Zum Inhalt der Seite

Years

-Taito-
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Taito-
 

Widmung: Elly-chan Danke für die immer wieder inspirierenden Gespräche *knuff
 

Disclaimer: Nichts gehört mir, aber ich würde es ändern, wenn ich könnte...
 

------------------------------
 

Years
 

„Willst du mit mir gehen?“
 

Meine Augen müssen gerade den Durchmesser von überdimensionalen Wagenrädern haben. Mein sonst so ausdrucksloses Gesicht –und darauf achte ich sehr- entgleist mir wortwörtlich. Und sicher steht mir der Kiefer bis zu den Knien.

„W-was?“ Mehr als ein Stottern kommt mir nicht über die Lippen.
 

„Ich habe dich gefragt, ob… äh…“, ein Räuspern, „Ich hab’ gefragt, ob du mit mir zusammen sein willst.“, nuschelt mein Gegenüber schon fast beschämt. Die klaren, schokobraunen Augen, die normalerweise direkt in meine zu schauen pflegten, sind jetzt auf den sandigen Boden vor seinen großen, bläulichen Turnschuhen gerichtet.

Die hohen, Grünerblühten Bäume um uns, die Rückwände der aneinander gereihten Ferienhütten; wir sind vollkommen von den anderen Digirittern abgeschottet.
 

Die Sonne brennt sich von oben auf uns herab, man kann den Hochsommer auch an der schwülen Luft definieren und meine Klamotten kleben unangenehm an meiner Haut, obwohl ich schon ein ärmelloses Shirt trage.
 

Mir schwirrt der Kopf. Vielleicht auch wegen der Frage, die immer noch zwischen uns steht.
 

Ich würde wirklich gerne antworten, irgendetwas, egal was, nur damit er endlich seinen so räudig verneigten Kopf wieder hebt!
 

Aber er macht den Anfang: „Ich… äh, okay. Gut. Vergessen wir das einfach! War sowieso ’ne blöde Idee!“ Er schenkt mir ein Lachen hinterher und lässt mich wieder sein fein gezogenes Gesicht sehen. Allerdings hat er die Augen geschlossen und sein sonst so ohrenbetäubendes Lachen ist nur noch ein unglaubwürdiges Grinsen.
 

Manchmal lächele ich genauso, wenn ich versuche meine negative Stimmung zu überspielen.

Verdammt.
 

„Also, haha, ich, äh, wir- wir sehen uns dann! Ich geh’ schon zu-“

Verdammt, verdammt!
 

Meine Hand ist, ohne dass mein Gehirn etwas dazu sagen dürfte, noch Vorn geschellt und ruht nun auf dem Arm des Weglaufen-Wollenden, meine Fingerkuppen können die aufgewärmte, regelmäßig braungebrannte Haut spüren…

Was tue ich hier überhaupt?!
 

„Tai…!“ Meine eigene Stimme ist mir fremd, sie klingt fast brüchig, aber es lässt sich einfach nicht verhindern.
 

Shit!
 

Ich spüre, wie seine vor Verwunderung weit aufgerissenen Augen über mich huschen, wie sie mich intensiv mustern.
 

Warum kommt mir jetzt nur kein einziges Wort über die Lippen?!
 

„Ich… Tai…“, ist alles, das ich rausbekomme. Lächerlich.
 

„Ja?“
 

Die Situation hat sich schlagartig verändert, und ICH stehe nun hier vor ihm mit gesenktem Kopf, während Taichi mich bald mit Glubschaugen verschlingt. Zumindest habe ich meine Hand endlich geschafft von seinem Arm zu lösen.
 

„Also, wegen… deiner Frage…“, nuschle ich ihm entgegen. Komm schon, reiß dich zusammen!
 

„Also, ich…-!“
 

„TAI! MATT! KOMMT ENDLICH!“ Die grelle und qietschige Stimme von Sora hallt über den gesamten Ferienlagerplatz. Scheinbar steht sie auf dem weit entfernten Parkplatz. Ich glaube auch, den abfahrbereiten Bus hören zu können. Ein heftiges Hupen folgt hinterher und ich kann mir denken, dass es von meiner nervösen und zudem ungeduldigen Mutter stammt, die sicherlich schon in ihrem Cabrio sitzt, auf der Rückbank meinen kleinen Bruder stationiert. Sie wird sicher gereizt sein.
 

Ich hab’s eilig.

„Okay.“
 

„W-was? Was hast du gesagt?“ Auch er war aus der Situation gekommen und hat sich vollkommen von dem nahem Lärm ablenken lassen. Zwei riesige Schokokugeln starren mich verwirrt an.
 

„Ich sagt >Okay<“, knurrte ich dem Braunäugigen vor mich an und rollte nicht übersehbar mit den Augen.
 

Eine dumme Angewohnheit auf eine dumme Frage, dennoch spüre ich gerade peinlich berührt, wie mir das Blut heiß in die Wangen schießt.
 

„E-eh“, nun stottert der auch noch. Ich habe doch wirklich keine Zeit! Auch nicht für Taichi, der jetzt mit mindestes genauso hochrotem Kopf und einem unsicheren, schiefen, aber breiten Grinsen von einem Fuß auf den anderen hampelt.
 

Wieder entflieht mir ein missmutiges Seufzen, ehe ich mich auf dem Absatz umdrehe und den Parkplatz ansteuere.
 

Hinter mir ertönt noch Tais Gestammel wie „Warte!“, „Hey!“ oder so ähnlich. Ungerührt stampfe ich weiter, setze gnadenlos Schritt vor Schritt, bloß nicht anhalten oder darüber nachdenken, was in den letzten paar Minuten vorgefallen war und wozu ich da eben mein >Okay< gegeben habe…
 

Vor mir tut sich der Parkplatz des Feriencamps auf, der eigentlich nur ein gigantisches Kiesbeet ist. Auf dieser grauen Fläche stehen ein Bus, der Motor schon am laufen, die Gepäckklappe verschlossen, jedoch die hohe Bustür noch offen, also nur auf Tai wartend- und ein rosa-lilanes Cabrio einer ausländischen Firma. Dieser Wagen läuft auch schon, vorne sitzt eine Frau des mittleren Alters mit bräunlichen Haaren, die knapp ihre schmalen, von einem roten Seidenshirt umrandeten Schultern streifen. Eine riesige, eckige Sonnenbrille lässt ihr feines Gesicht hart wirken, verdeckt ihre Augen, die mich sicherlich pürieren würden. Ihre Hand liegt noch auf der Hupe vor sich, eindeutig bereit sie noch mal anzusetzen, was wohl auch dem blonden Jungen auf der Rückbank missfallen würde.

Obwohl er seinen großen Hut weit über Haare und Augen gezogen hat, weiß ich, dass er nicht schläft und nur auf meine Ankunft wartet.
 

Er wirkt erschöpft – so wie wir alle.
 

Endlich haben meine weichen Knie es über den Kiesparkplatz geschafft, hin zu dem grellen Auto. Das Teil blendet ja schlimmer als die Sonne selbst!
 

Ich hasse die Sonne.
 

„Nun steig endlich ein oder willst du dort warten bis der Winter kommt?!“, ihre schnippische Stimme klingt schon fast verachtend. Und so was soll meine Mutter sein? Tze…
 

Einzig der leicht flehende Blick des anderen Mitfahrers, meines Bruders, den er mir jetzt zuwirft, nachdem er seine Kopfbedeckung etwas angehoben hatte, sodass man seine hübschen Augen sehen kann, Augen, die meinen so ähneln… einzig und allein dieser Blick ermutigt mich nun doch noch, die Wagentürklinke zu ergreifen und mich auf den freien Platz neben meinen Bruder zu setzen.
 

Kaum war die Tür wieder zu, grölt der Motor des Wagens auch schon los und wir setzen uns in Bewegung.
 

Ein >Danke<, gezeigt durch ein schwaches Nicken von meiner Rechten, alias Bruder, alias T.K.
 

T.K.
 

Für ihn würde ich alles tun…
 

Ich lasse mich tief in den Autosessel sinken, als Bäume, welche am Straßenrand stehen, anfangen immer schneller vor meinem verklärten Blick vorbeizurauschen.

Die Sommerhitze setzt mir wie jedes Jahr gewaltig zu und ich kann meinen Kreislauf regelrecht spüren, der sich mit plötzlich kommenden und gehenden Schwindelattacken, Ohrensausen und noch Einigem bemerkbar macht.
 

Ich gleite die Kunstledersessel noch tiefer herab, sitze schon fast auf dem Boden, nur um wenigstens mein Ohrensausen durch den starken Windzug des Cabrios nicht zu verschlimmern.
 

Ganz ruhig, denk’ nach, reagiere nicht über.
 

Ich schließe die Augen und alle Ereignisse auf dem Ferienplatz laufen hinter meinen Lidern noch einmal passé, sind scharf und exakt wie bei einer Kamera.

Was zum Teufel war da passiert, verdammt noch mal?!
 

Ich rekapituliere: Wir, die Digiritter, alle waren auf dem Weg zum Bus.

Hitze. Brennende Hitze! Alle maulten, schleiften ihre Rucksäcke hinter sich her.

Ich keine Ausnahme.
 

Plötzlich, Taichi. Hält mich am Arm, den Kopf scheu gesenkt.

Wir hinter der Ferienhütte. Was war dazwischen, verdammt?!
 

Egal!
 

Wir also hinter der Ferienhütte. Ich verwundert, er immer noch zögernd und nervös mit dem Fuß im Boden schabend.
 

Und dann kam seine Frage…
 

Diese komplett unerwarteten fünf Wörter, die so unreal durch meinen Kopf sausten. Die Starre, die sich danach eingestellt hatte, hat sich tief in meine Knochen und Gelenke gebrannt.
 

Und… scheiße, jetzt kommt sie wieder hoch, genau wie dieses dumpfe Bauchkribbeln, das gleiche, wie wenn man Schiffschaukel fährt oder wie eines dieser Monstren für Suizidgefährdete auch heißen mag.
 

Exakt dieses Bauchkribbeln breitet sich in meiner Magengegend aus und ich bin so unglaublich froh, dass ich sicher auf meinem Hintern sitze, so unscheinbar kommen mir meine Gliedmaßen plötzlich vor.
 

Heiß stößt es in meinen Körper, mein Herz ist wie auf Drogen.
 

Ich schlage mir dir Arme weit über den Kopf, erwecke den Anschein, dass mir der Gegenwind einfach nur zuwider ist.
 

Zumindest hoffe ich das, denn das, was gerade passiert, muss nicht jeder bemerken, nicht einmal T.K.
 

Diese Veränderung, die ich nun sicher schon seit Taichis Frage unterdrücke, ignorierte, tief wegsteckte in meinem Unterbewusstsein, diese Veränderung kriecht nun empor und durchflutet mich wie eine angenehme Woge oder besser wie diese Glückshormone, die man durch Schokolade erhält.
 

Schokolade, so lecker braun wie Tais Haare und Augen, aber so unglaublich prickelnd wie diese Hormone, die einen fröhlich stimmen; die mich fröhlich stimmen.
 

Wahrscheinlich grinse ich gerade wie ein beklopptes Seepferdchen, sicher geschützt unter meinen verschränkten Armen.
 

Diese durch Glückshormone verursachte Mimik muss ja nicht jeder sehen.
 

Ich bin glücklich.
 

Meine kleine, neue Glücksdroge ist schokobraun.
 

Ich grinse wie bescheuert weiter und bin in Gedanken schon längst bei einem Yagami Taichi.
 

------------------------------
 

tbc

Kapitel 1

Years
 

Disclaimer: Leider gehört nichts mir.... oder kaum etwas^^"
 

Widmung: Auch dieses Kapitel geht an die liebe, liebe Elly-chan *knuddl
 

-----------------------------------
 

Kapitel 1
 

Sommer.

Hitze.

Die grellen Strahlen der Mittagssonne schienen durch die leicht beschmierten Glasscheiben, spiegelten sich teilweise auch darin, ließen einen aber auch fast erblinden. Die Scheiben, welche dicht nebeneinander standen, heizten die Temperatur in dem kleinen, quadratischen Raum scheinbar bis zum anschwellen, verursachten bei den knapp 30 Schülern einen Aufschwung von Müdigkeit und Lustlosigkeit, wenn nicht sogar Missmut.
 

Unter einen dieser Fenster, das letzte im Klassenraum ganz weit im Hintergrund, fühlte sich auch Yamato wie gekocht und verbrutzelt, obwohl er schon das Minimale an Schatten, den der Klassenschrank hinter ihm warf, zu nutzen versuchte.

Winzige Schweißperlen perlten sich auf seiner ungewöhnlich hellen Haut, besonders im Nacken, wo er sich schon die ebenso selten blonden Haare zu einem unordentlichen Zopf zusammen gebunden hatte.

An einigen Stellen ragten feine Strähnen heraus, da das sanfte Blond nur bis zu den Schultern ging.
 

Den Kopf hatte Yamato auf eine seiner Hände gestützt; er wirkte erschöpft und sein Atem ging flach, sehr flach. Er dachte zu sterben…

Beschissene Hitze.

Seine zwei blauen Augen drehten sich von dem grellen Fenster nach vorne zu einem Mann mittleren Alters, wild mit den Armen artikulierend.

Er schwitzte ganz abartig, man konnte die großflächige Färbung unter seinen Achseln deutlich wachsen sehen, und er versucht den demotivierten, hauptsächlich schlafenden Schülern vor sich dennoch irgendetwas über Mathematik zu vermitteln.

Vergeblich.

Niemand hörte ihm zu, da war Yamato sich sicher, denn nicht einmal seine Ohren vernahmen, was der Typ da vor der Tafel laberte; es interessierte ihn auch nicht, es war ihm scheißegal, um ehrlich zu sein.
 

Schule ist nur ein Ort, wo sich viel zu viele pubertierende Jugendliche auf einem Haufen stapelten, wo die Mädchen quietschend oder kichernd ihren nächsten Traummann für eine Woche suchen; wo die Jungs ihre Stärke und Männlichkeit prahlend zur Show stellen; alle treffen sie Tag für Tag auf einander, gesteuert durch diesen täglichen Rhythmus, der von der Schule vorgegeben wird, nur um voreinander anzugeben mit ihrem Make-up und Handys, um den neusten Tratsch und Klatsch über ihre Lieblingsschauspieler oder –sänger zu verbreiten.
 

Das alles war nichts für Yamato, nicht mehr.

Früher war es dem Blonden ziemlich gleichgültig, was um ihn herum passierte, solange er seine Liebe in der Schule hatte und ihr seine gesamte Aufmerksamkeit zukommen lassen konnte. Und er liebte sie immer noch so abgrundtief, dass es schon weh tat, nur daran zu denken, sie nicht mehr anfassen zu können wie gewohnt, seine Finger nicht mehr über alles streifen lassen zu können wie gewohnt, einfach nur das Gefühl von absoluter Beruhigung, wenn er sie bei sich wusste…

Ein gequältes Lächeln umspielte sein Gesicht. Das war ja so erbärmlich, dass er sogar über sich selbst lachen musste.
 

„Ishida! Nur weil du eine gebrochene Hand hast, bedeutet das nicht, dass du einen auf krank machen und rumträumen kannst!“, schnappte dieser schweißtriefende Prolet alias Lehrer hinter seinem bauchhohen Schreibtisch, der von beschmierten Zetteln und aufgeschlagenen Büchern nur so überhäuft war.
 

Ein paar Köpfe der geliebten Mitschüler flogen in seine Richtung, starrten entweder hämisch oder bemitleidenswert zu ihm und seiner gebrochenen Hand hinüber.

Yamato selbst sah auf diesen weißen Klumpen hinab, nur die Finger und sein Daumen schauten aus dem harten Klotz aus Gips zu seiner Linken. Wieder ein tiefes Seufzen. Wegen dieser dummen, einzementierten Hand war er nicht in der Lage, seinen Begierden und Leidenschaften nachzugehen, und ehe der Blonde es sich versah, schwebte er schon wieder bei seiner Liebe, die Gedanken daran… plus diese ätzende Hitze, bewirkten zentimeterdicke Traumschwaden in seinem Kopf.
 

Doch plötzlich rissen sie auf. Ein dumpfes, aber lautes Klopfen hallte durch den Klassenraum. Sicher war gerade jeder wach.

Eine drückende Stille der Überraschung und Verwirrung machte sich breit, man hätte einen Schweißtropfen zu Boden plätschern hören können.
 

Endlich, nach einigen Sekunden, überwand ihr fragwürdiger Pädagoge seine Irritation und stammelte: „Ja, bitte? Herein!“, und sofort schob sich die lackierte Schiebetür mit einem leichten Rums zur Seite und gab den Weg fei:

Ein Junge kam in den Raum, stellte sich vor die beschmierte Tafel und drückte dem Lehrer nebenbei noch einen kleinen Zettel in die Hand.

Selbstsicher platzierte er sich ordentlich und blickte mit großen, eindruckstarken Augen in die Runde, welche neugierig zurücksah.

Der Neuling war groß, aber nicht übermenschlich groß, wie Yamato von hinten beurteilen konnte. Seine genaue Größe wusste er nicht, jedoch war er sich sicher, dass der da vorne ihn exakt einen halben Kopf überragte.

Auch sein genaues Alter wusste er: einen Monat und 18 Tage jünger als der Blondhaarige selbst.
 

Ein Nicken des Lehrers und der Junge drehte sich zur Tafel und nahm ein weißes Stück Kreide zwischen seine Gutgebräunten Finger, eine bronzene Farbe, die sich, auch dem war sich Matt bewusst, über den gesamten, muskulösen – aber dennoch irgendwie leicht „zierlichen“ – Körper zog.

Yamato wusste es nicht nur wegen dem dünnen Hemd der Sommeruniform…

Passend dazu bestückten braune Augen und Haare den Jungen, besonders seine Haare standen Strähne für Strähne frei in allen Richtungen ab, so unbeschwert konnte man auch auf ihre Besitzer schließen.

Sie verliehen einen wilden Eindruck, jeder Bürste und jedem Kamm oder Friseur trotzend.
 

Yamato wollte es ausprobieren. Er wollte urplötzlich eben diese Haare durchwuscheln, seine Finger darin verfangen, solange damit rumspielen und experimentieren, bis sie seinen Händen nachgeben würden.
 

Himmel, was dachte er denn da?!

Erschrocken über sich selbst zuckte er zusammen, war auf 180°. Sicherlich auch noch puffe-rot im Gesicht…

Genauso schnell wie diese wirren Gedanken gekommen waren, versuchte er nun, sie auch wieder verschwinden zu lassen, aber das Kribbeln unter seinen Fingerkuppeln, die scheinbar noch an die Neuen Haare klebten, machten Yamato nur weiterhin auf seinen Wunsch aufmerksam.

Wenn er könnte, würde er sicherlich laut und gequält aufseufzen, wahrscheinlich auch noch die Augen rollen, über sich selbst versteht sich.

Das kann doch alles nicht wahr sein…
 

„… und darum bin ich jetzt hier. Freut mich wirklich sehr!“

Die angenehme Stimme der Neuen weckte Yamato aus seinen Tagträumen. Leises Gekicher ging durch den überhitzten Raum, aber er beachtete dies nicht weiter; diese tiefe und doch gleichzeitig helle Stimme schickte ihm gerade aufgedrehte und glückliche Schauer über den Rücken, sodass ihm für den Bruchteil von Sekunden die Luft ausging…

Er musste sich schon fast dazu zwingen, mit dem Kopf im Klassenzimmer zu bleiben, ausnahmsweise aber half ihm das lauter gewordene Raunen dabei.

Unter normalen Umständen waren ihm alles und alle in seiner Umgebung scheißegal, doch jetzt krochen ihm die stechenden Wallungen des Zorns den Hals hoch.
 

Was war denn bitte so lustig?!
 

Schnaufen war das Einzige, was Yamato auf diese seiner Meinung nach intolerante und teils arrogante Art seiner Mitschüler erwidern konnte.
 

Auch der Braunhaarige schien etwas irritiert und kratzte sich nur verwirrt an seiner schokobraunen Wuschelmähne.

Seine Augen zuckten ein wenig fragend durch die Klasse, während ein schiefes Grinsen sein Gesicht zierte, deutlich unsicherer als vorher, aber immer noch selbstbewusst.
 

Es war schon fast… niedlich…

NIEDLICH?!

Verdammte Scheiße, was dachte Yamato denn da???

Wieder einmal rollte er die Augen über sich selbst, war kurz davor passend dazu noch den Kopf auf die leicht kochende Tischplatte zu kloppen.

Dass so ein Wort in seinem Wortschatz überhaupt vorkam!!
 

„Das ist ja alles schön und gut, aber wie ist denn überhaupt dein Name?“, giggelte nun auch ihr Lehrer. Viele um sie herum stimmten dem mit ein und auch der Neue musste laut mitlachen, es hallte in Jedermanns Ohren; sein Lachen war klar, etwas dunkel und mit einem ungemein angenehmen Klang versehen.

Da verbeugte er sich noch immer lächelnd zum zweiten Mal vor allen, strahlte richtig beim Aufrichten und seine Stimme überflutete die gesamte Klassen, nicht zuletzt auch Yamato; er war hin und her gerissen.
 

„Entschuldigung, mein Name ist Yagami Taichi.“, und zur Bestätigung wurden die Kanji seines Namens mit weißer, auf dem Dunkelgrün gut sichtbar leuchtender Kreide geschrieben, wie zuvor schon der Name der Stadt, aus der er gekommen war.
 

Wunderschön, dachte Yamato, wie dieses sonst unnütze, kleine Etwas mit seiner Helligkeit sich einerseits von der Tafel und andererseits von… Taichis dunkelbronzener Haut abzeichnete.
 

ARGH! Schon wieder dachte er nur Schrott!

Und wer war Schuld?! Dieser bronzegebrannte Junger –oder besser Mann!- mit seiner wunderbar wuscheligen, braunen Mähne, den Schokoaugen und –ein Augenrollen, ein Seufzen- einem zuckersüßen Lächeln, geschaffen durch Sanftgeschwungene, hellrosa Lippen.
 

Eben dieses Objekt ließ sich einen Platz recht mittig des Raumes geben, schnappte seine Tasche, die er gleich beim Eintreten abgestellt hatte, und schlenderte schon fast zu seinem neuen Sitzplatz.

Yamato konnte natürlich nicht anders als die blauen Augen dieser Handlung hinterher gleiten zulassen.
 

Er kannte alles an dem Braunhaarigen ganz genau, wusste bestens Bescheid über jede Bewegung die Yagami ausführte.
 

Jede nächste Tat, jedes nächste Zucken, jeden nächsten Schritt, konnte er voraussehen.

Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und verursachte ein Kribbeln, naher der Übelkeit.

Auch in seinem kopf zeigte ein unangenehmes Pochen, dass es im Gehirn wortwörtlich ratterte und arbeitete.
 

Erinnerungen kamen zurück.

Beschissene Erinnerungen an einen scheiß heißen Tag; wie heute.

Heiß, stickig, schwül und Yamatos Kopf eine einzige aufgekochte Brühe-
 

Der Lehrer hatte mittlerweile wieder angefangen irgendetwas über Brüche, Parabeln oder Funktionen zu quatschen, aber wie schon vor der belustigenden Unterbrechung hörte kaum jemand zu.
 

Dem Blonden war es auch ziemlich egal, dieses Fachchinesisch rauschte unbeachtet an ihm vorbei. Sein gesamtes Interesse galt nur noch der Person schräg vor sich, der wie die anderen ebenfalls besseres zu tun hatte, als sich mit Mathe zu beschäftigen.

Scheint so, als würde er an einer Liste fest hängen, vielleicht organisatorischer Kram. Aber es interessierte Yamato alles nicht, scheiß egal.

Er wollte doch einfach nur endlich seinen Blick abwenden und vergessen können!
 

Einfach nur vergessen, was Taichi ihm über die Jahre in Haut und Knochen gebrannt hatte…

Kapitel 2

Years
 

Disclaimer: Leider gehört nichts mir.... Q.Q
 

Widmung: Auch dieses Kapitel geht an die liebe, liebe Elly-chan, die es auf jeden Fall verdient, dass man sich mal wieder bei ihr meldet ._. *schäm*
 

-----------------------------------
 

Kapitel 2
 

„Tadaima!“*

Die Eingangtür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss der Neubauwohnung und das Geräusch hallte krachend in den weitläufigen Räumen. Ebenso ertönte Yamatos Gruß in der Leere.

Er hatte gewusst, dass niemand da sein würde, aber dennoch hatte er Hallo sagen wollen, so wie er es immer tat, so wie sein Gruß immer unerwidert blieb.
 

Ohne Hetze hockte er sich in den Genkan*² zu seinen Schuhen, bevor die schon runtergekommenden Shucks –sie durften in ihrer Schule zum Glück die Schuhe tragen, die sie mochten- ordentlich vor die Stufe gestellt worden.

Yamato war kein Reinlichkeitsfreak, aber ein wenig Sauberkeit und Ordnung musste immer sein! Auch der Rest der japanischen Drei-Zimmerwohnung spiegelte nichts außer blank geleckte Oberflächen und eine triste Sterilität aus, welche man meistens nur in Krankenhäusern fand.
 

Yamato hasste Krankenhäuser.

Krankenhausräume, weiß, kahl, hoch und doch erdrückend mit ihrem beißenden, destillierten Geruch nach Chemie oder Chlor, und dann diese Gruppierungen von gerade so stehenden Leichen, meistens mit einem Bein schon im Totenreich stehend, der Gestank überall verteilt; und dazwischen –und das waren die Schlimmsten- diese Heuchler und Betrüger, die sich selbst als Helfer der Menschen bezeichneten… Yamato hasste wirklich alles an Sanitätshäusern und Ärzten.
 

Aber genauso kam er sich in ihrer Wohnung vor, der Wohnung seines Vaters und ihm: beobachtet, kontrolliert, jedoch so schrecklich einsam…
 

Schultasche und der Blonde selbst landeten auf dem Sofa. Er saß da wie immer, faul zurückgelehnt, schon fast auf dem Rücken liegend, die ozeanblauen Augen wanderten durch die kahl eingerichtete Stube und Küche, die miteinander verbunden waren. Das Licht drang kaum durch die am Morgen zugezogenen Gardinen, ein wenig Rot schimmerte allerdings hindurch auf Grund der Uhrzeit und des damit verbundenen Sonnenunterganges.

In diesem fahlen Licht betrachtete er seinen säuberlich eingegipsten Arm und die Gesichtszüge entgleisten, wenn Yamato im selben Gedankengang an seinen nächsten Arzttermin dachte.

Bloß nicht daran denken, bloß nicht aufregen über diese Weißkittelrotzer!

Ob Taichi Ärzte mag?

Hatte er nicht mal einen gebrochenen Fuß? Wegen dem Fußball?

Taichi liebt doch Fußball…, beendete Yamato seine Gedankengänge. Ja, Taichi liebte Fußball, da war er sich sicher, genauso wie Yamato seine Musik über alles liebte…

Oh scheiße, seine Gitarre, sein Schatz, seine Liebe, Leidenschaft, seine Droge und Befriedigung in Einem…
 

Langsam setzte er Schritt für Schritt in sein Zimmer, hin zu der Gitarre, die wie eine treue Wartende gegen sein Bett gelehnt war. Mit behutsamen Berührungen streifte er mit der gebrochenen Hand über den Gitarrenhals, die aus dem Gips herausragenden Finger zogen jede einzelne Saite entlang, von ganz oben bis nach ganz unten und die dabei entstandenen, unterschiedlichen Töne lösten eine unangenehme Gänsehaut in ihm aus.

Deprimiert seufzend ließ Yamato sich auf sein nahe gelegenes Zweimannbett fallen. Es stand ziemlich mittig im Raum, das sonst noch einen vollgemüllten Schreibtisch neben dem schmalen Fenster beinhaltete, zusätzlich einen alten, mit Postern aller möglichen Arten von Gitarren zugeklebten Eckschrank und ein ungewöhnlich schmales, aber dafür unerreichbar hohes Bücherregal, welches aus Magazinen, Büchern , Schulheften und losen Blättern nur so trotzte. Alles war recht simpel eingerichtet, Yamato hatte sich nie so wirklich Gedanken darum gemacht, wo was stehen sollte, seine komplette Einrichtung wurde damals einfach irgendwo hingestellt, als der Umzug stattgefunden hatte. Auch sonst und zu allen Lebensbereichen, war es dem Blonden zu wider Interesse zu heucheln, es ging ihm einen Scheißdreck an, ob sein Zimmer keine einheitliche Farbe hatte, sich die unterschiedlichen Holzfarbtöne bissen oder „das Blau seiner Augen absolut nicht zu seinen Schuhen passte“!
 

„Tze…“, entfuhr es den Lippen des Blonden.

Nur bei seinen Haaren, und das wusste er selbst, erschien er manchmal etwas eitel auf andere, obwohl er eigentlich nur dafür sorgte, dass nicht alles in irgendwelche Richtungen flog, so wie es bei so manch einem braunen Strubbelkopf der Fall war.

Hatte Tai eigentlich jemals etwas von einer Bürste gehört? Und überhaupt, der sportliche Style stand ihm ja, aber enge Jeans, ein schickes, männlichen Touch versprühendes Hemd... das würde sicher einiges hermachen!
 

Wütend schlug Yamato sich gegen die Stirn, sodass es nur so klatschte.

Tai-Tai-Tai-Tai!

Irgendwie musste er sich doch ablenken können?! Er musste einfach, sonst würde er noch durchdrehen!
 

Ein Seufzen, ein Blick auf die Uhr. Die Zeiger verrieten ihm, dass Yamato ruhig schon einmal anfangen könnte, das Abendessen vorzubereiten; es würde ihm wahrscheinlich auch diese ganzen Tai-Flusen aus dem Kopf fegen...
 

„Tadaima...!“

„Okaeri.“*

Herr Ishida ließ laut die Haustür hinter sich zufallen. Dann schlüpfte er aus seinen Schuhen raus, beachtete diese mit keinem Blick mehr, und latschte irgendwie schwermütig in den Wohnbereich, wo Yamato noch fleißig in der durch eine kleine Theke abgetrennten Küche stand und -trotz Gipsarm- vor sich hin kochte.
 

Herr Ishida schmiss seinen Rucksack von der Arbeit auf einen der Thekenstühle, bevor er sich selbst erschöpft auf einen anderen fallen ließ.
 

Yamato sah es nicht, aber trotz des Brutzeln der Pfanne vor sich kam jedes Wort seines Vaters bei ihm an; außerdem konnte man dieses abendliche Schauspiel jeden Tag mitverfolgen.

Es war immer das Gleiche, purer Alltagstrott.
 

„Wow, kriegen wir noch Besuch? Du hast ja ein riesiges Festmahl gemacht!“

Ein einziges Grummeln war die Antwort Yamatos.

Natürlich kam kein Besuch mehr, aber Yamato war so wütend darüber, dass ihm selbst beim Kochen noch eine gewisse Nervensäge im Kopf herum schwirrte, sodass einfach der gesamte Kühlschrankinhalt draufgehen musste!
 

Das letzte Stückchen Eierkuchen wurde gewendet, alles auf einen Teller gelegt und der Tisch gedeckt.

Sein Vater hatte nichts dazu beigetragen, warum auch? Yamato war bisher immer für alles zuständig, vom Kochen bis zum Wäschewaschen und Aufräumen, Kleinigkeiten wie Tischdecken mit eingeschlossen.
 

Das war schon immer so.

Nicht ganz immer; früher hatte er es auch gemacht, aber da hatte Yamato meistens seiner Mutter geholfen, ihr zugeschaut, wie sie sich immer wieder die etwas störenden hellbraunen Haare aus dem Gesicht strich, wenn es wie immer beim Kochen störte.

Er hatte immer zugeseghen, wie sie Takeru mit einem dieser kleinen Plastiklöffelchen fütterte, den zuvor selbst gemachten Karottenbrei behutsam aus der kleinen Plastikschüssel strich.

Sie hatte soviele schöne Eigenschaften und liebe Gesten an sich, warum hatten sich seine Eltern überhaupt getrennt?
 

Ihm verging der Appetit. Das eben erst angefangene Abendessen konnte, wenn es nach ihm ginge, schon wieder enden.

Er wollte das Gesicht seines Vaters einfach nicht mehr sehen, obwohl der vor nicht einmal 15Minuten nach Hause gekommen war.

Es war Yamato schon zu viel, das Ei kam ihm wieder hoch.

Dieser Mann war Schuld an der gesamten Situation: Yamato war zur Putze geworden, wuchs in einer kaputten Familie auf, musste Verantwortung für sich übernehmen, in einem Alter, in dem das eigentlich noch gar nicht möglich war.
 

Yamato musste würgen.

Der Stuhl viel krachend auf die Küchenfliesen, laute Schritte, laufen.

Weit entfernt erklang noch das besorgte Schreien von Herrn Ishida, aber an Yamatos Ohren kamen nur ein paar gedämpfte Klänge und Töne, genauso nahm er das Knallen der Badezimmertür kaum wahr, wo er sie doch eigenhändig hinter sich zugeworfen hatte.

Sein Brustkorb verkrampfte sich, schmerzhaft, taktlos, eine widerlich brennende Flüssigkeit drängte sich seine Speiseröhre hoch, mit einer unglaublichen Gewalt und auf jeden Fall schmerzhaft.

Automatisch klappte Yamato sowohl Toilettendeckel also auch -brille hoch, hielt sich wohl wissend die Haare nach hinten zurück und röchelte in die Schüssel.

Er bekam Tränen in die Augen, ein Ergebnis seiner unvollendeten Würgeattacken, die sich zusehends häuften.
 

„Matt? Matt?!“, drang Herr Ishidas Stimme durch die hölzerne Badezimmertür. Ab und an vernahm der Angesprochene ein leichtes Klopfen dazu, aber er antwortete nicht.
 

Niemand konnte ihn dazu zwingen, mit demjenigen zu reden, der Schuld an dieser ganzen Misere war.

Also schwieg Yamato.
 

TBC
 

*"Tadaima" und "Okaeri(nasai)"

sind 'Redearten', die man sich in Japan zuruft, wenn man nach Hause kommt, bzw schon dort war.
 

*²"Genkan" ist in Japan der Bereich zwischen Haustür und Wohnung, wo dann auch die Schuhe abgestellt werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-07-28T19:34:35+00:00 28.07.2008 21:34
GÖTTLICH!!!
das chap war toll!
bin schon derbst auf das nächste gespannt! =3=
hihihi, wie die zwei wohl wida zam finden? Ö.Ö
rarrr...mach schnell weiter! <3
Von:  Ciura
2008-06-18T20:02:18+00:00 18.06.2008 22:02
öhm..
tolles kapitel aber.. *augenbrauen in höhe wandern*
irgendwie?? Ôo~
was ist denn mit yamato los? *kopfschiefleg*
und dwas ist da alles passiert?? das zwischen tai und ihm aus dem prolog und so ist schätzungsweise ne weile her oder?? *drop*
*irritiert guck*
aber ich bin gespannt wies weitergeht, warhscheinlich löst sich die frage bei den nächsten kapiteln auf ^^~
freu mich auf mehr~
LG Ciura
Von:  K-Doberitzsch
2008-04-22T21:51:41+00:00 22.04.2008 23:51
das kapi ist ja niedlich geschrieben ^////^

Von:  Takouji
2008-04-21T19:53:07+00:00 21.04.2008 21:53
nene nischt nur für dich xD
hey du!!!!!!!!^^
danki das mir bescheid gesagt hats *mich darüber freu*
entlich gehts weiter *noch viel mehr freu*
war ma wieder supper knuffig =^.^= als ich schon den anfang gelesen habe fand ich schon knuffig und das ende erst recht mach weiter so und ich hoffe es geht bald weiter^^
GLG Takouji *dich knuff*
Von: abgemeldet
2008-04-21T11:37:08+00:00 21.04.2008 13:37
TBC TBC TBC!!! BALD! BALD !! BAAAAAAAAALD!!! BIDDE!!
ich find mega, super, hyper geil!! xD
son behindert grinsenden matt würd ich ja nur zu gerne ma sehn xD
und was hats mitm vergessen übere jahre auf sich? ö,Ö *wissen will*
mach weiter XD only for me XD muahahahahaaaa!


Zurück