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Das Vermächtnis des magischen Amuletts

von

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Prolog

THEA
 

Das Vermächtnis des magischen Amuletts

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Glaubst du an die Wiedergeburt? Das man über das jetzige Leben hinaus noch ein anderes Leben führen kann oder konnte? Dass dein Leben auf eine unbestimmte Art vorausbestimmt ist? Das alles was du zu glauben meinst langsam verwischt ... Du weißt nicht was es ist, aber du fühlst, dass dich etwas Großes erwartet ...
 

Im alten Ägypten glaubte man an ein Leben nach dem Tod und ließ sich, soweit man ein Pharao oder wohlhabend war, mächtige Gräber errichten. Dort wurde man nach dem Tode mumifiziert und zur ewigen Ruhe gebettet. Der erste Schritt, um in die andere Welt, die andere Ebene zu gelangen: Um ewig zu leben ...

Schatten

Dichte Nebelschwaden umhüllten ihren Körper, während sie an sich hinunter blickte. Zumindest versuchte sie es. Straff gespannte helle Bandagen bedeckten ihren gesamten Körper, die ihr jegliche Regung verweigerten. Sie war völlig bewegungslos unter dem Druck der Bandagen und starrte durch ihre Augenhöhlen auf die Innenseite ihrer Augenlider. Alles Schwarz. Panik nahm von ihr Besitz. Verzweifelt versuchte sie Luft in ihre Lungen zu pumpen, doch der Stoff vor ihrem Gesicht verhinderte dies. Sie begann zu ersticken. Keine Luft, kein Leben.

Während ihres Todeskampfes fühlte sie etwas auf ihrer Brust, außerhalb der Bandagen. Ein kleiner Gegenstand lag dort. Plötzlich schoss ihr ein Bild eines goldenen Amuletts durch den Kopf. Ihrem Amulett. Ein Amulett in Form eines Kreuzes, nur das es kein gewöhnliches Kreuz war. Die alten Ägypter nannten es Ankh, heutzutage nannte man es auch Henkelkreuz. Doch dieses Amulett war etwas Besonderes, denn es gehörte ihr. Sie fühlte sich mit ihm verbunden, auf einer Ebene die sie niemanden verdeutlichen könnte. Doch nun konnte selbst dieses Schmuckstück sie nicht mehr retten, denn es war ihr entrissen worden. Als Strafe für ihre Tat, da sie nun nicht mehr würdig war, sein Träger und Beschützer zu sein.

Das Mädchen mit den einst strahlendem Lächeln würde es nicht mehr brauchen, sobald sie in der anderen Welt angekommen war.

Das andere Amulett, was sie auf ihrer Brust spürte, es hatte die Form eines Skarabäus und sollte ihr doppelt Glück bringen, war eine typische Grabbeigabe. Wobei es sie wunderte überhaupt etwas derartiges mit auf den Weg zu bekommen.

Ein Skarabäus ist ein kleiner Mistkäfer und vergleichbar in ihrer Nützlichkeit mit Regenwürmern. Sie gelten als Glücksbringer, welche den Toten im nächsten Reich den Weg ebnen sollten.

Glück, was für ein Gedanke. Das Mädchen hatte seinen letzten Leidensweg für dieses Leben erreicht, trotzdem schossen warme Erinnerungen durch ihren Kopf. Schöne Erinnerungen an ein Leben, welches sie geliebt, aber auch hassen gelernt hatte.

Jedoch war dies nun Vergangenheit, denn das Gift hatte schon lange angefangen zu wirken, eigentlich sollte sie längst tot sein. Sie hatte Angst. Sie war noch so jung und musste sterben. Aber sie tat es für ihr Volk, um es zu retten brachte sie dieses Opfer. Aber lebendig begraben zu werden war nicht gerade das schönste Gefühl, was sie sich erhofft hatte.

Nun bekam sie Zweifel, ob dies der richtige Weg gewesen war. Doch es war zu spät, sich darüber Gedanken zu machen, denn sie begann zu sterben.

Sie fühlte die Anwesenheit der Priester, die um sie herum knieten und beteten. Sie würden sie bis in den Tod begleiten, das wusste sie.

Ihr Geist schwand allmählich und das Gefühl des Sterbens drang in ihr Bewusstsein. Bald würde es vorbei sein, dachte sie. Bald war sie frei von ihren Pflichten und ihrer schweren Bürde als Tochter eines Pharaos.

Das Gift vernebelte ihren Geist, sodass sie nichts mehr spürte oder fühlte. Ihre Augen zuckten noch kurz in ihren Höhlen, bis ihre Gelenke und Muskeln schlaff wurden. War es vorbei?

Sie öffnete die Augen und blinzelte, während sie einen Arm hob um ihr Gesicht vor dem grellen Licht zu schützen, welches ihr entgegen strahlte, sie regelrecht umschloss. Sie wärmte.

Um ihren Arm klimperten zwei identische, schwere Dinge gegeneinander und erzeugten eine seltsame Eigenschwingung, die sie auf der Haut spüren konnte. Es verwirrte sie ein wenig, doch noch viel verwirrender erschien ihr die Tatsache, die ihr erst jetzt bewusst wurde, dass sie ihren Arm bewegen konnte. Zudem, dass ihre geliebten Armreife sicherlich ihre Begleiter darstellen sollten.

Ihr war nun schlagartig bewusst, dass es tatsächlich einen Weg vom Diesseits zum Jenseits gab und sie ihn gerade beging. Natürlich wurde sie mit dem Glauben erzogen, doch es war etwas anderes daran zu glauben und es tatsächlich zu erleben. Trotzdem verspürte sie noch immer Angst. Vielleicht Angst, weil sie nicht erahnen konnte, was sie erwartete.

Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, schienen sich von ihrem Bewusstsein zu lösen. Oder löste sich ihr Bewusstsein von ihrem Körper?

Ein seltsames und völlig neues Gefühl durchströmte sie. Etwas zog sie magisch an, ließ alles was sie ausmachte schwerelos erscheinen, vielleicht sogar unwichtig. Weil es etwas Größeres gab, was nun begierig auf sie wartete. Ein unerfülltes Schicksal.

Sie sah weiter an sich hinunter, blinzelte gegen das grelle Licht an, und entdeckte, dass sie zu ihrer eigenen Erleichterung nicht nackt war.

Ihr schmaler Körper war umhüllt von einem langen, weißen Kleid, welches sich wie Seide und locker um ihre Schenkel schmiegte. Sie hob erneut den Arm und blickte auf die goldenen, mit Smaragden und Hieroglyphen verzierten Armreife, die einmal eine besondere Bedeutung für sie gehabt hatten.

Das Mädchen berührte einen einzelnen Reif, fuhr mit den Fingern über einen leichten Riss und sah mit leerem Blick auf einen Punkt in der Ferne, der ihr am hellsten erschien.

Ihr langes dunkles Haar mit dem darin hängenden goldenen Schmuck wedelte in einer leichten Priese, während sie oder das Licht immer näher kam ...
 

Verschlafen rieb sich Thea Reymond die Augen und starrte mit gemischten Gefühlen an ihre weiß gestrichene Zimmerdecke. Irgendetwas war passiert. Ihr Herz raste wie wild, dennoch konnte sie sich nicht erklären weshalb es das tat. Sie hatte einen seltsamen Traum gehabt, aber die Erinnerung daran verblasste bereits wieder.

Die Sonne, die sanft durch ihr Fenster stach, kitzelte in ihren Nasenhaaren. Thea nieste herzhaft und setzte sich im Bett auf. Ihr Blick streifte durch das Zimmer. Alles beim alten. Die Unordnung war verblüffend und typisch Thea. Am anderen Ende des Zimmers stand eine kleine gemütliche Couch unter der Dachschräge an der Wand, leider übervölkert von einem wild durcheinander gewürfelten Klamottenberg. Zwischen drei oder vier angelesenen Büchern standen einige Packungen mit asiatischem Essen auf dem Holztischtisch, welcher vor der Couch stand.

Andere hätten dies als Chaos bezeichnet, Thea jedoch nannte es geordnetes Chaos, auch wenn sie nicht sehr stolz darauf war.

Mit einem leichten Grinsen stand sie auf, trottete müde in den Flur Richtung Badezimmer und gönnte sich eine aufweckende Dusche.

Unten beim Frühstück traf sie auf ihre Eltern, die beide sehr viel munterer wirkten als sie selbst.

„Moorgän!“, gähnte Thea und setzte sich auf ihren Platz.

Ihr Vater las wie jeden Morgen die Tageszeitung und ihre Mutter schon seit ein paar Tagen einen Liebesroman. Ihre Mom war regelrecht besessen von so etwas, obwohl ihr Intellekt für größeres bestimmt war. Mrs. Reymond arbeitete im städtischen Museum und hatte einen Doktortitel in der Archäologie. Daher stammte sicherlich Theas wahnsinniges Interesse an dem Thema. Besonders was die ägyptische Archäologie und Mythologie anging.

„Morgen, Schatz“, sagte ihre Mutter und reichte ihr die noch warmen Brötchen, ohne die Augen von ihrem Buch zu nehmen.

„Morgen“, sagte ihr Vater und lugte über der Zeitung hervor. „Gut geschlafen?“

„Nicht so, hab schlecht geträumt“, antwortete Thea und schmierte sich das Brötchen mit Erdnussbutter voll.

„Beeile dich lieber, sonst kommst du zu spät zur Schule“, erinnerte ihre Mutter.

„Hmm“, grummelte Thea, während sie herzhaft in ihr Brötchen biss.

Der Vater räusperte sich. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass in der Stadt eine Ausstellung von Opa Reymond stattfindet, Schatz“, sagte er mit fest verankertem Blick auf einen der Zeitungsartikel.

Thea verschluckte sich und rang schwer nach Atem. Schnell grabschte sie nach einem Glas und trank hastig einen großen Schluck Saft und schlug sich krampfhaft auf die Brust. „Bitte?“, krächzte sie.

„Dein Großvater ist berühmt, schon vergessen? Hier steht, das ein paar sehr wertvolle Stücke aus dieser Pyramide, du weißt schon, die wir vor ein paar Jahren besichtigt haben, ausgestellt werden.“

Eine Pause trat ein, während seine Augen hastig über den Text huschten, und er fort fuhr: „Nein, Moment, die meisten Sachen sind Imitate. Nur vereinzelt echte Artefakte sollen dabei sein. Ja, Imitate, unter anderem aus unserer vergessenen Pyramide. So gut wie alle bekannten altägyptischen Kostbarkeiten die man aus dem Kairoer Nationalmuseum kennt.“

„Hört sich gut an, Schatz“, wisperte Mrs. Reymond und grinste.

Thea sah abwechselnd von ihrer Mutter zu ihrem zerstreuten Vater und verschränkte dann ihre Arme vor der Brust zusammen, während sie sich genüsslich zurück lehnte, um dem Schauspiel beizuwohnen.

„Diese Imitate wurden von Kunststudenten aus dem ganzen Land angefertigt. Es gab eine Auslosung der einzelnen Museen, aber nun findet es hier -“, las der Vater und stockte abrupt, starrte auf ein paar bestimmte Zeilen in der Zeitung und sah seine Frau dann fragend an. „ -wieso hast du nichts gesagt?“

Thea begann zu grinsen, denn sie ahnte, worum es ging.

„Klärt mich heute noch mal jemand auf?“, sagte Thea und zwinkerte ihrer Mutter zu. Um die Sache noch theatralischer und glaubwürdiger zu bringen trommelte sie mit dem Finger ungeduldig auf den Tisch.

„Deine Mutter wird die Ausstellungsstücke deines Großvaters und der anderen gesammelten Imitate leiten.“

„Ach, ehrlich?“, fragte Thea überrascht, ein wenig zu übertrieben. Mr. Reymond sah seine Frau an, die versuchte sich hinter ihrem bebendem Buch zu verstecken und dabei überhaupt nicht auffällig vor Genugtuung kicherte. Seine Tochter sah ihn ebenfalls an und grinste.

„Du wusstest es?“, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.

Thea gluckste. „Nein, aber das war doch wohl offensichtlich. Echt mal“, sagte sie und lachte.

Er sah wieder zu seiner Frau, die es gewagt hatte hinter ihrem Buch hervor zu kommen. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen feucht von ihrem Gelächter.

„Ich wollte euch überraschen!“, antwortete Mrs. Reymond auf seine stumme Frage.

„Na das ist dir gelungen“, sagte er und lehnte sich im Stuhl zurück. Dabei musterte er seine Familie mit wachen Augen. „Allerdings finde ich es nicht toll, dass ihr es wieder einmal geschafft habt, mich rein zu legen.“ Er wirkte beleidigt, doch jeder an dem Tisch wusste, dass er nur so tat.

„Aber es macht doch so viel Spaß dich zu verarschen“, kicherte Thea.

„Vielen Dank, ich hab euch auch lieb.“

„Dito“, sagte Mrs. Reymond und Thea nickte zustimmend.

„Ich bin Opas Tochter, da war es ja logisch, dass mir mein Chef die Leitung übergibt“, sagte Mrs. Reymond und lächelte.

„Na ganz so logisch auch nicht, Mom“, sagte Thea.

„Und ich schätze mal, weil du seine beste Angestellte bist“, grinste Mr. Reymond.

Theas Mutter hatte schon einige Ausstellungen im Land geleitet, doch dies sollte sicherlich eine Herausforderung für sie werden. Das alte Museum von Sundale, Kalifornien, war ein relativ kleines und altes Gebäude, antik, hätte Thea gesagt. Dennoch strahlte es etwas Erhabenes aus, was viele, besonders die älteren Bewohner des kleinen Städtchens, noch immer anlockte.

Okay, Sundale war nicht unbedingt so klein, aber los war hier nicht gerade viel. Jedenfalls nichts, was Teenager in Theas Alter halbwegs interessieren könnte.

„Beste Angestellte? Nach den letzten Kürzungen, einzige Angestellte, Schatz. Tina ist im Mutterschaftsurlaub und Fred sehen wir wohl so schnell nicht wieder. Ich werde einige Zeit brauchen, um überhaupt Leute zu finden, die mir bei den Vorbereitungen helfen.“

„Schau mich bloß nicht so an, Mom!“, protestierte Thea, als sie den auffordernden und gleichzeitig flehenden Blick ihrer Mutter auf sich ruhen spürte.

„Sei doch nicht immer so“, sagte Mrs. Reymond mit einem wahnsinnig enttäuschten Gesichtsausdruck.

Thea verzog das Gesicht. „Hör schon auf mich so anzusehen. Mom!“ Eine kleine Pause entstand, in der ihre Mutter es nicht lassen konnte, die Tochter penetrant mit ihren Blicken zu durchlöchern. Thea starrte unbeirrt zurück, jedoch begann ihr linkes Auge bereits nach wenigen Sekunden nervös zu zucken, währenddessen ihre Mutter mit keiner Wimper zuckte. „Mann! Ja, verdammt, ich helfe dir! Gibst du jetzt Ruhe? Pokerface!“

„Danke Schatz, ich hab dich auch lieb“, gluckste ihre Mutter zufrieden und wechselte wie selbstverständlich das Thema. „Ich bin schon richtig aufgeregt. Vier Jahre ist es jetzt schon her seit unserem Urlaub, doch meine Erinnerungen sind so lebendig. Sie springen mir fast aus dem Kopf. Ich freue mich -“

Theas Gehör schaltete in diesem Moment wie auf Knopfdruck ab. Ihre Gedanken versetzten sie vier Jahre zurück. Der Urlaub in ihrem geliebten Ägypten, der ihr Leben verändert hatte. Zumindest war dieses Gefühl zurück geblieben. Etwas war dort passiert, doch sie konnte sich absolut nicht mehr daran erinnern.

Jeder Versuch sich zu erinnern schien wie ein Laserstrahl gegen einen Spiegel an ihrem Bewusstsein ab zu prallen und zurück geschleudert zu werden.

Natürlich war ihr bewusst, das es schon seltsam war, dass ihr scheinbar einige Tage im Gedächtnis fehlten. Aber sie hatte schließlich diesen Unfall gehabt, vielleicht war das Schuld gewesen.

Eigentlich glaubte sie das nicht wirklich, denn jedes Mal, wenn sie an die Zeit zurück dachte, erfüllte sie ein beklemmendes Gefühl. Ein Gefühl, welches ihr in kleinen aber eindringlichen Impulsen zu sagen schien: Lass die Finger davon, es ist nicht gut darüber nachzudenken!

„Alles in Ordnung?“

Thea sah in das Gesicht ihrer Mutter, die sie besorgt anzusehen schien. Langsam erwachte sie wieder aus ihren Gedanken und schüttelte sich innerlich. Wieder dieses Gefühl, welches ihr eine dicke Gänsehaut über den Rücken jagte.

„Alles ok“, antwortete sie und sah an ihrer Mutter vorbei an die Wand. Dort hing eine große, steinalte Uhr, dessen kleiner Zeiger die Zeit ziemlich weit fortgeschritten anzeigte. Theas Augen weiteten sich entsetzt. „Verdammt, ich komm zu spät!“

Mit diesen Worten würgte sie den Rest ihres Brötchens hinunter und sprang vom Tisch auf. „Bis später!“, hörten die Eltern noch, während die Tür ins Schloss fiel.

Thea Reymond sollte in diesem Jahr noch siebzehn Jahre alt werden, dennoch schaffte sie es selten pünktlich aus dem Haus zu kommen. Nun gut, das war halt Thea.

Ihre Mutter sagte oft, sie wäre in den vier Jahren von dem kleinen zurückhaltendem Mädchen zu einer regelrechten Schönheit herangewachsen. Nun gut, Thea fand sich selbst nicht hässlich, sie hatte sogar ein bewundernswert reines und freundliches Gesicht mit einigen süßen Sommersprossen auf Nase, wie Wangen. Allerdings fand sie sich bescheidener weise auch nicht sonderlich hübsch, was sicherlich Ansichtssache war.

Seit einigen Tagen trug sie ihre langen dunkelbraunen Haare gelockt. Normalerweise waren sie glatt wie ein Babypopo, aber sie hatte Lust auf etwas neues gehabt.

Holly, ihre beste Freundin, meinte einmal, dass ihr auch kurze Haare stehen würden, aber Thea hatte dies strikt verneint. Um nichts in der Welt würde sie ihre Haare abschneiden. Letztes Jahr hatte ihre Mutter ihr nur die Spitzen schneiden wollen und prompt waren ein paar Zentimeter mehr weg gewesen. Sie hatte geheult wie ein Schlosshund - ihre Mutter.

Heute hingen ihre Haare lässig über die Schultern. Ihr Markenzeichen war früher einmal ihr dichtes Ponny gewesen, dies war teilweise gewichen, wodurch ihre Augen nun besser sehr gut zur Geltung kommen. Die widerspenstige Naturlocke, die ihr stets und ständig ins Gesicht fiel, machte ihr leider noch immer das Leben schwer.

In knapp zwei Jahren würde sie aufs Kollege gehen, was sie fröhlich stimmte, denn was Jungs anging, konnte man auf der Sundale High School unmöglich einen halbwegs vernünftigen Jungen kennen lernen. Die richtig süßen und knackigen Jungs waren größtenteils schon vergeben oder totale Vollidioten. Auf dem Kollege würde doch wohl ein Kerl herumlaufen, der normal im Hirn war und nicht mehr in seiner pubertären Suppe schwamm. Nebenbei bemerkt sollte er ein ganz lieber Kerl war.

Thea hatte bisher noch nicht besonders positive Erfahrungen mit dem männlichem Geschlecht gemacht und war in solchen Dingen etwas vorsichtiger geworden. Auf das Innerste kam es an und nicht nur auf ein hübsches Gesicht, wohinter sich ein total schlechter Charakter verbergen konnte.
 

Es war fast Ende März und für diese Jahreszeit recht warm, nicht zu sagen heiß. Thea hatte es sich mit ihrer besten Freundin Holly Summers und Samantha Lohan auf der Schulwiese bequem gemacht. Sie hatten gerade eine Freistunde.

Holly lag im Gras und hatte ihre Arme hinter dem Kopf als Stütze zusammengeschlagen. Träumend sah sie in den fast wolkenlosen Himmel und ließ sich etwas von der Sonne braten.

„Wenn du noch länger da herum liegst, bekommst du noch Brandblasen“, meinte Samantha und sah etwas besorgt auf Hollys hübsches Gesicht. Sie und Thea saßen etwas abseits im Schatten eines Baumes, was ihnen bei der Hitze lieber war, als sich einen Hitzschlag zu holen. Thea grinste, als keine Reaktion von Hollys Seite kam. So war sie eben, ließ sich von nichts und niemandem etwas vorschreiben.

Samantha sah nun Thea an und begann sie wieder in ein Gespräch zu verwickeln. Dabei kämmte sie mit der Hand ihre kurzen Blonden Locken zurück. Als Zeichen, dass sie mit Hollys Nicht-Geschräch abgeschlossen hatte.

„Ich hoffe, dass die Hitze bald mal aufhört, ich halt´s kaum noch aus. Was ist nun, kommst du heut Nachmittag mit schwimmen?“, fragte Samantha wissbegierig.

„Ähm, glaub nicht“, antwortete Thea und sah verlegen auf ihre Finger, die mit einem Grashalm spielten. „Ich muss meiner Mom bei ihrem Museums-Ding helfen. Außerdem ist mir heute wirklich nicht nach schwimmen. Viel zu heiß“, sagte sie und hielt sich die Hand schützend über die Augen, um in den Himmel schauen zu können.

Es war Mittag und die Sonne stand im Senit.

„Gut, dann ein andermal, versprochen?“, meinte Samantha.

„Ja, versprochen, Sam“, willigte Thea ein und lächelte. Samantha war nicht wirklich ihre Freundin. Eine gute Freundin, okay, aber sie würde nie an Holly heran reichen können. Was sie aber dauernd von sich aus herausfordern musste.

Holly war ein Unikat, Punkt. Unberechenbar, eitel, streitlustig, vielleicht etwas arrogant, aber hundertprozentig liebenswert und loyal.

Sie lag dort im warmen Gras, schick bekleidet in ein enges rosa T-Shirt mit V-Ausschnitt und einem vielleicht ein wenig zu kurzen schwarzen Faltenrock. Dazu beige, flache Sandaletten, die noch durch Bändchen mit ihren Knöcheln verbunden waren. Sah niedlich aus, aber auch heiß, und das wollte Holly auch erreichen.

Sie hatte sich schon ziemlich verändert, von der einstigen Quasselstrippe, die sie jetzt noch war, zu einer jungen Frau mit Stil und Köpfchen.

Thea störte es jedoch, dass Holly sie überragte. Wenn sie wollte und sich anstrengte, dann konnte sie ihrer Freundin auf den Kopf spucken. Holly war etwa ein Meter sechsundsechzig groß. Nicht wirklich besonders viel mehr als Thea, aber immerhin fünf Millimeter, was sie Holly gerne vor hielt.

Thea war heute in ein süßes hellblaues Top mit Spagettiträgern und dunkelblauer Jeanshose und helle Sommerschuhe gekleidet. Sie stand nicht so auf Röcke.

Samantha Lohan dagegen trug ein gelbes Sommerkleid mit weißen Blümchenmuster, mit weitem Ausschnitt, was von der Länge her auch nicht unbedingt hätte sein müssen. Das bedeutet, sehr-kurzes-Kleid. Sie hatte zwar wunderschöne Beine, aber war das hier nicht die Schule, anstatt einem Ball oder einer Modenschau? Leider dachten nicht alle so wie Thea, bemerkte sie, als sie sich umschaute. Jeder dritte, den sie erblickte, hatte entweder ein verdammt kurzes Kleid oder Rock an oder zeigte oben herum etwas zu viel Haut. So was machte Thea echt krank. Sie selbst hatte zwar schon die Figur dazu, so etwas tragen zu können, aber warum, wofür? Damit sich die Kerle lechzend nach ihr umdrehten und ihr seltsame Worte zu riefen oder sie begrabschten?

„Ganz sicher nicht“, dachte Thea sofort und sah wieder Samantha an, die noch immer redete und redete, als hätte man vergessen bei ihr einen Schalter einzubauen. Leider hatte Thea ihr nicht ganz zugehört, daher wusste sie nicht, was sie von ihr wollte. Außerdem wurde ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt.

Ein Schatten, vielleicht eine Gestalt, huschte zwischen den dicht stehenden Bäumen vorbei. Viel zu schnell, als dass es ein Mensch hätte sein können. Oder täuschte sie sich da? Ein Vogel! Müsste aber ein ziemlich großer sein. Plötzlich schien es dunkel zu werden. Zumindest, was den Bereich um die Bäume anging. Es wurde pechschwarz, als standen da gar keine Bäume und auch sonst nichts. Auch die Kinder, die sich zur Pause auf der Wiese getummelt hatten, waren verschwunden. Aber wie konnten die einfach verschwinden?

Thea blinzelte, doch es wurde nicht besser. Eher schlimmer, da sich nun auch ihr Blick langsam ins Schwarze verlief. Doch bevor sie ohnmächtig vor Sams Augen ins Gras fiel, sah sie noch zwei leuchtende Augen, die sie durch das schwarze Nichts hinweg direkt anstarrten ...
 

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Bis zu diesem Kapitel habe ich bereits überarbeitet.

Wer sich wundert, die Geschichte hieß vorher "Prisoner of the Mummytomb". Allerdings werde ich den ersten Teil bald aus Mexx löschen. Die neue Version findest du also hier.

Viel Spass beim lesen und Kommis sind sehr willkommen. ^^
 

LG, Phoebe



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2008-08-05T19:12:53+00:00 05.08.2008 21:12
Klingt wirklich spannend und ist gut geschrieben. Bin gespannt, wie es weitergeht^^

PS: Sind die Zeichnungen der Charaktere auch von Dir. Die sind echt klasse! O_O


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