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All you need is love

All you get is trouble (ZoTa) *Kapitel 20*
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ja, es ist arschlang her. Keine Verteidigungsstrategie, kein Leugnen, keine Widerworte.
Nur ein unterwürfiges neues Kapitel.

Viel Spaß ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es wird mal wieder Zeit. Schon lange, ich weiß.

Was bisher geschah:
Ruffy & die Crew haben es geschafft, Ace aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Aber irgendwie haben sie dabei aus Versehen Tashigi entführt... Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi ihr Lieben,

schon wieder im Zeitplan! Ich bin genauso überrascht wie ihr ;)
Allerdings hatte ich zwei Menschen mit Peitschen hinter mir stehen, die im Sekundentakt "SCHREIB! SCHREIB! SCHREIB!" gebrüllt haben.

(Hilfe.) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Was bisher geschah:

Ruffy und seine Crew haben es geschafft, Ace zu retten und dabei aus Versehen Tashigi entführt. Während sie sich noch missmutig an das skurrile Leben an Bord gewöhnt, kommt ihr eine plötzliche Erkenntnis: Lorenor mag sie! Also, so richtig. Komplett anzeigen

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Against all morals

Fandom: One Piece

Parining: Tashgi x Zorro?

Genre: Humor, Liebe, Drama, Abenteuer
 

Für Cherry1992, die meint, mich auch dann noch anrufen zu müssen, wenn sie keine Stimme mehr hat und nicht mehr als ein heiseres Gurgeln herausbringt. Die sich in stumpfer Regelmäßigkeit mit ihren Eltern zofft um mich besuchen zu können und die tatsächlich immer Süßigkeiten für kleine und große Halunken im Zimmer stehen hat.

Ich hab dich lieb, Süße!! Hoffentlich geht's dir besser!
 

Chapter 1: Against all morals
 

Noch bevor sie die Augen aufschlug, wusste sie, dass irgendetwas ganz und gar falsch war – und das hing nicht mit dem flauen Gefühl in der Magengegend zusammen, den Nachwirkungen der gestrigen Kneipentour und ein paar Gläsern Wein zu viel.
 

Ein unverständliches Murmeln kam über ihre trockenen Lippen.

Verdammt, das war eindeutig zuviel des Guten gewesen, so viel war ihr nun auch klar.
 

Sie blinzelte verwirrt, als sie den schweren Atem neben sich bemerkte, der sachte über ihren Nacken strich und ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

Sie versuchte, aus den Augenwinkeln zu Mr. Unbekannt zu schielen, doch keine Chance.
 

Erst Recht nicht ohne Brille.
 

Halbblind tastete sie über die zerwühlten Laken und fragte sich, was zum Geier eigentlich gestern passiert war, während sie bis zu den Haarwurzeln errötete. So etwas war ihr bisher eindeutig noch nie passiert.
 

Mit einem leisen Seufzer der Erleichterung ertasteten ihre Fingerspitzen schließlich das vertraute Gestell ihrer Brille. Hastig setzte sie sie sich auf die Nase, fuhr sich in der gleichen Bewegung durch das verstrubbelte Haar.

Mal sehen, ob sie besoffen wenigstens auch Geschmack an den Tag legte. Doch zunächst…wo war sie eigentlich?
 

Irritiert ließ sie ihren Blick durch den fremden Raum schweifen, der verdächtig nach dem Gästezimmer irgendeiner Kneipe aussah: eine kleine, unscheinbare Kommode, ein Fenster mit geschmacklosen Gardinen zu ihrer Rechten und links von sich entdeckte sie einen Tisch mit zugehörigem Stuhl und schließlich das Bett, in dem sie sich befand, das stellte auch schon alles der Einrichtung dar.
 

Sie wusste nicht recht, ob sie froh oder tot unglücklich über den Umstand sein sollte, dass sie es wenigstens in ein Zimmer geschafft hatten.
 

Tief durchatmend erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch enthüllen musste, wer zum Teufel eigentlich ihr Bettnachbar war, auch wenn sie sich mittlerweile gar nicht mehr so sicher war, ob sie es überhaupt wissen wollte.
 

Eigentlich war es ganz ungehörig, dass sie sich, als Marineleutnant, überhaupt so hatte gehen lassen. Smoker würde ihr noch gehörig den Marsch blasen, da war sie sich sicher.
 

Hin- und hergerissen zwischen ihren wirren Gedanken und Gefühlen griff sie nach der Decke, um wenigstens ihre Blöße zu bedecken. Prüfend streifte ihr Blick erneut durch den Raum und entdeckte prompt die zerstreuten Klamotten, die auf dem Boden herum lagen.

Hastig glitt sie aus dem Bett, vermied sorgfältig jeglichen Blick auf ihren Partner und sammelte so schnell wie möglich ihre sieben Sachen wieder ein, nur um direkt hineinzuschlüpfen.
 

Kurz strich sie ihre Kleidung glatt, fühlte sich augenblicklich wieder wohler in ihrer eigenen Haut. Das Marineabzeichen auf ihrer Brust verstärkte dieses Gefühl auf eine angenehme Art und Weise.

Dem Bett hatte sie den Rücken zugedreht. Sie sollte einfach gehen, das wäre wohl das Beste.
 

Entschlossen griff sie nach ihrem Schwert und befestigte es mit geübten Handgriffen an ihrer Hüfte, als ihr Blick auf drei weitere Katanas fiel.
 

Höchst wertvolle, und vor allem – nur allzu bekannte Katanas.
 

Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Nein. Das durfte nicht sein. Nein, nein, nein, nein, nein.
 

Sie biss sich fest auf die Lippen und unterdrückte somit mit aller Mühe einen lautstarken Fluch.

Das durfte unter gar keinen Umständen passiert sein!! Nicht nur, dass es gegen jegliche Vorsätze und Prinzipien verstieß, die sie sich über die Jahre gesetzt hatte, nein, es war auch noch unmoralisch, abstoßend und vollkommen inakzeptabel.

Stumm schüttelte sie den Kopf, um diesen Gedanken zu bekräftigen.
 

Tief durchatmend griff sie nach dem Griff ihres Schwertes, verwarf dann jedoch den ersten Impuls, den Schlafenden sofort zu verhaften um Ausflüchte zu vermeiden.

Erstens, weil sie sich dann eingestehen müsste, es wirklich so dermaßen erbockt zu haben, und zweitens, weil sie sich die Peinlichkeit ersparen wollte, einen nackten Lorenor Zorro durch die halbe Stadt Richtung Marinequartier zu schweifen.
 

Obwohl er das Gelächter und die folgenden Qualen hinter Gittern sicherlich doppelt und dreifach verdient hatte. Nicht zu vergessen die Hinrichtung, die in einigen Tagen folgen würde. Ob sie ihn wohl persönlich würde enthaupten dürfen?
 

Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb und ihr Hals schnürte sich zu. Es war so unfair. Momentan schien wirklich die ganze Welt gegen sie zu sein! Nicht nur, dass Smoker sie seit geschätzten zwei Wochen wie Luft behandelte, dazu kam noch, dass ihr langjähriger Freund vor nicht allzu langer Zeit Schluss gemacht hatte, ihr dieser verfluchte Puma D. Ace lachend entwischt war und ihr Schwertkampftraining kein bisschen so lief, wie sie es sich vorstellte.

Sie kam keinen Schritt vorwärts.
 

Und kaum wollte sie ihr Selbstmitleid in einigen Flaschen Wein ertränken, kam ihr dieser verfluchte Mistkerl in die Quere, um den sich momentan alles drehte, und wagte es, sie abzuschleppen!
 

Zwar konnte sie sich momentan nicht ganz daran erinnern, wie er es angestellt hatte, doch sie war sich sicher, er war absolut inakzeptabel, unhöflich und brutal gewesen. Zu etwas anderem war dieser Abtrünnige auch nicht in der Lage, darauf würde sie ihr Schwert verwetten. Nun ja, oder eher ihren Arsch.

Kurz ließ sie ihren Blick an sich herunterschweifen, auf der Suche nach irgendwelchen Blessuren. Na, immerhin hatte er sie nicht verletzt, sonst hätte sie ihm hier und jetzt mit größtem Vergnügen die Kehle aufgeschlitzt.
 

Tief durchatmend löste sie schließlich den verkrampften Griff um ihr Schwert und schüttelte die Finger leicht aus, um wieder ein anderes Gefühl als Schmerz in ihnen zu fühlen. Ihre Handflächen waren bereits grell gerötet, ihre Knöchel stachen weiß hervor. Wie lange sie da so in Gedanken versunken gestanden hatte, wusste sie nicht mehr.
 

Zögernd warf sie einen Blick über die Schulter, wandte ihn jedoch direkt wieder den Schwertern vor sich zu. Nein, danke. Sie musste sich jetzt nicht auch noch die blanke Kehrseite dieses Verbrechers ansehen. Der grüne Haarschopf, der so halb unter der Decke hervorgelugt hatte, hatte ihr zur Identifikation bereits gereicht. So ein Mist.
 

Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren. Wie zum Donnerwetter hatte es überhaupt so weit kommen können?! Smoker würde ihr beim lebendigen Leibe die Haut von den Knochen schälen und sie dann ins Salzlake tauchen. Sicherlich wartete er bereits mit gewetzten Messern auf sie.
 

Ihr Blick wanderte erneut hinüber zu dem schlafenden Piraten, der von ihrer innerlichen Misere so gar nichts mitzubekommen schien und der sich vermutlich nicht einmal seiner Schuld bewusst war.

Nachdenklich kaute sie sich auf der Lippe herum, schob sich einige störende, immer noch sehr wirre Haarsträhnen hinter das Ohr und rückte die Brille zurecht, um wenigstens irgendwas zu tun zu haben.

Doch an einer Entscheidung würde sie wohl nicht vorbeikommen, egal wie oft sie es drehte und wendete.
 

Leise seufzend straffte sie schließlich die Schultern und ging in die Hocke, die Hände nach den kostbaren Schwertern vor sich ausgestreckt.

Sie würde diesem miesen Halunken eine Lektion erteilen, die sich gewaschen hatte. Zwar würde sie ihn nicht sofort ans Messer liefern, wenn auch nur um ihrem eigenen Ruf nicht zu schaden, doch sie würde ihm seine Schätze wegnehmen.
 

Ohne seine einzigartigen Schwerter würde der gefürchtete Lorenor Zorro nicht mehr halb so gefährlich sein. Was war schließlich schon ein Schwertkämpfer ohne Schwerter?
 

Ein unsicheres Lächeln auf den schmalen Lippen berührte sie schließlich beinahe andächtig die drei Katanas. Kurz strich sie bewundernd über die glatte, schwarze Lackoberfläche des Kitetsus, fuhr sachte über das weiße Wado-Ichi-Monji und hätte über ihre aufkeimende Begeisterung beinahe vergessen, dass sie sich eigentlich schleunigst aus dem Staub machen sollte.
 

Wie ertappt raffte sie die drei wertvollen Schwerter zusammen und presste sie fest an sich. Doch noch bevor sie viel zu laut für ihren Geschmack aufeinander prallten, ertönte bereits eine brummige, verschlafene Stimme hinter ihr, die sie zusammenfahren ließ.
 

„Das würd’ ich sein lassen, Süße.“
 

Einen Moment verharrte sie in vollkommener Stille, wagte es nicht einmal, zu atmen, während sie spürte, wie sich der Blick des anderen Schwertkämpfers in ihren Rücken zu bohren schien. In einem Anflug von naivem Trotz presste sie die Schwerter fester an ihren Körper, nicht gewillt, sie wieder loszulassen.

Dann erst wandte sie sich langsam zu dem anderen herum.
 

Leicht auf die Ellbogen aufgestützt blickte er ihr aus klaren, grünen Augen entgegen, ein leichtes, spöttisches Lächeln um die Mundwinkel herum. Die kurzen, grünen Haare standen wild und verwegen in alle möglichen und unmöglichen Richtungen ab und schienen nicht zu bändigen zu sein. Die Decke, die ihm heruntergerutscht war, gab nun den Blick auf den durchtrainierten Oberkörper und eine gigantische Narbe frei.

Sie schluckte leicht. Der Kerl sah auch ohne Klamotten gut aus. Mist.
 

Ungeduldig klopfte der Schwertkämpfer neben sich auf die Matratze, die daraufhin bloß einen dumpfen Laut von sich gab. „Komm lieber wieder ins Bett.“, murrte er halblaut, ließ sich wieder zurück in die Kissen sinken und rollte sich zur Seite, so als ob er weiterschlafen wollte.
 

Irritiert zog sie eine Augenbraue hoch, nicht gewillt, dieser plumpen Aufforderung nachzukommen. Auch wenn sie einige Reize an sich hatte, so konnte sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren und würde es wohl auch nie können. Dennoch.

Unentschlossen glitt ihr Blick von den Schwertern in ihrem Arm zu dem Mann, der dort im Bett auf sie wartete und den sie mehr hassen sollte, als alles andere. Ihr Rivale, in so vielen Gebieten. Ihr Feind. Ein verabscheuungswürdiger Brutalo, der unschuldige Menschenleben auf dem Gewissen hatte und dessen Seele vermutlich so finster war wie die tiefste Nacht.

Doch konnte sie trotzdem nicht leugnen, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Und das wurmte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte.
 

Mit einem unwilligen Knurren ließ sie die Schwerter scheppernd wieder auf den Holzboden fallen, zurrte dann ihr Schwert fester an der Hüfte fest. Sie schoss einen giftigen Blick in Richtung des Piraten, der daraufhin bloß träge den Kopf hob und sie anblinzelte.
 

„Was ist? Hast du Hunger??“

Ein unverschämt verschmitztes Grinsen breitete sich auf seinen Gesichtszügen aus. Ihre Schultern spannten sich unwillkürlich noch etwas mehr an.
 

„Nein. Ich gehe.“, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen strebte sie auf die Tür zu, die ihr mit einem Mal viel zu weit entfernt vorkam.
 

Ein prüfender Blick folgte ihr.

„Du tust ja gerade so, als hätte ich dir was getan“
 

Sie hielt unwillkürlich inne.

Hatte der Kerl eigentlich einen Totalschaden oder erwartete er tatsächlich, dass sie sich über den Umstand, mit ihm in einem Bett aufgewacht zu sein, wirklich und wahrhaftig freuen würde?

Dass sie irgendetwas außer Abscheu für ihn empfand? D

ass es ihr auch noch gefiel, dass er sie so schamlos ausgenutzt hatte?!
 

„Hast du das etwa nicht?!!“, gab sie fauchend zurück, wirbelte in der Tür herum und taxierte ihr Gegenüber mit lodernden Blicken.

Ein leises Kichern war die Antwort.
 

Ruckartig wandte sie sich ab, fest entschlossen diesem Volltrottel kein Gehör mehr zu schenken, und stapfte wütend los. Mit einem Krachen fiel die Tür hinter ihr wieder ins schloss – nicht gerade würdevoll, aber egal.
 

Die Hände in den Hosentaschen vergraben hastete sie die Stufen des Wirtshauses herunter und suchte nach einem Ausgang. Sie wollte nur noch weg.

Weg von diesem unverschämten Kerl, mit dem sie die Nacht verbracht hatte. Weg von diesem Abschaum, der sie anwiderte und mit dem sie nicht zusammen sein konnte. Weg von dem Mann, der sie so durcheinander brachte, dass sie nicht einmal mehr wusste, was sie über ihn denken sollte. Weg von ihren Gedanken, weg von dem, was geschehen war.
 

Fahrig verschränkte sie die Arme vor der Brust und rieb sich über die fröstelnden Arme, als würde das gegen die Flut von Gedanken helfen, die auf sie einstürmen. Als würde sich dadurch alles aufklären. Als würden sich dadurch ihre Probleme lösen.
 

Hinter sich hörte sie die polternden Schritte des anderen, fühlte in der nächsten Sekunde einen harten Griff an ihrer Schulter und wurde grob herumgerissen. (Sie hatte es gewusst: Brutalo!!) Für den Hauch einer Sekunde schwankte sie zwischen den beiden Möglichkeiten, diesen begriffsstutzigen Vollidioten anzuschreien oder schmerzerfüllt aufzustöhnen, entschied sich schließlich gegen beide, als er ihre Aufmerksamkeit mit seinem ernsten Blick und marmorierten Gesichtsausdruck fesselte.

Um ihr Gegenüber nicht ganz ungescholten davonkommen zu lassen, schob sie in einem Anflug jugendlicher Rebellion das Kinn hervor und spannte die Schultern an. „Was?!“
 

Sie grollte entnervt, als Zorro auf ihr Verhalten hin bloß die Dreistigkeit besaß, sie spöttisch anzugrinsen.
 

„Na na, Wildkatze, jetzt beruhig dich mal.“, schmunzelte der Jüngere amüsiert, ließ seinen Arm wie selbstverständlich an ihrer Schulter entlang hinab zu ihrem Rücken gleiten und schob sie dann bestimmt aber sachte mit sich in Richtung Ausgang.

Mit der freien Hand zurrte er die Schwerter an seiner Hüfte fest und zog sein zerknittertes Shirt vom Vorabend so gerade wie möglich. Vorhin hatte er so überstürzt das Zimmer verlassen, dass ihm kein Blick in den Spiegel mehr gegönnt gewesen war. Ansonsten wäre ihm sein Wildfang wohl entwischt.
 

Der Wirt hinter dem Tresen hob bereits protestierend die Hand, als der Grünhaarige einen kühlen Blick über die Schulter warf und leicht mit den Schultern zuckte. „Geht auf die orangehaarige Giftzicke von gestern Abend.“, informierte er dem korpulenten Mann, stieß dann mit dem Fuß die Tür auf und schob ihre beiden Körper hinaus in das gleißende Sonnenlicht.
 

Tashigi blinzelte irritiert angesichts der plötzlichen Helligkeit und schob sich unwillkürlich enger an ihren Nebenmann, wich jedoch in derselben Sekunde entsetzt zurück und schnaubte entrüstet. „Lass mich gefälligst los, du Lustmolch!!“
 

Die Antwort auf diese klar formulierte Aufforderung war ein leises Kichern, ansonsten wurde sie vollkommen ignoriert und weiter in ihr Verderben geschleift. Eine Weile lang versuchte sie noch erfolglos, sich von dem anderen loszumachen, doch dieser hielt sie mit einer solchen Unnachgiebigkeit in seinem Arm, dass sie genauso gut hätte versuchen können, Smoker das Schwimmen beizubringen – vermutlich wäre das letztere sogar noch um einiges erfolgreicher gewesen.
 

Missmutig fügte sie sich schließlich ihrem Schicksal und beschränkte sich stattdessen darauf, hektische Blicke um sich herum zu werfen, auf der Suche nach potenziellen Augenzeugen, die sie verpetzen würden, oder vorzugsweise Marinesoldaten, die ihr aus der Patsche helfen könnten.

Sie war sogar so beschäftigt damit, nach einer Lösung ihres Problems zu suchen, dass sie völlig außer Acht ließ, wie sie eigentlich in diese dämliche Lage hineingeschlittert war, dass sie verdrängte, dass es eigentlich doch gar nicht so unangenehm war, wie es eigentlich sein sollte, und dass sie kein Stück bemerkte, wie Lorenor Zorro mit jeder Minute angepisster wirkte.
 

Was sie jedoch sehr wohl bemerkte, war, dass sich der Griff des Schwertkämpfers, der sich mittlerweile auf ihre Hüfte verlegt hatte, verhärtete und dass der Grünhaarige sie abrupt in eine Seitengasse zog und so heftig gegen die Wand presste, dass ihr vor Schreck und Wucht die Luft wegblieb.
 

Entsetzt blickte sie ihn an, nur um dann schwach zu versuchen, sich loszumachen. Unter seinem anklagenden, eisernen Blick verharrte sie jedoch schließlich und blickte abwartend zurück.
 

„Verflucht…kannst du mir mal sagen, was ich dir getan hab?!“, zischte er ihr schließlich aufgebracht entgegen, verstärkte seinen Griff um ihre Handgelenke um ein Vielfaches, sodass sie nicht anders konnte, als leise aufzustöhnen. Beinahe sofort zuckte er zurück, ließ sie los und wich einige Schritte zurück.

Für wenige Sekunden blickten sie sich stumm an; ernst, verständnislos und angespannt.
 

„Was du mir getan hast? Da fragst du noch?“, zischte sie schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen und verkniff es sich angestrengt, sich über die schmerzenden Handgelenke zu fahren und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

Einen Moment lang schien sie ihn tatsächlich sprachlos gemacht zu haben.
 

Sie beobachtete angespannt, wie ein kaum merkliches Zittern durch seine Schulterblätter lief und wie sein Gesichtsausdruck von perplex zu fassungslos zu empört und schließlich zu stocksauer wechselte.
 

„Weißt du was?! Du kannst mich mal! Ich rette dir nie wieder den Arsch, darauf kannst du Gift nehmen!! Das nächste Mal lass ich die widerwärtigen Typen einfach an dich ran, denn anscheinend ist es ja genau das, was du wolltest!“, fuhr der sonst so beherrschte Schwertkämpfer schließlich auf und wandte sich abrupt ab, schob die geballten Fäuste grob in die Hosentaschen und machte Anstalten, sich in die Menschenmenge nicht weit von hier zu flüchten.
 

Sprachlos lehnte Tashgi an der Wand. Zwar hatte sie keinen blassen Schimmer, was in der letzten Nacht noch alles passiert war, abgesehen davon, wo sie letztendlich wohl gelandet war, doch anscheinend hatte sie ihr Gegenüber falsch eingeschätzt.

Dennoch – sie fühlte sich immer noch benutzt, und obwohl sich eine kleine Stimme in ihr bemerkbar machte, die wusste, dass sie ihm wohl eigentlich dankbar sein sollte, schenkte sie ihr kein Gehör sondern machte ihrer Wut alle Ehre.
 

„Was denn? Waren da etwa noch mehr Widerlinge als du, Lorenor?“

Ihre Stimme zitterte leicht, während die Worte holprig aus ihr heraus brachen. Sie bemerkte, wie der andere kurzzeitig verharrte, dann jedoch mit einem kaum hörbaren Schnauben hinaus in die Einkaufsstraße trat und von den dahinströmenden Menschenmengen verschluckt wurde.
 

Ihr Herz hämmerte nachträglich noch schmerzhaft, hart und schnell gegen ihren Brustkorb und ein Tränenschleier nahm ihr die Sicht, während ihr Schädel vor Verwirrung zu platzen drohte.

„Mist“, hauchte sie leise, ließ sich langsam an der Mauer herabrutschen und stützte den Kopf, der plötzlich fiel zu schwer auf ihren Schultern lastete, auf ihren Knien ab.

Wollte den Abend und den noch schlimmeren Morgen einfach nur vergessen.
 

_____TBC____
 

Kommis??

First and last time

Und weiter geht's! ^^

Viel Spaß beim Lesen xD
 

Für -Yoruichi-, die keine Mühen scheut, mir auch noch spät abends meine Mathehausaufgaben zu machen. Die mir jedes Mal, wenn sie mich sieht, so euphorisch um den Hals fällt, dass sie mir beinahe alle Knochen bricht und die so treu an meiner Seite steht, wie man es sich nur wünschen kann.

Danke, 'Kleine' ^.~ Love ya ♥
 

Chapter 2: First and last time
 

Ein leises Schnauben drang über seine zusammengekniffenen Lippen. Das durfte doch jetzt nicht war sein.
 

Die geballten Hände ließ er wieder in die Hosentaschen gleiten, dann stapfte er wie ein trotziges Kleinkind mit dem Fuß auf und sah sich ratlos um, während er seinen verfluchten Orientierungssinn zum Teufel wünschte.

Sein Kopf wandte sich nach Rechts, doch alles, was er durch die Dunkelheit erkennen konnte, war eine noch viel dunklere Seitengasse, die ganz bestimmt nicht zu der Kneipe führte, in der die anderen seit einer geschätzten Stunde auf ihn warten mussten.
 

Leise und unverständlich vor sich hermurmelnd setzte er seinen Weg ins Ungewisse fort, kickte im weitergehen missmutig ein Steinchen vor sich her und blickte düster umher auf der Suche nach einer Kreuzung, die ihm wenigstens halbwegs bekannt vorkam.

Geschmack und Wirkung der Rumflaschen, die er bis dato schon vertilgt hatte, waren schon längst verflogen und steigerten seine miese Laune ins Unermessliche.
 

Das Leben schien ihn wirklich zu hassen, stellte er zum wiederholten Male fest, straffte jedoch die Schultern und ließ ein inbrünstiges Seufzen vernehmen. Verflucht. Dabei hatte er doch eigentlich nur mal für kleine Schwertkämpfer gemusst.

Wie er dabei draußen auf der Straße gelandet war, wusste er nicht mehr und was ihn noch weiter hinaus in die Stadt getrieben hatte, war auch etwas, über das er lieber nicht weiter nachdachte.
 

Eine Augenbraue zuckte in die Höhe als er einige Meter hinter sich eine Flasche zerbersten hörte. Nach kurzem Zögern warf er einen Blick über die Schulter, doch im selben Moment brach ein wildes Lachen los und mit einem leichten Kopfschütteln stapfte der Schwertkämpfer weiter.

Bloß eine Gruppe betrunkener Volldeppen.

Dennoch hielt er inne, als dem Gelächter ein holpriges Wimmern folgte.
 

Er atmete tief durch, beschloss weiterzugehen, doch als eine Frauenstimme erneut aufwimmerte und nuschelnd ein: „Lasst mich!“ herausbrachte, schüttelte er erneut den Kopf – diesmal über sich selber – und wandte sich mit einem verständnislosen Seufzer wieder herum, eine Hand an die Schwerter gelegt und einer Schlägerei nicht ganz abgeneigt.
 

„Stell dich nicht so an, Kleine.“

„Jetzt nimm sie dir schon – die kriegt eh nichts mehr mit. Die ist sternhagelvoll.“

„Ach, die will’s doch nicht anders.“

Ein Glucksen. „Mach schon, Alter, ich will auch noch.“
 

Mit einem leisen Klicken ließ er sein Wado-Ichi-Monji herausschnappen, musterte die vier Möchtegern-Männer vor sich mit abschätzigen Blicken und riss den anderen schließlich mit der freien Hand an der Schulter zurück, sodass dieser seine Beute, eine junge Frau, stolpernd und unfreiwillig frei gab.
 

„H-Hey…!“, protestierte er lallend und schenkte dem grünhaarigen Schwertkämpfer einen stechenden, anklagenden Blick. Zorro ignorierte ihn beflissentlich, zog erneut eine Augenbraue in die Höhe und langte schließlich entschlossen nach der Frau, die mehr gegen ihn fiel als alles andere.

Er spürte ihren hektischen, heißen Atem an seiner Brust, schenkte ihr jedoch keine Beachtung.
 

„Die gehört mir“, stellte er mit einem selbstsicheren Grinsen klar, auch wenn er weder wusste, wer sie war, noch beabsichtigte, irgendetwas Unzüchtiges mit ihr anzustellen. Oder überhaupt irgendetwas mit ihr anzustellen.
 

Die vier Pappnasen vor ihm blickten ihn erstaunt an. Einer setzte überzeugt zu einem Protest an, um sein Revier zu markieren, klappte nach einem kurzen Blick auf seine Schwerter den Mund jedoch wieder zu. Sprachlos traten sie samt und sonders den Rückzug an, begannen wenige Meter weiter jedoch aufgebracht miteinander zu diskutieren.

„Voll der Irre, ey. Ham doch gar nix gemacht.“

„Echt. Nur weil die Trulla sich so angestellt hat…“
 

Stirnrunzelnd blickte Zorro ihnen nach, seufzte dann leise und sah zu seinem Anhängsel herunter, die indessen beide Arme um seine Taille geschlungen hatte und mit ihrem ganzen Gewicht an ihm lehnte.
 

„Alles okay?“, fragte er ruhig, schob sie ein Stück zurück – und erstarrte.

Aus verklärten, dunklen und unglaublich vertrauten Augen blickte sie ihn unter ihren schwarzblauen Haarsträhnen heraus an. Ihre Brille saß ihr schief auf der Nase und sie sah etwas zerrupft aus. Ihr Atem war immer noch beschleunigt, ihre Wangen gerötet und sie hatte zweifellos zu tief ins Glas geschaut.

Und doch hätte er sie unter tausenden wieder erkannt.
 

Er grollte. „Du…!!!“

Sie kicherte. „Lllorenor Ssorro! Gibb mir deine Schwwäärrter!“
 

Abrupt schob er sie auf Armeslänge von sich weg, hielt sie jedoch an der Schulter fest, da sie sonst sicherlich das Gleichgewicht verloren hätte.

Er spürte nur zu gut, wie sein Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte. Sie sah Kuina so ähnlich und war doch so anders wie sie. Dennoch spielte er immer wieder verrückt in ihrer Gegenwart – und konnte es sich nur beschränkt erklären, denn meist vermied er jeglichen Gedanken an sie.
 

Sie streckte die Arme nach ihm aus, sank dann jedoch mit einem erschöpften Seufzen wieder gegen seine Brust und regte sich nicht mehr. Unsicher verharrte er ebenfalls, kniff dann fest die Lippen zusammen und blickte angestrengt in die Dunkelheit hinaus.
 

Er zuckte beinahe zusammen, als er ihre Hände unter seinem Shirt spürte.

„Was machst du da?“, knurrte er leise, fasste sie an den Handgelenken und schob sie mit sanfter Gewalt ein Stück von sich weg. Schmollend und mit tränenden Augen blickte sie ihm entgegen, sodass er tatsächlich einen Moment lang sprachlos war.
 

„Du bis’ soooooooooo gemein!“, beteuerte sie mit einem leichten Nicken, verlor beinahe das Gleichgewicht und plumpste rücklings auf den Boden, lauthals lachend.

Er verdrehte sie Augen. Na super.
 

Mit einer entschlossenen Bewegung landete Tashigi schließlich quer über seiner Schulter, wo sie leise empörend quiekte und hilflos mit den Füßen herumstrampelte.

„Lasss mich runtäärrr!!“

„Halt die Klappe, Süße.“
 

Je länger sie orientierungslos durch die Nacht stapften, auf der Suche nach einer ganz bestimmten Kneipe, desto stiller wurde das betrunkene Etwas auf seiner Schulter, desto weniger Gegenwehr gab es gegen seinen Griff, der sie oben hielt.
 

„Duuuuu? Ssorro??“

Er seufzte tief. „Was gibt’s?“

Ein leises Hicksen. „Bin bedrunken.“

„Ich merk’s.“ Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.

Sie zappelte erneut wild herum, bis er sie schließlich resignierend seufzend herunterließ.
 

Erschöpft lehnte sie sich gegen seine Schulter, ließ sich vertrauensvoll weiter von ihm durch die Stadt geleiten.

„Du bis’ Abschaum und n Arsch“, teilte sie ihm leise schnaubend mit. Belustigt zog Zorro eine Augenbraue hoch.

„Ach, wirklich? Erzähl mir was Neues, Kleine.“

Der Marineleutnant setzte zu einer überzeugenden Antwort an, hielt dann inne und zuckte hilflos mit den Schultern.
 

Immer noch schmunzelnd legte der Grünhaarige ihr einen Arm um die Taille und zog sie ein Stück näher zu sich – nur um sie zu wärmen, natürlich.

„Du bist echt bekloppt.“

„Un’ besoffn.“

„Und das, ja.“

Sie gluckste leise, schmiegte ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen.
 

Umständlich schielte er im Gehen zu ihr herunter, seufzte dann, blieb stehen und hob sie sachte auf seine Arme. Reflexartig schlang sie die Arme um seinen Hals, lehnte den Kopf an seine Schulter an und brummte zufrieden.

Unschlüssig blickte der Schwertkämpfer sich um. Und nun?
 

Jetzt stand er hier, mitten in der Nacht, in einer fremden Stadt, auf einer fremden Insel und ohne den geringsten Schimmer, wohin er musste, um wieder zu seiner Mannschaft zu finden. Dass er auf seinen Armen einen weiblichen Marineleutnant hatte, der ihm noch ordentlich Probleme bereiten konnte und die er dennoch äußerst anziehend fand, machte seine Lage auch nicht unbedingt besser.

Leise seufzend setzte er schließlich seinen Irrweg fort, während Tashigis Atem sanft über seine Halsbeuge strich.
 

Mit einem lauten Knarzen schwang die Tür des Wirtshauses auf, doch im allgemeinen Trubel fand dieses Geräusch nicht die geringste Beachtung. Erschöpft und mit bleiernen Armen trat Zorro hinein, ließ die Tür unachtsam wieder hinter sich zufallen und versuchte angestrengt, sich einen Weg durch die tanzenden und lachenden Menschen zu kämpfen.

Nach einer geschätzten Ewigkeit hatte er es endlich geschafft und zu seinen Leuten zurückgefunden, auch wenn er sie in jenem Moment noch nicht entdecken konnte.
 

Gehetzt hielt er Ausschau nach den Treppen, die hinauf zu den Gästezimmern führten, konnte sie jedoch nirgends sehen. Auf seinen Armen rührte sich langsam aber sicher Tashigi
 

„Mist“, murrte er halblaut, spürte kurz darauf eine Hand an seiner Schulter und drehte sich unwillkürlich herum, nur um in Namis grinsendes Gesicht zu blicken.

Anscheinend hatte die Navigatorin schon ordentlich zugelangt, denn ihre Augen wirkten seltsam abwesend und von gerade stehen konnte wohl auch schon lange keine Rede mehr sein.
 

Auffordernd hielt sie ihm einen Krug Bier vor die Nase, wedelte energisch damit herum und verschüttete mehr als die Hälfte.

„Hey Zorro! Wo warst du denn so lange? Komm, trink mit mir auf---…oh.“

Sie hielt mitten in der Bewegung inne, als ihr Blick auf die friedlich schlummernde Frau in den Armen ihres Crewmitglieds fiel und langsam aber sicher erkannte sie auch, um wen es sich handelte.
 

Sie fauchte wie eine wütende Katze und einen Moment befürchtete Zorro, sie würde ihm hier und jetzt an die Gurgel springen.

„Bist du vollkommen wahnsinnig?!“

„Reg dich ab. Ich hab sie gefunden.“

„Hast du jetzt auch noch dein letztes bisschen Verstand verloren?!!“

„Sie saß in der Klemme. Ich hab ihr nur geholfen.“

„ICH HELF DIR GLEICH!!! Wie bist du auf die hirnrissige Idee gekommen, sie zu uns zu schleppen?! Da kannst du uns direkt im Schlaf die Kehlen aufschlitzen!!!“
 

Ihr funkelnder Blick begegnete dem gelassenen Zorros und ihre Schultern sackten kaum merklich runter während ihre Wut scheinbar ins Nichts verpuffte und sich ein ebenso wissender wie verblüffter Blick auf ihrem Gesicht ausbreitete.
 

„Ach…so ist das“, stellte sie schließlich fest, legte den Kopf leicht schief und beobachtete mit einer gewissen Genugtuung, wie sich ein hauchzarter Rotschimmer über die Wangen des Schwertkämpfers zog.
 

„Was auch immer du dir da gerade zurechtlegst – du liegst total daneben“, knirschte der Grünhaarige, während er angespannt Namis Mienenspiel betrachtete, das nach einiger Zeit von entsetzt zu ungläubig und schließlich zu amüsiert und wieder zurück wechselte.

„Sie braucht ein Bett“, riss er sie schließlich vorsichtig aus ihren verqueren Gedanken, darum bemüht, sich nichts weiter anmerken zu lassen.
 

Augenblicklich fuhr Nami wieder auf.

„Wenn du denkst, dass ich auch noch für sie zahlen würde, dann hast du dich ganz gewaltig geschni—“

„Sie kriegt mein Bett.“

Nami schwieg einen Moment, seufzte dann resignierend und wank mit einer schlaffen Handbewegung ab. „Mach doch, was du willst“, brummte sie, fuchtelte dann umständlich in eine ganz andere Richtung, bis auch er den Vorhang sah, hinter dem die Treppe ins obere Stockwerk verborgen sein musste. Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort und mit einem letzten, scheelen Blick wieder um und verschwand im Getümmel.
 

Zorro verharrte noch einige Sekunden und blickte der Orangehaarigen nach, die sich mit einigen schmerzhaften Ellbogenstößen ihren Weg zurück zu Ruffy, Robin und Sanji freikämpfte und breit grinsend mit ihnen anstieß, kaum dass sie sie erreicht hatte.

Als sich Tashigis Finger jedoch fester in seine Haut krallten und er ein dumpfes Murmeln vernahm, schob auch er sich durch die Menschen, wich einem vorbeisurrendem Gegendstand aus – dem folgenden Klirren nach zu urteilen einem Glas – und schob schließlich den abgenutzten Vorhang bei Seite, um die Treppen zu erklimmen.
 

Oben angekommen stieß er die nächst beste, angelehnte Tür und schob sie ungelenkt mit dem Fuß wieder hinter sich zu.

Langsam glitt sein Blick durch den kleinen Raum, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen, sodass er schließlich mit einem leisen Seufzer auf das Bett zutrat und Tashigis reglosen Körper auf die Decken gleiten ließ. Behutsam löste er ihre verschränkten Finger aus seinem Nacken, ließ seinen Blick einige Sekunden zu lange auf ihr ruhen und wandte sich dann ab.

Stumm fuhr er sich durch das müde Gesicht, streckte dann die Arme aus, die von dem dauerhaften Gewicht etwas schwer geworden waren, und ließ sich dann langsam auf der Bettkante sinken.
 

Die Matratze quietschte entrüstet, gab dann jedoch nach und gewährte ihm Platz. Ruhig streifte er sich die Stiefel von den Füßen, fuhr sich mit einer Hand durch den so oft verspannten Nacken und schielte aus den Augenwinkeln neugierig zu dem schlafenden Marineleutnant.
 

Leise murmelnd drehte sie sich in seine Richtung, streckte eine Hand aus, tastete eine Weile ins Leere und öffnete dann verwirrt blinzelnd die Augen.

Für eine Sekunde stockte ihm der Atem, obwohl er sich wohl eigentlich längst an den Anblick hätte gewöhnen müssen. Doch jedes Mal wenn sie ihn anblickte, und sei es noch so wütend oder herausfordernd, noch so hasserfüllt, es rief jedes verfluchte Mal ungeahnte Gefühle in ihm hervor, von denen er eigentlich gedacht hatte, dass er sie mit Kuinas totem Körper begraben hätte.

Doch das Leben spielte nun einmal nicht nach seinen Regeln, hatte es nie getan. Und es machte mal wieder keine Ausnahme.
 

„Hab schon gedacht, du wärs weg“, nuschelte es ihm beinahe unverständlich entgegen, während Tashigi sich aufsetzte und verwirrt durch das blauschwarze Haar fuhr.
 

„Soll ich gehen?“, schmunzelte er.

Sie stöhnte. „Neiiheiiin!!“, sagte sie nachdrücklich, lächelte dann leicht und robbte ein wenig weiter zu ihm, verhedderte sich jedoch in der Decke und plumpste auf seinen Schoß.
 

Beide erröteten schlagartig.

Doch keiner sah sich im Stande auch nur etwas gegen diesen Umstand zu tun.

Während Zorro spürte, wie das Blut heiß in seine Wangen schoss, kicherte Tashigi leise, schmiegte sich unsicher etwas näher an seine Beine an und schlang einen Arm um seine Taille.

Der sonst so gefasste Schwertkämpfer erstarrte zur Salzsäule.
 

Tashigi ließ sich dadurch jedoch nicht stören, hielt sich an der Schulter des Grünhaarigen fest und zog sich umständlich an ihm hoch, bis sie schließlich leicht wankend auf gleicher Augenhöhe mit ihm war.

Kaum erfolgreich dort oben angekommen hatte sie jedoch auch schon wieder vergessen, was sie eigentlich wollte, legte den Kopf leicht schief und blickte ihrem puterroten Gegenüber nachdenklich in die Augen.

Dann lächelte sie triumphierend – ganz so schlecht war ihr Gedächtnis anscheinend doch nicht – und sie beugte sich entschlossen zu ihm vor. Bevor Zorro überhaupt realisierte, was sie vorhatte, hatten sich ihre Lippen bereits vereint und sie strich etwas unbeholfen mit ihrer Zunge über seinen Mund, bettelte um Einlass.
 

Er spürte, wie sich einige Schauer gegenseitig über seinen Rücken jagten und schließlich im Nirgendwo verliefen. Er zögerte, spürte ihre heiße Zunge, ihren heißen Atem, ihre fordernden Hände – doch er wusste, dass es falsch war. Und dennoch richtig.
 

Verwirrt schloss er die Augen, legte eine Hand an ihre Seite und löste sich langsam von ihr, blickte ihr ernst und hin- und hergerissen zwischen dem, was er wollte, und dem, was das einzig Richtige war, entgegen.
 

Irritiert blinzelte Tashigi und öffnete die Augen, senkte den Kopf leicht als sie seinen stummen, strengen Blick bemerkte. Tränen schossen ihr heiß in die Augen, so plötzlich, dass sie keine Chance mehr hatte, sie zurückzudrängen.
 

Ruhig blickte er sie an, sah das leichte Zittern, dass durch ihre Schultern lief. Die Haare hingen ihr ins Gesicht herein, sodass er ihre Augen nicht sehen konnte. In ihm tobte ein rasender Sturm, ein Sturm zwischen Anstand und Verlangen, der sich nicht bezwingen ließ.
 

Ein leises Seufzen kam über seine Lippen und zögernd streckte er einen Arm nach ihr aus, fasste sie sanft am Kinn und zwang sie, ihn anzublicken.

Er schluckte, als er die Tränen sah, die sich langsam aber sicher ihren Weg über ihre geröteten Wangen und in ihm verkrampfte sich so einiges. Unsicher schwieg er.
 

Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Während ihm eine kleine Stimme in seinem Hinterstübchen immer wieder entgegen schrie, dass er besser sofort die Beine in die Hand nahm und sich aus dem Staub machte, schrillte auch noch eine innere Alarmglocke los.

Sie war bei der Marine. Eine Beziehung wäre unmöglich, wäre falsch und sollte er sich darauf einlassen, würde für ihn wahrscheinlich nicht mehr dabei herausspringen, als ein paar schmerzhafte Erinnerungen und ein gebrochenes Herz. War es das Wert?
 

Sein Körper bebte. Ja, das war es ihm wert. Und wenn es noch so kurz war.
 

„Bist du dir sicher?“

Ein stummes Nicken, gefolgt von einem erstickten Schluchzer.

„Und was ist mit Smoker? Der Marine? Deinem Leben?“ Seine Stimme klang zunehmend bitterer, ohne, dass er es hätte verhindern können.

„Smoker hat mich sowieso nicht mehr lieb!!“
 

Irritiert zuckte eine seiner Augenbrauen in schwindelerregende Höhe. Das war eindeutig nicht richtig. Sie war sternhagelvoll.
 

Sie schluchzte erneut, versuchte verzweifelt, sich aus seinem kühlen Blick zu winden, als er beschloss, dass richtig oder falsch hier keine weitere Rolle mehr spielte.
 

Vorsichtig wischte er mit dem Daumen die nassen Tränen aus dem Gesicht, beugte sich dann langsam nach vorne und vereinte ihre Lippen zu einem erneuten Kuss, der heiß und verlangend ausartete.
 

Sie schmeckte süß, nach Wein und noch irgendetwas anderem, einem Eigengeschmack, den er nicht einmal hätte beschreiben können, wenn er es gewollt hätte. Das Gefühl ihrer nackten Haut unter seinen rauen Fingerspitzen würde er nie vergessen.

Langsam und behutsam ließen sie sich eng umschlungen in die Kissen sinken, küssten sich unglaublich zärtlich, erkundeten den Körper des jeweils anderen gierig, bevor sie sich schließlich liebten.
 

Dieses Miststück.
 

Frustriert schnaubend rempelte er mit voller Absicht einige unschuldige Fußgänger an, die seinen Weg kreuzten, ihm wütende Blicke hinterher warfen und bei seinem vernichtenden Blick doch lieber die Klappe hielten.
 

Sein gesamter Körper schien unter Strom zu stehen und der Verlust, den er vor kaum mehr als einer Stunde erlitten hatte – und auch erwartet hatte – schmerzte mit zunehmender Intensität.

Während er diese blöde Marinetussi, die ihm das Herz gestohlen hatte, sämtliche Höllenqualen auf den Hals wünschte, schalt er sich selbst einen Deppen, überhaupt Hoffnung geschöpft zu haben.
 

Es hatte auf der Hand gelegen, dass sie ihn fallen lassen würde, wie eine heiße Kartoffel und er sollte lieber froh darum sein, dass er nicht schon längst in Handschellen in irgendeiner Zelle vor sich hin vegetierte, doch der Frust saß tief in seiner Brust, tief in seinem Herzen, und mangels anderer Möglichkeiten beschloss er, seinen Kummer in einigen Litern Alkohol zu ertränken und danach nie wieder an sie zu denken, sofern das möglich war.
 

Dumm war nur, dass er erstens chronisch Pleite war und darum auch wie so oft keinen müden Berry mit sich trug, dass sich nie eine Kneipe zeigte, wenn man sie brauchte, und das Nami gestern Nachmittag auch irgendwelche Andeutungen hatte fallen lassen, dass sie bereits heute wieder ablegen würden, auch wenn er sich an den genauen Wortlaut nicht mehr erinnern konnte.
 

Leise vor sich hinfluchend schlug er wahllos irgendeinen Weg ein – egal, für welche Richtung er sich entschied, er würde sowieso mitten im Nirgendwo ankommen.
 

Er konnte noch so oft behaupten, dass es alles ihre Schuld war, dass sie allein ihn in diese Misere geritten hatte…eigentlich wusste er es besser. Schließlich hatte er ja genauestens gewusst, worauf er sich da einließ.

Wer mit dem Feuer spielte, gewann eben nicht immer.
 

Wie ein Wink des Schicksal stach ihm dann das Aushängeschild einer mehr als zwielichtigen Spelunke ins Auge – ein willkommenes Zeichen, dass Geld keine Rolle mehr spielte, wenn man sowieso total am Boden war.

Fest entschlossen, die versäumten Flaschen vom Vorabend nachzuholen, ließ er die Tür mit einem lauten Krachen auffliegen.
 

Falls der Wirt doch Scheine sehen wollte – er hatte immer noch seine Schwerter, mit denen er drohen konnte.

Ohne wirklich darüber nachzudenken löste er das Wado-Ichi-Monji von seiner Hüfte, ließ es geräuschvoll auf dem Tresen aufprallen und ließ sich stumm auf dem Barhocker davor sinken.

„Drei Flaschen Rum – für’s erste.“

Die Augenbraue des Wirts schob sich ungläubig in die Höhe.

„Junge, du hast aber einiges vor. Schlechten Tag gehabt?“

Zorro grinste leicht, ein wenig wehmütig, etwas herausfordernd.

„Blödes Erwachen, scheiß Morgen und noch beschissenerer Tag“, stimmte er mit einem knappen Nicken zu.
 

„Tja…manchmal ist das Leben nur im Vollrausch zu ertragen“, sagte der alte Mann hinter dem Tresen mitleidig und öffnete ihm die erste Flasche.

Wie wahr, dachte der Grünhaarige grimmig, nahm das Getränk in Empfang und setzte die Flasche an.
 

____TBC____

Back to buisness

Sodela, nach einer längeren Pause hab ich es geschafft *lach*

Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich hab momentan ziemlich viel Stress o_O
 

Wie auch immer, viel Spaß beim lesen ^.~

Ach ja: *kiste bier hinstell*

Hat bei einem 'Schwarzleser' schon gewirkt, nen Kommi zu hinterlassen XD

Hoffe, es animiert auch andere dazu ^^
 

Für -_Nick-_-Vanna_- , zum Geburtstag. Ich hab es zwar noch nicht geschafft, einen OS für euch zu schreiben, aber ich hoffe, das vertreibt euch die Zeit bis dahin.

Weil ihr es seid, weil es euch gibt und weil ihr immer für mich da seid. Ich hab euch lieb. ♥
 


 

Chapter 3: Back to buisness
 

Ihre Beine schmerzten protestierend und ihre Füße wollten sie kaum noch tragen, dennoch hastete sie weiter durch die mittlerweile recht leeren Gassen.
 

Nachdem sie sich nach scheinbar endloser Zeit wieder aufgerappelt hatte, hatte sie sich immer noch miserabel gefühlt, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass sie nun wahrscheinlich auch noch danach aussah. Sie konnte es jedoch nur vermuten, denn entgegen der restlichen weiblichen Bevölkerung schleppte sie keinen halben Beauty-Salon mit sich herum. Noch nicht einmal einen Spiegel – traurig, aber wahr.
 

Doch dass ihre Wangen sowie ihre Augen rot und verquollen waren, das wusste sie auch ohne Spiegel, denn so würde jeder halbwegs normale Mensch aussehen, nachdem er eine gewisse Zeit mit hemmungslosem Heulen und intensiven Dümpeln im Selbstmitleid verbracht hatte, und sie bildete da leider keine Ausnahme.
 

Nicht nur, dass sie sich benutzt und dreckig fühlte, sie war obendrein auch noch verwirrt, verloren und seltsamerweise auch so einsam wie kaum jemals zuvor in ihrem Leben, seit dieser störrische, brutale Mistkerl sie vorhin einfach stehen gelassen hatte.

Zwar mit gutem Grund, aber das ließ sie lieber außen vor.
 

Und nun rannte sie bereits seit geraumer Zeit durch die halbe Stadt, auf der Suche nach einem grünhaarigen, orientierungslosen Vollidioten, der ihre Welt auf den Kopf gestellt hatte und den sie einfach nicht aus ihren Gedanken tilgen konnte.
 

Zu allem Überfluss hatte es nun auch noch angefangen zu regnen. Ihre Marinejacke war vollkommen durchweicht und auch ihre Hose klebte eng an ihrer Haut, nicht zu vergessen die Kälte, die sich hartnäckig durch ihre Knochen fraß.

Darüber hinaus war sie auch schon das ein oder andere Mal über ihre eigenen Füße gestolpert und schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen aufgekommen.
 

Wieso sie sich diese Tortour überhaupt antat, wusste sie eigentlich selber nicht genau. Sie konnte sich nicht einmal ihre eigenen Gedanken erklären, die sich die ganze Zeit um diesen Kerl drehten, der sie schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen in Logue Town für dumm verkauft hatte.

Geschweige denn ihre Gefühle, die ihr immer wieder den Impuls gaben, aufzustehen und weiterzulaufen, obwohl sie eigentlich schon längst an ihrem Limit angekommen war, eigentlich schon längst am Ende war.
 

Abrupt hielt sie inne, wäre beinahe erneut zu Boden gefallen, als sie auf den glitschigen Steinen unter sich fast das Gleichgewicht verloren hätte.
 

Mit einem schweren Seufzen, durch ihr hektisches Keuchen kaum als solches erkennbar, strich sie sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Blickfeld und wischte mit einem halbwegs trockenen Teil ihres Ärmels über ihre Brille, um wenigstens ein wenig besser sehen zu können. Ihr Blick glitt eine Weile lang verbissen über etwaige Geschäfte, Kneipen und Wohnhäuser und mit einem missmutigen Schnauben musste sie sich eingestehen, dass sie so nicht weiterkam.
 

Sie hatte ja nicht einmal den leisesten Schimmer, in welche Richtung der gesuchte Schwertkämpfer verschwunden war – und er selbst wahrscheinlich auch nicht.

Vielleicht war er auch schon längst wieder auf dem Schiff des Strohhuts, umgeben von seinen Freunden, und verschwendete keinen Gedanken mehr an sie.

Sie verstand nicht, warum ihr der Gedanke am wenigsten gefiel.
 

Frustriert hielt sie sich die stechende Seite und versuchte angestrengt, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, als sie hektisches Fußgetrappel hinter sich vernahm.

Vollkommen in ihren eigenen wirren Gedanken versunken, blickte sie nicht einmal auf, bis irgendetwas – oder besser gesagt: irgendjemand – sie hart an der Schulter traf und zu Boden riss.
 

Mit einem überraschten Ausruf kippte die Welt um sie herum. In schmerzhafter Erwartung kniff sie die Augen zusammen, hob reflexartig die Arme vor Gesicht und Brust und schlitterte keine Sekunde später über den harten Boden.

Sie spürte, wie ihre Haut an einigen Stellen aufriss und das Punkern ihrer malträtierten Körperteile. Ihre Brille rutschte ihr im unfreiwilligen Flug von der Nase und flog im hohen Bogen von ihr weg, nur um wenige Meter entfernt von ihr auf dem Boden zu landen.
 

Das leichte Splittern von Glas ließ sie nichts Gutes vermuten.
 

Ächzend begann sie, sich aufzusetzen.

Das hatte ihr ja nun noch zum krönenden Abschluss gefehlt – irgendein Vollidiot der sie umrempelte. Sie unterdrückte den Impuls, hart aufzuschluchzen und sich in irgendeine einsame Ecke zu verziehen, um sich erneut selbst zu bemitleiden. Dafür blieb ihr auch gar keine Zeit.
 

Denn noch während sich die hektischen Schritte des Unbekannten entfernten, preschte eine andere Person genau auf sie zu. Zwar konnte sie durch den mittlerweile immer dichter fallenden Regen und die fehlende Brille nicht erkennen war, aber zumindest die Schritte kamen ihr bekannt vor.
 

„TASHIGI!! LIEG DA NICHT SO DÄMLICH RUM UND SCHNAPP DIR DEN STROHHUT!!!“, bellte Smoker sie in derselben Sekunde bereits an, hastete an ihr vorbei und heftete sich hartnäckig weiter an die Fersen des schwarzhaarigen Kautschukkaspers, der ihm vor kaum mehr als einer halben Stunde wie zufällig in die Arme gelaufen war, auf der Suche nach seinem dämlichen Schwertkämpfer.
 

Tashigi zuckte zusammen, nickte dann jedoch hastig und rappelte sich auf.

Eine Weile lang tastete sie vergeblich nach ihrer Brille rum, fand sie, setzte sie sich dann auf die Nase und blickte in eine zerbrochene Welt hinein.

Na ganz toll.
 

Suchend sah sie sich nach ihrem Käptain um, der schon längst um die nächsten drei Ecken verschwunden war und weiter sein Zielobjekt jagte. Der Leutnant atmete tief durch, klopfte sich kurz den Dreck von den feuchten Klamotten und setzte dann dem weißen Jäger nach.

Zumindest konnte sie sich nun sicher sein, dass der grünhaarige Schwertkämpfer noch auf dieser Insel war. Und mit ein bisschen Glück und Spucke würde sie ihn erneut zur Rede stellen können.
 

Entschlossen verfestigte sich ihr Griff um ihr Schwert. Sie würde diesem dämlichen Halunken schon zeigen, was er sich eingehandelt hatte, indem er sie so durcheinander brachte und sie schon wieder verarschte.
 

Sie würde sich nicht von seiner Fassade in die Irre führen lassen. Sie würde ihm nicht abkaufen, die Gefühle, die er ihr vorgaukelte, seien echt. Lorenor Zorro würde für das büßen, was er ihr bei dem letzten Zusammentreffen angetan hatte – ob er sich darüber im Klaren war oder nicht.
 

Aus den Augenwinkeln schätzte er den jungen Mann vor sich ab, der bereits die nächste der unzähligen Flaschen vor sich öffnete. Der Inhalt dieser Flasche, ein Liter derber, rauer Rum, fand innerhalb weniger Sekunden den Weg in den Magen dieses grünhaarigen Mannes, den er von irgendwoher zu kennen glaubte, auch wenn ihm nicht direkt einfiel, woher.
 

Sein Blick wanderte von dem verknitterten T-Shirt und dem zerzausten Haar zu dem weißen Schwert, das zwischen ihnen auf dem Tresen lag.

Er konnte sich nicht richtig entscheiden, ob der Kerl, der mittlerweile vermutlich im Alkoholkoma liegen sollte, überhaupt zahlungskräftig war.
 

Er räusperte sich kurz, doch die klaren, grünen Augen des Mannes rührten sich keinen Millimeter in seine Richtung. Er starrte weiter das weiße Katana vor sich an, so intensiv, als hinge sein Leben davon ab, während er die leere Flasche nachdenklich zu den anderen schob.
 

Wie oft hatte er sich nun schon geschworen, dass sie ihm egal war? Dass sie ihm nichts bedeutete? Seine Finger umspielten, absolut gedankenverloren, die kühle, glatte Oberfläche der Schwertscheide vor ihm.
 

Er hatte sich immer wieder daran gehindert, sie mit ihr zu vergleichen. Und doch tat er es jetzt, nur um feststellen zu müssen, dass sie außer dem Aussehen rein gar nichts gemeinsam zu haben schienen.

Kuina hätte ihn nicht für seinen Lebensstil verurteilt. Sie hätte es ihm nicht zum Vorwurf gemacht, wie er am Abend zuvor gehandelt hatte. Sie hätte so vieles anders gemacht als dieser vermaledeite Marineleutnant.

Und dennoch…in Tashigi hatte er sich verliebt, etwas Dämlicheres hätte ihm wohl kaum passieren können, und Kuina war nie mehr als seine beste Freundin gewesen.

Wahrscheinlich war dass der elementare Unterschied zwischen den beiden.
 

Ein schweres Seufzen kam über seine Lippen. Eigentlich hatte er vorgehabt, seine Sorgen in Alkohol zu ertränken, doch er wusste ja bereits aus langjähriger Erfahrung, dass diese Biester verdammt gute Schwimmer waren. Es war also kein Wunder, dass sich seine Gedanken mit zunehmenden Alkoholkonsum immer enger um das Thema drehten, über dass er eigentlich auf gar keinen Fall nachdenken wollte.
 

Es sollte ihm nichts bedeuten, durfte ihm nichts bedeuten und dennoch bedeutete es ihm viel mehr, als es gut für ihn war.
 

In dem Moment, als er diese Erkenntnis mit einem frustrierten Stöhnen und einer weiteren Flasche Rum kommentieren wollte, sprang die Tür mit einem lauten Knall auf.

Herein kam eine Frau, an die Zorro bereits seit den frühen Mittagsstunden keinen einzigen Gedanken mehr verschwendet hatte – jedenfalls nicht, soweit er sich erinnern konnte.
 

Schwer atmend, mit bebenden Schultern und nassem Haar stand sie vor ihm, den Finger anklagend auf ihn gerichtet und mit einem Funkeln in den Augen, als würde sie ihm am liebsten hier und jetzt den Kopf von den Schultern reißen.
 

Ihre Wut verebbte jedoch kaum merklich, als sie sich das ganze Trauerspiel einmal durch den Kopf gehen ließ. Zorro, alleine, einen Haufen leerer Flaschen vor sich, hatte tatsächlich sein geheiligtes Schwert mehr als zehn Zentimeter von sich weggelegt und wirkte so niedergeschlagen, als hätte man ihm gerade Trainingsverbot auf Lebenszeit erteilt.
 

Und sie hatte auch schon so eine klitzekleine Vorahnung, warum das so war.

Beinahe hätte sie Mitleid mit ihm bekommen – beinahe.
 

Tatsächlich spürte sie jedoch, wie eine ungezügelte Wut in ihr aufflammte, und die würde der blöde Schwertkämpfer jetzt über sich ergehen lassen müssen. Schließlich hatte er sie gewissermaßen in diese Scheiße geritten.

Und was noch erschwerend hinzukam: Sie hatte ihn gewarnt, verflucht noch mal. Sie sah partout nicht ein, warum andauernd sie die Suppe auslöffeln sollten!!
 

„DU! Mitkommen! Sofort!!“, grollte sie ihm daher nur entgegen, von einer Aura umgeben wie die eines Jahrhundertsturms. Der Ausdruck in ihren Augen schrie einem ganz eindeutig entgegen: Leg dich mit mir an und du wirst nie wieder auch nur den kleinen Finger rühren.

Ihre Körperhaltung signalisierte deutlich, dass es heute stärkere Kopfnüsse beziehungsweise Schläge setzen würde, als jemals zuvor auf der Flying Lamb – und das sollte etwas heißen.
 

Zorro hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Kein Interesse.“
 

Alle Anwesenden hielten gespannt den Atem an, während sie auf den Weltuntergang warteten. Mit der orangehaarigen Frau war eindeutig nicht gut Kirschen essen und bei dem extravaganten Aufmarsch, den sie hingelegt hatte, hätte es keinen von ihnen gewundert, wenn der Trunkenbold am Tresen gevierteilt worden wäre – mit seinem eigenen Schwert.
 

Tatsächlich überlegte die Navigatorin der Strohhutpiraten einen Moment lang, ob sie diesem Trunkenbold dieses Schicksal zukommen lassen sollte, schüttelte dann jedoch leicht den Kopf. Dafür hatte sie keine Zeit. Immerhin hatte sie schon eine halbe Ewigkeit darauf verschwendet, den Idioten zu suchen.

Jetzt hieß es, schleunigst zur Flying Lamb zu kommen und die Segel zu setzen, bevor die Marine sie zerfleischte.
 

Es benötigte drei große Schritte, um auf ihn zu zustolzieren, zwei feste Ohrfeigen, damit er sie anblickte und ein gezischtes: „Mitkommen.“, damit er ihr folgte – wenn auch widerwillig und etwas irritiert.
 

Träge griff er nach seinem Schwert, das auf dem Tresen lag, und befestigte es wieder straff an seiner Hüfte, bevor er seine Hände in die Hosentaschen vergrub

.

„Dass du immer so ein riesen Theater machen musst…“, brummte er abfällig, legte den Kopf leicht schief ließ seine verspannten Schultern einmal knacken, während Nami bloß gereizt eine Augenbraue hob und entschlossen auf den Ausgang zustakste.

Der Grünhaarige ignorierte die zögernden Einwände des Barkeepers und begann, seinem Crewmitglied zu folgen.
 

„Halt bloß die Schnauze, Zorro. Wegen dir wird Ruffy schließlich von Smoker durch die halbe Stadt gejagt. Im Übrigen, könntest du eventuell einen Schritt schneller gehen?“, begann die Orangehaarige nun zu zwitschern, ein todsicheres Zeichen dafür, dass sie kurz davor war, komplett an die Decke zu gehen. „Wir haben es nämlich ein wenig eilig.“
 

Die Tür der Bar schwang unter ihren Händen quietschend auf. Der Barkeeper war verstummt, als er den Namen ‚Zorro’ gehört und sich wieder an den Steckbrief des gefürchteten Ex-Piratenjägers erinnert hatte. So lebensmüde war er dann doch nicht.

Im Gegensatz zu besagtem Ex-Piratenjäger.
 

„Smoker?“, gähnte dieser gelangweilt, trat hinaus und blinzelte verwirrt, als ihm die ersten Regentropfen kalt ins Gesicht fielen.

Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und schielte in den dunklen, wolkenverhangenen Himmel, während das Wasser scheinbar unaufhaltsam auf die Straße plätscherte. Anhand der großen Pfützen machte er aus, dass es schon länger regnen musste.
 

„Ja, Smoker. Hättest du dir auch denken können“, knurrte es hinter ihm, als Nami die Tür zufallen ließ und ihm nachstakste, während der Schwertkämpfer langsam weiter hinaus auf die durchnässten Straßen trat. Zorro hingegen schwieg dazu.

Wo die Gewitterziege Recht hatte, hatte sie Recht. Das Smoker in der Stadt war, war ihm klar gewesen, und dass er Jagd auf sie machen würde, sobald Tashigi sie verpetzt hatte, hätte er sich denken können.

Schien also alles seine Schuld zu sein.
 

Und zum hundertsten Mal an diesem Tag schalt er sich selbst dafür, so ein riesen Depp zu sein.
 

Er stieß ein leises, schweres Seufzen aus, das Nami aufblicken ließ.

Einen Moment lang schwankte die Navigatorin der Strohhutbande. Sollte sie etwa Mitleid mit ihrem Crewmitglied haben, der momentan den Eindruck erweckte, als wäre er ein geprügelter Hund? Oder sollte sie ihn anherrschen, als ob nie etwas gewesen wäre?
 

Immerhin, die anderen hatten keine Ahnung, dass Zorro ein kleines Techtelmechtel mit Smokers Gehilfin eingegangen war – sie hatte den Mund gehalten, das konnte der Grünhaarige den anderen ruhig selber erzählen, wenn er es für nötig hielt.
 

In dem Moment nahm er ihr die Entscheidung ab und schien sein altes, sonst so unerschütterliches Selbstbewusstsein wiederzugewinnen. Er straffte die Schultern, grinste sie von der Seite her schief an und wischte sich mit einer nachlässigen Handbewegung mittlerweile feuchte Haarsträhnen und Regen aus dem Gesicht.
 

„Wo sind sie? Sonst verpassen wir noch den ganzen Spaß.“

Nami wollte gerade vehement gegen das Statement protestieren, kämpfen würde Spaß machen, als sich knapp neben ihnen ein langer und nur allzu bekannter Gummiarm vorbei schob. Irritiert und mit einer mehr als schlechten Vorahnung hob sie eine Augenbraue an.
 

„Och nee…“, erklang neben ihr hohl Zorros Stimme, bevor sie von seinem Ellbogen ein Stück bei Seite gestoßen wurde und zurück in die Kneipe stolperte, wo sie beinahe sofort von beißendem Zigarettenqualm und Gelächter empfangen wurde.

Das würde der nutzlose Schwertkämpfer ihr noch büßen.
 

Während die orangehaarige Navigatorin noch mit Scham und Gleichgewicht kämpfte, wurde eben jener nutzlose Schwertkämpfer mit voller Wucht vom Körper seines gehirnamputierten Käptains bei Seite befördert, und zwar alles andere als sanft und schmerzlos.

Noch während der Strohhutjunge in rasanter Geschwindigkeit weiter seinen Armen nachjagte, erkannte er, dass er soeben seinen gesuchten ersten Maat auf den Boden befördert hatte und er stieß einen triumphierenden Jubelschrei aus.
 

„Heeeeeeyyyy! Zorroooooooo!!!!“, rief Ruffy mit einem Grinsen, das selbst der Tigerkatze aus Alice im Wunderland Konkurrenz gemacht hätte. Sein Vize rappelte sich indessen von den nassen Steinen auf, wischte sich über die vom Regen feuchte Stirn und stieß einen frustrierten Seufzer aus.

Alles wie gehabt.
 

Smoker, der immer noch Ruffy nachhetzte, warf einen kurzen Blick auf den grünhaarigen Schwertkämpfer und bellte dann einen harschen Befehl über seine Schulter.

„Tashigi!! Kümmre du dich um Lorenor!“
 

Zorro Blick zuckte auf eine Stelle weit hinter Smoker, doch das einzige, was er durch den dichten Regen erkennen konnte, war ein dunkler Schatten, der sich seinen Weg durch die Straßen bahnte.

Er straffte die Schultern – bei seinem Glück hätte er ahnen sollen, dass er um einen Kampf mit ihr nicht drum rum kam. Und das Ruffy Smoker in die Arme lief…nun, das war auch nicht unbedingt eine Überraschung, denn der zukünftige Piratenkönig zog das Abenteuer an wie Scheiße die Fliegen.
 

Er atmete tief durch, strich sich über die zerknitterten Klamotten, die mittlerweile vollkommen durchnässt und dreckig waren, und zwang sich zur Ruhe. Im Prinzip hatte sich zwischen ihnen nichts geändert.

Sie war immer noch nervtötend und immer einen Kampf wert. Außerdem war er neugierig, ob sie wohl Fortschritte gemacht hatte.

Sein einziges Problem bestand darin, dass er sich in sie verliebt hatte – auch wenn er weit davon entfernt war, das zu akzeptieren.
 

„Sag mal, hast du sie eigentlich noch alle, mich so wegzuschubsen?! Ich hätte mir sämtliche Knochen brechen können!“, beschwerte Nami sich in diesem Moment fauchend hinter ihm und tippte ihm hart auf die Schulter. Er löste den Knoten seines Kopftuches und zog es sich über.
 

„Ging nicht anders, also halt die Klappe. Geh besser zur Lamb und mach sie startklar. Wenn Ruffy Smoker fertig gemacht hat, fahren wir los.“

Er zurrte das schwarze Stück Stoff fest und wischte sich einige nasse Strähnen aus der Stirn, während er die Klingen seiner Schwerter ein wenig hervorstehen ließ. Nami zog eine Augenbraue hoch, stellte seinen Befehl jedoch nicht in Frage. Sie nickte leicht.

„Du schaffst das?“
 

Er grinste schief, selbstsicher und angriffslustig. „Klar.“

Die Navigatorin winkte ab. „Bis später!“, rief sie über die Schulter und rannte in Richtung der Bucht, in der sie gestern geankert hatten, in der Hoffnung, noch einem der anderen über den Weg zu laufen.
 

Sie unterdrückte ein frustriertes Stöhnen, als Smokers Befehl, durch den Regen dumpf und leise, an ihr Ohr drang. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen.

Auf diese Gelegenheit hatte sie doch eigentlich die letzten Stunden gewartet, nicht umsonst war sie die ganze Zeit schon durch die Straße gerannt und hatte nach dem Grünhaarigen Ausschau gehalten.
 

Sie wischte sich die nassen Haare hinters Ohr und schob die Brille zu Recht. Dass die Gläser Risse hatten war zwar nicht unbedingt von Vorteil, doch sie würde sich wohl oder übel damit arrangieren müssen.

Eine Hand heftete sich fest an den Griff ihres Schwertes.
 

Dieses Mal würde der Schwertkämpfer ihr nicht so leicht davon kommen.

Er würde ihr Rede und Antwort stehen müssen und sie würde auch nicht eher Ruhe geben, bis ihre Wut besänftigt war, die jetzt, wo er nur einige Meter von ihr entfernt stehen konnte, wieder heiß an ihren Eingeweiden leckte und ihr neue Energie verlieh, die sie nach ihrem Marathonlauf auch gut gebrauchen konnte.
 

Sämtliche Schmerzen waren wie weggeblasen, als sie seine dunkle Silhouette nicht weit von ihr ausmachen konnte. Die Schwerter hielt er in den Händen, jedoch gesenkt und er schien nicht zum Angriff bereit.

Ihre Schritte verlangsamten sich, bis sie schlussendlich vor ihm stehen blieb und ihm ernst entgegen sah. Ihre Hände zitterten kaum merklich, doch sie zweifelte nicht daran, dass er jede Sekunde angreifen könnte.

Abwehrend hielt sie die Klinge ihres Schwertes hoch, bereit, jeden Schlag sofort abzuwehren, sollte es nötig sein.
 

Der Grünhaarige verzog spöttisch das Gesicht.

„Ich bitte dich – glaubst du im Ernst, ich würde dich ohne Vorwarnung angreifen?“

„Dir traue ich alles zu“, zischte sie zurück, verfestigte ihren Griff und spannte die Schultern ein, während ihre Augen kurz die Umgebung nach anderen Feinden absuchten.
 

Ihr Gegenüber schmunzelte amüsiert. „Willst du mich auch auf Sprengsätze abtasten? Tu dir keinen Zwang an, Süße.“

Tashigi knurrte gereizt. „Halt die Klappe, Lorenor.“

„Du darfst mich auch Zorro nennen.“
 

Ohne Vorwarnung schlug sie zu, so hart wie sie konnte, doch der Schwertkämpfer parierte ihren Angriff mit einer spöttischen Leichtigkeit, die ihren Zorn nur noch steigerte.

Kalt blickte sie ihm in die Augen, ihr Gesicht nur Zentimeter von dem seinen entfernt, ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
 

Zorro wirkte wenig überrascht angesichts ihres Zuges. Er grinste, und sollte dieses Grinsen auch nur einen Hauch seiner Gefühlswelt widerspiegeln, die momentan ein einziges Chaos aus Wut, Enttäuschung und Schmerz war, so merkte der Marineleutnant es nicht.
 

„Was denn? Ich biete dir das Du an und du reagierst direkt so abweisend?“

Sie wich einen Schritt von ihm zurück und funkelte ihn stumm weiter an.

Ihr lagen tausende von Wörtern auf der Zunge, doch keines würde auch nur ansatzweise zum Ausdruck bringen, wie sie sich fühlte.

Seit Stunden schon hatte sie das Gefühl, immer noch seinen Arm um ihrer Taille zu fühlen, doch sie weigerte sich zu akzeptieren, dass es sich gut angefühlt hatte.

Wenn sie ihn anblickte, hatte sie einerseits das Verlangen, ihn für seine Worte zu skalpieren, andererseits fragte sie sich auch, ob sie nicht auch einfach friedlich miteinander reden könnten.

Doch das war unmöglich und nicht mit ihrem Stolz, ihrer Position und ihrer Pflicht zu vereinbaren.
 

Sie saßen in einer Zwickmühle, sie waren sich beide darüber bewusst – und sie wussten beide, dass sie nicht das bekommen konnten, was sie wollten.
 

„Was denn? War das schon alles?“ Zorro grinste schief, während er die Schwerter langsam wieder sinken ließ.

„Träum weiter“, knirschte Tashigi zwischen zusammengebissenen Zähnen und trat erneut auf ihn zu, die Klinge zum Angriff erhoben und fest entschlossen, sich nicht von ihm durcheinander bringen zu lassen, egal, was der andere tun würde.
 

Ihre Schwerter klirrten zum hundertsten Mal mit einem lauten Klirren aufeinander, das einzig und allein von dem immer noch prasselnden Regen um sie herum gedämpft wurde. Ihr Atem hing weiß in der Luft, ihre Klamotten trieften und die Kälte hatte sich bereits vor einer ganzen Weile in ihren Körpern eingenistet. Doch keiner schien bereit, den Kampf abzubrechen.
 

Tashigi keuchte. Sie konnte den Gedanken einfach nicht abschütteln, dass der andere ihr auswich. Die Schläge seinerseits, die sie hatte parieren müssen, konnte sie an einer Hand abzählen – und das brachte sie vollkommen auf die Palme.
 

Blind vor Wut und mit Tränen in den Augen hackte sie wahllos auf ihn ein, immer darauf bedacht, mit voller Kraft zu schlagen und ihn möglichst auch zu treffen. Doch das Einzige, was ihr gelang, war, auf die Klingen seiner Schwerter zu stoßen. Sie hatte ihm bisher keinen einzigen Kratzer zufügen können und auch sie trug von dem Kampf bisher keinerlei Blessuren abgesehen von ihrem verletzten Stolz und ihren wirren Gedanken.
 

„Konzentrier dich endlich!!“, brach es schließlich ungestüm aus ihr heraus.

Sie achtete nicht mehr auf ihre Abwehr, aber das war auch gar nicht nötig. Der Grünhaarige griff sowieso nicht an, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, weshalb.
 

„Wehr dich! Geb dir Mühe!!!!“, schrie sie ihn an, holte besinnungslos ein weiteres Mal aus – und traf.
 

Erschrocken über ihren Erfolg hielt sie mitten in der Bewegung inne. Im selben Moment gelang es Zorro, sie zu entwaffnen. Ihr Schwert fiel mit einem unnatürlich lauten Scheppern zu Boden, während sie instinktiv einige Schritte von ihm zurückwich und wie gebannt auf seine Wange starrte.
 

Auch Zorro schien verblüfft zu sein.

Sein Wado-Ichi-Monji steckte er zurück in die Scheide und wischte sich langsam das Blut von der Wange, das aus dem tiefen Schnitt an seinem Gesicht und Halsbeuge entlang hinunterlief. Dann blickte er zu Tashigi, die blass ein Stück von ihm entfernt stand.
 

Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben, und das war der erste Gedanke an diesem Tag, der ich wirklich aufmuntern konnte, auch wenn er es nicht zeigte.

Stumm blickte er ihr entgegen, schenkte der pochenden Wunde keinerlei Beachtung und legte schließlich den Kopf leicht schief, bevor er auf sie zu trat. Sie verharrte regungslos, bis er direkt vor ihr stand, sie schien sogar die Luft anzuhalten.
 

Sie reichte ihm genau bis zum Kinn. Diese Erkenntnis brachte ihn zum schmunzeln.

„Ich könnte dich töten“, sagte er leise. Seine Stimme war ungewöhnlich rau, was entweder daran lag, dass sie beide schon eine ganze Weile im strömenden Regen standen oder daran, dass er so oder so verrückt spielte, wenn sie in seiner Nähe war.
 

Die Erinnerung an die letzte Nacht ließ ihn kaum merklich erschaudern. Ihre Körper schienen so perfekt zusammenzupassen, warum konnte sie das nicht verstehen?
 

„Das tust du aber nicht.“

Tashigis Stimme zitterte leicht, obwohl sie gerade jetzt taff und selbstsicher wirken wollte. Sie verdammte sich selbst für dieses offensichtliche Zeichen der Schwäche. Und doch war sie sich ihrer Worte sicher – es hatte schon so viele Gelegenheiten gegeben, bei denen er sie hätte töten können, und doch tat er es nicht.

Und sie wusste es mit jeder Faser ihres Körpers, dass er es auch diesmal nicht tun würde.
 

„Und warum sollte ich nicht?“ Obwohl er beinahe flüsterte, verstand sie jedes Wort. Sie war irritiert über den Klang seiner Stimme, den sie nicht zuordnen konnte.

Er klang längst nicht mehr so selbstbewusst, wie es sonst immer der Fall gewesen war. Es klang nicht wütend, nicht einmal ein klein wenig ärgerlich.

Irrte sie sich, oder klang der gefürchtete Piratenjäger etwa verletzt, beinahe enttäuscht?
 

Sie schluckte. „Weil du es nicht kannst.“

Ihr Blick fiel auf seine Schwerter, die er gesenkt hatte.
 

Sekundenlang lastete die Stille beinahe unerträglich schwer auf ihren Schultern. Sie zuckte beinahe zusammen, als er seine Katanas wieder einsteckte.
 

„Wie wahr.“
 

Verblüfft blickte sie wieder zu ihm auf, doch sein Gesicht war ihr jetzt näher als zuvor, und bevor sie noch irgendetwas sagen oder tun konnte, hatte er sie auch schon geküsst.

Wie erstarrt blieb sie stehen und während seine Hand sich an ihre Taille legte und sie näher zu sich zog, durchflutete sie ein merkwürdiges Gefühl der Wärme. Sanft strich er ihr über das durchnässte Shirt, doch sie konnte seine Hitze dennoch spüren.
 

Viel zu schnell war es wieder vorbei und er löste sich von ihr. Sie hatte den Kuss nicht erwidert, dennoch schmeckte sie ihn; eine Mischung aus Rum, Regen und Wärme. Ein Geschmack, der noch über Stunden hinweg zurückbleiben würde.
 

Sie blinzelte verwirrt und blickte zu ihm hoch, nur, um sein schiefes Lächeln zu sehen.
 

Ohne noch etwas zu sagen, drehte er ihr den Rücken zu, und ließ sie zum zweiten Mal an diesem Tag verwirrt und alleine stehen, ohne ein weiteres Wort der Erklärung. Sie verharrte an Ort und Stelle, bis sein Umriss im Regen nicht mehr zu sehen war.
 

Dann strich sie mit ihrer Zunge langsam über ihre Lippen, bevor wieder Leben in ihren Körper einkehrte. Sie atmete tief durch, verdrängte jegliche Gedanken und bückte sich, um ihr Schwert wieder aufzunehmen.

Ihre Hände zitterten leicht, aber diesmal wusste sie, dass es nicht vor Wut und auch nicht vor Kälte war.
 

Smoker würde sie umbringen.
 

....................TBC.........................
 

Kommis? *lieb guck*

On the run

Ja, es geht auch mal weiter xDD

Tut mir wirklich Leid, dass es immer so lange dauert, aber ich hab im Moment viel um die Ohren ^^

Wünsch euch wie immer viel Spaß ^.~

Euer pups
 

Für Yinchan, die in mir unbekannten Zirkeln fleißig für mich Werbung macht, mir immer treu Kommis schreibt, mir bei einer Titelsuche aushilft und auch spät nachts noch mein Geschreibsel korrigiert und ausbessert. Danke.
 

Chapter 4: On the run
 

Das Wasser rann zwischen seinen Stiefeln und Füßen hindurch, während er sich seinen Weg durch die Straßen erkämpfte, die mittlerweile von Marinesoldaten überflutet waren.

Anscheinend hatte sich Smokers Jagd auf den berüchtigten Strohhut-Ruffy herumgesprochen und nun mussten sie mit diesen Konsequenzen leben.
 

Zorro stieß drei Marinesoldaten grob in die Seite, um weiter vorwärts zukommen. Er beförderte einen mit der Rückseite seiner Klinge ins Reich der Träume und brach einem weiteren mit einem gezielten Schlag die Nase, bevor er endlich zu Lysop vordrang, der hilflos eingekreist worden war und auf Rettung wartete.
 

Geschickt duckte er sich unter zwei Schwerthieben durch, wehrte eine Kugel mit dem Kitetsu ab und steckte in der selben Sekunde das Yubashili zurück in die Scheide, um den zitternden Kanonier, der sich bisher keinen Millimeter gerührt hatte, grob an der Schulter zu packen und mit sich zu schleifen.
 

In dem Moment, als Zorro in mit sich zog, schien Lysop jedoch zu verstehen, dass er aus dem Gröbsten raus war und nicht mehr unmittelbar am Abgrund des Todes stand, nun, wo sein Crewmitglied bei ihm war. Dennoch schniefte er erleichtert, warf dann einen kurzen Blick auf die Soldaten, die sie gerade wieder umkreisten.
 

„Was soll ich machen?“, fragte der Lockenkopf mit leicht panischem Unterton und tastete suchend nach seiner Schleuder, die er immer bei sich trug um im Falle des Falles nicht ganz unbewaffnet dazustehen.
 

Auch wenn er seinen Traum, ein mutiger Kämpfer der Meere zu werden, im Angesicht der Gefahr meistens vergaß und zu kaum etwas in der Lage war, geschweige denn zum zielen und angreifen. Nur äußerst selten gelang es ihm, die nötige Ruhe dafür zu bewahren, doch er ahnte, dass es diesmal wohl einfach nicht anders ging.

Er schluckte den viel zu großen Kloß in seinem Hals herunter, und versuchte sich auf Zorros leicht keuchenden Atem zu konzentrieren, der etwas Beruhigendes an sich hatte.
 

„Gib mir Rückendeckung“, wies der Schwertkämpfer ihn leise an, wobei seine Aussprache durch das Wado-Ichi-Monji in seinem Mund ein wenig verschwamm. Lysop nickte leicht; mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt.
 

Es war merkwürdig – obwohl er nun von mehr Soldaten umgeben war als zuvor, merkte Lysop, wie seine Angst langsam aber sicher abklang.

Seine Hand lag fest am Griff seiner Schleuder, in der anderen schob er einige Geschosse hin und her, während Zorro nicht weit von ihm sämtliche Schläge abwehrte und stattdessen austeilte.
 

Eine Weile lang hatte er ihm dabei verblüfft zugesehen, immer wieder erstaunt darüber, das sein Crewmitglied anscheinend einen sechsten Sinn dafür zu besitzen schien, aus welcher Richtung der nächste Schlag kommen würde.

Er schien immer mit dem nächsten Angriff zu rechnen, der hinterrücks kam, achtete immer auf Kugeln, die aus dem Hintergrund auf sie beide einprasselten.
 

Lysop war sich sicher, ohne den Grünhaarigen hätte er das zeitliche schon längst gesegnet und würde mit Gevatter Tod Tee trinken.
 

Endlich kam auch er in Bewegung und zielte. Er musste an den Wind denken, der ihnen eiskalt ins Gesicht peitschte, er musste damit rechnen, dass Zorro plötzlich zur Seite sprang und in seine Schussbahn kam, er musste Entfernung und Kraft richtig einschätzen.

Seine Hände hörten auf zu zittern und er atmete tief durch; er konnte das.
 

Eine Tabascokugel traf einen jungen Mann direkt ins Auge, einige andere bekamen seine Krähenfüße-Attacke am eigenen Leib zu spüren. Auch seine Feuerkugeln ließen nicht lange auf sich warten.
 

Kurz fing er Zorros Blick auf, der ihm leicht grinsend zunickte, schließlich die Mauer aus Männern durchbrach und seinen Weg fortsetzte. Lysop rannte ihm so schnell es ging nach, bevor sich die Lücke, die sie beide mühsam geschaffen hatten, wieder schloss und ihn alleine zurückließ unter einer Masse von Feinden.
 

„Wo ist Ruffy?!!“, brüllte Zorro gegen den Wind an, immer einen Schritt voraus, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wohin es eigentlich ging.

„Smoker hat ihn Richtung Markt gejagt!!“, erwiderte der Kanonier, wischte sich den Regen aus dem Gesicht und rannte einen Schritt schneller, um an Zorro vorbeizuziehen und die Führung zu übernehmen.
 

Auge in Auge standen sie sich gegenüber.

In Ruffys Kopf arbeitete es angestrengt. Irgendwoher kannte er den Kerl, auch wenn ihm grade nicht einfiel woher.

Dass er bei der Marine war, war klar wie Kloßbrühe und deutlich zu erkennen, doch er kam einfach nicht drauf, wo er ihn schon einmal getroffen hatte.

Das weiße Haar, der dichte Rauch, der ihn umgab, die beiden Zigarren, die nachlässig aus seinem Mundwinkel hingen…
 

Ihm fiel es wie Schuppen von den Augen.
 

„Qualmsocke!!!“, rief er begeistert und ein ehrliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er seinen alten Bekannten aus Loguetown und Alabasta erkannte. Der Typ, den bisher nur Ace unter Kontrolle gebracht hatte. Der Typ, den er bisher nicht hatte erledigen können. Der Typ, der ihm so verbissen nachsetzte, als hätte er ihm ans Leder gewollt; der Typ, dem Zorro das Leben gerettet hatte.
 

Smoker knurrte. W

ie er diesen Strohhutbengel hasste.

Keinen Respekt vor dem Gesetz, vor Moral, geschweige denn vor dem Alter. Noch dazu so grün hinter den Ohren und naiv wie ein Dreijähriger, aber Hauptsache, er tanzte ihm auf der Nase herum und versaute ihm den Tag.
 

Eigentlich hatte er geplant, mal eine ruhige Kugel zu schieben, ein friedliches Wochenende zu verbringen und nach langer Zeit endlich mal wieder auszuspannen, doch wie sooft war es ihm vergönnt gewesen.

Stattdessen war ein panischer Kadett zu ihm ins Hotel gerannt, hatte ihn bei einem Kartenspiel mit einem alten Freund gestört und verkündet, der Strohhut wäre ihm gerade in den Arme gelaufen und hätte ihn gefragt, ob er den vermaledeiten Kopfgeldjäger Zorro gesehen hätte.
 

So ein dämlicher Fehltritt sah dem schwarzhaarigen Gummibärchen ganz ähnlich, und wenn er heute Abend nicht schon im Kerker der Marinebasis vor sich hinvegetierte, ausgelaugt von den Seesteinhandschellen, dann würde es von seiner garstigen Navigatorin garantiert eine gehörige Standpauke setzen.
 

Er nahm einen tiefen Zug von seinen Zigarren, stieß den heißen Qualm dann wieder hinaus in den Regen, während er den Jugendlichen vor sich kritisch musterte.
 

„Glaubst wohl, du kämst wieder einmal ungeschoren davon, was, Strohhut?“, spottete er und verzog seine Lippen zu einem hinterhältigen Grinsen.
 

Der Pirat vor ihm zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Bin ich bisher doch immer“, gab er mit einem frechen Grinsen zurück. Seine Augen funkelten, angriffslustig, selbstsicher und voller Spaß.
 

In gewisser Hinsicht war er wirklich noch ein Kind, ein Kind, dass die ganze Welt seinen Spielplatz nannte. Doch Smoker wusste auch, dass der junge Mann vor ihm auch anders konnte.

In Alabasta selbst war er Zeuge davon geworden.

Nachdem Ruffy ihm dort bewiesen hatte, dass sie eigentlich gar kein so schlechtes Pack waren, hatte er sich geweigert, den Orden in Empfang zu nehmen.
 

Er hatte schließlich gar nichts gemacht, hatte die Strohhutbande sogar entkommen lassen, und auch mit dem Kampf gegen Krokodile hatte er nichts zu tun gehabt. Doch die korrupte Weltregierung weigerte sich standhaft, sich einzugestehen, dass Piraten das Volk vor dem Untergang gerettet hatte, eine Revolution gestoppt und einen Größenwahnsinnigen aus ihren eigenen Reihen daran gehindert hatte, seinen intriganten Plan zum Abschluss zu bringen.
 

Und obwohl diese Hand voll Piraten ihm bereits ein Mal das Leben gerettet hatten, obwohl sie eigentlich gar nichts Böses verbrochen hatten, obwohl sie bloß eine Bande von Träumern waren, die der Regierung die Stirn boten, brachte ihn der Strohhut immer wieder auf die Palme.

Und sein Entschluss, den er in Loguetown gefasst hatte, war bisher noch nicht ins Wanken geraten; er würde den Strohhut mitsamt seine Freunden hinter Gitter bringen, und wenn es das Letzte war, was er tat.
 

Bevor die beiden sich ernsthaft duellieren konnten, wurden sie durch einen Ruf aus ihrer Konzentration gerissen, mit der sie sich so intensiv angestarrt hatten. Der Strohhut blickte bereits auf, bevor die Stimme seines Smutjes ertönte, laut und klar über den Lärm der anderen Marinesoldaten hinweg.

„Ruffy! Komm endlich – Lysop hat ihn!!!!“
 

Ein Lächeln huschte über Ruffys Gesicht und er wandte seinem Gegner dreist den Rücken zu. Seines Erachtens war nun alles geklärt.

Zorro war wieder da, folglich konnten sie alle wieder auf die Lamb zurückkehren und weiter ins nächste Abenteuer segeln. Sein Interesse an dem vor Wut kochendem Marinekapitän war verflogen; es gab keinen weiteren Handlungsbedarf.
 

Smoker knurrte. Wie von selbst lösten sich seine Arme in Rauch auf, umfassten den jungen Piraten. Der Schwarzhaarige wurde einige Meter hoch in die Luft gerissen und hart auf den Boden geschleudert, wo er mit einem leisen Keuchen aufkam. Der Strohhut rutschte ihm von den Haaren und landete in einer Pfütze, keine ganze Armlänge von ihm weg.
 

„Nicht so schnell, Strohhut.“

Die Stimme des weißen Jägers war gefährlich leise.

Ruffy setzte sich auf, warf aus den Augenwinkeln einen gelassenen Blick hinüber zu dem Marinekapitän, der ihn perfide grinsend anblickte, und langte nach seinem Hut. Kurz betrachtete er das alte Stück, das Shanks ihm mit auf seinen abenteuerlichen Weg gegeben hatte und das auf eben jenem Pfad bereits beachtlich gelitten hatte.

Unzählige Male hatte Nami ihn schon wieder zusammengeflickt, doch obwohl der Hut bereits uralt war, würde er ihn gegen keinen Schatz der Welt eintauschen.
 

Smoker hatte kein Recht, sein Eigentum so zu behandeln und im wahrsten Sinne des Wortes durch den Schmutz zu ziehen.

Langsam klopfte er das dreckige Wasser von der Krempe, seufzte dann leise und setzte ihn sich auf das ohnehin durchnässte Haar, bevor er funkelnd zu Smoker hochblickte.
 

„Was willst du noch, Smoker? Du wirst mich so oder so nicht kriegen“, versprach der junge Pirat mit ungewöhnlich ernstem Unterton, auch wenn seine Wut langsam aber sicher verflog und sich stattdessen ein herausforderndes Lächeln auf seine Züge legte.
 

Sein Gegner schnaubte verächtlich, verzog dann die Mundwinkel zu einem grimmigen Strich und fixierte den Strohhut, dem er nun bereits wieder seit Wochen hinterher jagte – bis heute erfolglos.

„Das werden wir ja sehen, Gummibärchen.“
 

Sanji beobachtete seinen Käptain aus einigen Metern Entfernung aufmerksam und fluchte leise, als der Schwarzhaarige erneut hart gegen eine Häuserwand prallte. So hart, dass diese massive Wand Risse bekam.
 

Er rammte einigen Marinesoldaten seinen Fuß in die Magengegend, beförderte einige andere mit einer eleganten Drehung ins Reich der Träume und hielt nach seinen Crewmitgliedern Ausschau. Chopper war, nachdem er über den ganzen Geruch von Schwarzpulver, Schweiß und Wut, Namis Witterung aufgenommen hatte, Richtung Flying Lamb galoppiert, um der hübschen Navigatorin beim Setzen der Segel behilflich zu sein.
 

Robin schaltete eine Gruppe Marinesoldaten nach der anderen aus, lehnte geheimnisvoll lächelnd neben einem Blumenladen und ließ ihren Kräften freien Lauf.

Sie schien weder Probleme zu haben, noch sich Sorgen um Ruffy zu machen, und das beruhigte ihn zumindest ein wenig.
 

Auch Lysop und Zorro hatte er mittlerweile erspäht, die sich Seite an Seite einen Weg durch die Masse kämpften, immer in Richtung Ruffy. Doch egal, wie viele Gegner sie ausschalteten, es schienen immer Neue anzurücken.

Irgendwo musste ein Nest von ihnen sein, doch wo, das hatten sie bisher noch nicht herausgefunden.
 

Der ständig auf sie einprasselnde Regen erschwerte ihnen ihr Entkommen zusätzlich. Die Straße stand bereits einige Zentimeter unter Wasser und die Kälte hatte sich mit zunehmender Hartnäckigkeit in ihnen eingenistet.

Er selbst zitterte bereits leicht und wünschte sich, dass er mehr am Leibe hätte als ein hauchdünnes Hemd und sein obligatorisches Jackett. Doch das war nebensächlich.

Viel wichtiger war es, dass sie endlich hier wegkamen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Marine den Ankerplatz der Lamb entdeckt hatten, und dann würde die Sache erst richtig brenzlig werden.
 

Der Kanonier wich keinen Zentimeter von der Seite seines Gefährten, duckte sich reflexartig wenn dieser mit seinen Katanas weiter ausholte und gab ihnen ansonsten die dringend nötige Rückendeckung.

Sein Blick schweifte über die Soldaten hinüber zu Ruffy, der durch den dichten Regen kaum zu erkennen war, sich jedoch langsam wieder aufrichtete, nur um erneut nieder geschleudert zu werden.

Smoker war ihm eindeutig überlegen und bislang waren sie auch eher durch Zufälle vor ihm entkommen.

Einmal hatte Ace ihnen aus der Patsche geholfen (Feuer wirkte Wunder gegen Rauch) und ein weiteres Mal hatten sie ihrem Gegner das Leben gerettet.

Warum eigentlich war ihm immer noch ein Rätsel.
 

Kurz blickte Lysop zu dem Grünhaarigen hinauf, der entschlossen einige weitere hilflose Kadetten aus dem Weg räumte und einige weitere Schritte in Ruffys Richtung nahm.

Sein Blick war hart, doch die Sorge flackerte langsam in ihnen auf, als auch sein Blick zu dem Käptain schweifte, der Smokers Attacken so gar nichts entgegenzusetzen hatte.
 

„Zorro-“

„Lysop-“, setzten beide gleichzeitig an, dann verstummten sie und tauschten einen knappen Blick aus.

Der Schwertkämpfer nickte leicht, er hatte dieselbe Idee gehabt wie die Langnase, und es wurde höchste Zeit, dass sie eingriffen und dem ganzen ein Ende setzten.

Es waren nur noch wenige Meter bis zu den beiden Duellanten und Ruffy schien nicht mehr lange aushalten zu können. Es war pures Glück, das Smoker es bisher noch nicht für nötig gehalten hatte, dem Strohhut Seesteinhandschellen anzulegen. Seine Selbstüberschätzung konnte ihnen zu Gute kommen.
 

Er umfasste die Griffe seiner Katana fester und preschte vorwärts, räumte Lysop so viel Platz wie nur irgend möglich aus, damit der Scharfschütze freie Bahn hatte für einen waghalsigen Versuch.

Wenn es gelang, waren sie aus dem Schneider. Missglückte ihr Vorhaben, mussten sie ihr heil in der Flucht suchen, und mit Smoker auf den Fersen wohlmöglich eine recht erfolglose.

Doch noch war es zu spät, um aufzugeben. Noch bestand genügend Hoffnung.

„JETZT!!“
 

Lysop atmete ein Letztes Mal tief durch, um seine flatternden Nerven zu beruhigen. Die Chancen, dass diese Attacke tatsächlich Wirkung zeigte, war verschwindend gering, doch die Einzige, die sie momentan hatten.

Zu allem Überfluss hatte er sein Kabuto auf der Lamb gelassen, schließlich hatte er nicht damit gerechnet, es einsetzen zu müssen. Doch mit Ruffy war man eben nie vor Gefahren gefeit, soviel hätte er doch zumindest bisher gelernt haben müssen.
 

Doch die Distanz zu Smoker war nicht sehr groß und seine normale Schleuder, ohne die er nie auch nur einen Fuß nach draußen setzte, würde wohl reichen.
 

Musste wohl reichen.
 

Hastig erinnerte er sich daran, dass er keine Zeit für lange Überlegungen hatte, spannte das Gummi, zielte und schoss.
 

„FIREBIRD STAR!!!!!!“
 

Das Geschoss raste unaufhaltsam auf Smoker zu und verwandelte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in einen riesigen Flammenvogel. Zielstrebig steuerte das Feuer auf den Marinekapitän zu, der nun langsam aufblickte – und einen Moment erstarrte.
 

Dieser Moment reichte jedoch.
 

Mit einem triumphierenden Aufschrei kämpfte Zorro sich zu Ruffy hindurch, fasste seinen Käptain grob an der Schulter und zog ihn ungeachtet aller Hindernisse mit sich, solange der weiße Jäger dem Feuervogel auswich und abgelenkt war.
 

In Sekundenschnelle war der Schwertkämpfer wieder an der Seite des Kanoniers. Zwei seiner Schwerter baumelten wieder an seiner Hüfte, einen Arm hatte er umständlich um den Schwarzhaarigen geschlungen, der ein wenig weggetreten an ihm lehnte, jedoch langsam wieder zu Kräften zu kommen schien.

Anscheinend war Smoker doch nicht so blöd gewesen wie vermutet und hatte seinen Stab mit Seesteinaufsatz zum Einsatz gebracht. Sie sollten sich auch so ein Ding zulegen, je eher desto besser.
 

„Weg hier!“, rief Zorro mit rauer Stimme, als er die Blicke seiner Freunde auf sich spürte. Neben ihm nahm Ruffy einige unsichere Schritte, blickte gleichzeitig aus den Augenwinkeln zu seinem besten Freund hoch.

„Hey Zorro…wo warst du denn so lange?“
 

Der Schwertkämpfer ignorierte die Frage geflissentlich, wich einigen Soldaten aus, die wenig später von Robin außer Gefecht gesetzt wurden, und hastete, Käptain und Kanonier im Schlepptau, zu seinen Freunden hinüber, die auf sie warteten.

Denn jetzt hieß es, so schnell wie möglich den Rückzug antreten, bevor Smoker wieder den Überblick über die Situation erlangte.
 

Ihr Atem ging stoßweise.

Seite an Seite rannten sie den Trampelpfad hinunter, der zu der versteckten Bucht führte, in der sie geankert hatten. Robin war die Erste, die einen Blick auf ihr Schiff erhaschte.

Sie lächelte den anderen leicht zu. „Wir sind startklar“, informierte sie ruhig, warf dann einen kurzen Blick über die Schulter, doch ihre Verfolger hatten sie zumindest für kurze Zeit abgehängt.
 

Schnell ließ sie einige Hände sprießen, fasste ihre Crewmitglieder ungefragt an den Shirts und schwang sich mit ihnen an Bord der Karavelle, die bereits ein ganzes Stück weit weg gedriftet war, jedoch bereits sehnsüchtig auf sie zu warten schien.
 

Entgegen der sonstigen Gewohnheiten, landeten sie alle recht sanft auf den Planken des Decks, was wohl vor allem daran lag, dass es Robin war, die sie an Bord beförderte, nicht Ruffy.
 

Zorro hatte noch immer umsichtig einen Arm um seinen Käptain geschlungen, hatte ihn vor einem erneuten harten Sturz abgeschirmt und hob ihn nun mit einen Ruck auf die Beine.

Noch waren sie nicht aus der Gefahr heraus. Die Marine würde die Verfolgung aufnehmen, so viel war klar, und sie sollten sich schleunigst aus dem Staub machen, möglichst noch bevor sie umzingelt waren.
 

Nami schien seine Meinung zu teilen. Mit einigen großen Schritten stolzierte die Navigatorin auf ihre Freunde zu, die allesamt unversehrt schienen, und warf ihnen vorwurfsvolle Blicke zu, nur um ein Schnauben auszustoßen und sie anzublaffen.
 

„Was hat das denn so lange gedauert?! Wir müssen weg hier! Sanji, auf die Takelage, Zorro, du übernimmst das Heck, Lysop an die Pinne. Chopper, kümmer dich um Ruffy!!!“
 

Ohne den geringsten Widerspruch einzulegen zerstreute sich die Strohhutbande und kam ihren zugewiesenen Aufgaben nach.
 

Schnellen Schrittes hastete Zorro zum Heck, darauf bedacht, auf den glitschigen Planken nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Seine Gedanken kreisten umher, kamen zu keinem eindeutigen Ergebnis, besonders zu keinem sinnvollem.

Er wusste, dass das, was er getan hatte, moralisch Unkorrekt und seinen Freunden gegenüber absolut unverantwortbar war. Nur wegen ihm waren sie schließlich gerade in diese Misere geraten, und wäre Lysop nicht gewesen, säßen sie wahrscheinlich noch immer in der Patsche.

Und all das nur, weil er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte?
 

Seine Hände umschlangen fest das Tau und mit einem Ruck zog er es straff.

Wieso fühlte es sich dann nicht falsch an, wenn er an die vergangene Nacht dachte? Wieso erschien ihm das alles dann vollkommen logisch und richtig, wenn er ihr Gesicht vor Augen hatte?
 

Er spürte den pochenden Schmerz in der Wange. Der Schnitt hatte schon vor einer ganzen Weile aufgehört zu bluten.
 

Konnte etwas falsch sein, und doch irgendwie richtig?

Beinahe hätte er gelacht. Natürlich konnte es das sein. Er war schließlich Pirat, was an sich schon absolut verwerflich war, und dennoch taten sie als solche nichts Falsches. Im Gegenteil, wenn er es recht bedachte, waren sie die miesesten Piraten, die es je gegeben hatte: sie stahlen nicht, plünderten nicht, sie mordeten nicht einmal.

Sie waren nur eine Bande von eigensinnigen Einzelgängern, die einen gemeinsamen Weg für sich entdeckt hatten, ihre Träume zu verwirklichen.
 

Doch konnte man das mit seinen Gefühlen für einen Marineleutnant vergleichen?

Er bezweifelte es.
 

Der Wind peitschte ihm hart ins Gesicht und riss ihn aus seinen Gedanken. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt darüber nachzudenken, jetzt gab es wichtigere Dinge zu erledigen.
 

Er schob die störenden Gedanken bei Seite und konzentrierte sich auf seine jetzige Aufgabe: Seine Freunde aus der Gefahr bringen, in die er sie hineingelotst hatte. Wenn auch unabsichtlich.
 

*******************************TBC***********************************

Little sins

Heyyy^^

Sorry, dass es so lange gedauert hat - das Kapitel ist schon seit zwei Wochen fertig auf Papier und mein PC ist erst heute aus dem Urlaub zurück -_-

Er lässt sich entschuldigen und bittet untertänigst um Verzeihung xD

Wünsche euch viel Spaß beim Lesen ^.~
 

Chapter 5: Little sins
 

„KEKSEEEEEE!“

Mit einem ohrenbetäubenden Knall platzte die Tür auf und wurde beinahe aus den Angeln gerissen, während der schwarzhaarige Strohhutträger Hals über Kopf in die Kombüse stürmte. Unbeeindruckt hielt Sanji seinen übereiligen Käptain mit dem Fuß in Schach, um das frische Backblech vor dem Untergang zu bewahren. Zumindest vorübergehend.
 

Indessen schwang hinter Lysop, der seinem Freund in gebührendem Abstand gefolgt war, in der Hoffnung, eventuell auch noch etwas von der schlichten Süßigkeit abzubekommen, die Tür zu.

Er lächelte leicht und trat vorsichtig auf die beiden unnachgiebigen Duellanten zu. Sanji hielt seinen hirnamputierten Vorgesetzten scharf im Blick, eine Kippe lässig in den Mundwinkeln und mit den Gedanken schon bei der nahenden Verzierung des Süßgebäcks.
 

Seine Augenbraue zuckte währenddessen ärgerlich in die Höhe; Ruffy quengelte unnachgiebig in schrillen, nervtötenden Tönen weiter. Sein linker Arm stahl sich langsam aber sicher in Richtung Blech, als er es jedoch berührte verbrannte er sich die gummiartigen Finger und ließ den Arm mit einem gedämpften Schmerzenslaut zurückschnellen.
 

Vor Schmerz schossen ihm die Tränen in die Augen, Sanji schmunzelte amüsiert – kleine Sünden strafte der liebe Gott eben sofort – und Zorro, der bereits seit einiger Zeit am Küchentisch herumlungerte, stöhnte frustriert auf, als der Handrücken seines Käptains ihn hart auf die Wange traf.

Mit einer raschen Bewegung fegte er den Arm Ruffys bei Seite, warf einen tödlichen Blick in Richtung Smutje und Vollidiot und machte sich dann angefressen auf den Weg nach draußen. Vielleicht würde er ja an Deck ein wenig Ruhe finden, die hier an Bord der Flying Lamb und unter der Fuchtel von Monkey D. Ruffy meist vergeblich zu suchen war.

Mit einem weiteren Knall schlug die Tür hinter ihm zu. Kurz verharrte er, als der raue Seewind sein kurzes Haar zerzauste, und legte eine Hand an die pochende Wange.
 

Es war bereits über eine Woche her, seit sie vor Smokers Truppen geflohen waren, und es war eine mehr als knappe Flucht gewesen.

Vier Tage lang hatten sie kaum ein Auge zugetan, bis es ihnen gelungen war, die beharrlichen Schiffe des weißen Jägers hinter sich zu lassen.

Dass sie ihnen immer noch dicht auf den Fersen waren, stand außer Zweifel, noch immer mussten sie Nachtschichten schieben, um auch in der Dunkelheit weitersegeln zu können. Mit etwas Glück würden sie bald genügend Vorsprung gewonnen haben.
 

Die Atmosphäre an Bord war in diesen Tagen unerträglich gewesen.

Sie waren alle übermüdet und vollkommen erschöpft von den Strapazen gewesen und die Stimmung zwischen ihnen mehr als angespannt. Das Wetter war ihnen ebenfalls nicht hold gewesen. Der Regen, der sie schon während dem Kampf gegen Smoker behindert hatte, hatte bis vor zwei Tagen nicht im Geringsten nachgelassen.

Nun war es zwar trocken, doch der Wind blies ihnen kalt um die Ohren und die dichte, dunkle Wolkendecke über ihnen, die sich schon lange nicht mehr gelichtet hatte, hing drohend über ihnen.
 

Er seufzte tief, zog die Hand von der Wunde und warf einen knappen Blick zu Nami, die mit nachdenklicher Miene an der Reling stand und ein ums andere Mal den Kurs kontrollierte. Er ignorierte die Navigatorin, sah sich unschlüssig um und stieg schließlich langsam die Treppen hinunter zum Deck, vorbei an Namis kleinem Orangengarten, und strebte entschlossen auf die Luke zur Jungenkabine zu. Mit einem Ächzen schwang das robuste Holzstück hoch und gab ihm den Durchgang nach unten frei.
 

Er achtete nicht auf Chopper, der kurz prüfend von seinen Experimenten aufblickte. Vor Fragen wurde der Schwertkämpfer jedoch bewahrt, da in diesem Moment eine bläuliche Tinktur überkochte und sich auf dem Fußboden verteilte, wo es sich langsam aber sicher durch das Holz fraß.

Erschrocken sprang der Schiffsarzt auf die Beine und blickte sich hektisch nach etwas um, womit er das Missgeschick wieder ungeschehen machen könnte.

Zorro nutzte die Gelegenheit, ungewollten Fragen zu entgehen.

Rasch durchquerte er den Raum und schloss mit einem erleichterten Seufzen die Badezimmertür hinter sich. Sorgsam verriegelte er die Tür hinter sich, lehnte sich dann rücklings dagegen und fuhr sich tief durchatmend durch das Gesicht, nur um zusammenzuzucken, als er die verfärbte Haut unter seinem Auge streifte.
 

Es ließ ihn nicht los. Und Tag für Tag Scharade zu spielen und seinen Freunden etwas vorzumachen, fiel ihm zunehmend schwerer.

Entgegen aller Erwartungen schien Nami den anderen nichts von seinem Fehltritt unter die Nase gerieben zu haben, zumindest hatte ihn niemand auf den Marineleutnant angesprochen und auch von Sanji hatte er sich bisher keine Sticheleien anhören müssen, und er war sich sicher, dass der Koch sich das nicht hätte nehmen lassen.
 

Auch wenn er mit dem anfänglichen Schmerz und der Enttäuschung gerechnet hatte, war er doch überrascht gewesen, dass es ihm auch noch nach mehreren Tagen noch nicht gelang, den Gedanken an sie abzuschütteln. Es frustrierte ihn und dank der ungünstigen Lage, in der sie sich befanden, hatte er auch nicht die Möglichkeit, sich mit Trainingseinheiten abzulenken. Dachte er nicht an sie, dachte er an seine eigene Dummheit, die ihn dazu veranlasst hatte, seinem unsinnigen Verlangen nachzugeben.
 

Er hätte nicht mit ihr schlafen dürfen. Er hätte sie nicht mitnehmen dürfen. Er hätte sie nicht einmal retten sollen und er sollte sich von ihr nicht aus seinem wohlbehüteten Gleichgewicht bringen lassen.
 

Doch dafür war es nun zu spät und er war es selbst Schuld, das war nicht von der Hand zu weisen. Um seine eigenen Wünsche zu erfüllen, hatte er seine Freunde in Gefahr gebracht, und das war unverzeihlich und würde ihm nie wieder passieren.
 

Er schüttelte die schweren Gedanken ab, atmete noch einmal tief durch, öffnete die Augen und blickte geradewegs in sein Spiegelbild. Sein Gesicht war wieder eine undurchdringliche Maske, vollkommen frei von Emotionen, ein Buch mit sieben Siegeln. Doch in ihm tobte bei seinem eigenen Anblick ein Sturm der Gefühle.
 

Der Kampf, den er gegen sie geführt hatte, war bereits über eine Woche her, eigentlich sollte der Schnitt, den sie ihm in seiner Unachtsamkeit verpasst hatte, schon längst verheilt sein, auch wenn Chopper ihn auf Grund der starken Blutung mit sieben Stichen hatte nähen müssen.

Unglücklicherweise hatte er sich jedoch vor einigen Tagen auf einen handfesten Streit mit Sanji eingelassen.

Worum es ging, wusste er bereits nicht mehr. Doch der blöde Koch hatte seine Beherrschung verloren und ihm entgegen aller unausgesprochenen Regeln den Fuß präzise ins Gesicht gerammt.

In Folge dessen war die Narbe wieder aufgeplatzt, seine linke Gesichtshälfte schillerte in grellen blau-, lila- und Grüntönen und sein Kiefer knirschte schmerzhaft, wenn er es auch nur wagte, den Mund zu öffnen.

So wurde er mit jeder Mahlzeit, mit jedem Gespräch an das erinnert, was er niemals würde haben können…sie.
 

Entschlossen riss er den Blick von seinem Spiegelbild los, ließ die Toilettenspülung rauschen und wandte sich zur Tür um, um wieder aufzuschließen und sich dem Alltag zu stellen.

In dem Moment ertönte ein ohrenbetäubender Knall und die Flying Lamb wurde abrupt Richtung Backbord gerissen.
 

Er verlor das Gleichgewicht, stieß mit der rechten Seite hart gegen das Waschbecken, fiel weiter und landete schließlich rücklings auf dem Badewannenrand, wo er sofort unter einer Schicht von Duschgel und Waschlappen begraben wurde.

Ächzend stemmte er sich wieder auf die Beine, als das Schaukeln des Schiffes sich ein wenig gelegt hatte, einen pochenden Schmerz im Hinterkopf und ein lautes Klingeln in den Ohren.
 

Er bekämpfte die Übelkeit, die ihn ihm aufstieg und stolperte hinaus in die Jungenkajüte, als er vom Deck aus gedämpft die Stimmen seiner Freunde hörte.

Schwankend hielt er sich aufrecht und registrierte viel zu spät, dass er bereits bis zu den Knöcheln im Wasser stand.

Hektisch ließ er seinen Blick durch das Schlafzimmer gleiten. Er stieß einen erstickten Fluch aus, als er das klaffende Leck erblickte, durch das das Wasser hindurch drang. Er zögerte nicht den Hauch einer Sekunde sondern stürzte umgehend auf die Sprossen zu, die zur Luke nach oben führten.

Er ignorierte den Schwindel, zog sich mit zwei kräftigen Zügen an Deck und spähte nach Lysop oder Chopper.

Doch an Deck herrschte das pure Chaos.
 

Nami rappelte sich gerade mit Sanjis Hilfe von den Planken auf, tiefe Schürfwunden an beiden Unterarmen. Auch der Smutje schien ein wenig angeschlagen. Seine Krawatte saß schief und er fuhr sich zum dritten Mal innerhalb weniger Sekunden über dieselbe Stelle am Rücken, anscheinend ein Überbleibsel von einem unfreiwilligen Sturz. Ruffy spähte aufmerksamer als gewohnt über das Meer, auf der Hut vor weiteren Kanonen oder anderen Angriffen. Robin hielt sich mühelos an der Takelage fest, um nicht das Gleichgewicht im Krähennest zu verlieren.
 

Zorro zog sich hastig ans Deck, als Lysop sich aus der Kombüse schon und den Blick panisch umher gleiten ließ. „Wo ist sie eingeschlagen?!!“, brüllte er gegen den tosenden Wind an und rannte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppen hinunter. Etwas grob hielt der Schwertkämpfer ihn auf, als der Lockenkopf geradewegs an ihm vorbeilaufen wollte.

Irritiert blickte der Kanonier ihm entgegen, bevor sich seine Augen vor Schreck weiteten.

„Unten, Jungekajüte. Mach was oder wir saufen ab!“, blaffte der Grünhaarige, schob Lysop Richtung Luke, der bloß nickte und rasch herunterkletterte. Chopper, der ebenfalls gerade aus der Kombüse kam – wie viel Zeit hatte er eigentlich im Bad verbracht?! – folgte Lysop ohne zu zögern.

Sekunden später stand Zorro neben seinem Käptain an der Reling und fixierte das Marineschiff, das unheilvoll in der Ferne vor ihnen aufragte.
 

Wie gesagt – Sie ließ ihn nicht los.
 

Mit einem lauten Knall schlug sie die Tür hinter sich zu, verriegelte sie lautstark und scherte sich einen feuchten Dreck über die lachenden Kadetten draußen auf dem Flur, die sich über sie lustig machten.

Sie schluckte den schmerzenden Kloß in ihrem Hals herunter, an dem sie schon seit Tagen zu ersticken drohte, und ignorierte die brennenden Tränen, die nun sturzflutartig über ihre Wangen rannen.
 

Einen Moment verharrte sie unschlüssig an Ort und Stelle, dann schlüpfte sie mit einem unterdrückten Schluchzen aus ihrer Marinejacke heraus und schnappte sich einen alten, übergroßen Pullover. Immer noch heulend und sich für ihre völlig unpassenden Tränen verdammend zog sie sich den Pulli über und kauerte sich auf die Pritsche, die Knie eng an den Körper gezogen.
 

Stumm legte sie die Brille bei Seite und wischte sich grob mit dem Handrücken über die Augen und Wangen, griff dann nach ihrem Kopfkissen und umschloss es schraubstockfest mit ihren Armen.

So würde sie für immer hier drinnen bleiben, beschloss sie grimmig, erschauderte kurz und zwang sich dann, tief durchzuatmen und sich zu beruhigen – ein Ding der Unmöglichkeit.
 

Seit dieser idiotische, egozentrische Schwertkämpfer sie mitten im Regen stehengelassen hatte, spukte er ihr unentwegt im Kopf herum und nahm abwechselnd die Rolle eines Retters und die eines widerlichen Verbrechers ein.

Sei war hin- und her gerissen, was sie von ihm halten sollte, und das machte die Sachlage so verzwickt. Sie steckte in einem Wechselbad der Gefühle.
 

Einerseits sollte sie ihm dankbar sein, dass er sie vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Im selben Moment aber verachtete sie ihn dafür, dass er ihre hilflose Lage so schamlos ausgenutzt hatte.
 

Sie schluchzte erneut.
 

Lorenor Zorro war eindeutig ein Arschloch, wenn auch ein Arschloch mit beinahe unwiderstehlichem Charme, wie sie sich zähneknirschend eingestehen musste.
 

Sie drückte das Kissen fester an sich und vergrub ihr Gesicht darin. Wenn Smoker herausfand, was neuerdings mit ihr los war, dann konnte sie ihren Job an den Nagel hängen. Krampfhaft hatte sie in den letzten tagen versucht, jeglichen Gedanken an den angeberischen, intriganten Mistkerl zu verdrängen. Jedoch ohne Erfolg. Immer, wenn sie am wenigsten damit rechnete, hallten seine altklugen, selbstsicheren und machohaften Worte in ihrem Kopf nach und sie war innerhalb kürzester Zeit auf hundertachtzig und würde am liebsten die ganze Flotte kurz und klein schlagen.
 

Im nächsten Moment spürte sie meist schon wieder seine warmen Hände an ihrer Taille, seine unerwartet sanften Lippen auf den ihren, und ihr Zorn verrauchte genauso schnell, wie er gekommen war.
 

Als wäre das noch nicht genug des Bösen, träumte sie nachts von ihm. Wirre, unwirkliche Träume, die sie erröten ließen. Sie würde garantiert nie mit dem ehemaligen Piratenjäger einträchtig im Kimono über eine Blumenwiese hüpfen und fröhliche Liedchen trällern, geschweige denn mit ihm als Häschen verkleidet fangen spielen.
 

Ihre Fantasie spielte ihr unangenehme und äußerst peinliche Streiche, und nach einigen Stunden wachte sie dann schweißgebadet auf, hellwach und mit seinem Geruch in der Nase.
 

In diesen kurzen Augenblicken erschien es ihr, als sei auch der gesuchte Pirat ein Mensch wie jeder andere und sie erinnerte sich an seinen verletzten Gesichtsausdruck, als sie sich nach der fraglichen Nacht in der Gasse gestritten hatten. Dann wiederum klangen ihr seine spöttischen Worte ihm Ohr wieder und sie würde ihn am liebsten Zehnteilen und danach umbringen und im Wald verscharren.
 

Schnaubend schüttelte sie den Kopf, sodass ihr die halblangen blauschwarzen Haare wild ins Gesicht fielen, und sie presste Mund und Nase fester in das Kopfkissen und schloss die Augen, um ihn wieder einmal zu vergessen.

Unnötig zu erwähnen, dass es nicht klappte.

Stattdessen driftete sie langsam aber sicher in einen leichten Schlaf, der mit der Zeit immer absurdere Formen annahm.
 

Geweckt wurde sie von einem ohrenbetäubenden Knall und lauten Fußgetrappel auf dem Flur. Verschlafen blinzelnd öffnete sie die Augen, blinzelte noch einige Male, bis das Bild des Schwertkämpfers vor ihren Augen verschwand und setzte sich langsam auf.

Verwirrt fuhr sie sich durch das zerzauste Haar und registrierte dann erst das hektische Klopfen an der Tür.

„LEUTNANT TASHIGI! KÄPTAIN SMOKER VERLANGT NACH IH----“

„Aus dem Weg, Bürschchen.“
 

Mit einem weiteren ohrenbetäubenden Knall zersplitterte die Tür unter der Wucht von Smokers Tritt und gab den Durchgang frei. In dem riesigen Loch stand der weiße Jäger höchstpersönlich, ihr Schwert in den Händen und angepisst wie eh und je.
 

„Nicht die richtige Zeit für ein Nickerchen, Tashigi“, spottet er wütend, als er die Abdrücke auf ihrem verschlafenen Gesicht erblickte. Sein Leutnant hockte wie erstarrt auf der Pritsche, viel zu schockiert um auch nur einen Piep von sich zu geben, das Kissen immer noch an die Brust gepresst.
 

Smoker zog schnaubend eine Augenbraue in die Höhe. „Wird das heute noch was?!“, bellte der Kapitän, wandte sich dann mit seiner massigen Gestalt wieder um, um mit schweren Schritten wieder hinaus ans Deck zu stapfen. In der zertrümmerten Tür hielt er jedoch noch einmal inne und warf der jungen Frau ein spöttisches Lächeln zu.
 

„Wir haben die Strohhüte eingeholt, und wenn du diesmal dabei sein willst, solltest du deinen Arsch nach oben schieben.“

Seine Stimme triefte vor Hohn. Dann drehte er sich endgültig von ihr weg, bellte einigen Soldaten scharfe Befehle zu und polterte hinauf.
 

Tashigi blinzelte perplex, einmal, zweimal, bevor sie schließlich wie von der Tarantel gestochen aufsprang und im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bett stürzte, als ihr Fuß sich in der Bettdecke verhedderte.

Hart schlug sie auf dem Boden auf, stöhnte leise, bevor sie sich schließlich auf die Knie quälte und nach Jacke und Schwert griff, das Smoker freundlicherweise zurückgelassen hatte.

Erst, als sie sich anziehen wollte, fiel ihr auf, dass ihre neue Brille nach neben dem Kopfkissen lag. Hastig griff sie sie sich, setzte sich auf und rannte nach oben.
 

Kaum oben an Deck angekommen peitschte ihr der eisige Wind ins Gesicht. Sie stoppte kurz, sah sich zwischen den Soldaten um, die wie in einem Ameisenhaufen unkoordiniert durcheinander rannten. Aus der Masse ragte Smoker heraus, eine Zigarre im Mundwinkel und das kleine Schiff der Strohhüte taxierend.

Lautstark gellten seine Befehle über das Deck und die Männer kuschten sofort.
 

Sie ließ ihren Blick für Sekundenbruchteile hinüber zu dem Piratenschiff schnellen. Ihr Herz pochte ungewöhnlich schnell und schmerzhaft gegen ihre Rippen, ihr Atem beschleunigte kaum merklich und sie wünschte sich zurück ins Bett. Was gäbe sie nicht alles dafür, sich wieder unter Deck zu verstecken, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen und alles, und zwar auch diesen vermaledeiten Schwertkämpfer, zu vergessen.
 

Stattdessen umfasste sie den Griff ihres Katanas mit leicht zitternder Hand und versuchte angestrengt, ihren Atem wieder zu kontrollieren.

Sie schob sich durch das dichte Gedränge auf dem Deck, verschaffte sich mit rabiatem Ellbogeneinsatz Platz bis sie schließlich hinter ihrem Käptain stand, der mühelos zur Reling vorschritt.
 

Sie blieb dicht hinter ihm, lauschte seinem halblauten Gemurmel über mögliche und unmögliche Gegenangriffe, und sie gönnte sich noch einen kurzen Blick in Richtung der Flying Lamb. Ihre Augen weiteten sich kaum merklich, als sie das klaffende Leck erblickte, durch das Unmengen von Wasser in das Schiff hinein drangen. Kurz beobachtete sie, wie Kanonier und Schiffsarzt hastig versuchten, den durch Kanonen angerichteten Schaden zu reparieren, bis etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
 

Sie folgte dem grünen Haarschopf, der nun in Richtung Heck rannte und leicht taumelte.
 

Ihr Gesicht wurde heiß, ihr Herzschlag vibrierte und ihre Außenwelt schieb für einen kurzen Moment wie ausgeblendet.
 

Alles, was in diesem Moment wichtig war, war der grünhaarige Schwertkämpfer, der mit schnellen, kräftigen Bewegungen ein Tau straffte und sich gegen den Wind stemmte. Sein Gesichtsausdruck war ernst und auf die Entfernung meinte sie zu erkennen, dass seine rechte Gesichtshälfte dunkel verfärbt war.

Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, seine Muskeln gespannt. Die Haare an seinem Hinterkopf und sein Nacken glänzten rot, das Blut sickerte langsam in sein Shirt hinein.
 

Er richtete sich wieder auf und für einen kurzen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Ein leichtes Grinsen huschte über sein angespanntes Gesicht, dann wandte er sich wieder ab und hastete an die Seite des Strohhutjungen.
 

Ihr schoss die Röte ins Gesicht und kurz fragte sie sich, ob er sich auch so fühlte. Ob auch bei ihm ein Zittern durch den ganzen Körper schoss, wenn er sie sah. Ob auch sein Herzschlag nur für sie beschleunigte.

Ob er auch an nichts anderes hatte denken können.
 

Als sie Smokers forschenden Blick auf sich spüren konnte, riss sie sich von diesen Gedanken los und schalt sich selbst für dumm und naiv.

Lorenor Zorro ließ sie nicht los. Doch das hieß noch lange nicht, dass es ihm genauso ging.

Two-to-zero

*reinschleich*

*umschau*

o________O
 

Ähm...also, sorry. Ich gelobe Besserung, irgendwie...Ich hab mich mit dem Chap echt schwer getan und teilweise hatte ich auch wirklich echt Stress oO

Ich hoffe ihr vergebt mir, hier geht's weiter...^^°°
 

Chapter 6: Two-to-zero
 

Präzise ließ er die Schwerter herumwirbeln, stieß Sanji bei Seite, als dieser beinahe von einer Kugel durchbohrt wurde, und ließ die rasenden Geschosse an dem kalten Stahl seiner Klinge abprallen.

Es kostete ihn alle Kraft und Konzentration, nicht den Überblick zu verlieren, und das Schwindel und Übelkeit stetig zunahmen, war nicht unbedingt hilfreich.

Ähnlich merkwürdig war es, sie in der Nähe zu wissen. Er konnte sie sehen, wenn er den Kopf leicht nach links wandte, aber das würde heißen, dass er Ruffy keine Deckung mehr geben könnte. Er unterließ es – meistens.
 

Doch obwohl nur wenige Meter sie trennten, da das Marineschiff immer näher an die Flying Lamb heran trieb, schienen sie Welten voneinander entfernt. Sie waren Kontrahenten, wie Magneten, die sich gegenseitig auf heftigste abstießen, obwohl sie doch eigentlich zusammengehörten.

Jedenfalls sah er das so.
 

Die Marine schaffte es einfach nicht, sie aus der Fassung zu bringen, und es schien, als würde auch Smoker das langsam zähneknirschend erkennen. Sein sonst so marmoriertes Gesicht wurde von Minute zu Minute wütender und entlockte dem Schwertkämpfer ein schadenfrohes Grinsen.
 

Kurz wischte er sich das Blut aus dem Augenwinkeln, schielte umständlich zu Ruffy und als hätten sie sich darauf abgesprochen tauschten sie die Positionen.

Der Grünhaarige hörte sein Herz flattern, als er sie erspähte. Sie war beinahe noch hübscher, als er sie in Erinnerung hatte. Selbst jetzt, wo ihre Haare zerzaust waren, ihre Wangen von der Kälte gerötet.
 

Tashigi hastete durch die Gruppen von Marinesoldaten und schrie ihnen Befehle zu. Er registrierte, dass sie ab und zu einen Blick über ihre Schulter warf, zu ihm selbst, und sein Herz schlug nun so schnell, dass er meinte, es würde ihm geradewegs aus der Brust hinaushüpfen.

Sein persönliches Objekt der Begierde war ganz in der Nähe und scheinbar unerreichbarer denn je. Er spürte einen scharfen Schmerz durch seine Brust zucken und meinte schon, getroffen worden zu sein, doch ausnahmsweise lag er mit seiner Vermutung daneben und er erinnerte sich an die Zeit ohne sie.

Die Zeit, in der er an kaum etwas anderes hatte denken können. Die Zeit, in der er sie nur bei sich hatte haben wollen – und in der er realisiert hatte, dass gerade das unmöglich und unverzeihlich war.
 

Er verzog die Mundwinkel. Das passte ihm alles so gar nicht. Sie sollte nicht in der Lage sein, ihn abzulenken, sie sollte ihn nicht durcheinander bringen und ganz besonders sollte sie es nicht schaffen, seinen Körper verrückt spielen zu lassen.
 

Doch unerklärlicher Weise gelangen ihr all diese Kunststücke spielend und dafür hätte er am liebsten Harakiri begangen. Allerdings würde das seiner Mannschaft wohl auch keinen Vorsprung verschaffen, obwohl sie vermutlich den Überraschungseffekt auf ihrer Seite hätten.

Er lachte kurz rau auf, während er einen weiteren Kugelhagel von Robin ablenkte, die ihn mit Argusaugen beobachtete und ihre eigenen Schlüsse aus seiner guten Laune zog, die höchstwahrscheinlich nichts mit entflammter Kampfeslust zu tun hatten.
 

Ein harter Rippenstoß, der ihn zusammenfahren ließ, holte ihn abrupt in die Realität zurück, und nun spürte er auch die stechenden Kopfschmerzen wieder, die er mühsam in den Hintergrund gedrängt hatte.

Er keuchte leicht auf, wandte dann langsam den Kopf zu dem qualmenden Koch herum, der unbeeindruckt eine Augenbraue hob. Doch bevor Zorro ihn mit Blicken töten konnte, nickte der Koch langsam in Richtung Marineschiff.
 

„Willst du nicht hinterher?“
 

Der Grünhaarige erstarrte, während sich eine ungute Vorahnung in ihm ausbreitete.

Er unterdrückte ein frustriertes Stöhnen, als er Sanjis Blick folgte und seinen Käptain munter auf dem Marineschlachtschiff herumturnen sah, hier und da einen Kadetten ins Meer stoßend.

„Will der sich umbringen?!“, knurrte der Grünhaarige genervt, seinen Blick scharf auf Smoker gerichtet, der entweder die Dummheit seines Käptains oder sein eigenes Glück kaum fassen konnte, und sich sichtlich zum Angriff bereit machte, ein grimmiges Lächeln um die Mundwinkel herum.
 

Zorro warf Robin einen knappen Blick zu, fasste nur Sekundenbruchteile später nach ihrer zarten Hand und verlor augenblicklich den Boden unter den Füßen. Der Wind peitschte ihm hart ins Gesicht, er spürte, wie das Blut von seinem Hinterkopf tropfte. Den kopf hatte er sich also recht gut an der Badewanne angeschlagen.

Er sah nicht nach unten, wo sich direkt unter seinen Füßen das tosende Meer befand. Sein Blick war auf das Marineschiff gerichtet, das mit jeder Sekunde näher kam.
 

Dann verschwand Robins Hand, in exakt der Richtigen Sekunde und er kam leichtfüßig auf den Planken des gegnerischen Schiffes auf, direkt in mitten einer verblüfft wirkenden Soldatentruppe, die ihre Säbel und Schwerter gezogen hatten, jedoch zu erstarrt waren, um einen wirklichen Angriff zu starten.
 

Zorro grinste, ließ seine Hand wieder zu einem seiner Schwerter gleiten, und streckte seinen Nacken leicht, sodass dieser vernehmlich knackste.

Er unterdrückte den Impuls, sich an die schmerzhaft pochenden Rippen zu fassen und schickte die Reihe verdutzter Soldaten mit einigen schnellen Hieben ins Land der Träume.
 

Hinter sich hörte er Smoker wütend schnauben und Ruffy begeistert johlen.

Kurz wandte er den Blick von seinem unmittelbaren Umfeld ab, wischte sich mit den Handrücken erneut das Blut aus dem Augenwinkel und blickte seinem Käptain nach, der mit großen, leichtfüßigen Sprüngen hoch oben auf einem der Masten herumturnte und den Attacken des weißen Jägers auswich.
 

Der Grünhaarige verdrehte die Augen. Das war mal wieder typisch Ruffy – er erkannte den Ernst der Lage überhaupt nicht.

Dann erst begriff Zorro, dass es ein grober, fahrlässiger Fehler gewesen war, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten.
 

Sie ließ entsetzt ihr Schwert sinken.

Einige Soldaten schoben sich zur Seite, um mit den Enterhaken zu zielen, und ihr Blick fiel geradewegs auf Smoker, der den vermaledeiten Schwertkämpfer fest im Griff hielt, einige Meter über den Boden.
 

Für einige Sekunden musterte sie den Grünhaarigen, der leicht keuchend und immer noch perfide grinsend zu Smoker herunterblickte, einen lodernden Blick in seinen dunklen Augen.

Blut tropfte an seinem Kinn herunter, und nun war sie sich zumindest sicher, dass die Verfärbung auf seinem Gesicht keine Einbildung gewesen war. Eine seiner Gesichtshälften schillerte in allen möglichen Farben und der Schnitt, dem sie ihn verpasst hatte, stach grellrot hervor.
 

Sie biss sich leicht auf die Lippe und kniff die Augen zusammen, als ihr Vorgesetzter den Piraten erbarmungslos wieder auf die Planken schleuderte.
 

Außer einem dumpfen Aufprall ließ Zorro nichts von sich hören.

Er war sich Ruffys Blick bewusst, doch momentan konnte der Gummijunge einfach nichts ausrichten – gegen Smoker kam er eben nicht an.

Und er selbst genauso wenig. Seine Schwerter konnten den Rauch einfach nicht treffen, er hatte es oft genug versucht, und nun lagen sie einige Meter von ihm entfernt nahe der Reling; unerreichbar für ihn.
 

Seine Rippen, die seit dem Aufprall im Bad schon gefährlich gepocht hatten, brachten ihn nun beinahe um den Verstand, neben der Platzwunde von demselben Sturz hatte er sich mittlerweile noch einige andere eingefangen, inklusive der tiefen Schürfwunden, die sich nun über seine Haut zogen.
 

Smoker würde ihn mit einem eiskalten Lächeln umbringen, wenn Ruffy nicht bald eingreifen würde. Und wenn Ruffy tatsächlich so blöd war, sich auf das Spielchen einzulassen, würde er seinem Käptain höchst persönlich den Hals rumdrehn.
 

Der Boden, auf dem er vor wenigen Sekunden erst gekracht war, verschwand wieder und er hing einige Meter weiter oben in der Luft, tief durchatmend.

Sein Blick glitt durch die Gegend, bis er Ruffy erspähte, der mit zusammengebissenen Zähnen und zitternd vor Wut zwischen Smoker und ihm selbst hin und her blickte.
 

„Na, Strohhut, wie gefällt dir das?!“, lachte Smoker spöttisch, seinen kalten Blick auf den Kapitän der Strohhutbande gerichtet, während er den grünhaarigen ersten Maat von sich stieß, geradewegs gegen den Mast, auf dem Ruffy sich in Sicherheit wiegte.
 

Tashigi steckte mit zittrigen Händen ihr Schwert wieder in die Scheide und wandte den Blick ab. Rein theoretisch müsste dieser Aufprall Zorro die gesamte Wirbelsäule zertrümmert haben, doch er gab weiterhin keinen Laut von sich.
 

Auf dem Deck herrschte mittlerweile eine merkwürdige Stille.

Während einige Soldaten das Schiff der Strohhüte geentert hatten und mit der restlichen Besatzung kämpften, schaute der Rest wie gebannt auf das Szenario, dass sich ihnen bot.

Zum wiederholten Male rappelte sich der feindliche Schwertkämpfer auf die Beine und spuckte taumelnd etwas Blut auf die Planken, bevor er erneut in die Höhe gerissen wurde, nur um Sekunden später wieder auf den Boden zu krachen.
 

Ein widerliches Knacken war zu hören, und nun bestand gar kein Zweifel mehr daran, dass Smoker auf dem besten Weg war, seinen Gefangenen sämtliche Knochen im Leibe zu brechen.

Sie schluckte nervös und hatte das unglaubliche Verlangen, in die Situation einzugreifen, wusste jedoch, dass sie das nicht konnte. Kurz blickte sie hinauf zu dem schwarzhaarigen Gummijungen, der sich nun mit einer knappen Handbewegung den Hut tief ins Gesicht zog, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
 

Zorro bemerkte es auch, während er mit den schwarzen Punkten vor seinen Augen kämpfte. Doch so leicht würde er sich schon nicht erledigen lassen, da hatte er schon schlimmere Kämpfe überstanden, in denen weitaus mehr Blut geflossen war.

Ungestüm blickte er zu seinem Käptain hinauf.

„Wag es dich ja nicht, auf den Dreckssack reinzufallen, Ruf-“
 

Sie zuckte erschrocken zusammen, als dem Schwertkämpfer brüsk das Wort abgeschnitten wurde. Hilflos warf sie einen Blick zu Smoker, der den wankenden Schwertkämpfer mit sichtlicher Genugtuung beobachtete.

Der Grünhaarige lag bäuchlings auf den Planken, die Augen für einen kurzen Moment geschlossen, bevor er sich ohne einen weiteren Schmerzenslaut wieder auf die Beine rappelte.
 

Ruffy biss sich hart auf die Unterlippe.

Wenn er Smoker angriff, würde er der Unterlegene sein, aber Zorro wäre gerettet. Jedoch bezweifelte er, dass seine Mannschaft ohne ihn gehen würde, und damit wäre ihr Untergang besiegelt.

Er saß in einer Zwickmühle, denn ganz egal, was er tat, es würde ihnen nichts bringen.

Zorro hatte das schon längst erkannt und ließ die Tortour stumm über sich ergehen.
 

Ein leises Knurren entwich der Kehle des Strohhutjungen. Er konnte nicht zulassen, dass das so weiter ging, sonst würde sein bester Freund noch sterben.

„LASS IHN IN RUHE!!!“
 

Smoker lachte bloß erneut, während Zorro seine Hoffnungen dahinschwinden sah. Wenn Ruffy erst mal richtig wütend war, hielt ihn so leicht nichts mehr zurück. Seine Sicht verschwamm leicht, jeder Knochen in seinem Leib schmerzte, doch noch immer hielt er sich recht wacker und schoss einen funkelnden Blick zu seinem Käptain hinauf.

„Halt dich da raus, Kleiner! Das ist mein Kampf!“, rief er dem Schwarzhaarigen zu, obwohl er es besser wusste.
 

Ihre Sicht verschwamm.

Irritiert hob sie eine Hand zu ihrem Gesicht und wischte sich umständlich die Tränen aus den Augenwinkeln. Das war doch unmenschlich!

Gerne hätte sie sich dazwischengestellt, doch sie war sich ziemlich sicher, dass Smoker sie nur kurz bei Seite geschoben hätte, und dann hätte das Ganze auch nichts gebracht.

Panisch ließ sie ihren Blick umherschweifen, doch ihre Kollegen schienen an diesem Schauspiel nichts annähernd so bestialisch zu finden, wie sie es tat.

Im Gegenteil – einige lachten amüsiert.
 

Die Wut keimte unbändig in ihr auf und verzweifelt schoss sie einen Blick in Zorros Richtung, immer noch mit tränenden Augen.

Erst da bemerkte sie, dass er sie beobachtete. Nur kurz, und immer wieder unterbrochen durch neue Stürze, doch immer wieder flackerte sein Blick kurz zu ihr, mahnend.

Sie schluckte hart, fuhr sich ratlos durch das Haar und unterdrückte mühsam ein hartes Schluchzen.
 

„Laber keinen Scheiß, Zorro! Willst du dich umbringen?!!“, brüllte Ruffy ungestüm zurück, nachdem Smoker seinen besten Freund gegen die Reling geschleudert hatte.

Zorro lachte rau und erschöpft und blinzelte durch das Blut, das ihm langsam aber sicher die Sicht nahm, zu dem Jüngeren hinauf.

„Nein. Willst du etwa?“, gab er ruhig zurück und beobachtete, wie sich Ruffy scharf auf die Unterlippe biss.

Dann glitt sein Blick zu Tashigi herunter, die sich mit bebenden Schultern von dem Geschehen abwandte. Ganz so egal konnte er ihr also doch nicht sein. Er grinste schief und wandte seinen Blick dann wieder Smoker zu, der ungeduldig darauf zu warten schien, dass Ruffy sich endlich einmischte.
 

Spöttisch leckte er sich das Blut von den Lippen. „Einen Freund foltern um an die Zielperson ranzukommen…du bist erbärmlich, Smoker.“

Er wusste haargenau, dass er sich damit selbst an den Rand des Todes brachte, doch um nichts in der Welt würde er vor diesem bulligen Marinekapitän kuschen. Ganz egal, wie viele Knochen ihm der andere brechen würde, seinen Willen würde er nicht brechen können.
 

Sie kämpfte sich verzweifelt durch die Masse ihrer Kollegen durch, als sie hinter sich leise Zorros Worte vernahm.

Schockiert erstarrte sie. War er denn vollkommen lebensmüde?!!!

Panisch wirbelte sie herum, während sie das Gefühl hatte, dass ihr Herz stillstand. Ihre Gedanken waren kaum mehr als wirbelnde Fetzen, keinen konnte sie lange fassen und sie fühlte sich so hilflos wie noch nie in ihrem Leben.

Ganz egal, wie wütend sie bis vor kurzem noch auf den Grünhaarigen gewesen war, ganz egal, was für Qualen sie ihm an den Hals gewünscht hatte – sie nahm alles zurück.

In diesem Moment hätte sie so ziemlich alles getan, damit Smoker aufhörte, ihn zu verletzen. Damit der Wahnsinn stoppte, der nichts gerechtes mehr an sich hatte.
 

Sie unterdrückte ein gequältes Wimmern, als sie die dumpfen Aufpralle hörte, das erstaunte Raunen, das durch die Reihen der Soldaten ging, Ruffys wütendes Knurren. Smokers höhnisches Lachen.
 

„Du bist gerade nicht in der richtigen Position, um dir eine so große Klappe leisten zu können.“

Kühl blickte der weiße Jäger auf den gefürchteten Piratenjäger herunter, der reglos auf den Planken lag, flach atmend.

Langsam ging der Marinekapitän vor dem Grünhaarigen in die Hocke und rollte ihn an der Schulter auf die Seite, um in dessen schweißnasses und blutüberströmtes Gesicht zu blicken. Doch seine Schmerzen zeigte er immer noch nicht. Stattdessen lachte Zorro heiser.

„Du bist…so berechenbar, Smoker“, gab er kaum hörbar zurück. Knurrend erhob sich der Ältere und versetzte dem Schwertkämpfer einen harten Tritt in die Seite, was diesem endlich ein leichtes Aufkeuchen entlockte.
 

Dann blickte Smoker hinauf zu dem Strohhut, der immer noch wütend, unentschlossen und mit sich selbst hadernd oben auf dem Mast hockte und starr zu Zorro heruntersah, der mehr tot als lebendig schien, obwohl er sich alle Mühe gab, es nicht zu zeigen.

„Willst du deinen Freund nicht retten, Monkey D. Ruffy?!!“
 

Ruffy biss sich auf die Lippe und sah herüber zur Flying Lamb. Die anderen kamen ganz gut zurecht, schienen jedoch nicht zu bemerken, was hier an Bord so vor sich ging. Was wohl auch besser war.

Nur Robins Blick heftete an ihm, dem Käptain, und er nickte ihr leicht zu. Wenn sie Zorro zurück an Bord schaffte, konnte er sich vorerst ungestört um Smoker kümmern, und sobald Nami mit den anderen zur Flucht bereit war, würde er diese Chance nutzen müssen.
 

„Er will gar nicht gerettet werden. Das ist sein Kampf“, gab Ruffy mit tonloser Stimme zurück und Smoker verzog unwillig das Gesicht.

Irgendwie musste er den Kerl doch reizen können, damit er eingriff. Reichte es nicht, dass er seinen blöden Schwertkämpfer halbtot schlug? Musste er den Kerl etwa erst töten, damit Ruffy an die Decke ging und sich ihm endlich in den Weg stellte?!
 

Zorros Gedanken schwirrten und er war kaum fähig, auch nur einen von ihnen richtig zu fassen. Warum verschwand Ruffy nicht einfach? Warum ließ er ihn das nicht alles regeln und sah zu, dass er mit den anderen heil davon kam?

Er kannte die Antwort und hätte die Augen verdreht, wenn er sich besser gefühlt hätte. Stattdessen setzte er sich auf, wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln und ignorierte die brennenden Schmerzen, die durch seinen Körper zuckten.
 

Seine Schwerter lagen viel zu weit weg, als dass er sie hätte erreichen können, ohne das Smokers Aufmerksamkeit auf ihn fiel. Er linste zu Tashigi, die eine Hand in den Haaren vergraben zwischen einigen Soldaten stand und ihn mit weit aufgerissenen, tränenden Augen anstarrte. Er grinste schwach.
 

In dem Moment ging ein Ruck durch das Marineschiff und riss ausnahmslos alle Anwesenden von den Beinen.

Ächzend schlug Zorro auf die Planken auf und rutschte gegen die Reling. Mit einem Hechtsprung schaffte er es, seine Schwerter vor der sicheren Versenkung zu retten, bevor ein Marinesoldat gegen ihn prallte und ihm die Luft aus den Lungen presste.
 

„Was zum…!?“, entfuhr es ihm verwirrt, während er den Soldaten mit den Beinen von sich wegstieß und sich mühsam an der Reling hochzog. Er glaubte ehrlich gesagt nicht daran, dass die anderen eine Bombe auf das Schiff gezündet hatten, während Ruffy und er noch dort waren. Außerdem dürften sie noch genug mit dem klaffenden Leck zu tun haben.

Und das hieß, dass es etwas anderes sein musste.
 

Und das war gar nicht gut.
 

In letzter Sekunde schaffte Ruffy es, einen Arm um die Takelage zu wickeln und sich an Bord zu halten. Beinahe panisch ließ er seinen Blick auf der Suche nach Zorro über das Deck schweifen, und der Käptain atmete erleichtert auf, als er seinen besten Freund an der Reling erblickte. Zumindest lebte er noch.
 

Einige der Marinesoldaten schienen das Glück jedenfalls nicht gehabt zu haben. Andere waren verletzt. Ein paar trieben im Wasser herum. Von Smoker war nicht die Spur zu sehen.
 

Dafür aber schlangen sich drei riesige Tentakel über die Backbordseite und wickelten sich um die Reling. Ruffy blinzelte verwirrt und blickte dann hastig erneut zu Zorro, der sich zwischen zwei der glitschigen Arme rücklings gegen die Reling legte, das Kopftuch herunterzog und erschöpft die Augen schloss.

„ZORROOOOOOOOO! PASS AUF!!!“
 

Widerwillig öffnete der Grünhaarige die Augen wieder.

Da gönnte man sich zwei Sekunden Ruhe und schon ging das Geschrei wieder los. Dann linste er zur Seite und bemerkte die gelblichen Tentakel, die sich nicht weit von ihm an dem Holz der Reling festsaugten.

Er blinzelte irritiert und unterdrückte mühsam ein Stöhnen, während sich der Griff um sein Kitetsu verfestigte. Entschlossen holte er aus und schlug dem Mistvieh den Fangarm ab.
 

Tashigi regte sich langsam.

Der unfreiwillige Sturz hatte sie geradewegs gegen den Mast prallen lassen, und jetzt brummte ihr Schädel wie verrückt.

Die Planken unter ihren Händen waren glitschig und sie hatte Mühe, sich halbwegs aufzusetzen. Doch irgendwann gelang es ihr und geschockt ließ sie ihren Blick über das Chaos an Bord gleiten.
 

Dann erst erblickte sie die anderen Fangarme, die sich um die Reling schlangen und sie zuckte beinahe erschrocken zusammen, als sie Zorro nicht weit von einem ausmachen konnte.

Sie lachte gepresst auf, als er sich endlich rührte und einen der Arme kurzerhand abschlug.
 

Langsam glitt ihr Blick weiter, während sich um sie herum einige Soldaten langsam und benommen aufsetzten. Ein Großteil blieb liegen; sie waren von Ruffy und Zorro außer Gefecht gesetzt worden.
 

Von Smoker war keine Spur zu sehen.
 

Panisch sah sie sich erneut um, doch sie konnte ihren Vorgesetzten beim besten Willen nicht finden. Sie ignorierte das dumpfe Geräusch neben sich, das von dem Strohhutjungen zeugte, sondern stürzte zu einem Teil der Reling.

Ihre Gedanken setzten aus und die Luft um sie herum schien zu vibrieren, als ihr Blick auf das aufgewühlte Meer fiel. Kurz musterte sie die riesigen Fangarme, die sich über die Bordwand zogen, dann erblickte sie jedoch endlich Smoker, der prustend auftauchte und nach Luft schnappte, danach jedoch unbeholfen herumzappelte.
 

Er konnte nicht schwimmen. Genauso wenig wie Ruffy es konnte oder Nico Robin. Oder irgendjemand sonst, der eine Teufelskraft besaß.
 

Ruffy rutschte halb über das nasse Deck, geradewegs hinüber zu Zorro.

Besorgt beäugte der Schwarzhaarige seinen besten Freund, der den Kopf zurück in den Nacken legte und mit den Händen das Kopftuch wieder um seinen Oberarm verknotete.

Er sah mies aus und war auf alle Fälle verletzt, auch wenn er sich jetzt auf die Beine rappelte, als wäre nichts. Ruffy war sich ziemlich sicher, dass da mehr als nur ein, zwei Knochen gebrochen waren, auch wenn ihm solche Stürze eher weniger anhaben konnten.
 

„Alles klar?“, fragte er mit leicht zitternder Stimme, doch Zorro zuckte bloß kurz mit den Schultern und ließ seine Schwerter wieder mit einem leisen Klacken in den Scheiden verschwinden.

„Lass und verschwinden, Ruff.“
 

Ruffy nickte leicht und blickte dann zur Flying Lamb, wo Nami ihnen schon ungeduldig zuwinkte und eindeutige Gesten machte, die besagten, was geschehen würde, wenn sie nicht hinne machten.
 

Zorro schmunzelte leicht und sah kurz herüber zu Tashigi, die an der Reling lehnte und mit starrem Blick auf das Meer starrte. Mit einem leisen Seufzen wandte er sich an seinen Käptain, fasste ihn an der Schulter und nickte in ihre Richtung.

Und ausnahmsweise schien Ruffy einmal direkt zu verstehen.
 

Verzweifelt unterdrückte Tashigi ein Schluchzen, während ihre Gedanken fieberhaft nach einer Lösung suchten. Irgendwie musste sie Smoker doch helfen können!

Doch um ihn heraufzuziehen hatte sie nicht die nötige Kraft, und alles andere schien sinnlos oder kam ihr nicht einmal in den Sinn.

Sie zuckte erneut zusammen, als sie aufblickte und Ruffy neben sich bemerkte, der kurz entschlossen seine langen Arme herunter zu Smoker schoss, ihn umfasste und mit einem lauten Krachen an Deck zog.
 

Beinahe sofort war sie an der Seite ihres Käptains, der sich einige Sekunden lang nicht rührte, sich dann jedoch keuchend auf den Bauch rollte und einen Schwall Wasser aushustete.

Zittrig vor Erleichterung wandte sie sich zu dem Strohhutjungen herum, der gerade einen Arm um Zorros Seite schlang. „Danke“, hauchte sie kaum hörbar.
 

Grinsend wandte Ruffy sich zu dem Leutnant herum. „Bedank dich bei Zorro!“, rief er ihr zu, bevor er sich mit Zorro an seiner Seite zurück an Bord der Flying Lamb beförderte.
 

Danach ging alles ganz schnell.
 

„Das hat ja ewig gedauert!!“, fauchte Nami sofort, kaum dass sie auf den Planken aufkamen. Sie besann sich jedoch anders, ließ ihren Blick kurz an den Jungs herunter gleiten und seufzte hörbar. Zeitgleich schüttelte sie missbilligend den Kopf.

„Ruffy, du gehst ans Heck und spannst das Segel. Zorro, du übernimmst die Pinne bis Chopper Zeit für dich hat“, befahl sie schließlich schlecht gelaunt und stakste auf die Klappe zur Jungenkajüte zu, um nachzusehen, wie es um ihr Leck stand.
 

Zorro atmete tief durch, auch wenn bei jedem noch so vorsichtigen Atemzug heiße Schmerzen durch seinen Körper zuckten und die Sicht immer mal wieder verschwamm.

Das Schlimmste hatten sie jetzt überstanden, jetzt hieß es nur noch ein paar Stunden durchhalten, und das war eine Frage der Willensstärke. Das schaffte er mit links.
 

Sein Blick glitt zurück zu dem Marineschiff.

Die Soldaten, die sich noch auf den Beinen halten konnten, versuchten nun wie wild, die Arme des Kraken von der Reling zu lösen, doch das Holz des Schiffes knarrte bereits bedenklich.
 

Der Grünhaarige unterdrückte ein Seufzen, zog seine Schwerter und ließ sie gezielt auf die Fangarme zusurren. Danach wandte er dem Geschehen den Rücken ab.

Ab jetzt konnten sie es auf sich gestellt schaffen.
 

Robin schmunzelte leicht und folgte dem Schwertkämpfer mit ihren Augen.

Kurz ließ sie ihre Arme sprießen und holte ihm seine heiß geliebten Schwerter zurück, bevor er noch auf die Idee kam, sie sich selbst zu holen.
 

„BACKBORD, ZORRO!!!“, brüllte Nami hinauf zur Kombüse, als sie die Tür hinter ihm zufallen hörte. Robins Hände, die dem Schwertkämpfer die Klingen hinterher brachten, beachtete sie gar nicht.
 

„Ja ja…ich mach ja schon“ , murmelte Zorro halblaut vor sich hin und trat einen Kochtopf bei Seite, als die Tür erneut aufschwang und die Hände der Archäologin ihm zuvorkommend seine Schwerter entgegenstreckten.

Er grinste kurz, nahm sie entgegen – und dann hatte er eine Idee. Er schmunzelte.
 

Tashigi atmete tief durch, als das Problem mit dem Riesenkraken endlich gelöst war.

Noch immer leicht zitternd, teils vor Kälte und teils wegen des Adrenalinkicks, der langsam abflaute, lehnte sie sich an die Reling und sah dem Schiff der Strohhüte hinterher, tief in Gedanken versunken.
 

Sie kam nicht dahinter.

Warum hatte Zorro den Strohhut angewiesen, Smoker zu retten, nachdem dieser ihn so gefoltert hatte? Und warum hatte er ihr gleich darauf noch einmal geholfen, in dem er vier weitere Fangarme abgehackt hatte?

Der Marineleutnant seufzte tief und schob dann ihre fröstelnden Hände in die Taschen ihrer Jacke. Sie stieß gegen irgendetwas.
 

Verwirrt blinzelnd zog sie die Hände wieder zurück, richtete sich mit einer Hand die Brille und öffnete mit der anderen den Zettel, den sie herausgefischt hatte.

Sie lachte leise, als sie die krakelige Handschrift entziffert hatte.
 

2:0.

Noch mal rette ich dir nicht den Arsch. Pass besser auf dich auf!

Bis zum nächsten Mal.

Z.

Newspaper articles

Nach wochenlangem Schweigen mal wieder Neuigkeiten von der Zorro x Tashigi-Front!

Das Kreatief zieht langsam in Richtung Osten und wird sich hoffentlich so bald nicht mehr blicken lassen.
 

Ich entschuldige mich hiermit für die lange Wartezeit und hoffe, ihr habt trotzdem Spaß am neuen Kapitel - auch wenn da gar nicht mal so viel passiert o__Ô
 

Liebe Grüße,

eure pups
 

Chapter 7: Newspaper articles
 

Frustriert und nachdenklich biss sich Tashigi auf die Lippe, während sie zum wiederholten Male versuchte, die Bilder in ihrem Kopf zu verscheuchen – erfolglos.

Egal, wie sie es auch drehte und wendete, sie konnte kaum Mitleid für die verletzten Marinesoldaten empfinden, die sich in Scharen ins Krankenzimmer begeben hatten, kaum, dass die Gefahr in Form von Riesenkraken und Piraten gebannt worden war.
 

Und auch wenn sie wusste, dass sie wohl bestürzt darüber sein sollte, wie viele ihrer Untergebenen erst gar nicht mehr die Möglichkeit gehabt hatten, den Schiffsarzt aufzusuchen, wollte sich das Gefühl des Mitleids bei ihr einfach nicht einstellen.

Stattdessen befriedigte sie die Tatsache, dass die Strohhüte nicht Schuld am tot ihrer Männer waren, mit einer solchen Intensität, dass sie kaum noch wusste, wo ihr der Kopf stand.
 

Drei Tage war es her, seitdem sie Ruffy und seine Mannschaft eingeholt hatten.

Das Schiff, dass nach dem Kampf mit den Piraten und der Attacke des Kraken mehr einem Schlachtfeld geähnelt hatte, war von den Schiffszimmermännern provisorisch und so weit wie eben möglich repariert und wieder fahrtauglich gemacht worden.
 

Drei Tage war es her, seit sie dem grünhaarigen Schwertkämpfer das letzte Mal gegenüber gestanden hatte, und seit ziemlich genau drei Tagen kam ihr der Gedanke in den Sinn, dass sie vielleicht die Falschen jagten.
 

Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und beachtete das geschäftige Treiben, dass über ihrem Kopf an Deck stattfand, nicht im Geringsten.

Was interessierte es sie, dass sie in wenigen Stunden an einer neuen Insel anlegen würden, wenn sie immer noch mit ansehen musste, wie der grünhaarige Schwertkämpfer brutal zu Boden geschleudert wurde, sobald sie die Augen schloss?

Was kümmerte sie Smokers schlechte Laune, wo sie doch immer noch das Geräusch von brechenden Knochen, einen erstickten Laut oder ein raues, spöttisches Lachen hörte, sobald der allgemeine Trubel wich?
 

Die Art, wie erbarmungslos Smoker gegen ihren Gegner vorgegangen war, wo der doch offensichtlich vorher schon nicht mehr ganz bei Kräften gewesen war, erschütterte sie mehr, als sie es sich eingestehen wollte, und sie ertappte sich immer häufiger dabei, wie sie ihren Vorgesetzten mit scheelen Blicken musterte, als wäre er ein Fremder.
 

Und immer, wenn es soweit war und sie ihren Blick hastig wieder abwandte, musste sie sich zwanghaft daran erinnern, dass Lorenor Zorro ein Pirat war.

Er hatte die Gesetze gebrochen und eigentlich verdiente er es, bestraft zu werden. Schließlich hatte er sich sein Schicksal selbst aussuchen können, oder etwa nicht?
 

Und immer, wenn selbst diese Feststellungen sie nicht so recht überzeugen wollten, rief sie sich ins Gedächtnis, was er in Loque Town zu ihr gesagt hatte, als sie noch nicht gewusst hatte, wer er war, und die darauf folgende, aufflammende Wut erfüllte sie mit einer Art grimmiger Genugtuung.
 

Er hatte sie angelogen, hatte sie glauben gemacht, er wäre jemand anderes, hatte ihren Traum verspottet und sie anschließend gedemütigt, indem er spielerisch mit ihr gekämpft hatte, ohne seine vollen Kräfte einzusetzen.

Sie war sich sicher, dass er es bloß nicht getan hatte, weil sie eine Frau war, und immer, wenn sie zu diesem Schluss kam, verpuffte ihr Mitleid ein wenig und sie konnte sich der Vorstellung hingeben, wie es sein würde, wenn sie ihn irgendwann besiegt hatte.
 

Dabei blendete sie immer wieder aus, dass sie die letzen beiden Male nicht einmal den Hauch einer Chance gegen ihn gehabt hatte, dass er ihr bereits zwei Mal aus der Klemme geholfen hatte und den Eindruck, dass er eigentlich doch gar nicht so übel war, wie er sich gab.
 

Gedankenverloren nestelte sie an dem zerknitterten Zettel herum, den er ihr irgendwie in die Jacke geschoben hatte, ohne, dass sie es bemerkt hatte.

Wieso sie ihn immer und überall bei sich trug, wusste sie eigentlich selbst nicht, denn es war eine Dreistigkeit sondergleichen, dass er sie auch noch an diese Schmach erinnern musste, und trotzdem war sie darauf bedacht, das Stück Papier nicht zu Schaden kommen zu lassen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit beförderte sie ihn ans Tageslicht und starrte auf die eilig dahin gekritzelten Worte, die sie längst auswendig kannte und die sie zum Schmunzeln brachten.
 

Eigentlich, und es wurmte sie gewaltig, sich das einzugestehen, war er doch gar kein so schlimmer Kerl, dieser Lorenor Zorro.
 

Einige Meilen weiter weg lag ein grünhaariger Schwertkämpfer auf der Couch in der Jungenkajüte der Flying Lamb, die Arme im Nacken verschränkt und musste herzhaft niesen.

Irritiert rümpfte er die kribbelnde Nase, blinzelte an die Decke und stützte sich schließlich auf die Ellbogen, um sich ein wenig aufzusetzen, bevor er sich im Raum umsah.
 

Es schien noch früh am Morgen zu sein; die anderen schliefen noch und veranstalteten einen Heidenlärm durch ihr Geschnarche. Ruffy lag bäuchlings und alle viere von sich gestreckt in seiner Hängematte, sabberte sein Kissen voll und nuschelte etwas Unverständliches in Richtung Essen vor sich hin, Lysop neben an streckte in genau diesem Moment beide Hände in die Luft und prophezeite lautstark, er würde ein tapferer Krieger der Meere werden. (Chopper pflichtete ihm halblaut bei und säuselte danach irgendetwas Begeistertes in seine Decke.)
 

Sanjis Hängematte war verlassen, und mit der Aussicht auf ein ruhiges Frühstück und eine Tasse Kaffee schwang auch Zorro die Beine aus dem Bett und kratzte sich am Hinterkopf, wodurch er sein Haar nur noch mehr zerstrubbelte, als es ohnehin morgens schon war.

Kurz schlüpfte er in seine Stiefel, die er am Abend zuvor bloß abgestreift hatte, bevor er ansonsten vollständig bekleidet auf der Couch eingeschlafen war.
 

Seine Rippen jagten einen scharfen Schmerz durch seinen Oberkörper, sein Schädel brummte protestierend und auch sonst sandte sein Körper einige Signale aus, dass ein wenig Ruhe nach dem Sturm ja nicht schaden könnte, doch er ignorierte diese Zeichen gekonnt und kletterte, die Schwerter an den Hüften, hinauf ans Deck.
 

Kaum, dass er die Klappe über den Sprossen zurückgestoßen hatte, schlug ihm die kühle Morgenluft ins Gesicht und weckte seine Lebensgeister.

Entschlossen, dass der heutige Tag besser laufen würde als der letzte, zog er sich an Deck und für einen kurzen Moment tanzten bei der hastigen Bewegung schwarze Punkte vor seinen Augen herum und sofort wünschte er sich, er hätte Smoker doch absaufen lassen.

Der Dreckskerl hatte es immerhin nicht anders verdient.
 

Mit einem grimmigen Lächeln rappelte er sich auf die Beine, schob eine Hand in die Hosentasche und machte sich auf den Weg hinauf in die Kombüse, während seine Gedanken weiterhin rotierten und die letzten Tage noch einmal Revue passieren ließen.
 

Eigentlich hatten sie es bloß dem Riesenkraken zu verdanken, dass sie mehr oder weniger heil aus dem Kampf mit Smokers Leuten herausgekommen waren und weniger wegen ihrer Kampfkunst, denn wie nutzlos die gegen den weißen Jäger war, hatten sie an diesem Tag eindrucksvoll bewiesen bekommen, und die Nachwirkungen dessen spürte Zorro immer noch am eigenen Leib.
 

Es ärgerte ihn zutiefst, dass er Smoker nichts hatte entgegensetzen können, dass er ihm hilflos ausgeliefert gewesen war und allein das spornte ihn dazu an, noch härter zu trainieren (auch wenn er nicht genau wusste, wie ihm das gegen Rauch helfen sollte, aber egal).

Chopper hingegen war ganz und gar nicht begeistert davon und hielt nachdrücklich daran fest, ihn davon abzubringen – und Zorro konnte es ihm nicht einmal verübeln.
 

Nachdem sie genug Vorsprung gewonnen hatten und sich eine Pause gegönnt hatten, hatte er sich nämlich erschöpft und mit schwirrenden Gedanken in der Kombüse niedergelassen und wäre nicht einmal dazu fähig gewesen, sich noch einen Schritt weiter zu bewegen, wenn Nami ihm dafür sämtliche Schulden inklusive Zinsen erlassen hätte.

Wenig später hatte der kleine Schiffsarzt mehrere Knochenbrüche, eine schwere bis mittelschwere Gehirnerschütterung, Prellungen und zwei Platzwunden bei ihm diagnostiziert und ihm strengste Bettruhe verordnet (an die er sich nicht hielt).
 

Smoker hatte ihm vielleicht ganz schön zugesetzt, vielleicht auch mehr, als er selbst es sich eingestehen wollte, doch das würde ihn nicht davon abhalten, seinen normalen Tagesablauf einzuhalten. Sehr zu Choppers Leidwesen, der jedes Mal, wenn er Zorro in seinem Zustand draußen am Heck trainieren sah, einen halben Tobsuchtanfall kriegte.
 

Er ahnte ja nicht, dass der Schwertkämpfer mindestens genauso frustriert war, wie er selbst, denn die gebrochenen Rippen sowie das rechte Handgelenk, das mangels Gips bloß in einem festen Verband lag, zwangen ihn zu regelmäßigen Pausen, sodass er kaum voran kam und jeden Abend erschöpft ins Land der Träume fiel.
 

Nachts geisterten ihm dann diffuse Bilder durch den Kopf, sodass er am frühen Morgen übellaunig und unausgeschlafen aufwachte, mit pochendem Herzen, schmerzendem Körper und Tashigis Gesicht vor Augen.
 

Es war verwirrend, weil ihn der Gedanke an sie sowohl zur Weißglut trieb, als auch zutiefst befriedigte.
 

Es ärgerte ihn beispielsweise immer noch gnadenlos, dass sie sich wohl nicht mehr an die Nacht im Wirtshaus erinnern konnte, dass sie so aussah, wie Kuina, dass sie bei der Marine war und dass es unverantwortlich und unvernünftig wäre, sich Hoffnungen zu machen, dass sie vielleicht irgendwann zusammen sein konnten.
 

Und dann beflügelte ihn der Gedanke, dass er sie wohl oder übel wieder sehen würde, dass sie sich vielleicht irgendwann doch noch an die Nacht im Wirtshaus erinnern würde, dass sie geweint hatte, während Smoker mit ihm zu Gange gewesen war und die Hoffnung, dass sie vielleicht irgendwann zusammen sein konnten.
 

Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht, als er wieder mal versuchte sich vorzustellen, wie sie vielleicht auf seine Nachricht reagiert hatte – sicherlich hatte sie innerlich getobt – und mit diesem Gedanken stieß er die Tür zur Kombüse auf und sein Blick fiel auf den blonden Koch, der mit dem Rücken zu ihm an der Arbeitsplatte stand und irgendetwas intensiv bearbeitete.
 

Sanji musste nicht über die Schulter schauen, um zu wissen, wer hereinkam.

Die schweren Schritte von Zorros Stiefeln waren aufschlussreich genug und der Blonde knetete, eine Zigarette im Mundwinkel, den Brötchenteig weiter, ohne sich umzudrehen.

„Morgen, Grünspan“, sagte er stattdessen ruhig und zog den Teig noch einmal durch Mehl.
 

„Morgen“, nuschelte der Grünhaarige halblaut zurück und das Geräusch von einem rückenden Stuhl zeigte Sanji, dass er sich am Küchentisch niederließ.

Der Koch sah sich nun doch kurz um, registrierte, dass Zorro beide Beine von sich gestreckt und mit blassem Gesicht Platz genommen hatte. Er selbst sagte nichts dazu und reimte sich selbst zusammen, was los war.
 

Seit sie der Marine mal wieder haarscharf entkommen waren, hatte Zorro die merkwürdige Angewohnheit entwickelt, früh morgens aufzustehen und die Zeit bis zum Frühstück in der Kombüse zu verbringen und ihm damit auf die Nerven zu fallen.

Sanji war es gewohnt, alleine in seinem Reich zu sein, während er sämtliche Vorbereitungen traf, und obwohl der Grünhaarige eigentlich gar nichts tat, reizte den Koch schon seine bloße Anwesenheit. Aber er hielt sich mit Anschuldigungen zurück; überhaupt hatten sie sich in letzter Zeit kaum gestritten, denn es war offensichtlich, das Zorro noch nicht in der Verfassung für handfeste Streitereien war und so hatten sie stillschweigend Waffenstillstand eingereicht.
 

„Kaffee steht hier, nimm dir“, meinte Sanji ruhig, klopfte sich das Mehl von den Händen und ging dann dazu über, den Teig in gerechte Portionen zu teilen.

Hinter sich hörte er, wie Zorro sich wieder auf die Beine rappelte, und mit langsamen, beinahe schwerfälligen Schritten näher kam.
 

Als er neben ihm stand, schielte Sanji kurz aus den Augenwinkeln zu ihm herüber und konnte nicht umhin, die Augen zu verdrehen. „Willst du dich nicht lieber noch mal hinlegen, Marimo?“, fragte er dann und stieß den Rauch seiner Zigarette langsam wieder aus.
 

Ganz egal, wie stark der Schwertheini sich tagsüber auch gab und wie wenig er sich über die Verletzungen beschwerte, vollkommen egal, wie sehr er darum bemüht war, allen vorzuspielen, wie wenig ihn die Schmerzen kratzten und wie verzweifelt er versuchte, sich nichts von ihnen anmerken zu lassen; nachts wenn er schlief straften ihn seine Lügen und Sanji hatte schon des Öfteren seinem heiseren, schmerzerfüllten Stöhnen lauschen müssen, was es ihm fast unmöglich machte, einzuschlafen.
 

Auch die anderen Jungs hatten so ihre Probleme damit, ihren Freund so leiden zu sehen.

Ruffy warf meist einen kurzen Blick auf den Grünhaarigen, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Couch herumrollte, die unverletzte Hand auf die Rippen gepresst, jedoch tief schlafend, und zuckte dann leicht bedrückt mit den Schultern.
 

Lysop verfiel jeden Abend halb in Panik, bevor auch er sich wieder daran erinnerte, dass Zorro hart im nehmen war und ihn so schnell schon nichts unterkriegen würde und Chopper konnte den Anblick nicht ertragen und schlich sich zu ihm, Sanji, in die Hängematte, wo er leise schniefend und an seine Brust gekuschelt irgendwann einschlief.
 

Selbst ihn ließ es nicht ganz kalt zu sehen, wie fertig die Verletzungen den Gleichaltrigen machten, und er schlief mit Verwünschungen an die Marine ein und wachte mit ihnen auf.
 

Aber es war nicht das erste Mal, dass es so war.

Ganz egal, wie schwer er auch verletzt sein sollte, tagsüber tat Zorro so, als wäre alles in bester Ordnung, und nachts stellte sich dann heraus, wie es wirklich um ihn stand.
 

Nachdem sie Nami aus dem Arlong Park befreit hatten und seine Narbe aufgerissen war, war es der Fall gewesen, ebenso nach seinem Sturz von Alabastas höchstem Turm, wo er einige Male angeschossen worden war und sich wohl eigentlich sämtliche Knochen hätte brechen müssen, nach ihrem Kampf in Skypia oder auch nach einem Kampf mit einer gegnerischen Piratenmannschaft.
 

Sanji kam nicht umhin, den Älteren für seine Verbissenheit ein klein wenig zu bewundern, denn er war sich sicher, dass das einiges an Willensstärke und vor allem Durchhaltevermögen erforderte, die nicht jeder besaß. Trotzdem war er der festen Überzeugung, dass auch gehörig viel Leichtsinn und Dämlichkeit dazugehörte, denn so edel seine Absichten, ihnen keine Sorgen zu machen, auch sein mochten, es wäre zweifellos besser, er würde endlich mal über seinen Schatten springen und einfach mal zur Ruhe kommen.
 

Aber bei Zorro waren Hopfen und Malz gänzlich verloren und so wagte es auch niemand außer Chopper, ihm diesen Rat zu erteilen.
 

Der Koch registrierte aus den Augenwinkeln, wie Zorro halbherzig mit den Schultern zuckte und schließlich mit einer randvollen Tasse in der unverletzten Linken wieder zurück zum Küchentisch schlurfte, ohne ihm weitere Beachtung zu schenken.
 

Einvernehmliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, in dem jeder seinen eigenen Gedanken nachjagte, und es verging eine halbe Stunde, bis ein dumpfes Geräusch am Bullauge beide Crewmitglieder aufblicken ließ.
 

Zorro hielt darin inne, mit dem Zeigefinger gedankenverloren unsichtbare Muster auf den Tisch zu zeichnen und verrenkte sich beinahe den Hals in dem Versuch, zu sehen was los war, ohne sich mehr als unbedingt nötig bewegen zu müssen; Sanji, einen Schleifstein in der rechten, ein Messer in der linken Hand, drehte sich blitzschnell herum und sah gerade noch, wie eine zermürbt wirkende Möwe ihr Gefieder gegen das Glas presste, bevor sie herunterrutschte und mit einem dumpfen Geräusch draußen auf den Planken aufschlug.
 

„Dämliches Federvieh“, seufzte Sanji leise, legte das Messer bei Seite und durchquerte die Küche, um den Vogel zu bezahlen und ihm Namis allmorgendliche Zeitung abzunehmen.

Der Grünhaarige schmunzelte leicht und sah dem Koch nach, bevor er wieder auf die Tischplatte sah und seine Tasse leerte.
 

Noch bevor Sanji wieder zurückkam, hatte er den Entschluss gefasst, nicht weiterhin tatenlos herumzusitzen und stattdessen die Insel ein wenig zu erkunden, die sie am Tag zuvor erreicht hatten.
 

Sie hatten Stunden gebraucht, um eine Bucht zu finden, die halbwegs versteckt und dennoch nah an der Stadt lag, und bis die Flying Lamb sicher vor Anker gelegen hatte, war bereits die Dunkelheit über sie hinein gebrochen und sie hatten den Landgang auf heute verschoben.
 

Ruffy war alles andere als begeistert und drauf und dran gewesen, die Stadt im Alleingang zu erobern. Es hatte einige schlagkräftige Argumente von Nami gebraucht, um ihn davon abzuhalten und Ruffy hatte sich schließlich beleidigt und um einige Beulen reicher auf die Galionsfigur zurückgezogen.
 

Entschlossen schob Zorro den Stuhl zurück und rappelte sich auf die Beine.

Kurz verzog er das Gesicht und legte eine Hand auf die pochenden Rippen, zog sie jedoch sofort wieder zurück, als die Tür wieder aufschwang und der blonde Smutje schnaufend eintrat, die Zeitung und einige Blätter fest in der Hand.
 

Fragend zog der Grünhaarige eine Augenbraue in die Höhe, als er Sanjis halb besorgte, halb erfreute Miene bemerkte, doch er musste nicht nachfragen was war, denn nur Sekunden später hielt ihm der Koch einen Stapel Zettel unter die Nase.

„Neue Steckbriefe!“, verkündete er leicht grinsend und fingerte gleichzeitig mit einer Hand in seinem Jackett herum, auf der Suche nach seinen Zigaretten, erst dann fiel ihm auf, dass er die an der Arbeitsplatte liegen gelassen hatte.
 

Er drückte dem Schwertkämpfer die Zettel in die Hand und verschwand dann, um sich einen Glimmstängel anzuzünden.
 

Zorro blickte skeptisch auf die von der Marine herausgegebenen Steckbriefe, dann schnappte er sich resignierend seine Tasse und trat zu dem Blonden, um sich Kaffee nachzuschenken.

Wenig später ließ er sich wieder am Küchentisch sinken und blätterte die Steckbriefe durch, auf der Suche nach interessanten Neuigkeiten.
 

„Und?“, kam es schließlich neugierig von dem Smutje, auf den bislang noch kein Kopfgeld ausgesetzt worden war, und seine Stimme klang unverhohlen ungeduldig.

Zorro legte den Kopf leicht schief und musterte das Abbild eines lächerlich wirkenden Piraten mit einer roten Nase. „Buggy’s Kopfgeld ist erhöht worden…dem sollten wir lieber nicht über den Weg laufen, der ist immer noch hinter Ruffy her und geht mir voll auf die Nerven“, informierte er den Koch dann langsam und blätterte in aller Seelenruhe weiter.
 

Ein Nerv an Sanjis Stirn pochte verheißungsvoll und Zorro verkniff sich das Schmunzeln.

Die nächsten Steckbriefe sah er sich nicht genauer an, bis er schließlich fand, was er gesucht hatte. Er schnaubte verächtlich. „War ja klar.“
 

„Was denn?!“, platzte es aus Sanji heraus, sofort war das Frühstück vollkommen vergessen und mit zwei großen Schritten stand er hinter dem Grünhaarigen und lugte über dessen Schulter auf das Bild ihres breit grinsenden, vertrottelten Käptains, und er konnte nicht umhin, dass er verdammt enttäuscht war. „Nur Ruffy…?“, fragte er und kratzte sich missmutig am Kinn.
 

Zorro warf einen kurzen Blick auf die recht ansehnliche Summe, die auf den Kopf seines besten Freundes ausgesetzt war, dann schaute er die Zettel weiter durch und stieß auf ein Foto von sich selbst. „Wurde auch Zeit“, meinte er und grinste kurz.

Zwar war sein eigenes Kopfgeld immer noch niedriger als das seines Käptains, doch nach dem letzten Kampf gegen Smoker war es wieder erhöht worden, und das war doch schon mal besser als gar nichts.
 

Anscheinend bekam die Weltregierung es langsam mit der Angst zu tun, und er konnte es ihnen nicht einmal verübeln.

Sie hatten es nun schon so oft geschafft, auf mehr oder weniger spektakuläre Weise zu entkommen, dass die im Hauptquartier sich sicherlich grün und blau ärgerten – zu Recht, wie Zorro fand, denn was hetzten die ihnen überhaupt nach, wo sie doch gar nichts verbrochen hatten?!
 

Ungeduldig, wie er nur selten war, riss Sanji ihm die Blätter aus der Hand und sah sie eilig durch, nur um dann enttäuscht zu schnauben, schnell an seiner Zigarette zu ziehen und Zorro anschließend beleidigt den Rücken zuzukehren, als wäre er höchstpersönlich daran Schuld, dass es immer noch keinen Steckbrief von ihm gab.
 

Der Grünhaarige gluckste leise und griff schließlich nach der Zeitung, um sich die neuesten Nachrichten anzusehen – vielleicht stand ja sogar etwas über Smokers Misserfolg drin – doch bereits nach wenigen Minuten war klar, dass die Regierung lieber den Anschein erwecken wollte, sie wäre im Stande, die Piraterie in den Griff zu kriegen.
 

Sanji schäumte indessen immer noch vor Wut und versetzte seinem Crewmitglied nur deshalb keinen saftigen Tritt in den Allerwertesten, weil er noch verletzt war und unter Schonfrist stand.

Für sein belustigtes Grinsen hätte er es allerdings doppelt und dreifach verdient.
 

Eine ganze Weile lang war nur das Rascheln der Zeitung und das Klackern von Sanjis Messern zu hören, bis die Tür schließlich erneut aufschwang und Nami sich in die Kombüse schob. „Morgen Jungs“, sagte sie entschlossen, einen Packen Karten und drei dicke Bücher unter den Arm geklemmt, und schlenderte hüftwiegend in Richtung Küchentisch.
 

„Guten Morgen, mein Sonnenschein!“, flötete Sanji sofort drauflos und wirbelte so energisch zu der jungen Navigatorin herum, dass er sich fast in den Finger geschnitten hätte.
 

Zorro verdrehte genervt die Augen, Nami schenkte dem Koch ein leichtes Lächeln und ließ sich dann dem Schwertkämpfer gegenüber an den Tisch sinken.

Erst dann fiel ihr Blick auf die Steckbriefe, und ihre Augenbraue zuckte skeptisch in astronomische Höhen. Spätestens als ihr Blick auf Zorros selbstgefälliges Grinsen fiel, wusste sie, dass ihre schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheitet hatten.
 

Genervt aufstöhnend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und sofort war Sanji zur Stelle, um sie mit einer Tasse Kaffee und einem in Herzchenform geschnittenen Brot ein wenig aufzumuntern. „Mach dir keine Sorgen, mein Engel, ich werde dich mit meinem Leben beschützen!“, versprach er augenzwinkernd.
 

„Hoffentlich bald“, murmelte Zorro, tief in einen Artikel versunken, halblaut vor sich hin und zuckte leicht zusammen, als Sanjis Tritt ihn zielsicher am Schienbein erwischte, bevor der Koch sich formvollendet wegdrehte und zurück zum Herd stapfte, um die Brötchen aus dem Backofen zu befreien.
 

Nami verkniff sich einen abfälligen Kommentar zu dem kindischen Verhalten ihrer zwei Jungs und griff stattdessen entschlossen zu den Steckbriefen.

„Wundern tut’s mich nicht, aber jetzt müssen wir noch vorsichtiger sein“, seufzte sie schließlich frustriert und warf einen vorwurfsvollen Blick auf Zorro, der ungemein ruhig geworden war und anscheinend starr vor Schreck in die Zeitung blickte.
 

Sie hatte mit selbstgefälligen Bemerkungen gerechnet, Spott in Richtung Sanji und unverhohlenem Stolz, dass sein Kopfgeld schon wieder angestiegen war, und dass er so vollkommen ruhig und konzentriert in die Zeitung blickte, ließ sie nichts Gutes vermuten und versetzte sie in Alarmbereitschaft. „Ist irgendwas passiert?“, fragte sie skeptisch und beugte sich ein wenig vor, in der Hoffnung, über den Rand schauen zu können.
 

Zorro blickte sie kurz und ungewöhnlich ernst an, sagte jedoch nichts und vertiefte sich augenscheinlich in einen Artikel.
 

Sanji schloss den Backofen wieder, ließ die Brötchen Brötchen sein und wandte sich interessiert zu den beiden herum. Erneut positionierte er sich hinter Zorro, blickte ihm über die Schulter und keuchte erschrocken auf, als sein Blick auf die Überschrift des Artikels fiel.

„Nein!“, rief er entsetzt aus und beugte sich so dicht über Zorro, dass dieser ihm mühelos einen Stoß mit der Schulter versetzen konnte.

„Doch“, gab er grimmig zurück.
 

„Was denn?!“, fuhr Nami dazwischen und blickte ungeduldig von einem zum anderen, während einige Horrorszenarien in ihrem Kopf Gestalt annahmen.

Was konnte denn passiert sein, dass Sanji so aus der Fassung geriet und das Zorro die Zeitung so fest umklammerte, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten?
 

„Die Marine hat Ace geschnappt“, informierte der Grünhaarige sie gnädigerweise und vor Entsetzen entgleisten ihr die Gesichtszüge.
 

„Nein!“, keuchte auch sie entsetzt und sprang so energisch von ihrem Stuhl auf, dass er hinten über kippte und mit einem lauten Krachen auf dem Boden landete. Überstürzt zerrte sie an der Zeitung in Zorros Händen, sodass diese entzwei riss, dann stieß sie Sanji unwirsch bei Seite und lehnte sich gegen den Grünhaarigen, um die beiden Hälften zusammenzulegen und den Artikel zu lesen.
 

„Das ist gar nicht so weit von hier“, murmelte sie dann gedankenverloren und deutete auf eine Zeile, in der Ace’s momentaner Inhaftierungsort genannt wurde, eine Marinebasis namens Shadow Eleven.
 

„Wie konnte das passieren?!!“, fuhr sie dann auf und funkelte Zorro so durchdringend an, als hätte er persönlich die Gefangennahme von Ruffys großem Bruder zu verantworten.

Er zog bloß langsam eine Augenbraue in die Höhe und legte dann die Zeitung bei Seite. „Steht hier nicht“, gab er dann ruhig zurück.
 

„Das weiß ich selbst!“, fauchte Nami ihn an, bevor sie sich schließlich gereizt über das Gesicht fuhr und sich langsam wieder auf einen freien Platz sinken ließ.

Sanji, der ein paar Schritte abseits stand, stellte langsam den umgekippten Stuhl wieder auf die Beine, bevor er eine Hand in die Hosentasche schob, sich gegen die Tischkante lehnte und die anderen beiden erwartungsvoll anblickte. „Und jetzt?“
 

Doch bevor einer von beiden eine Antwort geben konnte, schwang die Kombüsentür mit solchem Schwung auf, dass sie an die gegenüberliegende Wand krachte und alle Anwesenden zusammenzucken ließ.
 

Im Türrahmen stand Ruffy, den Strohhut schief auf dem zerzausten Haar und ein breites Grinsen auf den Gesichtszügen. „SANJI! HUNGER!!“, verkündete er obligatorisch und ignorierte die perplexen Mienen seiner Crewmitglieder.
 

Stattdessen beäugte er gierig die Brötchen, die ihn mit ihrem verheißungsvollem Duft aus dem Schlaf gerissen hatten, dann flitzte er auf seinen Stammplatz und trommelte hibbelig mit den Fingern auf das Holz und stimmte einen schiefen Singsang an.

„Hunger! Hunger! Hunger! Hunger!“
 

Erst, als keiner der anderen reagierte und ihn mahnte, zur Ruhe zu kommen, beschlich ihn das dumpfe Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

Er hielt in seinem fordernden Gesang inne, legte den Kopf leicht schief und musterte Nami, Sanji und Zorro mit verwirrtem Gesichtsausdruck.

„Ist irgendwas?“, wandte er sich schließlich vertrauensvoll an seinen besten Freund.
 

Die drei warfen sich einen kurzen, unsicheren Blick zu, bevor Zorro sich leise räusperte, sich weiter in den Stuhl sinken ließ und die Aufgabe übernahm, Ruffy die unangenehme Neuigkeit zu überbringen und ihm die gute Laune zu vermiesen.
 

Es war eigentlich keine Frage, was sie tun sollten, war es nie gewesen, denn seit sie ihn in Alabasta kennen gelernt hatten, hatte Ace immer einen Platz bei ihnen auf dem Schiff.

Er selbst hatte sich ungemein gut mit Ruffys großem Bruder verstanden, der dem Wirbelwind so ähnlich war, und doch so anders.
 

Ace war in vielerlei Hinsicht bedachter und vernünftiger als Ruffy, auch wenn er ihm beim Thema Essen wohl gehörige Konkurrenz machte, und da sie ungefähr im gleichen Alter waren und beide schon den Babysitter für Ruffy spielen mussten, hatten sie sich auf Anhieb verstanden, und es behagte ihm ganz und gar nicht, Ace in Gefangenschaft zu wissen.
 

Noch weniger behagte es ihm allerdings, das Ruffy mitteilen zu müssen, dem sein großer Bruder alles zu bedeuten schien.
 

Als Sanjis und Namis Blicke jedoch bereits unangenehm lange auf ihm lasteten, gab er sich einen Ruck und blickte geradewegs in Ruffys neugierige, vertrauensvollen Augen.
 

„Ruffy. Ich muss mit dir reden“, begann er dann ernst und ausnahmsweise einmal schien Ruffy direkt zu verstehen, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war.

Die kindische Vorfreude auf das Frühstück verflog so schnell, wie er in die Kombüse geplatzt war, und der seltene ernste Ausdruck nahm den Platz ein. Er nickte Zorro leicht zu.

„Dann schieß mal los.“

Ship detention

Da bin ich wieder ^__^

Diesmal um einiges schneller als sonst, aber ich hab Gini ja versprochen, dass ich ab jetzt hinne machen werde, was die FF betrifft.

Also wünsche ich euch wieder mal viel Spaß und Vergnügen!

Liebe Grüße, pups
 

Für LadyTashigi, die Tatsächlich einen Douji daraus machen möchte.

Dafür, dass du einen genauso schlechten Orientierungssinn wie ich hast, dass man mit dir Scheiße machen kann und einfach dafür, dass du da bist.

Hab dich lieb ^.~
 

Ship detention
 

Sie seufzte tief und fingerte gelangweilt an Shigule’s Griff herum, den Blick auf das ruhige Meer gerichtet, das sich scheinbar unendlich vor ihnen erstreckte.
 

Eigentlich liebte sie die langen Fahrten auf hoher See, ein Grund mehr, der sie dazu bewegt hatte, der Marine beizutreten, doch gegen einen kleinen Landgang ab und an hatte sie auch nichts einzuwenden – und der war ihnen verwehrt worden.
 

Kaum, dass sie vor zwei Tagen an der Herbstinsel angelegt und sich mit dem dort sitzenden Marinequartier ausgetauscht hatten, hatten sie die Anker wieder lichten können, denn dort hatte man sie mit mehr oder weniger erfreulichen Nachrichten willkommen geheißen und sofort weitergeschickt.
 

Smoker war beinahe aus dem Häuschen geraten, als er davon gehört hatte, dass einer von Whitebeards Vizen gefasst worden war und das Hauptquartier hatte ihn samt seiner Untergebenen nach Shadow Eleven beordert, um die Vorbereitungen zur offiziellen Hinrichtung zu überwachen und dafür zu sorgen, dass sich Puma D. Ace keine Möglichkeit zur Flucht bot.
 

Laut dem Eternal Port, den sie erhalten hatten und der ausführlichen Recherche ihres Navigators, sollten sie die Insel Black Shadow in den nächsten zwei Tagen erreicht haben, und bis dahin blieb ihr nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass ihnen diesmal keine aufmüpfige Piratencrew über den Weg schipperte.
 

Doch selbst die Aussicht auf einen vielleicht etwas längeren Aufenthalt auf Black Shadow konnte sie nicht aufmuntern, denn laut Akten – und sie verfluchte sich immer noch dafür, dass sie es nicht selbst erkannt hatte – war Puma D. Ace der große Bruder von Monkey D. Ruffy, und da dessen Mannschaft sie wenige Tage zuvor abgehängt hatte, glaubte sie nicht wirklich daran, dass die Hinrichtung problemlos ablaufen würde.
 

Langsam stützte sie ihre Ellbogen auf die Reling und kurz schielte sie aus den Augenwinkeln zu Smoker herüber, der bereits die Chance witterte, die Strohhüte bei dieser Gelegenheit ebenfalls hochzunehmen und ab und an fragte sie sich, ob er es wirklich tun würde.
 

In Alabasta hatte er ihnen schließlich auch seinen Dank und Respekt gezollt und sie davon kommen lassen, vielleicht würde er es dieses Mal ebenso machen.
 

Unauffällig tastete sie in ihrer Hosentasche nach dem Zettel - den sie noch immer nicht außer Reichweite ließ - und kaum, dass sie ihn ertastet hatte, zog sie die Hand wieder zurück und schob nachdenklich die Unterlippe hervor.
 

Wenn sie Lorenor Zorro auf Black Shadow erneut gegenübertreten musste – und sie machte sich bei ihrem Glück keine Illusion, dass es vielleicht nicht so sein würde – dann hatte sie nicht den geringsten Schimmer, was sie tun sollte.
 

Eine Hälfte von ihr schrie nach Vergeltung und einer Revanche, danach, ihn wieder zu verletzen. Schließlich hatte sie es beim vorletzten Mal auch geschafft, und wenn sie sich nur genug ins Zeug legte, würde es ihr auch bestimmt noch einmal gelingen.

Beinahe konnte sie schon seine spöttischen Kommentare hören, sein selbstgefälliges Grinsen sehen und sofort lief sie puterrot an und schüttelte hastig den Kopf.
 

Die andere Hälfte von ihr – und das war ganz zweifellos die Hälfte, die unzurechnungsfähig war – hoffte mit aller Kraft darauf, dass er noch einmal die Unverfrorenheit besaß, sie nach einem Kampf zu küssen, damit sie noch einmal die Gelegenheit dazu bekam, sich den Geschmack seiner Lippen einzuprägen, seinen Duft, der immer noch nachts durch ihre Träume geisterte und dass er vielleicht, aber auch nur vielleicht, noch einmal so waghalsig war, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen.
 

Der feine Rotschimmer auf ihren Wangen wurde um einiges intensiver und den Kopf schüttelte sie mittlerweile so energisch, dass ihre Brille Anstalten machte, von der Nase zu rutschen und Flugstunden zu nehmen.
 

Vorsichtig blickte sie sich um, ob jemand ihr merkwürdiges Verhalten beobachtet hatte und erblickte prompt drei belustigt grinsende Kadetten, die mit ihren Wischmöppen in der Hand nahe des Lagerraum standen und unverhohlen zu ihr herüber blickten und mit den Fingern auf sie deuteten.
 

Wenn möglich lief Tashigi noch röter an, doch genau in diesem Moment gellte Smokers barsche Stimme über das Deck.

„HABT IHR VOLLIDIOTEN EIGENTLICH NICHTS BESSERES ZU TUN, ALS BLÖD IN DER GEGEND RUMZUSTEHEN?!!“, fuhr er die drei Jungs lautstark und quer über das Deck an, woraufhin sie unisono zusammenzuckten, salutierten und mit ihrer Arbeit fortfuhren.
 

Tashigi, die ebenfalls zusammengezuckt war, warf ihrem Vorgesetzten einen dankbaren Blick zu, doch der hatte sich bereits wieder dringenderen Angelegenheiten zugewandt und ignorierte sie vollkommen. Und eigentlich war ihr das auch ganz Recht so.
 

Gar nicht auszudenken, was Smoker von ihr halten würde, sollte er jemals die Gelegenheit bekommen, einen Einblick in ihr Hinterstübchen zu werfen und diese zweifellos unmarinehaften Gedanken entdecken.
 

Zorro schob störrisch die Hände in die Hosentaschen und straffte seine Schultern, um sich auf das kommende Wortgefecht vorzubereiten, dass er nun bereits zum fünften Mal führen würde.

Ganz nach dem Motto: Bauch rein, Brust raus, baute er sich zu voller Größe vor Nami auf, die mit verschränkten Armen vor ihm stand und bloß kühl zu ihm hinauf lächelte.
 

„Versuch’s erst gar nicht, Zorro“, meinte sie gelassen, und zur Bekräftigung ihrer Worte trat sie Ruffy, der leblos zu ihren Füßen auf den Planken lag, mit einem ihrer hochhackigen Schuhe gegen den Gummischädel.
 

Der Grünhaarige schnaubte gereizt und nahm sich fest vor, sich diesmal nicht schon wieder unterbuttern zu lassen.
 

Außerdem würde er ganz bestimmt auch nicht so blöd sein wie Ruffy, der vorgeschlagen hatte, sie könnten die gesamte Belegschaft der ortsansässigen Marinestation doch einfach zum Essen einladen, um sich mit ihnen anzufreunden.
 

Würden sie nicht beide in derselben Klemme stecken, hätte er dem Strohhut dafür auch eins übergebraten.
 

Aber ihre momentane Misere war eindeutig dringender, als Ruffy Vernunft einzuprügeln, und so wandte er den Blick von seinem malträtierten Käptain ab und musterte die Navigatorin vor sich abschätzend, bevor er sich schließlich ein Herz fasste und tief Luft holte, um ihr mal gehörig die Meinung zu geigen.

Schon wieder.
 

Doch bevor er auch nur einen Laut über die Lippen brachte, ließ ihn ein dumpfer Schlag auf den Hinterkopf zusammenzucken.

Verwirrt drehte er sich herum und warf dem blonden Smutje einen tödlichen Blick zu, den dieser so gelangweilt wie nur eben möglich erwiderte, bevor er sich eine Zigarette anzündete und lässig eine Hand in die Hosentasche schob.
 

„Lass gut sein, Marimo, Nami-Schätzchen hat ganz Recht, es ist besser so.“

„Es ist besser so, Schnitzelklopfer?! Würd ja gern mal wissen, wie du so reagieren würdest, wenn man dich hier einsperren würde!“

„Also, von einsperren kann ja nun wirklich keine Rede sein“, schaltete sich die Orangehaarige ruhig ein, bevor sich der Grünhaarige noch auf Sanji stürzen konnte.
 

Entgeistert wirbelte der Schwertkämpfer nun wieder zu ihr herum, sodass sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit und einen Teil seiner Wut zu spüren bekam.

„Ach ja?! Und wie nennst du das dann?“
 

„Sinnvolle Schutzmaßnahme. Auf Ruffy und dich sind gewaltige Kopfgelder ausgesetzt, und weil ihr zwei nun mal das sagenhafte Talent besitzt, überall auf euch aufmerksam zu machen und euch in die Scheiße zu reiten, bleibt ihr an Bord. Ohne Widerrede.“, machte die Orangehaarige nachdrücklich klar, als Zorro ihr erneut ins Wort fallen wollte.
 

Dieser stieß nun ein frustriertes Schnauben aus und fuchtelte ungehalten in die ungefähre Richtung der Stadt oder zumindest dahin, wo er sie vermutete. (Sanji musste sich ein belustigtes Schmunzeln verkneifen, als Zorro geradewegs in Richtung des dichten Wald zeigte.)
 

„Aber ich will an Land!!“, verlangte er mit nahender Verzweiflung und kümmerte sich nicht darum, wie kindisch er in dieser Sekunde klang.

Er hatte die Schnauze gestrichen voll.
 

Seit sie vor drei Tagen die Nachricht über Ace gelesen hatten, warteten sie darauf, dass sich der Lockport endlich auflud, doch anscheinend dauerte es noch eine ganze Weile.

Robin und Nami hatten die Zeit genutzt, um die Stadt nach einem Eternal Port nach Black Shadow zu durchforsten, waren fündig geworden und planten gerade den Raubzug, weil ihr Geld langsam aber sicher zur Neige ging.
 

Sanji hatte mit Choppers tatkräftiger Unterstützung die Vorräte wieder aufgestockt und Lysop hatte eine Fracht Bretter für etwaige Reparaturarbeiten angeschleppt und im Unterdeck verstaut, während er selbst und Ruffy das strikte Verbot erhalten hatten, das Schiff auch nur mit einem Fuß zu verlassen.
 

Merkwürdiger Weise waren die anderen allesamt auf Namis Seite, und auch wenn er Miss Navis Argumente irgendwie nachvollziehen konnte, war er immer noch der festen Überzeugung, dass das ganze eine schreiende Ungerechtigkeit war.
 

Wieso wurde er bestraft, nur weil Ruffy es immer wieder schaffte, sie alle in die Scheiße zu reiten?!
 

Er hatte nichts verbrochen; er prellte die Zeche nicht, nachdem er ein Restaurant komplett leer gefressen hatte, er plauderte nicht frisch fröhlich mit Marinesoldaten, die ihm über den Weg liefen und ganz besonders kreischte er nicht so nervtötend herum, wie Ruffy es manchmal zu tun beliebte.

Sollte der Vollpfosten ruhig an Bord eingesperrt bleiben, am besten gefesselt und geknebelt, damit er ihnen nicht auf dem Wecker ging, aber warum verdammt noch mal er?!!
 

Für Nami schien das Gespräch jedenfalls beendet.

Formvollendet kehrte sie ihm den Rücken zu und ignorierte Sanjis schmachtende Zurufe gekonnt, während sie zurück zur Liege wackelte und sich neben Robin sinken ließ, die sie über den Rand ihres Buches hinweg leicht anlächelte.
 

Zorro schnaubte entrüstet, wusste jedoch nichts mehr zu sagen und schob nachdenklich die Unterlippe hervor. Gegen Nami kam er eben aus irgendeinem Grund nicht an, und sich noch einmal mit ihr anzulegen, wäre töricht und geisteskrank gewesen.
 

Trotzdem wollte er es noch einmal versuchen, stopfte die Hände in die Hosentaschen und verkniff sich ein frustriertes Aufjaulen, als ein scharfer Schmerz durch seine rechte Hand zuckte.
 

Sämtliche Vorwürfe gegen die blöde Navigatorin waren vergessen und er war sich sicher, für einen Moment kalkweiß geworden zu sein.

Vorsichtig versuchte er, das noch immer gebrochene Handgelenk so behutsam wie möglich wieder aus seiner Hosentasche herauszukriegen und schickte halblaute Verwünschungen an Smoker hinaus, an jeden, den es interessierte.
 

Es interessierte keinen, aber damit hatte er auch nicht gerechnet.
 

Schließlich biss er die Zähne zusammen, zerrte seine Hand wieder in die Freiheit und unterdrückte einen weiteren nicht jugendfreien Fluch, als der Schmerz beinahe noch heftiger durch seine Hand pulsierte.

Der Verband hatte sich durch die rabiate Behandlung gelockert und zeigte ein Stück dunkelblau schimmernde Haut.

Wenn er so weiter machte, würde es noch ewig dauern, bis die Knochen wieder vernünftig zusammenwuchsen.
 

Da Sanji noch immer hinter ihm stand und ihn mit scheelen Blicken beobachtete, wandte sich der Grünhaarige schnaubend ab und stapfte in Richtung Kombüse, um seinen Schmerz irgendwie zu lindern. Und was half ihm besser über die Runden als eine ordentliche Flasche Sake?
 

Die azurblauen Augen ihres Smutjes verfolgten ihn argwöhnisch, doch er beachtete sie nicht und ließ die Tür krachend hinter sich zufallen.
 

Drinnen angekommen lehnte er sich kurz rücklings gegen die Tür und schloss die Augen, um die Schmerzen, die bis hinauf in den Ellbogen pochten, wieder bei Seite zu drängen und seine Gedanken zu ordnen.

Seit sie der Marine entkommen waren, hatte er es kaum noch erwarten können, wieder an Land zu kommen, auch wenn er sonst der war, der sich zur Schiffswache bereit erklärte.

Er hatte Pläne gehabt, und so unausgereift und kindisch sie auch sein mochten, er hatte sich fest vorgenommen, sie in die Tat umzusetzen.
 

Zum einen hatte er sich mal wieder so richtig volllaufen lassen wollen.

Ihre Vorräte waren nach dem Marineangriff mehr als angeschlagen gewesen, einige Fässer Rum und noch mehr Fässer Wasser hatten dran glauben müssen, ein Großteil ihrer Lebensmittelvorräte war zerstört worden und die letzten Tage waren alles andere als ein Zuckerschlecken gewesen.

Ein Besuch in einer zwielichtigen Spelunke wäre für ihn genau das Richtige gewesen, um sein Gemüt ein wenig abzukühlen. Nur ein Abend ohne den Trupp von Chaoten, der ihm ständig im Nacken saß.
 

Er mochte seine Mannschaft ja von ganzem Herzen, sie waren sein zu Hause und seine Familie, das Einzige, was er hatte, und er wäre für jeden von ihnen ohne zu zögern ins offene Messer gesprungen – aber nach wochenlangem Aufeinanderhocken war er einem Lagerkoller gefährlich nahe und wenn er nicht bald etwas Abstand dazwischen bekam, würde er früher oder später an die Decke gehen.

Außerdem kamen ihm bei ein paar Flaschen Sake meist die besten Ideen, und die konnten sie gut gebrauchen, wenn sie sich im Laufe der nächsten Tage auf den Weg zu Black Shadow machen würden, um Ace zu befreien.

Denn noch hatte niemand auch nur den Hauch einer Vorstellung, was sie dort erwarten würde, und besser war es, einen Einfall mehr als einen zu wenig zu haben.
 

Außerdem hatte er die stumme, verachtenswerte Hoffnung gehabt, dass sie vielleicht ebenfalls in der Stadt sein könnte.
 

Immerhin – sie ankerten nun bereits seit mehreren Tagen in dieser Bucht, und Smokers Schiff konnte nicht allzu weit hinter ihnen gewesen sein. Mittlerweile sollten sie ebenfalls längst angekommen sein, außer wenn sie noch vor Ort gekentert waren, aber diesen Gedanken verbot er sich. Außerdem glaubte er nicht daran.

Wenn es so gewesen wäre, dann hätte das in der Zeitung gestanden, da war er sich sicher. Und er hatte das dumpfe Gefühl, dass er es dann hätte merken müssen – wusste der Teufel, warum das so war.
 

Er wollte ja nicht den gleichen Fehler machen wie vor ein paar Wochen, er wollte nur…

Ja, was eigentlich, du Idiot?, kicherte die Stimme in seinem Hinterkopf verächtlich, die sich vor ein paar Tagen dort eingenistet hatte und merkwürdigerweise Sanjis Stimme hatte.

Und sie ging ihm genauso auf die Nerven wie der verliebte Kochtopf.
 

Zorro öffnete die Augen wieder, schüttelte den Kopf über sich selbst und bemerkte erst dann, dass Chopper und Lysop am Tisch saßen und ihm teils verschreckt, teils besorgt entgegensahen.

„Was?!“, verlangte er misstrauisch zu wissen und hatte das dumpfe Gefühl, dass beide mit ihm gesprochen hatten, ohne, dass er es mitbekommen hätte.
 

Lysop schüttelte hastig den Kopf und hob beschwichtigend eine Hand in die Höhe. „Nicht so wichtig, Zorro!“, meinte er dann schulterzuckend und warf dem Schiffsarzt einen mahnenden Blick zu.

Der Grünhaarige schenkte dem kleinen Elch einen kurzen Moment seiner Aufmerksamkeit und bemerkte verblüfft, dass dieser unbehaglich auf seinem Stuhl herumrutschte und ihn beinahe gepeinigt ansah.

„Is’ mit dem alles in Ordnung?“, fragte Zorro schließlich skeptisch und zog eine Flasche Sake aus Sanjis Geheimversteck unter der Spüle – für den akuten Notfall vorgesehen, und er befand in dieser Sekunde, das Schiffsarrest einen akuten Notfall darstellte.
 

„Jaja“, nuschelte der Kanonier jedoch nur halblaut zurück, bevor er sich wieder seiner Skizze zuwandte. Chopper sagte gar nichts dazu.

Zorro zuckte mit den Schultern, beschloss, dass ihn das nichts anging und öffnete den Verschluss der Flasche umständlich mit den Zähnen, während sein rechter Arm recht nutzlos an ihm herabhing, zu nichts zu gebrauchen. Jedenfalls nicht im Moment.
 

In ein paar großen Zügen leerte er die Flasche bis zur Hälfte und erkannte resignierend, dass das seine Schmerzen nicht im Geringsten linderte. Dann richtete er sich seufzend wieder auf, schlenderte, die Flasche in der unverletzten Hand, zum Kombüsentisch herüber und warf einen kurzen Blick auf Lysops Zeichnung. „Was soll das denn werden, wenn’s fertig ist?“, brummte er abschätzend und versuchte, aus den schwarzen Linien und den krakeligen Beschriftungen schlau zu werden.
 

Der Vizekapitän der Strohhutpiraten warf sich in die Brust, nahm das Blatt Papier zwischen die Finger und zwinkerte ihm bedeutungsvoll zu.

„DAS, mein lieber Zorro, ist die Erfindung des Jahrhunderts!“, betonte er dramatisch, schloss die Augen und wedelte mit dem Papier durch die Lüfte.

Dann stürzte er sich in einen Schwall von Erklärungen, doch Zorro schaltete ab, nachdem Lysop in seine ersten vier Sätze so viele Fachausdrücke wie möglich gepackt hatte.
 

Desinteressiert wandte er sich von den beiden ab, nahm noch einen tiefen Schluck aus seiner Flasche und strebte wieder die Tür an.

Am besten würde es sein, wenn er sich noch eine Weile ins Krähennest legte, um sich abzureagieren. Um die Gedanken zu verscheuchen. Und wenn ihm einer auf den Wecker fallen sollte, dann würde er ihm schon das fürchten lehren.
 

Doch ein aussagekräftiges Schniefen Choppers ließ ihn in der Tür noch einmal innehalten. Irritiert drehte er sich herum und legte den Kopf leicht schief.

Er sah gerade noch, wie Lysop die Schulter des Schiffsarztes streichelte, bevor er sie hastig wieder zurückzog, als hätte er sich verbrannt.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung mit ihm?“, hakte er noch einmal nach und lehnte sich in den Türrahmen.

Lysop fuhr blitzschnell zu ihm herum und funkelte ihn ungewohnt wütend an. „Frag ihn doch mal selbst, du Genie!!!“, fauchte der Kanonier ihm entgegen, und nachdem Zorro die Sekunde der Sprachlosigkeit überwunden hatte und Lysop zu einem schuldbewussten Häufchen Elend zusammengesunken war, hatte er sich auch wieder gefasst und ein kaum merkliches Grinsen huschte über sein Gesicht.
 

„Okay, du tapferer Krieger der Meere“, begann er spöttisch und achtete von da an nicht mehr weiter auf Lysop, der seine Worte bereits jetzt zu bereuen schien.

„Jetzt sag schon, was mit dir los ist, Chopper!“, verlangte er dann in gewohnt brüsken Tonfall und legte den Kopf abwarten leicht schief,
 

Der Schiffsarzt schniefte noch einmal in der Lautstärke eines Düsenjets, dann richtete er seine großen, tränenden Kulleraugen auf den Schwertkämpfer und seine Unterlippe zitterte verheißungsvoll.

„D-…dir geht’s i-immer noch nicht b-besser“, begann er dann mit schwacher Stimme. „Ich b-bin ein sch-schlechter A-Arzt…!“, verkündete er dann und stieß ein ersticktes Heulen aus.
 

Zorro blinzelte zwei Mal perplex und warf einen fragenden Blick in Richtung Lysop, der die Lippen stumm zu einem Wort formte: nachts.
 

Der Grünhaarige errötete schlagartig und suchte fieberhaft nach den passenden Worten, um Chopper wieder zu beruhigen.

Er wusste genau, was Lysop mit nachts meinte, seit er vor zwei Nächten aus dem Schlaf geschreckt war und Sanjis Gesicht unangenehm nah an seinem gewesen war.
 

Erst, nachdem er den blöden Smutje fast mit seinen Schwertern erstochen hatte, hatte er ihn erkannt und sie hatten sich in die Kombüse gesetzt und die restlichen Stunden bis zum Morgen damit verbracht, ein ganz normales Gespräch zu führen.

Es war eine dieser seltenen Gelegenheiten gewesen, in denen sie sich nicht einander an die Gurgel sprangen, aber erst nach zwei Tassen starken Kaffees hatte Sanji ihm schließlich gesagt, warum er so auf Tuchfühlung gegangen war: um ihm eine Schmerztablette einzuflößen, damit er sich nicht vor Schmerzen wand.
 

Bis zu dem Moment hatte er nichts davon geahnt, aber nun konnte er sich auch erklären, warum er sich morgens so erschlagen und gar nicht ausgeruht fühlte, aber er hätte nie damit gerechnet, dass sein Verhalten Chopper an seinen Fähigkeiten als Arzt zweifeln ließen.
 

Gut, seine Rippen knacksten immer noch gefährlich, wenn er sich zu ruckartig bewegte, und sein Handgelenk war sowieso ein Fall für sich, doch ansonsten ging es ihm blendend.
 

Er seufzte tief, nahm zur Bestärkung noch einen großen Schluck Sake und wandte sich dann wieder an den Schiffsarzt. „Hör auf zu heulen, Chopper. Du bist ein toller Arzt und kannst rein gar nichts dafür, dass meine Knochen so lahmarschig sind. Also hör auf damit, dir Sorgen zu machen“, meinte er dann brummig, klemmte sich die Sakeflasche zwischen den rechten Ellbogen und seine Seite und fuhr sich dann mit der freigewordenen Hand durch das kurze Haar.
 

Ein breites Grinsen huschte über Lysops Gesicht und er stieß dem Elch gegen die Schulter, der angesichts Zorros Lob ganz vergessen hatte, weiter zu weinen.

„Siehst du, ich sag’s dir ja die ganze Zeit“, sagte der Kanonier mit sanfter Stimme und der Schiffsarzt sah ein paar Sekunden peinlich berührt aus, bevor er das Lob schließlich wie gewohnt auf heftigste Abstieß.

„Ich bin gar nicht toll, du Idiot!“, quietschte er dann mit vor Freude funkelnden Augen.

Zorro grinste kurz, zuckte mit den Schultern und verschwand mit einem gemurmelten „Wie du meinst“, wieder nach draußen an Deck, auf dem mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt war.
 

Mit großen Schritten hetzte er auf den Mast zu und kletterte dann ungelenkt und einarmig hinauf und kam sich vor, wie ein Krüppel.

Schnaufend vor Frustration schwang er sich schließlich ins Krähennest herein, löste die Schwerter von seiner Hüfte und lehnte sie gegenüber von sich gegen das Holz.

Dann machte er es sich gemütlich, stellte sich die Flasche in Reichweite und legte den Kopf in den Nacken.
 

Irgendwo, tief in sich drinnen, war er immer noch sauer auf Nami, obwohl er sich mittlerweile wieder abgeregt hatte.
 

Dieser Landgang war ihm ausnahmsweise einmal wichtig gewesen, warum auch immer.

So sehr er sich auch Gedanken um Ruffys großen Bruder machte und sich wünschte, sie würden sofort aufbrechen und ihm zu Hilfe eilen, er wusste immerhin, dass sie schon die nötigen Schritte in diese Richtung unternommen hatten.

Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie zu ihm vordringen konnten, und bis dahin konnte er auch nichts anderes tun, als auf seinen Einsatz zu warten.
 

Aber er hatte sich erhofft, diesen Marineleutnant in der Stadt zu treffen.

Nicht, dass er scharf darauf wäre, schon wieder in Smokers Fängen zu landen oder sich einen aussichtlosen Kampf mit ihr zu liefern, doch sie allein eine Weile lang bei ihren normalen Tätigkeiten zu beobachten, hätte seine Laune vielleicht ein wenig bessern können.
 

Er konnte machen, was er wollte, sie ging ihm partout nicht aus dem Kopf.

Ganz sicher würde er sich nicht noch einmal mit ihr einlassen und die anderen in Gefahr bringen, aber ein paar Blicke würden doch nicht verboten sein, oder?
 

Er wollte sich ja nur überzeugen, dass es ihr gut ging, dass sie klar kam.

Als ob, du kleiner Spanner, lachte die Stimme in seinem Kopf höhnisch. Nur gucken, nicht anfassen, ja? Glaubst du da selbst dran, Marimo?

„Ach…halt doch die Klappe, Smutje.“

Trouble at Shadow Eleven

Hallo zusammen!

Ich dachte, ich stell das neue Kapitel lieber jetzt schon hoch, sozusagen als Entschädigung dafür, dass es das letzte Mal so lange geladen hat ^^°

Aber bevor es losgeht: Kommi-Kommis!

Das wollt ich schon immer mal machen, und diesmal hab ich sogar Zeit!!!
 

@ Lady_Tashigi: Ach, Zorro muss dir doch nicht Leid tun...XDDDD Jedenfalls noch nicht ^^ Da kommt noch einiges auf die beiden zu, also...versink nicht zu sehr in Mitleid für den Marimo ^.~
 

@ Monny: Klar schreib ich schnell weiter XD Wenn ich ehrlich bin, war das hier schon fertig, bevor das andere on war, von daher...aber ich muss ja, sonst krieg ich keinen Douji ^.~
 

@ all: Viel Spaß beim lesen! *kekse hinstell*
 

Chapter 9: Trouble at Shadow Eleven
 

Ruhe bewahren. Einfach nur Ruhe bewahren.

Kurz huschte sein Blick durch die schmalen, dunklen Gänge, die sich glücklicherweise wie ausgestorben vor und neben ihm erstreckten.
 

Er zupfte sich die ungewohnte Uniform gerade, verfestigte den Knoten des marineblauen Halstuches an seinem Kragen und zog sich die obligatorische Mütze eines Kadetten tiefer ins Gesicht, damit niemand sein grünes Haar erkennen konnte.
 

Der Besitzer dieses Tuchs lag bewusstlos vor ihm auf den Boden, Hände und Füße gefesselt und einen alten Lappen in den Mund gestopft.

Er musste ihn noch irgendwo verstecken, aber momentan war seine Tarnung eindeutig wichtiger.
 

Schnell wickelte er sich sein schwarzes Bandana um das rechte Handgelenk und zurrte es mit Hilfe der Zähne fest. Seine Schwerter legte er sich wieder um die Hüften, während er fieberhaft überlegte, was nun zu tun war.
 

Schwachsinniger Plan, befand er gedanklich und stieß synchron dazu ein schweres Seufzen aus.

Vor drei Tagen noch hatte Nami ständig gewettert, dass Ruffys und seine Kopfgelder zu hoch waren, hatte ihn nicht mal den kleinen Zeh an Land setzen lassen, und jetzt verlangte sie von ihm, sich als Marinesoldat zu verkleiden und Ace’s Zelle ausfindig zu machen, wohl wissend, dass die Tarnung allein wegen seiner Schwerter nur allzu rasch auffliegen würde.

Als ob irgendjemand darauf reinfallen würde, dass er, Lorenor Zorro, bei der Marine war.

Pah.
 

Aber Nami-Mäuschens Plan ist der Einzige, den du momentan hast, also hör auf dich zu beschweren, Kaktusschädel, neckte die Stimme des blonden Smutjes ihn und lachte leise.
 

Zorro verdrehte genervt die Augen, beugte sich herunter und fasste den ohnmächtigen Kadetten unnachsichtig am Handgelenk und schleifte ihn hinter sich her, geradewegs voran zu einer Besenkammer, in die er ihn verfrachtete und seinem Schicksal überließ.

Er hätte einiges dafür gegeben, wenn diese dämliche Stimme in seinem Hinterstübchen ausnahmsweise mal die Klappe gehalten hätte – oder wenigstens die Stimme von jemand anderen annehmen würde.
 

War sie zu Anfangs nur recht selten aufgetaucht, um ihm auch noch den letzten Nerv zu rauben, so mischte sich Sanjis Stimme mittlerweile unangenehm oft in seine privaten Angelegenheiten und Gedanken ein.

So oft, dass Zorro sich mittlerweile schon öfter dabei erwischt hatte, wie er den leibhaftigen Koch wütend in Grund und Boden starrte, ohne dass der sich auch nur einer Schuld bewusst gewesen wäre.
 

Sanji konnte nichts für seine merkwürdig verdrehte Psyche, das wusste er selbst gut genug, aber es wurmte ihn schon gewaltig, dass sein Unterbewusstsein gerade den blöden Kesselschrubber für diesen Job auserkoren hatte.
 

Wobei…

Ein kurzes Grinsen huschte über seine Gesichtszüge.

Alle anderen Crewmitglieder wären wohl aus vielerlei Gründen denkbar ungeeignet gewesen.

Ihm graute es allein bei der Vorstellung, wie es wäre, wenn Nami die Stimme in seinem Kopf wäre und verwarf den Gedanken ebenso schnell, wie er gekommen war.
 

Außerdem ließ sich daran eh nichts ändern, Punkt, Aus, Ende.

Nicht, dass er es nicht schon versucht hätte…
 

Ganz unangenehm war es vor einigen Tagen gewesen, als er sich übelgelaunt und unausgeschlafen mit einer Flasche Sake in der Kombüse niedergelassen hatte.

Sanji, der gerade das Abendessen vorbereitet hatte, war zu recht angepisst gewesen, als er grundlos rumgemotzt hatte, er solle endlich mal die Fresse halten – wo er doch gar kein Wort gesagt hatte.

Aber er hätte ihm ja nicht unbedingt Messer hinterher werfen müssen…
 

Wenn du deine Gedanken nicht mehr von der Realität unterscheiden kannst, bist du das doch selbst Schuld, Vollidiot, kicherte die Stimme sofort los und Zorro verdrehte mitten auf dem Gang die Augen und versuchte angestrengt, sie bei Seite zu drängen.

Erfolglos, wie immer.
 

Aber er hatte jetzt andere Dinge, auf die er sich konzentrieren musste.

Ace saß schließlich schon viel zu lange hier drin fest und die Hinrichtung war für heute Nachmittag angesetzt, also wurde es höchste Eisenbahn, ihn zu befreien.

Das sie so verhältnismäßig lange gebraucht hatten, einen Eternal Port zu finden und die Strecke bis hierher zu bewältigen, hatte allerdings auch seine Vorteile gehabt.

Mittlerweile waren seine Rippen so gut wie vollständig geheilt und lediglich das Handgelenk bereitete ihm noch Probleme – kein Wunder, wo er es nie wirklich ganz ruhig gehalten hatte, wie Chopper es ihm aufgetragen hatte.
 

Warum Nami ausgerechnet ihn damit beauftragt hatte, sich in Shadow Eleven einzuschleichen oder was die anderen in der Zeit machten, hatte er zwar nicht mehr ganz im Kopf, aber er gab immerhin eine bessere Wahl ab als Ruffy, und das stimmte ihn einigermaßen milde.
 

Du bildest dir doch nicht tatsächlich auch noch was drauf ein, nicht ganz so hirnverbrannt wie der Kautschukkasper zu sein, oder? höhnte Sanji gnadenlos weiter und Zorro war zum hundertsten Mal versucht, der Stimme das Maul zu stopfen.

Das Vorhaben gestaltete sich allerdings etwas schwierig, solange die Stimme im eigenen Kopf saß, und unter schadenfrohem Gelächter bestritt er den Weg ins Ungewisse.
 

Er war hier falsch, das war klar wie Kloßbrühe, denn wenn Ace hier irgendwo in der Nähe untergebracht wäre, dann würde es wahrscheinlich nur so von Soldaten wimmeln.

Genervt fuhr er sich durch das Gesicht und sah sich erneut um.

Immer noch keiner in Sichtweite, und er wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht war.
 

Als Nami ihm schonungslos eröffnet hatte, dass Smoker mit seiner Truppe auf dieser Insel lagerte, um die Hinrichtung zu überwachen, hatte es ihn beinahe vom Stuhl geworfen.

Auch jetzt noch, viele Stunden später, war er sich nicht sicher, was er davon halten sollte.
 

Okay, Smoker würde kein Problem darstellen, sobald Ace wieder auf freiem Fuß war und von den Seesteinhandschellen befreit, denn Ruffys großer Bruder war einer der wenigen, die gegen den Stinkstiefel ankamen und so würde er sich wahrscheinlich nicht einer erneuten Tortur stellen müssen.

Ein weitaus schwerwiegenderes Problem stellte jedoch sein Leutnant dar, der ihm immer noch nicht aus dem Kopf ging.
 

Verliebt, verlobt, verheiratet…geschieden!, krähte Sanji fröhlich.

„Halt deine verdammte Schnauze, Kochlöffel“, murmelte Zorro genervt und bog um die nächste Ecke – nur, um zur Salzsäure zu erstarren.
 

Das durfte doch nicht wahr sein.

Wenn man vom Teufel denkt, Marimo!
 

Eher ungewollt und unbewusst hatte Tashigi die ganze letzte Woche über Ausschau gehalten.
 

Nach Anzeichen von den Strohhüten, nach wertvollen Schwertern, die sie kannte, nach einem grünen Haarschopf in der Menge der Passanten, die tagtäglich durch die Straßen der kleinen Stadt eilten.

Nach einem Schiff mit einer unverkennbaren Galionsfigur, nach einem Strohhut…einfach irgendetwas, das darauf hindeuten könnte, dass Monkey D. Ruffy beschlossen hatte, seinem großen Bruder zur Hilfe zu eilen.

Bisher recht erfolglos.
 

Einige Male hatte sie gedacht, den Schwertkämpfer zu sehen, doch es hatte sich immer als einer ihrer vielen Tagträume herausgestellt, und im Nachhinein hatte sie nie wirklich sagen können, ob sie nun erleichtert oder enttäuscht war.
 

Mittlerweile hatte sie die Hoffnung beinahe aufgegeben, noch irgendjemanden von der Strohhutbande zu Gesicht zu bekommen, und sie kam nicht umhin, wirklich enttäuscht darüber zu sein.

Sie hatte gedacht, dass der Trupp Puma D. Ace sofort zur Hilfe eilen würde, und es erschütterte sie, dass sie es offensichtlich nicht taten. Sie hätte die Bande anders eingeschätzt.
 

Smoker auch, denn mit jedem Tag, an dem die Piratenbande nicht auftauchte und in die Marinebasis einzudringen versuchte, sank seine Laune weiter unter den Meeresspiegel.
 

Heute hatte seine schlechte Laune ihren Tiefpunkt erreicht und sie ging ihrem Vorgesetzten lieber aus dem Weg, statt sich von ihm anblaffen zu lassen wegen nichts und wieder nichts.

Sie hatte wirklich kein einfaches Los mit diesem Käptain gezogen, aber einen anderen konnte sie sich auch nicht vorstellen.

Er konnte auch ganz anders sein…aber eben nur, wenn er wollte.
 

Keinen von ihnen beiden heiterte es auch nur im Geringsten auf, dass Whitebeards Vizekapitän heute seinen Tod durch die Hand der Regierung finden würde – im Gegenteil.
 

In den vergangenen Tagen war sie oft unten in dem Zellenblock gewesen, in dem Puma D. Ace untergebracht war und sie hatte die Gelegenheit bekommen, ein paar Worte mit ihm zu wechseln.
 

Obwohl seine Essensrationen unmenschlicher Weise eher rar gesät waren – sie hatte sich dafür eingesetzt, dass das geändert wurde und ihm in der Zwischenzeit immer wieder etwas mitgebracht – und die Seesteinketten ihn wohl schwächen mussten, war sein sympathisches Grinsen unerschütterlich gewesen und sie kam einfach nicht drum herum, ihn auf ihre ganz eigene Art zu mögen.
 

Ihr wäre es lieber, viel, viel lieber, wenn er heute nicht hingerichtet werden würde.

Und das führte ihre Gedanken wieder zurück zu den Strohhutpiraten und der Frage, wo zum Geier die eigentlich abblieben.
 

Sie hatte fest damit gerechnet, dass sie kommen würden, sie hatte dem Treffen regelrecht entgegen gefiebert, und nun kamen sie nicht?

Das wollte immer noch nicht in ihren sturen Schädel hinein und es passte auch so gar nicht zu dem Bild, das sie sich von ihnen gemacht hatte.
 

Ihre Gedanken kehrten zurück zu dem sommergesprossten Gefangenen, der mittlerweile an einem ganz anderen Ort untergebracht worden war – auf Smokers Befehl, schließlich wusste man ja nie – und sie spielte mit der Versuchung, ihn noch ein letztes Mal besuchen zu gehen.
 

Von seiner lockeren, spöttischen Art erinnerte er sie ein wenig an einen ganz bestimmten Schwertkämpfer, den sie seit beinahe zwei Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.

Eigentlich keine lange Zeit, aber lang genug, um sie immer wieder in Zweifel und Widersprüche zu stürzen, nach denen sie nicht mehr wusste, was sie eigentlich über ihn denken sollte.

Am besten gar nichts, ermahnte sie sich.
 

Sie schob die Hände in die Jackentaschen und ihre Finger stießen auf den mittlerweile schon arg mitgenommenen Zettel, der ihre trüben Gedanken sofort vertrieb und ihr ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.
 

Die Schritte ganz in ihrer Nähe ignorierte sie und blickte weiter verträumt durch die Gegend.
 

Eigentlich wusste sie selbst nicht, warum dieser Wisch sie jedes Mal, wenn sie sich an ihn erinnerte, in Hochstimmung versetzte.

Aber eigentlich war sie ja auch Marinesoldatin und sollte nicht so über einen Piraten nachdenken, geschweige denn sich mit einem zum Tode verurteilten gewissermaßen anfreunden.
 

Was konnte sie denn dafür, dass Ace behauptet hatte, sie wäre „gar nicht mal so bescheuert, wie die anderen Marineheinis“?

Sie vertrieb diesen Gedanken mit aller Macht und blickte schließlich auf, als die Schritte vor ihr abrupt innehielten – und ihr entgleisten die Gesichtszüge.
 

Vor ihr stand niemand anderes als der Schwertkämpfer, der sie ohnehin schon in jeder freien Sekunde beschäftigte und auf den sie gewissermaßen gewartet hatte.
 

Als sie sich wieder halbwegs gefasst hatte, fiel ihr zunächst einmal ein Stein vom Herzen – wo Lorenor war, konnte der restliche Trupp nicht weit sein und das hieß, dass Ace so gut wie gerettet war.

Dann verspürte sie den Impuls, schallend loszulachen, als sie die sich die Verkleidung ansah, in der er sich gehüllt hatte und die so wenig zu ihm passte, wie Feuer zu Wasser.
 

Letztendlich runzelte sie jedoch wieder bloß bedenklich die Stirn und ihre Hand schnellte zu Shigule’s Griff, bereit zuzuschlagen, als sie sich wieder daran erinnerte, dass sie bei der Marine war und ihr ein potenzieller Feind gegenüber stand.
 

Der Grünhaarige vor ihr seufzte jedoch nur resignierend und kratzte sich mit der linken Hand am Hinterkopf. „Muss das sein?“, fragte er sichtlich entnervt, die Augenbrauen dicht zusammengezogen.
 

Sie antwortete nicht. Noch nicht.

Zumindest nicht, bevor sie sich wenigstens halbwegs über ihre Gefühle im Klaren war.

Bis dahin hielt sie die rechte Hand sicherheitshalber an ihrem Schwert, um im Falle des Falles einen unerwarteten Angriff parieren zu können.
 

Allerdings war sie sich gar nicht mal so sicher, was sie jetzt tun sollte.

Rein theoretisch müsste sie jetzt wohl zumindest versuchen, ihn gefangen zu nehmen, aber praktisch war das eine ganz andere Sache. Auch wenn es sie mehr frustrierte, als all ihre widersprüchlichen Gefühle zusammengenommen, sie wusste, dass sie gegen Lorenor keine Chance hatte, dass sie noch nicht stark genug war, um ihn zu besiegen.
 

Erschwerend hinzu kam noch die Tatsache, dass sie den grünhaarigen Kerl eigentlich gar nicht hinter Gittern sehen wollte.

Sicher, vor ein paar Wochen wäre das noch eine äußerst angenehme Vorstellung gewesen, aber in der Zwischenzeit hatte sich zwischen ihnen so viel verändert, dass dieser Gedanke vollkommen inakzeptabel war.

Allein die Erinnerung daran, wie er sie bei dem letzten Kampf zwischen seiner und ihrer Mannschaft angesehen hatte, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.
 

Noch immer schämte sie sich dafür, nicht zumindest den Versuch unternommen zu haben, in das Geschehen einzugreifen. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er das nicht gewollt hätte.

Immerhin war sie drauf und dran gewesen, sich einzumischen und dem Wahnsinn ein Ende zu setzen, doch sein entschlossener, fester Blick hatte sie letztendlich davon abgehalten.

Gerade so, als wollte er nicht, dass sie ihre Stellung als Leutnant riskierte, selbst, wenn es sein Leben retten konnte.
 

Für eine Weile hatte sie tatsächlich das Gefühl gehabt, dass sie ihm etwas bedeutete, doch in den letzten Tagen hatte sie sich erfolgreich davon überzeugen können, dass das vollkommener Humbug war – denn ansonsten würde er sich ja wohl zumindest ein bisschen freuen, sie zu sehen.
 

Davon war aber rein gar nichts zu sehen. Im Gegenteil.
 

Eine Weile lang betrachtete Zorro sie aus sicherer Entfernung und versuchte, ihre Mimik einzuschätzen, die so unergründlich war wie das Meer.
 

Ihm entging jedoch nicht, dass sie eine Hand beinahe sofort an ihr Schwert gelegt hatte und das allein war ja eigentlich schon aussagekräftig genug.

Bei allen Leuten, denen er hätte in die Arme laufen können, begegnete er gerade ihr. Er versuchte nicht einmal, diese Ironie des Schicksals zu verstehen, denn dafür hatte er ganz eindeutig zu wenig Zeit.
 

Er seufzte lautlos und wartete darauf, dass sie etwas sagte, aber sie schien tief in Gedanken versunken und starrte ihn so merkwürdig an, dass ihm langsam aber sicher unwohl wurde.

Das heiße Gefühl, dass bei ihrem Anblick durch seinen Körper gelaufen war, verebbte so schnell, wie es gekommen war, sein Herz pochte langsam aber sicher wieder in einem normalen Rhythmus und gleichzeitig hatte er das unbestimmte Gefühl, seine Eingeweide würden Twister spielen, so energisch, wie sie sich unter ihrem Blick verknoteten.
 

Erde an Marimo: BEEIL DICH!!! Wir haben nicht ewig Zeit, und so süß der Leutnant ja auch sein mag, könntest du die Güte haben, deinen Blick von ihr loszureißen und nach Ace zu suchen, oder muss ich dir erst in deinen fetten Arsch treten?!
 

Der Schwertkämpfer verdrehte genervt die Augen und nahm sich fest vor, Sanji bei der nächsten Gelegenheit zu erwürgen. Wenn der Koch tot war, würde vielleicht auch diese blöde Stimme endlich aufhören, haltlos und ungefragt vor sich her zu quasseln und ihn herumzukommandieren.

Zu seinem Leidwesen hatte sie jedoch ausnahmsweise einmal Recht – er sollte sich nicht so lange aufhalten lassen, und wenn Tashigi ihm sowieso nichts zu sagen hatte, dann konnte er auch gehen und sich diesem Problem später widmen.
 

Dazu dürftest du dann allerdings keine Zeit mehr haben, warf Sanji altklug ein.

Zorro schenkte ihm keine Beachtung, drehte sich um und stapfte zurück in den Gang, aus dem er gekommen war.
 

Entweder war es Zufall, dass sie genau in diesem Moment aus ihren Gedanken aufschreckte, oder aber, sie hatte seinen Abgang tatsächlich zur Kenntnis genommen, denn kaum, dass er um die Ecke bog (Links, Schwerthenne! LINKS!!! Das ANDERE links, du Volltrottel!), konnte er hinter sich entschlossene Schritte hören.
 

„LORENOR!“, rief sie ihm dann nach und er konnte nicht beurteilen, ob sie wütend, frustriert oder irgendetwas anderes war. Und obwohl gerade das ihn brennend interessierte, ging er einfach weiter, Sanjis meckernde Stimme im Hinterkopf ignorierend.
 

So energisch wie er voranschritt, wurden die Schritte hinter ihm langsam aber sicher immer leiser, bis sie schließlich ganz verebbten. Auch Sanjis wütendes Keifen erstarb schließlich, als er erneut um eine Ecke bog und den Leutnant einfach hinter sich ließ.
 

Knurrend setzte er seinen Weg ins Unbestimmte fort und beschloss, sich gar nicht weiter um Tashigi zu kümmern – und erst recht nicht über sie nachzudenken.
 

War ihm doch egal, dass sie bei seinem Anblick stocksteif wurde und sich anscheinend nicht zwischen den vielen Möglichkeiten, einen Mord zu begehen, entscheiden konnte.

Was hatte er auch erwartet? Ein Lächeln? Ein Dankeschön? Ganz bestimmt nicht.

Nicht jetzt, nicht hier, nicht von ihr. Und nicht in diesem Leben.
 

Schon damals, als er sie vor einer Bande besoffener Halbstarker gerettet hatte, hatte sie am nächsten Morgen nichts Besseres zu tun gehabt, als ihn für jegliches Scheitern in ihrem Leben verantwortlich zu machen. Mit ihrem gnadenlosen Rumgekeife übertrumpfte die Frau Nami um Längen!
 

Und dann auch noch diese haltlosen Vorwürfe gegen ihn – als ob er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Doch anstatt einfach mal vernünftig nachzufragen, wie ihr Arsch eigentlich von der Straße in ein gemütliches, warmes Bett inklusive Astralkörper gelandet war, ergriff sie lieber ihr Heil in der Flucht, nur um wenige Stunden später mit gezücktem Schwert auf ihn loszugehen! Wo war bloß all die Gerechtigkeit hin, die es angeblich auf dieser Welt geben sollte?!

Wir haben Gott gestürzt, schon vergessen? erinnerte Sanjis Stimme ihn, und Zorro bemerkte nicht einmal ansatzweise, dass sie viel vorsichtiger und einfühlender als sonst klang.

Es interessierte ihn aber auch nicht.

„Was hat das denn mit Gott zu tun?!!“, fauchte er stattdessen wütend in den leeren Gang hinein und trabte weiter.
 

Hatte er ernsthaft erwartet, dass sie ihn freudestrahlend begrüßen würde? Nein, eigentlich nicht.

Dass sie ihm zumindest ein wenig dankbar war, dass er ihr und dem gesamten Rest der Marineheinis dieses Tentakel-Vieh vom Leib geschafft hatte? Nicht wirklich.

Doch, eigentlich schon. Ein bisschen zumindest.
 

Du bist in sie verliebt.

„Bin ich NICHT!“, fuhr Zorro wütend auf und machte mit der unverletzten Hand eine unwirsche Bewegung in der Luft, als würde er versuchen, eine lästige Fliege zu verscheuchen. Aber Sanji blieb auch in diesem Punkt unerbittlich.

Bist du doch, stellte er trotzig klar. Oder warum denkst du den lieben langen Tag an sie? Warum hast du dich insgeheim so diebisch darüber gefreut, dass sie dir über den Weg gelaufen ist?

„Halt. Deine. Klappe. Ich muss mich konzentrieren, Kesselschrubber!“

Du findest den Weg sowieso nicht, gib’s auf. Und du liebst sie doch. Sonst wärst du nicht annähernd so enttäuscht.
 

Da konnte Zorro ihm nicht widersprechen, also presste er die Lippen fest zusammen und verkniff sich einen weiteren, viel zu lauten Fluch, der ihm auf der Zunge lag, als ihn jemand am Handgelenk packte und herumriss.

Ein blendend heißer Schmerz zuckte durch seinen rechten Arm, einen Moment war er versucht, aufzustöhnen und biss sich gerade noch schnell genug auf die Zunge, um es zu unterdrücken. Seine unverletzte Hand legte sich automatisch an seine Schwerter, doch er ließ sie in der Scheide, kaum dass er erkannt hatte, wer vor ihm stand.
 

Gerade war sie zu dem glorreichen Entschluss gekommen, ein letztes Mal gegen den Marinecodex zu verstoßen und für den Anfang nichts zu tun, als der gegnerische Schwertkämpfer ihr den Rücken zuwandte und den Rückzug antrat.
 

Für ein paar Sekunden blieb sie reglos stehen und sah dabei zu, wie sein breiter Rücken in den nächsten Gang verschwand, dann blinzelte sie irritiert und dann…ja, dann setzte sie ihm entschlossen nach und verwarf in sekundenschnelle sämtliche Pläne, die sie sich vielleicht doch irgendwo zurechtgelegt hatte.
 

„LORENOR!!!“, rief sie ihm nach und versuchte angestrengt, mit ihm Schritt zu halten – was gar nicht so einfach war, schließlich war er so ziemlich genau einen Kopf größer als sie.

Und so hatte er in kürzester Zeit sieben Meter Abstand zwischen sie gebracht.
 

Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.

Okay, er hatte sie nicht gerade freudestrahlend angegrinst, als er sie erblickt hatte – ja, gut, er war genervt, so gar nicht erfreut – aber trotzdem!

War das irgendeine blöde Marotte von ihm oder lag es an ihr, dass er sie andauernd irgendwo stehen ließ?!
 

Entschlossen, sich das so nicht bieten zu lassen, nahm sie die Verfolgung wieder auf, nur um ein paar Meter weiter erneut irritiert stehen zu bleiben, als der Grünhaarige lauthals zu keifen begann.
 

„Kesselschrubber?“, echote sie ungläubig – und konnte erst einmal so gar nichts davon halten.

Dann flammten Wut und Enttäuschung gleichermaßen heiß und ungezügelt in ihr auf.

Wie hatte sie nur so blöd sein können?! Nichts hatte sich zwischen ihnen verändert, nicht einmal ansatzweise, und allein deshalb würde sie sich seine Beleidigungen auch nicht bieten lassen.
 

Zwar hatte sie keine Ahnung, was in Lorenor’s sturem Kopf jetzt schon wieder vorging, aber ungeschoren würde er ihr nicht davonkommen. Wie kam der denn bitte auf Kesselschrubber?!!
 

Innerhalb von Sekunden hatte sie aufgeholt und riss ihn am Handgelenk zu sich herum, bemerkte nicht, wie er vor Schmerz zusammenfuhr oder wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich.

Wütend funkelte sie ihn durch die Brillengläser hinweg an, fest entschlossen, ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen – denn anscheinend hatte das zu lange keiner mehr getan.
 

In diesem Moment interessierte sie herzlich wenig, ob der Herr Schwertkämpfer gerade einen Termin für sie frei hatte oder nicht, und als er den Mund öffnete, um ihr irgendetwas entgegenzuschleudern, ließ sie ihn gar nicht erst zu Wort kommen.

Um ihn an der Flucht zu hindern umklammerte sie sein Handgelenk nur noch fester.
 

„Jetzt hör mir mal gut zu, du arroganter Mistkerl! Ich bin noch nicht fertig mit dir! Du kannst mich nicht andauernd stehen lassen, wie es dir grade in den Kram passt – auch, wenn du nicht mit mir kämpfen willst! Ich hab da schließlich-“

„Lass-“

„Nein, verdammt, ich lass dich nicht los, Lorenor!“, fuhr sie grob dazwischen und schöpfte kurz Atem, um ihm ihre Wut dann erneut entgegenzuschleudern.
 

Es war lächerlich, aber jetzt war sie sich sicher, dass da irgendwo mehr gewesen war.

Sie war doch tatsächlich so dumm gewesen, ihm irgendwo glauben zu schenken, dem Kuss irgendeine höhere Bedeutung beizumessen.

Er hatte die Falle gelegt und sie war geradewegs ahnungslos hineingetappt – schon wieder.

Die Enttäuschung darüber wollte sie sich noch nicht eingestehen, dafür war später immer noch genug Zeit, aber die Wut, die brauchte dringend ein Ventil.

Und was bot sich da besser an, als der personifizierte Sündenbock?
 

„Macht es dir Spaß, mich nach Strich inklusive Faden für dumm zu verkaufen, Arschloch?!“, fuhr sie ungebremst fort und ihr Blick verschwamm unter den Tränen, die ihr nun heiß in die Augen schossen. Aber sie dachte ja gar nicht daran, jetzt schon aufzuhören.
 

„Wenn ich dir so verdammt scheiß egal bin, wie du immer tust, warum hast du mir dann das Leben gerettet?! Ist es, weil ich eine Frau bin, oder-“

„Verdammt noch mal-“

Jetzt fang nicht schon wieder mit der erbärmlichen Meine-Freundin-ist-tot-und-du-bist-ihr-so-ähnlich-Tour an!!!“, fuhr sie noch ein wenig weiter auf, blinzelte sich wütend die Tränen aus den Augenwinkeln und holte mit der freien Hand aus, nur um ihre geballte Faust auf seine Brust zu schlagen. Er wehrte sich nicht einmal.

Beinahe hatte sie den Eindruck, er wäre sogar noch ein wenig näher gekommen…
 

„Ich bin nicht deine Freundin, ist das klar?! Und wenn du sie genauso behandelt hast wie du es bei mir tust, dann ist sie wahrscheinlich froh darüber, von dir weg zu sein! Egal auf welche Weise!!“

Sie hatte die dumpfe Vorahnung, dass sie einen Schritt zu weit ging, doch sie verdrängt dieses Gefühl sofort wieder. Momentan hatte sie beim besten Willen keinen Platz für Mitleid, ganz besonders nicht für ihn.

Nicht, wo sie sich schon wieder so hintergangen vorkam und sich eingestehen musste, den Piraten völlig falsch eingeschätzt zu haben.
 

„Lass mich lo-“

„War das ein abgekartetes Spiel?!“, verlangte sie nun brüsk zu wissen und hatte Mühe damit, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Er sollte nicht sehen, wie sehr es sie verletzte – diese Befriedigung wollte sie ihm nicht geben. Egal, wie schwer es ihr fiel, die Fassung wenigstens ein bisschen zu bewahren.
 

„Hast du das alles so geplant?! Hast du vielleicht gedacht, du hättest dann was gut bei mir, Lorenor?! Ich bin dir rein gar nichts schuldig!“

Verdammt, lass mich jetzt endlich los!“
 

Der Schluchzer, der schon sein geraumer Zeit in ihrer Kehle saß, brach hart aus ihr hervor und machte sie unfähig dazu, auch nur ein weiteres Wort zu sprechen, einen klaren Gedanken zu fassen.

Stattdessen ließ sie ihn so plötzlich los, als hätte sie sich an seiner Haut verbrannt und wandte sich von ihm ab. Er sollte sie nicht so sehen. Sie musste sich zusammenreißen, irgendwie.
 

Aber wie sollte sie sich zusammenreißen, wo er doch so dicht vor ihr stand? Wo sie wieder seinen unbeschreiblichen Duft riechen konnte und die Stelle an ihrer Hand, mit der sie ihn festgehalten hatte, immer noch warm war?

Grob riss sie sich die Brille von der Nase und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, bevor sie schließlich einen Arm um ihren Oberkörper schlang, als würde das die Schmerzen erträglicher machen.
 

Wie hatte sie nur so dumm sein können? So naiv?
 

Der stechende Schmerz in seinem Unterarm hielt auch dann noch hartnäckig an, als sie ihn schon längst losgelassen und sich von ihm abgewandt hatte.

Wie betäubt stand er da und wusste nicht, was schlimmer war: die Tatsache, dass sich sein Handgelenk so anfühlte, als wäre es erneut zertrümmert worden oder die Worte, die sie ihm in ihrer Wut an den Kopf geworfen hatte und nun haltlos schluchzend vor ihm stand?
 

Die Antwort hatte er gefunden, noch bevor der pochende Schmerz langsam aber sicher ein wenig verebbte und doch war er unfähig, sich zu bewegen oder auch nur einen Ton von sich zu geben.

Seine Gedanken rotierten wild im Kreis, rekapitulierten, was sie ihm alles vorgeworfen und unterstellt hatte, erfassten träge den Faktum, dass sie rein gar nichts verstanden hatte und er spürte eine altbekannte Wut in sich aufflackern.
 

Verdammt noch mal, Zorro, tu ein einziges Mal in deinem Leben das Richtige! Sie ist völlig fertig! Wag es ja nicht, jetzt auch noch auf ihr rumzuhacken!, fuhr Sanjis Stimme ihn scharf an und zähneknirschend musste der Grünhaarige sich eingestehen, dass der Koch Recht hatte. Schon wieder. Trotzdem musste er sich gehörig auf die Zunge beißen, um die Worte nicht auszuspucken, die ihm auf der Zunge lagen.
 

Doch dazu hätte er auch gar keine Gelegenheit mehr gehabt.
 

Tashigi hatte ihn nämlich nicht unbedingt leise angeschrieen und er hätte damit rechnen müssen, dass einige sie gehört haben mussten. Dennoch verfluchte er sich dafür, dass er das heraneilende Geräusch vieler Stiefel nicht vorher bemerkt hatte.
 

Unsicher warf er einen kurzen Blick zu dem Marineleutnant, die mittlerweile beide Arme um ihre Jacke geschlungen hatte und mit ihren Tränen kämpfte.

Es versetzte ihm einen kurzen Stich, dass sie ihn wirklich so falsch eingeschätzt hatte, doch er hatte eindeutig keine Zeit, diesen Gedanken zu vertiefen.

Die Schritte kamen immer näher und er durfte unter keinen Umständen entdeckt werden, schließlich hing Ace’s Leben davon ab, und er wollte sich gar nicht vorstellen, wie sehr Ruffy sich wohl verändern würde, sollte sein großer Bruder wegen seiner Unfähigkeit sein Leben verlieren.
 

Ohne näher darüber nachzudenken fasste er Tashigi am Unterarm und zerrte sie mit sich, stieß die nächst beste Tür auf und zog sie mit sich hinein, bevor er sie mit einem leichten Stoß seines Stiefels wieder zufallen ließ.

Beinahe lautlos fiel sie wieder ins Schloss.
 

Erst, als er bemerkte, wie nah der Leutnant ihm war, als er ihren bebenden Körper an seiner Brust spüren konnte, warf er einen kurzen Blick durch den Raum, in den er mit ihr geflüchtet war und erkannte, dass er kaum mehr als eine kleine Besenkammer war.

Er hatte gerade genug Platz, um sich an ein Regal zu pressen, ein Besenstiel bohrte sich penetrant in seine Wirbelsäule und er meinte, den feinen Geruch von Putzmitteln wahrnehmen zu können.
 

Tashigi lehnte gezwungenermaßen an ihm, den Kopf gesenkt und am ganzen Körper bebend.

Wenigstens das Schluchzen hatte aufgehört.
 

Zorro beglückwünschte sich selber zu der Geistesabwesenheit, sie einfach mitgezogen zu haben. Erstens, weil er noch ein Wörtchen mit ihr zu reden hatte, sobald der Trupp von Soldaten weiter gezogen war und zweitens, weil sie ihn so wohl kaum verpfeifen konnte.

Auch wenn sie nicht danach aussah, als wäre das ihre Absicht gewesen.
 

Er versuchte, ihr ins Gesicht zu sehen, doch ihre Haare waren ihm im Weg.

Der Grünhaarige unterdrückte den Impuls zu seufzen. Wenigstens einen Vorteil hatte dieser Abstellraum – sie konnte ihm nicht ausweichen, außer, sie stürzte zurück auf den Gang.

Unmittelbar hinter ihr türmte sich ein weiteres Regal mit Putzmitteln und etwaigen anderem Kram auf, und sollte sie auch nur einen Schritt zurückweichen, würde sie es wohl zum Einsturz bringen.
 

Sie hielten beide die Luft an, als die Schritte an der Tür vorbeitrappelten und sie einige Wortfetzen aufschnappen konnten.
 

Dann zogen sie weiter und es war wieder still draußen.

Zorro atmete erleichtert aus und wieder ein, Tashigi vor ihm war immer noch unnatürlich still und er wusste beim besten Willen nicht, was er sagen sollte.
 

Er war nie der Wortakrobat gewesen und bisher war es auch noch nicht nötig gewesen, jedenfalls nicht wirklich. Die Crew verstand meist auch ohne große Worte, worauf er hinaus wollte, aber bei einem so dichten Zusammenleben war das wahrscheinlich nicht verwunderlich.

Doch jetzt, da Worte ausnahmsweise einmal verflucht wichtig waren, fühlte er sich wie vor den Kopf gestoßen.
 

Sicherlich, ihm fielen einige wüste Beschimpfungen ein, die er ihr wohl nur zu gerne vor den Latz geknallt hätte, aber jedes Mal, wenn er diese Möglichkeit auch nur annähernd in Betracht zog, polterte Sanji in seinem Kopf so energisch und entschlossen drauf los, dass er es lieber bleiben ließ.

Außerdem hegte er die stumme Befürchtung, sie könne wieder in Tränen ausbrechen, und das wollte er nun wirklich nicht verantworten. Nicht, wo sie gerade erst damit aufgehört hatte.
 

Sag ihr einfach, was du fühlst, schlug der Koch kompromissbereit vor, nun, da Zorro anscheinend nicht mehr daran dachte, Tashigi zur Schnecke zu machen.

Das ist doch das Problem, Spargeltarzan, fuhr es dem Grünhaarigen durch den Kopf und gedanklich verdrehte er die Augen.

Also fühlst du doch etwas, triumphierte Sanji, doch er schien das Problem verstanden zu haben und übte sich im Stillschweigen – gerade jetzt, wo der Schwertkämpfer für einen guten Rat dankbar gewesen wäre.
 

Schließlich seufzte er leise, umfasste mit der linken Hand ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, sodass sie ihn ansehen musste, ob ihr das passte oder nicht.

Unbeholfen biss er sich auf die Unterlippe, als er ihre roten Augen sah, die immer noch in Tränen schwammen.
 

Langsam ließ er die Hand sinken und nahm ihr die Brille aus der zittrigen Hand, bevor er versuchte, sich an das Regal anzulehnen.

Es gab ein kurzes Geräusch, als würde irgendetwas gefährlich wackeln, doch alles blieb, wo es war, nur der Besenstiel schien mittlerweile ein fester Bestandteil seines Körpers zu sein. Er ignorierte es geflissentlich.
 

„Jetzt hör du mir mal zu“, begann er nach einer endlosen Minute, in denen sie sich stumm angesehen hatten. Sie lehnte dicht an ihn, ob nun aus Platzmangel oder weil sie keine Kraft mehr hatte, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen, war bedeutungslos.

Und dann kamen die Worte von ganz allein.
 

„Ich lasse dich nicht mit Absicht andauernd stehen, aber vielleicht hast du ja mitgekriegt, dass Puma D. Ace heute hingerichtet werden soll. Deshalb bist du ja schließlich hier, oder etwa nicht?!“
 

Er sah ihr fest in die Augen.

Eine Weile lang sah es aus, als würde sie wieder anfangen zu weinen, doch dann biss sie sich fest auf die Lippe und nickte knapp.

Zorro atmete erleichtert aus. Immerhin, eine Regung war schon mal besser als gar nichts.

Sie kamen voran.
 

„Na also. Und ich für meinen Teil hab nicht vor, den Teufelskerl seinem Schicksal zu überlassen, denn das urteilt meistens falsch. Deshalb steh ich grad ein wenig unter Zeitdruck und habe keine Zeit um mich lange mit dir zu streiten“, fuhr er fort und achtete nicht darauf, dass sie beinahe schuldbewusst zusammenfuhr und die Schultern hochzog, als würde es sie vor seinen Worten schützen.
 

„Ich habe dich nicht verarscht, habe es noch nie getan, und ich habe dich nicht in einem Anflug von Edelmut gerettet, sondern weil du mir eben nicht egal bist.

Ich kämpfe nicht gegen dich, weil wir beide wissen, wer stärker ist, nicht, weil du eine Frau bist. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber ich weiß verflucht gut, dass Frauen gute Kämpfer sein können, einige sogar stärker als Männer.

Wenn man nur hart genug an sich arbeitet, kann man alles erreichen. Kuina wusste das, aber dann ist sie wegen einem blöden Unfall nicht mehr dazu gekommen, ihre Ziele zu verwirklichen.

Ich hab es nicht auf Mitleid abgesehen, ich weiß, dass ihr nicht ein und dieselbe Person seid, ich bin kein kleines Kind, das an der Vergangenheit festhält. Ihr mögt euch noch so ähnlich sehen, sie hätte mir nie vorgeworfen, dass ich meinen Weg gegangen bin.

Und zu deiner Information: ich spiele keine Spielchen. Wenn ich etwas tue oder sage, dann meine ich das auch so und stehe dazu.

Ich hab keine Ahnung, warum du so ne schlechte Meinung von mir hast, aber vielleicht solltest du erst mal nachdenken, bevor du über andere urteilst – oder verurteilst. Denn du kennst mich kein bisschen.“
 

Er atmete tief durch.

Sein Mund war ganz trocken und er war sich sicher, noch nie in seinem Leben so viel auf einmal geredet zu haben. Doch jetzt war alles gesagt, die Fronten geklärt, und wenn sie ihm immer noch nicht glaubte und nicht einmal ein klein wenig anfing, ihm zu vertrauen, dann…
 

Zorro blickte auf und musterte ihr Gesicht, das wieder unergründlich war und das Herz sackte ihm noch tiefer in die Hose. Hatte sie es immer noch nicht verstanden? Dachte sie tatsächlich so schlecht von ihm, dass er sie nicht einmal mehr mit einem spontanen Gefühlsausbruch überzeugen konnte?
 

Abwarten, Marimo. Warte ein paar Minuten, lass die Wörter sacken. Sie muss nachdenken. Übrigens: gut gebrüllt, Tiger!
 

Es war alles so schnell gegangen.

In der einen Minute hatten sie noch auf dem Gang gestanden, sie schluchzend, er stumm und plötzlich standen sie in dieser dreckigen Abstellkammer, in der man kaum einen Finger rühren konnte, so dicht aneinander, dass es unangenehm war, nur mit ihren Worten, die zwischen ihnen standen.
 

Sie hatte gar nicht bemerkt, dass ihre Stimme sich zum Ende überschlagen hatte; sie hatte nie die Absicht gehabt, andere Soldaten auf den Plan zu rufen oder Lorenor zu verraten, ganz egal, was er getan hatte, denn sie hatte Puma D. Ace nicht vergessen und wusste, dass sein Leben von dieser Piratencrew abhing.

Sie hätte es nicht gewagt, dieses Vorhaben zu riskieren, so viel stand fest.
 

Und dann zwang er sie plötzlich, ihm in die Augen zu sehen und sie hatte Mühe, seinen Worten zu folgen.

Ihr Schädel pochte unangenehm von dem heftigen Weinen, mit jedem Wort wurde es schlimmer, während er ihr offenbarte, wie falsch sie wirklich gelegen hatte mit ihren Vorwürfen, wie sehr sie sich in ihm verschätzt hatte.
 

Aber vielleicht, und diese Befürchtung ließ sich nun nicht mehr ausblenden, vielleicht war das auch nur ein Spiel, eine Show, um sie zu überzeugen.

Er war ein Pirat, Lügen und Verbrechen gehörten zu seinem Alltag, und doch fiel es ihr zunehmend schwerer, an diesem Verdacht festzuhalten.
 

Es hörte sich alles so wahr an, sie wollte es unbedingt glauben, aber was, wenn sie sich dann doch wieder verschätzte?

Dann würde sie es bereuen, dass sie ihm Glauben geschenkt hatte, wahrscheinlich würde es sie noch mehr verletzen als dass er vorhin einfach abgehauen war.

Wenn sie ihm erst einmal glaubte und er ließ sie dann fallen, würde es noch viel heftiger schmerzen und sie wusste nicht, ob sie das ertragen würde.
 

Was für Möglichkeiten hatten sie außerdem, wenn sie ihrem Verlangen nachgab und ihm glaubte, was er gesagt hatte?

Er war ein Pirat, sie bei der Marine. Sie waren Katz und Maus, Räuber und Gendarm – wie sollte eine Beziehung da bloß möglich sein? Falls es überhaupt das war, was sie beide wollten.

Selbst ein freundschaftliches Verhältnis wäre zu riskant.
 

Sie biss sich hart auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte.

Aufgrund der Enge blieb ihr gar nichts anderes übrig, als sich an ihn zu lehnen, und sie konnte nicht leugnen, dass sie sich wohl fühlte. Geborgen. Beschützt.

Wie konnte sie da gleichzeitig so sehr an seinen Worten zweifeln?
 

Er wartete stumm auf eine Antwort.

Eine Antwort, die sie selber nicht wusste. Ihre Gedanken schwirrten, sie wusste, dass sie wahrscheinlich wichtige Zeit vergeudeten. Sie hatte das Zeitgefühl verloren, seit er sie in diese Kammer gezerrt hatte. Vielleicht waren sie seit zehn Minuten hier drinnen, vielleicht schon zwei Stunden.
 

Unsicher linste sie zu ihm hinauf, versuchte in seinem Gesicht nach der Antwort zu suchen.

Vielleicht würde sie darin lesen können, ob er seine Worte ernst gemeint hatte oder nicht. Sie schob den Gedanken, dass er seine Gefühle sehr gut verstecken konnte, gewaltsam bei Seite.
 

Sein Blick suchte den ihren.

Voller Zweifel begann sie wieder damit, sich die Unterlippe zu zerbeißen. Sie wusste nicht, ob er log oder die Wahrheit sagte, alles, was sie sah, war sein beinahe flehender Blick und die jadegrünen Augen, die ihr den Atem raubten.
 

Sie wollte ihm so gerne glauben. Schließlich hatte er ihr eigentlich nie etwas getan, oder etwa doch?

In Logue Town hatte er ihr nicht die Wahrheit gesagt, aber wenn sie sich dazu zwang, sich ihre eigenen Worte ins Gedächtnis zu rufen, dann wunderte sie das auch nicht, so, wie sie damals über ihn geredet hatte.
 

In der Nacht, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte, hatte er ihr scheinbar auch nichts getan – im Gegenteil. Wahrscheinlich hatte er ihr sogar aus der Patsche geholfen.

Und was hatte sie getan? Ihn vor den Kopf gestoßen.
 

Sie wich seinem Blick aus, der sie zu durchbohren schien.

Der Kuss im Regen…er hatte nie Anstalten gemacht, sie zu verletzen. Vor zwei Wochen hatte er den Riesenkraken für sie soweit erledigt, dass sie sich alleine aus ihrer Misere hatten retten können.
 

Andererseits…

Tashigi schloss die Augen und versuchte, jetzt bloß nicht den Überblick zu verlieren. Sie musste einen klaren Kopf haben und zu einer Entscheidung kommen.

Seinen Worten glauben schenken oder ihn – wohlmöglich für immer – von sich stoßen, wo er ihr doch schon den Kopf so sehr verdreht hatte, dass sie ohnehin nur noch an ihn dachte.
 

Eine Beziehung würde nicht funktionieren, da war sie sich so gut wie sicher. Sie wusste nicht, ob sie eine Beziehung wollte, ob er eine Beziehung wollte oder wie sie eine solche dann führen sollten. Es war zu kompliziert, zu schwer zu ertragen.
 

Zorro zählte in Gedanken bis tausend.

Die Stille lastete so schwer auf ihnen, dass er sich kaum darauf konzentrieren konnte, während er angespannt auf ihre Antwort wartete – die nicht kam. Als er sie ansah, schaute sie bald schon wieder weg, bis sich auf die Lippen, bis sie bluteten, scheinbar hin- und her gerissen.
 

Aber er konnte ihr die Entscheidung nicht abnehmen. Sie musste selber wissen, ob sie sich darauf einlassen wollte, einlassen konnte. Er hatte ihr die Wahrheit gesagt, ob sie sie glaubte, war ihre Sache.
 

Wenn nicht einmal sein Vortag von vor einigen Minuten sie überzeugen konnten, dann wusste er auch nicht weiter.
 

Marimo…tut mir Leid für dich, echt, beteuerte Sanjis Stimme schließlich leise, beinahe zögernd.

Mir auch, Kochlöffel, gab er gedanklich resignierend zurück und drängte den aufkommenden Schmerz bei Seite.
 

Langsam fuhr er sich über die trockenen Lippen und sah dann ein, dass es keinen Zweck mehr hatte, auf eine Antwort zu warten. Sie hatte sich entschieden. Das Urteil, dass sie sich gebildet hatte, schien anscheinend zu fest verankert, als dass er es noch umändern konnte.

Das war bitter, aber er würde es schon überleben. Irgendwie.
 

Behutsam schob er sie ein Stück von sich, als wäre sie zerbrechlich.

Sofort zuckte ihr Kopf in die Höhe, doch er wich ihrem überraschten, beinahe ängstlichen Blick aus und griff nach der Türklinke.
 

„Ich...“, setzte er mit rauer Stimme an, überlegte es sich dann jedoch anders.

Hilflos zuckte er mit den Schultern und versuchte sich an einem Grinsen, das katastrophal schief saß und wohl nicht im Geringsten überzeugend wirkte. „Ace wartet“, erklärte er dann leise, schob die Tür auf und zwängte sich an ihr vorbei nach draußen auf den Flur, wo sein Herz so heftig gegen den Brustkorb pochte, dass es ihm schwer fiel, zu atmen.
 

Einen Moment hielt er noch inne, doch er unterdrückte den Impuls, über die Schulter zu schauen und ging.
 

„Lorenor?“
 

Sofort hielt er wieder inne.

Ihre Stimme klang dünn, verletzlich, und als er sich umdrehte, sah er gerade noch, wie sie aus dem Raum stolperte und sich entschlossen mit dem Jackenärmel über das Gesicht fuhr.
 

„Ja?“
 

Seine Stimme klang immer noch viel zu rau für seinen Geschmack.

Vielleicht – aber auch nur vielleicht – war sie ja zu einem Entschluss gelangt. Zu welchem, war dann die andere Frage, aber er war sich sicher, diesmal nicht so lange warten zu müssen.
 

Tashigi blickte vorsichtig zu ihm herüber, dann atmete sie tief durch und straffte die Schultern. „Du hast noch meine Brille in der Hand“, begann sie schließlich und war froh, dass ihre Stimme wieder fester war als zu vor.

Ihr Herz pochte aufgeregt schnell, obwohl sie eigentlich noch immer keine klare Entscheidung getroffen hatte.
 

Ja, sie würde ihm glauben – aber das hieß nicht, dass sie sich auf ihn einlassen würde.

Jedenfalls nicht sofort. Nicht heute. Sie musste erst Vertrauen fassen und sich davon überzeugen, dass er es ernst meinte.

Ganz davon abgesehen war es immer noch Fakt, dass sie eigentlich dazu verpflichtet war, ihn zu verhaften. Nicht gerade vorteilhaft für eine Beziehung.
 

Zorro blickte fahrig auf seine Hand hinunter und entdeckte dann auch das feine Gestell, dass er immer noch umklammert hielt.

Unsicher räusperte er sich und ging wieder zurück, bis er schließlich vor ihr stand.
 

Langsam setzte er ihr die Brille wieder auf und wusste nicht, ob das nun schon alles gewesen war oder ob sie noch etwas loswerden wollte. Als sie keine Anstalten machte, mit ihm zu reden, wandte er ihr schließlich erneut den Rücken zu.
 

„Kann ich mitkommen?“
 

Irritiert hielt er inne und blickte über die Schulter zurück zu ihr.

Sie sah ihm fest entgegen, er konnte beobachten, wie ihr die Hitze in die Wangen kroch, dann sah sie bei Seite und spielte unsicher mit ihren Händen herum, als wüsste sie nicht, wohin mit ihnen.
 

„Ich will nicht, dass Ace stirbt. Ich zeige dir, wo er ist. Wenn wir entdeckt werden, tust du so, als würdest du mich als Geisel halten und mich zwingen, dir zu helfen. Einverstanden?“
 

Kurz ließ er sich das Angebot durch den Kopf gehen.

Er hatte keine Ahnung, ob sie ihm nun glaubte oder nicht, er wusste nicht, was darüber hinaus noch war oder was er davon halten sollte.

Trotzdem nickte er. „Von mir aus.“
 

Tashigi zögerte kurz, doch als der Schwertkämpfer weiter ging, ohne auf sie zu warten, riss sie sich zusammen und lief hinter ihm her, bis sie schließlich aufgeholt hatte.

Bevor sie an ihm vorbeizog, um die Führung zu übernehmen, streckte sie kurz die Hand nach seiner aus und drückte sie leicht.

Dann richtete sie ihren Blick stur nach vorne und schenkte ihm keine Beachtung mehr.
 

Und so entging ihr das flüchtige, verblüffte und erleichterte Grinsen, das über Zorros Gesicht huschte, bevor er ihr folgte.

About bad guys, martyrdom and holy crap.

Jaaaaa, es ist mal wieder soweit XD

Weil es Gini danach lüstet, endlich mit dem Douji hierzu anzufangen und ohne Erpressung eben alles nur halb so lustig ist, hab ich das Kapitel endlich mal fertig geschrieben ^^

Allerdings: Gini, wenn ich weiterschreiben soll, kannst du mich doch nicht ständig ablenken XD Jetzt krieg ich die Game One Idee bestimmt nicht mehr aus dem Kopf, bis ich nicht zumindest versucht hab, das Umzusetzen XDDD
 

Wie auch immer - viel Spaß beim Lesen ^.~
 

Chapter 10: About bad guys, martyrdom and holy crap.
 

„Autsch! Sag mal, bist du eigentlich total bescheuert, Lorenor?! Nicht so grob!“
 

Ja, genau, Marimo, hast du jetzt auch noch dein letztes bisschen Verstand verloren?! Lass die Lady los!!, fiel Sanji gleich darauf mit ein und Zorro kam nicht umhin, genervt die Augen zu verdrehen, während er sich das Wado-Ichi-Monji zwischen die Zähne schob.
 

„Halt die Luft an – es soll doch echt aussehen!!“, verteidigte er sich nuschelnd gegen die beiden und war recht froh darum, dass zumindest Sanji als seine innere Stimme und Bote zur Vorhölle nicht dazu in der Lage war, ihn giftig anzufunkeln.

Denn genau das tat Tashigi gerade, bevor sie sich brüsk von ihm losriss und entschlossen voranmarschierte, um ihm freies Geleit zu Ace zu geben.
 

Zorro beschloss, lieber gar nichts dazu zu sagen und ihr stattdessen lieber stumm und im wahrsten Sinne des Wortes bis an die Zähne bewaffnet zu folgen. Andererseits kam er nicht um die Erkenntnis herum, dass das ganze Vorhaben einfach nur beschränkt und zum Scheitern verurteilt war.
 

Er war sich ziemlich sicher, dass ein wahrer Entführer sein Opfer nie aus den Augen ließ, es nicht frei herumlaufen ließ und ganz bestimmt nicht sonderlich sanft behandelte.

Zumindest in den meisten Fällen nicht.
 

Sein persönliches, selbst betiteltes Opfer legte aber offensichtlich nicht viel Wert auf die Formalitäten und stapfte wütend in ihr beider Verderben. Und ihm selbst würde wohl nichts anderes übrig bleiben als ihr zu folgen und ins offene Messer zu rennen.
 

Genervt schüttelte er diesen Gedanken ab.

Einen anderen Plan hatten sie eben nicht, und wenn es die einzige Möglichkeit war, Ace zu retten in dem er sich höchstpersönlich mit der ganzen Marinebasis anlegte und dabei zu Grunde ging, dann war das eben so. Basta.
 

Der einzige Ausblick, zumindest halbwegs unversehrt aus dieser Misere herauszukommen, im besten Falle mit einer lebendigen Feuerfaust im Schlepptau, bestand darin, dass die olle Marine nicht hinter seine Verkleidung kam und da diese Wahrscheinlichkeit so ungefähr der gleich kam wie Schnee im Sommer, standen seine Chancen doch eigentlich Recht gut.
 

Immerhin befanden sie sich auf der Grand Line und dort war bekanntlich alles Möglich.

Zu Beginn ihrer langen Reise hätte er es selbst nicht geglaubt, aber nun, wo er schon seit einer Weile mit einem riesigen Trotten von Käptain und einem noch größeren Haufen Vollzeit Chaoten über die Ozeane schipperte, kam er gar nicht mehr ums leugnen herum.
 

Sie hatten den River’s Mountain erfolgreich „überquert“, einen Riesenwal namens La Boum getroffen, einen der sieben Samurai gestürzt und ein ganzes Königreich vor dem sicheren Ende bewahrt.
 

Sie hatten einen Blechmenschen getroffen, der versucht hatte, ihr Schiff aufzufressen, einen Elchmenschen mit Teufelskräften als Schiffsarzt engagiert und eine Frau in ihre Bande aufgenommen, die vorher gezielt dabei mitgeholfen hatte, sie zu vernichten.
 

Sie hatten eine ganze Nacht damit verbracht, durch irgendeinen bescheuerten Wald zu rennen um einen Vogel zu fangen, waren auf ihrem Schiff in den Himmel geflogen und hatten Gott gestürzt.
 

Verdammt noch eins, er hatte einen Menschen getroffen, der seine Popel in Bomben verwandelte, und wenn so etwas Widerliches möglich war, dann war auch alles andere zumindest irgendwie denkbar.
 

Zum Beispiel, dass Marineleutnant und Pirat sich verbündeten und irgendwie heil aus der Sache raus kamen.
 

Ihre Lage war immerhin nicht das erste Mal aussichtslos, also sollte er sich wohl besser keine Gedanken darum machen, wie es weiter ging, denn irgendwie ging es immer weiter und verhindern konnte er es sowieso nicht.
 

Und mit diesen halbwegs aufmunternden Gedanken in Gepäck und einer nervigen Stimme im Kopf, die rumnölte, weil die Sicht auf Tashigis Hintern durch einen Busch verdeckt wurde, stapfte er seiner Führerin getreu nach und wünschte Sanji einen Freiflug in die Hölle.
 

= = =
 

Sie hätte nicht einmal gedacht, dass sie es unentdeckt so weit schaffen würden, und von Schritt zu Schritt wurde die Gegend um sie herum unsicherer.
 

Tashigi warf einen kurzen Blick über die Schulter, um nachzusehen, wo dieser Vollidiot von Schwertkämpfer blieb und entdeckte ihn schließlich ein paar Meter hinter sich, wo er sich mit mürrischem Gesichtsausdruck durch das ohnehin zerstrubbelte Haar fuhr und ihr düster entgegensah.
 

Dann wandte sie sich hastig wieder um, ignorierte ihr schnell pochendes Herz und fuhr damit fort, Abstand zwischen sich und den Piraten zu bringen, während sie versuchte, ihre Gedanken wenigstens halbwegs auf die Reihe zu bekommen, denn eigentlich…WAR SIE DENN VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN?!!!
 

Am liebsten hätte sie sich die Haare gerauft, doch solange sie in Sichtweite war, war diese Tat undenkbar und unsagbar peinlich noch obendrauf. Stattdessen seufzte sie schwer und biss sich auf die Unterlippe.

Sie war verwirrt, verzweifelt und nun anscheinend auch noch verrückt geworden, ihre Gedanken waren entweder so rasend schnell, dass sie gar nicht dazu kam, sie überhaupt wirklich wahrzunehmen und dann standen sie so still, dass sie keine zwei Schritte weiter denken konnte, ihr Herz fühlte sich irgendwie gebrochen und geborgen zugleich an und der mürrische Blick von Zorro, dem Piratenjäger, jagte ihr einerseits Schauer über den Rücken und andererseits brachte er sie auf hundertachtzig.
 

Schließlich zwang sie sich dazu, tief durchzuatmen und die wenigen Nerven, die noch übrig waren, zu behalten. Immerhin war es alles seine Schuld. Er war ungefragt hier aufgekreuzt, er war ihr über den Weg gelaufen, er hatte sie in diese Besenkammer verschleppt. Er hatte beleidigt, belogen, verführt und geküsst – sie konnte ja nun wirklich rein gar nichts dafür.

Nach diesem gedanklichen Zwischenstopp fühlte sie sich in ihrer Vermutung, dass Piraten allesamt miese Halunken waren, wieder einigermaßen bestätigt. Zumindest so lange, bis ihr wieder einfiel, warum sie eigentlich immer noch mit diesem ungehobelten Klotz am Bein herumlief, der sie gerade einholte und ihr mit seinem wertvollen Schwert beinahe ein Auge ausstach.
 

„Kannst du denn nicht aufpassen?!“, fauchte sie ihn ungehalten an und stieß ihn mit einer fließenden Handbewegung ein Stück von sich weg. Einerseits weil immer noch eine unwahrscheinlich hohe Gefahr bestand, das Augenlicht auf tragische Märtyrerart zu verlieren, andererseits weil sie erst Recht keinen klaren Gedanken fassen konnte, wenn er ihr so dicht auf die Pelle rückte, dass sie seine Körperwärme wahrnehmen konnte.
 

Er warf ihr einen irritierten Seitenblick zu, behielt jedoch jeglichen Kommentar für sich und stapfte schulterzuckend und ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei, schnurstracks auf das nächste Gebäude zu.

Hart hielt sie ihm am Kragen der Marinejacke zurück und schleifte ihn kurzerhand mit sich hinter das nächste Gebüsch. Abgesehen von einigen nuschelnden, halblauten Protesten brachte er kein Wort heraus und schien ganz und gar darauf konzentriert zu sein, nicht über seine eigenen Füße zu stolpern.
 

Kaum, dass er sein Gleichgewicht und sein Selbstbewusstsein wieder gefunden hatte, sah er sich einer nahezu Feuer speienden Tashigi gegenüber und sagte erst mal gar nichts mehr.

„Kannst du nicht ein einziges Mal dein Hirn einschalten, Lorenor? Wir können doch nicht einfach so da rein marschieren!!“, fauchte sie ihn an, und den Schwertkämpfer hätte es nicht einmal sonderlich überrascht, wenn Laserstrahlen seinen Körper zu Schweizer Käse verarbeitet hätten.
 

„Warum nicht?“, gab er nuschelnd und einigermaßen eingeschnappt zurück und steckte danach unwirsch das Wado-Ichi-Monji zurück in die Scheide, bevor er die Arme missmutig vor der Brust verschränkte.
 

Tashigi war versucht, sich angesichts so viel Blödheit die Haare zu raufen, kehrte ihm stattdessen jedoch bloß den Rücken zu und blickte hinauf in den Himmel, eine unausgesprochene Frage auf den schmalen Lippen. Warum immer ich?!!!
 

Als von viel, viel weiter oben keine Reaktion kam, trat sie wütend gegen einen Stein und wirbelte mit erhobenem Zeigefinger wieder zu dem Piraten herum.

„Weil das reinster Selbstmord wäre! Glaubst du etwa, die würden tatsächlich auf deine stümperhafte Kostümierung hereinfallen?! Dein Gesicht ist weltweit bekannt, und wenn du da einfach mit erhobenen Schwertern reinspazierst ist das alles andere als unauffällig und dann bin ich so was von am Arsch!!!“, polterte sie drauf los und funkelte ihn vorwurfsvoll an.
 

Lorenor Zorro lachte jedoch nur rau auf, und mittlerweile wusste Tashigi wirklich nicht mehr, ob sie ebenfalls lachen, weinen oder doch lieber hysterisch schreien sollte.

Ihre Schultern sackten kaum merklich runter, ihre Augen hinter der Brille verengten sich zu Schlitzen und alles in allem waren ihre Nerven mehr als überspannt. „Was ist daran bitteschön so lustig, Lorenor?!“, schnappte sie wütend, als sein schelmisches Grinsen immer breiter wurde und sie das Verlangen spürte, es ihm einfach raus zu schneiden.
 

Sie sah, wie er angestrengt versuchte, sich das Grinsen zu verkneifen und kläglich daran scheiterte. Schließlich zuckte er jedoch bloß mit den Schultern und schob dann die Hände in die Hosentasche. „Nichts. Mir war schon klar, dass das Ärger geben würde.“
 

Eine Weile lang sah sie den grünhaarigen Einfaltspinsel einfach nur sprachlos an, unfähig, irgendeine Regung von sich zu geben. Dann schnaubte sie wütend und setzte sich auf den Boden, die Beine eng an den Körper gezogen. „Du nimmst das alles überhaupt nicht ernst!“, beklagte sie sich und schaute demonstrativ in eine andere Richtung als er.
 

„Und du nimmst das alles viel zu ernst“, gab er trocken zurück und schmunzelte wieder verboten breit. Sofort richtete sie ihren Blick wider besseren Wissens doch auf ihn, doch diesmal klopfte ihr Herz nicht so dermaßen schnell, weil sie feststellen musste, wie attraktiv er doch war, sondern weil die Wut in ihr hochkochte.

Viel zu ernst?!“, zitierte sie ihn und ihre Stimme zitterte gefährlich. Zorro schien ihre Wut ebenfalls zu merken, denn er zog skeptisch abwartend eine Augenbraue in die Höhe und wartete geduldig auf das Inferno.
 

„Ich glaub, du hast sie nicht mehr alle! Viel ernster könnte die Situation ja wohl kaum sein! Ich hab schließlich einen Traum, und wenn ich dabei erwischt werde, wie ich einem Piraten“ Sie sprach das Wort so aus, als ob ein Räuber der Meere so ungefähr das Widerlichste wäre, was sie sich nach Spinnen und verwesten Leichen vorstellen könnte. „…helfe, fliege ich hochkant aus der Marine raus und kann ihn vergessen!“
 

Zorro schmunzelte bloß schon wieder und Tashigi starrte ihn so entgeistert an, als hätte er ihr damit gerade eine Ohrfeige gegeben. Tatsächlich fühlte sich sein spöttisches Lächeln genau so an und am liebsten hätte sie ihm Schmerzen zugefügt. Irgendwie.

Wie konnte es bloß sein, dass er die ganze Welt für einen Witz hielt und nichts ernst nahm, was aus ihrem Mund kam?
 

Langsam ließ der grünhaarige Pirat sich im Schneidersitz vor ihr sinken, so nah, dass sie ihre Wut an ihm hätte auslassen können, wenn sie es wirklich gewollt hätte.

Stattdessen umschlang sie ihre Beine mit beiden Armen, stützte das Kinn auf ihre Knie und starrte ihm finster entgegen.

„Deinen Traum kannst du auch ohne die Marine erreichen“, meinte Zorro nach einem endlosen Schweigen schließlich ruhig.
 

Widerwillig richtete Tashigi ihren Blick auf den Piraten und musste ihm im Stillen Recht geben. Nicht, dass sie das jemals aussprechen würde.

„Ich werde weggesperrt und hingerichtet“, murmelte sie deprimiert und strich sich missmutig ein paar Haarsträhnen aus dem Blickfeld, merkte jedoch zunehmend, wie ihre Wut verebbte und das stattdessen Schmetterlinge in ihrem Magen herumtollten und miteinander Fangen spielten.
 

Als er wieder so unverschämt Schmunzelte und ihr auffiel, wie verblüffend gut ihm das stand, schoss ihr wie auf Knopfdruck die Röte ins Gesicht, doch Zorro bemerkte es entweder nicht oder er ignorierte es gekonnt, denn er stützte sich nach hinten auf die Arme und legte den Kopf leicht schief, während er ihr so ernst und tief in die Augen sah, dass sie den Blick nicht abwenden konnte, selbst, wenn sie es gewollt hätte.

„Denkst du wirklich, das würde ich-“ Er unterbrach sich und sie bemerkte erstaunt, dass er plötzlich gar nicht mehr so sicher wirkte, wie noch vor ein paar Sekunden. „Das würden wir zulassen?“, verbesserte er sich hastig und kratzte sich dann peinlich berührt am Hinterkopf.
 

Darauf wusste sie erst einmal nichts zu sagen.

Während ihr Kopf plötzlich wie leergefegt war und ihr kein einziger, passender Satz einfallen wollte, was sie darauf erwidern sollte, schlugen die Schmetterling in ihrem Bauch wilde Saltos und hier Herz spielte eine ganz andere, rasend schnelle Melodie.
 

Aber dann war es schon gar nicht mehr nötig irgendetwas zu sagen, denn genau in diesem mehr als unpassenden Moment hörte sie ein Rascheln in dem Gebüsch hinter sich und bemerkte viel zu spät, dass sich Schritte näherten.

„Leutnant Tashigi? Sind Sie das?“
 

Erschrocken blickten die beiden sich an, und dann tat Tashigi das erste, was ihr in den Sinn kam, wohl wissend, dass der Grünhaarige das gar nicht gut finden würde: sie versetzte ihm einen derben Stoß auf die Brust und beförderte ihn damit nicht gerade sanft in das Gebüsch hinter im.

„Outsch!!!“

„Halt die Klappe!!!“, fuhr sie ihn leise zischend an, sprang auf die Beine und versetzte seinem Bein, dass noch aus den Blättern herauslugte, einen harten Tritt. Die Antwort war ein gereiztes Knurren, aber dann gehorchte der Pirat und versteckte auch den Rest seines Körpers – keine Sekunde zu früh, denn genau in dieser Sekunde schob sich ein Kadett durch das dichte Gebüsch und blinzelte ihr irritiert entgegen.
 

Misstrauisch ließ er seinen Blick über die Szenerie gleiten und Tashigi betete zu allen Göttern dieser Welt, dass ihm die herauslugende Schwertscheide nicht auffiel.

Doch anscheinend fand er nichts Ungewöhnliches. „Ähm…Käptain Smoker sucht Sie schon überall. Der Gefangene Puma D. Ace, die Feuerfaust, soll auf das Schafott geführt werden und er besteht darauf, dass sie dabei sind, um die Prozedur zu überwachen“, rasselte er schließlich rasend schnell herunter und errötete dann.

„Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie…dass Sie Ihren Arsch sofort zu ihm bewegen sollen“, gestand er dann leise und sah sich vorsichtig um, ob ihn jemand gehört hatte. Danach warf er ihr einen um Verzeihung heischenden Blick zu.
 

Tashigi bemerkte, wie ihr erneut die Röte ins Gesicht schoss, dann gewann sie die Fassung wieder und straffte die Schultern. „Selbstverständlich. Sagen Sie ihm, ich bin bereits auf dem Weg.“

„Ähm…eigentlich soll ich Sie direkt mitbringen…“
 

Tashigi seufzte tief. Das war ja so was von klar gewesen.

Einen kurzen Moment spielte sie mit dem Gedanken, dem Kadetten zu eröffnen, dass sie die Geisel von Lorenor Zorro war, dann verwarf sie ihn wieder und beschloss eher gegen ihren Willen, dass dem Schwertkämpfer schon noch irgendwas einfallen würde, um Ace zur Rettung zu helfen.

Wenn sie jetzt nicht sofort mitkam, würden sie wohl oder übel auffliegen, und das wollte sie um jeden Preis verhindern.

„Natürlich“, gab sie zurück, warf dem Busch links von sich noch einen mahnenden Blick zu.
 

Der Kadett runzelte verwirrt die Stirn, verkniff sich jedoch jeglichen Kommentar und ging dann voran. Tashigi folgte ihm mit einem Anflug von schlechten Gewissen und warf noch einen kurzen Blick zurück.

Über dem Busch kam langsam eine Hand zum Vorschein, die ihr den Mittelfinger entgegenreckte. Sie verkniff sich das Lachen, streckte ihm die Zunge raus und richtete ihren Blick dann wieder nach vorne.
 

= = =
 

Zorro kauerte immer noch hinter dem Gebüsch und spürte, wie seine Laune wieder in den Keller sackte. „Sie hat kein Wort von dem verstanden, was ich ihr gesagt habe…“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem, und schnippte sich dann ein Blatt von der Schulter.
 

„Tja, vielleicht solltest du dann lernen, dich klarer auszudrücken“, sagte eine schnippische, unverkennbare Stimme hinter ihm und sein Herz rutschte ihm in die Hose.

Nami-Mäuscheeeeeeeeeeeeeeeeen!!!!, frohlockte Sanji in seinem Kopf lautstark und Zorro schwor sich, den Koch zu erwürgen, wenn er ihn in die Hände bekam.
 

Zum zweiten Mal an diesem trostlosen Tag wurde er am Kragen gepackt und die Navigatorin zerrte ihn ohne Rücksicht auf Verluste hinter sich her, raus aus dem Gebüsch.

Zu seiner Verwunderung kamen sie von dort aus auf eine kleine Seitengasse zwischen den Marinebauten.
 

Sekunden später ließ Nami ihn los und stemmte die Hände in die Hüften wie ein wütendes Waschweib. „Kannst du mir mal verraten, was um aller Welt du hier treibst? Ich hab dir gesagt, du sollst rausfinden, wo er ist, nicht dein Liebesleben ordnen!“

„Hab ich doch gar ni-“ Mit einer abwehrenden Handbewegung brachte die Orangehaarige ihn zum Schweigen. Zorro knurrte gereizt.
 

„Ist mir vollkommen egal, was du da mit ihr getrieben hast, wir-“

„Ich hab gar nichts mit ihr getrieben!!“, fuhr der Grünhaarige wütend auf, aber Nami hatte ihm schon den Rücken zugedreht und stöckelte voran.
 

„Komm endlich, wir haben wichtigeres zu erledigen!“

Execution Preperations

Schezäääääääääm!
 

Abi ist doch ein bisschen mehr Stress, als erwartet. Noch komplizierter wird es allerdings, wenn man keine Ahnung hat, wie man weiterschreiben kann.

Aber gestern kam die Muse zurück und - tadaaaaa - das nächste Kapitel ist fertig.

Bald hab ich wieder mehr Zeit - versprochen!

Vergebt mir!
 

Für Gini - schon wieder.

Süße, lass dich nicht runterziehen. Nächstes Mal kommste einfach zu mir, wir machen uns dann schon ein schönes Wochenende. Hat an Karneval schließlich auch geklappt ^.~
 

Und: für Yinchan.

Für dich gilt haargenau dasselbe. Mach dir keinen Stress!

Ich hab euch lieb!
 

Chapter 11: Execution Preperations
 

Es gab nur eine einzige Sache, die noch schlimmer war, als ein liebeskranker Koch als Crewmitglied. Nämlich ein liebeskranker Koch als Crewmitglied, der als seine innere Stimme fungierte, nie die Klappe hielt und den man nicht einmal mit Gewalt zum Schweigen bringen konnte.
 

Um genau zu sein konnte man ihn eigentlich nie zum Schweigen bringen, und genau darin bestand Zorros neuestes Problem: Sanji hielt ums verrecken nicht die Klappe und langsam aber sicher hatte er das Gefühl, dass ihm bald beide Ohren abfallen würden.
 

…oh, Göttin aller Frauen dieser herrlichen Erde, beglücke mich mit deinem Anblick! Ich bin dein treuer, ergebener Diener auf Lebenszeit, ich würde mein Leben ohne zu zögern für dich geben, wenn es das ist, was du wirklich willst. Erhöre mich, und ich werde dir zu Füßen liegen, doch auch, wenn du mich ignorierst, wirst du auf immer der Traum meiner schlaflosen Nächte sein!...
 

Genervt fuhr sich Zorro mit der unverletzten Hand über die Schläfen und hatte zunehmend Schwierigkeiten damit, Namis gezischtem Gekeife die nötige Aufmerksamkeit zu schenken.

Sein Handgelenk pochte immer noch dumpf vor sich hin und erinnerte ihn daran, was für ein Dummkopf er doch eigentlich war. Gleichzeitig schwirrten aber auch noch viel zu viele Gedanken in seinem Kopf herum, die da eindeutig nichts zu suchen hatten.
 

Am liebsten hätte er diesen dämlichen Marinefuzzi in die ewigen Jagdgründe geschickt, denn einen unpassenderen Augenblick hätte der sich ja wohl kaum aussuchen können, um sie zu stören. Wobei ihm immer noch nicht ganz klar war, wobei eigentlich.

Andererseits sollte er wohl auch ganz froh darum sein, dass ihr Gespräch an dieser Stelle unterbrochen worden war, denn Nami hatte ihm ja offensichtlich aufgelauert. Und es wäre nicht gerade billig geworden, sie zum Schweigen zu bringen, da war er sich ziemlich sicher.
 

Halt deine Schnauze, stürz’ dich endlich in deinen lang ersehnten Tod aus Liebe und lass mich in Ruhe, Kartoffelschäler!, fuhr er den Blonden gedanklich an. Doch anscheinend war dieser gerade in seiner ganz eigenen Welt versunken und hörte ihm überhaupt nicht zu.

Zorro wünschte sich, er könnte den Kerl genauso einfach ausblenden, wie der ihn.
 

„Hörst du mir eigentlich zu?!“, schnauzte die Navi-Zicke in diesem Moment los und der Grünhaarige fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Zuzugeben, dass er die letzten fünf Minuten kein Wort von dem verstanden hatte, was sie gesagt hatte, wäre nicht nur leichtsinnig, sondern auch lebensmüde gewesen, also beschränkte er sich darauf, vage mit den Schultern zu zucken und sein Geheimnis für sich zu behalten.
 

Nami verdrehte die Augen. „Na super. Das kann ja was werden“, murmelte sie und eilte weiter voraus, vorbei an irgendwelchen Hinterhöfen, wo ihnen niemand entgegenkam.

Eine Hand an die Schwerter gelegt hastete Zorro hinter seiner Freundin her und beschloss, dass es sicherer war, gar nichts mehr zu sagen, denn ansonsten würde die Orangehaarige ihre Meinung bezüglich seiner Nützlichkeit an Bord ändern und ihn im Meer ersaufen.

Darauf wollte er es lieber nicht anlegen, besonders, weil sie Ace ja noch irgendwie retten mussten und er der festen Überzeugung war, dass seine Hilfe von Vorteil sein könnte.
 

Er war schon längst an Nami vorbeigetrottet, bis ihm auffiel, dass diese stehen geblieben war, die Hände in die Hüften gestemmt und mit einem vernichtenden Blick, der ihn zu durchbohren schien.

„Wird dass ein Problem sein?“, verlangte sie dann brüsk zu wissen und Zorro hatte keinen blassen Schimmer, was sie meinte.
 

„Wird was ein Problem sein?“, hakte er skeptisch nach und zog eine Augenbraue in die Höhe.

Nami verdrehte erneut die Augen, als läge das Thema ihres Gesprächs doch auf der Hand und der Schwertkämpfer fühlte sich beinahe schuldig, dass er Frauen einfach nicht verstand. Das würde wahrscheinlich viele Dinge sehr viel einfacher machen, aber so hatte er keinen blassen Schimmer, worauf sie hinaus wollte.
 

„Werden uns deine Liebschaften daran hindern, Ace zu befreien oder nicht?!“

„Was denn für Liebschaften?! Ich hab doch nur—“

„Ich betrachte dass als ein nein“, schnitt die Navigatorin ihm das Wort ab und zog wieder an ihm vorbei.

Zorro rang mit den Händen in der Luft, knirschte mit den Zähnen und kapitulierte dann. Vermutlich würde er gerade aus dieser Frau niemals schlau werden.
 

= = =
 

Lysop stützte sich mit den Ellbogen auf die Reling der Flying Lamb und knabberte an seiner Unterlippe herum. Auch wenn er prinzipiell ganz froh darum war, sich nicht in den Kampf mit der Marine, der höchstwahrscheinlich auf Ace’s Befreiung hin ausarten würde, einmischen zu müssen, trotzdem fühlte er sich hier an Bord irgendwie Recht nutzlos.
 

Gut, vermutlich war es sogar ziemlich sinnvoll, dass er und Chopper zurückblieben, um das Schiff zu bewachen. Falls die anderen in der Stadt entdeckt werden sollten, würde die Marine sich wahrscheinlich sofort auf die Suche nach seiner heiß geliebten Karavelle machen, um sie zu beschlagnahmen, und er wollte sich sein Schätzchen gar nicht in den Händen der Marine vorstellen.

Die würden das arme Schiff vollkommen auseinander nehmen, und er für seinen Teil würde sein Leben für dieses Schiff geben. Allerdings war er sich nicht so sicher, ob das auch sehr viel nützen würde.

Er war nun mal nicht der große Kämpfer, das hatte er mittlerweile schon herausgefunden und bis er sein Ziel erreichte, der größte Kämpfer der Weltmeere zu werden, war es noch ein weiter Weg. Bei seinen bisherigen Erfolgen hatte er eigentlich immer bloß mehr Glück als Verstand gehabt.
 

Ihm blieb nur zu hoffen, dass das Glück ihnen hold blieb.
 

Neben ihm saß Chopper auf der Reling und baumelte mit den kurzen Beinen in der Luft herum. Der kleine Elch seufzte leise und blickte besorgt in Richtung der kleinen Stadt, deren Umrisse sie von der Bucht, in der sie geankert hatten, sehen konnten.

Er legte den Kopf leicht schief und schnupperte mit der blauen Nase in der Luft herum. Auch wenn es ihm widerstrebte, es sich einzugestehen, er machte sich Sorgen um seine Freunde, die vermutlich über die ganze Insel verstreut herumliefen und ihr Leben aufs Spiel setzten.

Sein einziger Lichtblick war es, dass zumindest bis jetzt noch kein Geruch von Schießpulver in der Luft lag, und das konnte nur bedeuten, dass sie bisher noch nicht entdeckt worden waren.

Trotzdem.
 

Der Kanonier musterte seinen kleinen Freund aus den Augenwinkeln heraus vorsichtig und konnte nicht umhin zu merken, wie froh er war, den Knirps bei sich zu haben. Ganz alleine an Bord wäre er sich völlig feige und einsam vorgekommen.

So war er zumindest nicht alleine, falls irgendetwas schief gehen sollte, und eine bessere Gesellschaft hätte er sich kaum wünschen können.

„Sie schaffen das schon, Chopper“, meinte er schließlich beruhigend und klopfte dem Schiffsarzt auf die Schulter. „Auch, wenn sie mich nicht dabei haben“, fügte er mit einem leichten Schmunzeln hinzu.
 

Aus großen Kulleraugen, die ihn immer irgendwie an die Augen eines kleinen Welpen erinnerten, blickte der Elch zu ihm auf. „Ja, ich weiß“, gab er dann kleinlaut zurück.

„Ich mache mir trotzdem Sorgen. Zorro ist noch verletzt und Ruffy…“
 

Tja, Ruffy.

Genau das war das Problem. Der Strohhut war nicht unbedingt dafür bekannt, dass er unauffällig vorging. Ganz im Gegenteil.

Seine Auftritte waren spektakulär und in den meisten Fällen weder zu überhören noch zu übersehen. Und sie zogen eine Zerstörungskraft mit sich, an die keine Naturkatastrophe der Welt auch nur annähernd herankam.
 

Die beiden Zurückgebliebenen seufzten zeitgleich.

„Sie schaffen das schon“, wiederholte Lysop schließlich stur. Bisher hatten sie immerhin auch noch alles geschafft, und er wollte sich nicht ausmalen, was es für Folgen nach sich ziehen würde, falls es diesmal nicht so sein sollte.
 

= = =
 

Er war von Idioten umgeben.
 

Smoker war kurz davor, beide Zigarren gleichzeitig zu zerkauen.

Die Beine hatte er auf dem Tisch übereinander geschlagen und es interessierte ihn einen feuchten Fliegenschiss, ob das dem hiesigen Offizier in den Kram passte oder nicht. Er war hierher kommandiert worden, um die Exekution von Puma D. Ace zu überwachen und er würde diese Aufgabe auf seine ganz eigene Art und Weise erledigen, genau so, wie er es immer tat.
 

Knurrend blätterte er sich durch die Papiere, die er heute früh schon hatte durchsehen sollen, und er war sich durchaus darüber bewusst, dass die drei Soldaten, die in einer klaren Linie vor seinem Schreibtisch standen und schluckend auf seine Befehle warteten, eine Heidenangst vor ihm hatten. Und es gefiel ihm, irgendwie jedenfalls.

Respekt war heutzutage Mangelware, und war einer der wenigen, die keine Angst davor hatten, sich diesen auf jede erdenkliche Weise zu verschaffen.
 

Der weiße Jäger zerknüllte die Blätter und warf sich rücksichtslos aus dem geöffneten Fenster hinter sich.
 

„Aber…Käptain…!!“, entfuhr es einem der Idioten unwillkürlich, bevor Smokers durchstechender Blick ihn erwischte und er sofort verstummte.
 

„Bullshit“, urteilte Smoker trocken, verschränkte die Arme im Nacken und kippelte mit dem Stuhl vor und zurück, während er nachdachte. Es war unverantwortlich, ihm bloß zehn Bataillone zur Verfügung zu stellen – was sollte er mit dieser lächerlichen Zahl von Soldaten anstellen? Die würden nicht einmal reichen, um sicher zu stellen, dass diese dämliche Feuerfaust sterben würde, geschweige denn um nachzuprüfen, ob die Strohhüte hier irgendwo herumgeisterten.

Oder um sie zu fassen.
 

Kühl musterte er die drei Männer vor sich und legte schließlich den Kopf leicht schief.

„Wie viele Soldaten sind momentan auf Shadow Eleven stationiert?“, verlangte er schroff zu wissen.
 

„Etwas mehr als viertausend.“
 

„Und wieso bekomme ich dann lediglich zehn Bataillone mit jeweils dreihundert Mann? Die Zahl wird umgehend aufgestockt. Ein Bataillon sichert das Hauptquartier, drei die Gegend um das Schafott. Vier werden die gesamte Küste nach anderen Piratenschiffen absuchen. Der Strohhut ist irgendwo da draußen, darauf würde ich meinen Arsch verwetten, und wenn er uns in die Quere kommt, ist die Apokalypse ein Zuckerschlecken gegen den Ärger, den ich euch Lachnummern machen werde.

Ich will vier Bataillone, die sämtliche Seitengassen überwachen. Das letzte Bataillon steht auf Abruf bereit und hält trotzdem Ausschau nach den Strohhüten. Sie sollen Kneipen durchsuchen, die Dächer, jeden verfluchten Haushalt auf dieser Insel. Und zwar schnellstens. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?“

Smoker warf die abgebrannten Zigaretten ebenfalls aus dem Fenster. Dreizehn Bataillone waren immerhin besser als zehn, damit konnte er wenigstens die Küstenlandschaft abgrasen.

Trotzdem war es immer noch viel zu wenig. Die Feuerfaust war vielleicht dank der Seesteinhandschellen außer Gefecht gesetzt und keine unmittelbare Gefahr mehr, aber er wusste, falls die Strohhüte irgendwo da draußen waren, dann würde die Sache trotzdem unangenehm werden. Für alle Beteiligten.
 

„Aber…Käptain…“, warf einer der Soldaten ein, als er hastig nachgerechnet hatte und zu dem Schluss gekommen war, dass der weiße Jäger vorhatte, sämtliche Kräfte einzusetzen, die auf der Insel lebten. „Einige der Soldaten befinden sich momentan im Urlaub oder haben ihre freien Tage und…“ Er verstummte, als er Smokers Blick begegnete.
 

„Ist mir scheiß egal. Es wird so gemacht, wie ich es sage. Und zwar sofort. Abflug!“
 

Niemand wagte es, noch einmal zu widersprechen.
 

= = =
 

„Sanji??“

„Hm?“

„Ich hab Hunger…“
 

Der blonde Smutje seufzte entnervt auf, aber anstatt sich zu beschweren rieb er sich bloß energisch über die Nasenwurzel, nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und wünschte sich inständig, er hätte damals auf einem anderen Schiff angeheuert.

Er hatte es sich selbst zuzuschreiben. Er hatte sich auch unbedingt einen Käptain aussuchen müssen, der selbst am angesetzten Todestag seines großen Bruders nur an Essen denken konnte.
 

Resignierend kramte er in der Tasche seines Jacketts nach einer kleinen Packung Gummibärchen herum, die er für den akuten Notfall immer bei sich trug.

Anscheinend zahlte sich seine weise Voraussicht aus, denn Ruffy riss umgehend die knisternde Verpackung auf und schmatzte glücklich vor sich hin.
 

Bisher hatten sie Glück gehabt.

Noch waren sie keinem Marinesoldaten in die Arme gelaufen, keiner der vielen Passanten, die sich neugierig wie die Geier auf dem Marktplatz vor dem Schafott zusammenfanden, hatte sie erkannt und auch sonst lief eigentlich alles nach Plan.

(Wenn man das, was sie hatten, denn überhaupt als Plan bezeichnen konnte.)
 

Prüfend ließ er seinen Blick durch die Gegend schweifen.

Sie hatten sich auf einem der höchsten Gebäude am Rande des Marktplatzes platziert, auf dem Dach eines billigen Motels, auf dass sie dank Ruffys Teufelskräfte gelangt waren. Seit etwas mehr als drei Stunden warteten sie nun schon darauf, dass irgendetwas passierte, und eigentlich war der Koch sogar ziemlich stolz auf den Strohhut. Bis jetzt hatte er sich noch kein einziges Mal über Langeweile beklagt, und das war mehr, als er hätte erwarten können.
 

Das ganze Unternehmen gab ihm allerdings zu denken. Ihm gefiel der Gedanke, dass Nami und Robin alleine unterwegs waren, ganz und gar nicht. Noch weniger gefiel ihm allerdings, dass der blöde Schwertkämpfer die Aufgabe übernommen hatte, die Marinebasis auszukundschaften. Bei dem nicht existenten Orientierungssinn konnte das ja nur ein absoluter Reinfall werden.

Wahrscheinlich irrte die Kugelalge schon lange mitten im Nirgendwo herum.
 

Allerdings musste er sich auch eingestehen, dass selbst der grünhaarige Säbelrassler ab und an über sich selbst hinauswuchs. Vielleicht überraschte er sie alle ja doch irgendwie, wer wusste das schon so genau?

Seufzend stützte er den Ellbogen auf die Brüstung, legte sein Kinn auf die Handfläche und pustete sich eine nervtötende Haarsträhne aus dem Sichtfeld, während er mit der freien Hand die Zigarette hinunter schnippte.
 

Die letzten Tage an Bord der Flying Lamb waren merkwürdig gewesen – jedenfalls noch merkwürdiger, als es sowieso jeden Tag schon war. Zwar war ihnen alle die Sorge um Ruffys großen Bruder ins Gesicht geschrieben gewesen, aber darüber geredet hatte keiner. Es war beschlossene Sache, dass sie die Feuerfaust retten würden.

Und wenn nicht, würden sie eben alle dabei drauf gehen. Das hatte nie in Frage gestanden, so war es bisher immer gewesen und daran würde sich vermutlich auch nie etwas ändern. Trotzdem würde er froh sein, wenn alles wieder seinen geregelten Lauf nahm – selbst, wenn er dann zwei von Ruffys Sorte durchfüttern musste, was an sich schon eine unlösbare Aufgabe war.

Das Schmatzen verstummte.
 

„Sanji??“

„Hm?“

„Ich hab immer noch Hunger…“

„…ach, halt doch die Klappe.“
 

= = =

Robin rückte ihren Stuhl zurecht und schlug die Beine übereinander, bevor sie die Akte auf den Knien abstützte und sich in einige alte Berichte vertiefte.
 

Sie war ziemlich zuversichtlich, dass sie niemand dabei stören würde, und das, obwohl sie sich im ersten Stockwerk von Shadow Eleven im Büro eines hochrangigen Offiziers befand.

Niemand hatte sie hereinkommen sehen, und niemand würde sie herauskommen sehen. Und falls doch, dann würde sie das auf ihre ganz eigene Art und Weise lösen.
 

Bei ihrer Ankunft hatte sie sogar noch die Unverfrorenheit besessen, sich einen Kaffee zu kaufen, in einem kleinen Café unmittelbar neben der Marinebasis, das sich an den Koffeinjunkies unter den Soldaten wahrscheinlich dumm und dusselig verdiente.

Ihr war durchaus aufgefallen, dass die gesamte Belegschaft in Aufruhr war. Die Hinrichtung von Puma D. Ace war anscheinend eines der größeren Ereignisse auf Black Shadow zu sein und die Marine konnte sich bezüglich der Freibeuterei auf den Weltmeeren keinen Fehltritt mehr leisten.

Es war bereits schwer genug gewesen, Crocodiles miese Machenschaften in Alabasta zu vertuschen, ganz zu schweigen von dem Booster Call vor mehr als einem Jahrzehnt, der eine ganze Insel dem Erdboden gleich gemacht hatte.
 

Sie schob diesen Gedanken schnell wieder bei Seite.

Hier ging es nicht um die illegalen Machenschaften der Marine; sie hatte eine andere Aufgabe zu erledigen, und sie hatte nicht vor, ihre Mannschaft zu enttäuschen.
 

Ohne Hinzusehen griff sie nach dem Pappbecher auf dem Schreibtisch vor sich und nahm einen Schluck des lauwarmen Kaffees, bevor sie sich wieder den Grundrissen der Marinestation widmete und sich so viele Einzelheiten wie möglich einprägte.
 

Während sie das Erdgeschoss genauer unter die Lupe nahm, in der sich hauptsächlich Konferenzräume, Putzkammern und die Mensa befanden, musste sie schmunzeln.

Der Herr Schwertkämpfer hatte sie nicht einmal bemerkt, und das, obwohl sie keine zwanzig Meter von ihm entfernt in einem der vielen Seitengänge gestanden und jedes Wort seiner Diskussion mit dem Marineleutnant mitbekommen hatte.
 

Kurz fragte sie sich, ob von Tashigi eine Gefahr ausging, aber dann entschied sie sich dagegen. Offensichtlich hatte sie einen Narren an dem Grünhaarigen gefressen (und anders rum); ihre Konsequenzenanalyse fiel jedenfalls Recht positiv aus.

Unter Umständen würde sie später sogar auf Tashigi zurückgreifen müssen…
 

= = =
 

Nachdenklich und nervös taperte Tashigi, beide Hände in den Jackentaschen vergraben, vor dem Durchgang zu den Isolierzellen hin und her. Die Gesamtsituation missfiel ihr, in jeder Einzelheit, und auch, wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, gewissermaßen steckte sie in dem größten moralischen Dilemma ihres gesamten Lebens.

Oder zumindest ihrer gesamten Karriere.
 

Ihre Aufgabe war es, sicherzustellen, dass Puma D. Ace seine gerechte Strafe bekam und in kaum weniger als einer Stunde seinen Tod durch Anordnung der Weltregierung fand.

Ihr Vorhaben war ein ganz anderes. Und eigentlich wusste sie nicht, wie sie das rechtfertigen sollte, nicht einmal vor sich selbst.
 

Es war mehr ein unbestimmtes Bauchgefühl, dass der schwarzhaarige Pirat gar kein so schlimmer Kerl war, wie die Nachrichten es immer behaupteten. Seit sie ihn kannte, war er immer recht freundlich zu ihr gewesen.

Vorlaut, unerschütterlich und dreist sondergleichen, aber freundlich.
 

Sie zweifelte nicht daran, dass er auch anders sein konnte – aber wer konnte das nicht?

Smoker war immerhin auch ein alter Stinkstiefel, und trotzdem mochte sie ihn. Auch wenn sie seine Methoden nicht immer gut hieß.

Ihr Gefühl sagte ihr jedenfalls, dass die Feuerfaust schon seine Gründe gehabt hatte, um all die abscheulichen Dinge zu tun, die ihm laut Protokoll vorgeworfen wurden.
 

Seufzend fuhr sich der junge Marineleutnant durch das Gesicht und fasste sich dann ein Herz.

Sie würde auf ihr Bauchgefühl hören, auf etwas anderes konnte sie sich ansonsten ohnehin nicht verlassen. Außerdem bestand ihr einziges Vergehen darin, dass sie keinen Alarm bezüglich der Strohhüte geschlagen hatte, und mit etwas Glück würde das auch niemand herausfinden.
 

Ihr blieb nur noch zu hoffen, dass die Piratencrew auch wusste, was sie da tat.

Aber – und bei diesem Gedanken musste sie beinahe lächeln – die Strohhüte hatten anscheinend sowieso alle gewaltig einen an der Waffel. Allein die Tatsache, dass sie sich hierher gewagt hatten, zeugte von einem ungesunden Selbstzerstörungstrieb.

Allen voran der grünhaarige Schwertkämpfer, der sie regelmäßig dermaßen verwirrte, dass sie selber nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand.
 

Ein wenig bereute sie es schon, dass sie ihn einfach hatte zurücklassen müssen. Allerdings musste sie sich auch eingestehen, dass ihr Vorhaben ohnehin vollkommen kopflos und überstürzt gewesen war. Das wäre niemals gut gegangen.
 

Tief durchatmend setzte sie sich schließlich in Bewegung, und sie hielt erst inne, als sie vor der Zelle der Feuerfaust stand.
 

Er lehnte rücklings an der Wand, im Schneidersitz, die Hände in Seesteinhandschellen gelegt, den orangefarbenen Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen, sodass sie seine Augen nur erahnen konnte.
 

„Puma D. Ace.“
 

Er blickte auf, ein verschmitztes Grinsen auf dem Gesicht. „Süße?“
 

Tashigi schüttelte gedanklich den Kopf, ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Dieser Kerl war doch einfach nur unmöglich.
 

= = =
 

Das sechste Bataillon war milde erstaunt, als sie nach umständlicher Suche tatsächlich fündig wurden.
 

In einer halbwegs von Bäumen und Sträuchern versteckten Bucht lag eine Karavelle vor Anker und das Zeichen auf den Segeln ließ keinerlei Zweifel daran, wem es gehörte.

Dass es bewacht war, überraschte hingegen keinen von ihnen.
 

Durch Handzeichen verständigten sie sich darauf, sich in der Gegend zu verstreuen, bis sie das Schiff schließlich von allen möglichen Seiten umzingelt hatten.

Dann luden sie einvernehmlich ihre Waffen und machten sich zum Angriff bereit.
 

= = =
 

Als Sanji Schritte hinter sich hörte, ahnte er bereits das Schlimmste. Aber spätestens das klickende Geräusch, unverkennbar das Laden einer Handfeuerwaffe, machte ihm endgültig klar, dass sie in der Scheiße saßen.

Bis zum Hals.
 

Schön, Ruffy machten Kugeln nicht sonderlich viel aus, aber er selbst mochte es nicht unbedingt, wenn man ihn anschoss. Er hatte da schon so einige leidgeprüfte Erfahrungen mit gemacht und es brachte ihn immer wieder auf die Palme, wenn jemand auf ihn schoss.

Musste das denn sein?
 

„Monkey D. Ruffy.“
 

Der Strohhut neben ihm blickte mäßig interessiert über die Schulter. „Ja?“

Sanji seufzte resignierend, drehte sich ebenfalls herum und verschränkte genervt die Arme vor der Brust. Immer drehte sich alles nur um den dämlichen Kautschukkasper. Wann würde sich die Marine endlich einmal seinen Namen merken?
 

Vor ihnen hatte sich ein ganzer Trupp von Marinesoldaten aufgebaut, allesamt bis an die Zähne bewaffnet, allesamt viel zu unerfahren, als dass sie ihnen einzeln tatsächlich etwas anhaben könnte. Aber die schiere Masse von ihnen stellte ein potenzielles Problem dar.
 

„Sie sind im Namen der Weltregierung verhaftet. Heben Sie die Arme und ergeben Sie sich!“
 

Ruffy legte den Kopf leicht schief. Es sah ganz so aus, als würde er ernsthaft über die Worte der Marine nachdenken, bevor er schließlich mit den Schultern zuckte. „Nö. Ich hab noch was vor“, erklärte er schließlich leichthin und ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
 

Gedanklich verdrehte Sanji die Augen.

Zumindest das Problem mit der Langeweile hatte sich erledigt.
 

= = =
 

„Du dämlicher, blöder, inkompetenter Vollidiot“, stieß Nami zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus und baute in aller Hektik ihren Klimataktstock zusammen.
 

Sie stand Rücken an Rücken mit dem grünhaarigen Schwertkämpfer, der bei ihren Worten lediglich leicht genervt die Augen verdrehte und den Griff um sein Wado-Ichi-Monji verfestigte.

Was konnte er denn dafür, dass sie aufgeflogen waren?
 

Spätestens auf dem Marktplatz wären sie ohnehin aufgeflogen und hätten sich einem Kampf stellen müssen. Jetzt hatte sich das Unvermeidliche eben etwas früher eingestellt, na und? Das passte ihm eigentlich sogar recht gut in den Kram, so konnte er sich ein wenig aufwärmen, bevor es richtig zur Sache ging.

Und er zweifelte nicht daran, dass es bald wirklich zur Sache gehen würde.
 

„Stell dich nicht so an“, erwiderte er also bloß patzig.

In seinem Hinterstübchen polterte Sanjis Stimme wutentbrannt los, er solle bloß aufpassen, dass seinem Nami-Schätzchen kein Haar gekrümmt würde. Als ob er das tatsächlich zulassen würde.
 

Stell dich nicht so an?!“, wiederholte die Navigatorin gereizt und verpasste ihrem Crewmitglied einen gezielten Stoß mit dem Ellbogen in die gerade erst verheilten Rippen.

„Falls du’s noch nicht bemerkt hast, wir sind umzingelt!!“
 

„Na und? Ist doch nicht das erste Mal“, fauchte Zorro zurück und ließ keinen einzelnen der Soldaten aus den Augen. Noch hatte niemand auf sie geschossen – wahrscheinlich waren sie alle viel zu überrascht, dass sie nichts besseres zu tun hatten, als sich im Angesicht des Feindes miteinander zu streiten.
 

„Darum geht’s ja grade!!“, knurrte die Orangehaarige gereizt und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Manchmal – nein, sogar ziemlich oft – hatte sie das dringende Bedürfnis, dem ehemaligen Kopfgeldjäger den Schädel einzuschlagen.
 

„Ergeben Sie sich!!“, verlangte einer der Soldaten nun schon zum dritten Mal, auch wenn es nicht danach aussah, als hätten die Piraten vor, ihrer Aufforderung nachzukommen.
 

Du hältst dich da mal raus, klar soweit?“, blaffte Nami ihn an und zog ihm mit dem Klimataktstock eins über die Rübe. Einen Moment lang spiegelte sich in mehr als zweihundert Augenpaaren die pure Überraschung wieder, bevor Blut aus der Platzwunde des Mannes sprudelte und er ohnmächtig zu Boden ging.
 

Erst dann kam Bewegung in das Bataillon.
 

„Verrat mir bei nächster Gelegenheit doch mal bitte, was du damit bezwecken wolltest!!“, fauchte Zorro.

„Dass er die Klappe hält!“, keifte Nami zurück.
 

= = =
 

„Käptain Smoker!!!“
 

Die Tür zu seinem Büro schwang auf, ohne, dass er seine Erlaubnis dazu gegeben hatte. Der weiße Jäger atmete tief durch und versuchte, die Ruhe zu bewahren, aber das Vorhaben misslang gründlich.

„Was ist denn jetzt schon wieder, verdammt noch Mal?!!“
 

Der Kadett kam kurz vor seinem Schreibtisch abrupt zum Stillstand, stützte schwer atmend die Arme auf der Oberfläche ab und rang hektisch nach Luft, während er gleichzeitig versuchte, seinem Vorgesetzten die guten Neuigkeiten zu überbringen.

„Puma D. Ace ist auf dem Weg zum Schafott, ganz, wie Sie es wollten!“
 

„Toll. Kriegst’n Keks“, raunzte Smoker genervt zurück.
 

„Außerdem haben wir Meldung von Bataillon drei, fünf und sechs erhalten! Das Schiff der Strohhüte ist am westlichen Ende der Insel in einer versteckten Bucht entdeckt worden. Der Strohhut selbst ist nahe am Marktplatz gesichtet worden und umstellt. Piratenjäger Zorro ebenfalls, nicht weit von hier. Verstärkung ist bereits im Anmarsch!“, rasselte der junge Mann eilends herunter, als er die schlechte seines Chefs weiter sinken sah.
 

Smoker schwieg überrascht. Das waren eindeutig Erfolge, die sie erzielt hatten.

Aber dass man die Crew gefunden hatte, hieß noch lange nicht, dass sie auch bald hinter Schloss und Riegel waren – und das wollte er um jeden Preis sicherstellen.

Kurz ließ er sich durch den Kopf gehen, was ihn an diesem Bericht so immens störte. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

„Was ist mit Nico Robin?“, verlangte er kühl zu wissen.

Die Frau war eine echte Plage und eine unberechenbare Bedrohung für die Weltregierung – und sie war so dermaßen unauffällig, dass er sie beinahe vergessen hätte.
 

„Die…ist nicht gesehen worden.“

„Durchsucht das Hauptquartier! Aber dalli!“

„Dazu wollte ich ja grade kommen! Das erste Bataillon meldet sich nicht und-“
 

Mit einer knappen Handbewegung brachte Smoker ihn zum schweigen.

Er wusste, was das bedeutete: jede Menge Ärger.
 

= = =
 

Ein paar Akten unter den Arm geklemmt huschte Nico Robin in einer der Seitengassen, die in Richtung Stadt führten.
 

Ihre Recherche war erfolgreich gewesen – zumindest hatte sie genügend Informationen gesammelt, damit eine Flucht von der Insel erfolgreich verlaufen könnte.

Das einzige, was sie störte, war die Tatsache, dass sie schließlich doch noch entdeckt worden war. Aber sie hatte das Problem gelöst.

Auf ihre Weise.
 

___TBC___

Falling apart

Ich sage gar nichts mehr zu meiner Verteidigung.

Nur eine Frage: WARUM schaff ich nur Kapitel zu dieser FF, wenn ich KRANK bin?
 

Hat das irgendeinen tieferen Sinn?

Eine Symbolik, die ich nicht verstehe?

Eine Metapher, die sich mir nicht erschließt?

Ein Omen, dass ich nicht deuten kann?
 

Sachdienliche Hinweise bitte unmittelbar an die Zentrale weiterleiten. Danke!
 

Chapter 12: Falling apart
 

Sie versuchte angestrengt, eine gleichgültige Miene zur Schau zu stellen, aber das war weitaus schwieriger, als sie es sich vorgestellt hatte. Die Menschenmassen, die sich auf dem Schafott versammelt hatte, starrten ihrem Gefolge und ihr selbst neugierig entgegen. Die gesamte Insel musste auf den Beinen sein, nur um zuzusehen, wie ein junger Mann, kaum älter als sie selbst, den Tod fand. Hätte sie selbst eine Wahl gehabt, wäre sie diesem Schauspiel fern geblieben, aber der Tod eines Verbrechers übte auf die übrige Menschheit eine Art morbide Faszination aus.

Sie wollten sich selbst davon überzeugen, dass dem Übeltäter seine gerechte Strafe zukam. Gerecht, in ihren Augen. Tashigi selbst hielt nicht viel von Hinrichtungen, auch wenn sie nachvollziehen konnte, warum sie immer noch geduldet wurden. Im Normalfall waren sie brutalen, rücksichtlosen Kriminellen vorbehalten – aber es fiel ihr immer noch schwer, diese Beschreibung mit dem Mann in Einklang zu bringen, der ruhig vor ihr her schritt, mit geradem Rücken und gestrafften Schultern, während ihm der Wind durch die Haare strich und er den letzten Gang antrat.
 

Der Marineleutnant atmete tief durch und versuchte, ihre eigenen Gefühle bezüglich dieses Ereignisses zu verdrängen. Immerhin hatte sie hier einen Job zu erledigen, auch, wenn es ihr nicht in den Kram passte. Und mit etwas Glück – oh, bitte! – würde der Plan der Weltregierung durch eine handvoll jugendlicher Rebellen vereitelt werden.

Ihr Blick war starr geradeaus gerichtet, eine Hand lag sachte an den Seesteinhandschellen, mit denen die Hände des Piraten auf dem Rücken gefesselt waren. Ihre Glieder klirrten bei jedem Schritt, den sie dem Marktplatz näher kamen. Vor und hinter ihnen marschierte ein ganzes Bataillon von Soldaten, ihre Waffen im Anschlag, vorbereitet auf jede Art von Störung.

Naja, auf fast jede Art. Sie bezweifelte stark, dass man sich auf einen Angriff der Strohhüte vorbereiten konnte, dafür waren sie viel zu unberechenbar.
 

Sie ließ ihren Blick über die Schaulustigen gleiten, entlang an den Häuserreihen, die den Marktplatz säumten, auf der Suche nach irgendetwas, dass ihr Aufschluss darüber geben könnte, ob sie am Ende dieses Tages seltsam zufrieden oder todunglücklich sein würde. Der sommergesprosste, freche Gefangene neben ihr war ihr in den letzten Tagen irgendwie ans Herz gewachsen und sie würde es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, wenn er heute sein Leben lassen müsste. Aber in letzter Zeit spielte ihr Gewissen ohnehin verrückt – warum sonst drehte sich beinahe jeder Gedanke, den sie in den letzten Wochen gefasst hatte, um diesen grünhaarigen Schwertkämpfer? Warum sonst sollte sie eine Gänsehaut bekommen, wenn sie daran dachte, wie er sie in der Besenkammer angesehen hatte? Oder wie gut es sich angefühlt hatte, als ihre Hand in seiner lag?

Jetzt war es kaum vorstellbar, dass diese Erfahrung erst eine knappe Stunde her sein sollte. Sie meinte, immer noch seine warme Hand, rau und zugleich seltsam weich, an ihren Fingern zu spüren.
 

Tashigi wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Puma D. Ace sie mit dem Ellbogen sachte in die Seite stieß und sie damit in die gnadenlose Realität zurückriss.

Irritiert blinzelte sie und wischte sich verlegen eine Haarsträhne aus der Stirn, als wäre sie bei etwas Verbotenen ertappt worden. Aber ihre Stimme war fest, als sie sich an ihn wandte, obwohl er dieses gewisse, spöttische Lächeln auf den Lippen trug. „Puma D. Ace?“

Der Schwarzhaarige grinste kurz, ließ seinen Blick dann ebenfalls über die Menschenmenge gleiten, über die Soldaten vor ihm, und zum ersten Mal meinte sie so etwas wie Sorge über sein Gesicht flackern zu sehen. Er beugte sich leicht zu ihr, damit niemand außer ihr seine Frage hören konnte. „Ist mein hirnverbrannter, kleiner Bruder da?“

Einen langen Moment lang war sie überrumpelt. Konnte er etwa Gedanken lesen? Oder hatte er so etwas wie einen sechsten Sinn, einen Instinkt, der ihm sagte, dass es vielleicht noch Hoffnung für ihn gab? Dann riss sie sich zusammen, blickte verstohlen über ihre Schulter und vergewisserte sich, dass niemand mithörte, bevor sie knapp nickte.
 

Ace seufzte kurz, pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte dann mit einem leichten Grinsen den Kopf. „Dieser Idiot.“ Es hörte sich fast liebevoll an.

Sie lächelte leicht, zog es jedoch vor, nicht weiter darüber zu reden. Sollte jemand ihr kurzes und vielleicht letztes Gespräch mit angehört haben, dann konnte sie ihren Job an den Nagel hängen. Und, was noch viel schlimmer war, Ace würde unter Garantie seinen Tod finden – denn sobald die Strohhüte entdeckt waren, war das Spiel vorbei.

Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie gegen diese schiere Überzahl von Soldaten ankommen konnten.
 

Ihre Kollegen, die voran gingen, sorgten für eine schmale Gasse, die zum Schafott führte. Es waren noch etwas mehr als hundert Meter, bis sie mit dem Aufstieg beginnen mussten, aber in dem Tempo, indem sie voran schlichen, würde es sicherlich noch einige Minuten dauern, bis sie das historische Holzgerüst erreicht hatten, auf dem schon so viele Menschen vor Ace den Tod gefunden hatten. Mehr oder weniger gefasst.
 

Als ein junger Mann sich in die erste Reihe kämpfte und dem Piraten geradewegs mit zorniger Miene ins Gesicht spuckte, nahm Ace es gleichmütig hin und wischte sich die Flüssigkeit notdürftig mit der Schulter von der Wange.

Und in dem Moment explodierte irgendetwas mit einem tosenden Krachen, die massive Wand eines Lebensmittelgeschäftes riss auseinander und legte eine Wolke von Schutt über die Menge, während Gesteinsbrocken durch die Luft wirbelten. Es grenzte an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde.
 

Die Schaulustigen waren für zwei lange Sekunden wie erstarrt, sämtliche Augenpaare richteten sich kurz auf den Gefangenen neben ihr, und als sie feststellten, das unmöglich er Schuld daran sein konnte, stoben sie panisch auseinander und versuchten, die Flucht zu ergreifen.

Tashigis Herz klopfte wild und schmerzhaft gegen ihren Brustkorb. Sie und Ace wechselten einen kurzen Blick, und sie war sich ziemlich sicher, dass sich die Sorge in seinen Augen in ihren eigenen widerspiegelte. Es war schlicht und ergreifend zu früh. Sie würden es nicht schaffen.
 

Doch sie hatte keine Zeit, um lange darüber nachzudenken. Die Soldaten um sie herum hatten alle Mühe, nicht überrannt zu werden. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, dass das den Strohhüten zu Gute kommen würde, dann stürzten die Fragen ihrer Kameraden auf sie ein.
 

„Leutnant Tashigi! Was sollen wir tun?!“
 

Sie legte eine Hand an ihr Schwert, obwohl sie nicht die Absicht hatte, es zu benutzen. Im Gegensatz zu ihren Untergebenen hatte sie sehr wohl eine Ahnung, was plötzlich los war und was sie erwarten würde, aber sie hatte nicht vor, sie zu warnen und damit den Plan der Strohhüte zu durchkreuzen. Falls sie denn überhaupt einen Plan hatten.

„Wir gehen weiter“, beschloss sie daher mit fester Stille. Neben ihr schmunzelte Puma D. Ace amüsiert und sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, aber seine Augen funkelten immer noch interessiert.

Sie konnte es ihm nicht verübeln.
 

= = =
 

„Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße…“, murmelte Lysop in einem Anflug von Panik monoton vor sich hin, während er sich mit einem waghalsigen Sprung in Namis Orangengarten rettete und hinter den dichten Büschen Stellung bezog. Es half ein wenig, seine Gedanken laut auszusprechen, aber leider verhinderte es nicht, dass die Kugeln der Marine durch das Gebüsch zischten und einige Blätter abrissen, die dann absurd langsam durch die Luft zu Boden segelten. Nami würde es ihm hoffentlich verzeihen – oder in Rechnung stellen, das kam ganz auf ihre Laune an, aber es rettete ihm das Leben und alles andere war ihm ziemlich egal.

Sein Atem ging hektisch, während er mit zittrigen Fingern in seiner Umhängetasche herumwühlte und gleichzeitig Ausschau nach Chopper hielt. Schließlich entdeckte er den kleinen Elch oben im Krähennest. Sein Geweih lugte hervor und verriet seine Position.

Bei Gelegenheit musste er wirklich noch mal ein dringendes Wort mit dem Schiffsarzt wechseln. Mal ehrlich, seine Versteckkünste waren alles andere als beneidenswert.
 

Er hatte keine Ahnung, wie es soweit hatte kommen können.

In der einen Sekunde hatten sie noch auf den Planken gesessen und sich die Wartezeit mit einem kleinen Kartenspiel vertrieben und im nächsten Moment standen sie unter Beschuss und mussten um ihr Leben rennen. Leichter gesagt als getan auf seiner kleinen Karavelle, großartig Platz zum Verstecken gab es nicht, aber irgendwie hatten sie es dennoch geschafft.
 

Auf dem Deck lagen noch die Überreste ihres Zeitvertreibs. Irgendwo in der Nähe der Treppe, die zur Kombüse hinaufführte, lagen das Kartendeck verstreut, dicht daneben eine umgestürzte Wasserflasche, deren Pfütze sich langsam aber sicher ausbreitete. Und an den Uferseiten der Bucht eine unfassbare Menge an Soldaten, die nur darauf warteten, sie zu töten.

Vorausgesetzt, sie hatten ihnen nichts entgegen zu setzen.
 

Er hasste es wie die Pest, beschossen zu werden. Eigentlich hasste er es generell, in Kämpfe verwickelt zu werden – nicht gerade die optimale Eigenschaft für einen Piraten und aufstrebenden Krieger der Meere. Alles andere als gut für jemanden, der sich fest vorgenommen hatte, die Insel der Riesen, Elban, zu bereisen und wilde Abenteuer zu erleben, aber was sollte man machen? Er war nun mal ein Angsthase, das wusste er selbst gut genug, aber irgendwie waren sie immer zu Recht gekommen. Und wenn er seine Ziele verwirklichen und seiner Mannschaft helfen wollte, würde ihm gar nichts anderes übrig bleiben, als sich zusammen zu reißen und gemeinsam mit Chopper in den Kampf zu treten.
 

Aber musste es denn ausgerechnet jetzt sein?!
 

Gedanklich verfluchte er sich dafür, die Schiffswache übernommen zu haben. Zwar hatte er damit gerechnet, irgendwie jedenfalls, dass es so weit kommen könnte, aber schließlich in dieser Situation zu landen und dementsprechend zu handeln war etwas ganz anderes. In seiner Fantasie war er den Marinesoldaten immer irgendwie überlegen gewesen.

Und jetzt schlugen hunderte von Kugeln in die Planken ein oder zischten durch die Luft und er hatte bloß sein Kabuto. Und Chopper war bloß ein Elch. Keiner von ihnen war immun gegen Kugel, so wie Ruffy. Oder hatte scheinbar unerschöpfliche Blutreserven, wie Zorro.

Sie konnten nicht das Wetter ändern oder ein ganzes Bataillon mit einem einzigen Handgriff erledigen. Wenn man es genau betrachtete, dann waren sie die beiden schwächsten Crewmitglieder.
 

Seine Nerven flatterten nervös. Er versuchte, seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, aber selbst die Erinnerung an ihren gemeinsamen Kampf gegen Mr. 4 waren nicht wirklich aufmunternd. Zwar hatten sie gewonnen, aber danach hatte er mehr Knochenbrüche zu verbuchen gehabt, als er zählen konnte. Die Schmerzen waren furchtbar gewesen. Er wollte es nicht noch einmal durchstehen.
 

Er dachte an seine Mannschaft, seine Freunde, seine Familie, die in diesem Moment in der Stadt war und selbstlos ihr Leben aufs Spiel setzte, um Ruffys Bruder aus den Fängen der Marine zu befreien. Sie zählten auf ihn. Er würde sie nicht im Stich lassen. Das wusste er spätestens, als sich seine Finger um einen Sonnenblumenstern schlossen.

Hastig zerrte er das Kabuto von der Halterung auf seinem Rücken kniete sich hin. Vorsichtig spähte er über den Rand der Büsche und zuckte zusammen, als eine Kugel haarscharf an seiner Stirn vorbei surrte. Mit Gewalt hielt er sich davon ab, wieder in Deckung zu gehen, zielte und feuerte das Projektil ab.

Auf seinem Weg teilte es sich in fünf Pulverkugeln, die insgesamt vier Soldaten zu Boden rissen und einen wenigstens streiften.
 

„Chopper?!“, rief er über seine Schulter hinauf zum Krähennest, während er in seiner Tasche weiter herumwühlte und nach den passenden Geschossen suchte. Nach wenigen Sekunden hielt er gleich mehrere in seiner freien Hand und spannte das Band der großen Schleuder erneut.

Sechs weitere Soldaten fielen mit einem Aufschrei, als ein Sechserreihe Grubenotter Stern sie traf und außer Gefecht setzte. Zehn weniger, und bisher war noch niemand von ihnen verletzt. Vielleicht konnten sie es doch schaffen.

Jedenfalls fasste er neuen Mut.
 

Der Schiffsarzt machte sich nicht die Mühe, seine Deckung aufzugeben, um zu sehen, was unten vor sich ging. Er konnte es sich denken. Immerhin kannte er Lysops Attacken in- und auswendig, er sollte sich lieber darum kümmern, ebenfalls einen Beitrag zu ihrem Sieg zu liefern.

Tief durchatmend angelte er einen Rumble Ball aus seinem Rucksack, schob sich die kleine, glänzende Kugel zwischen die Zähne und kaute, bis er ein lautes Knacken hörte. Bereits nach wenigen Sekunden spürte er, dass es soweit war: jetzt konnte es richtig losgehen.
 

Behutsam rappelte er sich auf die Beine, murmelte: „Double Jump Power“, mehr zu sich selbst als zu irgendwem anderes und als er die Form wechselte und seine Beine lang und muskulös wurden, spürte er auch die Kraft, die ihn durchströmte.

Mit einem Satz war er an Land, der Boden bebte, als er aufsetzte und sich mit den Vorderhufen abstützte, aber noch bevor die Soldaten, in derer Mitte er gelandet war, in der Lage waren zu begreifen, was passiert war, hatte seine Menschform wieder angenommen. Die langen, sehnigen Beine verschwanden, dafür schwollen seine Oberarme zu monströser Größe an, voll gepackt mit Muskeln. Ein Heavy Gong reichte, um den Soldaten, der ihm am nächsten war, ins Reich der Träume zu versetzen. Seine Nase brach splitternd unter der hohen Durchschlagskraft.
 

Für einen langen Moment hielt das Bataillon überrascht in seinen Angriffen inne und starrten Chopper an, als wäre er Frankensteins Monster. Und zwar das leibhaftige.

Die beiden Piraten nutzten diese Gelegenheit, um zurückzuschlagen und sowohl das Schiff als auch sich selbst zu verteidigen. Die Flying Lamb war nicht nur ihre einzige Chance, halbwegs unbeschadet aus diesem Schlamassel zu entkommen, es war auch ihr zu Hause. Und das würden sie mit ihrem Leben verteidigen. Und wenn es das letzte war, was sie taten.
 

= = =
 

Seine Klingen zeigten in Richtung des Himmels.

Hinter ihm war eine Mauer, vor ihm waren seine Gegner, irgendwo rechts von ihm vermutete er Nami. Es bereitete ihm Schmerzen, die Schwerter zu halten. Sein rechtes Handgelenk war im Laufe der letzten halben Stunde auf seine doppelte Größe angeschwollen und ein markerschütterndes Pochen zog sich bis zu seinem Ellbogen hoch. Er überlegte nicht zum ersten Mal, ob er zurück in den Zwei Schwerter Stil wechseln sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Momentan konnte er es sich nicht leisten, eine seiner Waffen abzulegen, und wenn er dafür die Zähne gewaltig zusammenbeißen musste.
 

Zorro schnaubte gereizt, riss die Klingen seiner zwei Katanas herunter, an seinem Körper vorbei. Der kreisförmige Schnitt erzeugte einen derart starken Wirbel, dass die erste Reihe von Soldaten, die gerade die Läufe ihrer Waffen auf ihn gerichtet hatten, von den Füßen gerissen und in alle Richtungen geschleudert wurden. Praktischerweise rissen sie dabei ihre Kameraden hinter sich mit um. Kurz erhaschte er einen Blick auf die orangehaarige Navigatorin, die auf dem Boden kniete, jeweils einen Stab ihres Klimataktstocks in der Hand, den anderen auf den Kopf. In feinen Strahlen tröpfelte Wasser zunächst in die Luft, dann auf den Boden.

Eine Vene auf seiner Stirn pochte nervös. Er trat ein paar Schritte nach vorne, und die Soldaten, die ihm nicht freiwillig aus dem Weg gingen, stieß er mit der Rückseite der Klingen hart bei Seite. Dann hatte er Nami voll im Blick.
 

Sie kniete immer noch und wässerte den Boden.
 

„Kannst du mir mal verraten, was zum Teufel du da machst?!!“, fauchte er in ihre Richtung und kreuzte zwei seiner Katana, um einige Kugeln abzuwehren. Kurz musterte er die drei Übeltäter, die hinter eine Ecke kauerten und zielten, abschätzend, beschloss aber, sich später um sie zu kümmern. „Wir haben keine Zeit, um Blumen zu gießen!!“, informierte er die Navigatorin und schaltete gezielt die fünf Uniformierten, die versuchten, sich von hinten an die junge Frau heranzuschleichen.
 

Nami selbst beschränkte sich darauf, ärgerlich die Stirn zu runzeln und dem Grünhaarigen einen genervten Blick zuzuwerfen. „Halt die Klappe und mach dich nützlich!“, kommandierte sie schroff, dann riss sie die Stäbe wieder an sich und erzeugte jeweils einen Heat und einen Cool Ball. Als sie sich vor ihr zusammenschlossen, bildete sich aus ihnen eine große Wolke.

Zorros herablassende Ignoranz schob sie für den Moment bei Seite. Im Gegensatz zu ihm wusste sie wenigstens, was sie tat. Und sie wusste auch, wie lächerlich es aussah, wenn sie den Rain Tempo Sprinkler vorführte, aber ohne Luftfeuchtigkeit keine Wolken und ohne Wolken…
 

Sie grinste zufrieden, als sie den Thunder Ball in die Wolke vor sich schleuderte. Einen kurzen Moment lang knisterte die Luft, als würde sie sich elektrisch aufladen und die Soldaten, die von dem Grünhaarigen in Schach gehalten worden waren und die ihr mehr belustigt als besorgt bei ihren Vorbereitungen zugesehen hatten, starrten nun ungläubig auf die dunkle Gewitterwolke, die sich vor ihnen aufbaute.

Im nächsten Moment gab es einen lauten Knall und der Schatten, den die gewaltige Wolke erzeugt hatte, wurde sekundenlang von einem strahlend hellen Blitz erleuchtet. Nami kniff die Augen zusammen und hob zum Schutz eine Hand vor die Augen. Als sie gegen das Blitzlicht blinzelte, erkannte sie, dass ihre Attacke einige Soldaten in den Mittagsschlaf geschickt hatte.

Zumindest lagen sie auf dem Boden, alle viere von sich, und rührten sich nicht mehr. Dafür verströmten sie den Geruch nach verbranntem Fleisch, den sie so sehr hasste. Wenigstens hatte sie niemanden umgebracht, sondern sich lediglich zur Wehr gesetzt. Das konnte man ihr ja wohl kaum zum Vorwurf machen.
 

Sie schob dieses moralische Dilemma entschieden bei Seite und sah sich nach ihrem Kameraden um, der galant den herumliegenden Körpern der Soldaten auswich und sich die letzten Gegner vorknöpfte, die von der Schlacht noch übrig waren. Mit wenigen kontrollierten Hieben setzte er sie außer Gefecht.

Die Navigatorin atmete erleichtert durch, während sie den Klimataktstock wieder auseinander baute und sicher an ihrem Körper verstaute. Zorro hatte ebenfalls bereits zwei Klingen wieder eingesteckt, das Yubashili behielt er jedoch fest in der Linken, als er seinen Blick noch einmal prüfend durch die Gasse gleiten ließ, um sich selbst davon zu überzeugen, dass hier keine weitere Gefahr mehr bestand. Erst dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf Nami, die keuchend die Hände in die Hüften stemmte und tief Atem schöpfte.
 

„Alles okay?“, rief er mit diesem gewissen, besorgtem Unterton zu ihr herüber und bemerkte kaum, dass er ein paar Schritte auf sie zuging. Die Navigatorin wischte sich mit einer energischen Bewegung eine Haarsträhne aus der Stirn und winkte dann ab, als wolle sie eine lästige Fliege verscheuchen. „Ja...ja, alles bestens“, stellte sie dann fest. Wenn man von ein paar Schrammen und blauen Flecken absah, stimmte das sogar. Sie bezweifelte, dass es auch so gewesen wäre, wenn Zorro nicht unmittelbar an ihrer Seite gekämpft hätte, hatte aber keine Zeit, sich weitere Gedanken darüber zu machen.

Sie schmunzelte leicht, als der Schwertkämpfer sich ihr trotzdem näherte und von oben bis unten in Augenschein nahm. Er wirkte auf eine grimmige Art und Weise zufrieden, als er keine schwerwiegenden Verletzungen feststellen konnte.
 

Als er in Reichweite war, boxte die Navigatorin ihm freundschaftlich auf den Oberarm und blickte herausfordernd zu ihm auf. „Bist du dann endlich fertig?“, hakte sie provokant nach und bekam nur ein zustimmendes Grunzen zur Antwort. Typisch Männer.

Stirnrunzelnd bemerkte sie die Schwellung an seinem Handgelenk und musste sich mühsam davon abhalten, das Gesicht zu verziehen. Stattdessen streckte sie betont gleichgültig die Hand nach seiner aus. „Zeig her.“

„Es ist nichts“, wehrte der Grünhaarige mit einem schiefen Grinsen ab und versteckte seine rechte Hand hinter seinem Rücken, indem er so tat, als würde er sein Haramaki zu Recht rücken. Nami verdrehte die Augen, verfluchte gedanklich die Existenz von männlichen Egos und ließ ihre Hand fordernd ausgestreckt in der Luft hängen. „Zeig mir deine Hand oder ich erhöhe deine Schulden um-“
 

Sie musste es nicht einmal aussprechen. Zorro schnaubte bloß gereizt und streckte ihr schließlich widerwillig die Hand entgegen, die sie sofort in Augenschein nahm. Man musste kein Arzt sein, um zu sehen, dass der Bruch seit dem letzten Kampf noch nicht voll hatte ausheilen können, und es war offensichtlich, dass der jetzige Kampf die Verwundung nicht gerade besser gemacht hatte. Es sah schmerzhaft aus, aber falls er Schmerzen hatte, konnte er sie ziemlich gut verbergen. Aber das war ja nichts Neues.
 

„Was machst du da…?!“, verlangte der Grünhaarige skeptisch zu wissen, als Nami damit begann, den Knoten seines Bandanas zu lösen und ihm dabei ungewohnt nah auf den Leib rückte. Er hatte das dringende Bedürfnis, einige Schritte vor ihr zurückzuweichen.

Nicht bloß, weil ihm das irgendwie doch zu nah war, sondern auch, weil sie für Doktorspielchen im Moment einfach keine Zeit hatten. Das konnte Chopper später machen, wenn sie alles erledigt hatten.
 

„Na, was wohl!“, maulte die Orangehaarige jedoch bloß knapp zurück und hielt den Schwertkämpfer mit überraschender Kraft an Ort und Stelle. Jedes Mal, wenn er vor ihr zurückweichen wollte, grub sie ihre langen Fingernägel in sein Fleisch, was ihn innehalten ließ.

Da sollte noch mal jemand sagen, Folter wäre eine veraltete Methode. Dass sie nicht lachte.

Nachdem sie das schwarze Kopftuch endlich von seinem Arm gelöst hatte, faltete sie es geschickt zusammen, ging in die Hocke und befeuchtete es in einer der Wasserpfützen, die sie zu verschulden hatte. „Halt still“, mahnte sie, als sie sich wieder auf die Beine rappelte und begann behutsam damit, sein Handgelenk zu fixieren.
 

Zorro beobachtete sie misstrauisch dabei und warf ab und an einen prüfenden Blick über die Schulter. Das hätte ihnen gerade noch gefehlt, wenn sie hinterrücks erstochen würden, bloß weil Nami sich dazu berufen fühlte, seine Wehwehchen zu versorgen.

In unregelmäßigen Abständen fuhr ein scharfer Schmerz durch seinen Unterarm, aber er musste sich auch eingestehen, dass das Tuch angenehm kühlte, und das vorher so hartnäckige Pochen verebbte leicht und wurde zu einem eher hintergründigen Schmerz, der leicht zu ignorieren war.
 

Während der kurzen Verschnaufpause dachte er über ihr Vorhaben nach.

Er fragte sich, ob sie die einzigen waren, die sich bereits einen Kampf liefern mussten oder ob die anderen auch entdeckt worden waren. Bei dem Glück, dass sie hatten, lieferte sich gerade jeder von ihnen einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod, auch wenn das eigentliche Problem weniger die Soldaten waren, sondern vielmehr Smoker.
 

Ace würde von der langen Gefangenschaft und den Seesteinketten- und Handschellen geschwächt sein; vermutlich konnten sie sich glücklich schätzen, wenn er ihnen nicht unterwegs zusammenklappte. Und aus ihrer Crew kam keiner gegen den legendären weißen Jäger an, so frustrierend das auch war.

Andererseits hatten sie, vermutlich, Tashigi auf ihrer Seite (bei dem Gedanken hämmerte sein Herz fester und schneller als nötig gegen seinen Brustkorb) und sie hatten dem alten Stinkstiefel und seiner Mannschaft beim letzten Zusammentreffen den Arsch gerettet. Wenn der Marinekapitän auch nur einen Funken Anstand in sich hatte, würde er sich auf irgendeine Art und Weise dafür revanchieren.

Wäre ja nicht das erste Mal.
 

Trotzdem, das Unterfangen „Ace retten“ war noch lange nicht gesichert, im Gegenteil. Es gab noch so viele Hürden, die sie zu meistern hatten, dass es leichtsinnig war, einfach hier stehen zu bleiben und sich um solche Lappalien wie ein gebrochenes Handgelenk zu kümmern. Er konnte auch mit zwei Schwertern sehr gut kämpfen, und er konnte auch sehr gut auf sich selbst aufpassen.
 

Diese Erkenntnis wollte er gerade Nami mitteilen, die vor Konzentration die Zunge zwischen die Lippen geschoben und die Stirn gerunzelt hatte, als die Navigatorin triumphierend lächelte und den Knoten überschwänglich fest zurrte. „Tadaaa!“, verkündete sie strahlend und zwinkerte ihm wohlwollend zu.
 

Mit der anderen Hand betastete der ehemalige Kopfgeldjäger kurz sein notdürftig bandagiertes Gelenk, dann grinste er schief. „Danke. Aber wir sollten jetzt wirklich-“

„…weiter?“, beendete die Orangehaarige seinen Satz und nickte leicht. „Sehe ich auch so“, fuhr sie fort, während sie sich bereits zum Gehen wandte und die Richtung einschlug, die Zorro unter Garantie nicht gewählt hätte: Richtung Marktplatz. Richtung Schafott.
 

Hüftwiegend schlenderte sie an ihrem Kameraden vorbei, griff nach seiner linken Hand und zerrte ihn hinter sich her, während Zorro sich noch ratlos umsah und versuchte, sich zu orientieren. „Trödel nicht so blöd rum sondern mach hinne, sonst stell ich dir die fürsorgliche Behandlung in Rechnung!“, sagte sie drohend über die Schulter gewandt.

Zorros jähe Dankbarkeit verpuffte ins Nichts. Ärgerlich schüttelte er Namis Hand von seiner ab und stapfte ihr eingeschnappt nach. Dafür, dass sie Stöckelschuhe trug, legte sie ein ordentliches Tempo vor.
 

Sie waren noch eine Straße vom Marktplatz entfernt, als sie das unverkennbare Geräusch einer einstürzenden Wand hörten. Unverkennbar deshalb, weil sie es schon viel zu oft gehört hatten auf ihrer langen Reise zum One Piece.

Die beiden wechselten einen kurzen Blick. In ihren Augen spiegelten sich gleichzeitig Sorge und Erkenntnis wieder. Sie brauchten nicht einmal die Schuttwolke zu sehen, die langsam aufstieg. Sie wussten, was passiert war.
 

Vor kaum mehr als einer Minute hatte Zorro sich noch gefragt, wie die anderen zu Recht kamen, ob sie entdeckt worden waren. Diese Frage hatte sich erübrigt, spätestens, als sie das entsetzte Aufschreien einer gewaltigen Menschenmasse hören konnten.
 

„Ruffy“, stellten sie vollkommen synchron und atemlos fest.

Und dann rannten sie los.
 

= = =
 

„Das war…“, setzte Sanji an und kratzte sich nachdenklich an seinem mickrigen Kinnbärtchen. Abschätzend warf er seinem Kapitän einen Blick zu, der sich wieder auf der Umzäunung des Balkons niederließ und mit den Füßen in der Luft baumelte.

Ruffy blickte aus den Augenwinkeln zu ihm herüber, drehte den Kopf leicht und ließ seinen Blick über die bewusstlosen Soldaten gleiten. „…langweilig!“, stellte er fest und grinste seinem Freund und Koch leicht zu.
 

Das Bataillon auszuschalten war keine wirkliche Herausforderung gewesen. Er selbst hatte sich mittels der Teufelskräfte um die Kräfte gekümmert, die Sanji potenziell gefährlich werden konnten – alle Soldaten mit Feuerwaffen – und der Smutje hatte diejenigen bei Seite geschafft, die ihm gefährlich werden konnten – alle Soldaten mit Schwertern oder anderen Waffen.
 

Sanji grinste kurz zurück, tastete sein Jackett nach seinem Zigarettenetui ab und schob sich nach kurzem Suchen schließlich eine zwischen die schmalen Lippen. Sekunden später schlängelte sich der bläuliche Rauch in die Luft. Seufzend ließ er sich neben Ruffy sinken und ließ seinen Blick über den überfüllten Marktplatz gleiten.

Von hier aus hatten sie den besten Überblick über das Schafott, wenn die Soldaten anrückten und Ace zum Schafott eskortierten, würden sie die ersten sein, die es mitkriegen.
 

Nachdenklich trommelte er mit den Fingern auf dem Geländer herum und wartete darauf, dass das Nikotin seinen Zweck erfüllte und ihn ein wenig ruhiger stimmte, ihn beruhigte. Aber die gewünschte Wirkung trat nicht ein und er konnte das dumpfe Gefühl, dass ihnen noch eine Menge Ärger bevorstand, einfach nicht abschütteln.

„Ruffy“, begann er schließlich und spielte gedankenverloren an einer Haarsträhne herum. „Hast du dir eigentlich überlegt, wie du das Problem mit Smoker angehen willst?“
 

Der Strohhut zuckte mit den Schultern. „Nein. Aber das schaff ich schon“, gab er unbefangen zurück und beobachtete ebenfalls den Marktplatz, der sich unter ihnen erstreckte. Dann grinste er wieder breit.

„Guck mal! Da vorne ist ein Stand mit Brathähnchen!“, rief er begeistert aus und deutete in die ungefähre Richtung. „Meinst du, wenn wir Ace haben, könnten wir kurz…?“

„Nein“, gab der Blonde brüsk zurück. Einen langen Moment lang war er versucht, fassungslos den Kopf zu schütteln. Oder seinem Vorgesetzten einen Tritt in die Nieren zu versetzen. Dann lächelte er bloß nachsichtig und zuckte mit den Schultern. „Wenn wir wieder auf der Lamb sind, koche ich dir, was du willst“, versprach er, wohlwissend, dass er es später bitter bereuen würde.
 

Die Augen des Schwarzhaarigen funkelten freudig auf. „Echt?“, hakte er nach und ein breites Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Auch Fleischbällchen?“

Sanji lachte gepresst auf. „Ja, auch Fleischbällchen.“

„Cooooooool!“
 

Der Koch beließ es dabei und zog weiter an seiner Zigarette,

Manchmal wünschte er sich wirklich, er würde sich genauso wenig Sorgen machen wie sein Kapitän, der anscheinend keinerlei Bedenken hatte, das irgendetwas schief laufen könnte. Im Gegenteil, er schien sich seiner Sache ziemlich sicher.
 

Sanji klopfte die Asche vorsichtig ab und sah dabei zu, wie sie langsam die Stockwerke herunterrieselte. „Meinst du, den anderen geht’s gut?“, fragte er schließlich leise und versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen. Um Zorro machte er sich keine Sorgen, der Kerl war unkaputtbar. Und er war sich auch ziemlich sicher, dass Robin wusste, wie sie sich ihre Gegner vom Hals halten konnte, denn ansonsten hätte sie wohl kaum so lange überlebt.

Aber er hatte die Befürchtung, dass Nami, Lysop oder Chopper angesichts so vieler Gegner vielleicht überfordert sein könnten.
 

Ruffy wischte seine Bedenken jedoch mit einem kurzen Lächeln bei Seite. „Klar doch. Die kommen schon klar“, gab der Strohhut zurück, und es klang weniger wie eine Vermutung als wie eine Feststellung. Als würde er es wissen. Vielleicht wusste er es sogar, manchmal hatte der Schwarzhaarige einen sechsten Sinn für so etwas, gerade, wenn es um seine Crew ging.
 

Der Smutje fühlte sich jedenfalls direkt besser. Er schnippte den Zigarettenstummel über das Geländer und warf einen kurzen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob sich irgendeiner der Soldaten wieder rühren konnte.
 

Sein Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus.
 

Die Soldaten waren zwar immer noch außer Gefecht gesetzt, aber mitten auf der Terrasse bildete sich dichter, beißender Rauch.

Ruffy folgte seinem Blick. Neugierig musterte er den Rauch. Sanji war sich nicht sicher, ob er wirklich verstand, was der Rauch zu bedeuten hatte, und er wusste auch nicht, wie er das leichte Grinsen deuten sollte, dass seine Mundwinkel umspielte.
 

Er wusste bloß, dass der Rauch sich innerhalb von Sekunden wieder verflüchtigte und Smoker vor ihnen stand, zwei Zigarren nachsichtig im Mundwinkel hängend und mit einem selbstzufriedenen Lächeln im Gesicht. „Hab ich dich, Gummibärchen.“
 

= = =
 

Es gab drei Dinge, die Smoker auf den Tod nicht ausstehen konnte.
 

Erstens, wenn seine Untergebenen seine Befehle nicht schnell genug befolgten.

Das Zusammentrommeln der Bataillone hatte viel zu lange gedauert; vermutlich hätte die Strohhutbande schon viel eher ausfindig gemacht werden können, wenn diese Deppen nicht pausenlos nachdachten, sondern einfach taten, was er ihnen sagte. Er war schließlich nicht umsonst ihr Vorgesetzter, und es ging nicht nur darum, den Tod von Puma D. Ace sicherzustellen, sondern vor allem, die Sicherheit der Inselbewohner zu gewährleisten.

Eine herumstreunende Band von halbwüchsigen Piraten konnten sie da nicht gebrauchen.
 

Zweitens, wenn man ihm Informationen zu spät mitteilte.

Das stellte er fest, als sein Blick auf die verletzten und bewusstlosen Soldaten fiel, die auf der Terrasse des „Shadows Inn“ verstreut lagen und höchstens ein halblautes Murmeln oder Stöhnen von sich gaben. Es war dumm und töricht von ihnen gewesen, sich dem Strohhut alleine in den Weg zu stellen. Das hätte auch ganz leicht tödlich enden können.

Manchmal hatte er das Gefühl, dass er der Einzige war, der wirklich begriff, wie unberechenbar Monkey D. Ruffy sein konnte. Auch wenn er eigentlich bloß ein Teenager war, verfügte er über ungeheuere Kräfte und eine manische Energie.

Nicht einmal er selbst hatte es bisher geschafft, den schwarzhaarigen Gummijungen in die Knie zu zwingen, der scheinbar mehr Glück als Verstand hatte.
 

Und drittens, wenn Monkey D. Ruffy ihn mit diesen unheimlich bescheuerten Spitznamen anredete.
 

„Hey, Qualmsocke!“, rief der Strohhut ihm grinsend zu und winkte fröhlich mit einer Hand.

Beinahe hätte Marinekapitän Smoker seine Zigarren vor Wut abgebissen. Stattdessen arbeitete sich ein bedrohliches Knurren aus seiner Kehle hervor und er hatte nicht übel Lust, diesem vorlauten Kautschukkasper den Hals umzudrehen. Nicht, dass das etwas gebracht hätte, nur so zur Beruhigung.
 

Abschätzend musterte er die beiden Jugendlichen, die noch immer an dem Geländer lehnten. Der Blondschopf schien sich von seinem ersten Schreck erholt zu haben. Er hatte ihm den Rücken zugekehrt und behielt den Marktplatz im Blick. Er schien seinem Kapitän voll und ganz zu vertrauen, dass er dem Marinekapitän so wenig Aufmerksamkeit schenkte.
 

Aber Blondi war ihm egal. Auf den war kein Kopfgeld ausgesetzt und er bezweifelte, dass ihm dieser hagere, junge Mann eine Bedrohung sein könnte. Er wollte den Kopf der Strohhutbande Ding festmachen, und jetzt bot sich ihm wieder einmal eine Gelegenheit dazu.

Er hatte nicht vor, diese Chance erneut in den Sand zu setzen.

Schweigend musterte er den Schwarzhaarigen, der immer noch breit grinste. In seinen Augen glänzte der Kampfgeist, die Herausforderung. Er war hier, um seinen Bruder vor dem sicheren Tod zu retten und vermutlich würde er sich durch nichts in der Welt freiwillig davon abhalten lassen. Das war Smoker nur Recht.

So würde es wenigstens nicht langweilig werden.
 

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du die Feuerfaust lebendig von der Insel runter bekommst? Geschweige denn deine Mannschaft?“, rief er ihm beinahe amüsiert zu.

Ruffy schob sich die Krempe seines Hutes aus der Stirn. „Da bin ich mir sogar ziemlich sicher“, gab er schulterzuckend zurück und legte den Kopf leicht schief.
 

Der Blonde zupfte seinen Kapitän am roten Hemd und deutete mit der anderen Hand auf den Marktplatz, während er selbst sich kerzengerade aufrichtete. „Da ist Ace“, stellte er fest und zeigte auf dem schmalen Durchgang, der von den Menschen für die Armada von Soldaten gebildet wurde.

Mittig von ihnen war Ace, flankiert von diesem Marineleutnant Tashigi, die Zorro immer wieder zur Weißglut trieb. Ruffy wandte seine Aufmerksamkeit von Smoker ab und suchte die Menge nach seinem älteren Bruder ab. Dabei kehrte er dem weißen Jäger den Rücken zu.

Wie töricht.
 

= = =
 

Wie gebannt starrte Ruffy auf seinen Bruder, der sich mit Seesteinhandschellen gefesselt und von hunderten Soldaten umgeben seinen Weg zum Schafott bahnte. Ein warmes Gefühl der Erleichterung breitete sich in ihm aus. Soweit er es erkennen konnte, fehlte dem Sommergesprossten nichts weiter. Jetzt mussten sie ihn nur noch befreien, die anderen einsammeln und so schnell wie möglich von hier verschwinden, dann wäre alles wieder beim Alten. Alles wäre wieder gut, da war er sich sicher.

Er konnte es sich nicht leisten, zu zweifeln. Denn wenn er nicht vollkommen überzeugt davon wäre, dass sie es schaffen konnten, dann hätte er seine Mannschaft umsonst in den Tod geführt. Er schluckte hart und lächelte leicht.
 

Er musste nur Smoker besiegen, mehr nicht.
 

In diesem Moment bemerkte er seinen Fehler, auch ohne dass Sanji etwas sagen musste. Aber sein Smutje war nicht ganz so gefesselt von Aces lebendigem Anblick, dass er alles um sich herum vergaß. Der Blonde sah aus den Augenwinkeln, wie Smoker sich zum Angriff fertig machte.

Einen kurzen Moment war Sanji ehrlich entrüstet, dass der weiße Jäger hinterrücks angreifen wollte, während Ruffy ihm den Rücken zudrehte, dann warf er einen kurzen Seitenblick zu seinem Kapitän, der noch immer wie gebannt Ace anstarrte. Er hatte keine Zeit mehr, seinen Freund zu warnen, dafür war der Schlag aus Rauch bereits zu nah, und in dem Moment, wo Ruffy über seine Schulter blickte, um nach Smoker zu sehen, stand Sanji bereits schützend vor ihm.
 

Einen Sekundenbruchteil später raubte ihm die Wucht des Schlags den Atem und riss ihn brutal von den Füßen. Mit der Hüfte stieß er gegen das Geländer und ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinem Rücken aus. Benommen hing er einen Moment in der Luft, fest im Griff des weißen Jägers, und versuchte angestrengt, nach Luft zu schnappen.

Nur am Rande hörte er Smokers halblauten Fluch, seine Wut, weil er den Falschen erwischt hatte. Als er blinzelte, sah er kurz Ruffys entsetzten Gesichtsausdruck. Dann schleuderte Smoker ihn mit aller Kraft von sich, um sich dringenderen Angelegenheiten zu widmen und er flog.
 

Verschwommen nahm er wahr, dass sich die Terrasse immer weiter von ihm entfernte, der Wind rauschte in seinen Ohren und zerzauste ihm die Haare, seine Kleidung flatterte und dann stieß er rücklings durch irgendein Hindernis und alles um ihn herum verschwand in einer undurchdringlichen Dunkelheit.
 

= = =
 

Es war schwer, den Überblick zu behalten.
 

Die Menschen gerieten in Panik. Es war kein Geheimnis mehr, dass Puma D. Ace der Bruder von Strohhut Ruffy war – und die gescheiterte Hinrichtung in Logue Town hatte damals Schlagzeilen gemacht, selbst auf der Grand Line. Jetzt schienen sich alle daran zu erinnern und sie rannten um ihr Leben.
 

Tashigi verfestigte den Griff um Aces Handschellen und hielt ihn dicht bei sich. Die Soldaten hatten sie eingekreist und versuchten weiterhin, sich ihren Weg in Richtung Schafott zu bahnen, sodass sie einfach mit ihnen gespült wurden.

Der Schuttnebel hatte sich noch nicht gelegt und tauchte den Marktplatz in ein düsteres Licht. Der Lärm war unerträglich. Sie hatte Mühe, nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern. Manchmal musste sie sich an Ace festklammern um das Gleichgewicht zu halten. Der Schwarzhaarige selbst versuchte angestrengt, durch den Staub zu sehen und zu erkennen, was zum Teufel da eigentlich vor sich ging. Ohne bemerkenswerten Erfolg, aber die Sorge um seinen kleinen Bruder stand ihm klar und deutlich ins Gesicht geschrieben.
 

Sie schluckte schwer, blickte ebenfalls kurz zu dem Schuttnebel, der sich langsam verflüchtigte, und kniff im nächsten Moment geblendet die Augen zusammen, als der Himmel grell aufleuchtete und alle Anwesenden Sekundenlang blind machte.

Dann war es wieder vorüber, genauso schnell, wie es gekommen war, aber sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, was dieses Licht zu bedeuten hatte, denn in diesem Moment erreichten sie das Schafott und begannen den Aufstieg.
 

Ihre Gedanken rotierten wild hin- und her.

Was war hier los? Diese Rettungsaktion hatte sie sich anders vorgestellt. Sie war sich nicht einmal sicher, ob das alles zum Plan der Strohhüte gehörte oder ob alles vollkommen aus dem Ruder lief. Alles, was sie wusste, war, das ihnen die Zeit davon lief.

Nein, nicht ihnen. Sondern Ace.
 

= = =
 

Vollkommen erledigt ließ sich Lysop an der Reling herunter gleiten und tastete abwesend nach einem Taschentuch, dass er sich auf die Platzwunde legte. Es überraschte ihn, wie schnell es durchweicht war und das sprudelnde Blut ihm wieder die Sicht nahm, dann krempelte sich ihm der Magen um und er blinzelte angestrengt und hielt nach Chopper Ausschau, der hier doch irgendwo sein musste.
 

In der nächsten Sekunde stand der kleine Elch bereits vor ihm, einen Huf an seine Stirn gelegt und betastete die oberflächliche Wunde. Lysop keuchte auf. War er etwa ohnmächtig geworden?!

„Halb so wild“, beruhigte Chopper ihn hastig und tastete nebenbei in seinem Rucksack nach einer blutstillenden Salbe. „Es ist nur ein Kratzer“, beschwichtigte er ruhig weiter, trug die Salbe auf und presste ein frisches Tuch auf die Stirn des Schützen.
 

„Haben wir’s geschafft?“, fragte Lysop benommen, versuchte jedoch gar nicht erst, sich aufzusetzen und umzusehen. Falls nicht, würde er es noch früh genug merken. Aber die Blaunase grinste ihn nur kurz an und nickte. Bei der Gelegenheit bemerkte Lysop, dass der Arzt selbst einige kleinere Verletzungen trug.

„Dein Himmeldrachen-Stern hat ihnen den Rest gegeben“, informierte der Elch ihn schließlich ehrfürchtig und nach kurzem Überlegen fügte er noch an: „Das war ja soooo cooooool!“

Lysop grinste schwach. „Ja, das war es.“
 

= = =
 

Nami taumelte gegen Zorros Rücken, als das grelle Licht sie blendete. Der Grünhaarige schaffte es geradeso, sie am Handgelenk zu fassen und hinter sich herzuziehen, auch wenn die Navigatorin ein paar Schritte strauchelte und Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Dann bogen sie um die letzte Ecke und erreichten den Marktplatz und das Licht verschwand wieder.
 

Zorro blinzelte, blieb aber nicht stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Hier war die Hölle los. Tausende von Menschen rannten quer Beet durcheinander, ohne auf den anderen zu achten. Weiter hinten erkannte er ein zerstörtes Haus, einige Steinbrocken und den Nebel, den sie schon von weitem gesehen hatten.

Zweihundert Meter vor ihnen ragte das Schafott empor, die Marine begann bereits mit dem Aufstieg.
 

Die Zeit lief ihnen davon.
 

„Was…was war das?!“, keuchte Nami und warf einen Blick in den Himmel, als würde er ihr eine Antwort liefern. Sie hatte Seitenstechen und der Atem brannte in ihrer Kehle. Sie hatte keine Ahnung, was gerade um sie herum passierte, aber der Grünhaarige zerrte sie energisch hinter sich her und auch wenn sie Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten, beklagte sie sich nicht und konzentrierte sich darauf, den Menschenmassen, die ihnen entgegenströmten, auszuweichen.

„Keine Ahnung!“, brüllte Zorro über die Schulter zurück und deutete mit der freien Hand auf das zerstörte Gebäude. „Lauf rüber und sieh nach, ob das einer von uns war! Ich kümmer mich um Ace!“, beschloss er dann, wartete, bis er sie aus den Augenwinkeln nicken sah und ließ dann ihr Handgelenk los.
 

Nami bog nach links ab, um einer Traube Menschen auszuweichen, und jagte auf den Trümmerhaufen zu. Der Schwertkämpfer sah ihr nicht nach, sondern beschleunigte sein Tempo, auch wenn er nicht gedacht hätte, dass das noch möglich war. Mit jedem Schritt kam das Schafott näher.

Die Marine hatte die obere Plattform erreicht. Sie würden nicht mehr lange warten.
 

Eine Welle der Verzweiflung flutete durch seinen Körper. Sie war ihm merkwürdig vertraut. Es dauerte jedoch ein paar Sekunden, bis ihm dämmerte, dass er nicht zum ersten Mal in dieser Situation war. Nur dass er diesmal nicht zu spät zu Ruffys Hinrichtung kommen würde, sondern zu Aces.
 

Er rannte und drängte sich an den Menschen vorbei, die ihm im Weg standen, wohl wissend, dass es unmöglich war, noch rechtzeitig nach oben zu kommen und das Fiasko zu verhindern, dass das Leben, dass sie bisher geführt hatten, vollkommen zerstören würde.

Er war sich seines Herzschlags seltsam bewusst, die Umgebung um ihn herum verschwamm durch die Geschwindigkeit, mit der er vorwärts kam.
 

Nur noch zwanzig Meter, komm schon!, trieb er sich selbst in Gedanken an und legte eine Hand an seine Schwerter. Irgendwo löste sich ein Schuss, jemand stieß ihm brutal gegen die Schulter, er verlor das Gleichgewicht, prallte mit dem Gesicht voran auf den Boden und schlitterte einige Meter haltlos über den Naturstein, bevor er reglos liegen blieb.
 

= = =
 

Ruffy spürte, wie seine Zuversicht schwand.

In den letzten drei Minuten war so unglaublich viel passiert, dass er kaum noch mitkam. Erst hatte Sanji ihn vor Smokers Angriff gerettet und war unter dem Lebensmittelgeschäft begraben worden. Er hatte seinen Smutje noch nicht gesehen und er riskierte es auch nicht, ihm zur Hilfe zu eilen.

Smoker würde ihm folgen.
 

Aber während der weiße Jäger und er selbst in ein bizarres Räuber und Gendarm Spiel über die Dächer rings um den Marktplatz verwickelt waren, hatte der Himmel plötzlich geleuchtet. Er hatte gesehen, wie Zorro und Nami angekommen waren, Seite an Seite, bevor sie sich trennten.

Nach einigen Sekunden war Nami ebenfalls in den Trümmern des Lebensmittelgeschäftes verschwunden und er war sich sicher, dass sie sich um Sanji kümmern würde, falls ihm etwas passiert war. Er versuchte, Zorro im Auge zu behalten, der wie ein Wahnsinniger auf das Schafott zu rannte und allen Hindernissen scheinbar spielend auswich.
 

Er war kurz abgelenkt, als Smokers rauchige Pranken wieder nach ihm griffen und er startete ein riskantes Ausweichmanöver. Als er sich wieder auf eines der Dächer zurückzog, hörte er den Schuss klar und deutlich, selbst über das Tosen der Menge hinweg, und drehte ruckartig den Kopf herum.

Seine Schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt, als er seinen grünhaarigen Freund fallen sah, wie in Zeitlupe. So, wie er Sanji hatte fallen sehen, bevor er durch das Gebäude gekracht war. Zorro stand nicht wieder auf. Der rote Fleck, der sich auf dem weißen Shirt ausbreitete und selbst aus der Entfernung gut erkennbar war, wirkte irgendwie makaber. Und furchtbar endgültig.
 

Wie erstarrt hielt er inne und wandte mühsam den Blick zum Schafott, wo sie Ace in die Knie zwangen. Ruffy schluckte. Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt.
 

Hinter ihm baute sich Smoker auf. Er grinste selbstzufrieden.

„Was hast du jetzt vor, hm? Monkey D. Ruffy?“
 

To be continued...

Caught up in between

Dieses Mal nicht krank, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne :D
 

Nach fast zwei Jahren gibt es also endlich ein neues Kapitel.

Zwischenzeitlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, mich jemals wieder aus der beschissenen Situation heraus zu schreiben, in die Zorro mich da gebracht hat. Da lässt man die Charaktere ein Mal aus den Augen und dann bringen sie einen direkt in die Predouille. Typisch.
 

Aber wie sagt man so schön? Besser spät als nie. Und deshalb: viel Spaß beim Lesen!
 

Chapter 13: Caught up in between
 

Tashigis Herz hämmerte wie wild gegen ihren Brustkorb, während sie ihren hektischen Blick suchend über das gesamte Gelände rund um das Schafott gleiten ließ.

Obwohl sie durch ihren Standpunkt hoch über dem Marktplatz wohl einen der besseren Aussichtspunkte hatte, war es schwer, den Überblick zu behalten. In dem ganzen Durcheinander, das plötzlich ausgebrochen war, hatte sie kaum einen klaren Kopf behalten können. Trotzdem war es ihr wohl irgendwie gelungen, Befehle zu erteilen, denn immerhin standen sie hier oben, nicht wahr? Auch wenn sie sich an den Aufstieg selbst nicht mehr erinnern konnte, geschweige denn, es befohlen zu haben.

Aber während sie hier oben stand, tobte um sie herum das absolute Chaos. Auf der schmalen Plattform des Schafotts tummelten sich sechs weitere Soldaten, inklusive ihr und dem Verdammten Puma D. Ace, der gerade von zwei der Männer hart in die Knie gezwungen wurde. Der Rest der beiden Bataillone kümmerte sich hauptsächlich um zwei Aufgaben.

Die Menschen zu evakuieren und sie aus der Schussbahn zu schaffen war ihre Priorität. Diejenigen, die übrig blieben, verteilten sich auf dem Gelände, um sich um die Strohhutbande zu kümmern, die dieses Chaos zu verantworten hatte. Auch wenn sie selbst vielleicht ein kleines bisschen dazu beigetragen hatte.
 

Gelegentlich erhaschte sie einen Blick auf Kapitän Smoker, der ein diffuses Katz-und-Maus-Spiel mit Monkey D. Ruffy begonnen hatte. Ein Spiel, das sie über die Dächer der Stadt und noch darüber hinaus führte und kein Ende zu nehmen schien. Irgendwo rechts von ihr stand das zerfallene Gebäude. Der Staub wirbelte immer noch durch die Luft. Die Soldaten auf dem Schafott selbst starrten sie fragend und auffordernd an und warteten auf ihre weiteren Befehle.

Befehle, die sie ihnen unmöglich geben konnte, selbst wenn sie es gewollt hätte, weil ihre Zunge so fürchterlich belegt war und sie einen Kloß im Hals hatte, der sich nicht herunterschlucken ließ, und sich eine verdammt ungute Vorahnung in ihr breit machte, weil sie Lorenor, seit er das Schlachtfeld betreten hatte, nicht mehr gesehen hatte.
 

Wenn es nicht so kompliziert und verworren gewesen wäre, hätte sie vielleicht über diese Situation gelacht. Ein Marineleutnant, der sich um einen schäbigen, mordenden, raubenden Piraten sorgte?
 

Lächerlich. Peinlich.

Aber genau so war es.
 

Denn auch, wenn Lorenor ihr Feind war und sie ihn verabscheute und verurteilte, konnte sie ihn doch nicht aus tiefstem Herzen hassen. Und auch, wenn das wohl nur daran lag, dass er eines seiner merkwürdigen Spielchen mit ihr trieb, wäre es immer noch beruhigend zu wissen, dass es ihm gut ging. Oder eben so gut, wie es den Umständen entsprechend möglich war.

Sie dachte, sie würde erleichtert sein, wenn sie ihn nur endlich sehen würde und Gewissheit hatte. Aber als sie ihn schließlich erblickte, war Erleichterung so ungefähr das Letzte, was ihr in den Sinn kam.
 

Ohne es zu registrieren trat sie zwei Schritte nach vorne, an den Rand des Schafotts. Dass es vor ihr gute dreißig Meter nach unten ging, ohne Auffangmöglichkeit, war ihr schnuppe. Es interessierte sie gar nicht. Genauso wenig, wie das einer ihrer Kollegen sie an der Schulter festhielt, oder Puma D. Aces fragender Blick, der sich in ihren Rücken bohrte.

Ihre Welt drehte sich in dieser Sekunde einzig und allein um den grünhaarigen, jungen Piraten, der niedergestreckt auf dem Boden lag, während ihm ein Kadett den Lauf seiner Pistole in den Nacken drückte.
 

= = =
 

Samuel Jayden Morrison (junior) hatte noch nie gegen einen Piraten gekämpft.

Wenn er ehrlich war, dann hatte er eigentlich noch nie gegen jemanden ernsthaft gekämpft, und die Sparring-Übungen während der Grundausbildung konnte man ja wohl kaum als ernsthaft bezeichnen.

Deshalb war er dem Auftrag, das Bataillon zu begleiten, dass den Gefangenen Puma D. Ace, besser bekannt als „Die Feuerfaust“, zum Schafott führen sollte, mit gemischten Gefühlen entgegengetreten – die sich mit dem Angriff der feindlichen Piraten zu extremen Muffensausen gebündelt hatten.

Ihm war nun schon öfter der Gedanke gekommen, dass eine Laufbahn bei der Marine nicht unbedingt das Richtige für ihn war, aber Tradition war eben Tradition; und in seiner Familie war Tradition wichtiger als alles andere. Irgendwo mussten die Dinge ja geregelt ablaufen. Und wenn es in der Welt da draußen schon nicht so war, dann wenigstens innerhalb der Verwandtschaft.
 

Im Prinzip hatte er also gar keine andere Wahl gehabt.

Sein zukünftiger Beruf war schon auserwählt worden, bevor er überhaupt zur Welt gekommen war. Dass er denkbar ungeeignet dafür war, war nebensächlich.
 

Als der Sturm schließlich losgebrochen und das ganze Vorhaben außer Kontrolle geraten war, hatte er sich von seinem Trupp abgesondert und in einer Seitengasse Stellung bezogen, mit gutem Blick auf das Schafott, seine Waffe in den zittrigen Händen haltend.

Und dann war Lorenor Zorro plötzlich an ihm vorbei gerannt.
 

Morrison schluckte hart, während er den immer noch heißen Lauf seiner Pistole in den Nacken des Piraten drückte, um ihn erledigen zu können, falls ihm keine andere Wahl blieb.

Es war ihm immer noch ein Rätsel, wie er es geschafft hatte, den Grünhaarigen tatsächlich zu treffen – wo er doch normalerweise bereits Probleme damit hatte, ein zerknülltes Blatt Papier in den Müll zu werfen, selbst wenn er unmittelbar davor stand.

Und obwohl es ihn anwiderte, wie sich das Blut auf dem weißen Shirt des Piraten verteilte, spürte er beinahe schon die stolzen Blicke seiner Familie auf sich ruhen.
 

In diesem Moment hätte er sich gerne selbst auf die Schulter geklopft. Im nächsten fand er sich bereits selbst abartig und schüttelte unwillig den Kopf, während er versuchte, seine rotierenden Gedanken unter Kontrolle zu bekommen.

Auch wenn es bloß pures Glück gewesen war – er selbst hatte es geschafft, Lorenor Zorro, den gefürchteten Piratenjäger, zu Fall zu bringen. Das würde ihm mindestens einen dicken Bonus und das Ansehen seiner Kollegen einbringen. Dafür würde er die Alpträume gerne in Kauf nehmen.
 

Jetzt galt es nur noch, die Situation unter Kontrolle zu halten und dafür zu sorgen, dass der Pirat nicht mehr flüchten konnte.

Tief durchatmend lud er die Waffe durch und fokussierte sein gesamtes Denken auf die Aufgabe, die er zu erledigen hatte. Nämlich, dass Lorenor Zorro nie mehr dazu in der Lage sein würde, anderen Leuten Schmerz zuzufügen.
 

Nur eine falsche Bewegung, schwor sich Morrison und versuchte, seine Selbstzweifel zu ersticken. Nur eine falsche Bewegung, und Lorenor Zorro würde nie wieder irgendetwas tun können.
 

Der brennend heiße Colt versengte Lorenor's sonnengebräunten Nacken. Morrison konnte förmlich die verbrannte Haut riechen und er musste die Übelkeit mit aller Macht zurückdrängen. Das viele Blut, dass aus der Wunde floss und langsam eine rote Pfütze unter dem Schwertkämpfer bildete, machte das nicht unbedingt einfacher.

Als er den Arm des Piraten zucken sah, stellte er einen Fuß auf dessen Rücken und hielt ihn damit zusätzlich in Schach. "Keine Bewegung. Sie sind verhaftet", sagte er laut und hasste sich dafür, dass seine Stimme bebte.

Es war erstaunlich, welche Wirkung seine Worte erzielten: Lorenor Zorro lachte.
 

Zunächst zuckte sein Brustkorb nur leicht und Morrison vermutete, dass es an den Schmerzen, dem Blutverlust oder einer Mischung aus beidem lag. Die Geräusche, die der Grünhaarige dann von sich gab, klangen im ersten Moment nach einem verzweifelten Schluchzen. Morrison beugte sich fasziniert näher und wich Sekunden später erschrocken zurück, als er das breite Grinsen auf dem blassen Gesicht des ehemaligen Piratenjägers sah. Er lachte. Lachte aus tiefstem Herzen, als hätte er nie einen besseren Witz gehört.

Verunsichert presste er den Lauf seiner Waffe fester in Lorenor's Nacken, während nackte Angst seinen Verstand attackierte und ihm einen kalten Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Was zum Teufel war bloß los mit diesem Kerl?!
 

Er hatte den Erzählungen und Spekulationen über die Strohhutbande nie viel Glauben geschenkt. Sicher, sie waren stark, sie hatten ihren eigenen Kopf und vielleicht waren sie vollkommen wahnsinnig - aber trotzdem menschlich, verletzbar. Und letztendlich auch besiegbar. Sterblich.

Plötzlich war er sich nicht mehr so sicher. Obwohl ihm die Logik sagte, dass er die Situation vollkommen unter Kontrolle hatte, riet ihm sein Instinkt, besonders vorsichtig zu sein. Der Schwertkämpfer war vielleicht verletzt und unbewaffnet, nichtsdestotrotz aber höchst gefährlich.
 

Das unheimliche Lachen wurde von einem gepressten Husten unterbrochen und Lorenor spukte Blut. Sein Lächeln hingegen wurde noch etwas breiter. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete der Grünhaarige ihn. "Du bist jung", stellte der Pirat fest.

Seine Stimme klang zwar rau und leise, aber keinesfalls schwach. Er ließ ihn nicht aus den Augen, aufmerksam, abwartend, und leckte sich das Blut von den Lippen.

Morrison hatte noch nie etwas Furchterregenderes gesehen und war versucht, den Abzug seiner Pistole zu betätigen. Das Gefühl, in Lebensgefahr zu sein, hatte nicht im Geringsten nachgelassen und er wünschte sich verzweifelt, dass irgendjemand mit mehr Erfahrung ihm zu Hilfe eilen würde. Ihm die Verantwortung abnehmen würde.
 

Lorenor kicherte heiser und Morrison's Herzschlag beschleunigte sich panisch. Seine Handflächen waren schweißnass und der Colt drohte, ihm aus der Hand zu rutschen. Hastig umklammerte er den Griff mit beiden Händen.

"Du hast Angst", stellte der Grünhaarige fest. Er klang beinahe amüsiert.

Angesichts der momentanen Situation hätte Morrison nichts mehr schockieren können. Um sie herum tobte ein erbitterter Kampf, die Luft roch nach Blut und Schwarzpulver, Panik und Tod. Der Pirat musste höllische Schmerzen haben; der Blutverlust war enorm. Lorenor musste vollkommen verrückt sein, dass er noch lachen konnte angesichts seiner Verhaftung; dass er ihn noch verspotten konnte.
 

Was dann kam, ging dermaßen schnell, dass der Kadett nicht einmal auf die Idee kam, den Abzug zu betätigen.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen schnellte Lorenors Arm nach hinten und schlug ihm die Waffe mit solcher Wucht aus der Hand, dass sie zuerst einige Meter über das Kopfsteinpflaster schlitterte, bevor sie liegen blieb. Morrison geriet ins Straucheln und als er sich wieder gefangen hatte, stand der Pirat aufrecht vor ihm.

Der Kadett keuchte entsetzt auf und war sich sicher, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte. Er spürte Lorenors abschätzenden Blick auf sich und war sich seinen zittrigen Knien merkwürdig bewusst, während das Adrenalin durch seine Adern strömte und ihn alles langsamer wahrnehmen ließ. Morrison schloss die Augen, um das, was nun unweigerlich kommen würde, nicht sehen zu müssen.
 

Seine Atmung war unregelmäßig, keuchend, panisch. Er hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Noch nie war er sich dem Leben so bewusst gewesen wie in diesem Moment - dem Moment, bevor er sterben würde.

Doch der Schmerz, mit dem er gerechnet hatte, ließ auf sich warten.
 

Zögernd blinzelte er, unsicher, ob er sehen wollte, was vor sich ging und er war erstaunt, dass Lorenor nicht mehr vor ihm stand. Irritiert beobachtete er den Schwertkämpfer dabei, wie er seine Katana vom Boden auflas und in der Menge verschwand, ohne sich nocheinmal umzudrehen.

Morrison sah ihm lange nach. Er war unendlich erleichtert, noch zu leben, erleichtert, dass Lorenor ihm nichts getan hatte und dennoch hinterließ es einen merkwürdigen Nachgeschmack, einfach so stehen gelassen zu werden. Er schluckte und sah sich auf dem chaotischen Marktplatz um, beobachtete seine Kollegen und stellte fest, dass er nicht dazugehörte; nie dazu gehört hatte.
 

Er war sich ziemlich sicher, dass jeder andere Pirat ihn ohne zu zögern umgebracht hätte. Nicht so Lorenor; der schien nach seinen eigenen Spielregeln zu spielen.

Morrison beschloss, gegen seinen Willen beeindruckt von dem Grünhaarigen, es ihm gleich zu tun. Mit noch immer zittrigen Händen zog er seine Marinekappe vom Kopf und warf sie auf den Boden.

Als er sich abwandte und ging, durchflutete ihn die Gewissheit, das Richtige getan zu haben.
 

= = =
 

Schmerz verlor jegliche Bedeutung. Das Adrenalin, dass durch seine Adern peitschte, drängte die Verletzungen vollkommen in den Hintergrund, während Zorro sich seinen Weg über den mittlerweile fast freien Marktplatz bahnte.

Das Adrenalin hatte noch andere, nützliche Nebenwirkungen: seine Gedanken waren klar und folgten einer gewissen Logik. Oberstes Ziel war es, das Schafott zu erreichen und Ace zu retten, alles andere konnte warten. Seine Crewmitglieder gehörten auch zu dieser "Warten-Kategorie", denn ohne Ace würde keiner von ihnen hier verschwinden. Es brachte also nichts, sich davon ablenken zu lassen.
 

Mit den Gegnern, die sich ihm in den Weg stellten, machte er kurzen Prozess. Ein gezielter Schlag reichte, um sie vorerst außer Gefecht zu setzen, und dieser Schlag kam so schnell, dass für eine Gegenreaktion gar keine Zeit blieb. Später würden sie wahrscheinlich nicht einmal genau sagen können, wer sie ausgeknockt hatte.

Auch, wenn er sonst keine Konfrontation scheute, jetzt hatte er keine Zeit dafür, und dieser Einstellung war es zu verdanken, dass er das Schafott erreichte, bevor Ace das Zeitliche gesegnet hatte.
 

Er nutzte den Schwung von seinem Sprint, umfasste einen der Holzbalken mit einem Arm und begann damit, das Gerüst zu erklimmen.

Mit schnellen, geübten Handgriffen gelang es ihm, mehrere Meter zwischen sich und dem Erdboden zu bringen. Er legte den Kopf in den Nacken, um zu sehen, wie weit die Plattform über ihm noch entfernt war, ohne langsamer zu werden. Zehn Meter, höchstens, hielt er gedanklich fest, stieß sich mit dem Fuß kräftig von einem Balken unter sich ab und griff nach dem Holz über sich. Acht Meter, korrigierte er knapp, nachdem er sich daran hochgezogen hatte.
 

= = =
 

Tashigi beobachtete den Schwertkämpfer fassungslos.

Der Kloß in ihrem Hals war etwas kleiner geworden, nachdem er sich wieder gerührt und den Soldaten, der ihn in Schach gehalten hatte, entwaffnet hatte. Entwaffnet, wohlgemerkt, nicht umgebracht, das rechnete sie ihm aus irgendeinem Grund hoch an. Es machte es ihr leichter, seine guten Seiten anzuerkennen – was ihr auch nicht aus ihrem moralischen Dilemma half.
 

„Leutnant!“, brüllte einer der Soldaten sie an und riss sie an der Schulter herum. Ihr Blickkontakt zu Lorenor riss ab und beinahe hätte sie sich bei ihrem Untergebenen beschwert. Gerade rechtzeitig konnte sie sich auf die Zunge beißen und die bissige Bemerkung herunter schlucken. Blinzelnd kehrte sie ins Hier und Jetzt zurück, in dem Ace mitten auf der hölzernen Plattform kniete und wartete – ob auf seinen Tod oder seine Rettung, das war schwer zu sagen.
 

Mit einem letzten Blick vergewisserte sie sich, dass der Grünhaarige unterwegs war. Noch fünf Meter, dann wäre er oben angelangt. Warum er nicht die Leiter genommen hatte, war ihr allerdings schleierhaft, dadurch hätte er wahrscheinlich viel Zeit sparen können.

Sie straffte die Schultern. Es war an der Zeit, den Befehl zur Exekution zu geben. Lorenor würde oben angekommen sein, bevor er ausgeführt war, und kein Verdacht würde auf sie fallen. Sie würde helfen, allerdings aus dem Hintergrund, genauso, wie sie es – mehr oder weniger – mit dem Piraten abgesprochen hatte.
 

„Erledigt ihn“, befahl sie gelassen und drehte sich erneut zu dem Gefangenen herum.

Ace starrte sie einen Moment perplex an und runzelte dann beinahe vorwurfsvoll die Stirn. Er klappte gerade den Mund auf, um sich bei ihr zu beschweren, als Zorro sich über den Rand des Schafotts schwang. Die Schwerter hatte er praktischerweise bereits gezückt.
 

„So nicht“, knurrte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und versetzte dem ersten Soldaten, der sich ihm in den Weg stellte, einen derben Tritt vor die Brust. Die Augen des Soldaten weiteten sich erschrocken, während er ins stolpern geriet und rücklings von der Plattform fiel.

Tashigi verzog das Gesicht – jede Wette, dass sich der Soldat im besten Fall sämtliche Knochen gebrochen hatte? - und blickte Lorenor streng entgegen. Der Schwertkämpfer ignorierte sie und die Tatsache, dass auch sie bewaffnet war, gekonnt und sorgte stattdessen dafür, dass dem Bruder seines Captains niemand auch nur ein weiteres Haar krümmte.
 

„Hallo, Grünspan!“, grüßte Ace den Neuankömmling grinsend und gab sich alle Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei duckte er sich unter dem tödlichen Schwerthieb eines anderen Soldaten weg und geriet leicht ins Taumeln.

„Pass doch auf!“, raunzte der Grünhaarige, als Ace gegen ihn stieß und sie beide beinahe ebenfalls über den Rand des Schafotts fielen.
 

Tashigi wohnte dem Spektakel fassungslos bei, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Sie wusste, dass sie sich eigentlich auf die Seite ihrer Soldaten schlagen sollte, die drei, die noch übrig geblieben waren nach Lorenors Auftritt, benötigten dringend ihre Hilfe. Doch sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen.

Stattdessen versuchte sie, außerhalb der Schusslinie zu bleiben – leichter gesagt als getan auf einem zwei mal drei Meter großen Podest, auf dem es auch schon ohne Kämpfe eng genug war. Der Marineleutnant war dazu gezwungen, immer weiter an den Rand des Schafotts zurück zu weichen.

Sie biss sich auf die Lippe, als es hinter ihr nicht mehr weiter ging. Ace hatte sich mittlerweile wieder auf die Beine gekämpft, stand Rücken an Rücken mit Lorenor, und gemeinsam hielten sie sich die hilflosen Soldaten vom Leib.
 

Sie stöhnte genervt auf, als Lorenor dem Soldaten rechts von sich in den Magen trat und ihm mit der Rückkante seines Katanas eins über den Schädel zog, sodass er bewusstlos zusammenbrach. Aber sie sah durchaus den Zweck dahinter.

Da sie sich nicht in diesen Kampf einmischte, waren es jetzt zwei zu zwei in diesem Duell. Zwei Marines gegen einen gefesselten und einen ziemlich verletzten Piraten, der sein Blut mit jeder Bewegung auf dem Holzboden verteilte.
 

Einer der zwei Soldaten holte zu einem Schlag gegen Lorenor aus. Um mehr Kraft hinein zu legen, nahm er sogar zwei Schritte Anlauf, in der Hoffnung, so gegen die starke Abwehr des Grünhaarigen anzukommen. Dabei rutschte er auf einem besonders großem Blutfleck aus, stürzte und riss sowohl dem Schwertkämpfer als auch Ace die Beine weg.

Stolpernd versuchte Lorenor das Gleichgewicht zu halten und kam Tashigi dabei bedrohlich näher. So schnell und so nah, dass Tashigi selbst bloß schockiert zusehen konnte, bevor Lorenor sie rücklings anstieß und sie die Balance verlor.
 

Überrascht riss sie die Augen auf, unfähig, etwas zu sagen oder zu handeln, während sie den Boden unter den Füßen verlor und stürzte, hinab in die Tiefe.
 

To be continued...

Trust and faith

Bin ich schnell oder bin ich schnell?
 

Es wurde vielfach gewünscht und nun kann ich es endlich mal einhalten: ein neues Kapitel ohne ein halbes Jahr Wartezeit. Schnell genug, pbxa_539? LadyTashigi? Sehr schön.
 

Ich wünsche allerseits viel Spaß beim Lesen.

Oh, wie lange ich diese Szene schon schreiben wollte...
 

Trust and faith
 

Er hatte sich oft ausgemalt, wie Kuina gestorben war.
 

Sie war so stark gewesen, viel stärker als er selbst. Sie hatte ihn ohne Rücksicht auf Verluste verdroschen. Gemeinsam hatten sie Tag und Nacht trainiert, manchmal miteinander, oft gegeneinander und immer hatte er den Kürzeren gezogen. Ganz egal, wie sehr er sich ins Zeug gelegt oder seinen noch jungen Körper bis zur totalen Erschöpfung getrieben hatte, er hatte sie nie übertrumphen können. Für ihn war sie der Inbegriff von Stärke gewesen, auch, wenn sie manchmal an sich selbst gezweifelt hatte. Oder vielleicht gerade deswegen.
 

Er hatte nie verstanden, dass sie ausgerechnet bei einem blöden Unfall ihr Leben gelassen hatte.

Nächtelang hatte er sich schlaflos herumgewälzt und sich die Szene ausgemalt. Wie sie auf den Treppenstufen wegrutschte und erschrocken das Schwert in ihren Händen umklammerte. Wie das Wado-Ichi-Monji über die Stufen klapperte, während sie mit den Armen ruderte, um das Gleichgewicht zurückzubekommen. Ihre überrascht geweiteten Augen. Das Knacken ihrer gebrochenen Knochen, die dumpfen Schläge, mit denen ihr Körper auf die Stufen prallte.

Und schließlich ihre gebrochenen, leeren Augen, die zur Decke starrten während ihre Gliedmaßen merkwürdig verdreht waren.

Die Bilder vor seinem inneren Auge waren immer unscharf gewesen, surreal.
 

Ein simpler Sturz, ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, der ihr all ihr Talent und das Leben raubte. Es war ein unwürdiges Ende für eine hochkarätige Schwertkämpferin gewesen. Kuina hätte, wenn überhaupt, in einem Kampf sterben sollen, nicht bei einem Unfall. Es machte ihren Tod so furchtbar belanglos und normal, wo sie doch für ihn doch so viel bedeutet hatte.

Sie war seine Freundin gewesen, seine Rivalin, seine Feindin. Sie hatte ihm erbarmungslos gezeigt, wie schwach er wirklich war. Sie hatte ihn verprügelt, bis er winselnd zu ihren Füßen lag und ihm danach die Hand gereicht, um ihm aufzuhelfen. Sie hatte ihn an seine Grenzen und darüber hinaus getrieben. Sie hatte ihn zum weinen und zum lachen gebracht.
 

Nach ihrem Tod hatte er lange nicht mehr gelacht. Es hatte ihn so unvorbereitet getroffen – sie war immer die Stärkere von ihnen gewesen, wie konnte sie ihn da einfach alleine lassen? An wem sollte er sich nun messen?

Er war wütend gewesen, traurig, einsam. In seiner Trauer hatte er trainiert wie ein Besessener, um stärker zu werden als sie, außer sich vor Wut, dass er sie nun niemals würde besiegen können. Er war sich der Schwäche des menschlichen Körpers bewusst geworden. Und er hatte sich geschworen, nie wieder einen geliebten Menschen sterben zu lassen, solange er die Möglichkeit hatte, es zu verhindern.
 

Kuina hatte ihn zu dem gemacht, der er heute war. Die Erinnerung an sie war immer lebendig, sein ständiger Begleiter. Die Vorstellung von ihrem Tod war immer unwirklich geblieben – bis heute.
 

Jetzt sah er ihre letzten Augenblicke gestochen scharf vor sich, als er Tashigi beobachtete.

Obwohl es sich wahrscheinlich nur um Sekundenbruchteile handelte, verlief die Zeit für ihn quälend langsam.

Erst spürte er das dumpfe Gewicht, gegen das er mit dem Rücken prallte, und als er wieder stand und sich herumdrehte, sah er Tashigi fallen. Ihre Augen waren vor Überraschung geweitet, sie ruderte wild mit den Armen, obwohl es unmöglich war, dass sie ihr Gleichgewicht zurück erlangte. Diese Erkenntnis sickerte langsam in ihre Augen und sie starrte ihn einfach bloß an, eine Hand nach ihm ausgestreckt, während der Wind ihre Haare zerzauste.
 

Sie würde sterben.

Irgendwann.

Aber nicht, solange er in der Nähe war, um es zu verhindern.
 

Zorro ließ seine Schwerter achtlos fallen und lag bäuchlings auf dem Holz des Schafotts, noch bevor sie auf dem Boden aufkamen. Es musste wahnsinnig schnell gegangen sein, denn er bekam Tashigis ausgestreckte Hand noch zu fassen.
 

Die Wucht, mit der ihr Sturz abrupt zum Stillstand kam, zerrte ihn beinahe selbst über den Rand des Schafotts und kugelte ihm fast die Schultergelenke aus. Das Adrenalin, dass durch seinen Körper jagte, blendete jedoch alle Schmerzen erfolgreich aus.

Erst jetzt bemerkte er sein rasend schnell hämmerndes Herz. Die Erkenntnis, beinahe erneut einen geliebten Menschen verloren zu haben, blieb ihm im Eifer des Gefechts noch erspart und das war gut – er brauchte einen klaren Kopf.
 

Tashigi starrte zu ihm hoch, Panik in den Augen. Er konnte es ihr nicht verübeln, immerhin baumelte sie dreißig Meter über dem Boden und seine Hand war das einzige, was sie vor dem Absturz bewahrte. Rasch streckte der Grünhaarige seine andere Hand nach ihr aus und umklammerte damit ihr Handgelenk.
 

Was hinter ihm vor sich ging, bemerkte er nicht. Im Augenblick interessierte es ihn auch nicht. Sein einziger Gedanke war, dass er sie retten musste, und wenn es ihm das Leben kostete.

Er versuchte, sie heraufzuziehen, aber er hatte selbst so wenig Halt, dass er nur noch einige Zentimeter nach vorne rutschte.
 

"Scheiße...!!!", fluchte er halblaut, zwang sich dazu, Tashigi nicht weiter in die angsterfüllten Augen zu sehen und blickte stattdessen auf den Marktplatz, auf der Suche nach jemandem, der ihm helfen konnte.
 

= = =
 

"Was macht der denn da?!", entfuhr es Nami und sie hielt auf halbem Weg inne.

Stirnrunzelnd sah sie hinauf zum Schafott. Tatsächlich. Zorro hatte es hinauf geschafft und Ace lebte auch noch – allerdings nicht mehr lange, wenn der Grünhaarige weiter da oben liegen blieb und seine Zeit damit vertrödelte, seine Feinde zu retten.
 

"HAST DU SIE NOCH ALLE?! FALL BLOß NICHT DA RUNTER, DU IDIOT!!", brüllte sie mit in dem Nacken gelegten Kopf zu ihrem Mitstreiter nach oben.

Sanji folgte ihrem Blick, während er sich den Staub vom Anzug und etwas Blut aus den Augenwinkeln wischte. "EY, MARIMO! LASS DIE LADY JA NICHT FALLEN!", schloss er sich dem Gezeter an.
 

= = =
 

Ruffy stolperte, als ein paar Ziegel unter seinen Füßen wegbrachen. Stolpernd setzte er seinen oft holprigen Weg über die Dachgiebel der Stadt fort, während Smoker hinter ihm lautstark fluchte und immer wieder Löcher in die Dächer riss, weil er ihn nur knapp verfehlte.

Mit einem Hechtsprung landete der Strohhut auf dem Balkon eines anderen Gebäudes und wagte einen Blick zurück über die Schulter. Was er sah, stellte ihn zufrieden und ließ ihn Grinsen. Seinem Bruder und seiner Crew ging es gut, wenigstens den Umständen entsprechend.

Flink stieß er sich wieder ab, streckte seine Arme um ein Vielfaches und beförderte sich quer über den Marktplatz. Smoker musste eine abrupte Kehrtwende hinlegen und belegte den Piraten mit einem guten Dutzend weiterer Flüche.
 

Der Schwarzhaarige lachte, presste sich den Strohhut fest auf den Kopf und fuhr gut gelaunt damit fort, ihren Gegner vom tatsächlichen Geschehen abzulenken. Solange Smoker auf ihn fixiert war, bestand die Chance, dass Zorro Ace die Fesseln abnehmen konnte. Und dann konnten sie alle gemeinsam von hier verduften.
 

"KRIEG MICH DOCH, QUALMSOCKE!"
 

= = =
 

"HOL MICH ENDLICH HOCH, IDIOT!", verlangte Tashigi, während sie sich panisch an den Händen des grünhaarigen Schwertkämpfers festklammerte. Ihre Handflächen waren klamm und sie rutschte langsam aber sicher ab.
 

Der erste Moment des Sturzes war ihr abgrundtief lang erschienen und alles, was danach kam, war so schnell geschehen, dass sie zunächst nicht mitbekommen hatte, dass sie nicht weiterfiel. Lorenor hatte unglaubliche Reflexe, das musste sie ihm neidlos anerkennen. Er hatte ihr damit das Leben gerettet.

Allerdings konnten sie nicht ewig in dieser Position bleiben, schon im Normalfall nicht, und ganz sicher nicht, wenn um sie herum eine erbitterte Schlacht tobte. Der Grünhaarige startete einen weiteren Versuch, sie zu sich nach oben, in Sicherheit, zu ziehen und rutschte erneut weiter nach vorne.
 

Tashigi stand kurz davor zu hyperventilieren. Sie wollte um jeden Preis nach oben und wieder sicheren Boden unter den Füßen haben, aber es schien, dass sie eher zu zweit in den Tod stürzen würde, als dass das geschah. Verzweifelt klammerte sie sich fester an den Händen des Piraten über sich fest.
 

"Vertraust du mir?", fragte Zorro in diesem Moment und ihre Blicke begegneten sich.

Der Marinelieutnant strampelte hilflos mit den Füßen im zweifelhaften Versuch, sich selbst nach oben zu ziehen. Sie scheiterte. "Hältst du das echt für den passenden Zeitpunkt, diese Frage zu klären?!", rief sie fassungslos zurück und sie versuchte nicht einmal, ihre Stimme daran zu hindern, sich panisch zu überschlagen.
 

"Vertraust du mir?!", wiederholte Lorenor die Frage, nun mit drängenderem Unterton.

Tashigi biss sich scharf auf die Lippe und linste unwillkürlich nach unten. Der Boden unter ihr war unendlich weit weg. Ihr Magen rebellierte und sie unterdrückte mit aller Macht den Impuls, auszuschreien. Stattdessen zwang sie sich, den Blick abzuwenden und wieder zu dem Schwertkämpfer hochzublicken.

Sein Blick suchte ihren. Als sie sich fanden, wurde sie ein wenig ruhiger. Die Nachricht in seinem Blick hätte genauso gut in Stein gemeißelt sein können. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert. Hätte sie noch die Kraft zu zweifeln gehabt, wären nun auch ihre letzten, argwöhnischen Gedanken verflogen. Nichtsdestotrotz klammerte sie sich weiter an ihm fest.
 

"J-ja!!", gestand sie nach einer endlos langen Sekunde des Zögerns.

Der Grünhaarige nickte kaum merklich und versuchte sich an einem aufmunternden Grinsen. Es saß ein wenig schief. "Gut, dann lass los!"
 

"Was?!", entfuhr es ihr, mehr entsetzt stöhnend als alles andere. Alles, nur das nicht. "Kommt gar nicht in die Tüte!"

"Lass los!", drängte Lorenor weiter. Warum er wartete, bis sie selbst losließ, war ihr schleierhaft. Er hätte sie auch genauso gut einfach fallen lassen können, das Ergebnis wäre dasselbe. Trotzdem wartete er mit einer Engelsgeduld darauf, dass sie den ersten Schritt machte, die Entscheidung von sich aus traf. Hätte nicht gerade eine existenzielle Angst von ihr Besitz ergriffen, hätte sie es sicherlich zu schätzen gewusst.

So war seine Forderung einfach bloß wahnsinnig und das Ende all ihrer Tage.
 

Wieder blickte sie nach unten und als sie den Blick wieder hob, hinauf zum Schafott, fällte sie ihre Entscheidung innerhalb eines Sekundenbruchteils. Sämtliche Wahlmöglichkeiten waren in dem Moment ausgeschlossen, als sie die Schwertklinge erblickte, die drohend über dem Rücken des Piraten aufragte.
 

Den Kampf, der dort oben tobte, hatte sie fast vergessen. Jetzt drängte er sich mit aller Macht in ihr Bewusstsein zurück. Lorenor lag unbewaffnet, verletzt und bäuchlings auf dem Boden, um ihr Leben zu retten, während sein eigenes und das von Ace in Gefahr war. Wer war sie eigentlich, noch zu zögern und groß mit ihm rumzudiskutieren?

Seine einzige Chance, sich zu verteidigen, war, sie loszulassen. Spätestens jetzt, wo einer der Soldaten einen Angriff auf ihn startete, war die Zeit dafür gekommen. Tashigi atmete tief durch, dann ließ sie seine Hand los.
 

Und fiel erneut.
 

= = =
 

Zorro fackelte nicht lange.

Anstatt dem Marinelieutnant bei ihrem freien Fall zuzusehen, rollte er sich ohne zu Zögern zur Seite. Der Schlag, der ihm das Leben gekostet hätte, verfehlte ihn und in einer fließenden Bewegung griff er sich seine auf dem Boden liegenden Schwerter und kam wieder auf die Beine.
 

Ace schnaubte und versetzte dem Soldaten einen Tritt in den Hintern, der ihn runter auf den Boden schickte. "Sorry, der war hartnäckig", grinste der Sommergesprosste dann und sah sich um. Ihre Gegner waren verschwunden. "Können wir verduften?"

"Klar", erwiderte Zorro, steckte eines seiner Schwerter weg und musterte dann die Fesseln, die um Ace's Handgelenke gelegt waren. "Seestein, nehme ich an?", stellte er seufzend fest und zog missmutig an ihnen. Ohne einen Schlüssel würden sie mit denen nicht weiterkommen.
 

= = =
 

Robin schmunzelte.

"Das nenne ich einen guten Fang", stellte sie zufrieden fest, als sich das Netz ihrer Hände wieder löste und der Marinelieutnant, deren Fall sie gebremst hatte, wieder auf die zittrigen Beine kam.

Tashigi blinzelte verwirrt und musste sich an der Schulter der Piratin abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Hast...hast du mich...?"

"Gefangen? Ja", lächelte die Archäologin. "Der Herr Schwertkämpfer wusste übrigens, dass ich das tun würde", fügte sie dann hinzu, als hätte sie die Gedanken der Soldatin gelesen.
 

Tashigi errötete heftig und protestierte nicht, als die gefürchtete Ohara-Frau in ihre Hosentasche griff und triumphierend einen Schlüsselbund ans Tageslicht beförderte.

"Herr Schwertkämpfer!", rief die Schwarzhaarige dann, immer noch lächelnd, und Tashigi beobachtete erstaunt, wie sie eine lange Reihe von Armen aus ihrer Hand wachsen ließ, die bis zum Schafott hinaufreichte. Noch viel erstaunter beobachtete sie allerdings, wie der grünhaarige Pirat den Schlüsselbund auffing, als wäre es das Normalste der Welt. Nach einer Weile gewöhnte man sich offenbar tatsächlich an alles.
 

"ROBIN-CHAN!", flötete es hinter ihnen. Tashigi verharrte unsicher an Ort und Stelle, als sie zwei weitere Crewmitglieder der Strohhutbande auf sich zukommen sah. Beide waren voller Staub und Schrammen und der Blonde schien ein wenig lädiert zu sein, was ihn trotzdem nicht daran hinderte, ihnen Kusshände zuzuwerfen.
 

In diesem Moment spürte sie einen erstaunlich starken Griff um ihre Kehle.

Tashigi japste erschrocken, als ihr die Luft wegblieb. Ihre Hände griffen automatisch zu dem Arm um ihren Hals. Irritiert stellte sie fest, dass der Arm, der ihr die Luft abschnürte und sie bewegungsunfähig machte, aus ihren eigenen Schultern spross.

Sie verdrehte die Augen, um Nico Robin ansehen zu können. Die Schwarzhaarige lächelte ihr entschuldigend zu. "Verzeih mir, aber wir sitzen in der Klemme", sagte sie gelassen und schien sich nicht daran zu stören, dass der Marinelieutnant ihren frisch gewachsenen Arm zerkratzte. Der Griff lockerte sich nicht im geringsten.
 

"Was machst du da, Robin?!" entfuhr es Nami irritiert, während sie das Schauspiel vor ihrer Nase verblüfft beobachtete. Selbst Sanji schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte – oder auf wessen Seite er sich schlagen sollte. "Eh, Robin-chan?!"

Die Archäoligin lockerte ihren Griff für eine Sekunde, in der Tashigi nach Luft schnappte, bevor sie ihn wieder verfestigte. "Ich glaube kaum, dass der weiße Jäger uns einfach gehen lassen wird und habe ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergriffen", erklärte sie und lächelte immer noch höflich, als könne sie kein Wässerchen trüben.
 

Tashigi versuchte verzweifelt, irgendwie ihrem Griff zu entkommen, aber den Teufelskräften der Piratin war sie nicht gewachsen. Nico Robin gestand ihr gerade Mal so viel Luft zu, dass sie nicht das Bewusstsein verlor, und jedes Mal, wenn sie sich zu heftig wand und wehrte, ließ sie weitere Arme sprießen, die sie fesselten.

Geschlagen stellte sie ihre Gegenwehr ein und verfluchte Lorenor gedanklich bis aufs Blut. Das würde er ihr büßen.
 

"Du willst sie als Schutzschild benutzen?", stellte Nami skeptisch fest und biss sich auf die Unterlippe. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie soweit gehen mussten, aber an Robins Worten war was dran. Smoker würde nicht einfach so aufgeben.

Sie seufzte. "Meinetwegen. Aber tu ihr nicht weh. Und wir lassen sie frei!"

"Selbstverständlich, Frau Navigatorin."
 

= = =
 

Mit einem Klicken lösten sich Ace's Handschellen. Zorro klemmte sie sich an den Gürtel, vielleicht waren sie ihnen später noch nützlich. "Alles klar bei dir?", fragre er mit gerunzelter Stirn und musterte sein Gegenüber.

Ruffy's Bruder hatte tiefe Schatten unter den Augen und einige schillernde Blutergüsse und halb verheilte Schnitte im Gesicht, aber er grinste ihm warm entgegen. "Dasselbe könnte ich dich fragen, Zorro. Du blutest ja wie ein angestochenes Schwein", stellte der Schwarzhaarige fest und tippte ihm gegen das Einschussloch in der Schulter.
 

Der Schwertkämpfer verdrehte die Augen, halb genervt, halb vor Schmerz. "Weg hier...", bestimmte er dann und wandte sich der Leiter zu. Ace folgte ihm auf dem Fuß.

Sie hatten noch keine fünf Meter hinter sich gebracht, als Zorro über sich ein Knacken hörte. "Oh-oh", murmelte Ace, als sein Fuß durch die Sprosse brach und er den Halt verlor. Er stürzte geradewegs in Zorro's Nacken, dem Schwertkämpfer rutschten die Finger weg und gemeinsam rutschten sie, lauthals brüllend, die Leiter nach unten und rissen sämtliche, ihnen entgegenkommende Marinesoldaten mit sich.
 

"Argh!", rief Zorro dumpf auf, als sie unten ankamen und Ace geradewegs auf seiner Brust landete.

"Sorry", keuchte Ace, rappelte sich auf und hielt dem Schwertkämpfer die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Dann bahnten sie sich ihren Weg über die am Boden liegenden Soldaten hinweg und achteten nicht weiter auf die anderen Soldaten, die sie langsam umzingelten.

Sie beide hatten den Rest der Crew entdeckt und steuerten direkt darauf zu. Dem Grünhaarigen fiel ein Stein vom Herzen, Tashigi wohlbehalten hier unten zu sehen. Auf Robin war eben verlass.
 

"Willst du oder soll ich?", fragte Zorro, eine Hand an seine Schwerter gelegt.

"Ich mach schon", winkte Ace ab und bahnte ihnen mit einem gewaltigen Feuerball den Weg.
 

Als die Flammen erloschen, erkannte der Schwertkämpfer, was sich bei Nami und den anderen abspielte. Seit seinem letzten Blick hatte sich an dem Bild etwas Entscheidenes verändert. Warum hielt Robin den Marinelieutnant plötzlich im Würgegriff?!
 

"ROBIN! WAS ZUR HÖLLE TREIBST DU DA?!", brüllte Zorro ihnen entgegen und beschleunigte seine Schritte, ohne weiter auf Ace zu achten. Jetzt, wo der Schwarzhaarige die Seesteinhandschellen los war, würde er auch gut alleine zurecht kommen. Er hatte jetzt andere Probleme.

Einen langen Moment war er unschlüssig, ob er die Schwerter ziehen sollte. Robin war immerhin ein Crewmitglied und auf Crewmitglieder ging man nur im allergrößten Notfall mit gezückten Schwertern los. Aber das war immerhin auch ein Notfall. Robin hatte Tashigi retten sollen, nicht entführen!
 

"Ich treffe einige Vorkehrungen zu unserer Abreise, Herr Schwertkämpfer", gab Robin ihm gelassen zurück und drehte sich zu ihm herum. Als sie erkannte, dass sie bewaffnet war, seufzte sie leise.

Ehe er sich's versah, sprossen Arme aus seinen Schultern und entwaffneten ihn mit der wirkungsvollsten Methode überhaupt: sie quetschte sein gebrochenes Handgelenk so lange und energisch, bis er losließ.
 

"WAS SOLL DAS, VERDAMMTE SCHEIßE?!", fuhr der Grünhaarige auf und funkelte Robin zornig an, während sie in aller Ruhe seine Schwerter einkassierte.

"Beruhig dich, Zorro. Ihr passiert schon nichts", schaltete Nami sich ein, verstummte jedoch, als Zorro auf Tashigi deutete, die noch immer im Würgegriff der Archäologin war.
 

"Lass sie los", drohte der Schwertkämpfer leise und trat einen weiteren Schritt auf Robin zu.

"Kann ich nicht", gab diese ruhig zurück, ohne ihn aus dem Augen zu lassen. Selbst unbewaffnet war ehemalige Kopfgeldjäger durchaus gefährlich, dafür hatte sie ihn oft genug kämpfen sehen. Und dass sie sich ausgerechnet an seinem heimlichen Schwarm vergriff, dürfte die Sache nicht unbedingt besser machen. Allerdings wusste sie sehr wohl, was sie tat.
 

"UND WARUM NICHT?!"

"Weil sie wohl kaum freiwillig mitkommen würde, meinst du nicht?", stellte Robin das Offensichtliche fest, aber Zorro lenkte immer noch nicht ein. "Lass sie los. Sofort."
 

Tashigi starrte ihn an. Er hatte nichts davon gewusst? Sie stellte ihre Versuche, ihn mit vorwurfsvollen Blicken zu töten, umgehend ein. Stattdessen starrte sie ihn nun beinahe perplex an.

Die Wut, die er verströmte, war beinahe greifbar. Er war ganz und gar nicht einverstanden mit dem, was hier vor sich ging. Er wäre sogar auf sein eigenes Crewmitglied losgegangen, um sie aus dieser vertrackten Lage herauszuholen.

Ihre kurze Erleichterung verflog jedoch abrupt, als sie Nico Robins Blick auf sich spürte. Vielleicht waren es nur Gerüchte, aber die Piratin war als rücksichtsloses Miststück verschrieen. In diesem Moment glaubte Tashigi jedes Wort, dass sie jemals über die Teufelin von Ohara gehört hatte. Dieser Blick war die pure Berechnung.
 

"Na schön, wie du willst", seufzte Robin schließlich an den Schwertkämpfer gewand, sie spürte Hände an ihrem Hals und dann wurde alles schwarz um sie herum.
 

Zorro brüllte vor Wut, als der Marinelieutnant zusammensackte, und stürzte sich mit bloßen Händen auf die Archäologin.

Robin hielt ihn auf und warf ihn zu Boden, weit bevor er sie erreicht hatte, während Sanji im selben Moment Tashigi davor bewahrte, unsanft auf dem Boden aufzuschlagen. Selbst der Koch wirkte erschrocken, aber das war nichts im Vergleich zu Nami, die die Hände vor das Gesicht geschlagen hatte. "Hast du ihr...das Genick...?!"

"Sie ist nur bewusstlos", stellte Sanji in diesem Moment fest und klang unglaublich erleichtert.
 

"Natürlich ist sie nur bewusstlos", sagte Robin amüsiert und löste ihre Griffe um den Schwertkämpfer behutsam, als er endlich aufhörte, sich zu wehren. "Sie sollte ja nur nicht weglaufen."

Zorro rappelte sich auf die Beine und igorierte die Hand, die Robin ihm hinhielt. Der Blick, den er ihr zuwarf, sprach ganze Enzyklopädien und als die Archäologin ihm seine Schwerter wiedergab, schien er zu überlegen, ob er einen erneuten Angriff wagen sollte. Widerstrebend entschied er sich dagegen und legte die Schwerter wieder an seine Hüfte.
 

"Ich störe nur ungern", mischte Ace sich in die eisige Stille ein, die sich zwischen ihnen auszubreiten drohte, und deutete auf den schwelenden Boden hinter sich. "Aber können wir meinen kleinen Bruder einsammeln und dann endlich von hier verschwinden?"
 

= = =
 

Ruffy krachte rücklings durch drei Häuser hindurch. Keuchend rappelte er sich auf die Beine.

Smoker hatte aufgeholt und einen netten Treffer gelandet, zugegeben. Aber er war auch noch nicht gerade am Ende seiner Kräfte.

Mit den Händen wühlte er sich einen Weg durch den gewaltigen Trümmerhaufen und versuchte blinzelnd, durch den dichten Rauch vor sich irgendwas zu erkennen. Der weiße Jäger musste ganz in der Nähe sein, wahrscheinlich holte er bereits zum nächsten Angriff aus. Wachsam hielt er nach Anzeichen dafür Ausschau, als sich genau vor ihm eine Wand aus lodernen Flammen manifestierte.

"FINGER WEG VON MEINEM KLEINEN BRUDER, SMOKER!"
 

Ein breites Grinsen suchte sich seinen Weg über Ruffys Gesicht und ein gewaltiger Stein fiel ihm vom Herzen. "Ace!!", stellte er überschäumend vor Freude fest, hielt sich eine Hand vor das Gesicht, um die sprühenden Funken abzuwehren und spähte angestrengt durch die Flammen, bis er den unverkennbaren Umriss seines Bruders ausmachen konnte.
 

"Ruffy, verschwinde mit deiner Crew. Ich komm gleich nach!", rief der Ältere der beiden D's und ließ die Finger knacken, während er den weißen Jäger vor sich nicht aus den Augen ließ.

Smoker kochte vor Wut, soviel war klar. Knirschend musterte der Marinekapitän den entflohenen Gefangenen vor sich und hätten Blicke töten können, wäre Puma D. Ace an Ort und Stelle exekutiert worden.
 

So umkreisten sich die beiden Männer wie Raubtiere ihre Beute.
 

"Da scheinst du ja noch mal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein, Puma", spie Smoker schließlich verächtlich aus.

Ace nickte. "Du hast ein scharfes Auge für Tatsachen, Smoker!", gab er zurück, grinste und schickte eine Feuerwalze auf seinen Gegner los.
 

= = =
 

"Komm schon, Ruffy! Leg einen Zahn zu!", brüllte Sanji, nachdem er einen Blick über seine Schulter geworfen und seinen Captain hinter sich erspäht hatte.

Ruffy nahm ihn absolut wörtlich, ließ einen Arm hervorschnellen und zog sich mit einem Ruck an die Spitze ihrer flüchtenden Gruppe. Noch immer unheimlich breit grinsend nahm der Strohhut seine Mannschaft im Laufschritt unter die Lupe. "Seid ihr alle okay?"
 

"Ja", keuchte Nami und sprach damit für alle. Niemand hatte ein Körperteil verloren, also ging es ihnen den Umständen entsprechend gut. Keiner wagte es sich, zu widersprechen.

Dann fiel Ruffy's Blick auf Tashigi, die von Robins Händen hinter ihnen hergetragen wurde. Der Schwarzhaarige legte eine Vollbremsung ein und nötigte sie alle zum Anhalten. "Wir nehmen sie mit? Gehört sie jetzt zur Crew?"

"Nein", raunzte Zorro schlecht gelaunt dazwischen und stützte sich keuchend auf die Oberschenkel.

"Wir haben sie noch nicht gefragt. Ich dachte eher daran, sie als...Gast bei uns willkommen zu heißen", warf Robin ein und ignorierte den ungläubigen Blick des Schwertkämpfers sowie sein hähmisches "Gast?!".
 

Ruffy legte den Kopf schief. "Ich weiß nicht. Wenn sie nicht will, sollten wir sie hierlassen", stellte er dann ehrlich fest.

Zorro atmete erleichtert auf. Wenigsten einer, der nicht komplett den Verstand verloren hatte. "Meine Rede."
 

"Leute, wir sollten ganz, ganz dringend abhauen!", drängte Ace grinsend, als er Sekunden später zu ihnen stieß. "Ich jage nämlich gleich alles, was ihr hier seht, in die Luft! Nehmt Tashigi mit, wenn ihr sie nicht braten wollt!"
 

Zorro wollte widersprechen, aber als Ace eine Feuerwand vor ihnen aufbaute um Smoker's Angriff abzublocken erkannte er die Vorteile dieses Plans.

Selbst Ruffy hatte seine Einwände vergessen und deutete auf die Flying Lamb, die nicht weit von ihnen lag und deren Mast durch die Büsche bereits schon zu sehen war. "Ihr habt Ace gehört! Weg hier!", befahl er grinsend.
 

Robin warf dem Schwertkämpfer einen kurzen, verständnisvollen Blick zu, bevor sie ihrem Captain und dem Rest der Crew folgte. Der Grünhaarige verharrte einen kurzen Augenblick, schüttelte den Kopf – Tashigi würde ihn umbringen – bevor auch er seiner Crew folgte.
 

= = =
 

Die Flying Lamb lief bereits aus der Bucht aus, als sie endlich bei ihr ankamen.

Lysop gestikulierte wild winkend zu ihnen herüber, über beide Ohren grinsend. "Beeilt euch, Leute! Ihr habt ja ewig gebraucht, seit die ersten Feuerbälle zu sehen waren!"
 

Ruffy lachte befreit, wickelte einen Arm um seine Freunde und katapultierte sie alle gemeinsam an Bord. Während sie sich alle wieder aufrappelten, stürmte Chopper aus der Kombüse und an das Geländer. Kurz strahlte der Schiffsarzt erleichtert, bis er ihre Verletzungen bemerkte. Beinahe bestürzt musterte er den grünhaarigen Schwertkämpfer, aber der bekam von Choppers Fürsorge nicht viel mit.

Stattdessen hob er Tashigi vom Boden auf und nahm sie auf den Arm. Ihr Kopf fiel willenlos in den Nacken. Wenigstens hatte Robin ihren Sturz abgefedert. Aber das war ja wohl auch das Mindeste, was die Archäologin hätte tun können.

Nun hüpfte Chopper über das Geländer und stürzte auf den Grünhaarigen zu. "Ist sie okay?", fragte er besorgt und hüpfte hoch, um einen besseren Blick auf die Marinesoldatin erhaschen zu können.

"Das musst du Robin fragen", gab der Schwertkämpfer kühl zurück und stieg die Treppen zur Kombüse hoch.
 

Verwirrt blickte der Schiffsarzt zwischen Robin und Zorro hin- und her. Die Archäologin lächelte ihm freundlich wie immer zu. Dann ging die Küste vor ihnen in Flammen auf, so plötzlich, dass der Elch erschrocken zusammenfuhr.
 

Ruffy jubelte, als Ace zu ihnen an Bord sprang und sich theatralisch die Hände an der Hose abwischte. Eine Sekunde später riss Ruffy ihn mit einer wüsten Umarmung zu Boden, halb weinend, halb lachend.
 

"WIR HABEN ES GESCHAFFT!"
 

To be continued...

Don't Mess With Me

Kapitel 15: Don’t mess with me
 

Die Schwärze der Nacht hatte sich über die Grand Line gelegt. Abgesehen von den schwankenden Lampions, die gedämpft in verschiedenen Farben strahlten, war es finster um sie herum, selbst Sterne waren kaum zu sehen. Zorro legte den Kopf in den Nacken und ließ seinen Blick noch einmal prüfend über das ruhige Wasser gleiten. Nope, kein Marineschiff weit und breit. Ganz weit hinten am Horizont war Black Shadow höchstens noch an den dampfenden Rauchschwaden zu erahnen, die letzten Überreste von Ace‘ kleinem Flüchtlingslagerfeuer.
 

Der Schwertkämpfer griff nach der Sakeflasche, die im Takt der Wellen stetig gegen seinen Oberschenkel rollte, und nahm einen tiefen Schluck. Der Rest der Crew feierte ausgelassen unten auf dem Deck, er saß im Krähennest, stützte sich mit den Unterarmen auf den Rand und beobachtete das illustre Treiben. Ruffy und Ace trohnten Arm in Arm auf der Galleonsfigur und gaben, angefeuert von Lysop (der in gefährlicher Schräglage auf der Reling saß), lautstark und außerordentlich schief Piratenlieder zum Besten. Oder Schlechtesten. Immer noch. Ihre Stimmen waren mittlerweile kaum mehr ein Krächzen, aber das hinderte sie keinesfalls daran, weiter zu singen, wie großartig das Piratenleben war, ganz egal wie zerschlagen die beiden Brüder im Moment aussahen. Drei riesige Fässer Bier, dutzende Weinflaschen und Sanji’s Cocktails hatten sie anscheinend völlig vergessen lassen, welche Schmerzen sie hatten, und die Wiedersehensfreude wirkte gleichfalls wie ein Aphrodisiakum. Zorro schmunzelte, während er das vollkommen asynchrone Schunkeln der D’s beobachtete.
 

Die gesamte Crew feierte den Triumph, den sie über die Marine errungen hatten. Alle, bis auf ihn, schienen vergessen zu haben, dass sie noch einen Marinelieutnant unter Bord hatten, der ihnen die Hölle heiß machen konnte – und würde.
 

Auf den Rand des Krähennestes gestützt kam Zorro auf die Beine und machte sich an den Abstieg, vorbei an Nami, die das Stadium des Angetrunken-Seins schon längst überschritten hatte und sich trotzdem von Sanji weiter Drinks reichen ließ. Er würdigte Robin keines Blickes und ignorierte das Tippen auf seiner Schulter, als sie eine Hand aus seiner Schulter wachsen ließ. Sie hörte damit auf, kaum dass die Tür zum Unterdeck hinter ihm zugeschlagen war und er die knarrenden Treppen zum Krankenlager hinabstieg. Dort angekommen hielt er kurz inne und lauschte vor der geschlossenen Tür. Kein Laut drang hinaus, trotzdem zögerte er, bevor er die Klinke herunterdrückte und leise eintrat.
 

Chopper blinzelte ihm müde entgegen. Er lag verrenkt auf seinem Stuhl, die Tischkante im Rücken, sodass er den bewusstlosen Körper von Tashigi Jenkins im Blick hatte. Bisher war sie nicht wachgeworden.
 

Zorro ließ die Tür leise ins Schloss fallen und musterte Jenkins prüfend. Ihr Atem ging gleichmäßig, Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Chopper hatte sie in eine Decke gewickelt und ihr die Brille von der Nase genommen. Ihr Schwert lehnte neben dem Schreibtisch.
 

„Soll ich dich ablösen?“, bot der Grünhaarige an Chopper gewandt an und lächelte mild. Der kleine Schiffsarzt hatte bisher sowohl das Festmahl als auch die Party geschwänzt und sich nach und nach um die verletzte Crew samt Gästen gekümmert, bis alle versorgt waren und es nichts mehr zu tun gab. Und selbst danach hatte er lieber darauf Acht gegeben, ob Jenkins wieder zu sich kam, während Zorro bereitwillig die Schiffswache übernommen hatte.
 

Chopper zuckte mit den Schultern. „Mir geht’s gut, ich schaff das schon“, wiegelte er ab. Wie um ihm zu widersprechen, knurrte danach sein Magen so laut, als hätte man ihn an einen Verstärker angeschlossen. Zorro machte eine wegwerfende Handbewegung mit der ungeschienten Hand. „Geh was essen, Chopper. Feier ein bisschen mit den anderen. Ich schaff das schon“, forderte der Grünhaarige. Als Chopper danach immer noch keine Anstalten machte, zu verschwinden, packte er den Elch am Hosenbund und setzte ihn, ohne auf seine halblauten Proteste zu achten, vor die Tür und schloss sie. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen, bis das halbherzige Klopfen von Hufen darauf stoppte.
 

Alleine.
 

Mit ihr.
 

Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sah überall hin, außer zu ihr. Musterte die vollgestopfte Oberfläche von Choppers Schreibtisch, studierte jedes Etikett auf jeder der staubigen, verschieden geformten Flaschen, die sich auf den Wandregalen drängten und nahm jedes Buch in Augenschein, bis sein Blick auf ihr Schwert fiel. Lange starrte er es einfach bloß an und wusste beim besten Willen nicht, was er machen sollte. Warum er hier runter gegangen war.
 

Warum sie hier war.
 

Seufzend sah er schließlich zu Jenkins hinüber. Er musterte ihr blasses Profil und durchquerte den Raum, bevor er überhaupt wusste, was er tat. Was um aller Welt hatte Robin sich bloß dabei gedacht, sie mitzunehmen? Und warum hatte Ace den einzigen Rückweg unbedingt in ein rasendes Inferno verwandeln müssen, sodass ihnen gar keine Möglichkeit mehr blieb, sie dazulassen? Er seufzte und rieb sich die Stirn. Er kannte die Antwort ja, auch wenn sie ihm nicht passte. Es wäre ihm tausend Mal lieber gewesen, Jenkins aus dem Spiel zu lassen, aber auch in dem Punkt hatte man ihm keine Wahl gelassen.
 

Sanft strich er ihr die Haare aus der Stirn. Er zuckte ertappt zusammen, als Jenkins genau in diesem Moment einen unartikulierten Laut von sich gab und lachte beinahe erleichtert auf, als ihre Augen geschlossen blieben und sie sich nur gegen seine Handfläche presste. Behutsam zog er seine Hand wieder zurück, rückte unbeholfen die Decke zurecht und ließ sich, nachdem er sich suchend umgesehen hatte, an einer strategisch günstigen Stelle an der Wand heruntergleiten und setzte sich. Von hier aus hatte er sie voll im Blick.
 

Nach fünf Minuten hatte er eine Position gefunden, die halbwegs bequem und schmerzfrei war. Mit einem Seufzer der Erleichterung schnallte er den Gürtel mit seinen Schwertern ab und stellte sie neben sich. Das letzte, was er sah, bevor er einnickte, war, wie Tashigi Jenkins, ihre Geisel, sich mit einem Lächeln auf die Seite rollte und in die Decke kuschelte. Er schmunzelte. Wenn sie jetzt wach werden würde, würde er das erste sein, was sie sah. Mit diesem halbgaren, teils ängstlichen, teils romantisch verklärtem Gedanken schlief er ein.
 

= = =
 

Mit einem Ruck wachte sie auf. Als hätte man ihr einen Vorschlaghammer ins Gesicht gerammt.
 

Innerhalb eines Sekundenbruchteils saß Tashigi Jenkins kerzengerade im Bett, die Augen weit aufgerissen und doch nur verschwommen sehend. Mit wild pochendem Herzen und dem unbestimmten Gefühl, in einer sehr, sehr unangenehmen Situation zu sein, tastete sie nach ihrer Brille. Sie fand sie rechts von sich, schob sie sich auf die Nase und sah sich um. Beinahe hätte sie aufgelacht, als ihr Blick auf die Liege fiel, auf der sie lag. Mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sie sich zurückfallen und schüttelte den Kopf über sich selbst. Sie war in einem Krankenlager. Das war um Welten besser als dieser verquere Traum, sie wäre von den Strohhutpiraten entführt worden. Wie abwegig.
 

Beruhigt strich sie sich über die Stirn und nahm ihr Quartier in Augenschein. Gleichzeitig mit der Erkenntnis, dass sie gar nicht wusste, warum sie auf einer Krankenstation der Marine lag, dämmerte ihr auch, dass sie gar nicht auf einer Krankenstation der Marine lag. Keine Marinestation hatte dermaßen altertümliche Medizingefäße. Und etwas klinischer sah es dort ebenfalls aus. Ganz zu schweigen von dem sanften Schaukeln der Wellen, das deutlich zu spüren war.
 

Als hätte sie noch eine weitere Bestätigung gebraucht, dass sie in der Tinte steckte, fiel ihr Blick danach auf Lorenor Zorro.
 

Sofort saß sie wieder kerzengerade, sodass ihr die Decke von der Brust rutschte. Mit dem Rücken an der Wand, so weit wie möglich weg vom ehemaligen Piratenjäger, versuchte sie, ihre panischen Gedanken unter Kontrolle zu kriegen. Und nicht zu hyperventilieren.
 

Nachdem das Gefühl, jeden Moment wieder in Ohnmacht zu fallen, nachgelassen hatte, analysierte sie ihre Situation. Die Frage, wie sie hier gelandet war, hatte sie für sich schnell beantwortet. Da kam ihr das Schafott wieder in den Sinn, ihr Sturz, wie Lorenor sie aufgefangen hatte und sie gefragt hatte, ob sie ihm vertraue…NUR UM SIE DANACH IN NICO ROBINS HÄNDE ABZUGEBEN, DIE SIE EINFACH MITSCHLEPPEN WOLLTE!
 

Innerhalb von Sekunden wechselte ihre Stimmung von verwirrt zu verängstigt hin zu stinksauer. Reflexartig tastete sie nach ihrem Schwert und stutzte, als sie es nicht fand. Dann entdeckte sie es nahe am Schreibtisch lehnend, mehr als eine Armlänge weg von Lorenor Zorro, aber immer noch in ihrer Reichweite.
 

Sie streckte die Hand danach aus, atmete noch einmal tief durch und dann nahm das Unheil seinen Lauf.
 

= = =
 

Die Klinge bohrte sich Millimeter neben seinem Gesicht in die Tür.
 

Als Zorro zur Seite linste, konnte er sein eigenes, blasses Spiegelbild bewundern. Sein Herz hämmerte hart gegen seinen Brustkorb und seine Finger waren so nass vom Schweiß, dass ihm sein eigenes Schwert beinahe aus der Hand gerutscht wäre.
 

Wie leichtsinnig, einzuschlafen. War er denn komplett bescheuert?
 

Mit diesem Gedanken blickte er in das wutverzerrte Gesicht von Tashigi Jenkins. Der Marinelieutnant war aus ihrer Ohnmacht erwacht und hatte keine Zeit damit verplempert, liegen zu bleiben, sondern war zum Angriff übergegangen, bevor er die Augen ganz geöffnet hatte. Gerade noch rechtzeitig hatte er sich zur Seite geworfen, sich ein Schwert schnappen können und war stolpernd außer Reichweite ihrer wütenden Hiebe gelangt, aber schon an der Tür hatte sie ihn in die Enge getrieben. Bisher hatte sie noch keinen Ton gesagt. Sie schnaufte bloß wie ein rasender Stier, sodass es ihn nicht einmal gewundert hätte, wenn sie mit den Füßen gescharrt hätte. Und er war das rote Tuch. Nun lehnte er hier, mit dem Rücken gegen die Tür gestemmt, und wagte es nicht, das Schwert gegen sie zu erheben. Denn ihre Wut, die konnte er nachvollziehen. Er hätte sich gerade selbst gern den Arsch aufgerissen.
 

„Du...“, grollte sie in diesem Moment, ihre Stimme so unheilvoll wie ein herannahendes Gewitter.
 

„Ich...?“, hakte Zorro wagemutig nach und beobachtete, wie Tashigi an dem Schwertgriff zog und zerrte, ohne dass sich das Katana aus der Wand löste. Endlich mal kamen ihm die beengenden Verhältnisse im Krankenzimmer zu Nutze, ihr Schwert steckte fest. Kein Wunder, so viel Wucht, wie sie in den Schlag gelegt hatte. Wäre die Tür nicht dazwischengeraten, Tashigi Jenkins hätte ihn geradewegs geköpft. Und er konnte ihr das nicht einmal verübeln.
 

Immer energischer ruckelte der Marinelieutnant an dem Schwert. Als das nicht klappte, stemmte sie sogar den Fuß gegen die Wand und hängte ihr gesamtes Fliegengewicht daran, ohne nennenswerten Erfolg. Die Klinge zitterte nicht einmal und das machte sie noch wütender und das wiederrum lenkte ihre Aufmerksamkeit geradewegs zurück zu Zorro. Der immer noch reglos mit dem Rücken zur Wand stand.
 

„DU HAST MICH ENTFÜHREN LASSEN?!!!!!“, schnauzte sie ihn schließlich an, so laut und heftig, dass ihm Spucketröpfchen ins Gesicht wehten. Wieder hängte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht an das Schwert und versuchte zunehmend verzweifelter, es aus der Wand zu lösen, um ihm damit das Gesicht in Scheiben zu schneiden.
 

Zorro nutzte die Gunst der Stunde, rückte ein paar Zentimeter bei Seite und legte sich eine Antwort zu recht. „Entführen ist so ein hartes Wort…“, begann er behutsam. Tashigi vergaß darüber ganz, an ihrem Schwert zu zerren, und starrte ihn entgeistert an. „Wie würdest du es sonst nennen?“, zischte sie giftig zurück.
 

Tja, wie würde er es sonst nennen?
 

„Nennen wir es ein vorrübergehendes Ausleihen deiner Persönlichkeit“, hörte er sich sagen und runzelte gleich darauf die Stirn. Keine gute Antwort.
 

Fand Tashigi anscheinend auch. Sie zog ein letztes Mal an ihrem Schwert, dann fiel ihr ein, dass es nicht die einzige Waffe in diesem Raum war. Zorro ging das Gleiche durch den Kopf, aber erst, als er verstohlen zu seinen eigenen beiden Schwertern linste, die nach wie vor außerhalb seiner Reichweite an der Wand lehnten, folgte sie seinem Blick. Und sie war näher dran.
 

Während sie losließ, herumwirbelte und nach seinem Yubashili grabschte, riss Zorro die Tür auf, stürzte aus dem Krankenzimmer und schmiss sie hinter sich zu. Ratlos blieb er stehen und ihm fiel siedend heiß ein, dass er den Schlüssel vergessen hatte. Im selben Moment, in dem Tashigi die Türklinke herunterdrückte, stemmte er sich mit dem Rücken gegen die Tür und hielt sie so geschlossen. Vorrübergehend.
 

Fieberhaft überlegte Zorro, wie er sie beschwichtigen sollte, doch in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Er war sich ziemlich sicher, dass jede Antwort, die nicht „wir können dich zurückbeamen“ lautete, sie nur noch wütender machen würde. Und leider waren sie dazu einfach nicht in der Lage – sie saß hier fest. Ob es ihr passte oder nicht. Und es passte ihr ganz eindeutig nicht. Er spürte, wie Tashigi sich mehrmals gegen die Tür warf und presste sich fester dagegen.
 

Gerade, als er mit dem Gedanken spielte, sich Hilfe von oben zu holen, bohrte sich die Klinge des Yubashilis knapp über seiner Schulter durch die Tür. Er linste dorthin, aber die die Schneide blieb nicht an ihrem Platz, sondern fraß sich langsam aber sicher ihren Weg durch das Holz. Tashigi Jenkins schnitt sich einfach durch die Tür durch und Zorro sah sich gezwungen, auszuweichen, wenn er nicht geschnitten werden wollte. Er versperrte den Durchgang so lange wie möglich, aber irgendwann blieb ihm nichts anderes übrig, als vor der Tür zurückzuweichen und das Schwert zur Verteidigung zu ziehen.
 

Keine Sekunde zu früh.
 

Kaum hatte er sich in Position gebracht, trat Tashigi das Stück Holz aus der Tür und gab ein Loch frei, durch das sie sich mühelos geradewegs auf ihn stürzen konnte. Sie ließ sich weder davon abhalten, dass ihr Holzspäne in den Haaren hingen, noch dass er die Hände beschwichtigend hob. „Lass mich das erklären…!“, setzte er an, musste jedoch ihren Hieb blocken, bevor er den Satz beendet hatte.
 

Wutschnaubend stierte sie ihn an. „ERKLÄREN?! ERKLÄREN?!!“, wiederholte sie, als wolle sie ihm begreiflich machen, wie blöd dieser Ansatz war. Er musste ihr rein gar nichts erklären. Sie wusste sehr gut, was gebacken war. Das war ja das Problem.
 

Zorro drückte mit seiner Klinge gegen die des Yubashilis und drängte den Marineleutnant ein paar Schritte zurück. „HÄTTEN WIR DICH LIEBER VERBRENNEN LASSEN SOLLEN?!“, fuhr er hitzig auf. Sie ließ ihm ja nicht mal eine Chance, zu erklären, dass er gar keine Wahl gehabt hatte!
 

Kurz runzelte Tashigi die Stirn, offenbar verwirrt. Stimmt, sie hatte ja gar nicht mehr mitgekriegt, wie Ace die Insel gegrillt hatte. Aber die Verwirrung machte schon bald wieder Platz für ihre selbstgerechte Wut oder vielleicht ließ sie sich auch nur die beiden Optionen – Tot oder Entführt – durch den Kopf gehen, jedenfalls holte sie erneut aus und versuchte, ihm den Kopf abzuhaken. „JA, DAS WÄRE MIR LIEBER GEWESEN!“, schrie sie mit sich überschlagender Stimme, während Zorro unter dem Hieb wegtauchte.
 

Zorro heftete seine gesamte Aufmerksamkeit auf das Schwert in ihren Händen. Sie war so sauer, dass sie nicht auf ihre Technik achtete. Das machte sie zu einer unberechenbaren Gegnerin. Wahrscheinlich war sie ihm nun eher gewachsen als jemals zuvor. Alles, was sie wollte, war sein Kopf auf dem Boden.
 

Deshalb traf ihn der Tritt in die Eier auch so unvorbereitet.
 

Ein Feuerball aus Schmerzen nahm von ihm Besitz und schloss alle anderen Sinneseindrücke aus. Er sackte auf die Knie und nach vorne, ohne es überhaupt zu bemerken. Er hörte nicht, wie sein Schwert klappernd auf die Planken schlug oder den unartikulierten Laut, den er von sich gab. Er knickte einfach zusammen wie ein Blatt Papier, das man gefaltet hatte, und das nächste, was er wieder wahrnahm, war Tashigi Jenkins, die auf seiner Brust hockte, ihn am Kragen gepackt hielt und ihn anbrüllte.
 

„ICH HAB DIR VERTRAUT, DU ELENDER MISTKERL! UND WAS MACHST DU?! DU VERSCHLEPPST MICH!“, kreischte sie außer sich vor Wut und schüttelte ihn so heftig durch, dass sein Hinterkopf mehrmals auf den Boden knallte.
 

„Ich-“, stieß er röchelnd aus, wurde jedoch gleich wieder abgewürgt.
 

„HAST DU DIR MAL ÜBERLEGT, WIE ICH DAS ERKLÄREN SOLL, DU SCHEIßKERL?! DAS WIRD MEINE KARRIERE RUINIEREN!“
 

„Das war so-“
 

„ICH BRING DICH UM!“, versprach sie ihm mit lodernder Entschlossenheit in den Augen. Dann schien ihr wieder einzufallen, dass sie eine Waffe hatte und griff danach.
 

Die Tür oben ging genau in dem Moment auf, in dem Tashigi ihm sein eigenes Schwert an die Kehle hielt. Tashigi hielt inne, als sie die Tür knarren hörte, und Zorro hielt die Luft an, während er fieberhaft nach einem Ausweg suchte. Beide blickten die Treppe hinauf und entdeckten Robin, die sich mit einem leisen Lächeln auf das Geländer stützte. Gelassen sah sie zu ihnen herunter. Bei ihrem Anblick verkrampfte Tashigi und ihre Miene verfinsterte sich. Zorro spürte, wie ihm die Klinge in die Haut ritzte und ein Tropfen Blut seinen Hals herabrann.
 

„Brauchst du Hilfe, Herr Schwertkämpfer?“, fragte Robin zuvorkommend, als würde sie ihm eine Tasse Tee anbieten. Als wäre Zorro nicht gerade auf dem besten Weg, von der Bordgeisel gelyncht zu werden.
 

„VERPISS DICH, ROBIN!“, keifte der Grünhaarige prompt zurück, während er mit einer Hand das Schwert an seiner Kehle wegdrückte. Tashigi nickte grimmig und war nur leicht irritiert, das Lorenor sich lieber weiter von ihr schikanieren ließ.
 

Robin zuckte nur mit den Schultern – ganz, wie er wollte – und machte dann auf dem Absatz kehrt. Sanft schwang die Tür hinter ihr zu und die beiden Schwertkämpfer waren wieder unter sich.
 

Funkelnd beobachtete Tashigi den Grünhaarigen. Sie kniete immer noch breitbeinig auf seiner Brust, aber der Auftritt von Nico Robin hatte ihrer Wut einen Dämpfer verpasst, jedenfalls was Lorenor betraf. Und das nervte sie tierisch, denn eigentlich hatte sie jedes Recht dazu, ihm den Arsch auf links zu krempeln. Schnaubend zog sie das Schwert zurück und rammte es mit der Spitze voran in die Planken neben seinem Kopf, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Du wolltest es erklären. Ich höre.“
 

Zorro blinzelte sie ein paar Sekunden überrascht an, ohne einen Ton zu sagen. Vor ein paar Sekunden noch hätte er ihr liebend gerne alles lang und breit erklärt, hatte tausend Rechtfertigungen auf der Zunge gehabt und war einfach nicht dazu gekommen, sie hervorzubringen. Nun war sein Kopf wie leergefegt und die Worte steckten irgendwo in seiner Kehle fest. „Das war so nicht geplant“, brachte er schließlich mühsam heraus und sah beunruhigt, wie ihre Augenbraue ungehalten in die Höhe zuckte. „Na, das erklärt natürlich alles“, spottete sie verächtlich, verstummte allerdings, als Zorro sie genervt ansah. Sollte er nun erklären oder nicht?
 

Bevor sie ihm erneut über den Mund fahren konnte, redete er weiter und sich um Kopf und Kragen. „Keine Ahnung, was Robin sich dabei gedacht hat, aber wir wollten dich nie mit an Bord schleppen. Dann hat Ace die ganze Insel in Schutt und Asche gelegt und wir hatten die Wahl, dich mitzunehmen oder grillen zu lassen“, fuhr er hastig fort. Sie runzelte die Stirn, schien nicht überzeugt.
 

„Das soll mich jetzt besänftigen?“, knurrte sie wütend. „Dass ihr mich nicht grillen wolltet?“
 

„Naja“, erwiderte Zorro und grinste ein schiefes Unschuldslächeln. „Ganz unter uns, dir steht die vornehme Blässe. Ein paar Minuten in der Supernova hätten das zu Nichte gemacht."
 

Tashigis Auge zuckte gereizt. Wie konnte der Dreckskerl es wagen, ihre Situation durch den Kakao zu ziehen?! „Arschloch!“, fauchte sie entschlossen und kletterte ruckartig von ihm herunter, unfähig, ihm auch nur eine Sekunde länger so nah zu sein. Um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, kniete sie sich beim Aufstehen auf seine bandagierte Schulter und registrierte zufrieden das scharfe Einatmen seinerseits. Selbst Schuld.
 

Während Lorenor sich wieder aufrappelte, verschränkte Tashigi energisch die Arme vor der Brust. Sie zitterte. Vor Wut. Vor Enttäuschung. Weil sie sich so verloren vorkam. Ihr Platz war bei der Marine, nicht auf einem Piratenschiff. Und sie hatte keinen blassen Schimmer, wie sie das wieder in Ordnung bringen sollte.
 

Als sie Lorenor beobachtete, der wieder auf die Beine kam, fiel ihr immerhin eine Möglichkeit ein, ihrer Wut ein Ventil zu geben. Kaum, dass er sie für eine Sekunde aus den Augen ließ, holte sie aus und rammte ihm die Faust ins Gesicht. Er zuckte einen Schritt zurück, doch sie traf ihn trotzdem irgendwo unter dem rechten Auge und ihre Knöchel knackten. Zorro verzog das Gesicht, widerstand dem Drang, sein Gesicht abzutasten und knirschte dafür hörbar mit dem Zähnen. Als er ihrem funkensprühenden Blick begegnete, hob er kapitulierend die Hände vor die Brust. „Okay! Okay, das hab ich verdient.“
 

Tashigi schüttelte ihre Faust aus – Mann, das hatte wehgetan! Woraus bestand der Kerl? Granit? – und nickte grimmig. Endlich mal ein wahres Wort aus seiner großen Klappe.
 

Mit verschränkten Armen stand Tashigi im Flur und stierte stur an Lorenor vorbei, während der sich fassungslos die Spur der Verwüstung ansah, die sie hinterlassen hatten. Dann zuckte er allerdings nur mit den Schultern, zog das Yubashili aus dem Boden und las das Wado-Ichi-Monji vom Boden auf. Aus den Augenwinkeln linste er immer wieder zu ihr herüber, ratlos, wie es jetzt weitergehen sollte.
 

Noch während er sich diese Frage stellte, stapfte Tashigi über die Trümmer der Tür hinweg ins Krankenzimmer. Alarmiert folgte Zorro ihr – im Moment würde er ihr durchaus zutrauen, dass sie sich wieder bewaffnete, um ihn abzustechen – und unterdrückte ein Schmunzeln, als er sah, wie sie sich damit abmühte, ihr eigenes Schwert aus der Wand zu ziehen. Er lehnte sich gegen den zerstörten Türrahmen und beobachtete sie eine Weile bei ihren vergeblichen Bemühungen.
 

Schnaufend strich Tashigi sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Stemmte den Fuß gegen die Wand, zog und zerrte, erfolglos. Sie war sich seiner hämischen Blicke durchaus bewusst und das brachte sie auf die Palme. Frustriert und stinksauer ruckelte sie an dem Griff und als die Klinge endlich nachgab und aus der Wand flutschte, war sie nicht darauf vorbereitet und fiel stolpernd rückwärts. Für sein Lachen hätte sie ihm am liebsten gleich noch mal die Faust ins Gesicht gerammt.
 

„Schnauze, Lorenor“, knurrte sie, klopfte sich den Dreck von der Hose und verstaute das Schwert wieder sicher in der Scheide.
 

Mit aller Macht unterdrückte Zorro sein Schmunzeln, kratzte sich unbeholfen am Hinterkopf. Er hatte keine Ahnung, wie er seine Bitte formulieren sollte, ohne, dass sie ihm sofort wieder an die Kehle sprang. „Gibst du mir dein Schwert?“, hakte er dann nach und streckte fordernd die Hand danach aus.
 

Tashigi schnaubte.
 

Genervt sah Zorro sich dazu gezwungen, ihr eine Erklärung zu liefern. Momentan sprach ihr Blick nämlich nur aus, dass er sie schon umbringen musste, wenn sie ihm ihre Waffe geben sollte. Und er war nicht sonderlich erpicht darauf. „Ich hab einfach keine Lust, dass du uns im Schlaf abschlachtest, also…du kriegst es wieder, vertrau mir.“
 

Sie sah ihn vielsagend an. Ihr Auge zuckte. „Das hab ich schon mal und wohin hat es mich gebracht?“, zischte sie gefährlich leise, ungewillt, seine Position nachzufühlen. Vielleicht war ihr irgendwo tief im Inneren bewusst, dass ihm keine andere Wahl blieb – und ihr auch nicht. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie es ihm einfach machen würde.
 

Zorro rieb sich über die verwundete Schulter, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. Natürlich hatte er kein leichtes Spiel mit ihr. Aber er hatte wirklich keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung, das würde er weder physisch noch psychisch überstehen, also kapitulierte er. „Na schön, wie du willst. Dann…“, setzte er an und verstummte wieder. Es kam ihm so falsch vor, ihr Anweisungen zu erteilen. Ganz zu Schweigen davon, dass sie sowieso nicht auf ihn hören würde, dafür hatte er es zu sehr verbockt. Hilflos grübelte er darüber nach, wie es jetzt weitergehen sollte.
 

Mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete Tashigi ihn dabei. Sie war stinksauer, wenn auch nicht unbedingt auf Lorenor selbst. Sicher, er hatte die Sache so sehr vermasselt, wie er nur konnte und sie sollte sauer auf ihn sein, das war ihr gutes Recht, aber sie konnte nicht leugnen, dass er von den Ereignissen selbst überrollt worden war. Und obwohl alles in ihr danach schrie, ihm die Situation so schwer wie möglich zu machen, konnte sie seine grüblerische Miene einfach nicht mehr ertragen. Außerdem…die Strohhutpiraten hatten genug Möglichkeiten gehabt, ihr ernsthaft Schaden zuzufügen, sie zu verletzen, und wenn man mal von der Entführung absah, hatten sie ihr kein Haar gekrümmt.
 

Zögernd schnallte sie ihr Schwert von der Hüfte ab, hielt es für ein paar Sekunden versonnen in der Hand, dann streckte sie es Lorenor entgegen, ohne ihn anzusehen. Kaum hatte er es beinahe verblüfft entgegengenommen, fühlte sie sich nackt. Ungeschützt.
 

Ruckartig wandte sie ihm den Rücken zu und stapfte in Richtung der Liege. „Und jetzt verpiss dich, ich will meine Ruhe“, schnauzte sie über ihre Schulter hinweg und ließ sich auf ihrem vorrübergehenden Lager nieder. Zupfte an der Decke, sah sich in dem Chaos um, dass sie angerichtet hatte. Geschah ihnen recht, dachte sie selbstgefällig.
 

Lorenor rührte sich nicht. Er hielt immer noch ihr Schwert in den Händen und sah sie an, überrascht, dass sie in irgendeiner Art kooperierte. Verwirrt, was sie von ihm erwartete. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, wäre ihr nahe gewesen. Er hätte ihr so gerne klar gemacht, dass sie nichts zu befürchten hatte, dass sie die Sache wieder in Ordnung bringen würden, aber er wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um seine Zuneigung zu bekunden.
 

Unbeholfen räusperte er sich. Tashigi blickte kurz zu ihm herüber. „Was denn jetzt noch?!“
 

„Brauchst du…“, setzte er an, brach unter ihrem schneidenden Blick jedoch ab, drehte sich weg und stapfte durch die zerstörte Tür nach draußen. Dabei schüttelte er den Kopf über sich selbst. Im Moment würde sie von ihm gar nichts annehmen, davon war er überzeugt. Er bückte sich nach der Holzplatte, die Tashigi herausgeschnitten hatte, und setzte sie provisorisch ein. So hatte sie wenigstens den Anschein von Privatsphäre, auch wenn die Tür beim leisesten Ruckeln wieder auseinanderfallen würde. Beinahe fluchtartig durchquerte er dann den Flur, stapfte die Treppen hinauf, ihr Schwert immer noch in der Hand.
 

Als er wieder draußen an Deck stand, irritierte ihn die ausgelassene Feier dermaßen, dass er reglos in der Tür stehen blieb und sich den Wind durchs Gesicht streichen ließ. Sein Blick wanderte über seine Crewmitglieder. Dann fiel er auf das Schwert in seiner Hand und er hatte keine Ahnung, was er damit machen sollte. Zögernd befestigte er es an seinem Gürtel, bis er einen besseren Platz dafür fand, und stapfte auf Sanji und Chopper zu, die am Fuße der Treppe saßen.
 

„Sie ist wach“, informierte er die beiden kurz und knapp, marschierte ohne ein weiteres Wort an ihnen vorbei und aufs Krähennest zu, um seine Wache fortzuführen. Während er hochkletterte, konnte er sehen, wie der kleine Elch aufsprang und unter Deck hastete. Sanji schlug den direkten Weg in die Küche ein, denn sicher hatte ihr ungebetener Gast Hunger und Durst. Sie würde also versorgt sein.
 

Der Gedanke beruhigte ihn soweit, dass er sich mit hämmerndem Herzen in den Ausguck setzen konnte. Automatisch griff er nach der Flasche Sake, die immer noch hier stand, und setzte sie sich an die Lippen. Sie hasste ihn. Und ganz egal, was zwischen ihnen gewesen war, mit ihrem voreiligem Handeln hatte Robin es zerstört. Egal, wie viel er trank, er wurde den Gedanken nicht los, dass sie ihnen damit vielleicht sogar irgendwie einen Gefallen getan hatte.
 

= = =
 

Tashigi starrte den Elch fassungslos an.
 

Kaum war Lorenor verschwunden und sie mit ihren Gedanken allein gewesen, hatte dieser Knirps das Zimmer gestürmt. Nicht genug damit, dass der kleine Elch Kleidung trug, als er sie angesprochen hatte, war ihr die Kinnlade heruntergefallen. Nun hantierte er im Zimmer herum, ohne das Chaos auch nur mit einem vorwurfsvollen Wort zu erwähnen. Er maß ihren Blutdruck, ihre Temperatur, merkte an, dass sie blass war und Tashigi hätte am liebsten losgelacht, so absurd war diese Situation. Anscheinend gehörte dieses kleine Wesen tatsächlich zur Crew und dass er Arzt war, setzte dem ganzen doch die Krone der Absurdität auf.
 

Weil er den Niedlichkeitsfaktor auf seiner Seite hatte, brachte sie es nicht übers Herz, wütend auf ihn zu sein. Schwer vorstellbar, dass das Tierchen etwas mit ihrer Entführung zu tun gehabt haben sollte. Stattdessen starrte sie ihn also nur verblüfft an und unterdrückte das Verlangen, ihm durchs Fell zu streicheln.
 

„Geht es dir gut?“, fragte der Elch, der sich ihr schüchtern als Chopper vorgestellt hatte, und blickte sie aus großen Kulleraugen an.
 

Sie nickte sprachlos. Ja, den Umständen entsprechend ging es ihr gut.
 

Dann klopfte es an der Tür, das Holz fiel heraus und landete mit einem Krachen auf den Boden. Im ersten Moment befürchtete sie, Lorenor wäre zurück, aber es war bloß ein blonder Typ im Anzug, der ein Tablett mit Essen und Getränken auf den Händen balancierte und sie warmherzig anlächelte. „Hast du Hunger?“, fragte er galant, stieg gekonnt durch die Tür und stellte das Tablett beflissen auf der Liege ab.
 

Ihr schwirrte der Kopf. Feindselig rückte sie sowohl von ihm als auch von dem Tablett ab. Er hob beschwichtigend die Hände vor die Brust und trat den Rückzug an. „Es ist nicht vergiftet, keine Sorge“, sagte er noch mit einem Schmunzeln, dann zwinkerte er ihr zu und verschwand wieder dahin, wo er hergekommen war.
 

Seufzend lehnte Tashigi sich mit dem Rücken an die Wand und biss sich auf die Lippe. Sie war verwirrt. So verwirrt, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre, aber sie konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen.
 

„Zorro hat gesagt, du bist wach, da dachten wir, du könntest vielleicht etwas zu Essen vertragen“, durchbrach der kleine Arzt die unbehagliche Stille. Er trat von einem Huf auf den anderen, als fühlte er sich selbst nicht wohl in seiner Haut. „Sanji kocht echt lecker.“
 

Bei der Erwähnung von Lorenors Namen verfinsterte sich Tashigis Gesicht. „Lorenor kann mir gestohlen bleiben. Ich will nichts von euch“, wehrte sie schärfer ab, als es nötig gewesen wäre. Als Chopper sie bedröppelt ansah, tat es ihr beinahe wieder leid. Sie schlang sich die Decke um den Körper, zog die Beine an, machte sich so klein wie möglich. Sie wollte nach Hause.
 

Chopper wandte ihr den Rücken zu, kletterte auf den Stuhl und begann, Ordnung in das Durcheinander auf dem Schreibtisch zu bringen. Er sah sie nicht an, als er wieder anfing zu sprechen. „Weißt du, ich kann verstehen, dass du sauer bist. Aber Zorro kann nichts dafür“, erklärte er und Tashigi wischte sich zwei, drei Tränen aus den Augenwinkeln und versuchte, nicht zu schniefen.
 

„Er hat sogar darauf bestanden, dass wir dich zuerst behandeln“, fuhr der kleine Arzt im Plauderton fort. Tashigi hielt inne und starrte auf seinen Rücken. „Erst danach durfte ich ihn zusammenflicken und…“
 

Tashigi hörte gar nicht weiter zu. Ihre Gedanken schweiften ab, sie dachte darüber nach, was Chopper gerade behauptet hatte. Dachte an die schweren Verletzungen, die Lorenor eingesteckt hatte. An das ganze Blut, dass an seiner Kleidung geklebt hatte, als sie ihm auf dem Schafott begegnet war. An den Blick, mit dem er sie gemustert hatte. Daran, wie sie wachgeworden war und Lorenor entdeckt hatte, der ganz in ihrer Nähe auf dem Boden saß. Ihr wurde noch ein wenig schwerer ums Herz.
 

„Hallo? Bist du noch da?“
 

Tashigi zuckte zusammen, als Chopper sie aus ihren Gedanken riss. Sie zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Der Elch hielt ihr ein Taschentuch hin. Zittrig nahm sie es und wischte sich durch das Gesicht. Unter seinen besorgten Blicken streckte sie die Hand nach dem Tablett aus und zog es zu sich heran. Obwohl sie keinen Hunger hatte, probierte sie und war überrascht, wie gut es schmeckte. Schließlich strich sie dem Elch freundlich über das Fell an seiner Schulter. „Danke, Rentier. Du bist ein guter Kerl.“
 

Er errötete schlagartig und wand sich unter der Last ihres Kompliments. Dann wandte er sich verlegen ab, tapste zum Schreibtisch und tat so, als würde er noch etwas in einem Buch nachlesen müssen. Sie schmunzelte, schob ihre Gedanken an Lorenor entschlossen bei Seite und rollte sich vollkommen erschöpft auf der Liege zusammen. Innerhalb von Sekunden war sie eingeschlafen.
 

= = =
 

Ruffys und Ace‘ Schnarchen brachte die Grand Line zum erzittern, als Zorro sich verspannt aufrichtete. Der Morgen graute schon und ihm graute vor dem Morgen. Er hatte kein Auge zugetan und sich in unbequemer Position den Kopf darüber zermartert, wie es weitergehen sollte. Zu einem Schluss war er nicht gekommen.
 

Leise kletterte er die Leiter am Mast herunter, überquerte das Deck und zog die Tür zum Unterdeck auf. Er übersprang die knarrende Stufe und warf auf seinem Weg zur Jungenkajüte einen Blick durch das Loch in der Krankenzimmertür.
 

Sie schlief. Und sah dabei beinahe friedlich aus.
 

Einen Moment blieb er stehen und beobachtete sie, spielte mit dem Gedanken, hineinzugehen und ihr die verrutschte Decke geradezurücken. Beinahe hätte er der Versuchung nachgegeben, aber dann fiel sein Blick auf Chopper, der am Schreibtisch eingeschlafen war, und er überlegte es sich anders. Er rieb sich über die müden Augen – kein Wunder, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte – und wandte sich ab, obwohl er Tashigi am liebsten die Haare aus der Stirn gestrichen hätte.
 

Was für ein dummer Gedanke. Er brauchte Schlaf.
 

Kopfschüttelnd strebte er auf die Tür zu, eine Hand an ihrem Schwert. Schüttelte das schlechte Gewissen ab, das ihn dabei überkam. Er stieß die Tür zur Kajüte auf und ließ sich vollkommen fertig auf das Sofa fallen. Er trat sich nicht einmal mehr die Stiefel von den Füßen, sondern legte sich bloß hin, ein Kissen im Rücken, einen Arm im Nacken verschränkt, und starrte auf eines der Bullaugen, hinter denen langsam die Sonne aufging. Staub schwebte durch das Halbdunkel und ihn zu beobachten, hatte endlich den gewünschten, beruhigenden Effekt. Schläfrig streckte er sich, sein Kopf schaltete sich langsam ab. Nur ein Gedanke erwischte ihn noch, bevor er wegdämmerte.
 

Immerhin kann sie mir nicht ausweichen.
 

..............TBC................

Kill your butterflies

Kapitel 16: Kill your butterflies
 

Als Zorro aufwachte, war die Kajüte leer. Es hatte vielleicht eine Weile gedauert, bis er endlich eingeschlafen war, aber dafür hatte er so tief geschlafen wie schon lange nicht mehr. So tief, dass er sich schon weitaus kräftiger fühlte als am Vortag. Er setzte sich auf und streckte prüfend die Finger seiner geschienten Hand. Das klappte schon mal ganz gut. Auch seine Schulter konnte er einwandfrei bewegen, auch wenn es noch höllisch weh tat. Dann kamen seine Gedanken bei Tashigi an und er ließ sich ratlos nach hinten in die Polsterung der Couch fallen. Scheiße. Was sollten sie bloß mit ihr anstellen? Sie würde ihm das nie verzeihen.
 

Ihm fiel ihr Schwert ein, dass immer noch mit den seinen an seinem Gürtel befestigt war. Zorro löste es davon ab und betrachtete das gut gepflegte Katana, dass dem Lieutnant so viel bedeutete. Und dass sie ihm trotzdem überlassen hatte, wenn auch wahrscheinlich deshalb, weil ihr keine richtigen Alternativen zur Verfügung gestanden hatten. Kurz sah er sich im kreativen Chaos der Kajüte um, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Da er befürchtete, das Schwert niemals wieder zu finden, wenn er es einfach unter einem der acht schiefen Kleiderhaufen auf dem Boden versteckte, stemmte sich in die Höhe und steuerte seinen eigenen Kleiderschrank an. Auch darin türmten sich die Kleidungstücke, ungefaltet und ungeordnet, aber hier konnte es zumindest nicht verloren gehen. An Bord herrschte die unausgesprochene, aber eisern befolgte Regel, dass niemand etwas am Kleiderschrank des anderen zu suchen hatte. So viel Privatsphäre musste auch sein, sonst hätten sie sich schon längst die Schädel eingeschlagen.
 

Nach kurzer Überlegung stellte er seine Schwerter gleich daneben und schloss energisch die Tür. Das vertraute Gewicht an seiner Hüfte fehlte ihm wie ein Körperteil, was Tashigi gegenüber wohl nur fair war. Und sicherer für alle Beteiligten, denn so konnte sie ihn auch nicht überrumpeln und entwaffnen, wenn er mal eine Sekunde vergaß, dass sie eigentlich natürliche Feinde waren. Damit durchquerte er die Kajüte und trat in den Flur. Kurz hielt er inne und lauschte; von oben hörte er klapperndes Geschirr und Gerede. Wahrscheinlich waren die anderen schon beim Frühstück. Als er an der Krankenstation vorbeikam, warf er einen Blick hinein. Tashigi saß auf der Liege, die Beine an den Körper gezogen, die Arme darum verschränkt.
 

Guten Morgen zu sagen schien ihm keine gute Idee zu sein, aber er konnte auch nicht einfach an ihr vorbeigehen und sie ignorieren. "Willst du nicht mit hoch?"

Tashigi starrte stur weiter an die Wand, als wäre er unsichtbar. "Nein."
 

Na immerhin. Sie blendete ihn nicht komplett aus. "Das Frühstück ist bestimmt fertig", versuchte er es erneut. Ihr Blick zuckte wütend zu ihm herüber. Noch nicht ganz so wütend wie am Abend zuvor, aber nah dran. "Willst du mir jetzt vorschreiben, was ich zu tun habe, oder was?!", fuhr sie schnippisch auf und Zorro sparte sich die Frage, ob sie gut geschlafen hatte. Stattdessen hob er beschwichtigend die Arme vor die Brust. Er war noch nicht wach genug, um sich mit ihr zu streiten. "Schon gut, schon gut. Mach, was du willst", entgegnete er und hoffte, die Situation so zu entschärfen. Sie ging zumindest nicht an die Decke, aber sie wandte den Blick wieder von ihm ab, schob störrisch das Kinn vor und ignorierte ihn wieder. Mit einem lautlosen Seufzer wandte Zorro sich ab, vergrub die unverletzte Hand in der Hosentasche und musste sich zwingen, seine Schritte auf dem Weg nach oben nicht zu beschleunigen.
 

Tashigi hielt sich solange gleichgültig, bis Lorenors Schritte nicht mehr zu hören waren, dann ließ sie ihre Stirn auf die Knie sinken und stöhnte frustriert. Nichts war gut, und sie würde ja gern machen, was sie wollte, aber sie war auf einem gottverdammten Piratenschiff gefangen, dieser Witzbold. Und unbewaffnet obendrein. Die halbe Nacht hatte sie wachgelegen, sich hin- und hergerollt und darüber nachgegrübelt, wie es jetzt weitergehen sollte. Wie sie das Smoker erklären sollte. Hatte sich dafür in den Arsch getreten, überhaupt auf die hirnverbrannte Schnapsidee gekommen zu sein, den Strohhüten zu helfen. So blöd gewesen zu sein, Ace zu befreien. So bescheuert, dass sie Lorenor vertraut hatte, was sie letztlich erst in diese Situation gebracht hatte. Und ihr war der Gedanke gekommen, dass sie eigentlich ganz froh sein konnte, denn alles, was sie jetzt noch für Lorenor empfand, war eine teuflische Wut. Keine blöden Schmetterlinge mehr, keine Kopfverdreherei. Wo auch immer das hergekommen war, es schien endgültig vorbei zu sein. Sie war sich noch nicht sicher, ob es befreiend war oder sie traurig stimmte. Das Gefühl an sich war schön gewesen, obwohl es so falsch war.
 

Sie schaffte es, sich soweit zu beruhigen, dass sie außer ihren Gedanken noch etwas anderes wahrnahm. Und ihr fiel auf, dass sie zum ersten Mal, seitdem sie hier an Bord erwacht war, unbeaufsichtigt war. Von oben drang das Klappern von Geschirr herunter. Vermutlich lag dort die Kombüse. Tashigi schob die Decke bei Seite und rutschte von der Liege herunter. Zögernd steckte sie den Kopf durch das Loch in der Tür und blickte links und rechts den Flur hinunter, um sicher zu gehen, dass niemand in der Nähe war. Die Treppe schräg rechts ignorierte sie, ein Deck höher stiegen die Chancen, auf einen der Piraten zu stoßen. Also wandte sie sich nach links.
 

Tashigi suchte nichts Bestimmtes, nicht einmal eine Waffe. Was hätte es ihr schon gebracht? Selbst wenn sie es schaffte, eines der Crewmitglieder zu überwältigen, es würde sie nicht sonderlich weit bringen. Mindestens zwei von ihnen hatten Teufelskräfte, mit dem kleinen Elch schon drei. Der Versuch war von vornerein zum Scheitern verurteilt und sie hatte keinerlei Interesse daran, ihre Situation zu verschlechtern. Außerdem würde sie es alleine sowieso nicht schaffen, das Schiff zu steuern und von Navigation hatte sie auch keine Ahnung. Ihr blieb gar keine andere Wahl, als darauf zu bauen, dass die Mannschaft ihr nichts tun und sie bei der nächsten Gelegenheit wieder frei lassen würde. Eine bittere Pille für sie als Marinelieutnant.
 

Sie fand einen kleinen Lagerraum mit allerlei Werkzeug, einigen Kisten mit Nägeln und Dübeln und ein Paar Seile und Bretter, in einem Wandregal reihten sich Putzmittel aneinander. Tashigi schob die Tür wieder zu. Vor allem, weil ihr wieder einfiel, wie sie auf Shadow Eleven in einem ähnlichen Raum mit Lorenor gestanden und mit ihm diskutiert hatte. Wie er sie angesehen hatte. Aber sie war fertig damit, erinnerte sie sich und wandte sich der nächsten Tür zu.
 

Dort stieß sie auf ein Zimmer voller Hängematten, allem Anschein nach einer der Kajüten. Der Geruch war unverkennbar männlich, Tashigi kannte ihn von den Gemeinschaftsschlafzimmern der Marinebasis in Logue Town und den Jungenkajüten des Schiffes, auf dem sie mit Smoker arbeitete. Sie blickte auf den Boden und war nicht überrascht, überall dreckige Kleidungsstücke rumliegen zu sehen. Beinahe musste sie schmunzeln. Irritierend, wie normal alles wirkte. Tashigi wusste auch nicht, was genau sie erwartet hatte, aber ein paar Schrumpfköpfe und eingelegte Körperteile hätten es weitaus einfacher gemacht, in gut und böse zu unterscheiden. Sie vergewisserte sich, dass immer noch niemand im Flur stand und trat behutsam ein.
 

Darauf achtend, dass sie nichts kaputttrat, bahnte sie sich einen Weg durch den Raum. An einer Wand entlang standen nebeneinander fünf Kleiderschränke. An zwei von ihnen waren Steckbriefe gepinnt, der von Monkey D. Ruffy, der strahlend breit in die Kamera grinste. Und zwei Schränke weiter das von Lorenor, auf das jemand einen Schnurrbart gekritzelt hatte. Diesmal konnte sie das Lächeln nicht unterdrücken. Neugierig trat sie auf den Schrank zu, zögerte jedoch, ihn zu öffnen. Sie wollte nicht schnüffeln, sie war hier immerhin die Gute, konnte sich allerdings nicht daran hindern. Tashigi schärfte sich selbst ein, dass sie nur mal kurz hineinspinxen würde, und zog die Tür auf.
 

Wieder war sie überrascht. Im größten Fach stapelten sich unachtsam hineingeworfene Hosen, Shirts und Pullover. Tashigi griff automatisch nach Shigule, als sie es entdeckte, und zog es heraus. Erst dann fielen ihr Lorenors Schwerter auf, drei wunderschöne Stücke, die sie schon mehrmals bewundert hatte. Sie hatte ihn noch nie unbewaffnet herumlaufen sehen. Selbst gestern, als er im ihrem Lager eingeschlafen war, waren sie in Reichweite gewesen. Tashigi begriff nicht, warum er sie abgelegt und in seinem Schrank verstaut hatte. Mit einem leisen Seufzen legte sie Shigule zurück. Wieder einmal eine Sache, bei der sie einem Piraten vertrauen sollte. Wenn es nicht so verdammt traurig wäre, hätte man darüber lachen können.
 

Sie wollte die Schranktür gerade zuschieben, als ihr Blick auf eine Kiste auf dem obersten Regalboden fiel. Jemand, vermutlich Lorenor, hatte sie weit nach hinten geschoben und ein paar Flaschen mit Schwertpolitur davor gestellt, deshalb hätte Tashigi sie beinahe übersehen. Wieder blickte sie sich um und ihr Herz schlug schneller. Es ging sie nichts an, was in dieser Kiste war. Wenn sie diese Holzschachtel öffnete, hatte sie die Grenze zum Schnüffeln definitiv überschritten. Und sie wusste, wären die Rollen vertauscht, sie würde Lorenor dafür umbringen, dass er ihre persönlichen Sachen durchstöberte. Aber sie konnte nicht anders, obwohl ihr das schlechte Gewissen jetzt schon ins Gesicht gemeißelt war.
 

Hastig schob sie die Politurlösungen bei Seite, stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte sich soweit hinauf, dass sie an die Kiste herankam. Vorsichtig hob sie sie herunter und betrachtete sie. Die Kiste war nicht sonderlich groß, vielleicht 20 mal 30 Zentimeter groß und zehn Zentimeter hoch. Vielleicht Platz für ein paar Fotos oder andere Erinnerungsstücke. Es war wirklich nicht okay, was sie hier tat. Nervös pustete sie den Staub von der Schachtel und verfluchte sich dafür, weil sie sich damit praktisch verriet. Zu spät.
 

Mit klopfendem Herzen und feuchten Fingerspitzen hob sie den Deckel an. Es waren tatsächlich ein paar Fotos drin und sie blätterte sie hastig durch. Ein Bild von ihm und seinem Captain, eines davon, wie er mit dem Rentier schlafend an der Reling des Schiffes lehnte. Sie lächelte. Das nächste ließ ihren hektischen Herzschlag stoppen. Es war, als sähe sie sich selbst als Kind. Aber neben dem Mädchen, dass ihr so ähnlich war, war Lorenor abgebildet, ebenfalls viel jünger. Beide grinsten ausgelaugt, aber zufrieden in die Kamera. Tashigi wusste, dass nicht sie auf dem Bild war. Sie hatte Lorenors "Meine-tote-Freundin-sieht-dir-ähnlich"-Geschwafel immer als dumme Ausrede abgetan. Jetzt wurde ihr plötzlich klar, wie falsch sie damit gelegen hatte. Wenn es selbst sie verstörte, wie ähnlich sie dem Mädchen auf dem Bild sah, konnte sie verstehen, warum er sich bei ihrer ersten Begegnung so merkwürdig aufgeführt hatte. Sie hatte sich in ihm getäuscht, mal wieder.
 

Mit hochroten Wangen blätterte sie weiter durch die letzten Fotos. Keine Familienbilder, nur ein paar weitere Schnappschüsse mit seiner Crew. Auf dem Boden der Kiste lagen ein paar Münzen verstreut, nebst einem Dolch mit einem eingeritzten Z und einer kaputten Brille. Tashigi stutzte. Fassungslos starrte sie auf das Brillengestell, das Lorenor ihr damals in Logue Town ungeschickt zertrümmert hatte. Sie war immer davon ausgegangen, dass er sie einfach auf der Straße liegen gelassen oder weggeworfen hatte, aber wie es aussah, hatte er sie aufbewahrt.
 

Bevor ihr klar wurde, was sie davon halten sollte, hörte sie Schritte auf dem Flur. Beinahe hätte sie die Kiste panisch fallen gelassen. Ihr blieb keine Zeit, den Inhalt wieder richtig zu ordnen. Mit zitternden Fingern presste sie den Deckel drauf und schob sie in den Schrank zurück. Tashigi schaffte es nicht mehr, alle Schwertpoliur-Flaschen aufzureihen und eine fiel hinunter auf den Kleidungsstapel. Innerlich fluchend schob sie hastig die Tür zu und hatte sich gerade fünf Meter entfernt, als die Tür zur Jungenkajüte aufgeschoben wurde. Tashigi stand exponiert mitten im Zimmer, hatte keine Zeit mehr sich zu verstecken. Und sie war sich ziemlich sicher, dass man ihr das schlechte Gewissen aus zehn Metern Entfernung ansah.
 

"Was machst du denn hier?", fragte Nami schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich hatte sie den Marinelieutnant zum Essen hochholen wollen. Es war irgendwie unheimlich zu wissen, dass jemand, der sie und ihre Freunde zu gerne auf dem Schaffott sehen wollte, unbeobachtet ein Deck unter ihnen saß, während sie unbekümmert Speck und Eier in sich hineinschaufelten. Nun ja, was hieß unbekümmert? Ace und Ruffy amüsierten sich blendend und tauschten zwischen zwei Bissen eifrig Neuigkeiten aus. Robin hatte sich bei ihrem Kaffee verstörenderweise in ein Buch mit dem Titel Die 100 größten Geiselnahmen in der Geschichte und was man aus ihnen lernen kann vertieft. Chopper nuckelte an seinem Kakao und Lysop überlegte schon die ganze Zeit, welche der Reparaturen im Unterdeck er zuerst in Angriff nehmen sollte. Er hatte gesehen, was Zorro und dieser Marinelieutnant gestern dort unten angestellt hatten und war froh, nicht zwischen die Fronten geraten zu sein.
 

Dann war Zorro hereingestiefelt, hatte etwas gebrummt, dass man mit viel Zugeständnis als 'Guten Morgen' werten konnte und sich einen Kaffee eingeschenkt. Sein Blick war erst finster an Robin hängen geblieben, dann an ihrem Buchtitel. Er sagte zwar keinen Ton, aber statt sich an seinen Stammplatz schräg neben der Archäologin zu setzen, schob er seinen Stuhl an den Platz am Tisch, der am weitesten von ihr entfernt war. Niemand sprach es an. Und auch der Fakt, dass sie eine Geisel an Bord hatten (und zwar nicht nur irgendeine Geisel, sondern einen Marinelieutnant; und nicht mal irgendeinen Marinelieutnant, sondern Smokers rechte Hand) wurde mit keiner Silbe erwähnt. Bei allem Verständnis für das Bedürfnis ihrer Crew, die Befreiung von Ace zu feiern, sie mussten sich dem unerwähnten Problem stellen.
 

Deshalb hatte Nami verkündet, dass sie Tashigi nun hochholen würde. Zorro hatte leise und ohne jemanden anzusehen eingeworfen, dass sie nicht wollte. Nami war das scheißegal – sie mussten darüber sprechen, erst recht mit ihr, denn sie hatte keine Lust, sich zu Hause an Bord bei jedem Schritt umsehen zu müssen. Eine Lösung musste her und das ging nur dann, wenn Tashigi mitarbeitete. Und deswegen würde sie hochkommen müssen.
 

Und jetzt erwischte sie den Marinelieutnant beim Herumschnüffeln. Nicht gerade die beste Verhandlungsbasis. "Hm?!"
 

Tashigi verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe das Badezimmer gesucht", improvisierte sie hastig und es war nicht einmal gelogen. Sie musste wirklich mal auf die Toilette. Die Orangehaarige sah sie misstrauisch an, dann deutete sie auf eine Tür am anderen Ende des Raums. "Da drüben. Man kommt sowohl von der Frauen- als auch der Männerkajüte rein", erklärte Nami und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Das Badezimmer, natürlich. Das hätte sie sich denken können. Die arme Frau musste bestimmt schon länger mal ins Bad und hatte sich nicht getraut zu fragen. Namis harte Schale bröckelte. Diese Frau hatte Angst vor ihnen, das war verständlich. Trotzdem war es Nami unangenehm. "Kommst du...also, komm danach zum Essen hoch."
 

Der Marinelieutnant sah sie verwundert an. "Ich habe keinen Hunger", gab sie knapp zurück.

"Die Treppe hoch, erste Tür links", entgegnete Nami unbeirrt. Beide Frauen sahen sich unnachgiebig in die Augen, dann drehte Tashigi sich herum und ging ins Bad.
 

= = =
 

"Wie geht es dem Marine-Hasen?", fragte Sanji an Chopper gewandt, ließ sich mit der Kaffeetasse in der Hand elegant auf dem Stuhl neben Zorro sinken und paffte versonnen Herzchenwolken mit dem Qualm seiner Zigarette. Zorro blieb der Bissen von seinem Brot im Hals stecken. Marine-Hase. Er hustete und Sanji schob ihm, ohne hinzusehen, ein Glas Orangensaft zum Nachspülen zu.
 

"Ihr fehlt soweit nichts", versicherte Chopper dem Koch und leckte die Sahne von seinem Löffel. "Aber ich glaube, ihr gefällt es bei uns nicht."
 

Das war noch stark untertrieben, dachte Zorro und spülte das Glas Saft in einem Zug runter. Robin tippte ihm auf die Schulter, indem sie eine Hand aus seinem Rücken sprießen ließ. "Lass das", sagte Zorro finster, ohne zu ihr herüberzusehen. Was Ruffy dazu veranlasste, das Gespräch mit seinem Bruder für eine Sekunde zu vergessen. "Was ist los?", fragte Ruffy erstaunt. "Bist du böse auf Robin?"
 

Zorro starrte seinen Captain zwei Sekunden sprachlos an. Natürlich war er wütend auf Robin, und das gleich aus mehreren Gründen. Sie hatte Tashigi ohne Absprache mit den anderen einfach außer Gefecht gesetzt und mitgeschleppt. Das war der offensichtliche Grund, aus dem auch die anderen sauer auf sie sein sollten, denn es war noch nicht abzusehen, wie die Geiselnahme ausgehen würde. Dazu kamen noch eine Reihe von persönlichen Gründen. Robin hatte das fragile Vertrauen zwischen Tashigi und ihm zerstört. Sie hatte dafür gesorgt, dass aus dieser wie auch immer gearteten Beziehung niemals etwas werden konnte. Sie zwang Tashigi dazu, an einem Ort zu sein, wo sie nicht hingehörte. Und sie tat das alles mit diesem nervigen Lächeln, als hätte sie das alles schon längst durchdacht und voll im Griff.
 

Ruffy verstand die Antwort, obwohl Zorro keinen Ton sagte. "Ach, komm schon", lachte der Strohhutträger. "So schlimm ist es doch nicht. Sie wird sich schon an uns gewöhnen. Und wir lassen sie doch bald wieder frei", sagte Ruffy und warf Robin einen fragenden Blick zu. "Oder?"

"Natürlich, Captain", stimmte Robin zu und Zorro konnte nicht fassen, dass die Sache damit anscheinend gegessen sein sollte. Aber Ruffy hatte schon immer einen unerschütterlichen Glauben daran gehabt, das alles gut werden würde.
 

Robin lächelte ihm zu. Aus der Tischplatte vor seiner Nase wuchs eine Hand und streckte sich ihm hin, bereit zum Händeschütteln. Ruffy grinste. "Los, vertragt euch. Das ist ein Befehl."

Zorro sah beide düster an, schob seinen halbleeren Teller von sich weg, ignorierte die ihm dargebotene Hand und stand auf. An der Tür kam ihm Nami entgegen und wedelte mit der Hand. "Nichts da, zurück an den Tisch. Wir klären das jetzt."
 

Einen Moment war Zorro irritiert. Wollte Nami sich jetzt auch noch in den Streit zwischen ihm und Robin einmischen? Erst dann entdeckte er Tashigi, die missmutig und mit abwehrend vor der Brust verschränkten Armen hinter der Navigatorin stand. Er trat einen Schritt zurück, damit die beiden Frauen eintreten konnten. Die Gespräche am Tisch verstummten und Sanji sprang so eifrig von seinem Stuhl auf, als hätte man ihn mit einem glühenden Eisen gepiekst. "Guten Morgen, meine Hübsche!", flötete der Smutje und tänzelte förmlich zum Herd zurück. "Was darf ich dir servieren? Crêpes? French Toast? Arme Ritter? Oder doch lieber etwas ganz anderes?", fragte er beflissen und drehte sich zu Tashigi herum, die von Nami gegen ihren Willen an den Schulterblättern hineingeschoben wurde.
 

"Eh...nichts", antwortete Tashigi nur halb so entschlossen, wie sie es vorgehabt hatte. Es roch köstlich und von dem Essen gestern hatte sie nicht viel herunterbekommen. Ihr Magen knurrte nachdrücklich, aber der Teufel würde sie reiten, noch einmal etwas von Piraten anzunehmen.
 

"Kommt gar nicht in Frage!", entschied Sanji. "Ich stelle dir eine Auswahl zusammen, du musst bei Kräften bleiben."

"In dem Buch steht, man sollte Gefangene nicht bei Kräften halten. Das minimiert die Fluchtgefahrt", warf Robin trocken ein, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen. Ausnahmslos alle starrten sie entgeistert an. Sie schien die Blicke zu spüren, blickte auf und lächelte in die Runde. "Das war ein Scherz. Also wirklich."
 

Das konnte man bei Robin manchmal nicht so genau sagen. Tashigi fand es jedenfalls gar nicht komisch und auch Zorros Miene wurde höchstens noch finsterer, aber Ruffy, Ace und Lysop rangen sich einen Lacher ab. Tashigi zuckte überrascht zusammen, als der blonde Kerl ihr ohne Vorwarnung ein Glas Orangensaft in die Hand drückte. "Ich...ich will wirklich nicht", beteuerte sie gestresst.
 

"Keine Widerrede. Nahrungsaufnahme ist hier an Bord nicht verhandelbar, mein Engel", bestimmte Sanji mit Nachdruck, dann lächelte er entwaffnend. "Ich hab es nicht vergiftet, glaub mir."
 

Seufzend zuckte Tashigi mit den Schultern, und weil er sie immer noch anstarrte, nahm sie einen Schluck. Er schmeckte fantastisch, aber das würde sie für sich behalten. Der Smutje schien jedenfalls zufrieden, denn er wandte sich wieder den Herdplatten zu.
 

"Wo wir schon beim Thema Verhandlungen sind", fiel Nami ein und sie drückte Tashigi auf einen freien Stuhl und bedeutete Zorro, seinen faulen Hintern endlich auf dem anderen zu parken. Missmutig ließ sich der Schwertkämpfer darauf fallen und trank noch einen Schluck von seinem mittlerweile stark abgekühlten Kaffee. Sanji schenkte ihm wortlos nach, als er Tashigi einen Teller mit einer Frühstücksauswahl brachte.
 

"Zunächst mal: Das ist für uns alle eine ungewohnte Situation. Wir hatten noch nie eine Geisel an Bord", stellte Nami fest und warf Tashigi, die sich an ihrem zweiten Schluck Orangensaft verschluckte, einen entschuldigenden Blick zu. "Das klingt hart, aber ein besseres Wort fällt mir einfach nicht ein."

"Wie wär's mit Gast?", schlug Ruffy vor und schlug die Faust in die geöffnete Hand.

"Ich bin aber nicht freiwillig hier", warf Tashigi finster ein.

"Oh, stimmt. Das ist natürlich blöd", stimmte Ruffy zu. Tashigi runzelte die Stirn. Das hatte der Captain der Strohhutbande aber schnell herausgefunden.
 

Nami gab sich Mühe, das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. "Wie auch immer wir es nennen wollen-"

"Geisel trifft es ganz gut", warf Tashigi gereizt ein.

"Na dann, von mir aus! Geisel!", schnappte Nami, genervt davon, ständig unterbrochen zu werden. "Sind wir uns denn soweit alle einig damit, dass das nicht geplant war, wir sie bei der nächsten Gelegenheit wieder freilassen und ihr solange kein Haar krümmen werden, solange sie uns auch keins krümmt?"
 

Zustimmendes Gemurmel machte die Runde. Selbst Robin nickte, nur Tashigi saß mit versteinerter Miene da und ließ ihr Essen unberührt stehen. Hier wurde über ihre Gefangennahme geredet, als wäre das nichts weiter als ein blödes Missgeschick. War denn keinem hier klar, dass es sie in ernsthafte Schwierigkeiten brachte? Dass sie das irgendwie ihrem Boss erklären müsste? Dass das eine Katastrophe für ihre Karriere war?
 

"Moment mal – ich soll jetzt mit euch wochenlang über die Grand Line schippern und so tun, als ob alles in bester Ordnung wäre?!", fragte sie entgeistert.
 

"Darf ich auch mal was dazu sagen?", schaltete Ace sich ein, wartete keine Antwort ab, sondern wandte sich direkt an Tashigi selbst. "Tashigi, du hast das Herz am rechten Fleck, das weiß ich. Mein Bruder und seine Freunde sind nicht so, wie alle denken. Sie halten ihre Versprechen. Es ist blöd, dass du dazwischen geraten bist, aber es hätte dich weit schlimmer treffen können. Bei der nächsten Gelegenheit lassen sie dich gehen. Bis dahin müssen wir uns halt irgendwie arrangieren, und-"
 

"DAZWISCHEN GERATEN?!", explodierte Tashigi und starrte Ace entgeistert an. Sie deutete energisch auf Nico Robin. "DIE DA HAT MICH SKRUPELLOS AUSGESCHALTET!"
 

Robin wurde nicht einmal rot. "Es war unsere einzige Chance, unbeschadet zu entwischen", verteidigte sie ihr Vorgehen vehement. Wenn sie die Wahl hatte zwischen dem Leben ihrer Freunde oder dem Komfort eines einzelnen Marinelieutnants, sie würde sich immer für das Wohlergehen ihrer Freunde entscheiden. "Ich habe das nachgeprüft."
 

"Es ist, wie es ist", grätschte Nami dazwischen, bevor der Streit eskalieren konnte. "Jetzt können wir auch nichts daran ändern. Oder willst du über Bord springen?", fragte die Navigatorin an Tashigi gewandt. Tashigi schwieg finster. Ihre Gedanken zählten anscheinend nicht. Gerne hätte sie in Lorenors Richtung geblickt, um herauszufinden, was er von der ganzen Sache hielt, hatte aber Angst, dass er sie sofort durchschauen würde. Dass er sofort wissen würde, dass sie in seine Privatsphäre eingedrungen war. Also mied sie seinen Blick und starrte auf das Essen vor sich, ohne es wirklich zu sehen. Der Appetit war ihr vergangen. Sie konnte nicht einmal das Glas Orangensaft austrinken.
 

Es wurde still am Tisch. Jeder von ihnen grübelte darüber nach, was als nächstes zu Tun wäre.
 

"Was ist eigentlich mit deinem Schwert? Ich habe keine Lust, dass du anfängst, Amok zu laufen", sprach Nami Tashigi direkt an. Tashigi blickte nun doch finster zu Lorenor, der zumindest den Anstand hatte, sich unangenehm berührt über den Nacken zu fahren. "Hab ich", warf er ein, ohne näher darauf einzugehen.

Nami hob erstaunt eine Augenbraue. Sie wusste, dass Zorro eine Schwäche für die Frau hatte und sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie entwaffnen würde. "Schön. Wirst du in dieser Hinsicht irgendwelche Probleme machen?", hakte sie weiter nach.
 

"Kommt drauf an", entgegnete Tashigi ehrlich. Sie konnte für nichts garantieren. Wenn ihr einer blöd kam, würde sie auch austeilen. Sie würde sich hier nichts gefallen lassen müssen.

Nami zögerte. "Ich betrachte das als ein 'Wie du mir, so ich dir'...", murmelte sie und überlegte weiter. "Du kannst bei Robin und mir schlafen-"
 

"Kommt nicht in Frage", entfuhr es Tashigi wie aus der Pistole geschossen. Unter gar keinen Umständen würde sie mit Nico Robin in einem Zimmer schlafen. Sie hatte den Vorfall in Alabsta nicht vergessen und erst gestern hatte sie sie überwältigt. Mit dieser Frau im Zimmer würde sie kein Auge zu tun.
 

Eine Weile wurde es still. Nami war deutlich anzusehen, dass ihr die Vorstellung, Tashigi unbeaufsichtigt zu lassen, nicht behagte.
 

"Das Krankenzimmer", sagte Zorro in die Stille. Es war die einfachste Lösung und das Mindeste, was sie Tashigi Jenkins schuldeten. Und er brachte es auch eher wie eine Entscheidung hervor als einen Vorschlag.
 

"Na schön. Lysop, du reparierst heute die Tür?"

"Wird erledigt", bestätigte Lysop und tippte auf seine Baupläne. Nami nickte zufrieden. "Gut, da wir das geklärt hätten-"
 

"Moment", stieß Tashigi irritiert aus. "Das war's? Damit ist das Thema vom Haken?!"

Sie konnte es nicht fassen. Die Strohhüte warfen ihr Leben über den Haufen und redeten ganze fünf Minuten darüber, dann war das Thema gegessen?!
 

"Was sollen wir denn sonst tun?", stellte Nami die Gegenfrage und sah sie mit schiefgelegtem Kopf an. "Hast du igendwelche Vorschläge?"
 

Tashigi setzte zu einer beherzten Antwort an, aber ihr fiel nichts ein. Es gab schlicht und ergreifend keine Möglichkeit, schneller von Bord zu kommen. Außer, sie stürzte sich über die Reling, und das würde keinem von ihnen weiterhelfen. Es gab kein Schlupfloch, sie saß hier fest. Und der Vorschlag der Strohhüte, sich das Leben in dieser Zeit gegenseitig so leicht wie möglich zu machen, war nur sinnvoll und vernünftig. Sie bekam immerhin ihr eigenes Zimmer, konnte sich ungehindert bewegen und bekam regelmäßige Mahlzeiten. Ace hatte recht gehabt, es hätte sie sehr viel schlechter treffen können. Aber das bedeutete nicht, dass sie sich so schnell damit arrangieren konnte. "Ich weiß nicht", sagte sie schließlich verwirrt.
 

"Falls ja, kannst du sie uns ja mitteilen", schloss Nami die Diskussion und als Lysop aus der Küche ging, um die Reparaturen in Angriff zu nehmen, ließ sie sich auf den freien Platz neben Ruffy fallen. "Sanji, machst du mir noch einen Cappocchino?"

"Selbstverständlich, mein Augenstern!", flirtete der Koch prompt zurück und drehte am Herd eine Pirouette.
 

Tashigi blinzelte fassungslos, als alle Anwesenden ihre Gespräche wieder aufnahmen. Ace schob sich einen zusammengerollten Pfannkuchen in den Mund, während er seinem kleinen Bruder davon erzählte, wie es zu seiner Gefangennahme gekommen war. Der kleine Elch trank den letzten Schluck Kakao aus, dann eilte er Lysop nach, um ihm zu helfen. Nico Robin konzentrierte sich wieder auf dieses geschmacklose Buch. Zuletzt sah Tashigi widerwillig zu Lorenor herüber. Er sah sofort bei Seite, als würde sie so nicht merken, dass er sie beobachtet hatte.
 

Sie wollte irgendetwas fragen, aber sie wusste nicht was. Eigentlich wollte sie aufstehen und zurück ins Krankenzimmer gehen, das vorübergehend ihr Reich zu sein schien. Aber wenn sie es richtig verstanden hatte, war die Langnase – Lysop? - gerade mit den Reparaturen beschäftigt. Dort würde sie wohl kaum ungestört sein. Lautlos seufzend griff sie nach ihrem Orangensaft. Kaum zu fassen, dass sie gerade mit den Strohhutpiraten und Whitebeards Vizen an einem Tisch saß und frühstückte. Und das schlimmste daran war – sie waren ganz normal. Nicht so, wie es in der Marinebasis ablief, eher...wie eine Familie. Dieser Gedanke traf sie unvorbereitet.
 

Tashigi hatte schon viele Piraten kennengelernt, aber die meisten hatten sich nicht gerade durch Nächstenliebe ausgezeichnet. Sie hatte erlebt, wie langjährige Crewmitglieder sich bei der geringsten Aussicht auf Belohnung gegenseitig verpfiffen, sie hatte Geschichten von Meuterei und Meuchelei gehört. Es erschien ihr vollkommen abwegig, dass sich so etwas auch bei den Strohhüten abspielte. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgingen, das war weit mehr als Kameradschaft.

Sie musste daran zurückdenken, wie entschlossen die Crew Shadow Eleven gestürmt hatte, um Ace zu retten. Wenn sie jetzt dabei zusah, wie Ace Ruffy die Haare durcheinander wuschelte und sich mit ihm um das letzte Brötchen kloppte, beschlich sie das Gefühl, dass es sich gelohnt hatte.
 

Der Smutje schob sich galant an ihr vorbei und drapierte einen sorgsam hergerichteten Teller vor der Navigatorin. "Hier, Liebste."

"Danke, Sanji." Er paffte Rauchschwaden in Form von Herzen in die Höhe.
 

Tashigi wurde es ein wenig zu viel. Sie schob den Stuhl entschlossen zurück und durchquerte die Küche, ohne noch einmal jemanden anzusehen. Sie spürte die Blicke der Crew in ihrem Rücken und war froh, als sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte und auf dem Deck stand. Hastig lief sie die Treppenstufen hinunter und überquerte das Deck. An der Reling blieb sie stehen und sah über die ruhigen Wassermassen hinweg zum Horizont. Ein Marineschiff konnte sie nirgendwo entdecken. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper.
 

= = =

Es wurde ruhig in der Kombüse, nachdem Tashigi so abrupt gegangen war. Nami seufzte unangenehm berührt und sah zu Zorro herüber. Der tat so, als hätte er den Abgang des Marinelieutnants gar nicht bemerkt, und nippte an seinem Kaffee. Spinner. "Zorro, du übernimmst die erste Wache für heute", bestimmte sie. Und als er sie verblüfft ansah, nickte sie überdeutlich zu der Tür, durch die Tashigi Jenkins gerade verschwunden war.
 

Zorro vergaß sogar seine Kaffeetasse, so eilig hatte er es, aus der Kombüse zu kommen. Robin hob ihr Buch ein wenig höher, um ihr Lächeln zu verbergen.
 

= = =
 

Draußen angekommen glitt Zorros Blick zunächst prüfend über das Meer um sie herum, ohne etwas Verdächtiges zu entdecken. Keine Marine weit und breit, abgesehen von dem Marinelieutnant in der weißen Lederjacke, die an der Reling stand. Sie wirkte verloren und er hatte keine Ahnung, was er dagegen tun sollte. Und ob er überhaupt etwas tun konnte.

Automatisch tastete er nach den Schwertern an seiner Hüfte und griff ins Leere. Natürlich. Tashigi drehte sich nicht zu ihm herum, aber es war durchaus möglich, dass sie ihn noch gar nicht bemerkt hatte. Noch während er mit dem Gedanken spielte, sie anzusprechen oder lieber in Ruhe zu lassen, trottete er die Stufen zum Deck hinunter. Und bevor er sich entschieden hatte, stand er bereits in angemessenem Abstand neben ihr. Er stützte sich mit den Unterarmen auf die Reling und folgte Tashigis Blick ins Nichts.
 

"Was willst du denn jetzt?", seufzte Tashigi schließlich, ohne ihn anzusehen. Sie klang genervt und traurig zugleich.
 

Zorro zuckte mit den Schultern. Das wusste er selbst nicht so genau. Er hatte ja nicht einmal die bewusste Entscheidung getroffen, mit ihr zu sprechen. "Tut mir Leid", sagte er schließlich. Das hatte er schon die ganze Zeit sagen wollen. Niemals hatte er sie in diese Lage bringen wollen. Und keinem seiner Crewmitglieder war es bisher eingefallen, sich für ihr Verhalten zu entschuldigen.

Tashigi linste aus schmalen Augen zu ihm herüber, wie um zu prüfen, ob er es ernst meinte. Dann seufzte sie inbrünstig, drehte sich, sodass sie mit der Hüfte an der Reling lehnte und nahm die Brille ab, um sie mit dem Saum des T-Shirts zu putzen. "Das hilft mir jetzt auch nicht weiter", gab sie bissig zurück.
 

Da konnte Zorro nicht widersprechen. Tashigi putzte ihre Brille so energisch, dass Zorro befürchtete, sie würde das Gestell vollkommen verbiegen. Er drehte sich ein wenig, sodass er sie besser im Blick hatte. "Und danke", fügte er hinzu. Auch etwas, das dringend gesagt werden sollte.
 

Entgeistert starrte Tashigi zu ihm herüber. "Willst du mich verarschen?!", fuhr sie auf.
 

"Hättest du uns verpfiffen, hätten wir Ace nicht befreien können. Und das hätte uns alle das Leben gekostet", fuhr Zorro fort, ohne auf ihren schnippischen Einwand einzugehen. "Also danke."
 

"Ihr habt eine komische Art, eure Dankbarkeit zu zeigen", fauchte Tashigi, setzte sich ruckartig die Brille wieder auf und zog sich die Ärmel ihrer Marinejacke bis über die Handgelenke, als wolle sie sich verkriechen. Zorro musste schmunzeln. "Ja. Das hören wir öfter."
 

Es schien, als würde die Wut wie Luft aus Tashigis Körper weichen. Sie verschränkte wieder die Arme vor der Brust, wirkte aber nicht mehr ganz so auf Krawall gebürstet wie noch vor wenigen Sekunden. "Was soll ich denn jetzt machen?", fragte sie leise, ohne ihn anzusehen.

Unmerklich rückte Zorro wenige Zentimeter näher zu ihr heran. Er unterdrückte den Impuls, ihr den Arm um die Schulter zu legen. Dieses Recht hatte Robin für ihn verzockt. War es wirklich nur einen Tag her, dass sie Händchenhaltend durch die Marinebasis spaziert waren?
 

Aus den Augenwinkeln sah Tashigi zu Zorro herüber. Sie fragte sich, was er wohl gerade dachte. Eine Antwort gab er ihr nicht. Wahrscheinlich wusste er selbst keine. Ihr wurde bewusst, dass die Ereignisse auch ihn überrollt haben. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann war sie auch gar nicht mehr wütend, zumindest nicht auf den Schwertkämpfer. Er hatte die ganze Rettungsaktion aufs Spiel gesetzt, um ihr den Hals zu retten. Und trotzdem besaß er den Schneid, sich bei ihr zu entschuldigen und zu bedanken. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter.
 

"Wie bist du hier gelandet? Als Pirat, meine ich?", fragte sie leise. Sie wusste, dass er als Kopfgeldjäger gearbeitet hatte, bevor er sich dem Strohhut anschloss. Sie war schon die ganze Zeit neugierig, was ihn dazu getrieben hatte, die Seiten zu wechseln. Und sie hatte keine Lust, weiter über ihre aussichtslose Lage nachzugrübeln.
 

Zorro schien über ihre Frage nachzudenken. Er schmunzelte. Damit hatte Tashigi nicht gerechnet.

"Ich war Gefangener einer Marinestation-", setzte er schließlich an. Tashigi unterbrach ihn stirnrunzelnd. "Du warst doch Kopfgeldjäger? Wieso hat man dich festgenommen?"

Nachdenklich sah Zorro zu ihr herüber. "Das ist eine noch längere Geschichte."
 

Tashigi fragte nicht noch einmal nach, obwohl sie sich fragte, was wohl der Grund gewesen sein mochte. Obwohl es sie nicht überraschen sollte, dass er schon damals wenig Wert auf das Gesetz legte. Sie schüttelte diese Gedanken ab, als er fortfuhr.
 

"Ruffy hat Wind davon bekommen und war fest entschlossen, mich anzuwerben. Ist in die Marinebasis eingedrungen, hat sich vor mir aufgeplustert und verkündet, er würde Piratenkönig werden und ich solle mitmachen." Er grinste breiter bei der Erinnerung.
 

"Was hast du gesagt?", hakte Tashigi nach. Seine Augen funkelten so amüsiert, dass ihr kurz die Luft wegblieb.
 

"Dass ich eher sterben würde", sagte er geradeheraus und verschwieg, dass er kurz davor gewesen war, genau das zu tun. "Das konnte Ruffy nicht auf sich sitzen lassen. Er hat meine Schwerter geklaut, mir das Leben gerettet und den Kapitän verdroschen", führte Zorro aus und hielt dann kurz inne. "Das hat mir imponiert. Ruffy ist ein prima Kerl."
 

Die Ansicht konnte Tashigi nicht teilen. "Er ist ein Pirat", sagte sie abwertend.

Zorro zuckte mit den Schultern. "Na und?"

Fassungslos sah Tashigi zu ihm herüber. Bitte?! Ach, mit wem redete sie eigentlich, er war ja selbst Pirat und schien damit trotzdem komplett mit sich im Reinen zu sein.
 

"Piraten sind das Letzte. Ihr bereichert euch auf Kosten anderer. Ihr zerstört Leben. Ihr stehlt und betrügt. Ihr legt ganze Städte in Schutt und Asche, erpresst, verletzt und mordet", machte sie ihrem Ärger Luft. Es verstörte sie, als Zorro daraufhin begann, zu lachen.
 

Entgeistert starrte sie ihn an, wie vor den Kopf geschlagen. Ging's noch?! Was gab es denn da so herzhaft zu lachen?

Als er ihren geschockten Blick auf sich spürte, musste Zorro nur noch heftiger lachen. Trotzdem versuchte er, es hinunterzuschlucken. Es klappte nicht besonders gut und mit jedem Auflachen schien sie wütender auf ihn zu werden. Er wischte sich mit der linken Hand durch das Gesicht und beruhigte sich soweit, dass er ihr eine Antwort geben konnte. "Wenn das deine Definition von Piraten ist, dann sind wir die schlechtesten Piraten der Welt", stellte er fest, immer noch grinsend.
 

Tashigi schien das Komische daran jedoch nicht erkennen zu können. "Und trotzdem bin ich hier", stellte sie zornig fest und deutete an sich herunter. Als Bordgeisel fiel es ihr schwer, seine Einstellung zu teilen. Und tatsächlich, Zorro blieb das Lachen im Halse stecken.
 

"Gib ihm eine Chance", sagte Zorro schießlich und nickte in Richtung der Kombüse, aus der gerade Ruffys schallendes Lachen herausdrang. "Das hab ich auch getan."

"Und es nie bereut?"

"Keine Sekunde."
 

Sie sah zu Zorro herüber. Er wirkte aufrichtig und sie fragte sich sofort, was Monkey D. Ruffy wohl so an sich hatte, dass ein Mann wie Lorenor Zorro so fasziniert von ihm war, dass er sein Leben über den Haufen warf und ihm bis ans Ende der Welt folgte. Zorro sah sie an. "Du wirst es schon noch herausfinden", versprach er ihr, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Dann stieß er sich von der Reling ab und berührte ihre Seite wie zufällig mit seiner Hand. Ein Schauer durchfuhr sie. Und während sie noch darüber nachgrübelte, ob die Berührung Zufall oder Absicht war, begann der Grünhaarige damit, zum Krähennest hochzuklettern. Tashigi konnte ihm unmöglich das letzte Wort überlassen. Aus Prinzip. "Das werde ich nicht!", rief sie ihm nach. Er sollte bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass sie sich mit irgendjemandem hier anfreunden würde, nur weil er das gerne hätte.
 

Zorro musste wieder lachen, verkniff sich aber eine Antwort. Sie würde schon noch selbst merken, dass man Ruffy nicht so einfach aus dem Weg gehen konnte.
 

............TBC.............

Lorenor is an idiot.

Kapitel 17: Lorenor is an idiot.
 

Tashigi stutzte. Hinter ihr trat das kleine, sprechende Rentier nervös von einem Huf auf den anderen und wartete gespannt ihre Reaktion ab. Lysop stand mitten im Türrahmen zur Krankenstation und beobachtete Tashigi's Gesichtsausdruck, als sie das Zimmer, dass ihr vorübergehend als Rückzugsort dienen sollte, zum ersten Mal nach den Reparaturen sah. Sie konnte es nicht fassen.
 

Sämtliche Fläschchen mit Medikamenten, Säften und anderen Flüssigkeiten waren verschwunden. Ebenso die teilweise vertaubten Wälzer über Medizin, die Stapel von Notizen und die ganzen Gefäße, die Tashigi an Chemieunterricht erinnert hatten. Stattdessen hatte jemand die Liege zusätzlich aufgepolstert, damit man es darauf gemütlicher hatte. Statt der mitgenommenen Tagesdecke hatte man ihr frische, wohlig duftende Bettwäsche parat gelegt und ihren Schlafplatz mit einigen aufgeschüttelten Kissen verschönert.
 

An den Wänden hatten die Jungs Haken angebracht, an denen sie zumindest ihre Jacke aufhängen konnte. Eine kleine Kommode war neben den freien Platz am Schreibtisch gequetscht worden, gefüllt mit Anziehsachen, die die nächsten paar Tage definitiv reichen würden. Vermutlich Leihgaben von Nico Robin und der Navigatorin, und Tashigi war sich noch nicht sicher, ob sie die Kleidung wirklich tragen würde, aber was blieb ihr anderes übrig? Auf dem Schreibtisch lag ein buntes Sammelsorium aus Hygieneartikeln für sie bereit, ein paar Handtücher, Zahnbürste, Duschgel, eine Bürste. Brillenputztücher. Vollkommen perplex ertappte sich Tashigi dabei, wie sie den Arzt an der Schulter kraulte, während ihr Blick weiterhin fassungslos durch den Raum glitt, den sie so offensichtlich umgestaltet hatten, damit sie sich wohler fühlte.
 

Die grelle Deckenlampe hatten Lysop und Chopper mit bunten Tüchern abgehängt, auf dem kleinen Beistelltisch neben der Liege lag eine kleine Auswahl von Büchern, falls sie sich langweilte. Und Tashigi war sich sehr sicher, dass sie auf noch mehr Details stoßen würde, sobald sie sich die Zeit nahm, das Zimmer zu erkunden.
 

Sie war verwirrt. Wenn sie alles richtig verstanden hatte, war sie eine Gefangene und die anderen Piraten. Jetzt, in diesem Moment, fühlte sie sich zum ersten Mal nicht so.
 

"Gefällt es dir?", fragte Chopper, nervös von einem Bein aufs andere tänzelnd.

"Ja, sehr", gestand Tashigi mit belegter Stimme und schenkte dem Rentier ein Lächeln. Tatsächlich war dieser Raum schöner ein- und hergerichtet als die Kajüte auf dem Marineschiff, auf dem sie seit Langem diente – und das eigentlich ihr zu Hause war. Verrückt!
 

Lysop zupfte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. "Nami konnte uns noch nicht sagen, wann wir das nächste Mal anlegen können. Wir dachten, bis dahin willst du es dir vielleicht halbwegs gemütlich machen", erklärte er und klopfte gegen die frisch reparierte Tür. "Und Sichtschutz gibt es jetzt auch", fügte er überflüssigerweise hinzu.
 

Tashigi lächelte beide zurückhaltend an, vollkommen überrumpelt von dieser mitfühlenden Geste. "Das ist lieb von euch. Vielen Dank", rang sie sich schließlich verwirrt ab, obwohl alles in ihr dagegen protestierte. Ein hübsches Zimmer verbesserte ihre Lage schließlich auch nicht. Trotzdem freute sie sich tierisch darüber, mehr als sie sich eingestehen wollte. Ein eigenes, kleines Reich, in dem sie vergessen konnte, in welche Bredouille sie da wieder geraten war – ein Rückzugsort. Das war es, was ihr den ganzen Tag an gefehlt hatte, angefangen beim Frühstück.
 

"G-Gern geschehen", gab Lysop zurück. Wie absurd. Hatte er wirklich den halben Tag damit verbracht, mit Chopper ein Zimmer für einen Marinelieutnant herzurichten? Er war sicherlich nicht glücklich mit der Situation – hallo?! Sie war bei der Marine! - aber bisher war Tashigi nur sauer gewesen, nicht mordlustig. Wenn man die zersäbelte Tür jetzt mal außer Acht ließ. Seine Devise zum Umgang mit ihrem "Gast" Lächeln, aber auch nie den Rücken zudrehen. Zumindest fürs Erste.
 

Chopper brachte sich außerhalb von Tashigis Reichweite, beteuerte energisch, er wäre gar nicht lieb und trabte dann die Stufen zur Kombüse hinauf. Tashigi sah ihm schmunzelnd nach. Der kleine Kerl war wirklich niedlich. Sie wollte das (ehemalige) Krankenzimmer betreten, als Lysop es verlassen wollte. Der Handwerker wich beinahe panisch vor ihr zurück. Verdutzt machte sie ihm Platz, er schob sich eilig an ihr vorbei (Chopper konnte ihn doch nicht mit ihr allein lassen!) und flitzte ebenfalls die Treppe hoch. Auf halber Höhe hielt er jedoch noch einmal inne, drehte sich zu ihr herum und musterte sie mit hervorgeschobenem Kinn. "Ich hatte keine Angst!", beteuerte er.
 

"O-Okay?", stammelte Tashigi irritiert. Lysop nickte, wohl mehr zur Selbstbestätigung, und huschte dann in die Küche. Tashigi blieb noch verwirrter als zuvor zurück. Kopfschüttelnd drehte sie der Treppe dann ihren Rücken zu, betrat ihr kleines Reich und schloss die Tür hinter sich. Tief durchatmend lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür. Ihr brummte der Schädel von zu vielen neuen Eindrücken. Sie sehnte sich nach etwas Vertrautem und ein bisschen Ruhe. Mit ersterem konnte sie nicht dienen, aber zumindest die Ruhe konnte sie bewerkstelligen. Sie bemerkte, dass der Schlüssel zur Tür an einem Stück Schnur direkt daneben baumelte. Sie rammte ihn ins Schloss und verriegelte die Tür, damit niemand hereinkommen konnte.
 

Einen kurzen Moment blieb sie rastlos im Zimmer stehen, triefend nass, immer noch verwirrt von den Ereignissen des kurzen Tages. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
 

Sie hatte sich das Piratenleben eindeutig anders vorgestellt.
 

Vielleicht lag es auch nur daran, dass kein anderes Piratenschiff ihren Weg gekreuzt hatte, aber der Tag war weitestgehend unblutig verlaufen. Nachdem Lorenor das Krähennest hinaufgeklettert war, hatte er auch keine dummen Sprüche mehr heruntergerufen, auf die sie hätte kontern können. Sie hatte gerade angefangen, darüber nachzudenken, was sie jetzt eigentlich den ganzen Tag über anstellen konnte, als Ruffy und Ace zeitgleich aufs Deck hinausstürzten. Wie angewurzelt blieb Tashigi stehen, während die beiden D.'s haarscharf links und rechts an ihr vorbei, einmal um den Mast herum und schließlich am Orangengarten entlang wegsprinteten.
 

Sie hatte beiden immer noch fassungslos nachgesehen, da entdeckte sie den blonden Koch, der sich wütend im Türrahmen aufgebaut hatte, eine Bratpfanne mit noch immer brutzelndem Öl in der Hand. "JA, LAUFT NUR, IHR PENNER!", schnauzte der hagere Kerl, eine Kippe halb aufgeraucht im Mundwinkel. "Resteverwertung, am Arsch. Das war ein ganzer Schinken", fluchte er halblaut vor sich hin, aschte ab – und entdeckte Tashigi, die verdattert auf dem Deck stand.
 

Seine düstere Miene hellte sich augenblicklich auf, so abrupt, als hätte man einen Schalter umgelegt. "Tashi-Mausi!", hauchte er verzückt und warf ihr ein strahlendes Lächeln zu. "Ich habe dir dein Frühstück bei Seite gestellt. Möchtest du nicht mal kosten?"

"Eh...nein, nein. Kein Hunger", beteuerte sie hastig, nicht gewillt, sich wieder zu Nico Robin in die Kombüse schleppen zu lassen. Oder diesem Schleimbeutel auch nur einen Schritt zu nahe zu kommen. Tashi-Mausi. Würg.
 

"Kann ich dir sonst irgendetwas Gutes tun, mein Augenstern?"
 

Tashigis Auge zuckte genervt. "Nein", schnappte sie zurück, drehte ihm den Rücken zu, bevor er sie noch weiter anschmachten konnte, und zog wahllos eine der beiden Luken im Boden auf, fest entschlossen, das Schiff zu erkunden.
 

"Du bist so süß, wenn du mir die kalte Schulter zeigst!", seufzte der Blonde verliebt, dann hörte Tashigi die Tür der Kombüse hinter ihm zufallen. Endlich. Hatte hier jeder eine Schraube locker?
 

Eine Stunde später hatte sie alle Kabinen des Schiffes schon zwei Mal abgeklappert und sich den Grundriss soweit eingeprägt. Das Krankenzimmer hatte sie gemieden, weil sie wusste, dass der Handwerker und das Rentier dort bei der Arbeit waren. Sie wusste auch nicht genau, womit sie gerechnet hatte – ein geheimes Schatzzimmer voller Gold oder einen versteckten Kerker voller weiterer Gefangener – aber das Spannendste, was sie fand, waren Wachsmalbuntstifte. Ihr fiel absolut nichts ein, wozu Piraten Wachsmalbuntstifte gebrauchen konnten.
 

Als sie ihr Magenknurren nicht mehr ignorieren konnte, ging sie zunächst an Deck und checkte durchs Bullauge die Lage in der Kombüse. Abgesehen von dem Blondchen, das mit gerüschter Schürze am Herd stand, war sie leer. Hastig schlüpfte Tashigi durch die Tür hinein, die Packung Buntstifte immer noch in der Hand.
 

Sanji drehte sich zu ihr herum. "Wie wär's jetzt mit einem Happen?", hakte er schmunzelnd nach und sie gab sich geschlagen und nickte. Freudig machte er sich an die Arbeit und als er ihr eine Auswahl aus kleinen, köstlichen Snacks an den Tisch brachte, entdeckte er auch die Stifte in ihrer Hand. "Oh, du hast Ruffys Malstifte gefunden", stellte er erleichtert fest.

"Was hat er damit vor?", fragte Tashigi skeptisch. Irgendeine neuartige Form von Waffe vielleicht?
 

"Nun ja – er malt", erklärte der Blonde, setzte sich auf einen Platz schräg gegenüber von ihr und bedeutete ihr, zu essen. Sie kam der Aufforderung nach und – verdammt noch mal, sie hatte noch nie etwas besseres probiert. Erstaunt schluckte ihren Bissen von...was war das? Pfannkuchen? Seit wann waren Pfannkuchen so lecker?!...herunter und kam wieder aufs Thema zurück. Monkey D. Ruffy – ein Maler? Unvorstellbar. "Landschaften oder was?", hakte sie auflachend nach.
 

"Vor allem Strichmännchen", gestand Sanji grinsend und deutete auf ein buntes Potpourri aus Bildern, die mit Magneten an den Kühlschrank geheftet waren. Tashigi blinzelte mehrmals. Das waren Kinderzeichnungen. So etwas konnte jeder Dreijährige malen.

Sanji hüstelte verlegen. "Ich weiß. Du hättest mal die Flagge sehen sollen, die er für uns entworfen hat."
 

Tashigi schüttelte verwundert den Kopf. Das wurde ja immer besser hier. Plötzlich war ihr zum Heulen. Das würde Smoker ihr doch alles niemals abkaufen. Sie war ja sowas von geliefert.

In Gedanken versunken leckte sie sich die Finger ab und griff abwesend zum zweiten Pfannkuchenröllchen. Sie wurde aus dieser Mannschaft nicht schlau, nicht im geringsten. Das, was sie taten, und das, was sie waren, passte vorne und hinten nicht zusammen. Tashigi hatte damit gerechnet, grausige Situationen zu durchleben. Nicht damit, die verlegte Packung Buntstifte des künftigen Piratenkönigs wiederzufinden.
 

Sie blieb lange in Gedanken versunken auf ihrem Platz sitzen, unfähig, irgendetwas zu tun. Der Tag war noch keine vier Stunden alt, aber sie fühlte sich wie erschlagen. Sie knabberte an den Leckereien, die der blonde Smutje – der sich ihr endlich als Sanji vorgestellt hatte – zubereitet hatte. Der war schon längst wieder in den Vorbereitungen für das Mittagessen versunken. Erst, als ein heftiger Ruck durch das Schiff fuhr, wurden sie beide zurück ins Hier und Jetzt gerissen.
 

Tashigi warf es beinahe zu Boden und auch Sanji geriet mächtig ins Schleudern. Die Gläser und Teller klirrten bedrohlich in ihren Regalen, fielen aber zumindest nicht heraus. Als sie den ersten Schreck überwunden hatte, sprang Tashigi instinktiv auf die Beine, riss dabei den Stuhl zu Boden, und griff automatisch nach ihrem Schwert. Sie biss sich auf die Lippe, als sie ins Leere griff. "Was war das?!"
 

Sanji fluchte leise und warf einen Blick durch das Bullauge. "Keine Ahnung. Wird schon nichts Schlimmes gewesen sein", gab er dann ungerührt zurück und schob sich, immer noch verärgert über die Störung, eine Kippe zwischen die Lippen.
 

Tashigis Auge zuckte. Nichts Schlimmes? Bei dem Ruck?!

Vorsichtig, jederzeit bereit, eine zweite Erschütterung auszubalancieren, bewegte sie sich auf die Tür zu und warf einen Blick aufs Deck. Am Bug, direkt an der Galleonsfigur, standen Ace und Ruffy an der Reling, starrten ins Wasser hinab und feuerten etwas oder jemanden aus Leibeskräften an. Tashigi schob sich vollends aus der Kombüse, stieg die Stufen zum Deck herunter. Links entdeckte sie Nami, die sich in einem minimalistischen Bikini in einem Liegestuhl rekelte. Neben ihr stand ein Drink mit Schirmchen und sie trug Sonnenbrille, weshalb Tashigi nicht sagen konnte, ob sie wach war oder döste, auf jeden Fall war die Navigatorin der Strohhutbande vollkommen ungerührt angesichts des Trubels an Bord. Nico Robin entdeckte sie nirgendwo, weshalb Tashigi sich näher an die beiden euphorischen D.'s heranwagte. Zwei Meter schräg hinter ihnen blieb sie stehen und versuchte, einen Blick auf die Stelle zu erhaschen, auf die die beiden grinsend starrten. Sie konnte nichts erkennen.
 

"JA, GIB IHM EINE! GENAU SO!", schrie Ruffy begeistert herunter. Tashigi trat näher an die Reling, und genau in dem Moment kam ihr ein Monster entgegengesprungen. Panisch wich sie zurück und stolperte über ihre eigenen Füße, als ein überdimensionaler Fisch mit riesigen Augen und Flossen so groß wie Rettungsbooten über die Reling flog. Tashigi landete auf ihrem Hintern und krabbelte rückwärts bei Seite, um dem Monsterfisch auszuweichen. Mit einem hässlichen Klatschen landete er nur Zentimeter neben ihr. Wasser spritzte ihr ins Gesicht, sammelte sich ruckzuck auf den Planken zu einer gigantischen Pfütze. Sie saß immer noch mit klopfendem Herzen auf ihrem Hosenboden, bemerkte gar nicht, dass sie noch nasser wurde, und starrte ungläubig auf das Monstrum neben sich. War das...? Ein Seekönig?!
 

Ein Seekönig. Und er war mausetot. Das Tier nahm einen Großteil des Decks ein, aber es rührte sich nicht. Tashigi versuchte verzweifelt eine Erklärung dafür zu finden, dass ein Seekönig sich post mortem dazu entschied, an Bord dieses Schiffes zu hüpfen, da kletterte die Antwort auch schon an Bord. Ihr fiel alles aus dem Gesicht, als Lorenor sich keuchend und triefnass an der Reling hochzog.
 

Ruffy und Ace klopften ihm auf den Rücken und gratulierten ihm lachend und wild durcheinanderredend zu seinem Fang, während sie ihn am Shirt über die Reling zogen. Zorro, noch völlig außer Atem, grinste amüsiert, als Ruffy geradewegs an Tashigi vorbei zum Kopf des Monsters rannte, um das Ding aus der Nähe zu begutachten.
 

Zorro's Bewegungen froren für den Bruchteil einer Sekunde ein, als er Tashigi entdeckte. Auf dem Boden, mitten in einer Wasserlache. "Was machst du da unten?"
 

Sie blinzelte entgeistert und ihr Blick zuckte abwechselnd zwischen ihm und dem Seekönig hin- und her.

Ace schlang einen Arm um Zorros Schulter, rieb ihm freundschaftlich mit den Fingerknöcheln über den Schädel – gerade fest genug, dass es ein bisschen wehtat – und strahlte ihn breit an. "Sie hat sich so erschrocken. Das Gesicht hättest du sehen sollen!", informierte Puma D. Ace den Schwertkämpfer, schob seinen orangenen Cowboyhut aus der Stirn und lächelte Tashigi warm entgegen.
 

Die rappelte sich finster dreinschauend auf die Beine und fluchte, weil ihre Hose größtenteils nass war. Sie warf einen letzten Blick auf den toten Seekönig, dann ging sie rasch unter Deck. Hoffentlich waren die Langnase und das Rentier endlich mit ihren Arbeiten fertig. Sie hatte die Schnauze für heute voll. Als sie die Tür hinter sich zuzog, hörte sie gerade noch Lorenor in Richtung Kombüse brüllen: "EY KOCHLÖFFEL! WOHIN MIT DEM SEEKÖNIG?!"
 

Und hier war sie nun, im Krankenzimmer, noch immer triefend nass im Raum stehend, noch immer fassungslos über das, was seit den Frühstücksverhandlungen passiert war. Ein Seekönig. Seufzend blickte sie an ihrer tropfnassen Hose herunter, dann in Richtung der Kommode in der Nähe des Schreibtischs. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als wirklich eine der Hosen zu tragen, die die Piratinnen ihr zur Verfügung gestellt hatten. Zumindest, bis ihre eigene wieder getrocknet war.
 

Auch ihr Oberteil hatte einige Spritzer abbekommen. Ganz abgesehen davon, dass sie von dem Gefecht auf Shadow Island immer noch ziemlich verstaubt waren. Als sie genauer an sich hinabsah, entdeckte sie sogar Blutflecken. Eine Dusche war längst überfällig und für eine Sekunde konnte sie sich nichts Schöneres vorstellen, als unter einem heiß dampfenden Wasserstrahl zu stehen. Ob die Strohhüte Warmwasser an Bord hatten?
 

Sie sammelte alles zusammen, was sie für eine Dusche brauchte, entriegelte die Tür und warf einen Blick nach links und rechts. Dann huschte sie herüber zur Jungenkajüte, klopfte an und als niemand antwortete, wagte sie sich hinein. Diesmal warf sie keinen einzigen Blick zu den Kleiderschränken der Jungs, sondern steuerte zielstrebig auf die Badezimmertür zu. Sie suchte sich einen freien Platz, um das Handtuch und die Wechselkleidung abzulegen, stellte das Duschgel an den Rand der Badewanne. Dann schloss sie die Tür ab, zog sich hastig aus und streckte sich nach dem Duschkopf. Als sie das Wasser aufdrehte, war es zu ihrer Überraschung warm. Sie lächelte und schloss die Augen.
 

= = =
 

"KANNST DU NICHT MAL EINEN FISCH AUSEINANDERNEHMEN, DU NEANDERTALER?!"

"JA, DANN MACH'S DOCH SELBST, KESSELSCHRUBBER! IST SCHLIESSLICH DEIN JOB!"

"ACH, UND WAS IST DEINER?! NEUNZIG PROZENT SCHLAFEN UND ZEHN PROZENT KLAPPE AUFREISSEN?!"
 

Zorro und Sanji starrten sich wütend an, jeder auf der jeweils anderen Seite des halb zerteilten Seekönigs. Später würde jemand das Deck schrubben müssen, die Planken waren glitschig von Blut und Fischeingeweiden. Ruffy machte sich schon seit Minuten einen Spaß daraus, barfuß quer über das Deck zu schlittern.
 

Keiner war bereit, zuerst wegzusehen. Erst, als Ruffy direkt vor Zorros Nase entlang glitt, riss der Blickkontakt ab und der wütende Bann wurde gebrochen. Vorübergehend. Während Sanji trotz der allgemeinen Sauerei an Deck immer noch wie aus dem Ei gepellt aussah, sah Zorro aus, als hätte er in einer Wanne voll Blut gebadet. Ausnahmsweise war es nicht seins. "Ach leck mich doch", knurrte Zorro Blondi zu, winkte halbherzig ab und stapfte unter Deck, um eine Dusche zu nehmen. Sanji grinste triumphierend. Diese Kabbelei hatte er haushoch gewonnen.
 

Unter Deck hörte Zorro bereits das Rauschen der Dusche und fluchte leise. Er trabte zur Kajüte, durchquerte sie und riss die Tür zum Badezimmer auf. Dort trat er sich umgehend die Stiefel von den Füßen und zog sich gleichzeitig das blutige Shirt über den Kopf. "Ey, Lysop! Vebrauch' nicht das ganze warme Wasser, ich will auch noch duschen", sagte er, während er den Gürtel öffnete.
 

Er hörte nur ein Poltern, aber als er sich umdrehte, entdeckte er, dass sich die Stange des Duschvorhangs gefährlich durchbog. Spätestens, als sämtliche Flaschen mit Duschgel von den Ablagen in der Badewanne herunterpolterten und er einen kurzen Blick auf einen Fuß erhaschte, war er sich sicher, dass jemand bei seinen Worten vor Schreck ausgerutscht war und sich nur mühsam vor einem Sturz bewahrte. Und dass dieser jemand ganz eindeutig nicht Lysop war.
 

Zorro erstarrte mitten in der Bewegung, die Hand am Gürtel. Nami war an Deck gewesen, oder? Er konnte sich noch nicht einmal die Schulden leisten, die er schon hatte.
 

Ein paar Sekunden war es totenstill im Badezimmer, wenn man von dem lautstarken Prasseln des Wassers absah. Dann kam gefährlich langsam Tashigis Kopf hinter dem Duschvorhang zum Vorschein. Zorro hielt unmerklich die Luft an und nahm sofort die Hände vom Gürtel, damit sie die Situation nicht ganz so falsch interpretierte. Sie sah aus, als würde sie ihm jede Sekunde vor Wut ins Gesicht springen. Ihr Wangen waren gerötet, ob vor Wut, Scham oder der Wassertemperatur konnte Zorro unmöglich sagen. Genau in diesem Moment sprang sein Gürtel auf, löste sich und die Hose rutschte ihm von den Hüften in die Knie. Er biss die Zähne zusammen. Warum?!
 

"Raus", zischte Tashigi, mit zuckendem Auge. Sie gab sich alle Mühe, nicht allzu genau hinzusehen. Aber kaum hatte sie den Blick von seiner Boxershorts abgewandt, fiel er unweigerlich auf die monströse Narbe auf seinem Oberkörper. Seinen durchtrainierten Oberkörper. Sie musste sich zusammenreißen.
 

"Ach, du bist es", stellte Zorro fest, als würden sie sich auf der Straße über den Weg laufen. "Dann kann ich ja mit drunter kommen."
 

Tashigi hatte das Gefühl, ihr Kopf explodierte. Entgeistert starrte sie ihm ins Gesicht und hatte keine Ahnung, was sie antworten sollte. Lorenor grinste und seine Augen funkelten amüsiert. "Das war ein Scherz", klärte er sie auf. Tashigi fand, er riss genauso schlechte Witze wie Nico Robin.
 

Warum rührte er sich nicht?! Am liebsten hätte Tashigi dem Piraten etwas an den Kopf geworfen, aber sie hatte alle Gegenstände auf den Boden der Wanne befördert. Und sie würde sich jetzt garantiert nicht bücken, während Lorenor Zorro auf der anderen Seite des Duschvorhangs stand wie festgewachsen und zu ihr herübergaffte.

Sie verfluchte innerlich ihr hämmerndes Herz. "Handtuch", kommandierte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete, und streckte den Arm hinaus ins Freie.
 

"Du hast noch Schaum in den Haaren", entgegnete Lorenor und rührte sich nicht.

"HANDTUCH!", schnappte Tashigi. "UND UM GOTTES WILLEN, ZIEH' DIE HOSE WIEDER HOCH!"
 

Zorro hob spöttisch die Hände. "Okay! Ich ergebe mich der Macht der Marine!", verkündete er spöttisch."VERARSCH MICH NICHT, LORENOR!"

Schmunzelnd zog sich Zorro die Hose hoch und prüfte zwei Mal nach, ob der Gürtel auch wirklich verschlossen war. Dann blickte er erneut zu Tashigi herüber, aber von der war nicht viel mehr zu sehen als ihr linker Arm. Er reichte ihr ein Handtuch. "Dabei ist das nichts, was du nicht schon mal gesehen hättest", fügte er halblaut an. Blöd, dass Tashigi genau dabei das Wasser abstellte.
 

Tashigi erstarrte in der Badewanne, riss ihm das Handtuch aus der Hand und wickelte es sich um den Körper. Sie war so wütend, dass sie keine Ahnung hatte, was sie sagen sollte. Wütend auf Lorenor, weil er sich so großkotzig gab und die Unverfrorenheit besaß, einfach mitten im Badezimmer stehen zu bleiben. Darauf, dass er sie verführt hatte. Darauf, dass die Schmetterlinge, die er ihr eingebracht hatte, einfach nicht kaputt zu kriegen waren. Und wütend auf sich selbst, dass sie das alles überhaupt zugelassen hatte. "Handtuch", verlangte sie erneut, ohne auf seine Worte einzugehen. Wieder streckte sie die Hand hinaus.
 

"Aber ich hab dir doch grade-"

"Das reicht nicht."

"Ich weiß doch sowieso, was drunter ist."

"Das heißt aber nicht, dass ich es dir präsentiere! Und jetzt gib mir endlich noch ein Handtuch und schieb deinen Hintern hier raus!"
 

Kommentarlos reichte Zorro ihr ein zweites Handtuch und nahm vorsichtshalber noch ein drittes zur Hand. Sie hatte absolut recht, er sollte schleunigst von hier verschwinden. Er hatte sie in der Dusche überrascht – dafür gab es keine Entschuldigung. Andererseits konnte sie ihm hier zumindest nicht weglaufen. Blöd, dass er immer noch keine Ahnung hatte, wie er die Sache zwischen ihnen wieder einrenken konnte. Er holte Luft, um etwas zu sagen, und stieß sie nach zwanzig Sekunden wieder aus, als Tashigi erneut die Hand herausstreckte. Er gab ihr stumm das Handtuch.
 

Tashigi zupfte an dem kuschlig weichen Handtuch herum und steckte die Enden noch einmal fest, bevor sie sich in das dritte Handtuch einwickelte. Lorenor sollte bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass sie ihm freiwillig auch nur ein Fitzelchen nackte Haut zeigen würde. Sie legte sich das Tuch um die noch freiliegenden Schultern, rubbelte sich durch die feuchten Haare.

"Wie bist du eigentlich hier reingekommen? Ich habe abgeschlossen, du Arschloch! Was fällt dir ein, einfach hier reinzuplatzen – und dann auch noch dreist stehen zu bleiben und dumme Sprüche zu klopfen? Hast du einen Dachschaden?!", schnauzte sie dann endlich und riss den Duschvorhang mit einem Ruck zur Seite. Sie wollte Lorenors Gesichtsausdruck sehen, wenn er antwortete.
 

Aber Lorenor war weg.
 

Sie blinzelte irritiert. Kurz zog Tashigi sogar in Erwägung, dass sie sich Lorenors Anwesenheit in ihrem überreizten Zustand nur eingebildet hatte, aber nein: der Durchgang zur Männerkajüte war nur angelehnt und auf dem Badezimmerboden lagen immer noch seine Stiefel und ein blutverschmiertes Shirt, dass eindeutig nicht ihr gehörte. Misstrauisch drehte sie den Kopf noch ein wenig zur Seite, aber der Pirat versteckte sich nirgends. Gut für ihn, sonst hätte sie ihm nämlich den Kopf abgerissen.
 

Immer noch skeptisch kletterte Tashigi aus der Badewanne heraus und wäre beinahe hingefallen, weil sie die Handtücher viel zu fest umgebunden hatte. Entschlossen nahm sie die beiden Schritte zur Tür der Männerkajüte, schob sie behutsam auf und warf einen Blick hinein, aber nein – auch hier war keine Spur von Lorenor zu sehen. Der Mistkerl war tatsächlich einfach abgehauen. Schon wieder. Langsam gewöhnte sie sich irgendwie daran.
 

Seufzend zog Tashigi die Tür wieder zu und verriegelte sie zum zweiten Mal. Im Anschluss drückte sie probehalber die Klinke herunter – und staunte nicht schlecht, dass sie einfach so wieder aufschwang, als hätte sie nicht gerade erst abgeriegelt. Verdutzt musterte sie das Türschloss und stellte fest, dass das Schließblech beinahe aus der Halterung herausgerissen war. Mit anderen Worten: Sie konnte abschließen so oft sie wollte, die Tür würde sich trotzdem öffnen lassen. Frustriert warf sie sie zu und zog sich an, so schnell es ging.
 

= = =
 

Zorro zog sich ein Shirt über den Kopf, dass er sich im Vorbeigehen wahllos aus dem Kleiderschrank gegriffen hatte. Hinter ihm schwang die Klappe zur Männerkajüte zu. Kaum war er dazu in der Lage gewesen, seine Gedanken wieder sinnvoll aneinander zu reihen, hatte er das Badezimmer gar nicht schnell genug verlassen können. Tashigis Schimpftirade hatte er nur noch zur Hälfte mitbekommen und das war wahrscheinlich auch gut so. Seufzend fuhr er sich durch das kurze Haar und sah sich erst dann richtig an Deck um. Und bemerkte, wie heiß es geworden war.
 

Verrückt, dass ihn das Wetter auf der Grandline immer noch auf dem falschen Fuß erwischen konnte.
 

"Zorro!", rief Ruffy ihm begeistert zu und winkte von seiner Position auf der Galeonsfigur fröhlich. Dankbar, einen Vorwand zu haben, nicht an Jenkins und ihre letzte Begegnung zu denken, schlenderte Zorro zu seinem Captain herüber. "Was gibt's?", brummte er und stützte sich mit den Ellbogen auf die Reling.
 

Ruffy grinste ihn verschwörerisch an. "Ich habe mir was überlegt", verkündete der künftige Piratenkönig entschlossen. Zorro ahnte, worauf das hinauslief. Vor allem deshalb, weil es nur eine Frage der Zeit gewesen war.

"Nein, sie wird nicht bei uns mitmachen, Ruffy", versicherte er dem Strohhut und grinste ihn schief an.
 

"Woher willst du das wissen?", entgegnete Ruffy unbekümmert und machte es sich auf Lämmchen gemütlich. Die Arme im Nacken verschränkt, die Beine im Schneidersitz, den Strohhut zum Schutz vor der erbarmungslosen Sonne tief in die Stirn gezogen.

Zorro zuckte mit den Schultern. Da fielen ihm spontan an die hundert Gründe ein. "Weiß ich einfach."
 

Ruffy schmunzelte bloß in sich hinein und Zorro wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Das hatte schon in Shell Town nicht geklappt und auch Nami hatte Ruffy bestimmt zehn Mal buchstabiert, dass sie sich unter gar keinen Umständen einer Piratenbande anschließen würde. Und was hatte es gebracht?

Für einen kurzen Moment verunsicherte Zorro die Vorstellung, dass Lieutnant Tashigi Jenkins sich von Ruffy überzeugen lassen würde. So unwahrscheinlich das auch war. Er hatte keine Ahnung, wie er sich damit fühlen würde, sie dauerhaft in seiner Nähe zu haben. Er wusste ja noch nicht einmal, wie er sich im Moment fühlte. Seitdem sie sich auf Shadow Eleven über den Weg gelaufen waren, handelte er wie auf Autopilot. Er schüttelte den Gedanken ab, als ein Feuerball ihn um Zentimeter verfehlte und ihm die Nackenhaare verbrannte.
 

Als Zorro einen Blick über die Schulter warf, sah er Ace, der mit nacktem Oberkörper auf dem Treppengeländer vor der Kombüse saß und ihnen strahlend entgegenlächelte. Die Hände hatte er zu Pistolen geformt. "PWEW PWEW PWEW!", rief er ihnen zu und Zorro wich zur Seite, um einigen kleinen Feuerkugeln auszuweichen, die er aus seinen Fingerspitzen zu ihnen herüberschoss. Ruffy lachte lautstark, verknotete seine Arme um die Galeonsfigur und ließ sich herunterbaumeln, zwei Meter über dem Meeresspiegel. Die Mini-Feuerbälle schwirrten an ihnen vorbei, verkohlten die Reling nur ganz leicht und verpufften dann ins Nichts.
 

Ace warf sich in Deckung, genau zwischen Namis Orangenbüsche. Zorro linste zu Ruffy herüber, automatisch nervös, weil der so nahe über dem Wasser baumelte, und wurde erst ruhiger, als sein Captain sich geübt wieder an Bord schwang. Ruffys Arme schnellten über das Deck, seine Hände krallten sich am Dach der Kombüse fest und im Nullkommanichts folgte ihnen der Rest des Körpers. Und Zorro, der Ruffys Bein nicht mehr schnell genug hatte ausweichen können.
 

Mit Hochgeschwindigkeit sausten sie über das Deck, direkt auf die Kombüse zu. Weil Ruffy sein Bein um Zorros Hüfte gewickelt hatte, befand sich der Schwertkämpfer in gefährlicher Schräglage. Ruffy landete elegant auf dem Dach der Kombüse, Zorro, den er in letzter Sekunde abgewickelt hatte, prallte mit dem Gesicht genau gegen das Bullauge. Bevor er seitlich an der Wand herunterrutschte, konnte Zorro noch sehen, wie Sanji in schallendes Gelächter ausbrach.
 

"Ups. Sorry, Zorro."

"Ich bring dich um, Ruffy. Ich schwör's", ächzte Zorro dumpf, so, wie er es jedes Mal tat. Während Zorro noch vollkommen damit beschäftigt war, wieder auf die Beine zu kommen, stürzte Ruffy sich auf seinen Bruder, der zwischen zwei Orangenbüschen hockte und das Spektakel amüsiert beobachtet hatte. Blätter wirbelten auf und eine Orange kullerte über das Deck, aber Nami griff erst ein und maßregelte die beiden Brüder, als eine Stichflamme aufleuchtete. Zorro grinste. Sie war wirklich noch mild gestimmt, sonst hätten die beiden D.'s ihr blaues Wunder schon viel früher erlebt.
 

Kaum wieder aufrecht, schlug Zorro den Weg zur Kombüse ein. Am Küchentisch saßen Chopper und Lysop, die immer etwas früher zum Essen eintrafen, wenn es sich anbot. Die Chancen, etwas vom Essen abzubekommen, stiegen enorm an, wenn man schon vor Ruffy da war.
 

"Na? 'Nen Ausflug gemacht?", kam es hämisch von Sanji, der in gerüschter Schürze am Herd stand, mit dem Rücken zu Zorro. Zorro konnte sein dämliches Grinsen trotzdem vor sich sehen. "Schnauze, Kochlöffel", gab er deshalb entschieden zurück und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.
 

Chopper blickte auf. Kritisch nahm er den Schwertkämpfer in Augenschein. Es dauerte nicht lange, dann verzog er das Gesicht. Das tat er immer. Zorro fiel es schwer, sich an Choppers ärztliche Verordnungen zu halten. "Lass mich deine Schiene wechseln", verlangte der Arzt entschlossen und deutete auf das rechte Handgelenk des Schwertkämpfers. Die Bandage war völlig durchweicht und verdreckt und von einem stützenden Effekt konnte keine Rede mehr sein.
 

Zorro seufzte. "Kann das nicht warten?", fragte er, und als Chopper ihn entgeistert anstarrte, fügte er hinzu: "Ich wollte eh gleich noch duschen gehen."

Man sah dem Rentier deutlich an, dass ihm das nicht passte, aber er nickte. Mit Zorro zu diskutieren hatte in diesem Punkt bekanntermaßen keinen Sinn.
 

"Ich hoffe, du gehst noch vor dem Essen duschen. Du stinkst nämlich wie ein Iltis!", warf Sanji ein und drehte sich zu ihnen herum. "Ernsthaft. Wolltest du nicht sowieso schon längst unter der Dusche stehen? Warst du mal wieder zu blöd, das Badezimmer zu finden?"
 

Zorro starrte den Koch mit zusammengepressten Kiefern an, sofort wieder auf 180. Sanji's Mundwinkel zuckten belustigt in der Annahme, mitten ins Schwarze getroffen zu haben und dafür hätte Zorro am liebsten irgendetwas geworfen, aber das wäre zu kindisch. Und es war nichts in Reichweite. "Ja, und ich habe mich geradewegs in Jenkins Arme verirrt", konterte der Schwertkämpfer, souveräner als er sich fühlte.
 

Für einen klitzekleinen Moment sah Sanji wirklich verblüfft aus, dann wütend. Und danach, als müsse er sich das Lachen wirklich heftig verkneifen.
 

Zorro ahnte bloß, dass er kopfüber ins Fettnäpfchen gesprungen war, und Lysop bestätigte es ihm mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken, als er zu ihm herübersah. Scheiße. Natürlich, was sonst? Er musste sich nicht einmal mehr herumdrehen um zu wissen, dass Tashigi Jenkins genau hinter ihm stand.
 

Tashigi fackelte nicht lange. Nicht genug, dass dieser Idiot sie schamlos im Badezimmer überrumpelt hatte, er hatte anscheinend auch nichts besseres zu tun, als es seiner Crew auf die Nase zu binden. Dieses Mal würde sie ihm das überhebliche Grinsen aus dem Gesicht wischen.

Mit zwei schnellen Schritten überwand sie die Distanz zwischen sich und Lorenor und riss seinen Stuhl an der Lehne heftig zurück. Mit rudernden Armen versuchte der Pirat das Gleichgewicht zu halten und beugte sich automatisch nach vorne, aber darauf war sie vorbereitet. Mit den Füßen trat sie ihm die Beine weg, mit einer Hand packte sie seine Schulter und mit einem Krachen landete der Schwertkämpfer auf dem Boden.
 

Abgesehen von Sanjis unterdrücktem Lachanfall wurde es mucksmäuschen still in der Kombüse. Bis Zorro verblüfft blinzelte und sich von der Überraschung erholte, so mühelos niedergestreckt worden zu sein. "Hast du sie noch alle?", entfuhr es ihm patziger, als er wollte.
 

Tashigi setzte ihm ihren Stiefel auf die breite Brust. "Das Gleiche könnte ich dich fragen!", schnauzte sie zurück und war zum ersten Mal froh, unbewaffnet zu sein. Sie hätte ihn sonst ohne zu zögern in Stücke gehackt, angefangen mit seinem dämlichen Gesicht.
 

Lorenor versuchte halbherzig, ihren Fuß von seiner Brust runterzuschieben. Tashigi war sich ziemlich sicher, dass er das mühelos tun könnte, aber er tat es nicht, und das spielte ihr in die Hände. Wenn er es nicht über sich brachte, ihr körperlich weh zu tun, war das nicht ihr Ding. Sie hatte anders herum jedenfalls kein Problem damit. "DU EGOISTISCHES ARSCHLOCH! WENN DU NOCH EINEN SCHEISS ZEH INS BADEZIMMER SETZT, WÄHREND ICH UNTER DER DUSCHE STEHE, KANNST DU SÄMTLICHES SHAMPOO AUF EX TRINKEN! VIELLEICHT KANNST DU DANN MAL EINEN KLAREN GEDANKEN FASSEN, VOLLIDIOT!"
 

Zorro blinzelte noch einmal, dann versuchte er sich auf die Ellbogen zu stemmen, aber Jenkins trat sie einfach jedes Mal weg, sobald ihm ein bisschen Körperspannung gelang. Am Tisch verzog Chopper seufzend das Gesicht, aber niemand mischte sich ein. Diesen Revierkampf mussten sie ganz alleine ausfechten. Auch gut. "MAN, WAS KANN ICH DENN DAFÜR, DASS DAS SCHEISS SCHLOSS KAPUTT IST?!", keifte Zorro zurück, den Kopf in den Nacken gelegt, damit er Jenkins ins Gesicht sehen konnte.
 

"DU HÄTTEST EINFACH RAUSGEHEN KÖNNEN STATT WIE ANGEWURZELT STEHEN ZU BLEIBEN UND SCHWACHSINN ZU QUATSCHEN, DU NEANDERTALER!", brüllte Tashigi zurück. Zorro setzte schon zu einem verbalen Gegenangriff an, da brachte Sanjis Gelächter sie beide aus dem Konzept.
 

Irritiert blickten beide Schwertkämpfer zu dem Smutje herüber. Sanji verschluckte sich vor Lachen am Qualm seiner Zigarette und wedelte mit der Hand in der Luft herum, als könne er sich dadurch unsichtbar machen. Neandertaler. Ganz seine Worte. Er versuchte, es Tashigi zu Liebe zu erklären, bekam jedoch kein anständiges Wort heraus.
 

Der Marinelieutnant ließ niemandem mehr die Gelegenheit, irgendetwas zu erklären. Sie versetzte dem am Boden liegenden Lorenor noch einen Tritt vor die Brust, der ihm die Luft aus den Lungen quetschte, und verließ danach türenknallend die Kombüse. Sanji wischte sich verstohlen über ein tränendes Auge, während Zorro nach Luft schnappte, sich nun endlich aufsetzte und verwirrt auf die Kombüsentür starrte. Was war da denn gerade schiefgelaufen? Irritiert schüttelte er den Kopf, kam auf die Beine und stellte den Stuhl wieder auf.
 

Bis auf das zischende Öl in den Pfannen war es immer noch auffallend still in der Kombüse. Sanji, der sich mittlerweile von seinem Lachanfall weitestgehend erholt hatte, zündete sich an der Gasflamme des Herdes eine neue Zigarette an. Zorro blieb unschlüssig an Ort und Stelle stehen. Sollte er Jenkins jetzt nachgehen und sich entschuldigen? Oder die Sache doch lieber auf sich beruhen lassen?
 

Chopper riss ihn aus seinen Gedanken: "Hat sie dir wehgetan?"
 

Sanji prustete erneut los. Zorro seufzte lautlos, winkte ab und steuerte die Tür der Kombüse an. Nicht, um Jenkins nachzugehen und auch nicht, weil ihm nichts einfiel, was er Sanji an den Kopf werfen konnte, sondern einfach, um rauszukommen. Als Sanji ihn zurückrief, war er nahedran, den Koch einfach zu ignorieren, aber mit der Hand an der Türklinke hielt er noch einmal inne. Mit hochgezogener Augenbraue warf er einen Blick über die Schulter – was?!
 

"Essen ist fertig. Sagst du dem Marine-Häschen Bescheid, wenn du rausgehst?"
 

Entgeistert drehte Zorro sich zu dem Smutje herum. "Wa...Hättest du das nicht früher sagen können?!", platzte es aus ihm heraus. Aber nein, der blöde Kochlöffel behielt die Info so lange für sich, bis er sich selbst um Kopf und Kragen geredet hatte. Mistkerl!
 

Sanjis hämisches Grinsen war dann auch Antwort genug. Frustriert langte Zorro erneut nach der Tür, aber die schwang ihm ins Gesicht, bevor er auch nur einen Schritt nach draußen machen konnte. "ESSEN! SANJI, ENDLICH!", triumphierte Ruffy im Laufmarsch. Er bemerkte gar nicht, dass er seinen Vizen umrannte, sondern düste ohne Umschweife an seinen Tisch. Er gewann das Rennen gegen Ace um eine Nasenlänge.
 

Zorro ächzte, als auch noch Ace über ihn hinwegtrampelte. Puma verlor vielleicht das Rennen, aber er war der Erste, der ein Stück Seekönigfilet auf dem Teller hatte. Während am Küchentisch die Schlacht um das Mittagessen eröffnet wurde, rappelte Zorro sich erneut auf und verkrümelte sich aus der Kombüse. Nicht, um Jenkins zu holen. Als würde er dem Kesselschrubber einen Gefallen tun.
 

Er kam genau drei Schritte weit. An der Treppe, die vom Deck zur Kombüse führte, kam ihm Robin entgegen. Sie führte die Liste der Leute, die er im Moment nicht sehen wollte, seit gestern offiziell an. Seit dem Frühstück hatte er sie nicht mehr gesehen – auf einem Schiff von der Größe wie ihrem eine schlechte Leistung. Natürlich war ihm klar gewesen, dass er ihr nicht dauerhaft aus dem Weg würde gehen können, aber musste es ausgerechnet jetzt sein?
 

Robin lächelte ihn an, als ob alles in bester Ordnung wäre. War es aber nicht. "Hallo, Herr Schwertkämpfer", grüßte sie und hob eine Hand zur Begrüßung. Zorro schnaubte halblaut, ignorierte die Archäologin und schob sich an ihr vorbei die Treppe hinunter, ohne etwas zu entgegnen. Er war immer noch sauer. Und er würde aus auf unabsehbare Zeit auch bleiben. Ohne einen weiteren Blick zu ihr zurück zu werfen, scannte er das Deck ab, konnte Jenkins aber nirgendwo entdecken. Gut so.
 

Kurz hielt er inne, unsicher, was er tun sollte. Dann steuerte er entschlossen das Krähennest an und genau in diesem Moment packten ihn zwei Hände an den Beinen und brachten ihn beinahe zu Fall, weil er das Gleichgewicht kaum so schnell verlagern konnte. Etwas schwankend schaffte er es, stehen zu bleiben. "Lass mich los, Robin!", raunzte er, ohne nach unten oder hinter sich zu sehen. Genervt versuchte er, sich aus ihrem Griff zu befreien, aber je energischer er sich ihrem Griff entgegenstemmte, desto fester packte sie zu. Dann hörte er ihre Schritte hinter sich und in der nächsten Sekunde tippte sie ihm auf die Schulter. So lange, bis er sich entnervt seufzend zu ihr herumdrehte.
 

Sie lächelte immer noch, aber mittlerweile ein wenig frustriert. "Können wir den Streit nicht bei Seite legen?", fragte sie, während sie ihn eindringlich musterte. Die angespannte Stimmung zwischen ihnen schlug ihr auf den Magen. Robin war gewohnt, dass man ihr nicht traute, aber zumindest ihre Crewmitglieder hatten immer unerschütterlich zu ihr gestanden. Und sie musste sich eingestehen, dass es ihr nicht gut tat, mit einem ihrer Freunde im Clinch zu liegen. Abgesehen von Tashigi selbst trug ihr niemand nach, wie sie gehandelt hatte – bis auf den Herrn Schwertkämpfer. Robin war sich sicher, den Grund dafür zu kennen, aber sie hatte keine andere Möglichkeit gesehen, von Shadow Eleven zu entkommen. Das musste doch selbst Zorro erkennen können.
 

Weil er immer noch nichts sagte, sondern sie bloß eisig anstarrte, fügte sie noch hinzu: "Du kannst mich nicht ewig ignorieren."
 

Gerade jetzt fiel es Zorro schon schwer, Robin zu ignorieren. Vor allem, weil er stinksauer auf sie war und sie keinen schlechteren Zeitpunkt hätte wählen können, den Streit zu besprechen. "Nein, kann ich nicht. Aber ich muss auch nicht mit allem konform gehen, was du tust. Und jetzt lass mich los", forderte er und deutete auf seine Beine, die sich immer noch in ihrem Klammergriff befanden.
 

Seufzend ließ Robin ihn frei. "Ich habe in unser aller Interesse gehandelt."

Zorro lachte trocken auf. "Na, in meinem Interesse bestimmt nicht. Und in Jenkins' ganz bestimmt auch nicht", stellte er klar, bevor er ihr erneut den Rücken zukehrte und seinen Weg zum Krähennest fortsetzte. Er spürte ihren Blick im Nacken, sah jedoch nicht einmal zu ihr herunter, während er den Mast hinaufkletterte. Erst, als er das Krähennest erreicht hatte, hörte er, wie sie sich in Richtung Kombüse entfehrnte. Erleichtert schwang er sich hinein in den Ausguck und wäre beinahe heruntergefallen, als er Tashigi entdeckte.
 

Verwirrt hielt er inne, halb im Krähennest, halb auf dem Geländer balancierend. Scheiße. Das Krähennest war immer sein Rückszugsort gewesen und Jenkins hier vorzufinden, brachte ihn völlig aus dem Konzept. So sehr, dass ihm nichts besseres einfiel als: "Was machst du denn hier?", was absolut nicht das Richtige war.
 

Finster blickte Tashigi zurück. Sie hockte auf dem Boden, den Rücken gegen das Holz gelehnt, die Beine bis an die Brust angezogen und die Arme darum gelegt. Eigentlich hatte sie gar nicht hier raufklettern wollen, aber auf dem Deck war ihr Nico Robin entgegen gekommen und das hier war der Punkt, wo sie am weitesten von der Frau entfernt war. Nur dass Lorenor sie hier sehr schnell finden würde, daran hatte sie nicht gedacht.
 

Sie hatte das Gespräch zwischen ihm und der Teufelsfrau mithören können – nicht schwer, so patzig, wie Lorenor reagiert hatte – und das hatte ihrer Wut auf ihn wieder einen Dämpfer verpasst. Und das gefiel ihr nicht. Sie wollte sauer auf Lorenor sein. Sie hatte jedes Recht dazu. Aber sie musste zugeben, dass ihr das manchmal schwerer fiel, als es sollte. Nur – anmerken lassen musste sie sich das ja noch lange nicht. "Hast du ein Problem damit? Ist hier Zutritt verboten?!", schnappte sie zurück.
 

Lorenor hob beschwichtigend die Hände. Beinahe hätte er darüber erneut das Gleichgewicht verloren und wäre hinten über aufs Deck gekippt, aber er fing sich noch, setzte sich auf den Rand des Krähennestes, beide Beine fest auf dem Boden. Zorro sah sie nicht an, vor allem deshalb, weil er keinen Schimmer hatte, was er sagen sollte. Er war so gereizt, dass jedes Wort das Falsche gewesen wäre.
 

Jenkins machte dieses Schweigen und seine nachdenkliche Miene wahnsinnig. Er sah sauer aus, aber sie hatte keine Ahnung, weshalb genau. Vielleicht, weil sie ihn vor seiner Crew in seine Schranken gewiesen hatte oder weil sie hier im Krähennest hockte, sie konnte es unmöglich sagen. Aber es wurmte sie tierisch. "Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?", platzte sie schließlich heraus.
 

Ihr Unterton war so stichelnd, dass Zorro sie schließlich verständnislos anblickte. Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, in Gedanken immer noch bei Robin und ihrem scheinheiligem Versuch, Frieden zwischen ihnen zu stiften. Weil Jenkins ihn noch immer eisig anstarrte und auf eine Antwort wartete, winkte er ab. "Nicht wegen dir", stellte er klar und fuhr sich nachdenklich über die Stirn. Aber wenn sie ihn schon so anraunzte, war es wahrscheinlich angebracht, etwas zu der Situation in der Kombüse zu sagen.
 

"Wegen vorhin...", setzte er an und fuhr sich unangenehm berührt über den Nacken. Er war es nicht gewöhnt, sich für etwas entschuldigen zu müssen und es fiel ihm schwer, den richtigen Ansatz zu finden. Das Jenkins schnaubte und den Blick auf ihre Knie richtete, machte es nicht besser.
 

Er verstummte unsicher. Vielleicht war es auch besser, gar nichts zu sagen. Er hatte die Befürchtung, dass sie ihn ins Meer schmeißen würde, wenn er noch einen Ton von sich gab. Zuzutrauen wäre es ihr allemal und nach seiner verschlafenen Reaktion in der Kombüse war es sich nicht einmal so sicher, ob er es würde verhindern können. Jenkins brachte ihn dermaßen aus dem Konzept, dass sogar die einfachsten Verteidigungsmechanismen ins Stocken gerieten. Außerdem hatte er nichts, aber auch gar nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Er hatte sie im Bad überrascht und es danach Sanji auf die Nase gebunden, um ihn zu triezen. Wären die Rollen vertauscht, er hätte sich auch verprügelt.
 

"Ich höre", durchbrach Tashigi die angespannte Stille. Sie beobachtete Lorenor aus den Augenwinkeln heraus, neugierig, was er hatte sagen wollen. Wenn er schon damit anfing, sollte er die Sache auch zu Ende bringen. Einen Rückzieher würde sie nicht dulden.

Beinahe hätte sie geschmunzelt. Lorenor wich ihrem Blick wieder aus, richtete ihn aufs Meer und versank scheinbar wieder in seinen Gedanken. Es sah unsicher aus und das übertrug sich auf sie selbst.
 

"Ich wollte mit dem Spruch nur Sanji zur Weißglut treiben. Das war vielleicht nicht sonderlich erwachsen, aber auch nicht böswillig gemeint", sprach Zorro schließlich in die Stille hinein. "Und es tut mir Leid", fügte er zerknirscht hinzu, als würde es ihm nachträglich noch einfallen.
 

Tashigi blinzelte. Ernsthaft? Das war seine Erklärung?

"Du hast sie doch nicht mehr alle, Lorenor", stellte sie fest und klang dabei nicht halb so wütend, wie sie eigentlich hatte klingen wollen. Aber Wut war verdammt anstrengend und eigentlich hatte Lorenor sein pubertäres Verhalten mit seiner Antwort an Nico Robin schon wieder gut gemacht. Aber das würde sie ihm nicht auf die Nase binden.
 

Zorro lächelte schwach. Er spürte, dass das Gröbste überstanden war und entspannte sich ein wenig. Dann nickte er in Richtung Kombüse. "Geh besser zum Mittagessen, sonst lassen Ruffy und Ace nichts übrig", riet er ihr, rutschte vom Rand des Krähennestes herunter und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Dass Jenkins nicht mehr allzu sauer auf ihn war, hieß noch lange nicht, dass er bereitwillig sein Revier räumen würde.
 

"Keinen Hunger", versetzte Tashigi, die sich nicht vorstellen konnte, wie eine siebenköpfige Crew einen Seekönig verspeisen sollte. Sie hatte das Vieh gesehen – es war so riesig, dass selbst ein Marineschiff sich locker eine Woche davon ernähren konnte. Da würde schon noch etwas für sie übrig bleiben. Aber als Zorro sich gegenüber von ihr sinken ließ, wurde ihr bewusst, dass Lorenor nicht die Absicht hatte, sie hier in Ruhe zu lassen. "Moment – willst du jetzt etwa hier sitzen bleiben?!"
 

Zorro's Mundwinkel zuckten kaum merklich nach oben. Er linste zu ihr herüber. "Hast du ein Problem damit? Ist hier Zutritt verboten?", zitierte er sie trocken und für einen klitzekleinen Moment starrte Tashigi ihn einfach perplex an. Dann stand sie ruckartig auf, versetzte ihm einen harten Schlag gegen die Schulter, der ihn bloß noch breiter grinsen ließ, und kletterte dann vom Krähennest herunter. Unten am Deck hielt sie inne und warf einen Blick nach oben, aber von Lorenor war nichts zu sehen. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Lorenor Zorro war ein Idiot.

The perfect mess

Kapitel 18: The perfect mess
 

Tashigi saß wie erstarrt an ihrem Platz in der Kombüse, vor sich einen leeren Teller. Wie hatte das passieren können?
 

Nicht genug damit, dass Lorenor ihren Platz auf dem Krähennest für sich beansprucht hatte und sie durch seine bloße Anwesenheit vertrieben hatte, nein – nachdem sie sich jetzt endlich dazu durchgerungen hatte, am Mittagessen teilzunehmen, bekam sie keinen Bissen herunter. Aber nicht, weil ihr der Appetit verging oder man ihr nichts abgegeben hätte, sondern weil Monkey D. Ruffy ihr immer wieder das köstlich duftende Fischfilet von der Gabel klaute.
 

Verzweifelt tat sie sich erneut auf. Langsam verstand sie, was Lorenor mit seinem kryptischen "Beeil dich besser" gemeint hatte. Auf dem Tisch stand der größte Schmortopf, den sie je gesehen hatte, und darin zu sehen war das größtenteils abgenagte Skelett des Seekönigs.

Sie schnitt ein Stückchen ab und führte die Gabel zum Mund, aber da schnellte die Hand des Strohhutes quer über den Tisch, klaubte ihr das Fleich vor der Nase weg und stopfte es sich in den gierigen Schlund. Als Tashigi auf ihren Teller hinab sah, konnte sie gerade noch beobachten, wie Ace ihr den Rest des Filets vom Teller mopste, aber ihr blieb keine Zeit mehr, diesen heimtückischen Angriff auf ihr Essen abzuwehren.
 

Frustriert lehnte sie sich zurück und warf den D.-Geschwistern einen finsteren Blick zu. Die beiden bekamen das jedoch gar nicht mit. Fassungslos beobachtete Tashigi das Treiben am Küchentisch und ihr fiel kein einziges Wort ein, mit dem sie es beschreiben konnte. Monkey D. Ruffy warf seine Gummigliedmaßen von Teller zu Teller und stibitzte, was er erreichen konnte. Diese Marotte schien er jedoch von seinem ältesteren Bruder zu haben, der seinen schlechten Manieren in Nichts nachstand. Tashigi sah zu, wie Chopper verzweifelt versuchte, seine Mahlzeit vor den beiden zu verteidigen und sich in jeder freien Sekunde so viel Essen wie möglich mit den Stäbchen in den schob. Ähnlich machte es Lysop, nur dass er die Klau-Attacken mit Händen und Füßen abzuwehren versuchte.
 

Kurz warf sie einen Blick hinüber zu Nami, die völlig unbekümmert an ihrem Platz saß und unbescholten ihren Teller leerte. Auch Nico Robin, so viel konnte Tashigi aus den Augenwinkeln sehen, war vor gierigen Übergriffen ausgeschlossen. Unfair. Warum konnten die anderen beiden Frauen in Ruhe Essen, ohne auf ihren Teller achten zu müssen – und sie nicht?

Eine Minute fühlte sie sich darin bestätigt, hier an Bord einen niedrigeren Stellenwert zu haben. Bis Ruffy seine Hände endlich auch zu Nami's Teller herüberschnellen ließ.
 

Die Navigatorin reagierte blitzschnell und Tashigi war genauso überrascht wie Monkey D. Ruffy, als plötzlich eine Gabel in seiner Hand steckte und ihn an den Küchentisch nagelte.
 

"AUUUUUUUUU! NAMI! LASS MICH LOS!", jammerte der Strohhut, ließ das Stück Fisch widerwillig los und versuchte erfolglos, seine Hand zurückzuziehen.

"WIE OFT HAB ICH DIR SCHON GESAGT, PFOTEN WEG VON MEINEM ESSEN, RUFFY?! WIE OFT?!!"

"TUT MIR LEID! TUTMIRLEID! KOMMT NICHT WIEDER VOR!"

Danach zog Nami die Gabel wortlos aus der Hand ihres Captains und dessen Arm schnellte zurück, wo er hingehörte.
 

Entgeistert sah Tashigi dabei zu und wartete auf das Donnerwetter des Strohhutes – er war hier immerhin der Captain, auch wenn sie immer noch nicht durchblickt hatte, wieso – aber es kam nichts. Monkey D. Ruffy, seines Zeichens zukünftiger König der Piraten, schüttelte kurz seine lädierte Hand aus und langte dann nach dem Teller seines großen Bruders, als ob nichts geschehen wäre.
 

Sie blinzelte verblüfft. Nami zwinkerte ihr zu. "Du musst ihnen zeigen, wo die Grenzen liegen", riet sie dem Marinelieutnant und widmete sich ungerührt weiter ihrer Mahlzeit.
 

Tashigis Magen knurrte nachdrücklich. Sie wagte einen neuen Versuch, etwas Essen auf ihren Teller zu schaffen und als Ruffy diesmal eine Hand nach ihrem Teller ausstreckte, hielt sie sein Handgelenk fest.
 

Der Pirat blickte sie mit vollem Mund verdutzt an. Nur langsam löste er seine Finger von ihrem Teller, und als er endgültig losgelassen hatte, tat Tashigi dasselbe. Sie ließ los und beobachtete, wie die Hand zurück zum Rest des Körpers flutschte und dem zukünftigen Piratenkönig geradewegs ins Gesicht klatschte, genau gegen die gefüllten Backen. Essen spritzte aus seinem Mund quer über den Tisch und traf auch Tashigi im Gesicht.
 

Für einen kurzen Augenblick wurde es totenstill in der Kombüse. Tashigi wagte sich weder zu atmen noch die Essensreste aus dem Gesicht zu wischen, vollkommen davon überzeugt, einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Aber dann lachte erst Ruffy, dann Ace und schließlich stimmte der Rest der Piratencrew mit ein.
 

"Genau so", schmunzelte Nami, während sie sich ein Stück Seekönig vom Shirt schnippste.

"Super, Tashigi!", johlte Lysop bestätigend und Tashigi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Auf eine absurde Art und Weise war sie stolz darauf, wie sie ihr Mittagessen gerettet hatte. Das erste Erfolgserlebnis hier an Bord. Lächelnd wischte sie sich mit dem Ärmel ihres Oberteils Essen aus dem Gesicht und wischte mit dem Saum des Shirts ihre Brille sauber. Als sie die Gläser wieder aufsetzte, stand ein frischer, gefüllter Teller vor ihr. Verblüfft blickte sie auf und sah gerade noch, wie Sanji ihr freundlich zuzwinkerte, bevor er seinem Captain volles Rohr den Fuß ins Gesicht rammte: "LASS DIE LADY IN RUHE ESSEN, RUFFY!"
 

Tashigi erstarrte, aber Ruffy nuschelte etwas Unverständliches gegen die Schuhsohle seines Smutjes. Was diesen dazu veranlasste, den Schuh wieder aus seinem Gesicht zu nehmen. "Das will ich dir auch geraten haben!", mahnte der Koch noch einmal finster, nahm einen Zug von seiner Zigarette und schlenderte dann zurück zum Herd.
 

Unsicher blickte Tashigi auf ihren Teller hinab. Das Seekönig-Filet war mit einer dunklen Soße garniert, die in Herzform um den Fisch geträufelt war. Sie schüttelte verständnislos den Kopf, lächelte aber immer noch, als sie mit dem Essen fortfuhr – diesmal ungestört.
 

= = =
 

Eine Stunde später waren vom Seekönig nur noch Gräten übrig. Nami hatte den Jungs, abgesehen von Sanji, den Auftrag erteilt, das Deck zu schrubben und auf Vordermann zu bringen und keiner von ihnen hatte es gewagt, zu wiedersprechen. Tashigi war nun mit dem Smutje allein in der Kombüse – Nami war den Jungs aufs Deck gefolgt, um die Fortschritte zu überwachen und Nico Robin war mit einer Tasse Kaffee irgendwohin gegangen – und weil Tashigi nichts besseres mit sich anzufangen wusste, half sie dem Smutje beim Abwasch.
 

Zuerst hatte Sanji heftig gegen ihre Hilfe protestiert – ("Aber Schönheit, du musst mir nicht helfen! Es ist mir ein Vergnügen, für deinen Komfort zu sorgen!") - aber sie hatte nicht nachgegeben und jetzt durfte sie immerhin das Geschirr abtrocknen.
 

"Sag mal...", setzte sie an, während sie das Besteck abtrocknete. "Ist Ruffy immer so?"

"Immer so was? Verfressen? Naiv? Fröhlich?", entgegnete Sanji schmunzelnd, beide Hände im schaumenden Spülwasser.
 

Tja. "Eine Mischung aus allem, schätze ich", sagte Tashigi, als sie kurz darüber nachgedacht hatte. Job-bedingt hatte sie schon viele Piraten kennengelernt. Und kein Piratenkapitän, mit dem sie jemals gesprochen hatte, hatte sich auch nur annähernd so verhalten wie der Strohhut. Die Art und Weise, wie seine Crew mit ihm umsprang, zeichnete ihn nicht unbedingt als Respektsperson aus.
 

Sanji grinste. "Dann lautet die Antwort: Ja."
 

Tashigi ließ verwirrt das Handtuch sinken. "Aber...wie könnt ihr ihn denn dann ernst nehmen?"

Sie hatte noch nicht gesehen, wie Ruffy auch nur einen Befehl erteilt hätte. Das übernahm seine Navigatorin rigoros. Und jedes einzelne Crewmitglied schien mehr Durchblick zu haben als der Captain. "Ich meine, er wirkt wie so ein hyperaktiver Jugendlicher."
 

"Ich weiß, wie du es meinst. Und er wirkt so, weil er ein hyperaktiver Jugendlicher ist", erklärte Sanji. Und weil Tashigi danach immer noch reglos dastand und dem Smutje einen verwirrten Blick zuwarf, fuhr er fort: "Aber er ist der Einzige, der dazu in der Lage ist, uns alle beisammen zu halten. Der dafür sorgen kann, dass wir über uns hinauswachsen. Er kann durchaus ernst sein, wenn es darauf ankommt. Und du würdest dich wundern, was er eigentlich alles mitbekommt."
 

Der Smutje lächelte sie an. "Ruffy ist ein guter Kerl. Gib ihm eine Chance."

Tashigi stöhnte. "Genau das hat Lorenor auch gesagt", erinnerte sie sich finster, packte sich einen Teller und wischte ihn etwas gröber trocken, als es nötig gewesen wäre.
 

Sanji sah ganz kurz verdutzt aus, dann grinste er. "Tja, dann sind der Säbelrassler und ich wohl ausnahmsweise mal der gleichen Meinung."
 

"Bei was sind wir der gleichen Meinung?", hakte Zorro nach, als er die Tür aufstieß. Ruffy hatte seinen Schwamm 'aus Versehen' ins Meer geworfen, als er ihn Lysop an den Kopf werfen wollte. Im Nachhinein ließ sich nicht mehr sagen, wer mit der Schwamm-Schlacht angefangen hatte, aber es war eskaliert und Tatsache war, dass sie neue brauchten, weil Nami sie sonst alle erschlagen würde.
 

"Das Ruffy ein Vielfraß ist", log Sanji, ohne rot zu werden oder Zorro auch nur einen Blick zuzuwerfen. Im Gegensatz zu Tashigi, die beinahe den Teller in ihrer Hand fallengelassen hätte.
 

Zorro runzelte die Stirn, während er auf sie zukam. "Da ist die ganze Menschheit einer Meinung. Ruffy kann so viel fressen wie ein Riese", gab er zurück. Er war sich ziemlich sicher, dass die beiden über etwas anderes geredet hatten, bevor er hereingeplatzt war.. Es ging ihn vielleicht nichts an, aber er war doch verflucht neugierig, worum es sich dabei gedreht hatte. Und warum Jenkins und der blöde Smutje prompt eine Staatsaffäre daraus machten.
 

"Mach mal Platz", forderte Zorro, als er die Spüle erreicht hatte. Lysop hatte gesagt, im Schrank unter der Spüle wären noch Schwämme. Weil Sanji immer noch blöd davorstand und ihm den Zugang versperrte, schob er ihn kurzerhand bei Seite. So kräftig, dass Sanji automatisch zwei Schritte zurückstolperte.
 

Zorro ging in die Hocke und zog die Tür zu dem kleinen Stauraum auf, warf auf der Suche nach den Schwämmen ein paar Flaschen Reinigungsmittel um und als er die Schwämme endlich gefunden hatte, drückte Sanji ihm wütend den Schuh ins Gesicht. "Was schiebst du mich einfach so zur Seite, Marimo?!", keifte der Blonde, während er gereizt an seiner Zigarette zog.
 

"Was stehst du mir blöd im Weg, Giftmischer?!", ätzte Zorro zurück und drückte mit der linken Hand gegen Sanjis Fußgelenk, um sein Bein auf Abstand zu halten. Es gelang ihm, den Smutje soweit von sich wegzuschieben, dass der seinen Bein zurückzog. Nur, um ihm mit der Schuhspitze immer wieder penetrant gegen die bandagierte Schulter zu treten. Gerade so doll, dass Zorro Mühe hatte, das Gesicht nicht zu verziehen. Er ließ die Schwämme in seiner Hand fallen, packte den Koch an der Wade und zerrte in so ruckartig nach vorn, dass dieser fast das Gleichgewicht verlor.
 

Fast.
 

Stattdessen hatte der nun die Schnauze gestrichen voll und Sanjis nächster Tritt traf Zorro zielgenau unterm Kinn. Dem Schwertkämpfer riss es den Kopf in den Nacken und der nachfolgende Tritt mitten auf die Brust ließ ihn zurückschlittern, sodass er Jenkins quasi zu Füßen lag. Bevor Sanji zu einem dritten Kick ansetzen konnte, war Zorro schon wieder auf den Knien, dann auf den Beinen, und boxte dem Koch mit der gesunden, linken Faust in den Magen.
 

Es folgte ein rasanter Schlagabtausch, dem Tashigi mit den Augen kaum folgen konnte.
 

Sie stand wie festgewachsen neben den beiden Kontrahenten, den Teller und das Küchentuch fest umklammert und kapierte nicht, was hier gerade abging. Die beiden waren doch Freunde – oder hatte sie das falsch verstanden? Lorenors Ellbogen traf sie beinahe im Gesicht, als er zu einem weiteren Hieb ausholte, und diese Kleinigkeit reichte, um den Streit endgültig außer Kontrolle geraten zu lassen.
 

"PASS AUF DIE LADY AUF, KUGELALGE!", polterte Sanji, vor Wut ganz rot im Gesicht, und versetzte Zorro einen harten Tritt in die Seite, der ihn quer durch die Küche und gegen den Esstisch beförderte. Mit einem RUMMS kippte der Tisch auf die Seite, Stühle rappelten zu Boden und mittendrin lag Lorenor Zorro und setzte sich nur langsam auf.
 

Sanji wirkte seltsam zufrieden. "Ohne deine Schwerter hast du nicht mehr so 'ne große Klappe, was?", höhnte er zu dem Grünhaarigen herüber. Zorro langte nach einem Stuhl und warf ihn mit beeindruckender Präzension auf seinen Mannschaftskameraden.

Leichtfüßig sprang Sanji einen Schritt bei Seite und der Stuhl verfehlte ihn um mehrere Zentimeter. Wortlos griff Sanji in den Schrank unter der Spüle, nahm ein paar Schwämme und bewarf Zorro damit, der sich gerade an der Sitzbank hochzog. "Hier, verpiss dich und mach dich nützlich."
 

Tashigi erschauderte, als sie Lorenors Blick begegnete. Schnaubend klopfte sich der Schwertkämpfer Staub von der Hose, machte jedoch keinerlei Anstalten, zum Vergeltungsschlag auszuholen. Der Streit schien besiegelt zu sein und Tashigi konnte unmöglich sagen, warum das so war. Oder wer gewonnen hatte.

War Lorenor dem Smutje ohne Schwerter tatsächlich nicht gewachsen? Schwer vorstellbar, sie hatte den Piratenjäger nun schon oft genug kämpfen gesehen und war sich ziemlich sicher, dass er sich gegen den anderen würde behaupten können – auch ohne Schwerter. Viel naheliegender war die Vermutung, dass er einfach noch zu schwer verletzt war.
 

Zorro wischte sich mit dem Unterarm Blut von der Lippe, zeigte Sanji entschlossen den Mittelfinger und verkniff sich den Drang, sich über die verletzte Schulter zu fahren. Nur zu gerne hätte er sich ein zweites Mal auf den blöden Suppenkasper gestürzt, aber erstens war er ungünstig gefallen und zweitens hatte auch er gemerkt, wie knapp sein Schlag Jenkins vorhin verfehlt hatte. Und er hatte keinerlei Interesse daran, sie beim nächsten Mal zu treffen. Kaum auszudenken, wie sehr sie ihn dann hassen würde.
 

Also trat er den taktisch klugen Rückzug an, nicht ohne noch einen kurzen Blick zu Jenkins zu werfen. Sie starrte baff zurück, noch immer vollkommen irritiert von der Wucht, mit der dieser Streit plötzlich ohne ersichtliche Gründe ausgebrochen war.
 

Sie starrte ihm noch nach, als die Tür hinter Zorro schon längst zugefallen war. Sanji musterte währendessen die Spur der Zerstörung, die sie durch die Kombüse gezogen hatten, und verzog die Mundwinkel nach unten. Lysop würde einen Anfall kriegen, wenn er sah, dass sie es schon wieder geschafft hatten, das halbe Inventar auseinanderzunehmen. Er seufzte. Dann wandte er sich an Tashigi, die den Teller in ihrer Hand mittlerweile komplett vergessen zu haben schien.

"Möchstest du einen Kaffee, Teuerste?"
 

Vollkommen aus ihren Gedanken gerissen starrte Tashigi den Koch an. Er lächelte breit, aber auf seiner Wange konnte sie noch ganz gut sehen, wo Lorenors Faust ihn getroffen hatte. Sie lächelte schief zurück. "Nein, danke. Ich...ich glaub, ich brauch frische Luft."
 

Sanji nickte verständnisvoll, aber da hatte sie sich schon von ihm abgewandt und die Kombüse halb durchquert. Nur langsam und in Gedanken versunken nahm sie den Weg nach draußen und blieb vor der Treppe, die hinunter zum Deck führte, stehen. Warum trug Lorenor seine Schwerter eigentlich nicht? Natürlich war ihr schon vorher aufgefallen, dass er sie nicht bei sich trug und sie wusste ja auch, wo sie sich befanden. Aber sie hatte keinen blassen Schimmer, wieso. Müsste Lorenor als erster Maat nicht eigentlich bewaffnet sein, für den Fall des Falles? War es nicht fahrlässig, sie ein Deck tiefer im Schrank zu verstecken? Was, wenn die Marine angriff?
 

Bei dem Gedanken schluckte sie und schüttelte hastig den Kopf. Suchend ließ sie ihren Blick über den strahlend blauen Himmel gleiten. Man konnte bis zum Horizont sehen, oder bis zu der Stelle, an der der Himmel nicht mehr von der Farbe des Meeres zu unterscheiden war. Nirgendwo konnte sie ein Marineschiff sehen. Oder überhaupt irgendein Schiff.
 

Tashigi fragte sich, ob überhaupt irgendjemandem aufgefallen war, dass sie fehlte. Smoker sicherlich, früher oder später. Aber ob irgendeine Einheit im Eifer des Gefechts die Verfolgung aufgenommen hatte, konnte sie unmöglich beurteilen. Sie war ja nicht mehr bei Bewusstsein gewesen, als sie die Insel verlassen hatten – als man sie verschleppt hatte, erinnerte sie sich – aber Lorenor hatte irgendwas von Insel grillen erzählt, was verdächtig nach dem Einsatz von Puma D. Ace' Teufelskräften klang. Vielleicht hatten sich die verbliebenen Einheiten darauf konzentrieren müssen, zu retten, was zu retten war.
 

Sie seufzte leise und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Es machte sie traurig, darüber nachzudenken. Und Traurigkeit machte verletzlich – und das war das Allerletzte, was sie im Moment gebrauchen konnte, also schob sie dieses Thema entschlossen aus ihren Gedanken. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf das, was wenige Stufen unter ihr auf dem Deck der Strohhutpiraten passierte.
 

Es dauerte nicht lange, bis jeder Gedanke an ihre mögliche oder unmögliche Errettung aus ihrem Kopf gelöscht war. Dazu war das Treiben hier an Bord zu skurril. Irritiert starrte sie auf die braune Plüschkugel, die nur fünf Meter vor ihr über das Deck rollte. Mit ein paar Sekunden Verspätung registrierte sie, dass dieser Fellball Chopper sein musste, jedenfalls wenn sie nach den kurzen Armen und Beinen und dem charakteristischen Hut ging.
 

Ruffy verlängerte seine Arme, gab dem Doktor einen weiteren Schubs und Chopper kugelte an Tashigi vorbei zurück auf die Steuerbordseite. An der Reling lehnte Ace, stoppte den Schiffsarzt grinsend mit seinem Fuß und stupste ihn zurück zu seinem kleinen Bruder. Tashigi sah, wie Nami sich finster aus ihrem Liegestuhl nahe dem Orangengarten erhob. Ace nicht, und er zuckte zusammen, als Nami ihm ohne Vorwarnung mit der Faust auf den Kopf schlug. "Ihr sollt euch hier nützlich machen, nicht mit Chopper Fußball spielen! Wenn du hier schon drei Tonnen Lebensmittel am Tag wegfrisst, kann du auch das Deck schrubben!", sprach sie ein Machtwort. Auf ihren Highheels war sie beinahe genauso groß wie Whitebeard's Vize und die paar Zentimeter, die ihr fehlten, machte sie mit ihrem entschlossenen Blick wieder wett.
 

Zuerst war Ace viel zu verdutzt, um etwas zu sagen, aber dann lächelte er breit und schlang der Navigatorin einen Arm um die schlanken Schultern. "Entspann dich, Nami! Der Tag ist viel zu schön, um ihn mit Putzen zu verbringen!", sagte er mit einem charmanten Lächeln, dass die meisten Frauen zum schmelzen gebracht hätte. Aber Ace hatte kurzzeitig vergessen, dass Nami mit seinem Bruder an Bord lebte und bestens wusste, wie sie sich durchzusetzen hatte. Deshalb war er auch so überrascht, als Nami ihm den Ellbogen in die Seite rammte, um freizukommen.
 

Sie bückte sich, hob den Schwamm zu Ace' Füßen auf, und presste ihn gereizt gegen seine Brust. "Du und Ruffy wolltet den Seekönig unbedingt essen – da könnt ihr auch die Sauerei wegmachen. Wenn du ein Problem damit hast", sagte Nami und fuhr sofort fort, als Ace ansetzte, um zu widersprechen: "...können wir dir die Rettung und die Verpflegung auch gerne in Rechnung stellen." Bei diesen Worten lächelte Nami verführerisch, aber ihr Blick war Berechnung pur. Tashigi war gleichermaßen erschrocken und beeindruckt. Die Piratin wusste haargenau welche Wafffen sie zu auszuspielen hatte, um ihren Willen zu bekommen
 

Und ihre Drohung schien zu fruchten. Ace sah aus, als würde er noch überlegen, ob das als Scherz gemeint war; unentschlossen, ob er lachen oder empört sein sollte. Er entschied sich zumindest nicht für's Lachen. Kluger Junge. Stattdessen warf er an Nami vorbei einen Blick zu seinem Bruder. "Ruffy, jetzt sag doch auch mal was!", verlangte er.
 

Ruffy strahlte seinen älteren Bruder an, griff beherzt zu dem Wassereimer zu seinen Füßen und leerte ihn prompt über dem verdutzten Chopper aus. "Was soll das denn, Ruffy!?", verlangte er zu wissen, während er sich das Wasser aus den Augen zu blinzeln versuchte, aber sein Captain grinste nur noch breiter, schob ihn an und der pitschnasse Arzt kugelte und schlitterte über das Deck zu Ace herüber, der den feuchten Plüschball erneut mit dem Fuß stoppte. "So können wir beides machen!", triumphierte der Strohhutjunge und reckte den nach oben gestreckten Daumen in die Luft. Problem gelöst! "Zufrieden, Nami?"
 

Nami sah nicht danach aus, aber sie zuckte seufzend mit den Schultern. "Von mir aus. Wenn Chopper nichts dagegen hat", bestimmte sie und wandte sich ab.
 

Chopper hatte sehr wohl etwas dagegen, als Wischmopp verwendet zu werden. Aber Ace und Ruffy schoben sich den Plüschball so schnell hin- und her, dass er gar nicht dazu kam, sich zu beschweren. Wie ein Ping Pong-Ball flog er übers Deck und hinterließ feuchte Wischspuren. Und obwohl Tashigi durchaus Mitleid mit dem Schiffsarzt empfand, konnte sie nicht anders: sie lachte schallend los.
 

Zorro blickte auf. Bisher hatte niemand Jenkins entdeckt, aber durch ihr albernes Gekicher hatte sie ihre Position verraten. Selbst Schuld. Als hätte sie noch nie ein sprechendes Rentier gesehen, dass in Kugelform das Deck schrubbte.
 

Oh.
 

Schmunzelnd vergrub er die Hände mit dem Schwamm im Putzwasser, ließ ihn sich schön mit Wasser vollsaugen und warf ihn dann die Treppe hoch, Jenkins geradewegs gegen die Brust. Ihr Lachen verstummte wie auf Knopfdruck. Verdutzt musterte sie den nassen Fleck auf ihrem Shirt, dann den feuchten Schwamm zu ihren Füßen. Suchend ließ sie ihren Blick auf der Suche nach der Person, die ihn geworfen hatte, übers Deck gleiten. Bei Zorro blieb er schließlich hängen und der letzte Rest des Lächelns wich ihr aus dem Gesicht.
 

"Du kannst ruhig mit anpacken!", informierte Zorro sie, bevor sie ihre Gedanken wieder geordnet hatte. Finster starrte sie zurück und als sie ihm den Stinkefinger zeigte, war es an ihm zu lachen.
 

Entrüstet verschränkte Tashigi die Arme vor der Brust. So weit kam's noch, dass sie anfing, hier an Bord die Putzfrau zu spielen. Nein, vielen Dank, aus dem Alter war sie raus. Schon als Kadettin war ihr diese Aufgabe zuwider gewesen, sie würde jetzt ganz bestimmt nicht als Geisel einer Piratenmannschaft auf den Geschmack kommen.
 

Obwohl Ruffy und Ace durchaus ihren Spaß daran zu haben schienen. Selbst Tashigi konnte nicht abstreiten, dass die beiden durchaus wussten, wie sie ein bisschen Pep in ihre täglichen Pflichten bringen konnten. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als hinter ihr die Tür zum Unterdeck aufflog und Lysop herausgestürzt kam. "ICH HAB'S!", brüllte er quer über das Deck, wich dem Marinelietnant mit einem Ausfallschritt aus und sprang die wenigen Stufen zum Deck herunter. Dabei wedelte er wild mit einem Paar Schuhen in der Luft herum.
 

Tashigi stutzte. Keine normalen Schuhe, stellte sie fest. Die Langnase schien daran herumgebastelt zu haben. Was zum Teufel...?!
 

"Darf ich vorstellen? ROLLSCHUH WISCH UND WEG!", klärte Lysop seine verdutzte Mannschaft auf. Ruffy und Ace vergaßen ihr Fußballspiel. Chopper rollte noch aus und blieb in der Nähe des Mastes erleichtert liegen, und selbst Lorenor verharrte in den gleichmäßigen Wischbewegungen.
 

"Was ist das, Lysop? WAS IST DAS?!", quietschte Ruffy begeistert, ließ eine Hand zum Treppengeländer schnellen und zog sich daran nach vorne, geradewegs in Lysop hinein. Beide landeten auf dem Boden, aber Ruffy trohnte auf der Brust der Langnase. "Was ist das?!", fragte er nochmals breit grinsend und Lysop ächzte bloß und schob seinen Captain von sich herunter.
 

"Aufpassen!", verkündete er und begann damit, sich die Schuhe an den Füßen festzuschnallen. "An der Sohle habe ich Rollen und eine Bürste geschraubt. Im Inneren der Sohle befindet sich ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das jederzeit nachfüllbar ist. Und damit..." Er zog die letzte Schnalle fest, hielt sich an Ruffys Schulter fest und richtete sich vorsichtig auf. "...wird das Deck schrubben von einer lästigen Pflicht zu einem Vergnügen!", beendete er seinen Vortrag, stieß sich ab und glitt sicher und elegant auf Rollschuhen über das Deck. Und tatsächlich, mit der eingebauten Bürste wurden die Planken auf seinem Weg blitzsauber.
 

"WOAAAAAAAAAAAH!!!!", kam es beeindruckt von Chopper, Ruffy und Ace gleichzeitig. Zorro grinste amüsiert und Lysop sah sehr zufrieden mit sich und seiner Erfindung aus. Er schlug einen Haken, umrundete den Mast und schlitterte dann zurück zu den Jungs, wo er eine gekonnte Vollbremsung einlegte und zum Stillstand kam. "Na?"
 

"Suuuuuuuper, Lysop!", fällte Ruffy sein Urteil. Ein atomares Grinsen sprengte sein Gesicht förmlich und er konnte kaum Stillstehen. "Wo sind meine?!"
 

"Naja, ich hab erst ein Paar fertig", gestand der Lockenkopf. "Aber-"

"Lass mich auch mal! Ich will auch!", unterbrach der Captain ihn ungeduldig und hüpfte aufgeregt auf und ab.
 

Fassungslos schüttelte Tashigi den Kopf. Auf diese Idee zu kommen...! Im Prinzip so einfach. Neugierig beobachtete sie, wie Lysop die Rollschuhe wieder abschnallte und seinem Captain überließ. Der schlüpfte hinein und glitt sofort los, nicht halb so elegant wie sein Crewmitglied und mit ordentlicher Schieflage, aber er schaffte es unfallfrei über das Deck bis zur nächsten Reling. Wo er sich sofort wieder abstieß und zurückrollte. "WAAAAAHNSINN! ZORRO, GUCK MAL!"
 

"Ich seh's, Ruffy!", rief Zorro schmunzelnd zurück. Da hatte Lysop ja mal wieder genau die richtige Idee für ihren durchgeknallten Captain gehabt. Anerkennend nickte er Lysop zu, der bis zum Scheitel hochrot anlief, etwas davon murmelte, dass er noch mehr basteln würde, und an Tashigi vorbei wieder unter Deck trabte. Bei seinem Glück hielten die Rollschuhe in etwa eine Stunde, bis Ruffy es schaffte, sie mit seinem Leichtsinn zu demontieren. Besser, er sorgte sofort für Nachschub.
 

Zorro warf den Schwamm in den Putzeimer und richtete sich aus seiner knieenden Position auf, dass die Knochen knackten. Damit hatte sich der Putzauftrag wohl erledigt, mit seinem neuen Spielzeug würde Ruffy die Aufgabe mit Freuden ausführen, soviel war dem Grünhaarigen klar. Er kippte das Wasser aus dem Eimer über Deck und nur Sekunden später flitschte Ruffy genau durch die frische Wasserlache hindurch, wild kichernd und mit rudernen Armen. In Schlangenlinien rutschte er an Ace vorbei, schaffte es nicht mehr, Chopper auszuweichen, der neben dem Mast saß und sein Fell auswrang, und klatschte mit dem Gesicht voran auf die Planken. Aber es dauerte nicht lange, bis er sich wieder aufrappelte und weiterfuhr, während Chopper neben ihm herlief und wissen wollte, wann er denn an der Reihe war.
 

Tashigi setzte sich auf die oberste Treppenstufe und beobachtete Monkey D. Ruffy dabei, wie er ungelenk Kapriolen schlug, mit rudernden Armen über das Deck rollte und es dabei blitzblank wischte. Verrückt. Kein Vergleich zu dem kampferprobten, furchtlosen Piraten, den sie in der Vergangenheit gesehen hatte. Hier an Bord seines Piratenschiffes war er nichts weiter als ein aufgeweckter Teenager. Kaum vorstellbar, dass er es tags zuvor noch mit einer gesamten Insel und ihrer Marinebesatzung aufgenommen hatte, um seinem Bruder den Hals zu retten. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf rein.
 

Ruffy rollte an Tashigi und den Treppen vorbei auf Zorro zu, hielt sich ungefragt an seiner bandagierten Schulter fest, umrundete den Schwertkämpfer rasant drei Mal und zischte dann, erneut an Tashigi vorbei, wieder zur anderen Seite des Decks. Und dann machte er das Ganze noch mal von vorne. "Hey Tashigi! Willst du auch mal?", bot er ihr dabei breit grinsend an, eine Hand auf den Strohhut gepresst, damit der ihm nicht vom Kopf wehte.
 

Jenkins war verdutzt, dass sie tatsächlich einen Moment über das Angebot nachdachte. Sie war sogar kurz davor, es anzunehmen, weil es so lustig aussah, aber dann erinnerte sie sich daran, dass das Piraten waren. Und sie die Geisel. "Auf keinen Fall", gab sie finster zurück und Ruffy zuckte unbekümmert mit den Schultern und rollte von Dannen.
 

"Sicher?", hakte Zorro nach. Er stellte den Eimer neben die Treppe und ließ sich auf der untersten Stufe sinken. Geistesabwesend fuhr er sich über die Schulter – Ruffy, verdammt – und warf dann einen Blick zu Jenkins hoch. Sie hatte gezögert, also hatte sie darüber nachgedacht. Und seitdem Ruffy mit seinem neuen Spielzeug über das Deck turnte, ließ sie seinen Captain nicht aus den Augen und bemerkte nicht mal, dass sie dabei wie blöd grinste.
 

"Ja, sicher", gab Tashigi noch finsterer zurück, verschränkte die Arme um die angewinkelten Knie und erdolchte den Schwertkämpfer vor sich mit Blicken. Der grinste bloß frech zurück, streckte die Beine aus und lehnte sich auf die Ellbogen zurück. Sie konnte sich so hart geben, wie sie wollte – ihre Schutzpanzer begann langsam zu bröckeln, das spürte Zorro. Genauso wie seiner es getan hatte, dann Namis und dann...naja, bei Lysop hatte gar nichts bröckeln müssen, der war sofort Feuer und Flamme gewesen.

"Ist nicht ganz das, was du dir vorgestellt hast, hm?"
 

Tashigi hielt ihre Aura des Hasses noch für ein paar Sekunden weiter aufrecht, dann seufzte sie und zuckte mit den Schultern. Was sollte sie Lorenor darauf antworten? Niemand würde sich das Piratenleben so vorstellen, wie sie es hier erlebte. Langsam bekam sie den Eindruck, dass Lorenor Recht gehabt hatte – wenn es nach ihren Vorstellungen ging, dann waren die Strohhutpiraten die schlechtesten Piraten der Welt. Zumindest war es schwer, sich den ausgelassenen, rollschuhfahrenden Monkey D. Ruffy beim morden und brandschatzen vorzustellen. Absurd.

"Nicht wirklich", gestand sie sich und dem Schwertkämpfer ein. "Ist es hier immer so?"
 

Sie sah, wie er mit den Schultern zuckte. "Meistens, ja. Aber heute ist es noch vergleichsweise ruhig." Nach einem Kampf wie dem gestern nahmen sie sich alle etwas zurück und schöpften neue Kraft.
 

Tashigi lachte tonlos. "Ruhig? Willst du mich verarschen, Lorenor? Das nennst du ru- hey! Ich rede mit dir!"
 

Mitten in ihrem Satz sprang Lorenor auf die Beine und jagte davon, außerhalb ihres Blickfelds. Irritiert und entrüstet sprang auch Tashigi auf die Beine – der Idiot sollte es sich bloß nicht angewöhnen, sie andauernd einfach stehen zu lassen – und von diesem erhöhten Standpunkt aus konnte sie beobachten, wie Lorenor auf die Reling zurannte, zum Sprung ansetzte und mit dem Kopf voran in die Grand Line hechtete. Sie blinzelte verwirrt. Was war denn jetzt kaputt?!
 

An der Stelle, wo Lorenor ins Wasser gesprungen war, standen Chopper und Ace und starrten hinab ins Meer. Chopper tänzelte nervös von einem Bein aufs andere und erst jetzt bemerkte Tashigi, dass Monkey D. Ruffy nirgendwo zu sehen war. Und ihr fiel auch wieder dieses leise Platschen ein, dass ihre Worte begleitet hatte. War der Strohhut etwa...?!
 

Chopper schnappte erleichtert nach Luft. "Ruffy!", rief er erlöst und in der nächsten Sekunde wurde Tashigis Frage beantwortet, als ein tropfnasser Monkey D. Ruffy über die Reling zurück an Deck geworfen wurde. Rücklings blieb er auf den Planken liegen und schnappte nach Luft, an den Füßen immer noch diese albernen Rollschuhe. "Danke...Zorro...", keuchte der künftige Piratenkönig und spuckte Salzwasser auf den Boden.
 

"NEIN, DU MUSST MIR NICHT HOCHHELFEN! RUH DICH RUHIG NOCH EIN BISSCHEN AUS!", brüllte Zorro hinauf zum Schiff, während er gegen die Strömung und die Wassermassen trat und sich das Salzwasser aus den Augen blinzelte. Ace winkte ihm von der Reling aus zu, während Chopper aus seinem Blickfeld verschwand. Zorro schnaubte. Das war das zweite Mal heute, dass er baden gegangen war, und er würde garantiert nicht selbst an Deck klettern, wenn es nicht unbedingt nötig war.
 

Ruffy hustete ein letztes Mal und versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht, auf den Rollschuhen das Gleichgewicht zu halten. Erst als Ace ihm grinsend unter die Arme griff und ihn hochzog, gelang es dem Strohhut stehen zu bleiben. Mit rudernden Armen rollte er auf die Reling zu. Gleichzeitig wagte Tashigi sich näher an das Geschehen ran und warf einen Blick über die Reling und hinunter zu Lorenor, von dem fast nur der Kopf im Wasser zu sehen war und der gar keinen amüsierten Eindruck machte.

"MENSCH, RUFFY!"
 

"Komme schon!", strahlte Ruffy und klammerte sich mit einer Hand an der Reling fest. Die andere schoss zu Zorro hinunter, packte ihn am Kragen seines Shirts und riss ihn abrupt in die Höhe. Rasend schnell zog Ruffy seinen ersten Maat zurück an Bord. Zorro sah es schon kommen, in der nächsten Sekunde mit dem Gesicht voran gegen irgendetwas geschleudert zu werden – der Mast, die Kombüse oder mitten durch Namis Orangengarten – aber Ruffy federte seinen Sturz mit seinem Gummikörper ab und bewahrte ihn damit vor dem Gröbsten. Ineinander verknäuelt rollten sie auf den Planken aus. Zorro lag quer über Ruffys Brust und spürte, wie der Brustkorb seines Captains vor Lachen unkontrolliert bebte. Mild lächelnd stieß Zorro ihm den Ellbogen in die Seite. "Du Freak. Das nächste Mal geht das etwas schneller."
 

"Aber klar doch!", grinste Ruffy fröhlich und tätschelte dem Schwertkämpfer den Kopf. Der rollte sich vorsichtig von ihm herunter und half ihm dann auf die Beine, bis Ruffy halbwegs sicher auf den Rollschuhen stand. "Wenn du nochmal mit den Dingern über die Reling fällst, lass ich dich absaufen", drohte Zorro und deutete auf die Wisch-Rollschuhe.

Ruffy lächelte unbekümmert, wohl wissend, dass das eine leere Drohung war. "Verstanden."
 

Zorro verdrehte die Augen und versetzte Ruffy einen Stoß in den Rücken, der ihn zurück zu Chopper und Ace rollen ließ. Er rollte geradewegs an Tashigi vorbei, die die Interaktion zwischen Captain und Vize schmunzelnd beobachtet hatte. Das Lorenor sie einfach hatte stehen lassen, hatte sie schon längst wieder vergessen. Stattdessen war sie fasziniert von der Art, wie die beiden miteinander umgingen. Sie konnte selbst nicht genau definieren, woran es lag, aber es führte dazu, dass sich in ihrem Magen wieder etwas regte. Als befände sie sich im freien Fall oder auch als hätte noch einer der verdammten Schmetterlinge trotz aller widrigen Umstände überlebt.
 

Sie sah Ruffy kurz nach, der in die erhobene Hand seines Bruders einklatschte und weiter in Richtung Heck rollte, weil Ace ihm kleine Feuerbälle nachschoss. Schleudernd wich er ihnen aus und stieß sich fester mit den Schuhen ab, um an Tempo zu gewinnen. Dicht hinter ihnen lief Chopper und wollte wissen, ob es Ruffy auch wirklich gut ging. Und wann er denn an der Reihe wäre, die Rollschuhe auszuprobieren.

Anschließend sah sie hinüber zu Lorenor. Er rubbelte sich mit einer Hand über die feuchten Haare, um das Trocknen zu beschleunigen. Der Pirat war triefend nass und sein weißes Shirt klebte ihm durchsichtig am Oberkörper. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie jeden Muskel zählen können, auch aus dieser Entfernung.
 

Ihre Blicke kreuzten sich und Tashigi schoss die Hitze ins Gesicht, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Er grinste verschmitzt, aber sein Blick war nicht unfreundlich. Als er näher kam, hatte sie keine Ahnung was sie tun sollte. Sie wollte gehen, konnte sich aber nicht rühren. Durch ihren Kopf zuckten Bilder vom gestrigen Tag. Wie Lorenor sich mitten im Kampfgeschehen auf den Bauch geworfen hatte, damit sie nicht stürzte. Sein unbeirrbarer Blick, mit dem er sie festgenagelt hatte und dem sie blind vertraut hatte. Sein unnachgiebiger Griff. Sein Gesichtsausdruck, als Nico Robin sie im Würgegriff gefangen hielt.
 

Wie er auf dem Boden geschlafen hatte, als sie hier an Bord aufgewacht war. Wie ein stiller Wächter.
 

Plötzlich wurde ihr klar, warum sie die Beziehung zwischen Monkey D. Ruffy und Lorenor Zorro so faszinierte. Der Gedanke traf sie völlig unvorbereitet und härter, als jeder Faustschlag es gekonnt hätte.
 

Die ganze ruppige Schale, mit der Lorenor sich umgab, hatte rein gar nichts zu bedeuten. Er mochte darüber meckern, Ruffy aus dem Wasser retten zu müssen, aber er hatte es ganz instinktiv getan, noch bevor Tashigi überhaupt realisiert hatte, das etwas geschehen war. Er mochte Ruffy ständig necken, ihm Anweisungen erteilen und ihn auch anbrüllen, aber er würde für ihn immer bis zum Äußersten gehen – das hatte sie selbst gesehen.
 

So weit war das alles noch gar nicht so überraschend. Sie hatte es vorher bereits geahnt, dass diese Kameradschaft hier an Bord viel tiefer ging, als angenommen.
 

Was sie erschreckte, war die Tatsache, dass Lorenor sie im Prinzip genauso behandelte.
 

Ständig nervte er sie mit irgendwelchen dummen Kommentaren, schnauzte sie an oder verhielt sich auf andere Weise vollkommen respektlos – aber er hatte nicht den Hauch einer Sekunde gezögert, als es darum ging, ihr das Leben zu retten. Ganz egal, was das für sein eigenes Leben bedeutete.
 

Das Herz schlug ihr jetzt bis zum Hals. Lorenor war nur noch noch zwei Schritte von ihr entfernt und machte ganz offensichtlich Anstalten, ihren Gesprächsfaden wieder aufzunehmen, aber dafür war sie überhaupt nicht bereit. Sie konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen, geschweige denn Smalltalk mit diesem Piraten führen, der sich mehr für sie eingesetzt hatte als irgendjemand zuvor. Unmerklich hielt sie die Luft an, als Lorenor stehen blieb, keine halbe Armlänge entfernt.
 

Er sagte etwas, aber sie hörte es nicht, weil das Blut in ihren Ohren rauschte. Wie sollte sie denn damit umgehen? Sie schaffte es ja nicht einmal, ihm ins Gesicht zu sehen, also blickte sie auf seine Brust. Zu spät merkte sie, dass das auch nicht die beste Idee gewesen war. Tashigi war sich ziemlich sicher, dass ihr Gesicht glühte, deshalb war sie auch im ersten Moment so erleichtert, als ihr endlich etwas einfiel, was sie sagen konnte.
 

"Deine Narbe ist aufgerissen", brachte sie zittrig, aber ohne sich zu verhaspeln, hervor und deutete langsam auf seine Schulter. Auf dem durchnässten Verband breitete sich langsam, aber deutlich sicher ein blutroter Fleck aus.
 

Zorro folgte ihrem Fingerzeig und stöhnte genervt. Spitze. "Fuck...lass das bloß nicht Chopper wissen", beschwor er sie und drückte die Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Mit etwas Glück beruhigte sich das gleich wieder. Er hatte keine Lust, sich erneut von Chopper nähen zu lassen und im Anschluss tagelang unter permanenter, kritischer Beobachtung zu stehen.
 

Dann sah er Jenkins stirnrunzelnd an. "Alles okay?"
 

Tashigi hatte keinen Schimmer, was sie sagen sollte. Am Besten gar nichts. Es überraschte sie, mit welcher Wucht diese Erkenntnis sie überrollt hatte. Es lähmte sie vollkommen, weil sie keine Erklärung dafür hatte. "Ja, alles okay", brachte sie schließlich fahrig heraus. Sie musste hier weg. Wenn sie ihm länger so nahe wie jetzt war, würde sie von innen verbrennen. Erst musste sie die Gedankenflut in ihrem Kopf eindämmen und entscheiden, wie sie damit umgehen sollte.

"Ich geh dann mal", erklärte sie abrupt. Und diesmal war sie es, die sich einfach wegdrehte und ging.
 

Verwirrt sah Zorro ihr nach, wie sie die Treppen zur Komüse hinausging, dann aber die linke Tür hinunter die den Kajüten nahm. Seufzend stieß er die Luft aus. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?
 

Während er noch an Deck stand, darüber nachgrübelte und versuchte, die Blutung zu stoppen, rauschte Ruffy auf seinen Rollschuhen an ihm vorbei. Geistesabwesend wich Zorro aus, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, aber als er Chopper bemerkte, war es bereits zu spät.
 

"Zorro! Du blutest ja", rief das Rentier erschrocken. Zorro verzog das Gesicht. "Das hört gleich wieder auf, Chopper."
 

"Tut es nicht! Das muss genäht werden! Ich hab dir doch gesagt, du sollst vorsichtiger sein! Komm mit!", forderte das Rentier, gleichermaßen besorgt wie entrüstet, dass Zorro seine Ratschläge mal wieder allesamt in den Wind geschleudert hatte. Als der Schwertkämpfer ihm widersprechen wollte, verwandelte sich der Schiffsarzt in seine große Form, warf sich Zorro über die Schulter und marschierte mit ihm geradewegs zur Jungenkajüte, wo er sein Equipment untergebracht hatte.
 

"MENSCH, CHOPPER! ICH KANN SELBER LAUFEN, ICH BIN KEIN KLEINKIND!"

"DANN VERHALT DICH AUCH NICHT SO!"

Torture

Kapitel 19: Torture

 

Sie konnte Lorenor vertrauen.

 

Dieser Gedanke war nicht ganz neu, aber er machte ihr noch genauso viel Angst. Er hatte ihr schon einmal auf den Kopf zugesagt, dass sie ihm wichtig war. Und er hatte ihr mindestens drei Mal den Arsch gerettet, aber sie hatte erst von den Strohhüten entführt werden müssen, um es zu wirklich zu begreifen.

 

Tashigi hatte auch nach zwei Stunden in ihrer Kajüte keine Erklärung dafür und sich noch lange nicht entschieden, wie sie nun damit umgehen sollte. Lorenor Zorro mochte sie, sie hatte sich lange geweigert, das zu glauben. Und heute war ihr zum ersten Mal die Tragweite dessen klar geworden. Hätte sie nicht gesehen, wie er mit seinem Captain umging, sie hätte es ihm vielleicht nie zu einhundert Prozent abgekauft.

 

Jetzt konnte sie es nicht länger leugnen. Es stand wie ein Elefant in diesem Raum und seit sie im Schneidersitz mit einem Kissen in den Armen auf der Liege saß, hatte sie an nichts anderes gedacht. Hatte Situationen und Dialoge im Kopf durchgespielt und wieder verworfen. Musste es eigentlich irgendetwas ändern?

 

Seufzend legte sie den Kopf in den Nacken. Sie bekam Kopfschmerzen von dieser Grübelei und im Endeffekt doch immer zu dem gleichen Schluss: Für Lorenor hatte sich vorhin rein gar nichts geändert, nur ihr war etwas klar geworden. Die Gewissheit, dass sie auf diesem Schiff wenigstens eine Person an ihrer Seite hatte, auf die sie sich bedingungslos verlassen konnte, war beruhigend und unendlich erleichternd und ein bisschen verstörend. Lorenors Art und Weise, seine Loyalität unter Beweis zu stellen, war ziemlich gewöhnungsbedürftig.

 

Tashigi warf das Kissen bei Seite und fuhr sich über die pochende Stirn. Unfassbar, das unter allen Vorfällen heute Lorenor's Sympathie dasjenige war, was sie so dermaßen aus dem Konzept gebracht hatte.  Sie schüttelte den Kopf über sich selbst und rutschte von der Liege herunter, um sich wieder ans Tageslicht zu wagen. Als sie die Tür entriegelt hatte, war der Flur leer, also steuerte sie direkt die Treppen hinauf die Kombüse an. Bevor sie eintrat, warf sie einen Blick hinauf zum Deck und es wunderte sie nicht einmal, dass der Strohhut und Lysop nun gemeinsam auf Rollschuhen über das Deck flitzten.

 

Sanji stand am Herd, als sie eintrat. Es roch verführerisch nach den Vorbereitungen für das Abendessen. Tashigi war sich sicher, dass sie hier an Bord in den Genuss der besten Gefangenenverpflegung der Welt kam. Sofort wirbelte der Smutje zu ihr herum und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln zur Begrüßung. Langsam gewöhnte sie sich an sein Dauer-Flirten. "Hallo, mein Engel! Kann ich dir etwas Gutes tun?", flötete er förmlich und paffte Herzchenwolken in die Luft.
 

"Machst du mir noch einen Cappuccino, Sanji?", fragte Nami, ohne von ihren Karten aufzusehen. Erst jetzt bemerkte Tashigi, das die Navigatorin am Küchentisch saß, vor sich einen Stapel Bücher, einige Notizblöcke und Zeichenmaterial. Augenblicklich saß sie über ein Blatt Pergament gebeugt und zeichnete den Umriss einer Insel ein. Dabei streckte sie ihre Zunge konzentriert zwischen die Lippen. Sie hatte wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, dass Tashigi hereingekommen war.

 

"Natürlich, mein Augenstern! Tashilein, möchtest du auch einen?", hauchte Sanji begeistert und wendete gleichzeitig ein paar sehr große Fleischstücke in einer überdimensionalen Pfanne.

 

Erst wollte Tashigi automatisch nein sagen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders und nickte. Sofort griff Sanji nach Tassen und bereitete alles vor, während Tashigi zögernd zum Tisch ging und sich an einen der Stühle sinken ließ. Nami warf ihr einen knappen Seitenblick zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf ihre eigentliche Arbeit.

 

Fasziniert sah Tashigi ihr eine Weile zu. Und je länger sie die Karte betrachtete, an der Nami arbeitete, desto mehr musste sie die detaillierte und akkurate Arbeit der Piratin bewundern. Bei der Marine hätte sie damit ein Vermögen verdienen können, aber ansprechen würde Tashigi das sicherlich nicht. Stattdessen versuchte sie, aus den Notizen auf Namis Block schlau zu werden, aber das waren ihr definitiv zu viele Zahlen und Gleichungen. Selbst das Zeichenwerkzeug sah extravagant aus. Langsam griff Tashigi nach einem merkwürdig geformten, runden Ding mit einem Knopf in der Mitte. Sah ein bisschen aus wie eine Muschel.

 

"Was ist das denn?", fragte sie neugierig, einen Finger schon auf dem Knopf in der Mitte.

Nami sah zuerst nicht einmal auf, sondern pustete sich nur genervt über die Störung eine Haarsträhne aus der Stirn. Aber als sie schließlich doch zu Tashigi herübersah, die interessiert an dem Geruchs-Dial herumfummelte, entgleisten ihr die Gesichtszüge. "Drück da bloß nicht-"

 

Zu spät.

 

= = =

 

Zorro wurde wach, weil es auf dem gesamten Deck nach faulen Eiern, Blumenkohl und alten Socken roch. Er rümpfte die Nase, atmete flach durch den Mund und wagte einen Blick über den Rand des Krähennestes, um zu sehen, was jetzt schon wieder passiert war.

 

Aus der Küche waberte schwarzer Qualm, und zu dem penetranten Gestank mischte sich die Note von hoffnungslos verkohltem Essen. Sanji – ganz untypisch – kümmerte sich nicht darum, sondern schnappte mit grünem Gesicht ebenso gierig nach Luft, wie Nami und Tashigi es taten.

 

"Du blöde Kuh!", fluchte Nami, als sie wieder zu Atem gekommen war. "Mach das nie wieder!"

 

"W-was zur Hölle war das?!", fragte Tashigi, immer noch atemlos. Sie hatte doch nur an dieser komischen kleinen Muschel herumgespielt. Warum roch es in der Küche jetzt, als würde dort seit Wochen ein Leichnam verwesen?!

 

"Das war ein Geruchs-Dial, du Vollidiotin! Ruffy hat da reingefurzt!"

 

"Er hat...? Reinge-...was?!" Tashigi kam nicht mehr hinterher. Piraten, die in Muscheln furzten, das überstieg ihr Vorstellungsvermögen um ein Vielfaches.

 

Nami sah kurz so aus, als wolle sie es ihr genauestens erklären. Dann sah sie aus, als würde sie sich gleich übergeben. Schließlich winkte sie bloß ab und stöckelte davon, ließ den Marinelieutnant verwirrt zurück, und murmelte dabei halblaut: "Ich will nur einmal mit Profis zusammenarbeiten..."

 

Lorenor Zorro lachte leise in sich hinein und knotete präventiv das Bandana um Mund und Nase zusammen. Ruffys Fürze stanken bestialisch. Der zukünftige König der Piraten rauschte wackelig auf Rollschuhen um die Ecke und an Sanji vorbei, der sich langsam wieder berappelte. Und stinksauer war.
 

"Ruffy! Du Arschgeige!", brüllte der Smutje. Er war immer noch sichtlich grün im Gesicht, aber das hinderte ihn nicht daran, über die Brüstung zu hechten und die Verfolgung aufzunehmen. Ruffy brach in unkontrolliertes Gelächter aus und schlingerte gewagt nah an der Reling vorbei, bekam gerade noch die Kurve und verschwand aus Zorros Sichtfeld.

 

Der Qualm aus der Kombüse wurde immer dichter und dunkler. Es roch, als würde jemand einen Haufen Körperteile abfackeln. Tashigi wankte auf gummiartigen Beinen die Treppen hinunter an Deck und zur Reling. Hoffte, dass die Luft hier ein bisschen erträglicher war. Fehlanzeige. Sie setzte sich auf ihren Hintern und wartete, dass der Schwindel nachließ.

 

Benommen beobachtete sie, wie Lorenor vom Krähennest herunterstieg und sich der Quelle des Höllengestanks näherte. Sah, wie er tief Luft holte, würgte, und sich dann todesmutig in die Kombüse wagte. Drei Sekunden, dann torkelte er wieder heraus, im Gesicht genauso grün wie auf dem Kopf. Lysop kam, immer noch auf Rollschuhen und mit einer Gasmaske im Gesicht, herangesaust. Er brach sich beinahe das Genick auf den wenigen Stufen zur Kombüse, und rollte dann mit Schmackes in Zorro hinein, der keuchend und mit tränenden Augen im Türrahmen zur Kombüse lehnte. Kurz darauf war der Kanonier in der Kombüse verschwunden und es schepperte ein paar Mal lautstark, dann wurde der Qualm weniger bösartig, bevor er ganz verschwand. Der Gestank wurde ein wenig erträglicher und sie traute sich, wieder tiefer einzuatmen.

 

Kurz darauf schlitterte Ruffy bäuchlings an ihr vorbei, rutschte quer über das Deck und knallte mit dem Strohhut voran so heftig gegen den Mast, das dieser zitterte. Sanji hatte seine Beute erwischt und preschte seinem Captain mit voller Wucht in den Rücken. "Du blöder Penner!", knöpfte er sich sein immer noch kicherndes Opfer vor. "Wie oft haben wir dir gesagt, du sollst die Finger von den Geruchs-Dialen lassen?! Jetzt stinkt die Kombüse wieder tagelang, als hättest du dich frisch ausgeschissen!"

 

Das löste bei Ruffy einen weiteren Lachanfall aus, der erst abrupt versiegte, als Sanji ihm das dumme Gesicht in die Planken drückte. In diesem Moment reckte Lysop seinen Kopf aus der Kombüse, reckte seinen Daumen in die Luft und verkündete: "Das Feuer ist gelöscht!"

 

Sanji explodierte. "DAS ABENDESSEN!", grollte er außer sich, und das fand dann nicht einmal mehr Ruffy besonders witzig. Einen Fuß im Nacken des Strohhuts gedrückt, steckte Sanji sich eine Zigarette an und überlegte mit vor der Brust verschränkten Armen, welche Strafe angemessen wäre. Ruffy nuschelte etwas Unverständliches in die Planken und quiekte erschrocken, als Sanji ihn am Fußgelenk packte und hinter sich her schleifte. "Neinneinneinneinneinnein-....Aaaaaaaace!"

 

Aber Ace konnte seinem kleinen Bruder nicht zur Seite springen. Er lehnte hysterisch kichernd an der Reling, schräg gegenüber von Tashigi, und bekam sich gar nicht mehr ein. Obwohl Tashigi an der ganzen Situation die Schuld trug und obwohl ihr immer noch ziemlich schlecht war von dem Gestank, musste nun auch sie lachen. Sie war von einer Kindergartentruppe entführt worden!

 

Das Lachen blieb ihr im Halse stecken, als Nami mit ausgestrecktem und scharf manikürtem Zeigefinger auf sie zu stöckelte. "Das ist deine schuld!", erinnerte sie sie scharfzüngig. "Und wenn meine Karten hinüber sind, dann bring ich dich um!"

 

Tashigi schluckte erschrocken, verschränkte aber trotzig die Arme vor der Brust. "Ihr hättet mich ja nicht entführen müssen. Dann wäre das alles nicht passiert!", konterte sie bissig. Dieses Argument entkräftete einfach alles, was man ihr vielleicht vorwerfen konnte.

 

Nami sah zwar so aus, als würde sie ihr am liebsten eine reinhauen, aber schließlich drehte sie sich wortlos um, wiegte hüftschwingend davon und rettete Ruffy das Leben, in dem sie Sanji mit Anweisungen bombardierte. Tashigi atmete tief und erleichtert durch. Sie fing Zorros Blick auf. Zwar trug er immer noch das Bandana ums Gesicht, aber sie wusste einfach, dass er sie darunter breit und belustigt angrinste. Also streckte sie ihm den Mittelfinger entgegen und streckte die Zunge heraus.

 

Denn so regelte man seine Angelegenheiten im Kindergarten.

 

= = =

 

Weil am Abend immer noch jeder würgen musste, der die Kombüse betrat, verlegte die Strohhutbande das Essen nach draußen.

 

Lysop spannte Ruffy und Ace dazu ein, Klapptische und Stühle aus dem Lagerraum unter Deck hinauszuschleppen und aufzubauen. Chopper und Zorro schrubbten den größten Grill, den Tashigi bis dato gesehen hatte. Und während Sanji mit Lyop's Gasmaske im Gesicht alles aus der Kombüse holte, was er zum Kochen und Anrichten brauche würde, spannte Nami mit Nico Robins Hilfe überall kleine Lampions auf, die das Deck in ein warmes, gemütliches Licht tauchten, als es schließlich dunkel wurde.

 

Tashigi beobachtete die Vorbereitungen vom Krähennest aus. Es war schön, der Crew dabei zuzusehen, wie sie Hand in Hand das Beste aus einer Situation machten, für die andere Piraten sich bereits gegenseitig den Schädel eingeschlagen hätten. Ihr wurde dabei ganz warm ums Herz. Nun, wo die Sonne am Horizont verschwunden war und der Mond über der Grad Line stand, sah die Flying Lamb aus, als wäre sie für ein gemütliches Gartenfest herausgeputzt worden.

 

Die Tische waren zu einer langen Tafel zusammengeschoben und komplett eingedeckt worden, die harten Stühle mit Kissen bequem aufgepolstert. Ace entzündete unter Sanjis wachsamem Blick die Grillkohle, während der Smutje gleichzeitig Fleisch marinierte und entzückende Cocktails mit Schirmchen und Zuckerrand für die ganze Crew mixte. Zorro ließ sich mürrisch von Chopper einen Verband wechseln, während Nami und Robin bereits mit Getränken am Tisch saßen und über etwas lachten, das Tashigi nicht verstanden hatte.

 

Sie wäre gerne ein Teil davon gewesen. Der Gedanke erschreckte sie nicht annähernd so sehr, wie er es wahrscheinlich hätte tun sollen. Aber Tashigi hatte nun den ganzen Tag über einen exklusiven Einblick in den Alltag der Strohhüte bekommen und sie war...neidisch.

 

Es war schon schwierig, eine Person zu finden, mit der man so voll und ganz auf einer Wellenlänge war. Die Strohhüte hatten das unverschämte Glück, gleich mehrere davon gefunden zu haben. Sie waren eine kleine, harmonische, eingeschworene Gemeinschaft mit skurrilen Macken. Und darum musste Tashigi sie einfach irgendwie beneiden, Kidnapping hin- oder her.

 

Als Ruffy hinter ihr unangekündigt ins Krähennest sprang, zuckte sie zusammen. Der Kapitän der Strohhutpiraten rutschte mit seinen Flip Flops beinahe ab, fing sich aber gerade noch rechtzeitig und ließ sich keine zwanzig Zentimeter neben ihr nieder. Breit grinsend blickte er zu ihr rüber und kam direkt zum Punkt: "Willst du bei uns mitmachen?"

 

Tashigi blinzelte überrumpelt und hatte ganz kurz die Befürchtung, der Gummijunge hätte ihre Gedanken gelesen. "Ehh...nein?"

 

Ruffy nickte, als hätte er bereits mit einer Absage gerechnet. "Zorro meinte, dass du das sagen würdest", plapperte er unbekümmert weiter und rückte seinen Strohhut zurecht.

 

Es ärgerte Tashigi ein wenig, das Lorenor meinte, für sie sprechen zu müssen. Auch, wenn er mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte. So harmonisch sie das Ganze im Moment auch fand, ihr Platz war zweifelsfrei bei der Marine, punkt. "Da hat er ja ausnahmsweise mal Recht gehabt."

 

Ruffy, im Schneidersitz, grinste unverschämt breit zu ihr hoch. "Das glaub ich nicht."

 

Tashigi runzelte die Stirn. "Aber ich habe nein gesagt", wiederholte sie, diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme.

 

Ruffy gluckste. "Das hat Zorro damals auch."

 

Also hatte Lorenor sie auch in dieser Hinsicht nicht angelogen. "Ich weiß. Aber im Gegensatz zu ihm meine ich es ernst", betonte sie und wechselte dann nicht gerade unauffällig das Thema. "Wieso wurde er damals eigentlich verhaftet?"

 

Ein kurzer, prüfender Blick zu ihr, dann plauderte Ruffy vergnügt aus dem Nähkästchen. "Weil er diesem Muttersöhnchen eins aufs Maul gegeben hat!", verkündete er, als läge es auf der Hand. Tashigi blinzelte verständnislos, also holte Ruffy weiter aus und erzählte, wie der gefürchtete Piratenjäger Lorenor Zorro sich beinahe zu Tode gehungert hatte, um ein kleines Mädchen zu beschützen, dass er gar nicht kannte.

 

Unauffällig warf Tashigi einen Blick hinunter ans Deck. Lorenor saß am Tisch, vor sich einen großen Krug Sake, das Rentier auf dem Schoß. "Wolltest du ihn deshalb in der Mannschaft haben?", hörte sie sich nachfragen.
 

"Nein, vorher schon, als ich noch nichts davon wusste", gab Ruffy schulterzuckend zu. "Aber danach erst recht."

 

Damit rappelte er sich unversehens auf die Beine, legte eine Hand um den Rand des Krähennestes und sprang auf dessen Rand. "Essen ist fertig!", verkündete er noch kurz, bevor er hinunter aufs Deck sprang und sie einfach mit offenem Mund stehen ließ. Das konnte sie so nicht auf sich sitzen lassen.

 

"Ich werde niemals bei euch mitmachen, Monkey D. Ruffy!", rief sie im nach, bevor sie ihm hastig nach unten folgte, um auch noch etwas abzubekommen.

 

= = =

 

Es waren noch zwei Plätze frei, als Tashigi den Tisch erreichte, und weil sie nicht neben Nico Robin sitzen wollte, ließ sie sich auf den Stuhl zwischen Puma D. Ace und Lorenor Zorro fallen. Sofort stand Sanji hinter ihr und stellte einen reich gedeckten Teller und einen bunten Cocktail vor ihr auf den Tisch, und als Monkey D. Ruffy diesmal versuchte, ihr das Steak vom Teller zu klauen, trat sie ihm unter dem Tisch so heftig gegen das Schienbein, dass er aufjaulte und den diebischen Versuch einstellte.

 

Chopper saß noch immer gegen Zorros Brust gelehnt und naschte unbekümmert und ungehindert vom Teller des Schwertkämpfers, während die Gebrüder D. sich einen hemmungslosen Kampf um alles Essbare lieferten. Die Stimmung war ausgelassen, was nur zum Teil an Sanjis hübsch hergerichteten Drinks lag, und ehe sie sich's versah lehnte Tashigi genauso pappsatt und leicht angesäuselt wie alle anderen in ihrem Stuhl und ließ sich von der heimeligen Atmosphäre umarmen.

 

Ruffy streckte seinen Arm quer über das Deck und griff sich das letzte Stückchen Steak vom Grill herunter. Dass er sich dabei die Finger verbrannte, schien ihn nicht sonderlich zu stören. Er bekam nicht mal eine Schelte von Sanji, der mit ausgestreckten Beinen auf seinem Platz saß und sich eine Zigarette drehte. Als er sie sich zwischen die Lippen schob, zündete Ace sie aus der Ferne mit einer kleinen Feuerkugel an.

 

Behaglich rutschte Tashigi tiefer in den Stuhl, einen roten Drink mit Ananasscheibe in der Hand. Sie blickte zu Lysop herüber, der sich zwei Strohhalme in die Nase gesteckt hatte und Nami Grimassen schnitt, bis sie sich vor Lachen an ihrem Cocktail verschluckte. Nico Robin klopfte ihr mit gleich vier Händen kräftig auf den Rücken, bis sie wieder atmen konnte. Tashigi riskierte sogar einen Blick zu Zorro. Er saß breitbeinig auf dem Stuhl, einen Krug in der Hand und ein schlafendes Rentier auf dem Schoß, dass er geistesabwesend kraulte.

 

Sie konnte nicht anders – sie musste lachen. Haltlos.

 

Als hätten sie alle vergessen, dass Tashigi überhaupt da war, wandten sich nun alle Anwesenden teils überrascht, teils irritiert zu ihr herum und starrten sie an. Das machte es noch schlimmer. Jetzt bekam Tashigi einen regelrechten Lachkrampf. Mit der freien Hand wischte sie sich die Tränen unter der Brille weg, mit der anderen verschüttete sie einen Großteil ihres Drinks.

 

Es dauerte eine Weile, dann hatte sie sich soweit gefangen, dass sie sich erklären konnte. "Ich musste mir gerade Smokers Gesicht vorstellen, wenn ich ihm das hier erzähle", bekam sie – unterbrochen von einem Kichern, dass ihr unter anderen Umständen sehr viel peinlicher gewesen wäre – hervor und prustete wieder los.

 

Das gab Nami, die sich gerade erst von ihrem letzten Lachanfall beruhigt hatte, endgültig den Rest. Sie fiel in das Gelächter ein. "Dem fallen die Augen aus dem Kopf."

"Der verschluckt sich an seinen prolligen Zigarren!", warf Sanji schmunzelnd ein.

"Er kriegt 'nen Mega-Ultra-Tobsuchtsanfall", prophezeite Ace selbstsicher und stieß Tashigi spielerisch den Ellbogen in die Seite.

 

"TASHIGI, WILLST DU MICH VERSCHEISSERN?!", polterte Lorenor in einer 1A-Smoker-Imitation, sodass Chopper auf seinem Schoß zusammenzuckte und aufwachte. Tashigi verschluckte sich lachend an der Ananasscheibe und hustete so heftig, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Selbst als sie gar nicht mehr hustete, war ihr Blick noch reichlich verwässert und nach Lachen war ihr nun auch nicht mehr zu Mute. „Scheiße, was soll ich bloß Smoker erzählen?“, fragte sie zittrig.

 

Weil weinende Geiseln ein absoluter Stimmungskiller waren, war es für ein paar Sekunden absolut still an Deck. Dann beugte Nami sich verschmitzt grinsend vor. „Wer sagt denn, dass du ihm die Wahrheit erzählen musst?“

 

Tashigi blinzelte. „Äh, das Gesetz?!“, schlug sie schnippiscvor und wischte sich mit dem Handrücken unwirsch die Tränen aus dem Gesicht.

 

„Schnickschnack!“, sagte Nami und machte eine Handbewegung, als würde sie eine Fliege verscheuchen. „Du tischst ihm eine Geschichte über deine super dramatische Gefangenschaft bei uns auf und heimst eine fette Beförderung ein, wo ist das Problem?“

 

Beinahe musste Tashigi wieder lachen. Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein! „Naja, da gibt es eine ganze Reihe von Problemen“, sagte sie schließlich und ihre Stimme klang schon wieder viel kräftiger und mehr nach ihr. „Erstens kann ich absolut nicht lügen.“

 

„Das üben wir mit dir“, konterte Nami entschlossen. Das Tashigi gar nicht auf eine Beförderung aus sein könnte, kam ihr gar nicht in den Sinn.

„Lysop ist ein Spitzenlügner!“, sagte Ruffy, offenbar hingerissen von dem Plan. Die gesamte Crew stimmte murmelnd zu, Lysop könne wirklich lügen wie gedruckt. „Er bringt es dir bei, oder Lysop?“

 

„Na klar!“, stimmte Lysop sofort zu. „Ich bin der beste Lügner der Welt! Einmal habe ich Pinocchio höchstpersönlich in einem aufsehenerregenden Lügenduell geschlagen! Seine Nase war schließlich mehr als zweihundert Meter lang und-„

„Und wir alle helfen dir, eine krasse Geschichte zu erfinden! Bitte sag ja!“

 

Ungläubig schweifte Tashigis Blick über die anwesenden Piraten, die alle Feuer und Flamme schienen, ihr mit einer erstklassigen Horror-Geschichte aus der Patsche zu helfen. Letztlich blieb ihr Blick an Ruffy heften. Er fieberte förmlich vor nervöser Energie und freudiger Erwartung.

 

Es war absolut lächerlich. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, ihn zu enttäuschen und nein zu sagen. „Okay. Ja.“, stimmte sie zu ihrer eigenen Überraschung zu und Ruffy streckte mit einem triumphierenden Aufschrei die Faust in die Luft.

 

Und dann begann die Planung.

 

„Du warst natürlich gefesselt!“, bestimmte Ruffy ernst.

„Und geknebelt“, fügte Lysop an.

„Wir haben dich in einer kleinen Kammer gefangen gehalten.“

„In einer Kiste!“, präzisierte Robin.

„Lysop, wo liegt In-eine-Kiste-gesperrt-sein auf einer Skala von eins bis zehn?“

„Zwölf“, sagte Lysop wie aus der Pistole geschossen.

„Vierzehn, mindestens!“, erhöhte Tashigi, die langsam Spaß an der Sache bekam.

 

„Also in eine Kiste gesperrt“, beschloss Ruffy und schob sich eine Garnele in den Mund, die Nami übrig gelassen hatte. „Aber du durftest manchmal raus. Wir sind ja keine Monster.“

„In der Geschichte schon, Ruffy!“, korrigierte Nami. „Es soll ja eine fette Beförderung sein.“

 

„Sag Smoker, das Essen war ungenießbar“, schlug Zorro vor und handelte sich dafür einen Hieb von Sanji ein. „Mein Essen ist alles andere als ungenießbar, Marimo!“

„Dann war’s halt wenig!“

„WIR LASSEN NIEMANDEN HUNGERN!“

„Verdammt Sanji, was soll sie Smoker denn sonst sagen?! Es war so furchtbar, Captain! Jeden Tag köstliche Drei-Gänge-Menüs!

Da musste selbst Sanji lachen, obwohl es von Zorro kam.

 

So spannen sie die Geschichte noch bis tief in die Nacht weiter: Von den Grausamkeiten, die die Strohhutbande Tashigi angeblich angetan hatte, kamen sie schließlich auf grausame Piraten, denen sie über den Weg gelaufen waren und irgendwann auf Piratengeschichten im ganz Allgemeinen. Sie redeten stundenlang und tranken bunte Cocktails und aßen köstliche Snacks, bis alle zu betrunken oder zu müde wurden und Tashigi der Bauch wehtat vor Lachen.

 

Robin und Nami verabschiedeten sich als erste aus der Runde und beim Heruntergehen musste Robin die Navigatorin stützen, weil sie doch ganz schön auf ihren High Heels wankte. Zorro erklärte sich bereit, die Nachtwache zu übernehmen und drückte Lysop vorsichtig den schlafenden Chopper in den Arm. Die anderen Jungs beschlossen einstimmig, dass das Aufräumen bis morgen warten konnte. Ace und Ruffy sangen Piratenlieder, als sie Arm in Arm unter Deck gingen. Lysop, mit Chopper auf dem Arm, folgte ihnen vorsichtiger. Sanji trank sein letztes Glas Rotwein, rauchte noch eine Zigarette und kabbelte sich mit Zorro, bevor er schließlich ebenfalls schlafen ging.

 

Und dann, ganz plötzlich, war Tashigi mit Zorro alleine.

 

Er saß immer noch neben ihr, mit einem halbvollen Krug Sake in der Hand. Manchmal streiften seine Knie die ihren und jedes Mal jagte es ihr kleine elektrische Stöße durch den Körper. Sie war ein wenig beduselt, weil sie den hübschen Cocktails nicht hatte widerstehen können, und ihr Kopf ganz schön schwer. Irgendwann legte sie ihn seufzend auf seiner Schulter ab. „Jetzt kann ich’s ein bisschen verstehen, Lorenor“, gestand sie leise.

 

Zorro wagte kaum zu atmen. „Was denn?“

 

„Warum du hier bist“, sagte sie. Und das konnte sie wirklich.

Er streckte seine Hand nach ihrer aus und sie verschränkten behutsam die Finger miteinander.

 

Sie schmunzelte in seine Halsbeuge. „Ruffy hat mir erzählt, warum du damals in Gefangenschaft warst.“

„Diese miese Petze“, stellte Zorro trocken fest, klang aber eher amüsiert als wütend.

„Tief in dieser Schale von Dreckskerl steckt ein richtiges Softie-Herz“, vermutete Tashigi und tippte ihm mit der freien Hand auf die Brust.

„Verrat es niemandem“, raunte Zorro. „Sanji würde mir das ewig vorhalten.“

 

Tashigi musste lachen. Und ehe sie es sich anders überlegte, streckte sie sich zu ihm hoch und küsste ihn sanft.

 

Überrascht erwiderte Zorro den Kuss, mit rasendem Herzen, und er wagte es erst wieder zu atmen, als Tashigi den Kuss löste. Ihre Gesichter waren aber immer noch sehr nahe beieinander, was es ihm schwer machte, einen klaren Gedanken zu fassen.

 

„Womit habe ich das verdient?“, fragte Zorro heiser.

Tashigi zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Mir war einfach danach.“

„Ich werde aus dir nicht schlau.“

„Ich auch nicht“, gab Tashigi unumwunden zu. Dann küsste sie ihn erneut.

 

Als Zorro sie im Morgengrauen zu ihrer Kabine brachte, waren Tashigis Lippen wund, ihre Haare zerzaust und ihre Kleidung verknittert. Sie hatte ein seltendämliches Lächeln auf dem Gesicht, als Lorenor ihr leise eine gute Nacht wünschte und sie sich noch ein, zwei Mal leidenschaftlich küssten, bevor Tashigi die Tür schweren Herzens zwischen ihnen schloss.

 

Auf der anderen Seite der Tür stand Zorro, noch etwas benommen von dem Verlauf des Abends. Er fühlte sich seltsam leicht, fast schwerelos. Jedenfalls so lange, bis er sich umdrehte. Der Anblick von Nami, die strahlend im Türrahmen der Mädchenkajüte stand, holte ihn schlagartig zurück auf den Boden. „Halt die Klappe!“, sagte er automatisch.

 

„Ach, hab dich nicht so. Das war doch niedlich!“, witzelte Nami und fuhr ihm im Vorbeigehen durch das ohnehin völlig zerzauste Haar.

„Niedlich?“, krächzte Zorro ungläubig und spürte, wie er rot wurde.

„Ja, niedlich erscheint auch mir der passende Ausdruck zu sein“, stimmte Robin Nami locker zu und schloss die Tür zur Mädchenkajüte hinter sich. Sie schien äußerst zufrieden mit sich zu sein.

 

Am liebsten wäre Zorro im Erdboden versunken, aber weil das nicht ging, starrte er den beiden einfach sprachlos nach. Nami drehte sich noch einmal zu ihm herum. „Aber keine Sorge, wir behalten dein schmutziges, kleines Geheimnis für uns.“

„Wenn man das überhaupt Geheimnis nennen kann. Es ist so dermaßen offensichtlich“, fügte Robin hinzu.

„Ja, Jungs sind echt dämlich.“

 

Nailed it.

Kapitel 20: Nailed it.
 

Tashigi wurde erst gegen Mittag wach. Schlagartig.

Weil jemand markerschütternd schrie, als würde ihm die Haut bei lebendigem Leib von den Knochen gezogen. Und zwar direkt vor ihrer Kabine!
 

Im Sprung von der Liege griff Tashigi nach ihrer Brille und setzte sie auf, dann riss sie die Tür auf und warf achtsam einen Blick in den Flur. Sie sah...
 

…sie verstand nicht ganz, was sie sah.
 

„NEEEEIN! ICH WILL NICHT!“, kreischte Ruffy und wickelte seine Arme panisch um das Treppengeländer. Dort kniete Lysop auf einer Stufe und versuchte verzweifelt, die Gliedmaßen seines Captains wieder zu lösen. Mit mäßigem Erfolg.
 

„IHR KÖNNT MICH NICHT ZWINGEN! ICH BIN EUER CAPTAIN!“, schrie Ruffy weiter.

„Das gibt dir nicht das Recht zu stinken wie ein Iltis!“, erklärte Nami, ihrem Tonfall nach nicht zum ersten Mal.

„PIRATEN MÜSSEN STINKEN! DAS WEISS DOCH JEDER!“

„Mensch, Ruffy!“, motzte nun auch Ace und ließ die wild um sich tretenden Füße seines Bruders frustriert fallen. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“

„ICH WIIIIIIILL NIIIIIIIIICHT!“
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Tashigi verwirrt, aber niemand hörte sie, weil Ruffy so einen Terz veranstaltete.
 

Die Tür zur Jungenkajüte ging mit einem Knall auf.

Heraus trat Zorro, noch völlig zerzaust, warf einen professionellen Blick auf das Chaos im Flur und kam zu dem einzig logischen Schluss: Badezeit! Die schlimmsten zwei, drei Stunden der Woche. Ruffy wehrte sich stets mit Händen und Füßen dagegen, unter die Dusche zu müssen und meistens blieb es Zorro überlassen, ihn da hineinzubekommen.
 

Aber heute nicht. Wenn es hochkam, hatte er eine Stunde Schlaf bekommen. Sollte seine Crew den Job dieses Mal übernehmen. Er reckte Nami den erhobenen Daumen entgegen. „Ihr macht das super! Weiter so!“, lobte er, machte auf dem Absatz kehrt und warf die Tür wieder hinter sich zu.
 

„ZORRO! KOMM SOFORT ZURÜCK!“, schrie Nami frustriert.

„HIIIILF MIR, ZORROOOO!“, heulte Ruffy

Nami stemmte die Hände in die Hüften: „ZORRO, DU SCHULDEST MIR WAS!“
 

Langsam öffnete sich die Tür zur Jungenkajüte.
 

Zorro warf Nami einen bitterbösen Blick zu, als er auf Ruffy zumarschierte. Er packte ihn unter den verknoteten Armen und zerrte den größten Teil seines Captains ohne Rücksicht auf Proteste in Richtung Badezimmer, sodass sich dessen Arme und Beine quer durch das Unterdeck spannten. Es brauchte ein bisschen Überzeugungsarbeit, damit Ruffy das Treppengeländer losließ und seine Füße ins Bad zog („Ich kann dich auch in kleine Stücke schneiden und diese dann waschen. Deine Wahl.“), aber danach verlief alles Weitere reibungslos. Denn sobald Ruffy einmal unter der Dusche stand, war es meistens schwer, ihn wieder rauszukriegen.
 

Trotzdem hielt Zorro Wache, müde an den Türrahmen gelehnt. „Und benutz Shampoo. Nicht das von Nami, das stellt sie dir in Rechnung.“

„Okay. Zorro?“

„Hm?“

„Ich hab Tashigi gefragt, ob sie bei uns mitmachen will.“

„Hm.“

„Sie hat Nein gesagt.“

„Überraschung“, entgegnete Zorro, nicht überrascht.

„Ja, total!“ Ruffy streckte kurz den Kopf hinter dem Duschvorhang hervor, zum Beweis, dass er Shampoo benutzte. Ein wahrer Schaumberg thronte auf seinem Kopf. „Aber ich glaube, so schlimm findet sie es hier gar nicht, was meinst du?“
 

„Weiß nicht“, sagte Zorro ausweichend. Wenn er ehrlich war, war er noch nicht wach genug, um über Tashigi nachzudenken. Weil er nicht hatte einschlafen können, weil er dauernd an sie gedacht hatte. Und einschätzen konnte er sie schon gar nicht, sonst hätte ihr Kuss ihn gestern nicht so überrumpelt. Sie hatte ihn doch geküsst, oder? Er hatte sich das nicht alles eingebildet oder nur geträumt?
 

„Ich mag sie jedenfalls! Sie ist lustig“, plapperte Ruffy weiter.

Zorros Gedanken schweiften ab. Tashigi war nicht lustig. Sie war tollpatschig, das ja. Und kratzbürstig. Unheimlich streitsüchtig. Besserwisserisch. Musste immer das letzte Wort haben. Total stur. Sie war klug und taff und stark. Und sie konnte verdammt gut küssen. Er bekam nicht genug davon. Ob sie das heute wiederholen würden? Oder würde Tashigi bereuen, was sie getan hatte, und ihn ein zweites Mal zum Teufel schicken?
 

Ruffy riss ihn aus seinen Gedanken. Den Schaum auf seinem Kopf hatte er zu einer Krone geformt. „Guck mal, ich bin Piratenkönig!“

„Ihr seid furchterregend, eure Hoheit.“

Ruffy kicherte.
 

= = =
 

„Ich hatte ja keine Ahnung, dass er immer noch so ein Problem mit Duschen hat“, wunderte sich Ace, während er gemeinsam mit Nami, Lysop und Chopper an Deck die Tische für das Mittagessen deckte. Tashigi half ihnen, vor allem deshalb, weil sie dadurch beschäftigt war und nicht darüber nachdachte, ob sie gestern Nacht einen riesigen Fehler gemacht hatte. Schon wieder.
 

Problem…“, schnaubte Nami. „Das ist eine gottverdammte Katastrophe!“
 

Lysop und Chopper lachten. „Hat Ruffy früher auch immer so ein Theater gemacht?“
 

„Und wie“, bestätigte Ace, während er die Gabeln verteilte. „Das ganze Dorf hat es mitgekriegt, wenn bei uns zu Hause Badezeit war.“ Er wirkte beinahe nostalgisch. „Einmal ist er mir entwischt und nackig in die Kneipe geflitzt, um sich bei Shanks über die ungerechte Behandlung zu beschweren.“
 

„Wie hat Shanks reagiert?“, raunte Lysop ehrfürchtig. Auch Tashigi spitzte die Ohren. Shanks? Der Shanks? Rothaar Shanks? Kapitän der berüchtigten Akagami-Bande?
 

„Er hat brüllend gelacht und gesagt: Aber Ruffy, Piraten müssen stinken!“

Daher hatte er den Schwachsinn also. „Wenn ich Shanks jemals in die Finger kriege, bringe ich ihn um!“, murmelte Nami, während die Jungs schallend lachten.
 

Die Luke der Jungenkajüte schwang auf. Ruffy sprang an Deck, mit nassen Haaren und nur in Boxershorts: „ICH BIN SAUBER!“, verkündete er euphorisch.
 

„ZIEH DIR WAS AN, RUFFY!“, verlangte Nami und warf Zorro, der hinter seinem Captain an Deck kletterte, einen vorwurfsvollen Blick zu. „Warum hat er kaum was an, Zorro?!“
 

„Mein Job war, ihn zu duschen. Wenn du willst, dass er sich mehr anzieht, musst du dich selbst darum kümmern“, erklärte Lorenor. „Und du schuldest mir Geld.“
 

An Deck wurde es totenstill. Niemals zuvor hatte irgendjemand hier an Bord es gewagt, Nami zu sagen, sie würde Geld schuldig sein. Nami hatte die Finanzen an Bord in eiserner Hand und niemand wusste so genau, wieviel Reichtum sie schon angehäuft hatte. Ein Kredit bei ihr war kostspielig, diese Erfahrung hatte jeder von ihnen gemacht.
 

Eiskalt hob Nami eine Augenbraue. „Warum sollte ich dir Geld schulden?“
 

„Weil er sie gestern Abend gefragt hat!“, verkündete Zorro triumphierend.
 

„Hat er nicht!“, japste Lysop. „Verdammt, ich hatte getippt, er fragt sie erst morgen.“

„Ich hab auf heute Abend gewettet“, murmelte Chopper enttäuscht.

Nami stöhnte und richtete ihren Blick auf Tashigi. „Sag bitte, dass das nicht wahr ist!“

„Das…was? Wovon redet ihr eigentlich?“

„Hat Ruffy dich gestern gefragt, ob du unserer Crew beitreten willst?“
 

Tashigi stutzte. Hatte Ruffy das vorher etwa nicht mit seiner Mannschaft besprochen? „Äh, ja. Hat er.“
 

Zorro grinste breit in Namis Richtung, aber die Navigatorin gab nicht auf. „Vor oder nach Mitternacht?“, verlangte sie brüsk von Tashigi zu wissen, die sich langsam aber sicher veräppelt vorkam.
 

„Was spielt das für eine Rolle?“

„Vor. Oder. Nach. Mitter. Nacht.“

„Vor dem Abendessen!“, sagte Tashigi genervt und setzte sich an den gedeckten Tisch.

„Argh!“ Nami klang, als wäre sie ehrlich getroffen. Sie drehte sich zu Ruffy herum, der dem grillenden Sanji nicht von der Seite wich. „Hättest du nicht noch ein bisschen damit warten können?“
 

„Womit?“, fragte Ruffy. Er hatte die Diskussion nicht mitverfolgt, sondern wie gebannt zugesehen, wie Sanji allerlei Leckereien auf dem Rost wendete.

„Tashigi zu fragen, ob sie bei uns mitmachen will!“

„Warum sollte ich damit warten?“, fragte Ruffy verwundert. „Ich weiß doch schon, dass ich sie in der Mannschaft haben will. Das sieht köstlich aus, Sanji!“
 

Seufzend wandte Nami sich an Zorro. „Ich schulde dir…wieviel?“

„Du weißt genau, wieviel du mir schuldest“, entgegnete Zorro grinsend und ließ sich auf den Stuhl neben Tashigi fallen.
 

Tashigi wusste nicht, was sie mehr aus dem Konzept brachte: Dass die Crew hinter ihrem Rücken eine Wette abgeschlossen hatte, wann Ruffy sie fragen würde. (Wann, nicht ob. ) Dass niemanden ihre Antwort darauf auch nur im Geringsten zu interessieren schien. Oder dass ihre Knie wieder die von Lorenor Zorro berührten, wie gestern Abend.
 

Ihr dummes Herz stolperte, als ihre Blicke sich zum ersten Mal an diesem verrückten Tag trafen. Der Pirat lächelte sie warm an. Beinahe hätte zurückgelächelt, aber sie konnte sich gerade noch davon abhalten, schlug die Beine übereinander und warf ihm einen drohenden Blick zu.
 

Zorros Lächeln fiel abrupt in sich zusammen.
 

Er wollte etwas sagen, aber in diesem Moment verkündete Sanji, das Essen sei fertig, und der übliche Tumult brach los, noch bevor die erste Pfanne auf dem Tisch stand. Tashigi wich seinem fragenden Blick gezielt aus und sein Magen verknotete sich zu einem kompakten, bleiernen Etwas.
 

Sie bereute es.
 

Der Gedanke hatte sich bereits angeschlichen, nachdem Tashigi zu Bett gegangen war, und ihn seither nicht mehr losgelassen. Widerwillig hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sich die Geschichte wiederholte und versucht, sich darauf vorzubereiten. Also sollte es ihm eigentlich nicht den Boden unter den Füßen wegziehen.
 

Das tat es aber.

Es zerriss ihm das verdammte Softie-Herz.
 

Abrupt schob Zorro seinen Stuhl zurück und stand auf. „Ich geh wieder schlafen“, sagte er kurz angebunden, als er die erstaunten Blicke seiner Mannschaft auf sich spürte.

„Aber du hast noch gar nichts gegessen“, stellte Sanji mit einem raschen Blick auf Zorros leeren Teller fest. Was die Verpflegung seiner Crewmitglieder betraf, ging der Smutje keinerlei Kompromisse ein. Nicht einmal wegen des blöden Schwertfuchtlers.
 

„Wenn du Ruffy nackt gesehen hättest, wäre dir auch der Appetit vergangen“, entgegnete Zorro, kurz bevor die Luke zur Jungenkajüte sich über ihm schloss.
 

Tashigi hielt den Blick auf ihren Teller gerichtet, aber Namis forschender Blick in ihre Richtung entging ihr trotzdem nicht. Sie spürte, wie sie darunter rot anlief und verfluchte sich dafür. Am liebsten hätte sie ebenfalls den Tisch verlassen, zwang sich aber zu bleiben. Nur weil Lorenor sich bockig verdrückte, musste sie es ihm ja nicht gleich tun.
 

Trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, seine gute Laune mit einem einzigen Blick gesprengt zu haben. Bis zu dem Moment, indem Lorenor sich neben sie gesetzt hatte, war ihr selber nicht klar gewesen, wie sie reagieren würde. Seitdem sie hier an Bord der Strohhutbande war, war eigentlich gar nichts mehr klar. Das alles verwirrte sie. Und Lorenor verwirrte sie am meisten. Er und die dämlichen Gefühle, die er in ihr auslöste. Die absolut verkehrt waren.
 

Und sich so verflucht gut anfühlten.
 

„Schmeckt es dir nicht, Teuerste?“, schreckte Sanji sie aus ihren Gedanken.

Tashigi zwang sich zu einem Lächeln. „Doch, es…ich bin nur schon satt.“

Zweifelnd hob Sanji seine kringelige Augenbraue, drängte sie aber nicht weiter. Und er hielt Ruffy nicht auf, dessen Hand sofort quer über den Tisch schoss, um sich Tashigis Reste einzuverleiben.
 

„Es wird heute Abend stürmen“, stellte Nami mit einem Blick auf den strahlend blauen Himmel fest, nachdem Ruffy und Ace auch noch den letzten Krümel verzehrt hatten. „Heute Abend werden wir wieder in der Kombüse essen müssen, auch wenn es noch etwas müffelt. Sanji, kannst du dich mit den Jungs darum kümmern?“

„Aber selbstverständlich, Namilein“, zwitscherte Sanji vergnügt.

„Und denkt dran, das Geschirr und die Schränke zu sichern.“

„Natürlich, meine Königin!“
 

Lysop fuhr sich über den sonnenverbrannten Nacken. „Ich werde die Bordwand der Jungenkajüte verstärken. Seit dem Leck vor ein paar Wochen will ich lieber auf Nummer sicher gehen. Chopper, willst du mir helfen?“

Der Elch strahlte. Wenn er Lysop half, musste er nicht die Kombüse reinigen. „Ja!“
 

Als die beiden gemeinsam nach unten verschwanden, bewaffnet mit Brettern, Nägeln und einem Hammer, wurde es plötzlich geschäftig an Deck. Tashigi packte mit an, ohne groß darüber nachzudenken, und trug gemeinsam mit den Piraten das Geschirr in die stinkige Kombüse und klappte Tische und Stühle zusammen, die Nico Robin einer langen Reihe von Händen angab, die die Möbelstücke im Lagerraum verstauten.
 

Ruffy schnallte sich auf den Stufen zur Kombüse die Rollschuh Wisch & Weg© um, ließ sich von seinem Bruder aufhelfen und rauschte ab in die Kombüse. Tashigi hörte ihn noch minutenlang kichern und gegen Herd und Tisch rumpeln. Sanji zündete sich seufzend eine Zigarette an und folgte Ace dann in die Kombüse, um die Aufräumaktion zu beaufsichtigen und das Chaos auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
 

Tashigi sah sich um und stand plötzlich alleine an Deck. Verwirrt sah sie sich um und entdeckte Nico Robin oben auf dem Krähennest. Die Teufelin winkte ihr lächelnd. Abrupt wandte Tashigi sich ab und machte sich auf den Weg in ihre Kajüte.
 

= = =
 

„Lass dich nicht stören!“, sagte Lysop, als er unter lautem Getöse mit einem Arm voll Bretter und Chopper im Schlepptau in die Kajüte platzte.
 

Zorro warf den beiden von seinem Platz auf der Couch aus einen frustrierten Blick zu. „Könnt ihr das nicht später machen?“, fragte er, etwas lauter, weil Lysop ohne Umschweife damit begann, die Bretter an die Innenseite der Bordwand zu hämmern.
 

„Nami sagt, es stürmt nachher!“, erklärte Chopper und reichte Lysop Nägel an. Weil das mit Hufen gar nicht so einfach war, fielen ihm manchmal ein paar herunter, aber im Großen und Ganzen klappte es ganz gut.

„Ah“, grunzte Zorro. Dagegen hab es nichts einzuwenden. Nami lag mit ihren Wettervorhersagen praktisch nie daneben. „Braucht ihr Hilfe?“

„Nein, leg dich irgendwo schlafen!“

„Du brauchst noch Ruhe!“, ergänzte Chopper.
 

Wenn er die doch irgendwo bekäme, dachte Zorro während er aufstand und ging, um die beiden ihren Job machen zu lassen.
 

„Ach, Zorro?“, rief Lysop und musste Lachen. „Geh besser nicht hoch, sonst musst du bestimmt helfen, die Kombüse sauberzumachen.“

„Es stinkt immer noch bestialisch“, seufzte Chopper und rümpfte sein empfindliches Näschen.
 

Zorro zwang sich zu einem Grinsen. „Danke für den Tipp!“, sagte er und zog die Tür hinter sich zu. Dann blieb er ein wenig ratlos im Flur stehen, bis er auf die Idee kam, sich eine freie Nische im Lagerraum zu suchen. Er brauchte Zeit, um nachzudenken. Auf dem Weg dorthin erwischte er allerdings die falsche Tür und landete im Krankenzimmer.

Tashigis Zimmer.
 

Sie saß auf der Liege, die Knie an die Brust gezogen, und blickte überrascht zu ihm herüber. Zwei erschreckend kräftige Herzschläge lang passierte nichts weiter, als dass sein Gehirn komplett aussetzte. Dann pampte Tashigi ihn an: „Was willst du denn jetzt?!“
 

Und irgendwie war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
 

Zorro stieß den Atem aus, den er die ganze Zeit unbewusst angehalten hatte. Unaufgefordert betrat er das kleine Zimmer, schloss die Tür etwas lauter als nötig hinter sich und wandte sich ihr wütend zu. „Was ich will?“, wiederholte er mit kaum unterdrückter Wut in der Stimme. „Die Frage ist wohl eher: Was zum Teufel willst du?!“
 

Tashigi, die sich mittlerweile vor ihm aufgebaut hatte, setzte zu einer Antwort an, aber er unterbrach sie sofort: „Was zum Teufel willst du von mir?!“

„Ich will gar nichts von dir!“, stieß Tashigi automatisch hervor und wurde ebenfalls lauter. Was vollkommen egal war, weil Lysop nebenan Nägel in die Wand schlug wie ein Weltmeister.
 

„In der einen Sekunde küsst du mich, in der nächsten stößt du mich wieder weg! Das macht mich wahnsinnig!“ Jetzt brüllte Zorro beinahe. Denn es stimmte, es trieb ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn nicht zu wissen, woran er bei ihr war. „Was ist da zwischen uns?!“

„Da ist gar nichts zwischen uns!“, brüllte Tashigi zurück.
 

Getroffen schwieg Zorro. Sein Blick wurde dunkel. Dann machte er einen Schritt auf sie zu, legte die Hände um ihre Taille und zog sie an seinen Körper. Tashigi keuchte überrascht, und er ließ seine Finger sanft über ihre Haut gleiten. Ihr Atem wurde schneller, als er sein Gesicht in ihrer Halskurve vergrub und mit den Lippen an ihrem Ohrläppchen entlang strich. Und als seine Lippen nur noch Millimeter von ihren entfernt waren, hielt sie den hektischen Atem an.
 

„Gar nichts?“, raunte Zorro.

„Absolut nichts“, hauchte Tashigi kaum hörbar. Sofort ließ Zorro sie los und wollte einen Schritt zurücktreten, aber Tashigi hielt es keine Sekunde länger aus, drängte sich an ihn, küsste ihn, vergrub die Hände in seinen Haaren. Eng umschlungen stolperten sie auf die Liege, Tashigi rücklings, Zorro über sie gebeugt, noch mit einem Bein auf dem Boden. Sie zerrte so lange an seinem Shirt, bis er endlich die Arme streckte und sie es ausziehen konnte. Irgendwie schafften sie es, ihren Kuss selbst dabei nicht zu lösen. Und auch dann nicht, als weitere Kleidungsstücke folgten.
 

= = =
 

„Wo waren wir?“, fragte Tashigi danach. Ihr Kopf lag auf der Brust des Piraten und sie lauschte fasziniert seinem Herzschlag. Er hatte einen Arm um sie gelegt und strich mit seinen rauen Händen zart über ihre Taille. Sie fühlte sich federleicht.
 

„Da ist nichts zwischen uns“, soufflierte Zorro hilfsbereit.

„Richtig. Da ist nichts zwischen uns“, stimmte Tashigi zu.
 

Zorro grinste. Irgendwie nahm die Tatsache, dass sie sich nackt an ihn schmiegte, ihren Worten die Glaubwürdigkeit. Seine Hände an ihrem Körper wanderten höher, hinauf zu ihren Brüsten. Sie hielt ihn nicht davon ab. „Wenn da nichts zwischen uns ist…was ist es dann?“
 

Tashigi konnte nicht direkt antworten. Sein Finger, der ihre Brustwarze umkreiste, lenkte sie einfach zu sehr ab. „Müssen wir es denn unbedingt definieren?“, stieß sie schließlich atemlos hervor.
 

Ernst drehte Zorro sich herum, bis sie Stirn an Stirn beieinander lagen. „Ich mag dich, Tashigi“, gestand er schließlich leise. „Du bist der letzte Mensch auf dieser Welt, in den ich mich verlieben sollte, aber es ist passiert. Und ich will wissen, woran ich bei dir bin.“

Das erschien ihm nicht zu viel verlangt, nach allem, was gewesen war.
 

Tashigi sah ihm nicht in die Augen, hatte aber das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Vielleicht, weil der Großteil ihres Bluts bei seinen Worten schlagartig in ihren Kopf geschossen war.
 

Verliebt.
 

Lorenor Zorro war in sie verliebt.

Und er wollte wissen, ob sie dasselbe fühlte!
 

Das stellte sie vor ein gewaltiges Problem: Sicher, ihr Herz kam jedes Mal aus dem Takt, wenn er sie ansah. Ihre Gedanken kreisten ständig um diesen ungehobelten Piraten und ja verdammt, er hatte ihr Herz im Sturm erobert. Aber das hieß nicht, dass sie als Marineleutnant sich auch darauf einlassen konnte.
 

„Ich mag dich auch“, gab sie nach einer gefühlten Ewigkeit zu und schaffte es endlich, dem Piraten in die Augen zu sehen. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich augenblicklich und das machte es ihr nicht unbedingt einfacher, ihre nächsten Worte auszusprechen. „Aber-“
 

Zorro stöhnte frustriert. Er hatte so eine böse Vorahnung, was sie als nächstes sagen wollte, und er wollte es nicht hören. Als hätte er nicht selbst schon darüber nachgedacht, was alles dagegen sprach!
 

„Aber“, setzte sie erneut und mit strengem Gesichtsausdruck an, doch er schnitt ihr mit einem drängenden Kuss das Wort ab, sodass ihr (wieder einmal) die Luft wegblieb.
 

„Kein Aber“, bestimmte Zorro schließlich leise und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Diese Geste war so intim, dass Tashigi tatsächlich gehorchte, alle Einwände hinunterschluckte und sich an ihn schmiegte. Über die Probleme, die ihre Gefühle füreinander mit sich brachten, konnten sie später immer noch reden. „Sag’s nicht deiner Crew, okay?“, bat sie ihn nach einer Weile.
 

„Die hätten nichts dagegen“, sagte Zorro achselzuckend. „Na gut, Sanji vielleicht schon, aber nur aus Prinzip, weil er sich dann keine Hoffnungen mehr machen kann.“
 

Tashigi musste schmunzeln. Sie konnte sich die Reaktion des Smutjes bildhaft vorstellen. „Trotzdem. Lass uns erst mal sehen, wohin es führt. Bitte.“
 

Wie konnte er da nein sagen? Es gefiel ihm zwar nicht, etwas vor seiner Crew zu verbergen, aber Zorro konnte ihren Gedanken irgendwie nachvollziehen. „Da gibt es nur ein Problem“; gestand er widerwillig.
 

Kaum merklich hob Tashigi den Kopf von seiner Schulter. „Welches denn?“

„Naja…Nami und Robin haben uns heute Morgen gesehen. Als du schlafen gegangen bist.“
 

Tashigi setzte sich so abrupt ab, dass ihre Brüste wackelten, was Zorro für ein paar Sekunden völlig aus dem Konzept brachte. „Und das sagst du erst jetzt?!“

„Wie schon gesagt, sie haben kein Problem damit“, winkte er ab. Im Gegenteil – niedlich hatten sie gesagt, oder nicht? „Und sie erzählen es ganz bestimmt nicht herum.“

Jedenfalls nicht, wenn er Nami ihre Wettschulden erließ.
 

Alles andere als beruhigt legte Tashigi sich wieder hin und den Kopf an Zorros Schulter. Kaum zu fassen, dass sie erwischt worden waren, bevor das zwischen ihnen überhaupt richtig angefangen hatte! Und dann ausgerechnet von Nico Robin! Am liebsten wäre Tashigi im Erdboden versunken. Wie sollte sie den beiden Frauen bloß je wieder unter die Augen treten? Sollte sie nun so tun, als wüsste sie nichts davon? Oder die beiden direkt darauf ansprechen?
 

Nein, das wäre viel zu peinlich. Sie konnte doch nicht mit zwei Piratinnen ihr Gefühlsleben diskutieren! Außerdem ging das hier niemanden außer Lorenor und sie selbst etwas an, basta. Sie würde das Thema nicht zur Sprache bringen und wollte Zorro gerade bitten, dies ebenfalls nicht zu tun, als ihr auffiel, dass das zwecklos wäre.
 

Weil der Pirat in der Zwischenzeit eingeschlafen war.
 

Er hatte den Kopf an ihren gelehnt und atmete ruhig und gleichmäßig. Sein Mund stand ein Stück offen und nachdem Tashigi ihn eine Weile lang beobachtet hatte, hauchte sie behutsam einen zarten Kuss auf seine Lippen. Sofort legte er einen Arm um ihren Körper und brummte zufrieden, doch er wachte nicht auf. Lächelnd schmiegte Tashigi sich in seine Arme.
 

Scheiß auf Nico Robin. Für den Moment war Tashigi schlicht und einfach glücklich.


Nachwort zu diesem Kapitel:
TBC Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (123)
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Von:  Monny
2021-11-09T11:56:42+00:00 09.11.2021 12:56
Ja endlich. Ich freu mich so. Ich bin echt gespannt wie das mit den beiden weiter geht. Ob tashigi bleibt oder wieder zurück zur marine geht und die beiden quasi eine vernbeziehung führen. Und was werden die andern sagen wenn sie es offiziell machen. Sanji tut mir leid.

Bin gespannt wie es weiter geht

Gez.monny
Von:  Monny
2021-11-09T11:33:06+00:00 09.11.2021 12:33
Hallo. Ich freu mich endlich geht es weiter. Bin echt gespannt wie es weiter geht. Aber das die beiden erst betrunken sein müssen um das hin zubekommen...naja dafür ist tashigi im nüchternen Zustand einfach zu sehr Marine.

Werde gleich weiter lesen

Gez.monny
Von:  LadyTashigi
2021-07-15T16:35:02+00:00 15.07.2021 18:35
HA!
MUHAHAHAHAHAHAHAHAHAH!
Endlich geht es weiter!!! Freu mich übelst, dass du wieder etwas im Flow bist, es gibt einfach nix lästigeres als ein KreaTief. Wenn ich gewusst hätte dass es helfen würde dich heim zu(be)suchen, hätte ich mich früher in den Zug gesetzt - vor allem, wenn ich gewusst hätte, wie das Kapitel endet 🤭😏❤️

Wieder einmal fucking großartig! Hab wieder schallend laut gelacht, als Zorro Smoker nachgeahmt hat... Das hat mich gekillt 🤣 Ich freu mich auf alles, was noch in deinem Kopf rumspukt. Es wird legendär!

Lieb dich, Babe! Mach weiter so! 😘
Von:  einfach_Antonia
2021-07-13T19:53:14+00:00 13.07.2021 21:53
aber sie hatte erst von den Strohhüten entführt werden müssen, um es zu wirklich zu begreifen.
Wundert mich kein bisschen, dass bei ihr drastischere Maßnahmen erfolgen mussten.

Lorenors Art und Weise, seine Loyalität unter Beweis zu stellen, war ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Und doch liebenswert... irgendwann.

Zu spät.
O.O

Zorro wurde wach, weil es auf dem gesamten Deck nach faulen Eiern, Blumenkohl und alten Socken roch.
Okay.... o.o

"Das war ein Geruchs-Dial, du Vollidiotin! Ruffy hat da reingefurzt!"
Das... ist... eklig... o.o

Sanji hatte seine Beute erwischt und preschte seinem Captain mit voller Wucht in den Rücken.
Verdientermaßen.

Denn so regelte man seine Angelegenheiten im Kindergarten.
xDDDD

"Willst du bei uns mitmachen?"
JA!

"Ehh...nein?"
Ehhhh... doch?

„Äh, das Gesetz?!“
Wird überbewertet

Und dann, ganz plötzlich, war Tashigi mit Zorro alleine.
Uhhhhhhhhhh....

Er streckte seine Hand nach ihrer aus und sie verschränkten behutsam die Finger miteinander.
*________________________*

Und ehe sie es sich anders überlegte, streckte sie sich zu ihm hoch und küsste ihn sanft.
OHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH JAAAAAAAA *_________________________________*

Als Zorro sie im Morgengrauen zu ihrer Kabine brachte, waren Tashigis Lippen wund, ihre Haare zerzaust und ihre Kleidung verknittert.
Hehehehehe
Von:  Tsumikara
2018-08-31T06:22:24+00:00 31.08.2018 08:22
Jetzt hab ich mir noch mal die gesamte ff durchgelesen und will mehr :D Hoffe dass bald das nächste Kapitel kommt, denn die Story ist und bleibt einfach genial :D


Von:  Kruemelmonstaa
2018-01-04T18:44:44+00:00 04.01.2018 19:44
Huhu :)
Ich habe mich gerade nur hier angemeldet um diese Fanfiction zu Kommentieren :D Ich bin nur aus Zufall drauf gestoßen, als ich nach einer Zorro x Tashigi FF gesucht habe. Leider gibts davon nicht als so viele. Darum um so schöner deine gefunden zu haben! Also ich fand die ganze Geschichte klasse. Ich habe sie wirklich verschlungen und habe sie dann diese Nacht um vier Uhr beendet xD Leider sehe ich, dass das Kapitel von vor über zwei Jahren ist und vermute daher, dass vielleicht nichts mehr kommen wird...
Lass dir aber gesagt sein, falls es weiter geht gehöre ich zu einer der Ersten, die sie weiter liest. Etwas Hoffnung habe ich ja, da du schon mal eine längere Pause gemacht hast, von daher: die Hoffnung stirbt zuletzt.
Mir gefällts, dass Tashigi langsam auftaut und sich scheinbar schon etwas wohler bei den Strohhüten fühlt und es wäre so schön, wenn es weiter gehen würde ^-^
Von:  Tsumikara
2016-09-29T14:46:58+00:00 29.09.2016 16:46
Oh mein Gott....Wie konnte ich es nur verpassen das du weiter geschrieben hattest???? T.T Diese Story ist einfach so toll *_* Ich freue mich so wahnsinnig auf die nächsten Kapitel und ich kann auch einfach nicht mehr aufhören zu grinsen, zu schwärmen und...und....mir fällt nichts weiter ein :'D Aber ich hab mich wieder wie damals gefühlt, als ich deine Story zum ersten Mal gelesen hab :3 und ich kann einfach nicht aufhören sie zu lesen, egal welche ZoTa Story es ist :3
Du bist einfach eine Wucht! Mach weiter so ;D
Von:  fahnm
2015-04-22T21:23:47+00:00 22.04.2015 23:23
Spitzen Kapitel
Von:  Monny
2015-04-22T14:10:53+00:00 22.04.2015 16:10
Echt klasse. Wie immer sehr sehr gut. Freu mich schon auf das nächste Karpitel. Schreib bitte schnell weiter.

gez.Monny
Von:  LadyTashigi
2015-04-21T20:41:03+00:00 21.04.2015 22:41
Hach, ich freu mich schon das zu zeichnen! <3 *hat innerhalb von 6 Jahren gerade mal 7 Seiten skizziert, aber hey...*
#STUFFHYPEEEEEEEEE
*auf's nächste Kappi freu*
Gib Alles!!! <3


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