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Ich bin zurück!

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Alltag

Kapitel 1: Alltag
 

"Tante Jane! Tante Jane, wach auf!"

Sie stöhnte und drehte sich auf die andere Seite.

"Tante Jane!"

"Loren, was ist denn?"

"Mama hat das Frühstück fertig und danach gehen wir auf den Markt."

Jane unterdrückte ein genervtes Stöhnen und sagte:

"Gut, ich komme gleich."

Sie hörte wie ihr Neffe sich entfernte, dann endlich stöhnte sie genervt auf.

Jane schlug die Augen auf und drehte sich auf den Rücken.

Zwei Jahre lebte sie nun schon wieder zuhause, bei ihrer Schwester und ihrem Neffen.

Nach all den Problemen von vor zwei Jahren war das ihre einzige Wahl gewesen.

Mit einem tiefen Seufzer stand Jane auf und zog sich um.

Nachdem sie sich gewaschen hatte warf sie einen Blick durch das Fenster in den Himmel.

Es war noch früh am Morgen.

Jane betrat die Küche und wurde sofort von ihrem Neffen umarmt.

"Wir gehen heute zusammen auf den Markt, ja?", sagte Loren, ein fünf-jähriger und aufgeweckter Junge.

"Loren, lass deine Tante in Ruhe. Sie ist doch noch nicht einmal richtig wach."

Jane blickte zu ihrer Schwester.

Die Schwester, die sie aufgezogen und für sie gesorgt hatte.

Jane strich Loren durch die blonden Haare und sagte:

"Lass uns erst etwas essen, ja?"

Nach Lorens Zustimmung setzten sie sich und begannen zu essen.

"Wann bist du nach hause gekommen?", fragte Jenna.

Jane blickte auf.

Blickte in die grauen Augen ihrer Schwester, das selbe grau ihrer eigenen Augen.

"Nach Mitternacht", antwortete sie.

Jenna seufzte.

"Hat er dich nicht gehen lassen?", fragte sie.

"Nein, es war noch soviel zu tun."

"Hat dich jemand nach hause gebracht? Einer der Wachen? Oder Seth?"

Jane schüttelte den Kopf.

"Jane."

Jennas Stimme klang vorwurfsvoll und ihr Blick sprach Bände.

"Du weißt, was für Leute um diese Zeit rumlaufen."

"Jenna, es ist doch nichts passiert. Beruhige dich bitte."

"Du bist viel zu leichtsinnig. Es hätte sonst was passieren können."

Jane setzte zu einer Antwort an, doch ein Klopfen unterbrach sie.

Jenna stand auf, öffnete die Tür und erstarrte.

"Jen? Was ist los?", fragte Jane und stand auf.

Doch bevor sie ihre Schwester erreichte, sagte diese:

"Es ist für dich."

Jenna setzte sich und Jane erblickte zwei Wachen des Pharao vor der Tür stehen.

Sie seufzte leise.

Musste sie wieder arbeiten?

"Der Pharao braucht dich", sagte eine der Wachen.

"Ich kann nicht", antwortete Jane und warf einen traurigen Blick zu Loren.

Sie konnte ihn nicht versetzten.

Nicht schon wieder.

"Du hast dich nicht zu widersetzen."

"Aber Tante Jane wollte mit mir auf den Markt gehen", sagte Loren und trat neben seine Tante.

Doch die beiden Wachen beachteten ihn gar nicht.

"Komm mit."

Jane bemerkte den drohenden Unterton in der Stimme der Wache.

Sie kniete sich zu Loren und sagte:

"Hey Kleiner, wir gehen bald zusammen auf den Markt. Das verspreche ich dir!"

"Wirklich? Du versprichst es?", fragte Loren bedrückt.

Jane nickte und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.

Sie lächelte Jenna noch einmal kurz zu, dann verließ sie das Haus.

Besorgt blickte Jane auf die geschlossene Tür.
 

Den Weg zum Pharao kannte Jane aus dem Schlaf.

Zu oft war sie ihn in den letzten zwei Jahren gegangen.

Wie immer schwiegen die Wachen, doch Jane spürte wie sie ihr immer wieder Blicke zuwarfen.

Als sie den Hofe erreichten ging Jane zu den anderen Dienstmädchen.

So wie immer.

"Guten Morgen", sagte Jane und erblickte das neue Dienstmädchen.

Sie war erst 13 und keiner wusste wie oder wieso sie bereits jetzt beim Pharao arbeitete.

Jane bereute es, sich nicht ihren Namen gemerkt zu haben.

"Wir sollen uns um die Beete kümmern und dann in der Küche helfen", sagte das blonde Mädchen und ging voraus.

Nur wenige Augenblicke später folgte Jane ihr.
 

Sie wusste nicht genau wie lange sie schon in den Beeten knieten.

Zwei vielleicht auch schon drei Stunden.

"Darf ich dich etwas fragen?", fragte Jane und blickte zu dem jungen Mädchen.

Dieses blickte kurz auf und nickte dann.

"Was machst du hier? In deinem Alter solltest du deiner Mutter im Haushalt helfen."

Fragend blickte Jane in die braunen Augen des Mädchens.

Es seufzte, dann antwortete es:

"Mein Vater hatte viele Schulden beim Pharao. Er konnte sie nicht bezahlen und deswegen forderte der Pharao etwas anderes. Er forderte mich."

"Das tut mir leid."

"Meine Brüder sagte, bei Pharao Yami hätte es so etwas nicht gegeben", murmelte das Mädchen.

Jane antwortete, mehr sich selbst als dem Mädchen:

"Das ist wahr. Er hätte einen anderen Weg gesucht oder ihm die Schulen erlassen. Doch er hätte ihm nie seine Tochter genommen."

"Ja, das sagten meine Brüder ebenfalls."

Jane blinzelte kurz.

"Entschuldige, was hast du gesagt?", fragte sie.

"Warum bist du hier?", fragte das andere Dienstmädchen.

"Ich...", begann Jane.

Dann blickte sie auf ihre Hände und fuhr fort:

"Mein Mann und Pharao Yami arbeiteten eng zusammen. Er war bei ihm als er verschwang. Er wurde ebenfalls für Tod erklärt. Ich brauchte Arbeit und begann für Jug zu arbeiten."

"Das tut mir leid."

"Es ist in Ordnung. Es gibt schlimmeres."

Die 13-Jährige sah Jane verwirrt an:

"Du hast deinen Mann verloren und sagst es gibt schlimmeres. Das versteh ich nicht."

Jane lächelte das Mädchen gespielt freudig an und sagte:

"Lass uns weitermachen. Ich möchte nicht erst wieder nach Mitternacht nach hause kommen."

Schweigend arbeiteten sie weiter.

Stunde um Stunde kochen sie in der heißen Sonne durch die Beete.

Während das junge Mädchen immer wieder stöhnte, war Jane diese Tortour bereits gewöhnt.

Nach etlichen Stunden hatten die beiden jungen Frauen es endlich geschafft.

Müde und verschwitzt begaben sie sich in die Küche.

Dort kümmerten sie sich gemeinsam um das Abendessen.

Jane brachte gerade die Abfälle weg als sie auf den Hohepriester Seth traf.

"Jane", stellte er nüchtern fest.

Sie konnte sich das grinsen nicht verkneifen.

"Seth", sagte sie und grinste ihn an.

"Wie geht es dir?", fragte der junge Hohepriester.

Janes freudiger Ausdruck verfinsterte sich.

"Geht so."

"Was ist passiert?"

Jane ging bedrückt weiter, Seth folgte ihr.

"Unser ehrwürdiger Pharao ist passiert", sagte Jane.

Seth schwieg.

Er wusste, dass Jane so mehr erzählen würde.

"Loren und ich wollten gemeinsam auf den Markt gehen, doch er wollte mich hier haben. Er ruiniert mir mein Leben."

Noch immer schwieg Seth.

Jane war noch nicht fertig.

"Ich hab Loren so oft versetzt in der letzten Zeit. Er tut mir leid. Ich hab nie Zeit für ihn und das nur wegen Jug."

Jane trat gegen einen Stein und dann ließ sie sich seufzend auf eine Steinmauer sinken.

Seth setzte sich neben sie.

"Du wusstest auf welches Schicksal du dich einlässt als du..."

"Ja, ich weiß. Eigentlich hab ich selbst Schuld", unterbrach Jane ihn.

"So meinte ich das eigentlich nicht", sagte Seth und blickte in Janes Augen.

"Wie denn?"

"Du kannst es ändern", sagte der Hohepriester.

Jane blickte auf den Boden.

"Ich würde es nicht schaffen, ohne ihn."

Sie nahm den silbernen Kettenanhänger ihrer Kette in die Hand und drückte ihn.

Diesmal seufzte Seth.

"Es ist deine Entscheidung. Du weißt, dass wir alle hinter dir stehen würden."

"Ja, aber sieh mich an und sage mir: Würde ich die nötige Kraft aufbringen können?"

"Du hast es schon einmal geschafft."

Er wandte sich zum gehen.

"Und so schlimm war der Tag heute auch nicht, oder?", fragte er.

"Nein, es war ein ganz normaler Tag", sagte Jane.

Seth ging und ließ Jane allein.

Allein mit ihrem Gewissen.

Wiedersehen macht Freude

Kurze Info vorweg: Yami und Yugi haben ihre eigenen Körper.
 

Kapitel 1: Wiedersehen macht Freude
 

“Hey Alter!”

“Hey, Joey.”

“Yugi, ist alles in Ordnung?”

Besorgt blickte Tea ihren Freund an.

Yugi lächelte.

“Es ist alles in Ordnung. Nur Yami ist sehr niedergeschlagen in letzter Zeit.”

“Das ist verständlich”, sagte Tristan.

“Lasst uns zu ihm gehen. Er ist im Wohnzimmer”, sagte Yugi und ging voraus.

Tea, Tristan und Joey folgten ihm.

Als sie das Wohnzimmer betraten erblickten sie Yami auf dem Sofa sitzen.

Der “junge” Pharao hatte die Arme auf die Beine gelegt und grübelte vor sich hin.

“Hallo Yami.”

Der Angesprochene blickte auf und lächelte.

“Hallo Freunde”, sagte er.

“Wie geht es dir?”, fragte Tea und setzte sich zu ihm.

“Ja. Alles gut.”

“Du siehst aber ziemlich niedergeschlagen aus, Alter”, sagte Joey und setzte sich auf den Tisch.

Yami seufzte tief.

“Das Battle City Turnier ist nun schon zwei Monate her und wir sind noch keinen Schritt weiter.”

Yamis Blick wurde wieder niedergeschlagen.

“Kopf hoch, Yami. Wir finden schon noch alles raus”, meinte Tristan und auch er setzte sich.

“Aber wie?”, fragte Yugi.

Die Freunde blickten eine Zeit lang nachdenklich vor sich hin, bis Tristan plötzlich auf den Tisch schlug und schrie:

“Ich hab die Idee!”

Gespannt blickten seine Freunde ihn an.

“Leute, das ist doch klar. Yami kommt aus Ägypten, dort liegen seine Wurzeln. Um mehr über seine Vergangenheit herauszufinden müssen wir einfach nach Ägypten reisen.”

Begeistert sprang Joey auf und rief:

“Ja, das ist eine tolle Idee!”

“Ja, das stimmt schon”, sagte Tea.

Yugi fuhr fort:

“Aber womit sollen wir den Flug bezahlen? Ein Flug nach Ägypten ist teuer und irgendwo schlafen müssen wir auch. Wir können uns das nicht leisten.”

Enttäuscht ließen Tristan und Joey die Köpfe hängen.

“Ja, das stimmt!”

Ratlosigkeit war ein Gefühl, welches Yami in letzter Zeit oft verspürte.

Ratlosigkeit und Hilflosigkeit.

Er wusste nicht weiter.

Ihm fehlten so viele Erinnerungen und sämtliche Anhaltspunkte.

Yami wusste einfach nicht wo er noch suchen sollte.

Stille hatte sich in dem kleinen Wohnzimmer breit gemacht.

Jeder dachte für sich über die momentane Situation nach.
 

Grübelnd ging Yugi nach hause.

Eine weitere Woche war vergangen.

Eine weitere Woche ohne Erfolge.

Seine Freunde und er hatten alle Quellen durchsucht.

Allen Hinweisen, die sie gehabt hatten, waren sie nachgegangen.

Sie kamen einfach nicht weiter.

Ihnen gingen die Ideen aus und Yami wurde von Tag zu Tag deprimierter.

Yami zog sich zurück und sprach kaum noch.

Er grübelte vor sich hin, Tag und Nacht.

Yugi kam immer schwerer an ihn heran.

Langsam gingen Yugi die Ideen aus um Yami bei Laune zu halten.

Der 16-Jährige hatte das beunruhigende Gefühl, dass der ehemalige Geist kurz davor stand aufzugeben.

Und das war nicht gut.

Yugi blieb an der roten Ampel stehen.

Die Stirn voller Sorgen zusammengezogen und den Blick nachdenklich auf den Boden gerichtet, nahm er seine Umgebung kaum wahr.

“Es ist schön dich wiederzusehen, Yugi.”

Yugi zuckte erschrocken zusammen und drehte sich hektisch zu der Person um, die ihn angesprochen hatte.

“Ishizu!”, rief er aus und grinste.

Dann blickte er sie verwundert an.

“Aber was machst du hier? Wolltest du nicht mit Marik und Odion nach Ägypten zurück kehren?”

Ishizu nickte.

“Ja, das stimmt.”

“Und warum bist du dann wieder hier?”, fragte Yugi.

“Lass uns erst zu dir gehen. Ich habe Neuigkeiten für dich und deine Freunde.”

“In Ordnung. Gehen wir”, sagte Yugi und ging über die Straße, gefolgt von Ishizu.

Auf dem restlichen Heimweg schwiegen die beiden.

Als sie Yugis Zuhause erreichten, saß Yami wie immer auf dem Sofa und grübelte vor sich hin.

“Guten Tag, mein Pharao”, sagte Ishizu.

Yami blickte verwirrt auf.

“Ishizu?”

“Mein Pharao!”

Ishizu neigte leicht den Kopf und blickte Yami an.

“Ich ruf die anderen an”, sagte Yugi und verließ das Zimmer.

Yami stand auf und ging einige Schritte auf Ishizu zu.

“Was machst du eigentlich hier?”, fragte er.

Ishizu lächelte geheimnisvoll und antwortete:

“Ich habe Neuigkeiten für Euch.”

“Neuigkeiten? Werden sie mir helfen können?”, fragte Yami hoffnungsvoll.

Noch bevor Ishizu antworten konnte, kam Yugi wieder.

“Tea, Tristan und Joey machen sich sofort auf den Weg. Sie werden bad hier sein. Setzen wir uns solange.”

Ishizu nickte lächelnd und setzte sich auf das Sofa, gefolgt von Yugi.

Nur zögernd setzte Yami sich auch wieder hin.

Eine unangenehme Stille breitete sich in dem Wohnzimmer aus.

Unangenehm, zumindestens empfand Yami es so.

Yami konnte es kaum erwarten bis seine Freunde endlich da waren.

Ishizu hatte Neuigkeiten für ihn.

Und es waren gute, das spürte er.

Unruhig blickte er in dem Zimmer umher.

Wo blieben seine Freunde nur?

Seit wann brauchten die solange?

Eine halbe Stunde später waren die drei endlich da.

Die unangenehme Stille war nun in eine gespannte Stille umgeschwungen.

Die fünf Freunde saßen allesamt auf dem Sofa und sahen Ishizu gespannt an.

“Bitte, Ishizu, spann uns nicht länger auf die Folter”, quengelte Joey und Tristan nickte zustimmend.

“Nun, gut... Wie ich mir gedacht habe, seid ihr nicht viel weiter gekommen. Ihr tretet auf der Stelle, wisst nicht mehr wo ihr suchen sollt und vor allem nicht wonach ihr suchen sollt. Ich kann euch dabei weiterhelfen.”

“Wie?”, fragte Yami gespannt.

“Es gibt in Ägypten eine geheime Straße. Diese Straße wird euch ins alte Ägypten führen. In das Zeitalter in dem du geboren wurdest, Yami.”

Erstaunt bei blickte der Pharao Ishizu an.

“Seit deinem verschwinden dort, sind gerade einmal zwei Jahre vergangen. Ich denke, dort solltet her weitersuchen. Im alten Ägypten werdet ihr sicher alle offenen Fragen beantworten können. Da bin ich mir sicher.”

“Das ist toll. Das ist fantastisch!”, rief Yami aus und stand auf.

“Ja, aber darüber haben wir dich schon gesprochen. Es ist zu teuer. Wir können uns einen Flug nach Ägypten nicht leisten”, erinnerte Yugi niedergeschlagen.

So verpasste er Yamis Begeisterung einen gehörigen Dämpfer.

“Ach, das ist kein Problem. Ich werde sämtliche Kosten übernehmen.”

“Aber das können wir doch nicht annehmen, Ishizu”, sagte Tea.

“Oh doch, ich bestehe darauf. Es liegt mir genauso viel wie euch daran, dass Yamis sich wieder erinnert.”

“Genau. Lasst uns ihr Angebot annehmen. Ich bitte euch, Freunde.”

Fast schon flehend blickte Yami in die Runde.

“Okay, wir fliegen nach Ägypten.”

Yami grinste.

Es war beschlossen, sie würden nach Ägypten reisen und jeder der Freunde machte sich seine Gedanken darüber.

Yami und Yugi waren gleichermaßen erfreut wie aufgeregt.

Joey war einfach nur begeistert im Gegensatz zu Tea.

Sie fand die Idee nach Ägypten zu fliegen nicht gut, doch für ihre Freunde flog sie mit.

Und Tristan konnte sich nicht zwischen gut und schlecht entscheiden.

Ishizu lächelte.

“Das ist ja so aufregend. Ich weiß gar nicht was ich alles einpacken soll”, sagte Joey.

Ishizu räusperte sich.

Alle Blicke ruhten auf ihr.

“Euer Gepäck: Nehmt nicht zu viel mit, keine Koffer. Am besten nehmt nur leichte und unauffällige Sachen mit, zum drunter ziehen. Den Rest bekommt ihr Vorort.”

Alle nickten.

“Wann werde wir fliegen?”

“Am Wochenende.”

Yami Blick wurde klar.

In drei Tagen würden sie fliegen.

Krank

Kapitel 3: Krank
 

Es war noch dunkel als Jane aufstand und sich müde fertig machte.

Sie hatte nur wenige Stunden geschlafen.

Wieder einmal war sie spät vom Hofe des Pharaos zurückgekehrt und wieder einmal musste sie früh wieder los.

Verschlafen ging sie in die Küche und stieß einen spitzen Schrei aus.

“Sht. Sei leise!”, zischte Jenna.

“Beim heiligen Ra. Jenna, warum bist du schon wach?”, fragte Jane, die Hand auf das rasende Herz gedrückt.

“Ich koche Tee.”

Jenna wandte sich wieder der Kochstelle zu.

“Warum?”

“Loren ist krank.”

“Was?”

Geschockt blickte Jane ihr Schwester an.

“Er hat Fieber und hat sich die ganze Nacht übergeben.”

“Ich werde hier bleiben”, beschloss Jane.

“Ich werde euch beide nicht alleine lassen.”

Jenna seufzte tief.

“Jane, du musst arbeiten gehen. Du bekommst nur Ärger und das will ich nicht.”

“Jen...”, begann Jane.

“Nein, du wirst gleich zur Arbeit gehen. Ich habe mit Loren bereits genug zu tun, wenn du hier bleiben würdest, würden bald die Wachen des Pharao hier auftauchen. Und darauf kann ich gut verzichten.”

Jenna nahm den Becher und ging.

Bevor sie die Küche endgültig verließ, sagte sie noch:

“Es ist noch Tee übrig.”

Stirnrunzelnd blickte Jane ihrer Schwester hinterher.

Jenna war etwas besonderes.

Sie zog ihren Sohn alleine groß, meisterte jedes Hindernis.

Die Meinung der anderen Leute war ihr egal.

Zu beginn, als Loren noch ein Säugling war, gab es viele Leute die Jennas Einstellung missbilligten.

Doch Jenna hatte ihr Leben gelebt und sie hatte es gemeistert.

Jane war stolz darauf eine Schwester wie Jenna zu haben.

Gähnend stand sie auf, nahm einen Schluck Tee und machte sich dann auf den Weg zum Pharao.

Der Weg kam ihr heute länger vor als sonst.

Wieder gähnte sie.

Bestimmt lag es daran, dass sie so müde war.

Endlich erreichte sie den Palast, Jane passierte die Wachen ohne aufgehalten zu werden.

“Morgen”, grüßte Jane die anderen Dienstmädchen und unterdrückte ein Gähnen.

“Wir haben nur noch drei Tage bis zu dem großen Fest. Wir müssen uns beeilen.”

Jane verdrehte die Augen-

Der sogenannte Hausdrachen des Pharaos drängte sie immer zur Eile.

“Und wir beide, Jane, machen den Festsaal sauber.”

Jane blickte auf.

Sie stand alleine mit dem Hausdrachen da.

Sie nickte und ging los.
 

“Jane, geht es dir gut?”, fragte Coar, der eigentliche Name des Hausdrachen.

Jane hielt inne damit die Tische abzuwischen.

“Ja, es geht. Loren ist krank und Jenna weiß nicht was er hat.”

Coar blickte sie an.

“Das ist nicht gut. Vielleicht solltest du Hohepriester Seth um Hilfe bitten. Aber das meinte ich nicht.”

Jane wrang den Lappen aus.

“Was meintest du dann?”

“In drei Tagen ist es nun genau zwei Jahre her. Zwei Jahre, Jane. Wie geht es dir damit?”

Jane wischte krampfhaft weiter.

Coar kannte sie nun schon sieben Jahre.

Hatte alle Hochs und Tiefs ihres Lebens mitbekommen.

“Mir geht es gut, wirklich.”

“Du trägst noch immer deinen Ehering”, stellte Coar fest.

Jane blickte auf den schmucklose, goldenen Ring an ihrem Finger.

Was sollte sie Coar darauf antworten?

Dass sie noch immer nicht damit abgeschlossen hatte?

Oh ja, Jane hatte der Verschwinden ihres Mannes noch nicht verarbeitet.

Zu viel war danach geschehen, zu viel für die damals erst 16-Jährige.

Nahende Schritte bewahrten Jane vor einer Antwort.

Sie wandte sich um und erblickte eine Wache des Pharao.

“Jane? Komm mit mir. Der Pharao will dich sehen.”

Jane warf Coar einen zugleich genervten und entschuldigenden Blick zu.

Dann folgte sie der Wache.

Sie fragte sich war der Pharao nun von ihr wollte.

Die Flügeltüren des Trohnsaals öffneten sich vor ihr.

Mit erhobenem Haupt trat sie ein.

Es war kein Stolz, der es ihr Verbot vor dem Pharao nieder zuknien, es war reiner Trotz.

Jane würde nie vor Jug niederknien.

Nie wieder!

Sie blickte ihm direkt in die Augen.

Jug war unansehnlich.

Sein Körper bestand aus reinem Fett und auf seinem Gesicht saß ein dreckiges Grinsen.

Jane blieb vor ihm stehen.

“Willst du nicht niederknien?”, fragte der Pharao.

Seth, der neben dem Pharao stand, war Jane einen warnenden Blick zu.

Doch Janes Trotz war stärker als ihre Vernunft.

“Nein”, sagte sie kalt.

Ein ärgerlicher Ausdruck huschte über Jugs Gesicht, doch schon kehrte das dreckige Grinsen zurück.

“Nun, der Grund meines Schickens nach dir, steckt an deinem Finger.”

Jane blickte auf ihren Ehering.

Das war der Grund?

Deswegen sollte sie herkommen?

“Du trägst noch immer deinen Ehering. Dabei habe ich es dir doch verboten. Nimm ihn ab und gib ihn mir!”

Jane wich einige Schritte zurück, ballte die Hände zu Fäusten.

“Nein!”, rief sie.

“Gib ihn mir!”

Jug lehnte sich leicht vor.

Das gefälschte Millenniumspuzzle an seinem Hals pendelte hin und her.

“Nur über meine Leiche”, zischte Jane.

Sie drehte sich um und rannte los.

“Jane!”, rief Seth, er rannte ihr nach.

Die Wachen hielten Jane an den Flügeltüren auf.

“Lasst sie gehen!”, ertönte Jugs Stimme.

Die Türen wurden geöffnet und Jane stürmte aus dem Saal.

“Jane! So warte doch!”, rief Seth.

Sie ignorierte ihn.

Doch plötzlich blieb sie stehen.

Ihre Schultern bebten und nur mühsam konnte sie die Tränen zurückhalten.

“Was hast du dir dabei gedacht?”, fragte Seth keuchend.

“Loren ist krank. Kannst du mal nach ihm sehen?”, fragte Jane, beachtete Seths Worte nicht.

“Jane, was sollte das eben?”

“Mein Neffe ist krank!”, rief Jane und drehte sich zu ihm um.

In ihren Augen glitzerten die Tränen.

“Er braucht Hilfe! Kannst du nach ihm sehen?”

Seth begriff das Jane ihm nicht antworten würde.

Er beschloss, sie später noch einmal zur Rede zu stellen.

“Ich kann heute Abend nach ihm sehen.”

“Gut”, sagte Jane.

Sie drehte sich wieder um und ging zurück zu Coar.

Den Rest des Tages verbrachten die beiden Frauen im Festsaal.

Der Pharao hatte eine große Feier geplant.

Offiziell war es eine Gedenkfeier.

Das Volk sollte den Männern gedenken, die vor zwei Jahren verschwanden, zusammen mit dem damaligen Pharao.

Yami, Jugs Sohn.
 

“Jen? Ich bin wieder da! Jenna, wo bist du?”

“Ich bin bei Loren!”

Jane ging zu ihrer Schwester.

“Wie geht es ihm?”, fragte sie und kniete sich hin.

“Unverändert”, seufzte Jenna.

“Ich habe Seth gebeten vorbei zu kommen und nach ihm zu sehen. Er wird bald hier sein.”

Jenna sah ihre kleine Schwester an.

“Das ist lieb von dir. Danke.”

“Das ist selbstverständlich. Aber was ist mit dir? Hast du heute etwas gegessen?”

“Nein, noch nicht.”

“So geht das nicht. Ich werde dir etwas kochen und noch einen Tee für Loren.”

“Danke.”

Jane nickte, nahm Lorens Becher und ging in die Küche.

Grübelnd machte sie sich daran Essen und Tee zu kochen.
 

Sie war gerade fertig als es klopfte.

Sie öffnete die Tür und erblickte Seth.

“Danke, dass du gekommen bist.”

“Kein Thema. Wo ist er?”

“Ich bring dich zu ihm”, sagte Jane und wandte sich um.

Als sie Lorens Zimmer betraten blickte Jenna auf.

“Danke, dass Ihr gekommen seid, Hohepriester Seth.”

Seth nickte.

Er kniete sich zu dem kleinen Jungen und sah sich ihn genau an.

“Wann und wie hat es angefangen?”, fragte der junge Hohepriester.

“Letzte Nacht kam er zu mir und sagte das ihm schlecht sei. Er hat sich die ganze Nacht übergeben und dann bekam er Fieber.”

“Was hast du ihm zu trinken und essen gegeben?”

“Ich gab ihm Kräutertee und ich habe versucht ihm Brühe zugeben, doch er konnte sie nicht bei sich behalten.”

“In Ordnung. Lasst mich einige Minuten allein mit ihm.”

Die beiden Frauen ließen den Hohepriester und den Jungen allein.

“Setz dich, Jenna. Iß etwas.”

Jane stellte einen Teller vor ihre Schwester.

“Danke, Jay.”

Jane lächelte.

Nach ein paar Minuten kam Seth zurück.

“Und?”, fragte Jenna.

“Er hat sich eine Grippe zugezogen. Ich werde einen meiner Priester mit den richtigen Kräutern vorbeischicken. Flößt ihm die als Tee ein und macht ihm kalte Umschläge, dann wird er in ein paar Tagen wieder gesund sein.”

“Vielen Dank, Seth”, sagte Jenna und ging zurück zu ihrem Sohn.

“Noch einmal Danke, Seth”, sagte Jane als sie Seth die Tür öffnete.

“Hast du darüber nachgedacht?”, fragte der junge Mann.

“Nein.”

“Warum?”

“Weil ich es nicht schaffen würde. Ich habe nicht genug Kraft!”

“Doch, die hast du!”

Gereizt blickte Jane ihn an.

“Nein! Ich hatte nie genug Kraft! Nie! Ohne ihn bin ich nichts! Er gab mir damals Kraft standhaft zu bleiben. Doch er ist weg! Er ist tot!”

“Er ist nicht tot!”

“Woher willst du das wissen?”

“Du wirst dich noch wundern, Jane!”

Seth drehte sich wutentbrannt um und ging.

“Was meinst du damit, Seth?”, flüsterte Jane.
 

Coar geklaut von “Enwor - Der wandernde Wald von Wolfgang Hohlbein”

Neuägypten-Altägypten

Kapitel 4: Neuägypten-Altägypten
 

“Jane?”

Die junge Frau drehte sich um und blickte ihre Schwester an.

“Wie geht es Loren?”, fragte sie.

Jane wusste worüber ihre Schwester nun sprechen würde und Jane versuchte diesem Gespräch aus dem Weg zugehen.

Doch Jenna ignorierte die Frage ihrer Schwester.

“Ihr habt euch gestritten”, stellte Jenna fest.

“Wir...”, begann Jane.

Jenna blockte ab.

“Schließ die Tür. Es ist kalt draußen”, sagte Jenna.

Betrübt schloss Jane die Tür und beobachtete Jenna beim Abwasch.

“Es ging um deine Entscheidung von vor zwei Jahren, richtig?”

Jane nickte.

“Ja.”

Jenna seufzte tief und drehte sich zu ihrer Schwester um.

“Ich will ehrlich sein. Ich denke, du hast damals die falsche Entscheidung getroffen.”

“Was?”, rief Jane aus.

Die Aussage ihrer Schwester war wie ein Faustschlag für Jane.

“Ja, es wäre besser gewesen, wenn du nicht zurück gekommen wärst. Es wäre für uns alle besser gewesen, wenn du eine andere Entscheidung getroffen hättest.”

Geschockt blickte Jane ihre Schwester an.

Das konnte nicht wahr sein.

War das Jennas Ernst?

Sprach sie die Wahrheit?

“Jane, ich weiß es klingt hart, aber es ist doch wahr. Wenn du mal darüber nachdenken würdest, würdest du zu derselben Ansicht gelangen. Aber du bist zu feige dich den Tatsachen zu stellen! Ich kann verstehen, dass die Erinnerungen wehtun, aber du musst den Tatsachen ins Augen sehen, Jane!”

Leise flossen die Tränen über Janes Gesicht.

Wieso sagte Jenna so etwas?

“Jenna...”, hauchte Jane.

“Ich weiß wie viel du vor zwei Jahren verloren hast. Deinen Mann...”

Ein Schluchzer entrang sich Janes Kehle.

“Deinen Stolz”. sagte Jenna.

Jane schloss die Augen.

Mit dem Tod ihres Mannes, verlor sie ihre Ehre und nach nur wenigen Monaten ihren Stolz sich selbst gegenüber.

Jenna sprach weiter:

“Dein ungeborenes Kind.”

Reflexartig legte Jane ihre Hände auf den Bauch und verkrampfte sie.

Ja, es war wahr.

Als ihr Mann verschwand war sie im dritten Monat schwanger.

Es war alles andere als geplant gewesen...

Als man ihr mitteilte, dass ihr Mann verschwunden und höchstwahrscheinlich tot sei, war der Schock zu groß gewesen.

Sie hatte ihr Kind verloren.

“Doch anderen haben sehr viel mehr verloren und sie haben weitergekämpft. So wie du hättest weiterkämpfen sollen, du hättest die Kraft gehabt, trotz deiner Verluste, doch du bist lieber in Selbstmitleid versunken anstatt deinen Pflichten nachzugehen!”

Jennas sonst so weicher und liebevoller Blick war hart.

Das weiche und warme grau ihrer Augen war mit einem hart und kalt.

Jane hatte diesen Ausdruck noch nie bei ihrer Schwester gesehen.

“Jane, ich bitte dich inständig: Tu es! Ändere dein Schicksal! Du hast die Kraft dazu! Wieso wehrst du dich dagegen? Wieso verschließt du dich der Wahrheit?”

Janes Gesicht war vollkommen nass durch die Tränen.

“Jen, ich verstehe das nicht! Wieso sagst du so etwas? Was ist los mit dir?”, schluchzte Jane.

“Es ist die Wahrheit, Jay. Ich bin absolut Seths Meinung.”

Jane schwieg.

Alles was sie von sich gab waren Schluchzer.

Jenna seufzte.

“Geh ins Bett, Jane. Es hat doch keinen Sinn mehr.”

Jane blickte ihre Schwester noch einmal verstört an, dann ging sie schluchzend in ihr Zimmer.

Jenna seufzte noch einmal, dann machte sie sich wieder an den Abwasch.
 

“Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir in Ägypten sind”, sagte Joey und grinste freudig.

“Es ist so heiß hier”, stöhnte Tea.

“Tea, du übertreibst”, sagte Yugi und lächelte.

“Lasst uns gehen”, sagte Yami und schulterte seinen Rucksack.

Seine Freunde taten es ihm nach.

Sie alle hatten nur Handgepäck mitgenommen, ganz so wie Ishizu es gesagt hatte.

Als sie die Gepäckausgabe verließen, warteten bereits Odion, Marik und Ishizu auf sie.

Die drei lächelten und Marik hielt ein Schild in die Luft:

“Welcome to the journey of memories.”

Yami blickte den Grabwächter beleidigt an.

“Ich finde das nicht lustig, Marik”, sagte er.

Marik lachte.

“Man muss auch ein wenig Spaß im Leben haben”, antwortete dieser.

Leicht beleidigt drehte der Pharao sich weg und beobachtete wie seine Freunde die Ishtar-Familie freudig begrüßten.

“Dann lasst uns gehen”, sagte Ishizu und verließ den Flughafen, gefolgt von den Anderen.

“Ishizu, wo genau liegt diese Straße eigentlich?”, fragte Yami.

“Sie liegt mitten im Zentrum des heutigen Kairo.”

Sie stiegen in das Auto und fuhren los.

Die Fahrt verlief sehr ereignislos.

Joey, Tristan und Yugi unterhielten sich mit Marik darüber was sie alles unternehmen wollten.

Tea redete mit Ishizu über das Wetter und Odion und Yami schwiegen einfach.

Dann hatten sie Kairos Zentrum erreicht, sie stiegen aus und folgten den Ishtars in eine abgelegene Seitenstraße.

“Hier ist es, meine Freunde”, sagte Odion.

Verwundert blickten die Freunde ihn an.

“Ich will ja nicht meckern, Alter. Aber ich habs mir doch ein bisschen anders vorgestellt”, sagte Joey in die Stille hinein.

Er blickte sich noch einmal in der Gasse um.

Sie war schäbig und ziemlich heruntergekommen.

“So, was hast du denn erwartet?”, fragte Odion den Blonden.

“Nunja..”, begann Joey.

Odion unterbrach ihn:

“Hast du erwartet, dass das Portal von Lichtern umgeben ist? Das es pompös aussieht?”

Joey stutzte.

“Öh, ja... Irgendwie schon.”

“Nur wenige Leute wissen von dieser Straße. Sie ist ein Geheimnis und nicht jeder darf sie benutzen”, sagte Odion leicht gereizt.

Joey kratzte sich am Kopf und sagte:

“Öhm, das verstehe ich jetzt nicht.”

Die Anderen stöhnten alle genervt auf.

Yugi lächelte verständnisvoll und erklärte:

“Das ist doch ganz einfach, Joey. Wenn jeder von dieser Straße wissen würde, würde jeder in das Alte Ägypten gehen um die dortige Kultur kennen zulernen. Und das würde das dortige Leben in der Form, in der sie es kennen zerstören.”

Joey blickte Yugi einige Momente an, dann nickte er.

“Wir sollten jetzt gehen”, sagte Marik und warf einen Blick auf die Hauptstraße.

Yami nickte und fragte:

“Ja und wie kommen wir nun in das Alte Ägypten?”

Odion trat einen Schritt beiseite, deutete auf die Wand am Ende der Seitenstraße und sagte:

“Wir gehen einfach durch die Wand.”

Dann trat er durch die Wand und war verschwunden.

Verwundert blickten die Freunde ihm hinterher.

“Hat ´n bisschen was von Harry Potter”, sagte Tristan.

Ishizu lächelte und zog etwas aus Mariks Rucksack und hielt es Tea hin.

“Ih, was ist das ?”, fragte diese nun.

“Zieht die über. So fallt ihr drüber nicht so auf”, erklärte Marik.

Ishizu verteilte weitere Umhänge und nur widerwillig wurden diese übergezogen.

Dann traten alle durch die Wand in das Alte Ägypten, allen voran Yami.

Sie alle staunten nicht schlecht als sie das 5000 Jahre Alte Ägypten erblickten.

“Wow, das ist Wahnsinn”, hauchte Yugi.

Yami blickte sich ehrfürchtig um.

Dies war sein Zuhause.

Hier war er geboren und aufgewachsen.

“Das Volk leidet”, sagte Ishizu.

“Was?”, rief Yami aus.

“Der derzeitige Pharao ist nicht besonders gut oder fürsorglich.”

“Wieso?”

Yami blickte Ishizu an.

“Er kümmert sich nicht um das Volk, er...”

“Yami, Yugi! Setzt die Kapuzen auf!”, zischte Odion wütend.

Die beiden Angesprochenen setzten die Kapuzen auf und blickten Odion fragend an.

“Yami, man kennt dein Gesicht. Solange du deine Erinnerungen noch nicht wieder hast, solltest du dein Gesicht nicht offen zeigen. Und du auch nicht, Yugi.”

Die beiden nickten und Ishizu fuhr fort:

“Der Pharao kümmert sich nur um sich, nicht um das Volk und nicht um seine eigentlichen Pflichten.”

“Wer ist er?”, fragte Yami.

“Du kennst ihn sehr gut”, sagte Marik und grinste.

Verwirrt blickte Yami den Grabwächter an.

“Wie meinst du das?”

“Marik!”

Ishizu warf ihrem Bruder einen warnenden Blick zu.

“Nicht! Er muss es selbst herausfinden.”

“Wer ist er?”, fragte Yami und blickte Ishizu direkt in die Augen.

“Sein Name ist Jug.”

Yami Augen weiteten sich.

Er kannte diesen Namen.

Er wusste nur nicht woher.

Dieser Name, er gab ihm ein vertrautes Gefühl.

“Lasst uns gehen. Euer Gepäck wegbringen.”

Alle nickten und folgten Odion staunend durch das Alte Ägypten.

Yamis Heimat.

Begegnung

Kapitel 5: Begegnung
 

Wie spät es wohl war?

Jane warf einen Blick in den Himmel.

Die Sonne ging bereits wieder auf.

Die junge Frau unterdrückte ein Gähnen.

Früh morgens war sie zum Pharao gerufen worden und früh morgens war sie nach hause gekommen.

Leise öffnete Jane die Haustür.

Bis eben war sie am Hofe des Pharao gewesen.

Dort hatte sie seit Gestern durchgearbeitet.

Gestern war das Gedenkfest gewesen, doch Jane war sich sicher, dass kaum einer der Gäste an die Männer, die vor zwei Jahren verschwanden, gedacht hatte.

Es war ein Saufgelage gewesen, bereits früh am Abend waren so gut wie alle betrunken gewesen.

Janes hauptsächliche Aufgabe hatte darin bestanden für genügend Alkohol und Essen zu sorgen.

Kurz nach Mitternacht waren alle Gäste dort eingeschlafen, wo sie gerade standen oder saßen.

Dann war es Janes Aufgabe gewesen das Geschirr zu säubern und den Festsaal zu säubern.

Als sie gehen durfte, waren sie noch lange nicht fertig gewesen.

Sie würden wahrscheinlich Wochen brauchen um den Festsaal wirklich wieder sauber zubekommen.

Gähnend legte Jane sich auf ihr Bett und schloss die Augen.

Sie sollte jetzt soviel schlafen wie möglich.

Wer wusste schon wann Jug nach ihr schicken würde.
 

“Mein Pharao, wie wäre es mit einer kleinen Führung über den Marktplatz?”, fragte Marik und grinste.

Erfreut sprang Yami auf.

Endlich mal eine gute Idee.

Seit gestern Nachmittag waren sie nun schon im Alten Ägypten und bis jetzt hatten sie nichts unternommen.

Sie hatten all die Zeit bei Ishizu zuhause verbracht.

Wenn er nur rum saß, würde er nie sein Gedächtnis wiedererlangen.

“Lasst uns gehen!”, rief er aus, zog sich seinen Umhang über und setzte seine Kapuze auf.

“Worauf wartet ihr noch?”, fragte er.

Seine Freunde taten es ihm nach und so verließen sie gemeinsam mit Marik und Odion das Haus.

Ishizu war früh am Morgen in die moderne Welt gegangen.

Nach wenigen Minuten erreichte die kleine Gruppe den großen Marktplatz.

Marik wandte sich dem Pharao zu und sagte:

“Früher warst du jeden Tag hier.”

Böse funkelte Yami ihn an.

Er war Mariks Andeutungen wirklich leid.

Er konnte damit doch nichts anfangen.

Ihm fehlten doch sämtliche Erinnerungen.

Yami sah sich gründlich auf dem Marktplatz um.

Er war groß und von seinem Hauptplatz gingen viele helle Seitengassen ab.

Der Marktplatz war hell und freundlich.

Die Verkäufer priesen ihre Waren jedem an, der vorüber kam.

Der Platz lud praktisch zum einkaufen ein.

Mit schnellen Schritten holte Yami die Anderen ein.

Noch einmal blickte Yami sich um.

Es kam ihm alles vertraut vor.

Es waren keine richtigen Erinnerungen, es war ein Gefühl des Kennens.

Eine Vertrautheit, die Yami sagte, dass er hier zuhause war.

Lachend und scherzend ging die kleine Gruppe über den Markt, blieben mal hier stehen, mal dort stehen.

Sie verbrachten einen angenehmen Nachmittag.

Als sie wieder bei Mariks Zuhause waren sagte Tristan plötzlich:

“Wo ist Joey?”

Verwirrt sahen seine Freunde sich um.

“Verdammt!”, fluchte Tea.

“Wir müssen ihn auf dem Markt verloren haben.”

“Dann lasst uns ihn suchen”, sagte Yami und setzte sich seine Kapuze auf.

Gemeinsam verließen sie das Haus.
 

Joey Wheeler schlenderte über den Markt.

Er war verwirrt gewesen als seine Freunde plötzlich wegwaren.

Nach dem ersten Schockmoment hatte er beschlossen sich erstmal in Ruhe umzusehen.

Er genoss es in seinem Tempo über den Markt schlendern zu können.

Die Anderen hatte es so furchtbar eilig gehabt.

Ein Ruf riss den Blonden aus seinen Gedanken.

“Loren!”

Er blickte auf und sah im letzten Moment, wie ein kleiner, blonder Junge auf ihn zugerannt kam.

Joey und der Junge stießen zusammen.

Beide landeten mit dem Hintern auf dem Boden.

“Loren!”

Joey blickte auf und sah in zwei ernstdreinblickende, graue Augen.

Der Junge rappelte sich auf und sah schuldbewusst auf den Boden.

Die junge Frau, zu der die grauen Augen gehörten, hielt Joey die Hand hin und half ihm auf.

“Es tut mir leid. Loren ist manchmal sehr ungestüm.”

Joey nickte.

“Dein Sohn?”, fragte er und deutete auf Loren.

“Nein, mein Neffe Loren, der sich jetzt bei dir entschuldigen wird.”

Streng blickte sie den Jungen an.

“Es tut mir leid”, nuschelte der Junge.

Joey grinste und antwortete:

“Kein Thema. So etwas passiert mir auch öfter.”

Die junge Frau warf Joey einen merkwürdigen Blick zu.

“Du bist nicht von hier”, stellte sie nüchtern fest.

Er blickte sie an.

“Stimmt. Ich bin übrigens Joey.”

Er streckte ihr die Hand entgegen.

Zögernd ergriff sie die Hand und sagte.

“Ich bin Jane und Loren kennst du ja schon.”

Joey stutzte.

“Ihr seid auch nicht von hier, oder?”, fragte er.

“Doch”, antwortete Jane.

“Aber eure Namen...”

Jane lächelte.

“Mein Vater kam aus der Welt jenseits der Straße. Er gab meiner Schwester und mir unsere Namen. Noch vor meiner Geburt ging er wieder in seine Zeit zurück. In deine Zeit.”

“Verstehe”, murmelte Joey.

“Warum bist du hier?”, fragte Jane und drückte Loren an sich.

“Ein Freund von mir ist auf der Suche nach seinen Erinnerungen. Wir helfen ihm.”

“Das ist sehr edel von dir.”

Jane musterte Joey von oben bis unten.

Er schien sehr nett zu sein.

“Wo sind deine Freunde?”

Joey grinste.

“Ich... Ähm... Hab sie auf dem Marktplatz verloren und jetzt hab ich mich verlaufen.”

“Wir können dir helfen!”, rief Loren aus.

Jane seufzte.

“Loren, ich glaube nicht...”

“Das wäre wirklich sehr nett von euch”, grinste Joey.

Jane blickte ihn an.

“Gut, lass uns gehen.”

Schweigend gingen sie zum Zentrum des Marktplatzes.

“Erzähl mir etwas von dir, Jane.”

Sie blickte Joey an.

“Ich... Bin 18 Jahre alt, lebe meiner Schwester und meinem Neffen und arbeite als Dienstmädchen am Hofe des Pharao.”

Joey blickte sie auffordernd an.

“Was möchtest du noch hören, Joey? Das war das wichtigste, was man von mir wissen muss”, sagte Jane.

Sie klang dabei ein wenig niedergeschlagen.

“Joey!”

Die Drei wandten sich um.

“Tristan, Tea!”, rief Joey.

“Marik”, hauchte Jane.

Während Joey zu seinen Freunden lief, blieben Marik und Jane voreinander stehen.

“Jane, wie geht es dir?”, fragte der Grabwächter.

Jane stammelte:

“Äh... Gut, gut, danke. Ich wusste nicht, dass ihr schon zurück seid.”

“Ja, wir... Helfen einem von Joeys Freunden... Wir...”

Peinliches Schweigen entstand zwischen den Beiden.

Keiner von ihnen wusste, was er sagen sollte.

“Marik. Jane.”

Odion stand plötzlich neben ihnen.

“Wir müssen jetzt gehen”, sagte Jane und nahm Loren an die Hand.

“Es war schön euch zu sehen. Grüßt Ishizu von mir.”

Sie ging.

Verwirrt blickte Yami ihr hinterher, er kannte diese Frau.

Die erste Erinnerung

Kapitel6: Die erste Erinnerung
 

“Odion, ich bitte dich!”

“Nein!”

“Odion!”

Gequält blickte Yami ihn an.

“Nein, Pharao.”

Grummelnd setzte Yami sich auf einen Stuhl.

Er wollte doch nur zwei Stunden alleine über den Markt gehen.

War das zu viel verlangt?

“Entweder ich komme mit oder du bleibst hier”, sagte Odion bestimmend.

Beleidigt stieß Yami die Luft aus.

Ishizu blickte zwischen den Beiden hin und her.

Seit genau einer Stunde diskutierten die Beiden nun schon und kamen nicht weiter.

Yami wollte unbedingt einige Stunden alleine über den Markt und durch die Straßen schlendern, doch Odion war dagegen.

Absolut dagegen.

Doch eigentlich war Yamis Idee nicht schlecht, vielleicht brachte es ihm wirklich mehr, wenn er alleine ging.

Immerhin hatte er so seine Ruhe und konnte alle Eindrücke wahrnehmen und verarbeiten.

Ishizu räusperte sich und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.

“Odion, ich glaube es ist wirklich eine gute Idee, wenn Yami alleine rausgeht.”

“Wieso?”, fragte Odion verblüfft.

Ishizu schüttelte den Kopf.

“Das erzähle ich dir später. Yami, mach du dich auf den Weg.”

Erfreut sprang Yami auf, wurde aber noch aufgehalten.

“Setz deine Kapuze auf, nimm sie nicht ab und sprich mit niemanden. Du bist in zwei Stunden wieder hier”, sagte Odion und sah den Pharao ernst an.

Yami nickte, setzte seine Kapuze auf und verließ das Haus.

“Ishizu, bist du sicher, dass es die richtige Entscheidung war?”, fragte Odion stirnrunzelnd.

Ishizu nickte.

“Ja.”
 

Es tat gut über den Markt zu gehen.

Ohne Odions Hektik, ohne die erstaunten Ausrufe seiner Freunde und ohne Mariks unnötige Anmerkungen.

Früher warst du jeden Tag hier.

Yami sah sich genau um, einige kam ihm unheimlich bekannt vor.

Doch er hatte einfach keine klaren Erinnerungen.

Es nervte den jungen Mann schon ein wenig, dass er sich nicht erinnern konnte.

Dass er sich an gar nichts erinnern konnte.

Noch nicht einmal an seine eigenen Eltern.

Zur Zeit waren selbst Ishizu, Odion und Marik keine große Hilfe.

Wann immer er einen der Drei etwas fragte, blockten diese ab und sagten, dass er es selbst heraus finden müsse.

Yami fragte sich wie er das anstellen sollte, ganz ohne Hilfe.

Ganze zwei Tage waren sie schon im Alten Ägypten, seiner Heimat, und er hatte weder eine Erinnerung zurück, noch hatten sie irgendetwas getan, was sein Gedächtnis gefördert hätte.

Yami seufzte und fasste sich an den Kopf.

Jetzt bekam er auch noch Kopfschmerzen.

Noch einmal blickte er sich um, Yami war um Zentrum des Marktplatzes angekommen.

Hier spielte sich das Leben ab, Verkäufer priesen ihre Waren an und Frauen machten ihre Besorgungen, die Meisten mit kleinen Kindern an der Hand oder am Rockzipfel.

Yami lächelte.

Auch das kam ihm bekannt vor.

Er setzte sich an den Brunnen in der Mitte des Platzes und blickte sich genau um.

Am liebsten hätte er die Kapuze abgenommen und den Mantel ausgezogen, denn es war verdammt warm.

Doch das durfte er nicht.

Hier waren erst zwei Jahre seit seinem Verschwinden vergangen, jeder einzelne Bürger würde ihn erkennen und das wäre im Moment nicht sehr hilfreich.

Was ist schon ein Herrscher, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern konnte?

Darüber hatte er bereits mit Ishizu gesprochen.

Sie waren sich einig gewesen, dass sie warten wollten, bis er mindestens den Großteil seiner Erinnerungen wieder hatte, bevor er als wieder aufgetauchter Pharao in Erscheinung treten wollte.

Yami dachte an den vorherigen Tag zurück.

Gestern hatten sie Joey auf dem Marktplatz verloren, gestern war er der jungen Frau zum ersten Mal begegnet.

Zumindestens glaubte er, dass es das erste Mal gewesen war, schließlich konnte er sich nicht erinnern.

Doch die stahlgrauen Augen der jungen Frau waren ihm so vertraut gewesen.

Das Grau ihrer Augen war so warm und liebevoll gewesen.

Yami war versucht gewesen Marik zu fragen wer sie war, doch er hätte sowieso keine Antwort bekommen, so hatte er es doch gelassen.

Es war auf eine gewisse Art und Weise frustrierend, wenn man schon am Ort seiner Geburt und seines Aufwachsens war und doch hatte man noch nicht einmal den Hauch einer Erinnerung.

Yami seufzte noch einmal.

Seine Kopfschmerzen wurden immer stärker.

Er schloss die Augen und massierte sich leicht die Schläfen.
 

“Hoch lebe Pharao Yami!”

Laute Rufe erreichten das Ohr des jungen Pharao

Er blickte lächelnd auf und winkte seinem Volk zu.

Es war der erste Tag als Pharao und er wurde freudig vom Volk begrüßt.

Auch wenn er gerade einmal 13 war, war das Volk froh nun einen neuen Pharao zu haben.

Jug, der Vater des jungen Yami, war als Pharao wirklich schlecht gewesen.

Er war geradezu ein Tyrann.

Fas täglich waren die Steuern erhöht worden, nur um die Feste des Pharao zu finanzieren.

Darum war das Volk froh, dass Prinz Yami sich recht früh entschlossen hatte zu heiraten und so das Recht auf den Thron erheben konnte, was er nur wenige Minuten nach seiner Hochzeit auch getan hatte.

Auch Yami selbst war froh über diesen Schritt.

Er hatte gesehen wie das Volk unter seinem Vater gelitten hatte, darum hatte er den Schritt seiner Hochzeit früher getan als eigentlich geplant , denn auch seine Verlobte hatte die Tyrannei Jugs stoppen wollen.

So waren sie sich einig gewesen.

Sie hatten geheiratet, das hatten sie sowieso vorgehabt, nur hatten sie es dann doch früher getan als geplant.

Lächelnd blickte Yami zu seiner Frau.

Gemeinsam hatten sie das Volk von seinem Vater befreit.

“Es war die richtige Entscheidung, Yami”, sagte seine Frau.
 

Das Gesicht seiner Frau war unklar.

Yami konnte sich nicht an ihr Aussehen und ihren Charakter erinnern.

Doch was war im Moment egal.

Er hatte soeben seine erste Erinnerung zurück bekommen.

Es war der Tag seiner Krönung gewesen.

Der Tag an dem sein Vater den Thron aufgeben musste.

Sein Vater.

Jug.

Ishizu und Marik hatten am Tag ihrer Ankunft von ihm gesprochen.

Sie sagten, er wäre ein schlechter Pharao und Yami spürte, dass dies stimmte.

Sein Vater war ein Tyrann, er war es schon immer gewesen.

Yami musste ihn ein zweites Mal aufhalten und er musste mehr über seine Frau heraus finden.

Seine erste Erinnerung hatte ihm nur wenig Neues gebracht.

Doch immerhin wusste er nun, dass er jung geheiratet hatte, nicht nur aus Liebe zu seiner Frau, sondern auch um sein Volk von seinem Vater zu befreien und anscheinend war er ein guter Pharao gewesen.

Zumindestens hoffte er das.

Lächelnd stand Yami auf und ging zurück zu seinen Freunden.

Jane

Kapitel 7: Jane
 

“Das ist echt Wahnsinn, dass Yami eine seiner Erinnerungen zurück hat”, sagte Joey und besah sich das Obst eines Händlers.

“Sht”, machte Yugi.

“Sprich nicht so laut über ihn. Wenn irgendwer mitbekommt, dass er wieder da ist, ist hier die Hölle los.”

Joey sah sich um.

“Ja, stimmt. Sorry.”

Es war noch früh am Morgen und auf dem Marktplatz war noch nicht viel los.

Joey und Yugi hatten sich heute Morgen rausgeschlichen.

Sie wussten, dass dies wahrscheinlich Ärger geben würde, aber dies nahmen sie für ein bisschen Ruhe in Kauf.

“Ich finde, wir sollten mal mit Jane sprechen”, sagte Joey und ging weiter.

Yugi folgte ihm.

“Jane? Wer ist das?”, fragte er.

“Die junge Frau, die mich zurückgebracht hat als wir uns verloren hatten”, erklärte Joey.

“Das Mädchen mit den grauen Augen?”

Joey nickte.

“Wieso sollten wir mit ihr sprechen?”, fragte Yugi weiter.

Joey antwortete:

“Sie arbeitet am Hof des Pharaos. Vielleicht weiß sie etwas über Yami und seine Vergangenheit.”

“Ja, das ist eine gute Idee. Wir haben nur ein Problem.”

“Welches?”

“Wir müssen Jane finden und ich weiß nicht Pb wir das schaffen. Immerhin können wir auch nicht einfach zum Pharao spazieren und nach Jane verlangen.”

Joey ließ seinen Blick über die bisher wenigen Marktbesucher wandern.

Ein Mädchen mit stahlgrauen Augen sollte unter den Ägyptern doch auffallen.

Fand zumindestens Joey.

Während er sich weiter um sah, sagte er:

“Weißt du, Jane scheint echt nett zu sein und sie ist wirklich hübsch, aber ich hab das Gefühl das sie irgendetwas bedrückt.”

Verwundert sah Yugi seinen Freund an.

Joey war doch sonst nicht so sensibel und bemerkte so etwas und schon gar nicht bei Fremden.

“Was meinst du?”, fragte er deswegen.

“Ich weiß nicht. Als sie mir von sich erzählt hat, wirkte sie niederschlagen. Als ob etwas auf ihr lasten würde worüber sie mit niemanden sprechen könnte. Oder als ob sie ein Geheimnis haben würde, dass absolut niemand erfahren darf. Verstehst du was ich meine?”

Nun blickte Joey seinen Freund direkt an.

Dieser war über Joeys Worte überrascht.

Es war irgendwie gemein, aber Yugi hatte solch feinfühlige Worte nicht von seinem Freund erwartet.

“Verstehst du es?”, wiederholte Joey.

Yugi räusperte sich einige Male ehe er antwortete:

“Nein, Joey. Leider nicht. Aber vielleicht muss ich sie einfach kennen lernen, damit ich es verstehe.”

Joey nickte.

“Ja, vielleicht.”

Ungewohnt nachdenklich wandte Joey sich um und ging weiter.

Yugi folgte ihm verwundert.

Schweigend liefen die beiden Freunde nebeneinander her.

Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.

Joey dachte über Jane nach.

Yugi dachte über Joey nach.

Sie redeten nicht und achteten auch nicht auf ihre Umgebung.

Eigentlich kannten sie sich ja gar nicht aus, da wäre es eigentlich hilfreicher, wenn wenigstens einer von ihnen darauf achtete wo sie lang gingen.

Doch dies hielten keiner der Beiden für nötig.

Irgendwann blieb Joey stehen und fragte:

“Sag mal, Alter, wo sind wir eigentlich?”

Yugi sah sich einige Momente lang um.

Sie hatten den Marktplatz hinter sich gelassen, das war eindeutig.

Aber die umstehenden Gebäude gaben keinerlei Anhaltspunkte wo sie sich befinden könnten.

Seufzend antwortete Yugi:

“Ich würde sagen, ich hab keine Ahnung.”

“Ich würde sagen, ihr befindet euch auf dem besten Wege zum Pharao.”

Augenblicklich drehten sich die Beiden um.

“Jane!”, rief Joey aus und lächelte die junge Frau an.

“Hallo Joey.”

“Jane, das hier ist mein Freund Yugi”, stellte Joey vor.

“Hallo, es freut mich dich kennen zulernen”, sagte Yugi.

Jane lächelte ihm liebevoll zu und wandte sich dann wieder Joey zu.

“Was führt euch hier her? Ihr wollt doch nicht wirklich zu dem Pharao...”

Ein Hauch von Panik lag bei diesen Worten in Janes Augen, was Joey nicht entging.

“Nein, wir waren auf dem Markt und irgendwie haben wir wohl dann die Orientierung verloren.”

Eine Welle der Erleichterung glitt über Janes Gesicht.

“Und wo willst du jetzt hin?”, fragte Joey und beobachtete sie genau.

“Der Pharao gibt morgen ein Fest und die Küche braucht noch einige Zutaten, deswegen wurde ich zum Markt geschickt.”

“Dann kannst du uns bestimmt mitnehmen, oder?”, fragte Yugi lächelnd.

“Natürlich”, gab Jane zurück und ging weiter.

Nach wenigen Momenten wandte sie sich an Yugi und fragte:

“Bist du der Freund, dem Joey hilft?”

Yugi lächelte und antwortete:

“Nein, der ist zuhause. Odion lässt ihn nur ungern raus.”

Nachdenklich blickte Jane auf den Boden.

“Ja, Odion war schon immer so”, murmelte sie kaum hörbar.

“Hast du was gesagt?”, fragte Joey.

Jane schreckte auf.

“Was? Nein, hab ich nicht.”

Misstrauisch sah Joey sie von der Seite an, beschloss aber nicht weiter darauf einzugehen sondern das Thema zu wechseln.

“Jane, kann ich dich etwas fragen?”, begann er.

“Ja.”

“Wie lange arbeitest du schon am Hofe des Pharao?”

“Zwei Jahre...”

“Achso.”

“Wieso fragst du, Joey?”, fragte Jane und blickte ihn an.

Joey kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sagte:

“Ich bin einfach nur neugierig.”

Jane blickte ihn noch eine Sekund an, dann wandte sie ihren Blick zurück auf ihren Weg.

Nach wenigen Minuten hatten sie den Markt wieder erreicht.

“Vielen Dank, Jane. Ich schulde dir was”, sagte Joey grinsend.

Lächelnd antwortete Jane:

“Ich habe das gerne gemacht, Joey.”

Ein heftiger Windstoß ergriff den Marktplatz und riss mit sich was er konnte.

Auch Yugis Kapuze.

Geschockt blickte Jane ihn an.

“Du... Bei Ra... Du siehst aus wie...”

Hastig zog Yugi seine Kapuze wieder ins Gesicht.

“Das hättest du jetzt eigentlich sehen sollen”, sagte Yugi leise.

“Du siehst aus... Wie... Yami...”, hauchte Jane.

“Jane”, begann Joey.

Gebannt und mit Schock in den Augen blickte Jane Yugi in das nun wieder verhüllte Gesicht.

“Wie kann das sein?”, flüsterte sie.

“Jane, lass mich das erklären”, sagte Joey verzweifelt.

Ihr Blickt wanderte weiter zu ihm.

“Nein”, sagte sie und taumelte einige Schritte zurück.

“Jane!”

“Nein! Lass mich in Ruhe!”, schrie Jane und rannte los.

“Warte!”

Jane lief ohne stehen zu bleiben.

Wieso sah dieser kleine Junge aus wie Yami?

Das konnte doch nicht sein!

Yugi und Joey sahen der jungen Frau bedrückt hinterher.
 

“Wo wart ihr?”, fragte Odion und man sah ihm an, dass er wütend war.

“Wir sind ein wenig über den Marktplatz gelaufen. Wir brauchten ein wenig Ruhe”, antwortete Joey und begann Odion zu ignorieren.

“Was ist mit dir, Yugi?”, fragte Yami und blickte seinen Freund besorgt an.

Dieser hatte betrübt seinen Mantel ausgezogen und sich auf einen Stuhl fallen lassen.

“Ach... Wir haben nur ein kleines Problem”, antwortete er.

“Welches?”

“Joey und ich haben diese Jane getroffen. Das Mädchen, das Joey vorgestern geholfen hat.”

“Was ist daran so schlimm?”, fragte Tristan.

“Sie hat Yugi ohne Kapuze gesehen”, seufzte Joey.

“Was?”, riefen Odion und Ishizu aus.

“Es tut mir leid. Ich hatte die Kapuze die ganze Zeit auf, doch dann war da dieser Wind und der hat mir die Kapuze vom Kopf gerissen.”

“Das darf nicht wahr sein”, stöhnte Odion.

“Von nun an geht keiner von euch ohne meine Erlaubnis oder das Beisein von Ishizu, Marik oder mir nach draußen, verstanden?”

Sie alle blickten Odion überrascht an.

Er war wirklich sauer.

“Ja”, murmelte sie alle.

“Wer ist diese Jane?”, fragte Yami plötzlich.

Joey antwortete:

“Sie ist seit zwei Jahren Dienstmädchen beim Pharao. Sie ist 18 und lebt bei ihrer Schwester und ihrem Neffen.”

Überrascht blickte seine Freunde Joey an.

“Was?”, fragte er.

“Woher weißt du das?”, fragte nun Tea.

“Ich hab mich halt mit ihr unterhalten.”

“Nein... Wer ist sie wirklich?”, fragte Yami erneut.

Verwundert wurde er angesehen.

“Wie meinst du das?”, fragte Yugi.

“Sie ist kein einfaches Dienstmädchen. Ich kenne sie. Woher kenne ich sie?!”, rief Yami.

Die drei Ishtars sahen sich bedrückt an.

“Wir können dir nicht viel sagen”, begann Ishizu.

“Nur, dass du sie gut kennst”, fuhr Marik fort.

Wütend sprang Yami auf und rief:

“Ich habe deine Anspielungen so satt, Marik! Ich kann sie nicht mehr hören. Sagt mir sofort wer Jane ist!”

“Sie ist ein einfaches Dienstmädchen, Yami”, versuchte es Joey.

“Nein! Das ist sie nicht! Ich kenne sie! Ich kenne ihre grauen Augen! Als ich sie Vorgestern sah war sie mir vertraut. So unglaublich vertraut! Ist sie meine Frau? Ist sie das Mädchen, das ich vor sechs Jahren geheiratet hab?!”

Niemand antwortete ihm.

Sie alle waren zu überrascht über den Ausbruch des sonst so kühlen Pharaos.

“Ist sie es?!”, rief Yami noch einmal.

“Nein!”, rief Ishizu zurück, die sich als Erste von der Überraschung erholt hatte.

“Wer ist sie dann?”, flüsterte Yami.

“Das musst du selbst heraus finden, Pharao.”

Bedrückt begab Yami sich in den Nebenraum.

Ishizu blickte dem jungen Pharao besorgt hinterher.
 

So, jetzt sind vielleicht einige Fragen geklärt :D

Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Im nächsten Kapitel gibt es noch ein paar mehr Antworten.

Am Hofe des Pharao

Kapitel 8: Am Hofe des Pharao
 

“Ishizu, bist du sicher, dass es eine kluge Entscheidung ist?”, fragte Odion.

Die Angesprochene blickte ihren Bruder besorgt an.

“Nein”, antwortete sie.

“Ich bin mir überhaupt nicht sicher.”

“Warum tun wir es dann?”

Eindringlich blickte Odion Ishizu an.

“Weil wir es müsse! Wir haben ihm gesagt, dass wir ihm helfen und bisher haben wir nicht viel getan, außer ihm verboten alleine rauszugehen. Wir wissen mehr über ihn und seine Vergangenheit als er selbst.”

Odion wich Ishizus Blick aus.

“Aber warum müssen wir gleich an den Hof des Pharao gehen?”, fragte er leise.

Ishizu seufzte.

“Mir gefällt es doch auch nicht, aber wir haben keine andere Wahl.”

Nun seufzte Odion.

Ja, sie hatten keine andere Wahl.

Seit drei Tagen lag Yami ihnen in den Ohren, dass er an den Hof des Pharao wollte.

Die Argumente, dass dies zu gefährlich sei und dass man nicht einfach so zum Hof spazieren konnte, hatte er gar nicht erst beachtet.

Schlussendlich hatten die Ishtar-Geschwister nur nachgegeben, damit sie sein Gejammer nicht mehr hören mussten.

Heute war es dann soweit, trotz aller Gefahren.

Was wäre, wenn sie auf Jug treffen würden?

Immerhin war er Yamis Vater.

Oder sie trafen auf Jane.

Oder Seth oder Coar oder sonst wen, der Yami Nahstand.

Sie könnten auch von den Wachen aufgehalten werden, würde dies eintreffen wären sie verloren.

“Odion, jetzt komm schon”, rief Yami in freudiger Erwartung.

Er, Yugi, Ishizu und Odion selbst würden zum Hofe des Pharao aufbrechen.

Marik würde hier mit den Anderen warten.

Als Zeitpunkt hatten sie extra den Morgen gewählt.

Odion hatte die Hoffnung, dass sie in dem morgendlichen Trubel nicht weiter auffallen würden.

Mit einem mulmigen Gefühl folgte Odion seiner Schwester und Yami und Yugi.

“Ich kann noch gar nicht glauben, dass wir wirklich gehen”, sagte Yami und grinste vor sich hin.

Drei Tage musste er seien Gastgeber nerven, doch am Ende hatte er es geschafft.

Sie gingen zum Hof des Pharao.

Dem Ort, wo er sein Leben verbracht hatte.

Er hatte die Hoffnung dort weitere Erinnerungen wiederzuerlangen.

Vielleicht würde er dort auch herausfinden wer Jane war.

Sie war nicht seine Frau und auch keine Verwandte.

Er hatte lange darüber nachgedacht und dann Ishizu gefragt.

Sie waren nicht mit einander verwandt und doch war sie ihm so vertraut.

Vielleicht war sie ja auch nur eine gute Freundin.

Yami hatte sich fest vorgenommen das heraus zufinden.

Wenn er Glück hatte traf er heute auf Jane und konnte mit ihr reden.

Vielleicht würde er so rauskriegen wie sie zueinander standen.

“Wow, Yami. Hier hast du gelebt?”

Yugis Stimme holte den Pharao aus seinen Grübeleinen.

Er blickte auf und staunte.

Der Palast des Pharao war atemberaubend.

“Ich hab ihn anders in Erinnerung”, hörte Yami sich selbst sagen.

Erst da dachte er darüber nach was er gesagt hatte.

Ja, er erinnerte sich an den Palast.

An seinen Palast.

“Er war weniger pompös. Weniger Gold und weniger Schnörkeleien.”

Ishizu nickte.

“Ja, das ist wahr. Das erste was dein Vater nach seiner erneuten Krönung gemacht hat, war die Steuern zu erhöhen und den Palast zu >verschönern<.”

“Wie oft hat er in den Jahren meiner Abwesenheit die Steuern erhöht?”, fragte Yami.

Seufzend antwortete Ishizu:

“Unzählige Male.”

Odion räusperte sich:

“Warum stehen hier keine Wachen?”

Die anderen drei sahen sich um.

Tatsächlich war keine einzige Wache zu sehen.

“Das ist wirklich merkwürdig. Jug lässt doch sonst nichts unbewacht”, bemerkte Ishizu.

“Ist doch auch egal. Lasst uns endlich reingehen”, erklang Yamis euphorische Stimme.

Noch ehe ihn jemand aufhalten konnte war der junge Pharao losgegangen.

Yugi folgte ihm widerstandslos.

Odion und Ishizu sahen sich nur besorgt an, dann folgten sie den beiden Jungen.

Die warteten vor dem großem Portal.

“Wo gehen wir als erstes hin?”, fragte Yami.

Seine Augen sprühten nur so vor Freude.

Odion runzelte die Stirn.

“In den Garten. Du hast viel Zeit dort verbracht.”

Yami nickte, dann folgte er Odion und Ishizu.

Odions Schritte waren ausgreifend und schnell.

Er war der Erste, der den Garten erreichte.

Mit einem erleichtertem Seufzer stellte er fest, dass niemand vom Hofe dort war.

Weder eine Wache noch irgendein Diener.

Nun bogen auch die anderen drei in den Garten ein.

Während Odion und Ishizu sich auf eine Steinbank setzten, erforschten Yami und Yugi den Garten.

“Kannst du dich an irgendwas erinnern?”, fragte Yugi und besah sich ein Blumenbeet.

Yami ließ seinen Blick schweifen und dachte nach.

Wie so vieles kam ihm der Garten bekannt vor.

“Ich glaube...”, begann er, dann ging er mit schnellen Schritten los.

Yugi folgte ihm verwundert.

Yami blieb ruckartig stehen.

Sie hatten einen kleinen Springbrunnen erreicht, er war abgeschieden und überall rundherum waren wunderschöne Blumen gepflanzt.

Mit verlorenem Blick stand Yami da und blickte den Springbrunnen an.

“Yami... Ist alles in Ordnung?”, fragte Yugi vorsichtig.

“Dies hier war ihr Lieblingsplatz. Immer, wenn sie über etwas nachdenken musste, war sie hier. Ich habe den Ort extra für sie verschönern lassen. Vorher war er sehr trostlos.”

“Du meinst deine Frau, oder?”

Yami nickte.

“Weißt du, irgendwie habe ich mir gewünscht, dass es Jane gewesen wäre. Ich wollte, dass Jane meine Frau ist. Dann wäre wenigstens ein Teil meiner Vergangenheit geklärt”, sagte Yami leise.

“Hast du dich eigentlich schon gefragt, was mit deiner Frau passiert ist, nachdem du verschwunden bist?”

Der Pharao blickte seinen Freund an.

“Ja, schon oft. Deswegen wünschte ich mir, dass es Jane wäre. Es hätte gepasst. Joey hat erzählt, dass sie seit zwei Jahren beim Pharao arbeitet, ich bin seit zwei Jahren verschwunden.”

Yugi nickte.

“Ja, zu mir sagte er, dass es den Anschein erwecke, dass sie etwas bedrücke oder sie etwas verberge”, fügte Yugi hinzu.

“Es wäre einfacher gewesen, wenn sie es gewesen wäre”, flüsterte Yami und blickte noch einmal zu dem Springbrunnen.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah er sich selbst und seine Frau am Brunnen sitzen.

Das Gesicht seiner Frau war noch immer verschwommen, doch er sah, dass ein Lächeln auf ihren vollen Lippen lag.

Er selbst hatte sie lächelnd in die Arme geschlossen.

Sie schienen sehr glücklich.

“Yami? Kommst du? Ishizu und Odion rufen nach uns.”

Yugis Stimme drang von fern her an sein Ohr.

Er blinzelte.

Der Springbrunnen war verlassen.

“Lass uns gehen”, murmelte er und ging zurück zu den Ishtars.

“Und?”, fragte Odion als sie bei ihnen ankamen.

Yami ging wortlos weiter, während Yugi antwortete:

“Es nimmt ihn mit, dass er sich nicht an seine Frau erinnern kann.”

Bedrückt blickte Ishizu den Pharao, der mit dem Rücken zu ihnen stand, an.

Sollten sie es ihm nicht sagen?

Es wäre einfacher, wenn er es wüsste.

Schritte erklangen.

Alle vier erstarrten augenblicklich zu Statuen.

Es kam jemand!

Was sollten sie tun?

Ehe auch nur einer von ihnen etwas unternehmen, geschweige denn sich rühren konnte, bog die “Gestalt” um die Ecke und blieb ebenfalls verwundert stehen.

Hohepriester Seth sah die vier Gestalten misstrauisch an.

Zwei von ihnen kannte er.

Die anderen Zwei konnte er, auf Grund der Umhänge, nicht genau erkennen.

“Ishizu. Odion. Was macht ihr hier?”, fragte er.

“Wir... Ähm... Nun ja... Wir zeigen unseren Freunden ein wenig den Hof”, stotterte sich Ishizu zu recht.

Seth blickte sie weiterhin misstrauisch an, dann ging alles ganz schnell.

Der junge Hohepriester riss Yami schwungvoll die Kapuze vom Kopf und während die vier Freunde geschockt die Luft einsogen, fiel Seth vor seinem ehemaligen Pharao auf die Knie.

“Mein Pharao. Ich wusste, dass Ihr zurückkehren werdet”, sagte Seth während Yami ihn verblüfft ansah.

Er wusste nichts über diesen Mann, außer seinen Namen und das er Hohepriester war.

Und das sie sehr gut befreundet waren.

Yami atmete einmal tief durch, dann antwortete er:

“Ich danke dir für deine Treue, Seth. Ich weiß sie zu schätzen. Doch nun stehe auf. Noch bin ich nicht dein Pharao, also habe ich kein Recht von dir zu verlangen, dass du vor mir niederkniest.”

Seth blickte ihn an.

“Auch wenn Ihr es nicht rechtlich seid. Für mich seid Ihr der wahre Pharao.”

“Hab Dank, Seth. Dich nun steh auf.”

Der Hohepriester tat wie ihm geheißen.

Ishizu und Odion atmeten erleichtert aus.

Es hätte schlimmer kommen können.

Odion räusperte sich:

“Seth, kannst du uns sagen, wo all die Wachen sind?”

Seth wandte sich zu Odion.

“Der Pharao gab bis spät in die Nacht eine Feier. Ich denke, sie schlafen ihren Rausch aus”, antwortete der junge Mann.

Nun meldete sich Yami wieder zu Wort:

“Seth, meinst du, du könntest uns zu meinem Zimmer führen?”

Der Hohepriester blickte zu Odion und Ishizu.

Unauffällig nickten die Beiden.

Gaben so ihr Einverständnis.

“Ja. Folgt mir.”

Er setzte sich in Bewegung und führte die Freunde durch den Palast.

Sie gingen viele Treppen hinauf und durch viele Gänge, doch Wachen begegneten sie keinen.

Dann endlich hatten sie Yamis Zimmer erreicht.

Die geschlossenen Flügeltüren waren nichts Besonderes.

Sie waren aus einfachem Holz gefertigt und blau angemalt.

Nichts verriet, dass hier der Sohn des Pharao gelebt hatte.

Mit klopfendem Herzen öffnete Yami die Türen und trat in sein Zimmer.

Er erblickte ein geräumiges Zimmer in dessen Mitte ein großes Bett stand.

Zur linken Seite ging ein großer Balkon ab, nach rechts ging es in ein anderes Zimmer.

Wenn Yami sich richtig erinnerte, war dies das Ankleidezimmer.

Schweigend ging er zu dem Bett, seine Freunde schien er vergessen zu haben.

Gedankenverloren strich er über das Kopfkissen.

Hier hatte er mit seiner Frau geschlafen.

In diesem Bett.

Sie hatte immer zum Balkon gelegen.

Sie hatte es geliebt sich Nachts die Sterne anzusehen.

Yami seufzte.

Wieso erinnerte er sich an ihre Gewohnheiten, aber nicht an sie selbst?

Immer noch schweigend ging er in das Ankleidezimmer.

Verwundert bemerkte er, das noch all seine Kleidung da war.

Doch von der Kleidung seiner Frau fehlte jede Spur.

Betrübt kehrte Yami zu seinen wartenden Freunden zurück.

“Seth, kann ich dich etwas fragen?”

“Natürlich, mein Pharao.”

Yami räusperte sich:

“Wer ist Jane?”

Dem jungen Pharao entging der Blickwechsel von Ishizu und Seth.

Warnend wurde der Hohepriester angesehen.

“Jane war eine sehr gute Freundin Eurer Frau. Sie hat viel Zeit am Hofe verbracht, da auch ihr Mann einer Eurer Diener war. Er verschwand zusammen mit Euch.”

“Oh”, machte Yami.

Also war Jane doch nur eine gute Freundin.

Schade eigentlich.

Sie war wirklich hübsch und schien sehr liebenswürdig.

“Was ist mit meiner Frau geschehen?”, fragte er weiter.

Seth schluckte.

“Zusammen mit Jane wartete sie genau sechs Monate auf Eure Rückkehr. Doch als feststand, dass Ihr nicht wiederkehren würdet, gab sie das Amt des Pharao an Euren Vater zurück. Sie nahm ihr Hab und Gut und verschwand. Wohin weiß niemand.”

“Wie war ihre Nam...”

“Der Pharao!”

Der Ruf unterbracht Yami.

Panik machte sich unter den Fünf breit.

Sie mussten verschwinden.

Aber sie hatten keine Zeit mehr!

Sie saßen in der Falle!

Jug

Kapitel 9: Jug
 

“Seth, wir müssen hier weg! Wenn Jug Yami sieht ist es aus”, flüsterte Ishizu panisch.

Ebenso panisch sah Seth sich um.

Es gab keine Fluchtmöglichkeit, sie waren geliefert.

“Schnell setzt eure Kapuzen wieder auf”, sagte Seth an Yami und Yugi gewandt.

Schnell taten sie es.

“Was hast du vor?”, zischte Odion.

“Das weiß ich selbst noch nicht genau”, antwortete Seth.

“Aber...”, begann Odion.

“Seth? Was machst du hier? Und wer sind die Anderen?”

Jugs Stimme ließ alle fünf herum fahren.

Yami starrte geschockt auf seinen Vater.

Jug, der Schrecken des Volkes.

Sein Vater.

Yami sah ihm ähnlich.

Naja, wenn man davon absah, dass Jug erhebliches Übergewicht hatte und alles in allem unansehnlich war.

Yami spürte, dass er irgendwie vertraut mit Jug war, spürte das er sein Vater war.

Spürte aber auch, dass sie nie ein inniges Verhältnis gehabt hatten.

Jug hatte Yami für den Tod seiner geliebten Frau verantwortlich gemacht.

Mit einem Mal wusste Yami, dass Jug nicht immer so geherrscht hatte.

Jug hatte schon immer mit eiserner Faust regiert, doch war er immer gerecht gewesen.

Doch als Alexandra bei Yamis schwerer Geburt starb, hatte er sich verändert.

Ihm war es mit einem Mal egal gewesen was aus seinem Volk wurde.

Er begann sich nur noch um sich selbst zu kümmern, erhöhte ständig die Steuern um seinen ausschweifenden Lebensstil finanzieren zu können.

Viele der älteren Generationen sagten, dass eigentlich Alexandra über das Land geherrscht hatte und nicht Jug.

Sie hatte ihn unter Kontrolle gehabt, doch nach ihrem Tod hatte Jug endlich die Möglichkeit so zu regieren wie er wollte.

Nämlich gar nicht.

Jug hatte auch begonnen seinen einzigen Sohn zu hassen.

Wie gesagt, für ihn war Yami Schuld am Tod seiner über alles geliebten Frau.

“Odion. Ishizu. Wie schön euch zu sehen.”

Jugs Stimme holte Yami aus den Erinnerungen.

Benommen schüttelte er den Kopf und blickte seinen Vater an.

So wie er aussah war er nicht gerade erfreut die Ishtars zu sehen.

Odion und Ishizu neigten die Köpfe.

“Mein Pharao”, sagten sie.

“Und wer sind die beiden? Und warum zollen sie ihrem Pharao keinen Respekt?”

Jugs Stimme klang scharf.

Seth warf Yami und Yugi einen schnellen Blick zu.

Nun neigten sie auch beide die Köpfe und sagten ebenfalls:

“Mein Pharao.”

Etwas in Yami sträubte sich dagegen, doch er zwang sich dazu.

Er musste es tun, alles andere wäre zu auffällig gewesen.

Wie würde es wohl wirken, wenn ein einfacher Mann aus dem Volk sich nicht vorm Pharao verbeugen würde?

“Wer seid ihr?”, fragte Jug noch einmal.

Seth räusperte sich:

“Die Beiden wollen Priester werden. Ishizu und Odion haben sie hierher gebracht.”

“Was macht ihr dann im Zimmer meines... Sohnes?”

Keinem der fünf Besucher war das merkliche Zögern Jugs entgangen.

Nun war es an Ishizu zu antworten:

“Wir haben nach Seth gesucht, nur leider haben wir uns verlaufen.”

“Verlaufen? Früher seid ihr hier Ein und Aus gegangen und nun habt ihr euch verlaufen?”

Jug blickte die beiden misstrauisch an, doch dann wandte er den Blick ab.

Sein Blick ruhte nun auf Yugi und Yami, die unter ihren Umhängen langsam zu schwitzen anfingen.

“Und ihr wollt also Priester werden?”, fragte Jug.

Yami warf Yugi schnell einen Blick zu.

Jug kannte Yamis Stimme, es wäre zu riskant.

Also antwortete Yugi:

“Ja, mein Herr, das wollen wir.”

“Nehmt eure Kapuzen ab. Ich will eure Gesichter sehen.”

Geschockt blickten Yami und Yugi Seth an.

Sie konnten die Kapuzen nicht abnehmen, das würde alles ruinieren.

Hilflos standen Ishizu und Odion da.

Keiner von ihnen wusste was zu tun war.

“Ähm... Erlaubt mir, Pharao. Die beiden wurden durch ein Feuer furchtbar entstellt. Sie tragen die Kapuzen, um Euch diesen Anblick zu ersparen.”

Gespannte Stille breitete sich in dem Zimmer aus.

Alle Blicken ruhten auf Jug.

Jeder wartete gespannt und nervös auf seien Reaktion.

Jug wiegte bedächtig seinen Kopf hin und her.

Ekel machte sich in Yami breit.

Dann nickte Jug und sagte:

“In Ordnung. Das ist edel von euch.”

Man merkte wie die Anspannung von den anderen Fünf abfiel, doch Jug war noch nicht fertig.

“Da ihr Priester werden wollt, finde ich es sinnvoll, wenn ihr mal einen Tag hier verbringt. Zusammen mit mir und Seth und Ishizu und Odion können wieder gehen. Sehr freundlich von euch sie hierher zu bringen.”

Mit einem hinterlistigen Funkeln in den Augen blickte Jug die beiden an.

“Aber...”, begann Ishizu.

Fassungslos blickte Odion den Pharao an.

Sie konnten Yami und Yugi nicht hier lassen.

Das ging nicht!

“Wachen?”, rief Jug laut.

Von draußen kamen zwei stark bewaffnete Soldaten herein.

Sie sahen müde aus.

Ihre Augen waren trübe und sie hatten tiefe Augenringe.

Die Feier des Pharao hatte wohl Spuren hinterlassen.

“Bringt die beiden doch bitte zum Ausgang, ja? Bevor sie sich wieder verlaufen”, sagte Jug süffisant.

Unfähig zu protestieren ließen sich Ishizu und Odion hinausführen.

Grinsend drehte Jug sich zu den anderen Drei um und sagte:

“Sie haben mich schon immer gestört, doch ich konnte vorher nie etwas gegen sie unternehmen. Sie standen unter Yamis Schutz, doch Yami ist tot und die Ishtars endlich wieder zurück.”

Er lachte kurz böse, dann verließ er Yamis Zimmer, aber nicht ohne vorher zu sagen:

“Ich erwarte euch im Thronsaal.”

Dann war er weg.

Yami zitterte vor Wut.

Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt, so fest das die Knöchel weiß hervor traten.

“Wenn er ihnen etwas antut, dann... Werde ich... Ich werde...”

Yami stand da.

Hilflose Wut strömte durch seinen Körper.

Sein Vater hatte gerade seinen Freunden gedroht und er konnte nichts dagegen tun.

Er musste warten bis er seine Erinnerungen zurück hatte.

Er wollte nicht warten.

Er wollte endlich etwas tun.

Wollte sein Volk von seinem Vater befreien, doch stattdessen musste er mit ansehen, wie sein Vater regierte und obendrein auch noch seine Freunde bedrohte.

“Beruhige dich, Yami”, sagte Yugi leise.

“Ich... Wir müssen etwas gegen ihn unternehmen...”, presste Yami hervor.

Yami konnte sich nicht erinnern schon einmal so viel Hass für eine einzige Person empfunden zu haben, doch sein Vater hatte es nicht anders verdient.

Niemand drohte seinen Freunden und behandelte sein Volk schlecht.

“Er wird nicht ungestraft davon kommen.”

“Richtig, Yami. Aber du musst dich noch gedulden. Es ist noch nicht Zeit! Wir müssen noch warte.”

Yugi versuchte Yami zu beruhigen, doch es brachte nichts.

“Ich will nicht mehr warten, ich habe es satt. Er ruiniert das Land und keiner tut etwas dagegen!”

Er funkelte Seth wütend an.

“Wieso tut keiner etwas dagegen? Wieso tust du nichts dagegen? Zwei Jahre lang warst du sein Hohepriester und hast nichts getan! Wieso?”

Seth hielt dem Blick des jungen Pharao stand.

“Ich habe es versucht. Ich habe versucht eine Widerstandsbewegung aufzubauen, doch das Volk fürchtet sich zu sehr vor den Konsequenzen. Sie haben Angst um ihre Familien und sich selbst, deswegen halten sie sich zurück und akzeptieren ihr Schicksal und somit Jugs Herrschaft. Ich kann es nicht ändern, Pharao. Ich wünschte ich könnte es, aber ich kann es nicht.”

Seths bitterer Unterton brachte Yami zu Vernunft.

Er atmete einmal tief durch.

Seth hatte recht.

Jug hatte bestimmt jeden Aufstand im Keim erstickt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen.

Entschuldigend blickte er den Hohepriester an.

“Es tut mir leid, Seth. Du hast recht. Ich hätte nicht so wütend werden sollen.”

Seth nickte.

“Es ist berechtigt. Ihr wollt nur das Beste für Euer Volk. Doch nun lasst uns gehen. Jug ist nicht sehr geduldig.”

Seth verließ Yamis Zimmer, hinter den beiden Jungs schloss er die Tür wieder.

Dann führte er Yami und Yugi zum Thronsaal, dort wartete Jug bereits.

Yami blickte seinen Vater finster an.

Wie er da auf dem Thron saß, auf seinem Thron, mit dem schmierigen Grinsen im Gesicht, dem gefälschten Millenniumspuzzle um den Hals und der Fleischkeule in der Hand.

“Da seid ihr ja. Ich dachte schon ihr kommt gar nicht mehr”, sagte Jug.

Seth räusperte sich:

“Mein Pharao, erlaubt mir die Frage: Warum sollen die beiden den Tag mit Euch verbringen? Ich denke,...”

“Es geht nicht darum was du denkst, Seth”, unterbrach Jug ihn barsch.

Zerknirscht blickte Seth drein.

“Die Beiden sollen den Tag hier verbringen, damit sie das Leben am Hofe kennen lernen. Wenn sie Priester sind, wird vielleicht einer von ihnen mein neuer Hohepriester”, sagte Jug.

Geschockt blickte Seth ihn an.

“Aber ich bin doch Euer Hohepriester. Es kann nur einen geben.”

Jug blickte ihn böse an.

“Wer weiß wie lange noch”, flüsterte er.

Seth blickte den Pharao sprachlos an.

“Nein!”

Alle blickten zu Yami.

“Nein! Hör...”

“Wie Ihr meint, Eure Hoheit!”, sagte Seth laut.

Fassungslos blickte Yami den jungen Mann an.

Sein Vater hatte Seth offen gesagt, dass er ihn aus dem Weg haben wollte und Seth wehrte sich nicht?

Nur das Auftauchen von Jugs Berater rettete die Situation vor einer Eskalation.

“Mein Pharao”, sagte er mit gesenktem Kopf.

Jug blickte zu Tür.

“Ah Aziz”, sagte Jug.

Seth deutete Yami und Yugi sich mit ihm hinter den Thron zustellen.

Um sich abzureagieren, sah Yami sich in dem Thronsaal um.

Er konnte sich deutlich an diesen Raum erinnern.

Noch einmal blickte er sich um stellte fest, dass etwas fehlte.

Ja, in dem Thronsaal standen vorher zwei Thröne, jetzt stand da nur noch einer.

Jug hatte den Thron seiner Frau entfernen lassen.

“Eure Hoheit, es geht um Eure Ausgaben”, begann Aziz.

“Was ist damit?”

“Sie sind zu hoch, mein Pharao. Unsere Ersparnisse sind aufgebraucht.”

“Dann erhöhen wir einfach die Steuern”, sagte Jug und biss herzhaft in seine Keule.

Yamis Augen verengten sich.

Er konnte nicht einfach so die Steuern erhöhen.

Der Schritt die Steuern zu erhöhen musste wohl überlegt werden.

Verlegen blickte Aziz auf den Boden und sagte:

“Erlaubt mir dies zu sagen, Pharao, aber wir können die Steuern nicht erhöhen.”

“Warum?”, fragte Jug wütend.

“Das Volk hat kaum noch genügend um sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Sie können keine höheren Steuern zahlen.”

Jug warf seine Keule nach dem Berater.

“Das ist mir egal! Die Steuern werden erhöht! Na los!”, schrie er wütend.

Wieder begann Yami vor Wut zu zittern.

Sein Vater war...

“Wachen! Holt mir Jane hierher! Ich muss mich abreagieren”, schrie Jug weiter.

Yami stutzte.

Jane kam her, das war seine Chance.

Keine fünf Minuten später stand Jane im Thronsaal.

Sie kniete nicht nieder, neigte auch nicht den Kopf.

Aus ihren grauen Augen sprach der Trotz.

“Was willst du?”

Irgendetwas war anders.

Jane erblickte die zwei Gestalten hinter Jug.

Wer waren sie?

Gleichzeitig spürten Yami und Jane die Vertrautheit im Raum.

Verwirrt blickten sie sich in die Augen.

Grau traf auf Violett.

“Mir recht es jetzt mit deiner Sturheit! Gib mir deinen Ehering!”, schrie Jug.

Jane blickte Jug finster an.

“Vergiss es!”, rief sie, drehte sich um und rannte aus dem Thronsaal.

“Jane!”

Yami lief ihr hinterher.

Erst am Ende des Ganges blieb sie stehen und drehte sich um.

Sie sah ihm direkt in die Augen, das Einzige was sie von ihm erkannte,

“Wer bist du?”, flüsterte Jane.

“Ich weiß es nicht”, antwortete Yami flüsternd.

Vater und Sohn

Kapitel 10: Vater und Sohn
 

“Wer bist du?”

“Ich weiß es nicht.”
 

Yami schreckte aus seinem Schlaf.

Seit Stunden verfolgte ihn diese Szene.

Wie er im Palast seines Vaters nur wenige Meter von Jane entfernt gestanden hatte und ihr in die unglaublich grauen Augen gesehen hatte.

Die grauen Augen, die ihm so ungeheuer vertraut waren und die zu Jane gehörten.

Jane, von der er sich wünschte sie wäre seine Frau gewesen, doch sie war nur eine gute Freundin gewesen.

Aber tief in seinem Herzen spürte Yami, dass er mehr für Jane empfand als Freundschaft.

Hatten sie etwa eine Affäre gehabt?

Yami runzelte die Stirn.

Nein, das konnte nicht sein.

Sie waren beide verheiratet gewesen und Jane machte nicht den Eindruck als würde sie ihren Ehemann betrügen und er selbst würde nie die Frau, die er liebte, betrügen.

Der junge Pharao seufzte und lauschte in die Nacht hinein.

In dem Zimmer, das er sich mit Joey, Tristan und Yugi teilte, war es ungewöhnlich ruhig.

Selbst Joey schwieg und sprach nicht vom Essen.

Was wohl aus seiner Frau geworden war?

Seth hatte gesagt, dass sie gegangen war nachdem sie seinem Vater den Thron wiedergab.

Keiner wusste wohin sie gegangen war und wo sie jetzt war.

Vielleicht war sie auch in die heutige Zeit gegangen und hatte dort ein neues leben angefangen.

Vielleicht würde Yami sie nie wieder sehen.

Noch einmal seufzte er.

Wieder erschien Janes Gesicht vor seinen Augen.

Er hatte sie noch nie lächeln sehen.

Sie waren sich an diesem Tage noch öfters begegnet, doch nie hatte ein Lächeln auf ihren Lippen gelegen.

Außerdem war sie ihm und Seth aus dem Weg gegangen wann immer sie sich begegnet waren.

Ganz langsam glitt Yami wieder hinüber in den Schlaf.
 

“Der Bauer Mose, Eure Majestät”, sagte eine der Wachen und trat zur Seite.

Jug stöhnte und beugte sich zu seinem Sohn vor, während er sagte:

“Mich nerven diese Audienzen des normalen Volkes einfach nur noch.”

Verständnislos sah Yami seinen Vater an.

Als Pharao war es immerhin seine Pflicht sich um die Sorgen des Volkes zu kümmern.

Der Bauer trat vor den Pharao und seinen Sohn, verbeugte sich und wartete darauf, dass Jug ihn zum sprechen aufforderte.

Jug aber ließ den Bauer warten, erst nachdem er nach einem ausgiebigem Mal verlangt hatte, sah er den Bauern an.

“Was willst du?”, fragte Jug kalt.

Yami bemerkte sofort die Angst, die der Bauer verspürte.

Schon lange war Yami darüber erschrocken wie viel Angst und Schrecken sein Vater unter dem Volk verbreitete.

Zitternd antwortete der Bauer:

“Es geht um mein Getreide.”

Jug nahm schnaubend einen Schluck von seinem Wein.

“Was geht mich dein Getreide an?”, fragte er, dabei vergessend, dass er ebenfalls von diesem Getreide ernährt wurde.

“Es ist die Dürre. Durch sie ist meine Ernte nicht sehr reich. Sie reicht gerade für meine Familie. Ich kann Euch meinen Anteil nicht geben, Eure Majestät.”

Demütig und ängstlich blickte der Bauer auf den Boden und wartete auf Jugs Reaktion.

Alle warteten.

Yami, Aziz und die Wachen.

Dass der Bauer seinen Teil der Ernte nicht liefern konnte, würde Jug bestimmt nicht gefallen.

Doch von diesem kam keine Reaktion.

Verwirrt beugte Yami sich zu seinem Vater und sagte:

“Vater, er wartet.”

Nun blickte Jug verwundert.

“Wer?”

“Der Bauer”, antwortete Yami ebenso verwundert.

Jug blickte kurz zu dem verängstigten Bauern, dann zu Aziz.

Er fragte:

“Was ist sein Begehr?”

Der Berater räusperte sich verlegen.

“Durch die Dürre konnte er nicht sehr viel ernten, es reicht gerade für seine Familie. Er kann seinen Teil nicht abgeben.”

Jugs Blick wurde finster als er Aziz Worte hörte.

Wutentbrannt sah der Pharao den Bauern an und sagte:

“Aber du musst mir einen Teil deiner Ernte geben, so sind die Gesetze. Ich verlange von dir, dass du mir einen Teil deiner Ernte abgibst.”

“Aber... Dann wird meine Familie verhungern”, stotterte der Bauer.

“Das ist mir egal!”, schrie Jug.

“Für deine Frechheit will ich das doppelte deiner Abgaben und jetzt verschwinde!”

Ebenso verstört wie der Sohn des Pharao verließ der Bauer den Thronsaal.

Die Wache trat vor um den nächsten Bauern vorzustellen, doch Jug gebot ihm zu schweigen.

“Sagt die Anhörungen für heute ab. Ich habe genug gehört.”

Verwundert, obwohl sie es gewöhnt sein sollten, ging die Wachen auf den Flur und schickte die Bauern fort.

Yami blickte seinen Vater an und fragte:

“Hättest du ihm nicht helfen müssen, Vater?”

Jug antwortete abweisend:

“Wieso sollte ich? Das ist nicht mein Problem.”

“Aber du bist der Pharao”, sagte Yami.

“Und als Pharao ist es nicht meine Pflicht das Volk zu unterstützen.”

Mit diesen Worten stand Jug auf und verließ den Thronsaal.
 

“Yami. Ist alles in Ordnung?”

Seufzend setzte Yami sich zu seiner Verlobten aufs Bett.

Seine Verlobte setzte sich neben ihn und wiederholte:

“Ist alles in Ordnung?”

Noch einmal seufzte er und antwortete:

“Es ist wegen meinem Vater.”

“Was ist passiert?”

Yami legte den Kopf in den Schoss seiner Verlobten und blickte ihr in die stahlgrauen Augen.

“Ich war heute bei einer Anhörung des Volkes mit ihm und er hat von einem Bauern mehr Abgaben verlangt als dieser leisten kann, anstatt ihm zu helfen. Er ist einfach nicht gerecht.”

Trauer sprach aus den grauen Augen seiner Verlobten.

Eine Weile schwiegen sich die Verlobten an, dann sah Yamis Zukünftige ihn an und sagte:

“Es gibt einen Weg um ihm Einhalt zu gebieten.”

“Welchen?”, fragte Yami gespannt.

“Wir müssen einfach früher heiraten.”

“Was?”

“Yami, wenn wir heiraten hast du das Recht auf den Thron des Pharao. Jug kann dir das nicht verweigern.”

“Würdest du das wirklich tun?”, fragte Yami erfreut.

Sie nickte und antwortete:

“Ja, für unser Volk und außerdem liebe ich dich und außerdem hätte ich dich früher oder später geheiratet.”

Yami beugte sich zu seiner Frau und küsste sie.

“Vielen Dank.”

Freudestrahlend trafen graue Augen auf violette Augen.

Yami würde sein Volk retten.

Zusammen mit seiner über alles geliebten Verlobten.
 

“Vater, kann ich kurz mit dir reden?”, fragte Yami als er das Zimmer seines Vaters betrat.

“Wenn es sein muss”, antwortete der Pharao abweisend und sah nicht von seinem Mahl auf.

“Es ist wichtig. Könntest du mich bitte ansehen?”, fragte Yami mit unterdrückter Wut.

Nur widerwillig ließ Jug von seinem Essen ab und sah seinen Sohn abwartend an.

“Wir werden heiraten. Schon sehr bald”, sagte Yami fest.

In Jugs Gesicht spiegelte sich Unglauben.

Sein Sohn würde bald heiraten?

“Wieso?”, fragte er.

“Um dich zu entthronen. Wir können beide nicht mehr mit ansehen wie du unser Volk behandelst. Wenn wir geheiratet haben, habe ich das Recht auf den Thron und da Mutter tot ist, kannst du mir dieses Recht nicht verweigern.”

Einige Momente war es still.

Yami blickte Jug entschlossen an.

Jug blickte Yami ausdruckslos an.

Dann begann Jug schallend zu lachen.

Verwundert blickte Yami ihn an.

“Das war gut. Ihr seid doch noch viel zu jung.”

Yami wurde wütend und sagte:

“Ich meine es erst. Wir werden bald heiraten und dann werden wir dich entthronen.”

Jugs Lachen erstarb.

Geschockt blickte Jug seinen Sohn an.

Er meinte es wohl doch ernst.

Sie wollten ihn um seinen Thron bringen, indem sie früher heirateten als sie geplant hatten.

Das musste er verhindern.

“Ich werde meine Art ändern, wenn ihr wollt... Ich werde alles ändern... So wie ihr es wollt”, stammelte er.

“Nein”, sagte Yami ernst und entschlossen.

Er würde es nicht zulassen, dass sein Vater weiter regieren würde.

Er würde es ändern, würde seinen Vater entmachten und sein Volk von ihm befreien.

Yami würde Pharao werden und über sein Volk herrschen.

So wie es es verdient hatte.

Er würde gütig und gerecht sein, zusammen mit seiner Verlobten.

“Es ist zu spät, Vater. Du hattest deine Chance, jetzt bin ich an der Reihe”, sagte Yami.

Er war noch nie so entschlossen gewesen, etwas zu tun.

“Wir werden heiraten”, sagte er noch bevor er selbstsicher den Raum verließ.

Jug starrte seinem Sohn hilflos hinterher.

Er hatte verloren.
 

Keuchend schreckte Yami aus dem Schlaf.

Er saß schweratmend in seinem Bett und konnte nicht glauben, was er eben gesehen hatte.

Seine Frau... Sie hatte stahlgraue Augen.

Genau wie Jane.

Es waren exakt Janes Augen gewesen.

Aber wie konnte das sein?

Janes Augen waren einzigartig.

Niemand sonst hatte solche Augen.

Es gab nur eine Erklärung...

Hatte sie ihn alle belogen?

War Jane am Ende doch seine Frau?

Gedanken und Taten

Kapitel 11: Gedanken und Taten
 

“Wer bist du?”

“Ich weiß es nicht.”
 

Jane seufzte.

Wer war der junge Mann aus dem Palast?

Der, der hinter Jugs Thron stand, zusammen mit Seth und Yugi.

Er war ihr so vertraut gewesen.

Dieses Gefühl hatte sie schon seit zwei Jahren nicht mehr gehabt.

Seit ihr Mann damals verschwunden war und dann traf sie auf diesen jungen Mann, der ihr dasselbe Gefühl gab, wie ihr Mann damals.

Wer war dieser Mann?

Wieso war er ihr so unglaublich vertraut?

Wieso sah Joeys Freund Yugi aus wie Yami?

Wie konnte das angehen?

Das konnte nicht sein!

Das war unmöglich.

Wer war Yugi?

Stöhnend schlug Jane sich die Hände vors Gesicht.

So viele Fragen und keine einzige Antwort.

Noch einmal stöhnte Jane.

Eigentlich hatte sie schlafen wollen, doch es schwirrten ihr so viele Gedanken im Kopf rum, das sie einfach keinen Schlaf fand.

Der vorangegangene Tag war anstrengend gewesen.

Jane musste den ganzen Tag die Böden wischen, im Hinterkopf immer denselben quälenden Gedanken:

Wer war der junge Mann?

Er hatte bei Seth gestanden.

Seth wusste bestimmt wer er war.

Jane beschloss Seth nach ihm zu fragen, gleich am nächsten Tag.

Sie fuhr sich mit ihrer Hand übers Gesicht, dabei fiel ihr Blick auf ihren Ehering.

Hatte Jenna Recht?

Hatte sie die falsche Entscheidung getroffen?

Sollte sie ihr Schicksal ändern?

Ganz alleine?

Jane wusste nicht ob sie die nötige Kraft dazu hatte.

Jenna und Seth vertrauten ihr, doch Jane vertraute sich selbst nicht.

Sie war sich absolut sicher, dass sie es nicht schaffen würde.

Auch wenn Jenna und Seth hinter ihr standen und ihr vertrauten, Jane hatte einfach nicht genug Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten.

Sollte Jane wirklich ihr Schicksal ändern, würde sie noch mehr Probleme bekommen.

Jane würde ihr Schicksal nicht ändern, sie wollte nichts riskieren.

Es war besser, wenn alles beim Alten blieb.

So wie es jetzt war war es immer noch am Besten.

Wenn Jane ehrlich war, hätte sie es schlimmer treffen können.

Nein, sie würde nichts ändern.

Es war gut so.

Dass Jane nur sich selbst belog, da sie zu viel Angst hatte, gestand sie sich selbst nicht ein.
 

War sie es?

War Jane wirklich seine Frau?

Hatte Ishizu ihn belogen?

Und Seth auch?

Yami schloss noch einmal die Augen.

Wieder blickte er in die grauen Augen seiner Frau.

Stahlgraue Augen.

Janes Augen.

Yami seufzte.

Sollte sich sein Wunsch doch noch erfüllen?

War Jane seine Frau?

Verdammt!

Er brauchte endlich Klarheit!

Musste die Wahrheit erfahren!

Jane...

Ihr Name allein löste schon ein Feuerwerk der Gefühle in ihm aus.

Jane...

Ihr Name war nicht ägyptisch.

Yami lächelte.

Ja, ihr Vater war aus der jetzigen Zeit gekommen.

Er erinnerte sich daran, wie er sie danach gefragt hatte.

Auch erinnerte er sich an die Namen ihrer Schwester und ihres Neffen.

Jenna und Loren...

Wieso wusste er das alles?

Jane musste einfach seine Frau sein!

Aber warum hatten Ishizu und Seth ihn angelogen?

Es wäre dich einfacher gewesen, wenn sie ihm die Wahrheit gesagt hätten.

Warum hatten sie ihn auf einen falschen Weg geführt?

Es lag doch auch in ihrem Interesse, wenn er sich erinnerte.

Stirnrunzelnd beschloss er Ishizu noch einmal ordentlich auszuhorchen.

Er würde keine Lügen mehr dulden, er wollte die pure Wahrheit.

Yami brauchte seine Erinnerungen vollständig und vor allem wahrheitsgemäß zurück, wenn er seinen Vater wieder vom Thron stoßen wollte.

Das Volk konnte sich kaum noch selbst ernähren.

Alles was sie hatten mussten sie an Jug abgeben, nur damit er seine Feste finanzieren konnte.

Allein der Gedanke daran machte Yami rasend vor Wut.

Ein Pharao hatte dafür zu sorgen, dass es dem Volk gut ging und nicht sich selbst.

Man selbst stand an zweiter Stelle.

Es musste sich alles um das Volk drehen.

Diesem musste es gut gehen, schließlich ernährten sie ja auch den Pharao mit.

Stöhnend drehte Yami sich auf die Seite.

Mittlerweile war er wieder hellwach.

Schlaf würde er in dieser Nach keinen mehr finden, stattdessen überlegte er sich wie er die Wahrheit aus Ishizu rausbekommen würde.

Und wenn Ishizu nicht reden würde, würde er eben zu Seth gehen.

Seth würde ihm bestimmt die Wahrheit sagen, da war Yami sich sicher.

Der Hohepriester war Yami treu ergeben und würde jeden Befehl ausführen.

Yami war nicht wohl bei dem Gedanken seine Macht zu missbrauchen, aber er tat es ja nicht für sich.

Zumindestens nicht nur.

Es war allen geholfen, wenn er seine Erinnerungen wieder hatte.
 

“Seth!”, rief Jane und lief los um den Hohepriester einzuholen.

Es war ein neuer Tag angebrochen und Jane hatte beschlossen so schnell wie möglich herauszufinden wer der Junge war, der ihr nachgelaufen war.

Sie wusste, dass der andere Junge Yugi gewesen war.

Doch hatte sie keine Ahnung was er im Thronsaal gemacht hatte.

“Guten Morgen, Jane”, sagte Seth als sie vor ihm zum stehen kam.

“Guten Morgen, Seth. Wie geht es dir?”, fragte Jane und atmete noch einmal tief durch.

“Danke, mir geht es gut und dir?”

“Mir auch. Seth, kann ich dich etwas fragen?”

Seth nickte.

“Die beiden Jungen gestern, die mit im Thronsaal waren, wer waren sie?”

Jane blickte Seth direkt an.

Sie würde merken, wenn er log.

“Sie waren angehende Priester. Ich bilde sie gerade aus.”

Verwundert blickte Jane ihn an.

Angehende Priester?

Yugi wollte Priester werden?

“könnte ich einmal mit ihnen sprechen?”, fragte Jane.

Seths Blick verengte sich.

“Nein, das ist unmöglich”, antwortete er kalt.

“Aber wieso denn? Nur ein kurzes Gespräch. Bitte Seth.”

“Nein!”, schrie Seth, wandte sich um und ging.

Verblüfft blickte Jane ihm nach.

Was ging hier vor sich?

Hochzeit

Kapitel 12: Hochzeit
 

“Guten Morgen!”, rief Joey laut als er in die Küche der Ishtars kam, gefolgt von Yugi und Tristan.

Marik, Ishizu, Odion und auch Tea saßen bereits am Tisch und frühstückten.

Sie erwiderten Joeys Morgengruß und Odion fragte:

“Wo ist Yami?”

“Oh, er meinte er habe in der letzten Nacht schlecht geschlafen und er wolle noch etwas schlafen”, antwortete Yugi nachdenklich.

“Habt ihr auch gehört, wie er in der Nacht im Schlaf gesprochen hat?”, fragte Yugi nach kurzem Grübeln an Joey und Tristan gewandt.

Die beiden sahen sich verwirrt an, dann sagte sie synchron:

“Also, ich hab nichts gehört.”

“Mhm... Dann hab ich mich wohl getäuscht.”

Ishizu warf ihren Brüdern einen Blick zu.

Hatte Yami die entscheidende Erinnerung wieder erlangt oder mussten sie noch warten?

Marik blickte zum Zimmer der Jungs.

Er konnte sich nicht vorstellen, dass es bereits soweit war.

Sollte Yami die entscheidende Erinnerung bereits wieder erlangt haben, hätte er es ihnen doch schon längst erzählt.

Dann wäre er in die Küche gestürmt und hätte hektisch von dieser Erinnerung erzählt.

Marik war sich ziemlich sicher, dass es noch dauern würde bis Yami soweit war.

Seufzend frühstückte er weiter.
 

“Warum muss es denn so kurzfristig sein?”

Coar blickte leicht gequält auf den Sohn des Pharao und seine Verlobte.

“Aber, Coar, das haben wir dir doch eben erklärt.”

Coar blickte dem Mädchen in die stahlgrauen Augen.

Die Augen, die sie flehend ansahen.

“Ja, aber Jane... Weißt du eigentlich wie viel Arbeit so eine Hochzeit macht?”

“Aber wir wollen doch nichts Großes”, mischte Yami sich nun ein.

“Nur eine kleine Feier mit den engsten Freunden und Verwandten.

Coar zog die Augenbrauen zusammen.

“Ich nehme an, dein Vater wird nicht dabei sein”, sagte sie.

Yami nickte.

“Ganz recht. Er wird nicht an den Festlichkeiten teilnehmen.”

Coar blickte auf das junge Paar.

Sie waren entschlossen diesen Schritt zu tun.

Nicht nur weil sie sich liebten, sondern auch um das Volk vor Jug zu bewahren.

Coar war fasziniert von der Willensstärke der beiden.

Sie waren gerade einmal zwölf und dreizehn und doch waren sie bereit ihre Jugend für ihr Volk aufzugeben.

Das oberste Dienstmädchen des Pharao seufzte ergeben.

“Gut, in Ordnung. Ich tu was ich kann.”

Jane strahlte über das ganze Gesicht und umarmte das Dienstmädchen.

“Vielen Dank, Coar”, sagte sie.

“Für euch immer.”

Freudestrahlend gingen Jane und Yami zurück in ihr Zimmer.

“Es ist sehr nett von Coar, dass sie unsere Hochzeit so kurzfristig organisiert”, sagte Yami und nahm Janes Hand.

Jane lächelte und antwortete:

“Ja, aber bei Coars Organisationstalent könnten wir wohl schon Übermorgen heiraten.”

Yami zog seine Verlobte an sich.

“Je früher desto besser”, flüsterte er.

“Ich liebe dich, Jane.”

“Ich dich auch.”

Grinsend drückte Yami seiner Verlobten einen Kuss auf den Mund.
 

Es klopfte.

Jane hob den Kopf und rief:

“Herein.”

Die Tür öffnete sich und Coar steckte den Kopf in das Zimmer.

Jane lächelte.

“Komm rein, Coar. Was gibt es denn?”

Coar blickte sich im Zimmer um.

“Wo ist Yami?”, fragte sie.

Jane legte ihr Buch weg und antwortete:

“Er ist bei Seth. Wieso fragst du?”

Coar lächelte.

“Es geht um dein Hochzeitskleid”, antwortete Coar.

Jane sprang erfreut vom Bett.

“Los, zeig es mir”, verlangte sie lächelnd.

“Da wir ja nicht mehr viel Zeit haben, haben wir beschlossen, dass du das Kleid von Yamis Mutter tragen wirst.”

“Aber war seine Mutter nicht größer als ich?”, fragte Jane verwirrt.

“Nein. Ihr seid ungefähr gleich groß, aber du bist ein wenig schmaler als Alexandra”, erklärte Coar.

Sie ging zur Tür und holte die Scheiderinnen rein.

“Also, Jane, dann wollen wir mal. Wir haben nicht viel Zeit, Yami kann bald wieder hier sein.”

Lächelnd stellte Jane sich auf den Hocker und die Schneiderinnen machten sich an die Arbeit.
 

“Herzlichen Glückwunsch, Yami und Jane.”

Das frischvermählte Paar blickte auf.

“Vielen Dank, Seth”, sagte Jane und lächelte ihn an.

“Wann wollt ihr denn zu Jug?”, fragte Seth.

Jane blickte zu Yami, doch der schien das alles gar nicht wirklich wahrzunehmen.

Er saß neben seiner Frau am Tisch und lächelte sie glücklich an.

Jane sah einfach fantastisch aus.

Das Kleid seiner verstorbenen Mutter stand ihr perfekt, die braunen Haare waren kunstvoll hochgesteckt und die schwarze Schminke um ihre Augen betonten das Grau dieser.

“Yami? Hast du gehört?”

Janes Stimme holte ihn zurück.

Er blinzelte.

“Entschuldigt bitte. Was habt ihr gesagt?”

“Ich wollte wissen, wann ihr zu Jug wollt”, wiederholte Seth sein Anliegen.

Yami räusperte sich.

“Ich werde jetzt sofort gehen”, sagte Yami und erhob sich.

“Soll ich mit dir kommen?”, fragte Jane.

Yami beugte sich zu ihr und küsste sie.

“Nein, nicht nötig. Ich möchte nur kurz mit ihm reden.”

“In Ordnung.”

Yami verließ den Festsaal und ging zu seinem Vater.

Seth setzte sich neben Jane und begann ein Gespräch.
 

“Vater!”

Fest entschlossen betrat Yami das Zimmer seines Vaters.

Seitdem Yami ihm von der bevorstehenden Hochzeit erzählt hatte, hatte Jug sich zurückgezogen und hatte sein Zimmer kaum noch verlassen.

“Vater!”

Yami trat in das Schlafzimmer und dort fand er ihn.

Jug saß auf seinem Bett, umgeben von Essen.

Als er seinen Sohn erblickte stoppte er das kauen.

Yami fixierte die violetten Augen seines Vaters und sprach:

“Ich machte Jane vor zwei Stunden zu meiner Frau, damit erhebe ich Anspruch auf den Thron Ägyptens.”

Fassungslos sah Jug seinen Sohn an.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Jug noch gehofft, dass sein Sohn kalte Füße bekam und die Hochzeit abblasen würde, doch nun hatte er endgültig verloren.

“Gibst du mir das Millenniumspuzzle freiwillig?”, fragte Yami.

Verblüfft nickte Jug.

Es hatte keinen Sinn sich zu wehren.

Zumindestens noch nicht.

Mit abgehackten Bewegungen erhob Jug sich von seinem Bett und trat zu seinem Sohn.

Er nahm das Millenniumspuzzle ab und übergab es zögernd Yami.

Dieser nahm es erleichtert entgegen und hängte es sich um.

Es war gut gegangen.

Yami war froh darüber, sein Vater hätte sich auch wehren können.

Es war wohl reines Glück, dass Jug sich nicht weigerte.

Ohne ein weiteres Wort drehte Yami sich um und verließ das Zimmer seines Vaters.

Den finsteren Blick seines Vaters in seinem Rücken bemerkte er nicht.

Als Yami den Festsaal betrat lief Jane bereits auf ihn zu.

“Yami, du hast es geschafft!”, rief sie und betrachtete das Millenniumspuzzle.

Augenblicklich wurde es still im Festsaal.

Alle Gäste und Bedienstete blickten den neuen Pharao an, dann knieten sie vor ihm nieder.

Auch Jane machte Anstalten niederzuknien, doch Yami hielt sie auf.

“Nein, du nicht Jane. Du bist meine Frau. Du brauchst vor niemandem niederknien.”

Jane lächelte ihren Mann an.

Yami wandte sich an all die anderen Knieenden.

“Nun erhebt euch wieder. Erhebt euch und feiert den Beginn einer neuen Ära”, sagte er.

Sie erhoben sich wieder, neigten noch einmal voller Respekt den Kopf in Yamis Richtung, dann feierten sie wieder.

Seth trat zu dem jungen Ehepaar und wandte sich an seinen neuen Pharao:

“Mein Pharao.”

“Wow... Daran werde ich mich wohl noch gewöhnen müssen”, sagte er und drückte Jane an sich.

“Euer Vater setzte sich nicht zur Wehr?”, fragte Seth.

Yami schüttelte den Kopf.

“Nein, ich denke er war zu verblüfft. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass wir das wirklich machen”, antwortete der junge Pharao.

“Es ist gut, dass er sich nicht wehrte”, sagte Seth.

Jane räusperte sich:

“Entschuldigt mich, ich gehe kurz zu meiner Schwester und ihrem Freund.”

Yami lächelte ihr zu.

“Ich liebe dich, ...”
 

“Jane!”

Mit ihrem Namen auf den Lippen schreckte er aus dem Schlaf.

Freudestrahlend sprang er aus dem Bett und lief zu seinen Freunden.

“Leute! Sie ist es! Jane! Jane ist meine Frau!”

Seine Freunde blickte von ihren Beschäftigungen auf.

“Was?”, riefen Joey und Yugi synchron.

Yami strahlte über das ganze Gesicht.

“Jane, sie ist das Mädchen, das ich vor sechs Jahren geheiratet habe. Sie ist meine Frau.”

Yugi sprang auf und ging zu seinem Freund.

“Das ist toll, Yami. Aber wie kommst du darauf?”

Grinsend antwortete er:

“Ich hab mich an unsere Hochzeit erinnert. Ich hab sie gesehen am Tag unserer Hochzeit und sie sah einfach umwerfend aus.”

Yamis Blick fiel auf Ishizu und sein Lächeln erstarb.

“Wieso habt ihr mich angelogen?”, fragte er ernst.

Ishizu räusperte sich:

“Du musstest es selbst herausfinden. Es hätte dir nichts genützt, wenn wir es dir einfach erzählt hätten und du dich nicht hättest erinnern können.”

Yami senkte den Blick.

Ja, das stimmte.

Die bloße Information ohne Erinnerung hätte sie nicht weitergebracht.

“Ich will zu ihr”, sagte Yami fest.

“Das geht nicht. Noch nicht”, entgegnete Odion.

“Wieso?”

“Versetz dich doch mal in Janes Lage. Nach zwei Jahren steht plötzlich ihr totgeglaubter Ehemann vor ihr. Das wäre zu viel für sie. Außerdem glaube ich, dass Jane die Ereignisse immer noch nicht verarbeitet hat”, erläuterte Odion.

Yami sah ihn bedrückt an.

“Bitte, erzählt mir was vor zwei Jahren geschah. Ich bitte euch.”

Noch bevor irgendwer etwas anderes sagen konnte, nickte Marik.

“In Ordnung. Setz dich.”

Die wahre Jane

Kapitel 13: Die wahre Jane
 

Yami und Yugi setzen sich und der junge Pharao blickte Marik auffordernd an.

Dieser ignoriert die strafenden Blicke seiner älteren Geschwister.

Es war an der Zeit Yami reinen Wein einzuschenken.

Schluss mit den Lügen.

Marik atmete tief durch und begann zu erzählen.

Er fing ganz vorne an.

Bei Janes und Yamis erstem Treffen.
 

„Jetzt komm, Jane!“

„Ich mag aber nicht. Ich mag den Pharao nicht!“

Jenna blickte ihre neunjährige Schwester entnervt an.

“Jay, bitte! Wir müssen aber zum Pharao. Ich brauche Arbeit.“

„Ich will aber nicht!“

Jane stampfte mit ihrem Fuß auf und zog somit die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich.

Jenna seufzte.

Das durfte doch nicht wahr sein.

Sie standen vor dem Palast des Pharao und Jenna versuchte seit zehn Minuten ihre kleine Schwester davon zu überzeugen mit zum Pharao zu kommen.

Mit stählernem Griff zog Jenna ihre 15 Jahre jüngere Schwester hinter sich her.

Sie hatten nicht den ganzen Tag Zeit.

„Jen, ich will aber nicht!“

Jenna blickte ihrer Schwester in die grauen Augen.

Sie selbst hatte zwar auch graue Augen, doch das Grau Janes Augen war um einiges intensiver.

Oft hatte Jenna das Gefühl Jane könnte mit ihren Augen in die tiefen ihrer Seele sehen.

Wie so oft verlor sich Jenna in der Intensität der Augen ihrer Schwester.

Nach scheinbar endlosem Schweigen räusperte sich Jenna und sagte:

„Gut, wenn du nicht magst, dann geh dort hinten in den Garten und warte auf mich.“

Ein freudiges Glänzen trat in Janes Augen und sie wandte sich lächelnd um und lief in den Palastgarten.

Die neunjährige Jane wanderte in dem atemberaubenden Garten des Pharao umher, bis sie an einen abgelegenen Springbrunnen ankam.

Der Ort war nicht umgeben von Blumen und sah sehr trostlos aus, doch auf Jane übte er eine komische Anziehungskraft aus.

Staunend setzte sie sich an den Springbrunnen und ließ ihre Finger durch das kühle Wasser gleiten.

„Wer bist du?“

Jane blickte auf.

Vor ihr stand ein Junge, vielleicht ein Jahr älter als sie selbst und seine Haare standen in alle möglichen Richtungen ab und waren bunt, gekleidet war er in die feinste Kleidung.

Jane stand auf und blickte ihm direkt in die Augen.

Seine Augenfarbe war faszinierend, sie war violett.

„Ich… Mein Name ist Jane.“

Der Junge musterte sie von oben bis unten, schlussendlich blieb er an ihren Augen hängen.

Genau wie ihr ausländischer Name waren ihre Augen auch nicht gerade alltäglich in Ägypten.

„Und du? Wer bist du?“, fragte das junge Mädchen.

„Ich bin Yami“, antwortete der Junge gedankenverloren.

Yami war von diesem Mädchen fasziniert.

Vor allem von ihren Augen.

Yami hatte noch nie so graue Augen gesehen.

Sie waren wunderschön.

„Du bist der Sohn des Pharao“, sagte Jane plötzlich.

„Äh… Ja…“, antwortete Yami, dann fragte er:

„Was tust du hier?“

„Meine große Schwester ist bei deinem Vater, sie braucht Arbeit.“

Yami fand das Mädchen immer interessanter.

Jeder andere wäre in seiner Gegenwart sofort auf die Knie gefallen, doch diese Jane…

„Dein Name…“, begann er.

Jane lächelte.

„Ja. Kennst du die Welt jenseits der Straße?“

„Meine Lehrer erzählten mir davon, ja.“

„Mein Vater kam aus dieser Welt, ihm habe ich meinen Namen zu verdanken.“

„Warum bist du nicht bei deiner Schwester?“, fragte Yami weiter.

„Ich… mag deinen Vater nicht“, antwortete Jane zögernd.

Überrascht blickte Yami sie an.

„Wieso?“

„Deinem Vater wegen haben wir nicht genug Geld um uns zu versorgen und die Steuern zu bezahlen. Er hat die Steuern zu oft erhöht“, antwortete Jane ehrlich.

Beschämt blickte Yami auf den Boden.

„Jay! Jane, bei Ra, wo bist du?“

Gleichzeitig blickten die beiden Kinder in die Richtung aus der der Ruf kam.

„Das ist meine Schwester. Ich muss gehen“, sagte Jane und setzte sich in Bewegung.

„Jane“, hielt Yami sie auf.

Sie blickte ihn aus ihren intensiven, grauen Augen an.

„Sagen wir, ich würde dich einmal zu mir an den Hof einladen. Würdest du kommen?“

Jane lächelte.

„Ja, ich denke, ja.“

„Auf wiedersehen, Jane.“

„Auf wiedersehen, Yami.“
 

„Yami! Ist alles in Ordnung?“

Der zukünftige Pharao blickte Coar an.

„Ich weiß es nicht…“, antwortete der Junge seufzend und warf sein Buch auf das Bett.

„Hat es etwas mit dem Mädchen zu tun, das seit zwei Wochen jeden Tag hier ist?“, hakte Coar nach.

Wieder seufzte der Junge.

Coar grinste.

„Also hat es etwas mit ihr zu tun. Du magst sie, oder?“

Yami ließ sich in die Kissen fallen und antwortete:

„Ja, immer wenn sie hier ist geht es mir gut und ich habe unglaubliches Bauchkribbeln.“

Coar legte die Wäsche des Jungen auf das Bettende und antwortete lächelnd:

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass du verliebt bist.“

„Verliebt?“, wiederholte Yami verwirrt.

Es klopfte an Yamis Zimmertür und Coar öffnete sie.

Lächelnd ließ sie ein junges Mädchen hinein und mit einem letzten wissenden Blick zu Yami ließ sie die beiden allein.

„Hallo, Jane“, sagte Yami und lächelte verlegen.

Ebenso verlegen lächelte Jane als sie sich zögernd zu Yami aufs Bett setzte.

„Was machen wir heute?“, fragte sie und blickte ihn aus ihren unglaublich grauen Augen an.

Yami verlor sich, mal wieder, in diesen Augen.

Doch Jane erging es nicht anders.

Auch sie versank immer wieder in seinen violetten Augen.

Unbewusst kamen sich die beiden immer näher.

Ganz vorsichtig näherte sich Yami Janes Lippen.

Nur wenige Zentimeter trennten sie noch.

Zögernd überbrückte Yami die letzten Zentimeter und küsste Jane.

Es war ein überwältigendes Gefühl.

Janes Lippen waren sanft, durch die Hitze leicht spröde.

Sie schmeckte nach Melonen.

Lächelnd lösten sich die beiden.

„Ich… liebe dich“, hauchte Yami und küsste Jane erneut.
 

Ihre Zimmertür öffnete sich und ein zwölfjähriger Junge schob sich durch den Spalt.

Jane blickte von ihrem Buch auf und den Jungen an.

Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht und spiegelte sich in ihren Augen wieder.

„Hast du keinen Unterricht?“, fragte sie ihren Freund.

Yami setzte sich neben sie und küsste sie.

„Nein, ich glänze Heute durch Abwesenheit“, sagte er grinsend.

„Gibt das keinen Ärger?“, fragte Jane und klappte das Buch zu.

Seufzend ließ er sich in Janes Kissen fallen.

Das Mädchen setzte sich auf ihn und blickte ihn auffordernd an.

Der auffordernde Blick wurde durch ihre intensive Augenfarbe noch verstärkt.

Yami konnte ihr einfach nicht widerstehen.

„Ich denke schon, dass es Ärger geben wird. Aber ich bin der Sohn des Pharao, ich kann mir mal einen Tag frei nehmen. Wir verbringen kaum noch Zeit miteinander.“

Jane nickte und beugte sich vor um Yami zu küssen.

Seit zwei Jahren waren sie nun zusammen und Yami konnte es noch immer nicht glauben.

Kurz nach ihrem ersten Kuss hatte Yami Jane endgültig an den Hof geholt.

Seitdem lebte Jane am Hof zusammen mit Yami.

Sie wollten auch Jenna an den Hof holen, doch Janes große Schwester hatte es vorgezogen allein in ihrem Haus zu bleiben.

Yami hatte jedoch darauf bestanden sie finanziell zu unterstützen.

Jenna, die schon immer sehr selbstständig war, hatte diese Hilfe nur widerwillig angenommen.

„Wenn Coar dich hier sieht, kriegen wir beide Ärger“, flüsterte Jane.

„Oder von Seth“, grinste Yami.

Jane lachte.

Seth war zwar nur zwei Jahre älter, aber manchmal führte er sich wie ein Erwachsener auf.

Der Junge war ein sehr guter Freund Yamis aus Kindheitstagen und auch Jane kam gut mit ihm klar.

Gemeinsam machten sie noch einige Worte über Seth.

Es war nicht unbedingt nett, aber Seth lud manchmal einfach dazu ein und sie meinten es ja auch nicht böse.

Yami lachte gerade über etwas, das Jane gesagt hatte als ihm etwas einfiel.

Er grinste Jane an und fragte:

„Willst du mich heiraten?“

Janes Lachen erstarb und sie blickte ihn ernst an.

„Yami… ich… Wir sind doch noch so jung“, antwortete sie.

Der zukünftige Pharao strich ihr die braunen Haare hinter die Ohren und erklärte:

„Jane, ich liebe dich und ich will nur sicherstellen, dass dich kein Anderer vor mir fragt. Außerdem müssen wir nicht jetzt sofort heiraten. Wir können uns Zeit lassen.“

Jane überlegte kurz, dann lächelte sie.

„Ja, ich will dich heiraten, Yami“, sagte sie.

Wieder beugte sie sich vor und lächelnd küsste Jane ihren Verlobten.

„Ich liebe dich, Yami“, flüsterte sie.

Der Junge lächelte sie liebevoll an.

„Ich liebe dich auch“, flüsterte er ebenfalls.

Wieder küssten sie sich.

Sie waren glücklich.
 

„Jane, kann ich mit dir sprechen?“

Die Sechzehnjährige schreckte aus ihren Gedanken und blickte ihren Ehemann an.

„Äh… ja… ich wollte auch noch mit dir reden“, antwortete Jane.

Der siebzehnjährige Pharao blickte seine Frau kritisch an.

Sie war unnatürlich blass und in ihren grauen Augen lag eine große Müdigkeit.

„Jane… Ist alles in Ordnung bei dir? Du siehst krank aus“, sagte er.

Jane blinzelte und antwortete:

„Ja… Es ist alles in Ordnung. Was wolltest du denn?“

Yami runzelte die Stirn und beschloss da später noch mal nachzuhaken.

„Also, ich muss für ein paar Tage weg.“

„Was? Wieso? Wohin?“, fragte Jane mit einem traurigem Glanz in den Augen.

„Ich muss in eine andere Stadt. Es gibt da einige Unruhen und deswegen wäre es mir lieber, wenn du hier bleiben würdest. Es ist sicherer.“

Tränen bildeten sich in Janes Augen.

„Du kannst mich nicht hier lassen. Du kannst mich nicht alleine lassen“, schluchzte sie.

Yami war verwirrt.

Seit wann war Jane so empfindlich?

Er zog seine Frau in die Arme und versuchte sie zu beruhigen.

„Hey, ich bin doch nicht lange weg. Nur ein paar Tage, dann bin ich wieder da.“

Jane krallte sich an Yami fest und schluchzte laut.

Yami war ein wenig überfordert.

Seine Frau war doch sonst nicht so nah am Wasser gebaut.

Was war bloß los mit ihr?

„Jane… Was ist mit dir?“, fragte er und zwang sie ihn anzusehen.

Jane zögerte, doch dann antwortete sie:

„Ich bin…“
 

„Schwanger!“, stieß Yami atemlos hervor.

Er erinnerte sich ganz genau an alles, was Marik ihm gerade erzählt hatte.

„Sie sagte mir, dass sie schwanger sei. Ich war überrascht, aber ich hab mich gefreut und… dann hab ich ihr eine Kette geschenkt. Eine silberne Kette mit einem Sonnenanhänger und zwei Tage später bin ich auf diese Reise aufgebrochen“, erzählte Yami und blickte seine Freunde mit geweiteten Augen an.

Marik nickte.

„Genau so war es.“

„Was ist mit dem Baby? Jane war schwanger als ich verschwand. Was geschah mit dem Baby?“

„Lass mich weiter erzählen“, sagte Ishizu.

Als ich verschwand...

Kapitel 14: Als ich verschwand…
 

Er küsste sie.

Wieder und wieder.

„Ich will nicht, dass du gehst“, schluchzte Jane und drückte sich an Yami.

Es war der Tag des Abschiedes.

In wenigen Minuten würde Yami aufbrechen und dann würden sie sich einige Tage nicht sehen.

Yami wischte Jane über die tränennassen Wangen.

„Sht… Jane, ich komme doch wieder“, sagte er und wiegte sie hin und her.

„Ja, ab du bist solange weg“, flüsterte Jane und blickte ihren Ehemann an.

Ihre Augen glitzerten wieder vor neuen Tränen.

Yami wischte sie ihr aus den Augenwinkeln.

Er lächelte.

„Seit der Schwangerschaft bist du ziemlich sensibel“, sagt er.

Auch Jane lächelte nun.

„Ich denke, das sind die Hormone…“, antwortete sie und wischte sich die Tränen aus den Augen und dem Gesicht.

Der junge Pharao legte eine Hand auf die Kette seiner Frau und auf die andere auf ihren Bauch.

„Ich verspreche dir, dass ich so schnell wie möglich wieder kommen.“

Fest blickte er Jane an.

Sie lächelte und küsste ihn.

„Ich werde auf dich warten“, sagte sie.

Nach einem letzten Kuss setzte Yami sich auf sein Pferd.

Noch einmal lächelte Yami Jane an, dann ritten er und seine Leibgarde los.

Wieder traten Jane die Tränen in die Augen.

Coar trat neben sie, genau wie Seth.

Das oberste Dienstmädchen drückte die junge Frau des Pharao an sich.

„Er wird zurückkehren, Jane“, sagte sie.

Das Mädchen blickte ihrem Mann hinterher.

Sie antwortete:

„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“

Seth sah Jane verwundert an, dann blickte er Yami ebenfalls hinterher.

Er wollte Schwierigkeiten in einer anderen Stadt beseitigen, was konnte da schon schief gehen?

Noch dazu hatte er seine Leibgarde dabei.

Der Hohepriester legte Jane tröstend eine Hand auf die Schulter.

Keiner von ihnen beachtete Jug, der abseits von ihnen stand und seinem Sohn grinsend hinterher blickte.
 

„Das war der Tag, an dem du verschwandest“, endete Ishizu.

Yami blickte auf den Boden.

Auch an diesen Tag erinnerte er sich.

Er sah das alles glasklar vor sich, als wäre es gestern gewesen.

Odion sagte:

„Keiner aus deiner Leibgarde überlebte. Keiner weiß was damals geschehen ist.“

Yami legte die Stirn in Falten.

Er musste sich erinnern.

An das, was vor zwei Jahren geschehen war.

Der junge Pharao schloss die Augen und erinnerte sich an den Tag seines Verschwindens.

„Wir ritten bereits sechs Stunden…“, begann er mit geschlossenen Augen zu erzählen.

Der junge Pharao stöhnte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Seit sechs Stunden saßen er und seine Leibgarde bereits im Sattel und so langsam verließ ihn die Lust.

Noch weitere zwei Stunden mussten sie reiten, dann hätten sie ihr Ziel erreicht.

Zwei weitere Stunden in der Hitze.

Es war bereits Nachmittag und die Sonne schien schon nicht mehr ganz so heiß, doch noch immer heiß genug, um den Ritt unangenehm zugestalten.

Während des gesamten Rittes hatte Yami über Jane nachgedacht.

Sie war schwanger.

Erst jetzt begriff er, was das bedeutete.

Er wurde Vater.

In wenigen Monaten würde es jemanden geben, der ihn den ganzen Tag über brauchen würde.

Yami lächelte.

Fast so wie sein Volk.

Aber er war sich sicher, dass es doch anders war sich um sein eigenes Kind zu kümmern als um sein Volk.

„Pharao?“

Yami blickte den Hauptmann seiner Leibgarde an.

„Braucht Ihr eine Pause?“, fragte der Hauptmann.

Yami blickte erst den Hauptmann, dann den Rest der Leibgarde an.

Er lächelte und sagte:

„Ich glaube, eine Pause würde uns allen gut tun.“

Sie ritten noch wenige Minuten, dann erreichten sie eine Oase.

Dort saßen sie ab und pausierten.

Sie machten nicht lange Rast, füllten ihre Wasserflaschen auf und vertraten sich die Beine.

Nach nur zehn Minuten ritten sie bereits weiter.

Yami wollte diese Reise so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Er wollte so schnell wie möglich zu Jane zurückkehren.

Sie waren nur noch eine halbe Stunde von der Stadt entfernt als Yami plötzlich eine starke Erschütterung spürte.

Verwirrt zügelte er sein Pferd und sah seinen Hauptmann an.

„Was ist das?“, rief er ihm zu.

Die Erschütterungen wurden mit jedem Herzschlag stärker.

„Ich denke, ein Erdbeben“, antwortete der Hauptmann.

„Es wird immer stärker. Wir müssen den Pharao in Sicherheit bringen!“, rief einer der Soldaten.

Er hatte Schwierigkeiten sein Pferd zu beruhigen, genau wie die anderen.

Yami blicke sich um.

Er hatte ein komisches Gefühl in der Magengegend.

Irgendetwas stimmte hier nicht.

„Ah!“

Die Schreie seiner Leibgarde ließen Yami aufblicken.

Geschockt sah er zu, wie ein Teil seiner Leibgarde vom Sand verschluckt wurde.

„Nein!“, schrie er und beugte sich vor.

Genau in diesem Moment ging eine weitere Erschütterung durch den Wüstenboden.

Yamis Pferd scheute auf und schmiss den Jungen ab.

„Pharao!“

Die Stimme seines Hauptmanns erreichte Yamis Ohr nur dumpf.

Er rollte durch den Sand, verlor vollkommen die Orientierung und wurde des Öfteren von einem Pferdehuf getroffen.

Nach scheinbarer Endlosigkeit stoppte der junge Pharao.

Yami lag auf dem Rücken im Wüstensand, das Gesicht vor Schmerz verzerrt.

Er wusste, dass er nicht zu Jane zurückkehren würde, dabei hatte er es ihr versprochen.

Yami schloss die Augen und sah noch einmal Janes Gesicht vor sich.

Ihre vollen, lächelnden Lippen und ihre intensiven, grauen Augen.

„Ich liebe dich“, flüsterte er, dann war er umgeben von Dunkelheit.
 

Erwartungsvoll blickten seine Freunde Yami an.

„Was?“, fragte er nun verwirrt.

„Was geschah danach?“, fragte Odion.

„Das wars. Das nächste, an das ich mich erinnere ist wie ich auf Yugi traf“, antwortete Yami.

Ishizu blickte den Pharao intensiv an.

So war es also vor zwei Jahren gewesen.

So war ihr Pharao also verschwunden.

Yami blickte Ishizu beharrlich an.

„Was geschah dann? Was geschah mit Jane und dem Baby?“

Ishizu räusperte sich und erzählte weiter.
 

„Hohepriester Seth!“

Der Braunhaarige drehte sich um und blickte einen seiner Priester an.

„Was gibt es?“, fragte er.

„Kunde von der Stadt, zu der Pharao Yami wollte“, sagte der Priester keuchend.

Seths Aufmerksamkeit war geweckt.

Seit zehn Tagen hatten sie keine Nachricht von Yami oder seiner Leibgarde erhalten und Seth begann sich Sorgen zu machen.

Yami hatte versprochen einen Boten zu schicken, sobald er die Stadt erreicht hatte, doch dieser Bote war bis jetzt nicht gekommen.

„Wie lautet die Kunde?“, fragte er gespannt.

„Pharao Yami und seine Leibgarde haben die Stadt nie erreicht. Nach zwei Tagen wurden Suchtrupps losgeschickt. Es wurden einige Pferde gefunden, doch von den Männern oder dem Pharao keine Spur.“

Ein verzweifelter Ausdruck trat auf Seths Gesicht.

Keine Spur von Yami und das seit zehn Tagen.

Das war schlecht, wirklich sehr schlecht.

Mit versteinerter Miene blickte Seth seinen Priester an.

„Behalte diese Informationen erst einmal für dich. Ich kann nicht alleine entscheiden was als nächstes passiert.“

Der Priester nickte und ging zurück in den Tempel.

Seth machte sich grübelnd auf den Weg zu den Ishtars.

Er musste mit ihnen über diese schlechten Nachrichten reden.

Dringend.

Ishizu öffnete die Tür und blickte Seth überrascht an.

„Seth? Was führt dich zu uns?“, fragte sie und bat den Hohepriester in das Haus.

Er begrüßte Odion und Marik, dann setzte er sich zu den Geschwistern an den Tisch.

„Eben erreichte uns Kunde von der anderen Stadt“, begann er.

Die Ishtars sahen ihn erwartungsvoll an.

Auch sie machten sich Sorgen und wollten wissen, was geschehen war.

„Der Pharao und seine Leibgarde haben die Stadt nie erreicht. Suchtrupps fanden Pferde, aber kein Lebenszeichen vom Pharao oder von seiner Leibgarde. Man geht davon aus, dass sie alle tot sind.“

Der junge Hohepriester hatte sichtliche Probleme damit, diese Worte auszusprechen.

Geschockt blickten die Ishtars ihn an.

„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Marik leise.

„Wir müssen es Jane sagen“, antwortete Ishizu.

Seth blickte sie an.

„Ist das wirklich eine gute Entscheidung? In ihrem jetzigen Zustand… sie ist total verstört, weil Yami noch nicht zurückgekehrt ist und dann noch die Schwangerschaft. Die Nachricht, das Yami tot sein könnte würde sie seelisch vernichten“, sagte er.

Da meldete sich Odion zu Wort.

Wütend schlug er auf den Tisch und rief:

„Sie ist seine Frau! Sie trägt sein Kind! Sie hat das Recht zu erfahren was mit ihrem Mann geschehen ist!“

Die drei blickten ihn an.

Er hatte Recht.

Jane musste erfahren was passiert war.

„In Ordnung. Wir werden es ihr erzählen, aber vorher werden wir ebenfalls Suchtrupps losschicken. Sollte der Pharao noch leben, werden wir ihn finden.“

Entschlossen blickte Seth in die Runde.

„Marik und ich werden jeweils einen Suchtrupp leiten“, beschloss Odion und Marik nickte.

Ishizu nickte:

„Ich werde mit Jane reden.“

„Gut, dann werde ich ebenfalls einen Suchtrupp leiten“, sagte Seth entschieden und stand auf.

„Lasst uns gehen.“

Sie begaben sich zurück zum Palast.

Während Seth, Marik und Odion die Suchtrupps zusammenstellten, ging Ishizu in den Thronsaal.

„Jane?“

Das Mädchen blickte auf.

Es war unnatürlich blass, hatte tiefe Augenringe und Augen und Wangen waren gerötet.

Jane sah wirklich nicht gut aus.

„Ishizu!“, rief Jane aus und sprang von ihrem Thron auf.

„Was führt dich zu mir?“, fragte die Frau des Pharao.

Ishizu räusperte sich:

„Uns erreichte Kunde von Yami.“

Janes Augen glitzerten vor Freude und Coar, die Ishizus Worte gehört hatte, trat zu ihnen.

„Wie geht es ihm? Wann kommt er zurück?“, fragte Jane.

Neue Hoffnung leuchtete in ihren Augen.

Es tat Ishizu in der Seele weh diese Hoffnung nun wieder zu zerstören.

„Es sind leider keine guten Neuigkeiten.“

Jane verkrampfte sich und Coar legte ihr die Arme um die Schultern.

Ishizu atmete noch einmal tief durch, dann sagte sie:

„Yami hat die Stadt nie erreicht. Wir gehen davon aus, dass er tot ist.“

„Nein!“, rief Jane aus und ging in die Knie.

Allein Coar hielt sie auf den Beiden.

„Es tut mir leid, Jane. Seth und meine Brüder stellen gerade Suchtrupps zusammen… sie werden ihn finden, sollte er noch leben, aber sie haben keine Hoffnung…“

„Nein! Er lebt!“, rief Jane.

Coar drückte sie an sich.

„Jane, seit zehn Tagen keine Nachricht. Niemand kann zehn Tage ohne Wasser in der Wüste überleben“, sagte Coar.

„Nein, er ist nicht tot! Er lebt… Ah!“

Jane sank endgültig auf den Boden.

Das Gesicht vor Schmerz verzerrt und Tränen in den Augen.

Geschockt blickten Ishizu und Coar sie an.

„Jane, was ist los?“, fragte Ishizu.

„Das Baby… Es ist das Baby“, presste Jane hervor.

Coars Augen weiteten sich.

„Holt Hohepriester Seth und den Leibarzt des Pharao!“, rief sie den Wachen zu und kniete sich neben das junge Mädchen.

„Ich will das Baby nicht verlieren!“, presste Jane unter Schmerzen hervor.

„Sht, Jane. Beruhige dich. Es wird alles gut. Du wirst das Baby nicht verlieren“, sagte Coar.

Doch alle drei wussten, dass sie log.
 

„Nein!“, rief Yami aus.

Bedrückt blickten alle außer Yami auf den Boden.

„Sie hat das Baby verloren?“, fragte Yami aufgebracht.

Ishizu nickte.

„Ja, sie verlor das Baby an diesem Tag.“

Yami stützte den Kopf in die Hände.

Sein eigenes Kind war gestorben noch bevor es überhaupt geboren war.

Er blinzelte die Tränen aus den Augen und fragte, den Kopf noch immer gesenkt:

„Was geschah dann?“

„Jane hatte das Baby verloren, aber nicht ihre Hoffnung“, fuhr Odion fort.
 

„Ich werde mich darum kümmern. Das Verspreche ich Euch, Bauer Mose“, sagte Jane.

Der Bauer nickte

„Vielen Dank, Eure Majestät.“

Mit diesen Worten verließ der Bauer den Thronsaal.

Jane wandte sich an ihren Berater und wechselte einige Worte mit ihm.

Seth beobachtete das alles ganz genau.

Sechs Monate war es nun schon her, dass Pharao Yami verschwunden war und Seth machte sich von Tag zu Tag mehr Sorgen um Jane.

Zwei Tage nachdem sie ihr Baby verloren hatte, hatte Jane dem Volk von Yamis Verschwinden berichtet und versichert, dass sie Ägypten bis zu seiner Rückkehr, an die sie fest glaubte, allein regierte.

Sie machte ihre Sache gut, das war keine Frage.

Das, was Seth Sorgen machte, war, dass Jane nicht von selbst darüber sprach.

Seit ihrer Ansprache vor dem Volk hatte Jane nicht von selbst darüber gesprochen.

Sprach man sie darauf an, sagte sie, dass man die Hoffnung nicht aufgeben durfte und das Yami zurückkehren würde.

Überraschender Weise war es Jug, der die Organisation der Suchtrupps übernommen hatte.

Das machte Seth auch Sorgen.

Solange er sich erinnern konnte, hatte Jug sich nicht um seinen Sohn gekümmert und nun organisierte er die Suchtrupps um seinen Sohn zu finden.

Noch dazu sprach Jug beunruhigend oft mit Jane.

Jug hatte sich nie besonders für Jane interessiert, doch seit Yamis Verschwinden war er fast immer an Janes Seite anzutreffen.

Sie sprachen oft miteinander, nur leider wusste Seth nicht worüber.

Seth kannte Jugs Charakter und er hatte die Befürchtung, dass Jug Jane zu irgendetwas verleiten wollte.

Der junge Hohepriester war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte wie Jane den Thronsaal verlassen hatte.

Verwirrt blickte er sich um, dann wandte er sich an eine der Wachen.

„Wo ist Ihre Majestät?“

„Sie ist zum ehemaligen Pharao gegangen“, antwortete die Wache.

Seth runzelte die Stirn.

Wieder einmal war sie bei Jug.

Was wollte sie bloß bei ihm?

Seth beschloss mit ihr zu reden und so wartete er das Abendessen ab.

Er betrat den Speisesaal und war überrascht die Ishtars, Coar und Jug anzutreffen.

Jane blickte Seth an.

„Seth, gut das du da bist. Ich wollte dich gerade holen lassen“, sagte sie.

Verwundert stellte Seth sich zu den Ishtars, diese schienen ebenso ahnungslos zu sein wie er selbst.

Jane räusperte sich:

„Ich habe euch etwas mitzuteilen.“

Alle blickten Jane erwartungsvoll an, nur Seth nicht.

Der junge Hohepriester ließ Jug nicht aus den Augen, doch der ehemalige Pharao wirkte vollkommen teilnahmslos.

Allein Janes nächste Worte brachten Seth aus der Fassung.

„Ich werde das Amt des Pharao an Jug zurückgeben.“

„Was?“, rief Seth aus und riss, genau wie die anderen, die Augen auf.

„Jug wird wieder über Ägypten herrschen und ich werde zurück zu meiner Schwester ziehen und als Dienstmädchen hier am Hof arbeiten.“

Seth stützte sich auf den Tisch und begann:

„Aber Yami…“

„Yami ist tot!“, rief Jane aufgebracht und sprang auf.

„Es ist alles beschlossen und jetzt entschuldigt mich.“

Mit ausdrucksloser Mine verließ Jane den Speisesaal.
 

„Sie hat einfach so aufgegeben? Von einem Tag auf den anderen?“, fragte Yami und blickte verständnislos auf.

„Ja.“

„Wieso?“

Ishizu zuckte mit den Achseln.

„Wir haben öfters versucht mit ihr zu reden, aber sie hat nie geantwortet. Wir gehen davon aus, dass Jug etwas damit zu tun hat“, antwortete sie.

Yami blickte kurz ausdruckslos vor sich hin.

Verarbeitet all die Informationen, dann stand er entschlossen auf und sagte:

„Ich muss mit ihr reden!“

Was jetzt?

Kapitel 14: Was jetzt?
 

„Bitte bringt mich zu ihr!“

Flehend sah Yami die Ishtars an.

Die drei Geschwister blickten bedrückt auf den Boden.

Sie alle wussten, dass es keine gute Idee war Jane so mit Yamis Rückkehr zu konfrontieren.

Ishizu war es, die diesen Gedanken aussprach:

„Es wäre keine gute Idee, wenn du jetzt mit Jane reden würdest.“

Entrüstet blickte Yami sie an.

„Wieso?“, fragte er.

„Jane… sie ist noch nicht über dein Verschwinden hinweg. Auch wenn sie scheinbar die Hoffnung aufgeben hat, hat sie deinen angeblichen Tod noch lange nicht verwunden. Wenn du plötzlich wieder vor ihr stehen würdest, würde sie wahrscheinlich zusammenbrechen.“

Niedergeschlagen starrte Yami ins Leere.

„Was machen wir dann jetzt?“, fragte Joey.

„Ich meine, früher oder später wird Jane davon erfahren. Wäre es nicht besser sie erfährt es von uns als von irgendwem anders?“

“Joey hat Recht. Wir haben gesagt, wir warten bis ich meine Erinnerungen wiederhabe und dann erzählen wir dem Volk von meiner Rückkehr. Dieser Zeitpunkt ist jetzt! Ich erinnere mich an alles. Bitte lasst mich mit Jane reden und gemeinsam werden wir das Volk erneut vor Jug retten“, beharrte Yami.

Es war die Wahrheit.

Yami konnte sich wirklich an alles erinnern.

An seine Kindheit.

An seine Jugend.

Einfach an alles.

An jede Kleinigkeit.

Er war mehr als bereit für seine Rückkehr auf den Thron.

Es fehlte nur noch Jane.

„Vielleicht ist es besser, wenn Yami erst einmal im Hintergrund bleibt. Nur solange bis wir Jane von seiner Rückkehr überzeugt haben. Ich bin der Meinung, dass jemand mit ihr reden sollte. Jemand, dem sie vertraut und auf dessen Meinung sie wert legt. Jemand wie Seth“, erklärte Marik.

Sie alle sahen ihn an.

„Er hat Recht. Jane vertraut Seth. Das hat sie schon immer getan“, pflichtete Yami ihm bei.

Ishizu nickte.

„Gut, dann sollten wir am besten sofort mit Seth reden. Es gibt keinen Grund noch länger zu warten.“

Die Frau wirkte entschlossen.

Bereit alles zu tun, um dem rechtmäßigen Pharao wieder auf den Thron zu verhelfen.

Keiner von ihnen ahnte etwas von dem, was noch auf sie zukommen würde.

Sie machten sich auf den Weg.

Die Umhänge um und die Kapuzen auf gingen sie zum Palast.

Diesmal sie alle.

Jeder einzelne von ihnen wollte wissen, wie Jane reagierte.

Und sie wollten wissen wie Yamis ehemaliges Zuhause aussah.

„Erinnerst du dich wirklich an alles?“, fragte Yugi, der neben dem Pharao ging.

Yami blickte seinen Freund an.

„Ja, an alles. Wirklich alles. Alles was ich erlebt, gesagt, getan und gefühlt habe.“

Yugi runzelte die Stirn und fragte weiter:

„Was hast gespürt in dem Augenblick, in dem du verschwandest?“

Yami war verwirrt.

„Wieso fragst du das?“

„Na, findest du es nicht auch komisch, dass du im Wüstensand verschwunden bist? Einfach so! Der Boden hat sich aufgetan und du bist darin verschwunden und 5000 Jahre später in der Zukunft wieder aufgetaucht? Das ist doch kein Zufall gewesen“, erläuterte Yugi seine Meinung.

Nun runzelte auch Yami seine Stirn.

Das, was Yugi sagte, deckte sich mit dem, was er sich selbst schon überlegt hatte.

Er erinnerte sich noch einmal an den Tag.

Konzentrierte sich voll und ganz auf das, was er gefühlt und gespürt hatte.

„Da war etwas Böses… etwas abgrundtief Böses. Es fühlte sich nach schwarzer Magie an.“

Die Ishtars horchten auf.

„Dann war es also doch geplant“, bemerkte Marik.

„So wie Seth es gesagt hat“, fügte Ishizu hinzu.

„Aber wer sollte Interesse an Yamis Verschwinden haben?“, fragte Tea.

Noch bevor jemand Luft holen konnte, antwortete Yami:

„Mein Vater! Jug.“

„Aber wieso? Dein eigener Vater?“, fragte Tristan.

„Es hat meinem Vater nicht gefallen, dass ich Jane geheiratet und ihn so um den Thron gebracht hab. Ich hätte damit rechnen müssen, dass er es nicht einfach so hinnehmen würde. Es ist alles meine Unschuld.“

„Unsinn. Keiner von uns hätte gedacht, dass Jug schwarze Magie anwenden würde. Er redet zwar viel, aber wenn es drauf ankommt, dann hat er doch oft gekniffen“, sagte Ishizu.

„Ja, aber wer war es dann?“, fragte Yami.

Odion fügte hinzu:

„Das ist eine gute Frage. Bis auf Jug, gab es niemanden, der etwas gegen Yami hatte. Im Prinzip könnte es nur Jug gewesen sein.“

Ishizu schüttelte den Kopf.

„Nein, Jug ist nicht in der Lage schwarze Magie zu wirken. Er konnte ja noch nicht einmal die Macht des Millenniumspuzzles nutzen“, sagte sie entschieden.

Yami hielt sich aus der Diskussion raus.

Er hatte im Gefühl, dass sein Vater etwas damit zu tun hatte.

Dass er der Drahtzieher war.

Doch den wichtigsten Schritt hatte nicht er getan.

Dafür war er zu schwach.

Jug musste einen Verbündeten haben, nur wen?

In Gedanken ging Yami die Personen durch mit denen Jug die meiste Zeit verbracht hatte.

Da waren die Wachen.

Mit ihnen hatte sein Vater oft Tage verbracht.

Sie hatten zusammen gefeiert.

Doch keiner der Wachen war begabt genug, um schwarze Magie zu praktizieren.

Dann war da noch Aziz, der Berater seines Vaters.

Auch mit ihm hatte Jug viel Zeit verbracht, was ja auch nicht weiter verwunderlich war.

Yami bezweifelte, dass Aziz der schwarze Magier war.

Aziz war seelisch nicht stark genug, dass wusste Yami.

Er kannte den Berater seit seiner Geburt.

Hatte ihn erlebt, hatte gesehen wie wenig Selbstbewusstsein der kränkliche Berater hatte.

Nein, auch Aziz traute Yami diese Tat nicht zu.

Er überlegte weiter.

Fast schon krampfhaft.

Weitere fielen ihm nicht ein.

Er kannte sonst niemanden, der freiwillig gemeinsame Sache mit seinem Vater machen würde.

„Wir sollten nach schwarzen Magiern suchen, um herauszufinden wer mich damals verschwinden ließ“, sagte er gedankenverloren.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Marik.

„Wenn es nicht mein Vater war, dann jemand anderes.“

„Klingt einleuchtend…“, murmelte Marik.

„Wir werden nach ihnen suchen, aber erst reden wir mit Seth“, sagte Ishizu und blieb vor den Toren des Palastes stehen.

„Wow!“, brachten Yamis Freunde hervor als sie den Palast erblickten.

„Hier bist du also aufgewachsen“, sagte Joey staunend.

Yami nickte knapp.

Registrierte, dass mal wieder keine Wachen vor dem Palast standen und betrat das Palastgelände.

Noch immer staunend folgten seine Freunde ihm.

Im Palastgarten blieb er stehen und drehte sich zu den Ishtars.

„Wo könnte er sein?“, fragte er.

„Wen sucht Ihr denn, mein Pharao?“

Yami wandte sich wieder um und erblickte Seth.

„Genau dich.“

„Wow… Der sieht ja aus wie Kaiba“, sagte Tea erstaunt.

Während Tristan und Joey zustimmend nickten, übergingen Yami und Yugi das.

„Was kann ich für Euch tun, Pharao?“, fragte Seth und beachtete die anderen gar nicht.

„Du musst für uns mit Jane sprechen. Bitte“, sagte Yami.

„Worüber?“

„Über mich. Bereite sie auf meine Rückkehr vor. Bringe ihr so schonend wie möglich bei, dass ich nicht tot bin.“

Seth schwieg eine Weile bevor er antwortete:

„Was Ihr von mir verlangt ist kein einfaches Unterfangen, aber ich werde es versuchen.“

„Vielen Dank, Seth. Du tust mir einen großen Gefallen“, sagte Yami erleichtert.

„Wenn ich mich nicht irre, wird Jane bald hier sein um den Abfall der Küche zu entsorgen, dann werde ich mit ihr sprechen. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Ihr heimlich dabei sein wollt?“, fragte Seth.

„Das ist richtig. Wir würden gerne sehen wie Jane reagiert“, schaltete Ishizu sich ein.

Seth nickte und deutete auf eine hohe Mauer.

„Ich denke, dort ist der beste Ort für euch. Sie wird euch dort nicht vermuten. Sie wird euch wohl gar nicht vermuten.“

Ohne weitere Kommentare ging die kleine Gruppe hinter die Mauer.

Nun hieß es warten.

Warten auf Sie.

Sie kam nach fünf Minuten.

Janes Gesicht war gerötet, sie hatte wohl bis eben noch in der heißen Küche gestanden.

Sie pustete sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und war wohl so in Gedanken vertieft, dass sie zuerst an Seth vorbei lief.

Erst am Komposthaufen bemerkte sie ihn.

„Hallo Jane“, sagte der Hohepriester.

Erschrocken wirbelte Jane herum.

„Oh, hallo Seth“, antwortete sie lächelnd.

„Hast du ein wenig Zeit? Ich würde gerne mit dir sprechen.“

„Ähm… ja, natürlich. Worüber denn?“

„Über Yami…“, sagte Seth und beobachtete Janes Gesicht genau.

Janes Gesicht verhärtete sich.

Jegliches Gefühl verschwand aus ihren Augen und sie wirkte teilnahmslos.

Yami spürte ein unangenehmes Ziehen in seinem Herzen.

Es tat weh Jane so kalt zu sehen.

Er wusste, dass Jane ihn noch immer liebte und er wusste, dass sie noch lange nicht über sein Verschwinden hinweg war.

Ishizu hatte Recht.

Wenn er plötzlich vor ihr gestanden hätte, hätte er sie endgültig zerstört.

Der junge Pharao musste seine ganze Willenskraft aufbringen, um hinter der Mauer stehen zu bleiben.

„Seth, es gibt keinen Grund über ihn zu reden. Es ist bereits alles gesagt worden“, sagte Jane.

„Da hast du Recht. Wir haben alles gesagt, doch du hast seit seinem Verschwinden kein Wort über ihn verloren.“

Seth sah Jane ernst an.

„Sei ehrlich zu dir selbst, Jane. Sag mir was du fühlst.“

Dies gehörte nicht zu seiner Aufgabe, doch die Antwort interessierte Seth.

Jane schien teilnahmslos und unnahbar was ihren Ehemann anging, doch Seth wusste es besser.

Er brauchte nur noch Janes Bestätigung.

Tränen traten in Janes Augen und zum ersten Mal seit zwei Jahren sprach Jane über ihre Gefühle:

„Ich vermisse ihn… er fehlt mir so sehr… Ich… will ihn zurück… Ich will, dass er zurückkommt… Aber das wird nicht geschehen.“

Janes Hand krallte sich an ihre Kette.

„Er wird nicht mehr zurückkehren“, schluchzte sie.

„Yami ist tot!“

Ein schmerzhafter Stich ging durch Yamis Herz als er diese Worte aus Janes Mund hörte.

Sie klangen so verzweifelt, so voller Trauer.

„Er ist nicht tot“, sagte Seth ernst.

Janes Schluchzen stoppte plötzlich.

„Was?“, fragte sie.

„Yami lebt! Und er ist hier! Hier in Ägypten.“

Jane lachte.

Es klang fast schon hysterisch.

„Er ist tot, Seth!“, rief Jane.

„Woher willst du das wissen?“, entgegnete Seth gereizt.

„Es wurde nie eine Leiche gefunden. Wir haben den gesamten Weg von hier bis zur anderen Stadt abgesucht. Ich war selbst dabei. Wir fanden nie eine Leiche. Er ist einfach verschwunden und jetzt ist er wieder da!“

Zweifelnd sah Jane den Hohepriester an.

„Was redest du da? Er ist weg. Für immer!“

„Nein, Jane, das ist er nicht. Wenn du nur einmal alle deine Gefühle zulassen würdest und auf dein Herz hörst, würdest du wissen, dass ich die Wahrheit sage!“, beharrte Seth.

„Ich höre auf mein Herz und es sagt mir, dass er tot ist!“, rief Jane aufgebracht.

Yamis Herz zog sich zusammen.

Es tat so unglaublich weh Janes Worte zu hören.

„Jane, ich kann es dir beweisen. Du belügst dich selbst! Ich kann dich zu ihm bringen.“

Jane schüttelte den Kopf.

„Was ist nur in dich gefahren, Seth?“, fragte sie, dann wandte sie sich um verließ mit schnellen Schritten den Palastgarten.

Als Janes Schritte verklungen waren traten Yami und die anderen hinter der Mauer hervor.

Yami sah niemanden an.

Niedergeschlagen blickte er auf den Boden.

Sagte kein Wort.

„Das lief doch etwas anders als ich gedacht habe“, sagte Marik.

„Sie ist noch nicht bereit“, sagte Ishizu.

„Wann wird sie bereit sein?“, fragte Joey bedrückt.

Yami blickte auf.

Den Blick ins Leere gerichtet.

Keiner seiner Freunde konnte nachfühlen was der junge Pharao gerade durchmachte.

„Vielleicht wird sie es nie sein“, antwortete Yami tonlos.

Sie alle blickten bedrückt auf den Boden.

Keiner von ihnen bemerkte den Berater des Pharao, der hinter der nächsten Ecke stand und alles mit angesehen hatte.

Was damals geschah...

Kapitel 15: Was damals geschah…
 

„Mein Pharao!“

Jug drehte sich genervt um.

Wer wagte es ihn zu stören?

Aziz lief mit schnellen Schritten auf ihn zu.

Er schien wichtige Neuigkeiten zu haben.

„Was willst du?“, fragte er barsch.

Der Pharao hatte schlechte Laune, es gab keinen besonderen Grund.

Er hatte einfach schlechte Laune.

Keuchend blieb Aziz vor seinem Pharao stehen, er atmete tief durch und registrierte sofort, dass Jug nicht besonders gut drauf war.

Es war kein guter Moment um ihm schlechte Nachrichten zu überbringen, doch der Berater hatte keine andere Wahl.

Er konnte nicht warten.

„Ich habe Neuigkeiten für Euch, mein Herr“, sagte Aziz noch immer außer Atem.

Jug schnaubte.

„Komm zum wesentlichen. Ich habe nicht ewig Zeit.“

Aziz schluckte.

Es war eine gefährliche Situation.

„Es geht um Euren Sohn, Pharao. Er… er lebt.“

Was redete Aziz da?

Sein Sohn war tot.

Yami war vor zwei Jahren verschwunden und konnte nur tot sein.

Da war Jug sich sicher.

„Was redest du da? Yami ist tot!“, sagte Jug mit vor Wut zitternder Stimme.

Aziz wurde merklich kleiner.

„Nein, mein Herr. Das ist nicht ganz richtig. Ich habe ihn gesehen. Euer Sohn ist hier und er ist hier in Ägypten.“

Jug blickte seinen Berater wütend an.

„Wie kommst du darauf? Yami ist tot.“

Aziz wurde noch kleiner.

„Ich habe ihn gesehen, mein Herr. Er war eben hier und hat sich mit Hohepriester Seth unterhalten.“

Jugs Ärger stieg.

Das durfte nicht wahr sein.

Er wusste, dass Aziz nicht log.

Aziz würde das niemals wagen.

„Aber… das kann nicht sein!“, schrie Jug los.

„Ich habe dafür gesorgt, dass Yami niemals wiederkommen kann. Was ist schief gegangen, Aziz? Was?!“

Aziz blickte den Pharao unsicher an.

„Ich weiß nicht, was schief gelaufen ist. Aber ich werde es herausfinden, das versichere ich Euch.“

„Das reicht mir nicht!!! Wieso ist es schief gegangen? Wieso ist mein Sohn nicht tot?!“

Außer sich vor Wut trat Jug gegen die nächst beste Säule.

Den aufkeimenden Schmerz in seinem Fuß überging er – für den Moment.

„Ich weiß es nicht, mein Herr, aber auch dies werde ich herausfinden, wenn dies Euer Wunsch ist.“

Jug schnaubte vor Wut.

„Äh… Pharao?“, fragte Aziz.

„Was willst du noch?“, rief Jug.

„Euer Sohn, er will mit Jane reden.“

Jug stoppte in seiner Wut.

Böse funkelte er seinen Berater an.

„Er will was? Mit Jane reden? Bist du dir absolut sicher?“

Aziz nickte.

„Ja.“

Jug stöhnte.

Das durfte nicht wahr sein.

Sein Sohn war nicht tot und zurück in Ägypten und zu allem Überfluss wollte er auch noch mit seiner Ehefrau reden.

Wenn Yami und Jane wieder vereint waren und an die Öffentlichkeit gingen, dann wäre sein schöner Plan umsonst gewesen.

Das durfte er nicht zu lassen.

„Das darf er nicht, das dürfen wir nicht zulassen“, knurrte er.

„Was sollen wir tun, Majestät?“, fragte Aziz und richtete sich wieder auf.

„Wir halten Jane fest… Gib Befehl: Jane darf den Palast nicht verlassen. Nicht solange bis wir wissen, was wir mit Yami machen werden.“

„Jane wird kaum freiwillig hier bleiben“, bemerkte Aziz leichtsinnig.

„Das weiß ich, du nichtsnutziger Trottel. Deswegen werden wir sie einsperren. Sie wird sich wehren, aber die Wachen haben freie Hand. Sie sollen alles tun damit Jane hier bleibt. Yami darf nicht mit Jane reden.“

Aziz nickte.

„Sollen wir sie in die Kerker sperren?“

Jug legte die Stirn in Falten.

„Nein… Sperrt sie in ihr altes Zimmer. Dort wird sie leiden“, sagte Jug mit einem hinterhältigen Glitzern in den Augen.

Aziz nickte und entfernte sich.

Jane durfte bald nach hause gehen, er musste den Wachen schnell bescheid geben.
 

Mit einem lauten Klirren zersprang die Kopie des Millenniumspuzzles.

Wieder einmal.

Jug konnte es noch immer nicht glauben.

Sein Sohn lebte!

Dabei war er sich so sicher gewesen, dass sein Plan perfekt funktionieren würde.

Es war alles schief gelaufen.

Yami lebte und wollte auch noch mit Jane reden.

Jug wusste das, wenn Yami mit seiner Frau sprach alles vorbei war.

Sie würden sich wieder zusammenschließen und ihn zum zweiten Mal vom Thron stoßen.

Das durfte nicht passieren, er hatte schon beim ersten Mal zu viel riskiert.

Mit einem lauten Poltern stieß Jug seinen wuchtigen Stuhl um.

„Ah!“, schrie er seine Wut hinaus.

Er würde alles tun um seinen Sohn an der Rückkehr auf den Thron zu hindern.

Es war ihm schon einmal gelungen ihn wieder loszuwerden und er würde es auch ein zweites Mal schaffen, diesmal für immer.

Jane musste ebenfalls für immer verschwinden.
 

Yami lebt! Und er ist hier in Ägypten!

Jane schüttelte entschieden den Kopf.

Sie musste diesen Gedanken loswerden.

Seit sie mit Seth gesprochen hatte schwirrte ihr dieser Gedanke im Kopf rum.

Er ließ sie nicht los und ließ Jane Zweifeln.

Doch noch war sie zu stolz um es zu zugeben.

Yami war tot.

Seit zwei Jahren!

Was war nur los mit Seth?

Wieso behauptete er, dass Yami lebe?

Er wusste doch genauso sehr wie sie selbst, dass Yami tot war.

Er konnte nicht leben.

Janes Gefühle fuhren Karussell.

Sie war innerlich aufgewühlt und wusste einfach nicht mehr was sie denken sollte.

Jeder sagte etwas anderes, aber Jane wollte das alles nur endlich hinter sich lassen und weiterleben.

Wollte weiter für den Pharao arbeiten, auch wenn das nicht immer einfach war und wollte weiter mit Jenna und Loren unter einem Dach leben.

Grübelnd passierte Jane das Tor und somit die Wachen.

Plötzlich wurde sie ein Stück nach hinten gerissen.

Verwundert drehte sie sich um und bemerkte erst dann, dass eine der Wachen sie am Handgelenk festhielt.

„Was?“, brachte sie verblüfft hervor.

„Befehl vom Pharao. Er möchte, dass du noch bleibst“, sagte die Wache, die sie festhielt.

Kraftvoll riss Jane sich los.

„Nein, ich werde nicht bleiben. Ich habe alle meine Aufgaben zu Coars Zufriedenheit erfüllt und sie hat mich nach hause geschickt“, sagte sie wütend.

„Das ist egal. Der Pharao hat Befehl gegeben dich hier zu behalten.“

Jane drehte sich um und wollte ohne ein weiteres Wort weitergehen, doch die Wache hielt sie wieder fest.

„Was soll das? Lass mich los!“

Jane wandt sich in dem Griff, doch es nützte nichts.

Sie tritt und schlug, doch es bezweckte nur, dass die zweite Wache mit eingriff.

Doch Jane gab nicht auf.

Es war ihr egal was Jug sagte und wollte.

Sie wollte nach hause.

Wollte nach hause und den heutigen Tag vergessen.

Die verwirrenden Gedanken verdrängen und am besten ebenfalls vergessen.

„Hör auf dich zu wehren!“, knurrte eine der Wachen.

Jane wusste nicht welche, aber es war ihr auch egal.

Sie kniff die Augen zusammen, wehrte sich jetzt mit all ihrer Kraft und rief:

„Nein!“

Unbemerkt von den Wachen und Jane, begann Janes Sonnenanhänger zu leuchten.

Erst noch sehr schwach, doch je mehr Jane sich wehrte desto heller wurde das Leuchten.

Der Anhänger berührte Janes Haut und Jane spürte, dass sich der Anhänger erhitzt hatte.

Erschrocken keuchte sie auf und hörte auf sich zu wehren.

Was geschah gerade?

Ihr silberner Sonnenanhänger hatte sich zuvor noch nie erhitzt.

Was passierte?

Die Wachen hatten währenddessen genug von Janes Gegenwehr, eine von ihnen zog ihr Schwert und schlug Jane den Schwertknauf gegen die Schläfe.

Es wurde dunkel um Jane.

Sie war nicht noch bewusstlos, durch einen dunklen Schleier der Benommenheit nahm Jane noch immer wahr, was um sie herum passierte.

Sie bekam mit wie die Wachen sie hoch hoben und sie wieder in den Palast trugen.

Bemerkte wie sie auf halbem Wege auf Aziz trafen und die Wachen einige Worte mit ihm wechselten.

Realisierte wie Aziz ihr einen wehleidigen Blick schenkte und bemerkte wie die Wachen sie in ein Zimmer brachten.

Sie war der Bewusstlosigkeit schon zu nah, um zu erkennen welches Zimmer es war.

Das letzte was sie wahr nahm waren die hohnvollen Worte der Wachen:

„Wir wünschen einen schönen Tag, Eure Majestät.“

Dann wurde es endgültig dunkel um die ehemalige Herrscherin Ägyptens.
 

„Pharao?“

Vorsichtig steckte Aziz den Kopf in das Gemach seines Herrschers.

Wütend funkelte dieser seinen Berater nun an.

„Was willst du? Hast du noch mehr schlechte Nachrichten?“, keifte er.

„Nein, Herr. Ich wollte euch nur mitteilen, dass sich Jane jetzt in ihrem ehemaligen Zimmer befindet. Wir warten auf weitere Befehle“, haspelte Aziz eilig.

Jug legte die Stirn in Falten.

Gut, das war wenigstens erledigt.

„Lass sie bewachen. Wir geben ihr etwas Zeit um in Erinnerungen zu schwelgen“, sagte er mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.

Auch Jug wusste, dass Jane das Verschwinden seines Sohnes nie verwunden hatte.

Er hatte sie aus gutem Grund in ihr altes Zimmer sperren lassen.

Er wollte sie brechen.

Sie würde sich selbst mit all den Erinnerungen konfrontieren und nicht damit fertig werden.

Das würde ihr den Rest geben und sie würde endgültig zusammenbrechen.

Jug grinse vor sich hin.

Aziz stand im Türrahmen und beobachtete den Pharao mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengegend.
 

Ganz langsam erwachte Jane.

Die Dunkelheit wurde schwächer und es wurde wieder heller.

Jane stöhnte und fasste sich an die Schläfe.

Der Schlag der Wache war fest gewesen.

Ihr Kopf tat noch immer weh.

Langsam richtete sie sich in eine sitzende Position auf und schüttelte den Rest der Bewusstlosigkeit ab.

Was war das jetzt schon wieder für eine Aktion gewesen?

In letzter Zeit benahmen sich ausnahmslos alle merkwürdig.

So richtig aufgefallen war es ihr erst als Jenna sie mit all ihren Überlegungen konfrontiert hatte.

Sie hatte gesagt, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte… Aber so falsch war sie doch gar nicht gewesen.

Sie selbst war gerade erst 16 Jahre alt gewesen, sie hatte Mann und Kind verloren und sollte dann über ein Land herrschen, alleine?

Das hatte sie gerade einmal sechs Monate geschafft und schon diese kurze Zeitspanne war unglaublich Kraft raubend gewesen.

Dann war da noch Seth, auch er benahm sich merkwürdig in letzter Zeit.

Sehr merkwürdig.

Auch er war der Meinung sie sollte ihre Entscheidung „korrigieren“ und dann war er auch noch davon überzeugt, dass Yami lebte.

Und jetzt das hier.

Waren sie jetzt alle verrückt geworden?

Noch immer leicht benommen stand sie endgültig auf und ging auf wackeligen Beinen zur Tür.

Auf ihre Umgebung achtete sie gar nicht.

Sie hatte nicht vor hier länger als nötig zu verweilen.

Jane stemmte sich gegen die Tür, um sie zu öffnen.

Es funktionierte nicht.

Verärgert hämmerte sie gegen die Tür.

„Hallo? Lasst mich hier raus!“

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Jane fiel in die Arme einer Wache.

„Sei still!“, schrie diese nun und schubste Jane zurück in das Zimmer.

Sie setzte zu einer Antwort an, doch die Wache schloss die Tür mit einem lauten Knall wieder.

Verblüfft blickte Jane auf die geschlossene Doppeltür.

Die Doppeltür, die sie besser als jede andere Tür im Palast kannte.

Ihre eigene Zimmertür.

Panisch sprang Jane wieder auf die Beine und lief zur Tür.

Laut hämmerte sie wieder gegen diese und rief:

„Lasst mich raus hier, bitte! Ich mach alles was ihr wollt, ich verspreche es, aber, bitte, lasst mich raus! Bitte!“

Tränen liefen ihr übers Gesicht.

„Bitte!“

Es kam keine Reaktion der Wachen.

Jane war allein.

Allein in ihrem Zimmer, allein mit ihren Gedanken, allein mit ihren Erinnerungen.

Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und ließ ihren getrübten Blick durch das Zimmer gleiten.

In jeder noch so kleinen Ecke dieses Zimmers steckten Erinnerungen an eine bessere Zeit.

Eine Zeit, die Jane bis vor kurzem perfekt verdrängt hatte.

Ihr Blick blieb an dem großen Bett hängen.

Das Bett von Yami und ihr.

Sie hatten sich unzählige Kissenschlachten darin geliefert, hatten einfach nur nebeneinander gelegen und sich unterhalten oder geschwiegen.

Jane ging zu dem Bett hinüber und strich mit ihren Finger sanft über das Kopfkissen ihres Mannes.

Hier hatte sie ihr gemeinsames Kind verloren, welches so gut wie das Einzige war, was sie noch von Yami gehabt hatte und sie hatte es einfach so verloren, hatte es sterben lassen!

Schluchzend wich sie einen großen Schritt vom Bett und blickte auf.

Auf den Balkon und auf den hellblauen Himmel.

Wieder entfuhr ihr ein Schluchzen.

Oft hatte sie Stunden auf dem Balkon verbracht.

Tagsüber hatte sie die Stadt und ihre Bewohner beobachtet.

Nachts die Sterne.

Jedes Mal solange bis Yami sie von hinten umarmt hatte und ihr ins Ohr flüsterte, sie solle doch jetzt bitte reinkommen.

Jane wich immer weiter zurück.

Immer weiter bis sie auf Widerstand stieß.

Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass dies die Tür zum angrenzenden Ankleidezimmer war.

Jane drehte sich trotzdem um.

Es war ein innerer Zwang sich das Zimmer anzusehen und so noch mehr Erinnerungen hervor zulocken.

Anders als das andere Zimmer war der Ankleideraum staubig.

Nicht aufgeräumt.

Und ausgeräumt schon gar nicht.

Stille Tränen flossen über Janes Gesicht als sie den Raum mit vorsichtigen Schritten betrat.

Sie selbst hatte ihre Kleider vor zwei Jahren mitgenommen.

Die Kostbarkeiten hatte sie verkauft, zum einen, weil sie sie nicht mehr haben wollte und zum anderen, weil Jenna, Loren und sie Geld gebraucht hatten.

Doch Yamis alte Kleider waren noch immer da.

Keiner hatte sich die Mühe gemacht sie wegzuräumen.

Wenn man von all dem Staub der letzten zwei Jahre absah, wirkte es so als würde Yami jeden Moment den Raum betreten, um sich umzuziehen.

Nur würde er nie wieder her kommen.

Das wusste Jane.

Jane wusste, dass Yami tot war.

Im Gegensatz zu Seth, der glaubte, dass Yami noch lebte.

Jetzt wieder laut schluchzend verließ Jane fluchtartig das Ankleidezimmer.

Auch dieses Zimmer wollte sie verlassen, doch es ging nicht.

Aber Jane war das egal.

Sie rannte zur Zimmertür und begann verzweifelt gegen diese zu hämmern.

„Bitte lasst mich gehen! Lasst mich gehen! Ich kann das nicht! Ich kann das hier nicht!“

Jane wusste nicht wie lange sie schrie und gegen die Tür schlug, doch es kam ihr vor wie eine Ewigkeit.

Sie musste raus hier.

Musste dieses Zimmer verlassen.

Hier waren zu viele Erinnerungen, die schmerzten und die sie erfolgreich verdrängt hatte.

Sie konnte sich damit nicht auseinandersetzen, es tat zu weh.

Das würde sie nicht aushalten.

Janes Verzweiflung wuchs mit jeder Minute, die sie länger in ihrem Zimmer verbrachte.

Ein allerletztes Mal schlug sie gegen die Tür und schrie:

„Lasst mich hier raus! Bitte lasst mich gehen!“

Schluchzend und noch immer schreiend sank sie an der Tür hinab.

Ihre aufgeplatzten Fingerknöchel hinterließen rote Spuren auf der Tür.
 

„Mama, wo ist Tante Jane?“

Jenna blickte ihren kleinen Sohn verzweifelt an.

„Ich weiß es nicht, Loren“, antwortete sie leise.

Verzweifelt blickte sie wieder auf.

Jane war gestern Mittag nicht nach Hause gekommen.

Das war untypisch für sie.

Es kam vor, dass sie später kam, aber es war noch nie vorgekommen, dass sie gar nicht nach Hause gekommen war.

Es musste etwas passiert sein.

Nur was?

„Loren, sei so gut und geh zu deinen Freunden. Ich werde Jane suchen“, sagte sie entschieden.

„Aber ich will dir helfen Tante Jane zu suchen“, quengelte der kleine Junge.

„Loren!“, rief Jenna.

„Tu einmal in deinem Leben das, um was ich dich bitte!“

Wütend funkelte Jenna ihren Sohn aus ihren grauen Augen an.

Sie dachte daran, dass ihr böser Blick aus ihren grauen Augen nicht halb so wirkungsvoll war, wie Janes.

Janes Grau war einfach intensiver und wirkungsvoller, aber in diesem Moment tat es auch Jennas Blick.

Eingeschüchtert verließ Loren das Haus und machte sich auf den Weg zu seinen Freunden.

Jenna verließ kurz nach ihrem Sohn das Haus und ging zum Palast des Pharao.

Jane musste einfach dort sein.

Es gab gar keine andere Möglichkeit.

Vor dem Palast wurde Jenna von den Wachen aufgehalten.

„Was willst du?“, fragte eine der Wachen.

„Ich suche meine Schwester. Ihr werdet sie kennen. Jane. Sie ist gestern nach der Arbeit nicht nach Hause gekommen. Habt ihr sie gesehen?“, sagte Jenna entschlossen.

Die Wachen warfen sich einen viel sagenden Blick zu, der Jenna nicht entging.

„Nein, wir haben deine Schwester nicht gesehen“, kam die Antwort.

Jenna wusste, dass dies gelogen war.

„Sagt mir wo sie ist. Ich weiß, dass ihr es wisst!“, presste sie wütend hervor.

Die Wachen traten einen bedrohlichen Schritt auf Jenna zu, und eine sagte:

„Hör zu, Weib. Wir wissen nicht wo deine Schwester ist und selbst wenn wir es wüssten, wir würden es dir nicht sagen. Und jetzt verschwinde. Du hast doch bestimmt noch Wäsche zu waschen.“

Eigentlich ließ Jenna sich von niemandem einschüchtern, doch sie musste jetzt an Jane und Loren denken, deswegen warf sie den Wachen noch einen bitterbösen Blick zu, dann drehte sie sich um und ging zurück zu ihrem Haus.

Sie gab Jane nur noch einen einzigen Tag, wenn sie dann noch nicht wieder aufgetaucht war, dann machte Jenna ernst.

Jenna gab sich alle Mühe sich ihre Sorgen nicht anmerken zu lassen, sie wollte Loren nicht beunruhigen, aber sie hatte die böse Vermutung, dass Jug etwas mit Janes Verschwinden zu tun hatte.
 

„Aziz!“

Den lauten Ausruf des Pharao hörte man noch auf dem Vorplatz des Palastes.

Der Berater zuckte beim erklingen seines Namens merklich zusammen.

Der Pharao war entweder wütend oder ungeduldig.

Während er sich auf den Weg machte, bettete Aziz das es letzteres war.

„Ihr habt mich gerufen, Herr?“, fragte Aziz leise als er den Thronsaal erreicht hatte.

„Was ist mit Jane?“, rief Jug aus.

Aziz blickte auf.

Jane.

Die Frau des Sohnes des Pharao.

Die Frau, die Ägypten sechs Monate alleine regiert hatte.

Die sonst so stolze und kraftvolle Frau war gebrochen.

Seit zwei Tagen saß sie nun in ihrem alten Zimmer fest.

Gefangen in einem Albtraum voller schmerzhafter Erinnerungen.

Aziz ging mehrmals am Tag zu ihr.

Brachte ihr Nahrung und Trinken und jedes Mal saß sie in der hintersten Ecke des Zimmers.

Die Knie eng an den Körper gezogen, die Arme um sie geschlungen und den Kopf in den Armen verborgen.

Weinend.

Beim ersten Mal waren es noch kraftvolle Schluchzer gewesen, doch bereits am Abend des ersten Tages, war es nur noch ein Wimmern.

Aziz blieb nie lange.

Er hielt den Anblick der seelisch zerstörten Frau nicht aus.

„Sie…“, begann er.

„Ich… denke, sie ist soweit.“

Ein böses Grinsen setzte sich auf Jugs Gesicht.

„Gut, dann werden wir jetzt zu ihr gehen.“

Aziz schreckte auf.

„Wir?“

Er sollte mitkommen?

Zusehen wie Jug die ohnehin schon zerstörte Frau noch mehr zerstörte.

„Ja, wir. Jetzt beweg dich“

Schwerfällig erhob sich der füllige Pharao und ging zum ehemaligen Zimmer seines Sohnes.

Zögernd folgte Aziz ihm.

Er wollte nicht mit.

Wollte es nicht mit ansehen, aber er konnte sich auch nicht gegen seinen Pharao auflehnen.

Als sie das Zimmer betraten saß Jane noch immer in der Ecke, in derselben Pose, wie Aziz sie schon seit ihrer Gefangenschaft vorfand.

Vor ihr stand das Essen, was Aziz ihr vor fünf Stunden gebracht hatte, sie hatte es nicht angerührt.

Eigentlich hatte sie bis jetzt nie das Essen angerührt.

Sie hatte getrunken, aber gegessen hatte sie noch nicht.

Jane blickte nicht auf.

Jug grinste weiterhin böse vor sich hin und ging vor der jungen Frau in die Hocke.

Aziz blieb an der Tür stehen und bemerkte das erste Mal die roten Spuren an der Innenseite der Tür.

Erschrocken blickte er auf Janes Hände.

Ihre Knöchel waren aufgeplatzt und ihr Blut war geronnen und klebte als rostbraune Masse an den verwundeten Händen.

Aziz wollte nicht hier sein.

„Hallo Jane“, sagte Jug.

Jane reagierte nicht und hielt den Kopf weiterhin gesenkt.

„Wie geht es dir?“, fragte der Pharao gehässig.

Wieder reagierte Jane nicht.

„Komm schon, Jane. Wenn du nicht antwortest, macht das hier nur halb so viel Spaß.“

Nun hob die junge Frau den Kopf und blickte Jug ausdruckslos an.

„Was willst du?“, fragte sie tonlos und heiser.

Aziz zuckte erschrocken zusammen als er Janes ausdruckslose Augen sah.

Er hatte ihre Augen und ihren Blick immer geliebt.

Ihre grauen Augen hatten immer nur vor Kraft und Freundlichkeit gestrahlt.

Doch jetzt war dies verschwunden.

In ihren Augen spiegelte sich wieder was mit ihrer Seele passiert war.

Eine gebrochene Frau.

Ein gebrochner Blick.

Eine gebrochene Seele.

Aziz wandte den Blick ab.

„Jane… Jane… Jane…“, seufzte Jug.

„Deine Antworten waren auch schon mal besser.“

„Was willst du von mir, Jug?“, fragte Jane noch einmal.

Noch immer klang ihre Stimme ausdruckslos.

„Willst du wissen was vor zwei Jahren mit Yami geschah?“, fragte Jug listig.

Verwunderung blitzte in Janes Augen auf.

„Was?“, fragte sie.

Jug erhob sich wieder und begann vor Jane auf und ab zu laufen.

„Weißt du, es war keine unglückliche Fügung, die dazu führte, dass dein geliebter Ehemann verschwand und es war kein Zufall, dass in unserer Nachbarstadt Unruhen ausbrachen“, begann Jug.

„Es war alles geplant. Von mir geplant.“

Jane atmete erschrocken ein.

„Wieso?“

Sie glaubte seinen Worten sofort, sie kannte Jug und wusste wie er dachte, so etwas war ihm zu zutrauen

„Wieso?“, wiederholte Jug schreiend.

„Er hat mich um meinen Thron gebracht! Er hat mir mein Volk genommen!“

Verständnislos blickte Jane ihn an.

„Das hätte er nicht tun würden. Er war nicht dran. Seine Zeit war noch lange nicht gekommen. Ich habe mir nur das genommen, was mir zustand!“, rief Jug.

„Als er dich geheiratet hat, habe ich mir geschworen, das nicht auf mir sitzen zu lassen. Ich hab Rache geschworen, habe mir geschworen mir meinen Thron zurück zuholen.“

Jug atmete tief durch.

Das auf und ab Gelaufe und das Schreien waren nichts für seine geschwächte Kondition.

„Ich wollte ihn töten, Jane. Ich habe geplant meinen eigenen Sohn zu töten, aber Aziz hatte eine bessere Idee“, fuhr Jug wesentlich ruhiger fort.

Janes Blick glitt von Jug zu dem Berater, der mit gesenktem Kopf an der Tür stand.

Aziz?

Der Berater spürte den Blick der Frau auf sich ruhen und hob langsam den Kopf.

Entschuldigend blickte er sie an.

Fassungslosigkeit lag in Janes Augen.

Aziz?

Sie konnte es nicht glauben.

„Ja, Aziz. Schwer zu glauben, was? Aber es ist wahr. Es war Aziz Idee Yami mit schwarzer Magie verschwinden zulassen. Es war Aziz, der den Zauber dafür rausgesucht hatte. Es war Aziz, der den Zauber sprach, der deinen Mann verschwinden ließ.“

Jane konnte es nicht fassen.

Aziz sollte all dies getan haben?

Aber Aziz war nicht der Typ dafür.

Er war zu schwach, hatte nicht genug Selbstbewusstsein.

„Wir sorgten dafür, dass in einer nahe gelegenen Stadt Unruhen ausbrachen, so das Yami den Hof verlassen musste und wir Gelegenheit hatten den Zauber zu wirken.“

Jug blickte Jane überlegen an.

„Und es hat perfekt funktioniert. Bis jetzt.“

Jane blickte wieder den Pharao an.

„Bis jetzt?“, wiederholte sie verwundert.

„Ja, bis jetzt. Yami ist wieder da. Er lebt und er ist hier in Ägypten. Irgendetwas ist wohl bei dem Zauber schief gegangen… Aziz arbeitet noch daran, und wenn er den Fehler findet, beheben wir ihn. Findet er ihn nicht, wird dein über alles geliebter

Ehemann leider sterben müssen.“

Mit diesen Worten drehte Jug sich um und verließ das Zimmer.

Zurück ließ er eine vollkommen fassungslose Jane und einen bedrückten Aziz.

Jane blickte geschockt dorthin, wo Jug bis eben noch gestanden hatte.

Yami lebte?

„Jane…“, begann Aziz leise.

So leise, dass Jane ihn nicht hörte.

„Aziz, komm gefälligst her!“

Der Berater drehte sich mit einem traurigen Blick um und ging zum Pharao.

Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.

Fassungslos blickte Jane vor sich hin.

Seth hatte sie nicht geglaubt, weil er der Einzige war, der dies behauptet hatte.

Doch nun sagte Jug dasselbe.

Zwei Leute, die fest daran glaubten, dass Yami lebte.

Zwei Leute!

Janes feste Überzeugung begann zu bröckeln.

Konnte sie es glauben?

Konnte es wirklich wahr sein?

War Yami am Leben?

Wenn ja, wieso war er nicht zu ihr gekommen?

Warum hatte er nicht mit ihr geredet?

Wieso?!
 

Dieses Kapitel entstand während folgendem Fernsehprogramm:

„Simpsons“, „Der Herr des Hauses“, „Viva Spezial“, dem Anfang von „Spiderman 2“ und

Janes Erinnerungspart entstand während der Mittagsstunde meiner Arbeit.

Verschwunden

Kapitel 17: Verschwunden
 

Seit fünf Tagen war Jane verschwunden.

Fünf Tage ohne ein Lebenszeichen von ihr.

Fünf Tage ohne Gewissheit wo sie war und wie es ihr ging.

Jenna ging unruhig auf und ab.

Sie machte sich unendliche Sorgen.

Es könnte wer weiß was passiert sein.

Der Pharao hatte Jane noch nie leiden können.

Er hatte immer etwas gegen sie gehabt.

Sie und Yami waren es gewesen, die Jug von Thron gestoßen hatten und sie waren es gewesen, denen er Rache geschworen hatte.

Jenna knetete ihre zitternden Hände.

Sie war immer dagegen gewesen, dass Jane für Jug arbeitete.

So hatte er sie immer im Visier.

Jeder Zeit hätte er ihr etwas antun können.

Jedes Mal, wenn Jane zur Arbeit gegangen war hatte Jenna gebetet, dass sie unbeschadet wieder kam.

Jedes Mal, wenn ihre kleine Schwester später nach hause kam, hatte sie sich Sorgen gemacht.

Und nun war es geschehen.

Jane war nach fünf Tagen noch immer nicht aufgetaucht.

Sie hatte keine Nachricht erhalten.

Weder von ihr noch von Coar oder Seth.

Jenna war bis jetzt jeden Tag zum Palast gegangen und jedes Mal war sie nur bis zu den Wachen gekommen.

Wenn sie nach ihrer Schwester verlangte, wurden die Wachen beleidigend und schickten Jenna ohne Antworten wieder fort.

Jenna war sich mehr als sicher, dass Jug an Janes Verschwinden Schuld war.

Mit Schrecken hatte sie darauf gewartet, dass Jug Jane etwas antat und nun war es geschehen und Jenna konnte nichts tun.

Außer warten und…

„Mama?“

Nervös blickte sie ihren Sohn an.

„Ja?“

Loren sah sie angstvoll an.

„Wo ist Tante Jane? Sie war schon so lange nicht mehr hier. Mag sie uns etwa nicht mehr?“

Jenna kniete sich nieder und drückte den kleinen Jungen an sich.

Er war zwar nicht dumm, aber noch zu klein um wirklich zu verstehen was los war.

„Nein, mein Schatz. Tante Jane mag uns immer noch. Sie… ist nur… Sie…“

Jenna fehlten die Worte.

Was sollte sie ihm sagen?

„Sie ist weg, oder? Der Pharao hat etwas mit ihr gemacht…“, sagte Loren.

Jenna blickte ihn an.

Anscheinend war er bereits weiter als sie gedacht hatte.

Sie seufzte.

„Ja, Loren.“

„Was ist mit Hohepriester Seth? Hast du ihn schon einmal nach Tante Jane gefragt?“

Jenna war überrascht.

Warum war sie nicht auf diese Idee gekommen?

Es war doch offensichtlich.

Der Hohepriester hatte schon immer ein gutes Verhältnis zu Jane gehabt und er war über vieles, was am Hof vor sich ging, informiert.

Wenn einer ihr noch helfen konnte, dann er.

Lächelnd stand sie auf und nahm Loren an die Hand.

„Komm, wir gehen deine Tante suchen“, sagte sie, dann verließen sie das Haus und machten sich auf den Weg zum Palast.
 

Ein leises Schluchzen durchbrach die Stille in dem großen Zimmer.

Immer und immer wieder erklang dieser Laut.

Es war der Einzige in dem Zimmer.

Eine junge Frau saß in einer der Ecken.

Ihre braunen, strähnigen Haare hingen ihr ins Gesicht.

Die grauen Augen blickten abgestumpft und ausdruckslos vor sich hin.

Der Boden um sie herum war mit roten Schlieren bedeckt.

An ihren Fingerknöcheln klebte halb geronnenes Blut.

Sie war ungesund blass und ihre Augen waren stark gerötet.

Die Frau war abgemagert.

Jane sah ganz und gar nicht gut aus.

Fünf Tage hielt Jug sie nun schon fest und seit seinem letzten Besuch war er nicht wieder gekommen.

Aziz kam mehrmals am Tag und brachte ihr Essen, was sie nie anrührte, und Wasser.

Er versuchte bei jedem Besuch etwas zu sagen, doch er fand wohl nie die richtigen Worte.

Jane war dies egal.

Sie beachteten den Berater des Pharaos nicht.

Er hatte ihren Mann verschwinden lassen.

Er war an allem Schuld.

Seinetwegen war er tot.

Jane blickte auf die roten Spuren auf dem Boden.

Es war Blut.

Ihr Blut.

Fünf Tage war sie in ihrem alten Zimmer eingesperrt und gefangen in einer Flut von schmerzhaften Erinnerungen aus einer besseren Zeit.

Jedes Mal, wenn diese Erinnerungen zu viel für Jane wurden schlug sie auf den Boden ein.

Solange bis ihre kaum verheilten Wunden wieder aufplatzen und neues Blut auf den Boden troff.

Der durchgehend vorhandene, pochende Schmerz bewies Jane, dass sie selbst noch lebte.

Das dies alles hier kein Albtraum war, sondern die harte Realität.

Sie wusste nicht ob ihr Mann noch lebte… So wusste sie wenigstens, dass sie selbst lebte.

Zwei Jahre hatte sie ihn für tot gehalten, sie hatte sein Verschwinden und seinen Tod nie verkraftet, aber sie hatte wenigstens etwas gehabt an das sie glauben konnte.

Jetzt wusste sie nicht mehr an was sie glauben sollte.

Seth, Aziz und Jug sagten ihr, dass Yami lebte und hier in Ägypten war, doch sie hatten ihn nicht gesehen und nichts von ihm gehört.

Wenn er wirklich hier war, dann müsste es doch Gerüchte im Volk geben.

Gerüchte, von dem zurückkehrten Pharao.

Doch es gab keine.

Er war tot.

Yami war nicht in Ägypten.

Er würde nie wieder kommen.

Seths Worte kamen ihr in den Sinn.

Sie hatten nie eine Leiche gefunden.

Das war wahr.

Aber das hatte nichts zu bedeuten.

Sie hatten ebenfalls keine Leichen von Yamis Leibwache gefunden und von ihnen behauptete keiner, dass sie noch lebten und wiedergekehrt waren.

Sollte Yami wirklich wiedergekehrt sein wäre er zu ihr gekommen.

Es war seine Pflicht als ihr Ehemann.

Er hatte sie zwei Jahre in Unwissen gelassen.

Wäre er wirklich noch am Leben, wäre er zu ihr gekommen.

Das er es nicht getan hatte war der beste Beweis dafür, dass er tot war.

Für immer verloren in der großen, weiten Wüste.

Tot.

Ein lauter Schluchzer entfuhr ihr und sie schlug mit all ihrer Wut und ihrer Verzweiflung erneut auf den Zimmerboden.

Die kaum verheilten Wunden brachen wieder auf und neues Blut schoss aus den Wunden.

Immer und immer wieder schlug sie auf den Boden und schluchzte laut.

Blut spritzte auf ihr Kleid und in ihr Gesicht.

Doch Jane nahm das nicht wahr.

Sie konnte nicht mehr.

Sie wollte nur noch sterben.
 

Seit fünf Tagen war Jane verschwunden.

Seit fünf Tagen hatte er sie nicht mehr gesehen.

Von ihr gehört hatte er auch nichts mehr.

Er wusste, dass sie ein wenig sauer auf ihn war, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie deswegen nicht zur Arbeit erschien.

Am ersten Tag hatte er erst gedacht, dass Jug Jane einen freien Tag gegeben hatte.

Es kam äußerst selten vor, aber es kam vor.

Bereits am zweiten Tag hatte sich ein komisches Gefühl in seiner Bauchgegend bemerkbar gemacht.

Es war noch nie vorgekommen, dass Jug Jane zwei Tage hinter einander frei gab.

Nun war bereits der fünfte Tag angebrochen und von Jane gab es immer noch keine Spur.

Er hatte die böse Ahnung, dass Jug etwas damit zu tun hatte.

Eigentlich war es mehr Wissen als eine Ahnung.

Er wusste, dass Jug seine Finger im Spiel hatte.

Er wusste nur nicht wieso.

Seth war sich sicher, dass Jug an Janes Verschwinden Schuld war.

Er hatte bereits im Palast nach der jungen Frau gesucht, unauffällig natürlich, aber er hatte bis jetzt keinen Anhaltspunkt entdeckt wo sie sein könnte.

Noch dazu hatte er sich Gedanken darüber gemacht, warum Jug so etwas tat.

Der Hohepriester hatte zwei Möglichkeiten gefunden.

Entweder es war die verspätete Rache von vor zwei Jahren oder aber Jug hatte herausgefunden, dass Yami lebte und in Ägypten war und um zu verhindern, dass sein Sohn erneut den Thron Ägyptens an sich nahm, der ihm rechtlich gesehen zustand, hatte er seine Frau verschwinden lassen.

Aber wo war Jane?

Und wie ging es ihr?

„Hohepriester Seth.“

Er drehte sich um und eine Wache stand hinter ihm.

Hinter der Wache selbst standen Jenna und Loren.

Janes Schwester und ihr Neffe.

„Was gibt es?“, fragte er die Wache.

„Sie wollten Euch sehen“, antwortete die Wache.

Seth nickte.

„Du kannst gehen.“

Die Wache entfernte sich nicht ohne noch einen letzten verächtlichen Blick auf Janes Familie zu werfen.

„Jenna“, sagte Seth und trat näher an die Frau heran.

„Hohepriester Seth“, antwortete Jenna und neigt leicht den Kopf.

„Ich…“, begann sie.

„Es geht um Jane, nicht?“, unterbrach Seth sie.

Jenna war nicht verwundert.

Sie hatte erwartet, dass Seth Janes Verschwinden bereits bemerkt hatte.

„Ja… Sie ist seit fünf Tagen nicht nach hause gekommen und eine Nachricht hat sie auch nicht geschickt.“

Seth unterdrückte ein Stöhnen.

Jennas Worte bestätigten noch einmal seine Vermutung.

Auch ihre eigene Schwester hatte keine Nachricht von Jane erhalten, somit war es offiziell:

Jane war verschwunden.

„Hast du sie vielleicht gesehen?“, fragte Jenna hoffnungsvoll und drückte ihren Sohn an sich.

Loren blickte den Hohepriester Seth unsicher an.

Er hatte Angst.

Nicht vor Seth.

Vor niemanden.

Er hatte Angst um seine Tante.

Angst um Jane.

Wie sie alle.

Seth betrachtete Loren genauer.

Er kam nach seinem Vater.

Der fünfjährige hatte die blonden Haare und die braunen Augen seines Vaters geerbt.

Seine Gesichtszüge waren markant und waren ebenfalls von seinem Vater.

Seth hatten ihn gekannt, nicht sehr gut…

Er hatte Jenna in der Schwangerschaft sitzen gelassen.

Sie hatten nie eine ernsthafte Beziehung geführt, doch als Jenna schwanger wurde, war der Vater einfach verschwunden.

Jede andere Frau wäre mit dieser Situation nicht klar gekommen.

Schwanger und vom Vater sitzen gelassen.

Doch Jenna war schon immer eine starke Frau gewesen, sie hatte ihre Schwester alleine und ohne viel Geld großgezogen und dasselbe hatte sie auch mit ihrem Sohn geschafft.

Seth bewunderte diese Frau.

Manchmal hatte er sich gewünscht, dass Jane ein wenig mehr wie ihre Schwester gewesen wäre.

Er hatte sie gewünscht, dass sie etwas von mehr von ihrer Stärke gehabt hätte.

„Nein, Jenna. Es tut mir leid. Ich habe ebenfalls seit fünf Tagen nichts von Jane gehört.“

Jenna blickte enttäuscht auf den Boden.

„Jug hat etwas damit zu tun, oder?“, murmelte sie.

Seth nickte.

„Ja, davon gehe ich auch aus.“

„Was sollen wir jetzt tun? Ich will Tante Jane nicht verlieren“, sagte Loren.

Seth blickte wieder zu dem kleinen Jungen, dann antwortete er:

„Wir werden sie nicht verlieren, Loren. Wir werden sie finden. Das verspreche ich dir.“

Jenna blickte ihn an.

„Was tun wir jetzt?“, fragte sie.

„Folgt mir. Wir gehen zu Freunden, du kennst sie. Sie werden uns helfen.“

Jenna war verwundert, doch sie fragte nicht nach.

Sie folgte dem Hohepriester.

Jane hatte ihm immer vertraut, also würde sie ihm auch vertrauen.

Während des Weges sprachen sie nicht mit einander.

Seth ging mit schnellen Schritten voran und Jenna und Loren folgten ihm eilig.

Als sie an ihrem Ziel ankamen blickte Jenna sich verwundert um, sie kannte diese Gegend.

Hier wohnten die Ishtars.

Was wollten sie hier?

Die Ishtars konnten ihnen bestimmt auch nicht helfen.

„Was…“, begann sie, doch Seth beachtete sie im Moment nicht und klopfte an die Tür.

Nach nur wenigen Augenblicken öffnete Ishizu die Tür.

Verwundert blickte sie Jenna, Loren und Seth an.

Jenna hatte Ishizu schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.

Nach Janes Rücktritt waren sie und ihre Brüder in die Welt jenseits der Straße verschwunden.

Sie hatte nicht gewusst, dass sie wieder da waren.

„Hallo ihr drei. Was führt euch zu uns?“, fragte Ishizu freundlich.

Seth blickte an ihr vorbei ins Haus und sagte:

„Wir müssen mit euch reden. Es geht um Jane.“

Etwas veränderte sich in Ishizus Blick.

Sie trat zur Seite und antwortete:

“Kommt rein.“

Dann fragte sie:

„Weiß Jenna bescheid?“

Verwundert blickte Jenna die Frau an.

Über was sollte sie bescheid wissen?

Seth schüttelte den Kopf und führte Jenna und ihren Sohn in den Aufenthaltsraum der Ishtars.

Der Raum war voller Menschen, die Jenna noch nie gesehen hatte.

Marik und Odion waren ihr wohl bekannt, doch die anderen.

Jennas Blick glitt über die unbekannten Gesichter…

„Jenna!“

Jenna zuckte erschrocken zusammen und sah sich um.

Konnte das sein?

Hatte sie sich verhört?

Nein!

Yami, der verschollene Ehemann ihrer Schwester, stand wirklich vor ihr.

„Wie?“, brauchte sie nur hervor.

Sie konnte es nicht glauben.

Sie hatten gedacht er sei tot.

Aber er lebte.

Er stand vor ihr.

Er stand tatsächlich vor ihr.

Das musste sie Jane erzählen, sobald sie wussten wo sie war.

Freudestrahlend blickte Yami die Schwester seiner Frau an.

Jenna sah gut aus.

Ihre braunen Haare hatte sie sich zurückgebunden, das hatte sie schon immer getan.

Sie hatte es immer gehasst, wenn ihr ihre langen Haare im Gesicht rum hingen, anscheinend hatte sich das nicht geändert.

Ihre Gesichtszüge waren jung für ihr Alter, sie musste jetzt etwas über 30 sein, wenn Yami sich recht erinnerte, doch trotz allem hatten sich einige harte Züge in ihrem Gesicht festgesetzt.

Sie zeugten von all den Hindernissen, die Jenna schon gemeistert hatte.

Er blieb an ihren grauen Augen hängen.

Ihr grau war nicht ganz so intensiv wie das Janes, doch ebenso faszinierend.

Es war ein Jammer, dass Loren diese Augen nicht geerbt hatte.

Jennas Körper war wohl geformt und trotz ihres fortgeschrittenen Alters war sie noch immer attraktiv.

„Jenna!“, sagte er noch einmal.

Es tat gut sie wieder zusehen.

Er trat einen Schritt näher an sie heran.

Er wollte sie umarmen, doch er wusste nicht wie sie reagieren würde.

Plötzlich stieß sie einen Freudenschrei aus und umarmte ihn.

„Oh bei Ra, Yami. Wir dachten du seist tot“, sagte sie und Yami war sich sicher einen Schluchzen von ihr zu nehmen.

Lächelnd drückte Yami seine Schwägerin an sich.

Dann kniete er sich zu seinem Neffen hinunter und lächelte ihn an.

„Na, mein Großer. Erinnerst du dich noch an mich?“, fragte er.

Yami bezweifelte es.

Loren war kurz vor seinem Verschwinden gerade einmal drei.

Der kleine Junge schien zu überlegen, dann grinste er den rechtmäßigen Pharao frech an und sagte:

„Du bist Tante Jennas Mann. Du bist Onkel Yami.“

Auch Yami grinste.

„Das ist richtig. Wie geht es deiner Tante, Loren?“

Gespannt wartete er auf die Antwort.

Lorens Blick wurde traurig.

Seth räusperte sich.

„Deswegen sind wir hier“, sagte er.

Yami erhob sich wieder und blickte den Hohepriester an.

„Was ist geschehen?“, fragte er.

„Jane ist verschwunden“, sagte Jenna leise.

Geschockt blickte Yami ihn an.

Das konnte nicht wahr sein.

Fassungslos ließ er sich auf den nächst besten Stuhl sinken.

Verschwunden?

Jane war verschwunden?

„Das kann nicht sein“, flüsterte er.

Auch die anderen waren geschockt.

Ebenso fassungslos blickten sie Jenna und Seth an.

„Sie ist seit fünf Tagen verschwunden, keiner hat etwas von ihr gehört. Wir gehen davon aus, dass Jug dahinter steckt.“

„Aber wieso?“, fragte Joey.

„Das ist egal. Wir müssen sie suchen!“

Yami war wieder aufgestanden und blickte seine Freunde entschlossen an.

Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, damit man nicht sah wie diese zitterten.

„Yami hat Recht. Sie muss ja irgendwo sein“, pflichtete Jenna ihm bei.

„Aber wo sollen wir suchen?“, fragte Tristan.

„Im Palast?“, fragte Marik.

„Nein“, antwortete Yami.

„Das wäre viel zu offensichtlich. Er hält sie irgendwo anders fest.“

„Dann durchsuchen wir die ganze Stadt“, sagte Seth.

„Yami, Yugi und Joey suchen das Stadtzentrum ab. Odion und Tea übernehmen den südlichen Stadtteil und Tristan und Marik den nördlichen Teil. Seth bleibt am besten am Hof, damit Jug keinen Verdacht schöpft und Jenna und Loren bleiben am besten auch Zuhause, falls Jane doch noch auftaucht. Und ich…“, erklärte Ishizu.

„Du könntest mit der Millenniumskette suchen“, sagte Yami und schob die Hand in seine Hosentasche und zog sie mit der Kette wieder heraus.

Er gab sie Ishizu und lächelte sie an.

„Danke, Yami“, sagte sie.

Entschlossen blickte er nun seine Freunde an.

„Lasst uns los. Wir müssen Jane finden. Unbedingt.“

Sie alle nickten und machten sich auf den Weg.

Stunde und Stunde suchten die kleinen Gruppen ihre Stadtgebiete ab.

Jeden noch so kleinen Winkel, doch als sie sich alle Spätabends wieder trafen hatte keiner von ihnen eine Spur von Jane.

Niedergeschlagen saß Yami am Tisch und sagte:

„Was machen wir jetzt?“

„Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Yami. Wir finden sie schon wieder.“

Yami blickte Joey an.

Hoffentlich hatte er Recht.

Hoffentlich fanden sie Jane bald wieder.

Nein!

Kapitel 18: Nein!
 

Sie schlief.

Ihr Körper war zur Seite gekippt und sie lag auf dem Boden.

Ihre Arme waren weit von ihr gestreckt und deutlich sah man die Platzwunden an ihren Fingerknöcheln und auch ihre Handgelenke wiesen einige Kratzspuren auf.

Geronnenes Blut klebte auf den Wunden und auf dem Boden rund um Jane.

Getrocknete Blutspuren verliefen in ihrem Gesicht und auf ihrem Kleid.

Aziz blickte betrübt auf die gebrochene Frau.

Ihr ging es absolut nicht gut.

Jane litt und Jug… freute sich an ihrem Elend.

Böse grinsend stand der Pharao neben seinem Berater und blickte erhaben auf die schlafende Frau.

„Oh, es tut so gut sie leiden zu sehen“, sagte er.

Aziz blickte ihn an.

„Meint Ihr nicht, dass es genug ist?“, fragte er leise.

Er konnte nicht mehr mit ansehen wie Jane sich quälte.

„Genug?“, wiederholte Jug erbost.

„Sie hat mir meinen Thron gestohlen, dass hier ist noch lange nicht genug!“

Unterwürfig blickte Aziz zur Seite.

„Und was wollt Ihr nun mit ihr tun, Herr? Wollt Ihr sie für immer hier eingesperrt lassen?“, fragte er leise.

Jug schwieg eine Weile.

„Nein, das ist nicht spannend genug… wir müssen verhindern, dass sie sich wieder Yami vereint. Wir… könnten sie töten!“

Ein freudiges Glitzern trat in Jugs Augen.

Geschockt blickte der Berater den Pharao an.

„Sie töten? Das könnt Ihr nicht tun, Herr!“

„Wieso? Ich bin der Pharao, ich kann tun und lassen was ich will.“

Aziz schluckte.

„Ja, das ist richtig, ehrwürdiger Pharao. Aber was würdet Ihr Janes Familie erzählen? Ihre Schwester, Jenna, war bis jetzt jeden Tag hier und hat nach Jane verlangt… wir können sie nicht einfach töten“, gab Aziz zu bedenken.

Verärgert runzelte Jug die Stirn.

Aziz hatte Recht.

Jane zu töten wäre zu riskant.

Was würde er ihrer Familie erzählen und all den anderen, die regelmäßig Kontakt zu ihr hatten?

Nein, in diesem Falle war ihr Tod nicht die Lösung.

„Das Interesse meines Sohnes ist bestimmt den Thron und seine Frau zurück zu erlangen, meinst du nicht auch, Aziz?“

Verständnislos blickte Aziz ihn an.

„Ja, das ist es bestimmt“, stimmte er verwirrt zu.

„Was ist, wenn wir ihn vor die Wahl stellen?“, sagte Jug laut.

„Vor die Wahl stellen?“, wiederholte Aziz noch immer verwirrt.

„Er muss sich zwischen dem Volk und seiner eigenen Frau entscheiden. Wählt er seine Frau, muss er auf den Thron verzichten und Ägypten verlassen. Wählt er aber das Volk, so wird Jane sterben!“

Triumphierend sah Jug auf.

Ja, das war ein guter Plan.

Erschüttert blickte Aziz den Pharao an.

Er würde Jane wirklich umbringen?

Er würde wirklich seinen eigenen Sohn erpressen?

„Was meinst du, wo sich mein Sohn gerade aufhält?“, fragte Jug und holte Aziz zurück in das Hier und Jetzt.

Der Berater wollte ihm nicht antworten, doch er musste, wenn er nicht als nächstes leiden wollte.

„Ich… denke, er… wird bei den Ishtars sein…“

Jug nickte.

„Ja, so wird es wohl sein. Weck Jane, wir brechen in zehn Minuten auf.“

Ohne ein weiteres Wort drehte der Pharao sich um und verließ Janes „Gefängnis“.

Erschüttert blieb Aziz zurück und blickte auf die schlafende Frau.

Wieso wollte Jug sie mitnehmen?

Noch tiefer sinken konnte Jane doch nicht mehr, oder?

Mit einem tiefen Seufzer machte Aziz sich daran Jane zu wecken.
 

Genau zehn Minuten später standen ein beunruhigter Aziz, eine absolut verwirrte Jane, ein triumphierend blickender Jug und drei emotionslose Soldaten auf vor dem Palast.

Jug hatte Jane die Hände fesseln lassen, was nach Aziz Meinung nicht nötig gewesen wäre.

Jane war zu verwirrt und zu gebrochen um einen Fluchtversuch zu starten.

Sie verstand nicht warum Jug sie erst Tage lang festhielt und sie dann plötzlich mit auf einen Spaziergang nahm.

„Lasst uns gehen!“, sagte Jug und schubste Jane vorwärts.

Die Soldaten und Aziz folgten ihnen.

Jane hatte keine Ahnung wo sie hingingen.

Noch nicht einmal eine Vermutung, doch es war ihr auch egal.

Ihr war alles egal.

Es war ihr ja sogar egal ob sie noch lebte oder nicht.

Umso verwunderter war sie als Jug vor dem Haus der Ishtars stehen blieb.

Verwundert blickte Jane den Pharao aus getrübten Augen an.

Was wollte er hier?

Jug grinste.

„Dann wollen wir mal…“, murmelte er und stieß die Tür der Ishtars mit einem lauten Knall auf.
 

Noch immer hatten sie keine Spur von Jane gefunden.

Sie wussten noch immer nicht wo Jug sie festhielt, sie wussten ja noch nicht einmal ob Jane überhaupt noch lebte.

Yami war nah dran die Hoffnung aufzugeben.

Seitdem sie von Janes Verschwinden erfahren hatten, hatten sie jeden Tag die ganze Stadt abgesucht, erfolglos.

Der ehemalige und rechtmäßige Pharao wusste nicht weiter.

Ohne eine Spur von ihr konnten sie Jane nicht finden.

Er wusste einfach nicht mehr was er tun sollte.

Yami war verzweifelt.

Das Gesicht in den Armen verborgen saß er in dem Wohnzimmer der Ishtars.

Seine Freunde hatten es aufgegeben ihn aufmuntern zu wollen.

Sie schafften es ja doch nicht.

Das knallen der Haustür ließ sie alle aufblicken.

Verwundert liefen alle in die Küche und blieben erschrocken stehen.

Yami war wohl derjenige, der am meisten geschockt war.

Mit geöffnetem Mund starrte er seinen Vater an, dann schob sich eine weitere unerwartete Person in sein Blickfeld.

„Jane!“, rief er erfreut und gleichzeitig verblüfft aus.

Sie war wunderschön, doch etwas stimmte nicht mit ihr.

Ihre sonst so ausdrucksstarken, grauen Augen waren unglaublich gerötet und blickten ihn dumpf an.

In ihrem Gesicht klebte geronnenes Blut, genau wie auf ihrem Kleid.

Woher kam dieses Blut?

„Jane…“, murmelte er und ging einen Schritt auf sie zu.

Mit Schrecken in den Augen wich Jane einen Schritt zurück.
 

Unsanft wurde Jane ebenfalls in das Haus gestoßen, doch wiedererwartend erblickte sie nicht nur die Ishtars.

Aus verschleierten Augen erblickte sie Marik, Ishizu, Odion, Yugi und Joey… und Yami…

Jane riss die Augen auf.

„Nein!“, flüsterte sie.

Ungläubig starrte sie ihren Ehemann an.

Das durfte nicht sein.

Das kann nicht sein.

Er war tot!

Tot!

Was machte er hier?

Sah sie schon Gespenster.

„Nein!“

Yami machte einen Schritt auf sie zu.

Erschrocken wich sie einen zurück und stieß gegen Aziz.

„Nein.“

Immer wieder wiederholte sie dieses eine Wort.
 

Geschockt blickte Yami seine Frau an.

Wieso wich sie vor ihm zurück?

Wieso?

Er sah wie sich ihre Lippen bewegten und sie immer wieder dieses eine Wort murmelte.

Nein.

Sie glaubte nicht daran, was sie sah.

Bedrückt wandte Yami den Blick ab.

Tief in seinem Inneren hatte Yami es gewusst.

Jane glaubte nicht, dass er lebte.

Auch wenn er direkt vor ihr stand.

Es war ein Fehler gewesen nicht von Anfang an mit Jane zu reden.

Ishizu und ihre Brüder hätten seine Frau über jeden ihrer Schritte unterrichten müssen, dann wäre Jane bereit für diese Begegnung gewesen, aber so… war sie vollkommen unvorbereitet.

Yami blickte nun seinen Vater an.

Er war schuld daran, dass Jane so schlecht aussah.

Yami hatte Janes aufgeplatzte Fingerknöchel gesehen und auch die Kratzer an ihren Handgelenken.

Dass seine Freunde seinen Vater und Jane mehr als geschockt ansehen, nahm er gar nicht wahr.

Sein Blick wurde finster als er sagte:

„Was willst du hier?“

Auf Jugs Gesicht breitete sich ein schadenfrohes Grinsen aus und er antwortete:

„Was denn? Bist du gar nicht erfreut mich wieder zusehen, Sohn?“

Yamis Blick wurde noch dunkler.

„Was willst du hier?“, wiederholte er mit bösem Unterton.

„Also wirklich, so hab ich dich aber nicht erzogen, Yami. Wo sind deine Manieren geblieben? Keine Begrüßung für deinen Vater oder für deine Frau?“

Jugs Stimme troff nur so vor Hohn.

„Ich frage dich nur noch ein letztes Mal: Was willst du hier, Vater?“

Jug seufzte gespielt theatralisch.

„Ich habe ein Angebot für dich.“

Yami zog die Augenbrauen zusammen und registrierte am Rande das auch Jane erwartungsvoll zu seinem Vater blickte.

„Du hast die Wahl, mein Sohn. Du musst dich zwischen deiner Frau und dem Volk entscheiden…“

Jug machte eine Pause und beobachtete seinen Sohn genau.

Yami riss erschrocken die Augen auf.

Entscheiden zwischen Jane und dem Volk?

„Entscheiden?“, wiederholte Yami geschockt.

Auch Jane blickte Jug geschockt an.

Was hatte er gesagt?

„Ja, entscheiden. Entscheidest du dich für deine Frau, dann bleibe ich Pharao und ihr verlasst das Land. Entscheidest du dich aber für das Volk und das Amt des Pharao, dann wird deine Frau sterben!“

Wirklich alle in der Küche rissen geschockt die Augen und die Münder auf.

„Das kannst du nicht tun!“, rief Yami.

„Ich kann, Yami. Und ich kann noch viel mehr. Entscheide dich! Das Leben deiner Frau oder das Amt des Pharao! Du hast die Wahl. Das Schicksal des Volkes und das Schicksal deiner eigenen Frau liegt in deiner Hand.“

Fassungslos blickte Yami seinen Vater an.

Er hatte immer gewusst, dass sein Vater skrupellos war, doch er hatte nie erwartet, dass er jemanden töten würde.

„Das ist nicht gerecht!“, rief Marik plötzlich.

Jug blickte den jüngsten Ishtar an.

„Halte dich da raus, das geht dich nichts an. Das ist eine Sache zwischen meinem Sohn und mir!“, zischte Jug.

„Wenn das eine Sachen zwischen dir und mir ist, dann halte Jane daraus. Gib sie frei!“, rief Yami aus.

Jug wandte sich zum gehen und stieß die fassungslose Jane vor sich her.

„Nein, ich warte auf deine Entscheidung“, sagte Jug und wollte das Haus verlassen.

Yami ging mit schnellen Schritten auf seinen Vater zu und rief:

„Lass Jane hier. Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun!“

Die Wachen stellten sich ihm in den Weg und zogen ihre Schwerter.

Odion und Marik hielten den ehemaligen Pharao auf.

„Yami, lass es sein.“

„Nein, Jane!“, rief er.

Seine Frau warf ihm einen letzten ungläubigen Blick zu, dann hatte Jug sie vollständig aus dem Haus geschoben.

Auch die Wachen steckten ihre Schwerter zurück und verließen das Haus.

Der Berater seines Vaters war der letzte, der das Haus verließ.

Keiner von ihnen bemerkte den schuldigen Glanz in Aziz Augen.

Kraftlos ließ Yami sich in die Arme seiner Freunde sinken.

Er konnte es nicht glauben.

Sein eigener Vater stellte ihn vor die Wahl.

Seine Frau oder das Volk.

Wollte er Jane opfern, um das Volk vor seinem Vater zu retten, oder wollte er sein Volk opfern, um Jane vor seinem Vater zu opfern?

Eine einzelne Person opfern um ein ganzes Volk zu retten, oder ein ganzes Volk opfern um eine einzelne Person zu retten?

Yami war der Verzweiflung nahe.

Er wusste nicht was er tun sollte.

Rettung nahe

Kapitel 19: Rettung nahe
 

Mondlicht fiel in das große Zimmer und schien auf eine am Boden kauernde Gestalt.

Es war eine junge Frau.

Das Mondlicht schien er direkt ins Gesicht.

Sie war unnatürlich blass, das Gesicht wirkte ausgemergelt, ihre Augen waren gerötet und vereinzelt klebte geronnenes Blut auf ihrem Wangen.

Jane schloss die Augen, das Mondlicht tat in ihren Augen weh, obwohl es nicht besonders hell war.

Yami lebte.

Er lebte.

Jane konnte es nicht glauben, Yami lebte.

Er hatte leibhaftig vor ihr gestanden.

Er lebte.

Er war wieder zurück, zurück in Ägypten.

Zurück in der Stadt, zurück im Leben.

Aber wie konnte das sein?

Er war tot gewesen, gestorben vor zwei Jahren.

Jane öffnete die Augen und blickte trübe zu dem großen Bett.

Ihr Ehemann hatte vor ihr gestanden, das war der beste Beweis gewesen und alle hatten es gewusst.

Seth, Ishizu, Marik, Odion, Joey, Yugi und Jug.

Sie alle hatten es gewusst und keiner hatte es ihr erzählt.

Niemand hatte es für nötig gehalten sie aufzuklären.

Jane lächelte bitter.

Hatte Seth ihr es nicht erst vor wenigen Tagen gesagt?

Hatte er nicht gesagt, dass Yami lebte.

Sie war es doch gewesen, die nicht hatte hören wollen.

Sie hatte sich doch gegen die Wahrheit gesperrt.

Seth hatte doch versucht ihr es zu erklären, sie war es gewesen, die rumgeschrien hatte und auf ihrer Meinung bestanden hatte.

Doch diese Meinung war falsch gewesen.

Jane schluchzte und vergrub den Kopf wieder in den Armen.

Wieso hatte Yami sich nicht bei ihr gemeldet?

Wieso war er nicht zu ihr gekommen?

Er war ihr Ehemann, er hätte sich bei ihr melden sollen.

Es war seine Pflicht.

Wieso hatte er es nicht getan?

Mit Schrecken in den Augen traf Jane die Erkenntnis.

Es war die einzige Möglichkeit.

Yami liebte sie nicht mehr.

Jane schluchzte laut.

Was war geschehen?

Wieso liebte Yami sie nicht mehr?

Hatte er davon erfahren, dass sie ihr Baby verloren hatte?

War dies der Grund, warum Yami sich nicht bei ihr gemeldet hatte?

Hasste er sie, weil sie ihr gemeinsames Kind hatte sterben lassen?

Noch einmal schluchzte Jane und Tränen flossen ihr übers Gesicht.

Sie hatte alles falsch gemacht.

Wie konnte sie nur ihr gemeinsames Kind verlieren?

Wie hatte sie nur Jug den Thron wiedergeben können?

Wieso hatte sie das alles getan?
 

Wieso hatte er das alles getan?

Wieso hatte er das Volk diesem Tyrannen ausgesetzt?

Wieso nur?

Es war dem Volk noch nie so gut gegangen wie unter Yamis Herrschaft und er war schuld daran, dass es dem Volk jetzt wieder schlecht ging.

Er war schuld daran, dass Jug wieder auf dem Thron saß.

Aziz, der Berater des Pharao, hatte den Kopf in den Händen verborgen.

Wieso hatte er das alles nur getan?

Es tat ihm unendlich leid, er hatte das alles nicht gewollt.

Erst der Anblick der zerstörten Jane hatte ihm klar gemacht, was er angerichtet hatte.

Erst da hatte er begriffen welch schändlichen Fehler er begangen hatte und es tat ihm unendlich leid.

Aziz wollte das alles wieder gut machen, aber er wusste, dass er das nicht schaffen würde.

Seine Gedanken glitten zu Jane.

Die junge Frau, die seit Tagen in ihrem alten Zimmer vor sich hin vegetierte.

Entschlossen stand er auf.

Er musste unbedingt mit ihr sprechen, wollte ihr die Situation von vor zwei Jahren erklären.

Jane musste die Wahrheit erfahren, die ganze Wahrheit.

Mit schnellen Schritten ging er zu Janes „Gefängnis“.

Die Wachen vor den Türen hielten ihn nicht auf, denn immerhin war er der Berater des Pharao.

Vorsichtig öffnete Aziz eine der großen Flügeltüren und schlüpfte in das Zimmer.

Jane saß noch immer in der hintersten Ecke, noch immer den Kopf in den Armen verborgen, laute Schluchzer drangen an Aziz Ohren.

„Jane…“, begann er.

Die junge Frau beachtete ihn gar nicht.

Aziz trat näher an Jane heran, er kniete sich vor sie hin und streckte leicht die Hand nach ihr aus.

„Jane… Ich…“, begann er noch einmal, dann berührte er Jane am Arm.

Die junge Frau schreckte zusammen und sah Aziz fassungslos an.

Der Schock und die Angst in Janes Augen taten Aziz in der Seele weh.

Jane hatte ihm einmal vertraut, doch er war sich sicher, dass sie ihm wohl nie wieder vertrauen würde.

„Was?“, stieß sie heiser hervor.

„Ich… will mich bei dir entschuldigen“, brachte Aziz endlich hervor.

Es waren die Worte, die ihm schon lange auf der Seele lagen.

Verstört blickte Jane ihn an.

„Ich… will dir erzählen, was damals wirklich geschehen ist.“

„Es war anders als Jug dir erzählt hatte.“

Aziz Stimme wurde mit jedem Wort kräftiger und Janes Blick immer verstörter.

„Es war nicht meine Idee… Es war Jugs… Er wollte Yami töten, ich hielt ihn davon ab, aber er wollte seinen Sohn los werden. Von ihm kam die Idee mit der schwarzen Magie. Er wusste, dass ich ein magisches Talent besaß. Jug zwang mich dazu den Zauber zu sprechen. Ich wollte das nicht, Jane. Bitte glaub mir.“

Jane blickte den Berater des Pharao noch immer verstört an.

Das durfte nicht wahr sein.

Das konnte nicht sein.

Jane reagierte nicht auf seine Worte.

Sie sah Aziz einfach nur an.

Aziz schluckte.

„Jane… Ich will dir helfen. Ich werde dich zu Yami bringen. Zurück zu deinem Mann und dann werdet ihr Jug vom Thron stürzen, so wie ihr es schon einmal geschafft habt.“

Jane Blick verklärte sich.

„Ich werde dich hier rausholen, Jane. Wir schaffen das zusammen.“

Er hielt ihr die Hand hin und wollte sie hochziehen, doch Jane reagierte nicht darauf.

„Jane, bitte! Komm mit mir. Ich hol dich hier raus.“

Aziz sah sie eindringlich an, doch Jane reagierte noch immer nicht.

„Jane!“

Aziz wurde lauter.

Doch Jane blickte ihn nur verstört an, regte sich nicht, sagte nichts, blinzelte nicht.

Der Berater versuchte geschlagene fünf Minuten die junge Frau zu überzeugen mit ihm zukommen, doch Jane reagierte einfach nicht und wann immer er Anstalten machte sie anzufassen, um sie hochzuziehen, schreckte sie erschrocken zurück und verkrampfte sich nur noch mehr.

Schlussendlich gab Aziz es auf.

Mit einem letzten traurigem Blick verließ Aziz das Zimmer.

Das Jane nicht auf sein Tun reagierte tat seinem Gewissen absolut nicht gut.

Er musste sich etwas anderes einfallen lassen, um Jane zu retten.

Das Jane bereits verloren war, ahnte der kränkliche Berater des Pharao nicht.

Reden

Kapitel 20: Reden
 

Was sollte er nur tun?

Was?

Yami stützte den Kopf in die Hände und ließ den Tränen freien lauf.

Seit Jugs „Besuch“ grübelte Yami nun schon über dessen „Angebot“ nach.

Er hatte nicht geschlafen, nicht gegessen und nicht getrunken.

Yami saß in der Küche auf einem Stuhl und regte sich nicht.

Keiner seiner Freunde kamen an ihn ran.

Niemand.

Sie hatten versucht ihm zu helfen, doch wenn sie begannen mit ihm zu sprechen, antwortete er nicht.

Der ehemalige Pharao hatte sich in sich selbst zurück gezogen, um die schwerste Entscheidung seines Lebens zu treffen.

Keiner konnte ihm das Verübeln, denn immerhin musste er sich zwei Dingen entscheiden, die ihm die wichtigsten ihm Leben waren.

Das Leben seiner Frau und das Wohlergehen seines Volkes.

Wählte er das Leben seiner Frau, würde Jug weiterhin Pharao bleiben und sein Volk weiterhin tyrannisieren.

Wählte er allerdings das Wohlergehen seines Volkes würde sein Vater seine Frau umbringen.

Yami stöhnte und vergrub den Kopf noch weiter in den Armen.

Er kam hier alleine nicht weiter… Er brauchte Hilfe.

Nicht die Hilfe seiner Freunde, auch wenn sie sich bemühten ihm zu helfen, ihn voll und ganz verstehen konnten sie nicht.

Das konnte nur Einer.

Oder eher Eine.

Yamis Entschluss war gefasst.

Er musste mit Jenna reden.
 

Es war bereits spät am Abend als der ehemalige Pharao sich aus dem Haus der Ishtars schlich und sich auf den Weg zu seiner Schwägerin machte.

Da er seine Erinnerungen wieder erlangt hatte wusste er genau wohin er sich wenden musste.

Als er endlich vor ihrer Haustür stand atmete Yami noch einmal tief durch, dann klopfte er.

Es dauerte nicht lange bis er Schritte hinter Tür vernahm.

Jenna öffnete die Tür und blickte Yami verwundert an.

„Yami?“, fragte sie.

„Guten Abend, Jenna. Kann ich reinkommen? Oder stör ich?“, sagte Yami.

Jenna lächelte.

„Nein, komm rein.“

Sie machte eine einladende Geste und Yami trat in das Haus.

Seit seinem letzten Besuch hatte sich hier nichts verändert, es war noch immer das Haus in dem Jane und ihre Schwester aufgewachsen waren.

„Setz dich. Möchtest du einen Tee?“, sagte Jenna.

Während er Platz nahm antwortete er:

„Nein, danke.“

Jenna setzte sich ihm gegenüber und blickte ihn lächelnd an.

„Was führt dich zu mir?“

„Ich wollte einfach nur mit dir reden… Über die letzten zwei Jahre…“, sagte Yami leise.

„Oh“, war alles was Jenna raus brachte.

Yami blickte ihr fest in die grauen Augen und fragte:

„Wie ist es euch ergangen? Dir, Jane und Loren?“

Ein missmutiger Glanz trat in Jennas Augen.

„Mehr schlecht als recht. Allein durch Janes Arbeit an Jugs Hof kam ein wenig Geld rein. Aber wir haben bis jetzt alles geschafft.“

Mit diesen Worten blickte Jenna ihren Schwager aufmunternd an.

Ein kleines Lächeln schlich sich auf Yamis Gesicht.

Ja, da hatte sie recht.

Jenna und ihre Familie hatte bis jetzt alle Hindernisse gemeistert, dann wurde er wieder ernst.

„Und Jane? Wie ist es ihr ergangen?“

„Sie… Die Nachricht, dass man dich für tot hielt hat sie sehr mitgenommen… Dazu kam die Fehlgeburt, sie macht sich deswegen heute noch Vorwürfe, obwohl sie daran keine Schuld trägt. Jane zog sich in sich selbst zurück… Sie redete kaum noch über dich, daran hat sie bis heute festgehalten. Sie ist einfach nicht mehr dieselbe. Aber wer kann ihr das verübeln?“

Yami nickte.

„Hat sie mit dir darüber geredet, warum sie den Thron an meinen Vater zurück gab?“, fragte er weiter.

Jennas Blick ging ins Leere als sie sich an den Tag erinnerte.

„Nein… Sie stand eines Tages wieder vor der Tür und sagte, dass sie zurückkommt. Jane verlor nie ein Wort darüber was sie zu dieser Entscheidung bewegt hatte.“

Niedergeschlagen blickte Yami auf den Tisch.

Das hatte er sich gedacht.

Es war genauso wie er gedacht hatte… Jane hatte mit Niemanden über ihre Beweggründe geredet.

Das sah ihr ähnlich.

„Allerdings…“, hob Jenna an.

Hoffnungsvoll blickte Yami wieder auf.

„Ich bin mir sicher, dass dein Vater dahinter steckt. Nach deinem Verschwinden verbrachten sie sehr viel Zeit miteinander… Sie sprachen oft über jegliche Dinge… Ich bin mir sicher, dass dein Vater auf sie eingeredet hat, das Amt des Pharao niederzulegen.“

Yami zog ein grimmiges Gesicht.

Wieder sein Vater…

Aber, dass sein Vater die Finger mit im Spiel hatte wusste er doch schon längst.

„Jenna… Ich muss dir etwas sagen…“, begann er.

„Ja?“

Auffordernd blickte Jenna ihn an.

„Jug… Er war bei mir… zusammen mit Jane.“

Jenna riss die Augen auf.

„Jane? Wie geht es ihr? Was hat er mit ihr gemacht? Wo ist sie?“

Es fiel Yami nicht leicht die folgenden Worte auszusprechen:

„Ihr geht es gar nicht gut. Sie ist abgemagert und sie…“

Tränen traten in Yamis Augen und er wagte nicht weiterzusprechen.

„Red schon, Yami! Weißt du wo sie ist?“, bedrängte Jenna ihn.

Sie musste unbedingt wissen wo ihre Schwester war.

Zu lange schon lebte sie in Ungewissheit.

„Ich weißt nicht wo sie ist“, sagte Yami.

„Aber Jug machte mir ein Angebot…“

Überrascht blickte Jenna den Ehemann ihrer kleinen Schwester an.

„Ein Angebot?“, wiederholte sie.

Yami nickte.

„Ja… Ich hab die Wahl… Entscheide ich mich für Jane bleibt Jug Pharao und du weißt was das bedeutet.“

Jenna nickte.

Natürlich wusste sie was das bedeuten würde.

Wöchentliche Steuererhöhungen, vermehrte Hinrichtungen und noch vieles Weitere.

„Oder?“, fragte Jenna mit belegter Stimme.

Sie ahnte bereits was jetzt kommen würde.

„Oder ich entscheide mich für das Amt des Pharao und Jane stirbt.“

Obwohl Jenna geahnt hatte, dass Yami dies sagen würde schwieg sie geschockt und starrte den jungen Mann an.

Eine ganze Zeit sagten die beiden nichts, bis Yami die Stille durchbrach.

Mehr Tränen sammelten sich in seinen Augen als er sprach:

„Wärst du enttäuscht, wenn ich mich für das Volk entscheiden würde?“

Yami konnte selber nicht glauben, dass er diese Worte ausgesprochen hatte.

Er wusste auch was Jenna dazu sagen und wie sie reagieren würde.

Sie würde total ausrasten und ihn anschreien.

Jane und Loren waren die einzige Familie, die Jenna noch hatte.

Den Blick nach unten gerichtet wartet er auf den befürchteten Ausbruch.

Doch er kam nicht.

Verwundert blickte Yami seine Schwägerin an.

Zu seiner Überraschung lächelte sie.

„Ja, ich wäre enttäuscht, aber das weißt du. Das brauch ich dir nicht zu sagen. Aber ich kann dich verstehen, Yami. Unter Jugs Herrschaft würden mehr als ein Mensch sterben. Aber du musst jetzt für dich entscheiden, ob du bereit bist deine eigene Frau, die du immer noch liebst, für dein Volk zu opfern. Oder ob du selbstsüchtig bist und das Leben deiner Frau und das Verderben Ägyptens wählst.“

Yami blickte sie an.

Immer mehr Tränen rannen über sein blasses Gesicht, bis auch der letzte Damm brach und er den Kopf laut schluchzend auf den Tisch legte und ihn in den Armen verbarg.

Auch Jenna weinte nun.

Sie verstand seine Lage und würde ihm so gerne helfen.

Doch diese Entscheidung musste er alleine treffen.

Alles was sie für ihn tun konnte war für ihn dazu sein und das würde sie sein.

Schniefend setzte sie sich neben ihn und nahm den verzweifelten, jungen Mann in den Arm.
 

„Guten Morgen!“

„Guten Morgen, Joey“, kam es einstimmig von seinen Freunden zurück.

Als der Blonde sich an den Frühstückstisch setzte stutzte er.

„Wo ist denn unser Grübler?“

Augenblicklich bekam er eine Kopfnuss von Tea.

„Hör auf die Situation ins lächerliche zu ziehen!“, rief sie.

„Jaja…“, nuschelte Joey nur, bevor er seine Frage wieder aufnahm.

„Aber wo steckt Yami denn?“

Die Freunde blickten ihn an.

„Wissen wir auch nicht genau, aber wir gehen mal davon aus, dass er ein wenig frische Luft brauchte“, antwortete Yugi Schulter zuckend.

Joey runzelte die Stirn.

„Aber sein Umhang liegt doch noch in unserem Zimmer“, sagte er.

Alarmiert blickten die Ishtar-Geschwister auf.

Was hatte ihr Pharao vor?
 

Das Gemurmel und Getuschel um sich herum nahm Yami gar nicht wahr.

Erhobenen Hauptes schritt er durch die Straßen Ägyptens.

Ohne Umhang, ohne Kapuze, ohne sich zu verstecken.

Es war längst überfällig, dass Ägyptens Volk erfuhr, dass ihr rechtmäßiger Pharao zurück war.

Er musste mit seinem Vater reden.

Unbedingt.

Ohne Umwege ging er zum Palast.

Ohne ein Wort passierte er die Wachen, die am Palasttor standen und ihm fassungslos nachsahen, bis sie sich ihrer Aufgabe entsannen und ihm überstürzt hinterher eilten.

Die Schaulustigen, die dem 19-Jährigen gefolgt waren, blieben am Tor stehen.

Erfreut und gespannt zu gleich blickten sie Yami hinterher.

Sie alle wussten was nun geschehen würde.

Yami würde den Thron Ägyptens wieder an sich nehmen und sie wären den Tyrannen Jug endgültig los.

In Gedanken feierten sie bereits ein großes Fest.

Das Volk Ägyptens konnte ja nicht ahnen was sich hinter den Kulissen des Palastes abspielte.

Ohne behindert zu werden gelangte Yami zum Thronsaal.

All den Wachen, denen er begegnete, waren viel zu geschockt ihren alten und rechtmäßigen Pharao wiederzusehen als das sie ihn an seinem Vordringen hinderten.

So kam es, dass Yami die großen Flügeltüren zum Thronsaal aufstieß und von allen Anwesenden überrascht angeblickt wurde.

Am meisten überrascht war jedoch sein Vater.

Fassungslos blickte er seinen Sohn an.

Was wollte er hier?

Aziz, der gerade mit dem Pharao gesprochen hatte, zog sich in die hinterste Ecke des Saales zurück und beobachtete das Geschehen gespannt.

„Vater!“, sagte Yami fest.

Jug fasste sich wieder und setzte ein gelangweiltes Gesicht auf.

„Mein Sohn… Ich hätte nicht so früh mit dir gerechnet. Nun, wie lautet deine Entscheidung?“

„Ich habe mich noch nicht entschieden. Ich will mit dir reden!“, antwortete Yami noch immer fest.

„Reden?“

Ehrliches Erstaunen machte sich auf Jugs speckigem Gesicht breit.

„Ja, reden. Ich habe eine Frage an dich.“

„Welche?“

„Wieso tust du das? Wieso stellst du mich vor die Wahl?“

Bitterkeit schwang in Yamis Stimme mit.

Jugs Augen verengten sich vor Wut.

Er beugte sich zu seinem Sohn vor und antwortete:

„Warum ich die vor die Wahl stelle? Aus Rache!“

Yami hielt dem Blick seines Vaters stand.

„Du hast mich vom Thron gestoßen. Dazu hattest du kein Recht. Du warst gerade einmal 13. Das lass ich nicht einfach auf mir sitzen. Also entscheide dich endlich.“

„Das kannst du nicht tun! Du kannst mich nicht einfach vor die Wahl stellen!“, zischte Yami.

Jug grinste gehässig.

„Du siehst doch, dass ich es kann und ich kann noch viel mehr. Also: Deine Frau oder das Volk?“

„Ich will sie sehen!“, sagte Yami kühl.

„Du hast sie bereits gesehen!“

„Du willst doch eine Entscheidung oder täusche ich mich da?“, sagte Yami grinsend.

Verärgert lehnte Jug sich wieder zurück und schrie seine Wachen an:

„Holt Jane! Und zwar plötzlich!“

Augenblicklich liefen zwei der Wachen los.

Keine fünf Minuten später kehrten sie zurück.

Zwischen sich die total abwesende Jane.

Sie wehrte sich nicht und ließ sich einfach mitziehen.

Ihr Blick war auf den Boden gerichtet.

Ihr Anblick tat Yami in der Seele weh.

Die Wachen ließen sie los und zogen sich zurück, mit langsamen Schritten ging Yami auf sie zu.

Ganz langsam, um sie nicht zu verschrecken.

„Jane…“, sagte er leise.

Die junge Frau blickte auf und wich zurück.

„Nein!“, rief sie.

Yami machte einen großen Schritt auf sie zu und fasste sie an den Schultern.

„Jane, hör mir zu!“, flehte er.

Jane schloss die Augen und wehrte sich in seinem Griff.

„Nein! Nein, verschwinde! Du bist nicht da! DU bist tot!“, schrie sie außer sich vor Verzweiflung.

„Nein, Jane. Ich lebe! Sieh mich an. Ich bin hier! Ich bin zurück! Ich bin nicht tot!“

Auch Yami schrie.

Aziz senkte schuldbewusst den Blick und Jug blicke voller Genugtuung auf seinen Sohn und seine Frau.

„NEIN!“

Mit diesem lauten Schrei leuchtete Janes Kettenanhänger hell auf und Yami wurde von einer unsichtbaren Macht nach hinten geschleudert.

Stöhnend kam Yami vor den Füßen seines Vaters zum liegen.

Geschockt blickte er zu Jane.

Das Leuchten ihrer Kette ließ nach und Jane sank schluchzend auf den Boden.

Jug beugte sich tief zu seinem Sohn herab.

„Du kannst diesem Elend ein Ende setzen, Yami. Nur du allein.“

Verzweifelt blickte Yami auf seine am Boden kniende Frau.

Sollte er es tun?

Solle er Jane retten und sein Volk seinem Vater aushändigen?

Verzweiflung

Kapitel 21: Verzweiflung
 

„Es liegt allein an dir, Yami. Du kannst ihr helfen. Es liegt in deinen Händen. Entscheide dich für sie, rette sie. Jane wird wieder so wie sie früher war.“

Yami lag noch immer vor den Füßen seines Vaters und starrte seine Frau geschockt an.

Wie hatte sie das eben gemacht?

Sie hatte Magie eingesetzt, dabei hatte Jane vorher nie ein Magiepotenzial aufgewiesen.

Yamis Blick wurde noch verzweifelter als er die Stimme seines Vaters vernahm.

Sollte er es wagen?

Er wollte Jane doch helfen, aber war er bereit ein ganzes Volk für einen einzigen Menschen zu opfern?

Selbst, wenn dieser Mensch seine eigene Frau war…

Yami rappelte sich auf und ging mit schnellen Schritten zu Jane.

„Jane… Rede mit mir!“

Jane zog die Knie an den Körper und verbarg das Gesicht, sie schluchzte laut.

Auch in Yamis Augen bildeten sich Tränen.

„Was soll ich tun, Jane? Rede doch mit mir! Komm zu dir, Jane!“

Jane reagierte nicht.

„Bitte hilf mir, Jane!“

Yami streckte die Hände nach ihr aus, doch Jug rief:

„Das reicht jetzt! Bringt Jane zurück!“

„Nein!“, schrie Yami und warf sich auf Jane, doch er war zu spät.

Die Wachen hatten Jane bereits ergriffen.

Widerstandslos ließ Jane sich mitziehen, sie schluchzte noch immer.

Den Blick hatte sie durchgehend auf den Boden gerichtet.

„Nein, Jane!“

Wutentbrannt drehte Yami sich zu seinem Vater um.

„Damit wirst du nicht durchkommen, das schwör ich dir!“, zischte er.

„Oh doch, mein Sohn. Damit werde ich durchkommen. Ich gebe dir noch zwei Tage, dann will ich deine Entscheidung haben. Wenn du dich dann immer noch nicht entschieden hast, wird Jane nicht die Einzige sein, die stirbt.“

Vor Wut zitternd stand Yami vor seinem Vater.

Er wusste nicht was er sagen sollte.

Jetzt stellte Jug ihm auch noch ein Ultimatum.

„Ich erwarte dich in zwei Tagen“, hauchte Jug finster, dann lehnte er sich in seinem Thron zurück und rief:

„Wachen, geleitet meinen Sohn hinaus.“

Die Wachen zögerten erst.

Sollten sie den Sohn des Pharao genauso grob behandeln wie Jane oder… nicht?

Doch Yami nahm ihnen diese Entscheidung ab.

Ein letztes Mal funkelte er seinen Vater an, dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Thronsaal.

In respektvollem Abstand folgten ihm zwei Wachen.

Vor Wut mit den Zähnen knirschend verließ Yami den Palast, dann gewahrte er die Menschenmenge vor den Toren.

Erwartungsvoll wurde er angesehen, wieder fuhr ein stechender Schmerz durch seine Brust.

Auch sie musste er im Moment noch enttäuschen.

Wortlos und ausdruckslos bahnte er sich einen Weg durch die Menschen, die ihn alle verwirrt anblickten.

Wieso sprach ihr Pharao nicht zu ihnen?

Wieso ließ er sie hier ohne ein Wort stehen?

Was war im Inneren des Palastes geschehen?
 

„Wo bist du gewesen?“

Yami blickte nicht auf als Ishizu ihn anschrie.

Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl fallen.

Wütend wurde er von den Ishtar-Geschwistern angefunkelt, nur Yugi und Joey bemerkten, dass Yami noch geknickter war als vorher.

„Was ist passiert?“, fragte Yugi und setzte sich zu seinem Freund.

„Ich war bei Jug… Ich hab Jane gesehen… Ich hab noch zwei Tage Zeit“, sagte Yami leise.

„Zwei Tage?“, fuhr Joey auf.

„In zwei Tagen sollst du ihm deine Entscheidung mitteilen?“, fragte nun Tea mit Mitleid in der Stimme.

Yami nickte.

„Ich weiß einfach nicht was ich tun soll…“, gestandt Yami.

Seine Freunde setzten sich zu ihm und sie alle begannen zu grübeln.

Sie brauchten unbedingt einen Plan.

Pläne

Kapitel 22: Pläne
 

Verzweifelt hatte er das Gesicht in den Händen vergraben.

Er grübelte.

Grübelte über das vor kurzem Geschehene nach.

Er war im Palast gewesen, hatte mit seinem Vater gesprochen und Jane gesehen.

Hatte versucht mit Jane zu reden, doch Jane hatte ihm gar nicht zugehört.

Nein, stattdessen hatte sie ihn durch die Luft gewirbelt.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nicht gewusst, dass Jane magisches Potenzial besaß.

Er hatte es ja noch nicht einmal geahnt.

Doch der Schmerz in seinem Rücken bewies ihm wie viel Macht in Jane steckte.

Aber wo hatte sie diese her?

Als sie die Macht eingesetzt hatte, hatte ihr Kettenanhänger geleuchtet.

Der Anhänger, den er ihr geschenkt hatte.

Hatte dieser Anhänger etwas damit zu tun?

Lag es an dem Anhänger?

Besaß der Anhänger magische Kräfte und war Jane in der Lage diese zu nutzen?

Das musste er herausfinden.

Unbedingt.

Doch erst musste er eine Lösung für sein größtes Problem finden.

Jane aus den Fängen seines Vaters befreien, ohne dabei sein Recht auf den Thron des Pharao zu verlieren.

Er seufzte hörbar.

Zusammen mit seinen Freunden saß er in der Küche der Ishtars und seit geschlagenen vier Stunden grübelten sie schweigend über dieses Problem, doch war bis jetzt keinem eine Lösung eingefallen.

„Jug erwartet bestimmt, dass du Jane wählst. Was ist, wenn du das Volk wählst?“, fragte Yugi in die Stille hinein.

Ruckartig hob Yami den Kopf und blickte seinen Freund empört und schockiert an.

„Dann stirbt Jane!“, rief er aus.

Yugi schüttelte den Kopf.

„Nein, wir werden sie natürlich vorher retten“, sagte der kleine Junge.

„Und wie?“, fragte Yami verzweifelt und doch hoffnungsvoll.

Wenn Yami so etwas vorschlug musste er doch eine Idee haben, oder nicht?

Doch Yami musste seinen Freund enttäuschen.

„Ich weiß es nicht. Irgendwie. Wir haben schon ganz andere Sachen geschafft.“

In Yugis Augen lag so viel Hoffnung, dass die Verlockung groß war sich dieser Hoffnung hinzugeben, doch Yami zweifelte daran.

Wie konnten sie Jane aus den Fängen seines Vaters befreien, ohne dass dieser etwas davon mitbekam?

Sie grübelten weiter… Plötzlich klopfte es an der Tür.

Alle blickten sich verwundert an, sie erwarteten niemanden.

Langsam erhob Ishizu sich und trat an die Tür.

Sie öffnete sie einen Spalt breit und blickte hinaus und versteifte sich.

Yami bemerkte dies und erhob sich ebenfalls.

Er trat hinter sie und erblickte Aziz.

Den persönlichen Berater seines Vaters!

Yami sog scharf die Luft ein.

„Ähm…“, machte Aziz.

Yami schob Ishizu zur Seite und baute sich vor dem Berater auf und blickte ihn misstrauisch an.

Aziz sah mitleiderregend aus.

„Was willst du hier?“, fragte Yami kalt.

„Es geht um Jane“, stotterte Aziz.

Yamis Augen verengten sich.

„Was ist mit ihr?“

Aziz sah sich um.

Er schien noch nervöser als sonst.

„Yami, kann ich das drinnen mit Euch besprechen? Hier draußen ist es zu gefährlich“, murmelte Azizi.

Nun war Yami verwirrt.

Litt der Berater nun auch unter Verfolgungswahn?

Zögernd ließ Yami den Berater ins Haus.

Aziz nickte den Anwesenden schüchtern zu und wurde unter den misstrauischen Blicken immer kleiner.

Yami setzte sich wieder an den Tisch und musterte den Berater von oben bis unten.

„Also was ist mit Jane?“, fragte Yami fest.

„Ich möchte Euch helfen sie und das Volk zu retten“, sagte Aziz leise.

Erstaunt wurde der Berater angesehen.

„Was? Wie? Wieso?“, brachte Odion hervor.

Aziz Stimme wurde von Wort zu Wort fester.

„Jug ist ein Tyrann. Wir müssen ihn daran hindern, dass er seinen Willen bekommt. Er behandelt Jane schlimmer als ein wertloses Stück Vieh. Yami, Ihr habt gesehen wie Jane aussieht. Ich kann das nicht mehr mit ansehen. Wir müssen Jane retten und Jug vom Thron stürzen!“

Es herrschte absolute Stille in der Küche der Ishtars.

Alle blickten den Berater des Pharao an.

Wieso wollte er ihnen helfen?

„Wieso?“, fragte Yami verwirrt.

„Das sagte ich doch bereits, Jug ist barbarisch! Wir müssen ihn aufhalten.“

Die Ishtars blickten Aziz noch immer misstrauisch an.

Konnten sie ihm trauen?

Er war Jugs persönlicher Berater, vielleicht war das eine Falle.

„Wie können wir Jane retten?“, fragte Yami leise.

Marik blickte den ehemaligen Pharao an.

Yami schien Aziz zu vertrauen.

„Ich kenne Jugs Tagesablauf. Weiß was er den ganzen Tag über macht. Wann er sich wo aufhält und die Wachen vertrauen mir. Ich könnte Euch problemlos zu Janes Gefängnis bringen.“

„Aber wir können nicht einfach wieder mit Jane aus dem Palast spazieren“, gab Odion zu bedenken.

„Es sei denn, ihr verkleidet euch ebenfalls als Wachen“, sagte Aziz mit einem unbestimmten Funkeln in den Augen.

Yami blickte ihn an.

Aziz war ihre Chance Jane zu retten und wenn Jane erst mal in Sicherheit war, dann konnten sie sich in Ruhe darauf konzentrieren Jug vom Thron zu stoßen.

Yami beugte sich weiter auf den Tisch und blickte Aziz ein.

„Gut, lass uns einen Plan machen“, sagte er.

Aziz lächelte erleichtert.

Er war froh, dass sein ehemaliger Pharao ihm glaubte.

Auch er setzte sich und gemeinsam tüftelten sie einen perfekten Plan aus.

Zumindest war er in ihren Augen perfekt.

Marik hingegen blickte Aziz noch immer leicht misstrauisch an.

Er wusste nicht, was er davon halten sollte.

Rettung?

Kapitel 23: Rettung?
 

Alles war perfekt.

Sie hatten den perfekten Plan ausgetüftelt.

So perfekt, wie in ihrer Situation eben sein könnte.

Am nächsten Abend würden sie zuschlagen.

Dann würden Yami und all seine Freunde verkleidet von Aziz in den Palast geschleust und dann würden sie Jane retten.

Bis dahin würde Aziz jede Möglichkeit nutzen um Jane auf die bevorstehende Rettung vorzubereiten.

Denn wenn sie einfach in ihr Gefängnis gestürmt kamen würde Jane bestimmt ausrasten.

Daher hatten sie beschlossen, Jane vorzubereiten.

Yami konnte es kaum erwarten, dass endlich der morgige Abend anbrechen würde.

Er konnte es kaum erwarten, Jane zu retten.

„Yami?“

Der junge Pharao blickte auf.

„Ishizu, was gibt es?“

„Du solltest dich hinlegen. Es ist schon weit nach Mitternacht“, sagte Ishizu und lächelte den Pharao an.

Yami blinzelte.

Weit nach Mitternacht?

Er hatte viel zu lange hier rum gesessen und gegrübelt.

Er sollte wirklich ins Bett gehen.

„Danke Ishizu, aber warum bist du noch wach?“

Ishizu setzte sich zu dem Pharao und antwortete:

„Ich... bin nervös. Ich bin mir nicht sicher, ob euer Plan wirklich funktioniert.“

Yami blickte sie an.

„Wir werden das schaffen, Ishizu. Erst werden wir Jane retten und dann stürzen wir Jug vom Thron.“

Ishizu verbarg ihre Zweifel gekonnt.

Sie war sich nicht so sicher wie der Pharao.

Der Plan, den er und Aziz ausgearbeitet hatten, war nicht sicher.

Sie würden eine ganze Portion Glück brauchen um ihn umsetzen zukönnen.

Die Wachen Jugs durften sie nicht erkennen, Jug durfte nicht kurzfristig seine Pläne ändern und doch noch bei Jane auftauchen und Jane musste auch mitspielen.

Ishizu hatte nur gesehen wie schlecht es Jane ergangen war in den letzten Tagen.

Sie hatte nicht mitbekommen wie Jane zur Zeit drauf war.

Doch aus dem, was Yami erzählt hatte, schloss sie, dass an Jane kein rankommen war.

Die junge Frau war bis aufs Tiefste erschüttert, seelisch vollkommen zerstört.

Wie wollten sie Jane dazu bringen mit ihnen zukommen, wenn sie niemanden an sich ran ließ?

Nicht einmal ihren eigenen Mann, den sie zwar zwei Jahre lang für tot gehalten hatte, aber doch leibhaftig vor ihr gestanden hatte.

„Meinst du, es war richtig Jenna nichts von unserem Plan zu erzählen?“, unterbrach Yami Ishizus Gedanken.

Die Ishtar blickte auf.

Sah in die violetten Augen ihres Pharaos.

„Ich denke schon. Was ist, wenn wir es nicht schaffen? Was ist, wenn etwas schief geht? Dann hätte wir nicht nur uns selbst enttäuscht, sonder auch noch Jenna“, gab sie zur Antwort.

Yami wollte ihr etwas entgegnen, doch Ishizu schnitt ihm das Wort ab.

„Wir sollten jetzt wirklich ins Bett gehen. Wir haben Morgen eine Menge vor.“

Yami nickte.

„Ja, da hast du Recht. Gute Nacht, Ishizu.“

„Gute Nacht, Yami.“

Der junge Pharao begab sich tatsächlich ins Bett, doch Ishizu saß noch lange Zeit in der Küche und grübelte über den bevorstehenden Abend nach.
 

Es war noch früh am Morgen als sich die Türen zu Janes „Gefängnisses“ öffneten und eine schmale Gestalt sich in das Zimmer schob.

Jane saß da wie immer.

In die Ecke gedrängt, wie ein bedrohtes und verletztes Tier, die Knie an die Brust gezogen, die Arme um die Beine gelegt und den Kopf in den Armen verborgen.

Das Blut auf dem Boden um sie herum war noch mehr geworden und manche Spuren schimmerten feucht im Licht der aufgehenden Sonne.

Aziz musste hart schlucken, dann ging er langsam und vorsichtig auf Jane zu.

„Jane?“, fragte er leise.

Die junge Frau reagierte nicht.

Vielleicht schlief sie ja?

Das würde ihr bestimmt gut tun, seitdem sie hier war hatte Aziz sie kaum schlafen gesehen.

Vorsichtig kniete er sich vor ihr nieder.

„Jane, ich bin es Aziz. Hörst du mich?“

Noch immer kam keine Reaktion.

Aziz beugte sich ein wenig vor und blinzelte durch ihre verschränkten Arme, Jane hatte die Augen geöffnet.

Sie war also wach, ob sie seine Worte realisieren würde war eine andere Frage.

Doch er musste es versuchen.

Musste Jane auf die bevorstehende Rettung vorbereiten.

„Jane, wir werden dich heute Abend retten, hörst du? Yami und seine Freunde werden heute Abend kommen und gemeinsam werden wir dich hier raus holen und dann wirst du gemeinsam mit Yami Jug vom Thron stoßen. So wie er es schon einmal getan habt. Hörst du, Jane?“

Jane reagierte nicht.

Sie war ganz in sich selbst versunken.

Aziz war sich nicht einmal sicher, ob Jane überhaupt bemerkt hatte, dass er da war.

„Jane, bald hat dein Leiden ein Ende“, flüsterte er, dann erhob er sich um das Zimmer zu verlassen.

Bevor er die Tür hinter sich schloss blickte er noch einmal zu Jane, in der Hoffnung doch noch eine Reaktion von ihr zu bekommen.

Doch Jane rührte sich nicht.

Mit der Gewissheit, dass ihr Plan nicht einfach umsetzen war schloss Aziz die Tür hinter sich und ging schnell zurück in sein Zimmer.

Als die Tür sich geschlossen hatte hob Jane langsam den Kopf.

Ganz langsam.

Aus trüben Augen blickte Jane zur Tür.

Yami würde kommen und sie retten?

Wieso sollte er das tun?

Er liebte sie doch gar nicht mehr.

Er hasste sie, weil sie ihr Kind verloren hatte.

Wieso sollte er sie also retten?

Was erzählte Aziz da?

War er jetzt vollkommen verrückt geworden?

Müde und seelisch völlig zerstört senkte Jane wieder den Kopf und versank in der Dunkelheit ihrer Gedanken.
 

Es war soweit.

Yami blickte zu seinem Palast.

In wenigen Minuten würde Aziz kommen und die Verkleidungen mitbringen.

Alle würden sich als Wachen verkleiden.

Alle bis auf Yami, Yugi.

Yami und Yugi würden erneut als Priesteranwärter in Erscheinung treten.

„Yami, da ist er.“

Yami wandte sich um und sah Aziz auf sie zu hetzen.

„Hallo, Aziz. Wie geht es Jane?“, fragte Yami sofort.

Ein trauriger Glanz trat in Azizs braune Augen.

„Es geht ihr nicht gut. Es wird nicht leicht sie davon zu überzeugen mit uns zu kommen.“

Yami seufzte.

Das hatte er auch nicht erwartet.

Er hatte gesehen wie zerstört Jane innerlich war.

Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sie Jane ohne Gewalt befreien könnten.

Während Yamis sich so seine Gedanken machte, verteilte Aziz die Uniformen der Wachen, in die seine Freunde schnell schlüpften.

Als sie dann alle bereit waren folgten sie Aziz zum Palast.

Das Tor konnten sie ohne Schwierigkeiten passieren, denn es stand keine einzige Wache vor dem Tor.

„Wie viel Zeit haben wir?“, fragte Yami gedämpft.

Aziz führte sie mit schnellen Schritten durch den Palast und blickte sich immer wieder hektisch um.

Nun warf er einen schnellen Blick auf den jungen Pharao.

„Euer Vater und die meisten Wachen befinden sich gerade beim Abendmahl. Wir haben allerhöchsten eine Stunde bis Jug mein Fehlen auffällt und er jemanden nach mir suchen schickt. Wir müssen also schnell sein.“

Yami nickte.

Schweigend und vor allem zügig folgten sie Aziz durch den Palast.

Schnell begriff Yami wo sie der Berater hinführte.

Als sie dann vor seinem alten Zimmer zum stehen kamen hätte er sich selbst ohrfeigen können.

Es war so offensichtlich gewesen, dass Jug Jane hier festhielt.

Warum war er nicht darauf gekommen?

Sein Vater liebte das offensichtliche.

Noch einmal sah sich Aziz nach allen Seiten um, dann öffnete er die Flügeltür einen Spalt breit und drängte sich in das Zimmer.

Yami war der Erste, der ihm folgte.

Geschockt blieb er stehen.

Hinter sich hörte er Teas entsetztes Stöhnen.

Jane saß in der hintersten Ecke des Zimmers, um sie herum war alles voller Blut.

Yami konnte es nicht fassen.

All das Blut, geronnenes sowie frisches.

Als er noch immer geschockt näher an sie heran trat sah er wie frisches Blut von ihren Handgelenken auf den Boden tropfte.

Da brach alles in ihm zusammen.

Mit schnellen Schritten ging er auf Jane zu, ließ sich vor ihr auf die Knie fallen und fasste ihr Gesicht mit beiden Händen.

Er zwang sie ihn anzusehen.

„Jane! Jane, hörst du mich!“

Janes Augen wurden groß als ihr Kopf grob hochgerissen wurde und sie Yami erblickte.

Was wollte er hier?

„Jane, hör zu. Du musst mit mir kommen!“

Eindringlich blickte Yami seine Frau an, doch diese schien ihn gar nicht zu realisieren.

„Jane!“

Tränen traten in seine Augen als Jane ihn nur geschockt ansah und keine Anstalten machte irgendetwas zu sagen oder zu tun.

Er fasste sie an den Schultern und schüttelte sie leicht.

„Jane, verdammt! Sag etwas!“

„NEIN!“

Geschockt blickte Yami sie an.

Sie hob die blutenden Hände und stieß ihn soweit von sich wie nur irgend möglich.

Yami war fassungslos.

„Lass mich in Ruhe!“, schrie Jane außer sich.

Der junge Pharao rührte sich nicht, da trat Joey auf die gebrochene Frau zu und lächelte sie sanft an.

„Hey, Jane. Ich bin es Joey. Erinnerst du dich noch an mich?“, fragte er leise.

Jane blickte den Blonden an.

„Lasst mich in Ruhe“, sagte sie heiser.

„Jane, wir wollen dir helfen.Wir wollen dich hier raus holen. Wir werden dich zurück zu deiner Schwester bringen und zu deinem Neffen. Zu Loren.“

Jane blickte ihn fassungslos an.

„Nein, das kannst du nicht. Jug wird dich töten und ich werde Schuld daran sein!“

Joey fasste Jane an der Schulter und wollte etwas sagen, doch Jane unterbrach ihn.

„Nein! Lass mich in Ruhe! Verschwinde! Verschwindet alle!“

Doch Joey gab nicht auf und auch Yami fasste sich ein Herz und redete weiterhin auf seine Frau ein.

Sie mussten sie dazu bringen mit ihnen zu kommen.

Wenn nötig auch mit Gewalt.

Yami würde sie nicht hier zurück lassen.

Nicht noch einmal.

„Pharao, bitte beeilt Euch. Jug könnte jeden Moment hierher kommen, um mich zu suchen.“

Yami verdrehte die Augen.

Das wusste er, und das Aziz immer wieder erwähnte machte die Sache nicht besser.

Sie taten doch schon alles was sie konnten.

„Joey, mit Worten kommen wir nicht weiter... Wir müssen...“

„Was macht ihr hier?!“, donnerte eine Stimme hinter ihnen, die sie alle nur zu gut kannten.

Ausnahmslos alle fuhren geschockt herum.

Jug stand vor Wut schnaubend in dem Zimmer und funkelte sie böse an.

Yami schloss die Augen.

Jetzt war alles vorbei.

Sie hatten keine Chance mehr zu entkommen.

Das war das Ende.
 

Sooooo, wir haben auch schon sehr bald das Ende dieser FF erreicht. Es gibt noch ein einziges Kapitel und natürlich den Epilog. Ich hoffe ihr werdet mir bis dahin treu bleiben. ^^

Macht

Kapitel 24: Macht
 

Der endgültigen Verzweiflung nahe öffnete Yami die Augen wieder und blickte seinen Vater an.

Was machte er eigentlich hier?

Laut Aziz hätten sie noch Zeit gehabt, viel mehr Zeit.

Hatte sie jemand verraten?

Nein, daran glaubte Yami nicht.

„Was macht ihr hier?“, wiederholte Jug seine Frage mit drohendem Unterton.

Ansonsten war es still in dem großen Raum.

Alle starrten den aktuellen und unrechtmäßigen Pharao fassungslos an.

Niemand sagte etwas, bis Yami sich erhob und seinen Vater fest ansah.

„Wir befreien meine Frau!“, sagte er fest.

Jug lachte laut und dröhnend.

„Jane befreien? Und dann? Hast du unsere Abmachung vergessen? Wenn du Jane mit dir nimmst, bleibe ich Pharao. Für immer!“

„Das könnte dir so passen“, zischte Yami und funkelte Jug wütend an.

Auf Jugs Gesicht machte sich ein hämisches Grinsen breit, dann rief er:

„WACHEN!“

Augenblicklich stürmten zehn Soldaten in das Zimmer und warteten auf weitere Befehle.

Yamis Augen verengten sich noch mehr.

War das wirklich wahr?

Sollte ihr Plan wirklich so schief gehen?

Sollte er Jane und sein Volk verlieren?

„Mein Sohn und seine Freunde wollten gerade gehen. Seid doch so freundlich und bringt sie hinaus“, sagte Jug süffisant.

„Aziz?“, tönte Yamis Stimme über den Befehl seines Vaters.

„Ja?“, sagte der ängstliche Berater.

„Rede weiter mit Jane. Meine Freunde und ich werden uns mit meinem Vater und seinen Soldaten beschäftigen.“

„Ich warne dich, Aziz! Das ist dein Ende, wenn du das tust“, knurrte Jug.

Doch Aziz war nicht mehr bereit auf Jug zuhören, er hatte nun endlich verstanden wer der wahre Pharao war und wem er Folge zu leisten hatte.

So ließ er sich neben Jane auf den Boden sinken und begann mit ihr zu reden.

Irgendwie musste er doch zu ihr durchstoßen können.

Yami hingegen trat nun dichter an seinen Vater heran.

Eigentlich hatte Jug keine Chance gegen ihn.

Sein Vater besaß nur eine Kopie des Millenniumspuzzles, noch dazu besaß Jug so gut wie keine magischen Fähigkeiten.

Wieso sollte Jug also über seinen Sohn triumphieren?
 

„Komm schon, Jane! Ich weiß, dass du mich hörst! Sieh mich an!“

Grob nahm Aziz Janes Gesicht in seine Hände und zwang sie ihn anzusehen.

„Sieh mich an, Jane, und hör mir zu! Wir sind hier um dich zu retten, doch du musst uns helfen. Wir schaffen das nicht alleine. Jane, wir brauchen dich! Eure Majestät!“

Die letzten Worte schrie Aziz.

Jane riss die Augen auf und starrte ihn an.

Majestät?

So wurde sie schon ewig nicht mehr genannt.

Sie wollten sie retten, aber wieso?

Ein langgezogener Schrei veranlasste Jane dazu ihren Blick von Aziz zu nehmen.

Sie überblickte die Situation mit nur einem Blick.

Ausnahmslos alle von Yamis Freunden wurden von Wachen festgehalten und auch Yami lag leicht verwirrt und überrascht wirkend auf dem Boden und starrte seinen Vater an.

Janes Blick wanderte weiter zu Jug.

Dieser ließ gerade die Hand sinken und grinste seinen Sohn hämisch an.

Was war hier los?
 

Was war hier los?

Verwirrt blickte Yami seinen Vater an.

Hatte dieser ihn eben wirklich durch den ganzen Raum geschleudert?

Mit nur einer einzigen Handbewegung?

Er verstand das nicht.

Seit wann besaß sein Vater diese Fähigkeit.

Noch immer verwundert erhob er sich schwerfällig, nur am Rande bemerkte er, dass alle seine Freunde gegen die Wachen unterlegen waren.

Doch dies war ihm im Moment egal.

Alles was jetzt zählte war, dass er seinen Vater schlug und Jane rettete.

„Du wirst nicht noch einmal über mich siegen“, sagte Jug knurrend und hob erneut die Hand.

Erneut wurde Yami mit aller Kraft gegen eine Wand geschleudert, er wollte schreien, doch er konnte nicht, der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen und alles was er raus brachte war ein erstickter Laut.

Yami prallte auf den Boden und spürte wie etwas warmes über sein Gesicht floss.

Blut.

Bereits jetzt geschwächt und vollkommen verwirrt starrte er seinen Vater an.

Woher hatte er auf einmal diese unvorstellbare Macht?

Noch bevor Yami sich weitere Gedanken machen konnte flog er bereits wieder durch die Luft.
 

Jane riss die grauen Augen auf.

Was tat Jug da?

Sie hörte noch immer wie Aziz auf sie einredete, doch der so ungleiche Kampf von Yami und Jug hielt Jane gefangen, so dass sie seine Worte nicht verstand.

Janes Körper verkrampfte sich immer mehr und in ihrem Kopf begann es endlich zu arbeiten.

Endlich setzte Jane sich mit all dem in der letzten Zeit erlebten auseinander.

Yami lebte.

Er war hier um sie zu retten.

Setzte sein Leben dafür aufs Spiel.

Er liebte sie noch immer.

Und sie hatte sich die ganze Zeit über dagegen gesperrt, nur weil sie zu feige gewesen war ihre Gefühle zuzulassen.

Warum hatte sie sich das nicht schon früher eingestanden?

„Yami!“

Dieser Schrei holte Jane zurück in das Hier und Jetzt.

Sie blickte wieder zu Vater und Sohn und ihr Atem stockte.
 

Yami lag halb bewusstlos auf dem Boden, er blutete und atmete schwer.

Jug wusste, dass seine Chance nun gekommen war.

Schwerfällig bewegte er sich auf seinen Sohn zu, im vorbeigehen zog er ein Schwert von einem seiner Wachen.

Mit erhobenem Schwert stand er nun über seinem Sohn.

„Yami!“, schrie Tea.

Yami schloss verzweifelt die Augen.

Es war zu Ende.

Er hatte versagt, endgültig versagt.

Er hatte alles verloren.

Sein Volk.

Sein Land.

Seine Liebe.

Der ehemalige Pharao spürte wie sein Vater das Schwert niederfahren ließ.

Dann hörte er einen Schrei.

Ihren Schrei.
 

Fassungslos beobachtete Jane wie Jug sich ein Schwert nahm und es über seinen Sohn hielt.

Als Jane endlich realisierte wie weit Jug bereit war zu gehen, brannte alles in ihr durch.

Mit einer Kraft, die sie sich selbst nicht mehr zugetraut hatte, sprang sie auf und schrie:

„NEIN!“

Sie gab alles was sie hatte in diesen Schrei und gleichzeitig leuchtete wieder ihr Kettenanhänger auf und ausnahmslos alle im Raum wurden weg geschleudert.

Jane spürte die Kraft, die durch ihre Adern pumpte.

Die unvorstellbare Macht der Magie, die ihr der Anhänger verlieh.

Sie hatte schon immer gewusst, nein gespürt, das der Anhänger etwas besonderes war, doch erst jetzt wurde sie sich der Macht bewusst und als hätte sie nie etwas anderes getan, wusste Jane ganz genau wie sie die Macht einsetzen musste.

Aziz starrte die junge Frau an.

In diesem Moment war sie wunderschön:

Trotz all ihrer Verletzungen und das sie erheblich abgemagert war, strahlte Jane endlich wieder ihre altbekannte Stärke aus.

Ihre braunen Haare wehten im, durch die Magie entstandenen, Wind, ihr Anhänger leuchtete strahlend hell und ihre grauen Augen funkelten vor Wut.

Jane schien wie ausgewechselt.

Auch alle anderen starrten Jane geschockt an.

Yami konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Das war die Frau, die er geheiratet hatte.

Das war die Königin Ägyptens.

Mit einem lauten Stöhnen kam Jug wieder auf die Beine und funkelte Jane wütend an.

„Wie kannst du es wagen?“, zischte er.

Doch Jane beachtete ihn gar nicht.

Ihre Aufmerksamkeit richtete sich vollkommen auf die Wachen, vorerst.

Mit einem ängstlichen Funkeln in den Augen blickten die Wachen auf Jane.

Was würde sie jetzt mit ihnen anstellen?

Janes Pupillen verengten sich zu schmalen Schlitzen und der Anhänger leuchtete noch heller.

Die junge Frau schien wie besessen als sie damit begann eine Wache nach der anderen mit Hilfe ihrer Magie bewusstlos zu schlagen.

Ausnahmslos alle anderen anwesenden blickten Jane fassungslos an.

Woher nahm sie diese Kraft?

„Zeigs ihm, Jane“, flüsterte Yami und zog sich an der Wand hoch.

Janes Blick richtete sich nun auf Jug, all seine Wachen waren nun bewusstlos.

„Jane...“, begann Jug und man hörte, dass er langsam Angst bekam.

„Nein. Sprich mich nicht noch einmal an, nie wieder. Du hast mich all die Zeit belogen. Du warst es, der mich dazu brachte den Thron an dich zurückzugeben. Du hast mein Leben ruiniert. Ich werde dir nie wieder zuhören. Jug“, zischte Jane.

Ein ängstliches Beben ging über Jugs Gesicht.

„Bitte, Jane. Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient?“, fragte Jug ängstlich.

Jane lachte bitter.

„Du hast deine zweite Chance gehabt, Jug und du hast sie verspielt!“

Mit einer einzigen Bewegung ihrer stahlgrauen Augen schleuderte Jane Jug gegen eine Wand.

Der fettleibige Pharao wurde sofort bewusstlos.

Alle anwesenden brauchte einige Zeit um zu verstehen, dass es wirklich zu Ende war.

„Jane?“, fragte Yami zögerlich und trat auf seine Frau zu.

Ganz langsam, um sich nicht schon wieder zu verschrecken.

Jane wandte den Kopf zu Yami und lächelte.

Das erste mal seit Ewigkeiten, so schien es zumindest.

Dann standen sie sich genau gegenüber.

Yami streckte die Hand aus und wollte Jane über das blasse und eingefallene Gesicht streichen, doch plötzlich wankte Jane und verlor das Gleichgewicht.

Sie fiel... Direkt in Yamis Arme.

Yami fing sie auf, kniete sich mit ihr auf den Boden und wiegte sie in den Armen.

Es war alles zu viel für sie.

Jane hatte tagelang in diesem Zimmer gesessen, hatte sich mit all ihren unterdrückten Erinnerungen auseinandersetzen müssen und dann auch noch ihre magischen Kräfte mit voller Macht einsetzen müsse.

Kein Wunder, dass sie jetzt zusammenbrach.

Yami strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Er hatte es so vermisst.

Hatte es vermisst sie in den Armen zu halten und ihr Gesicht zu berühren.

„Yami...“, kam es schwach von Jane und sie schlug ihre Augen wieder auf.

Sofort hatte Jane ihn wieder in ihren Bann geschlagen.

Das Grau ihrer Augen war noch immer atemberaubend.

„Jane...“, hauchte er.

Müde hob Jane die Hand an Yamis Wange.

„Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, sagte sie matt und mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

Auch Yami musste Lächeln, dann zog Jane Yami zu sich hinunter und küsste ihn.

Für Beide war es ein atemberaubendes Gefühl die Lippen des Anderen wieder zu spüren.

Nach scheinbarer Ewigkeit lösten sich die beiden wieder.

„Ich liebe dich, Jane.“

„Ich liebe dich auch...“

Applaus brandete auf und erst da bemerkten das Ehepaar, dass ihre Freunde näher getreten waren und jeder Einzelne hatte ein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht.

Ja, jetzt würde alles wieder gut werden.
 

„Tante Jane!“

„Loren!“

Voller Freude sprang Jane auf und rannte auf ihren Neffen zu.

Als sie ihn erreicht hatte drückte sie ihn fest an sich.

„Ich hab dich so vermisst, Loren“, nuschelte Jane in die Schulter ihres Neffen.

Zwei Tage war der Sieg über Jug nun her und Jane hatte sich schon etwas erholt.

Sie war nicht mehr ganz so blass und regelmäßig essen und trinken tat sie auch wieder.

Jedoch hatte Yami sich geweigert Jenna und Loren zu ihr zu lassen, ehe sie nicht richtig ausgeruht war.

Jane hatte dies natürlich nicht gefallen, aber Yami war hart geblieben.

Und während er sich um Jugs Sicherheitsverwahrung gekümmert hatte, war Jane von Seth und Coar wieder aufgebaut worden.

Dann endlich hatte Yami seine Zustimmung gegeben und nun konnte Jane endlich wieder ihre Familie sehen.

Endlich ließ Loren seine Tante los und überließ sie ihrer Schwester.

„Jane!“

„Jenna...“

„Es tut so gut dich wiederzusehen, Jay!“

Jenna konnte die Tränen nicht unterdrücken.

Zu groß war die Freude die kleine Schwester weitestgehend unbeschadet wiederzusehen.

„Ich hab dich so vermisst, Jenna“, schluchzte Jane.

Jenna drückte ihre kleine Schwester noch fester an sich.

Es hatte den Eindruck als wolle Jenna sie nie wieder loslassen.

„Onkel Yami!“

Yami blickte seinen Neffen an und kniete sich dann zu ihm hinunter.

„Was ist denn, Loren?“

„Was ist mit deinem Vater passiert? Und all seinen Wachen?“, fragte der kleine, aufgeweckte Junge.

Yamis Lächeln wurde eine Spur härter.

Auch Jenna und Jane beendeten ihre Umarmung und blickten den bald wieder offiziellen Pharao abwartend an.

Yami antwortete:

„Mein Vater und seine Verbündeten sind im Kerker... Und werden eine gerechte Verhandlung bekommen und dann wird ein endgültiges Urteil über sie gefällt.“

Jane blickte Yami direkt in die Augen.

In genau diesem Moment tat er so als würde es ihm nichts ausmachen, dass er über seinen eigenen Vater richten musste, doch Jane wusste, dass es Yami viel mehr ausmachte.

Es ließ ihn nicht kalt, auch wenn er so tat als ob.

„Jane...“

Jane blickte ihre Schwester an.

„Wie geht es nun weiter?“, fragte Jenna und blickte ihrer Schwester in die stahlgrauen Augen.

Jane blickte zu ihrem Mann, den Mann, den sie liebte und nun endlich wieder hatte.

„Yami und ich... Werden in einigen Tagen wieder offiziell auf den Thron steigen... Und dann wird wieder alles besser. So wie es früher einmal war...“, antwortete Jane leise.

Jenna drückte ihre Schwester fest an sich und musste grinsen.

Ja, Jane und Yami waren wieder vereint und nun würde wieder alles gut gehen.
 

„Aziz! Warte doch bitte einen Moment.“

Der Berater drehte sich um und blickte die Frau des Pharao an.

„Eure Majestät“, sagte er und neigte den Kopf.

„Aziz... Du hast mich völlig zerstört gesehen, wie kannst du da noch solch einen Respekt vor mir haben?“, fragte Jane und blieb vor dem Berater stehen.

„Trotz all der Geschehnisse habt Ihr es geschafft zurück zu Eurer alten Stärke zurückzukehren. Dies verdient den größten Respekt“, antwortete Aziz wahrheitsgemäß.

Jane blickte ihn einfach nur an, dann sagte sie:

„Ich wollte mit dir reden. Es geht darum, was du vor zwei Jahren getan hast.“

In Aziz Blick schlich sich Panik.

Er war es damals gewesen, der Yami verschwinden ließ.

Würde er jetzt ebenfalls in den Kerker geworfen werden und ebenfalls eine Verhandlung bekommen?

„Ich... werde Yami nichts sagen.... Du hast das damals nicht freiwillig getan. Jug hat dich dazu gezwungen und deswegen sehe ich keinen Sinn darin Yami davon zu berichte. Außerdem brauchen wir dich als Berater. Du bist der Einzige in ganz Ägypten, der noch einen Überblick über die Finanzen hat.“

Jane lächelte den Berater liebevoll an.

Aziz blickte Jane einfach nur an, bis auch er endlich lächelte.

„Habt vielen Dank, Eure Majestät“, sagte er und kniete sich nieder.

„Aziz... Ich bitte dich. Hör auf damit... Das ist nicht nötig.“

„Doch, das ist sehr wohl nötig. Ihr seid zu gütig zu mir... Jane.“

Janes Lächeln wurde noch weicher.

Aziz war einfach unverbesserlich.
 

„Jane... Jetzt komm endlich ins Bett. Du wirst morgen hundemüde sein, wenn du jetzt nicht rein kommst.“

Jane musste lächeln.

Es war alles so wie früher.

Es war nach Mitternacht, sie stand in ihrem dünnen Leinennachthemd auf dem Balkon und blickte in die sternenklare Nacht.

Yami hatte die Arme um sie gelegt und küsste ihren Nacken.

„Ich will noch nicht...“, murmelte sie.

„Du musst. Wir haben morgen viel vor“, antwortete Yami und legte seinen Kopf auf ihre Schulter.

„Eine Krönung und nett lächeln und winken, nennst du viel?“, fragte Jane und drehte sich zu Yami um.

„Das wird ganz schön anstrengend...“

Mit dem Zeigefinger fuhr Yami über Janes Kettenanhänger.

„Das dieser kleine Anhänger so viel Macht besitzt, verstehe ich immer noch nicht.“

Jane blickte auf den Anhänger.

„Hmm... Wo hast du ihn her?“, fragte sie.

„Ich habe ihn extra für dich herstellen lassen... Einen für dich und einen für das Baby.“

Janes Blick ging ins Leere.

„Ich kann mir das auch nicht erklären, aber irgendwie habe ich schon immer gespürt, dass dieser Anhänger etwas besonderes ist, aber wirklich nutzen konnte ich diese Macht nicht... Nicht bevor Jug mich gefangen nahm.“

„Also war Jug der Auslöser...“, murmelte Yami.

Jane blickte ihn an.

„Vielleicht besitzt der Anhänger ähnliche Kräfte wie die Millenniumsgegenstände“, sagte Jane.

„Ja schon möglich, aber woher sollen diese Kräfte kommen?“

„Das weiß ich nicht. Bei den Millenniumsgegenständen weiß doch auch keiner wo die Kräfte herkommen.“

Yami grinste.

„Ja... Stimmt... Jane?“

„Ja?“

„Lass uns ins Bett gehen. Ich bin müde...“

Jane lachte.

„Ja, okay.“

Glücklich grinsend drückte Jane ihre Lippen auf Yamis.

Es tat so gut ihn endlich wider küssen zu können.

Wie hatte sie nur glauben können, dass sie ihn verloren hatte?
 

„Volk von Ägypten! Pharao Yami und seine Frau Jane!“

Tosender Applaus brandete auf als Yami und Jane auf den Balkon traten.

Das Volk von Ägypten war überglücklich ihren rechtmäßigen Pharao wieder zuhaben, so glücklich, dass sie so laut jubelten, dass weder Yami noch Jane etwas zu ihnen sagen konnten.

Das junge Ehepaar stand lächelnd und winkend auf dem Balkon.

Heute war der Tag, an dem sie wieder offiziell zu den Herrschern Ägyptens ernannt worden waren.

Der beste Tag in den letzten zwei Jahren.

Yami und Jane blickten sich an, glücklich lächelnd und dann küssten sie sich.

Es war alles perfekt.

Sie waren wieder vereint und herrschten wieder gemeinsam über Ägypten.

Endlich wurde das Volk leiser und Yami konnte endlich einige Worte sagen.

Mit klarer und lauter Stimme sagte er:

„Volk von Ägypten! Erneut ist eine neue Ära angebrochen und diesmal wird sie andauern. Ich weiß, dass mein Vater euch sehr viel leid angetan hat und ich möchte mich dafür entschuldigen. Von nun an wird alles besser. Ich habe mit Aziz über die Finanzen des Landes gesprochen, es sieht zwar nicht gut aus, aber trotzdem werden die Steuern mit sofortiger Wirkung wieder gesenkt, doch leider müssen sie noch immer etwas höher sein als ihr es von mir gewohnt seid, aber dies wird kein dauerhafter Zustand sein. Er wird nur so lange andauern bis sich das Land einigermaßen erholt hat und dann werden die Steuern wieder endgültig gesenkt. Ich bin sicher, dass wir das zusammen schaffen werden. Also, lasst uns den Beginn dieser neuen Ära feiern!“

Wieder brandete ohrenbetäubender Lärm auf.

Das Volk jubelte und feierte diesen Neubeginn und auch Yami und all seine Freunde feierten bis spät in die Nacht.

Doch sie feierten nicht nur den Neubeginn, sondern auch einen Abschied.

Den Abschied von Yugi, Joey, Tea und Tristan.

Denn die besten Freunde Yamis würden am nächsten Tag zurück in ihre Zeit reisen und keiner wusste wann sie sich wiedersehen würden und ob sie sich überhaupt sehen würden.
 

„Müsst ihr denn wirklich schon hingehen?“

„Ja... Es ist langsam an der Zeit... Außerdem vermisse ich elektronische Dinge...“

Joey grinste Jane an.

„Spinner“, murmelte Jane und umarmte den blonde.

„Vielen Dank für alles, Joey!“, sagte sie.

„Ach was... Ich hab doch nichts gemacht...“, nuschelte er in Janes Haare.

„Mehr als du vielleicht denkst, Kumpel“, sagte Yami und umarmte Joey ebenfalls.

Jane wendete sich nun an Yugi.

Liebevoll lächelte sie ihn an.

„Du hast mir damals einen verdammt großen Schrecken eingejagt, weißt du noch?“, fragte sie.

Yugi lächelte verlegen.

„Ja, das wollte ich nicht. Tut mir leid.“

Wieder musste Jane grinsen und auch Yugi drückte sie an sich.

„Das muss dir nicht leidtun. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre dies alles vielleicht nie passiert. Vielleicht würde ich dann immer noch meine Gefühle unterdrücken und Yami hätte seine Erinnerungen vielleicht immer noch nicht zurück.“

Auch Yugi lächelte.

Dann trat Yami zu ihnen, liebevoll und dankbar lächelte er seinen kleinen Freund an, bevor er ihn in die Arme schloss.

„Danke für alles, Yugi. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Ich hab dir so viel zu verdanken.“

„Das ist nicht der Rede wert, Yami. Du bist mein Freund, das ist selbstverständlich.“

Sie alle standen vor dem Tor in die andere Welt und keiner von ihnen wollte loslassen.

Jane umarmte gerade Tea als Yami sprach:

„Habt vielen Dank, Freunde. Ihr habt mir mehr geholfen als ich verdient habe. Ich wünsche euch alles Gute und ihr seid hier immer herzlich willkommen!“

Alle seine Freunde lächelten ihn dankbar an.

„Wir sollten jetzt gehen, sonst verpasst ihr noch euren Flug“, sagte Odion.

Die Freunde nickten.

Eine letzte Umarmung, ein letzter Blick und dann verließen Yugi, Joey, Tristan und Tea gemeinsam mit Odion, der sie zum Flughafen bringen würde, das alte Ägypten.

Bedrückt blickte Yami ihnen hinter her.

Jane legte ihm die Hände um die Schultern und lehnte sich an ihn.

„Werden wir sie wieder sehen?“, fragte Yami und blickte Jane an.

Jane lächelte.

„Warum denn nicht? Auch wir haben uns wieder gesehen... Sie sind unsere Freunde und wenn sie nicht freiwillig kommen, dann schicken wir einige unserer Wachen und die holen sie dann her.“

Yami musste lachen.

„Ja, das ist eine gute Idee“, sagte er.

Jane lehnte ihre Stirn gegen Yamis und flüsterte:

„Ich bin so froh, dass du wieder zurück bist.“

Yami lächelte und dann küsste er Jane.

Auch er war froh, dass er wieder zurück war...
 

Soo.... Das war das letzte Kapitel von „Ich bin zurück!“

Ich hoffe der „große Showdown“ hat euch gefallen (?)

Als nächstes kommt dann nur noch der Epilog und danach ist dann „Ich bin zurück!“ abgeschlossen. Es wird wahrscheinlich keine Fortsetzung geben, allerhöchsten ein One-Shot. Falls ihr für dieses irgendwelche Wünsche habt, dann sagt mir bescheid.

LG

Moni

Ich bin zurück!

Epilog: Ich bin zurück!
 

Es war ein angenehm kühler Nachmittag und die Bewohner Ägyptens hatten einen Ruhetag eingelegt. Kein Stand auf dem Marktplatz war geöffnet, keiner war auf den Feldern zu sehen, wirklich alle genossen den angenehmen kühlen Tag.

Sie besuchten ihre Freunde, ihre Familie oder sie setzten sich vor ihre Häuser und unterhielten sich mit ihren Nachbarn. Alles in Allem war es ein wunderschöner und erholsamer Tag im Alten Ägypten und überall diesen Häusern, in denen heute geruht wurde, herrschte der Palast des Pharao.

Auch dort herrschte am heutigen Tage eine ruhige Atmosphäre. Der Pharao selbst stand gedankenverloren auf dem Balkon und überblickte sein Land.

Genau ein Jahr war Yamis Rückkehr auf den Thron nun her und seit diesem einem Jahr hatte sich alles wieder verändert.

Nachdem er seinen Vater zum zweiten Mal vom Thron gestoßen hatte wurde Jug endgültig der Prozess gemacht. Viele waren für den Tod Jugs gewesen, doch Yami hatte sich geweigert dieser Forderung Folge zu leisten, wenn er seinen Vater hätte hinrichten lassen, wäre er sich nicht besser vorgekommen als Jug selbst. So war es also gekommen, dass Jug nun in den Kerkern saß und dort den Rest seines Lebens fristen musste.

Mittlerweile erinnerte nichts mehr daran, dass Jug zwei Jahre lang unrechtmäßig auf dem Thron gesessen hatte. Alles, was er erwirkt hatte, war wieder ungeschehen gemacht worden. Vor Allem die Steuern hatte Yami in dem letzten Jahr erheblich senken können, soweit, dass mittlerweile jeder Bürger seines Reiches gut von seiner Ernte leben konnte und genug zu Essen für sich und seine Familie zu haben.

Ein sanftes Lächeln setzte sich auf Yamis Lippen.

Familie.

Auch in seiner Familie war wieder alles gut. Jane hatte sich von der Gefangenschaft Jugs erstaunlich schnell erholt und nun strahlte sie wieder die altbekannte Stärke und Macht aus.

Auch hatte sie sich endlich damit abgefunden, dass sie damals ihr Baby verloren hatte.

Jenna und Loren wollten noch immer nicht am mit am Hofe leben, doch auch ihnen ging es gut.

„Pharao Yami! Pharao Yami! Da seid Ihr ja endlich.“

Yami drehte sich um und blickte Aziz an.

„Aziz, was ist denn los?“

„Ich habe Euch schon überall gesucht“, brachte Aziz völlig außer Atem hervor.

Langsam machte sich Sorge in Yami breit.

„Ja, aber Aziz, was ist denn geschehen?“, fragte er deshalb.

Aziz holte noch einmal tief durch, dann sagte er:

„Es ist Jane. Vor einiger Zeit haben bei ihr die Wehen eingesetzt!“

„WAS?“, schrie Yami.

Janes Wehen hatten eingesetzt?

Ja, es war richtig. Jane war nur wenige Monate nach dem Sieg über Jug erneut schwanger geworden, zu Beginn hatte sie natürlich Angst sie würde das Baby erneut verlieren, doch diese Schwangerschaft verlief so gut sie verlaufen konnte und nun hatten ihre Wehen eingesetzt.

„Ich muss sofort zu ihr!“, rief Yami und wollte losrennen.

„Es ist zu spät“, sagte Aziz in diesem Moment.

Yami starrte ihn an.

„Zu spät? Wie zu spät? Ist irgendetwas passiert?“

Panik machte sich in dem Pharao breit bis er das Lächeln auf Aziz Gesicht gewahrte.

„Nein, es ist alles in Ordnung. Ihr habt nur die Geburt eures Kindes verpasst. Es ist bereits auf der Welt.“

„Wie?“, war alles was Yami rausbrachte.

„Ja, mein Pharao. Jane schenkte Euch einen kerngesunden Jungen.“

Yami grinste.

Ein Junge, er hatte einen Sohn.

Einen Sohn. Er war Vater eines Sohnes geworden.

„Ich muss sofort zu ihr!“, brachte er endlich hervor und ließ sich von Aziz zu Jane führen.

Jane und das neugeborene Kind befanden sich in ihrem Schlafzimmer.

Voller Freude stieß Yami die Türen auf und erblickte seine Frau und sein Sohn.

Jane und das Kind saßen in dem großen Bett.

Liebevoll hielt Jane ihren Sohn in den Armen und wiegte ihn hin und her.

Als die Flügeltüren aufgestoßen wurden blickte Jane lächelnd auf.

Ihr Lächeln wurde noch breiter als sie Yami erblickte.

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten trat Yami an das Bett heran und setzte sich neben seine Frau.

Jane hielt ihm das Kind hin und sagte:

„Er ist wunderschön.“

Yami nahm Jane das Kind ab und betrachtete seinen Sohn. Jane hatte Recht. Ihr Kind war wunderschön. Der kleine Junge schien nach seiner Mutter zukommen, denn schon jetzt bedeckte ein dunkelbrauner Haarflaum seinen kleinen Kopf.

Müde, von der anstrengenden Geburt, lehnte Jane sich gegen ihren Ehemann.

Sie war im Moment einfach nur glücklich.

Nun betraten auch Seth, Coar und Aziz das Schlafzimmer des Ehepaares, um den Neuankömmling zu begrüßen. Sie alle waren sofort von dem kleinen Mann verzaubert.

„Und habt ihr euch schon einen Namen überlegt?“, fragte Seth.

Yami blickte seine Frau an.

„Wie wäre es, wenn wir die Tradition deines Vaters fortsetzen und der Kleine einen Namen aus der modernen Welt erhält?“, fragte er.

Jane öffnete die müden Augen wieder und blickte auf ihren kleinen Sohn.

„Wie wäre es mit… Yugi?“, schlug sie mit matter Stimme vor.

Augenblicklich bildeten sich Tränen in Yamis Augen.

„Das wäre ein wundervoller Name“, sagte er.

„Dann wird er diesen Namen tragen“, beschloss Jane und nahm Yami ihren Sohn wieder ab.

Da klopfte es an laut und alle blickten zu den Türen, dort standen die Ishtar-Geschwister.

„Dürfen wir eintreten und den neuen Thronfolger begrüßen?“, fragte Ishizu lächelnd.

„Natürlich“, sagte Yami und die Ishtars traten näher an das Bett heran.

„Darf ich euch den nächsten Pharao vorstellen? Das ist Yugi“, sagte Jane.

Eine Zeitlang wurde der kleine Yugi von Person zu Person gereicht bis er endgültig unruhig wurde und seine Mutter zurück verlangte.

Da sagte Ishizu:

„Wie wäre es, wenn wir ein Foto machen und es Yugi und den Anderen schicken?“

Während Jane Ishizu verwirrt anblickte stimme Yami diesem Vorschlag begeistert zu.

Schnell erklärte er den Unwissenden was ein Foto war und was das zu bedeuten hatte und schon wurde das Foto geschossen.

„So, genug Aufregung für einen Tag. Lasst den glücklichen Vater und die müde Mutter nun in Ruhe!“, rief Coar und scheuchte all die Gäste hinaus.

Auch sie selbst verließ das Schlafzimmer und ließ die frischgebackenen Eltern in Ruhe.

Müde ließ Jane sich in die Kissen zurück sinken, ihren Sohn eng an sich gedrückt.

Yami legte sich neben sie und küsste sie.

Jane öffnete die Augen.

„Ich liebe dich, Yami. Und ich bin unendlich froh, dass du wieder da bist“, nuschelte sie müde und genoss es, dass Yami ihr durch die Haare fuhr.

Er war sprachlos vor Glück. Sein Leben war perfekt und er war endlich wieder zurück.
 

„Hey Yugi. Komm schon. Wir kommen noch zur spät zur Schule!“, rief Tea und blieb noch einmal stehen, genau wie Tristan und Joey.

Erwartungsvoll wurde Yugi von seinen Freunden angesehen.

„Ich komme gleich, ich gucke nur noch schnell in den Briefkasten!“, rief Yugi zurück und holte die Post aus dem Kasten.

Während er sie durch schaute ging er zu seinen Freunden, doch dann stutzte er.

„Was ist denn los?“, fragte Tea, die sein Stutzen bemerkt hatte.

„Ein Brief von Ishizu“, antwortete Yugi und öffnete den Brief.

Augenblicklich standen seine Freunde um ihn herum, um den Brief auch lesen zu können, doch es war kein Brief. Es war ein Foto.

Mit einem glücklichen Grinsen blickte Yugi auf das Bild von Yami und seiner kleinen Familie.

Man sah richtig wie glücklich Yami und Jane mit ihrem neuen Baby waren.

„Hey Alter, da steht was auf der Rückseite“, sagte Joey.

Überrascht drehte Yugi das Bild herum und las:

„Darf ich euch vorstellen? Der kleine Yugi. Nächster Pharao Ägyptens. In Liebe, Yami und Jane.“

„Nein, wie süß. Sie haben den kleinen Mann nach dir benannt“, sagte Tea und Tränen traten ihr in die Augen.

Voller Freude steckte Yugi das Bild wieder in den Umschlag und den Umschlag in seinen Rucksack.

Er freute sich wahnsinnig über die Ehre der Namensgeber von Yamis Sohn zu sein und er freute sich wahnsinnig darüber, dass es Yami und Jane nun wieder so gut ging.

Glücklich lächelnd blickte er in den Himmel. In wenigen Wochen waren Ferien und dann würde er die drei Besuchen und seinen besten Freund endlich wiedersehen.

Doch bis dahin wünschte er ihnen alles Gute für ihre Zukunft.
 


 

So meine Lieben, das ist das Ende von "Ich bin zurück!" Ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich sehr über ein abschluss Kommentar von euch freuen. Wie bereits erwähnt wird es wahrscheinlich keine Fortsetzung geben, weil mir dazu auch die Ideen fallen. Solltet ihr welche haben, schickt sie mir und ich gucke ob ich nicht vielleicht ein One-Shot draus basteln kann. Ein großer Dank geht natürlich auch an alle Leser und Favo-Nehmer =)

Wie gesagt: Kommis sind erwünscht und vielleicht liest man sich ja woander mals =)

LG

Moni



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