worte trafen Abhay wie ein Schlag ins Gesicht. Er konnte ihre Gefühle nachvollziehen. Wäre er an ihrer Stelle gewesen, hätte er ganz sicher genauso reagiert, doch er wollte ihr unter allen Umständen beweisen, dass es ihm ernst war. Er wollte die Ehe mit ihr und er wollte dieses Kind.

„Lass mich bitte allein.“, bat Geeta plötzlich und schaute ihm in die Augen. „Was? Aber wir sollten...“, begann Abhay, doch sie ließ ihn nicht ausreden. „Ich muss nachdenken. Allein. Ich brauche Zeit. Also bitte geh jetzt...“ Er wollte erneut protestieren, doch er sah ein, dass es nur fair war, ihr Zeit zu geben. Also stand er auf, nahm seine Brieftasche, sein Handy und seinen Mantel und verließ ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Als Geeta die Tür ins Schloss fallen hörte, schluchzte sie plötzlich laut und dicke Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre Wangen. Sie sackte in sich zusammen und schlang ihre Arme um ihre Beine, die sie an ihren Oberkörper herangezogen hatte. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihren Körper und vernebelte ihre Gedanken.
 

Abhay nahm sich ein Zimmer in einem Hotel ganz in der Nähe ihrer Wohnung. Er hoffte inständig, dass er nicht allzu lange hier bleiben musste und Geeta ihre Entscheidung – wie auch immer sie ausfallen würde – möglichst bald treffen würde.

Ohne das Licht anzuschalten, legte er sich auf das Bett in dem kleinen Zimmer und starrte an die Zimmerdecke. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass er bald Vater werden würde. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte ihn, das jedoch durch die Aussicht auf die ungewisse Zukunft seiner Ehe gedämpft wurde. Alles nur wegen eines dummen Fehlers, den er begangen hatte. Doch bereute er ihn? In Hinblick auf seine Auswirkungen auf seine Beziehung mit Geeta zutiefst, doch Sona kennengelernt zu haben, konnte er nicht bereuen. Sie war nun ein abgeschlossenes Kapitel in seinem Leben, das er jedoch nicht mehr missen wollte. Sie hatte ihn verändert und war nun ein Teil von ihm. Er hoffte, dass sie ihr Glück mit Sharman finden würde. Eifersucht spürte er keine mehr.

Er lag noch lange so da und dachte über die vergangenen zwei Jahre nach, die sein Leben so sehr verändert hatten. Irgendwann nickte er schließlich ein und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Abhay hatte zwar Geeta versprochen, ihr Zeit zu geben, doch nun waren bereits zwei Tage vergangen, ohne dass sie sich bei ihm gemeldet hatte und er wurde langsam ungeduldig. Diese Unwissenheit machte ihn beinahe wahnsinnig. Freitag hatte er sich zumindest noch mit Arbeit ablenken können, doch Samstag lief er nur unruhig und ziellos durch die Stadt, um sich wenigstens ein bisschen zu beschäftigen und nicht untätig in seinem engen Hotelzimmer zu sitzen. Die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen und so spielte er mit dem Gedanken, einfach zu Geeta zu gehen und nach ihrer Entscheidung zu fragen. Diese Idee verwarf er allerdings sofort wieder, denn sie sollte so viel Zeit bekommen, wie sie brauchte. Sie jetzt zu bedrängen wäre das denkbar falscheste, was er hätte tun können.
 

Als er am Abend in einem kleinen Restaurant saß, um etwas zu essen, klingelte plötzlich sein Handy. Voller Erwartungen ging er ran, doch am anderen Ende meldete sich Tarun. Abhay konnte die Enttäuschung in seiner Stimme nicht verbergen, was seinen Freund veranlasste zu fragen, wen er denn erwartet hatte. Daraufhin erzählte Abhay seine ganze Geschichte. Es tat ihm gut, darüber zu reden, vor allem mit Tarun.

Als er geendet hatte, war für einige Augenblicke Stille. „Yaar, nach dieser Geschichte ist es mir ja fast peinlich, dir zu sagen, warum ich angerufen habe...“, meinte Tarun schließlich vorsichtig. „Die Sache ist nämlich die... Preeti und ich haben beschlossen zu heiraten... und wir wollen natürlich, dass ihr zur Hochzeit kommt...“ Abhay war für einen Moment sprachlos, denn er konnte nicht fassen, dass Tarun – dieser ewige Herzensbrecher – nun tatsächlich endgültig sesshaft werden wollte. „Yaar, das ist eine großartige Nachricht! Wann soll denn der große Tag sein?“, wollte Abhay wissen, der sich aufrichtig für seinen Freund freute. „Da es ja noch einiges vorzubereiten gibt, haben wir uns ein Datum im Mai ausgesucht. Bis dahin sind noch zwei Monate Zeit, also dürfte alles zu schaffen sein...“, antwortete Tarun. „Aber was ist jetzt mit euch...? Ich meine...“ „Mach dir keine Gedanken. Egal, wie Geetas Entscheidung ausfallen wird, wir werden beide auf jeden Fall kommen.“, versicherte Abhay ihm daraufhin. „Ob nun zusammen oder getrennt, wird sich dann allerdings noch zeigen... Wenn sie sich hoffentlich bis dahin entschieden hat...“ „Das wird schon wieder, Yaar. Geeta wird die richtige Entscheidung treffen.“, versuchte Tarun seinen Freund etwas aufzumuntern. „Aber sag mal... Die Sache mit Sona ist jetzt wirklich beendet?“ „Ja, definitiv. Das habe ich gemerkt, als ich sie gestern zur Auswertung des Praktikums noch einmal gesehen habe. Sie hat mich angelächelt und dabei habe ich gemerkt, dass ich sie auf eine spezielle Art und Weise sehr schätze, doch meine Sehnsucht nach ihr und die Gefühle für sie sind wie weggeblasen. Es ist vorbei. Es gibt nur noch Geeta, aber ihr das zu beweisen...“ „Yaar, tut mir leid.“, unterbrach Tarun ihn plötzlich. „Preetis Eltern kommen gerade. Ich muss jetzt Schluss machen, aber ich melde mich spätestens Dienstag noch mal bei dir. Bis dann!“

Damit war das Gespräch beendet. Ein Lächeln umspielte Abhays Lippen als er sein Handy zurück in seine Hosentasche steckte. Er freute sich für Tarun. Dabei musste er unwillkürlich an seine eigene Hochzeit denken. Seine und Geetas Eltern hatten beinahe ein Volksfest veranstaltet, dabei hatten sie sich nur eine kleine Feier im engsten Kreise gewünscht. Die Erinnerungen waren so präsent, als wäre es erst gestern gewesen und nicht als ob mittlerweile so viele Jahre dazwischen lagen.

Nachdem er gegessen und gezahlt hatte, machte er sich auf den Weg zurück zum Hotel. Er sah schon von Weitem, dass jemand an der Eingangstür stand. Beim Näherkommen erkannte er, dass es Geeta war. Sein Herz schlug plötzlich wie wild, und als er vor ihr stand, konnte er sich kaum noch halten vor Aufregung. Sie schauten sich für einige Augenblicke schweigend in die Augen bis Geeta schließlich das Wort ergriff: „Können wir ein Stück gehen?“

Die Zeit bis zu Preetis und Taruns Hochzeit verging wie im Fluge. Geetas Bauchumfang wurde stetig größer, während Abhay mit ihren Stimmungsschwankungen zu kämpfen hatte. Das nahm er allerdings liebend gern in Kauf, denn nach ihrem unterkühlten Neustart wurde Geeta wieder – von ihren Stimmungsschwankungen natürlich abgesehen – wieder offener ihm gegenüber. Nur langsam und sehr zögerlich zwar, doch es ging vorwärts. Dass ihre Gefühle ihm gegenüber sich stark verändert hatten, war offensichtlich, doch man merkte, dass sie dankbar war, dass er da war und ihr Halt gab.

Nichtsdestotrotz war es noch ein langer Weg bis sie wieder eine halbwegs normale Ehe führen konnten. Sie schliefen in verschiedenen Zimmern – Abhay war in das Gästezimmer ihrer Wohnung gezogen – und es gab keine liebevollen Berührungen mehr zwischen ihnen. Natürlich hätte Abhay sie gerne in den Arm genommen, doch er wollte sich ihr nicht aufdrängen und ihr die Zeit geben, die er ihr versprochen hatte und die sie auch brauchte.

Sie führten oft Gespräche über ihre Beziehung zueinander und ihre gemeinsame Zukunft und das half ihnen auch sehr, mit ihrer doch sehr schwierigen Situation umzugehen. Um nicht alles noch mehr und unnötig zu komplizieren, entschlossen sie auch, ihre Probleme für sich zu behalten und sich niemandem anzuvertrauen – auch nicht ihren Familien. Für die Außenwelt blieben sie das glückliche Paar, auch wenn es schwer war, da es in Wahrheit schließlich vollkommen anders aussah.
 

Zu Preetis und Taruns Hochzeit reisten sie bereits zwei Tage früher an, um bei den Vorbereitungen zu helfen und damit Geeta Preeti noch wertvolle Tipps geben und ihr unter die Arme greifen konnte.

„Yaar, ich muss dir was gestehen...“, meinte Tarun schließlich am Abend vor der Hochzeit, als er und Abhay gemeinsam auf der Terrasse saßen. „Sona wird morgen auch da sein. Ich habe Sharman eingeladen und sie wird sicher sein `plus 1´ sein. Die beiden haben sich nämlich verlobt, wenn ich das richtig mitbekommen habe...“ „Ja, haben sie...“, entgegnete Abhay ruhig. „Aber für mich ist die ganze Sache wirklich ein für allemal beendet. Ich habe kein Problem damit, dass die beiden kommen.“ „... und Geeta? Meinst du nicht, dass sie vielleicht auf dumme Gedanken kommen könnte?“, fragte Tarun vorsichtig nach. „Ich werde den ganzen Tag an ihrer Seite bleiben. Sie wird gar keine Chance haben, auf falsche Ideen zu kommen.“, gab Abhay selbstsicher zurück. Er war sich seiner Sache sicher und er würde bei Geeta nie wieder auch nur den geringsten Zweifel an seiner Treue aufkommen lassen.
 

Der Tag der Hochzeit war an Trubel kaum zu überbieten. Das gesamte Haus und auch das Grundstück waren voll mit Gästen, die das Brautpaar teilweise selbst noch nie gesehen hatten. Geeta und Abhay führten so manch interessantes Gespräch und niemand hätte auch nur vermutet, dass die beiden Eheprobleme hatten.

Als Abhay gerade Getränke für sich und seine Frau holen ging, sah er sie plötzlich. Sona (1). Sie war die Schönheit in Person. Noch nie zuvor hatte er sie so strahlend gesehen und der große Ring an ihrem Finger war auch nicht zu übersehen. Für einen Moment war er fasziniert von ihrem Aussehen, doch dann wanderte sein Blick zu Geeta (2) und er wusste sofort, wo er hingehörte. Ohne einen weiteren Blick zurück ging er zu Geeta und genoss mit ihr zusammen den Rest der Feier.
 

Auch Sona hatte Abhays Anwesenheit bemerkt und seinen Blick (3) gespürt. Sie wäre gern zu ihm gegangen, doch dann hatte sie die schwangere Geeta gesehen und es für keine gute Idee gehalten. Stattdessen blieb sie bei Sharman. Nach langem Zögern hatte sie schließlich in eine Verlobung eingewilligt und hielt es auch für eine vernünftige Entscheidung. Ihr war klar, dass er immer eine Art Kompromiss sein würde, denn nach wie vor stand Abhay über allem, doch sie war zufrieden. Sharman gab ihr Liebe, Wärme und eine Zukunft. Was sollte sie sich mehr wünschen? Sie mochte ihn sehr und ein gemeinsames Leben mit ihm erschien ihr durchaus erstrebenswert und als die beste Alternative. Sie würde glücklich werden, auch wenn der völlige Verlust Abhays immer ein kleiner Wermutstropfen für sie bleiben würde.
 

An diesem Abend sahen sich Sona und Abhay das letzte Mal. Sein Leben und sein Schaffen galten ab da nur noch seiner Familie. Geeta schenkte ihm schließlich einen kleinen Jungen, dem sie den Namen Ishan gaben (4). Langsam wuchsen sie immer mehr zusammen, auch wenn Geeta weiterhin eine gewisse Distanz zu ihm wahrte. Doch Abhay war sich sicher, dass er eines Tages ihr Herz zurückerobern würde und sie endlich eine vollständige Familie sein würden.
 

˙·•● ENDE ●•·˙
 

(1) http://i37.tinypic.com/2jdqah.jpg

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(4) http://i35.tinypic.com/zj8ly0.jpg



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