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Drabbles

...eine Sammlung voll bitterbösem Zynismus. Manchmal.
von

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Wachs

Die Stimmung war angespannt.
 

Er fuhr mit den Händen über all die Stellen, die er ertasten konnte. Langsam wanderten seine Finger über ihre Rundungen, tasteten an ihr hinab und kosteten jenen Augenblick der zärtlichen Liebkosung aus, der, wie er wusste, bald vorbei sein würde; doch in diesem Moment interessierte es ihn nicht. Es gab nur sie, die sich an seine Berührungen schmiegte und ihn, der sich, in höchster Ekstase und Konzentration zugleich, dieser Lust hingab. Sie war Wachs in seinen Händen.
 

Ja, dachte er glücklich, sie ist perfekt.

Er stellte die soeben geformte Kerze auf den Tisch und lächelte zufrieden.

Kussmund

Es waren nicht ihre strahlenden Augen, die feingliedrigen Finger oder ihre zierliche Figur, die seine Aufmerksamkeit auf sie zogen, als er sie sah. So schön diese Vorzüge auch anzusehen waren, die Gründe für seine augenblickliche Faszination mit ihr waren sie nicht. Nein, es war ihr Mund, der ihn augenblicklich in den Bann zog, dieser sinnliche Mund mit den fein geschwungenen Lippen in zartrosé. Er liebte es, sie zu küssen, vor allem am Abend vor dem Schlafengehen, wenn die Küsse ihn in schöne Träume verabschiedeten.
 

Ach, es war eine Schande, dass die Lippen ebenso schnell verwesten wie der Rest des Körpers.

Sonnenschein

Mira war ein Mädchen von elf Jahren und wohnte zusammen mit ihrer Mutter seit kurzem in einem alten Reihenhaus. Sie war lebhaft, fröhlich, unsagbar neugierig und gewann mit ihrer liebenswerten Art schnell die Herzen ihrer Nachbarn. Miras Mutter fiel es schwer, sich an die neue Situation, das Alleinsein mit ihrer Tochter, zu gewöhnen, doch Mira machte es ihr leichter. Es dauerte nicht lange, bis die kleine Familie sich ihre Freunde gemacht hatte. Maßgeblich war das Miras Werk; sie mochte jeden. „Sonnenschein“ nannte man sie.
 

Es gab auch jemanden, der Mira etwas zu sehr mochte. Bald schien die Sonne nicht mehr.

Krieg

Es war ein harter Kampf, der schon eine ganze Weile dauerte. Die Strategie des Gegners war gut, das wusste er, doch er hatte sich geschworen, diesen Kampf mit allen Mitteln zu gewinnen. Und wenn es ihn das Gros seiner Männer kosten würde! Er war eine Kämpfernatur, die nicht aufgeben würde, und doch – der Verlust seiner Männer schmerzte. Und wieder fiel einer seiner berittenen Helden. Die Frustration trübte nicht nur seinen Blick, sondern letztendlich auch seinen Verstand – Es war zu spät, er saß in der Falle. Die Schlacht war ein für allemal verloren.
 

„Schachmatt“, sagte sein Gegenüber und grinste ihn an.

Der Rosen Dornen

Es ist eine Rose von weißer Farbe. Sie hat keine Dornen mehr, keinen einzigen, denn man hat sie gestutzt, als sie in die gierigen Hände ihrer Besitzer kam. Jetzt steht sie auf einem mahagonifarbenen Tisch. Dort hat sie kaum Luft zum Atmen, kaum Wasser zum Trinken und verblüht, ohne beachtet zu werden. Ihre Blüten verdorren und fallen auf den Holztisch, wo die Menschen ihre Überreste gedankenlos auffegen.

Bald ist die Rose tot.
 

Auch ihr Besitzer wird es sein.

Seine Frau hat ihm etwas ins Essen gemischt, die kleine Rose hat es gesehen; fast fröhlich welkt sie nun ihrem Ende entgegen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Caellon
2013-12-08T18:26:51+00:00 08.12.2013 19:26
Herrlich.
Von: abgemeldet
2009-08-27T14:06:30+00:00 27.08.2009 16:06
Göttlich, wirklich göttlich *_*
Ich finde das fünfte ist mit Abstand das beste Drabble in dieser Sammlung.
Von: abgemeldet
2009-08-27T14:04:09+00:00 27.08.2009 16:04
Schön, sehr sehr schön sogar =D

Auch wenn die 'Pointe' hier recht vorhersehbar war, zumindest für mich.
Von: abgemeldet
2009-08-27T13:59:09+00:00 27.08.2009 15:59
Schönes Drabble.
Man denkt die ganze Zeit und dann... ich musste jedenfalls lachen.
<3


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