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Carnivore Squadron

von

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Eine schöne Bescherung

Alles begann in einer kalten Dezembernacht.

Der Schnee hatte den Boden bereits vollständig bedeckt, doch noch immer fielen weiße Flocken vom nachtschwarzen Himmel. Am Fuße eines hohen Gebirges, tief im Wald versteckt, stand eine alte Holzhütte. Durch die Fenster schien Licht hinaus ins Dunkel, gedämpftes Lachen war zu vernehmen.
 

Die Hütte bestand aus drei Zimmern: einer Küche, einem Wohnzimmer und dem Keller. Hätte ein Fremder das Gebäude betreten, so hätte er sich sicher gefragt, wo die Eigentümer wohl schlafen mochten. Doch die Besitzer waren keine normalen Menschen, es war eine Vampirfamilie, die ihre Särge im Keller versteckt hatte und es sich dort jeden Morgen gemütlich machte.

In dieser Nacht allerdings hatten sie sich im Wohnzimmer niedergelassen. Die beiden älteren Vampire saßen nebeneinander auf dem Sofa und beobachteten ihre beiden Söhne, die den herrlich geschmückten Weihnachtsbaum bewunderten. Der ältere der beiden war 19 Jahre alt gewesen, als er sich freiwillig von ihnen hatte beißen lassen und gehörte nun zu ihnen wir ihr eigenes Kind.

Der jüngere war gerade mal 5 Jahre, ihn hatten sie aus einem Heim geholt. Auch er betrachtete das Vampir-Ehepaar als seine Eltern und fühlte sich wohl bei ihnen.

„Vater, was bekommen wir wohl heute Abend von dir?“, fragte der fünfjährige neugierig.

Der alte Vampir lächelte.

„Hab noch ein wenig Geduld, Leo! Zur Heiligen Stunde bekommt ihr eine große Überraschung!“

Der mit Leo angesprochene Junge sah zur Standuhr hinüber. Es dauerte noch zwei Stunden bis Mitternacht, das würde er bestimmt nicht aushalten.

Nervös hörte er seiner Familie zu, die ihm lustige Anekdoten aus ihrem Leben erzählte.
 

Außerhalb der kleinen Hütte begannen die Temperaturen rasch zu sinken. Der runde Vollmond erhellte die weiße Landschaft und das kleine Gebäude.

Der einzige weibliche Vampir in der kleinen Gemeinschaft stand am Fenster und betrachtete den leuchtenden Himmelskörper. Wie gerne würde sie jetzt draußen herumlaufen, die Nacht genießen und Menschen jagen. Aber sie würde in der Kälte sicher erfrieren, da würde ihr ihr untotes Dasein auch nicht weiterhelfen.

„Schatz! Ich hole das Geschenk für die Kinder.“

Ihr Gatte hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt und ihren Gedankengang unterbrochen.

„Ist gut. Ich komme und helfe dir!“

Gemeinsam verließen sie den Schutz der Hütte und kämpften sich durch den Schnee zu dem kleinen Anbau, in dem sie normalerweise das Feuerholz lagerten. In der Mitte des Raumes stand eine Kiste, die sie nun gemeinsam zurück ins Haus schleppten.
 

„Vater, Vater! Ist da unser Geschenk drin?“

Der kleine Leo saß zappelnd im Wohnzimmer auf dem Teppich vor der Kamin und starrte den länglichen Kasten aus Holz an. Er war sorgfältig verschlossen und scheinbar ziemlich schwer.

Ächzend ließen die beiden älteren Vampire ihre Last auf den Boden sinken, der Mann verkündete stolz:

„Meine Kinder, die Heilige Stunde ist bereits angebrochen! Kommt und holt euch die Schlüssel, um das Geheimnis der Truhe zu lüften.“

Die zwei jungen Vampire kamen langsam näher, jeder von ihnen nahm einen Schlüssel und dann gingen sie zu der Kiste in der Mitte des Zimmers.

Sie betrachteten sie genauer und stellten fest, dass zwei Schlösser an ihr angebracht waren. Leo probierte seinen Schlüssel an dem einen Schloss aus und... er passte!

Mit funkelnden Augen sah er seinen Bruder an und forderte ihn stumm dazu auf, es ihm gleich zu tun.

Als auch das zweite Schloss geöffnet war, packten sie zusammen den Deckel an und öffneten vorsichtig die Kiste.
 

Beim Anblick des Inhaltes stockte den jungen Vampiren der Atem. Sie saugten ihr Geschenk mit den Augen regelrecht auf, so erstaunt waren sie.

„Ein Mensch?“

Der ältere Sohn schluckte. Er lebte jetzt schon fast ein Jahr bei seinen neuen Eltern, ohne jemals einen Schluck Blut getrunken zu haben. Warum ausgerechnet jetzt? Warum an Heiligabend?

Der jüngere Bruder war von dem Geschenk allerdings sehr angetan und er lachte.

„Vater, das ist wunderbar!“

Er verschlang sein erstes Opfer mit Blicken, musterte das grau-braune Haar und das jugendliche Gesicht des Mannes.

Keiner der Vampire wunderte sich, dass der Mensch trotz seiner Jugend bereits graue Haare hatte. Und keiner bemerkte das leichte Zucken eines Fingers.

Leo drehte sich breit grinsend zu seinen Eltern um und fiel ihnen vor Freude in die Arme. Auch sein Bruder wandte sich von der Kiste ab, doch ihn erfüllten Gefühle wie Entsetzen und Schrecken.

Niemand sah in den allgemeinen Gefühlswirren das Flattern der Augenlider und die vorsichtige Armbewegung, die der Mann machte.

„Vater, Vater...“, flüstere Leo leise, woraufhin seine Familie sich ihm zu und vollends von dem Kasten abwandte.

„Warum ist er so ruhig?“
 

„Weil sie mich von hinten niedergeschlagen und mit irgendwas betäubt haben!“

Die unbekannte Stimme klang, in der auf die Frage entstandenen Stille, kalt und berechnend.

Langsam, überrascht und schockiert drehten sich die vier Vampire um. Vor ihnen stand der Mann, den sie als Opfer ausgewählt hatten. Sein Haar hing ihm wirr vom Kopf und bedeckte die Schultern und den Rücken. Ein langer Mantel verhüllte seinen Körper und seine Füße steckten in dicken Winterstiefeln.

Was die Vampire am meisten erschreckte waren seine rot leuchtenden Augen, die einen animalischen Trieb ausstrahlten.

Bedächtig bewegte er seinen Kopf hin und her und fuhr sich mit der Hand über den Hals. Er verzog das Gesicht.

„Ihr hättet mich in der Kiste wenigstens etwas behutsamer transportieren können...“

Er grummelte, als der älteste Vampir auf ihn zuschritt und ihn mehr oder weniger bedrohlich ansah.

„Wer oder was seid ihr? Ihr könnt euch unmöglich bereits von dem Schlafmittel erholt haben!“

Seelenruhig prüfte der Mann, der ein Stück zurück und in den Schein des Vollmondes getreten war, den Inhalt seiner Taschen. Ein beruhigtes Grinsen deutete an, dass nichts fehlte.

„Mein Name ist Malic! Ich gehöre zur 2. Division des Amtes zur Bekämpfung vampirischer Aktivitäten. Es freut mich, ihre Bekanntschaft zu machen...“
 

Leo versteckte sich hinter seiner Mutter, die ängstlich an der Wand lehnte. Sein großer Bruder stand in seiner Nähe und zitterte vor Zorn und Angst.

Der Vampirvater stand direkt vor Malic und seine Familie konnte sehen, wie er seine Muskeln anspannte, um den Fremden zu überwältigen.

„Von diesem Amt habe ich noch nie gehört! Sie wollen uns ja nur Angst machen.“

Der Vampir brüllte sein Gegenüber an. Sein Beschützerinstinkt befahl ihm, alles für seine Familie zu tun. Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug dem großen Mann, der sich im hellen Mondlicht wie eine Schlange wandt, immer und immer wieder hart auf die Brust.

Die anderen Anwesenden rührten sich nicht, sondern beobachteten still die Geschehnisse in der Mitte des Raumes.
 

Der Rücken des Familienoberhauptes färbte sich rot und der Kopf sackte nach vorne. Ein Schaudern fuhr durch die Vampire und ein Röcheln durchdrang die entstandene Stille. Das Herz des ältesten Anwesenden war durchbohrt.

Malic zog seine Hand aus dem toten Körper und leckte sich genüsslich das Blut von den Fingern. Aus seinen Händen waren starke Klauen mit spitzen Fingernägeln geworden, sein Unterarm war von grau-braunem Fell bedeckt.

Der kleine Leo schluckte. Der imposante Mann machte ihm so viel Angst wie er ihn faszinierte. Das Mondlicht machte aus ihm ein anderes Wesen. Von seinen Händen aus begann das Fell, sich auszubreiten. Es wirkte, als würden der Mantel und die Schuhe des Mannes von seinem Körper aufgesaugt und gegen das im Licht schimmernde Fell ausgetauscht.

Die Vampirdame keuchte auf, als sich sein Gesicht zu einem Wolfskopf formte und seine Zähne zu Reißzähnen wurden, die wütend aufeinander schlugen.

Der ältere Vampirjunge stürzte auf ihn zu.

„Du Monster hast Dad umgebracht!“
 

Seine aufgebrachte Stimme schallte noch lange durch den Raum, als sein Körper schon zerfetzt auf dem Boden lag. Der Mann, der von ihm Monster genannt worden war, hatte ihn regelrecht auseinander genommen. Die kalte, viel zu tiefe Stimme des Wesens klang bitter, als es dem Toten auf seine Anschuldigung antwortete..

„Ich bin kein Monster, jedenfalls nicht weniger als ihr. Man nennt meine Rasse Werwölfe!“

Der Vampirin gaben die Beine unter ihrem Körper nach, sie sank auf den Boden.

„Ich habe davon gehört!“

Ihre Stimme zitterte.

„Aber ich dachte, es sei eine Legende...“
 

Das dämonische Lachen, dass der Werwolf nun von sich gab, ließ Leo einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen.

„Oh nein! Wir sind real und wir jagen Vampire.“

Mit einem großen Satz gelangte Malic direkt vor die vampirische Frau und seine Krallen fuhren pfeifend durch die Luft.

Für Leo war dies der schlimmste Moment in seinem Leben. Die Klauen des Verwandelten schnitten durch die Brust seiner Erschafferin wie ein scharfes Messer durch Butter.

„Wir jagen Vampire, die sich von dem Blut der Menschen ernähren...“

Fügte Malic leise hinzu und beobachtete, wie der leblose Körper vorüber kippte und sich zu den anderen gesellte.

Leo schluchzte. Innerhalb nur weniger Minuten hatte er alle verloren, die ihm nahe gestanden hatten. Er kniete auf dem Boden und starrte dem Werwolf entgegen, der auf ihn zuschritt und ihm die Klaue hinhielt.

„Komm mit mir! Ich biete dir ein Leben ohne Menschenblut und jenseits der Einsamkeit!“

Der Junge musterte das ihm fremde Wesen mit großen Augen.

„Junge! Willst du kein besseres Leben?“

Trotzig schüttelte das Kind den Kopf.

„Ich will nicht...und außerdem heiße ich nicht Junge, sondern Leo!“

„Na dann, Leo. Glaub mir, dass dir dein neues Leben gefallen wird.“

Bevor der Vampir reagieren konnte, hatte Malic ihm schon mit der flachen Klauenhand einen Schlag in den Nacken verpasst und er sank ohnmächtig zusammen.

Der Werwolf warf ihn sich über die Schulter und marschierte hinaus in die Nacht.

Ein Aufeinandertreffen

Coeur-Grande. 10 Jahre später.

Eine heruntergekommene Großstadt mitten in einem armen Land. Hier herrschte das Verbrechen vor, die Armen stahlen bei den weniger armen Mitbürgern, was auch immer sie bekommen konnten.

Von den Hochhäusern in der Innenstadt bröckelte der Gips, die Häuser der Vororte besaßen gar keinen Verputz mehr. Der Teer auf den Strassen hatte schon vor langer Zeit Risse bekommen, die allgemein vorherrschende Farbe war Grau. In den dunklen Gassen war das Verbrechen allgegenwärtig, düstere Gestalten und unheimliche Wesen machten die Bezirke unsicher.

Immer wieder waren Menschen mit aufgeschlitzten Kehlen gefunden worden, deren Leichen von einer geheimnisvollen Organisation, der 2.Division, entfernt worden waren.

Die Bewohner von Coeur-Grande wussten nicht, dass Vampire unter ihnen wüteten. Das Amt zur Bekämpfung vampirischer Aktivitäten tat sein Bestes, um die Geschehnisse zu vertuschen.
 

In der vierten Avenue spazierte ein Mädchen über den Bürgersteig und genoss die warmen Strahlen der Sonne, die sich nach zwei nassen und kalten Februarwochen wieder hinter den Wolken hervor gewagt hatte. Das blonde Haar des jungen Fräuleins leuchtete im Licht.

Verträumt blickte sie in den blauen Himmel und stellte sich vor, wie es wäre, davonzufliegen.

Sie seufzte leise und bog in einen Hinterhof ein, der eine Abkürzung zur fünften Avenue darstellte. Hierhin drang nur wenig Licht, Schatten krochen die Wände der umliegenden Häuser empor.

Das Geräusch von Schritten lenkte das Mädchen von ihren Tagträumereien ab. Sie blieb stehen und drehte sich um. Vor ihr befand sich eine Tür, hinter der eine Treppe begann, die tief in einen Keller hinabführte. Zaghaft setzte die blonde, junge Frau einen Fuß vor den anderen und folgte dem steinernen Weg in die Tiefe.

Je weiter sie in den Keller vordrang, desto lauter wurden die Schritte. Dem Schall nach zu Urteilen lief jemand durch einen großen Raum ohne Fenster und Inneneinrichtung.

Das Mädchen trat durch ein steinernes Tor in ein Gewölbe.
 

Leo lief nervös durch den Raum. Immer und immer wieder warf er einen Blick auf die tote, ausgesaugte Frau zu seinen Füßen. Der Geruch des Blutes machte ihn wahnsinnig. Er ging vor der Leiche in die Hocke und betrachtete die Wunde erneut. Sie war brutal aufgeschlitzt worden.

Welcher unidentifizierte Vampir das wohl gewesen war? Der mittlerweile 15-jährige Junge wunderte sich immer wieder, wie viele Vampire in Coeur-Grande herumliefen, von denen niemand etwas wusste.

Sanft strich er der Frau die Haare aus dem Gesicht. Sie war sicher einmal wunderschön gewesen, doch der Tod hatte sie grausam entstellt. Leo versank in ihren Anblick, musterte wieder und wieder ihren wohl geformten Busen, der sich unter dem engen Shirt sichtbar abzeichnete. Dem Zustand der Frau nach zu urteilen, hatte der Vampir, der sie getötet hatte, entweder die Rituale zur Umwandlung nicht gekannt oder bewusst darauf verzichtet.

Der Junge seufzte. Er verstand die bürgerlichen Blutsauger nicht mehr, da er selbst ja unter Werwölfen und anderen mondsüchtigen Wesen aufgewachsen war, die ihn zum Jäger seiner eigenen Rasse gemacht hatten.
 

„Hände hinter den Kopf und keine Bewegung, Vampir!“

Leo zuckte zusammen und wollte sich umdrehen, als er plötzlich ein Stechen in der Schulter spürte. Jemand bedrohte ihn mit einem Messer, jemand der wusste, dass es Vampire gab.

Seine Gedanken rasten.

„Wer bist du? Was... was willst du?“

Der Besitzer des Messers schnaubte und flüsterte ihm leise ins Ohr:

„Du bist nicht in der Lage, in der man Fragen stellen kann!“

Verdammt! Leo schloss die Augen. Der Mann- oder war es eine Frau?- hatte Recht. Wo blieb bloß Malic? Er hatte ihn bereits vor über fünf Minuten angerufen und der Werwolf hatte versprochen, direkt zu kommen. Ein Gedanke schwirrte dem Jungen durch den Kopf. Etwas, das ihn in dieser Situation sehr beschäftigte.

„Verlasse dich niemals auf andere, mein Junge“, das hatte Malic ihm nach jedem Kampf erneut gesagt. Einmal hatte er ihm eine lange Narbe auf dem Rücken gezeigt. Damals hatte sich der Werwolf auf eine Kollegin verlassen.

Leo winkelte die Beine an. Er würde sich nicht auf Malic verlassen, egal, wie sehr er ihm vertraute. Bestimmt war etwas dazwischen gekommen, sonst wäre er schon hier und würde ihm helfen.

Der Junge drückte sich mit den Füßen vom Boden ab und spürte, wie sich die Klinge des Messers schmerzhaft in seinen Rücken bohrte. Innerlich betete er, dass die Ärzte in der 2.Division keine Quacksalber wären und er ewig Schmerzen im Arm haben würde.

Als er merkte, dass die Person hinter ihm vor Schreck das Messer losgelassen hatte, drehte er sich ruckartig um und keuchte auf. Vor ihm stand ein Mädchen, das aussah, als wäre sie nur wenig älter als er.

Trotz dieser Tatsache ging sie gekonnt in Abwehrstellung und blickte ihn aus blitzenden Augen an. Leo riss das Messer aus seiner Schulter und griff sie an. Mühelos wehrte sie seinen Hieb ab und setzte nach einen Fußtritt drauf. Der junge Vampir wurde zurückgeworfen und landete in der Nähe der Leiche auf dem Boden. Abwechselnd sah er das Mädchen und die tote Frau an.

„Ich kann jetzt nicht kämpfen! Ich habe einen Auftrag zu...“

Seine nächsten Worte blieben ihm im Hals stecken, da die Göre, wie er sein Gegenüber insgeheim schon nannte, ihm einen weiteren Fußtritt in die Magengegend verpasst hatte. Leo rollte zur Seite, sprang auf die Beine und verschwand in den Tiefen des Kellergewölbes. Für heute hatte er eindeutig genug Schläge eingesteckt.
 

Das Mädchen drehte sich langsam im Kreis. Ihre Muskeln waren bis aufs Äußerste angespannt. Sie wollte nicht als Lebendfutter für diesen Vampirjungen enden, dafür hing sie viel zu sehr am Leben.

Sie lauschte in die Dunkelheit. In ihrer Nähe hörte sie etwas tropfen. Das war sicher das Blut des Vampirs, das von seiner Schulter auf den Boden fiel.

Schnell entfernte sie sich von der Leiche. Dies war der einzige Platz im kompletten Keller, wo etwas Licht vorhanden war. Sie würde es dem Kerl nicht einfach machen. Sollte er sie doch suchen!

Wieso konnte sie ihn plötzlich nicht mehr hören? Weder das Tropfend es Blutes noch Schritte waren zu vernehmen.

Verwirrt versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Sie lief blindlings drauflos, darauf bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu machen.
 

Malic stand in der Mitte des großen Kellers und beobachtete das Spiel, das Leo mit dem unbekannten Mädchen spielte. Mittlerweile schien sie ziemlich nervös und ängstlich zu sein. Sie lief durch den Raum wie ein aufgescheuchtes Huhn. Zu ihrem Glück war sie bisher gegen keine Säule gestoßen oder direkt auf Leo getroffen. Malic's Schützling saß mit geschlossenen Augen in einer Ecke und lauschte auf die Schritte des Mädchens. Sein Gesicht wirkte angespannt, so als ob er etwas planen würde. Sein kurzes, schwarzes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, ein untrügliches Zeichen für einen Kampf, da der Junge sonst ziemlich auf Ordnung bedacht war.

Blut lief ihm von der Schulter und verklebte seinen Rücken. Malic roch, dass es das körpereigene Blut seines Lehrlings war. Für die Unvorsichtigkeit, die zu dieser Wunde geführt hatte, würde er ihn später bestrafen müssen.

Kopfschüttelnd fragte der Werwolf sich, wie die Situation wohl auf die beiden anderen wirken mochte, da diese offensichtlich nichts erkennen konnten.

Das Mädchen torkelte jetzt blind auf Malic zu, der noch immer wie eine Säule dastand.
 

Boff!

Malic musste innerlich grinsen. Die junge Frau hatte es tatsächlich geschafft, auf dieser großen Fläche ausgerechnet IHN zu treffen, während sie die Säulen vorher alle knapp verfehlt hatte. Verdutzt saß die Jugendlich auf dem Boden und schien sich zu wundern, warum der Zusammenstoß mit der Säule nicht so hart war, wie sie erwartet hätte.

Langsam rappelte sie sich auf und näherte sich Malic erneut. Diesmal streckte sie die Hände nach vorne und ertastete die „Säule“. Als Malic ihren Arm packte, kreischte sie entsetzt auf und versuchte, von ihm loszukommen. Er packte fester zu.

Wild schlug die Gefangene um sich, bis der Werwolf losließ und sie mit dem Kopf hart auf dem Boden aufschlug.

Vom Kampflärm angelockt war Leo nähergekommen und und spürte nun seinen Lehrmeister in seiner Nähe.

„Malic? Du hast sie erledigt?“

Der angesprochene schnaubte leise.

„Sie hat sich eher selber erledigt! Kümmern wir uns lieber um die Leiche...“

Gemeinsam schleppten sie das ohnmächtige Mädchen zu der Frauenleiche und legten sie in den sanften Lichtschimmer, der von der Treppe her in den Keller fiel.
 

Kathy träumte, dass sie von einem Vampir verfolgt würde. Dass er sie jagen würde und ihm schließlich ein Werwolf zur Hilfe käme.

Ein Werwolf? NEIN!

Keuchend fuhr das Mädchen aus dem Schlaf und setzte sich hastig hin.

Schlagartig wurde ihr wieder schwarz vor Augen. Sie legte sich wieder auf den Boden und fuhr sich mit der Hand über die schmerzende Beule an ihrem Hinterkopf.

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie war von jemandem- und es war nicht der kleine Vampir gewesen, da war sie sich sicher- am Arm gepackt worden, hatte sich gewehrt und war dann mit dem Kopf auf den Steinboden geknallt.

Obwohl ihr noch alle Sinne schwirrten, setzte sie sich aufrecht hin und betrachtete ihre Umgebung. Man hatte sie in der Nähe der Leiche abgelegt.

Neben der toten Frau standen zwei Menschen mit dem Rücken zu Kathy. Der einen erkannte sie eindeutig als den jungen Vampir, doch wo hatte sie den anderen schon einmal gesehen? Das Mädchen überlegte fieberhaft, als ihr auch schon der Name des Mannes einfiel.
 

„Malic!“

Erstaunt drehte sich der Werwolf zu dem blonden Mädchen um. Ihre Augen waren weit aufgerissen, sie deutete anklagend auf ihn.

Der Angesprochene zog die Augenbrauen hoch und musterte das Mädchen verdutzt. Von seinem Schützling wurde er schräg angeschaut.

„Meister! Kennst du die?“

Leo sah das Mädchen herablassend an.

„Nicht, dass ich wüsste!“

Der Werwolf schüttelte den Kopf und grinste verwirrt.

„Ich habe sie noch nie gesehen.“

Die Blonde brach in Lachen aus und stand vorsichtig auf. Ihre Augen blitzten lustig.

„Natürlich, Herr! Wir begegnen uns einmal die Woche, wenn ich im Hauptquartier der 2.Division meinen Job erledige.“

Als das Mädchen ihnen diese Tatsache eröffnete, wurde sie von den beiden Männern angestarrt, als käme sie vom Mond.

„Ich komme in Henkersklamotten...“, gab sie ihnen einen kleinen Tipp.

Malic's Mund öffnete sich vor Staunen und schloss sich direkt wieder.

„Aber...aber...unser Fleischlieferant ist ein alter Mann, ab und zu hilft ihm sein Sohn im Henkersanzug! Aber ein Mädchen hat er nie erwähnt...“

„Ich bin seine Ziehtochter Kathy! Ab und zu liefere ich das Fleisch aus, in letzter Zeit allerdings sehr häufig!“

Kathy lief rot an, als sie sich der neugierigen Blicke der beiden Jäger bewusst wurde. Sie trat von einem Fuß auf den anderen.

„Ähm...also....ich geh dann mal!“

Sie wollte sich gerade umdrehen, doch Leo begann zu knurren.

„Du bleibst!“
 

Wenig später saßen sie zu dritt bei der Leiterin der 2.Division im Büro und berichteten von den Vorkommnissen im Kellerraum.

Als die Sprache auf Kathy kam, mussten Malic und Leo ihrer Chefin wohl oder übel die ganze Wahrheit sagen. Zu ihrer Verwunderung nahm diese das alles ziemlich gelassen auf. Sie schien es sogar mit Humor zu sehen.

„Kathy, ich freue mich, einen weiteren weiblichen Mitarbeiter willkommen zu heißen. In Zukunft helfen sie ihrer Familie offiziell im Familienbetrieb und ich wäre erfreut, Sie als menschliche Jägerin anstellen und trainieren zu dürfen.“

Das Mädchen strahlte und nahm die dargebotene Hand.

„Natürlich! Gerne!“

Nachdem noch ein paar Höflichkeiten ausgetauscht worden waren, verließen Kathy, Leo und Malic das Büro.

Von jetzt an würden sie zu dritt ein Team bilden.

Startschuss

Schweigend schritten sie nebeneinander durch den hell erleuchteten Flur des Hauptquartiers. Mit großen Augen betrachtete Kathy die Bilder an den Wänden und versuchte, so viel wie möglich zu sehen, da sie als Fleischlieferant noch nie so weit in das Gebäude vorgedrungen war.

„Wahnsinn! Dass es hier so sauber ist!“

Ihre Begleiter schüttelten ungläubig die Köpfe.

„Hier drinnen muss es rein und immer steril sein! Stell dir mal vor, ein schwer Verletzter kommt her und wird mit allen möglichen Viren infiziert. Immerhin ist unser Arzt auch im Hauptquartier...“

Leo versuchte seufzend, seine Schulter zu betrachten,was zu allen möglichen Verrenkungen führte. Er lief oben ohne durch die Gegend, wodurch seine Verletzung gut sichtbar war.

„Ich werde ihm nachher wohl noch einen Besuch abstatten müssen...“

Malic lachte beim Anblick von Leo's schmerzverzerrtem Gesicht.

„Mach kein Drama draus, so schlimm ist es bestimmt nicht! Das heilt von selber.“

Ein leises Kratzen von der Decke lenkte die Aufmerksamkeit der drei Gefährten nach oben.

„Er sollte vielleicht doch kurz bei mir vorbeischauen!“
 

Über ihnen hing ein Werwolf an der Decke. Das Wesen hatte eine schmale Gestalt und wirkte sehr leicht. Das Fell war gepflegt, die Augen blitzten unternehmungslustig.

„Seid gegrüßt, Kämpfer! Wollt ihr mich nicht lieber in mein Revier begleiten, bevor der kleine Vampir hier verblutet?“

Der Werwolf stieß sich von der Decke ab und landete nach einem gekonnten Salto vor Kathy. Er fletschte die Zähne, die in reinstem Weiß erstrahlten und knurrte:

„Verschwinde, Mensch!“

Lange Zeit starrten sich die zwei Widersacher schweigend an. Die Luft im Flur begann sich elektrisch aufzuladen. Um Kathy und den Werwolf flimmerte es. Die Muskeln der beiden spannten sich an, ihre Gedanken rasten. Als der Werwolf das Mädchen am Kragen packte, trennte Malic die beiden.

„Keine Toten, Duritia! Sie ist meine neue Auszubildende!“
 

Der Werwolf duckte sich vor ihm und grummelte. Langsam ging er zwei Schritte zurück, blickte Leo tief in die Augen:

„Ich erwarte dich in meinem Operationsraum!“

Dann drehte sich der, mit einem Frauennamen angesprochene, Werwolf um und stürmte davon.
 

Dem jungen Menschenmädchen gaben die Beine unter dem Körper nach und sie sackte in sich zusammen.

„Was...war das?“

Malic grinste und ging vor dem, auf dem Boden sitzenden, Mädchen in die Hocke.

„Tut mir Leid! Duritia ist manchmal ein wenig hitzköpfig. Und sie hegt einen großen Groll gegen die Menschen, die ihre Eltern umgebracht haben.“

Kurze Zeit schwieg er, bevor er fortfuhr:

„Sie ist hier die einzige, die bereits als Werwolf zur Welt kam! Sie weiß nicht, wie es ist, ein normaler Mensch zu sein...“

Sanft strich er Kathy übers Haar, dann half er ihr wieder auf die Beine.

„Verzeih ihr, sie kann nichts dafür!“

Obwohl das Mädchen noch zitterte, nickte sie und sah ihre Begleiter, mit einem Blick der Stärke verriet, an.

„Ich würde gerne mitgehen, in ihr... Revier! Ich will mit ihr sprechen!“

Die beiden Männer sahen sie kurz entsetzt an, stimmten dann aber widerwillig zu.
 

Geraume Zeit danach standen sie nebeneinander im Sanitätstrakt des Hauptquartiers. Wände und Decken leuchteten im reinsten Weiß, der Boden jedoch war mit blutroten Fließen belegt.

In der Mitte des Gebäudeteils befand sich ein langer Gang, von dem zu beiden Seiten Türen zu unterschiedlich großen Zimmern abgingen. Die drei Gefährten folgten dem Verlauf des Flures und Kathy lugte dabei neugierig in jede offene Tür, an der sie vorbei kamen.

Die meisten Räume waren leer, da gab es Behandlungszimmer wie in einer Arztpraxis, ein Wartezimmer, ein paar OP-Räume und einen Obduktionsraum. Dieser Raum war der letzte, in den das junge Menschenmädchen hinein lugte, da dort die kurz vorher gefundene Frauenleiche auf dem Tisch lag. Kathy schluckte kurz und eilte den Gang entlang, ohne noch einmal nach links oder rechts zu schauen.
 

Gemeinsam traten das Mädchen und die Jäger in den Raum am Ende des Ganges. In der Mitte des Raumes lehnte eine Frau an einem großen Bürotisch. Sie trug ein eng anliegendes, weißes Top und einen kurzen schwarzen Rock. Ihr langes, schwarzes Haar war in einem festen Zopf gebändigt, den sie sich über den Arm gelegt hatte, damit er nicht über den Boden schleifen konnte.

Ihre gelben Augen funkelten böse, als sein das Menschenmädchen erblickte. Wütend bleckte die Frau die Zähne.

„Malic, bring das Menschenwesen raus! Ich ertrage ihre Anwesenheit nicht...“

Bevor der angesprochene Werwolf reagieren konnte, trat Kathy an ihm vorbei und musterte die Ärztin, die so aufreizend in der Mitte des Zimmers stand, kalt von Kopf bis Fuß.

Duritia legte den Kopf auf die Seite und sah dem Mädchen in die eisblauen Augen.

Eisblaue Augen? Die Werwölfin dachte daran, wie sie das Mädchen am Kragen gepackt und sich über das tiefe Blau ihrer Augen gewundert hatte. War sie einem Trugbild auferlegen gewesen? Oder hatte sie sich etwa geirrt?

Sie stieß sich von dem Tisch ab und ging auf Malic's neuen Schützling zu. Diese blieb trotzig vor dem Werwolf stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. Malic legte ihr eine Hand auf die Schulter und lachte die Ärztin freundlich an.

„Duritia, wenn du ihr etwas tust, kann ich für nichts garantieren!“

Die Angesprochene blieb stehen. Nach einem Moment des Schweigens fuhr der Werwolf fort.

„Sie steht unter dem Schutz der Chefin!“
 

Zur selben Zeit fand in den Gewölben unter der Stadt ein geheimes Treffen statt. Eine kleine Gruppe elitärer Vampire war dabei, einen Widerstand aufzubauen. Sie konnten nicht verstehen, warum die Werwölfe versuchten, ihnen das frische Blut der Menschen zu versagen und warum sie die Blutsauger jagten.

Ihr Anführer war ein Jahrhunderte alter Vampir, der das Zeitalter der Inquisition knapp überlebt hatte. Sein Körper war ständig verhüllt, nur seine schwarzen Augen mit der weißen Pupille waren zu erkennen.

Bei diesem Treffen stand er hoch erhoben über den anderen Vampiren. Ihm zur Seite standen die Oberhäupter der sechs erhabensten Clans, mit denen er zunächst alleine Pläne erdacht hatte, bevor er weitere Mitglieder seiner Rasse hinzu zog.

Als seine tiefe Stimme erklang, wurde es in dem großen, weitläufigen Raum schlagartig still. Seine Worte schallten von den Wänden wider und wurden durch die Akustik verstärkt.

„Brüder! Immer wieder fallen Angehörige unserer Clans den Wölfen zum Opfer. Wir werden bestraft, obwohl wir nur Nahrung zu uns nehmen. Wir wollen LEBEN!“

Kurz schwieg der Vampir, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und sie wirken zu lassen.
 

„Brüder! Wie viele von uns haben schon einen Bruder oder eine Schwester verloren, eine Tochter oder einen Sohn? Wer hat noch kein Familienmitglied verloren? Oder soll ich besser fragen, wer noch keine einzige geliebte Person verloren hat?“

Ein zustimmendes Murren ging durch den Raum. Einige der anwesenden Untoten klatschten, andere jubelten Beifall. Nach wenigen Minuten breitete sich wieder Ruhe aus. Man wartete darauf, dass der Älteste seine Rede beendete.

„Wir sind heute hier zusammengekommen, um von nun an gemeinsam gegen die Ungerechtigkeiten vorzugehen. Wir, die Ältesten, haben uns etwas ausgedacht, wie wir die Jagdhunde beseitigen können.

Wir wissen, dass unter euch viele gute Krieger sind, die es mit den Werwölfen aufnehmen können. Die besten Krieger bilden die weniger guten aus, tagsüber geht ihr auf die Jagd, da vermuten es die Wölfe es am wenigsten. Und geht niemals alleine!“

Während er sprach, gestikulierte der Älteste wild mit den Armen. Seine vielen Armreife klimperten laut und seine blinden Augen fixierten einen Punkt am anderen Ende des Raumes.
 

Nach einiger Zeit erklärte er das Vorhaben der Oberhäupter, vergab Aufgaben und Rollen und zog sich schließlich mit den anderen Anführern der einzelnen Gruppen zu einer Besprechung zurück.

Sie beratschlagten über ihr weiteres Vorgehen. Als sie ihre Besprechungen beendet hatten, drehte sich der blinde Anführer der Vampire, von einem Diener geleitet, um und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Ein junger Truppenführer erhob sich und folgte ihm.

„Master Ugur!“

Der Blinde verlangsamte seinen Schritt.

„Auf ein Wort, Master Ugur!“

Der junge Vampir stellte sich neben den Verhüllten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ugur nickte kurz.

„Ich werde dem nachgehen!“
 

Duritia schnaubte.

„Unter dem Schutz der Chefin also. Sie wird auch immer unvorsichtiger... Ich werde das Mädchen beobachten!“

Dann winkte sie Leo zu sich heran und untersuchte skeptisch seine Wunde. Der Junge zuckte zusammen, als sie ihm den Daumen in die Wunde an der Schulter drückte.

„Na toll! Wenn du wenigstens die Konstitution wie ein Werwolf hättest!“

Sie grummelte, schob den Vampir aus dem Raum und brachte ihn in ein Behandlungszimmer. Kathy und Malic folgten ihr.

Im Operationsraum angekommen, zwang die Ärztin ihren Patienten, sich auf den Bauch auf die Liege zu legen. Widerwillig ließ Leo sich nieder. Kathy setzte sich auf einen Stuhl in einer Ecke, Malic stellte sich neben Duritia und legte Leo eine Hand auf den Rücken.

Duritia öffnete einen Schrank und legte ihr Werkzeug auf den Tisch neben der Operationsfläche.

„Festhalten“, sagte sie kalt zu Malic, woraufhin dieser den Druck auf Leo's Rücken verstärkte. Leo atmete tief ein und schloss die Augen.

Die Ärztin nahm eine Spraydose und sprühte dem Vampir den Inhalt auf die Wunde. Daraufhin krallte dieser seine Hände um die Kanten der Liege, spannte seine Rückenmuskulatur an und schrie. Seine Eckzähne verlängerten sich, Blut tropfte aus seinen Augen und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz.

„Fester!“

Malic legte nun auch seine zweite Hand auf den Rücken des, sich wehrenden, Patienten und drückte ihn zurück auf die Liege.
 

Nun begann Duritia, einen Faden durch das Öhr einer Nadel zu ziehen und setzte die Nadel dann an der aufgerissenen Haut an. Aus der Ecke, in der das Menschenmädchen saß, erklang ein erstickter Schrei.

„Ohne Betäubung? Das...das...“

Duritia schnaubte und funkelte das Mädchen böse an.

„Es wäre besser gewesen, du wärst draußen geblieben!“

Sie stach die Nadel durch das Fleisch und zog sie am anderen Ende der Wunde wieder heraus. Dann zog sie den Faden fest. Der junge Vampir schrie erneut auf.

„Bei einem Vampir wirken keine Betäubungsmittel!“

Als Kathy das hörte, schluckte sie schwer und wandte den Blick ab.

Die Ärztin setzte erneut an und stieß die Nadel ins Fleisch. Von ihren Fingern tropfte das Blut, es rann über den Rücken des Vampirs und färbte den ehemals weißen Faden rot. Die Schreie des Jungen erfüllten den Raum.

Duritia wiederholte die Stiche so lange, bis sie die ganze Wunde geschlossen hatte und band dann den Faden fest.

Leo stöhnte erleichtert auf, als Malic schließlich die Hände von seinem Rücken nahm. Trotz der wiedergewonnenen Freiheit blieb der Vampir noch einige Zeit liegen.
 

Während die Werwölfin die Nadel und ihre Hände reinigte, stand Kathy langsam auf und näherte sich der Raummitte.

„Was...was war das für ein Zeug, dass du auf seine Wunde gesprüht hast?...Desinfektionsmittel?“

Duritia sah sie zunächst streng an, schüttelte dann aber lächelnd den Kopf.

„Nein! Vampire brauchen kein Desinfektionsmitte. Im Gegensatz zu Werwölfen und Menschen haben Viren und Keime bei ihnen keine Chance.“

Sie grinste, als sie die Nadel zurück in die Schublade legte.

„Das Mittel bewirkt, dass sich die Wunde schließt, ohne eine Narbe zurückzulassen. Allerdings ist er ziemlich schmerzhaft!“

Während sich die beiden Frauen unterhielten, schimpfte Malic seinen Schützling über seine Unvorsichtigkeit aus.

„Mann, Leo! Eigentlich müsste ich dich jetzt bestrafen! Zu deinem Glück tut das Mittel so weh, das müsste Strafe genug sein!“

Duritia und Kathy lachten, als sie seine Worte vernahmen.
 

„Malic, pass auf, dass Leo sich in den nächsten zehn Minuten nicht bewegt!“

Als Malic der Ärztin das Versprechen gegeben hatte, verließ sie den Raum, gefolgt von dem Menschenmädchen. Irritiert guckte Duritia Kathy an.

„Was willst du?“

Verschüchtert blieb das Mädchen stehen.

„Kannst du...mich...“

Sie stockte kurz, atmete tief ein und vollendete ihre Bitte.

„Kannst du mich in deinen Künsten unterrichten?“

Die harten Gesichtszüge der Ärztin wurden sanft und freundlich.

„Das kann ich gerne tun, aber du musst mir etwas versprechen! Erstens darfst du es niemandem erzählen, zweitens darfst du es nur im höchsten Notfall anwenden und drittens sind wir offiziell Feinde!“

Kathy stimmte zu.



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