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Ungewöhnliche Liebe

von

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Vorwort

Vorwort

Ich weiß nicht mehr genau, wann wir uns kennen lernten

und warum wir uns anfangs nicht besonders mochten.

Doch in der Zeit

von dem Augenblick an, an dem wir uns sahen

bis heute

Hatte uns etwas verbunden,

das jeden Menschen verbindet
 

wenn er glaubt zu Lieben....

My first love

Ich wuselte durch mein Zimmer, zog mich immer wieder um, und versuchte meine Haare etwas zu Bändigen. Mein Blick fiel nebenbei immer wieder auf die Uhr.

"Mist, nur noch 10 Minuten!" fluchte ich und zog mir meinen Pulli an. Ich rannte ins Bad und kämmte mir die Haare. Dann rannte ich wieder raus, zog meine Hose an, rannte kurz in die Küche um etwas zu trinken.

Plötzlich fing es an Sturm zu klingeln. Ich schaute mich gehetzt um.

Ich war noch nicht fertig!!!!!!!

"Kia? Hey, ich bin’s Kathy! Bist du fertig?"

Ich wetzte wieder in der Wohnung herum. "Einen Augenblick bitte noch!!"

Ich rannte ins Bad, zog Gel aus dem Schrank, und schmierte es in Meine Haare. Dann Nahm ich schnell eine Bürste, verteilte es schnell und fuhr noch mal mit der Hand durch.

Als ich dann in den Spiegel schaute, konnte man meinen vor einem steht ein Gespenst. Ich war zwar braungebrannt, hatte aber leichte Augenringe. Dazu kommt noch dass meine Haare total verstrubbelt, kurz und strähnig waren. Meine Augen… meine Augen waren etwas, was man fast übernatürlich nennen könnte. Ich hatte Eisblaue Augen. Keine richtig dunkelblauen mit grau gemixt oder so. Sondern richtige Eisblaue Augen, die jedem auffallen auch wenn man mich aus 2 Kilometer Entfernung sieht.

"Kia, komm schon wir sind spät dran!" Kathy fing wieder an zu klingeln.

Ich seufzte und lief zur Tür und machte auf. "Hey, na endlich ich dachte schon…" sie starrte mich an.

"Das ist doch nicht dein ernst oder?" Sie schaute auf meine Haare und schüttelte den Kopf. "Sorry, ich bin gerade erst aufgestanden und hab dann bemerkt, dass wir kurz vor halb haben..." murmelte ich und senkte den Blick.

„Na komm, das kriegen wir hin." Sie packte mich am Arm und zog mich wieder in mein Zimmer. Dann ging sie ins Bad, holte eine Bürste, einen Föhn und Gel raus.

"Sooo, was für eine Frisur möchten sie denn haben?" flötete sie mit erwachsener Stimme und grinste mich an.

"Ich hätte gerne die Frisur, die ich immer bei einem Großen Auftritt habe" flötete ich zurück und kicherte. „Nun ja…“ sie fuhr mir durch die Haare. „Hinten könnten wir sie wieder stellen. Deinen Pony können wir lassen wie er ist. Sollen wir sie oben und seitlich auch wegfransen…?“ Ich nickte.

„Okay, dann musst du dir leider die Haare waschen. Denn mit dem vielen Zeug was du da in deinen Haaren hast, kannst du nichts mehr mit ihnen anfangen!“

Ich huschte schnell ins Bad und nach einer knappen Minute saß ich wieder auf meinem Bett. Kathy sprühte sich Styling-Schaum auf die Hände und verteilte es in meinen Haaren. Nach 5 Minuten Arbeit schaltete sie ihren Föhn aus, legte die Bürste zur Seite und schaute ihr >Meisterwerk< an.

"Hm.... Nicht schlecht.." Sie nahm mich bei der Hand und führte mich zum Spiegel. Ich fing an zu grinsen. "Du solltest auf jeden Fall Friseurin werden" Ich fuhr mir durch die Haare.

Ich sah fast aus wie Bill von Tokio-Hotel als er noch die kurzen Haare hatte. Aber eben nur fast!

Im Gegensatz zu ihm habe ich noch meinen ganzen Pony, der mir am Scheitel getrennt ins Gesicht fiel. Zudem hatte ich eine Mangafrisur mit lila, blauen und leicht roten Strähnchen. Meine hinteren Haare standen hoch, seitlich standen sie ab und oben ebenfalls hoch. Also geht das eher dann zu Izzy, von US 5

Nur latino mäßig, mit meiner dunkel gebräunten Haut.

"Du siehst aus wie’ n Boy. Voll sweet" kicherte Kathy und fuhr mir über die Haare. "Schade nur, dass du keiner bist"

Nun war ich es die lachte. "Warum? Stehst du auf mich?" sagte ich cool.

Ich ging auf sie zu und legte locker meinen Arm um ihre Hüfte. "Hey lass das!" Kathy kreischte auf und fiel in schallendes Gelächter. "Das ist zu cool! Du könntest echt ein Junge sein"

Ich streckte mich und schaute dann auf die Uhr. "Oh Shit!!!! Wir hätten schon seit 2 Minuten dort sein sollen!!!" schrie ich entsetzt auf und packte Kathy am Arm.

Ich zog sie hinter mir her und riss die Tür auf. Plötzlich knallte ich gegen ein Hindernis. "Hey man, wir haben’s eillig, Sarah zisch ab und..." plötzlich stockte ich. Das war nicht meine Schwester. "Hallo Kia, Kathy?" vor uns standen Marc und Kay.

Kathy fing an zu kichern.

"Tschuldigung Schatz, aber Kia hatte ein kleines Haariges Problem..." Kathy drückte sich an mir vorbei und gab Marc einen Kuss auf die Backe. "Seid ihr mit dem Auto da?" fragte sie neugierig und schaute über seine Schulter auf die Strasse."Ja! Herr Lehmann konnte nicht mehr warten, und hat uns geschickt, um euch zu holen. Bevor die Vorstellung um 8 Beginnt, möchte er noch einiges mit euch besprechen!" Er drückte Kathy an sich und lief mit ihr die Treppen herunter. Ich stand immer noch etwas verdattert da.

"Was ist los?" fragte Kay mich mit einem frechen grinsen im Gesicht. "Alles was nicht an der Leine ist und dich beißen will!" schnappte ich und ging zum Auto. Er schaute mich etwas böse an, und folgte mir.
 

Es dauerte keine 5 Minuten, und wir waren an der Halle. Herr Lehmann rannte uns entgegen. "Mein Gott, endlich seid ihr da! Kathy, Jan wartet schon die ganze Zeit auf dich. ihr müsst noch einmal das Programm durchsprechen. Kay, du triffst dich noch mal mit der Theater AG und Kia, die Schulband ist gerade dabei, die Instrumente noch einmal zu überprüfen. Zudem, hat sich Julia erkältet, und du musst für sie einspringen, da Kathy schon die Moderatorin ist."

Das rasselte er innerhalb von 3 Sekunden herunter, ohne Luft zu holen. Man, man Lehrer! Reden so schnell dass man nie mitkommt. Kein Wunder wenn nach einer weile niemand mehr zuhört.

Kathy schaute ihn lächelnd an. "Wird sofort erledigt, Herr Lehmann!" Sie salutierte wie ein Soldat, packte Marc und beide gingen in die Halle. Herr Lehmann schüttelte den Kopf und sah ihr nach.

Dann drehte er sich zu mir um. "Ich hatte erwartet, dass du so kommst. Also haben mich die Großen Göttinnen der Schönheit nicht erhört und aus dir zu mindestens für heute eine kleine Dame gemacht! Na, egal… Hauptsache es gefällt dir" fügte er noch hinzu als er bemerkte, dass ich meine Augen verdrehte.

Er glaubt an fast 34 verschiedene Götter. Schon immer habe ich mich gefragt, zu welcher bescheuerten Organisation gehört, die so viele Götter hat.

"Herr Lehmann, sie müssten es am besten wissen oder?" säuselte ich, nahm eine Diva-Haltung ein und zwinkerte mit den Augen.

Herr Lehmann lächelte. "Man darf doch noch seine Wünsche haben oder?" fragte er. Ich schüttelte nur lachend meinen Kopf und lief an ihm Vorbei. Kay folgte mir.

Warum das? Er hätte schon längst reingehen können!

Doch bevor meine Laune den Tiefpunkt erreichte, kam mir Sven entgegen. "Kia, ein Glück dass du da bist! Ich brauche deine Hilfe! Julia..." - "Ist krank ich weiß" murrte ich und lief an ihm vorbei. "Und du weißt auch, dass du für sie einspringen musst?" fragte er mich.

"Ya, wobei ich denke, dass es reicht wenn ich einfach nur spiele, und n anderes Sexy Girl singen könnte!" - "Das geht aber nicht, denn niemand kann besser singen als Du, Julia, und Kathy" Er lief mir hinterher "Komm schon..."

Ich drehte mich um "was denn?? Ich Machs doch! Bleibt mir denn etwas anderes übrig?" ich lief wieder auf die Bühne zu. Pascal stand dort oben, und schaltete die Mikros ein.

"Hey Kia! Na, den Tag gut rüber gebracht?" er lächelte mich an und hielt mir die Hand entgegen. "Na, wenn man schläft, bringt man alles gut rüber" antwortete ich und schlug ein.

"In 15 Minuten geht’s los! Aufgeregt?" Ich nahm meine Bass Gitarre in die Hand und spielte kurz meine Melodie. "Nope, ist ja nicht das erste Mal oder?" "aber das erste mal, dass du dazu singen musst" Sven nahm seine E-Gitarre. "Na und? Ich kann die Texte immer noch genauso gut wie Julia" grinste ich.

Pascal stellte ein Mirko vor mich hin. "Probier mal!" forderte er mich auf. Ich spielte kurz ein Paar Töne.
 

"Test, Test! Kathy, komm auf die Bühne, dein Typ wird verlangt" schwafelte ich hinein. Pascal sah mich etwas enttäuscht an. "Heh, ich singe nicht eher, bis ich muss" kommentierte ich und stellte meinen Bass ab.

Kathy kam schon mit ihren Kärtchen in der Hand angewuselt.

"Bin schon da, bin schon da" schwatzte sie und stellte sich vor mich hin. "Hey, Wo ist Jan?" Als hätte er ihre Gedanken gelesen, kam er schon hinter dem Bühnenvorhang hervor. "Hier!"

er ging auf sie zu, gab ihr einen leichten Klaps auf die Schulter und fing an zu lachen. Dann zogen sich die beiden zurück, um dann zusammen mit Andrea und Jimmy das Programm zu besprechen. Doch nicht lange und sie kam wieder aufgeregt auf mich zu gerannt.

"Kiaaaaa! Es gibt eine Änderung! Ihr kommt gleich nach der Begrüßung UND in der Pause!" Ich starrte sie an! "Och neee, das ist nicht fair! Jetzt darf ich es den anderen noch sagen und wir müssen wieder umplanen! Wenn wir schon 2 mal drankommen, müssen wir erst die Lieder ausmachen" Sie schaute mich entschuldigend an. Ich winkte ab und grinste. "Das kriegen wir schon hin!" Ich klopfte ihr auf die Schulter und ging zu Sven, Salvatore und Manuel. "Leute, wir haben ein kleines Problem."

Sie drehten sich mir um und schauten mich überrascht an. "Was gibt’s?" fragte Salva und schüttelte seine Hand, die er verkrampft um die Schlagzeugstäbe hielt.

"Wir kommen gleich nach der Begrüßung und in der Pause!" Sven starrte mich an. "Na super, welche Songs sollen wir spielen?"

Unsere Blicke ruhten auf Manuel, unserem Keyboard Spieler. Der zuckte nur mit den Schultern.

"Wir spielen halt die, was wir können" er schaute mich an. "Und die sie singen kann" Ich lachte laut los. "Ich kann alle, das weißt du" doch dann wurde ich erst.

"Okay, sollen wir erst unseren Song spielen, oder eher zuletzt?" Sven zuckte mit den Achseln, und die anderen schauten mich auch ratlos an. "Ich finde, das sollte euer erstes Lied sein" kam eine Stimme neben mir und als ich mich umdrehte stand dort Kay.

Sven klopfte ihn auf die Schulter. "Wo haste denn deine Mädels gelassen?" er grinste breit.

"Die hat Herr Lehmann weggeschickt" Kay stellte sich zu Salva und fing an mit ihm zu reden. Mir warf er immer wieder ein paar Blicke zu.

"Also was für Songs jetzt?" Sven schaute wieder mich an. Ich zuckte mit den Schultern. "Nehmen wir unser Lied am Anfang, dann das Lied der Lehrer!"

Ich lief zum Schlagzeug. "Danach spielen wir noch travel to the moon, und das letzte ist dann..." ich überlegte kurz "soll es ein neues oder ein etwas älteres Lied sein?" fragte ich an Manuel gewandt.

"Ich würde smoke on the water vorschlagen" Sven sah mich an. Ein schelmischer Ausdruck lag in seinem Blick und ich wusste, dass er das witzig fand. Doch das wollte ich ihm nicht gönnen

"Okay. Die Akkorde kann ich und singen… kann ich auch" Die zwei grinsten mich an.

"Ich geh schnell zu Herr Lehmann und bespreche es mit ihm. Ihr gebt Salva bescheid, sobald er fertig ist mit diesem…" ich äffte eine Muskel performace nach "...Macho fertig ist" Manuel, Sven und ich lachten. "Ok, mach das".
 

15 Minuten später, war die Halle gefüllt, mit Verwandten der Schüler, Schüler selbst und Lehrern. Wir Abschlussschüler standen nervös hinter und vor der Bühne, und warteten darauf, dass das Licht ausging.

"Ouuhwei, ich darf nix vermasseln" flüsterte Kathy hastig, und zerrte an meinen Arm. "Ich bin so nervös, was soll ich nur tun?" Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Marc zu uns rüber schlenderte. Er nahm Kathy in den Arm, gab ihr einen Kuss und sagte dann

"Das schaffst du schon kleine! Es ist nicht schlimmer als deine Prüfungen oder?" Kathy riss die Augen auf "Nicht schlimmer?" Sie blickte mich an "Er sagt das ist nicht schlimmer!"

Ich grinste nur. Sie drehte sich wieder zu ihm um "Das ist genauso schlimm! Wenn ich auch nur um einiges nervöser bin, geht alles schief" flüsterte sie aufgeregt. "Und wie hast du bei deinen Prüfungen abgeschnitten?" fragte Marc und lächelte.

"Total beschissen" sagte Kathy und gestikulierte. Ich verdrehte meine Augen. Musste sie so übertreiben? "Von wegen, du hast besser abgeschnitten als ich!" schnitt ich mit ein. Marc grinste breit. "Du hast ja schließlich alles Einser und zweier, während ich in zweier und dreier bade "

Kathy setzte ein leicht beleidigtes Gesicht auf. Dann strahlte sie. "Hast ja Recht!"

Plötzlich ging das Licht aus. "Oh nein, es fängt an" Sie Küsste kurz Marc, gab mir einen Schmatzer auf die Backe und stellte sich aufrecht hin. Dann setzte die Musik ein, und Sie und Jan gingen auf die Bühne raus.

"Halli hallo, wir sind Jan und Kathy, und begleiten sie einmal durch das Programm!" - "und ich heiße nicht nur Kathy, sondern sie auch noch herzlich willkommen" trällerte Kathy und lächelte gelassen.

Ich grinste und zog mich zurück zu Den anderen meiner Band. "Okay, dann wollen wir uns mal bereit machen" sagte Sven und strich sich durch seine Haare. Wir liefen auf den Vorhang zu, als mich jemand am Arm packte. Ich drehte mich um und sah Kay vor mir stehen. Er zwinkerte. "Viel Glück" Ich nickte nur und spürte, wie mein Herz nun raste. Was war denn jetzt mit mir los?

Bleib jetzt ganz ruhig Kia! mahnte ich mich. Das ist nur die Aufregung!

"..Und hier kommt unsere bisher erfolgreiche Band... Bitte, heißen sie unsere Band willkommen! Hier ist BLAST!" Jan fing an zu klatschen und kam mit Kathy auf uns zu.

"Na los! viel Glück" flüsterte Kathy und drückte mich kurz. Es kam mir vor, wie in Trance, dass ich auf die Bühne ging, meine Bass-Gitarre nahm und die anderen Beobachtete. Salvatore setzte sich an sein Schlagzeug, Manuel zu seinem Keyboard und Sven zu seiner E-Gitarre. Mein Blick schweifte durch das Publikum.

"Halo, Liebe Eltern und Verwandte! Wir sind BLAST, die Schulband unserer Schule" man hörte sich das bescheuert an! dachte ich. Doch Sven redete weiter. "Wir spielen ihnen zu allererst ein Lied, dass wir selbst geschrieben haben und hoffen, dass wir eine einigermaßen gute Unterhaltung für sie sind! Viel spaß" Ich lächelte schwach.

Als ich Kay, Marc, Kathy und Julia vor unserer Bühne stehen sah, nahm ich alles wieder richtig wahr.

Kays grüne Augen schauten mich direkt an.

Mein Herz fing an zu klopfen, doch die Nervosität legte sich.

Ich nickte den anderen zu, und Sven fing an zu spielen.

Ich und Salva setzten mit Bass und Schlagzeug ein.

" When there was darkness at the time, my lips trembling.

In a corner of my room, I cry..."

Ich schloss die Augen während ich sang. Ich musste mich konzentrieren.

"In dire straits, this wound running deep inside

a broken promise hurts me

Nobody can save me

God, please just one thing

make it stop my love"
 

Ich öffnete die Augen und sah Kay an.
 

"I need your love, i'm a broken rose

a dancing, sadness your song..."
 

Es dauerte nicht lange, bis wir geendet hatten.

Dann kam travel to the moon.

Als wir das auch geendet hatten, kamen wieder Kathy und Jan auf die Bühne. Unter lautem Applaus, ging ich die Treppen runter und wurde schon von Marc und Kay erwartet.

"Das war cool" lobte Marc und knuffte mich. "Ihr habt super gespielt!" Kay ging auf die anderen zu und schlug ihnen auf die Schulter. Plötzlich kam Julia auf mich zu. "Kia, du warst super cool! Ich selbst hätte nicht besser singen können!" Ihre Stimme krächzte leicht, doch sie lächelte und klatschte in die Hände. Mein Blick wanderte wieder zu Kay. Doch der war auf einmal wieder von Mädchen umschart.

"Und dann wie du.. äh? Kia? was ist los? du schaut auf einmal so sauer!" Ich zuckte erschrocken zusammen. "T-tu ich das? ich.. sorry ich hab nur..." stammelte ich und wandte meinen Blick von der kleinen Gruppe ab. "Mir ist grad nicht gut, ich muss kurz raus!" Ich schlängelte mich an Jule vorbei und auf den Ausgang zu. Draußen setzte ich mich auf eine Bank und starrte auf den Boden.

Warum macht mich das nur so wütend?

Soll er doch mit den Mädchen rummachen wie er will!

Ich atmete tief ein.

Ich konnte ihn eh nie leiden, also warum bin ich jetzt dann so sauer?

Ich hörte wie jemand aus der Halle kam, aber drehte mich nicht um. Ich war so sehr in Gedanken vertieft als ich dann bemerkte, wie mir jemand eine Cola in die Hand drückte. "Alles okay?" Als ich aufschaute sah ich in ein paar grüne Augen. Das waren Kays Augen.

"Mh… ja… alles ok" - "Jule sagte mir, dass dir schlecht ist." er setzte sich neben mich. "geht schon wieder" ich starrte abweisend auf die Cola. Meine Stimme hatte wieder einen festen Ton und hörte sich genauso abweisend an, wie meine Augen ihn ansahen. "Warum bist du so sauer auf mich? was hab ich dir denn gemacht?" fragte er mich nun.

Warum zum Teufel fragen mich alle, ob ich sauer bin?

"Bin nicht sauer" nuschelte ich und nippte an dem Becher.

"Du redest aber nie mit mir!" - "Ach ja? das tue ich doch gerade oder?" gab ich bissig zurück. "Beruhige dich mal wieder, ich wollte nur wissen was mit dir los ist!" er lehnte sich zurück an die Wand. Es herrschte schweigen. Ich blickte nervös umher. "Du singst schön!" sagte er plötzlich.

Mein Herz machte einen Hüpfer.

"D-Danke" stotterte ich und packte den Becher ein wenig fester.

Zu fest!

Denn plötzlich schwappte die hälfte der Cola über meine Hose. Fluchend stand ich auf und stellte den Becher ab. "Verdammt… ich... ach man" Ich wischte mir unbeholfen mit dem Pulliärmel über die Hose. Kay stand auf, drückte mich auf die Bank, kniete sich hin und nahm ein Taschentuch. Dann strich er sanft über die Hose. "Bist du immer so tollpatschig?" fragte er und schaute mich grinsend an. "Nein ich..." ich stockte und sah weg. "Keine Sorge, mir passiert so etwas auch ab und zu"

Ich schwieg. Es fühlte sich gut an, wie er mit seinen Händen über meinen Schenkel strich...

HALLO? fragte ich mich.

Was geht denn mit dir ab? Das ist ein Playboy, ein Typ, der von Mädchen umschwärmt wird! Der mit denen spielt!

Ich schüttelte heftig den Kopf.

Ach was, dachte ich. Der ist eigentlich ganz nett so...

"Warum schüttelst du den Kopf? Glaubst du mir etwa nicht?" Ich zuckte zusammen.

"Nein?! Doch! Ich meine… ja ich glaub’s dir" antwortete ich und stand auf. "Danke" Kay stand auch auf und legte seinen Arm um mich. "Wollen wir zurück? die anderen machen sich sonst noch sorgen!" Ich nickte, aber stieß ihn sanft weg. "Mir geht es nicht so schlecht, dass man mich stützen muss" kommentierte ich mein Verhalten und lief voran.

Er schaute mich irritiert an und fing dann an zu Lachen.
 

Es dauerte noch lange, bis die Feier fertig war.

Unsere Band trat noch einmal auf, spielte noch 2 Lieder und war dann fertig für diesen Abend.

Nachdem sich die Halle geleert hatte, räumten wir Schüler noch auf und machten Blödsinn dabei.

Kay blieb immer wieder in meiner nähe. Als ich dann gehen wollte, fragte mich Kathy ob sie mich nach Hause fahren soll, doch Kay kam mir zuvor. "Ich begleite sie nach Hause"

Kathy schaute mich erst erschrocken an. Dann fing sie an zu grinsen. "Okay, dann wünsche ich noch einen guten Heimweg ihr beiden" Ich schaute beide irritiert an. Doch dann zuckte ich mit den Schultern und nickte "okay"

Der Heimweg war viel länger als ich gedacht hatte. Kay und ich redeten ununterbrochen und er machte immer wieder Witze. Er war an diesem Abend ausgelassen und sehr nett. Er erzählte mir, dass er selbst auch einmal E-Gitarre gespielt hatte aber damit aufhörte weil seine Mutter dagegen war. Stattdessen spielte er nun Keyboard.

Er erzählte mir auch vieles von seinen Freunden und seiner Familie.
 

"..Und Herr Lehmann, sah mich dann an al wäre ich ein Alien! Oh man, da hatten echt alle gelacht und dann…" Ich lachte auch laut los.

Das war es also gewesen, warum die Parallelklasse letzt bei den Prüfungen laut gelacht hatte.

"Hier wohnst du nicht wahr?" er deutete auf ein Haus. "Warst du vorhin beim abholen dabei?" fragte ich schelmisch. "Ja" - "Dann weißt du auch, wo ich wohne" ich lachte wieder und ging auf die Tür zu.

"Ähm… Kia.." Ich stoppte und sah ihn an. Er schaute auf den Boden. Dann, langsam hob er seinen Blick. "Ich finde dich total nett… und… du bist auch voll süß" stotterte er und blickte mich etwas scheu an.

Mein Herz sprang im Dreieck und Mein Magen schwebte im Weltall.

Nein, das kann nicht sein!

"Ich… wusste nie, warum du… so abweisend warst und wollte dich mit den anderen Mädchen...naja... eifersüchtig machen und so… Aber ich bemerkte dann, dass naja..." Er schaute wieder zu Boden.

Was wird das jetzt? Ich war verwirrt

Er holte tief Luft "Was ich sagen wollte ist… seit dem wir uns... das erste Mal auf den Schulfest getroffen hatten… war ich… bist du mir... nicht mehr aus dem Kopf gegangen..."

Ich war perplex weggetreten!

Will mir der verklickern, dass er mich liebt?

Ich checkte nichts mehr durch. Total verwirrt!

Mein Magen ist im All, Mein Herz springt Saltos und mein Kopf klickerte wie ein Uhrwerk, doch der Kuckuck wollte nicht kommen und sagen: diese Nachricht hat mich erreicht!

Plötzlich stand er vor mir, nahm vorsichtig meine Hand und sah mir tief in die Augen. "Als ich deine Augen sah, fühlte ich mich wie ein ertrinkender im Ozean…" er strich mir durch das Haar.

Ein ertrinkender lässt sich retten, ein Liebender nicht! schwirrte es mir durch den Kopf.

Das fühlte sich schön an…

Er wird mich küssen, dass steht fest…

Was soll ich nur tun?

Doch das Schicksal nahm mir die Entscheidung ab.

Automatisch bewegte ich mich und mein Verstand setzte aus

Plötzlich, schneller als mir bewusst wurde was geschah, beugte ich mich vor. Noch bevor er etwas sagen konnte, küsste ich ihn

War ich denn Verrückt?

Ja! dachte ich mir

Ich bin verrückt...

"Verrückt nach dir..." flüsterte ich, als sich unsere Lippen lösten.

Er schaute mich leicht grinsend an. Dann nahm er mich fest in den Arm und küsste mich lange.

Mein Job, mein Stress

Es lag jetzt erst 5 Wochen her, seitdem wir uns das erste Mal geküsst haben. Seitdem waren wir ein paar. Und ich war Glücklich! Sehr Glücklich! Es waren nun Sommerferien.

Ich hatte einen Ferienjob. Dort war ich jeden Tag und das bin ich bis zum Ende der Ferien.

Dann müsste ich auf die Berufsschule in der nähe gehen.

Mein Wecker bimmelte mich wie jeden morgen um halb 8 wach. Verschlafen schaltete ich ihn aus und setzte mich auf.

Heute wieder ein neuer Tag! Bald ist Monatsende und ich bekomme mein Geld.

Ich rieb mir die Augen.

Mit dem Geld werde ich ein super Geschenk für Kay holen. Er hatte ja schließlich in 8 Tagen Geburtstag!

Ich lächelte in mich hinein und stand auf, machte mich fertig und setzte mich in die Küche. Wie immer war sie leer. Meine kleine Schwester schlummerte noch tief und fest und meine Mom war schon längst in ihrer Arbeit.

Ich goss mir Kaffee in die Tasse, mixte ihn mit Milch und schaltete den Radio an. Es lief gerade das Lied *Hips don't lie* von Shakira. Ich summte versonnen dazu und grinste.

Um 8 stand ich vor unserem Haus und schloss die Tür ab.

Dann packte ich den Schlüssel in meine Tasche und machte mich auf den Weg. Es dauerte keine 10 Minuten und ich war schon bei der Kleinfirma, bei der ich Aushelfen musste.

Ich ging durch die Tür, begrüßte die Empfangsdame und loggte mich ein. Dann ging ich durch die Halle in einen größeren Raum, voll mit Arbeitenden Leuten, Computern, Scannern, und Akten. Eine junge Frau, mit blond-braunen langen Haaren kam mir entgegen. "Hey, Kia, Frau Becker hatte schon nach dir gefragt! Du sollst sie bitte besuchen!" Ich nickte. "Danke Mara" Ich lief schnell zu meinen Platz, stellte meine Tasche ab und ging durch die Gänge zu Frau Beckers Büro.

Ich klopfte einmal an und schon ertönte eine freundliche Stimme. "Herein?" Etwas nervös drückte ich die Tür auf.

“Ah, Fräulein Kia!" Eine Frau, knappe 50 mit leicht grauen Haaren die im Nacken zu einem Zopf gebunden waren und einem lächeln auf dem Gesicht, stand hinter ihrem Schreibtisch und streckte mir ihre Hand entgegen.

"Guten Morgen Frau Becker" sagte ich höflich und schüttelte die Hand. "Setzen sie sich bitte" forderte sie mich auf und wies auf einen platz. Ich setzte mich.

"Ich habe sie hierher gebeten, weil ich etwas mit ihnen Besprechen möchte..." fing sie an und kreuzte ihre Hände.

“Ich habe von Herrn Müller erfahren, dass sie sehr fleißig sind und gerne unseren anderen Mitarbeitern helfen!" Ich nickte leicht den Kopf und lächelte. "Ich bin ausserdem sehr zufrieden mit ihrer Arbeitsleistung. Sie machen sehr viel, schnell und ordentlich!"

Donnerwetter, das war ein Lob! dachte ich und mein Herz hüpfte aufgeregt

"Es würde mich freuen, wenn sie vielleicht..." sie zog eine Akte aus einem Stapel, blätterte in ihr herum, hielt und zeigte mir ein Foto. " …Dieses Mädchen, das demnächst bei uns anfangen wird, einweisen könnten?" Ich schaute mir das Foto genau an. Sie hatte Schulterlanges, hellbraunes Haar, dunkle, lächelnde Augen, einen schmalen Mund, der frech grinste und eine leichte braune Hautfarbe.

Sie war sehr hübsch!

"Ihr Name ist Jeanine Taylor. Sie ist 17 Jahre alt, also in ihrem alter und sie fängt übermorgen bei uns an!" informierte mich Frau Becker. Ich nickte "Okay, wird kein Problem sein!" antwortete ich und lächelte. "Das freut mich zu hören" Frau Becker klappte die Akte zu, und lächelte mich an. "Ich hätte da auch ein Angebot für sie. Wenn sie wollen können sie, wenn ihre Schule zu ende ist, nachmittags zu uns kommen und etwas Geld verdienen!" Ich sah sie erstaunt an. "Natürlich nur wenn sie wollen!"

Das wäre perfekt! dachte ich.

Eine Ausbildung und nebenbei einen half-Time Job, bei dem ich Geld verdienen kann! Dass ist besser als perfekt.

Ich grinste. "Und ich dürfte wirklich…?" - "Natürlich! wir können sofort ihren Vertrag verlängern, und schwups di wupps können sie weiterhin kommen!" Nun strahlte ich übers ganze Gesicht. "Nehmen sie an?" - "Sehr gerne!" Ich lächelte. "Vielen Dank, Frau Becker" Diese winkte ab. "Gern Geschehen" Sie lächelte. Dann stand sie auf und hielt mir die Hand hin. "Also, übermorgen!" Ich schüttelte die Hand. "Jap! Vielen Dank" Ich ging aus dem Büro, schloss die Tür und atmete einmal durch.

Yeaaaaah hab ich heute ein sau glück!!!

Ich kicherte und lief zurück zu meinen Arbeitsplatz.

Ha, ich will gar nicht erst wissen, wie Kay sich freut! dachte ich und stellte mir seine grünen Augen und sein schmales Gesicht vor, dass mich frech ansehen würde. schon wurde ich total happy und grinste den ganzen Tag bis über die Ohren.

Doch Kay war nicht im Geringsten erfreut. Mit bösem Blick saß er auf dem Bett, während ich ihm das Gespräch schilderte. besorgt sah ich ihn an. "Was ist denn? warum freust du dich nicht?" Er schaute mich an. "Wie lange musst du dann Arbeiten?" - "Wie immer" ich setzte mich zu ihm hin und strich ihn über den Nacken.

"Dass meinte ich nicht! Nach den Ferien! Du hast bis um 3 deine Berufsschule, und willst dann noch arbeiten gehen! dann kommst du erst Abends um sieben Heim! und wann willst du Zeit für mich haben?" Ich schaute ihn traurig an. Da hat er Recht! dachte ich. Ich hatte nicht an ihn gedacht, als ich den Job annahm...

"Ich muss ja nicht immer so lange arbeiten! ich kann ja…" - "mich ab und zu in deinen Pausen einlegen?" fragte er und ließ sich zurück sinken. "Nein ich..."

tja, was soll ich jetzt wohl sagen?

"Ich will nicht dann nur ein Freizeitspielzeug für dich sein" er stand auf und nahm mich in den Arm. "Das wirst du auch nicht sein! Aber du musst das verstehen, ich brauche den Job, weil ich das Geld brauche und die Ausbildung kann ich auch nicht schmeißen!" antwortete ich nun mit piepsiger Stimme. "Ich weiß" er zog mich an sich "Weißt du was? wir probieren es aus! Ich habe ja jetzt auch eine Ausbildung, und werde bis um 5 beschäftigt sein! Also werden mir die restlichen 2 Stunden nicht sehr viel ausmachen…"

Er Küsste mich und strich mir sanft über den Hals.

"Ja.." Ich erwiderte seinen Kuss

Newcomer Check

Der nächste Tag verging nicht anders wie die anderen.

morgens Arbeit, mittags mit Freunden und Kay abhängen und abends mit Kay kuscheln.

Doch der daraufhin folgende Tag, war der entscheidende Tag, der mein Leben veränderte...
 

Wie jeden morgen, ging ich zur Arbeit, begrüßte die anderen, loggte mich ein und fing an die Akten zu sortieren.

Doch es dauerte nicht lange, als ich von meiner Arbeit aufschreckte. "Kia, die neue ist da" vor mir stand Jeremy, mein Arbeitskumpel. "Was? schon?" ich stapelte in aller hast die Akten, fuhr mir kurz durch meine kurzen Haare und schaute ihn an. "Wo ist sie?" - "Am Eingang" er deutete auf die Gläserne Tür "Danke" ich zwinkerte ihm zu und lief an den anderen vorbei. Da stand sie, bei der Sekretärin und schaute sich neugierig um. Ich ging auf sie zu und grinste sie an. "Hallo, Ich bin Kia, und soll dich bei uns einweisen" Sie schaute mich kurz an, und schüttelte meine Hand. "Jeanine" sagte sie "Hmm... tja... Ähm... dann zeig ich dir mal den Betrieb!" Sie nickte und folgte mir durch die Gänge, während ich ihr alles erklärte. "…und hier ist die Lagerhalle, wo später die Kisten aufbewahrt werden. Das ist nur die kleine Halle, aber hinten dran ist die große!" Ich deutete auf ein verschlossenes Tor. Jeanine schaute sich neugierig um. "Ah ja" Bisher hatte sie nicht sehr viel gesagt und sah mich immer wieder so abschätzig an. Ich konnte sie irgendwie nicht leiden! Doch ich ließ mir nichts anmerken und war immer noch stets freundlich. "Naja, jetzt zeige ich dir deine Platz" Ich ging voraus in den Raum und stellte mich neben einen Schreibtisch, der direkt vor meinem stand.

"Hier arbeitest du. Frau Lindner ist für die nächsten 2 Wochen im Urlaub, und niemand anderes braucht diesen Platz!" - "Danke" Jeanine setzte sich auf den Stuhl und schaute sich um. Ich lächelte leicht. Dann sah sie mich wieder an. "Und was muss ich machen?"

ups, das hatte ich vergessen!

Ich schaute mich kurz um. "Einen Moment bitte" sie ließ ein schnauben hören. Ich lief zu einem Stapel voller Kisten und nahm die oberste herunter. Diese trug ich dann zu ihrem Platz. Dann holte ich den Schlüssel, schloss auf, holte ein Paar Akten raus und legte sie auf den Tisch.

"Also, zuerst musst du..." Ich erklärte ihr, und zeigte dabei wie man es macht. Als ich fertig war, legte ich die bearbeitete Akte zur Seite. "…Und das machst du mit allen Akten in der Kiste. Und wenn du fertig bist, bringst du die Kiste ins Lager uns stellst sie einfach vor das Regal. Unser Lagerarbeiter stellt sie dann später rein. Klar soweit?" Sie nickte. "Okay, dann mach mal und ich schaute eine weile zu! Wenn’s klappt, kann ich auch wieder an meine Arbeit gehen und wenn du fragen hast, wende dich an mich." Sie nickte wieder und fing an, die Akten durchzuarbeiten.

Na also, war doch gar nicht mal so schlimm! dachte ich und schaute ihr dabei zu. Sie arbeitete ziemlich schnell und fleißig. Sie hat schnell verstanden Nach einer weile klopfte ich ihr auf die Schulter und grinste. "Ich glaube du kommst auch ohne mich zurecht" - "ja" sagte sie nur und arbeitete weiter. Ich verzog das Gesicht.

puh, ist die Wortkarg!

Ich setzte mich auf meinem Platz und fing an wieder meine Arbeit aufzunehmen.
 


 


 

Die nächsten Tage vergingen nicht anders.

Sie redete nicht sehr viel und arbeitete fleißig weiter.

Ich schaute ihr immer wieder über die Schulter, doch sie machte alles fehlerfrei. 2 Mal kam sie zu mir und erklärte mir ihr Problem, womit ich ihr helfen musste.

Was mir auffiel ist, das eine Clique immer mittags vor der Firma herumlungerte. Jedes mal wenn Jeanine die Firma verließ, bemerkte ich dass die Clique sie verfolgte. Eines Tages aber dann, hatte sich jemand in das Lager geschlichen. Es war ein Typ, im Aggro-Style und er versteckte sich hinter den Kisten.

Jeanine, die wieder mit ihrer Kiste fertig war, packte die Akten ein und trug sie wortlos an mir vorbei ins Lager. Ich und Mara und Jeremy waren die einzigen im Raum. Mara und Jeremy saßen gerade am Computer.

Auf einmal sah Jeremy auf. "Die Neue ist aber ziemlich lange weg" bemerkte er. Ich nickte. "Ich schau mal was sie macht" Ich stand auf und ging ins Lager. Keine Spur von Jeanine.

Wo ist sie denn hin?

Ich schaute mich um und lief alle Regale ab. Plötzlich hörte ich einen erstickten schrei aus der großen Lagehalle und rannte los. "Hallo? Herr Miele? Sind sie das? Jeanine?" rief ich und sah mich um. Es war nichts zu sehen außer Kisten und Regale und einem Gabelstapler.

Hier stimmte doch etwas nicht!

Auf einmal hörte ich ein Poltern und als ich aufsah, sah ich wie ein Regal umkippte. Und das direkt auf mich zu!

Ich sprang im rechten Augenblick zur Seite und knallte hart auf dem Boden auf. Alle Kisten stießen fielen herunter, sprangen auf und die Akten verstreuten sich.

Nur der Inhalt war aber zum Glück drinnen geblieben.

"Ah shit!" fluchte ich und rieb mir die Schulter. Ich richtete mich auf und sah wie ein Junge Jeanine an den Schultern gepackt und mit der Hand auf ihrem Mund hinter dem nächsten Regal verschwand.

"KIA! was ist los bei euch? Was war das für ein Krach?" rief Mara aus der kleineren Halle. "Schnell kommt her, jemand versucht Jeanine zu entführen!" schrie ich und rannte auf das Regal zu, hinter dem die Beiden verschwunden waren.

Da stand er, über Jeanine gebeugt! Sie lag auf dem Boden und versuchte sich zu befreien, doch der Typ hielt sie eisern fest. "Lass sie los!" schrie ich und warf mich gegen ihn. Er stolperte nach vorn und knallte gegen die Wand. Fluchend stand er wieder auf, packte den Feuerlöscher und warf ihn nach mir. Ich duckte mich und der Dinger flog über mich drüber und knallte gegen den Staplerwagen. Als ich wieder aufstand, rannte der Typ an mir vorbei, und stieß mir seinen Ellenbogen in den Bauch, sodass ich nach Luft schnappend in die Knie sank.

Das hatte gesessen!

Er rannte durch eine Tür und war verschwunden.

"Scheisse!" Ich wollte ihm nachlaufen, doch dann fiel mir Jeanine ein und ich drehte mich um. Sie saß auf dem Boden und schaute mich an. Ihre Augen sahen mich ängstlich und erstaunt gleichzeitig an. Plötzlich standen Jeremy und Mara da. "Was war los? Wer war der Typ?" fragte Jeremy und deutete auf die Tür. "Keine Ahnung, aber dem Haben wir hier das Chaos zu verdanken!" sagte ich grimmig und deutete auf das umgestürzte Regal.

"Den schnapp ich mir!" Jeremy rannte auf die Tür zu, stieß sie auf und war auch verschwunden. Mara ging langsam auf das umgestürzte Regal zu. "Wir sind tot!" sagte sie sarkastisch und hob ein paar Akten auf. Ich drehte mich wieder zu Jeanine um. "Alles okay mit dir?" ich kniete mich neben sie und schaute sie besorgt an. "Ich glaube schon" flüsterte sie und schaute weg. "Lass mich mal deinen Arm sehen!" forderte Mara sie auf. Zögernd nahm sie die Hand weg. "Ouh, das sieht schlimm aus!" Mara verzog das Gesicht.

Das ganze Handgelenk war geschwollen und leicht blau angefärbt. "Sieht nach einer schweren Verstauchung aus" Sie schaute mich an.

"Geh mit ihr zum Krankenzimmer und bitte Frau Walpurga um einen Arzttermin bei Doktor Siebler! Ich werde mit Jeremy aufräumen...Sobald er hier ist!" Sie drehte sich um. Ich nickte. "Komm!" forderte ich Jeanine auf. Das Mädchen stand vorsichtig auf und stöhnte ein wenig. Ich legte meinen Arm um ihre Hüfte, und legte ihren Arm um meine Schultern. "Ich hab keinen Fuß verstaucht" zischte sie und kniff die Augen zusammen. "Aber es muss schon ein Blinder her um zu sehen, dass du beim Sturz dir auch verdammt arg die Hüfte angeschlagen hast" Sie schaute mich kurz an.

Als wir einen Schritt gingen, knickte sie leicht ein. Zischend zog sie die Luft ein. "Warte ich helfe euch" sagte Mara und kam auf uns zu, doch ich schüttelte den Kopf. "Ich pack das schon!" Ich nahm ihre Beine und hob sie hoch. "Hey was machst du da?" wütend und erschrocken sah sie mich an. "Keine Sorge, ich bringe dich ins Krankenzimmer" Ich grinste. Mara lachte. "Du hast dich trotz deines Freundes kein Stück geändert" ich schaute sie an. "Tya, ich werde immer so sein, wie ich es will" Ich ging mit Jeanine auf den Armen aus der Lagerhalle raus, durch unseren Raum, am Eingang vorbei in einen kleineren Raum.

Dort setzte ich sie auf einem >Bett< ab und drehte mich um, um zur Sekretärin zu gehen. "Warte!" Ich drehte den Kopf.

Jeanine saß da, die Hand nach mir ausgestreckt und sah mich bittend an. "Was ist?" Ich ging wieder zu ihr hin und setzte mich neben sie. Sie schwieg. Dann hob sie den Kopf, sah mir in die Augen und lächelte leicht.

"Danke" Ich grinste sie an. "Keine Ursache, das hätte doch jeder getan" Ich stand wieder auf. "Ich werde jetzt zu Frau Walpurga gehen und mache einen Arzttermin aus. Danach wirst du mir erklären, wer der Typ war und was er von dir wollte okay?" Sie nickte.

Ich ging raus und rief bei Doktor Siebler an. Als ich zurückkam, waren auch Mara und Jeremy da und Jeanine erzählte uns, was geschah, und woher sie den Typen kannte. Danach fuhr uns Jeremy zum Arzt und Jeanines Handgelenk wurde geröntgt. Als sie wieder raus kam, hatte sie einen Gips um die Hand und sie sah traurig drein.

Herr Siebler kam hinter ihr her und sprach uns an. "Sie muss den Gips mindestens 2-3 Wochen dran lassen! danach kommt ihr wieder hierher und wir nehmen den Gips ab! Ich werde sie von Sportlichen Aktivitäten freistellen.

Sie darf keine harte Arbeit machen und keine schweren Gegenstände tragen! Ist das klar?" er schaute Jeanine an. Sie nickte leicht.

"Okay, dann wünsche ich noch einen schönen Tag" er drehte sich um und verschwand im nächsten Sprechzimmer.
 

Ich begleitete sie nach Hause.

Unterwegs redeten wir sehr viel und kamen auf den Punkt, dass der gegenseitige Gesprächspartner eigentlich total nett ist. "Ich hatte halt sehr viele schlechte Erfahrungen und bin halt etwas distanziert, wenn ich neue Leute kennen lerne! Da kann es auch sein, dass ich unfreundlich bin und so" Ich nickte leicht. "Ich weiß was du meinst" dann grinste ich. "Aber bei mir brauchst du keine Angst zu haben! ich tue niemanden was zuleide" Sie grinste mich an. Dann hielt sie vor einem großen Haus "Hier wohne ich" Ich schaute mir die Bude an. "Wow, ganz schön groß" staunte ich. Sie lachte "Naja, wie man’s nimmt" Sie ging auf die Tür zu. "Willst du mit reinkommen?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss zu Kay" Ihre Augen blitzten auf. „Ah, du hast einen Freund" sie grinste "Naja, ich muss" ich hob die Hand "Man sieht sich! Bay" Sie winkte "Ja Bay! Und danke"

Ich grinste und bog um die Ecke.

Gefühle in die mal (ganz) andere Richtung

Als die Schule endlich zu Ende war, lief ich mit Jeanine quatschend die Straße entlang. Wir waren perfekt auf einer Wellenlänge. Ich musste grinsen.

Nine hatte sich wieder eine Zigarette angezündet und erzählte von ihrer Familie. "...Mein Dad und meine Mom hatten sich also dann nach 1 1/2 Jahren getrennt. Naya, da war ich halt gerade mal... n knappes halbes Jahr alt.

Ich hatte immer gedacht, ich hätte gar keinen Dad. Naya, meine mom hatte es mir dann als ich 12 war erzählt und ich hatte mich auf die suche gemacht. Ich wünschte ich hätte es gelassen..." sie zog an ihrer Zigarette und atmete ein.

"Warum?" Ich sah sie von der Seite fragend an. "Naya, ich hatte erfahren, dass er nur ein Typ ist, der Kinder in die Welt setzte, trinkt, kifft und schon fast 6 Frauen hatte." Ich sah nachdenklich drein.

Sie musste es ja schon schwer gehabt haben, wenn man so einen Vater kennen lernt...

Ich schüttelte mich. "Aber ein gutes hatte es schon..." Ich sah sie erstaunt an. "Dass du ihn dann überhaupt kennen gelernt hast und wusstest dass du einen Vater hast?" fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich hab meine Geschwister kennen gelernt... Oder eher Halbgeschwister" Ich sah sie erstaunt an. "Geschwister? Wie alt ?" Sie hob die Hand hoch und zählte mit der Zigarette zwischen den Lippen ab.

"Alsooo... Tobi er ist 12, dann Max 15, Nico sein kleiner Bruder, er ist jetzt drei. Naya Nico ist nicht gerade mein Bruder, aber zu mindestens ein klitze kleiner Teil. Dann noch Sarah, sie ist 7 und zuletzt Hannah, die Schwester von Tobi. Sie ist auch so um die 15." - "Wow! So viele Geschwister! Hast du mit allen Kontakt?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sarah, Nico und Max kenne ich nicht. Aber Hannah und Tobi" Sie grinste. "Die sind beide voll gut drauf. Vor allem Hannah. Wow, wäre ich ein Typ, würde ich sie für mich beanspruchen" Ich lachte laut los. "Huh, deine Schwester muss sich vor dir in Acht nehmen. Vorsicht Hannah, Jeanine ist unterwegs und hat es auf dich abgesehen"

Ich lachte und rannte los, in der Phantasie, dass sie mich nun schnappen will. Doch Sie grinste rannte mir tatsächlich hinterher und rammte mich leicht. "Man bist du fies" Ich stolperte, fing mich aber schnell wieder und lächelte "Tya, das bin ich". Sie nahm einen letzten Zug an ihrer Zigarette und warf den Stummel fort. "Ausserdem, du nennst mich immer Jeanine! Du kannst mich ruhig Nine nennen. Ich finde das viel besser" Ich grinste und nickte.

Nine! Und schon ist unsere Freundschaft ein wenig enger. Sie ist echt gut drauf!

"Naya meine Mom arbeitet jetzt in einer Firma, die massig Kohle schiebt. Sie verdient auch voll viel. Nur ist sie so ziemlich nie daheim und daher bin ich immer alleine daheim. Ich verbringe dann meine Zeit damit entweder draußen in der Gegend rum zu gammeln oder daheim zu chilln. Ach, kein Plan. Irgendeine Beschäftigung finde ich immer und wenn ich dann am Ende mit Mädchen flirte“ Ich sah sie interessiert an. „Mit Mädchen flirten…?“

Sie nickte. „Ja. Weißt du, im Gegensatz zu allen anderen Leuten… bin ich… naja… ich will dich nicht erschrecken aber ich…“ – „Du stehst auf Mädchen!“ beendete ich ihren Satz. Sie nickte. Mein erstaunen und Respekt vor ihr wuchs. „Kommst du denn damit klar? Ich meine… wirst du da nicht dumm angemacht oder so?“ Sie schüttelte den Kopf. „Bisher weiß das niemand! Du bist die erste der ich das gesagt habe. Naya okay, jetzt mal abgesehen von den Mädchen, die auf meine Anmachsprüche eingehen. Aber die kennen mich nicht also von daher… und meine Mutter weiß es auch“ – „Und warum sagst du mir so etwas? Ich meine, wir kennen uns ja auch gerade mal von der Arbeit und jetzt von der Schule!“ Sie sah mich leicht herausfordernd an.

„Ich finde dich interessant. Darum“

Mir blieb die Luft weg. Ich spürte eine leichte Unsicherheit in mir und das schien sie zu merken. „Hey, das war nicht im Sinne einer Anmache oder so gemeint. Ich meinte das, weil ich dich kennen lernen will und ich denke wir werden noch gut Freunde“ Sie lief ein Stück voraus.

Ich bin doch so dumm. Jetzt hatte ich genau diese Reaktion drauf gehabt, die andere Leute auch hätten. Okay, sie ist ein Mädchen das auf Mädchen steht, aber denn noch ist sie wie jeder andere, der nur dann Mädchen anmacht, wenn sie sich nach Liebe sehnt. Das heisst aber nicht dass sie jeden anmacht!

Ich schüttelte den Kopf und schloss wieder auf. „Es tut mir leid, so wollte ich jetzt nicht reagieren…“ murmelte ich und fuhr mir durch die Haare. „Es hat mich jetzt nur ein wenig irritiert. Weißt du, ich bin es zwar gewohnt so etwas zu hören, aber dann nur von Mädchen, die zu dumm sind und nicht sehen dass ich gar kein Junge bin“

Sie seufzte. „Ist ja schon gut. Ich hätte das nicht sagen dürfen…“ Wir blieben an einer Straßenecke stehen. Ich sah traurig zu Boden.

Warum bin ich nur so eine Idiotin?

Ich krampfte meine Hand zur Faust.

Ich versaue mir immer wieder alles bevor ich überhaupt nachdenke was die Konsequenzen sind.

Ich spürte wie sie ihre Hand unter mein Kinn legte und schon sah ich auf, in ihre Nachtschwarzen Augen. Unergründlich, dunkel und geheimnisvoll. In meinen Händen kribbelte es.

„Lass uns Freunde sein okay? Nicht mehr. Ich verlange nichts von dir, außer dass wir Freunde werden und bleiben. Oder ist das ein Hindernis für dich, dass ich auf Mädchen stehe?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist kein Problem“ Ich schob ihre Hand weg und hielt sie fest. Dann grinste ich. „Weißt du… Ich könnte mir auch vorstellen auf die andere Linie zu steigen… Bei solchen Girls wie zum Beispiel du!“ Sie lachte. „Du bist echt verrückt“ Sie zog ihre Hand weg und drehte sich um. „Wir sehen uns Morgen Kia“ Ich sah ihr nach wie sie in die Hofeinfahrt einbog und im Haus verschwand. Dann setzte ich meinen Weg nach Hause fort.

Dies war einer der Tage, der nach Nines auftauchen mein Liebesleben mit Kay aus dem Ruder brachte.
 

Ja, eine Freundschaft bauten wir auf. Auch wenn ich jetzt ein klein wenig abstand von ihr hielt, versuchte ich trotzdem alles von mir zu geben.

Sie war glücklich darüber.

Die Herbstferien rückten näher. Und damit auch Kathys Geburtstag. Kathy und ich trafen uns so oft wir konnten. Sie ging auf ein Wirtschaftgymnasium und wollte danach weiter studieren. Ich stellte ihr einmal Nine vor und sie war auch hin und weg. Nun hingen wir oft zu dritt in unserer Freizeit herum.

„Sag mal… Kia?“ Ich öffnete meine Augen und linste zu ihr hinüber. „Hm…?“ Kathy rutschte näher an mich heran. „Was ist eigentlich mit Kay los? Als wir gestern weg waren hat er sich ganz komisch benommen!“

Ach Kay… Er hat sich auch ganz schön verändert! Seit dem er seine Ausbildung angefangen hatte, ist er mal gut drauf, dann mal wieder nicht. Es lag einfach an seinen neuen >Freunden<. Ich konnte sie nie leiden…

„Ich weiß es nicht!“ brummte ich und schloss wieder meine Augen. „So?“ Ich hörte wie sie sich neben mich legte. „Er hat mit Marc geredet und meinte dass du so langsam wieder…“ Sie senkte die Stimme und kicherte „…Zu einem Jungen Mutierst“ Ich starrte sie an. „Was bitteschön?“ Sie lachte laut los. „Ja, das hat er behauptet. Er meinte seit dem du da mit ihr befreundet bist…“ sie deutete auf Nine, die etwas abseits stand und Zigaretten an Kiosk kaufte.

„… wäre es mit dir noch extremer. Du hättest auch wieder deine Haare deswegen ganz kurz schneiden lassen und so“ Sie lachte auf. „Er dachte sogar du hättest etwas mit ihr angefangen“

Also DAS schlägt ja das Fass zum Boden aus.

Abrupt setzte ich mich auf. „Mit Nine läuft nichts!“ Kathy starrte mich erschrocken an. „Kia, das habe ich auch nicht behauptet“ Ich hob die Hand „Aber Kay glaubt das?“ Sie nickte. Ich knurrte und verschluckte mich selbst bei meinem fluchenden Wortschwall. Kathy klopfte mir behutsam auf den Rücken bis ich mich wieder beruhigt hatte. „Also… dieser Idiot. Er null Vertrauen zu mir! Wenn ich jetzt mit Nine zusammen wäre, warum bin ich dann noch bei ihm? Ich könnte doch einfach tschüss sagen und verschwinden oder?“ Kathy lachte.

„Ja ein Idiot ist er schon“ Sie legte sie wieder hin und ließ die Sonne auf ihren Bauch scheinen. „Aber… jetzt mal ehrlich, unter Freunden. Kann da nicht mal was werden…?“ – „Kathy!“ Entsetzt starrte ich sie an „Mein Gott, sag mal ist bei euch allen jetzt die Sicherung durchgebrannt? Seit wann denkst du ich stehe auf Mädchen…?“ Kathy schirmte ihre Augen vor der Sonne ab. „Nein, ich dachte nur weil… Nine ja auf Mädchen steht und so. Dass es da vielleicht bei euch gefunkt hatte oder so“ Mein Mund klappte auf. „Woher weißt du…?“ – „Weil sie es mir auch erzählt hatte“ Kathy grinste mich an. „Weißt du, so schlimm wäre das ja nicht“ Sie kicherte. „Wäre ich nicht mit Marc zusammen, hätte ich mich auch schon längst an dich ran gemacht“ Mir blieb die Spucke weg

War das da meine beste Freundin, die mir jetzt diesen Bären aufbinden wollte? Seit wann denkt sie so? Mit mir zusammen? Was ist denn interessant an mir, dass jetzt alle was von mir wollen?

„Du machst Witze!“ Ich grinste schief. „Nein, das ist mein Ernst“ Kathy setzte sich auf und sah mich ernst an. „Kia, es gibt da wirklich so einige Dinge, die du nie über mich gewusst hast, auch wenn du meine beste Freundin bist. Selbst Marc weiß nicht alles über mich“ – „Du willst mir doch jetzt nicht auch noch verklickern dass du auf Mädchen stehst oder? Also dass du dann Bi bist… oder?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Was ist daran so schlimm?“ Sie hob die Hand und strich mir über den Hals. „Wie wär’s?“

Das war zu viel.

Ich stand auf. „Ich glaube du hast nen Sonnenstich!“ meine Stimme zitterte. Dann rannte ich los, an den anderen Liegeplätzen von Besuchern vorbei. „Kia! Das war doch nur Spaß!“ rief mir Kathy hinterher. Doch ich wollte nicht hören, rannte an den See und sprang ins Wasser.

Gut, erst mal abkühlen. Vielleicht hatte ja auch ich einen Sonnenstich? Vielleicht hatte ich mir das Gespräch eben nur zusammen halluziniert? Ich war total verwirrt. Was sollte diese scheisse nur? Warum spielten jetzt alle um mich herum verrückt? Kay, der jetzt auch noch herum spinnt ich wäre mit Nine zusammen, Kathy die mich jetzt so verarscht? Meine Welt war ein einziges Puzzle und ein Teil passte nie zu einem anderen. Es ergab keinen Sinn.

Ich tauchte auf und schnappte nach Luft. Dann schwamm ich ein paar Züge tiefer ins Wasser hinein.

Was sollte ich jetzt nur tun? Sollte ich Kathy echt glauben? Ihre Augen entsprachen genau dem was sie zu mir sagte. Sie ist meine beste Freundin. Eine Freundin die das Leben genießt und immer das positive sieht.

Ich tauchte wieder ab und strampelte wie wild.

Mensch Kia! Was soll das alles? Du bildest dir das jetzt nur ein und nur weil Nine dir sagte dass sie auf Mädchen steht!

Ich stieß die Luft aus.

Aber eigentlich… Kathy hatte Recht. Seit dem ich mit Nine nun befreundet bin, habe ich wieder einen Instinkt von einem Jungen entwickelt. Kay hatte extra so lange versucht mich zum Mädchen zu bringen, doch jetzt ging alles wieder in die Brüche. Kein Wunder dass er dann denkt dass ich etwas mit Nine hätte!

Meine Lungen fingen an zu pochen. Sie wollten hoch, an die frische Luft! Doch ich tauchte immer tiefer und landete irgendwann auf den Boden. Erschreckte Fische stießen auseinander.

Hier war es still. Auch wenn sich hier alles bewegte, war es still. Ich sah zur Oberfläche wo die Sonne drauf schien. Ein kalter Abgrund und über mir die Sonne. Ich grinste. Langsam fing es an in meinen Ohren zu rauschen. Ich musste hoch zur Oberfläche und das so schnell wie möglich. Meine Hand griff unbewusst in den Schlamm und hielt ihn in der Faust. Dann stieß ich mich vom schlammigen Boden ab und schwamm in langen Zügen nach oben. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Bin ich tatsächlich so tief getaucht?

Nur sehr langsam kam mir die Wasseroberfläche entgegen. Meine Lungen waren kurz vorm Platzen und vor meinen Augen tanzten Sternchen. Ich wollte atmen, verschluckte eine Ladung Wasser und fing an zu husten, verschluckte wieder Wasser. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand packte und mich hoch zog. Als ich durch die Oberfläche stieß schnappte ich nach Luft und hustete mir den Teufel aus dem Leib. „Sag mal bist du verrückt?“ Das war Nines Stimme die sich fast überschlug. Sie packte mich unter den Schultern und verhinderte so, dass ich unterging während ich hustete. Kathy war direkt daneben und klopfte mir energisch auf den Rücken. „Mensch Kia! Was sollte das?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
 

Etwa vor Wut weil ich kurz davor war zu ertrinken? Oder einfach nur aus Erleichterung dass ich wieder atmete?

Ich beruhigte mich langsam. „Geht’s wieder?“ Kathy sah mich besorgt an. Ich nickte. „Du bist echt bescheuert!“ Nine ließ mich los und schwamm mit kräftigen Zügen zum Ufer. Ich sah ihr durch Trüben Augen nach. „Was ist denn jetzt los?“ Ich hustete wieder. Kathy schwamm voraus. „Wütend ist sie. Das ist aber total Verständlich“ Meine Brauen zogen sich zusammen.

„Du bist gerade kurz davor gewesen drauf zu gehen! Wir dachten dir wäre etwas passiert weil du nicht mehr aufgetaucht bist!“ Sie stieg aus dem Wasser und half mir auf. „Und nur weil ich mit dieser scheisse angefangen hab…“ murmelte sie und sah mich traurig an. Ich schüttelte den Kopf und keuchte. „Ich war selbst dumm. Tut mir Leid“ Wir liefen zu unserem Platz, wo Nine dabei war sich ab zu trocknen. Wütend schmiss die das Handtuch in ihre Tasche, legte sich hin und schloss die Augen.

Kathy sah mich entschuldigend an. Doch ich sah über ihren Blick hinweg, setzte mich neben Nine hin und schwieg einen Moment. Kathy sah sich um und lief dann weg. Sie wollte uns alleine lassen. „Nine…?“ Ich brachte ein leises krächzen heraus. Scheisse, das kommt davon! Etwas mehr Mut Mädchen!

Ich räusperte mich. „Es tut mir Leid…“ Nine schnaubte. Ich sah mich um. „Ich wusste selbst nicht was gerade los war. Ich hatte irgendwie eine Kurzschlussreaktion weil Kathy mich verarscht hatte und…“ – „Das war ja nicht zu überhören“ knurrte sie. Ich bemerkte dass sie verletzt war. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.

Was sollte ich zu ihr sagen? Ich wusste ja noch nicht einmal warum ich ausgerastet bin als Kathy mit mir darüber gesprochen hatte.
 

Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als sie sich aufrichtete, meine Gesicht in ihre Hände nahm und mir nahe kam. ZU nah. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut, sah in ihre dunklen, unergründlichen Augen. „Mach das bitte nie wieder“ flüsterte sie. Ich konnte mich nicht losreißen, konnte nicht zurückweichen wie ich es eigentlich wollte. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich sah sie nur an. „Versprichst du mir das? Ich… und Kathy werden dich nie wieder auf so etwas ansprechen okay?“ Sie strich mir über die Wange. Mir wurde es warm. Zu warm. Ich nickte langsam. Sie ließ mich los und legte sich wieder hin. Immer noch erschrocken saß ich da und mein Herz raste.

Was sollte das? Ich will das nicht! Damit hintergehe ich Kay nur!

Ich versuchte mich zu beruhigen. Kathy kam wieder zurück und sah mich besorgt an. Doch dann schüttelte sie den Kopf, setzte sich neben mich und öffnete eine Packung Chips. „Will jemand was?“ Sie reichte sie an Nine weiter. Diese setzte sich auf, fing an zu grinsen und nickte. Erst jetzt bemerkte ich dass ich immer noch diesen komischen Schlamm in meiner Hand hielt. Ich stand auf und lief zum Wasser. „Wag es ja nicht wieder rein zu springen!“ rief mir Kathy hinterher.

Ich hob die Hand. Das war nicht nur Schlamm was ich in der Hand hatte. Das war noch etwas anderes. Ich watete bis zur Hüfte ins Wasser und wusch meine Hände. Als sich der Dreck von dem Gegenstand löste, kam ein Ring zum Vorschein. Ich hob ihn mir vor die Augen und betrachtete ihn genauer. Er glänzte golden und oben war anstatt einem Edelstein ein klitze kleiner Kompass eingebracht. Ich starrte auf den Pfeil, der herumwirbelte und nicht stehen blieb. „Was’n das für ein komisches Ding?“ Ich drehte ihn zwischen meinen Fingern. Dann zuckte ich mit den Schultern und steckte ihn mir an den Finger.

So ausgefallen der Ring auch wirkte, er war etwas besonderes, wie ich später erfahren sollte.

Es hört sich zwar komisch an, aber es war wie in Fluch der Karibik, der Kompass von Jack Sparrow. Er zeigte immer das an, nach dem man sich am meißten sehnte.

Und so war dieser Ring auch.

Und er reagierte immer auf meine Gefühle.
 

Ich hatte Kathy den kleinen Vorfall schnell verziehen und wagte mich hin und wieder auf dieses Thema hinaus, wenn wir alleine waren. Ich erzählte ihr von meinen Gefühlen zu Kay und zu Nine. Kathy nickte nur und zuckte abwechselnd mit den Schultern. „Du brauchst einfach mal einen Kick“ riet sie mir. „Bei wem klopft dein Herz höher…?“ Ich dachte nach. „Für Liebe: Bei Kay. Für was weiß ich was: Nine“ Kathy schüttelte resigniert den Kopf. „Ich geb’s auf. Du willst einfach nicht einsehen dass du in das Mädchen bist“ – „Ich bin nicht in sie!“ Kathy deutete auf ein Bild, auf dem Ich, Nine und sie selbst frech in die Linse grinsten. „Was fühlst du wenn du sie ansiehst…?“

Herzrasen auf 180, Puddingknie, Fieber, Uhrwerk klickern!

Ich schüttelte den Kopf. „Gute Freundschaft?“ fragte ich vorsichtig. Kathy stöhnte auf. Sie schlug sich gegen die Stirn und murmelte vor sich hin. Ich rutschte nervös hin und her. „Naya okay, Ich… werde da immer nervös. Bekomme Herzklopfen, freue mich total auf sie… aber das ist auch fast so, als würde ich dich immer treffen“ Kathy grinste. „Mensch Kia. Das überrascht mich aber“ Ich sah sie verwirrt an. Plötzlich beugte sie sich zu mir vor und gab mir einen Kuss. Schneller als ich überhaupt etwas machen konnte, ging sie wieder zurück und packte ihre Sachen zusammen. „Ich gehe jetzt! Überleg es dir noch mal… Nine ist wirklich ein süßes Ding, dass sehe sogar ich ein“ Ich sah sie wütend an. „Mensch, wenn du so scharf auf sie bist, dann trenn dich von Marc und schnapp du sie dir!“ Kathy schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht in ihrem Interesse, sondern du!“ – „Was?“ Kathy hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Ich stand auf und packte sie am Arm „Was hast du gerade gesagt?“ Kathy schüttelte energisch den Kopf. „Vergiss es Kia! Ich habe nichts gesagt!“ Sie riss sich los. „Ich muss jetzt. Und keine Sorge, der Kuss…“ Sie drückte mich an sich und küsste mich sanft „Hat keinerlei Bedeutung“ Sie wich aus als ich ihr eine scheuern wollte. „Warum kämpfst du dagegen an?“ Kathy lachte und rannte zur Tür raus. „Du hast sie nicht mehr Alle!“ schrie ich ihr hinterher und knallte die Tür zu. Wütend schlug ich auf meinen Boxsack ein. Plötzlich hörte ich einen Pfiff. Ich lief zu meinem Fenster und packte vorher noch eines meiner Kissen. „Kia, was ich dir noch sagen wollte…“ Kathy wich dem Kissen aus das ich ihr gegen die Birne werfen wollte. „… Es wäre besser wenn du mal wieder die alte Kia ans Steuer lässt und nicht dieses kitschige Mädchen, das du da zur Schau stellst!“

Das hat gesessen!

Ich sah sie mit offnen Mund an. „Du hast dich wirklich zu krass verändert. Ich will auch lieber die alte Kia und nicht die von Kay!“ Ihre laute Stimme wurde zu einem murmeln. „Ich will meine alte Freundin zurück“ Dann lief sie mit eilenden Schritten um die Ecke und war verschwunden. Ich stand immer noch am Fenster und starrte hinaus.

Ja, die alte Kia.

Sie hatte Recht, ich habe Kay an mir herumpfuschen lassen. Er hat mich so zu sagen verändert. Vielleicht mochte ich ja noch halbwegs aussehen wie ein Junge und hatte auch noch solche Macken, aber der Hauptsächliche Teil war verschwunden. Stattdessen war eine Person hervor getreten, die einfach so lebte wie es ihr gesagt wurde.

Kay sagt, ich sollte mich nicht von anderen beeinflussen lassen. Kay sagt, ich solle aufhören die Mädchen verrückt zu machen. Kay sagt Kay sagt Kay sagt…

Was sagt Kia?

Schon nach drei Wochen bemerkte Kay eine Veränderung an mir. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich nicht oft daheim war und mehr lernte aber vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas nachdenklicher wurde und sehr wenig über meine Schule und so gut wie gar nichts über neue Freunde (damit machte er Andeutungen auf Jeanine) erzählte. Und dass ich wieder wie am Anfang wurde. Frech, eigensinnig und durch und durch wie ein Junge. Er verstand nicht, warum ich wieder die Kia wurde, die er hatte versucht zu verändern. Tja, wenn er wüsste…

Jeanine und ich sahen uns immer öfters, nach der Schule, in der Arbeit oder einfach so am Abend, wenn ich mir sicher bin dass Kay keine Zeit für mich hatte. Wie sie versprochen hatte, hielt sie sich zurück. Für sie zählte nur die Freundschaft. Ich wusste nie genau wie ich mich gegenüber ihr verhalten sollte. Deshalb versuchte ich die alte Kia wieder heraus zu holen, so wie es Kathy wollte. Ich dachte aber nie genau darüber nach was passieren könnte ‚wenn’… , sondern ließ meine Gefühle entscheiden. Doch ich denke, die Vernunft wäre besser dran gewesen. Das Problem lag dabei, dass ich nun etwas Neues, Interessantes gefunden habe. Etwas, auf das ich mich immer freue wenn wir uns treffen, traurig wenn wir uns trennen und schließlich denke ich am Ende darüber nach. Etwas stimmte da nicht. Und das war Nine. Auch wenn ich am Anfang dagegen angekämpft hatte, hatte Kathy Recht. Ich sollte alles seinen lauf lassen. Zudem… Ich war schon immer neugierig. Warum also nicht auch mal etwas neues Probieren…?

Ein (kleiner) Zwischenfall

Ich ging in meinem Zimmer auf und ab und suchte meine Notenblätter.

Wo zum Teufel sind sie nur hin?

Ich bemerkte nicht wie jemand meine Tür öffnete und mich beobachtete. „Argh… Verdammt? Wo sind meine Noten? Wo ist mein Chip? In zehn Minuten muss ich bei den anderen sein!“ Ich durchwühlte meine Schulsachen, meine Schreibtischschublade und meinen Schrank. Nichts!

„Scheisse!“ Ich holte aus und Schlug gegen die Schranktür, die sich in zwei Teile spaltete. Erschrocken hielt ich inne. „Oh Fuck! Wenn das meine Mutter mitbekommt…“ – „Bekommst du ärger was…?“ hörte ich Jeanines Stimme. Erschrocken drehte ich mich herum. „Was machst du denn hier?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe vergessen dir dein Buch zurück zu geben was du mir für Bio geliehen hast…“ Sie hob den Einband hoch. Biologie- Natur, Mensch, Tiere. Sie gab es mir. „Ich glaube, da ist auch das drin was du gerade suchst…“ Ich sah sie zweifelnd an und klappte das Buch auf.

Tatsächlich! Da lagen sie, meine Notenblätter!

Mir stand der Mund offen. „Mach die Klappe zu, es zieht!“ Hörte ich meine Schwester kichern. Ich sah sie wütend an und biss mit auf die Zunge. „Zisch ab du Ratte!“ Sarah lachte. Dann schloss sie dir Tür. Jeanine sah sich in meinem Zimmer um. „Wenn du etwas suchst, dann stellst du alles auf den Kopf was…?“ Sie grinste und setzte sich auf mein Bett, nachdem ich es für sie frei geräumt hatte. „Mh… Naya schon so“ Ich schluckte und sortierte wieder meine Schulbücher und ordnete sie ein. „Danke“

Sie winkte ab. „Schon gut. Ich müsste mich eher bedanken, denn du hast mir ja das Buch geliehen“ Sie sah die Bass Gitarre neben meinem Bett. „Seit wann spielst du schon?“ fragte sie. Ich sah kurz auf. „Schon seit… knapp 4 Jahren“

Ich wandte mich wieder meinem Schreibtisch zu.

Warum bin ich so nervös? Ja, sie ist das erste Mal bei mir. Aber warum habe ich ein komisches Gefühl..?

Nine stand auf, lief zu meinem Boxsack und schlug mal dagegen. „Aua, der ist ja ordentlich hart!“ Sie rieb sich die Faust. Ich grinste. „So wie du deine Fausthaltung hast, würde ich mir auch alle Gräten brechen!“ Ich ging auf sie zu und zeigte ihr, wie ich meine Hand zur Faust machte und schlug zu. Der Boxsack wippte nach hinten. Sie probierte es mir nach zu machen. Doch wieder lachte sie. „Ich kann das nicht…“ Ich schüttelte den Kopf, nahm ihre Hand und bog ihre Fingerspitzen in die Handfläche. Dann führte ich den Daumen an die Außenseite der Finger. „Mit diesen Beiden Knöcheln schlägst du immer am härtesten zu!“ Ich tippte auf ihren Zeige und Mittelfinger. „Damit kannst du, wenn du genug Schwung und Kraft hast einem dem Kiefer zertrümmern“ Sie schlug wieder gegen den Sack. „Moment, das war falsch!“ Ich stellte mich hinter sie, nahm ihren Arm und legte ihn an ihre Hüfte. „Wenn du einen geraden Schlag landen willst, musst du immer beide Fäuste an der Hüfte haben. Genau so! Die Fäuste aber nach oben gerichtet Und dann nimmst du einen Arm und schlägst nach vorne. Aber die Faust dreht sich während des Schlags, sodass die Knöchel wieder oben sind und schon hast du einen sitzen!“ Sie befolgte meine Anweisungen.

„Cool!“ Sie schlug mehrmals mit der rechten und mit der linken zu. Ich beobachtete sie. Dann korrigierte ich ihre Fußstellung. Ich legte meine Hände an ihre Hüften und drehte sich gegenüber vom Sandsack hin. „Du musst immer frontal stehen. Seitlich dann nur, wenn du einen Sidekick ausführen willst!“ Sie nickte. Dann sah sie mich grinsend an. In ihren Augen lauerte der Schalk. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich meine Hände immer noch an ihren Hüften hielt und ich zu nah bei ihr stand.

Ich wurde leicht rot und ging hastig ein paar Schritte zurück. Dabei stolperte ich über die Bettkante und fiel auf die Matratze. „Sorry, weiß auch nicht was das jetzt war!“ haspelte ich und versuchte meine Verlegenheit herunter zu spielen. Doch Jeanine schüttelte nur den Kopf und lachte.

Peinlich! Warum führe ich mich nur so auf? Knie, weich wie Pudding, mein Puls auf 180 und nervös wie eine Glucke. Scheisse aber auch!

Ich grinste verlegen zurück. Nine kam auf mich zu beugte sich über mich und pustete mir leicht ins Gesicht. Ich schloss die Augen und kicherte. „Du bist echt süß! Wieder die Kia, die ich kennen lernte…“ Sie strich mir durch das Haar. Ich sah ihr in die Augen und genoss ihre Berührung. Eine weile herrschte schweigen. Plötzlich sah sie mich erschrocken an, zog ihre Hand zurück und drehte sich um.

„Was ist los?“ Ich richtete mich auf und sah sie besorgt an. „Ich darf das nicht!“ flüsterte sie. „Was darfst du nicht?“ Ich stand auf, ging auf sie zu und drehte sie zu mir herum. Eine Träne rollte über ihre Wange. „Nine…?“ Ich sah ihr in die Augen. „Du bist meine Beste Freundin. Du hast einen Freund…“ flüsterte sie. Ich schluckte. Sie hatte mir am See versprochen, sie unternimmt keinen Versuch, sich an mich heran zu machen oder das Thema an zuschneiden.

Und jetzt habe ich es getan. Ich habe mich an sie rangemacht. Und jetzt hat sie Angst dass sie ihre Gefühle zu offen gezeigt hätte! Sie hat Angst, dass ich sie abweisen werde wenn ich bemerke, was sie wirklich für mich empfindet. Ich wusste dass es mehr als nur Freundschaft war… Und ich hatte auch zugegeben ein wenig Angst davor… Aber wovor genau? Davor, dass sie ein Mädchen ist? Dass sie lesbisch ist? Oder einfach nur davor, dass ich damit dann Kay verletzen könnte wenn er es herausfindet?
 

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und berührte die Träne mit meinen Lippen.

Ist das jetzt ein Spiel? Spielt Jeanine mit mir? Oder spiele ich momentan mit ihr? Und mit Kay?

Sie schloss die Augen.

Mehr als Freundschaft… seit wann? Seit gerade jetzt? Seit dem Schulanfang? Seit dem Zwischenfall in der Firma? Oder seitdem ich sie das erste Mal auf dem Foto gesehen habe…?

Ich strich ihr über den Nacken und suchte ihre Lippen. Wir küssten uns lange. Sie hielt den Atem an. Ich konnte spüren wie sie zitterte.

Vor Angst? Oder vor Freude?

Langsam löste ich den Kuss und öffnete meine Augen. Nine sah mich leicht ängstlich an. „Kia… Ich… will nicht dass alles jetzt dafür drauf geht…“ Ich hielt ihr den Finger an die Lippen. Sofort verstummte sie. „Du sagtest mal, du verlangst nicht mehr als Freundschaft von mir oder? Und niemals sollte es weniger sein. Also… das was ich hier mache, tu ich aus freien Stücken Nine…“ Sie schloss die Augen und seufzte. „Wie kommt es jetzt dazu…? Du bist mit Kay zusammen…“ Ich zuckte mit den Schultern.

„Du? Du hast mich ganz schön aus meinem Leben raus gebracht. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte…“ Ich sah zu Boden. „Aber es ist passiert?“ fragte sie mich. Ich nickte. „Bei dir doch auch?“ Sie errötete leicht. Dann sah sie mir in die Augen. „Seit dem wir befreundet sind…“ flüsterte sie. Ich strich ihr über die Wange. „Warum hast du dann nichts gesagt?“ Wieder dieser ängstliche Blick. „Weil- Weil du ein wenig… komisch reagiert hast als ich dir gestanden habe dass ich auf Mädchen stehe… und dann die Sache am See… Du hast da komplett überreagiert. Deshalb habe ich auch keinen Versuch unternommen. Ich dachte ich schaffe es über meine eigenen Gefühle hinweg zu sehen und mit dir eine Freundschaft auf zu bauen. Aber… Naja- ich… jedes Mal wenn du mir so nah kamst, mich berührt hast oder so, war ich immer hin und weg. Und… vor allem wenn ich in deine Augen sah. Aber ich hatte Angst dich zu verlieren wenn ich es… dir sage… oder dir zeige dass du mir doch irgendwie mehr bedeutest…“ Sie schluckte und sah weg.

Ich schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm. Ich verbarg mein Gesicht in ihren langen Haaren.

„Es tut mir wirklich Leid, dass ich dich damit verletzt habe… Das war nicht ich selbst, das war eine andere Kia. Doch die, was du hier siehst, die was jetzt vor dir steht… ich bin wieder die alte.“ Sie drückte sich an mich. „Und das ist die Kia, die ich verdammt arg gern habe..“ - „Wie kann ich das wieder gut machen… Ich meine… die Zeit?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht…?“ murmelte sie als ich sie langsam auf das Bett drückte und mich über sie beugte. Wieder küsste ich sie. Diesmal ließ das zittern nach.

Ich war verrückt. Wie beim ersten Mal als ich Kay küsste. Doch das hier war irgendwie noch intensiver. Es waren mehr Gefühle im Spiel. Ja… Im Spiel, das jederzeit brutal beendet werden könnte wenn das irgendjemand heraus bekäme! Meine Zimmertür! Sie war nicht verschlossen!

Nine strich mir über den Nacken und den Hals. Ich spielte mit ihrer Zunge und wir beide genossen es. Langsam wanderte meine Hand unter ihr Shirt und strich über ihren Bauch. Sie zuckte zusammen, denn meine Hand war etwas kühl. Ich strich um ihren Bauchnabel herum, küsste ihn und kitzelte ihn mit meiner Zunge. Nine grinste. „Hast du etwa schon viel Erfahrung in so etwas…?“ Ich sah auf und grinste sie an.

Ich küsste sie am Hals. „Vielleicht…?“Wir hörten gleichzeitig Schritte auf den Treppe. „Da kommt jemand!“ Sie richtete sich schnell auf, fuhr sich durch die Haare und zog ihr Shirt wieder richtig hin und ich sprang zu meinem Schreibtischstuhl und nahm das Bio Buch in die Hand. Gerade als ich es aufklappte stürmte Kay herein. Überrascht blieb er stehen und sah abwechselnd Nine an, die ihn schüchtern anlächelte und mich, wie ich versuchte nicht rot oder nervös zu werden.

„Warum bist du nicht bei der Band?“ fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. „Sie kam eben her und wollte mir meine Biosachen wieder bringen“ murmelte ich und sah weg. Nine schnappte ihre Tasche und stand auf. „Und ich muss auch leider wieder weg“ Sie grinste ihn an und drückte sich hastig an ihm vorbei. Dann stolperte sie die Treppen hinunter. Ich schmiss das Buch auf den Schreibtisch und nahm die Notenblätter in die Hand. „Wenn du das nächste Mal kommst, sagst du mir vorher bescheid!“ knurrte ich und drückte mich an ihm vorbei. „Kia? Wo willst du denn jetzt wieder hin?“ Kay hielt mich fest. „Zur Probe! Sie können nicht ewig auf mich warten!“ Ich stieß seine Hand weg und rannte die Treppen hinunter. „Warte, ich komme mit!“ Kay wollte mir folgen doch ich hielt ihn zurück.

„Was soll das eigentlich jetzt? Du sagtest mir dass du deinem Vater helfen müsstest, als ich dich heute Mittag gefragt habe! Und jetzt stehst du hier auf der Matte, ohne vorher etwas zu sagen!“ Kay starrte mich entgeistert an. „Sag mal was ist denn mit dir los?“ – „Das du mich anlügst, das ist los! Du hast wohl Angst dass ich dir fremd gehe oder? Oder warum sonst platzt du hier rein während ich mich mit Jeanine unterhalte?“ Ich rannte zur Tür und öffnete sie „Kay, tu mir einen Gefallen für heute! Geh nach Hause. Morgen reden wir weiter okay?“ Kay wurde wütend. „Sag mal was wird denn das jetzt?“ Ich hob die Hand. „Ich brauche jetzt einfach meine Ruhe okay? Das geht mir langsam echt auf die Nerven!“ Ich knallte die Tür zu und rannte um die Straßenecke auf Nine zu.

„Nine! Warte mal!“ Doch sie wollte mich nicht hören. Sie lief weiter. „Nine!“ Ich packte sie an den Schultern und drehte sie zu mir herum. Sie sah mich aus einer Mischung von Trauer, Angst und Wut an. „Lass das Kia! Ich… hätte damit nicht anfangen dürfen!“ Sie schlug meine Hand weg und lief weiter. „Mensch Nine, warte doch! Es ist doch meine Entscheidung oder…?“ – „Ja aber ich habe dich dazu gebracht! Wenn das jetzt so weiter geht bringe ich euch auseinander!“ Ihre Stimme überschlug sich und sie musste schlucken. „Das ist mir doch…“ – „Sag jetzt bitte nicht dass dir das Scheiss egal ist! Bitte, denk vorher nach bevor du jetzt etwas sagst das du später bereuen könntest!“

Sie strich mir über die Wange. „Bitte! Ich hätte das wirklich nicht tun dürfen… lass- lass uns das einfach vergessen! Wir können vielleicht nicht so tun als wäre nichts, aber versuchen wir es zu vergessen!“ Ich nahm ihre Hand „Wenn ich das aber nicht will? Ich weiß dass du darunter Leidest! Meinst du für mich wird das nicht anders?“ Sie sah mich an. Dann schüttelte sie den Kopf. Ich drückte sie an mich und küsste sie. Sie unterdrückte ein fluchen und versuchte sich zu befreien. Doch sie gab schnell auf und erwiderte den Kuss. Als ich sie losließ schnappte sie nach Luft. „Du… bist echt verrückt!“ Ich grinste sie an. „Das habe ich wohl auch jetzt von dir übernommen“ Sie lachte. „Du bist wirklich süß!“ Sie küsste mich wieder. „Willst du mitkommen?“ Ich deutete auf ein größeres Gebäude. Sie nickte.

Salva, Manuel, Sven und Julia warteten schon auf mich. „Kia, na endlich! Ich wollte dich gerade schon auf dem Handy anrufen“ Julia grinste mich an und entdeckte dann auch Nine, die hinter mir stand. „Oh, heute eine Freundin mitgebracht?“ Ich nickte. „Du kannst dich wenn du willst auf diesen Stuhl da setzten oder zum Tontechniker gehen…“ Manuel deutete auf eine Glasscheibe. Nine nickte und lief durch eine Tür durch.

Ich stellte mich neben Sven und nahm die Bass Gitarre in die Hand. „Welche Lieder nehmen wir auf?“ fragte ich. Julia tippte auf ein Blatt. „I need your love, travel to the moon, gefallene Engel, unsterbliche Liebe, Anfang vom Ende und zuletzt noch Warum musste das geschehen“ Ich hob die Brauen. „Die haben sich tatsächlich für unsterbliche Liebe und Warum entscheiden?“ Die anderen nickten. „Jetzt kommt, fangen wir an. Wir haben nicht viel Zeit!“ Manuel schaltete sein Keyboard an und tippte ein paar Mal herum. Dann gab er ein Zeichen an den Techniker. Dieser ließ einen kurzen piep Ton hören und schon fing Sven an. Ich und Salva folgten. Jule fing an zu singen. Und wie sie sang. Das war das erste Mal seit der Abschlussfeier, dass ich sie wieder richtig singen hörte. Erstaunt sah ich sie an.

Nachdem wir geendet hatten, fingen wir mit travel to the moon an.

Ich spielte meinen Bass so intensiv wie noch nie.

Vielleicht lag das ja an Nine? Vielleicht wollte ich ihr etwas beweisen?

Ich weiß es leider nicht mehr. Ich weiß nur dass ich diesen Tag nicht vergessen werde, an dem die ersten Zeichen unserer Liebe mit Angst zusammen hingen. Mit Angst, dass jemals jemand etwas davon wusste. Angst davor, dass man den versuch unternimmt uns zu trennen. Es war eine verbotene Liebe.
 


 

Huhhh ^^ Danke füre das Kommi ^^

^^

Hab jetzt gleich mal weitergeschrieben ^^

hoffentlich gefällt es euch ^^

Meteoriteneinschlag und Urknall

Am Abend brachte ich Nine nach Hause. Die ganze Zeit über hatten wir geredet. Über die Band, den Plattenvertrag, über die Arbeit und ,und, und…

Als wir dann vor ihrer Haustür standen, Umarmte sie mich und küsste mich zärtlich. „Es ist immer wieder schön eine Lotusblume sich öffnen zu sehen“ flüsterte sie mir ins Ohr. Ich grinste sie an. „Wann sehen wir uns morgen…?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Um neun, in der Schule“ Ich sah wie sich die Tür öffnete und Nines Mutter im Rahmen stand. „Guten Abend“ Ich verneigte mich leicht. Ihre Mutter musterte mich einen Moment lang schweigend. Dann huschte ein lächeln über ihr Gesicht. „Hallo. Du musst Kia sein…?“ Sie hielt mir die Hand hin. Ich schlug ein. „Mom, das ist Kia, Kia das ist meine Mom, Sabine“ Ich grinste. Ihre Mutter ließ meine Hand los. „Wow, fester Händedruck! Nicht schlecht“ Sie nickte anerkennend. „Möchtest du nicht noch ein wenig herein kommen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, ich muss leider heim. Es ist schon spät. Ich wollte nur Nine schnell heimbringen. Aber danke Frau Taylor“ – „Wie ein Kavalier“ Ihre Mutter kicherte. „Du bist sehr höflich, das gefällt mir. Aber du kannst mich ruhig Sabine nennen“ Sie zwinkerte. Nine lehnte sich an mich. „Tut mir Leid, aber ich denke das werden sie noch öfters zu mir sagen müssen…“ Ihr Mutter zog eine Braue hoch. „Ja?“ Ich nickte. „Ich lerne lieber erst die Eltern richtig kennen, dann kann ich sie bei dem Vornamen nennen. Aus Respekt und Höflichkeit nenne ich Erwachsene immer beim Nachnamen“ Frau Taylor lachte laut auf. „Du bist mir eine! Aus Respekt!“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ich so etwas noch höre… Heut zu Tage ist die Jugend ja vollkommen anders. Aber gut dass es noch solche gibt wie dich“ Sie sah auf die Uhr. „Soll ich dich schnell Heim fahren…? Es ist schon elf“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein danke Frau Taylor, ich wohne nur zwei Straßen weiter“ – „Aber wer weiß was selbst auf diesem kurzen Weg alles passieren kann?“ – „Nicht mehr als die Chance mit dir einen Autounfall zu bauen“ Nine kicherte. Ihr Mutter lachte wieder auf. „Ja, da hast du Recht Schätzchen!“ Plötzlich klingelte das Telefon. „Ich gehe schon. Gute Nacht Kia und danke“ Sie drückte mich kurz und war dann wieder durch die Tür verschwunden. „Wow, du hast ja eine coole Mutter“ Ich sah Frau Taylor nach. Nine nickte und schlang ihre Arme um meinen Hals. „Dich findet sie auch cool. Das sagte sie schon als ich ihr von dir erzählte“ flüsterte sie. „So? Was hast du denn alles über mich gesagt…?“ Ich sah sie grinsend an. „Viel… viel zu viel“ Sie küsste mich wieder. Diesmal war es ein langer, intensiver und zärtlicher Zungenkuss. Ihre Mutter wollte sich wieder zu uns gesellen, sah uns dastehen, grinste und war wieder verschwunden. Als wir uns lösten seufzte ich. „Was ist los?“ besorgt sah sie mich an. „Es wird ein wenig schwer…“ Ich sah traurig zu Boden. „Meine Eltern stehen nicht gerade… positiv oder neutral zu… lesbische oder auch zu schwule Beziehungen“ Nine stöhnte auf. „Gibt es denn das immer noch?“ Ich nickte. „Viel zu oft“. Sie sah einen Augenblick lang zum Himmel. „Also Geheimhaltung…?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Für den Anfang wäre nicht schlecht… Danach können wir alles tun und lassen was wir wollen“ Ich grinste sie an. „Und… Kay?“ Mein grinsen verschwand. Traurig sah sie mich an. „ich… das werde ich mir noch überlegen…“ Ihr strich ihr über die Wange. Wir küssten uns ein letztes Mal. „Kia? Kannst du mir eines versprechen?“ ich sah sie an. „Alles, solange es in meiner Macht steht!“ Sie sah mich an. „Bleib bitte so wie du jetzt bist und verändere dich nicht wieder. Denn du bist jetzt diese Kia, die ich über alles Liebe!“ Sie hielt ihre Hand auf meine linke Brust. „Da drin, sollst du so bleiben wie heute…“ Ich nahm ihre Hand, küsste sie und nickte. „Ich verspreche es!“ Sie sah mich dankbar an und umarmte mich. Dann ging sie ins Haus. Ich lief nach Hause.

Daheim erwartete mich eine unangenehme Überraschung. Kay saß missgelaunt auf meinem Bett und begrüßte mich mit einem knappen ‚Hallo’. Ich lief zu meinem Schrank, achtete drauf dass ich dir Tür nicht weiter beschädigte und öffnete ihn. Dann kramte ich ein schwarzes Tanktop und eine weiße Trainingshose heraus. „Ich will wissen was jetzt hier läuft“ meinte er kühl. Ich sah ihn an. „Was soll laufen?“ – „Du bist wieder zu einem kompletten Jungen geworden! Du bist total eigensinnig und streitsüchtig. Du hängst nur noch mit…“ er verzog das Gesicht. „…Dieser Nine und mit Kathy ab. Für mich hast du so gut wie keine Zeit mehr“ Ich drehte mich zu ihm herum „Wer hat hier keine Zeit? Ich möchte dich gerne mal daran erinnern, dass du immer bis um 5 Schule hast und dann anschließend mir sagst, du müsstest deinem Vater helfen oder deinen Freunden etwas bringen oder sonst so nen scheiss! Und dann nehme ich mir entweder etwas vor oder ich lerne. Und sobald ich dann weggehen will, stehst du auf der Matte so nach dem Motto: ‚so liebe Kia, jetzt habe ich Zeit für dich. Jetzt musst du bei mir sein!’ Ich habe keine Lust darauf wie eine Puppe behandelt zu werden Kay!“ Er sah mich wütend an. „Ich behandle dich nicht wie eine Puppe!“ Ich schnaubte. „Kia, zieh doch bitte mal etwas Weiblicheres an. Kia, bitte versuch doch mal wie ein Mädchen zu sein. Kia, bitte tu dies, bitte tu das. Kia, ich habe Leider keine Zeit. Kia jetzt bin ich da. Oh du musst zu Freunden? Egal, ich komme mit… So kann das nicht weiter gehen Kay. Ich hätte es viel früher einsehen sollen, dass du versuchst mich nach deinen Wünschen zu biegen“

Ich zog mein Shirt aus und zog das schwarze an. „Ach ja…? Aber dafür bist du doch gut bei meinen Kumpels angekommen oder…? Und mit denen ihren Freundinnen verstehst du dich super und…“ – „Mit den Tussis verstehe ich mich kein Stück, Kay. Würdest du mal deine Augen aufmachen, würdest du sehen wie wir uns immer auf eine ‚freundliche’ Art angiften. Und deine Kumpels sind nur dumme Typen, die nach dem äußeren gehen. Worauf kommt es bei dir an? So langsam bekomme ich das Gefühl dass es dir auch nur darauf ankommt“ Kay schüttelte den Kopf. „Nein, du weißt genau dass ich dich so gern habe wie du bist“ Ich zog die Trainingshose an. „Wenn du mich wirklich so nehmen würdest wie ich bin, dass würdest du auch die ‚männliche’ Kia lieben oder nicht?“ Er sah mich leicht wütend an. „Du bist aber ein Mädchen, kein Junge! Wenn ich einen Mann haben wollte, dann könnte ich gleich Schwul werden und tausende auf einmal anbaggern, genauso wie du mit Mädchen baggerst!“

Ich drehte mich langsam und drohend um. „Seit dem ich mit dir zusammen bin, habe ich kein einziges Mädchen angebaggert, mein Lieber Freund! Also pass auf was du sagst!“ Kay schnaubte. „Und was ist das mit deiner Jeanine?“ – „Lass Nine aus dem Spiel!“ Er grinste mich an. Wütende funken sprangen aus seinen Augen und schienen sich an mir fest zu setzen. „Seit dem sie zu dir gekommen ist! Seit dem ihr befreundet seid! Seit dem hast du dich wieder verändert. Also baggerst du doch noch herum. Und zwar gräbst du deine Nine an was…?“ Ich versuchte mich ruhig zu halten. „Wenn du es genau wissen willst: Kathy hat mich darauf aufmerksam gemacht wie sehr ich mich verändert habe! Sie sagte mir, dass sie ihre alte Freundin wieder haben will! Durch dein Spiel, mich zu ändern hätte ich beinahe meine beste Freundinnen verloren!“ Ich zog meine Kampfsport Handschuhe aus der Schublade und zog sie an. „Ich verstehe nicht, wie man nur so dumm sein kann wie du! Du verbietest mir immer wieder Dinge, die du aber seelenruhig weiter machen darfst! Du unterstellst mir, dass ich dir mit Nine fremdgehen würde! Hast du vielleicht mal daran gedacht, dass es so sein könnte gerade weil ich die Schnauze von dir voll habe? Gerade weil du versuchst mich zu verändern? Vielleicht weil ich dann bei Nine andere Dinge sehe, die ich bei dir nicht sehe?“ Er starrte mich an. „Weißt du Kay, ich habe noch nie erlebt, wie du mal gesagt hattest: Ich liebe dich so wie du bist Kia! Bleib bitte so und verändere dich nicht!“

Ich dachte an Nine, der ich das versprochen hatte.

„Nie habe ich das von dir gehört“ Ich flüsterte diese Worte. „Ich glaube du warst zu lange mit den beiden zusammen!“ Kay brauste auf. „Jetzt haben sie dir so einen scheiss ins Ohr gesetzt! Bisher hattest du nie über Gefühle oder so gesprochen Kia!“ Ich drehte mich wütend herum. „Weil du es nicht wolltest Kay! Du wolltest eine die dich wenn dann schon anhimmelt, dir Liebesschwüre vorbetet und auf ewig alles tut was du willst. Aber Kay… Jeder Mensch hat Gefühle… und wenn du sie unterdrückst, stauen sie sich an und brechen irgendwann heraus!“ Kay Packte mich an den Schultern. Seine Augen verengten sich zu schlitzen. „Ich verbiete dir, dich weiterhin mit diesen Mädchen zu treffen! Und das werde ich Kathy auch sagen!“ Ich holte aus und knallte ihm eine. „Du bist niemand er mich befehligt! Das kannst du nicht mit mir machen!“ Er hielt sich die Backe wo sie sich leicht rot Färbte. „Ich kann mich mit meinen Freunden treffen wann ich will! Wie ich will! Ich kann tun und lassen was ich will und brauche dein Einverständnis nicht!“ Kay rastete aus, packte mich und schüttelte mich. „Du bist wohl total bekloppt?“ Ich kniff die Augen zusammen. „Was ist denn hier los?“ Meine Schwester kam herein und starrte Kay an. „Hey, lass meine Schwester los!“ Sie rannte auf ihn zu. Kay sah sie wütend an. „Schnauze, das ist jetzt eine Sache zwischen mir und Kia…“ Weiter kam er nicht. Ich versetzte ihm einen Schlag gegen die Brust. Er keuchte, ließ mich los und schnappte nach Luft. „Kay! Geh jetzt bitte!“ Meine Stimme zitterte. „Ja, Geh nach Hause und denk darüber nach was du gerade meiner Schwester angetan hast… und noch antun wolltest!“ Meine Schwester nahm mich an der Hand. Kay sah uns beide wütend an. Doch er schwieg und ging aus dem Zimmer. Wenig später hörten wir beide wie er seinen Roller startete und wegfuhr.

Dieser Abend war zu viel für mich! Ich fiel auf die Knie und hielt mir den Kopf. Sarah untersuchte mich besorgt. „Hat er dich geschlagen? Ist alles okay? Hast du Kopfweh? Soll ich Mama holen? Oder nee, die kommt ja schon!“ Sie drehte sich zu meiner Mutter um, die erschrocken im Türrahmen stand. „Kia? Was war los, ich habe euch streiten gehört und dann ist Kay wütend weggefahren…“ Ich schüttelte nur den Kopf. Dann brach ich in Tränen aus. „Ich will nicht mehr Mama! Er regt sich über alles auf und…“ Ich schilderte ihr den Streit. Sie schüttelte nur erschüttert den Kopf und tröstete mich. Als ich geendet hatte, seufzte sie und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Kathy hatte total Recht. Du hattest dich verändert und ich wollte dich oft drauf ansprechen aber du bist mir immer entwischt. Naya, Hauptsache du bist wieder meine süße kleine Kia!“ Sie strich mir durch das Haar. Als ich mich beruhigt hatte hob ich meinen Kopf und sah meine Mutter an. „Mama? Ich… naya ich wollte dich mal etwas fragen…“ – „Schieß los“ Ich schluckte. „Also… wegen Kay… er hatte ja gedacht ich wäre mit Nine zusammen und so. Also dass ich dann auf Mädchen stehe und ist da ja voll abgegangen. Was ist so schlimm daran? Ich habe ein paar Freundinnen aus der Schule, die lesbisch sind. Und ich komme damit klar, ich finde das okay“ Ich hörte wie meine Mutter erschrocken die Luft ein sog. „Nun ja… Sie… Gott hat nun mal Mann und Frau erschaffen, damit sie sich Lieben und zusammen sind. Es war und wird immer so sein… Sonst hätte Gott ja genau nur Frauen erschaffen können“ Ich sah sie an. „Aber es gibt auch Gefühle. Wenn Gott es so will dass Menschen sich Lieben, ob jetzt Mann und Frau oder Frau und Frau oder Mann und Mann, dann will er so. Es ist seine Sache oder? Warum regen sich dann so viele Leute darüber auf?“ Meine Mutter biss sich auf die Lippen. „Es ist unnatürlich, darum! Du kannst keine Kinder bekommen wenn du mit einer Frau zusammen bist. Du kannst keine Familie gründen“ – „Aber es gibt doch heute neue Methoden wie Frauen schwanger werden. So können auch Lesben schwanger werden und eine Familie mit ihrer Lebensgefährtin haben!“ Meine Mutter schüttelte energisch den Kopf. „Ist es natürlich dass du zwei Mütter hast? Oder zwei Väter?“ Ich schüttelte den Kopf. „Also!“ Doch ich war noch nicht zufrieden. „Aber wenn man jetzt so in unserem alter wäre, wo man noch keine Familie braucht?“ Sarah sah mich mit großen Augen an. „Man, du bleibst aber ganz schön am Thema!“ Ich warf ihr einen wütenden Blick zu. „Kia, du willst mir doch nicht etwa sagen dass du… dass du… etwa doch mit diesem Mädchen etwas hast oder…?“ Ich biss mir auf die Lippen.

Zu gerne hätte ich es meiner Mutter gesagt. Aber wer konnte wissen was die Folgen wären? Ich denke, sie wäre ausgerastet und hätte mit jeglichen Kontakt zu Nine verboten.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Ich war nur neugierig, denn die Sache hat mich jetzt… nicht in Ruhe gelassen…“ Ich stand auf und setzte mich auf mein Bett. Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Dass du mir auch immer einen Schrecken einjagen musst…“ plötzlich stockte sie und starrte auf meinen Schrank. „Kia Sayni! Was zum Teufel hast du da gemacht?“ Ich zuckte müde mit den Schultern. „Tut mir leid. Ich repariere es morgen okay?“ Sarah kicherte. „Wehe wenn nicht! Der Schrank war sehr teuer! Wozu hast du einen Boxsack wenn du hier deine Möbel zertrümmerst?“ Ich gähnte. „Tut mir Leid Mama“ Ich gab ihr ein Küsschen auf die Wange. „Ich bin leider müde und will ins Bett. Hab morgen früh Schule…“ Ich umarmte kurz meine Schwester. „Okay, dann gute Nacht.“ Meine Mutter schaltete das Licht aus und ging hinaus. Sarah folgte ihr und schloss leise die Tür. Für eine weile saß ich schweigend im Dunkeln. Dann zog ich mich aus, öffnete mein Fenster um die kühle Nachtluft herein zu lassen und legte mich aufs Bett. Doch einschlafen konnte ich noch lange nicht.

Wie sollte es jetzt mit mir und Nine weitergehen? Was war mit Kay? Würde ich mich wieder mit ihm vertragen und zu mindestens befreundet bleiben? Ich hätte doch noch auf meinen Verstand hören sollen!

Ich sah auf meinen Ring. Durch das Licht das von den Straßenlaternen hereinfiel konnte ich den kleinen Pfeil in eine Richtung still stehen sehen. Ich kniff die Augen zusammen. Er zeigt in Richtung Schule.

Dort wohnte doch Nine? Oder zeigte er nur nach Norden?

Ich schaltete mein Nachttischlampe an und holte den alten Kompass von meinem Opa aus der Schublade heraus und sah drauf. Norden lag links von mir. Aber der Pfeil vom Ring deutete Richtung Süd-Westen. Was hatte das zu bedeuten?

Seufzend schloss ich die Schublade wieder und löschte das Licht. Eine Weile lang lauschte ich dem zirpen der Grillen. Dann schlief ich ein. Ich hatte einen wunderschönen Traum.

Von Lotusblüten und Nine. Von Freundschaft, Liebe und Leben. Und von einem Engel.

Sturm der Gefühle

Kay hatte sich in den letzten 5 Tagen nicht mehr gemeldet.

Einerseits Lauste mich das, doch andererseits war ich froh, dass ich nicht ein Doppelleben mit Kay und Nine führen musste. Es war schon so anstrengend genug mit Nine. Nicht dass ich meine sie wäre anstrengend, sondern einfach die Geheimhaltung. Aber wir schienen es hinzu bekommen.

Am Wochenende hatte schließlich Kathy Geburtstag. Nine und ich waren eingeladen und waren natürlich die ersten die ankamen. Kathy sah uns beide grinsend an und zwinkerte mir zu, so nach dem Motto: Ist doch nicht schlecht oder…?

Wir gingen auf ihr Zimmer und setzten uns hin, während Kathy Getränke holte. „Wie lange dürft ihr bleiben?“ fragte sie uns. Ich zuckte mit den Schultern und Nine grinste. „Ich darf so lange ich will. Meine Mutter ist auf einem Kongress in London, also von daher ist sie zwei Tage lang nicht daheim“ Kathy reichte uns unsere Gläser. „Und du Kia?“ Ich zuckte wieder mit den Schultern „Meine Mom meinte, ich dürfte bei dir übernachten wenn es zu lange geht“ Kathy strahlte übers ganze Gesicht. „Hey, denk jetzt nur nichts Falsches!“ warnte Nine sie und nahm mich in den Arm. „Sie gehört jetzt mir!“ Kathy lachte auf. „Nein, Nein keine Sorge… Ich dränge mich nicht zwischen eine Beziehung. Zudem habe ich noch meinen Freund. Ein Doppelleben wie Kia will ich nicht führen“ Sie nippte an ihre Glas. „Ich führe kein Doppelleben…“ murmelte ich und sah weg. Kathy zog eine Braue hoch. „Was denn? Ich dachte du bist jetzt mit Nine zusammen?“ Ich nickte. „Aber Kay…?“ – „Mit ihm ist nichts mehr!“ Ich sagte es kälter als ich es wollte. Nine und Kathy starrten mich entgeistert an. „HÄ? Wie jetzt… Wie denn das?“ Kathy stellte ihr Glas weg und ließ mich nicht aus den Augen. „Kay hatte… eine Kurzschlussreaktion nachdem wir eine Diskussion hatten. Es soll bleiben wo der Pfeffer wächst!“ Ich trank das Glas mit einem Zug aus und stellte es heftig auf den Boden. Nine nahm mich in den Arm und versuchte mich zu beruhigen. „Ich bin nicht traurig oder wütend deswegen dass wir auseinender sind. Ich fand nur seine Reaktion beschissen! Ich habe ihm etwas gegen den Kopf geknallt, was ja auch stimmt. Und er hatte überreagiert“ Ich seufzte und massierte meine Schläfen. „Von Nine und mir weiß niemand etwas ausgenommen du!“ Kathy grinste. „Ich fühle mich geehrt“ - „Und Ich kann es immer noch nicht glauben dass ich von Lesben und Bisexuellen umgeben bin“ ich lachte mir in Fäustchen, als Nine mich böse ansah. „Es wundert mich einfach, dass es bei uns so eine dreier Schicksalsgemeinschaft ist. Und vor allem dass Kathy auch… sowohl auf Jungs als auch auf Mädchen steht“ Kathy hob ihr Glas. „Ist doch nicht schlecht oder? Wenn mal eine von euch Kummer hat dann kommt zu mir“ Sie legte sich aufs Bett und klopfte neben sich. Nine lachte auf und sprang auf sie zu. „Ich! Ich habe Kummer!“ Beide tobten auf dem Bett herum und kicherten. Ich schüttelte nur den Kopf. Plötzlich bekam ich ein Kissen an den Kopf. „Hey!“ Ich warf es zurück. Schon war eine Kissenschlacht voll im Gange.

Kathy wurde eigentlich 18. Aber in diesem Moment benahmen wir uns wie kleine 5 jährige. Das war wirklich verrückt. Am Ende lagen wir keuchend und total K.O da. Kathy auf ihrem Bett, ich auf dem Boden und Nine direkt neben mir. Ihr Kopf ruhte auf meiner Brust. „Wie kommt es dass du nicht so außer Atem bist wie wir?“ Nine hob erstaunt den Kopf. Ich grinste. „Mein Geheimnis!“ Kathy richtete sich auf. „Nix da Geheimnis. Sag bloß du weißt es nicht?“ Sie sah Nine ungläubig an. „Was soll ich wissen?“ fragte sie. Ich kicherte. Sie sah mich verwirrt an. „Was denn?“ Kathy sprang vom Bett, krabbelte auf mich zu und zog mein Shirt hoch. „Hey! Lass das!“ Ich richtete mich auf, doch Kathy hielt mich fest. „Siehst du?“ Sie deutete auf meinen Bauch. Nine sah mich erstaunt an. „Was für eine Sportart machst du wenn du solche Bauchmuskeln hast?“ Kathy grinste. „Reiten!“ Ich klopfte gegen ihren Hinterkopf. „Quatsch du olle Nudel!“ Ich zog mein Shirt wieder herunter. „Kampfsport“ Ich stand auf und lief auf den Gang. „Bin gleich zurück!“ Ich zog mein Handy aus der Tasche.

Ich hatte mich doch nicht geirrt. Jemand hatte drei Mal versucht bei mir anzurufen, doch die Nummer war unterdrückt.

„Kia, was ist los?“ Nine kam auf mich zu und sah mich besorgt an. Ich steckte mein Handy zurück in die Tasche. „Nichts, es hat nur jemand versucht mich anzurufen“ Ich piekste sie in die Seiten. Sie quietschte und hielt meine Hände fest. Doch ich war schneller, duckte mich und kam hinter ihr wieder hoch. Dann drückte ich ihre Arme herunter und hielt sie fest. Sie versuchte sich zu befreien. „Hey, das ist nicht fair!“ Sie hampelte herum. Ich lachte „Pech gehabt“ Ich zog sie an mich und knabberte an ihrem Ohr. Sofort hielt sie still. „Hey ihr beiden! Das ist nicht fair!“ Kathy sah uns grinsend an. Ich ließ Nine los. „Okay! Wir sind mal nicht so!“ Ich ging auf sie zu und kitzelte sie. Kathy schrie auf und versuchte sich hinter Nine zu verstecken, doch diese ging einen Schritt zur Seite und schon konnte ich Kathy einfangen. Sie lachte und versuchte sich zu befreien. Nine kam auf sie zu, strich ihr am Bauch entlang und grinste sie frech an. „Was meinst du was wir jetzt mit dir tun…?“ Ich kniff die Augen zusammen und verkniff mir ein lachen. Kathy sah Nine schelmisch an. „Nichts Schlimmes hoffe ich!“ Nine beugte sich zu ihr vor, strich ihr über den Hals und hielt bei ihrer Brust. Mit der anderen Hand fuhr sie mit dem Zeigefinger über ihre Lippen. Kathy fuhr mit der Zunge drüber. „Das kitzelt“

Nine sah mich einen Augenblick lang frech an und küsste dann Kathy. Ich war so überrascht dass ich den Atem anhielt und die beiden nur anstarrte. Es schien mir eine Ewigkeit bis sie sich lösten und sich dann frech angrinsten. Ein Stich fuhr mir ins Herz.

Ruhig bleiben Kia! Mahnte ich mich

Es sind deine Freundinnen! Es ist nur Spaß was die da machen. Kein Grund zur Eifersucht.

Plötzlich klingelte es. Ich war noch immer damit beschäftigt mich zu beruhigen, sodass ich nicht merkte wie Kathy mich bat sie loszulassen. „Kia, lass mich bitte los! Es hat geklingelt“ Sie zappelte. Langsam lockerte ich meinen Griff und trat ein paar Schritte zurück. Beide sahen mich besorgt an. Dann lief Kathy schnell die Treppen herunter um die Tür zu öffnen. Nine kam auf mich zu „Kia? Du weißt ja dass das eben nur Spaß war…?“ Ich nickte. „Es ist aber nur ein wenig… komisch“ Ich sah über das Treppengeländer zum Eingang. Marc ist mit zwei Kumpels gekommen. „Hey Kia was geht ab?“ Er kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Dann grinste er mich an. „Wie jedes Jahr, bist du die erste die auf Kathys Birthday Feier ist“ Ich zuckte mit den Schultern. „Du musst halt mal schneller sein“ Ich trat ein paar Schritte zur Seite. „Marc, darf ich vorstellen? Das ist Jeanine!“ Marc hob die Brauen. „Hallo, ich bin Marc“ Er reichte Nine die Hand und sie schlug ein. „Nine“. Wir verkrümelten uns alle auf den Balkon und die ersten Bierflaschen wurden geöffnet.

Bier war eigentlich nie mein Ding! Aber dieses Gemisch was Kathy geholt hatte hat gut geschmeckt. Es war Cola und Bier, Mixery und Grapefruit mit Bier, Hoepfner Grape.

Die Party wurde super. Es kamen unsere besten Freunde und noch ein paar Leute die ich flüchtig kannte. Der Knaller an diesen Abend war das grillen. Ich stand mit Salvatore am Lagerfeuer und half ihm. Marc huschte die ganze Zeit mit Getränken, Salate und anderem Zeug herum. „Kia! Hilf mal bitte!“ er reichte mir ein Brett. „Was willst du damit?“ fragte ich und nahm es entgegen. Aber er ließ es nicht los. „Einmal bitte zu Feuerholz machen!“ Ich sah ihn verwirrt an. „Was?“ Er lehnte das Brett schräg an den Baum. „Kannst du das mal bitte durchschlagen? Ich habe es vorhin schon mit zwei anderen gemacht, aber jetzt ist meine Hand geschwollen“ Ich lachte auf und klopfte ihm auf die Schulter. „Oh, du armer! Warum hast du mich nicht früher geholt?“ Marc schüttelte den Kopf und deutete auf Kathy. „Weil sie mich beobachtet hatte und ich wollte mal etwas cooler sein“ er grinste mich machohaft an. Ich kicherte. „Na los, wir brauchen frisches Holz oder wollt ihr rohes Fleisch essen?“ rief nun Salvatore ungeduldig. Ich nickte Marc zu, spannte alle meine Muskeln im Arm an und holte aus. Das Holz zersplitterte wie Styropor unter der wucht. „Wow man, ich will dich nie im Leben zum Feind haben!“ Marc starrte mich verwundert an. „Dann bleib schön deiner Kathy treu und ich werde dich verschonen“ ich kicherte als er heftig nickte. Dann schlug ich die hälften noch einmal kleiner und reichte sie an Salvatore weiter. „Mehr, das reicht nicht!“ Ich rollte mit den Augen und zerschlug zwei weitere Bretter. „Man, habt ihr keine Säge oder so was?“ keuchte ich als ich die Holzstücke hinlegte. Marc schüttelte lachend den Kopf. „Wozu eine Säge wenn wir dich haben?“ Ich schüttelte meine Hand und rieb mir die Knöchel. „Ich hatte schon seit einer kleinen Weile kein Training mehr. Ich bin verweillicht“ – „Na also, ist doch gut dass du das jetzt gemacht hast“ Salvatore reichte mir einen Teller. „Da, bring das mal zum Tisch“ Ich nahm den Teller entgegen und trug ihn zu den anderen. Plötzlich hörte ich einen Aufschrei und drehte mich erschrocken herum. Marc hatte Kathy beim vorbeigehen einen Eiswürfel in den Ausschnitt gesteckt. Kathy schüttelte sich, hatte den Eiswürfel in der Hand und rannte ihm hinterher „Rache! Ich will Rache! Bleib stehen du Feigling“ Ich lachte und lief auf Salvatore zu. Doch plötzlich passierte es schneller als jemand reagieren konnte. Kathy stieß gegen den Tisch auf dem das Grillzeug und die Spiritusflasche stand. Der Tisch kippte um, die Flasche flog ins Feuer und eine Hitzewelle breitete sich aus. Salvatore ließ fluchend die Grillgabel fallen und wich erschrocken zurück. Die anderen die hinter mir am Tisch saßen schrieen erschrocken auf. Schon kam Nico mit einer Wasserflasche angelaufen. Ich hielt ihn zurück. „Bist du dumm? Was meinst du was das dann gibt?“ schrie ich ihn an. Er starrte mich erschrocken an. Ich rannte zu einer Wanne mit Sand, zog sie zum Feuer hin und schaufelte den Sand hinein. Nine, Marc, Kathy und Dominik kamen mir zu Hilfe. Langsam wurde das Feuer kleiner und am Ende qualmte es nur noch. Verschwitzt und etwas erschöpft rieb ich mir den Schweiß von der Stirn.

Das war noch mal knapp. Wäre die Spiritusflasche voll gewesen, wäre uns alles um die Ohren geflogen.

Nine setzte sich ins Gras. „Puh, gut dass du schnell reagiert hast! Sonst hätten wir hier einen echten Flächenbrand!“ Marc klopfte mir auf die Schulter. „Die Heldin des Tages! Ein Hoch auf Kia!“ schrie Kathy und fing an zu kichern. Ich schüttelte nur den Kopf. „Demnächst passt ihr bitte besser auf…“ Ich drehte mich um und lief auf das Haus zu. Ich spürte wie Kathy und die anderen mir verwundert nachsahen.

Ich ging ins Bad und wusch mir die Hände und das Gesicht, das von dem Qualm ganz schwarz war. Als ich das Wasser zudrehte, fuhr ich mir durch die Haare. Dann ging ich wieder zurück.

Der Abend wurde eigentlich noch ganz gut. Wir zündeten ein Neues kleines Feuer an und grillten weiter. Als es dunkel wurde, stellten wir Fackeln und Teelichter auf und saßen um den Tisch herum um zu quatschen.

Es wurde zwei Uhr, als sie ersten gingen.

Um drei waren alle verschwunden. Kathy, Marc, Nine und ich räumten noch auf, löschten die Fackeln und setzten uns noch für eine kleine Weile auf den Balkon. Nine rutschte so nah wie möglich an mich heran und ich nahm ihre Hand. Kathy bemerkte dass wir es nicht mehr lange aushielten so weiter zu spielen. Sie setzte sich auf Marcs Schoß. „Schatz?“ Marc sah sie an „Ja?“ Kathy druckste ein wenig herum. „Was hältst du eigentlich… hm… von Jungs die Jungs lieben?“ Marc sah sie verwirrt an. „Ich finde das in Ordnung. Ich habe ja auch nen Kumpel der schwul ist“ Kathy sah zu mir und Nine. „Warum willst du das wissen?“ Kathy zuckte mit den Schultern „Und Mädchen?“ – „Kathy, ich habe nichts gegen Homosexualität! Warum willst du das wissen?“ Ich beugte mich vor. „Können wir dir ein kleines Geheimnis anvertrauen…?“ Marc sah verwirrt zwischen uns dreien hin und her. „Ja… immer! Ihr wisst ja was mit mir passiert wenn ich etwas plaudere…“ er deutete auf mich. Kathy kicherte. „Okay, können wir es ihm sagen…?“ fragte Nine. Ich nickte. „Marc, es gibt da etwas, was du jetzt erfährst…“ begann Kathy. Er seufzte. „Achtung, jetzt kommt’s: Du willst dich von mir trennen und etwas mit einem Mädchen anfangen?“ Als er unsere geschockten Gesichter sah, fing er an zu lachen. „Man seid ihr verrückt!“ – „Wenn einer verrückt ist dann du! Das du so etwas von mir denkst!“ kicherte Kathy. Doch dann schüttelte sie Ernst den Kopf. „Kia und Nine sind zusammen“

Eine Weile herrschte schweigen. Marc sah mich erschrocken an. „Nicht… dein Ernst oder…?“ Ich nickte. „Doch“ – „Und was ist mit Kay?“ – „Aus. Basta. Finite. Er hat sich das aber selbst eingebrockt“ Marc seufzte und lehnte sich zurück. „Ihr seid mir ja welche…“ er zuckte mit den Schultern. „Und was hat das jetzt eigentlich mit mir zu tun?“ Nine stand auf und setzte sich auf meinen Schoß. „Gar nichts. Aber weißt du, es ist ein wenig anstrengend für uns das geheim zu halten. Wir versuchen extra so zu spielen, damit andere denken dass wir nur befreundet sind. Aber das schlaucht!“ Sie grinste ihn an. „Aber da du das jetzt weißt… brauchen wir nicht mehr so tun als ob“ Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich sanft. Wir hörten wie Marc die Luft zischend einzog. „Was denn? Doch nicht so easy für dich?“ Kathy kicherte und küsste ihn dann ebenfalls. „Es ist das erste mal dass ich live dabei bin“ meinte er. „Ausserdem ungewohnt, denn Kia war immer mehr ein Kumpel für mich als ein Mädchen und das wird mir erst jetzt voll bewusst!“

Wir fingen an zu lachen. „Wer weiß das eigentlich alles?“ Kathy meldete sich. „Wir beide sind die einzigen“ meinte sie. „Nein. Meine Mutter weiß es auch“ Nine spielte mit meiner Kette. „Und sie hat nichts dagegen?“ Marc sah sie entgeistert an. Sie nickte „Sie findet das Okay, Hauptsache ich bin glücklich. Und das bin ich“ Sie grinste mich an. Ich erwiderte das grinsen schüchtern zurück. „Mensch Kia! Du hast es echt drauf“ Marc kicherte. „Wenn das deine Fans wüssten“ Ich zuckte mit den Schultern. „Für mich ist das nicht schlimm“ – „Aber für sie! Weil sie dann alle umkippen wenn sie wüssten das du jetzt bei einem Mädchen in feste Händen bist“ Ich lachte. Nine drehte sich zu mir herum „Kommst du heute Nacht mit zu mir?“ sie hatte ihre Stimme gesenkt und sprach so laut, dass nur ich sie hören konnte.

Mir wurde heiß. Allein wie sie es schon sagte machte mich nervös. Es war einfach verrückt…

Ich nickte. Kathy sah auf die Uhr und gähnte. „Man, wir haben schon vier Uhr?“ Nine sah auf ihre Uhr. „Ja, so schaut es aus“ Marc streckte sich. „Ich glaube wir sollten mal gehen“ meinte Nine und trank ihr Glas aus. „Wir…?“ Kathy sah uns an. Dann ging ihr ein Licht auf. Ihr Gesicht erhellte sich und sie zwinkerte uns zu. „Okay“ Sie stand auf, nahm die Gläser und trug sie hinein. Nine und ich folgten ihr. Dann standen wir vor der Tür und umarmten uns. „War schön dass ihr da wart“ sie wuschelte mir durch die Haare. „Wärst du nicht da gewesen, dann hättest du morgen ein verbranntes Haus vorgefunden“ Nine kicherte. „Demnächst tun wir die Flasche gleich weg“ meinte ich und gähnte. „Sorry!“ ich klappte meinen Mund wieder zu. Kathy lachte „Macht nichts!“ Sie beugte sich zu Nine und umarmte sie. Sie flüsterte ihr etwas zu. Nine nickte und grinste frech.

Was Kathy wohl gesagt hatte?

Ich hob die Hand und schlug mit Marc ein. „Bis Übermorgen dann. Schlaft gut“ Marc nickte. „Ihr auch“ Ich nahm Nine an der Hand und zusammen liefen wir auf die Straße. „War doch cool der Abend oder…?“ fragte sie mich. Ich nickte. „Vor allem heiß!“ Sie kicherte. „Sag mal… seit wann machst du eigentlich Kampfsport? Warum wusste ich das nicht?“ Ich sah sie erstaunt an. „Du hast doch vor kurzem bei mir daheim an meinem Trainingsack herumgespielt. Ist dir denn nicht dann auch aufgefallen dass ich so etwas mache?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nicht jeder muss ein Sportgerät daheim haben und dafür auch gleich die Sportart machen oder…? Ich habe einen Basketballkorb und trotzdem spiele ich kein Basketball“ Ich nickte „Auch wieder Recht. Naya, ich mache das schon seit ich 7 bin. Angefangen hatte es mit Karate, dann mit Judo. Jetzt aber habe ich mir den Rest alles beigebracht und einen Freestyle entwickelt“ Sie lehnte sich an mich. „Ich wollte so etwas auch schon immer lernen, aber irgendwie hatte ich nie Zeit dazu“ Ich kicherte „Ich kann dir ja etwas beibringen“ Sie sah mit bittend an. „Ja, das wäre echt cool“ Wir liefen über den Feldweg. Das einzige Licht was wir hatten war das vom Vollmond. „Hm…“ Jeanine seufzte. „Was ist los…?“ Ich sah sie besorgt an. „Es ist romantisch…“ Sie sah zum Himmel. „Vollmond, Sterne… Wir beide allein…“ Sie hielt inne. „Tut mir Leid. Das ist eine Macke von mir…“ Ich küsste sie auf die Wange. „Ich hatte mir das auch schon oft gewünscht“ murmelte ich. Sie kicherte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Wir liefen unter der Brücke durch und kamen dann in ihre Straße. Wir lachten. Plötzlich verstellten uns ein paar Typen den Weg. „Scheisse! Nicht schon wieder…“ Nine starrte die Jungs an. „Wer sind die?“ – „Die aus der Firma“ flüsterte sie. Ich stellte mich vor Nine. „Was wollt ihr?“ Ein Typ trat vor. „Geh weg, von dir wollen wir nichts!“ Ich funkelte ihn wütend an. „Tut mir leid, das geht nicht!“ Er hob die Hand und zwei von den fünf Typen traten vor. „Haltet ihn fest!“ Einer wollte mich packen, doch ich klammerte sein Handgelenk in einen Eisengriff und drehte ihm den Arm herum. Er schrie auf und ging in die Knie. Ich schubste ihn weg. Ich drehte mich gerade um, als sich der andere sich auf mich stürzte und mich von hinten festhielt. Er schlang seinen Arm um meinen Hals und hielt mich so gefangen. Mit einem Ruck beugte ich mich vor, er flog über mich hinüber und schlug dumpf auf dem Boden auf. Stöhnend blieb er liegen. „Nein! Lasst mich los!“ Nine zappelte und schlug einem die Faust ins Gesicht. Ich sprang auf den anderen zu, rammte ihm meinen Ellenbogen in den Bauch und trat ihm gegen den Brustkorb. Dann ergriff ich Nine und zog sie hinter mich. Die anderen Beiden Typen wichen langsam zurück. „Ey scheisse man, was ist denn das für einer?“ Der Junge dem ich eben den Arm herumgedreht hatte, stolperte zu seinen Kumpels. „Zischt ab und lasst sie in Ruhe!“ presste ich hervor.

Ruhig Kia! Verlier jetzt nicht die Beherrschung!

„Micha, was jetzt?“ Micha, der größte von ihnen musterte mich. „Machen wir erst den Typen fertig! Dann das Mädchen“ Ich ging in eine Angriff / Abwehrstellung. „Dann kommt her!“ Sie sahen mich verunsichert an. „Ist das einer von diesen Kung-Fu Typen?“ – „Keine Ahnung“ der Kleinste aus der Gruppe sah mich genauer an. „Hey! Das ist doch die aus der Schule… Diese Kia!“ Micha sah den kleinen an. „Und das fällt dir jetzt erst ein?“ knurrte er. Der Kleine wich zurück. „Hey ich habe nicht gewusst dass sie das ist!“ Micha ließ seine Knöchel knacken. „Jan…?“ Der kleine sah ihn ängstlich an. „Was kann sie alles?“ Jan zuckte mit den Schultern. „Kampfsport“ Der Typ mit dem verletzten Arm grinste schief. „Roman, der wäre doch was für dich!“ Der Typ den ich eben von Nine weggekickt hatte, stand auf und kam auf mich zu. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er schlug mit der Faust zu und ich Blockte ab. Schnell trat er seitlich aus und mit der anderen Hand blockte ich sein Knie ab. Dann schlug er mit seiner freien Faust zu. Ich drehte den Kopf zur Seite, der Schlag ging ins leere. Schnell packte er mich im Genick und drückte zu. Ich keuchte und ließ ihn los. Ich packte seine Hand, krallte mich hinein bis er mich losließ. Doch bevor ich etwas tun konnte, trat er mich in den Bauch. Ich spannte meine Muskeln an, packte ihn an den Schultern und rammte meinen Kopf gegen seinen. Er schrie auf, hielt sich die Stirn und taumelte zurück. „Scheisse Kia! Lass uns abhauen!“ Nine packte mich am Arm. Doch ich konnte nicht weg.

„Lass mich los!“ knurrte ich. Nine ließ mich erschrocken frei und ich ging auf die Typen zu. „Los, packt sie!“ Micha stürzte vor. Ich duckte mich unter seinem Schlag weg und trat ihm in den Bauch. Dann noch einmal gegen den Brustkorb und er flog zurück auf die anderen. Diese fingen ihn ab. Jan versuchte mich in die ungeschützte Seite zu treten, während ich noch auf allen vieren war. Doch ich rollte mich zur Seite, rammte meinen Fuß in seine Kniekehle sodass er einknickte und packte ihn. Dann holte ich aus, schlug ihm voller Wucht ins Gesicht. Wir hörten alle ein verräterisches knacken. Erschrocken und total blass sah mich Jan an. Aus seiner Nase strömte Blut. Ich hob ihn hoch und schubste ihn zu seinen Freunden. „Verschwindet wenn euch eure Gesichter und Knochen heilig sind!“

Ich wusste nicht was mit mir los war. Aber in dem Moment als Micha sich auf mich gestürzt hatte, hatte ich meine Beherrschung verloren. Ich wollte es nicht so weit kommen lassen.

Jans Nase hörte nicht mehr auf zu bluten und er wurde immer blasser. Micha stieß nur ein gequältes röcheln hervor. „Das wirst du noch bereuen“ Er stützte sich auf die anderen, die ihn, Jan und Roman wegschleppten. Dann waren sie verschwunden und Nine und ich waren wieder allein.

Ich hörte meinen Herzschlag. Spürte, wie ich zitterte. Sah, wie der Boden mir näher kam. Ich ging in die Knie und stöhnte auf. „Kia!“ Nine kam neben mich und strich mir besorgt durch das Haar. „Kia! Alles okay?“ Ich nickte und schluckte. „Das war nur etwas zu viel…“ flüsterte ich und versuchte mein zittern unter Kontrolle zu bekommen. Nine half mir auf und küsste mich sanft. „Danke…“ Sie strich mir über die Stirn und über die Wange.

Jetzt hatte ich mich wieder unter Kontrolle.

Meine Beherrschung war wieder da und mein Herz schlug nur noch so schnell wegen Nines Berührung.

Wir gingen zu ihr nach Hause. Während ich mir im Bad noch einmal die Hände und das Gesicht wusch, öffnete Nine das Fenster, setzte sich auf die Fensterbank und zündete sich eine Zigarette an. Als ich zurückkam, klopfte sie auf das Brett. Ich setzte mich zu ihr hin, lehnte mich an sie während sie ihren Arm um mich schlang. Ich nahm einen Zug von der Zigarette die sie mir reichte und blies kleine Kringel. Sie kicherte. „Du kannst echt alles“ Ich grinste sie an. „Tya, ich bin ein ‚Ich – kann – alles’ Girl. Sie strich mir über die Stirn. „Nine… Wenn dich diese Typen noch einmal angreifen, sind sie fertig!“ Sie drückte mich an sich. „Das sind sie jetzt schon. Ich glaube dass sie nicht wieder kommen“ Sie seufzte. „Und das alles nur wegen meinem Ex“ Ich sah in den Himmel. „Man kommt nie von denen los“ murmelte ich. Sie nickte. Sie nahm den letzten Zug und drückte dann die Zigarette aus. Ich rutschte von der Fensterbank und streckte mich. Als ich einen stechenden Schmerz im Bauch spürte, zuckte ich zusammen. Es brannte höllisch. Ich ließ langsam meine Arme sinken und atmete tief durch. Nine umarmte mich von hinten zärtlich und hauchte mir einen Kuss in den Nacken. „Lass uns schlafen. Es ist schon verdammt spät…“ Ich nickte. Sie schaltete das Licht aus, während ich mich aufs Bett setzte. Dann kam sie auf mich zu. Langsam. Geschmeidig. Das Licht vom Vollmond schien durch das Fenster auf mich und blendete ein wenig. Nine setzte sich auf meinen Schoß und küsste mich sanft. Ich erwiderte ihren Kuss. Ihre Hand tastete sich vorsichtig unter mein Shirt und zog es aus. Sie strich über meine Schultern und küsste mich sanft am Hals. Ich knöpfte ihre Bluse auf, ließ sie über ihre Schultern gleiten. Dann fuhr ich über ihr BH Träger, öffnete ihn und schnell war auch er weg. Ich strich ihr über den Rücken, küsste ihre Brust und genoss es. Sie auch. Langsam drückte sie mich auf das Bett, strich mir über den Bauch zur Brust und fing an sie zu massieren. Es gefiel mir und sie fing an zu grinsen. Langsam versanken wir in unserem ‚Spiel’

Es war das erste Mal für mich, dass ich jemanden richtig Liebte.

Wir ‚machten’ nicht nur Liebe, sondern liebten uns wirklich. Und es war wunderbar.

Am frühen Morgen wurde ich durch die Strahlen der Sonne geweckt. Ich blinzelte verwirrt und sah mich um.

Ich wusste nicht mehr wo ich war!

Erst als sich jemand neben mir bewegte, fiel mir wieder alles ein.

„Morgen… bist du schon wach…?“ Jeanine strich mir zärtlich über den Hals. Ich nickte. „Gerade aufgewacht…“ Ich fuhr mir durch die Haare, legte mich wieder zurück und kuschelte mich an Nine, die mir so lange in die Augen sah, bis ich schüchtern meinen Blick abwandte. Sie kicherte und küsste mich dann.

Später stand Ich auf und duschte mich, während sie unten in der Küche das Frühstück vorbereitete. Ich wickelte mir gerade das Handtuch um, als sie gegen die Tür klopfte. „Kia? Bist du fertig?“ Ich öffnete die Tür. „Ja. Muss mich nur noch schnell anziehen!“ Ich drückte mich schnell an ihr vorbei und lief ins Zimmer. Dort rieb ich erst meine Haare trocken und zog mich anschließend an. Nine beobachtete mich. Ich wurde leicht rot. „W- Was starrst du mich so an…?“ Ich zog das Shirt über den Kopf und wollte es gerade herunter ziehen, als sie auf mich zukam und mich küsste. „Weißt du worauf ich gerade Hunger habe…?“ Ich sah sie verliebt an. „Auf was..?“ Sie drückte mich wieder auf das Bett und fuhr mit ihrer Zunge um meinen Bauchnabel herum hoch zu meiner Brust. „Auf das…“ Sie fing an mit der einen Hand meine Brust zu massieren und gleichzeitig dran zu knabbern. Ich stöhnte auf und genoss es. Plötzlich klingelte ein Handy. „Oh nein…“ Ich richtete mich auf, griff in meine Hosentasche und zog mein Handy heraus. Sarah sis Handy. Ich rollte mit den Augen und ging ran. „Ja?“ – „Hey Kia, ich bin’s Sarah. Kay war eben hier. Er wollte mit dir reden…“ Ich wurde blass. „…Ich hab ihm gesagt dass du bei Kathy wärst. Er meinte dann dass er euch besucht“ Ich starrte ins leere.

Was sollte das? Will der mich verarschen…?

„Kia?“ meine Schwester pfiff. „Hallo Kia?“ – „Ja, bin noch da“ meine Stimme klang heißer. „Was ist los? Bist du erkältet?“ Ich räusperte mich. „Nein, alles okay“ – „Mama sagte du sollt dann bitte so gegen fünf daheim sein…“ Ich sah auf die Uhr. „Okay, geht klar…“ Ich schluckte. „Oki doki. Wir sehn uns dann. Bay bay!“ Ich hörte wie es klickte. Dann war die Verbindung weg. Nine sah mich besorgt an. „Was ist los? Du bist auf einmal so blass…“ Ich stand schnell auf und zog das Shirt an. „Ich muss zu Kathy!“ Sie stand auf. „Warum was ist passiert? War das gerade Kathy?“ Ich drehte mich zu ihr herum. Aus traurigen Augen sah ich sie an. „Nein, sie war es nicht. Es war meine Schwester. Es ist nichts passiert aber…“ ich verstummte.

Ich konnte ihr nicht sagen dass es um Kay ging. Warum zum Teufel musste immer dann alles dazwischen funken wenn es mir einmal richtig gut geht…?

Nine schien meine Gedanken lesen zu können und lief zum Fenster. Sie sah hinaus und schwieg. „Geh zu ihm. Vielleicht will er sich entschuldigen oder so…“ Ich hörte einen erstickten Fluch von ihr. Ich sah betreten zu Boden. „Ich komme aber gleich wieder!“ Nine drehte sich zu mir um. Sie grinste mich an „Das bezweifle ich nicht“ Sie umarmte mich. „Ich hoffe nur dass ich keine Angst haben muss“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich laufe dir nicht weg, keine Sorge… dafür hast du mich schon zu sehr… eingesponnen in deinem Netz“ Ich grinste sie an. Sie küsste mich.

Frieden?!

Frieden?!

Es dauerte keine 10 Minuten bis ich Kathy angerufen hatte und nun vor ihrer Terrasse stand. Marc kam auf die Tür zu, sah noch mal über die Schulter und öffnete mir. „Er ist gerade in Kathys Zimmer. Wir haben ihm erzählt du wärst in der Dusche! Mach einfach so als wärst du aus dem Bad gekommen!“ Ich nickte, schlich mich hoch ins Bad und machte meine Haare nass. Dann trat ich durch die Tür in Kathys Zimmer. Kathy und Marc saßen vor dem Schreibtisch und warfen mir verzweifelte Blicke zu. Kay saß auf Kathys Bett und sah mich finster an. „Warum hast du dich nicht gemeldet?“

Mir blieb die Luft weg. Er saß da und sagte noch nicht einmal ein ‚Hallo’ genau wie beim letzten Mal. Hatte er sie noch alle?

Ich setzte mich auf das Sitzkissen neben Kathy und rieb mir die Haare mit einem Handtuch trocken. „Guten Morgen kann man auch nicht sagen… oder?“ Kay verdrehte die Augen. „Guten Morgen Kia“ Er sah zu Marc der seinen Blick auf die Wand geheftet hatte.

Als wäre da etwas Interessantes. Aber gut, es war mein und Kays Streit.

„Komm, wir gehen runter!“ Ich stand auf und lief auf den Gang. Kay seufzte und folgte mir. „Warum hast du mir nicht gesagt dass Kathy Geburtstag hatte?“ Ich sah ihn finster an. „Jetzt erst mal zu deiner ersten Frage: Du hättest dich melden sollen, denn ich habe nicht mit diesem Scheiss Eifersuchtskram angefangen oder sonst etwas! Ausserdem bin nicht ich diejenige die dann am Ende ausgerastet ist! Das einfachste wäre gewesen wenn du dich entschuldigt hättest. Und das, bevor du gekommen wärst oder eher gleich nach dem ersten Tag. Aber okay, ihr Jungs habt euren Stolz! Aber davon verstehen wir Mädchen ja nichts!“ Ich öffnete die Balkon Tür und setzte mich auf einen Stuhl. Kay setzte dich neben mich und beobachtete mich. Er schwieg. „Und jetzt zu deiner Zweiten Frage: Warum hätte ich dir das sagen sollen? Du wärst doch eh nicht gekommen weil du mit deinen Kumpels abhängst oder?“ – „Aber du bist immer noch meine Freundin und hättest du mir bescheid gesagt dann wäre ich mitgekommen“ Ich sah ihn geschockt an

„Wiederhol das bitte noch mal!“ er zuckte mit den Schultern. „Ich wäre mitgekommen“ – „Nein! Das davor! Sagtest du ich wäre deine Freundin? Immer noch?“ Er sah mich verdutzt an „Ähm… klar?“

Was fällt dem ein? Nach diesem Streit war es doch klar dass es aus ist oder etwa nicht?

„Ich verstehe dich nicht. Du glaubst etwa dass ich nach dieser Aktion, die du da hingelegt hattest immer noch mit dir eine Beziehung führe? Wo du noch nicht einmal dich entschuldigt hattest oder dich mal gemeldet hattest?“ Er sah mich schweigend an. Ich konnte sehen dass er wütend was, aber ich sah ihn nur herausfordernd an. „Kia…“ er hielt sine Stimme ruhig. „… E tut mir wirklich Leid. Ich weiß, dass ich mich scheisse benommen habe… Ich weiß auch nicht was los war aber du hattest dich in letzter Zeit so komisch benommen und deshalb dachte ich…“ – „Deshalb dachtest du ich hätte etwas mit jemand anderes?“ er nickte. „Wir hatten irgendwie kaum noch Zeit füreinander, jeder ging seinen Dingen nach. Und… Naya da ich dich irgendwie kaum gesehen hatte und ich dann bemerkte dass du dich wieder veränderst war das ein Grund für mich zu dieser Annahme…“

Ein Grund für ihn zu dieser Annahme. Mein Gott was ist denn das für eine Aussprache? Und jetzt will er sich hier entschuldigen und ist dabei eigentlich voll lieb. Auch wenn es ein wenig zu spät kommt… Mensch Kia! Am Ende kommt doch das gleiche wie bei Angelina raus!

Hast nen Freund, er geht am Ende ab, macht Schluss, meldet sich eine Woche lang nicht und dann kommt er irgendwann wieder an und will was von dir. Alles Verarschen. Und jetzt willst du das auch mitmachen…?

Ich schüttelte den Kopf. „Wer garantiert mir, dass du das wirklich ernst meinst?“ – „Ich werde mich ändern. Ich verspreche es!“ – „Ja so wie du es mir versprochen hattet dass du mich mit deinen bescheuerten Kumpels in Ruhe lässt und du mich am Ende doch noch als Schmuckstück mitgeschleppt hattest. Nein Kay, es tut mir wirklich Leid. Ich mag dich zwar aber es tat weh was du da abgezogen hattest, vor allem weil du mir nicht Vertraut hast. Ich war nur gut mir Nine befreundet und…“ Ich stockte. „Ich bin nur gut mit Nine befreundet und du hast dann deswegen ein Theater gemacht. Und du hast es immer noch nicht eingesehen dass ich mich nicht wegen ihr sondern wegen Kathy wieder verändert hatte. Du hättest beinahe unsere Freundschaft zerstört“ Er rieb sich die Stirn. „Du hast doch eh genug Freundinnen und…“ – „Aber keine wie Kathy!“ meine Stimme wurde laut. „Freundschaften sind manchmal wirklich wichtiger als Beziehungen oder halt die Liebe! Und ich glaube es ist gut dass ich dann eher auf die Freundschaft mit Kathy gesetzt hab als auf deine Liebe. Ich sehe ja wo das nun hinführt. Kay, würdest du einmal richtig nachdenken dann würdest du mich sogar verstehen. Von mir aus können wir dann weiter reden. Aber so nicht. Du bist wie es den Anschein hat nur gekommen um mich zurück zuholen indem du mir dies und jenes versprichst. Ich sehe aber keine Reue gegen über dem was du mir beinahe alles weggenommen hättest! Du denkst nur an dich!“ Kay ballte seine Fäuste. Dann streckte er wieder die Finger. „Kia, ich will dich bitte wieder zurück. Ich… Ich liebe dich und ich will dich einfach nicht verlieren… Ich weiß einfach nicht was ich ohne dich tun soll. Ich werde mich auf jeden Fall ändern, denn ich will nicht alles wegen meinem Beschissenen Verhalten wieder zerstören…“ Ich schwieg. Er sah mich hoffnungsvoll an.

Die Chancen standen 50: 50. Er ist ein netter Kerl und mit einem keinen Tritt in den Hintern könnte sich vielleicht alles ändern. Aber ich bezweifle es wenn er weiterhin mit diesen Kumpels abhängt. Würde ich ihm nun den Kontakt mit ihnen verbieten, wäre ich nicht anders als er… Was also soll ich tun? Zudem habe ich jetzt Nine. Sie liebt mich. Ich liebe sie. Ich habe ihr zwar nur das versprechen gegeben, das ich mich nicht ändern werde aber in meinem Herzen habe ich ihr auch meine Liebe versprochen. Es war ein stilles versprechen und nur sie weiß es.

Ich schüttelte den Kopf. „Hör zu Kay… Es geht nicht. Wir können Freunde bleiben wenn du willst. Ich will es nämlich auch. Denn ohne dich kann ich nicht, aber mit dir kann ich auch nicht mehr. Es tut mir Leid. Aber bitte akzeptiere das…“ Er knirschte mit den Zähnen. „Also ist es aus…?“ Ich legte den Kopf schief. „Aus in der Beziehung: ja. Aus in der Freundschaft: Kommt drauf an was du dazu sagst“ Er senkte den Kopf. „Sag mir bitte eins: Warum ist es jetzt aus…? Warum willst du nicht mehr…?“ Ich schwieg einen Moment und dachte nach.

Sollte ich etwas erfinden? Die Hauptsache dass ich mit Nine zusammen bin mit einer Lüge überdecken? Oder sollte ich ihm das sagen? Oder ein wenig vom Thema abweichen?

„Ich… Es ist einfach so dass du mich nicht so nimmst wie ich bin. Du regst dich darüber auf dass ich wieder wie ein Junge bin. Die anderen stört das nicht. Mich stört das auch nicht. Dann… gibt es halt auch so etwas wie richtige Gefühle… die ich dir leider nicht entgegenbringen kann… ich bin mir noch nicht einmal sicher ob ich sie dir jemals wirklich geben konnte.“

Er schwieg. Ich rutschte etwas unruhig auf meinem Stuhl hin und her. „Naya, also das ist halt der Grund warum ich das nicht kann…“ Er seufzte. „Aber Freundschaft bleibt…?“ Ich nickte. Dann lächelte er leicht. „Kannst du mir zu mindestens verzeihen…?“ Ich sah mich kurz um. „Es wird noch eine Weile dauern bis ich dir wirklich alles verziehen habe Kay. Aber ich nehme deine Entschuldigung an“ – „Also heisst das ich soll noch etwas abstand nehmen?“ Ich nickte. Er sah mich einen Augenblick lang an. Dann nickte er. „Danke…“ Er stand auf und nahm mich in den Arm. „Versprich mir dass mir das noch bleibt…“ Ich drückte ihn. „Na klar du Dummerchen…“ Er ließ mich los und grinste. Plötzlich knurrte mein Magen.

Stimmt, ich hatte noch nicht gefrühstückt! Und Nine wartet auf mich…

Ich grinste. „Naya, hab noch nichts gegessen… sorry“ Er winkte ab. „Kann ich dich vielleicht mit zur Bäckerei nehmen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss… noch zu einer Probe“ Kay sah mich misstrauisch an. „Probe? Am Samstag? Ich habt doch immer am Montag Proben…“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Probe von… unserer Schule aus. Wir haben bald Jubiläum und da sollen wir etwas vorführen und so…“ Kay nickte. „Okay“ Dann drehte er sich um und lief ins Haus. Er nahm seinen Helm, seine Jacke und zog sich an. „Gehst du schon Kay?“ Marc kam die Treppen herunter. Kay nickte. „Gehe mit meinen Eltern noch weg“ nuschelte er und zog seinen Helm auf. „Okay. Sehn wir uns morgen?“ Kay nickte. „Gut. Bis dann!“ Marc gab ihm die Hand. Kay schlug ein und ging dann zur Tür raus. Als er wegfuhr sah mich Marc an. Ich stand nur da und war in Gedanken versunken. „Und alles geklärt…?“ Ich nickte. „und…?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Freundschaft. Aber keine Beziehung mehr“ Marc nickte. „Das ist gut so…“

Er gähnte „Man, ich bin immer noch müde… Wir haben auch erst halb elf…“ Er legte seinen Arm um mich. „Komm mit hoch“ Ich lief mit ihm zu Kathy die in ihrem Zimmer saß und kurz davor war auf ihrem Stuhl einzuschlafen. „Hey!“ Marc schnippte mit den Fingern „Ja, ich bin noch wach“ Kathy öffnete ihre Augen. „Und?“ Ich setzte mich neben sie. „Es bleibt bei Freundschaft. Mehr nicht“ Sie grinste. „Also heisst das, dass du bei Jeanine bleibst?“ Ich nickte müde und rieb mir die Schläfen. Kathy klatschte in die Hände. „Marc! Mach dich auf etwas gefasst! Ich habe einen Wunsch frei und den werde ich richtig auskosten…“ Sie grinste ihn verschwörerisch an. Marc grinste. „Warum denn das…?“ Ich sah beide verwirrt an. „Och… er meinte du würdest dich wieder mit Kay vertragen und mit ihm zusammenkommen. Ich dagegen habe gewettet dass du Nine zu sehr Liebst, als dass du sie wegen diesem Deppen verlässt“ Ich grinste. „Nein… Selbst wenn die Welt untergeht, ich lasse nicht mehr von ihr ab. Dafür Liebe ich sie schon zu sehr…“ Marc lachte. „Sieh einer mal an…“ Kathy schmunzelte. „Dann hoffen wir mal dass das wirklich lange hält und nicht noch einmal etwas dazwischen kommt!“ Ich nickte.

Das hoffe ich auch dachte ich. Das hoffe ich auch…
 

Wir hatten wirklich eine schöne Zeit miteinander. Wir genossen die Zeit die wir miteinander verbrachten, wir genossen die Zärtlichkeiten die wir uns entgegenbrachten und zuletzt auch die Nächte in denen wir uns Liebten. Es war zwar wirklich anstrengend unsere Liebe vor anderen Leuten zu verstecken, aber wir lernten damit zu leben. Umso schöner war dann die Zeit die wir zwei allein waren. Würden wir jedoch einmal nicht aufpassen, könnte es uns sehr zum Verhängnis werden. So mussten wir es ein knappes halbes Jahr später erfahren…

Es war kurz nach meinem 18. Geburtstag. Wir waren mit Freunden am Baggersee in Rheinstetten Zelten. Kay, Salvatore und Julia waren auch dabei.

Mittags waren dann Kathy, Marc, Salvatore und ich schwimmen, während Julia, Kay und Nine auf der Sandbank saßen, sich bräunten und uns zusahen. Nico, Iris und Chantal waren spazieren.

Kathy klammerte sich an mir fest während ich sie vor Marc verteidigte. „Hilfe! Ein Seemonster!“ Sie spritze Marc mit Wasser voll. Mac lachte und schmiss eine Hand voller Seealgen nach uns. Ich wich aus und tauchte ab um ihm die Beine weg zu ziehen. Doch Kathy ließ mich nicht los. „Mensch Kathy, los komm schon den machen wir fertig!“ Ich sah sie an. Kathy packte die Algen die auf ihrer Schulter gelandet sind uns warf sie zu Marc zurück. Doch er tauchte ab. Ich erkannte meine Chance, drückte ihn unter Wasser und lachte. Marc strampelte wild um sich frei zu bekommen. Plötzlich packe er mich an den Beinen und zog mich über ihn hinweg. Ich verschluckte eine Ladung Wasser und hustete. Marc tauchte auf und schnappte nach Luft. „Ich geh raus, mir wird’s kalt“ Salvatore schwamm ans Ufer und stieg raus. „Und ich hab Hunger“ Marc grinste mich und Kathy an und ging Salvatore hinterher. Ich sah ihnen nur kurz hinterher und schwamm dann auf eine kleine Insel, bestehend aus Fässern und Brettern in die Mitte des Sees. Kathy folgte mir. Als wir auf der Insel lagen, schnappten wir erst einmal nach Luft und legten uns auf den Rücken um uns von der Sonne trocknen zu lassen. „Brr… und schon geht der Wind!“ Kathy strich sich über den Bauch. Ich kicherte „Es soll heute Abend auch ein wenig Regen geben“ Kathy drehte sich auf den Bauch und Spähte über den Waldrand zu den Hügeln. „Ein wenig ist gut. Da hinten wird es knalle dunkel und ich glaube es wird noch ein Gewitter dazukommen“ Ich sah in die Richtung in der sie deutete. „Oh scheisse!“ Ich schlug mit der flachen Hand auf die Bretter. „Was denn?“ Kathy sah mich grinsend an. „Sag bloß du hast es ihr noch nicht gesagt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein…“ Kathy lachte. „Oh man da wird sie Augen machen. Die starke Kia, die nichts umhauen kann hat Angst vor Gewitter!“ Sie lachte. Ich sah sie nur böse an. „Das ist nicht fair. Ich kann ja selbst nichts dafür oder?“ Kathy verstummte. „Ja, da hast du Recht…“ Sie platschte mit ihrer Hand im Wasser. „Wer schläft eigentlich wo…? Also ich meine… wer schläft mit wem zusammen?“ Ich grinste. „Du schläfst mit Marc, Salvatore mit Julia, ich mit Nine, Nico ist schwul und Kay weiß ich nicht Iris weiß ich auch nicht und Chantal schläft eigentlich mit Dennis, der aber leider nicht da ist“ Kathy stieß mich in die Seiten. „So hatte ich das nicht gemeint. Ich meinte wegen der Zeltaufteilung!“ Sie kicherte. „Also da machen wir es genauso. Nur… hm… ich sage Mädchen und Jungs getrennt. Du, Nine und ich in einem Zelt, Chantal, Iris und Julia in einem, Kay, Nico, Marc und Salvatore schlafen dann zusammen in dem großen Zelt von Nico und… ja dann haben wir es schon“ Ich legte mich auf den Rücken und schloss die Augen. „Kia…?“ Kathy setzte sich aufrecht hin. „Ja?“ – „Weiß eigentlich Kay von dir und Nine?“ Ich setzte mich langsam auf. „Nein. Und ich habe auch nicht vor dass er es erfährt“ Kathy kaute auf ihren Lippen. „Warum…?“ Ich sah sie fragend an. Kathy zuckte mit den Schultern „Nur so…“ Dann grinste sie. Sie legte ihren Kopf schief und sah an mir vorbei. Plötzlich ließ es ganz in der nähe einen Knall. Ich zuckte zusammen und drehte mich schnell zu dem Wolkenberg um. „Komm, schnell zurück. Es ist gefährlich bei Gewitter im Wasser zu sein…“ Kathy packte mich am Arm und sprang ins Wasser. Ich wollte auch gerade Springen, als ich Kay direkt an der Boje sah. Er starrte mich wütend an. „So ist das also! Ich habe mich ja doch nicht getäuscht!“ Er schwamm mit kräftigen und schnellen Zügen zurück zu den anderen. Ich stand wie erstarrt da und starrte ihm hinterher. „Ouh scheisse! Der hat uns belauscht!“ Kathy sah ihn hinterher. „Oh nein… Bitte lass ihn schweigen!“ stöhnte ich. Ein Blitz fuhr über den Himmel. Schnell sprang ich ins Wasser. „Los, raus hier!“ Ich schwamm mit schnellen Zügen und mit Kathy um die Wette zurück. Erschöpft kamen wir am Ufer an. Nine wartete schon mit den Handtüchern auf uns. Zitternd nahm ich meines entgegen und trocknete mich ab. „Kay hat gemeint er schläft zusammen mit den anderen Jungs in einem Zelt. Wir Mädchen sollen uns die anderen beiden teilen“ Sie deutete auf die zwei dreier Zelte. „Er war total wütend. Was war denn los?“ Ich schüttelte nur schweigend den Kopf. Der Donner rumpelte. Kathy schob die Klappe vom Zelteingang zurück. „Na dann kommt! Es fängt an zu Regnen“ Nine lief mit Kathy ins Zelt, während ich noch einen Moment stehen blieb.

Scheisse, was sollte ich machen? Kay wusste jetzt alles und ich wusste nicht ob er still sein wird. Was ist wenn er es meinen Eltern erzählt? Bitte lass es nicht so weit kommen! Ich krampfte die Hand zur Faust.

Langsam fielen Regentropfen vom Himmel. „Kia! Komm endlich!“ Nine winkte mir vom Zelteingang zu. Ich drehte mich zu ihr um und lief langsam auf das Zelt zu. Plötzlich wieder ein greller Blitz. Ich zuckte heftig zusammen und sprang durch die Klappe. Drin setzte ich mich auf meine Schlafmatte und trocknete mich richtig ab. Kathy grummelte vor sich hin und zog sich an. Ich nahm meine Tasche und holte mir ein Shirt und eine Hose heraus und zog mich um. Jetzt war das Gewitter direkt über uns. „Wow, das ging echt schnell“ Nine setzte sich neben mich und grinste Kathy an, die sich damit abmühte in ihrer Tasche wieder Ordnung herzustellen. „Oh ja, das geht hier sehr schnell!“ Kathy beobachtete mich, während ich meine Knie an mich heranzog und den Kopf drauf stütze. Ich atmete tief durch. Wieder ein Blitz, gefolgt von einem grollenden Donner.

Damit könnte man es fast mir Kay vergleichen. Ist er wirklich so sauer?

Einatmen. Ausatmen. In mir stiegen Bilder aus der Vergangenheit auf, als ich als kleines Kind mit meiner Schwester auf dem Feld war. Wir waren auf den Weg nach Hause und hatten uns beeilt damit wir nicht nass werden. Wir kamen an einer Pferdekoppel vorbei und als es einen richtigen Knall gab, gingen die Pferde durch. Sie rannten direkt auf uns zu. „Kia! Schau mal, die Pferde galoppieren!“ Sarah deutete auf die auf gescheute Pferdeherde. „Sarah, komm schnell her!“ schrie ich. Doch der ruf ging in einem weiteren Grollen unter. Die Pferde durchbrachen den Stromzaun. So wie sie das Band berührten, fuhr ein Blitz direkt in einen dieser Pfosten und fuhr durch die Bänder. Ein Hengst der sich darin verfangen hatte, wieherte schrill und brach dann tot zusammen. Sarah hatte aufgeschrieen und ist dann weggerannt. Ich hatte Mühe sie einzuholen, denn die anderen Pferde versperrten mir den Weg. Ich fand sie unter einer Eiche. „Sarah Weg da das ist du Gefährlich!“ Ich rannte auf sie zu, als es einen erneuten Blitz gab und diesmal in den Baum fuhr. Ein Ast fing Flammen und krachte ab. Sarah stand vor lauter Schreck still. Ich warf mich gegen sie und beide landeten wir auf dem Boden. Kaum einen halben Meter neben uns landete der brennende Ast. Ich hörte Sarahs schluchzen und roch den verbrannten Geruch.

Einatmen. Ausatmen.

„Kia? Alles okay?“ Ich spürte wie mir jemand über den Nacken strich, doch ich sah nicht auf.
 

„Nine… Es ist besser wenn du sie jetzt in Ruhe lässt…“ hörte ich Kathys besorgte Stimme. Nine ließ von mir ab.

Wieder ein Blitz. Dann der Donner.

Ein Mann fand uns. Ich habe meine Schwester ein paar Meter weiter zu einem Feldgraben gebracht und dort hatten wir uns zusammengekauert. Er brachte uns schnell nach Hause wo wir erst einmal versorgt wurden. Sara hatte das alle schnell verarbeitet. Doch ich sah immer noch die verbrannte Pferdeleiche und den ab gekrachten Ast.

Plötzlich wieder ein Knall. Ich zuckte heftig zusammen und vergrub meinen Kopf in meinen Armen. Mein Atem ging schneller. Ich spürte wie sich Kathy näherte und sich auf die andere Seite setzte. Sie und Nine nahmen mich in den Arm und versuchten mich zu beruhigen während ich dasaß und zitterte.

Es dauerte sehr lange bis sich das Gewitter wieder verzogen hatte. Ich merkte nicht wie ich in Nines Armen einschlief. Erst als es dunkel war und sie mich zum Abendessen riefen stand ich auf. Ich saß am Lagerfeuer neben Kay, der mich aber nur anschwieg. „Ich muss nachher Bitte mal mit dir reden“ sagte ich tonlos. Kay nickte.

Das war alles.

Später dann saßen wir am Ufer vom See. Für die ersten Minuten schwiegen wir uns an. „Es tut mir Leid!“ Ich fuhr mit meiner Hand durch den nassen Sand. Er schwieg „Es tut mir Leid dass ich es dir nicht gesagt hatte. Ich hatte aber Angst dass du dann sauer bist und so…“ Kay schnaubte. „Ich bin jetzt enttäuscht von dir. Ich dachte wir sind Freunde? DU kannst mir doch trotzdem alles sagen“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dir nicht wehtun“ – „Das hast du aber… mehr als du glaubst“ Zum ersten Mal hörte ich eine schwere Traurigkeit aus Kays Stimme heraus. „Du hättest mir lieber von Anfang an sagen sollen dass du mit Jeanine zusammen bist. Das wäre ein richtiger Grund für mich gewesen warum du Schluss gemacht hattest. Aber dass ich das jetzt im Nachhinein erfahre ist nicht fair…“ Ich zitterte und zog die Weste enger um mich. „Es tut mir Leid“ wiederholte ich. Kay seufzte. „Wie lange geht das denn schon?“ – „Seit dem wir auseinander sind…“ Kay sah mich an. In diesem dämmerigen Licht konnte ich nicht in seinem Gesicht ablesen was er dachte. „Kay, kannst du mir bitte etwas versprechen?“ Kay strich mir über den Nacken. „Wenn du mir versprichst mir in Zukunft zu vertrauen?“ Ich nickte. „Okay, was soll ich versprechen…?“ – „Bitte, behalte das für dich! Meine Eltern dürfen das nicht mitbekommen!“ Kay schwieg einen Moment lang. „Gut. Ich verspreche es“ Ich umarmte ihn und drückte mich fest an ihn. „Danke…“ flüsterte ich. Kays Stimme zitterte „Ich hab dich Lieb Kia. Mehr als du Glaubst. Und dennoch wünsche ich dir alles Gute mit ihr“ Er küsste mich auf die Wange und Stirn. „Lass uns schlafen gehen. Es ist kalt und spät.“ Er stand auf und half mir auf. Dann liefen wir zu unseren Zelten. Ich legte mich auf meinen Schlafsack und starrte ins dunkle. Kathy schien schon zu schlafen. Ihr hörte sie leise neben mir atmen. Als ich mich umdrehte um zu sehen wo Nine war, sah ich nur eine leere Schlafmatte. Ich richtete mich auf. Doch da war sie schon. Sie schloss den Zelteingang und huschte zu ihrer Schlafmatte. „Nine…?“ Nine hielt inne. Dann krabbelte sie auf mich zu und küsste mich sanft. „Du hast es Kay gesagt… oder?“ flüsterte sie. Ich nickte

Sie wusste immer was mit mir los war. Sie ist echt jemand der in mein Herz sehen konnte.

„Ist er sauer?“ – „Nein, er war enttäuscht. Aber er kommt damit klar“ Ich öffnete meinen Schlafsack. Nine kuschelte sich zu mir und ich spürte ihre wärme die mich tröstete. Sie gähnte. „Ich finde es schön dass du auch eine kleine Schwachstelle hast… oder eher zwei“

Sie küsste mich wieder sanft. „Und das wären…?“ Sie kicherte. „Erstens, du hast Angst vor Gewitter. Ich finde das nicht schlimm. Okay, Kathy hat mir erzählt was passiert war. Es hat mich natürlich schon erschrocken. Und das zweite ist dass du schwach wirst wenn man dich im Nacken krault“ Sie hob ihren Arm und strich mir über den Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut. „Also habe ich eine Lotusblüte die sich auch hin und wieder mal vor etwas schließt“ Sie küsste mich und spielte mit meiner Zunge. Ich zog sie an mich heran. Als wir den Kuss lösten, pustete ich ihr leicht ins Gesicht. „Ich liebe dich…“ flüsterte ich. Ich spürte wie Nine sich freute. „Ich dich auch!“ Sie küsste mich wieder. Diesmal ein langer, intensiver Kuss. Dann kuschelten wir uns aneinander und schliefen langsam ein.

Aufgeflogen!

Aufgeflogen!

Kay nahm es wirklich jetzt ein wenig leichter. Er hatte mir schnell verziehen. Nine und ich blieben jedoch dabei, alles geheim zu halten. Mir fiel oft auf, dass der Ring den ich einmal gefunden hatte, immer auf Nine deutete wenn ich einen Blick drauf warf. Es war wirklich verhext. Und er wirkte immer wie ein Kompass der mir den Weg zu ihr wies, wenn ich sie mal suchte. Es vergingen wieder ein paar Wochen und unser erstes Schuljahr ging vorüber. Frau Hanser und ein paar Kollegen haben ein Turnier für Sportler arrangiert und mitunter ein Kampfsportturnier. Sie hatte mich nach Absprache mit mir dort angemeldet und eine Woche vor den großen Ferien sollte es so weit sein.

Jan, der Typ dem ich bei der Schlägerei die Nase gebrochen hatte, hatte sich mit mir angefreundet und sich für sein Verhalten und seine Freunde entschuldigt. Für mich war die Sache abgehakt.

Endlich war es soweit. Ich stand in meinen schwarzen Kampfklamotten und Kampfhandschuhen auf den Matten und begann meine Aufwärmübungen. Der Typ, gegen den ich antreten sollte war fast doppelt so groß wie ich. Er war gut gebaut, hatte Muskeln und längere Haare. Allem in einem: Ein Schwarmtyp aller Mädchen. Doch was mir nicht gefiel war sein selbstgefälliges grinsen. Und seine zu starke Selbstsicherheit. „Ist nicht euer ernst oder? Seht sie euch an, sie ist kleiner als ne Pflaume! Die vernasch ich ja zum Frühstück.“ Ich überhörte sein Kommentar und streckte mich. Jan stand neben mir „Gib alles. Lass dich nicht unterkriegen!“ Ich grinste. „Hey, ich habe deinen Micha auch schon umgehauen und der war um einiges breiter gebaut als dieser Typ da!“ Ich deutete auf meinen Gegner. Jan nickte. „Hast Recht“ Er lief zu Nine die auf einer Bank an der Wand saß und uns beobachtete. Ich grinste sie an und stellte mich in meine Angriff / Abwehrposition. „Los Domitian! Die packst du!“ Domitian stellte sich mir gegenüber auf. Frau Peachmann unsere Sportlehrerin stellte sich zwischen uns. „Okay, ich will einen Fairen Kampf! Keine Schläge in den Genitalbereich! Verstanden? Wer Aufgibt oder länger als 10 Sekunden am Boden liegen bleibt, hat verloren!“ Wir nickten. „Okay: Hajime!“ Sie trat ein paar Schritte zurück und ich fing an Domitian zu umkreisen. Geduckt. Seitlich. Wachsam. Wie eine Katze die ihre Beute fangen will. Domitian machte einen Ausfall und trat seitlich weg. Ich blockte mit der linken Hand, drehte mich um meine eigene Achse und schlug ihn mit dem rechten Ellenbogen gegen den Hals. Er taumelte zurück und stellte sich in eine Abwehrposition. Wieder lief ich um ihn herum. Er setzte vorsichtig zwei Schritte vor und versuchte mich mit einem Faustschlag zu treffen, doch ich blockte wieder ab. Dann hob ich mein Knie und trat ihn in den Bauch. Er zuckte zusammen, packte mich an den Schultern und warf mich über seine Hüfte. Mit einem schmerzhaften Aufprall landete ich auf der Matte, kauerte mich in einer Katzenhaltung und war bereit seitlich weg zu springen. Doch Domitian blieb Ruhig stehen und beobachtete mich. Langsam stand ich wieder auf und fuhr mir über die Stirn. Dann umkreiste ich ihn wieder. Seine dunklen Augen verfolgten mich. Ich sprang vor in den Handstand, zog meine Beine an und rollte mich durch seine Beine. Er war darauf gefasst einen Tritt zu bekommen und hatte die Arme gesenkt. Doch als ich hinter ihm war und gerade zuschlagen wollte, drehte er sich blitzschnell um, packte meinen Arm, drehte ihn herum sodass er mich zu Boden schleuderte. „Uff, Scheisse!“ Ich fing mich mit einer Hand ab und rollte auf den Rücken. Dann streckte ich mein Bein, drehte mich und zog ihm die Füße weg. Er fiel hin und schneller als er schauen konnte, war ich über ihn und hielt ihm seine Arme fest. Frau Peachmann zählte ihn ab. „…8…9…10! Yame!“ Ich ließ den Jungen los und richtete mich grinsend auf. Domitian fing an zu lachen und schüttelte mir die Hand. „Das war schön. Du warst echt schnell!“ Ich nickte. „Und du Stark“

Der nächste Kampf war mit Shinmei. Ich bekam eines der Holzschwerter in die Hand gedrückt und stellte mich in die Mitte der Matten.

Und das verrückteste war: Ein Kampf mit Waffen, aber ohne Polster. Also ein richtiger Kampf, der auch ganz schön Weh tun kann.

Ich grinste. Das war ganz nach meinem Geschmack. Ein drahtiger Junge stellte sich mir gegenüber hin. Frau Peachmann nickte uns zu. „Hajime!“ Ich hob mein Schwert leicht hoch und ging in die Knie. Der Junge tat es mir nach. Dann schnellte er vor und schlug mit einem Seitenhieb zu. Ich blockte ab und spürte die Wucht des Schlages in meinen Handgelenken. Ich zuckte zusammen, wich zurück und senkte das Schwert leicht. Meine Hände brannten. Der Junge drehte sich leicht, ging in einen tänzelnden Schritt über und holte voller Wucht von oben aus. Ich wich zur Seite, drückte sein Schwert herunter als es mich verfehlte und sprang wieder zurück. Dann umkreiste ich ihn vorsichtig. Ich griff an, sprang vor und täuschte einen Hieb auf seine Hüfte vor. Der Junge reagierte schnell, versuchte die ungeschützte Stelle zu decken doch dabei ließ er sich eine Blöße an der Schulter. Ich riss das Schwert zurück, ging einen schnellen Schritt vor und hielt es ihm an die Schulter „Yame!“ keuchte ich. Der Junge starrte mich an. Dann senkte er den Kopf und nickte. Wir schüttelten uns die Hände. Frau Peachmann stellte sich zu uns „Die Siegerin ist Kia Sayni. Als nächstes kommen Roman Kanin und Georg Lindner“ Als sie Roman sagte, drehte ich mich um und sah ihn an der Wand stehen. Er hatte einen weißen Judoanzug an und grinste kalt. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Doch ich schüttelte den Kopf und lief zu Jan und Nine. Nine stand auf und drückte mich, Jan klopfte mir auf die Schulter. „Gut gemacht“ Er grinste mich an. Ich sah mich kurz um und gab Nine einen schnellen Kuss. Wir sahen uns einen Augenblick lang an und erröteten dann. Jan sah uns irritiert an. „Was war denn das jetzt?“ Ich kicherte. „Freundschaftskuss. Willste auch einen?“ Er sah mich kurz perplex an. Dann schüttelte er grinsend den Kopf. „Nein danke“ Er wandte sich wieder zum Kampfgeschehen. Ich setzte mich hin und trank einen Schluck Wasser.

Wenig später waren nur noch vier Leute übrig: Roman, Ein Typ Namens Max, Ein Mädchen namens Delia und zuletzt ich.

Ich hatte die Ehre gegen Delia zu kämpfen. Doch die besiegte ich ohne irgendwelche Schläge. Ich warf sie mehrmals über die Schulter oder zog ihre Beine weg. Doch sie war flink und ich hatte anschließend Probleme sie am Boden zu halten. Doch letztlich schaffte ich es mit einem Uralten Trick: Ich tat so als wäre mir die Puste ausgegangen und sie landete immer mehr Treffer. Als sie glaubte mich zu Boden schmeißen zu können, ließ ich es halbwegs geschehen. Ich lag gerade am Boden, sie über mich gebeugt und wollte mich packen, als ich mit meinen Füßen ihren Kopf packte, über mich hinwegschleuderte und mich schließlich auf sie draufsetzte während sie benommen dalag und nicht wusste was geschehen war.

Der Kampf gegen Roman war aber um einiges schwieriger, denn er hatte gut aufgepasst und versuchte nicht auf meine Tricks herein zu fallen. Er versuchte mich mehrmals durch Tritte in die Kniekehle auf den Boden zu bringen. Ich sprang immer hoch und machte einen Salto, streckte während der Drehung einen Fuß aus und traf ihn einmal knallhart an der Schulter sodass er zusammenzuckte und seinen Arm kaum noch bewegte. Frau Peachmann wollte den Kampf schon unterbrechen, doch Roman hielt sie zurück. „Das schaffe ich schon…“ Er umkreiste mich wieder wachsam. Dann schnellte er vor, ich wich mit einem Rad aus und zuckte zusammen als er sich herumdrehte und mir die Hände wegkickte. Ich fiel mit einem Aufschrei zu Boden und rollte mich aus der Gefahrenzone. Roman setzte mir hinter her. Handrad, Handrad, tritt, Handrad. Ich hatte Mühe ihm auszuweichen. Als er einen Augenblick keuchend stehen blieb, stand ich schnell auf und brachte Abstand zwischen uns. Dabei massierte ich mir das rechte Handgelenk, das langsam anschwoll. Roman kam auf mich zu. Langsam. Bedrohlich. „Kia, Pass auf!“ schrie Jan mir zu. Ich drehte mich um und bemerkte zu spät dass er mich an die Wand gedrängt hatte. Roran sprang auf mich zu und schlug mir in den Bauch. Ich hustete und stieß ihn von mir weg. „Na? Schon Fertig?“ Er grinste mich an. „Das glaubst aber auch nur du! Das hat noch nicht einmal gekitzelt!“ Ich richtete mich kerzengerade auf. Er verengte seine Augen zu schlitzen und sprang wieder vor. Doch diesmal war ich vorbereitet. Ich ließ mich Fallen, rollte durch seine Beine und richtete mich hinter ihm auf. Doch er war schnell und drehte sich mit einem Handkantenschlag herum. Ich duckte mich, packte sein Handgelenk und hielt ihn fest. In seinen Augen blitzte es spielerisch. Er holte mit der anderen Hand aus, doch diesen blockte ich auch ab und hielt sie fest. Ich wollte gerade zu einer Kopfnuss ansetzen, als ich einen Druck auf dem Brustkorb spürte und nach hinten geschleudert wurde. Mit einem dumpfen Aufprall kam ich auf den Matten auf. „Uff, man ist der taff!“ Ich rollte mich auf den Rücken und hob rechtzeitig die Beine. Er stand direkt vor mir und konnte nicht so schnell reagieren. Ich trat ihm heftig gegen den Brustkorb, sprang dann auf und setzte ihm hinterher. Bevor er auf dem Boden aufkam, machte ich einen Satz, drehte mich seitwärts nach unten und trat ihm in den Bauch. Ich hörte wie einige überrascht aufkeuchten. „Wow, das war Shishi Rendan!“ Ich fiel auf meine Arme und rutschte etwas zurück. Dann war es still. Ich hörte Roman stöhnen und sah ihm auf dem Boden liegen und sich die Schulter halten. Frau Peachmann kam auf uns zu und untersuchte ihn. Dann stand sie auf „Kia Sayni ist die Gewinnerin des Turniers!“ Die Leute um mich herum applaudierten und jubelten. Ich richtete mich schwer atmend auf und half Roman auf. Er grinste mich an „Ich muss wohl noch etwas mehr trainieren, was?“ Ich zuckte mit den Schultern „Du bist sehr gut“ Er lachte. Jeanine rannte auf mich zu und jubelte. „Kia! Du hast gewonnen!“ Sie umarmte mich heftig und ich musste nach Luft schnappen. Roman lachte. „Ich bin stolz auf dich, kleine Kriegerin!“ flüsterte sie und küsste mich auf die Wange. Ich grinste sie an und küsste sie auf den Mund. Überrascht rissen Jan und Roman die Augen auf. Als ich den Kuss löste, fingen wir beide an zu kichern. Wir umarmten uns und sie strich mir durch das Haar. „Wieder Freundschaftskuss?“ fragte Jan und sah uns misstrauisch an. Nine und ich wechselten einen Blick. Dann lachten wir. Jan winkte ab „Ach, ich will es gar nicht wissen“ Er kicherte. „Aber wir!“ ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte sah ich meine Schwester, Kay und meine Mutter die mich entsetzt und wütend ansah. „Kia… Sayni!“ presste sie hervor. Ich spürte wie sie sich schwer unter Kontrolle hielt. Ich sah zu Kay, der mich nur missbilligend ansah. Jeanine nahm mich an der Hand und drückte sich an mich. „Kannst du mir das mal erklären?“ Sie deutete auf Nine. Sie sah meine Mutter mit herausfordernden und auch gleichzeitig schüchternen Blick an. „Was soll was sein?“ fragte ich. Meine Schwester sah zu Boden. „Dieses Mädchen! Was sollte das gerade?“ Ich zitterte leicht. Ich hatte es noch nie gewagt mich gegen meine Mutter zu stellen. „Sie ist meine Freundin“ Ich zuckte mit den Schultern „Ist das so schlimm?“ Kay räusperte sich. „Nur eine Freundin oder deine Freundin?“ ich starrte ihn überrumpelt an.

Was sollte das? Will der mir jetzt in den Rücken fallen?

Doch dann sah ich seinen verletzten Blick.

Er konnte mir nicht verzeihen. Er tat nur so. Nun hat er es meiner Mutter erzählt und sie hierher gebracht damit sie einen Beweis hat. Warum tat er das?

Ich schwieg und zögerte kurz. Die Schlagader am Hals meiner Mutter schwellte an. „Ich bin nur eine…“ begann Nine, doch ich hielt sie zurück. „Meine Freundin!“ Ich hörte wie meine Mutter und Jan zischend die Luft ein sogen. Roman sah mich nur leicht erstaunt an. „Das… ist nicht dein Ernst?“ – „Mama, komm wieder runter!“ ich hob beschwichtigend die Hand. „Was ist so schlimm daran? Wir mögen uns. Wir sind glücklich! Warum hast du etwas dagegen?“ Sarah musterte Nine neugierig. „Es… ist… nicht normal“ keuchte meine Mutter. Ich schüttelte den Kopf „Das war mal. Heute ist alles normal!“ Sie hob die Hand und ließ sie aber gleich wieder sinken. „Du kommst sofort mit nach Hause!“ flüsterte sie heißer. Ich zögerte. Dann schüttelte ich den Kopf „Nein!“ Sarah sah mich an als würde sie mich nicht kennen „Kia, komm lieber sonst gibt es ärger!“ formte sie stumm ihre Lippen. Ich schüttelte nur den Kopf. „Du kommst mit nach Hause! Sofort!“ Die Stimme meiner Mutter wurde lauter. Langsam wurden die Umherstehenden aufmerksam auf uns. „Nein! Es ist noch die Siegerehrung! Ich kann jetzt nicht weg!“ Ich drückte mich leicht an Nine. „Und von ihr will ich auch nicht weg!“ – „Ich verbiete dir mit diesem Mädchen weiterhin Kontakt zu haben! Und jetzt komm her!“ Sie wollte mich am Arm packen, doch ich wich zurück „Nein! Vergiss es! Warum blickst du das nicht? Du kannst dich nicht zwischen uns stellen! Du glaubst du könntest das gleiche wie Papa machen oder?“

Das war zu viel für sie. Sie holte aus und wollte mir eine Scheuern, doch ich hob reaktionsartig meine Arme und blockte ab.

Ruhig! Ruhig! Nicht ausfallend werden! Nicht die Kontrolle verlieren! Mahnte ich mich. Kia! Es ist deine Mutter! Tu was sie sagt und füge dich dem! Sagte mir eine Stimme in meinem Kopf. Nein! Sagte ich. Ich bleibe bei Nine! Die Stimme in mir baute sich auf. Es ist deine Mutter! Deine Mutter die dir immer noch sagen kann was du tun musst und was nicht! Ich schüttelte den Kopf. Vergiss es! Ich bin achtzehn kann für mich selbst entscheiden! Meine innere Stimme schwieg einen Moment. Tu was du tun willst, aber leb mit den Konsequenzen. Dann war es still

Ich wich vor meiner Mutter zurück. „Hör auf damit Mama! Es tut mir Leid wegen dem was ich eben gesagt hatte, das mit Papa. Aber bitte, lass mich bei Nine! Ich will nicht von ihr weg!“ Meine Mutter drehte sich um. „Wir sehen uns zu Hause“ hörte ich sie knurren. Dann war sie schneller weg als ich noch etwas sagen konnte. Sarah folgte ihr traurig und sah mich nur verwirrt an. Kay biss sich auf die Lippen und schlich sich davon. Langsam knickte ich ein und hielt mir die Schläfen. „Warum? Warum muss das immer dann passieren wenn ich total high bin?“ Ich spürte wie Nine mich in den Arm nahm und mir über den Kopf strich. „Kia…?“ Ich sah auf. Ihre Augen sahen mich traurig an. „Ich wollte nicht dass es so weit kommt…“ flüsterte sie. Ich schüttelte erschöpft den Kopf „Du kannst nichts dafür…“ Ich stand wieder auf und ging langsam und niedergeschlagen aus der Halle.

Später war noch die Siegerehrung doch ich bekam von all dem nichts mehr mit. Zu sehr war ich angeschlagen und dachte darüber nach wie ich meiner Mutter das alles richtig beibringen sollte und wie ich ihr klar machen soll dass ich mit Nine glücklich bin. Und… zudem noch… wie soll ich mich bei ihre entschuldigen?

Nachdem das Fest zu Ende war brachte ich Nine schweigend nach Hause. Vor ihrer Tür gaben wir uns einen langen Kuss. Als wir uns lösten, sah mich Nine lange schweigend an. „Sag mir, was du vor hast…“ bat sie. Ich strich ihr über die Wange und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht…“ flüsterte ich. „Ich weiß nicht was jetzt auf uns zukommt...“ Ich seufzte. „Sollen wir eine kleine Pause machen…?“ fragte sie. Ich sah sie an als hätte sie mir eine Geklatscht. „Nein… Bitte nicht auch noch du!“ Sie nahm mich beschwichtigend in den Arm. „Nein, Nein so habe ich das nicht gemeint!“ Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Nine strich mir über den Rücken und küsste die Tränen weg. Dann küsste sie mich sanft so wie ich sie das erste Mal geküsst hatte. „Du darfst mich nicht Falsch verstehen Kia… Was ich meinte war, dass wir jetzt wieder ganz vorsichtig sind… es… wir lassen deine Mutter in dem Glauben du hättest den Kontakt zu mir abgebrochen und… naya, anstatt dass du dich dann mit mir triffst, treffen wir uns bei Kathy oder so… und über Kathy machen wir dann auch etwas aus. Wir machen es wie in solchen Bond filmen oder so. So haben wir keinen direkten Kontakt und so“ Ich schluckte. „Und was bringt das? Bei Kathy können wir auch nicht viel machen oder so…“ Sie legte mir den Finger an die Lippen. „Sch… still! Wir werden es ausprobieren okay? Gib uns zwei Tage Zeit, sodass deine Mutter merkt dass nichts mehr zwischen uns ist. Dann am dritten Tag werden wir uns wieder treffen! Okay?“ Ich nickte langsam. „Außerdem sehen wir uns weiterhin in der Schule. Es ist zwar nur noch eine Woche aber auch egal“ Sie küsste mich sanft. „Bitte Kia… Sonst war alles umsonst wenn deine Mutter jetzt total abgeht“ Ich schwieg einen Moment. Dann hob ich den Kopf und sah sie an „Zwei Tage… länger nicht“ Sie nickte. Ich wischte mir die Tränen weg und küsste sie wieder. „Es tut nur so scheisse weh… Ich habe meine Mutter angegriffen und gleichzeitig darf ich dich nicht mehr sehen… warum muss das alles passieren?“ Nine zuckte mit den Schultern. „Das ist das Leben Kia… Es gibt immer neue Herausforderungen“ Sie schwieg einen Augenblick. „Ich wette mit dir dass bald alles wieder gut ist. Bald wird sich deine Mutter wieder abregen und es nimmt alles wieder seinen gewohnten Gang“ Ich schüttelte den Kopf „Du kennst meine Mutter nicht“ Ich seufzte. „Es ist besser wenn ich jetzt gehe…“ Nine strich mir über den Hals. „Weißt du was…?“ Ich sah sie an. „Was…?“ – „Ich gebe dir ein kleines Erinnerungsstück mit. Ein Zeichen dass dich daran erinnert dass du mir gehörst“ Sie beugte sich zu mir vor, schob meinen Kragen ein Stück weg, biss sich leicht in meinen Hals und saugte fest wie ein Vampir. Überrascht hielt ich den Atem an. Ich spürte wie sie mit der Zunge über meine Haut fuhr und sich dann wieder löste. Zurück blieb eine leichte rot-lila gefärbte Stelle. „Dieser Knutschfleck gebe ich dir jetzt. Wenn ich Recht bedenke… haben wir das bisher noch gar nie gemacht“ Sie kicherte. Ich grinste sie an. Dann umarmte ich sie, drückte mein Gesicht an ihren Hals und machte das gleiche bei ihr. Sie kicherte leicht. „Das kitzelt“ Ich ging wieder zurück und musterte den Fleck an ihrem Hals. „Na also. Fast wie eine Verlobung, nur ohne Ringe…“ Sie küsste mich sanft. Dann deutete sie auf ihre Uhr. „Geh, bevor deine Muter wirklich wütend wird. Und denk daran… zwei Tage keinen Kontakt außer in der Schule oder über Kathy.“ Ich nickte. Dann drehte sie sich um und lief die Treppen hoch. Ich lief über den Hof und auf die Straße raus.

Total am Ende

Als ich zu Hause ankam, waren alle Lichter aus. Ich schlich mich ins Wohnzimmer um zu sehen ob meine Mutter überhaupt da war. Doch anstatt meiner Mutter lag Sarah auf der Couch. Sie hatte sich mit einer Wolldecke zugedeckt und schien zu schlafen. Ich stellte mich leise neben sie und betrachtete sie. Sie hatte geweint. Aber warum? Ich seufzte und wollte sie gerade vorsichtig hochheben um sie in ihr Zimmer zu tragen, als sie die Augen öffnete und mich traurig ansah. „Mom ist bei Nicole… Sie sagte sie kommt erst morgen wieder“ flüsterte sie. Ich sah sie nur traurig an. „Und dich hat sie hier gelassen?“ Sarah nickte. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen. „Sie ist sauer Kia. Und sie hat wieder angefangen zu trinken. Wir waren kaum daheim, als sie den Gin aus dem Keller holte und ihn angefangen hatte zu trinken. Dann hat sie mit Nicole telefoniert und ist dann weg“ Sie gähnte. Ich setzte mich neben sie und nahm sie in den Arm „Bist du mir auch böse?“ fragte ich flehend. Sarah sah mich im dunklen an. Das Licht der Straßenlaterne spiegelte sich in ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin nur traurig dass du mir nichts gesagt hast…“ Sie lehnte sich an mich. „Ich konnte es nicht sagen Sarah. Ich… Nine und ich wollten es eigentlich geheim halten. Nur Kathy, Marc und Kay wussten davon…“ Ich schluckte. Sarah sah mich an „Kay hat uns davon erzählt. Mama wollte ihn schon eine klatschen, als er dann uns ein Foto auf seinem Handy von euch gezeigt hatte, wie ihr euch geküsst habt. Er meinte dass es schon seit Herbst oder so schon so ginge. Dass du dich immer mit Nine triffst und dass ihr halt zusammen wärt und so. Mom hatte dann versucht dich auf dem Handy zu erreichen. Aber du hast nicht abgenommen…“ – „Ja wie denn auch wenn ich einen Wettkampf habe?“ Ich seufzte.

„Naya, das hatte Kay dann auch gesagt. Er meinte dann dass er uns einen richtigen Beweis geben will und hat uns dann mitgenommen zu deinem Schulfest. Und dann haben wir es ja selbst gesehen nach dem Kampf mit dem einen Jungen“ Sie gähnte wieder. Ich zitterte leicht. „Mama sagte wenn sie dich in die Finger bekommt, wird sie dich in eine Psychiatrie schicken wo sie dich wieder normal machen sollen. Sie meinte du wärst total verrückt…“ Ich verdrehte meine Augen. „Sie ist halt strengchristlich. Wobei, ich glaube sie dürfte demnächst auch mal wieder lange beichten gehen, denn sich betrinken ist in den Geboten auch nicht drin“ knurrte ich. Sarah sah mich erschrocken an. „Kia, es ist aber auch nicht gut sich darüber lustig zu machen“ Ich seufzte. „Außerdem, Mama hat schon Recht damit. Gott hat Mann und Frau erschaffen damit sie zusammenleben. Und nicht Frau und Frau oder so“ Ich musste niesen. Dann sah ich meine Schwester ärgerlich an. „Ja, Gott hat Mann und Frau erschaffen! Aber er ist derjenige der Entscheidet wer mit wem zusammen sein soll oder? Er schenkt uns unsere Gefühle oder etwa nicht?“ Sarah dachte einen Augenblick lang nach. Dann nickte sie. „Ja… Das stimmt eigentlich“ – „Also! Und Gott wollte also auch dass ich und Nine… also… dass wir uns halt ganz arg lieb haben. Er kann es nicht wollen und gleichzeitig sagen dass es verboten ist oder? Ich meine, dann verstößt er doch selbst auch gegen seine Gesetze oder?“ Sarah nickte. „Ja da hast du Recht“ Sie gähnte wieder. „Komm, du hast morgen Schule und es ist besser wenn du jetzt ins Bett gehst!“ Ich stand auf. Sarah blieb aber sitzen. „Was willst du jetzt eigentlich machen…? Ich meine… Mama verbietet dir ja dich weiterhin mit deiner Freundin zu treffen“ Ich zuckte zusammen. Dann drehte ich mich langsam um. Ich sah sie lange an „Kannst du mir etwas versprechen?“ Sarah nickte. Ich grinste sie leicht an.

„Aber das bleibt unser Geheimnis okay?“ Sarah nickte wieder. „Ich… werde mich leider Mama widersetzten. Ich mag Nine zu sehr deshalb bleibe ich bei ihr. Aber bitte sag Mama davon nichts okay?“ Sarah nickte und sah mich ehrfürchtig an. „Und wie willst du das machen…?“ Ich zucke mit den Schultern. „Ich lasse Mama in dem Glauben dass ich mich mit Nine gestritten hätte und… dass wir keinen Kontakt hätten. Aber ich werde mich trotzdem mit ihr treffen und zwar mit Kathys Hilfe. Alles Klar soweit?“ Sarah nickte wieder. „Okay! Aber das ist unser Geheimnis!“ Sarah salutierte. „Ich werde nichts sagen Master. Seras Victoria wird schweigen!“ Sie kicherte. Ich fing an zu lachen. „Du hast zuviel von deinen Hellsing-Mangas gelesen“ Ich nahm sie huckepack und trug sie die Treppen hoch. Dann legte ich sie ins Bett. Sie gab mir einen Kuss auf die Backe. Als ich die Tür schließen wollte, richtete sie sich wieder auf. „Kia? Was machst du jetzt noch?“ Ich drehte mich um. „Ich werde zu Nicole gehen und Mama holen“ Sarah legte sich wieder zurück. „Aber bitte nicht wieder streiten…“ murmelte sie. Ich nickte und schloss die Tür.

Meine Mutter fand ich wirklich bei Nicole. Nicole sah mich mit einem traurigen Blick an als sie mich ins Wohnzimmer führte wo meine Mutter auf der Couch zusammengesunken dasaß und auf ein Glas starrte das noch halb gefüllt war. Ich nahm sie am Arm und half ihr auf. „Mama, komm wir gehen heim. Sarah hat auf dich gewartet“ Meine Mutter sah mich verwirrt an. Als sie mich erkannte, stieß sie mich weg. „Weg von mir! Du ungehöriges Kind. Jetzt muss ich mich schämen, weil ich ein Kind habe das… das… lesbisch ist und damit nicht normal!“ Ich richtete mich auf und wischte mir das Blut von den Lippen. Beim Sturz hatte ich mir auf die Zunge gebissen. Ich sah sie an. „Mama es tut mir Leid. Ich wollte das nicht. Komm jetzt, du hast getrunken“

Doch meine Mutter sah mich nur wütend an. „Ich werde das nicht akzeptieren! Niemals! Eher werde ich dich…“ – „In eine Psychiatrie schicken und mich dort züchtigen lassen ich weiß!“ Plötzlich schlug ich mir die Hand vor den Mund und starrte sie erschrocken an. „Pass auf was du sagst!“ schrie meine Mutter und holte aus. „Alexandra! Stopp das reicht!“ Nicole ging zwischen uns und hielt meine Mutter zurück. „Das reicht! Setz dich!“ Meine Mutter gehorchte und setzte sich. „Kia, warum tust du das nur?“ meine Mutter nuschelte und ich hatte Probleme sie zu verstehen. „Ich will nicht dass du mit ihr zusammen bist. Es hält nicht lange. Es ist verboten. Es ist unnatürlich…“ Ich kniete mich vor meine Mutter. „Mama… Ich… habe mich von ihr getrennt. Ich…“ ich schluckte. „Wir haben uns deswegen gestritten und sie meinte es wäre wirklich besser wenn wir uns trennen. Ich hm… Werde versuche ihr aus dem Weg zu gehen…“ Nicole und meine Mutter sahen mich misstrauisch an. „Das ging aber ziemlich schnell“ meinte dann Nicole. Ich zuckte mit den Schultern „Sie kam damit nicht so klar… Deshalb“ Meine Mutter sah mich mit glasigen Augen an. „Du bist ein gutes Mädchen Kia…“ Sie stand auf und nahm mich in den Arm. „Komm, wir gehen endlich heim. Ich hab morgen noch Schule…“ Meine Mutter nickte. Dann lief sie wankend zur Tür. Nicole begleitete uns und schloss hinter uns die Tür. Als wir daheim waren, brachte ich meine Mutter ins Bett und ging dann leise in mein Zimmer. Hinter meinem Bücherregal holte ich eine Zigarettenpackung hervor, setzte mich auf die Fensterbank und zündete mir eine an. Ich nahm einen tiefen Zug.

Wie sollte das jetzt alles weitergehen…? Zwei Tage sollen wir weder reden, noch treffen. Und danach?

Ich stieß den Rauch aus uns hustete leicht.

Die Ferien fangen jetzt bald an und dann? Wir hätten uns jetzt noch so lange in der Schule sehen können. Eigentlich wollten wir in den Ferien verreisen… mit Kathy und Marc und nun? Oh man, ich verstehe die Welt nicht mehr… Was genau will ich? Will ich meine Familie zusammenhalten und Nine mit reinbringen? Unter anderem. Aber ich würde auch gerne mal endlich wegziehen. In eine Wohnung, zusammen mit Nine und bald vielleicht mal einen Hund holen… Davon hatten wir schon oft geträumt, beziehungsweise gesprochen.

Ich drückte die fertige Zigarette aus und warf den Stummel auf die Straße.

Ich werde Nine drauf ansprechen. Wir sind beide achtzehn. Wir haben genügend Geld. Ihre Mutter ist ja schließlich Chefin von einem großen Konzern und wir haben viel Geld von meiner Oma geerbt. Warum also nicht eine Zukunft zusammen aufbauen?

Ich zog mich aus und legte mich ins Bett. Dann betrachtete ich einen Moment das Bild von Kathy, Nine und mir.

Tya, dann muss Kathy nun ein wenig herhalten. Hoffentlich nicht für allzu lange.

Ich kuschelte mich in die Kissen und schloss die Augen.

Ende aller Dinge

Am nächsten morgen wachte ich viel zu spät auf. Als ich auf die Uhr sah, war es 7.58 Uhr.

Oh so eine scheisse. Der Unterricht lief schon seit einer knappen Viertelstunde!

Ich sprang aus meinem Bett, schnappte meine Klamotten und meinen Helm.

Tya, wenn ich zu spät komme, dann beeile ich mich und fahre mit dem Motorrad in die Schule. Ich schnappte mir meine Tasche und rannte runter zur Haustür. „Kia?“ Meine Mutter kam aus der Küche. Sie hatte ein leicht graues Gesicht und sah verdammt kaputt aus. Ihre Augen sahen mich trüb an. „Wohin gehst du denn jetzt schon wieder?“ Ich schnallte mir meine Tasche fest. „In die Schule, wohin denn sonst? Wir haben nur noch eine Woche“ Ich schloss die Tür und rannte zur Garage. Meine Mutter öffnete das Fenster. „Weißt du wo die Aspirintabletten sind?“ Ich verzog das Gesicht und dachte einen Augenblick lang nach. „Im Bad, weißer Schrank unterstes Fach“ Dann zog ich meinen Helm über und setzte mich auf meine Maschine. Ich startete den Motor und gab Gas. „Und komm mir nicht wieder mit diesem Mädchen zurück!“ rief mir meine Mutter hinterher. Ich hörte nicht hin und fuhr aus unserer Straße raus auf die Hauptstraße. Es dauerte nicht lang und schon war ich in der Schule. Ich stellte das Motorrad ab, zog meinen Helm aus und verschloss ihn unter dem Sitz. „Hey Kia! Ist das etwa deine?“ Jemand tippte mir auf die Schulter. Als ich mich herumdrehte, stand Micha vor mir. Ich verkrampfte mich.

Muss denn jetzt alles schief gehen?

Ich nickte. „Ja meine. Was dagegen?“ fauchte ich. Micha sah mich nur leicht verwundert an. „Nein! Natürlich nicht. Es ist eine schöne Maschine. Eine Suzuki oder?“ Ich nickte wieder. „Tut mir leid, aber ich bin spät dran. Tschüss!“ Ich drückte mich an ihm vorbei und rannte auf das Schulgebäude zu. Ich stand gerade vor der Klassentür und wollte klopfen, als die Tür aufging und Frau Peachmann raus kam. Sie sah mich hinter dem Stoß von Papieren und ihrer Tasche überhaupt nicht und rannte voll in mich hinein. Wir beide fielen auf den Boden und der Stapel auf uns drauf. „Oh Nein!“ Frau Hanser stürzte aus dem Zimmer und half Frau Peachmann auf. Ich selbst rappelte mich auf und rieb mir den Kopf, den ich mir an der Heizung angestoßen hatte. „Kia? Was machst du denn hier? Warum bist du so spät?“ die beiden Lehrerinnen sahen mich überrascht an. Ich stand vorsichtig auf. „Ich… Es tut mir Leid aber ich habe verschlafen…“ nuschelte ich und neigte leicht den Kopf. Frau Peachmann machte sich an die Arbeit die Seiten wieder auf zu heben. Frau Hanser und ich halfen ihr. Dabei fiel mir ein Blatt auf. Ich nahm es in die Hand und las es kurz durch. Es war eine Gerichtliche Einladung. Ein Brief vom Anwalt wegen einer Scheidung und wegen zwei Kindern. Frau Peachmann sah mich einen Augenblick lang schweigend an. „Kann ich das bitte wieder haben…?“ fragte sie mich leise. Erschrocken reichte ich ihr das Blatt. Traurig sah sie drauf. Dann seufzte sie und schob das Blatt unter die anderen. Sie stand auf. „Es tut mir Leid“ Ich richtete mich auf. Frau Peachmann nickte nur und lief dann an mir vorbei. Traurig und betroffen sah ich ihr hinterher. „Wollen sie noch lange hier stehen bleiben oder endlich dem Unterricht beiwohnen?“ fragte mich Frau Hanser leise. Ich folgte ihr ins Klassenzimmer und setzte mich an meinen Platz. Nine die neben mir saß, lächelte mich leicht an. Ich nickte ihr nur zu und sah auf den Tisch.

Später in der Pause bummelte ich ein wenig. Erst als alle aus dem Klassenzimmer waren, drehte ich mich zu Nine um, die schweigend und lässig auf ihrem Tisch saß und mich beobachtete. Ich kam auf sie zu, strich ihr über ihren Schenkel und küsste sie lange. „Guten Morgen“ sie grinste mich an. „Hat aber ganz schön lange gedauert“ Ich zuckte mit den Schultern. „Lieber spät als nie oder?“ Sie lachte. „Ich hatte heute Morgen eigentlich noch auf dich gewartet aber du bist nicht gekommen“ Ich seufzte „Tut mir Leid. Ich hab verschlafen“ Ich spielte mir ihrer Kette. „Wie war es gestern Abend noch?“ fragte sie leise. Ich sah ihr in die Augen. Dann zuckte ich mit den Schultern. „Nichts. Waren alle schon am schlafen“ log ich. Ihn ihren Augen blitzte es. Ich wusste dass sie mir das nicht glaubte. Aber sie sagte nichts und nickte nur. „Viel verpasst hattest du heute Morgen aber nicht. Frau Peachmann hatte nur noch schnell ein paar Urkunden und nen Pokal gebracht. Ich habe es für dich angenommen und ihn da hinten hingestellt…“ sie deutete auf den Bücherschrank. Der Goldene Pokal spiegelte die Sonne von draußen wieder. Ich nickte „Danke“ Dann nahm ich meine Tasche und meinen Helm. „Komm… Wir haben jetzt Bio“ Sie stieg vom Tisch und lief mir hinterher.

Am Mittag nach der Schule fuhr ich noch ein klein wenig im Dorf herum. Ich kaufte in der Apotheke neue Kopfschmerztabletten und fuhr anschließend nach Hause. Meine Mutter lag auf der Couch und schlief. Neben ihr stand eine Wasserflasche und der Fernseher lief. Ich schaltete ihn leise aus und ging auf mein Zimmer. Später verabredete ich mich mit Kathy die mich mit zu Marc nahm.

Der nächste Tag verging auch nicht gerade anders. Ich spürte aber schon einen unterschied. In der Schule hatte ich ein noch größeres Verlangen bei Nine zu sein. Deshalb blieb ich nach dem Unterricht noch eine ganze Weile länger, was meine Mutter natürlich Nachmittags misstrauisch machte als ich wieder heim kam und ihr erzählte ich hätte noch die Zimmer aufräumen müssen. Doch sie kaufte es mir am Ende doch ab und schon war wieder Ruhe. Am dritten Tag hatte ich versucht Nine zu überreden uns bei Kathy zu treffen, doch sie hielt dagegen. „Kia, es geht noch nicht. Warten wir noch ein oder zwei Tage okay?“ Ich war natürlich total enttäuscht. Sie strich mir über die Wange. „Ich weiß wie schwer es ist… Aber lass uns noch gedulden. Deine Mutter ist ja schließlich immer noch misstrauisch oder? Deshalb sollten wir nichts überstürzen“ Ich küsste ihre Handfläche und sah ihr leicht schmollend in die Augen. Sie grinste mich an. Dann fuhr sie mit dem Finger über meine Lippen. Ich fuhr mit der Zunge drüber, denn es kitzelte. Sie lachte und strich mir über Nase, Augenbrauen und dann wieder über die Wange bis zum Mund. Ich kniff die Augen zusammen. „Schwer nicht wahr?“ kicherte sie. Sie setzte sich auf den Tisch und zog mich an sie heran. Dann knöpfte sie mir langsam und vorsichtig die Bluse auf. Als wir beide die Tür klicken hörten, sprang ich zurück und zog meine Jacke schnell an. Frau Hanser kam herein und sah uns kurz überrascht an. „Ah, Kia, Jeanine ihr seid beide noch da?“ Wir nickten nervös. Ich wurde leicht rot und nahm meine Tasche. „Ähm… Kia ich möchte gerne noch kurz mit dir sprechen…“ die junge Lehrerin sah mich leicht scheu an. Ich sah kurz zu Nine, die mit den Schultern zuckte und mich angrinste. Sie schnappte ihre Tasche, stieg vom Tisch und lief aus dem Zimmer. Ich stellte mich vor Frau Hanser und sah sie an „Was gibt es denn? Habe ich etwas angestellt?“ Frau Hanser schüttelte den Kopf. „Nein, hast du nicht. Ich wollte nur wissen wo du Kampfsport gelernt hast… denn so wie du gegen Roman gekämpft hattest war das nicht aus einem Verein oder so…“ Sie setzte sich auf das Pult. Ich selbst lehnte mich an einen Tisch. „Ich habe mir das meiste selbst beigebracht, aber auch einen teil von… einem bekannten gelernt“ Sie nickte. „Wie lange machst du das schon?“ Ich dachte kurz nach „Also mit diesem Jahr wären es dann fast sechs Jahre“ Sie sah mich staunend an. Dann sah sie zu Boden und machte einen traurigen Eindruck. „Ich möchte so etwas auch können, aber bisher hatte ich keine Zeit mich da irgendwo mal anzumelden. Daher hätte ich eine kleine bitte an dich…“ sie sah mir in die Augen. Ich grinste. „Sie wollen dass ich ihnen das beibringe was ich kann?“ Die Lehrerin nickte. „Hm… Na gut, aber wo und wann?“ Sie holte den Stundenplan aus ihrer Tasche. „Ihr habt ja nur noch zwei Tage Schule. Da ihr viele Freistunden habt, wäre es da okay? Oder hast du da schon etwas anderes vor?“ Ich dachte einen Augenblick lang an Nine, doch dann schüttelte ich den Kopf. „Nein. Wir können es in den Freistunden machen aber… Zwei Tage reichen nicht“ Frau Hanser lächelte mich an. „Hätten sie Lust mich auch in den Ferien zu unterrichten?“ Ich lachte. „Naya, viel vor habe ich eh nicht. Aber wenn, dann ginge es nur morgens oder nachmittags“ Frau Hanser nickte. „Kann ich dich dann anrufen?“ Ich nickte. „Kein Problem. Aber es ist besser wenn sie mich auf dem Handy anrufen, denn ich bin nicht sehr oft daheim…“ Sie gab mir ihr Handy in die Hand. Ich speicherte schnell meine Nummer und reichte es an ihr zurück. „Vielen Dank“ Sie steckte es wieder in ihre Tasche. „Naya, ich muss jetzt leider los…“ Ich griff meine Tasche und lief zur Tür. „Bis Morgen dann, Kia“ Ich drehte mich kurz um und grinste sie an. „Ja, bis Morgen Frau Hanser“

Als ich auf den Gang kam, konnte ich Nine nirgends sehen. Ich rannte auf den Hof, doch selbst da war sie nicht. Als ich Jan sah, kam ich auf ihn zu. „Jan? Hast du Nine gesehen?“ Jan drehte sich zu mir herum. „Ja, sie wurde von so einem Typen abgeholt“ Ich starrte ihn an. „Ähm… okay, Danke…“ Ich drehte mich um und lief vom Hof. Jan sah mir verwirrt nach.
 

Als ich am nächsten Morgen ins Zimmer kam, war Nine nicht da. Ich setzte mich auf meinen Platz und sah mich besorgt um.

Wo zum Teufel war sie nur?

Als Frau Hanser hereinkam, wurde es still. Sie bemerkte meinen fragenden Blick. „Jeanine wird heute leider nicht kommen. Ihre Mutter hatte heute Morgen angerufen und sie entschuldigt“ Ich nickte nur. Frau Hanser begann mit dem Unterricht doch ich bekam nicht sehr viel davon mit. Als die erste Freistunde kam, ging ich zusammen mit Frau Hanser in den Physikraum. Wir schoben die Tische zur Seite und hatten dann genug Platz. Ich fing an ihr die Grundtechniken wie den festen Stand, Kniebeugung und Fausthaltungen beizubringen. Ihr machte das alles Spaß und sie machte es auch fast alles richtig. Als ich ihr einen einfachen Vorderschlag beibrachte, hatte sie die hintere Wand nicht ganz im Auge und hatte zu weit ausgeholt. Sie schlug sich heftig den Ellenbogen an der Betonwand an und zuckte zusammen. Sie rieb sich den Arm und fluchte. „Tut mir Leid, ich hatte nicht ganz aufgepasst…“ Sie setzte sich auf den Boden. Ich lief zum Waschbecken, holte ein paar Papiertücher und machte sie mit kaltem Wasser nass. Dann kniete ich mich neben sie und nahm ihre Hand. Überrascht sah sie mich an. „Scheiben sie ihren Ärmel hoch“ Frau Hanser gehorchte und schob den Ärmel hoch. Ich legte ihr die Tücher auf den Ellenbogen und ließ sie dann wieder los. „Hier, dass kühlt ein wenig ab“ Ich stand wieder auf und lief zu meiner Tasche. Dann sah ich auf die Uhr und erschrak. „In drei Minuten fängt wieder der Unterricht an. Wir sollten schnell hier wieder Ordnung reinbringen.“ Ich zog die Tische wieder in die Mitte des Raumes und ordnete sie richtig hin. Al es klingelte war ich fertig und half Frau Hanser auf. „Wenn das heute Mittag nicht besser werden sollte, gehen sie am besten zum Arzt“ meinte ich als ich auf ihren geschwollenen Arm sah. Frau Hanser lächelte leicht. „So schlimm ist das nicht. Ich war schon heftigeres gewohnt“ Als ich sie fragend ansah, wandte sie sich ab und lief zur Tür. „Komm, lass uns zurück zu den anderen gehen“

Am Mittag versuchte ich Nine auf dem Handy zu erreichen, doch es war abgeschaltet. Besorgt runzelte ich die Stirn. Ich legte mein Handy zur Seite und lief runter in die Küche. Sarah war mal wieder dabei sie in Schutt und Asche zu legen. Ich stand nur im Türrahmen, als sie die Mikrowelle ausschalten wollte und ihr plötzlich alle Eier mit Schalen entgegen kamen. Als ich ihren dummen Gesichtsausdruck sah, brüllte ich vor lachen und kippte beinahe um. „Was ist daran so witzig?“ grummelte sie ärgerlich als sie versuchte das Eiweiß aus ihren Haaren zu fusseln. Ich stand nur da und lachte. Als ich wieder ein wenig Atem hatte japste ich nur. „Seit wann tut man Eier in die Mikrowelle?“ Sarah zuckte mit den Schultern. „Ich hatte keine Lust sie zu kochen. Deshalb dachte ich dass es in der Mikrowelle schneller geht!“ Ich fing wieder an zu lachen. Sarah sah mich nur böse an und knurrte. Dann holte sie den Teller aus der Mikrowelle heraus und schnappte sich einen Lappen um sie sauber zu machen. Ich stellte mich an den Herd und holte in paar Töpfe raus. „Ich mach uns was zu Essen…“

Fast zwanzig Minuten später stand ein leckerer Nudel-Gemüse Auflauf auf dem Tisch und Sarah und ich fingen an zu essen. Anschließen half ich meiner Schwester bei den Hausaufgaben. Und das nur, damit ich mich nicht mehr so viel mit Nine beschäftigte. Am Abend dann schrieb ich ihr eine SMS. Sobald sie ihr Handy einschaltet, wird sie wissen dass ich mir Sorgen um sie mache.

Doch es kam an diesem Abend nichts mehr zurück. Unruhig schlief ich ein.

Als ich morgens in die Schule kam, war Nine schon da. Ich begrüßte sie voller Überfreude und küsste sie sehr lang und innig. Doch ich spürte dass sie anfangs zögerte. Ich ließ sie los und sah sie besorgt an „was ist los?“ Sie schüttelte den Kopf und versuchte zu grinsen „Nichts…“ Dann strich sie mir durch die Haare „Hab nur noch ein wenig Kopfschmerzen“ Ich sah sie fragend an. Sie seufzte. „Ich habe gestern zu viel getrunken und hab nen ordentlichen Kater“ Ich fing an zu lachen und knabberte an ihrem Ohr. „Mal sehen, ob ich es schaffe den Kater zum schnurren zu bringen?“ Sie grinste und legte den Kopf in den Nacken, während ich ihren Hals küsste. Meine Hand fuhr unter ihr Shirt und strich über ihre Brust. Ich wollte ihr gerade das Shirt über den Kopf ziehen, als Frau Hanser am Zimmer vorbeilief und uns sah. Sie klopfte vorsichtig an und erschrocken fuhren Nine und ich herum. Verlegen sah sie uns an. „Tut mir Leid, aber ich glaube ihr habt jetzt bei mir Unterricht… und ich möchte bitte dass ihr beide rechtzeitig da seid“ Jeanine nickte und rutschte vom Tisch. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen

Meine Fresse, wir werden immer unvorsichtiger. Jetzt wollten wir es sogar in einem Klassenzimmer treiben! Man und das nur, weil ich ein verdammt großes Verlangen nach ihr hatte, das ich nicht mehr stillen konnte. Herrgott hilf!

Ich nahm meine Tasche und lief den beiden hinterher.

Der Unterricht verlief eigentlich fast normal. Nur, dass Frau Hanser uns immer wieder verlegen ansah. Ich setzte jedoch immer wieder ein kleines unschuldiges lächeln auf. Nach dem Unterricht war die Freistunde. Frau Hanser und ich gingen in ein leeres Klassenzimmer und fingen mit den Übungen an. „Schade dass ab morgen schon Ferien sind“ seufzte sie und begann mit ein paar Faustschlägen. Ich grinste sie an. „Sie haben doch meine Nummer. Wir können uns jederzeit wieder sehen und trainieren“ Sie lächelte mich an. „Wenn du nicht gerade mit deiner Freundin beschäftigt bist nicht wahr?“ Ich wurde knallrot und sah beschämt weg. Frau Hanser lachte. „Keine Sorge, ich werde niemanden etwas sagen. Es ist bei mir ein gut behütetes Geheimnis!“ Sie drehte sich seitwärts und machte meinen Tritt nach. „Darf ich fragen wie lange ihr schon zusammen seid?“ Ich war überrascht dass sie das fragte. „Schon fast ein ganzes Jahr…“ Ich dachte nach. „In knapp vier Monaten sind es ein Jahr“ Frau Hanser sah mich überrascht an. „Wow! Ihr habt es aber sehr gut geheim gehalten. Ich habe das erst am Turnier mitbekommen. Ihr seid echt gut“ Ich parierte ihren leichten Fausthieb. „Danke, aber wie man merkt werden wir immer unvorsichtiger…“ Ich wich einen Schritt zurück. „Naya, dann müsst ihr euch wieder daran gewöhnen Vorsicht walten zu lassen“ Ich nickte „Ich weiß, aber es ist nicht einfach…“ Sie sah mich fragend an. „warum?“ Einen Augenblick lang hielt ich inne. Dann erzählte ich ihr seufzend von der Sache mit meiner Mutter und Nines Rat, für eine Weile auseinander zu gehen. Frau Hanser hörte mir schweigend zu. Am Ende nickte sie. „Ich weiß wie das ist. So was musste ich auch einmal durchmachen. Da kann man nur hoffen dass ihr dann in den Ferien eure Ruhe habt oder?“ Ich nickte. Plötzlich ging die Tür auf und Nine sah herein. „Ah, hier bist du!“ Sie schloss die Tür und setzte sich auf einen der Tische. „Ja wir trainieren ein wenig. Kia war so nett um mir das ein wenig bei zu bringen“ erklärte Frau Hanser. Nine nickte und grinste mich an. Als die Stunde um war, stellten wir zu dritt die Tische wieder hin und räumten noch auf. Ich wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als Nine mich zurück hielt. „Kia…? Ich muss mal bitte mit dir reden“ flüsterte sie. Frau Hanser und ich sahen sie besorgt an. Nine sah traurig zu Boden und hielt meine Hand. „Nun… Ich werde dann mal gehen. Ich melde mich Kia“ Frau Hanser drehte sich um und lief auf den Gang. Besorgt schloss ich die Tür und drehte mich zu Nine um. „Was ist los?“ Nine kam auf mich zu und umarmte mich. „Es gibt da etwas was ich dir sagen muss…“ Ihre Stimme wurde heißer. Ich hielt sie fest. Mein Herz raste und ich wusste, es war nichts gutes was sie nun sagen wollte.

„Lass mich raten: Du hast einen anderen kennen gelernt und willst jetzt Schluss machen?“ Ich grinste. Sie sah mich erschrocken an. „Nein! Nein um nichts auf der Welt will ich mich von dir Trennen!“ – „Dann denke ich, bist du gestern in deinen Alkoholrausch fremdgegangen? Oh wie konntest du nur?“ ich lachte. Nine sah mich nur verwirrt an. „Sag mal, findest du das witzig?“ Ich schüttelte den Kopf. Doch dann fing ich an zu Nicken. Dann wieder Kopf schütteln. „Ich weiß es nicht! Setz dich erst mal, sonst kipp ich am Ende noch um!“ versuchte ich zu scherzen. „Kia, bitte es ist Ernst!“ Nine packte meine Hand. „Ich… Ich bin dir nicht fremd gegangen oder so. Und ich habe auch keinen neuen. Aber… Ich fürchte wir können und nicht mehr sehen… und das für eine sehr lange Zeit…“ Ich starrte sie an.

Klick, Klack, Klick, Klack. In meinem Hirn ratterte es. Nicht mehr sehen? Was soll das heißen?

Ich machte meinen Mund auf. Doch dann klappte ich ihn wieder zu.

Ihre Mutter? Hat sie plötzlich auch was gegen mich?

„Meine Mutter…“ begann Nine. „Hat was gegen mich?“ beendete ich fragend ihren Satz. Erschrocken schüttelte Nine den Kopf. „Mein Gott, Nein! Nein, sie hat nichts gegen dich Kia. Es ist nur so… Sie hat einen neuen Freund. Er kommt aus Essen und… naja, die beiden sind schon seit einem halben Jahr zusammen und so… aber das nur als Fernbeziehung“ Sie fuhr sich durch die Haare. „Ah und er hat was gegen Lesben?“ Nine schüttelte den Kopf. Dann drückte sie sich an mich. „Wir ziehen zu ihm. Wir ziehen nach Essen!“

Das war wie eiskaltes Wasser das man mir über den Kopf schüttete.

„Nein! Aber was… ich will das nicht!“ Ich packte sie und hielt sie an den Schultern. „Das kannst du nicht machen! Du bist doch achtzehn! Bleib bei mir!“ Nine schüttelte den Kopf. In ihren Augen standen Tränen. „Meine Mutter will dass ich mitkomme“ Ich schüttelte heftig meinen Kopf. „Das kann sie nicht machen! Wie soll es mit uns weitergehen? Es war schon schwer genug dass ich jetzt drei Tage ohne dich bleiben musste! Und jetzt auch für den Rest meines Lebens? Was ist mit der Schule? Du musst hier dein nächstes Jahr noch fertig machen! Und…“ – „Kia“ – „…Ich kann das einfach nicht! Ich will das nicht“ – „Kia…“- „ Ich habe jetzt so lange gebraucht Nine! Ich habe so lange gebraucht dass ich endlich geblickt hatte was ich für dich empfinde! Und ausgerechnet jetzt wo ich eh schon so viel am Hals habe…“ - „Kia!“ – „… willst du auch noch weg?“ – „Kia!“ Nine packte mich an den Schultern und küsste mich. Ich verstummte. Als wir uns lösten sah sie mich an. Sie weinte. „Ich kann doch auch nichts dafür… Ich will das ja auch nicht aber meine Mutter sieht es nicht ein dass ich hier alleine leben will. Sie meinte ich hätte keinen Job und könnte mich noch nicht alleine Durchschlagen“ Sie schluchzte. „Ich will doch auch nicht weg von dir…“ – „Dann… werde ich einfach mit dir kommen! Ich schmeiße hier alles hin und komme mit dir!“ Doch Nine schüttelte den Kopf. „Das kannst du auch nicht machen Kia. Was ist dann mit deiner Familie? Was ist mit Kathy und deiner Band? Ihr habt doch jetzt einen Vertrag! Ich seid kurz vor eurem Profidebüt“ Sie strich mir über die Wange. „Und das alles willst du jetzt hinschmeißen?“ Ich nickte heftig „Ich will bei dir sein!“ Nine senkte den Kopf. „Du hast doch auch so gut wie kein Geld Kia. Wie willst du da leben? Du hast auch keine Ausbildung“ Ich fuhr mir durch die Haare. „Irgendwie werde ich das schon packen“ murmelte ich. „Kia, sei nicht kindisch. Lass den quatsch!“ Sie sah mir in die Augen. „Ich weiß dass es sehr schwer wird. Aber wir könnten doch auch eine Fernbeziehung führen… Bis wir dann alt genug sind und dann könnten wir zusammen ziehen! Wie wär’s?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann das so lange ohne dich nicht. Da wird dann alles nur auf Vertrauen gesetzt. Was ist aber wenn einer von uns am ende dann doch Fremd geht? Dann ist alles kaputt!“ – „Ich weiß. Aber was sollen wir machen? Uns bleibt nichts anderes Übrig“ Sie strich mir über den Hals. „Kia es tut mir Leid… Wirklich“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Fieberhaft überlegte ich wie ich sie zum dableiben zwingen konnte, doch am Ende gab ich auf. Sie hatte in allen Punkten Recht.

Ich hatte das Gefühl, dass sich zwischen uns ein Graben auftat und ich in den Abgrund lief.

„Mirko meinte, dass es besser wäre wenn wir gleich morgen früh fahren. Von hier aus brauchen wir knappe vier Stunden. Es hat morgen Nachmittag leider einen Termin und er will rechtzeitig da sein“ flüsterte sie. Ich schwieg. „Unsere ganzen Sachen wurden gestern schon weggebracht. Ich wollte dir gestern schon alles erzählen, aber dann war ich mit Jan unterwegs und hab zu viel getrunken, weil ich einfach nicht wusste wie ich es dir sagen sollte. Und weil ich das alles einfach nicht will….“ Ich strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht und wusste einfach nicht was ich sagen sollte. Plötzlich klingelte ein Handy. Nine holte ihres heraus und ging dran. Sie wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. „Ja?“ Ihre Stimme klang fest. Ich drehte mich um. „Hallo Mirko. Ja ich bin noch da. Was? Nein du musst mich nicht abholen… ich laufe heim. Was? Nein, nein wirklich nicht. Warte mal kurz…“ sie drehte sich zu mir herum. Doch ich rannte bereits den Gang entlang und über den Schulhof. Nine rief mir hinterher, doch ich hörte nicht hin. Ich rannte über die Straße auf den Weg in den Park. Graue Wolken türmten sich über das Dorf zusammen. Ich rannte am See vorbei und scheuchte dabei mehrere Enten auf.

Ich konnte es immer noch nicht glauben! Sie will weg. Sie muss weg! Und ich kann nicht mit… Ich will aber mit! Aber die Familie? Warum ausgerechnet jetzt? Warum jetzt wo wir wirklich dabei waren, die erste schwere Prüfung zu meistern? Warum folgt schon gleich die nächste? Will Gott vielleicht doch nicht dass wir zusammen sind? Aber warum hat er uns dann überhaupt zusammen gebracht? Oder will er uns prüfen ob wir uns wirklich lieben?

Die ersten Regentropfen fielen runter. In meinen Seiten stach es und ich schnappte nach Luft. Ich wurde langsamer und lief nun durch den Wald. Als ich am Bach ankam, kroch ich unter die Brücke und setzte mich in das trockene Gras.

Dann, ganz langsam machte sich ein dicker Knoten im Hals bemerkbar. Ich schluckte, doch er verschwand nicht. Dann liefen mir Tränen übers Gesicht. Ich fing an hemmungslos zu weinen.
 


 


 


 


 

Spät am Abend kam ich total durchnässt bei Kathy an. Als sie mich sah, stieß sie einen spitzen Schrei aus und umarmte mich heftig „Kia! Oh mein Gott wir haben dich schon gesucht! Wo warst du nur? Jeanine ist voll abgegangen und war total besorgt um dich!“ Sie schob mich von sich weg und betrachtete mich „Du siehst aus wie ein Schlammmonster. Komm erst mal rein… und dann gleich ab unter die Dusche. Oder lieber in die Badewanne?“ Ich schwieg und zog meine Jacke aus, die Kathy gleich an sich nahm und über der Heizung aufhängte. Dann nahm sie mich an der Hand und zog mich hinter sich her zum Bad. „Okay, hopp in die Dusche. Shampoo und das ganze andere Zeug steht da hinten. Handtuch liegt auf der Kommode und waschen kannst du dich ja alleine. Ich richte das Gästezimmer her und dann koche ich was. Einverstanden?“ Ich nickte und verschloss die Tür hinter ihr.

Sie richtet das Gästezimmer her? Normalerweise schlafe ich doch immer mit ihr in einem Bett. Und vor allem dann immer, wenn es einen von uns beiden nicht gut geht. Was sollte das dann jetzt?

Ich zog mich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser tat sehr gut und meine Haut fing an zu prickeln. Die Kälte in mir verschwand langsam. Als ich fertig war, bemerkte ich die Kleidung die neben der Tür lag.

Hatte Kathy sie gebracht?

Ich zog sie an und ging dann in Kathys Zimmer. Zu meiner Überraschung saß Kathy zusammen mit Nine auf dem Bett und unterhielten sich. Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete die beiden eine weile schweigend. Dann drehte sich Kathy langsam um „Man, sie müsste eigentlich schon fertig sein! Wo bleibt sie denn nur…“ Sie sah mich einen Augenblick lang überrumpelt an. Dann stand sie auf „Essen ist schon fertig, wir haben nur noch auf dich gewartet.“ Sie ging an mir vorbei und strich mir dabei über die Wange. Nine kam auf mich zu, umarmte mich und drückte sich an mich. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht… Warum bist du abgehauen?“ Ich sah dass sie auch geweint hatte. „Im Wald… wollte für ne kleine Weile alleine sein…“ murmelte ich. Sie küsste mich sanft. Dann liefen wir schweigend hinter Kathy her. Nach dem Essen sah Kathy auf die Uhr. „Oho, schon halb eins. Kia, ich habe schon heute Mittag bei deiner Mutter angerufen und ihr gesagt dass du bei mir schlafen würdest“ Sie stand auf und räumte den Tisch ab. Nine half ihr und trug den Reis weg. Ich saß nur da und nippte an meiner Cola. Als die beiden fertig waren, gingen wir zu dritt hoch. „Okay, dann wünsche ich euch eine gute Nacht“ Kathy gab Nine und mir einen Kuss auf die Backe und verschwand dann in ihrem Zimmer. Nine sah mich nachdenklich an. Ich erwiderte ihren Blick und griff dann nach ihrer Hand. Ich schloss hinter uns die Tür und küsste sie zärtlich. Ihre Hand strich mir durch den Nacken und hinterließ warme Spuren auf meiner Haut. Langsam zogen wir uns gegenseitig aus. Ich strich über ihre Brust und massierte sie, während ich frech auf ihre Zunge biss. Sie kicherte und drückte sich fest an mich. Ich spürte sie überall. Das Sorgte bei mir für eine riesige Hitzewelle, die sich auch auf sie übertrug. Ich drückte sie auf das Bett und wieder verloren wir uns in unserem Rausch, den anderen zu spüren. Das könnte ja schließlich auch die letzte Nacht sein, in der wir uns richtig liebten…

Ersehnter Neuanfang

Die Möbelpacker laufen an mir vorbei und bringen die Couch herein. Ich stehe mit Jan zusammen neben dem Fenster und schraube die Regale fest. „Und schon etwas von ihr gehört?“ fragt er mich. Ich schüttle den Kopf und lasse den Schraubenzieher in den Werkzeugkasten fallen. „Aber sie meinte sie würde vorbeikommen…“ Ich sehe auf meinen Ring und bemerke, dass der Pfeil sich langsam dreht. Als ob Nine um mich herumläuft. „Naya, ich hoffe nur dass das dann auch alles klappt bei euch. Ihr hattet jetzt ja genug Strapazen und habt euch fast drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Nehmen wir jetzt mal die Ferientage mit raus.“ Jan dreht die letzte Schraube fest und setzt sich dann auf den Boden. „Kia?“ Ich sehe vom Ring auf „Ja?“ Jan grinst mich frech an. „Hast du einen Verlobungsring?“ Ich schüttle den Kopf. „Nein, der ist nicht von ihr…“ Plötzlich klopft es. „Ähm… Hallo?“ Jan sieht mich grinsend an und schiebt mich aus dem Wohnzimmer raus. „Geh mit ihr aus. Ich mache hier alles fertig, sodass ihr heute Abend hier einziehen könnt“ Ich umarme ihn dankbar und drücke ihm einen kleinen Schmatzer auf die Backe. „Danke“ Dann drehe ich mich um und lief zur Tür. Etwas nervös werde ich schon. Da steht sie, fast unverändert und voller Freude. „Kia…?“ Sie sieht mich an und kommt mir entgegen. Ich strecke meine Arme aus und nehme sie in den Arm. „Ja, endlich! Ich habe dich so sehr vermisst!“ – „Ich dich auch!“ Nine streichelt mich am Hals und sieht mir in die Augen. „Endlich können wir unseren Traum wahr machen…“ Wir küssen uns sehr lange. „Meine Kette hat uns verbunden und das wird sie in Zukunft auch immer“ flüstert Nine und küsst mich wieder. „Jetzt gibt es wieder einen neuen Anfang…“
 


 

SOooooo an alle Leser =)

Ich danke euch für die schönen Kommis udn es freut mich dass diese Geschichte euch so gefällt ^^
 

+euch Kekze schenk+

Ich entschuldige mich dass ich zwischenzeitlich aufgehört hatte und ihr dachtet sie wäre schon zu Ende weil der Status aus abgeschlossen stand

Gomen Nassai ~.~''
 

Aber JETZT ist sie wirklich fertig
 

^^ Ich hoffe sie hat euch sehr gefallen

Vielen Dank nochmal

eure Tami



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  rikku1987
2010-11-01T12:49:35+00:00 01.11.2010 13:49
puh in einem zug durch, aber es hat spass gemacht, sie´zu lesen, war eine sehr schöne geschichte
Von:  -NicoRobin-
2010-08-08T19:42:54+00:00 08.08.2010 21:42
So, habe die FF jetzt fertig gelesen. :)

Fand sie echt super. Konnte garnicht mehr aufhören zu lesen. ^^

Nur bisschen schade, dass sie am ende so schnell endete.
Hätte gerne noch bisschen mehr erfahren, was z.B. in den 3 Jahren passiert war.

Aber sonst echt super. ^^
Von:  -NicoRobin-
2010-08-07T23:23:47+00:00 08.08.2010 01:23
Die Mutter. -,-
schrecklich sowas. Lebt die in der steinzeit oder was?! -.-
Von:  -NicoRobin-
2010-08-07T20:34:23+00:00 07.08.2010 22:34
Das war echt ne doofe Stelle, wo Kay reingeplatzt ist.
Gebe ich den 2 Usern unter mir recht.


Das Kapitel war toll. :)
Die kannst FF´s echt super schreiben.
Die Gefühle kommen richtig gut rüber.

Freue mich sehr auf die anderen Kapis. ^^
Von:  Angel-of-the-Night
2010-02-03T16:55:56+00:00 03.02.2010 17:55
So jetzt geb ich hier auch noch meinen Senf dazu^^
Die Geschichte hab ich schon gelesen gehabt bevor ich hier auf Mexx kam^^ und fand sie damals schon toll!

Das einzige was ich schade finde ist, dass die Geschichte am Schluss so rasch endet^^°

LG
Von:  Silver_Wolf
2009-03-17T16:14:23+00:00 17.03.2009 17:14
aaaaaaaaslooooooooooooooooo.... xD ^^
erstma -.....

*____________* totaaaaaaaa geiles happyend.......

hmm so nun zum sachlichem ^^

ich muss mich Sharanna anschießen sowohl im positiveb als auch im negativen.

sie hat recht was deinen schreibstiel angeht...
aber das geht vielen autoren so >.> mir glaub ich auch xD

hmmm also ich finde (auch wenn ich jemand bin, der auf eig. gut geschriebene texte fixiert ist.. xD)
das dein ff trotzdem sehr gut gelungen ist!!
ich habe schon viele geschichten gelesen und viele davon machten den anschein als wären sieohne gefühl und innerhalb von zwei minuten geschireben....
bei dir merkt man aber ganz deutlich wieviel herzblut du als autor hineingesteckt hast und das finde ich bewundernswert

naja wie gesagt satzbau und alles is zu bemängeln aber wenn du noch mehr geschichten schreibst kommts von ganz allein ;)übung macht den meister ^^
(naja ich bin glaub ich auch net besser :P) ^^

hmm... so joar wie gesagt mir gefiel die story echt gut *.*
auch wenn ich zwischenzeitliuch echt schiss hatte das was schlimmes passiert kp wieso O.o hmm ^^

ja das wars dann glaub ich ^^

ich hoffe du schreibst noch lange weiter ^^

lg
Von:  Silver_Wolf
2009-03-17T15:52:09+00:00 17.03.2009 16:52
T___________T die kann doch jetzt nicht wegzeihen T_______________T

gute kapis bis jetzte etwas sprunghaft in diesem aber okj ^^
Von:  Silver_Wolf
2009-03-17T15:04:52+00:00 17.03.2009 16:04
O.oman ich verstehe solche eltern nicht,, wa sis so schlimm daran >.>
und kay ey boahhhhhh >_____<

hehe naja gutes kapi dein schreibstiel wird besser^^
Von:  Silver_Wolf
2009-03-17T11:54:54+00:00 17.03.2009 12:54
*____* ohhh so süß xDD jaja immer stehen die scheiß jungs im weg >.< die sind echt zunix zugebrauchen xD ^^

super kapüü ^^
rechtschreibung ismanchmal ein bissle ne ^^ .. xD ;P ^^

aber macht ja nix ^^
bin auf den rest gespannt ^^
Von:  Silver_Wolf
2009-03-17T11:17:26+00:00 17.03.2009 12:17
Hips don't lie uhh einer miener lieblingssongs *___*

xDD also gutes kapi

ich finds nur schade das am ende alles so schnell ging ...

hmmm die sind ja ziwhmlich offen xD ^^


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