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A Girls Diary

Taki's Diary: Storm and Feelings
von

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Mädchen und Tagebücher

Die Tagebücher von Mädchen sind magisch! Das sagt schon ein altes Sprichwort aus diesem Sammelband von internationalen Sprichwörtern. Okay, die Hälfte der Sprichwörter sind wahrscheinlich so wie so nicht echt, aber ich glaube daran! Die Tagebücher von Mädchen sind magisch! Warum sonst sollten sie jeden Abend davor hocken und blöde Dinge hineinschreiben, die ja eh keinen interessieren... Nicht das sie einer lesen dürfte.
 

Taki... Taki ist so ein Mädchen. Jeden Abend sitzt sie an ihrem Schreibtisch direkt neben dem Fenster und schreibt in ihr Tagebuch.

Und jeden Abend sitze ich ebenso vor meinem Fenster und sehe ihr dabei zu. Ihr Haus ist direkt neben meinem - wir sind Nachbarn. Jeden Abend sitze ich in der Finsternis meines abgedunkelten Zimmers auf dem Schreibtischstuhl - den ich direkt vor die wandhohe Fensterscheibe geschoben habe - und sehe aus meinem Fenster in das Ihre um sie beim Schreiben zu beobachten. Ich weiß eigentlich auch nicht warum ich das mache. Ich kann einfach nicht von ihr absehen. Versuche ich es, dann zieht irgendeine unsichtbare Kraft meinen Blick wieder auf sie und mein Bauch fängt an zu kribbeln. Dann steigt immer so eine wohlige Wärme in mir auf und ich fange an zu lächeln, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gibt.

Aber Taki ist einfach so wunderschön. Ein Wunder der Natur! Ihre seidigen, hellbraunen Haare umspielen ihr zartes Gesicht wie Seidenvorhänge im Wind. Und ihre tiefen, grünen Augen fangen mich jedes mal ein wenn ich sie ansehe, und lassen mich nicht mehr los. Das führt dann immer dazu, dass ich sie blödgrinsend anstarre ohne ein vernünftiges Wort über die Lippen zu bekommen.

Wie in einem Traum komme ich mir immer vor, wenn ich sie so beobachte. Eine Strähne ihrer Haare liegt auf ihren Lippen und ihre süße Nase hüpft, als sie niesen muss. Dann greift ihre Hand wieder zum Füllfederhalter und setzt diesen aufs Papier. Ich kann lediglich den oberen Rand des Tagebuches erkennen, der Rest liegt außerhalb des viel zu begrenzten Blickwinkels, den mir ihr Fenster gewährt.

Wie jeden Abend trägt sie ihren rosafarbenen Schlafanzug mit den weißen Punkten. Und wie jeden Abend bemerkt sie nicht, wie nur wenige Meter entfernt ein Junge aus ihrer Klasse in seinem Zimmer hockt und die wohlgeformten Rundungen unterhalb ihres Brustbeins betrachtet.

"Sie ist schön, nicht?" meint eine vertraute, gutmütige Stimme. Ich seufze unter der Wahrheit dieser Aussage. "Jaaa..."

Dann versteinert sich mein Blick, als mir bewusst wird, dass ich eigendlich alleine in meinem Zimmer sein sollte. Ich spüre wie mir Hitze ins Gesicht strömt und gleichzeitig die Kühle aus meinem Köpfchen entweicht und eiskalt meinen Rücken hinunterrinnt.

Mechanisch ruckt mein Kopf zur Seite und macht voller Entsetzen meine große Schwester aus, die ganz natürlich neben mir steht und konzentriert Taki ansieht, als täte sie es jeden Abend mit mir zusammen.

"Und sieh dir nur ihre niedlichen Brüste an... Ach ja, das tust du ja jeden Abend, mein Fehler!"

"Tsukiiiii! Was zum Teufel machst du hiiiieeeäääeeeäääeeeäää?"

"Ich? Ach ich sehe nur einem verzweifelten Stalker bei seiner abendlichen Arbeit zu."

"Ich bin aber kein Stalker! Und meine abendlichen Arbeiten gehen dich gar nichts an. Und jetzt raus!" Ich stehe auf und rudere wild mit meinen Armen.

"Tja von den Arbeiten, die ihr zwei hübschen abends erledigt, während ihr Sie angafft will ich auch gar nichts wissen!" lacht sie spöttisch.

Mitten in meinem Wutanfall halte ich inne... Mit erhobenen Armen.

"Hö? Ihr zwei?"

"Ja, du und... Dein großer Freund da unten..." Ihr ausgestreckter Zeigefinger wandert langsam von meinem Gesicht über meinen Bauch und deutet schließlich auf meinen...

Ich werde bleich.

"Du blöde, perverse, und blöde und überhaupt und..."
 


 

Wie jeden Abend saß Taki vor ihrem Fenster an ihrem Schreibtisch und schrieb in ihr Tagebuch, als sie plötzlich von dem kleinen Büchlein aufschreckte. Draußen war ein unüberhörbarer Lärm ausgebrochen. Neugierig schaute sie aus dem Fenster. Nur wenige Meter von Ihrem entfernt, befand sich auf gleicher Höhe das Fenster des Nachbarhauses, hinter dem sich das Zimmer ihres Klassenkameraden Shao verbarg. Der Lärm schien genau aus diesem Zimmer zu kommen. Zwei Stimmen prügelten bildlich aufeinander ein, eine weibliche und eine etwas jüngere männliche. Die Fensterscheibe zitterte, aber Taki konnte nicht erkennen was hinter der zwei Meter hohen Scheibe lag, da alle Lampen in diesem Zimmer erloschen waren. Lediglich schwache Schemen konnte sie darin erkennen. Plötzlich kreischte eine Katze, dann muhte eine Kuh und etwas Schweres fiel mit einem dumpfen Plumps auf den Boden, woraufhin ein "Aaaaaauuuuussssssuuuukkkkiiiii..." und ein hohes, schadenfreudiges Kichern folgten. Anschließend klirrte etwas, was sich anhörte wie eine auf den Boden gestürzte Porzellanvase. Wieder konnte man eine unverständliche Schimpftirade vernehmen, auf die eine etwas höherstimmige zurückratterte. Wieder eine Kuh und nun ein Esel, eine kreischende Ratte und ein ohrenbetäubendes Nebelhorn. Ein Schreien, ein Kichern, eine Kuh, das Krähen eines Hahnes,...

Unaufhörlich zuckte Taki bei den lauteren Geräuschen zusammen und wunderte sich, was die beiden Streithähne da wohl veranstalteten.

Schließlich schrieb sie einen entsprechenden Kommentar in ihr Büchlein, klappte es zu und schloss die Vorhänge. Augenblicklich brach der Lärm ab und sie konnte ruhig schlafen. Sie träumte von muhenden Ozeandampfern und schimpfenden Porzellanvasen.
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

[...]

und deshalb

Nebenan geht etwas merkwürdiges vor. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, klingt so als würden sie mit Tieren um sich werfen, gehe also ins Bett. Ich sollte dem auf den Grund gehen. Morgen...

In Liebe,

Taki

Eine Schule für Verrückte

Tief durchatmen! In die Hocke gehen... Lossprinten!

Wie jeden Morgen rase ich durch die Korridore meiner Schule und versuche unbeschadet mein Klassenzimmer zu erreichen. Es ist nicht so, dass ich zu späht bin. Damit würde ich klar kommen. Es ist auch nicht so, dass ich einem wild gewordenen Oberschüler entkommen muss - obwohl das nahe dran ist - oder dass ich vor einem freilaufenden Monster fliehe, Godzilla zum Beispiel. Das wäre zumindest cool.

Wobei...
 

< Kreisch!!! Brüll!!! Flammen spei!!! >
 

...Doch, Godzilla trifft es ganz gut. Nur cool ist das ganz sicher nicht.

Wie jeden Morgen renne ich um mein Leben. Und... Ja... Ich renne vor einem wildgewordenen Oberschüler davon. Zumindestens sollte sie mitlerweile in der Oberstufe sein, aber sie hat die Versetzung nie geschafft.

Panische Angst erfasst mich - wie jeden Morgen - als neben mir plötzlich ein Holzschwert in die Wand kracht und ein zwanzig Zentimeter großes Loch hineinreißt. "Lass mich in Ruhe, Yewara!" schreie ich panisch und muss mich anstrengen, damit meine Stimme nicht versagt. Sofort antwortet sie mit einem wahnsinnigen Kreischen - was wohl eine Lachen hätte sein sollen - und lässt ihre Waffe erneut auf mich niederpreschen. "Shao, diesmal krieg' ich dich! Hahahahaha! Du kannst mir nicht entkommen!"

< KAWUUUSCHSCHSCHSCH!!! >

Das Holzschwert verfehlt meinen Kopf nur um Zentimeter. "Du bist ja völlig wahnsinnig!"

"HAAAAAHAHAHAHA!!! Komm schon, mein Liebster! Hab dich nicht so und lass dich K.O. hauen, damit sich unsere Lippen vereinen können und sich der Saft unserer Liebe aus uns ergießen kann. Lass mich deinen Speichel kosten!" "IIIIIIiiiiiiieeeeeehhh! Das ist ja widerlich!" Plötzlich explodiert der Boden - Rin Yewara hatte wieder zugeschlagen - diesmal direkt unter meinen Füßen. Schreiend fliege ich mehrere Meter weit, krache mit voller Wucht gegen die Tür und sprenge sie aus der Halterung, so dass ich mit der Tür auf dem Boden meines Klassenzimmers lande. Die gesamte Klasse starrt mich fassungslos an, der Lehrer inbegriffen... Und Taki... Das Blut schießt mir ins Gesicht, was meinen Kopf nun aussehen lässt, als würde er gleich explodieren. Ich bleibe liegen und stelle mich tot. Ach könnte ich jetzt nur im Boden versinken.

Hinter mir schlittert Yewara um die Ecke - schwer atmend, die Schultern heben sich bis zu den Ohren und senken sich bis zur Brust - und starrt mich mit funkelnden Augen an. Kurz zögert sie, dann springt sie erbarmungslos auf mich drauf und trampelt mit dem rechten Fuß zwischen meinen Schulterblättern herum. "Shao? Lebst du noch? Hab ich gewonnen?" Blitzartig stehe ich mit hochrotem Kopf wieder aufrecht und eben so blitzschnell steht sie weit genug von mir entfernt um nicht von meinen wildumherrudernden Armen getroffen zu werden. "Nein! Hast du nicht! Ich lebe noch! Und überhaupt habe ich keine Lust mehr auf dein blödes Spiel! Ich liebe dich nicht, kapiert! Ein für alle mal! Lass mich in Ruhe! Aua!"

Yewara hatte mich interessiert angesehen - aber eher wie ein Raubtier seine Beute, als weniger ein Zuhörer den Sprechenden - und hatte dabei langsam ihr Holzschwert erhoben und nun leicht damit auf meinen Kopf geklopft. Aber weh tut es trotzdem. Schließlich trennt uns der Lehrer: "Schluss jetzt, Tikayama, Yewara! Auf eure Plätze!" Schweigend gehorchen wir. Ich mit rotem Kopf und vernichtendem Gesichtsausdruck - schön den Blick gesenkt um Taki nicht in die Augen sehen zu müssen - Rin Yewara mit einem verzückten, aber ebenso hinterhältigen Grinsen - mich immer schön im Auge behaltend.
 

Den gesamten Unterricht sitze ich da wie ein Häufchen Elend und das Blut will mein Gesicht einfach nicht verlassen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich immer wieder über Rin nachdenken muss und darüber, was Taki jetzt wohl denkt.

Wir nehmen in dieser Stunde die Bedeutungen unserer Namen durch. Rin, beispielsweise. Rin bedeutet kalt. Kaltblütig trifft es wohl eher, denke ich.

Rin Yewara ist ein Mädchen aus meiner Klasse, obwohl sie eigentlich schon lange in der Oberstufe sein sollte. Und obwohl sie viel zu alt für mich ist - oder besser gesagt ich zu jung - ist sie unhaltbar in mich vernarrt und will am liebsten drei Kinder von mir... So wie sie sagt. Ich weiß selbst nicht warum. Erst war sie normal, wenn man sie überhaupt als 'normal' bezeichnen kann. Aber als ich ihr dann zum dritten mal einen Korb gegeben habe hat sie angefangen so verrückt zu spielen und mir jeden Morgen in der Schule aufzulauern. Sie meint, ich würde mit ihr ausgehen, wenn sie es schafft einen Kampf gegen mich zu gewinnen. Ich weiß auch nicht wie sie darauf kommt. Im Gegensatz zu ihr hasse ich es mich zu schlagen. Sie ist da ganz anders: Sie ist die beste im Kendo-Club... Und das einzige Mädchen, was auch wohl der Grund ist, das der Club eventuell bald geschlossen werden soll. Der Ruf, dass der beste Kämpfer ein Mädchen ist, tut dem Club nicht so gut.

Naja, das ganze Gehetze dauert dann so lange, wie ich vom Haupteingang der Schule bis zum Klassenzimmer brauche. Danach ist sie wieder 'normal', den ganzen Tag über. Bis es am nächsten Tag dann erneut zur Schule geht.

Nachmittags und am Wochenende bin ich eigentlich gerne mit ihr zusammen - wir sind befreundet, eigentlich ist sie ganz nett und man kann viel Spaß mit ihr haben. Nur morgens rastet sie aus.
 

Als es zur Pause klingelt habe ich mich wieder einigermaßen beruhigt. Meine Gesichtsfarbe ist wieder normal und meine Schultern sind entkrampft.

Kaum habe ich mich erhoben, da steht Yewara auch schon wieder vor mir. Diesmal aber in normaler Haltung, das Holzschwert ruhend über die Schultern und den Nacken gelegt. "Hey Shao, gehen wir heute Nachmittag ins Shigima-Kaufhaus? Der neue Teil von Isamu - Superfighter ist draußen." Videospiele. Neben Kendo liebt sie Videospiele.

"Wenn du willst. Leihen wir uns dann später einen Film aus der Videothek aus?" "Klar!"

...

"Sag mal... Yewara..." "Wieso nennst du mich in der Schule eigentlich immer beim Nachnamen und nach der Schule beim Vornamen? Bin ich dir etwa peinlich?" sie dreht mit dem Finger kleine Kreise auf meine Tischplatte und schaut gen Boden.

"Ich, Nein! Ich weiß auch nicht... Ist doch egal!... Aber sag mal..." Nun schaue ich zu Boden. "Was... Was mögt ihr Mädchen eigendlich so? Ich meine richtige Mädchen, die nicht auf Isamu - Superfighter und Kendo stehen." Meine Gedanken wandern zu Taki und ich kann mir einen flüchtigen Blick in ihre Richtung nicht verkneifen. Yewara scheint das zu bemerken und ihre Miene wird bekümmert. Doch eine Millisekunde darauf holt sie aus und gibt mir eine schallende Ohrfeige, so dass mein Blick wieder zu ihrem Gesicht katapultiert wird.

"Ahhhh!" schreie ich und funkle sie wütend an. Meine rechte Hand schützend auf meine glühende Wange gelegt. Ihr Blick ist gesengt. Im ersten Moment denke ich sie weint. Aber dann - ganz plötzlich - schnellt ihr Kopf hoch und offenbart ein breites Grinsen: "Willst du mir etwa etwas schenken?" "Ich... Nein, so war das nicht gemeint..." "Jaja, red' dich bloß raus! Ich weiß schon bescheid. Du liebst es zur Schule zu kommen, oder? Weil in der Schule hast du die Möglichkeit um MICH zu balzen! Ich sag es dir, morgen krieg' ich dich!"

Ich beginne lautstark zu schreien: "Du bist ja völlig übergeschnappt! Ich hasse die Schule! Diese Schule ist einzig und allein für Verrückte bestimmt! Ihr seid doch alle Krank!"
 

Und in der Tat sollte sich schon bald wiedereinmal zeigen, wie geisteskrank hier alle waren.
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

Liebes Tagebuch,

der Tag hat heute gut angefangen. Das Frühstück war lecker. Auch die Schule war gut Heute. Namensbedeutungen... Spannendes Thema! Aber Shao Tikayama macht mir Sorgen. Jeden Morgen wird er von Yewara fast umgebracht. Ich weiß auch nicht was da zwischen den beiden vor sich geht. Und dann sagt sie so komische Sachen.

Sonst ist sie ja ganz nett. Ich glaube, sie ist ein bisschen in Shao verliebt.

Na auf jeden Fall hat sie Heute vor der ersten Stunde auf seinem Rücken herumgetrampelt, der Arme! Manchmal tut er mir echt Leid. Ich wünschte ich könnte ihm helfen.

[...]

Da Vögelchen im Park

Dunkelheit. Nur einige verschwommene Flecken Helligkeit dringen durch die dünne Haut meiner geschlossenen Augenlieder. Die scheinbar immergrünen Blätter über mir rauschen leise in der unendlich erfrischenden Sommerbriese, die sich aber erbarmungslos über uns hällt und der dicken, unverrückbaren Wand aus Luft einige Meter weiter unten - nämlich bei uns auf dem Boden - bloß nicht zu nahe kommt.

Es ist heute ein bisschen zu warm um es perfekt zu nennen und es herrscht absolute Windstille... Zumindest im Bereich des Bodens, wo wir Menschen uns aufhalten. Die Luft wirkt so dick, so greifbar, als könnte man sie vor sich her schieben. Heute Morgen war es noch schön kühl gewesen, aber jetzt?

Rin Yewara und ich sitzen auf unserer Lieblingsbank im Park - wie jeden Tag - und tun was man in unserem Alter eben so tut... Abhängen eben...

Rin wühlt in einer Plastiktüte mit Computer- und Konsolenspielen, die sie sich soeben im Shigima-Kaufhaus gekauft hat, welches direkt hinter der Straße liegt, die nur wenige Meter von uns entfernt an unserer rechten Flanke vorbeiführt. Unsere Lieblingsbank steht zimlich am Rand vom Park. So kann man die Leute gut beobachten, die auf der Straße und die im Park. Außerdem sind wir so nur wenige Meter von allem entfernt, was man als Teenager so benötigt: Pizza und andere gesunde Fressalien, Lemon-Shock Erfrischungsgetränk - auch erhälltlich in den Sorten Erdbeere, Himbeere, Vanille, Banane, Orange und Waldmeister - Eis in hundertundeiner Geschmacksrichtung und kostenlose Videospiele. In allen der drei Elektronikhändlern, die es im Shigima gibt, steht eine Konsole aufgebaut um daran jedes beliebige Spiel zu testen.
 

Die Bäume über und um uns herum spenden erfrischenden Schatten, aber an der so gerade noch zu ertragenden Hitze ändert das nichts. "Man, ist mir warm..." stöhne ich. Doch das war ein Fehler. Rins Hand verharrt urplötzlich bewegungslos in der raschelnden Plastiktüte. Ihr Blick ist gesengt und Haare fallen ihr ins Gesicht, so dass ich es kaum sehen kann. Ein Schauer durchfährt mich, als mir eine erste Vorahnung kommt, was gleich passieren wird. Und tatsächlich schiebt sich ein beängstigend schiefes und unmenschlich breites Grinsen auf ihre Wange und an der Stelle, wo Rins Augen sein müssten, erhalten ihre schmutzigblonden Haare plötzlich einen roten Schein. Panik steigt in mir auf. Plötzlich weht eine leichte Briese um uns her und lässt mich frösteln. Außerdem lässt sie Rins Haare schaurig hin und her schaukeln.

Dann passiert es schließlich: Urplötzlich sitzt Rin auf meinem Schoß und zerrt an meinem T-Shirt. "Lass mich dich vor der Hitze bewahren, Liebster! Ich werde dich abkühlen, und gleich darauf - wenn dir wieder kalt wird - wärme ich dich an meiner Brust!" "Rin! RIIIN!!! Lass mich... Ich will nicht dass... Ahh... Nein, nein, nicht... Nicht da... Ah, Rin nimm die Finger... Ah... Raus da!"

Es gibt nur eine Brust, für die ich mich interessiere. Und - welch Ironie - laufen genau diese beiden wohlgeformten Rundungen gerade einen der Schotterwege des Parks entlang - natürlich führt dieser Wag an unserer Bank vorbei - und die wunderschönen Augen ihrer Besitzerin taxieren Rin und mich mit verstörten Blicken. Taki Sayumi schlendert in göttinengleicher Schönheit an uns vorbei - genau auf dem Schotterweg, der außer von Rin und mir eigendlich von sonst keinem benutzt wird - und starrt uns verwirrt an. Ich kann in diesem Moment nur hoffen, dass Rins leicht zu groß geratene Brüste einmal, aber auch nur einmal etwas gutes bewirken und mich soweit unter sich begraben, dass mein Gesicht nicht mehr zu erkennen ist. Zumindest fühle ich mich so, aber wird Taki mich erkennen? Ich bete dafür, dass nicht.

Wo will sie überhaupt hin? Ins Shigima? Tatsächlich, sie geht hinein. Taki Sayumi geht ins Shigima-Einkaufscenter um dort einzukaufen. Eine Welle der Euphorie durchströmt mich. Ich weiß wo meine angebetete - Taki Sayumi - einkaufen geht. In dem Überschwall an Glücksgefühlen hatte ich ganz vergessen mich zu wehren und plötzlich merke ich, wie die Atemnot von mir Besitz ergreift. Rins Killerbrüste schnüren mir die Luft ab.
 

Fünf Minuten später hat Rin nun endlich gefunden, wo nach sie gesucht hatte: "Ha! Isamu - Superfighter! Das iss es!" ruft sie etwas zu laut und hällt eine kleine, quadratische CD-Hülle hoch, in der sich das Spiel befinden muss. "Boah, Shao, auf dieses Spiel habe ich so endlos lange gewartet!"

"Ähhm... zwei Tage? Du hast den dritten Teil doch gestern erst durchgekriegt!?" "Zwei Tage? Ohhhhhhh..." Sie schmeißt das Spiel von sich, rutscht ruckartig die Bank hinunter - so dass sie jetzt mit dem Rücken halb auf der Sitzfläche liegt - und hällt sich übertrieben dramatisch den Handrücken an die Stirn. "So lange musste ich also verharren? Zwei Tage voller Leiden, Schmerz und... Huh?" Erschrocken ruckt ihr Kopf nach oben und sie sieht verwundert dem weggeschleuderten Spiel hinterher. Dann springt sie blitzartig auf, stemmt sich mit den Füßen an der Banklehne ab und springt in hohem Bogen und mit ausgestreckten Armen ihrem heiligen Spiel hinterher. "...Tooooooooooooooood..." Und kracht einen Meter davor hart auf den Boden, bleibt kurz liegen, zuckt zwei mal, rappelt sich dann aber wieder blitzartig auf und macht einen erneuten Hechtsprung nach dem Spiel. Sie packt es mit ausgestreckten Armen, rollt sich ab und verharrt in der Hocke. Ihr Blick ist paranoid und ruckt wachsam hin und her, auf ihren Lippen liegt ein krankes Grinsen und ihre Augen blitzen. Mit einem spitzen Schrei - der einem durch Mark und Bein fährt - rennt sie in geduckter Haltung davon.
 

Hinter mir ertönt schallendes Gelächter und ich drehe mich erstaunt um. Lachend treten Hiroshi und Makoto zwischen den Bäumen hervor und kommen auf mich zu. "Hi Shao! Na? Hat Rin wieder einen ihrer Anfälle?" lacht Hiroshi. Auch Makoto lächelt belustigt. "Hey Shao!" "Ach, Makoto, Hiroshi, ihr seid's!"

Die beiden sind meine besten Freunde. Egal welches Problem ich habe, sie kennen die Antwort. Ich kann mit allem zu ihnen kommen. Und sie gegenseitig benehmen sich wie zwei Brüder, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Sie sind immer zusammen. Man könnte meinen sie wohnen sogar zusammen, da sie überall zur gleichen Zeit auftauchen und zwar immer locker lässig nebeneinander herschlendernd. Sie ergänzen sich, als könnten sie die Gedanken des anderen lesen und schätzen jede Situation immer genau richtig ein. Ich glaube, es gibt nichts was sie nicht wissen. Man könnte sie als sowas wie weise bezeichnen. Auch ihre Namen scheinen ihnen wie vorherbestimmt: Hiroshi bedeutet grosszügig, und in der Tat ist er die großzügigste Person die ich kenne. Er teilt immer, egal ob er dabei das kleinste Stück, oder vielleicht sogar gar nichts bekommt. Nicht selten gibt er mir Essen aus oder bezahlt für mich die Kinokarte, wenn wir alle zusammen einen Film ansehen wollen. Meistens will ich das gar nicht, aber dann lächelt er mich auf so eine herzerwärmende Art an, dass ich den Mund wieder zuklappe. Er ist wie mein großer Bruder, den ich nie hatte. Und auch Makoto ist wie mein Bruder. Sein Name bedeutet Aufrichtigkeit oder Wahrheit. Und auch er macht seinem Namen alle Ehre: Er sagt immer die Wahrheit. Und wenn er etwas sagt, dann meint er es auch so. Er ist steht's freundlich und kann jemanden sogar seine größten Schwächen aufzeigen, ohne dabei beleidigend zu wirken. Er baut auf und versucht - und schafft es meistens auch - jedem darzulegen, wie er seine Schwächen in Stärken verwandeln kann. Mehr noch als Hiroshi - und das soll was heißen - weiß er auf alles eine Antwort. Und jeder Rat, den er gibt, erweißt sich schließlich als richtig.

Ohne die beiden - Hiroshi Noto und Makoto Hirata - ich wäre wohl hoffnungslos verlohren.

Hiroshi und Makoto setzen sich neben mich auf die Bank. Hiroshi greift sich Rins Tüte und begutachtet die Spiele, die sie sich gekauft hat. Makoto sieht mich freundlich an und bringt den Brocken - der mein Herz erschwert - dazu zu zerbröckeln und sich aufzulösen. In seiner Gegenwart - und in der Hiroshis - fühle ich mich immer so unbeschwert. Sie haben eine besondere Gabe den Menschen all ihre Spannungen zu lösen.

"Na, Shao, wie geht's? Rin hat's immer noch nicht geschafft dich zu erobern?" sagt er sanft. Ich lache. "Nein... Aber meinen Rücken konnte sie heute Morgen brechen." Wir lachen. Die beiden sind leider nicht in meiner Klasse. Das würde die Schule um so leichter machen. Sie sind eine Klasse über mir.

"Sag mal..." Sein Blick ziehlt leicht an mir vorbei und verliert sich scheinbar in der Ferne. Dann nickt er in meine Richtung, aber er meint nicht mich. "Du magst sie, oder?" Ruckartig drehe ich mich um. Taki. Göttinengleich kommt sie auf uns zugeschwebt. Oder besser gesagt in unsere Richtung, denn sie schwebt den Schotterweg zurück nach Hause und kommt deshalb unweigerlich an uns vorbei. "I-ich?" stammel ich nervös und starre mit leerem Blick auf ihre zarten Gesichtszüge. Sie lächelt und beobachtet im Laufen zwei Vögel, die auf einem Baum sitzen und herumzwitschern. Sie trägt einen gefüllten Einkaufskorp.

"Warum sprichst du sie nicht einfach an? Sie hat keine Ahnung, dass du sie magst, oder?" Makoto lächelt wissend als ich ihn verdutzt ansehe. "S-sie ansprechen? Wa-was soll ich denn sagen?" "Sag ihr hallo! Lass sie wissen, dass du die Vögel auch sehr schön findest! Verwickel sie in ein Gespräch." "Aber ich..." Zu spät. "Hi Taki!" Makato hat bereits gerufen. Neugierig lässt sie von den Vögelchen ab und sieht Makoto interessiert an. Hiroshi beobachtet uns aus dem Augenwinkel und ist nur scheinbar auf Rins Spiele konzentriert. Makoto spricht weiter: "Du bist doch Taki, oder? Ich bin eine Stufe über dir. Shao hier ist in deiner Klasse, nicht? Er hat uns erzählt wie gut du zeichnen kannst."

Oh ja, ich hatte in einer meiner Schwärmattacken erzählt, wie abgöttisch ich in ihre Zeichenkunst vernarrt bin. Sie kann alles! "Ich brauche noch ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund. Meinst du, du könntest mir einen schönen Garten zeichnen? Er liebt Pflanzen." "Ja klar!" Sie lächelt und wirkt aufrichtig interessiert. Makoto gibt mir einen leichten stoß in die Seite und ich springe erschrocken auf: "Da-Vögel-toll!" stammel ich. Der Schweiß läuft mir in Strömen herab. Besorgt versieht mich Taki mit ihrem Blick. "Shao? Geht's dir nicht gut? Du schwitzt ja fürchterlich." Sie legt mir eine Hand auf die Stirn. "Man Shao, du bist ja ganz heiß... Du kochst ja! Mensch Shao, du musst sofort nach Hause! Du gehörst ins Bett, sonst bekommst du noch einen Hitzeschlag. Deine Temperatur muss sofort runter!" Natürlich habe ich einen heißen Kopf, denke ich. Immerhin lässt du mein gesammtes Blut in meinen Kopf rasen. Ich muss wie eine Tomate aussehen...

"Makoto!" meint sie weiter, ihr Tonfall ist energisch und ihre Stirn in Falten gelegt. Sie macht sich wahrhaftig Sorgen um mich. Mein Herz macht einen Hüpfer. "Makoto, könnt ihr ihn schnell nach Hause bringen? Ich würd es ja machen, aber ich muss selber schnell weg. Eine Freundin sitzt in der Patsche." Sie deutet auf ihren Einkaufskorp. "Sie soll heute Kochen und ihre Eltern schimpfen mit ihr, wenn sie es nicht schafft... Sie kann nicht kochen!"

Makoto sieht mich einen kurzen Augenblick lang entschuldigend an. Er will mir helfen, aber nicht auf die Kosten von Takis Freundin. Dann sieht er wieder Taki an: "Na klar, wir gehen sofort los." "Danke!" meint Taki ehrlich und - viel wichtiger - erleichtert. Erleichtert, dass man sich um mich kümmert. Das es mir bald besser geht. "Gut, ich muss dann los! Tschüss Makoto, Hiroshi..." der grunzt nur und lässt sich seine Aufmerksamkeit nicht anmerken. Dann legt Taki mir eine Hand auf meine Wange. "...Tschüss Shao! Erhol dich gut, hörst du! Bis Morgen!" Ich schlucke schwer. "Hmmmmmjaaa..." Und schon hat sie kehrtgemacht und joggt den Weg weiter um sofort hinter der nächsten Biegung zu verschwinden.

Sofort lässt Hiroshi das Spiel fallen und lacht mich aus. "Da-Vögel-toll..." äfft er mich nach. "Soll das alles gewesen sein?" "Ach lass ihn!" meint Makoto. "Für den Anfang war das... Okay. Du warst überrumpelt. Das nächste mal musst du dich besser darauf vorbereiten!" "Ahhhh" seuftzt Hiroshi. "Shao, shao. Ich sag dir, du schaffst das schon! Du bist ein klasse Kerl und nur das zählt! Taki muss das irgendwann merken."
 

Trotz der offensichtlichen Niederlage bin ich überglücklich. Und als ich mich auf die Bank zurücksinken lasse, grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Taki macht sich Sorgen um mich. Taki hat mich berührt. An der Stirn. Und an der Wange, sie hat meine Wange gestreichelt. Waschen ist in nächster Zeit nicht mehr.
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

[...]

Achja, im Park war heute noch was komisches. Erst habe ich einen armen Jungen gesehen, der von den ... eines wildgewordenen Mädchens fast erstickt wurde. Der arme Kerl hatte Ähnlichkeit mit Shao Tikayama, aber er kann es nicht gewesen sein. Immerhin weiß ich, dass er jeden Tag mit Yewara aus unserer Klasse abhängt.

Und etwas später, ich glaube es war sogar die selbe Bank, habe ich Shao dann wirklich getroffen, zusammen mit diesen beiden Jungs aus der Oberstufe. Hiroshi Noto und Makoto Hirata. Ach Makoto ist so süß! Um ehrlich zu sein er sieht echt gut aus und ist immer so freundlich. Er hat mich gefragt, ob ich einen Garten für einen Freund von ihm zeichne. Morgen spreche ich ihn nocheinmal darauf an.

Naja, Shao sah aber gar nicht gut aus. Er hatte hohes Fieber und schien Schwierigkeiten beim Sprechen zu haben. Hoffentlich geht es ihm Morgen besser. Naja, in der Schule werde ich es ja sehen.

[…]

Yewara No-Go!

Sanftes, ruhiges Plätschern. Hell und angenehm. In regelmäßigen Abständen das hohle Klingen des Bambusrohres, welches sich - zur Gänze gefüllt mit Wasser - neigt, auf den kleinen Stein schlägt und seinen fluiden Inhalt in die Fülle des Teiches entlässt. Kleine Koys schwimmen darin, vor wenigen Wochen erst gekauft. Schatten. Das Rauschen der Bäume untermalt das Plätschern des künstlich angelegten Baches. Zikaden vollenden die alltägliche Geräuschkulisse unseres Gartens, den mein Großvater in seiner Jugend angelegt und schließlich an meinen Vater weitergegeben hat. Seit damals wurde er stehts erweitert und verschönert. Die Würze liegt im Deteil und genau darauf legen beide Männer - alt und jung - enormen Wert.
 

"...das es sich dabei um ein ungewöhnliches Naturphänomen handelt, was wohl auf die langanhaltende Hitze zurückzuführen ist. Experten reden von einem 'interessanten Jux der Natur', versichern aber die Ungefährlichkeit und raten nur..."

Wir saßen bei mir auf der Terasse - Rin Yewara, Hiroshi Noto, Makoto Hirata und ich - und genossen die angenehme Kühle des Schattens. Mein Opa war damals so klever gewesen die Terasse mit einem Überdach im altehrwürdigen Pagodenstil auszustatten. Darüberhinaus hatte mein Vater später Ventilatoren angebracht und diese hinter hübschen, kleinen Häuschen verborgen, die wie die Schreine der Shinto-Götter aussahen. Die Luft, die durch ein ausgeklügeltes System kaltgehalten wird, welches ich nicht verstehe, strömt so durch die Türöffnungen der Häuschen.

Im Hintergrund laufen die Nachrichten im Fernsehen, während wir etwas entspannen. Rin leckt eifrig, fast gierig an einem Eis herum, was sie von mir erbettelt hat. Hiroshi und Makoto sitzen konzentriert über eine Patie Go gebeugt und lachen von Zeit zu zeit über den ein oder anderen Zug. Und ich verzweifele an meinen Hausaufgaben.

"Ahhh ich werde das nie verstehen!" Mathe. Warum muss es immer Mathe sein?

Makoto hebt den Kopf und sieht mich amüsiert an. "Du musst es hoch zwei nehmen!"

"Ich hab es schon hoch zwei genommen! Ich hab's sogar schon zum Quadrat genommen!" Hiroshi bricht in schallendes Gelächter aus. "Das ist das selbe, du Idiot!" "Oh..." entfährt es mir und mein Gesicht fängt unangenehm an zu prickeln. Makotos Lächeln wird breiter und nimmt einen warmen Ausdruck an. "Einmal reicht, Shao. Sieh mal, du nimmst das hier zum Quadrat..." Er deutet mit dem Finger auf einen Teil der vermaledeiten Formel "...und dann rechnest du den Rest aus. Und vom Ergebnis ziehst du dann die Wurzel. Fertig!"

"Das ist alles?" Makoto lacht kurz auf. "Das ist alles!"

"Boa Shao!" Rin hat es geschafft sich von ihrem Eis loszureißen. "So schwer ist das doch nicht! Aber sei unbesorgt! Ich gebe dir später Nachhilfe, wenn Makoto und Hiroshi weg sind. Nur wir zwei. Und wenn du es verstanden hast, dann werden wir uns unserer Liebe ergeben und dein Bett wird zum Nest unserer Leidenschaft werden! Mein Körper wird ganz dein sein - mein Geliebter - und dein Körper wird..."

"Baaaaaaarrrriiiiiinnnn!!! Ich will das gar nicht hör'n!" Makoto und Hiroshi brechen in Gelächter aus. Sie lassen sich in den Gartenstühlen zurückfallen, halten sich die Bäuche und wischen sich die tränennassen Augen.

"Und überhaupt, was ist eigendlich mit deinen Hausaufgaben?"

"Ich... Die..." Sie stockt in ihrer inbrünstigen Rede und starrt mich überrascht an. Wie sie da so sitzt - mit halb offenem Mund - kann man ihr förmlich ansehen, wie die kleinen, verstaubten Zahnrädchen hinter ihren Schläfen rattern und ihr Gehirn zu Schwerstarbeit antreiben. Ein seltenes Phänomen, dass ihr Gehirn überhaupt aus dem Pyjama schlüpfen und sich in Arbeitsklamotten werfen muss.

"...noch ungeklärt. In dem Haus befanden sich zur Zeit des Brandes noch zwei Mädchen im Alter von fünfzehn Jahren. Spezialisten der örtlichen Feuerwehr sagten aus, dass die Mädchen womöglich die Verursacher des Brandherdes waren, da das Feuer wahrscheinlich in der Küche ausbrach. Aussagen der Kinder konnten zum jetzigen Zeitpunkt auf Grund von teils schweren Verletzungen noch nicht..."

KLICK! Die Zahnräder stoppen.

"Oh mein Gelieeeeebter!" Mit voller Wucht und ausgebreiteten Armen wirft sie sich auf mich. Ihr Eis plumst dabei auf den Tisch um den wir sitzen und bringt ihm so einen matschigen Fleck bei.

"Die Schulaufgaben werde ich heute Abend erleeeeedigen", trillert sie mit dramatischer Stimme. "Gleich nachdem wir unserer Liebe Ausdruck verliehen und unsere Säfte..."

"DAS REICHT! ICH WILL DAS NICHT HÖR'N! DAS IST JA EKELIG!!! Und als ob du überhaupt irgendwas tun würdest, was mit Arbeit verbunden ist. Du wirst sie morgen wieder von mir abschreiben. Kein Wunder das du sitzengeblieben bist!"

Dann passiert es wieder. Sie erdrückt mich mit ihren viel zu großen Brüsten. Und Hiroshi und Makoto können sich vor Lachen nicht mehr halten.

"Shaaaaoooooo! Spühre meine Lieeebeeeee!"

"Aaaahhhhhhhhhhhhhhhh"

"...erneut verschwunden. Zusammen mit den neusten Ereignissen in Kanagawa belaufen sich die Fälle nun auf mehr als dreißig. Auch der Sprecher der Präfekturpolizei Kantō schließt nun einen Zusammenhang der Ereignisse nicht länger aus. Über die weitere Entwicklung halten wir Sie natürlich auf dem Laufenden! Und nun Musik: Utada Hikaru mit ihrem alten Hit 'Prisoner Of Love'."
 

In der Dunkelheit meines Zimmers sitze ich ruhig da und starre aus dem Fenster. Voller Ungeduld grübele ich darüber nach, warum Taki nicht wie jeden Abend in ihrem hell erleuchteten Zimmer an ihrem Schreibtisch sitzt und in ihr Tagebuch schriebt. Voller Unbehagen starre ich in die schwarze Leere hinter ihrer Fensterscheibe.

Gerade will ich aufstehen und mich ins Bett legen, da strahlen plötzlich die Lampen auf der anderen Seite der kleinen Schlucht auf, die unsere beiden Häuser voneinander trennt. Takis Mutter kommt in das Zimmer meiner einzigen Liebe gestürmt und durchquärt es mit wenigen Schritten, als wolle sie durch das Fenster direkt auf mich zuspringen. Unwillkürlich zucke ich zusammen. Irgendjemand betritt hinter ihr den Raum, aber wer es ist kann ich nicht erkennen. Der Größe nach zu ordnen wird es wohl Takis Vater sein. Doch gerade als sich die Gestalt auf Takis Bett zubewegt ergreift Takis Mutter die gelben Vorhänge und reißt sie mit einem Ruck zu. Ihr Schatten verschwindet kurz darauf. Dann passiert nichts mehr. Einige Zeit verstreift, in der ich es nicht wage mich zu rühren oder gar den Blick abzuwenden. Schließlich erlischt das Licht hinter den Vorhängen und ich starre erneut in die Finsternis. Aus meiner Finsternis in die ihre.
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

[...]

Später war ich dann wie vereinbart bei meiner Freundin Jiko zuhause und hab mit ihr gekocht. Das war lustig. Allerdings war es auch ein ganz schönes Chaos. Jiko ist eine einzige Katastrophe, lässt alles anbrennen, schmeißt versehentlich alles auf den Boden und tut sich permanent weh. Kein wunder, dass ihre Eltern ihr nichts zutrauen. Aber dass ihre Mutter sie zu Hausarbeiten zwingt die noch viel zu schwer für sie sind, nur damit sie es endlich lernt, finde ich auch eine echt harte Erziehungsmaßnahme. Naja, ich hab ihr versprochen, dass ich ihr helfe wo ich kann, so wie heute beim Kochen.
 

Heute war ein schöner Tag!
 

So, gute Nacht!

In Liebe,

Taki

Nur wegen der Liebe

Es ist angenehm kühl, aber man spührt jetzt schon, dass der Tag wieder sehr heiß und vermutlich eben so schwül werden wird. Die Sonne ragt nur knapp über den Häusern empor und die zahlreichen Vögel begrüßen den Morgen.

"Na gut. Also los!" sage ich mir selbst um mich zu ermutigen. "Heute werde ich sie überlisten!"

Ich bewege mich nervös auf den Hintereingang unserer Schule zu und fühle mich dabei wie ein Einbrecher. Mit Schwung presse ich meinen Körper gegen die linke Seite der Flügeltür. Rumps! Sie ist verschlossen. Na super... denke ich. Dann zucke ich heftig zusammen, als urplötzlich ein kleiner Junge aus der Unterstufe neben mir auftaucht und den Griff der Tür umfasst. "Boa, ziehen Junge!" Und promt schwingt die Tür auf, als der Junge am Griff zieht. Ich werde rot. "Oh... Ja... Danke..." Doch er ist schon im nächsten Gang verschwunden.

Peinlich berührt betrete auch ich das Schulgebäude und bewege mich leicht gebeugt vorwärts. Und tatsächlich sehe ich Yewara. Ha! Ich muss gegen das Grinsen ankämpfen - das sich auf meine Lippen schleicht - was mir aber nicht so ganz gelingt. Da kauert sie hochkonzentriert hinter einer Säule - oder von mir aus gesehen: Vor einer Säule - und starrt von mir weg zum Haupteingang, voller Erwartung meiner Ankunft. Aber ich bin bereits da! Und schon bin ich in den Gang eingebogen, der zu unserer Klasse führt. Da wird ihr auch ihr Holzschwert nicht weiterhelfen, welches sie kampfbereit im Anschlag hat aber heute nicht benutzen wird! Mein Grinsen wird breiter.

Nach ein paar Metern habe ich den Hauptkorridor weit gnug hinter mir gelassen, um aufatmen zu können. Genial! Aber öfter wird mir das wohl nicht gelingen. Früher oder später wird sie dahintersteigen und dann...

Als ich den Klassenraum betrete ist mein Grinsen so breit, dass ich wohl wirken muss wie das sprichwörtliche Honigkuchenpferd.

"Guten Morgen!" sage ich fröhlich in das bunte Treiben des Klassenzimmers. Keiner antwortet. Alle sind sie vertieft in Gespräche und Neckerein, doch keiner bemerkt mich. Etwas verärgert sage ich noch einmal, diesmal lauter: "Guten Morgen!"

Dann sehen ein paar Leute zu mir und erstarren bei meinem Anblick. Immer mehr meiner Klassenkammeraden bemerken mich nun und halten in ihren Gesprächen inne. Es wird auf einmal sehr still in der Klasse. Nur eine Grille hüpft durchs Fenster herein, zirpt einmal und hüpft dann durch den Raum zur Tür hinaus auf den Flur. Alle folgen ihr hypnotisch mit den Augen.

Dann bricht der Tumult los. Ein Großteil der Klasse stürzt sich auf mich:

"Geht es dir gut?" "Wo ist Yewara?" "Ist sie krank?" "Hast du endlich mit ihr geschlafen?"

"Was? Nein! Ich bin ihr entwischt!" Voller Stolz verkünde ich diese frohe Botschaft. Das Zimmer erbebt förmlich unter den Jubelschreien, die mir entgegentönen. Mit geschwellter Brust und stolzem Grinsen nehme ich die Begeisterung der Anderen in mir auf. Dann suche ich die Menge nach einem bestimmten Gesicht ab. Sie ist nicht dabei. Etwas enttäuscht lasse ich den Blick zu ihrem Platz wandern. Auch da ist sie nicht. Ich durchstreife mit meinem Blick das gesammte Klassenzimmer, aber Taki ist nicht da. Meine Schultern sacken ab. Alles umsonst.

Hinter mir schlittert Yewara um die Ecke und bleibt verblüfft stehen, als sie mich entdeckt. Als sie langsam zu verstehen beginnt, sacken auch ihre Schultern ab und ihr Gesicht bekommt eine bedröppelte Note. Fast zeitgleich senkt sie ihr Haupt, sodass ihr Gesicht durch ihren Haarschopf verdeckt wird. Ich achte gar nicht darauf da ich vielmehr darauf bedacht bin Taki vielleicht durch die Fenster erspähen zu können, da sie womöglich verschlafen hat oder aus einem anderen Grund zu spät ist. Erst als Yewara direkt vor mir steht, bemerke ich sie. "Uaaahhh, Ri-ähhh-Yewara!" Erschrocken hopse ich wenige Zentimeter von ihr weg stoße mir meine Wange an einem sehr harten Hindernis an. "Ahhhhhh, was..."

Mir schießen Tränen in die Augen und ich lege meine Hand schützend über die betroffene Wange, während ich nach dem Auslöser des Schmerzes suche. Meine ganze linke Gesichtshälfte pocht so sehr, dass es mir für kurze Zeit das Atmen erschwert. Schließlich mache ich Ywaras erhobene Hand aus und mir wird bewusst, dass sie mir eine schallende Ohrfeige verpasst hat. Kurz brause ich wütend auf und mir springen die Wörter fast von der Zunge, mit denen ich ihr meine Meinung geigen will, aber dann bemerke ich ihre Hatung und den gesenkten Kopf. Schnell beruhige ich mich und die Wut verwandelt sich in Sorge. "Ye-yewara... Alles in Ordnung?" "Das war gemein!" Ihre Stimme bebt. Als sie den Kopf hebt liegen Zorn und Frustration in ihren Augen. Außerdem wirken ihre Augen unnormal glasig, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. "Du bist nicht den normalen Weg gegangen. Das war unfair!" Dann sakt ihr Kinn wieder bis auf ihe Brust und der schmutziggelbe Haarschopf verdeckt erneut jede Mimik. Als sie nun wieder zu sprechen beginnt, verliehrt sich ihre Stimme fast und ist nur noch sehr schwer zu verstehen. "Also gut... Du hast gewonnen! Ich werde dich nicht weiter belästigen." Ich bin völlig baff über diese Reaktion. "Yewara... Ich..." Dann zuckt ihr Kopf urplötzlich wieder nach oben und offenbart ein strahlendes Grinsen, fast schon übertrieben. "So! Du wirst jetzt schön für mich aufpassen und mir alles mitschreiben, ja!?" Sie schubst mich auf den nächsten Stuhl. "Und ich geh jetzt erst mal Mathe lernen. Hi!" Und nachdem sie zum Abschluss ihr Grinsen nocheinmal verbreitert, stürmt sie nun zur Tür hinaus und dann links um die Ecke in Richtung Hauptkorridor und Einganshalle.

Mathe lernen?, denke ich verwirrt. Für sie mitschreiben? Ich hatte noch nie etwas für sie mitschreiben sollen. Wofür auch. Sie tut ja doch nie etwas für die Schule. Irgendwie beängstigt mich das. Aber ehe ich darüber nachdenken kann, senkt sich ein bedrohlicher Schatten über mich.

"Ey! Das ist mein Platz!" Eine unheimlich tiefe Stimme schallt von oben herab auf mich nieder und entpuppt sich - sobald ich nach oben schaue - als der dicke Hiroki.

"He-hey, Masaschima! Tut mir Leid!" Hastig stehe ich auf und ziehe ihm höflich den Stuhl zurecht. "Hier, setz dich!"

Hiroki Masaschima beäugt mich skeptisch und setzt sich dann auf den für ihn viel zu kleinen Stuhl.

Hiroki ist die Respektsperson in unserer Klasse. Sein Name bedeutet großer Baum und so dick wie er ist, so riesig und bedrohlich wirkt er auch auf jeden in der Klasse. Nur Taki traut sich an ihn heran. Ich bewundere sie so sehr. Sie ist auch die einzige, die es schafft ihm ein paar Wörter zu entlocken, denn normalerweise sagt er nie ein Wort, wenn es nicht umbedingt sein muss. Er ist unglaublich stark und hat im Sportunterricht schon einmal einen Kasten zertrümmert, weil er darüber hüpfen sollte. Nicht aus blinder Wut, er hat sich einfach darauf abgestützt. Und bei den Turnübungen hat er versehentlich einen Medizinball mit dem Fuß angestubst, der vor ihm herrollte. Die Turnhalle war danach für zwei Wochen gesperrt um das Loch in der Wand zu reparieren und Hiroki wurde seit jenem Tage vom Sportunterricht befreit. Jeder in der Klasse weiß, dass man Hiroki besser nicht verärgert. Er könnte einem den Schädel mit dem kleinen Finger zerdrücken... Oder schlimmer noch, sich auf einen draufsetzen. Deshalb gehen ihm lieber alle aus dem Weg. Und ihm scheint das auch lieber zu sein.

Ich atme innerlich auf, als endlich der Lehrer den Klassenraum betritt und mich von dieser unangenehmen Situation befreit. Sofort brechen die kleinen Grüppchen auf und jeder Schüler begibt sich rasch auf seinen oder ihren Platz. So stelle auch ich mich aufrecht hinter meinen Tisch und begrüße zusammen mit den Anderen den Lehrer:

"Guten Morgen, Herr Yomota!", rufen wir wie im Chor. "Guten Morgen!", kommt von unserem Klassenlehrer die Antwort.

"Bevor wir beginnen, habe ich euch heute zwei Dinge mitzuteilen.

Erstens: Im Zuge des Schulfestes hat der Schulleiter alle Klassen angehalten, einen Beitrag zu leisten und beispielsweise etwas vorzuführen, oder dem Fest auf andere Art und Weise dienlich zu sein. Yukosama? Dir als Klassensprecherin übertrage ich hiermit die Aufgabe zusammen mit der Klasse einen Plan auszuarbeiten und diesen mir schnellstmöglich vorzulegen."

"Jawohl, Herr Yomota!" Yuko Yukosama verbeugt sich leicht und verschmelzt dann wieder mit der Schülermasse.

"Zweitens muss ich euch leider mitteilen, dass Taki Sayumi gestern einem Hausbrand zum Opfer gefallen ist und den gesamten gestrigen Nachmittag im Krankenhaus verbringen musste."

"WAAAAAAAAAS?" Alle starren den Lehrer mit offenem Mund an. Horrorvisionen explodieren in meinem Kopf. Taki blutverschmiert. Taki mit leblosen Augen. Taki mit schwarz verkohlten Armen und rechter Gesichtshälfte. Wie schrecklich!

"Aber macht euch bitte keine Sorgen...", beschwichtigt Herr Yomota. "Ihr geht es schon wieder recht gut. Sie ist seit gestern Abend bereits wieder zu Hause und kurriert sich aus. Sie kann zwar noch nicht in die Schule kommen, aber sie wird wieder vollkommen genesen. Ihre Brantwunden sind im Moment noch in Behandlung, jedoch wird ihre Haut wieder heilen und zwar ohne Narben. Sie hatte mächtig Glück."

Ein gewaltiger Stein fällt mir vom Herzen. Doch dann erblasse ich:

"tikayama, könntest du ihr die Hausaufgaben vorbeibringen, bitte? Du wohnst ja direkt nebenan."

Schock. "Wa-was, ich?... J-ja, ich denke schon..."

"Danke! Kommen wir nun zum..."
 

In dieser Stunde passe ich überhaupt nicht auf. Zwischendrch versuche ich es immer wieder, aber meine Gedanken rutschen letztendlich doch wieder zu Taki ab. Die arme Taki... Taki...
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

Liebes Tagebuch,

heute war ich nicht in der Schule. Mir geht's nicht so gut. Meine Haut tut mir weh, überall am ganzen Körper. Es zieht und brennt und juckt und am liebsten möchte ich mir die Bandagen abreißen und mich von oben bis unten abrubbeln. Aber der Arzt sagt, es ist gut wenn es juckt. Das würde bedeuten, dass die Haut bereits nachwächst und heilt. Nur mache ich mir Sorgen dass ich in der Schule zu viel verpasse. Und was ist mit dem Schulfest? Nun kann ich gar nicht bei den Vorbereitungen helfen.

[...]

In der Höhle des großen Glanzes

Helle Wände, hohe Decken, ein lichtdurchfluteter Flur. An den Wänden Bilder von Pfirsichen, Winkekatzen und Shintohäuschen. Es riecht nach frischem Tee und Zündelhölzchen. Irgendwo wummert dumpfer Bass hinter einer verschlossenen Tür, der so gar nicht zu der stilvolle Einrichtung passt.
 

Ich komme an einem breiten Babylächeln vorbei - pausbäckig, mit einem einzelnen winzigen Milchzahn - ein großes Portraitfoto mit einem breiten Zedernholzrahmen, vielleicht von IHR.

Ich spüre wie jemand hinter mich tritt. "War sie nicht ein süßes Kind? Ein wahrer Wonneproppen. Ich weiß, das sagen vermutlich alle Mütter, aber sie war wirklich das hübscheste kleine Baby der ganzen Welt." Und das ist sie noch!, füge ich in Gedanken hinzu. Takis Mutter gestattet sich einen langen Seuftzer. Dann betrachten wir stillschweigend die strahlende Taki an der Wand, die kleinen Fäustchen um eine himmelblaue Schmusedecke geballt. "Sie ist bei der Geburt beinahe gestorben. Hat sie das je erzählt?" Ich denke nach, glaube dass sie es nie erzählt hat, komme jedoch nicht zu einer Antwort. "Sie wollte einfach nicht atmen... Einfach nicht anfangen zu atmen. Die Hebamme gab ihr einen Klaps auf den Po um sie zu erschrecken, aber sie lag nur da - winzig klein und schwach und wehrlos - in den riesigen Händen des Arztes, als schliefe sie nur."

Wieder betrachten wir schweigend das große Bild, ganz in Eintracht. Ich fühle mich ruhig und friedlich, und das nur, weil ich Takis Lächeln sehe.

"Was... Was ist passiert? Wieso hat sie schließlich doch geatmet?"

"Oh, sie wurde in einen Brutkasten gelegt und künstlich beatmet. Und irgendwann öffnete sie dann die Augen - ganz langsam - und sah mich und ihren Vater an. Dann lachte sie. Ganz plötzlich und unvermittelt. Ab da konnte sie selbst atmen."

Unwillkürlich muss ich lächeln. Auf einmal bemerke ich, dass ich meine Finger ausgestreckt und das Bild berühre, als würde ich dem kleinen Baby darauf über die Wange streicheln.

"Nun, du willst sicher zu ihr hoch. Schließlich kommst du direkt von der Schule und warst noch gar nicht bei dir selbst zuhause. Danke nochmal, dass du so lieb bist und ihr die Hausaufgaben vorbeibringst."

Hastig lasse ich vom Portrait ab und spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. "Ach, das..."

Frau Sayumi lächelt mütterlich. "Na dann..." Sie öffnet die gläserne Tür zum Treppenaufgang und bedeutet mir nun selbstständig vorranzuschreiten. "Es ist das erste Zimmer auf der rechten Seite."

Lächelnd verbeuge ich mich kurz und mache mich dann auf den Aufstieg. Hinter mir schließt sich die Tür wieder. Plötzlich fühle ich mich gar nicht mehr ruhig und friedlich. In meinem Hals bildet sich ein Klos und ich habe auf einmal Angst, die Türschwelle zu Takis Zimmer zu überschreiten. Vor dem, was mich dort erwartet.

Stufe für Stufe zwinge ich mich weiter. Das Basswummern wird langsam lauter, es kommt von jenseits des oberen Treppenabsatzes. Als ich oben bin, stehe ich in einem kleinen, leeren Raum im Zentrum des Hauses, von dem mehrere Türen abzweigen. Rechts von mir sind es zwei. In das dumpfe Wummern mischt sich nun noch eine Stimme, die durch die hintere Tür jedoch ebenso dumpf und unverständlich klingt wie die Musik. Jemand singt zu einem rockigen Popsong. Jemand junges weibliches. Vermutlich Takis kleine Schwester.

Ich entscheide mich für die vordere Tür und klopfe zaghaft an. Einen Moment gar nichts, dann eine heisere Stimme: "J-Ja?"

Ich atme durch und öffne langsam die Tür.

Drinnen liegt eine müde wirkende Taki in ihrem mit Schafsbettwäsche bezogenen Bett - bis zum Kinn unter der dicken Decke verborgen - und schaut neugierig zur Tür. "Shao!?" sagt sie verwundert und mit schwacher Stimme. Dann lächelt sie. Und die Sonne geht auf, mein Herz rast, meine Mundwinkel rutschen gegen meinen Willen bis an meine Ohrläppchen. "Hi... Taki..."

Ihr Lächeln wird eine Spur schelmisch. "Na komm schon rein! Komm, setz dich zu mir!"

Verlegen schließe ich die Tür hinter mir und stapfe unsicher in den Raum hinein. Takis blick ruht freundlich lächelnd auf mir, was ich nur all zu deutlich spühre. Nach kurzem Zögern ziehe ich mir Takis Schreibtischstuhl heran. Takis Schreibtisch! zischt es mir durch die Gedanken. An diesem Tisch sitzt sie jeden Abend und schreibt in ihr Tagebuch... Und jeden Abend beobachte ich sie dabei. Suchend fährt mein Blick über die hölzerne Oberfläche des Möbelstücks, über die blassrosane Schreibtischauflage. Und tatsächlich liegt dort - eingerahmt von einer Schreibtischlampe und einem Schreibstiftbehälter - ein kleines, unscheinbares Büchlein mit blauem Stoffeinband und flachem Relief, welches Takis Namen offenbart. Das Buch ist persönlich auf sie zugeschnitten. Vielleicht war es ein Geschenk.

Hastig wende ich meinen Blick ab und schiebe den mit fünf Rollen bewehrten Stuhl an Takis Bett. Als ich mich ungelenk darauf niederlasse, ist mir plötzlich sehr intensiev bewusst, dass es der Stuhl ist, auf dem Taki jeden Abend sitzt. Unauffällig berühre ich mit meiner linken Hand die Sitzfläche und mich durchläuft ein Schaudern, was ich nicht als an- oder unangenehm werten kann.

"Wie war es in der Schule?" reißt Taki mich aus meinen Gedanken. Ich stutze. "Ähm... Was? Schule?"

Sie öffnet den Mund zu einem Lachen, verzieht aber nur die Mundwinkel und presst die Augen zusammen. Was aus ihrem mund kommt ist ein unartikulierter, halb erstickter Laut, aber sicher kein Lachen.

Mir bildet sich ein Knoten in der Brust und ich rutsche vom Stuhl - bis ich nur noch auf der vordersten Kante sitze - um Taki näher zu kommen. "Taki, was... Alles in..." dabei rutscht der Stuhl durch den Druck weiter nach hinten und ich plumpse ungewollt auf den Boden vor Takis Bett. Gleichzeitig greife ich nach Takis Händen, die unter der Bettdecke hervorluken, ohne es selbst zu merken.

Wortlos stammle ich vor mich hin, während mir die richtigen Worte einfach nicht einfallen wollen. Takis Züge glätten sich derweil wieder und sie sieht mit großen Augen zu mir auf. Diese riesigen grünen Augen... Wie geschlagen halte ich in meinem Gestammel inne, meine Schultern sacken kraftlos herab und mir entfährt ein kurzes, seufzendes "Oh..."

Daraufhin breiten sich ihre Lippen erneut zu einem herzzerreißenden Lächeln aus und um ihre Augen herum entstehen kleine Lachfältchen.

"Shao, ganz ruhig. Mir geht es gut!" Ihre Stimme ist leise, aber fest. "Ich hab' nur am Bauch noch einen Verband, weil mich dort durch die Explosion irgendwas hart getroffen hat. Es ist nicht weiter schlimm, es heilt ja schon. Nur wenn ich lache, tut es noch manchmal weh."

"Oh", sage ich wieder. Taki lacht, lieblich und kurz, diesmal scheinbar ohne Schmerzen. "Ja... Aber mach dir bitte keine Sorgen! Der Arzt sagt, wenn alles gut heilt, kann ich in einer Woche schon wieder zur Schule kommen. Siehst du!?"

Sie streckt ihre Arme unter der Decke hervor - während ich noch immer meine Hände schützend um die ihren halte - und offenbart so eine Reihe von Pflastern und Verbänden, die an mehreren Stellen um ihre Unterarme gewickelt sind. Die Haut dazwischen ist unversehrt, wenn auch etwas gerötet. Etwas in mir zieht sich zusammen, während sich gleichzeitig etwas in mir entspannt. Ich weiß wohl selber nicht, ob ich dieses Bild nun als gut oder schlimm auffassen soll. Dann fallen mir meine Hände wieder ein und ich ziehe sie hastig zurück. Sofort komme ich mir blöd vor. Unsicher was ich mit meinen Händen nun anstellen soll, lege ich sie einfach in meinen Schoß, wo sie mir aber auch nutzlos und fehl am Platze vor kommen. Kurz wünsche ich mir, ich hätte gar keine Hände, die mir nur nutzlos im Weg rum liegen.

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Taki etwas bedröppelt meine Hände anstarrt. Bestimmt fragt sie sich, warum ich ihre Hände überhaupt berührt habe. Bestimmt ekelt sie sich davor, von mir angefasst zu werden. Am liebsten möchte ich mich verabschieden und auf der Stelle gehen. Oder noch besser, in ihrem Zimmerboden versinken und im Erdgeschoss wieder auftauchen. Dann habe ich es näher zur Tür.

Doch dann bemerkt sie meinen Blick und beginnt wieder zu lächeln. Etwas verlegen versteckt sie ihre Arme und Hände unter der mit grasenden Schäfchen bestickten Bettdecke.

"Und? Wie war es nun in der Schule? Habt ihr mich vermisst?" meint sie scherzhaft. Kurz darauf friert ihr Lächeln ein wenig ein und ihre Augen richten sich gen Fußende des Bettes. Offensichtlich bereut sie ihren letzten Satz. Innerlich juble ich für diese Chance.

"J-ja! W-wir vermissen dich wirklich!" Takis Augen zucken wieder hoch und fixieren neugierig mein Gesicht. Ihr Lächeln zeigt Unsicherheit.

"Als Herr Yomota uns allen gesagt hat, was dir passiert ist, da waren wir alle völlig schockiert." Umständlich rutsche ich auf die Knie und richte mich gerade auf. "Taki Sayumi, im Namen der 10. Klasse der Shigeru-Takeshi-Schule wünsche ich dir eine gute Besserung!" Danach verbeuge ich mich und warte darauf, dass Taki meine Botschaft akzeptiert.

Taki schweigt. Dann fängt sie an zu lachen und berührt mich am Kopf, so als würde sie mir die Hand auflegen. "Vielen Dank, Shao! Das ist lieb von euch."

Erleichtert richte ich mich wieder auf und sehe sie an. Sie lächelt. Mein Herz scheint erneut zu zerfließen und unwillkürlich muss ich auch anfangen zu lächeln.

Irgendwann bemerke ich dass wir uns nun schon eine ganze weile angegrinst haben und mir schießt das Blut in den Kopf. Ich Idiot, denke ich. Sie wartet bestimmt darauf, dass ich ihr die Hausaufgaben erkläre. hastig greife ich nach meiner Tasche und wühle darin nach dem Material, was uns die Lehrer mit nach hause gegeben haben. "Ähhhm... Ich hab' dir die Hausaufgaben mitgebracht. Hier..." Ich halte ihr ein paar Blätter hin und deute auf die entsprechenden Arbeitsaufträge. Sie lächelt immer noch, nun breiter. Als ich realisiere, dass sie tatsächlich die ganze Zeit gewartet haben muss, dass ich ihr endlich die Aufgaben gebe, sacken meine Schultern leicht nach unten. Sie denkt jetzt bestimmt dass ich langsam bin... Und schwer von Begriff.

"... Und dann haben wir noch Mathe auf. Ähhhm... Seite 43."

"Etwa komplett?" fragt sie entsetzt. Ich lächle wehleidig und vergesse meine finsteren Gedanken. Innerlich brodelt alles in mir. Taki und ich haben eine Gemeinsamkeit. Wir mögen beide kein Mathe. Nun können wir gemeinsam leiden. Juhuu! "Jaa... Leider komplett. Soll... Soll ich dir helfen? Makoto hat mir gestern erklärt wie's geht, jetzt fällt es mir leichter."

"Makoto Hirata?" "Ja, genau der." antworte ich lächelnd. Taki strahlt. "Oh, dass ist aber nett von ihm." Mein Lächeln versagt wieder, als plötzlich schreckliche Gedanken in meinen kopf ströhmen: Sie wird doch nicht in ihn... Doch bevor ich den gedanken zuende denken kann, fährt Taki fort: "Ich würde mich freuen, wenn du mir hilfst. Ich hoffe ich stehle dir nicht die zeit..."

"Nein nein, gar nicht!" wehre ich stürmisch ab, wieder ganz auf der Höhe. Auf einmal wird mir klar wie seltsam ich mich in Takis Nähe fühle. Sie ist so unglaublich süß und jedes Lachen von ihr droht mein Herz zu zerreißen. Ich fühle mich so unsagbar gut, wenn sie bei mir ist und bin so glücklich. Andererseits reicht ein trauriger Blick von ihr, eine unangenehme Andeutung dass sie nicht mich, oder noch schlimmer jemand anderen mag, und ich möchte anfangen zu schreien vor Angst sie niemals für mich zu gewinnen.

Glücklicherweise habe ich nicht viel Zeit mich dieses Gedankenganges hinzugeben, da Taki voller Eifer versucht die Matheaufgaben zu verstehen und das geht nur, wenn ich ihr mit voller Aufmerksamkeit versuche diese zu erklären.
 

Etwa eine Stunde später räumen wir unsere Sachen zusammen, untermalt von dem ständigen Wummern des Basses aus dem Zimmer nebenan. Taki ist ziemlich blass, weil sie das alles noch sehr anstrengt, wie sie sagt. Aber sie trägt ein permanentes Lächeln auf den Lippen, weil wir gut vorangekommen sind und dabei auch noch viel Spaß hatten. Seit mindestens einer halben Stunde prickelt mein ganzer Bauchraum vor Glück und auch ich leide unter einem Dauergrinsen, was langsam zu schmerzen beginnt. Ich bin mehr als zufrieden mit mir. Ich habe Taki mehrmals zum Lachen gebracht. Mir war nicht klar, dass ich - unter den richtigen Umständen - so lustig sein kann. Mir sind die doofen Kommentare nur so von den Lippen getropft und zeitweise konnte Taki gar nicht mehr aufhören zu lachen, bis der Schmerz sie schließlich dazu gezwungen hat. Einmal musste sie sogar beim Lachen vor Schmerz weinen, sodass sich ihr Lachen mit gequälten Schluchzern vermischt hat. Das war seltsam und irgendwie irrwitzig und ich wusste nicht, ob ich darüber lachen oder sie bedauern sollte. Aber dann hat sie sich die Tränen weggewischt und mich angelächelt als wäre gar nichts gewesen.

Taki lehnt sich schwer atmend gegen die Wand und schließt die Augen. Dann seufzt sie. "Danke Shao! Ich hatte schon befürchtet in der Schule total zurück zu fallen. Aber jetzt bin ich nicht nur auf dem neusten Stand, ich hab' auch noch endlich verstanden, wie man diese dämliche Formel anwendet."

Mein Grinsen würde sich verbreitern, wenn meine Wangenhaut nicht bereits zum Äußersten gespannt wäre. Wärend ich meine Hefte wieder in die Schultasche schiebe, schaue ich Taki an und zwinkere ihr zu. "Ach weißt du..." ich suche nach einem weiteren lustigen Spruch, aber immer wenn ich bewusst lustig sein will, dann fällt mir nichts ein. Allerdings fühle ich mich gerade so gut, dass mir das gerade gar nichts ausmacht. So zucke ich nur dauergrinsend mit den Schultern "... Keine Ahnung."

Taki zuckt ihrerseits mit den Schultern und lacht kurz und impulsiv auf. "Kommst du Morgen wieder vorbei?"

Nun steigt mir doch noch die Röte ins Gesicht. "Klar! In der Hoffnung, dass wir Morgen nicht noch mehr aufkriegen als Heute..."

Das ist stumpf gelogen. Gerade wünsche ich mir nichts sehnlicher, als Morgen den ganzen Tag bis abends bei Taki bleiben zu können.

"Ja..." entgegnet sie. Und dann ganz unvermittelt: "Jetzt hab' ich Hunger!"

Ich stutze. Dann muss ich lachen. "Hunger? Naja es ist ja auch schon Nachmittag. Ich denke, ich werde dann jetzt auch gehen, damit du in Ruhe essen kannst."

Ich will nicht gehen, aber ich will auch nicht, dass Taki nur aus Höflichkeit mir gegenüber nicht isst, wenn sie doch umbedingt zu Kräften kommen muss.

Steif erhebe ich mich von Takis Schreibtischstuhl - wobei meine Gelenke fröhlich knacken - und schiebe diesen zurück zum dazugehörigen Tisch. Taki seuftzt. "Jaaa... Schade eigentlich, dein Besuch war eine willkommene Abwechslung. Heute Morgen habe ich mich fast zu Tode gelangweilt."

Sofort schlägt mir das Herz bis zum Hals. Sie hat mich gerne hier! durchzuckt es mich. Dann muss ich glucksen. "Na wenigstens stimmt das musikalische Entertainment!" Mit einem Schwenker meiner Hand deute ich auf die Wand an ihrem Bett, hinter der sich - unüberhörbar - das Zimmer ihrer kleinen Schwester verbirgt. Taki lacht und verdreht dann die Augen. "Chiyo..." Dann klopft sie mit dem Handrücken feste an die Wand. Zu unser beider Überraschung wird das Basswummern urplötzlich leiser und kurz darauf knallt im oberen Flur eine Zimmertür. Schritte. Dann wird die Tür zu Takis Zimmer aufgerissen und ein kleingewachsenes Mädchen mit auffallend modernen Klamotten und einer kunterbunten Haarmähne, die so verworren und kaotisch hochgesteckt ist, dass es schon wieder stilvoll wirkt. Auf ihrem Gesicht zeigt sich ein freches Grinsen und ihre Augen strahlen. "Naaaaa? Seid ihr endlich fertig mit lernen?"

Taki wird rot, was mir nun ebenfalls die Röte ins Gesicht treibt. Ich verstehe nicht warum, aber plötzlich fühle ich mich bei etwas verbotenem ertappt. Plötzlich fliegt ein Kissen an mir vorbei und trifft Chiyo mitten ins Gesicht. Als das Kissen von ihrem Gesicht rutscht, ist Chiyos Gesicht ausdruckslos. Doch dann fletscht sie plötzlich die Zähne und mir fährt ein Schauer durch Mark und Bein als sie zu brüllen beginnt. "Was soll dass nun wieder? Du hast sie wohl nicht alle, mich hier einfach so zu bombardieren! Das ist hinterhältiger Hinterhalts-Verrat! Ich bin doch deine geliebte Schwester! Du solltest mich lieben und loben, wie toll ich heute wieder aussehe, stattdessen trittst du meinen Stil mit Kissen und Füßen und Fußkissen und..." Ein weiteres Kissen fliegt an mir vorbei, wird jedoch von Chiyo mit einem beeindruckenden Karatekick und einem lauten "... Hiiiiyyyaaaa!" auf mich abgelengt. Das erstaunlich harte Kissen trifft mich voll auf dem Brustkorb und schleudert mich quer über Takis Schreibtisch. Ich bin viel zu erschrocken um groß zu reagieren, da stürzt sich die kleine Furie schon auf ihre große Schwester und keift sie wütend an. Was mich dabei noch mehr erstaunt ist, dass Taki keinerlei Probleme damit zu haben scheint, mindestens ebenso wild zurückzufauchen. Wie eine geschmeidige Bergkatze, schießt es mir durch den Kopf.

Irgendwas drückt unangenehm in meinem Rücken. Ich ziehe es hervor und stocke. Takis Tagebuch. Da liegt es ruhig und leicht in meiner Hand.

Sofort ist der kampf der Schwestern vergessen und alles in meinem Bewusstsein dreht sich um den kleinen, blauen Gegenstand in meiner Hand. Bilder wandern mir vor Augen, wie Taki im hellen Schein ihrer Schreibtischlampe in das kleine Büchlein schreibt, wie ihre Nase dabei zittert wenn sie sich konzentriert, wie ihr eine Haarsträhne ins Gesicht fällt und sie sie geistesabwesend aus dem Mundwinkel pustet.

Auf einmal drängt sich ein Gedanke kristallklar in mein Bewusstsein und verscheucht alle konkurenten. Jeden Abend... Wirklich jeden einzelnen Abend seitdem sie schreiben kann, schreibt das mädchen meiner Träume in dieses Buch. Das Tagebuch eines mädchens. Hier drin muss alles, ja aber auch wirklich alles stehen, was sie je erlebt hat, was sie gedacht hat, was sie gefühlt... Jackpot!

Wie im Wahn wandert meine Hand mitsamt des Buches langsam zu meiner Schultasche, die ich noch immer in Händen halte. Ich kann gar nichts dagegen tun. Ich musss es einfach haben, ist es doch der Schlüssel zu Takis Herz. Alles was ich wissen muss um ihr Herz zu erobern steht da drin. Es ist wie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ohne das auch nur eines der Mädchen es bemerken würde wird Takis größte Geheimnissammlung von meiner Tasche verschluckt und verschwindet fortan vom Angesicht der Welt.

"Blöde Kuh! Nie stellst du mir deine Freunde vor!"

"Chiyoko! Du hast doch eigene Freunde! Häng doch mit denen rum!"

"Ich will aber mit meiner großen Schwester rumhängen!"...
 


 

Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens:
 

[...]

Aber was solls. Dafür war Shao heute bei mir. Das war großartig. Wir hatten viel Spaß zusammen und ich hatte gar keine Zeit mich zu langweilen oder an meine Schmerzen zu denken. okay, zwischendurch hat es schon wehgetan, insbesondere wenn ich wegen Shao lachen musste. Aber er ist ja auch sowas von witzig. Ich wusste ja immer, dass mehr in ihm steckt. Er ist nur immer so schüchtern. Aber heute ist er voll aufgegangen und hat mich die ganze Zeit zum Lachen gebracht. Außerdem habe ich endlich, ENDLICH Mathe verstanden, und das nur dank Shao. Er kann echt gut erklären.

Nur Chiyo konnte es mal wieder nicht lassen ihre Nase durch die Tür zu schieben, während Freunde von mir da sind. Auch wenn meine Freundinnen Jiko und Shiku zu Besuch sind, dann muss sie sich immer an uns dranhängen, als hätte sie keine eigenen Freunde. Achherje...

[...]



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  Blackshark
2010-03-17T13:08:40+00:00 17.03.2010 14:08
Ich kommentier hier mal direkt alle bisherigen Kapitel.
Was du bisher geschrieben hast, hat mir sehr gut gefallen. Dein Schreibstil gefällt mir; der hat das gewisse Etwas.
Die Charaktere finde ich auch alle sympathisch und gut dargestellt. Die Story ist interessant und auch die abschließenden Tagebucheinträge finde ich total klasse. Das hat irgendwie was 'magisches'.
Jetzt hast du schon bald ein Jahr lang nicht weitergeschrieben. Wird langsam Zeit, mein Guter. ;)
Von:  Dragonwolf
2009-03-30T15:49:43+00:00 30.03.2009 17:49
Das Kapitel hat mir sehr sehr gut gefallen. Habe viel gelacht. Wie gesagt mag ich Rin totel. Aber die beiden neuen fand ich auch ganz sympatisch. Schreib schön schnell weiter. ;)
In diesem Sinne:
Da-Vögel-toll!
Von:  Dragonwolf
2009-03-19T12:49:03+00:00 19.03.2009 13:49
Also das Kapitel hat mir richtig gut gefallen. Ich mag Rin. Die ist so schön durch. Ich liebe solche Charaktere. ^^
Schreib mal schön weiter. ;)
Von: abgemeldet
2009-01-02T22:44:20+00:00 02.01.2009 23:44
Gefällt mir!
Die Story hat potenzial.Mach bloss weiter. Schnell ^^



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