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Final Fantasy: Crystal Chronicles

Der Tau der Erinnerungen
von

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Prolog: Wenn das Land stirbt

Vor vielen Jahrhunderten,

da geschah es. Die Sonne schien an diesem Tage, keine Wolken bedeckten das Land und eine milde Brise streifte die Gräser über den Länderein dieser Welt. Keiner der damals Lebenden, weder die weisen Yukes, die doch schon durch ihre geistige Kraft die Magie beherrschten, noch die kraftvollen Liltys, welche das Land durch ihr taktisches Können regierten, konnte mit dem was sich dann ereignete rechnen. Der große Kristall in mitten der Insel Syra spiegelte noch ein letztes mal den warmen Glanz der Sonne wieder, bevor diese sich dann schlagartig verdunkelte. Nacht wurde es, kalt. Die Clavat, noch gerade dabei ihre Felder zu pflegen, ließen ihre Geräte hinab sinken. Die Lilty Kinder erstarrten bei ihrem kriegerischen Spiel. Die Yukes blickten verwirrt zum Himmel hinauf, welcher kein Licht mehr spendete um das Lesen ihres Buches möglich zu machen. Und die Selkie doch gerade noch dabei den nächsten Wagen, der an ihnen vorbei fahren würde, auszurauben wurden durch die plötzliche Finsternis überrascht. Ein ganzes Land, gar die ganze Welt sah gespannt zum Himmelszelt hinauf und wartete. Dann geschah ein dröhnen, Feuer breitete sich über die Welt, der Kristall zerklirrte und die Welt , doch gar so schönem Antlitz, verwandelte sich in des Todes Ebenbild.

Der Aufbruch

Tagebucheintrag: 1

Der Aufbruch
 

Es war ein nasser und kalter morgen an diesem Tag. Es regnete schon seit dem gestrigen Tage und es hatten sich bereits in den Wegen des Dorfes riesige Bäche gebildet die quer durch das Dorf liefen um ein nicht bestimmtes Ziel zu erreichen. Ob es nun am Donner ,der so eben laut ertönte, oder an meiner Schwester , die schon seit etwa einer halben Stunde gegen meine Tür klopft, lag, ich war wach. Oder ich war einfach nur aufgeregt. Denn an diesem Tag war es soweit, ich wurde endlich in eine Kristall-Karawane aufgenommen. Und dieser Gedanke ließ mich alles um mich herum vergessen. Denn so, wie mir meine Schwester überdeutlicher weise klar machte, war das Frühstück fertig.

“Jetzt komm schon Arem!”

Nun ja, ich weiß, mein Name ist sehr ausgefallen. Warum meine Eltern ihn mir gegeben haben? Das habe ich sie auch schon des Öfteren gefragt.

Doch eine Antwort bekam ich nie.

“Jaja, ist ja schon gut Lyn. Ich komme ja gleich.” Und das tat ich auch. Ich ging mir kurz durch mein braunes wuscheliges Haar. Rieb mir noch einmal verträumt die Augen und begab mich aus meinem Zimmer. Sofort stieg mir der vertraute Geruch von Mutters selbst gemachten Omelettes in die Nase. Ich ging also den langen Flur entlang. Kam zuerst an dem Zimmer meiner kleinen Schwester Lyn, dann am Zimmer meiner Eltern und dann am Zimmer meines großen Bruders Aron vorbei. So gelangte ich zur Treppe stieg schnell hinab und da stand meine Mutter auch schon. Sie empfing mich mit einem breiten Grinsen, auch wenn ich wusste, dass sie eigentlich zutiefst darüber traurig war das ich sie heute verlassen würde. Sie hatte ihre braunen Harre in ein Haarnetz gebunden und trug eine Schürze, die schon sehr schmutzig war. Mein Vater war bereits mit der Arbeit beschäftigt. Draußen auf unserem Hof säte er Getreide. Eigentlich hätte ich ihm helfen sollen, aber er hatte mir erlaubt an meinem letzten Tag in Tipa auszuschlafen. Mein Bruder? Nein, er kann nicht. Er wurde verletzt. Er hatte noch Glück. Die Anderen aus seiner Karawane sind tot. Aron selbst weiß nicht mehr was geschehen ist. Es war vor einem Jahr, die alte Karawane wurde bereits in Tipa erwartet. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, die Bäume hatten bereits ihre Blätter verloren und der Kristall schon fast seinen Glanz. Von Tag zu Tag standen wir an der breiten Holzbrücke die unser Dorf mit dem Festland verbindet und sahen in die Ferne während uns ein kalter Wind über das Gesicht schabte. Wir warteten sehnsüchtig auf unsere Karawane und schließlich erschien ein Umriss am Horizont. Erst verschwommen, sah man langsam die Karawane näher rücken. Sofort brach ein Jubelschrei aus, den man wohl noch bis nach Marl hören konnte. Doch so plötzlich er ertönte, verstummte er auch wieder. Denn anstatt der Krieger unseres Dorfes marschierte die Karawane der Stadt Alfitaria immer näher unserem Dorf entgegen.

“Still gestanden!” befohl der voran laufende Lilty Krieger in seiner prachtvollen Rüstung. “Die Karawane aus Alfitaria entschuldigt sich von ganzem Herzen”, begann der kommandierende Lilty stumpf, “aber sie werden sich für das nächste Jahr eine neue Karawane suchen müssen. Wir haben einen verletzten Mann ihrer Karawane gefunden, der Rest von ihnen ist allerdings verschollen und euer Krieger selbst hat anscheinend sein Gedächtnis verloren. Wirklich sehr bedauerlich.” In seiner Ansprache waren weder Emotionen noch Betonung enthalten. Es kam einem so vor als hätte er diese Rede schon zuvor eingeübt. Sicherlich hatte er das auch.

Nachdem er mit nun fertig gesprochen hatte befahl er zwei seiner Leute den verletzten Krieger aus den Wagen herauszuholen. Für uns erst schwer zu erkennen machte sich die dünne Gestalt die nun aus dem Wagen stieg näher an uns heran. Und als die Sonne sich durch die dicke Wolkenschicht kämpfte und die Gestalt ihren Kopf langsam in Richtung Menge hob erschrak ich. Meine Mutter setzte einen lauten Angstschrei aus und mein Vater selbst wurde in tiefe Trauer versetzt. Mein Bruder, der doch vor seiner Abreise mit mir spielte und herum tollte, soviel stärker war als ich und zu dem ich immer hinauf sah war jetzt nur noch ein dünnes Gerippe. Die Augen waren tief in seinen Schädel eingesunken und die Lippen waren dünn und kaputt. Man sah kaum etwas von dem Clavat hinter dem doch die Mädchen vor einem Jahr hinterher waren. Er war nur noch ein Wrack. Mein Vater nahm ihn in den Arm und brachte ihn nach Hause. Seit diesem Tag stammelt er nur Wörter in sich hinein. Essen tut er kaum und ich glaube auch nicht, dass er uns wirklich erkennt. Zwar gab es in den letzten Monaten gute Besserungen was seine körperliche und geistige Gesundheit betraf, allerdings hatte keiner mehr die Hoffnung, dass er sich wieder so berappeln würde, dass er wieder auf Reisen gehen und die anderen Mitglieder der Karawane finden konnte. Der Glanz des Kristalls konnte noch mit einer Reserve von Myrrhetau ,die jedes Dorf und jede Stadt haben sollte, aufgefrischt werden. Die jährliche Feier allerdings, wurde nicht gehalten. Man wollte eher um die verstorbenen Trauern. Und so kam es dazu das nun die neue Generation das Dorf schützen muss. Und deshalb hieß es:

Essen fassen!
 


 

Arem drückte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange und betrat die Tür des Esszimmers und erschrak wie als hätte er einen Geist gesehen. Am Esstisch saß ein Mädchen. Sie hatte lange hellblaue Haare die sorgfältig nach hinten gekämmt waren. Eine Strähne allerdings widersetzte sich der Ordnung und fiel er sanft ins Gesicht. Als sie Arem hinein stürmen sah, neigte sie langsam den Kopf in Richtung Tür und sah in mit ihren ebenfalls blauen Augen an. Sie war von der Statur her wirklich ein schönes Mädchen. Ihr Körper wurde von Tierfell bedeckt, was an ihr allerdings nicht altmodisch sondern sehr elegant aussah.

“Hat sich der junge Mann nun endlich aus seinem Bett begeben?” fragte sie mit sarkastischer Stimme.

“Mai Lee”, so hieß sie,” was bereitet mir die Ehre?”

“Ich dachte mir mal bei dir herein zu schauen um deiner Familie auf Wiedersehen zu sagen.”

“Ich denke du hattest bereits genug Zeit dafür jetzt könntest du auch bitte wieder verschwinden.”

Arems Mutter betrat das Esszimmer und war ihrem Sohn einen verächteten Blick zu.

“Arem! Könntest du wohl etwas freundlicher zu deiner zukünftigen Begleiterin sein?”

“Mum sie…” Arem wurde allerdings von seiner Mutter unterbrochen.

“Liebling du kannst natürlich gerne zum Frühstück bleiben. Wir haben genug.”

“Das ist sehr freundlich von ihnen,” von dem Sarkasmus in Mai Lees Stimme war nichts mehr zu hören, ”aber ich habe bereits gegessen. Und, ich möchte ihnen natürlich nicht zu nahe treten, wissen sie wahrscheinlich, dass mir das Essen der Clavat nicht so sehr bekommt, wie ein ordentlich zubereiteter Fisch der Selkie.”

“Das verstehe ich natürlich. Aber ich pflege immer zu sagen: Schätze das Essen der anderen Völker gleichsam mit dem deines eigenem. Und du!” Arems Mutter hatte in der Zwischenzeit das Frühstück auf den Tisch gestellt. “Setz dich hin und sei etwas freundlicher zu unserem Gast, Arem!”

“Mutter ich…”

“Jetzt sei Ruhig und iss.”
 

“Ich glaube er mag mich nicht, weil ich eine Selkie bin.” sagte Mai Lee in einem Ton der etwas zwischen Sarkasmus und Ironie war. Ich sah noch, dass sie sich das Lachen verkneifen musste bevor sie mir wieder einen frechen Blick zuwarf. Wir sahen uns in die Augen und ich sah in ihrem Blick die reine Hinterhältigkeit. Ich wusste schon genau wie es mit ihr auf der Reise ablaufen wird: Sie wird uns andere Karawanenmitglieder als Werkzeug betracht das ihr nützt, damit sie überlebt.

Im übrigen denke nicht nur ich so, meine Mutter denkt das auch und alle anderen auch, da Selkie diese Lebenseinstellung wie ihr Eigentum pflegen. Die oberste Regel der Selkie ist immer: Lass die anderen für dich kämpfen, damit du am Leben bleibst.

Allerdings war ich der einzige in diesem Dorf der dies auch zeigte.

Ich aß nun mit Genuss mein Frühstück und wechselte immer wieder verachtende Blicke mit Mai Lee aus. Es ist zwar kaum zu glauben, aber mit den anderen Selkie aus dem Dorf komme ich trotz ihrer Lebenseinstellung gut klar, nur Mai Lee war die einzige von allen, die mir immer auf die Nerven ging. Aber genug von ihr.

Ich hatte bereits meinen Teller leer gegessen als Mai Lee aufstand.

“Komm wir müssen los.”

“Wir haben noch eine Ewigkeit Zeit.” erwidert ich, noch immer etwas müde.

“Ja, genug Zeit hätten wir, aber du solltest dich bei kleinem mal umziehen, denn so nehme weder ich noch jemand anderes dich mit.”

Erst verstand ich nicht ganz, was sie von mir wollte, aber dann fiel es mir auf. Ich hatte ganz vergessen meine Rüstung anzuziehen. Ich sagte ja bereits, der Gedanke an die bevorstehende Reise lässt mich alles andere Vergessen.
 

“Und somit”, begann Roland der Dorfälteste seine Rede, “schauen wir einem neuen Jahr entgegen. Ein Jahr das uns neue Krieger beschert. Krieger die sich auf die gefährliche Reise machen um uns einen Kelch voll mit dem kostbaren Myrrhetau zu bringen, welches unseren Glanz des Kristalls wieder von neuem erstrahlen lässt und uns vor dem grauenhaften Miasma schützt, dass unsere Luft verseucht und alles zerfrisst, was sich in ihm hinein begibt.”

Die Massen an Leuten hatten sich um den großen Kristall versammelt. Dieser empfing die Sonne, die es nun endlich geschafft hatte die Wolken zu besiegen. Eine Lilty Frau schluchzte. Roland sah zu ihr hinüber und rieb sich an seinem langen grauen Bart.

“Ich möchte noch einmal mein Beileid für die aussprechen, welche ihre Töchter und Söhne im letzten Jahr an diesem schrecklichen Kampf gegen das Miasma verloren haben. Wir wollen auf keinen Fall die alte Karawane mit der neuen ersetzen. Aber ist es doch auch schön zu sehen, wie tapfer schon unsere Jungen Kämpfer aus diesem Dorf sind.” Leiser Beifall und ein sanftes Murren ging durch die Menge.

“Aber nun”, so fuhr der Dorfälteste fort, ”möchte ich euch allen noch einmal die Mitglieder der neuen Karawane vorstellen. Hier sind sie Maja, Mai Lee, Seth, Arem und Ren. Kommt hinter dem Kristall hervor und zeigt euch in euren neuen Rüstung den anderen Dorfbewohnern!”

Stille. In diesem Moment legte sich eine Wolke über die Sonne.

“Ich glaube das Miasma beeinträchtigt das Wetter.” murmelte eine Selkie Frau zu ihrem Mann.

Es fingen weiter Anwesende an zu murmeln. Dann erschien etwas hinter dem Sockel des Kristalls. Drei hoch stehende Zöpfe die am Ende leicht herunter hingen kamen hervor, dann etwas schneller der Lilty Körper der zu diesen gehörte.

“Wie schön, dass sich wenigstens eine traut sich den anderen zu zeigen.” sagte Roland etwas sarkastisch.

“Nun ja”, begann das Lilty Mädchen und spielte sich an einem ihrer Zöpfe herum. Ihre Rüstung, die , wie es bei Liltys üblich war, prunkvoll und gleichzeitig stark gefestigt war, betonte ihre Figur sehr und sah an ihr eher wie ein lockeres Kleid aus.

“Roland ich möchte dir ja nicht den Spaß verderben, allerdings sind außer Seth und mir keiner hier.” Hinter dem Sockel erschien nun auch ein größer Yuke Junge. Er hatte einen spitzgeformten Helm und seine langen Arme hatte er nervös verschränkt.

Er war mit langen blaue grünen Gewändern geschmückt und sah damit eher aus wie ein alter Magier.

“Ich muss Maja vollkommen recht geben, Roland. Es ist , wie es zu erwarten war außer uns beiden wieder keiner pünktlich. Ich möchte mich ja nicht über die anderen lustig machen, aber sie scheinen mir für diese Reise etwas zu unreif.”

Roland lachte:” Ja Seth, dafür haben wir ja aber dich. Du sollt dich darum kümmern ,dass die anderen alles richtig machen. Immerhin bist du der älteste!”

“Sehr richtig!” entgegnete Seth Roland stolz.

Dann wurden Stimmen von weit hinten in Richtung der Farmen von Tipa klar.

“Wartet auf uns! Fahrt nicht ohne uns los!” schrie das Selkie Mädchen und rannte durch die Menge hindurch.

Ich war mittlerweile schon lange mit dem Frühstück fertig und stand vor dem Spiegel der in der Ecke meines Zimmers stand. Verzweifelt versuchte ich die Plattenrüstung, die mir mein Vater gestern noch schmieden lassen hat, umzulegen.

“Bist du da drin langsam mal fertig? Wegen dir kommen wir noch zu spät.”

“ Mai Lee, reagier dich ab, ich bin gleich soweit.”

“Es kann doch beim besten Willen nicht so schwer sein eine Rüstung anzuziehen.”

“Nein, wenn ich ein Selkie wäre und nur Tierfell tragen würde, wäre es auch nicht schwer meine Rüstung anzuziehen. Allerdings haben andere Völker es da etwas schwieriger.”

Ich hört von draußen ein knurren.

“Okay”, Mai Lee hatte soeben mein Zimmer erstürmt, “dann muss das jetzt wohl eine Frau erledigen, du Kleinkind!”

Mai Lee ging auf mich los wie eine Furie, sie zerrte an mir herum und quetschte mir jegliche erdenkbare Körperstelle ein. Ich möchte keinen jetzt auf schmutzige Gedanken bringen. Das nächste voran ich mich dann erinnerte war, wie ich, von ihr am Kragen festgehalten, hinter gezogen wurde. Sie stampfte wütend mit ihren Füßen auf und machte große Schritte beim Gehen, so dass ich starke Probleme dabei hatte ihr rückwärts zu folgen. Von weitem hörte man schon das Gemurmel einiger Dorfbewohner.

“Da hast du es! Sie haben schon ohne uns angefangen. Das wäre nicht passiert wenn du dich endlich einmal wie ein Mann…” Mai Lee brach ihren Satz abrupt ab, genauso wie ihren Gang, denn ich raste natürlich ahnungslos wie ich war gegen sie.

Verwirrt und grade noch wieder den Halt gefunden fragte ich sie:

“Was ist denn jetzt bitte los?”

Sie hatte ihren Blick starr in die Richtung der von uns rechts gelegenen Straße gerichtet.

“Wo wir gerade beim Thema Mann sind”, sie zerrte mich neben sich, ”vielleicht solltest du dir mal eine Scheibe von ihm abschneiden.”

Ich folgte ihrem Blick und ich sah eine Gestalt näher kommen, erst erkannte ich sie nicht doch nach einer kleinen Weile war sie klar und deutlich zu sehen.

Es war ein Clavat, dessen Haare schwarz und glatt herunter hingen. Sein Blick war dunkel und kalt und seine Rüstung war seinem Aussehen gleich. Für einen Clavat hielt ihn bei uns im Dorf niemand so richtig, natürlich ist er das, aber man weiß ja, wie gerne in einem Dorf getratscht wird. Ich kam ihm entgegen um ihn zu grüßen.

“Hey Ren! Na, auch schon so aufgeregt wie wir?”

Er ging steif an mir vorbei, wandte mir keinen Blick zu ging zielstrebig weiter in Richtung Kristall. Eigentlich kannte ich Ren nicht anders, doch dachte ich eigentlich, jetzt wo wir in einer Karawane sind, würde er sich etwas ändern. Ich stand nun da, wie bestellt und nicht abgeholt und hörte noch wie Mai Lee ihr glück versuchte:

“Oh, eh’ Ren , guten Morgen.” ihre Stimme klang verunsichert und schüchtern.

Auch das war für mich keine Neuheit. Irgendetwas schien sie an diesem Clavat zu

Finden. Nachdem er auch an ihr ohne eine Reaktion vorbei ging, spürte ich an meinem Kragen wieder das altbekannte ziehen. Fast stolpernd rannte ich ihr hinterher und sie ihre Augen weiter starr auf Ren.

“Arem ,weißt du”, sie begann ihren Satz in einer Tonlage in der sie mit mir normalerweise nicht sprach,” wen neu nur so ein wenig wie Ren wärst, so stark, so geheimnisvoll, so gut aussehend, so…”

Das konnte ich mir nicht weiter mit anhören. Ich musste sie unterbrechen.

“Mai Lee danke ich weiß, dass ich Minderwertig in deinen Augen bin, aber das musst du mir nicht mein ganzes Leben lang unter die Nase reiben!”

Nur zu eurer Information, Ren hörte natürlich alles was ich und Mai Lee sagten, warum auch nicht, er lief neben uns, doch es schien einfach an ihm abzuprallen, dass wir gerade über in redeten.

Mittlerweile sahen wir die Dorfbewohner und die ganze Versammlung.

“Da drüben!”, Mai Lees Stimme wurde lauter und sie sprach jetzt wieder in ihrem normalen frechen Ton, “Da ist Seth, sie haben uns schon gerufen. Jetzt kommt Jungs wir müssen und beeilen.” Sie zog mir , man glaub es kaum, wieder an meinem Kragen und rannte Ren, der ohne einen Laut zu sagen losgerannt ist, hinterher.

“Wartet auf uns! Fahrt nicht ohne uns los!” schrie Mai Lee mit aufgeregter und lachender Stimme. Eigentlich komisch, mir gefiel das sehr an ihr…
 

“Wo wir hier nun alle versammelt sind möchte ich mit den traditionellen Zeremonie von Tipa anfangen. Für gewöhnlich nehmen wir, wir ihr alle wisst, acht Krieger, zwei aus jedem Volk jeweils anderem Geschlechts mit um so eine ausgewogen Karawane zu führen. Aber”, der Dorfälteste fing an in seinen Bart hinein zu schmunzeln, “musste wir in diesem Jahr nehmen, was wir bekommen konnten.”

Ein leises Gekicher ging durch die aufmerksam zuhörende Menge.

“Aber nun fangen wir mit den Weitervergaben der Familien Talismane an, denn diese sollen unsere Krieger immer an ihre Heimat und ihre Familie, die sie dort erwartet, erinnern.”

Es trat nun jeweils einer der Eltern aus den Familien der Kämpfer zu ihrem jeweiligen Kind und übergaben ihm ein besonderes Geschenk der Familie.

Seth bekam ein altes dickes Buch. Die Seiten des Buches waren vergilbt und der Umschlag sah so aus, als würde er gleich auseinander fallen. Sein Vater, der großer war als er aber gleich gekleidet und ebenfalls mit einem spitzen Helm bekleidet war, legte seinen langen und breiten Hände auf die Schulter seines Sohnes und sah in an.

“Nun, mein Junge, du bist jetzt alt genug um die Schriften in diesem Buch zu entziffern. In ihm ist eine mächtige Kraft enthalten, die nur ein wahrer Yuke entfesseln kann.” Nach dieser Ansprache trat sein Vater wieder zurück und Seth nickte ihm zu. Majas Mutter trat hervor. Sie war, wie alle Liltys, klein und hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden. Sie überreichte ihrer Tochter einen goldenen Fäustling den sich Maja sofort überzog, aber so schien, als wisse sie nicht ganz, was sie mit ihm anfangen soll. Majas Mutter gab ihrer Tochter noch einen Kuss auf die Wange und gesellte sich wieder zu den anderen Dorfbewohnern. Rens Bruder, der das genaue Gegenteil seines Bruders war, stellte sich vor ihm und zog ein Schwert aus der Scheide, die er umgebunden hatte. Ren begutachte die Klinge, nahm sie in die Hand und ließ seinen Finger sanft über die scharfe Seite gleiten.

“Wenigstens ein sinnvolles Geschenk meiner Familie.” Rens Kälte gegenüber seinem Bruder und seinen Eltern erschrak die anderen Dorfbewohner. Er tat so als würde es ihm alles völlig gleichgültig sein, was mit dem Dorf passierte. Alle Augen auf ihn gerichtet steckte er die Klinge in die Scheide, die er auf seinen Rücken trug und stieß sein altes Eisenschwert in den harten Boden.

Mai Lee, die ihre Augen auf Ren gerichtet hatte, bemerkte nicht, wie ihre Schwester vor ihr stand. “Ehem, Schwesterherz, du hast noch ein ganzes Jahr Zeit deine Liebe für diesen Kerl auszuleben, könntest du also bitte ein kurzen Augenblick mir zeigen, dass du mich vermissen wirst?” Mai Lee sah sie an, fing an zu lächeln und umarmte sie. Mai Lees Schwester nahm eine Schatulle aus ihrer Tasche und holte eine goldene Kette die einen roten Opal umschloss heraus. Sie legte diese Kette Mai Lee um, die ihren Augen nicht trauen konnte.

“Schwester, aber das ist doch deine Kette.”

“Aber ich möchte sie dir nun schenken. Du wolltest schon immer als kleines Mädchen diese Kette haben und jetzt denke ich, bist du erwachsen genug um sie zu bekommen.”

Mai Lee sah ihrer Schwester in die Augen, umarmte sie und ließ einen leisen Seufzer los. Nun kam Arems Mutter an die Reihe. Auch sie hatte eine Schatulle in der Hand und Arem konnte es kaum erwarten sein Talisman zu empfangen. Seine Mutter öffnete die braune Schatulle und es kam ein Band zum Vorschein. Es war braun und schwarz, hatte einige Muster eingefärbt und hatte vorne das Zeichen des Clavat Volkes aufgestickt. Arem machte große Augen, allerdings nicht vor Freude, sondern vor Entsetzen.

“Dieses Stirnband mein Liebling” sie sprach mit trauriger Stimme und sehr langsam,” ist das Stirnband, was einmal dein Bruder bei seiner Reise getragen hat. Es hat ihm am Leben erhalten und so hoffe ich ,dass es auch dich am Leben erhalten wird.”

Arem schaute immer noch etwas perplex bis Mai Lee in vorsichtig anstieß. Er setzte nun ein Lächeln gegenüber seiner Mutter auf, umarmte sie ebenfalls und ließ sie zurück zu den anderen Dorfbewohnern gehen.
 

Ein Stirnband? Ich möchte meiner Mutter gegenüber nicht unhöflich sein, aber Mai Lees Anstoß mit ihrem Ellenbogen hatte meine Meinung auch nicht wirklich verändert. Klar, sie meinte es nur gut, deswegen lächelte ich auch notgedrungen, aber das Geschenk meiner Mutter war nun nicht wirklich das, was ich erwartet hätte. Im Gegensatz dazu, was die anderen für Talismane bekamen war meiner wohl ziemlich lächerlich. Ich wollte das hier nur einmal angemerkt haben.
 

Roland begab sich nun zum Kristallkelch, welcher auf dem Vorsprung des riesigen Steinsockels stand, in dem der Kristall des Dorfs festgehalten wurde. Er nahm den leeren Kelch in die Hand. Der Kelch war aus einem festen Steinmaterial gemacht.

Den Myrrhetau den die Kämpfer sammeln mussten wurde vom Baum aus mit dem Kelch aufgefangen. Der Myrrhetau sickerte über den Minikristall der an der Oberseite des Kelchs befestigt war und hielt den Tau mit einer unsichtbaren Magie fest in dem steinigen Kelch. Der Minikristall hatte des Weiteren die gleiche Wirkung wie der große Kristall des Dorfes. Er schützte in einem kleineren Umkreis die Kämpfer vor dem tödlichen Miasma. Dies alles erzählte Roland den neuen Kriegern, welche von seiner Ansprache, die sie schon von den vorherigen malen kannten, gelangweilt waren. Und dann sagte er: “Und nun meine Lieben Kämpfer und auch ihr, Dorfbewohner. Kommt mit zum Rand unserer Stadt und lasst uns gemeinsam unsere Helden verabschieden.”

Roland ging voran. Hinter ihm marschierten die 5 Kämpfer und hinter diesen folgten aufmerksam die Dorfbewohner. Vor der großen Holzbrücke stand bereits der Wagen. Unter der Brücke hörte man das plätschern des Bachs. Der Wagen war für die Karawane bereits vollständig beladen. Dies hatten die Eltern schon am vorigen Abend übernommen. Auf dem Dach des großen Holzwagens waren die Schlafsäcke der Mitglieder eingepackt und fest gespannt. Zwei große Räder aus massiven Holz ließen das Holzmonster fahren. Das Zugtier hatte ein blaues Fell, tiefe schwarze Augen und ein weites maul. Seine Tatzen waren riesig und seine Beinen nur kurz, würde man es von weitem sehen, dann sehe es wohlmöglich aus, wie ein großer blauer Ball. Das Geschirr war über sein Rücken gezogen und war Fest mit dem Holzwagen verbunden. Die Hintere Tür des Wagens war mit einem roten Vorhang verdeckt, gleich mit den beiden kleineren Fenstern auf der linken und rechten Seite. Die Menge war nun bei dem Holzgefährt angelangt. “Nun kommen wir noch zu der Verteilung der Aufgaben.”

“Ich denke mal, dass ich die Karawane fahren werden. Das ist nämlich eine Aufgabe, bei der ich mich auch nicht großartig schmutzig machen werde.” sagte Maja und kletterte mit ihrer kleinen Figur auf den Holzsitz, der vorne an dem Wagen angebracht war, um die Zügel zu halten.

“Und ich werde”, Mai Lee ging langsam zu Roland hinüber, der noch immer den Kelch trug, “den hier nehmen. Ich denke, ich bin die einzige, auf die man sich hier wirklich verlassen… hey!” Bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte und den Kelch in ihre Hände nahm stieß Arem sie weg.

“Ich werde einer Selkie doch nicht die Aufgabe des Kelchtragens überlassen. Das währe ja reiner Selbstmord!”

“Arem! Wie kannst du es wagen mich einfach so brutal wegzuschubsen?”

“Selkie wie du sollte man nicht anders behandeln.”

“Clavat wie dich sollte man erst gar nicht aus der Wiege holen!”

“Selkie wie du sollte man…”

Der Streit zwischen beiden Parteien ging noch eine ganze Weile. Währendessen hatte bereits Seth sich den Kelch genommen. Ren und sah sich das ganze Theater mit seiner kühlen art an. Er hatte sich schon eine ganze Weile gegen den Wagen gelehnt und immer wieder die Augen geschlossen. Mal wieder schien er sich nicht für seine Leute zu interessieren.

“Somit haben wir nun, Mai Lee, Arem könntet ihr euch bitte ein wenig leiser streiten, ihr bringt mich ganz aus dem Konzept. Die Aufgaben sind nun verteilt und somit meine Kind… ähm Krieger fahrt los, stürzt euch in wilde Abenteuer und bringt uns den seltenen Tau der Myrrhe!”

Maja stieß einmal an den Zügeln des Tieres, dieses entließ ein lautes Gebrüll und der Wagen begann mit einem heftigen Knarren an zu fahren. Die anderen Mitglieder der Karawane verteilten sich um den Wagen. Vorne lief sieht mit dem Kelch fest in seinen Händen, rechts vom Wagen lief Mai Lee , links Arem, Ren ließ sich nach hinten fallen und folgte dem Wagen desinteressiert. Sie waren auf der hälfte der Holzbrücke angekommen als der Wagen ein weiteres grauenvolles Knarren losließ, ein Rad sich löste, der Wagen nach rechts kippte, und man nur noch das schreien eines Mädchens hörte…
 

Es war doch tatsächlich passiert! Gut unsere Reise musste sich um einen Tag verschieben lassen, aber Mai Lee klatschnass in dem Fluss unter der Holzbrücke sitzen zu sehen war das wirklich wert.

Ihr schrei war einzigartig und sie war an dem restlichen Tag nur noch schlecht gelaunt, sie hatte sogar ihren Ren vergessen. Das gefiel mir.

Der Vater von Renn machte sich gleich an die Reparatur des Wagens damit wir am darauf folgenden Morgen losfahren konnten.

Sie war am nächsten Tag wieder besser gelaunt, ja sie gab mir sogar die Schuld an ihrem Fall. Das hieß für mich: eine aufregende Reise über den Pfad von Fluss Belle!
 

Tagebucheintrag Ende

Oh, Hüter des Kristalls.

Die Erinnerungen an das Licht sollen fließen.

Die vergessenen Juwelen, die ihren Glanz ließen.

In dieser Zeit sollen sie von neuem zurückkehren .

Um wie ein Tropfen des Tau zu verwehren.

Reist weiter!

Sucht das Wasser des Lebens.

Der Weg entlang des Fluss Belle

Tagebucheintrag: 2

Der Weg entlang des Fluss Belle
 

Der nächste Morgen enthüllte mir einen Anblick auf den ich mich jetzt schon knapp 5 Jahre freute: Eine wütende grimmige Mai Lee, die nicht wirklich ansprechbar war.

Sie hatte ihren gewohnte Platz eingenommen, recht von unserem Wagen. Ich musste etwas langsamer laufen um sie sehen zu können, denn ich lief ja links vom Wagen.

“Wenn du sie so gerne beobachtest, dann hätten wir auch die Plätze tauschen können. Kleiner.” Gut, Ren war größer als ich, aber das gab ihm kein Recht mich “Kleiner” zu nennen! Des Weiteren hatte er dies so laut gesagt, dass Mai Lee es hörten, sofort wusste, wer gemeint war und ich mir eine Faust ins Gesicht schlug. “Aua!”

Das fängt ja wirklich gut an…
 

Die Karawane aus Tipa hatte sich nun auf ihre erste Reise begeben. Es war ein lauwarmer Tag und die Sonne stand gerade noch am Horizont. Der Wind wehte ihnen ins Gesicht und man hätte fast das Gefühl gehabt sie würden nur einen Ausflug planen. Doch jeder der Kämpfer hatte eine ernste Miene aufgelegt. Zumindest war es bei dem Großteil so, “Aua!”. Sie marschierten auf einen breiten gepflasterten Weg entlang. Rechts und Links von ihnen führten Hügel dicht bewachsen mit Gras den Weg entlang. Seth lief als Vordermann mit dem leeren Kelch in der Hand. Hinter ihm das Zugtier, wessen blaues Fell sich in der Sonne wärmte.

Insgesamt war es eine ruhige Reise, denn keiner wollte etwas sagen, entweder vor Aufregung oder aus purer Einfallslosigkeit.

Sie gingen eine ganze weile den Weg entlang und es kam jedem einzelnen so vor, als würde dieser Weg nicht enden. Die kleine Lilty Dame Maja traute sich nun, das Gespräch anzustacheln: “Wie lange sind wir denn jetzt schon unterwegs. Ich kann nicht mehr.”

“Du kannst nicht mehr? Was machst du denn schon? Du sitzt dort oben und hältst die Zügel. Anstrengend!” erwiderte Arem frech.

Die noch von Vorfall des vorherigen Tages gereizte Mai Lee sah zu Maja hoch, die jetzt etwas eingeschüchtert da saß.

“Mach dir keine Gedanken, dieser Holzkopf”, sie betonte dieses Wort extra laut,” von Arem fühlt sich nur jetzt sehr männlichen, weil er doch ein Schwert halten darf.”

Maja lächelte.

“Das hab ich gehört Mai Lee!”

“So war das auch gedacht.”

Mai Lee wurde jetzt wieder lockerer, es schien ihr anscheinen Spaß zu machen sich mit Arem zu streiten. Auch Maja lachte laut auf, und selbst von Seth vernahm man ein schmunzeln.
 

Anmerkung von Arem: Das mit dem Schmunzeln darf man jetzt nicht falsch verstehen. Ich hörte nur, wie er kicherte, aber kichern klingt doch ein wenig zu Mädchenhaft für einen Yuke.
 

Ren allerdings ließ keinen weiteren Laut mehr von sich. Er blickte nur einmal kurz zur Seite und es sah so aus, als würde er nach etwas Ausschau halten.
 

Die Hälfte des Weges hatten wir nach Seth bereits geschafft. Und tatsächlich, nachdem wir einen größeren Hügel passiert hatten sah wir auf einen große Straße hinab an deren weites Ende man die Palisadentore des Flusses sah. Wir alle ließen ein kleinen Freudeschrei los, naja fast alle, Ren tat es nicht. Ehrlich gesagt, bin ich es langsam Leid ihn jedes Mal extra zu erwähnen…

Wir beschleunigten unser Tempo nun denn wir hatte jetzt ein Ziel vor Auge, dass uns immer näher kam. So liefen wir eine ganze Weile, bis wir plötzlich überraschend angehalten wurden.

“Stopp!”

Allesamt drehten wir uns in Richtung des Rufes. Rechts am Straßenrand hatte sich eine Karawane niedergelassen. Sie besaßen einen Wagen, der unserem ähnelte, doch war die Besatzung eine andere. Es waren nur Lilty in dieser Karawane. Sie waren in prunkvollen und glänzenden Rüstungen eingekleidet so, dass man nur an ihrer Statur erkennen konnte, dass es sich wirklich um Lilty handelte.

Vier der Lilty bewachten aufmerksam den Wagen, der Fünfte war vorgetreten.

“Wie ich sehe, hat Tipa eine neue Karawane zusammengestellt. Bemerkenswert, nach diesem Rückschlag.” Nun verneigte er sich: “Es ist mir eine Ehre. Mein Name ist Sol Rakt und dies ist die königliche Karawane aus Alfitaria.”

Er schien wirklich stolz darauf zu sein, sich “königlich” nennen zu dürfen.

Wir starrten die Karawane etwas perplex an.

“Ihr seit wohl etwas schüchtern? Nun sehr jung seit ihr auch dafür, dass ihr in einer Karawane reist. Hat sich euer Dorf gut überlegt, was es da tut?”

Ich wusste nicht wieso, aber an der Art seines Tons hörte ich, dass es ein kleinen wenig verspottend klingen sollte. Also musste ich Kontern:

“Wir sind zwar jung, aber dafür auch sehr intelligent, sportlich und…”

Mir fehlten leider die Worte. Mai Lee gab mir nur ein Kopfschüttelen, was mir soviel sagte, wie: “Erst denken, dann sprechen.” Aber Maja half mir dann doch schließlich aus der Peinlichkeit.

“…und außerdem sehen wir verdammt gut aus!”
 

“Wie dem auch sei”, Sol Rakt rückte seinen Helm etwas zurecht ,”Ihr seit unerfahren und wisst nicht worauf ihr euch einlasst. Damit Tipa nicht endgültig dem Untergang geweiht ist möchte ich euch etwas über eure Reise erzählen.”

Die Karawane fuhr ebenfalls an den Straßenrand und rasteten eine weile bei der Karawane aus Alfitaria.

“Ihr wisst doch sicherlich,”, so fing Sol Rakt an ,”dass ihr den Myrrhetau aus den Bäumen der Myrrhe erlangt, oder?”

Die jungen Kämpfer nickten.

“Allerdings könnt ihr jeden Baum nur alle zwei Jahre der Myrrhe entledigen.”

Seth schaute auf: ”Das heißt dann aber doch, dass wir beim Fluss Belle keine Myrrhe mehr bekommen können, da augenscheinlich eure Karawane bereits dort war.”

Seths sah zum Kelch der königlichen Karawane und betrachte den darin enthaltenen Myrrhetau. Er war von bläulicher Färbung und war geschmeidig wie Wasser. Er reflektierte die Sonne sanft und ließ sie einem weißen Schein erstrahlen.

Ihm wurde nun bewusst, warum man diese Flüssigkeit für das reinigen der Kristalle benutzte. Sol Rakt ging auf Seth ein.

“Darum macht euch keine Sorgen. Denn die Myrrhebäume lassen für jede Karawane den Tau fallen, nur wie bereits erwähnt alle zwei Jahre für die selbe Karawane. Fragt mich nicht warum es so ist, oder wie der Baum die Karawanen erkennt, aber es scheint eine hohe Magie dahinter zu stecken.”

Mai Lee und Arem schauten sich an. Sie sahen sich ernst an. In wurde nun bewusst wie tiefsinnig ihre Reise doch werden würde, und wie viel unglaubliches sie noch sehen würden. Sie hatten den tau, die Bäume, das Miasma für etwas “normales” gehalten, doch durch Sol Rakts Erwähnung der Magie ließ sie über diese Dinge nachdenken.
 

Es war wirklich komisch, ich sah Mai Lee in die Augen und sie schien dasselbe zu denken. Es wurde interessant. Wir begegneten der Magie. Ich könnte hier jetzt Sol Rakts weitere Geschichten auflisten, doch würden sie dir nicht viel bringen.

Es reicht wenn ich euch das Ende vom Lied erzählen: Allesamt führten wir die Reise mit einer größeren Motivation fort und kamen uns nun ein Stück wertvoller vor. Denn nicht jeder darf sich auf so eine mystische Reise begeben…
 

Sicher, dass dein Plan gut verläuft. Sie scheinen sehr selbstbewusst zu sein.
 

Darüber macht euch mal keine Gedanken, sie werden sich schon noch auseinander leben, so wie jede Karawane.
 

“Wir haben es geschafft!”

“Endlich!”

Die Karawane aus Tipa war an den riesigen Palisadentor angelangt, was den Weg entlang des Fluss Belle ankündigte. Die Palisaden war an einigen stellen vermodert und an der oberen Kanten fehlten bereits Stellen, doch schien sie ihre Aufgabe noch zu erfüllen. Die Monster von der Halbinsel Tipa fernzuhalten.

Die Kämpfer waren froh endlich ihr Ziel erreicht zu haben und wurden nun von der Aufregung gepackt endlich in den Kampf zu steigen.

Arem zog sein Schwert: “Also los holen wir uns einen Braten!”

Auch Mai Lee zog mit: ”Das Geld gehört mir! Ist das klar!?”

Maja sprang auf und ballte eine Faust: “Sie werden nicht an meiner Lanze vorbei kommen.”

Und Seth hielt den Kelch weit nach oben: “Wollen wir nun unseren Kelch füllen!”

Stille kehrte ein. Die Kämpfer verharrten in ihren Positionen. Dann löste Arem sich und schauten nach hinten zu Ren der wie abwesend ins Leere starrte.

“Hey Ren! Jetzt musst du auch einen kuhlen Spruch loslassen, sonst hat das keinen Sinn.”

Ren schaute Arem in die Augen dann schaute er nach oben und begann zu lächeln:

“Ich mache eure Kinderveranstaltung ja nur sehr ungern zu Nichte, doch ist euch schon einmal aufgefallen, dass die Tore verschlossen sind? Hat sich einer von den so mutigen Kämpfern denn schon einmal darüber Gedanken gemacht, wie wir durch die Tore kommen?”

Ein peinliches Schweigen ging durch die Gruppe.

“Das dachte ich mir.”

Ren ging an Mai Lee vorbei die ihren Kopf vor Scharm nach unten hängen ließ, denn ihr bekam es gar nicht, dass ihr Schwarm sie so eben verspottete.

Als er vor den Toren angelangt war, zog er sein Schwert. Setzte den Blick auf eine Stelle in den Toren und rammte sein Schwert lautlos in die Palisade.

“Was machst du denn da, hast du vor Die Palisade endgültig zu zerstören?” schrie ihn Seth an. Doch schon nach kürzester Zeit fing das Tor an sich zu bewegen. Es öffnete sich unter einem lauten knirschen. Ren zog sein Schwert aus der Palisade und betrat den Weg.

“Es ist wohl besser, wenn ich jetzt voran gehe.” sagte er und ließ die anderen hinter sich zurück.

“Du solltest dir mal eine Scheibe von ihm abschneiden Arem!”, Mai Lee verfiel wieder in ihre Schwärmerei,” Er ist so verdammt schlau und sieht nicht einmal schlecht aus. Von dir allerdings kann man nicht einmal Eines behaupten. Los mitkommen!” Sie schnappte Arem an seinen Kragen, dieser ließ fast sein Schwert vor Schreck vollen und musste versuchen nicht über seine Füße zu stolpern. Seth schaute hoch zu Maja, sie lächelte ihm entgegen. Dann fingen beide an zu lachen.

Der Weg entlang des Fluss belle war sehr uneben, was sehr wahrscheinlich daran lag, dass hier schon lange niemand mehr vorbei kam um die Straße zu ebnen. Die Krieger sahen neben sich den Fluss entlang plätschern, der sich durch das unebne Gebiet zog.

“Sieht doch gar nicht so gefährlich aus hier.” sagte Maja mit einer erleichterten Stimme.

“Leider, das ist echt langweilig.” erwiderte Arem.

“Das war´s dann wohl mit den teuren Gegenständen.” schnaubte Mai Lee und lehnte sich gegen einen Baum, der schräg über das Flussbett gewachsen war.

Sie stampfte einmal kurz auf sah nach oben und dann war ein knallen zuhören. Einen Augenblick später ließ Mai Lee einen lauten Schrei los.
 

Das war nun wirklich nicht das, was ich erwartet hätte. Einen leeren Pfad hätte ich überall bekommen können. Nun, es war hier zwar wirklich schön und wenn man nicht an das Miasma denken würde, könnte man fast den nächsten Picknick hier planen, aber wir dachten nun einmal an das Miasma und wir dachten auch an gefährliche Monster, die aber nicht hier waren. Mai Lee fing an zu Streiken sie machte es sich an einem breiten Baum gemütlich von dem ich gedacht hätte, dass er jeden Moment in das Flussbett stürzen würde. Sie hatte wieder diese typische Selkieart, die mich dazu brachte sie wieder anzuraunen. Ich wollte gerade sie dazu auffordern weiter zu gehen als: “AH!” Mai Lee schrie. Denn in diesem Moment haute ein Speer Waagerecht rechts von ihren Augen in die dicke Rinde des Baumes ein. Sie blieb dort stehen. Sie war verkrampft und hatte ihre Augen weit geöffnet. Ren drehte sich zu uns um, schaute dann auf einen Hügel hinter uns und sah dort einen Goblin wütend auf und ab springen. Er war mit einer sehr kaputten Rüstung gekleidet. Seine langen spitz zulaufenden Ohren waren angeknabbert. Kurzum, sah er aus wie jeder Goblin: Klein und hässlich. Zurück zum Geschehen: Ren kam nun zu uns und rannte den Hügel hoch. Selbst hätte der Goblin es noch geschafft sein Schwert zu ziehen, Ren schnitt ihn durch. Sein lebloser Körper ging zu Boden. Ich wusste zwar, dass es zu unserer Aufgabe gehörte Monster zu töten, aber musste man es gleich so herzlos machen?

“Was sollte das?” schrie ich ihn wütend an. Warum ich wütend war? Zum Ersten hatte er mir die Show gestohlen und zum Zweiten ging es mir um die Art, wie er das Monster getötet hatte.

“Was meinst du?” er würdigte mir keinen Blick.

“Warum hättest du nicht richtig kämpfen können? Du hättest diesem Ding doch wenigsten einen ehrenvollen Tod schenken können!”

Ich hörte soeben wie Maja das Würgen bekam. Sie schien jetzt erst richtig bemerkt zu haben was los war.

“Sag mir”, er drehte sich mit dem Rücken zu mir und seine Stimme wurde nun tief und war von solcher Kälte, dass ich mich am liebsten entschuldigt hätte, für das, was ich soeben gesagt hatte, ”warum hätte ich das tun sollen?”

“Nun, weil…” dieser Clavat verstand es einen aus dem Konzept zu bringen.

“Also. Dieser ekelhaften Gestalten sollte man nicht einmal das Leben würdigen. Ich sehe keinen Sinn darin fair gegen sie zu kämpfen. Schau dir doch einmal deine kleine Freundin an.”, Er zeigte auf Mai Lee, die nun zu Boden gesunken war, ”Dieser Goblin hätte ihr Gehirn Eiskalt im Fluss verteilt ohne um Erlaubnis zu fragen.”

So genau hätte ich es nun auch nicht wissen wollen.

“Es hätte mich nicht gestört wenn er sie erwischt hätte, ihr seid mir ehrlich gesagt relativ egal. Doch denke ich, dass ihr mir als Hilfsmittel noch sehr nützlich sein werdet, also halte endlich deinen Mund und folge mir brav.”

Er kam nun zu mir. Er war mir nun verdammt unsympathisch geworden.

Dann fasste er mir auf den Kopf und tätschelte ihn: “Du willst doch ein liebes Kind sein und deine Eltern retten, oder sehe ich das falsch?”

Er lächelte auf eine höhnische Weise. Ich lass mir ja vieles gefallen, aber das ging jetzt zu weit.
 

“Fass mich nicht an, du Dreckskerl!” schrie Arem Ren an. Die anderen Karawanen Mitglieder schauten zu den beiden Jungs. Maja die sich nun schon zum zweiten mal im Fluss übergeben hatte war kreidebleich. Seth half der immer noch zitternden Mai Lee wieder auf die Beine.

“Was schreist du so rum Arem, siehst du nicht das es den Mädchen nicht gut geht?” raunte Seth ihn nun an. “Komm lieber her und hilf mir Mai Lee auf den Wagen zu heben.” Mai Lee stand nun allerdings wieder von allein und hatte einen düsteren Blick aufgesetzt. Sie schritt zu Arem hinüber von dem Ren erst jetzt abgelassen hatte. Schaute ihm in seine braunen Augen hob die Hand und ließ ein lautes Klatschen über das Gelände hallen.

Arem fasste sich an seine nun rötliche rechte Wange.

“Das war dafür, dass du Arem beleidigst. Er hat mir gerade das Leben gerettet und nicht nur meines. Wenn er nicht da gewesen wäre, hätten wir sicher große Schwierigkeiten mit diesem Ding gehabt!”

“Aber das stimmt doch gar nicht, er hat lediglich das Monster getötet, aber gerettet hat er hier niemanden.”

“Schweig! Sonst fängst du dir gleich noch eine ein, Clavatlein!”

Arem war nun im inneren noch wütender. Denn er sah nun auch, dass Maja ihn einen etwas angewiderten Blick zu warf. “Soll es mir doch egal sein, was sie von mir denken. Sie werden ja noch sehen, was ihr toller Ren eigentlich von ihnen denkt!” dachte er sich.

Mai Lee wandte sich nun von ihm ab und nach einer kleinen Pause ging die Reise nun weiter.

Sie hatten nach einigen Metern eine Brücke erreicht unter der, der Fluss seine bahnen zog.

Sie durchquerten einige kleinere Palisadentore, von dem jedes Tor von Monstern bewacht wurde. Allerdings kam jedes Mal nur Ren zum Zuge. Arem war die Lust vergangen sich über die Monster her zu machen. Seth konnte durch den Kelch keinen Zauber einsetzen. Mai Lee war damit zufrieden die Geldsäckchen und Waffen der Goblin in den Wagen zu laden, den Maja mit einem selbstgefälligen Grinsen fuhr.

Die Reise verlief somit recht einfach für die Gefährten, denn durch Rens enormen Kampfkünste überlebte kein Monster. Die Kämpfer sahen in regelmäßigen Abständen die toten Körper der Kreaturen sich in kleine Miasmawolken verpuffen.

“Also wenn das so weiter geht haben wir in Windes Eile einen vollen Kelch.” freute sich Seth.

“Und einen vollen Geldsack.” erweiterte Mai Lee.
 

Eine außergewöhnliche Karawane, muss ich zugeben. Aber euer Plan wird nicht aufgehen.
 

Sagte ich euch nicht ihr sollt euch darüber keine Gedanken machen?
 

“Und wo jetzt lang?” Maja und der Rest der Gruppen standen an einer Weggabelung.

“Fragt doch den schlauen Ren, er scheint ja genau zu wissen, was wir zu tun haben.” Arem meldete sich nun nach längerer Zeit wieder zu Wort.

“Arem! Hab ich dir nicht etwas gesagt?” Mai Lee fuhr ihn an.

Er ließ den Kopf hängen und zischte leise zurück :” Man wird ja wohl noch seine Kritik äußern dürfen.” Doch dies hörte Mai Lee nicht mehr. Sie ging zu Ren und sah zu ihm hoch. Er war fast einen ganzen Kopf größer als sie.

“Ren wie geht es weiter?” fragte sie mit einer sanften Stimme.

“Bist du in der Lage zu lesen?” raunte er sie an so, dass sie zusammen zuckte.

“Ich? Ehm ja, natürlich.”

“Dann ließ das Schild.”

Mai Lee hatte es erst jetzt bemerkt. Von einem dichten Strauch bedeckt stand ein kleines Schild aus Holz auf dem Richtungspfeile markiert waren. Über diesen stand in kleiner und fast nicht lesbarer Schrift jeweils ein Satz:

Recht: Zum Haus der Mogry

Links: Zum Myrrhebaum

Somit schritt die Karawane weiter dem linken Weg entlang.

Zur Beruhigung aller waren nun keine Monster mehr auf der schmalen Straße. Der Weg der Karawane zog sich noch bis zum frühen Abend hin. Der Wagen hielt unter einer Höhle an dem sich die Kämpfer mit dem kühlen Wasser des Flusses erfrischten.

Seth fühlte die Wasserbehälter wieder auf und die Mädchen der Truppe übten sich darin, die Steine, die am Flussufer lagen über das Wasser zu werfen.

“Es ist schon erstaunlich.” Seth setzte sich neben Arem, der sich Abseits des Geschehens aufhielt. Dieser schaute etwas verträumt zu Seth.

“Was meinst du?”

“Nun, unsere ganze Luft ist von diesem grausamen Miasma verseucht, sodass wir ohne den Schutz des Kristalls nicht darin Leben könnten. Doch das Wasser ist trotz dieser Umstände komplett frei von Miasma.”

Arem schaute nachdenklich zum Fluss. Seth hatte recht. Das Wasser war rein und war so etwas wie ein Streifen Leben in den von Miasma verseuchten Gräsern und Bäumen. Er schaute auf eine Pflanze neben ihm die komplett verwelkt war.

“Die Natur hat sich der Luft angepasst. Das Miasma ist ein Bestandteil der Pflanzen geworden. Deshalb gehen sie ein, wenn sie zulange in dem Schutzkreis des Kristalls liegen. Ich…” Seth wollte den Satz beginnen, als Mai Lee die beiden störte:

“Hey Clavatlein, Lust mit uns ein wenig um die wette zu werfen?”

“Selkie, glaubst du wirklich , dass ich mich mit dir unterhalten würde?” erwiderte Arem frech.

“Ach, hat da der kleine Clavat Angst gegen mich zu verlieren.” ihre Augen funkelten Arem an. Sie fuhr sich durch ihr Haar und zupfte ihre Kleidung zurecht. Dann legte sie ein gehässiges grinsen auf.

“Na gut du wolltest es ja nicht anders.”

Arem sprang auf und rannte Mai Lee hinterher, die ihn mit Steinen bewarf. Auch Seth kam ging den beiden “Kindern” hinterher und hätte sich gewünscht, das Mai Lee auch ihn gefragt hätte.

Das Feuer brannte mit knisternden Geräuschen und die Kämpfer waren bereits in ihren Schlafsäcken eingedeckt. Außer Arem, er hatte sich für die erste Nachtwache bereit erklärt. Denn zwar hatte er die Geschehnisse, beim Wettkampf mit Mai Lee vergessen, aber dem Abend hingegen, als es zu dunkel geworden war um die Steine zu sehen, wurde ihm wieder bewusst was schon jetzt alles vorgefallen war.

Er schaute verträumt in das Feuer und dachte daran, was wohl gerade seine Eltern machten, ob sie an ihn dachten und wie es seinem Bruder ging. Sein Bruder, der wahrscheinlich einzige Antrieb zum Reisen in dieser Karawane, denn im Grunde wollte er lieber wieder zurück. Nichts lief so, wie er es sich vorgestellt hatte, im Gegenteil, es lief genau so, wie es nicht hätte laufen sollen. Er machte die Reise nun nur noch mit, weil er endlich wissen wollte, was mit seinem Bruder passiert ist und wer ihm das angetan hatte. Arem hatte sich fest vorgenommen, sollte er denjenigen finden, dann würde er ihn…

Arem bekam einen Ellenbogen in die Seite gestochen.

“Woran denkst du grade?”

Mai Lee dreht ihren Kopf zu Arem und grinste leicht. Ihre Haaren vielen sanft über ihr Gesicht und wehte bei jeder kleinsten Brise mit dem Wind.

“Was willst du Selkie?” gab Arem entnervt von sich. Wenn es eins gab, was er jetzt nicht wollte, waren es die Sprüche von Mai Lee.

“Ich, ich wollte mich..” sie stotterte und senkte ihren Kopf. Sie schaute etwas unsicher zu Boden und versuchte dann ihren Satz weiterzuführen:

“Ich wollte mich wegen der Ohrfeige bei dir entschuldigen.”

Arem stand auf. Sie schaute zu ihm hoch. Seine Augen spiegelten das Feuer wieder und seine Mimik war ernst.

“Deine jämmerliche Entschuldigung kannst du dir schenken.”

Mai Lee erschrak.

“Solltest du es noch einmal wagen mich zu schlagen, dann helfe dir ein Chocobo.”

Dann wurde es still um die beiden.
 

Dachte sie wirklich ich würde diese Entschuldigung annehmen? Ich war mir sogar sicher, dass sie nicht einmal ernst gemeint war. Gut, ich hatte mich zwar zum Wettkampf hinreißen lassen, aber das ließ mich nicht die Ohrfeige vergessen. Ich kannte Mai Lee jetzt schon, seit ich klein war und wir haben uns seit damals immer nur gegenseitig aufgezogen. Doch so etwas hat sie nie getan, mich geschlagen und dann auch noch wegen diesem Ren. Ich wusste bei weitem nicht mehr was überhaupt los war. Ich stand auf und sagte ihr meine Meinung: “Deine jämmerliche Entschuldigung kannst du dir schenken.”

Jetzt fühlte man sich doch gleich viel besser. Doch auch sie stand auf und schaute mich an. Unsere Blicke trafen sich. Ich weiß, jeder würde jetzt etwas romantisches erwarten, aber ganz im Gegenteil, Mai Lee erlebte ein kleines Dejavù. Denn bevor sie noch einen weiteren Satz sagen konnte flog ein weiteres mal ein Speer an ihr vorbei.

Zur Notiz: Diesmal fing sie aber nicht an zu schreien.

“Argh! Was war denn das? Ich sagte, du sollst sie erschrecken und nicht gleich umbringen!”
 

Es war kalt und das Wasser im Fluss Belle plätscherte in gewohnter Lautstärke. Die drei dunklen Gestalten hockten jetzt bereits seit einigen Stunden hinter dem Gebüsch.

Ihre gegenüber hatten ein Lager aufgeschlagen und man sah das Lagerfeuer in der Mitte flackern. Sie tuschelten allesamt etwas und wurden dann von einem lauten Gespräch aus ihren Gespräch gerissen. Dies nahm die Größte der Gestalten zum Grund um aufzustehen.

“Sie sind abgelenkt und sind im perfekten Winkel. Wenn wir sie so überraschen werden die beiden komplett verwirrt da stehen.”

“Und wie geht’s dann weiter, kupo?”

“Da du dich ja schon in ihre Nähe geschlichen hast, wirst du, sobald er den Speer geworfen habe, zu dem Wagen rennen und die Lebensmittel klauen.”

“Ich sollte mich wegschleichen, kupo?”

Die große gestalt packte sich am Kopf. Dann nahm die mittlere Gestalt die kleine Runde Gestalt hoch.

“Dann fliegst du halt mit dem Speer mit. Hat so gut wie den selben Effekt.”

“Kupo!?”

Die mittlere Gestalt holte aus und warf erst den Speer und dann die kugelrunde Gestalt hinterher. Allerdings hatte sie nicht beachtet das der Kopf des Mädchen über dem das Ziel gewesen war sich während der Unterhaltung mitsamt dem Körper erhoben hatte. Der Speer verfehlte sein eigentlich Ziel, was in der derzeitigen Situation etwas dem Brustkorb des Mädchens entsprach und bohrte sich tief in die Felswand neben ihrem Kopf.

Die größte der Gestalten schreckte auf:

“Argh! Was war denn das? Ich sagte, du sollst sie erschrecken und nicht gleich umbringen!”

Dies sagte sie allerdings viel lauter als sie eigentlich wollte, sodass der Clavat Junge sich zu ihrer Richtung umdrehte.

“Ach, was soll Plan B: Offensiver Raubzug!”
 

Raubzug! Das war doch jetzt nicht möglich was sollte denn noch alles passieren?

Und überhaupt, wie viel Glück muss man haben um zweimal nicht von einem angeflogenen Speer getroffen zu werden?

Aber zurück zur Handlung.

Die zwei Gestalten, die ich am anderen Ufer erblickt hatte, schienen etwas verunsichert. Sie schienen sich gegenseitig etwas zu flüstern und tauchten dann hinter dem Busch ab. Ich schaute zu Mai Lee, die allerdings mit gesenktem Kopf da stand.

Mir kam es so vor, als würde sie gleich nach ihrem alles geliebten Ren schreien, aber sie riss sich zusammen.

“Es tut mir wirklich sehr Leid, was gerade passiert ist, aber der verpeilte alte Knacker Mee Gaji hat manchmal solche Anfälle.”

Die beiden Gestalten, die ich vorhin gesehen hatte standen jetzt auf unserer Seite des Ufers. Die größere war ein Mädchen, oder, wie man es sich nicht hätte anders denken können, ein Selkie Mädchen. Der Kleinere, war ein alter Mann der gebeugt nach vorne stand und so aussah, als ob er jeden Moment einschlafen würde. Beide waren mit Fell bekleidet, wie es sich nun mal für Selkie gehörte. Sie war nur knapp bekleidet und hatte Federn als Kopfschmuck. Sie sahen nicht wirklich so aus, als würden sie ein angenehmes Leben führen.

“Nun, wie dem auch sei ich bin Bal Kat und ich mache euch ein Angebot, ihr gebt uns eure Nahrungsmittel und wir lassen euch in ruhe. Abgemacht?”

Das war ja wohl die Höhe.

“Ihr glaubt ja wohl nicht, dass ich so einem ekligem Selkie…”

Ich wurde von einem lauten grollen unterbrochen. Ich wirbelte herum und hielt nach einem Monster Ausschau, aber dann entdecke ich, dass das Grollen von Mai Lee kam, die mittlerweile ihre Hände zu einer Faust geballt hatte.

“Ich bin heute wirklich nicht in der Stimmung mit euch zu spielen!” grummelte sie.

“Habt ihr noch nie etwas von dem Gesetz der Selkie gehört?”

Bei den gibt es so was wie Gesetze?

“Selkie beklauen sich nicht Gegenseitig. Klingels da irgendwo?”

Bal Kat ließ den Kopf schräg fallen und wedelte mit der linken Hand vor ihrem Gesicht.

“Schon gut Kleine, reg dich nicht so auf. Zeig mir, was dir gehört und wir werden das zurück lassen, okay?”

“Zur jetzigen Zeit gehört mir hier alles.”

Sie zog ein grauenvolles lächeln auf und knirschte mit den Zähnen.

“Ich zähle jetzt bis Drei, dann seit ihr hier verschwunden, oder ihr werdet meine Keule zu spüren bekommen.”

Bal Kat fuhr sich durch ihr rotes kurzes Haar.

“Eins!”

Ich schaute hinter mir und sah einen mir nicht bekannte Mogry.

“Zwei!”

“Das ist Mogrymillian. Er gehört auch zu uns!”

Sie zog ebenfalls ihre Keule.

“Drei!”

Ich nahm den blau-weiß gestreiften Mogry hoch rief Mai Lee zu, sie verstand, holte aus und traf den Mogry, wie ein Ball. Dieser flog in enormer Geschwindigkeit gegen die Streifenräuber die hinaus in die Dunkelheit des Flusses flogen.

Es ist wirklich schwer Actionszenen zu beschreiben.
 

Die ersten Sonnestrahlen schienen über die Hügel entlang dem Fluss Belle. Die Mitglieder der Karawane waren schon dabei ihre Schlafsäcke in den Wagen zu packen. Sie hatten beschlossen, nicht zu Frühstücken, da sie ihrem Ziel schon zu nahe waren um die Zeit zu verschwenden.

“Dafür werden wir heute Mittag aber ein wunderbares Mahl in Marl genießen, hoffe ich doch?” gähnte Maja etwas entnervt.

“Meinem Buch zufolge sollte wir, wen neu keinen Zwischenfall gibt heute Mittag in Marl ankommen.”

Die Karawane war bereit die reise fort zu führen und setzte sich in Bewegung.

Sie durchquerten die dunkle Flusshöhle und kamen an einem kleinen mit Gras bewachsenen Platz wieder heraus.

“Unglaublich schön!” Majas Augen blitzten auf.

Der Platz wurde von einem kleinen See abgeschlossen und ein Wasserfall der mit einer sanften Macht in den See stürzte zog einen großen Regenbogen. Weiter hinten war ein kleiner Weg zu entdecken, zu dem man über eine Furt im seichten Wasser gelangen konnte.

“Wenn wir diesen Weg entlang gehen kommen wir sofort zum Myrrhebaum.” sagte Seth mit großer Vorfreude und klappte sein Buch zu.

Mai Lee rannte los.

“Kommt Leute wir haben gleich den Tau, dann können wir ganz schnell nach Marl und die Sachen verkaufen!”

Sie erreichte soeben die Mitte des Platzes, als die Erde anfing zu beben.

Ren riss seine Augen weit auf.

“Komm sofort zurück!”

Arem schaut zum Wasserfall und erkannte jetzt eine Höhle hinter diesem. Aus der Höhle kam ein lautes Grollen. Dem Grollen folgten leuchtende Augen und diesen wiederum eine riesige Krabbe, die durch den Wasserfall vor Mai Lee sprang und ihre Schere nach ihr auswarf.

Mai Lee allerdings zog mutig ihre Keule.

“Aus deiner Schale mach ich noch gutes Geld mein Lieber.”

Sie sprang hoch holte aus und schlug auf die harte Schalte des Krustentieres.

Dieses ließ nur ein weiteres Grollen von sich und erwischte Mai Lee nun mit seiner Schwere. Diese wurde zum anderen Ende des Platzes geschleudert und lag nun bewusstlos dort.

Dann drehte sich die die Krabbe zu der Karawane um.

Ren war bereits los gerannt und wich den Attacken der Krabbe geschickt aus.

“Arem! Komm hilf mir. Ich werden Mai Lee in die Höhle bringen.”

Er wurde fast von der Schere erwischt. “Und du versucht sie aufzuhalten, wie ich es mache. Siehst du!”

Arem verzerrte erst die Mine, Ren war der letzte, von dem er Befehle erteilt bekommen wollte, aber als er Mai Lees regungslosen Körper sah zog er sein Schwert und machte sein Schild bereit. Er nickte zu Ren, der nun elegant über das Krustentier sprang und Mai Lee über seine Schultern legte. Arem war nun damit beschäftigt die Attacken der riesigen Krabbe abzuwehren. Er versuchte dies so zu machen, dass sie Ren und Mai Lee nicht entdeckte, doch dies war nicht so einfach. Ren war auf dem halben Weg zur Höhle, da ergab sich die Chance für Arem. Er holte aus und traf mit seinem Schwert die Schwere des Untiers. Diese zersplitterte in Kleinteile, vor den sich Arem mit seinem Eisenschild schützte. Doch Ren entließ einen Schrei.

Ein Scherenstück hatte sein Bein getroffen und steckte jetzt in diesem. Das Blut klaffte heraus doch er riss sich zusammen und schleppte sich mit letzter kraft wieder in die Höhle, bevor auch er zusammensank.

“Vereist es, dann können wir zeit gewinnen.” stotterte Ren zu Seth.

Dieser nickte entschlossen. Er übergab Maja den Kelch, hielt seinen langen breiten Arm vor seinen Helm und konzentrierte sich. Arem fühlte, wie die Luft sich vor ihm verkühlte. Eiskristalle erschienen und schlossen die Krabbe ein.

“Eis!” schrie Seth und die Kristalle setzten ihre Wirkung frei, welche aber nicht vereisend war. Die Krabbe verlor buchstäblich ihren Kopf und rannte nun wild über die Ebene, wobei sie fast Arem überrannt hätte.

“Was macht ihr da?” schrie er verzweifelt.

“Ich kann sie nicht vereisen, sie ist zu groß!” schrie Seth ihn verängstigt zurück.

Ein weitere Fehlschlag hätte sich Seth nicht leisten können, denn dann hätte er wahrscheinlich die Aufmerksamkeit der Krabbe auf sich gelockt.

Es schien aussichtslos.
 

Was machten die da, nicht das ich nicht mit diesem Krustentier schon genug Probleme hätte, jetzt sprengten sie auch noch den Kopf weg.

Ich musste aufpassen das ich nicht von diesem Koloss erwischt werden würden.

Was konnten wir nur tun, warum half Ren nicht. Zwar hasste ich ihn, aber…

Warum hasste ich ihn eigentlich noch mal? Natürlich, er war so Eiskalt zu mir, er verspottete mich und kämpfte unehrenvoll. Diese Kälte beim Kampf…. Kälte…

Da kam mir die Idee.

“Seth konzentrier doch auf mein Schwert, wir versuchen eine Kombination okay?”

“Bist du sicher, dass das klappt?”

“Nein, aber mehr als sterben kann ich nicht mehr!”

Die Krabbe rauschte ein weiteres mal an mir vorbei. Ich wartete noch ein wenig, dann war sie weit genug von mir entfernt. Meine Kraft konzentrierte ich in mein Schwert und bereitete mich zu einem Sprung vor, kurz bevor ich bereit war spürte ich Seth in meiner Nähe, oder zumindest seine Kraft,. Diese durchströmte mein Sschwert und ich wartete nur noch bis Seth bereit war.

“Eis-!” schrei er.”

Ich sprang los holte aus.

“-hieb!” und traf die die Krabbe in ihrer Mitte. Sie vereiste und zersprang sofort in zwei Teile.

Ich sank auf die Knie und atmete schwer. Dieser Angriff kostete immerhin eine Menge Kraft, das kannst du dir gar nicht vorstellen.
 

Tagebucheintrag Ende.
 

Maja hatte die beiden verletzten bereits auf den Wagen gehoben. Sie führte das Zugtier jetzt aus dem laufen an. Und folgte Seth und Arem über die Furt.

Beim vorbeigehen an der vereisten halben Krabbe trat sie einmal gegen den Eisblock.

“Nimm das! Dafür das du Mai Lee und Ren verletzt hast.”

Ein bereits wieder aufgetautes Bein zuckte noch einmal und ließ Maja aufschreien.

“Seid ihr sicher, dass das Viech schon tot ist?”

“Natürlich”, antwortete Arem lässig und warf die Arme hinter den Kopf, “das sind nur die letzten Zuckungen:” Dann grinste er.

“Du hältst dich wohl für ganz toll, weil du das Ding erledigt hast, he?”

“Ich halte mich nicht dafür, ich bin es!”

Maja antwortete nicht mehr. Sie hatten die Furt überquert und sahen nun links im die Ecke die großen Palisadentore. Rechts herum Neben dem Wasserfall stand der Myrrhebaum. Er glänzte in einem grün-blauen Schimmer und sah sehr alt aus.

Seth, der mittlerweile wieder den Kelch trug trat vor und stellte diesen auf den Sockel vor dem Baum. Der Kristall blitzte auf und synchron mit ihm der Baum. Flimmernde Lichter umkreisten das Gebiet um den Baum herum und ließen ein angenehmes Lied von sich. Dann strahlten noch einmal die herunter hängende Spitze des Baumes auf und ließ ein Tropfen des Taus fallen. Dieser floss durch den Kristall in den Kelch und füllte ihn zu einem Drittel.

Die drei waren fasziniert von dem Spektakel, das so schnell es gekommen auch wieder gegangen war.

“Schade, dass Mai Lee und Ren das nicht sehen konnten.” sagte Maja geknickt.

“Ach das werden sie schon noch früh genug.” sagte Seth und klopfte ihr auf die Schulter.

“Sie sagen, dass grauenvolle Kreaturen entlang des wunderschönen Flusses hausen.

Doch niemand hat sie je gesehen.

Einmal fragte ich einen Mann Warum?

Und er antwortete einfach:

Weil jeder, der hier vorbei kommt einfach gefressen wird

Aber es ist lange her seitdem man hier jemanden antraf,

Denn heute benutzen die Leuten einen anderen Weg.

Weit abseits von diesem gespenstischen Pfad.

Nur wir benutzen noch den alten Weg, die Reisenden, der Kristall-Karawane.”

Ein Mahl in Marl

Tagebucheintrag 3:

Ein Mahl in Marl
 

Die Sonne hatte soeben ihren höchsten Punkt erreicht und wärmte meinen Körper mit ihrer Wärme. Die Straße, die wir nahmen war leicht zu passieren, denn sie war gut gepflastert. Das einzige was mir wirklich nicht gut bekam war der unglaubliche Hunger, der mich mit großen Schmerzen quälte. Kein wunder, mein Magen bekam ja an diesem Morgen nichts, ganz im Gegenteil, ich durfte Held spielen.

Wie es den beiden verletzten ging? Nun ja, Mai Lee war aus ihrem theatralischen Ohnmachtsanfall wieder erwacht, war aber noch nicht in der Lage den Wagen zu verlassen, da sie sich um die Verletzung von Ren kümmern musste.

“Der arme hat furchtbare Schmerzen. Siehst du das denn nicht?”

Sagte sie zu mir, als ich sie bat ihn doch bitte allein zu lassen. Denn diese Schmerzen kamen nicht von der Wunde, sonder von ihr. Sie war nämlich darauf aus ihm alle zwei Meter neuen Verband anzulegen und Mai Lee hielt es auch nicht für nötig auf seine Klageschrei zu hören. Er tat mir schon fast ein wenig Leid, aber eben nur fast.

Somit war unsere Reise zur Stadt Marl von schrecklichen Schmerzensschreien und Mai Lee´s fürsorglichen Zusprüchen gepflastert.
 

Sicher, dass es geklappt? Ich sehe keine Veränderungen.
 

Wie oft soll ich mir noch eure dümmlichen Fragen anhören. Geduldet euch und spielt einwenig.
 

Die Karawane knarrte mir ihrem großen Wagen die Straße entlang zur Stadt Marl. Die Stimmung war trotz eines Verletzten sehr locker. Jeder außer Mai Lee und Ren hielten ihre Position. Sie schwiegen allesamt und ließen sich von der Sonne wärmen. Für sie schien es so, als würde das Wetter eine Siegesfeier für ihren ersten bestandenen Kampf halten. Sie waren zu frieden mit sich selbst und waren wieder frisch motiviert für ihr nächstes Ziel. Doch auch trieb sie ein weiterer Faktor an: Der Hunger. Denn niemand traute sich wirklich zu fragen, ob sie denn nicht wenigstens Mittag halten wollten. Einige Kilometer weiter, hatten drei Personen das selbe Problem.

“Ich sehe es nicht ein hier zu warten, bis die nächsten Karawane kommt! Ich habe einen riesigen Hunger!”

Murrte die Frauenstimme.

“Wir können mal loslaufen und eine suchen, an die wir uns hängen können, kupo!”

“Solltest du es noch nicht bemerkt haben, mein Lieber.” Die Selkiedame bückte sich runter zu dem Mogry, ”du bist hier der einzige, der in Miasma überleben kann. Außerdem sind wir nur wegen dir in diese Lage gekommen!”

Bal Kat verpasste dem Mogry einen Klaps, sodass das Mogrymilian umfiel.

“Warum bleiben wir nicht einfach hier ?” der alte Mann hatte sich gegen den Myrrhebaum gelegt.

“Wir haben doch genug Zeit und es lässt sich bestimmt bald eine neue…”

Den Satz vollendete er nicht mehr, da er eingeschlafen war.

“Sicher, dass wir genug Zeit haben?” sie hustete ein wenig.

“Es scheint mir so, als ob die Luft hier etwas dünn wird.”
 

“Komm schon. Schneller kannst du nicht?”

Der Wagen der Karawane blieb stehen, so schlagartig, dass man hörte, wie Mai Lee sich den Kopf anstieß.

Seth schaut in die Richtung aus der die weibliche Stimme kam. Hinter einem größeren Grashügel erschien nun ein Selkiemädchen mit einem Kelch in den Armen. Sie hatte blaue hochgesteckte Haare und war ähnlich wie Mai Lee angezogen. Als sie die Karawane entdeckt hatte blieb sie stehen und fing an zu winken.

“Hey! Ihr das unten. Wartet doch mal.”

Arem ließ den Kopf in die Hände fallen.

“Oh toll, eine Selkie. Bitte verstaut alles wichtige im Wagen. Ach nein, darin ist ja auch eine…” murmelte er leise. Doch Seth hatte dies gehört und ließ ihm ein kleines Kopfschütteln zukommen.

Sie drehte sich mit dem Rücken zur Tipa Karawane und es schien, als ob sie mit jemanden reden würde.

“Jetzt beeile dich doch mal. Ich hab hier ein paar Leute gefunden.”

Hinter dem Grasshügel kam nun auch ein Selkiejunge zum Vorschein. Sein Haar war wunderbar blond und war etwa schulterlang und zottelig. Auch er trug Fellkleidung allerdings mehr als seine Begleiterin.

“Hallo Freunde!” rief er zu den Kämpfer runter.

“Noch ein Selkie? Hier muss irgendwo ein Nest sein.”

“Wir haben ja schon seit einer halben Ewigkeit keine Karawane mehr getroffen.”

Sagte das Selkiemädchen, zog ihren Gefährten am Arm und riss ihn mit sich den Hügel hinunter bis beide neben der Karawane standen.

“Hiho!” sie hob die Hand zur Begrüßung hoch, was ihr Begleiter gleich tat.

“Ich heiße Sera Bell und das ist mein Diener Kaie Dorant!”

Kaie war auf einmal etwas verwundert: “Eh? Seit wann bin ich dein Diener!”

“Wer von uns beiden trägt den Kelch?”

Kaie schaute auf den Kelch, der in seinen Händen lag. Er ließ nur einen Seufzer los.

“Also…”

Arem versuchte sich einfach unbemerkt aus der bald anstehenden Unterhaltung auszuklinken, was ihm allerdings nicht gelang, da Sera ein Auge auf ihn geworfen hatte.

“Aber Hallo, was haben wir denn da.”

Sie flitzte zu Arem herüber.

“Einen so niedlichen Clavat habe ich ja noch nie gesehen.”

Arem wurde leicht rot, versuchte sich das aber nicht anmerken zu lassen.

“Um ehrlich zu sein” ,Kaie lud sich in die Situation ein, “hat sie seit unserer Abreise noch keinen einzigen Clavat gesehen, aber das nur so am Rande.”

Er sprach mit einem lustlosen Ton und es hörte sich so an als würde er der momentanen Situation genervt gegenüberstehen, was er auch aller Wahrscheinlichkeit tat.

“Was habt ihr beide hier verloren?” fragte Seth vorsichtig, denn irgendwie schien beide Selkie sich auf Arem gefestigt zu haben.

Kaie raunte ihn nur von der Seite an: ”Wonach sehen wir wohl aus? Richtig, nach einer Karawane, was wohl unschwer an diesem Kelch erkennbar ist…”

“Aber seid ihr beide nicht ein bischen wenig Leute für eine…”

Doch Seth wurde unterbrochen, von einer weiteren Mädchenstimme, die von Mai Lee.

“Bis jetzt war ich tolerant, aber Jungs: Was macht ihr da draußen?”

Sie steckt sprang aus dem hölzernen Wagen und stand vor Sera.

“Wer ist denn das, bitte?”

“Eine…”, wollte Arem antworten.

“Ich heiße Sera Bell und du ,meine Liebe?”

“Ich heiße Mai Lee.”

“Ich ehm…” Arem versuchte ein weiteres Mal Wort zu ergreifen.

“Arem, könntest du dich für einen kurzen Moment einmal aus den Angelegenheiten anderer Rassen raushalten? Danke.”

“Nun, wie dem auch sei ”,führte Sera Bell das Gespräch eifrig fort, denn sie schien gefallen daran zu haben sich endlich wieder mit anderen Leuten unterhalten zu können als Kaie, “ihr seid doch sicherlich auf dem Weg nach Marl?”

Sie richtete sich an den Rest der Karawane und schien Mai Lee und Arem auf einmal gar nicht mehr zu beachten. Seth nickte und gab Maja ein Handzeichen, welches ihr andeutete den hölzernen Karawanenwagen wieder in fahrt zu setzen. Mit einem lauten knarren tat dieser seine Pflicht und wurde mit einem leisen stöhnen des Zugtieres weiter angetrieben.

Der Himmel hatte mittlerweile einen leicht violetten Ton angenommen, was an den Wolken lag, die das Miasma in sich aufnahmen. Ein leichter Wind zog auf und ließ die Stimmung der Karawane mit ihrem Neuzugang in eine Entspannende überlaufen. Die redegewandte Sera Bell unterhielt die Karawane eifrig mit den neusten News aus aller Welt auch wenn niemand so recht glaube, dass diese auf einer wahren Begebenheit basierten. Mai Lee war während der Fahrt wieder in den Wagen gestiegen um sich um den noch immer schlafenden Ren zu kümmern.

Der Weg auf dem die Karawane fuhr wurde mit der Zeit uneben und es war schließlich kaum noch von den hügeligen Seiten links und rechts des Weges zu unterscheiden.

“Wir kommen wohl näher.” sagte Sera Bell in einem gleichgültigen Ton. Sie hatte sich kurz selber unterbrochen während sie eifrig darüber berichtete, wie eine gewisse Selkiedame sich beim Versuch Miasma im Glas als ein besonderes Gewürz für gebraten Fisch zu verkaufen fast selbst umgebracht hätte, weil sie am ende so von ihrem “Produkt” überzeugt war, dass sie es den Leuten beweisen wollte. Sie wollte grad ihre Geschichte fortsetzen, als sie unterbrochen wurde. Seth hatte, so schien es, als einziger ihre Aussage richtig wahr genommen und stellte nun die unvermeidliche Frage:

“Wem nähern wir denn uns. Meines Wissens liegt Marl noch einen ganzen Tagesmarsch entfernt.”

Er beachtet die entsetzte Reaktion von Maja gar nicht, die jedem sagte: >Was? Einen ganzen Tagesmarsch!?< und sah in das etwas belustigte Gesicht von Sera Bell.

“Wir nähern uns dem Miasmastrom, aber das hattet ihr sicherlich nur -”

“Dem was?” unterbrach Maja.

“Dem Miasmastrom, der die Gegend von Tipa und Fluss Belle von Marl trennt. Sagt bloß das wusstet ihr nicht?”

“Um ehrlich zu sein…” sagten Maja und Arem im Chor und blickten Seth mit einer erwartungsvollen Miene an. Dieser versuchte sofort die Sache wieder hinzubiegen.

“Nun, ich wollte euch einfach nicht beunruhigen und dachte-” erst jetzt schien im klar zu werden, dass er sehr wohl die Miasmaströmungen kannte und viel Gefährliches darüber gelesen hatte.

“Ich dachte, mir, dass euch sicher eine Überraschung gut tun würde.” log er zu Ende.

Arem und Maja schienen mit dieser Antwort nicht zufrieden aber ließen ab und nahmen hin, was er sagte, denn Sera Bell übernahm nun den Job Seth ´s.

“Nun, wie ihr ja wisst ist unsere ganze Welt von Miasma verdeckt und an ganz besonderen Gebieten entstanden ungeheure Miasmakonzentrationen. Diese Gebiete erzeugten eine Strömung in der das Miasma eine ungeheure macht angenommen hat. Es ist für jeden Abenteurer schwer hindurch zukommen und es ist auch sehr gefährlich. Bereits viele sind dort gefallen, weil die Kräfte, die dort auf einen einwirken zu stark für sie waren. Es wird also in den nächsten Momenten ungeheuer aufregend da-”

Doch sie konnte nicht weiter sprechen, da Kaie Dorant ihr vor den Mund fasste.

“Macht euch keine Sorgen” ,sagte er in einem gelangweilten Ton um die besorgen Gesichter von Arem und Maja zu beruhigen, “Sie neigt oft zu dramatischen Anfällen. Einmal hat sie behauptet man würde beim Kontakt mit Miasma sofort zerfressen werden und hat dies auch sehr eindeutig nachgespielt. Ihr könnt es euch ja denken.

Nun, der Miasmastrom ist zwar nichts Ungefährliches, aber das ist eure Reise ja an sich nicht und diese “Kräfte”, wie Sera sie nannte ist nur der Druck der durch das stärker werdende Schutzschild erzeugt wird. Hat nichts großartiges mit höherer Magie zutun nur durch die größere Dichte des Schutzschildes wird die saubere Luft-”

Sera hatte sich von ihrer Maulsperre befreit und unterbrach Kaie.

“Also meine Geschichte war irgendwie besser.” maulte sie Kaie an, der nur ein seufzen von sich gab.

“Wir sind wohl da, wie es aussieht!”
 

Sera Bell gefiel mir, seit sie zu uns gestoßen war, immer weniger. Sie war hektisch, übergedreht und einfach nur von nerviger Natur. Eben der typische Selkie. Mir gefiel Kaie mehr, denn er war ruhig und ich hatte ihn einmal fast vergessen, hätte er nicht Sera bei ihrem Vortrag über den Miasmastrom unterbrochen. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie er es mit ihr aushalten kann. Ich bin mir irgendwie sicher, dass er in seinen ruhigen Momenten Pläne schmiedet, wie er sie am besten von der nächsten Klippe schubsen könnte. Oder wahrscheinlich hätte das der Rest der Karawane schon freiwillig getan. Meine Fantasie spielt mal wieder bei mir verrückt, tut mir leid.

Also, wir hatten nun mittlerweile den Miasmastrom im Blick, oder so schien es zumindest, denn ich konnte mir nicht erklären, was eine schwarz dunkel violette Wand mitten in der Gegend zu suchen hatte. Außerdem hatte sich die Windstärker von sanften Brisen zu einem heftigen Dauerwindzug entwickelt. Ich hasste es zwar bei solchem Wetter zu wandern, aber der Wind ließ wenigstens die Stimme von Sera Bell nicht mehr ganz zu laut herausstechen. Ich fragte mich warum keiner etwas sagte und wartete noch bis wir einige Meter von der dunklen Gaswolke entfernt waren. Wenn ich in diesem Moment nichts gesagt hätte, so bin ich mir sicher wären wir sicherlich geradewegs durchgerannt ohne es mitzukriegen.

“Wir sind wohl da, wie es aussieht!”

Diese Aussage ließ die Karawane wieder schlagartig still stehen, nur Sera Bell lief heiter weiter und merkte erst beim angrenzen des Kristallschutzschildes, dass sie ihre Luft gleich dünner werden würde. Schöne formulieren dafür, dass sie in ihren sicheren Tod gelaufen wäre, oder?

Sie warf der Karawane einen überraschten Blick zu und ließ ein kühles: “Habt ihr etwa Angst?” los. Diese Selkiedame war verdammt frech und so langsam erinnerte sie mich mehr und mehr an Mai Lee. Ich wollte ihr gegen kontern doch bevor ich das Wort ergreifen konnte versuchte Maja den kurzen Stopp zu erklären.

“Das ist unser erstes Mal, weißt du, wir sind neu und…” sie stockte kurz und sah in die violette Gaswolke, die weder Licht noch eine Sicht ,auf das was hinter ihr lag, zuließ. “Man macht sich darin aber nicht schmutzig, oder?”

Sera Bell sah sie verdutzt an und schüttelte nur leicht den Kopf.

“Wenn ihr sonst keine Probleme habt.” fügte Kaie noch hinzu.

Maja schien allerdings kein Schamgefühl zu empfinden und sah ihre Frage als gerechtfertigt. Ich selbst konnte es nun nicht mehr abwarten, denn ich wollte wissen, was diese Gaswand hinter ihrem dichten Nebel verbarg.

Ich forderte Maja auf den Wagen wieder in Bewegung zu setzen, Seth schien nichts dagegen zu haben, denn er ging einfach weiter und verschwand schließlich mit Sera Bell und unserem Kelch in der Gaswand. Als auch ich nun vor ihr stand, neben mir der Wagen schon halb im Miasmastrom eingetaucht, wurde mir mulmig. Dann merkte ich eine Hand auf meiner Schulter, von der ich mir nicht erklären konnte, woher sie kam. Erst als ich mich nach ihrem Besitzer umdrehte sah ich Kaie, der mir jetzt direkt in die Augen schaute. Ich merkte erst jetzt, wie sympathisch er mir war. Er war fiel älter als ich und schien genau zu wissen was gerade in mir vorging. Wobei ich mir selber nicht mehr sicher bin was das genau war.

“Mach dir mal keine Sorgen, alter. Wir haben sogar zwei Kelche. Das wird uns keinesfalls umhauen.”

Dann lächelte er. Ich glaube, dass war das erste mal, dass ich einen Selkie sympathisch fand. Wie dem auch sei, er ließ mich weiter gehen und selbst wenn ich wusste das es nicht möglich war, schien ich die Wand dieser Gasmenge regelrecht zu spüren. Als ich nun in dem Strom stand, überkam mich eine Flutwelle an Gefühlen. Ich schien auch nicht der einzige zu sein, dem es so ging, denn abermals machte unsere Karawane halt und schien nun komplett von diesem Spektakel eingeschüchtert, wie gleichermaßen überwältigt und fasziniert. Dieser Ort an dem wir uns befanden, schien wie eine andere Welt. Nichts erinnerte an das Grün was uns draußen noch selbst vor dieser Gaswand begleitete. Hier herrschte ein eine undefinierbare Helligkeit. Es war zwar dunkel, aber man konnte alles sehen. Die Luft war dünner geworden und selbst Mai Lee, so entdeckte ich im Augenwinkel, war aus dem Wagen gestiegen um sich alles anzusehen. Der Weg, der uns nun durch den Strom führen würde, war eng und kam eher einem schmalen Übergang gleich. Es sah so aus hätte sich das Miasma, welches an diesem Ort wie eine gewaltige Schlange durch einen dichten Nebel zog, in die Erde hinein gefressen. An den Seiten des Weges, dessen Abgrund tief war und sichtlich kein Ende nahm, fielen glitzernde Partikel herunter. Diese Gegend in ihrem violetten und giftigen Ton zeigte uns allen, welche Kraft das Miasma doch auf unsere Welt hatte.

Tagebucheintrag Ende.
 

Die Karawane blieb ein weiteres Mal stehen und begutachtete die Vorgehen in diesem Miasmastrom. Ihre Gesichter waren allesamt ernst und schienen doch leicht verängstigt zu sein. Alle außer Sera Bell ´s, die nun wieder einmal warten musste.

“Faszinierend nicht? Aber könnten wir jetzt bitte weiter gehen? Ich wollte eigentlich noch vor Untergang der Sonne auf die andere Seite dieses Stroms gelangen. Also Bitte” Sie machte eine Bewegung mit ihren Händen, die die Karawane antreiben sollte. Diese Bewegung tat ihre Wirkung, denn ein lautes Knarren war zu vernehmen, welches dem Rest klar machte, dass die Reise nun weiter geht, Mai Lee blieb nun außerhalb des Wagens, als hätte sie Ren vergessen. Diesen störte es aber nicht, denn endlich hatte er seine Ruhe. Sie mussten nun im Gänsemarsch gehen um nicht in den Abgrund zu fallen und der Karawanenwagen passte nur knapp auf dem abgefressenen Weg fahren. Maja schien stark konzentriert, denn wenn sie nur einen Fehler gemacht hätte währe sie mitsamt des Wagens in das grausame Nichts gefallen.

Um sie herum war nun ein blau-weißes Flackern zu vernehmen. Doch bevor einer der Krieger aus Tipa eine Frage stellen konnte, fing Sera Bell an zu erklären. Die hintersten beiden, Arem mit Kaie mussten angestrengt zuhören, denn hier herrschte ein ohrenbetäubendes Dröhnen. Es war dem von Wind ähnlich nur klang aus diesem eine Art Wehklagend hervor. Es kam einem so vor, als würde diese Gegend leiden.

“Das ist nur das Schutzschild. Jetzt kann man mal klar erkennen, wie weit dieser Radius doch reicht.” Sie zeichnete die flackernde Wand die sie hauchdünn wie eine Kuppel umgab mit ihrem Zeigefinger nach.

“Und jetzt aufpassen, jetzt wird’s interessant!”

Die Karawane hatte sich der Strömung genähert. Sie ließ das Miasma fast flüssig aussehen und hatte einen Effekt, mit denen keiner der Anwesenden, außer Sera Bell und Kaie Dorant gerechnet hatten. Sie waren zwar noch einige Schritte von dieser Miasmaröhre entfernt, aber ihre Ankunft schien unerwünscht zu sein. Das Schutzschild beider Kelch flammte einmal kurz auf, ließ ein klirren erläuten und stieß die Karawanenmitglieder nach hinten. Sie konnten sich grade noch auf den Füßen halten, doch Sera Bell musste den überraschten Seth fassen, damit er nicht weiter nach hinten geschoben wurde und sie aus dem Radius des Schutzes hinaus glitt.

“Ihr müsst euch ein wenig anstrengen. Wir stoßen uns ein bisschen von dem Miasma ab. Also, den Kelch gut festhalten und immer schön langsame und feste Schritte machen.” schrie sie allen zu, während sie Seth wieder an sich heran zog.

Doch das war leichter gesagt, als getan, denn je weiter sie in diesen Strom eintauchten desto heftiger wurden die Kräfte, die auf sie eindrangen.

“Gleich!” schrie Sera Bell und kurz darauf erklang ein weiteres klingendes und helles Geräusch, der Druck auf die Krieger war verschwunden und das Schutzschild war nun deutlich sichtbar, wie eines Wand aus leuchtendem Wasser um sie herum.

Sie befanden sich in der Mitte und somit im dichtesten Teil des Stroms.

“Aber hier wird’s nur noch ein Kinderspiel. Sobald wir weiter gehen wird der Druck uns eine Art Rückenwind geben, der uns in Windeseile hier raus katapultiert. Ihr müsst nur aufpassen, dass ihr nicht hier runterrutscht.”

Und kurz nach ihrer Ansage geschah es auch, sie hatten sich nur einige Zentimeter vom inneren des Strom entfernt, da spürten sie einen gewaltigen Druck in ihrem Rücken. Das Zugtier des Wagens heulte einmal laut auf und ließ sich vom Druck über den Weg tragen. Selbiges taten ihm die laufenden Kämpfer gleich. Arem musste aufpassen, dass ihm nicht die Füße weggerissen werden, aber es war trotzdem auf eine gewisse Art entspannend nicht selbst laufen zu müssen. Er erinnerte sich, wie er damals als kleines Kind auf den hohen Klippen von Tipa stellte und sich gegen den starken Wind lehnte. Nur hier war es um einige Stufen stärker.

Sie wurde eine ganze weile gestoßen, bis sie auf einmal wieder standen.

Ohne weitere Worte zu verlieren ging Sera Bell durch den Nebel und verschwand plötzlich. So auch der Rest der Karawane die nun ihren ersten Miasmastrom durchquert hatte.

Arem der sich an die Helligkeit der nun scheinenden Sonne wieder gewöhnen musste stolperte fast, als er bemerkte, dass der Weg dem sie nun folgten mit hellen weißen Steinen gepflastert war. Das Land hier war nicht hügelig wie vor dem Miasmastrom. Es erstreckten sich weite grüne Graslandschaften und inmitten ein breiter Weg auf dem nun sie fuhren. Die Reise von dort an, war nach wie vor. Sera Bell plapperte eifrig ihre Geschichten, die gut zur Unterhaltung der Karawane dienten, aber keinesfalls der Wahrheit entsprachen. Die Reise verlief langwierig und als die Dämmerung eintrat beschlossen die Krieger an einem schönen Platz (soweit das bei der Ähnlichkeit des Weges möglich war) ihr Lager aufzuschlagen. Sera Bell unterhielt sie eifrig und durch ihr enormes Gerede wurde sie selbst sowie ihre Zuhörer, die mittlerweile in ihren Schlafsäcken lagen müde und konnte trotz dem Schrecken des Miasmastrom gut einschlafen..

Arem träumte und das was er träumte schien ihm so real, zu real. Er stand dort, alleine auf dem Feld. Nirgends ein Kelch in Sicht und er geriet in Panik. Er wusste, dass ihm die Luft nicht bekam, die mit Miasma getränkt war. Er suchte nach dem Lagerplatz seiner Freunde, doch das Feuer, wo war es. War er im Schlaf aufgestanden? Wie ist er hier hin gekommen und wo war er?

“Was machen wir jetzt mit ihm?” ein dunkle Stimme war zu hören.

“Ich verstehe gar nicht, warum er uns ihn hierher gebracht hat.” sagte eine weibliche Stimme, die kalt und arrogant klang.

Arem wirbelte umher aber sah nichts.

“Wie lange wird er es wohl durchhalten?” sagte die dunkle Stimme. Arem bekam es mit der Angst zutun, er wollte sprechen, fragen, wer sie seien und wo sie sind, aber er brachte keinen Ton raus. Er schmeckte das Miasma, diesen giftigen Geschmack und er musste husten.

“Sehr empfindlich, muss ich zugeben. Würdest du ihn jetzt von seinen “Qualen“ erlösen?”

Arem merkte wie sich ihm jemand näherte. “Von den Qualen erlösen?” was hieß das? Wollten sie ihn töten? Er schaute sich noch einmal um und plötzlich stand eine große Gestalt vor ihm. Sie war in einem schwarzen Gewand gekleidet. Zumindest sah es in der Dunkelheit so aus. Ihr Gesicht konnte Arem nicht erkennen, aber er sah, dass die Gestalt, wer auch immer es war, sehr lange Haare hatte, und er sah, dass diese gestalt ihre Finger hob und mit der rechten Hand einmal schnipste. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er baumelte auf den Boden.

Er wachte keuchend auf. Er war nass geschwitzt und spürte, dass immer noch ein unbekannter Geschmack in seinem Mund war. Er bekam noch immer kaum Luft, merkte aber, dass es nicht das Miasma war. Als er die Augen öffnete und sich umsah, war er von dunklem Qualm umgeben.

“Oh!” ,schrie eine laute piepsige Stimme, die nur von Maja kommen konnte, “Das tut mir jetzt leid Arem. Das wollte ich jetzt nicht, aber das Feuer brannte noch etwas

und-”

“Das gibt es ja wohl nicht!” ,donnerte Seths Stimme, “Die haben unser ganzes Essen geklaut!”

“Wie die haben unser ganzes Essen geklaut?”

“So wie ich es sag, Maja. Nichts übrig gelassen, diese Diebe.” ,Seth stockte kurz, “Jetzt nichts gegen dich Mai Lee, aber das ist wirklich frech.”

Arem war erst jetzt wieder beim vollen Bewusstsein. Dieser Traum, wenn er denn nun einer gewesen sein sollte, spukte ihm noch immer im Kopf herum. Er stellte sich auf und merkte, dass seine Schlafkleidung noch immer sehr nass von seinem Schweiß war.

“Ich geh mich kurz umziehen…” sagte er müde, als er vorbei an Mai Lee und Seth schritt, die nun vor dem Wagen saßen und mit Maja überlegten, woher sie denn jetzt Essen kriegen sollten. Sie schienen ihn gar nicht richtig wahrzunehmen.

Er zog sich schnell um und versuchte durch seine hastigen Bewegung endlich wieder klar im Kopf zu werden. Er bemerkt erst, als er über etwas stolperte, dass Ren ja noch in diesem Wagen lag. Er schlief tief und es schien ihm allmählich besser zu gehen. Sein Verband war zwar immer noch mit roten Flecken versehn, aber sein Körper und sein Gesicht hatten wieder Farbe angenommen.

“Wenn du da so liegst, könnte man fast meinen, du wärst ein netter Kerl.” murmelte Arem vor sich hin und verließ den Wagen in seiner Kampfkleidung. Die frische Luft und die Kleidung taten ihm gut und er fühlte, wie seine Lebensgeister wieder zu ihm kamen.

“Und? Was gibt’s zu Essen.”

Stille trat ein. Mai Lee ließ einen sarkastischen Lacher los und stampfte auf ihn zu.

“Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?” fragte sie ihn.

“Wieso denn?”

“Ist dir zufällig der enorme Platz in unsere Wagen aufgefallen?”

Er erinnerte sich. Das letzte mal, als er in den Wagen schaute, war kaum Platz darin. Mai Lee und Ren nahmen mit dem Proviant und dem Gepäck der Krieger den gesamten Stauraum des Wagens ein. Jetzt aber, wo er gerade sich darin umzog, Ren aber noch immer darin lag, wurde ihm klar, dass etwas gefehlt hatte.

“Na, klingels bei dir?” fragte sie ihn entnervt.

“Wo ist unser Essen?”

“Gestohlen” ,antwortete Seth bevor Mai Lee, die Wut entbrannt über die Unwissenheit ihres Gefährten förmlich explodierte, ihn anschreien konnte, “Sera Bell und Kaie Dorant müssen heute morgen, ziemlich früh sogar, aufgebrochen sein und dachten wohl, dass wir ein Selbstbedienungsladen wären. Sie haben uns alles weggenommen.”

Arem schaute verdutzt in die Runde.

“Das ist ja so typisch für euch Selkie. Ihr beklaut euch jetzt sogar schon gegenseitig? Echt arm nenn ich das.”

Seth merkte, dass er vielleicht besser hätte lügen sollen, denn er wusste genau, dass er somit wieder den Hass von Arem gegenüber den Selkie entfacht hatte. Er hatte zwar gehofft, bis sie in Marl waren ohne Streit auszukommen, aber das war anscheinend mit Mai Lee und Arem nicht möglich, denn das Selkiemädchen, war keinesfalls ein Wesen, dass sich gerne beleidigen ließ.

“Ich würde mal mein vorlautes Mundwerk halten, Engelchen! Immerhin haben sie uns durch den Miasmastrom geführt, sie haben sich also sozusagen, dass Essen auch verdient!”

“Das glaubst du ja wohl selber nicht!”

Das tat sie auch nicht, aber aus purem Trotz verharrte sie darauf, dass sie rechtmäßig das Essen genommen hatten. Sie musste sich zwar zusammenreißen, denn selbst sie hatte allmählich Hunger bekommen, als die Sonne fast Senkrecht zu ihnen Stand und sie schon seit einiger Zeit weiter gelaufen waren.

Gegen Nachmittag war dann endlich die Rettung der halb verhungerten Karawane in Sicht. Der Weg wurde steiler und führte sie auf einen großen Hügel. Als sie diesen bestiegen hatten, sahen sie auf ein großes Gebirge. Die Felsmauern schienen in einen blauen Kristall überzugehen, der um einiges größer war, als der von Tipa. Die Stadt Marl aber selbst war um einiges kleiner. In der Stadt schien ein gemächliches treiben und als sie ihren Wagen vor der Stadtmitte abstellten, dort wo schon zwei andere Wagen standen, schien keiner zu bemerken, dass Neuzugänge in der Stadt waren.

Eine Frau lief mit einem Korb voller Nahrungsmittel an ihnen vorbei. Der Schmied der Stadt schien damit beschäftigt seinem Pferd zu sagen, dass es doch endlich mal das Material weiterschleppen sollte und am Kristall selbst, der die Stadt in einem warmen Ton glänzen ließ, stand ein großer Mann, auffällig weiß gekleidet und unterhielt ein paar Kinder mit Geschichten, die Arem von der Entfernung allerdings nicht hören konnte.

“Na ,wenn das nicht die Karawane aus Tipa ist!” sagte eine freundliche Stimme. Maja Seth und Arem drehten sich um, Mai Lee hielt ihre Augen auf den Wagen, indem Ren noch immer lag. Die Stimme entpuppte sich als die eines Liltys, der mit seinen kurzen Armen nach den Kriegern der Karawane winkte und sie zu sich holte.

“Man hat mir einen Brief über die Mogry-Post zukommen lassen, das ihr hier bald auftauchen würdet.”

Alle drei sahen sich verwundert an.

“Und welcher Absender?” fragte Seth.

“War nicht mit dabei, aber wer auch immer es war, er wird wohl recht gehabt haben. Ihr seid hier.”

Der Lilty lud sie zu sich nach Hause ein. In ein großes altes Fachwerkhaus, von dem man sich nicht hätte vorstellen können, dass es von einem so kleinen Lebewesen gebaut werden konnte. Die Zimmer in diesem Haus waren gemütlich eingerichtet. An den Wänden hingen viele Bilder, die die Ragnar bei der Arbeit darstellten. Die Stühle Tische und Betten waren auf die Größe der Bewohner zugeschnitten. Was es den Gästen schwer tat es sich dort gemütlich zu machen. Ren hatte man in eines der Gästezimmer getragen und beschlossen ihn erstmal in Ruhe zu lassen. Die restlichen vier wurden auf ein Essen, bei dem Lilty eingeladen.

“Meine Frau hätte das Essen bestimmt besser hinbekommen, aber ihr geht es leider momentan nicht so gut.” klärte der Lilty die Gruppe auf

“Wie ist eigentlich euer Name?” fragte Seth schließlich als sie beim Essen waren, denn Maja schien die einzige zu sein, der das Essen, welches hauptsächlich aus Fleisch bestand, wirklich bekam. Mai Lee stocherte nur in ihrem Steak herum. Seth hatte vorher bereits versucht sich satt zu trinken und Arem naschte hier und da von der Dekoration, die aus einzelnen Früchten bestand.

“Oh, das tut mir Leid, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, wie? Nun, mein Name ist Ragna, Ragna Steinkauer.” Mai Lee wollte fast loslachen konnte es sich aber noch unterdrücken.

“Ich bin hier der Steinmetz. Meine Familie lebt schon seit vielen Jahren in dieser Stadt. Als wir Liltys noch diesen Kontinent regierten, da-”

Er sah, dass Seth sich an seinen Helm faste und leicht den Kopf schüttelte.

“Das tut mir leid, manchmal geht halt noch dieser falsche Liltystolz mit mir durch. Mir ist sehr wohl klar, dass so was unangebracht ist, wenn Yukes am Tisch sitzen. Ich bitte um Verzeihung.”

Peinliches Schweigen brach über den Tisch hinein bis schließlich Arem das Wort ergriff.

“Ehm, haben sie schon einmal davon gehört, dass sich Nachts dunkle Gestalten in schwarzer Kleidung auf den Feldern befinden?”

Die restlichen Anwesenden schauten gespannt auf Arem, der nun Begriff, dass das Thema vielleicht unangebracht gewesen war.

Ragnar legte nur ein grinsen auf und antwortet:

“Du meinst sicherlich die Monster, so was ist normal, aber wenn ihr Feuer habt dann-”

“Nein ,ich meine keine Monster, ich rede von richtigen Leuten, so wie wir.”

Ragnars grinsen verfiel. Er blickte nun ernst und seine Stimme tat es ihm gleich.

“Seid ihr einer solchen Person in schwarzer Rüstung begegnet?” Er klang etwas besorgt.

Doch die Krieger schüttelten einstimmig den Kopf.

“Nun es ist nämlich so, dass es einen Lilty Krieger gibt. Er trägt eine schwarze Rüstung und wird deshalb auch “Der schwarze Ritter” genannt. Er hat einen überaus enorm starken Kampfstil. Kennt ihr die Karawane aus Alfitaria. Sie mussten vor ihm fliehen, weil sie sonst wahrscheinlich tot gewesen wären.”

“Aber was ist das Ziel dieses Ritters?” Mai Lee schien von dieser Geschichte sehr fasziniert.

“Das weiß keiner so genau. Man sagt, dass er auf der Suche nach etwas ist. Nach einem Schatz. Andere meinen er wäre einfach nur verrückt. Keiner weiß das so genau.”

Mai Lee wollte grade weiter nach harken, als Ragna in die Hände klatschte.

“So, genug von diesem Thema. Wer hilft mir sauber zu machen? Du mein Liebes Mädchen. Du hast wirklich viel gegessen. Ein richtiges Lilty Mädchen bist du!

“, er lachte kurz laut auf und ging mit Maja in die Küche, “Der Rest von euch kann unseren Arzt aufsuchen. Der wird eurem Freund helfen!”

Mai Lee, Seth und Arem hatten eigentlich gehofft, dass sie sich etwas hätten ausruhen könne, aber dieses Glück war ihn wohl vergönnt. Sie verließen in einer etwas schlechten Stimmung das Haus. Ganz besonders Arem war nicht zufrieden, denn auf seine eigentlich Frage, wer denn nun diese Gestalten waren, die ihn hätten töten wollen, hatte er keine Antwort bekommen. Er wollte aber auch nicht von neuem ansetzen, denn er dachte sich schon, dass niemand ihm diese Frage beantworten konnte.

Sie schritten zusammen auf den großen Platz in der Mitte der Stadt und schauten sich unbeholfen um.

“Und wo ist jetzt dieser Arzt, Jungs?”

Doch keiner konnte Mai Lee eine Antwort auf diese Frage geben, denn niemand hatte daran gedacht Ragna nach dem Wohnort des Arztes zu fragen. Sie musste also suchen.

“Am besten wir fragen einfach den nächsten Lilty, der uns über-”

“Wie kannst du es wagen, den Kindern so einen Quatsch zu erzählen!”

Einige Frauen standen an der Stelle wo gerade noch der Mann in der Weißen Pracht stand und beschimpften diesen auch als verkommenden Lügner.
 

Wer seine Heimat verliert,

Seine Erinnerungen vermisst,

Der wird von Lügen regiert,

Weil er die Wahrheit vergisst.



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