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Echte Kerle

Dean+Sammy
von

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Es war einmal

Harhar, es geht wieder los.

Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, bis zum nächsten Jahr oder zumindest bis nach Weihnachten mit der neuen Geschichte zu warten, aber dann hatte ich so viele abartige Ideen, dass ich höchstens noch krank geworden wäre, wenn ich die für mich behalten hätte.

Tja, dabei herausgekommen ist zunächst einmal dieser merkwürdige Prolog … ich befürchte, ich hatte heute zu viel Schokolade.

Wann es weiter geht, kann ich noch nicht sagen, da ich mich morgen in heimatliche Gefilde begeben werde, und so inspirierend meine Familie auch ist, sie hält mich vom Schreiben ab.

Ich wünsche euch, meinen ehrbaren Lesern, wie immer viel Vergnügen, und da wir die 100-Kommi-Grenze ja doch beim letzten Mal schon geknackt haben, weiß ich irgendwie nicht, was ich mir noch vornehmen soll.

Jetzt ist aber genug, sonst werden meine Bemerkungen hier noch länger als der Prolog …
 

Viel Vergnügen mit den coolsten Dämonenvernichtern, seit Buffy ihren Pflock niederlegte.
 

moko-chan
 


 

„Dude, das gibt 5 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.“

Dean musterte pikiert ihren Gegenspieler des Monats, einen Kerl in einem weiten dunkelblauen Umhang mit silbernen Glitzersternen drauf, er trug einen ebenso dunkelblauen Spitzhut – ebenfalls mit Glitzersternen – und hatte doch tatsächlich etwas in der Hand, das auch nach der gründlichsten Betrachtung noch wie ein Zauberstab aussah.

Dean und Sam standen Seite an Seite, hatten die Knarren im Anschlag und gaben ein derart heroisches Bild ab, dass Dean sich zu einem selbstzufriedenen Grinsen hinreißen ließ.

„Gentlemen, es gibt nicht den geringsten Grund, mich mit diesen Waffen zu bedrohen“, ließ sich nun der Bösewicht vernehmen, und Dean schnitt ihm ungeduldig das Wort ab.

„Schnauze, Gandalf!“

Sam neben ihm sah ihn kurz von der Seite an.

„Du meinst Dumbledore.“

„Ich selbst nenne mich den Geistermeister“, versuchte der Antagonist sich wieder in das Gespräch einzubringen, und Dean zog abschätzig die Augenbraue in die Höhe.

„Das gibt noch mal 5 Punkte Abzug.“

Der geschmähte Schurke runzelte seine buschigen Brauen und erklärte, dass es überhaupt nicht in seiner Absicht gelegen habe, dass Menschen zu Schaden kämen.

„Ich wollte doch lediglich ein wenig Magie in die Welt bringen …“

„Deinetwegen haben sich drei unschuldige Mädchen bei dem Versuch, Frau Holle nachzuspielen, fast den Hals gebrochen, als sie sich in ausgetrocknete Brunnen gestürzt haben!“, pflaumte Dean ihn an. „Und jetzt rück gefälligst das Buch raus!“

Der Geistermeister hob seinen Zauberstab, und Dean konfrontierte ihn mit dem Lauf seiner Waffe.

„Denk nicht mal dran, Merlin.“

Der Angesprochene ließ seine Hand wieder sinken und sah einen Augenblick lang unentschlossen aus, dann fand er wieder zu seinem pompösen Ich zurück.

„Aber ich will euch das Buch nicht geben – ihr seid unwürdig!“

Dean schnaubte, und Sam neben ihm wusste nicht, ob es ihm noch lange gelingen würde, den Lachkrampf zu unterdrücken, der ihn seit geschlagenen zwanzig Minuten zu überwältigen drohte.

Apple Valley, Minnesota hatte ihnen definitiv einen der interessantesten Jobs in ihrer illustren Karriere als Jäger geliefert.

Sie waren eher zufällig über den Zeitungsartikel mit der klingenden Schlagzeile „Pechmarie und ihre Schwestern“ gestolpert, und als sie sich im Krankenhaus mit den verletzten Mädchen unterhalten hatten, war ihnen recht schnell klar geworden, dass die entweder gehörig einen an der Waffel hatten, oder aber von jemandem kontrolliert wurden, der gehörig einen an der Waffel hatte.

Sie alle hielten sich für die Goldmarie aus Frau Holle und waren davon überzeugt, ihr Lebensglück hinge davon ab, sich zuerst die Finger blutig zu spinnen, um sich anschließend in einen Brunnen zu stürzen.

Gerade, als Sam und Dean das Krankenhaus wieder hatten verlassen wollen, war ein weiteres Mädchen eingeliefert worden – diesmal wäre das arme Ding beinahe an einem Apfel erstickt.

Zum Glück hatten ihre sieben jüngeren Brüder sie noch schnell genug entdeckt und einen Krankenwagen gerufen, sonst hätte sie wohl nur noch ein waschechter Märchenprinz wachküssen können.

Gründliche Nachforschungen hatten Sam und Dean zu der Legende über das „Buch der magischen Erzählungen“ geführt, das vor knapp einer Woche aus dem Fundus der örtlichen Bibliothek entwendet worden war.

Besagtes Buch verlieh seinem Besitzer angeblich magische Fähigkeiten und gab ihm die Macht „die alten Geschichten wahr werden zu lassen“.

Das hatte ihr Geistermeister – mit bürgerlichem Namen hieß er übrigens Nigel und war Gebrauchtwagenhändler – ja nun auch versucht, und das mit den bekannten Folgen.

„Wir mögen unwürdig sein, aber dafür haben wir noch alle Zacken in der Krone!“, empörte Dean sich schließlich, und Nigel warf mit einer theatralischen Geste seinen Umhang über die Schulter.

„Wie kannst du es wagen, Bursche! Siehst du denn nicht, was ich Großartiges vollbringen kann?“

Dean verstand selbst nicht, warum er mit dem Typen tatsächlich zu diskutieren begann. „Großartiges? Was soll an Märchen denn bitte so großartig sein? Die meisten sind grausamer und blutiger als jeder Horrorfilm!“

Das schien Nigel nicht zu überzeugen, er machte ein Gesicht, als täte Dean ihm von Herzen leid und schüttelte bedauernd den Kopf.

„Du muss eine sehr traurige Kindheit gehabt haben – die Magie soll sich deiner annehmen!“

Nigel riss seine rechte Hand in die Höhe – in der hielt er den Zauberstab – der fing doch tatsächlich an zu leuchten, entlud sich in einem Sternchenregen mit mächtig viel Geglitzer, und dann fühlte Dean, wie Sam ihn beiseite stieß und sich vor ihn warf.

Als er sich wieder aufgerappelt hatte, war von Nigel weit und breit nichts mehr zu sehen, und Sam sah aus, als habe Naseweiß ihren gesamten Vorrat an Feenstaub über ihm ausgeschüttet.

Ein Prinz

„Und seitdem ist er so und egal, was ich mache, er hört nicht damit auf! Bitte sag mir, was ich tun soll – der macht mich wahnsinnig!“

Dean raufte sich das Haar, starrte Bobby hilflos an, und warf dann einen verzweifelten Blick auf Sam, der ihn schon wieder ansah, als verstehe er gar nicht, wo das Problem lag.

„Was bedrückt dich, oh mein Knappe?“, gab der dann auch prompt von sich, und Dean schlug sich die Hand vor die Stirn.

Bobby räusperte sich, und Dean hörte ihm ganz genau an, dass er sich das Lachen verbeißen musste.

Fabelhaft – so kam wenigstens Einer von ihnen auf seine Kosten.

Dean war spätestens dann das Lachen vergangen, als Sammy seinen geheiligten Impala für ein gefährliches Ungetüm gehalten und – in Ermangelung eines Schwerts – mit einem Stock angegriffen hatte.

Sam hielt sich nämlich neuerdings für einen Prinzen.

„Zeig mir mal das Buch her“, verlangte Bobby schließlich, und Dean drückte ihm bereitwillig das vermaledeite Märchenbuch in die Hände.

„Sieht ja reichlich mitgenommen aus“, bemerkte Bobby nebenbei, und Dean verschwieg ihm, dass er Nigel damit halbwegs vermöbelt hatte, als er ihn endlich gefunden und ihm das Ding unter Androhung grauenvollster Schmerzen entwendet hatte.

Bobby vertiefte sich für eine Weile in die Lektüre des verwunschenen Wälzers, und Dean ging zu Sam hinüber, der ihn im Flüsterton fragte, ob der unrasierte Mann ihnen wohlgesonnen sei.

Dean bejahte, gab Bobby für einen weisen Einsiedler aus – das schien Sam zu überzeugen – und machte sich eine gedankliche Notiz, Sam eine zu kleben, sobald der wieder normal war.

Sam als Prinz war ja schon schlimm genug, aber dass der ihn offensichtlich auch noch für seinen Knappen und somit quasi Bediensteten hielt, setzte dem Ganzen jawohl sprichwörtlich die Krone auf.

„Ich glaub ich weiß, warum er sich für einen Prinzen hält“, ließ Bobby plötzlich verlautbaren, und Dean ließ Sam am Fenster zurück und ging zu ihm hinüber.

„Lass hören.“

„Du hast ja gesagt, dieser merkwürdige Nigel habe gesagt, die 'Magie solle sich deiner annehmen' als er seinen Spruch auf dich losgelassen hat – ich verstehe das so, dass er es dem Zufall überlassen hat, was mit dir passieren würde, und da Sam sich so ‚ritterlich’ vor dich geworfen hat, als der Spruch ihn getroffen hat, ist er jetzt eben ein Prinz.“

Dean runzelte die Stirn.

„Aha. Und wie krieg ich meinen handelsüblichen, unprinzlichen Sammy zurück?“

„So weit bin ich noch nicht.“

„Dann lies schneller!“, knurrte Dean Bobby an, ging zu Sam zurück und schenkte dem ein Glas Wasser – feinstes royales Quellwasser – ein.

Seit er ein Prinz war, konnte Sam gar nichts mehr alleine – mal davon abgesehen, ihm gehörig auf die Eier zu gehen.

Es war ja schon früher schwierig gewesen, weil er rund um die Uhr das Gefühl gehabt hatte, auf Sam aufpassen zu müssen, aber jetzt, da er das tatsächlich tun musste, war Dean am Ende seiner Kräfte.

Im Kampf war Sam ihm jetzt zwar haushoch überlegen – hey, er war jetzt ein Märchenprinz, und die gewannen ja bekanntlich immer – aber dafür konnte er noch nichtmal eine Straße überqueren, ohne für das Erliegen des gesamten Verkehrs zu sorgen.

Wenigstens, sagte Dean sich immer wieder, wenigstens war er kein Disney Prinz geworden, dann hätte er wohlmöglich auch noch von morgens bis abends gesungen.

Es benötigte den Rest des Nachmittags, den ganzen Abend und die halbe Nacht, bis Bobby schließlich eingestand, dass er keine Ahnung habe, wie man Sam zurückverwandeln könne.

Dean, der seinen hochwohlgeborenen Bruder schon vor Stunden ins Bett gesteckt hatte, seufzte tief, und zuckte dann mit den Schultern.

„Dann lass ich ihn aber hier bei dir.“

„Bitte?“

Bobby zog die linke Augenbraue so steil in die Höhe, dass sie beinahe in seinem Haaransatz verschwand, und Dean seufzte erneut.

„So wie er jetzt ist, kann ich ihn doch nicht mitnehmen!“

Bobby runzelte die Stirn, dachte einen Moment angestrengt nach und schüttelte dann den Kopf.

„Was?“, fragte Dean hoffnungsvoll, und Bobby grummelte irgendwas, das höchstens ein Hund mit Hörgerät verstanden hätte.

„Bitte?“, hakte er also nach, und Bobby wiegte unentschlossen den Kopf hin und her, bevor er ihn doch noch an seiner Weisheit teilhaben ließ.

„Der ganze Schlamassel könnte sich theoretisch in Luft auflösen, wenn wir es schaffen, dass Sams Märchen wahr wird.“

„Nicht dein Ernst, oder?“ Dean ächzte entsetzt und ließ sich auf Bobbys durchgesessenes Sofa fallen, und Bobby zuckte hilflos mit den Schultern.

„Was Besseres fällt mir leider nicht ein.“

„Aber wir wissen doch gar nicht, in welches Märchen er geraten ist!“

„Ich glaube nicht, dass es ein Spezielles ist – er wird wohl einfach das Böse besiegen und seine Prinzessin retten müssen.“

Dean sah mit einem Mal sehr viel hoffnungsvoller aus. „Das machen wir ja sowieso die ganze Zeit.“

Bobby schmunzelte und nickte. „Richtig. Ab sofort wirst du allerdings dafür sorgen müssen, dass er jedes gerettete Mädel küssen kann.“
 

„Nimm das, du Unhold!“

Sam rammte dem Heidengott, der es gewagt hatte, eine unschuldige Maid zum Zwecke der Zwangsverehelichung entführt zu haben, einen Pflock in die Brust, sah zu, wie der schändliche Bandit zu Boden ging, und stemmte dann stolz die Hände in die Hüften.

Das hatte er doch wieder ganz ausgezeichnet hinbekommen – er war eben ein toller Prinz.

Er wandte sich zu Dean – seinem getreuen Knappen – um, wurde mit einem erschöpften Lächeln belohnt, und schickte sich dann an, der zerzausten Maid auf die Beine zu helfen, die während seines gesamten Rettungsmanövers wie am Spieß geschrieen und ihn damit beinahe aus dem Konzept gebracht hatte.

Besagte Maid war zwar etwas überrascht, aber keineswegs unwillig, als der hübsche junge Mann, der sie da eben errettet hatte, ihr einen herzhaften Schmatzer aufdrückte, und dann mit seinem Begleiter, der irgendwie ein wenig mitgenommen aussah, von dannen zog.

Dean, der mittlerweile die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, dass Sammy irgendwann vielleicht doch noch wieder normal werden würde, schlug die Tür des Impalas hinter sich zu und drehte das Radio voll auf.

Inzwischen machte ihm selbst Sams geschwollene Redeweise kaum noch etwas aus, dafür vermisste er die Streitgespräche mit seinem Bruder immer mehr.

Der neue Sam war immer gut drauf, immer freundlich, immer gleich bleibend langweilig.

Es gab keine belehrenden Reden, keine nervigen Vorträge über Deans angeblich so unmögliches Betragen, und vor allem gab es keine Möglichkeit mehr, Sammy aufzuziehen – naja, schön, es gab ausschweifende Möglichkeiten, Sammy aufzuziehen, nur machte das doch überhaupt keinen Spaß, wenn der davon nichts mitbekam.

Dean fuhr sie schweigend zurück ins Motel, hielt Prinz Sam die Tür auf, damit der seinen hochwohlgeborenen Hintern aus dem Auto bewegte, und geleitete ihn dann auf ihr Zimmer.

Dort warf er sich aufs Bett und wühlte sich sofort auf den Bauch, um den zwecklosen Versuch zu starten, Sam einfach auszublenden, doch der war offensichtlich eher in der Stimmung, ihre weiteren Pläne zum Aufspüren seiner Prinzessin zu besprechen.

„Werter Knappe, schlummerst du schon?“

„Nein“, brummte Dean in sein Kopfkissen und drehte sich seufzend wieder auf den Rücken.

Er sollte wirklich langsam damit anfangen, Sammy einfach anzulügen, wenn ihm danach war.

Der hatte inzwischen schon so viele Weiber abgeknutscht, dass Dean sich insgeheim zu wünschen begann, ER wäre zum Prinzen mutiert – und das war etwas, das auf einen kommenden Nervenzusammenbruch seinerseits hindeutete.

„Was gibt es denn?“, fragte Dean, während er sich aufsetzte, und Sam setzte sich zu ihm ans Bett und blickte ihn betrübt an.

„Werter Knappe, ich beginne an der Existenz einer mir angemessenen Gefährtin zu zweifeln. Die Jungfrauen in Nöten, die wir bisher erretteten, waren zwar bisher allesamt bezaubernd, doch ich verspürte für keine Einzige die ehrbaren Gefühle, die die Dichter besingen.“

Dean blinzelte ein paar Mal, dann hatte sich ihm der Sinn von Sams Worten erschlossen, und er legte die Stirn in beeindruckende Falten.

„Und was machen wir jetzt?“

Sam sah einen Moment so aus, als wolle er mit den Schultern zucken, aber sowas konnte ein waschechter Prinz natürlich schlecht machen, also drückte er seine Unentschlossenheit in Worten aus.

„Ich weiß es nicht.“

Dean unterdrückte einen Fluch – Prinz Sam mochte es nicht, wenn er fluchte, und wenn Dean auch die Sammy-Reden vermisste, die von Prinz Sam trieben ihn auf die Palme und verleiteten ihn dazu, mit Kokosnüssen um sich zu werfen – und versuchte sich an einem optimistischen Gesichtsausdruck.

Das klappte offensichtlich ganz gut.

Sam lächelte plötzlich wieder, und das war das Einzige, was der neue Sam mit dem alten gemeinsam hatte: ein absolut hinreißendes Lächeln – so hätten es zumindest die Dichter besungen.

Dean erwiderte das Lächeln und schlug vor, dass sie sich nun zu Bett begäben, um dem nächsten Morgen in alter Frische begegnen zu können, und Sam stimmte zu und ließ ihn endlich in Ruhe schlafen.
 

„Aufwachen, Eure Hoheit, es gibt Frühstück.“

Dean zog die Vorhänge zurück und fand es höchst bemerkenswert, dass der vorangegangene Ausspruch in ihm nicht das Gefühl von Surrealität auslöste, das er erwartet hatte.

Aber wenn Sam nicht bald wieder normal würde, war das wahrscheinlich auch ganz gut so.

Er sah Sam aufstehen und ins Bad verschwinden, und war mehr als erleichtert, dass er dem inzwischen hatte begreiflich machen können, dass er sehr wohl dazu in der Lage war, sich allein zu waschen.

Falls in ihm jemals das Bedürfnis nach einem Baby erwachen sollte, hatte Dean vor, auf dem altmodischen Weg zu einem zu kommen.

Er deckte ihnen den kleinen Tisch vorm Fenster, setzte sich und wartete ab, bis Sam mit seiner Morgentoilette fertig war, dann frühstückten sie gemeinsam.

Es war für Dean inzwischen selbstverständlich geworden, Sam seinen Kaffee einzuschenken und ihm alles zu reichen, wonach es seine Majestät gelüstete, aber er weigerte sich nach wie vor, ihm wie einem Kleinkind seine Brote zu schmieren.

Zunächst war er für diese dreiste Verweigerung seiner Pflichterfüllung böse gerügt worden, aber da der Prinz an ihm einen Narren gefressen hatte – Zitat Prinz Sam – war ihm verziehen worden.

Dean hatte das Gefühl, dass irgendwo in diesem pompösen Schmock noch immer sein kleiner Bruder steckte, und das nährte die leise Hoffnung in ihm, seine hofnärrischen Freiheiten noch ausbauen zu können.

Nicht, dass es ihm behagte, ein Hofnarr zu sein, aber was konnte er schon anderes tun, als die Angelegenheit mit Humor zu nehmen?

„Wie hast du geschlafen?“

Dean hielt in dem inne, was er gerade tat – sich das dritte Brötchen an diesem Morgen quer reinschieben – und starrte Sam entgeistert an.

„Wie bitte?“

Das klang ja schon fast nach seinem alten Sam!

„Ich fragte, wie du die vergangene Nacht geruht hast …“

Zu früh gefreut.

Dean seufzte leise.

„Ganz gut – aber das Bett war mir zu weich.“

Sam legte leicht den Kopf schief, er schien nachzudenken, und Dean fragte sich, was an seiner Aussage so kompliziert gewesen sei.

„Ist es vermessen von mir, dich zu fragen, warum du mich auf meiner Reise begleitest?“, fragte Sam ihn schließlich unsicher, und Dean weitete die Augen und hatte keine Ahnung, was er sagen sollte.

Zunächst einmal war es ja nun keineswegs so, dass er sich Sam angeschlossen hatte – andersherum wurde ein Schuh draus – und dann war Sams Tonfall auch noch so merkwürdig gefühlsbeladen.

„Willst du auf was Bestimmtes hinaus?“, erkundigte er sich vorsichtig, und Sam schluckte unsicher und wandte den Blick ab.

„Nun ja … ich … Ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, dich sehr gut zu kennen … und ich verstehe nicht, wieso … ich …“

Dean seufzte leise, und Sam hielt inne und blickte ihn fragend an.

Dean wusste, dass er jetzt die Wahl hatte: Sam die Wahrheit sagen und ihn völlig verstören, oder aber dreist lügen.

Die dreiste Lüge erschien ihm in diesem Fall unvergleichlich attraktiver.

„Nun“, setzte er an und versetzte sich mentale Ohrfeigen für jedes weitere Wort, „das wird daran liegen, dass eine Hexe dir dein Gedächtnis geraubt hat.“

Prinzessin gesucht

„Du hast ihm WAS erzählt?!“

Dean hielt das Telefon auf Armeslänge von sich weg, hörte Bobby noch immer ausgezeichnet und verdrehte die Augen.

Wieso nur hatte er immer das Bedürfnis, Bobby die Wahrheit zu sagen?

Ein Bruderkomplex reichte ihm schon, er brauchte nicht auch noch einen verdrehten Vaterersatzkomplex.

Dean nahm das Handy wieder ans Ohr und versuchte, Bobby in aller Ruhe zu erklären, was ihn zu seiner Notlüge getrieben hatte, aber das stellte sich als sinnloses Unterfangen heraus.

Irgendwie war er noch nie sonderlich gut darin gewesen, die Leute von seinen Ansichten zu überzeugen – dafür war immer Sam zuständig gewesen.

Bobby fragte ihn doch tatsächlich, warum er Sam nicht einfach gesagt hatte, dass er bei ihm war, weil er ihn gern hatte – ja, war der denn des Wahnsinns fette Beute?!

Weil er ihn gern hatte … sowas würde ihn ganze 20 Punkte auf der Männlichkeitsskala kosten!

„Wo ist dein Problem, Bobby? Es ist besser für ihn, wenn er nichts weiß, und die Geschichte mit der Hexe ist eine einleuchtende Erklärung – zumindest für seine Hoheit, Prinz Samuel von und zu Winchester.“

Bobby am anderen Ende der Leitung strafte ihn kurz mit indigniertem Schweigen, dann hörte Dean ihn quasi mit den Schultern zucken und schließlich seufzen.

„Von mir aus, er ist dein Bruder, und du musst tun, was du für richtig hältst – versprich mir nur, dass du gut auf ihn aufpasst, ja?“

Dean zog sein patentiertes „kein Gesülze wenn ich es verhindern kann“ Gesicht, versprach es und legte auf.

Er ging zurück zu Sam ins Motelzimmer, sammelte ihn und ihre Sachen ein und verlud alles in den Impala.

Wenn man der Boulevardpresse glauben konnte, dann gab es in Lovell, Wyoming einen neuen Job für sie.

Dort verschwanden seit etwa drei Wochen zuhauf blondgelockte Jungfrauen – inzwischen waren es fünf an der Zahl – und obwohl es Dean ein wenig unangenehm war, dass dieser Job mehr oder weniger nach ihnen schrie, sagte ihm sein gesunder Menschenverstand, dass blondgelockte Jungfrauen exakt das waren, was Sammy brauchte.

Egal, ob sie ihn jetzt von seinem Prinzendasein erlösten, oder ihm einfach nur eine majestätische Nacht bescherten.

Dean schloss die Tür auf der Beifahrerseite, ging um den Wagen herum und schwang sich hinter das Lenkrad.

Er startete den Motor, und der grollte mit Def Leppard um die Wette, als sie den Parkplatz hinter sich ließen.

Dean fuhr ein wenig ungeduldiger, ein wenig rücksichtsloser als sonst, aber Sam beschwerte sich nicht – Sam auf dem Beifahrersitz blickte unschuldsvoll und völlig abwesend aus dem Fenster und fragte sich erneut, warum er sich seinem Knappen so verbunden fühlte.

Selbst wenn er den schon länger kannte, konnte es doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass er einen simplen Untergebenen so ungewöhnlich gern hatte.

Ein Blick in die Augen seines Knappen genügte, und er fand die ihm eigentlich so vertraute Vorstellung, eines Tages eine Prinzessin ehelichen zu müssen, völlig absurd.

Solche Gefühle geziemten sich ja nun wirklich nicht für einen Prinzen – und schon gar nicht für einen von seinem Format – aber er konnte sich nicht dagegen wehren; er wollte sich nicht von Dean trennen müssen.

Vielleicht sollte er Dean fragen, ob er auch dann noch an seiner Seite bleiben würde, wenn seine Suche nach einer passenden Prinzessin beendet war.

Das Problem war nur, dass er sich nicht traute – oder, um es in seinen eigenen Worten auszudrücken, dass er eine unerklärliche Furcht verspürte, die Frage laut auszusprechen.
 

Lovell, Wyoming empfing sie mit strahlendem Sonnenschein, Vogelgezwitscher und sämtlichen anderen Anzeichen dafür, dass sie nun doch noch in einem Disney Film gelandet waren.

Die Leute waren freundlich, Musik erklang, wohin sie auch gingen, und Dean schwor, sich sofort am nächsten Baum aufzuhängen, falls Sam anfangen sollte zu singen.

Aber Sammy machte keinerlei Anstalten, in solch haarsträubendes Tun zu verfallen, und so konnten sie sich ein Motelzimmer mit Blümchentapete, Blümchenbettwäsche und Blümchenvorhängen mieten, und dann mit ihren Recherchen anfangen.

Zu Deans grenzenlosem Entzücken war zurzeit ein Mittelaltermarkt in der Stadt, er beschloss also, Sam endlich mal wieder von der Leine und ihn ein paar Informationen einholen zu lassen.

Unter all den Bekloppten, sagte sich Dean, würde einer mehr auch nicht auffallen, und damit hatte er auch völlig Recht.

Sam kehrte von seinem Erkundungszug nicht nur mit allerlei Neuigkeiten zurück, da er seine ‚Rolle’ so schön durchgehalten hatte, war er von den Mittelaltermärktlern außerdem reich beschenkt worden.

Er vermachte den Großteil seiner Geschenke Dean, der ihn zum ersten Mal seit Tagen – wenn nicht das erste Mal überhaupt – glückselig anstrahlte und sich sofort über eine Tüte gebrannter Mandeln hermachte.

Prinz Sam hatte noch immer mit dem merkwürdig kribbligen Gefühl in seiner Magengegend zu kämpfen, als sein Knappe ihn danach befragte, was er herausgefunden hatte, und für den Bruchteil einer Sekunde musste er doch tatsächlich den merkwürdigen Impuls unterdrücken, ihn in die Arme zu schließen und zu herzen.

Er beherrschte sich, räusperte sich einmal kurz aber nachdrücklich, dann setzte er zu seinem Bericht an.

„Die Leute dieses Herrschaftsgebiets scheinen ein frommes Volk zu sein.“

Dean unterdrückte ein Seufzen und verdrehte stattdessen dezent die Augen, was dem hochwohlgeborenen Sam gänzlich entging.

„Nicht nur waren sie so freundlich, mich so reich zu beschenken, sie gaben mir weiterhin bereitwillig Auskunft über die verschwundenen Jungfrauen.“

Dean, der die letzte Stunde mit dem Kampf gegen die Materie – Sams Laptop – verbracht hatte, ohne etwas Nennenswertes herauszufinden, sah ihn aufmerksam an, und seine Hoheit fuhr fort.

„Wenn man ihren Worten Glauben schenken kann – und ich bin stark geneigt, das zu tun – dann sind die verschwundenen Maiden alle von bewundernswerter Schönheit, und keine von ihnen hat bisher ihren achtzehnten Geburtstag erreicht.“

Dean nickte und legte dann überlegend den Kopf schief.

Sams Bericht stimmte mit dem überein, was er im Internet gelesen hatte, und auch sein Abstecher zur örtlichen Polizeiwache hatte nichts Aufsehen erregend anderes erbracht.

„Und die waren alle sicher, dass die Bräute noch Jungfrau waren?“

Sam blinzelte.

„Wie meinen?“

Dean grub in den Tiefen seines Hirns nach einer Sam-freundlichen Formulierung und wurde zu seinem eigenen Erstaunen sogar fündig.

„Waren sich alle darin einig, dass die verschwundenen Mädchen allesamt noch unbefleckt waren?“

Sam stemmte die Hände in die Hüften und blickte empört drein.

„Ich wäre niemals so impertinent und unverfroren, eine solche Frage zu stellen!“

Dean seufzte.

„Natürlich. Verzeihung, Eure Hoheit.“
 

„Ich bin mir völlig sicher, es sind mehr geworden.“

Dean stand in der offenen Tür zu ihrem Motelzimmer und blickte misstrauisch in den kleinen Raum hinein, Sam hinter ihm linste ihm über die Schulter.

„Das muss deine Einbildung sein, werter Knappe.“

Dean war nicht überzeugt, er hätte schwören können, dass die widerlichen Blumen an Tapete, Vorhängen und Bettwäsche sich während ihrer Abwesenheit vermehrt hatten.

Er betrat das Zimmer, warf sich auf sein Bett und fiel über eine weitere Tüte Naschwerk her, die ihm sein blaublütiger Bruder geschenkt hatte.

Schon toll, wie großzügig der jetzt war.

Dean überlegte, wie sie weiter vorgehen sollten, während ein Gebäckteilchen nach dem anderen in seinem Mund verschwand, und er brauchte etwa zehn Minuten, bis ihm auffiel, dass Sam ihn beobachtete.

„Wosch isch?“

Sam lächelte verwirrt und schüttelte den Kopf.

„Es ist nichts, verzeih“, murmelte er und drehte sich zum Fenster um.

Dean kaute verdutzt, schluckte den letzten Bissen hinunter und stand auf.

„Ganz sicher?“

Wenn er etwas über seinen Sam gelernt hatte, dann war es, dass man dem immer alles aus der Nase ziehen musste – zumindest, wenn es sich wirklich um Dinge von Interesse handelte – alles andere wurde einem erzählt, egal, ob man es nun hören wollte oder nicht.

Jetzt war dieser komische Knilch am Fenster zwar nicht mehr so wirklich sein Sammy, aber in charakterlicher Hinsicht waren sich die Beiden manchmal erschreckend ähnlich.

Und da es Dean definitiv interessierte, warum Sam ihn so komisch angesehen hatte, gesellte er sich zu diesem ans Fenster und war überrascht, als seine Hoheit sich merklich verspannte.

„Was ist los?“, fragte er vorsichtig, und Sam drückte die Augen zu und schüttelte stur den Kopf.

„Gar nichts, hm?“, meinte Dean mit einem leisen spöttischen Unterton.

Er kannte sich mit der Etikette in einem solchen Fall nicht aus – würde er sofort wegen ungebührlichen Betragens gehängt werden, wenn er jetzt versuchte, Sam die Hand auf die Schulter zu legen?

Das Risiko wollte er lieber nicht eingehen.

„Falls es sich zu was entwickeln sollte, sagst du mir Bescheid, ja?“, fragte er beiläufig, klopfte Sam kumpelhaft auf den Rücken – das hielt er für ungefährlich – und schnappte sich dann sein Handy, um Bobby anzurufen.

Er erzählte dem, was sie herausgefunden hatten, ließ sich mit stoischer Miene als stümperhafter Idiot bezeichnen und rang Bobby das Versprechen ab, auf jeden Fall zu überprüfen, ob sich mit diesem Nichts an Informationen etwas anfangen ließ, dann legte er auf.

Sam sah ihn neugierig an – er verstand noch immer nicht, warum Dean ständig in dieses kleine blinkende Ding hineinsprach, aber der hatte schließlich gesagt, dass es nichts mit Hexerei zu tun hatte, und warum auch immer, er vertraute seinem Knappen bedingungslos – und Dean beschloss, noch einmal den Mittelaltermarkt aufzusuchen.

Sam brütete ganz zweifellos etwas aus, und wenn Dean sich nicht völlig irrte, war dieser merkwürdige Markt genau der richtige Ort, um ihn davon abzulenken.

Dass die dort verdammt leckeres Essen hatten, war ein positiver Nebeneffekt.

Er teilte Sam seinen Entschluss mit, der hatte nichts einzuwenden, und sie zogen gemeinsam los.

Sam wurde von den meisten Schaustellern erkannt, freundlich begrüßt, und Dean fühlte sich ein wenig links liegen gelassen, dann sah er SIE und hielt mitten in der Bewegung inne.

Sie war eine der Schaustellerinnen, er konnte ihr Alter nicht einschätzen, aber sie war entschieden schön, ihr Haar funkelte golden in der Nachtmittagssonne, ihre Augen waren von einem intensiven Blau, und wenn sie ihren vollen Mund zu einem Lächeln verzog, konnte er perfekte Zähne sehen.

Möglich, dass er schon zu lange ein Dasein als Knappe fristete, aber irgendwie hatte er plötzlich das Bedürfnis, zu reimen und zu singen und sich dieser Frau zu Füßen zu werfen.

Das Gefühl war beängstigend und beruhigend zugleich, und zu verführerisch, um dagegen anzukämpfen.

Als sie bemerkte, dass er sie ansah, erwiderte sie seinen Blick, lächelte wissend und sinnlich zugleich, und Dean spürte, wie sich seine Füße selbständig machten und auf sie zu gingen, dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter, sie wandte den Blick von ihm ab, drehte ihm den Rücken zu und ging.

Dean fuhr zu Sam herum – denn es war Sams Hand auf seiner Schulter – und er war entschlossen, ihn jetzt sofort umzubringen, so wütend war er.

Er hatte noch nie so für eine Frau empfunden, noch nie hatte ein Blick das in ihm ausgelöst, was ihre Augen in ihm ausgelöst hatten, und Sam, der Idiot, hatte es ruiniert, hatte den perfekten Augenblick zerstört, hatte ihn vermutlich um sein Lebensglück gebracht.

Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sein Herz hämmerte zornig in seiner Brust, er war wirklich bereit, zu verletzen und zu töten.

Dann sah er Sam in die Augen, das Gefühl verflog, und Dean begriff.

Blonde Bedrohung

„Bobby, ich glaub, es ist eine Nymphe oder sowas – irgend’ne Männer verführende Braut!“

Bobby am anderen Ende der Leitung war einen Moment lang stumm, dann hörte Dean ihn grinsen.

Neben Sam war Bobby der Einzige, bei dem er das konnte.

„Dean, ich nehm Einiges von dem zurück, was ich vorhin über dich gesagt hab!“, verkündete Bobby herzlich und Deans „Dankesehr“ klang ein wenig lahm.

„Du hast sie gesehen, nehm ich an?“, hakte Bobby nach, ohne auf seinen Mangel an Begeisterung über dieses einzigartige Kompliment einzugehen, und Dean nickte, bis ihm auffiel, dass das reichlich sinnlos war.

„Ja, ich hab sie gesehen und … äh …“

„Sie hat dir gefallen.“

„Sooo kann man es auch sagen …“

Dean hüstelte ein wenig verlegen, wurde sich Sams fragenden Blickes bewusst, räusperte sich nachdrücklich und kam auf den Punkt.

„Wie kriegen wir sie kaputt?“

Bobby war einen Moment lang stumm – Dean nahm großzügig an, dass er nachdachte – dann zerstörte er mit nur einer einzigen Äußerung Deans Weltbild.

„Ich habe keine Ahnung.“

Dean war fassungslos und er vermutete, dass man es ihm ansah – Sam machte den starken Eindruck, ihn trösten zu wollen, schien jedoch unentschlossen, wie er das umsetzen sollte, ohne ihren exorbitanten Standesunterschied außer Acht zu lassen.

„Ich ruf dich zurück, ja?“

Bobby legte auf, bevor Dean eine Antwort geben konnte, Dean warf sein Handy aufs Bett, und Sam blickte ihn beunruhigt an.

„Was bedrückt dich, mein Knappe?“

Dean erklärte ihm kurz und bündig die Sachlage, und Sam zog verwundert die Augenbraue in die Höhe.

„Aber Nymphen sind freundliche Geschöpfe – noch nie ist mir zu Ohren gekommen, sie brächten Tod und Verderben.“

„Einmal ist immer das erste Mal“, knurrte Dean verbissen und warf den Laptop an.

Wenn die Nymphe schon länger mit dem Mittelaltermarkt unterwegs war, fand er vielleicht heraus, wo ihre Schwachstelle lag.

Sam, der ihm über die Schulter blickte – der magische Kasten mit den vielen Knöpfen faszinierte ihn noch mehr als das kleine blinkende Ding – hielt ihm einen äußerst lehrreichen Vortrag über Nymphen, und Dean fühlte sich an die Zeit erinnert, als Sam noch Sam gewesen war, und ihn mit seinem schier unerschöpflichen Wissen über solche Beschränktheiten einfach nur wahnsinnig gemacht hatte.

Er zog Sam schon aus Prinzip 10 Punkte von der Männlichkeitsskala ab, hörte aber trotzdem aufmerksam zu.

Sam erklärte ihm ausschweifend und mit der sechsfachen Menge an Worten, die er früher benötigt hatte – und schon da war er Dean auf den Keks gegangen – dass man Nymphen nach dem Teil der Natur unterschied, den sie repräsentierten.

Da gab es also Okeaniden, Nereiden, Najaden, Oreaden und Dryaden, und Sam äußerte den Verdacht, dass es sich um eine der beiden Letzteren handeln müsse, da sie sich soweit im Inland befanden, und die drei Ersten alle etwas mit Wasser zu tun hatten.

Dean schwirrte ein wenig der Kopf von all den blöden Fachausdrücken, er ließ sich jedoch nichts anmerken und durchsuchte das Netz weiter nach Artikeln über den Mittelaltermarkt.

Er wurde auch recht schnell fündig und konnte sich selbst die Genugtuung gestatten, Sam zu korrigieren.

„Siehst du, wo diese Verrückten aufgebrochen sind?“, fragte er ihn grinsend und deutete auf den Bildschirm, und Sam zog vorwurfsvoll die Augenbraue in die Höhe.

„Sie sind freundliche Menschen!“

„Jaja“, machte Dean genervt, „aber siehst du, wo diese freundlichen Menschen herkommen?“

Sam antwortete nicht, und Dean konnte sich nicht länger zurückhalten.

„Aus Machias! Und wo liegt das? – Direkt am Meer!“

Er drehte sich schwungvoll zu Sam um, der kam in den Genuss, seines „bin ich toll oder was?“ Grinsens und konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken.

„Deine Kombinationsgabe ist ohne Frage außergewöhnlich, liebster Knappe.“

Dean blinzelte – er war sich nicht ganz sicher, ob er hier veralbert wurde – dann lächelte er.

„Danke.“

Prinz Sam würde sich nie über ihn lustig machen.

Sein Lächeln verschwand, als er bemerkte, dass Sam ihn schon wieder so merkwürdig ansah, doch sein Handy klingelte, bevor er ihn danach fragen konnte.

„Was gibt’s?“, schleuderte er Bobby entgegen, und der war nicht minder enthusiastisch.

„Ihr müsst die Quelle ihrer Macht vernichten!“

Lähmende Stille trat ein.

„Bobby, sie ist eine Wasser-Nymphe aus Machias. Was soll ich machen – den Atlantik auspumpen?!“

In der Hinsicht konnte Bobby ihm nicht weiter helfen, also legten sie auf, und Dean begann, quasi unhörbar vor sich hin zu fluchen.

Sam beobachtete ihn eine Weile, dann ging er zu ihm hin, legte ihm beide Hände auf die Schultern und sah ihm die Augen.

„Gib die Hoffnung nicht auf, mein Knappe – gemeinsam werden wir zweifellos eine befriedigende Lösung finden.“

Befriedigende Lösung? Daran zweifelte Dean doch sehr.

Er legte die Stirn in beeindruckende Falten, verschränkte die Arme vor der Brust und grübelte eine Weile schweigend vor sich hin, dann kam ihm die Erleuchtung – zumindest hoffte er das.

„Also“, begann er, „da sie doch eine Wassernymphe ist … und weil sie doch so weit vom Meer weg ist … braucht sie die Jungfrauen, die sie geraubt hat, wahrscheinlich, um sich am Leben zu erhalten!“

Sam, der ihm aufmerksam zugehört hatte, nickte zustimmend und wartete auf den springenden Punkt.

„Wenn wir ihr also weitere Beute vorenthalten, dann ist sie geliefert!“

Dean fuchtelte euphorisch mit der Faust vor Sams Nase herum, und der lächelte wieder und rang erneut das Bedürfnis nieder, Dean zur Belohnung für derartig fabelhafte Mitarbeit zu umarmen.

Langsam aber sicher wurde ihm dieses ständige Bedürfnis suspekt.
 

„Da, da ist sie!“

Dean brummte Sam aufgeregt ins Ohr, und der zog die Augenbraue in die Höhe und musterte die Frau, die Dean ihm als das Maß aller Dinge beschrieben hatte.

„Das ist sie?“

Na fein, sie war ohne Zweifel sehr schön, sie hatte eine traumhafte Figur, ein umwerfendes Lächeln, wundervolles Haar – aber Sam verstand dessen ungeachtet nicht, was Dean an ihr fand.

Dean hörte den skeptischen Unterton in Sams Stimme und fragte sich unwillkürlich, ob Sam sich möglicherweise, seit er ein Prinz war, ein etwas überzogenes Bewertungssystem zugelegt hatte, was Frauen betraf.

Was hatte er denn bitte an der schon wieder auszusetzen – mal abgesehen davon, dass sie ein Jungfrauen raubendes Monster war?

Die war jawohl total verschärft, und kein Mann bei Verstand würde sie von der Bettkante stoßen!

Dean ertappte sich dabei, wie er sie unverhohlen anstarrte, doch diesmal wandte er sich gerade noch rechtzeitig ab, um nicht in ihren Bann zu geraten, als sie es bemerkte und seinen Blick suchte.

Er schnappte sich Sam, zog ihn mit zu einem nahen Essensstand und tat so, als bestelle er sich eine Deluxepackung Datteln – Datteln?! Sowas konnte doch unmöglich schmecken – und dann hatte er die Tüte plötzlich in der Hand und musste eine unverschämte Menge an Geld dafür bezahlen.

Wenn er es nicht besser gewusst hätte, Dean hätte geschworen, dass Prinz Sam sich mit seinem freundlichen Grinsen über ihn lustig machte, als er sagte:

„Sie werden dir ganz sicher munden, werter Knappe.“

Dean zog ein zweifelndes Gesicht, probierte eine Dattel, war angenehm überrascht und futterte fröhlich weiter, dann fiel ihm der eigentliche Grund ihres Hierseins wieder ein.

Er blickte sich vorsichtig um, entdeckte die Hinteransicht der Nymphe – auch die war keineswegs zu verachten – und machte Sam ein unauffälliges Zeichen, hier auf ihn zu warten.

Sam schüttelte abgeneigt den Kopf, erntete einen strengen Blick, zog die Schultern hoch und gab klein bei.

Es gehörte sich zwar ganz und gar nicht, sich den Anweisungen eines Knappen zu fügen, aber ob er es sich jetzt eingestehen wollte oder nicht, Dean war weit mehr als nur ein Knappe für ihn und -

Sam sah Dean in der Menge verschwinden und schluckte.

Gerade weil Dean weit mehr als nur ein Knappe für ihn war, erschien es ihm jetzt falsch und unüberlegt, ihn allein ziehen zu lassen.

Was war, wenn ihm etwas zustieß?

Was, wenn er der Nymphe allein nicht gewachsen war?

Eine Okeanide war zweifellos mächtiger als ihre süßwasserstämmigen Schwestern, und so, wie Dean auf sie reagiert hatte, schwebte er mutmaßlich in höchster Gefahr, ihren Verlockungen zum Opfer zu fallen.

Sam zögerte für den Bruchteil einer Sekunde, dann setzte er sich in Bewegung und ging in die Richtung, in die Dean verschwunden war.
 

Dean blinzelte verschwommen und hatte nur ein paar Sekunden Zeit, sich zu wundern, wovon ihm der Schädel so brummte, dann fiel es ihm wieder ein.

Manchmal war er wirklich nichts anderes – wozu es schönreden – als ein schwanzgesteuerter Idiot.

Warum war er ihr allein nachgegangen?

Warum hatte er Sam nicht mitgenommen, der gegen ihre Ausstrahlung offensichtlich immun war?

Und warum, in drei Teufels Namen, hatte er nicht gemerkt, wie ihm aufgelauert wurde?

Total peinlich, das gab 15 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

Was sollte er denn jetzt machen?

Er war an Händen und Füßen gefesselt, geknebelt, sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihm einer mit ’nem ganzen Bratpfannensortiment eins übergezogen, und wenn nicht in Kürze ein Wunder geschah, dann steckte er gefährlich tief in der Scheiße.

Dean blickte sich um, erkannte Zeltplane und vermutete einfach mal, dass er sich im Zelt der verhängnisvollen Schönen befand.

Also war sie es vermutlich gewesen, die ihn k.o. geschlagen hatte – noch mal 10 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

Von einem Mädchen umgenietet zu werden, war ja nun wirklich mehr als unerfreulich.

Dean stöhnte gedämpft – der Knebel in seinem Mund war wirklich äußerst effektiv – und mühte sich ab, seinem gequälten Kopf einen Masterplan abzuringen, aber der wollte nach der ihm jüngst angetanen, schändlichen Behandlung offensichtlich nicht so wie er.

Dean hing in den Seilen wie ein geschlagener Preisboxer und wägte das Für und Wider spontanen und nicht wirklich überzeugten Betens ab, als die Zeltplane beiseite geschoben wurde, und die blonde Versuchung vor ihn trat.

Vielleicht hatte die raue Behandlung seinen Verstand in seinem Kopf fixiert, diesmal rutschte er ihm jedenfalls nicht unter die Gürtellinie, und so konnte er seine verführerische Entführerin mit zweifellos furchteinflößendem Blick anfunkeln, der ihr jedoch lediglich ein müdes Lächeln entlockte – wenn sie ihm den Knebel abgenommen hätte, wäre er zu mehr in der Lage gewesen, in der Tat hätte er es bevorzugt, wenn sie ihm die Fesseln abnahm, dann würde er ihr schon zeigen, was ein Dreizack war.

… Was ein Dreizack war? … Egal.

„Sieh mich doch nicht so an, mein Hübscher“, wisperte sie, und selbst ihre Stimme war schön. „Ich verspreche dir, dass es nicht wehtun wird.“

Dean sah ihr in die Augen, erkannte die Trauer in ihnen, und war zwischen ehrlichem Mitleid und heftigen Mordgelüsten hin und her gerissen.

Mitleid war für gewöhnlich Sams Part, aber der war ja nun mal nicht da, und irgendwie fragte Dean sich plötzlich, ob er ihn jemals wieder sehen würde, und es war diese Frage, die ihn schließlich gegen seine Fesseln ankämpfen ließ.

Wenn er jetzt starb, dann wäre seine letzte Erinnerung an Sam die eines pomphaften, Pink-besessenen Prinzen, der sich nicht einmal allein die Schuhe zubinden konnte, und mit dieser Erinnerung an seinen kleinen Bruder würde er nicht abtreten.

Die Nymphe schien seine Gegenwehr nicht sonderlich ernst zu nehmen, denn sie wandte sich von ihm ab, schaffte ein Bassin mit Wasser heran, und er meinte zu verstehen, was sie damit bezweckte.

Sie würde ihn jetzt in diesem Wasserbecken ertränken, er sollte seine Lebensenergie an die Kraftbrühe abgeben, und das würde sie dann am Leben erhalten.

Interessant, zu was sein Hirn in Krisensituationen fähig war.

Bedauernswerte blondgelockte Jungfrauen, die auf diese Art ihren Tod gefunden hatten, nur damit Meerjungfrau-Barbie ihren Landurlaub genießen konnte.

Trocken gelegt

Das erste Kapitel im neuen Jahr!
 

(Ich wünschte, es wäre besser, aber die Geschichte soll ja lang werden, und da wäre es schlichtweg zu anstrengend, jedem Kapitel zu Brillianz zu verhelfen.

Vielleicht wieder beim nächsten Mal.)
 

Ich hoffe, ihr seid alle gut reingerutscht, und nun viel Vergnügen!
 

moko-chan
 


 

Sam lugte vorsichtig zwischen den Zeltbahnen hindurch und unterdrückte ein höchst unnobles Fluchen, da er zum wiederholten Male nicht Deans ansichtig wurde, sondern diesmal den Anblick eines übergewichtigen Mannes im Ledertanga ertragen musste – und das war beinahe zu viel für seine armen Augen.

Er wandte sich gepeinigt ab und schlich weiter, das ungute Gefühl in seiner Magengegend nahm beständig zu und verstärkte seine Angst, Dean nicht mehr rechtzeitig zu finden, bevor … was auch immer.

Sam blieb stehen, als ihm der kaum wahrnehmbare Geruch von Salzwasser in die Nase stieg, und blickte sich ruhelos um.

Ein Zelt, das ein wenig entfernt von den anderen stand, erregte seine Aufmerksamkeit, und er wusste sofort, dass es das Zelt der Okeanide war, als er die Stände davor sah, die zahlreiche Muscheln und maritime Holzschnitzereien darboten.

Sam eilte auf das Zelt zu, stürzte ein kleinwenig übereilt hinein – irgendwie hatte er komplett vergessen, was Dean ihm über durchdachtes Handeln und planvolles Vorgehen erzählt hatte – und als er die Nymphe sah, wie sie Deans Kopf in ein großes Fass voller Wasser drückte, hakte etwas in ihm aus.

Er packte ihr üppiges blondes Haar, zerrte sie von Dean weg und stieß sie zu Boden, dann fasste er Dean bei den Schultern und zog ihn hoch, und sein Herz setzte für ein paar Schläge aus, als Dean ihm benommen entgegen fiel.

„Dean!“

Sam spürte einen stechenden Schmerz im linken Schulterblatt, er fuhr herum und sah die Nymphe, sie hatte einen silbernen Dolch in der Hand, reich mit ozeanischen Motiven verziert, und sein Blut tropfte von der Klinge.

„Ich lasse mich nicht aufhalten, bevor ich ihn nicht gefunden habe!“, zischte sie, ihre blauen Augen glühten anorganisch in ihren Höhlen, und Sam legte Dean sanft auf dem Boden ab und zog das Messer, das Dean ihm in Ermangelung eines Schwertes gegeben hatte.

„Du wirst ihn nicht anrühren.“

Sam war überrascht, wie ruhig seine Stimme klang – er fühlte sich, als würde er jeden Moment die Kontrolle über sich verlieren – und sein Erstaunen wuchs, als er die Nymphe bekümmert lächeln sah.

„Doch, das werde ich.“

Sie packte den Dolch in ihrer Hand fester, ging auf ihn los, und Sam brachte sich mit einer Prinzenrolle außer Gefahr.

Er kam wieder auf die Beine, stellte sich schützend vor Dean, und als sie das nächste Mal angriff, wich er erneut aus und rammte ihr das Messer in die rechte Schulter.

Sie schrie auf, ihre melodische Stimme zu einem hässlichen Jaulen verzerrt, doch sie blutete nicht, als er das Messer aus der Wunde zog, und als er einen Blick auf Dean warf, der sich noch immer nicht gerührt hatte, grollte er zornig und stürzte sich mit blindem Hassgefühl in den Kampf.

Sie rangen mit einander, stachen wieder und wieder aufeinander ein, und bald war Sams Körper von Schnitten übersäht, genau wie der Ihre, doch es war allein sein Blut, das zu Boden tropfte.

Und dann, als er sich schon damit abgefunden hatte, nicht gewinnen zu können, erinnerte er sich an Deans Worte: Er musste die Quelle ihrer Macht vernichten.

Als sie das nächste Mal auf ihn losging, schlug er ihr den Dolch aus der Hand, packte ihren zierlichen Körper, hob ihn in die Höhe und schleuderte ihn gegen das Wasserbassin.

Sam sah zu, wie sich das Wasser über den Boden ergoss, und dann hatte er nur noch Augen für Dean, der besinnungslos am Boden lag.

Sam kniete hastig neben ihm nieder, löste seine Fesseln, zog ihn hoch in seine Arme, und weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, presste er seine Lippen auf Deans und zwang wieder Luft in seine Lungen.
 

Irgendetwas stimmte nicht.

Dean blinzelte vorsichtig, aber es war dunkel, und er brauchte ein Weilchen, bis er sich das eigenartige Gefühl von Unwohlsein erklären konnte, das ihn geweckt hatte: Sein Hintern war nass.

Dann kam die Erinnerung wie ein Paukenschlag zurück, er keuchte auf und realisierte endlich, dass er von Sam im Arm gehalten wurde.

Für einen Moment begriff er nicht, was passiert war, dann sah er das umgestürzte Fass, daneben die leblose Kreatur, den Boden voller Wasser.

Dean lächelte schwach.

Sam hatte es geschafft, er hatte ihm doch tatsächlich das Leben gerettet – was für ein Held.

Aber warum zum Teufel hatte der ihn sich nicht unter den Arm geklemmt und vom Tatort weggeschafft?

Warum war Sam mit ihm sitzen geblieben und zu allem Überfluss auch noch eingeschlafen?

Das war selbst für einen Prinzen reichlich schwach.

Dean löste sich so weit es ging aus Sams Armen, boxte dem etwas grob in den Bauch, und Sammy zuckte zusammen und plinkerte ihn unschuldig an.

„Dean?“

Sam reckte den Hals und sah sich um.

„Wo ist Nigel?“

Dean hatte das Gefühl, sein Gesicht würde auseinanderplatzen, so sehr musste er sich das glückselige Lächeln verkneifen.

„Du bist wieder normal!“

„Ich bin wa-“

Sam riss die Augen auf, als Dean ihn so heftig umarmte, dass er um die Unversehrtheit seiner Rippen fürchten musste, aber er kam nicht mehr dazu, seine Verwunderung über dieses außergewöhnliche Verhalten zum Ausdruck zu bringen – Dean zerrte ihn auf die Beine und schleifte ihn hinter sich her, bis sie in einem ihm unbekannten Motelzimmer mit beängstigend vielen Blümchen ringsumher an allen Wänden ankamen.

Dort griff Dean zuallererst nach seinem Handy, um Bobby anzurufen und die frohe Botschaft zu verkünden, und die Brocken, die Sam aufschnappte, informierten ihn darüber, dass Dean offenbar überglücklich war, dass er zu seinem normalen Geisteszustand zurückgefunden habe.

Normaler Geisteszustand? Was zur Hölle war denn eigentlich passiert?

Und dann legte Dean auf, drehte sich zu ihm um, und das ausnehmend unangenehme Grinsen auf seinem Gesicht informierte Sam darüber, dass er jetzt sofort erfahren würde, was zur Hölle passiert war – und dass es ihm nicht im Geringsten gefallen würde, stand sowieso fest.

Dann begann Dean zu reden, Sam musste sich zuallererst als nervtötend naiv, ermüdend einfältig und anstrengend armselig verunglimpfen lassen, sah zähneknirschend darüber hinweg, und als er die ganze Geschichte gehört hatte, konnte er es Dean noch nicht einmal mehr übel nehmen.

„Ich war ein Prinz?“, hakte er abschließend eher rhetorisch nach, und Dean nickte und verdrehte die Augen.

„Und was für einer! Bobby meinte, du würdest wieder normal, wenn du deine Prinzessin fändest – keine Ahnung, warum das jetzt einfach so geklappt hat, aber -“

Dean hielt inne, und Sam unterdrückte nur mit Mühe ein breites Grinsen, als er Deans klar erkennbare Begeisterung sah.

„Du hast mich vermisst, ja?“, fragte er schmunzelnd, und Dean verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an.

„Verbring du mal ein paar Wochen mit mir als Prinz, dann würdest du mich auch vermissen!“

„Du wärst aber vermutlich gar kein Prinz geworden“, entfleuchte es Sam und er konnte das Grinsen nicht länger unterdrücken, als Dean die Augen zu Schlitzen verengte und ihn gefährlich anfunkelte.

„Und warum das bitteschön nicht?“

„Weil es dir an Selbstlosigkeit mangelt“, behauptete er schlicht und wider besseren Wissens, und Dean titulierte ihn grummelnd als Blödmann, bevor er ihn höchst unzeremoniell dazu aufforderte, sich nackig zu machen, damit er seine Schnittwunden versorgen könne.
 

„Don’t fear the Reaper“, tönte es aus den Boxen des Impalas, und Sam seufzte und veränderte seine Haltung auf dem Beifahrersitz.

Sicher, er war froh, nicht länger ein Prinz zu sein, aber so lange er nicht wusste, warum er so plötzlich wieder normal geworden war, schlich ihm die Frage danach beständig im Hinterkopf herum, und auch wenn Dean zu meinen schien, dass das schlichtweg unmöglich sei, hegte er doch die leise Befürchtung, möglicherweise einen Rückfall erleiden zu können.

Wie Dean ihm mitgeteilt hatte, war er auf der Männlichkeitsskala ohnehin schon mit drei Millionen Punkten im Minus, und er wollte ja nun wirklich nicht noch weiter abstürzen.

Es machte Sam schlicht und ergreifend wahnsinnig, dass er nicht wusste, was Nigels dämlichen Fluch gebrochen hatte!

Deswegen waren sie jetzt auch auf dem Weg zu Bobby, damit Sam selbst einen Blick in das blöde Märchenbuch werfen und sich höchstpersönlich überzeugen konnte, dass es keine Antworten sondern lediglich geschwollenes Geschwafel anbot, und endlich damit aufhörte, Dean mit seiner Weltuntergangsstimmung auf den Sack zu gehen.

Sam lugte seinen großen Bruder aus dem Augenwinkel an und konnte sich noch immer nicht erklären, warum der ihn seit seiner Metamorphose zum Adligen so nervös machte.

Wobei ‚nervös’ eigentlich nicht das richtige Wort war, aber Sam wollte das richtige Wort ums Verrecken nicht einfallen, also musste er sich notgedrungen damit zufrieden geben.

Im Prinzip war es einfach nur so, dass er sich Deans Gegenwart neuerdings irgendwie ständig bewusst war.

Sobald er morgens aufwachte, war sein erstes, sich penetrant aufdrängendes Gefühl – nicht sein erster Gedanke, denn das hatte mit Denken nichts zu tun – dass Dean im Bett neben ihm lag, und etwas in ihm weigerte sich, dieses Gefühl einfach hinzunehmen und so weiter zu machen wie bisher.

Wenn seine Visionen Sam etwas gelehrt hatten, dann dass es sich als höchst ungesund für ihn und vor allem für Andere erweisen konnte, wenn er die Zeichen seines Körpers ignorierte.

Mit Dean darüber zu Reden stand in diesem Fall allerdings nicht einmal ansatzweise zur Debatte.

Der würde ihn höchstens mit dieser hochgezogen irritierend perfekt geschwungenen Augenbraue ansehen, wenn er ihm zu erklären versuchte, dass er seine Nähe neuerdings spüren konnte, und ihn dann fragen, wann er sich endlich outen und einer Geschlechtsumwandlung unterziehen würde.

Im schlimmsten Fall – ok, das war nicht wirklich schlimmer als die Geschichte mit der Geschlechtsumwandlung – würde er sogar annehmen, dass Sams übernatürliche Fähigkeiten wieder da waren, und sich völlig unnötig um ihn sorgen.

Sam seufzte erneut, lenkte Deans Aufmerksamkeit auf sich und brauchte ganze fünf Minuten, um Dean davon zu überzeugen, dass er wirklich keinen Hunger habe, und sie deswegen auch nicht die nächste Abfahrt nehmen und den nächstgelegenen Diner suchen mussten.

„Ich will einfach nur so schnell wie möglich zu Bobby“, erklärte er erschöpft, und Dean gab klein bei und fuhr schweigend weiter.

Dean wusste ganz genau, dass Sam diese Prinzensache noch immer beschäftigte, er weigerte sich allerdings rigoros, es zu verstehen.

Wozu sich groß Gedanken machen, wenn doch alles wieder gut war?

Warum musste Sam immer den Dingen auf den Grund gehen?

Der hatte sich doch tatsächlich geschlagene 5 Stunden vor den Computer gehockt, um herauszufinden, nach wem diese blöde Nymphe so ausdauernd gesucht hatte!

Das faszinierende an der Angelegenheit war nun, dass er das sogar tatsächlich hatte herausfinden können.

Offenbar war vor etwa 3 Monaten einem jungen Mann namens Kyle nach einem Bootsunfall nahe der Küste von Machias von einer geheimnisvollen Schönheit das Leben gerettet worden.

Sie hatte ihm das Versprechen abgerungen, dass sie sich am Strand treffen würden, sobald er aus dem Krankenhaus käme, aber der gute Kyle war offenbar Australier und zudem noch minderjährig gewesen, und seine überbesorgten Eltern hatten ihn in die Heimat zurück entführt, bevor er auch nur auf die Idee gekommen war, Widerspruch einzulegen.

Die Vermutung lag nahe, dass die Nymphe sich auf die Suche nach Kyle gemacht hatte, als er nicht aufgetaucht war – wenn sie australische Zeitungen lesen würde, dann hätte sie gewusst, was aus ihm geworden war – und Dean schloss sich im Geheimen Sams Annahme, dass sie es aus Liebe getan hatte, an – aber auch nur im Geheimen, denn laut würde er diese Abgeschmacktheit ganz sicher nicht aussprechen, genau so wenig wie er jetzt ein schlechtes Gewissen hatte, dass sie von Sam zur Strecke gebracht worden war.

Bruderliebe

Sam stieß ein unhörbares Seufzen aus und blätterte eine Seite weiter.

Wenn Dean ihm nicht so nachdrücklich versichert hätte, dass Nigel sein Fett bereits wegbekommen hatte, dann hätte ihn nichts auf dieser Welt davon abgehalten, dem seinen Zauberstab da hinein zu rammen, wo niemals die Sonne hinkam.

Immer diese Idioten, die mit Sachen herumspielten, von denen sie keine Ahnung hatten!

Selten war das Bedürfnis, auf die dunkle Seite zu wechseln und im Prinzip unschuldige, aber nichts desto trotz verdammungswürdig dumme Menschen einfach ohne Rücksicht auf Verluste platt zu machen, so stark gewesen.

Sam hatte das alte Märchenbuch inzwischen von vorn bis hinten durchgewälzt und war doch nicht schlauer als vorher.

Nigel verdiente zweifellos den Tod – entweder das oder ein Dasein als Sir Hiss, der gemeinen Schlange aus der Disney Version von Robin Hood.

Sam machte eine mentale Notiz, diesen Gedanken niemals laut auszusprechen und seufzte erneut.

Dean drängte ihn zunehmend, es endlich gut sein zu lassen, damit sie weiter ziehen und sich einen neuen Job suchen konnten, aber dazu sah er sich nicht in der Lage.

Er würde verrückt werden, wenn er keine einleuchtende Erklärung für seine wundersame Heilung fand, und außerdem lieferte ihm sein Buchstudium die passende Ausrede, nicht mit Dean allein sein zu müssen.

So hockte er also noch immer mit gebeugtem Rücken an Bobbys Küchentisch, vor sich das abgewetzte Buch, eine Tasse Kaffee in Reichweite, und versuchte, etwas in die krakelige Handschrift des Verfassers hinein zu lesen, das einfach nicht da war.

Dean beobachtete seinen Bruder einen Moment lang durchs Fenster, dann versetzte er einem Schrotthaufen auf Bobbys Hof, der mal ein Auto gewesen war, einen festen Tritt und fluchte nachdrücklich vor sich hin.

Bobby, der hinzu kam, ließ ihn eine Zeit lang gewähren, bat ihn dann jedoch, seiner Aggression anders Luft zu machen.

Bobby erntete einen genervten Blick, dann trat Dean noch einmal fest gegen den Schrotthaufen.

„Verdammt noch mal! Da wünscht man sich ja beinahe, er wäre noch ein Prinz! Da hat er wenigstens getan, was man ihm gesagt hat!“, regte Dean sich auf, dann lehnte er sich neben Bobby an die Überreste eines Busses, verschränkte die Arme vor der Brust und schnaufte einmal herzhaft.

„Nichts gegen dich, Bobby, aber so langsam würd’ ich mich schon gern mal wieder auf den Weg machen. Wenn ich noch länger auf deinem Sofa pennen muss, kann ich 'ne Wirbelsäulenspende beantragen …“

Bobby nickte schweigend, ignorierte die Beschwerde über sein Sofa, und Dean seufzte tief auf.

„Er kann es einfach nicht hinnehmen, dass er nicht weiß, was passiert ist – so war er schon immer! Immer ging es nur ‚Dean, warum ist Dad nicht da?’, ‚Dean, warum schläfst du mit einem Messer unter deinem Kopfkissen?’, ‚Dean, warum sind wir nicht wie andere Familien?’

Von morgens bis abends hat er mich mit Fragen gelöchert …“

Die letzten Worte hatte Dean sehr leise gesprochen, und Bobby blickte ihn einen Moment von der Seite an.

„Und was hast du ihm erzählt?“

Dean lächelte verzerrt, und es dauerte eine Weile, bevor er antwortete.

„Die Wahrheit, Bobby. Ich hab ihm immer die Wahrheit erzählt – obwohl Dad es mir verboten hatte. Gott, war der sauer, als er’s raus gefunden hat …“

Dean schloss unwillkürlich die Hand um den Talisman an seiner Brust und schloss kurz die Augen.

Ihre Kindheit schien mit einem Mal so unendlich lang her zu sein, aber vielleicht lag das auch einfach nur daran, dass er sich im Moment so unglaublich alt fühlte.

Irgendwann würde Sam ihn noch mal komplett wahnsinnig machen, und wenn es erstmal so weit war, dann war Holland aber mal sowas von in Not.
 

„Was soll das heißen, es ist dir egal?! Wie kannst du sowas sagen?!“

Sam funkelte Dean zornig an und stieß das Buch von sich, das über den Tisch rutschte und mit einem Klatschen zu Boden fiel.

„Wie kann dir egal sein, was es war?! Wieso ist dir immer alles egal?!“

Dean realisierte, dass er Sam im falschen Moment angepflaumt hatte, dass Sams Nerven ohnehin bereits überstrapaziert gewesen waren, aber ihm selbst ging es da kaum anders, also hütete er sich, sich zu entschuldigen.

„Nichts ist mir egal!“, knurrte er. „Aber was du hier abziehst, ist total sinnlos!“

„Sinnlos?!“, schoss Sam zurück. „Gib doch einfach zu, dass du dich langweilst, wenn du dich für ein paar Tage mal nicht in Lebensgefahr begeben kannst!“

Er stand so hastig von seinem Stuhl auf, dass der klappernd nach hinten umfiel, und dann standen sie sich einen Moment gegenüber, ihre Blicke wütend aufeinander fixiert.

Es war immer in diesen Momenten, dass Dean einen profunden Größenkomplex zu entwickeln begann – dabei war Sammy einfach nur ein freakiger Riese, und er selbst nicht im Geringsten zu klein, sondern verdammt noch mal perfekt und Gottes Geschenk an die Frauen!

„Ich will einfach nur weiter fahren, Sam! Was bringt es dir denn bitte, immer wieder die gleichen Passagen in diesem blöden Buch zu lesen! Du bist wieder normal, verdammt!“, donnerte Dean schließlich, und Sam schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Nein, das bin ich nicht!“

Dean schwieg perplex und starrte ihn an, und Sam biss sich auf die Unterlippe, weil ihm genau das herausgerutscht war, das er nicht hatte sagen wollen.

„Was soll das heißen?“, rang Dean sich nach einer Weile zu der Frage durch, und Sam blickte zu Boden und schwieg verbissen.

„Sam? Was heißt, du bist nicht wieder normal?!“, platzte es aus Dean heraus, er machte zwei Schritte auf Sam zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern.

Als Sam noch immer nicht reagierte, verfestigte er seinen Griff an Sams Schultern und schüttelte ihn leicht.

„Verdammt noch mal – rede mit mir Sam!“

Aber Sam blieb auch weiterhin stumm, und Dean spürte eine unerklärliche, unerträgliche Furcht in sich aufsteigen.

„Hast du wieder Visionen?“

Endlich hob Sam den Blick und sah ihn an, und Dean wusste sofort, dass es das nicht war.

„Was ist mit dir, Sammy?“

Sam schüttelte stur den Kopf, und Dean platzte der Kragen.

„Großartig! Dann sag es mir eben nicht! Wer bin ich denn schon, dass ich eine Antwort verdient hätte?!

Wozu mache ich Idiot mir auch Sorgen um dich – wo mit dir doch alles in bester Ordnung ist?!“

Dean sah, wie Sam ablehnend die Stirn runzelte, und in seiner Unsicherheit, in seiner Angst um seinen Bruder, steigerte er sich immer mehr in seinen Zorn hinein.

„Ich bin ja nur dein dummer großer Bruder – was weiß ich schon?! Ich bin wahrscheinlich einfach nur zu dämlich, weil ich nie studiert habe – am besten gehst du zurück an deine tolle Uni, da können sie dir bestimmt auch erklären, wieso du wieder normal geworden bist!“

Dean stieß Sam an den Schultern von sich, drehte ihm ruckartig den Rücken zu und stapfte aus Bobbys altmodischer kleiner Küche, ohne sich noch einmal umzusehen.
 

Sam starrte auf die Tür, die mit einem Krachen hinter Dean ins Schloss gefallen war.

Was war hier bitte gerade passiert?

Hatten sie sich gerade wirklich wegen eines dämlichen Märchenbuches gestritten?

Hatte Dean ihm eben wirklich gesagt, dass er ohne ihn weiter machen würde?

Der Gedanke war kaum zu ende gedacht, da war Sam auch schon aus der Tür gestürmt und rannte Dean hinterher.

Er holte ihn auf halber Strecke zum Impala ein, packte ihn an der Schulter und ließ sofort wieder los, als er Deans Blick sah.

„Was willst du?!“, fuhr Dean ihn an, und Sam zuckte zusammen und sein Blick wurde unsicher.

„Willst du mich wirklich hier lassen?“

Dean zog die Stirn kraus, und Sam hatte gerade noch genug Zeit, einen Schritt rückwärts zu machen, um keinen Hörsturz zu bekommen.

„BIST DU VÖLLIG MESCHUGGE?! ICH HAB DICH NICHT MAL HIER GELASSEN, ALS DU MEIN AUTO MIT EINEM KNÜPPEL ATTACKIERT HAST, DU SCHWACHMAT!“

Dean hielt einen Moment inne, um Luft zu holen, und Sam nutzte die Gelegenheit, um seine unschuldigen, großen, anbetungswürdigen Augen auf eine Weise zu gebrauchen, die Dean einfach nur unfair finden konnte.

„Lass diesen Blick, verdammt!“, donnerte er, aber Sams Hundeaugen wurden nur noch welpiger, und Dean verschränkte die Arme vor der Brust und blickte demonstrativ zur Seite.

„Bitch.“

Das erwartete „Jerk“ blieb aus, Sam gab keinen Pieps von sich.

Irritiert sah Dean seinen kleinen Bruder wieder an und musste sich eingestehen, das der in psychologischer Kriegsführung sehr viel besser war als er selbst,

Dean konnte sich nur nicht ganz entscheiden, ob er Sam auf der Männlichkeitsskala dafür Punkte dazugeben oder doch eher abziehen sollte.

Sam blickte ihn noch immer abstoßend treuherzig an, und dann gab er Dean mit vier kleinen Worten den Rest.

„Es tut mir leid.“

Dean schaffte es irgendwie, maskuline Haltung zu bewahren – das gab ganze 25 Punkte auf der Männlichkeitsskala – und winkte gleichmütig ab.

„Schon gut, Sammy.“

Aber Sam war offenbar nicht in der Stimmung für männlich-cooles Benehmen, er setzte noch einen drauf.

„Ich wollte dich nicht wütend machen.“

Dean sah ihm in die Augen, erkannte entsetzt, dass sein Welpe jetzt in Kuschelstimmung war, und in der nächsten Sekunde hatte er Sammy auch schon am Hals hängen und befand sich in einer Umarmung, die im Prinzip nicht weit von Bondage entfernt war.

„Wir können sofort weiter fahren, wenn du willst“, hörte er Sams Stimme, die irgendwie ein wenig zu rau klang, und sowieso passte es ihm nicht im Geringsten, dass Sammy mit einem Mal so widerlich unterwürfig war.

Wozu waren sie Brüder, wenn sie sich nicht einmal nach Herzenslust streiten konnten, ohne sich danach stundenlang Versöhnungsschmusereien hingeben zu müssen?!

Dean tätschelte etwas zögerlich Sams Rücken – irgendwie hatte er das merkwürdige Gefühl, dass Bobby irgendwo in der Nähe herum schlich und sie (natürlich aus den ritterlichsten Gründen) beobachtete – und Sam drückte ihn noch einmal feste und ließ dann endlich von ihm ab.

„Soll ich meine Sachen holen?“

Dean zögerte eine Sekunde, dann streckte er die Hand aus und kniff Sam nachdrücklich in die Nase.

„Idiot.“

Sam blinzelte verwundert, schielte auf Deans Hand an seiner Nase, und der ließ ihn wieder los und seufzte, als ruhe das Schicksal der ganzen Welt auf seinen starken Schultern – nun ja, im Prinzip war das ja auch so.

„Du, mein lieber Sammy, gehst jetzt ins Bett. Du hast seit Tagen nicht mehr ordentlich geschlafen, weil du ja unbedingt die letzten perversen Geheimnisse der Märchenwelt ergründen musstest - und wenn überhaupt, fahren wir erst morgen früh weiter, und das auch nur, wenn du mir versprichst, nie, wirklich nie, nie wieder so mit mir zu reden.“

Sam nickte ernsthaft, und Dean wusste, dass er ihn nicht verstanden hatte.

„Wenn du auch nur noch ein einziges Mal so ekelhaft devot bist, dann setz ich dich in einem Pappkarton am Straßenrand aus und überlasse dich deinem Schicksal“, grummelte er also aus aufklärungstechnischen Gründen, wandte sich ab und ging zurück ins Haus.

Sam plinkerte ihm verdutzt hinterher, vernahm ein verhaltenes Hüsteln, und als er sich umdrehte, erblickte er Bobby, der offenbar schwer mit der Entscheidung zu kämpfen hatte, ob er jetzt lachen oder doch lieber vor Rührung feuchte Augen bekommen sollte.

„Ich schwöre, ihr Zwei seid schlimmer als ein altes Ehepaar“, verkündete Bobby, blickte weise zu Sam auf und grinste dann. „Aber sag Dean nicht, dass ich das gesagt habe.“

Sam nickte gedankenverloren und starrte mit seelenvollem Blick in die Richtung, in die Dean verschwunden war.

Sein merkwürdiges Gefühl, Deans Nähe quasi atmen zu können, war in den letzten Tagen nicht schwächer geworden – inzwischen konnte er sogar mit relativer Sicherheit sagen, ob Dean im nächsten oder doch eher im übernächsten Raum war – und das obwohl er seine Nähe so oft wie nur möglich gemieden hatte.

Wenn sie nun also am nächsten Morgen weiter fuhren, hatte er nicht nur mit dem Fakt zu kämpfen, dass er noch immer nicht wusste, warum er kein Mitglied des Hochadels mehr war, da war dann außerdem noch der Umstand, dass er langsam aber sicher den Verstand verlor, und dafür das unerwünschte Talent, die Präsenz seines großen Bruders zu erspüren, bekam.

Entweder war es nämlich das, oder Dean hatte schon seit Jahren Recht, und er war in Wirklichkeit ein Mädchen und sollte ernsthaft eine Geschlechtsumwandlung überdenken.

Schon wieder nass

Zunächst mal ein Gruß an meine geliebten Kommischreiber und an all die anonymen Leser (ihr Schweine! xD) sowie an alle, die mich auf ihre Favoritenlisten gepackt haben!
 

Ihr seid das Salz in meiner Suppe, die Banane in meiner Obstschale, die Planierraupe gegen meine Schreibblockade!
 

Schreibt ihr mir immer fleißig weitaaa!
 

moko-chan
 


 

Deans Gesicht war ein Ragout an Emotionen, am dominantesten vertreten waren allerdings Unglauben und Mordlüsternheit, und Sam wusste, dass er nicht wirklich eine Kostprobe davon wollte.

„Nicht dein Ernst, oder?“

Sam, lediglich angetan mit einem winzigen Handtuch machte ein Gesicht, das Hugh Grant in seinen unangenehmsten Momenten zur Ehre gereicht hätte.

„Ich schwöre, es war keine Absicht.“

„Davon gehe ich aus!“

Dean schob den tropfenden Sam ungeduldig beiseite und ging ins Bad, um sich höchstpersönlich davon zu überzeugen, dass sein Riesenbaby es tatsächlich irgendwie geschafft hatte, die Dusche zu schrotten.

Er trat also neben die Duschwanne und drehte an allen dafür vorgesehenen Vorrichtungen, die er finden konnte, doch es tat sich nichts.

Dean brach in haltloses Fluchen aus und überlegte, ob er Sam einfach einsacken und den Motelbesitzer auf dem Problem sitzen lassen sollte, dann fiel ihm ein, dass Klempnerarbeiten ein dickes Plus auf der Männlichkeitsskala bedeuteten, und entschied spontan, Held des Tages zu werden.

Er stapfte also aus dem Bad, an dem noch immer feuchten Sammy vorbei, verließ ihr Motelzimmer und ging zum Impala, um den Werkzeugkasten zu holen.

Dean schaffte es unter Aufbietung all seiner Muskelkraft, das Ding ins Bad zu schaffen, und dann schloss er hinter sich ab und ward für lange Zeit nicht mehr gesehen.

Sam wartete derweil im Schlafzimmer auf seinem Bett – noch immer größtenteils nackt, weil die Handtücher und seine frischen Klamotten mit Dean im Bad eingeschlossen waren – und war froh, dass Dean ihn nicht derartig unbekleidet vor die Tür gejagt hatte, um ihm eine Lektion zu erteilen, die er seinen Lebtag nicht mehr vergessen hätte.

Alles, was aus dem Badezimmer zu ihm drang, war Deans beständiges Fluchen vermengt mit den klangvollen Lauten von Werkzeug auf Chromarmaturen, und aus irgendeinem verqueren Grund beruhigte Sam das.

Er ließ sich auf den Rücken fallen, döste vor sich hin und nach einer Weile schlief er ein.

Dann ging mit einem Knall die Tür zum Bad auf, Sam schreckte aus seinem Schlaf, saß aufrecht im Bett und erblickte Dean – nass, aber glücklich.

„Ich hab’s geschafft!“, verkündete Dean stolz und ihm entging Sams Blick, der ihn eingehend von oben nach unten musterte, die Haare, die ihm feucht in die Stirn hingen, das Shirt, nass und hauteng und beinahe durchsichtig, die Jeans, ebenso nass und unanständig körperbetont.

Das Einzige, was ihm auffiel, war die ausbleibende Reaktion seines kleinen Bruders, der jetzt doch eigentlich dazu verpflichtet war, ihm zu huldigen und ihm immer wieder zu versichern, dass er der tollste Typ unter der Sonne sei.

„Hey, ich hab gesagt, ich hab’s geschafft!“, wiederholte er also mit Nachdruck, stemmte die Hände in die Hüften, um seine Interpretation einer Superman-Pose abzuliefern, und Sam riss sich von seinem Anblick los und sah ihm ein kleinwenig zerstreut ins Gesicht.

„Toll.“

„… Toll?!“

Dean zog eine höchst unbefriedigte Schnute, zog sich sein nasses Shirt über den Kopf, und Sam beobachtete übertrieben fasziniert, wie sich die Muskeln an Deans Armen und Brust anspannten, als er es über dem Waschbecken im Bad auswrang.

„Das nächste Mal scheuch ich dich nackt über'n Parkplatz von Walmart, nur damit du Bescheid weißt!“, erklärte Dean schließlich empört, stieg aus seinen Jeans, die er neben seinem Shirt zum Trocknen aufhängte, kam zurück ins Schlafzimmer und musterte dann Sam, der sich noch immer nicht gerührt hatte.

„Dude, ziehst du dir jetzt langsam mal was an, oder wartest du auf was Bestimmtes?“

Dean nahm irritiert zur Kenntnis, wie Sam sich mit der Anmut einer neugeborenen Giraffe aus dem Bett kämpfte und ins Badezimmer stakste, dann zuckte er gottergeben mit den Schultern und stieg aus seinen Shorts – eigentlich unglaublich, dass er es tatsächlich geschafft hatte, die auch noch nass zu machen.

Fünf Minuten später war er wieder angezogen und vor allen Dingen trocken, von Sam aus dem Bad gab es jedoch keinerlei Lebenszeichen, bis er das Rauschen der Dusche vernahm und ihm wieder einfiel, dass Sam mit seinem morgendlichen Reinigungsritual ja nicht sonderlich weit gewesen war, als das Wasser beschlossen hatte, ihm seine feuchten Dienste zu verweigern.

Dean überlegte, ob er heute mal besonders nett sein und ihnen Frühstück besorgen sollte, und weil seine Männlichkeitsskala im Moment so schön viele Punkte hatte, und er sich ja außerdem gerade als Meister der Rohre profiliert hatte – er schätzte die Doppeldeutigkeit dieses Titels ungemein – beschloss er, es einfach zu tun.

Irgendwie musste er Sammy ja dazu bringen, ihn angemessen zu vergöttern.

Dean pinselte Sam eine hastige Nachricht, griff sich die Autoschlüssel und verschwand aus der Tür.
 

Sam unter der Dusche kämpfte mittlerweile mit der Erkenntnis, dass es ihm erschreckenderweise neuerdings gefiel, Dean anzusehen.

Es war ja nun nicht etwa so, dass er es früher verabscheut hätte, Dean anzusehen – man konnte sagen, was man wollte, Dean war ein gutaussehender Kerl und alles andere als abstoßend – aber das da eben im Schlafzimmer war ja nun wirklich nicht mehr lustig gewesen.

Er war so damit beschäftigt gewesen, Dean anzusehen, dass er komplett ausgeblendet hatte, was dieser zu ihm gesagt hatte, und das war in der Tat äußerst bedenklich.

Für gewöhnlich blendete er absichtlich aus, was Dean zu ihm sagte, um sich wenigstens für kurze Zeit der Illusion hingeben zu können, ein normaler Kerl mit einem normalen Leben und – die größte Illusion von allen – einem normalen Bruder zu sein, und wenn er jetzt anfing, Dean auch noch unabsichtlich auszublenden, konnte er sich genau so gut in ein dunkles Loch setzen und darauf warten, dass das Ende der Welt eintrat.

So ungern Sam sich das nämlich auch eingestand, war ein Leben, in dem Dean keine Rolle spielte, mit einem Film ohne Bild und Ton gleichzusetzen.

Hinzu kam, dass Sam während seines fulminanten Aussetzers im Schlafzimmer und dann noch mal als er unter die Dusche gestiegen war, einen königlichen Flashback gehabt hatte.

Seine Erinnerungen aus seiner kurzen Zeit als Prinz kehrten offensichtlich nach und nach zurück – was ihm die Gelegenheit gab, für seine peinlichen Aktionen nachträglich rot zu werden – und auch wenn das die Hoffnung in ihm nährte, endlich zu erfahren wieso, weshalb, warum und so weiter, waren ihm das royale Gedankengut und die noblen Gefühle, an die er sich jetzt erinnerte, mehr als suspekt.

In einen Prinzen verwandelt gewesen zu sein, war an sich schon schlimm genug, in einen schwulen Prinzen verwandelt gewesen zu sein, brachte bei der Peinlichkeitsolympiade die Goldmedaille ein.

Zum Glück würde Dean nie etwas davon erfahren, sonst könnte er definitiv ein für alle mal jegliche Hoffnung aufgeben, auf der Männlichkeitsskala je wieder ins Plus zu kommen.

Sam seufzte, erlaubte sich eine Zeit lang, sich selbst leid zu tun, und drehte dann das Wasser ab.

Er kletterte aus der Dusche, trocknete sich ab, und weil er an diesem Morgen so unanständig lange halbnackt gewesen war, hüllte er sich zu Kompensationszwecken in extra viele Schichten, und kehrte dann ins Schlafzimmer zurück.

Dean, der eben durch die gegenüberliegende Tür kam, zog beide Augenbrauen in die Höhe, als er ihn erblickte.

„Probst du für eine Rolle als Michelinmännchen?“

Sam grummelte etwas Unverständliches, Dean grinste zufrieden und präsentierte dem perplexen Sam dann seine Einkäufe.

Als er dann noch immer nicht die verdienten Lobpreisungen zu hören bekam, versenkte er sich in beleidigtes Schmollen, das den gesamten Morgen und die Hälfte des Vormittags anhielt und den armen Sam in komplette Verwirrung stürzte, weil der nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was er gemacht hatte, um seinen Lieblingsbruder derartig zu verstimmen.
 

Zwei Tage später hatte Sam (so gut es eben ging) verdrängt, dass er Dean gerne ansah, was ihn nicht daran hinderte, ihn so oft wie möglich anzusehen, den Umgang mit seinem großen Bruder aber um Einiges erleichterte.

Da er ihn aber nun mal ständig ansah, fiel es ihm an diesem regnerischen Morgen im Januar durchaus schwer zu ignorieren, dass Dean – um es höflich auszudrücken – auch schon mal besser ausgesehen hatte.

Dean auf der gegenüberliegenden Seite des Dinertisches konnte seinerseits nun absolut nicht nachvollziehen, wie Sam nach der Ruhestörung der vergangenen Nacht derartig frisch und ausgeschlafen sein konnte.

Er selbst hatte höchstens eine halbe Stunde geschlafen, und auch wenn er für gewöhnlich nicht das geringste Problem damit hatte, große Augen zu haben – hey, die Weiber fuhren drauf ab, also waren sie ein dickes Plus auf der Männlichkeitsskala, und es interessierte ihn einen Dreck, falls das unlogisch war – an diesem Morgen hatte er das Gefühl, seine Müdigkeit statte sie mit einem abnormen Gewicht aus, so dass sie sein Gesicht auf sehr unangenehme Art und Weise beschwerten und gen Erdboden zogen.

… Allein dieser Gedankengang bewies doch, dass er nicht ausgeschlafen war!

„Dude, ich glaube, du hast was an den Ohren“, bemerkte Dean nun zwischen zwei Schlucken Kaffee, und Sam legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.

„Und wieso das?“

„Weil sie in der letzten Nacht auf dem Parkplatz vor unserem Motel ein Baby mit einer Katze verprügelt haben, und du trotzdem nicht aufgewacht bist!“

Sams Gesicht war ein Ausdruck puren Entsetzens, und Dean streckte die Hand aus und kniff ihn fest in die Nase.

„So klang es, du Depp!“

Sam schielte auf Deans Hand an seiner Nase hinab und fragte sich unwillkürlich, wann genau sein Bruder diesen merkwürdigen Fetisch entwickelt hatte, ihn ständig in sein Riechorgan zu kneifen.

„Hast du nicht nachgesehen, was es war?“, fragte er ein wenig dumpf – Dean hatte sein Näschen noch immer nicht losgelassen – und der schnaufte genervt.

„Und zwei Katzen beim Liebesakt stören – nein danke! Obwohl sie es eigentlich verdient gehabt hätten …“

Dean ließ endlich Sams Nase los, um sich den Rest seines Bagels in den Mund zu schieben, und Sam war aufs Neue fasziniert, was der alles aufnehmen konnte, ohne wegen Überfüllung schließen zu müssen, und griff seine Theorie wieder auf, dass auch der menschliche Körper bisweilen annähernd übernatürliche Züge annehmen konnte … zumindest Deans.

Da seine Gedanken anfingen, in gefährliche Gefilde abzudriften, konzentrierte Sam sich lieber auf sein Frühstück, und verpasste daher den Blick, den Dean ihm über den Tisch hinweg zuwarf.

Sie hatten zwar nicht mehr darüber gesprochen, aber Dean hatte keineswegs vergessen, was Sam bei ihrem Streit bei Bobby vor ein paar Tagen rausgerutscht war.

Deans müde Augen nahmen einen äußerst besorgten Ausdruck an, und während er weiter Kaffee in sich hinein schüttete, ging er die diversen Möglichkeiten durch, was Sam mit der Selbstdiagnose, er sei „nicht normal“ gemeint haben konnte.

Visionen hatte Sam offenbar keine – sehr erleichternd – aber vielleicht entwickelte er jetzt andere übernatürliche Talente … nur welche?

Dean persönlich war nichts aufgefallen, und die Idee, dass Sam jetzt Gedankenkontrolle beherrschte, und ihm deswegen nichts aufgefallen war, weil der das so wollte, war zu gruselig, um weiter verfolgt zu werden.

Vielleicht war Sammys Geruchssinn jetzt besonders gut ausgeprägt – das würde zumindest dieses leicht beunruhigte Hugh-Grant-Gesicht erklären, das er in der letzten Zeit ständig zog, aber das war eine blöde Fähigkeit, also verwarf Dean auch diesen Gedanken wieder und seufzte leise.

Er war so doch sonst nicht so schrecklich unkreativ, wenn es darum ging, sich Horrorszenarien für Sam auszumalen, schließlich hatte er die letzten zwanzig Jahre damit verbracht, sich um seinen kleinen Bruder Sorgen zu machen, weil die Möglichkeiten, was dem alles zustoßen könnte, quasi unbegrenzt waren!

Sich Sam mit Superkräften vorzustellen, war aber offenbar schwieriger, als er geahnt hatte.

In Deans Vorstellungswelt – also in der Realität – war Sam hilflos, naiv und furchtbar pflegebedürftig und deswegen für eine Karriere als Superheld nicht geeignet.

Dean betrachtete Sam sowieso nicht etwa als gleichberechtigten Mitstreiter, sondern eher als so eine Art Maskottchen, das ihm im Kampf gegen das Böse zur Seite stand – egal was Sammy davon halten mochte, er war groß, er war plüschig, er war ein Stimmungsmacher, also eindeutig ein Maskottchen – und ein Maskottchen mit Superkräften war so ziemlich das Lächerlichste, wovon Dean je gehört hatte.

Todesbotin

Schon wieder ich ... möchte meine Leserschaft lediglich auf einen Link in meinem Steckbrief hinweisen - ich schwöre, es lohnt sich! ;)
 

Das war's auch schon.

Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Dude, du siehst verdammt scheiße aus.“

Dean unterdrückte den nachdrücklichen Impuls, Sammy eine rein zu hauen und beschränkte sich auf einen furchteinflößenden Blick.

„Danke.“

Drei Nächte hintereinander hatte er jetzt quasi komplett ohne Schlaf auskommen müssen, und seine Laune war auch ohne Sams unqualifizierte Bemerkungen schlecht genug.

Das Einzige, das er nicht verstand, war, warum Sam die abartigen Geräusche, die ihn Nacht für Nacht wach hielten, nicht hörte.

Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, verdammt!

Dean nahm einen tiefen Schluck Kaffee – er lief inzwischen ausschließlich auf Kaffee und falls aus irgendwelchen Gründen seine Kaffeezufuhr zum Erliegen kommen sollte, wäre er geliefert – und unternahm einen heldenhaften Versuch, sich auf das zu konzentrieren, was Sam zu ihm sagte.

„… kann doch nicht sein, dass nur du das hörst. Bist du wirklich sicher, dass es einfach nur Katzen sind?“

Sam sah Dean an, dass der ihn zwar gehört hatte, aber nicht wirklich verarbeiten konnte, was gesagt worden war.

Er runzelte die Stirn, als ihm mit plötzlicher Schärfe bewusst wurde, wie sehr Dean von dem Mangel an Schlaf der letzten Nächte gezeichnet war.

Die Ringe unter seinen Augen hatten schon beinahe Doughnut-Größe – was nicht unbedingt ein attraktiver Anblick war – und bildeten zusammen mit Deans Drei-bis-Vier-Tage-Bart ein unansehnliches Ensemble.

Wenn Sam die Augen ein wenig zusammenkniff, sah Dean sogar ein kleinwenig aus wie Tim Burton – nur lange nicht so zerzaust und natürlich fehlte diese unglaubliche Brille.

Sam blinzelte – höchstwahrscheinlich hatte er noch nie zuvor so lange Tim Burton visualisiert – besser zurück zum Problem.

Wenn sie zufällig etwas Übernatürlichem begegnen sollten, würde Dean sich in seinem komatösen Zustand nicht verteidigen können, und es war erst recht nicht dran zu denken, aktiv nach einem neuen Job zu suchen, bevor Dean endlich etwas Schlaf bekommen hatte.

Sam fasste einen Entschluss, nahm seinem Bruder energisch die Kaffeetasse aus der Hand, und der blinzelte ihn verwundert an – zu mehr war er nicht in der Lage – und sah zu, wie Sam ihre Rechnung beglich.

Dann wurde Dean von Sam aus dem Diner geschleift und in ihr Motelzimmer verfrachtet, Sam befahl ihm mit der ganzen Autorität seiner überlegenen Größe – 8 Zentimeter waren 8 Zentimeter – sich ins Bett zu legen und sofort, aber sofort, einzuschlafen.

Vorher musste Dean ihm allerdings noch kurz das Geräusch beschreiben, das ihm den Schlaf raubte, was dem nicht wirklich schwer fiel, da er inzwischen unter der Wahnvorstellung litt, es immer und überall zu hören, und dann fiel Dean zu den klackernden Geräuschen von Sams Fingern auf der Tastatur des Laptops in erlösenden Schlaf.

Mit Deans dezentem Schnarchen als Hintergrunduntermalung drang Sam in die unendlichen Weiten des WorldWideWeb ein, kam sich selbst ein kleinwenig dumm vor, als er die Suchbegriffe „Heulen, Kreischen, sterbende Katze“ eingab und war, gelinde gesagt, überrascht, als er tatsächlich fündig wurde.

Sams Stirn bewölkte sich zusehends, als er den Text las, den seine Suchmaschine ausgespuckt hatte, und als er schließlich am Ende angelangt war, wünschte er sich zum ersten Mal in seinem Leben, nicht ständig den Drang zu verspüren, allen Dingen auf den Grund gehen zu müssen.
 

Dean erwachte mit der wundervollen Gewissheit, endlich mal wieder ein paar Stunden durchgeschlafen zu haben – gut, dass er höchstwahrscheinlich niemals Kinder haben würde, über einen längeren Zeitraum würde er sowas nicht überleben – und schlug die Augen auf.

Das Erste, das er erblickte, war Sam, der am Fenster stand und in die Dunkelheit hinaus starrte – offenbar hatte er bis zum Abend geschlafen – dann sah er den Ausdruck auf Sams Gesicht und sprang mit einem Satz aus den Federn.

Sam kniff die Augen zusammen, als er Deans nackte Füße auf dem Holzfußboden hörte, und er spürte die Nähe seines Bruders stärker als jemals zuvor, als dieser schließlich schräg hinter ihm zum Stehen kam.

„Was ist los, Sam?“

Sam presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

Er konnte es ihm nicht sagen, er wollte es nicht.

Dann spürte er, wie Dean sich von ihm entfernte, und als er die Augen wieder aufriss und zu ihm herumfuhr, war es schon zu spät.

Dean starrte auf den Bildschirm des Laptops, beide Hände so fest zu Fäusten geballt, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, und eine aberwitzige Sekunde lang war Sam fest davon überzeugt, Dean würde seinen Computer packen und aus dem Fenster schleudern.

Ihre Blicke trafen sich, Sam sah den Ausdruck endloser Verzweiflung vermengt mit Angst in Deans Augen und er schluckte.

„Eine Banshee?“, murmelte Dean nach einer scheinbaren Ewigkeit fassungslos, und Sam konnte ihn nicht mehr ansehen und wandte ihm den Rücken zu.

Wieder waren Deans Füße auf dem Holzfußboden zu hören, und im nächsten Augenblick fühlte Sam, wie er in eine Umarmung gezogen wurde, die so unerwartet kam, dass er für einen Moment schwindelte.

Dann schlang er seine Arme um Dean und drückte sich an ihn, und er weinte nur deswegen nicht, weil er genau wusste, dass es ihm nicht helfen, Dean aber nur noch mehr belasten würde.

Wenn es wirklich eine Banshee war, die Dean gehört hatte, dann gab es sowieso nichts, das ihm noch helfen würde.

„Ich wusste gar nicht, dass wir irische Vorfahren haben“, hörte er irgendwann Deans Stimme und er musste lächeln – Dean hatte ihn umarmt, er wusste, wie es wirklich in seinem Bruder aussah.

Nach einer Weile löste er sich endlich von Dean, sah ihm wieder in die Augen und war erleichtert zu sehen, dass dieser sich gefangen hatte, und dann beobachtete er auch schon, wie das vertraute Grinsen auf Deans Gesicht zurückkehrte, das er immer dann aufsetzte, wenn ihn seine wahren Gefühle schlichtweg überforderten.

„Jetzt lass uns rausfinden, wie wir die Ziege platt machen.“
 

Beschreibungen von gesichteten oder gehörten Banshees variieren zum Teil stark, die meisten weisen jedoch eine Anzahl gemeinsamer Merkmale auf.

Es tritt stets nur eine Banshee auf.

Sie wird meist als totenbleiche und weißgekleidete Frau mit langem weißlichem Haar dargestellt, die Augen sind oft glutrot vom ständigen Weinen.

In den meisten Beschreibungen ist sie in stark fortgeschrittenem Alter, seltener auch jung und schön. Sie wird allerdings seltener gesehen als gehört: Meist einige Tage vor dem Verscheiden eines Familienmitglieds setzt sie sich – Berichten und verbreitetem Glauben zufolge – vor das Fenster der Familie und schluchzt (banshee wail).

Dabei erscheint die Banshee vorzugsweise am Stammsitz jener alteingesessenen irischen Familie, der sie sich angeschlossen hat, selbst wenn das Familienmitglied, dem ihre Totenklage gilt, im Ausland lebt.

Häufig wird sie auch am Rande von Wegen oder an Gewässern gesehen/gehört. Die Person, deren Tod die Banshee ankündigt, hört ihr Klagen berichtetermaßen nicht.

Angeblich besitzt jede Familie in Irland ihre eigene Banshee.

Dean fluchte, schloss das Buch, in dem er zum Tausendsten Mal den gleichen nutzlosen Schund gefunden hatte, mit einem dumpfen Knall und sah nur deswegen davon ab, es als Wurfgeschoss zu verwenden, weil er das anklagende Hüsteln des Bibliothekars in seinem Nacken hörte und nicht rausfliegen wollte, da er sich noch immer an die leise Hoffnung klammerte, irgendwo in diesem verstaubten Laden einen Text über Banshees finden zu können, der ihm weiter helfen würde.

Seit er die verdammte Heulboje vergangene Nacht am Fenster gesehen hatte, war er sich nämlich sicher, dass es sich um eine Banshee handeln musste, und er wollte verdammt sein, wenn er einfach so zuließ, dass Sam starb.

Die letzten Tage hatte er seinen kleinen Bruder nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, und auch jetzt saß Sam am Tisch hinter ihm, in ein Buch über irische Legenden und Fabelwesen vertieft, und Dean wusste, wenn er sich jetzt umdrehen und Sam in die Augen sehen würde, dann wäre sein Highscore auf der Männlichkeitsskala total im Eimer, weil er dann zu ihm gehen und ihn in aller Öffentlichkeit umarmen würde.

Er stellte das nutzlose Buch zurück ins Regal, griff sich das nächste und fing an zu blättern.

Das dumpfe Gefühl in Deans Magengegend wurde praktisch von Stunde zu Stunde schlimmer, langsam konnte er es nicht mehr ignorieren, und wenn das so weiter ging, würde er ganz bestimmt ein Magengeschwür bekommen.

Es konnte doch nicht angehen, dass keiner dieser dämlichen Wälzer eine Lösung für sein Problem anbot!

Langsam aber sicher entwickelte Dean eine ernstzunehmende Abneigung gegen Bücher aller Art.

Sonderlich belesen oder ein Bücherwurm war er ja noch nie gewesen, aber nach dem Märchendebakel mit Nigel und dem Aufenthalt in diesem Sammelsurium von Staub und Altpapier hatte er von Büchern gestrichen die Schnauze voll.

Dean hatte ja schon immer geahnt, dass die Welt scheiße war, aber so langsam hatte er wirklich keinerlei Lust mehr, für ihr Andauern zu kämpfen.

Das war doch einfach nur unfair!

Sam durfte nicht einfach so sterben, er war doch gerade erst wieder normal geworden und kein dummer Prinz mehr, und Dean hatte ihn noch gar nicht mit dem tollen, so wunderbar passenden, neuen Spitznamen belegt, den er sich für ihn ausgedacht hatte – Adelheid – dabei war er doch so unglaublich stolz auf sich selbst, dass ihm sowas Pfiffiges eingefallen war!

In Anbetracht der momentanen Umstände wäre es allerdings total unpassend gewesen, Sammy so zu nennen, und irgendwie war Dean auch nicht so wirklich danach.

Verdammte Banshee!

Wenn die ihm wenigstens erzählen würde, woran genau Sam dahinscheiden sollte, dann könnte er die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen, aber da sie ja augenscheinlich nichts anderes konnte, als wehleidig vor sich hin zu wimmern, tappte er völlig im Dunkeln und litt sogar unter Angstzuständen, wenn Sam allein im Bad war – wer sagte schließlich, dass ihn etwas Übernatürliches zur Strecke bringen würde, er könnte sich auch total unspektakulär unter der Dusche den Hals brechen – und Dean schaffte es nur unter Aufbietung all seiner Entschlossenheit, Sam allein auf die Toilette gehen zu lassen.

Nicht genug also, dass er vor Sorge um Sam ganz krank war, die dumme Banshee suchte ihn noch immer Nacht für Nacht heim und beglückte ihn mit ihrem furchtbaren Gejaule.

Der einzige Lichtblick war, dass Sammy sie nicht hören musste – aber im Prinzip war das auch nicht wirklich ein Lichtblick, wenn er sie nämlich hören könnte, dann gäbe es überhaupt keinen Grund zu all der Aufregung.

Dean pfefferte das Buch zurück ins Regal, als er nichts Gescheites über Banshees fand, und biss die Zähne zusammen, um nicht all die Schimpfworte herauszubrüllen, die in seinem kreativen Geist Gestalt annahmen.

Er drehte sich zu Sam um, in der Hoffnung, dass der vielleicht etwas gefunden hatte, mit dem man arbeiten konnte, und als er sah, dass Sam ihn beobachtete, kam ihm der Verdacht, dass dieser das schon eine ganze Weile lang tat, und so, wie er aus der Wäsche guckte, fiel es Dean nicht sonderlich schwer, sich vorzustellen, worüber Sammy gerade nachdachte.

Dean seufzte leise und ging zu Sam hinüber, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. „Wir kriegen das hin, Sam. Wir haben es immer hingekriegt. Zur Not -“

Dean hielt inne, als er Sams Blick einfing, und biss sich auf die Unterlippe.

Sam würde ihn umbringen, wenn noch mal so einen Deal abschließen würde, aber um ehrlich zu sein, würde er das sogar in Kauf nehmen – sein eigener Tod war ihm nach wie vor sehr viel lieber, als ein Leben ohne Sam.

Unerwarteter (Rechts-)Beistand

„Was denkst du, was du da tust, junger Mann?“

Sam hielt inne, die Hand am Türknauf, dann drehte er sich ertappt zu Dean um.

„Spazieren gehen?“, schlug er vorsichtig vor und erntete einen strengen Blick von Dean, der noch im Bett lag und eigentlich hätte schlafen sollen.

„Ach komm schon, Dean!“, entfuhr es Sam unwillkürlich. „Das mit der Banshee ist zwei Wochen her! Augenscheinlich lebe ich noch, und ich finde, du könntest so langsam ruhig wieder damit aufhören, dich wie eine Gluckhenne zu benehmen!“

Dean schob mit einem Ruck die Bettdecke beiseite, ignorierte die unverschämte Bezeichnung ‚Gluckhenne’ für sein männliches Selbst, ignorierte weiterhin, dass es im Zimmer schweinekalt war, und stand auf.

„Du wartest, bis ich mich angezogen habe, und dann gehen wir zusammen spazieren!“

Mit diesen Worten verschwand er ins Bad, und Sam seufzte und ließ sich gottergeben auf sein Bett fallen.

Dabei hatte er doch extra spazieren gehen wollen, um zumindest für einen Moment von Dean loszukommen.

Er brauchte endlich wieder ein wenig Zeit für sich selbst, wenn er nicht endgültig überschnappen wollte.

Dean war in den letzten zwei Wochen ohne Vorwarnung zur Super-Mutti mutiert und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, und auch wenn Sam verstand, warum er das tat, und den Gedanken, der dahinter steckte, ungemein schätzte, konnte er langsam aber sicher nicht mehr.

Ständig diese peinlichen Prinzen-Flashbacks, die – inzwischen nur noch geringfügige – Angst vor seinem durch die Banshee angekündigten Tod, und dann auch noch ein Bruder, der pausenlos um ihn herum schwirrte wie ein Glühwürmchen auf Autopilot, waren einfach zu viel.

Er vermisste den alten Dean, seine dummen Sprüche, seinen Galgenhumor, seine Abneigung gegen jegliche Form von Gefühlsduselei – aber vor allem seine dummen Sprüche.

Dean hatte ihn schon ewig nicht mehr mit einem Mädchennamen belegt, und das war einfach nicht richtig, so funktionierte das Universum einfach nicht – und jetzt wollte er ihn sogar auf einen Spaziergang begleiten und das, obwohl er Spaziergänge hasste, sie überflüssig fand und für grenzenlos überschätzt hielt, und bei allem, was recht war, das war zu viel!

Sam stand ruckartig auf, durchquerte das Zimmer mit zwei Schritten – hey, das Zimmer war klein, er war entschieden groß – und riss die Tür zum Bad auf.

Gerade, als er Deans Körper schemenhaft hinter dem hässlichsten Duschvorhang aller Zeiten erkennen konnte, schoss ihm ein Bild durch den Kopf, das ihn beinahe von den Füßen riss:

Er und Dean in einem dunklen Zelt, Dean bewusstlos, seine Lippen auf Deans.

Schon wieder so ein peinlicher Flashback – obwohl peinlich in diesem Fall nicht ganz das zutreffende Wort war.

Sam konnte sich nicht helfen, er wurde rot, und dann zog Dean den Duschvorhang ein Stück beiseite und lugte misstrauisch daran vorbei.

„Was machst du da?“

Sam wurde zu seinem eigenen Verdruss noch ein wenig röter, und es half ihm kein Bisschen, dass Dean auf der anderen Seite dieses blöden Duschvorhangs nackt war.

„Nichts.“

Das war ja nun sehr überzeugend und total unauffällig und unverdächtig noch dazu.

Sam gratulierte sich selbst, verlieh sich im Stillen eine goldene Himbeere und trat hastig den Rückzug ins Schlafzimmer an.

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein!

Er war wieder normal geworden, weil er Dean geküsst hatte?!

Sam verspürte ein Schwindelgefühl und musste sich setzen.

Ausgerechnet Dean war also die ganze Zeit über seine Prinzessin gewesen – hier schlich sich ein trotz der erschreckenden Erkenntnis nicht zu unterdrückendes Grinsen auf Sams Gesicht – und wenn er ihn nicht hätte beatmen müssen, dann wäre er für immer ein Prinz geblieben?!

Das waren ja furchtbare Neuigkeiten!

Dean konnte nicht seine Prinzessin sein!

Dean war nicht im Mindesten prinzessinnen-tauglich und außerdem war er auch überhaupt keine Jungfrau mehr!

Sam verpasste sich eine mentale Ohrfeige – das war ja wohl kaum das Problem!

Dean war nicht nur prinzessinnen-untauglich, er war sein Bruder und somit völlig ungeeignet, zum Ziel romantischen Interesses jeglicher Art zu werden!
 

Dean nahm einen Schluck Bier und lugte Sam über die Flasche in seiner Hand hinweg prüfend an.

Seit ihrem Spaziergang an diesem Morgen hatte er das zwingende Gefühl, Sam verschweige ihm etwas, und auch, wenn er dieses Gefühl nicht zum ersten Mal hatte und es für gewöhnlich schlichtweg ignorierte, dieses Mal war es irgendwie anders als sonst.

Sam wirkte irgendwie so komisch huschig-wuschig, und wenn Dean die Geschichte mit der Banshee inzwischen auch so gut wie abgehakt hatte, könnte das möglicherweise ein Anzeichen für etwas potentiell Ungesundes sein.

Dean bestellte seinem kleinen Bruder noch ein Bier und beschloss, ihn darauf anzusprechen, wenn sie später wieder allein in ihrem Motelzimmer waren.

Jetzt wollte er einfach nur seine Ruhe haben – die Ruhe, die einem eine gut besuchte Bar eben bot – und wenn möglich eine Braut aufreißen.

Er war die letzten Wochen so damit beschäftigt gewesen, sich um Sam zu sorgen, dass seine Libido entschieden zu kurz gekommen war, und diesem unzumutbaren Zustand wollte er an diesem Abend ein Ende setzen.

Dean ließ seinen Blick also durch das Lokal schweifen, machte mehrere potentielle Opfer aus und wollte gerade zum Angriff ansetzen, als Sams Stimme mit einem noch nie da gewesenen, extremst verschüchterten Unterton erklang.

„Dean … ich glaube, ich werde gerade angeflirtet.“

Dean blinzelte verwundert, weil er nicht ganz ausmachen konnte, warum Sam der Umstand, dass er angeflirtet wurde, derart in Panik versetzte – aber hey, es war Sam, und der war erwiesenermaßen komisch, wenn es um Frauen ging – dann folgte er Sams verhuschtem Haselmausblick hinüber an die Bar und machte einen Kerl in den Dreißigern aus, dessen Gesicht ein liederliches Grinsen zierte, das selbst Deans liederlichstes Grinsen an seinen besten Tagen in den Schatten stellte.

„Also … das …“

Eine Kurzschlussreaktion später lag seine Hand auf Sams Oberschenkel, der Typ warf ihm einen verdutzten Blick zu, den er mordlüstern erwiderte, und sämtliche Frauen im Raum seufzten enttäuscht auf.

Das hatte er ja jetzt ganz toll hingekriegt.

Dean gratulierte sich selbst zu dieser grandiosen Aktion, zog sich 10 Punkte auf der Männlichkeitsskala ab, verdrehte die Augen, gab sich 15 Punkte wieder dazu, weil er es zu Sams Verteidigung getan hatte, und bestellte sich noch ein Bier.

Wenn er sich schon keine Abendunterhaltung aufreißen konnte, dann wollte er sich wenigstens gepflegt die Kante geben.

Fünf Bier später ging es ihm ein wenig besser, und allein Sams Anblick, der den erheiternden Versuch unternahm, sich unsichtbar zu machen – und das bei einer Körpergröße von 1.93m – versöhnte ihn wieder vollkommen mit der Welt.

Drei weitere Bier später fühlte er sich in der ordnungsgemäßen Verfassung, die Bar zu verlassen und außerdem Sam auf den Zahn zu fühlen, was den schon wieder aus seinem empfindlichen emotionalen Gleichgewicht gebracht habe – mit genügend Alkohol intus war er bei sowas nämlich ganz besonders einfühlsam.

Kaum hatte Sam also die Tür zu ihrem Motelzimmer hinter ihnen Beiden geschlossen, drehte Dean sich unerwartet zu ihm um, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn auf diese gewisse Art an, bei der Sam jedes Mal der unangenehme Verdacht kam, Dean habe jetzt statt seiner übernatürliche Fähigkeiten entwickelt und beherrsche den alles durchdringenden Röntgenblick.

„Also Sammy, was ist mit dir?“, fragte Dean ihn auch prompt, lallte dabei ein ganz klein wenig, und Sam ertappte sich dabei, wie ihm der Klang seiner Stimme eine leichte Gänsehaut verursachte.

Wenn das jetzt zur Gewohnheit würde, war er in ernsthaften Schwierigkeiten.

„Wieso, was soll mit mir sein?“, gab er so unbeteiligt wie nur möglich zurück, und Dean machte einen Schritt auf ihn zu und kniff ihn in die Nase – schon wieder.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Adelheid“, setzte Dean an, und Sam entglitten sämtliche Gesichtszüge. „Ich seh dir doch ganz genau an, dass mit dir was nicht stimmt, also kannst du auch genau so gut aufhören, es abzustreiten und einfach mit der Sprache herausrücken!“

„Adelheid?“, war alles, was Sam dazu sagen konnte, und Dean grinste stolz und nickte.

„Weil du doch ein Prinz warst – Adel und so … Adelheid!“

Sam lachte leise, war glücklich, dass Dean ihm endlich wieder einen Mädchennamen gegeben hatte und vergaß völlig, dass er ja in Schwierigkeiten war.

„Und jetzt sagst du mir, was schon wieder mit dir los ist!“, brachte Deans tiefe, so wunderbar raue, einfach nur Gänsehaut verursachende – mein Gott, war er in Schwierigkeiten! – Stimme die unangenehme Erinnerung zurück, und Sam entschloss sich, einfach eine Version der Wahrheit zu erzählen.

„Ich kann mich wieder ein bisschen an meine Zeit als Prinz erinnern.“

Dean zog beide Augenbrauen in die Höhe, dann legte er den Kopf schief.

„Kannst du?“

Na fein, das war natürlich Grund genug, huschig-wuschig zu werden, ein Wunder, dass Sam nicht schon längst vor Scham gestorben war.
 

„… Und dann musst du hier drauf drücken – sag mal Sam, hörst du mir überhaupt zu?“

Sam zuckte zusammen und blickte Dean konfus an, der vor der neuen Grillmaster2008Deluxe stand und diese blöde Mikrowelle angeiferte, als sei sie ne Blondine mit nix an.

Eigentlich waren sie mit dem festen Vorsatz in dieses Geschäft gekommen, neue Taschenlampen und Batterien zu besorgen, und jetzt musste er sich schon seit einer geschlagenen Viertelstunde von Dean einen Vortrag über eine Mikrowelle anhören – kein Wunder, dass er da ein wenig abgedriftet war, er wäre nur wesentlich beruhigter gewesen, wenn er zu halbnackten Frauen und nicht etwa einem nur spärlich bekleideten Dean, der am Impala herumbastelte, abgedriftet wäre – so richtig schön verschwitzt und mit Ölflecken auf der Jeans und -

„Hattest du wieder einen Flashback?“, erkundigte Dean sich mit hochgezogener Augenbraue, und Sam griff die Ausrede dankbar auf und nickte, und dann kauften sie endlich Taschenlampen und Batterien, und Sam sah zu, dass er Land gewann.

Er hörte Dean hinter sich zostern, was er es denn plötzlich so eilig habe, stapfte jedoch verbissen weiter und atmete auf, als er sicher und trocken auf dem Beifahrersitz des Impalas Platz genommen hatte.

Dann setzte Dean sich allerdings auf der Fahrerseite neben ihn – irgendwie hatte er verdrängt, dass das passieren würde – warf den Motor an, der wie üblich melodisch grollend zum Leben erwachte, und fuhr zu den gediegenen Klängen von Metallica los.

Sam warf seinem Bruder einen unauffälligen Blick aus dem Augenwinkel zu und weidete sich einen Moment lang an dessen schmollendem Anblick, dann ging plötzlich ohne Vorwarnung Deans Handy los, das Radio wurde leiser gedreht, Dean nahm das Gespräch an und Sam konnte die Augen schließen und Laute wie „Mh ... hn?! … Aha … mhhm“ kombiniert mit tatsächlich existenten, sinnbehafteten Worten genießen, die er allerdings mal wieder geschickt ausblendete.

Dean beendete schließlich das Gespräch, Sam kam wieder zu sich, wandte seinem Bruder den Blick zu und war ein wenig verwirrt, weil dessen Gesichtsausdruck sich nur mit grimmig bis grantig umschreiben ließ.

„Was ist los?“, erkundigte er sich also irritiert, und Dean sah aus, als wolle er jemanden beißen.

„Das war Dads Anwalt.“

Sam hatte das Gefühl, ihm würden die Augen aus den Höhlen treten.

„Das war WER?!“

„Dads Anwalt!“, bellte Dean, und Sam zog den Kopf ein.

„Und was wollte er?“

„Dass wir zu ihm kommen – Dad hat ihm scheinbar irgendwas für uns gegeben!“

Sam, der die Angelegenheit noch immer nicht so ganz fassen konnte, schwieg, und Dean grummelte etwas wie „Wusste nichtmal, dass Dad nen Anwalt hat!“

„Und wo sollen wir hinkommen?“, fragte Sam schließlich, und Dean seufzte.

„Nach Lawrence.“

Sam runzelte die Stirn, drehte den Kopf nach vorn und starrte nachdenklich aus der Frontscheibe.

„Hat er sonst noch was gesagt?“, erkundigte er sich leise und er spürte es eher, als dass er es sah, dass Dean den Kopf schüttelte.

„Nichts wirklich Aufschlussreiches, nur, dass er meine Nummer von Dad bekommen hat – und das schon vor ein paar Jahren. Schätze mal, er wird Näheres erklären, wenn wir bei ihm sind.“

Und mit diesen Worten trat er das Gaspedal durch, der Impala beschleunigte mit einem Knurren, und als Dean die Hand ausstreckte und das Radio auf volle Lautstärke drehte, wusste Sam, dass er genau so beunruhigt war wie er selbst.

Verlustangst

Sam musterte den graumelierten Herrn, der sich ihnen als Mr. Johnston vorgestellt hatte, und schaffte es beim besten Willen nicht, ihn sich mit seinem Vater in einem Raum vorzustellen und noch viel weniger als dessen Anwalt.

Als Mr. Johnston ihn und Dean nun aber begrüßte, sie freundlich bat, Platz zu nehmen und schließlich sogar eine Keksdose hervorzauberte und ihnen den Inhalt anbot, wusste Sam, dass zumindest Deans Herz im Sturm gewonnen worden war, und harrte geduldig den Dingen, die da kommen mochten.

Mr. Johnstons Sekretärin hatte sie genötigt, sich auszuweisen, bevor sie sie in Mr. Johnstons Büro vorgelassen hatte, und er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm nicht gefallen würde, was Mr. Johnston ihnen zu sagen hatte.

Da Sam seine Gefühle in der letzten Zeit allerdings eher suspekt waren, gab er nicht viel darauf, sondern beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Dean sich einen Keks nach dem anderen einverleibte.

Mr. Johnston erklärte ihnen mit seiner ein wenig heiseren Stimme, dass er sich im Auftrag ihres Vaters mit ihnen in Verbindung gesetzt habe, und hob mahnend die Hand, als Dean Anzeichen machte zu protestieren und zu diesem Zweck tatsächlich die Keksdose auf den Schreibtisch stellte.

„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch“, erklärte Johnston gelassen. „Ich habe Ihren Vater seit über 5 Jahren nicht mehr gesehen.“

Dean blinzelte verwirrt, und Sam hätte ihm am liebsten einen Keks in den Mund gesteckt, weil das so unglaublich putzig aussah – 5 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala – und Johnston fuhr fort.

„Er hat mir allerdings aufgetragen, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, wenn ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nichts von ihm gehört hätte – und dieses Datum ist, wie Sie sich vermutlich denken können, kürzlich verstrichen.“

Dean nickte grimmig und verschränkte die Arme vor der Brust, und Mr. Johnston schloss eine Schublade seines ausladenden Schreibtischs auf, entnahm den Inhalt und reichte Dean einen großen Umschlag.

„Das ist für Sie.“

Dean nahm den Umschlag, blickte Mr. Johnston fragend an und hob schließlich die Augenbraue. „Das war alles?“

Mr. Johnston nickte lächelnd. „Das war alles.“

Sam und Dean blinzelten um die Wette, Mr. Johnston erhob sich aus seinem Ledersessel und komplimentierte die Herren Winchester freundlich aber bestimmt zur Tür hinaus.

Draußen angekommen warfen sich die Beiden einen aussagekräftigen Blick zu und stiegen dann synchron in den Impala, warfen synchron die Türen hinter sich zu, und Dean riss sofort den Umschlag auf und besah sich die Photos, die ihm entgegen purzelten, und Sam ging sprichwörtlich das Herz auf, als er ihn lächeln sah.

„Keine Ahnung, warum er die bei nem Anwalt hinterlegen musste, aber schön sind sie trotzdem“, murmelte Dean versonnen, reichte die Photos an Sam weiter und durchsuchte den Umschlag auf weiteren potentiellen Inhalt.

Sam erblickte auf 3 Photos zuerst sich selbst im Alter von zwei Monaten in den Armen seiner Mutter, dann in den Armen seines Vaters, und dann – furchtbar bezaubernd – in Deans Armen, der strahlte wie ein Honigkuchenpferd und ihm gerade in die Nase kniff.

Offenbar hatte er das schon immer gern getan.
 

Sam arbeitete sich lächelnd durch alle 25 Photos – jedes einzelne Zeuge einer glücklichen Familie in längst vergangenen, ungefährlichen Zeiten – und es war gut möglich, dass er sich schon lange nicht mehr so sicher und beschützt gefühlt hatte.

Sicher, ihre Welt war jetzt sehr viel bedrohlicher als die des Großteils der Weltbevölkerung, aber jedes weitere Photo, auf dem er und Dean gemeinsam zu sehen waren, bestärkte die Überzeugung in ihm, immer jemanden zu haben, der für ihn da wäre, jemanden, auf den er sich rückhaltlos verlassen konnte.

Sam lachte leise auf, als er auf ein Photo stieß, auf dem Dean mit ihm in den Armen eingeschlafen war und ihn so festhielt, dass es aussah, als habe er Angst, man würde versuchen, ihm Sam wegzunehmen.

Der Gedanke, dass Dean schon immer einen Bruderkomplex gehabt hatte – ganz ohne Monster und Dämonen – war unglaublich beruhigend, und Sam verlor sich für einen Moment in der Vorstellung, wie es wäre, wenn Dean ihn auch jetzt noch ab und zu so festhalten würde, und wurde erst wieder auf Dean aufmerksam, als der einen Laut ausstieß, der ihn unwillkürlich an einen Ertrinkenden erinnerte.

Sam wandte ihm sofort beunruhigt den Blick zu und erschrak, als er sah, dass Dean totenbleich geworden war, und als er registrierte, dass in Deans Schoß ein Dokument lag, das ihm augenscheinlich aus der Hand gefallen war, griff er danach, überflog es, und dann gab er den gleichen erstickten Laut von sich wie zuvor Dean, und das Blatt Papier fiel aus seinen kraftlosen Händen in seinen Schoß.

Das konnte doch nicht wahr sein – das durfte nicht wahr sein!

Es musste sich um einen Fehler handeln, Mr. Johnston hatte sie verwechselt … hatte ihnen die falschen Papiere ausgehändigt – aber wie ließen sich dann die Photos erklären?

Sam schluckte trocken und für einen grässlichen Moment fürchtete er sich davor, Dean anzusehen.

Er nahm die Adoptionspapiere aus seinem Schoß, las sie noch einmal und sehr aufmerksam durch und ignorierte den Kloß in seinem Hals, genauso wie er die aufsteigenden Tränen ignorierte, die ihm die Sicht zu nehmen versuchten.

Dean war nicht sein Bruder.

Dean war von seinen Eltern adoptiert worden, als er erst ein paar Tage alt gewesen war.

Dean war nicht sein Bruder.

Noch nie hatte Sams Verstand sich so hartnäckig geweigert, etwas zu akzeptieren.

Die Existenz von Monstern, Geistern und Dämonen war so viel leichter zu begreifen und zu ertragen als die Nichtexistenz seines großen Bruders.

„Zumindest ist jetzt klar, dass die Banshee mit ihrem Gejaule nicht dich gemeint haben kann“, hörte Sam Deans leise, um Beherrschung ringende Stimme, und er wollte ihn umarmen, aber er wusste nicht, ob Dean ihn lassen würde, und dann drehte er sich herum und schlang seine Arme um ihn und hielt ihn fest, ignorierte, dass die Photos von seinem Schoß in den Fußraum des Impalas rutschten, genau wie die einzelne Träne ignorierte, die über seine Wange rollte und in Deans Shirt verschwand.

Er spürte, wie Dean seine Umarmung erwiderte, und seine Finger krallten sich wie von selbst in Deans Shirt, als ob ihm das den emotionalen Halt geben würde, den er jetzt so dringend brauchte.

„Alles klar mit dir, Sammy?“, erklang erneut Deans Stimme, und es drückte Sam beinahe die Luft ab, dass Dean ihn das tatsächlich fragte.

Erstens war allein die Vorstellung, mit ihm könne alles klar sein, völlig absurd und zweitens sollte er das wohl eher Dean fragen!

„Ja“, log er also tapfer, löste sich eher widerstrebend von Dean und schaffte es nicht, seinen Blick wieder von ihm abzuwenden, nachdem er sein Gesicht gestreift hatte.

Noch nie zuvor hatte Dean so traurig, gebrochen und gleichzeitig so wütend und enttäuscht ausgesehen.

Wie hatte sein Vater es nur mit sich selbst vereinbaren können, es ihm nie persönlich gesagt zu haben?
 

„Schon gut, Sammy … das ist nett von dir, aber ich möchte nicht …“

Sam ignorierte Deans Stimme, die viel zu sanft, viel zu abwesend, viel zu Dean-untypisch klang, und drängte ihm mit sanfter Gewalt eine heiße Schokolade auf.

Dean protestierte nicht länger, nahm die Tasse an, und dann starrte er wieder apathisch ins Leere – exakt wie er es die letzten Tage in so gut wie all seinen wachen Stunden getan hatte.

Sam hegte die absurde, aber dennoch nicht zu unterdrückende Angst, dass Dean sich einfach in Luft auflösen und ihn allein lassen würde, wenn das so weiter ging.

Er sandte einen stummen Fluch an die Unterlagen, die er in die untersten Schichten des Kofferraums des Impalas verbannt hatte – wo sie nun darauf warteten, in den Wagen assimiliert zu werden – und nahm einen Schluck von seiner eigenen heißen Schokolade.

Diese blöde Adoptionsurkunde hatte seinen Bruder augenscheinlich komplett vom Erdboden getilgt, denn der Mann, der ihm gegenüber saß, hatte nichts mit dem Dean gemein, den er vor einer gefühlten Ewigkeit mal gekannt hatte.

Der Mann, der ihm gegenüber saß, war so damit beschäftigt, seine Wut, seine Trauer, kurzum, all seine Gefühle zu verdrängen, dass er nicht mehr weit von jenen geisterhaften Halbwesen entfernt war, die sie für gewöhnlich zur Strecke brachten.

Sam fragte sich unwillkürlich, ob es auch übernatürliche Wesen gab, die durch einen schweren emotionalen Schock entstanden, und beschloss, dass es sie nicht gab, weil der Gedanke viel zu beängstigend war.

Er selbst hatte so gut wie alle wachen Stunden der letzten Tage damit verbracht, Dean zu beobachten – genau das tat er auch jetzt – und dessen Blick hätte für verträumt gehalten werden können, wäre da nicht die intensive Trauer gewesen, die in den Tiefen seiner Augen lauerte.

Sam fuhr sich ungeduldig mit der Hand durchs Haar und verpasste sich selbst mentale Ohrfeigen, weil jetzt wohl kaum der passende Augenblick war, Dean anzuschmachten – auch wenn dessen Augen wirklich unverschämt hübsch waren, und von der abnormen Länge seiner Wimpern wollte er gar nicht erst anfangen.

Sam konnte sich sowieso nicht ganz entscheiden, ob er nun erleichtert sein sollte, weil seiner – nun nicht länger inzestuösen – Zuneigung Dean gegenüber zumindest in der Theorie nichts mehr im Weg stand, oder ob es ihm lieber gewesen wäre, bis ans Ende seiner Tage seinem großen Bruder nachzuschmachten.

So wie Dean nämlich jetzt war, hatte er quasi nichts mehr mit der Person gemein die … die … ach verdammt, er konnte es genauso gut zugeben: in die er sich verliebt hatte.

Kurz war Sam in Versuchung, diese Gedanken an Dean weiter zu leiten, in der leisen Hoffnung, dass der dadurch aus seiner Lethargie gerissen werden und ihm ein paar Punkte von der Männlichkeitsskala abziehen würde, aber andererseits konnte es auch sehr gut sein, dass ein derartiges Geständnis Dean nur noch mehr belasten würde, und ihn somit vollends zum melancholischen Einsiedler mutieren ließ.

Sam trank seine heiße Schokolade aus, stand auf, um sich eine neue zu holen, und beobachtete aus dem Augenwinkel noch immer Dean, der den Kopf auf die linke Hand gestützt hatte – in der rechten hielt er seine heiße Schokolade, die er offensichtlich vergessen hatte – und aus dem Fenster starrte und so furchtbar verloren wirkte, dass Sam ihn schon wieder umarmen wollte.

Und das hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er das sowieso die ganze Zeit machen wollte.

Er wandte sich zum Tresen um und so sah er nicht, wie Deans Blick sich plötzlich fokussierte, sich beinahe irritiert auf die Tasse in seiner Hand richtete, und dann lächelte Dean und nahm einen Schluck.

Sam war schon irgendwie niedlich, wie er ihn mit sowas Banalem wie heißer Schokolade aufzuheitern versuchte – das Schlimme war nur, dass es sogar irgendwie funktionierte, weswegen er die Tasse jetzt auch in einem Zug leerte und dann beschloss, dass er noch eine Zweite vertragen könne.

So wie Sam in den letzten Tagen um ihn herum scharwenzelt war, war es höchst unwahrscheinlich, dass er ihn einfach sitzen lassen würde, weil sie keine Brüder waren, und auch, wenn Dean sich noch immer widerlich sensibel und emotional fühlte, war es jetzt wohl langsam an der Zeit, sich zusammenzureißen.

Er wusste nur noch nicht so ganz, wie er das anstellen sollte.

Dean seufzte, stand auf und ging an den Tresen, und dann fiel ihm auf, dass Sam nicht mehr im Café war.

Vermisst

Dean atmete einmal tief ein und dann langsam wieder aus – was bei Schwangeren funktionierte, konnte nicht völlig verkehrt sein – und zwang sich zur Ruhe.

Gut möglich, dass ihm der Arsch völlig unnötig auf Grundeis ging und Sam einfach nur auf die Toilette gegangen war.

Schließlich hatte er keine Ahnung, wie lange er abwesend aus dem Fenster gestarrt hatte – er konnte sich ja noch nicht einmal entsinnen, wie er zu seiner heißen Schokolade gekommen war – und da konnte er es Sam wohl kaum verübeln, wenn der sich mal eben kurz von ihm entfernte, ohne ihm Bescheid zu sagen – in der Tat war es sogar sehr gut möglich, dass Sam ihm Bescheid gesagt hatte, und er einfach nur zu versunken gewesen war, um es mitzubekommen.

Zehn Minuten später war Dean sich allerdings relativ sicher, dass Sam nicht auf die Toilette gegangen war – sie hatten nichts zu sich genommen, was einen derartig langen Aufenthalt dort rechtfertigen würde – und nun erlaubte er seinem Arsch, auf Grundeis zu gehen.

Wieso zum Teufel ging Sam ihm eigentlich ständig verloren?!

Und wieso passierte das ausgerechnet immer dann, wenn er für eine Sekunde nicht aufpasste?!

Na fein, dumme Frage, wenn er aufpasste, konnte das natürlich gar nicht passieren, aber eigentlich hätte man meinen können, Sam sei dazu in der Lage, auch mal einen Augenblick auf sich selbst aufzupassen.

Offensichtlich war er das aber nicht, und deswegen kam Dean sich auch gar nicht dumm vor, als er sich nun am Tresen erkundigte, wo sein minderbemittelter Begleiter abgeblieben sei.

Die Dame dahinter – ein bezauberndes Wesen in den späten Fünfzigern, die ihn sofort als überbesorgten großen Bruder entlarvte – schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und ließ ihn wissen, dass der „nette junge Mann“ vor einer Weile zu den Toiletten verschwunden sei.

Okay … hatte Sam irgendwas gegessen, was er ihm verschwiegen hatte?

Dean runzelte die Stirn, bezahlte die heiße Schokolade und folgte den entsprechenden Schildern dann zu den Toiletten in die Katakomben des Etablissements, wo er keinen Sam, dafür aber eine aufgebrochene Hintertür fand.

Er trat durch eben diese nach draußen, und natürlich ließen sich dort nicht die geringsten Hinweise auf Sammys Verbleib finden.

Es gab weder Schwefelrückstände – sehr gut, keine doofen Dämonen, die ihm seinen Sammy entführt hatten – noch nahm er den Geruch von Ozon wahr, aber es war auch gut möglich, dass der sich inzwischen verflüchtigt hatte, und Sam von grantigen Geistern geraubt worden war.

Wenn er genauer darüber nachdachte, war das allerdings höchstgradig unwahrscheinlich – mit ein paar Geistern wäre Sam dann doch noch fertig geworden, und die hätten es auch nicht nötig gehabt, die Hintertür aufzubrechen, und verschleppt hätten sie ihn erst recht nicht – das hätten höchstens die Geister der Geister getan, die sie vernichtet hatten, und das schloss sich irgendwie von selbst aus.

Dean wusste nicht, was schlimmer war – der Fakt, dass Sam ihm mal wieder abhanden gekommen war, oder dass er nicht wusste, wo er nach ihm suchen sollte.

Panik drohte über ihn zu kommen wie eine Flutwelle, und für einen Moment war Dean versucht, sich einfach wegspülen zu lassen, dann dachte er an Sam und seinen widerwärtig schnuffigen Hundeblick, und riss sich zusammen.

Bruder oder nicht, er war für diesen Kerl verantwortlich, und das seit dem Moment, als er ihn aus ihrem brennenden Haus getragen hatte.
 

Sam ächzte gequält und fand, dass die Bezeichnung „Kopfschmerzen“ für seinen momentanen Zustand völlig unzureichend war, und fühlte sich unangenehm an seine Visionen erinnert.

Er blinzelte vorsichtig, zuckte zusammen, als Licht schmerzhaft auf seine Netzhaut traf, und er wäre wahrscheinlich vom Stuhl gefallen, wäre er nicht gefesselt gewesen – na so ein Glück.

Die Fesseln hielten ihn wenigstens davon ab, sich selbst zu erwürgen – er konnte das den Bösewichten ja auch ruhig mal abnehmen – weil er es schon wieder irgendwie geschafft hatte, sich entführen zu lassen.

Sam wollte lieber nicht daran denken, was Dean jetzt durchmachte, vorausgesetzt natürlich, der hatte überhaupt mitbekommen, dass er weg war.

So wie Dean neuerdings alles um sich herum ausblendete, war es sehr gut möglich, dass er noch immer mit der inzwischen kalten ‚heißen’ Schokolade in der Hand in dem Café saß und LKW-Reifen große Löcher in die Luft starrte.

Wie hatte er Dean in diesem Zustand auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen können?!

Plötzliche, völlig irrationale Angst um seinen Exbruder – er sollte wohl eher Angst um sich selbst haben, er war hier schließlich auf einen unbequemen Stuhl gefesselt und hatte noch dazu einen Knebel im Mund, der schmeckte wie eine alte Socke – bemächtigte sich seiner, und Sam brauchte eine Weile, bis er die Horrorszenarien aus seinem Kopf verbannen konnte, in denen Dean völlig verwahrlost als mürrischer Einsiedler endete, nur weil ER nicht auf sich selbst aufpassen konnte.

Sam begann, sich trotz des unerträglichen Trommelns in seinem Hinterkopf in seinem Gefängnis umzusehen, und identifizierte es schließlich als handelsüblichen Wohnwagen.

Na, das war doch mal was Anderes.

Wo, im Namen alles Merkwürdigen, war er denn jetzt wieder gelandet?

War es tatsächlich möglich, dass er diesmal nicht von etwas Übernatürlichem sondern von ganz normalen – wobei ‚normalen’ in diesem Fall relativ war – Menschen verschleppt worden war?

Sam schloss die Augen, weil ihm schlecht wurde, und versuchte, ruhig zu atmen.

Scheinbar hatte er eine Gehirnerschütterung – da konnte er wohl froh sein, dass er überhaupt wieder aufgewacht war.

Er versuchte, seinem gequälten Schädel eine Idee für den Grund seiner Entführung abzuringen und erklärte diese Mission nach etwa dreißig Sekunden für gescheitert.

Auch den Versuch, sich von seinen Fesseln zu befreien oder zumindest den Knebel loszuwerden – er wurde den Verdacht nicht los, dass es sich bei dem widerlichen Ding tatsächlich um eine alte Socke handelte – gab er bald wieder auf.

So unangenehm es ihm auch war, blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass Dean kam und ihn rettete – das hatte sonst ja auch immer ganz gut funktioniert.

Sam konzentrierte sich darauf, gleichmäßig durch die Nase ein und aus zu atmen und versuchte zu verdrängen, dass es diesmal anders als sonst war.

Sonst war Dean sein Bruder gewesen und nichts auf der Welt hätte ihn daran hindern können, alles dafür zu tun, damit Sam nichts geschah.

Sam war sich nicht so sicher, ob das noch immer so war.
 

„Danke Bobby – ich sag dir Bescheid, sobald er wieder auftaucht … Ja, natürlich werd ich ihn jetzt suchen! … Ja, mach’s gut.“

Dean seufzte, als er die Taste zum Auflegen auf seinem Handy drückte, und ignorierte das überwältigende Verlangen, das dumme Ding mit aller Kraft von sich zu werfen.

Er hatte Bobby angerufen um sich ein paar Tipps und emotionalen Beistand zu holen – was er natürlich im Leben nicht zugeben würde, aber im Prinzip war es nun mal so, und selbst er brauchte ab und zu ein wenig Rückhalt – und Bobby hatte ihm keinerlei Tipps und nur minimalen emotionalen Beistand zuteil werden lassen, was ihn kurz zu dem verwerflichen Gedanken verführt hatte, dass die Zeiten, in denen Bobby sich als unglaublich nützlicher Fels in der Brandung erwiesen hatte, nun wohl endgültig vorbei waren.

Dann hatte er sich unter schuldbewussten Selbstzerfleischungen eingestanden, dass selbst Bobby mit null Informationen keinen Masterplan entstehen lassen konnte, dass er weiterhin kaum erwarten konnte, dass er durch übertriebenes Mitgefühl seine eigene Männlichkeitsskala in Gefahr brachte, die er schon seit Jahren liebevoll pflegte und hegte, und inzwischen einen Highscore erreicht hatte, von dem Dean nur träumen konnte.

Dean sah also davon ab, sein Handy als Wurfgeschoss zu missbrauchen, stattdessen ließ er es im Handschuhfach des Impalas verschwinden und starrte dann sekundenlang den leeren Sitz neben sich an.

Genau da hätte jetzt eigentlich Sammy sitzen müssen.

Wenn er ganz genau hinsah, konnte Dean sogar die leichte Kuhle sehen, die sein riesenhafter Kumpan im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit als Jäger ins Polster gesessen hatte.

Dean schluckte trocken, und der penetrante Kloß in seinem Hals schien mit einem Mal auf Tennisballgröße anzuschwellen.

Jetzt zu heulen hätte ihn aber nicht nur mindestens 50 Punkte auf der Männlichkeitsskala gekostet, es hätte ihn außerdem nicht im Geringsten weiter gebracht, also riss er sich zusammen, wie es nur ein Dean Winchester konnte, und ließ den Motor an.

Nicht einmal das wundervoll melodiöse Aufleben seines Wagens vermochte es, Deans Stimmung zu heben, und so fuhr er mit angespanntem Gesicht vom Parkplatz ihres Motels.

Da er keine Ahnung hatte, wo er nach Sam suchen sollte, hatte Dean beschlossen, einfach nichts dem Zufall zu überlassen und überall zu suchen.

Während er also auch noch die hinterletzten Nebenstraßen nach verdächtigen Gestalten absuchte, hatte Dean reichlich Gelegenheit, sich um seinen verschollenen Bru- … Gefährten Sorgen zu machen.

Nein, Gefährte klang doof und erinnerte ihn zu sehr an Herr der Ringe – wahre Freundschaft gut und schön, aber stellenweise hatte selbst er gedacht, dass Sam und Frodo sich einfach ein Zimmer nehmen und – wie auch immer.

Naja, aber das mit Sam und Sam passte ja schon irgendwie ganz gut … aber leider war Sam nie sein Gärtner gewesen, also konnte er sich auch kaum um seinen verschollenen Gärtner Sorgen machen, obwohl das irgendwie lustig klang.

Dean blinzelte und war froh, dass er diesen Gedankengang mit ins Grab nehmen würde.

Wieso hatte er auch damals bloß nachgegeben und war mit Sammy in diese Filme gegangen?

Ach ja … dieser blöde Hundeblick.

Wieder machte sich dieser vermaledeite Kloß in Deans Hals bemerkbar, und dieses Mal musste er verdammt kämpfen, um nicht mal eine einzige kleine männliche Träne zu vergießen.

Wenn er Sam nicht wiederfand, dann konnte er ihm nie sagen, dass sie für ihn immer Brüder sein würden – so abgeschmackt das auch klang, er würde es Sam sagen, egal wie viele Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala das auch bedeutete, weil es einfach Dinge gab, die wichtiger waren, als selbst die heilige Männlichkeitsskala.

Dean räusperte sich energisch, blinzelte hektisch, bis er wieder klar sehen konnte, und dann blinkte er links und bog ab und fand sich auf der Hauptstraße wieder.

Phantastisch.

Wenigstens war dieses Kaff nicht allzu groß, sonst hätte er sich vermutlich noch tot gesucht – so suchte er sich wenigstens nur halb tot – allerdings stellte er mit der Zeit fest, dass seine Autosuche irgendwie ein wenig ineffektiv war.

Dean fuhr besagte Hauptstraße ein paar Mal auf und ab, weil er sich nicht entschließen konnte, auszusteigen und sämtliche Nebenstraßen noch einmal zu Fuß mit seiner Anwesenheit zu beehren, und er überlegte gerade, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren könne, anzuhalten und etwas zu Essen zu holen, da trat er so hart in die Bremsen, dass sein Hintermann ihn wütend anhupte und ihn schließlich wild gestikulierend überholte, was Dean allerdings einfach mal komplett ignorierte, weil er wie vom Blitz getroffen auf etwas am Straßenrand starrte.

Er hatte sich so sehr auf möglicherweise verdächtige bis zwielichtige Gestalten auf dem Bürgersteig konzentriert, dass er die alltäglichen Dinge komplett übersehen hatte.

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein!

Dean fixierte ungläubig das riesige Werbeplakat, das im zugigen Februarwind friedlich vor sich hin schaukelte, und konnte es beinahe nicht fassen.

Das konnte unmöglich ein Zufall sein.

Die Rache des haarigen Mannes

So, bevor ich es wieder vergesse ... *hüstel* ... muss ich an dieser Stelle ganz dringend Werbung für die neue FanFic der guten Hope_Calaris machen!

Sie hat es getan! *Urschrei*

Sie hat sich hingesetzt und eine Dean/Sam geschrieben!

Frohlocket!

Unbedingt lesen, sonst geh ich in Streik ... oder so.

So.

Und nu geht's hier mit meinem Geschreibsel weiter, also wünsche ich wie immer viel Vergnügen!
 

moko-chan
 


 

Das unangenehme Fehlen von Deans Präsenz war das Erste, das in Sams Bewusstsein trat, als er wieder zu sich kam, dann kamen die Fesseln, der widerliche Sockenknebel und sein Wohnwagengefängnis hinzu, und er stöhnte gedämpft auf.

Es war ihm unbegreiflich, wie er in der unbequemen Haltung auf dem viel zu kleinen Stuhl hatte einschlafen können, noch dazu in potentieller Lebensgefahr! Na schön, bei den all den mannigfaltigen Gefahren, denen er und Dean ständig ausgesetzt waren, raubte ihm inzwischen nur noch Weniges den Schlaf, in Anbetracht der Tatsache, dass er eine Gehirnerschütterung hatte, war es allerdings reichlich dumm gewesen, sich von eben diesem übermannen zu lassen.

Da war es ja kein Wunder, dass Dean ständig das Bedürfnis hatte, höchst heldenhaft für ihn in die Bresche zu springen, wenn er es nicht einmal schaffte, wach zu bleiben, wenn sprichwörtlich sein Leben davon abhing.

Es war dieser Gedanke an seinen phantastischen Beschützer, der ihn noch aus den aussichtslosesten Lagen gerettet hatte - und sei es auch durch einen noch so idiotischen Akt des Heldenmuts gewesen - der plötzlich eine Form von Heimweh in Sam auslöste, das er so stark noch nie verspürt hatte ... Heimweh nach Dean.

Er konnte allerdings nicht ganz einordnen, ob die Sehnsucht, sich in Deans Armen vor der Welt zu verstecken, seinen schwärmerischen Gefühlen für ihn, oder doch eher der Erinnerung an ihre Zeit als Brüder zuzuschreiben war, aber eigentlich war das auch gar nicht wichtig.

Er liebte sowohl den Bruder als auch alles Andere, was Dean für ihn war, und er vermisste jeden einzigen Aspekt seines widersprüchlichen Charakters.

So merkwürdig er es auch zunächst gefunden hatte, Deans Präsenz immer und überall wahrnehmen zu können, jetzt wo sie nicht mehr da war, war es, als fehle ein Teil seiner Selbst, und je mehr er sich darauf konzentrierte, desto schlimmer wurde das Gefühl von Verlust und nahm beinahe schon das Ausmaß physischen Schmerzes an.

Sam schreckte aus seinen schwermütigen Gedanken auf, als er plötzlich das Geräusch schwerer Schritte auf feuchter Erde hörte, und setzte sich aufrechter hin; das Geräusch wurde lauter, und dann ging auch schon die Tür auf, und ein untersetzter Mann in den Vierzigern kam herein, der ihn mit seinen wilden braunen Augen und seiner überdurchschnittlich dichten Körperbehaarung merkwürdig an irgendein Tier erinnerte.

Der Mann warf die Tür mit einem ungeduldigen Knallen zu, schloss ab und wandte sich dann Sam zu, der verwirrt blinzelte, als er den hasserfüllten Blick seines Entführers sah, weil er sich absolut nicht erinnern konnte, ihm schon jemals zuvor begegnet zu sein.

„Mhhpfh!“, war jedoch alles, was er artikulieren konnte, und der Mann grinste nur höhnisch und ging zu der winzigen Kochnische des Wohnwagens, um eine Schublade aufzuziehen und ein Messer heraus zu nehmen, das er dann Sam entgegen hielt.

„Kommt dir das bekannt vor?“

Sams Augen weiteten sich, als er das Messer erkannte, mit dem er gegen die Nymphe gekämpft hatte, und dann fiel ihm ein, an welches Tier ihn dieser merkwürdige Mann erinnerte: einen Ziegenbock.

Sam war immer wieder aufs Neue überrascht, als wie akkurat und wahr die alten Mythen und Legenden sich doch immer wieder herausstellten.

Wenn er also das nächste Mal etwas vernichtete, von dem es hieß, dass es häufig in Begleitung von etwas anderem Übernatürlichen anzutreffen sei, würde er verdammt noch mal sicher gehen, dass dieses Andere nicht irgendwann auftauchen und an ihm Rache nehmen konnte.

Wenn Sam sich nicht vollkommen irrte, dann war er nämlich von einem Satyr entführt worden, und noch dazu von einem, dessen Nymphe er auf dem Gewissen hatte – perfekt.

Irgendwie war er plötzlich froh, dass Dean nicht da war, der hätte das rachelüsterne Fabelwesen höchstens noch gefragt, warum es so bockig sei.

Sam stöhnte leise, dann nahm der Satyr ihm den Knebel ab – der sich doch tatsächlich als harmloser Stoffetzen und nicht etwa als Socke entpuppte – und bevor er noch auf die Idee kam, um Hilfe zu rufen, spürte er bereits kalten Stahl an seinem Hals.

Nun, zumindest wurde er diesmal ausnahmsweise nicht gewürgt.

Sam blinzelte und fragte sich, ob er einen derartigen Sarkasmus an den Tag legte, weil er das Gefühl hatte, Deans neuerdings so traurigen Mangel daran kompensieren zu müssen.
 

„Ja, Bobby, ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Nymphe ist – wir müssen irgendwas übersehen haben, als wir sie trocken gelegt haben! Es kann kein Zufall sein, dass Sam ausgerechnet dann verschwindet, wenn der Mittelaltermarkt hier in der Stadt ist – ich hab ein Plakat gesehen!“

Dean war sich vage bewusst, dass seine Stimme ein wenig zu aufgeregt klang, und konnte nur hoffen, dass Bobby davon nichts mitbekommen hatte.

Als Bobby ihn nun aber zuallererst aufforderte, gefälligst die Nerven zu behalten und sich zu beruhigen, löste sich diese Hoffnung in Luft auf.

„Was weißt du über Nymphen?!“, grollte er also ungeduldig ins Handy, und Bobby schwieg eine Weile und meinte dann, sich an die Erwähnung von Satyrn erinnern zu können.

Dean blinzelte und fühlte sich für einen Moment angenehm an Sams Hang zu Fachausdrücken und Schwafeleien aller Art erinnert, aber aus Bobbys Mund klang es irgendwie nicht besserwisserisch genug.

„Sa-was?“

„Satyrn“, wiederholte Bobby geduldig. „In der griechischen Mythologie werden sie mit dem Weingott Dionysos in Verbindung gebracht, gelten aber auch als Begleiter von Nymphen. Sie sollen den Oberkörper eines Menschen und den Unterkörper einer Ziege und außerdem Hörner haben … oder so ähnlich.“

Oder so ähnlich? Für Dean klang das ziemlich ausführlich und sicher, aber wenn Bobby meinte, soeben einen lediglich oberflächlichen Bericht abgeliefert zu haben, wollte er den detaillierten lieber nicht hören.

Dean machte ein Gesicht, als fasse er nicht, was er da gehört hatte, dann räusperte er sich leise.

„So einer ist mir nicht aufgefallen.“

„Natürlich nicht!“, pampte Bobby ihn an. „Ich möchte doch auch sehr bezweifeln, dass er seine Gestalt nicht anpassen kann!“

Dean seufzte, weil ihn diese Information irgendwie so überhaupt nicht weiter brachte, bedankte sich nichtsdestotrotz bei Bobby, und legte auf.

Entweder war es also wieder diese verdammte Blondine, mit der er sich anlegen musste, oder es stand ein Ziegenbock auf der Abschussliste.

Er ließ seinen Blick über die Ansammlung von Zelten und Wohnwagen schweifen, die den Mittelaltermarkt bildeten, genau wie er es vor ein paar Monaten getan hatte, nur dass diesmal nicht blondgelockte Jungfrauen darauf warteten, gerettet zu werden sondern sein brünetter Exbruder.

Dean stieg aus dem Impala, warf die Tür hinter sich zu und ging zum Kofferraum, um sich mit Waffen einzudecken.

Da er nicht wusste, wie er die Nymphe, oder ihren Satyr, oder was es auch immer gewesen war, das Sam eingesackt hatte, zur Strecke bringen sollte, würde ihm wohl nichts Anderes übrig bleiben, als eine Methode nach der anderen auszuprobieren.

Natürlich alles im Namen der Forschung.

Sollte er allerdings zu spät kommen und Sam nicht mehr helfen können, würde er sich schlicht und ergreifend umbringen lassen.

Dean ließ mit verbissenem Gesichtsausdruck seine Schrotflinte hinten in seinem Hosenbund verschwinden, zog seine Lederjacke darüber, um die entstandene merkwürdige Beule zu kaschieren und ließ als Nächstes ein etwas kleineres Kaliber vorn in seinem Hosenbund verschwinden, wo die merkwürdige Beule hoffentlich nicht allzu sehr auffallen würde.

Mit einer Miene, als ziehe er in den Krieg, betrat Dean schließlich den Mittelaltermarkt, ließ sich vom Strom der Menge mitziehen und war bald zum Teil des in der Dämmerung lichter werdenden Getümmels geworden.
 

Sam schloss kurz die Augen und betete, dass er Dean wieder sehen, dass er so nicht sterben würde.

Er durfte nicht gerade jetzt von ihm getrennt werden, wo er eine zumindest minimale Chance hatte - nicht ausgerechnet jetzt, da sie keine Brüder mehr waren.

Sam hatte nicht gedacht, dass er diesen Umstand so bald als positiv bewerten würde, und er hätte beinahe gelacht, wäre er sich der Klinge an seinem Hals nicht so bewusst gewesen.

Jetzt zu sterben, wäre furchtbar gewesen, nicht nur, da er endlich wieder an seinem Leben hing, weil er jemanden hatte, für den es sich zu leben lohnte, sondern auch, weil er ahnte, dass Dean ihn mehr brauchte, als dieser jemals zugeben würde – nach allem, was Dean für ihn getan hatte, sollte es daran keinen Zweifel geben, und Sam fragte sich, wie er jemals sein Vertrauen in Deans unbedingte Treue ihm gegenüber in Frage hatte stellen können.

Sobald Dean sein Gefühlschaos in den Griff bekäme, würde er ihm wahrscheinlich sagen, dass es überhaupt keinen Unterschied mache, ob sie nun Brüder seien oder nicht und dass er immer für ihn da sein würde.

Gott, er liebte es, wenn Dean solche Reden schwang.

Sams Augen wurden ein wenig feucht, und er schluckte, das Messer schnitt sofort in seine Haut, und er spürte sein Blut warm an seinem Hals hinab laufen.

Von einem Messer, das Dean ihm gegeben hatte, war auch nichts Anderes zu erwarten gewesen.

Er blickte zu dem Satyr auf, der befriedigt den Weg verfolgte, den die rote Spur auf seinem Hals zog, und ihm dann in die Augen sah.

„Wie fühlt es sich an?“

Sam blinzelte und beschloss, die Wahrheit zu sagen.

„Es brennt.“

Sein eigenes Blut auf seiner Haut war kein Gefühl, das Sam fremd oder neu gewesen wäre, weswegen er einen Moment brauchte, ehe er begriff, dass der Satyr ihm etwas deutlich machen wollte: Er sollte verstehen, wie sehr die Nymphe gelitten, was er ihr angetan hatte.

Als Sam sich erinnerte, dass sie im Gegensatz zu ihm allerdings keinen einzigen Tropfen Blut vergossen hatte, hielt sich sein Mitleid in Grenzen.

„Was willst du eigentlich von mir?“, stellte er also schließlich die Frage, die ihn die ganze Zeit beschäftigte, und der Satyr zog eine seiner buschigen braunen Augenbrauen in die Höhe und wirkte verwirrt.

„Was ich von dir will? Du hast Lilliana angegriffen!“

Angegriffen? Sam blinzelte.

Er hatte erwartet, hier des Mordes oder zumindest Todschlages bezichtigt zu werden, diese Anklage kam völlig überraschend.

„Sie hat versucht, meinen Bruder zu ertränken!“, rechtfertigte er sich so ruhig wie möglich, und der Satyr schüttelte den Kopf.

„Ihr Humanoiden ward schon immer geistesarm.“

Sam begriff immer weniger, was hier vor sich ging – was hatte das denn nun wieder zu bedeuten?

„Ihm wäre die Ehre zuteil geworden, ihr Überleben zu gewährleisten!“, tat der Satyr nun erzürnt kund, und Sam begriff, dass dem ein Menschenleben einfach so gleichgültig war, dass er sich jegliche Argumentation von vornherein sparen konnte.

Mit der erfolgreichen Ermordung fünf unschuldiger Mädchen und der missglückten eines etwas weniger unschuldigen jungen Mannes konnte er die Vernichtung der Nymphe wohl kaum jemandem gegenüber rechtfertigen, für den Menschen lediglich Energiedrinks für seine mannstolle Herrin waren.

„Wenn ich meine Ehre wiederherstellen und an ihre Seite zurückkehren will, dann muss ich ihr dein Blut darbringen!“

Und mit diesen Worten hob der Satyr das Messer – Deans Messer – und brachte Sam einen sauberen Schnitt am linken Unterarm bei.

Sam biss die Zähne zusammen und beobachtete fassungslos, wie sein Blut in einem silbernen Kelch aufgefangen wurde, und begriff endlich, dass die Nymphe nicht tot und der Satyr bei ihr scheinbar in Ungnade gefallen war.

Kein Wunder, da der in seinem Job, sie zu beschützen, jawohl einfach mal auf ganzer Linie versagt hatte.

Dean würde sowas nie passieren.

Sam lächelte unter Schmerzen, und sein Herz setzte für ein paar Takte aus, als er Deans Präsenz plötzlich so klar spüren konnte wie Sonnenstrahlen auf seiner nackten Haut an einem wolkenlosen Tag am Strand.

Der Vergleich mochte kitschig sein, aber genau so fühlte es sich an.

Und dann flog auch schon die Tür des Wohnwagens mit einem Krachen aus den Angeln, und da stand Dean, die Schrotflinte im Anschlag, und zielte auf den Kopf des Satyrs.

„Leg das Messer weg, Geißbock!“

„Dean!“

Sam mochte bluten, sein Kopf mochte schmerzen, und sein ganzer Körper sich wie zerschlagen anfühlen – es war ihm nie besser gegangen.

Er tauschte einen Blick mit Dean, dann ging der Satyr mit einem wütenden Grollen auf eben diesen los, riss ihn mit sich aus der offenen Wohnwagentür und somit aus Sams Blickfeld.

Sam hörte sie miteinander kämpfen, hörte immer wieder Deans wütende Stimme, die eine Beleidigung nach der anderen gegen den Satyr hervorstieß,

und dann war es plötzlich totenstill.

Unnatürliche Auslese

„Dean!“

Sam riss an seinen Fesseln, bis er sich die Haut blutig gescheuert hatte, und er konnte nichts mehr hören, außer seines eigenen Herzschlages, der die Schmerzen in seinem Kopf in stetem Rhythmus schlimmer werden ließ.

Wieso antwortete er ihm denn bloß nicht?!

„Dean!“

Um Deans Mund schwebte trotz seiner Anspannung die Andeutung eines Lächelns, als er mit ein paar schnellen Schritten auf Sam zukam und er ihn mit dem Messer von seinen Fesseln befreite, an dem nun nicht mehr nur Sams Blut, sondern auch das des besiegten Satyrs klebte.

Sam sprang auf, sobald ihn die groben Stricke nicht länger daran hinderten, taumelte, weil er nach dem langen Sitzen nicht mehr Herr seines Körpers war, und fand sich in Deans Armen wieder, der ihn sanft an sich drückte.

„Nicht so hastig, Sammy …“

Dean spürte, wie sich Sams Finger hinten in seinen Pullover krallten, und obwohl er wusste, dass Sam verwundet war und diese Wunden versorgt werden mussten, hielt er ihn für einen Moment einfach nur fest.

„Du bist gekommen“, hörte er Sams erstickte Stimme, dann presste Sam sein Gesicht an seine Halsbeuge, und Dean kniff die Augen zu und hielt Sam noch ein wenig fester, als er begriff, was er ihm in den letzten Tagen zugemutet hatte.

„Natürlich bin ich gekommen, du Idiot“, erwiderte er heiser, drückte Sam ein Stück von sich und strich ihm mit einer zärtlichen Geste das Haar aus der Stirn, ohne auch nur einen Gedanken an die Männlichkeitsskala zu verschwenden. „Oder hast du gedacht, ich lasse zu, dass meinem kleinen Bruder irgendwas passiert?“

Sam schnupfte auf und schüttelte den Kopf, und Dean wuschelte ihm ein wenig grob durchs Haar und half ihm dann führsorglich aus dem Wohnwagen, über den zu dieser späten Stunde menschenleeren Markt bis hin zum Impala.

Er beförderte Sam auf den Beifahrersitz, verstaute seine Waffen wieder im Kofferraum, und als er auf der Fahrerseite einstieg, war endlich dieses beklemmende Gefühl verschwunden, das ihn ständig darauf hingewiesen hatte, dass etwas Essentielles in seinem Wagen fehlte.

Sam war offenbar nicht nur als sein Maskottchen sondern auch als Wackel-Dackel für den Impala unentbehrlich.

Er machte Sam einen Notverband, um endlich die Blutung an dessen Unterarm zu stillen, und dann sah er zu, dass er diesen verdammten Mittelaltermarkt mitsamt seinen verrückten Betreibern hinter sich ließ, und brachte so viele Meilen, wie er Sam zumuten konnte, hinter sich, bevor er im Morgengrauen in ein neues Motel eincheckte.

Er half Sam aus dem Auto und in ihr Zimmer, und es wunderte ihn schon ein wenig, wie Sam jedes Mal zusammenzuckte, wenn seine Finger zufällig dessen nackte Haut streiften, als er ihm beim Ausziehen half.

Dean versorgte jede einzelne von Sams Wunden mit einer lange nicht da gewesenen Sorgfalt und steckte ihn dann ins Bett, deckte ihn sogar zu, und Sam blinzelte müde und war auf dem besten Wege, einzuschlafen, bevor er die Augen weit aufriss, als habe er sich gerade an etwas Schreckliches erinnert.

„Die Nymphe!“

Sam machte Anstalten, sich wieder aufzusetzen, und Dean legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn mit sanfter Gewalt unten.

„Um die habe ich mich gekümmert, Sammy – endgültig. Schlaf einfach, ok?“

„Aber … ich …“

Sams Blick traf auf den von Dean, und Sam wusste, dass es wirklich nichts mehr gab, worum er sich Sorgen machen musste, also schloss er die Augen, genoss das Gefühl, wie Deans Präsenz sich wie ein wärmendes Tuch um ihn legte, und schlief ein.
 

Regentropfen so groß wie Golfbälle trommelten ohne Unterlass gegen die Windschutzscheibe des Impalas, und Sam knurrte genervt und warf Dean auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu.

Es war Sam unverständlich, wie Dean bei dem Lärm schlafen konnte, den der Regen gemeinsam mit Foreigner veranstaltete, deren „Hot Blooded“ lautstark aus den Boxen dröhnte; er hatte die vergangene Nacht allerdings auch nicht in einer Bar sondern in seinem Bett verbracht, was wusste er also schon?

Wenigstens war Dean an diesem Morgen in einer Stimmung gewesen, die die Möglichkeit, er könne letzte Nacht erfolgreich jemanden abgeschleppt haben, vollständig ausschloss.

Dieser selbstsüchtige Gedanke verursachte Sam kurz ein schlechtes Gewissen, aber auch nur kurz, dann grunzte Dean einmal leise, drehte sich auf dem Sitz zu ihm um und begann, leise zu schnarchen.

Sam schmunzelte, unterdrückte den Impuls, Dean in die Nase zu kneifen – es genügte, wenn einer von ihnen diesem merkwürdigen Fetisch frönte – und musste sich zwingen, seinen Blick wieder von Dean abzuwenden und stattdessen auf die nasse Straße zu achten.

Dean würde ihn umbringen, wenn er sein geliebtes Auto zu Schrott fuhr, ganz egal, wie er momentan zu ihrer Nichtverwandtschaft stehen mochte.

Sam legte beide Hände ans Lenkrad und kurz erinnerte ihn ein unangenehmes Ziehen an seinem linken Unterarm an die noch immer nicht ganz verheilte Schnittwunde, die ihm der Satyr beigebracht hatte.

Er biss die Zähne zusammen und rief sich Deans Versicherung ins Gedächtnis, dass weder die Nymphe noch ihr haariger Leibwächter je wieder Hand an ihn legen würden.

Dean hatte nämlich nicht nur gesehen, wie die Nymphe sich sprichwörtlich in ihre Bestandteile aufgelöst hatte, als er auch ihren Notvorrat – ja, sie hatte einen Notvorrat gehabt – an Meerwasser angereichert mit menschlicher Lebensenergie ausgekippt hatte, der Satyr war außerdem sehr effektvoll zu Staub zerfallen, als Dean ihm sein Messer ins Herz gerammt hatte.

Sam überholte vorsichtig einen dunkelblauen Minivan, sah aus dem Augenwinkel eine Frau in den Dreißigern, die mit ihren Söhnen auf der Rückbank diskutierte und lächelte schwach.

So ein Leben hatte er nie gehabt und er würde es auch nie haben.

Früher hatte dieser Gedanke ihn belastet, jetzt war er irgendwie ganz zufrieden damit.

Wieder streifte sein Blick Dean auf dem Nebensitz, und er erinnerte sich an ihr Gespräch vom Vorabend, bevor Dean zu der Bar aufgebrochen war um – wie Dean es genannt hatte – endlich den Kopf frei zu bekommen.

Sie hatten am vergangenen Abend zu guter Letzt doch noch in aller Ruhe darüber gesprochen, dass sie keine Brüder waren, und auch wenn Dean inzwischen zu seiner früheren Abneigung gegen jegliche Form von Gefühlsduselei zurückgefunden hatte, war er doch so weit auf Sam zugekommen, dass dem noch immer ganz warm wurde, wenn er sich an den Ausdruck in Deans Augen erinnerte, als dieser ihm kurz und knapp versichert hatte, dass er immer auf ihn aufpassen würde – wirklich immer.

Das Problem war nur, dass Dean inzwischen wieder so weit er selbst war, dass er sich wieder als Sams großer Bruder betrachtete, und irgendwie verspürte Sam eine natürliche Scheu, dem zu gestehen, dass er sich in ihn verguckt hatte.

Allein, die Vorstellung, wie Dean auf ein solches Geständnis reagieren könnte, trieb ihm den Angstschweiß ins Gesicht, also hatte er beschlossen, rein gar nichts zu gestehen und lieber still vor sich hin zu leiden.

Darin hatte er schließlich Übung.
 

Dean sah Sam an, dass den seine Bitte mehr aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, als er erwartet hatte, aber das war für ihn kein Grund, sie zurückzunehmen.

„Du willst nach deiner Familie suchen?“, fragte Sam ihn leise und betonte dabei das Wort Familie als rede er von einer ansteckenden Krankheit.

„Naja … nicht direkt nach ihr suchen“, stellte Dean klar. „Ich wüsste nur schon gern, ob ich überhaupt eine habe.“

Er sah Sam in die Augen und erkannte, dass das die falsche Formulierung gewesen war.

„Außer dir natürlich.“

Sam lächelte schwach, und Dean klopfte ihm auf die Schulter.

„Komm schon, Dude … Du weißt, wie ich das meine. Ich will es einfach nur wissen.“

Sam nickte schließlich, und Dean atmete auf und machte sich endlich über die Pizza her, die noch immer unangetastet zwischen ihnen in ihrem Karton lag.

Jetzt, da sie endlich ein wenig Ruhe und Zeit gefunden hatten, sich von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen, war Dean die Banshee wieder eingefallen, und der Gedanke an sie wollte ihn einfach nicht mehr loslassen.

Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass er zwar wusste, dass ein Mitglied seiner unbekannten Familie verstorben war, er aber keine Ahnung hatte, um wen es sich dabei handelte.

Das war auch der Grund, warum sie am nächsten Morgen erneut nach Lawrence aufbrechen würden.

Seine Adoptionsunterlagen waren dort ausgestellt und beglaubigt worden, also machte es Sinn, dort mit der Suche nach Antworten zu beginnen.

Wie sonderbar, dass das Schicksal sie ständig zu diesem Ort zurückführte.

Dean verschlang genüsslich seine Pizza und beobachtete Sam, der ein Gesicht zog, als stehe die Welt kurz vor ihrem Untergang.

Da Dean wusste, dass die Welt definitiv nicht vor ihrem Untergang stand – Sam hatte keine Visionen, keiner von ihnen war tot, oder hatte seine Seele an den Teufel verkauft – nahm er einfach mal an, Sam leide noch immer unter den merkwürdigen Anwandlungen, die er schon seit Wochen hatte, und für die Dean nicht die geringste Erklärung einfallen wollte.

Er wäre schön blind gewesen, wäre ihm nicht schon längst aufgefallen, dass Sammy mal wieder irgendetwas bedrückte, aber da Sam offensichtlich nicht mit ihm darüber reden wollte, hütete er sich, ihn darauf anzusprechen.

Es waren Sams körperliche Wunden, die er ohne zu fragen und wenn es nötig war auch bei Gegenwehr versorgte, seine seelischen ließ er zwar ungern unangetastet, aber manchmal hatte er einfach Angst, eher noch mehr Schaden anzurichten, als zu ihrer Heilung beizutragen.

Dean blinzelte und zog sich 5 Punkte von der Männlichkeitsskala ab, als er sich seiner Gedanken bewusst wurde.

Er redete nicht mit Sam über seine Gefühle, weil er dazu verdammt noch mal keine Lust hatte!

Dean beschloss, das verfängliche Thema gedanklich hinter sich zu lassen, und lieber zu überlegen, was er tun würde, sollte sich herausstellen, dass er tatsächlich eine Familie hatte – außer Sam, verstand sich.

Sam würde immer sein kleiner Bruder bleiben, daran konnten sämtliche Adoptionspapiere der Welt nichts ändern, und auch mit seinen potentiellen Blutsverwandten würde ihn nie das verbinden, was er mit seinem putzigen Begleiter hatte.

Putziger Begleiter?

Dean warf einen misstrauischen Blick auf die unschuldig anmutende Bierflasche, die zu seiner Rechten stand, und beschloss, dass er für heute genug gehabt hatte.

Dann sah er wieder Sam an, und weil der ihn noch immer quälend an eine Trauerweide erinnerte, beschloss er, dass er weitere 5 Punkte auf der Männlichkeitsskala verschmerzen könne, und wuschelte ihm durchs Haar.

Sam blinzelte ihn verwundert an, sah seiner Hand nach, als er sie zurückzog, und hob dann fragend die Augenbraue.

„Hab ich was gemacht?“

„Nur das Übliche“, erwiderte Dean kryptisch und erfreute sich an dem Anblick von Sams Gesicht, der nicht im Geringsten begriff, wovon er sprach.

„Du hast noch gar nichts gegessen“, beschwerte er sich dann, schob Sam den Pizzakarton entgegen, und der warf ihm einen misstrauischen Blick zu, als er sah, dass Dean ihm mehr als die Hälfte übrig gelassen hatte.

„Christo?“, versuchte er es eher im Scherz, und Dean zog die rechte Augenbraue in die Höhe und verpasste ihm dann eine Kopfnuss.

„Iss etwas, ok? Exorzieren kannst du mich danach immer noch.“

Dean stand auf, zog sich sein Shirt über den Kopf und verschwand ins Badezimmer, bevor Sam es schaffte, etwas zu erwidern, und als er kurze Zeit später das Rauschen der Dusche vernahm, seufzte er leise und fing an zu essen.

Natürlich hatte Dean bemerkt, dass ihn etwas beschäftigte.

Ahnenforschung

Dean grinste die junge Frau, die ihm die Akte mit dem Stempel der Jugendbehörde aushändigte, freundlich an und ignorierte Sams anklagendes Räuspern, als er ihr beim Weggehen auf den Hintern sah.

„Dude“, ermahnte Sam ihn schließlich streng, und Dean drehte sich zu ihm um und blickte unschuldig zu ihm auf.

„Was?“

Sam verdrehte genervt die Augen, und Deans Grinsen wurde breiter, bevor er sich auf einen der Stühle des Besucherzimmers sinken ließ, die Akte aufklappte und sich eingehend mit ihr beschäftigte.

Nur, weil sie hier waren, um etwas über seine Adoption herauszufinden, hieß das doch noch lange nicht, dass er Trauer tragen musste, oder etwa doch?

Ein weiteres von Sams anklagenden Räuspern später gab Dean sich dann aber doch Mühe, zumindest den Anschein von Respektabilität zu erwecken, um keinen Verdacht beim Personal aufkommen zu lassen und damit möglicherweise ihre Recherche zu vermasseln.

In seinem schicken schwarzen Anzug mit dem weißen Hemd und der Krawatte hätte er allerdings selbst Sam beinahe überzeugt, und der wusste ja nun besser als jeder Andere, was sich hinter der trügerisch sittsamen Fassade verbarg.

Dean ließ seinen Blick aufmerksam über das leicht vergilbte Schriftstück gleiten, das den Schlüssel zu seiner Vergangenheit darstellte, und blieb zuerst an seinem eigenen Namen und dann bei dem seiner Mutter hängen.

Kate, sie hieß Kate.

Ein Vater war nicht angegeben.

Sam, der ihm über die Schulter sah, schrieb sich die wichtigsten Daten heraus, legte Dean die Hand auf die Schulter, sobald er alles notiert hatte, und dann sahen sie zu, dass sie Land gewannen, bevor jemand auf die Idee kam, dass zumindest fünfzig Prozent von ihnen für richtige Bundesbeamte entschieden zu gesetzesuntreu waren – wenn Sam ganz ehrlich war, sogar weit mehr als fünfzig Prozent.

Auf der Rückfahrt zum Motel herrschte im Impala angespannte Stille – und das trotz Billy Squiers energischen Versuchen, die Stimmung zu heben – und Sam konnte nicht sagen, ob er oder Dean nervöser war, oder für wen von ihnen mehr auf dem Spiel stand.

Zurück im Motelzimmer begab Sam sich sofort an seinen Laptop, tippte den Namen aus der Akte ein, hackte ein wenig auf seiner Tastatur herum und hob schließlich einigermaßen überrascht die Augenbrauen.

„Was?“, fragte Dean, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte, sofort, und Sam wandte seinen Blick vom Bildschirm ab und sah ihm perplex in die Augen.

„Deine Mutter kommt aus Lawrence.“

Dean blinzelte verblüfft.

„Is' nich dein Ernst, oder?“

Sam nickte nachdrücklich.

„Doch.“

Er konnte Dean ansehen, wie sehr ihn diese Neuigkeit irritierte.

„Lebt sie noch immer hier?“, fragte Dean ihn in der nächsten Sekunde ungeduldig, und Sam drückte ein paar Tasten und schüttelte dann den Kopf.

„Nein, sie ist nach Topeka umgezogen … vor … 21 Jahren.“

Sam löste seinen Blick vom Bildschirm seines Computers, sah Dean in die Augen und lächelte, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte.

„Wann willst du losfahren?“

Dean legte den Kopf schief und überlegte, und Sam war überrascht, hatte er doch angenommen, Dean sei nicht mehr zu halten, sobald er erst einmal wusste, wohin er sich wenden musste.

„Ich denke, morgen nach dem Frühstück ist früh genug“, ließ der sich endlich zu einer Antwort herab, und Sam konnte sich nicht entscheiden, ob er sich darüber freuen sollte.

Irgendwie wollte er es nur noch hinter sich bringen.

Dean musterte ihn derweil aus seinen stechenden grünen Augen und fragte sich, warum Sam mit einem Mal aussah wie eine Weintraube.

Ein so trauriges Früchtchen hatte er ja noch nie gesehen.
 

„Ok, Dude – reden wir jetzt darüber oder nach der glücklichen Wiedervereinigung mit meiner Familie?“

Sam zuckte zusammen, als Dean ihn so plötzlich aus seinen Gedanken riss, und auch, wenn er sofort wusste, worauf Dean hinaus wollte, schaffte er es nicht, zu antworten, geschweige denn, Dean in die Augen zu sehen.

Als Dean nun allerdings die Hand ausstreckte und das Radio leiser drehte, wusste er, dass er nicht drum herum kommen würde, eine Erklärung für seine miserable Laune abzugeben, und er begann fieberhaft nach einer zu suchen, in der die Worte „Eifersucht“, „hemmungsloser Sex“ und „heirate mich!“ möglichst nicht vorkamen.

Dean auf dem Fahrersitz warf Sam einen Blick aus dem Augenwinkel zu und schwor sich, dass er nicht länger mit einer Rosine als Beifahrer durch die Lande ziehen würde – das Stadium der Weintraube hatte Sammy nämlich an diesem Morgen hinter sich gelassen, als Dean mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad gekommen war, und Dean sah nicht ein, warum er es sich noch länger gefallen lassen sollte, jedes Mal aufs Neue von Sam mit diesen Weltuntergangshundeaugen angesehen zu werden, wenn er gerade frisch geduscht war.

Dabei war Sammy doch sonst so ein Reinlichkeitsfanatiker gewesen!

Machte der sich plötzlich Sorgen um das Weltklima und prangerte im Stillen seinen Wasserverbrauch an, oder was sollte das?

Als er nach 5 Minuten noch immer keine Antwort von Sam erhalten hatte, fuhr Dean auf einen Parkplatz direkt an der Hauptstraße – sie hatten Topeka inzwischen erreicht – und schaltete den Motor ab, drehte sich dann auf seinem Sitz zu Sam um und musterte dessen griesgrämige Gestalt.

„Sam?“

Der Angesprochene wandte ihm den Blick zu, und Dean fand sich im Zentrum eines deprimierenden Dackelblicks.

„Dude, hör auf, mich so anzusehen!“, knurrte er ungeduldig, und das Hündchen auf dem Beifahrersitz ließ die Ohren hängen und winselte – zumindest in Deans zugegebenermaßen ein wenig voreingenommener Wahrnehmung.

„Sag mir einfach, was du hast, Sam – ich ertrag diese todtraurige Aura nicht mehr!“

Sam reagierte noch immer nicht, und Dean schnaufte entnervt auf, als sein Hundeblick noch ein wenig treuherziger wurde, und sprang aus dem Wagen.

Sam blickte ihm sprachlos nach, als er auf dem breiten Bürgersteig im Getümmel verschwand, und plötzliche, völlig überzogene Panik ließ ihm ganz kalt werden, bevor er sich mit Hilfe simpler Logik zur Ruhe zwang.

Ihn würde Dean vielleicht in einem Anfall von „Schnauze voll von allem und besonders von dir und deinen Hundeaugen!“ zurücklassen, aber doch niemals sein geliebtes Auto!

Sam schloss die Augen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz, die zwar fortwährend schwächer wurde, aber dennoch nicht ganz verschwand, und summte zur Beruhigung leise „All Right Now“ von Free mit, das soeben aus den Lautsprechern des Impalas erklang.

Wozu sich aufregen?

Er saß in Deans Auto, hörte Deans Musik und war jawohl zu alt, um in Panik zu geraten, wenn sein großer Bruder ihn mal kurz allein ließ.

Dann wurde Deans Präsenz wieder stärker – Sam mochte sein neues Talent immer mehr und konnte gar nicht verstehen, wie er es jemals als merkwürdig empfunden haben konnte – und schließlich konnte Sam ihn in der Menge ausmachen – wie schön, dass Dean so toll groß war – und als er nur noch ein paar Meter vom Wagen entfernt war, sah Sam, dass er eine braune Papiertüte in der Hand hatte.

Braune Papiertüte?

Dean stieg zu ihm ins Auto, warf ihm einen kurzen Blick zu, den Sam heftig blinzelnd erwiderte, und dann reichte er ihm die Tüte.

„Da.“

Sam nahm die Tüte, guckte hinein und schrak zurück.

„Wenn du mich noch ein einziges Mal so ansiehst, dann schwör ich, dass ich es dir anlege“, ließ Dean ihn grimmig wissen und dann startete er den Motor, brachte den Wagen zurück auf die Hauptstraße und fuhr schweigend weiter.

Sam starrte noch immer auf das Hundehalsband in der braunen Papiertüte.
 

Sam spürte, wie er am ganzen Körper verkrampfte, und so, wie Dean neben ihm sich räusperte, war es klar, dass auch der sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte.

Sie hatten den Impala an der Straße geparkt, waren über den liebevoll angelegten Steinweg zum Eingang gegangen, und standen nun vor einem hübschen kleinen Häuschen altmodischer Bauweise.

Bunte Gardinen hingen in den Fenstern, die Fußmatte hieß eventuelle Besucher willkommen, irgendwo im Haus spielte ein Radio.

Der Garten in ihrem Rücken war in Anbetracht der Jahreszeit relativ kahl, wirkte aber, als neige er dazu, hemmungslos zu verwildern, ganz egal, was die Besitzer dagegen auch unternehmen mochten.

Es war ganz anders, als Sam es sich vorgestellt hatte.

„Lawless“ stand auf dem Schild über der Klingel, und allein die Tatsache, dass Dean noch keinen dummen Scherz über seinen Familiennamen gemacht hatte, bewies seine innere Anspannung.

„Drück einfach auf die Klingel, Dude“, brachte Sam schließlich mit rauer Stimme hervor, und Dean streckte die Hand aus und kam seiner Aufforderung nach, und dann war es für einen Moment vollkommen still zwischen ihnen.

Ein kühler Windstoß raschelte in den Blättern der Weide, die links von der Auffahrt stand, und dann hörten sie Schritte im Innern des Hauses, die Tür ging auf und Sam fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.

„Ja?“

Der junge Mann, der die Tür geöffnet hatte, sah zunächst Sam fragend an, dann wanderte sein Blick zu Dean hinüber, und seine ohnehin großen Augen wurden noch ein wenig größer.

„Du … das“, stammelte er verwirrt, dann schien sich Erleuchtung auf ihn herab zu senken, dann er streckte Dean die Hand entgegen und lächelte.

„Hallo, ich bin Sean.“

Dean ergriff die Hand, schüttelte sie und erwiderte das Lächeln ein wenig nervös.

„Ich heiße Dean.“

Sean lächelte noch etwas breiter, bat sie Beide, hinein zu kommen, und schließlich fanden sie sich im Wohnzimmer auf dem Sofa wieder, Sean hatte ihnen Kaffee eingeschenkt, und Sam konnte sich noch immer nicht beherrschen, ständig von Dean zu Sean und wieder zurück zu Dean zu blicken.

Wie konnten die sich so unglaublich ähnlich sehen?

„Ich nehme an, du bist auf der Suche nach deiner Mutter?“ fragte Sean nun, als er sich in den Sessel sinken ließ, der dem Sofa gegenüber stand, und Dean nickte und deutete dann auf Sam.

„Er ist übrigens mein Bruder – also … Adoptivbruder.“

Sean nickte, als habe das für ihn von Anfang an festgestanden, und Sam hätte ihm am liebsten seine Kaffeetasse an den Kopf geworfen.

„Mein Name ist Sam“, brummte er beinahe schon gereizt, und Sean lächelte ihn an, und plötzlich hatte Sam irgendwie das Gefühl, dringend aus diesem Zimmer verschwinden zu müssen.

Er ertrug den Gedanken nicht, dass Dean nun einen richtigen Bruder hatte, einen dem er wie aus dem Gesicht geschnitten war.

Sean wandte seinen Blick Dean zu, das Gefühl verschwand, und Sam beschloss, erst einmal einen Schluck Kaffee zu trinken.

„Dann sind wir wohl Cousins.“

Dean blinzelte verwirrt, und Sean lachte leise, und Sam stellte befriedigt fest, dass Deans Lachen um Längen schöner war – zumindest seiner Meinung nach.

„Dann bist du nicht -“, setzte Dean verwirrt an, und Sean fiel ihm lächelnd ins Wort.

„Dein Bruder? Nein. Ich bin der Sohn deines Onkels – er und Mom sind momentan in Europa und feiern ihren Hochzeitstag – und das macht uns dann wohl zu Cousins.“

Dean nickte, verarbeitete die Neuigkeit, dass er einen Cousin hatte, während Sam neben ihm mit dem Gefühl unendlicher Erleichterung darüber fertig zu werden versuchte, dass Dean keinen Bruder hatte, und dann verschwand das Lächeln von Seans Gesicht.

„Deine Mutter war die Schwester meines Vaters.“

Dean schluckte trocken.

„War?“

Er stellte seine Kaffeetasse mit einem leisen „Tock“ zurück auf den Wohnzimmertisch, und Sam musste sich zusammenreißen, nicht nach seiner nun frei gewordenen Hand zu greifen und sie festzuhalten.

Warum konnte nicht einfach mal alles in Ordnung sein?

„Nun“, setzte Sean an, und Sam konnte sehen, dass er verzweifelt nach den richtigen Worten suchte, „… Es gibt keine Art und Weise, es dir schonend beizubringen: Deine Mutter lebt nicht mehr.“

Sam beobachtete, wie Dean die Hand zur Faust ballte, und er hatte einen Kloß im Hals, als er Deans resignierendes Lächeln sah.

„Natürlich nicht.“

Famoser Familienzuwachs

„Wie ist es passiert?“, fragte Sam leise, nahm Deans Kaffeetasse wieder vom Tisch und drückte sie Dean in die Hand, und der hielt sich daran fest, nahm einen Schluck und schwieg.

Sean fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah aus, als verwünsche er sich an einen angenehmeren Ort mit fröhlicheren Gesprächsthemen.

„Flugzeugabsturz.“

Sam hielt kurz den Atem an, blickte Dean von der Seite an und konnte mit dessen Gesichtsausdruck kurz nichts anfangen.

„Wann?“, brach es aus Dean heraus, und dann wusste Sam, dass er an die Banshee dachte und sich vor der Antwort fürchtete.

Es wäre schrecklich, jetzt zu erfahren, dass Dean all die Jahre eine Mutter gehabt hatte, dass sie nur ein paar Wochen zu spät waren, um sie kennen zu lernen.

„Vor etwa zehn Jahren – sie war auf dem Weg in die Flitterwochen“, erlöste Seans belegte Stimme sie von dem furchtbaren Gedanken, und Sam unterdrückte ein erleichtertes Seufzen.

„Flitterwochen?“, hakte er nach, weil er ahnte, dass Dean die Geschichte hören wollte, auch wenn es ihm wehtun würde, und Sean atmete einmal tief durch und dann erzählte er sie ihnen.

Soweit Sean wusste, war Dean das Produkt eines One-Night-Stands – Dean grinste doch tatsächlich, als er das hörte – und Kate war von ihrem alleinerziehenden Vater dazu gezwungen worden, ihn zur Adoption freizugeben, weil sie erstens unverheiratet und zweitens minderjährig gewesen war.

„Großvater war unglaublich streng und wollte nicht, dass sie sich in ihrem Alter mit einem Kind belastete – auch wenn er es in den letzten Jahren, glaube ich, bereut hat. Er hat zum Schluss oft davon gesprochen, dass er „Kates Jungen“ gerne kennen gelernt hätte … Aber dafür seid ihr leider ein paar Wochen zu spät.“

Deans Griff an seiner Kaffeetasse verfestigte sich, als er das hörte, und Sam hatte kurz Angst, er könne das fragile Gefäß in seiner Hand zerbrechen.

Sean nahm einen Schluck Kaffee, dann fuhr er fort.

„Als ich klein war, war Tante Kate für mich immer so eine Art Gespenst.

Nicht dass ich Angst vor ihr gehabt hätte, aber sie war einfach so hübsch und lächelte nie, und man hatte immer das Gefühl, sie sei mit den Gedanken ganz woanders.

Keiner wollte mir sagen, warum das so war, und irgendwann - ich glaube, ich war damals elf – ist Patrick nebenan eingezogen. Tante Kate hat zu dem Zeitpunkt bei uns gewohnt, und als sie den neuen Nachbarn gesehen hat, bekam sie beinahe einen hysterischen Anfall.“

„Ich nehme mal an, Patrick ist der Name meines Erzeugers?“, warf Dean leise ein, und Sean nickte und erzählte lächelnd, wie Patrick reagiert hatte, als er Kate wieder erkannte und erfuhr, dass er Vater war. Wie er unglaublich hartnäckig und trotz all ihres Widerstandes und den ihres Vaters versucht hatte, sich mit Kate anzufreunden, und es schließlich damit geendet hatte, dass sie zusammenzogen.

„Sie waren ein fabelhaftes Paar – ständig sind die Fetzen zwischen ihnen geflogen, und wenn sie sich dann wieder vertragen haben … also“, Sean suchte grinsend nach den richtigen Worten, „… Sie hatten eine sehr leidenschaftliche Beziehung.“

Dean schaffte ein kleines Lächeln, als er das hörte, und Sean schüttelte bedauernd den Kopf.

„Das mit dem Flugzeugabsturz war wirklich schrecklich. Aber zum Glück hatten sie davor noch ein paar gemeinsame Jahre und sind zusammen gestorben. Es wäre schrecklich gewesen, hätte der Eine ohne den Anderen leben müssen. So dämlich das auch klingt – sie waren für einander gemacht.“

Sam nickte automatisch, als er das hörte, und als er bemerkte, dass Sean ihn beobachtete, griff er hastig nach seiner Kaffeetasse und nahm einen tiefen Schluck.

Sean sah ihn noch immer an, als er die Tasse wieder wegstellte, und wieder verspürte Sam unerklärliche Fluchttendenzen.

Warum machte dieser Dean-Klon ihn denn nur so nervös?
 

„Dean?“

Der Angesprochene am Fenster zuckte leicht zusammen und drehte sich zu ihm um, und Sam zögerte kurz, dann kam er durch den Raum auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.

„Sam?“

Dean blinzelte verdutzt über Sams breite Schulter hinweg, dann schob er den Jüngeren sanft aber bestimmt von sich.

„Was soll denn das?“

Sam wurde ein wenig rot und stellte fest, dass er neuerdings zu übereilten Aktionen neigte.

Wenn er das nächste Mal zögern sollte, etwas zu tun, war es vielleicht sicherer, seinem Gefühl zu trauen und es ganz bleiben zu lassen.

„Hallo? Adelheid?“

Dean wedelte mit seiner Hand vor Sams Nase herum, und der zog eine beleidigte Schnute, ergriff die penetrante Wedel-Hand und hielt sie fest.

„Kannst du das mit dem Spitznamen nicht mal wieder sein lassen?“, fragte er zickig, und Dean lächelte – nur um das festzuhalten: er grinste nicht, er lächelte – entzog ihm seine Hand und wuschelte ihm durchs Haar.

„Musst mich nicht trösten, Sammy, mit mir ist alles in bester Ordnung“, überging er leichthin Sams Beschwerde und wandte sich wieder zum Fenster um.

Sam, der noch immer mit Lächeln und Haarewuscheln zu kämpfen hatte, brauchte ein wenig, bis er auf diese Rede reagieren konnte.

„Ja, aber … deine Eltern …“ – „Sind John und Mary Winchester“, fiel Dean ihm ins Wort und sah ihn nachdenklich von der Seite an. „Obwohl ich am überlegen bin, einen Doppelnamen anzunehmen. Winchester-Lawless hat doch wirklich was, findest du nicht?“

Sam starrte ihn einen Moment lang perplex an, dann nahm sein Gesicht wieder diesen Ausdruck von Besorgnis an, der Dean mehr als alles Andere zuwider war.

Er war schließlich dafür da, sich Sorgen um Sam zu machen und nicht umgekehrt.

„Sieh mich nicht so an, Sam. Es geht mir gut, hörst du!“

Sam biss sich auf die Unterlippe, dann ging die Tür in ihrem Rücken auf, und Sean kam herein.

„Das Gästezimmer ist dann soweit fertig. Wollt ihr Zwei vielleicht ein Bier? Und Dean – ich hab alte Fotoalben rausgesucht, falls du Interesse hast. Sie liegen im Wohnzimmer.“

Dean nickte lächelnd und verließ die Küche, und Sam wollte es ihm gleichtun, wurde jedoch in der Tür von Sean aufgehalten.

„Sam, richtig?“

Sam nickte und blieb stehen, fragte sich im Stillen, was Sean ihm zu sagen habe, und dann sah er das merkwürdige Glitzern in dessen Augen und bekam eine Gänsehaut.

Zum Glück waren Deans Wimpern bei Weitem länger als die von Sean, sonst hätte er jetzt ein Problem gehabt.

„Dean ist nett zu dir, ja?“, fragte Sean ihn lächelnd, und Sam nickte.

Er fand, dass das eine merkwürdige Frage war, aber er kannte sich mit irischen Gepflogenheiten nicht aus, also behielt er das lieber für sich.

„Seid ihr immer zu zweit unterwegs?“

Sam fand diese Frage noch merkwürdiger als die erste, aber er nickte auch diesmal und konnte mit Seans zufriedenem Grinsen nicht das Geringste anfangen.

„Und wie lange wisst ihr schon, dass ihr keine Brüder seid?“

Die Frage brachte ihn endgültig aus dem Gleichgewicht, und er fürchtete, dass Sean ihm das angesehen hatte, denn er legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.

„Alles ok mit dir Sam? Ist das ein unangenehmes Thema für dich?“

„Hey Sean, wo -“

Dean hielt inne, als er Sam und Sean im Türrahmen zur Küche erblickte und runzelte die Stirn.

„Was macht ihr da?“

„Ich hab Sam nur gefragt, was für Bier ihr wollt“, erklärte Sean ruhig, und Sam zuckte beinahe zusammen, als er ihm zuzwinkerte. „Ich hol nur eben welches aus dem Vorratsraum.“

Und mit diesen Worten schob er Sam sanft in Richtung Wohnzimmer, wandte sich ab und verschwand durch die Küche in besagten Vorratsraum.
 

Sam warf einen Blick auf die Uhr, dann zählte er die Bierflaschen auf dem Wohnzimmertisch und gestand sich ein, dass er mit waschechten Iren nicht mithalten konnte.

Er hatte sich vor etwa einer Stunde auf einen gemütlichen Sessel am Fenster zurückgezogen, um aus sicherer Distanz Dean und Sean zu beobachten, die, während sie ein Bier nach dem Anderen kippten, sämtliche Fotoalben durchsahen, die der Lawless’sche Haushalt hergab.

Seine müden Augen konstant auf Dean fixiert, im Bauch ein Gefühl, das eine merkwürdige Mischung aus Eifersucht auf Sean, weil der sich so gut mit Dean verstand, und Zufriedenheit, weil Dean glücklich zu sein schien, war, drifteten seine Gedanken langsam aber sicher ab und gelangten zu dem Moment im Impala zurück, als Dean ihm die braune Papiertüte mit diesem unaussprechlichen Hundehalsband in die Hand gedrückt hatte.

Sam hatte ja schon immer geahnt, dass Dean einen etwas merkwürdigen Sinn für Humor hatte, aber mit sowas hatte er dann doch nicht gerechnet.

Dean hatte doch tatsächlich gedroht, ihm das schreckliche Ding anzulegen!

Sam schluckte trocken, als er plötzlich ein schummriges Schlafzimmer vor Augen hatte, er und Dean saßen auf dem Bett und -

„Hey Sam, möchtest du auch noch ein Bier?“

Sam zuckte heftigst aus seinem Wachtraum auf und blickte ein wenig planlos zu Sean auf, der vor ihm stand und ihm eine geöffnete Bierflasche entgegen hielt.

„Gib Sammy nichts mehr“, ertönte Deans Stimme aus dem Hintergrund, und Sam durchlief ein wohliger Schauer, weil sie schon wieder so angenehm rau war. „Ich fürchte, der hat jetzt schon zu viel …“

Sean lächelte mit diesem merkwürdigen Glitzern in den Augen auf ihn hinab und legte den Kopf schief.

„Ist das so? Möchtest du schlafen gehen?“

Sam nickte automatisch und stand auf, und stellte fest, dass er wirklich weit davon entfernt war, ein Ire zu sein.

„Ich zeig Sam mal eben das Gästezimmer“, wandte Sean sich kurz an Dean, der abwesend nickte, während er ein weiteres Photoalbum durchblätterte, und dann nahm Sean Sam am Arm und führte ihn langsam aus dem Zimmer.

Sie gingen eine Treppe hoch und den Flur im ersten Stock entlang, Sean öffnete eine Tür zu ihrer Linken, geleitete Sam in ein kleines, freundliches Zimmer, in dem ein offenbar frisch bezogenes Doppelbett stand, und Sam brauchte ein wenig, bis er begriff, dass von ihm erwartet wurde, in dieser Nacht gemeinsam mit Dean darin zu schlafen.

Als er es dann allerdings begriffen hatte, wurde er zu seinem eigenen, endlosen Verdruss doch tatsächlich schon wieder rot.

„Alles ok mit dir, Sammy?“, hörte er plötzlich Seans Stimme viel zu dicht an seinem Ohr, er drehte den Kopf, blickte in ein Paar Augen, die Deans viel zu ähnlich waren, und sagte aus irgendeinem verqueren Grund die Wahrheit.

„Ich hatte nicht mit einem Doppelbett gerechnet.“

Sean wirkte verblüfft und legte den Kopf schief.

„Ist das ein Problem? Ich dachte, du und Dean …“

Sams runzelte fragend die Stirn, dann ging ihm auf, was Sean dachte, und er hob abwehrend die Hände.

„Nein, nein! Wir sind nicht – ich meine – wir haben keinen – also …“

Er verstummte verzweifelt, und als er Sean wieder in die Augen sah, war das merkwürdige Glitzern in ihnen schon beinahe unangenehm.

„Also nur brüderliche Gefühle, hm?“

Sam nickte hastig, und Sean kam ihm noch ein wenig näher.

Es war so verwirrend, dass er Dean so unglaublich ähnlich sah, ohne dessen Präsenz auszustrahlen, und erinnerte Sam unangenehm an einen Zombie – und ein Dean-Zombie war nun wirklich das Letzte, mit dem er in einem Zimmer sein wollte.

Dann stand Sean plötzlich direkt vor ihm und sah ihn mit einem Blick an, der ihn aus Deans Augen hätte dahinschmelzen lassen, aus Seans Augen war er ihm in höchstem Maße unwillkommen.

„Dabei hätte ich schwören können, ihr Zwei wärt ein Paar. So, wie er dich keinen Moment aus den Augen lässt und du – naja, mir soll’s recht sein …“

Und dann fand Sam sich plötzlich auf dem Bett wieder, Sean über sich, und er hätte schwören können, der Raum habe plötzlich angefangen, sich um sich selbst zu drehen.

Böses Erwachen

Männliche Lippen auf seinem Mund, die nicht Deans waren, männliche Hände auf seiner Haut, die nicht Deans waren, kurzum, ein Mann über ihm, der nicht Dean war, kombiniert mit der festen Überzeugung, nicht schwul zu sein – wenn es sich nicht gerade um Dean handelte – lösten in Sam eine äußerst heftige Abwehrreaktion aus, und Sean fand sich auf dem Fußboden wieder.

Sam keuchte, kämpfte sich in eine aufrechte Position und kam auf die Füße, Sean tat hastig das Gleiche und hatte gerade noch Zeit, einem wütenden rechten Schwinger von Sam auszuweichen, den die gerade gemachte Erfahrung soweit ernüchtert hatte, dass er gefährlich zielsicher war.

„Schon gut, Sammy – ich ergebe mich!“, japste Sean mit einem leichten Unterton von Amüsement in der Stimme, und Sam hielt inne und starrte ihn wutentbrannt an.

„Ich heiße Sam!“

„Ja, aber Dean -“ – „Ist der Einzige, der mich so nennen darf!“

Sean blinzelte überrascht, als er diese heftige Entgegnung vernahm, dann fing er an zu grinsen.

„Nur brüderliche Gefühle, hm?“

Sam grollte empört, und Sean wich erneut seiner gefährlich schnell herannahenden Faust aus.

„Raus hier!“

Sean grinste noch ein wenig breiter, bevor er seufzend beide Hände in die Höhe hob.

„Bin ja schon weg …“

Mit diesen Worten trat er endlich den Rückzug an, und Sam ließ sich auf das vermaledeite Doppelbett fallen, dem er die Schuld für diesen aufreibenden Zwischenfall zuschob, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

Was hatte er bloß an sich, das auf manche Leute wirkte wie ein Paket Zucker auf Ameisen?

Und warum zum Teufel funktionierte das nicht bei Dean?!

Das Leben war doch einfach nicht fair.

Er ließ sich auf den Rücken fallen, starrte an die dunkle Zimmerdecke und versuchte sich die Szene von vorhin noch einmal vorzustellen, allerdings mit etwas anderer Besetzung.

Sean wurde aus dem Film in seinem Kopfkino gnadenlos herausgeschnitten, flugs durch Dean ersetzt, und besagter Film entwickelte sich vom totalen Flop quasi von selbst zum Blockbuster.

Gott, wenn Dean ihn jemals so aufs Bett stoßen sollte, dann konnte der froh sein, wenn er … hier musste Sam sich zwingen, nicht weiter zu denken.

Er wühlte sich erneut aus dem Bett, befreite sich aus seinen Klamotten und schleppte sich ins angrenzende Gästebad, um eine Katzenwäsche vorzunehmen.

Als er in den Spiegel blickte, schrak Sam beinahe zurück, bevor er in dem zerzausten Individuum, das ihn anstarrte, sich selbst erkannte, und seufzend anfing, sich die Zähne zu putzen.

Fünf Minuten später im Bett begann Sam sich zu fragen, ob er Dean von Seans schamlosen Übergriff erzählen sollte.

Dafür sprach die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Dean ihn sofort aus dessen schädlichem Umfeld entfernen würde, wenn er es erfuhr, dagegen sprach die eminente Gefahr, Sean könne ihn an Dean verraten, wenn er das täte.

Andererseits konnte Sean das genau so gut tun, wenn er es nicht täte.

Außerdem hatten Dean und Sean sich gerade erst kennen gelernt, und er wollte Dean das erste Treffen mit seiner Familie nicht verderben.

Am Besten war es wohl, die Nacht darüber zu schlafen und erst am nächsten Morgen eine Entscheidung zu treffen.

Bis dahin hätten sich hoffentlich sowohl der Alkohol in seinem Blut, als auch sein Schock soweit abgebaut, dass er zu klarem Denken in der Lage war.
 

Sam schreckte aus seinem Halbschlaf auf, als die Tür sich leise quietschend öffnete, und war beruhigt, als gemeinsam mit Deans schemenhafter Gestalt seine Präsenz stärker denn je das Zimmer eroberte.

Als Sam kopfschüttelnd verfolgte, wie Dean den kurzen Weg zu ihrer gemeinsamen Schlafstätte in Schlangenlinien zurücklegte und dann mit einem leisen Glucksen ins Bett plumpste, war er überzeugt, dass Dean nicht mit Biertrinken aufgehört hatte, nachdem er selbst ins Bett gegangen war.

„Hallo Dean“, begrüßte er ihn trocken, und Dean hob den Kopf und suchte in der Dunkelheit seine Augen.

„Du schläfst ja noch gar nicht, Sammy …“

Dean fand seine Augen, während er das sagte, und Sam schluckte trocken.

Gott, diese Stimme machte ihn komplett lull und lall!

„Selbst wenn ich das getan hätte, hättest du mich jetzt geweckt“, gab er betont spitz zurück, und Dean drückte sich mit den Armen hoch, kam wieder zum Stehen und begann umständlich damit, an seinem Pullover herumzuzerren.

Offenbar waren auch waschechte Iren betrunken einfach nur komplett hilflos und adorabel.

Sam beobachtete eine Weile lang Deans Kampf mit seiner Bekleidung, dann hatte er ein Einsehen, kletterte aus dem Bett und half ihm.

Während er Dean aus einer Schicht nach der anderen pellte, fragte er sich unwillkürlich, ob Dean den Tag über auch schon so viel angehabt hatte, tat den Gedanken aber als völlig unsinnig ab.

Sams Hände gelangten schließlich an Deans Gürtel, wurden daraufhin von Sams Augen perplex angestarrt und machten sich doch dann tatsächlich dreist daran, den Gürtel zu öffnen, ohne einen derartigen Befehl des Hauptrechenzentrums – Sams Gehirn – erhalten zu haben!

Dean hielt die ganze Zeit brav still, schwankte lediglich leicht hin und her wie ein Fähnchen im Wind, und als Sam seinen Gürtel geöffnet hatte und anschließend ein wenig hastig seine Hände von ihm zurückzog, knöpfte er seine Jeans auf, zog den Reißverschluss hinunter und zog sich die Hose unter den Hintern.

Sam schluckte trocken und verwünschte sich nach Tibet.

Was er ausgerechnet in Tibet wollte, war ihm zwar selbst nicht ganz klar, aber mit Mönchen und Tigern konnte man vermutlich nichts falsch machen.

Dean hatte sich inzwischen von seiner Jeans freigestrampelt und plumpste wieder zu ihm ins Bett, und weil Sam sich ungünstig – oder genial, ganz wie man wollte – platziert hatte, landete er ziemlich genau auf ihm drauf.

Sam japste, Dean grinste und sah ihm in die Augen, und dann wurde sein Blick plötzlich nachdenklich.

„Du magst Sean lieber als mich, oder?“

Diese Frage war so absurd, dass Sam darauf nur eine angemessene Replik einfiel. „Wie bitte?!“

„Dabei hab ich doch die älteren Rechte … aber ich werd dir schon zeigen, wer von uns Beiden der Bessere ist!“, brabbelte Dean entschlossen und dann reckte er den Hals und presste seine Lippen auf Sams.

Sam japste erneut, riss seine Augen auf und erwiderte den Kuss.

Tibet, Mönche und sogar die Tiger waren vergessen, alles was zählte, war Dean über ihm, der so unglaublich weiche Lippen hatte, dass ihm ganz anders wurde.

Dann schob Dean seine Zunge in seinen Mund, und ihm wurde nicht nur anders, sondern auch noch ganz furchtbar heiß.

„Mhm …“

Sam schloss die Augen und schlang seine Arme um Dean, und obwohl er wusste, dass Dean betrunken war, obwohl er ganz furchtbar nach Bier schmeckte, kostete er den Moment aus vollen Zügen aus.

Eine seiner Hände wanderte wie aus eigenem Antrieb auf Deans Hintern – verdammte Deserteure, diese Hände – und als Dean keinen Widerspruch einlegte, sondern ihn weiter um Sinn und Verstand küsste, ließ er sie dort liegen und drückte in einem Anflug jugendlichen Leichtsinns sogar einmal fest zu.

Dean prämierte das mit einem Stöhnen, seine Lenden zuckten nach vorn, und Sam verdrehte die Augen hinter seinen geschlossenen Lidern.

Das war fast zu gut, um wahr zu sein.

Dann fing Dean an, sich an ihm zu reiben, und Sams Verstand verlor sich in einem Durcheinander von aufkochenden Emotionen.
 

Dean knurrte unzufrieden und versuchte, seine Position zu verändern, da ein undefinierbares Objekt penetrant in seinen Rücken drückte und ihn daran hinderte, seinen Schönheitsschlaf fortzusetzen.

Sich bewegen und dem undefinierbaren Objekt entkommen, konnte er allerdings nicht – gescheit wie er war, schloss er aus dem Umstand, dass zwei äußerst kräftige Arme um ihn geschlungen waren, dass Sam seinen benebelten Zustand der letzten Nacht ausgenutzt und ihn im Schutze ebendieser hemmungslos abgeschmusert hatte.

Er spürte Sams Atem in seinem Nacken in Kombination mit dessen Haar, und Beides zusammen kitzelte ganz furchtbar.

Das erklärte allerdings noch immer nicht das merkwürdige Drücken kurz oberhalb seines Hinterns, es sei denn …

Deans grüne Augen öffneten sich – und das sehr weit – und dann grinste er über das ganze Gesicht.

Das würde zweifellos ein ganz wunderbarer Tag werden.

Er löste sich vorsichtig aus Sams Armen, drehte sich zu dem Jüngeren um, der nach wie vor tief und fest schlief, und hob die Bettdecke ein Stückchen an, um sich davon zu überzeugen, dass unter ihr auch wirklich eine im wahrsten Sinne des Wortes potente Möglichkeit lauerte, Sam aufzuziehen.

Er richtete seinen Blick auf Sams nun halbwegs freigelegte Leibesmitte, unterdrückte ein Glucksen und rüttelte Sam dann sanft wach.

Sam kam zu sich, blickte Dean verhuscht an, und als der mit dem Finger in Richtung seiner Füße deutete, blickte er artig in die entsprechende Richtung und war sofort hellwach.

„Unkeusche Träume, Sammy?“, ertönte prompt Deans stichelnde Stimme, und Sam sprang mit einem Satz aus dem Bett und flüchtete ins Bad.

Er knallte die Tür hinter sich zu, schloss sie ab und lehnte sich mit dem Rücken daran, und dann blickte er fassungslos an sich hinab und verfluchte die Tatsache, dass sein Körper ausgerechnet in den unmöglichsten Situationen derartig … funktionstüchtig sein musste.

Er konnte doch nicht ausgerechnet dann eine Morgenlatte haben, wenn er sich mit Dean das Bett teilte!

Sam atmete schwer und versuchte alles, um die beeindruckende Wölbung in seinen Shorts unter Kontrolle zu bekommen, und dann fiel ihm wieder ein, was er geträumt hatte, bevor Dean beschlossen hatte, ihn zu wecken, und sie wurde nur noch beeindruckender.

Warum bekam er nicht gleich wieder Visionen, dann hätte er sich von diesem Traum wenigstens etwas erhoffen können, aber so war es einfach nur frustrierend, weil sich zwar alles furchtbar real angefühlt hatte, aber eben nicht real gewesen war, und allein die Erinnerung an Deans Lippen das Problem unterhalb seines Bauchnabels noch weiter … vergrößerte.

Sam beschloss, dass eine eiskalte Dusche das Beste sei, um sein Problem aus der Welt zu schaffen und sämtliche Gedanken an diesen verdammten Traum gleich mit.

Als er sich eine halbe Stunde später zu Dean und Sean in die Küche gesellte, war der Frühstückstisch bereits gedeckt, Sean grinste ihm verschwörerisch zu – Mordgedanken wurden heldenhaft unterdrückt – und Dean reichte ihm grinsend eine Tasse, in der sich ein koffeinhaltiges Heißgetränk mit Milchschaumhaube befand.

„Hier Sammy, ein Morgen-Latte“, verkündete Dean mit seinem anzüglichsten „bin ich toll oder was?“ Gesicht, und erntete einen alles vernichtenden Todesblick, den er höchst unbeeindruckt mit einem Klaps auf Sams Hintern quittierte.

Sam zuckte zusammen, fand sich Seans halb spöttischem, halb forschendem Blick ausgeliefert, und setzte sich hastig an den Küchentisch, um seinen Hintern vor weiteren Attacken und seinen Verstand vor dem endgültigen Zusammenbruch zu bewahren.

Dean schien es an diesem Morgen allerdings für seine heilige Pflicht zu halten, ihn in den Wahnsinn zu treiben, ein Bestreben, in dem Sean ihm in nichts nachstand.

Während Dean nämlich eine anzügliche Bemerkung nach der anderen machte, und Sams Wangen vor lauter Rotwerden zu glühen begannen, flirtete Sean derart geschickt mit ihm, dass Sam sich erneut nach Tibet verwünschte, und Dean nicht einmal ahnte, was sich da Schändliches direkt vor seiner Nase abspielte.

Sam konnte sich nicht entscheiden, wen von Beiden er lieber umbringen wollte, wählte dann allerdings Sean, weil er den noch nicht so lange kannte und außerdem nicht in ihn verliebt war.

Dean würde er bestimmt irgendwann vermissen, wenn er ihn umbrächte, auch wenn er sich das im Moment so gar nicht vorstellen konnte.

Jäger und Gejagte

Sam drehte sich um, als er hörte, wie sich die Tür zum Wohnzimmer öffnete, und da Deans Präsenz noch mindestens zwei Zimmer weit weg war, wusste er, dass es sich nur um Sean handeln konnte.

Der grinste ihm zu, schloss die Tür ein wenig zu gründlich hinter sich und gesellte sich zu Sam ans Fenster.

„Dean ist duschen gegangen“, beantwortete er Sams unausgesprochene Frage, und Sam war sich unangenehm bewusst, dass er gerade mit den Augen ausgezogen wurde.

„Sean“, setzte er an, und dieser hob die Hand und lächelte schwach.

„Keine Sorge, ich werd mich hüten, dich noch mal anzufassen …“

Sam dachte, dass das kaum schlimmer sein konnte als seine Blicke oder das Geflirte, beschloss allerdings, den Mund zu halten.

Wer wusste schon, wie Sean auf eine derartige Anklage reagieren würde?

Hoffentlich würde Dean sich bald dazu entschließen, weiter zu fahren – Sam wusste nicht, wie lange er dieser irischen Doppelbelastung noch gewachsen war, außerdem wollte er endlich wieder mit ihm allein sein.

Vielleicht sollte er sich einfach seinen Laptop schnappen und nach einem neuen Job suchen, das konnte er allerdings schlecht machen, solange Sean ihm nicht von der Seite wich, und der würde sich ihm wahrscheinlich eher auf den Kopf setzen, als ihn auch nur eine Sekunde lang allein zu lassen.

Sam seufzte, ging zum Sofa hinüber und setzte sich, und Sean, der ihm mit den Augen gefolgt war, legte leicht den Kopf schief.

„Alles in Ordnung?“

Sam runzelte anklagend die Stirn und nickte und ihm ging auf, dass es ihm in höchstem Maße unangenehm war, wenn ihm jemand anders als Dean diese Frage stellte, weil einfach niemand anders die Antwort etwas anging.

„Ähm … du und Dean“, setzte Sean an und erntete einen zurechtweisenden Blick, den er genau so geschickt ignorierte, wie Dean es immer tat. „Ihr wisst noch nicht lange, dass ihr nicht verwandt seid, oder?“

Sam biss die Zähne zusammen und nickte, auch wenn er ahnte, worauf das hinauslaufen würde.

„Ich glaub ja nicht, dass er je schnallen wird, dass du schwul bist“, erklärte Sean ruhig, und Sam starrte ihn perplex an.

Okay, damit hatte er jetzt nicht gerechnet.

„Ich bin nicht schwul!“, presste er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, und Sean lachte leise auf.

„Natürlich nicht – mein Fehler. Du siehst ihn bestimmt die ganze Zeit so verträumt an, weil er für dich nicht mehr ist als dein großer Bruder.“

Sean gab seinen Platz am Fenster auf, kam zu ihm hinüber, setzte sich neben ihn aufs Sofa und sah Sam direkt in die Augen.

„Du solltest irgendwo Dampf ablassen, Sammy.“

Sam ballte unwillkürlich die Hand zur Faust, und Sean korrigierte sich lächelnd. „Verzeihung – Sam, natürlich.“

Er legte Sam die Hand auf den Oberschenkel, und der bekam eine so heftige Ekelgänsehaut, dass er sich nicht rühren konnte.

„Ich seh ihm ähnlich, Sam … Ich könnte dir alles beibringen.“

Die Wohnzimmertür schloss sich mit einem Knall, und sowohl Sam als auch Sean fuhren zusammen und starrten Dean an, der lautlos eingetreten war.

„Du bringst ihm gar nichts bei“, stellte Dean mit einiger Schärfe in der Stimme klar, und Sam sprang vom Sofa auf, und dann wusste er nicht, was er tun sollte.

Sean grinste nur, als er Deans wutentbrannten Blick bemerkte, und stand ebenfalls auf.

„Es war einen Versuch wert.“

Dean gab so etwas wie ein Knurren von sich, winkte Sam zu sich heran, und der setzte sich sofort in Bewegung und eilte an seine Seite.

„Das kannst du bei jedem anderen versuchen, aber nicht bei meinem kleinen Bruder“, wies Dean Sean zurecht, warf Sam neben sich einen prüfenden Blick zu und seufzte.

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir weiter ziehen.“
 

„Dean ich wollte nicht -“ – „Dich von ihm betatschen lassen? Das will ich doch schwer hoffen!“

Sie hatten soeben den fröhlich winkenden Sean am Straßenrand stehen lassen, und Sam war etwas verwirrt, weil Dean sich einen Moment lang angehört hatte, als sei er eifersüchtig – aber das war natürlich vollkommener Schwachsinn.

„Gott, ich wusste ja gleich, dass diese ‚echte Familie’ Sache einen Haken haben musste! Wenigstens ist der Typ bloß mein Cousin und nicht mein Bruder, sonst wär das wohlmöglich noch genetisch bedingt!“

Sam ignorierte diesen grantigen Monolog und kam wieder auf das zurück, das er ursprünglich hatte sagen wollen.

„Ich wollte nicht, dass wir so überstürzt abfahren … von mir aus -“

„Ach, halt die Klappe, Sam!“, fuhr Dean ihn ungeduldig an. „Denkst du denn, ich weiß nicht, dass du dich zur Not auch noch hättest flachlegen lassen, nur um mir mein ‚Familientreffen’ nicht zu verderben? Du musst echt langsam lernen, Prioritäten zu setzen!“

Dean klang wirklich verdammt wütend, also beschloss Sam, dass es klüger sei, vorübergehend zu schweigen, um ihn nicht noch weiter zu reizen.

Er war nur froh, dass er endlich wieder mit Dean allein und zudem noch weit genug von Sean entfernt war, um langsam aber sicher sein inneres Gleichgewicht zurück zu gewinnen.

Falls sie den je wieder besuchen sollten, würde er ihn garantiert effektiver abzuweisen wissen – Dean hatte seinen Standpunkt, was das anging, zur Genüge klar gemacht, und Sam somit keinerlei Hemmungen mehr, Sean zu zeigen, was sich gehörte und was nicht.

Sean würde in der Tat keine Ahnung haben, was ihn getroffen hatte, wenn er mit ihm fertig war.

Sam beobachtete, wie Dean die Hand nach dem Radio ausstreckte, und als er die guten alten Stones vernahm, fühlte er sich mit einem Mal so sehr zu Hause, dass er die Augen schloss und tief durchatmete.

Es war egal, dass sein Zuhause offenbar der Beifahrersitz eines Chevy Impala war – sein Zuhause war an Deans Seite auf dem Beifahrersitz eines Chevy Impala, nur das zählte.

Sam legte den Kopf in den Nacken und entspannte sich, ließ seine Gedanken auf Wanderschaft gehen, und die marschierten natürlich sofort zielstrebig zu seinem Traum der vergangenen Nacht.

Wenn er jetzt darüber nachdachte, hätte ihm eigentlich selbst im Schlaf auffallen müssen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.

Falls Dean sich jemals dazu entschließen sollte, ihn flachzulegen – Sam durchfuhr unwillkürlich ein Kribbeln bei dem Gedanken – dann bestimmt nicht nach dem Konsum von Bier – egal wie viel es auch gewesen sein mochte.

Um dieses Wunder zu vollbringen, musste schon etwas sehr viel Härteres als Bier durch Deans Blutkreislauf zirkulieren, immerhin war der neuerdings Ire.

Sam war sich wage bewusst, dass ihm ein trauriges Dasein als Asket bevorstand, sollte er sich nicht doch irgendwann überwinden und Dean beichten, dass er das Ziel seines ungeteilten Interesses war.

Inzwischen konnte er nicht einmal mehr sagen, wie Dean auf diese Beichte reagieren würde.

Entweder würde er ihm strenge Buße auferlegen und wochenlang zu seinen Füßen im Staub herum kriechen lassen – Sam hatte unwillkürlich sich selbst mit angelegtem Hundehalsband vor Augen, und sein Körper wurde erneut Austragungsort eines heftigen Kribbelns – oder aber einen so heftigen Schock erleiden, dass er die Angelegenheit komplett verdrängen und ihm volle Absolution erteilen würde, bevor er sich den Messwein literweise hinter die Binde kippte und ins Nirwana entschwand.
 

Die morsche Tür öffnete sich mit einem schauerlichen Knarren, Sam unterdrückte einen Fluch und stieß sie gerade so weit auf, dass er hindurch schlüpfen konnte.

Er betrat die verfallene Hütte, blickte dabei beständig um sich und leuchtete mit seiner Taschenlampe jeden Zentimeter des Innenraumes ab.

Im Strahl der Taschenlampe sah er verfallene Möbel, Überreste einer Küche, unter einer dicken Schicht von Staub, durch das zerbrochene Fenster machte die Flora Anstalten, die Hütte zu erobern.

Wo war der verdammte Mistkerl?

Der Strahl seiner Taschenlampe traf auf eine Treppe, die vermutlich in den ersten Stock führte, und Sam packte die Schrotflinte in seiner Rechten fester, bevor er sich in Bewegung setzte, den Raum durchquerte und begann, die Treppe hinauf zu steigen.

Bei jedem Schritt ächzten die Stufen unter seinen Füßen protestierend auf, und er sah sich im Geiste schon einbrechen und dem Keller seine unfreiwillige Aufwartung machen, dann war er am oberen Treppenabsatz angekommen und hatte das zwingende Gefühl, dass er auf dem richtigen Weg war.

Was zum Teufel machte Dean nur so lange?

Sam leuchtete den schmalen Flur entlang, entschied sich, nach links zu gehen und ignorierte die aufgescheuchte Ratte, die quiekend vor ihm die Flucht ergriff.

Er hörte die Tür unten erneut knarren und wusste, dass Dean seinen Erkundungsgang ums Haus endlich abgeschlossen haben musste.

Sie hatten schon lange nicht mehr in stockfinsterer Nacht eine verfallene Hütte mitten im Nirgendwo nach den sterblichen Überresten eines ruhelosen Geistes durchsuchen müssen, und Sam konnte nicht behaupten, dass es ihm gefehlt hätte.

Bobby musste eine merkwürdige Vorstellung von Vergnügen haben, der hatte nämlich behauptet, dieser Job sei wie ein Spaziergang im Park, und das war etwas, was Sam für gewöhnlich mit Vergnügen verband – möglicherweise hatte Bobby sich mit dieser Beschreibung aber auch an Dean gewandt, und der hielt von Spaziergängen ja bekannter Weise nicht viel.

Nachdem sie die Knochen von Jesiah Martin gesalzen und verbrannt hatten, und der hartnäckige Kerl noch immer sein sadistisches Spiel in den örtlichen Wäldern trieb – und zwar mit den örtlichen Jägern – und Dean seine Meinung über militante Tierschützer kundgetan hatte, die selbst nach ihrem gewaltsamen Tod durch einen höchst undankbaren Bären nicht zur Besinnung kamen, hatten sie sich zu Jesiahs leer stehender Hütte aufgemacht, die den attraktiven Ruf hatte, dass es in ihr spukte – wer glaubte denn bitte an sowas.

Jetzt war nur noch die Frage, welches von Jesiahs mannigfaltigen Besitztümern seine tierliebe Seele im Diesseits hielt und ihn dazu antrieb, jedes Jahr zur Jagdsaison mindestens drei Jägern den Garaus zu machen.

Sam stellte sich kurz die Frage, was zur Hölle eigentlich ein Garaus war, und wo dieses merkwürdige Sprichwort seinen Ursprung hatte, dann fand er sich in einem Zimmer mit unzähligen Gewehren, Fallen und Schlingen wieder und schluckte trocken.

Genau so hatte er sich das Zimmer eines geisteskranken Massenmörders vorgestellt.

Jesiah mochte kein Jäger gewesen sein, dafür aber ein ziemlich passionierter Sammler.

Sam leuchtete erst die Gewehre eins nach dem anderen ab, dann fiel ihm ein, dass den beklagenswerten Jägern die Köpfe erschreckend sauber von den Schultern getrennt worden waren – der Leichenbeschauer hatte eine Art dünnes Seil als Mordwaffe angegeben – und wandte sich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend den Drahtschlingen zu.

Ein Knarren aus Richtung der Treppe informierte ihn, dass Dean das Erdgeschoss für langweilig befunden und sich auf den Weg in den ersten Stock gemacht hatte, Sam richtete seine Taschenlampe auf die nächste Schlinge und fand sich mit Jesiah Martin konfrontiert, dessen bleicher Teint einiges zu wünschen übrig ließ.

Jesiah schlug ihm die Schrotflinte mit dem Steinsalz aus der Hand, bevor er sich noch ganz von seinem Schreck erholt hatte, und in der nächsten Sekunde hatte Sam eine von diesen verdammten Drahtschlingen um den Hals und wurde gewürgt.

Er packte die Schlinge geistesgegenwärtig – Ironie des Schicksals – mit beiden Händen und zog aus Leibeskräften, während er in Jesiahs tote Augen starrte, die so schrecklich gefühllos waren und doch zu allem entschlossen.

„Ngh!“

Der Draht schnitt ihm in die Hände, als er es schaffte, ihn ein winziges Stück auseinander zu ziehen, und der Ausdruck in Jesiahs Augen veränderte sich und wurde zornig.

„Dean!“

Kurz hatte Sam Angst, seine Stimme sei zu leise gewesen – er hatte sich ja selbst kaum gehört – dann vernahm er hastige Schritte im Flur, die Tür wurde aufgestoßen und Dean, heroisch wie eh und je, stand da wie Charles Bronson persönlich.

„Ey, Jesiah! Ich hab heute nen falbelhaften Hirsch geschossen!“, gab er fröhlich kund, fiel damit freilich ein kleinwenig aus der Rolle des heldenhaften Beschützers, und Jesiah verpuffte prompt vor Sams ungläubigen Augen, manifestierte sich vor Dean und würgte nun ihn, und einen aberwitzigen Moment lang wusste Sam nicht, was er tun sollte, dann erblickte er die Schrotflinte zu seinen Füßen.
 


 

Man möge mir den abrupten Sprung zum letzten Absatz verzeihen.

Mir war mal wieder danach.

Alle noch mit Spaß dabei, oder wird's langsam langweilig?

Habt noch ein kleinwenig Geduld mit mir.
 

moko-chan

Besessen

„Was zum Teufel hast du dir gedacht?!“

Dean zog die Schultern hoch und fragte sich, wie Sam es plötzlich schaffte, so beeindruckend imposant zu wirken.

Lag wahrscheinlich daran, dass er selbst sich einfach mal eher suboptimal fühlte und von Sam und Bobby schon seit Tagen in Geiselhaft gehalten wurde, die ihm bei Strafe verboten hatten, das Bett zu verlassen.

„Er hat dich gewürgt, Sammy – und da du in der Schussbahn standest, war das die einzige Möglichkeit!“, gab er barsch zurück, Sam stand von seinem Bett auf, und als der ihn aus luftigen Höhen anfunkelte, war Dean nicht im Geringsten beeindruckt.

Nicht auf die Größe kam es nämlich an sondern -

„Du hättest um ihn herum gehen können, verdammt!“, fuhr Sam ihn an, und Dean zog wütend die Stirn kraus.

„In der Zeit hätte er dich wortwörtlich einen Kopf kürzer machen können, Sammy! Ich verstehe überhaupt nicht, wieso du dich so aufregst – es ist doch alles gut gegangen!“

„Alles gut gegangen?!“

Für einen kurzen Moment erinnerte Sam Dean an eine Filmdiva, wie er mit in die Hüfte gestemmten Händen vor ihm stand und vermutlich auch noch annahm, respekteinflößend zu wirken.

„Wenn ich nicht zufällig die richtige Schlinge gegriffen und eingeschmolzen hätte, dann wärst du jetzt einen Kopf kürzer, Dean!“

Sam starrte auf die Würgemale an Deans Hals und legte seine Hand unwillkürlich an seinen eigenen.

Deans Verletzung war um einiges tiefer als es die seine war, und der Arzt hatte gesagt, noch ein paar Millimeter tiefer und die Hauptschlagader wäre verletzt worden.

Sam erschauderte bei dem bloßen Gedanken daran.

„Versprich mir, dass du das nicht noch mal machst!“, forderte er eindringlich und Dean zog die rechte Augenbraue hoch.

„Einem Geist erzählen, dass ich nen fabelhaften Hirsch geschossen hab?“

„Das ist verdammt noch mal nicht lustig!“

Dean verstummte, als Sams Stimme sich beinahe überschlug, und blickte überrascht zu ihm auf.

Er begriff einfach nicht, warum Sam immer wieder so eine große Sache daraus machte, wenn er verletzt wurde – das passierte nun mal, wenn man so einen Job hatte und nicht als Volksdiener hinter irgendeinem Schreibtisch versauerte.

„Ich will nicht, dass du dich für mich opferst, Dean! Wenn wir das nächste Mal in so eine Situation geraten, dann tust du gefälligst das, was am besten für deine Gesundheit ist!“, donnerte Sam, und Dean zog auch noch die linke Augenbraue in die Höhe.

„Ganz sicher werde ich das nicht tun! Gott, Sam, du kannst doch nicht ernsthaft von mir erwarten, nichts zu tun, wenn ich sehe, wie dein Leben in Gefahr ist!“

Dean spürte Zorn in sich aufsteigen und er wusste, dass das ganz und gar nicht gut war – es diskutierte sich schon reichlich schlecht mit Sam, wenn er Herr seiner Sinne war.

„Ich habe nicht gesagt, dass du nichts tun sollst, ich habe gesagt, dass du deine eigene Gesundheit meiner vorziehen sollst!“, fauchte Sam, und Dean schlug ungeduldig die Bettdecke zurück und stand auf – ihm doch scheißegal, dass der Arzt ihn nur unter dem Vorbehalt hatte gehen lassen, dass er sich unter allen Umständen schonen sollte.

Der Kopf würde ihm schon nicht abfallen – unglaublich lustig, haha – und er würde ganz sicher nicht mit Sam streiten, während der wie ein verdammter Riese über ihm stand, und er sich halb den Hals verrenkte, um ihn anzusehen – gerade den sollte er schließlich schonen.

„Scheiß auf meine Gesundheit, Sam! Du kannst mir nicht verbieten, dich zu beschützen!“, knurrte er, und Sams Augen nahmen einen merkwürdigen Ausdruck an.

„Doch kann ich. Du bist nicht mein Bruder, Dean. Du hast nicht das Recht, dich für mich zu opfern.“

Dean spürte, wie der Zorn in ihm verrauchte und nichts zurück blieb als ein hohler, leerer Schmerz.

Er und Sam starrten sich noch einen Moment lang an, dann rauschte Dean an Sam vorbei aus dem Zimmer, schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass das Schloss entsetzt streikte und sie wieder aufsprang, ignorierte Bobby, der ihm aus der Küche zurief, was er außerhalb seines Bettes verloren habe, und stürmte ins Freie.
 

Sam, beide Hände zu Fäusten geballt, hatte das Gefühl, ihm würde gleich das Herz aus der Brust springen.

In seinem Kopf sah er wieder und wieder, wie sich die Schlinge um Deans Hals zuzog, wie Blut an seiner Haut hinab rann, sah den Ausdruck in Deans Augen.

Sicher, Dean war immer mehr als bereit gewesen, für ihn zu sterben, aber Sam hatte es nie zuvor in seinen Augen lesen müssen.

Er schluckte trocken, sah Bobby durch die offene Tür hinein kommen, und als der ihn fragte, was passiert sei, setzte er sich endlich in Bewegung und ging Dean nach.

Seit Bobby wusste, dass sie keine Brüder waren, behandelte er sie zwar nicht anders, Sam verspürte aber trotzdem keine große Lust, ihm zu erzählen, was er Dean an den Kopf geworfen hatte.

Sam hatte einfach nur gewollt, dass Dean endlich verstand, dass es ihn quälte, wenn er seinetwegen verletzt wurde, stattdessen hatte er nun Dean gequält und verletzt und etwas gesagt, das er gar nicht so gemeint hatte.

Dean und er mochten keine Brüder sein, sie waren sich dennoch erschreckend ähnlich in ihrer fundamentalen Unfähigkeit, wenn es um das Vermitteln ihrer Gefühle ging.

Er erwischte Dean wie beim letzten Mal auf halbem Weg zum Impala, doch diesmal schüttelte der seine Hand grob ab, als er sie ihm auf die Schulter legte und marschierte weiter.

„Dean …“

Sam blieb stehen und biss sich auf die Unterlippe, weil ihm absolut nicht einfallen wollte, was er sagen sollte, dann machte er ein paar hastige Schritte vorwärts, packte Dean wieder an der Schulter, und der schlug seine Hand heftig beiseite und fuhr zu ihm herum.

„Fass mich nicht an!“

Sam zuckte zusammen und starrte zu Boden.

Er verstand ja, dass Dean wütend war, aber -

„Ich hab wirklich die Schnauze voll von dir.“

Deans Stimme war klar und fest und klang viel zu überzeugt.

Sam sah wieder auf, begegnete Deans abschätzigem Blick und schluckte trocken.

„Ich weiß wirklich nicht, warum ich mich noch mit dir abgebe – ohne dich wär ich bei Weitem besser dran.“

Sam spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, und Dean lachte kalt auf.

„Warum so überrascht? Du hast es doch eben selbst gesagt: Wir sind keine Brüder, Sammy – es gibt keinen Grund mehr, dir aus Verantwortungsgefühl was vorzumachen. Ich hab das so satt!“

Dean wandte ihm den Rücken zu, ging zum Impala und öffnete den Kofferraum.

Er nahm das kunstvoll gefertigte Messer in Form einer riesigen Kralle heraus, das John ihm vor einer gefühlten Ewigkeit nach einer erfolgreichen Jagd geschenkt hatte, und warf es Sam vor die Füße.

„Und den Schrott brauch ich auch nicht mehr.“

Sam starrte ungläubig zuerst auf das Messer zu seinen Füßen und dann Dean ins Gesicht, und dessen Augen waren so kalt und so merkwürdig leer, dass er ihn beinahe nicht erkannt hätte.

Passierte das gerade wirklich?

Sam hob das Messer auf, betrachtete es einen Moment lang und dann ging er zu Dean und streckte es ihm entgegen.

„Nimm es.“

Dean schnaubte verächtlich.

„Ich habe gesagt, ich will es nicht mehr. Genau wie das hier.“

Dean packte den Talisman an seiner Brust, der sein ständiger Begleiter gewesen war, seit Sam ihn ihm in Broken Bow, Nebraska vor mehr als zehn Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, und riss ihn mit einem Ruck von seinem Hals.

Sam erstarrte und seine Augen wurden feucht.

Das durfte nicht passieren.

Das war nicht Dean.

Er schloss kurz die Augen, spürte Deans Präsenz und zuckte beinahe zusammen.

Nein, nein – das war NICHT Dean.
 

„Gott, du bist so ein Waschlappen, Sammy …“

Er hörte Deans höhnische Stimme, er spürte seine Präsenz und doch weigerte Sam sich, es zu akzeptieren.

Das war nicht Dean.

Dean hatte gerade erst sein Leben für ihn riskiert, hatte sich gerade erst geweigert, einzusehen, dass er das nicht tun sollte – warum sollte er dann jetzt plötzlich so kalt zu ihm sein?

Hatte er ihn mit seinen Worten wirklich so sehr verletzt, dass er seinem Schmerz nicht anders Ausdruck verleihen konnte?

„Dean, es tut mir leid, was ich gesagt habe“, brachte er mit belegter Stimme hervor und hoffte, dass Dean nun endlich damit aufhören würde, ihn so anzusehen.

Er ertrug diesen Blick nicht.

„Es tut mir leid, was ich gesagt habe“, äffte Dean seinen Tonfall nach und hörte nicht auf, ihn so anzusehen, und Sam hatte das Gefühl, er würde ersticken – ein Gefühl, das er kannte, und doch war es nie so akut gewesen.

Er spürte wie Deans Präsenz einen Moment aufflackerte und sich dann wieder so merkwürdig gedämpft, fast wie durch Watte anfühlte, und gab seiner letzten verzweifelten Hoffnung nach.

„Christo!“

Dean zuckte zusammen, seine Augen wurden einen Moment lang kohlrabenschwarz, und dann grinste er kalt.

„Wie scharfsinnig von dir, Sammy.“

Er packte das Messer, das Sam ihm noch immer entgegen hielt, bevor dieser seinen Schock darüber überwunden hatte, dass Dean tatsächlich von einem Dämon besessen war, und hielt es sich an die eigene Kehle.

„Wie herzlos von dir, ihm zu verbieten, sich für dich zu opfern – dabei ist das doch alles, was ihm geblieben ist … Soll ich ihm seinen Wunsch erfüllen?“

Der Dämon drückte die Klinge an Deans Hals, und Sam gab einen entsetzten Laut von sich, als sie sofort in die ohnehin gemarterte Haut schnitt, und er erneut den Anblick von Deans Blut ertragen musste.

„Der arme Junge war so verwirrt, dass ich problemlos von ihm Besitz ergreifen konnte – dabei hatte ich von dem berühmten Dean Winchester nun wirklich mehr erwartet …“

In Sam kämpften zwei unvereinbare Emotionen bezüglich Deans Besessenheit mit einander: Einerseits war er unendlich erleichtert, dass es nicht wirklich Dean gewesen war, der eben mit ihm gesprochen hatte – andererseits verspürte er so grenzenloses Entsetzen darüber, dass Dean tatsächlich besessen war, dass er ein paar Atemzüge lang komplett überfordert war.

Für den Dämon Zeit genug, die Klinge des Messers über Deans Brust zu ziehen, sein T-Shirt aufzuschneiden und eine blutige Spur zu hinterlassen.

„Hör auf damit!“, entfuhr es Sam unwillkürlich, und der Dämon lachte und schlug ihn brutal nieder.

„Hör auf damit? Wie niedlich. Kein Wunder, dass er an nichts anderes denken kann, als dich zu beschützen …“

Sam wischte sich das Blut von der Unterlippe, kam auf die Beine und hielt einen angemessenen Sicherheitsabstand ein, während er verzweifelt versuchte, sich an die richtigen Worte für einen Exorzismus zu erinnern.

Der Bastard mit Deans Aura machte sich währenddessen einen Spaß daraus, Deans Körper mit weiteren Schnittwunden zu übersähen.

„Oremus Oratio!“, schleuderte Sam ihm endlich entgegen, der Dämon machte einen hastigen Schritt auf ihn zu, und Sam flog ein paar Meter durch die Luft, so heftig traf Deans Faust sein Kinn.

Sam landete stöhnend auf dem Rücken, sah Dean auf sich zu stapfen und kniff die Augen zu.

„Deus, et Pater Domini nostri Jesu Christi …“

Hier traf ihn Deans Faust so hart in den Magen, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde, dann versetzte er dem Ding, das aussah wie Dean, einen heftigen Tritt, der Dämon flog rückwärts in den Dreck, und Sam und fuhr hastig fort, auch wenn seine Stimme nicht viel mehr als ein Ächzen war.

Er wusste nicht warum er sich plötzlich so sicher war, was er sagen musste, aber die Worte formten sich so klar in seinem Geist, dass er keinen Zweifel daran hatte, dass es die Richtigen waren.

„Invoco nomen sanctum tuum et clementiam tuam supplex exposco: ut adversus hunc, et omnem immundum spiritum, qui vexat hoc plasma tuum.“

Sam kämpfte sich wieder auf die Beine, während er die Worte sprach, sah den Dämon grollend das Gleiche tun, und ignorierte den Schmerz, der von seinem Magen in seinen ganzen Körper ausstrahlte.

Der Dämon schnellte auf ihn zu, das Messer seines Vaters schnitt tief in sein Fleisch, und Sam presste die Hand auf seine brennende Wunde.

Blut rann warm durch seine Finger und färbte sein Shirt dunkler, und der Dämon lachte höhnisch auf.

„Du solltest ihn hören, wie er darum bettelt, dass ich dich verschone – und das, obwohl du es warst, der ihm das Herz herausgerissen und mir zum Fraß vorgeworfen hat!“

Sam biss die Zähne zusammen, ein Schatten tauchte neben ihm auf und er sprach die nächsten Worte gemeinsam mit Bobby, der den Arm um ihn gelegt hatte und ihn stützte.

„Mihi auxilium praestare igneris. Per eumdem Dominum. Amen!“

Nachwirkungen

Dean stöhnte leise und war ratlos, wie sich der unerträgliche Schmerz erklären ließ, der sich wellenartig durch seinen gesamten Körper zog.

Er blinzelte vorsichtig, sah Sammy und Bobby über sich stehen, und dann erinnerte er sich und der Schock verdrängte den Schmerz.

„S-Sam?! Bist du in Ordnung?“

Dean kam so hastig auf die Beine, dass sie unter ihm nachgaben, und er in Sams ausgestreckte Arme fiel.

„Sam, es tut mir leid, es tut mir so leid!“, war alles, was er heraus brachte, und Sam drückte ihn an sich und kniff die Augen zusammen.

Dean so zu erleben, war noch viel unerträglicher, als die verletzenden Worte des Dämons es je hätten sein können.

Er und Bobby schafften Dean gemeinsam ins Haus, verfrachteten ihn zurück ins Bett, und noch immer hatte Dean nicht damit aufgehört, sich bei ihm zu entschuldigen.

Bobby flößte Dean ein Schlafmittel ein, sie versorgten seinen geschundenen Körper, und erst als Dean eingeschlafen war, konnte Bobby Sam überzeugen, seine Hand loszulassen und sich um seine eigenen Wunden zu kümmern.

„Warum hast du mich nicht sofort gerufen, als du gemerkt hast, dass er besessen ist?“, fragte Bobby ihn ein wenig vorwurfsvoll, während er den Verband über die Schnittwunde an seiner Brust legte und festmachte, und Sam blickte zu ihm auf, als verstehe er die Frage nicht.

„Ich hatte vergessen, dass du in der Nähe bist.“

Bobby nickte grimmig und wollte ihn nun selbst zu Bett schicken, aber Sam schüttelte stur mit dem Kopf, schob seinen Stuhl an Deans Bett und nahm wieder seine Hand.

Er wusste, dass Dean jede einzelne Sekunde seiner Besessenheit wach gewesen war und miterleben musste, was der Dämon gesagt und getan hatte.

Sam wollte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie das gewesen sein musste.

Hilflos zuzusehen, wie der eigene Körper etwas tat, was dem eigenen Willen diametral entgegen stand, war schrecklich, noch dazu, wenn er ausgerechnet die Person verletzte, die man für gewöhnlich unter Einsatz seines Lebens beschützte.

Sam seufzte leise, betrachtete Deans schlafendes Gesicht und versuchte, nicht an den schrecklichen Moment zu denken, als der Dämon als eine Art Abschiedsgeschenk versucht hatte, sich das Messer genau auf Höhe des Herzens in die Brust zu rammen.

Im Prinzip hatten sie wirklich verdammtes Glück gehabt, aber Sam nahm sich vor, dass ihm dieser Satz Dean gegenüber nie über die Lippen kommen würde.

Er sah Dean sich im Schlaf regen und leicht zusammenzucken, und dann schlug Dean trotz des Schlafmittels, das Bobby ihm gegeben hatte, die Augen auf und sah ihn an.

„S-Sam?“

Deans Stimme war schwer und undeutlich, und Sam fragte sich unwillkürlich, womit Bobby ihn zugedröhnt, und wie Dean es geschafft hatte, trotzdem aufzuwachen.

„Sammy, es tut mir so leid …“

Sam schluckte hart, hob Deans Bettdecke ein Stück an, legte sich zu ihm und nahm ihn in die Arme.

„Es muss dir nicht leid tun“, flüsterte er rau, und als Dean sich an ihn drängte und beide Arme um ihn schlang, war er sich sicher, dass Bobby ihm etwas verdammt Starkes gegeben haben musste.

„Aber ich hab dir weh getan“, hörte er wieder Deans undeutliche Stimme, die einen Schauer durch seinen ganzen Körper jagte, und streichelte sanft über Deans Rücken.

„Es war nicht deine Schuld.“

Dean hob den Kopf und sah ihm in die Augen, und sein Lächeln war so traurig, dass Sam ihn am Liebsten geküsst hätte.

„Ich hab dich lieb, Sammy.“

Sams Herz setzte für einen Schlag aus, dann schloss er die Augen, drückte seinen Mund sanft auf Deans, und der erwiderte den Kuss einen Moment lang, dann rutschte sein Kopf zur Seite weg und kam auf Sams Brust zu liegen, weil er wieder eingeschlafen war.
 

Als Bobby um vier Uhr morgens in seine Küche kam, war er aus zweierlei Gründen überrascht, Sam dort anzutreffen.

Erstens war es vier Uhr morgens, und zweitens hatte er nicht erwartet, dass Sam die Seite seines Bruders vor Ablauf von mindestens 24 Stunden verlassen würde.

„Adoptivbruders“, korrigierte Bobby sich seufzend in Gedanken, setzte einen Kaffee auf und ging nach Dean sehen, und als er wieder zurück kam, und Sam noch immer in der gleichen Haltung an seinem Küchentisch hockte, setzte er sich zu ihm und sah ihn eine Weile lang einfach nur an.

Als er überzeugt war, dass Sam weder ihn noch sonst irgendetwas um sich herum wahrnahm, stand er wieder auf, goss den durchgelaufenen Kaffee in eine Kanne, schenkte sich und Sam eine Tasse ein und setzte sich wieder zu ihm.

Er platzierte Sams Tasse neben dessen rechten Ellenbogen, wartete erneut ab, ob Sam von selbst in die Realität zurückfinden würde, dann versetzte er ihm einen sanften Stoß.

Sam kam zu sich, blickte ihn überrascht an und fragte ihn doch tatsächlich, wo er so plötzlich herkäme.

Bobby schüttelte den Kopf, titulierte ihn liebevoll als Blödmann und nahm einen Schluck Kaffee.

„Meinst du nicht, du hättest ebenso viel Anlass, dich zu erholen wie Dean?“ fragte er mit einem Blick auf seine bandagierte Brust, nachdem er die Tasse wieder abgesetzt hatte, und Sam informierte ihn darüber, dass er nicht schlafen könne.

„Er kommt wieder völlig in Ordnung, Sam. Du musst dir wirklich keine Sorgen um ihn machen“, versuchte Bobby, ihn zu beruhigen, und Sam zog die Schultern hoch, als wolle er sagen, dass das nicht das Geringste ändern würde.

„Ich hab es nicht gemerkt, Bobby. Ich hatte zuerst keine Ahnung, dass er besessen ist!“, entfuhr es ihm schließlich, und Bobby nahm in aller Ruhe noch einen Schluck Kaffee.

„Das ist nun wirklich keine Schande, Sam. Du bist nicht Missouri“, erklärte er schließlich gelassen, und Sam griff nach seiner eigenen Kaffeetasse und starrte kurz nachdenklich ins Leere, bevor er einen Schluck nahm.

Er setzte die Tasse zurück auf den Tisch, blickte Bobby direkt in die Augen und war froh, dass er es endlich jemandem erzählen konnte.

„Ich kann seine Präsenz spüren, Bobby.“

Bobby blinzelte mehrfach, Sam konnte ihm ansehen, dass es in ihm arbeitete, und verspürte ein wenig unangemessene Befriedigung darüber, dass es ihm endlich gelungen war, dessen unerschütterliche Ruhe anzukratzen.

„Du kannst was?“, fragte Bobby ihn verwirrt, und Sam erklärte ein wenig ausführlicher, was mit ihm los war.

„Und deswegen hätte ich eigentlich sofort merken müssen, dass etwas nicht in Ordnung ist – aber ich dachte eben …“

Sam verstummte, Bobby musterte ihn intensiv und legte dann leicht den Kopf schief.

„Du dachtest?“

„Ich dachte, seine Präsenz würde sich so merkwürdig anfühlen, weil ich etwas zu ihm gesagt hatte“, antwortete er ausweichend und war dankbar, dass Bobby nicht weiter nachfragte.

„Wie lange kannst du seine Präsenz schon spüren?“, fragte er stattdessen, und obwohl Sam den Zeitpunkt ziemlich genau mit „Seit ich in ihn verliebt bin“ hätte angeben können, zog er es vor, zu schweigen und mit den Schultern zu zucken.

„Denkst du, dieses plötzliche Talent ist etwas, vorüber man sich Sorgen machen sollte?“, hakte Bobby weiter nach, und Sam schüttelte bestimmt den Kopf.

„Nein. Wenn es etwas mit Yellow-Eyes zutun hätte, dann würde es nicht nur bei Dean funktionieren, sondern bei allen Menschen, die ich näher kenne.

Ich spüre aber nur ihn.“
 

Sam öffnete leise die Tür zu ‚ihrem’ Zimmer einen Spalt weit und stutzte, als er Dean aus wachen Augen an die Decke starren sah.

Er öffnete die Tür ein Stücken weiter, die gab ein verräterisches Knarren von sich, und Deans Blick löste sich von der Decke und wandte sich ihm zu.

„Ich dachte, du schläfst noch“, bekannte Sam leise, machte ein paar Schritte in den Raum, und Dean setzte sich vorsichtig auf.

Sam eilte an seine Seite, half ihm, stopfte ihm hastig ein Kissen in den Rücken, und als Dean schließlich saß und ihn mit spöttisch hochgezogener Augenbraue betrachtete, trat er peinlich berührt einen Schritt zurück.

„Danke, Schwester Adelheid“, bemerkte Dean spitz, sah ihm ins Gesicht, und der Ausdruck in seinen Augen veränderte sich schlagartig. „Wenn du mir jetzt noch meinen Talisman holen könntest, wäre ich dir zu ewigem Dank verpflichtet.“

Sam nickte schweigend, machte auf dem Absatz kehrt und sprintete nach draußen.

Dean, der allein im Zimmer zurückgeblieben war, blickte auf seine bandagierte Brust hinab und kniff kurz die Augen zusammen.

Dämonen waren scheiße!

Zum Glück wusste er den sadistischen Schwachkopf in der Hölle, wo er hoffentlich ewigen Qualen und Folter ausgesetzt sein würde – verdient hatte er es auf jeden Fall.

Was er aus den verqueren Gedanken dieses unheiligen Ungeheuers herausgelesen hatte – mal abgesehen von „Haha, ich steck in deinem Körper drin!“ – hatte ihn darüber informiert, dass er doch tatsächlich auf Bobbys Schrottplatz auf eine Gelegenheit gewartet hatte, Besitz von ihm zu ergreifen, und zwar weil – Obacht – weil er damit sein Höllenmädchen hatte beeindrucken wollen.

Dämonen waren also nicht nur scheiße, sondern auch noch total peinlich.

Das gab 20 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

Sam kam zurück, den Talisman fest in der Hand, und nachdem Dean ihm einen auffordernden Blick zugeworfen hatte, setzte er sich zu ihm an die Bettkante und machte ihn ihm um.

Gut möglich, dass Sams Fingerspitzen Deans nackte Haut ein wenig zu oft und zu lange berührten, während er einen Knoten in das dünne Lederband schlang, aber Dean sagte nichts dazu, und dann war der Knoten geschlungen, und Sam setzte sich wieder aufrecht hin.

Er und Dean tauschten einen langen Blick, dann räusperte der Ältere sich ein wenig verlegen, blickte kurz zur Seite, und als er ihn wieder ansah, wirkte er verdammt entschlossen.

„Wenn ich dich jetzt in die Arme nehme, Sammy … können wir uns dann darauf einigen, nie wieder darüber zu sprechen? Weder über den Dämon, noch über die Umarmung?“

Sam nickte fassungslos, war zwischen einem amüsierten Grinsen und handfester Rührung hin und her gerissen, die Rührung trug einen strahlenden Sieg davon, ließ das Grinsen geschlagen zurück, und er räusperte sich unsicher.

„Na klar“, brachte er schwach hervor, zögerte einen Moment, da packte Dean ihn auch schon am Handgelenk, riss ihn an sich und hielt ihn fest.

Sam brauchte einen Moment, um den Aufruhr in seinem Inneren unter Kontrolle zu bekommen, dann legte er vorsichtig seine Arme um Dean und erwiderte die Umarmung sanft.

Dean hatte ihn so eng an sich gezogen, dass der Talisman zwischen ihnen in seine Haut drückte, aber das war etwas, das er nur zu gern in Kauf nahm.

Dieses Schmuckstück symbolisierte mehr als alles Andere die Verbindung, die zwischen ihm und Dean bestand, und die Tatsache, dass es Dean nach so vielen Jahren noch immer so viel bedeutete, war der Beweis, dass er ihn nie verlassen würde.

Es fühlte sich verdammt gut an, eine solche Versicherung rund um die Uhr um Deans Hals hängen zu sehen.

Dean ließ ihn los, als ein nachdrückliches Hüsteln von der offenen Tür ertönte, und Bobby verkündete, er habe Rührei zum Frühstück gemacht, und Sam fuhr sich mit der Hand ein wenig verlegen durchs Haar, als er von Deans Bett aufstand.

Dean räusperte sich nachdrücklich, schien jedoch lange nicht so verlegen zu sein, wie Sam sich fühlte, schlug die Bettdecke zurück und war empört, als Sam ihm beim Aufstehen helfen wollte.

„Meinen Beinen geht es ausgezeichnet!“, stellte er klar, schwankte ein wenig, als er schließlich stand, fand jedoch sein Gleichgewicht und scheuchte sowohl Sam als auch Bobby aus dem Zimmer, die beide wie überbesorgte Krankenschwestern auf ihn zugestürzt waren, weil sie erstens keine waren und zweitens nicht wie welche aussahen.

Er zog sich ein wenig umständlich an, stieß nach ein paar Minuten zu Sam und Bobby in die Küche, verlangte einen Kaffee, bekam Tee und fragte Bobby, wann er zur Geisha mutiert sei und warum zum Teufel Sam Kaffee haben dürfe.

„Gestern und weil ich dich ärgern will“, lautete die schlichte Antwort, und Dean trank brummelnd seinen Tee.

Er ließ es sich eine Weile lang gefallen, dass jeder Bissen, den er nahm, von Sam beobachtet wurde, dann machte er ihn höflichst darauf aufmerksam, dass sein eigenes Rührei kalt würde, und konnte endlich in Ruhe essen.

Selbst-Kontrollverlust

Dean stellte das Wasser der Dusche ab, zog den Duschvorhang beiseite, trat aus der Duschwanne und blinzelte verwundert, als er Sam in der offenen Tür stehen sah.

„Kann ich was für dich tun?“

Er beobachtete verwirrt, wie Sam rückwärts zurückstolperte, die Tür hinter sich zuzog und hörte ihn perplex „Wird nicht wieder vorkommen!“ rufen.

Langsam aber sicher wurde ihm Sams merkwürdiges Verhalten der letzten Tage suspekt.

Es war ziemlich genau drei Tage her, dass sie Bobbys Gastfreundschaft in dem Glauben, einen neuen Job aufgetan zu haben, aufgegeben hatten, und vor ziemlich genau zwei Tagen war Dean mit einem Stapel Zeitungen in ihr Motelzimmer gekommen und hatte Sam hinter seinem Laptop vorgefunden.

An sich war das kein überraschender Anblick, aber huschig-wuschig reichte nicht aus, um zu beschreiben, wie Sam ihn angesehen, und mit welch verdächtiger Hast er den Computer zugeklappt hatte.

Hätte Dean es nicht besser gewusst, er hätte gesagt, dass Sam sich Pornos angesehen habe – aber sowas Verwerfliches tat der fromme Sam ja nicht.

Wenn man Sam ein paar Stunden allein im Motelzimmer zurückließ und einen trinken ging, guckte der eher einem Mann mit komischer Frisur beim Malen zu, wenn man schließlich zurück kam, als sich mit einem Porno bei Weitem sinnvoller zu beschäftigen.

Dean hatte Sammy am vergangenen Abend wie gebannt auf den Bildschirm des Fernsehers starrend vorgefunden, als er aus der Bar mit dem wunderbar schummrigen Licht zurückgekommen war, hatte sich schon ins Fäustchen gelacht und Sam gerade gratulieren wollen, dass der sein Glück endlich wieder selbst in die Hand nahm – und dann festgestellt, dass sich Sams Hände alle beide über der Bettdecke befanden.

„Was guckst du da?“, hatte er also neugierig gefragt und Sam hatte ihn nicht einmal angesehen und „Bob Ross“ genuschelt.

Da Dean keine Ahnung gehabt hatte, wer oder was Bob Ross war, hatte er sich zu Sam an die Bettkante gesetzt und mit wachsendem Unglauben beobachtet, wie ein älterer männlicher Weißer mit Afrokrause in beängstigender Geschwindigkeit eine Naturlandschaft auf einer handelsüblichen Leinwand entstehen ließ und dabei ohne Unterlass sinnloses Zeug vor sich hin erzählte.

„Faszinierend“, hatte sein abschließendes, vernichtendes Urteil gelautet, und Sam hatte begeistert irgendwas von „fröhlichen kleinen Büschen“ gebrabbelt.

Solch merkwürdiges Verhalten war sehr viel leichter zu ertragen, wenn Dean sich klar machte, dass er nicht mit Sam verwandt war.

Er hatte ihm also genüsslich 5 Punkte von der Männlichkeitsskala abgezogen und war ins Bett gegangen, um Sam seinem selbst gewählten Schicksal zu überlassen.

Das war, wie bereits erwähnt, am vergangenen Abend gewesen.

Zurück in der Gegenwart hatte Sam auf der anderen Seite der Badezimmertür derweil noch immer damit zu kämpfen, Dean nackt gesehen zu haben, obwohl das beileibe nicht das erste oder sogar das längste Mal gewesen war.

Sam stöhnte leise auf und warf sich auf sein Bett.

Was brachte es ihm bitte, im Internet nach homosexuellen Praktiken zu recherchieren – dabei hatte Dean ihn nämlich vor zwei Tagen erwischt – wenn er sowieso nie dazu kommen würde, sein detailliertes Wissen an Dean weiter zu geben?

Sein Kopf war immer noch voller Bilder, die da beileibe nicht reingehörten, schon gar nicht, wenn er mit Dean im Impala eingepfercht war und dessen Präsenz sich über ihn stülpte wie – nein was war das denn für ein Gedanke – wenn sie sich in ihn rammte wie – oh Gott, was hatte er nur getan?!
 

„Kannst du mir sagen, warum wir schon wieder hier sind?“

Dean warf Sam einen anklagenden Blick zu, und der tat, als habe er ihn nicht gehört und verschwand hinter einem Stapel antiker Stühle.

Dean schnaufte genervt und machte sich schleunigst an seine Verfolgung, weil er absolut keine Lust hatte, ihn zu verlieren und dann wieder stundenlang zwischen verstaubten Kommoden und angelaufenen Spiegeln nach ihm suchen zu müssen.

Er schlängelte sich an hässlichen Lampen mit verblassten rosa Schirmchen vorbei und war erleichtert, Sam am anderen Ende des Raumes ins Gespräch mit der Besitzerin vertieft zu sehen.

Dean blieb sofort stehen, wo er war, und tat, als binde er sich die Schuhe neu, weil er nun wirklich keine Lust hatte, von besagter Verkäuferin wieder für einen Antikliebhaber gehalten und endlos zugetextet zu werden.

Er und Sam waren vor zwei Tagen schon einmal in diesem angestaubten Ramschladen gewesen, weil ein Zeitungsartikel sie Glauben gemacht hatte, der Besitzer sei an etwas Übernatürlichem zu Tode gekommen – wie sich herausgestellt hatte, war es ein äußerst profaner Herzinfarkt gewesen – und hatten sich dann stundenlang mit der neuen Besitzerin, seiner Tochter, die über Vierzig und noch dazu ein kleinwenig überkommunikativ war, herumschlagen müssen.

Sam, der enervierende Einfallspinsel, war allerdings noch immer überzeugt, etwas an diesem Laden sei nicht ganz koscher, und hatte darauf bestanden, erstens in der Stadt zu bleiben und zweitens den Laden so lange unter Beobachtung zu behalten, bis er sich das merkwürdige Gefühl erklären konnte, das er ihm verursachte.

Da Dean die Erfahrung gemacht hatte, dass Sams merkwürdige Gefühle für gewöhnlich Hand und Fuß hatten – Hand und Fuß eines Poltergeistes zum Beispiel – hatte er sich breit schlagen lassen, Sam allerdings schon aus Prinzip 5 Punkte von der Männlichkeitsskala abgezogen.

Dean ließ seinen Blick durch die endlose Anhäufung von Ziertischen und sonstigem überflüssigem Schnickschnack schweifen, an dem höchstens zu Tode gelangweilte Oberklassedamen Gefallen finden konnten, bis er an einer afrikanischen Holzfigur hängen blieb, die in diesem überkandidelten Umfeld seltsam fehlplaziert wirkte.

Weil ihm erstens langweilig war und er zweitens nichts Besseres zu tun hatte, beschloss er, sich das Ding genauer anzusehen, umkreiste vorsichtig eine Sammlung von Kristallkerzenleuchtern, die er schon bei ihrem letzten Besuch beinahe sämtlichst zerlegt hätte, und kam schließlich vor dem Tisch zum Stehen, wo zwischen einer Herde Elefanten aus echtem Elfenbein – wenn Jesiah Martin das sehen könnte – besagte Holzfigur stand.

Dean grinste über das ganze Gesicht, als er erkannte, dass es sich um eine Fruchtbarkeitsstatue handelte – deutlich an ihren überproportional großen Geschlechtsmerkmalen zu identifizieren – nahm sie in die Hand und rief Sam zu, dass er das perfekte Weihnachtsgeschenk für Sean gefunden habe, was nicht nur Sam sondern auch die blöde Besitzerin auf den Plan rief, die ihn unglaublich eloquent bat, die Figur zurück zu stellen.

Dean tat grummelnd, wie ihm geheißen, musste einen anklagenden Blick von Sam und einen endlosen Vortrag von der nervtötenden Verkäuferin ertragen, und dann zerrte Sammy ihn aus dem Geschäft.
 

Sam kam mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Badezimmer und stutzte, als er Dean nicht wie erwartet vorm Fernseher sondern am Fenster stehend vorfand, wo er ungewöhnlich verträumt in den strömenden Regen starrte.

Es war gut möglich, dass er sich das nur einbildete, aber irgendwie war Dean komisch, seit sie das Antiquitätengeschäft verlassen hatten.

Nicht nur hatte er ihn fast die ganze Autofahrt lang immer wieder angesehen, als sie wieder in ihrem Motelzimmer angekommen waren, hatte er ihm außerdem aus der Jacke geholfen und ihm dann auch noch kurz den Rücken getätschelt.

Sam wollte ja nun wirklich nicht kleinlich sein, aber das war irgendwie so gar nicht Dean.

Als er nun die Badezimmertür hinter sich schloss, fuhr Dean leicht zusammen, drehte sich zu ihm um, und der Blick, den er ihm zuwarf, verursachte Sam beinahe eine Gänsehaut.

Dean gab seinen Platz am Fenster auf, kam durch das Zimmer auf ihn zu, und irgendwie hatte Sam mit einem Mal ein absolut unerklärliches Kribbeln im Bauch.

Dean musterte ihn von oben bis unten, seine Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an, dann hob er die Hand und zog mit dem Zeigefinger eine feuchte Spur nach, die über Sams Brust und seinen Bauch hinab lief, und schließlich in seinem Handtuch verschwand.

„Du wirst dich noch erkälten, Sammy.“

Sam, der sich gerade noch hatte beherrschen können, nicht aufzustöhnen, starrte ihn aus großen Augen sprachlos an, und Deans Mundwinkel verzogen sich zu einem unanständigen Grinsen.

„Und dann ist dieses Handtuch auch noch so schamlos kurz …“

Sam erstarrte, als er Dean nach dem Zipfel seines Handtuchs langen sah, hielt es in letzter Sekunde fest und versuchte, seine rasenden Gedanken zu ordnen.

„Christo!“, war das Erste, das ihm einfiel, Dean lachte amüsiert auf und packte sein Handtuch fester.

Da Deans Präsenz so intensiv war, dass sie ihn schon beinahe benebelte, schloss Sam Gestaltwandler und ähnliche Verkleidungskünstler großzügig aus, und geriet ein wenig in Panik, weil er sich Deans absonderliches Verhalten beim besten Willen nicht erklären konnte.

„Wir sollten dich wirklich abtrocknen, Sammy “, schnurrte Dean nun, entriss ihm doch noch das Handtuch und fing damit an, ihn ein wenig zu sanft trocken zu rubbeln.

Sam spürte, wie ihm das Blut literweise in die Wangen stieg und hoffte, dass es dort bleiben, und nicht etwa gen Süden streben würde, wenn Dean damit anfing, ihn unterhalb des Bauchnabels trocken zu legen.

Er registrierte kaum, wie Dean das Handtuch irgendwann fallen ließ, war sich dessen Händen an seinen nackten Hüften dafür mehr als bewusst, als er ihn sanft aber bestimmt zum Bett hinüber schob.

„Dean?“, war alles, was er heraus brachte, und der Angesprochene sah ihn mit einem Blick an, der Platin hätte schmelzen können.

„Ja, Sammy?“

Sam schluckte trocken, versuchte zu verdrängen, dass er vollkommen nackt war, und sich stattdessen auf Deans Augen zu konzentrieren.

Das war allerdings auch keine besonders intelligente Idee, weil das Einzige, was er momentan aus Deans Augen herauszulesen glaubte, das Verlangen nach intimen Aktivitäten mit ihm war, und das half ihm nicht wirklich, ruhig zu bleiben.

„Du … ich … was hast du vor?“, stammelte er atemlos, Dean versetzte ihm einen Schubs, er fiel rückwärts aufs Bett und grabschte hastig nach der Bettdecke, um seine Blößen zu bedecken.

Dean zog sich derweil seelenruhig sein Shirt über den Kopf, pfefferte es in eine entlegene Ecke des Zimmers und öffnete dann seinen Gürtel.

„Was werde ich wohl vorhaben?“, fragte er schnurrend, und Sam bekam eine meterdicke Gänsehaut.

„Ja, aber … du …“

Sam verstummte, als Dean seine Jeans aufknöpfte und den Reißverschluss aufzog, und hatte in der nächsten Sekunde vergessen, was er hatte sagen wollen.

„Du dachtest doch nicht wirklich, ich hätte das bei Sean nicht mitbekommen, oder?“

Sam starrte noch immer auf die schwarzen Boxershorts, die unter Deans Jeans zum Vorschein gekommen waren, und biss sich auf die Unterlippe, als Dean sich die Hose mit einem sexy Lächeln unter seinen Hintern zog.

„Ich gebe zu, dass ich nicht sofort verstanden habe, was Sean mit ‚Ich seh ihm ähnlich’ und ‚Ich könnte dir alles beibringen’ gemeint hat … aber diese Dateien … also wirklich, Sammy …“

Dean hatte die Jeans während dieser Äußerung zu Boden geschoben und ausgezogen, und jetzt flatterte Sams Blick unsicher zu seinen Augen hoch und blieb gefangen an ihnen haften.

„… Wenn du nicht erwischt werden willst, solltest du das zwielichtige Material auf deinem Computer besser verstecken.“

Sams Kopf rauschte nach links, er sah seinen Laptop aufgeklappt auf dem Nachttischchen stehen und schluckte trocken.

Entweder träumte er schon wieder, oder er hatte ein relativ ernsthaftes Problem.

Dann war Dean plötzlich über ihm, saugte sich an seinem Hals fest, und Sam stöhnte, kniff einen Moment die Augen zu und zog in Erwägung, einem Dschinn aufgesessen zu sein, der sich in den Kopf gesetzt hatte, zunächst seine niederen Bedürfnisse zu befriedigen, bevor er ihm ein Friede-Freude-Eierkuchen Dasein mit Dean vorgaukelte, um ihm in aller Ruhe den Lebenssaft aussaugen zu können.

Die Frage war nur, ob ein Dschinn dazu in der Lage war, Deans Präsenz so erschreckend naturgetreu nachzuahmen.

Sam bezweifelte es stark.

Testosteron

Hallöchen zusammen.

Mir ist neulich (ich glaube, es war vorgestern) mal aufgefallen, dass diese FanFic irgendwie verdammt lang ist.

Hatte zwar eine lange FanFic geplant (das war so ziemlich das Einzige, was bei dieser Fic geplant war ... xD), aber SO lang ... ähem ... werde mir Mühe geben, so langsam zum Ende zu kommen!

Versprochen!

Natürlich wieder vielen Dank an alle, die mich mit Kommentaren erfreuen, an alle Favoritenlistler und auch an alle Schwarzleser (ihr seid immer noch Schweine! xD)
 

Hab euch alle ganz doll lieb - hab aber auch gerade Schokolade gegessen und bin high auf Endorphinen.
 

moko-chan
 


 

Sam stöhnte leise, als Dean endlich von dem beinahe schmerzhaften Knutschfleck an seinem Hals abließ, einmal sachte über die gequälte Haut leckte und ihm dann einen Kuss auf die Wange drückte.

Sein Verstand weigerte sich noch immer, diese Situation als real zu akzeptieren, sein Körper frohlockte und versuchte, ihn zu überzeugen, einfach stillzuhalten und Dean machen zu lassen, und sein Herz war so sehr mit Schlagen beschäftigt, dass es sich nicht an der Debatte beteiligen konnte.

Sam hatte das Gefühl, Deans Präsenz durchflute seinen ganzen Körper, und wenn das ein Vorgeschmack darauf war, wie es sich anfühlte, wenn der wirklich … also … wenn er wirklich in … Sam konnte nicht einmal daran denken, ohne panisch zu werden.

Und dann küsste Dean ihn plötzlich.

Sam spürte Deans Lippen auf seinen, ein heißes Kribbeln schoss bis in seine Fingerspitzen, er schlang ganz automatisch seine Arme um Dean und schloss die Augen.

Deans Zunge nahm seinen Mund in Besitz, Sam stöhnte gedämpft, erwiderte den Kuss hilflos und unterdrückte ein Zittern.

Wieso so plötzlich?

Dean konnte doch nicht einfach über ihn herfallen, ohne zumindest KURZ mit ihm darüber gesprochen zu haben.

So ging das doch nicht!

Sam japste, als Deans rechte Hand zielsicher unter der Bettdecke verschwand und ihn dort zu streicheln begann, und fragte sich, warum er sich verdammt noch mal so unwohl fühlte und warum er nicht einfach aufhören konnte, zu denken.

Das war Dean, der ihn küsste und streichelte, er liebte Dean, er hatte von diesem Augenblick seit Monaten geträumt, wo zum Teufel war also sein Problem?

Dean biss ihn sanft in die Unterlippe, löste ihren Kuss, und Sam schlug die Augen wieder auf und sah ihn an.

„Dean, wieso?“, flüsterte er rau, und Dean grinste und leckte sich über die Lippen.

„Weil ich Lust auf dich habe, Sammy.“

Sam verspürte ein hohles Pochen in der Magengegend, kniff die Augen zusammen, schob Dean trotz dessen Protestes sanft aber bestimmt von sich runter und stand auf.

Er schlüpfte in seine Jeans, die am Fußende seines Bettes gelegen hatten, und dann schlängelten sich auch schon Deans Arme von hinten um seine Mitte und zogen ihn in eine viel zu enge Umarmung.

„Komm schon, Sammy … du willst es doch auch.“

Sam ließ den Kopf hängen und schluckte, und während Deans linke Hand sanft seinen Bauch streichelte, wanderte die rechte in seinen Schritt und drückte sanft zu.

„Lass es uns einfach tun … Es wird dir ganz sicher gefallen …“

Sam entwich erneut ein Stöhnen, er starrte auf Deans Hand hinab und spielte für einen Moment mit dem verführerischen Gedanken, sich einfach hinzugeben und mit den Konsequenzen zu leben.

Im Prinzip war es sowieso schon viel zu weit gegangen, und es war so verdammt anstrengend, immer das Richtige zu tun.

Warum konnte er nicht einfach mal seinen Kopf abschalten und sich fallen lassen?

Vielleicht, weil er viel zu große Angst vor dem Aufprall hatte – Dean würde ihn nämlich nicht auffangen können.

Sam drehte sich in Deans Armen zu ihm um, küsste ihn sanft, dann machte er sich endgültig von ihm los.

Gut möglich, dass er ein verdammter Idiot war, aber er wollte Dean nun einmal so, wie er wirklich war und nicht unter Einfluss von Alkohol, Drogen oder sonstigen Stimulans.

Was es auch immer war, was Dean in diesen Zustand versetzt hatte, würde irgendwann nachlassen, er würde wieder zu sich kommen und ihm die Hölle auf Erden bereiten, und das Letzte, was Sam brauchte, war weiterer Vorgeschmack auf die Hölle.
 

Sam ignorierte das empörte Gegrummel aus dem Badezimmer, das arg gedämpft an seine Ohren drang, und tippte mit erzwungener Ruhe Bobbys Nummer in sein Handy.

Er lauschte so geduldig wie nur möglich dem enervierenden Tuten, versuchte verzweifelt, sich zu entspannen, und dann nahm Bobby das Gespräch an.

„Hallo?“

Sam räusperte sich leise und war froh, dass er sich seine ersten Worte zurecht gelegt hatte.

„Bobby, hier ist Sam – ich hab ein Problem.“

„Na, das is ja mal ganz was Neues.“

Sam atmete tief durch und schloss kurz die Augen.

Auf Sarkasmus konnte er jetzt wirklich verzichten.

„Was gibt’s denn?“, erkundigte Bobby sich ruhig, und seine gewohnte Gelassenheit half Sam ein wenig, selbst entspannter zu werden.

„Es geht um Dean … er … äh …“

Sam verstummte hilflos, und es trat Stille ein.

„Er?“, fragte Bobby schließlich nach, und Sam schluckte und beschloss, es einfach auszusprechen.

„Er hat versucht, mich flachzulegen.“

Diesmal war die Stille so nachdrücklich, als habe sich ein schwarzes Loch zwischen ihnen aufgetan.

„Er hat was?!“

Bobby klang so ehrlich entsetzt, dass Sam beinahe versucht gewesen wäre, zu lachen.

„Du hast mich schon verstanden“, murmelte Sam. „Irgendwas stimmt mit ihm nicht! Er ist total triebgesteuert – noch mehr als sonst! Hast du eine Ahnung, was mit ihm los sein könnte?“

Bobby am anderen Ende der Leitung schwieg eine Weile, und Sam machte weiter Entspannungsübungen.

Er sollte bei Gelegenheit wirklich herausfinden, wie das mit dem Meditieren funktionierte.

„Wo ist er jetzt?“, hörte Sam wieder Bobbys Stimme und warf einen Blick auf die geschlossene Badezimmertür.

„Im Bad. Musste ihn fesseln und knebeln.“

Kurz glaubte Sam, Bobby glucksen gehört zu haben, tat das jedoch als Einbildung ab.

„Gut gemacht, Sam. Lass ihn ja nicht weg, hörst du?“, meldete Bobby sich dann zu Wort und Sam vergaß das Glucksen. „Es klingt verdammt danach, als wäre er besessen – und ich meine nicht von einem Dämon. Wo ward ihr, bevor er anfing, komisch zu werden?“

„In einem Antiquitätengeschäft“, antwortete Sam nachdenklich, zog die Stirn kraus und überlegte angestrengt.

„Bobby, er hat dort so eine komische Fruchtbarkeitsstatue angefasst – du glaubst doch nicht, dass er -“

„Doch, genau das glaube ich!“, fiel Bobby ihm ins Wort, „Und wenn das DIE Statue ist, die ich meine, dann dürfen wir keine Zeit verlieren. Fahr du los und besorg das Ding, Sam – und fass es ja nicht an! Ich werd herausfinden, wie wir es vernichten können.“

Sam wollte noch etwas sagen, aber Bobby hatte bereits aufgelegt.

Kurz starrte er das Telefon in seiner Hand an, dann kamen ihm die Worte der Besitzerin des Antiquitätenladens in den Sinn, auf die er zu dem Zeitpunkt kaum geachtet hatte, weil er viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, Deans scherzhafte Bemerkung über Sean zu verdauen.

„Bitte seien Sie vorsichtig damit“, hatte sie gesagt, „Es ist das letzte Stück, das mein Vater vor seinem Tod angeschafft hat.“
 

Sam brauchte einen Moment, bis seine Augen sich an das schummrige Licht in dem Antiquitätengeschäft gewöhnt hatten, und so blieb er einen Moment lang direkt hinter der Eingangstür stehen.

Er zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich wie aus dem Nichts die Besitzerin neben ihm stand und ihn über ihre Hornbrille hinweg freundlich musterte.

„Haben Sie Ihren gutaussehenden Begleiter heute gar nicht mitgebracht?“

Sam lächelte gequält und schüttelte den Kopf und war sich noch immer nicht ganz sicher, wie er die Statue aus dem Geschäft bekommen sollte, ohne sich schwer strafbar zu machen.

Bobby hatte ganz klar gesagt, dass ihnen nicht viel Zeit blieb, wenn sie Dean helfen wollten, also wollte er nicht riskieren, bis zur Nacht zu warten, um sich als Einbrecher zu versuchen.

Bisher war immer Dean derjenige gewesen, der sich als Schlossknacker betätigt hatte, aber Sam bezweifelte, dass der momentan noch an etwas Anderes denken konnte, als seinen Schlüssel in ein ganz bestimmtes Schloss zu stecken, also fiel der als Komplize einfach mal aus, und allein traute Sam sich einen solchen Einbruch nicht zu.

Er tapste ein wenig unsicher die engen Gänge zwischen zahllosen Möbeln entlang und fand sich schließlich vor dem Tisch mit der Fruchtbarkeitsstatue wieder.

Sam verzog das Gesicht, als er ihre grinsende Fratze sah und fragte sich, warum zum Teufel Dean immer Alles antatschen musste.

Das Ding war nun wirklich Nichts, was zum Anfassen einlud, aber natürlich hatte Dean seine Finger mal wieder nicht bei sich behalten können – das hatte er schließlich noch nie gekonnt.

„Ein grässliches Ding, nicht wahr?“

Sam zuckte zusammen und entdeckte eine Frau links neben sich, die er zunächst auf Anfang Dreißig, nach einem weiteren Blick jedoch auf ungefähr Vierzig schätzte.

Er nickte und sie seufzte leise.

„Ich wünschte, es würde sich endlich ein Käufer für das garstige Teil finden, ich kann den Anblick nicht ertragen.“

Sam hob fragend die Augenbraue, da ertönte von seiner rechten Seite die Stimme der Besitzerin.

„Ich hoffe, diese Dame belästigt Sie nicht?“

„Nein“, erwiderte er verblüfft, blickte auf die ärgerliche Verkäuferin hinab, bevor ein spöttisches Schnauben seine Aufmerksamkeit wieder nach links lenkte.

„Ich belästige ihn nicht, Stella, wir sind uns ziemlich einig, was dieses widerliche Ding da angeht.“

Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Fruchtbarkeitsstatue, dann streckte sie Sam die Hand hin.

„Mein Name ist Georgina Bellows – Ich bin die Teilhaberin.“

„Stille Teilhaberin“, fügte Stella scharf hinzu, während Sam Georginas Hand schüttelte, und Georgina lächelte kurz.

„Ja, stille Teilhaberin. Mein verstorbener Ehemann hielt es für keine gute Idee, uns zur Zusammenarbeit zu zwingen, wissen Sie …“

Sam wusste nicht, und das sah man ihm auch an.

„Das kann ihn wohl kaum interessieren, Georgina! Was willst du eigentlich schon wieder hier? Ich habe dir doch versprochen, Bescheid zu sagen, wenn die Fruchtbarkeitsstatue verkauft ist – wobei ich noch immer nicht verstehe, warum du sie so unbedingt loswerden willst, immerhin ist sie doch das letzte Stück, das Vater -“

„Dieses Ding ist mir unheimlich, und ich will es nicht im Haus haben. Dein Vater war nicht er selbst, nachdem er das Ding in die Hand genommen hatte, und ich schwöre bei Gott, dass es etwas mit dieser Statue zu tun hat!“

Sam hielt den Atem an, erinnerte sich, dass der vorige Besitzer an einem Herzinfarkt gestorben war, und wusste mit einem Mal, was sich abgespielt hatte.

„Das ist absolut albern, Georgina! Du suchst doch bloß nach einer Ausrede, um dich nicht deinen Schuldgefühlen stellen zu müssen!“, giftete Stella überzeugt, und Georgina schüttelte sarkastisch lächelnd den Kopf.

„Ich stelle mich meinen Schuldgefühlen, Stella. Ich war schließlich dabei, als er gestorben ist – ich habe ihm dabei in die Augen gesehen. Trotzdem ist diese Statue mir unheimlich.“

„Ich kaufe sie!“, platzte es plötzlich aus Sam heraus, und zwei Paar Augen blickten überrascht zu ihm auf.

„Sie?“, fragte Georgina überrascht, sah plötzlich wieder wie Anfang Dreißig aus, und Sam suchte in seinem Hirn fieberhaft nach einer Erklärung.

„Ja … ich … ich möchte nicht, dass Sie sich mit ihrer Tochter noch länger deswegen streiten – es ist doch wichtig, dass Sie in dieser schweren Zeit zusammen halten!“

„Ich bin ihre Stieftochter“, erklärte Stella kurz und zog die Stirn kraus. „Aber wenn Sie meinen, werde ich Ihnen die Statue natürlich gern verkaufen. Sie kostet 5000$.“

Sam blinzelte heftig, ihm fiel ein, dass auf keiner ihrer falschen Kreditkarten ein derartiger Betrag zur Verfügung stand, und bekam feuchte Handflächen.

„Du kannst dem armen Jungen doch nicht eine solche Summe abknöpfen!“, meldete sich Georgina empört zu Wort, und Stella rückte genervt ihre Hornbrille zurecht und murmelte etwas wie „Von wegen stille Teilhaberin …“

Georgina ignorierte das, blickte lächelnd zu Sam auf und tätschelte seinen Ellbogen.

„So lange Sie das Ding mitnehmen und versprechen, es nie mehr zurück zu bringen, schenke ich es Ihnen.“

Nicht nachgedacht

„Dean, ich werde dich jetzt losmachen, aber nur unter der Bedingung, dass du dich beherrschst und friedlich mit zum Auto kommst.“

Sams Ton war ernst, doch sein aufgesetzt ruhiger Blick prallte an dem hungrigen Ausdruck in Deans Augen komplett ab.

Sam schluckte nervös, befreite Dean zunächst einmal von seinem Knebel, wunderte sich, dass er nicht angepöbelt wurde, dann leckte Dean sich genüsslich über die Lippen.

„Ich werd dich so lange rannehmen, bis du um Gnade winselst …“

Sam bekam eine Ganzkörpergänsehaut, biss sich auf die Unterlippe und tat, als habe er nichts gehört.

Sein Enthusiasmus darüber, die Statue so einfach bekommen zu haben, war schnell verflogen, als Bobby ihm erzählt hatte, dass man für das Ritual, um sie zu vernichten, mindestens zwei Personen benötigte.

Wäre er nicht gezwungen gewesen, die Statue zu diesem Zweck samt Dean zu Bobby zu schaffen, hätte ihn nichts in der Welt dazu gebracht, Dean loszumachen, bevor der nicht wieder Herr über sein Testosteron war.

Er löste ein wenig umständlich Deans Fesseln – seine Hände waren irgendwie so verdammt rutschig – und dann lag er plötzlich auf dem Rücken, Dean war über ihm und dessen Lippen waren überall, nur nicht da, wo sie hingehörten, nämlich mindestens 20 Zentimeter von jeglichem Teil seiner Haut entfernt, der auch nur geringfügigst erogen war.

Warum war Dean nie so schnell, wenn es darum ging, ihre Ärsche zu RETTEN?

Wieso hatte er nur dann so verdammt gute Reflexe, wenn er seinen Arsch – egal jetzt.

Sam drückte ihn mit letzter Kraft und unter Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung von sich, stand auf, half Dean auf die Beine, und wurde schon wieder geküsst.

Als er sich zu wehren versuchte, packte Dean ihn, nagelte ihn mit seinem Körper an die Wand in seinem Rücken und zwang ihm so nachdrücklich seine Zunge auf, dass Sam für einen Moment die Luft wegblieb.

Sam hatte nie gedacht, dass eine derart rabiate Behandlung seinen Gefallen erregen würde, das tat sie jedoch zweifellos – seinen Gefallen und noch Einiges mehr – und er hörte Dean zufrieden brummen, bevor der seine Hüften so heftig nach vorn stieß, dass Sam halb erschrocken, halb begeistert aufkeuchte.

„Das ist nicht Dean, das ist nicht Dean, das ist NICHT Dean!“, schrie sein Restverstand hartnäckig gegen aufkochende Hormone an, die im Chor „Ja, aber er sieht ihm verdammt ähnlich – und er schmeckt so lecker!“, zurückgaben, dann spürte er Deans Hände an seinem Reißverschluss und riss sich zusammen.

Mal wieder.

Warum war immer er derjenige, der sich zusammenreißen musste?

Blöd.

Blöd, blöd, blöd – blöhöööhöööd.

Sam packte Deans Handgelenke, zog sie von seinem Schritt weg, drehte heftig atmend den Kopf zur Seite und presste die Lider zusammen.

Sam spürte Deans Blick wie flüssiges Feuer über sich gleiten, dann spürte er Deans Lippen an seinem Ohr.

„Ich verstehe nicht, warum du dich wehrst, Sammy, aber ich muss zugeben, dass es die Angelegenheit noch sehr viel reizvoller macht …“

Deans Schnurren ging Sam durch Mark und Bein, er wurde ins Ohrläppchen gebissen, unterdrückte ein wohliges Stöhnen, und dann ließ Dean tatsächlich von ihm ab.

„Dann werd ich jetzt mal friedlich mit zum Auto kommen“, grinste er lüstern in Sams überrascht-fragendes Gesicht und strich ihm mit einer sanften Geste das wirre Haar aus dem Gesicht. „Gott, du siehst zum Anbeißen aus, wenn du so guckst, Sammy … liegt das Hundehalsband eigentlich noch im Wagen?“
 

„Wie, was? Das war jetzt alles?“

Sam blickte ungläubig auf die blökernden Kräuterbeutel, die er und Bobby soeben synchron zu der Fruchtbarkeitsstatue ins Feuer geworfen hatten, und Bobby zog fragend die Augenbraue hoch.

„Ja, was hast du denn erwartet?“

Sam warf die Hände in die Luft.

„Ein Lateinisches Ritual! Griechische Tänze! Was weiß ich?! Mal eben Kräuter ins Feuer werfen hätte Dean wohl auch noch hinbekommen! Hast du ne Ahnung, was ich auf dieser Autofahrt alles durchstehen musste?!“

Bobby warf einen vielsagenden Blick auf die Tür zum Badezimmer, hinter der sich erneut ein an einen Stuhl gefesselter Dean verbarg und fixierte dann wieder Sam.

„Ich hab ne leise Idee, ja.“

Sam wurde rot, als er sich daran erinnerte, wie Bobby ihn und Dean im Impala vorgefunden hatte – Dean halb nackt und wild entschlossen, Sam endlich … äh … zu erobern … und Sam genauso halb nackt und etwas weniger wild entschlossen, ihn daran zu hindern.

„Sieh du mal nach ihm, er sollte jetzt wieder normal sein“, forderte Bobby ihn seelenruhig auf und verschwand – Gott allein wusste, wohin – und Sam spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er vor der Tür zum Bad stand.

Hinter dieser Tür befand sich Dean, der endlich wieder er selbst war und sich sehr wahrscheinlich an alles erinnern konnte, was zwischen ihnen vorgefallen war.

Sam streckte die Hand nach dem Türgriff aus, drückte ihn wie in Zeitlupe hinunter, öffnete die Tür, die leise knarrte, und als er den Ausdruck in Deans Augen sah, konnte er sicher sein, dass dieser sich an Alles erinnerte, und Sam konnte nur hoffen, dass das nicht für immer zwischen ihnen stehen würde.

Wenn so schon nichts zwischen ihnen stand, dann konnte er darauf auch verzichten.

Er nahm Dean die Fesseln ab, dieser sagte die ganze Zeit über kein Wort und wich seinem Blick aus, stand schließlich auf und atmete tief durch.

„Ich … muss den neuen Punktestand auf der Männlichkeitsskala ausrechnen“, platzte es plötzlich aus ihm heraus, er stakste zur Tür und nach draußen, und das Letzte, das Sam sah, waren seine hochgezogenen Schultern im Regen, bevor er in der Dunkelheit verschwand, und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

Sam seufzte und fuhr sich mit der Hand ins Haar.

Ganz toll.

Jetzt konnte er sich doch eigentlich auch selbst erschießen, oder?

Er kickte mutlos gegen den Stuhl, auf den Dean bis eben noch gefesselt gewesen war, und brachte ihn dann zurück in Bobbys Küche.

Sam ließ sich darauf sinken, nachdem er sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, nahm einen tiefen Schluck und seufzte erneut.

Wenn Dean nicht völlig realitätsresistent war, dann musste er wohl inzwischen gemerkt haben, dass er ihm ein wenig mehr als brüderliche Gefühle entgegen brachte, und diese erste Reaktion war ja nun alles andere als vielversprechend gewesen.

Es konnte natürlich auch sein, dass Dean sich bisher derart auf sein eigenes Verhalten fixiert hatte und schon darüber so entsetzt war, dass ihm Sams merkwürdige Bereitschaft, darauf einzugehen, noch gar nicht weiter aufgefallen war.

Sam ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen und fluchte leise vor sich hin.

Das war doch zum Verrücktwerden!

Genügte es denn nicht, dass sein Leben konstant durch missvergnügte Mächte bedroht war?

Musste sich nun auch noch sein Liebesleben – das er sowieso kaum als solches bezeichnen konnte – als derart kompliziert erweisen?

Im Prinzip könnte er auch gleich ein Keuschheitsgelöbnis ablegen – außer Dean versuchte ihn eh nichts mehr, und der würde sich nach dieser Episode hüten, noch einmal näher als auf 5 Meter an ihn heran zu kommen.

Sam stöhnte gefrustet, hob den Kopf leicht an, ließ ihn dreimal gegen die Tischplatte wummern und richtete sich dann wieder auf, um noch einen Schluck Kaffee zu trinken.

Sein Leben war frustrierend.
 

Sam blinzelte verwundert, hob den Kopf an und stöhnte gequält, als ihm bewusst wurde, dass er an Bobbys Küchentisch eingeschlafen war.

Er richtete sich auf, streckte sich unter leisen Schmerzenslauten, und ein Blick auf die Uhr teilte ihm mit, dass er mindestens zwei Stunden geschlafen hatte.

War Dean etwa immer noch draußen bei dem strömenden Regen?

Er warf einen Blick aus dem Fenster, wo er im Mondlicht schemenhaft ein paar Autowracks erkennen konnte, und schauderte unwillkürlich.

Natürlich war Dean noch immer da draußen.

Sam zögerte einen Moment, dann seufzte er ergeben und stand auf.

Irgendwann musste er sowieso mit Dean darüber reden, dann konnte er es auch jetzt gleich hinter sich bringen und diesen Gefühlsklotz vor einer schweren Erkältung bewahren.

Sam blieb einen Moment lang in Bobbys offener Haustür stehen, schloss kurz die Augen und lächelte, als er hinter seinen geschlossenen Lidern Deans Präsenz für einen Moment warm aufflackern sah.

Er wandte sich in die Richtung, in der er Dean spüren konnte, und fluchte leise vor sich hin, da sein schwarzes Shirt schon nach ein paar Sekunden völlig durchnässt war und ihm wie eine zweite Haut am Körper klebte.

Bobby würde sich sicherlich bedanken, wenn er sie beide mit einer fiebrigen Grippe am Hals hätte.

Der feuchte, aufgeweichte Boden verschluckte Sams Schritte, als er sich immer weiter vom Haus entfernte, und schließlich vor einem uralten Ford zum Stehen kam.

Dean saß auf dem Fahrersitz, tief in Gedanken versunken, und schien ihn einen Moment lang überhaupt nicht wahrzunehmen, dann veränderte Sam leicht seine Haltung, Dean wandte den Kopf und fixierte ihn, und sie sahen sich kurz einfach nur an.

Sam schauderte unwillkürlich, als Dean ihren Blickkontakt schließlich abbrach und stattdessen auf seine Hände am Lenkrad des Fords starrte.

Er fühlte sich nicht unbedingt ermutigt, mit Dean ein klärendes Gespräch zu führen.

Was sein musste, musste aber schließlich sein, also ging Sam um den alten Wagen herum und stieg auf der Beifahrerseite ein.

Dean war entweder wieder völlig in Gedanken versunken, oder aber er ignorierte ihn absichtlich – er zeigte jedenfalls keinerlei Reaktion, als Sam die Autotür zuzog und ihn von der Seite ansah.

„Dean?“, versuchte Sam es probeweise, und Dean blinzelte lediglich und biss die Zähne zusammen.

„Dean, komm schon – lass uns drüber reden, ja?“, setzte Sam sanft an, und Deans Kopf fuhr herum und er starrte ihn ungläubig an.

„Drüber reden?! Sammy, verdammt, wir haben rumgemacht! Über was willst du da bitteschön reden?! Kannst du nicht EIN MAL damit leben, es totzuschweigen?!“

Sam biss sich auf die Unterlippe, und Dean stöhnte genervt auf.

„Den Hundeblick kannst du dir wirklich sparen! Erklär mir lieber, warum ich ständig von irgendwas besessen bin! Was war das für ne Statue?“

Sam beschloss, dass es besser war, Dean nicht weiter zu reizen und ihm zumindest vorläufig seinen Willen zu lassen, und gab das weiter, was Bobby ihm erzählt hatte.

„Sie wurde im sechzehnten Jahrhundert von Benediktiner-Nonnen verflucht, die ihren Abt bei ein wenig unchristlichen Tätigkeiten erwischt haben – Huren, Alkohol, das ganze Programm – und weil er so ein Afrika-Liebhaber war, haben sie die Statue verhext und ihm geschenkt.

Sie haben es wohl als angemessene Strafe angesehen, wenn er durch sein zügelloses Verhalten zu Tode kommt – und sie funktioniert einzig und allein bei Männern … eine Art extremes Aphrodisiakum … man kann nicht mehr aufhören, bis -“

„So viel hab ich mitgekriegt“, brummte Dean mürrisch. „Hat ja immerhin sogar auf dich mit übergegriffen, obwohl du das Ding gar nicht angefasst hast.“

Sam hielt einen Moment die Luft an, in seinem Kopf arbeitete es fieberhaft, aber sein Mund wollte offenbar nicht warten, bis der mit Denken fertig war.

„Auf mich hatte die Statue aber keinen Einfluss.“

Dean weitete die Augen, öffnete den Mund, als ob er etwas sagen wollte, schloss ihn wieder, und das Einzige, was zu hören war, war das gleichmäßige Trommeln des Regens auf das Autodach.

„Sie hatte keinen … du warst“, stammelte Dean schließlich, und Sam wich seinem Blick aus und biss sich wieder auf die Unterlippe.

Das war sie gewesen, die einmalige Gelegenheit, sich aus der Sache heraus zu lavieren, ohne das Dean Verdacht schöpfte, und er hatte sie innerhalb von fünf Sekunden zunichte gemacht.

Durchbruch

Sam schlug seinen Kopf gegen das Autofenster zu seiner Rechten und stöhnte gequält – konnte man eigentlich noch dämlicher sein?

„Sam, was soll das heißen, die Fruchtbarkeitsstatue hatte keinen Einfluss auf dich?!“

Deans Stimme schien in dem beengten Innenraum des alten Ford tausendfach wiederzuhallen, und Sam verspürte ein höchst unangebrachtes Kribbeln in der Lendengegend.

„Ich … naja … ich … ähm“, war alles, was ihm auf die Schnelle einfiel, und Dean packte sein Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen.

„Sam?“

Sam schluckte trocken und brachte kein weiteres Wort heraus.

„Sammy … soll das etwa heißen, dass ich es mir nicht eingebildet habe, dass du mich geküsst hast, nachdem ich besessen war?“

Sams Augen weiteten sich, Dean zog die richtigen Schlüsse, ließ sein Kinn los und schnaufte ungläubig.

„Das heißt dann wohl, dass diese Dateien auf deinem Computer auch wirklich drauf waren und mein benebeltes Gehirn nicht das Geringste damit zu tun hatte … ?“

Sam nickte und ließ schuldbewusst den Kopf hängen, und Dean lachte leise auf.

„Unglaublich … das ist doch einfach unglaublich …“

„Dean es tut mir leid, wirklich!“, brach es aus Sam heraus, er hob den Kopf und sah Dean flehend an. „Ich verspreche, dass das nicht mehr vorkommt – ich meine, ich kann mich beherrschen, das kann ich! Wenn wir einfach nie wieder darüber sprechen, dann … dann können wir doch einfach so weiter machen, wie früher und -“

„So weiter machen wie früher?!“, schnitt Dean ihm heftig das Wort ab, und Sam zuckte zusammen. „Auf gar keinen Fall, Sam – das steht nicht einmal ansatzweise zur Debatte! Begreifst du eigentlich gar nichts? Kann ja sein, dass diese Statue ein verdammt wirkungsvolles Aphrodisiakum ist und so Einiges mit meinem Kopf anstellen kann, aber“, hier griff er nach Sams Hand und hielt sie fest, „hast du dich überhaupt nicht gefragt, warum ich auf dich losgegangen bin und nicht auf die nächstbeste Blondine?“

Sam starrte zuerst auf seine Hand in Deans, dann starrte er Dean in die Augen und blinzelte heftig.

„Wie?“

Dean grinste liebevoll, wenn auch ein wenig unsicher, und drückte Sams Hand.

„Ich habe die letzten zwei Stunden mit dieser Frage zugebracht und auch wenn ich es nicht gerne zugebe – ich denke, ich bin der Antwort jetzt ziemlich nahe.“

Dean ließ seine Hand los, beugte sich zu ihm hinüber und legte beide Hände an seine Wangen, bevor er ihm mit seinem Gesicht viel zu nahe kam und seinen Mund auf Sams fest zusammengepresste Lippen drückte.

Dean zog sich wieder zurück, als Sam nicht auf seinen Kuss reagierte, und zog irritiert die Augenbraue hoch.

„Sammy?“

Sam verschränkte die Arme vor der Brust und starrte störrisch geradeaus.

„Du bist doch sowieso wieder besessen …“

Dean biss sich auf die Unterlippe, als er Sams hoffnungslosen Blick bemerkte, und unterdrückte ein Grinsen.

„Probier’s doch aus“, schlug er ruhig vor, strich Sam eine Strähne seines feuchten Haars aus der Stirn und ließ seinen Blick dann über Sams klatschnasses Shirt gleiten, „und zwar schnell.“

„Christo!“, warf Sam ihm auch prompt an den Kopf, Dean grinste doch noch und lächelte dann warm.

„Siehst du – alles gut.“

Dean beugte sich wieder vor, drehte sanft Sams Gesicht nach links, küsste ihn erneut, und diesmal schloss Sam die Augen und ließ es zu.

Deans Lippen auf seinen fühlten sich noch viel besser an, als er es in Erinnerung hatte, und Sam stöhnte leise auf, als Deans Zunge gegen seine Lippen stieß und sanft um Einlass bat.

Er hatte nie gedacht, dass Dean so sanft sein konnte.

Sam öffnete den Mund einen kleinen Spalt - für Dean mehr als genug - und Dean ging mit seiner Zunge sofort auf Eroberungsfeldzug.

„Mhm!“

Dean riss überrascht die Augen auf, als Sam ihn mit einem Mal so heftig küsste, dass ihm die Luft wegblieb.

Offenbar war es mit Sams Selbstbeherrschung nun endgültig vorbei.

Dean registrierte ein kleinwenig irritiert und gleichzeitig schwer begeistert, wie Sam seinen Sitz nach hinten klappte und ihn auf sich zog, und machte sich genüsslich über ihn her.

Er brauchte ganz bestimmt keine blöde Fruchtbarkeitsstatue, um in Stimmung zu kommen.

Zwar war es ein wenig ungewohnt, einen Männerkörper unter sich zu spüren, aber Dean war schon immer anpassungsfähig gewesen, und außerdem war es ja Sam.

Bei jedem anderen hätte er vielleicht Berührungsängste gehabt – von einem heftigen Brechreiz ganz zu schweigen – aber Sam zu berühren fühlte sich erschreckend natürlich an.

Welch ein Glück, dass sie keine Brüder waren.
 

Dean keuchte überrascht auf, als er Sams Hände mit einem Mal an seinem Hintern spürte, dann überzog ein liderliches Grinsen sein Gesicht.

Der gute Sam hatte, was ihn betraf, offenbar auch keine Berührungsängste.

Er ließ Sammy eine Weile an seinem Hintern herumkneten, belohnte ihn mit unanständig innigen Küssen, und machte sich schließlich daran, Sams Jeans zu öffnen.

Sam dankte es ihm mit einem erleichterten Stöhnen, und Deans Grinsen wurde breiter, als er die beeindruckende Beule in Sams schwarzen Shorts erfühlte.

Da hatte scheinbar noch ‚jemand’ keinerlei Selbstbeherrschung.

Er löste seinen Mund von Sams, leckte über den Knutschfleck, den er ihm im Testosteronrausch verpasst hatte, und schnurrte zufrieden, als Sam heiser aufstöhnte.

Wie schön, dass er so schnell einen seiner Schwachpunkte entdeckt hatte.

Dean fuhr damit fort, Sams Hals zu liebkosen, während seine linke Hand über Sams Shorts rieb, und der keuchte und wand sich unter ihm, dass es eine wahre Freude war.

Im Prinzip gehörte es sich ja nicht, mit Männern rumzumachen, mit denen man mal verwandt gewesen war, aber Dean beschloss, das großzügig zu ignorieren, als Sams Hand äußerst zielstrebig seine Jeans aufknöpfte, den Reißverschluss aufzog und in seinen Shorts verschwand.

„Mh … Sam, kann ich dich mal was fragen?“, flüsterte er heiser und hob den Kopf ein Stück an, um Sam ins Gesicht sehen zu können.

„Hn?“, kam es verplant zurück, und Dean grinste liebevoll und gab Sam einen Kuss.

„Warst du schon immer schwul?“, fragte er grinsend, und Sams eben noch so verklärter Blick fokussierte sich sofort und er wurde empört angestarrt.

„Ich bin NICHT schwul.“

„Mh … natürlich nicht“, schnurrte Dean, seine Augen glitzerten spöttisch und er schob seine Hand in Sams Shorts. „… Und das hier ist ein tibetanischer Gebetsstock.“

„So etwas wie einen tibetanischen Gebetsstock gibt es nicht“, erwiderte Sam mit einem hilflosen Stöhnen, und Dean gluckste leise.

„Sag ich ja. Also – warst du schon immer schwul?“

„Nein!“

Dean unterdrückte ein Glucksen und strich Sam das wirre Haar aus der Stirn.

„Ist ja schon gut, Sammy – wie lange bist du’s denn schon?“

„Ich bin NICHT schw-“

Sam drückte die Augen zu, als Deans Hand sich mit einem Mal sehr viel fester um ihn schloss, und stöhnte rau auf.

„D-das ist nicht fair“, beschwerte er sich schwach, spürte Deans warmen Atem an seinem Ohr und bekam eine Gänsehaut.

„Wie lange schon, Sammy?“

Dean biss ihn ins Ohrläppchen, küsste die weiche Haut direkt darunter, und Sam wand sich hilflos.

„W-warum willst du das denn unbedingt wissen?“, erkundigte er sich schwach und hörte Dean amüsiert schnaufen.

„Weil ich sonst die Männlichkeitsskala nicht richtig ausrechnen kann …“

Sam musste gegen seinen Willen lachen, wurde geküsst und gestreichelt, und ergab sich schließlich seinem Schicksal.

„Ich glaub, als ich … mh … ein Prinz war, hat es angefangen …“

Sam blinzelte, als Dean ruckartig den Kopf hob, und fand sich seinem ungläubigen Starren ausgeliefert.

„So lange schon?“

Sam nickte vorsichtig, und Dean fing wieder an zu grinsen.

„So lange musstest du dich zusammenreißen … mein armer Sammy.“

Sam blinzelte, Dean küsste ihn schon wieder und dann legte er los.

„Aaah!“

Sam warf den Kopf in den Nacken und stöhnte erschüttert auf, da Dean scheinbar beschlossen hatte, ihn jetzt sofort für seine so qualvoll lange Leidenszeit zu entschädigen – und zwar so richtig.
 

„Dean, jetzt mal im Ernst: Was habt ihr da draußen so lange gemacht?“

Dean hielt ertappt inne, als Bobbys vorwurfsvolle Stimme ertönte, dann goss er den Pfefferminztee für Sam auf und antwortete, ohne sich zu Bobby umzudrehen: „Na, uns ausgesprochen natürlich.“

Er hörte Bobby ungläubig schnaufen und biss sich auf die Unterlippe – er hätte sich das auch nicht abgenommen.

„Das kannst du vielleicht jemandem erzählen, der dich nicht so gut kennt, Dean Winchester! Sam sah aus, als hättest du ihn zwei Stunden lang durch die Mangel gedreht, verdammt! Der arme Junge war mit den Nerven sowieso schon völlig am Ende, da musstest du ihn nicht auch noch so hart rannehmen!“

Dean drehte sich endlich zu Bobby um, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, Contenance zu bewahren.

„Ich habe ihn nicht im Geringsten hart rangenommen, Bobby! Wieso bin ich eigentlich immer der Böse? Sam geht es hervorragend – mal abgesehen von seiner Erkältung – und wenn du nichts dagegen hast, werde ich ihm jetzt seinen Tee bringen!“

Bobby grummelte etwas Unverständliches und machte Dean Platz, der mit der Teekanne und einer Tasse in der Hand auf die Küchentür zu marschierte, und Dean musste sich schwer das Lachen verbeißen, als er an ihm vorbei zur Treppe ging.

Er schmunzelte noch immer vor sich hin, als er das Zimmer betrat, in dem Sam in unzählige Decken eingewickelt im Bett lag und schlief.

Dean stellte die Teekanne samt Tasse auf dem Nachttischchen ab und beugte sich über Sam, um ihm ein paar verschwitzte Strähnen aus seiner heißen Stirn zu streichen.

Sam zuckte leicht, als er ihn berührte und blinzelte müde.

„Dean?“

„Ja, ich bin’s Sammy …“

Sam lächelte schwach, Dean warf einen kurzen Blick zur Tür hinüber, dann beugte er sich über ihn und gab ihm einen Kuss.

„Nicht, du steckst dich doch an“, protestierte Sam undeutlich, und Dean gab ihm noch einen Kuss und richtete sich wieder auf.

„Mir doch egal.“

Sam schnaufte leise, und Dean strich ihm mit einer flüchtigen Geste über die Wange, bevor er sich zu ihm an die Bettkante setzte.

„Fühlst du dich besser?“, erkundigte er sich mit einem Hauch Besorgnis in der Stimme und Sam nickte tapfer.

„Lügner“, konstatierte Dean sofort und schenkte ihm eine Tasse Tee ein.

„Ich hab dir Tee gekocht.“

Sam blinzelte, schlug die Augen ganz auf und blickte ihn ungläubig an. „Du hast was?“

Dean kniff ihn zur Antwort sanft in die Nase und half ihm dann, sich aufzurichten.

„Ist Honig drin?“, fragte Sam hoffnungsvoll, und Dean seufzte und stand auf. „Ich wusste, ich hab was vergessen.“

Er war mit drei Schritten an der Tür und aus dem Zimmer gestürmt, bevor Sam auch nur auf die Idee kommen konnte, ihn zurück zu halten.

Sam starrte verträumt auf den Türrahmen, durch den Dean verschwunden war, und konnte noch immer nicht ganz fassen, was in der vergangenen Nacht zwischen ihnen vorgefallen war.

Er schloss kurz die Augen, ihn durchfuhr ein wohliger Schauer, als er sich an Deans heißen Körper über seinem erinnerte und lächelte, als er Deans Präsenz nahen spürte.

Er hatte wirklich verdammtes Glück.

„Hier hast du deinen Honig, Sammy.“

Dean setzte sich wieder zu Sam ans Bett, drehte das Glas Honig auf, das er aus Bobbys Küchenschrank entwendet hatte, und gab einen Löffel voll in Sams Teetasse.

Dieser lächelte, als er Dean konzentriert umrühren sah, bevor er ihm die Tasse reichte, nahm sie entgegen und entlockte nun Dean ein Lächeln, indem er sie in beide Hände nahm und pustete, bevor er einen vorsichtigen Schluck nahm.

„Das machst du doch mit Absicht“, behauptete Dean, strich ihm das Haar aus der Stirn, und Sam sah ihn fragend an.

„Und das auch“, seufzte Dean leise, dann runzelte er die Stirn. „Warum hast du letzte Nacht eigentlich nicht gesagt, dass dir kalt war?“

Sam, der gerade getrunken hatte, hustete überrascht, und Dean nahm ihm eilig die Tasse ab.

„Warum ich nicht gesagt habe, dass mir kalt war?“, wiederholte Sam ungläubig, und Dean nickte grimmig. „Im Prinzip ist es meine Schuld – ich hab schließlich gleich gesehen, dass du völlig durchnässt warst aber -“

„Manchmal bist du echt unglaublich“, fiel Sam ihm ins Wort. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass mir letzte Nacht tatsächlich KALT gewesen wäre?“

Dean öffnete den Mund, schloss ihn wieder und fing an zu grinsen.

„Ach so.“

Sam wurde ein wenig rot und nickte, und Dean beugte sich zu ihm vor und gab ihm einen Kuss.

„Trink deinen Tee, Sammy.“

Unglaublich unrealistisch - aber niedlich

Dean warf einen besorgten Blick auf Sam, als der sich stöhnend von der linken auf die rechte Seite wälzte, und gab seinen Platz am Fenster auf, um zu Sam ans Bett zu treten und erneut prüfend die Hand auf seine Stirn zu legen – genau wie vor fünf Minuten und vor zehn und vor fünfzehn.

Sams Stirn war noch immer unangenehm heiß, und Dean gab ein unzufriedenes Knurren von sich, bevor er das Tuch vom Kopfkissen fischte, es in die Schale mit Eiswasser tunkte, die auf dem Nachttisch stand, und zurück auf Sams glühende Stirn legte, von der es bei Sams Wendemanöver gerutscht war.

Der gequälte Ausdruck verschwand von Sams Gesicht, Dean strich ihm in einer zärtlichen Geste über die Wange und lächelte, als Sam sich unwillkürlich an seine Hand schmiegte.

Sowas bedeutete fünf Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala für sie Beide.

Was am vergangenen Morgen noch wie eine relativ leichte Erkältung gewirkt hatte, war über Nacht zu einer handfesten Grippe samt hohem Fieber geworden, und Dean hätte sich erneut selbst in den Hintern treten können, Sam nicht rechtzeitig trocken gelegt zu haben.

Verdammtes Testosteron!

Heißes, hemmungsloses Rumgefummel in einem alten Auto schön und gut – aber man musste einfach Prioritäten setzen!

Sam stöhnte wieder, blinzelte ein paar Schweißtropfen von seinen Wimpern und schlug die Augen auf, und Dean streichelte ihm erneut über die Wange.

„Hey, Sammy …“

Sam belohnte ihn mit einem kleinen Lächeln und einem etwas krächzenden „Hey“, und Dean setzte sich zu ihm, wusch ihm sanft den Schweiß von der Stirn und erfrischte erneut das Tuch, das darauf lag.

„Du bist ne gute Krankenschwester“, murmelte Sam undeutlich, und Deans rechter Mundwinkel hob sich um einen halben Zentimeter.

„Danke.“

Dean zog Sams Bettdecke höher über dessen Brust, und Sam schloss die Augen und tat sein Bestes, den pochenden Schmerz in seinem Kopf zu ignorieren.

Er sah Deans Präsenz hinter seinen geschlossenen Lidern warm flackern, er spürte sie in jeder Faser seines Körpers, wo sie im Gegensatz zum Fieber eine angenehme Hitze zurückließ, und er fand, dass er das jetzt lange genug für sich behalten hatte.

„Es fühlt sich so gut an, dass du da bist“, flüsterte er rau, Dean kraulte ihm zur Antwort sanft durchs Haar, und er lächelte.

„Ich kann dich spüren, Dean.“

Dean hüstelte verlegen.

„So weit waren wir doch noch gar nicht, Sammy …“

Sam erwägte kurz, Dean in die Seite zu boxen und beschloss dann, dass er dafür zu schwach sei.

„Nicht so“, erwiderte er mit so viel Strenge in der Stimme, wie er aufbringen konnte. „Ich kann deine Präsenz spüren.“

Es war für einen Moment still, dann veränderte Dean seine Haltung auf dem Bett, nahm das feuchte Tuch von Sams Stirn und ersetzte es durch seine Hand.

„Meine Präsenz, hm? Spürst oder siehst du sonst noch was? Untote Pygmäen-Affen zum Beispiel – oder pinke Fluffhasen?“

Sam schnaubte empört, grabschte nach Deans Hand, zog sie von seiner Stirn und öffnete erschöpft die Augen.

„Ich phantasiere nicht! Ich kann dich wirklich spüren!“

Sie sahen sich in die Augen, Dean zog kurz die Stirn kraus, dann legte er den Kopf schief.

„Wirklich?“

Sam nickte, Dean legte das Tuch zurück auf seine Stirn, nahm seine Hand in seine und blickte mit einem Mal furchtbar streng aus der Wäsche.

„Hast du deswegen nach dem Märchendebakel behauptet, du seiest nicht wieder normal?“

Sam nickte erneut, und Dean kniff ihn in die Nase.

„Und warum hast du das nicht schon vorher gesagt?! Hast du ne Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht hab?!“

Sam brummte entschuldigend, Dean ließ seine Nase wieder los, gab ein Schnaufen von sich, stand auf und warf die Hände in die Luft.

„Das ist sowas von typisch! Immer kriegst du die lustigen Fähigkeiten, und ich bin der Depp, der nur durch Muskelkraft glänzen kann! Das ist doch einfach nicht fair! Ich will auch deine Präsenz spüren können!“

Sam blinzelte verwirrt.

Da hatte ja nur noch das „Menno!“ gefehlt, und Dean hätte glatt als Fünfjähriger durchgehen können.

Und warum zum Teufel wurde er nicht ausgelacht?

„Wie fühlt sich sowas eigentlich an?“, erkundigte Dean sich nun neugierig, und Sam schloss die Augen und lächelte.

„Beruhigend … warm … einfach angenehm.“

Sam klappte überrascht die Augen wieder auf, als Deans Mund plötzlich seinen in Beschlag nahm, und er innig geküsst wurde.

Dean konnte ihn doch nicht ständig küssen, verdammt!

Was, wenn Bobby sie erwischte?

„Mhm …“

Dean ließ schließlich wieder von ihm ab, und Sam seufzte enttäuscht und leckte sich über die Lippen – dann doch lieber erwischt werden.
 

„Was - ist - das?“

Sam hatte jedes einzelne Wort mehr als gründlich betont, und Dean strahlte ihn noch immer an, als sei er auf Drogen.

„Ein Plüschpinguin!“

„Ich dachte, du wolltest Medikamente besorgen?“, hakte Sam nach und ignorierte nach wie vor das Plüschtier, das Dean ihm so nachdrücklich vor die Nase hielt.

„Ja, die haben sie in der Apotheke verkauft!“, verkündete Dean enthusiastisch, und Sams Nase machte mit dem Pinguin Bekanntschaft. „Sag hallo!“

„Dean?“, nuschelte Sam peinlich berührt in das kuschelige Ding in seinem Gesicht, „Geht’s dir gut?“

Dean ließ das Plüschtier sinken und zog ein enttäuschtes Gesicht.

„Du erinnerst dich nicht?“

Sam blinzelte verdutzt, und Dean seufzte und stopfte den Pinguin zurück in die Tüte, aus der er ihn vor fünf Minuten übertrieben heiter zu Tage gefördert hatte.

„An was?“, fragte Sam irritiert, und Dean machte eine wegwerfende Geste.

„Ach, schon gut.“

Sam verdrehte die Augen, angelte nach der Tüte und zog den Pinguin wieder heraus. Er fühlte sich noch nicht wieder in der Verfassung mit Dean das „Ich sag’s dir nur nicht, um dich zu ärgern, also frag mich mindestens noch fünf Mal“ Spiel zu spielen.

„Sag schon, Dude“, forderte er also nachdrücklich, griff nach der Teetasse auf seinem Nachttisch und nahm einen Schluck.

„Du … hattest genau so einen schon mal“, nuschelte Dean undeutlich, und Sam zog die Augenbraue in die Höhe.

„Wann?“

„Äh … mit zwei Wochen?“

Dean legte den Kopf schief und überlegte angestrengt, und Sam schüttelte fassungslos sein eigenes Haupt.

„Du erwartest, dass ich mich an ein Plüschtier erinnere, das ich im Alter von zwei Wochen besessen habe?“, verlangte er amüsiert zu erfahren, und Dean verschränkte die Arme vor der Brust.

„Den hatte ich dir geschenkt!“

Sam verschluckte sich beinahe an seinem Tee, so sehr musste er plötzlich lachen.

Dean nahm Sam seine Tasse ab, zog eine beleidigte Schnute und schmollte würdevoll vor sich hin, bis Sam sich wieder beruhigt hatte.

„Das ist nicht im Mindesten komisch!“, stellte er dann klar. „Das war das erste Geschenk, das ich dir gemacht habe – und du erinnerst dich nicht!“

Sam legte die Stirn in Dackelfalten und blickte spöttisch zu Dean auf.

„Dude, ich bitte dich – das kann nicht dein Ernst sein.“

Dean grinste plötzlich und wuschelte Sam spielerisch durchs Haar.

„Ist es auch nicht – aber der sieht wirklich genau so aus wie der Alte!“

Dean nahm Sam das Stofftier aus der Hand, betrachtete es versunken, und Sam ahnte, dass er gerade ziemlich weit in die Vergangenheit abschweifte.

Er nahm einen weiteren Schluck Tee, dann war Dean wieder bei ihm – Körper und Geist – und schlug ihm vor, ein Bad zu nehmen, damit er das Bett in der Zeit frisch beziehen könne.

Sam grinste, sah davon ab, Dean mit einem Mädchennamen samt Schwesterntitel zu belegen und nickte.

„Großartige Idee – ich hoffe nur, diese blöde Grippe verzieht sich dann auch bald. Ich möchte Bobby nicht noch länger auf der Tasche liegen …“

Dean schnaufte, half Sam aus dem Bett und geleitete ihn ins Bad, wo er ihm die Wanne vollaufen ließ.

„Ich will hier vor allen Dingen weg, damit wir endlich über das Stadium der unschuldigen Fummelei hinaus kommen. Warum sagen wir Bobby nicht einfach, dass wir -“

Dean bemerkte Sams unnachgiebigen Blick und verstummte.

„Von UNSCHULDIGER Fummelei kann hier jawohl kaum die Rede sein“, bemerkte Sam spitz, und Dean konnte sich gerade noch ein „Du hast angefangen“ verkneifen.

Er verdrehte dezent die Augen, gab reichlich Blubberzeug ins Badewasser, und Sam schälte sich aus seinem Pyjama.

„Du kommst noch früh genug zu deinem Recht, keine Sorge – muss ja nicht die ganze Welt wissen, dass wir -“

Sam schwindelte, und Dean packte sofort seine Schultern und hielt ihn fest.

„Alles ok, Sammy?“, fragte er besorgt, und Sam konnte sich gerade noch beherrschen, nicht beide Arme um ihn zu schlingen und sich an ihn zu kuscheln.

„Ja, es geht schon wieder“, sagte er lächelnd, zog sich die Shorts aus und stieg in die Wanne.

Dean verkniff sich ein Grinsen, als er feststellte, dass die Wanne Sams Größenansprüchen nicht wirklich gerecht wurde, und wuschelte ihm liebevoll durchs Haar, bevor er sich zurück in ihr Schlafzimmer begab, um wie versprochen das Bett frisch zu beziehen.

Sam blieb lächelnd zurück, schloss die Augen und seufzte genüsslich auf.

Dean war in den letzten Tagen so lieb gewesen, dass er quasi im Fünf-Minuten-Takt versucht hatte, ihn zu exorzieren, und auch wenn Sam ahnte, dass Deans vorbildliches Benehmen exakt so lange anhalten würde, bis er wieder gesund war, genoss er es aus vollen Zügen.
 

„Sammy?“

Sam schreckte auf und blinzelte und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte Dean ihn auch schon fest in die Nase gekniffen.

„Aua!“

„Selbst Schuld, wenn du in der Wanne einschlafen musst! Dich kann man echt keine fünf Minuten aus den Augen lassen“, grummelte Dean, nahm ein riesenhaft anmutendes Handtuch aus Bobbys Badezimmerschränkchen und hielt es Sam auffordernd entgegen.

„Raus da, du bist schon ganz schrumpelig.“

Sam schnaubte empört, kam mit etwas Mühe auf die Beine und kletterte aus der Wanne.

Er war nicht wirklich verwundert, als Dean ihn sofort führsorglich in das Handtuch wickelte, wurde jedoch knallrot, als Bobby in der offenen Badezimmertür auftauchte.

„Bezaubernd“, war dessen einziger Kommentar, zu der sich ihm bietenden Szenerie, und Dean blickte ihn völlig unberührt über die Schulter an.

„Was gibt’s?“

„Ich will die Waschmaschine anwerfen – soll ich für euch was mit waschen?“

Dean verkniff sich eine Bemerkung über Bobbys häusliche Qualitäten, blickte um sich und fischte Sams Pyjama vom Boden.

„Den hier.“

Bobby nahm den Pyjama entgegen, trat den Rückzug an, und Dean fuhr seelenruhig damit fort, Sam abzutrocknen.

„Dean, das ist mein einziger Pyjama“, bemerkte Sam mit hochgezogener Augenbraue, und Dean blickte unschuldig zu ihm auf.

„Ja, ich weiß.“

„Und was soll ich jetzt bitte anziehen?“

„Nicht den Pyjama“, schnurrte Dean zufrieden, warf erneut einen Blick über die Schulter hin zur offenen Tür, und drückte Sam dann ein hastiges Küsschen auf. „Wirst es schon überleben, Sammy.“

Sam blinzelte, ließ sich von Dean ins Schlafzimmer abführen und schlüpfte noch hastig in frische Shorts, bevor er ins Bett verfrachtet wurde.

Dean verschwand, um ihm frischen Tee zu kochen, und Sam kuschelte sich seufzend in die Bettdecke.

So langsam bekam er ein schlechtes Gewissen, weil es ihm so furchtbar gut ging.

Er musste ganz schnell wieder gesund werden und sich im Kampf gegen das Böse dafür revanchieren.

„Wie weit, Sammy?“, erschallte plötzlich Deans Stimme von der Treppe, und er seufzte leise.

„Muss das wirklich jedes Mal sein?“, gab er brummelnd zurück und verdrehte die Augen.

„Wie weit?“, wiederholte Dean ungeduldig, und Sam seufzte und schloss die Augen.

Hätte er Dean doch bloß nie erzählt, dass er seine Präsenz spüren konnte, der musste doch aus allem immer gleich eine Olympische Disziplin machen.

„Ungefähr sechs Meter!“, rief er ihm schließlich zu, schlug die Augen wieder auf und musste schmunzeln, als Dean zufrieden lächelnd ins Zimmer kam.

„Du bist echt gut.“

Dean stellte die Teekanne auf dem Nachttisch ab und setzte sich zu ihm an die Bettkante.

„Dean?“

Dean gab einen Löffel Honig in Sams Tasse, füllte sie mit Tee auf und zog abwartend die Augenbrauen in die Höhe.

„Ja, Sammy?“

„Wie lange magst du mich eigentlich schon?“

Dean hielt inne, wandte ihm kurz den Blick zu, und Sam beschloss, dass er es sich einbildete, dass der tatsächlich ein wenig rot geworden war.

„Ähm“, machte Dean und dann erstmal nichts mehr, und Sam legte den Kopf schief und blickte ihn abwartend an.

„Hör auf, mich so anzusehen!“, verlangte Dean barsch. „Du siehst aus wie ein Golden Retriever!“

Sam grinste schwach und hatte sich schon damit abgefunden, keine Antwort auf seine Frage zu erhalten, da drückte Dean ihm die Tasse dampfenden Tees in die Hand und räusperte sich nervös.

„Ich weiß auch nicht so genau … wenn ich so zurück denke … ähm … also, ich war ja schon ziemlich sauer, als Sean dich angetatscht hat … also mindestens so lange.“

Sam blinzelte verblüfft, und Dean knuffte ihn in die Seite. „Ja, ich weiß, ziemlich komisch, dass ich das selbst nicht genauer sagen kann …“

Dean wich Sams Blick aus und fixierte das Glas Honig, das unschuldig auf dem Nachttisch stand.

„Ist doch eigentlich auch egal, oder?“, murmelte er ruhig, griff nach dem Glas und begann, mit dem Löffel darin herum zu rühren, und Sam wollte ihn einfach nur knuddeln und knutschen und nie wieder loslassen.

Wie schön, dass er das jetzt tatsächlich machen konnte, ohne erschossen zu werden.
 


 

Freut euch, es sind Wunschwochen auf Animexx!
 

Auf vielfache Nachfrage wird diese FanFic nun also doch noch nicht eingestellt, sondern noch ein wenig weiter geführt.
 

Da ich aber wie immer keinen Plan habe, kann ich nicht sagen, wie lange, was noch passieren wird und ob es sich lohnt, noch weiter zu lesen.
 

(Was red ich denn da – natürlich lohnt es sich, es lohnt sich immer!)
 

So, liebe Tine, nun zu dir:
 

Dieses Kapitel war, wie dir wahrscheinlich aufgefallen ist, quasi für dich.

Ich will nie wieder mit Gerede über Plüschpinguine, untote Pygmäen-Affen, oder pinkfarbene Fluffhasen belästig werden!
 

(Ok, die pinken Fluffhasen mag ich auch …)
 

Ich habe deinen Wunschzettel hiermit abgearbeitet und verlange neue Plotbunnys!
 

Das geht auch an alle anderen Leser da draußen:

Wer explizite Wünsche hat, was unsere geliebten Geisterjäger betrifft, nur immer raus damit!
 

Irgendwie werd ich das schon unterzubringen wissen!
 

Ich kann alles und ich scheue mich auch nicht, es zu tun! *harhar*
 

Sooo, jetzt muss ich hier noch unbedingt die Isi würdigen, die es tatsächlich geschafft hat, mir noch nachträglich zu jedem Kapitel einen Kommentar da zu lassen, und das in Form des extraordinärsten Bandwurmsatzes, der mir, Königin der Bandwurmsätze, je untergekommen ist! Du wirst hiermit geadelt, meine Liebe!
 

Ich tanz mal eben den Kommi-Tanz: *tanz*
 

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal
 

moko-chan

Zurück auf der Straße

Sam beobachtete lächelnd, wie Dean noch immer bemerkenswert konzentriert im Honigglas herumrührte und biss sich auf die Unterlippe.

„Dean?“

„Hm?“, kam es zurück, und Sam hatte den starken Verdacht, dass seine Pupillen gerade Herzchenform annahmen.

„Ziehst du mir mal bitte zehn Punkte von der Männlichkeitsskala ab?“

Dean runzelte irritiert die Stirn und blickte ihn an, und Sam beugte sich vor und gab ihm einen scheuen Kuss.

„Ich liebe dich.“

Er lehnte sich wieder zurück, sah, wie es in Dean arbeitete, und dann verschränkte der die Arme vor der Brust und funkelte ihn finster an.

„Also, manchmal frag ich mich echt, ob du wirklich so unschuldig naiv bist, oder ob du das mit Absicht machst!“

Sam blinzelte fragend, Dean verdrehte die Augen und grummelte ungehalten und fing wieder an, mit dem Löffel im Honigglas herumzurühren.

„Erstens bringt dir diese Aussage ein dickes Plus auf der Männlichkeitsskala, und zweitens find ich es höchst unfair von dir, sowas überhaupt zu sagen!“

Sam blinzelte erneut, sein Blick wurde ein kleinwenig verletzt, und Dean schnaufte.

„Nun guck nicht so!“

Er zog den Löffel aus dem Honigglas und feuerte eine Portion des zähflüssigen Inhalts auf Sams nackte Brust, der Honig lief langsam an seiner Haut hinab, und Sam zog hastig die Bettdecke ein Stück nach unten.

„Irgh! Dean, was soll das denn jetzt?!“, empörte Sam sich angewidert, blickte an sich hinab und weitete die Augen, als Dean sich zu ihm beugte und ihm „Ich liebe dich auch“ ins Ohr wisperte, bevor er sich daran machte, den Honig von Sams Brust zu lecken.

„Nhgh?!“

Sam erstarrte am ganzen Körper, sah ungläubig auf Dean hinab und bekam eine so heftige Gänsehaut, dass er tatsächlich zu zittern anfing.

Deans Zunge auf seiner Haut fühlte sich entschieden zu gut an, die Tür war natürlich NICHT abgeschlossen, sie war ja nichtmal ganz zu, und er wusste aus Erfahrung, dass Bobby das blöde Talent besaß, in den unmöglichsten Momenten quasi aus dem Nichts aufzutauchen.

„Dean, was wenn -“, setzte Sam mit zitternder Stimme an, und Dean stöhnte verzweifelt auf und ließ von ihm ab.

„Morgen bist du gesund, hast du verstanden?“

Sam nickte schwach – ihm war noch immer ganz schwindlig – grabschte nach einer Packung Taschentücher, die auf dem Nachttisch lag, wischte den letzten Rest Honig von seiner Brust und zog sich die Bettdecke bis zur Nasenspitze.

„Jetzt tu nicht so unschuldig, deine Hand ist in meinen Shorts gewesen“, brummte Dean mit einem verschmitzten Grinsen und drehte das Honigglas zu.

Sam hüstelte verlegen, hatte den zwingenden Verdacht, dass seine Wangen mal wieder knallrot geworden waren, und spielte peinlich berührt mit dem Zipfel der Bettdecke.

Dean schien es wirklich völlig egal zu sein, ob Bobby sie möglicherweise erwischte, und auch, wenn Sam das im Prinzip bewundernswert fand und Dean deswegen nur noch mehr anhimmelte, wünschte er sich, Dean würde um seinetwillen ein wenig beherrschter sein.

Aber das war vermutlich ein Wunsch, der nun wirklich völlig vergebens und zudem noch komplett unrealistisch war.

Und wenn er ganz ehrlich war, dann liebte er gerade den unbeherrschten Dean, und wurde jedes Mal aufs Neue ganz kribblig, wenn dieser völlig unerwartet über ihn herfiel – aber das brauchte Dean ja nicht zu wissen.

Es war schließlich so schon schwer genug, ihn sich vom Hals zu halten.
 

„Dean bitte – geh einfach.“

Sam stützte den Kopf in beide Hände, beugte sich vornüber und schloss die Augen.

Er wollte einfach nur noch sterben.

„Ich werde nicht gehen, Sammy. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich nicht die geringste Ahnung, warum du dich so anstellst.“

Sam begann ein stilles Gebet, Dean musterte ihn amüsiert von der Seite und piekte ihm in den Bauch.

„Entweder du kommst mit, oder wir lassen es ganz bleiben.“

„Als ob du das durchhalten würdest!“, drang Sams Stimme aus den Untiefen des Fußraumes des Impalas zu Dean, der doch tatsächlich mit den Schultern zuckte.

„Dann eben ohne.“

„Wir werden es nicht ohne machen!“, entfuhr es Sam heftig, Dean setzte ein Grinsen auf, das um seinen ganzen Kopf herumzugehen schien und streichelte Sam beruhigend übers Haar.

„Erklär mir wenigstens, warum es dir so unangenehm ist.“

Sam hielt kurz die Luft an, als ihm bewusst wurde, dass Deans Stimme alles andere als gleichgültig klang, richtete sich auf und sah ihm schuldbewusst in die Augen.

„Ich … es ist mir nicht unangenehm!“, behauptete er hastig, Dean schnaubte spöttisch auf, und Sams Blick wurde noch ein wenig schuldbewusster.

Hoffentlich hatte er Dean nicht wieder verletzt – er wollte sich am liebsten jedes Mal selbst eine verpassen, wenn ihm das passierte.

„Das ist ja nicht auszuhalten!“, knurrte Dean ungeduldig, stieg aus dem Impala, schlug die Tür mit etwas mehr Nachdruck als nötig hinter sich zu, und Sam blickte ihm mit einem verdammt schlechten Gewissen nach, als er den Bürgersteig entlang marschierte und schließlich im Sexshop am Ende der Straße verschwand.

Das hatte er ja ganz großartig hinbekommen.

Nicht nur war Dean jetzt höchstwahrscheinlich überzeugt, ihre Beziehung sei ihm peinlich, nein, er hatte außerdem die vorfreudige Stimmung bezüglich ihres ersten … hrm … näheren Kennenlernens ruiniert.

Dabei war Dean wirklich unglaublich gewesen, was diese Angelegenheit anbetraf.

Nicht nur hatte er Sam lediglich minimal ausgelacht, als der seinen Laptop ausgepackt hatte, um ihm zu erklären, was sie alles beachten mussten, er hatte ihm außerdem tatsächlich aufmerksam zugehört und auch nur ein kleinwenig schadenfroh verkündet, dass Sam jawohl sowas von unten sein würde.

Sam hatte das relativ gleichmütig aufgenommen – Dean musste ja nicht wissen, dass er nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet hatte, dass es andersherum auch funktionierte – und dann versucht, Dean Gleitmittel kaufen zu schicken.

So lieb und freundlich Dean in den letzten Tagen aber auch gewesen war, er war nun mal Dean, und hatte eisern darauf bestanden, dass sie diesen Kauf gemeinsam tätigten.

Sam machte sich keine Illusionen darüber, dass er das hauptsächlich getan hatte, weil er ganz genau wusste, dass Sam allein die Vorstellung, mit ihm in einen Sexshop zu gehen und als Paar eine Tube Gleitgel zu kaufen, zum Umfallen peinlich war.

Ein kleiner Teil von Dean hatte aber scheinbar auch darum darauf bestanden, weil er die Idee, es als Paar zu tun, irgendwie gut fand.

Im Prinzip war das etwas, wofür Sam ihn hätte dumm und dusselig knuddeln müssen – aber auch nur im Prinzip.

Dass ausgerechnet Dean derjenige in ihrer Beziehung war, der sich nicht scheute, sie offen zur Schau zu stellen – Sam verstand noch immer nicht, wie das mit rechten Dingen zugehen konnte.

Es widersprach einerseits so ziemlich allen Naturgesetzen, machte auf der anderen Seite aber erschreckend viel Sinn.

Dean war so gut wie nie irgendwas peinlich, warum also die Beziehung zu einem anderen Mann?

Sam verstand ja selbst nicht, warum er sich so anstellte, aber es war nun einmal so, dass ihm schon bei dem Gedanken daran, jemand könne ihn durchschauen und möglicherweise sogar darauf ansprechen, dass er mit einem Kerl zusammen war, ganz heiß wurde.
 

Dean nahm breit grinsend die unauffällige braune Plastiktüte von dem ebenso breit grinsenden Angestellten des Sexshops entgegen, der wünschte ihm noch einen schönen Tag, und dann kehrte er zurück auf die Straße und machte sich auf den Rückweg zum Impala.

Sam war ganz klar selbst schuld und musste jetzt mit den Konsequenzen leben, dass er ihn allein in dieses wundervolle Geschäft hatte gehen lassen.

Sein Leben war schon toll.

Dean beobachtete den noch immer gramgebeugten Sam durch das offene Autofenster, als er sich dem Wagen näherte, und beschloss, es einfach als gegeben hinzunehmen, dass Sam so ziemlich alles peinlich war, was auch nur ansatzweise mit dem öffentlichen Ausleben seiner Sexualität zu tun hatte.

Auf diese Weise ersparte er nicht nur sich selbst eine Menge unnötiger Aufregung, es versetzte ihn zudem in die angenehme Lage, Sam nach Herzenslust aufzuziehen.

Grandiose Grundvoraussetzungen.

Er lächelte Sammy aufmunternd zu, als der den Kopf drehte und ihn anblickte, und als er Sam erleichtert zurück lächeln sah, verspürte er wieder dieses merkwürdige Gefühl in der Magengegend, das ihm wohl sagen wollte, dass er ein verdammter Glückspilz war.

Wer konnte sonst schon von sich behaupten, eine überraschend anregende homosexuelle Beziehung mit seinem Adoptivbruder zu führen, und das, nachdem er jahrelang fest davon überzeugt gewesen war, ziemlich hetero zu sein?

Richtig – keine Sau.

Dean stieg zu Sam ins Auto, der ließ schon wieder seinen Hundeblick auf ihn los, und Dean hob abwehrend die Hand.

„Fang gar nicht erst an, Sammy – es geht mir hervorragend. Ich habe soeben Frustshopping betrieben.“

„Frustshopping?“, fragte Sam perplex und beobachtete mit einer bösen Vorahnung, wie Dean die braune Plastiktüte auf die Rückbank warf.

Diese Tüte war viel zu wohlgefüllt, um lediglich Gleitmittel zu enthalten.

„Was hast du gekauft?!“, entfuhr es ihm eine Spur panischer, als er beabsichtigt hatte, und Dean grinste entschieden unanständig und warf den Motor des Impalas an.

„Lass dich überraschen, Sammy …“

Sam, den schon der Gedanke daran, dass sein erstes Mal mit einem Kerl quasi unmittelbar bevorstand, nervös genug gemacht hatte, schluckte unbehaglich, starrte aus weit aufgerissenen Augen aus der Frontscheibe und versuchte, sich von Bostons „Peace of Mind“ beruhigen zu lassen – aber das wollte irgendwie nicht so richtig funktionieren.

Dean neben ihm war entschieden zu gut gelaunt dafür.

Warum hatte er bloß noch immer nicht das Internet nach Meditationsübungen durchsucht?

Gerade jetzt hätte er die hervorragend gebrauchen können.

Dean fuhr sie fröhlich pfeifend zu ihrem Motel zurück, parkte den Impala, sie stiegen aus, und Sam hatte gerade damit begonnen, zur Beruhigung Atemübungen zu machen, als eine vertraute Stimme ertönte.

„Dean? Sam? Seid ihr’s wirklich?“

Die Beiden drehten sich gleichzeitig um und fanden sich jemandem gegenüber, den sie nun wirklich nicht erwartet hatten.

„Jo?“

Sam beobachtete unzufrieden, wie Dean von der Jägerin umarmt wurde, dann fand er sich selbst in ihren Armen wieder, und wurde ein wenig weniger hingebungsvoll gedrückt, als es bei Dean der Fall gewesen war.

„Von euch hat man ja schon ewig nichts mehr gehört! Wie geht es euch?“

Sam fuhr sich verlegen mit der Hand durchs Haar und räusperte sich, und Dean setzte schon wieder ein absolut unmögliches Grinsen auf und schickte sich doch tatsächlich an, eine wahrheitsgetreue Antwort abzugeben.

„Recht gut“, erklärte Sam also hastig, bevor Dean eine Chance hatte, ihn in grenzenlose Verlegenheit zu stürzen, und der zog prompt eine unzufriedene Schnute. „Wir sind gerade erst von Bobby weg. Aber was führt dich denn hierher?“

Jo hob ihre fein geschnittenen Augenbrauen und wirkte überrascht.

„Wie, dann wisst ihr’s gar nicht?“

„Was wissen wir nicht?“, erkundigte Dean sich irritiert, und Jo wandte sich mit ihrer Antwort scheinbar ausschließlich an ihn.

„In diesem Motel sind in den letzten vierzehn Jahren immer wieder Personen verschwunden – und zwar immer am letzten Aprilwochenende.“

Dean und Sam warfen sich einen Blick zu, und Jo stemmte die Hände in die Hüften.

„Ihr habt das wirklich nicht gewusst? Was zur Hölle macht ihr denn dann hier?“

Dean setzte zu einer brutal ehrlichen Antwort an, Sam war jedoch erneut schneller.

„Wir sind bloß auf der Durchreise. Was hast du denn bisher rausgefunden? Brauchst du unsere Hilfe?“

Asmodi

333 Kommentare - na wenn das mal keine schicke Zahl ist!

*Kommi-Tanz tanz*
 

Im Prinzip müsste ich ja Preise an all meine treuen Kommi-Schreiber verteilen: Fühlt euch beschenkt!

Besonders stolz bin ich auf die Favolistler und Schwarzleser, die sich doch noch zu dem Konsum meines Machwerkes bekannt haben: Fühlt euch geknuddelt!
 

Ein besonders dicker Schmuser geht an die Tine für ihren ungewöhnlich schwierigen Pinguinhuldigungstanz!

Dafür bekommst du von mir Pfefferminztee in rauen Mengen, sowie volle Punktzahl für Ausdruck, Ausführung und besonders für die unglaubliche Anmut, mit der du ihn zelebriert hast!
 

Waffeln für alle!
 

moko-chan
 


 

„Ich fass es immer noch nicht!“

Sam schmiss seinen Laptop ein wenig zu heftig aufs Bett, der rutschte über die Bettdecke, landete auf der anderen Seite auf dem Fußboden, und Dean warf die Tür zu ihrem Motelzimmer mit einem Knall hinter sich ins Schloss.

„Ich auch nicht!“

Sam fuhr zu ihm herum, funkelte ihn wütend an, und Dean begegnete seinem zornigen Blick mindestens genau so sauer.

„Warum hast du sie gefragt, ob wir ihr helfen sollen?!“, knurrte Dean auch prompt, und Sam verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das war jawohl selbstverständlich! Aber warum hast du nicht nein gesagt, als sie meinte, sie brauche einen Partner zum Herummachen, um den Dämon rauszulocken?!“

Dean schmiss seine Reisetasche zu Boden, zog seine Lederjacke aus und pfefferte sie in die Ecke.

„Mit welcher Begründung hätte ich das bitte machen sollen?! Augenscheinlich darf ja keiner wissen, dass wir es IMMER NOCH NICHT treiben – was hätte ich ihr da bitte erzählen sollen?!“

Sam schnaubte, Dean schnaubte, dann machten sie einen Schritt aufeinander zu und küssten sich so heftig, dass mitten im Zimmer eine Horde Banshees eine Opernarie hätte vortragen können, ohne dass sie es bemerkt hätten.

Dean drängte Sam zu einem der Betten hinüber, ließ sich mit ihm darauf fallen und zog ihn eng an sich.

Dumme Jo, dass sie ausgerechnet jetzt hatte auftauchen müssen, dummes Motel, dass es ausgerechnet an diesem Wochenende einem Dämon Unterschlupf bieten würde, und natürlich dummer Dämon, dass der ausgerechnet dann einen Abstecher in kühlere Gefilde – im Vergleich zur Hölle – machen musste, wenn er SO kurz davor war, Sam endlich flachzulegen!

„Mhmmm …“

Sam unter ihm stöhnte hilflos, und Dean schob seine Hand unter dessen Shirt. Wenn mit diesem unschuldigen Gefummel nicht bald Schluss war, würde er ganz bestimmt einen Hirnschlag bekommen – und zwar einen der etwas anderen Art.

Das hielt doch kein Schwein aus, Sam versprühte die Pheromone mit einem Mal nur so, zog plötzlich ausschließlich Klamotten an, in denen er heiß aussah, und hatte es sich noch dazu angewöhnt, ihm ständig auf die Pelle zu rücken!

Wenn dieser Dämon vernichtet war, würde ihn nichts mehr davon abhalten können, mit Sam endlich in die Vollen zu gehen – jetzt wartete leider Jo im Nebenzimmer darauf, dass sie sich zu ihr gesellten und gemeinsam einen Plan ausarbeiteten.

Dean ließ unwillig von Sam ab, zog seine Hand unter dessen Shirt heraus, und Sam sah ihm ein wenig atemlos in die Augen und zog dann die Stirn kraus.

„Die Idee, dass du mit ihr rummachst, gefällt mir immer noch nicht.“

„Gut, dann mach du eben“, gab Dean gleichgültig zurück, und Sam starrte ihn an.

Dean ließ sich das nicht lange gefallen und hob beide Augenbrauen.

„Was?“

„Würde dir das etwa gar nichts ausmachen?“, fragte Sam mit einem Hauch Empörung in der Stimme, und Dean stöhnte genervt auf.

„Doch, natürlich würde es das! Was soll ich deiner Meinung nach machen?! Du hast uns in diese Situation gebracht, jetzt entscheide dich gefälligst: Wer von uns soll den Köder spielen?!“

Sam presste die Lippen aufeinander und schwieg, und Dean löste sich von ihm und setzte sich auf.

„Siehst du. Und da ich es für eine bescheuerte Idee halte, dass du dich in Gefahr begibst, werd ich es machen!“

Sam blinzelte, setzte sich ebenfalls auf und sah Dean überrascht von der Seite an.

„Hast du deswegen sofort zugesagt?“

Dean drehte den Kopf, sein Blick wurde mörderisch, und Sam schluckte trocken.

„Was hast du denn bitte gedacht?!“

Sam schluckte erneut und biss sich auf die Unterlippe.

Ups.

„Ich, äh … ich dachte …“

„Dass ich sofort freudestrahlend zusage, mit Jo ins Bett zu steigen? Ist es das, ja?“

Dean packte Sam, warf ihn wieder auf den Rücken und war schneller über ihm, als Sam reagieren konnte.

„Sam, ich weiß ja nicht, ob es dir bewusst ist, aber ich hatte vor dir nicht wirklich Interesse daran, den Hintern eines anderen Kerls näher kennen zu lernen! Vielleicht begreifst du langsam mal, dass das mit dir was Besonderes ist?!“

Sam blickte hilflos zu Dean auf, und der küsste ihn ein wenig zu heftig und ließ ihn völlig atemlos zurück.

„Wir werden diesen Dämon vernichten, Sammy, und dann sehen wir zu, dass wir ein friedliches kleines Motel mit Zimmerservice finden – und DANN wirst du erleben, was ich von solchen Verdächtigungen halte.“
 

„Asmodi? Bist du sicher?“

Sam sah Jo irritiert an, Dean blickte von Sam zu Jo und wieder zu Sam, und war genervt, dass er mal wieder keine Ahnung hatte, von wem die Rede war.

„Wer ist Asmodi?“, erkundigte er sich also ungeduldig, wurde aus zwei Paar Augen auf die exakt gleiche Art angesehen – ungläubig, ein wenig spöttisch, aber dennoch voller Zuneigung – und es war Sam, der ihn schließlich aufklärte.

„Asmodi ist in der jüdischen Dämonologie das Oberhaupt der Dämonen.“

Hier machte Dean den entsprechend skeptischen Gesichtsausdruck, und Sam nickte zustimmend.

„Warum sollte ausgerechnet Asmodi jedes Jahr aufs Neue das letzte Wochenende im April in diesem muffigen Motel verbringen wollen?“

„Weil er ein Arsch ist“, gab Jo ungerührt zurück.

Es schien ihr nicht zu gefallen, dass Sam und Dean die Ergebnisse ihrer Recherche anzweifelten.

„Ich hab rausgefunden, dass der erste Besitzer von diesem Motel mit ihm einen Pakt abgeschlossen hat – ein florierendes Geschäft im Austausch für zügellosen Sex mit der Kundschaft.“

Sam und Dean zogen synchron die Augenbrauen in die Höhe, und Jo fuhr trocken fort.

„Dämonen scheinen heutzutage so gut wie alles mitzumachen, solange sie nur in unseren Angelegenheiten mitmischen dürfen.“

„Scheint mir auch so“, war Deans einziger Kommentar, Sam hatte die Erwähnung von zügellosem Sex leicht abdriften lassen.

„Deswegen also das Rumgemache. Asmodi ist nicht nur ein Arsch, sondern auch noch notgeil.“

„Richtig“, stimmte Jo Dean zu, lächelte ihn an, und Sam fand wieder in die Realität zurück und räusperte sich anklagend.

„Und was soll passieren, sobald er da ist? Als Dämonenoberhaupt ist er nicht gerade ein kleines Kaliber.“

Jo zuckte mit den Schultern, legte leicht den Kopf schief und sah ihn sinnend an.

„Naja – ich dachte an die üblichen Sachen: Bannkreis, Weihwasser, Exorzismus.“

Sam runzelte die Stirn, und Jo verschränkte die Arme vor der Brust. „Was?“

„Naja, ich find die Idee nicht gerade toll, dass Dean sich als Köder hergeben muss, wenn der Plan so … so …“

„So – was?!“, fauchte Jo ihn an, und Dean hob beschwichtigend die Hände.

„Nun mal ganz ruhig, ihr Zwei! Der Plan ist in Ordnung, Jo, keine Frage – Sam kann ja Bescheid sagen, sobald ihm ein besserer einfällt.“

Jo lächelte wieder, Sam schnaubte leise, und Dean machte sich auf eine lange, anstrengende Diskussion mit seiner besseren Hälfte gefasst, wenn sie wieder allein waren.

Für den Moment war Sam jedoch vergleichsweise friedlich und bereit, den Plan im Detail durchzusprechen.

Dean kam sich vor wie im Auge eines Taifuns: Während er auf der einen Seite bemüht sein musste, Jo so distanziert wie möglich zu behandeln, ohne unhöflich zu sein, behandelte er sie Sam natürlich nicht distanziert genug, und wurde immer wieder anklagend angestarrt, angeschnaubt und gegen Ende sogar angeknurrt.

Er war ehrlich froh, als die Lagebesprechung vorbei war, und er sich unter fadenscheinigen Vorwänden mit Sam auf ihr Zimmer zurückziehen konnte.

„Du hast ihr die ganze Zeit über nur Recht gegeben!“, fuhr Sam ihn an, noch bevor er die Tür ganz hinter sich geschlossen hatte, und Dean seufzte tief auf und drehte sich zu ihm um.

„Dude, bitte – was hätte ich denn sonst tun sollen? Du hast doch nur ein Problem mit ihrem Plan, weil er sie und mich mit wenig an beinhaltet.“

„Und sie ist von ihrem Plan nur deswegen so überzeugt, weil er sie und dich mit wenig an beinhaltet!“, gab Sam aufgebracht zurück, und Dean hätte sich nicht groß gewundert, wenn er in der nächsten Sekunde angefangen hätte, Feuer zu speien.

„Bis zum Wochenende sind es noch zwei Tage hin – bitte versprich mir, dass du mir die nächsten achtundvierzig Stunden lang nicht nonstop die betrogene Ehefrau vorspielen wirst.“

Sam schnaubte schon wieder, drehte ihm den Rücken zu, und Dean zog eine ausdrucksvolle Grimasse, bevor er sich direkt hinter ihn stellte und beide Arme um Sams Mitte schlang.

„Sam, komm schon – es ist doch nur für den Job. Du weißt genau, dass ich nicht an ihr interessiert bin.“

„Aber sie ist an dir interessiert, Dean“, kam es weit weniger aufgebracht als zuvor und dafür ziemlich betreten zurück, und Dean zog Sam noch etwas enger an sich und legte die Stirn an seinen Rücken.

Dieser Job war auch schon schwierig genug, ohne dass Sam wegen dieser „Jo mag Dean und sie ist hübsch und blond und total sein Typ“ Geschichte mit den Nerven am Ende war.
 

Sam brauchte ein wenig, bevor er realisierte, dass es das Rauschen der Dusche war, das vor mindestens 5 Minuten in sein Unterbewusstsein gedrungen war, um ihm penetrant die Niagarafälle vorzugaukeln und ihn somit zu wecken.

Er murrte unzufrieden, als ihm als Nächstes aufdämmerte, dass das nur bedeuten konnte, dass Dean unter der Dusche war – ohne ihn – und demzufolge nicht mehr mit ihm im Bett lag.

Das könnte dann auch erklären, warum es so ungemütlich kühl war.

Sam seufzte enttäuscht, schlug die Bettdecke zurück und stand auf.

Wieso war Dean denn jetzt bitteschön ohne ihn aufgestanden und zu allem Überfluss auch noch duschen gegangen?

Gut, eine Möglichkeit war, dass er sich jetzt in Ruhe von dem aufdringlichen Dauergeknuddel erholen musste, das Sam ihm durch seine miese Laune vergangene Nacht quasi aufgezwungen hatte, eine andere, dass er ihn einfach nur hatte ausschlafen lassen wollen – gefallen tat es ihm trotzdem nicht.

Sam ging zum Bad hinüber – Dean hatte die Tür praktischer Weise offen stehen lassen – ging hinein und seufzte unwillkürlich, als er Dean schemenhaft hinter einem hübsch-hässlichen Duschvorhang ausmachen konnte.

Natürlich war Dean exakt in diesem Moment mit Duschen fertig, stellte das Wasser ab und schob den Duschvorhang beiseite – Sam seufzte erneut – und hob überrascht die Augenbrauen, als er Sam in der offenen Tür stehen sah.

„Guten Morgen.“

„Morgen“, erwiderte Sam mit einem schüchternen Lächeln und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

Er wusste noch immer nicht so ganz, ob Dean möglicher Weise genervt von ihm war – er hatte letzte Nacht zwar nichts dazu gesagt, aber Sam wusste schließlich besser als jeder Andere, dass Dean vieles sein mochte, aber ganz bestimmt nicht verschmust.

Dann kletterte Dean aus der Dusche, nahm sich im Vorbeigehen ein Handtuch, schlang es sich um die Hüften und ging auf Sam zu.

Er blieb direkt vor ihm stehen, legte seine Hand an Sams Wange, zog ihn zu sich herunter und als er ihn küsste, konnte Sam sich ziemlich sicher sein, dass Dean nicht im Geringsten genervt von ihm war.

„Nhm …“

Sam schloss die Augen, schlang seine Arme um Dean, und es war ihm völlig egal, dass der noch ziemlich nass war.

In der Tat hätte er nicht das Geringste dagegen gehabt, Dean jetzt sofort mit unter die Dusche zu zerren und ihn noch mal so richtig, richtig nass zu machen.

„Mhm …“

Dean grinste, als Sams Hände zunächst über seinen feuchten Rücken streichelten, dann tiefer glitten, und in der nächsten Sekunde das Handtuch zu Boden fiel, und er im Freien stand.

Sams Hände strichen fahrig über seine nackte Haut, liebkosten ihn drängend, und Sam selbst schien nicht recht zu wissen, wer und wo er war.

Andererseits war es natürlich auch gut möglich, dass Sam einfach nur scharf auf ihn war.

„Soll ich nochmal duschen?“, fragte Dean ihn atemlos zwischen zwei Küssen, und Sam nickte hektisch und zerrte sich die Shorts von den Hüften.

Oh verdammt, es wurde wirklich langsam Zeit, dass sie es taten.

Sie halfen einander in die enge Duschwanne, Dean drehte blind den Heißwasserhahn auf, und dann hatten sie sowieso nicht mehr genug Platz, um etwas aqnderes zu tun, als eng umschlungen dazustehen und einander hingebungsvoll zu küssen.

Dean überlegte kurz ernsthaft, Jo einfach sitzen zu lassen und sich ein Motel zu suchen, das nicht mit der nächsten Höllendimension in Verbindung stand, um mit Sam seinen persönlichen Trip gen Himmel zu genießen.

Aber so stinkig Sam momentan auf Jo auch war, würde sein überausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden einen solchen Trip vermutlich dennoch strikt untersagen.

So gab Dean sich also damit zufrieden, so ziemlich jeden Quadratzentimeter von Sams beinahe lächerlich weicher Haut, den er erreichen konnte, mit den Händen zu erkunden, während er zu ignorieren versuchte, dass es da noch einen Teil seines Körpers gab, der mindestens so viel Anrecht darauf hatte, Sam zu erkunden, wie seine glücklichen Hände.

„Mhm …“

Sam stöhnte hilflos, als Deans geschickte Hände seinen Hintern fanden, ihn umfassten und einmal genüsslich zudrückten, bevor sie dazu übergingen, ihn in einem unregelmäßigen Rhythmus zu kneten.

Gegen die Wand

„Hier, das wird besser funktionieren als das Pentagramm.“

Sam reichte Jo ein Blatt Papier, auf dem ein kompliziertes Binde-Siegel zum Festhalten von Dämonen abgebildet war, und Jo warf ihm einen langen Blick zu, bevor sie genervt aufstöhnte und sich dann daran machte, es über dem Bett an die Decke zu bringen.

Dean war sich nicht ganz sicher, aber er glaubte, dass wenn dieser Job erledigt war, Sam und Jo sich gegenseitig umbringen würden.

Weil Jo nicht wissen durfte, dass er und Sam es – leider noch nicht – trieben, hatte er ein kleines Problem damit, sie sich wirklich effektiv vom Hals zu halten, und er war nur froh, dass Sam nicht im Zimmer sein würde, wenn es später daran ging, möglichst naturgetreu Geschlechtsverkehr mit ihr nachzustellen.

Dean konnte sich nicht daran erinnern, dass die Vorstellung, mit einer gutaussehenden jungen Frau im Bett zu liegen und dabei nur wenig bis gar nichts anzuhaben, ihn schon jemals so nervös gemacht, oder auch nur annähernd dieses Gefühl von Unwohlsein in ihm ausgelöst hatte.

Ganz toll – Sammy hatte ihn anscheinend völlig umgepolt.

So verquer sich das auch anhörte, das gab fünfzehn Bonuspunkte auf der Männlichkeitsskala – für Sam.

Er beobachtete kurz, wie Jo und Sam in stiller Feindseligkeit Clavicula Solomonis – den Schlüssel von Salomon – an die Decke pinselten, dann machte er sich daran, die Flakons mit Weihwasser in den Nachtschränken zu verstauen.

Asmodi mochte ja ein ziemlicher Obermotz unten in der Hölle sein, aber Dean war sich ziemlich sicher, dass ihr Begrüßungsgeschenk ihn ziemlich schnell in seine Schranken weisen würde.

Zur Not würde er ihn einfach mit Jo und Sam im Zimmer einsperren und warten, bis er von selbst aufgab.

Es dauerte ein Weilchen, bis Sam und Jo ihre Deckenmalerei beendet hatten, und Dean vertrieb sich die Zeit damit, an den Inhalt der unauffälligen braunen Plastiktüte zu denken, die noch immer unangetastet auf dem Rücksitz des Impalas lag, und was er alles mit Sammy anstellen würde, wenn sie wieder frei über sich und vor allem ihre Körper verfügen konnten.

Er musste bei ihrem nächsten Einkauf unbedingt daran denken, ein Glas Honig zu besorgen.

Was er mit dem Honig aus Bobbys Küchenschrank angestellt hatte, schien Sam gefallen zu haben, auch wenn der natürlich wieder mal viel zu huschig-wuschig gewesen war, um es genießen zu können.

Dean würde schon dafür sorgen, dass er es beim nächsten Mal ganz sicher genoss – und wenn er ihn festbinden musste.

Allein der Gedanke daran, wie Sam ans Bett gefesselt unter ihm lag und ihn mal wieder ansah wie eine verhuschte Haselmaus, während er langsam und genüsslich Honig auf seine nackte Brust tropfte -

„Was grinst du denn jetzt so?“

Dean fand in die Realität zurück, als Jo ihn schmunzelnd in die Seite boxte, und räusperte sich nachdrücklich.

„Du scheinst dich ja sehr auf nachher zu freuen“, stellte sie fest, und Dean sah Sam sehr deutlich an, wie gern er ihr gesagt hätte, WIE verdammt falsch sie damit lag.

„Mach doch einfach“, formte er mit den Lippen in Sams Richtung, und der schüttelte stur den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten.

Dean verdrehte die Augen, unterdrückte ein Knurren und klopfte Jo kumpelhaft auf den Rücken.

„Wir werden das Kind schon schaukeln.“
 

„Liegt es eigentlich an mir, oder ist Sam irgendwie anders als sonst?“

Jo zog sich ihr Shirt über den Kopf und blickte Dean fragend an, der eben dabei war, seinen Gürtel zu öffnen.

Dean spielte kurz mit dem Gedanken, ihr endlich die Wahrheit zu sagen – dass Sam tatsächlich ziemlich anders war als sonst, und dass es zumindest teilweise an ihr lag – dann sagte er sich, dass er auch sehr gut damit leben konnte, sich Sam nicht bis zu seinem Lebensende zum Feind zu machen.

„Schätze, er ist noch nicht ganz wieder über den Berg“, brummte Dean also stattdessen ausweichend. „Er hatte gerade ne ziemlich üble Grippe.“

Jo hob die Augenbrauen, und ihr skeptischer Blick machte deutlich klar, was sie davon hielt, dann zog sie ihre Jeans aus.

„Ich kann jedenfalls nur sagen, dass ich ihn noch nie so zickig erlebt hab.“

In Dean regte sich unwillkürlich der Drang, seinen Sammy zu verteidigen, wurde jedoch heldenhaft unterdrückt.

Das fehlte jawohl gerade noch, dass er Sams dummes Verhalten auch noch in Schutz nahm!

„Kann sein“, erwiderte er nur schulterzuckend und war froh, dass Jo nicht weiter darauf einging.

Es wäre ihm unangenehm gewesen, hätte er sich dazu hinreißen lassen, ein Mädchen zu schlagen, nur weil das über seinen anbetungswürdigen … Geliebten? Freund? … Sam … gelästert hatte.

Er sollte sich wirklich langsam Gedanken darüber machen, was Sam nun eigentlich genau für ihn war.

Im Prinzip hatte sich ja nicht viel an ihrer Beziehung geändert – vom Knuddeln und Knutschen mal abgesehen – und wenn er ganz ehrlich war, dann waren seine Gefühle für Sam manchmal sogar noch recht brüderlich.

Gott sei Dank hatte er keinen Psychotherapeuten, der hätte ihn ja sofort in die Geschlossene einweisen lassen, wenn er ihm das erzählte.

„Ähm … Dean?“

Dean stellte fest, dass Jo sich während seines Gedankenganges weiter ausgezogen und unter die Bettdecke gelegt hatte, und stieg endlich aus seinen Jeans, um es ihr gleich zu tun.

Sie rückte sofort dichter an ihn heran, sobald das geschehen war, und Dean fragte sich unwillkürlich, ob jetzt, da er auf Sam stand, alle Frauen anfangen würden, sich ihm derartig an den Hals zu werfen.

Großartig überraschend wäre das nun wirklich nicht.

„Und nun?“, fragte er brummig, was Jo ein wenig zu verwirren schien, sie rutschte allerdings trotzdem prompt auf ihn drauf und sah ihm auf eine Art in die Augen, die ihn bis vor kurzem vermutlich noch sehr angeregt hätte.

„Jetzt machen wir unseren Job.“

Sie versuchte, ihn zu küssen, worauf er lediglich mit fest geschlossenen Lippen einging und ihn zu befummeln, worauf er überhaupt nicht einging, und Dean war ernsthaft kurz davor, sie aus dem Bett zu werfen und wortwörtlich den Schwanz einzuziehen, weil er den Gedanken an Sam, der sich im Nebenzimmer befand und sich vermutlich in den blühendsten Farben ausmalte, was sich im bereits erwähnten Bett abspielte, nicht ertragen konnte – als ihr Ehrengast auf den Plan trat.

Die Tür zum Motelzimmer öffnete sich und herein kam: Tyra Banks – oder zumindest jemand, der ihr erschreckend ähnlich sah.

Jo blinzelte die verboten gutaussehende Frau verwirrt an – offenbar hatte nicht nur Dean mit einem Mann gerechnet – und Dean seufzte und machte sich klar, dass das Schicksal wirklich einen merkwürdigen bis grausamen Sinn für Humor hatte.

Naja, wenigstens konnte er dank des Umstandes, dass er jetzt auf Sam stand, relativ gelassen auf die dunkeläugige Schönheit reagieren und sie mit einem sehr überzeugenden notgeilen Grinsen ins Bett einladen.

Asmodi schloss lasziv lächelnd die Tür hinter sich, legte ihre ohnehin knapp bemessene Kleidung ab und folgte seiner Einladung.

Dean hätte beinahe einen frauenfeindlichen Witz auf ihre Kosten gemacht, beherrschte sich jedoch und rutschte auf der linken Seite aus dem Bett, während Jo es ihm auf der rechten gleichtat.

Asmodi war wohl inzwischen aufgefallen, dass etwas nicht ganz nach Plan lief – zumindest nicht nach ihrem – denn sie blickte an die Decke, und als sie anfing zu fluchen, wie es nur ein Dämon konnte, war Dean mit einem Mal unglaublich stolz auf seinen Sammy, denn von dem stammte schließlich das großartige Deckengemälde-Bannsiegel.

Dann fand er sich jedoch plötzlich mit dem Rücken zur Wand wieder – und das sehr schnell und sehr schmerzhaft – und ihm wurde klar, dass Asmodi mehr draufhatte, als der Dämon von nebenan.

Er hörte Jo gequält aufstöhnen, als sie direkt neben ihn an die Wand knallte, versuchte, sich zu bewegen, scheiterte kläglich und tat das Erste, das ihm in den Sinn kam.
 

Sam war schneller auf den Beinen als ein Pika auf Futtersuche, als er Deans Hilferuf vernahm, griff sich das Buch mit dem Exorzismus und rannte hinüber ins angrenzende Motelzimmer.

Das Erste, das er sah, waren Dean und Jo, beide halbnackt an der gegenüberliegenden Wand, und für einen kurzen Moment wollte er Dean einfach nur das Buch ins Gesicht werfen und wieder verschwinden.

Dann sah er den Ausdruck auf Deans Gesicht, sah, dass dieser wirklich mehr als glücklich war, ihn zu sehen, und plötzlich war die Eifersucht auf Jo verschwunden.

Er schlug das Buch auf, wandte sich dem Dämon auf dem Bett zu – war wohl als Einziger nicht überrascht, eine Frau vorzufinden – und fing an, den Exorzismus vorzutragen.

Er wunderte sich ein wenig, nicht ebenso an die Wand genagelt zu werden, wie es bei Dean und Jo der Fall war, dann fiel ihm wieder ein, gelesen zu haben, dass Asmodis Kräfte nur bei jenen besonders stark wirkten, die er – oder in diesem Fall sie – berührt hatte.

„Amen!“, schloss Sam schließlich den ersten Teil des Rituals ab, und Dean spürte die Erinnerung an seinen eigenen Exorzismus als unangenehmes Echo in seinem spärlich bekleideten Körper.

Der erste Teil hatte genügt, ihn von seinem Dämon zu befreien, aber sein Dämon war auch – wie konnte er das ausdrücken, ohne unhöflich zu werden – ein minderbemittelter Schwachkopf gewesen.

Asmodi mochte Vieles sein, aber ganz bestimmt kein minderbemittelter Schwachkopf – die Gute sah aus, als habe sie schon so Einiges auf dem Kerbholz.

„Exorcizo te, immundissime spiritus, omnis incursio adversarii, omne phantasma, omnis legio, in nomine Domine nostri Jesu Christi eradicare, et effugare ab hoc plasmate Deo!“, setzte Sam das Ritual fort, und Asmodi gab einen Laut von sich, der an das Knurren eines geschlagenen Hundes erinnerte, dann fand Sam sich doch noch mit dem Rücken zur Wand zwischen Dean und Jo wieder.

Offensichtlich hatte Asmodi befunden, dass der Aufwand, auch ihn außer Gefecht zu setzen, sich durchaus lohnte.

„Ihr Narren!“, erklang ihre überraschend tiefe Stimme. „Wisst ihr denn nicht, wer ich bin?!“

„Doch, wissen wir“, konnte Dean sich nicht beherrschen. „Aber wir dachten, wir versuchen’s trotzdem einfach mal …“

Das Ergebnis dieser Rede war, dass Dean einmal quer durch den Raum flog und mit der gegenüberliegenden Wand eine fast schon symbiotische Beziehung einging.

„Dean!“

Sam versuchte das merkwürdige Ziehen in seinem Magen darüber zu ignorieren, dass er Deans Namen genau gleichzeitig mit Jo gerufen hatte, und fixierte seinen Blick auf das noch immer aufgeschlagene Buch in seiner Hand.

„Ipse tibi imperat, qui te de supernis caelorum in inferiora terrae demergi praecepit!“

Asmodi lachte abfällig, und Sam spürte, wie er fester an die Wand gepresst wurde.

„Ipse tibi imperat, qui mari, ventis, et tempestatibus imperavit!“, fuhr er dennoch gemeinsam mit Jo fort, Asmodi kreischte, und Sam machte einen Schritt auf das Bett zu, weil er sich plötzlich wieder bewegen konnte.

„Audi ergo, et time, satana, inimice fidei, hostis generis humani, mortis adductor, vitae raptor, justitiae declinator, malorum radix, fomes vitiorum, seductor hominum, proditor gentium, incitator invidiae, origo avaritiae, causa discordiae, excitatory dolorum: Quid stas -“

Sam hielt entsetzt inne, als Dean und Jo plötzlich aufschrieen, einmal quer durch den Raum flogen, gegen die jeweils gegenüberliegende Wand knallten und dann besinnungslos zu Boden gingen.

„Dean!“

Es war diesmal nur seine Stimme, die in dem kleinen Zimmer erklang, und er war unglaublich erleichtert, als er Dean hinter sich gequält aufstöhnen hörte – zumindest war er noch am Leben.

„Quid stas, et resistis, cum scias”, setzte er das Ritual hastig fort, „Christum Dominum vias tuas perdere? Illum metue, qui in Isaac immolatus est, in Joseph venumdatus, in agno occisus, in homine crucifixus, deinde inferni triumphator fuit!“

Dean schrie erneut auf, als Sam den Absatz beendet hatte, und knallte wieder mit dem Rücken an die Wand neben der Tür. Sam beobachtete entsetzt, wie sein Körper an der Wand nach oben glitt und knapp unter der Decke verharrte – Asmodi schien inzwischen herausgefunden zu haben, an wem in diesem Raum Sam am meisten lag, und noch dazu, wie sie in Sam ein paar sehr unangenehme Erinnerungen wecken konnte.

Sie grinste ihm doch tatsächlich frech ins Gesicht, als er sich ihr wieder zuwandte, und strich sich das lange dunkle Haar über die Schulter zurück.

„Wenn du jetzt aufhörst, wird ihm nichts Schlimmeres passieren, mein Kleiner – wenn du willst, können wir sogar noch ein wenig Spaß zusammen haben …“

Sam biss die Zähne zusammen und versuchte, nicht an Dean zu denken, der die ganze Zeit vor Schmerz stöhnte.

„Sequentes cruces fiant in fronte obsessi!“, schleuderte er ihr wie zur Antwort entgegen, und ihr Lächeln verschwand und wurde durch eine hässliche Fratze ersetzt, die ihr hübsches Gesicht völlig entstellte, „Recede ergo in nomine Patris et Filii, et Spiritus Sancti: Da locum Spiritui Sancto, per hoc signum sanctae Crucis Jesu Christi Domini nostri: Qui cum -“

„AAH!“

Sam ließ beinahe das Buch fallen, als Dean mit einem mal entsetzlich laut aufschrie, und ihm so kalt wurde, dass er seine Hände nicht mehr spürte.
 


 

Nich haun!

Alles wird gut!

Geht zunächst mal auf Youtube und findet raus, was ein Pika ist - dann geht's euch sofort besser, versprochen!

Guckt mal unter "Damn Cute Pika"!!!
 

moko-chan

Der Exorzist

Tränen stiegen Sam in die Augen, er konnte die Worte nicht mehr lesen, um das Ritual abzuschließen, und für einen kurzen Moment wollte er einfach nur noch zu Dean eilen und ihn festhalten.

Er konnte das nicht.

Es war schon schlimm genug gewesen, als Dean selbst besessen gewesen war, aber ihn so schreien, so sehr leiden zu hören und gezwungen zu sein, es zu ignorieren, war beinahe mehr, als Sam ertragen konnte.

Aber er wusste, Dean würde wollen, dass er weiter machte, ganz egal, welche Konsequenzen das nach sich zog.

Sam riss sich zusammen, schloss die Augen, atmete tief durch, und als er die Augen wieder aufschlug, sprach er die letzten Worte langsam und vollkommen ruhig.

„Qui cum Patre et eodem Spiritu Sancto vivit et regnat Deus, per omnia saecula saeculorum. … Amen!“

Asmodi gab ein schreckliches Kreischen von sich, das sogar das Gejaule der Banshee bei Weitem in den Schatten stellte, dann war plötzlich alles ruhig, bis Deans kraftloser Körper an der Wand hinab rutschte und mit einem dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug.

Sam warf das Buch achtlos beiseite und war mit zwei Schritten bei Dean und neben ihm auf die Knie gefallen.

„Dean?! Dean?!“

Dean stöhnte leise auf, Sam bettete seinen Kopf in seinen Schoß, strich ihm sanft übers Haar und dann öffnete Dean die Augen und sah ihn an.

„Das … hast du … verdammt gut gemacht, Sammy.“

Dean blinzelte, als Sam die Augen zudrückte, und eine seiner Tränen auf seine Wange tropfte.

„Hey … nich doch … mir geht’s gut, Sammy“, wisperte er schwach, streckte die Hand aus, vergrub sie in Sams Haar und kraulte ihn sanft.

„Ngh … autsch …“

Dean drehte den Kopf zur Seite, als Jos Stimme ertönte, und hob die Augenbraue, als ihm aufging, dass er und Sam sich grade so gut wie geoutet hatten.

„Geht’s dir gut, Jo?“, erkundigte er sich leise, Jo nickte und kam auf die Beine und beobachtete sie mit einem Blick, der für Deans Geschmack ein wenig zu kritisch war.

„Sammy?“

Sam schlug die Augen auf, Dean reckte sich ihm entgegen und küsste ihn sanft auf die Wange, und Jo japste.

Dean grinste, als er sich wieder zurücksinken ließ, schloss die Augen und kraulte Sam weiter sanft durchs Haar.

„Jo, ich hab dir noch gar nicht erzählt, dass Sam und ich rausgefunden haben, dass wir keine Brüder sind …“

Sam würde noch Jahre später verstohlen grinsend zum Besten geben, wie Jo ausgesehen hatte, als sie das hörte.

„Ich … was ist hier los?“

Drei Paar Augen richteten sich gleichzeitig auf das Bett, auf dem die nun nicht länger besessene, gutaussehende junge Frau lag und mehr als verstört um sich blickte.

„Jo, kümmerst du dich bitte um sie?“

Sam wurde von Dean und Jo gleichzeitig angestarrt und räusperte sich verlegen, dann entkam Jo ein Seufzer, und sie fügte sich seinem Wunsch.

„Jetzt weiß sie es, Sammy“, murmelte Dean, als Jo außer Hörweite war. „Und – welch Wunder – keiner von uns ist vor Scham zu Staub zerfallen.“

Sam schnaufte leise, wischte sich verstohlen über die Wangen, und Dean blickte mit einem weisen kleinen Lächeln zu ihm auf, das in seinem Gesicht merkwürdig fehlplaziert wirkte.

„Gib wenigstens zu, dass du froh bist, dass sie es weiß.“

Er setzte sich vorsichtig auf, ließ sich von Sam auf die Beine helfen und holte die Flakons mit Weihwasser aus den Nachttischen, die sie ja nun doch nicht benutzt hatten.

Jo versuchte derweil, der jungen Frau begreiflich zu machen, dass sie weder geisteskrank war, noch halluziniert hatte, sondern tatsächlich von einem Dämon besessen gewesen war.

Dean ließ sich von Sam zurück in ihr eigenes Zimmer eskortieren, seine Blessuren versorgen, und fiel dann mit einem schweren Seufzer ins Bett.

„Ganz großartig – jetzt wird das heute Nacht wieder nichts mit uns, Sammy.“

Sam lächelte geduldig, setzte sich zu ihm an die Bettkante und streichelte ihm sanft über den Kopf.

„Das ist doch völlig egal.“

„Sag das nicht, da fühl ich mich unattraktiv“, brummte Dean leise. „Wenn ich wieder hergestellt bin, dann poppen wir bis zur Erosion!“

Er grinste zufrieden, als er Sam heftig erröten sah, fasste ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich ins Bett.

„Dean du -“

„Klappe, Sammy!“, fiel er ihm ungeduldig ins Wort, ließ seine Hand unter Sams Shirt verschwinden und streichelte zufrieden über die darunter befindliche, in der Tat lächerlich weiche Haut.

„Dean, das ist gemein“, beschwerte Sam sich nach einer Weile, Dean sah ihn wissend von der Seite an und zuckte mit den Schultern.

„Denkst du, du leidest hier allein?“
 

„Ok Jungs, ich denke, ich hab sie soweit beruh-“

Jo hielt inne als ihr Blick auf die zwei Gestalten auf dem Bett traf, schloss die Tür hinter sich und stemmte vorwurfsvoll beide Hände in die Hüften.

„Ihr könnt jetzt wirklich wieder damit aufhören!“

Sam zog prompt Deans Hand unter seinem Shirt heraus, Dean murrte beleidigt, und Jo schnaufte ungläubig.

„Weißt du Dean, du hättest auch einfach sagen können, dass du kein Interesse hast – diese lächerliche Show ist vollkommen überflüssig!“

„Show?“, entfleuchte es Sam und Dean gleichzeitig, und Jo verdrehte die Augen.

„Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Als ob ich tatsächlich glauben würde, dass du was mit Sam anfangen würdest!“

Dean verschlug es für einen Moment die Sprache, Sam neben ihm richtete sich auf und rutschte aus dem Bett.

„Und was bitteschön soll das bedeuten?“, fragte er verräterisch ruhig und baute sich Jo gegenüber auf, und die zog die linke Augenbraue steil in die Höhe und maß ihn mit einem abschätzenden Blick.

„Erstens würde Dean nie schwul werden und zweitens bist du auch gar nicht sein Typ!“

„Äh … Jo …“, kam es von Dean, der die drohende Gefahr erkannt hatte, aber Jo zog es vor, ihn zu ignorieren.

„Jetzt mal im Ernst Sam: Ich verstehe wirklich nicht, warum du dich für sowas hergibst! Ist dein Bruder-Komplex wirklich so schlimm, dass du sogar diese lächerliche Show mitmachst, nur um ihn an dich zu fesseln?! Denkst du tatsächlich, dass er immer nur bei dir bleiben und nie das Bedürfnis nach einer richtigen Beziehung haben wird?!“

Dean sah, wie Sams Rückenmuskeln sich verspannten, wie seine ganze Haltung sich versteifte, und schloss kurz die Augen, bevor er die Zähne zusammenbiss und aus dem Bett kletterte.

Er hinkte ein wenig, als er zu den Beiden hinüber ging und schließlich neben Sam stehen blieb und dessen Hand in seine nahm.

„Jo, du hast keine Ahnung, wovon du redest.“

Jo fixierte ihren durchdringenden Blick auf ihn, und Dean starrte kalt zurück.

Er war so wütend auf sie, dass er sie am liebsten gepackt und geschüttelt hätte.

„Du kannst es verdrängen so lange du willst, aber das wird nichts an den Tatsachen ändern – glaub mir, ich kenne mich mit Verdrängung aus!

Das zwischen Sam und mir ist keine Show und hat auch nichts mit Bruder-Komplexen zu tun, meine gute Jo – ich lie-“

Hier fand sich Dean plötzlich in einer beinahe schmerzhaften Umarmung wieder und wurde von Sam so heftig geküsst, dass ihm für gefühlte fünf Minuten die Luft wegblieb.

„Mhm …“

Dean schloss die Augen, vergrub die linke Hand in Sams Haar, die rechte streichelte ohne Unterlass über Sams Rücken, und er hatte quasi vergessen, dass Jo da war und ihnen zusah, bis er sie sich räuspern hörte.

Für Sam schien das kein Grund zu sein, von ihm abzulassen und im Prinzip wäre auch Dean glücklich damit gewesen, noch ein kleinwenig weiter zu machen, aber das konnte er auch genau so gut tun, nachdem er Jo rausgeschmissen hatte.

Er löste seinen Mund von Sams, leckte sich über die Lippen und grinste, als er Sams leicht weggetretenen Gesichtsausdruck sah, strich ihm sanft über die Wange, bevor er den Kopf wandte und Jo in die Augen blickte.

„Wir haben eine richtige Beziehung.“

Jo schluckte, ballte die Hände zu Fäusten, dann wandte sie sich ab und stürmte aus dem Zimmer.

Dean seufzte leise, als die Tür mit einem Knall hinter ihr ins Schloss fiel, drehte den Kopf wieder zu Sam und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Wir hätten es ihr gleich sagen sollen.“

„Möglich“, erwiderte Sam ausweichend und schob ihn sanft zurück zum Bett. „Ich bezweifle allerdings, dass sie es uns geglaubt hätte.“

Dean ließ sich mit einem gequälten Ächzen wieder auf die Matratze sinken, dann blickte er schmunzelnd zu Sam auf. „Ganz wie du meinst, Sammy. Würdest du jetzt herkommen und da weiter machen, wo wir eben aufgehört haben?“
 

„Nhm …“

Dean brummte leise, schlug die Augen auf und war über seine eingeschränkte Wahrnehmung relativ verblüfft, bevor er die Sichtbehinderung als Sams Haare identifizierte.

Er grinste zufrieden, drehte den Kopf ein Stück zur Seite und drückte Sam einen Kuss auf die Wange, der einmal hingebungsvoll schnaufte und sich auf ihn drauf rollte.

„Uffz …“

Dean ächzte überrascht, stellte fest, dass er komplett bewegungsunfähig war und beschloss, das Beste aus der Situation zu machen – er ging Sam an den Hintern.

Dean schloss die Augen, während er selbstvergessen an Sams knackigem Gesäß herum knetete und war sich nur wage über das jugendgefährdende Grinsen bewusst, das seine Züge verschönte.

Heute war es endlich so weit!

Heute würde er sich Sam schnappen, die unauffällige braune Wundertüte aus dem Impala holen und dann, dann … Dean seufzte verzückt und kniff Sam einmal fest in den Hintern … dann würde Sammy unwiderruflich ihm gehören, Körper und Seele.

Uh, verdammt, er musste Sam jetzt sofort wecken und loslegen!

„Sammy?“, wisperte er dem auf ihm Liegenden also sachte ins Ohr, und Sammy gab ein überaus charmantes Grunzen von sich und kuschelte sein Gesicht an Deans Halsbeuge.

„Hey, Sammy“, versuchte Dean es noch einmal, klopfte Sam auf den in Shorts verpackten Hintern – wieso schlief der eigentlich nicht nackt?! – und Sam knurrte etwas Unverständliches, und seine Lippen strichen in einer Art über Deans Haut, die nicht dazu angetan war, ihn geduldiger zu stimmen.

„Samuel Winchester!“, grollte er ihm also alles andere als romantisch ins Ohr, und Sam zuckte zusammen, hob den Kopf und blickte ihn verschlafen an.

„Huh?“

Dean seufzte, strich Sam ein paar Schlafzotteln aus der Stirn und drückte ihm einen sanften Kuss auf.

„Guten Morgen, Sonnenschein.“

Sam lächelte warm, gab den Kuss zurück und rollte dann von Dean runter, der ihn verblüfft von der Seite ansah.

„Was soll das denn jetzt?“

„Na, du bist doch verletzt?“, gab Sam irritiert zurück und stand zu allem Überfluss auch noch aus dem Bett auf.

Dean hätte ihm am liebsten den Plüschpinguin an den Kopf geworfen, aber der lag leider neben der heiligen Plastiktüte auf dem Rücksitz des Impalas.

„Mir geht’s hervorragend!“, grummelte er, sprang zum Beweis äußerst behände aus dem Bett und jagte Sam ins Bad.

„Shorts aus!“, kommandierte er herrisch, Sam leistete dem Befehl zu seiner eigenen Sicherheit sofort Folge, Dean entledigte sich ebenfalls des lästigen Stoffes um seine Hüften, und dann nahmen sie die noch immer unanständig enge Duschwanne in Beschlag.

„Mh … Dean?“, machte Sam zwischen zwei Küssen, und Dean drehte das Wasser auf und sah ihn an.

„Ja, Sammy?“

„Danke …“

Dean blinzelte und legte fragend den Kopf schief.

„Wofür?“

„Dass du es ihr gesagt hast … ich meine … dass wir eine richtige Beziehung haben …“

Dean versuchte kurz, das zärtliche Lächeln zu unterdrücken, das in seinen Mundwinkeln auf Freiheit lauerte, gab das jedoch relativ schnell auf und gab Sam einen innigen Kuss.

„Wir haben eine richtige Beziehung, Sammy“, murmelte er dann und griff blind nach dem Duschgel. „Und wenn dieser Tag vorbei ist, werden wir sogar eine richtige Erwachsenen-Beziehung haben!“

Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Geisterjäger zur Paarungszeit

„So, jetzt holen wir die Tüte aus dem Wagen und dann geht’s rund!“

Dean zog Sam energisch mit sich aus dem Motelzimmer auf den Parkplatz, blieb stehen und blickte sich verwirrt um.

Der Impala war weg.

„Der Wagen!“, entfuhr es Sam entsetzt, Dean hatte momentan andere Probleme. „Die Tüte!“

„Der Wagen ist weg!“, wiederholte Sam nachdrücklich und packte ihn an der Schulter, und Dean blickte entgeistert zu ihm auf. „Die Tü– Moment! Der WAGEN ist weg!“

Sie tauschten einen langen Blick, dann brach Dean in haltloses Gezeter aus.

„Das kann doch wohl nicht angehen! Hat sich denn das ganze Universum gegen uns verschworen?! Verdammte Scheiße! Wer klaut denn bitte einen 67er Chevy Impala, bei dem ein Plüschpinguin auf dem Rücksitz liegt?! Gibt es denn gar keinen Anstand mehr auf der Welt?!“

Sam hatte leichte Schwierigkeiten, bei dieser Rede Contenance zu bewahren, behielt sich jedoch heldenhaft im Griff und blickte aufmerksam um sich.

Ein Vibrieren in seiner rechten Hosentasche zog seine Aufmerksamkeit auf sich, er holte sein Handy hervor, las die SMS, die er bekommen hatte, schnaubte ungläubig und schüttelte den Kopf.

„Dean …“

Dean zeterte noch immer und hörte ihn nicht.

„Dean!“

Dean hielt schwer atmend inne und holte tief Luft. „WAS?!“

„Hier“, meinte Sam nur und hielt ihm das Handy entgegen, und Dean nahm es, las die SMS aufmerksam durch, dann fing er energischer denn je wieder an zu zetern, und Sam hatte gerade noch Zeit, sein Telefon in Sicherheit zu bringen.

„Hat die Alte ein Ei am Wandern?! Was soll das heißen, sie hat sich den Impala nur mal eben ausgeliehen?! Die ist so gut wie tot! Weiß die eigentlich, was für WERTGEGENSTÄNDE sie durch die Gegend kutschiert?! Denkt die, die kann sich alles mit mir erlauben, nur weil ich nicht auf sie stehe?! Das ist doch -“

Dean hielt inne, als Sam ihn sanft am Arm nahm und beruhigend zudrückte, und atmete einmal tief ein und dann langsam wieder aus.

Sam war ja unglaublich!

Wie hatte er das denn jetzt gemacht?

„Warum gehen wir nicht erstmal einen Kaffee trinken?“, schlug Sam so ruhig wie möglich vor und deutete mit einem Kopfnicken zum Diner auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

„Klingt vernünftig“, brummte Dean zurück, ließ sich von Sam über die Straße eskortieren, und fand sich im Diner schließlich einer orange-rot gefärbten Dame in den späten Fünfzigern gegenüber, die ein bunt gemustertes Tuch um ihre Turmfrisur geschlungen hatte und ununterbrochen Kaugummi kaute.

„Na, ihr seids ja mal zwei Schätzchen“, begrüßte sie die Beiden und musterte sie genüsslich von oben nach unten. „Ich bin grad am Kaffee am Machen dranne, aber setzt euch doch schon mal … da hinten hat’s noch Stühle!“

Dean nickte und wollte gehen, Sam starrte wie versteinert die Bedienung an, und Dean brauchte eine Weile, bis er bemerkte, dass Sam aus dem Mundwinkel versuchte, die Gute zu exorzieren.

„Sammy, komm schon“, brummte er grinsend, zog Sam am Ellbogen mit sich und verfrachtete ihn auf einen freien Stuhl am Fenster.

Es dauerte nicht lange, bis die Bedienung an ihren Tisch kam, und Dean bestellte sich einen Kaffee, Sam tat das Gleiche, vermengte seine Bestellung aber mit ein paar wie zufällig fallen gelassenen „Christo!“ Ausrufen, so dass sie bald überzeugt war, einen ungewöhnlich gläubigen jungen Mann vor sich zu haben.

„Wir hätten gerne noch Blaubeer- und Schokoladenmuffins!“, versuchte Dean sie von Sams verwunderlichem Verhalten abzulenken, und sie nickte und entschwand.

„Dude, du kannst nicht jedes Mal jeden zu exorzieren versuchen, der einen etwas freieren Sprachgebrauch hat“, grinste Dean, als sie außer Hörweite war, und Sam ignorierte Deans Tadel und machte ein stures Gesicht.

„In Dads Tagebuch steht, dass Dämonen sich auch durch ihre Sprache identifizieren lassen.“

„Ja schon“, gab Dean zu und nickte bedächtig, „aber da steht auch, dass es sich dann auch tatsächlich um wirkliche Dämonensprache handelt – nicht um den Verlust der Muttersprache.“

Sam schnaubte, und Deans Blick wanderte durch das schmutzige Fenster hinüber zum leeren Parkplatz des Impalas, und seine Laune war sofort wieder auf dem Nullpunkt.

Er sollte jetzt verdammt noch mal Sex mit Sam haben und nicht in einem heruntergekommenen Diner auf einen Kaffee warten!

Jo war wirklich so gut wie tot.
 

„So … und jetzt?“

Dean und Sam hockten im Schneidersitz voreinander auf dem Bett, beide nur mit Shorts bekleidet und beide ein kleinwenig unsicher, was nun zu tun war.

„Najaaa …“

Sam fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar und warf Dean einen schüchternen Blick zu, der diesem ein lüsternes Grinsen entlockte, bevor er sich vorbeugte und Sam einen hingebungsvollen Schmatzer aufdrückte.

„Ich seh schon …“

Dean griff nach der braunen Plastiktüte, die neben dem Bett lag, zog die laut Sam essentielle Tube Gleitgel heraus, bevor er sie wieder zu Boden sinken ließ, und Sam zuckte leicht zusammen, als die Tüte beim Auftreffen auf den Fußboden ein merkwürdiges „Klonk!“ von sich gab.

Er wollte endlich wissen, was zum Teufel Dean in diesem vermaledeiten Sexshop gekauft hatte!

Selbst die dumme Jo wusste, was in der blöden Tüte war, verdammt!

„Der Plüschpinguin verträgt sich aber nicht mit deinem restlichen Sexspielzeug, Dean“, war das Erste gewesen, das sie gesagt hatte, nachdem sie aus dem Impala ausgestiegen war, und Dean hatte lediglich erwidert, dass sie überrascht wäre, wie widersprüchlich sein Charakter manchmal sei, und dann angefangen, sie anzubrüllen.

Sam wusste, wie widersprüchlich Deans Charakter manchmal war.

Sam hatte ein kleinwenig Angst.

Dean hatte übrigens nur deswegen davon abgesehen, Jo sofort brutalst zu massakrieren und sich stattdessen darauf beschränkt, die umliegenden Staaten äußerst eloquent wissen zu lassen, was er von ihr und ihrer kriminellen Energie hielt, weil er sich die Wartezeit im Diner mit so vielen Schokoladenmuffins verkürzt hatte, dass die freigesetzten Endorphine ihn vergleichsweise milde gestimmt hatten.

Sam hatte keine Muffins gehabt und deswegen nicht einmal den Ansatz eines schlechten Gewissens, sie weder verteidigt noch in Schutz genommen zu haben.

Im Prinzip gehörte sie sowieso gevierteilt, weil sie wusste, was in der Tüte war und er nicht.

Dean sah Sam möglichst unauffällig nach der Tüte linsen und versetzte ihm prompt einen kräftigen Schubs, so dass er auf den Rücken plumpste und eine ganz herrliche Spielwiese abgab.

„Nix is, Sammy – du wirst dich überraschen lassen“, schnurrte Dean, während er sich über Sam beugte, dann gab er ihm einen zärtlichen Kuss.

Sam seufzte und fügte sich – er hatte sowieso keine Wahl und abgesehen davon gefiel es ihm irgendwie, sich Dean zu fügen.

… Aber auch nur irgendwie.

„Nhm …“

Sam schloss die Augen und schlang beide Arme um Dean, der sich zufrieden seufzend auf ihn sinken ließ und ihn nach allen Regeln der Kunst um Sinn und Verstand küsste.

Verdammt, konnte Dean gut küssen!

Sams Hände – wie immer erschreckend selbständig – glitten über Deans Rücken, streichelten die warme Haut, krallten sich in ihr fest, als Deans Küsse noch ein wenig intensiver wurden, und seine Lenden sich auf eine Art an Sams schmiegten, die ihm entschieden gefiel.

Das fühlte sich so gut an.

Zu ihrem eigenen grenzenlosen Glück hatte Jo sich entschieden, den Impala zurück zu bringen, noch bevor sie ihren dritten Kaffee ganz ausgetrunken und ihre Mord- und Folterpläne zu Ende ausgearbeitet hatten – falls sie jemals auf die dunkle Seite wechseln sollten, waren sie allerdings recht gut vorbereitet.

Nur noch ein bisschen länger und Dean wäre vermutlich geplatzt – und das aus verschiedenen Gründen – und auch, wenn Sam das nie im Leben zugegeben hätte, hatte er den ihm unbekannten Inhalt der braunen Plastiktüte wahrscheinlich noch schmerzlicher vermisst als der Ältere, immerhin wartete er schon etwas länger als Dean auf die Verwirklichung seiner homoerotischen Träume.

„Nhm …“

Deans Mund löste sich von Sams Lippen, glitt über seine Wange, wo er kurz verweilte, einen Abstecher in Richtung Ohrläppchen machte und zärtlich hinein biss, bevor er weiter nach unten über Sams Hals wanderte, einen herrlichen Knutschfleck hinterließ und schließlich an Sams Schulter ankam, in die erneut sanft gebissen wurde.

Dean hatte sich offenbar vorgenommen, ihn mit Haut und Haar zu verspeisen – und das nach den ganzen Muffins!

„Ah!“

Sam stöhnte hilflos auf, als Deans im wahrsten Sinne des Wortes hungriger Mund an seiner rechten Brustwarze anlangte, während Deans rechte Hand gleichzeitig in seinen Shorts verschwand.

Dean hatte scheinbar keinerlei Ambitionen, sich auch nur noch einen klitzekleinen Moment länger in Geduld zu üben – Sam auch nicht.

Sam stöhnte erneut und biss die Zähne zusammen, dann war Deans Mund wieder auf seinem, und er wurde wieder geküsst.

Das war viel zu gut, um wahr zu sein.

Dean drängte seine Zunge in seinen Mund, forderte Sams sanft heraus und sie lieferten sich einen zärtlichen Kampf, in dem Sam sich schließlich nur zu gerne geschlagen gab.

Er seufzte unzufrieden, als Dean ihren Kuss abermals löste und seinen Mund wieder auf Wanderschaft gehen ließ, dann riss er die Augen auf und blickte ungläubig auf Dean hinab, der seine Finger unter den Bund seiner Shorts geschoben hatte und sie Millimeter um Millimeter nach unten zog – immer gefolgt von seinen Lippen, die jeden Flecken freigelegter Haut als ihr ureigenstes Territorium zu betrachten schienen.

Der Anblick allein reichte aus, Sam auf der Stelle hart werden zu lassen.

Dean grinste selbstzufrieden, als er diesen herausragenden Beweis für den Erfolg seiner Bemühungen bemerkte, und drückte Sam einen unanständig feuchten Kuss auf die Lenden, dann zog er ihm mit einem Ruck die Shorts von den Hüften.

„Du wirst ja tatsächlich rot!“

Sam schlug sich ertappt die Hände vors Gesicht, und Deans Grinsen nahm beinahe unnatürliche Ausmaße an. „Gott, bist du niedlich!“

„Christo“, knurrte Sam zur Erwiderung, Dean gab so etwas wie ein Glucksen von sich, dann zog er ihm die Shorts ganz aus und legte sich neben ihn.

„Komm her, Sammy“, wisperte er lächelnd, zog Sam an sich und küsste ihn wieder, und Sam vergaß, dass er sich geschämt hatte und entspannte sich sofort.

Es hätte ihm sowieso von Anfang an klar sein müssen, dass Dean ihn auch in dieser Situation noch nach Herzenslust aufziehen würde.

„Hah!“

Sam zuckte beinahe zusammen, als Deans Hände sich plötzlich mit einer nie da gewesenen Hingabe seinem Hintern widmeten; er kniff die Augen zusammen und unterdrückte ein Stöhnen, und Dean ließ prompt von ihm ab und Sam spürte seine Lippen an seinem Ohr.

„Wirst du das wohl lassen?“

„W-was?“, gab er atemlos zurück, schlug die Augen wieder auf, und Dean verpasste ihm einen weiteren Knutschfleck, bevor er sich zu einer Antwort herab ließ.

„Reiß dich ja nicht zusammen, Sammy …“

Sam nickte hilflos, und Dean grinste zufrieden und entlockte ihm prompt ein markerschütterndes Stöhnen, indem er die linke Hand zwischen ihnen verschwinden ließ und fest um Sams Erektion schloss.

„D-Dean …“

„Ja Sammy?“

Sam bekam beinahe eine Gänsehaut, als Deans Atem über seine Haut strich, und musste sich nachdrücklich räuspern, bevor er fähig war, etwas zu erwidern.

„Ich … mh …“

Dean lächelte, und Sam bekam einen Kuss.

„Ich liebe dich auch, Sammy …“

Sam warf den Kopf in den Nacken und japste hilflos nach Luft, als Deans rechte Hand auf seinen Hintern glitt, und Dean seine Finger zwischen seine Pobacken schob.

Konnte der ihn denn nicht vorwarnen?

„Alles ok, Sam?“ erklang Deans tiefe Stimme auch prompt an seinem Ohr, und diesmal bekam Sam wirklich eine Gänsehaut und drückte die Augen zu.

Das konnte doch jetzt nicht angehen!

Keine Frage, Dean hatte eine wirklich angenehme Stimme, so toll tief und rau und wenn er seinen Namen flüsterte -

„Sammy?“

Sam erschauderte und rang sich ein Nicken ab.

„Alles in Ordnung…“

Dean drückte ihm ein Küsschen aufs Ohrläppchen, dann drückte er seinen Finger an seinen Anus.

Sam hielt unwillkürlich die Luft an und verspannte sich am ganzen Körper, und Dean seufzte leise auf.

So würde das ja nie was werden.

Dean presste seine Lippen auf Sams, drängte seine Zunge dazwischen, und seine Mundwinkel hoben sich zufrieden, als Sam seufzend auf den Kuss einging und sich prompt wieder entspannte.

So war es brav.
 


 

Abpfiff! Halbzeit!

Ja, ich weiß, ich bin gemein … Muhaha! *böse Lache zum Besten geb*

Geht ja bald weiter …
 

Es ist nicht als Adult eingestuft worden!

Wahnsinn!
 

moko-chan

Nackt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Was das Herz begehrt

Yahooo! Habe Schokolade, Kuchen und Josh Groban bekommen! Yeah me!
 

Musste Josh allerdings wieder frei lassen, er hat sich auf die Genfer-Konvention berufen und irgendwas von Menschenrechten gefaselt … tss.
 

Vielen Dank auch für Sekt und Blumen – Blumen kommen sofort in die Vase und dann geb ich mir die Kante!
 

Dafür wird’s in Kürze (oder in Länge, ma gucken …) ein wundiiibarrr unanständiges Kapitel geben!
 

Meine böse kleine Schwester verlangt es nach Oralsex, also bekommt sie den auch! (Und mir ist jetzt völlig egal, dass das zweideutig war … >.>)
 

Das wär doch gelacht, wenn ich’s nicht schaffe, hier was Nicht-Jugendfreies abzuliefern!
 

Jetzt aber erstmal was zum Träumen: Macht euch ne heiße Schokolade, schnappt euch ne Decke und was zum Kuscheln und legt ein Tuch drüber, falls ihr kleckert!
 

Moko-Entertainment proudly presents the next Episode of: ECHTE KERLE – Men, manly men – men in tights! (Moment … falscher Film …)
 

Liegt’s eigentlich an mir, oder entwickelt sich das hier langsam zu ner Soap?

Vielleicht sollte ich’s wie das Fernsehen machen und mich auf eine Folge pro Woche beschränken … das erhöht die Spannung!
 

Nun aber los:
 


 

Dean warf dem schmollenden Sam auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu und versuchte vergeblich, ein Grinsen zu unterdrücken.

Sam war einfach zu niedlich, wenn er schmollte.

Dean runzelte die Stirn, als er sich dieses Gedanken bewusst wurde, und nahm sich vor, in Zukunft wieder mehr Wert auf die Männlichkeitsskala zu legen.

Friede, Freude Eierkuchen Beziehung mit Sam schön und gut, aber man musste es ja nicht gleich so übertreiben.

„Ich verstehe immer noch nicht, warum du ihm deine Handynummer geben musstest“, erklang Sams anklagende Stimme aus Richtung des Beifahrersitzes, und Dean grinste wieder und linste ihn aus dem Augenwinkel an.

„Hätte ich ihm deine geben sollen?“

Sam schnaubte indigniert, und Dean streckte die Hand aus und tätschelte seinen Oberschenkel.

„Keine Panik Sammy, ich werde deine Keuschheit vor Sean verteidigen – obwohl’s da ja jetzt nich mehr sonderlich viel zu verteidigen gibt …“

Dean nahm den Schlag gegen seine Schulter als verdiente Strafe für diese verbale Entgleisung hin und grinste einmal mehr, als er das Ortsschild von Topeka erblickte.

„Außerdem sind Onkel William und Tante Jane doch jetzt dabei – da wird er sich jawohl benehmen!“

Sam, dem im Gegensatz zu Dean bewusst war, wie ähnlich Sean und Dean sich waren, war überzeugt, Sean würde die Anwesenheit seiner Eltern nicht im Geringsten dazu veranlassen, sich zu benehmen, zog es jedoch vor, Dean das nicht zu erklären.

Schlimm genug, dass er Sean überhaupt wieder sehen musste, er konnte darauf verzichten, dass Dean ihn seinen neuen Verwandten sofort als sein Betthäschen vorstellte, nur damit die Fronten von vornherein geklärt waren.

Dean würde das tun, ohne mit der Wimper zu zucken und das auch noch aus den – Deans Meinung nach – ehrbarsten Gründen, so viel war Sam klar, er hatte schließlich lange genug gebraucht, ihm diese Idee auszureden.

„Und im Prinzip ist es doch nett von ihm, dass er angerufen und uns eingeladen hat – mal abgesehen davon natürlich, dass er das vermutlich nur gemacht hat, weil er dir an die Wäsche will …“

Sam hörte Deans Monolog mit halbem Ohr zu, während sich ihm sehr gegen seinen Willen die Vorstellung aufdrängte, wie es sein würde, im Hormon-Dauerbeschuss zwischen Dean und Sean zu stehen.

Sam wurde allein beim Gedanken daran ganz merkwürdig zumute und er ärgerte sich erneut, noch immer keine Meditationspraktiken im Internet erlernt zu haben.

Wieso fiel ihm das immer erst dann ein, wenn es zu spät war?

Er musste sich sofort online auf die Suche begeben, sobald er Deans und Seans irischem Kreuzfeuer für einen Moment entfliehen konnte.

Irische Männer gut und schön, aber er hatte schon mit einem von der Sorte genug zu tun, ein zweiter würde ihn heillos überfordern.

Wenigstens konnte er sich jetzt darauf berufen, mit Dean zusammen zu sein, das würde ihm Sean hoffentlich vom Hals halten – hoffentlich.

Wenn nicht, war Seans Totenschein so gut wie unterschrieben.

Falls Sam ihn nämlich nicht umbrachte – aus reiner Notwehr natürlich – würde Dean das vermutlich für ihn übernehmen, auch wenn Sean sein Cousin war und zur Familie gehörte.

Seit sie es endlich getan hatten, reagierte Dean beinahe allergisch auf alles potentiell an Sam Interessierte, und Sean war mehr als nur potentiell interessiert, Sean war ein potenter Interessent.

Sam stieß einen tiefen Seufzer aus, als Dean vor dem gemütlichen kleinen Häuschen hielt, in dem die Lawless’sche Familie residierte, und Dean tätschelte erneut seinen Oberschenkel, bevor er die Tür des Impalas öffnete und ausstieg.

Die Haustür öffnete sich exakt in dem Moment, als Sam die Beifahrertür des Wagens hinter sich schloss, und Dean blinzelte verwundert, als ein kleines Mädchen, das er nur von den Photos kannte, die Sean ihm bei ihrem ersten Besuch gezeigt hatte, hindurch geschossen kam, auf ihn zu rannte, ihn etwa auf Hüfthöhe ansprang und nicht wieder losließ.

„Nicht so stürmisch, Hannah!“

Sean grinste breit, als er über die Auffahrt auf Dean zukam, und reichte ihm freundlich die Hand, bevor er Sam ein Lächeln schenkte, das diesen beinahe dazu veranlasste, nun seinerseits Sean anzuspringen und erst dann wieder loszulassen, wenn der wimmernd und winselnd um Gnade flehte.

Schon komisch, dass das gleiche Lächeln von Dean ihn vermutlich dazu verführt hätte, höchst unkeusche Gedanken zu haben, gefolgt von dem Drang, sie in höchst unkeusche Taten umzusetzen.
 

Sam beobachtete, wie Dean sich von dem kleinen Mädchen befreite, das ihn da eben so ungestüm begrüßt hatte, und musste lächeln, als er den absolut anbetenden Blick bemerkte, mit dem sie Dean ansah.

„Das ist Hannah“, wurde sie nun von Sean vorgestellt, hochgehoben und Dean wurde auf die Wange geküsst und das äußerst feucht, „meine kleine Schwester.“

„Freut mich.“

Dean war nicht wirklich begeistert, seine Cousine nun wortwörtlich am Hals zu haben und von ihr voller Hingabe gewürgt zu werden, ließ sich das jedoch nicht anmerken.

Wozu hatte er sich schließlich jahrelang stoische Gelassenheit antrainiert – um auch im Angesicht des Feindes überraschend entspannt zu wirken.

„Sie hat sich darauf gefreut, dich kennen zu lernen, seit ich ihr von dir erzählt hab“, bemerkte Sean, während er die kleine Gruppe ins Haus führte und Sam hätte beinahe geseufzt, als er beobachtete, wie umsichtig Dean sie durch die Tür trug. „Sie war richtig böse auf mich, weil sie ja angeblich nur meinetwegen nicht hier sein konnte, als Mom und Dad in Europa unterwegs waren und -“

„Sean, du redest zu viel …“

Hannah hob ihren Kopf und tauschte einen verständnisinnigen Blick mit Dean, während sie sich das lange braune Haar aus dem Gesicht strich.

„Du redest nicht so viel – das find ich gut.“

Dean grinste unwillkürlich, und Sam nahm es als gegebene Tatsache hin, dass er soeben einen ernsthaften Rivalen im Kampf um den ersten Platz in Deans Herzen bekommen hatte.

„Ist er da?“, erklang plötzlich eine weibliche Stimme aus der Küche, Hannah bestätigte lautstark, dass ‚er’ tatsächlich endlich da sei, würgte Dean noch einmal bekräftigend, und dann trat eine überraschend junge Frau zu ihnen in den Flur und stellte sich als Seans und Hannahs Mutter vor.

Es schien sie nicht weiter zu verwundern, dass ihre Tochter wie eine Klette an Dean klebte, und auch Sams Anwesenheit wurde von ihr als Selbstverständlichkeit hingenommen.

Sam mochte sie sofort.

„William, dein Neffe ist da!“, rief sie die Treppe hoch, befreite Dean von der sich sträubenden Hannah und lächelte amüsiert, als ihr Ehegatte mit mehr Hast als Grazie die Treppe hinunter gepoltert kam.

„Na das wurde ja auch langsam Zeit, dass -“

Das Lawless’sche Familienoberhaupt hielt mitten im Satz inne und starrte von Sean zu Dean und wieder zu Sean.

„Da hol mich doch der -“

„William“, wurde er von seiner Frau unterbrochen, die ihm die schmollende Hannah in die Arme drückte, „Warum führst du unsere Gäste nicht ins Wohnzimmer? Ich setze so lange frischen Kaffee auf!“

William nickte gehorsam, ging voran ins Wohnzimmer und ließ Sam und Dean auf dem Sofa Platz nehmen, dann ließ er seine Tochter auf sie los – bzw. entließ sie aus seinen Armen, was sie sofort dazu veranlasste, Dean auf den Schoß zu klettern.

Sam war ein klein wenig neidisch.

„Du hast Kates Augen“, war das Erste, das William zu Dean sagte, und Hannah nickte enthusiastisch und deutete dann auf sich selbst.

„Ich auch! Ich hab auch Tante Kates Augen!“

Sie blinzelte demonstrativ in Deans Richtung, der unbeeindruckt zurückblinzelte, und beschloss instinktiv, dass Sam in diesem Fall ein dankbareres Publikum sei, plinkerte ihn energisch an, und Sam nickte zustimmend und lächelte.

„Und deine Wimpern sind genau so lang wie Deans.“

Hannah strahlte, Dean räusperte sich verstohlen, und Sam wurde rot.

Ganz toll.

Dabei hatte er eine halbe Stunde gebraucht, Dean davon zu überzeugen, sie nicht sofort als Paar zu outen.

„Du musst Sam sein“, überbrückte William großzügig die peinliche Stille, und Sam nickte und fand sich einem 4000 Watt-Lächeln ausgesetzt.

Das musste in dieser Familie erblich bedingt sein.

„Sean hat eine Menge von dir erzählt – du bist Deans Adoptivbruder, richtig?“

Sam nickte erneut, und Hannah kletterte von Deans auf seinen Schoß.

„Hast du Dean lieb?“, erkundigte sie sich arglos, Sean versuchte, einen Lachanfall höchst unglaubwürdig als Husten zu tarnen, und Sam spürte, wie seine Wangen heiß wurden.

Auch das musste in dieser Familie erblich bedingt sein.

„Ja, natürlich habe ich ihn lieb“, erwiderte er ernsthaft, und Hannah nickte, als habe sie auch gar keine andere Antwort erwartet.

„Ich hab ihn auch lieb!“, verkündete sie ebenso ernsthaft, wie Sam es getan hatte, dann streckte sie die Hand aus und kniff Sam in die Nase. „Und dich auch!“

Langsam wurde das mit der Familienähnlichkeit unheimlich.

„Liebling, lass doch bitte Sams Nase los, ja?“

Jane betrat mit einem Kaffee-Tablett das Wohnzimmer, und sowohl Sam als auch William blinzelten verdutzt, als Dean und Sean synchron aufstanden und ihr zur Hand gingen, Hannah ließ Sams Nase wieder los.

„Lasst das sein, ihr verwirrt mich!“, wurden sie lächelnd zurecht gewiesen, Dean wurde zurück aufs Sofa komplimentiert, und Sean auf die Suche nach Keksen in die Küche abkommandiert.

„Sam hat Dean lieb!“, informierte Hannah ihre Mutter, und die ließ ihre grauen Augen zwischen Sam und Dean hin und her wandern und nickte schließlich.

Sam war sich nicht ganz sicher, was das zu bedeuten hatte.
 

„Sie sind wirklich nett.“

Sam hob verwundert die Augenbraue, als er Deans verdrießlichen Tonfall hörte, und gesellte sich zu ihm ans Fenster.

„Und warum sagst du das so?“

„Weil das bedeutet, dass ich sie regelmäßig besuchen muss, um kein schlechtes Gewissen zu bekommen, und dass das ganz furchtbar anstrengend werden wird, weil sie ja nicht wissen dürfen, dass wir -“

„Jetzt sag bitte nicht wieder ‚dass wir es treiben’!“, unterbrach Sam ihn streng, „Schlimm genug, dass du Sean angedroht hast, ihm ‚alle drei Beine’ zu brechen, falls er mich anfasst! Wenn Hannah dich hört!“

Dean grinste verschmitzt und drückte Sam einen hastigen Kuss auf.

„Wenn Hannah mich hört, wird sie keine Ahnung haben, wovon ich rede – das Kind ist sechs Jahre alt!“

Dean drehte sich vom Fenster des Gästezimmers weg und musterte zufrieden das Doppelbett, in dem er mit Sam die Nacht verbringen würde.

Für die Selbstverständlichkeit, mit der sie von Jane und William hier einquartiert worden waren, mochte er die Beiden gleich noch ein wenig mehr.

Er war sich allerdings nicht ganz sicher, ob die Zwei ihn und Sam ohnehin von Anfang an durchschaut hatten, oder ob sie einfach davon ausgingen, dass Adoptivbrüder, die sich so nahe standen, ruhig mal im selben Bett nächtigen konnten.

Wenn Dean ganz ehrlich war, war’s ihm ziemlich schnuppe – einzig das Ergebnis zählte.

Er ließ Sam am Fenster zurück und ging hinüber ins Gästebad, nahm eine Katzenwäsche vor und war ein wenig überrascht, als er ins Gästezimmer zurück kam und Sam noch immer unbewegt am Fenster stand.

„Hast du was, Sammy?“

Sam erwiderte nichts und zog die Schultern hoch, und Dean zögerte eine hundertstel Sekunde lang, dann ging er zu ihm und drehte Sam zu sich um.

Konnte doch nicht angehen, dass der ihm einfach nicht antwortete, wenn er sich schon dazu herabließ, ihn nach seinem Befinden zu befragen!

Dean war dann allerdings doch überrascht, als er Sams schuldbewussten Gesichtsausdruck bemerkte.

Was war denn nun kaputt?

„Sammy?“

Sam wich Deans forschendem Blick aus und sah zu Boden, und Dean verdrehte die Augen und kniff ihm in die Nase.

„Rede mit mir, verdammich!“

Sam blickte wieder auf, wechselte in den Hundeblick-Modus, und Dean schnaubte gereizt, bevor er ihn an sich zog und ein wenig grob küsste.

Manchmal machte Sam ihn einfach nur fertig.

Dean hielt Sam auch dann noch fest an sich gedrückt, als er ihren Kuss wieder löste, vergrub seine rechte Hand in Sams Haar und kraulte sanft hindurch, während er ihm fest in die Augen sah.

„Was hast du, Sammy?“

Dean sah Sam nervös schlucken und war nicht großartig überrascht, als Sam erneut seinem Blick auswich, bevor er antwortete.

„Ich … muss mich bei dir entschuldigen …“

Dean runzelte die Stirn und nickte.

„Ganz zweifellos musst du das. Darf ich erfahren, wofür?“

Sam sah ihm wieder in die Augen, und Dean hätte ihn am liebsten gleich noch mal geküsst.

„Dafür, dass ich mich so anstelle …“

Dean seufzte leise, und Sam war überrascht, als er ihn lächeln sah.

„Sam, es wird dich vielleicht überraschen, das zu hören, aber ich liebe dich dafür, dass du dich so anstellst …“

Sam errötete leicht, und Dean gab ihm noch einen Kuss, bevor er ihn losließ und in Richtung Badezimmer schob.

„Und jetzt mach dich fertig, ich will ins Bett!“

Sam folgte diesem Befehl ein wenig verwirrt, verschwand ins Bad und horchte irritiert auf, als er hörte, wie die Tür zum Gästezimmer erst leise geöffnet und dann ebenso leise wieder geschlossen wurde.

Sean war doch nicht etwa so wagemutig, sich an ihn heran zu machen, wenn er Dean im selben Raum wusste?

Als Sam ins Schlafzimmer zurückkehrte, entpuppte sich der Störenfried dann allerdings nicht etwa als Sean sondern als Hannah, die offensichtlich beschlossen hatte, in dieser Nacht bei ihrem neuen Cousin mit im Bett zu schlafen, ganz egal, was der davon halten mochte.

Sam grinste über das ganze Gesicht, als er Deans mürrischen Blick bemerkte, begrüßte Hannah, legte sich zu den Beiden ins Bett und machte das Licht aus.

„Warum schläfst du nicht in deinem eigenen Bett?“, erklang Deans brummige Stimme halb von der Bettdecke gedämpft, und Hannah schlang ihre Arme um ihn und rückte dichter an ihn heran, und war schon fast eingeschlafen, als sie antwortete.

„Großvater hat mich geweckt …“

Die Geister, die ich rief

Ha!

Bin doch jugendgefährdend! *nicht-jugendfreien-Tanz-tanz*
 

… *hüstel*

Besser spät als nie kann ich da nur sagen …
 

Großer Gott, ihr müsst euch das Sammy-Hündchen-im-Pappkarton-Bild von Amnesias angucken!

Cute-Overload!
 

jibrillchan, Lenali und Amnesias scheinen sich außerdem einen Wettkampf liefern zu wollen, wer mir den längsten Kommi da lässt – ich bin gespannt und halte ein Adult-Kapitel mit Wunschszenen für den Gewinner bereit!
 

Und: Hurra!

Josh ist wieder da!

Er hat sich auf dem Weg zum Flughafen verlaufen und bei mir Unterschlupf gesucht und jetzt lesen und singen wir uns gegenseitig was vor – ich lese, er singt und es ist eine furchtbar produktive Beziehung, die wir hier führen!

Nur irgendwie blöd, dass er auf dem Fußboden schlafen muss… ich brauch eine größere Wohnung!
 

moko-chan
 


 

Sam hielt die Luft an und warf Dean durch die Dunkelheit einen unsicheren Blick zu.

„Aber dein Großvater lebt doch nicht mehr, Hannah“, brachte er sanft vor, und Hannah seufzte, und dann informierte ihr gleichmäßiger, tiefer Atem Dean und Sam darüber, dass sie eingeschlafen war.

Sam und Dean tauschten über ihren Kopf hinweg erneut einen bedeutungsschwangeren Blick, dann rutschte Sam auf seiner Seite aus dem Bett.

„Was hast du vor?“, zischte Dean ihm leise zu und beobachtete im Halbdunkel, wie Sam in seine Jeans schlüpfte.

„Ich werde nachsehen“, antwortete Sam seelenruhig, und Dean machte sich so sanft wie möglich von Hannah los, um sie nicht zu wecken, bevor er ebenfalls aufstand und ihm kategorisch den Weg versperrte. „Das wirst du nicht.“

„Dean …“

„Ruhe!“

So leise Deans Stimme auch war, sie duldete keinen Widerspruch, und Sam zog überrascht den Kopf ein.

„Wir gehen gemeinsam nachsehen, verstanden, Sammy? Keine Alleingänge!“

Sam musste trotz allem lächeln und nickte, und dann schlichen sie gemeinsam aus dem Raum und barfuß über den Flur in Hannahs Zimmer, schlossen die Tür hinter sich, machten das Licht an und fanden sich ohne Vorwarnung im erklärten Herrschaftsbereich von Hello Kitty wieder.

„Gott, so viel Pink!“, entfuhr es Dean unwillkürlich, und Sam blickte sich aufmerksam nach eventuellen übernatürlichen Erscheinungen um.

„Riechst du Ozon?“, fragte er leise, und Dean schüttelte den Kopf.

„Dann hat sie es sich vermutlich nur eingebildet …“

Sam seufzte erleichtert auf und zuckte zusammen, als die Tür zum Zimmer sich öffnete, und William sie verwundert musterte. „Was macht ihr hier?“

„Ähm“, machte Dean und wünschte sich, er hätte seine Jeans angezogen, und Sam räusperte sich leise, dann fiel ihm die rettende Ausrede ein.

„Hannah schläft bei uns und braucht dieses eine Plüschtier, ohne das sie nicht einschlafen kann …“

„Ah ja“, Williams Gesicht hellte sich auf, und er lächelte, und einen winzigen Moment lang erinnerte er Sam an seinen eigenen Vater, „Das wird dann wohl Herr Pingu hier sein …“

William ging zum Bett, schob ein paar Hello Kitty Plüschtiere beiseite, und Sam beobachtete fassungslos, wie er einen Plüschpinguin zutage förderte, der dem, den Dean ihm geschenkt hatte, bis aufs Knopfauge glich.

Diese Familie machte ihm langsam Angst.

„Kein Wunder, das sie den mag“, ließ Dean sich selbstzufrieden vernehmen und nahm ihn von William entgegen. „Der ist ganz großartig – nicht wahr, Sam?“

Sam nickte schwach, wünschte William eine gute Nacht und ging mit Dean zurück ins Gästezimmer.

„Ich wusste doch, dass dieses Kind einen guten Geschmack hat“, erklärte Dean grinsend, als Sam die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, und beugte sich über Hannah, um ihr den Pinguin in die Arme zu legen.

Sam verspürte unwillkürlich das unter den gegebenen Umständen höchst unangemessene Bedürfnis, ihn anzuspringen.

Sam beherrschte sich wie so oft, legte sich wieder ins Bett, Dean tat das Gleiche und machte das Licht aus.

„Gute Nacht, Sammy …“

Dean schloss die Augen und nahm es als gegebene Tatsache hin, dass er in dieser Nacht nicht mit Sam kuscheln musste – Hannah lag genau zwischen ihnen.

„… Dean?“

Und er würde das Kind ganz bestimmt nicht aus dem Bett werfen, nur damit Sam seinem merkwürdigen Fetisch frönen konnte.

„Ja, Sammy?“

Sam zögerte einen Moment, die Frage auszusprechen, dann tat er es doch.

„Ist es wirklich ok?“

Dean seufzte leise und drehte den Kopf in Sams Richtung. „Sam, es ist zu spät am Abend für deine kryptischen Fragen.“

„Ist … ist es wirklich ok, dass ich … dass ich …“

Sam verstummte, als Dean seine Hand unter der Bettdecke heraus zog und ihm in die Nase kniff.

Gut möglich, dass er Dean gerade extrem auf die Nerven ging, aber es ging ihm nun mal nicht aus dem Kopf, dass Dean so locker mit ihrer Beziehung umgehen konnte und er nicht.

„Es ist ok, Sammy“, brummte Dean leise, als habe er seine Gedanken gelesen und ließ seine Nase los und Sam runzelte leicht die Stirn.

„Ja, aber wenn ich mich ändern könnte …“

„Sam“, Dean schaffte es irgendwie, Sam in den Arm zu nehmen, ohne Hannah zwischen ihnen platt zu machen, „Ich liebe dich – welchen Grund solltest du also haben, dich zu ändern? Ich will dich doch gerade so, wie du bist.“
 

„Wieso ausgerechnet Waffeln?!“

Dean blickte entnervt auf Hannah hinab, und die riss ihre großen grünen Augen auf und erwiderte seinen Blick, als könne sie absolut nicht begreifen, was er von ihr wollte. „Weil Waffeln lecker sind!“

„Und warum können wir nicht die Fertigen aus eurem Küchenschrank essen? Warum mussten wir extra herfahren?“

„Weil die Frischen besser schmecken!“

Hannah griff nach Deans Hand und zog ihn mit sich über die Straße, während Dean sich im Stillen fragte, warum er sogar in einem verbalen Schlagabtausch mit einer Sechsjährigen unterlag.

Er hörte Sam in seinem Rücken verdächtig husten und konnte ihm diesen kläglichen Versuch, sein Lachen zu vertuschen, nicht einmal übel nehmen.

Jane und William, aus irgend einem Grund die vertrauensseligsten Menschen auf der ganzen Welt, hatten ihnen ihre Tochter anvertraut, während sie sich an die laut William so gut wie unlösbare Aufgabe gemacht hatten, ein neues Sofa auszusuchen, und da Sean sich schlichtweg geweigert hatte, seine Schwester in ihrer angeblich schon beinahe krankhaften Waffel-Sucht auch noch zu unterstützen, waren Sam und Dean allein mit dem Kind weggeschickt worden.

Sam hatte den leisen Verdacht, dass Sean mitbekommen hatte, dass er und Dean jetzt ein Paar waren, und nur deswegen keine Lust gehabt hatte, mitzukommen – ein Umstand, den er nicht wirklich betrauerte.

‚Internationales Haus der Waffel’ stand auf dem Schild über der Eingangstür, und als Dean die österreichisch-frühneuzeitliche Inneneinrichtung bemerkte, verdrehte er dezent die Augen, während er sich von Hannah durch das Café zerren ließ und schließlich in der hinterletzten Ecke auf einem Sofa Platz nahm, das Anstalten machte, ihn samt Hannah sofort zu verschlucken und nie wieder herzugeben.

Sam nahm auf einem gemütlichen Stuhl ihnen gegenüber Platz, und Dean stellte fest, dass er aussah, wie ein Prinz auf seinem Thron und unterdrückte den schändlichen Impuls, ihn Adelheid zu nennen.

„Hallo Hannah, wen hast du uns denn heute mitgebracht?“

Hannah strahlte die adrette ältere Dame mit dem schon fast unnatürlich silbernen Haar fröhlich an und quoll vor Stolz beinahe über.

„Das ist mein Cousin Dean und sein Bruder Sam!“, erklärte sie großartig, dann deutete sie mit ihrer kleinen Hand auf die Dame.

„Und das ist Sue!“

„Freut mich, Sam und Dean …“

Sue beehrte die Beiden mit einem kleinen Nicken und wandte sich dann wieder an Hannah. „Wenn Dean dein Cousin ist, Hannah, dann muss Sam das doch auch sein …“

Hannah schüttelte so energisch ihren Kopf, dass ihr braunes Haar wild durch die Gegend flog.

„Nein!“ Sie hob belehrend den Zeigefinger. „Nur Dean ist mein Cousin – er ist nämlich Sams Atop… Apot…“

„Adoptivbruder“, half Dean ihr ruhig weiter, und wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.

„Genau! Atoptivbruder! Und deswegen ist nur Dean mein Cousin!“

„Aha …“

Sue lächelte geduldig, und Dean drängte sich der Verdacht auf, dass sie und Hannah auf eine relativ lange Bekanntschaft zurückblicken konnten.

„Kann ich euch schon etwas bringen?“, erkundigte Sue sich nun, und Hannah bestellte heiße Schokolade für sie alle und bat darum, die Karte zu bekommen.

Dean hätte sie fressen können.

Sue schwebte von Dannen, um ihnen die Karte zu holen, und Hannah erzählte, dass sie mindestens ein Mal pro Woche herkam, um frische Waffeln zu essen.

„Sean sagt immer, dass er an meiner Stelle keine Waffeln mehr sehen könnte, aber das find ich total dumm! Waffeln sind toll!“, verkündete sie überzeugt, und Dean verkündete ebenso überzeugt, dass er Muffins besser fände.

Sam bekam beinahe einen Lachkrampf.

Dean und Hannah stritten über diesen existentiellen Punkt mit, wie Sam fand, unangebrachter Leidenschaft, bekamen nichtmal mit, wie Sue die Karten brachte, und Sam stützte das Kinn auf die Hand und beobachtete versonnen, wie Dean mitten in Hannahs schlagendstem Argument – Waffeln waren flacher als Muffins – die Hand hob und ihr eine verirrte Strähne ihres langen braunen Haars aus dem Gesicht strich.

Er hatte eigentlich gedacht, dass es nicht möglich sei, sich mit jedem Tag mehr in Dean zu verlieben.
 

„Es ist rot und riesig und furchtbar bequem!“

Jane schenkte Sam Kaffee nach, während sie diese äußerst treffende Beschreibung ihres zukünftigen Sofas abgab, und Hannah quiekte begeistert und erklärte, dass Rot ihre absolute Lieblingsfarbe sei.

„Wie viel Zucker hattest du auf deinen Waffeln?“, erkundigte William sich misstrauisch, und Sam und Dean verschwiegen wohlweislich, dass sie ihre Waffeln ab der dritten Runde mit dem Schlachtruf „zuckern und vernichten“ – in angenehmem Kontrast zu „salzen und verbrennen“ – zu sich genommen hatten.

Wenn überhaupt möglich, hatten sie daran noch mehr Spaß gehabt als Hannah.

Hannah erwies sich als absolut loyale Gefolgsfrau, indem sie die Aussage auf die Frage ihres Vaters strikt verweigerte und mit unschuldigem Augenaufschlag ihre Milch trank, und Sean erkundigte sich, wann das Sofa geliefert werden würde, und damit war das Thema vom Tisch.

Dean und Sam tranken ihren Kaffee aus, und Dean lehnte höflich ab, den Rest von Hannahs Milch ebenfalls auszutrinken, dann war das Abendessen fertig.

Dean, Sam und Hannah verzichteten geschlossen auf eben dieses – zu viele Waffeln, selbst für Dean – und verblieben im Wohnzimmer, während der Rest der Familie in die Küche verschwand, und Hannah kroch Dean auf den Schoß, der darauf inzwischen mit gleichmütiger Gelassenheit reagierte.

Sam wurde immer eifersüchtiger.

Vielleicht sollte er Hannah erzählen, dass Dean sein Freund war, er schätzte sie als tolerant genug ein, problemlos damit umzugehen, scheute sich allerdings davor, ihr möglicherweise erklären zu müssen, dass das bedeutete, dass er schwul war, woran sich ohne Zweifel die Frage anschließen würde, was genau das zu bedeuten hatte.

Er schätzte auch Jane und William als tolerant ein, als so tolerant dann aber doch nicht, dass sie es begrüßen würden, wenn ihre sechsjährige Tochter ab sofort jedem, der es (nicht) hören wollte, seine – zweifellos ungeschickte – Definition mit auf den Lebensweg gab.

Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie beispielsweise Sue aus dem ‚Internationalen Haus der Waffel’ auf Hannahs Versuche, sie zu erleuchten, reagieren würde.

„Bleibt ihr jetzt für immer hier?“, erkundigte Hannah sich plötzlich ohne Vorwarnung, und Sam und Dean warfen sich einen langen Blick zu, dann räusperte Dean sich leise.

„Das geht nicht, Hannah …“

„Wieso nicht?“

Sie hob den Kopf und blickte ihn fragend an, und Dean machte ein hilfloses Gesicht.

Wie sollte er das jetzt erklären, ohne die Wahrheit komplett außen vor zu lassen?

Gut möglich, dass er langsam alt und schwachsinnig wurde, aber irgendwie wollte er sie nicht anlügen.

Er mochte dieses Kind.

„Wir … haben eine wichtige Aufgabe zu erledigen … und für die müssen wir viel unterwegs sein, verstehst du?“, versuchte er den Ansatz einer ausweichenden Erklärung, und Hannah legte den Kopf schief.

„Aber du wirst doch noch Großvater kennen lernen, bevor du wieder fährst, oder?“

Dean zog irritiert die Stirn kraus und legte auf die gleiche Art den Kopf schief, wie Hannah nur Augenblicke zuvor.

„Großvater?“

Sie nickte nachdrücklich und packte mit beiden Händen seine Hemdaufschläge.

„Großvater Jack hat sich so darauf gefreut, dich kennen zu lernen, seit ich ihm erzählt hab, dass du Sean besucht hast!“

Dean brauchte einen Moment, bis er diese Nachricht verdaut hatte, und als es soweit war, schluckte er nervös.

„Hat er das?“

Hannah nickte erneut und blickte ernsthaft zu ihm auf.

„Immer wenn ich ihn sehe, sagt er nichts anderes als Tante Kates und deinen Namen …“

Sinn und Sinnlichkeit

Dean räusperte sich unbehaglich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, und Hannahs Blick wurde besorgt.

„Was hast du? Ist dir schlecht?“

Eine gerechtfertigte Frage nach den achtzehn Waffeln, die Dean verdrückt hatte.

„Hannah, wie oft siehst du deinen Großvater?“, schaltete Sam sich sanft ein, und Hannah antwortete ihm, ohne ihren besorgten Blick von Deans Gesicht zu lösen.

„Fast jeden Tag … er steht an meinem Bett, wenn ich abends schlafen gehe …“

Dean stöhnte gequält auf, und Hannah legte ihre rechte Hand an seine Wange.

„Was hast du denn?“

„Hannah … dein Großvater … hat er sonst noch irgendwas gesagt?“

Sam gab sich große Mühe, sich seine große Besorgnis nicht anmerken zu lassen.

Wenn Hannah auch noch anfing, sich um ihn Sorgen zu machen, würde sie wahrscheinlich gar keine Antwort mehr geben, sondern anfangen, Arztpraxis mit ihnen zu spielen.

„Nein, hat er nicht. Er ist doch ein Geist!“

Dean und Sam warfen sich einen perplexen Blick zu, und Hannah schien extrem erleichtert, dass Dean nicht mehr so unbehaglich aus der Wäsche guckte.

„Ein Geist?“, echote Dean verblüfft, und Hannah nickte erstaunlich ruhig.

Dean war nun nicht etwa überrascht, dass es sich um einen Geist handelte – das stand irgendwie außer Frage – vielmehr irritierte ihn der Umstand, dass Hannah das erstens erkannt hatte, und zweitens so völlig gelassen damit umging.

Dieses Kind war wirklich bemerkenswert.

„Ja, ein Geist. Mama und Papa glauben mir nicht und Sean auch nicht, aber ich weiß ja, dass Großvater tot ist – und deswegen muss er ein Geist sein!“

„Seit wann siehst du ihn?“, fragte Dean so ruhig wie möglich, und Hannah neigte den Kopf noch ein wenig mehr zur Seite und schien angestrengt nachzudenken.

„Ich weiß nicht so genau“, gab sie schließlich zu und wirkte schuldbewusst, „Aber ich glaube, nachdem wir das letzte Mal auf dem Friedhof waren, hat er mich das erste Mal besucht …“

Sam nickte, als würde das einen Verdacht bestätigen, und er musste nur einen kurzen Blick mit Dean tauschen, mit dem sie sich darüber verständigten, dass es unnötig war, in Panik zu geraten.

Hannah war definitiv zu ruhig, um von einer unmittelbaren Bedrohung auszugehen.

„Darf ich heute wieder bei euch schlafen?“

Hannah war das Thema des toten Großvaters leid und wollte nun zu angenehmeren Angelegenheiten übergehen.

Dean und Sam warfen sich erneut einen Blick zu, und Sam war sich ziemlich sicher, einen Hauch von Frustration in Deans Augen erkennen zu können.

Seit sie im Hause Lawless waren, hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen – in der Tat hatten sie seit ihrem ersten Mal nicht mehr miteinander geschlafen, weil Sean sie direkt am Tag danach angerufen hatte – und Dean war inzwischen vermutlich mehr als bereit, mit Sam zu kuscheln, so lange er ihn dabei nur ein wenig befummeln durfte.

Sam seinerseits war mehr als bereit, Dean diese Fummelei zu gestatten, so lange es ihm im Gegenzug erlaubt sein würde, sich dabei so eng wie möglich an Dean zu schmiegen.

Und küssen – er wollte ihn küssen.

„Sicher“, antwortete Dean ein wenig verdrießlich auf Hannahs Frage, und Sam war zwischen Amüsement über Deans adorablen Gesichtsausdruck und Enttäuschung über eine weitere Nacht ohne Tuchfühlung hin und her gerissen.

So gerne er Deans Verwandtschaft auch hatte, sobald sie den Fall des spukenden Großvaters gelöst hatten, wäre es Zeit, weiter zu ziehen.
 

„Ich fühl mich irgendwie merkwürdig.“

Sam warf Dean einen kurzen Blick zu und legte die Stirn in Falten.

„Naja – du stehst in einem geöffneten Grab“, erwiderte er dann mit einem Schulterzucken und wich einem Schwall Erde aus, den Dean definitiv absichtlich in seine Richtung geschaufelt hatte.

„Hey!“

„Ich stehe mitten in der Nacht im geöffneten Grab meines Großvaters!“, warf Dean ihm an den Kopf, und Sam musste einem weiteren Schwall Erde ausweichen und stolperte beinahe über den Grabstein.

„Ist ja schon gut!“ Sam brachte sich in Sicherheit und hob abwehrend die Hände in die Luft. „Ja, du stehst im geöffneten Grab deines Großvaters – aber du musst dir doch einfach nur sagen, dass es nur zu seinem eigenen Wohl ist …“

„Erspar mir deine klugen Reden, Sammy, das weiß ich selber!“, fuhr Dean ihn ungeduldig an, und Sam machte ein hilfloses Gesicht.

Dean schaufelte noch ein wenig energischer, und Sam beschloss, einfach den Mund zu halten und ihn graben zu lassen.

So lange Dean sich so ‚merkwürdig’ fühlte, machte es augenscheinlich nicht viel Sinn, vernünftig mit ihm zu argumentieren – mal ganz abgesehen davon, dass das auch sonst nicht viel Sinn machte.

Dean war eher der Typ, der nach Gefühl arbeitete, auch wenn er das natürlich im Leben nicht zugegeben hätte – er würde es wahrscheinlich Instinkt nennen und dann furchtbar stolz darauf sein.

Sam wartete geduldig ab, bis Dean den Sarg freigelegt hatte, dann half er ihm aus dem Grab.

Dean hatte darauf bestanden, diese Angelegenheit allein zu erledigen, und Sam hatte nicht versucht, ihm das auszureden – er glaubte zu verstehen, was Dean dabei empfand, und dass er um das leidige Gebuddel herum kam, war ein zusätzlicher Bonus.

Sam blinzelte, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss und beschloss, für diesen geistigen Fauxpas so schnell wie möglich Buße zu leisten.

Dean würde bestimmt etwas einfallen, das er ihm auferlegen konnte.

Sam gab Dean den Benzinkanister und das Salz, um den Leichnam zu präparieren, und trat dann einen Schritt zurück.

Deans Anblick, wie er die Fackel in Brand steckte, die sie mitgebracht hatten, und sie dann in den Sarg warf, löste in ihm ein seltsames Gefühl irgendwo zwischen Mitgefühl und Bewunderung aus.

Er wusste besser als jeder andere, dass Deans Stärke und Gleichgültigkeit in neunzig Prozent aller Fälle nur äußerlich waren, dass er viel sensibler war, als er je zugeben würde, und doch jagte Sam diese heroische Maske ein ums andere Mal ein wohliges Kribbeln durch den Körper.

Musste er sich eigentlich Sorgen machen, dass ihn inzwischen sogar Deans Anblick, wie er Leichen in Brand steckte, anmachte?

Dean und Sam beobachteten schweigend, wie die sterblichen Überreste von Großvater Jack in Flammen aufgingen, und es war das erste Mal in ihrer Laufbahn als Jäger, dass sie blieben, bis die Flammen verloschen waren, und dann das Grab wieder schlossen.

„Es fühlt sich wirklich merkwürdig an“, war das Letzte, das Dean sagte, bevor sie den Friedhof schließlich verließen und zurück zum Impala gingen.
 

„Wo ward ihr denn letzte Nacht nur so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht!“

Jane schenkte Dean und Sam mit einer mehr als vorwurfsvollen Aura Kaffee ein, und sowohl Dean als auch Sam zogen den Kopf ein und guckten schuldbewusst aus der Wäsche.

Mütterliche Besorgnis war etwas völlig Neues für sie, und traf sie zudem noch vollkommen unvorbereitet, und das auch noch direkt nach dem Aufstehen.

„Sie haben Großvater besucht!“, schaltete sich nun zu allem Überfluss auch noch Hannah ein, und Dean und Sam fühlten sich von drei Augenpaaren angestarrt.

„Mitten in der Nacht?“, entfuhr es Sean auch prompt, und er erntete einen spöttischen Blick von Sam.

„Warum denn nicht?“

„Naja … Nachts auf nem Friedhof rum zu schleichen – ich kann mir was Angenehmeres vorstellen …“

Sam zog eine spöttische Schnute und tauschte einen verständnisinnigen Blick mit Dean – Sean war ein Waschlappen und Dean sein einzig wahrer … Held? Geliebter? ... Dean.

Wie unkreativ.

„Nachts ist es angenehm ruhig auf dem Friedhof“, erklärte Dean nun gelassen, „Und ich fand, dass es langsam Zeit wurde, dass ich das Grab von Kate und Patrick besuche …“

Sam griff nach seiner Kaffeetasse und versuchte, das flaue Gefühl in seinem Magen darüber zu ignorieren, dass Dean die Beiden noch immer nicht als seine Eltern bezeichnete.

Irgendwie verstand er ja, was Dean davon abhielt, andererseits hätten Kate und Patrick es sich vermutlich gewünscht.

Sam nahm einen Schluck Kaffee und beschloss, dass Deans Gefühle wichtiger waren als die verstorbener Leute, die er noch nichtmal gekannt hatte – selbst wenn er ihnen Dean verdankte.

„Wie haben die Blumen ausgesehen? Sind sie noch frisch?", erkundigte Jane sich, und sowohl Dean als auch Sam mussten gestehen, den Blumen eher wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.

„Männer“, war Janes einziger Kommentar zu diesem Versäumnis, dann fragte sie Dean, ob er noch ein Brötchen wolle – er wollte.

„Wir haben übrigens beschlossen, morgen wieder zu fahren“, verkündete Dean seelenruhig zwischen zwei Bissen und forderte damit recht unterschiedliche Reaktionen rund um den Frühstückstisch heraus.

William, seines Zeichens eher der gelassene Typ, nickte nur und sprach die Hoffnung aus, sie bald wieder unter seinem Dach beherbergen zu können, Jane, ganz perfekte Gastgeberin, schloss sich seinem Angebot an und sprach ihr Bedauern darüber aus, sie nur so kurz bei sich gehabt zu haben, Sean seufzte leise und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, und Hannah fragte, ob sie mitkommen dürfe.

„Hannah!“, wurde sie von ihren Eltern sofort streng zurecht gewiesen, Dean sah ihr in die Augen und schüttelte ruhig den Kopf.

„Das geht nicht, Hannah.“

„Warum nicht?“

Sam rechnete mit einer brutal ehrlichen Antwort, stattdessen war sie brutal bezaubernd.

„Weil William, Jane und Sean dich vermissen würden.“

Sam traute beinahe seinen Ohren nicht.

Was war denn mit einem Mal aus Deans mangelnder Sozialkompetenz geworden?

Wieso schaffte er es am laufenden Band, bei ihren als Kondolenzbesuchen getarnten Recherchen taktlose Fragen zu stellen, war aber im Umgang mit einer Sechsjährigen überraschend einfühlsam?

Erschreckend.

Hannah dachte einen Moment lang über Deans Argument nach, nickte schließlich zustimmend und widmete sich dann ihrem Frühstücksei.

Dean sonnte sich im Licht der bewundernden Blicke, die ihm von den Mündigen rund um den Tisch zugeworfen wurden, und widmete sich dann ebenfalls seinem Frühstücksei.

Sam verwünschte sich mal wieder nach Tibet, diesmal wollte er Dean allerdings mitnehmen.

Sie brauchten ganz, ganz furchtbar dringend ein wenig Zeit für sich!
 

„Was wolltest du mit mir besprechen, Sammy?“

Dean schloss die Tür zum Gästezimmer hinter sich und fand sich plötzlich und sehr überraschend mit dem Rücken zu selbiger wieder und wurde von Sam äußerst hingebungsvoll geküsst.

„Mgh!“

Er riss die Augen auf und war im ersten Moment zu überrumpelt, um angemessen auf diesen Übergriff zu reagieren, dann grinste er liderlich und schlang seine Arme um Sam.

Sein Sammy war doch einfach der Beste.

Sam japste, als Dean ihm an den Hintern ging, dann schloss er die Augen und presste sein Becken so fest an Deans, dass dem für einen Moment die Luft wegblieb.

Sein Sammy war nicht nur der Beste, er hatte es offenbar auch mehr als nötig.

„Nh … mhm …“

Sam öffnete den Mund für Dean, als dessen Zunge gegen seine Lippen stieß, drückte die Lider fester zusammen und hatte noch immer das frustrierende Gefühl, Dean einfach nicht nahe genug zu sein.

Er presste sich noch etwas enger an Deans starken Körper, ließ sich hilflos küssen und wimmerte enttäuscht auf, als Dean seine Hüften packte und von sich weg schob.

Dean knöpfte jedoch lediglich Sams Jeans auf, zog den Reißverschluss nach unten und schob dann beide Hände hinten in Sams Shorts.

Sam spürte Deans kräftige Finger an seiner nackten Haut, wurde sofort hart, drückte sich ihm wieder entgegen und keuchte atemlos auf, als Dean anfing, ihn zu streicheln und zu kneten.

Das war genau das, was er gebraucht hatte.

Er überließ sich willig Deans geschickten Händen, begann, sich an ihm reiben und stöhnte zufrieden auf, als er spürte, wie Dean ebenfalls hart wurde.

Im Moment wäre er bereit, Dean so ziemlich alles mit dem Inhalt der ominösen braunen Plastiktüte mit sich anstellen zu lassen, wenn sie nur in einem Motelzimmer und nicht im Gästezimmer von Deans Onkel und Tante wären, das sich zu allem Überfluss auch noch in Hörweite von Hannahs Kinderzimmer befand.

Dean fühlte sich einfach viel zu gut an, um jetzt aufzuhören, und er war ihm noch immer nicht nah genug – vielleicht lag es daran, dass sie beide noch viel zu viel an hatten.

Sam schob seine Hände unter Deans störenden Pulli, verdrehte die Augen hinter den geschlossenen Lidern, als er wunderbar warme, nackte Haut spürte, und rieb sich nur noch drängender an ihm.

Musste er denn hier alles allein machen?

Dean schob seine Fingerspitzen zwischen Sams Pobacken, und Sam vergaß, was er gerade gedacht hatte, und dann dachte gar nicht mehr.

Das Einzige, das in sein Bewusstsein drang, war Dean – seine Stimme, sein Geruch, die Wärme seines Körpers, sein Geschmack … und natürlich seine Hände, die so wunderbar geschickt und zielsicher wussten, wie er berührt werden musste.

Wie hatte er nur jahrelang vor sich hin leben können, ohne zu wissen, zu was diese Hände imstande waren?

Das Geisterhaus

Dean stöhnte genüsslich, als er Sams festes Fleisch unter seinen Händen spürte, und legte nur noch mehr Hingabe in ihren Kuss.

Sam schmeckte hervorragend, er drängte sich an ihn als sei er … nun ja … heiß auf ihn, und davon, dass er selbst mehr als heiß auf Sammy war, wollte er gar nicht erst reden.

Deans Gedanken schweiften kurz zum Inhalt der wundervollen braunen Plastiktüte ab, und als Sam ein wenig eingeschüchtert aufquiekte, riss er sich zusammen und konzentrierte sich wieder darauf, wo er mit seinen Fingern zugange war.

Er strich einmal vorsichtig über Sams Anus, Sam stöhnte in ihren Kuss, drückte sich seinem Finger entgegen, und Dean schluckte nervös.

So ungern er sich das auch eingestand, er war noch immer ein wenig unsicher, was diesen Part anging.

Gut, ihm hatte ihr erstes Mal gefallen, Sam hatte ihr erstes Mal gefallen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er in Sachen Schwulensex noch immer ein Anfänger war.

Dean beschränkte sich sicherheitshalber darauf, seinen Finger an Sams enger Öffnung kreisen zu lassen, und war überrascht, was für eine heftige Reaktion er Sam damit entlocken konnte.

Er hatte ja schon geahnt, dass Sam extrem empfindsam war – und das nicht nur auf emotionaler Ebene – und als Sam sich jetzt an ihn krallte und höchst unkeusche Hüftbewegungen an ihm vollführte, wurde die Ahnung zur Gewissheit.

Er löste seinen Mund mit einem schmatzenden Laut von Sams Lippen und ließ ihn auf Sams Hals gleiten, den er ja schon vor einiger Zeit als Sammys Schwachpunkt identifiziert hatte.

In der Tat hatte Sam so viele Schwachpunkte, dass es schon fast unmöglich war, ihm selbst bei der unschuldigsten Fummelei – hier grinste Dean und gestand sich ein, dass zumindest von seiner Seite aus keine Fummelei jemals unschuldig sein würde – kein welterschütterndes Stöhnen zu entlocken.

Er presste seinen Mund auf Sams warme Haut und genoss das Gefühl, wie er Sams rasenden Herzschlag unter seinen Lippen spüren konnte.

Da wäre es ja beinahe reizvoll, ein Vampir zu sein.

Dean lächelte in sich hinein, zog seine linke Hand hinten aus Sams Jeans heraus, schob sie vorn wieder hinein und legte sie ihm in den Schritt.

Es wurde langsam Zeit, dass er die Sache in die Hand nahm.

Sam presste sein Gesicht gegen Deans Schulter, stöhnte gedämpft auf, als Deans Finger sich fest um ihn schlossen, und biss die Zähne zusammen.

Er hoffte wirklich, dass er diesen Akt leise über die Bühne bringen würde.

Sam begann, sich Deans Hand entgegen zu stoßen, während er versuchte, so weit die Kontrolle über sich zu behalten, dass seine Stimme nicht im ganzen Haus zu hören war.

Das hier war zwar nicht ganz das, was er sich gewünscht hatte, aber nach der schrecklich langen Zeit, die er ohne Deans Berührungen hatte auskommen müssen, reichte es vollkommen aus, ihn auf Touren zu bringen.

Im Prinzip hätte es wahrscheinlich gereicht, hätte Dean hinter ihm gestanden und ihm einmal sanft in den Nacken gepustet, um ihn auf Touren zu bringen – aber sowas würde Dean ja glücklicher Weise nie machen.

Deans Hände waren warm und sicher in ihren Berührungen, und Sam lehnte sich an ihn, hielt sich an ihm fest, als ihn jeder weitere Stoß dem Höhepunkt näher brachte.

Er liebte Dean.

Er liebte Dean so sehr, dass es ihm manchmal Angst machte, und er die Augen schließen musste, während er sich immer wieder sagte, dass es keinen Grund gab, Angst zu haben.

Dean liebte ihn ja auch.

Dean liebte ihn so sehr, dass er sogar seine sexuellen Vorlieben für ihn geändert hatte.

„Aah!“

Dean presste seinen Mund auf Sams, um seine Lautstärke zu dämpfen, als er in seiner Hand kam, und schlang den rechten Arm um ihn, um ihn zu halten.

Sam zitterte leicht, während er darum kämpfte, in die Realität zurückzukehren, und Dean spürte seinen heißen Atem an seinem Hals und erschauderte.

Sammy mochte fertig und zufrieden sein, er selbst fühlte sich ein kleinwenig vernachlässigt.

Dann waren Sams Hände plötzlich an seinem Hosenbund, in der nächsten Sekunde waren sie in seiner Hose, und Dean warf den Kopf in den Nacken und unterdrückte ein erschüttertes Stöhnen.

Er hätte wissen müssen, dass Sam ihn nie vernachlässigen würde – doch nicht der ewig emsige Sam.
 

„Hannah! Oh mein Gott, komm da weg! … William, Hilfe!“

Dean zuckte zusammen, als Janes hysterische Stimme in sein umnebeltes Bewusstsein drang, und erst, als Sam von ihm abließ und sich der lauwarme Dunst um seine Gedanken legte, war er wieder soweit bei Verstand, um zu begreifen, was vor sich ging.

Er gab ein frustriertes Grunzen von sich und überlegte kurz, einen Abstecher ins Bad zu machen, um sich in den ordnungsgemäßen Geisterbekämpfungs-Zustand zu versetzen, und entschied sich schließlich dafür – beziehungsweise, Sam entschied sich für ihn dafür und trug ihn quasi ins Gästebad.

Eine halbe Minute später polterte er gemeinsam mit Sam durch den Flur in Hannahs Kinderzimmer und fand Jane am Fenster vor, wie sie versuchte, mit Hannah in ihren Armen in die Wand zu verschwinden.

Grund hierfür war Großvater Jack, der ungeachtet des Verbrennungsrituals, das Sam und Dean in der vergangenen Nacht an seinem Grab zelebriert hatten, noch immer untot durch die Gegend spukte.

Hannah wand sich in den Armen ihrer Mutter und versuchte erfolglos, sich von ihrer krampfartigen Umarmung zu befreien.

„Er will mir nichts tun, Mama!“, brachte Hannah zur Verteidigung ihres Großvaters vor, aber Jane schien sie gar nicht zu hören und starrte weiter panisch auf ihren transparenten Schwiegervater.

„Sam, hol die Schrotflinte aus dem Wagen!“, wies Dean seinen Exbruder kurz an, dann durchmaß er Hannahs Kinderzimmer mit ein paar Schritten und stellte sich zwischen seine Tante und seinen Großvater.

Der Geist wirkte irritiert, einen Fremden vor sich zu sehen – irritiert und unzufrieden, und Dean wusste, dass er in Schwierigkeiten war, und hoffte, dass Sam sich mit der Schrotflinte beeilen würde.

William und Sean, die Janes Hilferuf gefolgt waren, stürmten jedoch noch vor Sam ins Zimmer und blieben kurz hinter der Tür wie angenagelt stehen.

„Dad?!“, entfuhr es William ungläubig, und Sean stand einfach nur da und sagte gar nichts – der Schock war ihm deutlich anzusehen.

„Kate“, erklang Jacks Stimme wie von weit her, und Dean bekam unwillkürlich eine Gänsehaut.

So weit er sich zurück erinnern konnte, hatte er zuvor noch nie einen Geist so garstig sprechen hören, und auch diesmal hätte er gut darauf verzichten können.

Seine Stimme klang wie das Krächzen einer altersschwachen Krähe aus den Wipfeln eines verdammt hohen Baumes mit dicken, knorrigen Ästen.

„Verschwindet aus dem Zimmer“, wies Dean seinen Onkel und Sean eindringlich an, und die Beiden rührten sich nicht vom Fleck.

„Dean …“

Dean blieb beinahe das Herz stehen, als er seinen eigenen Namen aus dem entseelten Mund seines Großvaters hörte, und dann war Sam mit der Schrotflinte zurück.

„Runter!“, ordnete er mit der ganzen Autorität an, die ihm die Waffe in seinen Händen verlieh – und niemand reagierte.

Sam brauchte nur wenige Sekunden bis er die Situation analysiert hatte, dann eilte er durch den Raum und nahm seinen Platz neben Dean ein.

Er warf Dean einen Blick aus dem Augenwinkel zu und runzelte besorgt die Stirn – Dean sah aus, als habe er einen Geist gesehen … ahaha.

Sam verdrehte die Augen, hob die Schrotflinte und war mehr als irritiert, als Dean seine Hand auf den Lauf legte und sie wieder nach unten drückte.

„Dean – was?“

Sam hielt inne, als Dean einen Schritt auf den Geist zu machte, und musste sich schwer zusammenreißen, ihn nicht am Arm zu packen und zurück zu halten.

„Großvater?“

Deans Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern, und er räusperte sich und versuchte es noch mal.

„Großvater …“

Der Geist kam auf Dean zu, und ihm wurde von der einen auf die andere Sekunde klar, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte – dieser Untote kannte ihn nicht, hatte keine Ahnung, wer er war, und schien zudem äußerst ungehalten darüber, von einem völlig Fremden angesprochen zu werden.

Er spürte Kälte, als sich unbarmherzige Finger um seine Kehle schlossen, dann ertönte ein Schuss, und Jane schrie.
 

„Was zum Teufel war das?!“

„Schatz, bitte …“

William warf seiner Frau einen ungläubigen Blick zu, dass sie es ihm sogar in dieser Situation vorwarf, vor Hannah zu fluchen und wiederholte: „Was zum Teufel war das?!“

„Ein Geist“, erwiderte Dean so ruhig wie möglich und nahm Sam die Schrotflinte ab. „Ich dachte, das wäre offensichtlich?“

„Warum wollte er Dean wehtun? Er wollte ihn doch so gerne treffen!“

Hannah hatte sich inzwischen von ihrer Mutter befreit und hängte sich nun an Dean, der sie auf seine Arme hob und aus dem Zimmer trug – zusammen mit der Schrotflinte, was Jane nicht weiter zu stören schien.

Die Frau hatte definitiv merkwürdig gelagerte Prioritäten.

„Wir sollten das im Wohnzimmer besprechen.“

Dean marschierte der Truppe voran die Treppe hinunter, und Sam bildete die Nachhut.

Er hatte noch immer mit der Panik zu kämpfen, die ihn ergriffen hatte, als Dean von dem Geist gewürgt worden war, und hoffte inständig, dass er bald wieder zu der relativen Gelassenheit, zu der er sich früher in diesen Momenten hatte zwingen können, zurückkehren würde.

Dean in Gefahr zu wissen, war ja schon schlimm gewesen, als sie noch Brüder gewesen waren, jetzt war es einfach nur noch Herzinfarkt fördernd.

Sam schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz und als er spürte, wie sein Herzschlag augenblicklich ruhiger wurde, wusste er, dass er seine höchsteigene Meditationspraktik gefunden hatte.

„War das wirklich ein Geist?“, hörte er Sean fragen, als er das als Letzter das Wohnzimmer betrat, schloss die Tür hinter sich und seufzte.

„Natürlich war das ein Geist!“

Dean setzte Hannah ab und warf Sean einen Blick zu, als könne er nicht fassen, dass sie verwandt waren.

Sam liebte ihn immer mehr.

„Und wir sollten schleunigst herausfinden, was ihn im Diesseits hält – bevor er ganz vergisst, wer er war und wirklich gefährlich wird!“

Jane ließ sich mit einem ungläubigen Stöhnen aufs Sofa fallen und fuhr sich mit beiden Händen durch ihr blondes Haar.

„Ich fasse das nicht! In unserem Haus spukt es!“

„Woran hat Großvater Jack besonders gehangen, als er noch gelebt hat? Was war ihm besonders wichtig?“, erkundigte Sam sich bemüht professionell bei ihr, und sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick hilflos.

„Ich weiß nicht … er war nie besonders materialistisch … seine Familie war ihm immer das Wichtigste.“

Sie tauschte einen unsicheren Blick mit William, und der nickte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das stimmt. Ich könnte auf die Schnelle nichts benennen, das ihm besonders am Herzen gelegen hätte.“

Dean seufzte und drehte sich zu Sam um.

„Und was machen wir in so einem Fall?“

Sam zuckte mit den Schultern, und Sean sah misstrauisch von einem zum anderen.

„Ihr Zwei seid irgendwie zu ruhig …“

Dean wandte ihm den Blick zu, sah ihm direkt in die Augen, und Sam wusste, dass nun der Moment für brutal ehrlich gekommen war.

„Das ist nicht der erste Geist, den wir gesehen haben, Sean – und jetzt denk lieber darüber nach, ob es irgend etwas in diesem Haus gibt, was deinen Großvater dazu animieren könnte, hier rumzuspuken!“

Deans Stimme war immer tiefer geworden, während er Sean anfuhr, und Sam wurde bewusst, dass er sich wirklich Sorgen um seine neue Familie machte.

Dean hatte sich noch nie um jemand anderes als ihn Sorgen gemacht, und Sam war zwischen Eifersucht und Freude darüber einen Moment lang hin und her gerissen, dann setzte sich die Freude ganz klar durch – wozu sollte er auch eifersüchtig sein?

Dean war für ihn schwul geworden, einen größeren Zuneigungsbeweis konnte er ihm ja wohl kaum liefern.

„Du, Dean?“

Dean blickte an sich hinab, als Hannah an seinem Hosenpein zupfte, und sah ihr in die Augen. „Ist dir was eingefallen?“

Sie nickte, und Deans eben noch so strenger Blick wurde weich.

Sam hätte ihn knutschen können – er sollte wirklich langsam anfangen, sich auf den Job zu konzentrieren, anstatt Dean anzuschmachten, das konnte er auch hinterher noch machen.

„Weil Großvater doch immer Tante Janes und deinen Namen sagt …“ Hannah hielt kurz inne und legte den Kopf schief. „Meinst du, es könnte etwas sein, was er … also …“

„Was er mit uns verbindet?“, beendete Dean gefällig Hannahs Satz, und sie nickte und blickte fragend zu ihm auf.

„Ja, das ist eine gute Idee Hannah – weißt du auch, was das sein könnte?“

Hannah nickte erneut und Dean streckte ihr auffordernd seine Hand entgegen.

„Zeig es mir.“
 


 

Grüße an die Tine, die erfolgreich gegen meine Beratungsresistenz angekämpft hat!

Adorabel!
 

moko-chan

All die schönen Pferde

Hannah nahm Deans Hand und zog ihn mit sich zur Wohnzimmertür, und Jane stand eilig vom Sofa auf.

„Schätzchen, was meinst du denn? Und was wollt ihr überhaupt damit machen, wenn ihr es gefunden habt? Was ist hier überhaupt los, verdammt?!“

William, der seine Frau das letzte Mal vor ungefähr zwei Jahren fluchen gehört hatte – und zwar als ihr das Teestövchen runter gefallen war, das sie ihrer Urgroßmutter in stundenlangen Bettelgesprächen hatte abschmeicheln müssen – erkannte sofort den Ernst der Lage, eilte an ihre Seite und legte den Arm um sie.

„Die Jungs scheinen zu wissen, was sie tun, Liebling – vielleicht sollten wir sie einfach machen lassen …“

Jane zog ihre fein geschwungenen Augenbrauen über diese Aussage ihres Ehegatten in die Höhe und blickte kritisch zu ihm auf.

„Meiner Meinung nach wissen die Beiden viel zu gut, was sie tun – was soll das überhaupt heißen, das ist nicht der erste Geist, den sie gesehen haben?!

Bin ich hier denn die Einzige, die es bemerkenswert findet, wenn mein toter Schwiegervater durch die Gegend spukt?!“

Dean und Sam warfen sich einen unbehaglichen Blick zu, dann schaltete Sean sich in das Gespräch ein.

„Nein, das bist du nicht – aber ich für meinen Teil bin froh, jemanden hier zu haben, der die Nerven behält … Also sollten wir die Fragen auf später verschieben.“

Sean hatte mit genug Autorität gesprochen, um jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken, und erntete einen anerkennenden Blick von Dean, der Hannahs Hand fester griff und die Wohnzimmertür öffnete.

„Wo ist denn nun dieses Ding, das du meinst, Hannah?“

„In meinem Zimmer!“, verkündete sie mit Überzeugung, und man sah Dean deutlich an, was er davon hielt, erneut in das nun bespukte Territorium Hello Kittys einzudringen.

„Vielleicht solltest du mir dann lieber sagen, was es ist, und Sammy und ich holen es dann“, schlug er opferbereit vor und war überrascht, als Hannah diesem Plan nicht zustimmen wollte.

„Nein, ich komme mit!“

„Aber Schätzchen“, machte Jane einen Ansatz, ihrer Tochter diesen absonderlichen Eigensinn auszureden, die ließ sie jedoch gar nicht erst zum Zuge kommen.

„Dean kann nicht alleine gehen – ich muss auf ihn aufpassen!“

Auf diese ruhig vorgebrachte Äußerung folgte ein kurzer Moment ungläubiger Stille, dann hatte William sich wieder so weit gesammelt, dass er die Frage stellen konnte, die sie wohl alle bewegte.

„Warum musst du auf Dean aufpassen?“

„Weil Großvater mir noch nie etwas getan hat, seit er ein Geist ist, und weil ich ganz genau weiß, dass er das auch nie tun wird!“

Hannah schien von ihrer Ansicht derartig überzeugt zu sein, dass Widerstand zwecklos war – sie war scheinbar bereits bei ihrer ersten Begegnung durch Deans unwiderstehliche Aura in die Jäger-Gemeinschaft assimiliert worden, und nun bereit und willens, ihre Rolle zu spielen.

„Na, dann geh mal mit ihm mit und pass gut auf ihn auf …“

Hannah nickte ihrem Vater ernsthaft zu und zog Dean dann mit sich aus der Tür, bevor ihre Mutter dazu kam, erneut einen Einwand vorzubringen, wozu sie scheinbar stark tendierte.

Sam fand sich mit dem Rest der Familie allein gelassen und räusperte sich nervös, als ihm bewusst wurde, dass er von sämtlichen Anwesenden misstrauisch beäugt wurde.

„Ihr kennt euch also mit Geistern aus?“, fragte Sean ihn interessiert, und Sam zögerte einen Moment, bevor er zustimmend nickte.

„Seid ihr sowas wie Geisterjäger?“, hakte Jane gleichzeitig fasziniert und entsetzt nach, und Sam nickte erneut.

„Wie im Fernsehen“, murmelte William hingerissen, und Sam verkniff es sich, ihn zu berichtigen.

Ihr Job war alles andere als wie im Fernsehen.

Wie kamen die Leute nur immer auf sowas?
 

„Also Hannah – was ist es?“

Dean warf einen unbehaglichen Blick auf ein erschreckend großes Hello Kitty Plüschtier im pinken Tutu, das mitten auf Hannahs Bett lag, und verspürte den unwiderstehlichen Drang, alles Pinke in diesem Zimmer restlos zu verdächtigen Gegenständen zu erklären, die gesalzen und verbrannt werden mussten.

„Das hier …“

Dean beobachtete, wie Hannah auf ihr Bücherregal zuging, ein geschnitztes Holzpferd heraus nahm und damit zu ihm zurück kam.

„Das hier hat Großvater als Letztes geschnitzt, bevor er gestorben ist … und ich glaube, er hat das für dich gemacht …“

Hannah drückte ihm das Holzpferd in die Hand, und Dean räusperte sich leise.

„Für mich?“

Hannah nickte ernsthaft, nahm ihn wieder an der Hand und zog ihn mit sich aus dem Zimmer.

„Er hat so oft davon gesprochen, dass er dich gerne kennen gelernt hätte … und Tante Kate hatte Pferde so gern … vielleicht dachte er …“

„Ich versteh schon, Hannah …“

Sie gingen die Treppe wieder hinunter und zurück ins Wohnzimmer, und als Seans Blick auf das Holzpferd fiel, seufzte er und nickte.

„Das könnte tatsächlich das Richtige sein.“

„Und was habt ihr jetzt damit vor?“, wollte William wissen, und Dean stellte die Schnitzerei auf dem Wohnzimmertisch ab.

„Wir müssen es verbrennen.“

„Verbrennen?!“

Hannah wirkte alles andere als begeistert, und Dean wich ihrem vorwurfsvollen Blick aus.

„Es geht nicht anders – wenn es wirklich das richtige Objekt ist, dann muss es vernichtet werden, damit dein Großvater zur Ruhe kommt!“

„Ja aber …“

Hannahs große grüne Augen nahmen einen feuchten Glanz an.

„Er hat es doch für dich gemacht!“

Dean kämpfte einen Moment lang darum, im Angesicht dieses absolut unfairen Angriffs auf seine Anti-Gefühlsduselei-Abwehrmechanismen maskuline Haltung zu bewahren, dann schrie Jane erschrocken auf, und er konzentrierte sich auf Wichtigeres.

„Er ist hier! Oh Gott, er ist hier!“

Dean folgte mit seinem Blick Janes ausgestrecktem Finger und schluckte unbehaglich.

Es war wie erwartet Großvater Jack, der am anderen Ende des Raumes stand und still vor sich hin transparentierte, und bevor Dean noch auf die Idee kam, sich Salz und Streichhölzer für sein Pony zu holen, ging Hannah auf ihn – Großvater Jack – zu und baute sich vor ihm auf.

„Warum hast du Dean weh getan?“

„Äh … Hannah …“

Dean machte einen Schritt auf sie zu, und Großvater Jack hob den Blick und sah ihn an.

„Dean …“

Dean blieb stehen wie vom Blitz getroffen, und sämtliche Anwesenden erschraken in Großaufnahme.

„Dad?“, fragte William vorsichtig, der Geist fixierte seine toten Augen jedoch weiterhin auf Dean.

„Großvater?“, versuchte es Sean, und hatte ebenso wenig Erfolg wie William, zu Jack durchzudringen.

„Wieso reagiert er nur auf Hannah?“, wisperte Jane verstört, und Hannah machte einen weiteren Schritt auf ihren Großvater zu.

„Ich weiß, du hast ihn noch nie gesehen, aber du musst mir glauben – das ist wirklich Dean! Tante Kates Sohn!“

Dean zuckte zusammen, als Jack plötzlich direkt vor ihm stand, und er war nicht großartig überrascht, als er Schritte hörte und dann Sams Hände an seinen Schultern spürte.

Sein Sammy machte sich scheinbar Sorgen um seine Gesundheit.

„Dean?“

Großvater Jacks Stimme klang sehr viel weniger nach toter Krähe als zuvor, er schien ihn zum ersten Mal wirklich wahrzunehmen, und als er lächelte, bekam Dean beinahe eine Gänsehaut.

„Du hast ihre Augen …“

Dean legte die Hand vor sein Gesicht, als Jacks durchscheinende Gestalt in ein unangenehm grelles Leuchten getaucht wurde, und als er sie wieder herunter nahm, war sein Großvater verschwunden.
 

„Müsst ihr wirklich schon gehen?“

Dean fand sich ein wenig unerwartet in einer äußerst festen Umarmung seiner Tante wieder, und als sie sich wieder von ihm löste, wurde ihm zu allem Überfluss auch noch über die Wange gestrichen.

Sie mussten ja sowas von gehen!

„Ja, es wird langsam Zeit für uns“, erwiderte er gewohnt unterkühlt, während er seine Reisetasche in den Impala lud und fing sich einen vorwurfsvollen Klaps von Sam ein.

„Jetzt sag das nicht so!“

Jane lachte unwillkürlich, verpasste Dean ebenfalls einen Klaps und stellte fest, dass sie ihn wirklich gut leiden könne – ein Kompliment, das er glatt zurück gab, und sich dann von seinem Onkel verabschiedete.

Sam fand sich derweil mit Sean konfrontiert, der nicht nur Anstalten machte, ihn zu umarmen, sondern dieser frevelhaften Idee auch tatsächlich nachgab und ihn für seinen Geschmack ein wenig zu fest an sich drückte.

„Jetzt bist du also doch mit ihm zusammen, hm?“, flüsterte Sean ihm grinsend ins Ohr, und Sam wurde rot und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte – für Sean scheinbar Grund genug, ihm in den Hintern zu kneifen.

Böser Fehler.

Dean hatte Sean an der Schulter gepackt und von Sam weggerissen, bevor der noch „Ich konnte einfach nicht widerstehen“, oder sonst einen überflüssigen Unsinn von sich geben konnte, und dann hatte Sean auch schon Deans Faust im Gesicht und fand sich in der nächsten Sekunde flach auf dem Rücken liegend wieder.

„Wow.“

Sean blickte bedröbbelt gen Himmel, und Dean schnaubte empört, bevor er sich beinahe besorgt an Sam wandte.

„Alles ok?“

Sam nickte sprachlos und drehte sich dann vorsichtig zu Jane und William um, um zu überprüfen, wie die auf die ihrem Sohn angetane Gewalt reagierten.

William überreichte seiner Frau soeben eine Fünf-Dollar-Note, und Sam blinzelte verwundert.

„Was soll das denn jetzt?“

„Na, wir haben gewettet, ob ihr wirklich zusammen seid!“, erklärte Jane fröhlich, während William Sean auf die Beine half. „Und jetzt hab ich die Wette gewonnen!“

„Lass dir das eine Lehre sein, mein Sohn!“, meinte William mit einem belehrenden, extrem schadenfrohen Grinsen, und Sam wusste nicht, ob er lachen oder doch lieber peinlich berührt sein sollte.

„Warum hat Dean Sean gehauen?“, erkundigte sich nun Hannah – sie klang eher neugierig als empört, und Sam ging zum ersten Mal nicht dazwischen, als er Dean dazu ansetzen sah, eine völlig ehrliche, ihm möglicherweise unangenehme Antwort zu geben.

„Weil Sammy mir gehört und ich es nicht mag, wenn meine Sachen von Leuten angefasst werden, die ihre Finger besser bei sich behalten sollten!“

Hannah blinzelte ein paar Mal über diese Erklärung, dann nickte sie gewichtig. „Verstehe. Ich mag es auch nicht, wenn jemand anders meine Plüschtiere anfasst.“

Sie und Dean nickten sich einmütig zu, dann hob sie den rechten Zeigefinger.

„Ich hab da noch was!“

Hannah wandte sich ab und lief ins Haus, und Dean zog fragend die Augenbraue in die Höhe.

„Sie hat da noch was?“

Sowohl Jane als auch William zuckten mit den Schultern – Sean schien nicht mit ihm kommunizieren zu wollen, er hielt sich die Wange und schmollte vor sich hin.

Hannah war nach etwa drei Minuten wieder zurück, in der Hand ein zunächst nicht zu identifizierendes Objekt, das sie Dean in die Hand drückte, als sie wieder vor ihm stand.

„Das ist für dich!“

„Für mich?“

Dean hob das Ding vor seine Augen und erkannte ein Pinguin ähnliches schwarzes Plüschtier aus der Hello Kitty Familie.

„Danke Hannah …“

Sam biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut los zu lachen, als er Deans Gesichtsausdruck irgendwo zwischen ehrlicher Rührung und grenzenloser Abscheu entschlüsselte.

„Wie heißt er denn?“ erkundigte sich Dean, um von seiner mangelnden Begeisterung abzulenken, und als Hannah ihm den Namen sagte, musste er noch dreimal nachfragen, bevor er ihn wirklich verstanden hatte.

Wer nannte ein Plüschtier auch bitte schön ‚Batzmaru’? Das klang ja wie ein Grippevirus!

Dean legte Batzi – wie er ihn in Zukunft zu nennen gedachte – neben Sams Pinguin auf die Rückbank, und sein Blick fiel auf die braune Plastiktüte, die auf dem Boden hinter seinem Sitz lag.

Wie schön, dass er schon wusste, in welches Motel er mit Sam fahren würde – und an Honig hatte er auch gedacht.

Sam würde nicht wissen, wo oben und wo unten war, wenn er mit ihm fertig war.

„Ihr kommt doch bald mal wieder vorbei, oder?“

Dean ging in die Hocke, als Hannah die Arme nach ihm ausstreckte, und ließ sich gutmütig knuddeln.

„Aber sicher …“

Jetzt wusste ja die gesamte Familie über ihn und Sam Bescheid und würde sich demnach über den gelegentlichen Kuss zwischen ihnen nicht wundern – und Sean würde sich hüten, noch mal Hand an Sammy zu legen, dafür hatte er gesorgt.

Dean bekam von Hannah einen Kuss auf die Wange, wurde darüber informiert, dass er sich mal wieder rasieren müsse, und dann losgelassen.

Er stand wieder auf, winkte noch einmal in die Runde und stieg dann in den Impala.

Endlich waren sie wieder unterwegs.
 


 

Oh, Batzmaru, wie ich dich liebe! Dein grantiges Gehabe! Deine mürrische Miene! Dein böser Blick! Du bist anbetungswürdig!

*hüstel*
 

Liebste Kommischreiber: Ihr seid grandios! Anbetungswürdig! Adorabel!
 

Wir steuern mit Vollgas auf die 500 Kommentare zu, ich tanz mir hier mit dem Kommi-Tanz die Füße wund, und solch bewundernswerte Ausdauer auf beiden Seiten wird belohnt – mit nicht nur einem sondern ZWEI „Dean und Sammy haben sich ganz doll lieb“ Kapiteln!

Man darf gespannt sein!
 

Liebste Grüße an Isi, Tine und Kinka – und natürlich an die Rina, die ihre Schwester erfolglos davon abzuhalten versucht, diesen „Schweinkram“ zu lesen!

Fühlt euch geknuddelt!
 

moko-chan

Legenden der Leidenschaft

Sohooo! Es geht wieder los, liebe Leute!

Ich widme dieses einzigartige Machwerk diesmal der lieben Isi, die ganz genau weiß, warum …
 

Für unsere Synapsenverklickung haben wir uns dieses Kapitel eindeutig verdient, und ich finde es noch immer gruselig, dass wir beide quasi die gleiche Idee mit dem Hundehalsband hatten … genau wie Tine und ich mit Bobby auf seinem Schrottplatz, aber das kommt später … viel später.
 

Und warum kennt hier keiner Batzmaru? Den grummeligen Freund von Hello Kitty? Den Vegeta unter den Plüschtieren! Den miesepetrigsten Pinguin aller Zeiten!

Das ist eine Bildungslücke!

Informiert euch gefälligst!
 

Jetzt kommt erstmal was Unanständiges:

Ladys and Gentlemen!

… Nee, eigentlich ja nur Ladys …
 

Moko-Entertainment and Easy-Entertainment proudly present:

The new, amazing Episode of:

Echte Kerle: Legenden der Leidenschaft!!!
 

Bleibt mir gewogen!
 

moko-chan
 


 

„Ein Zimmer mit Doppelbett bitte …“

Sam schielte unbehaglich nach der braunen Plastiktüte in Deans Hand, während dieser ihnen ein Motelzimmer orderte, und versuchte, durch das Plastik auf den Inhalt schließen zu können – ging nicht, blödes Plastik war gegen panische Blicke scheinbar resistent.

Dean bekam ihren Zimmerschlüssel ausgehändigt, nahm Sam am Handgelenk, als der keine Anstalten machte, seinen Luxuskörper von allein zu bewegen, und zog ihn mit sich aus der Tür.

Jetzt hieß es keine Zeit mehr zu verlieren.

Sie marschierten Seite an Seite über den Parkplatz, Dean schloss ihnen ihr Zimmer auf, schubste Sam durch die Tür, trat ebenfalls ein und schloss prompt wieder hinter ihnen ab.

So langsam wurde Sam ein wenig mehr als nur unbehaglich zumute.

Als Dean dann allerdings die Tüte aufs Bett warf, sich seiner Lederjacke entledigte, sein Hemd und das darunter liegende Shirt folgen ließ, und ihn in seine Arme zog, war sein Unbehagen so gut wie verschwunden und wurde durch angenehmere Emotionen ersetzt.

Dean endlich wieder küssen zu können, ohne ständig befürchten zu müssen, dass irgendjemand ins Zimmer platzte, war überraschend angenehm, und Sam gab sich dieser Tätigkeit dann auch derartig leidenschaftlich hin, dass er arg um Sauerstoff kämpfen musste, als Dean wieder von ihm abließ.

Weil Sam so mit Atmen beschäftigt war, konnte er sich dann auch nicht großartig wehren, als Dean ihm die Jacke von den Schultern schob und zu Boden fallen ließ, bevor er sich daran machte, ihn aus seinen drei Lagen Oberkörperbekleidung – Pullover, Hemd, Shirt – zu pellen.

„Gott Sammy, du bist eine Zwiebel“, murrte Dean, während er darum kämpfte, Sams Pullover an dessen zierlicher Nase vorbei zu manövrieren, und drückte ihm ein Küsschen auf, als er es endlich geschafft hatte. „… Oder doch eher ne Torte?“

Sam blinzelte verwirrt, dann hatte Dean ihm auch schon sein Hemd ausgezogen, und er vergaß, nachzufragen, was das bitte schön gerade zu bedeuten gehabt habe.

Deans Hände schoben sich unter sein Shirt, streichelten seinen Bauch und seine Brust, und glitten dann auf seinen Rücken, weil Dean scheinbar beschlossen hatte, dass das Ausziehen warten musste, bis er ihn noch mal geküsst hatte.

Deans Zunge glitt über seine Lippen, und Sam schloss die Augen und öffnete den Mund für ihn, bevor er beide Arme um ihn schlang und sich an ihn presste.

„Nhm …“

Sam seufzte zufrieden, als Dean zärtlich seinen Mund eroberte, und genoss das wohlige Kribbeln in seinen Lenden, das dieser Kuss in ihm auslöste.

Dean konnte wirklich unglaublich gut küssen.

Das leise Schmatzen, das ertönte, als ihre Lippen sich voneinander lösten, brachte Sam zum Schaudern, und er genoss noch einen Moment lang Deans Geschmack, bevor er die Augen wieder aufschlug.

Dean fuhr derweil damit fort, Sam weiter von seiner Kleidung zu befreien und nachdem er ihm sein Shirt über den Kopf gezogen hatte, vertiefte er sich zunächst einmal in den Anblick von Sammys nacktem Oberkörper.

Sam wurde unter Deans lüsternem Blick tatsächlich ein wenig rot, dann beschloss er, das einzig Vernünftige zu tun – er machte Deans Hose auf.

„Holla, was ist denn jetzt los, Sammy?“

Dean wackelte mit den Augenbrauen, kombinierte dies mit einem Schlafzimmerblick, und Sam hüstelte nervös, weil er ahnte, was nun folgen würde.

„So geht das ja nun wirklich nicht, mein Lieber …“

Sam wurde von Dean durchs Zimmer geschoben und aufs Bett geschubst, und bevor Sam sich noch ganz von dem unanständigen Kribbeln erholen konnte, das dieses Vorgehen in seinen Lenden auslöste, war Dean auch schon über ihm und hatte seine Handgelenke gepackt.

„So kennt man dich ja gar nicht, Sammylein“, murmelte er schnurrig an Sams Ohr und biss ihn sanft ins Ohrläppchen. „Sag bloß, du bist ungeduldig?“

„Mh … Dean“, war Alles, was Sam darauf erwidern konnte, bevor Dean seinen Mund in Beschlag nahm und zum Küssen beanspruchte.

Er hörte Dean mit der Plastiktüte knistern und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, war jedoch zu sehr mit Küssen beschäftigt, und dann fühlte Deans nackte Haut auf seiner sich auch noch so unverschämt gut an, dass ihm ganz heiß wurde.

„Nh … hah …“

Sam stöhnte enttäuscht, als Dean abermals von ihm abließ, wollte ihn packen und wieder an sich ziehen, weil er das Gefühl von Haut auf Haut nicht verlieren wollte, und konnte sich nicht rühren – Dean hatte ihn ans Bett gefesselt.

Sam blickte sprachlos auf die schwarzen Lederbänder an seinen Handgelenken und fragte sich, wie er nicht hatte mitbekommen können, gefesselt zu werden.

Dean war ja noch viel besser in sowas, als er auch nur geahnt hatte.

„Sooo …“ Dean grinste selbstzufrieden und setzte sich auf Sams Becken. „… Das sieht doch schon mal ganz gut aus.“

Sam schluckte nervös und versuchte probeweise, seine Hände zu bewegen, aber das konnte er sich abschminken – Dean hatte Qualitätsware gekauft, das Leder um seine Handgelenke war geschmeidig-fest und die Schnalle gerade lose genug geschlossen, damit sein Blut ungehindert zirkulieren konnte.

„Und jetzt …“

Sams Aufmerksamkeit wurde von seinen gefesselten Händen abgelenkt, als Dean von seinem Schoß rutschte und in der braunen Tüte zu wühlen begann, und als Dean das Hundehalsband hervor zog, wusste sein Blut im ersten Moment nicht, in welche Region es zuerst fließen sollte, und entschied sich dann für seine Wangen.

„Das machst du nicht!“, keuchte Sam nicht sonderlich überzeugend, und Dean zog mit einem liederlichen Grinsen die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Und wie ich das mache …“

Er beugte sich über Sam, legte das schwarze Lederhalsband um seinen Hals, und als er es zuzog, wählte er extra ein Loch, das eher ein wenig zu weit als zu eng war – Sam würde alle Luft brauchen, die er kriegen konnte, wenn sie erst richtig loslegten.

Dean lehnte sich ein wenig zurück und begutachtete sein Werk, und als Sam den Ausdruck in seinen Augen sah, wurde er beinahe hart.

Na großartig – jetzt stand er auch noch auf Fesselspielchen, da würde Dean ihn ja nie wieder aus dem Bett lassen.

„Mhm … du siehst zum Fressen aus“, verkündete Dean nun äußerst zufrieden und langte wieder nach der Tüte.

Sams Augen weiteten sich panisch.

Was denn jetzt noch?

Dean zog ein Glas Honig samt Löffel hervor, und diesmal wurde Sam wirklich hart.

„Oho … Sammy … na sowas“, war die äußerst erfreute Reaktion, und Dean wackelte selbstzufrieden grinsend mit den Augenbrauen. „Das geht heute aber schnell mit dir …“

Dean stellte den Honig auf den Nachttisch, legte den Löffel daneben und machte sich dann daran, Sam von seinen Jeans zu befreien.

Er wurde mit einem erleichterten Stöhnen belohnt, als er Knopf und Reißverschluss geöffnet hatte, und sein Grinsen wurde noch ein wenig breiter, als ihm Sams beeindruckende Erektion ins Auge fiel, die selbst die schwarzen Shorts nicht kaschieren konnten.

„Guck da nicht so hin“, drang Sams peinlich berührte Stimme an seine Ohren, und er schmunzelte, beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss.

„Ich guck da so viel hin wie ich will“, informierte er Sammy dann entschlossen, „Hintern hoch!“

Sams Blut teilte sich gleichmäßig zwischen Nord und Süd auf, als er diesen herrischen Tonfall vernahm, und dann biss er die Zähne zusammen und hob das Becken an, damit Dean ihm seine Hose ausziehen konnte.

Dean machte dann auch kurzen Prozess mit ihm, zog ihm Jeans und Shorts gleichzeitig unter den Hintern, und Sam hatte gleich noch viel mehr Grund zum Rotwerden, weil Dean seine Leibesmitte erneut äußerst intensiv begutachtete.

„Dean …“

Sam konnte vor Schamgefühl beinahe nicht sprechen.

„Ja?“

Deans Stimme war tief und rau, und so wie er ihn anschnurrte, grenzte es an ein Wunder, dass Sam nicht auf der Stelle kam.

„Bitte …“

Dean unterdrückte ein Stöhnen, als Sammy ihn flehend ansah und schluckte trocken.

Das wurde ja immer besser.

„Bitte – was?“ schnurrte er zur Erwiderung, und Sam biss sich auf die Unterlippe.

Das war doch nicht zu fassen, dass ihn die Situation derartig anmachte!

Als Sam nicht antwortete, machte Dean sich daran, ihn endlich ganz auszuziehen, und als Sammy schließlich nackt und hilflos vor ihm lag, hatte er das zwingende Gefühl, dass das perverse Grinsen im nächsten Moment sein Gesicht in zwei Hälften sprengen würde.

Sam auf dem Bett machte derweil Anstalten, vor Scham zu verdampfen.

Großartig.

Es wurde Zeit für den Honig – vielleicht schaffte Sammy es ja sogar, den zu karamellisieren, so heiß, wie er momentan war.

Dean kniete sich über Sam, griff nach dem Glas auf dem Nachttisch, drehte es auf, nahm den Löffel zu Hand und verteilte eine großzügige Portion auf Sams nackter Brust.

Dean malte ein paar hübsche Muster auf Sams Adoniskörper, dann steckte er den Löffel in das Glas und stellte es zurück auf den Nachttisch.

Das Dessert war angerichtet – und das noch vor dem Hauptgang.

Dean sah Sam einen Moment lang in die Augen – diese anbetungswürdigen, im Moment einfach nur verschärft verklärten Augen – dann rutschte er über ihm tiefer und begann, den Honig von Sams Brust zu lecken.

„Nh …“

Sam drückte den Kopf in den Nacken und stöhnte hilflos auf, als er Deans Zunge auf seiner nackten Haut spürte.

Völlig egal, dass er das hatte kommen sehen, es fühlte sich einfach zu gut an, um Selbstbeherrschung zu bewahren – und wozu auch?

Diesmal würde sie niemand stören.

Die Süße des Honigs in Kombination mit dem leicht salzigen Geschmack von Sams Haut war eine äußerst aparte Mischung, und Dean schloss genießerisch die Augen, während er Sams Bauchmuskeln mit der Zungenspitze nachzog.

Oh, das war zu gut, um wahr zu sein.

Dean rutschte wieder höher, kniete sich erneut breitbeinig über Sam und betrachtete einen Moment lang einfach nur sein Gesicht.

Sam unter ihm wand sich ein wenig – mehr ließen die Lederfesseln nicht zu – und stöhnte leise; und das, was Dean da an seinen Lenden spürte, überzeugte ihn ziemlich nachdrücklich davon, dass Sammy das hier beinahe noch mehr genoss als er selbst.

Vielleicht sollte er sich jetzt langsam selbst nackig machen, damit der Spaß so richtig beginnen konnte.

Dean gab seine überragende Stellung über Sam auf und kletterte aus dem Bett, und es gefiel ihm ganz ausgezeichnet, dass Sammy nicht eine Sekunde lang den Blick von ihm abwandte, während er sich auszog.

Einen Strip würde er jetzt aber trotzdem nicht für ihn hinlegen, das wäre nämlich total peinlich und würde ihn fünf Punkte auf der Männlichkeitsskala kosten.

Dean grinste über diesen Gedanken, kroch wieder zu Sam ins Bett, rutschte unanständig dicht an ihn heran und küsste ihn leidenschaftlich.

Wenn er sich nicht so sicher wäre, dass Sam ihn genau so sehr liebte wie er ihn, müsste er ja beinahe Angst vor seinen eigenen Gefühlen haben.

Sam stöhnte überwältigt, als Dean im gleichen Augenblick, als er seinen Mund in Besitz nahm, seine Hand um ihn schloss und presste die Lider zusammen.

Wenn Dean so weiter machte, dann würde er vermutlich ohne ihn anfangen.

„Nhm …“

Sams Hüften zuckten wie von selbst nach oben, als Deans Hand sich noch ein wenig fester um ihn schloss und er reckte sich Dean so gut es ging entgegen, als er sich leicht zurückzog und Anstalten machte, ihren Kuss schon wieder zu lösen.

Dean grinste zufrieden, als er registrierte, wie Sam darum kämpfte, ihren Kuss andauern zu lassen und weil ihn Sams flehendes Stöhnen so furchtbar anmachte, gab er ihm nach und ließ ihre Zungenspitzen miteinander spielen, während er sich darauf konzentrierte, Sam auch unterhalb der Gürtellinie zu verwöhnen, und stöhnte vorfreudig.

Wenn er daran dachte, dass sie noch nicht mal richtig angefangen hatten, und was er noch alles in der braunen Plastiktüte hatte und unbedingt ausprobieren wollte, bekam er vor lauter Vorfreude sogar beinahe Nasenbluten.
 


 

Ahahaha! Es ist wieder nicht Adult!

Ja ist das denn die Möglichkeit!

*feiern geh*
 

moko-chan

Dem Himmel so nah

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ungeküsst

„Alles ok mit dir, Sammy?“

Sam seufzte leise, drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an ihn, und Dean beschloss, das als ausreichende Antwort hinzunehmen.

Das war ja mal der/die schärfste Nachmittag/Abend/Nacht aller Zeiten gewesen – und das sogar, ohne dass sie den Inhalt der braunen Plastiktüte voll ausgeschöpft hatten.

Dean grunzte zufrieden, vergrub seine Hand in Sams Wuschelhaar und kraulte ihn geistesabwesend.

Auch, wenn er im Prinzip nicht auf Kuscheleien stand, fand er, dass Sam sich das diesmal mehr als verdient hatte.

Dean drehte den Kopf, drückte Sam einen hingebungsvollen Kuss auf die Wange und grinste verliebt, als dieser sich noch ein wenig enger an ihn schmiegte.

Sammy war ja so niedlich, wenn sie gerade stundenlang Sex gehabt hatten.

Dean seufzte leise und blickte versonnen an die mondbeschienene Decke ihres Motelzimmers.

Sam würde die nächsten Tage vermutlich nicht ordentlich laufen können – so viel überquellende Leidenschaft forderte ihren Tribut – und da sie keinen Job in Aussicht hatten, sprach im Prinzip nichts dagegen, noch eine Weile hier zu bleiben.

Er würde das mit Sam besprechen, sobald der wieder ansprechbar war.

Dean spürte Sams Lippen über seinen Hals streichen, hob Sams Kopf zu sich an und gab ihm einen innigen Kuss.

Irgendwie bekam er heute nicht genug von Sam.

Er drängte seine Zunge zwischen Sams weiche Lippen, forderte Sams Zunge mit seiner heraus und grummelte unzufrieden, als er sich ihm entzog.

„Dean, ich kann nicht mehr …“

Dean schnaufte, halb amüsiert, halb ungläubig, und strich Sam eine verirrte Strähne seines braunen Haars aus der Stirn.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich um Rücksichtnahme gebeten hättest …“

„Ich bitte dich jetzt um Rücksichtnahme“, erwiderte Sam leise und sah ihm in die Augen, und Deans Blick wurde weich.

„Na fein …“

Er ließ zu, dass Sam sich wieder an ihn kuschelte und schloss die Augen.

Wenn er ehrlich war, dann konnte er selbst nicht mehr – musste Sammy ja nicht wissen.

Sams gleichmäßig tiefe Atemzüge informierten ihn nur Minuten später darüber, dass Sammy eingeschlafen war, und er streichelte ihm mit der freien Hand über den Rücken, während die andere noch immer in Sams Haar vergraben war.

Er liebte Sam wirklich.

Das Gefühl von Sams warmer, nackter Haut an seiner war wunderbar beruhigend – zumindest im Moment – und die Art, wie Sam sich an ihn schmiegte und dabei zufriedene Laute von sich gab, verursachte ihm doch tatsächlich Herzklopfen.

Dean schlug die Augen auf, betrachtete Sams schlafendes Gesicht im Halbdunkel des Zimmers und nahm sich vor, sich von seinen Gefühlen keine Angst machen zu lassen.

Angst vor den eigenen Gefühlen zu haben, mochte zwar etwas typisch Männliches sein, bedeute aber nichtsdestotrotz ganze fünfzig Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.
 

„Dean, komm schon – konzentrier dich!“

Dean schnaubte gereizt, als Sam seine Hand beiseite wischte und weiterhin wie hypnotisiert auf den Bildschirm seines Laptops starrte.

Er hatte sich die letzten drei Stunden konzentriert, jetzt wollte er eine Belohnung.

„Ich glaube ja nach wie vor, dass du dir diesen Fall nur einbildest!“, verkündete er mürrisch und runzelte die Stirn, als Sam ihn ignorierte.

Fein, dann eben kein Rumgefummel.

„Ich geh Kuchen holen!“, informierte er Sam grimmig, schlüpfte in seine Jacke und war aus der Tür, noch bevor Sam etwas erwidern konnte – was sowieso nicht passieren würde, da er ihn ohnehin nicht gehört hatte.

Blöder Sam.

Dean zog die Schultern hoch, als der vor der Tür auf ihn lauernde Nieselregen in sein Bewusstsein trat, und grummelte auf dem Weg zum Diner ungehalten vor sich hin.

Wehe, die hatten da keinen Apfelkuchen.

Seit sie in diesem blöden Kaff angekommen waren, hockte der blöde Sammy die ganze Zeit wie gebannt vor seinem blöden Laptop und recherchierte, was das Zeug hielt.

Das Problem war nur, dass es da nichts zu recherchieren gab.

Irgendein blöder Lokalreporter hatte aufgrund eines Mangels an richtigen Schlagzeilen beschlossen, sich mal so richtig was aus den Fingern zu saugen und die örtliche Untreue- und Ehebruchsrate angeprangert.

Und Sam – anständig und rechtschaffen wie er war – weigerte sich schlichtweg, die allgemeine Verkommenheit seiner Mitmenschen als solche hinzunehmen, und hatte beschlossen, dass etwas Übernatürliches dahinter steckte.

Dean verdrehte die Augen und betrat den ein wenig zu grell beleuchteten Diner.

Nach dem - dank wolkenverhangenem Himmel - düsteren Halblicht draußen blendete ihn die nach frittiertem Fett duftende Herrlichkeit des Schnellrestaurants schon fast.

Er ließ sich Kuchen einpacken, als stünde eine Hungersnot unmittelbar bevor, zahlte mit einer seiner falschen Kreditkarten und machte sich auf den Rückweg zu seinem und Sams Motelzimmer.

Sam konnte von ihm aus weiter recherchieren, bis er schwarz wurde, er wusste seine Zeit sinnvoller zu nutzen – mit Essen.

Dean ignorierte den stärker werdenden Regen, der zwar von seiner Lederjacke abperlte, sein Haar aber schon nach kürzester Zeit durchnässt hatte, und von dort über seine Wangen und seinen Hals in den Kragen seines Shirts rann.

Warum hatte er sich noch gleich nicht wärmer angezogen?

Wegen der leisen Hoffnung, dass Sam doch noch darauf kommen würde, dass er interessanter war als sein dummer Computer?

Wie voreilig.

Dean seufzte leise, als er die Tür zu ihrem Motelzimmer öffnete, und war nicht großartig überrascht, Sam noch immer in der exakt gleichen Haltung wie bei seinem Weggehen vorzufinden.

Der Gute würde sich noch den Rücken ruinieren, wenn er weiter so nach vorn gebeugt saß – außerdem kam sein anbetungswürdiger Hintern so nicht zur Geltung.

Dean blinzelte ein paar Regentropfen von seinen Wimpern, war schon fast geneigt, Sam im Stillen Recht zu geben – die waren wirklich abnorm lang – und zog seine Lederjacke aus.

Er fröstelte, rieb sich über die nackten Unterarme und ließ sein klammes Shirt der Lederjacke folgen.

„Ich geh duschen“, ließ er Sam wissen, und der löste endlich seinen Blick vom Bildschirm seines Computers und sah ihn an.

„Wieso – wovon bist du so nass?“

Dean schnaubte genervt, wandte sich ab und verschwand ins Bad.

Manchmal wollte er Sam einfach nur eine reinhauen.

Vielleicht sollte er doch mal die Gerte ausprobieren, die er eigentlich nur gekauft hatte, um Sammy zu ärgern, und die noch immer ungenutzt und unbeachtet in den Tiefen der braunen Plastiktüte auf ihren Einsatz wartete.
 

Dean brummte zufrieden und schloss die Augen, als das warme Wasser sein Unwohlsein davon spülte, und legte den Kopf in den Nacken.

Es wäre ihm zwar sehr viel lieber gewesen, wenn Sammy die Vorzüge einer wohltemperierten Dusche gemeinsam mit ihm genossen hätte, aber auch ohne Sams Haut an seiner war das Erlebnis angenehm genug, um seine Laune zu heben.

Sollte Sam doch seinem Helfersyndrom nachgeben, wenn er unbedingt wollte, er würde jetzt gleich Kuchen essen, und es gab nichts, was ihn davon abhalten konnte.

Dean seufzte in vorfreudiger Erwartung der kulinarischen Freuden, die seinen Gaumen erwarteten, und schrak zusammen, als Sam mit einem Ruck den Duschvorhang zur Seite zog.

Naja, vielleicht gab es ja doch etwas, was ihn davon abhalten konnte.

Dean setzte seinen „Ich bin zu allen Schandtaten bereit“ Blick auf und wackelte verspielt mit den Augenbrauen, bis ihm auffiel, dass Sam für ein feucht fröhliches Abenteuer irgendwie noch zu viel anhatte.

„Ich habe eine Gemeinsamkeit der Ehebrecher und Ehebrecherinnen gefunden!“, informierte Sam ihn einen Hauch zu selbstzufrieden, und Dean überlegte einen Moment lang, seinen Kopf gegen die beflieste Wand zu schlagen.

„Und die wäre?“, erkundigte er sich stattdessen gelangweilt und griff nach dem Duschgel.

„Sie hatten alle den gleichen Friseur!“

Dean hielt mitten in der Bewegung inne und warf Sam einen fassungslosen Blick zu. „Hast du einen Stich?!“

„Ich war auf der Webseite von dem Friseur und hab Kundenphotos gefunden!“, fuhr Sam fort, als habe Dean nichts gesagt, und Dean drehte das Wasser ab, nahm das Duschgel und fing an, sich einzuschäumen.

Es hatte eh keinen Sinn, Sam das auszureden.

„Und jetzt?“

„Jetzt gehe ich dahin und sehe mich mal um – ich wollte dir nur Bescheid sagen.“

Sam zog den Duschvorhang wieder zu und verließ das Badezimmer, um Dean seinen selbstquälerischen Gedanken zu überlassen.

Nicht nur hatte es Sammy scheinbar völlig kalt gelassen, ihn nackt und nass und mit Duschgel eingeschäumt zu sehen, er hatte nichtmal versucht, ihm einen Abschiedskuss zu geben.

Nun gut, Dean hatte ihm am Vortag beinahe eine gelangt, als er das versucht hatte, aber das war doch noch lange kein Grund, es nicht wieder zu versuchen.

Jetzt fühlte Dean sich nicht nur unattraktiv sondern auch noch ungeliebt.

Er seufzte über sein schweres Los, stellte das Wasser wieder an und spülte sich ab.

Wenigstens hatte er noch seinen Kuchen.
 

„Was kann ich für Sie tun?“

Sam zuckte zusammen, als wie aus dem Nichts plötzlich eine wohlgenährte, mindestens vierzigjährige Frau mit äußerst dunklem Teint vor ihm stand und ihn anstrahlte.

„Oh, Verzeihung – ich wollte Sie nicht erschrecken“, entschuldigte sie sich bei ihm, als sie seinen verhuschten Blick bemerkte, und lächelte mütterlich.

„Einmal schneiden, nehme ich an?“

Sam nickte, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, und wurde zu einem Friseurstuhl im hinteren Bereich des Geschäfts abgeführt.

„Nur einen kleinen Moment – ich bin sofort für Sie da …“

Seine Geiselnehmerin entschwand, und Sam griff wie automatisch nach einer der Zeitschriften, die auf dem Spiegeltisch vor ihm lagen.

Warum genau war er eigentlich her gekommen?

Was versprach er sich von diesem Besuch?

Gut möglich, dass Dean Recht hatte, und er sich nur selbst etwas vor machte, aber irgendwie hatte er ein komisches Gefühl gehabt, als ihm die Schlagzeile des Lokalblattes ins Auge gefallen war.

Dumm nur, dass es wirklich so gut wie Nichts gab, worauf er sich mit diesem Gefühl stützen konnte.

Naja, wenigstens war er so für einen Moment Deans überwältigendem Sexappeal entkommen, und sein Hintern wenigstens für kurze Zeit in Sicherheit.

Sam seufzte leise und schloss kurz die Augen.

Er hätte Dean ja wirklich gerne einen Abschiedkuss gegeben, aber so, wie der ihn gestern angepflaumt hatte, als er das versucht hatte, hatte er das Risiko lieber nicht eingehen wollen.

Blöd eigentlich.

„So, wie hätten Sie es denn gern?“

Sam schrak aus seinen Gedanken auf und öffnete die Augen, um im Spiegel die freundliche Friseuse zu erblicken, deren dunkle Augen ihn ruhig musterten.

„Machen Sie einfach, wie Sie denken“, antwortete er unsicher und drehte verwundert den Kopf nach rechts, als von dort ein amüsiertes Lachen erklang.

„Geben Sie ihr bloß nicht so einen Freifahrtschein“, kicherte die hübsche Rothaarige, die in dem Stuhl neben ihm saß, und zwinkerte ihm zu. „Sasha ist für ihre radikalen Ideen berühmt-berüchtigt …“

Die Rothaarige erntete einen freundlichen Knuff von Sasha, dann fuhr diese Sam mit den Händen durchs Haar und legte nachdenklich den Kopf schief.

„Ich würde es einfach nur ein wenig durchstufen und so weit kürzen, dass man Ihnen wieder in die Augen sehen kann …“

Sie warf Sam im Spiegel einen fragenden Blick zu, und der nickte zustimmend.

„Klingt gut.“

„Möchten Sie, dass ich Ihnen vorher die Haare wasche?“

Sam verneinte, bekam einen Kaffee angeboten, den er annahm, und dann wurde ihm von Sasha das Haupthaar gekürzt.

Sasha, offenbar Besitzerin dieses Etablissements, unterhielt sich während der ganzen Zeit, in der sie ihm die Haare schnitt, nicht nur mit der Rothaarigen neben ihm, sondern auch mit dem jungen Herrn, der der Rothaarigen die Haare schnitt, sowie so ziemlich allen anderen Anwesenden.

Sam hatte noch nie jemanden getroffen, der erstens so kommunikativ war, und es zweitens schaffte, gleichzeitig nicht nur mehrere Gespräche am Laufen zu halten, sondern diese auch noch zu dominieren und das Alles, ohne ihm ein Ohr abzuschneiden.
 


 

Nyahaha!

Da hat jetzt keiner mit gerechnet, dass ich mit diesem Kapitel nicht nahtlos am letzten ansetze, wa? *Kopf in Nacken werf und böse Lache zum Besten geb*
 

Da ich aber mit Entsetzen feststellen musste, dass ich scheinbar nur 10 volljährige Leser habe, dachte ich mir, dass es für alle Beteiligten das Beste sei, den Erotikfaktor mal wieder ein wenig runter zu schrauben.
 

Jemand ernstlich ein wenig verstimmt?
 

moko-chan

Untreu

555 Kommentare!

*does the amazing-commentators-chachacha*

Leute, jetzt mal im Ernst: Ich liiiebe euch! *großzügig Küsschen verteil*
 

Ich bin begeistert, wie viele Schwarzleser sich inzwischen geoutet haben - nur immer weiter so, und seid bloß nicht schüchtern!
 

Jetzt geht das hier also mal wieder weiter und ich bin so langsam ehrlich entsetzt, dass das überhaupt kein Ende nimmt.
 

Was hab ich mir nur gedacht? Wie soll ich jemals zu einem für alle Parteien befriedigenden Schluss kommen?

Schrecklich sowas.
 

Naja ... los geht's und viel Vergnügen allerseits!
 

moko-chan
 


 

Sam schloss leise die Tür zu ihrem Motelzimmer hinter sich und drehte sich dann zum Bett um, auf dem Dean ganz offenbar schon vor einiger Zeit eingeschlafen war.

Er verdrehte die Augen, als er die Kuchenkrümel erblickte, die Dean um sich herum verstreut hatte, und wollte lieber nicht wissen, wie viel Kuchen man benötigte, um eine solch gleichmäßig bestreute Bettdecke zu erhalten.

Viel interessanter wäre, zu erfahren, wie Dean bei dem ganzen Zucker, der nun zweifellos durch seine Adern strömte, hatte einschlafen können.

Sam fuhr sich mit der Hand durchs nun ein wenig kürzere Haar, setzte sich zu Dean aufs Bett und klappte seinen Laptop auf.

Die Recherche im Friseursalon hatte nicht wirklich was ergeben – mal abgesehen von der Telefonnummer der hübschen Rothaarigen, die sich ihm als Sharon vorgestellt hatte, und der er nicht wirklich hatte begreiflich machen können, dass er ihre Telefonnummer nicht wollte, nachdem er ihre Frage, ob er eine Freundin habe, mit Nein beantwortet hatte.

Schon doof, dass er noch immer zu feige war, offen zu der Beziehung mit Dean zu stehen.

„Nmpf …“

Dean gab ein hingebungsvolles Grunzen von sich, drehte sich von der einen auf die andere Seite und fing an, leise zu schnarchen.

Sam rief die Seite der Lokalzeitung auf und erschrak über die Schlagzeile für die nächste Ausgabe, die sich genüsslich über ein Familiendrama ausließ, das sich vor wenigen Stunden nur wenige Straßen von ihrem Motel entfernt ereignet hatte.

Offenbar war der Ehemann – Vater von drei Kindern – nach Hause gekommen und hatte seine Frau im Bett mit dem Milchmann – ja, dem Milchmann – vorgefunden, war durchgedreht und hatte sowohl seine Ehefrau als auch den unglücklichen Milchmann umgebracht, bevor er sich selbst das Leben genommen hatte.

Zurück ließ er seine drei Kinder im Alter von vier bis acht Jahren.

Sam schloss die Augen und atmete einmal tief durch.

Warum taten Menschen so etwas?

Wozu diese sinnlose Gewalt?

Es wäre so viel einfacher gewesen, böse Mächte dafür verantwortlich machen zu können.

Sam versuchte, sich einzig und allein auf Deans Präsenz zu konzentrieren, und das tat er auch, bis das dumpfe Klopfen in seinen Eingeweiden nachgelassen hatte, und er sich wieder ein wenig besser fühlte.

Er atmete erneut tief durch, schlug die Augen wieder auf und starrte blicklos an die gegenüberliegende Wand.

Warum wurde er das Gefühl nicht los, dass in dieser Stadt etwas nicht stimmte?

Sam zuckte leicht zusammen, als Dean hinter ihm mit einem nachdrücklichen Schmatzen erwachte und legte den Laptop beiseite.

Er musste mit Dean darüber reden – sofort.

Als sich jedoch zwei starke Arme um seine Mitte schlangen und ihn in eine feste Umarmung zogen, musste er seine Selbstbeherrschung schon arg strapazieren, damit aus ‚sofort’ nicht ‚das hat Zeit bis … wir fertig sind’ wurde.

„Dean“, versuchte er es sanft, nahm Deans Hände in seine und hielt sie fest, aber Dean war offenbar nicht in der Stimmung für subtile Hinweise – er entzog ihm seine Hände und schob sie vorn unter sein Shirt.

Sam seufzte leise.

„Dean … bitte …“

Er griff nach Deans Handgelenken und hielt nun diese fest, und Dean fing an, ihm den Bauch zu kraulen.

Sam kamen die armen, dank des unglücklichen Milchmannes nun elternlosen, Kinder in den Sinn und er zog wütend die Stirn kraus.

„Jetzt hör endlich auf!“

Sam spürte Dean hinter sich zusammen zucken, dann zog dieser seine Hände unter Sams Shirt heraus und rutschte zu ihm an die Bettkante.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? … Und was ist mit deinen Haaren passiert?“

Das Runzeln auf Sams Stirn vertiefte sich, und Sam deutete stumm auf seinen Laptop.

„Lies.“

Dean tat, wie ihm geheißen, runzelte ebenfalls die Stirn und blickte Sam dann fragend an.

„Ja na und?“

Sam konnte es nicht fassen.

„Ja na und?! Diese Menschen sind tot, Dean! Wie kann dir das so egal sein?!“

Dean stand vom Bett auf und streckte sich, dann drehte er sich zu Sam um und sah ihm in die Augen.

„Sowas fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich, Sammy. Wenn diese Leute nicht treu sein können, dann ist das nicht unser Problem.“
 

Die Bar war klein, schummrig beleuchtet und für einen Donnerstagabend verdammt gut besucht.

Dean hatte seinen Blick auf die Bierflasche fixiert, die vor ihm auf dem Tisch stand, um nicht Sam ansehen zu müssen, der ihm gegenübersaß und in stummer Feindseligkeit sein eigenes Bier trank.

Gut möglich, dass er sich ein wenig unsensibel ausgedrückt hatte – etwas, das Dean nie laut eingestehen würde – aber das war doch noch lange kein Grund, dass Sammy ihn so kühl behandeln musste.

Was konnte er denn dafür, wenn die Leute in diesem Kaff keine anständigen Moralvorstellungen hatten?

Und wieso erwartete Sam ausgerechnet von ihm, dass er sich über sowas aufregte?

Dean griff nach seiner Bierflasche, setzte sie an die Lippen und leerte die ohnehin nur noch halbvolle Flasche in einem Zug.

Die Kellnerin kam so schnell an ihren Tisch, als habe sie nur auf diesen glorreichen Moment gewartet und ihn aus einer dunklen Ecke beobachtet, fragte ihn mit einem aufreizenden Lächeln, ob sie ihm noch etwas bringen könne, und Dean bestellte sich noch ein Bier.

Er bemerkte nicht einmal, wie er ihr Lächeln erwiderte.

Sam ihm gegenüber bemerkte es jedoch sehr wohl, trank ebenfalls sein Bier aus und bestellte sich auch ein neues.

Irgendwie fühlte er sich nicht gut.

Die Stimmung zwischen ihm und Dean war kühl bis eisig – wofür er sich selbst die Schuld gab – und war auf dem besten Weg, arktische Ausmaße anzunehmen.

Wenn Dean wenigstens in Betracht ziehen würde, dass sie möglicherweise einen Job in diesem Ort zu erledigen hatten – Sam konnte noch immer nicht verstehen, wie Dean so stur darauf beharren konnte, dass sie die Angelegenheit nichts anging.

Sam hob den Kopf, als Dean aufstand und in Richtung der Toiletten verschwand, und verkniff sich ein Seufzen.

Allein die Tatsache, dass Dean ihn nicht einmal im Scherz gefragt hatte, ob er mitkommen wollte, zeigte nur zu deutlich, dass er extrem miese Laune hatte.

Irgendwie lief heute alles schief.

„Oh, hi – Sam, richtig?“

Sam drehte verwundert den Kopf nach links, als er angesprochen wurde, und erkannte die hübsche Rothaarige – Sharon – aus dem Friseursalon.

Er lächelte höflich, und sie lud ihn auf einen Drink an die Bar ein.

Sam warf einen kurzen Blick auf die Tür zu den Toiletten am anderen Ende des Raumes, dann nickte er und stand auf.

Vielleicht konnte Sharon ihm ja etwas über die Ehebrüche in der Stadt erzählen, das ihm weiter helfen würde.

Als Dean vom Klo zurück kam und Sam an der Bar ins Gespräch mit einer äußerst scharfen Dame vertieft vorfand, wusste er zunächst nicht, welchem Gefühl in seiner Brust er mehr Aufmerksamkeit schenken sollte – der heftigen, aber unnötigen Eifersucht, oder dem total unangebrachten Stolz darüber, dass Sam mit ner heißen Rothaarigen flirtete, die ganz offensichtlich total auf ihn abfuhr.

Dean fand sich damit ab, dass dieser Abend scheiße war, nahm sein Bier von der Kellnerin entgegen, die ihn erneut erfolglos anflirtete, und machte sich an dessen Vernichtung – die des Biers.

Wenn er den Abend schon ohne sexy Sammy an seiner Seite verbringen musste, wollte er sich wenigstens gepflegt die Kante geben.
 

Geraume Zeit später stützte Dean den Kopf auf die rechte Hand und seufzte aus tiefster Seele.

Wie lange wollte Sam sich denn noch dem hemmungslosen Flirt mit dieser rothaarigen Hexe hingeben?

Dean zählte die Bierflaschen vor sich auf dem Tisch, um sich vom treulosen Verhalten seines Bettgefährten abzulenken, kam auf 11, zählte erneut, kam auf 13 und beschloss, dass er langsam genug hatte.

Tatsächlich standen übrigens 15 Flaschen auf dem Tisch.

Ein kurzer Blick zur Bar informierte Dean darüber, dass Sam verschwunden war, und er entschied, noch so lange sitzen zu bleiben, bis Sammy vom Klo zurück war, ihn dann einzusacken, zurück zum Motel zu schleifen und … mit ihm zu kuscheln.

Zu mehr war er heute Nacht sowieso nicht in der Lage.

Als Dean nach etwa fünf Minuten erneut einen Blick in Richtung Bar riskierte, war Sam allerdings noch immer nicht vom Klo zurück, und von der blöden Rothaarigen war auch weit und breit nichts zu sehen.

Dean ignorierte das mulmige Gefühl in seiner Magengegend, stand auf, wankte an die Bar und erkundigte sich nach dem Verbleib seines riesenhaften Kumpans, während er seine Rechnung beglich.

Die frustrierte Kellnerin, die den ganzen Abend lang erfolglos versucht hatte, mit ihm zu flirten, warf ihm einen kurzen Blick zu und zog die Augenbraue hoch.

„Dein Bruder? Der ist vor ner Viertelstunde mit Sharon weg.“

Es dauerte ein Weilchen, bis diese Nachricht zu Deans Alkohol umwölktem Verstand vorgedrungen war, und dann starrte er die Kellnerin ungläubig an.

„Wie bitte?“

„Ja, ich hab auch nicht gedacht, dass sie ihn noch rumkriegt, so wie er sich am Anfang angestellt hat“, erwiderte sie schulterzuckend und den Ernst der Lage einfach mal nicht erfassend, „aber als sie ihn gefragt hat, ob er mit zu ihr will, hat er tatsächlich ja gesagt – und gut für sie, so einen hätt ich auch gern zum dran Knabbern …“

Der Subtext dieser Aussage – Subtext? – Die Aussage dieser Aussage zog komplett an Dean vorbei, und er konnte sich gerade noch beherrschen, sie nicht zu packen und zu schütteln.

„Wo wohnt diese Kuh?!“

„Sharon? Zwei Straßen von hier – im Greenway … Warum?“

Sie sollte nie eine Antwort auf diese dümmliche Frage erhalten.

Dean war aus der Tür gestürmt … getorkelt, bevor sie noch wusste, wie ihr geschehen war, und draußen vor der Bar musste er erstmal einen Moment inne halten und seine Sinne sortieren.

Scheiß Bier.

Dean ging noch einmal zurück in die Bar, erkundigte sich bei der verdutzten Barfrau, wo genau der Greenway sei und welche Nummer die blöde Sharon bewohnte, und machte sich dann so schnell wie möglich auf den Weg dorthin.

Was war denn auf einmal in Sam gefahren, dass er sich einfach so abschleppen ließ?

Kannte der denn gar keine Hemmungen mehr, was die Recherche in diesem nicht existenten Fall betraf?

Dean vergrub die Hände in den Hosentaschen und stapfte konzentriert die Straße entlang, immer darauf bedacht, möglichst linear vorzugehen.

Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht ganz so viel Bier zu trinken.

Es fing wieder an zu regnen, Dean zog die Schultern hoch und nahm sich vor, Sam eine zu knallen, wenn er ihn gefunden hatte.

Konnte doch nicht angehen, dass der einfach mit nem Mädel mitging, nur weil das ihm vermutlich Informationen versprochen hatte – so naiv konnte doch selbst Sam nicht sein, dass er auf sowas herein fiel.

Dean erreichte den Greenway, fand die richtige Hausnummer und wollte klingeln, hielt jedoch inne – die Hand nur einen Zentimeter vom Klingelknopf entfernt – als er Stimmen aus dem Innern des Hauses vernahm.

„Hätten wir deinem Bruder nicht Bescheid sagen sollen?“

Oho, die blöde Rothaarige war netter, als er gedacht hatte.

Dean zog seine Hand zurück und ging um das Haus herum in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

„Vergiss meinen Bruder …“

Dean blieb stehen, als nun Sams Stimme ertönte, und wollte seinen Ohren nicht trauen.

Ihn vergessen?

Er starrte durch die dünnen Vorhänge, die nur unzulänglich verbargen, was sich im Inneren des Hauses abspielte und wollte seinen Augen noch viel weniger trauen als zuvor seinen Ohren.

Was zur Hölle machte Sam da?

Sag kein Wort

Dean war auf einen Schlag völlig nüchtern, als er sah, wie Sam sich von seinem Hemd und seinem Shirt befreite und dann die Rothaarige in seine Arme zog, die sich an ihn schmiegte und zufrieden zu seinem – seinem! – Sam aufblickte.

Dean blinzelte mehrfach ungläubig, wollte das Ganze als Streich abtun, den ihm sein alkoholisiertes Hirn zu spielen versuchte, aber als er die Augen wieder aufschlug, wurde es nur noch schlimmer, weil er mit ansehen musste, wie Sam und Sharon sich küssten.

Und Sam – seinem Sam! – schien es zu gefallen.

Dean schluckte trocken, wandte sich vom Fenster ab und blieb hilflos, schon beinahe ohnmächtig, stehen, als er erneut Sams raue, erregte Stimme vernahm.

„Ich will dich.“

Dean hatte kurz das Gefühl, als würde alle Kraft aus seinem Körper weichen, dann riss er sich zusammen und ging entschlossenen und schon beinahe eiligen Schrittes davon.

Wenn Sam meinte, dass er diese Rothaarige wollte, dann würde er ihm ganz bestimmt nicht im Weg stehen.

Wer war er denn? – Sams eifersüchtige Freundin? Der Klotz an seinem Bein?

Nein, dazu würde er sich ganz bestimmt nicht herab lassen – selbst wenn er sich im Moment ganz genau so fühlte, aber das würde schon schnell genug wieder vorbei gehen.

Ganz bestimmt.

Dean vergrub seine Hände tief in seinen Jackentaschen, zog den Kopf ein und ging durch den feinen Nieselregen zurück zu ihrem Motel.

Warum hatte er sich vorgenommen, keine Angst vor seinen Gefühlen zu haben?

Diese Angst war irgendwie angebracht gewesen.

Dean schüttelte leicht den Kopf, wie um die unangenehmen Gedanken los zu werden, und blieb im kümmerlichen Licht einer Straßenlaterne stehen.

Am liebsten hätte er einfach nur noch geschrieen – oder zumindest ein paar Mülltonnen getreten, aber leider waren gerade keine in Reichweite.

Wie konnte Sam sowas tun? – Und das, nachdem er sich so über die Treulosigkeit der Menschheit aufgeregt hatte, dass er sogar einen Fall daraus hatte machen wollen!

Dean hätte alles Geld der Welt darauf verwettet, dass – wenn schon einer von ihnen fremdging – er derjenige sein würde, der ihre Beziehung torpedierte, aber doch niemals Sam.

Dean ging weiter, als ein Auto an ihm vorbei fuhr und Wasser aus einer Pfütze äußerst zielgenau in seine Richtung spritzte, schlug allerdings nicht die Richtung zu ihrem Motel ein, sondern ging zurück zur Bar.

Er würde ganz bestimmt nicht in ihrem Zimmer wie eine betrogene Ehefrau darauf warten, dass Sam zurückkam.

Im Prinzip war es ja auch gar nicht so schlimm.

Er wusste ja, dass Sam ihn liebte, vielleicht hatte der einfach nur mal wieder Lust auf eine Frau gehabt.

Verdenken konnte er es ihm ja nun wirklich nicht.

Er konnte ja kaum erwarten, dass Sams Libido einzig und allein auf ihn reagierte, nur weil das umgekehrt der Fall war.

Der Gedanke, die Schuld auf eine höhere Macht zu schieben, drang in Deans Bewusstsein, und wurde sofort als schwachsinnig abgetan.

Menschen brauchten keine übernatürlichen Dämonen mit finsteren Weltübernahme-Plänen, um ihre Liebsten zu betrügen, Menschen hatten ihre eigenen, sehr menschlichen Dämonen, die sie zu so etwas verleiteten – sogar sein ansonsten makelloser Sam.

Dean trat durch die Tür der Kneipe, ließ den Regen und die Kälte hinter sich, und atmete einmal tief durch.

Das noch immer schummrige Licht, durch den Rauch von zu vielen Zigaretten sogar noch ein wenig schummriger als zuvor, war ihm mehr als willkommen, und er wählte absichtlich einen Platz in der dunkelsten Ecke, um in Ruhe gelassen zu werden.

Er wollte nichts trinken, er wollte mit niemandem reden, er wollte einfach nur nicht allein in seinem und Sams Motelzimmer sitzen und darauf warten, dass die Sonne aufging.

Die vermaledeite Kellnerin kam an seinen Tisch, sobald sie ihn erspäht hatte, und er bestellte ein Wasser, was ihr sogleich allen hoffnungsvoll aufgefrischten Wind aus den Segeln nahm.

Dean hatte in seinem ganzen Leben noch kein Wasser in einer Bar bestellt.

Er ließ seinen Blick über die anderen Gestalten schweifen, die sich mit ihm in diesem Etablissement aufhielten, und zuckte bei jedem scheinbar glücklichen Paar, das er erspähte, beinahe zusammen.

Dean war sich selbst noch nie so erbärmlich vorgekommen.
 

Sam seufzte leise, drehte sich zu dem warmen Körper um, der neben ihm lag und runzelte die Stirn, als ihm der viel zu süßliche Geruch von Parfum in die Nase stieg.

Er hatte sich so sehr an den etwas herben Duft von Deans Aftershave, vermischt mit dem einfach nur verführerischen Aroma von dessen nackter Haut, gewöhnt, dass er einen Moment lang völlig desorientiert war.

Sam blinzelte müde, vertrieb den schläfrigen Dunst um seine Gedanken, erblickte einen üppigen roten Haarschopf, erinnerte sich und kämpfte mit einer plötzlichen Atemnot – er war mit einem Schlag hellwach.

Er hatte mit Sharon geschlafen!

Er hatte Dean einfach in der Bar sitzen lassen und war mit ihr nach Hause gegangen, und das, obwohl er ganz genau gewusst hatte, zu was das führen würde.

Er setzte sich auf, flüchtete aus dem Bett und zog sich so eilig an, dass er beinahe sein Shirt vergessen hätte.

Am liebsten wäre er einfach verschwunden und hätte Sharon schlafend zurück gelassen, doch sein besseres Ich verbot ihm ein solch schäbiges Verhalten.

Sharon konnte nichts dafür, sie wusste nicht, dass er mit Dean zusammen war, und wenn sie auch diejenige war, von der in der vergangenen Nacht die Initiative ausgegangen war, war es nicht ihre Schuld, dass er … dass er …

Sam kniff die Augen zusammen und setzte sich auf die Kante des Bettes, das er vergangene Nacht nicht mit Dean geteilt hatte.

So gern er sich das auch eingeredet hätte, er und nur er allein war für diesen Zwischenfall verantwortlich.

Dass er Dean betrogen hatte, war nicht auf eine finstere Macht zurückzuführen, nicht auf den Konsum von zu viel Alkohol oder etwa auf Sharons unwiderstehliche Verführungskünste.

Er allein trug die Schuld daran.

Sam ließ den Kopf hängen und vergrub beide Hände in seinem Haar.

Warum nur hatte er nicht auf Dean gehört?

Warum hatte er unbedingt darauf beharren müssen, dass es in dieser Kleinstadt einen Fall für sie gab?

Und warum, warum hatte er diesen Friseursalon aufsuchen müssen?

„Sam?“

Sam zuckte zusammen, als Sharon ihn plötzlich ansprach, und verkrampfte sich.

Er wollte sie nicht verletzen, aber er musste ihr jetzt die Wahrheit sagen.

Das war er nicht nur ihr, sondern auch Dean schuldig.

Sam ließ die Hände sinken, setzte sich gerade hin und drehte sich dann zu Sharon um, die sehr wohl mitbekommen hatte, dass etwas nicht in Ordnung war, und die Bettdecke wie einen Schild erhoben hatte, um ihre Blößen zu bedecken.

„Was hast du?“, fragte sie ihn auch prompt, und Sam schlug die Augen nieder, weil die ihren so besorgt und ahnungslos dreinblickten.

Sie war wirklich hübsch und ganz zweifellos auch noch furchtbar nett und letzte Nacht in der Bar hatte er plötzlich nichts anderes gewollt als sie.

Sam verstand nicht, warum Dean ihm plötzlich so egal gewesen war, jetzt war er es jedenfalls nicht mehr, also riss er sich zusammen, hob den Blick, sah Sharon fest in die Augen und erklärte ihr, dass er jetzt sofort gehen müsse, und als sie ihn fragte warum, gab er ihr die ehrliche Antwort, die sie verdiente.
 

Dean drehte sich zur Tür um, als sie so hastig geöffnet wurde, dass sie weit aufschwang und an die Wand knallte, und maß Sam, der für diesen Aufruhr verantwortlich war, mit einem kühlen Blick.

„Ach wie schön. Genau rechtzeitig.“

Er hoffte nur, dass Sam ihm nicht ansah, dass er die Nacht nicht geschlafen hatte.

Er stopfte ein letztes Hemd in seine Reisetasche, zog den Reißverschluss zu und schulterte sie, dann ging er auf die Tür zu.

„Fang an zu packen, wir verschwinden hier.“

Dean spürte Sams Blick, als er an ihm vorbei marschierte, und biss die Zähne zusammen – wenn der jetzt anfing, ihm Lügen aufzutischen, konnte er für nichts garantieren.

Dean öffnete die Tür des Impalas, warf die Reisetasche auf den Rücksitz, ignorierte, dass er dabei Sams Pinguin platt machte, und Sam starrte ihn unbehaglich an.

Dean wusste es.

Dean warf die Tür des Impalas mit einem Knall wieder zu, drehte sich zu Sam um, und Sam schluckte trocken.

Dean wusste es, oh verdammt, er wusste es.

„Dean, ich -“, setzte er an, und Dean hob die Hand und schnitt ihm mit dieser ungeduldigen Geste so nachdrücklich das Wort ab, als habe er ihm die Lippen mit Sekundenkleber versiegelt.

„Ich will es nicht hören, Sam. Entweder du packst jetzt, oder ich fahre ohne dich.“

Sam zuckte bei dem eisigen Unterton in Deans Stimme beinahe zusammen und musste sich mit aller Macht auf Deans Präsenz konzentrieren, um sicher sein zu können, dass das wirklich Dean war, der ihm gegenüber stand.

„Aber Dean, ich -“

„Halt die Klappe, Sam, und PACK deine Sachen!“

Diesmal zuckte Sam wirklich zusammen, bevor er sich hastig daran machte, seine Habseligkeiten zusammen zu klauben und in den Impala zu verladen.

Dean wusste es, Dean war zu Recht wütend auf ihn, und wenn er Pech hatte, dann würde er tatsächlich ohne ihn weiter fahren.

Und das Alles wegen einer einzigen dämlichen Nacht, in der einfach alles schief gelaufen war.

Zwanzig Minuten später im Impala – das Radio war voll aufgedreht, „I put a spell on you“ von CCR dröhnte aus den Boxen – machte Sam zum ersten Mal die unangenehme Erfahrung, dass seine Fähigkeit, Deans Präsenz zu spüren, nicht immer wünschenswert war.

Deans Präsenz schien sich nämlich Deans Stimmung bisweilen sehr adäquat anzugleichen, und wenn Sam der Aura, die von seinem betrogenen Bettgefährten ausging – Bettgefährten?! Verdammt! Dean war sein Geliebter! Sein Geliebter und nichts Anderes, und von nun an würde er das jedem, der es (nicht) wissen wollte, ins Gesicht schreien! – mit der entsprechenden Farbe angeben sollte, wäre die wohl Eisblau gewesen … Eisblau mit dem sporadischen Aufleuchten eines zornigen Scharlachrots.

Sam hatte Dean noch nie so innerlich zerrissen erlebt … nun ja, vielleicht doch.

Aber zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, dass es schon jemals zuvor seine Schuld gewesen wäre.

Sam biss sich auf die Unterlippe, dann streckte er entschlossen die Hand nach dem Radio aus und drehte die Lautstärke herunter.

„Dean, wir müssen darüber reden …“

Dean warf ihm einen Blick aus dem Augenwinkel zu, und Sam zuckte zusammen.

„Sam, mach die Musik wieder an – sofort!“

Deans Stimme, nicht viel mehr als ein Knurren, sagte Sam mehr als deutlich, dass es keinerlei Sinn hatte, ein klärendes Gespräch zu beginnen, aber Sam konnte einfach nicht anders, als es zu versuchen.

„Dean, bitte …“

„Nichts ‚bitte’! Mach die Musik wieder an!“

Sam schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

„Aber ich kann nicht -“

„Es ist mir scheiß egal, was du kannst oder nicht kannst, Sam!“, unterbrach Dean ihn heftig. „Ich will nicht darüber reden, also halt gefälligst die Klappe!“

Dean trat aufs Gas, der Impala beschleunigte mit einem grollenden Laut, und Sam schluckte nervös.

„Dean …“

Dean streckte die Hand aus und drehte wortlos die Musik lauter.

Er würde eher sterben, als mit Sam darüber zu reden.

Deans Gedanken schweiften zu dem Knebel, den er gemeinsam mit der Gerte gekauft hatte – natürlich nur, um Sam zu ärgern – und ein beinahe unangenehmes Lächeln stahl sich auf seine Züge.

Sam hätte es definitiv verdient, wenn er ihm das Ding anlegte, nur verspürte er im Moment nicht einmal die kleinste Lust – und zwar Lust im Sinne von Lust – das zu tun.
 


 

Ähm … so.

Jetzt bleiben wir doch alle mal ganz ruhig und entspannt.

Es ist alles nicht so, wie’s aussieht!

Alles wird gut, das verspreche ich hoch und heilig – sonst würd ich ja meines Lebens nicht mehr froh werden, nicht wahr?

Außerdem kann ich die beiden Puschel genau so wenig leiden sehen wie ihr!

Wünscht euch bitte nie wieder Drama von mir, ja?

Das könnte arg nach hinten losgehen.
 

So.

Nun aber mal zu fröhlicheren Angelegenheiten:
 

1. Oh, ihr meine Kommentatoren, ich liebe euch! Ihr habt ja keine Ahnung, wie sehr ich euch liiiebe! Ganz besonders lobend seien erneut die ehemaligen Schwarzleser erwähnt, die ihrem Schattendasein endlich ein Ende gemacht haben und hoch erhobenen Hauptes ins Licht getreten sind! Ich heiße euch willkommen!
 

2. Sie haben’s getan! Die Isi und die Kinka haben es getan und endlich die lang angekündigte „Gegendarstellung“ zu meinen FanFics geschrieben. Angeblich bin ich voreingenommen gegenüber Blondinen. Hab keine Ahnung, wovon die reden. Wie dem auch sei, ich bewerbe hiermit ganz doll und enthusiastisch ihre Story „Fight the Good Fight“ – die ist herrlich! (Okay, noch ist sie kurz, aber ich weiß, was kommt und glaubt mir, meine Lieben, sie IST herrlich!)
 

Soviel für heute von mir, und jetzt schreib ich ganz schnell weiter und mich und die FanFic aus dem doofen Drama wieder raus!
 

Hossa!
 

moko-chan

Das Herz ist ein einsamer Jäger

Hm … Also entweder bekommt man für Drama mehr Kommentare – erschreckender Gedanke – oder meine Leserschaft ist sich endlich des Einflusses bewusst geworden, den sie durch stete Anteilnahme an meiner Geschichte auf mich ausübt.

Ich gehe jetzt einfach mal von Letzterem aus und verneige mich einmal gaaanz tief vor all meinen Kommentatoren und noch mal ein Stückchen tiefer vor den Neuzugängen: Vielen Dank!

Ich bin gerührt und stolz – stolz wie Oskar, wenn ihr’s genau wissen wollt – und wild entschlossen, das durch euch in mich gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen.
 

An all die Schwarzleser, die sich noch immer im Dunkeln halten: Ihr seid eine aussterbende Rasse und solltet euch einen Platz auf meinem Traumschiff sichern, bevor es zu spät ist!
 

Doofes Drama hat jetzt auch bald ein Ende, versprochen. Habe gestern den ganzen Tag lang emsig vor mich hin getippt und bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. *mich mal eben selbst beweihräucher*
 

Bin allerdings nicht die einzige Fleißige hier!

Nicht nur haben die Isi und die Kinka ein neues Kapitel von „Fight the Good Fight“ online gestellt, auch die Tine ist aus der Versenkung zurück und präsentiert uns eeendlich das neue Kapitel von „Der Liebe Heimstatt“!

Ich bitte um eine Runde wildes Wedeln mit pinken Puscheln für die Drei!

(Ganze drei Alliterationen… ich bin einfach zu gut…)
 

So, jetzt muss ich zurück in meine Zelle.

Wünsche wie immer viel Spaß beim Lesen: Haltet eure Taschentücher bereit!
 

moko-chan
 


 

„Ein Zimmer für zwei Personen bitte.“

Deans Stimme war leise und müde, und der Motelangestellte hinter der Rezeption legte leicht den Kopf schief.

„Doppelbett oder Einzelbetten?“

Dean zögerte kurz, dann schloss er für einen Moment die Augen.

„Einzelbetten.“

Sam, der in der Tür auf ihn wartete, biss sich auf die Unterlippe, bis diese beinahe zu bluten begann.

Sobald er mit Dean allein war, mussten sie darüber reden.

Er ertrug es nicht, dass es Dean seinetwegen schlecht ging, und er hoffte, das zumindest ein kleinwenig abmildern zu können, wenn er mit ihm darüber sprach, was passiert war – entweder das, oder er würde Dean dazu bringen müssen, ihn zu schlagen, so ging es jedenfalls nicht weiter.

Die Autofahrt hierher war trotz der bis zum Anschlag aufgedrehten Musik entsetzlich still gewesen, Dean hatte ihn so nachdrücklich ignoriert, als sei er unsichtbar, und Sams schlechtes Gewissen brachte ihn beinahe um.

Sam beobachtete, wie Dean ihren Schlüssel entgegen nahm, und folgte ihm dann schweigend zu ihrem Zimmer, ließ ihn aufschließen, betrat in seinem Windschatten den ungemütlichen kleinen Raum und schloss die Tür hinter ihnen.

„Dean …“

Er sah, wie Dean, der mit dem Rücken zu ihm stand, sich verspannte, und zögerte kurz – vielleicht war es doch keine so gute Idee, Dean zu einem Gespräch zu zwingen.

Egal, es musste sein.

„Es tut mir leid, Dean …“

Sam schrak zusammen, als Dean plötzlich zu ihm herum fuhr und ihn wütend anfunkelte.

„Tut es das? Wie schön für dich! Und was genau ändert das?!“

Sam musste Deans zornigem Blick ausweichen und er starrte verzweifelt zu Boden, während er nach den richtigen Worten suchte – aber es gab keine richtigen Worte für solch eine Situation.

„Ich wollte dich nicht verletzen“, brachte er schwach vor, und Dean schnaubte höhnisch.

„Was soll ich jetzt dazu sagen, Sammy? Das hast du vermasselt!“

Sam zuckte zusammen und biss sich auf die Unterlippe, und diesmal fing sie wirklich an zu bluten.

„Wenn du willst … dann … dann schlag mich.“

Sam hob den Blick, sah Dean in die Augen und erbleichte.

„Ich will dich nicht schlagen, Sam. Lass mich einfach in Ruhe.“

Dean sah nicht länger zornig aus sondern einfach nur noch erschöpft.

„Aber Dean ich …“

„Hör endlich auf!“

Deans Stimme, gleichzeitig matt und wütend, jagte einen Schauer durch Sams Körper, aber er wich Deans Blick nicht aus.

„Lass es mich doch bitte erklären!“

Dean verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du musst nichts erklären, Sam. Ich hab euch gehört. Du wolltest sie, du hast sie gehabt, Ende der Geschichte. Ich werd da schon drüber weg kommen, mach dir um mich keine Sorgen!“

Sam hatte entsetzt die Augen geweitet, als Dean gesagt hatte, dass er sie gehört habe, und konnte sich die Frage nicht verkneifen.

„Du hast uns gehört? Wieso hast du nicht … ich meine …“

„Ach, ist es jetzt etwa meine Schuld?!“

Dean machte ein paar hastige Schritte auf ihn zu, und Sam schloss die Augen in Erwartung eines verdienten Kinnhakens, der niemals kam.

Sam blinzelte vorsichtig, sah Dean direkt vor sich stehen, und hielt die Luft an, als er in Deans Augen lesen musste, wie sehr er ihn verletzt hatte.

„Ich will deine Erklärungen nicht hören, Sam. Am besten, du sagst kein Wort mehr.“

„Ich habe nur mit ihr gesprochen, um Informationen über den Fall zu bekommen!“, entfuhr es Sam verzweifelt, und Dean drehte ihm wieder den Rücken zu.

„Wenn es wirklich einen Fall gäbe, Sam, dann wärst du jetzt ein Teil davon! Versuch nicht, mir einzureden, dass du zu irgendwas gezwungen wurdest!“
 

„Halt still Sam, sonst tut es nur noch mehr weh …“

Dean zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Sams Lippen ein schmerzerfülltes Stöhnen entkam, ließ den Tupfer mit mehr Druck über Sams Haut gleiten, und zog dann seine Hand zurück.

Der beißende Geruch von Jod lag in der Luft, vermischt mit der metallischen Note von Blut, und Dean war froh, dass er den Werwolf erledigt und mit Silberkugeln voll gepumpt hatte, bevor der Sam Schlimmeres hatte zufügen können, als eine – zugegebener Maßen üble, ziemlich tiefe – Kratzwunde an der Schulter.

Sams Verwundung war der Höhepunkt einer endlosen, Nerven zermürbenden Nacht gewesen, in der er nicht ein einziges Wort mit dem Jüngeren gewechselt hatte, das nicht unbedingt notwendig gewesen war.

Dean schrieb es teilweise sich selbst zu, dass Sam bei dieser Jagd so verdammt unkonzentriert und unvorsichtig gewesen war, aber auch nur teilweise.

Wenn Sam nicht damit klar kam, dass er ihn nach wie vor nicht an sich heran ließ, dann war das nicht sein Problem.

Dean nahm sich einen neuen Wattebausch, tränkte ihn in Jod und ließ ihn erneut über Sams geschundene Haut gleiten.

Der Idiot hatte sich wirklich herrlich zurichten lassen.

Sam stöhnte erneut, als das Jod in Kontakt mit seiner Verletzung kam, biss die Zähne zusammen und schloss die Augen.

Sicher, es tat weh, es brannte, aber wenigstens fasste Dean ihn endlich wieder an.

Es war schon mehr als zwei Wochen her, dass er ihre Beziehung so leichtfertig aufs Spiel gesetzt hatte – und wenn er ganz ehrlich war, dann hatte er mehr getan, als sie nur aufs Spiel gesetzt, er hatte sie zerstört.

Dean redete nicht mehr mit ihm, er fasste ihn nicht an, er SAH ihn ja nicht einmal mehr an, wenn es sich vermeiden ließ, und langsam aber sicher machte ihn das nicht nur traurig und verzweifelt, sondern erfüllte ihn außerdem mit einer unglaublichen Wut auf sich selbst.

Außer ihm wäre kein Mensch auf der ganzen Welt dazu in der Lage gewesen, Dean dazu zu bringen, sich von ihm abzuwenden.

Sam spürte, wie Dean einen Verband über die Wunde an seiner Schulter legte, ihn mit geübten Handgriffen befestigte, und er atmete tief durch, als Dean seine Hände von ihm zurück zog und schweigend ins Badezimmer verschwand.

Er ertrug diese Situation nicht mehr.

Aus dem Bad erklang das vertraute Geräusch fließenden Wassers, und einen Moment lang konnte Sam nicht anders, als sich Dean unter der Dusche vorzustellen, nackt, nass … Sam seufzte leise.

Das Letzte, das er jetzt gebrauchen konnte, war eine völlig unangebrachte Hormonaufwallung.

Er sah sich in ihrem Zimmer um, von einem kreativen Geist ganz in Blautönen gehalten, und sein Blick fiel auf die gut gefüllte Minibar.

Alkohol war keine Lösung, das wusste er auch, aber da ihm seit über zwei Wochen keine Lösung einfallen wollte, beschloss er, dass ihm das egal war.

Vielleicht würde der Alkohol ihm helfen, endlich wieder durchzuschlafen – in dem verdammten Einzelbett, das zwei Meter von Deans entfernt stand.

Sam ging entschlossenen Schrittes auf die Minibar zu, nahm sich den Rum und setzte sich auf sein Bett.
 

Dean schloss kurz die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss, wie das warme Wasser auf sein Gesicht traf, bevor er die Hand nach der Armatur ausstreckte und es abstellte.

Er zog den Duschvorhang auf, griff nach seinem Handtuch, das über dem Waschbecken hing, und trocknete sich ab, während er sein eigenes Gesicht im Spiegel betrachtete.

Er sah furchtbar aus, müde und – Gott bewahre – alt.

Daran hatte auch die halbstündige Duschorgie nichts ändern können.

Nun ja, wenigstens fühlte er sich jetzt ein klein wenig besser, und seine Müdigkeit würde ihm vielleicht helfen, endlich wieder durchzuschlafen – gut das hatte sie in den vergangenen Nächten auch nicht getan, aber Dean war schon immer ein Optimist gewesen, also wollte er die Hoffnung nicht aufgeben.

Das wäre jawohl noch schöner, wenn er sich jetzt in ein Psychowrack verwandelte, nur weil … weil …

Dean kniff die Augen zu und ballte die Hände zu Fäusten.

Allein der Gedanke daran tat weh, und das sollte es nicht, das durfte es nicht – das war vollkommen lächerlich.

Er riss sich zusammen, schlug die Augen wieder auf und trocknete sich zu ende ab.

Es würde aufhören, weh zu tun – irgendwann – und dann würde er Sam sagen, dass wieder alles in Ordnung war zwischen ihnen, und sie würden da weiter machen, wo sie vor etwas mehr als zwei Wochen aufgehört hatten.

Dean lächelte seinem müden Gesicht im Spiegel zu, schnitt sich dann eine ausdrucksstarke Grimasse, schlüpfte in frische Shorts und ging zurück in ihr Schlafzimmer.

Er ignorierte Sam, der auf dem ihm zugewiesenen Bett saß, machte Anstalten, sich in sein eigenes zu legen und hielt inne, als ihm ein seltsamer Geruch in die Nase stieg.

War das Rum?

Dean drehte sich zu Sam um, erblickte die halb leere – nicht halb volle – Flasche Rum in dessen Hand und zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe.

„Was ist denn in dich gefahren?“

„Nicht du“, erwiderte Sam leise, und Dean hatte den leisen Verdacht, dass Sammy bereits äußerst knülle war – und trotzdem derart schlagfertig. Adorabel.

„Warum betrinkst du dich?“, erkundigte er sich in einem plötzlichen Anfall brüderlicher Besorgnis, und Sam hob den Blick, sah ihm in die Augen und stand ein wenig umständlich aus dem Bett auf.

„Ich vermisse dich, Dean …“

Dean runzelte die Stirn und trat automatisch einen Schritt zurück – hätte er doch bloß nicht gefragt.

„Du brauchst mich nicht zu vermissen, Sam. Ich bin die ganze Zeit da.“

Sam schüttelte stur den Kopf, machte ein paar Schritte auf ihn zu und blieb stehen, als er sah, wie Dean immer weiter vor ihm zurück wich.

„Das bist du nicht – nicht wirklich. Ich … es tut mir so leid, Dean …“

Dean spürte sein Herz zornig in seiner Brust schlagen – dieser todtraurige Blick von Sam war nicht fair! – und biss einen Moment die Zähne zusammen.

„Das hatten wir doch alles schon, Sam! Geh ins Bett und schlaf deinen Rausch aus!“

„Dean bitte …“

Sam ging wieder auf Dean zu, und der konnte nicht noch weiter zurück weichen, die Wand in seinem Rücken – blau, genau wie Sam – hielt ihn davon ab.

„Ich mach alles, was du willst … bitte …“

Dean durchfuhr unwillkürlich ein heißes Kribbeln – Sams Blick war eindeutig, obwohl er verklärt war, und für einen endlos erscheinenden Augenblick war er beinahe geneigt, die Situation auszunutzen.

Mehr als zwei Wochen ohne Sams Nähe hatten ihre Spuren hinterlassen – oder auch nicht, ganz wie man die Angelegenheit betrachtete.

Sam sah das sekundenlange Aufblitzen in Deans Augen, ließ sich auf die Knie sinken und legte seine Hände an Deans Hüften, beugte sich vor und küsste seinen Bauch.

„Ich mach alles, was du willst“, wiederholte er leise und mit einem verträumten Unterton, der Dean einen Schauer durch den Körper jagte.

„Sam“, brachte er mit rauer Stimme hervor und bekam eine Gänsehaut, als Sam über seine nackte Haut leckte, während er seine Finger unter den Bund von Deans Shorts schob.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Dean legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und ballte beide Hände zu Fäusten.

Sam war betrunken, verdammt!

„Sam, hör auf“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und keuchte auf, als Sam ihm die Shorts unter den Hintern zog.

„Nein …“

Dean hob den Kopf, blickte auf Sam hinab, der ihm entschlossen in die Augen sah, und schluckte nervös.

„Ich will das tun, Dean … ich will … es wieder gut machen …“

Dean blieb beinahe das Herz stehen, als Sam dazu ansetzte, es ihm mit dem Mund zu machen; er zögerte etwa für den Bruchteil einer Sekunde, dann stieß er Sam so heftig von sich, dass der mit einem dumpfen Laut auf dem Rücken landete.

Es wieder gut machen?!

Dean zog sich seine Shorts wieder hoch und unterdrückte ein Zittern, während er auf den am Boden liegenden Sam hinab starrte.

„Es wieder gut machen?! SO?! Was denkst du dir eigentlich?! Glaubst du wirklich, dass ich so bin?! Tu sowas nie wieder, hast du verstanden?!“

Deans Brust hob und senkte sich hastig, während er aus vor Zorn brennenden Augen auf Sam hinab starrte.

„Steh auf und geh ins Bett, du Idiot!“

Er stapfte an Sam vorbei zu seinem eigenen Bett, schlug die Bettdecke zurück und zuckte heftig zusammen, als Sam plötzlich zu würgen anfing.

„Sam?“

Dean fuhr herum und eilte zu Sam, der noch immer am Boden lag, seine Hände an seinen Hals gelegt, als bekomme er keine Luft mehr.

„Sam?!“

Dean starrte Sam in die Augen, die weit aufgerissen und panisch zurück blickten, und ihm brach vor plötzlicher Angst um Sam der kalte Schweiß aus.

„Was ist los, Sammy?! Was ist mit dir?!“

Sam würgte noch immer, grässliche fiepende Laute vermischt mit gequältem Keuchen drangen aus seinem Mund, und Dean musste eine heftige Panik niederringen.

„Sammy!“

Der Blick, mit dem Sam Dean eben noch voller Verzweiflung angesehen hatte, driftete ins Leere, dann fielen Sam die Augen zu, und sein Körper in Deans Armen wurde schlaff.

An deiner Seite

Ein leises, unangenehm fiependes Geräusch, war das Erste, das in Sams Bewusstsein drang, dann spürte er den merkwürdigen Druck auf seinen Hals … nein … in seinem Hals.

Sam blinzelte schwach und unterdrückte ein Stöhnen, als viel zu grelles Licht auf seine Netzhaut traf.

Es brauchte einen Moment, bis Sams Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, dann ließ er seinen Blick verwirrt durch den Raum schweifen, erkannte weiß getünchte Wände, eine weiße Decke, Neonlampen, hässliche weiße Vorhänge …

War er im Krankenhaus?

Was war denn passiert?

„Sammy?“

Sams Blick wanderte weiter nach rechts, weg von den hässlichen Vorhängen, und er sah Dean neben seinem Bett sitzen, müde, übernächtigt und scheinbar überglücklich, ihn am Leben zu wissen.

Die Erinnerung an die vergangene Nacht kam gemeinsam mit Deans Anblick zurück, dann registrierte Sam endlich bewusst den Intubationsschlauch, aber er war zu abgelenkt, um sich davon beunruhigen zu lassen.

Das Gefühl, das Deans erleichtertes Lächeln in ihm auslöste, war nicht in Worte zu fassen, noch viel weniger, als Dean sich jetzt auf seinem Stuhl vorbeugte und seine Hand nahm.

„Endlich bist du wach …“

Sam wollte lächeln, doch der Schlauch in seinem Mund erwies sich dabei als hinderlich.

„Sie mussten intubieren, Sammy“, sagte Dean leise, und seine belegte Stimme informierte Sam darüber, dass er sich selbst die Schuld daran gab. „Ich hab erst gedacht, du stirbst mir weg …“

Die mühsam unterdrückten Tränen in Deans Stimme waren beinahe zu viel für Sam, und er packte Deans Hand fester und drückte sie beruhigend.

Abgesehen von dem Schlauch in seinem Hals ging es ihm hervorragend, und es gab absolut keinen Grund dafür, dass Dean sich schlecht fühlen müsste.

Es war nicht seine Schuld.

Dean rückte noch ein wenig näher an Sams Krankenbett heran, vergrub seine freie Hand in Sams Haar und strich immer wieder sanft hindurch, während er scheinbar versuchte, sich dazu durchzuringen, etwas Bestimmtes zu sagen.

„Du weißt, dass ich dich liebe, oder Sammy?“

Sam wollte die Luft anhalten, doch das ging nicht, der Intubationsschlauch versorgte seine Lungen ohne Wenn und Aber mit Sauerstoff, also nickte er ganz vorsichtig und kaum merklich, und seine Augen wurden feucht.

Er hatte schon nicht mehr daran geglaubt, diese Worte je wieder aus Deans Mund zu hören.

Die Tür ging auf, und Sam ließ Deans Hand nicht los, als der Arzt eintrat, er wandte nicht einmal seinen Blick von Deans Augen ab.

„Ach wie schön, Sie sind aufgewacht“, kommentierte der Onkel Doktor Sams Zustand, überprüfte ein paar Anzeigen auf den zahlreichen Gerätschaften, an die Sam angeschlossen war, und wies die Schwester, die in seinem Kielwasser den Raum betreten hatte, an, Sam von seinem Intubationsschlauch zu befreien.

Die Krankenschwester – „Christine“ stand auf ihrem Namensschild – tat, wie ihr geheißen, und Sam atmete einmal tief durch, als er das endlich wieder selbständig tun konnte.

„Und nun sagen Sie mal was, damit wir wissen, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist, junger Mann“, forderte der Arzt Sam freundlich auf, und der öffnete den Mund, um dieser Aufforderung nachzukommen.

„Sam?“

Dean runzelte die Stirn und stand auf, als er Sams verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, und auch der Arzt wirkte alles andere als zufrieden.

„Mr. Winchester?“

Die Krankenschwester schob Dean sofort beiseite, als Sam erneut nicht gewünscht verbal reagierte, und beförderte ihn mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer.

„Wir informieren Sie, sobald wir wissen, was mit Ihrem Bruder nicht stimmt – bitte begeben Sie sich so lange ins Wartezimmer.“
 

Dean trommelte mit den Fingern auf die Armlehne seines Stuhls und ignorierte das anklagende Räuspern des alten Herren, der ihm schräg gegenüber saß.

Der sollte sich mal nicht so haben, schließlich klopfte der selbst seit geschlagenen fünf Stunden mit seinem Gehstock auf den Linoleumboden – und das scheinbar auch noch unbewusst.

Der alte Knacker war wohl wirklich so senil, wie er aussah.

Dean bedachte den grantigen Greis mit seinem patentierten, paralysierenden Todesblick und war nicht großartig überrascht, als der mit einem Mal aufstand und davon ging – Opa hatte bestimmt seine Herztabletten vergessen.

Während Dean seinen nun wieder auf Zivilisten zugeschnittenen Blick so durch das mit Blümchentapete und Plastikpflanzen verunstaltete Wartezimmer schweifen ließ, drängte sich ihm unwillkürlich die Frage auf, ob das hier Gottes Art war, ihm zu zeigen, was für ein Arschloch er in den letzten Wochen gewesen war.

Andererseits war es vielleicht auch nur Gottes Art gewesen, ihm zu zeigen, was er an Sam hatte, und ihn mit diesem Arschtritt wieder auf Kurs – Richtung Sam – zu bringen … immerhin war ihm der Arsch wirklich gehörig auf Grundeis gegangen, als er geglaubt hatte, Sam sei in seinen Armen erstickt.

Wenn er allerdings ganz genau darüber nachdachte, dann war er ja überhaupt nicht gläubig – so oft, wie er gerade das Wort „Arsch“ gedacht hatte, hätte er ja dreimal vom Blitz erschlagen werden müssen – und somit hatte diese ganze Geschichte nicht das Geringste mit einer höheren Instanz zu tun – ob die nun der klassische alte Herr mit weißem Rauschebart, oder möglicherweise ne geistesgestörte Irre mit nem Laptop war.

Dean blinzelte irritiert – dieser letzte Gedanke war schon ein wenig merkwürdig gewesen.

Konnten die ihm nicht endlich sagen, was mit seinem Sammy los war, sonst drehte er hier am Ende noch völlig ab!

„Dean Winchester?“

Dean sprang mit dem Elan eines Grundschülers beim Klang der Pausenglocke von seinem Stuhl, der halbverborgen hinter einer enormen Plastikpalme stand und somit nicht vom Eingangsbereich her eingesehen werden konnte, und eilte auf Schwester Christine zu, die seinen Namen da eben so fragend in den Raum gestellt hatte.

„Ja?“, fragte er erwartungsvoll und blickte aus großen Augen auf die so sehnlich erwartete Krankenschwester hinab, die verdutzt zu ihm hoch blinzelte.

Dean räusperte sich, als ihm bewusst wurde, wie infantil ungeduldig er gerade geklungen haben musste, und war Schwester Christine dankbar, dass sie nur innerlich grinste, als sie ihn darüber informierte, dass Doktor Wilson ihn im Zimmer seines Bruders erwartete.

Dean ließ die Krankenschwester stehen, als diese Information zu ihm durchgedrungen war, joggte durch die grell beleuchteten Gänge zu Sams Krankenzimmer und versuchte, die einmalige Geruchsmischung von Desinfektionsmitteln, alten Menschen und Tod zu ignorieren, die von Krankenhaus zu Krankenhaus variierte und in ihrer Basisnote doch immer die Gleiche war.

Dean klopfte nicht an, als er Sams Zimmer erreicht hatte, trat energisch ein, und sein Blick fixierte sich sofort auf Sam, der mit leicht gerunzelter Stirn in seinem Bett saß und äußerst unbehaglich aus der Wäsche guckte – da war es also wieder, das gute alte Hugh-Grant-Gesicht.

„Alles klar mit dir, Sammy?“, erkundigte er sich, und Sam zuckte mit den Schultern.

„Ihr Bruder hat seine Stimme verloren“, informierte ihn Doktor Wilson betrübt, und Dean wandte sich ihm entsetzt zu.

„Bitte?“

„Wir konnten leider nicht ausmachen, woran das liegen könnte“, fuhr der Doktor, noch immer betrübt, fort. „Physisch fehlt ihm nichts, sein Artikulationsapparat ist intakt, und wie er mir mitgeteilt hat, hat er auch keine Schmerzen.“

„Mitgeteilt?“, echote Dean irritiert, und Sam hob einen Block samt Stift in die Höhe und machte sein „mein Bruder ist ein Idiot“ Gesicht, das Dean nur zu gut von früher kannte.

„Und jetzt?“, fragte Dean, während er sich im Stillen vornahm, Sam diese optische Beleidigung bereuen zu lassen, und Doktor Wilson versuchte sich daran, Sams Hugh-Grant-Gesicht zu imitieren, der Amateur.

„Ich würde ihn gerne an einen Psychologen überweisen …“

Sam und Dean warfen sich einen kurzen Blick zu, und Dean hakte diese Angelegenheit mit einem klaren „Nein“ ab.

Der Herr Doktor wirkte enttäuscht.

„Nein? Dann kann ich leider nichts für Sie tun."
 

Dean trommelte mit seinen Fingern aufs Lenkrad des Impala, die Stirn in beeindruckende Falten gelegt, und machte mit einem raschen Handgriff das Radio aus, als „Sultans of Swing“ anlief.

Er fand, dass dieses Lied unangebracht fröhlich war, wenn man bedachte, dass es seinem Sammy die Sprache verschlagen hatte.

Sam auf dem Beifahrersitz überlegte, ob es angebracht wäre, Dean unter diesen Umständen zu küssen.

Der Impala stand noch immer auf dem Parkplatz des Krankenhauses, Dean hatte noch nicht versucht, das Wort an ihn zu richten, seit Doktor Wilson ihn entlassen hatte, und Sam brannte seit nunmehr sechs Stunden darauf, Deans „Du weißt, dass ich dich liebe, oder Sammy?“ angemessen zu erwidern.

„Was glaubst du, was es ist?“, fragte Dean plötzlich, drehte sich auf dem Sitz zu ihm um, und Sam reckte sich ihm entgegen und drückte ihm einen kurzen aber nachdrücklichen Kuss auf.

Dean blinzelte kurz verwirrt und lächelte dann für den Bruchteil einer Sekunde.

Ja, er hatte Sam auch vermisst, aber das würde er jetzt ganz bestimmt nicht laut aussprechen.

„Das ist keine Antwort, Sammy“, erklärte er also süffisant, während er die Hand nach Sam ausstreckte und ihm beiläufig das Haar aus der Stirn strich.

Irgendwie erinnerte Sam ihn mit den kürzeren Haaren an die Zeit, als sie wieder angefangen hatten, gemeinsam zu jagen, als sie angefangen hatten, sich näher zu kommen – er mochte diese Frisur.

… Auch etwas, das er nie laut aussprechen würde.

Sam griff nach dem Block und dem Stift, die Dean aus dem Krankenhaus hatte mitgehen lassen, und kritzelte eine hastige Botschaft auf das weiße Papier.

Dean nahm den Block mit hochgezogener Augenbraue entgegen, las einen Moment lang schweigend und runzelte wieder die Stirn.

„Nadeln?“

Sam nickte, nahm Dean den Block wieder weg, kritzelte erneut ein paar Wörter und musste unwillkürlich lächeln, als Dean ihm auf die Pelle rückte, den Hals lang machte und mitlas.

„Zu nah?“, las Dean fragend vor und legte irritiert den Kopf schief, blickte zu Sam auf und bekam schon wieder einen Kuss.

„Mh …“

Na fein, wenn Sam das so wollte, dann wurde jetzt eben ein wenig geknutscht – Dean sah absolut nicht ein, wieso ausgerechnet er in dieser wiederhergestellten Beziehung der Beherrschte sein sollte.

Dean schloss die Augen, drückte seine Lippen fester auf Sams und gab Sam einen RICHTIGEN Kuss, schlang beide Arme um ihn und kümmerte sich einen Dreck darum, dass seine Haltung – so halb auf dem Schaltknüppel – verdammt unbequem war.

Verdammt, hatte er es vermisst, Sam zu küssen!

„Nh …“

Der Gedanke, dass sie soeben im Begriff waren, am hellichten Tag auf dem öffentlichen Parkplatz eines gut besuchten Krankenhauses übereinander herzufallen, ließ Sam zwar auf einen Schlag rot anlaufen und jagte ihm noch dazu ein fieses Kribbeln über den Rücken, brachte ihn jedoch nicht dazu, Dean von sich zu drücken.

Stattdessen öffnete er enthusiastisch die Lippen, als Dean mit seiner Zunge dagegen stieß, und gab sich große Mühe, nicht an Ort und Stelle zu zerschmelzen.

Dean küsste noch immer viel zu gut, um wahr zu sein, er schmeckte noch viel besser, als Sam es in Erinnerung hatte, und er war so unglaublich sanft, dass … Sie brauchten ein Motelzimmer.

Deans Mund entkam ein ungläubiges Keuchen, als er Sams Hand plötzlich unterhalb seiner Gürtellinie spürte, und als diese Hand äußerst zielsicher zupackte, biss er Sam erst in die Lippe und fischte dann dessen Finger aus seinem Schritt.

„Sam?!“

Dean traute seinen Augen nicht, als er Sams Blick, irgendwo zwischen erschreckend sinnlich und herzerweichend hilflos, bemerkte, und biss sich auf die Unterlippe.

„Sam …“

Sam machte ein unschuldiges Welpengesicht, und Dean streichelte ihm über die Wange.

„Lass uns bitte erst raus finden, was mit dir nicht stimmt, ja?“

Sams Mimik visualisierte so etwas wie ein Seufzen, dann nickte er, und Dean konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und tätschelte Sammy den Kopf.

„Braver Junge.“

Er wurde zur Strafe in den Bauch geboxt, nahm wieder eine anständige Haltung auf dem Fahrersitz ein und griff nach dem Block, der bei Sams Machtübernahmeversuch von vorhin irgendwie zwischen die Sitze gerutscht war.

„Also noch mal … Nadeln?“
 


 

Pui.

Hört ihr jetzt wieder damit auf, mich anzuschreien?

Das war ja erschreckend!

Da versucht man, ein wenig realitätsnäheres Drama in seine Story einzubauen und dann sowas … tss.

Immer nur eitel Sonnenschein geht nun auch nicht, liebe Freunde!

Aber nu is ja alles wieder gut – nicht, dass ich es nicht angekündigt hätte, aber scheinbar glaubt mir hier keiner – und diese leidige Angelegenheit mit der Sharon wird auch noch zu einem für (hoffentlich) alle Parteien befriedigenden Schluss kommen.

Und weil das alles so nervenaufreibend und anstrengend war, nehm ich mir jetzt das Wochenende frei!

Wir lesen uns am Montag!
 

Liebste Grüße
 

die moko-chan

Jenseits der Stille

„Das macht doch alles keinen Sinn, Sam! Keine von meinen schönen Theorien erklärt, warum du das Gefühl hattest, Nadeln in deinem Hals stecken zu haben! Das ist doch zum Mäusemelken!“

Dean warf das Buch auf den Tisch, das er gerade gelesen hatte, und die Hände in die Luft, und Sam musste sich ein völlig unangebrachtes Grinsen verkneifen, während er stumm beobachtete, wie Dean zu einer neuen Runde durch die Abteilung für Übernatürliches der örtlichen Bibliothek ansetzte – wobei ‚Runde’ eigentlich das falsche Wort war, Dean bewegte sich nämlich streng linear fort, von links nach rechts und wieder zurück, immer am mannshohen Regal entlang, das sie von den anderen Besuchern dieses öffentlichen Gebäudes ganz wunderbar abschirmte.

Es war dann auch äußerst positiv zu bewerten, dass diese Bibliothek eine Abteilung für Übernatürliches hatte, die sich über die komplette Länge des erwähnten Regals erstreckte, das sie vor den anderen Besuchern dieses öffentlichen Gebäudes ganz wunderbar abschirmte – Dean gab sich nämlich nicht die geringste Mühe, seine Lautstärke auch nur ein klein wenig zu dämpfen, und erntete ärgerliches Räuspern und einschüchternde Zischlaute aus sämtlichen Himmelsrichtungen, da er ja aber nicht gesehen wurde, zumindest keine Blicke ähnlich feindseliger Natur.

Sam wühlte seinen Block unter einem Stapel Bücher heraus, kritzelte geduldig eine Notiz und reichte den Block Dean, der zu dem von ihm okkupierten Tisch hinüber gekommen war, als er ihn hatte schreiben sehen.

„Das weiß ich auch“, las Dean laut vor, nachdem er den Block vor seine Nase gehoben hatte, dann schnitt er Sam eine Grimasse. „Hör auf, Papier zu verschwenden, Sammy! Bin ich hier der Einzige, der sich Sorgen darüber macht, was mit deiner bezaubernden Singstimme passiert ist?“

Dean zog die Stirn kraus, als ihnen aus nördlicher Richtung ein „Ruhe da drüben!“ zugebrüllt wurde, und brüllte prompt zurück: „Ja, genau: Ruhe da drüben!“

Sam verdrehte die Augen, eroberte sich in der Zwischenzeit seinen Block zurück und war schon wieder eifrig am Schreiben, als Dean das anonyme Streitgespräch in Form von mehreren, reichlich sinnlosen „Ruhe!“ Rufen beendet hatte.

„Was denn nun wieder?“

Dean stellte sich hinter Sam, beugte sich leicht vor und blickte ihm über die Schulter, und machte ein verdutztes Gesicht, als er Sams ein wenig krakelige Handschrift entziffert hatte.

„Du findest das gar nicht so schlimm, dass du stumm bist?“

Sam drehte den Kopf, blickte zu ihm auf und nickte, sein Welpengesicht unschuldiger denn je.

„Sammy, ich weiß ja, dass ich dich mehr als einmal darum gebeten habe, dass du die Klappe hältst, aber deswegen -“

Dean hielt inne, als Sam wieder zu schreiben begann, las aufmerksam mit, und als Sam fertig war und ihn wieder ansah, machte Dean ein Gesicht, dass Sam ihn am liebsten in die Arme nehmen und küssen wollte.

Schon wieder.

„Sam“, Dean wich Sams großen braunen Augen aus und fuhr sich unsicher mit der Hand durchs Haar, „… Das ist nicht wahr und das weißt du.“

Ihre Blicke begegneten sich, Dean streckte die Hand aus und kniff Sam in die Nase, und der lächelte schwach.

„Du irrst dich, Sammy – und jetzt lass uns weiter nach einer Lösung suchen, wenn ich noch länger deine Handschrift entziffern muss, werd ich am Ende noch blind und dann haben wir wirklich ein Problem.“

Sam machte sein „du bist absolut unmöglich“ Gesicht, nickte aber und legte seinen Block beiseite, um sich wieder den Büchern zu widmen, die haufenweise vor ihm auf dem Tisch lagen.

Er bemerkte nicht, wie Deans Blick sich kurz auf die Worte fixierte, die er zuletzt geschrieben hatte.

„Es hat uns wieder zusammen gebracht und ich habe es verdient – es ist mir egal.“
 

Sam beobachtete Dean aus dem Augenwinkel und biss sich auf die Unterlippe, hin und her gerissen zwischen leiser Besorgnis und ein wenig lauterer Belustigung.

Möglicherweise war es ein wenig unangebracht, dass Deans Sorge um ihn Sam derartig erheiterte, aber wenn er sich den konzentrierten Blick so betrachtete, mit dem Dean jetzt schon seit einer geschlagenen Viertelstunde die Buchseiten vor sich anstarrte, dann konnte er einfach nicht anders, als fröhlich zu grinsen.

Zunächst einmal war Dean mit einem Buch in der Hand – lesend! – ein Anblick, der schon für sich genommen einen privaten Witz darstellte, und dann dieser BLICK mit dem er das tat.

Dean sah so unglaublich seriös aus, so unglaublich ernsthaft, so unglaublich SEXY – Sam machte sich mit einem Ruck gerade, als Deans Blick noch ein wenig ernster wurde, und die Besorgnis in seiner Brust verschaffte sich energisch Gehör und verdrängte die Belustigung.

Wenn er nicht wollte, dass Dean sich noch viel mehr unnötige Sorgen um ihn machte, dann sollte er sich bei seiner Recherche vielleicht doch ein klein wenig mehr Mühe geben – selbst wenn er seinen Stimmverlust nach wie vor nicht allzu tragisch nahm, er war sich ja nicht einmal sicher, dass diese merkwürdige Sprachlosigkeit wirklich mit etwas Übernatürlichem zusammenhing.

„Ich versteh das mit den Nadeln nicht“, hörte er Dean verbissen murmeln und ließ sich nur allzu schnell wieder von seinem eigenen Buch ablenken. „Das passt mit NICHTS von dem zusammen, was ich bisher gefunden habe – das macht mich noch …“

Deans Stimme vertiefte sich zu einem unverständlichen Brummen, und Sam stand kurzerhand auf und ging zu Deans Seite des Tisches hinüber.

Dean blickte auf, als Sam auf ihn zukam, wurde im nächsten Moment in den Arm genommen und gedrückt und er blinzelte ein wenig irritiert.

„Sammy?“

Sam drückte ihn noch ein wenig fester, und Dean fing an zu grinsen.

„Soll ich dir deinen Pinguin aus dem Impala holen, damit du was zum Schmusen hast?“

Er blickte mit leisem Spott in den Augen zu Sam auf, dann schien sein Blick plötzlich direkt durch Sam hindurch zu gehen.

„Plüschtiere! Puppen!“

Sam fuhr zurück, und sein Gesicht drückte ganz klar aus, was er von diesem plötzlichen Ausruf hielt.

„Puppen! Mann, Sam!“

Dean wirkte unangebracht begeistert, wenn man bedachte, dass er hier gerade über Puppen – PUPPEN! – in Verzückung geriet.

So lange Sam Dean auch schon kannte, manchmal blieben ihm seine Gedankengänge so nachdrücklich verschlossen, dass er sich bisweilen Sorgen um Deans geistige Gesundheit machte.

Sams Gesicht machte also „Puppen? Wieso Puppen?!“, und Dean tippte ihm vor die Stirn und sagte: „Voodoo, Sam! Voodoo!“, was nicht wirklich hilfreich war.

Sams Gesicht machte „Voodoo? Wovon zum Teufel redest du, Dean?“, und Dean drückte ihm einen schnellen Kuss auf.

„Ich muss mal eben Bobby anrufen!“

Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da hatte er auch schon sein Handy wie eine Waffe gezückt und wählte energisch Bobbys Nummer, und Sam konnte sich nur fragen, warum Dean es nicht für nötig zu halten schien, zunächst einmal IHM eine Erklärung abzugeben, was überhaupt los war.

Um ihn ging es hier schließlich!

Dean grinste derweil zufrieden vor sich hin und zwinkerte Sam frohgemut zu – dass er da nicht früher drauf gekommen war! Dabei hatte er diesen dämlichen Film inzwischen so oft gesehen, dass er ihn auswendig mitsprechen konnte.

Er schämte sich zwar immer noch, dass er Jennifer Grey erst nach der ersten halben Stunde erkannt hatte, aber was konnte er schließlich dafür, wenn die sich plötzlich ne neue Nase zulegen musste?!

Zu seiner Verteidigung konnte Dean höchstens vorbringen, dass sein erster und einziger Voodoo-Fall in seiner Laufbahn als Jäger schon ein wenig zurück lag – es war der Letzte gewesen, bevor er Sam aus Stanford entführt hatte – und dass seitdem so gut wie alles, was er je über Voodoo gewusst hatte, seinem wankelmütigen Geist entfallen war.

Bobby nahm schließlich ab, und Dean ließ ihm gerade noch Zeit für ein fragendes „Hallo?“, da tirilierte er auch schon in den Hörer.

„Bobby, was weißt du über Voodoo?!“

„Dean, bist du das?“

Dean ignorierte die gefährlichen Zischlaute, die erneut aus allen Ecken der Bibliothek an sein freies Ohr drangen und räusperte sich ungeduldig.

„Natürlich bin ich das! Wer soll es denn sonst sein?!“

Ein kurzer Moment der Stille trat ein, und Dean schaltete nicht schnell genug, um den Hörer von seinem Ohr wegzuziehen.

„Willst du mich umbringen, du Idiot?! Wie kannst du mich so erschrecken?! … Einfach so in den Hörer zu brüllen … dämlicher Idiot …“

Dean nutzte die Zeit, die Bobby brauchte, um ihn noch ein wenig variantenreicher zu beschimpfen, indem er gegen das Klingeln in seinem rechten Ohr ankämpfte – es dauerte eine Weile, bis er das breite Grinsen auf Sams Gesicht bemerkte.

Mhm … gut, er hatte dieses Grinsen vermisst, aber eine Kopfnuss hatte sich Sammy trotzdem verdient.
 

„Mambo? Ich denke, den Tanz setz ich aus …“

Dean grinste breit und ignorierte Sams genervten Gesichtsausdruck, genauso wie Bobbys genervtes Schnauben.

„Entweder, du lässt die dummen Sprüche, oder du kannst das selber nachlesen! Wer bin ich denn: Der Depp vom Dienst?!“

Dean biss sich auf die Unterlippe, kämpfte sein Grinsen zurück und bat Bobby in einem beinahe lächerlich höflichen Tonfall, das eben Gesagte noch einmal zu wiederholen.

„Ich habe gesagt“, wiederholte Bobby mit einem Unterton, der Dean ganz klar dahin, wo der Pfeffer wuchs, verwünschte, „dass die männlichen Voodoo-Priester Houngan oder Babalawo genannt werden – je nachdem, ob sie gut oder böse sind – die weiblichen heißen Mambo.“

„Egal, ob sie gut oder böse sind?“, hakte Dean nach und Bobby seufzte ungeduldig auf.

„Ja.“

„Ist das nicht sexistisch?“

„Dean …“

Die merkwürdig gedehnte Art, wie Bobby seinen Namen aussprach, warnte Dean, es nicht noch weiter auszureizen, also riss er sich zusammen und räusperte sich einmal nachdrücklich.

„Und so ein Voodoo Priester wär doch dazu in der Lage, jemandem die Stimme zu rauben, oder?“, erkundigte er sich dann ernsthaft und Bobby schwieg.

„Bobby?“

„Ja schon“, Bobbys Südstaatenakzent war schlimmer denn je, „Aber für so einen starken Zauber bräuchte man schon etwas von der Person, die man verzaubern will – und ich rede jetzt nicht von etwas, das der Person gehört. Für sowas braucht man wirklich einen TEIL der Person … Zähne … Nägel … Körperflüssigkeiten – etwas in der Art.“

Dean wurde blass und hatte das Gefühl, als versuche sein Magen, sich nach außen zu stülpen.

Nicht unbedingt angenehm, sowas.

„Dean? Bist du noch da?“

Dean schluckte trocken und versuchte, sich zu konzentrieren und das Bild der Rothaarigen in Sams Armen aus seinem Kopf zu verbannen.

„Körperflüssigkeiten?“

Dean war beinahe zu leise, um gehört zu werden, es entstand eine merkwürdige Pause, und es war schließlich Bobby, der zuerst etwas sagte.

„Alles ok mit dir, Junge?“

Nein, es war definitiv NICHT alles ok, und als Sam ihm die Hand auf die Schulter legte, war Dean im ersten Moment versucht, sie weg zuschlagen, dann blickte er jedoch zu Sam auf und ließ sogar zu, dass er den Arm um ihn legte.

„Ja, alles ok, Bobby“, rang er sich schließlich durch zu sagen, und genoss einen Moment lang die trügerische Sicherheit, die ihm Sams Nähe bot. „Ich … meld mich später wieder.“

Dean legte auf, ohne auf Bobbys Antwort zu warten, legte sein Handy auf den Tisch und ließ sich von Sam in eine feste, warme Umarmung ziehen.

Sam brauchte gar nichts zu sagen – hätte es nichtmal gebraucht, wenn er gekonnt hätte – Dean hatte ihm an den Augen ablesen können, was er ihm mitteilen wollte.

„Ich liebe dich, Dean“, hatte in ihnen gestanden, „Es tut mir leid“ und „Ich habe doch gesagt, dass ich es verdiene.“

Möglich … vielleicht … nein. Sam hatte das nicht verdient, das war ein idiotischer Gedanke.

Dean schloss die Augen, presste sein Gesicht an Sams Halsbeuge und lauschte konzentriert auf Sams gleichmäßigen Herzschlag.

„Nein Sammy, hast du nicht“, murmelte er irgendwann leise und schlug die Augen erst wieder auf, als ein leises Hüsteln erklang.

Dean erblickte den zugeknöpften Briten, der sich ihnen vor einigen Stunden als Besitzer der Bibliothek vorgestellt und sie äußerst hilfreich zum richtigen Regal geführt hatte.

Nun musterte der sie aus seinen drei Lagen Tweed heraus schon beinahe interessiert, die linke Augenbraue leicht in die Höhe gezogen.

„Wir schließen in zehn Minuten.“

Dean löste sich eher widerstrebend aus Sams Armen, musste lächeln, als er sah, dass Sam doch tatsächlich mal wieder rot geworden war, und begann, das Sammelsurium an Büchern auf ihrem Tisch aufzulösen.

Warum auch immer, dieser britische Typ flößte ihm Respekt ein – und das kam nun wirklich selten genug vor.

Sam half Dean dabei, die Bücher zurück an ihren angestammten Platz zu stellen, und dann gingen sie Seite an Seite aus dem Gebäude und zum Impala – so nah, dass sie einander zwar nicht berührten, aber noch immer die Wärme des Anderen spüren konnten.

Impala

So, bevor ich das wieder vergesse: Die Idee mit dem Voodoo hatte die liebe Isi, die ich an dieser Stelle feste knuddel!

Grüße gehen weiterhin an meine Schwester, die sich das hier ja so sehnlichst gewünscht hat, und die Tine, die sich das möglicherweise noch viel sehnlicher gewünscht hat.

Was soll ich sagen, ich kann keinem was abschlagen, ich bin die Weihnachtsfrau.
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

moko-chan
 


 

Dean schlug die Tür des Impalas hinter sich zu, nachdem er auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, startete den Motor und hielt einen Moment inne, bevor er sich schließlich zu Sam auf dem Beifahrersitz umwandte und ihm einen ernsten Blick zuwarf.

„Ich glaube, wenn ich jetzt gleich hinfahre, dann bringe ich sie um.“

Sam wusste sofort, dass Dean von Sharon sprach, biss sich auf die Unterlippe und nickte zögerlich – er ahnte, was Dean ihm damit sagen wollte.

„Lass uns heute Nacht ins Motel gehen und morgen zurück nach Sodom und Gomorra fahren, ja?“

Sam nickte erneut – denn genau das hatte er erwartet – und Dean beugte sich zu ihm hinüber und drückte ihm einen festen Kuss auf die Lippen.

„Wir haben uns eine Nacht in Frieden verdient.“

Sam nickte, er wurde erneut geküsst, Deans Zunge strich sanft über seine Lippen, und Sam öffnete den Mund und begegnete ihr mit seiner eigenen Zunge.

„Nhm …“

Dean schloss die Augen, vergrub beide Hände in Sams Haar und küsste ihn mit plötzlich entfachter Leidenschaft.

Sam gehörte ihm und nur ihm, und er würde das weder jemals wieder in Frage stellen, noch auch nur ein einziges weiteres Mal zulassen, dass sich jemand zwischen sie drängte – er liebte Sam viel zu sehr, um sich das selbst noch einmal anzutun.

„Hah …“

Dean stöhnte leise, und Sam kniff die Augen zusammen.

Er hatte Deans raue, lusterfüllte Stimme so sehr vermisst, dass sie ihn beinahe noch mehr erregte als der immer hemmungsloser werdende Kuss, der ihm langsam aber sicher den Atem raubte.

Dean küsste ihn so tief und besitzergreifend, dass ihm beinahe schwindlig wurde, und er krallte seine Finger auf der Suche nach Halt in die Polster des Impalas, bevor er seine Arme um Dean schlang und sich an ihm sehr viel effektiver festhielt.

„Aah …“

Ein leises, entschieden unanständig klingendes Schmatzen ertönte, als Dean ihren Kuss mit einem Stöhnen abbrach, und dann schlugen sie gleichzeitig die Augen auf und sahen sich an.

Sams Gesicht machte „Fahr sofort zum nächsten Motel!“, und Dean ließ sich das nicht zweimal sagen, legte endlich den Gang ein und fuhr vom Parkplatz der Bibliothek.

AC/DC setzten zu „You shock me all night long“ an, und Dean zögerte kurz, dann legte er seine Hand in Sams Schritt und ließ sie dort ‚ruhen’.

Gut möglich, dass er gerade ein wenig sadistisch war, aber es fühlte sich einfach so verdammt gut an, Sams Erregung so … nachdrücklich … versichert sein zu können.

Dean ließ seine Finger ohne Unterbrechung über den festen Jeansstoff streichen, der als letzte Instanz zwischen ihm und Sam lag, während er sie durch die einsetzende Dämmerung fuhr, und ihm plötzlich schmerzlich bewusst wurde, wie sehr er den Klang von Sams erregter Stimme vermisste – und wenn es dieser Klang in Form eines winzig kleinen unterdrückten Seufzers gewesen wäre.
 

„Sammy …“

Dean legte den Kopf in den Nacken und stöhnte leise, als Sams weiche, warme Lippen sanft über seinen Bauch glitten, und als Sam den Mund öffnete und seine erhitzte Haut mit der Zunge liebkoste, wusste er nichts anderes zu tun, als seine Finger fest ins Bettlaken zu krallen.

„Nh … Sam …“

Sam rann ein heißer Schauer über den Rücken, jedes Mal, wenn Dean seinen Namen stöhnte, und es machte ihn schier wahnsinnig, dass er nicht wusste, wie weit Dean gehen wollte – immerhin hatten sie seit … über zwei Wochen … nicht mehr miteinander geschlafen.

„Sam …“

Obwohl, wenn er genauer darüber nachdachte … Dean hatte die Tüte mit ins Motelzimmer genommen.

Sam ließ seine Finger an Deans Hosenbund gleiten, knöpfte dessen Jeans auf und rieb sich ungeduldig an der Matratze, während er den Reißverschluss aufzog.

Dean trug schwarze Shorts unter seinen Jeans, die keinen Zweifel daran ließen, wie erregt er war, und Sam leckte sich über die Lippen und legte seine Hand in Deans Schritt.

Nach der halbstündigen Autofahrt, in der Dean nur zum Schalten die Hand von ihm zurückgezogen hatte, fand er, dass er sich das mehr als verdient hatte.

Sam erschauderte, als er sich an das Gefühl erinnerte, etwas Verbotenes und dennoch Unwiderstehliches zu tun, als Dean es ihm im Impala mitten auf der Straße und bei voller Fahrt mit der Hand gemacht hatte.

Wieso fühlte sich nur alles, was Dean mit ihm anstellte, so unglaublich gut an?

„Nh …“

Sam zog Deans Shorts ein Stück nach unten, küsste seine brennenden Lenden, und Dean drückte den Kopf in den Nacken.

Das war viel zu gut, um wahr zu sein.

Er hob den Kopf wieder an, als Sam seine Haltung auf dem Bett veränderte, plötzlich über ihm kniete und beide Hände an seine Hüften legte.

Offensichtlich wusste Sam ganz genau, was er wollte – wie konnte er da widersprechen?

Dean hob seine Hüften an, Sam zog ihm in einer fließenden Bewegung sowohl seine Jeans als auch die Shorts hinunter, und Dean entging keineswegs der Blick, mit dem Sam ihn dabei ansah.

Verdammt, Sams Augen gehörten waffenscheinpflichtig!

Dean setzte sich auf, nachdem Sam ihn ganz ausgezogen hatte, und machte sich genüsslich daran, nun auch den Jüngeren von seiner Kleidung zu befreien – das wollte er sich auf gar keinen Fall nehmen lassen.

Er seufzte zufrieden, als sie schließlich beide nackt waren, zog Sam in seine Arme und küsste ihn, und zum ersten Mal seit über zwei Wochen konnte er sich völlig fallen lassen – das konnte er nur mit Sam.

Sie sanken miteinander aufs Bett, so fest aneinander gepresst, dass Beiden für einen Augenblick die Luft wegblieb, dann begann Sam, sich an Dean zu reiben – er hielt es einfach nicht mehr aus.

„Ah, Sammy …“

Dean stöhnte seinen Namen wieder und wieder, und über Sams Rücken zog sich eine prickelnde Gänsehaut, während sein ganzer Körper von einem wohligen Kribbeln erfüllt wurde.

Dean fühlte sich so gut an.

Sam erstickte Deans Stöhnen in einem gierigen Kuss, ließ seine Hände über dessen Haut gleiten und rollte sie herum, so dass Dean auf ihm zu liegen kam.

Er genoss das angenehme Gefühl von Deans Gewicht auf ihm, streichelte seinen Rücken und umschmeichelte Deans Zunge mit seiner eigenen, und biss Dean schließlich zärtlich in die Unterlippe.

Irgendwie merkte er erst jetzt, wie sehr er ihn wirklich vermisst hatte.

„Nhm …“

Deans Mund löste sich von Sams, glitt auf Sams Hals, und Sam biss die Zähne zusammen, als Dean zunächst sanft an ihm knabberte, dann an der sensiblen Haut zu lecken begann, und schlussendlich ansetzte, ihm einen Knutschfleck zu verpassen.

Sam schloss die Augen und stieß den Atem durch seine fest zusammengebissenen Zähne aus.

Sein ganzer Körper war so heiß, dass er das Gefühl hatte, bald den Verstand zu verlieren, Deans Erektion an seiner fühlte sich so unglaublich gut an, und das Verlangen, Dean irgendwie wissen zu lassen, dass er alles, wirklich alles für ihn tun würde –

Dean rollte sich neben Sam, schloss seine Hand um Sams aufragende Erregung, und Sam riss die Augen auf, keuchte tonlos und konnte nicht mehr tun, als zuzusehen, wie Dean ihn dem Höhepunkt immer näher trieb.

Der Anblick war bald mehr, als er ertragen konnte, und als er seine lustvoll verklärten Augen auf Deans Gesicht richtete, als er den Ausdruck irgendwo zwischen Leidenschaft und Hingabe auf seinen Zügen erkannte, kam er mit ungeahnter Heftigkeit.

Deans raue Stimme erklang an seinem Ohr, brachte ihn zum Schaudern.

„Ich liebe dich, Sam …“

Dean strich Sam das verschwitzte Haar aus der Stirn und wartete, bis Sam sich ein wenig erholt hatte, vertrieb sich die Zeit mit sanften Küssen, auf Sams Hals gehaucht, ab und zu mit ein paar spielerischen Bissen garniert.
 

Sam blinzelte ein paar Schweißtropfen von seinen Wimpern, leckte sich über die Lippen und versuchte, seine Atmung zu beruhigen.

Zwei Mal war er in dieser wundervollen Nacht schon gekommen, zwei Mal hatte Dean seine Zufriedenheit vor seine eigene gestellt, und Sam fand, dass das einfach nicht gerecht war.

Er wollte Dean auch zufrieden stellen.

Sam konnte nicht wirklich ausmachen, ob er noch den Vorgaben seines Verstandes folge, als er jetzt begann, Deans Brust zu küssen, oder ob der schon längst von dem stärkeren Willen seines Körpers überwältigt worden war, ohne dass er es bemerkt hätte.

Er ließ seine Zunge um Deans Brustwarzen gleiten, genoss es, wie Dean durch sein Haar kraulte, und fand sich damit ab, dass er verloren war.

Wenn es um Dean ging, war er scheinbar zu allem bereit – zu wirklich allem.

Sam zog eine Spur von heißen, feuchten Küssen über Deans Brust, seinen Bauch hinab, und presste seine Lippen so fest auf Deans Lenden, dass er die drängende Hitze seines Blutes unter der festen Haut spüren konnte.

Sam hörte Dean stöhnen, sein letztes Bisschen Restverstand ging unter einer Flutwelle von Hormonen unter, dann nahm er Deans Erektion in die Hand und leckte einmal zögerlich über die Spitze.

„SAM!“

Das Zögern in Sam schmolz, als er Dean so stöhnen hörte – es war einfach unglaublich, was diese Stimme mit ihm anstellte.

„S-Sammy … oh Gott!“

Dean glaubte nicht, was er da sah.

Eigentlich hatte er ja geglaubt, es gäbe keinen pikanteren Anblick als Sam, ans Bett gefesselt, wie er die Knie an die Brust gezogen hatte, in den Augen ein flehender Ausdruck, vermengt mit hilfloser Lust – aber das hier war definitiv mindestens so pikant, wenn nicht sogar höllenscharf!

„Sam … mh!“

Dean drückte für einen Moment die Augen zu, als Sam ihn tiefer in den Mund nahm, dann starrte er ihn einfach nur noch an.

„Sam …“

Und stöhnte.

Sam machte vorsichtige Schluckbewegungen und packte dann hastig Deans Hüften, um sie ruhig zu halten – Dean hatte heftiger reagiert, als er angenommen hatte, und das schickte ihm ein heißes Prickeln direkt in die Lenden.

Verdammt, warum gefiel ihm das hier denn jetzt auch noch so gut?

Sam hätte ein hilfloses Wimmern von sich gegeben, wenn er gekonnt hätte; er wurde wieder hart, schloss die Augen und begann, seinen Kopf auf und ab zu bewegen.

Das konnte ihn doch unmöglich so -

„Ngh! Sam!“

Augenscheinlich konnte es ihn doch so geil machen.

Sam ließ Deans Erektion kurz aus seinem Mund gleiten, schnappte hilflos nach Luft, und machte dann so hastig weiter, dass Dean keinerlei Zeit blieb, wenigstens einigermaßen zu Verstand zu kommen.

Was Sam da mit ihm anstellte, gehörte entweder verboten, oder aber täglich verabreicht – und das wenn möglich auch noch vertraglich zugesichert!

Woher zum Teufel konnte Sam das so gut?

Dean löste seine rechte Hand aus dem Bettlaken, vergrub sie in Sams Haar und stöhnte, was das Zeug hielt, ohne auch nur zu ahnen, was er damit in Sam auslöste.

Sam kniff die Augen zusammen und war beinahe froh, seine Stimme verloren zu haben.

Dean durfte auf gar keinen Fall jemals erfahren, wie gut ihm das hier gefiel.

Er hielt sich an Deans Hüften fest, nahm ihn so tief wie möglich auf und öffnete die Augen, was nicht wirklich eine gute Idee war, da Dean ihn augenscheinlich die ganze Zeit beobachtet hatte.

„Hah …“

Dean leckte sich über die Lippen und konnte sich das perverse Grinsen nicht verkneifen, als er den Ausdruck in Sams Augen sah.

„… Sammy … das … mh … gefällt dir ja …“

Er strich Sam über die heiße Wange und biss sich auf die Unterlippe.

„Gott … ich liebe dich, Sam …“

Sam richteten sich die Härchen im Nacken auf, Deans Blick brannte sich in seine Augen und brachte ihn dazu, sich völlig gehen zu lassen.

„SAM!“

Dean gab sich nicht die geringste Mühe, seine Lautstärke zu dämpfen, verkrallte auch noch die linke Hand in Sams Haar und entschied spontan, dass sein sexy Sammy der tollste Typ unter der Sonne war – so ein geschickter Linguist!

„Ich … Sam …“

Dean wollte Sam klar machen, dass er fast soweit war, aber irgendwie fehlten ihm im Moment die Worte.

„Sammy …“

Wieso war denn jetzt das einzige Wort, das sich ihm immer wieder aufdrängte, Sams Name? War sein restlicher Wortschatz mal eben ausgelagert worden?

Dean biss die Zähne zusammen und löste unter Aufbietung all seiner Entschlusskraft seine Finger aus Sams Haar – am Ende tat er ihm sonst noch weh.

„Sammy … g-gleich …“

Sams Lippen umspielte ein angedeutetes Lächeln, als er Deans schon beinahe hilfloses Stöhnen vernahm – das wusste er doch, schließlich hatte er es in Deans Augen gesehen.

Dean starrte Sam ungläubig an, als er dieses angedeutete Lächeln sah, und bekam beinahe einen Herzinfarkt – wollte Sam etwa?

Sam begann, seinen Kopf schneller zu bewegen, ließ seine Zunge zu linguistischen Höchstformen auflaufen, und Dean wurde beinahe schwarz vor Augen.

Sam wollte.

Die erschütternde Gewissheit, dass Sam tatsächlich WOLLTE, trieb Dean auf der Stelle zum Höhepunkt – er warf den Kopf in den Nacken, stöhnte ein letztes Mal Sams Namen und streichelte unbewusst durch Sams weiches Wuschelhaar, während dieser langsam seinen Mund von ihm löste.

Dean hob den Kopf gerade noch rechtzeitig wieder an, um Sam schlucken zu sehen.
 


 

Schon wieder nicht Adult ... unfassbar.

Möchte an dieser Stelle trotzdem einen Aufruf an meine volljährigen Leser starten: Kritisiert mich! Lasst mir Kommentare da!

Ich brauche Feedback für diese Kapitel und möchte die Minderjährigen da nicht noch weiter verderben, als ich es ohnehin schon tue ...

Also: Bitte, sagt mir, was euch gefallen hat, was verbessert werden muss, oder ob ihr auf solche Kapitel verzichten könnt.

Ich will's einfach nur wissen.
 

moko-chan

Der Schuss im Traum

Muffins … und Waffeln … und … Doughnuts … und – „Well, I’m hot blooded – check it and seeeeee …”

Dean grunzte unzufrieden und streckte im Halbschlaf die Hand nach dem Nachttisch aus.

Blödes Handy.

Dabei hatte er irgendwie das Gefühl, dass er grad was ganz Tolles geträumt hatte.

„Ja?“, grummelte er in den Hörer, die Augen nur einen winzigen Spalt geöffnet nachdem er die Annahmetaste gedrückt hatte, und legte den freien Arm um Sam, der sich im Schlaf dichter an ihn schmiegte.

„Dean? Ui, toll … es ist tatsächlich die richtige Nummer!“

„Ja – wer … Hannah, bist du das?“

Dean öffnete die Augen ganz und blinzelte perplex.

„Ja!“, quietschte es ihm vom anderen Ende der Leitung entgegen, „Wie schön, dass du schon wach bist!“

Dean warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand, und traute seinen Augen nicht, als er die Uhrzeit entzifferte: Halb sechs?!

„Hannah … wie kommst du an diese Nummer?“

Dean versuchte, leise zu sprechen, um Sam nicht zu wecken, und zu seinem Glück schien Hannah ausgezeichnete Ohren zu haben.

„Die ist in Seans Handy eingespeichert!“

„Und wo ist Sean?“

„Der schläft noch …“

Sean verdiente es, sterben.

Ganz eindeutig.

Wer sich von seiner kleinen Schwester das Handy klauen ließ, damit die um halb sechs Uhr morgens den Schlaf eines Menschen stören konnte, der erst vor drei Stunden ins Bett – nein, Schlafen gegangen war, verdiente es, zu sterben.

„Was möchtest du, Hannah?“, erkundigte Dean sich so ruhig wie möglich, und Hannah belohnte ihn mit einer ehrlichen Antwort.

„Ich wollte deine Stimme hören – ich hab dich vermisst.“

Nein wie süß.

Wenn es doch bloß nicht so früh am Morgen wäre.

„Und außerdem wollte ich wissen, ob es stimmt, dass du und Sam Schweinkram macht …“

Momentchen.

„Schweinkram?“, wiederholte Dean überrascht und streichelte Sam sanft durchs Haar.

„Ja, meine Freundin Rina hat gesagt, du und Sam macht Schweinkram!“

„Deine Freundin Rina hat gesagt – Hannah, deine Freundin Rina hat keine Ahnung, wer Sam und ich SIND!“

Dean musste sich Mühe geben, nicht zu schreien.

Er mochte dieses Kind, wirklich, er mochte es, aber es war HALB SECHS Uhr morgens, verdammt!

„Ja, aber ich hab ihr von euch erzählt und dass Sam dich lieb hat, und dass du Sean gehauen hast, als … weil du es nicht magst, wenn Leute deine Sachen anfassen? … Und da hat sie gesagt, dass ihr bestimmt Schweinkram macht! Stimmt das?“

Dean brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen, dann sagte er sehr entschieden: „Nein.“

„Jaaa, das hat Kinka auch gesagt …“

Dean gab sich geschlagen.

„Wer ist Kinka?“

„Rinas Schwester!“

Rina und Kinka? … Egal.

„Und Kinka sagt, dass Sam und ich keinen Schweinkram machen?“, erkundigte Dean sich mit einem leicht belustigten Unterton in der Stimme und schloss die Augen.

Jetzt wo er sowieso wach war, konnte er sich auch noch ein wenig mit Hannah unterhalten.

„Ja, sie sagt, du und Sam habt euch einfach nur ganz doll lieb – und wie geht’s eigentlich Batzmaru?“

„Gut, der schläft noch.“

Dean grinste leicht, als Sam sich noch ein wenig enger an ihn schmiegte.

„Und Sam?“

„Der auch.“

Erst das blöde Plüschtier, dann Sam. Hannah hatte verdrehte Prioritäten.

„Das freut mich. Singst du mir was vor?“

Bitte?!

„Singen? Ich? Jetzt? Wieso?“

Dean hatte das Gefühl, noch nie zuvor derartig eloquent gewesen zu sein.

„Sean meinte neulich, du hast bestimmt ne tolle Singstimme …“

Sean war so gut wie tot!

„Hannah, ich kann dir jetzt nichts vorsingen.“

„Warum nicht?“

Berechtigte Frage.

„Weil Sam doch noch schläft …“

Hannah war einen Moment lang still, augenscheinlich arbeitete sie an einem schlagenden Gegenargument.

„Ganz leise?“

Na bitte, da war es.

„Was soll ich denn singen?“, fragte er gottergeben und fragte sich im Stillen, warum er diesem Kind einfach nichts abschlagen konnte.

Das grenzte ja schon an Gedankenkontrolle.

„Nothing else matters“, meinte Hannah schließlich, und Dean entglitten sämtliche Gesichtszüge.

„Von Metallica?!“

„Ja, wieso? Kennst du das nicht?“

Dean MOCHTE dieses Kind.

Warum also nicht singen? Singen war nichts, was ihn auf der Männlichkeitsskala Punkte gekostet hätte – jedenfalls nicht, wenn er etwas von Metallica sang – und Hannah würde sich darüber freuen.

Also sang er.
 

Dean legte NICHT auf, als er Hannahs gleichmäßig tiefe Atemzüge hörte, und kümmerte sich kein Stück darum, dass Sean vermutlich auf einer horrenden Handyrechnung sitzen bleiben würde.

Er beförderte sein Handy zurück auf den Nachttisch, und weil Sam den Augenblick nutzte, auf ihn zu rutschen und sich an ihn zu schmusern, drückte er ihm prompt ein Küsschen auf die Wange.

Mh, Sam musste sich mal wieder rasieren.

Und jetzt flugs wieder einschlafen.

Dean schloss die Augen, konzentrierte sich auf Sams Herzschlag und atmete bewusst langsam ein und aus.

Sam bewegte sich leicht, sein Schlaf wurde mit einem Mal unruhig, und Dean schlug die Augen wieder auf und brauchte ein wenig, bis er realisierte, dass Sam offenbar einen Alptraum hatte.

Einen schlimmen Alptraum.

Deans Zögern, Sam zu wecken, verflüchtigte sich, als er sah, wie Sam hinter seinen zuckenden Lidern die Augen verdrehte und den Mund zu einem Stöhnen öffnete, das ungehört blieb.

„Sam …“

Das Rütteln an seiner Schulter weckte Sam so abrupt wie ein Schwall kalten Wassers, und Dean konnte ihn nur unter Aufbietung von sanfter Gewalt davon abhalten, wild um sich zu schlagen.

„Ganz ruhig Sammy – ich bin’s! Du hast geträumt, beruhige dich!“

Sams eben noch panisch ins Leere gehender Blick fokussierte sich auf Deans Gesicht, und doch wirkte er noch immer, als sei er mit den Gedanken ganz woanders.

„Sam?“

Sam brauchte einen Moment, um sich zu fassen, dann stand er aus dem Bett auf und ging ins Bad.

Dean folgte ihm besorgt, beobachtete, wie Sam den Wasserhahn vom Waschbecken aufdrehte, sich das Gesicht kalt abwusch, und reichte ihm dann ein Handtuch.

„So schlimm?“

Sam trocknete sich das Gesicht ab und nickte, dann nahm er Deans Handgelenk und zog ihn mit sich ins Schlafzimmer.

„Was hast du geträumt, Sam?“

Sam hielt inne, sah Dean mit einem Blick an, der ganz klar „Seit wann interessiert dich denn sowas?“ ausdrückte, und Dean schickte einen zurück, der ganz klar „Jetzt frag doch nicht so blöd!“ antwortete.

Schon toll, wie das funktionierte.

Dean reichte Sam schweigend seinen getreuen Block samt Kugelschreiber, schob ihn zu dem winzig kleinen Tisch am Fenster, drückte ihn auf den winzig kleinen Stuhl davor – unterdrückte ein unfreiwilliges Lachen, bei Sams Anblick – und befahl ihm, zu schreiben.

„Los jetzt!“, grunzte er, als Sam zweifelnd zu ihm aufblickte, und Sam verdrehte nun seinerseits die Augen und schrieb.

„Okay … du hast also von … Clowns geträumt …“

Sam drehte sich zu Dean um, verpasste ihm einen strafenden Klaps und deutete auf das entsprechende Wort.

„Nicht Clowns? Von … Chaos ... ach so … Chaos … aha … und dann noch von -“,

Dean runzelte die Stirn, „Sharon?“

Sam nickte und schrieb weiter, ohne Dean anzusehen, und Dean biss die Zähne zusammen und fing wieder an zu lesen.

„Ich hab … auf sie geschossen?“

Sam nickte erneut, und Dean sah ihm plötzlich an, wie sehr er sich verkrampft hatte.

„Es war nur ein Traum, Sammy.“

Dean legte Sam die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.

„Komm wieder mit ins Bett.“
 

Dean fixierte seinen Blick auf die regennasse Straße und hielt das Lenkrad des Impalas ausnahmsweise mit beiden Händen fest.

Wie schön, dass sich das Wetter solche Mühe gab, seine Stimmung zu verbessern.

Sam neben ihm auf dem Beifahrersitz war schon vor einiger Zeit eingeschlafen – etwas, das er an diesem Morgen nach seinem aufwühlenden Alptraum wohl nicht mehr fertig gebracht hatte – und Dean war beruhigt, dass Sam diesmal absolut Alptraum frei zu schlafen schien.

Alpträume erinnerten ihn zu sehr an Sams Visionen, und auf diese Erinnerung konnte er ehrlich gern verzichten.

Dean warf Sam einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu, und weil der momentan dümmlich vor sich hin lächelte, zog er kurz die Augenbraue hoch und lächelte dann ebenfalls.

Na toll – jetzt ließ er sich schon von sowas Banalem wie Sams Strahlemann-Lächeln aufheitern.

Ganz großartig.

Dean machte die Scheinwerfer des Impalas an und verfluchte das miserable Wetter, das dafür sorgte, dass es den ganzen Tag noch nicht so richtig hell geworden war.

Der Scheibenwischer rauschte quäkend von der einen zur anderen Seite und tat sein Bestes, gegen die Sturzbäche anzukämpfen, die ununterbrochen gegen die Windschutzscheibe prasselten.

Die Wolkenfront, auf die er zusteuerte, versprach keinerlei Besserung, was das betraf – eher das Gegenteil – und Dean hatte die leise Vorahnung, dass sie mit einem heftigen Gewitter rechnen konnten.

Dann war das Gewitter, das Sharon zu erwarten hatte, zumindest nicht das Einzige.

Dean warf einen Blick auf die Uhr – es war kurz vor drei und somit höchste Zeit fürs Mittagessen, aber aus irgendeinem Grund verspürte er nicht einmal das kleinste Hungergefühl.

Sam neben ihm regte sich leicht, und Dean warf ihm erneut einen Seitenblick zu, um sich davon zu überzeugen, dass Sam noch immer von Schmetterlingen und Gänseblümchen träumte – oder was es auch immer war, das dieses dümmliche Lächeln auslöste – dann trat er fester aufs Gaspedal.

Wenn Dean ehrlich war, dann verstörte ihn der Alptraum, den Sam gehabt hatte, viel mehr, als ihm lieb war, und zwar deswegen, weil er die Vorstellung von sich selbst, wie er auf Sharon schoss, gar nicht so schlimm fand.

Augenscheinlich war er nicht ganz so sehr über diese leidige Angelegenheit hinweg, wie er es gerne hätte, und zudem auch noch krankhaft eifersüchtig.

Wenn er ganz ehrlich war, dann verstand Dean sogar irgendwie diesen Typen, der durchgedreht war, als er seine Frau mit den Milchmann erwischt hatte – das Dumme war nur, dass er selbst vermutlich sehr viel mehr Schaden anrichten würde als dieser Typ, falls er ebenfalls durchdrehen sollte.

Er war schließlich derjenige mit dem Kofferraum voller Waffen.

Dean schnitt sich im Rückspiegel des Impalas eine Grimasse und beschloss, dass diese Gedanken absolut unsinnig waren.

Er war bisher nicht durchgedreht, also würde er das auch in Zukunft nicht tun, er würde nicht auf Sharon schießen, weil es sich nun einmal nicht gehörte, auf Frauen zu schießen – er würde sie höchstens ein bisschen mit vorgehaltener Waffe bedrohen (das hatte sie nämlich verdient).

Ein Schild am Straßenrand kündigte an, dass es nur noch etwa fünf Meilen bis nach Sodom und Gomorra waren, und Deans Gesicht glättete sich unwillkürlich zu einer ausdruckslosen Maske, die nur dann für einen Moment aufbrach, als sich ein gleißender Blitz quer über den Himmel vor ihm zog.

Da war wohl Jemand genau so sauer wie er.
 


 

O____o
 

Was'n das Kapitel jetzt so kurz?

Das war doch vorher nicht so kurz!

Wie konnte mir das passieren?!

Argh!

Das nächste Kapitel muss wieder länger werden!

Ich muss MEHR schreiben! Füllsätze, ich brauche Füllsätze!

Der Sturm

„Meine Fresse!“

Dean riss die Augen auf, als eine ungeahnt heftige Windböe hinterlistig von hinten kam und ihn beinahe von den Füßen riss.

Er klammerte sich instinktiv an Sams Arm fest – Sam war riesig, der würde nicht weggeweht werden – und ignorierte den amüsierten Blick, den Sam ihm daraufhin zuwarf.

Der hatte ja auch nicht „Twister“ gesehen.

Sie erreichten den Greenway, ohne weggeblasen zu werden – Dean grinste, als ihm dieser Gedanke zusammen mit der Erinnerung an die vergangene Nacht kam – und legten die letzten Meter zu Sharons Haus schweigend zurück.

Nun gut, Dean schwieg, Sams Mimik wurde weniger aussagekräftig.

Klingeln oder nicht klingeln war nun die Frage, und Sam nahm Dean diese Entscheidung ab, indem er die Hand nach dem Klingelknopf ausstreckte und draufdrückte.

Dean wäre eher danach gewesen, die Tür einzutreten, aber das konnte er ja auch noch beim Rausgehen machen.

Die 357er Magnum Taurus hinten in seinem Hosenbund drückte kühl gegen seine Haut, und Dean biss die Zähne zusammen, als Sharon die Tür öffnete, ihn doch tatsächlich nicht erkannte und mit einem Lächeln begrüßte.

„Ja?“

Ihr Blick veränderte sich, als sie Sam bemerkte, der schräg hinter ihm stand, und Dean schob sich an ihr vorbei ins Haus.

„Wir müssen reden.“

Sharon blickte verwirrt zu Sam auf und ließ auch ihn eintreten, als er nicht darauf reagierte.

„Mit so einem Besuch hab ich ja nun wirklich nicht mehr gerechnet“, murmelte sie, ging voran ins Wohnzimmer und lud Sam und Dean mit einer flüchtigen Geste ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen.

„Also – Dean, richtig?“, setzte sie an, noch bevor Dean Gelegenheit gehabt hätte, sie anzuschreien, „Ich wusste ehrlich nicht, dass du und Sam ein Paar seid, und ich hätte niemals mit ihm geschlafen, wenn -“

Sharon hielt inne, als sie Deans Blick bemerkte, und hielt sich die Hand vor den Mund.

„Oh Gott, jetzt sag nicht, das hast du nicht gewusst?!“

„Doch, hab ich!“, knurrte Dean sie an, und wurde nur von der Hand, die Sam ihm ungebeten auf den Oberschenkel legte, davon abgehalten, ihr an die Gurgel zu springen, „Und deswegen sind wir auch nicht hier!“

Sie zuckte zusammen, als er sie so anblaffte, und zog die Schultern hoch.

„Sondern?“

Sharon warf einen fragenden Blick auf Sam.

„Wieso sagst du eigentlich nichts dazu?“

Sam legte überrascht die Stirn in Falten, und Dean sprang vom Sofa auf.

„Jetzt hab ich wirklich die Schnauze voll, du Miststück! Mach es rückgängig, oder du -“

Dean wandte den Kopf und sah irritiert zu Sam auf, als der seine Hand festhielt, mit der er eben nach der Waffe in seinem Hosenbund greifen wollte.

„Was zum Teufel soll das, Sam?!“

Sam schüttelte den Kopf und machte schon wieder dieses furchtbar unbehagliche Gesicht – wie konnte ein einzelner Mensch nur so viel Stirn zum Runzeln haben?

„Soll das heißen, du kaufst ihr diese Show ab, Sammy?“, fuhr Dean ihn ungläubig an, und Sam nickte entschlossen, was Dean von der einen auf die andere Sekunde total aus dem Konzept brachte.

„Aber … aber dann …“

Dean warf die Hände in die Luft, ließ sich zurück aufs Sofa plumpsen und schenkte Sam einen düsteren Blick.

„Mach doch, was du willst.“

Sam nickte erneut und machte eine beschwichtigende Geste in Richtung Sharon, die vor Schock scheinbar erstarrt war.

„Was … hat das alles zu bedeuten?“, brachte sie schließlich kaum hörbar hervor, und Sam ging auf sie zu und nahm sie beruhigend bei den Schultern.

Der Gedanke, dass das mit Dean im Nacken möglicherweise eine schlechte Idee war, kam ihm erst, als es zu spät war.

„Warum sagst du denn nichts?!“, fuhr Sharon ihn an, und er erwiderte ihr Starren so ruhig wie möglich.

„Weil er es nicht kann, du dumme Kuh!“

Sharon wandte ihren Blick von Sam ab und starrte stattdessen Dean an.

„Weil er es nicht kann?“

Dean verschränkte die Arme vor der Brust, als weigere er sich aus Prinzip, dumme rhetorische Fragen zu beantworten.

Sharon sah Sam nicken, runzelte die Stirn und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Und ihr denkt, das sei meine Schuld? Wie zum Teufel hätte ich das anstellen sollen?“

„Voodoo“, erwiderte Dean knapp, und sie starrte ihn an, als habe er den Verstand verloren.

Langsam begann auch er, ihr diese ‚Show’ abzukaufen.

Aber wer zur Hölle war dann für Sams Zustand verantwortlich?!
 

„Voodoo … unglaublich …“

Sharon machte ein paar unsichere Schritte und ließ sich dann in den Sessel gegenüber der Couch fallen.

„Das glaubt ihr wirklich, ja? Und deswegen schreist du mich so an?! Bist du verrückt?!“

Deans Gedanken wanderten flüchtig zu der Magnum, er verweigerte auch auf diese Frage die Aussage und starrte sie unter gerunzelten Brauen heraus finster an.

„Du hättest die Möglichkeiten und ein Motiv gehabt“, grunzte er genervt, und sie warf einen kurzen Blick auf Sam, der sich soeben neben Dean setzte.

„Die Möglichkeiten und ein Motiv?“

Gab es in diesem Wohnzimmer ein Echo?

„Ja, die Möglichkeiten und ein Motiv!“, wiederholte Dean ungeduldig. „Für Voodoo in der Größenordnung braucht man etwas von der Person, auf die man Magie wirken will … Körperflüssigkeiten zum Beispiel!“

Sharon verzog unwillkürlich das Gesicht.

„Das ist ja ekelhaft!“

Dean zuckte mit den Schultern.

„Ist nun mal so. Über dein Motiv brauchen wir jawohl nicht reden …“

Sharon zog eine perfekt geschwungene Augenbraue in die Höhe und warf einen kurzen Blick auf Sam, der mit unzufriedenem Gesicht neben Dean auf der Couch hockte.

„Weil ich ihn nicht haben konnte?“, mutmaßte sie und grinste doch tatsächlich. „Tut mir leid, wenn ich das so sage, Dean – dein Sammy mag ja süß sein, aber so süß nun auch wieder nicht … das hab ich Sasha auch zu erklären versucht.“

„Er heißt Sam!“, wies Dean sie zurecht. „Und wer zum Teufel ist Sa- Sam, hör sofort auf damit!“

Sam hatte plötzlich angefangen, wie ein Irrer an Deans Jeans und Pullover herum zu zerren und fuchtelte nun derart energisch mit den Armen, dass Dean sich ernsthaft Sorgen machte, k.o. geschlagen zu werden.

„Beruhige dich, Sammy!“

Sharon lenkte durch ein nicht zu unterdrückendes Kichern seine Aufmerksamkeit auf sich und fing sich einen Todes-Verachtungs-Blick ein.

„Tschuldigung – aber ihr Zwei seid einfach zu süß“, kicherte sie unbeeindruckt und stützte das Kinn in die Hand. „Sasha ist meine Friseurin.“

„Heißt das nicht Friseuse?“, stichelte Dean, während er Sams Handgelenke festhielt, um nicht doch noch ein blaues Auge zu riskieren, und Sharon schüttelte zurechtweisend den Kopf.

„Nein, das ist jetzt politisch unkorrekt.“

Dean machte ein genervtes Gesicht.

„Aha. … … … Moment: Friseuse?“

Sam entriss ihm seine Handgelenke und fing wieder an zu gestikulieren, und bei Dean fiel der Groschen.

„Haare!“

Sams Gesicht machte „Verdammt, hat das lange gedauert!“, dann sprang er vom Sofa.

„Haare?“, wiederholte Sharon irritiert, „Soll das etwa heißen, dass ihr mir weismachen wollt, Sasha hätte etwas mit Voodoo zu tun?! Das ist doch absolut lächerlich!“

„Ach ja?!“

Dean verlor langsam aber sicher die Geduld mit dieser rothaarigen Ziege.

„Und wie erklärst du dir dann die ganzen Fälle von Untreue und Ehebruch in dieser beschaulichen Stadt?! Sasha besitzt doch bestimmt den einzigen Friseursalon hier, hab ich Recht?!“

Dean ignorierte Sams „Ich hab’s doch gleich gesagt!“ Gesicht, stand auf und starrte Sharon ungeduldig nieder, ohne wirklich zu begreifen, was Sasha noch getan hatte, außer Sam stumm zu machen.

„Ja, das stimmt schon“, gab Sharon unwillig zu, „Der andere hat pleite gemacht, als sie aus New Orleans hergekommen ist und ihren eröffnet hat. Aber warum sollte sie – oh mein Gott …“

Sharon schlug die Hand vor den Mund, ihre ohnehin blasse Haut hatte einen unnatürlich bleichen, beinahe schon teigigen Farbton angenommen.

„… An dem Tag, als Sam im Salon war, hat sie gemeint, er sei perfekt für mich … und später hat sie nicht eher Ruhe gegeben, bis ich ihr erzählt habe, dass er … also … mit dir zusammen ist … und sie hat sich ganz schrecklich aufgeregt, dass er nicht vorher gesagt hat, dass er …“

Ihre Stimme war durch ihre Hand vor ihren Lippen leicht gedämpft, aber noch immer gut zu verstehen.

Dean schloss kurz die Augen.

„Sie hat gesagt, er sei perfekt für dich?“

Natürlich. Sam und er waren Idioten. Alle Beide.

„Aber … das kann doch nur ein Zufall sein … ich … das ist doch völlig unmöglich!“

Sie starrte Sam an, der ihren Blick traurig erwiderte, und schluckte trocken.

„Sie hat dich dazu gebracht … du hättest nie … oh Mann …“

Sharon legte beide Hände an ihre Schläfen, als versuche sie, ihren Verstand im Kopf zu halten.

„Hat sie Gary dazu gebracht, seine Frau und den Milchmann zu erschießen?!“

Als Sharon wieder aufblickte, war sie überrascht über den Blick, den Sam und Dean einander zuwarfen, dann lächelte sie schwach.

„Wie schön für euch, dass eure Beziehung jetzt wieder im Lot ist, aber könntest du mir meine Frage beantworten, Dean?“

Dean riss seinen Blick von Sams Augen los und räusperte sich.

„Ich glaube eher, dass sie Garys Frau dazu gebracht hat, den Milchmann ranzulassen – aber ich finde, das sollten wir sie persönlich fragen!“
 

„Dieses Mistwetter kann doch keinen natürlichen Ursprung haben!“

Dean stemmte sich dem Wind entgegen und unterdrückte den Impuls, sich erneut an Sams Arm festzuhalten.

Nachher wurde er noch mal so blöde angegrinst, und darauf konnte er ehrlich gern verzichten.

„Na klar, jetzt erzählt mir nur noch, dass es auch noch übernatürliche Wesen gibt, die das Wetter beeinflussen können!“, ertönte Sharons sarkastische Stimme, und Sam und Dean warfen sich einen kurzen Blick zu.

„Ist nicht euer Ernst, oder?“

Sharon, die sich bereit erklärt hatte, die beiden Jäger zu Sashas Haus zu führen, machte ein fassungsloses Gesicht, schlang die Arme um sich selbst, um sich vor dem beißenden Wind zu schützen, und beschloss, dass es das Klügste sei, einfach den Mund zu halten.

„Hier, das ist es“, meinte sie schließlich, als sie das Ende einer etwas versteckt gelegenen Seitenstraße erreicht hatten, und Dean und Sam warfen einen kurzen Blick in den liebevoll angelegten Kräutergarten, umrahmt von ebenso liebevoll angelegten Blumenbeeten, vor einem gemütlichen alten, weiß getünchten Haus.

Es waren doch immer die, von denen man es am wenigsten erwartete.

„Danke Sharon“, Dean sah die Rothaarige über die Schulter an und bedeutete ihr dann mit einem Nicken, zu verschwinden, „Ab hier machen wir allein weiter.“

„Und was heißt das genau? Was habt ihr mit ihr vor?“

Dean unterdrückte ein genervtes Stöhnen und rollte stattdessen dezent mit den Augen.

„Das kommt ganz darauf an, wie kooperativ sie sich zeigt! Und jetzt hau ab!“

Dean hatte sie zwar nicht unbedingt angeschrieen, aber sein Ton reichte aus, dass sie zusammenzuckte, und Sam ihm einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.

Na ganz großartig, jetzt war er wieder der Arsch ohne Sozialkompetenz.

„Sharon, im Ernst jetzt: Das könnte gefährlich werden – du solltest verschwinden!“

Sam wirkte über diese Worte noch ein wenig überraschter als Sharon, und Dean zog eine genervte Schnute.

„Jetzt guckt nicht so blöde! Hau endlich ab, Sharon!“

Sharon wollte sich dies offenbar kein drittes Mal sagen lassen, machte auf dem Absatz kehrt und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren, ihr rotes Haar wehte wie eine Fahne im Wind.

Dean konnte sie noch immer nicht ausstehen, musste sich jedoch eingestehen, dass das nicht unbedingt ihre Schuld war.

Die Person, die etwas dafür konnte, verbarg sich hinter dieser weißgetünchten Vortäuschung von Anstand.

„Nehmen wir die Hintertür?“, erkundigte Dean sich eher rhetorisch bei Sam, dessen Gesicht machte „Hast du denn deinen Dietrich dabei?“, und Dean verkniff sich einen zweideutigen Witz über diese Frage – obwohl, eigentlich nicht.

„Natürlich Sam! Du kennst mich, ich bin allzeit bereit!“

Sam verdrehte die Augen und packte Dean bei der Schulter, als eine besonders heftige Windböe diesen leicht schwanken ließ.

„Gehen wir rein“, schlug Dean möglichst ruhig vor, und Sam schob ihn sanft vor sich her in Richtung Haus.

Wenigstens hatte das furchtbare Wetter den Vorteil, dass sich niemand auf der Straße herum trieb und sie hätte beobachten können.

Sam und Dean betraten den gepflegten Garten, der Duft von Jasmin war allgegenwärtig – trotz des heftigen Windes – und Deans Bewusstsein suchte sich ausgerechnet diesen Moment aus, um voll und ganz und absolut zu begreifen, dass Sam ihn nicht freiwillig betrogen hatte.

Er verspürte ein derartiges Hochgefühl, dass er nach Sams Hand griff und sie festhielt, während er den deutlich verwirrten Sam mit zur Hinterseite des Hauses zog.

Wenn ihm schon mal nach Händchenhalten war, konnte er dem auch ruhig nachgeben.

Dean ließ eher unwillig von Sams Hand ab, als er vor der Hintertür in die Hocke ging, um mit seinem Dietrich das Schloss aufzubrechen.

Sam stand so dicht neben ihm, dass er die Wärme seines Körpers spüren konnte, und Dean biss sich auf die Unterlippe, als ihm bewusst wurde, dass er genau in der richtigen Position war, um sich für Sams Blowjob zu revanchieren – nur dass jetzt kaum der richtige Moment für sowas war.

Die Puppenkönigin

So, ich hab kein Plan, warum das diesmal so lange gedauert hat und entschuldige mich für die Schnecken von Animexx, die von heute morgen kurz nach Mitternacht bis jetzt - 19.47 Uhr - gebraucht haben, dieses Kapitel online zu stellen.
 

Hab euch alle lieb und wünsch euch viel Spaß beim Lesen!
 

moko-chan
 


 

Das Schloss knackte leise, als es aufsprang, was Dean ein zufriedenes Grinsen entlockte, bevor er aufstand und seinen Dietrich zurück in seine Hosentasche steckte.

Er warf Sam einen Blick über die Schulter zu und zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, als Sam sich plötzlich vorbeugte und ihm einen Kuss gab.

Mann, musste das denn ausgerechnet jetzt sein?

„Nhm …“

Der Wind wehte ihm Sams Haar ins Gesicht, Sam leckte über seine Lippen, und Dean vergaß, dass er soeben eine Tür aufgebrochen hatte, drehte sich zu ihm um und schlang die Arme um Sam.

Langsam aber sicher wurde diese Dynamik zwischen ihnen gefährlich.

„Nhgh …“

Dean schob Sam sanft aber bestimmt von sich, als der sich mit dem ganzen Körper an ihn schmiegte, und sah ihm in die Augen.

„Du bist schlimm, Sam … sehr schlimm“, schnurrte er grinsend, als er Sams hungrigen Blick bemerkte, und strich ihm mit dem Zeigefinger über die Wange. „Wenn du so weiter machst, werd ich dir den Hintern versohlen müssen …“

Dean gluckste leise auf, als er Sams Gesichtsausdruck entschlüsselte, der zwischen Entsetzen und Erregung schwankte.

„Die Idee gefällt dir?“

Sam schob Dean mit hochroten Wangen durch die aufgebrochene Tür ins Innere des Hauses und visualisierte vor seinem inneren Auge eine kalte Dusche, um seine Hormone unter Kontrolle zu bekommen.

Dean war doch einfach nur unmöglich!

Als er dann allerdings die Sammlung von Voodoo-Puppen bemerkte, die sich in diesem Raum befand, brauchte er keine Visualisierung mehr, ihm wurde auch so eiskalt.

Der wohl als Abstellkammer angedachte Raum war von Sasha zu einer kleinen Voodoo-Werkstatt umfunktioniert worden, eine neue Puppe lag kurz vor ihrer Fertigstellung auf der Arbeitsplatte, Plastiktüten mit Haaren, auf denen der Name der entsprechenden Person stand, waren an eine Pinnwand geheftet worden – unter die Kundenphotos, die Sam auf der Webseite des Friseursalons entdeckt hatte.

Sasha fühlte sich offenbar so sicher in dieser lauschigen Kleinstadt, dass sie weder das Fenster mit Vorhängen vor ungewollten Blicken verhangen, noch andere Sicherheitsmaßnahmen gegen neugierige Nachbarn oder potentielle Einbrecher ergriffen hatte.

Dean knirschte beinahe mit den Zähnen, so wütend war er.

Wenn er doch bloß schon vor ein paar Wochen auf Sam gehört hätte!

Nicht nur hätten sie sich dann diese leidige Angelegenheit mit dem Seitensprung erspart, auch Sasha wäre früher das Handwerk gelegt worden – zwar nicht früh genug, um Gary davon abzuhalten, seine Frau und den Milchmann zu erschießen, aber Dean wollte lieber nicht wissen, wie viel Unheil diese Frau in der Zwischenzeit hatte anrichten können.

Dean zuckte, als er Sams unschuldig lächelndes Gesicht an der Pinnwand entdeckte, und verspürte den unwiderstehlichen Drang, einfach das ganze Haus samt Inhalt und Bewohnerin abzufackeln.

„Was zum Teufel machen Sie hier?“

Dean fuhr herum, sah Sasha in der Tür zum angrenzenden Zimmer stehen, die – von allen Gewehren – ausgerechnet eine Winchester auf ihn und Sam richtete, und konnte sich gerade noch einen dummen Spruch verkneifen.

„Wonach sieht’s denn aus?“, gab er stattdessen zurück, hob jedoch vorsichtshalber die Hände in die Höhe.

Sasha sah aus wie die durchgedrehte Variante von Missouri, und da bereits das Original einschüchternd genug war, wollte er lieber nicht wissen, wozu ihr böser Zwilling imstande war.

Die aufgebrochene Tür fiel mit einem Knall ins Schloss, als sie von einer heftigen Windböe gepackt wurde, und Sam und Dean zuckten zusammen, Sasha packte das Gewehr in ihren Händen fester.

„Es sieht so aus, als wären Sie bei mir eingebrochen“, zischte sie schließlich zur Antwort, die Augen zu zwei gefährlich glitzernden Schlitzen verengt, und deutete Sam mit einem Schwenk der Winchester an, sich neben Dean zu stellen.

Ihr ohnehin frostiger Blick wurde noch kälter, als sie Sam erkannte.

„Kommst du mit deinem kostbaren Freund, um ihn mir vorzustellen?“

Dean erschauderte unter diesem Blick irgendwo zwischen Hass und absoluter Gleichgültigkeit.

Die Frau war verrückt. Vollkommen verrückt.
 

„Willst du denn gar nichts dazu sagen, mein Kleiner?“, wandte Sasha sich höhnisch an Sam, und Dean zog unwillkürlich die Augenbraue in die Höhe.

Kleiner? Sam? Wirklich vollkommen verrückt die Alte.

„Oder hat es dir die Sprache verschlagen? Du hättest Sharon gleich sagen sollen, dass du andersrum bist, dann wäre sie nicht so schrecklich enttäuscht gewesen, und ich hätte dich nicht für deine grenzenlose Verlogenheit bestrafen müssen!“

Der plötzliche Ausdruck von Schuld auf Sams Gesicht war mehr, als Dean im Moment ertragen konnte.

„Für seine Verlogenheit bestrafen? Weil er einer völlig Fremden nicht sofort auf die Nase gebunden hat, wie er’s im Bett mag?!“

Der Lauf der Winchester in unmittelbarer Nähe zu seiner Nase brachte Dean abrupt zum Schweigen, und er schluckte unbehaglich, als er den selbstgerechten Ausdruck auf Sashas Gesicht sah.

Wenigstens hatte er im Austausch diesen schrecklichen schuldbewussten Ausdruck von Sams Gesicht wischen können.

Der Sturm rüttelte an den Fenstern, und es wurde so dunkel draußen, dass kaum noch Licht in Sashas Bastelzimmer des Bösen drang, was die Schatten in ihrem Gesicht unheimlich verstärkte – und bewusst oder unbewusst, sie schaltete das Licht an, ohne Sam und Dean auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

„Natürlich musste ich ihn für seine Verlogenheit bestrafen“, ging sie schließlich auf Deans Frage ein, „Nachdem ich mir solche Mühe gegeben hatte, den perfekten Mann für Sharon zu finden … und nach all den Monaten spaziert er endlich zur Tür herein – und dann DAS!“

Sashas eigentlich so angenehme Stimme verzerrte sich zu einem hysterischen Keifen, und sowohl Dean als auch Sam zuckten zusammen.

„Dabei dachte ich, es könne nicht mehr schlimmer kommen, nachdem Gary meine ganzen Pläne für Sally und Mike kaputt gemacht hat!“

Das Licht von der nackten Glühbirne unter der Decke flackerte kurz, das Heulen des Windes draußen wurde lauter.

Sam brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass Sasha die Einwohner dieser Stadt als ihre persönliche Puppensammlung zu betrachten schien, die sie nach Lust und Laune manipulierte.

Dean war einfach nur angewidert von ihrer selbstzufriedenen Haltung.

„Lasst mich raten, was ihr hier wollt: Dem Goldjungen seine Stimme zurückgeben? Das könnt ihr vergessen.“

Ein ausnehmend unangenehmes Lächeln zog sich über Sashas Gesicht.

„Ich mache aus Prinzip keine meiner Entscheidungen rückgängig, und außerdem könnt ihr euch glücklich schätzen, dass Sam“, sie sprach den Namen auf eine Art aus, dass Dean beinahe eine Gänsehaut bekam, „so glimpflich davon gekommen ist … im ersten Moment wollte ich ihm seine falsche Zunge heraus reißen!“

Dean war sich der Magnum hinten in seinem Hosenbund mit einem Mal so bewusst wie vermutlich erst selten in seinem Leben.

Es mochte sich nicht gehören, eine Frau mit einer Waffe zu bedrohen, mit einer geisteskranken Irren verhielt es sich da allerdings ganz anders.

Jetzt musste Dean es nur noch irgendwie schaffen, seine Waffe zu ziehen, ohne dass ihm sofort der Kopf weggeblasen wurde – und er musste wirklich lernen, nicht zu grinsen, wenn er nur an das Wort ‚blasen’ dachte.

„Findest du das lustig?!“, fuhr Sasha ihn an und presste den Lauf der Winchester an seine Brust.

„Lustig? Dass ich ihm nicht mehr im fünf Minuten Rhythmus sagen kann, er soll die Klappe halten? Was genau soll daran lustig sein?!“, knurrte Dean zur Erwiderung, hob seine Hände noch ein wenig höher, weil sich die Mündung der Waffe plötzlich noch ein wenig tiefer in seine Brust bohrte, und machte ein unschuldiges Gesicht – oder zumindest das, was er dafür hielt.

Er wusste, dass Sam ihn vorwurfsvoll ansah, er konnte seinen Blick auf sich ruhen spüren.

Die Frage war nur, ob Sam ihn mal wieder für einen leichtsinnigen Idioten hielt, oder ob er durchschaut hatte, dass Dean sich nur so unmöglich benahm, um Sashas Aufmerksamkeit und somit die Gefahr, angeschossen zu werden, auf sich selbst zu lenken.

„Ich könnte der Polizei erzählen, ich hätte euch in Notwehr erschossen, weißt du?“, überlegte Sasha laut, „Ihr seid bei mir eingebrochen und habt mich angegriffen … das klingt doch plausibel, nicht wahr?“
 

In Deans Kopf jagte ein Gedanke den nächsten, während ein Blitz draußen den Himmel erhellte.

Jetzt war das Unwetter scheinbar direkt über ihnen.

Wenn er sich nicht beeilte, würde Sasha ihre Drohung wahr machen, ihn und Sam umnieten, und dann vermutlich in Ruhe einen Tee trinken, bevor sie bei der Polizei anrief, um ihren angeblichen – oder vielmehr tatsächlichen – Einbruch zu melden.

Und wenn die Polizei ihr nicht glaubte – was allerdings höchst unwahrscheinlich war – konnte sie sie ja immer noch mit Voodoo lenken.

Gott, Dean hasste Voodoo.

Er hasste alles, was den Menschen ihren freien Willen raubte und zu Marionetten eines Individuums machte, das in neunzig Prozent aller Fälle nicht nur übergeschnappt sondern auch noch größenwahnsinnig war.

Selbst wenn Sashas Absichten anfangs ehrenvoll gewesen sein mochten – schwer vorstellbar, aber durchaus möglich – diese Art von Kontrolle konnte niemals zu einem glücklichen Ende für alle Beteiligten führen.

„Können wir uns nicht -“, setzte Dean an und hielt sofort wieder inne, einerseits, weil seine Nase schon wieder Bekanntschaft mit der Winchester machte, andererseits, weil Sam den Moment genutzt hatte, in dem Sasha sich voll und ganz auf Dean konzentrierte, um die Magnum hinten aus Deans Hosenbund zu ziehen.

Sein Sammy war ja so klug und dann auch noch so groß und gutaussehend – zum Glück traf das auch auf ihn selbst zu, sonst würde er am Ende noch an Minderwertigkeitskomplexen eingehen.

Dass er kleiner war als Sam, lag sowieso nur an den O-Beinen und da er mit denen verdammt schnell laufen konnte, hatte er mit seiner ein wenig kurvigen Anatomie nicht das kleinste Problem.

Sasha erstarrte, als Sam ihr die Mündung der Magnum Taurus an die Schläfe drückte, und ließ die Winchester sinken.

„Na also …“

Dean nahm Sasha mehr als zufrieden das Gewehr ab (das ihm von Rechtswegen ja sowieso von Anfang an zugestanden hatte) gab sich nicht die geringste Mühe, sein spöttisches Grinsen zu verbergen, und Sasha verwandelte sich von der einen auf die andere Sekunde von der furchteinflößenden Furie zum weinerlichen Weib.

„Bitte … ich – nicht schießen … ich tue alles, was ihr wollt!“

Sie fiel auf die Knie und faltete die Hände wie im Gebet, und Dean zog die Augenbraue in die Höhe und musterte sie verächtlich.

„Was machen wir mit ihr, Sam?“

Sie tauschten einen kurzen Blick, und Dean spürte Sams Unsicherheit mehr, als dass er sie sah.

Sasha war ein Mensch, das war das ganze Problem.

Sie konnten keinen Menschen umbringen, so sehr Sasha es auch verdient haben mochte.

Aber wie sollte man diese Wahnsinnige, die sich jetzt wie weggetreten vor ihnen auf den Knien hin und her wiegte, davon abhalten, mit ihrem Puppentheater weiter zu machen, sobald Dean und Sam die Stadt verlassen hatten?

Sasha war vollkommen verrückt, und zeigte auch jetzt nur Reue, weil sie mit dem Lauf einer Pistole konfrontiert war und um ihr Leben fürchtete.

Sie war für den Tod von mindestens zwei Menschen verantwortlich, hatte unzählige Andere ins Unglück gestürzt, ganze Leben ruiniert und ihn und Sam beinahe auseinander gebracht.

Sasha schien ihr Zögern zu wittern, wie ein Maikäfer das nächste Blumenbeet, und bevor Dean noch reagieren konnte, war sie aus ihrer erniedrigenden Haltung vorgeschossen und hatte Dean, ungeachtet der auf sie gerichteten Pistole, die Winchester wieder abgenommen.

Unglaublich peinlich, das gab fünfundzwanzig Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

Dean zog sich aus Reflex ein paar Schritte zurück, als Sasha das Gewehr auf ihn richtete, Sam spannte den Hahn der Magnum, der Sturm draußen erhob sich zu ungeahnten Höhen, es ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, das das Haus in seinen Grundfesten erschütterte, dann fiel ein Schuss, und Dean schrie schmerzerfüllt auf, bevor er an der Wand in seinem Rücken zu Boden rutschte.

Blut und Feuer

„Ngh …“

Dean stöhnte gequält und presste die Hand auf die Wunde in seiner Schulter.

Sein eigenes Blut rann ihm warm durch die Finger, und für einen Moment war der Schmerz so unerträglich, dass er es nicht schaffte, die Augen zu öffnen.

Jagdgewehre gehörten eindeutig nicht in die Hände von durchgedrehten Zivilisten.

Dean stieg der unangenehm vertraute Geruch von Rauch in die Nase, er spürte eine unangenehm intensive Hitze, hörte ein beunruhigendes Knacken und Knistern, und als er sich endlich dazu gezwungen hatte, die Augen aufzuschlagen, realisierte er, dass das Krachen von vor wenigen Sekunden ein Blitz gewesen war, der in Sashas altes Haus eingeschlagen war, der es in Sekunden in Brand gesteckt hatte.

Die Flammen hatten sich schon beinahe im ganzen Raum ausgebreitet, und ob das jetzt die gerechte Strafe Gottes für das Herumspielen mit seinem höchsteigenen Puppenhaus war, wollte Dean nicht entscheiden.

Er ließ sich von Sam auf die Beine helfen und war dankbar für die Stütze, die ihm Sams Körper bot, dann warf er einen kurzen Blick auf Sasha, die die Winchester achtlos beiseite geworfen hatte und nun versuchte, ihre Voodoo-Puppen und die Haarsammlung vor den Flammen zu retten und dabei ununterbrochen wirres Zeug vor sich hin redete.

"Nein, nicht meine Puppen ... ich brauche meine Puppen", war alles, was Dean aufschnappte, und allein das verursachte ihm beinahe eine Gänsehaut.

Blut tropfte von Sashas Arm auf den Boden - Sam hatte im gleichen Moment schon beinahe reflexartig auf sie geschossen, als sie das Gewehr auf Dean abgefeuert hatte.

Der Rauch brannte Sam und Dean in den Augen, die Hitze wurde zunehmend unerträglich, und Sam beschloss, dass Deans und sein Leben Vorrang vor Sashas hatten.

Er legte den Arm um Dean, führte ihn so schnell wie möglich aus dem brennenden Haus und auf die gegenüberliegende Straßenseite, und dann krachte es erneut und ein zweiter Blitz schlug in Sashas Haus ein.

Beide Jäger zuckten zusammen, warfen sich einen kurzen aber aussagekräftigen Blick zu, Sam schlang seinen Arm noch ein wenig fester um Dean und führte ihn so schnell wie möglich vom Ort des Geschehens weg.

Die Voodoo-Puppen würden augenscheinlich auch ohne ihr Zutun vernichtet werden.

Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis – dass in ein und das selbe Haus tatsächlich zwei Blitze in so kurzer Folge einschlugen – war so verschwindend gering, dass Dean beinahe versucht war, doch an eine höhere Instanz zu glauben – aber auch nur fast, da er sich beim besten Willen nicht zwischen dem weisen Alten mit Rauschebart und der ein wenig verrückten, aber durchaus sympathischen Irren mit dem Laptop entscheiden konnte.

Aber das alles war im Moment nebensächlich.

Es war jetzt zunächst einmal wichtig, Deans Wunde zu versorgen, die für Sams Geschmack ein wenig zu stark blutete, und ihn von der Straße zu kriegen, denn Sam verspürte keinerlei Lust, Polizisten und Feuerwehrmännern zu erklären, was er und Dean am Tatort verloren hatten, und warum zum Teufel da so ein unangenehm großes Loch in Deans linker Schulter klaffte.

Ein paar Straßen von Sashas Haus entfernt machte Sam aus seinem Hemd einen Notverband um Deans Schulter, damit der nicht noch mehr Blut verlor, und als Dean bemerkte, dass Sam ziemlich zielsicher den Greenway und somit vermutlich Sharons Haus ansteuerte, fing er doch tatsächlich an, zu protestieren.

„Ich will da nicht hin, Sam!“

Sam verdrehte die Augen, packte Dean fester und zerrte ihn unerbittlich mit sich.

Sharons Haus war nahe, sie konnten es sich nicht leisten, noch länger den Augen der Öffentlichkeit ausgesetzt zu sein und noch viel weniger, sich in den Impala zu setzen und einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen sich und diesen verwunschenen Ort zu bringen.

Deans Schussverletzung musste versorgt werden, und Sharons Haus war der einzige Ort, an dem das in Ruhe möglich war – ins Krankenhaus konnten sie ja schlecht gehen, die würden dort viel zu viele Fragen stellen.

Da Dean langsam schlecht wurde und er im Prinzip ja auch kein wirklich schlüssiges Argument vorbringen konnte, warum sie nicht bei Sharon Unterschlupf suchen sollten, gab er Sams Ziehen und Zerren also nach, wurde allerdings ohnmächtig, gerade als Sam auf die Klingel unter ihrem Namensschild gedrückt hatte.
 

„Dean?“

Eine große warme Hand strich sanft über Deans Wange, und er blinzelte vorsichtig.

Irgendwie kam ihm diese Stimme, die in sein müdes Bewusstsein drang, bekannt vor, und allein ihr Klang machte ihn lächerlich glücklich.

„Ist er wach?“

Ok, DIESE Stimme kam ihm definitiv bekannt vor, und er hätte gut und gern auf sie verzichten können.

Blöde Sharon, was wollte die schon wieder?

Und dann, halbwegs wach, begriff Dean endlich, schlug die Augen auf und strahlte Sam an.

„Du hast deine Stimme zurück!“

Sam grinste liebevoll, strich ihm noch mal über die Wange, und Sharon zog sich mit einem „Er IST wach“ zurück.

Kluge Frau.

„War ich lange weggetreten?“, erkundigte Dean sich leise, als er Sams müdes Gesicht sah, und Sam nickte und warf einen kurzen Blick auf Deans fest verbundene Schulter.

„Du hast verdammt viel Blut verloren diesmal.“

So beschissen, wie er sich im Moment fühlte, glaubte Dean das gerne.

Er schloss die Augen, spürte, wie Sam seine Haltung auf der Matratze leicht veränderte und dann wurde er sanft geküsst.

„Mh …“

Dafür lohnte es sich doch beinahe, angeschossen zu werden.

Sam zog sich wieder von ihm zurück und Dean hörte Schritte, die ganz bestimmt nicht von Sam stammen konnten, weil der erstens noch neben ihm saß und sich zweitens niemals so leichtfüßig fortbewegen könnte, selbst dann nicht, wenn er eine fünfjährige Balletausbildung hinter sich hätte.

„Ich hab ihm Suppe gemacht …“

Ja, da war sie wieder, die Sharon – aber da sie ihm Essen mitgebracht hatte, wollte Dean mal nicht so sein.

Er öffnete die Augen, ließ sich von Sam beim Aufsetzen helfen, und strafte den mit einem Schein-Todes-Blick, als er Anstalten machte, ihn füttern zu wollen.

„Ich kann das alleine, vielen Dank!“, schnappte er, entriss Sam den Löffel und fing etwas umständlich an zu essen, weil Sam den Teller nach wie vor in seinen Pranken hielt und sich weigerte, ihn herzugeben.

„Das Haus ist komplett abgebrannt …“

Dean hielt kurz beim Essen inne und warf Sharon einen überraschten Blick zu.

„Bitte?“

„Kam eben in den Nachrichten – ich hab unten den Fernseher laufen. Das Haus ist hinüber … und Sasha ist tot – verbrannt … sie konnten sie nur noch an ihren zahnärztlichen Daten identifizieren.“

„Mh …“

Dean fing wieder an zu löffeln und aß ein wenig von der Suppe, bevor er etwas dazu sagte.

Wenigstens kochen konnte die doofe Sharon.

„Wir konnten nichts für sie tun – selbst wenn wir gewollt hätten“, meinte er schließlich und sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, das hat Sam auch schon gesagt … und ich mache euch auch keinen Vorwurf, nachdem, was sie getan hat.“

Dean verkniff es sich, darauf etwas zu erwidern und aß seinen Teller leer, mit dem Sharon prompt wieder aus dem Zimmer verschwand.

Irgendwie mochte er sie doch so langsam – das musste an dem Blutverlust liegen, er war nicht mehr Herr seiner Sinne.

„Sharon hat angeboten, dass wir hier bleiben, bis es dir besser geht …“

Dean löste seinen Blick von dem Türrahmen, durch den Sharon verschwunden war, und fixierte ihn auf Sams Augen.

„Hier bleiben? Ausgerechnet bei ihr?“

Sam biss sich unsicher auf die Unterlippe, und Dean grinste schwach.

„Klingt vernünftig.“

Er fing sich einen sanften Klaps ein, grinste noch ein wenig breiter und rutschte ein Stück zur Seite, damit Sam sich neben ihn setzen konnte.

Sam folgte dem subtilen Hinweis, setzte sich zu ihm an die Kopfseite des Bettes und legte sogar den Arm um ihn.

Dean brummte zufrieden, lehnte seinen Kopf an Sams und schloss die Augen.

Sobald es ihm besser ging, würde er als erstes diesen dummen Knebel wegwerfen, der ganz unten in der braunen Plastiktüte lag.

„Erzähl mir was …“
 

Sam wandte sich zum Bett um, als Dean sich regte, und warf ihm einen prüfenden Blick zu, bevor er seine ursprüngliche Haltung wieder einnahm und weiter aus dem Fenster sah.

Es war kurz nach sechs in der Früh, die Sonne hatte gerade beschlossen, aufzugehen, und da Sam ohnehin nicht länger hatte schlafen können, war er kurzentschlossen aufgestanden.

Sie waren nun schon seit zwei Tagen bei Sharon, Dean hatte sich relativ gut von seiner Verletzung erholt, und Sam war guten Mutes, dass er seine Schulter auch in Zukunft problemlos würde einsetzen können.

Es war Sam klar, was für unendliches Glück sie mal wieder gehabt hatten.

Dean würde mit ein paar Narben davon kommen, er selbst war unverletzt, und dann hatten der doppelte Blitzeinschlag und das durch ihn verursachte Feuer wahrscheinlich auch noch sämtliche Beweise vernichtet, dass er und Dean jemals am Tatort gewesen waren.

Sasha war ihrem gerechten, wenn auch grausamen, Schicksal zugeführt worden, und weder Deans noch sein eigenes Gewissen waren mit dem Mord an einem Menschen belastet – das war vielleicht das größte Glück von allen.

„Sammy …“

Sam wandte sich erneut zum Bett um, als Deans müde Stimme erklang, und lächelte, als er sah, wie Dean – scheinbar im Halbschlaf – die Hand nach ihm ausstreckte.

„Komm her, es isso ungemütlich ohne dich“, nuschelte Dean dumpf, wedelte leicht mit der Hand, und Sam ging zu ihm hinüber, schlüpfte zu ihm unter die Decke und nahm ihn in den Arm.

„Nhpf … du bist ganz kalt“, murrte Dean, kuschelte sich nichtsdestotrotz an ihn, und Sam wusste gar nicht wohin mit seiner Begeisterung.

Dean würde sich später vermutlich nicht an diesen Moment erinnern, er selbst aber schon – und er würde es sich auf gar keinen Fall nehmen lassen, sein Entzücken über Deans putziges Verhalten an diesen weiter zu geben.

Sam strich Dean mit einer zärtlichen Geste durch das ein kleinwenig wirre Haar – das war zu kurz, um wirklich jemals so richtig wirr zu werden – und betrachtete versonnen Deans inzwischen wieder schlafendes Gesicht.

Zwischen ihm und Dean war endlich wieder alles in Ordnung.

Sam schloss kurz die Augen und atmete tief durch.

Sicher, Dean hatte ihm auch dann schon verziehen gehabt, als sie noch beide von seiner Schuld überzeugt gewesen waren, aber jetzt … Sam hatte irgendwie das Gefühl, dass sie sich jetzt noch näher als zuvor waren.

Das Wissen, dass Dean ihn so sehr liebte, dass er ihm sogar diesen Fehltritt, mit dem er ihn so unglaublich verletzt hatte, verzeihen konnte, strahlte warm durch Sams Körper, und er nahm sich vor, in Zukunft noch besser auf Dean aufzupassen.

Sam öffnete die Augen, um wieder Deans Gesicht ansehen zu können, und drückte ihm wie im Zwang einen sanften Kuss auf die ein wenig kratzige Wange.

Dean gab ein zufriedenes Schnaufen von sich, drängte sich enger in Sams Umarmung und schlief selig weiter.

Sam begann, Dean sanft im Nacken zu kraulen, während er stumm die Sonne dabei beobachtete, wie sie nach und nach ihr Zimmer eroberte.

Es war ein hübsches, freundliches Gästezimmer, in dem Sharon sie untergebracht hatte, Sam und Dean fühlten sich darin gleichermaßen wohl, und es bildete einen angenehmen Kontrast zu den Motelzimmern, in die es sie für gewöhnlich verschlug.

Sam schloss die Augen und schmiegte seine Wange an Deans.

Wenn er sich auf Deans Präsenz und seinen Geruch und seine Wärme konzentrierte, dann würde er es vielleicht schaffen, noch einmal einzuschlafen.

Da Dean ein relativ anstrengender Patient war, brauchte Sam im Prinzip nämlich jeden Schlaf, den er kriegen konnte und -

„Nmpf … Sammy …“

Andererseits war es natürlich unglaublich verlockend, wach zu bleiben und herauszufinden, wie oft Dean im Schlaf seinen Namen flüstern würde.

An jedem verdammten Sonntag

Einen schönen guten Tag wünsche ich und einen ganz wundervollen Sonntag noch dazu!

Habe mich aus aktuellem Anlass dazu breitschlagen lassen, das Wochenende durch zu arbeiten und präsentiere euch daher schon heute das neueste Kapitel!
 

Gewidmet ist dieses Machwerk diesmal ganz besonders der Isi und der Kinka und ich bin frohen Mutes, dass euch gefällt, was ich mir hab einfallen lassen.
 

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
 

moko-chan
 


 

Dean fröstelte und zog seine Jacke fester um sich, bevor er sich flach auf den Boden legte und die Taschenlampe ausknipste.

Sam neben ihm warf ihm durch die Dunkelheit einen eindringlichen Blick zu, und Dean konnte sich gerade noch beherrschen, ihm kein Küsschen zuzuhauchen – sowas gehörte sich auf einem Friedhof bei Vollmond und kurz vor Mitternacht einfach nicht.

Dean fröstelte erneut und kroch ein Stückchen dichter an Sam heran.

Das Gras, auf das sie sich gelegt hatten, war feucht, der Boden kalt, und Dean war noch nie so unmotiviert gewesen, sich die Nacht aufgrund einer potentiellen Werwolfjagd um die Ohren zu hauen.

Seine Schulter tat noch immer ein bisschen weh, ihr aktuelles Motelzimmer verfügte über eine Dampfdusche im Bad – eine fabelhafte WellSpring 130 mit Aromadispenser, war das denn die Möglichkeit?! – und dann hatte er noch einen halben Kuchen, der auf seinem Nachttisch auf ihn wartete.

Und es war Sonntag.

Konnte er nicht einfach mal das Wochenende frei haben, wie andere Leute auch? Nein, er und Sam bekämpften das Böse nicht nur an Werktagen sondern auch noch an jedem verdammten Sonntag.

Er wollte jetzt mit Sam verdammt noch mal in einem kuscheligen Bett liegen und nicht auf kalter Friedhofserde.

Der Wind raschelte leise in den Büschen und Bäumen hinter ihnen, irgendwo schrie ein Käuzchen oder sowas, und Dean verdrehte die Augen. Diese Nacht war ein einziges Horrorfilm-Klischee.

„Bist du sicher, dass er hier -“

Dean hielt inne, als Sam ihm den Finger auf die Lippen legte, und überlegte sekundenlang, einmal der Länge nach drüber zu lecken.

Aber auch das gehörte sich auf einem Friedhof bei Vollmond und kurz vor Mitternacht einfach nicht.

Sam nickte ihm stumm zu, deutete auf den mit Kieselsteinen bestreuten Fußweg, der sich wenige Meter vor ihnen hell vom Dunkel des ihn umwachsenden Grases abhob, und Dean beschloss, es einfach hinzunehmen, dass diese Nacht Beziehungstechnisch ein Reinfall werden würde.

Naja, wenigstens würde die Welt am nächsten Morgen um einen Werwolf ärmer sein und das war ja auch etwas wert, nicht wahr?

Sam war fest überzeugt, dass ihr Werwolf in Kürze die Abkürzung über den Friedhof nehmen würde, um zu seinem Jagdrevier kurz hinter dem Restaurant „Zum kurzen Kracher“ zu gelangen, wo vor Kurzem die Leiche eines angenagten, aufgeschlitzten, kurzum übel zugerichteten jungen Mannes gefunden worden war – ohne Herz.

Sam hatte von diesem Fall, in dem die Polizei bisher völlig erfolglos ermittelte, erst kürzlich in der Zeitung gelesen und beschlossen, dass es für ihn und Dean langsam Zeit wurde, Sharons hübsches kleines Häuschen zu verlassen und weiter zu ziehen.

So waren sie dann also in die Nachbarstadt gefahren, in der sich der grausige Mord in einer Vollmondnacht vor ziemlich genau einem Monat ereignet hatte, und schließlich auf diesem lauschigen Friedhof gelandet.

Wenn dieser Werwolf jetzt allerdings nicht bald auftauchte, dann würde Dean ganz sicher einschlafen.

Er war noch nie der geduldige Typ gewesen und der blöde Werwolf ließ schon verdammt l-

„Grrr!“

Oh, verdammt!

Dean und Sam sprangen gleichzeitig auf die Füße, als sie dieses äußerst ungehaltene Knurren vernahmen und erblickten im Gebüsch hinter sich auch prompt ihren Werwolf.

Der war mindestens so groß wie Sam, breit wie ein Schrank und dank Klauen und Reißzähnen … bis an die Zähne bewaffnet.

Und wieso hatte der jetzt bitteschön nicht seine Abkürzung genommen?

Der Werwolfhühne grollte, Dean machte einen unbedachten Schritt nach hinten und fiel rückwärts über den Grabstein einer gewissen ‚Isabel Dallas – geliebte Tochter, Freundin, Ehefrau und Mutter – wir haben sie viel zu früh verloren’.

„Dean!“

Dean liebte es, wenn Sam seinen Namen schrie, unter diesen Umständen fand er es allerdings nur halb so erregend wie sonst – allerdings doch immer noch erregend, was ihm vermutlich zu denken geben sollte.

Er wurde von Sam auf die Beine gezerrt und schrie nun seinerseits auf, als er den Werwolf einen Satz in ihre Richtung machen sah.

„Sam!“

Dean stieß Sam beiseite und landete prompt wieder auf dem Rücken, über sich die knurrende Kreatur, seine Schulter schmerzte noch ein wenig mehr als zuvor, und Sam schrie erneut seinen Namen.

So war es richtig – nur immer schön abwechselnd.

Das schien auch der Werwolf zu meinen, der jetzt ohne ersichtlichen Grund von Dean abließ und sich auf Sammy stürzte, was Dean wieder die Gelegenheit gab, Sams Namen zu brüllen, bevor er seine mit Silberkugeln bestückte Pistole zückte und dem Wesen der Finsternis ein paar der besagten Kugeln ins Herz jagte.

Der riesige Körper über Sam erbebte, er zuckte noch ein paar Mal, schreckliche gurgelnde Laute entkamen seiner Kehle, dann lag er ganz ruhig da.

„Wir waren echt schon mal besser bei Sowas“, brummte Dean verdrießlich, zog Sam auf die Beine, nachdem der den toten Werwolf von sich geschoben hatte, und betrachtete den desolaten Zustand von dessen Oberbekleidung. Der Werwolf war offenbar kein Freund von Sammys Zwiebellook gewesen, er hatte sowohl Pullover und Hemd als auch das darunter liegende Shirt mit seinen Krallen zerfetzt und Sams Brust mit ein paar äußerst unschönen Kratzwunden verziert.

„Komm, zurück zum Motelzimmer, das muss desinfiziert werden …“

Sam nickte, setzte sich in Bewegung und machte ein besorgtes Gesicht, als er sah, wie Dean seine Schulter schonte, als er die Pistole wegsteckte.

„Ist mit dir alles ok?“

„Nicht wirklich, aber ich werd’s überleben … und wir müssen neue Kugeln machen, wir haben nur noch die drei im Magazin …“

Sam nickte, machte sich eine mentale Notiz und blieb wie angewachsen stehen, als er ein Unheil verkündendes Grollen vernahm.

„Bitte sag mir, dass das dein Magen war …“

Dean zog die Augenbraue hoch und musterte ihn abschätzig. „Dude, mein Magen mag ja zu so Einigem imstande sein, aber zu solch klangvollem -“

Dean hielt inne, als das Grollen erneut und zwar unangenehm dicht hinter ihnen ertönte, und als sie sich umwandten, erblickten sie eine Gestalt, die über den toten Werwolf gebeugt am Boden kauerte.

Ein zweiter Werwolf – und sie hatten nur noch drei Kugeln im Magazin.

„Oh verdammt!“

Dean warf Sam einen Seitenblick zu, und konnte ihm da nur zustimmen.
 

Der Werwolf – eine junge Frau, schwarzhaarig und nur unwesentlich kleiner als ihr Vorgänger – hob seinen Kopf, starrte zu ihnen hinüber und betrachtete dann noch einmal kurz seinen tot am Boden liegenden Artgenossen, bevor seiner Kehle erneut ein fußnägelrollendes Knurren entkam, und er einen Satz auf Sam und Dean zu machte.

„Oh, misto!“

Sam packte Deans linken Arm und stolperte ein paar Schritte rückwärts, während Dean mit dem rechten Arm die Pistole mit den verbliebenen drei Silberkugeln wieder zutage förderte.

„Misto?! Was für ein lahmes Schimpfwort ist das denn?!“, entfuhr es Dean unwillkürlich, und er richtete die Pistole so ruhig wie möglich auf die angreifende Kreatur.

Die Werwölfin machte einen mächtigen Satz, die Pistole landete auf dem Boden, und Dean fluchte.

Er sah aus dem Augenwinkel, wie Sam einen Knüppel vom Boden aufklaubte und zuckte beinahe zusammen, als Sam mit aller Macht zuschlug, und die Wölfin fiepend und grollend zu Boden stürzte.

Sam hatte offenbar einen gewaltigen Bums drauf – nur leider nicht gewaltig genug.

Ihre Gegnerin kam erschreckend schnell wieder auf die Beine, eine Wolke verdunkelte natürlich ausgerechnet jetzt den Mond, so dass Dean keine Ahnung hatte, wo seine Pistole abgeblieben war, und so folgten er und Sam ihrem ersten Impuls und sahen zu, dass sie Land gewannen.

Der Werwolf jagte sie quer über den Friedhof, immer vom einen zum anderen Ende, und in Dean kam so langsam der Verdacht auf, dass das hier schon beinahe mehr Spiel als Ernst war – wäre da nur nicht die drohende Gefahr gewesen, gebissen und ebenfalls zum Werwolf zu werden.

Dean hörte einen dumpfen Laut hinter sich, fuhr herum und als er sah, dass Sam gestürzt war, brach ihm der kalte Schweiß aus.

Nicht so, nicht in dieser Nacht.

Ein Winseln erklang aus den Büschen zu ihrer Linken, die Werwölfin hielt kurz vor dem Sprung inne und schnüffelte nervös, und als Dean etwas Hartes unter seinem Schuh spürte und zu Boden sah, erblickte er doch tatsächlich seine Pistole.

Zwei Sekunden später hatte er die Waffe in der Hand, schoss, traf das Herz, und hatte somit schon dem zweiten Werwolf in einer Nacht den Garaus gemacht.

Das gab zwanzig Punkte auf der Männlichkeitsskala.

Aber was hatte da vorhin gewinselt?

Der Wind fuhr raschelnd durch das im Mondschein liegende Gebüsch, ein paar Äste knarrten, um die Gruselstimmung zu untermalen, und dann kam es aus den Büschen hervor und direkt auf Sam und Dean zu.

„Das glaub ich ja jetzt nicht! Der ist ja … richtig drollig!“

Dean ging in die Hocke, und der junge Hund, schwarz, wuschlig, mit Pfoten so groß wie Untertassen stützte selbige gegen Deans Knie und leckte ihm das Gesicht ab.

„Dean …“

Sam stand langsam auf und glaubte nicht, was er da sah.

„Dean, wir müssen hier weg!“

Dean grummelte, stand auf und der Hund machte vor ihm Platz, sah zu ihm auf und legte den Kopf schief.

„Oh Gott, Sam! Er hat deine Augen!“, rief Dean entzückt aus, beugte sich wieder vor und kraulte seinen neuen Freund hinter den Ohren.

„Dean …“

Sam hatte augenscheinlich kein Herz für Tiere.

„Is ja gut, ich komm ja schon!“, brummte Dean gereizt, ließ von dem putzigen Vierbeiner ab und machte sich mit Sam eiligst auf den Weg zurück zu ihrem Motel, bevor die Polizei auf Anrufe der Friedhofsanwohner reagieren konnte, wer da zu nachtschlafender Zeit Knallfrösche auf Grabsteine warf.

„Dean, der Hund folgt uns …“

Dean warf einen Blick über seine Schulter, wurde freundlich angewedelt und grinste. „Er mag mich eben.“

Sam stöhnte auf. „Jag ihn weg, ich hab keine Lust darauf, dass er die ganze Nacht vor unserem Zimmer sitzt und winselt!“

Der empörte Blick, den Dean ihm auf diese Aussage hin zuwarf, traf Sam vollkommen unvorbereitet.

„Ihn wegjagen? Er hat uns gerade das Leben gerettet!“

Sam bevorzugte Idee, dass es die mit Silberkugeln geladene Pistole gewesen war, die ihnen das Leben gerettet hatte, sagte aber nichts.

Dean hätte ihm ohnehin nicht zugehört.
 

„Er sieht hungrig aus …“

Sam verdrehte die Augen, als er Deans besorgte Stimme vernahm, und befreite sich von Schuhen und Socken.

„Du musst nicht immer von dir auf Andere schließen.“

Dean sah davon ab, Sam in die Brust zu boxen, weil er die gerade erst zu seiner Zufriedenheit verbunden hatte, und legte spekulativ den Kopf schief.

„Ich könnte noch mal losgehen und ihm Futter kaufen …“

Sam konnte gerade noch ein genervtes Schnauben unterdrücken. Schlimm genug, dass Dean die dumme Töle mit in ihr Hotelzimmer hatte nehmen müssen, er würde selbiges jetzt ganz bestimmt nicht noch einmal verlassen.

Es war kurz vor zwei Uhr morgens, Sam wollte einfach nur noch ins Bett, sich so nah wie möglich an Dean schmiegen und schlafen.

„Es wird ihn nicht umbringen, noch ein paar Stunden auf sein Futter zu warten“, verkündete er also ein wenig ungeduldig – er hatte sich damit abgefunden, dass der Hund da war und irgendwann von Dean gefüttert werden würde – zog seine Jeans aus und legte sich auf ihre Schlafstätte, zog sich die Decke bis zur Nasenspitze und schloss die Augen.

Die Matratze knarzte leise, als Dean sich kurz darauf neben ihn legte, und Sam lächelte, als sich ein starker Arm um seine Mitte schlang, und Dean sich von Hinten an ihn drängte.

„Nacht, Sammy.“

Sam spürte Deans warmen Atem in seinem Nacken und erschauderte leicht.

„Gute Nacht, Dean.“

Der Hund jaulte.

„Du kommst nicht mit ins Bett!“, brummte Dean in Sams Nacken, und der erschauderte erneut.

Der Hund jaulte erneut.

„Aus!“

Deans strenge Stimme sorgte augenblicklich für Ruhe, Sam hatte jetzt allerdings eine leichte Gänsehaut, weil Dean so schön dominant gewesen war.

„Nhm …“

Dean schloss die Augen, vergrub sein Gesicht an Sams Nacken und seufzte leise, ohne auch nur zu ahnen, dass Sam, trotz ihres leicht mitgenommenen Zustandes kein Problem damit gehabt hätte, jetzt noch ein wenig … wach zu bleiben.

„… Dean?“

„… Hm?“

Deans Brummen klang müde und kurz vorm Einschlafen, und dann war da ja immer noch der Hund.

„Schon gut … schlaf schön …“

„Mhm …“

Deans Hand streichelte über seinen Bauch, Sam leckte sich über die Lippen und versuchte, auf seine höchsteigene Meditationspraxis zurückzugreifen.

Wie Deans Präsenz ihn von Deans Wärme und unmittelbarer Nähe ablenken sollte, war ihm zwar selbst nicht ganz klar, aber versuchen konnte man es ja mal.

Dass er Deans Schritt an seinem Hintern spüren konnte, war auch nicht unbedingt hilfreich.

Sam seufzte leise, als er Deans gleichmäßig tiefem Atem entnahm, dass der eingeschlafen war, und ließ eine Hand aus dem Bett hängen.

Er vernahm das leise Tapsen zu großer Pfoten, und schon wurde ihm hingebungsvoll die Hand abgeleckt.

„Irgh …“

Sam zog seine Hand zurück, und der Hund winselte leise.

Das war doch nicht fair.

„Blödes Viech …“

Sam tätschelte den wuscheligen Kopf, der sich ihm entgegen reckte, wurde mit einem beseelten Hundeblick und Schwanzwedeln belohnt und hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung, dass er gerade eine Erfahrung gemacht hatte, mir der Dean sich bestens auskannte – also, die mit dem Hundeblick.

Ein Geschenk des Himmels

„Das kann nicht dein Ernst sein, Dean?!“

Dean saß im Bett, verschränkte die Arme vor der Brust und gab die überzeugende Imitation eines schmollenden Fünfjährigen ab, und für einen winzig kleinen Moment war Sam versucht, nachzugeben.

„Dean …“

Nein, nein und nochmals nein! Das ging so nicht, das war völlig unmöglich!

„Dean, wir können ihn nicht mitnehmen!“

Sam ignorierte den dummen Hund, der seine energische Stimme völlig fehl zu interpretieren schien und ausgerechnet jetzt mit ihm spielen wollte, was er durch heftiges Schwanzwedeln und verspieltes Rumgetrapsel zum Ausdruck brachte.

„Warum nicht?“

Das konnte doch nicht Deans Ernst sein?

„Ok, ich weiß, dumme Frage …“

Na immerhin etwas.

„Aber wir können ihn doch auch nicht einfach hier lassen …“

Dean hockte sich zu seinem neuen besten Freund auf den Boden, wurde angesprungen und abgeschlabbert, und Sam schwor sich, Dean definitiv nicht zu küssen, bis der sich das Gesicht abgewaschen hatte.

„Ich mein, guck ihn dir an: Der kann doch unmöglich für sich selbst sorgen! Außerdem schulden wir ihm das!“

Im Prinzip fand Sam es ja ganz unglaublich toll und herzerwärmend, dass Dean so total tierlieb war, aber im Moment nervte es ihn einfach nur.

„Wir schulden diesem Hund gar nichts, Dean. Nicht er hat vergangene Nacht unser Leben gerettet sondern DU!“

Dean, hin und her gerissen zwischen Selbstbeweihräucherung und Aufrechterhaltung seines schlagendsten Arguments, legte einen Moment lang den Kopf schief, und Sam hätte beinahe die Hand vor die Stirn geschlagen, als der dumme Hund das Gleiche tat.

„Ich weiß, was wir machen!“

Dean strahlte, sah erneut aus wie ein Fünfjähriger, und stand auf, um sich im Bad das Gesicht abzuwaschen.

In Sam kam Hoffnung auf – Hoffnung und eine äußerst böse Vorahnung.

„Ach ja? Und was?“

Sam folgte Dean ins Bad, beobachtete, wie der sich Wasser ins Gesicht spritzte, und biss sich auf die Unterlippe.

„Wir könnten mal wieder Bobby besuchen, findest du nicht auch?“

Dean grinste ihn an, Sam blinzelte verdutzt, dann nickte er. „Grandiose Idee.“

Dean griff nach einem Handtuch, trocknete sich flüchtig das Gesicht ab, streckte den Arm nach Sam aus, packte ihn am Handgelenk und zog ihn an sich heran.

„Was macht deine Verletzung?“, erkundigte er sich bei Sam, während er beide Arme um ihn schlang und ihre Becken unanständig engen Kontakt pflegen ließ, und Sam sah ihm in die Augen und lächelte. „Tut nicht besonders weh – und deine?“

„Meine auch nicht.“

Sam reckte den Hals, presste seinen Mund auf Deans und schloss die Augen, und merkte gar nicht, wie ihm ein hingerissenes Seufzen entfuhr, aber Dean merkte es natürlich und war stolz auf sich selbst, dass er Sams angewiderten Blick von vorhin richtig gedeutet und sich die Hundeküsse abgewaschen hatte.

„Nhm …“

Sam schlang seine Arme um Dean, hielt sich mit beiden Händen an dessen Pulli fest und küsste ihn einfach nur.

Dean war unrasiert, aber seine Lippen waren weich, und wenn Sam ehrlich war, dann mochte er das Gefühl, wie Deans Bartstoppeln über seine Haut kratzten.

Er spürte Dean in ihren Kuss hinein grinsen, fragte sich noch, was das zu bedeuten hatte, da verpasste Dean ihm auch schon einen äußerst festen Klaps auf seinen wohlgeformten Hintern.

Sam zuckte zusammen und verfluchte sich selbst in allen Sprachen, die ihm geläufig waren – sogar auf Latein – als dieser Klaps tatsächlich eine positive Reaktion in Form eines heißen Kribbelns in seinem Körper auslöste.

„Ich hab’s ja gewusst!“, brummte Dean triumphierend, küsste ihn wieder und streichelte sanft über die eben noch so grob misshandelte Pobacke.

Sam knurrte unzufrieden, als Dean sich erneut von ihm löste, und Dean grinste und strich ihm das Haar aus der Stirn.

„Und jetzt kaufen wir Spielzeug für den Hund!“
 

„Lassen Sie mich raten: Wuschlig, groß, treudoofe Augen, familienfreundlich?“

Dean blinzelte verdutzt und brauchte einen Moment, bis er begriff, dass die junge, blonde Verkäuferin nicht von Sam sondern ihrem abwesenden vierbeinigen Freund sprach.

„Ja, richtig … er is aber noch jung, also noch nicht so groß“, strahlte er fröhlich und sie nickte.

„Ich verstehe.“

Dean las ihr Namensschild und wunderte sich, woher ihm der Name ‚Isabel Dallas’ so bekannt vorkam.

„Wir brauchen eine Leine und ein Halsband für ihn und irgendwas, was quietscht!“

Dean hörte Sam ein Glucksen höchst dilettantisch als Husten tarnen und rammte ihm seinen Ellbogen in die Rippen.

Isabel grinste und verließ ihren Platz hinterm Verkaufstresen.

„Kommen Sie mit, ich glaub, ich hab genau das Richtige für Sie.“

Dean und Sam folgten ihr in die unendlichen Weiten des Tierbedarfshandels, Dean grinste noch immer fröhlich vor sich hin, Sam rieb sich die schmerzenden Rippen.

„So – hier sind Leinen und Halsbänder … welche Farbe hat er denn?“

Isabel war stehen geblieben und blickte nun fragend zu Sam und Dean auf, den Kopf ein wenig zur Seite gelegt.

„Schwarz“, antwortete Sam, weil Dean noch immer überlegte, wo zum Teufel er den Namen ihrer bezaubernden Verkäuferin schon mal gehört oder gelesen haben könnte.

„Dann nehmen Sie am Besten die hier …“

Isabel drückte Dean ein schwarzes Halsband und die dazugehörige Leine in die Hand, und Sam unterdrückte ein Japsen, weil ihm dieses verdammte Halsband optisch nur allzu vertraut war – und Dean augenscheinlich auch, wenn er dessen frivoles Grinsen richtig deutete.

„Das passt wunderbar“, verkündete der nun grinsend, und Sam hatte nicht übel Lust, ihm eine zu verpassen.

Isabel nickte und führte sie ein paar Meter weiter.

„Ja, die schwarzen verkaufen sich am Besten – ganz besonders an Besitzer von Golden Retrievern.“

Dean konnte ein Lachen nicht unterdrücken, und seine Rippen machten schmerzhaft Bekanntschaft mit Sams Ellbogen.

„Das glaub ich gern“, sagte er zu Isabel, rieb sich die Seite – noch immer grinsend – und kniff Sam in den Hintern, als sie nicht hinsah, was dem ein leises, kaum hörbares Quietschen entlockte.

„So, das hier quietscht so gut wie alles – suchen Sie sich was aus“, meinte Isabel auch prompt mit einer großzügigen Geste in Richtung der Auslage vor ihnen, und Dean verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein Gesicht, als ginge es daran, Ringe für Sam und sich selbst auszusuchen.

Isabel zog sich zurück und ließ sie allein, und Sam verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. „Leine und Halsband sehe ich ja noch ein, aber warum müssen wir ihm Spielzeug kaufen?“

Dean wandte den Blick von Plastikknochen und sonstigem überflüssigem Schnickschnack ab und zog die Augenbraue in die Höhe. „Warum denn nicht?“

„Weil …“

Sam hielt inne und seufzte. „Ist schon gut … such einfach was aus …“

Dean strahlte ihn an, Sam betrachtete das als verdiente Belohnung für sein aufopferndes Verhalten und beschloss, Dean öfter mal einfach machen zu lassen.

Er mochte dieses Spitzbubenstrahlen.

Dean griff schließlich nach einem überdimensionalen Kauknochen, der ganz wundervoll quietschte, und kehrte mit seinen Errungenschaften zur Kasse zurück – Isabel strahlte ihm bereits entgegen.

„Fündig geworden?“

„Ja, vielen Dank.“

Er entdeckte ein Photo hinter ihr an der Wand, auf dem eine Frau abgebildet war, die ihr zum Verwechseln ähnlich sah – nur ein paar Jahre älter.

„Wer ist das auf dem Bild?“, fragte er unvermittelt, und sie drehte sich überrascht um, dann lächelte sie.

„Meine Mutter. Sie hat dieses Geschäft vor mir betrieben – angeblich bin ich genau wie sie … mein Vater hat mich sogar nach ihr benannt …“

Bevor er sich jetzt die lange, traurige Geschichte von Isabel Dallas der Älteren anhören musste, zahlte Dean lieber und machte sich mit Sam und einer hübschen grünen Plastiktüte aus dem Staub.
 

„… Was habt ihr jetzt schon wieder angestellt?“

Bobby verschränkte die Arme vor der Brust, maß Dean und Sam jeweils mit einem strengen Blick und konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was dieses breite Grinsen auf Deans sonst so stoischen Zügen zu bedeuten hatte.

Er hatte sowieso schon ein merkwürdiges Gefühl gehabt, wer zu dieser Uhrzeit – halb zehn am Abend – noch so energisch an seine Tür klopfte.

„Wir haben nichts angestellt, wir haben dir ein Geschenk mitgebracht!“

Bobbys Gesicht wurde proportional zur Breite von Deans Grinsen misstrauischer, dann machte Dean einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf den Impala frei, auf dessen Rücksitz ein äußerst glücklich wirkender junger Hund hockte.

„Ihr schenkt mir einen Hund?“

Bobby klang ehrlich gerührt.

Dean nickte, ging zum Wagen und ließ den Hund hinaus und der, klug wie er war, rannte sofort auf Bobby zu und sprang an ihm hoch.

„Der wird verdammt groß“, meinte Bobby nach einem fachmännischen Blick auf die Pfoten des Hundes und streichelte ihm über den Kopf. „Wo habt ihr ihn her?“

„Er ist uns zugelaufen“, antwortete Dean unangemessen stolz, und Bobby hob den Kopf und sah ihn irritiert an. „Zugelaufen?“

„Ja“, nickte Dean, „auf einem Friedhof.“

Bobby stand ruckartig auf. „Ihr bringt mir einen Hund, der euch auf einem Friedhof zugelaufen ist? Habt ihr euch wenigstens erkundigt, ob er jemandem gehört?!“

Dean machte ein Gesicht, als komme ihm diese Idee zum ersten Mal, und Bobby stöhnte leise auf. „Ihr schenkt mir einen geklauten Hund?“

Dean kratzte sich schuldbewusst am Kopf, und Bobby rollte mit den Augen.

„Idioten. Kommt rein.“

Bobby ging ins Haus, Sam und Dean und der Hund folgten und fanden sich sämtlichst in der Küche ein.

Bobby kramte eine flache Schüssel aus einem seiner Küchenschränke, gab dem Hund Wasser und fragte Sam und Dean, ob sie einen Kaffee wollten – sie wollten.

„Wie heißt er denn?“, erkundigte Bobby sich, während er frischen Kaffee aufsetzte, und Sam rollte mit den Augen, bevor er antwortete. „McClane.“

Bobby lachte leise, und Dean grinste selbstzufrieden vor sich hin.

Der Name war natürlich seine Idee gewesen.

McClane legte sich neben Deans Stuhl auf den Fußboden, bettete seinen wuschligen Kopf auf seine gigantischen Pfoten und schlief ein, und Bobby warf nur einen einzigen Blick auf ihn und stellte dann fest, dass der Hund Dean scheinbar gern hatte.

Sam war mehr als nur genervt.

Ja, der Hund hatte Dean gern.

Der Hund hatte Dean so gern, dass er Deans gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, und das ganze zwei Tage lang.

So lange hatten sie nämlich gebraucht, um zu Bobby zu fahren, und wenn Sam nur daran dachte, wie der dumme Hund ständig versucht hatte, vom Rücksitz auf Deans Schoß zu kriechen -

„Alles in Ordnung mit dir, Sam?“

Bobby stellte eine Tasse voll dampfenden Kaffees vor Sam ab, und der machte ein ertapptes Gesicht und räusperte sich.

„Ja, alles in Ordnung … ich bin nur etwas müde.“

Bobby nickte verständnisvoll, dann fragte er, wer von ihnen Beiden diesmal das Gästebett und wer die Couch bekommen würde.

Ach ja – Bobby wusste es ja noch gar nicht.

Sam räusperte sich verlegen, Bobby machte ein abwartendes Gesicht, und Dean pustete in aller Ruhe in seinen Kaffee.

„Ich nehm das Bett“, verkündete er dann seelenruhig.
 

Sam ließ sich mit einem Seufzen auf dem Sofa nieder und fragte sich, was aus seiner Entschlossenheit geworden war, zukünftig die Wahrheit über seine Beziehung zu Dean zu verkünden, wenn es nötig war.

Dean hatte das offensichtlich von ihm erwartet – was Sam sehr gut nachvollziehen konnte – und die Konsequenzen gezogen, als Sam nicht rechtzeitig auf Bobbys Frage geantwortet hatte.

Sie würden diese Nacht also getrennt voneinander verbringen – viel weiter getrennt voneinander, als sie es selbst nach seinem Seitensprung getan hatten – und Sam konzentrierte sich mit aller Macht auf Deans Präsenz, die ein paar Meter über ihm zu seiner Linken schwebte.

Der Hund war natürlich mit Dean im Gästezimmer verschwunden, und Sam konnte nur hoffen, dass Dean ihn nicht als Ersatzwärmflasche missbrauchen würde.

Wenn er genauer darüber nachdachte, hatte Dean sich allerdings als überraschend konsequent erwiesen, was das betraf, also musste er sich in dieser Hinsicht wohl keine Sorgen machen.

Sam schnaufte, zog die Decke über seine nackte Brust und schloss die Augen.

Bobbys Sofa war zu klein für ihn, die Decke war zu kurz für ihn und … Deans Wärme fehlte.

Sam beschloss, Bobby am nächsten Morgen ganz offen und ehrlich zu erklären, dass er und Dean eine Beziehung führten, die weit über das Brüderliche hinaus ging, und sich dann bei Dean für seine Feigheit zu entschuldigen.

Sicher, Dean hatte ihm gesagt, dass er ihn dafür liebte, dass er sich so anstellte, aber irgendwo musste man auch mal die Grenze ziehen.

So oft, wie sie bei Bobby waren, grenzte es an Folter, ihre … Liebe … vor ihm zu verheimlichen.

Das gute Gefühl, diesen unumstößlichen Entschluss gefasst zu haben, half Sam ein wenig über das ein bisschen verlorene Gefühl in seiner Magengegend hinweg; er versuchte, seine 1.93m so zu falten, dass sie bequemer auf Bobbys Sofa Platz fanden, und fand sich damit ab, am nächsten Morgen ganz furchtbare Rückenschmerzen zu haben.

Dean oben im Gästezimmer starrte aus wachen Augen an die Decke und verfluchte sich selbst für seine unglaubliche Sturheit.

Sam ein wenig für sein überentwickeltes Schamgefühl zu bestrafen, war ja gut und schön, was er nicht bedacht hatte, war, dass er sich mit der Allein-Schlaf-Aktion gleich mitbestrafte.

Er hätte es Bobby breit grinsend und mit wackelnden Augenbrauen erzählen sollen, dass Sams Hintern seit neuestem ihm gehörte, dann hätte er sich nicht nur an Sams Gesicht sondern vermutlich auch noch an Bobbys weiden können – aber die Chance hatte er nun verpasst.

McClane, der neben dem Bett auf dem Boden lag, schnaufte leise, und Dean überlegte kurz ernsthaft, ihn ausnahmsweise mit im Bett schlafen zu lassen, verwarf die Idee jedoch ganz schnell wieder.

Er war ja nun wirklich kein kleines Kind mehr – und schon gar nicht eines dieser High-Society-Weiber, die ihre Hunde als Kinderersatz missbrauchten und in überdimensionalen Handtaschen herumtrugen … das wäre mit McClane allerdings auch ein wenig schwierig geworden.

Nein, der Hund würde neben dem Bett schlafen, weil er nun mal ein Hund und nicht Sam war, und Sam würde eben in der nächsten Nacht zu den Streicheleinheiten kommen, die er so gern hatte.
 


 

Sooo, hier machen wir für heute Schluss und freuen uns auf das Jubiläumskapitel mit einer Doppelfolge!

Erneut liebste Grüße an die Isi und die Kinka - ihr seid soweit zufrieden, hoffe ich?
 

moko-chan

Entlarvt

Na toll. Aktuell warten 187 FanFics auf Freischaltung.

Da kann es sich ja nur noch um Jahre handeln, bis das hier online geht ... naja ... egal!

... Es hat keine 24 Stunden gedauert ... aber doch bis zum nächsten Tag ... hm. Animexx is ne Schnecke!
 

Hier ist es nun also:

Das großartige, das einmalige, das wunderbare 50ste Kapitel "Echte Kerle" zur Feier des Tages in einer Doppelfolge.
 

Ich weiß, in anderen Soaps wird in Doppelfolgen immer geheiratet, aber das wollte ich mir dann doch nicht geben, stattdessen habe ich mich gestern durch 42 Seiten Kommentare gewühlt und meine Kommischreiber dokumentiert.

Herausgekommen ist Folgendes:
 

1. Shaitan ~ Du warst die Erste, du bekommst die Goldmedaille!
 

2. -Revelation- ~ Du warst die Zweite, hast somit Silber verdient ... und warum hab ich schon ewig nichts mehr von dir gehört?
 

3. -alec- ~ Auf dem dritten Platz mit Bronze und immer noch fleißig dabei!
 

4. jibrillchan ~ Hach ja, sie schreibt die längsten Kommis der Weltgeschichte und ich möchte sie nicht missen!
 

5. killerniete21 ~ Du hast dich durch regelmäßiges Kommischreiben und deinen faszinierenden Namen sehr beliebt gemacht!
 

6. Ayume-ko ~ Unglaublich, dieser Fleiß, mit dem sie mir auch schon 5 Kommentare am Stück geschrieben hat!
 

7. BehindTheMirrors ~ Ebenfalls eine sehr fleißige Kommischreiberin und quasi der Spiegel meiner Seele (das konnt ich mir jetzt nicht verkneifen ...)
 

8. Amnesias ~ Meine faszinierende "Namensvetterin" und laut eigener Aussage mein größter Fan, der mir sogar Bilder widmet - ich bin so stolz!
 

9. _Sho_ ~ Hm, lange nix von dir gehört, wa? Aber lieb hab ich dich trotzdem, ich hab euch ja alle lieb!
 

10. Hope_Calaris ~ Tine, meine Tine! Ich drück dich! Ich hab dich lieb! Ich schreibe dir Plüschpinguine und untote Pygmäenaffen in die Geschichte, so viel du willst!
 

11. kuyami ~ Immer fleißig, immer treu, nie um ein "süß" verlegen!
 

12. uglypinkmachine ~ Rike, oh du meine Lieblingsnachbarin und treue Freundin seit vielen, vielen Jahren! Was hab ich mich schon über deine Kommis beömmelt!
 

13. Seelensturm ~ In der letzten Zeit ist der Sturm etwas abgeklungen, aber es gab Zeiten, da schrieb sie mir die großartigsten Kommentare!
 

14. X5-494 ~ Offenbar ein passionerter Dark Angel Fan und nur wegen Jensen in unserer Mitte - Dank an Jensen!
 

15. Lenali ~ Ich hätte mir beim Kommidurchwursten Notizen machen sollen ... Jetzt ist sie schon so lange dabei, schreibt mir zu so gut wie jedem Kapitel einen Kommentar und ich kann das nicht angemessen würdigen, weil mir nichts einfällt außer: DANKE!
 

16. beltane ~ Ich hab dich beobachtet: Du bist faul!
 

17. Sam_Dean ~ Manchmal sieht man den Text vor lauter Sternchen nicht, aber ich weiß die Leidenschaft, mit der sie mir ihre Meinung kundtut, sehr zu schätzen!
 

18. irrce ~ Kinka, meine Allerliebste, freue dich, denn weder du noch deine Schwester seid minderjährig und irgendwann werd ich das auch auflösen! Du musst mir nur nochmal sagen, mit wem genau du verlobt sein möchtest ...
 

19. merique ~ Hier wird jeder gelobt und wenn er nur einen Kommi geschrieben hat, also: Lob!
 

20. Chevvy ~ Schööönes Auto, schööönes Auto!
 

21. DemonOfFear ~ Jemand, der es zu schätzen weiß, wenn ich Sam und Dean leiden lasse - das weiß ich zu schätzen!
 

22. kaaleo ~ Schalt mal dein Gästebuch frei, dann kann ich dir da endlich was reinschreiben!
 

23. Iliahna ~ Bei den ganzen "is" und "as" im Namen könntest du direkt zu unserer Klicke gehören ...
 

24. BlackRaven ~ Hm, jetzt bekomm ich Lust, ein Kapitel zu schreiben, in dem es um Raben geht - hast du ne zündende Idee?
 

25. Todesgoettin_Hel ~ Ihr Name ist absolut irreführend! Die is übehaupt nicht gefährlich! Die is total lieb und kriegt Zustände, wenn ich Sam und Dean zu sehr leiden lasse!
 

26. Lola19 ~ Ich hätte das hier echt besser vorbereiten sollen ... *hust* ... Vielen Dank für die Kommentare!
 

27. kikischaf ~ Manchmal frage ich mich in der Tat, ob es einen Gott gibt, der für die Inspiration für Animexx-Nicknames verantwortlich ist ... hier hat er jedenfalls ganze Arbeit geleistet.
 

28. Serendipity ~ Meine allerliebste Lieblingsisi ... so weit hinten ... aber du schreibst mir Schachtelsatzkommis und liiiebst es, wenn Sam gewürgt wird ... das könnt ich, nebenbei bemerkt, langsam mal wieder schreiben ...
 

29. princess-daxin ~ Ich versteh immer noch nicht, wie Axel es geschafft hat, wie eine FETTE zufriedene Katze auszusehen.
 

30. strange ~ Was soll ich euch erzählen - der Name ist Programm!
 

31. Blanche-Neige ~ Hier hats heute geschneit!
 

32. -Kitsune ~ Puuh, das hier ist anstrengender, als ich dachte ... irre ich mich, oder bist du Naruto-Fan?
 

33. hidan-hime-knuddel ~ Wohlan, meine Liebste, deine letzten Kommentare haben mir gar wohl gefallen!
 

34. ToFi-Fee ~ Noch so ein Harmonie Junkie ... liest sie inzwischen wieder selbst, oder muss die arme Hel-chan ihr immer noch alles vorkauen?
 

35. Melli_V ~ Ich warte ja immer noch drauf, dass die in der Serie tatsächlich rausfinden, dass sie keine Brüder sind und dann schwul werden.
 

36. Nara-san ~ Ähm, ähm, ähm ... Danke für den Kommi! *drop*
 

37. Love_Me_Some_Pie ~ There is no Death - There is only Pie!
 

38. Hermmy ~ But I LIKE the Cookie! (Mir jetzt egal, ob das passt oder nicht.)
 

39. Shadow_Cat ~ Ähm, ähm, ähm ... Ich mag Katzen! Ich habe sogar eine!
 

40. Lunatic_bloody_m-san ~ Du hast einen verdammt langen Nickname, hat dir das schonmal jemand gesagt? Und dann diese ganzen Striche ... @.@ Wahnsinn!
 

41. Silaya-Hien ~ Sie hat mich angelogen, sie ist gar kein Glücksbringer. Aber ich hab sie trotzdem lieb - und ihre große Schwester auch.
 

42. TheWolfKiba ~ Immer diese Leute, die böse Kapitel lesen wollen, obwohl sie da von Rechtswegen noch gar nicht mit umgehen können!
 

43. J2 ~ Ich möchte schwören, dass du dich umbenannt hast ... und an der J2 arbeitete ich zur Zeit mit der Tine!
 

44. Viebi_Lucifer ~ Eine Schnapszahl, das kann kein Zufall sein! ;P
 

45. cole_el_diabolos ~ Wie multilingual wir hier auf Animexx doch sind, das ist wirklich beeindruckend, findet ihr nicht auch?
 


 

Ich frag mich grad, ob sich überhaupt einer die Liste durchliest und die Mühe zu würdigen weiß, die ich mir hier mache... naja, weiter im Text...
 


 

46. Selene19 ~ Hmmm, du stehst auf meiner Liste, also hast du mir nen Kommi geschrieben, also hab ich dich lieb!
 

47. Shuichi-kun ~ Shuichi, Shuichi, Shuichi ... ich kenn den Namen, aber WOHER?!
 

48. Akii ~ Der Name erinnert mich an einen Kampfschrei und das find ich toll.
 

49. Emo-Kitten ~ Du kannst dich perfekt mit Sammy zusammentun, der ist Emo-Whelp.
 

50. Bufera ~ Perfekt, meine liebe Rina! 50stes Kapitel, 50ste Kommischreiberin, dir wird hiermit die Ehrenwürde der Jubiläumsschreiberin verliehen!
 

51. Mello_the_Gay ~ Wie schön, wenn man sich das Fröhliche auf die Fahne schreibt, da kann dann ja nix mehr schiefgehen! ;P
 

52. spider369 ~ Bist du eine von so vielen Spinnengeschwistern? Fühlt man sich da von seinen Eltern eigentlich vernachlässigt? Wohnst du im Verbotenen Wald? Oder im Düsterwald? Oder wo?
 

53. Shi-chan_ ~ Das mit dem Unter- und dem Bindestrich hat mich grad echt überfordert ...
 

54. Kurai_sweet ~ Meine Katze heißt Kurai und die is ja mal total sweet!
 

55. Calysto ~ Die Letzten werden die Ersten sein!
 


 

Ich bin durch, ich bin durch ... ich hätte das hier fast abgeschickt, ohne das Kapitel drunter zu kopieren ... *drop*
 

Jetzt bleibt mir nurnoch, die Tine, die Isi und die Kinka ganz feste zu drücken und ihnen dieses Jubiläumskapitel zu widmen: Alles voller Querverweise!
 

Liebe Grüße an alle Schwarzleser, alle Favolistler und alle Kommischreiber!
 

moko-chan
 


 

Dean wachte in dem vagen Bewusstsein auf, dass ihm etwas Essentielles fehlte, und brauchte nur Sekunden, bis er begriff, dass das Sams warmer Köper an seiner Seite war.

Er rollte sich schnaufend aus dem Bett, trat den allmorgendlichen Gang ins Badezimmer an und stieg noch im Halbschlaf unter die Dusche.

Er würde sich jetzt präsentabel herrichten, nach unten ins Wohnzimmer gehen und Sam einen Guten-Morgen-Kuss geben – und wenn es das Letzte war, was er tat.

Eine kalte Dusche, Zähneputzen und hastiges Anziehen später polterte Dean mit dem Hund an seiner Seite die Treppe hinunter, eilte ins Wohnzimmer und ... wunderte sich.

Wo war Sam?

Das Sofa war leer und wies nicht einmal mehr Spuren in Form von zerwühlter Bettwäsche und Kissen auf, in der vergangenen Nacht einen Halbriesen beherbergt zu haben.

„Er hat gesagt, er geht kurz frische Luft schnappen – das war allerdings schon vor ner Stunde“, erklang unerwartet Bobbys Stimme, und Dean drehte sich um und sah ihn in der Küchentür stehen. „Vielleicht solltest du mal nach ihm sehen.“

Dean nickte und runzelte die Stirn und war zwei Sekunden später zur Tür hinaus – McClane folgte Bobby in die Küche, um gefüttert zu werden.

Während der Hund also sein Frühstück bekam, suchte Dean Bobbys Schrottplatz nach seinem flüchtigen Liebhaber ab und ärgerte sich aufs Neue, dass es immer nur Sam war, der die hilfreichen Superkräfte entwickelte – wenn ER Sams Präsenz erspüren könnte, hätte diese leidige Sucherei ein für alle Mal ein Ende.

Dean fand Sam schließlich in dem alten Ford, in dem sie sich nach der Fruchtbarkeitsstatuenoffenbarung ‚ausgesprochen’ hatten, und grinste in seliger Erinnerung, als er die Tür zum Beifahrersitz öffnete und einstieg.

„Guten Morgen, Sam.“

Sam reagierte nicht auf diese überaus freundliche Begrüßung, sondern starrte weiter auf seine Hände am Lenkrad des Fords, und Dean fühlte sich merkwürdig an sich selbst erinnert.

„Hey!“

Er legte seine Hand an Sams Wange, drehte dessen Kopf zu sich und gab ihm einen Kuss.

„Guten Morgen, Sam“, wiederholte er direkt an Sams Lippen und schickte noch ein Küsschen hinterher. „Schlecht geschlafen?“

Sam brummte ein „Das auch“, und Dean zog verwundert die Augenbraue in die Höhe.

„Was’n los mit dir?“

Sam kniff die Lippen zusammen und machte eine ausweichende Schnute, aber Dean war nicht geneigt, ihm das durchgehen zu lassen.

„Jetzt sag schon!“

Sam blickte demonstrativ in eine andere Richtung.

„Ich bin ein Idiot“, nuschelte er.

Dean zog erneut die Augenbraue in die Höhe. „Und wieso das bitteschön?“

Sam wirkte ja schon beinahe unglücklich – zum Glück nur beinahe.

„Weil ich mich nicht traue, es Bobby zu sagen.“

Dean biss sich auf die Unterlippe, als er Sams schmollenden Tonfall vernahm, und war nur froh, dass Sammy nicht auch noch seinen Schuh verloren hatte, das wäre ja nicht zum Aushalten gewesen.

„Sam …“

Dean streckte die Hand aus, strich Sam das Wuschelhaar hinters Ohr und kniff ihn sanft ins Ohrläppchen. „Ich liebe dich.“

Dean sah, wie Sam erschauderte, und zog ihn an sich heran.

„Es ist ok, dass du dich nicht traust … Ich werd das übernehmen“, murmelte er großzügig, bevor er Sam einen Kuss aufdrückte und ihn mit beiden Armen fest umschlang.

Dean spürte, wie Sam sich in seinen Armen entspannte, und unterdrückte ein erleichtertes Seufzen. Das hatte er ja nun wirklich nicht gewollt.

Schlimm genug, wenn Dämonen Sam in schwere Gewissenskonflikte und Schuldkrisen stürzten, er selbst musste nicht auch noch damit anfangen.

Dean löste seine Lippen von Sams, sah ihm in die Augen und lächelte sanft. „Lass uns lieber reingehen, bevor Bobby noch kommt, um uns zu holen …“

Sam nickte ein wenig schüchtern, und sie stiegen beide aus, kamen jedoch nur bis zu einem durchgerosteten Toyota, bevor sie wieder übereinander herfielen.

Vielleicht hätten sie nicht so dicht neben einander her gehen und sich dabei auch noch in die Augen sehen sollen.

Wirklich äußerst gefährlich, diese Dynamik zwischen ihnen.

„Nh … Gott, Sam!“, brachte Dean atemlos zwischen zwei Küssen heraus, da hatte Sam ihm auch schon wieder äußerst effektiv den Mund verschlossen und presste ihn so fest an sich, dass es schon fast an Nötigung grenzte.

Dean gab Sams drängender Zunge nur zu gern nach, empfing sie mit seiner eigenen und ignorierte das leise Hüsteln, das von irgendwo rechts hinter ihm an seine Ohren drang.

Sam ignorierte es im ersten Moment auch, allerdings nur so lange, bis sein Gehirn die Verknüpfung „Hüsteln – Schrottplatz – Bobbys Schrottplatz – Bobbys Hüs- BOBBY!“ machte, und er wie von der Tarantel gestochen von Dean abließ, um unter Bobbys gleichmütigem Blick hochrot anzulaufen.

„Schön, dass ihr euch noch immer so nahe steht, obwohl ihr keine Brüder seid“, war Alles, was Bobby dazu sagte, dann zog er sich zurück, um frischen Kaffee zu kochen.

Sam wäre vor Scham beinahe gestorben, Dean grinste nur.

„Na bitte – jetzt weiß er’s und du hast es ihm sogar quasi selbst gesagt.“
 

„Ich glaub das nicht.“

Sam blickte fassungslos von seinem Laptop auf. „Erinnerst du dich noch an Nigel – unseren Märchenfall? Mit den Goldmarien und Schneewittchen?“

Dean überlegte kurz, wie Sam annehmen konnte, er würde diese Prinzengeschichte JEMALS wieder vergessen und nickte. „Klar.“

„Er hat jetzt in Eagle Rock, Kalifornien einen Gebrauchtwagenhandel aufgemacht, und prompt sind dort in den letzten zwei Wochen fünf Menschen verschwunden!“

Dean zog eine ausdrucksvolle Grimasse und köpfte sein Frühstücksei.

„Na toll. Können die Leute da nicht selbst auf sich aufpassen? Ich hasse Märchen und in Kalifornien ist es mir zu dieser Jahreszeit zu warm!“

Dean ließ sich von Bobby frischen Kaffee einschenken, und Sam fiel ein, dass er Dean noch immer nicht erzählt hatte, dass er seine Prinzessin war.

Nun, jetzt war auch nicht unbedingt der beste Zeitpunkt dafür.

„Es ist ja gar nicht sicher, dass es wieder was mit Nigel und Märchen zu tun hat, ich meine …“

Dean stopfte sich die Hälfte seines Eies in den Mund und kaute grummelnd, und Sam verkniff sich den Rest seines Satzes.

Ja, sie wussten Beide, dass es mehr Möglichkeiten gab, was den ahnungslosen Bewohnern von Eagle Rock zugestoßen sein konnte, als sie beide zusammen Finger hatten, und am Wetter konnte er auch nichts ändern.

„Na, das war dann wohl ein sehr kurzer Besuch“, war Alles, was Bobby dazu sagte, und Sam war ihm noch immer mehr als dankbar, dass er über ihre mehr als peinliche Begegnung von vorhin kein einziges Wort verloren hatte.

„Wenn du uns vermisst, musst du nur anrufen, dann kommen wir vorbei“, nuschelte Dean zwischen zwei Bissen Toast und fing sich einen Klaps mit der Tageszeitung ein.

„...“ Sam vertiefte sich derweil wieder in den Onlineartikel der Tageszeitung von Eagle Rock und regte sich innerlich über die dortige Polizei auf, die mal wieder keinerlei Hinweise hatte, wohin ihre Schutzbefohlenen verschwunden waren.

Dort könnte wahrscheinlich ein drei Meter großer GOLEM ganz ungeniert durch die Gegend spazieren, ohne dass es jemandem auffallen würde.

Sam war eher zufällig über den Artikel gestolpert – Kalifornien war ja nicht unbedingt direkt um die Ecke – und überlegte, ob er noch nach Fällen suchen sollte, die sie unterwegs erledigen konnten, entschied sich dann aber dagegen.

Gegen ein paar Tage Roadtrip mit Dean ohne Monster war nicht das Geringste einzuwenden.

Vielleicht kamen sie dann endlich mal dazu, etwas gemeinsam zu unternehmen – was genau das sein sollte, konnte Sam zwar beim besten Willen nicht sagen, aber er würde Dean den Vorschlag auf jeden Fall unterbreiten, vielleicht kam dem ja die zündende Idee.

Wobei Dean bei näherer Betrachtung höchstwahrscheinlich keine zündende Idee, sondern was ganz Anderes kommen würde.

„Sam? Was grinst du so verdorben? Guckst du dir schon wieder Porno-Seiten im Internet an? Am Frühstückstisch? Während ich und Bobby daneben sitzen?“

Sams Grinsen wurde breiter.

Ja, er kannte seinen Dean, er kannte ihn wirklich ganz ausgezeichnet.
 

„Passt auf euch auf, ihr Zwei – und noch mal vielen Dank für den Hund.“

McClane bellte bekräftigend, als Bobby ihm den Kopf tätschelte, und wedelte ein paar Mal zum Abschied, und dann war der Impala auch schon von Bobbys Hof gefahren und verschwand in einer Staubwolke auf die Landstraße.

Dean warf das Radio an und tätschelte Sams Oberschenkel, während Triumph „Fight the Good Fight“ schmetterten.

„Bobby hat das erstaunlich gelassen aufgenommen, findest du nicht?“

Sam nickte und machte sich im Stillen klar, dass er das eigentlich auch vorher hätte wissen können – Bobby nahm schließlich Alles und Jeden gelassen auf.

„Dann sind wir ja jetzt ne Weile unterwegs, was?“, griff Dean zusammenhangslos das Gespräch wieder auf, und Sam nickte erneut. „Irgendwelche Pläne, womit wir uns die Zeit vertreiben könnten?“

Sam spürte Dean grinsen – er musste ihn nichtmal ansehen – und Deans Hand auf Sams Bein ging zu streichelnden Bewegungen über.

„Dude, du denkst nur an das Eine“, schmunzelte Sam, und Deans Hand auf seinem Schenkel wanderte prompt höher.

„Stört dich das?“

Sam biss sich auf die Unterlippe und konnte aufgrund spontaner Hitzewallungen nicht antworten.

Deans Hand berührte seinen Schritt, und Sam schloss die Augen und machte sich klar, dass sie gerade erst losgefahren waren und erst am Abend in das nächste Motel einchecken würden.

„Dean …“

Sam erschrak über seinen flehenden, viel zu unsicheren Tonfall und biss sich auf die Unterlippe – so würde Dean ja nie die Finger von ihm lassen.

„Ja, Sammy?“

Dass Deans Stimme nicht viel mehr als ein sexy Schnurren war, half ihm jetzt auch nicht unbedingt, sich zusammenzureißen.

„Dean … es ist … also … hell“, versuchte er es trotzdem, und als er Dean von der Seite ansah, zierte dessen Gesicht das breiteste Grinsen, das er je gesehen hatte.

„Ja, na und?“

Deans Zeigefinger fuhr seinen Reißverschluss nach, und Sam traute sich nicht, sich zu bewegen, um die Reibung zwischen ihnen nicht noch zu vergrößern.

„Was ist, wenn uns jemand sieht?“

Dean kicherte beinahe.

„Was soll denn dann sein?“

Die Hand in Sams Schritt packte plötzlich zu, und Sam stöhnte überrascht auf.

„D-das …“

„Das?“, hakte Dean schnurrig nach, und Sam wurde noch ein wenig wärmer.

„Das ist doch gefährlich, so zu fahren …“

Dean gluckste leise.

„Andersherum wäre es wohl noch gefährlicher, meinst du nicht auch?“

Sam nickte automatisch und formte seine Lippen zu einem lautlosen „Oh“, als Dean seine Jeans aufknöpfte und den Reißverschluss aufzog.

„Lass das sein!“, beschwerte Dean sich auch prompt. „Ich will deine Stimme hören!“

Sam stöhnte, biss die Zähne zusammen und beschloss, sich das diesmal nicht gefallen zu lassen.

Das ging doch nicht, dass Dean ihn am hellichten Tag begrabschte, wo ihn jeder sehen konnte!

Er packte Deans Handgelenk, zog dessen Hand aus seinem Schritt und machte seine Hose wieder zu.

Dean schmollte prompt.

„Du verdirbst einem auch jeden Spaß.“

Sam schnaubte leise, beugte sich zu Dean hinüber und pustete ihm sachte ans Öhrchen – Dean verriss beinahe das Lenkrad.

„Bist du bescheuert?!“

Sams Gesicht machte „Selber Schuld, was gehst du mir auch an die Hose – kannst du mal sehen, wie das ist!“, und Dean grummelte ungehalten vor sich hin und stellte das Radio lauter, das soeben „I’m burning for you!“ verkündete.

„Wenn du das nächste Mal fährst, werd ich dich auch anblasen!“, murmelte Dean in seinen Bart und im vollen Bewusstsein der Doppeldeutigkeit seiner Aussage.

Sam auf dem Beifahrersitz wurde rot und wusste nicht, ob er sich darüber freuen, oder doch eher Angst haben sollte.

Er war sich nicht sicher, ob Dean sowas tatsächlich machen würde, hatte allerdings die Erfahrung gemacht, dass man Dean so gut wie alles zutrauen musste.

Na toll.

Dean wusste wahrscheinlich ganz genau, was für Gedankengänge er jetzt in ihm ausgelöst hatte.

Sam warf einen prüfenden Blick auf Deans selbstzufriedenes Antlitz und war sofort überzeugt, der amüsiere sich still und heimlich auf seine Kosten.

Das Problem war nur, dass er ihm nicht wirklich böse sein konnte, weil er so verdammt scharf auf ihn war.

Vielleicht … konnten sie ja schon vor dem Abend irgendwo Halt machen.

„Ähm … Dean?“
 


 

Hier wäre für gewöhnlich Schluss, aber nich heute, nein, heute ist ein besonderer Tag und deswegen gibt's das nächste Kapitel gleich hinterher!
 


 

Sam fixierte mit verzweifeltem Blick seine ans Bett gefesselten Handgelenke und ihm kamen leise Zweifel an seiner geistigen Gesundheit.

War er denn wahnsinnig gewesen, Dean darum zu bitten, die nächste Abfahrt zu nehmen, damit sie in ein Motel gehen konnten?

„Also Sammy: Schlagsahne oder Schokosauce?“

Dean stand – noch mit Shorts und Jeans bekleidet, während Sam natürlich bereits splitterfasernackt war – am Fußende des Bettes und konnte sich offenbar nicht entscheiden, mit welchem klebrigen Süßkram er Sam bekleckern sollte.

„Du kennst mich – ich komm zurecht“, antwortete Sam schwach, und Dean warf ihm einen irritierten Blick zu. „Was?“

Sam grinste gegen seinen eigenen Willen, und Dean kam die Erleuchtung.

„Na fein, wenn du so oberschlau bist, kriegst du eben Beides!“

Dean ging um das Bett herum, stellte die Flasche mit der Schokosauce auf dem Nachttisch ab und hob die Dose Sprühsahne in seiner Hand wie eine Waffe.

„Dean?“

Dean hielt inne, als Sam ihn so unerwartet ansprach und blinzelte verdutzt. „Ja?“

„Muss das sein?“

Dean zog die rechte Augenbraue so steil in die Höhe, dass sie einen beinahe grotesk perfekten Bogen beschrieb, und sprühte Sam zur Antwort einen großzügigen Klecks Sahne auf die Brust.

„Idiotische Frage“, brummte er, stellte die Dose weg und griff nach der Schokosauce.

Sam schloss die Augen, als die kühle Flüssigkeit auf seine nackte Haut traf, und zuckte zusammen, als Dean zu ihm aufs Bett kletterte, und Deans Zunge ihn nur Sekunden später dafür entschädigte.

„Mhm …“

Sam stöhnte leise auf und leckte sich unwillkürlich über die Lippen, als er Dean dabei beobachtete, wie der die Sauerei sauber machte, die er auf ihm angerichtet hatte.

Dean kam kurz zu ihm hoch und küsste ihn und er schmeckte so verflucht lecker, dass Sam leise aufseufzte und ihm bedauernd nachsah, nachdem er den Kuss beendet hatte, wieder abgetaucht war, und ihn weiter sauber leckte.

Vielleicht war das mit der Sahne und der Schokosauce doch eine ganz gute Idee gewesen.

Deans Zunge glitt von seiner Brust abwärts in Richtung Bauchnabel, tauchte einmal hinein, um flüchtige Schokosauce sicherzustellen, und Sam biss die Zähne zusammen und stöhnte erneut.

Warum nur musste Dean ihn eigentlich jedes Mal wieder ans Bett fesseln?

Nicht, dass ihn das nicht unsagbar anmachte, aber er wollte Dean doch so gern anfassen!

„D-Dean …“

Dean zog sich ein kribbelnder Schauer über den Rücken, als Sam seinen Namen stöhnte, und er zog mit den Fingerspitzen Sams Bauchmuskeln nach, bevor er seine Hände an Sams Hüften gleiten ließ und sie festhielt.

Wie schön, dass er Sam komplett ausgezogen, bevor er ihn ans Bett gefesselt hatte – da hatte er doch mal äußerst gut vorausgedacht.

Weil Sam nämlich schon so schön nackt war, konnte Dean jetzt auch übergangslos und ohne Vorwarnung dazu ansetzten, Sams orale Bestleistung von vor ein paar Tagen noch zu überbieten.

Vielleicht hatte Sam ja doch Recht mit dem Vorwurf, dass er immer aus allem eine Olympische Disziplin machen musste.

(In diesem Fall würde er sich aber wohl kaum darüber beschweren.)
 

Dean drückte einen hingebungsvollen Kuss direkt über Sams Lenden, und dessen Stimme sackte um mindestens zwei Oktaven ab, als er den Kopf, ihn in den Nacken warf und hemmungslos stöhnte.

Dean brummte zufrieden – genau so hatte er sich das vorgestellt.

Aber wie fing er denn jetzt am besten an?

Dean hatte sich in den letzten Tagen öfter Gedanken über diesen Moment gemacht, und wenn er ehrlich war, dann hatte er ein wenig Schiss.

Immerhin war Sam riesig.

Aber nun gut, drücken galt nicht, also musste er jetzt langsam mal loslegen, sonst merkte Sam am Ende noch was, und außerdem hatte Sam sich das hier ja mal sowas von verdient!

„Ah!“

Sam entwich ein ungläubiges Keuchen, als Deans Lippen sich plötzlich um ihn schlossen, und Deans Mund ihn mit einer Hitze empfing, die so überraschend kam, dass er von der einen auf die andere Sekunde steinhart wurde.

„Dean …“

Dean schaffte es irgendwie, gleichzeitig zu grinsen und Sam noch ein wenig tiefer aufzunehmen – und das war gar nicht so schwierig, wie er gedacht hatte, er war augenscheinlich ein Naturtalent.

Sam wusste nicht, wie er es schaffen sollte, gleichzeitig zu atmen und zu stöhnen – das hier war mehr, als er ertragen konnte.

Dean war ja unglaublich gut!

Sam spürte seinen Verstand nach und nach wegdriften, während die Lust sich seiner mehr und mehr bemächtigte.

Deans Mund war so wunderbar heiß und feucht, dass er sich kaum beherrschen konnte, nicht einfach seiner Leidenschaft nachzugeben und hemmungslos hinein zu stoßen.

Dean schien zu ahnen, was in ihm vorging – er packte Sams Hüften noch ein wenig fester, machte ein paar Schluckbewegungen um Sams pochende Erektion, und fing dann an, seinen Kopf auf und ab zu bewegen.

Die Geräusche, die er dabei machte, ließen Sam beinahe ohnmächtig werden, und die Geräusche, die Sam machte, spornten Dean nur noch zusätzlich an.

Sam stöhnte und wand sich, und irgendwann, als er komplett in seiner Lust verloren war, flehte er doch tatsächlich nach mehr.

Dean wurde auf der Stelle hart.

„D-Dean … bitte …“

Sam leckte sich gierig über die Lippen und blickte aus beinahe völlig verklärten Augen auf Dean hinab, und der erwiderte seinen Blick und schluckte trocken.

„Was möchtest du, Sammy?“, fragte er rau, und Sam war zu erregt, um sich mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten. „Nimm mich!“

Dean beugte sich über ihn, drückte seinen Mund auf Sams und küsste ihn heftig, um zu überspielen, wie katastrophal konfus Sam ihn mit dieser Aufforderung gemacht hatte.

Er tastete blind nach Sams Fesseln und musste ihren Kuss schließlich abbrechen, weil er sie so nicht aufbekam.

Sobald Sam frei war, schlang er beide Arme um Dean, presste ihn an sich und wiederholte: „Nimm mich … bitte …“

Dean unterdrückte mit aller Macht ein Stöhnen, löste sich aus Sams Armen und rutschte aus dem Bett, um die Tube mit dem Gleitgel zu holen – und sich endlich ganz auszuziehen.

Er erledigte das mit ein wenig uneleganter Hast, aber Sam war zu glücklich, Dean endlich nackt zu sehen, um sich daran zu stören.

Dean griff sich das Gleitgel aus der braunen Plastiktüte, kam zurück zum Bett, kniete sich wieder zwischen Sams gespreizte Schenkel und nahm ihn wieder in den Mund.

„Dean!“

Sams Stimme überschlug sich beinahe, und er musste sich mit beiden Händen am vergitterten Kopfende des Bettes festhalten, weil die Alternative gewesen wäre, sich in Deans Haar zu verkrallen, und das wollte er ihm nicht zumuten.

Oh Gott, es konnte doch nicht angehen, dass Dean so gut in sowas war!

Sam beobachtete, wie Dean die Tube mit dem Gleitgel aufschraubte – ohne auch nur eine Sekunde von seiner pochenden Erektion abzulassen – und zog unwillkürlich die Knie an die Brust.

Wenn Dean das vorhatte, von dem er dachte, dass er es vorhatte, dann – Sam konnte nicht einmal daran denken, ohne zu stöhnen.

Dann war Deans Finger plötzlich an seinem Anus, schob sich in kreisenden Bewegungen in ihn hinein, und Deans Zunge kreiste neckisch um die Spitze seiner Erregung.

Diese doppelte Reizüberflutung war zu gut, zu viel, zu intensiv, Sam wollte sich aufbäumen und wurde durch Deans Hand auf seinem Bauch davon abgehalten, die ihn erbarmungslos nach unten drückte.

„Dean … aah … Dean …“

Dean nahm Sam wieder tiefer in den Mund und ging dazu über, ihn ein wenig spielerischer als zuvor zu stimulieren, während er sich darauf konzentrierte, ihn sanft auf sich vorzubereiten.

Da sollte noch mal einer sagen, Männer seien nicht multitaskingfähig.

Sam löste seine Hände von den schmiedeeisernen Streben des Bettes, legte sie in seine Kniekehlen und zog seine Schenkel noch ein wenig weiter auseinander und enger an seine Brust.

Dean, der ihn die ganze Zeit angesehen hatte, verschluckte sich bei Sams Anblick beinahe und musste kurz die Augen schließen, um sich zu sammeln.

Dumm nur, dass er ausgerechnet jetzt Sams Prostata traf, und der so heftig kam, dass Dean sich erneut beinahe verschluckte, bevor er – nun ja … schluckte.
 

„Hah … hah … mhm … Dean …“

Sam schloss die Augen und leckte sich über die Lippen und konnte nicht fassen, dass er Dean nicht einmal vorgewarnt hatte.

Aber es war einfach so plötzlich über ihn gekommen, dass er das nicht mehr geschafft hatte.

„Zufrieden, Sammy?“

Sam nickte und lächelte sanft und war stolz auf Dean, dass der sich ein „Wie war ich?“ hatte verkneifen können.

Dean beugte sich über ihn, sie küssten sich, und Sam biss Dean sanft in die Unterlippe, als der einen zweiten Finger in ihn schob, und er wieder hart wurde.

Dean löste ihren Kuss, blickte an Sam hinab und grinste unanständig. „Das ging jetzt aber schnell.“

Ihre Blicke trafen sich, Dean erschauderte leicht, und Sam nickte. „Jah …“

Sam wurde wieder geküsst, er spürte Deans Finger tiefer in sich und konnte nicht glauben, dass sie gerade erst angefangen hatten.

Dean war einfach so … er machte ihn einfach nur komplett …

„Ah!“

Dean hatte erneut Sams Prostata gefunden und massierte sie mit beinahe schmerzhaftem Druck, und Sams Blick verklärte sich so sehr, dass er schon beinahe fiebrig wirkte, mit dem erhitzten, geröteten Gesicht und dem wirren Haar, das ihm verschwitzt in die Stirn hing.

„Ist das gut so, Sam?“

Sam nickte zur Antwort auf Deans beinahe schon unschuldig vorgebrachte Frage. „Jah …“

Er wusste, dass Dean es liebte, sich dabei zu unterhalten, er konnte nur nicht ganz nachvollziehen, wieso.

Dean spreizte seine Finger in Sam, erhöhte den Druck gegen seine Prostata um ein beinahe unerträgliches Maß, und Sam biss sich auf die Unterlippe und wimmerte leise.

„Dean …“

Dean küsste Sam auf die Wange, dann auf den Hals, die Schulter, die Brust und den Bauch, und arbeitete sich immer tiefer vor, und als er ein paar heiße, feuchte Küsse auf Sams aufragende Erregung hauchte, sah Sam Sterne.

„Dean!“

Sam glaubte das einfach nicht. Dean konnte doch unmöglich noch mal -

„Aaah!“

Dean konnte.

Sam war nicht mehr Herr seiner Stimme, als Dean jetzt dazu ansetzte, ihn komplett aufzunehmen, das auch schaffte und gleichzeitig anfing, seine Finger in ihn zu stoßen.

Dean schloss die Augen, als ein überwältigtes Stöhnen nach dem anderen Sams Lippen entkam, und genoss einfach nur das Gefühl, Sam etwas Gutes zu tun.

Zugegeben, das hier war vielleicht nicht besonders romantisch oder einfallsreich, aber er war gut darin, und er wusste, dass Sam sich nach dieser Nacht nicht nur müde und erschlagen, sondern außerdem glücklich und zufrieden an ihn kuscheln würde – und Sam glücklich und zufrieden zu sehen war schon immer sein ultimatives Lebensziel gewesen.

Es dauerte nicht lange, bis Sam ein zweites Mal kam, und Dean ein zweites Mal schluckte, ohne vorgewarnt worden zu sein.

Er löste seinen Mund von Sam, richtete sich leicht auf und genoss Sams Anblick, wie er da vor ihm lag: Ein wenig matt und erschöpft, mit einem nur angedeuteten Lächeln um die Lippen, die Augen halb geschlossen und voller Zuneigung auf ihn gerichtet.

Sams Lippen formten „Ich liebe dich“, und Dean lächelte warm, bevor er zu grinsen anfing und sich über ihn beugte, um ihm ein Küsschen auf die Wange zu drücken.

„Du wirst mich gleich noch viel mehr lieben“, flüsterte er verheißungsvoll, dann rutschte er vom Bett und holte die braune Plastiktüte.

Sam versuchte, wieder zu Atem zu kommen und das unangenehm leere Gefühl zu ignorieren, das Deans Finger in ihm hinterlassen hatten.

„Warum gehst du denn jetzt weg?“, fragte er leise und ein wenig vorwurfsvoll, und Dean kam zu ihm zurück und drückte ihm einen Kuss auf.

„Du erwartest nicht wirklich, dass ich dich jetzt sofort besteige, oder?“

Nun, Sam hätte es vermutlich anders ausgedrückt, aber doch, genau das erwartete er.

Sonst wäre ja auch Deans schöne Vorbereitung ganz umsonst gewesen.

„Ich geb dir jetzt Zeit, dich ein wenig zu erholen“, verkündete Dean großartig und zog eine Flasche Massageöl – Mandelduft – aus der Plastiktüte, bevor er sie auf den Boden neben das Kopfende vom Bett legte.

Sam blinzelte und malte sich aus, was jetzt auf ihn zukam.

Eine Massage?

Von Dean?

Erholung?

Das sollte doch wohl ein Witz sein!

Tatsächlich ... Liebe

Wir haben heute den 05.03.2008.

Es ist 18.13 Uhr und es warten 307 Fanfiction auf Freischaltung.

Mal schauen, wie lange das diesmal dauert.
 

... Es dauerte bis zum 06.03.2008 bis zirka 12.30. Na, das geht ja noch.
 

Aber die haben schon wieder vergessen, das als Adult einzustufen.
 


 

„Jetzt guck doch nicht so … ich dachte, du freust dich?“

Sam biss sich auf die Unterlippe, als Deans Blick von gemeingefährlich sexy auf herzerweichend unsicher umsprang, und nickte nachdrücklich. „Tu ich doch auch!“

Das war ohne Zweifel die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und Deans Blick unterlag erneut einem schon fast schizophrenen Wandel, bevor er Sam schnurrend anwies, sich doch bitte auf den Bauch zu drehen – eine Aufforderung, der Sam gern nachkam, er brauchte beim Umdrehen nur ein wenig Hilfe, weil er sich so furchtbar schwach fühlte.

Wie konnte einen die Aussicht auf eine harmlose Massage nur derartig nervös machen?

Sam vergrub sein erhitztes Gesicht im Kopfkissen, schloss die Augen und entspannte sich versuchsweise, und dann tropfte Dean auch schon etwas von dem Massageöl auf seine nackte Haut.

Das Öl war ein wenig kühl, erwärmte sich jedoch schnell, und als Dean anfing, ihn zu massieren, seufzte Sam einmal leise auf und beschloss im Stillen, dass Dean einfach der Beste war.

Der konnte doch einfach alles.

Deans starke Hände glitten über seinen Rücken, über seine Schultern und sogar die Arme und massierten sanft, ausdauernd und kraftvoll jegliche Anspannung weg, derer sie habhaft werden konnten.

Sam glaubte nicht, dass es etwas Besseres geben konnte als das Gefühl von Deans wunderbaren Händen auf seiner Haut – zumindest nichts Jugendfreies.

Eben diese wunderbaren Hände streichelten jetzt einmal kurz liebevoll seine Schultern, dann kehrten sie auf seinen Rücken zurück, arbeiteten sich nach und nach weiter nach unten vor, und Sam stöhnte wohlig, als sie die Zone kurz über seinem Hintern erreichten.

Dean, der über ihm auf dem Bett kniete, grinste zufrieden, rutschte ein Stück nach hinten und drückte Sam einen sanften Kuss auf die linke Pobacke, bevor er die hingebungsvolle Liebkosung Sams gemarterter und teilweise bös verspannter Muskelmasse fortsetzte.

Deans Augen nahmen einen etwas gefährlichen Ausdruck an, während er seinen Blick über Sams inzwischen wundervoll schimmernde Haut gleiten ließ, und er drückte spontan noch einen Kuss auf Sams rechte Pobacke – Gerechtigkeit musste schließlich sein – bevor er sich genüsslich und mehr als gründlich über Sams Oberschenkel hermachte.

Das mit dem Massageöl war ganz zweifellos eine geradezu fabelhafte Idee gewesen. Nett von dem Verkäufer im Sexshop, dass der ihn so toll beraten hatte.

Nicht nur, dass Sam jetzt völlig entspannt und mehr oder weniger arglos vor ihm lag, er glänzte auch noch ganz toll und roch nach Marzipan und Amaretto – super Mischung.

Dean schloss seine Arbeit an Sams Kehrseite schließlich ab, drehte Sam sanft wieder auf den Rücken und war mit dessen entspanntem Gesichtsausdruck mehr als nur zufrieden.

„Nhm …“

Diesen in Deans Ohren himmlischen Laut der Zufriedenheit von sich gebend, streckte Sam die Arme nach Dean aus, und Dean zog schmunzelnd den rechten Mundwinkel in die Höhe, bevor er dieser dahin gehauchten Aufforderung nachkam.

Er wurde von Sam in eine äußerst feste Umarmung gezogen, sein Hintern wurde drängend massiert, er wurde äußerst leidenschaftlich geküsst – kurzum, Sam setzte alles daran, ihn für die dritte Runde startklar zu machen.

Sam hatte wohl vergessen, dass es für ihn die erste Runde sein würde, und er dieser energischen Überzeugungsarbeit überhaupt nicht bedurfte.

Dean hörte Sam in ihren Kuss hinein stöhnen, als sie gleichzeitig wieder hart wurden, und hob seinen Kopf leicht an, um Sam in die Augen sehen zu können.

„Du bist heute ja unverwüstlich!“

Sam errötete leicht und nickte und hütete sich, Dean zu erklären, dass das einzig und allein an ihm lag.
 

Sam legte sein Bein über Deans Hüfte, rutschte so eng wie möglich an dessen warmen Körper heran und schloss die Augen, während Dean einen mit Gleitmittel präparierten Finger in ihn hinein schob.

Er fühlte sich schon beinahe kriminell gut, die Geruchsmischung aus Mandel, Schweiß und … Banane in der Luft benebelte seine Sinne, und wenn es etwas gab, was diesen unglaublichen Tag perfekt machen konnte, dann war es das Gefühl, Dean in sich zu spüren.

Sam presste seine Stirn an Deans, als der einen zweiten Finger in ihn schob, und leckte sich über die Lippen.

Da Dean ihn heute schon einmal gedehnt hatte, ging es jetzt wesentlich schneller als gewöhnlich, und das war ein Umstand, für den Sam unendlich dankbar war.

Er wusste nicht warum, aber manchmal konnte es ihm einfach nicht schnell genug gehen, Dean in sich zu haben, und einige wenige Male war er sogar bereit gewesen, auf das Gleitmittel zu verzichten – was Dean beinahe dazu veranlasst hatte, ihm eine zu kleben.

Dean war nun mal durch und durch sein ewiger Beschützer, und nichtmal ansatzweise bereit, die Möglichkeit, es ohne Hilfsmittel zu machen, auch nur in Betracht zu ziehen.

„Aaah …“

Sam drückte sein Gesicht an Deans Halsbeuge, um sein Stöhnen zu dämpfen, und Dean lächelte sanft und drückte erneut zärtlich gegen Sams inzwischen überempfindliche Prostata.

Sam erzitterte in seinen Armen, Dean zog seine Finger aus ihm zurück und hob Sams Gesicht zu sich an. „Jetzt?“

Sam nickte hastig, und Dean konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Wirklich unverwüstlich …“

Sam drehte sich langsam auf den Bauch und wuchtete sich auf die Knie, und Dean streichelte einmal genüsslich über den so verführerisch vorgesteckten Hintern, bevor er sich zwischen Sams gespreizte Beine kniete und in aller Ruhe sicherstellte, dass er Sam auf gar keinen Fall wehtun würde.

Sam biss die Zähne zusammen, als Dean sich endlich in ihn hinein schob, und stöhnte befreit auf.

Das Warten zwischen dem Herausziehen der Finger und bis Dean endlich in ihm war, war jedes Mal aufs Neue eine äußerst unangenehme Angelegenheit.

Dean beugte sich über Sams Rücken und streichelte über dessen angespannte Schultern. „Kann ich anfangen?“

„Jah doch!“, war die ungeduldig hingestöhnte Erwiderung, und Dean richtete sich prompt auf und fing an, in einem unregelmäßigen Rhythmus zuzustoßen, der Sam mit jedem neuen, festen Ruck erschütterte.

„Dean!“

Sams Stimme wurde vom Kopfkissen gedämpft, als Dean immer schneller und härter zustieß und ihn seinen Stößen noch zusätzlich mit aller Kraft entgegen riss.

Nach dem unglaublich langen, unglaublich zärtlichen Vorspiel hätte Sam es beinahe nicht für möglich gehalten, dass Dean ihn so hemmungslos … durchnehmen würde.

Andererseits war Dean die ganze Zeit nicht zum Schuss gekommen, während er selbst schon zwei Mal das Vergnügen gehabt hatte.

Kein Wunder also, dass Dean jetzt ein kleinwenig ungeduldig war.
 

„Nngh … ngh!“

Sam biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zu – er konnte es nicht fassen.

Dean war jetzt schon gefühlte drei Stunden dabei, es ihm nach Strich und Faden zu besorgen, er war zwischendurch ein drittes Mal gekommen, und Dean schien noch nicht einmal ansatzweise selbst so weit zu sein.

„Aaah … nhaaa …“

Das Geräusch, wie Dean sich immer und immer wieder in ihn rammte, machte Sam fast noch mehr an, als das Gefühl, wie Dean wieder und wieder seine Prostata traf.

Sam glaubte nicht, dass er jemals wieder würde sitzen können, aber das hier war es definitiv wert.

„D-Dean …“

Sam hörte Dean hinter sich keuchen, und die Intensität seiner Stöße nahm tatsächlich noch zu.

„Dean …“

So sehr Sam das hier auch genoss, er glaubte nicht, dass er noch lange durchhalten würde.

„Dean, bitte …“

Dean hielt so plötzlich in seinen Stößen inne, dass Sam überrascht die Augen aufriss.

„Alles ok mit dir, Sammy?“

Sam keuchte auf, als er Deans unglaublich raue, unglaublich sinnliche Stimme vernahm, aus der trotz all der Lust, die sie dominierte, noch immer ganz klar die Sorge um ihn herausklang – und kam.

„Oh Mann, Sammy …“

Dean stöhnte leise, als Sam unter ihm zusammensackte, und zog sich vorsichtig aus ihm zurück.

„Sag jetzt nicht, du kannst nicht mehr?“

Sam hatte keine Kraft, auf diese Frage zu antworten, er brauchte all seine verbliebene Energie, um Folgendes zu sagen: „Hör nicht auf …“

„Wie bitte?“

Sams Lider flatterten kurz hoch, als er versuchte, sich wieder auf die Knie zu erheben und es nicht schaffte.

„Hör nicht auf“, wiederholte er schwach, und Dean drehte ihn sanft auf den Rücken und kam ihm mit seinem Gesicht ganz nahe.

„Stehst du das durch?“

Sam schaffte es, Deans selbstgefälligem Tonfall mit einem Schnauben zu begegnen, und Dean gluckste zufrieden, hob sein Becken an und schob sich wieder in ihn. „Na gut … dann mach ich weiter.“

Sam öffnete die Augen ganz, als Dean diesmal ganz sanft in ihn stieß, und als sich ihre Blicke begegneten, hatte er das Gefühl, das irgendetwas ganz tief in ihm kurz davor war, zu schmelzen.

Er spürte Deans Präsenz so intensiv, das er das Gefühl hatte, Dean in seinem ganzen Körper zu spüren, das Gefühl, dass jede einzelne Zelle seines Körpers von Dean erfüllt war, seiner Nähe, seiner Wärme, seiner … seiner Liebe zu ihm.

„Dean …“

Dean sah, wie Sam seinen Namen flüsterte, ohne ihn hören zu können, und er beugte sich vor und gab Sam einen zärtlichen Kuss, bevor er dazu ansetzte, es endlich zu ende zu bringen.

Er stieß wieder ein wenig fester zu, während seine Hände Sams zuckende Hüften hielten, und sich sein Blick in Sams fiebrig glänzende Augen einbrannte.

Ein paar Schweißtropfen perlten von Sams Wimpern, und er winselte leise auf, als sein Körper tatsächlich ein fünftes Mal auf Dean reagierte.

Das war doch vollkommen unmöglich.

„Unverwüstlich“, war alles, was Dean dazu sagte, dann stieß er noch ein wenig schneller zu und kam – und Sam, empfindlich und übersensibel wie er inzwischen war, folgte ihm sofort mit einem letzten, markerschütternden Stöhnen.
 

„Sammy?“

Sam blinzelte müde und verfolgte mit den Augen Deans Hand, nachdem dieser ihm in einer zärtlichen Geste das Haar aus der Stirn gestrichen hatte.

„Hm?“

„Erschreck mich ja nie wieder so“, brummte Dean sanft, Sam wurde auf die Stirn geküsst und verstand noch immer nicht, was eigentlich los war.

Ein Fakt, den man ihm offenbar ansah.

„Du warst kurz weggetreten … quasi ohnmächtig“, informierte Dean ihn leise, und Sam war nicht überrascht, ihn in der nächsten Sekunde trotz seiner offensichtlichen Besorgnis grinsen zu sehen.

„Ich weiß ja, dass ich gut bin, aber dass ich sogar SO gut bin …“

Sam streckte die Hand aus und boxte Dean vor die Brust – und war entsetzt über seine eigene Kraftlosigkeit.

„Ok“, war Alles, was Dean dazu sagte, „Bleib liegen, ich hol dir was zu trinken.“

Er schlüpfte aus dem Bett und ließ Sam in dem Bewusstsein zurück, dass er geliebt und umsorgt wurde – besonders nach ein paar Stunden heftigem, kräftezehrendem Sex.

Dean kam mit einer Flasche Wasser zurück, setzte sich zu Sam ans Bett und drehte den Deckel ab, bevor er sie Sam reichte.

Sam setzte sich vorsichtig auf, ignorierte den leichten Schmerz unterhalb der Gürtellinie und trank ein paar Schlucke, dann ließ er sich kraftlos zurück in die Laken sinken.

„Bist du ok?“

Sam lächelte müde, als er die mühsam unterdrückte Sorge in Deans Stimme vernahm, und nickte kurz.

„Mein Hintern tut ein wenig weh, aber sonst geht’s mir ausgezeichnet“, antwortete er nach einer Weile, und Dean kniete sich neben das Bett auf den Fußboden und legte den Kopf auf seine verschränkten Arme. „Hab ich dir zu viel zugemutet?“

Sam konnte sich gerade noch beherrschen, nicht die Hand nach ihm auszustrecken und ihm den Kopf zu tätscheln.

Dean war wirklich ein Tier – er besaß animalische Instinkte, er konnte sowohl knurren als auch schnurren, und diese Augen irgendwo zwischen Hunde- und Raubtierblick … Sam seufzte leise.

„Willst du versuchen, ein wenig zu schlafen?“, erkundigte Dean sich nun, und Sam grinste schwach. „Versuchen? Ich müsste mich schon sehr anstrengen, wenn ich das verhindern wollte …“

Dean lächelte und nickte, und Sam wunderte sich doch sehr, keinen dummen Spruch auf seine Kosten zu hören zu bekommen.

„Alles klar, dann schlaf“, wisperte Dean stattdessen, streichelte einmal kurz über Sams Wange und zwirbelte dann eine Strähne seines Haars zwischen Daumen und Zeigefinger.

„Und was ist mit dir?“, fragte Sam leise, während ihm die Augen zufielen, und Deans Präsenz sich wie ein warmer Kokon um seine Gedanken legte.

„Ich bin hier, wenn du aufwachst.“

Dean betrachtete Sams Gesicht, sah ihm beim Einschlafen zu, lauschte für einen Moment seinen tiefen, gleichmäßigen Atemzügen und konnte sich lange nicht losreißen, dann stand er ruckartig auf und ging ins Bad, um zu duschen.

Wenn er diesen Tag wirklich so perfekt machen wollte, wie er es geplant hatte, dann sollte er geduscht und etwas zu Essen besorgt haben, wenn Sam wieder aufwachte.
 


 

Liebe Leser, liebe Kommischreiber, liebe Freunde.

Dies wird jetzt für längere Zeit das letzte Kapitel gewesen sein, in dem Sam und Dean so viel... Spaß hatten.

Für mich war diese Angelegenheit mindestens so anstrengend wie für Sam - wenn nicht noch anstrengender - und ich müsste schon auf Knien angefleht werden ... egal jetzt.

Bis zum nächsten Kapitel!
 

moko-chan

Verwünscht

„Verdammt, ist das hier heiß!“

Dean streifte sich in einer ungeduldigen, fließenden Bewegung das Hemd von den breiten Schultern, knüllte es zu einem unansehnlichen Knäuel zusammen und warf es auf den Rücksitz des Impalas.

Dann packte er sein schwarzes Shirt mit beiden Händen am Saum, entblößte seinen Bauch und dann die Brust, trocknete sich den Schweiß von der Stirn und legte zu Sams grenzenloser Befriedigung tatsächlich einen halben Striptease am Straßenrand hin, indem er das Shirt ganz auszog und zu dem Hemd auf die Rückbank warf, bevor er ihre ‚Kaffeepause’ für beendet erklärte und sich wieder hinter das Steuer des Impalas schwang.

Es war ganz eindeutig heiß in Kalifornien und noch dazu schien es schon seit Wochen nicht mehr geregnet zu haben.

Scheinbar regnete es nie in Südkalifornien.

Sie waren nur noch wenige Meilen von Eagle Rock entfernt, es war kurz nach zwölf Uhr Mittags, die Sonne brannte erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel, und der Impala hatte sich aufgeheizt wie der sprichwörtliche Brutkasten.

Dean startete mit missmutigem Gesichtsausdruck den Wagen, der – wie üblich – grollend zum Leben erwachte, und Sam beobachtete einen Schweißtropfen, der über Deans Stirn und seine Wange perlte, den Hals hinab rann und dann über die Brust und den Bauch, bis er schließlich im Bund seiner Jeans verschwand.

Er hütete sich, Dean zu erzählen, dass die Oben-Ohne-Geschichte in Bezug auf die Ledersitze des Impalas keine so gute Idee war – besonders, wenn man irgendwann wieder aussteigen musste – und leckte sich über die trockenen Lippen, bevor er sich zum Rücksitz drehte und eine Wasserflasche hinter dem Sitz hervor holte.

„Wenn wirklich Nigel dafür verantwortlich ist, dass ich mir diese Hitze antun muss, dann bring ich ihn erst um und dann noch mal und noch mal und noch mal, bis er endlich begriffen hat, dass man mit übernatürlichen Mächten nicht herum zu spielen hat!“, brummte Dean genervt und nahm von Sam die Wasserflasche entgegen, nachdem dieser selbst ein paar Schlucke getrunken hatte.

Der Impala brauste den Highway entlang, das Radio dröhnte, die offenen Fenster ließen die Illusion von kühlendem Fahrtwind aufkommen, und Sam hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt – ohne gerade Sex mit Dean gehabt zu haben.

Die herrschende Hitze machte ihm nicht halb so viel aus wie Dean, er hatte etliche Lagen seines sonstigen Zwiebellooks abwerfen können und trug am Oberkörper momentan nur sein hellblaues Lieblingsshirt mit dem fliegenden Gehirn drauf, seine Schuhe samt Socken hatte er ausgezogen und unter dem Sitz verschwinden lassen, und genoss nun den leichten Zug der Lüftung an seinen nackten Füßen.

Der Asphalt vor ihnen reflektierte die Sonne auf eine Art, dass die faszinierende Täuschung entstand, sie führen auf Wasser, und Sam verengte die Augen zu Schlitzen und wünschte sich, er hätte daran gedacht, sich eine Sonnenbrille zu kaufen, bevor sie Kalifornien erreichten.

Dean neben ihm sah mit seinem etwas veralteten Modell Marke alternder Rockstar mal wieder aus wie der Großmeister der Coolness, und Sam nahm sich vor, ihn in Eagle Rock zu überreden, sich endlich ein etwas frischeres und vor allen Dingen weniger bulliges Modell zuzulegen.

Sam nahm die Wasserflasche von Dean zurück, nachdem der getrunken hatte, und nahm selbst noch ein paar Schlucke, bevor er sie zudrehte, sie wieder verstaute und es sich dann auf seinem Sitz bequem machte.

Er mochte es, einfach nur neben Dean zu sitzen, die endlose Straße entlang zu fahren, einem Ziel entgegen, das ihre Reise nur kurz unterbrechen würde, bevor sie neuen Jobs entgegen fuhren – ihre gemeinsame Reise, die vermutlich (hoffentlich) nie ein wirkliches Ende nehmen würde.

Es stimmte schon, sie hatten nur einander, aber sie hatten trotzdem so viel mehr, und alles war gut, solange sie nur zusammen waren, solange Dean ihn nicht allein ließ, würde er dieses Leben leben, tun, was zu tun war, und es genießen und das Beste daraus machen.

Der Fahrtwind spielte mit seinem Haar und zerrte an seinem Shirt, und Sam stieß einen behaglichen Seufzer aus, faltete sich auf dem Sitz so gut es ging zusammen und schickte sich an, ein Nickerchen zu machen.

Dean würde ihn schon wecken, wenn sie da waren.
 

„Meinst du wirklich, dass es so eine gute Idee ist, einfach durch die Vordertür rein zu gehen?“

Dean, der eben dabei war, sich sein letztes frisches Shirt – sein einziges weißes, das er sonst nur als unterste Schicht trug, wenn er seine eigene Interpretation von Sams Zwiebellook ausprobierte – aus seiner Reisetasche zu angeln, warf Sam einen ungeduldigen Blick zu und zog die Augenbraue in die Höhe. „Ja, warum denn nicht?“

Es war eindeutig zu heiß für Sams komische Fragen.

„Vielleicht erwartet er uns bereits“, erwiderte Sam unsicher, beobachtete, wie Dean sich in das etwas zu enge Shirt kämpfte, und musste aus zweierlei Gründen den Impuls bekämpfen, Dean sofort wieder auszuziehen.

Erstens war das Shirt eng und weiß, und Dean sah einfach verboten lecker darin aus, und zweitens war das Shirt eng und weiß und Dean sah einfach nicht wie er selbst darin aus.

Sam konnte sich nicht daran erinnern, Dean jemals zuvor in nichts als einem weißen Shirt als Oberbekleidung gesehen zu haben.

Aber das war momentan nicht der Punkt, und das schien Dean ihm irgendwie übel zu nehmen.

„Sam, es ist Nigel – der erwartet gar nichts! Der hat einen ausgewachsenen Dachschaden, und gehört mit seinen Märchenbüchern erst verprügelt und sollte dann gezwungen werden, sie aufzuessen – und zwar ohne Soße!“

Dem gab es nichts hinzuzufügen, also zuckte Sam nur mit den Schultern, fügte sich Deans stärkerem, von der Hitze geplagtem Willen, und überquerte gemeinsam mit Dean den aufgeheizten Boulevard, um Seite an Seite mit ihm die klimatisierten Räumlichkeiten von Nigels erst vor Kurzem neu eröffneten Gebrauchtwagenhandel zu betreten.

Sie wurden von angenehm kühl temperierter Luft empfangen, als sie den Eingangsbereich hinter sich gelassen hatten, aber das war auch schon das einzig Positive an Nigels neuem Unterschlupf.

Das Ambiente war, wenn man höflich bleiben wollte, interessant, wenn man seiner Meinung ungehemmt freien Lauf ließ – also quasi brutal ehrlich war – krankhaft verstörend.

Es roch nach frischer Wandfarbe – Himmelblau – und neuem, frisch verlegtem Teppichboden – Magenta – Plastikpflanzen standen scheinbar willkürlich platziert in giftgrünen Übertöpfen herum und Sam fühlte sich an ein expressionistisches Gemälde erinnert, Dean wurde von all der Farbigkeit beinahe schwindlig und er hegte nicht den leisesten Zweifel, dass Nigel für diese geballte Grässlichkeit höchstpersönlich verantwortlich war.

Nigels Anblick in dem dunkelblauen Umhang und dem Spitzhut mit den Glitzersternen drauf, war etwas, das er seinen Lebtag nicht vergessen würde.

Dean schüttelte die grausige Erinnerung ab, sie steuerten zielsicher das größte Büro an, klopften, wurden herein gebeten, und waren nicht großartig überrascht, dass Nigel bei ihrem Anblick leicht erbleichte.

Die Erinnerung an ihre erste Begegnung war wohl auf beiden Seiten alles andere als angenehm.

Nigels Gesicht glättete sich jedoch schneller als erwartet, sein Blick wurde eine Spur zu selbstzufrieden, und er nahm diese pompöse Haltung an, für die Sam ihn am liebsten kopfüber vom Kirchturm hätte baumeln lassen – in Notre Dame.

„Ich habe euch bereits erwartet“, verkündete Nigel großartig, während er sich aus seinem taubenblauen Chefsessel erhob, der sich mit seinem creme-apricot-farbenen Anzug und seiner moosgrünen Brille biss, und Dean schrumpfte unter Sams strafendem Blick zusammen.

„Haben Sie das?“, fragte Sam so ruhig wie möglich, nachdem er Dean erfolgreich in Grund und Boden gestarrt hatte, und bedauerte plötzlich, hier ohne Schusswaffen aufgeschlagen zu sein.

Manchmal waren sie einfach zu gut und vor allem zu naiv und vertrauensselig für diese Welt – selbst jemand wie Nigel stellte mitunter eine Gefahr da, auch, wenn sie es nicht wahrhaben wollten.

„Ja, das habe ich“, erwiderte Nigel mit einem süffisanten Grinsen – Sam hätte ihn beinahe geohrfeigt, weil er einfach ungefragt Deans wohl patentiertesten Gesichtsausdruck so dilettantisch zu kopieren versuchte – und holte ein Buch aus der obersten Schublade seines Schreibtisches.

Ein Buch!

Dean schluckte unbehaglich und fragte sich, ob er hier gerade möglicherweise eine Buchphobie entwickelte, die ihn bis zum Ende seines Lebens verfolgen würde.

Eine derartige Phobie wäre nicht nur peinlich – zwanzig Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala – sondern auch noch ganz furchtbar unpraktisch, schließlich konnte er Sam ja nicht jedes Mal ganz allein auf der Recherche sitzen lassen, so verführerisch dieser Gedanke auch war.

„Leg das Buch weg, Gandalf!“, versuchte er, Nigels schändlichem literarischen Treiben mit aufgesetzt fester Stimme Einhalt zu gebieten, und Nigels Grinsen wurde noch ein wenig breiter, dann hielt er das Buch mit ausgestreckten Armen vor sich und öffnete es in Richtung Sam und Dean.

„Grüßt ihn von mir!“
 

Dean stöhnte leise und versuchte des Gefühls akuter Seekrankheit Herr zu werden, das sein Frühstück auf dem durch und durch falschen Weg aus seinem Körper befördern wollte.

Was war denn nun wieder passiert?

Er schlug die Augen auf, sah Sam direkt neben sich liegen, und die Seekrankheit wurde von Panik verdrängt.

„Sam?! Sammy?! Sag was! Mach die -“

„Ich bin ja wach, ich bin ja wach …“

Sam hielt sich den brummenden Kopf, setzte sich auf und ächzte, weil ihm einfach mal so gar nicht gut war, dann blickte er Dean anklagend an. „Was schreist du denn so?“

Dean entfuhr ein Seufzer der Erleichterung, und er fuhr sich mit der Hand durchs kurze Haar. „Ich hatte schon Angst, du bist wieder ein Prinz.“

„Das wäre jawohl reichlich uninnovativ von Nigel, findest du nicht?“, antwortete Sam mit einer spöttischen Grimasse, und Dean kniff ihn in die Nase.

„Mach dich nicht über meine Ängste lustig!“

Dean stand etwas mühsam auf, stöhnte leise, da ihm noch immer nicht wirklich gut war, und blickte sich um. „Und wo sind wir hier bitteschön?“

Sam ließ seinen Blick über die ihm absolut unbekannte Landschaft schweifen und runzelte die Stirn.

„Ich hab keine Ahnung“, gab er unwillig zu und wagte es noch nicht, sich ebenfalls zu erheben – er würde tiefer fallen als Dean, wenn sein Gleichgewichtssinn nicht mitmachte.

„Das is alles so grün hier“, stellte Dean fest, während er seinen Blick über sanft gewellte Hügel, Bäume und Büsche gleiten ließ, und kratzte sich am Kopf.

„Ich frag mich echt, wo der Typ immer die Bücher herhat, um solche Sachen abzuziehen. Ich meine … Er hat das verdammte Buch einfach nur hochgehalten und schwups – waren wir hier. War das Ding verflucht, oder was? Und wo hat es uns hingeschickt?! Das sieht hier aus wie … wie … wie, ach verdammt! Ich hab keine Ahnung, wie das hier aussieht!“

Sam kam eine äußerst böse Vorahnung, und er stand so hastig auf, dass er taumelte und sich an Dean festhalten musste.

„Dean, ich fürchte, wir sind IN dem Buch.“

Dean blinzelte ungläubig und ein wenig panisch zu ihm hoch, seine Augen so weit aufgerissen, dass er Sam an einen verschreckten Lemouren erinnerte.

„In welchem Buch?!“, entfuhr es Dean, er packte mit beiden Händen Sams Schultern und schüttelte ihn, dass der arme seekranke Sam ganz grün wurde.

„Dean lass das!“, japste er, machte sich mit letzter Kraft von Dean los und ließ sich mit dem Hintern rückwärts ins dichte Gras plumpsen, das ihn auffing, wie ein Stapel frisch gewaschener Handtücher.

„Guck dir doch die ganze Landschaft an“, meinte Sam mit einer alles umfassenden Geste und schloss gequält die Augen, „Bei so viel Landschaft können wir nur in einem Buch gelandet sein …“

„In welchem, Sam?! Jetzt machs doch nicht so spannend!“

Dean war schon von Natur aus ungeduldig und die Aussicht, möglicherweise Nebenfigur im neuen Harry Potter zu sein, erheiterte ihn weder besonders, noch stimmte sie ihn geduldiger als üblich.

„In Herr der Ringe“, antwortete Sam schließlich schwach und ließ sich auf den Rücken fallen, und Dean wurde ein wenig grünlich um die Nase, als wolle er sich damit der Landschaft anpassen, dann plumpste er neben Sam ins Gras.

„Grüßt ihn von mir“, murmelte er fassungslos, begriff auf einen Schlag, was Nigel damit gemeint hatte und kniff die Augen zu.

„Wie kommen wir denn jetzt aus DER Nummer wieder raus?“

Alte Freunde

Robert Singer musterte unzufrieden das fröhlich blinkende Display seines Handys und knurrte misstrauisch.

Entweder war das Ding jetzt endgültig im Eimer, oder aber Sam und Deans Handys hatten gleichzeitig den Geist aufgegeben, ODER das merkwürdige Gefühl, das er schon seit Tagen hatte, wollte ihm tatsächlich sagen, dass mit den Beiden etwas nicht stimmte.

Es war jetzt drei Wochen her, dass Sam und Dean McClane bei ihm gelassen hatten und nach Kalifornien aufgebrochen waren, um in den dortigen Vermisstenfällen zu ermitteln, und seitdem hatte er nichts mehr von ihnen gehört.

Bobby legte sein noch immer penetrant blinkendes Handy auf den Küchentisch und seufzte, bevor er McClane eine Schüssel mit frischem Wasser hinstellte.

Der Hund forderte ein paar Streicheleinheiten ein, bevor er sich über sein Wasser hermachte, und Bobby runzelte die Stirn und warf einen nicht zu unterdrückenden Kontrollblick zu seinem mobilen Telefon.

Es war ja nun wirklich nicht so, dass er regelmäßige Anrufe seiner jungen Freunde gewöhnt war, aber wenn es etwas gab, auf das er sich schon seit Jahren verlassen konnte, dann war es sein Instinkt, und der sagte ihm im Moment deutlicher als alles andere, dass Sam und Dean in Schwierigkeiten waren.

Sein Handy behauptete neuerdings hartnäckig, die Nummern, die er unter Sam und Deans Namen eingespeichert hatte, seien nicht vergeben – und wenn er nur noch ein einziges Mal den Satz „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ hören musste, konnte er für nichts mehr garantieren.

Es war eher widerwillig, dass Bobby den Gang in sein ‚Arbeitszimmer’ antrat, in dem er sein Recherchematerial aufbewahrte, und wo einsam und unter Büchern, Manuskripten und Staub vergraben sein Computer in einer Ecke stand und den traurigen, aber wahrheitsgetreuen Eindruck vermittelte, sowohl ungeliebt als auch unverstanden zu sein.

Bobby räumte die Bücher und Manuskripte auf seinen schon ein wenig altersschwachen Schreibtisch um, schaltete den PC ein und wappnete sich mit Geduld.

Der Schreibtisch war nicht das einzig Altersschwache in diesem Zimmer, und der Computer war nicht nur ungeliebt und unverstanden, sondern auch noch unverschämt langsam.

Sam hatte ihm zu erklären versucht, dass das erstens daran lag, dass er so furchtbar alt war, und zweitens an den Datenmengen, die Bobby scheinbar willkürlich auf der Festplatte angehäuft, und dann nicht defragmentiert hatte.

Defragmentiert – ja, genau.

Bobby würde lieber freiwillig ein komplettes Exorzismus-Ritual rückwärts nicht nur auf Latein sondern auch noch auf Griechisch aufsagen, als sich diese dumme Computer-Sprache zu merken, die Sam so wunderbar mühelos beherrschte.

Der PC erwachte mit einem merkwürdigen elektrisch anmutenden Knacken zum Leben, nachdem Bobby sich endlich überwunden hatte, mit dem üblichen misstrauischen Gesichtsausdruck den entsprechenden Knopf zu drücken, und Bobby verschränkte die Arme vor der Brust, betrachtete für einen Moment den noch schwarzen Bildschirm und beschloss, sich erstmal einen Kaffee zu holen.

Das hier würde zweifellos eine ganze Weile dauern.

Als Bobby zehn Minuten später mit einer Tasse Kaffee in der einen Hand und einem Teller mit Toastbrot in der anderen sowie McClane an seiner Seite den Raum betrat, hatte sich der Computer unter pompösen Fanfarenklängen soeben erfolgreich hochgefahren – diese Klänge hatte er zweifellos Dean zu verdanken – und wirkte einsatzbereit.

Bobby zog sich also einen bequemen Stuhl heran, klickte ein wenig mit der Maus herum, bis er sich wieder in das System eingearbeitet hatte, stellte dann eine Verbindung zum Internet her … wartete, trank einen Schluck Kaffee, wartete … und gab dann Eagle Rock, Kalifornien in seine Suchmaschine ein.

Dann wartete er wieder.

Das würde ein langer Nachmittag werden.
 

Jo schlug die Tür ihres 71er Buick Riviera hinter sich zu und strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, während sie sich neugierig auf dem mit Autowracks zugestellten Platz umsah.

Ja, das sah wie ein Ort aus, an dem Dean sich ganz zweifellos und Sam sich etwas weniger zweifellos gerne aufhalten würde, hier war sie höchstwahrscheinlich richtig.

Jo schloss ihren geliebten Wagen in geschmackvollstem Grün-Metallic ab, versenkte die Schlüssel in ihrer Lederjacke und warf einen prüfenden Blick um sich, bevor sie sich zu dem Haus umwandte, das sie zu besuchen gedachte.

Der Himmel war bewölkt, es nieselte leicht, und Jo überquerte mit ein paar schnellen, zielgerichteten Schritten den leicht schlammigen Boden zwischen ihrem Wagen und der Veranda.

Sie klopfte einmal nachdrücklich, wartete, klopfte noch mal, und dann öffnete sich die Tür, ein mit schwarzem Fell bedecktes Etwas schoss heraus, sprang an ihr hoch und wurde von ihr innerhalb von Sekunden als Hund identifiziert – was sein Glück war, denn für gewöhnlich wurde eliminiert, was sich ihr so unerwartet näherte.

Durch die offene Tür musterte sie aus einem etwas bärtigen Gesicht, halb unter einer merkwürdig anmuten Schirmmütze heraus, ein Paar kluger brauner Augen, und Jo war sich sicher, dass sie hier richtig war.

„Sie müssen Robert Singer sein.“

Bobby nickte, legte leicht den Kopf samt Mütze und darauf abgebildetem Schweinchen schief und lud sie mit einer Geste ein, einzutreten.

„Was kann ich für dich tun, Jo?“

Sie lächelte und streichelte dem Hund über den Kopf, der noch immer aufgeregt um sie herum wedelte.

Natürlich wusste er, wer sie war – Dean hatte schließlich gesagt, dass Bobby alles wisse.

„Ich hab dich lange nicht gesehen“, stellte Bobby fest, während Jo an seinem Küchentisch Platz nahm und stellte ihr ein Bier hin, „Das letzte Mal warst du höchstens zwei Jahre alt. Wie geht’s deiner Mutter?“

Jo öffnete ihre Bierflasche mit einer geübten Handbewegung, bevor sie antwortete. „Gut, soweit ich weiß. Wir haben gestern telefoniert.“

Sie trank einen Schluck Bier und streichelte den Hund, der seinen Kopf auf ihren Oberschenkel gelegt hatte und auf eine Art zu ihr aufsah, die sie merkwürdig an jemanden erinnerte, sie konnte nur nicht ausmachen, an wen.

Bobby verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie prüfend, er konnte sich nicht wirklich erklären, wie er zu diesem Besuch gekommen war.

In seinem Arbeitszimmer wartete die verdammte Onlinerecherche auf ihn, die ihn schon mindestens drei Stunden gekostet hatte, weil er ständig verlinkt wurde, und hier an seinem Küchentisch saß unangekündigt und unerwartet eine junge Frau, die er seit über fünfzehn Jahren nicht gesehen hatte.

„Darf ich fragen, was du hier willst?“, erkundigte er sich also ein wenig ungeduldig, und Jo blickte lächelnd zu ihm auf. „Dean hat mir erzählt, an wen er sich wendet, wenn er nicht mehr weiter weiß, und ich dachte mir, das probier ich auch mal.“

Sie sah, dass sie Bobbys Interesse geweckt hatte, und beschloss, dass es unklug wäre, jetzt noch lange um den heißen Brei herum zu reden.

Bobby sah nicht aus, als gehöre er zu der geduldigen Sorte Mensch.

„Ich bin in Eagle Rock, Kalifornien auf einen Fall gestoßen, der mir Kopfzerbrechen bereitet“, begann sie also, „Dort ver-“

„Sagtest du gerade Eagle Rock?!“, fiel Bobby ihr ungläubig ins Wort, und Jo zog ihre fein geschwungenen Augenbrauen in die Höhe und musterte ihn überrascht. „Ja, wieso?“

Für einen Moment sah sie so sehr wie die Ellen Harvelle aus, die Bobby vor ewigen Zeiten kennen gelernt hatte, dass er nicht antworten konnte, und sie einfach nur anstarrte.

Jos Augenbrauen wanderten noch ein wenig höher, als Bobby nicht auf ihre Frage reagierte, verstärkten den genervten Gesichtsausdruck, der Bobby so an ihre Mutter erinnerte, und er nahm sich zusammen und hüstelte verlegen, bevor er ihr erklärte, dass Sam und Dean in eben diesem Ort mit einem neuen Fall beschäftigt waren, und der Umstand, dass er sie ums Verrecken nicht erreichen konnte, IHM Kopfzerbrechen bereitete.
 

Jo ließ sich auf dem überraschend bequemen Stuhl vor Bobbys Computer nieder, warf einen Blick auf den unförmigen, verstaubten Kasten und unterdrückte die stichelnde Frage, aus welchem vorsintflutlichen Jahrhundert das Ding sei, dann konzentrierte sie sich auf das Werbebild von dem Gebrauchtwagenhandel, das momentan den flackernden Bildschirm zierte.

Ein dürrer Mann mit wirrem schwarzem Haar bildete den Mittelpunkt des Bildes, er trug einen creme-apricot-farbenen Anzug, der ihm zu groß war, und eine moosgrüne Brille, die ein wenig schief auf seiner Nase saß und sah aus, als könne er keiner Fliege was zuleide tun.

„Und du meinst, der Besitzer von dem Ding hätte was damit zu tun?“

Sie warf Bobby einen etwas skeptischen Blick über die Schulter zu, und der nickte düster.

„Sam und Dean hatten ihn sofort in Verdacht – sie kennen ihn von einem alten Fall – und dass sie jetzt verschwunden sind, scheint mir ein sicheres Zeichen dafür zu sein, dass sie Recht hatten, und irgendwas schief gegangen ist.“

Jo legte den Kopf schief und bezweifelte kurz die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Schicksal sie innerhalb so kurzer Zeit schon wieder mit Sam und Dean zusammen geführt hatte, dann nahm sie es als gegeben hin, dass das Schicksal ihr einfach ab und zu eins reinwürgen musste, um das Universum im Gleichgewicht zu halten.

Ob Bobby wohl schon wusste, was Dean und Sam so alles trieben, wenn sie nicht gerade das Böse bekämpften?

Wahrscheinlich schon – laut Dean wusste Bobby schließlich alles.

Jo lächelte einen Moment lang still vor sich hin, dann wandte sie sich wieder zu Bobby um. „Wie gehen wir jetzt am Besten vor?“

Bobby grinste.

„Ganz einfach. Wir fahren nach Kalifornien und sehen uns die Sache mal an. Ich hab von dem ewigen Regen hier sowieso die Schnauze voll.“

„Du willst mitkommen?“, fragte Jo überrascht und kam prompt in den Genuss von Bobbys genervtem Schnauben.

„Ja, was dachtest du denn? Dass ich hier auf meinem Hintern sitze, während die Jungs in Schwierigkeiten sind? Ganz bestimmt nicht!“

Jo begriff auf einen Schlag, warum Dean und Sam Bobby so sehr schätzten, warum sogar ihre Mutter stets mit Respekt und manchmal sogar Ehrfurcht von ihm sprach.

Mit ihm zusammen zu arbeiten konnte nur von Vorteil für sie sein.

Bobby verließ das Zimmer und ließ sie mit dem Hund allein, der ihr schon wieder seinen wuschligen Kopf auf den Oberschenkel gelegt hatte und anbetend zu ihr aufblickte, während er hingerissen an der Lederjacke schnupperte, die sie aus irgendeinem Grund nicht ausgezogen hatte.

„Du bist ja ein richtig Hübscher“, murmelte sie leise, kraulte ihn hinter den Ohren und grinste, als er begeistert hechelte.

Es dauerte nur etwa zehn Minuten, dann war Bobby mit einer ausladenden Reisetasche zurück und blickte sie abwartend an. „Bist du soweit?“

Sie nickte, stand auf, und warf dann einen fragenden Blick auf den Hund.

„Und was ist mit ihm?“

„Der kommt mit“, erwiderte Bobby ruhig, stieß einen kurzen Pfiff aus, und McClane trabte gehorsam an seine Seite.

Sie verließen gemeinsam das Haus und Jo begleitete Bobby zu seinem alten, blauen Ford Pickup-Truck und beobachtete, wie er die Tasche auf den Rücksitz warf, bevor er den Hund in den Wagen springen ließ.

„Meinst du, es geht den Beiden gut?“, fragte sie und machte sich urplötzlich Sorgen um Sam und Dean.

Sicher, sie hatten bei ihrem letzten Treffen ihre Differenzen gehabt, aber sie hatte sie doch noch immer gern – ganz besonders Dean – und sie hoffte wirklich, dass ihnen nichts geschehen war.

Bobbys Gesicht verzog sich zu einer leichten Grimasse, als er die Besorgnis in ihren Augen sah, und schüttelte leicht den Kopf, bevor er die Tür seines Wagens zuschlug.

„Ich fürchte nicht“, lautete seine knappe Antwort, dann ging er zur Fahrertür, öffnete sie und blickte Jo über die Motorhaube hinweg an.

„Wir sollten uns wirklich beeilen, dass wir nach Kalifornien kommen.“

Schräger als Fiktion

Liebste Leser, ich fürchte, ihr müsst die Jo noch ein wenig dulden, selbst, wenn ihr sie nicht mögt.

Nu is sie ja nun mal da, und sie meint es ja auch nur gut, und Bobby wird schon aufpassen, dass sie keine Dummheiten macht, ne?

Es bringt also rein gar nix, mir in den Kommis zu schreiben, dass ihr sie nicht mögt, die bleibt jetzt so lange da, bis das ausgestanden ist! xD
 

Man möge Geduld mit ihr und vor allem mit mir haben!
 

moko-chan
 


 

„Sam, mir is langweilig …“

Dean ließ sich auf den Rücken fallen, blickte in den blauen, mit einigen Wattewölkchen verschönten Himmel über sich und schnaufte.

„Wann geht das denn mit dieser Ringvernichterei endlich los?“

Sam zog die Augenbraue in die Höhe und maß Dean mit einem abschätzigen Blick, der diesem zum Glück verborgen blieb.

„Geh doch Hobbit-Kinder erschrecken, wenn du dich langweilst.“

Dean grinste schuldbewusst. „Hab ich schon.“

Sam verdrehte die Augen und sagte nichts dazu.

Seit Dean herausgefunden hatte, dass er von den Bewohnern dieser literarischen Welt zwar gehört, aber nicht gesehen werden konnte, war er völlig außer Kontrolle geraten, klaute Essen, wo er nur konnte und erschreckte alle Nase lang unschuldige Hobbits.

Sam hätte das vermutlich lustig gefunden, würden seine Gedanken nicht pausenlos um die Frage kreisen, wie zum Teufel sie wieder aus diesem Buch heraus kommen sollten.

„Heute morgen hab ich Sam erschreckt“, verkündete Dean nun, und Sam runzelte irritiert die Stirn. „Was bitte?“

„Na den Gärtner … von Frodo … Sam“, erklärte Dean in einem Tonfall, als rede er mit einem Kleinkind, und Sam beschloss, ihn einfach weiter zu ignorieren.

Wenn hier jemand den Oberlehrer heraushängen lassen durfte, dann war das jawohl er selbst!

Sam hatte die Theorie entwickelt, dass er und Dean spätestens dann wieder aus dem Buch heraus kommen würden, wenn die Geschichte zu ende war, augenscheinlich hatte die aber noch nicht einmal angefangen.

Frodo und Sam waren entschieden zu jung für das Abenteuer, das sie bestehen sollten, Merry und Pippin sowieso und - Sam konnte es nicht fassen, dass er sich über sowas Gedanken machen musste, während Dean Hobbits erschreckte und sich den Wanst voll schlug!

„Wollen wir noch mal nach Hobbingen reingehen und gucken, ob sich was getan hat?“

Dean drehte den Kopf in Sams Richtung, sah dessen angespanntes Gesicht und setzte sich auf.

„Grübelst du schon wieder?“

Dean stand auf, machte ein paar Schritte in Richtung Sam, ließ sich neben ihm wieder ins dichte Gras sinken und stupste Sams Schulter mit seiner eigenen an.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Sammy – wir kommen hier schon wieder raus.“

„Ach ja? Und wie bitteschön?!“, entfuhr es Sam ein wenig heftiger als beabsichtigt, und Dean sah ihn überrascht von der Seite an und legte dann den Arm um ihn.

„Wir finden einen Weg, Sammy, wir finden immer einen Weg.“

Dean strich Sam mit der freien Hand das Haar aus der Stirn und bereute, dass ihm nicht früher aufgefallen war, wie sehr Sam ihre Situation zu schaffen machte.

Sam lehnte den Kopf an Deans Schulter, schloss die Augen und atmete einmal tief durch.

Vermutlich sollte er sich ein Beispiel an Dean nehmen und etwas entspannter an die Sache heran gehen, andererseits lag es aber einzig und allein an Deans entspannter Einstellung gegenüber Nigel und seinen Fähigkeiten als Oberbösewicht, dass sie jetzt in einem verdammten Buch feststeckten und nicht in Kalifornien am Strand lagen.

Da half es auch nichts, dass Dean zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ein überzeugtes „Gott, ich hasse Nigel!“ ausstieß.
 

Jo beobachtete, wie Bobby seine buschigen Brauen bedrohlich furchte, und konnte das nur allzu gut nachvollziehen.

Was sie hier auf dem Schaugelände von Nigels Gebrauchtwagenhandel entdeckt hatten, war schrecklich genug, einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.

Sie ließ ihren Blick mit nur schwer unter der Oberfläche gehaltenem Entsetzen über Nigels bisher ganz sicher schwerstes Verbrechen schweifen und hoffte, dass Dean das niemals würde sehen müssen.

Vor ihren und Bobbys ungläubigen Augen stand ein schwarzer 67ger Chevy Impala, mit einem ‚zu verkaufen’ Schild in der Frontscheibe.

Deans schwarzer Chevy Impala.

Jo hätte weinen mögen.

„Den Beiden muss ganz eindeutig was passiert sein“, murmelte sie, noch immer fassungslos, und Bobby verschränkte die Arme vor der Brust und bedeutete ihr mit einem einzigen eindeutigen Blick, zu schweigen.

„Interessieren Sie sich für diesen Wagen?“

Nigel war beinahe lautlos heran getreten, und während Jo schwer damit zu kämpfen hatte, sich ihr Misstrauen und ihre Abneigung ihm gegenüber nicht anmerken zu lassen, löste Bobby das Problem, indem er von der einen auf die anderen Sekunde ein komplett anderer Mensch wurde.

„Ja, ich spiele mit dem Gedanken, ihn für meine Tochter zu kaufen“, antwortete er in geschäftsmäßigem und doch freundlichen Tonfall, und Jo brauchte ein wenig, bis sie begriff, dass sie diese Tochter sein sollte.

Sie hatte ja gewusst, dass Bobby gut war, aber dass er so schnell eine derartig überzeugende Tarnung für sie Beide aus dem Ärmel geschüttelt hatte, beeindruckte sie dann doch.

„Wie viel hat er gelaufen?“, erkundigte Bobby sich mit einer Geste in Richtung des Impalas, warf Jo einen Blick zu, der ihr wohl sagen sollte, dass sie ihn mit Nigel allein lassen konnte, und fuhr dann fort, Nigel in das wohl anstrengendste Verkaufsgespräch in dessen langer, bis dato vergleichsweise angenehmer Laufbahn als Gebrauchtwagenhändler zu verwickeln.

Jo nutzte die Gelegenheit, um sich auf dem großzügigen Gelände umzusehen, und während sie durch die Reihen von gebrauchten Autos schritt, die Nigel zum Verkauf anbot, fragte sie sich unwillkürlich, wie viele von ihnen durch unlautere Methoden in Nigels Besitz gekommen waren.

Die Sorge um Sam und Dean drängte sich ihr so plötzlich auf, dass sie einen Moment inne halten musste und blicklos einen babyblauen Dodge anstarrte, während sie sich wieder sammelte.

Sie hatte über die Jahre am eigenen Leib erfahren müssen, dass Jäger ein gefährliches und meistens ein kurzes Leben führten, dass es wenig Sinn machte, sich darauf zu verlassen, eine langfristige Beziehung oder Freundschaft mit einem von ihnen einzugehen, aber irgendwie war es mit Sam und Dean immer etwas Anderes gewesen – Sam und Dean waren einfach anders gewesen.

Sie wollte nicht glauben, dass diese Zwei, die bisher noch die größten Widrigkeiten gemeistert hatten, die das Leben an sie gestellt hatte, ausgerechnet von jemandem wie Nigel in die Knie gezwungen worden waren.

Jo und Bobby waren schon seit ein paar Tagen in Kalifornien und hatten sich sehr gründlich und vorsichtig an Nigel und seinen Gebrauchtwagenhandel herangetastet.

Die Vermisstenrate in Kalifornien war in den letzten Wochen auf unglaubliche 31 Personen angestiegen, und wenn sie daran dachte, dass diese „Vermissten“ möglicherweise alle tot und nicht einfach nur vermisst waren, wurde ihr ganz anders.

Jo war dem Umstand, dass sie nicht allein an diesem Fall arbeiten musste, sehr dankbar und noch viel dankbarer war sie dafür, mit Bobby zusammenarbeiten zu können.

Sie hatte in den letzten Tagen mehr von ihm gelernt als in all ihren Jahren als Jägerin, und es bestand keine Frage mehr, warum Sam und Dean ihn so sehr schätzten.

Vielleicht sollte sie darüber nachdenken, in Zukunft immer mit einem Partner zusammen zu arbeiten.

Für Sam und Dean hatte es sich ausgezahlt, mit Bobby funktionierte es ganz wunderbar, und sie konnte sich schließlich nicht ewig davon einschränken lassen, was mit ihrem Vater geschehen war.

Wo sie allerdings einen Partner auftreiben sollte, dem sie von heute auf morgen ihr Leben anvertrauen würde, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Sam und Dean standen in trauter Zweisamkeit nebeneinander auf einem hübsch grün gewellten Hügel, unter dem sich eine Wohngemeinschaft von Hobbithöhlen befand, und blickten geradewegs auf Bilbo Beutlins grüne Haustür.

Dean hatte den Arm um Sam gelegt und ihn eng an sich gezogen, denn es war ein relativ frischer Tag, und sie hatten ja nicht mehr mit nach Mittelerde genommen, als sie am Leibe getragen hatten – und in Kalifornien war es wesentlich wärmer gewesen.

Mit nur einer Garnitur Wäsche in Mittelerde festzusitzen, war definitiv kein empfehlenswerter Zustand.

So langsam hatte Dean die Schnauze gestrichen voll davon, seine Klamotten im Fluss per Handwäsche zu reinigen.

Sam bei seiner zuzugucken machte ja wenigstens noch Spaß, immerhin bekam er dabei jedes Mal aufs Neue so richtig schön was zu sehen, aber es grenzte ja an ein halbes Wunder, dass er und Sam sich noch keine ernsthafte Erkältung zugezogen hatten!

Vielleicht sollten sie doch mal versuchen, in einer dieser Hobbithöhlen zu übernachten – wenigstens war es da drin schön warm.

„Also … irgendwie hab ich das Gefühl, das hier ist gar nicht Herr der Ringe.“

Sam runzelte die Stirn, und Dean tat es ihm gleich und blickte völlig verwirrt zu ihm auf. „Wie? Aber Frodo … und Sam … und …“

„Ja schon“, fiel Sam ihm ungeduldig ins Wort, „Aber siehst du die ganzen Zwerge?“

Sam deutete auf die Ansammlung von dreizehn bärtigen Gestalten, die sich vor Beutelsend eingefunden hatte, und Dean nickte. „Klar.“

Blöde Frage, so viele Zwerge auf einen Haufen konnte man doch gar nicht übersehen – ein Wunder eigentlich, dass Sam noch keiner Panikattacke erlegen war. Wenn es sich um eine Ansammlung von Clowns handeln würde, wäre er das ganz bestimmt.

„Die kommen in Herr der Ringe gar nicht vor … aber im Kleinen Hobbit!“, meinte Sam nun zu dem Zwergenauflauf, und Dean machte ein konfuses Gesicht. „Im was bitte?!“

„Im Kleinen Hobbit!“, wiederholte Sam so ruhig wie möglich und hoffte, dass die Zwerge Dean nicht gehört hatten.

Die sahen irgendwie gefährlich aus.

„Was ist Der kleine Hobbit?“, erkundigte Dean sich ein kleinwenig verunsichert, und Sam seufzte, dass sein Exbruder dieses Kleinod der Literaturgeschichte nicht kannte.

„Das erzählt die Geschichte vor Herr der Ringe – wie Bilbo überhaupt an den Ring kommt und so“, erklärte er kurz, und Dean nickte und machte eine überraschend intelligente Bemerkung. „Das ist dann aber eher ein Kinderbuch, oder? Ich hab mich sowieso schon gewundert, warum Nigel uns mit seinem Fetisch für Märchen in sowas wie Herr der Ringe stecken sollte.“

Sam nickte zustimmend, und Dean legte den Kopf schief. „Ist das Buch dann auch kürzer? Dann sitzen wir hier ja nicht ganz so lange fest.“

Sam lächelte, als Deans grenzenloser Optimismus ihn mal wieder mitriss, nickte erneut und blinzelte, als er von Deans strahlendem Lächeln, das auf diese seine Zustimmung folgte, beinahe schneeblind wurde.

„Die scheinen aufzubrechen“, stellte Dean nun fest und deutete auf die Gruppe Zwerge. „Sollen wir ihnen folgen?“

Sam zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht? Was soll schon passieren?“
 

Jo saß auf dem Bett in ihrem Motelzimmer und wartete darauf, dass Bobby sich zu ihr gesellte, damit sie ihre neuesten Ergebnisse besprechen konnten.

Ein Grinsen schlich sich unwillkürlich auf ihre Züge, als sie sich an den armen Rezeptionisten erinnerte – Steve, hatte auf seinem Namensschild gestanden – der sie und Bobby in der Annahme, sie unterhielten ein äußerst unmoralisches Verhältnis, ins gleiche Zimmer hatte stecken wollen.

Bobby hatte vermutlich nie zuvor so bedrohlich und erzürnt gewirkt – nichtmal im Kampf gegen Vampire und Werwölfe.

Sie wohnten ja nun schon seit einigen Tagen in diesem Motel, Jo hatte sich noch immer nicht an die durchweg gelbe Einrichtung gewöhnen können, die sie jedes Mal aufs Neue irritierte, wenn sie ihr Zimmer betrat, und Steve versuchte noch immer, seinen Fauxpas mit zusätzlichen Handtüchern und Nachttischlampen wieder gut zu machen.

Was sie und Bobby mit mehr als einer Nachttischlampe pro Zimmer sollten, war Jo zwar nicht ganz klar, aber sie mochte Steve und seine Hornbrille, also hatte sie nicht versucht, ihn durch eine dahingehende Fragen noch weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken, und sie bat Bobby mit einem unbewussten Lächeln auf den Lippen herein – sie war solch höfliches Benehmen Frauen gegenüber von anderen Jägern einfach nicht gewohnt, und hatte sich schon damit abgefunden, dass sie alle gleich waren, kernig, in den meisten Fällen schlecht rasiert, ein wenig unordentlich und bar jeglicher Manieren.

Bobby trat ein, schloss die Tür sehr gründlich hinter sich und wehrte die ein wenig übertriebene Begrüßung McClanes ab, der freudig kläffend an ihm hochsprang.

„Sitz“, sagte er ruhig aber mit Nachdruck und McClane gehorchte sofort.

„Was gibt’s Neues?“, erkundigte Jo sich ohne weitere Umschweife, und Bobby runzelte unzufrieden die Stirn – er schien das oft zu tun.

„Nicht viel“, antwortete er ehrlich und sein Gesicht drückte all die Frustration aus, die er ihr nicht mündlich mitteilte. „Es ist ganz eindeutig Deans Impala, er und Sam waren ganz eindeutig hier, und die Schuld für ihr Verschwinden ist ganz eindeutig bei Nigel zu suchen.

Wie zum Teufel er das angestellt hat, ist allerdings die große Frage.

Er sieht nicht aus, wie jemand, der zu Gewalt neigt – der Typ wollte die Welt zu einem besseren Ort durch Märchen machen, verdammt!“

Jo biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte ein Grinsen.

Bobby hatte ihr von Sams Metamorphose erzählt, und sie bedauerte zutiefst, nicht Zeuge seiner Herrschaftlichkeit und Deans Verzweiflung geworden zu sein.

„Nun“, überlegte sie laut, „Nehmen wir mal an, er ist bei Märchen und Büchern geblieben – welche Möglichkeiten bleiben ihm in dieser Richtung?“

Bobby wirkte für einen Moment völlig weggetreten, dann verfinsterte sich sein Blick so sehr, dass Jo trocken schluckte.

„Was ist?“, fragte sie vorsichtig.

Bobby gab so etwas wie ein Knurren von sich, als er sich darauf besann, dass er nicht allein im Zimmer war, dann sah er ihr in die Augen.

„Orpheus.“

In einem fernen Land

Also - kann das sein, dass Animexx mir meine Kommis klaut?

Ich hab das so oft, dass in der Kapitelansicht steht, ich hätte so-und-so-viele Kommentare, und wenn ich mir die dann angucken will, dann sind das manchmal doch sehr viel weniger.

Ist irgendwem aufgefallen, dass seine Kommentare dazu neigen, zu verschwinden? Ich lösch nämlich nix, es sei denn, ein Kommentar wurde aus Versehen doppelt oder dreifach gepostet.

Falls ihr euch also missverstanden und ungeliebt gefühlt haben solltet: Ich wars nicht! Animexx is Schuld!

Und jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

(Credits to Kinka für den Titel!)
 

moko-chan
 


 

„Ich glaub das immer noch nicht!“

Dean fluchte ungehalten und kickte einen großen Stein weg, der das Pech hatte, vor ihm auf dem Weg zu liegen, fluchte, weil der Stein ZU groß gewesen war, und er sich wehgetan hatte, und Sam runzelte die Stirn.

„Jetzt können wir da auch nichts mehr dran ändern!“

Dean schnaubte, unterdrückte eine flapsige Bemerkung und eine Beschwerde über seinen schmerzenden Fuß, und sprach stattdessen aus, was sich auch Sam im Stillen fragte.

„Wie haben wir es denn jetzt bitte geschafft, dreizehn Zwerge, einen Hobbit und einen Zauberer aus den Augen zu verlieren?!“

Nun gut, Gandalf, Bilbo und die Horde von Zwergen hatten Ponys und ein Pferd gehabt und sich folglich sehr viel schneller fortbewegt als Sam und Dean, aber das war jetzt trotzdem irgendwie peinlich und bedeutete für jeden von ihnen zehn Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

„Was machen wir denn jetzt?“

Dean ließ die Schultern hängen und blickte hoffnungslos zu Sam auf, und der war von Deans plötzlicher Bereitschaft, sich seiner Führung zu unterwerfen, zunächst einigermaßen überrascht, dann machte er sich jedoch klar, dass Dean die Welt der Bücher schon immer als sein ureigenstes Refugium betrachtet hatte, und dass diese Bereitschaft demzufolge zu erwarten gewesen war.

Deans unendliches Vertrauen in seine Fähigkeiten zu enttäuschen, kam nicht in Frage, also ließ Sam sich auf einem Findling am Wegesrand nieder und legte die Stirn in grüblerische Falten.

„Ich muss nachdenken“, verkündete er entschieden, und Dean nickte und war ganz still, um Sams überragenden Verstand nicht beim Denken zu stören.

Sie hatten keine Karte von Mittelerde, Dean hatte keine Ahnung von dem Buch, in dem sie gelandet waren, ihm war kalt, ihm taten die Füße weh und er hatte Hunger, und diese ganze Angelegenheit wurde so langsam nicht nur lästig sondern auch noch gefährlich.

Dean fröstelte, als ihn eine kühle Brise von hinten erwischte, ihm unters Shirt kroch und eine Gänsehaut über seinen Rücken schickte, dann schlangen sich plötzlich zwei starke Arme um seine Mitte, und Sam zog ihn nach hinten in eine warme Umarmung.

„Schon fertig mit Denken?“, erkundigte Dean sich leise und sah Sam von der Seite an, als der seinen Kopf über seine Schulter schob, und Sam schüttelte sein Haupt und seufzte.

„Ich kann mich dunkel erinnern, dass wir nach Osten müssen, aber der Weg ist verdammt gefährlich, und wenn wir Pech haben, landen wir nicht beim Einsamen Berg sondern in Mordor und da wollen wir ja nun wirklich nicht hin.“

Dean nickte, als habe er eine Ahnung, wovon Sam da sprach, und drängte sich dichter an Sams warmen Körper.

„Andererseits können wir ja schlecht hier bleiben, und wenn wir nicht zu weit nach Süden kommen, dürften wir damit kein Problem bekommen … wir könnten allerdings auch zurück nach Hobbingen gehen und abwarten, ob die Geschichte sich auch ohne uns erzählt.“

Dean regte sich leicht und versuchte, Sam in die Augen zu sehen, was sich aufgrund ihrer jeweiligen Positionen als ein kleinwenig schwierig erwies.

„Zurückgehen?“, hakte er also ein wenig anklagend nach, ohne Sam dabei in die Augen zu sehen und betrachtete stattdessen einen Busch am Wegesrand, „Das wär aber ne ziemlich peinliche Aktion …“

Sam schnaubte ihm ungeduldig in den Nacken, und Dean bekam erneut eine Gänsehaut und drehte sich in Sams Armen zu ihm um. „Was schlägst du vor?“

Sam blinzelte verdutzt – er war es einfach nicht gewohnt, von Dean so ernsthaft um seine Meinung befragt zu werden, und diese großen fragenden Augen, mit denen Dean ihn nun ansah, behinderten ihn beim Denken.

„Mh?!“

Dean riss seine Augen noch ein wenig weiter auf, als Sam sich plötzlich zu ihm herunter beugte, ihm die Hand in den Nacken legte und ihn küsste und er brauchte ungewohnt lange, sich zu entspannen und die Augen zu schließen, um den Kuss so hingebungsvoll zu erwidern, wie Sam es verdient hatte.
 

„Orpheus?“, wiederholte Jo irritiert, und Bobby nickte und sein Blick wurde so hart, dass sie unwillkürlich erschauderte.

„Ein alter Bekannter“, erklärte er kurz. „Vor etwa zehn Jahren hat er sich einen Spaß daraus gemacht, Leute in Bücher zu bannen und darin versauern zu lassen – wär mir fast genauso ergangen, als ich ihn damals endlich aufgespürt hatte.“

McClane winselte beunruhigt, als sein Herrchen haltlos zu fluchen begann, und Jo war von Bobbys Schimpfwortfundus mehr als nur beeindruckt.

„Ich hätte wissen müssen, dass der noch mal Ärger macht … war ja klar, dass der Knast den nicht läutern würde … Ich hätte ihn im Auge behalten sollen … immer das Gleiche mit diesen Glücksrittern … Ich Idiot …“

Auf diese kryptische Art ging es noch eine Weile weiter, und Jo wartete geduldig, bis sie einen äußerst wichtigen Einwand vorbrachte. „Aber wir wissen doch noch gar nicht, ob es wirklich dieser Orpheus ist – beim letzten Mal hat Nigel schließlich auch allein gearbeitet!“

Bobby beruhigte sich ein wenig, als er das hörte, atmete einmal tief durch und tätschelte McClane tröstend den Kopf.

„Da hast du auch wieder Recht – schlaues Mädchen.“

Jo nahm diesen Ausspruch stillschweigend als Kompliment hin und stand endlich von ihrem Bett auf.

„Dann sollten wir jetzt vielleicht herausfinden, ob dieser Orpheus zufällig gerade in der Stadt ist und ihm einen Besuch abstatten.“

Bobby nickte, betitelte sie erneut als schlaues Mädchen und verließ mit ihr und McClane das Motel.

Es war inzwischen dunkel geworden, es REGNETE doch tatsächlich, und Bobby nahm es als gegeben hin, dass das vermutlich so bleiben würde, bis er den Staat verlassen hatte und nach South Dakota zurückgekehrt war.

Bobby – ganz Gentleman – beschloss, dass sie seinen Truck nehmen würden, damit McClane, der jetzt natürlich nass geworden war und müffelte, Jo nicht die Ledersitze ihres geliebten Buick zuhaarte (er hatte Deans Gejammer noch zu gut im Ohr) und dann machten sie sich auf den Weg zu dem Internetcafé, das ihnen bei ihren bisherigen Recherchen schon ganz hervorragend geholfen hatte – beziehungsweise hätte, wenn sie irgendetwas Brauchbares herausgefunden hätten, was sie ja leider bisher nicht hatten.

Nigels Gebrauchtwagenhandel lag auf dem Weg zu diesem famosen Café, und Bobby folgte einem plötzlichen Impuls und hielt an der gegenüberliegenden Straßenseite, schaltete die Scheinwerfer aus und wartete.

„Was hast du-“, setzte Jo an, dann gab Bobby ein nachdrückliches „Schhht!“ von sich und deutete hinaus auf den dunklen Bürgersteig, wo soeben ein unscheinbarer Mann mit einem Stapel Bücher auf dem Arm seines Weges marschierte.

„Ich wusste es ja“, knurrte Bobby, McClane knurrte solidarisch mit, und Jo schwieg beeindruckt.

Bobbys Instinkte waren wirklich von faszinierender Schärfe.

„Das ist Orpheus?“, fragte sie leise nach, und Bobby nickte nur.

Das, was Jo im lächerlichen Licht einer Straßenlampe erkennen konnte, wirkte nicht sonderlich bedrohlich und sie machte Bobby keinen Vorwurf, Orpheus vor zehn Jahren unterschätzt und ihn der Obhut der staatlichen Gesetzeshüter überlassen zu haben, um sich gefährlicheren Individuen zuzuwenden.

Orpheus – oder Neil MacCleod, wie er mit bürgerlichem Namen hieß – war ein mittelgroßer Mann, weder besonders dünn noch besonders dick und der Stapel Bücher in seinen Armen schien ihm zu schwer zu sein – er ging langsam und blieb immer wieder stehen, um zu verschnaufen, bevor er schließlich vor Nigels Gebrauchtwagenhandel ankam und von Nigel mit einem freundlichen Lächeln eingelassen wurde, bevor der die Tür hinter ihnen abschloss.

„Na, da haben sich ja Zwei gefunden“, war Bobbys sarkastischer Kommentar.
 

„Oh verdammt, wo sind wir denn jetzt wieder gelandet?!“

Dean war schwer versucht, sich das Haupthaar zu raufen, beherrschte sich jedoch, als er sah, wie Sam das für ihn übernahm.

Sam und Dean befanden sich in einem Wald, einem scheinbar sehr großen, möglicherweise sehr alten Wald – nein, nicht Fanghorn, den hatte Sam bereits ausgeschlossen, weil er die Bäume nicht reden hörte – und bewegten sich bereits seit Stunden im Kreis, weil sie den blöden Wald vor lauter Bäumen nicht sahen, und das Unterholz ihnen ein zielgerichtetes Vorwärtskommen oft genug unmöglich machte.

Dean hob den Kopf und machte sich sehr gerade, als seine Ohren Hufgeklapper vernahmen, und deutete Sam mit einer hastigen Geste an, mucksmäuschenstill zu sein, und Sam zog ihm eine Grimasse, die wohl sagen sollte, dass er auch ohne Deans dumme Anweisungen zurecht kam.

Das Hufgeklapper wurde beständig lauter, ein einsamer Reiter auf einem braunen Pferd tauchte hinter ein paar Bäumen auf, und Sam und Dean zogen sich so weit sie konnten ins Gebüsch zurück, bis er sie passiert hatte.

Dass sie nicht gesehen wurden, hieß schließlich nicht, dass sie nicht niedergeritten werden konnten.

Dean erhaschte einen kurzen Blick auf ein bärtiges, ungewaschenes Gesicht unter einer grünen Kapuze und erfreute sich einen Moment lang an der inneren Befriedigung, Aragorn zumindest einmal in Natura gesehen zu haben, beobachtete, wie dieser wieder zwischen den Bäumen verschwand, und dann regte er sich wieder darüber auf, dass er nicht wusste, wo er war.

Sam und er waren schon seit mindestens zwei Wochen unterwegs – die Zeit verging merkwürdig ruckartig und unbeständig in diesem Buch, und er konnte nicht genau sagen, wie lange sie wirklich schon zwischen den Seiten verloren waren – und hatten sich dank ihres grandiosen Orientierungssinnes beständig nach Osten vorgearbeitet.

Nach einem Zwischenstopp in Bree, wo sie sich Essen und Kleidung zusammen geklaut hatten, waren sie nun zumindest weder hungrig noch verfroren, aber immer noch … abseits der Wege, denn dieser grandiose Orientierungssinn, über den sie verfügten, sagte ihnen leider nicht, wo sie im Moment waren – sie waren in den Wäldern der Trollhöhen kurz vor Bruchtal – und wie sie da wieder raus kommen sollten.

Eine sinnvolle Option wäre gewesen, Aragorn zu folgen, aber der war leider auf dem Weg nach Westen, und da kamen sie ja nun her und wollten auch nicht wieder dahin zurück.

Dieser blöde Wald bestand aus mehr Gebüsch und Unterholz als aus Bäumen, Dean und Sam waren definitiv zu groß, um durch Gebüsch und Unterholz zu kriechen, und jetzt schienen sie sich komplett festgelaufen zu haben.

„Wie ist Aragorn hier bitte mit seinem Gaul durchgekommen?“, grummelte Dean, als er sich zum wohl hundertsten Mal aus der innigen und unerwünschten Umarmung eines Dornbusches befreite, und Sam klaubte sich einen verirrten Zweig aus seiner zerwühlten Frisur und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. „Es ist Aragorn, Dean – der ist ein Waldläufer und wird sich hier auskennen.“

„Wir hätten ihn nach dem Weg fragen sollen“, brummte Dean verdrießlich, und Sam schnaubte.

„Ja klar! Weil es ihm auch gar nicht komisch vorgekommen wäre, von einer körperlosen Stimme angesprochen zu werden!“

Dean brummelte etwas wie „Da will man EINMAL nach dem Weg fragen, und dann ist es auch wieder nicht richtig“, und Sam beschloss, ihn zu ignorieren und das nächste Gebüsch in Angriff zu nehmen.

Das wäre jawohl lächerlich, wenn sie nicht wieder aus diesem dummen Wald herausfinden würden!

Er wühlte sich durch das widerspenstige Geäst, kam schließlich auf der anderen Seite an und stieß einen Laut des Triumphs aus. „Dean, ich hab den Weg gefunden!“

Es folgten einige Minuten wilden Raschelns, Knackens und Ächzens, und dann hatte auch Dean die Barriere durchbrochen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Es gibt einen WEG durch diesen Wald?“

Sam zog den Kopf ein, als er den unverkennbaren Vorwurf aus Deans Stimme heraushörte, und Dean war versucht, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, wenn das nicht so peinlich ausgesehen hätte.

„Ist ja auch egal jetzt“, brummte er versöhnlich. „Lass uns einfach nur aus diesem Wald verschwinden!“

Schatten der Vergangenheit

ARGH! Also, irgendwie will die böse, böse FanFic im Moment so gar nicht wie ich!

Die macht, was sie will, schreibt sich länger und länger, Dean und Sam laufen immer noch in Mittelerde rum und Bobby entpuppt sich so langsam als tollster Typ unter der Sonne... dabei is das doch schon Dean... oder war's Sam?

Naja, ich erbitte mir jedenfalls noch ein wenig Geduld.

Irgendwann krieg ich das hier wieder unter Kontrolle und dann geht's rund!
 

moko-chan
 


 

„Wenigstens wissen wir jetzt, womit wir es zu tun haben…“

Jo nickte zustimmend und wartete ab, ob Bobby dem noch etwas hinzuzufügen hatte – und das hatte er tatsächlich.

„Wenn ich die richtigen Kräuter zusammen kriege, dann sollte es kein Problem sein, alle Vermissten inklusive Dean und Sam wieder aus den Büchern heraus zu bekommen – wir müssen es nur schaffen, an die Bücher zu kommen, ohne selbst in irgendeiner Märchenwelt zu landen…“, brummte er nachdenklich und Jo nickte erneut.

„Wenn Nigel die Bücher in seinem Gebrauchtwagenhandel aufbewahrt, dann dürfte das kein Problem sein. Ich hab mich bei ihm umgesehen und die Sicherheitsvorkehrungen sind lächerlich. Gib mir zehn Minuten und ich räum ihm das ganze Büro aus, ohne dass er auch nur das Geringste davon mitbekommt.“

Bobby grinste zufrieden, was Jo mit ihr bis dato unbekanntem Stolz erfüllte und als sie realisierte, dass er für sie innerhalb so kurzer Zeit die Stelle eines Ersatzvaters eingenommen hatte, machte sie dieses Gefühl in gleichem Maße glücklich, wie es sie mit Angst erfüllte.

Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, sich ihren Ersatzvater außerhalb der Jägergemeinschaft zu suchen – aber wozu sich Illusionen machen, es gab für sie kein Leben außerhalb dieser Gemeinschaft mehr.

„Wann wollen wir es durchziehen?“, erkundigte sie sich eifrig und musste sich in Geduld üben, da Bobby das erstmal überdenken musste.

Jo verstand, dass er nicht übereilt entscheiden wollte und schwieg, während sie McClane hinter den Ohren kraulte, was den in einen Zustand beseelten Stumpfsinnes versetzte.

Bobby hatte ihr inzwischen erzählt, wie er vor zehn Jahren auf Orpheus getroffen war, wie sie sich angefreundet hatten und wie er Orpheus ins Vertrauen über all die Dinge, von deren Existenz die meisten Menschen in glücklicher Unkenntnis lebten, gezogen hatte.

Sie waren tatsächlich für lange Zeit Freunde gewesen, bevor Orpheus angefangen hatte, das Wissen, das Bobby so vertrauensvoll mit ihm geteilt hatte, zu seinem eigenen Vorteil zu missbrauchen und schließlich so weit gegangen war, dass Bobby ihn nicht länger hatte gewähren lassen können.

Es war Bobby sichtlich schwer gefallen, Jo davon zu erzählen und sie ahnte, dass sie der erste Mensch war, dem er diese Geschichte anvertraut hatte.

Sie glaubte zu verstehen, dass Bobby sich die Schuld für Orpheus’ Fall gab und verspürte zum ersten Mal das Bedürfnis, ihm zu widersprechen, wusste jedoch nicht, wie.

Sie wollte nicht neunmalklug und besserwisserisch klingen, sie war schließlich nicht dabei gewesen und doch hatte sie das Bedürfnis, Bobby aufzubauen.

„Ich werde morgen wieder zu Nigel gehen und den Impala kaufen…“

Jo blickte ein wenig überrascht auf, als Bobby so plötzlich das Wort an sie richtete, Bobby fuhr jedoch fort, als habe er davon nicht das Geringste bemerkt: „Er wird die Papiere jawohl in seinem Büro aufbewahren und wir werden uns in aller Ruhe dort umsehen können, während wir Deans Wagen aus den Klauen dieses Irren erretten…“

Jo grinste unwillkürlich, was Bobby ein beinahe widerwilliges Lächeln entlockte.

„Er wird uns sicherlich dankbar sein, dass wir sein Baby unter unsere Fittiche nehmen – ich habe wirklich keine Lust, ihn erst zu retten, um dann von ihm umgebracht zu werden, weil wir seinem Auto nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt haben. Manchmal frage ich mich wirklich, ob es etwas auf dieser Welt gibt, was diesem Jungen so viel bedeutet, wie dieser Wagen – außer Sam natürlich.“

Jo unterdrückte ein Seufzen, als sie diesen Nachsatz vernahm und verdrehte unauffällig die Augen.

Ja, das Schicksal musste ihr definitiv ab und zu eins reinwürgen, um das Universum im Gleichgewicht zu halten.
 

„Die sitzt die ganze Zeit nur in der Ecke und stickt!“, empörte Dean sich ungläubig und gab einen dumpfen Laut der Überraschung von sich, als Sams Hand sich plötzlich über seinen Mund legte und Sam ihn in eine dunkle Ecke drängte und gegen eine kühle Wand presste.

„Sei nicht schon wieder so laut!“, wisperte Sam eindringlich – schlimm genug, dass Dean Legolas verächtlich schnaubend als ‚schwulsten schwulen Elben, der jemals den Flur runtergetänzelt war’, bezeichnet und somit bereits vor fünf Minuten höchst unwillkommene Aufmerksamkeit misstrauisch gespitzter Elbenohren auf sich und Sam gezogen hatte – und Dean blickte aus großen Augen zu ihm auf und vergaß, dass er sich soeben über Arwens verhängnisvolle Hingabe zur Handarbeit beschwert hatte, die hier in Bruchtal tatsächlich kaum etwas anderes tat als zu sticken und dekorativ in der Ecke rum zu sitzen.

Da hatte der Film einem ja ein ganz falsches Bild vermittelt!

Sams Körper strahlte eine angenehme Wärme aus, er roch irgendwie so gut nach Wald – nicht dass Dean diesen Geruch vermissen würde, wenn sie wieder zu hause waren – und als Sam jetzt langsam und mit drohendem Blick seine Hand von Deans Mund zog, legte der seine Hand prompt in Sams Nacken und zog seinen Kopf zu sich hinunter, bis seine Lippen Sams erreichen und er ihn küssen konnte.

„Nhm…“

Sam japste, als Dean seinen Mund so nachdrücklich in Besitz nahm, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb, dann schloss er die Augen und ergab sich Deans Umarmung und seinen drängenden Lippen.

Nachdem sie erst einmal über den wundervollen Weg durch die Trollhöhen gestolpert waren, hatten sie überraschend schnell aus dem Wald heraus und nach Bruchtal gefunden, Sam hatte mit stoischer Miene Deans endlose Tiraden über ihre einzigartige Stumpfsinnigkeit über sich ergehen lassen – wenigstens hatte Dean sich selbst in diese Anklagen mit eingeschlossen, sonst wäre es Sam vielleicht ein wenig schwer gefallen, gar so stoisch zu sein – und seit sie in Bruchtal angekommen waren, hatte Deans Stimmung sich erschreckend gesteigert.

Wer hätte geahnt, dass der über den Anblick von ein paar dummen Elben derartig entzückt sein würde? – Sam ganz bestimmt nicht.

Für seinen Geschmack hatte Dean ohnehin viel zu viel Freude daran, ihm bekannte Charaktere in dieser fiktiven Welt zu entdecken, eine Freude, die Sam nicht nachvollziehen konnte.

Weiterhin verstand Sam nicht, warum sie auf ihrer Reise Charakteren begegnet waren, die – wenn sein Gedächtnis ihm keinen Streich spielte – im ‚kleinen Hobbit’ überhaupt nicht vorkamen, er hatte jedoch beschlossen, seinen Verstand nicht weiter mit Fragen zu belasten, auf die er ohnehin keine Antwort finden würde.

Vielleicht lag es ja einfach nur daran, dass beide Bücher von Tolkien waren und in der gleichen Welt spielten.

Sam wurde von seinen tiefschürfenden Überlegungen abgelenkt, als Dean ihn mit sich aus ihrer schummrigen Ecke und den Flur entlang zog, willkürlich eine Tür öffnete und ihn in den dahinter liegenden Raum schubste, der sich überraschend als Badezimmer entpuppte.

Wie überaus wundervoll.

Dean grinste selbstzufrieden, beglückwünsche sich im Stillen zu seinem trotz aller gegenteiligen Vorkommnisse überragenden Orientierungssinn und schloss die Tür ab.

„Lust auf ein Bad, Sammy?“, fragte er neckisch und gab Sam keinerlei Zeit zu antworten, sondern schlenderte zu der fabelhaft geräumigen Badewanne hinüber und drehte das Wasser auf.

„Wir können hier doch nicht-“, setzte Sam an und verstummte, als er Deans hungrigen Blick sah – Widerspruch war ganz eindeutig zwecklos.

„Das merkt doch keiner…“, schmetterte Dean seine Bedenken in nur einem einzigen Satz ab und schnüffelte dann probeweise an den Flaschen, die neben der Wanne standen.

„Irgh, Erdbeere…“, war der erste, betrübliche Kommentar und Dean stellte hastig die eine Flasche zurück, um nach der nächsten zu greifen.

„Banane werden sie wohl kaum haben…“, meinte Sam mit einem leicht ironischen Unterton, den Dean großzügig ignorierte.

„Nein, aber sie haben Milch und Honig!“, verkündete Dean triumphierend, gab einen großzügigen Schubs davon ins Badewasser und zog sich dann seinen braun-grünen Tarnkapuzenumhang aus.

Als sie sich in Bree mit neuer Kleidung eingedeckt hatten, war ums Verrecken nichts aufzutreiben gewesen, was nicht entweder grün oder braun gewesen war und da hatte Dean beschlossen, das Verschmelzen mit der Umgebung gleich ganz durchzuziehen – auch wenn er sowieso nicht gesehen wurde.
 

„Du bleibst hier und bist still, hast du verstanden?“

Jo versuchte, ein Schmunzeln zu unterdrücken und scheiterte kläglich, als sie McClane anbetend und schwanzwedelnd zu Bobby aufblicken sah, der sich leicht vorgebeugt und mahnend den Zeigefinger der rechten Hand erhoben hatte.

Es war kurz nach ein Uhr in der Nacht, sie waren im Begriff, Nigels Büro auszuräumen und da McClane ihnen nur im Weg sein würde, musste der arme Hund im Motel auf sie warten.

Steve war informiert und hatte Anweisung, den Hund unter allen Umständen in Ruhe zu lassen.

Eigentlich waren Haustiere in diesem Motel ja untersagt, aber Bobby hatte es irgendwie geschafft, Steve so weit einzuschüchtern, dass der nach nur zwei Minuten schüchternen Argumentierens klein bei gegeben hatte.

„Denkst du, er versteht dich?“, fragte sie mit leicht amüsiertem Unterton und Bobby richtete sich wieder auf und warf ihr einen peinlich berührten Blick zu.

„Nicht wirklich, aber irgendwie...“, Bobby streichelte dem Hund über den Kopf und drehte sich dann zu ihr um, „… Ich glaube fast, ich leb schon etwas zu lange allein…“

Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei zur Tür und das Lächeln war ihr wie vom Gesicht gewischt.

Irgendetwas in seiner Stimme hatte angedeutet, dass er nicht immer allein gelebt hatte, dass da jemand gewesen war, der ihm alles bedeutet und den er verloren hatte und Jo rang einen Moment mit sich, weil sie ihn danach fragen wollte und sich doch nicht getraute.

Es war manchmal so schwierig mit den Jägern.

Einige erzählten ohne Umschweife, was sie dazu getrieben hatte, diesen Lebenswandel einzuschlagen, welches Unglück über sie hereingebrochen war, das so schwer wog, dass sie nicht anders konnten, als an den Monstern Rache zu nehmen, die dafür verantwortlich waren.

Andere – und sie war überzeugt, dass Bobby dazu gehörte – kämpften einfach und schwiegen.

Sie schwiegen über ihre Vergangenheit, über das, was sie gewesen waren, bevor sie Jäger wurden, über ihre Gefühle und über den Verlust, den sie erlitten hatten.

Als Jo jetzt neben Bobby zu seinem Wagen ging – der alte Ford war einfach unauffälliger als ihr Buick – beobachtete sie ihn aus dem Augenwinkel und verstand, dass die Falten in seinem Gesicht nicht allein altersbedingt waren.

Bobby war schon lange dabei und er war gut – besser als die Meisten – und da sollte es nur allzu klar sein, dass er auch mehr durchgemacht hatte als die Meisten.

Jo warf einen kurzen Blick auf den Impala, der ein wenig verlassen zwischen Bobbys Ford und ihrem Buick stand und nicht einmal die Erinnerung an das knallharte Verkaufsgespräch in Nigels Büro, das Bobby mit Nigel geführt und in dem er Nigel auf weniger als die Hälfte des ursprünglichen Preises gedrückt hatte – nur um dann mit einer gefälschten Kreditkarte zu bezahlen – konnte ihre Laune heben.

Wenigstens hatte sich herausgestellt, dass Nigels Büro tatsächlich voller Kinder- und Märchenbücher war, so dass sie jetzt Sam und Dean zur Rettung eilen konnten.

„Mädchen, mach nicht so ein Gesicht, da wird ja die Milch sauer…“

Jo blinzelte verwundert, öffnete die Beifahrertür des Fords und stieg ein, weil sie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte.

„Wenn du länger so guckst, bleibt dein Gesicht so stehen…“, brummte Bobby, nachdem er auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte und Jo grinste amüsiert: „Das hat meine Mutter früher immer gesagt, wenn ich ihr Grimassen geschnitten habe…“

Bobby schnaubte belustigt, startete den Motor und fuhr langsam vom Parkplatz des Motels.

„Deine Mutter is ne intelligente Frau…“

Jo nickte zustimmend und schloss kurz die Augen.

Vielleicht sollte sie ihrer Mutter einen Besuch abstatten, wenn das hier vorbei war – sie hatten sich schon viel zu lange nicht mehr gesehen.

„Grüß sie von mir, wenn du sie siehst…“, sagte Bobby, als habe er ihre Gedanken gelesen und sie versprach es.

Die nächsten Minuten verbrachten sie schweigend, Bobby parkte den Wagen in einer Parallelstraße zu der, in der sich Nigels Gebrauchtwarenhandel befand und dann stiegen sie gleichzeitig aus.

Eine Straßenlampe flackerte, als sie sie passierten, irgendwo heulte eine Autoalarmanlage, ansonsten war es eine vergleichsweise stille Nacht – und natürlich regnete es.

Sie erreichten den Gebrauchtwagenhandel und Bobby schirmte Jo mit seinem Körper gegen unwillkommene Blicke ab, während sie mit ein paar geübten Handgriffen das Schloss knackte und ihnen Zutritt zu Nigels Unterschlupf verschaffte.

Bobby hatte sicher gestellt, dass sie weder von Nigel noch von Orpheus gestört werden würden – er hatte den ganzen Tag lang Wache geschoben und beobachtet, wie die Beiden in freundschaftlicher Einigkeit die nächste Kneipe angesteuert hatten – und sie hatten jetzt vermutlich alle Zeit der Welt, sämtliche Bücher aus Nigels Büro mitgehen zu lassen, derer sie habhaft werden konnten.

Auf der Flucht

Ööööööööi! Stimmuuuuuuung!

Hier wird gefeiert und das nicht zu knapp, ihr Lieben!

Nicht nur haben wir mit dem letzten Kapitel die 1000-Kommi-Schallgrenze geknackt (ich feier das, auch wenn Isi und Kinka schwer geschummelt haben, die zwei Hasen... ), nein, ich kann des Weiteren stolz verkünden, dass meine innigst geliebte FanFic außerdem auf ganzen 100 Favoritenlisten zu finden ist!
 

Hossa!
 

An dieser Stelle danke ich mal wieder all meinen Kommi-Schreibern, aber auch ganz besonders allen Favolistlern und dann muss ich euch natürlich noch darauf hinweisen, dass euch eine ganze Menge wundervoller Querverweise entgehen, wenn ihr nicht "Fight the good Fight" von irrce und Serendipity mitverfolgt.
 

(Wer Steve mag, wird ihn lieben, sobald er das gelesen hat... und dann hab ich da natürlich noch meinen ganz speziellen, einfach nur einmaligen Auftritt - zwei Mal! Gnahahaa! ... Glücklich, ihr Zwei? ;P)
 

Liebste Tine, ich denke, dieses Kapitel wird deine Zustimmung finden, ich erwarte einen ausschweifenden Kommi!
 

So, jetzt muss ich hier noch die Rike grüßen, weil sie sich das gewünscht hat - Grüße an Rike! - und nu kommt endlich das neue Kapitel!
 

Ich wünsch euch allen wie immer viel Spaß! ^-^
 

moko-chan
 


 

„Und ich hab gedacht, nach diesem blöden Berg kann’s nicht mehr schlimmer kommen! Ich kann Wälder nicht leiden!“

Dean schüttelte sich und warf einen unbehaglichen Blick auf das düstere Dickicht vor ihnen.

Sam hatte ihm diese Angst einflößende Ansammlung von Bäumen und Büschen als „Düsterwald“ vorgestellt und genau so sah er auch aus – dunkel, düster, doof und alles andere als einladend.

„Und da willst du wirklich reingehen?“, erkundigte er sich mit einem fragenden Blick inklusive kritisch hochgezogener Augenbraue auf Sam und der nickte entschlossen und wirkte dabei schon fast ein wenig mürrisch: „Allerdings will ich das! Die Zwerge und Bilbo sind hier durch – daran kann ich mich noch genau erinnern – und wenn wir sie jemals wieder einholen wollen, dann müssen wir hier auch durch.“

Dean seufzte aus tiefster Seele und zog seinen Kapuzenmantel fester um sich.

„Na dann los… wir wollen den Drachen ja nicht warten lassen, nicht wahr?“

Sam lächelte schwach und nickte und sie machten sich Seite an Seite auf den Weg.

Seit sie Bruchtal verlassen hatten, schien die Landschaft, die sie zu durchqueren hatten, immer weiter, endloser und majestätischer zu werden.

Dean hatte nicht gedacht, in seinem ganzen Leben jemals ein Gebirge überqueren zu müssen, aber genau das hatten sie getan, sie hatten Orks und sogar RIESEN – richtige Riesen, noch größer als Sam! – gesehen und Dean war ehrlich froh gewesen, als sie den ‚Hohen Pass’ endlich überquert hatten und er beim Abstieg in flacheres Gelände den Schnee aus seinen Schuhen hatte schütteln können.

Die Überquerung des Anduin – Dean begriff nicht, wie Sam sich diese ganzen Namen hatte merken können, immerhin hatte er dieses verdammte Buch gelesen, als er zwölf Jahre alt gewesen war! – war kompliziert und er und Sam verdammt nass gewesen, als sie endlich auf der anderen Seite dieses überflüssigen Flusses angekommen waren.

Und jetzt also der Düsterwald.

Sam hatte ihm irgendwas von Riesenspinnen erzählt und dass sie auf gar keinen Fall den Weg verlassen durften und Dean hatte im Stillen beschlossen, einmal in seinem Leben genau DAS zu tun, was Sam ihm geraten hatte.

Er wollte sie Beide heil aus diesem Buch wieder heraus haben, er wollte Sam die Rolle des Führers abnehmen, wollte die ewig grüblerisch gerunzelte Stirn nicht mehr sehen müssen, die Sam nun schon seit Tagen zu Schau trug.

Im Prinzip wollte er Sam einfach nur sämtliche Lasten abnehmen und sich der beruhigenden Illusion hingeben, nicht nur willens sondern auch in der Lage zu sein, ganz allein für sie Beide sorgen zu können.

„Das ist hier ja finster wie im Bärenarsch…“, beschwerte Dean sich leise, aber dennoch nachdrücklich genervt und griff unwillkürlich nach Sams Arm, als der Wald bereits nach wenigen Schritten beinahe sämtliches Licht um sie herum verschluckte und jeder einzelne ihrer Schritte von einer dicken Schicht Laub gedämpft wurde.

Selbst die Luft war hier anders, stickig und schwer und beinahe greifbar und Dean ließ Sams Arm nicht los, sondern ließ seine Hand daran hinab gleiten und umfasste Sams Handgelenk, damit sie einander nicht verloren; dann machte Sam sich sanft von ihm los, nahm seine Hand in seine und hielt sie entschlossen fest.

Der Weg verlief gerade und ohne größere Schlenker strikt von Ost nach West und in Dean keimte die leise Hoffnung, nicht allzu viel Zeit in diesem unheimlichen Wald verbringen zu müssen.

Er war inzwischen ja schon so einiges gewöhnt, was die Welt des Übernatürlichen anging, er hatte die modrigsten Monster, die gruseligsten Gestalten und so ziemlich alles Andere auch gesehen, aber es behagte ihm so gar nicht – selbst wenn monsterlos – derartig von sämtlicher Zivilisation abgeschnitten zu sein.

Wenn sie in der realen Welt unter die Räder kamen, hatten sie immer noch die Möglichkeit, ins Krankenhaus zu gehen und ihre Wunden von ausgebildetem Fachpersonal versorgen zu lassen, hier war das nicht denkbar, hier wären sie völlig aufeinander und ihre Erfahrung was die Wundversorgung anging, angewiesen, falls ihnen etwas zustoßen sollte.
 

„Was glaubst du, wie lange wir schon hier sind?“

Dean versuchte durch die allgegenwärtige Dunkelheit einen Blick in Sams Augen zu erhaschen und runzelte die Stirn, als er den müden Ausdruck in ihnen sah.

„Wie lange hast du mich schlafen lassen?“

Deans Worte wurden beinahe von der unangenehmen Luft des Düsterwaldes verschluckt und er räusperte sich leise – die Stille, die sie umgab, war vollkommen, sie hatten seit Tagen keine anderen Lebewesen gehört, nichtmal Vogelgezwitscher drang aus den Ästen hoch über ihren Köpfen an ihre Ohren.

Vor ein ungefähr zwei Tagen hatte ein einsamer schwarzer Fluffhase ihren Weg gekreuzt und das war ihre einzige Begegnung mit etwas Atmendem in diesem Wald gewesen – Dean war über diese unerwartete Begebenheit so erfreut gewesen, dass er versucht gewesen war, ihre letzte Karotte an den putzigen Gesellen zu verfüttern, aber der war so schnell vorbei gehoppelt, dass er dazu überhaupt keine Gelegenheit gehabt hatte.

In diesem Wald gab es keine entzückenden Eichhörnchen, keine rastlosen Rehe, mit Ausnahme des einsamen Fluffhasen schien es hier rein gar nichts zu geben – zumindest nicht in Sichtweite des Weges.

Wenigstens konnte man bei all der Einsamkeit und Stille in Ruhe schlafen.

Sie hatten sich direkt neben dem Weg auf eine dicke Schicht vieler Generationen von gefallenem Laub gelegt und Dean hatte die ganze Nacht – oder das, was er dafür hielt, in diesem Wald spielten die Tageszeiten keine Rolle – durchgeschlafen, während Sam Wache gehalten hatte.

Sam erwiderte nichts und Dean seufzte und rutschte noch ein wenig enger an ihn heran, obwohl sie ohnehin nur wenige Zentimeter getrennt hatten und schlang seine Arme um ihn.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich wecken, wenn du müde wirst! Schlaf jetzt und zwar sofort!“

Sam war zu müde, um zu widersprechen, er schmiegte sein Gesicht an Deans Halsbeuge und schloss die Augen und Dean vergrub seine Hand in Sams Haar und kraulte ihn geistesabwesend im Nacken, nachdem Sams gleichmäßige tiefe Atemzüge ihn davon überzeugt hatten, dass Sam beinahe sofort eingeschlafen war.

Dean fuhr sich mit der freien Hand übers Gesicht und sein Bartstoppelupdate sagte ihm, dass er ganz zweifellos rau und männlich aussah, was ihm aber nicht allzu viel brachte, da Sam das in dieser dummen Düsternis sowieso nicht sehen konnte.

Dean seufzte leise und versuchte, das unangenehme Gefühl von Melancholie abzuschütteln, das ihn schon seit Tagen im Griff hatte.

Er wusste, dass der Wald für dieses Gefühl verantwortlich war, dass es an der Luft hier drin lag und daran, dass er seit Tagen die Sonne nicht mehr gesehen hatte und er ahnte, dass Sam, der so viel sensibler auf solche Dinge reagierte noch viel mehr unter dieser ewigen Finsternis zu leiden hatte, als er selbst.

Er beschloss, Sam sich ausschlafen zu lassen, bis er von allein aufwachte und ignorierte stur seinen knurrenden Magen.

Dean hatte die Orientierung verloren, wie lange sie nun schon im Düsterwald unterwegs waren, Tag und Nacht begannen, miteinander zu verschmelzen, mit dem immer gleich aussehenden Weg, den sie zurücklegen mussten, immer gleich aussehenden Bäumen, die sie passierten, der immer gleichen Dunkelheit, die sie umgab.

Ihre Vorräte waren knapp geworden, Dean war ständig hungrig, müde und gereizt und ließ sich doch nichts anmerken, um Sam nicht noch mehr zu belasten.

Es wurde wirklich langsam Zeit, dass sie entweder aus diesem Wald, oder, besser noch, aus diesem Buch heraus kamen.

Dean hatte keine Lust mehr auf Waldspaziergänge.

Er schloss die Augen, lehnte seine Stirn an Sams und versuchte, sich auf Sams Herzschlag und seinen Geruch zu konzentrieren, um zu vergessen, wo sie waren und die Illusion von Normalität herauf zu beschwören.

Das Problem war nur, dass er keine Ahnung von Normalität hatte.

Nichts in seinem Leben war je normal gewesen.

Sam schlief lange und als er schließlich die Augen aufschlug, schien sich die Erschöpfung noch tiefer in seine Züge gezeichnet zu haben.

Dean entließ ihn nur äußerst unwillig aus seinen Armen, stand auf und half ihm auf die Beine und dann machten sie sich wieder auf den Weg, zwei einsame Gestalten in diesem endlosen Wald, unsichtbar für die Augen der Wesen dieser Welt.
 

Dean fluchte leise und versuchte, den Bäumen und Büschen direkt vor sich auszuweichen, während er blind in die Dunkelheit rannte.

Harsche Schreie und das Trampeln unzähliger Füße drangen an seine Ohren, viel zu laut, viel zu nahe.

Er spürte Sam an seiner Seite, hörte seinen vom Rennen stoßweisen Atem und verstand noch immer nicht, wie das hatte passieren können.

Wie hatten die Orks ihn und Sam entdecken können?

Wie war es möglich, dass sie von diesen Kreaturen wie Vieh durch den Wald gejagt wurden, wenn sie sie doch gar nicht sehen konnten?

Etwas zischte an Deans Wange vorbei und schlug mit einem dumpfen Laut in den Stamm eines Baumes ein, dem er nur um Haaresbreite ausweichen konnte, dann hörte er Sam unterdrückt aufschreien und mit einem dumpfen Rascheln ins dichte Laub fallen.

Dean bremste mitten im Lauf ab, rannte zurück und wuchtete Sam auf seine Schultern, versuchte die Pfeile, die Sam zu Fall gebracht hatten, zu ignorieren, dann eilte er – nur unwesentlich langsamer als zuvor – weiter.

Er konnte nicht zulassen, dass sie sie kriegten, er würde nicht zulassen, dass Sam etwas geschah – nicht in einem verdammten Kinderbuch!

Dean hörte Sam leise wimmern, spürte Sams Blut warm seinen Rücken hinab laufen und versuchte, an nichts Anderes als ans Laufen zu denken.

Er durfte jetzt nicht daran denken, dass Sam verletzt war, dass sie den Weg verloren hatten und er nicht wusste wo er war, das einzig Wichtige war jetzt, dass sie entkamen.

Er mochte die Bücher nicht gelesen haben, aber er hatte die Filme gesehen, er wusste dass Orks den Monstern seiner Welt in Nichts nachstanden, dass sie sie verdammt noch mal umbringen würden, wenn sie sie erwischten.

Dean hörte die unwirschen Schreie und das derbe Gebrüll in seinem Nacken leiser werden und schließlich ganz verstummen, aber er getraute sich noch nicht, Halt zu machen, er lief weiter, den leblosen Sam wie eine überdimensionale Puppe auf seinem Rücken, Sams Arme schlugen bei jedem weiteren Schritt den er tat, kraftlos gegen seine Brust und erst, als er glaubte, seine Lunge müsste kollabieren, wenn er nicht endlich rastete, blieb Dean stehen, schloss die Augen und lauschte mit all seinen Sinnen.

Die Orks schienen ihre Verfolgung tatsächlich aufgegeben zu haben, die Stille war wieder so undurchdringlich, dass es beinahe unheimlich war und Dean fiel auf die Knie und ließ Sam so vorsichtig wie möglich von seinem Rücken gleiten.

Sein Rücken fühlte sich noch immer ganz warm an, auch dann noch, als er Sam auf dem weichen Waldboden abgelegt hatte, warm von all dem Blut, das Sam verloren hatte und Dean wurde eiskalt, als er selbst durch die bedrückende Finsternis des Düsterwaldes die drei riesigen Pfeile erkennen konnte, die aus Sams Rücken heraus ragten.

„Oh Gott, Sammy…“

Dean biss die Zähne zusammen, wünschte sich, er hätte Licht und Verbandszeug und Desinfektionsmittel und fing dann an, Sam unter Zuhilfenahme seines Messers so gut wie blind von den Pfeilen zu befreien.

Dean arbeitete langsam und bedächtig, ertastete mehr, was er zu tun hatte, als dass er es sah und jedes Mal, wenn Sam vor Schmerzen aufstöhnte und doch nicht das Bewusstsein wiedererlangte, kroch die Panik ein kleines Stückchen weiter in Deans Verstand.

Die Pfeile schienen keine lebenswichtigen Organe verletzt zu haben, Sams Atem ging gleichmäßig, auch wenn er schwach war, aber er verlor so verdammt viel Blut.

Deans Finger waren zur Gänze davon bedeckt, es machte sie klebrig und rutschig gleichzeitig und seine Bewegungen wurden unsicher, aber er wollte keine Zeit verlieren, indem er sie abwischte.

Vielleicht hatte Sam diese Zeit nicht.

Dean hielt die Luft an, während er den letzten Pfeil aus Sams Wunde zog und ihn genau wie die anderen Zwei zuvor achtlos beiseite warf bevor er Sam aus Fetzen seines Shirts einen Druckverband machte, der hoffentlich seinen Blutverlust eindämmen und seine Wunde ausreichend schützen würde.

„Sam?“

Dean beugte sich über Sam und kam ihm mit seinem Gesicht ganz nahe, um zu überprüfen, ob er inzwischen wieder aufgewacht war, aber Sams Augen waren geschlossen und sein Atem ging so schwach, dass sich alles in Dean verkrampfte.

Was zum Teufel sollte er denn jetzt tun?

„Sammy…“

Dean streckte die Hand aus und strich Sam ein paar Strähnen seines verschwitzten Haars aus der Stirn und zuckte beinahe zurück, als er spürte, wie brennend heiß Sams Stirn sich unter seinen Fingerspitzen anfühlte.

Waren diese verdammten Pfeile etwa auch noch vergiftet gewesen?

Dean legte seine Hand vorsichtig und schon beinahe zögernd auf Sams glühende Stirn und schluckte trocken.

Diese verdammten Pfeile WAREN vergiftet gewesen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

„Sind das jetzt endlich alle?“

Jo sah Bobby fragend an und der ließ seinen Blick langsam und gründlich durch Nigels unbeleuchtetes Büro schweifen, bevor er nickte.

„Ja, lass uns verschwinden.“

Sie nickten sich zu, griffen sich die vier Müllbeutel, die so weit es ihre Reißfestigkeit zuließ, mit Kinderbüchern gefüllt waren und sahen zu, dass sie Land gewannen.

Sie erreichten Bobbys Truck unbehelligt, luden die Müllbeutel auf den Rücksitz und stiegen ein, um zurück zum Motel zu fahren, wo zahlreiche Kräuter und ein spezieller Exorzismus-Ritus darauf warteten, Sam und Dean sowie allen anderen Unschuldigen, die Nigel und Orpheus in die Fänge geraten waren, aus den Büchern heraus zu helfen.

Die Fahrt zum Motel verlief schweigend, sowohl Jo als auch Bobby hingen ihren eigenen Gedanken nach und es war erst, nachdem Bobby den alten Ford neben Deans Impala geparkt hatte, dass er wieder das Wort an Jo richtete: „Du solltest dich darauf einstellen, dass einige der Leute in den Büchern möglicher Weise nicht mehr am Leben sein werden, Jo – wenn wir Pech haben, werden wir eine ganze Menge Leichen verschwinden lassen müssen, wenn wir mit dem Ritual fertig sind.“

Jo schluckte trocken und nickte, bevor sie aus dem Ford stieg und Bobby dabei half, die Mülltüten in ihr Motelzimmer zu tragen.

Bobby hatte ihr erzählt, dass bei seinem letzten denkwürdigen Zusammentreffen mit Orpheus nur die Wenigsten die literarischen Abenteuer überlebt hatten, in die sie so unfreiwillig verwickelt worden waren – Orpheus hatte allerdings auch eine ganz andere Art Literatur als Spielwiese für seine Opfer als Nigel bevorzugt und sie hoffte, dass Bobby ausnahmsweise mal nicht Recht behalten würde und nicht nur Sam und Dean sondern auch alle anderen wohlauf waren.

Jo schloss die Tür ihres Motelzimmers hinter sich ab – McClane schlief in seliger Unkenntnis ihrer Rückkehr in Bobbys Motelzimmer – und half Bobby dann dabei, die Möbel an die Wände zu rücken, damit sie genügend Platz für das Ritual hatten.

Jo beobachtete Bobby dabei, wie der einen Haufen Kräuter ziemlich genau in der Mitte des Zimmers auf einer gelben Dekoschale aufschichtete und zog ihre fein geschnittenen Brauen zusammen.

„Du bist sicher, dass du es hier drin machen willst?“, fragte sie vorsichtig und Bobby nickte grimmig.

„Draußen regnet es zu stark und wir brauchen einen möglichst dichten Rauch für das Ritual… je dichter der Rauch desto stärker und sicherer das Portal…“, erklärte er geduldig und Jo hatte unwillkürlich einen silbrig-blauen Strudel, der mittig zwischen Decke und Fußboden in der Luft schwebte, vor Augen und musste sich schwer ein höchst unangebrachtes Grinsen verkneifen.

Bobby war mit dem Aufschichten seines Kräuterhaufens derweil scheinbar soweit zufrieden, er stand auf, fummelte eine Packung Streichhölzer aus seiner Hosentasche und steckte die Kräuter dann umsichtig in Brand.

Es dauerte ein wenig, dann war das kleine Zimmer von so dichtem Rauch erfüllt, dass man kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte.

Jo wollte lieber nicht wissen, was der arme Steve davon halten würde, dass sie seine Räumlichkeiten dauerhaft derart geruchsbelasteten und versuchte, Bobby in dem Nebel im Auge zu behalten, der gerade willkürlich ein Buch – Alice im Wunderland – aus einer der Plastiktüten hervor gezogen hatte, damit nun zu dem blökernden Kräuterhaufen ging und das lateinische Ritual vorzutragen begann, das er zu Jos grenzenloser Bewunderung auswendig beherrschte.

Ablesen hätte er es unter diesen undurchsichtigen Umständen aber vermutlich ohnehin nicht gekonnt.

Jo versuchte, ihren Atem möglichst flach zu halten und das Husten zu unterdrücken, das hartnäckig in den Tiefen ihrer Kehle lauerte.

Ihre Augen fingen von all dem Rauch an zu tränen und sie konnte gar nicht begreifen, wie Bobbys Stimme so vergleichsweise klar und unbeeindruckt bleiben konnte.

Sie zuckte zusammen, als plötzlich ein beinahe schon lächerlich anmutendes ‚Plopp’ ertönte und wie aus dem Nichts eine reichlich verstörte junge Frau vor ihr stand.

„Bring sie raus…“, wies Bobby Jo ruhig an, während er sich das nächste Buch holte und das Ritual von vorn begann.

Das würde zweifellos eine lange Nacht werden.
 

Dean spürte erneut die Panik wie ein hartnäckiges Insekt seinen Verstand hinauf krabbeln und kämpfte mit aller Macht dagegen an.

Er durfte jetzt nicht in Panik geraten, er musste sich verdammt noch mal konzentrieren und um Sammy kümmern!

Dean legte seine Hand erneut auf Sams glühende Stirn und drückte kurz die Augen zu, bevor er eine der Wasserflaschen von seinem Gürtel löste, die er in Bree hatte mitgehen lassen und die dank seiner und Sams Rationalisierungskünsten noch bis zum Rand mit Wasser aus dem Anduin gefüllt war, riss den ohnehin nur noch kläglichen Rest seines weißen Shirts in Fetzen, tränkte einen davon mit dem Wasser und wischte Sam die Stirn ab.

Dann drehte er Sam vorsichtig auf den Bauch, löste den Druckverband, der bereits jetzt völlig blutgetränkt war und wusch Sams Wunden so lange aus, bis jeder einzelne der ehemals weißen Stoffstreifen dunkel vor Blut war und Dean aus seinem Umhang einen neuen Druckverband für Sam machte.

Sam stöhnte leise, als Dean ihn wieder auf den Rücken drehte, um den hoffentlich blutstillenden Druck auf seine Wunde noch weiter zu erhöhen und Dean beugte sich wieder über ihn, lauschte seinem grässlich flachen Atem und wischte sich die blutverschmierten Hände an seinen Jeans ab, bevor er Sam das verschwitzte Haar aus der Stirn strich.

„Komm schon Sammy… mach mir jetzt nicht schlapp…“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schluckte ein paar lästige Tränen hinunter.

Dean fühlte sich so schrecklich hilflos, dass er am liebsten geschrieen hätte.

Sam gab einen gequälten Laut von sich, bewegte die Augen hinter seinen geschlossenen Lidern und wachte doch nicht auf und Dean biss die Zähne noch ein wenig fester zusammen.

Wenn nicht bald ein Wunder geschah, dann war Sam so gut wie tot und es brachte nicht das Geringste, zu versuchen, sich etwas Gegenteiliges einzureden.

Sam hatte entsetzlich viel Blut verloren, Gift in unbekannter Dosierung strömte durch seinen geschwächten Körper, er hatte Fieber und egal, wie trainiert und stark Sam auch sein mochte, er konnte das unmöglich überleben – nicht unter diesen Umständen.

In diesem Wald, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation hatte Dean keine Chance, ihn angemessen zu versorgen, er wagte es ja nicht einmal, ihn für nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, aus Angst, sich zu verirren und nicht wieder zu ihm zurück zu finden.

„Sammy…“

Dean bemerkte nicht einmal, wie er Sams Namen flüsterte, bevor er sein Gesicht hinter seinen Händen verbarg und verzweifelt die Augen zukniff.

Wozu sollte er die Panik und die Tränen noch länger zurück halten, wenn es ohnehin nichts mehr gab, was er noch tun konnte?

Dean wünschte nur, es wäre nicht hier, nicht jetzt und nicht so passiert, er wünschte sich, dass er Sam wenigstens noch hätte sagen können, wie viel er ihm wirklich bedeutete, wie sehr er auf ihn angewiesen war, dass er nur ein halber Mensch sein würde, ohne ihn an seiner Seite und dass ein Leben ohne ihn-

Dean unterdrückte ein Schluchzen und riss sich mit aller Macht zusammen, schlug die Augen wieder auf und wischte sich die Tränen von den Wangen.

Was veranstaltete er hier eigentlich?

Er konnte doch jetzt nicht so einfach aufgeben!

So lange Sam am Leben war, so lange er atmete, gab es Hoffnung – im Notfall gab es sogar noch Hoffnung über den Tod hinaus.

Dean drückte einen sanften Kuss auf Sams heiße Stirn, dann tränkte er den verbliebenen sauberen Fetzen seines Shirts mit Wasser und drapierte ihn sanft über sie.

„Du kommst wieder in Ordnung, hast du mich verstanden?“, murmelte er mit erstickter, aber zu allem entschlossener Stimme, dann kniete er sich neben Sam auf den Waldboden, nahm sein Messer an sich und begann seine stille Wache.
 

Bobby nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, genoss das angenehm kühle Nass an seinen überstrapazierten Stimmbändern und ignorierte den beißenden Rauch in seinen Augen, während er sich von Jo das nächste Buch reichen ließ.

Die Nacht neigte sich ihrem Ende zu, er war müde, seine Stimme war heiser vom pausenlosen Rezitieren des Ritus, er hatte inzwischen mehr als zwei Dutzend Menschen aus allen denkbaren Märchen und Kindergeschichten befreit – unter den Büchern waren zu seiner grenzenlosen Frustration verdammt viele Blindgänger gewesen – und wenn einige von ihnen auch zum Teil schwer verletzt waren, so waren sie doch zumindest alle noch am Leben.

Es war Jos Aufgabe, die Geretteten so weit es ging zu beruhigen und zu bitten, so schnell wie möglich das nächste Krankenhaus aufzusuchen, wenn das nötig war und sie nahm sich im Stillen vor, Nigel und Orpheus auf keinen Fall ungeschoren davon kommen zu lassen.

Sie würde tun, was auch immer nötig war, um sicher zu stellen, dass diese Zwei nie wieder die Chance bekommen würden, auch nur minimalen Schaden anzurichten.

Jo hörte zum wohl hundertsten Male in dieser Nacht Bobbys raue Stimme die immer gleichen lateinischen Worte sprechen, es machte zum wohl hundertsten Male in dieser Nacht auf lächerliche Art und Weise ‚Plopp’ und sie stand einem weiteren verstörten Menschen gegenüber, der in diesem Fall über und über mit Kratzwunden übersäht war.

Jo musste nicht einen einzigen Blick auf den Titel des Märchenbuches werfen, das Bobby jetzt beiseite legte, um zu wissen, dass er ‚Dornröschen’ lauten würde.

Sie führte den zerkratzten jungen Mann wie so viele Andere vor ihm aus dem Motelzimmer, übergab ihn der Gruppe der übrigen Geretteten, auf dem Parkplatz vor dem Motel, die dort begonnen hatten, sich gegenseitig zu beruhigen und wenn nötig Seelsorge zu betreiben und ging zu Bobby zurück.

„Die Sonne geht schon auf…“, informierte sie ihn schwach und er nickte automatisch, ohne wirklich zugehört zu haben und griff nach dem letzen Buch.

Selbst durch all den Rauch, der noch immer wie eine erdrückende Wolke über dem ganzen Raum hing, konnte Jo ihm die Besorgnis darüber ansehen, dass Sam und Dean bisher nicht unter den Geretteten gewesen waren.

Dieses letzte Buch symbolisierte die letzte leise Hoffnung, die ihnen geblieben war und Jo wollte lieber nicht darüber nachdenken, was sie tun sollten, wenn Sam und Dean nicht zwischen den Deckeln dieses literarischen Meisterwerkes gefangen waren.

Bobby würde eine Niederlage nicht akzeptieren, er würde nicht so einfach aufgeben wollen und sie glaubte, sich selbst gut genug zu kennen, um zu wissen, dass es ihr genau so gehen würde.

Sie mussten die Beiden einfach retten.

Jo stellte sich neben Bobby, warf einen Blick auf das Buch in seiner Hand und runzelte die Stirn, als sie den Titel las.

Wenn Dean und Sam wirklich in „Peter Pan“ festsaßen, dann konnten sie von Glück reden, da wieder heil heraus zu kommen.

Sie hatte das Buch als kleines Mädchen und noch einmal im Alter von etwa 16 Jahren gelesen und während sie als Kind begeistert und hingerissen gewesen war, hatte sie beim zweiten Lesen die ausschweifende Zurschaustellung von Krieg, Kampf und Gewalt beinahe entsetzt.

Es war sicherlich nicht schwer, in diesem Buch zwischen die Fronten zu geraten und entweder den verlorenen Jungen in ihrer Abscheu für alle Erwachsenen oder aber den Klingen der Piraten auf dem ansehnlich arrangierten Schlachtfeld, das Nimmerland darstellte, zum Opfer zu fallen.

Jo ballte die Hände zu Fäusten und versuchte, sich in Geduld zu üben, während Bobby ein letztes Mal die inzwischen so vertrauten Worte sprach – Jo wusste, dass sie diesen Ritus nie vergessen würde, selbst wenn sie alt und senil werden sollte – und schloss kurz die Augen, dann erklang das leise ‚Plopp’, das wie die Dutzenden Male zuvor den erfolgreichen Exorzismus des Buches verkündete.

Rauchende Colts

Ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass das neue Kapitel heute erst so spät kommt. Bin einfach nicht zum Korrekturlesen gekommen - ich fühl mich nicht so gut und fürchte fast, ich werd krank.

Misto.

Hoffe jetzt nur, dass sich das nicht auf die Qualität der nächsten Kapitel auswirken wird.

Werde mir Mühe geben, gesund zu bleiben und euch morgen nicht ganz so lange warten zu lassen!

Bis denn dann!
 

moko-chan
 


 

Die Stille war so nachdrücklich, wie sie mit Entsetzen beladen war und Jo konnte sich kaum dazu überwinden, den höchstens 15jährigen Jungen, der NICHT Sam und Dean und dennoch soeben vor ihren und Bobbys tränenden Augen aufgetaucht war, am Arm zu nehmen, ihm mit ein paar wenigen Worten zu versichern, dass er jetzt in Sicherheit sei und ihn dann vor die Tür zu führen.

Das war das letzte Buch gewesen.

Das war das letzte Buch gewesen und sie hatten Sam und Dean nicht gefunden.

Jo übergab den Jungen den übrigen Geretteten, bat alle, gut aufeinander aufzupassen und ging dann zurück zu Bobby, der inzwischen dazu übergegangen war, die Fenster zu öffnen und den widerlich stinkenden Rauch aus dem Zimmer zu lassen, in dem er die letzten Stunden zugebracht hatte.

Bobby wirkte erschreckend ruhig – zu ruhig für Jos Geschmack – und als er das Motelzimmer zu seiner Befriedigung belüftet hatte, ging er schweigend und mit entschlossenem Gesicht an ihr vorbei und durch die Tür.

Sie folgte ihm beunruhigt in sein eigenes Motelzimmer, wo er von einem vor Glück beinahe überschnappenden McClane begrüßt wurde, der jedoch innerhalb von Sekunden instinktiv begriff, dass sein Herrchen in einer äußerst gefährlichen Stimmung war und sich winselnd und mit eingekniffenem Schwanz unter dem Bett verkroch.

Jo beobachtete stumm, wie Bobby seine Sachen zusammenpackte und als er mit der Reisetasche an ihr vorbei wieder aus dem Zimmer ging, konnte sie die Frage nicht länger zurückhalten: „Was hast du vor?“

Bobby antwortete nicht, stieß einen kurzen Pfiff aus, auf den hin McClane unter dem Bett hervor geschossen kam und an seine Seite eilte, während Bobby unbeirrbar zu seinem Truck marschierte.

„Bobby?“

Jo hastete zu ihm, beobachtete alarmiert, wie er eine langläufige Pistole aus der Waffenkammer, die die Ladefläche des Wagens war, fischte und hinten im Bund seiner Hose verschwinden ließ.

„Ich gehe noch einmal in Nigels Büro…“, brach er mit einem entschlossenen Knurren endlich das an ihren Nerven zerrende Schweigen und Jo entschied in Sekunden, dass es keinen Sinn machen würde, zu versuchen, ihm das auszureden.

„Gut, ich komme mit.“, verkündete sie also, bat ihn eindringlich, auf sie zu warten, dann rannte sie zurück in ihr eigenes Zimmer, packte ihre Sachen mit an Panik grenzender Hast und rannte zurück auf den Parkplatz, wo Bobby inzwischen hinter dem Lenkrad seines Fords saß und sie überlegte nicht lange, schwang sich selbst auf den Fahrersitz ihres geliebten Buick und als sie ihn gestartet hatte, war Bobby bereits vom Parkplatz gefahren.

Sie legte den Gang ein, löste die Handbremse und trat hart aufs Gas, so dass der Motor grollte und sie ihren Wagen mit beinahe halsbrecherischer Geschwindigkeit auf die Straße lenkte.

Die Stimmung, in der Bobby sich momentan zu befinden schien, war gefährlich – nicht nur für jeden, der jetzt versuchen würde, sich ihm in den Weg zu stellen, sondern auch für ihn selbst und Jo versuchte, das Gefühl in ihrer Magengegend zu ignorieren, das ihr hartnäckig mitzuteilen versuchte, dass Unheil in der Luft lag.

Sie fuhr zu Nigels Gebrauchtwagenhandel, schneller und halsbrecherischer als jemals zuvor, machte sich nicht die Mühe, in einer Querstraße oder auch nur gegenüber des Handels zu parken, sondern steuerte mit zusammengezogenen Augenbrauen den Kundenparkplatz an, ließ den Buick neben Bobbys Ford zum Stehen kommen und sprang aus der Tür, noch bevor der Motor ganz zur Ruhe gekommen war.
 

„Hab ich dir nicht gesagt, sie würden zurückkommen…?“

Nigel nickte langsam und über Orpheus’ Gesicht zog sich ein ausnehmend unangenehmes Grinsen.

Jo blieb in der Tür zu Nigels Büro stehen und nahm entsetzt die Szene in sich auf, die sich ihr bot.

Am einen Ende des Raumes, direkt hinter Nigels ausladendem Schreibtisch, standen Nigel und Orpheus und Beide hatten Waffen in der Hand, die sie auf Bobby richteten.

Nigels war ganz eindeutig Deans geliebte Smith & Wesson 29 – was nicht sonderlich überraschend war, schließlich war der Kofferraum des Impala leer gewesen, als sie ihn ‚gekauft’ hatten und Orpheus und Nigel stand mit seinem ehemaligen Inhalt, der sich nun in ihrem Besitz befand, ein beeindruckendes Waffenarsenal zur Verfügung.

Orpheus schien ruhig, seine kalten grauen Augen hatten Bobby fest im Blick, die Ruger Super Blackhawk, Kaliber 44iger Magnum in seiner Hand war zielsicher und erbarmungslos auf ihn gerichtet, während Nigel trotz der Smith & Wesson unsicher und ängstlich wirkte.

Bobby stand am anderen Ende des Raumes, etwas links von der Tür mit dem Rücken zu ihr und seine gespannten Schultern, die ganze Art, wie er dastand, zeugten von einem für ihn so untypischen inneren Aufruhr.

„Mit dir hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, Singer…“, erklang erneut Orpheus’ aalglatte Stimme und Jo sah Bobby vor Feindseligkeit förmlich kochen und schluckte unbehaglich.

Sie blieb stehen, wo sie war, ihre Winchester schussbereit und auf Orpheus gerichtet, von dem ganz eindeutig die größte Gefahr in diesem Raum ausging – wenn man Bobby außen vor ließ, auf den sie ganz bestimmt nicht schießen würde.

„Rück das Buch raus, Neil.“

Bobby stand da, unbeweglich, hatte seine Pistole drohend auf Orpheus gerichtet, als gehe von dem ebenfalls bewaffneten Nigel nicht die geringste Gefahr aus und Jo hatte nicht geglaubt, jemals Angst vor ihm haben zu müssen, aber obwohl sie selbst nicht das Geringste zu befürchten hatte, machte sie allein seine unnachgiebige Haltung nervös.

„Wie kommst du auf die Idee, da sei noch ein Buch, Singer?“, erkundigte Orpheus sich nun höhnisch und Bobby knurrte zornig.

„Ich schwöre dir, wenn den Jungs irgendwas passiert ist, dann bringe ich dich um!“

Jo zuckte zusammen, glaubte ihm aufs Wort und sah Nigel erbleichen, der Bobby augenscheinlich ebenfalls Glauben schenkte – Orpheus lachte nur.

„Ach, du kennst die Beiden, die Nigel so viele Scherereien gemacht haben? Das hätte ich mir eigentlich auch denken können… aber dass du dir tatsächlich Sorgen um sie machst… Hast du mir nicht damals erzählt, in eurem merkwürdigen Verein kämpfe jeder für sich?“

Bobby spannte zur Antwort den Hahn seiner Pistole und Orpheus lachte erneut.

„Früher warst du nicht so ungeduldig, Singer…“

„Hör auf, Reden zu schwingen und gib mir das Buch, Neil! Du weißt doch ganz genau, was in diesen verdammten Geschichten alles passieren kann! Hast du noch nicht genug Leben auf dem Gewissen?!“

Bobby war immer lauter geworden, die letzten Worte hatte er beinahe gebrüllt und Jo sah Nigel vor Entsetzen noch ein wenig bleicher werden.

Augenscheinlich hatte Orpheus ihm diesen Aspekt ihrer kleinen Unternehmung – den eventuellen Berg von Leichen – verschwiegen.

„Führ dich nicht so auf, Singer, du bekommst das Buch nicht!“, bellte Orpheus zornig und warf einen Großteil seines überheblichen Gebarens ab, „Es ist mir heute wie damals egal, was du denkst oder für richtig hältst und was glaubst du eigentlich, wer du bist, mir Befehle erteilen zu können?! Deinetwegen habe ich die letzten 10 Jahre im Knast verbracht!“

Bobby zuckte nichtmal mit der Wimper, als Orpheus ihn mit diesem letzten Satz ungehemmt anschrie und schien ihn seiner Aufmerksamkeit als nicht länger würdig zu erachten. Er wandte sich von ihm ab, richtete seine durchdringenden Augen auf Nigel und hob die Augenbraue: „Ist es dir auch egal, wenn die Beiden draufgehen? Willst du das verantworten?“

Nigel schrumpfte unter Bobbys einschüchterndem Blick zusammen, ließ die Hand, in der er die Waffe hielt, tatsächlich ein paar Zentimeter sinken und Jo glaubte schon, die Situation sei endlich entschärft, als Orpheus ihn zornig anfuhr, gefälligst kein solcher Waschlappen zu sein.

„Behalt ihn im Auge und schieß, wenn’s nötig ist, hast du verstanden? Ich werd ganz bestimmt nicht zulassen, dass der mir schon wieder die Tour vermasselt!“

Nigel zuckte zusammen, richtete die Waffe wieder auf Bobby und Orpheus wandte sich Jo zu, schien sie erst jetzt wirklich wahr zu nehmen.

„Und wer bist du?“

Er musterte sie von oben nach unten und Jo musste sich beherrschen, unter seinem widerlich lüsternen Blick nicht zu erschaudern.

„Früher hat Singer nicht so einen guten Geschmack gehabt… ich muss mich doch sehr über ihn wundern…“
 

Jo runzelte angewidert die Stirn, zog die Augenbrauen zusammen richtete den Lauf ihrer Winchester auf sein Gesicht – untypisches Verhalten für eine Frau, aber Jo war ohnehin eher der ungewöhnliche Typ Frau.

„Wir hätten wirklich gern das Buch, in dem unsere Freunde feststecken…“, erwiderte sie mit fester, klarer Stimme und warf aus dem Augenwinkel einen Blick auf Nigel, der seine Waffe bereits wieder hatte sinken lassen, jetzt, da Orpheus’ bedrohliche Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihm lastete, „Ich nehme an, es ist im Safe?“

Sie sah Nigel schlucken und lächelte, zufrieden über ihren zielsicheren Schuss ins Blaue, dann machte Bobby einen Schritt auf ihre Widersacher zu: „Gib es mir!“

Nigel wich vor ihm zurück und Orpheus bellte ihn an, seine Stellung zu wahren.

„Die können uns gar nichts, hast du verstanden! Das sind ‚die Guten’ – die werden uns nicht erschießen!“

Jo sah Nigel an, dass ihm soeben ein Licht aufgegangen war, dass Orpheus ihn und sich selbst zu ‚den Bösen’ zählte, dass er begriffen hatte, dass Bobby nicht gelogen hatte und er tatsächlich Menschen in Lebensgefahr gebracht, sie möglicherweise getötet hatte und dass diese Erkenntnis zu viel für ihn war.

„Aber… ich wollte diesen Jägern doch nur eine Lektion erteilen – ich wollte sie doch nicht umbringen!“, entfuhr es ihm unwillkürlich und Orpheus’ Augen wurden schmal, als er ihn ansah: „Du wolltest sie aus dem Weg haben – das hast du gesagt! Und dank mir hast du sie aus dem Weg, oder etwa nicht? Wen kümmert es, wenn sie draufgehen?! Je weniger Jäger es gibt desto besser, wenn du mich fragst!“

Nigel wurde dank dieser Worte so bleich, dass er schon beinahe krank aussah und ließ überraschend entschlossen die Hand mit der Waffe noch ein wenig tiefer sinken, so dass nun der magentafarbene Teppich um seine Unversehrtheit fürchten musste: „Nein. So habe ich das nicht gewollt und das hast du gewusst! Wir wollten die Leben der Menschen durch die Bücher bereichern – nicht ihnen ein Ende setzen!“

Nigels Stimme war leise und unglücklich und Orpheus blickte ihn verächtlich an.

„Ich hätte gleich wissen müssen, dass ein Schwächling wie du mir nichts als Ärger einhandeln würde! Wo bleibt denn der Spaß ohne ein wenig Nervenkitzel?!“

„Das Buch!“, entfuhr es Bobby, der voll ungeduldigem Zorn diesem Disput gelauscht hatte und Nigel fuhr zusammen und sah ihn an.

„Sind sie wirklich in Lebensgefahr?“, fragte er und Jo sah Bobby an, wie wenig Geduld er für diese dumme Frage hatte.

„Das kommt auf das verdammte Buch drauf an, in das du sie gesteckt hast!“, donnerte er, „Und jetzt gib es mir, bevor ich mich vergesse!“

Nigel nickte und plötzlich richtete sich Orpheus’ gesamte Aggression nicht länger gegen Bobby sondern gegen ihn, er fuhr zu ihm herum, presste den Lauf der Ruger gegen seine Schläfe.

„Denk nicht mal dran!“, zischte er.

Nigel erstarrte, umklammerte den Lauf der Smith & Wesson und Bobbys Augen verengten sich zu Schlitzen: „Wenn du das tust, werde ich dich erschießen, Neil. Diesmal kommst du nicht mit einem Gefängnisaufenthalt davon!“

Orpheus schnaubte voll ungläubiger Verachtung, dann ertönte ein Knurren.

McClane, der bei offenem Fenster in Bobbys Wagen gewartet hatte, war scheinbar langweilig geworden – er war aus dem Auto gesprungen, als Bobby auch nach einer angemessenen Wartezeit nicht zurückgekommen war und der Fährte seines Herrchens gefolgt und da er ein intelligenter Hund mit ausgezeichneten Instinkten war, hatte er die bedrohliche Lage, in der Bobby sich befand, sofort erkannt und schickte sich an, sein ihm liebstes Rudelmitglied zu beschützen.

Er strich knurrend an Bobby und Jo vorbei, das schwarze Fell im Nacken gesträubt, die Zähne gefletscht, jeden Muskel seines noch immer nicht ausgewachsenen Körpers gespannt und wenn Orpheus auch zuversichtlich gewesen war, dass weder Bobby noch Jo ihn erschießen würden, vor McClane schien er sich zu fürchten.

Er ließ von Nigel ab, richtete seine Waffe mir einer hastigen Bewegung auf den angreifenden Hund und Jo schrie auf, als der unausweichliche Schuss fiel.

Die Stille nach dem Schuss

Jo schluckte und musste den Blick abwenden, als Orpheus leblos zu Boden sank und mit einem dumpfen Laut auf dem magentafarbenen Teppich aufschlug, der die Blutlache, die sich wie ein grotesker Heiligenschein um seinen Kopf ausbreitete, zur Gänze verschluckte. Die himmelblaue Wand rechts vom Schreibtisch war ausgiebig mit Blut und Hirnmasse bespritzt und es wunderte sie nicht, als Nigel die rauchende Smith & Wesson fallen ließ und sich übergab.

Bobby rief den noch immer knurrenden McClane, den der abgefeuerte Schuss nicht im Geringsten eingeschüchtert hatte, an seine Seite, dann ging er auf den am Boden neben dem toten Orpheus kauernden Nigel zu und legte ihm die Hand auf die Schulter: „Das Buch!“

Nigel ächzte gequält, vermied es, sowohl Orpheus’ Leiche als auch Bobby anzusehen, kam auf die Füße und wankte zu einem expressionistischen Gemälde – pink, giftgrün, orange – hinter seinem Schreibtisch, hing es ab und öffnete den Safe, der dahinter verborgen gewesen war, mit wenigen geübten Drehungen des Schlosses.

Jo sah, wie seine Hand zitterte, als er das Buch heraus nahm und Bobby reichte und während Bobby es ihm ungeduldig entriss, sich umdrehte und aus dem Büro eilte, um seinen Reservebeutel Kräuter aus dem Ford zu holen, fühlte Jo sich verpflichtet, bei Nigel zu bleiben und ihn so gut es ging, zu beruhigen.

Sie tat ihr Bestes, sagte ihm, dass er richtig gehandelt habe, dass Orpheus sie vermutlich alle umgebracht hätte, wenn er nicht gewesen wäre – nahm unauffällig die Ruger und die Smith & Wesson an sich – und Nigel schüttelte nur den Kopf und wiederholte immer wieder die gleichen Worte: „Das habe ich nicht gewollt…“

Er zog sich neben die Tür zurück, so weit wie möglich von Orpheus’ Leiche entfernt, verbarg sein Gesicht in seinen Händen und Jo war sehr erleichtert, dass er nicht in Tränen ausbrach – das hätte ihre Geduld bei Weitem überstrapaziert.

Bobby kam zurück, lenkte Jos Aufmerksamkeit von Nigel ab, als er den mit Kräutern gefüllten Beutel auf Nigels Schreibtisch entleerte und als sie ihn seine Hosentaschen mit erfolgloser Hast nach Streichhölzern durchsuchen sah, verließ sie Nigels Seite, trat an den Schreibtisch heran und entzündete die Kräuter mit ihrem Feuerzeug.

Bobby wartete kaum, bis der entstandene Rauch dicht genug war, bevor er mit dem Ritual begann und es war nicht allein der besagte Rauch, der Jo die Luft abschnürte.

Dean und Sam konnten sich wahrhaft glücklich schätzen, jemanden wie Bobby zu haben, der sich um sie sorgte und sein Möglichstes tat, ihnen wann immer es nötig war, aus der Klemme zu helfen.

Sie hörte Bobby die letzten Worte des Ritus sprechen, wartete sehnsüchtig auf das vertraute ‚Plopp’ und schrie vor Entsetzen auf, als endlich, endlich Dean und Sam durch das entstandene Portal das Buch, in dem sie gefangen gewesen waren, verließen und sich vor ihren Augen materialisierten.

Das erste, was sie sah, waren Sams blutgetränkte Verbände, sein bleiches bewusstloses Gesicht, seine von Schweiß bedeckte Stirn, dann wandte ihre Aufmerksamkeit sich Dean zu, der nicht minder bleich war, seine Augen waren verdächtig gerötet und erfüllt von einer Verzweiflung, die ihr die Luft abschnürte.

Er schien im ersten Augenblick gar nicht zu realisieren, was um ihn herum geschah, hatte Sams Hände in seine Linke genommen und hielt sie gedrückt, während er mit der Rechten ein Messer, dessen Klinge blutbeschmiert war, eisern umklammert hielt.

„Dean?“, sprach sie ihn sanft an, ging neben ihm in die Hocke und er blinzelte, drehte den Kopf und einen schrecklichen Augenblick lang wusste sie, dass er sie nicht erkannte.

„Jo?“, murmelte er dann undeutlich und ihr schossen die Tränen in die Augen.

„Ja, ich bin’s…“, erwiderte sie sanft und er blickte zu Bobby auf, der herangetreten war und ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte.

„Sam… ich…“

Dean ließ das Messer fallen und wischte sich mit der blutverkrusteten Hand über das schmutzige, müde Gesicht.

„Wir bringen ihn sofort ins Krankenhaus…“, ließ Bobby sich leise vernehmen und Jo bekam eine Gänsehaut, weil all die Kälte, all der Zorn, mit dem er Orpheus gegenübergetreten war, zur Gänze verschwunden war, um den Gefühlen Platz zu machen, die er für Sam und Dean aufbrachte.

Bobby ging neben Sam in die Hocke, hievte ihn mit verbissenem Gesichtsausdruck auf seine Arme und stand wieder auf, während Jo Dean auf die Beine half, der zwar unverletzt schien, aber dennoch unsagbar schwach wirkte.

Jo hatte ihn noch nie in so einem Zustand erleben müssen.

Sie hörte Nigel in ihrem Rücken entsetzt die Luft anhalten, als er jetzt einen Blick auf Sams katastrophalen Zustand erhaschen konnte, ignorierte ihn jedoch und führte Dean in Bobbys Windschatten sanft aber bestimmt aus dem Zimmer.
 

„Wir konnten den Zustand Ihres Bruders soweit stabilisieren… er hat eine Bluttransfusion erhalten, was das Gift in seinem Körper soweit abgeschwächt hat, dass wir sein Fieber in den Griff bekommen haben. Haben Sie inzwischen eine Idee, um welche Art von Gift es sich handeln könnte?“

Jo hatte nicht übel Lust, dem jungen blonden Arzt, der Dean so gleichgültig befragte, eine zu verpassen, stand von ihrem Stuhl im Wartezimmer auf und baute sich drohend vor ihm auf: „Jetzt hören Sie mir mal zu, Dr.“, sie warf einen flüchtigen Blick auf sein Namensschild, „Chase! Er hat vor drei Stunden nicht gewusst, was für Gift es war, er weiß es auch jetzt nicht, und Sie sollten lieber aufhören, hier Ihre Zeit zu verschwenden und sich stattdessen um Ihren Patienten kümmern!“

Dr. Chase zuckte nichtmal mit der Wimper, als sie ihn so anfuhr, augenscheinlich war er noch ganz andere Kaliber gewöhnt.

„Glauben Sie mir, der Patient ist in den besten Händen…“, versicherte er ihr ruhig, warf einen kurzen Blick auf Dean und schien zu entscheiden, dass der ein wenig Ruhe verdient habe, „Ich komme später noch mal wieder…“

Mit diesen Worten zog er sich zurück und Jo ließ sich schnaubend zurück auf ihren Stuhl fallen und legte in einer schützenden Geste den Arm um Dean.

„Er macht nur seinen Job…“, meinte der leise und erschöpft und sie kniff kurz die Augen zusammen und konnte nicht begreifen, was geschehen war, ihn so wenig nach sich selbst klingen zu lassen.

Alles, was er auf der Fahrt zum Krankenhaus getan hatte, war, sich bei Bobby und ihr für die Rettung zu bedanken und unablässig dem bewusstlosen Sam durchs Haar zu streichen.

So eifersüchtig Jo auch gewesen war, als sie von Sam und Deans Beziehung erfahren hatte, das hier war mehr, als selbst sie ertragen konnte und es brach ihr beinahe das Herz, Dean so voller Sorge um Sam erleben zu müssen.

Sie hätte von vornherein wissen sollen, dass sie gegen das, was diese Beiden verband, nie auch nur die geringste Chance gehabt hatte.

„Du solltest dich für ein paar Stunden hinlegen…“, richtete nun Bobby das Wort an Dean und der hob den Kopf und sah ihm in die Augen: „Ich gehe hier nicht weg.“

Bobby lächelte geduldig und schüttelte ein ganz klein wenig den Kopf.

„Ich will nicht sagen, dass ich dich nicht verstehe, aber wenn Sam aufwacht, solltest du ausgeschlafen und ausgeruht sein und ihm keinen Grund zur Sorge geben – das würde seine Genesung sicherlich beeinträchtigen.“

Dean blinzelte über dieses so ruhig vorgebrachte Argument und Bobby wandte sich Jo zu: „Fährst du ihn zu unserem Motel?“

Sie nickte, stand auf und Dean fügte sich Bobbys stärkerem Willen, erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl und machte ein paar Schritte in Richtung Ausgang, bevor er sich noch einmal umdrehte: „Du-“ – „Ich rufe an, sobald sich etwas ergibt…“, unterbrach Bobby ihn ruhig und Dean nickte und verließ mit Jo an seiner Seite das Krankenhaus – etwas, das er noch nie getan hatte, wenn Sam verletzt gewesen war.

Er mochte wie ein Wahnsinniger im Wartebereich auf und ab gelaufen sein, mochte sich mit sämtlichen Ärzten und Krankenschwestern angelegt haben, die ihm nur ausweichende Informationen über Sams Zustand hatten zukommen lassen, bis sie ihm gedroht hatten, ihn des Gebäudes zu verweisen, aber er war niemals von sich aus gegangen.

Dean fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, ignorierte den Blick, den Jo ihm aus dem Augenwinkel zuwarf und seufzte leise.

Ein einziges Mal konnte er es wohl mit seinem Gewissen vereinbaren, die Verantwortung zumindest für ein paar Stunden abzugeben und Sams Wohlergehen Bobby zu überlassen.

Dean ging mit Jo zu ihrem Buick, wartete, bis sie den Wagen aufgeschlossen hatte und ließ sich schließlich mit einem leisen Seufzen auf den ledernen Beifahrersitz sinken.

Sie warf ihm vom Fahrersitz aus einen kurzen Seitenblick zu, bevor sie den Motor startete und vom Parkplatz des Krankenhauses fuhr und erwartete nicht, dass er ihr erzählen würde, was passiert war und das tat er auch nicht.

Stattdessen starrte er erschöpft aus dem Fenster, die Augen halb geschlossen und als sie auf dem Parkplatz des Motels angekommen waren und Jo den Motor ausstellte, war er eingeschlafen.

Jo zögerte einen Moment, ihn zu wecken, dann beschloss sie, dass der Schlaf in einem richtigen Bett ihm bei Weitem besser bekommen würde, legte ihm die Hand auf die Schulter und rüttelte ihn sanft.

Dean erwachte mit einem erstickten Laut, brauchte ein paar Sekunden, bevor er sich zurechtgefunden hatte und Jo bat ihn sanft, auszusteigen, da sie angekommen seien.

Er nickte, stieg aus dem Auto aus und Jo fragte sich, warum sie jemals Mitleid mit Nigel gehabt hatte.

Möglich, dass er nichts von dem, was geschehen war, gewollt hatte, die Gedankenlosigkeit seiner Handlungen war dennoch in keinster Weise zu entschuldigen.

Da war es durchaus gerechtfertigt von ihr gewesen, ihn mit der anrückenden Polizei allein gelassen zu haben.
 

Bobby blickte auf, als Dean durch den Krankenhausflur auf ihn zu kam und war erleichtert, wie viel besser er im Vergleich zu ihrer letzten Begegnung aussah.

Jo schien Dean nicht nur dazu gebracht zu haben, sich auszuschlafen, sie hatte ihn scheinbar auch gleich noch gefüttert und gebadet.

„Ich wollte dich gerade anrufen…“, informierte er Dean mit einem leisen Lächeln und als er die Hoffnung wie zwei Signalfackeln in Deans Augen aufleuchten sah, wusste Bobby, dass es absolut richtig gewesen war, alles daran zu setzen, ihm und Sam zu helfen.

„Ist er aufgewacht?“, entfuhr es Dean hastig und als Bobby nickte, wollte Dean sofort losstürmen, wurde jedoch von Bobbys unnachgiebiger Hand an seinem Arm daran gehindert.

„Sie haben ihn verlegt – er liegt nicht mehr auf der Intensivstation…“, erklärte Bobby gelassen und begegnete Deans ungeduldigem Blick mit einer lässig hochgezogenen Augenbraue, „Ich zeig dir, wo sie ihn hingesteckt haben…“

Jo schmunzelte, als Bobby sich mit seiner üblichen Gelassenheit gemächlich in Bewegung setzte und Dean ihm ergeben folgte.

Sie schloss sich den Beiden an und die kleine Karawane zog durch die endlosen weiß getünchten, in Neonlicht getauchten Krankenhausflure, bis Bobby schließlich vor einer der unzähligen nummerierten Türen stehen blieb und nachdrücklich anklopfte.

Dean wartete nicht, bis Sam sie möglicherweise herein bat oder auch nicht, riss die Tür auf und steuerte zielsicher das Bett an, in dem Sam offenbar bis eben geschlafen hatte.

Sam wurde geküsst, gestreichelt und abgeschmusert, bevor er noch ganz begriffen hatte, wie ihm geschah, dann setzte Dean sich zu ihm ans Bett, nahm seine Hand und sah so aus, als habe er nicht vor, diese Stellung in allzu naher Zukunft wieder aufzugeben.

„Wo warst du denn so lange?“, fragte Sam Dean leise und Bobby stellte klar, dass allerhöchstens eine Viertelstunde vergangen sei, seit Sam zum ersten Mal das Bewusstsein wiedererlangt hatte, dann legte er Jo die Hand auf die Schulter und zog sie mit sich aus dem Zimmer.

Dean wartete kaum, bis die Beiden die Tür hinter sich geschlossen hatten, um sich über Sam zu beugen und ihm einen sanften Kuss aufzudrücken.

„Du siehst furchtbar aus…“, informierte er Sam liebevoll und der schnaubte empört, schloss die Augen und seufzte leise: „Bobby und Jo haben uns das Leben gerettet…“

Dean betrachtete einen Moment lang Sams regloses Gesicht, dann legte er ihm die Hand an die Wange und streichelte ihm mit dem Daumen über die Lippen.

„Ich hatte verdammte Angst um dich, Sammy…“

Sam hielt die Augen weiter geschlossen, genoss die beruhigende Wirkung, die Deans Präsenz auf ihn ausübte und seine Mundwinkel hoben sich ein winziges Bisschen – es war noch kein Lächeln, aber doch genug, um Deans Herz höher schlagen zu lassen.

„Was glaubst du, was für Angst ich hatte, als ich hier aufgewacht bin und du nicht da warst?“, murmelte Sam schwach gegen seinen Daumen und Dean zog seine Hand zurück und ersetzte ihn durch seine Lippen.

„Tut mir leid, Sammy…“, flüsterte er schuldbewusst, richtete sich wieder auf und war verdutzt, Sam lächeln zu sehen.

„Schon gut – Bobby war ja da, um es mir zu erklären. Ich hoffe mal, Jo hat sich gut um dich gekümmert?“

Dean vernahm sehr wohl den bitteren Unterton, der unter dieser für seinen Geschmack ohnehin etwas zu sarkastischen Bemerkung lag, streckte die Hand aus und kniff Sam in die Nase.

„Jetzt sei doch kein Idiot!“, wies er ihn energisch zurecht und zwang Sam einen weiteren Kuss auf, „Du bist der Einzige, der sich um mich kümmern darf, mein Bester – also beeil dich gefälligst mit dem Gesundwerden, damit ich nicht länger den starken Mann spielen muss!“

Sam blinzelte verdutzt, nahm erst jetzt die dunklen Schatten unter Deans Augen wahr und bereute seine gedankenlosen Worte über Jos Absichten zutiefst.

Er hätte sich wirklich denken können, dass Dean seinem Krankenbett nur deshalb fern geblieben war, weil er selbst völlig am Ende gewesen war.

„Tut mir leid…“, nuschelte er prompt zerknirscht, was Dean erneut ein strafendes Nasekneifen ausführen ließ.

„Spar dir das schlechte Gewissen und schlaf…“, wies er Sam liebevoll an und Sam schloss folgsam die Augen.

Diesmal würde Dean ganz sicher an seinem Bett sitzen, wenn er wieder aufwachte.

Endlich Urlaub!

So, jetzt hab ich's geschafft, ich hab mich ins Zuckerkoma geschrieben.

Bitte darum dieses Kapitel (und die folgenden) nicht allzu ernst zu nehmen - immerhin ham wir bald Ostern!
 

Nach dem ganzen Stress, den Dean und der arme Sammy (von Jo und Bobby will ich gar nicht erst anfangen!) in den letzten Kapiteln hatten, haben sie sich ein wenig Ruhe und Frieden jetzt voll und ganz verdient und wem das nicht passt: MIR DOCH EGAL!

Das ist mein Traumschiff und mit dem steuer ich in so flache Gewässer, wie's mir Spaß macht!
 

Nu nerv ich euch aber nicht länger, wünsch euch allen Frohe Ostern und möchte ganz besonders die Tine, die Isi, die Kinka und die Rina grüßen, drücken und knuddeln - ihr fehlt mir und ich kann's kaum erwarten, euch alle wieder zu sehen!
 

Hab euch alle lieb und wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Oh Gott, ich hab dich so vermisst!“

Jo zog grinsend beide Augenbrauen in die Höhe, als Dean Anstalten machte, sich bäuchlings über die Motorhaube des Impala zu werfen, sich dann aber doch mit einem männlich zurückhaltenden Tätscheln der vorderen Stoßstange begnügte.

Bobby und Jo hatten beschlossen, Dean aus Sicherheitsgründen lieber nichts von dem Beinahe-Verkauf seines geliebten Wagens an Unwürdige durch den schon genug gemarterten Nigel zu erzählen – sie waren sich einig gewesen, dass mit Orpheus’ Körperflüssigkeiten schon genug Blut vergossen worden war.

Deswegen hatte Jo sich auch reichlich Mühe gegeben, den Wagen wieder so herzurichten, dass Dean hoffentlich nichts von seiner zwischenzeitlichen Metamorphose zum „Gebrauchtwagen“ bemerken würde.

Der Kofferraum des Impalas war wieder mit sämtlichen Waffen bestückt, die Orpheus und Nigel sich so dreist angeeignet hatten – nachdem Jo Bobby nämlich geholfen hatte, Sam und Dean in seinem Ford unter zu bringen, war sie ihm nicht sofort zum Krankenhaus gefolgt, sondern hatte sich an die undankbare Aufgabe gemacht, den Tatort gemeinsam mit Nigel für das Auftauchen der Polizei vorzubereiten – um ihn dann eiskalt mit eben dieser allein zu lassen.

Während Jo den Kofferraum ihres Buick mit den Habseligkeiten der Winchesters bestückt hatte, um diese in angemessenem Ambiente zum Impala zu kutschieren, war ihr zu ihrer grenzenlosen Begeisterung nicht nur die ihr bereits bekannte braune Plastiktüte ins Auge gesprungen, nein, auch der Plüschpinguin, von dem sie noch immer nicht ganz wusste, wie sie sich seine Dazugehörigkeit zu Dean und Sams Besitz erklären sollte, hatte anscheinend inzwischen einen Freund in Form eines zweiten Plüschpinguins gefunden.

Jo hatte noch immer gekichert, als Nigel ihr einen Sack voll Steinsalz in die Hände gedrückt hatte.

Als er ihr dann allerdings den Umschlag mit Deans Adoptionsunterlagen und den Familienfotos überreicht hatte, hatte sie einen Moment lang tatsächlich mit den Tränen kämpfen müssen – schon wieder!

Sowas gab 10 Punkte Abzug auf der Männ- wo kam das denn jetzt her?

Jo blinzelte verwirrt, beobachtete Deans Kontrollgang um den Impala und tauschte ein Grinsen mit Bobby, als der nichts fand, was er beanstanden konnte.

„Sie sieht irgendwie sauberer aus als ich sie in Erinnerung habe“, merkte Dean schließlich lediglich an, und öffnete dann die Beifahrertür für Sam. „Nur immer rein in die gute Stube!“

Sam ließ sich schmunzelnd auf den Beifahrersitz sinken, und Dean drückte die Tür liebevoll hinter ihm zu, dann drehte er sich zu Bobby um. „Und du bist sicher, dass du dir das zumuten willst?“

Bobby nickte. „Absolut sicher.“

Da sie Sam vor dessen vollendeter Genesung aus dem Krankenhaus hatten entführen müssen, um unangenehmen Fragen der kalifornischen Polizei zu entgehen, brauchte Sam nun einen Ort, an dem er sich entspannen und von den Strapazen der letzten Wochen erholen konnte.

Welcher Ort würde sich da besser eignen als Bobbys Schrottplatz?

„Dann bis später, Jungs!“

Jo winkte in die Runde, schwang sich hinters Lenkrad ihres Buick und startete den Motor, der sich beinahe so schnurrig zu Wort meldete, wie man es vom Impala gewöhnt war.

Auch sie war von Bobby eingeladen worden, ihm nach ihrer derart erfolgreichen Zusammenarbeit für ein paar Tage Gesellschaft zu leisten, und da sie ein wenig Ruhe und Frieden gerade sehr gut gebrauchen konnte, hatte sie zu Dean und Sams offenkundiger Überraschung tatsächlich zugesagt.

Bobby und Dean beobachteten einmütig, wie sie davon brauste und Dean murmelte noch „Schöner Wagen, wirklich schöner Wagen“, bevor er zu Sam in den Impala stieg und ihr nachfuhr.

Bobby blieb einen Moment ruhig stehen und tätschelte McClanes wuschligen Kopf, der sich ihm aus dem offenen Beifahrerfenster seines alten Pickups entgegen reckte.

„Wir haben sie heil zurück“, murmelte er nachdenklich, und McClane legte leicht den Kopf schief, hechelte beseelt und stupste auffordernd Bobbys Hand mit der Schnauze an, als der einen Moment im Kraulen inne hielt.

„Ja, du hast Recht, wir sollten uns langsam auf den Weg machen“, war Bobbys amüsierte Reaktion. „Wenn wir nicht vor ihnen da sind, brechen sie am Ende noch die Tür auf.“
 

„Was guckt ihr?“

Jo ließ sich mit einer Tasse dampfenden Kaffees in der Hand zu Dean und Sam auf Bobbys Sofa sinken und warf einen prüfenden Blick auf den Bildschirm des Fernsehers – das sah ja aus wie -

„Ein Mountie in Chicago“, bestätigte Deans genervt-brummige Stimme ihren ersten Eindruck, und sie grinste, zog ihre Beine aufs Sofa, nahm sich ein verstaubtes Kissen, legte es sich in den Schoß und machte es sich damit bequem.

„War das Auto schon zu sehen?“

Sam und Dean drehten synchron den Kopf und blickten sie irritiert an – wovon sie keinerlei Notiz nahm – dann drehte Sam seinen Kopf zurück gen Bildschirm, während Dean sie darüber in Kenntnis setzte, dass er sich diese Serie nur aus dem einen Grund ansah, dass Sam gemeint habe, er könne sich so Einiges vom Mountie abgucken.

„Was ich mir genau von ihm abgucken soll, ist mir allerdings schleierhaft – der Typ rennt viel – das mach ich auch, er rettet die Leute – das mach ich auch, und dann leckt er noch an allem – und DAS werd ich auf GAR keinen Fall machen!“

Jo blickte an Dean vorbei auf Sams grinsendes Gesicht und ignorierte den leisen Stich der Eifersucht in ihrem Magen – der würde jetzt sofort mit Kaffee ertränkt werden.

Sie hob ihren dunkelroten Becher mit dem Biber drauf an ihre Lippen, nahm einen tiefen Schluck, und Dean verließ prompt seinen Platz zwischen ihr und Sam und verschwand in die Küche, um sich ebenfalls eine Tasse Kaffee zu holen.

„Was sollte er sich denn nun wirklich abgucken?“ erkundigte sie sich mit einem leisen Lächeln bei Sam, und der drehte ihr wieder kurz den Kopf zu und sah sie vielsagend an.

„Egal, wie viele Folgen du ihm vorspielst, er wird nicht anfangen, so höflich zu sein, wie Fraser – niemand ist so höflich wie Fraser“, gluckste sie daraufhin, und Sam zuckte nur mit den Schultern.

Jo kam dieses kurz angebundene, wenn nicht sogar schweigsame bis sprachlose Verhalten ein wenig merkwürdig vor, dann fiel ihr wieder ein, wie sie sich bei ihrer letzten Begegnung aufgeführt hatte.

„Ähm… Sam?“

Er zog die Augenbraue hoch, zum Zeichen, dass er sie gehört hatte, drehte ihr diesmal jedoch nichtmal mehr den Kopf zu, und Jo strich sich ein wenig nervös das blonde Haar hinters Ohr, während sie sich die richtigen Worte zurecht legte, um sich bei ihm zu entschuldigen, was ihr in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um Sam und nicht um Dean handelte – mit Dean konnte sie besser reden, der war ihr irgendwie ähnlicher – nicht unbedingt leicht fiel.

„Als wir uns das letzte Mal gesehen haben … also … bei dieser Asmodi Sache …“

Jo hielt inne, als Sam seinen Blick nun doch vom Bildschirm des Fernsehers abwandte, auf dem Ray und Fraser soeben in Rays geliebten Buick stiegen, und der Ausdruck in seinen Augen machte ihr ihr so nobel gefasstes Vorhaben nicht unbedingt einfacher.

„Ich wollte mich entschuldigen“, brachte sie dann doch noch heraus. „Was ich gesagt habe, war dumm und … du und Dean, also …“

„Noch jemand Kaffee?!“ erscholl Deans energische Stimme aus der Küche zu ihnen herüber, und Sam drehte seinen Kopf in die entsprechende Richtung, um ihm nicht minder energisch zu antworten. „Ja, ich!“

Jo blinzelte verdutzt, als Sam sich daraufhin wieder ihr zuwandte und scheinbar erwartete, dass sie nahtlos da anknüpfte, wo Dean sie so rüde unterbrochen hatte.

„Dean und ich?“ hakte er also nach, als sie nicht so prompt reagierte, wie er sich das vorgestellt hatte, und Jo war ehrlich froh, dass sie unter seinem forschenden Blick nicht auch noch rot wurde.

Das hätte ihr gerade noch gefehlt.

„Ihr … also … ihr …“

Jo erinnerte sich dunkel daran, sich das letzte Mal so gefühlt zu haben, als sie ihre Mutter über ihren Plan in Kenntnis gesetzt hatte, von nun an als Jägerin durch die Lande zu ziehen.

„Ihr habt eine richtige Beziehung, und es war dumm von mir, das in Frage zu stellen.“

Sam öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, wurde jedoch von Dean davon abgehalten, der endlich mit zwei Tassen Kaffee aus der Küche zurückkam.

„Hier hast du.“

Mit diesen Worten drückte er Sam seinen Milchkaffee in die Hand, ließ sich wieder neben ihm aufs Sofa sinken und fixierte seinen Blick auf den Fernseher. „Was hab ich verpasst?“

Sam und Jo tauschten einen verständnisinnigen Blick, dann riss Dean die Hand, in der er die Kaffeetasse hielt, in die Höhe, da McClane spontan beschlossen hatte, dass er keineswegs zu groß für einen Schoßhund sei, und zu ihnen aufs Sofa gesprungen war.

„Dämlicher Hund!“

Jo schmunzelte und trank einen Schluck Kaffee – Dean hatte nich sonderlich überzeugend geklungen, und als er McClane jetzt geistesabwesend hinter den Ohren kraulte, schnaubte der zufrieden und blickte anbetend zu ihm auf – tauschte einen weiteren verständnisinnigen Blick mit Sam und war zufrieden mit sich und der Welt, diese leidige Angelegenheit mit Anstand hinter sich gebracht zu haben.

Zur Belohnung durfte sie sich jetzt eindeutig in aller Ruhe den Mountie zu ende angucken – und wenn sie ganz viel Glück hatte, würde vielleicht sogar der Buick noch ein paar Mal auftauchen.
 

„Guten Morgen allerseits.“

Jo ließ sich gähnend auf den ihr zugedachten Stuhl an Bobbys Küchentisch fallen und griff zielsicher nach einem Brötchen, bevor Dean wohlmöglich noch dazu ansetzte, ihr sämtliche Exemplare davon ohne Rücksicht auf Verluste wegzufressen – genau das hatte er nämlich am vergangenen Morgen getan.

Jo brauchte dann auch eine Weile, in der sie die Ansprüche an ihrem Brötchen sicherte, bis sie bemerkte, dass Dean überhaupt nicht am Tisch saß, sondern im angrenzenden Wohnzimmer mit dem Handy am Ohr auf und ab lief und sich augenscheinlich ganz ausgezeichnet unterhielt.

„Mit wem telefoniert er denn um diese Uhrzeit?“ erkundigte sie sich verwundert bei Sam, und der grinste liebevoll und warf einen kurzen Blick auf Dean, der soeben nachdrücklich verkündete, sich ‚das auf gar keinen Fall entgehen zu lassen’.

„Mit seiner Cousine“, wurde sie von Sam informiert, was sie dazu veranlasste, überrascht die Augenbraue in die Höhe zu ziehen.

„Mit wem?“

„Mit seiner Cousine“, wiederholte Sam entgegenkommend. „Sie hat ihn vor einer Stunde aus dem Bett geklingelt und seitdem …“

Sam machte eine vielsagende Geste gen Wohnzimmer und Jo, die keine Ahnung gehabt hatte, dass Dean neuerdings im Besitz einer Cousine war, hob interessiert auch noch die andere Augenbraue und verlangte Details, die zu geben Sam nicht wirklich in der Stimmung war.

Da traf es sich ganz hervorragend, dass Dean sein Gespräch mit der ominösen Cousine soeben beendet hatte und nun in die Küche kam.

„Und?“ begann Sam, bevor ihm jemand zuvor kommen konnte. „Was erzählt sie so?“

„Sie hat uns zu ihrem Geburtstag eingeladen“, informierte ihn Dean mit einem leisen Schmunzeln und griff mit miserabel verschleierter Gier nach dem letzten Brötchen. „Und ich musste ihr versprechen, dass wir hinkommen – immerhin wird sie nur einmal sieben.“

Sam nickte, nahm einen Schluck Kaffee und grinste, als er den fassungslosen Blick bemerkte, mit dem Jo Dean ansah.

„Du telefonierst zwei Stunden lang mit einer Sechsjährigen?!“ entfuhr es ihr auch prompt, und Dean zog in würdevollem Groll eine anklagende Schnute. „Sie wird sieben und wir haben nur eine Stunde telefoniert.“

Jo unterdrückte auf diese Zurechtweisung hin ein Glucksen, eine Selbstbeherrschung, an der Sam sich nicht versuchte – er gluckste nicht nur, er grinste außerdem noch über das ganze Gesicht und nahm den Knuff gegen seine Schulter, mit dem Dean ihn dafür strafte, mehr als gleichmütig auf.

Bobby griff zwischenzeitlich quer über den Tisch um sich die letzte Tasse Kaffee zu sichern, musterte der Reihe nach die Horde von jungen Leuten, die sich in seiner Küche versammelt hatte, und musste unwillkürlich an Orpheus’ Worte denken, dass in ihrem merkwürdigen Verein jeder für sich kämpfe.

Das mochte früher so gewesen sein, und im Großen und Ganzen traf es auch noch immer zu, aber Bobby war doch sehr froh über die Richtung, in die sich die Dinge inzwischen verändert hatten und noch immer veränderten.

Er stand auf, um frischen Kaffee aufzusetzen, genoss das stichelnde Streitgespräch, das Jo und Dean in seinem Rücken über die Frage führten, ob Dean sich deshalb so ausgezeichnet mit seiner Cousine verstand, weil er in der gleichen Entwicklungsstufe wie sie stecken geblieben war, und fragte Sam nebenbei, ob er sich denn schon wieder gut genug fühlte, sich mit Dean wieder ins wilde Leben zu stürzen – Bobby drückte das natürlich anders aus: Er erkundigte sich bierernst, ob er sich bereit fühlte, Deans infantilem Charme ganz allein ausgesetzt zu sein.

„Hey!“

Dean, eben noch stolz darüber, in der Diskussion mit Jo nicht völlig unterlegen zu sein, drehte sich auf seinem Stuhl zu Bobby um und blickte ihn empört an. „Womit hab ich denn das jetzt verdient?!“

Bobby schaffte es tatsächlich, auf diese Frage hin Contenance zu bewahren, begegnete Deans anklagendem Blick mit der ihm angeborenen Ausgeglichenheit und stellte die Kaffeemaschine an. „Mit der Ruhestörung der vergangenen Nacht.“

Dean grinste prompt, Sam wurde knallrot, und Jo spuckte beinahe ihren Kaffee über den Tisch.

„Ach so … jahhh“, erwiderte Dean grinsend und ergötzte sich genüsslich an Sams rot glühenden Wangen. „Das war aber kaum meine Schuld – was kann denn bitte ich dafür, wenn Sam -“

Hier fing sich Dean einen Klaps mit der Morgenzeitung ein und behielt den Rest des Satzes lieber für sich.

„Wann macht ihr euch auf den Weg?“ erkundigte Bobby sich nun und ignorierte dabei großzügig, in welch grenzenlose Verlegenheit er den armen Sam soeben gestürzt hatte.

„Wenn wir morgen früh losfahren, sollte das reichen“, war Deans entspannte Antwort, dann schob der sich die Hälfte seines Brötchens quer in den Mund und war nicht länger fähig, sich am Tischgespräch zu beteiligen – zumindest nicht in einer Art, die auch nur ansatzweise als manierlich hätte bezeichnet werden können.

Poltergeist

Mehr Zucker, geradezu fabelhafte Redundanz und so flache Gewässer, dass man nonstop Gefahr läuft, auf einer Sandbank - oder Zuckerbank? - aufzulaufen.

All das bekommt ihr von mir zu Ostern liebe Freunde!

Ich grüße all die neu hinzugestoßenen Kommischreiber, alle alten Bekannten und natürlich die Favolistler, die sich noch immer im Dunkeln halten.

Ich geb die Hoffnung nicht auf, auch von euch irgendwann mal was zu lesen, ich bin da stur.
 

Wünsche allen Lesern frohe Ostern und schreibe derweil munter weiter - geht gut so mit Zuckerflash! *debiles Grinsen*
 

moko-chan
 


 

„Dean!“

Sam warf die Beifahrertür des Impala mit tausendfach erprobter Routine hinter sich ins Schloss und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie Dean in die Hocke ging, um Hannah aufzufangen, die über die Auffahrt auf ihn zugeflitzt kam.

Die Umarmung zwischen den Beiden war so innig, dass er beinahe eifersüchtig wurde und Sean, der lässigen Schrittes seiner Schwester folgte, entsprechend finster anblickte.

Sean ließ sich davon allerdings weder entmutigen noch zur Umkehr bewegen, er streckte Sam lächelnd die Hand entgegen und schüttelte sie freundlich.

„Ihr seid später dran, als erwartet. Die letzte halbe Stunde war sie unausstehlich…“, verkündete er mit einem Seitenblick auf seine Schwester und Dean, der sich soeben mit Hannah auf seinen Armen erhoben hatte und sich jetzt zu Sam und Sean gesellte.

„War ich gar nicht!“, empörte Hannah sich entschieden und ging dann wieder dazu über, Dean zu knuddeln, „Ich hab mich einfach nur so gefreut…“

Sean rollte vielsagend mit den Augen und bat Sam und Dean dann ins Haus.

„Ihr kommt gerade rechtzeitig…“, verkündete Sean, nachdem er die Haustür hinter ihnen geschlossen hatte, „Wir diskutieren gerade darüber, ob es sowas wie Poltergeister tatsächlich gibt…“

Sam und Dean wurden ins Wohnzimmer abgeführt, wo auf einem von zwei überdimensionalen roten Sofas Jane und William bei Kaffee und Kuchen saßen, sich bei ihrem Anblick allerdings erhoben und sie so herzlich begrüßten, dass Sam ganz elend wurde vor Schuldgefühlen, dass er sich auf diesen Besuch nicht angemessen gefreut hatte.

„Also, gibt es Poltergeister? Gibt es die?“, erkundigte Hannah sich ungeduldig bei Dean, noch bevor der ihre Eltern fertig begrüßt hatte und er fixierte seine grünen Augen auf ihre – Sam kam der Gedanke, dass theoretisch das Universum implodieren müsse, so unglaublich ähnlich, wie sich diese zwei Paar Augen samt sie umkränzender unendlich langer Wimpern sahen – und nickte: „Gibt es! Und so gut wie alles Andere, was einem den Appetit verderben könnte, auch…“

Sam erwartete kurz, eine Geldübergabe zwischen Jane und William bezeugen zu müssen, aber augenscheinlich hatten sie über diese Frage keine Wette abgeschlossen.

„Setzt euch doch!“, forderte Jane sie stattdessen freundlich auf und verschwand dann in die Küche, um noch zwei Gedecke Tassen und Teller zu holen.

Dean nahm prompt in einem zu den Sofas passenden, unglaublich bequemen, roten Sessel Platz, ließ Hannah geduldig auf seinen Schoß klettern und wurde von ihr daraufhin derart emsig mit Keksen versorgt, dass er zunächst gar nicht dazu kam, sich innerlich darüber aufzuregen, so dumm gewesen zu sein, sich in einen Sessel zu setzten, so dass Sam nun mit Sean auf dem zweiten Sofa saß und nicht unbedingt glücklich über diesen Umstand wirkte.

„Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?“, lenkte Hannah ihn neugierig von diesen düsteren Überlegungen ab und er machte ein geheimnisvolles Gesicht: „Verrat ich nicht!“

Hannah grinste beseelt und Williams sanfter Einwand, dass sie doch ohnehin erst am folgenden Tag Geburtstag habe, verpuffte ungehört.

„Um noch mal auf den Poltergeist zurück zu kommen…“, Jane reichte Dean eine Tasse Kaffe, nachdem sie zuvor bereits Sam mit einer versorgt hatte und ließ sich zurück aufs Sofa sinken, „Was machen die denn so? Ich meine: Wie machen sie sich bemerkbar?“

Dean überließ es Sam, die Tischgesellschaft an ihrem überbordenden Wissen über diese Thematik teilhaben zu lassen und nahm einen weiteren Schokoladenkeks von Hannah entgegen.

Er fühlte sich schon jetzt entschieden zu wohl im Kreise dieser Familie und nahm sich vor, dass der nächste Besuch ruhig mal von ihm und Sam ausgehen konnte – selbst wenn Sam noch immer nicht allzu gut auf Sean zu sprechen war und er auch diesem Besuch nicht unbedingt vorfreudig entgegen geblickt hatte.

Nachdem Sam seinen detaillierten Bericht über Poltergeister und ihre zahlreichen Risiken und Nebenwirkungen abgeschlossen hatte und er endlich dazu gekommen war, ein paar Schlucke von seinem mit reichlich Milch verdünnten Kaffee zu trinken – Sam schämte sich erneut, sich nicht mehr auf die Lawlesses gefreut zu haben, Jane hatte sich doch tatsächlich gemerkt, wie er seinen Kaffee am liebsten mochte – setzte William sie darüber in Kenntnis, dass ihnen vor kurzem der Verdacht gekommen sei, das Haus einer befreundeten Familie könnte von einem Poltergeist bespukt werden.

„… Und nachdem, was Sam erzählt hat, glaube ich, dass wir tatsächlich Recht haben…“, stellte William abschließend fest und blickte dann von Sam zu Dean und wieder zu Sam, „Würdet ihr so gut sein, euch das mal anzusehen?“

Sam tauschte einen kurzen Blick mit Dean, dann nickten sie synchron, bevor sie ebenso synchron mit einem „Klar!“ einwilligten.
 

„Aha, ich hab’s ja gleich gesagt: Schweinkram!“

Dean blinzelte ein wenig perplex, als er und Sam mit exakt diesen Worten im Haushalt der Aitschmakers begrüßt wurden und erst, als die junge Dame, die ihnen die Tür aufgemacht hatte, ihm forsch die Hand entgegen streckte und sich mit „Ich bin Regina, freut mich!“ vorgestellt hatte, fiel bei ihm der Groschen.

„DU bist Rina!“

Sie wirkte ein wenig verblüfft über diesen Ausruf, nickte aber und reichte dann Sam die Hand, bevor sie ihn und Dean ins Wohnzimmer führte.

„Die Altvorderen sind im Urlaub und meine Schwester und ich hüten ihnen so lange das Haus…“, erklärte sie flüchtig ihre Anwesenheit in ihrem Elternhaus und schrie dann die Treppe hoch nach besagter Schwester: „Kinka! Sie sind da!“

Die derart herbei Geschriene schwebte flugs die Treppe hinab, reichte Dean und Sam lächelnd die Hand und Dean nahm sich vor, seine Lieblingscousine für die schändliche Verschleierung der Tatsachen, die sie sich bei ihrem vorletzten Telefongespräch geleistet hatte, böse zu rügen.

So wie die nämlich von ihren lieben „Freundinnen“ gesprochen hatte, war Dean überzeugt gewesen, dass es sich bei ihnen um etwa sechsjährige – zweifellos bezaubernde – kleine Mädchen handeln musste.

In Wirklichkeit waren Kinka und Rina allerdings weder minderjährig noch klein, sie waren sogar verdammt groß – er hätte sie als Prachtweiber bezeichnet, wäre er nicht mit Sam zusammen gewesen – und nur unwesentlich kleiner als er selbst.

„Jane und William haben euch also von unserem kleinen Problem erzählt?“, erkundigte sich Kinka – Katharina, wie sie sich vorgestellt hatte – nun mit leicht zur Seite geneigtem Kopf und Sam nickte ihr zustimmend zu und hielt einen kleinen schwarzen Beutel in die Höhe: „Und das hier wird es hoffentlich lösen.“

„Ein Sack?“, Regina verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zweifelnd drein, „Und was ist da drin? Knochen, Graberde… oder vielleicht ein wenig Blut in Flaschen?“

Kinka reagierte auf diesen geballten Zynismus mit einem vorwurfsvollen Schnauben: „Jetzt sei nicht immer so! Wenn William und Jane sagen, dass die Zwei uns helfen können, dann können sie das auch!“

Der kritische Ausdruck auf Reginas Gesicht vertiefte sich wenn möglich noch, dann ließ sie ihren Blick prüfend zwischen Dean und Sam hin und her schweifen.

„Na, wenn du meinst… Ich glaub ja noch immer nicht an diese gewagte Theorie mit dem Poltergeist und das Einzige, über das ich mir bei diesen Beiden sicher bin, ist der Schweinkram…“

Diese Aussage entlockte Katharina ein Grinsen, bevor sie Sam bat, näher zu erläutern, was es mit dem famosen Beutel auf sich habe.

Sam der beschlossen hatte, sich nicht zu fragen, was dieses ständige Gerede von „Schweinkram“ zu bedeuten hatte, erklärte ihr, dass sich in seinem famosen Beutel vier weitere befanden, die, mit Kräutern und ein paar Geheimzutaten gefüllt und in allen vier Windrichtungen im Haus in die Wände eingearbeitet, den Poltergeist dazu bringen sollten, sich eine neue Bleibe im Jenseits zu suchen.

„Und wo bringen wir eure Zauberbeutel jetzt am besten unter?“, ließ sich erneut Reginas spöttische Stimme vernehmen, was Dean dazu veranlasste, seine Augenbraue noch ein wenig steiler als sonst in die Höhe zu ziehen.

„Im Keller…“, erwiderte er ein wenig herablassend, nachdem er einen zufriedenstellenden Augenbrauenschwung erreicht hatte und wandte sich dann Kinka zu: „Wo geht’s nach unten?“

„Hier lang…“, wies ihm Rina überraschend hilfsbereit die Richtung, führte ihn in die Küche, wo sich der Zugang zum Keller befand und knipste auch gleich noch das Licht an, das ihm und Sam die nach unten führende Treppe beleuchtete.

Als sie sich jedoch anschickte, voran zu gehen, nahm Dean sie an der Schulter und hielt sie sanft aber unerbittlich fest.

„Das sollten Sam und ich lieber allein machen – Poltergeister halten von unserer Art der Umzugshilfe nicht allzu viel…“

Regina warf einen Blick auf die Hand auf ihrer Schulter, dann sah sie Dean in die Augen und nickte schließlich: „Ganz wie du meinst…“

Sie zog sich zu ihrer Schwester an den Küchentisch zurück, beobachtete, wie Sam hinter Dean die Kellertreppe hinab stieg und seufzte dann aus tiefster Seele.

„Warum müssen die Gutaussehenden immer schwul sein? Was für ein Verlust…“

„Ich behaupte nach wie vor, dass die sich einfach nur sehr gern haben.“, erwiderte Kinka grinsend und setzte Wasser auf, um Sam und Dean nach ihrer erfolgreichen Poltergeistaustreibung mit Tee und Keksen bewirten zu können, „Und lass das nicht Schluffi hören, dass du die Beiden fesch findest – Mr. Ames hat es nicht so gerne, wenn seine Verlobte anderen Männern nachgeifert!“

Rina ignorierte ihren mahnend erhobenen Zeigefinger, machte eine wegwerfende Handbewegung und zuckte zusammen, als ein leichtes Beben durchs ganze Haus ging und das Geschirr in den Küchenschränken klirrte.

„Was zum Teufel machen die da unten!“, erboste sie sich und warf einen anklagenden Blick auf die Tür zum Keller, „Selbst unser angeblicher Poltergeist hat nie so einen Aufruhr verursacht!“

„Nein, er hat bloß Socken verschwinden lassen, die Katze im Kühlschrank eingesperrt, unseren Herrn Vater fast vom Garderobenspiegel erschlagen lassen und die liebe Mutter in der Badewanne zu ertränken versucht…“, gab Kinka zynisch zurück und Rina wies sie grummelnd an, doch keine solche Haarspalterei zu betreiben.

„Zumindest hat er das Geschirr ganz gelassen…“, fügte sie hinzu und strich sich mit einer flüchtigen Geste das Haar aus dem Gesicht, „Und warum kochst du den Beiden eigentlich Tee – die sehen mir nicht aus, als wüssten sie das zu schätzen.“

Kinka zuckte erst mit den Schultern und dann zusammen, als ein etwas heftigeres Beben als zuvor das Haus erschütterte und ein wenig Putz von der Decke rieselte – mitten in ihre Teekanne.

„Na ganz toll…“, stellte sie mir leicht gerunzelter Stirn fest, nahm die Kanne hoch, um sie auszuspülen und warf sie beinahe von sich, als ein ohrenbetäubendes „DEAN!“ aus dem Keller an ihre Ohren drang.

„Ok, das reicht!“, stellte sie mit einiger Schärfe in der Stimme fest, stellte die Teekanne zurück, ging zum Kellereingang, riss die Tür auf und prallte zurück, als sie mit Sam konfrontiert wurde, der sich Deans Arm um die Schultern gelegt hatte und ihn nun mit einer Führsorge, die kaum zu überbieten war, zum Küchentisch führte und ihn auf den nächstbesten Stuhl setzte.
 

„Ich habe gesagt, er hat sich leicht verletzt – davon, dass die gesammelte Familie hier anrücken muss, war nie die Rede!“

Regina schnaubte ein ganz klein wenig genervt, als in ihrem Windschatten nicht nur Jane und William sondern auch noch Hannah und Sean die Küche betraten, die allesamt ein wenig überstürzt auf ihren rein informativ gedachten Anruf über Deans kleinen Fauxpas reagiert und sich trotz der späten Stunde noch zu diesem Überfall aufgemacht hatten und tauschte einen kurzen aber aussagekräftigen Blick mit ihrer Schwester, die soeben Sam bei der Versorgung von Deans Schürfwunden assistierte.

Der ungnädige Poltergeist hatte den Armen nämlich in einer Kamikaze-Aktion erst noch an die nächste Wand schleudern müssen, bevor er unfreiwillig das Feld geräumt hatte.

Jane musterte ihren Neffen, der sich zur Wundversorgung oben rum freigemacht hatte, mit offener Bestürzung, als sie die feinen Narben sah, die sich fast über seinen gesamten Oberkörper zogen und musste sich setzen.

„Ich hab nicht geahnt, dass das so gefährlich ist – mit Großvater Jack wirkte es so einfach!“, murmelte sie bedrückt und als sie Dean leicht das Gesicht verziehen sah, weil das Jod, mit dem Katharina soeben die verletzte Haut an seinem Rücken behandelte, unangenehm brannte, schluckte sie nervös.

„So einfach ist es für gewöhnlich eher nicht…“, erwiderte Sam mit vorgetäuschtem Gleichmut und ignorierte den leisen Schmerz, der noch immer von den Narben ausstrahlte, die die vergifteten Pfeile der Orks hinterlassen hatten.

„Kommt er wieder in Ordnung?“, erkundigte William sich besorgt und Dean wandte den Kopf und sah ihn amüsiert an: „Ich bin durchaus noch ansprechbar – und der kleine Kratzer ist nicht weiter der Rede wert!“

William lächelte ihn geringfügig erleichtert an, aber seine Stirn blieb gerunzelt, bis Katharina ihm eine Tasse frisch gebrühten Tee in die Hand drückte.

„Geht’s dir auch wirklich gut?“, hakte Sean für seine versammelte Familie nach und bekam ebenfalls eine Tasse Tee von Kinka und einen genervten Blick von Dean.

„Ja doch, verdammt!“

„Nicht fluchen!“, war Hannahs emphatische Reaktion, dann machte sie sich daran, die von Sam und Kinka soeben abgeschlossene Wundversorgung zu inspizieren.

„Tut es sehr weh?“, fragte sie besorgt und beobachtete mir gerunzelten Brauen, wie Dean ein wenig umständlich in sein angefetztes Shirt schlüpfte.

„Ein wenig…“, gab Dean zu – was er wohl nur tat, weil es Hannah war, die ihn gefragt hatte und sie der einzige Mensch auf der Welt war, dem er bedingungslos die Wahrheit erzählte – und die richtete ihre großen Augen auf Sam und-

„Warum hast du nicht besser auf ihn aufgepasst?“

Schickte ihn mit nur einem Satz auf die Bretter.

Sam blinzelte, blinzelte noch mal, wurde noch immer aus großen grünen Augen vorwurfsvoll angestarrt, blinzelte erneut und dann hatte Dean ein Einsehen und nahm Hannah auf den Schoß.

„Er hat auf mich aufgepasst Hannah – das macht er immer. Er kann nichts dafür, dass mir was passiert ist.“

Hannah legte skeptisch den Kopf schief, sah erneut Sam an, der sich schon lange nicht mehr so… groß, dumm und als unfreiwilliges Zentrum der Aufmerksamkeit gefühlt hatte und als sie ihn anlächelte und nickte, wollte er sie plötzlich knuddeln und wuddeln und verstand Deans Beziehung zu ihr besser als je zuvor.

Familienfest und andere Schwierigkeiten

Diabetes! Dies ist eine Warnung! Diabetes!
 

Oh Gott, Leute, es tut mir Leid!
 

Ich stelle fest, dass je länger ich an dieser FanFic sitze - und das ist inzwischen ja schon ne ganze Weile - ich zunehmend länger brauche, um bestimmte Themenbereiche oder Handlungsabschnitte abzuarbeiten.

Ich gebe offen zu, dass man das hier im Moment kaum als "Handlungs"abschnitt bezeichnen kann - zumindest nicht, was die übliche Supernatural Thematik mit Monstern, Dämonen und der ganzen Schose betrifft - und es wird ganz sicher nicht allen gefallen, dass ich mich so verbissen auf Deans liebe Familie und deren Umfeld konzentriere... ich schreib euch hier jetzt einen Roman hin, ich seh das schon kommen... aber vielleicht könnt ihr nachvollziehen, wie anstrengend es auf die Dauer ist, sich immer nur den Gefühlen und Gedankengängen der gleichen zwei Charaktere zu widmen.

Ich liebe Sam und Dean, ich liebe sie wirklich, aber ab und zu brauche ich für sie die Interaktion mit anderen Personen und in diesem Fall ist das ein wenig ausgeufert, Verzeihung.

Ich habe in diesem Kapitel versucht, dass sich Zucker und... Drama kann man das nicht nennen... öhm... "Salz" die Waage halten und bald gibt's auch wieder ein kleinwenig Pfeffer... vielleicht sogar ein bisschen mehr... und dann wird's mit einer gehörigen Menge Peperoni garantiert höllenscharf! (Peperoni schreibt man tatsächlich nur mit einem "p" in der Mitte, hab grad nachgesehen...)
 

So, das wollte ich mal loswerden - wobei ich mich ernsthaft frage, wie viele Leute sich meine pre- und postkapitelären (das Wort gibts garantiert nicht) Kommentare eigentlich durchlesen - und hoffe, dass ihr trotz meiner momentanen... äh... Schreibschwäche... noch mit Spaß bei der Sache seid.
 

Ich bin's in den letzten Tagen leider nicht gewesen... mir war irgendwie ungut... hatte keinerlei Spaß am Schreiben... und jetzt ufere ich wirklich aus... Heute hatte ich jedenfalls wieder Spaß an der Geschichte und wünsch euch viel Spaß beim Lesen und, Gott, hab ich oft Spaß geschrieben!
 

(Und wo kommen all die Punkte her?! Der Nasenmann war in meinem Kopf!)
 

moko-chan
 


 

„Sie wird mir den Kopf abreißen, falls ihr jemals zu Ohren kommt, was dir unter meiner Aufsicht schon alles zugestoßen ist…“

Dean und Sam hatten soeben die bereits auf dem Heimweg eingeschlafene Hannah ins Bett gebracht und sich nun mit einem erleichterten Seufzen auf beiden Seiten in die heiligen Hallen ihrer Privatsphäre – das Gästezimmer – zurückgezogen.

Dean versuchte sein Möglichstes, den Zynismus in Sams Stimme zu ignorieren – er war zu müde für eine Diskussion, oder schlimmer noch, ein gefühlsbeladenes Gespräch, sein Rücken tat weh und… ach, es ließ sich ohnehin nicht vermeiden.

„Ich hab mich dämlich angestellt, ok? Tut mir leid…“, setzte Dean an und weil er müde war und keine Lust auf eine Diskussion oder ein gefühlsbeladenes Gespräch hatte und weil sein Rücken wehtat, klang er genervt und gereizt.

Sam runzelte die Stirn, hielt darin inne, sich sein Hemd von den breiten Schultern streifen zu wollen und erwiderte Deans Blick mit vorwurfsvoller Miene.

„Ich habe nur gesagt, dass…“

„Du musst überhaupt nichts sagen, Dude…“, fiel Dean ihm ins Wort und pellte sich ein wenig umständlich aus seinem angefetzten Shirt.

Ganz toll, das würde er wegwerfen können.

Langsam wurde es Zeit für einen textilen Großeinkauf.

„Was bist du denn jetzt so piesig?“, erkundigte Sam sich ungeduldig bei ihm und Dean musterte noch einen Moment lang den zu entsorgenden Haufen Stoff, den er hatte zu Boden fallen lassen, bevor er auf- und Sam in die Augen blickte.

„Ich bin nicht ‚piesig’ – was auch immer das sein mag! Alles, was ich sage, ist, dass ich selber Schuld bin, dass ich verletzt wurde und jetzt lass mich schlafen.“

Sam schnaubte und Dean hatte irgendwie das Gefühl, jetzt was Falsches gesagt zu haben.

„Wenn du verletzt wirst, ist es also deine Schuld und wenn ich verletzt werde, ist das auch deine Schuld, verstehe ich dich da richtig?“

Sam klang grantig bis angefressen und Dean wusste, dass er was Falsches gesagt hatte, war jedoch zu… piesig, darüber nachzudenken.

„Ganz recht!“, erwiderte er also unwirsch, knöpfte seine Jeans auf, zog den Reißverschluss hinunter und ignorierte Sams aufgebrachtes Schnauben.

Böser Fehler.

„Das ist doch wieder typisch…“, hörte er Sam verbissen murmeln, ignorierte auch das, stieg aus seinen Jeans und ging ins Gästebad.

Sollte der doch zur Miesmuschel mutieren, wenn er unbedingt wollte, es war definitiv zu spät am Abend, um sich jetzt noch gepflegt mit Sam zu streiten.

„Dean!“

Der Angesprochene zuckte zusammen, als Sam plötzlich wie eine Furie – zugegeben eine ziemlich große, männliche, unglaublich sexy Furie – hinter ihm auftauchte und versuchte, seinem Spiegelbild, das Sam da so erzürnt anstarrte, ein überlegen gleichmütiges Aussehen zu verleihen und dank jahrelanger Übung klappte das auch ganz gut.

„Was?“, erkundigte er sich mit vorgetäuschter Gelassenheit und hätte dann doch beinahe unbehaglich geschluckt, als er sah, wie Sams Kiefer sich verspannte, als der die Zähne zusammenbiss.

Sam erwiderte nichts, drehte ihm den Rücken zu und verschwand zurück ins Gästezimmer und Dean sah sich genötigt, zu handeln.

Er hatte zwar mal wieder keinen Plan, was eigentlich los war, konnte es aber wohl kaum auf sich sitzen lassen, seinen Sammy verstimmt zu haben.

Nicht so kurz vorm Schlafengehen.

„Mann Sam!“, begann er also, setzte zu dessen Verfolgung an und war nicht großartig überrascht, weder eine Reaktion noch einen Blick von ihm zu bekommen, als er ihn schließlich eingeholt hatte.

Sam war eben dabei, sich doch noch sein Hemd auszuziehen, vollendete diese Handlung und packte sein Shirt mit beiden Händen im Nacken, um es sich in einer ungeduldigen, fließenden Bewegung über den Kopf zu ziehen.

„Was?!“, imitierte er eine Spur schärfer Deans Frage von vorhin und Dean verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbraue in die Höhe.

„Manchmal möchte man dir einfach nur eine reinhauen, weißt du das?“

Sam schnaubte – Sam schnaubte immer, wenn er sauer auf Dean war – legte sein Shirt samt Hemd ordentlich über einen Stuhl und knöpfte seine Jeans auf.

„Dann mach doch – das ist dann wenigstens wirklich deine Schuld!“, erwiderte er schließlich schnippisch und Dean machte ein paar hastige Schritte auf ihn zu und packte seine nackten Schultern.

„Hat dir einer ins Hirn geschissen?! Was zur Hölle ist denn los?!“

Sam biss die Zähne zusammen und starrte zu Boden und Dean seufzte leidgeprüft auf. Sam würde ihm nicht sagen, was los war – soviel stand fest – der war nämlich immer nur dann bereit und willens, ein gefühlsbeladenes Gespräch zu führen, wenn es dabei NICHT um ihn selbst ging und Deans Fähigkeiten, seine Gedanken zu lesen, hatte sich scheinbar frei genommen, ohne sich abzumelden.

Dean lockerte seinen Griff an Sams Schultern, ließ sie an seine Taille gleiten und streichelte dort sanft auf und ab, bis Sams Gesicht sich entspannte und er ihn endlich ansah.

„Lässt du mich dich küssen?“, fragte Dean ernsthaft und Sam schnaufte leise – schnaufen war gut, schnaufen war nicht schnauben – und nickte dann.

„Aber nicht beißen…“, murmelte Dean noch, dann legte er seine Lippen auf Sams, zog diesen in eine ebenso sanfte wie nachdrückliche Umarmung und küsste ihn und Sam schnaufte noch einmal, dann schloss er die Augen und entspannte sich endlich.
 

Es war ein Sonntag und Hannah Lawlesses siebter Geburtstag, als Dean Winchester feststellte, dass es der Männlichkeitsskala nicht immer gut tat, über eine ebenso bezaubernde wie anstrengende Familie zu verfügen.

Es war etwa drei Uhr Nachmittags – Zeit für Kaffee und Kuchen also – und er hatte angenommen, es drohe ihm keine Gefahr, wenn er Kinka auf deren Bitte hin in die Küche seiner Tante folgte.

Das war allerdings ein schwerer Irrtum gewesen.

„Ich soll WAS machen?“

In Deans Stimme schwang ein klarer Unterton von Panik mit und Katharina hob ob dieses unmännlichen Verhaltens abwertend das Kinn.

„Waffelteig anrühren.“, wiederholte sie gelassen, schob Dean sanft aber nachdrücklich zur Arbeitsplatte und stellte ihm, hilfsbereit wie sie war, Mehl, Vanillezucker und alle übrigen Zutaten in Reichweite.

„Das hat Hannah sich so gewünscht.“

„Sie hat sich gewünscht, dass ich sie vergifte?“, erkundigte Dean sich mit hastig zurück gewonnenem Selbstvertrauen, blickte kurz zur Tür, als die sich öffnete und Jane herein kam und Katharina erlaubte sich ein Schmunzeln: „Nein, sie hat sich von dir gebackene Waffeln zum Geburtstag gewünscht.“

„Aber ich bin ein Mann – Männer backen nicht!“, brachte Dean überzeugt vor und erwartete bei ihrem empörten Blick nun auf der Stelle Opfer der Frauenrechtsbewegung zu werden, erntete jedoch Schläge aus völlig unerwarteter Richtung.

„Schwachsinn!“, ereiferte sich Jane, nachdem sie ihrem Neffen drei gezielte Knuffe gegen seine Schulter verabreicht hatte und schickte sich dann übergangslos an, frischen Kaffee zu kochen, „William backt, Sean backt und Rinas Brian backt auch – und ich lass mir von dir jetzt nicht erzählen, dass die keine richtigen Männer sind!“

Dean wagte es nicht, ihr zu widersprechen – sie hatte bei weitem kraftvoller zugeschlagen, als er es erwartet hatte – und wandte sich mit leicht überfordertem Gesichtsausdruck der vor ihm liegenden Aufgabe zu.

Als er Katharina kichern hörte, riss er sich allerdings zusammen und setzte eine stoisch-überlegene Miene auf – so schwer konnte das schließlich nicht sein, ein paar dumme Waffeln zu backen, das konnte doch jeder!

Nachdem das erstmal beschlossen war, griff Dean frohgemut nach dem Mehl, zögerte, stellte es wieder zurück, griff nach dem Vanillezucker, zögerte erneut und schnaubte ungeduldig.

Was er brauchte, war ein Rezept!

„SAM!“

Dean ignorierte das Kichern der ihn umgebenden Frauen und Sam, der dem Urschrei seines Geliebten ein wenig widerwillig in die Küche gefolgt war, fragte verwundert, warum zum Teufel – Hannah war nicht anwesend, fluchen wurde von Jane demzufolge nicht geahndet – Dean so einen Lärm veranstalte.

„Ich brauch ein Rezept für Waffelteig!“, informierte Dean ihn ernst und Sam runzelte ungläubig die Stirn: „Du brauchst was?“

„Ein Rezept für Waffelteig!“, wiederholte Dean ein wenig ungeduldig und Sams Stirnrunzeln vertiefte sich noch: „Und was soll ich jetzt dabei machen?“

„Mir eins besorgen!“, knurrte Dean ihn an und Sam warf einen vielsagenden Blick in die Runde.

„Du bist von fähigen und ich möchte behaupten ‚willigen’ Frauen umringt – warum fragst du DIE bitte nicht nach einem Rezept?“

Dean erwiderte Sams genervten Blick mit einer Mischung zwischen Scham – auf die Idee hätte er wirklich selber kommen können – und Überraschung – konnte es sein, dass Sam ihm tatsächlich die Recherche verweigerte?! Unfassbar!

„Was macht ihr hier bitteschön alle?“

William, der auf der Suche nach seinem flüchtigen Eheweib die Küche aufgesucht hatte, blickte der Reihe nach Kinka, Sam, Dean und dann seine Frau an und Jane lächelte nur, nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich ins Wohnzimmer, wo Hannah noch immer hingerissen den Talisman anbetete, den Dean ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.

Es war ein Edelstein, ein Türkis, laut Sam ein Schutzstein, der sie vor belastenden Schwingungen der geistigen und der astralen Welt bewahren und außerdem ihre Kreativität sowie Naturverständnis und Vorstellungsvermögen fördern würde – was Hannah im Prinzip völlig egal war, was zählte, war, dass Dean ihr Schmuck geschenkt hatte!

Hannah war vor Entzücken beinahe gestorben, als Dean ihr das dünne Samtband, an dem der Stein befestigt war, um den Hals gelegt hatte und hatte ihren Lieblingscousin mit einem ebenso hingebungsvollen wie feuchten Kuss belohnt.

Als der dann von Kinka in die Küche entführt worden war, hatte sie zwar zunächst ein wenig gequengelt, sich dann aber der ihr eigenen Großzügigkeit erinnert und ihrer fabelhaften Freundin ein wenig Zeit mit dem duften Dean gegönnt – die Wartezeit, bis die Dean wieder hergab, konnte sie sich höchst angenehm mit Rina und Torte vertreiben.

Und außerdem würde ja jetzt auch bald ihr Besuch anrücken.
 

„Bei aller Liebe Hannah, aber das ist zu viel!“

Dean warf einen flüchtigen Blick auf das Rudel Kleinkinder, das sich im Wohnzimmer der Lawlesses versammelt hatte und stellte sich dann heldenhaft Hannahs großen feuchten Augen.

„Aber, aber, aber…“

„Kein aber.“

Dean schüttelte den Kopf, ging auf die Knie, legte beide Hände auf Hannahs Schultern und sah ihr ernst in die Augen.

„Du feierst jetzt mit deinen Freunden – und zwar ohne mich. So lieb ich dich nämlich auch habe…“, hier wurden Hannahs Augen noch ein wenig feuchter, dafür aber sehr viel weniger bettelnd, „… verspüre ich nicht das geringste Bedürfnis, meine Zeit mit so vielen deiner… Altersgenossen zu verbringen.“

Hannah nickte, plötzlich mehr als verständnisvoll, und Dean erhob sich von seinen Knien, wuschelte ihr noch einmal durchs Haar, weil er wusste, dass sie das rasend machte und zog sich dann in die Küche zurück.

„Kaffee!“, verlangte er sofort nachdrücklich, bekam von Kinka eine Tasse gereicht, lehnte sich neben ihr gegen die Küchenzeile und verdrehte nachdrücklich die Augen: „Ich verstehe wirklich nicht, warum ihr heute freiwillig hier seid…“

„Sie hat uns eingeladen, wie hätten wir da nein sagen sollen?“, antwortete Rina stellvertretend für ihre Schwester und Dean kippte sich seufzend seinen Kaffee in den Rachen.

„Wenigstens hat sie mich ohne größeren Widerstand ziehen lassen…“, schnaufte er, nachdem er sich eine befriedigende Menge des koffeinhaltigen Heißgetränks einverleibt hatte und tauschte einen sehnsüchtigen Blick mit Sam, der mit William, Sean und Rina am Küchentisch saß.

Irgendwie wäre er jetzt gern mit ihm allein, fürchtete aber, Rina würde sofort anfangen „Schweinkram!“ zu schreien, wenn er sich unter fadenscheinigen Vorwänden mit ihm ins Gästezimmer zurückziehen würde.

So verblieb er also mit seiner Verwandtschaft und dem Besuch in der Küche, ließ sich mit Kaffee und Kuchen bewirten und tat sein Möglichstes, den Lärm, den neun kleine Kinder im Wohnzimmer veranstalteten, nach Kräften zu ignorieren.

„Ist noch ne Waffel da?“, erkundigte Kinka sich derweil hoffnungsvoll und wurde enttäuscht.

„Alle weggefressen…“, erklärte Jane und maß Dean mit einem neckenden Blick, „Die waren wirklich ganz ausgezeichnet, nicht wahr?“

Kinka nickte, grinste und stieß sich von der Küchenzeile ab: „Wir sollten jetzt so langsam auch mal nach Hause gehen – sind ja schließlich zu Housesittern abkommandiert worden…“

Sie gestikulierte in Richtung der mäßig begeisterten Rina und hielt genervt seufzend inne, als ihr Handy losging.

„Ja?“, eröffnete sie höflich fragend das Gespräch, bevor sie eine ungnädige Grimasse zog: „Jeremy Eric Dane! Hör ENDLICH auf, mich anzurufen!“

Sie beendete das Gespräch mit einem ungeduldigen Daumendruck auf den entsprechenden Knopf ihres Handys, warf ihrer Schwester einen kurzen Blick zu und verabschiedete sich dann höflich von Jane und William, winkte Sean, Dean und Sam einmal kurz zu und dann waren die Beiden verschwunden.

„Was war das denn jetzt?“, erkundigte Sam sich ein wenig überrascht und Jane zuckte leicht mit den Schultern: „Exfreund. Will sie nicht in Ruhe lassen. Ein lieber Junge, wirklich, aber er muss langsam einsehen, dass es vorbei ist.“

Sie und William tauschten einen verständnisinnigen Blick, dann schenkte sie Dean frischen Kaffee nach.

Mitten ins Herz

Ääääääch bin euch ja so dankbar!
 

Nach so viel Lobhudelei, aufbauenden Worten und der Forderung, dass ich mich gefälligst nicht ständig bei euch Lesern entschuldigen soll, habe ich beschlossen, jetzt endgültig größenwahnsinnig zu werden und mich der Überzeugung hinzugeben, dass ich schreiben kann, was ich will, es einfach immer brilliant ist und adorabel und superb und einfach nur toll, toll, toll!
 

So, da ich die Schnauze voll habe von der Hochlad-Schnecke Animexx und meiner Unfähigkeit, mich kurz zu fassen und aufs Wesentliche zu beschränken und weil wir die 1000 Kommi-Grenzüberschreitung ja noch nicht so wirklich gefeiert haben, gibt's jetzt was geradezu Fabelhaftes: DREI Kapitel am Stück!
 

Jahaaa, ihr habt richtig gelesen, liebe Freunde: DREI Kapitel! Alle auf Einmal! Ohne Kunstpause! Ohne lästige Wartezeit! Ohne Handlung oder Inhalt!

Und ich liebe sie! Ich liebe diese drei Kapitel und alle, die darin mitspielen und ich muss mich überhaupt für gar nix in ihnen entschuldigen! Sie sind liebenswürdig, ein wenig aufgeplustert und plüschig und total Zucker!
 

Und nu geht's los!
 

Ich übernehme keinerlei Haftung für eventuelle Folgeschäden! Diabetiker sollten sich vorsehen, Personen mit empfindlichem Gehör wird geraten, Ohrenschützer zu tragen und ich rate sowieso allen: Lest das nicht allein!

Sucht euch jemanden zum Knuddeln und Knutschen und Rumschmusen, während ihr euch das hier zu Gemüte führt!
 

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht eure moko-chan, die sich jetzt gepflegt den dritten Liter Tee hinter die Binde kippen wird!

Hossa!
 


 

„Darf ich euch eigentlich mal was fragen?“

Dean blickte interessiert von seiner Kaffeetasse auf und erwiderte Janes ein wenig unsicheren Blick mit dem für ihn so typischen Grinsen: „Kommt auf die Frage drauf an.“

Jane erwiderte das Grinsen einen Moment lang mit einem schwachen Lächeln, dann zog sich ein nicht zu übersehender Schatten über ihr sonst so fröhliches Gesicht: „Wie lange macht ihr das mit der Geisterjagd schon?“

Sam und Dean tauschten einen sowohl überraschten als auch bestürzten Blick und Dean fuhr sich unbehaglich mit der Hand durchs Haar, bevor er sich dazu durchringen konnte, ihr eine Antwort zu geben.

„Eigentlich schon immer – seit… also, ich war vier.“

Jane hielt schockiert die Luft an, in ihrem Blick lagen sowohl Unglaube als auch Mitleid und Dean zuckte mit den Schultern.

„Das ist keine so große Sache – Dad ist damals Jäger geworden und…“

Dean hielt inne, als er Sams gequälten Gesichtsausdruck sah und unterdrückte den Impuls zu ihm zu gehen und ihn wegzuküssen.

„Habt ihr nicht mal daran gedacht, was Anderes zu machen? Etwas… weniger Gefährliches?“

Janes Ton war vorsichtig und besorgt und Dean fühlte sich mit einem Mal elend.

Er wollte so ein Gespräch nicht führen, wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte.

„Natürlich haben wir das… zumindest Sam…“, erwiderte er müde, trank einen Schluck zu heißen Kaffee, verbrannte sich die Zunge und zog eine ungnädige Grimmasse, „Aber für mich ist es dazu inzwischen zu spät.“

Dean sah Jane an, dass sie ihn jetzt am liebsten umarmt hätte und war froh, dass sie es nicht tat. Er mochte sie, er mochte sie wirklich, aber er hätte es nicht zugelassen.

Er sah Sam aufstehen und auf sich zukommen – fürchtete nun eine Umarmung von diesem – und war zwischen Erleichterung und stur unterdrückter Unzufriedenheit hin und her gerissen, als Sam sich lediglich Kaffee nachschenkte und sich dann neben ihn an den Kühlschrank lehnte.

Sams Nähe war allerdings genug, ihn sich zumindest ein wenig besser fühlen zu lassen, auch wenn dessen Haltung neben dem Bedürfnis, ihn aufzubauen auch ein klein wenig Vorwurf ausdrückte.

Dean wusste ganz genau, dass in Sams Kopf der Satz „Für mich ist es dazu jetzt auch zu spät, du Idiot!“ nun in Endlosschleife kreiste und dass er es ihm übel nahm, ihn als denjenigen benannt zu haben, der mit ihrem Leben unzufrieden gewesen war – selbst wenn es der Wahrheit entsprach.

„Also wollt ihr damit für immer weiter machen?“, durchbrach Seans vorsichtige Stimme die angespannte Stille und Deans Gesichtsausdruck wurde zynisch.

„’Für immer’ ist in diesem Fall ein vergleichsweise kurzer Zeitraum.“

Als er sah, welche Wirkung dieser Satz auf Jane hatte, hätte Dean sich am liebsten auf die Zunge gebissen, beschloss aber, dass die unter seiner Ungeduld und den Folgen zu heißen Kaffees schon genug gelitten hatte.

William stellte seine Kaffeetasse mit einem energischen „Tock!“ zurück auf den Tisch und maß Dean mit einem ebenso strengen wie vorwurfsvollen Blick: „Unsinn! Ich habe euch doch zusammen arbeiten sehen – ihr passt aufeinander auf! Fang nicht an, mir weismachen zu wollen, dass ihr bisher einfach nur Glück hattet! Ihr seid gut in eurem Job – und der mag mies bezahlt sein und von mir aus auch gefährlicher sein als gewöhnliche Jobs, aber ihr werdet euch ganz bestimmt nicht umbringen lassen, verstanden?!“

Dean nickte perplex, William tat ihm dies mit grimmiger Zufriedenheit nach und trank einen ungeduldigen Schluck Kaffee, verbrannte sich ebenso wie Dean die Zunge und fluchte – leise, aber entschlossen und Dean war verblüfft, als er sah, mit welch zärtlichem Blick Jane ihn dabei bedachte.

William wurde sich ihres Blickes bewusst, erwiderte ihn mit einem liebevollen Zwinkern und wandte sich dann wieder Dean zu: „Gut. Ich hab nämlich absolut keine Lust, Hannah DAS erklären zu müssen.“

Dean grinste unwillkürlich, warf Sam an seiner Seite einen kurzen Blick zu und war mehr als erleichtert, auch ihn ein kleinwenig lächeln zu sehen.

„Also… ihr…“

Jane wirkte mit einem Mal ein wenig konfus, drückte sowohl Dean als auch Sam einen Teller mit einem Stück Torte und Keksen darauf in die Hand und Dean war vielleicht zu Unrecht überrascht, ein paar unterdrückte Tränen in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

Er hatte noch immer nicht wirklich begriffen, dass diese Familie ihn als einen der Ihren betrachtete, dass er nicht nur gemocht sondern geliebt wurde und er einen Ort gefunden hatte, zu dem er immer gehen konnte, wenn er sich nach Ruhe und Frieden sehnte – und Bobby gerade nicht Zuhause war.

„Ihr müsst ab jetzt öfter vorbei kommen – und anrufen!“, beendete Jane schließlich entschlossen ihren so unsicher begonnenen Satz und Sean wagte es doch tatsächlich, breit zu grinsen.

„Mom, bitte – die Zwei sind erwachsen! Du kannst sie doch nicht wie-“

Er hielt sicherheitshalber inne, als ihn ein ungnädiger Blick seiner Mutter traf und versuchte sich an einem unschuldigen Augenaufschlag, den er genau so wenig beherrschte wie Dean.

„Widersprich mir nicht!“, wurde er auch prompt gerügt, Jane nahm sich seinen Vorwurf aber trotzdem zu Herzen und Sam und Dean zu deren grenzenloser Erleichterung keine Versprechen ab, die sie ohnehin nicht würden einhalten können.
 

Dean schloss mit einem leisen Seufzen die Tür zum Gästezimmer hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken daran und schloss erschöpft die Augen.

„Was für ein Abend…“

Diese Besorgte-Familie-Geschichte war bei Weitem anstrengender, als er sich das vorgestellt hatte.

Sam, der bereits damit begonnen hatte, sich für die Nacht durch exzessives Ablegen von Kleidung vorzubereiten, wandte ihm den Rücken zu und knöpfte seine Jeans auf.

„Mit so einem Gespräch hätten wir eigentlich rechnen müssen…“

„Ja schon…“, Dean schlug die Augen wieder auf, ignorierte das flaue Gefühl in seinem Magen, als er Sams Pfeilnarben erblickte, die sich noch immer leuchtend von Sams samtener blasser Haut abhoben, löste sich von der Tür, ignorierte das intensive Gefühl von Déjà-vu – ein Fehler in der Matrix?! – und ging zu Sam hinüber, um seine Arme um ihn zu schlingen, „Aber ich hätte nicht gedacht, dass Jane und William es so schwer nehmen, ich meine-“

„Dean, du bist diesen Leuten verdammt wichtig! Warum geht das nicht in deinen Kopf?!“

Sams Stimme war für Deans Geschmack ein wenig zu aufgebracht; Dean nahm ihn an den Schultern, drehte ihn zu sich herum und sah ihm misstrauisch in die Augen: „Wo kam das denn jetzt schon wieder her?“

Sam wich seinem Blick aus, starrte zu Boden und runzelte die Stirn.

Da war es wieder, noch ein Déjà-vu. Dean begriff es nicht.

Was war denn nur in den letzten Tagen mit Sam los?

„Du denkst immer, dass du der Einzige bist, der es schwer hat, der Einzige, der leidet, wenn er die verliert, die ihm wichtig sind…“

„Sammy…“

Dean legte seine Hand unter Sams Kinn, hob dessen Gesicht zu sich an und schnaubte ungeduldig, als Sam ihn noch immer nicht ansehen wollte.

So ging das ja nun nicht!

Er schob Sam zum Bett hinüber, schubste ihn auf die weiche Matratze und kniete sich breitbeinig über seinen Schoß.

„Ich gebe ja zu, dass der Abend gegen Ende nicht unbedingt angenehm war, aber das ist doch wohl noch lange kein Grund, hier jetzt so miese Laune zu verbreiten!“

Er stützte seine Hände auf Sams Schultern, hielt ihn so mit sanfter Gewalt unten, drückte ihm einen etwas ungestümen Kuss auf und hielt Sams Lippen mit seinen versiegelt, bis Sam ihn mit einem überraschenden Wendemanöver unter sich begrub und ihn aus funkelnden Augen anstarrte.

„Du denkst wirklich, dass du so all deine Probleme lösen kannst, oder?!“

„Klar – wer könnte mir schon widerstehen?“, erwiderte Dean grinsend, dieses Grinsen verschwand jedoch, als Sam den Blick von ihm abwandte und – wohin wohl – an seinem Kopf vorbei zu Boden starrte.

Dean lag einen Moment ganz still da, dann legte er seine Hand an Sams Wange, kraulte sanft durch sein Haar und versuchte, sich seine Bestürzung darüber nicht anmerken zu lassen, dass er endlich begriffen hatte, was Sam so bedrückte.

Sam sah ihm wieder in die Augen, als warte er nur darauf, dass Dean die richtigen Worte fand und obwohl der sich diesem Erwartungsdruck nicht wirklich gewachsen fühlte, versuchte er sein Bestes.

„Sie sind genauso deine Familie wie meine, Sammy…“, brachte er möglichst gelassen vor und der Ausdruck, der daraufhin in Sams Augen trat, schnürte ihm für einen Moment die Luft ab, „Sie machen sich nicht nur Sorgen um mich, sie machen sich genauso Sorgen um dich und dabei spielt es überhaupt keine Rolle, dass ihr nicht blutsverwandt seid. Dir sollte aufgefallen sein, dass sie sich nichtmal Mühe geben müssen, dir genauso auf den Geist zu gehen wie mir und du weißt ganz genau, dass DU bei mir immer-“

Dean brach ab, als Sam blinzelnd den Blick von ihm abwandte und zog ihn zu sich runter, um seine Arme um ihn zu schlingen.

„Du bist ein blöder Idiot, weißt du das?“, brummte er ihm ins Ohr, fing an, ihm durchs Haar zu streicheln und drückte die Augen zusammen, als Sam seine Umarmung erwiderte und sich an ihn drückte.

Dean hatte gedacht, dass Sam seine Angst, von seiner ‚richtigen’ Familie möglicherweise ausgestochen und verdängt zu werden, inzwischen überwunden hatte, aber augenscheinlich war Sam in so gut wie allen Belangen seines Daseins nicht nur ausgesprochen ausdauernd sondern auch noch stur bis zum Umfallen.

„Geht’s wieder?“, erkundigte Dean sich nach einer angemessenen Wartezeit, in der er Sam keusch über den Rücken gestreichelt hatte, leise und Sam gab ein etwas ersticktes Schnauben von sich, richtete sich leicht auf und boxte ihn gegen die Brust, bevor er sich von ihm runter rollte, aus dem Bett aufstand und damit fortfuhr, sich auszuziehen.

Dean nahm das als Zustimmung, stand ebenfalls auf und verschwand ins Gästebad. Er betrachtete sich im Spiegel, erkannte mit plötzlicher Klarheit die Ähnlichkeit zu William, Sean und sogar Hannah und verstand zumindest in Ansätzen warum es Sam so schwer fiel, sie einfach gern zu haben, ohne sich durch ihre bloße Existenz bedroht zu fühlen.

Dean begann, sich die Zähne zu putzen, blickte auf, als Sam hinter ihm auftauchte und maß ihn mit jahrelang antrainiertem Einblick in seinen Charakter.

Dean mochte keine sonderlich ausgeprägte Menschenkenntnis besitzen, aber wenn es um Sam ging, hatte er manchmal erstaunlich klare Momente.

Ihre Blicke trafen sich im Spiegel und Dean war froh, zumindest minimale Anzeichen eines Lächelns in Sams Augen lesen zu können.

Das würde augenscheinlich eine sehr kuschelige Nacht werden.
 

Sam blickte auf, als die Küchentür sich öffnete, begrüßte Sean mit einem etwas gezwungenen Lächeln und warf dann einen Kontrollblick auf die Uhr.

Es war erst halb sechs und somit weit vor Seans gewöhnlicher Aufstehzeit und Sam fragte sich unwillkürlich, womit er sich diese höchst unerwartete und unwillkommene Begegnung verdient haben mochte.

Sam selbst war noch vor Sonnenaufgang aufgestanden; er hatte sich nach einigen durchschmusten Stunden aus Deans Armen befreit, sich in die Küche begeben und Kaffee gekocht und davon schon so viel getrunken, dass er sich überreizt und unwohl fühlte – was man ihm scheinbar ansah.

Sean versuchte nämlich erst gar nicht, ein Gespräch mit ihm zu beginnen, sondern ging stattdessen direkt zum Kühlschrank, nahm eine Tüte Brötchen aus dem Gefrierfach und packte sie in den Ofen, um sie aufzubacken.

Sam beobachtete ihn unauffällig, die unglaubliche Ähnlichkeit zu Dean empfand er noch immer als ein wenig unangenehm – vielleicht, weil es ihm unnatürlich vorkam, die Gestalt zu sehen, ohne die dazugehörige Präsenz zu spüren – und er versuchte, sich auf die Zeitung zu konzentrieren, in der er gelesen hatte, bevor Sean ihn unterbrochen hatte.

„Was hat dich denn so früh aus dem Bett getrieben?“, erkundigte der sich bei Sam, nachdem er den Backofen angestellt hatte, schenkte sich selbst eine Tasse Kaffee ein und setzte sich zu ihm an den Tisch.

„Konnte nicht mehr schlafen…“, lautete Sams wenig aussagekräftige Antwort und Sean musterte ihn ein wenig intensiver, als ihm lieb war.

Sean hatte schon mal bewiesen, dass er in ihm lesen konnte, wie in einem offenen Buch und das war Sam mehr als nur unangenehm. Der Einzige, der ihn derartig durchschauen können sollte, war Dean und selbst bei dem war Sam sehr erleichtert, dass er dazu nicht immer in der Lage war.

„Hat Mom dir mit ihrem Vortrag gestern Abend die Petersilie verhagelt, oder was ist los?“

Sam beschloss, auf diese Frage nicht zu antworten und musste erneut eine enervierende Musterung über sich ergehen lassen.

„Sie macht sich nur Sorgen, weiß du…“, meinte Sean dann überraschend sanft, „Sie will sich nicht bei euch einmischen, oder euch nerven – sie macht sich einfach nur Sorgen…“

Sam nahm einen weiteren Schluck Kaffee, sein Magen gluckerte gequält und Sean zog die Augenbrauen in die Höhe, stand auf und holte ihm eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank.

„Du trinkst ihn doch sonst nicht schwarz…“, merkte er an, kippte ungefragt eine großzügig bemessene Menge Milch in Sams Tasse und setzte sich wieder zu ihm.

Sam blickte ihn überrascht an und Sean grinste freundlich zurück.

„Was? Dachtest du, das hätten wir nicht gemerkt? Dad meinte sogar, es würde sich lohnen, uns ne Kuh im Garten zu halten, bei deinem Milchverbrauch.“

In Sams Mundwinkel stahl sich ein Lächeln und Sean nickte zufrieden.

„Na bitte. Und jetzt erzähl mir, was dir den Schlaf geraubt hat. Mit Dean scheinst du da ja nicht drüber reden zu wollen…“

Sam blinzelte ein wenig überfordert, wurde mit einem kompromisslosen Starren konfrontiert und schluckte nervös – wieso machte der ihn jetzt wieder nervös, der hatte ihn doch schon ewig nicht mehr nervös gemacht!

„Sag’s mir einfach, Sam – ich erzähl es auch ganz bestimmt nicht weiter…“

Der Ausdruck in Seans Augen war ehrlich, er war ein kleinwenig besorgt und Sam schalt sich selbst einen Idioten, weil er sich tatsächlich erfolgreich eingeredet hatte, in dieser Familie sei kein Platz für ihn.

„Ist nicht so wichtig…“, log er also überzeugend, grinste Sean dankbar an und nahm einen Schluck Kaffee, „Und was hat DICH eigentlich so früh aus dem Bett getrieben?“

Sean blinzelte ein wenig verdutzt über diesen abrupten Themawechsel und grinste dann ein wenig schüchtern: „Danny – mein Freund.“

Sam beschloss spontan, dass er auf allzu genaue Einzelheiten verzichten konnte, war jedoch sehr erleichtert zu hören, dass er vor potentiellen Übergriffen von Seans Seite aus demnächst wohl verschont bleiben würde.

Er blieb mit Sean am Tisch sitzen, ließ sich Familiengeschichten und Anekdoten erzählen, bis er sich besser fühlte und schwor sich, Dean und sich selbst nie wieder wegen seiner grundlosen Eifersucht auf dessen neu gewonnene Familie das Leben schwer zu machen.
 


 

Pinkelpause! Wappnet euch, da kommt jetzt noch ne ganze Menge...
 


 

Dean gab einen Laut des Unmuts von sich, der unbedarfte Individuen möglicherweise an einen brunftigen Hirsch erinnert hätte, rollte sich von der linken auf die rechte Seite und tastete das Bettlaken erfolglos nach Sam ab.

Der war nicht da – kein Wunder also, dass es so unbehaglich frisch war.

Dean schlug die Augen auf, blinzelte gegen die Helligkeit an, die durch die nur unzulänglich geschlossenen Rolläden ins Zimmer drang und streckte sich ausgiebig, bevor er sich darüber wunderte, wo Sam abgeblieben war.

Die Tür zum angrenzenden Gästebad stand offen, Sam befand sich ganz offenbar nicht darin – die allgegenwärtige Stille verkündete das recht deutlich – und Dean kämpfte einen Moment lang mit seinem inneren Schweinehund, bevor er sich grunzend aus dem Bett hievte und zunächst einmal den unausweichlichen Gang ins Bad antrat.

Als er eine Viertelstunde später frisch geduscht und halbwegs angezogen die Küche betrat, war er mehr als überrascht, Sam und Sean in ein friedliches Gespräch vertieft vorzufinden – bei Brötchen und Milchkaffee.

„Was ist denn hier los?“, erkundigte er sich brummelnd, ging zu Sam an den Tisch und drückte ihm einen demonstrativen Kuss auf die Wange, bevor er sich einen Kaffeebecher aus dem Küchenschrank holen ging.

„Wir konnten beide nicht schlafen…“, informierte ihn Sean heiter, nahm ihm die Tasse ab, nachdem er sich zu Sam gesetzt hatte und schenkte ihm Kaffee ein.

„Aha…“, war die ein wenig ungläubige Reaktion, Dean musterte Sam mit einem prüfenden und Sean mit einem misstrauischen Blick über den Rand seines Kaffeebechers hinweg und nahm einen vorsichtigen Schluck von seinem frisch gebrühten Lebenselixier.

Es gefiel ihm nicht, dass Sam trotz seiner Kuschelbemühungen der vergangenen Nacht nicht hatte schlafen können, es gefiel ihm weiterhin nicht, dass der einfach aufgestanden und weggegangen war, ohne ihm Bescheid zu sagen und es gefiel ihm noch viel weniger, dass Sam seine so ungesund erworbene freie Zeit ausgerechnet mit Sean verbracht hatte.

Dean begrub seinen Frust unter reichlich Kaffee und Brötchen und seine Laune besserte sich erst, als Hannah in die Küche getanzt kam, sich zwischen ihn und Sam setzte, ihnen beiden äußerst feuchte Küsse auf die unrasierten Wangen drückte und dann die Frühstücksrunde mit den Höhepunkten ihrer gestrigen Geburtstagsfeier ergötzte.

Dean hörte ihr mit halbem Ohr zu, während er Sam beobachtete, der im Vergleich zur vergangenen Nacht zwar müde, aber zumindest entspannt und zufrieden aussah.

Der Gedanke, dass Sean gelungen war, worin er versagt hatte, behagte Dean ganz und gar nicht, aber er sagte sich wieder und wieder, dass lediglich das Ergebnis in Form eines glücklicheren Sam zählte und als Hannah ihn fragte, warum er denn so düster dreinblicke, riss er sich zusammen, schenkte ihr ein Lächeln und versprach, ihr zur Feier des Tages noch mal Waffeln zu backen.

Hannah schwelgte daraufhin in Lobeshymnen auf ihren Lieblingscousin, ließ sich von ihm Kakao kredenzen und Brötchen belegen und als ihre Eltern eine Stunde später die Küche betraten, war sie derart guter Laune, dass sie sich freiwillig zurückzog, um sich einer dekadenten Duschorgie hinzugeben.

Sam folgte Dean derweil auf einen entsprechenden Wink ins Wohnzimmer, wo er sich völlig unvorbereitet einem alles durchleuchtenden Argusblick ausgeliefert fand.

„Dir geht’s jetzt besser ja?“

Sam lächelte, nachdem er damit fertig war, überrascht zu blinzeln, nickte und wurde von Dean sanft aber unerbittlich in Richtung Sofa geschoben.

„Wunderbar, dann kannst du ja jetzt hoffentlich schlafen.“

Widerstand schien zwecklos, also ließ Sam sich kommentarlos vom Sofa als übergroßes Kissen assimilieren, legte sich hin, schloss die Augen und unterdrückte ein wohliges Brummen, als Dean ihn erst zudeckte und ihm dann mit einer flüchtigen Geste über die Wange strich.

Dieser Tag wurde doch tatsächlich immer besser.
 

„Er schläft ja immer noch…“

Hannah blickte ein kleinwenig empört zu Dean auf und der nickte und legte den Finger an seine Lippen, bevor er sie mit sich aus dem Wohnzimmer und zurück in die Küche zog.

„Dann lassen wir ihn schlafen, bis er sich ausgeruht hat…“, meinte Dean entspannt, gab eine Kelle Teig ins Waffeleisen und war mächtig stolz auf sich selbst, diesmal sogar daran gedacht zu haben, es vorher einzufetten.

Er beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Hannah ihren Türkis mit anhaltender Begeisterung gegen das durchs Küchenfenster einfallende Licht hielt und war unglaublich stolz auf sich selbst, ganz allein auf dieses Geschenk für sie gekommen zu sein.

Da spielte es jetzt auch keine Rolle mehr, dass er Missouri unter Zähneknirschen darum hatte bitten müssen.

Dean war mit Hannah und Sam allein im Haus – Sean hatte sich zu seinem Danny verkrümelt, während Jane und William die Gunst der vorhandenen Babysitter-Stunde genutzt hatten und sich ebenfalls verdrückt hatten – es war unglaublich ruhig, er und Hannah hatten sich die Zeit höchst angenehm mit Waffeln, Kaffee und Kakao vertrieben und Dean hatte begonnen, seiner Cousine den ein oder anderen Schwank aus seinem Leben zu erzählen.

Hannah war eine dankbare Zuhörerin, sie garnierte seine Geschichten an den passenden Stellen mit den passenden Ausrufen, hatte ein ums andere Mal vor Aufregung die Luft angehalten und ihn den Rest der Zeit aus ihren hübschen grünen Augen anbetend angestarrt.

Dean verbackte den restlichen Waffelteig, teilte sich die letzte Waffel mit Hannah und suchte dann zu Testzwecken erneut mit ihr das Wohnzimmer auf, um nachzusehen, ob Sam inzwischen aufgewacht war – das war er nicht.

Hannah drückte beim Anblick von Sams friedlichem Gesicht den Wunsch nach einem Nachmittagsschläfchen aus und Dean, den die Backe- und Erzählerei der vergangenen Stunden überraschend angestrengt hatten, willigte ein, legte sich auf das zweite Sofa, nahm Hannah in die Arme und war eingeschlafen, noch bevor sie ihm ihr „Ich hab dich lieb…“ vollständig ins Ohr gemurmelt hatte.

Als Sam zwanzig Minuten später endlich aufwachte, schliefen beide tief und fest, Dean hatte beide Arme um Hannah gelegt und hielt sie sanft an sich gedrückt, während sie ihren Kopf auf seine Brust gebettet hatte und ihr das Haar in wilden Strähnen ins Gesicht hing.

Sam blinzelte mehrmals, aber das liebevolle Bild blieb bestehen, wurde sogar noch eine Spur hinreißender, als Hannah sich leicht regte, ihre Locken Dean ins Gesicht fielen und der durch Naserümpfen und unzufriedenes Geschnober dieser haarigen Attacke zu entkommen versuchte.

Sam amüsierte sich eine Weile über diesen Anblick, dann hatte er ein Einsehen, stand vom Sofa auf und strich Dean Hannahs Haar aus dem Gesicht, zückte sein Handy und schoss ein paar Erinnerungsphotos.

Er hatte irgendwie das Gefühl, dass diese Bilder selbst Dean gefallen würden.

Sam blieb noch einen Moment stehen, prägte sich jede einzelne Linie von Deans gelösten Zügen ein und ging dann in die Küche, um frischen Kaffee aufzusetzen.

Er versuchte, das Chaos zu ignorieren, das Dean und Hannah beim Waffelbacken angerichtet hatten, hatte dann jedoch erneut ein Einsehen und räumte es auf, während der Kaffee durchlief.

Sam schloss kurz die Augen, als sich die Intensität von Deans Präsenz im Nebenzimmer leicht veränderte, sie ein wenig intensiver und sehr viel energiegeladener wurde und sich ihm schließlich zu nähern begann.

Es dauerte nur Sekunden, bis sich die Küchentür öffnete, Dean den Raum betrat und Sam mit nur einem einzigen, winzigen Heben der rechten Augenbraue mitteilte, dass er ihn jetzt sofort küssen würde.

Sam kam ihm entgegen, erwiderte seine Umarmung mit ungeduldiger Leidenschaft und den unausweichlichen Kuss mit beinahe unangebrachter Gier.

Da konnte man nur hoffen, dass Hannah im Nebenzimmer noch unschuldig vor sich hin schlief.
 

„Nh!“

Dean ließ sich von Sam ein wenig überrascht auf den Küchentisch heben, spreizte leicht die Schenkel, um Sam dazwischen zu ziehen und dann wurde geküsst und geküsst und geküsst, bis ihnen beiden die Luft ausgegangen war und sie sich hilflos darum ringend in die Augen starrten.

„Du hast verdammt lange geschlafen…“, wurde Sam von Dean zwischen zwei tiefen Atemzügen informiert, bevor der erneut seine Lippen in Beschlag nahm und zu allem Überfluss auch noch anfing, seinen Hintern zu kneten.

„D-Dean…“

Sam stöhnte gegen Deans weiche Lippen, während dessen Hände eine knisternde Sensation nach der anderen durch seinen Körper jagten und drückte ihm schließlich die Hände vor die Brust und trat einen Schritt zurück.

„Was ist denn plötzlich los?“, erkundigte er sich atemlos und Dean runzelte irritiert die Stirn: „Muss erst etwas los sein, bevor ich dich küssen darf?“

Sam lächelte und schüttelte den Kopf, dann zog Dean ihn an den Hüften wieder an sich heran.

„Worüber hast du dich heute Morgen mit Sean unterhalten, als ich euch… gestört habe?“

Sam blinzelte überrascht, hatte er doch einen weiteren existenzbereichernden Kuss erwartet und nicht Deans ein wenig zu brummige Interpretation von Shakespeares Othello.

„Über nichts Wichtiges… er hat mir ein paar Familiengeschichten erzählt…“, erwiderte er ebenso ernsthaft wie wahrheitsgetreu und Dean schloss kurz die Augen, dann seufzte er und lehnte seine Stirn an Sams Brust.

„Ich war dir letzte Nacht keine große Hilfe, was?“

Sam blinzelte erneut und begriff nicht, wie Dean mit einem Mal auf sowas kam.

„Unsinn. Ich war letzte Nacht ein Idiot und du-“

Sam stoppte mitten im Satz und wandte den Kopf zur Küchentür, die soeben von Hannah geöffnet worden war, die nun im Türrahmen stand und sich die Augen rieb: „Was macht ihr?“

Sam wurde ein kleinwenig rot, als ihm bewusst wurde, dass Dean vor ihm auf dem Tisch saß, seine Arme um ihn geschlungen hatte und ihn auf eine etwas zweideutige Art und Weise festhielt, dann hob Dean den Kopf, sah Hannah an und sagte: „Wir kuscheln.“

Sam hätte nicht röter werden können, wenn Dean seine Antwort weniger kindgerecht formuliert hätte.

Hannah blickte sie einen Moment lang aufmerksam an, dann lächelte sie auf eine Art und Weise, die sowohl auf Sam als auch auf Dean ein wenig zu erwachsen wirkte und drehte ihnen den Rücken zu: „Ich warte im Wohnzimmer, bis ihr fertig seid.“

Sie schloss die Tür hinter sich, Dean und Sam sahen sich ungläubig an und dann warf Sam den Kopf in den Nacken und lachte.

Dean beobachtete ihn einen Moment lang sprachlos, dann veränderte sich sein Blick und wurde zärtlich und Sam lachte immer noch, den Kopf zurückgelegt, sein Haar wippte leicht mit jedem neuen Beben, das seinen Körper unter einer weiteren Lachsalve erschütterte und Dean liebte seine Cousine gleich noch viel mehr, weil sie dieses kleine Wunder vollbracht hatte.

Sam lachte, bis er Bauchschmerzen bekam, dann schlang er seine Arme um Dean und hielt sich kraftlos an ihm fest, während er um Fassung rang.

„Oh Gott, sie ist so… so…“

„Unmöglich…“, beendete Dean hilfreich seinen Satz und Sam nickte grinsend und gab ihm einen Kuss.

„Ihr seid euch unglaublich ähnlich…“

Dean nahm das stillschweigend als Kompliment hin, dann gab er Sam einen ebenso liebevollen wie festen Klaps auf dessen strammen Hintern.

„Dann sollten wir sie nicht länger warten lassen, wir zeichnen uns nämlich beide nicht durch überragende Geduld aus…“

„Sean hat übrigens gefragt, ob wir heut Abend mit ihm einen trinken gehen wollen…“

Dean, der eben vom Küchentisch hatte rutschen wollen, hielt inne und gab sich keine Mühe, sein Ungemach zu verbergen: „Du hast doch hoffentlich nein gesagt?“

Sam blinzelte verblüfft und Dean stöhnte leise auf.

„Du hast nicht nein gesagt…“

„Natürlich nicht – wieso denn auch?“, erwiderte Sam unschuldig und Dean stöhnte gleich noch mal auf.

„Weil wir den Abend so schon wieder nicht allein verbringen können! Bin ich hier der Einzige, der an sowas denkt?!“

Sam kam in den Genuss eines dritten Stöhnens, als sein Gesicht ganz klar ausdrückte, dass er da natürlich NICHT dran gedacht hatte und diesen Umstand nun zutiefst bereute, dann schob Dean ihn sanft von sich und rutschte doch noch vom Küchentisch.

„Na fein, ganz wie du willst. Dann gehen wir heute Abend mit Sean und, ich nehme mal an, Danny einen trinken, ich werde mir so richtig die Kante geben, so dass Sean dich im Beisein seines Freundes – möglicherweise sogar mit dessen Unterstützung – hemmungslos anflirten kann und du und ich-“

Sam drückte seinen Mund auf Deans und brachte ihn somit zum Schweigen, packte auch gleich noch Deans Hintern, wo er schon mal dabei war und nahm sich vor, in Zukunft erst nachzudenken und dann ihrer beider Abende zu verplanen.
 


 

Holt euch ne heiße Schokolade! (Und ist es nicht fabelhaft, dass es immer noch weiter geht? Unglaublich nett von mir, wirklich...)
 


 

„Ich glaub das nicht, ich glaub das einfach nicht… ich GLAUB das nicht!“

Sam tauschte ein Grinsen mit Sean, prostete Danny zu und ignorierte Deans Gejammer, während er genüsslich die Schaumkrone von seinem Bier schlürfte, um dann einen tiefen Zug davon zu nehmen.

Sean hatte Sam ganz eindeutig essentielle Einzelheiten vorenthalten, als er ihm seine Lieblingsbar beschrieben hatte.

Im Hintergrund setzte auf einer kleinen Bühne soeben eine zierliche Brünette dazu an, mit übertriebener Hingabe „I’ll stand by you“ von den Pretenders zu schmettern und Dean japste gequält und stürzte sein Bier in einem verzweifelten Zug hinunter.

Sean hatte sie in eine Karaokebar geschleift.

Ausgerechnet in eine Karaokebar!

Schlimm genug, dass er den Abend nicht damit verbringen konnte, in der Abgeschiedenheit des Lawless’schen Gästezimmers auszutesten, wie lange er Sam in Form von frommer Fummelei und keuscher Knutscherei triezen konnte, bevor der ihn entweder aus dem Bett warf, oder aber gleichgültig gegenüber eventuellen durch Schall erzeugten Folgen über ihn herfiel – jetzt musste er sich auch noch talentlose Trottel beim Singen anhören.

„Ach komm schon, das ist doch lustig…“, ließ sich jetzt zu allem Überfluss auch noch Sean vernehmen, der ja schließlich Schuld war an der ganzen Misere und Dean schnaubte, stand auf und ging zur Bar, um sich noch ein Bier zu holen.

Der Barmann, ein gutaussehender Typ um die 25, mit wuschligem schwarzem Haar und den unglaublichsten blauen Augen, die man sich vorstellen konnte, stellte sich Dean als Matt vor, grinste ihn fröhlich an und in Dean reifte der Verdacht, dass das hier nicht nur eine Karaoke- sondern auch gleich noch eine Schwulenbar war.

Dieser Umstand störte Dean nicht im Geringsten, Sam hatte eindeutig eine Strafe für sein gedankenlos-selbständiges Verhalten vom Morgen verdient, also bestellte er sich nicht nur ein Bier, er nannte Matt außerdem seinen Namen, schüttelte ihm die Hand und bereitete ihn darauf vor, an diesem Abend noch häufiger von ihm beehrt zu werden.

Matt schmunzelte, machte etwas mit seinem Mund, was Dean bei einer anderen Person als Lächeln bezeichnet hätte und deutete dann mit seinem Kinn in Richtung Sam: „Wenn ich mit ihm unterwegs wäre, hätte ich etwas Besseres zu tun, als meinen Frust in Alkohol zu ertränken…“

Sie grinsten sich einmütig zu, dann verschwand Dean mit seinem Bier zurück an seinen Tisch.

„Netter Barmann…“, verkündete er gelassen, als er Sams stechenden Blick auf sich ruhen spürte und öffnete mit routinierter Handbewegung seine Bierflasche.

Er nahm einen Schluck, unterdrückte ein Schaudern, als er die einsetzenden Klänge von Barry Manilows „Mandy“ vernahm und ein etwas kränklich aussehender Bursche in Sams Alter die Bühne bezog.

„Wie könnt ihr euch diese Versager freiwillig anhören?“, verlangte er mit ersterbender Stimme zu erfahren und stutzte, als er Sams breites Grinsen sah.

„Was?“

„Och… nix…“, erwiderte der, grinste noch etwas breiter und während Dean einerseits mit dem verführerischen Kribbeln zu kämpfen hatte, das dieses Grinsen in ihm auslöste, schwante ihm andererseits Böses.

„Was?“, wiederholte er also mit Nachdruck, ignorierte das Gejaule des Manilow-Imitators und beehrte Sam mit seinem herrischsten Blick.

„Wir haben dich für Asia mit „Heat of the Moment“ angemeldet…“, rückte Danny anstelle von Sam mit der Sprache heraus und kam in den Genuss eines zur Salzsäule erstarrten Deans.

„Ihr… habt…. was?!“

Deans Stimme war leise, aber so tief, dass sie vor unterdrückter… Wut war das falsche Wort… vor unterdrücktem ‚Entsetzen’ vibrierte und Sam griff hastig nach seiner Bierflasche und kaschierte seinen aufgewühlten Hormonhaushalt mit glaubhaft vorgetäuschtem Durst.

„Wir haben dich für „Heat of the Moment“ angemeldet.“, wiederholte Danny seelenruhig, trank ebenfalls einen Schluck Bier und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück.

Sam, der halb befürchtet hatte, dass Sean seiner Ähnlichkeit zu Dean alle Ehre machen und ihm mit Danny einen Klon seiner selbst präsentieren würde, war ungemein erleichtert gewesen, dass davon nicht einmal annähernd die Rede sein konnte.

Gut, Danny war groß, aber nicht so groß wie er, außerdem war er schlaksig und – größte Überraschung von allen – rothaarig.

Die schulterlangen, glatten Haare fielen ihm immer wieder in die Stirn und wurden immer wieder aufs Neue mit der gleichen ruhigen Geste zurückgewischt.

Sam konnte mit Überzeugung behaupten, in seinem ganzen Leben noch keinem so entspannten, lässigen Menschen begegnet zu sein, allein in Dannys Nähe zu sein, wirkte beruhigend, wenn man ihm allerdings in die grün-grauen Augen blickte, sah man darin einen Schalk lauern, der ebenso faszinierend war, wie er sympathisch wirkte – kurzum: Sam mochte Danny.

Dean hatte Danny bis vor fünf Sekunden auch gemocht, war aber geneigt, seine Zuneigung zu einem Menschen zu überdenken, der ihn zu öffentlichem Singen zwang.

„Und Drücken is nicht!“, stellte Danny nun grinsend klar, stieß mit Sean auf ihren gelungenen Streich an und Dean ahnte, dass das hier eine späte Revanche für seine schlagende Argumentation zur Klarstellung seiner Besitzansprüche gegenüber Sam war.

„Du bist nach Manilow dran…“, wurde er von Danny informiert, dann wischte der sich zum Hundertsten Male an diesem Abend das Haar aus der Stirn, seine Augen leuchteten auf, er hob den linken Arm in die Höhe, gestikulierte in Richtung Eingang und dann kamen Kinka und Rina in männlicher Begleitung an ihren Tisch und Dean verwünschte sich nach Holland.

Schlimm genug, dass er überhaupt singen musste, aber doch nicht gleich vor einem derart kritischen Publikum!

Dean begrüßte die beiden Mädels mit leidlich unterdrückter Frustration und wurde ihren Begleitern vorgestellt: Rinas backender Brian, der groß wie ein Turm, unverschämt gutaussehend und noch dazu widerlich liebenswert war, drückte seine Freude darüber aus, ihn und Sam doch noch kennen zu lernen und Kinkas Ryan, der noch ein wenig größer, mindestens so gutaussehend und mit einem Schneeblindheitslächeln und dazu passenden Grübchen gesegnet war, gratulierte ihnen zur erfolgreichen Austreibung des lästigen Poltergeistes.

Offenbar wusste bald die ganze Stadt über Dean und Sams Profession Bescheid.

Es wurden Stühle organisiert, ihre Runde um vier Personen erweitert und als „Mandy“ schließlich ausreichend gepriesen worden war, erhob Dean sich mit einem bohrenden Seitenblick auf Sam und ging auf die Bühne.

Irgendwer würde hierfür bezahlen müssen.
 

Sam starrte und lauschte und starrte und lauschte und konnte es noch immer nicht fassen.

Gut, er hatte Dean schon öfter singen hören – oder besser einige Lieder der Stones im Impala mitgrölen hören – aber hier, mit einem Mikrofon vor der Nase und vor Publikum gab Dean sich tatsächlich Mühe, das besagte Publikum schnappte beinahe über vor Begeisterung und Dean war tatsächlich GUT!

Er traf die Töne, er hatte nach zehn Sekunden des Grollens tatsächlich Spaß an der Sache entwickelt und diese STIMME!

Sam wusste gar nicht, wo er hinsehen sollte – wobei es eigentlich völlig egal war, ob er Dean nun an- oder doch lieber wegsah, wegHÖREN konnte er schließlich nicht und… oh, er hätte Danny seinen finsteren Plan ganz eindeutig ausreden sollen!

Der hatte sich solidarisch mit Sean zu Dean auf die Bühne begeben, um als Background-Sänger zu fungieren, er und Sean machten ihre Sache ebenso gut wie Dean und Sam war nicht großartig überrascht, als Kinka ihm eröffnete, dass Sean und Danny sich in dieser Bar kennen gelernt hatten.

Kinkas Ryan – mit vollem Namen hieß er übrigens Ryan Robert Andrews – fügte hinzu, dass er sich kein abwegigeres Paar als diese Beiden vorstellen konnte und Sam nickte, blickte wieder zur Bühne und seufzte verhalten, als er Deans Gesicht betrachtete.

Dean war zufrieden, er war entspannt, er hatte Spaß – er war todessexy.

Gott hatte ein Einsehen, das Lied hatte ein Ende, Dean kam zurück zu Sam, ging unverschämt dicht an ihm vorbei, Sam konnte sein Aftershave riechen, verspürte ein etwas unangebrachtes Kribbeln in der Lendengegend und biss sich auf die Unterlippe.

Matt, der freundliche Barmann, kam an ihren Tisch, ließ Dean wissen, dass er einfach fabelhaft gesungen habe und deswegen ein Bier ausgegeben bekäme, wurde in der Konsequenz von Dean angestrahlt und Sam versuchte, dem freundlichen Barmann mit seinem Blick ein Loch in seine rechte Gesichtshälfte zu fräsen.

Dean grinste, als er Sams eisiges Starren in Richtung Matt bemerkte, Matt bemerkte es ebenfalls, zog sich mit einem fröhlichen Zwinkern zurück und Dean verkündete, dass diese Singerei ja gar nicht so übel sei, wie er befürchtet hatte.

Er rückte seinen Stuhl dichter an Sam heran, beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm „Trotzdem wirst du mir nicht ungeschoren davon kommen…“ ins Ohr.

Sam bekam eine Gänsehaut, musste kurz die Augen schließen und tief durchatmen, wurde erneut mit dem verführerisch herben Duft von Deans Aftershave belohnt und er leckte sich über die Lippen, bevor er nach seiner Bierflasche wie nach einem Rettungsanker griff und einen tiefen Schluck daraus nahm.

Dean vertiefte sich in ein freundliches Gespräch mit Danny, Sam trank sein Bier und dann noch eins und ihm wurde bewusst, dass er verdammt schlecht darin war, sein Testosteron im Zaum zu halten, wenn er getrunken hatte.

Er ließ seinen Blick auf Dean ruhen, wie der entspannt und selbstzufrieden neben ihm saß, in dieser Haltung, die nur Dean wirklich beherrschte: Bierflasche in der rechten Hand, die linke lässig auf dem Tisch und die Beine leicht gespreizt und von sich gestreckt, als mache er Sam mit voller Absicht so lull und lall.

Dean unterbrach sein Gespräch mit Danny, wandte seinen Blick der Bühne zu und Sam tat es ihm automatisch gleich und biss die Zähne zusammen, als er den blöden Barmann das Mikrofon ergreifen sah – Kinka quiekte begeistert und ihr armer Ryan schmunzelte gutmütig.

„Oh, er singt „She could be you“ von Shawn Hlookoff!”, informierte Kinka strahlend die Tischgesellschaft und Sam verschränkte unzufrieden die Arme vor der Brust, als Dean sich in seinem Stuhl drehte, um einen besseren Blick auf die Bühne zu haben.

„Er ist unglaublich gut…“, seufzte Rina hingerissen und Brian und Ryan tauschten einen leidgeprüften Blick.

Matt beendete sein Lied schließlich unter tosendem Applaus, verneigte sich strahlend und Sam hätte schwören können, dass er Dean zuzwinkerte, als er einen Moment lang in Richtung ihres Tisches blickte.
 

Dean drehte leicht den Kopf, bemerkte, wie Sams Augen über sein Profil und seinen Hals abwärts wanderten, beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sie immer tiefer glitten, mehrere Herzschläge lang auf seinem Schritt ruhten und grinste schurkenhaft.

Seine Präsenz entzündete sich zu einer leuchtenden Aura frivoler Selbstzufriedenheit und Sam schluckte trocken, nahm noch einen Schluck Bier und blickte Dean sehnsüchtig nach, als der aufstand und zu den Toiletten verschwand.

Als Dean bei seiner Rückkehr dann allerdings in Matt, den freundlichen Barmann, hinein lief und doch tatsächlich ein Gespräch mit ihm anfing, stellte Sam seine soeben geleerte Bierflasche mit einem „Klock!“ auf den Tisch, stand auf und ging energischen Schrittes zu den Beiden hinüber, packte Dean am Handgelenk und zog ihn mit sich aus der Bar.

„Sammy? Was zum-“

Dean fand sich mit dem Rücken zu einer Backsteinmauer in einer dunklen Seitengasse wieder, Sams heißer Körper presste sich so fest an ihn, dass er beinahe nicht atmen konnte und dann war Sams Mund auf seinem, Sam zwang ihm seine Zunge auf und küsste ihn so heftig, dass Dean seine Arme um ihn schlingen und sich an ihm festhalten musste.

„Hah…“

Sams Mund glitt über Deans Wange, Dean hörte ihn stöhnen und dann legte Sam ihm die Hand in den Schritt, drückte fordernd zu und biss ihm gleichzeitig sanft in den Hals.

Dean keuchte überrascht auf, kniff die Augen zu und drückte sich Sams Hand entgegen, der über den festen Stoff seiner Jeans rieb, als könne er ihn ausradieren, wenn er es nur energisch genug versuchte.

Sam fing Deans Mund wieder mit seinen Lippen ein, massierte drängend die beständig größer werdende Beule in Deans Jeans und stöhnte leise in ihren Kuss hinein.

Dean war zwar nicht ganz klar, was plötzlich in Sam gefahren war, er unterdrückte jedoch den Impuls, ihn exorzieren zu wollen und genoss stattdessen Sams so seltene und deshalb umso höher geschätzte Initiative.

Sams kräftige Finger zogen sich einen Moment von ihm zurück, Sam löste ihren Kuss und Dean beobachtete ungläubig, wie er ihm zunächst den Reißverschluss aufzog, bevor er seine Jeans aufknöpfte und seine Hand in seinen Shorts verschwinden ließ.

„Sammy…“

Dean leckte sich über die trockenen Lippen starrte auf seinen eigenen Schritt und musste für einen Moment die Augen schließen.

Das konnte doch jetzt nicht Sams Ernst sein!

Dean presste die Lippen aufeinander und stöhnte gedämpft, als Sam in der Tat allen Ernstes begann, es ihm auf offener Straße nach Strich und Faden zu besorgen und er fühlte sich nicht wirklich dazu in der Lage, Sam von seinem schändlichen Vorhaben abzubringen.

Er legte die Hände an die Backsteinmauer, an der er lehnte, krallte seine Finger gegen den kalten Stein, legte den Kopf in den Nacken und genoss das Gefühl, wie die Lust und das Verlangen nach Sam ihm nach und nach die Sinne benebelten.

Zeit für mehr

Unfassbar! Freunde, ihr habt ja keine Ahnung, was sich in meinem Kommibereich Famoses abspielt!

Ich hab gedacht, ich GUCK nicht richtig!

Ich mein, ich hab ja schon die tollsten, fabelhaftesten und sowieso die besten Kommischreiber auf ganz Mexx hier in dieser FanFic unter einen Hut gebracht, aber DAS hat mich dann doch in unendliche Begeisterungsstürme ausbrechen lassen.

Ich breche quasi immer noch... also aus, ich breche aus, wie ein Vulkan voller Beisterung und... LEST die Kommis zum letzten Kapitel!
 

Da passieren die tollsten Dinger! Könnte ich in meinem Kommi-Bereich Urlaub machen, ich würd es tun!
 

Dort gibt es alles, was das Herz begehrt: Perfektes Timing; Überraschungen; Tanzabende; Rührung; Köpfe, die auf Tischplatten knallen; Gottesverehrung; Sabber, Knuff und Schmelz; Liebe und Freude; Frust auf Grund von abstürzenden Computern; Hilfe für den planlosen Kommi-Schreiber; Pessimisten, die nicht glauben können, dass einfach nur mal alles gut ist; Lachkrämpfe; Sprachlosigkeit; etwas kryptische Bemerkungen über große Freunde und Bergsteigerausrüstungen; Schock und Entsetzen; den fabelhaftesten Rezensierkommi aller Zeiten von und mit Serendipity; den längsten Kommi aller Zeiten, der hiermit offiziell was gewonnen hat; Ausrufe der Begeisterung inklusive wundervoller Links zu einem singenden Dean; da werden Taschentücher GEFRESSEN; es gibt mehr Gottesverehrung; es wird sich beschwert (wie immer eigentlich... irgendwo MUSS ich doch mal ein Ende setzen!); es wird mit dem Fuß aufgestampft und nach Fotos, T-Shirts und Waffeln geschrieen (verständlich); und zum Schluss kriegen wir noch mehr Unglauben über so viel Zucker und einen brandneuen Kommischreiber!
 

FABELHAFT! ADORABEL! SUPERB! GRANDIOS! *japs*
 

Neues Kapitel!
 

moko-chan
 


 

Dean knurrte unzufrieden, als Sam ein wenig plötzlich und mehr als unerwartet seine Hand von ihm zurückzog, er drehte den Kopf und sah ihn an und der Ausdruck in Sams Augen jagte ihm einen heißen Schauer über den Rücken und bis in die Fingerspitzen.

Dean legte seine Hand an Sams Wange, zog ihn zu einem innigen Kuss heran, versuchte, Sams Becken an seins zu ziehen und wollte erneut unzufrieden knurren, als Sam sich ihm nicht nur in dieser Hinsicht widersetzte, sondern auch noch ihren Kuss ein weiteres Mal abbrach und ihm eher leidenschaftlich als sanft in die Unterlippe biss.

Dean brachte seine Lippe in Sicherheit, schmeckte ein wenig Blut, blickte Sam in die vor Lust fiebrig glänzenden Augen und schluckte trocken.

„Lass den Scheiß, Sammy…“

Sam leckte sich über die Lippen und grinste lüstern – ein ebenso seltener wie anregender Anblick – dann sank er vor Dean auf die Knie und sah einen Moment lang zu Dean auf, bevor er Dean Jeans und Shorts ein Stück hinunter zog und Deans aufragende Erektion in einer einzigen fließenden Bewegung tief in den Mund nahm.

„Oh Gott Sam!“

Dean krallte unwillkürlich die rechte Hand in Sams Haar, suchte mit der Linken Halt an der Wand in seinem Rücken und kämpfte um sein Gleichgewicht.

War Sam denn verrückt geworden?

„Nhgh… Sammy…“

Sam stöhnte genüsslich, umfasste mit beiden Händen Deans in Denim verpackten Hintern, drückte seine Finger in den festen Stoff und schluckte ein paar Mal vorsichtig, bevor er seinen Kopf ein Stückchen zurückzog und aus glitzernden Augen zu Dean aufblickte.

Es war ein Blick, mit dem man Schiffe hätte schweißen können und Dean erwiderte ihn verzweifelt um Beherrschung ringend, dann nahm Sam ihn wieder so tief wie möglich auf und Dean musste noch viel mehr um Beherrschung ringen, weil die feuchte Hitze von Sams himmlischem Mund ihn einfach mal komplett wahnsinnig machte.

Sam stöhnte leise, schloss die Augen und legte los, immer die leise Warnung seines Unterbewusstseins im Kopf, dass sie hier an einem öffentlichen Ort waren und somit jederzeit erwischt werden konnten.

Diese drohende Gefahr machte ihn nicht halb so nervös, wie sie ihn erregte und es hatte ihn noch nie so sehr danach verlangt, Dean… nahe zu sein, wie in diesem Moment.

Es war möglich, dass ihm Alkohol und Lust den Verstand vernebelten, aber Sam konnte sich im Moment nichts Schöneres vorstellen, als in dieser Gasse vor Dean auf dem Boden zu knien und den ‚Liebesdienst’, den er hier verrichtete, mit allen Sinnen zu genießen.

Deans Stimme war tief, rau und schwer, ein Stöhnen nach dem Anderen perlte über seine Lippen und Sam erschauderte allein bei dem Gedanken, wie er erst stöhnen würde, wenn er sich dem Höhepunkt näherte.

Die Art, wie Deans Hand in fahrigen Bewegungen durch sein Haar kraulte, löste ein warmes Kribbeln in Sam aus, das wellenartig durch seinen ganzen Körper strahlte und merkwürdig mit dem ganz anders gearteten Kribbeln kollidierte, das von seinem Schritt ausging.

Er genoss Deans Geruch, das herbe Aftershave, vermischt mit einer Note Schießpulver und er genoss seinen Geschmack und das Gefühl der Hitze unter seinen Lippen.

Dean beobachtete fassungslos, wie Sams Mund an seiner pochenden Erektion wieder und wieder auf und ab glitt und er bemerkte nicht einmal, wie sein Stöhnen immer lauter und hemmungsloser wurde, hatte er doch keine Ahnung, dass es allein seine Stimme und sein Stöhnen waren, die Sam mehr als alles Andere anspornten.

Sam zog Deans Jeans etwas tiefer, knetete in einem ungleichmäßigen Tempo seinen festen Hintern, ließ seine Zunge spielerisch um die Spitze seiner erigierten Hitze gleiten und löste schließlich seine rechte Hand von Deans Gesäß, um mit den Fingern die Bemühungen seiner Zunge zu unterstützen.

Er schloss nach einer Weile seine Hand um den harten Schaft, schloss seine Lippen um die Spitze von Deans Erektion und lutschte daran, versuchte, nicht den Kontakt zu Deans Augen zu verlieren, wollte in ihnen lesen können, wie sehr Dean seine Behandlung genoss.

Und Dean ließ ihn lesen, wandte nicht für eine Sekunde seinen Blick von ihm ab, während seine Hüften begannen, unkontrolliert nach vorn zu zucken.

„Mhm…“

Dean gab einen wollüstigen Laut vollkommener Zufriedenheit von sich, Sam stellten sich die Härchen im Nacken auf und er sah in Deans Augen, dass er jetzt fast soweit war, ließ seine Zunge noch ein wenig schneller kreisen, leckte und lutschte und störte sich nicht an den unanständigen Geräuschen, die er dabei erzeugte.

„S-Sammy…“

Dean schaffte es nicht, Sam ein wenig deutlicher vorzuwarnen, dann kam er mit prickelnder Unausweichlichkeit, zitternden Lenden und einem nicht zu unterdrückenden Stöhnen, das Sam erbeben ließ.
 

„Nh… mhm…“

Dean legte den Kopf in den Nacken, leckte sich über die Lippen und versuchte sein Möglichstes, seine Atmung zu beruhigen, was ihm durch Sam erschwert wurde, der inzwischen wieder auf die Beine gekommen war, sich verlangend an ihn presste und ihn jetzt doch tatsächlich küssen wollte.

Dean schlang seine merkwürdig kraftlosen Arme um ihn streichelte über Sams kräftigen Rücken und ließ sich küssen, bewegte sich Sams unregelmäßigen Hüftstößen so gut es ging entgegen und unterdrückte die Regungen seines besseren Ichs, das ihn daran zu erinnern versuchte, dass sie inzwischen ganz sicher vermisst wurden und es durchaus möglich war, dass sich jemand aufmachen würde, um sie zu suchen.

Sam leckte über seine Lippen, Dean begegnete seiner Zunge mit seiner eigenen und war irritiert, als Sam plötzlich in ihren Kuss hinein grinste und schließlich sowas wie ein Glucksen von sich gab.

„Gott, ich bin betrunken…“, stellte Sam heiter fest und Dean grinste anzüglich und streichelte seinen Hintern: „Betrunken und hemmungslos, Sammy… ich hab ja schon immer gewusst, dass es gefährlich ist, dich trinken zu lassen…“

Sam gab sowas wie ein Kichern von sich, küsste ihn wieder und lehnte sich mit dem ganzen Körper an ihn und Dean hätte im Prinzip kein Problem damit gehabt, ihn hier und jetzt flach zu legen, das Problem war nur… nun eigentlich gar nichts, aber so ganz ohne Hilfsmittel wollte er dann doch nicht über ihn herfallen.

Dean lächelte in ihren Kuss hinein, zog sich seine Shorts wieder hoch, ließ die Jeans folgen, schloss Knopf und Reißverschluss und war gerade am Überlegen, wie er sich jetzt am Besten bei Sam revanchieren konnte, als der sein Gleichgewicht mühevoll wieder auf die eigenen zwei Beine verlagerte und dann bedröppelt an sich hinab blickte: „Mist.“

Dean stutzte, blinzelte verständnislos, dann warf er den Kopf in den Nacken und fing schallend an zu lachen.

Sam boxte ihn vorwurfsvoll gegen die Brust, Dean hustete, riss sich zusammen und allein seine vor Heiterkeit überquellenden Augen zeugten davon, wie sehr er sich über Sams ‚Fehlstart’ amüsierte.

„Oh Sammy, du Armer…“, spöttelte er liebevoll, fuhr Sam mit der Hand durchs etwas zauselige Haar und zog ihn zu einem letzten Kuss zu sich hinunter, „Das mache ich nachher alles wieder gut, versprochen…“

Sam drückte sich kurz an ihn, schnurrte zufrieden und als er sich wieder aufrichtete und ihm in die Augen sah, konnte Dean „nachher“ kaum noch erwarten.

Er zog Sam mit sich zurück in die Karaokebar und zu den Toiletten, um ihn so gut wie möglich… wieder herzurichten, stellte sich anschließend den wissenden Blicken ihrer Tischgesellschaft, ignorierte Rinas anklagendes „Schweinkram!“ und drückte den heftig errötenden Sam auf einen Stuhl, bevor er zu Matt an die Bar ging, um ihm ein Wasser und sich selbst noch ein Bier zu holen.

„Na, fertig?“, wurde er von dem mit einem anzüglichen Grinsen begrüßt und Dean setzte das auf, was er für ein unschuldiges Gesicht hielt und tätigte seine Bestellung, bevor er offen zugab, dass Sam ihn mit dieser Aktion doch mehr als überrascht hatte.

„Wirklich?“, Matt reichte Dean die Flasche Wasser für Sam und sein Bier und Dean schnaubte: „Kann ich Gedanken lesen? Ich dachte eher, der wär schon wieder sauer auf mich!“

Matt grinste und tippte Dean vor die Stirn: „Mit Gedankenlesen hat das nichts zu tun! Das war offensichtlich!“

Dean schnaubte erneut, wollte zahlen und blinzelte überrascht, als Matt lächelnd abwinkte: „Geht aufs Haus…“

Dean zog eine anerkennende Grimasse, ließ sich freundlich zuzwinkern und zog sich mit seinen Errungenschaften an ihren Tisch zurück und lachte sich über Danny kaputt, der in seiner kurzen Abwesenheit die Bühne erobert hatte und jetzt mit bierernster Miene REO Speedwagons „I can’t fight this feeling“ vortrug und beharrlich „on a cold awkward night“ statt „cold dark winter night“ sang – der Banause!

Dean ließ sich in seinen Stuhl sinken, nachdem er ihn ein wenig näher an Sams heran geschoben hatte, streckte die Beine von sich und beobachtete Sam dabei, wie der nach und nach seine Wasserflasche leerte.

Dean versuchte gar nicht erst, das angenehme Kribbeln in seinen Lenden und das unanständige Grinsen in seinem Gesicht zu unterdrücken, als er Sam beim Schlucken zusah.
 

„Es war unglaublich lieb von euch, dass ihr gekommen seid!“

„Uff!“, war Deans unmittelbare Antwort auf diese Aussage, da Jane ihn in eine äußerst feste Umarmung gezogen hatte und Anstalten machte, sein Frühstück wieder aus ihm raus zu quetschen; er tätschelte ihren Rücken, bis sie von ihm abließ und ignorierte höflich sowohl ihr heftiges Blinzeln als auch ihr verhaltenes Schniefen.

Glücklicherweise beschränkte sich William auf männlich-zurückhaltendes Schulterklopfen, Sean ebenso und Dean hob Hannah in seine Arme und ließ sich abschmusern, bis Sam mit seiner Abschiedsrunde durch und von Jane freigegeben worden war.

„Und ihr wollt wirklich nicht noch ein paar Tage bleiben?“

Dean erwiderte Janes fragenden Blick mit einem etwas gequälten Lächeln und schüttelte den Kopf: „Nett gemeint, aber das geht nicht – es gibt da eine Angelegenheit in einem Kaff in der Nähe von Lincoln, die wir uns ansehen müssen.“

Jane seufzte, nickte und richtete ihre Augen auf Sam.

„Pass auf ihn auf!“, wies sie ihn an und, zu Dean gewandt: „Und du auf ihn und sorg dafür, dass er regelmäßig isst!“

Dean nickte folgsam, tauschte einen kurzen Blick mit Sam und entließ dann Hannah aus seinen Armen, die, weil sie sich vorgenommen hatte, nicht zu quengeln oder zu nölen, oder sonstige Verhaltensweisen an den Tag zu legen, die Dean nur verstimmen konnten, lediglich einmal leise aufschnupfte und dann zu ihrem großen Bruder ging, seine Hand nahm und stumm beobachtete, wie Sam und Dean in den Impala stiegen und davon fuhren.

„Mhm…“

Sam legte den Kopf in den Nacken schloss die Augen und lächelte schwach, als das Radio „Wheel in the Sky“ von Journey spielte.

„Jetzt fehlen sie mir irgendwie doch…“, bekannte er leise und Dean wandte kurz den Blick von der Straße ab und sah ihn von der Seite an: „Jetzt schon? Sogar Sean?“

„Sogar Sean…“, antwortete Sam grinsend und schlug die Augen wieder auf, „Aber ich bin trotzdem froh, für eine Weile ohne Kakao- und Marmeladenküsse aus zweiter Hand auskommen zu müssen…“

Dean grinste versucht unschuldig, konzentrierte sich wieder auf die Straße und trat etwas energischer aufs Gaspedal.

Auch er war froh, wieder mit Sam allein zu sein – besonders nach dem merkwürdigen Gespräch, das Danny ihm gegen Ende der vergangenen Nacht in der Lawless’schen Küche noch aufgezwungen hatte, weil Sam die Frage, ob er lieber oben oder unten sei (die Frage hatte Dean allerdings toll gefunden, Sams Gesicht war fast explodiert) tatsächlich ehrlich beantwortet hatte (Dean schob das auf die schändlichen Auswirkungen von zu viel Alkohol): Dass er das nicht beurteilen könne, weil er ja noch nie oben gewesen war.

Die Art und Weise, wie Sean und Danny ihn daraufhin angestarrt hatten, hatte Dean unangenehm an das eine Mal erinnert, als er zwei etwas welken älteren Damen um die Achtzig hatte eröffnen müssen, dass das niedliche Tierchen, das sie da jahrelang so liebevoll gefüttert, gehegt und gepflegt hatten, kein harmloser, bezaubernder Wauwau sondern ein gemeingefährlicher Höllenhund war, den er jetzt leider sofort abschlachten müsse, um die Leben Unschuldiger zu retten.
 


 

Darüber, dass es nicht Adult ist, wundere ich mich schon gar nicht mehr... *pfeif*

Kopflastig

Ich bin müde und ich habe Schmerzen - bin aber trotzdem glücklich und warum? Weil IHR toll seid!
 

Muss mir jetzt mal eben kurz die Zeit nehmen und ein paar Kommentare zu euren Kommentaren zum letzten Kapitel abgeben!
 

Aaaalso (Affe, Affe, Affe, Affe, Eeeelefant, Affe, Eeeelefant, Affe, Affe, Affe, Affe):

@ Shi-chan_ : Es gibt kein sinnloses Geschwafel in meinem Kommibereich! Es gibt nur mitteilungsbedürftige Kommi-Schreiber und die werden von mir immer und zu jeder Zeit willkommen geheißen und mit Tee und Keksen bewirtet!
 

@ Sam_Dean : Ich verlange noch immer Aufklärung, was die Bergarbeiterkluft betrifft!
 

@ Silaya Hien: Deine Meinung über kleine Kinder, die in Gruppen auftreten, wird von mir und Dean restlos geteilt!
 

@ -Kitsune: Alkohol ist gefährlich und sollte nur in Maßen konsumiert werden!
 

@ Viebi_Lucifer: Ich hab dich bis hierher schreien hören, wohnst du hier in der Nähe? Und du musst dich nicht schämen, in all der Aufregung können einem schon mal ein paar Worte abhanden kommen. War ja auch dunkel in der Gasse.
 

@ Todesgoettin_Hel: Wenn du immer so viel sabberst, musst du aber bitte auch immer viel trinken, sonst dehydrierst du mir noch und das könnt ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, da müsst ich den Erotikfaktor wieder wegsperren!
 

@ J2 : Wieso sind Wochenenden die Hölle? Ab und zu gibt's doch auch neue Kapitel am Wochenende. Heute zum Bleistift.
 

@ Shaitan: Für dich gilt das Gleiche wie für Hel-chan - viel trinken!
 

@ jibrillchan: Ich liebe deinen Kommi. Ich liebe sie immer. Aber das mit der Schokoladensoße war fies - da wird man ja ganz grün vor Neid!
 

@ melody_neko: Ich fand deine Sendung fabelhaft, habe sehr gelacht und werde auch beim nächsten Mal wieder einschalten!
 

@ Love_Me_Some_Pie: Hier haste ne ganze Packung! *werf*
 

@ Serendipity: Bildungsauftrag erfüllt, meine Liebe! Grandios, beispielhaft und äußerst vorbildlich!
 

@ Godric: Äußerst irreführender Nickname! Dachte doch tatsächlich erst, du wärst'n Kerl! Trotzdem herzlich willkommen in unserer Mitte!
 

@ Calysto und stellvertretend alle Anderen: Ich mache schnell, ich mache SEHR schnell und ich mache nicht noch schneller, egal, was ihr sagt!
 

@ Hermmy: Wieso auch mal? Du schreibst mir doch regelmäßig? Oder war das dein böser Zwilling?
 

@ DemonOfFear: Meine Reaktion gestern Nacht im Chat mit Kinka: OH.MEIN.GOTT! MONSTERKOMMI! Bin baff und begeistert und total platt und find dich suuuper! Natüüürlich habe ich die geheimen Tagebücher der Gefährten gelesen!

Und das solltet ihr alle tun! Dann seht ihr wenigstens Mal, wo ich überall dreist klaue! Ich find das jedenfalls toll, dass du ALLE Kommis nachgeholt hast, huldige dir ebenfalls mit einem WUHA! und ... und... und... du bist TOLL!
 

@ irrce: Wie und ob ich einen ausgebe, entscheide ich ganz alleine! Und wo bleibt mein Rezensierkommi?! Kusch, kusch! Und ich fürchte fast, der arme Sammy wird in einer derartigen Umfrage ganz fürchterlich abstinken. Aber was soll er auch machen, ICH mag ja nunmal den Dean lieber und gegen eine derart voreingenommene Größenwahnsinnige hat er keine Chance.
 

...
 

Das mach ich NIE wieder!
 

moko-chan
 


 

Dean legte den Kopf ein wenig zurück, ließ ihn beständig kreisen, um die lästigen Verspannungen in seinem Nacken los zu werden, genoss aus vollen Zügen das schauerliche Knacken, das er damit auslöste, bevor er aus dem Augenwinkel einen Blick auf Sam warf, der es doch tatsächlich geschafft hatte, schon wieder auf dem Beifahrersitz einzupennen, dabei waren sie doch gerade erst los gefahren!

Sam gab einen Laut von sich, irgendwo zwischen Brummen und Knurren, sein Kopf kippte nach links in Richtung Dean und gegen Deans in Leder verpackte Schulter und der hielt ganz still und linste auf Sam hinab, der ein wenig vor sich hin schnuffelte und dann friedlich weiter schlief.

Die Vorstellung, ein wenig Abwechslung in ihre so wohl definierte Beziehung zu bringen und Sam auch mal die Zügel in die Hand und Deans Hintern nehmen zu lassen, wurde bei diesem Anblick noch absurder, als sie ohnehin gewesen war und Dean schnaubte einmal spöttisch, bevor er Sammy eine seiner Zottelsträhnen aus dem Gesicht strich.

Allein, was das für den Punktestand auf seiner Männlichkeitsskala bedeuten würde, wenn er sich von Sam flachlegen ließe!

Sean und Dannys Ansichten zu dem Thema konnten ihm gestohlen bleiben und was fiel denen überhaupt ein, sich in ihr Sexualleben einzumischen und Sammy solch verwerfliche Flausen in den Kopf zu setzen?

Am Ende fand der die Idee noch gut und fing an, mit ihm darüber diskutieren zu wollen und wenn Sam erstmal anfing, zu diskutieren – Sam gab erneut dieses merkwürdig brummige Knurren von sich, schmiegte sich an Deans Schulter und lenkte den für einen Moment von seinen kriegerischen Gedanken ab.

Dean vertiefte sich so sehr in Sams friedlichen Anblick, dass er beinahe vergessen hätte, wo sie waren – in einem fahrenden Wagen, gefährlich, gefährlich! – und er ärgerte sich maßlos, dass ihm im Moment keinerlei Möglichkeiten zur Verfügung standen, Sams hilflosen Zustand auf auch nur die unschuldigste Art auszunutzen.

Wie gern hätte er ihm jetzt zum Beispiel einen Plastiklöffel in den Mund gesteckt!

Dean grinste, wuschelte Sam einmal verspielt durchs Haar und beschloss, sich nicht weiter Gedanken über mögliche oder unmögliche Ideen zu machen, die die Einmischerei der vergangenen Nacht möglicherweise in Sams ja ach so kreatives Hirn gepflanzt haben KÖNNTE, sondern zu genießen, dass sie endlich wieder allein unterwegs waren und somit endlich wieder Zeit für gepflegten Schweinkram hatten.

Ein frivoles Grinsen schlich sich in Deans Mundwinkel, hob sie auf beiden Seiten – links ein wenig mehr als rechts – ein beträchtliches Stück an und er war versucht, aus voller Kehle „Born to be Wild“ mitzuschmettern, hielt sich allerdings zurück, weil er Sam ja schließlich nicht wecken wollte.

Was auch immer ihnen dieser absonderliche Fall in diesem Kaff in der Nähe von Lincoln bringen würde, es fühlte sich gut an, wieder unterwegs zu sein; nur mit Sam und dem Impala und seiner Musik und dem ein oder anderen Zwischenstopp in einem Motel um die Untiefen der braunen Plastiktüte endlich voll auszuschöpfen.
 

„Was Brauchbares gefunden?“

Dean baute sich hinter Sam auf, der ihn soeben stumm zu sich heran gewunken hatte, warf einen Blick auf den Bildschirm des Laptops, legte seine Hände auf Sams Schultern und beugte sich leicht vor, um den Artikel, den Sam aufgetan hatte, besser entziffern zu können.

Die Anzahl unerklärlicher Todesfälle, die ihn und Sam in dieses bezaubernde Kaff geführt hatte, war vor drei Tagen offenbar um eine weitere Person angestiegen: Eine junge Frau in der Blüte ihres Lebens, Studentin am örtlichen College, die weder krank noch sonst irgendwie auffällig gewesen war, war ohne jegliche Fremdeinwirkung mitten in der Mensa tot umgefallen.

Augenzeugen berichteten, dass sie scheinbar eine Art Anfall oder Panikattacke gehabt habe, der Leichenbeschauer sagte allerdings, dass es nicht körperliches Versagen in Form eines Herzinfarkts oder Hirnschlages gewesen sei, das sie dahin gerafft hatte – es hatte sie scheinbar gar nichts dahin gerafft und sie sollte im Prinzip nicht etwa tot sondern ganz im Gegensatz quicklebendig sein und fröhlich über die Wiese hüpfen.

„Hier steht, dass ihre beiden Mitbewohnerinnen im Wohnheim sehr unter dem schweren Verlust leiden – vielleicht sollten wir denen Mal einen Besuch abstatten…“, schlug Sam bedrückt vor und Dean verfestigte kurz den Griff an seinen Schultern, bevor er ihn losließ und sich aufrichtete.

„Sollten wir ganz sicher… als Versicherungsagenten?“

Sam nickte und erhob sich von seinem Stuhl, drehte sich zu Dean um und lächelte schwach, als der ihm wie nebenbei die Brust tätschelte und sich dann in seine Versicherungsagenten-Verkleidung warf.

Sam wusste, dass Dean wusste, dass ihn der sinnlose Tod eines Menschen auch nach all der Zeit noch belastete und immer belasten würde, Sam wusste weiterhin, dass es Dean da ähnlich ging – und er das niemals zugeben würde – und er wusste, dass Dean ihn mit diesem Tätschler auf seine verdrehte „Werd hier jetzt ja nicht emotional!“ Art hatte trösten wollen.

Er sah Dean dabei zu, wie der eben sein einziges weißes Hemd überstreifte und zuknöpfte und ging dann zu ihm hinüber und stellte sich hinter ihn, um ihm beim Binden der Krawatte zu helfen.

Dean war zwar durchaus in der Lage, seinen doppelten Windsor-Knoten auch alleine zu schlingen, ließ Sam allerdings gewähren und beobachtete dessen Gesicht im Spiegel, während er ihm über die Schulter linste und ihm penibel und genau einen perfekten Knoten band.

Der Anblick von Sam hinter ihm, in dieser fast schon… beschützenden Haltung, löste ein merkwürdiges Gefühl in Dean aus, bei dem er sich nicht ganz entscheiden konnte, ob es ihm jetzt gefiel oder nicht.

Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, Sam richtete sich wieder auf, betrachtete sein Werk im Spiegel, nickte zufrieden und wandte sich dann von ihm ab, um sich selbst umzuziehen.

Dean sah Sam genüsslich beim Aus- und dann etwas weniger genüsslich beim Wiederanziehen zu, bedauerte sich selbst ausgiebig, so einen verdammt Zeitaufwendigen Beruf „ergriffen“ zu haben und griff sich dann Sams etwas geschmacklose Krawatte und ging damit zu ihm hinüber.

Es war für Dean eine Selbstverständlichkeit, nach Sams freundlicher Geste von vorhin Gleiches mit Gleichem zu vergelten und nun Sam einen etwas weniger perfekten Windsor-Knoten zu schlingen, als der das bei ihm getan hatte – da er allerdings von normaler Körpergröße und kein verdammter Freak war, musste er dies von vorn tun, während Sam brav stillhielt und ihn werkeln ließ.

Der Knoten war schließlich zu seiner Zufriedenheit geschlungen, Dean trat einen Schritt zurück, blickte zu Sam auf und grinste: „Du siehst aus wie ein verirrter Konfirmand.“

Sam zog ihm eine genervte Grimasse und Dean grinste noch etwas breiter, wandte sich von ihm ab und ging zur Tür.

„Komm und lass es uns hinter uns bringen… und danach sehen wir, was du alles in der Sonntagsschule gelernt hast…“

Sam wurde ein wenig rot, als er Deans anzüglichen Unterton vernahm, verließ mit ihm das Motelzimmer, schloss hinter ihnen ab, fragte gar nicht erst, ob er fahren solle und stieg auf der Beifahrerseite in den Impala ein, während Dean sich selbstzufrieden grinsend hinters Steuer schwang.

Sie schlugen die Türen synchron hinter sich zu, Dean startete den Motor und Sam öffnete das Handschuhfach, um ihnen die entsprechenden Ausweise für ihre Tarnung heraus zu suchen.

Er reichte Dean seinen „Oscar Madison“, behielt „Felix Ungar“ für sich und fragte sich im Stillen, warum sie bei Deans Fetisch für diese Art von Decknamen noch nie erwischt worden waren.
 

„Mein Beileid zu Ihrem Verlust…“

Dean beobachtete, wie Sam mit seinem überzeugendsten Hundeblick den Mitbewohnerinnen der verstorbenen Ellen Parker die Hand schüttelte, kurz seinen Ausweis vorzeigte und sie Beide vorstellte und nahm genauestens die Studentenwohnung in Augenschein, in der die Verstorbene gewohnt hatte.

Die Wände waren in fröhlichen Farben gestrichen, ein fuchsiafarbener Teppich lag auf dem Parkettboden unter dem in dunklem Lila gehaltenen Sofa und überall, wirklich überall fanden sich Dekoschmetterlinge.

Überall!

In den Vorhängen, an der Pinnwand, auf den Kissen, zwischen den Blumen… überall!

Dean erwartete halb und halb jetzt Iron Butterflys „In-A-Gadda-Da-Vida“ vorgespielt zu bekommen; dieses Vergnügen wurde ihm jedoch nicht zuteil, aus der Musikanlage dröhnte irgendwas vonwegen „Ready steady can’t hold me back, Ready steady give me good luck, Ready steady never look back“ – toller Song, gefiel ihm – und sein von der geflügelten Plage überforderter Blick blieb schließlich an einem Poster hängen, das eine asiatische Band zeigte – japanisch, wie er vermutete – und weil er die Sängerin ganz niedlich fand, machte er einen Schritt darauf zu, betrachtete es von Nahem und stellte mit leisem Entsetzen fest, dass es sich bei der Sängerin um einen Sänger handelte – und zwar eindeutig, eindeutiger ging’s gar nicht – und dann stand plötzlich eine der Mitbewohnerinnen neben ihm, die augenscheinlich Sams Hundeblick nicht mehr ertragen konnte und sich nach maskulinerer Gesellschaft sehnte.

„Ist ihr Kollege nicht ein wenig jung für einen Versicherungsmenschen?“, erkundigte sie sich ein wenig sarkastisch bei ihm und Dean war empört, dass sie ihn augenscheinlich als ALT genug erachtete, diesen Beruf auszuüben.

„Das sieht nur so aus, er ist Mitte Dreißig…“, log er also verdrießlich und betrachtete wieder das Poster.

„L’Arc~en~Ciel…“, wurde er informiert und dann von oben nach unten gemustert – langsam machte ihn dieses blond gefärbte Individuum nervös.

„Japanische Band, seit 17 Jahren aktiv…“, erweiterte sie ganz nebenbei seinen Horizont, als habe sie ein Werbeabkommen mit der Band und rückte ihre schwarz-weiße Brille zurecht, „Ellen hat sie nie gemocht…“

Ihr Blick wurde traurig, sie tat ihm plötzlich leid – und er war sehr froh, als die zweite Mitbewohnerin mit Sam an ihrer Seite hinzu trat und tröstend ihren Arm um sie legte.

„Sie findet ständig ihre Haare überall…“, erklärte sie Sam und Dean, hielt zum Beweis ein blondes, leicht gewelltes Haar in die Höhe und wurde strafend geboxt, dieses augenscheinlich peinliche Detail ausgeplaudert zu haben.

„Was denn, ist doch so!“, beschwerte sie sich angefressen, zog ihren Arm zurück und schüttelte ihr braun gelocktes Haupt, bevor sie ihre Brille abnahm – offenbar war dies eine sehr kurzsichtige Wohngemeinschaft – sie ungeduldig putzte und sich dann ein wenig weniger zickig an Dean wandte: „Sind Sie jetzt fertig mit Ihrer Fragerei?“

Dean sagte sich, dass sie trauerte und trauernde Menschen mit Nachsicht behandelt werden mussten, schluckte eine bissige Bemerkung hinunter und schaffte tatsächlich ein freundliches Lächeln – was Sam aus der Bahn warf, der sich gerade darauf gefasst gemacht hatte, sich für ihn entschuldigen zu müssen.

Die Lawlesses hatten sich scheinbar positiv auf Deans Sozialkompetenz ausgewirkt.

„Leider haben wir noch ein paar Fragen…“, brachte Dean mit diesem unerwartet freundlichen Lächeln vor, die Brünette blinzelte perplex und wurde rot und die Blondgefärbte schnaubte ungehalten.

„Und die wären?“

Sam sah, dass Deans Sozialkompetenz jetzt doch aufgebraucht war und schaltete sich hastig ein: „War Ellen in den letzten Tagen irgendwie anders als sonst? Hat sie sich merkwürdig verhalten?“

„Was hat das mit irgendwas zu tun?“, erkundigte sich die Blonde ein wenig misstrauisch und Deans mangelnde Sozialkompetenz schlug gnadenlos zu: „Antworten Sie einfach auf die Frage!“

Dean traf ein stechender Blick, der ihn ein wenig aus der Bahn warf – für gewöhnlich konnte er sich ein solches Benehmen bei Frauen leisten, weil die ihm dank seines blendenden Aussehens einfach mal komplett verfielen – er starrte jedoch heldenhaft zurück, und starrte und starrte, bis Sam sich leise räusperte und ihm wieder einfiel, warum sie eigentlich hier waren.

„Also… hat sie sich merkwürdig verhalten?“, fragte Sam vorsichtig, nachdem Dean das Dauerstarr-Duell verloren gegeben hatte und die Brünette zögerte einen Moment, bevor sie nickte.

„Sie hatte Alpträume… das ging vor ein paar Wochen los…“

„Wovon hat sie geträumt?“, fragte Sam behutsam und war nicht großartig verwundert, als die Blondgefärbte ihn kritisch musterte und die Hände in die Hüften stemmte: „Das KANN Sie doch gar nicht zu interessieren haben!“

„Alles kann von Bedeutung sein…“, erwiderte er ebenso verständnisvoll wie beharrlich und sie schnaubte: „Sie hat von einem Kopflosen geträumt, wenn Sie’s denn unbedingt wissen wollen! Einem Kopflosen! Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass DAS von irgendwelcher Bedeutung sein könnte!“

Sam beschloss, darauf nichts zu erwidern und wandte sich sicherheitshalber der Brünetten zu, die schien wesentlich umgänglicher zu sein.

„Haben diese Träume ihr Angst gemacht? Hat sie oft von ihnen gesprochen?“

Die Brünette nickte langsam und obwohl auch sie nicht allzu überzeugt wirkte, dass diese Fragen zu irgendeinem Ergebnis führen würden, schien sie beschlossen zu haben, so hilfreich wie möglich zu sein.

„Sie hat wirklich oft von dem Kopflosen gesprochen. Sie hatte Angst, sich schlafen zu legen, weil sie nicht von ihm träumen wollte und irgendwann war sie dann so weit, dass sie gesagt hat, es wären gar keine Träume gewesen, sie hätte ihn wirklich gesehen – sie hat geschlafwandelt, wissen Sie – und dann vor drei Tagen in der Mensa…“, sie hielt inne, schluckte und atmete einmal tief durch, bevor sie Sam in die Augen sah, „’Er ist hier, er ist hier!’ – Das hat sie geschrieen… immer und immer wieder… und dann ist sie zusammengebrochen.“

Die Reifeprüfung

„Ein Kopfloser… dass ich das noch erleben darf!“

Dean wirkte für Sams Geschmack ein wenig zu aufgekratzt, er trommelte mit den Fingern zum Takt der Musik aufs Lenkrad des Impala, rockte fröhlich vor sich hin und Sam warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, der an Deans morbider Heiterkeit einfach mal total abprallte.

„Ja, und wenn du ganz viel Glück hast, dann ist es auch noch ein Kopfloser Reiter!“, erwiderte er sarkastisch und Dean grinste doch tatsächlich beseelt, drehte die Musik lauter und summte „Down South Jukin“ von Lynyrd Skynyrd mit.

„Dude, das hier ist ernst!“, versuchte Sam, gegen die Musik anzuschreien und Dean drehte sie tatsächlich wieder etwas leiser und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu: „Hab ich was Anderes behauptet?“

Sam verdrehte die Augen und schnaubte und Dean klopfte ihm gutmütig auf den Oberschenkel.

„Keine Sorge, Sammy, wir werden unserem Kopflosen die Ohren lang ziehen…“, Dean machte eine Kunstpause, damit Sam seinen wundervollen Witz würdigen konnte und war beleidigt, als der keine Anstalten machte, das zu tun, „ihn ins Jenseits schicken und dafür sorgen, dass er auch dort bleibt.“

Sam erwiderte nichts, sein Gesicht machte „Fahr einfach und halt die Klappe“ und Dean versuchte nicht einmal, herauszufinden, was Sam schon wieder hatte, hielt die Klappe und fuhr einfach.

Er linste Sam aus dem Augenwinkel ein ums andere Mal prüfend an und war erleichtert zu sehen, dass dessen Laune sich scheinbar ganz von allein besserte.

Wundervoll, dass das auch so funktionierte und ihm somit ENDLICH mal Eigeninitiative und ein klärendes Gespräch erspart blieben.

Wahrscheinlich kriegte Sam einfach nur seine Tage und hatte deswegen Stimmungsschwankungen.

Dean parkte den Impala vor ihrem Motel, stellte den Motor aus, schwang sich von seinem Sitz, sein Blick traf über das Autodach hinweg auf den von Sam, der noch immer schick und adrett aussah in seinem (Tarn-)Anzug, sie sahen sich eine Weile in die Augen und irgendwie löste Sams Anblick mit einem Mal mehr als unanständige Gedanken in Dean aus.

Blöd nur, dass sie sich gerade mitten in einer Recherche befanden und er die jetzt kaum umsetzen konnte, ohne Sam zu verstimmen.

Dessen heilige Devise lautete ja leider „Erst die Arbeit, dann noch mehr Arbeit, dann sauer auf Dean sein, ihm nicht sagen warum, dann noch mehr Arbeit und DANN das Vergnügen“ und Dean war sonnenklar, dass Sam ihn nicht ranlassen würde, bis sie zumindest eine leise Ahnung hatten, in welche Richtung sie sich in diesem Fall bewegen mussten.

So seufzte er dann also leise, ging Sam voran in ihr Motelzimmer, erwartete halb, dass der jetzt sofort wieder seinen Laptop anwerfen würde und war dementsprechend überrascht, als Sam, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, auf ihn zu kam, ihm die bereits gelöste Krawatte ganz öffnete und aufs Bett warf und aus unter diesen Umständen überraschend erregten Sammyaugen auf ihn runter sah.

„Wie – was’n nu los?“, brachte Dean gerade noch heraus, da wurden ihm die Lippen auch schon von Sam versiegelt.

Dean stöhnte überrascht, schlang seine Arme um ihn und begriff nicht so ganz, was denn schon wieder in Sammy gefahren war – immerhin hatte er ihn grade nur ANGEGUCKT, das konnte den doch unmöglich so-

„Mh!“

Dean wurde schon wieder in die Unterlippe gebissen und er fand sich gleichmütig damit ab, dass Sam einfach immer für eine Überraschung gut, ab und zu durch reines Angucken zu erregen und manchmal bissig war, seufzte zufrieden und schob ihm das Sakko von den breiten Schultern.

Sam schloss die Augen, lehnte seine Stirn gegen Deans und unterbrach kurz ihren Kuss: „Du wolltest doch überprüfen, was ich in der Sonntagsschule gelernt habe, oder nicht?“

Dean konnte ihn einen Moment lang nur anstarren, sah allerdings nicht sonderlich viel, da Sams Wuschelhaar diesem wie üblich vorwitzig in die Stirn hing, also schluckte er trocken und nahm einfach mal an, dass Gott es heute extrem gut mit ihm meinte.

Das wurde ja schon langsam gruselig!

Er ließ sich von Sam zum Bett schieben und setzte sich hin, war nichtmal sonderlich überrascht, als Sam sich sofort vor ihn kniete, ihm das Hemd aus der Hose zog und anfing, seinen Bauch zu küssen.

„Sammy?“

Dean zog seine linke Augenbraue in die Höhe, als er den zufriedenen Gesichtsausdruck bemerkte, mit dem Sam ihn verwöhnte und legte leicht den Kopf schief.

„Mh?“, machte Sam leise, leckte sanft über den Streifen Haut zwischen seinem Bauchnabel und dem Hosenbund und Dean musste einmal tief durchatmen, bevor er loswerden konnte, was ihm auf dem Herzen lag.

„Christo?“

Sam reagierte nichtmal, ließ seine Zunge in Deans Bauchnabel gleiten und Dean stöhnte leise, lehnte sich leicht zurück und legte den Kopf in den Nacken.

Sam war scheinbar wirklich einfach nur… geil.
 

„Na, dann lass mal sehen, was du in der Sonntagsschule gelernt hast…“

Dean sah Sam erschaudern, seine Augenbraue machte Bekanntschaft mit seinem Haaransatz und die Erkenntnis, dass Sam diese unanständige, unanständige Idee tatsächlich anmachte, schoss ihm direkt zwischen die Beine.

Er strich Sam mit einer mokanten Geste das Haar aus dem Gesicht und befahl ihm mit all der Autorität, die er aufbringen konnte – und das war eine ganze Menge: „Sieh mich an!“

Sam erschauderte erneut, gehorchte prompt und als sein Blick auf Deans traf und ihnen Beiden klar wurde, WAS sich hier gleich abspielen würde, wurde Sam hart und in Deans Gesicht trat ein Ausdruck reiner Lüsternheit.

„Braver Junge…“, schnurrte er zufrieden, Sam errötete leicht und er schmiegte sich doch tatsächlich an Deans Hand, als der ihm über die Wange streichelte.

Dean beugte sich vor, zog Sam zu einem Kuss zu sich hoch und ließ ihre Zungen unanständig feucht miteinander spielen, bevor er sich mit einem schmatzenden Laut von Sam löste und dann langsam und bedächtig sein Hemd aufknöpfte.

Sam sah ihm dabei zu, seine Gedanken ein unübersichtlicher Wust zwischen „WAS mach ich hier eigentlich?!“, „Kann er denn nicht schneller machen?“ und „Oh Gott, dass wird so GUT!“ und als Dean das Hemd endlich aufgeknöpft hatte, beugte er sich mit ungeduldiger Hast vor, küsste Deans Brust und seinen Bauch und kümmerte sich nicht um seine wüsten Gedanken.

„Das fühlt sich gut an, Sammy…“, wisperte Dean mit rauer, viel zu sinnlicher Stimme und Sam bekam eine Gänsehaut, stöhnte leise und ließ leicht das Becken kreisen, um den Druck seiner Hose gegen sein hartes Glied zu erhöhen.

Warum fasste Dean ihn denn nicht richtig an?

Deans Hand streichelte durch sein Haar, lenkte seine Bewegungen und als Sam sich langsam an Deans Bauch hinab küsste und schließlich mit dem Kinn Deans Schritt streifte, er die Hitze seiner Erektion durch den Stoff seiner schwarzen Hose spüren konnte, gab er seinem ersten Impuls nach, rieb seine Wange daran und schloss für einen Moment die Augen.

Dean stöhnte genüsslich, leckte sich über die Lippen und sprach einfach aus, was ihm bei dem Anblick durch den Kopf ging: „Ungezogen, Sammy… einfach nur ungezogen.“

Sams Wangen wurden noch einen Hauch röter, er schlug die Augen wieder auf und blickte zu Dean auf: „Darf ich deine Hose aufmachen?“

Dean war sehr froh, dass sein Blut gerade andernorts beschäftigt war, sonst hätte er jetzt garantiert Nasenbluten bekommen.

„Willst du das denn?“, erwiderte er neckisch und Sam richtete seinen Blick auf Deans Schritt und nickte schon fast verträumt.

Dean unterdrückte ein weiteres „Christo!“, knöpfte seine Hose auf und zog dann ebenso langsam wie genüsslich den Reißverschluss hinunter.

Wenn Sam unterwürfig und devot sein wollte, er würde ihn ganz bestimmt nicht daran hindern.

„Ist es so besser?“, erkundigte er sich hinterhältig, Sam sah kurz zu ihm auf und Dean wurde beinahe ohnmächtig vor… Freude, weil Sams Blick einfach mal verschärft verklärt und absolut glasig war.

Sam blickte wieder nach unten, auf Deans Schritt, streckte beinahe zögernd die Hand aus, streichelte damit über die heiße Beule, die noch immer von Shorts und Hose bedeckt war und leckte sich unbewusst über die Lippen.

Dean schrammte kurz an einem Herzkasper vorbei, dankte allen ihm bekannten Göttern inklusive der fabelhaften Irren mit dem Laptop und legte wieder seine Hand an Sams Wange, streichelte ihm mit dem Daumen über die Lippen und Sam stupste Deans Daumen mit seiner Zunge an, nahm ihn in den Mund und fing dann an, sanft daran zu lutschen.

Dean biss die Zähne zusammen, seine Erektion wurde schmerzhaft hart und Sam schloss die Augen und gab leise Laute des Genusses von sich.

Da Sam ja scheinbar bereit war, dieses kleine Spielchen durchzuziehen, warum sollte er sich dann noch zurückhalten?
 

Dean entzog Sam seinen Daumen und als Sam sich über die Lippen leckte und dann mit leicht geöffnetem Mund und schon beinahe bettelnd zu ihm aufsah, machte etwas in Deans Kopf leise „Puff!“, der Verstand sank ihm in die Lenden und die Spiele konnten beginnen.

„Soll der nette Onkel dir was Feines zeigen?“, schnurrte er lüstern, in Sams Verstand machte etwas „Kawumm!“, er nickte, reckte sich zu Dean hoch, um sich küssen zu lassen – feucht und unanständig und gierig – er spürte Deans Hand auf seinen Hintern wandern und über die Naht seiner Hose fahren und Sam war plötzlich bereit, ihn alles mit sich machen zu lassen, wenn er sich nur ein wenig beeilte.

„Ja bitte…“, erwiderte er also etwas verspätet und noch dazu reichlich atemlos nachdem sie ihren Kuss beendet hatten und Dean packte etwas fester zu, knetete seinen Po, sah ihm dabei in die Augen und stellte die unausweichliche Frage: „Gefällt dir das?“

Sam nickte, presste sein Gesicht an Deans Halsbeuge, stöhnte leise „Jah…“ und bewegte sich Deans forscher Hand unbeherrscht entgegen, gab sich keinerlei Mühe, seine Erregung zu verbergen und fing an, leise zu wimmern, als ihm seine Hose langsam aber sicher zu eng wurde.

„Tut es weh?“, wisperte Dean verführerisch an seinem Ohr und Sam nickte hastig und keuchte überrascht auf, als Dean ihm ohne jede Vorwarnung in den Schritt packte.

„Soll ich mich darum kümmern?“, schnurrte Dean leise, leckte über Sams Ohrläppchen und der nickte erneut und kniff die Augen zu, als Dean nur noch fester zupackte, „Du musst es schon sagen…“

„Dean… bitte…“

Dean zog seine Hand von Sams Schritt zurück, legte sie unter sein Kinn und hob sein Gesicht zu ihm an, strich ihm mit der anderen Hand das Haar aus dem Gesicht: „Soll ich mich darum kümmern?“

Sams Blick verklärte sich wie im Fieber, er nickte so langsam, als sei er sich dessen gar nicht bewusst und auch seine Antwort klang abwesend bis verträumt: „Jah, bitte… bitte… ich brauche es…“

Dean blinzelte einmal, versuchte, möglichst nicht aufzuhören zu atmen und als auch sein Herz wieder in zumindest annähernd normalen Bahnen schlug, forderte er Sam mit einem lasziven Lächeln auf, sich zu ihm aufs Bett zu setzen.

Sam kam mit Mühe auf die Beine, seine Knie waren irgendwie so merkwürdig weich, und als er schließlich neben Dean saß, wusste er, dass nur eine zielsichere Berührung von dem ausreichen würde, um ihn auf der Stelle kommen zu lassen.

So wie Dean ihn ansah, war klar, dass er sich dessen voll und ganz bewusst war und Sam schwankte zwischen dem Verlangen, dass seine Lust so schnell wie möglich befriedigt wurde und dem Bedürfnis nach einem sehr viel längeren Vorspiel.

Er seufzte erleichtert auf, als Dean ihm endlich die Hose aufknöpfte und den Reißverschluss aufzog, sah mit fiebrig glänzenden Augen zu, wie Deans Hand sich in seine Shorts schob und als sie sich um seine um Aufmerksamkeit bettelnde Erektion schloss, sah er einen Moment lang Sterne.

„Jetzt ist es besser, hm?“

Sam erschauderte am ganzen Körper, als er Deans Stimme unerwartet nah an seinem Ohr vernahm, kniff stöhnend die Augen zusammen und nickte hilflos.

Wenn Dean nicht bald etwas unternahm, dann würde er das letzte Bisschen Verstand verlieren, das ihm noch verblieben war.

„Ist dir heiß?“, flüsterte Dean – noch immer viel zu nah – seine Lippen berührten sachte Sams Ohrmuschel, sein Atem strich warm über seine Haut, „Soll ich dich ausziehen?“

Deans Stimme in Kombination mit der ihn streichelnden Hand in seinem Schritt war zu viel für Sam.

Er kippte Dean entgegen, presste die Stirn an seine Halsbeuge und kam so heftig, dass er für ein paar Sekunden jeglichen Bezug zur Realität verlor.
 


 

Ähhh, gut. Ich erklär euch jetzt mal, was bei diesem Kapitel passiert ist.

Also, ich hatte einen Plan - einen PLAN, ich hatte ENDLICH mal einen PLAN - und tippte so lustig vor mich hin, in meinem Kopf wuchs und gedieh die Story vom Kopflosen und dann sahen Dean und Sam sich über das Autodach an und ZONK! war mein ganzer schöner Plan dahin und Sam und Dean machten, was sie wollten.
 

Ich habe vor, mich dafür im nächsten Kapitel ganz fürchterlich zu rächen, die werden sich noch umgucken!
 

Nun mal zur Aufklärung dieser Plastiktüten vs. Papiertüten Geschichte: Dean hat Sam das fabelhafte Hundehalsband seinerzeit in einer braunen Papiertüte in den Schoß geworfen (ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre...), der hilfreiche Verkäufer im Sexshop hat ihm allerdings eine unauffällige braune Plastiktüte ausgehändigt (ja, ich maaag Mittermeier, ich verehre ihn sogar! Und ich scheue mich auch nicht, dass hier zu verkünden!).

Alles klärchen soweit?

Dann is ja gut!
 

Bis zum nächsten Kapitel!
 

moko-chan
 

P.S.: Das Schöne daran, dass sie es NIE Adult schalten, ist ja, dass ich euch mit solchen Kapiteln dann so toll überraschen kann!!!

Manche mögen's heiß

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Sam erwachte zu den ungewohnten Klängen fremder Finger auf der Tastatur seines Laptops, knurrte leise, schlug träge die Augen auf und wurde mit Dean konfrontiert, der neben ihm im Bett saß, mit nichts als einem Handtuch um die Hüften – wieso hatte der ohne ihn geduscht?! – und konzentriert… recherchierte?

Sam hoffte zumindest, dass er das tat.

Wenn Dean das nämlich nicht tat und sich auf der Suche nach weiteren Methoden, wie er ihn… quälen konnte, befand, dann… also dann-

„Du bist ja wach…“

Eine angenehm warme Hand strich Sam liebevoll das Haar aus der Stirn und er schloss für einen Moment genießerisch die Augen, vergaß seine ketzerischen Gedanken betreffend Deans Motivation und seufzte zufrieden.

„Willst du hören, was ich bisher rausgefunden hab?“ drang Deans Stimme leise und scheinbar bewusst sanft in sein Bewusstsein und Sam wünschte sich mit einem Mal, Dean hätte tatsächlich nach weiteren Methoden gesucht, ihn zu ‚quälen’.

Er wollte, dass Dean ihn ‚quälte’, er liebte es, wenn Dean ihn ‚quälte’.

Sam schlug eher unwillig die Augen wieder auf, setzte sich hin, rückte so nahe wie möglich an Dean heran – natürlich nur, um ebenfalls auf den Bildschirm des Laptops sehen zu können – legte den Arm um Dean und machte professionelle Miene zum bösen Spiel.

„Lass hören.“

„Also…“, setzte Dean an, „Zunächst mal: Die Menschen sind krank! Wusstest du, dass, wenn sich einer im Mittelalter der ‚Grenzsteinversetzung’ schuldig gemacht hat – also, wenn er sich Ackerland seines Nachbarn geklaut hat – er bis zum Hals in das betreffende Stück Acker eingegraben wurde, wo sich der Grenzstein ursprünglich befunden hat und der betrogene Nachbar so lange mit einem Pflug über seinen Kopf fahren durfte/sollte/musste bis der… naja… Matsch war?!“

Dean drehte seinen Kopf zu Sams, ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe, weil sie so dicht nebeneinander saßen und Sam musste ein wenig kämpfen, seine angewiderte Grimasse über die mitteltalterlich-grausige Praktik aufrecht zu erhalten: „Nein, das wusste ich nicht.“

Dean nickte grimmig, wirkte zufrieden, endlich mal derjenige zu sein, der Sam was Neues erzählen konnte und richtete seinen Blick dann wieder nach vorn, recherchierte weiter, und Sam begann versunken, Deans Sommersprossen zu zählen.

„Also, die meisten Legenden über Kopflose, die ich bisher gefunden habe, stammen aus Deutschland – ich bezweifle allerdings, dass das was zu bedeuten hat. In einigen Legenden ist er ein Widergänger, da ihn in der Mensa allerdings niemand gesehen hat, nehme ich mal an, dass wir es hier eher mit einem körperlosen Geist zu tun haben, es sei denn natürlich, er ist nur für den sichtbar, auf den er es abgesehen hat…“

Dean legte nachdenklich den Kopf schief, blinzelte verdutzt, als er Sams Lippen in Form eines zärtlichen Kusses mit einem Mal an seiner Wange spürte und hielt in seinem Vortrag inne: „Sag mal, WAS ist eigentlich los mit dir in der letzten Zeit?“

Er drehte seinen Kopf ruckartig wieder in Richtung Sam, diesmal kollidierten ihre Nasenspitzen tatsächlich und Sam machte ein schuldbewusstes Gesicht: „Entschuldige…“

Dean räusperte sich, wusste nicht, ob er genervt oder geschmeichelt sein sollte und beschloss, einfach weiter zu lesen und zu ignorieren, dass Sam scheinbar rollig oder sowas war – er hoffte nur, dass dieser Zustand zumindest noch so lange anhielt, bis sie diesen Fall abgeschlossen hatten und die ganze schöne überschüssige sexuelle Energie nicht völlig verschwendet war.

„Ich hab noch immer keine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern feststellen können…“, verkündete Dean sowohl professionell als auch gefrustet und ignorierte, wie Sam ihm mit den Fingerspitzen über die nackte Schulter strich, „Vielleicht sollten wir noch ein paar Hinterbliebene aufsuchen, um mehr Details herauszufinden…“

Sam nickte artig und beschloss, endlich mal sein Scherflein beizutragen und Deans Selbstbeherrschung zu honorieren; er löste sich von ihm, stand aus dem Bett auf und verschwand ins Badezimmer – und er WUSSTE, dass Dean jetzt wieder über das ganze Gesicht grinste, weil er so komisch lief.

Dem hatte ja auch nicht über einen erschreckend langen Zeitraum ein verdammter – ach, egal.

Sam atmete einmal tief durch, kraxelte etwas ungelenk in die Duschwanne, zog den Duschvorhang mit Herzchenmotiv zu und stellte das heiße Wasser an.

Er hoffte, dass seine motorischen Fähigkeiten von seinem Duschgang so weit angeregt würden, dass er bei der auf ihn zukommenden Recherche zumindest ansatzweise normal laufen und somit kaschieren konnte, wie… beansprucht sein Hintern war.

Musste ja nicht gleich jeder wissen, welcher Art die Beziehung zwischen ihm und Dean war.

Das warme Wasser wirkte angenehm entspannend, Sam legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und versuchte, NICHT daran zu denken, dass Dean jetzt vermutlich annahm, in Zukunft im Bett mit ihm anstellen zu können, wozu er lustig war.

Natürlich war das letzte Nacht irgendwie gut und total heiß gewesen und… also… und Sam würde ja auch nie behaupten, dass es ihm nicht gefallen hätte, aber nur, weil Deans Annahme absolut richtig war und hundertprozentig zutraf, musste er es noch lange nicht – ach, wozu sich etwas vormachen?

Sam machte ein Gesicht irgendwo zwischen einem gequälten Lächeln und einem liebevollen Grinsen und wollte sich lieber nicht vorstellen, was sich in Deans Kopf bezüglich der vergangenen Nacht abspielte.

Es war schön gewesen, sicher, das war es – und aufregend und prickelnd und existenzbereichernd… aber also… ein Dildo? Sam schämte sich ja FAST, dass ihm das auch noch wieder so gut gefallen hatte.
 

„Herrgott verdammt noch mal! Wieso kann es nicht EIN MAL einfach nur leicht und unkompliziert sein?!

Dean kickte ungeduldig gegen die nächste Mülltonne, die nach dieser gewalttätigen Attacke entsetzt scheppernd zu Boden kippte und ihren Inhalt dem ohnehin nicht allzu reinlichen Bürgersteig übergab.

Sam, der nicht vorhatte, die von Dean angerichtete Sauerei zu bereinigen, packte diesen hastig bei der Schulter und zerrte ihn mit sich zum Impala, den sie ein paar Seitenstraßen weiter geparkt hatten.

Es war inzwischen später Abend, sie hatten soeben die letzten Verbliebenen in ihrer grandiosen Tarnung als Versicherungsagenten („Aber es war doch schon jemand von Ihnen bei uns!“ – „Ja, verzeihen Sie, es haben sich noch nachträglich ein paar Ungereimtheiten aufgetan, die wir klären möchten…“) befragt und abgehakt und keine, nicht eine, nichtmal die kleinste Verbindung zwischen den so unerwartet Verstorbenen entdeckt, mit der einzigen Ausnahme, dass sie eben unerwartet verstorben und zu Lebzeiten immer kerngesund gewesen waren.

Dean warf sich hinter das Steuer des Impala, knallte die Tür mit ungewohnter Heftigkeit hinter sich zu – immer ein deutliches Zeichen dafür, dass der von etwas gestrichen die Schnauze voll hatte – und wartete kaum, bis Sam neben ihm Platz genommen hatte, bevor er mit aufheulendem Motor losbrauste.

Sam schnallte sich an, hielt sich so gut fest, wie er konnte und sagte weder etwas zu Deans halsbrecherischem Fahrstil, noch versuchte er, dessen Laune durch leere und, wie er sehr gut wusste, sinnlose Phrasen zu bessern.

Deans Stimmung war immer ein wenig angegriffen, wenn er sich für mehrere Stunden am Stück mit trauernden Menschen beschäftigen musste, wenn er sich dann auch noch für nichts und wieder nichts mit trauernden Menschen beschäftigen musste, war seine Stimmung nicht nur ein wenig angegriffen, sie lag zum Sterben bereit danieder.

Sam ließ sich also verbissen schweigend von Dean zurück zu ihrem Motel fahren, war froh, dass sein Magen sich inzwischen so sehr an den Aufenthalt in einem fahrenden Wagen auch unter den widrigsten Umständen gewöhnt hatte, dass ihm nichtmal ansatzweise schlecht wurde und er, als der Impala auf dem Parkplatz zum Stehen kam, nur aus dem einen Grund beim Aussteigen leise ächzte, dass ihm noch immer der Hintern ein wenig wehtat.

Er folgte Dean in ihr Motelzimmer, schloss die Tür hinter sich und erwartete halb und halb, dass Dean nun damit beginnen würde, die Inneneinrichtung zu Kleinholz zu verarbeiten, der warf jedoch lediglich seine Krawatte und sein Sakko von sich und ließ sich missmutig aufs Bett plumpsen.

Sam zögerte kurz, dann setzte er sich zu ihm, nahm exakt die gleiche Haltung wie er ein – leicht vorgebeugt, die Hände verschränkt zwischen den leicht auseinander gestellten Beinen, den Blick stur auf den Boden fixiert – und sie schwiegen eine Weile, bevor Dean sich tatsächlich leicht zu Sam hinüber beugte und seinen Kopf an Sams breite Schulter lehnte.

Sam hielt kurz überrascht inne, dann wandte er ihm den Blick zu und schluckte unbehaglich, weil er sah, dass es Dean diesmal noch mehr mitgenommen zu haben schien als sonst, so viel Schmerz und Leid mit ansehen zu müssen, so sehr mitgenommen sogar, dass er es nicht einmal zu verstecken versuchte, so sehr, dass er bei ihm Halt und vielleicht sogar ein wenig Trost suchte.

Dieses bisher beispiellose und absolut singuläre Verhalten von Deans Seite aus überforderte Sam einen Moment lang, dann legte er den Arm um ihn, zog ihn ein wenig enger an sich heran und versuchte, ihm durch etwas so Simples wie körperliche Nähe den scheinbar so dringend notwendigen Trost zu spenden.

Dean ließ ihn gewähren, hob nicht einmal die Augenbraue, um zumindest so zu tun, als verhalte Sam sich weibisch und unangebracht gefühlsduselig und das war der Moment, in dem Sam sich ernsthaft Sorgen um ihn zu machen begann.

„Wir werden schon herausfinden, wie wir dem Kopflosen zu Leibe rücken können… der hat seinen Hals lange genug aus der Schlinge gezogen…“, setzte Sam zu einem zaghaften Aufheiterungsversuch an und Dean lächelte schwach und fing den Ball dankbar auf: „Der wird nicht wissen, wo ihm der Kopf steht, wenn wir mit ihm fertig sind…“

„Richtig. Das Wasser steht ihm quasi bis zum Hals…“, grinste Sam und drückte sanft Deans Schulter, „Der wird sich noch wundern, dass er das nicht hat kommen sehen!“

Dean gluckste leise, drückte Sam einen Kuss auf die Wange und stand dann auf, um ins Bad zu gehen.

Er wusste, dass Sam ihn weder in ferner noch in naher Zukunft jemals auf diesen Moment ansprechen würde, dass sie nie darüber würden reden müssen, dass es einfach nicht notwendig war, weil Sam ganz genau wusste, was er fühlte, was er dachte, was in seinem verdammten Hirn vor sich ging und obwohl ihn das in 3 von 4 Fällen einfach mal total nervte, war er diesmal doch sehr dankbar dafür.

Dean betrachtete kurz sein Gesicht im Badezimmerspiegel, bevor er seine obersten beiden Hemdknöpfe öffnete, sein Gesicht großzügig mit kaltem Wasser besprengte und unter weiterem Öffnen der übrigen Knöpfe zurück zu Sam ins Schlafzimmer ging, der sich in seiner Abwesenheit bis auf die Shorts ausgezogen hatte und jetzt mit dem Laptop auf dem Schoß auf dem Bett saß und konzentriert auf den Bildschirm starrte.

Dean sprach ihn nicht an, um ihn nicht zu stören, ließ das Hemd von seinen Schultern und zu Boden gleiten, wo es in einem unbeachteten weißen Haufen liegen blieb, öffnete dann seine Hose, die in einem unbeachteten schwarzen Haufen neben dem Hemd am Boden verblieb, und ging zurück ins Bad.

Er war gerade mit Zähneputzen fertig, als Sams Stimme in Form eines aufgeregten „Dean!“ an seine Ohren drang, kehrte also eilig zu ihm zurück und gab sich nicht die geringste Mühe, seine Hoffnung auf gute Nachrichten vor ihm zu verbergen. Sam auf der anderen Seite gab sich nicht die geringste Mühe, zu verbergen, dass er auf eine äußerst vielversprechende Quelle gestoßen war, die zumindest er als ziemlich eindeutig bewertete und als die Lösung all ihrer kopflosen Probleme betrachtete.

Dean setzte sich zu ihm, ließ sich erzählen, was Sam gefunden hatte und als Sam schließlich zum Ende gekommen war, drückte er ihm einen nachdrücklichen Kuss auf die Lippen und nahm ihm dann den Laptop vom Schoß.

„Gut gemacht, Sammy!“ verkündete er mit Überzeugung, drückte Sam auf den Rücken und kniete sich breitbeinig über seinen Schoß bevor er sich darauf niederließ und Sam auf eine Art in die Augen sah, dass dem erstens warm ums Herz und zweitens heiß im Rest seines Körpers wurde.
 


 

Ha! Reingelegt! Keine drei bösen Kapitel in Folge... haha!
 

Muss so auch reichen... die Volljährigen schreiben alle keine Kommis... also, fast alle... und eine, deren Name nicht genannt werden darf, will sich ja nicht freischalten lassen...
 

Schööönen Tag noch!
 

moko-chan

Die Feuerprobe

Einen schönen guten Tag und ein ganz fabelhaftes Wochenende wünsche ich!
 

Ich übergehe jetzt einfach mal das Gejammer darüber, dass das letzte Kapitel nicht nur nicht-adult sondern tatsächlich komplett jugendfrei war und lasse mich hier stattdessen darüber aus, WIE sehr ich mich vor ein paar Tagen über den Anblick eines gewissen Herren gefreut habe.
 

Ich guckte endlich, endlich mal wieder Sister Act (schöööner Film!) und plötzlich war er da, mit Schnauzer zwar, aber ansonsten viel zu unbärtig und dann fehlte auch noch das Kappi und wenn ich nicht GEWUSST hätte, dass er das ist, dann hätte ich ihn niemals nicht erkannt, den Bobby!
 

Bobby! Yeay! Bobby in Sister Act! Yeay!

Der Mann ist da vielleicht 5 Minuten zu sehen, aber Yeay! Ich hab mich gefreut!
 

Öhm, ja.
 

Jetzt freue ich mich noch ein wenig, dass morgen endlich die Tine wieder da ist und die Isi auch und wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Ok… hier ist GAR NICHTS.“

Dean stemmte die Hände in die Hüften, blickte sich kritisch um und maß jeden einzelnen Quadratzentimeter Erde, der vor ihm lag, mit wachsendem Missfallen.

„Was soll denn hier auch sein? Wir stehen mitten im Nirgendwo“, erwiderte Sam flapsig und musste sich daraufhin einen Blick gefallen lassen, der ihn ein wenig aus der Bahn warf.

„Eben hast du mir das hier noch als Park verkauft…“, warf Dean ihm brummend an den Kopf, und Sam grinste unschuldig und hätte ebenfalls die Hände in die Hüften gestemmt, hätte er nicht die Schaufel getragen.

So grinste er einfach nur unschuldig und beschrieb dann mit einer großzügigen Geste seiner freien Hand die sie umgebende Landschaft.

„Also: Wo möchtest du anfangen?“

Dean knuffte ihn in die Schulter, ließ ihn die Schaufel noch ein wenig länger festhalten und blickte sich noch einmal genauestens um.

„Wäre es nicht vernünftiger erst mal nachzusehen, ob wir hier irgendwo frisch durchgewühlte Erde finden können? Ich meine, wenn der sich hier Nacht für Nacht aus seinem Grab wühlt, dann muss man das doch sehen können, meinst du nicht?“

Sam konnte über so viel unerwartete Logik nur lächeln und nicken und dann machte er sich Seite an Seite mit Dean auf, um das Grab ihres unglücklichen Kopflosen zu suchen, der hier im 17. Jahrhundert nach seinem Selbstmord begraben worden war.

Sam hatte im Laufe seiner wie immer lückenlos recherchierten Recherche nicht nur herausgefunden, dass sich unter dem, was heute ein etwas vernachlässigter Park war, ein irgendwie in Vergessenheit geratener Friedhof befand, er hatte weiterhin entdeckt, dass auf diesem vergessenen Friedhof neben anderen etwas zweifelhaften Methoden auch das so genannte ‚Eselsgrab’ praktiziert worden war.

Diese Art des Begräbnisses war vor allem für Selbstmörder reserviert gewesen, die nach der durch sie begangenen Todsünde (Selbstmord eine Todsünde – wer hätte das gedacht?) zunächst von einem Henker mit der angemessenen Strafe versehen und gehängt oder geköpft wurden, bevor sie mit einem Hagedornpfahl in die Erde und ihr ewiges Grab genagelt wurden.

Dean hatte, nachdem Sam ihm von dieser durchaus gängigen Praxis erzählt hatte, lediglich seine Verwunderung darüber ausgesprochen, dass es tatsächlich so lange gedauert hatte, bis er und Sam auf ihren ersten Kopflosen getroffen waren – er selbst würde aller Wahrscheinlichkeit nach auch anfangen, untot durch die Gegend zu wanken und unschuldige Leute umzubringen, wenn man mit seiner Leiche solches Schindluder betrieben hätte.

Es war ein sonniger Tag, ein wenig windig vielleicht, aber durchaus nicht unangenehm, mit Sam einen kleinen Spaziergang durch diesen trotz seiner Geschichte hübschen Park zu machen, und Dean konnte sehr gut nachvollziehen, wenn die Leute auch am späten Abend oder in der Nacht noch hierher kamen, um ein wenig frische Luft zu schnappen.

Dumm nur, dass sie vermutlich bei genau diesen Spaziergängen die Aufmerksamkeit des unglücklichen Kopflosen erweckt hatten, der, wie er da so gequält und gemartert in seinem Grab vor sich hin gemodert hatte, irgendwie einen Groll gegen gesunde, glückliche Menschen, die fröhlich über seine Wiese hüpften, entwickelt hatte.

„Ok, also, ich glaub nicht, dass wir hier noch was finden…“

Sam ließ nach drei Stunden des mehr oder minder gemütlichen Parkspazierganges gefrustet die Schaufel zu Boden fallen, eine frische Brise wehte ihm das Haar ins Gesicht, und als er es mit einer ungeduldigen Geste beiseite gewischt hatte, sah er Dean angestrengt überlegen.

Irgendwie wusste er ganz genau, was gleich kommen würde.

„Also… in dem Film…“

Sam verbiss sich ein Grinsen, war froh, dass er das hatte kommen sehen und schwieg geduldig.

„Im Film hat sich das Grab hinter ihm geschlossen… man hat überhaupt nicht gesehen, wo es lag…“

Sam gab sich nicht die Mühe, Dean erklären zu wollen, dass Filme für gewöhnlich nicht besonders vertrauenswürdig waren, was den korrekten Umgang mit übernatürlichen Erscheinungen betraf, selbst wenn es Filme von Tim Burton waren, denn erstens wusste Dean das ganz genau und zweitens änderte das nicht das Geringste daran, dass er in diesem Fall vermutlich Recht hatte.

„Du willst also heute Nacht noch mal wieder kommen und dich vom Kopflosen selbst zu seinem Grab führen lassen?“ folgerte er ruhig und Dean nickte, wirkte dabei aber alles Andere als zufrieden.

„Das Risiko, dass dabei was schief geht, ist ziemlich hoch, das weiß ich – aber wir können ihn wohl kaum einfach weiter machen lassen… und wo bliebe denn der ganze Spaß ohne ein wenig Nervenkitzel?“

Sam lächelte, der Wind blies ihm ein weiteres Mal das Haar ins Gesicht und diesmal war es Dean, der die widerspenstigen Strähnen beiseite wischte, sich zu ihm hochreckte und ihn küsste.

„Hab ich dir heute eigentlich schon gesagt, dass ich dich liebe?“

Sam blinzelte, schüttelte den Kopf und gab den Kuss zurück, bevor er erwiderte: „Ich liebe dich auch, Dean.“

Dean grinste, gab Sam einen Klaps auf den Hintern und machte sich dann zielsicher zurück auf den Weg zum Impala.

„Ich weiß.“
 

„Au!“

Dean fluchte verhalten, musste sich von Sam ein „Pass doch auf, wo du hintrittst!“ gefallen lassen und bekam daraufhin fast einen Lachkrampf, als Sam sich den Kopf an einem tief hängenden Ast stieß, und er ein „Pass doch auf, wo du hinläufst!“ zurückgeben konnte.

Ja, es war eine dunkle, dunkle Nacht, ihre Taschenlampen schienen sich fest vorgenommen zu haben, in Kürze den Geist aufzugeben und spendeten nicht wirklich genug Licht, um sie sicher durch das doch ein kleinwenig unwegsame Terrain zu führen, und Sam ärgerte sich seit einer geschlagenen Viertelstunde, nicht daran gedacht zu haben, Ersatzbatterien einzupacken.

Er hörte Dean leise die Haarspraydose schütteln und versuchte, dies durch ein leises aber strenges „Dean!“ zu unterbinden.

Sie hatten sich allerlei Gedanken gemacht, wie sie ihren kopflosen Zombie unschädlich machen konnten – denn das war er vermutlich, kein griesgrämiger Geist, keine substanzlose Spukgestalt, sondern ein waschechter Widergänger.

Für gewöhnlich erledigte man einen Zombie durch einen zielsicheren Schuss in den Kopf – nun, das fiel diesmal irgendwie aus – oder man jagte ihm einen Pflock durchs Herz und pfählte ihn in seinem Grab fest – auch das erschien in Anbetracht der Tatsache, dass der Kopflose auf diese Art und Weise beerdigt worden war, irgendwie überflüssig – ODER man fackelte ihn so richtig schön ab.

Da der Flammenwerfer bei ihrem letzten Einkauf leider nicht auf der Liste gestanden hatte, waren sie gezwungen gewesen, sich für die weniger imposante Variante in Form von Haarspray und Feuerzeug zu entscheiden, aber Dean blickte auch diesem pyromanischen Ereignis enthusiastisch genug entgegen, um Sam mit einer leisen, aber bestimmten Besorgnis zu erfüllen.

Es war für gewöhnlich nie ein gutes Zeichen, wenn Dean einer Jagd allzu vorfreudig entgegen blickte – allzu große Vorfreude machte unvorsichtig und leichtsinnig und das Letzte, was sie sich im Umgang mit letalen Wesen leisten sollten, war Leichtsinn.

Sie hatten inzwischen schon fast Alles gejagt, was Einen jagen konnte, Sam wusste, dass Dean ein wirklich fabelhafter Jäger mit den schärfsten Instinkten war, aber manchmal wünschte er sich, dass Dean etwas weniger nach Instinkt, und etwas mehr nach dem Verstand arbeiten würde.

So hatte er ständig die zwar nur geringe, aber dennoch nicht zu unterdrückende Angst, Dean könne sich hinreißen lassen, könne übereilt und unüberlegt handeln und sich selbst nicht nur in Gefahr, sondern in eine Situation bringen, aus der es sprichwörtlich kein Entrinnen mehr gab.

Als Dean also erneut anfing, seine Haarspraydose so enervierend euphorisch zu schütteln, streckte Sam prompt die Hand aus und nahm sie ihm weg.

Dean versuchte, nach ihm zu boxen, als er sie auch nach einem anklagenden „Hey“ und dem folgenden Handgemenge nicht zurück bekam, verfehlte ihn jedoch und musste sich sagen lassen, sie erst dann wieder ausgehändigt zu bekommen, wenn es zwingend notwendig war.

Sam ließ sich von Dean gleichmütig als Spaßbremse titulieren, versenkte die Dose in seiner ausladenden Jackentasche und verdrehte im Schutze der Nacht über Deans manchmal doch recht kindische Art verdrießlich die Augen.

Sie stolperten weiter ihres Weges, die Lichtkegel ihrer Taschenlampen tanzten wie betrunkene Glühwürmchen durch die Dunkelheit, und Sam war schon fast versucht, Dean zur Umkehr zu bewegen, weil er plötzlich Zweifel an seiner doch eigentlich so lückenlos recherchierten Recherche zu entwickeln begann, als er plötzlich dastand, der Kopflose.

„Hoppla!“ entfuhr es Dean überrascht, „Das kam jetzt unerwartet!“

Er grabschte nach Sams Hand, der ihm auch prompt die Dose Haarspray zurück gab und DANN fiel es ihm auf: „Haarspray! Bwahahaha!“

Sam verstand beim besten Willen nicht, warum Dean mit einem Mal wie ein Irrer zu lachen begann, war jedoch sehr erleichtert, dass der Kopflose noch immer wie eine grausige Statue vor ihnen stand und keine Anstalten machte, ihnen ein Leid zuzufügen.

Nun ja, Dean wäre zumindest lächelnd gestorben.

Sam verpasste dem noch immer lachenden Dean einen vorwurfsvollen Schlag auf den Rücken, und der hustete erschrocken und riss sich dann zusammen.

Nun standen sie also da, Dean ein wenig außer Atem von seinem Lachanfall, Sam wegen dessen Unprofessionalität zu Recht ein wenig verstimmt, und der Kopflose rührte sich noch immer nicht.

„Öhm… wartet der auf was Bestimmtes? Glaubst du, der hat uns gesehen?“ erkundigte Dean sich nach einer Weile verdutzt und doch grinsend bei Sam, und der verdrehte erneut die Augen und zuckte mit den Schultern, was Dean nicht sah, weil es ja dunkel war, und leuchtete den Kopflosen dann von oben nach unten ab.

„Also, irgendwie sieht der noch ziemlich frisch aus, findest du nicht?“

Der Kopflose musste es sich nun gefallen lassen, von zwei Taschenlampen von oben nach unten angestrahlt zu werden, und als Sam ein paar Jeans und Sneakers erkannte, war ihm ziemlich klar, dass all seine fabelhafte Recherche für die Katz gewesen war.

„Der, also…“, setzte er an, da hatte Dean schon seine Haarspraydose gezückt, eine unglaublich imposante Stichflamme erhellte die Nacht, der Kopflose brannte lichterloh, ohne auch nur den VERSUCH eines Angriffes unternommen zu haben und Sam war – auch wenn er das niemals nicht zugeben würde – doch ein kleinwenig enttäuscht.

„Das war zu leicht…“, beschwerte sich Dean auch prompt, als der Kopflose nur noch ein Häufchen glühender Asche war, und zuckte zurück, als der Wind die Asche aufwirbelte, die Luft von glühenden Funken erfüllt wurde – und nichts passierte.

„Dafür all der Aufwand? All die Recherche? Und dann ist das ein Typ in Jeans und Sneakers, der einfach nur DASTEHT, während wir ihn abfackeln?“ empörte sich Dean, als der Funkenregen erloschen war und er und Sam wie die Deppen vom Dienst dastanden und darauf warteten, dass es vielleicht doch noch irgendwie gefährlich und aufregend werden würde.

Aber das tat es nicht.

Es blieb harmlos und langweilig, und nach weiteren 5 Minuten des deppenhaften Dastehens und Wartens beschlossen Dean und Sam, dass es genug war, und gingen frustriert zum Impala zurück.

Dean wusste, dass Sam jetzt nicht eher ruhen würde, bis er herausgefunden hatte, WO der Kopflose herkam, WIE seine Opfer miteinander in Verbindung standen und WARUM er bisher nichts zu einem vermutlich Vermissten in Jeans und Sneakers im Internet gefunden hatte.

„Öhm… Dean? Hast du das grade gehört?“

Sam blieb stehen, drehte sich langsam um, leuchtete in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und schwankte zwischen Entsetzen und grimmiger Befriedigung, als er den Kopflosen in etwa 5 Meter Entfernung stehen sah.

„Das versteh ich jetzt nicht!“ verkündete Dean mit rechtschaffener Überzeugung, „Wir haben ihn doch verbrennen sehen! Da war NICHTS mehr von ihm übrig!“

Sam erwartete jetzt halb und halb, dass der Untote in der seltsam ungelenken Gangart der Zombies, die man aus den Filmen kannte, auf sie zuwanken würde, aber er stand wieder einfach nur so da, als warte er auf etwas.

„ … Und jetzt?“

Da standen sie sich also gegenüber, die Winchesters und der Zombie, keiner rührte sich, keiner machte Anstalten, den ersten Schritt zu tun, und Dean war beinahe versucht, den Kopflosen noch ein zweites Mal höchst effektvoll abzufackeln, hatte aber das sichere Gefühl, dass das nicht das Geringste bringen würde.

Hier ging es ganz offensichtlich um etwas Anderes.

Irgendwo in Iowa

„Ok, JETZT bin ich beunruhigt.“

Dean tauschte einen noch etwas verschlafenen, aber nichtsdestotrotz leicht panischen Blick mit Sam.

„Hast du auch von ihm geträumt?“

Sam, der mit furchtbar kleinen Augen am Fenster stand, nickte ihm missmutig zu und gesellte sich dann zu ihm ins Bett.

„Dann können wir wohl damit rechnen, dass er uns in Kürze umbringen wird, wenn wir nicht vorher herausfinden, was er von uns will …“, stellte Dean düster fest, und Sam tippte ihm mit dem Zeigefinger mehr als nachdrücklich gegen die Stirn.

„Denk, Dean, denk!“ forderte er ihn ungeduldig auf, „WAS könnte ein KOPFLOSER von einem wollen?“

Dean blinzelte, begriff und stöhnte genervt auf: „Ham wir Ostern oder was?! Ich hab doch jetzt keine Lust, dem Idioten seinen Kopf zu suchen und hinterher zu tragen!“

Sam ließ das unkommentiert, und Dean überlegte eine Weile, bevor er das Haupt schief legte und seine Überlegungen laut fortsetzte: „Will er jetzt speziell seinen Kopf, oder reicht es, wenn wir ihm irgendeinen bringen?“

Sam starrte ihn fassungslos an, dann erhob er sich wieder vom Bett und baute sich unfairer Weise zu seiner vollen Größe auf: „Das kann doch nicht dein Ernst sein! Und WOHER willst du bitteschön jetzt IRGENDEINEN Kopf kriegen?!“

Dean zog es vor, darauf nicht zu antworten.

Stattdessen stand er auf, verschwand ins Bad und beschloss, erstmal eine schöne heiße Dusche zu nehmen und dann zu überlegen, wie und wo sie den Kopf des Kopflosen finden sollten, damit der sie nicht eben so sang- und klanglos umbrachte, wie all die anderen Unglücklichen zuvor, die seine subtilen Hinweise mit den Träumen, in denen er so schön regelmäßig aufgetaucht war, nicht verstanden, und somit nicht mal versucht hatten, ihm seinen blöden, so schmerzlich vermissten Kopf zurück zu bringen.

Dean hoffte im Stillen, dass Sam im Schlafzimmer derweil versuchen würde, sie der Lösung ihres kleinen Problems durch eine intensive Onlinerecherche näher zu bringen, er hatte nämlich nicht vor, in näherer Zukunft tot umzufallen – ob nun in einer Mensa oder sonst wo.

Die heiße Dusche war gut, aber nicht gut genug, um Dean von seinen unbehaglichen Gedanken abzulenken, und so verbrachte er schließlich doch 90% seiner Zeit damit, mögliche Auffindungsorte des verdammten Kopfes durchzugehen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, mit wem sie es zu tun hatten, und das war – ja, richtig – völlig sinnlos.

Mit frustrierter Resignation stellte Dean schließlich das Wasser ab und kletterte aus der Duschwanne, schnappte sich ein Handtuch, rubbelte sich trocken und ging dann zurück zu Sam ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen, was er dann auch tat – automatisch, wie ein Roboter, mit den Gedanken noch immer bei dem verdammten kopflosen Zombie – und sich dann zu Sam gesellte, der noch immer in Shorts auf dem Bett saß und tatsächlich wie gewünscht recherchierte.

„Und?“ erkundigte er sich hoffnungsvoll, linste über Sams Schulter und entzifferte was von wegen „seit 6 Monaten vermisst“, was zwar nicht wirklich aufschlussreich, aber aufschlussreich genug war, ihn Sam von hinten umarmen und ihm einen Kuss in den Nacken drücken zu lassen.

Sams Spürnase entging eben nichts.

„Also: Wie heißt er, wo hat er gewohnt, wo finden wir seinen Kopf?“ fragte er ungeduldig, und Sam blickte ihn über die Schulter an und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er sich dazu anschickte, eine Antwort abzugeben.

„Er heißt/hieß Gilbert Grape – ich will nichts darüber hören – und ja, er hat in Iowa gelebt – auch darüber will ich nichts hören – und ich habe nur deswegen nicht eher seine Vermisstenanzeige gefunden, weil ich mich bei meiner Suche auf den Staat konzentriert habe, in dem wir uns befinden.“

Dean legte kurz die Stirn in Falten, dann gab er ein gereiztes Knurren von sich.

„Na, Iowa ist ja klein, da finden wir seinen Kopf bestimmt schnell…“

Sam schmunzelte, drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Nasenspitze und fing dann doch tatsächlich an, ihm Inuit-Küsse zu geben.

„Ich weiß, wo sein Kopf ist.“
 

Dean setzte seine Sonnenbrille auf, drehte mit unlauterem Vergnügen „Bang your head“ von Quiet Riot lauter, sandte dem Kopflosen einen sowohl stummen als auch schadenfrohen Gruß und trat etwas fester aufs Gaspedal.

Sam auf dem Beifahrersitz schlief natürlich mal wieder, aber Dean glaubte nicht, dass ihn ein wenig lautere Musik oder ein wenig schnelleres Fahren wecken würden.

Nachdem Sam Dean nämlich mitgeteilt hatte, wo sie den Kopf von Gilbert Grape finden würden – nicht einfach irgendwo in Iowa sondern in der Leichenhalle von Des Moines – war er im Halbschlaf ins Bad gewankt, hatte dort irgendwie geduscht und das lebend überstanden, sich halbwegs komatös angezogen, sich von Dean zum Impala geleiten und auf den Beifahrersitz verfrachten lassen und war dort quasi sofort eingeschlafen.

Dean verstand ja, dass Sam müde war – er selbst war auch nicht unbedingt ausgeschlafen, nachdem ihm Gilbert im Traum die Ehre eines Besuchs erwiesen und auch dort nur stumm herumgestanden hatte – aber so langsam nahm er es Sam dann doch übel, dass er nicht wenigstens aus Solidarität versuchte, wach zu bleiben – oder zumindest nicht zu schnarchen.

Ein paar weitere Geräusche später, die Dean ein wenig zu originalgetreu an „Little Nicky“ erinnerten, streckte dieser kurzentschlossen die Hand aus und hielt Sam die Nase zu.

Der gab ein ersticktes Keuchen von sich, war auf einen Schlag – nun, nicht unbedingt hellwach, aber zumindest bei Bewusstsein, und Dean zog seine Hand von ihm zurück, legte sie wieder ans Lenkrad und tat, als sei nichts gewesen.

„Warum hast du das gemacht?“ beschwerte Sam sich ein wenig undeutlich, rümpfte empört das zierliche Näschen, wurschtelte auf dem Sitz herum, fand eine halbwegs bequeme Haltung und war Sekunden später sang- und klanglos wieder eingeschlafen.

Dean räusperte sich gereizt, denn er war hungrig und müde und hatte keine Lust mehr zu fahren, Sam zu wecken und ihm das Steuer zu überlassen war allerdings auch keine Option, da konnte er den Impala ja auch gleich zur nächstgelegenen Schrottpresse fahren.

So fuhr Dean also stur weiter, müde, aber zu Allem entschlossen und als er bei einsetzender Dunkelheit die Abfahrt zum nächsten Motel nahm, hing ihm der Magen in den Kniekehlen und seine Laune war nicht nur im Keller, sie hatte sich noch eine Schicht tiefer gegraben.

Sam wurde durch einen etwas unsanften Knuff gegen seine Schulter geweckt, faltete sich gähnend aus seinem Sitz und schlurfte Dean hinterher zur Rezeption.

Sie bekamen ihr Zimmer, und Dean überlegte kurz, das Essen komplett ausfallen zu lassen und sofort schlafen zu gehen, beschloss dann jedoch, dass es vernünftiger wäre, Gilbert im Traum mit vollem Magen gegenüber zu treten – selbst wenn der vermutlich wieder einfach nur dastehen und bemüht bedrohlich aussehen würde.

Der nächste Diner war nicht weit, und während Sam im Zimmer zurückblieb und vermutlich noch ein kurzes Nickerchen machte, ging Dean los, um ihnen etwas zu Beißen aufzutun – er war inzwischen so müde, dass er überlegte, ob Vampire sich dieses fabelhaften Wortwitzes wohl bewusst waren – und war etwa eine Viertelstunde später wieder zurück, um festzustellen, dass Sam keineswegs ein Nickerchen gehalten hatte, sondern schon wieder vorm Laptop klebte.

„Was machst du?“ wunderte Dean sich mit erhobenen Brauen, legte die Tüte mit ihrem Essen auf dem Tisch ab und ging zu Sam hinüber, um mal wieder einen prüfenden Blick auf den Bildschirm des von Sam ja scheinbar so innig geliebten Laptops zu werfen.

Gab doch gar nichts zu recherchieren gerade.

Sie wussten doch, wo sie hin mussten.

„Ich hab gedacht, ich guck mal, ob ich noch was über Gilbert rausfinden kann…“, murmelte Sam geistesabwesend, und Dean stellte die einzig sinnvolle Frage: „Wozu?“

Er nahm Sam den Computer weg, klappte ihn zu und zerrte Sam mit sich zum Tisch: „Iss was!“

„Ja aber…“, setzte Sam an, „Willst du denn nicht wissen, mit wem wir es hier zu tun haben?“

„Nö“, erwiderte Dean bestimmt, „Der Typ ist langweilig und total uninteressant und hat nichma nen Kopf.“

„Aber gerade darüber hast DU dich doch so gefreut!“ pampte Sam ihn an und packte etwas widerstrebend seinen Burger aus, „Und mir ist es lieber, wenn ich weiß, wer um mich rumspukt.“

Dean sagte nichts dazu, überwachte allerdings mit Argusaugen, dass Sam auch ja aufaß und erst, als das zu seiner Zufriedenheit geschehen war, ließ er ihn wieder aufstehen und zu seinem Computer zurückkehren.
 

„Ich hab schon wieder von ihm geträumt…“

Dean rollte sich mit einem dumpfen Ächzen auf den Bauch und zog sich das Kissen über den Kopf.

„Wenn der da schon ständig auftauchen muss, dann kann er auch gefälligst mal was machen, aber der STEHT einfach nur da!“

Sam gab ein Schnauben von sich – er hatte diesen grantigen Monolog inzwischen mehr als einmal über sich ergehen lassen müssen – rollte sich herum und halb auf Dean und griff um dessen Schulter herum, um sich so eng wie möglich an ihn zu schmiegen.

„Das wird aufhören, sobald wir ihm seinen Kopf gebracht haben…“, versuchte er, Dean über seine vermasselte Nachtruhe hinweg zu trösten, und der bedankte sich mit einem griesgrämigen Brummen.

„Das weiß ich, Sammy!“ fuhr er ihn an, „Aber was mich mal interessieren würde, ist, warum wir das überhaupt machen?! Ich meine: Hätten wir nicht lieber herausfinden sollen, wie wir ihn vernichten können? Wieso helfen wir dem Scheißkerl auch noch?“

„Weil wir ihn restlos verbrannt haben – was bei einem normalen Zombie für gewöhnlich immer hilft – und es nicht das Geringste gebracht hat!“ erwiderte Sam geduldig, „Offensichtlich ist er also kein gewöhnlicher Zombie, immerhin taucht er auch in Träumen auf und kann unschuldige Studenten durch Wahnvorstellungen oder sowas umbringen…“

Dean seufzte, als laste das Schicksal der Welt auf seinen Schultern, dabei war das doch im Moment bloß Sam, dann drehte er den Kopf zur Seite und versuchte, Sam ins Gesicht zu gucken, was bei näherer Betrachtung ziemlich merkwürdig aussah.

„Und? Hast du noch was über unseren Freund Gilbert herausfinden können?“

Sam versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, rollte von Dean runter und machte Anstalten, ins Bad zu verschwinden.

„Öhm… nö. Nichts, was von Interesse wäre…“

Dean hob skeptisch die linke Augenbraue, rollte sich aus dem Bett und setzte zu Sams Verfolgung an: „Ach nein? Und warum bist du dann so komisch?“

„Ich bin nicht komisch!“ stellte Sam energisch klar, und Dean war restlos überzeugt, dass ihm eine ganze Menge Spaß entgehen würde, wenn er nicht schleunigst herausfand, was mit Sam los war.

Er ließ Sam also im Bad zurück, schnappte sich dessen Laptop, recherchierte ein wenig vor sich hin, und als Sam 20 Minuten später aus dem Badezimmer kam, und Dean ihm wie eine Supernova entgegen strahlte, wusste er, dass der vorhatte, ihn leiden zu lassen – so richtig.

„Gilbert war also an einer Clownschule, bevor er so Hals über Kopf verschwunden ist, ja?“

Sam machte sein unbehaglichstes Hugh-Grant-Gesicht, blickte mit gerunzelter Stirn nach schräg rechts oben und betete, dass Dean ihn dieses eine Mal davon kommen lassen würde.

„Vielleicht sollten wir uns das doch mal genauer ansehen…“

Natürlich nicht, wie denn auch, das wäre ja total Dean-untypisch gewesen.

Sam nahm es als gegeben hin, dass, wenn sie dem Kopflosen seinen Kopf aus der Leichenhalle von Des Moines geklaut und zu ihm gebracht hatten, Dean darauf bestehen würde, jetzt doch rauszufinden, wie er überhaupt kopflos geworden war – da könnte ja möglicherweise vielleicht unter Umständen was Übernatürliches dahinter stecken.

Eiskalte Engel

Ooooh, ich bin ja so glücklich!

Endlich sind wir wieder alle beisammen! ENDLICH hab ich sie alle wieder hier!

Ich freu mich ja so!

Jetzt kann ich mich darüber freuen, wie die Tine "Börne" sagt und wie die Isi keine Ahnung hat, was sie ihr mitteilen will... Bwahaha! WAR das lustig gestern Abend!

Muss jetzt auch dringend die Tage wieder die Kinka und die Rina besuchen - von zumindest 50% der Beiden werde ich schon schmerzlich vermisst, wie mir scheint... Hm... morgen?

Muss mich an dieser Stelle auch noch bei der Kinka für die Mitarbeit an diesem Kapitel bedanken.

Scheinbar gehört meine Beratungsresistenz der Geschichte an... Yeah me!
 

Wünsche euch, meinen lieben Lesern jetzt wie üblich viel Spaß beim Lesen... ich sehe eine Horde von Fragezeichen auf mich zukommen... Ehehehe...
 

moko-chan
 


 

„Ich hasse Leichenhallen.“

Dean fluchte und kniff die Augen zusammen, als Sam ihm mit seiner Taschenlampe, die, mit brandneuen Batterien bestückt, unangenehm potent vor sich hin strahlte, direkt ins Gesicht leuchtete.

„Willst du, dass ich blind werde?!“

Sam überging einige weniger schmeichelhafte Bezeichnungen seiner Person, leuchtete wieder die zahlreichen Kühlfächer ab, die sie allesamt nach Gilberts Kopf durchsuchen mussten, und gab keinen Kommentar ab, als Dean, der noch immer nicht viel mehr als ein paar undeutliche Schemen erkennen konnte, in ihn hinein rannte.

„In Leichenhallen sparen wir uns wenigstens die lästige Buddelei!“ knurrte Sam ihm leise zu, und Dean zuckte mit den Schultern und wartete, dass seine Augen sich wieder von Sams Leuchtattacke erholten.

„Außerdem musst DU ja auch nicht ständig die Schaufel tragen …“, fügte Sam pimpelig hinzu, öffnete ein weiteres Kühlfach, zog die darin befindliche Bahre heraus, schnaufte, als er sah, dass auch diese Leiche Hand und Fuß hatte, und schob sie postwendend wieder zu.

„Vielleicht haben sie irgendwo spezielle Fächer für den Kleinkram …“, merkte Dean hilfreich an und warf sich beinahe zu Boden, als der Lichtstrahl von Sams Taschenlampe seinen Augen erneut gefährlich nah kam.

„Kleinkram?“ drang Sams ein kleinwenig entrüstete Stimme an sein Ohr, und Dean beschloss, über diesen Tonfall hinweg zu gehen und ihm einfach zu sagen, was Sache war.

„Ja, denkst du denn, die verschwenden so ein ganzes schönes großes Kühlfach für einen einzigen dämlichen Kopf? Das wäre doch totale Energieverschwendung!“

Unter diesem Gesichtspunkt beschloss Sam, dass Dean möglicherweise Recht haben könnte, und so verließ er Deans Seite, ging durch eine praktischer Weise unverschlossene Tür in den angrenzenden Raum und stieß einen unmöglich zu unterdrückenden Laut des Triumphs aus, als er eine weitere Reihe Kühlfächer entdeckte, von denen schon alleine die Größe ihrer Türen andeutete, dass sie keine komplette Leiche beinhalten konnten.

Er öffnete eine Tür nach der anderen, fand ein paar innere Organe, einen Fuß und zu seinem ungeheuren Ungemach ein Auge, bevor er endlich auf Gilberts Kopf stieß, und dann war Dean plötzlich an seiner Seite und zischte ihm was ins Ohr, von wegen da seien plötzlich Wachen aufgetaucht.

Ehe Sam noch wusste, wie ihm geschah, hatte Dean das Kühlfach mit Gilberts Kopf geschlossen, ihn mit sich in den Raum mit den größeren Kühlfächern gezerrt und es irgendwie geschafft, sie beide IN eins von diesen Dingern zu manövrieren, so dass Sam unten lag, Dean auf ihm drauf, und zum Glück hatte Dean die verdammte Tür zu ihrem Fach nicht ganz zu gemacht, dann hätten sie nämlich verdammt tief in der Scheiße gesessen.

Sam hörte das Geräusch sich nähernder Schritte, sah durch den schmalen Spalt, den die Tür offen stand, den Strahl einer Taschenlampe, hielt angespannt die Luft an und betete stumm und äußerst intensiv, dass sie nicht entdeckt werden würden, und dann bewegte Dean sich leicht über ihm, und er hatte irgendwie Probleme, sich aufs Beten zu konzentrieren.

Er spürte Deans warmen Atem an seinem Hals, sein Problem löste sich in Wohlgefallen auf, weil er es spontan aufgab, Beten zu wollen und sich stattdessen darauf zu konzentrieren versuchte, Dean nicht zu küssen.

Dean bewegte sich erneut, es entstand Reibung an ungünstiger Stelle, und Sam kniff die Augen zu, während ihm ein winzig kleines Stöhnen entfleuchte, das Dean aber unmöglich gehört haben konnte.

Was zum Henker war denn nur los mit ihm in der letzten Zeit?

Es war ja nun wirklich nicht so, dass er sexuell nicht ausgelastet wäre – Dean sorgte schon dafür, dass das nicht passieren würde – und noch dazu hatte er in den letzten Tagen weder besonders gut geschlafen, noch sonst irgendeinen Grund, jetzt übermütig zu werden.

Sam spürte, wie Dean über ihm plötzlich leicht zusammenzuckte, und als er die Augen wieder aufschlug, um nachzusehen, was los war, war Deans Gesicht nur Millimeter von seinem entfernt, Deans Augen waren weit aufgerissen und auf sein Gesicht fixiert, und soweit Sam das in der Dunkelheit beurteilen konnte, sah er sowohl verstört als auch mehr als selbstzufrieden aus, was eine relativ ungewöhnliche Kombination war.

Die gefährlichen Schritte entfernten sich endlich, Sam atmete erleichtert auf, und als Dean sich diesmal über ihm bewegte, hätte er Stein und Bein geschworen, dass die Reibung, die dabei zwischen ihnen entstand, Deans volle Absicht war und er sich vorgenommen hatte, ihm eine ‚Frostbeule’ zu verpassen.

Sie hörten, wie irgendwo in der Ferne eine Tür ins Schloss fiel, Sam überlegte, wie lange sie warten sollten, bevor sie es wagen konnten, ihr gekühltes Versteck zu verlassen, versuchte, nicht daran zu denken, wie gern er Dean jetzt küssen würde, und dann pressten sich Deans Lippen plötzlich auf seine, Deans Zunge schob sich in seinen Mund, und Sam war völlig egal, dass er im Begriff war, sich wortwörtlich den Arsch abzufrieren, und küsste mit Allem, was er hatte, zurück.

„Nhm…“

Dean grinste, als Sams Hände seinen Hintern umfassten und ließ sein Becken genüsslich an Sams pressen, aber leider mussten sie bald aus diesem Kühlfach raus, wenn sie nicht riskieren wollten, doch noch ‚eiskalt’ erwischt zu werden.

Dean versetzte der ja nur einen Spalt weit offen stehenden Tür einen sanften Schubs, die schwang auf, er wühlte sich etwas umständlich von Sam runter, kletterte von der Leichenbahre und stellte fest: „Ich hab mich noch nie so lebendig gefühlt.“

Er grinste sowohl selbstzufrieden als auch dreckig und nahm sich vor, Sam im Detail von der tollen neuen, unfassbar praktischen Fähigkeit zu erzählen, die er und sein scheinbar zu Allem fähiges Hirn soeben entwickelt hatten.
 

„Du konntest WAS?!“

Sam blieb so abrupt stehen, dass Dean beinahe in ihn hinein lief, riss seine Augen so weit auf wie nur möglich – und das war verdammt weit – fixierte sie auf Deans Gesicht, und Dean nahm ihm Gilberts Kopf (in Plastiktüte) zur Sicherheit aus der Hand, bevor er den noch fallen ließ und kaputt machte.

„Deine Gedanken lesen …“, wiederholte er seelenruhig grinsend und schob Sam in Richtung Impala, als der keine Anstalten machte, sich von allein zu rühren.

„Komm, Sammy … wir können das im Auto besprechen, aber jetzt beeil dich bitte …“, drängelte er sanft, aber bestimmt, und Sam war zu verwirrt, und man könnte sagen ‚geschockt’, um Widerstand zu leisten.

Als Dean ihn schließlich in den Impala verfrachtet und zur Sicherheit auch gleich noch angeschnallt hatte, war Sam wieder so einigermaßen bei sich, hatte die unglaubliche Neuigkeit so einigermaßen verdaut und weil sie ja so unglaublich war, konsequent beschlossen, Dean einfach mal nicht zu glauben.

Der wollte ihn doch bestimmt nur auf den Arm nehmen – ganz SICHER wollte der ihn nur auf den Arm nehmen, und diesen Triumph würde Sam ihm niemals gönnen.

„Also Sammy …“, setzte Dean jedoch an, nachdem er sich hinters Steuer des Impala geworfen und den Motor gestartet hatte, „Ich wusste ja, dass ich heiß bin, aber dass ich sogar so heiß bin, dass ich dich sogar in einem Kühlfach zum Schwitzen bringe, hätte selbst ich nicht gedacht.“

Dean wackelte lasziv grinsend mit den Augenbrauen, Sam schluckte nervös, räusperte sich leise und versuchte, sich möglichst nicht anmerken zu lassen, wie rettungslos verunsichert er war.

„Wenn das ein Scherz sein soll, Dean, dann ist er absolut nicht lustig – es ist doch völlig unmöglich, dass du- “

Dean drehte den Autoschlüssel im Zündschloss herum, der Impala gab dieses herrlich anregende Grollen von sich, mit dem er wohl verkünden wollte, dass er zu allen Schandtaten bereit sei – es sei denn natürlich, man folgte Deans Theorie, dann war das nämlich kein Grollen, das SIE da von sich gab, sondern ein zärtliches Schnurren, das IHRE Zuneigung zu Dean bejubelte – setzte sich in Bewegung, und Sam nutzte die kleine Zwangspause, der ihre Unterhaltung nun unterworfen war, um seine Gedanken zu ordnen.

„Was genau hab ich denn gedacht?“ erkundigte er sich vorgetäuscht spöttisch bei Dean, als das zu seiner Zufriedenheit geschehen war, und Dean wandte ihm kurz den Blick zu und schenkte ihm ein mehr als unanständiges Lächeln, bevor er das Radio ein wenig leiser stellte, damit sie sich besser unterhalten konnten – was Sam als sicheres Anzeichen dafür nahm, dass Dean insgeheim mehr als finstere Pläne schmiedete, denn wann stellte der schon mal das Radio leiser?

Richtig, nie.

„Glaubst mir nicht, was? Naja… du denkst recht unstrukturiert, mein lieber Sammy, das kam alles sehr verworren und undeutlich an, aber zuerst hattest du Schiss, dass sie uns entdecken und dann wolltest du mich plötzlich küssen… und zwar sehr.“

Sam runzelte die Stirn, über diese erschreckend zutreffende Antwort von Dean, entschied, Dean noch immer nicht zu glauben und gab ein höhnisches Schnauben von sich.

„Dass ich Schiss hatte, dass sie uns entdecken, ist jawohl klar! Da muss man keine Gedanken lesen können, um das zu wissen – und was den Kuss angeht…“, Sam war immer leiser geworden und zögerte einen Moment, bevor er den Satz noch viel leiser, aber wahrheitsgetreu beendete, „Ich will dich doch sowieso immer küssen…“

Dean blinzelte einmal, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn wieder, blinzelte erneut und dann noch mal, und dann riss er ungeduldig das Steuer des Impala herum, brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen und fiel über Sam her wie ein hungriger Wolf.
 

„Hallo, Gilbert, guck mal, was wir dir mitgebracht haben!“ Dean zögerte, guckte seinerseits von Gilbert zu dessen Kopf und wieder zurück, wieder zum Kopf und berichtigte sich: „Ich meine, guck mal, wo wir dich hingebracht haben!“

Dean streckte den rechten Arm aus, hielt ihrem kopflosen Bekannten, der wie üblich reglos vor ihm und Sam stand, auffordernd seinen Kopf entgegen, schwenkte die transparente Plastiktüte, in der er sich befand, hin und her und stöhnte genervt auf, als Gilbert noch IMMER keine Anstalten machte, sich zu rühren.

Es war etwas über eine Woche her, dass sie sich zuletzt ‚gesehen’ hatten, sowohl Dean als auch Sam hatten in jeder Nacht, die seitdem vergangen war, von Gilbert geträumt – endlose Träume, in denen Gilbert einfach nur dastand, nichts tat und dumm aus der Wäsche guckte – und sie blickten den kommenden Nächten, in denen das hoffentlich nicht mehr der Fall sein würde, äußerst vorfreudig entgegen.

Eine einsame Wolke am mit Sternen übersäten Nachthimmel zog sich über den zunehmenden Mond, Sam richtete seine Taschenlampe auf Gilbert, und Dean schwenkte die Tüte ein wenig mehr.

„Da, nimm ihn endlich, und dann sieh zu, dass du Land gewinnst, du Traumtänzer!“

Gilbert tat, wie erwartet, nichts, Dean verdrehte die Augen, holte nur geringfügig angewidert den Kopf aus der Tüte und schüttelte Sams Hand von seiner Schulter, als der doch tatsächlich versuchen wollte, ihn zurückzuhalten.

Er ging mit dem Kopf in der Hand zu Gilbert hinüber, bis er direkt vor ihm stand, und er wunderte sich nicht sonderlich darüber, dass der nicht einmal stank – schließlich hatten sie ihn ja abgefackelt, und so ein richtiger Zombie schien er ja auch nie gewesen zu sein.

Als Dean direkt vor Gilbert zum Stehen gekommen war, kam endlich Bewegung in diesen, er streckte die Hände nach vorn aus, nahm von Dean seinen Kopf entgegen, machte doch tatsächlich so etwas wie eine Verbeugung – und war weg.

Dean gab einen Laut der Zufriedenheit von sich, drehte sich zu Sam um, machte ein paar Schritte auf ihn zu, und Sam kam ihm entgegen, schlang seine Arme um Dean und küsste ihn.

So vergleichsweise ereignislos und langweilig diese Jagd auch gewesen war, die Gefahr, dass Gilbert sie, wie alle Anderen vor ihnen, die versagt und ihm seinen Kopf nicht zurück gebracht hatten, umbrachte, war allgegenwärtig gewesen, und jetzt, da sie nicht mehr bestand – nun, das musste gefeiert werden.

Sam fand sich auf dem Rücken auf dem weichen Boden wieder, Dean war über ihm, warm, drängend, voller Elan und Energie, und Sam war einfach nur froh, dass sie es hinter sich hatten und nun in aller Ruhe… nach ihrem nächsten Fall suchen konnten.

Dean hatte ja scheinbar vergessen, dass er ihn mit Gilbert und der Clownschule hatte piesacken wollen und da bot es sich doch an, in der entgegengesetzten Richtung von Iowa zu suchen.

Dean über Sam gluckste leise, seine Lippen lösten sich kurz von Sams Hals, nachdem er Sam erfolgreich ein nicht zu unterdrückendes Stöhnen entlockt hatte, und obwohl er sehr leise sprach, verstand Sam jedes einzelne Wort, das er sagte: „Oh, keine Sorge, das habe ich nicht vergessen, mein lieber Sammy. Wir werden wieder nach Iowa fahren, wir werden in dieser Clownschule recherchieren, und ich werde ganz sicher eine ganze Menge Spaß damit haben, Einblick in deine Gedanken zu haben, während wir da sind.“

Was nützt die Liebe in Gedanken

„Das kann doch einfach nicht wahr sein…“

Sam war versucht, sich das Haar zu raufen, beherrschte sich jedoch und setzte seine Wanderung durch das Motelzimmer fort, immer von der Eingangstür zur Badezimmertür und wieder zurück, und Dean beobachtete ihn dabei und wurde zunehmend mürrisch.

„Findest du es wirklich so schlimm?“

Sam hielt inne, sah ihm in die Augen und wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte.

„Dean“, setzte er schließlich an, „Es geht nicht darum, ob ich es schlimm finde oder nicht! Es ist doch nicht normal, dass du plötzlich meine Gedanken liest!“

Dean runzelte die Stirn und erwiderte Sams nervösen Blick alles in allem eher schmollend als beunruhigt.

„Ach, aber du darfst meine Präsenz erspüren? Wieso ist es in Ordnung, solange DU davon profitierst? Und bei Missouri stört sich auch niemand daran, obwohl SIE einem damit ganz furchtbar auf den Geist geht!“ gab er grummelnd zurück, und Sam ging zu ihm, setzte sich neben ihn aufs Bett und blickte ihn angespannt an.

„Du weißt doch wohl hoffentlich, dass es darum nicht geht! Bei Missouri ist es etwas komplett Anderes, weil sie diese Fähigkeiten schon immer hatte! Und wenn du dich erinnerst, hat mir der Umstand, dass ich deine Präsenz erspüren kann, zu Anfang auch Sorgen bereitet! Findest du nicht, dass diese Fähigkeit, wenn sie so völlig aus dem Blauen heraus auftritt, etwas Beängstigendes hat?“

Dean legte die Stirn in Falten, überlegte eine Weile und schüttelte dann bestimmt den Kopf.

„Nein. Es sind deine Gedanken, die haben nichts Beängstigendes, Sammy.“

Sam glaubte kurz nicht, was er da hörte.

„Aber es ist doch einfach nicht normal, dass das plötzlich einfach so funktioniert! Was, wenn das keinen natürlichen Ursprung hat? Was, wenn irgendein Monster dahinter steckt?“

Sam fing an, mit der rechten Hand in der Luft herum zu fuchteln, und Dean griff sie sich, hielt sie fest und sah Sam beruhigend in die Augen.

„Nun mal keine Panik, Sammy. Du gehst immer gleich vom Schlimmsten aus. Was ist denn, wenn nicht ich deine Gedanken lese, sondern du sie mir übermittelst – was, wenn es nicht an mir liegt, sondern an dir? Wär ja nicht das erste Mal, dass du tolle hilfreiche Fähigkeiten entwickelst, Psycho-Boy.“

Sam öffnete den Mund, schloss ihn wieder und legte den Kopf schief, um das in Ruhe zu durchdenken.

Wenn man es so betrachtete, war die Gedankenleserei in der Tat nur noch halb so beängstigend (so lange mit Deans Kopf alles in Ordnung war, war alles gut) allerdings noch immer beängstigend und vor allen Dingen verdammt nervig – schlimm genug, dass Dean ihm oft genug vom Gesicht ablesen konnte, was er dachte, dass er jetzt auch noch an seinen Gedanken ablesen konnte, was er dachte, war … doof.

Da hätte er ja lieber wieder Visionen gehabt.

„Wie oft funktioniert das?“ fragte er gottergeben und Dean zuckte mit den Schultern.

„Bisher nur die zwei Male, bei denen ich dir sofort Bescheid gesagt habe …“

Sam seufzte und nickte, und Dean umfasste sein Handgelenk und zog ihn so nah wie möglich an sich.

„Mach dir keine Sorgen, Sammy, es wird schon alles in Ordnung kommen.“

Sam schloss die Augen, er wollte Dean glauben, wollte daran glauben, dass kein Grund zur Sorge bestand, und doch konnte er den letzten leisen Zweifel nicht aus seinem Kopf verbannen, egal, wie sehr er es versuchte.

Er konzentrierte sich zu Entspannungszwecken wie üblich auf Deans Präsenz, und als Dean anfing, ihm sanft durchs Haar zu kraulen, seufzte er leise und genüsslich auf, drängte sich näher an Deans warmen Körper und beschloss, dass so lange kein Grund zur Beunruhigung bestand bis es … nun ja, beunruhigend wurde.

Er ließ sich von Dean rücklings auf die Matratze drücken und küssen, stöhnte zufrieden, als Deans Hand sich unter seine drei Schichten Oberbekleidung schob und ihm den Bauch kraulte und öffnete den Mund für ihn, als Deans Zunge über seine Lippen strich.

Dass Dean ein absolut fabelhafter Küsser war, tat ein Übriges, um Sam entspannen zu lassen – und natürlich, dass er nicht bemerkte, wie Dean zu grinsen begann, als Sam diesen Gedanken hatte.

Deans Fingerspitzen liebkosten seine Haut, zogen seine Bauch- und Brustmuskeln nach, ihr Kuss wurde intensiver, bis hin zu hemmungslos, und Sam warf den Kopf in den Nacken, kniff die Lider zusammen und stöhnte, als Deans Hand plötzlich in seinen Schritt fuhr und dort zupackte.

Da Sam sich das hier soeben mehr als sehnlich gewünscht hatte, nahm er einfach dankbar an, dass Dean mal wieder seine Gedanken gelesen hatte und dachte flüchtig, dass diese Fähigkeit gar nicht mal so übel war.

Dean über ihm verkniff sich ein breites Grinsen und dachte das Gleiche.
 

„Alles in Ordnung?“

Sam blickte auf, als Dean mit dem Handy in der Hand aus dem Bad zurück kam, und lächelte, als Dean ihm beruhigend zunickte und das Telefon dann in seiner Hosentasche versenkte.

„Jupp, sie waren nur LEICHT panisch, weil wir uns ja schon SO lange nicht mehr gemeldet haben … liebe Grüße auch von Danny und dem Rest der Truppe.“

Sie grinsten sich einmütig an, und Sam fuhr seinen Laptop hinunter und klappte ihn zu.

„Können wir dann los?“

„Wir können.“

Sam packte seinen Laptop in seine Ledertasche, stand vom Bett auf und versuchte ein allerletztes Mal, Dean unter Zuhilfenahme seines unfairsten Hundeblickes davon zu überzeugen, dass das mit der Clownschule vielleicht doch eine blöde Idee war – und hatte natürlich keinen Erfolg.

„Was guckst du denn jetzt so komisch?“ erkundigte Dean sich lapidar bei ihm, und Sam seufzte, gab es auf und folgte Dean zum Wagen.

So schlimm würde es schon nicht werden.

Er verlud gemeinsam mit Dean ihr Gepäck in den Kofferraum und wartete dann, bis der ihre Rechnung beglichen hatte und zu ihm zurückgekommen war, bevor er sich auf den Beifahrersitz schwang und sich auf eine aufgrund von Deans ausgezeichneter Laune kurzweilige Fahrt einstellte.

Dean nahm neben ihm Platz, startete den Motor, legte den Gang ein und dann seine rechte Hand auf Sams Oberschenkel ab, und sie rollten gemächlich vom Parkplatz des Motels.

„Jane hat gefragt, ob du auch immer gut isst …“, informierte Dean Sam, und der wandte ihm den Kopf zu und zog die Augenbrauen in die Höhe.

„Und? Was hast du geantwortet?“

„Die reine Wahrheit …“, Dean grinste verhalten und tätschelte liebevoll Sams Oberschenkel, „Dass du auch nicht mehr isst als sonst und versuchst, von Luft und Liebe zu leben – ich freu mich schon auf ihre Standpauke, wenn wir das nächste Mal in Topeka sind.“

Sam verdrehte die Augen, ließ Dean seinen Oberschenkel betatschen – genoss das so gut, wie es mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Dean ihn in eine verdammte Clownschule zu zerren gedachte, ging – und setzte sich ein wenig bequemer hin.

„Was gibt’s Neues von Hannah?“, fragte er interessiert, Deans Grinsen wurde liebevoll, und er wiegte leicht den Kopf hin und her.

„Jane behauptet, sie sei in einen Jungen aus ihrer Klasse verliebt, aber Hannah hat ihr aufs Schärfste widersprochen …“

Sam lachte leise, Dean tätschelte erneut seinen Oberschenkel und seufzte.

„Wenn sie in die Pubertät kommt, könnte das reichlich unangenehm werden …“

Sam biss sich grinsend auf die Unterlippe und nickte.

„Bleibt nur die Frage, ob für uns oder für sie …“

Dean zog die Augenbraue in die Höhe, fragte, was zur Hölle das denn bitte bedeuten solle, und Sam schwieg wohlweislich.

Dean würde natürlich aufs Heftigste abstreiten, dass er derjenige sein würde, der für den größten Rabatz sorgte, wenn Hannah irgendwann mit ihrem ersten Freund ankam, deswegen machte es jetzt auch gar keinen Sinn, davon anzufangen.

Stattdessen rückte er auf dem Sitz ein wenig dichter an Dean heran, spekulierte, wie viel Zeit er durch eindeutige Avancen gewinnen, beziehungsweise vertrödeln konnte, und als Deans Hand auf seinem Oberschenkel prompt weiter nach oben rutschte und ihn zu streicheln begann, nahm er mal an: Eine ganze Menge.
 

„Ich wünschte, du könntest dein Gesicht sehen!“

Dean grinste schadenfroh, Sam verdrehte die Augen, zog eine genervte Grimasse, und Dean grinste immer noch.

„Können wir einfach rein gehen und es hinter uns bringen, bitte?“

Dean grinste noch ein wenig breiter, nickte und setzte einen Fuß auf die zwei Meter lange Fußmatte vorm Eingang zur Clownschule.

„Sehr gern!“

Er zog Sam mit sich hinein und starb beinahe vor Entzücken, als er bemerkte, dass Sam seinen Gesichtsausdruck irgendwo zwischen unermesslichem Unbehagen und leiser Panik tatsächlich ohne Probleme über den kompletten Zeitraum ihres Aufenthalts dort durchhielt.

Es störte Dean dann auch nicht großartig, dass diesmal er dazu gezwungen war, quasi sämtliche Befragungen allein durchzuführen, weil Sam es ja kaum schaffte, die versammelten Clowns in Ausbildung anzusehen, geschweige denn anzusprechen.

Dean hatte selten bei einer Recherche soviel Spaß gehabt, was sich sowohl förderlich auf seine Sozialkompetenz als auch die Ergebnisse dieser speziellen Recherche auswirkte.

Er gab sich als ein an einer Ausbildung zum Clown Interessierter aus, schloss spontan Freundschaft mit einem jungen Mann, der sich ihnen als „Beppo“ vorgestellt hatte, und als Dean in ihr Gespräch eher nebenbei ein paar vorsichtige Fragen über Gilbert einfließen ließ, gab Beppo auch bereitwillig sämtliche Informationen preis, die er zu dem Thema hatte.

Das waren zwar leider nicht allzu viele, aber doch genug, um zu erahnen, dass Gilbert ein sehr zurückhaltender und scheuer Mensch gewesen war – niemand also, der sich allzu leicht Feinde machte.

„Sobald er die Nase aufgesetzt hatte, war er ganz anders, er wurde mutig, ließ sich gehen – und er war gut. Er war so verdammt gut …“

Beppo seufzte leise und schüttelte traurig den Kopf.

„Wir waren alle überrascht, als er nicht mehr her kam – und als sie dann seinen Kopf gefunden haben … einfach nur schrecklich sowas …“

Beppo schüttelte sich unbehaglich, und Dean nickte mit nachdenklicher Miene.

„Er hatte diesen einen Sketch …“, fuhr Beppo unerwartet fort, „ … bei dem er so getan hat, als würde er sich erhängen – das war sein größter Lacher. Da ist es doch einfach nur makaber, dass ihm sowas passiert ist …“

Dean wandte sich Sam zu, der ihn wie erwartet eindringlich anblickte, und sie waren sich stumm darüber einig, dass der arme Gilbert mit seinem größten Lacher vermutlich seinen eigenen Tod um Einiges beschleunigt hatte.

Sam blickte von Dean zu Beppo, hielt kurz die Luft an, um sich zu sammeln, und konnte sich schließlich dazu durchringen, das Wort an ihn zu richten.

„Hat er sich damit bei irgendjemandem unbeliebt gemacht?“

Beppo legte fragend den Kopf schief, und Sam wurde deutlicher.

„Ist er mit dem Sketch jemandem auf den Schlips getreten? Fühlte sich jemand angegriffen, oder war vielleicht jemand neidisch, der selbst nicht so gut ankam?“

Beppo musterte Sam, als sei der ein besonders exotisches Insekt, und Dean biss sich grinsend auf die Unterlippe, bevor er seiner besseren Hälfte zur Hilfe eilte.

„Er hat zu oft ‚Mord ist ihr Hobby’ gesehen …“, erklärte er Beppo Sams merkwürdige Fragen, und dessen Miene klarte spontan auf und er nickte verständnisvoll.

Sam hätte Dean am liebsten eine gelangt.

„Naja, wirklich Feinde hat er sich mit seinem Sketch nicht gemacht – er war bei allen recht beliebt, weil er -“

Beppo hielt inne, als eine Gruppe von fünf jungen Herren in voller Clown-Montur den Raum betrat, und Sam spontan Anstalten machte, sich entweder in Luft aufzulösen, oder aber Dean auf den Arm zu springen.

Beppo warf Dean einen kurzen, aber eindeutig verständnislosen Blick zu, und der zuckte gleichgültig mit den Schultern und sagte nur ein Wort: „Clownphobie.“

Beppos Blick wurde mitleidig, Sam wollte Dean erneut eine langen, und dann wurde er für all sein Leid entschädigt, als einer der Clowns im Vorbeigehen einen Schwall Wasser aus einer überdimensionalen Blume auf seiner Krawatte auf Dean losließ und ihn mitten ins Gesicht traf.

Dean fluchte, Sam lachte und lachte immer noch, als Dean ein Handtuch bekommen und sich abgetrocknet hatte.

Sie verabschiedeten sich von Beppo, machten sich auf den Weg zum Ausgang und in Sams Kopf nahmen bereits Theorien und mögliche Suchanfragen für eine Online-Recherche Gestalt an, da packte Dean ihn plötzlich am Arm und bat ihn, einen Moment auf ihn zu warten.

Sam blinzelte, blieb folgsam, wo er war und blickte Dean verständnislos nach, wie der eilig durch die Eingangshalle joggte und durch die Tür zu Beppo und den anderen Verrückten verschwand, die doch tatsächlich annahmen, der Welt etwas Gutes zu tun, wenn sie sich als Clown kostümierten.

Abartig sowas.

Es vergingen keine zwei Minuten, bis Dean wieder bei ihm war, und Sam versuchte erst gar nicht, das mulmige Gefühl in seiner Magengegend als Einbildung abzutun – so wie Dean darum kämpfte, ihn möglichst NICHT anzugrinsen wie ein Bekloppter, KONNTE das nur schlimme Folgen haben.

Das innere Auge

„Ich schwöre dir, ich bringe dich um, wenn du -“

Sam hielt inne, als Dean nur in anregenden schwarzen Shorts aus dem Bad kam, und der musterte ihn, wie er – ebenfalls nur in Shorts – auf dem Bett saß und wie ein Specht auf seinen Laptop einhackte, und hob fragend die Augenbrauen.

„Wenn ich … ?“

Sam räusperte sich ein wenig verlegen, konzentrierte sich auf das, was er hatte sagen wollen, und als es ihm dann irgendwann auch wieder eingefallen war, runzelte er bedrohlich – ja, genau, bedrohlich – die Stirn.

„Wenn du versuchen solltest, mir in einem unpassenden Augenblick den Clown zu machen, dann -“

Sam hielt erneut inne, da Deans Blick einfach mal aussagekräftig genug war, um ihn den Laptop beiseite stellen und wie der geölte Blitz aus dem Bett springen zu lassen.

„Ich wusste es!“ entfuhr es ihm zu einem Viertel lachend und zu drei Vierteln entrüstet, er stürzte sich auf den fröhlich grinsenden Dean, packte ihn und knallte ihn mit dem Rücken gegen die Badezimmertür, und Dean fing an zu lachen und blickte versucht unschuldig zu ihm auf.

„Was? Die rote Clownsnase mitten beim Akt hätte dich nicht angemacht?“

Sam knurrte, quetschte ihn mit seinem ganzen Körper ein wenig fester gegen die Tür, und Dean schnurrte leise und schlang seine Arme um ihn.

„Dein Kopf sagt mir, dass dein Körper mich jetzt gern ohne Shorts unter oder über dir – Hauptsache nackt, nackt, nackt – auf dem Bett hätte …“ teilte er Sam schmunzelnd mit, und Sam errötete leicht, verringerte den Druck, den sein Becken auf Deans ausübte und sah ihm in die Augen.

„Es passiert immer häufiger, kann das sein?“

Dean machte ein nachdenkliches Gesicht, legte leicht den Kopf schief und grübelte mit halb geschlossenen Augen ein wenig über diese Frage nach.

„Es scheint immer nur dann zu passieren, wenn du scharf auf mich bist, mein lieber Sammy – und das passiert immer häufiger, kann das sein?“

Sam errötete noch etwas mehr, und Dean hob auf einmal die Hand und strich ihm mit einer überraschend zärtlichen Geste das Haar aus dem Gesicht – seine Mimik drückte hingegen eher … wie sollte man das nennen … liederliche Schamlosigkeit aus.

„Nicht, dass mich das stören würde – versteh mich jetzt bitte nicht falsch – aber wenn wir uns schon wieder irgendein verfluchtes Objekt eingefangen haben, ohne dass wir’s gemerkt hätten, würde mich das echt nerven …“

Sam schmiegte sich an Deans warme Hand, schloss für einen Moment die Augen und seufzte leise.

Es war so typisch Dean, dass er diese Frage stellen musste, dass er nicht einfach begriff, dass -

„Ach so …“

Sam blinzelte und sah Dean verwirrt in die Augen, und als er dessen gefühlvollen Blick bemerkte, wusste er, dass es gerade schon wieder passiert war.

Dean streichelte ihm sanft über die Wange, sah ihm noch immer in die Augen, und Sam wollte ihn so sehr küssen, dass es beinahe wehtat.

Vielleicht war es nicht ganz so optimal, dass Dean jetzt wusste, dass Sam das Bedürfnis, Dean ‚nahe’ zu sein, gar nicht so plötzlich entwickelt hatte, wie er ihm gerne weisgemacht hätte, dass es auch jetzt nicht unbedingt intensiver war als früher – er hatte nur einfach jetzt erst damit angefangen, diesem Bedürfnis ohne wenn und aber nachzugeben.

Sam beugte sich zu Dean hinunter, küsste ihn sanft aber nachdrücklich, und Dean schlang seine Arme um ihn und hielt ihn fest.

Ihre Lippen lösten sich wieder voneinander, Sam hielt die Augen geschlossen und lehnte seine Stirn an Deans, und der verpasste ihm einen sowohl liebevollen als auch nachdrücklichen Klaps auf seinen festen Hintern.

„So, mein lieber Sam, dann recherchier mal weiter, hm?“

Sam schlug die Augen auf, starrte ihn halbwegs empört an, und Dean grinste unverschämt.

„Wenn du nicht sofort aufhörst, so zu gucken, muss ich doch noch die Clownsnase rausholen!“
 

Sam erwachte mit einem Ruck und saß sofort aufrecht im Bett, was Dean, der neben ihm eben noch friedlich geschlafen hatte, dazu veranlasste, unwillig zu knurren.

„Leg dich wieder hin …“, brummte Dean verschlafen, drehte Sam den Hintern zu, zog sich die Bettdecke über den Kopf und war auf der Stelle wieder weggetreten, und Sam kam seiner Aufforderung nach, ließ sich langsam wieder auf den Rücken sinken und versuchte, so ruhig wie möglich seine Gedanken zu ordnen, den Albtraum, den er gehabt hatte, als eben solchen abzutun und nicht daran zu denken, dass er sich wie eine Vision angefühlt hatte.

Er konzentrierte sich auf Deans verpennte Präsenz, atmete langsam ein und ebenso langsam wieder aus und geriet beinahe in Panik, weil er sich einfach nicht beruhigen wollte.

Sein Herz schlug noch immer viel zu schnell in seiner Brust – daran konnten auch seine Atemübungen nichts ändern – ihm war schlecht und er hatte Kopfschmerzen und dann weigerte sich sein Unterbewusstsein natürlich noch hartnäckig, ihm nicht immer wieder aufs Neue das Bild eines vor Schmerzen schreienden Dean vor sein geistiges Auge zu zitieren.

Sam biss die Zähne zusammen, kniff die Lider so fest zu, dass er Sterne sah, ballte die Hände zu Fäusten, und Dean drehte sich grunzend zu ihm um, legte den Arm um ihn, drängte sich im Schlaf an ihn, murmelte seinen Namen und Sam war geneigt zu glauben, dass da eine höhere Macht ihre Finger im Spiel hatte, die ihn auf diese simple und dennoch wirkungsvolle Art aufheitern wollte.

Unglaublich eigentlich, dass es tatsächlich funktionierte.

Sam entspannte sich merklich, schlug die Augen auf, um Deans schlafendes Gesicht zu betrachten, und als Dean seine wie üblich kratzige Wange an seine Brust schmiegte, seine Lippen über Sams Haut strichen, war endlich auch das Gefühl von Übelkeit aus seiner Magengegend verschwunden.

Sams Lippen formten die Worte „Ich liebe dich“, Deans Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln und ließen Sam mit der Frage zurück, ob Dean auch seine Gedanken lesen konnte, wenn er schlief.

Erschreckender Gedanke.

Sam seufzte leise, sah noch immer Dean an, zählte seine Sommersprossen, bewunderte die Länge seiner Wimpern – diese unfassbare Länge – und betete sich immer wieder vor, dass das keine Vision sondern lediglich ein sehr eindringlicher Albtraum gewesen sei, dass Dean keineswegs in Kürze Anlass haben würde, vor Schmerzen zu schreien und dass -

„Sammy?“

Sam zuckte beinahe vor dem panischen Unterton in Deans Stimme zurück und konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was los war – Dean hatte doch eben erst die Augen aufgeschlagen … Oder hatte der schon wieder seine Gedanken gelesen?

„Sammy, ich bin blind.“

Sam runzelte die Stirn und tippte Dean mit dem Zeigefinger vor eben diese.

„Das ist nicht lustig.“

Er sah Dean zusammenzucken, als er ihn berührte – nicht kurz vorher, sondern ALS – und als ihm nun auffiel, wie bleich Dean geworden war, schluckte er nervös.

„Wenn ich einen Witz hätte machen wollen, hätte ich mir doch noch die rote Nase aufgesetzt, Sammy! Ich kann nichts sehen!“ brachte Dean so ruhig wie möglich vor, und nachdem Sam einen Kontrollblick auf Deans Augen geworfen hatte, die tatsächlich milchig trüb und grau anstatt strahlend grün waren, war er sowohl geneigt, ihm zu glauben, als auch vollends entsetzt.
 

„Sowas hab ich noch nie gesehen …“

Dean beherrschte sich, dem ihn untersuchenden Arzt keinen Tritt zu verpassen und beschränkte sich auf einen dummen Spruch.

„Stellen Sie sich vor: Ich auch nicht.“

Der Onkel Doktor hüstelte verlegen, entschuldigte sich bei Dean und tauschte einen kurzen Blick mit Sam, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen lehnte.

„Es ist keine Konjunktivitis … kein Trachom … es sieht fast so aus, als hätte sich einfach nur ein Schleier über Ihre Iris und die Pupille gelegt, der verhindert, dass Licht auf Ihre Netzhaut trifft …“

„Es sieht so aus?“ wiederholte Dean sarkastisch bis ungeduldig, und sein Augenarzt hüstelte erneut verlegen.

„Es tut mir wirklich sehr leid, aber wir müssen Sie länger hier behalten, bis wir herausgefunden haben, woran Sie erkrankt sind.“

Dean stöhnte genervt auf und rutschte von der Untersuchungsbahre, auf die Sam ihn vor drei Stunden verfrachtet hatte.

„Ich habe schon jetzt mehr Zeit hier vertrödelt, als ich mir leisten kann!“ knurrte er angriffslustig, da packten ihn unerwartet zwei riesige Hände an den Schultern – zweifellos Sams – und hielten ihn fest.

„Du bleibst hier, bis wir wissen, was mit dir nicht stimmt!“ verkündete Sam entschlossen, und Dean beschloss nach einem kurzen Einblick – höhö – in seine Gedanken, dass es vernünftiger war, keinen Widerspruch einzulegen.

Wenn er sich nicht solche Sorgen um sein Augenlicht gemacht hätte, wäre Dean vermutlich aufgefallen, dass er Sams Gedanken immer häufiger lesen konnte und dass er anfing, es kontrollieren zu können, was im Prinzip besorgniserregend gewesen wäre, denn das bedeutete wohl, dass es nicht Sams Fähigkeit war, sondern seine eigene, und aus irgend einem Grund hatten sie ja beschlossen, dass sämtliche übernatürliche Fähigkeiten nur dann harmlos waren, wenn sie auf Sams Mist gewachsen waren.

„Wo soll er hin?“ erkundigte sich Sam bei dem bisher eher unnützen weil ahnungslosen Arzt, und der rief nach einer Schwester Sarah, die Dean auf sein Zimmer geleiten sollte.

Sie kam mit einem Rollstuhl herbei geeilt, Dean ächzte entsetzt, als er ohne jegliche Vorwarnung hinein manövriert wurde, und fühlte sich versucht, nach Sams Hand zu grabschen, konnte sich jedoch gerade noch so beherrschen.

Entspannt-überlegenes Verhalten in einer Krisensituation wurde mit 15 Punkten auf der Männlichkeitsskala prämiert.

Dean wurde von Schwester Sarah in ein Einzelzimmer kutschiert, von ihr darüber in Kenntnis gesetzt, dass sich in Kürze jemand seiner annehmen würde, und dann von ihr sang- und klanglos mit Sam allein gelassen.

Sam wartete kaum, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, da kniete er schon vor Dean am Boden, nahm dessen Hände in seine und blickte ihn eindringlich an.

„Ich weiß, woran es liegt!“

Dean dirigierte sein Gesicht in die Richtung, aus der Sams Stimme an seine Ohren drang und blinzelte.

„Nämlich?“

Sam sagte nur zwei Worte: „Der Clown.“

Dean mochte blind sein, aber er wusste ganz genau, wie Sam in diesem Moment aussah: Ernst, entschlossen, zu allem bereit … sexy.

„Sammy …“

„Nenn mich nicht Sammy!“ fuhr Sam ihn an, „Das tust du nur, wenn du mich nicht ernst nimmst! Ich sage dir, es war dieser verdammte Clown, der dich mit seiner Krawatte angespritzt hat!“

Dean schwieg einen Moment, ließ sich das durch den Kopf gehen und runzelte die Stirn.

„Was soll das heißen, ich nenne dich nur Sammy, wenn ich dich nicht ernst nehme? Das ist überhaupt nicht wahr! Ich nenne dich sehr oft Sammy, wenn ich dich ernst nehme, und noch viel öfter, wenn wir – Mphf!“ Dean keuchte überrascht, als Sam ihn mit einem Mal küsste, ergriff zielsicher dessen Schultern und drückte ihn ein Stückchen von sich weg, „Und warum sollte mich dieser komische Clown erblinden lassen wollen?“

Sam versuchte, seine beschleunigte Atmung zu beruhigen, schloss für einen Moment die Augen und sah dann wieder zu Dean auf.

„Weil ER es war, der Gilbert umgebracht hat! Er muss mitbekommen haben, wie wir uns über ihn erkundigt haben und -“ – „Und hielt es für eine gute Idee, 50% von uns auszuschalten, damit wir keinen Verdacht schöpfen, dass er was damit zu tun hat?“

Sam öffnete den Mund, schloss ihn wieder, und Dean löste seine rechte Hand von Sams Schulter, um ihm den Kopf zu tätscheln.

„Ich fürchte, wenn es um Clowns geht, mein lieber Sammy, dann urteilst du vorschnell.“

Sam runzelte die Stirn und war ernsthaft versucht, zu schmollen.

Dean nahm ihn nicht ernst und nannte ihn Sammy. Das war doch der Beweis.

Aber er würde ihm schon noch zeigen, wie richtig er mit seiner Theorie lag und wenn er dafür das Undenkbare tun musste.

„Du gehst da nicht allein hin!“ donnerte Dean plötzlich, „Du stirbst mir doch vor lauter Panik!“

Sam verdrehte die Augen und schnaubte.

Verdammte Gedankenleserei!

Nicht lustig

Moin moin und Tach auch!
 

Es ist mal wieder Montag, meine Lieben und ich könnte jetzt so tun, als hätte das irgendwas mit dem folgenden Kapitel zu tun – hat es aber nicht.

Ich hatte nur irgendwie mal wieder das Bedürfnis, euch hier einen präkapitelären Kommentar hin zu setzen, und da das hier meine FanFic und mein Kapitel ist, wüsste ich nicht, wer mich davon abhalten sollte!
 

Wo ich hier schon mal so schön vor mich hin erzähle:

Ich habe eine mehr oder weniger traurige Mitteilung zu machen.

Jemand, der mich über viele, viele Monate begleitet hat, jemand, der mir immer treu zur Seite stand, jemand, von dem ich gedacht habe, er würde bis zum Ende meines Lebens bei mir bleiben, hat mich kürzlich verlassen … meine Beratungsresistenz.

Möge sie in Frieden ruhen! – Oder ihren Urlaub auf Bora Bora genießen, was weiß ich, wo die plötzlich hin ist!
 

Falls sich nämlich jemand gewundert haben sollte, dass ich mich urplötzlich an den alten Kapiteln zu schaffen mache … ich kann Fehler nicht leiden und schon gar nicht, wenn sie sich in meiner FanFic tummeln, und da mich die liebe Kinka darauf aufmerksam gemacht hat, dass sich in einigen speziellen Fällen sehr wohl ein Komma vor dem Und einzufinden hat, und dass nicht nur hinter sondern auch vor meinen geliebten drei Pünktchen eine Leerstelle sein sollte … (genau so) … ich kann nichts dafür, ich bin Sternzeichen Jungfrau, die sind pedantisch.
 

So, da ich euch hier sowieso schon Einblick in meinen faszinierenden Charakter gewähre … mir ist aufgefallen, dass sich mein Kommi-Schreiber-Spektrum verschoben hat.

Nicht, dass wir uns jetzt falsch verstehen: Ich liebe euch, meine lieben Kommi-Schreiber, ich liebe jeden Einzelnen von euch, aber ich bin auch ein klein wenig paranoid.

Wenn liebe, liebe Menschen, die mir über Dutzende von Kapiteln immer fleißig Kommentare geschrieben haben, plötzlich damit aufhören, dann … ANGST!
 

Es ist mir sehr wohl bewusst, dass ich nun wirklich keinen Grund habe, mich zu beschweren – ich habe viele, viele Kommis (und ich entwickle die nervtötende, nervtötende Eigenschaft, mich zu wiederholen …) aber mein Selbstbewusstsein leidet unter sowas.

Mein Größenwahn hält sich scheinbar nur dann, wenn er fleißig gehegt und gepflegt wird … und da sich das hier jetzt anhört, als würde ich unverschämt um schleimerische Kommis betteln: Wenn euch etwas nicht gefällt, dann hab ich es lieber, ihr sagt mir das, damit ich was dran ändern kann.

Ich will mich ja entwickeln … und beratungsresistent bin ich ja praktischer Weise auch nicht mehr.

Vielleicht bin ich sogar ein kleinwenig kritikfähig.

Außerdem sind eure Kommentare meine Motivation und mein Antrieb zum Weiterschreiben.

Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich nicht langsam mal zum Ende gefunden hätte, wenn meine Kommi-Sucht nicht wäre?

Ich bin zwar ausschweifend und zunehmend unfähig, auf den Punkt zu kommen, aber sooo ausschweifend bin ich dann auch nicht.

Wenn ihr das wollt, dann höre ich auf.

Sofort.
 

Du liebe Güte … Mir fällt auf, dass es mir jetzt sogar in meinen präkapitelären Kommentaren zunehmend schwerer fällt, mich kurz zu fassen. Unglaublich.

Entschuldigen werd ich mich jetzt dafür nicht, denn meine Psyche ist spannend und vielschichtig – hallo Größenwahn, da biste ja wieder! – und außerdem kann ich auf diese Art und Weise sehr schön eine persönliche Bindung zu meinen Lesern aufbauen! Hossa!
 

Öhm, ja. Noch was?
 


 

Ach ja: Diejenigen unter euch, die mich schon jetzt als Sadistin beschimpfen … ehehehe … wappnet euch.

Ich habe meine Rache angekündigt und sie wird fürchterlich sein … fürchterlich schleichend … eine Rache-Schnecke. (Mein Gott, ich gehöre weggesperrt!)
 

Sam und Dean können sich wie immer auf Einiges gefasst machen!
 

So, das war’s jetzt aber wirklich so weit von mir! Viel Spaß mit dem neuen Kapitel … auch wenn’s ganz bestimmt nicht lustig wird …
 

moko-chan
 


 

Sam starrte mit leerem Blick auf den Linoleumboden zu seinen Füßen, sein Zeigefinger tackerte ohne Unterlass auf die Armlehne seines Stuhls und sein Gesichtsausdruck drückte sowohl Ungeduld als auch Sorge aus – was ihn nicht sonderlich von den ihn umgebenden Personen abhob, immerhin befand er sich in dem Wartebereich eines Krankenhauses.

Die Digitaluhr an der Wand gegenüber informierte ihn darüber, dass er sich schon seit über zwei Stunden auf diesem verdammt unbequemen Stuhl den Hintern platt saß, und er begann ernsthaft in Erwägung zu ziehen, sich die Zeit mit ein paar Fitnessübungen zu vertreiben.

Das würde dann zumindest nicht nur ihn sondern auch die Umsitzenden kurzzeitig beschäftigen und vor einem schleichenden Tod durch Langeweile bewahren.

„Dr. Karev möchte Sie sprechen …“, erlöste ihn Schwester Sarahs Stimme schließlich von der unerträglichen Warterei, und Sam erhob sich eilig und erschreckte ein kleines Kind, das auf dem Stuhl ihm gegenüber saß und scheinbar nicht damit gerechnet hatte, dass er SO groß war.

Der verschreckte Zwerg war Sam momentan allerdings reichlich egal, er marschierte entschlossen Schwester Sarah hinterher, die ihn trotz ihrer doch ein wenig kürzeren Beine beinahe abhängte, und fand sich schließlich in einem grell beleuchteten Untersuchungszimmer wieder.

„Und?“ wandte er sich sofort an den Arzt, der neben Deans Rollstuhl stand und eben dabei war, Deans Pupillenreaktion zu testen, und Dr. Karev richtete sich auf, steckte seine Tussi-Taschenlampe weg (so hätte Dean sie zumindest bezeichnet) und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an.

„Keinerlei Befund.“

Da Sam nicht wusste, ob das nun gute oder schlechte Neuigkeiten waren, sagte er erstmal nichts dazu und betrachtete einfach nur stumm Deans mürrisches Gesicht.

„Das CT hat nichts ergeben, der Augendruck ist im normalen Bereich, die Spiegelung des Augenhintergrunds hat nichts ergeben – und bevor ich Sie jetzt noch länger langweile: Nichts, was wir getan haben, hat irgendwas ergeben. Ihr Bruder ist – abgesehen von einer leichten Mangelernährung – kerngesund, und dieser merkwürdige Schleier vor seinen Augen lässt sich aus medizinischer Sicht nicht erklären.“

Dr. Karev steckte die Hände in die Taschen seines Arztkittels, und man sah ihm an, dass er sich mit dieser ‚Diagnose’ nicht unbedingt wohl fühlte.

„Nun, zumindest ist es nicht Lupus …“ unterbrach Deans dunkle Stimme die angespannte Stille, Dr. Karev blinzelte verwundert, Sam verdrehte die Augen und war wohl der einzige Mensch auf der Welt, der die Angst aus den folgenden so gleichgültig vorgebrachten Worten heraushören konnte.

„Und nun? Bleib ich jetzt blind, bis meinem Körper auffällt, dass er ja eigentlich kerngesund ist?“

Dr. Karev, der trotz seines jugendlich-aufreißerischen Aussehens eine bezaubernde Ehefrau und 5 kleine Kinder hatte, die zu Hause auf ihn warteten, bedachte Dean mit einem väterlich-verständnisvollen Blick, der natürlich völlig verschwendet war, und wandte sich dann fragend an Sam.

„Wäre es möglich, dass wir ihn noch ein paar Tage zur Beobachtung hier behalten?“

„Nein!“ entfuhr es Dean im selben Moment, als Sam „Ja“ sagte, und Dr. Karev räusperte sich leise.

„Ich lasse Sie kurz allein, damit Sie das in Ruhe besprechen können …“

Er zog sich zurück, die Tür klappte hinter ihm zu, und Dean war irritiert, dass Sam nicht sofort anfing, mit ihm zu diskutieren; es blieb still, so still sogar, dass Dean der Gedanke kam, Sam könnte gemeinsam mit Dr. Karev das Zimmer verlassen haben, um ihn zu ärgern.

„Sam?“ fragte er also etwas unsicher in die enervierende Stille hinein und er hörte, wie Sam sich rechts von ihm bewegte.

„Warum sagst du denn nichts, du Idiot?“ knurrte er ihn an, und Sam seufzte leise, ging zu ihm hinüber und kniete sich wie beim letzten Mal vor seinen Rollstuhl und nahm seine Hände in seine.

„Du musst hier bleiben, Dean …“ versuchte er es so sanft wie möglich, und Dean zog die Stirn kraus.

„Unsinn!“

Sam schwieg perplex, als Dean ihm so heftig widersprach, und Dean nutzte die entstandene Pause zu seinem Vorteil.

„Warum sollte ich hier bleiben müssen?! Dr. Doom hat doch selbst gesagt, dass sich mein Erblinden medizinisch nicht erklären lässt – und das bedeutet jawohl, dass es in unser Metier fällt, und wie soll ich bitteschön herausfinden, was mit mir los ist, so lange ich hier bin?“

„Gar nicht.“

Dean blinzelte mehrfach über diese so seelenruhig vorgebrachte Antwort, und Sam seufzte leise.

„Ich werde herausfinden, was mit dir passiert ist, und du bleibst hier, wo du sicher bist.“

Sam zuckte zurück, als Dean ernsthaft Anstalten machte, ihm eine zu scheuern, und fing in letzter Sekunde seine Hand ein.

Wieso war der selbst blind derartig zielsicher?

„Du wirst mich nicht einfach hier aussetzen wie einen altersschwachen Hund, Sammy! Und was bringt dich überhaupt auf die absurde Idee, Krankenhäuser seien sichere Orte?“

Dean klang eher verzweifelt als wirklich wütend, und Sam musste ein paar Mal blinzeln und sich räuspern, bevor er sicher sein konnte, völlige Kontrolle über seine Stimme zu haben.

„Hier wirst du bestmöglich versorgt, während ich herausfinde, wie ich dir helfen kann, Dean … und vielleicht ist es ja doch was Medizinisches … ich – ich will einfach kein Risiko eingehen … nicht mit deinen Augen …“

Dean biss die Zähne zusammen, als Sams Stimme mit einem Mal belegt klang, und er griff auf Verdacht in die Luft, bekam Sams Haar und seine Wange zu fassen und zog ihn zu einem sanften Kuss zu sich heran.

Sam blinzelte eine einzelne Träne von seinen Wimpern, als Deans Lippen auf seine trafen, schlang seine Arme um Dean und hielt sich an ihm fest.

Warum fühlte er sich so hilflos und unsicher, wenn es doch Dean war, der nichts mehr sehen konnte?

Er schniefte verhalten, als Dean seine Wange an seine schmiegte und erschauderte wohlig, als er Deans Stimme an seinem Ohr vernahm.

„Na fein, Sammy, dann schwing dich mal zum großen Helden auf … aber pass ja auf dich auf, hörst du? Meine Augen nützen mir gar nichts, wenn ich nicht dich damit ansehen kann.“
 

Sam schlug die Fahrertür des Impala hinter sich zu, warf einen Blick in den Rückspiegel, stellte ihn für sich richtig ein, schnallte sich an und startete den Motor.

Deans unglaublich liebevolle Worte von vor wenigen Minuten hallten noch immer in seinem Kopf nach, und er schwor sich, das Ding, das für Deans Zustand verantwortlich war, eigenhändig umzubringen, wenn -

Sam griff irritiert nach seinem beständig vor sich hin vibrierenden Handy und bekam eine halbe Panikattacke, als er sah, dass es Dean war, der anrief.

Er drückte den Knopf zum Annehmen eines Gesprächs mit übertrieben ziemender Eile und seine Stimme überschlug sich beinahe, als er „Dean, bist du in Ordnung?“ in den Hörer dröhnte.

„Toll, jetzt bin ich nicht nur blind sondern auch noch taub …“, murrte es ihm vom anderen Ende der Leitung entgegen, und Sam brauchte nur Sekunden, um zu begreifen, dass es Dean den Umständen entsprechend hervorragend ging und er vermutlich nur angerufen hatte, um ihn zu nerven.

„Was ich vorhin vergessen habe, dir zu sagen …“ setzte Dean an, und Sam schloss die Augen, weil er keiner Gedankenlesekräfte bedurfte, um ganz genau zu wissen, was jetzt kam, „Fahr ja vorsichtig! Wage es nicht, merkwürdige Musik in meinem Radio abzuspielen! Lass alles da, wo es ist, und besonders den Rückspiegel! Und fahr ja vorsichtig! Lass dich nicht provozieren! Keine Lichthupe! Wenn du mein Baby kaputt machst, mach ich dich kaputt!“

Sam hielt die Augen weiter geschlossen, hörte Dean am anderen Ende der Leitung leise atmen und schüttelte amüsiert den Kopf.

„War’s das soweit?“

„Natürlich nicht!“ kam es wie aus der Pistole geschossen, „Wenn der Wagen oder du auch nur einen einzigen Kratzer haben, wenn ich das nächste Mal das Vergnügen habe, euch zu erblicken, dann setzt es was! … Und ich liebe dich.“

Sam blinzelte, sah sein eigenes überraschtes Gesicht im Rückspiegel und war beinahe versucht, den Motor des Impala wieder aus zu machen und zurück zu Dean zu eilen.

„Ich liebe dich auch …“, erwiderte er schwach und er wusste, dass Dean jetzt allein in seinem Krankenzimmer saß und lächelte.

„Ich weiß, Sammy. Lass mich hier nicht zu lange warten. Die wollen mir Salat andrehen … von wegen Mangelernährung und ich brauche Vitamine … bla, bla, bla …“

Sam schnaubte amüsiert, versprach Dean, sich zu beeilen und legte auf, bevor ihn all seine fabelhafte Entschlusskraft verließ, und er wie ein herrenloser Hund zu Dean zurückwedelte.

Er löste die Handbremse, trat aufs Gas und der Impala grollte – schnurren tat sie ja nur bei Dean – und fuhr zu den Klängen der Chambers Brothers vom Parkplatz des Krankenhauses.

Sams Stirn war gerunzelt, sein Blick entschlossen, um seinen Mund lag ein verkniffener Zug, und der verdammte Clown würde ganz sicher nichts zu lachen haben, wenn er mit ihm fertig war.

Sam zuckte zusammen und legte beinahe eine Vollbremsung hin, als die Chambers Brothers etwas überstürzt zum Ende kamen, die Kassette einen Moment lang vor sich hin rauschte und dann … dann … er würde Dean töten.

„Ha! Ha! Said the Clown“ war definitiv ein Song, der den Mord an einem Menschen rechtfertigte, und wenn er auch noch so sehr geliebt wurde, und man sich ein Leben ohne ihn beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

Und wo hatte Dean bitteschön so plötzlich dieses Lied her?

Das Leben war doch einfach nicht fair – und schon gar nicht lustig.
 

„Wie, was soll das heißen, es war sein Bruder?“

Sam vermutete, dass er in seinem ganzen Leben noch nie so konfus ausgesehen hatte, fand aber, dass er das in diesem speziellen Fall auch durchaus durfte.

Deans Freund Beppo, der zwielichtige Clown, nickte gewichtig und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ja, das CSI hat irgendwelche Spuren bei ihm zu Hause gefunden und so’n merkwürdiger Mathematiker hat angeblich mit irgendwelchen Formeln ausgerechnet, dass es nur Gilberts Bruder gewesen sein KONNTE und dann …“

Beppo winkte kurz dem bösartigen Krawatten-Clown zu, der Dean so hinterhältig das Augenlicht geraubt hatte, und der erdreistete sich doch tatsächlich, näher zu kommen und sich zu ihnen zu stellen.

„Boffo …“, fing Beppo auch prompt ein Gespräch mit ihm an, „Wie war das noch gleich mit Gilberts Bruder? Du warst doch dabei.“

Sam rang heldenhaft seine Fluchttendenzen nieder, sagte sich, dass er das hier für Dean tat und versuchte, an Boffos überdimensionaler roter Nase vorbei und ihm in die Augen zu sehen.

„Wieso warst du dabei?“

Boffo blinzelte ihn traurig an, sah unter all seinem Make-up mit einem Mal menschlich und sogar sympathisch aus, und Sam gab auf einen Schlag all seine Theorien auf, dass er auch nur ansatzweise böse sein könnte.

Der weinte ja beinahe.

„Ich hatte Charlie gebeten, sich mit der Angelegenheit zu beschäftigen …“, erklärte Boffo mit belegter Stimme und ein wenig kryptisch, und Beppo vertraute Sam im Flüsterton an, dass Charlie der merkwürdige Mathematiker sei, von dem er gesprochen hatte, „Gilbert war so ein guter Freund und so ein großartiger Kerl und … dass Don dann Nathaniel verhaften musste, das hat ihn fertig gemacht – ich hoffe, Charlie und sein Dad können ihn wieder aufbauen, er tut immer viel stärker, als er ist …“

Sam hatte keine Ahnung, wovon zum Teufel Boffo da sprach und diesmal sprang nicht einmal Beppo ein, um ihm weiter zu helfen.

„Augenscheinlich wollte Nathaniel – das ist Gilberts jüngerer Bruder – Gilbert lediglich einen Streich spielen … und der ist ziemlich schief gegangen. Nathaniel stand so sehr unter Schock, dass er total den Kopf verloren hat …“, Sam wäre Boffo für diesen unpassenden Scherz am liebsten auf den Fuß getreten, wenn diese schauderhaften Schuhe ihn nur nicht so sehr abgeschreckt hätten, „Er hat versucht, die Leiche verschwinden zu lassen – die soll sich angeblich in einem Park in Nebraska in der Nähe von Lincoln befinden – und dann ist ihm Gilberts Kopf verloren gegangen und …“

Boffo konnte nicht weiter sprechen, aber Sam hatte ohnehin genug gehört.

Boffo war anscheinend unschuldig, so wie alle anderen Clowns dieser Brutstätte des Bösen auch, dementsprechend unwahrscheinlich war es, dass Boffos dämliche Spritzattacke auf Dean mehr gewesen war als ein dummer Scherz, und in der Konsequenz hatte Sam nicht die geringste Ahnung, wer oder was für Deans aussichtslosen Zustand verantwortlich war.

Sams Handy begann zu vibrieren, er entschuldigte sich bei Beppo und Boffo, war froh, dass er die Clownschule verlassen konnte, zog sein Mobiltelefon aus der Hosentasche und beschloss nach einem Blick auf das Display, nicht in Panik zu geraten, nur weil Dean ihn schon zum zweiten Mal an diesem Tag anrief.

Der wollte sich wahrscheinlich nur erkundigen, wie ihm das Lied gefallen hatte.

„Was gibt’s?“ fragte er also entschieden gelassen, nachdem er das Gespräch angenommen hatte, und ihm brach der kalte Schweiß aus, als er Deans gehetzte Stimme vernahm.

„Du musst mich sofort abholen!“

Falscher Alarm

„Wie kannst du mich nur so erschrecken?! Hast du eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe?“

Sam schlug die Tür zu Deans Krankenzimmer hinter sich zu, ignorierte sowohl Dr. Karev als auch Schwester Sarah und marschierte schnurstracks auf Dean zu, der ausnahmsweise mal nicht in seinem Rollstuhl saß, sondern mit dem Rücken zu ihm am Fenster stand.

„Mr. Winchester …“, setzte Dr. Karev an, als Sam an ihm vorbei stapfte, wurde allerdings noch immer mit Nichtachtung gestraft, „Ich habe Ihren Bruder darum gebeten, dass er Sie anruft.“

Sam blieb wie angenagelt stehen, drehte sich ruckartig zu Dr. Karev um und der blinzelte verdutzt zu ihm hoch und schluckte unbehaglich, als er sah, dass Sam vor Wut quasi schäumte.

„Haben Sie ihn auch darum gebeten, mir eine Höllenangst einzujagen? Vermutlich doch eher nicht! Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns für einen Moment allein lassen würden!“

„Sammy, hör auf den armen Onkel Doktor anzuschreien …“, ließ sich endlich der Verantwortliche für Sams lausige Laune vernehmen, Dean drehte sich vom Fenster weg und zu Sam um, und als Sam ihm in die Augen sah, blieb ihm für einen Moment die Luft weg.

„Du …“

„Jupp …“, Dean nickte grinsend, „Ich bin geheilt. Lass uns gehen.“

Sam blickte zum zweiten Mal an diesem Tag völlig konfus drein, fuhr sich mit einer unsicheren Geste durchs Haar und blickte hilfesuchend zu Dr. Karev, der aber scheinbar fast genauso überfordert war wie er selbst.

„Ich wollte Sie eigentlich darum bitten, dass Sie Ihren Bruder davon überzeugen, dass er noch ein Weilchen hier bleibt – so eine spontane Selbstheilung ist doch eher ungewöhnlich und ich befürchte einen Rückfall …“

Dean machte eine wegwerfende Handbewegung und klopfte Sam fröhlich vor die Brust.

„Unsinn. Wenn ich einen Rückfall haben sollte, kann er mich immer noch wieder her bringen – ich werde ganz sicher nicht hier drin darauf warten, dass es passiert … nachher versuchen Sie wieder, mir Salat anzudrehen!“

Sowohl Sam als auch Dr. Karev lächelten eher gequält und nachdem sie einen kurzen Blick ausgetauscht hatten, waren sie sich einig, dass es keinerlei Sinn hatte, zu versuchen, Dean zu einem längeren Aufenthalt in diesem Haus der Heilung zu überreden.

„Na fein …“, Dr. Karev seufzte ergeben, „Schwester Sarah wird Ihnen beim Ausstellen der Entlassungspapiere helfen. Ich wünsche Ihnen alles Gute!“

Er schüttelte sowohl Sam als auch Dean die Hand, verließ das Krankenzimmer, und Schwester Sarah maß Dean mit einem strengen Blick und rang ihm das Versprechen ab, in Zukunft besser auf seine Ernährung zu achten, und erst dann erklärte sie sich bereit, die Entlassungspapiere zu holen.

Sie huschte aus dem Zimmer, ließ Sam mit Dean allein – oder eher Dean mit Sam, von dem ging nämlich momentan eine eher feindselige Aura aus, so dass Dean tatsächlich kurz zögerte, bevor er sich in Bewegung setzte, sich vor Sam stellte und abwartend zu ihm hochblickte.

„Ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass du dich freust.“

Sam blickte in Deans Augen hinab, die wieder klar und grün und anbetungswürdig waren, und er seufzte leise und fuhr sich erneut mit der Hand durchs Haar.

„Ich freue mich, Dean, ich freue mich ja … aber du hast mich mit deinem Anruf halb zu Tode erschreckt! Hättest du mir nicht schon am Telefon sagen können, dass es dir besser geht, anstatt mir diesen einen Satz um die Ohren zu hauen und dann aufzulegen?! Ich hätte auf der Fahrt hierher beinahe einen verdammten Truck gerammt!“

Sam überging gekonnt, wie entsetzt Dean ihn auf diesen Satz hin anblickte und fuhr ein wenig ruhiger fort, „Und warum bin ich schon wieder der Einzige von uns Beiden, der es alles Andere als unbedenklich findet, dass du so plötzlich geheilt bist? – Besonders nachdem sich herausgestellt hat, dass ich mit Boffo mal total auf dem Holzweg war …“
 

„Also fassen wir das kurz zusammen: Gilbert ist von seinem Bruder aus Versehen geköpft worden, der hat dann seinen Körper über die Staatsgrenze nach Nebraska geschafft, weil er dachte, dass dort niemand nach ihm suchen würde, und bei der Aktion ist ihm Gilberts Kopf verloren gegangen, weswegen der nicht in Frieden ruhen konnte und zum langweiligsten Zombie aller Zeiten wurde, und … wie hieß er noch gleich … Boffo? … hatte nicht mal ansatzweise mit der ganzen Angelegenheit zu tun?“

Sam nickte mit gerunzelten Brauen, und Dean stöhnte aus tiefster Seele.

„Menschen sind merkwürdig! Versprich mir bitte Eines, Sammy: Falls du mich jemals aus Versehen köpfen solltest, versuch nicht, meinen Körper oder meinen Kopf irgendwo hin zu schaffen. Lass mich einfach liegen und mach dich aus dem Staub.“

Sie blickten sich über das Dach des Impala an, und weil Sam wusste, dass Dean noch nie etwas so wenig ernst gemeint hatte, wie diese Worte, sagte er nichts dazu, sondern lächelte einfach nur.

„Dann sollten wir jetzt vielleicht dafür sorgen, dass meine Aussichten so gut bleiben, wie sie momentan sind …“, stellte Dean fest und sah Sam direkt in die Augen, „Aber zunächst mal brauch ich was Anständiges zu essen. Dieser Salat verursacht mir Magenbeschwerden.“

Dean öffnete die Fahrertür des Impala und wollte gerade dazu ansetzen, sich mit Schwung auf seinen Thron zu werfen – denn in diesem Wagen war er der König – als Sam wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte und ihn am Gürtel packte.

Dean ächzte überrascht, hatte jedoch kein Problem damit, seinen Schreck hinter sich zu lassen und beinahe sofort schlüpfrig zu grinsen.

„Mein lieber Sam, wenn ich dich jetzt nichtmal über ein Autodach hinweg angucken kann, ohne dass du -“

Sam ignorierte sowohl Deans anzügliche Stimme als auch den Umstand, dass es tatsächlich genügte, wenn Dean ihn über das Dach des Impalas hinweg ansah, um ihn in Stimmung zu bringen, und brachte vor, was ihm auf dem Herzen lag.

„Ich sollte fahren.“

Dean, auf einen Schlag wieder ernst, starrte ihn entgeistert an.

„Das hättest du wohl gerne!“

Dean machte sich äußerst energisch daran, Sams Finger von seinem Gürtel zu entfernen und wurde äußerst ungehalten, als Sam, nachdem das zu seiner Zufriedenheit erledigt war, einfach mit der anderen Hand zupackte und ihn festhielt.

„Sammy!“

„Dean, bitte … nur bis wir wissen, was mit deinen Augen los ist!“

Sie sahen sich an, Dean erkannte zu seinem Verdruss, dass Sams Worte vollkommen und unantastbar sinnvoll waren, machte sich grummelnd auf den Weg um den Impala herum und warf sich auf den Beifahrersitz.

Da war er einfach so mir nichts dir nichts zum Truchsess seines eigenen Herrschaftsbereichs abkommandiert worden und an seiner statt regierte nun Prinz Sam über sein Königreich.

Entwürdigend sowas.

Sam ließ sich neben ihn auf den Fahrersitz sinken, warf ihm einen vorsichtigen Blick aus dem Augenwinkel zu und lächelte unglücklich, als er Deans miesepetrige Miene sah.

„Es tut mir wirklich leid, Dean … aber wenn du einen Rückfall haben solltest, während du hinterm Steuer sitzt …“

Dean schnaubte leise, wies Sam an, die Klappe zu halten und los zu fahren und Sam hielt die Klappe, biss sich auf die Unterlippe und fuhr los.

Vielleicht besserte sich Deans Laune ja, wenn der etwas Frittiertes im Magen hatte.

Oder Kuchen. Er sollte ihm definitiv Kuchen kaufen.

Das würde sicherlich helfen.
 

Sam drückte den Türgriff zu ihrem Motelzimmer hinunter, öffnete die Tür nur einen Spalt breit, um Wind und Regen nicht mehr Zugang als nötig zu verschaffen, und schob sich und die ausladende braune Papiertüte, für deren Inhalt Schwester Sarah ihn vermutlich gevierteilt hätte, ins Zimmer hinein.

Er stellte die Tüte auf dem Boden ab, schälte sich aus seiner durchnässten Jacke und schüttelte sich den Regen aus dem Haar – dann fiel ihm auf, wie ungewöhnlich still es war.

Ein Kontrollblick unter seinem nassen Stirnhaar heraus später stellte Sam fest, dass Dean nicht im Zimmer war.

Ja, das erklärte die ungewöhnliche Stille.

Man konnte über Dean sagen, was man wollte, ruhig war er nur dann, wenn man versuchte, mit ihm über seine Gefühle zu reden.

„Dean?“ rief Sam in Richtung Badezimmer, aber es kam keine Antwort und er schloss die Augen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz.

Sie war nicht da.

Sie war nicht mal in der Nähe.

„Dean!“ entfuhr es Sam wesentlich lauter, obwohl er ja gerade erst festgestellt hatte, dass Dean nicht in der Nähe war und ihn folglich kaum hören würde; er wischte sich mit einer ungeduldigen Geste das nasse Haar aus dem Gesicht, um endlich frei sehen zu können, suchte den Raum nach Kampfspuren ab und fand keine.

War Dean in seinem ‚Zustand’ etwa freiwillig nach draußen gegangen?

Der Impala hatte auf dem Parkplatz gestanden, als er zurück gekommen war, also war Dean wohl zu Fuß unterwegs, aber Sam wusste nicht, ob er diesen Punkt als positiv oder negativ bewerten sollte.

Dean wäre doch niemals so vernünftig, den Impala stehen zu lassen und zu laufen, wenn er irgendwo hin wollte – oder doch?

Und warum hatte er ihm nicht Bescheid gesagt!

Er war doch kaum 10 Minuten weg gewesen, um ihnen etwas zu Essen zu besorgen, da konnte Dean doch nicht -

Sam schlug mit der geballten Faust auf den altersschwachen Tisch am Fenster und der ächzte empört, erzitterte unter der gewalttätigen Attacke und strafte Sam dann mit Nichtachtung und stand einfach nur so da – ganz wie Gilbert.

Sam ermahnte sich selbst zur Ruhe, nachdem er seine Laune an dem unschuldigen Tisch ausgelassen hatte und beschloss, erstmal eine heiße Dusche zu nehmen, damit er sich nicht erkältete.

Dean würde schon wieder auftauchen.

Vermutlich war er einfach nur Bier holen gegangen, wenn ihn nicht sogar etwas noch viel Überflüssigeres bei diesem Wetter vor die Tür getrieben hatte.

Sam zog sich sein Hemd und das darunter liegende Shirt aus, streifte sich seine Socken von den Füßen, ging barfuss und mit freiem Oberkörper ins Bad, entledigte sich dort seiner Jeans und der Shorts und verschwand dann hinter dem Duschvorhang, der irritierender Weise von einer Horde Oscar-Statuen geziert wurde.

Wer kaufte denn sowas?

Sam drehte das heiße Wasser auf, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken.

Wenn er nicht bald herausfand, was mit Deans Kopf nicht stimmte, würde er vor lauter Sorge um Dean vermutlich ein Magengeschwür bekommen.

Dass Dean erst anfing, Gedanken zu lesen und dann plötzlich blind wurde, konnte doch kein Zufall sein!

Sam seufzte leise, griff nach dem Duschgel, um sich einzuschäumen und seufzte erneut – diesmal vor Erleichterung – als er in einiger Distanz plötzlich Deans Präsenz aufflackern spürte.

Der würde gleich was zu hören bekommen!

Dean näherte sich ihm aus westlicher Richtung – dort befand sich der Stadtkern, wenn Sam sich nicht irrte und er begann, sich ernsthaft zu fragen, was Dean jetzt schon wieder angestellt hatte, da hörte er auch schon die Eingangstür klappen.

„Sammy?“ drang Deans Stimme zu ihm herüber und Sam kniff die Lippen zusammen und antwortete schon aus Prinzip nicht.

Sollte der doch mal sehen, wie das war, wenn man unerwartet ein leeres Zimmer vorfand und vor Sorge halb wahnsinnig wurde, nur weil ein gewisser Jemand meinte, einfach so verschwinden zu müssen und -

„Tut mir leid, Sammy, ich wollte dir keine Angst machen …“

Sam zuckte nicht zusammen, er hatte Dean ja schließlich kommen gespürt – Deans Präsenz, er hätte Deans Präsenz nahen gespürt – und gab noch immer keine Antwort ab.

Immerhin war er zu Recht sauer.

„Ich hab uns nur ein paar Bier besorgt.“

Sam schnaubte, er hörte Dean leise auflachen und wischte in plötzlich entfachtem Zorn den Duschvorhang beiseite.

„Das ist NICHT lustig! Ich hätte dich mal erleben mögen, wenn ich einfach so verschwunden wäre!“

Dean (nass bis auf die Knochen) versuchte, in Anbetracht der Tatsache, dass Sam wirklich wütend war, etwas weniger erheitert auszusehen, dann traf ihn eine volle Breitseite von Sams Gedanken, und er taumelte leicht und musste nichts mehr versuchen.

„Gott, Sam …“

Dean musste sich am Waschbecken festhalten, er war aschfahl geworden, und Sam nahm sich nicht einmal die Zeit, das Wasser ab zu drehen, er riss den Duschvorhang ganz auf und hielt Dean fest, als der ihm entgegen kippte.

„Dean? Dean?!“ rief er immer wieder seinen Namen und Dean stöhnte gequält und boxte ihm vor die Brust.

„Denk leiser, Sammy – und schrei nicht so!“

Sam entfuhr ein erleichtertes Ächzen, er hielt Dean weiter fest an sich gedrückt, spürte, wie der sich in seinen Armen verkrampfte, und Sam versuchte, seine sich in Aufruhr befindlichen Gedanken zu beruhigen.

Deans Finger krallten sich in seine nackte Brust, während der mit den schmerzhaften Folgen von Sams wütendem Geistesgut kämpfte, und Sam beschloss, so bald wie möglich heraus zu finden, wie er Dean helfen konnte.

Diese Gedankenleserei war zweifellos gefährlich.

Sam legte seine rechte Hand in Deans Nacken, ließ seine Finger dort mit sanftem Druck auf und ab fahren, in der leisen Hoffnung, dass das Deans Schmerzen verringern würde, und betete, dass es nie wieder so weit kommen würde.

Dean machte sich schließlich mit sanfter Gewalt von ihm los, sah ihm in die Augen und zwang sich zu einem Lächeln.

„Es geht schon wieder, Sammy … Dusch du mal zu Ende und dann essen wir gemeinsam.“

Dean kämpfte sich etwas wacklig auf die Beine, erstickte Sams Widerspruch mit einer ungeduldigen Handbewegung im Keim und verschwand ins angrenzende Schlafzimmer.

Die Tür fiel mit einem dumpfen Laut hinter ihm ins Schloss und Sam runzelte die Stirn und schluckte unbehaglich.

Er fühlte, dass Dean etwas vor ihm verbarg.

Der Rückfall

Sam wusch sich hastig das Haar, spülte sich ab und drehte den Hahn zu, nahm sich kaum die Zeit, sich ausreichend abzutrocknen und trat zu Dean ins Schlafzimmer.

Dean stand mit dem Rücken zu ihm an dem alten Tisch am Fenster, und Sam runzelte unwillkürlich die Stirn, als er sah, dass er noch immer in seinen klammen Klamotten steckte.

„Das ging jetzt schneller als ich dachte.“, stellte Dean fest, bevor

Sam ihn darauf ansprechen konnte, und hielt darin inne, die fabelhafte braune Papiertüte, die Sam ihm mitgebracht hatte, weiter auf ihren ungesunden Inhalt zu untersuchen und untersuchte stattdessen mit Argusaugen Sams feucht glänzende Gestalt.

„Du tropfst …“, bemerkte er lapidar, und Sam beobachtete ein wenig irritiert, wie Deans linke Augenbraue um mindestens drei Zentimeter nach oben wanderte, und zog sich unwillkürlich das Handtuch fester um die Hüften.

„Du auch. Warum hast du dich nicht umgezogen? Bist du ok?“ erkundigte er sich misstrauisch, und Dean grinste süffisant und kam zu ihm hinüber.

„Besser als ok.“

Sam beobachtete ungläubig, wie Dean die Hand nach ihm ausstreckte, ihn vorn am Handtuch packte, und dann wurde er auch schon mit einem Ruck eng an Dean gezogen, und sein Handtuch blieb nur deswegen oben, weil zwischen ihnen nicht mehr genug Platz war, damit es fallen konnte.

„Dean?“

Sam sah Dean in die Augen, spürte die Hitze von Deans Körper, Deans rechter Arm schlängelte sich um seine Hüfte und Deans rechte Hand kam auf seinem Hintern zu liegen.

„Ja, Sam?“

Deans Finger kraulten über den dicken Frotteestoff, der Sams Hintern bedeckte, er hob den linken Arm, um die dazugehörige Hand in Sams Nacken zu legen, und Sams misstrauischer Blick wurde noch ein wenig misstrauischer.

„Geht’s dir wirklich gut? Eben im Badezimmer …“

„Mach dir keine Sorgen um mich, Sammy. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen und ansonsten geht es mir hervorragend. Kein Grund zur Besorgnis, wirklich nicht.“

Dean blickte Sam eindringlich in die Augen und der legte die Stirn in beeindruckende Falten.

„Aber irgendwas ist doch mit dir!“

Dean lächelte sanft.

„Ja, ganz recht. Ich versuche, mich nicht darüber zu ärgern, dass du mir schon wieder nicht glaubst. Warum sollte ich dich anlügen?“

Sam legte den Kopf schief, erwiderte Deans noch immer furchtbar eindringlichen Blick ohne zu blinzeln und nickte schließlich.

Er glaubte Dean noch immer nicht, aber es machte wohl keinen Sinn, mit ihm darüber reden zu wollen, wenn Dean sich so völlig sperrte.

Dean unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, als er Sam nicken sah, zog Sam zu sich hinunter, um ihn zu küssen und packte genüsslich seinen Hintern, genau in dem Moment, als seine Lippen Sams berührten.

Sam stöhnte gedämpft auf und schloss die Augen, ließ sich zufrieden von Dean küssen und leistete keinerlei Gegenwehr, als Dean damit begann, ihn in Richtung Bett zu schieben.

Augenscheinlich mussten sowohl das Essen als auch seine Recherche noch ein Weilchen warten.

Die Matratze ächzte, als Sam sich von Dean ins Bett schubsen ließ, und Sam blickte kurz wie eine verhuschte Haselmaus zu Dean auf, als der kurzen Prozess mit seinem Handtuch machte und sich dann über ihn kniete.

Irgendwie war es diesmal anders als sonst.

Dean fühlte sich anders an – intensiver, nachdrücklicher.

„So hast du mich ja schon ewig nicht mehr angesehen …“, schnurrte Dean grinsend, gab Sam einen innigen Kuss, den Sam ebenso innig erwiderte, und war nicht großartig überrascht, als er Sams Finger mit einem Mal an seinem Hosenbund spürte.

Er ließ Sam seine Hose öffnen, grinste selbstzufrieden in sich hinein und rührte sich kein Stück, selbst als Sam begann, ungeduldig an seinem Shirt herum zu zerren.

Sams Gedanken zu lesen war diesmal sehr viel vergnüglicher als vorhin im Badezimmer, und Dean ließ sich absichtlich so viel Zeit wie möglich, Sam einfach nur zu küssen und zu küssen und zu küssen, bis Sams sich auf dem Rückzug befindender Verstand seine Kopfschmerzen gelindert hatte und ihm mitteilte, dass er jetzt besser anfangen sollte … anzufangen.
 

„Nhm …“

Sam stöhnte zufrieden, als Dean sich endlich nackt zu ihm legte, schlang seine Arme um ihn und drückte ihn an sich, und Dean lächelte in sich hinein, schmiegte sich an Sam und ließ ihn machen.

Sams Hände glitten über seinen Rücken, kraftvoll und doch sanft und Dean schloss die Augen und genoss das Gefühl von Sams weichen Lippen auf seinen, von Sams warmem Körper unter seinem, er genoss Sams Geruch und seinen Geschmack und dann packte Sam seinen Hintern und Dean stöhnte überrascht auf und kniff die Lider zusammen.

Böser Sammy … so ungeduldig.

Dean ließ seine Lippen auf Sams Hals gleiten, von dem er wusste, dass er zu Sams größten Schwachpunkten gehörte, küsste die weiche, warme Haut, knabberte sanft daran und genoss das leise Stöhnen, mit dem Sam ihn für seine Bemühungen belohnte.

„Dean?“ artikulierte Sam sich mit einem Mal unerwartet deutlich, „Können wir diesmal … mh … ein wenig schneller machen?“

Dean hob den Kopf, sah Sam überrascht an und schmunzelte, als er sah, dass Sam tatsächlich rot geworden war.

An dem Tag, an dem Sam über etwas auch nur andeutungsweise Sexuelles sprechen konnte, ohne rot zu werden, würde vermutlich die Welt untergehen.

Zum Glück klaute er in jedem Motel, in dem sie Halt machten, immer fleißig Handtücher.

„Schneller machen?“ fragte er nach und gab Sam einen flüchtigen Kuss, „Was genau meinst du damit?“

Sam wurde noch ein wenig röter, wandte jedoch nicht den Blick von Deans Augen ab.

„Das weißt du doch ganz genau.“

Dean grinste.

„Richtig. Aber ich werde auf gar keinen Fall schneller machen, bevor du nicht etwas deutlicher geworden bist.“

Sam biss sich auf die Unterlippe und kaute ein wenig darauf herum, während Dean fröhlich vor sich hin grinste und sich an den Gedankengängen erfreute, die er in Sams hochgradig verwirrtem und zudem natürlich verlegenem Köpfchen ausgelöst hatte.

„Oh lálá, Sammy … sowas Unanständiges aber auch!“

Sams Gesicht entflammte in schönstem Rot, Dean strich ihm zufrieden grinsend über die erhitzten Wangen und kniff ihm dann höchst despektierlich in die Nase.

„Ich wusste gar nicht, dass du solche Worte überhaupt kennst und dass du sie dann auch noch so ungeniert denkst … unfassbar.“

„Dean …“

Sams Tonfall war verzweifelt bis flehentlich, Deans eben noch so breites Grinsen löste sich in Wohlgefallen auf, er presste seinen Mund auf Sams und küsste ihn, küsste ihn so heftig und so voller Gier, dass Sam im ersten Moment gar nicht wusste wie ihm geschah.

Es brauchte ein wenig, bis Sam begriff, dass seine unkeuschen Gedanken Dean zu dieser so prompten Handlung verführt hatten, und dann ließ er sich einfach nur küssen und seine Hände machten sich selbständig.

Dean stöhnte aus tiefster Seele auf, als Sams Hand sich zwischen sie schob und um sein anschwellendes Glied legte, während die andere seinen Hintern bearbeitete, als ob er den wahnwitzigen Entschluss gefasst habe, ihn weich zu kneten.

Er löste ihren Kuss, stöhnte ein „Ich mach ja schon, ich mach ja schon …“, rollte sich aus dem Bett, war einen Moment ein klein wenig orientierungslos, bevor ihm einfiel, wo er die braune Plastiktüte gelassen hatte, und er sich etwas kraftlos daran machte, sie ins Bett zu holen und nach dem Gleitgel zu durchforsten.

Dean schluckte trocken, als er aus dem Augenwinkel mitbekam, wie Sam es sich auf dem Bett bequem machte, seinen einfach nur verführerischen Körper auf der Matratze ausstreckte und das überflüssig gewordene Handtuch zu Boden fallen ließ.

„Was machst du denn so lange?“ erkundigte Sam sich mit warmer, sehnsüchtiger Stimme bei ihm, und Dean fragte sich unwillkürlich das Gleiche, legte sich neben ihn und fing wieder an, ihn zu küssen.

Wenn Sam es schnell wollte, sollte er es schnell bekommen – er konnte auch nicht länger warten.
 

„Nhm …“

Sam schloss die Augen und stöhnte genüsslich auf, als Dean einen mit Gleitgel präparierten Finger in seinen nach Erfüllung dürstenden Körper hinein schob.

„Öhm … Sam … das klang jetzt irgendwie … komisch.“

Sam lachte hilflos, drängte sich enger an Dean und bat ihn ein wenig atemlos, die Klappe zu halten und endlich zur Sache zu kommen.

Dean schmunzelte amüsiert, nahm einen zweiten Finger hinzu, schob beide Finger so tief wie möglich in Sam hinein, ließ sie beständig in ihm kreisen und spreizte sie ab und zu.

„Ist das ok so, Sammy?“ fragte er leise und Sam nickte hastig, kniff die Augen zu und presste sein Gesicht an Deans Halsbeuge.

„… Oh Gott, lügst du mich etwa jedes Mal an?!“

Deans Stimme klang ehrlich empört, und Sam brauchte etwa 30 Sekunden, bevor er realisierte, was gerade passiert war.

„… Ich … nein … ich lüge nicht!“ brachte er schwach vor, Dean zog seine Finger aus ihm zurück und setzte sich im Schneidersitz hin.

Sam wurde beinahe wahnsinnig bei dem Anblick.

„Und das ist gerade die größte Lüge von allen!“

Sam gab einen gequälten Laut von sich und griff nach Deans Hand.

„Dean komm schon – mach weiter, ich halt das nicht mehr aus!“

„Was hältst du nicht mehr aus?!“ donnerte Dean aufgebracht, „Verdammt Sam! Du hast behauptet, es würde aufhören, weh zu tun!“

„Ja, aber ich …“, Sam drückte Deans Hand, bevor er sein Handgelenk umfasste und ihn an sich riss, „Es tut nicht jedes Mal weh, Dean und dieses Mal auch nur deswegen, weil … weil …“

Dean fand sich auf dem Rücken wieder, Sam kniete sich über ihn und sah ihm eindringlich in die Augen.

„Weil du mal wieder nicht warten kannst!“ vollendete Dean seinen Satz, wurde von Sam schon beinahe grob geküsst, und wusste einen Moment lang nicht, was plötzlich in diesen gefahren war, dann drängten sich ihm Sams Gedanken ebenso rücksichtslos auf, wie ihr Urheber.

In Deans Kopf focht sein eigener Verstand einen aussichtslosen Kampf gegen Sams so viel lauteren aus, der so viel energischer darauf beharrte, sich durchzusetzen, und musste sich schließlich wehrlos geschlagen geben.

Sam wollte ihn und Sam würde ihn bekommen – das sagten ihm Sams Gedanken ebenso deutlich wie Sams heißer Körper über ihm.

Widerstand war absolut zwecklos.

„Komm schon, Dean … bitte … es macht mir nichts aus, wenn es ein wenig weh tut … ich will dich einfach nur in mir haben …“

Dean spürte Sams drängende Hüften an seinem Schritt, Sams drängende Hände, die ihn streichelten und liebkosten und überall zugleich zu sein schienen, und obwohl er nichts mehr hasste, als das Wissen, dass er Sam Schmerzen zufügte, ergab er sich seinem Schicksal und fuhr damit fort, Sam auf sich vorzubereiten – und das genau so hastig, energisch und schon beinahe grob wie zuvor.

Sams wirre Gedanken, eine merkwürdige Mischung zwischen Befriedigung, Lust und Schmerz schienen sich auf ihn zu übertragen, und Dean wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob Sam diese spezielle Mischung möglicherweise gefiel.

Aber natürlich hatte er da keine Wahl.

Seine vom Gel rutschigen Finger fanden Sams Prostata, der stöhnte erschüttert auf, und Deans Körper wurde von einem so ungeheuren Gefühl der Erregung durchflutet, dass er unwillkürlich die Luft anhielt.

Irgendwie verstand er plötzlich, dass es Sam jedes Mal aufs Neue so schwer fiel, zu warten.

Das war ja unglaublich.

„Nh … Dean …“

Sam presste seinen zitternden Körper an Dean, spreizte die Beine und bemerkte nicht einmal, wie er sich zunehmend heftiger an ihm zu reiben begann, was er jedoch bemerkte, war, wie Dean ihn immer und immer hemmungsloser stimulierte.

„Willst du mich, Sammy?“ hörte er Deans tiefe, lusterfüllte Stimme an seinem Ohr, eine prickelnde Gänsehaut zog sich über seinen ganzen Körper, er nickte und konnte sich gerade so weit konzentrieren „Jah … bitte“ zu antworten.

Dean belohnte ihn mit einem Kuss, zog seine Finger aus ihm zurück und blinzelte entsetzt.

„Sam … ich … bin wieder blind.“

Blindes Vertrauen

Sam brauchte ein Weilchen, bevor Deans Aussage so weit zu ihm vorgedrungen war, dass sich ihm ihr Inhalt erschloss, und als es dann so weit war, standen ihm seine Sorge, sein Entsetzen und natürlich seine Frustration deutlich sichtbar ins Gesicht geschrieben.

Dumm nur, dass Dean das nicht sehen konnte.

Man hätte meinen können, dass Sams Körper etwas verständnisvoller reagieren würde, wenn der Mann, den er liebte und der für die Erfüllung seiner Bedürfnisse zuständig war, spontan erblindete, aber Sam musste sich doch sehr konzentrieren, damit der sich nicht selbständig machte und sich mal eben nahm, was ihm seiner Meinung nach zustand.

Sam atmete einmal tief durch, ignorierte seine um Erlösung bettelnde Erregung zwischen seinen Schenkeln und blickte besorgt in Deans wie beim letzten Mal grau verschleierte Augen, während er nervös die Oberlippe hochzog.

„Wir müssen dringend rausfinden, was mit dir los ist, Dean.“

„Da kann ich dir nur zustimmen …“, erwiderte Dean trocken, dann seufzte er und zog eine peinlich berührte Grimasse.

„Tut mir echt leid, dass es ausgerechnet jetzt passieren musste … soll ich es noch schnell zu Ende bringen?“

Sam biss sich auf die Unterlippe, gab ein etwas heiseres „Nein“ von sich und dachte an das Widerlichste, das ihm auf die Schnelle einfiel – Clowns – bevor er sich an die undankbare Aufgabe machte, Deans Luxuskörper mit Stoff zu verhüllen.

Er reichte ihm frische Shorts, wühlte eine trockene Jeans aus Deans Reisetasche, die er ihm ebenfalls reichte, und als Dean an den strategisch wichtigen Stellen bedeckt war, wiederholte er den Vorgang bei sich selbst.

„Fällt dir spontan etwas Übernatürliches ein, das es auf Augen abgesehen hat?“ erkundigte er sich bei Dean, während er seinen Reißverschluss zuzog und beobachtete gepeinigt, wie Dean sich zum Bett zurücktastete, um sich darauf nieder zu lassen.

„Leider nicht …“

Dean ließ sich vorsichtig auf die Matratze sinken und seufzte genervt auf.

„Gott, das ist so bescheuert! Können diese dämlichen Monster nicht einfach kommen und einen angreifen?! Was haben die denn bitte davon, mir einfach nur auf den Geist – vielleicht ist es ein Trickster?“

Sam grübelte kurz über diese Möglichkeit nach und konnte sie nicht wirklich ausschließen.

Als Halbgötter waren Trickster zu so gut wie allem in der Lage, warum sich einer von ihnen allerdings ausgerechnet diese Art Streich für Dean aussuchen sollte, war ihm nicht ganz klar. Für gewöhnlich –

„Ja, ich weiß. Für gewöhnlich spielen sie den Leuten Streiche, die auf deren Persönlichkeit abgestimmt sind …“, setzte Dean seinen Gedankengang laut fort, „Und wenn du gleich denkst, dass ich dann hätte impotent werden, oder verlernen müssen, wie man Auto fährt, dann setzt es was, mein lieber Sammy!“

Sam versuchte erst gar nicht, sich durch überflüssigen Widerspruch aus der Affäre zu ziehen, sondern holte sich seinen Laptop, ging damit zum Bett und setzte sich neben Dean und seinen elektrischen Begleiter in Gang.

„Ich glaub das jetzt nicht.“

Dean klang zur Hälfte angepisst (man konnte es nicht anders nennen, er klang ganz einfach angepisst) zur Hälfte fassungslos erleichtert, und als Sam ihm beunruhigt den Blick zuwandte, sah er, dass Dean wieder sehen konnte.

Da wollte sie ganz offensichtlich Jemand verarschen.
 

„Sam … ich bin schon wieder blind!“

Sam stieß einen Laut aus, der eher ein genervtes Blubbern als ein Seufzen war, rollte sich noch halb schlaftrunken aus dem Bett und gesellte sich zu Dean ins Badezimmer, der mit Rasierschaum im Gesicht wie bestellt und nicht abgeholt vorm Spiegel stand und den Nassrasierer wie ein gemeingefährliches Objekt von sich gestreckt hielt.

Es waren inzwischen über zwei Wochen vergangen, Sam hatte neben dem Trickster noch immer keine weitere Theorie, wer oder was für Deans beständig wechselnde Aussichten verantwortlich war, und so langsam hatte er die Schnauze gestrichen voll von dem ständigen Hin und Her.

„Ich mach schon … halt still, ja?“

Dean brummte Zustimmung, Sam nahm ihm den Rasierer aus der Hand, postierte sich hinter ihm und begann langsam und vorsichtig, ihn zu rasieren.

Dean hielt vertrauensvoll still und schloss die Augen, lehnte sich leicht zurück und in Sams Arme und versuchte, den pochenden Schmerz hinter seiner Stirn zu ignorieren.

Er war in den letzten zwei Wochen nicht nur beständig zwischen blind und sehend hin und her gependelt, Sams Gedanken waren in dieser Zeit außerdem zu seinem ständigen Begleiter geworden.

Pausenlos flüsterten sie auf ihn ein, die meiste Zeit unverständlich und wirr durcheinander, aber manchmal drangen sie als eine einzige klare Stimme zu ihm durch und durchbrachen seine scheinbar stetig zunehmenden Kopfschmerzen.

Der Kontakt zu Sams Körper hinter ihm und die von ihm ausgehende Wärme reichten aus, um Dean von dem unaufhörlichen Brummen in seinem Hinterkopf abzulenken, und er genoss diesen Moment der Nähe zwischen ihnen aus vollen Zügen.

Der Rasierer in Sams rechter Hand glitt langsam über seine Haut, seine linke lenkte sanft die Bewegungen von Deans Gesicht, und Sam war so konzentriert, dass ihm erst nach einer ganzen Weile auffiel, wie sehr Deans Präsenz sich in den letzten Minuten verändert hatte.

„Das gefällt dir ja …“, stellte er mit zärtlicher Belustigung in der Stimme fest, und Dean drehte sein Gesicht zu Sam und forderte stumm einen Kuss ein.

Sam schloss die Augen und folgte dem stummen Befehl, und als er sich wieder aufgerichtet hatte, wischte er sich lächelnd einen Klecks Rasierschaum von der Nasenspitze, bevor der Dean weiter rasierte.

„Dean?“ fragte er leise und fast schon schüchtern und konnte im Spiegel sehen, wie Dean abwartend die Augenbraue hob.

„Mh?“

„Was tun wir, wenn wir nicht herausfinden können, was mit dir los ist?“

Dean zog die Stirn in Falten, und Sam musste ihn mit sanfter Gewalt festhalten, um ihn nicht zu schneiden, als er ihm das Gesicht zuwenden wollte.

„Wir werden es herausfinden, Sam. Was soll denn auf einmal diese dumme Frage?“

Dean klang schon beinahe wütend, und Sam zuckte ein wenig vor seiner harten Stimme zurück.

„Ich mache mir eben Sorgen!“

Dean schnaubte ungeduldig und hielt wieder still, damit Sam weiter machen konnte, und der brachte seine Arbeit mit ein paar schnellen sicheren Strichen zu Ende.

„Fertig.“

Sam trat überraschend einen Schritt zurück, und Dean, der noch immer an ihm gelehnt hatte, taumelte leicht, streckte haltsuchend die Hand nach dem Waschbecken aus und knurrte, als er es nicht richtig erwischte und sich stieß.

„Danke.“

Sam erwiderte nichts, beobachtete mit gerunzelter Stirn, wie Dean nach dem Handtuchhalter neben dem Waschbecken tastete und sich mit dem ergatterten Handtuch den restlichen Rasierschaum aus dem Gesicht wischte.

Er verstand absolut nicht, warum die Stimmung zwischen ihnen so urplötzlich umgeschlagen war und –

„Sam …“

Dean seufzte leise, ließ das Handtuch ins Waschbecken fallen und drehte sich zu Sam um, streckte die Hände nach ihm aus und japste überrascht, als er sich unerwartet in Sams Armen wiederfand.

„Ich liebe dich, Dean …“

„Ich weiß Sammy … ich weiß das doch …“, erwiderte Dean etwas dumpf, aber nichtsdestotrotz äußerst liebevoll gegen Sams Schulter und strich ihm beruhigend über den Rücken, „Ich liebe dich auch – und ich wollte dich nicht so anpampen … ich … mir tut einfach nur der Kopf weh.“

Sam hielt die Luft an und sah Dean scharf von der Seite an.

„Schon wieder?“

Dean nickte langsam und sagte nichts dazu, aber das brauchte er auch gar nicht.

Er wusste, was jetzt in Sams Kopf vor sich ging – er konnte es hören, verdammt noch mal – und er war zu müde und zu erschöpft, um Sams Besorgnis durch Lügen zu mildern.

Es war vermutlich ganz gut, dass Sam endlich zumindest eine Ahnung hatte, wie es ihm ging.

Es hatte keinen Sinn, ihn länger zu schonen.
 

„Geht’s dir besser?“

Dean seufzte leise, beantwortete Sams besorgte Frage mit einem Kopfschütteln und zuckte beinahe zusammen, als der sich urplötzlich zu ihm ans Bett setzte und ihn in den Arm nahm.

„Warum hast du mir nicht schon vorher gesagt, wie schlecht es dir geht? Warum versuchst du jedes Mal aufs Neue, sowas vor mir zu verbergen?“

Dean war im ersten Moment zu desorientiert, um auf Sams Frage zu antworten, und als er erstmal realisiert hatte, dass Sam mit dem Rücken gegen das Kopfende vom Bett lehnte, und er wie ein kleines Kind zwischen seinen gespreizten Beinen saß und an seine Brust gedrückt wurde, musste er zunächst einen kurzen Kampf mit seiner Männlichkeit ausfechten, die sich nicht ernst genommen fühlte und zu rebellieren versuchte.

„Ich wollte dir keine Angst machen …“, antwortete er kurz und knapp und wahrheitsgetreu, und Sam atmete einmal tief durch und verpasste Dean nur deswegen keinen Schlag in den Nacken, weil er ja Kopfschmerzen hatte – trotz der zwei durchaus starken Tabletten, die er ihm vor einer dreiviertel Stunde eingeflößt hatte.

„Ich muss sowas wissen, Dean – nicht nur, weil ich es verdammt noch mal verdiene, dass du es mir erzählst, sondern weil jedes Detail wichtig sein kann, wenn ich herausfinden will, was mit dir los ist!“

Sam hatte leise und unter den gegebenen Umständen so sanft wie nur möglich gesprochen, und doch klingelten Dean die Ohren, als habe er ihn stundenlang angeschrieen.

Er nickte schweigend, presste seine Stirn an Sams Halsbeuge und atmete einmal tief durch.

Sein Kopf tat ihm so verdammt weh.

„Kann ich irgendwas machen?“

Dean schüttelte den Kopf, und Sam ließ seine Hand in seinen Nacken gleiten und kraulte ihn sanft.

Die Minuten vergingen, keiner von Beiden rührte sich oder sprach, und die Stille im Raum wäre beruhigend gewesen, hätte Sam nicht ununterbrochen vor sich hin gegrübelt, und Dean seine Gedanken als schmerzhaften Nachhall in seinem gequälten Schädel vernommen.

Die Tabletten begannen endlich zu wirken, Dean entspannte sich ein wenig und lächelte gelöst.

„Es geht schon wieder, Sammy …“

Er wollte sich aufrichten, wurde jedoch von Sam zurückgehalten, der ihm über die frisch rasierte Wange strich und ihn dann ein wenig fester an sich drückte.

„Dean, ich habe keine Ahnung, wo ich noch nachsehen soll – ich habe alles durchsucht, was das Internet zu diesem Thema hergibt und -“

„Ja, Sam … ich weiß. Morgen fahren wir weiter und suchen uns eine anständige Bibliothek. Mach dir nicht so viele Gedanken … bitte.“

Sam nickte langsam, ohne daran zu denken, dass Dean ihn nicht sehen konnte, und der nahm seine Bewegung wahr und boxte ihn sanft vor die Brust.

„Wie gedankenlos von dir …“

Sam lächelte schwach, gab Dean einen Kuss und schloss die Augen.

Er wusste nicht, was er tun würde, falls Dean etwas zustoßen sollte.

„Sammy … komm schon. Mir wird nicht das Geringste zustoßen.“

Sam schnaubte Dean ins Gesicht und der zog anklagend die Nase kraus.

„Lass das!“

„Ich möchte mal wissen, wo du immer deinen Optimismus hernimmst!“ entfuhr es Sam unwillkürlich und Dean schwieg kurz perplex, dann machte er eine allumfassende Geste.

„Na, guck uns doch an!“

Sam, der diese Aussage zunächst für einen makaberen Scherz hielt, sagte nichts dazu und Dean wurde deutlicher.

„Hättest du, als wir wieder angefangen haben, zusammen zu jagen, gedacht, dass uns sowas wie das hier passieren würde? Ich meine, ich bin blind, mein Kopf platzt fast von dieser verdammten Gedankenleserei, und trotzdem bin ich irgendwie glücklich.“

Dean drückte sich etwas enger an Sams warmen Körper und legte nachdenklich den Kopf schief, und Sam taten, weil er ihn so sehr anstarren musste, dass er nicht blinzeln konnte, die Augen weh.

Meinte Dean das etwa so, wie er dachte, dass er es meinte?!

„Uns ist schon so viel Scheiße passiert – entschuldige meine Ausdrucksweise – und doch haben wir es irgendwie überstanden, ohne den Verstand zu verlieren … jedenfalls nicht ganz. Wieso sollte ich also pessimistisch sein? Wir haben es bis hierher geschafft, und es wäre jawohl eine Schande sondergleichen, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken! In einer halben Stunde kann ich auch bestimmt wieder sehen …“
 


 

Moinsen!
 

Jahaaa, die Rache-Schnecke … sie kommt! Rette sich wer kann! (Schnecki hat wieder zugeschneckt … so wie: Schlagi hat wieder zugeloxt!)

Kryptisch?

Gut möglich!

Aber hier ist es auch erst kurz nach acht in der Früh, und ich bin mir nicht sicher, wie lange ich geschlafen habe – da ich eben beinahe „geschlagen“ statt „geschlafen“ geschrieben hätte, nehme ich mal an: Nicht allzu lange.
 

Kommen wir auf den Punkt!

Dieser postkapiteläre Kommentar ist, wo er ist – hinter diesem fabelhaften Kapitel (eine Ode an die Selbstbeweihräucherung! Und an Schachtelsätze! Und Klammern! Und Waffeln!) – weil ich hier jetzt mal ganz offen zugeben muss, dass ich dreist geklaut habe!
 

Ok, dreister Diebstahl ist nichts Neues für mich … obwohl ich bevorzuge, ihn als Querverweis oder Hommage zu bezeichnen, aber diesmal … öhm, ja.
 

Diese unglaublich plüschige Idee mit dem „Der Eine hilft dem Anderen beim Rasieren“ stammt nämlich gar nicht von mir, sondern von der irrce – gut, viele, viele Dinge, die in meiner FanFic bisher schon passiert sind, waren nicht unbedingt meine Idee sondern entwickelten sich aus ganz großartigen Plotbunnys – und als die beim Lesen des Kapitels (ich bin mir nicht sicher, ob sie erzürnt war, sie klang ein wenig empört) „Aber das wollten WIR doch schreiben!“ ausrief, überkam mich ein ganz klein wenig das schlechte Gewissen … was ich mir natürlich nicht anmerken ließ.

Ich hoffe, sie und die Serendipity verzeihen mir und fühlen sich nicht allzu sehr auf den Schlips getreten.

Das kann ich mir aber eigentlich auch gar nicht so wirklich vorstellen. Die Beiden sind doch sehr umgänglich und überhaupt nicht schwierig – herrlich sowas.
 

Jedenfalls hoffe ich, dass wir die Rasierszene auch bei „Fight the good Fight“ noch zu lesen bekommen werden, und erkläre eben diese Rasierszene jetzt zum prä-kognitiven Querverweis. Wenn sie denn dann irgendwann bei irrce und Serendipity kommt, dann wisst ihr: AHA! Darauf hat die moko sich so sehr gefreut, dass sie mit dem Querverweisen nicht länger warten konnte!
 

So!
 

Und jetzt stell ich das hier online …

Bleibt mir gewogen!
 

moko-chan

Tage wie dieser

Dean atmete einmal tief durch, drehte mit erzwungener Ruhe die Pillendose auf und nahm sich zwei Tabletten heraus.

Er unterdrückte das Zittern seiner Hand, schob sie sich in den Mund und schluckte sie trocken, bevor er den Wasserhahn aufdrehte und sich kalt das Gesicht abwusch.

Er richtete sich wieder auf, blickte in den Spiegel und betrachtete sein eigenes Gesicht im Halbdunkel des Badezimmers.

Es war noch sehr früh – vielleicht kurz nach drei am Morgen – und es war das erste Mal, dass die Kopfschmerzen so schlimm gewesen waren, dass sie ihn geweckt hatten.

Er atmete erneut tief durch und hielt sich mit beiden Händen am Waschbecken fest, als eine neue Welle des Schmerzes durch seinen Schädel fuhr, so heftig, dass er für einen kurzen Moment bei geöffneten Augen Sterne sah.

Kurz glaubte Dean, sein Sehvermögen habe ihn schon wieder verlassen, dann nahm der Schmerz wieder ab, sein eigenes Gesicht starrte ihm entgegen, bleich, verzerrt und müde, und er musste sich dazu zwingen, seine verkrampften Hände vom Waschbecken zu lösen, die von der Anstrengung des Festklammerns weiß gewordenen Knöchel zu bewegen und sich auf seinen Gleichgewichtssinn zu verlassen.

Ein paar Minuten stand er einfach nur da, wartete ab, ob eine neue Kopfschmerzattacke käme, dann begannen die Pillen langsam zu wirken, und er seufzte leise.

Die Schmerzlinderung war nur minimal, aber Dean war dankbar für die winzigste Kleinigkeit, um die das Pochen hinter seiner Stirn nachließ.

Er drehte sich um, hangelte nach dem Türgriff und stieß sich die Hand, als er ihn nicht richtig erwischte.

Dean fluchte undeutlich, griff erneut zu, bekam ihn richtig zu fassen und öffnete die Badezimmertür, schob sich unsicher hindurch und kniff die Augen zusammen, als ihm schwindelig wurde.

Die paar Schritte bis zum Bett legte er mit geschlossenen Augen zurück und biss die Zähne zusammen, als er sich das linke Schienbein an der Bettkante stieß.

Verdammte Pillen.

Wenn die schon seine Koordination lahm legten und bewirkten, dass er kaum noch geradeaus sehen konnte, sollten sie gefälligst auch dafür sorgen, dass es seinem Schädel besser ging.

Dean setzte sich langsam und vorsichtig ins Bett, legte sich ebenso langsam hin und atmete so ruhig wie möglich ein und wieder aus, als ihm dabei schlecht wurde.

Sam neben ihm regte sich im Schlaf, drehte sich ihm zu, und Dean ballte die Hände zu Fäusten, weil die minimale Erschütterung, die Sam auf der Matratze verursachte, sein Unwohlsein nur noch verstärkte.

Er konzentrierte sich ein paar Minuten lang nur auf das Geräusch seines bewusst gleichmäßigen Atems, Minuten, in denen die Wirkung der Pillen voll einsetzte und seinen Körper mit einer bleiernen Schwere erfüllte, während sein Kopf sich noch immer anfühlte, als würde sich etwas langsam und mit stumpfen Zähnen durch sein Hirn fressen.

Doch auch dieser Schmerz nahm schließlich nach und nach ab, wurde erträglich, wenn er auch nicht ganz verschwand, und Dean döste ein, nahm Sam in den Arm, als der sich an ihn schmiegte und sein Herzschlag den Rhythmus übertönte, mit dem der Schmerz in Deans Kopf ausstrahlte.
 

Die Vorhänge wehten leicht im Luftzug, der durch das offene Fenster drang, ein paar vorwitzige Sonnenstrahlen, die sich an den Lamellen des Rollos vorbei gemogelt hatten, tanzten über den Boden, und in den Büschen vor ihrem Motelfenster zwitscherten ein paar fröhliche Vögel.

Sam erwachte mit einem kehligen Stöhnen, schlug die Augen auf und zuckte zusammen, als einer der ja so vorwitzigen Sonnenstrahlen auf seine Netzhaut traf und den schmerzhaften Druck in seinem Körper um weitere quälende Kaskaden in Form von grellen Lichtblitzen hinter seiner Stirn bereicherte.

Ja, das war diesmal definitiv eine Vision gewesen.

Er blieb im Bett liegen, ganz ruhig und ohne sich zu bewegen, hielt die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf Deans Präsenz, bis das Gefühl von Seekrankheit ein wenig nachgelassen hatte, und er nicht länger befürchten musste, sich zu übergeben, wenn er auch nur die Nase kraus zog.

Er hatte eine Vision gehabt.

Sam stöhnte leise, tastete über der Bettdecke nach Dean, berührte ihn an der Hüfte, und er ließ seine Hand dort liegen, genoss die Wärme von Deans Körper, die durch die Decke zu ihm durchdrang und wartete geduldig ab, bis sein Körper sich von der Attacke der unerfreulichen Zukunftsaussichten erholt hatte, die ihm sein Traum aufgezeigt hatte.

Nein, nicht Traum, Albtraum … die verdammte Vision.

Sam kniff die Augen zusammen, drehte sich mit einem wohlkalkulierten Ruck zu Dean um, drängte sich von hinten an ihn heran, schlang einen Arm um ihn und vergrub sein Gesicht in seinem Nacken, und erst dann ließ seine Panik ein wenig nach.

Er hatte Dean in dieser Vision wieder schreien gesehen, hatte ihn vor Schmerz zusammenbrechen und die Besinnung verlieren sehen – was er nicht gesehen hatte, war der Auslöser für Deans Leid.

Sam lehnte seine Stirn an Deans Hals, strich mit der Hand fahrig über Deans nackte Brust und versuchte, seinen beschleunigten Herzschlag zu beruhigen.

Was sollte er denn jetzt machen?

Die Vision war undeutlich und schemenhaft gewesen, die einzige Konstante, die sich ihm aufgedrängt hatte, war Dean gewesen, und Sam konnte beim Besten willen nicht sagen, wo oder wann sie eintreten würde.

Wozu hatte er überhaupt eine Vision, wenn sie ihn so völlig unsicher zurückließ?

Sam biss die Zähne zusammen, rückte noch ein wenig dichter an Dean heran und genoss so gut wie möglich das Gefühl, das seine Nähe in Verbindung mit seiner Präsenz in ihm auslöste.

Das Einzige, worüber er sich zunehmend sicher war, war, dass es sich bei der Ursache für Deans Beschwerden nicht um einen Trickster handelte.

Trickster spielten Streiche – manchmal ziemlich tödliche Streiche, zugegeben, aber das hier war etwas Anderes.

Es war fast, als hätte sich etwas in Deans Kopf eingenistet.

Sam erschauderte, als ihm bei dieser Vorstellung unwillkürlich wieder schlecht wurde und schüttelte leicht den Kopf, um die unangenehmen Gedanken los zu werden.

Nachher wurde Dean noch von ihnen geweckt – und der brauchte im Moment allen Schlaf, den er kriegen konnte.

Sam beschloss, ihm erst dann von seinen Visionen zu erzählen, wenn er sich sicher sein konnte, was sie zu bedeuten hatten.

Es hatte keinen Sinn, Dean vorher zu beunruhigen.

Die Gefahr, dass Dean einfach aus seinen Gedanken ablesen würde, was er ihm verschwieg, war zwar immens, aber Sam doch immer noch lieber, als Dean möglicherweise grundlos zu ängstigen.

Dean musste sich schon mit genug Dingen auseinandersetzen, die ihm Kopfzerbrechen bereiteten.
 

„Und du willst wirklich nicht lieber im Wagen warten?“

Dean fluchte leise, als er beinahe auf etwas unidentifizierbar Schleimigem ausrutschte, fing sich in letzter Sekunde, erlangte sein Gleichgewicht zurück und beantwortete dann die Frage, die Sam da eben so besorgt in die miefigen Räumlichkeiten der Kanalisation gestellt hatte.

„Nein, will ich nicht.“

Dean ignorierte sowohl Sams nervösen Blick als auch das Gegrummel in seinem Kopf, leuchtete mit seiner Taschenlampe den düsteren Gang vor ihnen entlang und setzte sich dann wieder in Bewegung.

„Ich war schon seit zwei Tagen nicht mehr blind, und außerdem lass ich dich ganz bestimmt nicht allein hier unten rumlaufen!“

Sam nickte ergeben, sagte nichts dazu und folgte Dean den verdreckten Kanalgang entlang und um die nächste Ecke.

Seit seiner Vision vor drei Tagen hatte Sam Dean so gut wie keine Sekunde aus den Augen gelassen, und wenn ihm auch nicht ganz wohl dabei war, dass Dean ihn bei diesem Job unterstützte, wäre ihm doch noch viel unwohler gewesen, hätte er Dean allein in ihrem Motelzimmer zurück gelassen.

Er fixierte seinen Blick auf Deans Rücken, der ein paar Meter vor ihm ging, versuchte, positiv zu denken, und sich einzureden, dass schon alles gut gehen würde und Dean auf gar keinen Fall ausgerechnet dann erblindete, wenn sie dem Gestaltwandler gegenüber standen, dessen schändliches Treiben sie in die Katakomben des beschaulichen Städtchens geführt hatte, das sie eigentlich nur aufgesucht hatten, um seine Bibliothek zu nutzen.

Dean ließ den Strahl seiner Taschenlampe beständig von rechts nach links wandern und suchte nach Spuren, die ihr Gestaltwandler möglicherweise hinterlassen haben könnte, um ihnen die Suche nach ihm leichter zu machen.

Spuren in Form von abgelegter Haut, Zähnen und Haaren.

Widerlich sowas.

Da wäre er ja fast lieber wieder blind.

Ohnehin erinnerte ihn dieser Fall viel zu sehr an ihren ersten Gestaltwandler – gut, jeder Fall mit einem Gestaltwandler erinnerte ihn an den mit ihrem ersten Gestaltwandler – der sich so dreist einen Dean-Anzug übergezogen hatte und in dieser Verkleidung über eine von Sams College-Freundinnen hergefallen war, nur um sich anschließend erschießen zu lassen, der Idiot.

Es ging sowieso nicht mit rechten Dingen zu, wie oft Dean in der Vergangenheit schon gestorben war.

Irgendwo quiekten ein paar Ratten, es roch zunehmend unangenehm, und Deans Gesicht nahm einen Ausdruck höchsten Widerwillens an, als er dem Tunnelsystem weiter nach Osten folgte.

Dean bog um eine Ecke und dann um noch eine, und konzentrierte sich darauf, möglichst durch den Mund zu atmen und das ekelerregende schmatzende Geräusch zu ignorieren, das bei jedem seiner Schritte ertönte.

Seine Taschenlampe flackerte – die blöden Batterien konnten doch unmöglich schon wieder leer sein! – und als sie wieder ordnungsgemäß vor sich hin strahlte, fand er sich Auge in Auge mit einer Ratte wieder.

Einer riesigen Ratte.

Die war mindestens so groß wie ein Dackel.

Ein großer Dackel.

Dean ignorierte die Ekelgänsehaut, die sich über seinen gesamten Rücken zog, und fragte sich zum wiederholten Male, warum er nicht die geringsten Probleme mit Zombies, halb bis ganz verwesten Leichen, oder der ein oder anderen Sumpfkreatur hatte, ihn der Zusammenstoß mit einer Ratte jedoch jedes Mal aufs Neue … irritierte.

Dean hasste Ratten.

Er starrte das garstige Tier nieder, bis es sich schließlich geschlagen gab und gemütlich von dannen zog, um sich höchstwahrscheinlich in den nächsten 5 Minuten mit einer gefälligen Rattendame fortzupflanzen und viele, viele neue Generationen von Ratten in die Welt zu setzen, die dann in Zukunft dafür sorgen konnten, Dean das Leben schwer zu machen.

„Ich schwöre dir Sammy, wenn wir diesen Gestaltwandler haben, dann -“

Dean blieb so plötzlich stehen, dass er auf dem glitschigen Untergrund beinahe ausrutschte, und starrte angewidert auf den Haufen Haut, Haare und Zähne direkt vor seinen Füßen.

„Gott, das ist so ekelhaft!“

Er leuchtete das abgelegte Kostüm des Gestaltwandlers ab, besah sich im Detail den blutig-schleimigen Haufen und atmete einmal tief durch – was ein Fehler war, da er vergaß, durch den Mund zu atmen und seine Geruchsrezeptoren mit all der übel riechenden Herrlichkeit des Abwasserkanals somit geringfügig überforderte.

„Wo bleibt der Job, bei dem wir irgendwo ermitteln müssen, wo es schön ist! Irgendwo, wo es gut riecht, wo man nett zu uns ist und uns Getränke ausgibt – oh Gott, der einzige Ort, an dem sowas passieren würde, ist eine Schwulenbar!“

Dean drehte sich zur Seite, um zu prüfen, was Sam und sein Gesicht dazu sagten, und war geringfügig irritiert, als er ihn nicht gleich erblickte.

Er leuchtete in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und Dean war nicht länger geringfügig irritiert, sondern absolut panisch, als Sam noch immer nicht zu sehen war – wenn dieser Riesenkerl nicht zu sehen war, dann bedeutete das, dass er nicht DA war und DAS bedeutete, dass Dean ihn schon wieder verloren hatte und DAS, obwohl er doch eigentlich direkt HINTER ihm gewesen war!

Wieder ein Beweis dafür, dass Sam hinter ihm absolut gar NICHTS verloren hatte!
 


 

Nyahaha! … *schneck* … *schneck* … *schneck*
 

Ich komme! Und ich kriege sie!
 

Da hilft auch kein Schneckenkorn, kein Spray und erst recht keine Schneckenflüsterei!
 

Die moko hat einen Plan und die Rache-Schnecke hilft ihr dabei … und natürlich nicht zu vergessen König Sofrot vom Planeten, der mit K anfängt.
 

Ich grüße alle, die mich kennen (das wollte ich schon immer mal schreiben ...), alle meine Leser und ganz besonders die Kommischreiber (und die, die’s noch werden wollen) und alle Favolistler!
 

Ich mach euch alle jetzt mal ganz wahnsinnig, indem ich verrate, dass ihr eigentlich wissen könntet, warum Dean Gedanken lesen kann und ab und an mal blind wird. Ich habe Hinweise gestreut. Höhö.
 

Viel Spaß beim Suchen!
 

moko-chan

Instinkt

[__ .__, (brutalst zerstörte Schneckenfalle) … … … … ,@~`,´ (Schnecke! Salat mampfend)
 


 

Dean schloss für einen Moment die Augen, einerseits, weil er hoffte, dadurch seine chaotischen Gedanken zu ordnen, andererseits, weil er soeben wieder von einer heftigen Kopfschmerzattacke heimgesucht wurde, und selbst das kleinste Bisschen Licht ihm grenzenloses Unbehagen verursachte.

Er sah nur deswegen davon ab, tief durchzuatmen, weil er ahnte, dass diese Belastung seiner olfaktorischen Rezeptoren ihn diesmal endgültig zu Boden geschickt hätte.

Nun hieß es wohl erstmal Ruhe bewahren und keine Panik!

Er brauchte ein Handtuch – Unsinn, was er brauchte, war Sam!

Sam konnte noch nicht lange weg sein, allerhöchstens fünf Minuten – dass fünf Minuten bisweilen durchaus ausreichten, um allerlei Unheil anzurichten, war Dean klar, er zog es jedoch vor, nicht allzu genau darüber nachzudenken.

Das „Was da nicht alles hätte passieren können!“ sparte er sich für nach der Rettung auf.

Er beschloss, zunächst einmal den Weg zurück zu gehen, auf dem er Sam verloren hatte – auf dem Sam ihn verloren hatte! – und nachzusehen, ob er irgendwo Spuren entdecken konnte, die auf Sams Verbleib hinwiesen.

So ein großer Bursche konnte ja schließlich nicht einfach vom Erdboden verschluckt werden, ohne zumindest einen Schuh oder sowas zurückzulassen.

Das noch immer absolut widerliche Geräusch, mit dem seine eigenen Schuhe sich vom schleimigen Untergrund lösten, nur um mit einem noch viel widerlicheren Geräusch wieder darauf aufzusetzen, erschien Dean in seinen eigenen Ohren unglaublich laut, er hoffte jedoch, dass der Gestaltwandler vorläufig damit zufrieden war, Sammy erbeutet zu haben und – war der eigentlich bescheuert, ihm Sam vom Hintern weg zu klauen?

Glaubte der etwa, das würde nicht auffallen?

Dem musste doch klar sein, dass Dean nicht eher ruhen würde, bis er ihn erledigt hatte – besonders, wenn er vorhatte, sich Sams Gestalt auszuleihen und er, wenn er seine Metamorphose hinter sich hatte, nicht nur Sams Aussehen sondern auch seine Erinnerungen und seine Persönlichkeit wie ein lebendiger Computer herunter geladen hatte.

Das Problem war nur, dass er nach diesem Update auch wusste, dass Dean niemals das Risiko eingehen würde, Sam zu verletzen – Dean ging zumindest davon aus, dass Sam (und somit der Gestaltwandler) das inzwischen wusste … aber bei Sammy wusste man schließlich nie.

Dean ignorierte heldenhaft das für seinen Geschmack viel zu nah klingende Quieken von Ratten, ging langsam weiter, kam an eine Abzweigung und zögerte kurz, bevor er sich nach links wandte.

Für gewöhnlich konnte er sich auf sein inneres Sammy-Radar verlassen, also wollte er nicht ausgerechnet jetzt damit anfangen, daran zu zweifeln.

Dean schob sich langsam den schmalen Gang entlang, der Strahl seiner Taschenlampe pendelte beständig von rechts nach links und wieder nach rechts, leuchtete auch die Wand äußerst gewissenhaft ab, ob sich in ihr vielleicht urplötzlich ein Loch auftat, durch das er möglicherweise angesprungen werden könnte, und verharrte schließlich auf einem weiteren Haufen Haut, ansehnlich vermengt mit Haaren und Zähnen.

Es war doch jedes Mal aufs Neue einfach nur widerlich.

Nun ja, wenigstens hatte er jetzt eine Spur – obwohl ihm ein simpler Schuh wirklich weitaus lieber gewesen wäre.

Das, was der Gestaltwandler offensichtlich abgelegt hatte, um ihm einen Hinweis auf seine Nähe zu hinterlassen, dampfte noch ein wenig – die Metamorphose war also noch nicht zu lange her, und Dean konnte sich ziemlich sicher sein, dass der Gestaltwandler nicht allzu weit entfernt war – und vermutlich in Gesellschaft des echten Sam.

Er ging langsam weiter, immer darauf bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu machen, und schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, dass mit seinem Sam alles in Ordnung war.
 

Sam stöhnte leise, erschauderte, als ein kalter Luftzug über seine nackte Brust strich … und wunderte sich.

Wieso war seine Brust nackt? … Warum zur Hölle trug er nur noch seine Shorts?!

Sam zögerte einen Moment, die Augen zu öffnen, und kniff sie prompt wieder zu, als er mit Entsetzen feststellen musste, sich selbst vor sich zu haben – nicht unbedingt sehr viel angezogener, aber immerhin mit seinen Jeans bekleidet.

„Du bist ja wach, Sammylein …“

Sich das von seiner eigenen Stimme sagen lassen zu müssen, gehörte so ziemlich zu den unangenehmsten Erfahrungen, die man machen konnte.

Wie hatte er denn das schon wieder geschafft?

Eben war er doch noch brav hinter Dean her gelaufen und jetzt hockte er hier am Boden – der noch immer wunderbar feucht und schleimig war, woran ihn seine Shorts nicht wirklich im Zweifel ließen – in seinem Mund steckte ein Knebel, und seine Hände waren über seinem Kopf an ein Bündel Rohre gefesselt, das ihm zu allem Überfluss auch noch in den Rücken drückte.

Großartige Ausgangsposition.

Da fehlte ja eigentlich nur noch Dean für ein wenig fragwürdigen Spaß.

Und wo war eigentlich Houdini, wenn man ihn brauchte?

„Meine Güte, so einer wie du ist mir ja noch nie untergekommen …“

Sam schlug doch noch die Augen auf, als seine eigene Stimme sich mit einem merkwürdig überraschten Unterton an ihn wandte, starrte sich selbst ins Gesicht und konnte noch immer nicht ganz glauben, wie verdammt … nun ja … identisch sie waren.

„Du tust es mit deinem Adoptivbruder?! … Verdammt, bist du ihm ergeben … der kann ja ALLES mit dir machen!“

Sam errötete, als sein böser Zwilling ihn mit spöttisch erhobener Augenbraue anblickte, und wusste nicht so wirklich, was er dazu sagen sollte – mal abgesehen davon natürlich, dass er gar nichts sagen KONNTE … er war ja geknebelt.

„Dann werden wir doch mal sehen, ob er sich darüber freut, dich wieder zu sehen. So wie ihr es treibt, wird er dich sicherlich schon schmerzlich vermissen.“

Sam riss die Augen weit auf, als sein Gegenpart sich plötzlich vor ihn hockte und ihm mit seinem Gesicht ganz nahe kam.

„Wir wollen ja nicht riskieren, dass ihm etwas passiert – so ganz allein, nicht wahr, Sam? Schließlich könnt ihr Zwei ja nicht ohne einander leben …“

„Mhmm!“

Der falsche Sam grinste, als der echte an seinen Fesseln zu zerren begann, streckte die Hand aus und strich ihm das in Unordnung geratene Haar aus der Stirn.

„Mach dir keine Sorgen, Sammy – ich werd mich gut um ihn kümmern … er wird gar nicht merken, dass du weg bist.“

Sam spürte Panik in sich aufsteigen, er begann zu glauben, dass Dean unmöglich einen Unterschied bemerken konnte, zwischen diesem Betrüger und … nun ja … dem Original.

Er vergaß völlig, dass er damals beinahe sofort bemerkt hatte, dass der Gestaltwandler, der sich ihm als Dean präsentiert hatte, nicht Dean gewesen war, dass für eine wirklich überzeugende Imitation eines Winchesters mehr dazu gehörte, als das passende Kostüm und die passende Stimme.

Sam beobachtete, wie sein Klon in sein Shirt schlüpfte und sich sein Hemd anzog, und dann bemerkte er, dass dieser Bastard ihm auch noch die Schuhe geklaut hatte. Beide Schuhe.

Unfassbar. Er hatte BEIDE Schuhe verloren.

„Warte nicht auf mich, Sammy – ich denke nicht, dass ich mich hier noch mal sehen lasse. So, wie du für Dean empfindest, werde ich sicher schnell Gefallen an ihm finden … vielleicht kann ich ihn ja davon überzeugen, dass es ihn nicht umbringt, sich auch mal nehmen zu lassen …“
 

„Oh nein, das denk ich nicht …“

Dean hob seine Magnum Taurus, die er soeben hinten aus seinem Hosenbund gezogen hatte, ein wenig höher, zielte damit auf den falschen Sam, der sich ruckartig erhob und zu ihm umdrehte, und zog mokant die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Ich bin ganz zufrieden mit dem echten Sammy und der Art unserer Beziehung, vielen Dank …“

Sam, der derart in Panik gewesen war, dass er nichtmal mitbekommen hatte, wie Deans Präsenz näher gekommen war, war für einen Moment lang nicht viel mehr als ein Paar unglaublich weit aufgerissener Augen, die Dean anbetend anstarrten und keinen Zweifel daran ließen, wie unglaublich glücklich er war, ihn zu sehen.

Ihre Blicke trafen sich, Dean lächelte Sam sekundenlang liebevoll an, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Gestaltwandler zu und … war blind.

Sam gab ein entsetztes, halb ersticktes Keuchen von sich, als er Deans Augen verschleiern sah, und dann sah er, wie sich die Schultern seines Doppelgängers hoben, und der Scheißkerl doch tatsächlich zu lachen anfing.

„Unfassbar! Da gebe ich mir so viel Mühe, ihm seinen Sammy vorzuspielen und dann das!“

Dean fuhr unwillkürlich zurück, als er den falschen Sam auf sich zukommen hörte und ächzte, als sein Rücken auf kalten, feuchten Beton traf.

Sam begann, wieder an seinen Fesseln zu zerren, ohne auch nur für einen Sekundenbruchteil den Blick von Dean abzuwenden, und als er sah, wie der Gestaltwandler die Hand nach Deans Waffe ausstreckte, war der einzige Gedanke, der in ihm Raum fand, dass Deans Instinkte gut genug sein MUSSTEN, um ihn diese Situation überstehen zu lassen.

Er musste sich doch einfach nur leicht ducken und dann nach links ausbrechen und –

Sam riss die Augen noch ein Stückchen weiter auf, als Dean sich duckte und nach links ausbrach und die Waffe in seiner Hand fester packte.

Was war denn jetzt passiert?

„Sammy, jetzt nicht aufhören zu denken!“ donnerte Deans dunkle Stimme durch den düsteren Tunnel, er rutschte auf dem glitschigen Untergrund aus, fiel auf ein Knie – entkam somit um Haaresbreite einem mächtigen rechten Schwinger von Sams Gestaltwandler-Faust – und schraubte sich mit einer hastigen Rückwärtsbewegung wieder in die Höhe, die ihn erneut rücklings an eine kalte, feuchte Betonwand brachte.

„Sam, verdammt, denk schneller!“

Dean schrammte an der Wand entlang, wartete verzweifelt darauf, dass das Gemurmel in seinem Kopf sich erneut einer Leuchtreklame gleich zu einem einzigen, klaren Befehl formieren würde, dann schrie es ihm „DUCKEN!“ zu, und er duckte sich und hörte den falschen Sam nachdrücklich fluchen, dessen Faust Bekanntschaft mit der vermaledeiten Wand gemacht hatte.

„Sam!“

Sam vergaß beinahe zu atmen, als er sich mit aller Macht darauf konzentrierte, das Kampfgeschehen im Auge zu behalten, während er Dean Anweisungen zuDACHTE.

Das war doch einfach nicht möglich!

Dean fluchte, als der Gestaltwandler ihm einen Tritt in den Magen verpasste, den Sam nicht hatte kommen sehen, er taumelte leicht, hatte keine Zeit mehr, Sams Aufforderung, nach rechts auszuweichen, Folge zu leisten, und fand sich dank eines gezielten Faustschlages vor Schmerz stöhnend am Boden wieder.

Sam versuchte verzweifelt, Ruhe zu bewahren, blinzelte ein paar Mal heftig, als ihm Schweiß und Tränen in die Augen rannen, und der Knebel in seinem Mund dämpfte sein erleichtertes Aufstöhnen, als Dean genau im richtigen Moment fest zutrat, den falschen Sam am Schienbein erwischte und von den Füßen holte.

Dean ächzte leise, schob sich über den kalten, rauen Betonboden in die Richtung, in der er Sam vermutete, und knurrte, als ihn eine große, verdammt kräftige Hand am rechten Knöchel packte.

Er trat mit dem linken Bein nach dem Gestaltwandler, lauschte verzweifelt auf einen hilfreichen Gedanken von Sam und zuckte am ganzen Körper zusammen, als eine so heftige Kopfschmerzattacke über ihn kam, dass er unwillkürlich die Augen zusammenkniff, weil sie ihn blendete – dabei war er blind.

„Sammy, hilf mir!“ keuchte er schwach, und Sam, der nur einen halben Meter von ihm entfernt saß und doch nicht das Geringste für ihn tun konnte, schluchzte erstickt.

Dean war halb wahnsinnig vor Schmerz, als er durch weiteres beharrliches Treten schließlich doch noch seinen Knöchel frei bekam, er kroch weiter auf Sam zu, spürte eine weitere Kopfschmerzattacke kommen und packte die Magnum, die er noch immer wie einen Rettungsanker mit seiner rechten Hand umklammert hielt, so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.

„Sammy …“

Sam machte automatisch die Beine breit, als er Dean auf sich zu kriechen sah, versuchte ein weiteres Mal erfolglos, den Knebel in seinem Mund loszuwerden, und zerrte zunehmend heftiger an seinen Fesseln.

Dean kam endlich bei Sam an, stemmte seinen Oberkörper in die Höhe, drehte sich und lehnte sich mit dem Rücken an Sams Brust, und dann agierte sein Körper ganz von allein.

Er nutzte Sam in seinem Rücken als Stütze, ignorierte den Schmerz in seinem Kopf und in seinem Magen, ignorierte auch seine aufgeplatzte Unterlippe und den Geschmack von Blut, der sich in seinem Mund ausbreitete, Sams Gedanken lenkten ihn wie eine Marionette, zwangen ihn dazu, die Arme zu heben, den Revolver in beide Hände zu nehmen, den Hahn zu lösen und zu zielen – höher, noch etwas höher – und dann drückte er ab, der Rückstoß presste ihn fester an Sam, und der Knall, mit dem sich die Kugel aus dem Lauf löste, bereitete ihm beinahe unerträgliche physische Schmerzen.

Die Gedanken sind frei

Hallöchen ihr Lieben!
 

Zum Warmwerden ein paar Anmerkungen zu den Kommentaren zum letzten Kapitel: *räusper*
 

@ Silaya-Hien: Deanchen?! DeanCHEN?! Lass ihn das bloß nicht hören! Der rastet ja völlig aus … schlimmer wäre da nur noch Deanilein … oder Deanileinchen … DeanimauseschnubbelCHEN … und wer soll hier irre sein?! ICH bin völlig normal. Was kann denn ich dafür, wenn der Rest der Welt so anders ist? Und weniger Tee trinken werd ich auf gar keinen Fall, das wär ja noch schöner! Man möge die Nickbesitzerin von mir grüßen!
 

@ irrce: Bist halt ein Verzögerungsfisch. Ärger dich nicht. Und schau doch mal, wie gut deine Idee mit dem blind kämpfenden Dean und Sams gedanklicher Hilfestellung angekommen ist! Sei stolz!
 

@ _Sam_Winchester_: Und ich dachte jetzt, ich hätte zur Genüge klargestellt, dass es mal so gar nicht toll ist, wenn man Gedanken lesen kann … so kann man sich irren … ;)
 

@ killerniete21: Tröste dich, du bist nicht die Einzige, die’s nicht rausbekommen hat. Keiner hat’s rausbekommen. Einen Haufen unaufmerksamer Leser hab ich da … tss.
 

@ -Kitsune: Gedankenlesen ist nicht praktisch! Davon kriegt man Kopfschmerzen! Hat denn hier wirklich keiner aufgepasst?
 

@ Calysto: Mein Timing war schon immer von der perfekten Art! Ich bin auch immer pünktlich – wenn ich nicht gerade im Schwarm mit ein paar Verzögerungsfischen schwimme …
 

@ kikischaf: Ketten?! Da stand nirgendwo nix von Ketten! Die hast du dir da hinphantasiert! Der arme Sam ist gefesselt! Mit Stricken! Und auf die Krankenhausszene musst du noch ein Weilchen warten. Höhö.
 

@ Lyafe: Höhö². Ich find das gut, dass du ausgerechnet an der Stelle lachen musstest. In Zukunft wirste nämlich mit der FanFic hier nicht mehr allzu viel zu lachen haben … zumindest für eine Weile. Aber du magst ja die Rache-Schnecke, nich?
 

@ Himchen: Nervenkitzel pur, will ich wohl meinen! Hab mir ja auch Mühe gegeben, damit es so richtig schön kitzelt … Und beim nächsten Namenswechsel will ich ein Memo!
 

@ Shi-chan_: Ich hoffe, du bist noch an einem Stück! Und natürlich wird der arme Dean nicht jedes Mal blind, wenn er Sammy anlächelt. Das wäre doch sehr gemein von mir, und da ich ja ein Glücksbärchi bin, steht das nicht in meiner Jobbeschreibung.
 

@ Shaitan: Jahaaa, ein böser Gestaltwandler war’s … allerdings ist der nicht für Deans Zustand verantwortlich – falls ich das aus deinem Kommi rauslesen sollte. Manchmal seid ihr Lieben aber auch kryptisch …
 

@ DemonOfFear: Ich höre Mittermeier quasi schreien „Ich hab’s ja gleich g’sagt!“ … gefällt mir. Und so schön gelobt wird man ja auch gerne – da geht’s dann auch schön weiter!
 

@ AnimeFaan: Willkommen auf meinem Traumschiff! Cocktail gefällig?
 

@ X5-494: Komplizierter Nickname, aber echt jetzt! Ich bin doch so unglaublich schlecht mit Zahlen! Und ich halte noch so Einiges für euch bereit! Dabei hab ich mal gedacht, 100 Kapitel wären eine wahnwitzige Vorstellung … mitnichten! Ich freu mir jetzt schon ’n Loch in Bauch!
 

@ Hermmy: Nicht ärgern … dauert jetzt auch nicht mehr ganz so lange, bis ich das große Geheimnis auflöse … nur noch ein bis zwei Kapitel. Hab den Überblick verloren. Und nein, Sam ist nicht Schuld! Ich bin doch nicht Yuu Watase … aber dann müsste Sam ja auch ein Mädchen sein und Jo seine Schwester oder beste Freundin und … wo war ich?

Ah ja … siehe oben: 100 Kapitel? Kein Problem. Die zwanzig Dinger schüttel ich mal eben so aus’m Ärmel …
 

@ Serendipity: Ich mag es, wenn du quäkst. Hätte gern, dass du das heute, später am Tage (es ist jetzt 1.43 Uhr in der Nacht, liebe Freunde!) noch mal für mich tust. Und mögen wir das Sandy-Handy jetzt eigentlich, oder mögen wir es nicht?
 

Und nu ab damit, und dann geh ich auch endlich ins Bett!
 

moko-chan
 


 

Der Revolver fiel Dean aus der Hand, er ließ die Arme sinken, lehnte seinen Kopf nach hinten und gegen Sams Schulter und rührte sich nicht – er konnte nicht, er konnte einfach nicht mehr.

„Mmmph!“

Sam zerrte an seinen Fesseln, bis er sich die Handgelenke wund gescheuert hatte, versuchte, Dean durch panische, vom Knebel gedämpfte Laute dazu zu animieren, sich vielleicht doch wieder zu rühren, aber der ließ ihn Brummen, so viel er wollte, hielt die Augen geschlossen und saß einfach nur so da.

Dean hatte das Gefühl, dass sein Kopf explodieren würde, wenn er auch nur blinzelte, er sah einen Lichtblitz nach dem anderen hinter seinen geschlossenen Lidern, und der Schmerz in seinem Schädel schien mit jedem einzelnen Schlag seines Herzens zuzunehmen.

„Hmmmph!“

Sam weitete die Augen, als Deans Präsenz sich mit einem Mal rapide veränderte, als sie zu flackern begann und dann stumpf wurde, und ein Tropfen Blut rann Sams Unterarm hinab, weil er so heftig an den Fesseln riss, dass er sich die Haut aufschürfte.

Dean stöhnte leise, mobilisierte all seine Sturheit und Beharrlichkeit, drehte sich zu Sam um, seine kalten Hände tasteten sich an Sam entlang, am Brustkorb, auf die Schultern und über die Oberarme, bis sie seine gefesselten Handgelenke fanden.

Dean griff mit der rechten Hand fahrig nach dem Messer, das er am Knöchel bei sich trug, schnitt sich, als er es aus seiner Vorrichtung löste, unterdrückte ein Keuchen und ließ es beinahe fallen, packte es nur umso fester und hob seinen zitternden Arm wieder nach oben, ganz langsam, und es kam ihm so vor, als habe er noch nie etwas so Schweres heben müssen wie dieses Messer.

Dean gab es Sam in die Hände, ihm entwich ein fürchterlich leiser, schmerzerfüllter Laut, dann war seine Sturheit endgültig aufgebraucht, und mit ihr alles, was ihn noch bei Bewusstsein gehalten hatte.

Die Augen fielen ihm zu, er sank besinnungslos gegen Sams Brust, und Sam begann wie im Wahn, das Messer gegen seine Fesseln zu wetzen.

Die Stricke fielen schließlich, und Sam nahm sich kaum die Zeit, sich von seinem Knebel zu befreien, bevor er Dean in die Arme nahm und ihn an sich presste.

„Dean …“

Sam biss die Zähne zusammen und hielt Dean einen Moment lang einfach nur fest, dann ließ er ihn ganz sanft und vorsichtig zu Boden gleiten und holte sich seine Klamotten von dem verdammten Gestaltwechsler zurück, dessen Körperflüssigkeiten Dean mit seinem blind abgefeuerten Schuss direkt ins Herz an Wand und Boden verteilt hatte.

Er zog sich an, steckte Deans Messer und die Magnum ein, hob Dean auf seine Arme und versuchte zu ignorieren, wie grässlich schwach sich seine Präsenz anfühlte.

Sam wandte dem Gestaltwandler den Rücken zu, versuchte den Anblick von sich selbst mit einem Loch in der Brust so schnell wie möglich zu vergessen und überließ es den Ratten, für die Beseitigung der Spuren zu sorgen.
 

„Dean … komm schon …“

Sam setzte Dean vorsichtig auf den Beifahrersitz des Impala, schnallte ihn an und fluchte, als sein erster Versuch, die Tür so leise wie möglich zu schließen, scheiterte.

Er schlug die Tür ein zweites Mal zu, ging in ein paar langen Schritten um den Wagen herum und öffnete mit einem Gefühl, das an Schuld grenzte, die Tür zur Fahrerseite.

Sam ließ sich in den Sitz sinken, zog die Tür hinter sich zu, legte beide Hände ans Lenkrad – und ließ den Kopf sinken.

„Oh Gott.“

Sams Stirn traf auf das Hartgummi des Lenkrads, er stöhnte leise und fasste den unumstößlichen Entschluss, dass er erst dann wieder etwas jagen würde, wenn er sichergestellt hatte, dass so etwas wie heute nie wieder passieren würde.

Er würde jetzt endlich herausfinden, was zum Teufel mit Dean los war, und wenn es das Letzte war, was er tat.

Dean neben ihm stöhnte leise, und Sam hob den Kopf, um ihm einen prüfenden Blick zuzuwerfen.

Dean war noch immer nicht wieder bei Bewusstsein, er krümmte sich leicht, sein Oberkörper fiel nach vorn, und Sam streckte hastig die Hand aus und hielt ihn fest, damit Deans Kopf nicht unnötig ruckartig die Bekanntschaft des Armaturenbrettes machte.

Sam kippte Dean sanft wieder nach hinten, seine Hand verharrte etwas länger als nötig an Deans Brust, dann fiel sein Blick auf sein aufgescheuertes Handgelenk und er beschloss, dass es an der Zeit war, langsam mal loszufahren.

Jetzt mussten zunächst einmal ihre Wunden versorgt werden – alles andere musste warten.

Sam startete den Wagen, der Motor, zuverlässig wie eh und je, sprang sofort an, mit ihm das Radio, und Sam gab einen zornigen Laut von sich und stellte es aus, weil er Blind Faith mit „Can’t find my way home“ im Moment absolut nicht ertragen konnte.

Er legte den Gang ein, löste die Handbremse und fuhr los, die Stille im Wagen wurde nur ab und zu unterbrochen, wenn Dean leise stöhnte, und Sam verbrachte beinahe mehr Zeit damit, ihm besorgte Blicke aus dem Augenwinkel zuzuwerfen, als auf die Straße zu achten.

Er parkte den Wagen so nahe wie möglich an ihrem Motelzimmer, stieg aus, rannte beinahe um ihn herum, um Dean heraus zu heben und ignorierte die misstrauischen Blicke eines passierenden Pärchens, während er Dean auf seine Arme hievte.

Die paar Schritte bis zum Motelzimmer wurden im Laufschritt zurückgelegt, Sam schaffte es irgendwie, die Schlüssel aus seiner Jackentasche zu fischen, ohne sie oder Dean fallen zu lassen, und dann war er endlich im Zimmer, konnte Dean ins Bett legen und so tun, als würde es ihn nicht völlig wahnsinnig machen, dass der noch immer nicht aufgewacht war.

Er zog ihm die verdreckte Kleidung aus, ganz vorsichtig und langsam, tastete sanft seinen Bauch ab, wo ein bereits blau schillernder Abdruck davon zeugte, wie fest der Gestaltwandler zugetreten hatte.

So weit Sam das beurteilen konnte, war es lediglich eine Prellung, also ließ er von Deans Bauch ab und widmete sich der Schnittwunde am Knöchel, reinigte, desinfizierte und verband sie, und kümmerte sich dann um Deans blutende Lippe.

Deans Verletzungen waren vergleichsweise harmlos, wenn man bedachte, dass er völlig blind gekämpft hatte, nur unterstützt durch Sams Gedanken.

Sam konnte immer noch nicht ganz fassen, wie sie das geschafft hatten.

Sam konnte immer noch nicht ganz fassen, dass das tatsächlich funktioniert hatte.

Dean stöhnte leise, wand sich auf dem Bett, und Sam legte seine Hand an Deans Wange und hielt sanft seinen Kopf, damit er die frisch gesäuberte Wunde nicht sofort wieder verunreinigte.

„Dean?“

Dean stöhnte erneut, schlug die Augen auf, und Sam seufzte bedrückt, als er sah, dass sie noch immer von einem grauen Schleier überzogen waren.

„Sammy?“

Deans Stimme war leise und heiser, er hob die Hand, griff hilflos in die Luft, und Sam nahm sie in seine und hielt sie fest.

„Ich bin hier, Dean.“

Deans Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln.

„Gott sei Dank …“

Sams Mund verzog sich zu dem gleichen schwachen Lächeln, er setzte sich zu Dean an die Bettkante, beugte sich über ihn und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Du warst wirklich unglaublich, da unten …“

Dean erwiderte nichts, Sam gab ihm einen weiteren Kuss auf die Wange und unterdrückte den Impuls, sich zu ihm zu legen und ihn in den Arm zu nehmen.

So gern er das auch täte, es gab jetzt Wichtigeres zu tun.
 

Die Tür fiel hinter Sam ins Schloss, Dean hörte ihn hinter sich abschließen, und dann war alles still.

Dean zog die Bettdecke höher über seine Brust und überlegte, ob er es wagen sollte, aufzustehen und nach der Dose mit den Schmerztabletten zu suchen.

Er verwarf den Gedanken als schwachsinnig, und blieb stattdessen lieber ganz ruhig liegen, versuchte, sich zu entspannen und nicht daran zu denken, was er tun würde, wenn Sam nicht zurück war, bis … er wirklich aufstehen musste.

Sams Stimme hallte noch immer in seinem Kopf wieder; klar, entschlossen und emotionslos hatte er ihm mitgeteilt, dass es so nicht weiter ging, dass er jetzt endlich herausfinden musste, was mit Dean passiert war, damit er es ungeschehen machen konnte, und Dean war noch immer nicht wohl dabei, ihn allein gehen gelassen zu haben.

Da sein Körper sich allerdings noch immer wie zerschlagen anfühlte und sein Kopf einer tickenden Zeitbombe nicht unähnlich war, hatte Sam ihm strikt verboten, das Bett zu verlassen, und ihn angewiesen, so lange liegen zu bleiben, bis er zurück war.

Dean verstand, dass Sam nur sein Bestes wollte, er konnte nachvollziehen, dass es vernünftig war, ihm Bettruhe zu verordnen – wenn das Herumliegen doch nur nicht so langweilig gewesen wäre, und jetzt konnte er noch nichtmal fernsehen.

Dean seufzte leise, ignorierte den spontanen Wunsch, sich auf den Bauch zu drehen – das hätte zu nichts geführt außer Schmerzen und dem prompten Verlangen, sich wieder auf den Rücken zu rollen – und versuchte, an etwas Angenehmes zu denken … Sammy zum Beispiel.

Dean atmete langsam ein und wieder aus, seine Brust hob und senkte sich unter der Bettdecke, und er fragte sich unwillkürlich, was er tun würde, sollte ihm das Vergnügen, Sam zu erblicken, tatsächlich längerfristig bis endgültig verwehrt bleiben.

Die Vorstellung war keine angenehme, und das nicht nur, weil Dean Sam wirklich, wirklich gerne ansah.

Wenn er diesmal blind blieb, dann war es das, mit dem Leben, wie er es kannte.

Er würde nicht mehr jagen können, er wäre rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen – zumindest solange, bis er sich mit seiner Behinderung arrangiert hätte – und Dean kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er so nicht leben könnte.

Der Einzige, dem er gestatten würde, sich um ihn zu kümmern, war Sam, und gerade Sam wollte er solch ein Leben nicht zumuten müssen.

Hatte er nicht an etwas Angenehmes denken wollen?

Dean schalt sich selbst einen Idioten, verdrängte diese selbstquälerischen Gedanken und versuchte, stattdessen ausschließlich Dinge vor seinem geistigen Auge zu visualisieren, die er mochte.

Er sah Sam, den Impala, Bobby und die Lawlesses, wieder Sam … lebensnotwendige Dinge wie Bier und Fressalien … und wieder Sam.

Gott, er würde verrückt werden, wenn er Sam nicht mehr ansehen könnte.

Er wollte doch sehen, wie Sam sich veränderte, wenn er älter wurde, er wollte jede Falte, jede unausbleibliche Narbe und hoffentlich jedes graue Haar sehen können, und jeden Blick aus diesen fabelhaften brauen Augen.

Es ging einfach nicht, dass er blind blieb.

Sam so in Erinnerung zu behalten, wie er jetzt war, war ja gut und schön, aber einfach nicht genug … nicht genug, um Dean auf Dauer zufrieden zu stellen.

Und ein blinder Invalide war mit Sicherheit nicht genug, um Sam auf Dauer zufrieden zu stellen.

Egal wie sehr er ihn jetzt auch liebte – Dean konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sam glücklich dabei wäre, ihn versorgen zu müssen, und Dean wollte auch gar nicht, dass er das tat.

Nun gut, er wollte schon, aber das war selbstsüchtig, und er hatte das menschenmögliche Maß an Selbstsucht, das einem Jeden zustand, schon damit ausgereizt, Sam damals aus Standfort entführt und dazu gebracht zu haben, wieder mit ihm zu jagen (der dumme Pakt war an Selbstsucht sowieso nicht mehr zu übertreffen gewesen) und so schwer es ihm auch fiel, diesmal würde er dafür sorgen, dass Sam derjenige war, der bekam, was er wollte.

Auf die Knie

Hallihallöchen, ihr Lieben!
 

Ich sitze hier auf meinem Bett, habe einen wundervoll sonnigen Frühlingstag hinter mir, bin mit meinem Twingo dank seines fabelhaften Faltdaches heute offen durch die Gegend gefahren (gut, zum Krankenhaus, ich bin mit Kinka zum Krankenhaus gefahren um die Rina abzuholen – Fuß verknackst, sonst alles gut!), habe mit Kinka und Isi bei der Tine lecker gespeist … huch, das hier ist ja gar nicht mein Weblog! Sorry, mein Fehler!
 

Also: Ihr seid toll!

Habe mich über die zahlreichen Kommentare zum letzten Kapitel wie immer sehr gefreut und belohne euch und mich jetzt mit dem allerneuesten Kapitel.
 

Wie die liebe Rike in einem ihrer letzten Kommis schon anmerkte: Das hier ist ein Buch.

Oder eine Soap. Das Ding ist … ein Buch hat irgendwann definitiv ein Ende, Soaps tendieren eher zur Endlosigkeit, und wenn ich mir anschaue, wie viele mögliche Kapiteltitel ich schon gesammelt habe … unfassbar. Dabei hatte ich, ich glaube, es war im 20sten Kapitel, angekündigt, jetzt „bald mal“ zum Ende zu kommen.

Ich könnte wetten, dass mir schon etliche Leser abgesprungen sind, aber das ist mir ja egal.

Vorläufig zumindest.

Hab ja genug Kapiteltitel.
 

An dieser Stelle vielen Dank an Kinka und Django! Höhö.
 

Und jetzt noch mal ein paar Anmerkungen zu euren Kommis!
 

@ irrce: Wohl bist du ein Verzögerungsfisch!

Der Beweis wurde eindeutig erbracht!

Und augenscheinlich kann man diesen Satz wirklich unanständig verstehen, obwohl ich nicht verstehe, wie man ihn so verstehen kann, wenn ich ihn nicht so verstehe.

Ich meine, ich, ICH, die … also … wie nenn ich mich jetzt, ohne mich zu beleidigen … die Königin der Zweideutigkeiten, hatte das doch gar nicht zweideutig gemeint.

Unglaublich eigentlich.

Ich lasse ganz eindeutig nach.

Verlässt mich nach meiner Beratungsresistenz nun auch noch meine perverse Ader?

… Obwohl ich mir darüber bei genauerer Betrachtung wohl keine Sorgen machen muss.
 

@ Lyafe: Endzeitstimmung ist ein fabelhaftes Wort. Ich fürchte, du wirst es für den Kommi zu diesem Kapitel noch ein weiteres Mal bemühen müssen. Und für die danach auch. Aber dann wird’s auch langsam wieder gut … so langsam hat es sich ausgeschneckt.
 

@ Todesgoettin_Hel: Willkommen zurück, du hast mir gefehlt! Wunderbar, dass dir das Kapitel und die davor so gut gefallen haben. Und was ich mit Dean mache, wirst du schon noch sehen … hehehe …
 

@ siri001: Natürlich lasse ich die Beiden leiden! Habt ihr denn schon wieder alle vergessen, was die sich mit mir erlaubt haben?! Meine Rache kam zwar schleichend, aber dafür verweilt sie dann auch ein wenig länger. Ist halt nicht die Schnellste, die Rache-Schnecke.
 

@ _Sam_Winchester_: Aber nein, aber nein, aber nein! Ich bin doch ein Glücksbärchi! Dass ihr mir das einfach nicht glauben wollt …

Und Deans Gedanken sind mir die Liebsten. Ich mag es, ihm in den Kopf zu gucken …
 

@ killerniete21: Ähm … das mit der Lösung dauert noch. Aber bewegend wird es hoffentlich auch diesmal wieder!
 

@ -Kitsune: Ich find das immer wieder faszinierend, wie verschiedene Kommischreiber die verschiedensten Passagen zu ihren Lieblingen küren. Ich mein, es ist ja völlig logisch, dass die Geschmäcker da verschieden sind, aber ich bin immer wieder … positiv überrascht, wenn eine Szene besonders lobend erwähnt wird, bei der ich das nicht oder zumindest kaum erwartet hätte.
 

@ Calysto: Hier ist dein neuer Stoff! Das macht dann einen Kommi!
 

@ Shaitan: Nein, nein, nix Schuld des Formwandlers … ich wüsste auch gar nicht, dass die sowas können … oder doch? Aber Drama kannste haben – hier bitte sehr!
 

@ Love_Me_Some_Pie: Sind wir nicht alle ein bisschen Dean?
 

@ Serendipity: Freut mich, dass es dir derartig gut gefallen hat. Ich weiß allerdings nicht, wie ich es finden soll, dass, wenn du schon von Tarzan erzählst, du nicht mit einem Wort erwähnt hast, wie fabelhaft die Ina war. Ich meine … die Ina ist doch einfach fabelhaft, oder nicht?

Und danke für das *quäk*! Ich hab nie angenommen, das sei ein Tippfehler!
 

@ Silaya Hien: Was erzählst du der Nickbesitzerin bitte, dass die mich für irre hält? Welche ausgewählten Auszüge aus dieser meiner FanFic liest du ihr vor, dass sie diesen Eindruck von mir hat? Ich prangere das an! Also wenn, dann soll sie auch das ganze Ding lesen, dann hält sie mich wenigstens zu Recht für irre!
 

@ Himchen: Das mit dem Schwarzsehen ist ein böser, böser, böser Wortwitz. Hehe. Find ich gut.

Und schön, dass uns dieser Nick länger erhalten bleibt, auch wenn ich mich grade so schön an Godric gewöhnt hatte …
 

@ DemonOfFear: Ich verneige mich vor deiner kreativen Kosenamensgabe. Dean ist natürlich im Dreieck gesprungen – wie Rumpelstilzchen, sah lustig aus! – und hat Zeter und Mordio geschrieen, aber das ist mir ja wurscht.

Und wie: Alles vorbei, viele unbeantwortete Fragen?! Wir sind doch hier nicht bei Lost! Hier werden Antworten gegeben und zwar auf alle Fragen, die sich dem geneigten Leser stellen!

Dauert halt nur ein wenig …
 

@ uglypinkmachine: Du nimmst dir hier ja zunehmend Frechheiten heraus, meine Liebe. Fürchte dich, wenn ich am Wochenende über dich komme!

Meine Rache wird fürchterbar sein! Die Rache-Schnecke is nix dagegen!

Und ich hab dich auch lieb!
 

@ kikischaf: Wenn er dir jetzt schon so leid tut … wappne dich.
 

@ Hermmy: Bald, ja bald … nur noch ein ganz klein wenig … und dann … hehe.
 

@ AnimeFaan: Dieser Optimismus ist wirklich erfrischend!
 

@ Shi-chan_: Natürlich findet Sam was, der ist der König der Recherche! Und er trägt die Schaufel – und das voller Anmut, wie ich sagen muss!
 

@ X5-494: Diesmal ging’s mir viel leichter von der Hand mit den Zahlen. Alles eine Frage der Gewöhnung! Und ich bin gerne „herrlich gemein“ zu Dean. Es macht mir geradezu verboten viel Spaß.

Vielleicht habe ich meine Berufung verfehlt.
 


 

So schnell mach ich das nicht wieder. Das dauert ja ewig. In der Zeit hätte ich mindestens ein halbes Kapitel schreiben können.
 

Und nu geht’s los!
 

moko-chan
 


 

Sam warf die Tür des Impala mit einem Knall hinter sich zu, schloss den Wagen ab, richtete sich auf und blickte über das Dach des Autos hinweg auf die Motelzimmertür, hinter der Dean auf ihn wartete.

Sam hatte länger in der Bibliothek zugebracht, als er es geplant hatte – inklusive der Fahrt hatte er etwas über vier Stunden gebraucht, und es wurde bereits dunkel – aber wenigstens hatte er endlich so etwas wie einen Hinweis gefunden.

Sam ließ den Autoschlüssel in seiner Jackentasche verschwinden, und während er eilig um den Impala herum ging, fixierte er die Moteltür, von der bereits ihre dunkelgrüne Farbe abblätterte, und betete, dass es Dean inzwischen besser ging.

Er wollte ihm in die Augen sehen, wenn er ihm erzählte, was er herausgefunden hatte, wollte Deans Meinung dazu aus ihnen ablesen können, wollte endlich wieder mehr sehen als stumpfes, fahles Grau.

Sam hob ächzend die rechte Hand an die Schläfe, als ein stechender Schmerz mehr als plötzlich durch seinen Kopf fuhr, und fand sich auf den Knien wieder, der Asphalt unter den Fingern seiner Linken fühlte sich rau und kalt an und hielt ihn im Hier und Jetzt, während die Bilder in seinem Kopf mit grausamer Intensität auf ihn einstürzten.

Die Vision hielt an, kam Sam viel länger vor, als sie tatsächlich war, viel länger, als jede andere Vision zuvor, er presste die Lider fester zusammen und krümmte sich vor Schmerz, seine Finger versuchten, sich in den Asphalt des Parkplatzes zu krallen und dann erreichte der Schmerz seinen Höhepunkt, die Vision schnitt sich wie ein Messer in seinen Verstand und hinterließ eine klaffende Wunde, als sie sich zurückzog.

Sam keuchte, blieb, wo er war, entspannte lediglich leicht seine Finger, ließ seine Fingerkuppen über den Asphalt streichen, um sich zu versichern, wo oben und wo unten war, und als er in der Nähe einen dumpfen Schlag, ein Krachen und dann eilige Schritte hörte, wurde er beinahe panisch, aus Angst, jemand könne ihm helfen wollen, und ihn ins Krankenhaus und von Dean wegbringen.

„Sammy?“

Sams Kopf rauschte in die Höhe, er öffnete die Augen und starrte Dean an, und der hatte gerade noch genug Zeit, neben ihm auf ein Knie zu sinken und ihn aufzufangen, weil das mit dem hastigen Heben des Kopfes und dem Augenaufreißen eine verdammt dumme Idee gewesen war.

Sam krallte sich an ihn, hielt sich an ihm fest und betete, dass Dean nicht sofort darauf kommen würde, was passiert war, dass er –

„Du hast wieder Visionen?“

Sam stöhnte leise und nickte kaum merklich, und Deans Hand fuhr in seinen Nacken, kraulte ihn sanft, und Dean hielt ihn einen Moment lang einfach nur fest, bevor er ihn mit sanfter Gewalt auf die Beine zog und in ihr Motelzimmer führte.

Er brachte Sam zum Bett, ließ ihn darauf nieder sinken und ging dann die Tür schließen, die er hatte aufbrechen müssen, als Sam draußen auf dem Parkplatz zusammengebrochen und seine Vision als beißendes Echo in seine Gedanken gedrungen war.

Dean kehrte zu Sam ans Bett zurück, blieb davor stehen und blickte auf Sam hinab, der in Fötushaltung auf der Matratze lag und in dem mit schwarzer Bettwäsche bezogenen Bett merkwürdig klein aussah.

„Sammy?“

Dean ging neben dem Bett in die Hocke, streckte die Hand nach Sam aus und streichelte ihm vorsichtig über den Kopf, und Sam gab einen erlösten Laut von sich und drückte sich seiner Hand entgegen.

„Möchtest du eine Tablette?“ fragte Dean leise, und Sam verneinte, sagte, dass es auch so ginge und bat ihn, sich zu ihm zu legen.

Dean zögerte kurz, bevor er der Bitte Folge leistete, dann erhob er sich aus seiner gebeugten Haltung und ließ sich neben Sam auf die Matratze sinken, nahm ihn in die Arme, hielt Sam fest und den Mund, obwohl ihm so Einiges auf der Zunge lag, was er gern zu Sam gesagt hätte.

Wie konnte der ihm bitteschön verschweigen, wenn er wieder Visionen bekam?
 

„Was hast du gesehen?“

Sam beugte sich über das Waschbecken, schöpfte seine Hände voll mit kaltem Wasser, benetzte sein Gesicht damit, fuhr sich mit den Händen in den Nacken, um auch die Haut dort zu kühlen und ignorierte einen Moment lang Dean, der neben ihm im Türrahmen aufgetaucht war.

Dean sah ihn von der Seite an und reichte Sam ein Handtuch, als er das Wasser abdrehte, beobachtete, wie er sich das Gesicht abtrocknete, und dann nahm er ihm das Handtuch wieder weg, ließ es zu Boden fallen und zog Sam mit einem Ruck in seine Arme.

„Komm her …“

Sam hatte nicht einmal mehr genug Zeit, überrascht zu ächzen, er sah den entschlossenen Ausdruck in Deans Augen, dann wurde er geküsst, hart und fordernd, und Sam wusste, dass Dean wütend auf ihn war, weil er ihm nicht vorher von den Visionen erzählt hatte.

Er ließ sich küssen, genoss das Gefühl, wie Deans Hände über seinen Rücken fuhren, ungeduldig und schon beinahe grob – er genoss es, weil er ganz genau wusste, dass Dean nur deswegen so wütend war, weil er ihn liebte, er genoss es, weil es viel zu lange her war, dass Dean zuletzt dazu in der Lage gewesen war, ungeduldig und kraftvoll zu sein.

Dean presste seine Zunge gegen Sams Lippen, ließ sie in seinen Mund gleiten und genoss das Gefühl, wenigstens für den Moment Herr der Situation zu sein.

Er konnte sehen – könnte, wenn er die Augen öffnete – seine Kopfschmerzen waren momentan nicht mehr als ein dumpfes Rauschen, und Sams Gedanken waren da, wo sie hingehörten, nämlich in Sams Kopf.

Dean nahm Sams Mund in Besitz und stöhnte leise, als Sam seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft erwiderte, die er ihm entgegen brachte.

Gott, es fühlte sich so gut an, ihn zu küssen.

Dean löste seine Lippen von Sams, musste unwillkürlich lächeln, als Sam protestierend knurrte, ihm folgte, als er den Kopf zurückzog, und ihn nun seinerseits küsste, so gierig und unbeherrscht, dass Dean ganz kribblig wurde.

„Mhm …“

Sam schlang seine Arme um Dean, ignorierte, dass der schon wieder versuchte, ihren Kuss zu lösen, hielt ihn fest und noch ein wenig fester und küsste ihn, wollte den Augenblick nicht vergehen lassen, ganz egal, wie viele so viel wichtigere Dinge es jetzt zu tun und zu besprechen gab.

Gerade jetzt wollte er Dean mehr küssen als alles Andere.

Er drängte seine Zunge in Deans Mund, forderte Dean immer und immer wieder heraus, bis der endlich auf ihn einging, sein Kampfgeist wieder aufflammte, und sie sich ein hemmungsloses Gefecht um die Dominanz lieferten, in dem sich bis zum Schluss keiner von ihnen geschlagen gab.

„Hn … mh …“

Sam löste seinen Mund mit einem leisen Schmatzen von Deans, sah ihm in die Augen und lächelte unwillkürlich, wurde mit einem weiteren kurzen Kuss belohnt und schließlich aus Deans Armen entlassen.

„Sagst du mir jetzt, was du in deiner Vision gesehen hast?“

Sam zog nervös die Oberlippe hoch und nickte, woraufhin Dean die Stirn runzelte und leicht den Kopf schief legte.

„Was’n los?“

Sam wich seinem Blick aus, während er nach den richtigen Worten suchte, aber Dean hatte nicht die Geduld, ihn suchen zu lassen, bis er fündig wurde.

„Jetzt rück schon raus mit der Sprache!“

Sam legte die Stirn in unbehagliche Dackelfalten, blickte Dean wieder ins Gesicht und sagte es einfach.

„Ich habe dich in meiner Vision gesehen, schreiend … und -“

„Mich?!“

Dean packte Sam bei den Schultern, so fest, dass es wehtat, und Sam biss die Zähne zusammen und sagte nichts dazu.

„Du siehst MICH in deinen Visionen und sagst es mir nicht?! Verdammt, was ist los mit dir Sammy?! Dachtest du, dass mir das egal ist?!“

Dean ließ Sam los, als ihn ein wütender Blick traf, und machte unbewusst einen Schritt rückwärts, dann packte Sam ihn bei den Schultern und hielt ihn ebenso fest, wie er es getan hatte.

„Ich dachte, dass es kaum hilfreich wäre, dir von einer Vision zu erzählen, die mir nicht mehr zeigt, als wie du schreiend zusammenbrichst! Ich wollte dir nicht noch mehr Sorgen machen, bevor ich nicht -“

„Mir nicht noch mehr Sorgen machen?!“

Dean war so laut geworden, dass seine eigene Stimme ihm Schmerzen bereitete, Sam sah, wie er kurz zusammenzuckte, zog die richtigen Schlüsse und Dean wieder an sich, hielt ihn sanft an sich gedrückt und war erleichtert, dass Dean nicht versuchte, sich von ihm los zu machen.

„Bitte beruhige dich. Ich habe in der Bibliothek endlich etwas möglicherweise Brauchbares herausgefunden … vielleicht wird diese Vision also niemals eintreten.“

Dean machte sich doch noch von ihm los, verschränkte die Arme vor der Brust, blickte zweifelnd zu Sam auf, und der gab ein Schnauben von sich, legte ihm den Arm über die Schultern und zog ihn mit sich aus dem Badezimmer.

„Willst du es jetzt hören oder nicht?“
 

„Asak? Was ein bekloppter Name. Und wer zum Teufel waren die Chaldäer?“

Sam seufzte leise, bedauerte im Stillen Deans Mangel an geschichtlichem Allgemeinwissen –

„Allgemeinwissen? Sam! Sowas weiß außer dir keine Sau! Sag einfach, wer die Chaldäer waren und gut is!“

Sam zog eine halb beleidigte, halb genervte Schnute, wartete geduldig ab, bis Deans Oberkörper wieder aus dem Kofferraum des Impalas auftauchte, und packte dann seine eigene Reisetasche hinein.

„Die waren von zirka 900 bis 600 vor Christus in Vorderasien groß dabei und hatten ein bis ins kleinste Detail ausgearbeitetes dämonologisches System, und Asak ist ein Teil dieses Systems …“

Dean warf Sam einen genervten Blick aus dem Augenwinkel zu, fuhr mit der Hand in seine rechte Jackentasche und drückte Sam dann die Autoschlüssel in die Hand.

„Da. Du fährst.“

Sam biss die Zähne zusammen, nahm den Schlüssel entgegen, und Dean klopfte ihm gutmütig vor die Brust.

„Mach nicht so ein Gesicht, Sammy, fahr einfach und erklär mir noch mal, wie du darauf kommst, dass dieser Asak mir den Kopf verdreht hat …“

Sam grinste schwach, beugte sich zu Dean vor und drückte ihm am hellichten Tag und auf offener Straße einen Kuss auf die Wange – Dean war unglaublich stolz auf ihn – und machte sich auf den Weg zur Fahrerseite, während Dean den Kofferraumdeckel zuwarf.

„’Gegen den Kopf des Menschen richtet seine Macht der verfluchte Asak’ …“, zitierte er in dem pompösen Tonfall, den Dean vermutlich von ihm erwartete, stieg in den Wagen, wartete, dass Dean ebenfalls einstieg … wartete … und wartete … und stieg wieder aus.

„Dean?“

Dean stand noch immer am Kofferraum, stützte sich mit beiden Händen ab, und sein Gesicht war so bleich, dass er Sam unwillkürlich an einen Geist erinnerte.

„Dean?“

Sam schluckte nervös und eilte an seine Seite, fasste ihn an Schulter und Hüfte und hielt ihn fest, während Dean mit sich kämpfte, sich nicht zu übergeben – dabei hatte er doch heute noch gar nichts gegessen.

Er stand ganz still da und hoffte, dass es aufhören würde, wenn er sich nicht bewegte. Schließlich hörte es immer irgendwann wieder auf.

Er wollte Sam sagen, dass es sein Kopf war, dass er Schmerzen hatte und dass es ihm sicher gleich besser gehen würde, aber er bekam weder den Mund auf, noch konnte er sich sonst irgendwie bewegen.

Er blieb einfach so stehen, die Hände auf dem kühlen Metall des Kofferraumdeckels, und wartete darauf, dass es vorüber ging.

Dean hörte Sams Gedanken wie einen endlosen Fluss durch seinen Kopf strömen, erst nur einzelne Worte, dann immer mehr, es wurde unübersichtlich, chaotisch, laut und immer lauter, und dann hörte er einen grässlich reißenden Laut und Sams Gedanken und die aller Personen im Umkreis von zwei Meilen stürzten völlig ungefiltert auf ihn ein.

„Dean?“

Sam geriet ein wenig in Panik, als Dean sich auch nach mehreren Minuten noch nicht gerührt hatte, er packte Deans in Leder verpacke Schulter etwas fester, das Leder gab ein unwilliges Knatschen von sich, und dann fing Dean an zu schreien.

„Dean?!“

Dean presste beide Hände an seine Schläfen, das Rauschen hunderter Stimmen in seinem Kopf nahm zu, seine Sicht verzog sich, die Farben liefen ineinander, bis alles Schwarz war, und dann war es still … wunderbar still.

Unbarmherzig wie die Sonne

Gut, ja, ich mach’s noch mal … aber nur, weil ihr mir immer so tolle Kommentare schreibt.
 

@ Sam_Dean: Da haste der irrce ja ganz schön fies den inbrünstigen ERSTÖÖÖ-Schrei verwehrt. Die Arme. Naja, dafür war die Zurschaustellung ihres Unmuts am Dienstagabend äußerst erheiternd und unterhaltsam anzusehen. Hihi.

Und du kannst so viele Schilder aufstellen, wie du willst! Das hilft ja mal gar nix, weil Winifried … Winnifred, ich nenn sie Winnifred, die doch gar nicht lesen kann! Die kommt doch von einem anderen Planeten und spricht sowieso nur Schneckisch! (Und lang ist sie auch nicht … bloß ein bisschen langsam … und ihr habt ja keine Ahnung, WIE langsam …)
 

@ irrce: Verzögerungsfisch. Ich sag’s ja.
 

@ siri001: Nein, nein, Winnifred ist nicht groß … langsam, sie ist langsam! Und: Wahooo! Ich habe einen ‚kleinen’ Fan-Club! *tanz*

Wie klein isser denn?
 

@ Calysto: Ich habe nicht wirklich erwartet, dass ihr den Asak kennt, liebe Freunde.

Das meinte ich auch gar nicht mit „ihr könntet eigentlich wissen, warum“ …

Hihi.

DAS kommt erst noch.

Hier ist übrigens dein Nachschub …
 

@ _Sam_Winchester_: Ich sag’s jetzt zum letzten Mal: Ich bin ein Glücksbärchi!
 

@ Love_Me_Some_Pie: Schön. Kurzer Kommi. Aber erwähnenswert. Steht meinem Hang zu Bandwurmsätzen irgendwie diametral entgegen. Und mir ist mal aufgefallen, dass die Sätze immer kürzer werden, wenn’s dramatisch wird.

Es schreibt sich auch viel anstrengender, wenn’s dramatisch wird … *seufz*
 

@ Lyafe: Deine komplette Sprachlosigkeit äußert sich äußerst bered und eloquent, meine Liebe. Krass.
 

@ Himchen: Ein Nickname muss nicht immer passen, um schön zu sein. Meiner kommt nämlich von Mokona und Mokona ist Gott, und wo passt das denn bittesch- … Moment …
 

@ J2: Äh … Alzheimer?
 

@ beltane: Einer meiner Persönlichkeiten einen Tritt geben?! Ich geb DIR gleich nen Tritt! Die arme Winnifred!

Gib doch einfach zu, dass es dir gefällt, die Jungs leiden zu sehen … ehehehe …
 

@ Takuto_Omata: Ein neuer Kommischreiber! Yeah me!

Willkommen auf meinem Traumschiff!

Hier bekommen Sie alles, was das Herz begehrt … inklusive toller neuer Kapitel.

Am schönsten find ich ja, dich trotz Stöpseltendenzen (schieb Shonen-Ai den Riegel vor!) überzeugt zu haben! Yeah me!²
 

@ AnimeFaan: Hier wird nich gegrummelt! Höchstens hinter vorgehaltener Hand … und NATÜRLICH wird … ach, mir glaubt das ja sowieso keiner.
 

@ hanabichen: NOCH ein neuer Kommischreiber! *todesverachtender FlickFlack* Yeah me!³

An dieser Stelle möchte ich mal eine Frage stellen, so rein Interesse halber: Wie kommt man auf die Idee, FanFiction zu einer Serie zu lesen, die man nicht guckt?

Ich versteh’s nicht so ganz. Erleuchte mich!

Jedenfalls bin ich froh, dich zum FAN gemacht zu haben!

So langsam sollte ich den Eric Kripke vielleicht doch mal um Geld anhauen … obwohl, dann merkt der ja, was ich mit seiner Serie angestellt habe … hhhmmm.
 

@ -Kitsune: Wie du in Verbindung mit Dean ausgerechnet an Staubsauger denken kannst, ist mir zwar schleierhaft, aber bitte, jedem das Seine – oder vielmehr jeder das Ihre – und warum kannst du dir nicht vorstellen, wie Sammy nervös die Oberlippe hochzieht?

Das macht der doch ständig! (Zumindest laut Serendipity und irrce)

Aber da dir das – wie mir – ja scheinbar nicht aufgefallen ist, versuch ich jetzt mal, dir das so zu beschreiben, wie ich mir das vorstelle.

Also: Wir visualisieren zunächst einmal Sams Gesicht. (Haare in Ruhe lassen, die sind jetzt nicht wichtig!)

Da hätten wir zunächst mal die Stirn – viel Stirn, unglaublich viel Stirn, leicht gerunzelt, mit Stirnfalten wie Gletscherspalten (man beachte den Reim!) – schöne große braune Augen, die leicht beunruhigt dreinblicken (aber noch keine puppy-eyes-of-doom!); die Augenbrauen sind mit der Stirn solidarisch und runzeln mit; dann kommt die Nase (jetzt beherrschen: nicht reinkneifen! Dann wird er nämlich drauf schielen und dann müssen wir alle so sehr lachen, dass er sich vermutlich weigern wird, die Lippe hochzuziehen …) … äh, ja, die Nase, eines von Sammys markantesten Merkmalen, in diesem Falle hat er die Nüstern leicht gebläht (nicht reinkneifen!) und wenn ihr das jetzt zu Hause nachmacht, werdet ihr merken: Wenn man die Nüstern bläht, dann geht die Oberlippe leicht nach oben!

Eigentlich müsste es also heißen: Sam blähte nervös die Nüstern.

Klingt aber doof, deswegen tu ich weiter so, als würden nicht sämtliche Regungen in Sams Gesicht von seiner Nase gesteuert werden.

Klar soweit?
 

@ Shi-chan_: Nein, Dean war in dem letzten Kapitel nicht blind. (Sorry, der letzte Eintrag hat mich ausgelaugt …)
 

@ kaaleo: Du warst also im Sprachurlaub … und hast da … Schneckenflüstern geübt? Warst du bei Dr. Doolittle? Und ist das eigentlich ein Wortspiel? Dr. Do Little? Und warum fällt mir das jetzt erst auf?!
 

@ Silaya-Hien: Erinnert mich an meine Schwester. Die hat bisher den Prolog gelesen und sonst nix. Meine eigene Schwester!
 

@ X5-494: Ich entwickle mich hier noch zum Zahlengenie. Ein bisschen erschrocken bin ich aber, dass meine sadistische Ader jetzt scheinbar doch offensichtlicher ist als meine perverse.

Werde das so schnell wie möglich korrigieren!
 

@ DemonOfFear: Intellektuelles Niveau? Wo? Seit wann?

Ach doch: Intertextuelle Verweise. (Doch Word, das ist ein Wort!)

Deine Kosenamen für Dean erinnern mich an die guten alten Zeiten, als ich noch bis zur Vergasung Buffy geguckt habe … Achtung:

SpikeyPikeyHankyPankyPupsiKnutsch! Jawohl. Und ich schäme mich nicht dafür … vielleicht ein ganz klein bisschen.

Und: Gruselig!

Ich muss bei Sam auch immer an König der Löwen denken! Er hat die braunen Augen, er hat die Mähne, er ist ganz eindeutig Simba! Groar!

Und (and, never start a sentence with and!) von Rückentwicklung kann mal gar nicht die Rede sein! Ich bin stolz auf meine Cliffhanger und werde ganz sicher nicht plötzlich aufhören, euch damit zu quälen … macht einfach zu viel Spaß.
 

@ Shaitan: Ich verlange Textzeilen sowohl aus „Die Gedanken sind frei“ als auch „Auf die Knie“! Jetzt! Sofort!
 

@ kikischaf: Du bist richtig gut. Wirst bald sehen, warum.
 

@ uglypinkmachine: Das mit Cameron ist mir auch aufgefallen! Isi und Kinka behaupten allerdings, dass wir uns irren … war lustig am Dienstag. Zeige erste Anzeichen, mich in Wilson zu verlieben. Bedenklich.

Was genau ist ein Batikblusen-Nicken? Und warum hab ich Tetsu vor Augen?

… Ok, jetzt bin ich schlauer und zu faul, dir hier noch was Anderes hin zu schreiben.

Das haste nu davon.
 

@ Viebi_Lucifer: Langer Kommi! Boah ey!

Ja, sie müssten wissen, dass es nichts bringt … aber die Familientradition, die leidige Familientradition! (Alles Johns Schuld!)

Bin beeindruckt, dass du so viel recherchiert hast.

Möchte behaupten, du hast da mehr Zeit rein investiert als ich … *hüstel*

Peinlich.
 

@ Hope_Calaris: Bin immer noch ganz platt von deinem Kommi. Hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass du mir überhaupt noch mal einen schreibst … war schon schwer am Schmollen und Rache-Pläne-Schmieden – und du weißt ja, wenn ich erstmal damit anfange … *schneck* *schneck* *schneck* … Und jetzt … hach! Schööön!

Jahaaa, ich und mein superduper Elbenkleber (ich hab mich grad tatsächlich gewundert, dass Word „superduper“ nicht als existentes Wort anerkennt … unfassbar) … äh, Gedächtnis! Wir sind schon toll! Du bist dir dann aber hoffentlich auch darüber im Klaren, dass ich so gut wie alles, was du jemals zu mir gesagt hast, gegen dich verwenden kann? Hehe.

Und wer soll hier faul sein?!

Ich bin doch keine Schreibmaschine!

Irgendwann kommt das noch so weit, dass man mich nur noch in Verbindung mit meinem Laptop wahrnimmt … Kinka hat am Dienstag beim Verabschieden auch ganz verwundert danach Ausschau gehalten … unmöglich sowas.
 

@ killerniete21: Neues Kapitel ist da, du kannst dich für zirka 10 Minuten entspannen …
 

@ Luzi-sama: Wann immer ich so viele Satzzeichen sehe, muss ich an irrces Anleitung für den planlosen Kommi-Schreiber denken. Du bist dann wohl eindeutig expressionistisch veranlagt. Es fehlte nur noch das „Was?! DA machst du Schluss?! Ich überLEBE das nicht!“ Hihi.
 

@ Todesgoettin_Hel: Und noch eine Expressionistin! Jucheee!

Das mit den Kommis hast du fein beobachtet, meine Liebe. Allerdings muss ich hier gleich mal energisch klar stellen, dass das auf gar keinen Fall zu jedem Kapitel passieren wird. Dann komm ich ja wirklich zu NICHTS Anderem mehr.
 

Liebste Grüße an alle Leser!
 

moko-chan
 


 

Sam kniete auf dem harten Asphalt neben dem Impala, hielt Dean in den Armen, hatte sein Gesicht an Deans Halsbeuge verborgen und atmete ganz leise ein und aus.

Der Moment, in dem Dean aufgehört hatte zu schreien, war von grässlicher Stille gefolgt worden, einer Stille, die noch immer anhielt und Sam deutlicher als Alles andere verkündete, dass etwas entschieden nicht stimmte.

Irgendetwas war gerade mit Dean geschehen, etwas Schreckliches, und Sam musste sich dazu zwingen, den Kopf zu heben und nachzusehen.

Er fühlte sich mit einem Mal wieder wie der kleine Junge, dem sein Vater eine 45er in die Hand gedrückt hatte, weil er sich vor dem Ding in seinem Schrank gefürchtet hatte.

Ein Zittern ging durch seinen Körper, er hob den Kopf, sah Dean ins Gesicht und vergaß zu atmen.

Deans Augen waren offen und sie waren grün, nicht grau, aber sie waren stumpf und leer und sahen überhaupt nicht aus wie Deans Augen.

Sie sahen aus wie die Augen eines Toten.

Sam hob seine zitternde Hand, presste seine kalten Finger an Deans Puls, und als er ihn spürte, schwach, aber gleichmäßig, füllte er seine Lungen ganz bewusst wieder mit Sauerstoff.

„Dean …“

Sam legte seine Hand an Deans Wange, streichelte mit verzweifelter Unruhe über die bleiche Haut, sprach ihn noch mehrmals an, mit einem Flehen in der Stimme, dessen er sich nicht bewusst war, aber Dean zeigte keinerlei Reaktion, er zuckte nicht einmal mit der Wimper, sondern starrte blicklos in den blauen Himmel über ihnen.

Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien.

Sam biss die Zähne zusammen, kniff kurz die Augen zu und versuchte, Ruhe zu bewahren, dann zog er Dean enger an sich heran, hob ihn auf seine Arme und stand auf.

Sam hielt einen Moment inne, als Deans Kopf gegen seine Schulter kippte, erwartete halb und halb, dass Dean zu sich kam und ihn anwies, ihn gefälligst runter zu lassen und sie Beide nicht zum Gespött der Leute zu machen, aber Dean kam nicht zu sich, und Sam setzte sich endlich in Bewegung, um ihn in den Wagen zu setzen.

Sie hatten vorgehabt, zu Bobby zu fahren, um mit ihm gemeinsam mehr über Asak herauszufinden, und genau das würden sie auch tun.

Sam setzte Dean auf den Beifahrersitz und schnallte ihn an, warf einen weiteren Kontrollblick auf sein Gesicht, und dann zögerte er kurz, bevor er die Hand ausstreckte und Dean mit einer sanften, vorsichtigen Geste die Augen schloss.

Sam hielt inne, seine Hand verharrte auf halbem Weg in der Luft, und er schluckte ein paar plötzliche Tränen hinunter, zog seine Hand ganz zurück, richtete sich ruckartig auf und schloss die Autotür.

Er musste ruhig bleiben.

Er musste so planmäßig und gelassen wie möglich vorgehen.

In Panik zu geraten stand nicht zur Debatte.

Er hatte jetzt die Verantwortung für Dean, es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass mit Dean wieder alles in Ordnung kam.

Sam machte sich gerade, verbannte jegliche Emotion aus seinem Gesicht und ging gefasst auf die andere Seite des Impalas, um einzusteigen.

Er ließ sich auf den Fahrersitz sinken, zog die Tür hinter sich zu, steckte den Schlüssel ins Schloss, startete den Wagen und fuhr los – nicht ohne einen kurzen Blick auf Dean geworfen zu haben, ob mit ihm so weit alles in Ordnung, ob er vielleicht sogar aufgewacht war.

Doch abgesehen davon, dass Dean atmete, war mit ihm nicht das Geringste in Ordnung.

Selbst seine Präsenz fühlte sich an, als habe sie sich zurückgezogen – wie ein verwundetes Tier, das in seinem Versteck darauf wartete, zu sterben.

Sam richtete seinen Blick nach vorn auf die Straße, setzte den Blinker, bog ab und fuhr in Richtung Highway nach Süden.

Er musste nach South Dakota.

In South Dakota würde er Hilfe für Dean bekommen.

Bobby würde ganz sicher wissen, was zu tun war.
 

Die Leuchtreklame an der Straße surrte leise in der friedlichen Stille der Nacht, als Sam aus dem Impala ausstieg und kurz neben dem Wagen verharrte, um seine verspannten Muskeln zu lösen.

Das „o“ in „Motel“ war kaputt, ging immer wieder aus, bevor es mit einem leisen Zischen wieder ansprang, und Sam zögerte, Dean im Wagen zurückzulassen, um ihnen ihr Zimmer für den Rest der Nacht zu organisieren.

Es fühlte sich ja schon falsch an, neben dem Auto zu stehen und nicht länger neben Dean darin zu sitzen.

Ein leises Knacken ertönte, als Sam die Arme hob und seinen Rücken entspannte, er warf einen letzten Blick auf den besinnungslosen Dean auf dem Beifahrersitz, dann setzte er sich in Bewegung.

Morgen würde er bei Bobby ankommen, morgen würde er diesem unerträglichen Zustand ein Ende machen.

Der Mond wurde von Wolken verdeckt, und kaum ein Stern war zu sehen, während Sam zu dem zumindest äußerlich schäbigen Gebäude hinüber ging, und jeder seiner Schritte ein durchdringendes Knirschen auf dem Schotterweg verursachte.

Er war den ganzen Tag lang mit kaum erwähnenswerten Unterbrechungen gefahren und dementsprechend müde, Dean war den ganzen Tag lang nicht aufgewacht – selbst dann nicht, als Sam ihm mit sanfter Gewalt ein wenig Wasser eingeflößt hatte.

Er war einfach nicht aufgewacht.

Die Tür zur Motelrezeption knarrte leise, als Sam sie öffnete, er ging in den kleinen, sauberen Raum hinein, der nur von einer altersschwachen Lampe links auf der Theke beleuchtet wurde, betätigte die Klingel rechts neben der Lampe und wartete.

Ein Schild hinter der Theke „Leute beherbergen, Dinge reparieren, DAS Familienunternehmen!“ erweckte kurz seine Aufmerksamkeit, dann tauchte eine kleine, etwas unordentliche Dame im Morgenmantel aus dem angrenzenden Raum auf und fragte ihn, was sie für ihn tun könne.

Sam unterdrückte seinen ersten Impuls, der darin bestand, sie eine Idiotin zu schimpfen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass jemand, der so spät in der Nacht an die Rezeption eines Motels kam, ohne Zweifel ein Zimmer wollte, unterdrückte auch seinen zweiten Impuls, sie um Raketentreibstoff zu ersuchen – das hätte Dean getan, wenn er an seiner Stelle gewesen wäre – und verlangte den Schlüssel zu einem Zimmer mit Doppelbett.

Sie musterte sekundenlang seine ellenlange Gestalt, warf dann einen Blick auf den Impala auf dem staubigen Parkplatz – erblickte vermutlich Dean auf dem Beifahrersitz – und nickte schließlich.

Sam erledigte die Formalitäten, gab einen falschen Namen an, zahlte im Voraus mit einer falschen Kreditkarte und eilte dann zu Dean zurück nach draußen.

Das aus-dem-Wagen-Heben und ins-Zimmer-Tragen versetzte ihm noch immer einen Stich ins Herz, auch wenn er es inzwischen mit äußerlich gleichgültiger Routine erledigte; er legte Dean ins Bett und zog ihn aus, um ihn zu waschen, zog ihn wieder an und ging dann ins Bad, um eine kurze Dusche zu nehmen.

Es war etwa vier Uhr morgens, als Sam sich zu Dean ins Bett legte, ihn in seine Arme zog und an sich drückte, damit er seinen Herzschlag spüren und sich einreden konnte, dass alles so war wie immer.

Deans Körper in seinen Armen war warm, Dean atmete leise und gleichmäßig, sein Herz schlug in einem steten, ruhigen Rhythmus und einen winzigen Moment lang schaffte Sam es tatsächlich, sich vorzumachen, dass alles in Ordnung war, dass Dean einfach nur schlief, dass er am nächsten Morgen aufwachen würde, um ihn zu küssen und festzuhalten, und dann irgendetwas zu tun, was ihm unsagbar peinlich war und ihm gleichzeitig unfassbar gut gefiel.

Sam betrachtete Deans regloses Gesicht im Halbdunkel des Zimmers, wollte sich dazu zwingen, es sich lächelnd vorzustellen und sah doch nur immer wieder, wie es sich qualvoll verzerrte.

Er drückte die Augen zu, presste seine Lippen auf Deans und küsste ihn, betete um eine Reaktion und bekam doch keine, er konnte lange nicht aufhören, ihn zu küssen, auch wenn er sich schlecht dabei fühlte – erbärmlich und schwach und einsam.
 

Der Scheibenwischer surrte gleichmäßig von links nach rechts und wieder nach links und versuchte, den Wassermassen, die ohne Unterlass vom Himmel stürzten, Herr zu werden, während der Impala mit beinahe halsbrecherischer Geschwindigkeit den Highway entlang fegte.

Sam hatte beide Hände am Lenkrad, das Radio war aus, und das Surren des Scheibenwischers und das Trommeln des endlosen Regens auf das Autodach waren die einzigen Geräusche, die im Impala zu hören waren.

Es war schon etwas her, dass er die Staatsgrenze nach South Dakota überquert hatte, und seine Ungeduld, Bobby zu sehen und vor allen Dingen zu sprechen, nahm beständig zu.

Sam versuchte zu ignorieren, dass es keineswegs feststand, dass Bobby ihnen würde helfen können, ging vom Gas und packte das Lenkrad in seinen Händen noch etwas fester, als der Wagen auf der nassen Straße kurz ins Schlingern geriet.

Dean würde ihn umbringen, wenn seinem Baby etwas zustieß.

Er bekam das Schlingern unter Kontrolle, der Impala fuhr wieder sicher, und Sam atmete leise auf.

Er musste wirklich aufpassen, dass er vor Sorge um Dean nicht völlig neben die Spur geriet – und zwar in jeder Hinsicht.

Der Regen ließ nach, Sam stellte den Scheibenwischer aus und war versucht zu lächeln, als die Wolkendecke aufriss und die Sonne preisgab, aber Deans Präsenz war allgegenwärtig, so schwach sie auch war – oder vielleicht gerade deswegen – und es war so viel einfacher, beherrscht und gleichgültig auszusehen, als zu lächeln.

Er fuhr weiter, scheinbar die einzige Seele auf diesem endlosen Highway, den sie schon so oft entlang gefahren waren, wenn sie Bobby besucht hatten, und dessen nasser Asphalt in der Sonne glitzerte.

So gut wie immer war Dean der Fahrer gewesen und so gut wie immer hatten sie sich Hilfe von Bobby erhofft – von Bobby, der einfach alles wusste, oder zumindest fast, und der vermutlich nicht einmal ahnte, wie viel er ihnen bedeutete – und das, obwohl er doch alles wusste.

Ein winziges Schmunzeln stahl sich in Sams rechten Mundwinkel, er drehte kurz den Kopf, um Dean anzusehen, und das Schmunzeln verschwand.

Noch immer keine Veränderung.

Dean saß noch immer ganz still da und sah aus, als würde er schlafen – unter anderen Umständen wäre es sogar ein friedliches Bild gewesen, hätte er wirklich nur geschlafen, hätte nicht ein verdammter Dämon mit seinen Hirnwindungen herumgespielt und ihm wortwörtlich die Lichter ausgeknipst.

Sam dachte flüchtig daran, dass Bobby ihn vermutlich fragen würde, warum er Dean nicht ins Krankenhaus gebracht hatte, und sein Kiefer verspannte sich.

Er würde Dean nicht ins Krankenhaus bringen.

Menschen starben in Krankenhäusern.

Manchmal wurden sie nur mit einem Schluckauf eingeliefert und ein paar Stunden später waren sie tot, weil die Ärzte eben auch nur Menschen waren und bisweilen keine Ahnung hatten, was sie da taten – in Deans Fall hätten sie nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was sie zu tun hatten, und das konnte Sam ihnen wohl kaum übel nehmen.

Sam zuckte zusammen, als urplötzlich ein anderer Wagen im Rückspiegel auftauchte – er war so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass ihn so gut wie alles erschreckt hätte – entspannte sich allerdings sofort wieder.

Der fremde Wagen kam näher, setzte zum Überholen an, Sam konnte eine junge Frau erkennen, hübsch, blond, ungefährlich, und als er ein weiteres Mal in den Rückspiegel sah, erblickte er statt seiner ein Paar unglaublich blauer Augen unter schwarzen Brauen und er wusste, dass die Vision kam, noch bevor er sie spürte.

Sams ganzer Körper verkrampfte sich, sein Oberkörper schnellte nach vorn, sein Kopf knallte aufs Lenkrad, er trat unabsichtlich das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und der Impala heulte auf und machte einen grollenden Satz nach vorn.

Sam keuchte hilflos und presste beide Hände an seine Schläfen, als der Schmerz zunahm, und der Wagen auf der feuchten Straße ins Schlingern geriet, links von der Straße abkam und polternd die steile Böschung hinab schnellte.

Der Unterboden schleifte kreischend über ein paar größere Steine und riss auf, Sams Stirn schlug ein weiteres Mal gegen das Lenkrad, er verlor das Bewusstsein, und der Wagen überschlug sich, drehte sich um die eigene Achse, bevor er mit einem Krachen gegen einen Baum knallte und in Schräglage mit dem Dach nach unten liegen blieb.

Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien.
 


 

Sommerpause!

Während du schliefst

Oh, ihr seid ja so niedlich! Als ob ich ohne ein längeres Abschiedswort in die Sommerpause gehen würde!

Das war doch lediglich ein (zugegeben hinterhältiger, mieser, fieser) Scherz – und außerdem ein Seitenhieb auf das Ende der ersten Staffel.

Was der Kripke kann, kann ich schon lange!
 

Und nu geht’s weiter … ohne Sommerpause. Die kommt dann im Sommer.
 


 

Es war dunkel, als Sam aufwachte.

Sein Kopf dröhnte, jeder Knochen im Leibe tat ihm weh, und er brauchte nur Sekunden, um das leise Fiepen zu identifizieren, das an seine Ohren drang.

Er war im Krankenhaus.

Natürlich.

Wo auch sonst.

Sam sortierte seine Sinne, das eminente Fehlen von Deans Präsenz drang in sein Bewusstsein wie ein Schwall eiskalten Wassers, und er riss die Augen auf, weit und panisch, und wollte sich aufsetzen, aber eine kräftige, unnachgiebige Hand an seiner Schulter hielt ihn davon ab.

Bobby.

Bobby war da.

Ebenso natürlich, Dean hatte ja auch seine Nummer auf einem Zettel in seinem Portemonnaie als diejenige angegeben, die im Notfall angerufen werden sollte.

„Bleib liegen, Sam, es ist alles in Ordnung.“

Sam atmete tief durch, schloss die Augen und wollte ihm glauben, hätte es vermutlich sogar getan – wenn er es nicht besser gewusst hätte, und Bobby nicht so ein verdammt schlechter Lügner gewesen wäre.

„Dean?“ fragte er leise, hielt die Augen weiter geschlossen und wartete schweigend auf Bobbys Antwort, versuchte auch dann noch Ruhe zu bewahren, als Bobby sich damit für seinen Geschmack unverschämt viel Zeit ließ.

„Er lebt …“, sagte Bobby schließlich, und Sam öffnete die Augen und starrte ihn voller Entsetzen an.

„Was heißt das?“

Bobby fixierte seine sonst so ruhigen, gelassenen braunen Augen, die im Moment alles andere als ruhig und gelassen, sondern vielmehr zutiefst beunruhigt und nervös dreinblickten, auf Sams und wusste nicht, wie er es ihm schonend beibringen sollte.

„Er liegt im Koma und muss beatmet werden …“

Bobby sah Sam erleichtert die Augen schließen und tief durch atmen und verstand nicht, warum dieser die ‚frohe Botschaft’ so gelassen aufnahm.

Das letzte Mal, als Dean im Koma gelegen hatte, war … nun ja … Bobby glaubte nicht, dass Sam damit positive Erinnerungen verband.

„Hat er innere Verletzungen oder Knochenbrüche?“ fragte Sam ohne jegliche Emotion in der Stimme und Bobby räusperte sich und verneinte.

„Lediglich ein paar Prellungen und Quetschungen … und sie können sich nicht erklären, was das Koma verursacht hat. Mit seinem Kopf scheint alles in Ordnung zu sein.“

Sams Mund verzog sich zu einem sarkastischen Grinsen und Bobby sog überrascht die Luft ein.

„Mit seinem Kopf ist nicht das Geringste in Ordnung. Wir waren auf dem Weg zu dir, Bobby. Wir -“

Sam hielt inne, als er sich an die Vision erinnerte, die ihn und Dean ins Krankenhaus gebracht hatte und konnte vor plötzlich aufloderndem Hassgefühl kurz nicht atmen.

~ Dean zog Sam mit sich zurück in die Karaokebar und zu den Toiletten, um ihn so gut wie möglich … wieder herzurichten, stellte sich anschließend den wissenden Blicken ihrer Tischgesellschaft, ignorierte Rinas anklagendes „Schweinkram!“ und drückte den heftig errötenden Sam auf einen Stuhl, bevor er zu Matt an die Bar ging, um ihm ein Wasser und sich selbst noch ein Bier zu holen.

„Na, fertig?“ wurde er von dem mit einem anzüglichen Grinsen begrüßt, und Dean setzte das auf, was er für ein unschuldiges Gesicht hielt und tätigte seine Bestellung, bevor er offen zugab, dass Sam ihn mit dieser Aktion doch mehr als überrascht hatte.

„Wirklich?“ Matt reichte Dean die Flasche Wasser für Sam und sein Bier und Dean schnaubte.

„Kann ich Gedanken lesen? Ich dachte eher, der wär schon wieder sauer auf mich!“

Matt grinste und tippte Dean vor die Stirn.

„Mit Gedankenlesen hat das nichts zu tun! Das war offensichtlich!“

Dean schnaubte erneut, wollte zahlen und blinzelte überrascht, als Matt lächelnd abwinkte.

„Geht aufs Haus …“ ~

Sam ballte die Hände zu Fäusten und verkrampfte sich am ganzen Körper, während er sich dazu zwang, liegen zu bleiben und nicht wie ein Verrückter aus dem Bett zu springen und ohne jeglichen Plan nach Topeka aufzubrechen.

„Sam?“

Bobbys Stimme klang ernsthaft beunruhigt, und Sam versuchte erfolglos, sich zu entspannen, bevor er die Augen öffnete und Bobby ansah.

„Es ist ein Dämon, Bobby. Asak. Dean wird aufwachen, sobald ich mich um ihn gekümmert habe.“
 

„Hast du eine Ahnung, wie du aussiehst? Du kannst so nicht Auto fahren, geschweige denn, einen Exorzismus vornehmen!“

Sam knöpfte mit indifferentem Gesichtsausdruck sein Hemd weiter zu, und Bobby wunderte sich, wie er es schaffte, nicht vor Schmerzen zu stöhnen.

Sams ganzer Körper war von Blutergüssen übersäht, seine Stirn sah aus, als wäre er mit dem Kopf voran aus dem Bett gefallen – auf den Lauf ihrer Winchester, zwei Mal – und die Ärzte hatten ihm ernsthaft geraten, noch ein paar Tage zur Beobachtung da zu bleiben, aber Sams Augen hatten diesen sturen Ausdruck angenommen, mit dem wohl nur Dean zurecht kam – Bobby tat es jedenfalls nicht – und kompromisslos klargestellt, dass er gehen würde, sobald er dazu fähig war.

Und das war er jetzt.

Sam verließ sein Zimmer, kümmerte sich nicht darum, dass Bobby ihm folgte und ging um einen letzten Blick auf Dean zu werfen, der in dem riesigen Krankenhausbett beinahe wie ein kleiner Junge aussah – und er sah so hilflos aus und war so schrecklich blass, war an viel zu viele Geräte angeschlossen, und erinnerte Sam so furchtbar an das letzte Mal, als Dean hilflos und blass in einem viel zu großen Krankenhausbett gelegen hatte – und nahm sich im Stillen vor, erst dann zurück zu kommen, wenn er sicher sein konnte, dass Dean den nächsten Blick, den er ihm zuwarf, erwidern würde.

Sam ertrug diesen Anblick nicht mehr.

„Bitte sei doch vernünftig, Sam. In deinem Zustand wäre es Selbstmord, einen Dämon herauszufordern!“

Bobbys Tonfall war ruhig und dennoch eindringlich, aber es bereitete Sam keinerlei Mühe, seinen Einwand als belanglos abzutun.

Es ging hier um Dean.

„Wenn du mir keinen Wagen gibst, dann werde ich mir eben einen mieten müssen“, stellte Sam knapp fest, ging an Bobby vorbei aus dem Zimmer und den Krankenhausflur entlang, und weil er alles und jeden um ihn herum so völlig ausblendete, kamen ihm seine Schritte auf dem blank geputzten Linoleumboden unnatürlich laut vor.

Sam stieß die Ausgangstür auf, trat ins Freie, ignorierte die wärmenden Sonnenstrahlen auf seiner Haut und wollte weiter gehen – hätte Bobbys Hand auf seiner Schulter ihn nicht davon abgehalten.

„Sam, du musst versuchen, rational zu bleiben – hast du wenigstens einen Plan?“

Bobby wäre unter Sams anklagendem Blick beinahe zusammengezuckt, wäre er nicht aus Prinzip gelassen und die Ruhe in Person gewesen.

„Bobby, Dean stirbt vielleicht – ich habe keine Zeit für einen Plan!“

Ein paar Passanten warfen ihnen entsetzte Blicke zu und Bobby zog Sam vom Eingangsbereich des Krankenhauses weg und zu ein paar Bänken hinüber, die bei dem herrschenden Sonnenschein zum Hinsetzen einluden.

Bobby und Sam setzten sich nicht, sie blieben stehen, und Bobby versuchte erfolglos, zu Sam durchzudringen.

„Ich verstehe, dass du Angst um Dean hast, Sam, aber so -“

„Ich bin sehr wohl dazu in der Lage, auf mich selbst aufzupassen, Bobby! Wenn du keine hilfreichen Bemerkungen zu machen hast, dann hör auf, weiter meine Zeit zu verschwenden! Wie lange soll ich deiner Meinung nach warten?!“

Bobby erwiderte nichts und Sam nickte knapp.

„Na bitte!“

Er wandte sich ab, wurde erneut von Bobbys Hand an seiner Schulter aufgehalten und diesmal hätte er sie beinahe weg geschlagen, als er wieder zu ihm herumfuhr.

„Was?!“

„Nimm den Ford“ Bobby hielt ihm die Schlüssel entgegen, und Sam griff wortlos danach, „Auf der Ladefläche ist alles, was du brauchst. Und jetzt versprich mir, dass du auf dich aufpasst.“

Sam nickte lediglich kurz und blickte auf die Schlüssel in seiner Hand.

„Wo steht er?“

Bobby deutete in die entsprechende Richtung, Sam wandte sich von ihm ab und ging mit langen Schritten davon, und Bobby ging zurück ins Krankenhaus, um sich zu Dean ans Bett zu setzen, wenigstens für ein paar Stunden, bis er zurück nach Hause und zu McClane musste, der inzwischen ohnehin am Verhungern sein durfte.

Wieso musste diesen Jungen nur immer wieder so Schreckliches zustoßen?

Bobby hatte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als der Anruf vom Krankenhaus gekommen war, er war auch derjenige gewesen, der den Impala abgeschleppt hatte, der jetzt bei ihm auf dem Hof stand und auf seinen Besitzer wartete, und er wollte verdammt sein, wenn Sam unter seiner Aufsicht irgend einen Unsinn anstellte, und Dean unter eben dieser und mit seiner Unterstützung nicht wieder aufwachen würde.

Er hatte eine Verantwortung für diese beiden Sturköpfe.

Sam war inzwischen am Ford angekommen und er schloss ihn ungeduldig auf und stieg ein, zog mit einem Knall die Tür hinter sich zu und fuhr sofort los, ohne sich die Zeit zu nehmen, den Spiegel einzustellen oder sich anzuschnallen.

Vielleicht hatte Dean diese Zeit nicht.

Der Motor des Ford heulte vorwurfsvoll, als Sam mit eindeutig überhöhter Geschwindigkeit über den Parkplatz tobte, seine Federung ächzte empört, als er ohne abzubremsen über den Kantstein auf die Straße fuhr, und Sam ignorierte die wütenden Hupen anderer Autofahrer, die seinetwegen scharf abbremsen und ausweichen mussten, während er sich wie beim letzten Mal nach Süden wandte.
 

Sam beobachtete desinteressiert die Polizeistreife, die im Schritt-Tempo an ihm vorbei fuhr, nickte einem der Officer einmal kurz zu und wandte seinen Blick dann wieder der Eingangstür der Karaokebar zu, die sich am anderen Ende der Straße befand.

Dank einer Straßenlaterne direkt gegenüber der Tür hatte er alles perfekt im Blick, Sam hatte gesehen, wie vor etwa einer halben Stunde etliche Personen das Lokal verlassen hatten, und vermutete, dass sich nun nur noch das Personal in der Bar befand, um für den nächsten Tag klar Schiff zu machen.

Sam parkte lange genug an der Straße, um zu wissen, dass Matt in der Bar war, er hatte ihn zur Arbeit gehen sehen, und hätte er nicht gewusst, wäre er nicht zu 100 Prozent sicher gewesen, dass sich hinter der so harmlos wirkenden Fassade ein perniziöser Dämon verbarg, wäre er nie auf die Idee gekommen, Matt könne zu Bösem fähig sein.

Der sah einfach so verdammt … freundlich aus.

Sam unterdrückte ein Gähnen, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und blinzelte ein paar Mal, bis seine Augen weniger weh taten und er sich wieder konzentrieren konnte.

Ein Blick auf die Uhr informierte ihn darüber, dass es kurz nach drei Uhr morgens war; er war müde und hungrig, weil er beim Fahren kaum eine Pause eingelegt und Nebraska quasi im Flug und mit so wenigen Unterbrechungen wie irgend möglich durchquert hatte.

Tankstops hatten für ein paar hastige Happen genügen müssen, geschlafen hatte er nur dann, wenn er wirklich nicht mehr fahren konnte, und zwar im Wagen – und jetzt war er hier und wartete darauf, dass Matt endlich Feierabend machte und er seinen hinterhältigen Dämonenarsch exorzieren konnte.

Eine weitere halbe Stunde verging, Sam bewegte sich leicht auf dem Fahrersitz, dehnte seine verspannten Muskeln, und dann öffnete sich die Tür zur Bar und Matt kam in Begleitung von ein paar Kollegen auf die Straße.

Sams Augen waren zu Schlitzen verengt, während er beobachtete, wie Matt sich von seinen Kollegen verabschiedete, freundlich, lächelnd, und sich dann mit einem letzten Winken abwandte, um sich auf den Heimweg zu machen.

Sam beobachtete ihn, wie er vor sich hin spazierte, und biss die Zähne zusammen, als er sah, dass er noch immer lächelte.

Der Mistkerl.

Dann verharrte Matt plötzlich wie festgenagelt auf der Stelle, mitten in einer schmalen, dunklen Gasse, und Sam nahm großzügig an, dass er nun endlich nicht mehr lächelte, und stieg aus dem Auto aus.

Er näherte sich Matt von hinten, und als der sich zu ihm umdrehte und kritisch eine seiner dichten schwarzen Brauen in die Höhe hob, griff Sam den Flakon in seiner Hand fester und besprengte ihn wortlos mit Weihwasser.

Matts blaue Augen wurden schwarz, Asak fluchte, und Sam deutete auf das Bindesigel am Boden, das in der Dunkelheit kaum zu erkennen war.

„Bleib doch noch ein wenig …“

Asak fluchte erneut, dann sah er Sam in die Augen und fing doch tatsächlich an zu grinsen.

„Du bist es …“

Sam unterdrückte ein Knurren, zog das Buch mit dem Exorzismus-Ritus aus seiner Jackentasche und schlug es auf.

„Gefällt es Dean nicht mehr, in dein hübsches Köpfchen gucken zu können? Oder sind ihm schon die Sicherungen durchgebrannt?“

Sam blickte ruckartig von dem Buch auf, starrte Asak in die Augen, und er war so angespannt, dass man seine Halsschlagader pulsieren sah.

„Also ist er schon hinüber, ja? War es zu viel für ihn, an den Gedanken so vieler niederer Kreaturen teilzuhaben? Wie überaus schade. Dann wünsche ich dir viel Erfolg, Ersatzteile zu finden …“

Asak lachte leise.

„Warum?“ fuhr Sam ihn an, „Warum ausgerechnet Dean?“

„Weil er da war und mir die Gelegenheit gegeben hat …“ erwiderte Asak spöttisch, „Und er war so ahnungslos und gutgläubig noch dazu – hast du ihn so weich werden lassen, Sam? Ist der große Dean Winchester deinetwegen so blind, einen Dämon nicht zu erkennen, wenn er ihn direkt vor sich hat?“
 


 

Hahahahoooouuuu!
 

Na? Na? Na? Wer hat aufgeschrieen und den Impuls unterdrückt, in die Tastatur zu beißen?

Ihr könnt’s ruhig zugeben! ^-^
 

… Und jetzt mach ich’s noch mal.
 

@ X5-494: Ich mag es gar nicht, angefaucht zu werden – frag Rikes Katze. Zur Strafe gibt’s dann auch bald wieder einen Cliffhanger.
 

@ --Fanny--: Yahooo! Neuer Kommischreiber! *tanz*

Welcome, welcome! Have a seat and enjoy!
 

@ Love_Me_Some_Pie: Warum wird meine angedrohte Pause enthusiastischer kommentiert als das Kapitel? So geht das nicht! Eure Prioritäten sind komisch!
 

@ Todesgoettin_Hel: Bin ich froh, dass du keinen Balkon hast!
 

@ himchen: … Es ist nicht wahr.
 

@ Sam_Dean: Winnifred, sie heißt Winnifred. Und auf dem Ohr ist sie taub.
 

@ _Sam_Winchester_: Auf Drohungen reagiere ich allergisch. Da drohe ich dann mit Frühlingspausen.
 

@ Silaya-Hien: Auch deine Prioritäten sind höchst merkwürdig gelagert, meine Liebe … erst der Wagen, dann Dean, und dann Sammy?! Böse.
 

@ siri001: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben den „Echte Kerle – Rätselpreis“ gewonnen! Ihr Gewinn besteht aus einer verschobenen Sommerpause und der Anerkennung der Autorin in Form von Glotzaugen: O.O

Wahnsinn!

Ihr seid drauf gekommen!

Unfassbar!

Yeah! mein Fan-Club!

Ihr seid fabelhaft, adorabel und einfach nur toll, toll, toll!

Da tanz ich doch spontan den unglaublich schwierigen Pinguin-Huldigungstanz!

*tanz*
 

@ Lyafe: Schneckenschock? Wie, Schneckenschock? Keine Ahnung, was du meinst … *pfeif*

Und dass der letzte Satz da ist, wo er ist, hast du übrigens Hope_Calaris zu verdanken. Die saß bei mir aufm Sessel, las das Kapitel und meinte an der Stelle, bei der er zum ersten Mal auftaucht (am Anfang, wo Dean nicht wieder aufwacht) schon, dass ich jawohl total fies sei, woraufhin ich erwiderte, dass ich am Spekulieren sei, den am Ende noch mal zu wiederholen … und als sie dann am Ende angelangt war, hat sie energisch darauf bestanden, den da einfügen zu dürfen.

Wie du siehst, durfte sie.
 

@ Hope_Calaris: Ich mag deine komischen Vorlieben.

Auch die für den letzten Satz.

Dafür könntest du mir im Gegenzug ein ganz kleines bisschen Beratungsresistenz gestatten.
 

@ AnimeFaan: Nich ausflippen, nich gegen die Wand rennen! Ich mach ja weiter, ich mach ja weiter!
 

@ -Kitsune: Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, die Oberlippen-Hochzieh-Beschreibung zu schreiben.

Jared ist ein Noseactor!
 

@ Calysto: Wie, du warst langsam? Weil du nicht gleich am ersten Tag kommentiert hast? Gemach, Gemach, meine Liebe, wir haben doch Zeit!
 

@ killerniete21: Es kann immer noch dramatischer werden. Irgendwann fällt mir auch ganz sicher ein, wie.
 

@ shaitan: Natürlich kriegt Sam den Dean wieder heile! Der ist ein ganz famoser Bastler …
 

@ hanabichen: Ahaaa! Na, dann nochmals herzlich willkommen und ich hoffe, du hast dich inzwischen einigermaßen erholt.
 

@ uglypinkmachine: Das wird dich hoffentlich lehren, meine Cliffhanger zu unterschätzen!

Dafür zieht dir Schmui zehn Bananenpunkte ab!
 

@ Shi-chan_ : Ui, das hab ich nicht gewollt. Muss ich jetzt kommen und dich wieder zusammenpuzzeln?

Im Übrigen ist es aber sehr schön hier auf Sardinien. (Hast ja gesagt, ich sei Sardist … hehe …)

Ein klein wenig bleib ich noch hier.
 

@ kikischaf: Endlich mal jemand, der einen Scherz versteht, wenn er ihm mit beiden Backen voran ins Gesicht springt! ^-^

Und auch dir verleihe ich noch nachträglich den Sammy!Visions-Preis 2008 für die gelungene Vorhersage eines Plotabschnittes!
 

@ kaaleo: Selber Pfui, du miese Schneckenkillerin! Da muss man ja Angst haben!
 

@ Takuto-Omata: Es war ein Scherz, ein SCHERZ! Oijoijoi …sowas aber auch.
 

@ Serendipity: Iiich habe vorhin auf alten CDs, die mir mein Onkel mal mitgebracht hat, ganz viel Time Life Classic Rock gefunden!

Yeah me!

Kansas – Dust in the Wind!

Lynyrd Skynyrd – You Got That Right!

Foreigner – Dirty White Boy!

Boston – Don’t Look Back!
 

Und es sind noch viele, viele mehr! Wahooo!
 

Jared als Bond wäre eine interessante Vorstellung. Jensen würde mir da aber doch besser gefallen.

Tatsächlich werden wird’s keiner von Beiden. Sind ja Amerikaner. Eigentlich schade …

Und ich will immer noch, dass Jensen einem Animationsfilm seine Stimme leiht!

Er soll, er soll!
 

@ Hermmy: Öhm … nur noch ein wenig. Dann wird alles wieder gut, versprochen!
 

@ KC8: Ahaaa! NOCH ein neuer Kommischreiber! Ich freu mich, ich freu mich – und ich stelle mir die gleiche Frage. Irgendwie ist das mit der Prinzessin jetzt verjährt und ich überlege trotzdem immer mal wieder, wie man das noch mal aufgreifen kann. Den passenden Kapiteltitel hätte ich jedenfalls schon. Hehe.
 

@ DemonOfFear: Hier stirbt keiner und du am allerwenigsten, haben wir uns verstanden?! So geht das ja nu nicht! Und bei Pro7 sind wir auch nicht – dann wären wir ja synchronisiert. Bwah!
 

@ melody_neko: Willkommen zurück! Sehr schön, dich wieder zu haben! *knuff*

Und das mit Moulin Rouge hätte ich dir vorher sagen können. Ich dachte auch, das wäre allgemein bekannt, dass die Nicole den Film nicht übersteht, aber gut, diese Erfahrung musstest du wohl selber machen – ebenso wie die Erfahrung, dass es äußerst unbequem werden kann, einen fetten Leitz-Ordner immer und überall bei sich zu tragen.

Aber ich bin natürlich stolz und glücklich, dass du dir diese Umstände machst. Hihi.
 

Huch. Das ging ja schnell diesmal. Ich kann mich ja doch manchmal kurz fassen! Yeah me!
 

moko-chan

Große Erwartungen

Sam blickte teilnahmslos auf den am Boden kauernden Matt hinab, der beide Arme um sich geschlungen hatte, vor Schmerzen leise stöhnte und hilflos zu ihm aufsah; in seinem Gesicht nach einer Regung suchte, nach einer Erklärung für das, was mit ihm passiert war, nach irgendetwas, das ihm half, mit den Schmerzen und der Angst und dem Gefühl von Desorientierung umzugehen, das ihn lähmte und unbeweglich auf dem kalten Boden verharren ließ.

Über Monate hatte diese fremde Persönlichkeit in seinem Körper gesteckt, hatte ihn gelenkt und wie eine Marionette geführt, und er hatte nicht gewusst, was es war, hatte geglaubt, er sei verrückt geworden, hatte geglaubt, er sei schizophren und diese Persönlichkeit sei ein Teil von ihm – obwohl sie so zornig und hasserfüllt und böse gewesen war, dass er nichts von sich selbst in ihr wiedererkannt hatte.

Er war eines Morgens aufgewacht, und sie war da gewesen, hatte ihn selbst zum Zuschauer in seinem eigenen Leben verdammt und ihn in seiner verzweifelten Hilflosigkeit immer wieder ausgelacht.

Nach außen hin war er der Selbe geblieben, freundlich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen – aber Matt hatte die Gedanken dieser feindseligen Persönlichkeit gehört, und wann immer er jemanden berührt hatte, hatte ihn ihr Verlangen danach, Schmerzen zuzufügen und Leid zu bringen, beinahe das Bewusstsein verlieren lassen, und wenn er jemanden am Kopf berührt hatte, dann war es passiert, und er war erst nach Stunden wieder zu sich gekommen, verwirrt und mit dem unangenehmen Gefühl, etwas Furchtbares getan zu haben.

Als er Dean am Kopf berührt hatte, war es genau so gewesen.

Matt wandte seinen Blick unsicher von Sams gleichgültigen Augen ab, blickte an sich hinab und keuchte entsetzt auf.

Die Haut an seiner Brust war vom Weihwasser leicht verätzt, genau wie einige Teile seines Gesichts, die schmerzhaften Nachwehen des Exorzismus strahlten noch immer spiralförmig durch seinen Körper, und Sam wandte sich ohne ein Wort von ihm ab und machte sich auf den Weg zum Wagen.

Der musste jetzt allein zurechtkommen.

Matt war exorziert, Asak war, wo er hingehörte – in der Hölle – und es gab nichts, was Sam jetzt noch davon abhielt, so schnell wie möglich nach South Dakota zurück zu fahren und sich davon zu überzeugen, dass Dean auf dem Weg der Besserung war.

Er schlüpfte auf den Fahrersitz, zog die Tür hinter sich zu und startete den Motor, legte den Gang so hastig ein, dass das Getriebe ein protestierendes Quarren von sich gab, und fuhr mit aufheulendem Motor los.

Sam zuckte leicht zusammen, als seine noch nicht ganz verheilten Handgelenke das Lenkrad streiften, biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz, genau wie er es die Tage zuvor getan hatte.

Er hatte die Verbände schon länger nicht gewechselt – er hatte schon viel zu lange nicht mehr eine Nacht durchgeschlafen, oder gegessen, und er hatte nicht vor, das jetzt nachzuholen.

Die Sonne ging auf, während Sam auf dem Weg nach Norden war, und als sie ihren Zenit erreicht hatte, konnte er nicht mehr.

Er fuhr den Ford an den Straßenrand, schaltete den Motor aus und schlief ein, mit beiden Armen über das Lenkrad verschränkt, und den Kopf auf seine Unterarme gebettet.

Sam schlief unruhig wie immer, seit Deans Präsenz an seiner Seite fehlte, die unbequeme Haltung hinter dem Lenkrad tat ihr Übriges, und nach zirka vier Stunden wachte er wieder auf, weder ausgeruht noch ausgeschlafen, aber fest entschlossen, weiter zu fahren.

Er hielt es nicht mehr aus, dass Dean nicht bei ihm war.

Sam brachte den Wagen zurück auf die Straße, und er fuhr und fuhr und fuhr einfach, spielte mit dem Gedanken, Bobby anzurufen und nachzufragen, ob Dean inzwischen aufgewacht war, verwarf ihn jedoch wieder.

Bobby würde ihn sicherlich kontaktieren, sobald Deans Zustand sich veränderte, und ihn von sich aus anzurufen hätte nur bedeutet, dass er hätte anhalten müssen – so müde wie er war, hätte es an Selbstmord gegrenzt, beim Fahren zu telefonieren – und er wollte nicht anhalten.

Nicht, wenn es nicht unbedingt notwendig war.
 

Sam marschierte den endlosen Krankenhausflur entlang, eine der Leuchtstoffröhren an der Decke surrte leise, ging immer wieder aus und wieder an; Sam bekam die teilweise besorgten, teilweise entsetzten Blicke der Personen um ihn herum nicht einmal mit, und steuerte unbeirrt Deans Zimmer an, hielt nicht einmal inne, als er mit einem Krankenpfleger zusammenstieß und ihn beinahe umrannte.

Er kam bei Deans Zimmer an, riss die Tür auf, registrierte kaum, wie Bobby aufstand und sich ihm zuwandte, ging direkt auf Deans Bett zu und beugte sich über ihn, um ihn zu küssen.

Sam richtete sich wieder auf, ließ sich von Bobby in den Stuhl verfrachten, von dem dieser soeben aufgestanden war, legte sich die Hand vors Gesicht und schloss die Augen.

„Er ist nicht aufgewacht?“

„Nein.“

Bobbys Stimme war belegt und er klang müde, aber nicht mutlos und Sam entspannte sich ein wenig.

„Du bist sehr viel schneller zurück, als ich erwartet habe …“, bemerkte Bobby leise, ließ seinen Blick über Sams unordentliche Gestalt gleiten und seufzte.

Sam sah aus wie John, kurz nachdem er Mary verloren hatte.

„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“

Sam zuckte mit den Schultern, Bobby gab ein unzufriedenes Grummeln von sich und verpasste ihm einen Klaps gegen die Schulter.

„Steh auf.“

Sam ließ die Hand vor seinem Gesicht sinken, schlug die Augen auf und blickte irritiert zu ihm hoch.

„Was?“

„Steh auf, wir gehen in die Kantine.“

Sam schüttelte müde den Kopf und Bobbys Blick wurde eisern.

„Steh jetzt sofort auf und komm mit! Du musst etwas essen und zwar schnell und außerdem wirst du jawohl wissen wollen, wie du Dean helfen kannst, oder nicht?“

Bobby hatte Sam während dieser Worte den Rücken zugewandt und war zur Tür gegangen, und als er Sam aufstehen und ihm folgen hörte, schloss er für einen Moment erleichtert die Augen.

Erpressung war für gewöhnlich nicht seine Art, aber er hatte es hier mit einem Winchester zu tun, der auf dem besten Wege war, sich völlig abzuschotten und sich auf einen Feldzug zu begeben, der ebenso borniert, engstirnig und fanatisch wie sinnlos sein würde.

Bobby würde nicht zulassen, dass aus Sam ein zweiter John wurde.

Er geleitete Sam in die Kantine, beschaffte ihm etwas zu Essen und sich selbst einen Kaffee, und erzählte dann ruhig und ohne jede Saumseligkeit, was er in den Tagen, die Sam benötigt hatte, um nach Kansas und wieder zurück zu fahren, über Asak herausgefunden hatte.

„Asak ist ein sehr alter Dämon und dementsprechend machtvoll. Er wirkt seine Kräfte durch Handauflegen auf den Kopf der Person, die er ausgewählt hat … und beinahe jede Quelle, die ich gefunden habe, hat mir unterschiedliche Folgen seiner Berührung geliefert.

Von Hirnschlag über Tumore und Lähmungserscheinungen bis hin zu Erblindung und Taubheit scheint er zu so ziemlich allem in der Lage zu sein …“

Bobby machte eine Pause in seinen Ausführungen, als er Sam nicken sah und runzelte leicht verärgert die Stirn.

„Welche Symptome hatte Dean?“

Sam zögerte einen Moment, den er durch plötzlich entfachten Appetit zu kaschieren versuchte, Bobby machte jedoch nicht den Eindruck, dass er um eine Antwort herumkommen würde, wenn er mit Kauen fertig war.

„Er … konnte meine Gedanken lesen …“, sagte er schließlich leise, und Bobby machte sich in seinem Stuhl ganz gerade, „… und dann fing er an, blind zu werden …“

Sam sah Bobby die rechte Hand zur Faust ballen, bevor er nach seinem Kaffeebecher griff und einen tiefen Schluck nahm, und er bildete sich ein, eine Ader auf Bobbys Stirn pulsieren zu sehen.

Verdenken konnte er es ihm nicht.

Er und Dean hatten sich wirklich dämlich angestellt in den letzten Wochen.
 

„Seine Hirntätigkeit hat vor ein paar Stunden extrem zugenommen – und er hat auch wieder angefangen, selbständig zu atmen. Verglichen mit seinem vorherigen Zustand ist das eine enorme Verbesserung.“

Der Arzt überflog noch einmal die Zettel auf seinem Klemmbrett, dann blickte er auf, nickte Sam und Bobby einmal kurz zu und verließ das Zimmer.

Sam machte ein paar ungeduldige Schritte durch den Raum, vom Fenster zur Tür und wieder zurück, dann blieb er ruckartig stehen und drehte sich zu Bobby um.

„Ich will es mit Traumwurzel versuchen.“

Bobby verschränkte die Arme vor der Brust, blickte ihn unter gerunzelten Brauen heraus an und sprach aus, was er dachte.

„Du bist deinem Vater viel zu ähnlich.“

Sam erwiderte nichts darauf, stellte sich Bobbys anklagendem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken und setzte sich zu Dean ans Bett.

„Wo bekomm ich so eine Wurzel her?“

Bobby sah, wie Sam seine Augen auf Deans Gesicht fixierte, sah all die widerstreitenden Emotionen in ihnen, und seufzte leise.

Es würde nicht das Geringste nützen, jetzt mit Sam zu diskutieren.

Alles, was er tun konnte, war sowohl Sam als auch Dean unbeschadet aus dieser Angelegenheit heraus zu lavieren.

„Bleib du bei Dean, ich kümmere mich darum …“, meinte er also schließlich ruhig, wandte sich ab und verließ das Zimmer, und Sam blieb bei Dean sitzen und betrachtete sein regloses Gesicht.

Der Gedanke, mit Hilfe der Traumwurzel zu Dean vorzudringen und ihn zum Aufwachen zu bewegen, hatte sich in Sams Kopf festgesetzt, und er war nicht bereit, ihn aufzugeben.

Wer konnte schon sagen, ob Dean es schaffen würde, ohne seine Hilfe das Bewusstsein zurück zu erlangen?

Was das betraf, würde er ganz sicher kein Risiko eingehen.

Die Tür ging auf, eine Krankenschwester rauschte herein, überprüfte ein paar Anzeigen auf den zahlreichen Gerätschaften, die Deans Zustand kontrollierten, ohne Sam auch nur einen Blick zu gönnen, rauschte wieder hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.

Sam hasste Krankenhäuser.

Sobald Bobby die Wurzel beschafft hatte, würde er Dean irgendwo hin bringen, wo sie ungestört waren, wo er ohne unliebsame Unterbrechungen den Trank herstellen konnte, der Dean zu ihm zurückbringen würde, und dann … Sam war sich nicht ganz sicher, was er dann tun würde.

Vielleicht endlich wieder lächeln.

Er stand von seinem Stuhl auf und setzte sich zu Dean ans Bett, beugte sich über ihn und drückte seinen Mund auf Deans Lippen, verharrte einen Moment in dieser Haltung und schloss die Augen, und allein das Gefühl, Deans Atem an seinen Lippen zu spüren, erfüllte ihn mit beinahe absurder Hoffnung.

Sam kniff die Lider fester zusammen, versuchte, das Gefühl zu greifen und zu halten, während er sich wieder aufrichtete.

Er schlug die Augen wieder auf, nahm Deans Hand in seine und hielt sie fest, drückte sie sanft, und dann spürte er, wie sich Deans Finger bewegten und er den Druck erwiderte, und Sam blieb beinahe das Herz stehen.

Sein Kopf fuhr herum, um zu sehen, ob Dean endlich zu sich kam, er fixierte seine geschlossenen Augen, und wartete voller Ungeduld darauf, dass die langen Wimpern in Bewegung gerieten, dass sie sich lüfteten, aber Dean tat ihm den Gefallen nicht, und Sam war in Versuchung ihn zu boxen, für diese frevelhafte Vortäuschung von bewusster Anteilnahme.

Es war wohl doch nur Deans Körper gewesen, der auf ihn reagiert hatte, nicht Deans Verstand, eine simple Muskelkontraktion und sonst nichts, und doch fühlte Sam sich mit einem Mal sehr viel besser.

Er gab seinem ersten Impuls nach, verpasste Dean einen liebevollen Knuff gegen die Schulter, titulierte ihn ebenso liebevoll als Blödmann und gab ihm noch einen Kuss, bevor er sich wieder auf seinen Stuhl sinken ließ und auf Bobbys Rückkehr wartete.

Deans Körper war scheinbar in bester Ordnung und Sam weigerte sich schlicht, von seinem Verstand Gegenteiliges anzunehmen.

So lange Sam sich zurück erinnern konnte, war Deans Verstand dazu in der Lage gewesen, sich so ziemlich allem zu widersetzen, ganz egal ob das nun traumatische Erlebnisse oder aber wasserdichte Argumente waren, er blendete einfach alles aus, was ihm nicht gefiel und nahm nur das an, was er zum Überleben brauchte.

Sam schmunzelte in sich hinein, strich sich das Haar aus der Stirn und war wohl zum ersten Mal in seinem Leben absolut dankbar dafür, dass Dean so ein verdammt verbohrter Hund war.
 


 

Es geht wieder aufwärts, liebe Leute!

Winnifred ist zufrieden, mit dem, was sie erreicht hat und schneckt von Dannen und somit kann ich nun wieder die Schirmherrschaft über diese meine FanFic übernehmen.
 

Und jetzt, weil ich so toll bin:
 

@ Todesgoettin_Hel: Sommerpausen heißen Sommerpausen, weil sie im Sommer zu finden sind, und wenn ich eine Sommerpause machen sollte, dann ganz bestimmt nicht erst, wenn ich mit der FanFic fertig bin.

Da schreib ich mir ja nen Wolf!

Und Sammy soll diesem Arsch in den Hintern treten? ^-^

Das erinnert mich an Kaya Yanar: „Ich stecke dein Arsch in dein Arsch! … Oder so.“
 

@ _Sam_Winchester_: Wohl hast du mir gedroht! Du hast mit den Fingerknöcheln geknackt und das ist das internationale Zeichen für eine Drohgebärde!

Und meine Schnecke ist unsterblich. Ernährt sich ausschließlich von Nektar und Ambrosia.
 

@ X5-494: Ich sehe es schon kommen … irgendwann tipp ich statt meiner Pin deinen Nickname in den Automaten und dann muss ich ohne Geld auskommen.

Irgendwann gibt’s auch wieder ’nen anschmiegsamen Sam. Aber fiepen wird er wohl eher nicht. Seine Stimme ist einfach zu tief für sowas.
 

@ melody_neko: Natürlich will ich NICHT, dass du einen Herzkasper bekommst. Andererseits will ich natürlich auch NICHT, dass du dich langweilst. Du erkennst meinen Zwiespalt?

Gut.

Und natürlich hat Disney nicht bei moko geklaut, nein moko hat bei Disney geklaut … hab den Film allerdings nicht gesehen. Mir reichte schon die Szene in der Werbung, wo der Prinz den Bus mit seinem Schwert attackiert, da war ich inspiriert – und ja, dieser Reim war Absicht.

Danke übrigens für den Tipp mit der Espresso-Maschine. Meine Mutter braucht zufällig gerade eine Neue und mit dem Namen schreit die ja förmlich danach, gekauft zu werden …
 

@ killerniete21: Bist du jetzt einigermaßen beruhigt? ^-^
 

@ hanabichen: Ich liebe Unterhaltungen in meinem Kommibereich. Mein Kommibereich ist ein Fan-Forum. Fabelhaft!
 

@ Silaya-Hien: Wie – Dean quält so schön? Weil er da ist und ich ihn nicht haben kann?
 

@ siri001: Bobby geht nicht mit Sam mit, weil ja schließlich einer bei Dean bleiben muss und Sam in seinem aktuellen Zustand – Modus einsamer Soldat – einfach mal einen schlechten Partner abgeben würde.

Und ich schreib doch keine Sachen, die mich als Fan auch einfach mal grandios nerven würden!

Ich schreibe fan-freundlich!
 

@ uglypinkmachine: Jaaa, wir mögen Matt, wir mööögen Matt! Das gibt 10 Punkte auf der Schnutenliste!
 

@ Sam_Dean: Jahaaa, all you need is love! Dätdätdäddädäää!

… Zu viel Sonne, Verzeihung.

Und nu lass doch endlich die arme Winni in Ruhe! Die meint das doch nicht böse!
 

@ kikischaf: Boah! Bist DU gemein! Ich schreib doch keine Darkfic! Ich bin ein GLÜCKSBÄRCHI! Hier stirbt keiner!

Ich hab’s doch noch nichtmal übers Herz gebracht, den McClane umzubringen!

Ich will KEIN tragisches Ende haben!

Ich bin Funshine-Bear!

Ich will doch nur spielen!
 

@ Lyafe: Ich wünsche dir gute Besserung und muss dir jetzt mal mitteilen, dass ich mich über deine Benutzung des Wortes „Restsonntag“ unangemessen stark gefreut habe.

Ich sag das auch immer! ^-^

Und für den Kommi musst du dich ganz sicher nicht entschuldigen … es war mir wie immer ein Vergnügen, ihn mir zu Gemüte zu führen!
 

@ J2: Warum würdest du am liebsten schreiben, dass du mich hasst? Versteh ich net. Naja. Wo bleibt er denn, der nachgereichte Kommi?
 

@ Calysto: Nein, nein, du bist doch nicht schäbig! Schäbig sind die Leute, die bis hier her mitgelesen haben, und es noch immer nicht für nötig halten, sich zu Wort zu melden. Dagegen bist du ein strahlendes Vorbild!
 

@ AnimeFaan: Jaha, ich hab euch alle dran gekriegt! Hehe! Und bitte nicht gegen die Wand springen – das gibt Kopfschmerzen und ist schlecht für die Tapete!
 

@ Himchen: Wo hat der Sammy sich denn bitte ablenken lassen? Das wäre doch unhöflich gewesen, wenn der den Asak einfach ignoriert hätte!
 

@ Hope_Calaris: Weißt du, was ich mit Leuten mache, die in meinem Kommibereich dreist spoilern? Die lasse ich keine Kapitel mehr im Voraus lesen. So.

Und Tina geht’s gut!
 

@ --Fanny--: Ja, ich klopfe mir auch selbst auf die Schulter für die Idee mit Matt, dem freundlichen Barmann. War fast schon ein wenig anstrengend, den Plan über diese lange Strecke nicht aus den Augen zu verlieren … Pläne sind generell anstrengend. Ich will wieder Fluff schreiben!
 

@ -Kitsune: Was habt ihr bloß alle gegen den Matti? Ich mein, jetzt ist das ja gerechtfertigt, aber damals, als er das erste Mal auftauchte … also … der war doch toll! So groß und dunkelhaarig mit fabelhaften blauen Augen, und dann erst die Augenbrauen, und er ist groß und toll und hat blaue Augen und … äh … ja.
 

@ KC8: Ich werde sehen, was ich tun kann. Allein, um das Kapitel dann „Plötzlich Prinzessin“ nennen zu können …
 

@ Shaitan: Der Satz „Aber dennoch ein tolles Kapitel“ in deinem Kommi irritiert mich irgendwie. Das klingt ja, als hätte ich irgendwas Schlimmes gemacht …
 

@ Serendipity: Der Kreis schließt sich!

Ich habe am Wochenende „Indiana Jones“ geguckt, und zwar den mit dem Heiligen Gral, den, wo der Sean Connery mitspielt – der großartigste Bond aller Zeiten!

Und bevor du überlegst: Dieses Kapitel widme ich musiktechnisch Roy Orbison mit „I drove all night“. Schööönes Lied. Viel schöner, als wenn Gänsehals-Celine das singt.

Und auf den Soundtrack freu ich mich schon!
 

@ Love_Me_Some_Pie: Du hattest eine Gänsehaut? Ich bin unsagbar stolz, das ausgelöst zu haben! Yeah me!
 

@ kaaleo: Jared als Bondgirl? Bwahaha! Aber das geeeht doch nicht, dann mach der Jensen ihn doch über kurz oder lang unglücklich!
 

@ DemonOfFear: Wo und wann genau macht Sammy was Blödes? Sam wäre nicht Sam, wenn er nicht auch ohne Plan immer noch sehr methodisch vorgehen würde.

Und dem Impala geht’s immer noch besser als Dean.

Für den finden sich im Notfall auch Ersatzteile.
 

@ Shi-chan_: Nein, nein, nix, du hast dich verschrieben! Jetzt bin ich Sardist und bleibe Sardist. Ist so hübsch hier am Wasser!
 

@ Hermmy: Nun gönnt mir doch das Vergnügen, euch ein bisschen zu veräppeln. Was war das lustig die ganzen Aufschreie zu lesen … höhö.

Wenn Träume fliegen lernen

Drecks-Mexx!

Denen ist mein präkapitelärer Kommentar zu lang, deswegen muss ich das Kapitel ohne on stellen ... *gnargel*

Kommi-Kommis lassen sich diesmal also im Kommibereich des letzten Kapitels finden.

Ich lass mich von denen doch nicht verarschen!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

moko-chan
 


 

„Danke, Bobby …“

Sam nahm den kleinen grauen Leinenbeutel, den Bobby ihm mit beinahe anklagend ausgestrecktem Arm entgegen hielt, öffnete ihn und warf einen kurzen Blick hinein, und Bobby nickte ihm lediglich einmal kurz zu, bevor er seine Aufmerksamkeit Dean zuwandte.

„Hast du schon eine Idee, wie du ihn hier raus bekommst? Und wo willst du überhaupt mit ihm hin?“

Sam verschloss den Beutel wieder und verstaute ihn umsichtig in seiner Reisetasche (er versuchte dabei die braune Plastiktüte zu ignorieren, die Bobby ihm in glücklicher Unkenntnis ihres Inhalts samt seiner und Deans Klamotten aus dem Impala mitgebracht hatte), dann trat er neben Bobby, und sie standen Seite an Seite da und blickten sekundenlang auf Dean hinab, dessen Brust sich mit wundervoller Regelmäßigkeit hob und senkte.

Sam empfand es als seltsam beruhigend, ihn atmen zu sehen.

„Ihn aus dem Krankenhaus zu bekommen, dürfte kein Problem sein, darin hab ich Übung“, antwortete Sam schließlich leise, und ohne jede Spur von Zynismus in der Stimme, machte einen Schritt auf das Bett zu und strich Deans Bettdecke glatt, „Wo wir dann hinfahren, ist allerdings die große Frage. Es muss ein abgelegener Ort sein – Asak hat so eine merkwürdige Andeutung gemacht, dass Dean zum Schluss nicht nur meine Gedanken gelesen hat, und ich will kein Risiko eingehen, falls das noch immer so ist …“

Bobby nickte nachdenklich, verschränkte die Arme vor der Brust, runzelte die Stirn und sah alles andere als zufrieden aus, bevor sein Ausdruck schließlich aufklarte, seine Brauen sich entfurchten, und er Sam durch einen einzigen eindringlichen Blick beinahe unangebracht viel Zuversicht vermittelte.

„Ich habe eine Jagdhütte oben am Devil’s Lake – war schon seit zwei Jahren nicht mehr da, aber sie steht noch und dürfte auch noch ganz gut in Schuss sein.

Sie liegt einsam und zu dieser Jahreszeit ist dort wahrscheinlich kaum jemand.

Dort seid ihr ungestört.“

Sam nickte, hatte bei Bobbys Worten nicht eine Miene verzogen, hatte kaum zwei Sekunden lang den Blick von Deans Gesicht abgewandt, und jetzt glaubte Bobby, endlich so etwas wie ein Lächeln in seinen Augen zu sehen.

Das wurde ja auch langsam Zeit.

„Der wird schneller wieder auf den Beinen sein, als dir lieb ist …“, merkte Bobby trocken an, tätigte einen Griff in seine Hosentasche und reichte Sam die Schlüssel des Impalas.

„Hier. Du wirst ihn zwar nicht fahren können, aber es ist mir lieber, wenn du die Schlüssel hast.“

Sam nickte stumm, versenkte die Schlüssel in seiner eigenen Hosentasche, und seltsamerweise freute er sich irgendwie auf die Standpauke, die Dean ihm ganz zweifellos halten würde, weil er es schon wieder geschafft hatte, den Impala – sein Baby, sein Ein und Alles, seinen Schatz – zu schrotten.

Sam freute sich auf so ziemlich Alles, was Dean in Zukunft zu ihm sagen würde, er freute sich auf jeden Blick, auf jede Geste und auf jede Berührung, und er schwor sich, nie wieder mit Zurückhaltung zu reagieren, wenn Dean einen ‚Annäherungsversuch’ machte, ganz egal, wie unpassend der Zeitpunkt auch immer sein mochte.

Sam war durchaus klar, dass er diesen Schwur jetzt nur deshalb tätigte, weil er Dean ganz furchtbar vermisste, aber er fand, das sei Rechtfertigung genug und setzte sich zu Dean ans Bett.

Bobby blieb stehen, wo er war, betrachtete das seltsam tröstliche Still-Leben, das Sam und Dean abgaben, und sagte sich, dass es mit der Traumwurzel ganz einfach klappen musste.

Sam würde ohne Dean nicht weiter machen können, weder mit der Jagd noch mit dem, was man landläufig als ein glückliches Leben bezeichnete, und Bobby fand, dass das Universum es den Beiden schuldig war, dass sie ein weiteres Mal gerade noch so davon kamen.

Es wäre völlig absurd, es ausgerechnet jetzt enden zu lassen.
 

Die Autotür fiel mit einem gedämpften Knall ins Schloss und Sam lehnte sich mit dem Rücken an den Wagen, machte sich ganz gerade und atmete einmal tief durch.

Der See lag still in der beginnenden Abenddämmerung, die Luft roch noch nach dem Regenschauer, der Sam am Devil’s Lake willkommen geheißen hatte, und in den Bäumen am Flussufer zwitscherten ein paar Vögel.

Ein leichter Windhauch fuhr durch die Bäume, das Laub raschelte leise, und Sam wehte das Haar in die Stirn.

Er schloss für einen Moment die Augen, konzentrierte sich auf Deans Präsenz im Wagen, und als er die Augen wieder öffnete, hatte sein Mund aus irgendeinem Grund beschlossen zu lächeln.

Sam gab den Wagen als Stütze auf, ging zu der kleinen Jagdhütte hinüber, die nur wenige Meter vom Seeufer entfernt im Schatten einer imposanten Eiche stand, öffnete die schmale Holztür, die leise in ihren Scharnieren ächzte, und begutachtete den Raum, in dem er und Dean die nächsten Tage verbringen würden.

Er war groß und relativ hell – die Fenster waren seit ein paar Jahren nicht geputzt worden – es war staubig, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war, aber wenigstens war das Bett groß genug für Zwei.

Scheinbar hatte Bobbys Frau ihn ab und an hierher begleitet.

Sam zog die staubige Überdecke von ihrer Schlafstätte und ging zurück zum Auto, um Dean ins Haus zu bringen, und als er die Tür von Bobbys altem Pickup-Truck öffnete und Dean wie schon so viele Male zuvor auf dem Sitz erblickte, verspürte er zum ersten Mal nicht das Gefühl schleichender Verzweiflung.

Er hob Dean aus dem Wagen, hielt ihn sanft an sich gedrückt, während er ihn zur Hütte hinüber trug, und schob sie Beide so umsichtig durch den Türrahmen, dass weder sein eigener noch Deans Kopf zu Schaden kamen.

Seine Schritte klangen dumpf auf dem Holzboden, als er mit Deans Last auf seinen Armen zum Bett hinüber ging, und irgendwie hatte er das unbestimmte Gefühl, dass es das letzte Mal sein würde, dass er Dean tragen musste.

Sam legte Dean ins Bett, richtete sich wieder auf und betrachtete einen Moment lang Deans geschlossene Augen, dann wandte er sich entschlossen ab und ging eilig noch einmal zurück zum Ford, um die fabelhafte Traumwurzel aus dem Handschuhfach zu holen.

Er konnte jetzt nicht mehr länger warten.

Zurück in der Hütte begann Sam sofort damit, die Wurzel mit einem Messer klein zu schneiden; er setzte einen kleinen Kocher in Gang, den er ebenfalls aus dem Wagen mitgebracht hatte, und setzte Wasser auf; und während er darauf wartete, dass es zu kochen begann, ging er zum Bett hinüber und besorgte sich eines von Deans Haaren, das er ebenfalls für den Trank benötigen würde.

Er hielt das erbeutete Haar mit Daumen und Zeigefinger, verharrte noch einen Augenblick über das Bett gebeugt und strich Dean mit einer zärtlichen Geste über die Wange, bevor er sich aufrichtete und zu seinem ‚Zaubertrank’ zurückkehrte.

Das Wasser hatte angefangen zu kochen, und Sam gab zunächst die Traumwurzel und einige zusätzliche Zutaten hinein, bevor er als Letztes das Haar hinein fallen ließ.

Das Gemisch sah nicht viel genießbarer aus als beim letzten Mal, als er es hatte trinken müssen, aber diesmal war es Sam egal.

Er hätte so ziemlich alles geschluckt, wenn er Dean damit hätte helfen können – da war diese Brühe noch vergleichsweise harmlos.

Sam wartete, bis der Trank so weit abgekühlt war, dass er ihn trinken konnte, dann füllte er sich eine Kelle voll in einen Becher, ging damit zum Bett hinüber und setzte sich an die Bettkante.

Er stellte sicher, dass er nicht auf Dean fallen würde, wenn er nach hinten umkippte, atmete noch einmal tief durch, nahm den Becher in beide Hände, kniff die Augen zu und leerte ihn in einem Zug.

Ein paar Sekunden lang hatte Sam Zeit, festzustellen, wie widerlich das Gebräu schmeckte, dann fiel ihm der Becher aus den Händen und er auf den Rücken.
 

Es war ganz still in der alten Jagdhütte, als Sam aufwachte.

Er setzte sich aufrecht hin, strich sich dabei mit einer ungeduldigen Geste das Haar aus der Stirn und stand sofort auf.

Dean lag noch immer reglos auf dem Bett, und obwohl Sam ahnte, dass es nichts nützen würde, beugte er sich über ihn und berührte ihn sanft an der Schulter, schüttelte ihn leicht.

Dean wachte nicht auf, Sam unterdrückte einen leisen Fluch, wandte sich ab und verließ mit ein paar schnellen Schritten die Hütte.

Wenn es so geklappt hätte, wäre es ja auch viel zu einfach gewesen.

Die Tür der Hütte fiel mit einem Knall hinter Sam ins Schloss, und er fand sich auf dem Parkplatz eines Diners wieder, es war dunkel, der Mond am Himmel war eine schmale Sichel, und Sam hatte nicht die leiseste Idee, wo ihn Deans Unterbewusstsein hingeführt hatte.

Er glaubte nicht, dass er hier schon einmal gewesen war.

„Find dich damit ab, Dean! Er ist weg und er wird auch ganz sicher nicht zurückkommen!“

Sam bekam beinahe einen Herzinfarkt, als plötzlich die Stimme seines Vaters die Stille der Nacht durchschnitt, energisch und ein wenig rau und bemüht emotionslos; und er setzte sich so hastig in Bewegung, dass er beinahe über seine eigenen Füße fiel, rannte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, eilte über den Parkplatz und die Straße, an die er angrenzte, und bremste scharf ab, als er Dean und seinen Vater auf dem ansonsten menschenleeren Parkplatz eines schäbigen Motels erblickte.

Irgendwie hatte er mit einem Mal das zwingende Gefühl, dass es unvernünftig wäre, sich ihnen zu zeigen.

„Woher weißt du das so genau? Wenn du nur ein einziges Mal versuchen würdest, vernünftig mit ihm zu reden, dann -“

Dean hielt inne, als ihn ein eindeutiger Blick seines Vaters traf, und Sam konnte sehen, wie er unwillkürlich die Hände zu Fäusten ballte.

„Er wird nicht zurückkommen, ganz egal, wie lange du oder ich auf ihn einreden, Dean. Er hat sich entschieden und zwar gegen uns und die Jagd.

Wenn er unbedingt ein normales Leben will, dann werde ich nicht derjenige sein, der ihn davon abhält.“

John warf seine Reisetasche auf den Beifahrersitz seines Trucks und stieg in den Wagen, ohne Dean noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

Er startete den Motor und fuhr davon, ließ Dean allein neben dem Impala stehend zurück.

Sam sah, wie Dean den Rücklichtern von Johns Wagen nachsah, seine Mimik eine Mischung zwischen Zorn und Resignation, und bevor er wusste, was er tat, hatte er sich in Bewegung gesetzt und sich auf den Weg zu ihm hinüber gemacht.

Dean drehte ihm den Kopf zu, als er ihn kommen hörte, weitete überrascht die Augen, als er ihn erkannte, und als Sam ihm ohne ein einziges Wort um den Hals fiel und ihn an sich drückte, war er ein kleinwenig überfordert.

„Sammy?“

Dean blinzelte über Sams breite Schulter hinweg, ächzte ein wenig gequält, als Sam ihn noch ein wenig fester umarmte und ihm die Luft aus den Lungen presste, dann machte er sich energisch von ihm los.

„Wo kommst du so plötzlich her? Was machst du hier? Bist du verrückt, dich mitten in der Nacht an mich ran zu schleichen?!“

Dean machte eine misstrauische Schnute, als er Sam lächeln sah, und verschränkte unwillkürlich die Arme vor der Brust.

„Was?“

„Du hast mir unglaublich gefehlt …“, erwiderte Sam leise, wollte Dean in eine weitere Umarmung ziehen und wurde äußerst energisch abgewehrt.

„Lass den Unsinn, Sammy! Erklär mir lieber, was du hier willst! … Und wieso siehst du so … alt aus? Hat das Studium dich schon derartig ausgelaugt?“

Deans Ton war mit einem Mal feindselig und Sam zuckte ein wenig vor ihm zurück.

Das hier würde augenscheinlich alles Andere als einfach werden.

Was vom Tage übrig blieb

Hach, was für ein Tag!

Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern – und die moko ist aus irgendeinem Grund ausgeschlafen genug, sich noch vor 12 Uhr Mittags an die Veröffentlichung ihres neuen Kapitels zu machen.

Bald brauch ich gar keinen Schlaf mehr, ich seh das schon kommen.

Gibt es auch übernatürliche Wesen, die durch Schlafentzug entstehen?
 

Eigentlich war ich nach der letzten Kommi-Kommi-Aktion ja so geschafft und grantig auf das Mexx, dass ich mir vorgenommen hatte, das diesmal ausfallen zu lassen.

Jetzt bin ich aber gut gelaunt, Kevin Spacey trötet mir fröhlich den „Simple Song of Freedom“ ins Ohr, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nachher bei Kinka und Rina vor verschlossener Tür stehen werde, wenn ich jetzt nicht angemessen würdige, dass die Rina es endlich geschafft hat … also los!
 

Nehmen wir doch mal die Zeit: Es ist jetzt 09:58 Uhr.
 

@ irrce:

Du bist ganz eindeutig ein schizophrener Verzögerungsfisch! Glückwunsch dazu!

Auf Zack bist du auch, ganz eindeutig – und Kochen kannst du auch ganz hervorragend. Wollte das hier unbedingt mal der Öffentlichkeit mitgeteilt haben!

Fabelhaftes Tiramisu gestern – yammi!

„Ich lass mich doch nicht von Mehl verarschen!“

Schön, dass ich diesen Insider-Iltis jetzt auch kennen gelernt habe.

Höre die Isi quasi durch ihre Küche nölen. Herrlich!

Du hast Recht, Bobby muss ENTSCHIEDEN öfter gedankt werden!

Werde das bei Gelegenheit umsetzen!

Was stimmt denn mit dem Traumwurzeltee-Abschnitt nicht?

Das versteh ich jetzt nich …
 

@ Viebi_Lucifer:

Nich böse auf die irrce sein, sie schreit doch so gerne inbrünstig ERSTÖ!
 

@ KC8:

Sorry, dauerte etwas länger diesmal, aber auch eine moko-chan braucht mal ne Pause …
 

@ Sam_Dean:

Dein Kommi hat mich leicht überfordert … war ein wenig kryptisch.

Aaaber, was ich mit 100% Sicherheit sagen kann ist Folgendes: Sam wird niemals nicht für Dean strippen.

Hast du eine Ahnung, was das für seine Männlichkeitsskala bedeuten würde?!

(Außerdem fang ich allein bei der Vorstellung so sehr zu lachen an, dass ich nicht mehr schreiben kann …)
 

@ _Sam_Winchester_:

5 Monate?! FÜNF Monate?! … Ok.
 

@ Anime Faan:

Den alten Dean zu hören ist ganz was Neues?

Da denke ich an:

„Vorhänge!“ – „Niemals!“ – „Männliche Vorhänge!“ – „Oxymoron!“ – „Wie hast du mich genannt?“
 

@ beltane:

Jaja, das Mexx und seine verschwundenen Kommis … bin noch am Überlegen, ob ich mich da jetzt schon wieder drüber aufregen soll.

Tendiere ausnahmsweise zu ‚Nein’ – das Wetter ist einfach zu schön.

Du outest dich also als Sadistin, magst es aber nicht, wenn ich Sam und Dean quäle.

Du bist ja lustig.
 

@ Silaya-Hien:

Schön, dass du doch noch Internet-Zugang hast.

Wäre ja auch eine Schande sondergleichen gewesen, auf dich verzichten zu müssen!
 

@ siri001:

Dean und unschuldig?! Da denk ich doch gleich wieder an: „Curtains!“ – “Never!” – “Manly curtains!“ – „Oxymoron!“ – „What did you call me?“

Ja, liebe Freunde, die moko ist multilingual!

Hehehe.
 

@ Shi-chan:

Also, ich hab mir das so gedacht, dass Sam jetzt in Deans Unterbewusstsein rumgeistert … oder in seinen Träumen … in seinem Koma halt.
 

@ Lyafe:

Ich hab dich geblendet? Da ist jawohl was schief gegangen beim Versenden dieses Sonnenstrahls.

Werde den Boten definitiv zur Rechenschaft ziehen müssen!

Schön jedenfalls, dass du wieder gesund bist!
 

@ Serendipity:

… Das ist ja schön für deinen Bruder … grüß ihn von mir!
 

@ Todesgoettin_Hel:

Ja, das hast du ganz richtig verstanden … *gnargel*

Das Mexx hat nämlich die fabelhafte Regelung, dass man keine Kapitel online stellen darf, die lediglich aus kapitelärem Kommentar oder sonstigen Botschaften an die Leser bestehen – und DAS kann ich ja auch noch nachvollziehen, aber diese Regelung besagt auch, dass besagte Kommentare nicht länger sein dürfen als das Kapitel, mit dem sie online gehen sollen.

Und exakt das ist mir beim letzten Kapitel passiert.

Das Mexx hat sich also so lange geweigert, mein Kapitel on zu stellen, bis ich den Kommentar gelöscht hatte …
 

@ killerniete21:

Alles fabelhafte Ideen, die du da hast …
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Ich lass mich doch nicht von ein paar Unterstrichen kleinkriegen!

Und da du doch tot bist … muss ich die beiden Hasen jetzt vorbei schicken, damit sie dir den Garaus machen?
 

@ Calysto:

Brilliante Schlussfolgerungen, aber echt jetzt! ^-^

Und vielen, vielen, vielen Dank für den 2000 Kommentar!

So lieb für mich schummeln tun sonst nur die Isi und die Kinka …
 

@ Hermmy:

Funshine-Bear. Mehr sag ich jetzt mal nicht dazu.
 

@ Shaitan:

‚Faszinierend’ hättest du schreiben müssen, dann hätte ich gekontert mit: „Captain, bitte – doch nicht vor den Klingonen!“
 

@ Himchen:

Tipp? Du willst einen Tipp? Von mir? … Mh … nö. Eheheheee!
 

@ melody_neko:

Also … meine Kapitel können definitiv drohend mit dem Zeigefinger wackeln … das haben sie sich bei mir abgeguckt und gerade jetzt wedle ich auch – warum erzähl ich dir später.

Kurz und knapp: Nein, meine FanFic steht NICHT noch irgendwo anders on.

Die moko hat aber eine E-Mail Adresse, die man anschreiben kann, wenn man Verständnisprobleme und/oder Fragen hat … zu finden in ihrem Steckbrief.

Das mit dem Einhorn wollte ich übrigens nicht wissen.

Von sowas krieg ich Alpträume.

Ich kann jetzt nicht zu allem einen Kommentar abgeben, was du mir da erzählst, muss jedoch ganz energisch klar stellen: NEIN! Du darfst nicht die Axt sein! Hüüülfe!

Und du bist nicht bescheuert, du bist lustig!

Willkommen in meinem „Ein Herz für Matt“ Club! Hier haste eine Augenbrauen-Schablone!

So, und jetzt: Willste mich verarschen?

Ich wollte wissen, von welcher Serie du hanabichen da so ausführlich berichtet hast und bekomme eine endlose Abhandlung über deinen Computer?! *drohend mit dem Zeigefinger wackel*

So ja nu nicht!
 

@ uglypinkmachine:

Haha! Verarscht!

Das mit den Kosenamen überleg ich mir … wär schon irgendwie lustig … auch wenn ich’s mir nicht so richtig vorstellen kann.

Aber man soll ja niemals nie sagen.

Und deine Schnutenpunkte gehören miarrr! Harharhar!
 

@ BLooDThiRsTy_Shanavy:

Du willst ne Traumwurzel – hier haste eine!

Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
 

@ Bufera:

Yahooo! Sie ist da! Sie hat’s geschafft!

Go Rina! Go Rina! Go Rina!

Hier ist deine Schleife: ~(>o<)~

Es folgt das nächste Kapitel!

Da hat es sich dann auch wieder gelohnt, dass du heute aufgestanden bist.

Und hör auf, meinen Lesern zu verraten, dass ich gar nicht so faul bin, wie ich immer tue!
 

@ kikischaf:

Hab dir für deine Klausur die Daumen gedrückt!

Wie isses gelaufen?
 

@ Pheubos (und Snoopy):

Wie überaus entzückend, dass du schon wieder schreibst!

… Aaaber … fallen deinem Schwesterlein die Finger ab, wenn sie sich selbst an die Tastatur bemüht?

Ich beiße nicht – weder Hunde noch Drachen – und wenn sie mir was sagen möchte, dann kann sie das ruhig tun.

Bis dahin bleibt sie in Klammern, muhahaha!
 

@ --Fanny--:

Yeah John!

Der Mann ist so toll … und er hat einen Heuballen getragen!

*hüstel*

Verzeihung, abgeschweift …
 

@ kaaleo:

Das mit dem „über die Türschwelle Tragen“ ist mir gar nicht so aufgefallen. Paradox.
 

@ Hope_Calaris:

(Den Unterstrich wirst du niemals nicht los!)

Hättest du gespoilert, hätte ich dich an dieser Stelle verbal geschlagen.

Wie überaus schön, dass du dich zusammengerissen hast.

Deine Familienfeiern machen mir Angst.

Und jetzt juchz mal fröhlich weiter!
 

So, Zeit gestoppt: Es ist 10: 58 Uhr. Exakt eine Stunde. Unglaublich!
 

Und es ist auch nicht so lang geworden, dass ich es wieder in den Kommi-Bereich verbannen muss!

Yeah me!
 

Los geht’s!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

moko-chan
 


 

„Also? Was führt dich so plötzlich hierher?“

Es versetzte Sam einen Stich, als Dean sich halb von ihm abwandte und seine Reisetasche auf den Rücksitz des Impala beförderte, und er wusste nicht so wirklich, was er sagen sollte.

Dieser Dean hier hatte keine Erinnerungen an die letzten Jahre, hatte keine Erinnerungen an ihre Beziehung, und ihm erzählen zu wollen, dass er im Koma lag, und Sam gekommen war, um ihn zu retten, hörte sich schon in der Theorie an wie eine verdammt dämliche Idee.

„Ich … ähm …“, begann Sam vorsichtig, und als er sah, wie Dean abwartend die rechte Augenbraue in die Höhe zog, hatte Sam einen Anflug von etwas, das sich beinahe wie Heimweh anfühlte.

Er wollte Dean jetzt so gerne küssen, aber das ging nicht, weil Dean sie für Brüder hielt und keine Ahnung hatte, wie nahe sie sich in Zukunft kommen würden.

„Wir müssen reden“, war schließlich das Erste, was Sam auf die Schnelle einfiel, und Dean richtete sich wieder auf und machte sich sehr gerade.

„Über was? Darüber, dass du einfach abgehauen bist? Darüber, dass du plötzlich zu gut dafür warst, mit uns zu jagen? Darüber, dass Dad und ich dir anscheinend völlig egal sind?!“

Dean war Sam während dieser wütend vorgebrachten Worte sehr schnell sehr nahe gekommen, er funkelte ihn zornig an, und Sam musste sich doch sehr konzentrieren, ob dieses Anblicks keine weichen Knie zu bekommen.

„Ihr seid mir nicht egal … im Gegenteil …“, erwiderte Sam leise aber bestimmt, mit einem kaum wahrnehmbaren, rauen Unterton in der Stimme, und Deans Blick wurde kalt.

„Dann sag mir wieso, Sammy. Wieso bist du gegangen?“

Wieso hast du mich allein gelassen?

Sam wusste, dass es diese Worte waren, die Dean nicht heraus bekam, weil er nun einmal Dean war, und es einfach nicht schaffte, sich zu einer so gefühlsduseligen Frage zu überwinden.

„Ich weiß es nicht.“

Das war die Wahrheit.

Nach all diesen Jahren konnte Sam nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob er damals wirklich mit der Jagd aufgehört hatte, weil er sich Normalität gewünscht hatte.

Wenn er jetzt darüber nachdachte, klang es irgendwie so lächerlich.

Vielleicht hatte er einfach nur Abstand gebraucht, sich nach einer Veränderung gesehnt. Vielleicht hatte er einfach nur eine Pause gebraucht.

„Du weißt es nicht?!“

Dean packte Sam am Hemdkragen und schüttelte ihn, und weil es doch ein wenig sehr viel verlangt gewesen wäre, wenn Sam sich auch unter diesen Umständen noch hätte beherrschen und so tun sollen, als habe er lediglich fraternisierende Gefühle für Dean, gab der diesen Versuch auf, legte seine Hände um Deans Handgelenke und drückte sie sanft.

„Es tut mir leid, Dean. Ich hätte nicht gehen sollen, das weiß ich jetzt. Ich hätte dich niemals allein lassen dürfen.“

Sam sah, wie Deans Augen sich weiteten, der klammerartige Griff an seinem Hemdkragen löste sich, und Sam konnte Deans Hände in seine nehmen.

„Du bist anders als sonst …“, stellte Dean skeptisch fest und legte misstrauisch den Kopf schief, „Christo?“

Sam blinzelte nichtmal, und Deans Miene drückte neben Erleichterung ganz eindeutig Verwirrung aus.

„Was ist mit dir passiert?“

Sam erwiderte seinen Blick voller Wärme und zuckte leicht mit den Schultern.

„Ich weiß jetzt einfach, zu wem ich gehöre.“

Sam unterdrückte ein Schmunzeln, als Dean bei seinen Worten beinahe zusammenzuckte, und wartete geduldig auf eine etwas artikuliertere Reaktion.

„Du weißt jetzt, zu wem du gehörst?“ wiederholte Dean verwirrt, und Sam nickte und genoss den Anblick, wie Deans misstrauisches Starren sich in einem Lächeln auflöste.

„Dude …“, Dean grinste jetzt über das ganze Gesicht, „ … das gibt 5 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.“
 

Dean verschwand, und mit ihm sein Lächeln, und Sam fand sich ohne jede Vorwarnung in einem ganz in Blautönen gehaltenen Motelzimmer wieder.

Das Zimmer kam ihm unangenehm bekannt vor, und Sam hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm nicht gefallen würde, was jetzt kam.

Sam hörte das Rauschen der Dusche aus dem Badezimmer, sein Blick fiel auf die Minibar, auf die Flasche Rum, und er erinnerte sich.

Er hatte Dean mit Sharon betrogen.

Sam zog nervös die Oberlippe hoch, ging zu einem der Betten hinüber, setzte sich, verschränkte die Hände in seinem Schoß und wartete.

War er jetzt dazu verdammt, so lange in Deans Unterbewusstsein zu verharren, bis er alles in Ordnung gebracht, was er Dean im Laufe der Jahre ‚angetan’ hatte?

Der Wasserhahn im Badezimmer wurde abgedreht, das Rauschen der Dusche verstummte, und Sam spürte, wie sein Pulsschlag sich beschleunigte.

Er hatte keine Ahnung, was er zu Dean sagen sollte, verdammt noch mal!

Dean kam mit Shorts bekleidet aus dem Badezimmer, warf ihm einen kalten Blick zu, und allein die Erinnerung daran, wie sehr Dean von ihm enttäuscht gewesen war, reichte aus, dass Sam sich ganz elend fühlte.

Er atmete einmal tief durch, stand auf und fing dann so hastig an zu sprechen, dass er kaum wusste, was er sagte.

„Dean, es war die Friseurin – sie hat mich mit Voodoo dazu gebracht, mit Sharon zu schlafen. Ich hätte dich nie freiwillig hintergangen.“

Dean blieb wie angenagelt mitten im Raum stehen, starrte Sam entgeistert an, klappte den Mund auf, starrte Sam noch immer entgeistert an und klappte den Mund wieder zu, weil ihm nichts einfiel, was er hätte erwidern wollen.

„W-was?“ brachte er schließlich ein wenig perplex heraus, und Sam ging kurzentschlossen auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.

„Ich liebe dich und ich habe nicht freiwillig mit Sharon geschlafen. Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe …“

Dean gab so etwas wie ein Japsen von sich, er schob Sam ein Stück von sich und blickte irritiert zu ihm auf.

„Woher weißt du das so plötzlich? Wie lange war ich denn zum Teufel noch mal im Badezimmer?!“

„Viel zu lange“, war alles, was Sam dazu sagte, dann zog er Dean wieder an sich und hielt ihn fest, und Dean ließ es zu und hielt einige Minuten lang ganz still, bevor er anfing, Sam über den Rücken zu streicheln.

„Und du bist ganz sicher, dass es sich so abgespielt hat?“

Sam nickte stumm, Dean hob den Kopf und gab ihm einen Kuss, und Sam schloss die Augen, genoss das Gefühl von Deans Lippen auf seinen, bis es verschwand, und als er die Augen wieder aufschlug, war auch Dean verschwunden.

Sam seufzte wehmütig und starrte einen Moment lang den Fleck himmelblauen Teppichs an, auf dem Dean eben noch gestanden hatte, dann riss er sich zusammen und verließ das Motelzimmer durch die in dunklem Blau gestrichene Eingangstür.

Sam duckte sich unwillkürlich, als in seinem Rücken ein Krachen ertönte, und nach einem hastigen Blick über seine Schulter erkannte er sein Elternhaus, das lichterloh in Flammen stand, er sah einen kleinen Jungen mit einem Baby auf dem Arm aus dem Haus rennen, sah seinen Vater, der ihn samt dem Baby hochnahm und davon trug, begriff – und verstand doch nicht, was er in dieser Erinnerung verloren hatte.

Sam wusste, dass Dean nicht ihm die Schuld für den Tod ihrer Mutter gab, er wusste, dass Dean sich kaum noch an diesen Tag erinnern konnte, aber vielleicht hatte er sich auch geirrt, und es ging gar nicht darum, wieder gut zu machen, was er sich im Laufe der Jahre Dean gegenüber zu Schulden hatte kommen lassen.

Vielleicht hatte Asak es auch einfach nur als amüsant empfunden, Dean wieder und wieder die schmerzhaftesten Eindrücke und Ängste seines Lebens durchmachen zu lassen.

Sam beobachtete unglücklich die Ankunft der Feuerwehr, sah zu, wie das Feuer gelöscht wurde, und der Anblick seines Vaters mit ihm auf den Armen und Dean an seiner Seite, wie er an den Impala lehnte, entsetzt und traurig und zu Allem entschlossen, schnürte ihm die Kehle zu.

Einer der Feuerwehrleute wandte sich an seinen Vater, der legte Dean das Baby in die Arme und entfernte sich ein paar Schritte vom Wagen, und Sam nutzte die Gelegenheit, um sich Dean zu nähern, und hoffte nur, dass sein Vater ihn nicht postwendend k.o. schlagen würde, wenn er ihn – den großen fremden Mann bei seinen Söhnen – bemerkte.

Sam ging vor Deans vierjährigem Ich in die Hocke, sah die Angst und die Verwirrung in seinen Augen, und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, hielt sich jedoch zurück, weil ihm schmerzhaft bewusst war, dass Dean in ihm einen Fremden sah.

„Bist du ok?“ erkundigte er sich vorsichtig, und als Dean mutig nickte, musste Sam ein paar lästige Tränen hinunter schlucken und sich noch viel mehr zusammenreißen, ihn nicht zu umarmen.

„Ist das dein kleiner Bruder?“ fragte er stattdessen sanft, und Dean nickte erneut und blickte auf das Baby in seinen Armen hinab.

„Ich mach mir Sorgen um ihn, er ist so ruhig … eben hat er noch die ganze Zeit geweint.“

Sam warf einen Blick auf sich selbst in Deans Armen und musste unwillkürlich lächeln.

„Das kommt, weil er sich bei dir sicher fühlt.“

Deans Kopf ruckte hoch, und in seinen Augen zeichnete sich so etwas wie ein Lächeln ab.

„Echt?“

Sam nickte nachdrücklich.

„Natürlich. Du bist doch sein großer Bruder. Er weiß, dass er sich immer auf dich verlassen kann.“
 

Sam verengte die Augen zu Schlitzen und musste sie schließen, als er urplötzlich von grellem Licht geblendet wurde.

Er hob die Hand vor die Augen, wartete ab, bis er sich an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatte und er aufhörte, helle Punkte hinter seinen geschlossenen Lidern tanzen zu sehen, und als er die Hand wieder senkte und die Augen aufschlug, war das Licht verschwunden, und er sah Dean an seinem Bett sitzen.

Sam kam das Zimmer, in dem sie sich befanden, vage bekannt vor, und als er sich selbst im Bett liegen sah, leichenblass und völlig reglos, da wusste er, was passiert war.

Er war tot.

Asak hatte Dean dazu verdammt, an seinem Totenbett zu sitzen, er zwang ihn dazu neben seinem toten Körper auszuharren, und als Sam Deans gebeugte Haltung und seine hängenden Schultern sah, machte er unwillkürlich einen Schritt auf ihn zu.

„Sammy …“

Dean saß auf einem Stuhl neben seinem Bett, hatte das Gesicht in den Händen vergraben und Sam war sich ziemlich sicher, dass er weinte.

Asak war wirklich ein unglaublicher Bastard.

Sam trat leise an Dean heran und zögerte kurz, bevor er ihm die Hand auf die Schulter legte und sanft zudrückte.

„Ich bin hier, Dean …“

Dean riss den Kopf in die Höhe und fuhr zu ihm herum, sprang so hastig von seinem Stuhl auf, dass der mit einem Knall hintenüber und zu Boden fiel, und Sam sah, wie er einen Moment lang mit sich kämpfte, bevor er alle Bedenken hinter sich ließ und ihn in die Arme schloss.

„Sammy …“

Sam hörte Dean an seiner Schulter schluchzen und beobachtete voller Erleichterung, wie der tote, schrecklich bleiche Körper in dem Bett langsam verschwand.

Dean hatte so müde und abgekämpft ausgesehen, so unglaublich erschöpft und verzweifelt, und Sam wollte ihm so sehr Kraft geben, wollte ihm so sehr helfen und ihn trösten, dass er beinahe daran erstickte.

„Es ist ok, Dean … ich bin hier …“

Sam spürte, wie Dean sich an ihn klammerte, wie sich seine Finger hinten in seine Jacke krallten, und hielt ihn fest, während sich seine Gedanken überschlugen.

Er musste endlich versuchen, Dean wach zu rütteln.

Wenn er nicht bald etwas unternahm, dann würde er gemeinsam mit Dean in diesen Alpträumen festsitzen, und Sam konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass es ihm jedes Mal aufs Neue gelingen würde, Deans Traum-Ich Trost zu spenden.

„Du bist hier, Sammy … du lebst … aber … Wie ist das denn möglich?“

Dean löste sich von Sam, blickte aus geröteten Augen zu ihm auf, und Sams Gesicht verzog sich zu einer halb bedrückten, halb nervösen Grimasse.

„Du musst mir jetzt ganz genau zuhören und mir glauben, Dean. Das hier ist nicht real, Dean. Du schläfst nur … Und du musst endlich wieder aufwachen.“

Dean blinzelte verwirrt, und Sam wollte eben zu einer ausführlicheren Erklärung ansetzen, als seine Sicht mit einem Mal verschwamm, und es dunkel wurde.
 


 

Fast vergessen: Über 2000 Kommentare! Yahooo!

Gefeiert wird das gemeinsam mit dem 100. Kapitel!
 

Lasst mich euch drücken!
 

moko-chan

Am Anfang war das Feuer

Müüüde, müüüde, ich bin ja sooo müüüdeee!

Interessiert euch nicht?

Na, dann eben nicht …
 

Kommi-Kommis!
 

@ kikischaf:

Glückwunsch zur erfolgreichen Arbeit! Da freu ich mich doch für dich!

Kann kein Zufall gewesen sein, dass du da auch gleich Erste beim Kommischreiben geworden bist!
 

@ melody_neko:

Glückwunsch zum zweiten Platz!

Frage: Was hast du zwischen dieser Feststellung und dem tatsächlichen Kommi gemacht?

Hat das so lange gedauert, deinen (diesmal nicht megamonsterigen – ja, genau) Kommentar zu verfassen?!

Respekt!

Die Geschichte mit den Vorhängen ist nicht aus Supernatural, die ist aus Gilmore Girls. Musst dich aber nicht ärgern, warst ja nah dran … xD

Deine Ausführungen zu „Alles was zählt“ kommentiere ich jetzt mal nicht, prangere aber stattdessen öffentlich an, dass die Tine doch tatsächlich GSG9 guckt – und das bloß wegen des (zugegebenermaßen offensichtlichen und eindeutigen) Slashpotentials zwischen Demir und Geb! Schändlich sowas!

Kyle XY läuft nicht mehr. Scheinbar ist die Serie dem deutschen Publikum zu intelligent gewesen.

Online gibt’s aber die restlichen Staffeln zu gucken -> Sidereel.com

Hast du ein Problem damit, wenn John Heuballen trägt? Das kann er unglaublich gut – ok, er hieß William und sah John lediglich unglaublich ähnlich, aber er hat Heuballen getragen! (P.S. I love you – fabelhafter Film!)

Grüße an hanabichen und Ruben auf Malta! Besonders an Ruben … höhö.

Word hat fraternisierend nicht nur anerkannt, es hat mir dieses veritable Wort sogar höchstselbst angeboten, als ich auf der Suche nach einem pompösen Synonym war!

Ja, das mit der Prinzenrolle war ich. Hihi. (Falls man im Laufe der Geschichte den Eindruck gewonnen haben sollte, dass ich Sam und Dean nicht so richtig ernst nehme … das bildet ihr euch ein! Hehe.)

So, kommen wir abschließend zu deiner Verständnisfrage:

Sam geistert in Deans Unterbewusstsein rum! Das ist KEINE Zeitreise! Das ist MEINE FanFic! Ergo: Ich biege mir das so hin, wie’s mir passt! ^-^

Und wer von uns hat denn bitteschön angenommen, in Deans Kopf würden strenge Regeln herrschen?
 

@ Hermmy:

Natürlich höre ich immer an der spannendsten Stelle auf!

Wäre doch auch langweilig, wenn nicht!
 

@ Calysto:

Zufriedene Kunden sind mir die Liebsten!

Was machst du eigentlich, wenn die Geschichte dann irgendwann mal zu ende ist?
 

@ killerniete21:

Hier werden Wünsche wahr!
 

@ Lyafe:

Ich find das immer so schön, wenn ihr mir schreibt, wie sehr euch die Kapitel berühren!

Der Nachteil, wenn man die Geschichte selbst verfasst, ist nämlich, dass man gar nicht so richtig einschätzen kann, wie die einzelnen Abschnitte wirken.

Ich persönlich finde übrigens, dass es nichts Langweiligeres gibt, als Slash zu schreiben … ok, nein, dass klingt jetzt viel schlimmer, als es gemeint war … es ist lediglich in keinster Weise prickelnd.

Routine eben.

Finde es äußerst bedenklich, dass ich vermute, einen Eindruck vom Dasein als Pornodarsteller zu bekommen …

Was schreib ich hier eigentlich hin?!
 

@ Shi-chan:

Für Erleuchtung sorge ich doch gerne. Sowohl bei dir als auch in der Story!
 

@ Bufera:

Biste denn jetzt wach? War ja doch recht … früh, heute morgen.

Soll ich jetzt zu jedem deiner Kommis was schreiben? Na gut …

Also: Brüll mich nicht an, das vertrag ich nicht, bin doch sensibel! Dann hast du das eben zuerst geschrieben …

Blau macht in diesen Fall nicht glücklich – da hat wohl jemand nicht richtig aufgepasst!

Rückblickfolgen sind toll, toll, toll! Wehe, ich höre da Gegenteiliges aus deiner Ecke!

Ok, Tränchen sollen mir wohl sagen, dass es dir gefallen hat. Schön, sehr schön.

… Nein, zu den letzten Dreien schreib ich jetzt nichts.
 

@ --Fanny--:

Warum weint ihr denn alle?! Bin ich so total unsensibel, dass ich das nicht nachvollziehen kann?
 

@ KC8:

Höhö. Wie schön, dass ihr nach über 80 Kapiteln noch immer freudig überrascht zu sein scheint, wenn ich ein neues Kapitel on stelle.

Man könnte meinen, ihr hättet euch inzwischen dran gewöhnt.
 

@ Himchen:

Noch so eine! Ich habe jetzt abzüglich des Prologs 87 Kapitel online. Wo bitteschön soll das Problem sein, die 100 voll zu machen?
 

@ Takuto_Omata:

Also, wenn dir das so leid tut, dann kannst du mir nachträglich gerne noch einen Kommentar zum letzten Kapitel schreiben, da hätte ich nicht das geringste Problem mit … ehehe.

Ein schlafender Winchester bringt uns nicht viel?

Also, wenn ich mir vorstelle, wie Dean im Bett liegt, ohne Decke, weil er die weggestrampelt hat, nur mit schwarzen Shorts bekleidet, und so leise vor sich hin schnuffelt und die Nase kraus zieht, die Nase mit den fabelhaften Sommersprossen, und seine Wimpern sind so lang … wo war ich?
 

@ Sam_Dean:

Schön langer Kommi, ich fühle mich geschmeichelt!

Aber du kannst doch die armen Kinderchen, die bisher nur in den „Genuss“ (ergreift diese Synchro! Salzen und Verbrennen sage ich!) der ersten Staffel bei uns auf Pro7 gekommen sind, so fürchterlich spoilern!

Sowas kann ich nich gutheißen!
 

@ Todesgoettin_Hel:

Ich hoffe doch sehr, dass du dich mit Sonnencreme eingeschmiert hast, wenn du da schon den ganzen Tag in der Sonne herumliegst!
 

@ Shaitan:

Faszinierend, nicht fabelhaft! Das sagt doch Mr. Spock immer! Faszinierend!
 

@ -Kitsune:

Ja, der Sammy kann mitunter eine sagenhaft starke Schulter zum Anlehnen haben. Und den richtigen Riecher für die richtigen Worte hat er auch noch!
 

@ Silaya-Hien:

Deine Tränensäcke sind falsch verbunden? Vielleicht solltest du damit mal Dr. House aufsuchen …
 

@ Serendipity:

Nein, du nölst nicht – mein Fehler – du nölst doch nie!

Im zweiten Glücksbärchi-Film sprichst du glaub ich nichtmal.

Meine FanFic ist ein Spoiler? Find ich das jetzt gut oder schlecht?

Naja, weil sie ja ein offizieller Spoiler ist, find ich das wohl eher gut, wa?

Aber ne Pause brauche ich jetzt definitiv auch bald.

Ich fühle mich seltsam antriebslos. (Doch Word, antriebslos ist ein Wort!)
 

@ kaaleo:

Vielen lieben Dank für die Fehlermeldung! Habe das jetzt korrigiert!
 

@ AnimeFaan:

Bitte nicht den faltigen Mann zitieren! Bitte, bitte nicht!
 

@ uglypinkmaschine:

Deine Schnutenpunkte hab ich doch schon längst! Da kannste noch so sehr mit nem Impala, der seine Geräusche selbst macht, von Dannen düsen!

Einen bekommste für die nette Fehlermeldung aber zurück!
 

@ X5-494:

Ja, du darfst fauchen so viel du willst, solange das nicht gegen mich geht!

Was hast du denn in deinem Urlaub angestellt, dass der so anstrengend war?
 

@ irrce:

Scheinbar sind wir exakt gleichzeitig aus dem Bett gefallen … langsam nimmt das Überhand mit unserer Borg-Gemeinschaft!

Und nein, Animexx lädt nicht langsam.

Ich war erst um halb drei im Bett und muss ja noch diese grandiosen Kommi-Kommis schreiben … das braucht seine Zeit.

Oh, the cleverness of you! Bin beruhigt. Und: I do believe in fairies, I do, I do!

Da erst?! Du willst das nicht kommentieren?! Ich komm dir da gleich hin!

… Nein tu ich nicht, ich fahr nach Hause. So. Das haste nun davon!

Wenn du Sam einen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dann achte aber drauf, ob er sich die Haare gewaschen hat … hihi.

Ja, das mit dem exorzieren hatte ich auch vermisst – daher das nachträgliche Einfügen!

Und was stimmt eigentlich nicht mit dir und Seren, dass ihr unbedingt heterosexuellen Sex lesen wollt?! Ihr seid KOMISCH!

Und ich hatte das niemals nicht versprochen! Das war ein MISSVERSTÄNDNIS und zwar ein ganz dramatisches!

Du willst schon wieder nicht kommentieren? Das ist dir zu gefühlsduselig?!

Also ehrlich … jetzt reicht’s mir, ich fahr nach Hause!
 

Bis Sonntag!
 

Literarisch sehen wir uns dann am Freitag wieder!

Fühlt euch gedrückt!
 

moko-chan
 


 

Das Licht schwand, bis die Dunkelheit vollkommen war, und als Sam seine Hand hob, konnte er sie nicht einmal erkennen, als er sie direkt vor seine Augen hielt.

„Dean?“

Seine eigene Stimme hörte sich merkwürdig dumpf an, wie durch Watte, und Sam musste sich dazu überwinden, einen Fuß vor den anderen zu setzen, anstatt wie ein verschrecktes Reh im Scheinwerferlicht an Ort und Stelle zu verharren und darauf zu warten, dass tatsächlich so etwas wie ein Scheinwerfer anging und er wieder sehen konnte.

„Dean?“

In der absoluten Finsternis, die ihn umgab, verlor Sam bereits nach wenigen Minuten die Orientierung, da er weder seine Schritte auf dem unangenehm nachgiebigen Boden hörte, noch auch nur den leisesten Windhauch auf seiner Haut spürte, und wenn er nicht ganz genau gewusst hätte, dass er sich stetig fortbewegte, hätte Sam die Stille beinahe davon überzeugen können, dass er noch immer wie bestellt und nicht abgeholt genau an der Stelle stand, an der er … nun ja … losgegangen war.

„Dean?!“

Sam versuchte ruhig zu bleiben und zu ignorieren, dass er sich kaum selber hörte und außerdem keine Ahnung hatte, wie er Dean finden sollte, und ging einfach weiter.

Irgendwann musste er ja mal irgendwo ankommen – zumindest theoretisch.

Wer wusste schon, ob die Naturgesetze auch für Deans Oberstübchen galten.

„Dea- wah!“

Sam nahm an, dass er mit der etwas uneleganten Schwalbe, mit der er soeben zu Boden gesegelt war, keinen Blumentopf gewinnen würde, und begann ein wenig hektisch nach dem bisher unidentifizierten Objekt zu tasten, über das er da gestolpert war.

Sam bekam Stoff zu fassen, erfühlte Haut, tastete sich zum Gesicht vor, seine Finger glitten über Bartstoppeln, und er konnte sich ziemlich sicher sein, dass er Dean endlich gefunden hatte.

„Dean?“

Sam zog Dean in seine Arme und legte ihm die Hand an die Wange, versuchte, durch sanftes Tätscheln eine Reaktion zu bekommen, bekam natürlich keine, und es brauchte ein Weilchen, bis Sam trotz all seiner Frustration begriff, mit welcher von Deans Ängsten er es diesmal zu tun hatte.

„Dean komm schon …“

Wie sollte er zu Dean durchdringen, wenn der mit einem Mal nicht nur blind sondern auch noch taub war?

Asak hatte wirklich einen etwas makaberen Sinn für Humor.

Dean hing wie ein nasser Sack in Sams Armen – ein unschöner, wenn auch treffender Vergleich – gab keinerlei Lebenszeichen von sich, und wenn Sam durch die vergangenen Tage nicht schon an diesen Umstand gewöhnt gewesen wäre, wäre er vermutlich in Panik geraten.

So wurde er einfach nur wütend.

Da hatte er schon extra dieses widerliche Gemisch mit der Traumwurzel getrunken, und dann war Dean in seinem Unterbewusstsein nicht lebhafter als in der Realität?

Sams Kiefer verspannte sich so sehr, dass es beinahe wehtat, er biss die Zähne zusammen und versuchte, in Ruhe nach einer möglichen Lösung zu suchen, versuchte, Dean nicht zu schütteln, bis der ein Schleudertrauma weg hatte, aber es war so verdammt dunkel und so verdammt still, dass er einfach nicht vernünftig denken konnte.

Warum konnte Dean nicht einfach endlich aufwachen?! Warum lag der einfach nur so da?!

Er brauchte Dean doch, da konnte der doch nicht plötzlich Dornröschen spielen!

Sam hielt einen Moment inne, blinzelte – zumindest glaubte er, dass er blinzelte, es war so verdammt dunkel, dass er sich selbst dessen nicht sicher sein konnte – dann nahm er Deans Gesicht kurzentschlossen in beide Hände und drückte ihm einen innigen Kuss auf.

Vielleicht würde es ja funktionieren, immerhin war Dean ja seine Prinzessin.

Sam löste seinen Mund wieder von Deans, wartete einen angemessenen Zeitraum lang … dann platzte ihm der Kragen.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach machen, wenn du hier auf nichts reagierst?! Wach doch endlich auf!“

Sams Stimme hallte mit einem Mal laut durch die endlose Dunkelheit, ihr Echo verursachte ein merkwürdiges Prickeln auf der Haut, und Dean zuckte prompt in Sams Armen zusammen, begann sich zu bewegen, und Sam überlegte kurz, ob Küssen und/oder Schreien in Zukunft all seine Probleme lösen würde.

Er konnte sich nicht ganz entscheiden, ob ihm dieser Gedanke gefiel oder nicht.

Wie schön wäre es jetzt, wenn er auch noch sehen könnte, ob Dean endlich die Augen geöffnet hatte.

„Dean?“

Sam spürte, wie Dean sich aufrichtete, und dann ließ auch endlich die Dunkelheit ein wenig nach, so dass er zumindest Schemen erkennen konnte.

„Dean, bist du wach?“

Sam sah Dean nicken, atmete erleichtert auf und zog ihn noch ein wenig enger an sich.

„Gott sei Dank …“

Sam presste sein Gesicht an Deans Halsbeuge und begann zu zittern, als all die Anspannung und der Druck der letzten Tage mit einem Mal von ihm abfielen, und er konnte sich noch gerade eben so beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen.

„Wo sind wir hier, Sammy?“

Sam unterdrückte ein Schluchzen, verteilte Küsse auf Deans Wangen und Stirn, und Dean ließ ihn kommentarlos gewähren – zumindest kurz.

„Sam? Was ist denn los, zum Teufel?“

Sam schaffte es irgendwie, gleichzeitig zu lachen und zu schluchzen, drückte Dean einen festen Kuss auf die Lippen und lockerte schließlich seine Umarmung.

„Wir sind in deinem Kopf.“

Dean blinzelte, schob Sam ein Stücken von sich weg und machte sich sehr gerade.

„Wir sind wo?!“
 

„Wie – aber was – wieso denn?“

Sam stellte erleichtert fest, dass es trotz Deans offensichtlicher Verwirrung zunehmend heller wurde, er nahm ihn wieder in die Arme und hielt ihn fest, während er sich zu sammeln versuchte.

„Du … du liegst im Koma, Dean … Asak hat … hat eine Art Kettenreaktion in deinem Kopf ausgelöst … und jetzt … naja … liegst du im Koma.“

Dean runzelte die Stirn, musterte Sam mehr oder weniger kritisch und stellte die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte.

„Und wie kommst du bitte in meinen Kopf?“

„Traumwurzel“, berichtete Sam knapp, und Dean begriff und nickte kurz.

„Ach so. Und jetzt?“

Sam zuckte mit den Schultern und machte ein ratloses Gesicht.

„Also … Ich fände es äußerst löblich, wenn du jetzt aufwachen würdest.“

Dean schnaubte ungehalten, befreite sich aus Sams Armen, kam auf die Beine und stellte fest: „Irgendwie fühl ich mich komisch.“

Dean hatte kaum die letzte Silbe dieser Worte ausgesprochen, da tat sich zwischen ihm und Sam ein Graben auf, tiefschwarz und scheinbar unendlich tief und zu breit, als dass man ihn hätte überspringen können.

„Wozu hast du das jetzt gemacht?“ drang Sams ein wenig gereizte Stimme an Deans Ohren, und der zog empört die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Wieso ist das meine Schuld?“

„Weil das hier dein Unterbewusstsein ist, Dean … irgendwas musst du gemacht haben!“

Sam kam sich ein wenig dämlich vor, Dean über diesen gemeingefährlich aussehenden Abgrund hinweg anzubrüllen, aber was blieb ihm schon Anderes übrig?

Er sah Dean unruhig am anderen Ufer auf und ab gehen, hastig und mit hochgezogenen Schultern, und Sam stand einfach nur da und sah ihm dabei zu, weil es gut tat, Dean laufen zu sehen – auch wenn er ihn jetzt viel lieber im Arm gehalten hätte, aber man konnte ja schließlich nicht alles haben.

Dean blieb schließlich stehen, schob die Hände in die Hosentaschen und starrte zu Sam auf die andere Seite, und Sam konnte ihm ansehen, dass er langsam aber sicher verunsichert war.

„Und wenn wir einfach springen?“

Dean hob auf diese unschuldig vorgebrachte Frage hin vielsagend die Augenbrauen, ohne etwas darauf zu erwidern, und Sam ließ resignierend den Kopf hängen.

„Ich habe keine Ahnung, was wir sonst tun können …“

Dean ertappte sich bei einem angedeuteten Grinsen, dann wurde sein Blick ernst, und er nickte.

„Gut, dann springen wir.“

Er machte ein paar Schritte rückwärts, nahm Anlauf und sprang, ohne Sam Zeit zum Reagieren zu geben, und Sam sah ihn in die Tiefe stürzen und von der Dunkelheit verschluckt werden, dann hatte er das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen, und in der nächsten Sekunde lagen sie nebeneinander auf dem Bett in Bobbys Jagdhütte, und Dean zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub, was nicht unbedingt positiv zu bewerten war, aber er war bei Bewusstsein, seine Augen waren grün und klar, und er schien keine Schmerzen zu haben, und Sam hielt ihn fest, bis das Zittern nachließ, und fand keine Worte, die seine Erleichterung auch nur ansatzweise ausgedrückt hätten.

Dean war endlich wieder bei ihm – und er konnte ihn im Arm halten, viel mehr konnte man wirklich nicht verlangen.

Sam zog Dean so eng wie möglich an sich, strich ihm unablässig über den Rücken, spürte Deans gleichmäßigen Atem an seinem Hals, und obwohl es ihn beunruhigte, dass Dean scheinbar sogar zu schwach war, seine Umarmung zu erwidern, schaffte er es einfach nicht, ihn loszulassen.

Er fühlte sich einfach viel zu gut an.

„Sammy, mir ist kalt …“

Sam spürte Deans Atem an seinem Hals, Dean drückte sein Gesicht an Sams Halsbeuge, und der bekam doch glatt eine Gänsehaut, als Deans kaltes Näschen über seine Haut rieb.

Ja, Dean war ganz eindeutig kalt.

Sam hob den Kopf, um sich in der Hütte umzusehen, nahm zum ersten Mal bewusst den großen Kamin an der Nordseite der Hütte wahr, entließ Dean sanft aus seinen Armen, zog die Bettdecke über ihn und kletterte kurzentschlossen aus dem Bett, um sich auf die Suche nach Feuerholz zu begeben.
 

Sam schnaubte entnervt und stützte die linke Hand in die Hüfte, als auch seine zweite Tour um die Hütte keine Ergebnisse in Form von Feuerholz, sondern lediglich einen penetranten Mückenschwarm lieferte, der ihm unablässig um den Kopf herum schwirrte und sich auch durch nachdrückliches Wedeln nicht vertreiben ließ.

Sam blieb einen Moment so stehen, bevor er kurzerhand sein Hemd aufknöpfte – nicht etwa, um den Mücken mehr Angriffsfläche zu bieten, nein, Sam hatte einen Plan, weswegen er nun zu dem enormen Holzblock neben der Hütte hinüber ging, der ganz offensichtlich zum Holzhacken gebraucht wurde.

Gut, Sam hatte in seinem ganzen Leben noch kein Holz gehackt – das war beim Überlebenstraining mit John immer Deans Aufgabe gewesen – aber die Axt war da, ein paar große Holzscheite hatte er unter einer Plane hinter der Hütte gesehen, und da Dean ja nun einmal fror, würde er jetzt einfach das Naheliegendste tun und Holz hacken.

So schwer konnte das schließlich nicht sein.

Sam holte sich ein paar von den Scheiten unter der Plane heraus, brachte sie zu dem Holzblock, zog sich sein Hemd aus und griff sich die Axt.

„Sam?“

Sam hielt inne, die Axt im Anschlag, senkte hastig wieder die Arme, lehnte die Axt an den Holzblock und eilte in die Hütte zurück, aus der Deans Ruf da eben so … verunsichert an seine Ohren gedrungen war.

„Was ist?“ fragte er leicht außer Atem, er sah, dass Dean sich aufgesetzt hatte, erschrak darüber, wie blass er war, und durchmaß den Raum mit ein paar schnellen Schritten, fasste Dean bei den Schultern und drückte ihn auf den Rücken.

„Bleib lieber liegen, Dean. Du bist noch nicht in der Verfassung, aufzustehen.“

Dean schnaufte leise, griff nach Sams Handgelenk, wollte ihn festhalten, und beobachtete ungläubig, wie seine Hand zurück auf die Matratze fiel.

„Wo bist du denn so plötzlich hin verschwunden?“ versuchte er den Schrecken über seine ungewohnte Schwäche zu überspielen, und Sam gestattete ihm großzügig diesen abrupten Themawechsel und setzte sich zu ihm an die Bettkante.

„Ich will den Kamin anmachen, damit es nicht mehr so kalt hier drin ist.“

Deans Gesichtsausdruck wurde spöttisch bis skeptisch, und Sam lächelte, beugte sich über ihn und küsste ihn sanft.

„Mit Feuermachen kenn ich mich aus, keine Sorge …“, wisperte er an Deans Lippen und der grinste leicht.

„Mit Heißmachen auch …“

Sam schloss die Augen, als Deans Lippen sich öffneten, ließ seine Zunge in Deans Mund gleiten und stöhnte leise, als sich ein wohliges Prickeln in ihm ausbreitete.

Es war einfach viel zu lange her, dass sie sich zum letzten Mal so geküsst hatten.

Sam richtete sich wieder auf, sah Dean in die Augen und strich sich mit dem Versuch eines unschuldigen Lächelns das Haar aus der Stirn.

„Mir ist schon viel weniger kalt …“ merkte Dean leise an, Sam grinste und stand auf.

„Ich bin gleich wieder da …“

Er reichte Dean noch eine Wasserflasche, dann wandte Sam dem Bett entschlossen den Rücken zu, ging wieder nach draußen, griff äußerst beherzt zur Axt, und die Holzscheite hatten keine Chance, als er den Dreh erst raus hatte.

Sam schwang die Axt, bis er einen ansehnlichen Haufen an Feuerholz zusammen hatte, wischte sich mit einer ungeduldigen Geste das verschwitzte Haar aus der Stirn, lehnte die Axt wieder an den Holzblock und richtete sich auf.

Damit sollten sie durch die Nacht kommen.

Sam ging zum See hinüber und den schmalen Bootssteg entlang bis zu dessen Ende, zog sich sein Shirt aus, kniete sich hin und tauchte es ins Wasser, um sich damit das Gesicht und den Oberkörper zu waschen.

Das Wasser war kalt, und Sam bekam eine Gänsehaut, erhob sich von seinen Knien und schüttelte sich ein paar Wassertropfen aus dem Haar, bevor er mit seinem Shirt in der Hand zurück zur Hütte ging und es zum Trocknen in die Sonne legte.

Der Tag des Falken

Moin moin!

Sooo schönes Wetter!

Der Sommer KANN eigentlich nur verregnet werden …

Aber ich will mal nicht unken, ich will viel lieber eure Kommentare kommentieren!
 

Also los:
 

@ melody_neko:

Endlich Erste! Da gratuliere ich doch ganz herzlich!

Und jetzt ran an den Monsterkommi …

Wiederhol dich ruhig, Redundanz ist ein durchaus gängiges Stilmittel.

Man beachte nur den Sprachgebrauch Horatio Caines … und ich hab jetzt tatsächlich nachgesehen, wie der Mann sich schreibt!

Ich beglücke euch doch gern mit meinen geistigen Ergüssen … hehe.

Grüße an deinen Bruder, das Zuckerkind!

Meine Zahnbürste ist komisch bunt mit Grün und Pink, und meine Katze heißt Kurai und hat gestern, am 15. Mai 2008 vier gesunde Kätzchen zur Welt gebracht!

Ich bin Oma! Yahooo! Sie sind unglaublich putzig!

Aus deinem Absatz über Ruben lese ich jetzt raus, dass du den magst. Korrigiere mich, wenn ich mich irre.

Ich will den faltigen Mann nicht beim Namen nennen, das bringt bestimmt Unglück. Nur so viel: Er sitzt in der Jury einer sehr beliebten Castingshow.

Wer ist Tobias?

Ich bin für Theorie #2!

Schön auch, wie gut du dich in Deans Kopf auskennst. Hast natürlich völlig Recht, mit deiner Inhaltsangabe.

Für deinen superlangen Monsterkommi bekommste zur Belohnung dann auch einen Holz hackenden Dean!

Mehr geht nicht!
 

@ Serendipity:

Kurz und bündig, so ist recht!

Aber du und Tine wollt mich jawohl veräppeln, oder wie seh ich das?

DemonOfFear wird geknuddelt und ich nicht?! *schmoll*
 

@ Shaitan:

Mr. Spock sagt dir nichts?! O.O

Vulkanier? Spitze Ohren? Raumschiff Enterprise?! Klingelt da was?!

Vielleicht hast du ihn auch mit Samantha aus SatC verwechselt, die war auch mal ’ne Vulkanierin und DIE sagt auch angeblich ständig ‚fabelhaft’ – behauptet zumindest die Rina.
 

@ Sam_Dean:

Ich habe doch mit Bobbys Existenz niemanden gespoilert! Der Mann ist einfach TOLL!

Den konnte ich euch doch nicht vorenthalten!
 

@ AnimeFaan:

Ich behaupte, Sam und Dean sind einander ebenbürtig, was das gegenseitige Erretten aus Gefahrensituationen angeht.

Echte Kerle eben.

Schön, dass mein Titel auch langsam mal Sinn macht.
 

@ KC8:

Vordergrund würd ich jetzt nicht sagen, aber ich werd einfach so lange immer wieder drauf anspielen, bis mir einfällt, wie ich das wieder aufgreifen kann …
 

@ _Sam_Winchester_:

Ich hätte gern visuelle Eindrücke davon, wie du im Pentagramm rumhüpfst. Wüsste gern, ob das genau so lustig aussieht, wie ich mir das vorstelle …
 

@ Calysto:

Das hier wird auf gar keinen Fall meine letzte FanFic sein, aber ich denke, ich werde mir ein paar Wochen Urlaub gönnen, wenn es denn irgendwann geschafft ist …
 

@ X5-494:

Ich bekomme auch immer Sonnenallergie in Italien!

Schön da, wirklich – besonders wenn die Männer einem Komplimente machen, weil man so blass ist, aber diese Hitze und die verdammte Sonne sind einfach überall!
 

@ Hope_Calaris (und Serendipity):

Ihr sollt mein Kapitel kommentieren, ihr Pappnasen!

ICH kommentiere die Kommis! ICH, ICH, ICH!

Das ist Amtsanmaßung, was ihr hier betreibt!

Und von mir aus prangere ich auch euer Beider Fernsehgewohnheiten an!

*anpranger*

Dein mathematisches Problem haben wir ja jetzt geklärt – wir zählen den Prolog nicht mit, haben wir beim 50. Kapitel ja schließlich auch nicht gemacht.

Da musste dich wohl noch ein wenig gedulden …

Und Isi hat keine Beweise für ein Versprechen, die hat lediglich den Mitschnitt eines MISSVERSTÄNDNISSES!

Wenn sie unbedingt Hetensex will, dann soll sie sich den selber schreiben!

Wer bin ich denn – die Weihnachtsfrau?! (Ach, misto …)

Dritter Kommi und bloß zwei Zeilen zum Kapitel! Unfassbar!
 

@ --Fanny--:

Warum sollte Dean nicht springen? Der hat schon ganz andere Sachen angestellt …
 

@ kikischaf:

Urlaub … Urlaub klingt gut … hatten wir auch so lange nicht mehr …
 

@ Todesgoettin_Hel:

Na toll, jetzt hab ich diese ganzen bunten Papierschnipsel im Haar und staubsaugen kann ich auch noch.

Und mir dann auch noch unter die Nase reiben, dass du braun wirst … gemein … *maul*

Ich bin doch so’ne Blassbacke …
 

@ Chie-chan:

Also, der Kommi ist jetzt so kurz, dass mir dazu quasi nix einfällt.

Was machen wir in dem Fall?

Wir bringen ein sinnloses Zitat, und die Leser müssen raten, woher es ist!

„Ich sammle Sporen, Grünspan und Schimmelpilze.“
 

@ Bufera:

Ja, das hab ich ja jetzt so weiter gegeben.

Man kann nicht alles haben.

Was für ein schönes Lied.

Ha! Siehste mal wie das ist, wenn man sich so kurz bis kryptisch ausdrückt!
 

@ killerniete21:

Wenn das ein Happy-End-Kapitel war, dann dürfte ich das folgende Kapitel ja eigentlich löschen und an dieser Stelle aufhören … hmmm …

Nein, ich sorg lieber für ein wenig Hitze …
 

@ Lyafe:

Hehe, gern geschehen. Mehr Zunge und Lippen und Haut folgen in diesem Kapitel!

Und dann habe ich natürlich noch das-was-nicht-verraten-wird in Planung!
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Und ich dachte schon, ich hätte diese niedliche Dialogzeile völlig umsonst geschrieben!

Vielen Dank, dass du darauf eingegangen bist!
 

@ Silaya-Hien:

Nana, für Gregory nimmt man sich doch die Zeit! Diese blauen Augen! Dieser beißende Sarkasmus! Dieser Stock!

Und von was für einem Spiel redest du bitte?
 

@ Shi-chan_:

Jahaaa, endlich, endlich, endlich ist alles wieder gut!

Und es wird tatsächlich noch besser!
 

@ irrce:

Du beschwerst dich allen Ernstes, dass ich dir für den letzten Kommentar nicht explizit gedankt habe?

Wird mir denn für jedes Kapitel explizit gedankt?

Da schreibe ich dir extra einen Kamin und Mücken und einen Holz hackenden Sam in die Geschichte und du bist IMMER NOCH NICHT zufrieden?!

Da rettet dich jetzt nur, dass du mir ganze drei Kommentare geschrieben hast!

Eh eh ih ah uuuh!

Es folgt ein Iltis: Hexe!
 

@ DemonOfFear:

Kein Kommentar wird mich jemals nerven.

Den müsstet ihr mir schon auf Chinesisch hier hinpinseln, und dann würde er mich auch nur deswegen nerven, weil das Übersetzen so heimtückisch schwierig ist.

Zu Sams Verhalten Matt gegenüber: Ich wollte ganz deutlich zeigen, dass selbst der ewig freundliche Sam sich komplett verändert, wenn er Dean verloren hat.

Ich finde nach wie vor, dass das realistisch ist, und ich liebe deine Kosenamen für Dean ebenfalls nach wie vor.

Herrlich.

Für die Dornröschengeschichte verleihe ich auch dir den Sammy!Visions-Preis 2008!

Lassen Sie Herrn Kamui da raus! Der schmust doch gerade mit Hydo-chan!
 

@ Himchen:

Ja, ich bin auch ein wenig erstaunt, dass sich die Story so ganz ohne Plan so schön entwickelt hat.

Erstaunt und ein wenig stolz.
 

@ Hermmy:

Erotisch? Hm, mal gucken, was sich da machen lässt! ^-^
 

@ hanabichen:

Yes! Yes, yes, yes! He’s awake and sexy as hell and absolutely gorgeous!

Those delightful freckles and the adorable length of his eyelashes … *sigh*

Lovely.

And he sure loves his Sammy!

Beware of the puppy-eyes-of-doom!
 

@ uglypinkmachine:

Die Dame schreibt sich Gisele – tragisch, aber wahr – und ich und Kinka haben auch nur ein ganz klein wenig gefeiert. *hüstel*
 

Und jetzt: Lesen!

Viel Spaß dabei!
 

moko-chan
 


 

Dean blickte müde auf, als er hörte, wie die Tür sich öffnete, und als er Sam erblickte, wie er mit freiem Oberkörper im Rahmen stand, und die Sonne ihre Strahlen an ihm vorbei ins kühle Halbdunkel der Hütte warf, glaubte er schon beinahe an eine Erscheinung.

„Komm sofort ins Bett.“

Sam legte überrascht den Kopf schief, blieb wo er war und schenkte Dean dann ein geduldiges Lächeln.

„Ich hol erst noch das Holz rein.“

Sam ignorierte Deans protestierendes Gejammer, schnappte sich den dafür vorgesehenen Korb, der neben dem Kamin stand, ging wieder nach draußen und schaffte ein paar Scheite seines frisch gehackten Holzes hinein, um sie in den Kamin zu packen.

„Jetzt lass doch endlich das blöde Holz und komm her, Sammy!“

Sam sah nicht ein, sich das von jemandem gefallen lassen zu müssen, der eben noch zu schwach gewesen war, die Hand zu heben, ignorierte den vergrätzten Invaliden in seinem Rücken und brachte in aller Seelenruhe ein Feuer im Kamin in Gang.

„Sammy …“

Sam horchte alarmiert auf, als Deans Stimme mit einem Mal viel weniger quengelig als verunsichert klang, und drehte sich ruckartig zu ihm um, weil das exakt der Tonfall war, mit dem Dean zum ersten Mal verkündet hatte, dass er erblindet war.

Er stand auf und ging zum Bett hinüber, sah, dass Dean die Augen geschlossen hatte, und setzte sich besorgt zu ihm an die Bettkante.

„Was ist denn los?“

Dean schlug die Augen auf, Sam war versucht, ihn zu küssen, als er sah, dass mit Deans Augen alles in bester Ordnung war, und als Deans Blick sehnsüchtig wurde, gab er der Versuchung nach, beugte sich über ihn und drückte seinen Mund energisch auf Deans.

Dean schlang seine Arme um Sams Nacken, betete inständig, dass ihm die Hände nicht sofort wieder auf die Matratze fallen würden, und seufzte leise, als Sams Zunge über seine Lippen glitt und schließlich sanft, aber bestimmt in seinen Mund eintauchte.

Irgendwie hatte Dean das zwingende Gefühl, dass sie sich schon viel zu lange nicht mehr geküsst hatten – Sam erweckte den Eindruck, dass er explodieren würde, wenn er jetzt nicht ein wenig lieb zu ihm war, und deswegen war es ihm vorläufig auch völlig egal, dass er Sam im Moment quasi hilflos ausgeliefert war.

Seinem Sammy konnte er schließlich vertrauen.

Sam küsste Dean voller Hingabe, seine rechte Hand schob sich wie von selbst unter die Bettdecke und Deans Shirt, streichelte die feste Haut darunter, und Sam versuchte erfolglos ein Stöhnen zu unterdrücken, als Dean seine Zunge tiefer in seinen Mund lutschte.

Dean konnte ihn doch jetzt nicht so heiß machen, wenn der … ach egal.

Sam legte sich zu Dean ins Bett, nahm ihn in die Arme und drückte ihn an sich, und Dean zeigte sich erkenntlich, indem er ihren Kuss mit einem Einsatz erwiderte, der an Nötigung grenzte.

Sam versuchte sich zu beherrschen so gut es ging, aber nach 5 Minuten hatte er Dean nicht nur die Bettdecke weggenommen, er hatte ihm außerdem sein Hemd und sein Shirt ausgezogen, und wenn Dean nicht frieren wollte, dann hatte er gar keine andere Wahl, als sich so eng wie möglich an Sam zu pressen, um so viel Körperwärme zu bekommen, wie er kriegen konnte.

Sam schlang seine Arme um Dean und hielt ihn fest, genoss das Gefühl von Deans Lippen auf seinen, genoss das warme Prickeln, das sich in seinem Körper ausbreitete, und als seine Fingerspitzen über Deans Rücken strichen, und Dean eine Gänsehaut bekam, bekam Sam beinahe Nasenbluten vor unterdrückter Erregung.

Er wollte ihn so sehr.

„Nh …“

Nur unter Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung konnte Sam sich dazu durchringen, seine Lippen von Deans zu lösen, und als er Deans beschleunigte Atmung bemerkte, ahnte er, dass sie nicht allein von ihrem Kuss herrührte.

Dean war ganz einfach noch nicht so weit.

„Wie lange war ich weg vom Fenster?“

Deans Stimme klang merkwürdig belegt, und Sam wollte eben damit anfangen, sich Sorgen um ihn zu machen, als Dean seine rechte Hand in Sams Haar vergrub und sanft begann, hindurch zu kraulen.

„Du scheinst dir Sorgen zu machen, dass was kaputt geht, wenn du mich normal anfasst.“

Sam lächelte ein wenig schuldbewusst, lehnte seine Stirn an Deans und schloss die Augen.

„Du hast über eine Woche lang im Koma gelegen, Dean. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das war …“

Dean strich Sam sanft über den Nacken und nickte nachdenklich.

„Möglich. Aber jetzt bin ich wach, Sammy. Es gibt keinen Grund, so zu tun, als wäre ich nicht dazu in der Lage, auf das zu reagieren, was sich um mich herum abspielt.“

Er gab Sam einen Kuss, bevor er ihm den Rücken zudrehte, die Augen schloss, und ihn bat, die Bettdecke über sie zu ziehen.

Sam kam seiner Aufforderung nach, legte einen Arm um Dean und rutschte von hinten an ihn heran und gab keinerlei Kommentar dazu ab, dass er ja scheinbar ganz Recht damit gehabt hatte, Dean sehr viel umsichtiger als sonst zu behandeln.

Wann hatte Dean schon sonst jemals freiwillig auf eine Fummelei verzichtet?

Sam spürte, wie Deans Körper in seinen Armen entspannte, er hörte seinen tiefen, gleichmäßigen Atem, und schmiegte sein Gesicht lächelnd an Deans Hals.

Die Gewissheit, dass Dean am nächsten Morgen wieder aufwachen würde, war ungemein beruhigend.
 

Dean blinzelte müde und brauchte einen Moment, bevor er sich erinnerte, wo er war.

Sam lag hinter ihm, hatte noch immer den Arm um ihn geschlungen und schien noch zu schlafen, und Dean horchte einen Moment lang in sich hinein, um festzustellen, dass er sich noch immer nicht wesentlich kräftiger fühlte als am Vortag.

Dafür hatte er aber einen Bärenhunger.

Dean drehte sich zu Sam um, ächzte leise, als schon das lästig anstrengend war, und obwohl er knapp am Verhungern war, musste er bei Sams Anblick einen Moment inne halten und ihn betrachten.

Er konnte Sam ansehen, wie schwer die letzten Tage für ihn gewesen waren, wie sehr er gelitten hatte, wie einsam er gewesen war – und zum ersten Mal in seinem Leben kam Dean der Gedanke, dass Sam möglicherweise der Stärkere von ihnen Beiden war.

Wenn Dean sich vorstellte, was er tun würde, wenn Sam eine Woche lang im Koma lag, und er nicht wüsste, ob er jemals wieder aufwachen würde – Dean bezweifelte, dass er dazu in der Lage wäre, etwas Anderes zu tun, als einfach nur an Sams Bett zu sitzen und seine Hand zu halten.

„Sammy?“

Dean strich Sam sanft das Haar aus der Stirn, ignorierte seinen knurrenden Magen und lächelte, als Sam die Nase kraus zog und dichter an ihn heran rutschte.

Er gab seinem ersten Impuls nach, kniff Sam in die Nase – es war einfach jedes Mal aufs Neue zu verführerisch – und Sam schnuffelte leise und schlug die Augen auf.

„Guten Morgen …“

Dean blinzelte überrascht, als Sam ihn auf den Rücken drückte, sich über ihn beugte und ihn küsste, und er ahnte, dass Sam während seiner ‚Abwesenheit’ eine wirklich interessante Entwicklung durchgemacht hatte.

Er ließ sich küssen, sein Magen knurrte immer empörter – so lange war er noch nie derart schändlich vernachlässigt worden – und Sam richtete sich wieder auf und grinste liebevoll auf Dean hinab.

„Hunger?“

„Wie kommst du auf die Idee?“ gab Dean schnippisch zurück, kniff Sam erneut in die Nase und bekam einen kurzen aber innigen Kuss, dann rollte Sam aus dem Bett und schlüpfte in seine Jeans.

„Ich mach uns Frühstück.“

Dean sah ihm nach, wie er die Hütte verließ, wandte seinen Blick zur Decke und fragte sich mit einem Mal, wo zur Hölle sie eigentlich waren.

Es war so unglaublich still, alles, was er hörte, waren der Wind und ein paar Vögel, die draußen um die Wette zwitscherten, und so groß Deans Vertrauen in Sam auch war, er zog es vor zu wissen, wo er sich befand.

Als Sam also nach einigen Minuten mit den Armen voller Lebensmittel zurückkam, saß Dean aufrecht im Bett, hatte sich ein paar Kissen in den Rücken geschoben und blickte ihn aufmerksam an.

„Wo sind wir hier, Sammy?“

Sam verteilte das Sammelsurium an Fressalien, das er aus dem Wagen geholt hatte, auf der Küchezeile, drehte sich zu Dean um und wischte sich flüchtig das Haar aus dem Gesicht, bevor er antwortete.

„Die Hütte hier gehört Bobby – wir sind am Devil’s Lake.“

Dean zog beide Augenbrauen in die Höhe, dachte kurz darüber nach und nickte schließlich.

„Ok, das macht Sinn.“

Sam wandte sich von ihm ab und der Küchenzeile zu, um ihnen Frühstück zu machen, und Dean blieb reglos sitzen und betrachtete seinen Rücken.

Sam hatte einen wirklich fabelhaften Rücken.

Da musste man ihm doch einfach rückhaltlos vertrauen und sich zuversichtlich auf seine starken Arme verlassen – ging ja gar nicht anders bei dem Anblick.
 

„Bist du satt?“

Dean kaute gemütlich vor sich hin, nickte Sam einmal kurz zu und ließ sich das Frühstückstablett wegnehmen, das in der letzten Dreiviertelstunde sein bester Freund gewesen war.

Er war jetzt satt und zufrieden, und es verlangte ihn nach einer heißen Dusche.

Da dies hier allerdings eine Blockhütte war – Bobbys Blockhütte, um genauer zu sein, und Dean Bobby schwer unter Verdacht hatte, zu kernig und zu männlich zu sein, um sich mit so etwas wie einem Heißwasseranschluss abzugeben, glaubte er nicht, dass dieses Verlangen befriedigt werden konnte.

„Wollen wir raus ans Wasser gehen?“ riss ihn Sam aus seinen Gedanken, und Dean nickte.

Seiner eigenen Männlichkeitsskala konnte es kaum schaden, wenn er ausnahmsweise Mal statt heiß zu duschen eiskalt badete – war ja sowieso viel besser für die Abwehrkräfte.

„Hast du an Handtücher gedacht?“ fragte er, während Sam ihm aus dem Bett half, und Sams Näschen rümpfte sich abwertend.

„Natürlich hab ich das“, erwiderte er würdevoll, holte zwei gigantische Handtücher aus seiner Reisetasche, drückte sie Dean in die Arme, schnappte sich Dean und trug ihn trotz seines Protestes nach draußen.

Wie konnte der bitte daran zweifeln, dass er an Handtücher gedacht hatte?

Erstens vergaß Sam nie etwas, und zweitens schon gar nicht die Handtücher, er war ja schließlich nicht lebensmüde.

„Das ist ja richtig … schön hier …“, stellte Dean ein wenig überrascht fest, nachdem er sich umgesehen hatte, dann streifte sein Blick Bobbys alten Ford.

„Sammy, wo ist der Impala?“

Sam erwiderte nichts, trug Dean zum Bootssteg und setzte ihn ab, als sie am Ende angekommen waren, setzte sich und ließ seine Füße ins Wasser baumeln, und Dean schwante Böses.

„Was hast du mit ihr gemacht?“

„Wenn du dich zu mir setzt, erzähl ich es dir vielleicht …“, erwiderte Sam gelassen und unterdrückte ein Grinsen, als Dean keine zwei Sekunden später links neben ihm auf den Hintern plumpste.

Unter diesen Umständen wäre es ganz einfach unangebracht gewesen zu grinsen.

„Ich hatte eine Vision, während ich gefahren bin, und wir hatten einen Unfall“, berichtete er ebenso knapp wie wahrheitsgetreu, und Dean hielt die Luft an.

Dass es Sammy gut ging, konnte er sehen – und er war Gott (oder der Irren mit dem Laptop) äußerst dankbar, dass er das sehen konnte – und einen Moment lang war er so erleichtert, dass der Impala darüber beinahe in Vergessenheit geriet.

„Warum hast du mir das nicht früher gesagt?“

Sam drehte seinen Kopf nach links, sah Dean in die Augen und lächelte sanft.

„Es erschien mir nicht so wichtig und ich wollte dich nicht unnötig aufregen – der Impala steht auf Bobbys Hof und wartet darauf, dass du ihn reparierst. In dieser Schlacht haben wir also keine Verluste erlitten.“

Dean titulierte Sam als Blödmann, reckte den Hals und gab ihm einen Kuss, dann versetzte er ihm einen Schubs und Sam landete im kalten Wasser, und ein Falke zog über ihnen seine Kreise.

Zeit der Zärtlichkeit

So, heute muss ich mich kurz fassen mit den Kommi-Kommis, ich krieg gleich Besuch!
 

@ irrce:

Und wieder Erste! Da sag ich doch an dieser Stelle jetzt sofort und voller Überzeugung Dankeschön – nicht, dass ich das wieder vergesse!

Einen Doppelten Blitzeinschlag musst du niemals nicht fürchten – aber halte dich sicherheitshalber von Scheiterhaufen fern!

Das Staffelfinale! Das Staffelfinale! Bobby war toll. Alles Andere hab ich verdrängt.

Wenn ich mir vorstelle, wie Sam spielt, dann habe ich ganz viele Chibi-Sammys mit großen Kulleraugen im Kopf, die munter auf Dean rumturnen, ihm ins Öhrchen pusten, ihm Küsschen geben, seine Haare wuscheln … hihi.

Mein Unterbewusstsein ist doch einfach adorabel – das zitiert sogar den Mountie!

Bobby hat sich selbst damals nur 5 Punkte auf der Männlichkeitsskala gegeben, weil er zu kernig für einen Heißwasseranschluss ist – ein Beweis mehr für seine unübertroffene Männlichkeit!

Der Tag der toten Ente? Der Kapiteltitel klingt lustig … ich denk drüber nach.

Bitte. So.
 

@ Hope_Calaris:

Irrce schreibt sich mit zwei R – wie Irre, nur mit C.

(Sie ist die Irre mit dem Mac!)

Soso, vor EUREM Haus wird gebaut? Wusste gar nicht, dass du in Immobilien machst.

Große Lollis. GROßE LOLLIS.

Ehehe. Schönes Bild … besonders, wenn ich mir vorstelle, wie sie sich gegenseitig probieren lassen …
 

@ siri001:

Dean hat über ’ne Woche im Koma gelegen, der darf ein wenig komisch sein.

Natürlich zieht sich in dem Kapitel KEINER von Beiden an – wozu auch?

Die vierte Staffel kommt im September.

Kripke muss sterben!

Und dann sorge ich dafür, dass sie die Serie nach MEINEN Vorstellungen umsetzen! HA!
 

@ melody_neko:

Du bist nicht Dritte, du bist Vierte – völlig egal, wie viele Kommis dastehen, aber mach dir nichts draus, ich bin auch schlecht mit Zahlen …

Jetzt glaub ich übrigens erst recht, dass du Ruben magst. Höhö.

Bin ich froh, dass ich keine Brüder habe …

Adorabel, dass du trotz Kopfschmerzen tapfer weiter schreibst, ich bin gerührt!

Aber musstest du den Namen des faltigen Mannes nennen? Das bringt doch Unglück!

Tobias im engen Oberteil hätte ich gern gesehen!

Ja, du bekommst definitiv einen Holz hackenden Dean – wann, kann ich dir allerdings noch nicht sagen.

„Kurz und bündig“ war IRONISCH gemeint! Ich liiiebe lange Kommis!

Was heißt hier, liest ja eh keiner?! Ich kann mit absoluter Sicherheit 5 Leute benennen, die sich die Kommis zur Gänze durchlesen – und sich über deine immer besonders freuen!

Vornehm blass bin ich, ja, und da hab ich auch kein Problem mit – aber mit den pinken Pünktchen, sprich, den schweinchenrosa markierten Haarwürzelchen an meinen Beinen, kann ich mich nach wie vor nicht anfreunden.

Wie sieht das denn aus?!

Der Falke, eine Bedeutung? Öh … ich wollte bloß eine Rechtfertigung für den Kapiteltitel.

Äääääiiiiiiii! Amtsanmaßung! ICH kommentiere meine Kommis! Ich glaub, es geht los!

Die Szene mit dem springenden Dean auf dem Bootssteg ist aber aus den Bloopers! Nicht, dass wir das hier verwechseln!

Wünsch dich nicht ins Krankenhaus, das ist todlangweilig da – McDreamy und McSexy gibt’s nur im Fernsehen!
 

@ Silaya-Hien:

Was hat der Graupapagei dir angetan?

Muss ich ihn am Spieß über dem offenen Feuer grillen?
 

@ Himchen:

Qietsch ruhig … machen die Kätzchen auch die ganze Zeit. Ooooh, sie sind ja so niedlich! *-*
 

@ _Sam_Winchester_:

Danke für das Video! Höhö. Ist fabelhaft angekommen bei Youtube
 

@ Calysto:

Wer wäre nicht gern Auto, wenn das zur Folge hätte, dass Dean einen mehr liebt als alles Andere?

Oh Gott, ich will der Impala sein!
 

@ Lyafe:

Neuerdings hab ich ständig Pläne.

Ich muss krank sein.

Freu dich auf noch mehr Körperteile in diesem Kapitel!
 

@ Shi-chan_:

Und jetzt wird es sogar NOCH besser!

Nyahaha!
 

@ --Fanny--:

Ich fürchte, für eine Wasserschlacht ist der liebe Dean noch nicht fit genug … vielleicht später mal. ;)
 

@ kikischaf:

Das war kein Geier, das war ein Falke. Und einen tieferen Sinn hatte er auch nicht. Es sei denn, du willst das, dann überleg ich mir was.

„Man muss seinen Hintern in die Vergangenheit bringen!“
 

@ KC8:

Du wusstest nicht, dass Sam ein Hase ist? Da hast du aber nicht richtig aufgepasst! Sam ist Häschen und Dean ist Bärchen. Warum fällt mir da jetzt dieser widerliche Witz ein?!
 

@ killerniete21:

Und noch eins zum Wohlfühlen und Entspannen. Ich hab so den leisen Verdacht, dass es jetzt wieder eine halbe Ewigkeit dauert, bis wieder ernsthafte Handlung ins Spiel kommt …
 

@ AnimeFaan:

Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich Ina heiße und meinen (imaginären) bösen Zwilling Ani getauft habe? Dementsprechend gruselig ist es, wenn du dich mit diesem Kürzel von mir verabschiedest … *schauder*
 

@ Chie-chan:

Kurzer Kommi, sinnloses Zitat!

„Feuchtigkeit ist der Inbegriff von Nässe!“
 

@ Todesgoettin_Hel:

Tjaaa, da musst du wohl früher aufstehen, wenn du unter den ersten Kommischreibern sein willst …

Niiiiiecht braun ansprühen, das verträgt sich nicht mit meiner Haarfarbe!

Weil’s mir grade einfällt: Was macht eigentlich die TofiFee? Liest sie noch, oder hat sie die Nase voll?
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Dann nimm aber ein Stofftaschentuch, sonst haste nachher die ganzen Papierknödel im Mund! Bwah!
 

@ Sam_Dean:

Das ist MEINE FanFic, da darf ich so viel Spoilern wie ich will! – Und ich finde, dass ich mich in dieser Hinsicht ganz fabelhaft im Griff habe!
 

@ Bufera:

Äääääh. Ok. Danke für diesen Beitrag.

Jetzt hab ich komische Bilder im Kopf.

Warum du dich mit dem vergrätzten Invaliden angesprochen fühlst, kann ich dir allerdings auch nicht sagen …
 

@ Shaitan:

Gerade noch rechtzeitig, bevor ich das Kapitel online gestellt habe!

Da kann ich dann auch gerade noch so darüber hinweg sehen, dass du nie Raumschiff Enterprise gesehen hast … aber auch gerade so eben …
 

Hm.

So sieht das also aus, wenn ich mich kurz fasse.

Du liebe Güte.
 

Lesen!
 

moko-chan
 


 

Sam tauchte keuchend aus dem Wasser auf, warf den Kopf in den Nacken, und ein Tröpfchenschauer ging auf Dean nieder, der im Moment so breit grinste, dass er ernsthaft Gefahr lief, sein Gesicht in zwei Hälften zu sprengen.

Dann packte ihn eine äußerst kräftige Hand an seinem Knöchel, ein heftiger Ruck ging durch Deans Körper, er fand sich ebenfalls im Wasser wieder, und das Grinsen war ihm gründlich vergangen.

„Scheiße ist das kalt!“

Sam lachte und zog Dean in seine Arme, hielt ihn an der Oberfläche, und blickte ihm fröhlich in die Augen.

„Selber Schuld, würd ich mal sagen …“

Dean unterdrückte ein Schaudern und klammerte sich an Sam, und wenn er sich nicht schwer irrte, dann würden in Kürze seine Zähne zu klappern anfangen.

„Du bist gemein, Sammy – ich bin doch so furchtbar schwach.“

Dean boxte Sam in die Seite, reckte den Hals und biss ihn ins Ohrläppchen, und wurde dafür mit einer liebevollen Bärenumarmung belohnt, die ihm sämtliche Luft aus den Lungen quetschte.

„Willst du wieder an Land?“

Da ihm der Sauerstoff fehlte, begnügte Dean sich mit einem Nicken, wurde von Sam postwendend zurück auf den Steg gehievt, und griff hastig nach einem rettenden Handtuch.

Die Pappeln am Ufer neigten sich unter einer steifen Brise nach Osten, und Dean packte japsend sein Handtuch fester.

„Kalt! Kalt, kalt, kalt!“

Dean ging mit dem Handtuch äußerst energisch gegen seine sich beständig ausbreitende Gänsehaut an, ignorierte Sams Bemerkung, dass sein weibisches Verhalten 10 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala bedeutete, und pflaumte ihn an, dass das jawohl keine Art und Weise sei, mit einem Kranken umzugehen.

Sam schmunzelte fröhlich vor sich hin, kletterte an der Leiter, die zu diesem Zweck am Steg befestigt war, aus dem Wasser, nahm sich das zweite Handtuch und rubbelte sich das Haar trocken, während er mit unlauterem Vergnügen beobachtete, wie Dean vor sich hin zitterte.

„Ich nehme mal an, du möchtest wieder rein gehen?“

Dean zog ihm eine anklagende Schnute, erwiderte nichts darauf und kam mit etwas Mühe auf die Beine.

Er ließ zu, dass Sam stützend den Arm um ihn legte, und ging mit ihm zurück zur Hütte, wo er sich sofort seiner nassen Shorts entledigte, in trockene schlüpfte und dann bibbernd unter die Bettdecke kroch.

„Jetzt komm wenigstens her und wärm mich!“

Sam pellte sich aus seinen Jeans, Dean feierte im Stillen, als die Shorts unbedingt gleichzeitig mit ihnen zu Boden wollten, und beobachtete genüsslich Sams Suche nach frischen Shorts in den Untiefen seiner Reisetasche.

Ihn ins Wasser zu schubsen war wohl doch keine so blöde Idee gewesen.

Sam fand schließlich das ersehnte Paar frischer Shorts, zog sie sich über den Hintern, und kroch zu Dean unter die Bettdecke.

„Wenn wir Beide krank werden -“

„Wir werden nicht krank, Sammy …“, unterbrach Dean ungeduldig Sams Satz und zog ihn auf sich, „Du verfügst über genug Körper, um mit deiner Körperwärme einen der Pole abzutauen, und jetzt halt die Klappe und komm her.“

Dean erschauderte leicht, als Sam ihm anklagend ins Ohr schnaubte, schlang seine Arme um ihn, rieb ihm über den Rücken und genoss das Gefühl, Sams Gewicht auf sich zu spüren.

Er legte beide Hände an Sams Wangen, drehte sein Gesicht zu sich, um ihn zu küssen, und war fast ein wenig überrascht von der Leidenschaft, mit der Sam seinen Kuss erwiderte.

Anscheinend hatte ihr kurzes Bad im See Sam alles Andere als abgekühlt.

Sam drängte seine Zunge ungeduldig zwischen Deans Lippen und schloss die Augen, nahm Deans Mund in Besitz, schmiegte sich an ihn, und genoss das Kribbeln, als Reibung zwischen ihnen entstand.

Er hatte jetzt genug vom Warten.

Nach all der Zeit fühlte es sich beinahe an, als ob er elektrisch aufgeladen würde, wann immer er Dean berührte.

Dean stöhnte leise, als Sam unerwartet damit begann, ihn zu streicheln, und spreizte unwillkürlich die Schenkel, um sich fester an ihm zu reiben.

„Ich liebe dich, Dean …“

Sams leise Stimme an seinem Ohr löste ein wohliges Kribbeln in Dean aus, Sams Lippen glitten über seinen Hals und auf seine Brust, sein Mund schloss sich um Deans linke Brustwarze, und Dean stöhnte und schloss die Augen, als er ihn sanft zubeißen spürte.

„Sammy …“

Sams Fingerspitzen schlossen sich um Deans rechte Brustwarze, Sam drückte sanft zu, ließ seine Zunge um die andere Brustwarze gleiten und lächelte zufrieden, als Deans Finger unruhig über seinen Rücken zu streichen begannen.

Ja, er hatte jetzt definitiv genug vom Warten.

„Sam …“

Sams Lippen eroberten Deans Mund zurück, Sams Becken presste sich so fest an Deans, dass der die Augen hinter den geschlossenen Lidern verdrehte und nach Luft schnappte.

„Sam …“

Dean konnte zwar keine Gedanken mehr lesen, aber das brauchte er auch gar nicht, um zu verstehen, was gerade in Sam vor sich ging.

„Dean, ich will dich …“

Ja, genau das.

Sam rutschte neben Dean, seine Hand schob sich in Deans Shorts, und Dean hätte nicht einmal eine Chance gehabt, ihn aufzuhalten, wenn er das gewollt hätte.

„Aah …“

Dean drückte den Kopf in den Nacken, als Sams Hand sich um ihn schloss, und die Hitze, die sich daraufhin in seinem ganzen Körper ausbreitete, war beinahe zu viel für ihn.

„Dean … ich will dich …“

Sam ließ seine Hand langsam aber bestimmt an ihm auf und ab gleiten, und Deans ohnehin arg überforderter Körper musste auf Autopilot umschalten.

„Nha …“

Sam wollte ihn, Sam würde ihn bekommen – ohne Wenn und Aber – und gerade als Dean kurz davor war, sich völlig gehen zu lassen, zog Sam seine Hand von ihm zurück und rutschte aus dem Bett.

Dean stöhnte frustriert auf, rollte sich auf die Seite und blickte sich nach etwas um, dass er nach Sam schmeißen konnte, dann sah er, wie Sam in seiner Reisetasche zu wühlen begann, und hatte eine Epiphanie.

Sam suchte die braune Plastiktüte – natürlich.

Guter Sam.

Sam wurde bald fündig, kam zurück zum Bett und legte sich wieder zu Dean, um da weiter zu machen, wo er eben so abrupt aufgehört hatte.

Dean wurde wieder geküsst, er wurde wieder gestreichelt, Sams Hände schienen überall zugleich zu sein, und er lag einfach nur da und ließ Sam mit sich machen, was immer er wollte.

Es fühlte sich einfach so gut an.
 

Sam schob seine Finger unter den Bund von Deans Shorts, zog sie ihm Zentimeter für Zentimeter nach unten und von den Hüften, und als Dean das Becken für ihn anhob, damit er sie ihm ganz ausziehen konnte, reichte das völlig aus, um Sam endgültig heiß zu machen.

Er zog Dean mit einem Ruck die Shorts unter den Hintern, drückte sein Becken wieder nach unten auf die Matratze und beugte sich über ihn, um seinen Bauch zu küssen.

Dean stöhnte leise, schloss wieder die Augen, genoss das Gefühl von Sams warmen Lippen auf seiner noch immer kühlen Haut, und streckte die Hand nach ihm aus, um ihm durchs feuchte Haar zu streichen.

Es war schon fast beängstigend, wie wohl er sich dabei fühlte, Sam so ausgeliefert zu sein.

Dean war sich nicht ganz sicher, was das für den Punktestand auf seiner Männlichkeitsskala bedeutete, beschloss aber, großzügig anzunehmen, dass rückhaltlose Hingabe an den Liebsten ein dickes Plus auf eben dieser bewirkte – Vertrauen war schließlich eine gute Sache … zumindest bei jemand so Vertrauenswürdigem wie Sam.

Er hob den Kopf, als Sams Lippen sich von seiner Haut lösten, sah ihm dabei zu, wie er sich die Shorts auszog und schluckte trocken.

Sam war sichtbar geladen und bereit.

Irgendwie zweifelte Dean plötzlich daran, dass das funktionieren würde … aber jetzt konnte er ja schlecht den Schwanz einziehen … höhö.

Deans Blick traf auf den von Sam, sie sahen sich lange in die Augen, und als Sam Deans Einverständnis in seinen Augen las, wurde sein Gesichtsausdruck schon beinahe ein wenig beängstigend – aber auch nur beinahe.

Dean setzte sich auf, zog die braune Plastiktüte zu sich heran, nahm das Gleitgel heraus, um es Sam mit einer bedeutungsvollen Geste in die Hand zu geben, und legte sich wieder hin.

Irgendwie war er jetzt ein wenig aufgeregt.

Sam legte sich wieder zu ihm, legte den Arm um ihn, küsste die Aufregung ganz einfach weg, und Dean legte wie von selbst sein Bein über Sams Hüfte, um ihm sowohl näher zu sein, als auch das Kommende ein wenig einfacher zu gestalten.

Sam brauchte ja schließlich Platz zum Arbeiten.

Verdammt, jetzt war er wieder aufgeregt.

Sam drehte die Tube mit dem Gleitmittel auf, Deans feine Nase nahm den vertrauten Geruch nach Bananen wahr – und dann klingelte Sams Handy.

„Verdammt …“

Sam legte das Gleitgel beiseite und wollte aus dem Bett rollen, und Dean packte ihn am Handgelenk.

„Was hast du bitteschön vor?“

Dean klang als wisse er nicht so genau, ob er empört oder erleichtert sein sollte, und Sam drückte ihm einen beruhigenden Kuss auf den Mund.

„Ich will es nur abstellen, Dean …“

Sam löste sanft den klammerartigen Griff von seinem Handgelenk, rutschte aus dem Bett und machte sich auf die Suche nach seinem Handy, das noch immer penetrant vor sich hin klingelte.

Dean beobachtete ihn verdrießlich und knurrte leise.

ER hätte vorher daran gedacht, das verdammte Ding abzustellen.

Wieso hatte das hier eigentlich so guten Empfang?

Sam fand die Quelle der so unerwünschten Ruhestörung schließlich auf dem Fußboden neben seiner Reisetasche, und als er sah, dass es Bobby war, der anrief, entschied er spontan, dass es vernünftiger und vor allen Dingen netter war, das Gespräch anzunehmen.

Dann musste er eben kurz damit klar kommen, dass sein Körper jetzt anderes im Sinn hatte als zu telefonieren.

Wie hatte er nur vergessen können, Bobby darüber zu informieren, dass mit Dean alles in Ordnung war?

Das war wirklich unfassbar unsensibel von ihm gewesen.

„Hey Bobby, entschuldige, dass ich mich nicht gemeldet habe …“, waren dann auch seine ersten Worte, nachdem er die Annahmetaste gedrückt hatte, und sein Tonfall war genug, um Bobbys Sorgen bezüglich Deans Zustand zu zerstreuen.

Nun war Bobby zwar nicht länger besorgt, dafür war er sauer.

Nie hielt es einer von diesen Bengeln für nötig, ihm irgendwas zu erzählen.

„Dean geht es gut?“ drang seine Stimme mehr als grummelig an Sams Ohr, Sam zog schuldbewusst die Schultern in die Höhe, ignorierte den mäkelnden Dean in seinem Rücken und bejahte.

„Schön. Hättest ruhig mal anrufen können, um das zu erwähnen.“

„Entschuldige, Bobby … ich … ähm … ich bin irgendwie beschäftigt – können wir das später klären?“

Kurz herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, und Sam begann schon zu glauben, Bobby hätte aus Protest über seinen Vorschlag einfach aufgelegt, da meldete er sich doch noch zu Wort.

„Verlang ihm nicht zu viel ab. Und sieh zu, dass du ihn hierher schaffst, wenn ihr euch erholt habt – von dem Unfall.“

Sam räusperte sich ein wenig verlegen, versprach Bobby, seinen Empfehlungen Folge zu leisten, verabschiedete sich, legte auf und stellte dann mit zum Äußersten entschlossenem Gesicht sein Handy aus.

Jetzt aber.
 

Sam legte das Handy beiseite und sich zurück zu Dean ins Bett, entschuldigte sich für den Fauxpas mit dem angenommenen Gespräch, und dann konnte es endlich weiter gehen.

Zumindest, wenn es nach Sam ging.

„Also Sammy, ich weiß nicht, ob ich jetzt noch in Stimmung b-“

Sam presste seinen Mund auf Deans, brachte ihn somit höchst effektiv zum Schweigen, und machte deutlich klar, dass er keine Widerworte dulden würde.

Nicht jetzt, wo er so kurz davor war.

„Aaah …“

Dean stöhnte erschüttert auf, als Sams Hand sich energisch zwischen seinen und Deans Körper schob, ihn zielstrebig stimulierte und dafür sorgte, dass er nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, noch weiter zu protestieren.

Sobald er sich sicher sein konnte, dass Dean wieder angenehm entspannt war, nahm Sam wieder die Tube mit dem Gleitmittel zur Hand und gab eine angemessene Portion ihres Inhalts auf seine Finger.

„Entspann dich, ja?“

Dean bekam eine leichte Gänsehaut, als er Sams leise Stimme an seinem Ohr vernahm, versuchte, Sams Empfehlung so gut wie möglich umzusetzen, und doch biss er unwillkürlich die Zähne zusammen, als Sam seine mit Gel präparierten Finger an seinen Anus drückte.

Verdammt, fühlte sich das komisch an!

„Es wird dir bestimmt gefallen …“

Wie schön, dass Sam sich da so sicher war – und mindestens genau so schön war, dass Dean ihm so sehr vertraute, dass ein wenig von seiner unerschütterlichen Ruhe auf Dean über griff.

Er schloss die Augen, spreizte die Beine noch ein wenig mehr und atmete langsam aus, während Sam so vorsichtig wie möglich einen Finger in ihn hinein schob.

Warum war denn das blöde Gel so fiese kalt?

„Oh Gott …“

Sam hielt inne und betrachtete abwartend Deans Gesicht, während er darauf wartete, eine etwas eindeutigere Reaktion auf seinen so ungewohnten Vorstoß zu bekommen.

„Alles in Ordnung mit dir, Dean?“ fragte er nach einer Weile sachte, und Dean räusperte sich leise und schlug die Augen auf.

„Ähm … äh … ja. Alles klar soweit.“

Dean räusperte sich erneut und bemerkte im ersten Moment gar nicht, dass Sam doch tatsächlich angefangen hatte zu grinsen.

Als er es dann bemerkt hatte, schaffte er es beinahe nicht, darauf mit einer angemessen vorwurfsvollen Schnute zu reagieren.

Wenigstens erwärmte das dumme Gel sich recht schnell.

„Das ist nicht lustig, Sammy ... und jetzt mach weiter.“

Dean ignorierte Sams immer breiter werdendes Grinsen und gab ihm einen Kuss, um sich selbst von dem etwas unangenehmen Ziehen in seiner unteren Leibeshälfte abzulenken, Sam machte wie angeordnet vorsichtig weiter, und so unangenehm das Ziehen in seiner unteren Leibeshälfte auch war, irgendwie – aber auch nur irgendwie – fühlte sich das mit einem Mal auf eine merkwürdige Art irgendwie gut an.

Und dann traf Sam Deans Prostata.

„AAH!“

Dean kniff die Augen zu und sah Sterne, es fühlte sich plötzlich sehr viel besser als einfach nur irgendwie merkwürdig gut an, und er krallte sich so fest an Sam, dass der sich ziemlich sicher sein konnte, Dean von ihrem kleinen Rollentausch einigermaßen überzeugt zu haben.

Es war zwar nicht vollkommen neu für Sam, Dean vor Erregung bebend in seinen Armen zu halten, aber das änderte nichts daran, dass diesmal er derjenige sein würde, der die Zügel in der Hand hatte – und darin hatte er ja nun wirklich keinerlei Erfahrung.

Er konzentrierte sich darauf, den empfindlichen Lustpunkt zu stimulieren, bereitete Dean dabei gewissenhaft auf sich vor, genoss es, Dean immer wieder leise stöhnen zu hören, und als er schließlich einen zweiten Finger in Deans enge Hitze hinein schob, und Dean darauf mit einem fassungslosen Keuchen reagierte, schlich sich ein nicht zu übersehendes vorfreudiges Glitzern in Sams Augen.

Ganz oder gar nicht

Äääh ... da ich stark davon ausgehe, dass das diesmal als Adult eingestuft wird, gibt's erst beim nächsten Mal wieder Kommi-Kommis - der armen Minderjährigen wegen.

Beim nächsten Kapitel geh ich dann auch auf alles zusammen ein, also auch auf die diesmal unkommentierten Kommis ... ich hab jetzt schon ein wenig Angst davor.
 

Dafür ist dieses Kapitel hier aber ein wenig länger als üblich ... weiß auch nicht, wieso. *hust*
 

Mal sehen, wie's euch gefällt.
 

Viel Vergnügen wünsche ich, und jetzt geh ich mich verstecken ...
 

moko-chan
 


 

„Ist das gut so, Dean?“

Dean gab ein zustimmendes Stöhnen von sich, presste etwas unbeholfen seinen Mund auf Sams Lippen und versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass sich das hier viel, viel zu gut anfühlte, als gut für ihn und besonders seine Männlichkeitsskala war.

Sam schob seine Finger tiefer in ihn hinein und dehnte achtsam Deans engen Muskelring, während er seine Lenden sanft aber nachdrücklich Deans Unterleib entgegen bewegte, und wenn er nicht zu Einhundert Prozent sicher gewesen wäre, dass es ganz unmöglich war, hätte er fast denken können, dass Deans Lippen ein kleinwenig zitterten, während er ihn küsste.

Sam knabberte zärtlich an Deans Unterlippe und ließ vorsichtig seine Finger in ihm kreisen, erhöhte probeweise den Druck auf Deans geschwollene Prostata, woraufhin Dean mit einem kehligen Stöhnen den Kopf in den Nacken warf und seine Hüften so heftig nach vorn gegen Sams trieb, dass dem einen Moment lang schlicht die Luft wegblieb.

Sam löste seinen Mund von Deans, um sein Gesicht ansehen zu können, und Dean schlug die Augen auf und blickte ihn aus leicht verklärten Augen an.

Sam wäre beinahe gekommen.

„Nh … oh Mann, Sammy … Fühlt es sich immer so an?“

Dean klang völlig atemlos, und seine Stimme war so tief und so rau, dass die Gänsehaut, die sich über Sams Rücken zog, die Härchen in seinem Nacken aufrichtete.

„Wie fühlt es sich denn an?“ fragte er leise, und Dean war zu erregt, um den leicht anzüglichen Unterton in Sams Stimme zu bemerken – er war allerdings ebenfalls zu erregt, um zu antworten.

„M-mach schneller …“ wisperte er eindringlich, und Sam schüttelte den Kopf und küsste ihn wieder.

„Wenn ich schneller mache, dann tut es weh.“

Sam spreizte vorsichtig seine Finger in Dean, Dean zuckte leicht zusammen und biss sich auf die Unterlippe, und Sam machte ein schuldbewusstes Gesicht.

„Entschuldige …“

Sam schmiegte seine Wange an Deans, gab ihm ein Küsschen aufs Ohrläppchen und weitete überrascht die Augen, als Deans Hand sich mit einem Mal um seine Erektion schloss.

„Nur die Harten komm in’n Garten, Sammy …“

Ein leises Glucksen entkam Sams Kehle, wurde von einem lauten Stöhnen abgelöst, als Dean damit begann, ihn zu massieren, und er fing unwillkürlich an, seine Finger in Deans heiße Enge hinein zu stoßen, während er in Deans geschickter Hand von der einen auf die andere Sekunde sehr viel härter wurde.

„Nha!“

Dean stöhnte nun ebenso laut, wie Sam nur Sekunden zuvor, ein heißes Kribbeln strahlte von seinen Lenden in den Rest seines Körpers aus, und der leichte Schmerz, den Sam eben unfreiwillig in ihm ausgelöst hatte, war mehr als vergessen.

„Sam …“

Sam leckte sich über die Lippen, wandte nicht für eine Sekunde seinen Blick von Deans Gesicht ab, stieß seine Finger etwas fester in ihn hinein, und er wäre erneut beinahe gekommen, als er sah, wie Dean unter seinen Stößen erzitterte.

Visuelle Stimulation war doch was Fabelhaftes.

Endlich begriff Sam, warum Dean sich jedes Mal so viel Zeit ließ, wenn er ihn auf sich vorbereitete.

Dieser Anblick war ja fast zu gut um wahr zu sein.

„Sam, mach schon …“

Sam schob ganz vorsichtig einen dritten Finger in Dean hinein, und Dean atmete hastig ein und machte automatisch die Beine weiter auseinander.

Es tat ganz zweifellos weh, aber gleichzeitig wollte Dean nicht einmal daran denken, jetzt aufzuhören, weil es einfach viel zu verführerisch war, herauszufinden, ob es so gut werden konnte, dass es den Schmerz wert war.

Wenn er sich daran erinnerte, wie Sam es jedes Mals aufs Neue genoss, war es den Schmerz ganz sicher wert.

Allein das Gefühl wenn Sam diesen einen Punkt berührte –

„Aah!“

Dean entkam ein überwältigtes Keuchen, seine Finger krallten sich in Sams Rücken, und Sam zog seine Finger aus ihm zurück.

War der denn verrückt?!

Dean konnte sich gerade noch beherrschen, nicht frustriert zu winseln – das wäre dann doch zuviel des Guten gewesen – er sah, wie Sam nach dem Gleitmittel griff, und weil er jetzt wusste, dass er diese grässliche Leere nicht mehr lange ertragen musste, schaffte er es sogar irgendwie, sich in Geduld zu üben, bis Sam sich selbst ebenso angemessen vorbereitet hatte wie zuvor ihn.
 

„Heilige Scheiße …“

Sam hielt inne und verkniff sich eine Bemerkung über Deans etwas unangebrachte Anmerkung, während er darauf wartete, dass Dean sich daran gewöhnte, ihn in sich zu haben.

„Das … das ist …“

Dean fehlten die Worte.

„Verdammt, Sam …“

Er drückte den Kopf in den Nacken, biss die Zähne zusammen und atmete ganz langsam und flach ein und wieder aus.

Dean hatte das etwas beängstigende Gefühl, Sam in seinem ganzen Körper spüren zu können – ein Gedanke, der gar nicht mal so abwegig war.

Sam war definitiv riesig, und dann war da ja auch immer noch diese Präsenzgeschichte – gut, Sam konnte seine Präsenz spüren und nicht etwa umgekehrt, aber das war ja jetzt auch völlig nebensächlich.

Dean hatte nicht gedacht, dass es sich so anfühlen würde – es war ja schon beinahe … beinahe … Dean fiel nichts ein, was das, was er jetzt empfand, auch nur ansatzweise umschrieb.

Er hatte sich noch nie so verdammt hilflos und ausgeliefert gefühlt.

„Ist alles ok, Dean? Soll … soll ich ihn wieder raus-“

Sam hielt überrascht inne, als Dean seine rechte Hand hob, sie in seinen Nacken legte und ihn zu sich heran zog, und der Ausdruck in Deans Augen jagte ihm einen Schauer über den Rücken.

„Halt die Klappe und küss mich.“

Sam lächelte erregt und nickte, presste seine Lippen auf Deans, schob seine Zunge in Deans Mund und küsste ihn, und er konnte spüren, wie die unerträgliche Spannung in Deans Körper langsam nachließ, und er sich löste.

So war es besser.

Sam lockte Deans Zunge in seinen Mund, packte Deans Hüften ein wenig fester und begann, so sanft und vorsichtig wie möglich, seine Hüften kreisen zu lassen.

Es war einfach unglaublich.

Dean war, gelinde gesagt, ein wenig überfordert, als Sam anfing, sich in ihm zu bewegen, und er von der einen auf die andere Sekunde vergaß, dass er je Schmerzen gehabt hatte.

Das – das war ja … Dean fand noch immer keine Worte.

„Ah … Sam …“

Sein Name, direkt an seinen Lippen geflüstert, und das in Kombination mit einem Laut, der weniger ein Stöhnen als dahin gehauchte Ekstase war, löste ein sehr viel intensiveres Gefühl der Erregung in Sam aus, als er jemals für möglich gehalten hätte, und es kostete ihn eine unheimliche Überwindung, sich zusammenzureißen und weiter Rücksicht auf Dean zu nehmen.

Er stieß weiterhin ganz sanft zu, hob seinen Kopf, um Dean ins Gesicht sehen zu können, und lächelte, weil er ganz genau sehen konnte, wie sehr es Dean gefiel.

„Mnh …“

Dean stöhnte leise, leckte sich über die Lippen und spreizte unbewusst die Beine so weit wie möglich, damit Sam fester zustoßen konnte, und Sam verstand die stumme Aufforderung und trieb seine Hüften etwas schneller und kraftvoller gegen Dean.

Deans eben noch so leises Stöhnen wurde beständig lauter, seine Stimme verursachte Sam nicht nur eine Gänsehaut, sie machte ihn komplett wahnsinnig, und er stieß immer schneller und härter zu, ohne daran zu denken, dass sie es schon viel zu lange nicht getan hatten, und es auf diese Art das erste Mal für Dean war.

Dean gab ein hilfloses Japsen von sich, das ihm unter anderen Umständen möglicherweise peinlich gewesen wäre, in diesem Fall schien es ihm aber ganz angebracht zu sein.

Was machte Sam bitte gerade mit ihm?

Wollte der ihn – auf diese unsagbar angenehme, fabelhaft erregende, einfach nur scharfe Art und Weise – etwa umbringen?

„Sam …“

Dean hielt sich an Sams Schultern fest, das klatschende Geräusch, das jedes Mal ertönte, wenn Sam sich in ihn stieß und Sams Haut auf seine traf, war beinahe zu viel für ihn, und er spürte seinen Orgasmus mit unerträglicher Unausweichlichkeit auf sich zu rasen.

Er wollte jetzt noch nicht kommen.

Er wollte, dass es verdammt noch mal ewig so weiter ging.

„S-Sam … ich …“

Sam hielt in seinen Stößen inne, sah Dean in die Augen und zog sich sofort aus ihm zurück.

„Oh Gott!“

DAS hatte Dean definitiv nicht gewollt.

„Bist du verrückt?!“

Dean hätte sich ausführlicher beschwert, aber Sams Mund versiegelte ihm die Lippen, küsste ihn lang, tief und entschieden leidenschaftlich, bevor er ihn wieder freigab, und Sam Dean sanft aber bestimmt auf den Bauch drehte, er sich über ihn beugte und ihn auf die Wange küsste.

„Nur nach dir …“

Blöder Spruch, aber Dean war zu sehr darauf erpicht, Sam wieder in sich zu haben, als dass er sich beschwert hätte.

Dean ging auf die Knie, spreizte ganz automatisch die Schenkel für Sam und bettete seine Stirn auf seine verschränkten Unterarme, bevor er die Augen schloss und darauf wartete, dass Sam ihn wieder in Besitz nahm.

Das Gefühl, als Sam in ihn eindrang, war diesmal sehr viel anders als beim ersten Mal, es war verdammt noch mal himmlisch, und Dean war beinahe geneigt, sich einzugestehen, dass es auch so herum gar nicht mal so schlecht war.

Dann war Sam ganz in ihm, stimulierte seine Prostata, Sams Hand schloss sich um seine Erektion, und Dean konnte sich nichts mehr eingestehen, weil er ganz einfach nicht mehr denken konnte.
 

Sam biss die Zähne zusammen und schloss die Augen, er streichelte fahrig über Deans Rücken, pumpte ihn im Rhythmus seiner Stöße und versuchte nicht daran zu denken, wie unglaublich heiß und eng Dean war, weil dann alles nur noch viel Schlimmer wurde – schlimmer im positiven Sinne – und er seinen Höhepunkt so hastig nahen fühlte, dass ihm davon schwindelig wurde.

„Dean …“

Dean erzitterte leicht, als er Sam seinen Namen stöhnen hörte, drängte sich Sams harten Stößen entgegen und versuchte, den letzten Rest Verstand zusammen zu halten, der ihm noch geblieben war – vergeblich.

Sams Stöße nahmen weiter an Intensität zu, in Deans Kopf machte etwas leise „Puff“, und sein Körper sich dementsprechend selbständig.

Mit Ausnahme von Sams Körper und den Lauten der Lust, die er in rascher Folge hervorstieß, nahm Dean kaum noch etwas um sich herum wahr.

Weder das leise Quietschen der gemarterten Matratze, noch das Zwitschern der Vögel draußen vor dem Fenster drang in sein Bewusstsein – das war wirklich allein Sam vorbehalten.

Dean gewöhnte sich allmählich an das ungewohnte Gefühl, Sam in sich zu haben, begann, sich Sam so gut es ging entgegen zu stoßen, und stöhnte hilflos, als Sam seine Hand von seiner Erektion löste, um auch diese an seine Hüfte zu legen und seine Finger fest in Deans erhitzte Haut zu drücken.

Sam riss Dean seinen Stößen entgegen, er schien mit jedem neuen Stoß tiefer in Dean zu dringen, und Dean stöhnte sich die Seele aus dem Leib.

So gut hatte er es sich wirklich nicht einmal im Traum vorgestellt … eigentlich hatte er es sich überhaupt nicht vorgestellt.

Sam hinter ihm richtete sich auf, veränderte den Winkel, mit dem er in ihn stieß und traf seine Prostata, wieder und wieder und wieder, und Dean vergaß beinahe, zu atmen.

„SAM!“

Dean warf den Kopf in den Nacken und kam, plötzlich und hart, er zog sich ganz automatisch um Sam zusammen, machte sich so unglaublich eng, dass Sam kehlig aufstöhnte und ihm auf der Stelle folgte.

„Nhm …“

Dean verzog leicht das Gesicht, als Sam sich langsam und vorsichtig aus ihm zurückzog, er ächzte ein kleinwenig gequält, verharrte auf den Knien, um sich so wenig wie möglich zu bewegen, und Sam zog die Stirn kraus und nervös die Oberlippe hoch.

War er zu forsch gewesen?

Sam legte beide Hände an Deans Pobacken und zog sie sanft auseinander, um nachzusehen, und Dean japste und verlangte zu erfahren, was zum Teufel er da machte.

Sam erwiderte nichts, beugte sich vor und drückte einen Kuss auf Deans rechte Pobacke, was Dean prompt verstummen ließ, und Sam die Gelegenheit gab, sich eingehend mit Deans … Po … zu beschäftigen.

Er strich mit dem Zeigefinger ganz vorsichtig über Deans Anus, Dean gab einen zischenden Laut von sich, und Sam drückte seine Lippen auf die gemarterte Stelle, ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken.

„Sam!“

Dean wusste gar nicht, wohin mit all den Emotionen, die Sams unerwartete Handlung in ihm auslöste; er bekam eine Gänsehaut, kämpfte heldenhaft ein Schaudern nieder, stöhnte und biss die Zähne zusammen, als er Sams warmen Atem an dieser neuerdings so empfindsamen Region spürte.

„S-Sammy?“

Deans Augen weiteten sich ungläubig, als Sams Lippen sich leicht öffneten, Sam ihn erneut dort küsste, und ein süßes Prickeln von Deans Anus in den Rest seines Körpers ausstrahlte.

Was denn jetzt noch?

„Hah …“

Sam spreizte Deans Pobacken sanft noch ein wenig mehr, schob seine Zunge vor, leckte über Deans Anus, und obwohl Deans Stöhnen vom Kopfkissen gedämpft wurde, reichte es völlig aus, um Sam zu mehr anzuspornen.

Er ließ seine Zunge zwischen Deans Pobacken sanft auf und ab gleiten, leckte immer wieder vorsichtig über seinen Eingang, und Dean war mehr als froh, dass Sam nicht sein Gesicht sehen konnte, weil allein der Gedanke an das, was Sam da mit ihm machte, ihm die Röte in die Wangen trieb – und wann war ER bitteschön zuletzt rot geworden?!

Sam ließ seine Zunge an Deans Öffnung kreisen, das unanständige Geräusch, das dabei ertönte, ließ ihn erschaudern, und Dean wurde noch ein wenig röter, während sein Körper dazu ansetzte, eindeutig positiv auf diese ungewohnte Behandlung zu reagieren.

Das konnte doch jetzt nicht angehen!

„Sam …“

Dean leckte sich über die Lippen, Sams Zunge schickte eine prickelnde Sensation nach der anderen durch ihn hindurch, und dann wurde er wieder hart.

„Ah … Sam!“

Sam lächelte zufrieden in sich hinein, schloss seine Hand um Deans aufragende Erregung, begann sofort damit, ihn zu pumpen, und zwang sich selbst, nicht allzu genau darüber nachzudenken, was er hier gerade machte.

Augenscheinlich war seine Hemmschwelle, was intime Aktivitäten mit Dean anging, nicht länger existent.

Sam beschleunigte die Bewegungen seiner Zunge, Dean krallte seine Finger ins Bettlaken und keuchte überwältigt.

Was war denn plötzlich los?

„Nh … mhm …“

Dean presste die Lippen aufeinander, Sams Zunge wurde immer … zudringlicher … und Dean wusste nicht, wie lange er das noch aushalten würde, ohne wahnsinnig zu werden.

Was war denn nur in Sam gefahren? – Viel zu lange nicht Dean vermutlich.

Dean grinste schwach, dann wagte Sam einen unerwarteten Vorstoß, Dean hatte das Gefühl, von innen nach außen zu zerschmelzen, er wurde so hart, dass es wehtat, und Sams Hand an seiner Erektion versetzte ihn noch zusätzlich in Ekstase.

Er hielt diesen Zustand ein paar Minuten durch, dann kniff Dean die Augen zu, ein Feuerwerk explodierte hinter seinen geschlossenen Lidern, und er sah Sterne, als er kam, nicht ganz so hart wie beim ersten Mal, dafür aber sehr viel intensiver.

Dean stöhnte leise ins Kopfkissen, als er wieder einigermaßen bei sich war und streckte sich auf der Matratze aus, gab ein wohliges Brummen von sich, als Sam sich zu ihm legte und ihn in den Arm nahm.

Postkoitales Rumgeschmuse war gar nicht mal so schlecht – erst recht, wenn einem ein kleinwenig der Hintern wehtat und seine bessere Hälfte das soeben äußerst hingebungsvoll auf äußerst unerwartete Art und Weise gut zu machen versucht hatte.

„Alles ok mit dir?“

Dean nickte lediglich auf Sams ohnehin eher rhetorisch vorgebrachte Frage, öffnete träge das linke Auge, um Sam anzusehen, und grinste schließlich leicht.

„Du überraschst mich wirklich immer wieder, weißt du das, Sam?“

Dean sah Sam verwundert blinzeln, rutschte dichter an ihn heran und schlang beide Arme um ihn, bevor er sich zu einer Erklärung herabließ.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich so triebgesteuert bist, dass du über einen Invaliden herfällst … von mir erwarte ich sowas, ja, aber von dir eher doch nicht … und dass du dann auch noch … also, du weißt schon …“

Sam räusperte sich ein wenig verlegen, strich Dean über den Rücken und wusste kurz nicht, was er darauf erwidern sollte.

Irgendwie hatte Dean schon Recht – so kurz nach Deans Genesung war es ein kleinwenig unangebracht gewesen, über das Stadium unschuldiger Fummelei hinaus zu gehen, und Dean nach seiner zweiten Attacke jetzt vermutlich über die Maßen erschöpft.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Sammy.“

Dean drückte Sam einen sachten Kuss auf die Wange und schloss die Augen.

„Das mit der Rollenverteilung und deinem Fetisch für merkwürdige Praktiken klären wir, wenn ich wiederhergestellt bin.“

Sam nickte stumm, betrachtete Deans entspanntes Gesicht, und grinste verhalten.

„Gefallen hat es dir aber schon, oder?“

Dean gab so etwas wie ein Hüsteln von sich und antwortete nicht, und Sam gab sich damit zufrieden. Ein Hüsteln war in diesem Fall aussagekräftig genug.

Sam sah Dean beim Einschlafen zu, beobachtete versunken, wie er im Schlaf leicht die Nase kraus zog, als es ihm zu kühl wurde, und zog die Bettdecke über Dean und sich selbst.

Er ließ seine Fingerspitzen über Deans nackte Schulter und sein Schlüsselbein streichen, biss sich auf die Unterlippe, als Dean davon eine Gänsehaut bekam und machte den Hals lang, um seine Lippen darüber streichen zu lassen.

Dean murmelte im Schlaf leise Sams Namen, brummte wohlig, und schlief dann still weiter, und Sam war froh, dass er sich nicht zurückgehalten hatte.

Es war ungewohnt gewesen, Dean auf diese Art nahe zu sein, ungewohnt, aber auch sehr schön, und wenn Dean nicht allzu abgeneigt war, dann würde er es auch jederzeit gern wiederholen.

Es war prickelnd, der Dominante zu sein, es war prickelnd, das Tempo zu bestimmen, und es war einfach unvergleichlich, Dean vor sich knien zu sehen und ihm zu geben, wonach er verlangte.
 


 

Okaaay, dann eben nicht Adult.

Ist mir ja wurscht ...

Barfuß

So, liebe Freunde, auf in den Kampf.

Ich hatte angekündigt, diesmal die Kommentare der letzten beiden Kapitel zu kommentieren, und weil mir leider erst hinterher eingefallen ist, was für eine Heidenarbeit das sein würde, mach ich das jetzt auch.

Seine Versprechen muss man schließlich halten.

Und los:
 

@ Bufera:

Herzlichen Glückwunsch, meine liebe Rina! Augenscheinlich kannst du zwar nicht gefahrlos Fahrrad fahren, aber Erste grölen kannste ganz wunderbar!

Viele schöne kryptische Halbsätze. Kann mir mal einer Indiana Jones vorbei schicken, damit der mir das entschlüsselt? Wahlweise auch seinen Vater oder seinen Sohn, ist mir wurscht.

Naja, wenigstens zeigst du Einsatz. Höhö.

Ich frag mich ja immer noch, was du Schluffi erzählt hast, dass der Angst vor mir hat …

Bin allerdings sehr froh, dass ich dich nicht habe schreien hören. Hihi.

Kommste mit nach Irland ins Exil?
 

@ melody_neko:

Also, die fünf Leute, die deine Kommis immer so aufmerksam und voller Freude lesen, dass sie sicherlich auch dein Buch kaufen würden, sind die irrce, die Serendipity, die Hope_Calaris, die Bufera und meine Wenigkeit.

Bin mir aber ziemlich sicher, dass es noch mehr sind!

Ich liebe deine ganzen Zitate im ersten Kommi.

Ist äußerst gut für mein Ego, wenn ich zitiert werde. Hach. Schön sowas.

Und SO viele schöne Wortspiele. Adorabel.

Ja, deinen Holz hackenden Dean bekommst du, keine Frage. Aber nicht jetzt.

Was, bei allem, was Herrlich ist, sind das für Zitate im unteren Abschnitt?!

Du kannst eine alte Frau doch nicht so verwirren!

Das mit der Adultschranke kann ich dir auch nicht erklären, das geht über meinen Horizont.

Ich habe meinen Glauben an das System schon lange verloren.

Deine Gefühle, was DSDS und den faltigen Mann (vielen Dank, dass du ihn nicht beim Namen genannt hast!) betrifft, teile ich voll und ganz.

Ereifern wir uns gemeinsam!
 

@ Sam_Dean:

Lass die Bufera ihre Kommis schreiben, wie sie meint.

Ich konnte ihr das auch nicht ausreden …

Und ich weiß gar nicht, was ihr alle mit der letzten Folge der dritten Staffel habt.

Noch nie was von Verdrängung gehört? Dean geht’s super, der macht mit Winnifred Urlaub auf Sardinien!
 

@ siri001:

Ich muss DA aufhören, damit ihr euch aufregen könnt, warum ich gerade DA aufhöre.

Und mit Kripke mach ich, wozu ich lustig bin – macht er doch mit Sam und Dean nicht anders!

Schön, dass ich dich bekehren konnte. Ich find auch, ein aktiver Sam hat irgendwie was.
 

@ Shi-chan_:

Noch so eine Pentagramm-Hüpferin.

Hüpft ihr im Verein, oder ist das Zufall?

Und ich hab mir sagen lassen, blutverschmierte Tapeten sind jetzt modisch groß im Kommen!
 

@ Todesgoettin_Hel:

Eigentlich ein Wunder, dass mir noch keiner von euch verblutet ist.

Ernährt euch ja richtig, damit ihr den Blutverlust wieder ausgleicht!

Immer diese einseitigen Vorlieben! Wo Allah, in seiner grenzenlosen Weisheit doch die Vielfalt liebt!
 

@ Himchen:

Die kleinen Kätzchen sind doch erst ein paar Tage alt, da quieken die noch. Hihi. Quieken.

Und ich war mir auch sicher, dass das Kapitel Adult wird. So kann man sich irren.
 

@ AnimeFaan:

Was ich nicht kann? Leute umbringen. Das kann ich nicht.

Und was soll das bedeuten: Wie kann ich euch sowas nur antun?

Soll ich nicht mehr sowas schreiben, oder wie?
 

@ Shaitan:

Na, ich finde, es wurde langsam mal Zeit, dass die zwei Hübschen die Rollen tauschen.

Natürlich gehört Dean im Prinzip nach oben, aber unter gewissen Umständen …
 

@ DemonOfFear:

Arielle?! xD

Der arme Sam! Das geht jetzt aber doch zu weit!

Und scheinbar kennst du mich nicht so gut, wie du gedacht hast … ehehe.

Habe ja mal total da weiter gemacht, wo ich abgebrochen hatte und für kollektive Sprachlosigkeit im meinem Kommi-Forum gesorgt. Ehehe!
 

@ Calysto:

Impala sein ist doch kein Beruf, das ist eine Berufung!
 

@ kikischaf:

Ich liiiebe Star Wars!

„Du liebst ihn!“ – „Aber ja …“ – „Öhm … ok! Wenn er zurückkommt – dann, dann werd ich euch nicht mehr im Weg sein!“ – „ … ? Aber nein, du verstehst das ganz falsch! Er ist mein Bruder!“ *smoooch*
 

@ _Sam_Winchester_:

Ohne Kommi kein Kommi-Kommi.

Aber jetzt: Glückwunsch zum ersten Platz.

Oh jaaa, Sam ist ein stilles FURCHTBAR schmutziges Gewässer! Harrr.
 

@ Hermmy:

Naja, diesmal hab ich mir ja etwas mehr Zeit gelassen, das neue Kapitel zu posten, da hoffe ich, dass du hinterher kommen konntest.

Und um das jetzt mal für die Zukunft klar zu stellen:

Ich besteche hier niemanden. Ich VERSTEHE ganz einfach nicht, nach welchen Kriterien die das als Adult ausweisen.
 

@ J2:

Ich erhöre grundsätzlich die Gebete meiner Leser – es sei denn, sie gegen mir ganz furchtbar gegen den Strich, dann stell ich mich taub.
 

@ Lyafe:

Ich liebe deine Kommis. Die gehen immer so schön auf die emotionale Ebene der Geschichte ein. Herrlich.

Das Paket mit den Danksagungen hat mich übrigens prompt zu Boden geschickt, aber Sam und Dean haben es mit vereinten Kräften von mir runter gehievt und mich zum Trost zum Eisessen eingeladen.

Danke dafür! ;)
 

@ --Fanny--:

Auch hier kann ich nicht sagen, wann das mit der Wasserschlacht stattfinden wird. Geplant ist es aber definitiv.
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Ich wundere mich doch sehr, dass ihr euch noch immer wundert, wenn ich an solchen Stellen unterbreche. Langsam solltet ihr euch dran gewöhnt haben.

Der zweite Kommi ist geradezu einzigartig in seiner Eloquenz. Höhö.
 

@ irrce:

Krieg ich zu Zeit der Zärtlichkeit denn eigentlich noch einen Kommi? Na?

Aber vielen, vielen Dank für das moko-Fähnchen.

Ich finde, das wurde auch langsam Zeit! Hihi.

Vielen lieben Dank für deinen Kommi! :P
 

@ Chie-chan:

Ich verstehe deine Einstellung zum devoten Dean, ich verstehe sie wirklich, aber allein schon aufgrund der Tatsache, dass es langsam aber sicher langweilig wurde, einen devoten Sam zu schreiben, musste es dieses eine Mal andersherum sein.

Wie hat’s dir denn nun gefallen?

Und fabelhaft übrigens, dass du alles aus dir raus geholt hast! ;)
 

@ Silaya-Hien:

Nun mal keine Aufregung, du siehst doch, dass das geht!
 

@ Serendipity & Hope_Calaris:

Ich strafe euch mit Nichtachtung. So, das habt ihr jetzt davon
 


 


 

Oder nein, ein Gegenschlag ist lustiger:

Sam ist vielleicht groß, aber er ist NICHT grün. Schonmal dran gedacht, dass der sich irgendwo am Steg festhalten kann, während er Dean hievt? Muss ich euch denn alles vorkauen?

Dafür bleibt er jetzt auch hübsch hier bei mir. Da Sammy, nimm noch nen Keks, guter Junge.

Und wenn ich das will, dann wächst Sam sich jetzt zum großen Ober-Seme aus.

Größer als Dean ist er ja sowieso. So.
 

@ killerniete21:

Ich sende dir hiermit einen Fächer, damit du dich fächern kannst, wenn dir das nächste Mal zu heiß wird!
 

@ X5-494:

Und noch ein Fächer! *werf*
 

@ Hope_Calaris:

Jetzt tu doch bitte nicht so unschuldig! Du wolltest doch, dass ich das mit der Zunge schreibe, nun hab dich auch nicht so!
 

@ Jay-chan:

Wahooo, neue Kommi-Schreiberin! Willkommen, du armes, viel beschäftigtes Wesen! Seit dem 20.12.2007 nicht EIN Mal Zeit gehabt, einen Kommi zu schreiben, na, da bin ich jetzt aber doppelt und dreifach froh, dass du es diesmal geschafft hast! Höhö.

Lag’s an dem devoten Dean, dass du dich aufraffen konntest?

Naja, wie auch immer: Willkommen auf meinem Traumschiff!
 

@ beltane:

Solche Lobeshymnen, da werd ich ja rot! ^-^

Vielen Dank für Weihrauch, Myrre und den Tempel.

Ich hoffe doch, dein Hirn arbeitet inzwischen wieder, wie es soll?
 

@ Pheubos & Snoopy:

Weg mit den Klammern, willkommen im Sonnenschein!

Müsst euch keine Sorgen um euer Weltbild machen, ihr Zwei.

Kann mir auch gar nicht vorstellen, wie das vonstatten gehen sollte, dass Dean sich so einfach fügen und ab jetzt immer unten liegen würde … Also könnt ihr euch entspannen!
 

@ Serendipity:

Meinst du nicht eher, dass ich dich daran erinnern soll, nicht mehr neben der guten Rina zu sitzen, wenn SIE so etwas liest? *grin*

Jaaa, auf nach Irland, alle zusammen! Da sind Männer noch Männer, da trinken sie Whisky und tragen Heuballen!

Bin sehr stolz auf dich, dass du den Kommi noch rechtzeitig verfassen konntest!

Und was war das mit der Sarah? Was soll ich wann schreiben? Höh?
 

Puh. Kurz genug. Gott sei Dank.

Ab damit und viel Spaß beim Lesen!
 

moko-chan
 


 

„Bist du sicher, dass du dazu schon wieder fit genug bist?“

Dean warf Sam einen genervten Blick inklusive hochgezogener Augenbraue zu, packte sein Shirt mit beiden Händen im Nacken und zog es sich über den Kopf.

„Wenn ich fit genug bin, um dir und deinen linguistischen Attacken Stand zu halten, mein lieber Sam, dann bin ich auch fit genug, um ein bisschen zu schwimmen.“

Dean grinste, als Sam rot wurde, ließ sein Shirt auf den Steg fallen, knöpfte seine Jeans auf, zog den Reißverschluss hinunter, und Sam beschloss, dass es schlicht dämlich wäre, ihm sein Vorhaben auszureden.

Er beobachtete, wie Dean sich in einer fließenden Bewegung die Jeans von den Hüften schob und zu Boden sinken ließ, sah zu, wie Dean einen Schritt beiseite aus dem Denim-Haufen heraus und sich gerade machte – und war ehrlich froh, so ein kluges Köpfchen zu sein.

Dean bemerkte, dass Sam ihn ansah, wandte sich ihm zu, und sah dann sicherheitshalber vorerst davon ab, seine Shorts auszuziehen.

Sams Blick war nach wie vor waffenscheinpflichtig und momentan ein kleinwenig zu viel für Dean.

„Guck mich nicht so an, ich bin nicht in der Verfassung für deine schmutzigen Gedanken!“

Deans Tonfall war weniger anklagend als überfordert, und Sam biss sich verschmitzt grinsend auf die Unterlippe und zog sich dann zur Antwort sein eigenes Shirt aus.

Deans Blick, als Sam wieder freie Sicht hatte und die Arme sinken ließ, war mindestens so anzüglich, wie es sein eigener gewesen sein musste, und Sam hatte dementsprechend keinerlei Hemmungen, die ohnehin lächerlich geringe Distanz zwischen ihnen zu schließen und Dean in seine Arme zu ziehen.

„Was wird das denn jetzt, wenn’s fert-“

Dean wurde mal wieder das Wort abgeschnitten, sanft aber bestimmt, Sams Hände fanden seinen Hintern und packten zu – ebenso sanft aber bestimmt – und Dean grinste in sich hinein, packte seinerseits Sams verführerisches Gesäß und begann, es zu kneten.

Alles andere als sanft, aber dafür sehr bestimmt.

„Nhm …“

Sam stöhnte leise, schloss die Augen, Deans Hände sorgten dafür, dass ihm heiß wurde, eine kühle Brise auf seiner Haut sorgte für eine leichte Gänsehaut, und er selbst sorgte dafür, dass zwischen ihm und Dean kaum genug Platz zum Luftholen war.

„Hah …“

Ihre Lippen lösten sich voneinander, Dean sah Sam in die Augen und sprach aus, was er dachte.

„Wenn du jetzt auch so anfängst, kommen wir ja zu gar nichts mehr …“

Sam lachte leise, entließ Dean aus seinen Armen und knöpfte seine Jeans auf, was Dean dazu veranlasste, verspielt mit den Augenbrauen zu wackeln.

„Ich sag’s ja!“

Dean tätschelte liebevoll Sams Hintern, strich sich seine Shorts von seinem eigenen und sah todesverachtend davon ab, zunächst die Temperatur des Wassers zu überprüfen, bevor er mit einem gewagten Kopfsprung hinein tauchte.

Sam beobachtete aufmerksam die Wasseroberfläche, bis Dean prustend und schnaufend wieder auftauchte, und erst dann zog er sich selbst weiter aus und gesellte sich mit einem ebenso gewagten Kopfsprung zu Dean ins kühle Nass.

Dean hatte sich bereits ein Stück vom Steg entfernt und kraulte entspannt auf den See hinaus, und Sam folgte ihm nun aus zweierlei Gründen mit einem äußerst entschlossenen Gesichtsausdruck.

Erstens stellte er es sich ganz angenehm vor, im kühlen Wasser mit Dean herumzuschmusen, und zweitens glaubte er noch nicht so ganz daran, dass Dean tatsächlich schon wieder fit genug für diese sportliche Betätigung war.

Andererseits hatte er ihr Beisammensein vom Vortag überraschend gut überstanden und zu Sams grenzenloser Überraschung auch nicht das kleinste Bisschen über einen schmerzenden Hintern geklagt.

Sehr verdächtig eigentlich.

Er hatte nicht einmal eine Bemerkung über Sams Zungenfertigkeit oder die Singularität des Ereignisses gemacht.

Dabei hatte Sam erwartet, spätestens beim Aufwachen am nächsten Morgen einen Vortrag über männliche Tugenden und ihre Unvereinbarkeit mit servilem Betragen zu hören bekommen – natürlich weit weniger eloquent, aber nichtsdestotrotz äußerst emphatisch.

Und was war passiert? – Gar nichts.

Sam machte ein paar kräftige Züge, genoss das Gefühl, annähernd schwerelos dahin zu gleiten, und ließ Dean, der ein paar Meter vor ihm schwamm, keine Sekunde aus den Augen.

Dean stoppte plötzlich, drehte sich zu ihm um, und Sam schloss eilig zu ihm auf, im Bauch ein Gefühl leiser Panik, beruhigte sich jedoch sofort, als er sah, dass Dean lediglich auf ihn wartete.

„Das macht mich nervös, wenn du die ganze Zeit hinter mir bist – ich hab dich lieber da, wo ich dich sehen kann.“

Sam grinste, gab Dean einen feuchten Kuss – feucht wegen des Wassers – und zog ihn an sich heran.

„Ich denke, hier hast du mich ganz gut im Blick.“
 

„Wie lange hast du eigentlich noch vor, mich hier als deinen Liebessklaven zu halten?“

Sam hielt wie eingefroren dabei inne, sich die Haare trocken zu frottieren, der Steg schwankte leicht unter seinen nackten Füßen, und er starrte Dean unter seinem Handtuch heraus entgeistert an, der sich eben mit ungeahntem sportlichen Elan aus dem Wasser schob, und dabei so gelassen zurück blickte, als habe er soeben lediglich danach gefragt, was es zum Mittag gebe.

Dean ignorierte Sams Starren, griff nach seinem Handtuch, trocknete sich in aller Ruhe ab, bevor er es sich um die Hüften schlang, und ein erheitertes Glucksen von sich gab, als Sam ihn noch immer erfreulich verdattert anblickte.

„Das war ein Scherz, Sammy.“

Sam errötete leicht, fuhr damit fort, sein Haar zu trocknen, und drehte Dean den Rücken zu.

„Und ich dachte schon, du hättest es tatsächlich gemerkt …“

Dean hob ruckartig den Kopf und starrte Sams Rücken an, und war beinahe stolz auf seinen Sammy wegen dieser durch und durch gelungenen Retourkutsche.

Auf sich sitzen lassen konnte er das jetzt aber trotzdem nicht.

„Ich hab dich wohl schon zu lange nicht mehr ans Bett gefesselt, was?“

Dean sah Sam leicht zusammenzucken, grinste selbstzufrieden und trat von hinten an ihn heran.

„Für wie lange reichen denn unsere Vorräte?“

Sams Rücken überzog ein kribbelnder Schauer, als Dean mit den Fingerspitzen seine Wirbelsäule nachzog, und er legte spekulierend den Kopf schief.

„Nicht mehr allzu lange … ein längerer Urlaub war eigentlich nicht eingeplant …“, gab Sam schließlich leise zu und Dean seufzte schwer.

„War ja klar. Da kann man über eine Woche lang im Koma liegen, und selbst dann hält der Herr es nicht für nötig, einen Urlaub zu planen …“

Dean gab Sam einen Klaps auf den Hintern und ging an ihm vorbei zum Ufer, atmete tief die frische Luft ein, und versuchte das leichte Unwohlsein in seiner Magengegend beim Anblick von Bobbys altem Ford zu ignorieren.

Vielleicht sollten sie doch langsam mal in die Zivilisation zurückkehren – er vermisste sein Baby.

Was hinterließ das denn für einen Eindruck, wenn er sie tagelang unbeaufsichtigt auf Bobbys Hof herumstehen ließ?

Nein, so ging das nicht, sie mussten zu Bobby, und zwar dringend.

Dean öffnete die Tür der Blockhütte, blieb im Türrahmen stehen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, grinste leicht, als er am Kamin hängen blieb und Dean daran dachte, wie er Sam am Morgen beim Holzhacken hatte beobachten dürfen.

Wirklich ein äußerst ästhetischer Anblick, den Sam da abgegeben hatte … die leicht gebräunte Haut ein wenig verschwitzt, die Haare so richtig schön plüschig und ein wenig vom Winde verweht – und er hatte es sogar fertig gebracht, das Holz klein zu machen, ohne sich dabei die Hand abzuhacken.

Sam war doch einfach fabelhaft.

Schade eigentlich, dass sie das frisch gehackte Holz jetzt gar nicht mehr benötigten, aber der Impala ging eindeutig vor.

Wer konnte schon sagen, was alles kaputt gegangen war, als Sam so leichtsinnig beschlossen hatte, ausgerechnet dann eine Vision zu bekommen, wenn er gerade am Steuer saß?

Dean beschloss, es auch weiterhin so zu handhaben, dass Sam nur im äußersten Notfall die Schlüssel bekam – wo waren die eigentlich?! – und ansonsten weiterhin er das Lenkrad in der Hand behielt.

Sie mussten ja nicht gleich sämtliche Naturgesetzte auf einmal außer Kraft setzen.

Sam und sein Auto vertrugen sich einfach nicht, und Dean wollte nun wirklich niemanden zu etwas zwingen, zu dem er – oder sie – nicht bereit war.
 

Bobbys Schrottplatz lag still in der abklingenden Hitze des Nachmittags, als Sam den Motor des Fords abstellte und den Schlüssel aus dem Schloss zog.

Es war eine angenehme Stille, irgendwo zirpten ein paar Grillen, die Sonne stand tief und warf ihre Strahlen gegen die ungeputzten Fenster von Bobbys Haus.

Es war eine Stille, die nicht sonderlich lange anhielt.

Lautes, glückseliges Hundegebell erklang, sobald Sam und Dean aus dem Wagen ausgestiegen waren und die Autotüren hinter sich zugeschlagen hatten, ein schwarzer Kugelblitz schoss über den Platz, Dean wurde angesprungen – nicht angesprungen, umgesprungen – fand sich flach auf dem Rücken liegend wieder und wurde hingebungsvoll abgeleckt, während der inzwischen ausgewachsene McClane so heftig mit dem Schwanz wedelte, dass er sich beinahe selber zu Fall brachte.

„Nicht – bwah! Dummer Hund! Irgh! Hör sofort auf! Aus!“ war Alles, was Dean für die nächsten 5 Minuten hin und her gerissen zwischen leisem Ekel und unfreiwilliger Zuneigung wegen dieser feuchtfröhlichen Begrüßung von sich gab, während Sam daneben stand und lauthals lachte.

Der glaubte wohl, der könne sich alles erlauben, bloß weil er jetzt das eine Mal oben gewesen war – aber Dean würde ihm schon noch zeigen, was er von solch einem Verhalten hielt!

Er schaffte sich McClane vom Hals, stand auf und klopfte sich den Staub aus seinen Klamotten, dann klappte Bobbys Haustür, und der Hausherr höchstselbst schritt über seine Veranda auf sie zu.

Dean vergaß sein Ungemach über McClanes übertrieben erfreute Begrüßung, ging ihm entgegen, um ein männliches Schulterklopfen mit Bobby auszutauschen, und sich sagen zu lassen, dass es schön sei, ihn gesund und munter zu sehen.

Aus Bobbys Mund war das so ziemlich die größte Zuneigungsbekundung, die man erwarten konnte.

Sam kam hinzu, auch ihm wurde zur Begrüßung die Schulter geklopft, dann bat Bobby ihn und Dean mit McClane als Geleitschutz ins Haus.

„Ich hab mir den Impala angesehen …“ sprach Bobby sofort das dringlichste Thema an, nachdem Sam und Dean an seinem Küchentisch Platz genommen hatten, und Dean blickte ihn angespannt an, während er eine Tasse frisch gebrühten Kaffees eingeschenkt bekam.

„Allzu viel ist nicht kaputt, ich hab auch schon die nötigen Ersatzteile besorgt und -“

Bobby hielt inne, als Dean kurz verdächtig danach aussah, als wolle er ihm um den Hals fallen, und sprach dann gelassen weiter, als es zu seiner Erleichterung bei einem Verdacht blieb.

„… Wenn du dir bei der Reparatur von Sam helfen lässt, dann dürfte es auch nicht allzu lange dauern, bis der Wagen wieder läuft.“

Dean nickte eifrig – ein seltener Anblick, Sam verspürte prompt ein Aufflackern von unlauteren, momentan recht unangebrachten Emotionen – und griff dann selig grinsend nach seiner Kaffeetasse.

„Gut. Ich kann’s gar nicht erwarten, wieder hinterm Steuer zu sitzen …“

Bobby und Sam tauschten einen kurzen Blick, Beiden war klar, wie froh der jeweils Andere war, dass Dean es auch diesmal wieder heil überstanden hatte, dann bettete McClane seinen Kopf in Deans Schoß, wedelte entspannt mit dem Schwanz, wurde zur Belohnung hinter den Ohren gekrault und schnaufte hingerissen.

„Der ist verdammt groß geworden …“, stellte Dean beiläufig fest, trank einen Schluck Kaffee, und begann dann, McClanes Ohren rhythmisch durch seine Finger gleiten zu lassen, was McClane dazu veranlasste, zufrieden zu grunzen und die Augen zu schließen.

„Ja, das ist er. Und er frisst wie ein Scheunendrescher … hätte ich eigentlich erwarten müssen, bei einem Hund, den du mir anschleppst.“

Bobby grinste über Deans fuchtigen Blick, rückte seine Schweinchenmütze zurecht und schenkte Sam Kaffee mit einem großzügigen Schuss Milch nach.

„In welchem Zustand ist eigentlich meine Jagdhütte?“

Super süß und super sexy

Ääääh, ja.

Ich fühl mich noch immer nicht ganz erholt nach der vergangenen in höchstem Maße enttäuschenden Kino-Nacht, und hoffe, man möge es mir verzeihen, wenn die Kommi-Kommis ein wenig zu wünschen übrig lassen.

Oh, Indie. *schweres, zutiefst betrübtes Seufzen*
 

@ Sam_Dean:

Das scheint sich ja zur Routine auszuwachsen, dass du meinen Liebsten den Erstööö-Schrei verwehrst. Schändlich sowas.
 

@ Serendipity:

Michael Weatherly hat aber auch ein sehr einnehmendes Wesen, da versteh ich, dass du dich hast ablenken lassen.

Schön, dass dir das Kapitel so gut gefallen hat. Ich hoffe, dieses hier kann dich noch ein wenig mehr über „den Film, dessen Titel nicht genannt werden darf“ hingwegtrösten!

Finde es übrigens äußerst löblich, dass du die Menschheit nicht blind in ihr Verderben rennen lässt!

Warne nur, ich steh da voll hinter dir.
 

@ melody_neko:

Vielen, vielen Dank für all die armen Menschen, die du mir in die Knechtschaft getrieben hast!

Und ich, als alte, ehrwürdige Frau mit göttlichen Tendenzen stehe über dem Sie, aber danke, dass du nachgefragt hast! ;)

Grüner Sammy = Hulk. Groß und grün. Alles klärchen?

Was an „frottieren“ so lustig sein soll, kann ich dir aber auch nicht sagen.

Und dass die Anleitung für den planlosen Kommi-Schreiber von der irrce stammt, hat dir ja die Bufera schon mitgeteilt …
 

@ _Isi-chan_:

Ahaaa! Ein neuer Galeerensklave!

Ihr habt doch nicht ernsthaft gedacht, mein Traumschiff gleitet von ganz allein schwerelos durchs Winchester-Universum? Nein, nein, das ist alles nur dank meiner geliebten Galeerenskl- … ich meine natürlich Kommi-Schreiber möglich!

Willkommen, willkommen!

An Cocktails kann ich übrigens den Tommy diese Woche ganz besonders empfehlen.

Er schmeckte auch sehr viel männlicher als Kinkas, von dem ich leider schon wieder den Namen vergessen habe …
 

@ --Fanny--:

Also, ich kann mir was Anregenderes vorstellen, als Dean mit Hundesabber im Gesicht, aber jeder das Ihre …
 

@ _Sam_Winchester_:

Wie kann man denn bitte McClane vergessen?! So lange, wie der schon Filme macht, tss.
 

@ Silaya-Hien:

Dieser Graupapagei ist mir äußerst sympathisch. Dein Vater hingegen ist mir suspekt. Ein erwachsener Mann, der Supernatural guckt? Höh?
 

@ irrce:

Das ist doch mal wieder ein wunderhübsch langer, aufs Kapitel bezogener Kommentar, wie ich ihn liebe!

Habe neulich festgestellt, dass ich das mit der Augenbraue auch manchmal kann. UND mein Grübchen links sitzt tiefer, wenn ich abwertend das Kinn anziehe, als wenn ich fröhlich in die Gegend grinse. Es sind also quasi zwei voneinander unabhängige, gebrauchsbedingte Grübchen.

Wollt ich nur mal gesagt haben.

Aus irgendeinem ominösen Grund will ich Riesenmotten auftauchen lassen, wenn ich daran denke, wie wundervoll langsam du Dean dereinst ausgezogen hast.

Kennt zufällig jemand eine Legende über sowas?
 

@ Lyafe:

Wiesooo hat McClane deine verwerfliche Abneigung gegen Hunde verstärkt? Der ist doch sooo putzig! Und ein bisschen dumm! Er ist quasi ein Winchester!
 

@ Bufera:

Nach Italien fahr ich aber nur im Herbst und Winter, sonst krieg ich wieder Sonnenallergie.

Ansonsten stell ich mir das ganz hübsch vor, da hast du Recht.

Hach ja, ich bin ja sooo tolerant – deswegen verstehen wir uns auch so gut!

Und weil wir uns so gut verstehen, hab ich auch an dich gedacht, als ich Dean so korrekt ausgezogen habe. Bitte sehr, gern geschehen!
 

@ Todesgoettin_Hel:

Ich verwirre dich?

Dafür weckst du (gemeinsam mit der irrce) das Bedürfnis in mir, jetzt endlich mal einen saucoolen Vampir im Ledermantel in der Geschichte auftauchen zu lassen.
 

@ kikischaf:

McClane ist ein Mischling, ziemlich groß, so wie ein Hovawart, aber nicht so schwer gebaut.

Er hat langes schwarzes Fell, eine lange, schmale Schnauze und ein Knickohr.

Zumindest stell ich ihn mir so vor.
 

@ AnimeFaan:

Noch eine Süchtige, du liebe Güte. Hehe.

Dann mach ich mal fröhlich weiter, will mich ja schließlich nicht mit Entzugserscheinungen auseinandersetzen müssen.
 

@ Calysto:

Öhm … Sam? Hihi.
 

@ killerniete21:

Oh ja, dieses tolle Auto! Wenn es jetzt auch noch sparsam in seinem Benzinverbrauch wäre …
 

@ Shi-chan_:

Gräm dich nicht, ich find das mit Sardinien toll – du hast einen Insider geschaffen, sei stolz!
 

@ Himchen:

Ok, der Kommi war jetzt ein wenig kurz, also darf ich lustig zitieren!

„Ashes to ashes and dust to dust – show me the man that a woman can trust!“
 

@ Chie-chan:

Na, da bin ich ja sehr erleichtert, dass es dir trotz allem gefallen hat!

Ich hoffe auch, dass ich meinen Humor jetzt langsam wieder zusammenkratzen und hier zum Zuge kommen lassen kann.

War lange genug deprimierend düster hier.
 

@ Hope_Calaris:

Noch so ein schöner Rezensierkommi! Hach, herrlich!

Ich glaube nicht, dass Dean auch auf dem Rücken Sommersprossen hat.

Dazu müsste er seine Alabasterhaut ja tatsächlich mal in die Sonne halten, und da die sich in dieser merkwürdigen Serie, die meiner Geschichte so dreist ähnlich ist, ja nichtmal zum Schwimmen ausziehen, halte ich das doch für sehr unwahrscheinlich.

Joggen am Strand-Wunsch vermerkt!

Willst du jetzt wirklich wissen, was das über dich aussagt, dass du es magst, wenn ich Dean Sam ans Bett fesseln lasse? – Ich denke nicht.

Stattdessen bekommst du von mir jetzt noch mehr Fluff – weil du das ja so dringend brauchst.
 

@ DemonOfFear:

Dean ist ein ganzer Mann UND komplett bescheuert.

Als ob das Eine ohne das Andere existieren könnte!

Meines Wissens nach ist „Der Prinz von Ägypten“ kein Disney Film.

Ist mir aber egal, weil Val Kilmer den Moses einfach mal formidabel spricht. Hach – so eine schöne Stimme!
 

@ Hermmy:

Also nur am Wochenende? Ok, vermerkt. Poste aber jetzt vermutlich ohnehin nur noch alle zwei Tage …
 

@ Shaitan:

Du fühlst dich tot? Wie überaus unschön. Ich hoffe, dich mit diesem Kapitel ein kleinwenig wiederbeleben zu können!
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Jaja, Bobby ist schon toll!

Und jetzt noch ein Zitat: „And they had these silly costumes, and this ridiculous hair, and … oh my God, you’re one of them!”
 

@ X5-494:

Jahaaa, gern geschehen! Einen Fächer sollte man immer dabei haben!

Der war mir gestern im Kino auch äußerst nützlich: Ich konnte mich befächern, als es mich vor Zorn erhitzte, empört damit wedeln und um mich schlagen, und als es ganz unerträglich wurde, hab ich ihn mir vor die Augen gehalten.

Oh, Indie.
 

Puh. Fertig.

Lesen!
 

moko-chan
 


 

„Wo ich gerade dabei bin, könnte ich doch eigentlich auch gleich noch die Zündkerzen austauschen …“

Dean tauchte aus der Motorhaube des Impalas auf und legte spekulierend den Kopf schief, bevor er ihn nach rechts drehte und Sam ansah, der bis an die Zähne mit Werkzeug bewaffnet neben ihm stand.

„Was meinst du?“

Dean war verschwitzt und mit Öl verschmiert, und Sam dementsprechend in Not, sich aufs Wesentliche – die Leiden des lieben Wagens – zu konzentrieren.

„Wenn du das willst …“, gab er schließlich betont teilnahmslos zurück, und Dean bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.

„Zeig bloß nicht zu viel Interesse …“

Mit diesen Worten tauchte Dean wieder in den Motorraum seines Impalas ab, gewährte Sam somit den herrlichsten Ausblick auf seinen in Jeans verpackten Hintern, und Sam schluckte nervös und starrte drauf, weil er im Moment einfach nichts Besseres zu tun hatte.

In den letzten drei Stunden hatte Dean sich am Unterboden zu schaffen gemacht, die Stoßdämpfer und das Hinterachsgetriebe ausgewechselt, den Auspuff ausgetauscht, ausgebeult, was auszubeulen war, und sowieso alles repariert, das einer Reparatur bedurft hatte.

Sam war froh, dass er nicht zu hören bekam, dass es seine Schuld war, dass der Impala in einem solchen Zustand war, er war froh, dass Dean ihn zumindest ein kleinwenig mithelfen ließ, aber schon als er eben neben Dean unter dem Wagen gelegen hatte, um ihm zu assistieren, war ihm der alles andere als flüchtige Gedanke gekommen, dass sie ihre Zeit auch … angenehmer verbringen konnten.

Sicher, der Impala musste repariert werden, und Sam war sich darüber im Klaren, dass Dean nicht eher wieder Notiz von anderen Existenzen nehmen würde, bis das geschehen war, aber trotzdem – es war doch einfach nicht normal, dass sie hier nebeneinander in der gleißenden Mittagshitze standen, beide in Jeans und Unterhemd, beide verschwitzt und ölverschmiert, und Dean an nichts anderes dachte als sein Auto!

War das jetzt die späte Rache dafür, dass Sam sich in Bobbys Blockhütte so schändlich an ihm vergangen hatte?

Wenn ja, dann war das ganz einfach nicht fair – immerhin hatte es Dean ja gefallen, das hatte er schließlich selbst zugegeben, und wer hatte eigentlich festgelegt, dass es allein Dean vorbehalten war, in ihrer Beziehung den Ton anzugeben?

„Ich wünschte, du könntest dein Gesicht sehen …“

Dean hatte sich während Sams aufrührerischer Gedanken wieder in die Vertikale begeben, und obwohl die verdammte Gedankenleserei zu seiner grenzenlosen Erleichterung der Vergangenheit angehörte, und endlich wieder friedliche Stille in seinem Kopf herrschte, konnte er in diesem Moment mit 95%iger Sicherheit sagen, was gerade in Sam vor sich ging.

„Warum, mein lieber Sam, tust du nicht einfach, wonach dir der Sinn steht, anstatt mir hier den sterbenden Schwan zu machen? Bei deinem Gesichtsausdruck wird ja die Milch sauer!“

Sam blinzelte, dachte kurz darüber nach, und wurde dann eilig das Werkzeug los, das er in den Armen hielt, um sie für Dean frei zu bekommen, und ihn endlich, endlich, endlich zu küssen.

Dean grinste selbstzufrieden in sich hinein, als Sam über ihn herfiel wie ausgehungert, und ihre Körper in einer vor Hitze trunkenen Umarmung aufeinander trafen.

Sam küsste ihn gierig und fordernd und ohne jede Zurückhaltung, schon beinahe grob, und Dean fühlte sich inzwischen wieder gut genug, um auf diesen Angriff angemessen reagieren zu können.
 

Sams Finger strichen ungeduldig über Deans nackte Schultern, krallten sich in die von der Sonne aufgeheizte Haut, und er stöhnte leise, als Deans Hände über seinen Rücken glitten, sein Hemd am Saum packten und sich darunter schoben.

„Nhm …“

Sam bekam eine leichte Gänsehaut, als Dean ihn zu streicheln begann und gleichzeitig den energischen Kampf um die Dominanz ihres Kusses für sich entschied.

Deans Becken presste sich seinem entgegen, ebenso heiß und drängend wie der Rest seines Körpers, seine Zunge umschmeichelte Sams überraschend zärtlich, und es hätte Sam nicht großartig verwundert, wenn Dean ihn in der nächsten Sekunde zu Boden geworfen und ihn an Ort und Stelle genommen hätte.

Irgendwie wünschte er sich sogar, dass das passieren würde.

„Ihr Zwei solltet ganz eindeutig Pause machen – ihr habt ja Beide einen Sonnenstich.“

Sam japste, befreite sich hastig aus Deans Armen und fuhr mit hochroten Wangen zu Bobby herum, der zwei Flaschen gekühlten Bieres in den Händen hielt, und dessen Miene keinerlei Hinweise lieferte, dass ihn das Schauspiel, dessen Zeuge er gerade geworden war, auch nur im Geringsten aus der Ruhe gebracht hatte.

Er öffnete eine der beiden Flaschen und drückte sie Sam in die Hand, der sich daran klammerte wie an einen Rettungsanker, bis Dean seinen Arm um seine Hüfte legte und ihn ebenso sanft wie selbstverständlich an sich zog.

Sam entspannte sich dank Deans allgegenwärtiger Nähe ein wenig unter Bobbys durchdringendem Blick, sah zu, wie auch Dean seine Flasche Bier bekam, und nahm einen genüsslichen Schluck von seinem eigenen.

„Geht aus der Sonne, ihr Helden, bevor ihr endgültig überschnappt“, wies Bobby sie in seinem gewohnt gelassenen Tonfall an, bevor er gemessenen Schrittes zurück ins Haus ging, und sie wieder sich selbst überließ.

Dean zog Sam gehorsam mit sich zur Veranda, um sich dort im Schatten auf ihre Stufen zu setzen, er legte den rechten Arm um ihn, schob sein Hemd an der Hüfte ein Stück hoch, um nackte Haut streicheln zu können, und Sam schloss die Augen.

„Bobby hat mir erzählt, was du gemacht hast, während ich im Koma gelegen habe.“

Sams Wimpern flatterten in die Höhe, er blickte Dean verwirrt an, und Dean strich ihm in einer betont gelassenen Geste das Haar aus der Stirn.

„Was ich gemacht habe?“ wiederholte Sam unsicher, und Dean zog ihn zu einem kurzen Kuss zu sich heran, bevor er direkt an Sams Lippen antwortete.

„Naja ‚wie du dich aufgeführt hast’ trifft es wohl eher – hattest du noch vor, mir zu erzählen, dass es dieser nette Barmann war, der mich niedergestreckt hat, oder fandest du das eher weniger erwähnenswert?“

Sam biss sich auf die Unterlippe und erwiderte nichts, und Dean nickte langsam.

„Verstehe. Ich hoffe doch, du hast ihn nicht umgebracht?“

Sam schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf, und Dean las ihm am Gesicht ab, was ihn beschäftigte.

„Es ist schon ein wenig bedenklich, wie wir uns benehmen, wenn wir nicht mehr unter der Fuchtel des Anderen stehen, hm?“

Deans Stimme klang ein wenig belegt, und Sam blickte wieder auf, um ihm in die Augen zu sehen.

„Bobby behauptet, allein sei jeder von uns Beiden eine größere Gefahr für die Menschheit, als es jeder Dämon je sein könnte … irgendwie befürchte ich, dass er da gar nicht mal so Unrecht hat …“

Sam sagte immer noch nichts, nichtmal, als Dean seine Hand nahm, und langsam aber sicher machte Dean das nervös.

„Ist da noch was, was du Bobby oder mir nicht erzählt hast?“

Sam schüttelte den Kopf und trank noch einen Schluck von seinem Bier, das angenehm kühl seine Kehle hinab rann.

Er wollte jetzt nicht daran denken, wie es gewesen war, ohne Dean an seiner Seite – wie er gewesen war.

„Sag irgendwas, Sammy. Ich seh dir doch an, dass du was hast!“

Sam runzelte die Stirn, stellte seine Bierflasche rechts auf dem ausgeblichenen Holzboden neben sich ab und verschränkte unwillig die Hände.

Er wollte tatsächlich nicht darüber sprechen.

Da Dean das aber scheinbar wollte, hatte er wie so oft nicht wirklich die Wahl.

„Ich … naja … es beunruhigt mich, wie ich mich ‚aufgeführt’ habe. Nichts hatte in meinem Kopf mehr Platz, nur der eine Gedanke, dass ich dich zurückholen musste … Ich war völlig … abgeschottet … ich habe nur noch funktioniert. Mir war einfach alles egal. Diesen Matt habe ich einfach auf der Straße liegen lassen, nachdem ich ihn exorziert hatte – ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist. Dabei konnte er doch gar nichts dafür.“

Dean schluckte trocken, fing wieder an, Sams nackte Hüfte zu streicheln, um ihm ein wenig Halt zu geben, und erreichte doch nur, dass zu Sams schlechtem Gewissen ein Gefühl beschämter Erregung hinzukam.

„Manchmal hab ich wirklich Angst vor dem, was mit mir passiert, Dean. Ich weiß nicht, was ich tue, wenn du irgendwann-“

„Wenn? Falls, mein lieber Sam, FALLS“, unterbrach Dean mit erzwungener Ruhe Sams emotionale Offenbarung und knuffte ihn liebevoll, „Begreif doch endlich mal, dass du viel besser bist, als du denkst. Du wirst auch ohne mich hervorragend zurechtkommen, FALLS du das irgendwann musst – und es besteht nun wirklich keinerlei Gefahr, dass du zur dunklen Seite der Macht überläufst, junger Jedi.“

Sam lächelte schwach, schloss wieder die Augen und lehnte sich an Dean, der den Arm um ihn legte, und sie Beide wussten, dass das eine Lüge war.

Sam würde vielleicht nicht alles verraten, was ihnen heilig war, wenn – FALLS er Dean eines Tages verlieren sollte, aber auf gar keinen Fall würde er ohne ihn zurecht kommen.

Er brauchte ihn ganz einfach.
 

Dean betrachtete aus dem Augenwinkel Sams angespanntes Gesicht, unterdrückte einen leisen Fluch und lehnte sich an den Holzpfeiler zu seiner Linken, der das Vordach von Bobbys Veranda trug.

Er drehte sich zu Sam herum, streckte das rechte Bein von sich, stellte das linke auf die Verandastufen, packte Sams Handgelenk und zog Sam an sich heran und in seine Arme.

Sam ließ ihn machen, weil er erstens wusste, dass Widerstand zwecklos war, und er zweitens nicht das Geringste gegen diesen Positionswechsel einzuwenden hatte; er lehnte seinen Rücken an Deans Brust, legte den Kopf in den Nacken und auf Deans Schulter, und als Dean seine Hände gleich einem Sicherheitsgurt vor Sams Bauch verschränkte, nahm das Gefühl von Unwohlsein in ihm endlich ab, und er konnte die unangenehmen Gedanken bezüglich ihrer ungewissen Zukunft verdrängen.

Dean legte seine Wange an Sams, schloss wie er die Augen und atmete ganz langsam und bewusst aus.

Wie hatte er es eigentlich früher geschafft, sich zu entspannen?

Wie hatte er es mit sich vereinbaren können, Sam nur im Notfall zu berühren, ihn nur dann zu umarmen, wenn er es wirklich nicht mehr ausgehalten hatte, ihm fern zu bleiben?

Jetzt brauchte er Sams Nähe wie die Luft zum Atmen, und Sams Körper in seinen Armen gab ihm wortwörtlich Halt – besonders wenn er ölverschmiert und ein wenig verschwitzt war, und Sam sich ein wenig schämte, weil Bobby sie beim Rummachen erwischt hatte.

Dean gluckste leise, Sam hob müde die linke Augenbraue, und Dean löste seine Hände voneinander und begann, Sam den Bauch zu kraulen.

Sam seufzte zufrieden, schmiegte seine Wange an Deans, und Dean nahm ihm vorsorglich die Bierflasche aus der Hand, als er bemerkte, dass Sammy kurz davor war, einzuschlafen.

Sams Finger zuckten ein wenig, als Dean ihnen diesen Halt nahm, und schlossen sich dankbar um den Ersatz, den Dean ihnen dafür in Form seiner Hand zurückgab.

Dean zog Sams Rechte sanft nach vorn zu Sams Bauch, hielt sie fest, während er ihn mit der Linken weiter streichelte, und Sams linke Hand auf Deans Oberschenkel rutschte und dort liegen blieb, als er wie erwartet in Deans Armen einschlief.

„Du machst mich fertig, weißt du das?“ murmelte Dean ihm versunken ins Ohr, drückte Sams Hand in seiner und lächelte, als Sam den Druck ganz automatisch erwiderte.

Dean griff nach seiner Bierflasche, nahm einen langen Zug, und schloss kurz die Augen, als er die Flasche wieder zurückstellte.

Es war so friedlich hier bei Bobby – und er mochte den alten Kerl, weil der im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten ganz genau wusste, wann er sich zurückzuziehen hatte.

So gern Dean die Lawlesses nämlich auch hatte, denen würde nichtmal im Traum einfallen, ihm und Sam eine private Minute zu gönnen, so lange sie sich unter ihrem Dach aufhielten, und sie machten Momente wie diesen, in denen Sam so sehr entspannen und abschalten konnte, dass er bei ihm einschlief, schlicht unmöglich.

Dean grinste leicht, ihm fiel ein, dass keiner seiner geschätzten Verwandten eine Ahnung hatte, wie schlecht es in den letzten Wochen um ihn bestellt gewesen war, und sein Grinsen verblasste ein wenig.

Er war sich nicht ganz sicher, ob er wollte, dass sie es erfuhren, hatte jedoch das zwingende Gefühl, dass SIE es wollen würden, wenn sie die Wahl hatten – allein der Gedanke, dass man ihm verschweigen würde, wenn einem von ihnen etwas zustieß, reichte aus, ihn davon zu überzeugen, und Dean beschloss, mit Sam darüber zu sprechen, sobald dieser aufwachte.

Sie durften sich nicht länger so gegen den Rest der Welt abschotten.

Alles auf Zucker

Puh, da bin ich … etwas verspätet, aber immerhin, und jetzt will ich auch nicht länger eure Zeit vertrödeln, sondern lege direkt los!
 

@ irrce:

Schande über dich, Schande über deine ganze Familie, Schande über deine KUH!

Soll das etwa schon alles gewesen sein?
 

@ Serendipity:

Na, ich bin doch hier nicht die Einzige, die immer fleißig Recherche betreibt, und ich hab dich ja fast unter Verdacht, dir mit deinem Kommi selbst ein indirektes Lob ausgesprochen zu haben – ein wohlverdientes, wie ich anmerken möchte!

So gewissenhaft wie irrce und du recherchiert wohl sonst niemand!

Jo? Was soll mit der sein? *pfeif*

Saure Milch, saure Milch? Ah ja … äääh … Entschuldigung?

Matt! Ja richtig! Ich muss ja noch immer meine Fehlmeldung korrigieren!

Kyle XY wird in der Tat auch weiterhin von Pro7 ausgestrahlt werden!

Guckt euch den Bengel ohne Bauchnabel an! Er hat Augenbrauen!!!

Und, wie sieht’s aus? Haste dich für ein Poster entschieden?

Ich fand das mit dem Baum toll … erinnert mich an den Macalania-Wald!
 

@ melody_neko:

Ohooo, na, dann bin ich ja gespannt, was samejima dann dereinst zu dieser Geschichte sagen wird.

Muss ich Angst haben?

Du kannst übrigens Kunais auf mich werfen, so viel du willst – meine Ninja-Bodyguards werden schon dafür sorgen, dass ich nicht zu Schaden komme.

Zu Zapped: „Ich hab auf euch gewaaarteeet!“

Das mit dem Hulk ergab sich aus dem Gemeinschaftskommi von Serendipity und Hope_Calaris, in dem sie mich endlos zugenölt haben, die Nöltanten.
 

@ Shi-chan_:

Du willst auch mal aufs Treppchen?

Tjaja, die Konkurrenz ist schon ziemlich stark, das stimmt schon.

Da musste dich wohl dopen …
 

@ Hope_Calaris:

Du bist bereit, dich Fluff hinzugeben? Aber der heißt doch Mr. Fluffy!

Du hast also das Zitat erkannt? Aber hast du denn auch das Zitat erkannt?

Da waren ZWEI!
 

@ killerniete21:

Ja, hatten wir sie nicht alle schon vermisst, die Kapitel voller Fluff und Schmelz und Zucker? Da sieht man dann auch großzügig über fehlenden – ach nein, ich hab sie ja auch gleich noch rumangsten lassen … Inhalt ist also da! Wahooo!
 

@ Silaya-Hien:

ICH will auch so einen Graupapagei, der mich vor den Leuten blamiert – obwohl, eigentlich krieg ich das auch allein ganz wunderbar hin … hm …
 

@ X5-494:

Bitte nicht mehr davon reden, ich will Indiana Jones und „der Film, dessen Titel nicht genannt werden darf“ so schnell wie möglich verdrängen.

(„Aha – Verdrängung!“)

Einen Fächer habe ich aber in der Tat auch immer dabei. Ist auch viel Platz sparender als ein Handtuch.
 

@ Lyafe:

Nja, na gut, dann will ich dir mal deine Abneigung gegen Hunde lassen.

Wir haben zu Hause eine Katze, die einen erschreckend oft an ein bösartiges kleines Gremlin erinnert, aber jetzt ist sie ja Mutti geworden, also wer weiß, ob sie nicht etwas weniger gruselig wird.

Aber: Du magst weder McClane noch Deans werte Verwandtschaft? Was soll ich denn jetzt davon halten?
 

@ DemonOfFear:

„Die passen zusammen wie Arsch auf Eimer …“

Höhö.

Ja. Endlich wieder Zucker!
 

@ Calysto:

Ich will schon allein deswegen nicht das Auto sein, weil Sam das ständig zu Schrott fährt. So ein Dasein ist mir zu gefährlich.
 

@ Bufera:

Mir völlig egal, dass du schmollst!

Diese Art von Fanservice bekommst du von mir nicht … NIEMALS!
 

@ Sam_Dean:

Ungeliebt?

Hier ist niemand ungeliebt!

Ich hab euch doch ALLE lieb!

Selbst, wenn ihr den Indie nicht mögt … aber, aber die Peitsche … der HUT!

Und was soll das heißen, ich „fange an“ mit Filmtiteln um mich zu schmeißen?

Seit Kapitel 26 hatte mit einer einzigen Ausnahme JEDES Kapitel einen Filmtitel!
 

@ Himchen:

Recht hast du! Abschottung ist niemals nicht gut, und deswegen … deswegen … nein, ich verrate nichts!
 

@ kikischaf:

Also, ein Seitenhieb sollte das eigentlich nicht werden … eher sowas wie eine Hommage.

Ich liiiebe Star Wars!

Han Solo! Jede Frau sollte einen haben! Und einen Dean … und einen Matt!
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Ja, die Schultern … die Schultern … harrr.

Und Bobbys Timing ist einfach unnachahmlich, das gebe ich zu.

Das wird er auch nicht wieder ablegen, denke ich.
 

@ Chie-chan:

Na, das hört man doch gerne, dass es dir derartig gut gefallen hat.

Und da ich unheimlich gerne Fluff schreibe, verspreche ich dir hiermit, dass es noch eine ganze Menge solcher Szenen für dich zu lesen geben wird!
 

@ _Sam_Winchester_:

Noch so eine! Unfassbar!

Was HABT ihr nur gegen diese armen Menschen? Das ist doch Deans Familie!

Tsö, ich MAG die Lawlesses und werd die so oft auftauchen lassen, wie ich lustig bin! So!
 

@ Hermmy:

Wenn du das letzte Kapitel mochtest, wird dir das hier sicher auch gefallen.

Ich musste unbedingt die ganze Ladung an Fluff loswerden, die sich bei mir in den letzten Wochen angesammelt hat!
 

@ AnimeFaan:

Ja, das stimmt. Man kann sich nicht entspannen, solange Sammy nervös ist.

Man kann ihn auslachen und sich freuen, aber entspannen kann man sich nicht.
 

@ Shaitan:

Ich lese „mottlerweile“ und freue mich – und warum? Da denk ich an Matt, Mutt und Motten. Fabelhaft.
 

@ Princy:

Ahoi, Genossin! (Ok, wo kam das jetzt her?!)

Willkommen an Bord!

Find ich aber auch, dass das nach mehreren Tagen des dreisten Schwarzlesens mal Zeit wurde, dass du dich bei mir meldest.

Ich hab doch so ungern blinde Passagiere an Bord.

Wie schön, dass du mich auf die Prozentzahl aufmerksam machst, die hatte ich inzwischen schon völlig vergessen … *hust*

Momentan bin ich mir mit mir selbst uneins, ob ich nach dem 100. Kapitel die FanFic beenden oder lediglich eine Pause einlegen soll, kann mich einfach nicht entscheiden …

Naja, ich hab ja noch ein wenig Zeit bis dahin …
 

So, in diesem Sinne: Fröhliches Lesen!
 

moko-chan
 


 

„Ach verdammt, jetzt ist das auch noch im Eimer!“

Dean blickte genervt an sich hinab, betrachtete das beeindruckende Loch am Saum seines Shirts, fuhr mit dem Daumen hinein und franste es noch ein wenig mehr aus, und Sam, der eben in seine Jeans schlüpfte, warf ihm einen flüchtigen Blick zu.

„Langsam wird es wirklich Zeit für einen Großeinkauf …“

Dean nickte grimmig, betrachtete Sams Jeans, die an den Knien genau so zerschlissen waren wie seine eigenen, und wandte sich dann wieder dem Anblick seines durchlöcherten Shirts zu.

„Naja, um den Wagen zu waschen, reicht es.“

Sam grinste schwach und nickte, freute sich still auf Deans Anblick mit einem Eimer Wasser und einem Schwamm in der Hand, über den Impala gebeugt – und wurde in die Nase gekniffen.

„Früher hast du nicht so geguckt, Sammy, da bin ich mir ganz sicher“, wurde er von Dean informiert und zu einem Kuss heran gezogen, „Gefällt mir, wenn du so guckst …“

Sam grinste verschämt, Dean entließ ihn aus seinen Armen und streckte sich genüsslich.

„Na, mal sehen, ob Bobby schon Kaffee gekocht hat.“

Die Beiden verließen Bobbys Gästezimmer, gingen den Flur im oberen Stockwerk entlang und die Treppe hinunter, mussten in der Küche angekommen jedoch enttäuscht feststellen, dass weder Bobby noch frischer Kaffee in Sichtweite waren.

Dean schnaufte ob dieser Pflichtvergessenheit ihres Gastgebers, näherte sich zielstrebig der Kaffeemaschine, und Sam registrierte irritiert, dass auch von McClane jede Spur fehlte.

Naja, vermutlich war Bobby einfach nur mit ihm vor die Tür gegangen.

Sam beobachtete, wie Dean ihnen Kaffee aufsetzte, lehnte sich neben ihn an die Küchenzeile, und gähnte verhalten.

Der letzte Tag und die mit ihm verbundene Autoreparatur waren relativ anstrengend gewesen – sinnloses Rumstehen und Werkzeug Festhalten war ermüdender, als er gedacht hatte – und die letzte Nacht hatte ihn dafür nicht in dem Umfang entschädigen können, der nötig gewesen wäre, um ihn jetzt wach in die Welt blicken zu lassen.

Dean schritt zügig zum Kühlschrank hinüber, nachdem er die Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt hatte, öffnete seine ausladende Tür und begann, seinen Inhalt auf Bobbys Küchentisch zu verteilen, während Sam an der Küchenzeile verharrte und ihn mit den Augen verfolgte.

Dean hatte ihn in der letzten Nacht beinahe dazu gebracht, sämtliche Selbstbeherrschung nicht nur aufzugeben, sondern mit Schwung von sich zu werfen, und allein McClanes hartnäckiges aber vergebliches Kratzen an ihrer Zimmertür hatte ihn daran erinnert, dass neben Dean und ihm noch andere Lebewesen mit unterschiedlich gutem Gehör im Haus waren.

So sehr Sam in der letzten Zeit auch aus sich heraus gekommen war, so war es doch nach wie vor ganz und gar undenkbar, unter Bobbys Dach mit Dean zu schlafen – schlimm genug, dass der sie beim letzten Mal, als seine Abwehrmechanismen versagt hatten, gehört hatte – dabei hatten sie da ja nichtmal richtig … also … so richtig … angedockt.

Es hatte einiger Überzeugungsarbeit bedurft, sich Dean vom Hals zu halten, und Sam fürchtete, dass er in einer der kommenden Nächte dafür würde zahlen müssen – und zwar in Naturalien.

Sam biss sich bei diesem Gedanken auf die Unterlippe, die rötelnde und rumorende Kaffeemaschine rechts neben ihm entzog sich gänzlich seiner Aufmerksamkeit, und als Dean bemerkte, dass Sam ihn fortwährend ansah, schenkte er ihm ein frivoles Grinsen, weil Sams Gesicht mal wieder viel mitteilsamer war, als ihm lieb sein konnte.

Dean war mit seinen Frühstücksvorbereitungen soweit fertig, also gesellte er sich zu Sam an die Küchenzeile, stützte seine Hände links und rechts neben Sam an eben dieser ab, und blickte aus gefährlich glitzernden Augen zu ihm auf.

„Ich mag es definitiv, wenn du so guckst, Sammy …“, schnurrte er mit irritierend tiefer Stimme, Sam beugte sich zu ihm hinunter, um ihn zu küssen – viel heftiger und gieriger, als Dean es erwartet hatte, und Deans Fingerknöchel wurden weiß, so fest presste er seine Finger gegen die Arbeitsplatte der Küchenzeile, als Sam dazu ansetzte, ihm all seine Selbstbeherrschung auf einmal wegzuküssen – und Gott wusste, dass dazu nicht viel von Nöten war.
 

„Ihr macht mir Frühstück? Nein, wie überaus zuvorkommend von euch!“

Sam und Dean blickten betont unschuldig von ihren Kaffeetassen auf, Dean schob Bobby den Brotkorb entgegen, als der sich mit einer Miene gleisnerischer Liebenswürdigkeit zu ihnen an den Tisch setzte, und Bobby machte gnädigerweise keine Bemerkung darüber, dass sie ohne ihn mit dem Frühstück angefangen hatten.

Er legte die Zeitung, die er von draußen mitgebracht hatte, rechts neben sich ab, und schnitt sich eins der Brötchen auf, die diese unmöglichen Winchester-Bengel einfach aus seinem Gefrierfach entwendet und aufgetaut hatten, ohne ihn zu fragen.

Bobby streckte seine Hand zielstrebig nach dem Honig aus, nachdem er beide Hälften seines Brötchens mit Butter beschmiert hatte, und Sam wurde ein wenig rot, als seine Aufmerksamkeit derartig auf dieses zähflüssige Naturprodukt gelenkt wurde, seine Nase rümpfte sich ein ganz klein wenig nervös, und er war versucht, sich die übrig gebliebene Hälfte seines Brötchens in den Mund zu schieben, um davon abzulenken.

Sam besann sich dann aber doch noch rechtzeitig auf das, was allgemein unter guter Erziehung bekannt war – auch wenn sein Vater ihm davon nie wirklich eine klare Vorstellung vermittelt hatte, und er sich seine Manieren quasi im Alleingang hatte zulegen müssen.

Ein Wunder eigentlich, dass er und Dean … ok, nein … dass er so ein wohlgeratener junger Mann geworden war.

Sam begnügte sich also mit dem halben Brötchen, dass er bereits gegessen hatte, und überspielte seinen Anflug von Schamhaftigkeit lieber durch den exzessiven Genuss von Kaffee.

Dean hatte natürlich bemerkt, wie sich Sams Näschen gerümpft hatte, als Bobby sich den Honig angeeignet hatte, deswegen grinste er nun verschmitzt vor sich hin, ließ seine Hand unauffällig auf Sams Oberschenkel gleiten und dort liegen.

Bobby räusperte sich leise und breitete demonstrativ die Zeitung vor seinem Gesicht aus, Sam wurde noch ein wenig röter, sah jedoch von einem ohnehin zum Scheitern verurteilten Versuch ab, Deans Hand von seinem Oberschenkel zu entfernen.

McClane, der sich seit seinem und Bobbys Betreten der Küche vorbildlich im Hintergrund gehalten hatte, kam an den Tisch getapst, blickte der Reihe nach die Zweibeiner, die an ihm saßen, an, und dank einer merkwürdigen kosmischen Fügung war Sam der Einzige, der begriff, was den Hund grämte.

Er stand also auf, bemerkte nicht einmal Deans ernstlich verstimmten Blick, und ging zu der kleinen Abstellkammer hinüber, von der er wusste, dass Bobby dort das Hundefutter aufbewahrte.

Bobby ließ ihn kommentarlos darin gewähren, seinen Hund zu füttern, zog jedoch ein wenig irritiert die Augenbraue in die Höhe, als McClane völlig untypisch zunächst seine plötzlich entfachte Zuneigung zu Sam bekundete, indem er sich äußerst hingebungsvoll an ihn schmiegte, bevor er mit der gewohnten Gier über sein Futter herfiel.

Sam setzte sich wieder und fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar, als ihm aufging, dass er sich durch seine Geste reiner Nächstenliebe Deans Zorn zugezogen hatte, und wusste sich nicht anders zu helfen, als ihm trotz Bobbys eminenter Nähe und Aufmerksamkeit einen schüchternen Kuss aufzudrücken.

Dean nahm das Friedensangebot lächelnd an, platzierte seine Hand wieder auf Sams Oberschenkel und trank in aller Ruhe seinen Kaffee aus, bevor er Sam mit sanfter Gewalt dazu nötigte, auch die zweite Hälfte seines Brötchens zu essen.

„Ach Jungs, bevor ich es vergesse …“, Bobby legte die Zeitung beiseite und stand auf, seine Stimme drang etwas undeutlich zu Sam und Dean hinüber, während er ins Nebenzimmer ging, und dort ganz offensichtlich nach etwas suchte „… wo hab ich die Viecher denn jetzt hingetan, verdammt? Ah, ja … da.“

Dean und Sam warfen sich einen irritierten Blick zu, dann kündigten Bobbys Schritte auf dem abgetretenen Holzboden seine Rückkehr an, er trat wieder zu ihnen in die Küche, in beiden Händen jeweils einen Plüschpinguin, und Dean grinste breit, während Sam sich hastig Kaffee nachschenkte.

„Die lagen auf der Rückbank vom Impala …“

Bobby streckte mit instinktiver Zielsicherheit Dean seinen Batzmaru entgegen, hielt Sam seinen Namenlosen unter die Nase, und unterdrückte ein Glucksen, als beide Jungs gleichzeitig nach ihren Kuscheltieren griffen.

Unfassbar eigentlich, dass diese Zwei tatsächlich in dem Ruf standen, dem Bösen das Fürchten zu lehren.
 

„Und wehe, ich sehe nachher auch nur einen Fingerabdruck!“

Sam nahm kommentarlos von Dean den Eimer mit Seifenwasser entgegen, begab sich zum Heck des Impalas, um dort mit ‚ihrer’ Generalreinigung zu beginnen, und fischte dort angekommen seinen Schwamm aus dem heißen Wasser.

Dean blieb, wo er war, nämlich im Angesicht seines geliebten Wagens, tunkte seinen eigenen Schwamm ins heiße Seifenwasser und machte sich dann daran, sein Baby von sämtlichen öligen und staubigen Spuren ihrer erfolgreichen Reparatur zu befreien.

Sie schäumten eine Weile lang schweigend vor sich hin, ließen ihre Schwämme in endlosen kreisenden Bewegungen über den feuchten, glänzenden Lack des Impalas gleiten, die Sommersonne spiegelte sich eitel in der schimmernden schwarzen Oberfläche, und Deans Bemühungen um die Reinlichkeit seines Autos wurden beinahe zärtlich, bis er auf halber Strecke zum Heck plötzlich mit Sam zusammenstieß.

„Pass doch auf …“, bemerkte er überraschend friedlich, das Wasser aus seinem Eimer schwappte über den Rand und auf Sams Jeans, und der blickte gelassen an sich hinab – schließlich war das Wasser warm und die Sonne schien, es gab also keinen Grund, sich aufzuregen.

„Pass du doch auf.“

Dean zog die Augenbraue in die Höhe, packte den Schwamm in seiner Hand fester, tauchte ihn energisch in seinen Eimer und presste ihn dann mit einer Miene unlauteren Vergnügens gegen Sams Brust.

„Hey!“

Sam machte unwillkürlich einen Schritt zurück, sein Blick fixierte sich auf Deans grinsendes Gesicht, sein ganzer Körper reagierte geschlossen positiv auf den Ausdruck in Deans Augen, und seine Hand beschloss höchst eigenmächtig, dass er sich zu rächen habe.

Dean wurde also folgerichtig äußerst verschwenderisch mit Seifenwasser bespritzt, hatte daran aber überraschenderweise nicht das Geringste auszusetzen.

Sein Grinsen wurde – wenn das überhaupt möglich war – noch breiter, und Sam in der folgenden Schlacht überraschend nass.

Er schüttelte sein feuchtes Haupthaar, um kein Seifenwasser in die Augen zu bekommen, kniff selbige dabei kurz zu, und war dementsprechend überrascht, als Dean plötzlich direkt vor ihm stand, als er sie wieder öffnete, und ihn mit seinem ganzen Körper an die Flanke des Impalas drängte.

„Dean?“

Sam störte sich ein kleinwenig daran, dass nun auch noch seine Kehrseite feucht wurde, ließ sich jedoch ziemlich schnell von seinem Unmut ablenken, als Dean die Reibung zwischen ihren Körpern ziemlich genau auf Hüfthöhe höchst euphorisch verstärkte.

„Du hattest Recht – wir kommen zu gar nichts mehr …“, stellte er ein wenig atemlos fest, sie ließen synchron ihre Eimer fallen, Sam presste seine erhitzten Lippen auf Deans, schloss die Augen, schlang seine Arme um Dean und ächzte leise in ihren Kuss hinein, als Dean sein Becken mit einem ungeduldigen Ruck gegen ihn stieß.

„Ja, wir sollten dringend hiermit aufhören …“, murmelte Dean ohne die geringste Überzeugung in der Stimme, und Sam nickte schwach.

„Ja, ganz dringend …“

Er lächelte gegen Deans Lippen, als sie seinen Mund wieder in Beschlag nahmen, und keiner von Beiden bemerkte Bobby, der sie von seiner Veranda aus beobachtete und ernsthaft darüber nachdachte, sie mit dem Schlauch, der sich von seiner Veranda herab in Richtung Impala schlängelte, kalt abzuspritzen.

Was war denn nur in der letzten Zeit mit diesen Bengeln los, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit übereinander herfielen?

Bobby beschloss, dass es besser für alle Beteiligten sei, wenn er sich das nicht länger ansah, machte kehrt und ging ins Haus zurück.

Dean hörte wohl, dass die Haustür klappte, als Bobby sie energisch hinter sich schloss, war jedoch zu sehr damit beschäftigt, seine Finger unter Sams nasses Shirt zu manövrieren, um seinen Verstand die Verknüpfung von Ursache und Wirkung nachvollziehen zu lassen, und Sam war so bestrebt, sich nicht anmerken zu lassen, wie geneigt er war, Dean an diesem fabelhaften Sommertag unter der sengenden Mittagssonne so ziemlich alles mit sich anstellen zu lassen, dass Bobby das Haus schon hätte sprengen müssen, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Der längste Tag

Hm, eigentlich bin ich ja momentan ziemlich müde, ausgesprochen faul bin ich sowieso, und trotzdem mache ich mich jetzt mal wieder an die unglaublich strapaziöse Aufgabe, eure Kommis zu kommentieren, meine lieben Kommi-Schreiber!
 

So bin ich zu euch!
 

@ Sam_Dean:

Glückwunsch zum wiederholten ersten Platz!

Dreistigkeit siegt!

Aber besser aufpassen musst du trotzdem: Nicht seit Kapitel 28, seit Kapitel 26 benutzte ich Filmtitel für die Kapitel!

Deine Wortwahl im letzten Kommi fand ich übrigens überaus pikant … *hust*
 

@ Silaya-Hien:

Ich WILL diesen Papagei!

Und erzähl mir nichts von rolligen Katzen … unsere war unglaublich anstrengend, und jetzt haben wir VIER kleine Katerchen zu Hause!
 

@ Himchen:

Die Verknüpfung zwischen dem Besitz eines Autos und der Unfähigkeit, sich mit etwas Anderem als seiner Libido zu beschäftigen, kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen, aber wenn du meinst …
 

@ beltane:

Ich saß vor deinem Kommi und machte „HÄÄÄH?! Wie Sam sich zu zweit verhält?! Den check ich net!“ und dann machte es pling und ich „Ahaaa! Wie Sam sich zurzeit verhält – Alles klar!“

Sowas aber auch.
 

@ Hope_Calaris:

Ich bin untröstlich, meine Liebe.

Du hättest natürlich auch einfach MICH fragen können, wann das neue Kapitel kommt, aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht …

Na, deinen Gewohnheiten will ich mal nicht im Weg stehen … habe heute auch so halbwegs beschlossen, bis zur Vergasung weiter zu schreiben – aber die angekündigte Pause brauch ich definitiv.

Und du liest Statistiken, deswegen weißt du sowas. Na klaaar.
 

@ Bufera:

Du hast jetzt EINEN Mitstreiter, und zu zweit bildet ihr keine Front, sondern eine Zwei-Mann-Armee – Und auch wenn ein Zwei-Fronten-Krieg mir nicht unbedingt behagt, vor euch hab ich keine Angst!

Außerdem würdigst du ja nicht mal den gewünschten Fanservice, den du von mir bekommst!

… Ok, das schrieb ich, bevor ich wusste, dass du das Kapitel noch gar nicht GELESEN hattest!

Unfassbar, aber echt jetzt!

Schreibst Kommis und hast das Kapitel nicht gelesen …
 

@ Shi-chan_:

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass du dich über Bobby beschwert hättest, wenn er tatsächlich so vermessen gewesen wäre, Sam und Dean eine kalte Dusche zu verpassen – korrigiere mich, wenn ich mich irre.
 

@ siri001:

Keine Panik, du hast nichts übersehen, ich hab das Kapitel erst kurz vor Mitternacht online gestellt.

Na hör mal! Der arme Bobby – so gern er die Jungs auch hat, es gibt bestimmt Dinge, die er NICHT sehen will!

Er ist schließlich kein geiferndes Fangirlie … *schauder*

Am Ende wird der arme Mann noch blind!
 

@ Lyafe:

Also, nach deinem letzten Kommi bin ich ja davon überzeugt, dass du so’n Bisschen schizophren bist.

Aber mach dir nichts draus, das bin ich auch.

Ist ja auch viel schöner, so ist man nie allein!
 

@ _Sam_Winchester_:

Richtig. Meine FanFic. Folglich kann ich machen, was ich will, das stimmt schon. Mach ich ja auch – obwohl ich jetzt doch noch mal nachfragen muss: Magst du die komplette Familie nicht oder speziell Hannah?
 

@ killerniete21:

Ich enttäusche dich wirklich nur ungern, aber mit dem Andocken dauert das noch etwas. Hab momentan so gaaar keine Lust, sowas zu schreiben.

Muss erstmal wieder unanständige Schwingungen sammeln …
 

@ Todesgoettin_Hel:

Bobbys Jugend? Bobby war NIE jung! Der ist schon mit Bart und Schweinchenmütze auf die Welt gekommen!

Jetzt erzähl mir bloß noch, Maggie Smith war auch mal jung … tss.
 

@ kikischaf:

Den Pinguinen geht’s hervorragend, die waren angeschnallt. Halten ja auch viel mehr aus als ein handelsüblicher Winchester, die Viecher.
 

@ X5-494:

Also, den Mund musst du dir ja nun auch nicht gleich zukleben, das klappt schon so.

Aber ich bin ja mehr als froh, dass ihr alle Bobby so geschlossen lieb gewonnen habt.

Eine Sorge weniger, den kann ich so oft auftauchen lassen, wie ich lustig bin.
 

@ Calysto:

Dean hat Sam nur deswegen nicht zur Schnecke gemacht, weil er ihn doch ein kleinwenig lieber hat als das Auto.

Glücklicher Sam.

Außerdem wär's gefährlich geworden, wenn Sam versehentlich zur Racheschnecke mutiert wäre.
 

@ Love_Me_Some_Pie:

Und wenn man bedenkt, dass diese ganze Plüschtiergeschichte nur deswegen entstanden ist, weil Tine eine Frau mit merkwürdigen Fetischen ist, macht einem das schon ein wenig Sorgen …
 

@ Chie-chan:

Zu meiner Verteidigung bezüglich der klischeehaften Wasserschlacht kann ich Folgendes vorbringen: Das wurde sich gewünscht!

Aber schön, dass es dir trotzdem gefallen hat! XD
 

@ --Fanny--:

Ja, das mit dem schwarz-glänzenden Impala ist in der Tat ein äußerst anregender Gedanke. Ich glaube, Tine kommt dann auch bald zu der Imapala!Sex-Szene, für die sie so energisch eingetreten ist, und die laut Statistik 60% des Fandoms völlig normal finden …
 

@ AnimeFaan:

Bobby würde die Jungens doch niemals nicht rausschmeißen, er hat die doch lieb!

… Wenn er die neuesten Entwicklungen auch ein wenig bedenklich findet …
 

@ KC8:

Dann mal willkommen zurück! Hoffentlich bleibt dein Internet jetzt intakt!
 

@ Shaitan:

Also, zuerst mal waschen die MEIN Auto, bei allem, was ich schon für die getan habe. Dauert auch nicht lange, is ja ein kleines Auto …
 

@ DemonOfFear:

Das will ich doch schwer hoffen, dass das ein unterhaltsames Kapitel war – sonst kann ich ja gleich mit der Schreiberei aufhören!
 

@ melody_neko:

Die Letzten werden die Ersten sein.

Alles ist gut.

Genesungswünsche an Ruben!

Du weißt im Ernst nicht, was ein Gremlin ist?! O_o

Unfassbar.

Einen Brian? Ich denke nicht. Der eignet sich ja nichtmal zum schwulen besten Freund – wieso sollte also jede Frau so einen haben?

Und die Umkleideszene hatte sich doch die jibrillchan gewünscht! … Wo ist die eigentlich?

Ich bin überzeugt, es heißt „röter“ – erröten gibt’s ja schließlich auch.

Eine Banane für Bobby?! Ich wiederhole: O_o

Im Kommibereich zu Kapitel 23 findest du beim Kommi von Hope_Calaris einen Link zu dem Bild, mit dem alles angefangen hat.

Erschreckend, dass ich das sogar noch weiß.
 

@ Serendipity:

Humpf? Wieso denn humpf? Was gefällt dir bitteschön nicht an dem Bild, das ich da vor dein inneres Auge gezaubert habe?

Und für die fliegenden Pavillons kann ich nix, DAS war Conzi!

Wohl haben die Bobby Kaffee gemacht! Lies gefälligst aufmerksamer!

Sie haben Bobby den Hund geschenkt und ihm damit eine Freude gemacht.

Sag mal, hast du die Geschichte überhaupt gelesen?! :P
 

@ irrce:

Wenn du am Sonntag aufgepasst hättest, dann hättest du von meinen Plänen gewusst.

Kann ja keiner was dafür, wenn DU nicht zuhörst!

Muss mich an dieser Stelle aber mal für den unglaublichen Eifer bedanken, mit dem du mir da gleich drei ganz und gar famose Kommis geschrieben hast!

Dafür bekommste ne Ehrenschleife! ~(>o<)~

Faaabelhafte Zitate, adorabel. Toll, toll, toll!

Mit Eric Martin kannst du dich von mir aus gerne verloben, wenn das nicht bedeutet, dass das in dieser FanFic stattfinden soll.

Der arme Ryan Robert – sie nannten ihn Bob – Andrews!
 

@ Princy:

Ich kanns nur immer wieder sagen: Ich schreib gerne Cliffhanger, und irgendwie muss man euch Leser ja bei der Stange halten – da ich das über 94 Kapitel geschafft habe, muss ich ja irgendwas richtig machen …
 

So, ich hab keine Lust, das Kapitel jetzt noch mal Korrektur zu lesen … bin ja schließlich müde UND faul … werde es jetzt online stellen, und abwarten, wie viele Fehler ihr findet.
 

Fühlt euch geknuddelt!
 

moko-chan
 


 

Das Haus der Lawlesses lag still in der Dämmerung, der Sommerwind raschelte leise in den Ästen der Weide links von der Auffahrt, und eine einsame Katze strich anmutig durch die üppigen Blumenbeete vor der Südwand des Hauses, ihr grau-getigertes Fell ein heller Fleck vor den dunklen Rosenbüschen.

Sean stand schon seit einer halben Stunde unbeweglich und mit den Händen in den Hosentaschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und beobachtete sein Elternhaus, er hatte gesehen, wie das Licht in Hannahs Zimmer schon vor Stunden ausgeschaltet worden war, und er lächelte, als jetzt die Gestalten seiner Eltern als Schatten hinter der Wohnzimmergardine zu erkennen waren – nur für ein paar Sekunden, dann ging auch dort das Licht aus.

Sean wartete geduldig, bis seine Eltern zu Bett gegangen waren, und das Haus vollständig im Dunkeln lag, dann setzte er sich in Bewegung und überquerte mit ein paar geduldigen, langen Schritten die Straße.

Die Katze fauchte ihn aus dem Dickicht eines Rosenbusches heraus an, ihre Augen zwei leuchtend grüne ovale Schlitze in ihrem wütend verzerrten Gesicht, und Sean grinste nur, zog seinen Schlüsselbund aus der rechten Jackentasche und ließ sich selbst ins Haus hinein.

Die Schlüssel klirrten leise, als Sean sie in seine Jackentasche zurück steckte, und als er die Tür hinter sich schloss, geschah es so sachte, dass der entstehende Laut kaum an seine eigenen Ohren drang.

Er ging durch den unbeleuchteten Flur mit nachtwandlerischer Sicherheit in die Küche hinüber, genoss die totengleiche Stille im Haus und blickte aus dem Küchenfenster die menschenleere Straße hinab.

Es war fast, als sei er der einzige Mensch in diesem verschlafenen Nest, der noch wach war.

Sean lächelte und drehte sich um, als die Küchentür in seinem Rücken sich mit einem leisen Klappen öffnete, und Hannah, die sich die Augen reibend den Raum betrat, seinen Gedanken Lügen strafte.

„Sean? Was machst du hier?“ erklang undeutlich ihre müde Stimme, und Sean ging in die Hocke, um sie zu umarmen.

„Entschuldige Kleines, ich wollte dich nicht wecken …“

Hannah lächelte verschlafen, drängte sich vertrauensvoll in die Umarmung ihres Bruders und schmiegte ihre Wange an seine unrasierte.

„Wo warst du denn so lange?“

Sean streichelte ihr über den Kopf und machte sich sanft von ihr los, bevor er wieder aufstand und sich an die Küchenzeile lehnte.

Er stieß mit dem linken Ellenbogen an den Messerblock neben dem Spülbecken, und das japanische Messerset, das William Jane zu ihrem fünften Hochzeitstag mit dem Erfolg, beinahe damit abgestochen zu werden, geschenkt hatte, klirrte leise.

„Unterwegs …“, antwortete er ausweichend, nahm Hannahs Hand, als sie sie nach ihm ausstreckte, und schloss kurz die Augen.

Als er sie wieder aufschlug, war alles Weiß aus ihnen verschwunden.

Hannah schrak entsetzt vor ihm zurück, entzog ihm ihre Hand, und Seans Zähne blitzten hell in einem bösartigen Grinsen, bevor er sich geschmeidig vorbeugte und sie packte.
 

Heißer Kaffee ergoss sich über ausgeblichene Holzdielen, das Klirren zerschellender Keramik klang laut in der Stille des Morgens, und Sam schnitt sich an einer der zahllosen Scherben, als er auf Hände und Knie fiel, und die gleißenden Kaskaden von Licht und Farben hinter seiner Stirn so schmerzhaft waren, dass er nicht einmal schreien konnte.

Er biss die Zähne zusammen und stöhnte leise, atmete so beherrscht wie möglich ein und aus, und wollte nach Dean rufen, aber er konnte nicht.

Dabei musste er ihm doch sagen, was er gesehen hatte!

Es war noch früh, die Sonne gerade erst aufgegangen, und Sam hatte Dean schlafend im Bett zurückgelassen, um die ersten Stunden des neuen Tages in aller Ruhe genießen zu können, hatte Kaffee trinken und Zeitung lesen wollen, ohne die ganze Zeit von einer unermüdlich streichelnden Hand, liebkosenden Lippen, oder einer viel zu tiefen, neckenden Stimme abgelenkt zu werden.

Er hatte sich aus Deans Armen befreit, etwas bedauernd zwar, aber mit der entschlossenen Miene eines Menschen, der ganz genau wusste, dass er zu keinerlei weiterbildenden oder kulturell stimulierenden Tätigkeiten kommen würde, sobald sein geschätzter Gefährte die Augen aufschlug.

„Ngh!“

Sam presste seine zuckenden Lider fester zusammen und ballte beide Hände zu Fäusten, schnitt sich dabei eine der Scherben tief in die Linke, und klammerte sich an dem Gefühl fest, wie sein eigenes Blut warm über seine Haut rann.

Diese Vision war nicht schmerzhafter als jede andere, und doch war sie unerträglich.

„Sam?“

Eine besorgte Stimme drang in Sams Bewusstsein, kräftige, unnachgiebige Hände packten seine Schultern und zerrten ihn in die Höhe, hielten ihn, als er schwankte, und die Stimme rief nach Dean – laut, dringlich und so bar seiner gewöhnlichen Ruhe, dass Sam sich an den rauen Stoff von Bobbys Flanellhemd klammerte, in einem vergeblichen Versuch, ihm klar zu machen, dass alles in Ordnung war – zumindest fast.

Eilige Schritte im ersten Stock wurden hörbar, nackte Füße eilten polternd die Treppe hinab, Bobbys Hände an Sams Schultern wurden durch Deans ersetzt, zogen ihn sanft ein paar Schritte aus den Scherben heraus und fingen ihn auf, als eine neue Schmerzattacke ihn wieder zu Boden schicken wollte.

Dean zog Sam in seine Arme, sein Gesicht ein Sammelsurium an widerstreitenden, zum größten Teil jedoch besorgten Emotionen, und als Sam seine Stirn an seine Brust drückte und leise und schmerzerfüllt stöhnte, fuhr er ihm mit der Hand in den Nacken, und fing an ihn beruhigend zu kraulen.

„Entspann dich, Sammy …“

Sam keuchte und klammerte sich an ihn, zog eine blutige Spur über Deans nackte Oberarme, und wartete geduldig darauf, dass der Schmerz nachließ, so wie er es immer tat.

„Er hat sich geschnitten“, hörte er Dean leise zu Bobby sagen, und Sam lächelte etwas gequält, dann fühlte sich sein Kopf nicht länger an, als würde er gleich explodieren, und er konnte die Augen öffnen.

„Es geht schon wieder“, brachte er schwach vor und hielt Dean trotzig davon ab, sich die Schnittverletzungen an seiner Hand genauer anzusehen.

„Dean, ich hatte eine Vision …“, fing er an, und Dean unterbrach ihn mit einer spöttisch hochgezogenen Augenbraue.

„Das dachte ich mir bereits, Sammy.“

„Nein, du verstehst nicht!“

Sam packte Deans Handgelenk, ignorierte das leise Pochen, das von dem Schnitt in seiner Handfläche ausging, und sah ihm eindringlich in die Augen, während er versuchte, die Bilder in seinem Kopf in Worte zu fassen.

„Sean ist besessen, Dean! Da war ein Messer und Hannah – sie ist in Gefahr!“
 

Dean bremste so hart und ruckartig, dass Sams Knie schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Armaturenbrett machten, aber er biss die Zähne zusammen und beschwerte sich nicht, stieß die Autotür auf, und stieg so hastig aus dem Impala, dass er beinahe über seine eigenen Füße stolperte.

Dean tat es ihm gleich – wenn auch ein kleinwenig anmutiger – und rannte zum Heck des Impalas, um in panischer Eile Weihwasser und Exorzismen an sich zu nehmen.

Während der an den Nerven zehrenden Hetzfahrt von South Dakota nach Kansas hatte er mehrfach versucht, Jane oder William zu erreichen, aber er hatte es nicht geschafft, die Leitung war tot, und das Gefühl kompletten Schocks, das Dean ergriffen hatte, als Sam ihm erzählt hatte, was er in seiner Vision gesehen hatte, hatte ihn inzwischen nur noch stärker im Griff.

Hannah durfte ganz einfach nichts geschehen.

Es war gerade dunkel geworden, die Sonne verschwand als ein rot-schimmernder Streifen Hoffnung am Horizont, der Wind raschelte leise in der Weide links neben der Auffahrt und wurde von Deans und Sams hastigen Schritten auf den alten Steinplatten, die den Weg zur Haustür markierten, leicht übertönt.

Dean ignorierte die fauchende Katze in den Rosenbüschen, hielt sich nicht damit auf, anzuklopfen oder zu klingeln, als er die Tür erreicht hatte, er riss den Türgriff in der Tat so heftig hinunter, dass die Tür mit einem lauten Knall aufsprang, und in ihren Scharnieren ächzend gegen die Wand im Flur schlug.

„Hannah?!“

Eilige Schritte auf gefliestem Boden wurden hörbar, dann ein unterdrückter Schrei, und Dean nahm sich nicht die Zeit, nach einem Lichtschalter zu suchen, während er diesem Schrei in die Dunkelheit der Küche folgte.

Er gewahrte zwei Schemen am Küchenfenster, eine große, die sich scharf vor dem Mondlicht abhob, das von draußen hereinfiel, und eine kleine, deren weit aufgerissene Augen ihn voller Angst anstarrten.

„Ach nein … ein Winchester …“

Sam tauchte hinter Dean im Türrahmen auf, und Sean korrigierte sich grinsend.

„Zwei Winchester.“

Seans Griff über Hannahs Mund verfestigte sich, ließ sich auch davon nicht lockern, dass sie ihn zu kratzen versuchte, und Sean hielt ihr das feingeschliffene japanische Messer seiner Mutter an die Kehle.

„Lass sie los.“

Sean lachte leise und emotionslos und seine pechschwarzen Augen glänzten kalt in der Dunkelheit.

„Und was hab ich davon?“

Sam legte seine Hand auf Deans bis zum Äußersten angespannte Schulter, drückte sanft zu, und Dean biss die Zähne zusammen und versuchte, sich zu beruhigen.

„Lass sie los“, wiederholte er zähneknirschend, dann ging plötzlich das Licht an, und Jane und William schoben sich hinter Sam zur Tür hinein.

„Was ist hier los?“

Jane sah zuerst, was los war, keuchte entsetzt auf, schlug sich die Hand vor den Mund und drängte sich instinktiv in die Arme ihres Mannes zurück.

„Sean!“

Der derart Angeschrieene zuckte nicht einmal mit der Wimper, als Williams Bariton durch die Küche dröhnte, lediglich das Messer in seiner Hand presste sich fester an Hannahs blanken Hals.

„Sean, was tust du denn da?!“

Janes Stimme machte klar, dass sie nicht mehr sonderlich weit von einem hysterischen Anfall entfernt war, und man sah Sean an, dass ihn dieser Umstand mit einer stillen, tief empfundenen Befriedigung erfüllte.

„Das ist nicht Sean …“

Jane riss den Kopf herum und starrte Sam an, dessen wütender, beinahe schon hasserfüllter Gesichtsausdruck ihr kurz einen Schrecken einjagte, bevor sie sich daran erinnerte, dass er und Dean sich mit solchen Dingen auskannten.

Sie löste ihren Blick von ihm, sah wieder ihre Tochter an, die aus großen flehenden Augen zu ihr empor starrte, und Jane versuchte krampfhaft, nicht zu weinen.

Sie musste für Hannah stark sein.

„Sean, lass sie los! Leg das Messer weg!“

William entließ Jane sanft aus seinen Armen, machte an Dean und Sam vorbei ein paar Schritte in den Raum hinein, stellte sich dem Blick aus Seans toten schwarzen Augen und hielt inne, als er sah, dass das, was Hannah bedrohte, wirklich nicht sein Sohn war.

Er runzelte die Stirn und schluckte beunruhigt, wandte seinen Blick jedoch noch immer nicht von dem Gesicht ab, das ihm über viele Jahre lang eines der liebsten gewesen war und ihm jetzt so fremd vorkam, das ihn ein kalter Schauer überlief.

„Sean, komm schon – lass sie los, bitte.“

William klang viel weniger zornig oder ängstlich als er sich fühlte, und schaffte es tatsächlich, seiner Stimme die Ruhe und Wärme zu verleihen, die Sean von seiner Kindheit her kannte, wenn er sich beim allzu gedankenlosen Spiel mal wieder die Knie aufgeschlagen hatte, und zu seinem Vater gekommen war, um sich verarzten zu lassen, weil seine Mutter ihn immer ausschimpfte, warum er denn nicht vorsichtiger spielte.

„William …“

Jane fasste ihren Mann an der Schulter, als er einen weiteren Schritt auf Sean zu machte, aber er ließ sich von ihr nicht beirren, schüttelte ihre Hand sanft ab, und blickte Sean an, ohne zu blinzeln.

„Komm schon, Junge – sie ist doch deine Schwester …“

Teuflisch

„Das funktioniert so nicht, William. Sean hat keine Kontrolle über diese Situation.“

Deans Stimme war leise und bestimmt, aber William beachtete ihn dennoch nicht und machte noch einen weiteren Schritt in Richtung Sean.

„Lass sie los, Sean. Du willst ihr doch nicht wehtun …“

William streckte flehentlich die Hand aus, Hannah wimmerte leise, und durch Seans Körper ging ein plötzlicher Ruck, die ganz und gar schwarzen Augen weiteten sich in eindeutiger Überraschung, bevor Sean das Mädchen mit einer ungelenken Bewegung in die Arme seines Vaters stieß.

Janes Kehle entkam ein erleichtertes, nicht zu unterdrückendes Schluchzen, als William Hannah in die Höhe hob und sich hastig an ihre Seite zurückzog; Sam und Dean warfen sich einen kurzen Blick zu, bevor sie den Raum zwischen sich schlossen und sich Schulter an Schulter schützend vor die Drei stellten.

Sam begann ohne Umschweife damit, den Exorzismus zu sprechen, Dean drehte eine der Flaschen voll Weihwasser auf, die er aus dem Impala mitgebracht hatte, und während er ihren Inhalt in Seans Richtung entleerte, brachten William und Jane ihre Tochter in die relative Sicherheit des Wohnzimmers.

Sams Stimme dröhnte laut durch die Küche, immer wieder unterbrochen von Seans zornigem Grollen, der von Dean gepackt geworden war, als er in einem Anfall von Größenwahn versucht hatte, Sam mit dem Messer an die Gurgel zu gehen, um ihn zum Schweigen zu bringen und mit Gewalt davon abzuhalten, seine schwarze Seele zurück in die Hölle zu verfrachten.

Dean riss ihn zu Boden und knallte seine Handgelenke neben seinem Kopf auf die kalten Küchenfliesen, Sam ratterte den Exorzismus aus dem Gedächtnis hinunter, während Dean verzweifelt darum kämpfte, Sean das Küchenmesser aus der Hand zu schlagen, ohne dabei nähere Bekanntschaft mit seiner Klinge zu machen.

Er schlug Seans rechte Hand wieder und wieder auf den Boden, und im Gegensatz zu den meisten anderen Dämonen, denen sie bisher gegenüber gestanden hatten, verschwendete Sean seine Zeit nicht damit, große Reden zu schwingen, sondern konzentrierte sich mit aller Macht darauf, sich von Deans eiserner Umklammerung zu befreien, während er einen Fluch nach dem anderen gegen ihn ausstieß.

Dean hielt ihn fest, mit einer Kraft, von der er selbst nicht gedacht hatte, dass er sie sein Eigen nannte, hielt ihn am Boden, und schwor verbissen zu Gott, dass er nicht zulassen würde, dass dieser Dämon Hand an jemanden legte, den er liebte.

Sam stieß den ihm inzwischen so vertrauten lateinischen Ritus so schnell wie möglich hervor, ließ Dean dabei keine Sekunde aus den Augen, beobachtete angespannt, wie der Dämon das Messer einfach nicht fallen lassen wollte, wie Seans Hand sich noch immer darum klammerte, obwohl Dean ihm am harten Untergrund schon längst die Fingerknöchel blutig geschlagen hatte, und hörte aus dem Wohnzimmer Janes tränenerstickte Stimme, die Hannah zu trösten versuchte, damit jedoch kaum Erfolg hatte.

Hannah weinte, wollte wissen, was geschehen war, dass Sean so böse auf sie war, und begriff einfach nicht, dass das Geschehene nicht ihre Schuld war, dass es keineswegs die Folge von Etwas war, das sie getan hatte.

Sie wollte zu ihrem Bruder, verstand nicht, warum sie das nicht durfte, und hatte verdrängt, wie große Angst sie eben noch vor ihm gehabt hatte.

Sean war ihr Bruder, und sie hatte ihn lieb, ganz egal, was er tat oder getan hatte.

Dean schlug Seans Hand ein weiters Mal auf den Küchenfußboden, ein grausiges Knacken ertönte, als das Handgelenk brach, und das Messer rutschte mit einem kratzenden Geräusch über den Boden und unter die Küchenbank.

Dean entwich unwillkürlich ein Laut der Erleichterung, dann hatte Sam endlich den ersten Teil des Exorzismus beendet, Sean drückte den Kopf in den Nacken, riss Mund und Augen wie in Panik auf, und der Dämon entwich als dichter schwarzer Dunst seinem Körper.
 

„Sean?“

Dean legte seine Hand an die Wange seines Cousins, versuchte, seinen eigenen hastigen Atem zu beruhigen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte erleichtert, als Sean leise stöhnte und sich regte.

„Ist er ok?“ ertönte Sams leise besorgte Stimme von der Tür her, und Dean zuckte mit den Schultern, dann kniete Sam neben ihm und Sean nieder und legte den Arm um ihn, um ihn zu stützen.

„Ich hab ihm das Handgelenk gebrochen …“ stellte Dean mit einem Hauch von Schuldbewusstsein in der Stimme fest, und Sam musterte mit einem prüfenden Blick Seans lädierte rechte Hand, bevor er ihn über Dean gleiten ließ.

„Bist du ok?“

Dean schnaubte lediglich zur Antwort, dann tätschelte er dringlich Seans rechte Wange.

„Hey – wach auf!“

Sean stöhnte erneut und öffnete endlich die Augen, blickte einen Moment lang verwirrt zu Sam und Dean auf, dann machte sich ein Ausdruck grenzenloser Panik auf seinem Gesicht breit.

„Wo ist Hannah?!“

Sam legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, versicherte ihm, dass mit ihr alles in Ordnung sei, dann erhob er sich, um William, Jane und Hannah aus dem Wohnzimmer zu holen.

Dean blieb mit Sean in der Küche zurück, und Sean starrte einen Moment lang an die Decke, als sei er mit den Geschehnissen der unmittelbaren Vergangenheit mehr als überfordert.

Er ließ die Augen zu fallen, atmete einmal tief durch, und Dean war froh, dass der Schock über das Erlebte noch so frisch war, dass er den Schmerz in seinem Handgelenk betäubte.

„Woher hast du es gewusst?“ fragte Sean leise, und Dean fand sich plötzlich einem stechendem Blick ausgeliefert, von dem er sich vage bewusst war, dass er aus seinen eigenen Augen eine ähnliche Wirkung haben musste – so als würde er alles durchdringen, auf das er traf.

„Nicht ich – Sam …“ erwiderte er ruhig, Sean zog die Augenbraue in die Höhe, und bevor Dean dazu kam, eine nähere Erklärung abzugeben, betrat William die Küche und kniete sich zu ihnen auf die Fliesen.

„Ist er wieder der Alte?“

Dean nickte ihm zu, und William beugte sich vor, zog Sean hoch und in seine Arme und hielt ihn einen Moment lang fest.

„Ich hab ihm das Handgelenk gebrochen …“, merkte Dean vorsichtig an, und William lachte etwas erstickt.

„Du wolltest wirklich, dass er dieses Messer loslässt, was?“

Dean sah die Tränen der Erleichterung in seinen Augen, klopfte ihm wortlos auf die Schulter und lächelte etwas gezwungen, als er Jane und Hannah im Türrahmen stehen sah.

Hannah löste sich von ihrer Mutter und ging zuerst auf ihn zu, ließ sich von ihm umarmen, bevor Sean sie an sich zog und stumm festhielt.

Jane schluchzte leise, als sie ihre Kinder ansah, gesellte sich zum Rest ihrer Familie, und Dean blinzelte überrascht, als sie ihm beide Hände auf die Schultern legte, kurz zögerte, und ihm schließlich Küsse auf beide Wangen drückte.

„Danke …“

Einen Moment lang war Dean zu perplex, um etwas darauf zu erwidern, dann erinnerte er sie leise daran, dass er das nicht allein geschafft hatte.

„Ich habe meine Küsse und Umarmungen schon bekommen.“

Sam stand – wie Jane und Hannah zuvor – im Türrahmen, er lächelte sanft, und Dean erhob sich mit einem Ächzen und ging zu ihm hinüber.

„Das denke ich nicht.“

Dean zog Sam in seine Arme, legte seinen Mund auf Sams Lippen, um ihm einen zärtlichen Kuss zu geben, und strich ihm langsam über den Rücken, auf und ab, auf und ab, bis Sam ihren Kuss seufzend abbrach und sich gerade machte.

„Ich liebe dich, Sam …“

Sam blinzelte, beugte sich wieder zu Dean hinunter, um ihn doch noch ein wenig zu küssen, aber Dean wich ihm aus und strich ihm das Haar zurück.

„Wir sollten langsam deine Schnittwunden versorgen, Sammy …“

Kurz sah Sam aus, als habe Dean ihm das Ende der Welt durch mutierte Gummibärchen verkündet, dann löste sich sein Gesicht in einem Lächeln auf.

„Was glaubst du, was ich während der Fahrt hierher gemacht habe?“

Dean machte einen verwirrten Schmollmund, dann ging ihm auf, dass er bei der halsbrecherischen Geschwindigkeit, zu der er den Impala mit durchgetretenem Gaspedal gezwungen hatte, vermutlich zu sehr damit beschäftigt gewesen war, sich und Sam am Leben zu erhalten, als darauf zu achten, was auf dem Beifahrersitz vor sich ging.

„Trotzdem“, beharrte er stur, „Ich will mir das jetzt ansehen!“

Sam grinste liebevoll, sagte nichts dazu, und blickte zu den um Sean versammelten Mitgliedern der Familie Lawless hinüber.

„Viel wichtiger ist jetzt, ihn ins Krankenhaus zu bringen.“
 

„Bobby? Hey, hier ist Dean. Ja, es geht ihr gut, wir haben’s geschafft – alles ok. Ja, auch mit dem Exorzierten … ich wollt’ dir nur Bescheid geben. Mach ich. Bis bald.“

Dean drückte die Taste zum Auflegen, schob sein Handy zurück in seine Hosentasche und betrat das Krankenhauszimmer, in dem Seans Handgelenk soeben eingegipst wurde.

„Alles erledigt“, verkündete er ruhig, setzte sich auf seinen Stuhl und legte seine Arme um Hannah, als sie von Sams auf seinen Schoß kroch.

„Geht’s Bobby gut?“ erkundigte Sam sich bei ihm, und Dean zog die Augenbraue in die Höhe.

„Dude, wir sind heute Morgen bei ihm weggefahren – was hätte ihm in der Zwischenzeit schon zustoßen sollen?“

Sam erwiderte nichts, beobachtete lächelnd, wie Hannah an Deans Schulter einschlief, dann traf sein Blick auf Seans, und irgendetwas an der Art, wie Sean ihn ansah, teilte ihm mit, dass da etwas war, was es zu besprechen gab.

Er runzelte leicht die Stirn, aber Sean lächelte nur, grinste sogar leicht, und dann nahm Dean seine Hand, und er dachte nicht länger darüber nach.

Eine Schwester hatte sich Sams zerschnittene Hände angesehen, hatte ihn für die vorbildliche Wunderversorgung gelobt, Dean beruhigt, dass nichts genäht werden musste, und Sam mehr zu Deans Besänftigung als aus der Not heraus Verbände angelegt, und jetzt erinnerte nur noch ein dumpfes Klopfen unter dem weißen Mull an die blutenden Schnitte.

Sams Blick wanderte zu Jane und William hinüber, die an der gegenüberliegenden Seite des Raumes saßen, William hatte den Arm um Jane gelegt, ihr Kopf lag an seiner Schulter, und keiner von Beiden ließ auch nur für eine Sekunde Sean aus den Augen, der geduldig wie ein Lamm auf der Krankenhausliege saß und sein Handgelenk eingipsen ließ.

Der Krankenpfleger erklärte ihn schließlich für soweit wiederhergestellt, wies ihn an, die Hand ruhig zu halten, bis der Gips getrocknet war, und verschwand dann aus dem Zimmer.

Sean blieb wo er war, drehte den Kopf, um Sam und Dean ansehen zu können, und ein überaus beunruhigendes Grinsen überzog sein Gesicht.

„Also, was war mit mir los?“

Sam blinzelte und schwieg, und Dean warf einen kurzen Blick auf die friedlich an seiner Schulter schlummernde Hannah, bevor er zu einer Antwort ansetzte.

„Du warst besessen.“

Sean zog die Augenbrauen in die Höhe, überdachte das einen Moment lang mit leicht gespitzten Lippen und nickte schließlich.

„Ja, das macht Sinn. Besteht Gefahr, dass mir das noch mal passiert?“

Dean überlegte kurz, legte dabei den Kopf schief und versuchte zu ignorieren, wie William und Jane ihn dabei ansahen.

„Sam hier könnte dir vermutlich die Wahrscheinlichkeit für sowas anhand einer unglaublich detailliert ausgearbeiteten Statistik vorbeten, aber ich behaupte jetzt einfach mal: Nein.“

Sean nickte erleichtert, wandte sich seinen Eltern zu, schluckte nervös, zögerte einen Moment und überwand sich schließlich.

„Entschuldigt bitte die letzten Wochen, ich -“

„Ey halt, Moment mal, Sean – du kannst nicht das Geringste dafür!“ stellte Dean äußerst energisch klar, und Sam pflichtete ihm ein kleinwenig ruhiger bei.

„Er hat Recht, Sean. Wenn man besessen ist, dann verliert man die Kontrolle über seinen Körper.“

„Und wieso konnte ich dann Hannah loslassen? Da hab ich es ganz kurz geschafft, die Kontrolle zurück zu bekommen …“

Sean klang keineswegs stolz über diese Feststellung, sondern viel mehr nüchtern und ein kleinwenig überrascht.

„Tja … das hat, seit Sam und ich Dämonen austreiben, erst ein Mensch geschafft …“

Dean drückte Sams Hand in seiner und lächelte gequält, wie bei einer bittersüßen Erinnerung.

„Du bist wohl noch wesentlich dickköpfiger als ich dachte …“

Sean schnaubte, verkniff sich jedoch jegliche weitere Entgegnung, da er mit einer Umarmung seiner Eltern zu kämpfen hatte, die in dem Moment in vollendeter Synchronität aufgesprungen waren, als Sean versucht hatte, sich bei ihnen zu entschuldigen.

Er ließ sich gutmütig knuddeln, blickte aus den Armen seiner Eltern heraus auf seine schlafende kleine Schwester, er blinzelte ein paar Mal, bis er sicher sein konnte, dass ihm der letzte Rest seiner Männlichkeit erhalten bleiben, und er nicht anfangen würde zu flennen, und tauschte schließlich ein verständnisinniges Lächeln mit Dean.

Kaffee, Milch und Zucker

„Kaffee?“

William schwenkte die Kanne fragend in die Küche hinein, bekam ein Nicken von Dean und ein zustimmendes Brummen von Sam, der an Dean gelehnt auf der Küchenbank saß und aussah, als würde er gleich im Sitzen einschlafen.

Es war fünf Uhr morgens, Jane, Sean und Hannah lagen samt und sonders in ihren Betten und schliefen, aber William hatte sich bisher noch nicht dazu überwinden können, es ihnen gleich zu tun, und Dean hatte aus fehlgeleiteter Solidarität beschlossen, ebenfalls wach zu bleiben – Sam konnte ohnehin nicht richtig schlafen, wenn Dean nicht neben ihm lag, und war mit ihm in der Küche geblieben.

Dean hatte das japanische Messer unter der Küchenbank hervor geholt und in die Spüle gelegt, bevor er sich gesetzt hatte, und während William nun großzügig Kaffeepulver in den Filter löffelte, Wasser in die Maschine kippte und sie in Betrieb setzte, musste er sich große Mühe geben, es nicht immer wieder unbehaglich anzustarren.

Er drehte sich schließlich um und atmete bewusst tief durch, dann setzte er sich zu Sam und Dean an den Küchentisch, fuhr sich mit der Hand über seinen Drei-Tage-Bart, dass ein merkwürdig beruhigendes raues Geräusch ertönte, und lächelte ihnen mit den Augen zu.

„Jungs, ich muss euch wirklich noch mal sagen, wie -“

Dean hob ruckartig die Hand, um ihn zu bremsen, und schüttelte kurz den Kopf.

Er war zu müde, um sich das jetzt anzuhören.

„Ist schon gut, William – das ist unser Job.“

Sam brummte müde, um seine Zustimmung zu bekunden, war zu erschöpft, um William zu erzählen, dass Dean vor Sorge um Hannah beinahe wahnsinnig geworden wäre, und Dean warf ihm einen wissenden Blick aus dem Augenwinkel zu, bevor er seine Lederjacke auszog, sie zusammenrollte und auf den Tisch legte, Sam im Nacken packte und mit sanfter Gewalt nach vorn drückte.

„Schlaf!“

Sam blinzelte, war sogar zu erschöpft, um gegen diese raue Behandlung Widerspruch einzulegen, legte seine Arme um die Jacke herum auf den Tisch, zog sie dichter an sich heran, nutzte sie dankbar als Kopfkissen und schloss folgsam die Augen.

Die Jacke roch nach Dean, und Sam bemerkte nicht einmal, wie er zu lächeln begann, bevor er unaufhaltsam in den Schlaf glitt.

Dean machte ein zufriedenes Gesicht, ließ seine Hand in Sams Nacken liegen, kraulte ihn selbstvergessen, und William beobachtete die Beiden einen Moment lang mit einem angedeuteten Lächeln in den Mundwinkeln, bevor er sich leise räusperte, um Deans Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

„Woher habt ihr es gewusst?“

Dean tat gar nicht erst so, als verstehe er nicht, wovon William sprach, und deutete mit den Augen auf Sam.

„Er hat Visionen.“

Dean war überrascht, dass William es scheinbar so überhaupt nicht war und völlig ruhig blieb, und zog beide Augenbrauen in die Höhe, machte jedoch keine weitere Bemerkung darüber.

„Wie lange war Sean schon besessen?“ erkundigte er sich mit ehrlichem, ernsthaftem Interesse, und William machte ein betretenes Gesicht.

„Vor etwa vier Wochen hat er angefangen, komisch zu werden …“

Erneut machten Deans Augenbrauen nähere Bekanntschaft mit seinem Haaransatz, William räusperte sich unsicher, stand auf, um den durchgelaufenen Kaffee zu holen, und Dean seufzte leise.

„Geheimniskrämerei scheint in den besten Familien zum guten Ton zu gehören …“

William erwiderte nichts, stand mit dem Rücken zu ihm, starrte wieder kurz auf das Messer in der Spüle, bevor er den Kaffee in die dafür vorgesehene Kanne umschenkte, und Dean räusperte sich leise.

„Ich hab neulich eine Woche lang im Koma gelegen.“

Er sah William in seinen Bewegungen erstarren, sah, wie er ein wenig Kaffee auf die hölzerne Arbeitsfläche verschüttete, wünschte sich, er hätte das anders formuliert und rutschte unruhig auf der Küchenbank hin und her, dann gab Sam neben ihm ein leises Schnaufen von sich und durchbrach die angespannte Stille.

William wischte den verschütteten Kaffee auf, drehte sich zu ihm um, brachte Kaffeetassen und die Kanne mit an den Tisch und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber.

„Wir müssen dringend an unserer familieninternen Kommunikation arbeiten.“

Dean nickte stumm, schenkte sich und William Kaffee ein, legte den Arm um Sam, um ihn zu wärmen und sah gelassen dabei zu, wie William dank einer plötzlichen Eingebung wieder aufstand und das komplette japanische Messerset samt des verwunschenen Exemplars in der Spüle in den Mülleimer entsorgte.
 

Sam blinzelte verschlafen, blickte an eine weiße Zimmerdecke, streckte sich, während er darauf wartete, dass ihm wieder einfiel, wo er und Dean gerade waren, dann hörte er Stimmen im Flur vor der Tür, identifizierte Jane und William und erinnerte sich.

Er drehte den Kopf, erblickte Dean neben sich, der noch den Schlaf der Gerechten schlief, und setzte sich vorsichtig auf, rutschte aus dem Bett, zog die Decke höher über Deans nackte Schultern, was ihm mit einem zufriedenen Schnobern vergolten wurde, dann verschwand er so leise wie möglich ins Bad.

Dean hatte ihn innerhalb der letzten Stunden offensichtlich irgendwann zu Bett gebracht, und Sam ahnte, dass sein für gewöhnlich unermüdlicher Begleiter Schlaf momentan nötiger hatte als alles Andere.

Er sprang kurz unter die Dusche, um seine Lebensgeister auf den neuesten Stand zu bringen, zog sich an und ging in die Küche hinunter, wo die Frühstücksvorbereitungen schon in vollem Gange waren.

Jane hatte bereits Kaffee gekocht, Sam wurde von ihr mit einer enormen Tasse davon versorgt und auf die Küchenbank abkommandiert, sah zu, wie sie selbst gemachte Brötchen aus dem Ofen holte, in ein Weidenkörbchen legte und auf den Tisch stellte, und musste einmal tief durchatmen, weil er sich plötzlich so unglaublich zu Hause fühlte.

„Dean schläft noch?“ erkundigte sie sich leise bei ihm, erwiderte sein Nicken mit einem Lächeln, und entschuldigte sich bei ihm, als sie sah, dass er seinen Kaffee noch nicht angerührt hatte.

Ein Kännchen Milch fand in ihren Händen seinen Weg auf den Tisch, Jane blieb neben ihm stehen, während er etwas davon in seinen Kaffee gab, und fuhr ihm schließlich mit der Hand durchs Haar.

„William hat gesagt, du hast es in einer Vision vorhergesehen.“

Sie klang dankbar und ein wenig unglücklich, und Sam blickte unsicher zu ihr auf, sah, wie sie ein paar Tränen wegblinzelte und sich dann hastig wegdrehte, und wusste nicht, was er tun sollte, er wusste ja nicht einmal, was eigentlich los war.

„Jane?“ begann er vorsichtig und wollte eben aufstehen, als die Küchentür aufschwang, und Sean herein kam, der mit einem einzigen flüchtigen Blick erfasste, was mit seiner Mutter los war, und sie ohne zu zögern umarmte.

Sie ließ ihn gewähren und hielt sich an ihm fest, während er über ihre Schulter hinweg Sam ansah und ihm zunickte.

„Komm schon, Mom … es ist doch alles wieder in Ordnung“, meinte er schließlich leise in gespielt vorwurfsvollem Ton, klopfte ihr auf den Rücken und erntete einen Knuff gegen seine Schulter.

Er grinste Sam zu, nachdem seine Mutter ihn liebevoll als Hallodri bezeichnet hatte, setzte sich zu ihm an den Tisch und schenkte sich etwas umständlich mit der linken Hand Kaffee ein.

Sam schluckte unbehaglich, als er es sah, fixierte den Gips an Seans rechter Hand und erntete nun seinerseits einen Knuff.

„Guck nicht so, Sam – es ist nur ein gebrochenes Handgelenk.“

Sean betrachtete kurz seine defekte Hand, zuckte mit den Schultern und grinste.

„Wenn es dich tröstet, kannst du mir gerne was draufmalen, das würde mich unglaublich aufbauen.“

Sam schnaubte, Jane wies ihren Sohn an, sich zu benehmen – bevor er wieder ein Opfer von Deans übertriebenem Beschützerinstinkt würde – Sam wurde ein wenig rot, und Sean grinste noch ein wenig breiter, bevor sein Gesicht sich plötzlich verdunkelte.

„Was ist los?“ fragte Sam ohne einen Funken seiner gewohnten Zurückhaltung, und Sean seufzte aus voller Seele, bevor er sich zu einer Antwort durchringen konnte.

„Danny.“

Einer extrem nichts sagenden Antwort.

„Was ist mit ihm?!“

Sam, der Danny trotz ihrer vergleichsweise kurzen Bekanntschaft sehr schätzen gelernt hatte, hatte sich sehr gerade hingesetzt, und Sean beruhigte ihn mit einem hastigen Wedeln seiner gesunden Hand.

„Ich hab ihm nichts getan, keine Angst … ich … hab mich in den letzten Wochen lediglich wie ein Idiot aufgeführt …“

Sam konnte sich in etwa vorstellen, was das bedeutete – er hatte lange genug Seite an Seite mit Dean gelebt, der sich auch ohne einen Dämon in sich oft genug wie ein Idiot aufgeführt hatte – verdrehte die Augen und trank einen Schluck Kaffee, um nichts dazu sagen zu müssen.

Sean seufzte in stillem Einverständnis mit ihm, tat es ihm gleich und blinzelte verwundert, als Jane sich zu ihnen an den Tisch setzte und ihm dabei mit der Hand durchs Hand fuhr, als sei er wieder fünf Jahre alt.

„Wenn du ihn wiederhaben willst, dann geh zu ihm und erklär ihm, was los war. Danny ist doch ein vernünftiger Junge – er wird dich zurücknehmen, wenn er versteht, dass es nicht deine Schuld war.“

„Mom …“, Sean klang ein kleinwenig erschöpft, „Ich kann doch wohl kaum zu ihm hingehen, mich vor ihn hinstellen und versuchen, ihm weis zu machen, dass ich besessen war!“

Jane blickte ihn groß an.

„Warum das denn nicht? Er weiß doch von Großvater Jack und von dem Poltergeist – warum sollte er dir also nicht glauben?“
 

„Das kann doch nicht dein Ernst sein?!“

Dean, gerade eben erst von den Toten auferstanden – oder vielmehr den Schlafenden – ließ sich postwendend wieder rückwärts in die Kissen fallen, rollte sich schnaufend auf den Bauch und strafte seinen Cousin mit hartnäckiger Nichtachtung.

Sean schickte einen hilfesuchenden Blick in Richtung Sam, der sich mit vor der Brust verschränkten Armen in der Ecke neben der Tür zum Bad verschanzt hatte, und Sam stöhnte genervt auf, setzte sich in Bewegung und zu Dean ans Bett.

„Komm schon – du mochtest doch Danny …“

Er legte Dean die Hand auf die Schulter, und Dean gab ein Grunzen von sich und rührte sich nicht.

Sicher, er hatte Danny gemocht, aber Danny war es schließlich auch gewesen, der ihn zu öffentlichem Singen gezwungen hatte – in der Bar, in der Matt ihm wortwörtlich den Kopf verdreht hatte.

„Dean …“

Sam verstand selbst nicht ganz, warum er sich für Sean einsetzte, und Dean schien es ähnlich zu gehen, denn er hob den Kopf, drehte ihn in Sams Richtung und musterte ihn misstrauisch.

„Warum ist dir das so wichtig?“

Sam biss sich auf die Unterlippe, um ein Grinsen zu unterdrücken, als er Deans unordentliche Erscheinung samt Kopfkissenabdruck im Gesicht von Nahem sah, der Ausdruck in seinen Augen wurde entschieden anzüglich, und Dean stützte sich auf die Hände, drückte seinen Oberkörper in die Höhe und stand auf.

„Na fein, ich mach mit.“

Er verschwand ins Bad, schloss die Tür hinter sich, und Sean blickte Sam verwirrt an.

„Was hast du gemacht?“

Sam zuckte mit den Schultern, stand vom Bett auf und grinste ihn an.

„Ich bin mir selbst nicht ganz sicher – aber es scheint funktioniert zu haben …“

Sie zogen sich in die Küche zurück, um dort auf Dean zu warten, und trafen auf William, der nach einigen Stunden dringend notwendigen Schlafes gerade erst aufgestanden war, und sich soeben ein spätes Frühstück genehmigte.

Jane und Hannah leisteten ihm dabei Gesellschaft, und sobald Sam und Sean sich zu den Dreien an den Tisch gesetzt hatten, kletterte Hannah auf den Schoß ihres großen Bruders und blieb dort still sitzen.

Sie lehnte sich an ihn, aß in friedlicher Stille eines der selbstgebackenen Brötchen ihrer Mutter, trank eine Tasse warmen Kakaos, und Sam begriff zum ersten Mal, dass Sean für sie war, was Dean früher – sehr viel früher – für ihn gewesen war.

Er lächelte, ließ sich von Jane überreden, noch ein Brötchen zu essen, und verschluckte sich beinahe daran, als Hannah ihre großen grünen Augen auf ihn richtete und fragte: „Tut eine Vision weh?“

Sam schaffte es, den Bissen, den er gerade im Mund gehabt hatte, seiner Speise- statt seiner Luftröhre zuzuführen, und blickte aus großen braunen Augen zurück.

„Wie kommst du auf sowas?“

„Naja …“, Hannah legte leicht den Kopf schief, „Ich habe Mama gefragt, warum du uns nicht schon vorher erzählt hast, dass du sowas kannst, und Mama meinte, dass du wahrscheinlich nicht wolltest, dass wir uns Sorgen um dich machen … und mir fällt nicht ein, warum wir uns deswegen Sorgen um dich machen sollten, wenn es nicht weh tut.“

Sam brauchte einen Moment, um darüber hinweg zu kommen, wie unglaublich schnell dieses Kind bisweilen kombinieren konnte, und nickte schließlich zögerlich.

„Ja, es tut ein wenig weh – aber nicht so sehr, dass ich damit nicht fertig werden könnte.“

Sam sah Hannah nicht in die Augen, während er das sagte, und William klopfte ihm prompt auf die Schulter und nötigte ihm ein weiteres Brötchen auf, Jane schenkte ihm Kaffee nach, und Sean sah ihn einfach nur an, sein Blick eine Mischung aus Dankbarkeit, Mitgefühl und Bewunderung für die Selbstverständlichkeit, mit der Sam die Lüge ausgesprochen hatte.
 


 

Ohohoho, mir ist grad was Fabelhaftes aufgefallen!

Die Stelle, an der Dean im ersten Abschnitt sagt „Ist schon gut, William – das ist unser Job.“ – das erinnert mich an, das ERINNERT mich an …
 

SIE: „Wie kann ich dir nur danken, du gutaussehender, geheimnisvoller, dunkler

Prinz der Nacht?“

ER: „Schon gut, kleine Lady, deine Tränen der Erleichterung reichen mir völlig.

Hör zu: Ich war einst der böseste Vampir. Aber die Liebe – und so’n blöder Fluch – haben mich gezähmt, und jetzt bin ich nur noch ein schwuchteliger Schmusevampir mit stumpfen Zähnen. – Nein! Fass mir bloß nicht in die Haare!“

SIE: „Aber, gibt es denn keine Möglichkeit, dir zu zeigen, wie dankbar ich bin?“

ER: „Nein. Menschen in Not zu retten ist mein Job – und wenn ich mich dann

hüftschwingenderweise, wie so ’ne Fummeltrine verabschieden kann, ist das der schönste Lohn für mich.“

SIE: „Verstehe, ich hab einen schwulen Neffen, mit dem -“

ER: „Kein Wort mehr, das Böse ist überall – und jetzt hab ich fast nichts mehr

von diesem wundervollen Schwuchtelhaargel, das ich so sehr mag …

Komm schnell, zum Angel-Mobil – weg hier!“
 

Es ist doch immer wieder schön …

Obwohl mich das Gefühl nicht loslassen will, dass ich ein wenig falsch zitiert habe, aber egal – is’ lange her und ich bin ’ne alte Frau …

Die Gefährten

Dean schob seine Hände tiefer in seine Hosentaschen, blinzelte gegen die ihn anstrahlende Sommersonne an und fragte sich unwillkürlich, warum er seine Sonnenbrille auch beim blendendsten Sonnenschein stets im Wagen ließ.

Als ob die Sonne nur schien, wenn er auf dem Fahrersitz des Impala saß.

Sean und Sam gingen links und rechts von ihm den Bürgersteig entlang, und nicht wenige ihrer weiblichen Mitmenschen drehten sich nach ihnen um und verfolgten sie ein Stück mit den Augen – schließlich waren sie alle drei auffallend groß, Sean und Dean sahen sich zudem auffallend ähnlich, und dank der sommerlichen Temperaturen trug keiner von ihnen mehr am Leibe, als unbedingt nötig war, um sie vor einer Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu bewahren – und Erregendes hatten sie nun wirklich reichlich vorzuweisen.

Während die Schmachtblicke der weiblichen Bevölkerung Topekas nicht unbedingt unbemerkt, aber dafür unbeachtet an Dean und Sean abprallten, war Sam, der seines Zeichens noch ein wenig größer und somit noch ein wenig auffälliger als die anderen Beiden war, diese ungewollte Aufmerksamkeit ein wenig unangenehm, und er schaffte es tatsächlich irgendwie, sich neben Sean und Dean zu verstecken, wenn auch nur deswegen, weil die Beiden sich mit einer Leidenschaft gegenseitig aufzogen, die ihnen ganz ausgezeichnet zu Gesicht stand, und an der man ohne jeden Zweifel feststellen konnte, dass sie sich trotz all ihrer Differenzen ähnlich genug waren, um sich tatsächlich gern haben zu können.

„Du hast leicht Reden!“ pflaumte Sean soeben Dean an, weil er sich nicht gefallen lassen wollte, dass Dean sich über seine missmutige Miene lustig machte, „Du hast ja deinen Sammy noch, und könntest vermutlich den hanebüchensten Unsinn anstellen, und er würde dir noch immer nicht von der Seite weichen!“

„Das kannst du doch überhaupt nicht vergleichen!“ gab Dean energisch zurück, „Sammy und ich sind als Brüder miteinander aufgewachsen, wir würden alles füreinander tun – und nenn ihn gefälligst nicht Sammy!“

Sam verdrehte die Augen, sah davon ab, die Beiden darauf aufmerksam zu machen, dass er ihrer Unterhaltung beiwohnte, und sie keineswegs so zu tun brauchten, als sei er nicht da, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Sie waren auf dem Weg zu Dannys Apartment, um ihn davon zu überzeugen, Sean trotz allem, was der in den letzten Wochen angestellt hatte, zurück zu nehmen, und Sam, der sich anfangs noch über sich selbst gewundert hatte, warum er bereit war, Sean bei dieser Aktion zu unterstützen, war inzwischen zu einer Antwort gelangt, die ihm nicht unbedingt gefiel.

Sean war nicht schuld an den Dingen, die er getan hatte, um Danny zu verlieren, genau wie er selbst damals nicht schuld gewesen war, als er Dean verloren hatte.

Ein Schatten zog sich kurz über Sams Gesicht, er senkte den Kopf und erschrak beinahe, als Dean ihm sofort den Blick zuwandte.

„Was hast du?“

Sam biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf, und Dean nahm ihn am Ellenbogen, als ihnen auf dem Bürgersteig eine junge Frau mit Kinderwagen entgegen kam, zog Sam aus dem Weg, um ihr Platz zu machen, und blickte aus ein wenig vorwurfsvollen Augen zu ihm auf.

„Lügen hast du noch nie gekonnt …“, seufzte er leise, zog Sam weiter, als die Frau mit dem Kinderwagen an ihnen vorbei gezogen war, streichelte Sam unauffällig über den Arm, bevor er ihn wieder losließ, und fuhr übergangslos damit fort, mit Sean herumzustreiten.

Sean ließ seinen wachen Blick aufmerksam zwischen Sam und Dean hin und her wandern, erkannte, dass irgendetwas vorgefallen war, um die Stimmung zwischen ihnen zu verdüstern, und runzelte unwillkürlich die Stirn, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was das gewesen sein könnte.

„Hab ich irgendwas gesagt?“

Dean lachte leise auf und schüttelte den Kopf, und das beruhigte Sean ein wenig, aber er sah Sam doch an, dass ihn irgendetwas beschäftigte, und nahm sich vor, so bald wie möglich mit ihm darüber zu sprechen.

Sean hatte inzwischen begriffen, dass Dean und Sam sich zwar so nahe standen wie sonst kaum zwei Menschen, die er kannte, dass sie wortwörtlich alles füreinander tun würden, dass sie es aus irgendeinem unerfindlichen Grund in drei von vier Fällen aber einfach nicht schafften, miteinander zu reden.

Sean war von seinen Eltern in dem Glauben aufgezogen worden, dass es wichtig war, miteinander über seine Gefühle zu sprechen, damit man sich nicht aus den Augen verlor, und er sah nicht ein, warum er mit dieser Überzeugung vor Sam und Dean haltmachen sollte – die Beiden gehörten jetzt zur Familie, sie hatten ihnen den größten vorstellbaren Kummer erspart, und es erschien ihm in der Folge nur richtig, dass er versuchte, ihnen ein kleinwenig ihrer Last von den Schultern zu nehmen.
 

Die Tür erzitterte unter Deans nachdrücklichen Faustschlägen, die wohl nur er selbst als Anklopfen bezeichnet hätte, er drückte eindeutig zu oft auf die Klingel, so dass im Innern der Wohnung ein ums andere Mal ein schrilles, nervenaufreibendes Läuten ertönte, und dementsprechend anklagend war Dannys Gesichtsausdruck, als er die Tür schließlich öffnete.

Als er Sam und Dean dann allerdings erkannte, glomm ein Lächeln in seinen grün-grauen Augen auf, und er bat sie freundlich, einzutreten – dann tauchte Sean aus Sams Windschatten auf, und Dannys Miene wurde abweisend.

„Das kann doch jetzt nicht euer Ernst sein.“

Dean gab einen knurrenden Laut von sich, legte Danny die Hand vor die Brust und schob ihn rückwärts in die Wohnung zurück.

„So gut ich deinen Groll auch nachvollziehen kann – du kennst nichtmal die halbe Geschichte.“

Danny blinzelte verwundert, dann fand er zu der freundlichen Gelassenheit zurück, die es so einfach machte, ihn gern zu haben, und wies Sean an, gefälligst die Tür hinter sich zu schließen, bevor er seinen drei Gästen voran sein Wohnzimmer betrat.

Er bot Sam und Dean das schmale Zweiersofa an, verbiss sich ein Grinsen, als sie sich gleichzeitig setzten, und von dem weichen Polster beinahe verschlungen wurden, dann wandte er sich Sean zu, der unsicher in der Tür stehen geblieben war.

„Also?“

Sean zog die Schultern hoch, als Danny ihn voll abwartender Ruhe anblickte, und wurde viel nervöser, als wenn der ihn angeschrieen hätte.

So sehr er Dannys lässige Ruhe auch an ihm schätzte, jetzt hätte ihm ein Gefühlsausbruch besser gefallen, weil das etwas war, das er greifen, dem er etwas entgegen setzen konnte.

„Er war besessen …“, machte schließlich Sam der unangenehmen Stille ein Ende, lenkte Dannys offenen, ruhigen Blick von Sean ab, und auch Dean blickte ihn von der Seite an, als er seinen elenden Tonfall vernahm, und zog beide Augenbrauen in die Höhe, als ihm ein Licht über das Warum aufging.

„Ach deswegen! Gott, Sammy – das ist doch schon gar nicht mehr wahr, du kannst mir doch nicht erzählen, dass du dich deswegen immer noch quälst!“

Sowohl Sean als auch Danny zogen in neugierigem Unverständnis die Stirn kraus, Danny blinzelte ein wenig verwundert über diesen plötzlichen und vor allen Dingen unerwarteten Themenwechsel, lächelte jedoch sofort wieder, als er sah, wie Dean Sams Hand nahm, und Sam sich völlig selbstverständlich zu ihm hinüber beugte und ihn küsste.

Als er die Beiden das letzte Mal gesehen hatte, waren sie noch nicht so offen miteinander umgegangen – vor allem an Sam überraschte ihn dieses Verhalten ganz ungemein.

Sam lehnte sich wieder zurück, sah Dean in die Augen und wusste nicht, was er sagen sollte.

Er fühlte sich einfach jedes Mal aufs Neue schlecht, wenn er daran dachte, wie sehr er Dean verletzt hatte.

„Hör bitte auf, so zu gucken, Sammy. Das hält doch kein Mensch aus …“

Dean klang ein wenig ungeduldig und genervt, aber Sam sah ihm an, dass Dean ganz genau wie er selbst einfach nur nicht die richtigen Worte fand, und versuchte sich an einem Lächeln.

Dannys Aufmerksamkeit wurde von den Beiden abgelenkt, als Sean sich leise räusperte und den Rückzug in Dannys kleine Küche antrat, und er folgte ihm ganz automatisch, hatte kurz vergessen, wie unschön es zwischen ihnen Beiden auseinander gegangen war.

Es brauchte natürlich nicht lange, bis es ihm wieder einfiel, aber Danny ließ sich nichts anmerken, öffnete seinen Kühlschrank, bot Sean ein Bier an und nahm zwei Flaschen davon heraus, nachdem der zustimmend genickt hatte.

„Du warst also besessen? Darüber würde ich wirklich gern die ganze Geschichte hören …“, forderte er mit einem leisen Hauch von Ironie in der Stimme, nachdem er Sean eine geöffnete Bierflasche gereicht hatte, lehnte sich mit dem Rücken an den Kühlschrank und blickte ihn abwartend an, während er sich mit der Sean so vertrauten Geste das halblange, glatte rote Haar aus dem Gesicht wischte.

Sean starrte ihm in die Augen und war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, wusste nicht, wie er es formulieren, wie er Danny begreiflich machen sollte, was mit ihm passiert war.

Wenn er daran dachte, wie oft er Danny betrogen hatte, wie oft sie gestritten und sich zum Schluss beinahe geprügelt hatten, weil der Dämon in seinem Körper Gefallen daran gefunden hatte, nach und nach all jene von ihm zu entfremden, die ihm wichtig waren, wurde Sean fast ein wenig schlecht.

Er wusste jetzt, wie es aussah, wenn die freundliche Ruhe aus Dannys Augen verschwand, wie es aussah, wenn er wirklich wütend und enttäuscht war, und wenn er auch zugeben musste, dass auch diese Emotionen Danny ganz ausgezeichnet zu Gesicht standen, wollte er sie doch nur noch im äußersten Notfall wieder sehen müssen.

Danny legte den Kopf leicht schief, das Haar fiel ihm wieder ins Gesicht, wurde wieder mit der gleichen, entspannten Geste beiseite gewischt, und Sean stellte mit einem leisen ‚Tock’ seine Bierflasche auf den Küchentisch, machte ein paar hastige, schlafwandlerische Schritte auf ihn zu, drückte ihn fester an den Kühlschrank in seinem Rücken und küsste ihn.

Sean hatte zwar im Gegensatz zu Dean gelernt, seine Gefühle in Worte zu kleiden, aber ganz genau wie Dean war er sehr viel besser darin, sie durch schlichte aber ehrliche physische Zärtlichkeit auszudrücken.
 

„Also, ich finde ja, ihr Zwei solltet mit zur Hochzeit kommen.“

Dean hielt mit schlecht verhohlenem Entsetzen beim Öffnen seiner Bierflasche inne und starrte Danny entgeistert an.

„Was für eine Hochzeit?“

Sean klärte ihn grinsend darüber auf, dass Williams Patentochter demnächst heiraten, und Familie Lawless in Kürze zu diesem Zweck geschlossen nach Connecticut fliegen würde, und Dean öffnete hastig seine Bierflasche und hob sie an die Lippen, um nichts dazu sagen zu müssen.

„Das Faszinierende an der Sache ist, dass ich mit dem Bräutigam befreundet bin …“, erzählte Danny lächelnd, „Die Welt ist manchmal doch erschreckend klein.“

Sam stimmte ihm schmunzelnd zu, und Danny fixierte seine klaren freundlichen Augen auf ihn.

„Mo hat gesagt, ich darf ruhig ein paar Leute mitbringen, und seine Herzallerliebste wird sicher nichts gegen ein paar weitere schmucke Herren auf ihrer Hochzeit einzuwenden haben – vor allem, wo ihr doch zur Familie gehört …“

Sam fiel nichts ein, womit er dieses Argument hätte entkräften sollen, also nickte er ein wenig unsicher, und Dean stellte schnaufend seine Bierflasche auf dem Wohnzimmertisch ab.

Danny hatte sich erstaunlich schnell davon überzeugen lassen, dass Sean tatsächlich besessen gewesen war – sehr viel schneller, als Sam sich von Dean über sein schlechtes Gewissen wegen seines Seitensprunges hatte hinwegtrösten lassen – und während Sam und Dean sich noch immer das durchgesessene Zweiersofa teilten, hatten Sean und Danny es sich auf dem dazugehörigen, ebenso durchgesessenen Sessel bequem gemacht.

Es hatte etwas sehr Angenehmes, so zu viert beieinander zu sitzen, und Sean und Danny waren wohl die einzigen zwei Menschen auf Gottes weiter Erde, vor denen Sam sich nichtmal das klitzekleinste Bisschen schämte, wenn Dean seine Hand nahm, seinen Oberschenkel berührte, oder ihn küsste – und weil Dean das ungewöhnlich schnell bemerkt hatte, hielt er sich mit seinen Vertraulichkeiten auch keineswegs zurück, sondern nutzte diese seltene Gelegenheit energisch aus.

„Heißt das jetzt, wir müssen da hin?“ fragte Dean gedehnt, nachdem einige Minuten des gemütlichen Schweigens verstrichen waren, und da Sean es sich nicht nehmen lassen wollte, ihn ein wenig aufzuziehen, nickte er nachdrücklich.

„Allerdings. Es wird sowieso langsam Zeit, dass ihr den Rest der Sippe kennen lernt – Williams werte Patentochter hat doch glatt behauptet, ich hätte mir euch nur ausgedacht, als wir das letzte Mal telefoniert haben … nichtmal Kinka und Rina konnten sie davon überzeugen, dass ihr durchaus echt seid.“

„Ach, die Beiden kennen sie auch?“

Sam klang ehrlich interessiert, und Dean musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue – wieso interessierte Sammy sich ständig für solche Nebensächlichkeiten? Das musste wohl an seiner entschieden merkwürdig gelagerten Sozialkompetenz liegen.

„Ja, mein Ehrencousinchen hat früher schräg gegenüber gewohnt – wir sind praktisch alle zusammen aufgewachsen.“

Sean nahm einen Schluck Bier, ließ sich von Danny die Flasche aus der Hand nehmen und von ihm den Rest des Bieres wegtrinken, und beobachtete ihn dabei mit einem Ausdruck solch unendlicher Zufriedenheit, dass Danny unwillkürlich grinsen musste, als er ihn bemerkte.

Er stellte die leere Flasche beiseite und machte kurzentschlossen Nägel mit Köpfen.

„Dann werd ich Mo anrufen, und ihm sagen, dass er mit zwei Gästen mehr rechnen kann!“

Lebe lieber ungewöhnlich

‚Dragonfly-Inn’ stand auf dem Schild neben der Einfahrt, und Dean verdrehte die Augen, als er das Schild erblickte, so wie er sie verdreht hatte, als Sean ihm zum ersten Mal erzählt hatte, welchen Namen die Unterkunft trug, in der man ihn und Sam und die restlichen Gäste der Hochzeitsgesellschaft untergebracht hatte.

Ohne Zweifel würde gleich ein schmuckes, altes Gebäude hinter der Kurve zum Vorschein kommen, mit irgendeinem blühenden, rankenden Gewächs zugewuchert, und Sam würde aussteigen, sich umsehen, und dann verkünden, ‚wie hübsch’ es hier doch sei.

Dean grinste unwillkürlich, warf einen kurzen Blick auf den wie üblich schlummernden Sam auf dem Beifahrersitz und seufzte leise, es war ein Laut vollendeter Zufriedenheit, er streckte die Hand nach Sam aus, strich ihm zum ersten Mal seit Monaten NICHT das Haar aus der Stirn, sondern stupste ihn sachte an der Schulter an.

„Wach auf, Sammy, wir sind gleich da.“

Sam brummte verschlafen und schlug die Augen auf, startete einen zum Scheitern verurteilten Versuch, sich im beengten Innenraum des Impalas zu strecken, und drückte schließlich den Kopf in den Nacken, um zumindest die verspannten Muskeln in diesem Bereich zu lockern.

„Hab ich lange geschlafen?“ erkundigte er sich nuschelnd, und Dean sah großzügig davon ab, ihn eine alte Schnarchnase zu nennen, und verneinte.

Er fuhr um die letzte Kurve, das dahinter auftauchende Gebäude war alt, weiß, äußerst schmuck und mit einem lila blühenden Gewächs zugewuchert, und Sam wartete nicht bis zum Aussteigen, um zu verkünden, dass es hier ja ‚richtig nett’ sei – was nicht ganz mit Deans Vorhersage überein stimmte, aber doch genug, um ihn selbstzufrieden grinsen zu lassen.

Dean hielt den Wagen an, stieg gemeinsam mit Sam aus und blickte sich ebenso wie er äußerst aufmerksam um.

Man konnte ja nie wissen, hinter welchem Gebüsch der nächste Untote auf einen lauerte, und wenn die Umgebung noch so idyllisch war.

„Ich hab das komische Gefühl, dass ich hier schon mal gewesen bin …“, stellte Sam nach einer Weile fest, und Dean versicherte ihm äußerst überzeugt, dass das schlichtweg unmöglich sei.

Weder mit ihrem Vater noch im Alleingang waren sie jemals zuvor in Connecticut gewesen, und schon gar nicht in diesem tranigen Örtchen namens Stars Hollow, das ihn streckenweise erschreckend an Stepford erinnert hatte, als sie es auf der Suche nach der richtigen Straße durchfahren hatten – Sam musste sich also irren.

Sam zuckte mit den Schultern und nahm Deans Einwand schweigend hin, dann holte er gemeinsam mit ihm das Gepäck aus dem Kofferraum, sah mit mühsam unterdrücktem Grinsen dabei zu, wie Dean mit einem herbeigeeilten Pagen darüber stritt, ob es wirklich nötig sei, die Autoschlüssel auszuhändigen, damit der Impala umgeparkt werden konnte, und schleifte Dean schließlich mit sich zur Rezeption, nachdem dieser sich in einem plötzlichen und völlig unerwarteten Anfall von Resignation geschlagen gegeben und die Autoschlüssel hergegeben hatte.

Der erlesen gekleidete Mensch hinterm Tresen, der scheinbar alles andere als glücklich war, sie zu sehen, musterte erst Sam, dann Dean, und fragte dann mit dem herrlichsten französischen Akzent, den Sam je gehört hatte, was er für sie tun könne.

„Wir gehören zu der Hochzeitsgesellschaft Fraser/Shade“, erklärte Sam freundlich, der missgelaunte Franzose zückte das Buch mit den Reservierungen, Sam wies ihn und Dean als die Winchesters aus, bekam die Schlüssel ausgehändigt und verstand die folgende Bemerkung, dass er ja hoffentlich noch wisse, wo alles sei, besonders die Türen, genau so wenig wie Dean.

Er ließ sich von dem hilfreichen, Impala parkenden Pagen die Reisetaschen abnehmen, händigte ihm außerdem ihren Zimmerschlüssel aus, und folgte ihm dann brav die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer.

Dean bekam den Autoschlüssel zurück, Sam den Zimmerschlüssel, der Page verabschiedete sich, nachdem er von dem knurrenden Dean etwas Trinkgeld erhalten hatte, und Dean schob sich hinter Sam ins Zimmer und blickte sich kritisch um.

Naja, das war ja gar nicht so übel – und auf jeden Fall sehr viel weniger überdreht, als die Motelzimmer, in denen sie für gewöhnlich nächtigten.

Sie waren einen ganzen Tag zu früh dran, da sie in dem Glauben, es sei sinnvoll, das Nützliche mit dem Praktischen zu verbinden, Kansas in dem Augenblick etwas überstürzt verlassen hatten, da es klar zu werden begann, dass sie tatsächlich eingeladene Gäste auf einer Hochzeit sein würden, auf der sie keine der beiden heiratenden Parteien kannten.

Dean hatte beschlossen, unterwegs so viele übernatürliche Plagegeister wie möglich ins Jenseits zu befördern, er war wie das jüngste Gericht über Missouri, Illinois und Indiana gekommen, und Sam hatte es als ungewöhnlich unterhaltsam empfunden, dass Dean nur deswegen derartig leidenschaftlich in seiner Berufung aufging, weil er damit kaschieren wollte, warum er nicht einfach Williams Einladung gefolgt war, sich mit einem von ihm bezahlten Flugticket in ein Flugzeug zu setzen, wenn es an der Zeit war, sich auf den Weg nach Connecticut zu machen.

Nein, Dean hatte darauf beharrt, den ganzen Weg zu fahren – keine zehn Pferde hätten ihn in ein Flugzeug bekommen – in Ohio war er dafür mit einem waschechten Zombie belohnt worden, der pflichtbewusst in Flammen aufgegangen war, nachdem Dean ihm zunächst in den diesmal existenten Kopf geschossen, bevor er ihn mit Haarspray und Feuerzeug attackiert hatte, und ihn und Sam auch im Nachhinein nicht durch hartnäckiges Erscheinen in ihren Träumen belästigte.

Pennsylvania hatte sie mit strahlendem Sonnenschein und tödlicher Langeweile empfangen, und sie hatten den Staat quasi im Flug durchquert, nur um sich im südlichen Ausläufer des Staates New York mit einer Horde wild gewordener Geister herumschlagen zu müssen, die es gar nicht lustig fand, dass eine Baugesellschaft ihren Friedhof schändete.

Sam war ehrlich froh gewesen, dass der Vorfall keine in Massen auftretenden Insekten involviert hatte, und noch viel froher, als er und Dean es endlich geschafft hatten, den ganzen verdammten Friedhof frei zu legen, um sämtliche Gebeine der verstimmten Toten zu salzen und zu verbrennen.

Die Blasen an seinen Händen hatten sich zu seinen schmerzenden Schnittwunden von Bobbys zerbrochenem Kaffeebecher gesellt, und als Dean gesehen hatte, mit welch verbissenem Gesichtsausdruck Sam ein Grab nach dem anderen ausgehoben hatte, ohne sich zu beschweren, hatte er ihn einen dämlichen Idioten genannt, und ihm mit einer solchen Schärfe in der Stimme befohlen, sofort aufzuhören zu graben, dass Sam ganz heiß geworden war.

Nun waren sie also in Connecticut, viel früher als erwartet, und hatten sogar noch einen ganzen Tag lang Zeit, sich Anzüge zu besorgen, bevor sie mit dem ihnen unbekannten Mortimer Fraser seinen Junggesellenabschied feiern würden.

Dean hatte zwar gemeint, dass an den Anzügen, die sie besaßen, nichts auszusetzen sei, aber Sam fand, dass man ihrer Garderobe inzwischen doch sehr ansah, dass sie in Reisetaschen durch die Lande transportiert wurde, und hatte darauf bestanden, dass sie sich neue zulegten, die dem Anlass angemessen waren.

Dean hatte gemurrt und sich gefügt, und Sam hatte ihm verschwiegen, dass es nicht nur ihre Anzüge waren, denen als letzte Ruhestätte ein Müllcontainer bevorstand.

Er hatte kaum noch etwas zum Anziehen, das nicht das ein oder andere Loch aufzuweisen hatte, und so sehr er es auch verabscheute, ihre Rechnungen mit gefälschten Kreditkarten zu begleichen – diesmal würde er sich darüber keine Gedanken machen.

Er und Dean brauchten verdammt noch mal neue Klamotten.
 

„Ok. Ich hab alles.“

Sam drehte sich ungläubig zu Dean um, erblickte ihn mit den Armen voller Kleidungsstücke und schüttelte missbilligend den Kopf.

„Oh nein, so nicht.“

Dean blinzelte verdutzt, und Sam packte ihn mit eisernem Griff an der Schulter und schob ihn in Richtung der Umkleiden.

„Du wirst diese Sachen anprobieren, bevor du sie kaufst!“

Dean weitete panisch die Augen, er hatte in seinem ganzen Leben noch keine Umkleidekabine von innen gesehen, und verstand nicht, was Sam auf einmal hatte – er war bisher gut durchs Leben gekommen, ohne seine Klamotten vor dem Kauf anzuprobieren.

Sams Hand an seiner Schulter hatte jedoch so fest zugepackt, dass Dean unmissverständlich klar war, wie zwecklos Widerspruch sein würde, er ließ sich also murrend schieben, drehte sich jedoch, nachdem Sam ihn energisch in die leere Umkleide geschubst hatte, mit einer beleidigten Schnute zu ihm um.

„Kannst du mir mal sagen, warum dir das so wichtig ist?“

Sam verschränkte die Arme vor der Brust, musterte ihn von oben nach unten, und das mit einem Funkeln in den Augen, dass Dean beinahe rot geworden wäre.

„Ich würde dich einfach gerne mal in Sachen sehen, die dir tatsächlich passen.“

Dean war kurz sprachlos, dann machte sich seine Empörung in einer Flut von Worten Luft, von denen die ersten „Meine Klamotten passen mir!“ und die letzten „idiotischer Klamottenfetischist!“ waren.

Er zog mit Schwung den Vorhang hinter sich zu, versuchte, Sam zu ignorierten, der ihn von der anderen Seite des Sichtschutzes aus darüber in Kenntnis setzte, dass mindestens 50 Prozent seiner Kleidung Dean keineswegs passe, sondern mindestens zwei Nummern zu groß sei, und aussah, als würde er seine – Sams – abgelegte Sachen auftragen.

„Ich verstehe einfach nicht, warum es dir so schwer fällt, einfach mal Sachen in deiner Größe zu kaufen …“, schloss Sam seinen Monolog schließlich ab, und Dean, der nur immer und immer wieder die Worte „zu groß“ und „ein paar Nummern kleiner“ gehört hatte, riss erbost den Vorhang seiner Umkleidekabine zur Seite.

„Ich bin nicht klein!“

Sam wollte lachen und etwas erwidern, dann fiel ihm auf, dass Dean es gerade eben so geschafft hatte, den Reißverschluss der Jeans zuzuziehen, die er anprobiert hatte, dass der Knopf aber noch offen war, dass er den Bund von Deans Shorts unter den etwas tief sitzenden Jeans hervorblitzen sah – und dass Dean es nicht für nötig gehalten hatte, seinen Oberkörper zu bekleiden, bevor er den Vorhang so ungestüm aufgerissen hatte.

Die Jeans passten Dean wie angegossen, Sam hörte mehrere Personen in seinem Rücken hastig einatmen, als sie Deans ansichtig wurden, und er trat eilig zu ihm in die geräumige Kabine hinein und zog den Vorhang hinter ihnen zu.

Dean blickte aus streitbaren grünen Augen zu ihm auf, erfasste nicht sofort, wie Sams Stimmung umgeschlagen hatte, als er sich ihm so spärlich bekleidet gezeigt hatte, und war dementsprechend überrascht, als er sich plötzlich an die Kabinenwand zurückgedrängt vorfand, mit Sams warmem Körper vor sich, der sich kompromisslos gegen ihn presste, und Sams rechtem Oberschenkel zwischen seinen eigenen, der Bewegungen an ihm vollführte, die ihm klar machten, dass Sam eindeutig auf Dinge aus war, die man an öffentlichen Orten für gewöhnlich eher nicht machte.

„Gott Sam, manchmal machst du mir Angst …“, brachte er keuchend hervor, und Sam hob den Kopf und warf ihm einen solch glühenden Blick zu, dass Dean ganz merkwürdig zumute wurde.

Das ging doch so nicht! ER war hier der unbeherrschte Lüstling, nicht Sam!

Sam war harmlos und putzig und wurde rot, wenn er nur an den Gebrauch von Gleitgel DACHTE! – Apropos, die Tube war so gut wie leer, da musste langsam mal eine Neue her.

Dean stemmte beide Hände gegen Sams angespannte Brustmuskeln, drückte ihn von sich und boxte ihn, als Sam den Wink nicht verstand, und prompt wieder über ihn herfallen wollte.

Das entlockte Dean jetzt doch ein amüsiertes Grinsen.

„Aus Sammy! Beherrsch dich gefälligst!“

Sam blinzelte ihn unter seinen Ponyfransen heraus ungläubig an, dann trat doch tatsächlich so etwas wie Zorn in seine braunen Augen.

„Wieso ist es eigentlich immer nur dann in Ordnung, wenn DU derjenige bist, der sich nicht zusammenreißen kann? Wieso schiebst du mich ständig weg, wenn mal von MIR die Initiative ausgeht?!“

Dean wich Sams glühendem Blick aus, überlegte kurz, sah wieder zu ihm auf, schluckte, sah schnell wieder weg und ließ schließlich die Arme sinken.

„Na gut, komm her.“

Dean hatte damit gerechnet, dass Sam jetzt stur den Kopf schütteln und verkünden würde, dass ihm inzwischen die Lust vergangen sei, dann knallte sein Hintern wieder an die Kabinenwand in seinem Rücken, Sams Hände fuhren ihm unter den Bund seiner noch immer aufgeknöpften Jeans, und sein überraschtes Stöhnen über diese heftige Attacke wurde von Sams Lippen in einem energischen Kuss erstickt.

Dean würde diese Jeans definitiv kaufen müssen.
 


 

Sohooo. Das war es, das letzte Kapitel vor der Jubiläums-Hochzeits-Folge!

(Wir zählen den Prolog nämlich als Prolog und nicht als Kapitel – die Hundert machen wir also erst mit dem nächsten voll, okese? Alles klar!)
 

Hapuh. Ich bin erschöpft. Ich bin ausgelaugt. Ich brauche Urlaub!

Ich werde euch, meinen liebsten Lesern aber nichtsdestotrotz (bin immer wieder stolz auf Word, dass er das Wort kennt!) am Sonntag (schneller geht’s nicht) mit dem nächsten Kapitel erfreuen, und dann wird es auch endlich wieder Kommi-Kommis (und zwar welche der besonderen Art!) geben.

(Viele Klammern diesmal …)
 

Wer also auf den letzten Drücker noch Erwähnung finden möchte in diesem fabelhaften Jubiläums-Kapitel, möge sich per Kommi bei mir melden, dann wird auch der schändlichste Schwarzleser begnadigt und mit Handkuss empfangen.
 

*gääähn*
 

Soviel für heute von mir, ich hab da noch was zu schreiben …

Gehabt euch wohl und bis zum nächsten Mal!
 

moko-chan

Eine Hochzeit zum Verlieben

*Fanfarenklänge*
 

Es ist so weit.

Wir haben es geschafft!

Monate sind ins Land gezogen, der Mond (ja, Isi, der Mond) ward bald voll, bald nahm er wieder ab, die Herren Winchester erlebten ein Abenteuer nach dem anderen, manche von ihnen absurd, manche von ihnen dramatisch, die meisten von ihnen fluffig, und wir waren immer dabei!

Wir – und damit meine ich mich … nein, nein, kleiner Scherz.

Im Ernst jetzt, es geht los!

Fangt gefälligst an zu lesen!
 


 

„Oh Gott, jetzt guck doch nicht schon wieder so!“

Dean war versucht, sich den eben übergestreiften Anzug samt darunter liegendem blendend weißem Hemd wieder vom Leib zu reißen, allein, um Sam darin zuvor zu kommen, und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.

Sams Augen glitten mit einem gefährlichen Glitzern über ihn hinweg, von oben nach unten und wieder zurück, und Dean, der in seinem Leben nun wirklich schon oft genug die Erfahrung gemacht hatte, wie es war, mit den Augen ausgezogen zu werden, stellte sich trotzig so hin, dass seine besten Stücke auch ja zur Geltung kamen.

Sam grinste entspannt, genoss noch immer das Nachglühen ihres soeben beendeten Stelldicheins, tat, als habe er Deans Bemerkung nicht vernommen, und trat einen Schritt vor, um den Sitz von Deans Krawatte zu korrigieren.

„Den solltest du nehmen …“, murmelte er in Deans Ohr, sein Atem streifte Deans Wange, und Dean hätte beinahe vergessen wo sie waren – nämlich außerhalb der Umkleidekabine, gut sichtbar für jeden, der auf die Idee kam, vorbei zu gehen, und er hatte eigentlich nicht vor, die überaus erquickende Umkleidekabinen-Szene von vorhin vor den Augen der Welt zu wiederholen – auch wenn er vermutlich keine Wahl haben würde, wenn Sam sich in den Kopf setzte, eben das zu tun.

Scheinbar hatte er überhaupt nicht mehr die Wahl, wenn Sam sich in den Kopf setzte, irgendwas zu tun.

Dean räusperte sich leise und nickte, betrachtete sich kurz im Spiegel, und beschloss, eine neue Sonnenbrille zu kaufen, um den Blues-Brothers-Look perfekt zu machen.

Sein Anzug saß wie angegossen, er war schlicht und mattschwarz, und da Sam ihn ausgesucht hatte, sowohl qualitativ hochwertig als auch überraschend bequem.

Er betonte sowohl Deans breite Schultern als auch die wohlgeformte Brust und – Sam war unglaublich stolz auf sich selbst – kaschierte sogar ein kleinwenig Deans anbetungswürdige O-Beine.

Da fehlte in der Tat nur noch die Sonnenbrille, um Dean dazu zu verleiten, nach der vollzogenen Trauung einen Flickflack quer durchs Kirchenschiff zu machen.

Sam würde sich natürlich ebenfalls eine kaufen müssen … oder vielleicht besser doch nicht.

Dean konnte sich seinen Sammy beim besten Willen nicht als Blues-Brother vorstellen, und wenn der in der letzten Zeit noch so sehr aus sich heraus gekommen war – dumme Wortwahl – und ihm inzwischen mehr als einmal bewiesen hatte, dass er es in Sachen überlegener Gelassenheit und alles andere als vornehmer Zurückhaltung durchaus mit ihm aufnehmen konnte.

Nein, Sam würde mit Sonnenbrille schlichtweg merkwürdig aussehen, außerdem hatte Dean es sowieso lieber, wenn er ihm in die Augen sehen konnte.

Er betrachtete Sam, der in seinem eigenen Anzug einfach mal unverschämt gut aussah, mit seinen eigenen breiten Schultern und der unsagbar wohlgeformten Brust, und unterdrückte den plötzlichen Impuls, Sam zu packen und ihm das dumme Ding so schnell wie möglich wieder auszuziehen.

Gefährliche Dynamik, ganz gefährliche Dynamik zwischen ihnen.

Wie er den Anblick bei der Hochzeit einen ganzen Tag lang ertragen sollte, ohne wahnsinnig zu werden, war Dean schleierhaft, er konnte nur hoffen, dass es sowohl ihm, als auch Sam bis dahin gelingen würde, ihr überschäumendes Testosteron unter Kontrolle zu bekommen.

Er konnte sich nicht vorstellen, dass die junge Braut es sonderlich schätzen würde, wenn er und Sam in der Kirche und am Besten auf dem Altar übereinander herfielen und Dinge miteinander anstellten, die in einer Kirche eher unüblich und zudem alles andere als gern gesehen waren.

Dean räusperte sich leise, schloss seine rechte Hand um Sams Krawatte und zog leicht daran, während er mit der Linken ein imaginäres Staubkorn von seiner Schulter wischte, und die Art, wie Sams Muskeln sich unter seiner Hand anspannten, zeugte recht deutlich davon, dass es sinnvoll war, ihre Einkaufs-Orgie – und eine Orgie war es ganz zweifellos gewesen – langsam aber sicher zu beenden.

Er und Sam entledigten sich in getrennten Umkleidekabinen ihrer Anzüge, sammelten zusammen, was sie sich an Alltagskleidung ausgesucht hatten, und schleppten die Wäscheberge dann zur Kasse, wo eine beglückte Verkäuferin ohne die geringste Spur von Misstrauen von Dean seine gefälschte Kreditkarte unter dem Decknamen ‚Remington Steele’ entgegen nahm und ihm und Sam noch einen wunderschönen Tag in Hartford wünschte, als sie sich davon machten.
 

Sam blinzelte, als er den sparsam bis schummrig beleuchteten Raum betrat, und dachte einen Moment lang, seine Augen spielten ihm in Kooperation mit seiner fruchtbaren Phantasie einen etwas gewagten Streich, dann blinzelte er erneut und konnte sich sicher sein, dass seine Augen und seine Phantasie ihn keineswegs täuschten, sondern nach wie vor seine treuen Gefährten waren – ein schwacher Trost.

Er befand sich in einem Striplokal – das war es nicht, was ihn erschüttert hatte, immerhin war dies ein Junggesellenabschied, und so verklemmt und weltfremd Sam auch manchmal war, hiermit hatte er gerechnet – auf der kleinen Bühne knapp drei Meter von ihm entfernt tanzten spärlich bekleidete, mehr oder weniger attraktive, mehr oder weniger junge Damen an glänzenden Chromstangen, und knapp zwei Meter von ihm entfernt saßen auf billigen, unbequemen Stühlen der zukünftige Bräutigam und seine Entourage.

Sam hatte Sean und Danny identifiziert, den einen an seinem Grinsen, den anderen an seinen roten Haaren, er hatte Ryan und Brian mit einem flüchtigen aber durchaus freundlichen Lächeln begrüßt, ein paar weiteren Herren zugenickt, die er in seinem ganzen Leben noch nie gesehen hatte, und dann war sein Blick an schwarzem Haar hängen geblieben, an stahlblauen Augen unter dichten schwarzen Augenbrauen, und er hatte das Gefühl gehabt, seine Wirbelsäule bestehe unterhalb der Nackenwirbel plötzlich aus Eis.

„Da seid ihr ja endlich!“

Sean sprang von seinem Stuhl, winkte mit seiner begipsten Hand, als er Sam und Deans gewahr wurde, und Mo, der mehr als glücklich schien, von der eher lahmen Vorstellung auf der Bühne abgelenkt zu werden, tat es ihm gleich.

Sam und Dean hatten ihn bereits an diesem Nachmittag kennen gelernt, sich flüchtig mit ihm unterhalten, und sich dank seiner gutmütigen Herzlichkeit sofort mit ihm angefreundet.

Wer auch immer die glückliche Braut war, ihr waren ganz sicher zahllose Ehejahre voller Zufriedenheit beschieden.

Mo war groß und breitschultrig – Sam und Dean schienen neuerdings ausschließlich Männer kennen zu lernen, auf die das zutraf – seine braunen Augen wirkten manchmal etwas verträumt, allerdings nur, bis ein schon beinahe manischer Sinn für Humor in ihnen aufschimmerte, und wenn er sie auf etwas konzentrierte, schien es nichts zu geben, was man vor ihm verbergen konnte.

Er hatte innerhalb von Sekunden durchschaut, was Sam und Dean verband, hatte eine flapsige Bemerkung über Familienähnlichkeiten gemacht und in Richtung Sean genickt, der mit Danny ein paar Schritte von ihnen entfernt gestanden hatte, sowohl Sam als auch Dean lächelnd auf die Schulter geklopft und seine ehrliche Freude darüber ausgedrückt, sie als Gäste auf seiner Hochzeit begrüßen zu dürfen.

Er lächelte auch jetzt, als er auf sie zukam, schüttelte Beiden die Hand und entschuldigte sich im Flüsterton für das merkwürdige Ambiente.

„Ich fürchte, das haben wir Sean und Danny zu verdanken – die Beiden scheinen sich diebisch darauf zu freuen, meiner Liebsten morgen auf der Feier zu erzählen, wie blendend ich mich heute Abend amüsiert habe …“

Er bedachte die Zwei mit einem Blick komischer Verzweiflung, aber Sean winkte grinsend ab.

„Unsinn. Die glaubt mir sowieso nie ein Wort, und Danny kennt sie noch nicht gut genug, um sich von ihm einen Bären aufbinden zu lassen …“

Danny sagte nichts dazu, ließ Mo die zwei Neuankömmlinge dem Rest der Truppe vorstellen, und zog eine seiner sandfarbenen Augenbrauen in die Höhe, als Mos Freund Matt, der die ganze Zeit über still und unauffällig geblieben war, mit einem Mal nervös wurde, und ganz besonders Sam mit einem Ausdruck in den Augen ansah, den man schon beinahe für Angst halten konnte.

Danny hatte seinen Ausspruch von vor ein paar Tagen, dass die Welt manchmal doch erschreckend klein sei, wiederholt, als er festgestellt hatte, dass Mo und Matt eine Sandkastenfreundschaft verband, die sie auch nach all den Jahren noch auf eine Art zusammenschweißte, wie es nur bei einer wahren Männerfreundschaft möglich war, und auch Mo hatte sich überrascht gezeigt, als herauskam, dass sein Jugendfreund mit Sean und Danny bereits bekannt war.

Danny erinnerte sich an den Abend in der Karaokebar, erinnerte sich daran, wie gut Dean sich mit dem freundlichen Barmann verstanden hatte, und fragte sich unwillkürlich, ob da möglicherweise etwas vorgefallen sein könnte, das es Matt und den Winchesters unangenehm machen würde, an diesem Abend beieinander zu sitzen.
 

Dean hatte Matt erkannt, genau wie Sam, aber im Gegensatz zu seinem gewissenhaften Gefährten verband Dean keinerlei unangenehme Erinnerungen mit dem freundlichen Barmann – zumindest nicht mit der unbesessenen Version, also konnte er ihn mit einem durchaus ernst gemeinten Lächeln begrüßen, und dem armen Kerl somit einen Großteil seiner Befangenheit nehmen.

Er ließ sich auf den nächstbesten Stuhl neben Matt plumpsen, bestellte sich ein Bier und überließ Sam nichts ahnend seinem schlechten Gewissen und den mehr als unangenehmen Emotionen, die er mit der Erinnerung an die Zeit, in der Dean im Koma gelegen hatte, verband.

Unter Deans alles andere als nachtragendem Einfluss schaffte Matt es erstaunlich schnell, sich zu entspannen, eine Unterhaltung mit Dean zu beginnen – und Sam in eine quälende Mischung aus Eifersucht und Schuldgefühlen zu stürzen.

Matt war freundlich und charmant, er sah entschieden gut aus, und er hatte mit Dean gemeinsam, dass er wusste, wie es war, besessen zu sein – Sam war sich nicht ganz sicher, ob das für Dean von irgendeiner Bedeutung war, aber er konnte sehen, dass der Dunkelhaarige mit den unfassbar blauen Augen Dean gefiel, und das machte ihn ganz krank.

Die Beiden unterhielten sich so zwanglos, als würden sie sich schon ewig kennen, Sam schnappte Gesprächsfetzen über Musik, Autos und – am schlimmsten von Allem – Filme auf, und er fühlte sich nicht nur ausgeschlossen, sondern überflüssig.

Dean, der naiv angenommen hatte, es würde ausreichen, an diesem Abend die Damen auf der Bühne zu ignorieren, um Sam bei Laune zu halten, war ehrlich überrascht, als er ihm den Blick zuwandte, und seinen Liebsten mit einer Miene vorfand, die er eigentlich für das Ende der Welt hätte aufsparen müssen.

„Sam?“ platzte es unwillkürlich aus ihm heraus, und er wollte eben noch eine etwas präziser formulierte Frage bezüglich Sams Befinden hinzufügen, da war Sam auch schon von seinem Stuhl aufgesprungen und in Richtung der Toiletten verschwunden.

Dean nahm sich nicht einmal die Zeit, verwirrt zu blinzeln, er sprang sofort von seinem eigenen Stuhl auf, machte einen hastigen Schritt – und wurde von einer kräftigen Hand an seiner Schulter zurück gehalten … Seans kräftiger Hand an seiner Schulter.

Dean fuhr zu seinem Cousin herum, blickte anklagend auf den unerwünschten Teil von Seans Anatomie, der ihn am Gehen hinderte, und wurde mit seinen eigenen Waffen geschlagen: Einem breiten Grinsen und funkelnden grünen Augen, die keinen Zweifel daran ließen, dass Sean nicht mit sich diskutieren lassen würde – ein Charakterzug, der ihnen Beiden zu eigen war.

„Ich rede mit ihm“, verkündete Sean mit unerschütterlicher Ruhe, die er sich von Danny abgeschaut haben musste, und Deans rechte Augenbraue zog sich unwiderstehlich in die Höhe.

„Ach ja?“

„Ja. Ich weiß, was er hat, du nicht – und er wird es dir auch nicht sagen. Nicht heute Abend und nicht in diesem Etablissement.“

Dean runzelte die Stirn, wollte etwas darauf erwidern – möglichst etwas Vernichtendes – aber Sean war schon an ihm vorbei gestiefelt und hatte ihn stehen lassen.

Dean sank zurück auf seinen Stuhl, fing Dannys amüsierten Blick auf und schnaufte ungehalten.

Wieso wussten alle außer ihm, was mit Sam los war?

Matt biss sich auf die Unterlippe, als er Deans missmutige Miene sah, lächelte ein wenig verlegen und nahm einen tiefen Zug von seiner Bierflasche, bevor er endlich anzusprechen wagte, was ihm schon den ganzen Abend auf dem Herzen lag.

„Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen …“

Dean sah ihn einen Moment lang scharf an, was Matt einigermaßen aus der Ruhe brachte, dann seufzte Dean und schüttelte den Kopf.

„Muss es nicht. Du kannst nichts dafür, mir geht es wieder hervorragend – und du bist nun wirklich nicht der Erste, der … naja …“

Matt, mit den geschärften Instinkten eines Menschen, der monatelang unter dem Einfluss eines fremden Willens gestanden hatte, erkannte in ihm beinahe sofort einen Leidensgenossen, und seine Augen blitzten in so ehrlichem Mitgefühl auf, dass Dean sich verlegen räusperte.

„Ich war nur kurz besessen – gar nicht zu vergleichen mit dem, was du durchmachen musstest …“

Matt legte leicht den Kopf schief und sah ihm in die Augen.

„Nichts im Vergleich zu dem, was Sam durchmachen musste?“

Dean nickte.

„Das außerdem.“
 


 

So, ja, ich weiß, ich bin bekloppt, aber ich maaag Listen, und da ich ja die Weihnachtsfrau bin und mal schauen wollte, wer seit Weihnachten denn alles artig war … habe ich euch gezählt.

(Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass dieses mickrige Vorwort schon alles war?)

Ich habe also gleichsam eine Volkszählung abgehalten – oder eine Kommi-Zählung, ganz wie ihr wollt, und da ich meine liebe Schwester als das Maß aller Dinge gewählt habe, muss hier auch niemand meinen Zorn fürchten, der mir mindestens ZWEI (ja, die faule Socke, mehr hat sie nicht geschafft!) Kommentare zu dieser meiner Fanfic hinterlassen hat.

Los geht’s also … und zwar in alphabetischer Reihenfolge!
 

X5-494:

6, 9, 11, 13, 18, 52, 69, 77-88, 90-99

(insgesamt: 32)

Oh, was bin ich im Laufe dieser Auszählung zum mathematischen Genie geworden – dagegen war das ja ein Klacks, mir deinen „Code“ zu merken!
 

Akii:

39, 41, 42,

(insgesamt macht das wohl 3)

Lang, lang ist’s her, dass du mir zuletzt einen Kommi hinterlassen hast … liest du eigentlich noch mit?
 

-alec-:

P, 2-11, 13-28, 31, 32, 38-42, 44-55

(insgesamt: 47)

Ich erinnere mich dunkel, dass mir vor Monaten baldiges Feedback versprochen wurde.

Weiß jetzt nicht, was ich von dieser noch immer anhaltenden Stille halten soll.
 

Amnesias:

P-34

(insgesamt: 38)

Ok, hier weiß ich, was ich davon halten soll, und warte entspannt darauf, dass deine Phase wieder auflebt.
 

AnimeFaan:

79-99

(insgesamt: 21)

Spät eingestiegen, meine Liebe, aber seitdem sehr schön durchgehalten.

Darf ich mal fragen, Fan welcher Animes du speziell bist?

Das wollte ich schon immer mal wissen.
 

Ayume-ko:

P-13, 15-17, 22, 23, 27, 28, 30, 32-35, 37, 38, 41, 43, 48, 50, 52, 54

(insgesamt: 33)

Ich gebe zu, dass man bisweilen Probleme damit hat, meiner Schreiberei mit Kommentaren hinterher zu kommen.

Liegt’s daran?
 

BehindTheMirrors:

P-28, 30, 32-35, 37, 37, 39-41, 50-53

(insgesamt: 62)

Dabei hab ich das Gefühl, dein letzter Kommi wäre erst gestern gewesen …
 

beltane:

7, 14, 68, 72, 77, 82, 86, 91, 94, 95

(insgesamt: 10)

Wie schon im 50. Kapitel erwähnt: Du bist faul … aber lange nicht so faul wie manch andere!

Darauf darfst du dir jetzt, glaub ich, was einbilden.
 

_blackheart_:

29-34, 39-41, 43, 44, 47-56, 58-60, 62, 67

(insgesamt: 27)

Ach, was schmerzt mein Herz, deine schriftstellerischen Ergüsse missen zu müssen!
 

BlackRaven:

21, 41

(Ich erkenne ein Muster … und: Zweiiiiiiiiiiii!)

Ich habe sie! Die Idee mit den Raben! Ich habe sie!
 

Blanche-Neige:

5-7

(insgesamt: 3)

Na gut, schön, Schnee gibt’s halt nur im Winter.
 

BloOdy_Mary:

1

(*anpranger*)

Noch da?
 

Bloody_Shanna:

85, 86

(und nochmal: zweiiiiiiiiiiii!)

Ha! War dir das auch zu kompliziert mit der Groß- und Kleinschreibung, wa?

Ich hab’s ja gleich gesagt …
 

Bufera:

P-2, 3-7, 10-15, 17-23, 36, 37, 40, 41, 43-48, 50, 51, 53-55, 57, 59-95, 97, 98

(insgesamt: 327)

Wahnsinn, meine Liebe!

Du hast mit wehenden Fahnen gewonnen, was die Quantität deiner Kommentare angeht – was den Aufwand, sie zu zählen betrifft, allerdings auch.

Unfassbar anstrengend, die Angelegenheit … Pui.

Möchte allerdings kein einziges deiner fabelhaft kryptischen Machwerke missen!
 

-Calabria-:

P, 1, 6, 8

(insgesamt, ja, richtig: 4)

Du hast dich umbenannt … ganz eindeutig!
 

Calysto:

P, 12, 48-52, 54-67, 69-99

(insgesamt: 52)

Der Start war etwas wacklig, du hast unterwegs ein wenig geschwächelt, aber dann: WUSCH – so sicher wie das Amen in der Kirche.

Ich bin stolz!
 

Chevvy:

16

(*beschwer*)

Dabei ist der Impala doch so verlässlich – es sei denn, Bobby baut irgendwas aus dem Motor aus, damit die Jungs ihm nicht abhauen …
 

Chic:

P-5

(insgesamt: 6)

Na, das ist doch schon ganz schick … höhö. Tschuldigung.
 

Chie-chan:

85-90, 92-96, 98, 99

(insgesamt: 13)

Macht ihr das eigentlich mit Absicht? Also du, Shi-chan und Shiko-chan?

Wollt ihr mich arme, alte Frau so verwirren, bis ich nicht mehr weiß, wer von euch wer ist?
 

cole_el_diablos:

39-56

(insgesamt 18)

Was’n los? Ham die Jungs dich ausgetrieben?
 

DatKisu:

60, 64

(jawoll: zweiiiiiiiii!)

Gibt’s dich noch?
 

DemonOfFear:

17, 22, 25-35, 37-50, 52-54, 65-67, 69, 71, 76-84, 88, 90-99

(insgesamt: 61)

Hach, mit welcher Freude erinnere ich mich an den Monsterkommi, den du mir, geplagt vom Jet-Lag, eines Nachts online stelltest!

Der war so fabelhaft und so schön lang und … LOB!
 

Emo-Kitten:

41-43, 55

(insgesamt: 4)

Uhuuu, unsere Katze ist Mama geworden! Mama von vier ganz bezaubernden quiekenden Kitten-Katerchen!

Sie sind ja sooo anbetungswürdig!
 

Erlkoenig:

1-4, 6, 7, 9, 11, 13, 15-17, 19-24, 26, 28, 29

(insgesamt: 21)

Und dann ward es plötzlich still um Seine Majestät.

Entthront?
 

--Fanny--:

83-92, 94-97, 99

(insgesamt: 15)

Spät eingestiegen, aber sehr schön durchgehalten … besonders, da die letzten Kapitel nicht unbedingt durch Handlung oder Inhalt geglänzt haben. *hust*
 

hanabichen:

82-85, 88, 95, 96, 98, 99

(insgesamt: ölf)

Schöne Zahl, sehr schöne Zahl! Bin melody_neko noch immer durchaus dankbar, dich mit an Bord geholt zu haben!
 

Hermmy:

32, 34-36, 38-45, 48-50, 52, 53, 56-58, 60-70, 72-74, 76, 77, 79-81, 83-88, 90-93, 95-99

(insgesamt: 55)

Mit dir und Himchen hatte ich vielleicht Spaß bei dieser ganzen Auszählerei … zum Glück ist mir relativ schnell aufgefallen, dass du auf der EINEN Seite von dem Zettel gestanden hast und sie auf der ANDEREN … ich bin ja so ein Füchslein.
 

Himchen:

65-67, 69-99

(insgesamt: 34)

Was ist eigentlich ein Himchen?

Ist das sowas wie ein Heimchen?

(Und ich meine jetzt kein Heimchen am Herd …)

Ist das ein kleines musizierendes Insekt?
 

Hope_Calaris:

P, 3, 4, 6, 7, 11, 14, 20, 22, 23, 25, 29, 33-58, 67-73, 75-77, 82, 84-86, 88-99

(insgesamt: 91)

Bist äußerst unstet in deiner Beteiligung, meine Liebe, das muss ich jetzt doch mal sagen.

Und ja: Bei lieben, lieben Menschen, die ich persönlich kenne, setze ich die Messlatte - ja, die Messlatte - höher an!

Wenn ich an Verfolgungswahn leiden würde – was ich tue, AAAH! – müsste ich ja fast annehmen, die Kapitel, die du nicht kommentiert hast, seien schlecht.

Weiß ja aber, dass das alles ganz anders ist, und du manchmal einfach nur zu erschöpft bist von den ganzen Tänzen, die du mir zu Ehren zelebrierst.

Bin ja mal gespannt, was du dir diesmal einfallen lässt.

Habe mir jedenfalls Mühe gegeben, deine Liste abzuarbeiten!
 

Hydewahn:

66, 75

(Oh Froiiideee: zweiiiiiiiiiii!)

Muss ich jetzt erst wieder Herrn Takarai auftauchen lassen, bevor du dich noch mal meldest?
 

Iliahna:

20, 67

(Wuppi: Zweiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!)

Ich finde immer noch, dass du mit deinem Namen eigentlich in unser Brokkoli-Universum aufgenommen werden solltest.
 

irrce:

9, 10, 15-17, 19, 20, 24-29, 33-72, 74, 76-78, 80-82, 85-95

(insgesamt: 104)

Nöl.

Noch so eine Unstete … und mir dann nicht glauben wollen, dass du tatsächlich zwischendurch einige Kapitel nicht kommentiert hast.

Naja, dafür verdanke ich dir den Insider-Iltis, und wie könnte ich deine Anleitung für den planlosen Kommi-schreiber vergessen.

UND: Der Kommi, mit dem du „Rauchende Colts“ (ich glaube, es war „Rauchende Colts“) Satz für Satz auseinander genommen hast? ADORABEL!

In Großbuchstaben und Neonschrift – ADORABEL!

Dafür gibt’s einen singenden Matti!

Und ich nöle nur Leute aus meinem persönlichen Bekanntenkreis an, die ich ganz besonders wertschätze, und ohne deren Kommis mir die Schreiberei nur halb so viel Spaß machen würde!

Mein Genöle ist also ein Zeichen von Zuneigung und Anerkennung!
 

_Isi-chan_:

92, 95, 96

(Einer mehr als: Zweiiiiiiiiiiiiiii!)

Erst kurz dabei … öhm, ja … sehr kurz.

Lest ihr eigentlich zusammen, melody, hanabi und du?
 

J2:

38-41, 57, 64-70, 72-74, 77-79, 82, 84, 90, 91

(insgesamt: 22)

Ach, was soll ich dir erzählen. Ich schreibe jetzt schon eine ganze Weile mit Tine an der J2, und sie ist plüschig und voller Fluff und auf Zucker … aber es dauert mindestens noch ein Jahr, bis da endlich mal was von Belang passiert, fürchte ich …
 

Jay-chan:

91

(*demonstrier*)

Mear, ich verlange mear!
 

jenki:

P-5, 7, 9-22

(insgesamt: 20)

Hmpf.

Ist so still um dich geworden.

Keine Zeit gehabt?
 

Jensen_Ackles:

62, 72, 76

(Ganze 3 – ich fühl mich geschmeichelt!)

Jensen, so geht das nicht, nimm dir gefälligst ein Beispiel an Jared – hatte ich hier schreiben wollen, aber jetzt hat er/sie sich ja wieder in _Sam_Winchester_ zurück umbenannt …
 

jibrillchan:

P-65

(insgesamt 77)

Wahööö, ich vermisse dich!

Was ist denn bloß looos?
 

KC8

83-89, 94-98

(insgesamt: 13)

Was bedeutet dein Nickname?

Wo kommt der her?

Ich schreib das Kapitel mit der Prinzengeschichte nicht, bevor du mir das nicht verrätst!
 

Kementari:

10

(*ereifer*)

Ok, wahrscheinlich bin das wieder nur ich mit meinen komischen Assoziationen, aber wenn ich ‚Kementari’ lese, macht mein Hirn einen Sprung zu ‚cemetery’ … und das finde ich jetzt ein wenig beunruhigend.
 

kikischaf:

22, 36, 40, 43, 50, 53, 57, 58, 60-75, 78-99

(insgesamt: 47)

Mit dieser Kommi-Anzahl hast du ganz eindeutig all deine Schäfchen im Trockenen, meine Liebe!

Und so schön regelmäßig geschrieben in der letzten Zeit, ich bin stolz!
 

killerniete21: P-9, 11, 12, 14-25, 27-35, 37-46, 48-62, 66, 67, 70-98

(insgesamt: 84)

Respekt für dein Durchhaltevermögen.

Und bin ich eigentlich bescheuert, euch dafür zu loben, dass ihr DURCHGEHALTEN habt?

Als ob meine Geschichte schlecht wäre … streckenweise vielleicht ein wenig langatmig, aber auf keinen Fall schlecht!

… Ok, mein Anfall ist vorbei.
 

-Kitsune:

28, 33-35, 37-42, 47-50, 52, 55-57, 61, 65, 69, 70, 72, 7476, 78, 80-85, 87-89, 94, 96

(insgesamt: 39)

Wenn dein Nickname nichts mit Naruto zu tun hat – womit denn dann?
 

Kurai-sweet

47

(*Frustschieb*)

Da rettet dich jetzt auch nicht, dass du genau so heißt wie meine Katze.
 

kuyami:

4, 7-20, 24, 29, 32, 37, 38, 43, 48, 52

(insgesamt: 23)

Da hat wohl jemand aufgegeben.

Irgendwie kann ich’s ja verstehen … wo kam das jetzt wieder her?!
 

Lenali: 5-28, 30-52, 57-60

(insgesamt: 51)

Ich bin erst bei ‚L’!

Warum hab ich das hier noch gleich für eine gute Idee gehalten?!

Liest du noch mit? Liest noch irgendwer mit?!
 

Light_the_Gay:

P-9

(insgesamt: 10)

Auch du hast dich umbenannt – ich bin mir sicher!
 

Lola19:

20-26, 28, 29, 40

(macht insgesamt 10)

Schweigen im Walde ist nichts dagegen.
 

Lunatic-keks-fee:

35-37, 64, 70, 79

(insgesamt: 6)

Ich will Kekse, jetzt sofort!
 

Luzi-sama:

69, 82

(Öijöijöijöijöiii: zwei)

Auch ausgetrieben worden, wa?
 

Lyafe:

56, 62-64, 66-70, 78-94, 96, 98, 99

(insgesamt 31)

Mhm, ja, schöne Kommis!

Schöne, schöne, gefühlsbetonte, ein wenig schizophrene Kommis!

Wie sie mir ans Herz gewachsen sind!
 

Melli_V:

30, 32-41, 46-48, 50-52

(insgesamt 18)

Menno! Wieso schreibt ihr mir denn alle nicht mehr?

Seid ihr mir alle in einem unbeobachteten Moment von Bord gesprungen?

Aber wiesooo denn bloooß?
 

melody_neko:

61-66, 75, 84-94, 96-99

(insgesamt: 41 ... ich hatte ja jetzt eigentlich mit 42 gerechnet ...)

Zum Einstand gab’s 4 Monsterkommis zu Kapitel 61 und das bereitete auch ganz gut auf das vor, was noch folgen sollte.

Schmerzende Augen vom zu langen konzentrierten Starren auf den PC-Bildschirm und einen schmerzenden Bauch von heftigen, ihn erschütternden Lachsalven – herrlich!

Mögest du mir noch lange erhalten bleiben!
 

merique:

P

(*grummel*)

Mir erst verkünden, die Fangemeinschaft wechseln zu wollen und dann sowas.
 

MikeshMason:

P,1

(insgesamt also zwei, du faules Stück!)

Ach, was könnte ich mich jetzt über dich auslassen, was könnte ich meinen Lesern nicht alles von dir erzählen … ich bin aber erst bei ‚M’, also wird ich den Teufel tun und mich hier aufhalten, liebste Schwester.

Genöle wird nach so langer Zeit übrigens nicht mehr angenommen.
 

mitsuka:

69

(*gnargel*)

Ich habe das Gefühl, dass ich den Namen Mitsuka kennen sollte. Sollte ich?
 

Nara-san:

32, 33

(auuuuch zweiiiiiiiiii!)

Wieder dieses Gefühl, aber ich glaube, ich meine Naru.
 

PerfektSunako:

P-5

(macht 6)

Haben sie und Kyohei sich jetzt eigentlich so langsam mal gekriegt?
 

Pheubos&Snoopy:

85, 86, 91

(nach Adam Riese sind das 3)

Da seid ihr schon zu zweit und trotzdem … tsö.

Naja, ihr hab ja noch Zeit, die alle nachzuholen, njahaha!
 

princess-daxin:

P, 39, 41, 48, 51

(insgesamt 6)

Ich schmolle hier.

Ich schmolle – mit gaaanz weiiit vorgeschobener Unterlippe.
 

Princy:

93-96

(insgesamt: 4)

Das macht doch Hoffnung auf mehr!

Oder soll’s das jetzt schon gewesen sein?
 

Sam_Dean:

P-35, 37-67, 69-98

(insgesamt: 101)

Beeindruckende Kommi-Anzahl! Applaus!

Sam, kauf ihr Kuchen! Das ist jetzt jawohl sowas von dran!
 

Sammys_Dean:

32, 35, 36, 41, 42, 46-48, 50, 52-54, 56, 58-60, 63-69, 71-97, 99

(insgesamt: 52)

Öhm … *nach oben luscher*

Öh … *nach unten schiel*

Fällt euch was auf?
 

_Sam_Winchester_:

31, 34, 39, 44, 50, 60, 67-69, 71-99

(insgesamt: 50)

Was sollte denn dieses doppelte Umbenenne?

Vorbei ist es mit diesem wohlig-schaurigen Kribbeln, wann immer ich feststellte: Jared-Padalecki ist online!
 

Selene19:

39, 40

(richtig, auch hier: zweiiiiiiiiii!)

Bist du mit Lola19 verwandt, oder ist das Zufall?
 

Serendipity:

P-26, 27-62, 64-67, 69-73, 75, 77-88, 90-94, 96, 97, 98, 99

(insgesamt: 134)

Iiiiijjjaaa! Wie ist das schön! Wie ist das zauberhaft!

Sooo viele schöne Kommis!

Nie werde ich ihn vergessen, den außerordentlichsten Bandwurmsatz-Kommi, mit dem du in diese FanFic gestartet bist!

Erfahren wir eigentlich auch irgendwann, woher der Name Samuel kommt?

Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber mich wundert das schon ein wenig, dass Tine sich da noch gar nicht drüber beschwert hat … die hat sich allerdings auch nicht zu beschweren …

Ich hoffe, du bist zufrieden mit deinem Matti!

Und irgendwas wollte ich hier jetzt noch schreiben … Misto, vergessen.
 

Shadow_Cat:

33, 35

(noch mal zweiiiiiiiiii!)

Hälst dich im Dunkeln, wa?
 

Shaitan:

P-2, 4, 5, 8-33, 35, 37-48, 50-55, 57-67, 69-95

(insgesamt: 90)

Irgendwie hätte ich jetzt gedacht, das wären mehr.

Komisch eigentlich.

Also, nicht, dass ich mich jetzt beschweren will … ich hätte nur irgendwie gedacht, das wären mehr.
 

Shi-chan_:

39, 45-56, 58-61, 63-99

(insgesamt: 55)

Ansehnliche Zahl, sehr schön.

So langsam krieg ich das mit dem Mittel- und dem Unterstrich auch auf die Reihe.
 

Shiko-chan:

64, 66

(yahooo, zweiiiiiiiiiii!)

Bwahaaa!

Der Papagei von Silaya-Hien heißt Chico!

… Tschuldigung.
 

_Sho_:

3

(*heul*)

Was ist das hier?

Meuterei?
 

Shuichi-kun:

39, 40

(alle zusammen: zweiiiiiiiiii!)

Ich möchte immer noch Auskunft darüber erhalten, woher dein Nickname stammt.
 

Silaya-Hien:

36-99

(insgesamt: 54)

Relativ spät eingestiegen, ABER! Holla die Waldfee, ich bin beeindruckt!

Was sagt Chico dazu?

Chico sagt: Silaya-Hien will einen Keks! *Keks geb*
 

siri001:

66-70, 77, 81-86, 89-91, 94, 95, 99

(insgesamt: 19)

Das sieht jetzt irgendwie wenig aus, aber ich fand jeden Einzelnen sehr toll … kann jetzt aber auch daran liegen, dass du so spät eingestiegen bist.

Wie auch immer, ich les deine Kommis sehr gerne, und hoffe, dass ich das auch noch ein Weilchen tun darf.
 

sistermilz:

3, 4, 5

(Jahaaa, zweiiiiiiiiiiiii Stück! Stand da bis eben, jetzt sind es schon DREI!)

Mal sehen, wie lange du brauchst, um aufzuholen – schreitet ja ganz zügig voran.
 

spider369:

46, 51, 68

(das sind dann wohl drei)

Biste jetzt im verwunschenen Wald verloren gegangen?
 

Sternchen_Bu:

28, 35, 99

(insgesamt: 4)

Da dachte ich, mit Sternenschein wär’s jetzt erstmal vorbei, aber NEIN, welche Überraschung!

Irgendjemand scheint sich tatsächlich meine Aufrufe zu Herzen zu nehmen.
 

strange:

23-28, 30-35, 38-51

(insgesamt: 28)

Ich find das jetzt merkwürdig, dass du mir schon so lange keinen Kommi mehr geschrieben hast.

Und wehe, du merkst nicht, dass das jetzt ein Wortspiel war.
 

Takuto_Omata:

82, 83, 87

(insgesamt: 3)

Ich, naja, öh.

Drei Kommis. Drei Worte. Acht. Neun.
 

termeili:

70

(*motz-brabbel*)

Ich prangere das an – auch wenn du Mittermeier-Fan bist!
 

TheWolfKiba:

35, 37, 38, 39, 47, 58-60, 64, 67

(insgesamt: 10)

Ich habe das dunkle Gefühl, du hast das Rudel verlassen.
 

Todesgoettin_Hel:

22, 24-26, 29, 32, 33, 35-40, 42, 45-48, 50, 53, 57, 63-66, 81-92, 94, 95, 99

(dat macht 39)

Bin immer noch der Meinung, dass du dich umbenennen solltest – in was Fluffiges, was Niedliches, möglichst in Rosa. Höhö.

Hau mal die Tofi-fee, dass sie – Moment, ich mach’s selbst!
 

Tofi-fee:

29, 30 50, 52, 53, 57, 58, 63, 64, 67, 68

(insgesamt: ölf)

*hau*

Was soll der Unsinn hier!

Falls – falls is gut – falls du noch lesen SOLLTEST, dann tu das doch mal bitte kurz kund!
 

Tomoyo:

78

(*jammer*)

Ich bin sicher, Sakura findet das NICHT gut! Aber mal gar nicht gut!
 

uglypinkmaschine:

4-93

(insgesamt: 97)

Rikööö! Öööööööiiiiiiiii!

Fabelhaft, fa-bel-haft!

Sehr schön!

Wie schön, dass du so stetig dabei geblieben bist – und so ganz ohne Druck oder Drohungen!

Ich bin stolz auf dich!
 

Viebi_Lucifer:

38-40, 48, 50, 62-67, 72, 75, 78, 82, 85, 86

(insgesamt: 22)

Auch ausgetrieben?

So langsam muss ich den Bengeln wohl mal auf ihre übereifrigen Pfoten klopfen!
 

Zaja:

73-77

(macht zwölf)

Die Letzte, die Letzte, du bist die Letzte! – Aber nicht DAS Letzte, nicht, dass wir uns hier falsch verstehen.

Ich bin fertig – ziemlich fertig mit den Nerven bin ich auch, ABER, irgendwie schön war es doch.

Und danke für all diese Kommis!

Prost!
 

Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr.

Falls sich wer wundern sollte: In einigen Kapiteln wurde doppelt gepostet.

Hatte keine Lust, euch das alles haarklein darzulegen, so muss das auch reichen – außerdem fällt es so nich so auf, wenn ich mich verzählt habe … höhö.
 

Bevor ich’s vergesse: Vielen Dank auch an jetzt unbekannt fka Seelensturm, kaaleo und Love_Me_Some_Pie!

Ich konnte euch jetzt zwar nicht so wirklich zählen, aber ich weiß ja, dass es euch gab.

Gibt es euch noch?
 

Und hab ich erwähnt, dass das hier ein super-sonder Kapitel wird?

Nein?

Wie ungeschickt von mir …
 


 

„Sam? Bleib doch mal einen Moment stehen …“

Sean ließ die Hintertür des Striplokals hinter sich einen Spalt offen stehen und trat zu Sam auf den kleinen Innenhof hinaus, wo Sam entgegen seiner Aufforderung noch immer wie ein überdimensionaler Duracell-Hase von einem Ende zum anderen marschierte.

„Sam …“

Sean schnappte sich Sams Schulter, als der zum dritten Mal an ihm vorbei stapfte, seine Finger packten drei Lagen Stoff – Sam hatte trotz der sommerlichen Temperaturen beschlossen, sich in Schichten zu hüllen, als eine Art reinigendes Gegengewicht zu den sich ausziehenden Damen des Striplokals – und Sam blieb endlich stehen.

„Du weißt schon, dass du dich reichlich albern verhältst?“

Sean traf ein mehr als ungnädiger Blick aus funkelnden braunen Augen, und er grinste unbefangen.

„Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass du dich so sehr quälst, Sam. Dean liebt dich nicht weniger, nur weil er sich mit jemand Anderem gut versteht.“

Sean wollte die Arme vor der Brust verschränken, wurde von seinem Gips daran gehindert, und Sam schluckte nervös, als sein Blick auf den von Danny reichlich mit kreativen Zeichnungen verschönten Handgelenkschoner fiel.

„Er war auch besessen Sean, er hat Dean unvorstellbare Schmerzen angetan, und jetzt sitzen sie zusammen, als sei nie etwas gewesen.“

Sean blickte Sam einen Moment lang groß an, dann legte er den Kopf schief.

„Mit mir sitzt du doch auch zusammen, als sei nie etwas gewesen.“

„Ja, aber du -!“

„Ich habe keinem von euch etwas getan, ist es das?“

Sam hielt inne und biss sich auf die Unterlippe, um eine heftige Entgegnung zurück zu halten, dann wurde sein Gesichtsausdruck noch elender, als er ohnehin gewesen war.

„Ich weiß, dass er nichts dafür kann, ich weiß das … aber …“

„Sam …“, Seans Stimme klang beinahe, als rede er mit Hannah, „Du warst von Anfang an eifersüchtig auf Matt – meinst du nicht, dass es viel eher daran liegt und nichts damit zu tun hat, dass du ihm nicht verzeihen kannst?“

Sam, so ungern er das auch tat, dachte einen Moment lang darüber nach und schüttelte schließlich den Kopf.

„Ich bin nicht eifersüchtig.“

Sean lachte leise.

„Natürlich bist du das. Du und Dean, ihr seid eifersüchtig auf Alles und Jeden, was sich dem jeweils Anderen auf näher als fünf Fuß nähert – und ich verstehe einfach nicht, wieso.

Ihr seid euch so nahe, dass nichtmal eine Briefmarke zwischen euch Platz hätte, und trotzdem gönnt ihr euch gegenseitig nicht den Kontakt zu Anderen.

Woran liegt das bitte?“

Sam blinzelte, blinzelte erneut, und machte schließlich der Frage, die sich ihm nach diesem Monolog von Sean aufdrängte, mehr als irritiert Luft.

„Woher nimmst du bitte diese Überzeugungen? Du kennst uns doch kaum!“

Er klang schon beinahe verbittert, aber Seans Lächeln wurde nur noch wärmer.

„Ihr Zwei seid nicht sonderlich schwer zu durchschauen, Sam. Alles was ihr tut, wird von zwei Dingen bestimmt – eurer Abhängigkeit voneinander und der Überzeugung, dass ihr nur gemeinsam etwas wert seid.

Wenn du mich fragst, ist das keine sonderlich gesunde Art zu leben.“

Sean wollte fortfahren, aber Sam hob äußerst bestimmt die Hand und brachte ihn zum Schweigen.

Sam hatte noch nie erlebt, dass ihm jemand derartig eloquent einen Vortrag über sein kompliziertes Innenleben gehalten hätte, und so sehr er davon auch genervt war, so musste er doch zähneknirschend zugeben, dass Sean gar nicht mal so Unrecht hatte.

„Dean würde nichtmal im Traum auf die Idee kommen, einem Anderen vor dir den Vorrang zu geben – also lass ihm doch seine unschuldige Unterhaltung mit Matt und freu dich daran, dass er trotz allem, was er durchgemacht hat, noch immer aufgeschlossen genug ist, um Freunde zu finden.“

Sam starrte Sean ein kleinwenig mordlüstern an, dann gab er sich schließlich mit einem schweren Seufzer geschlagen.

„Sicher, ganz wie du meinst. Ich gehe jetzt wieder rein. … Und ich bin nicht eifersüchtig auf Matt, nur damit du Bescheid weißt!“

Sean lachte leise auf und blinzelte Sam freundlich an.

„Natürlich nicht, mein Fehler. Und jetzt geh besser wieder rein, bevor Dean auf die Idee kommt, nach dir zu suchen, und uns bei einer rein freundschaftlichen Umarmung ertappt …“

Sam schnaubte, um eindeutig klar zu machen, dass er nicht vorhatte, Sean jetzt oder irgendwann sonst zu umarmen, wandte sich von ihm ab und ging durch die angelehnte Hintertür zurück ins Lokal.

Sean blieb zurück, legte den Kopf in den Nacken und versuchte, am Himmel ein paar Sterne auszumachen, aber hier in der Stadt gab es keine zu entdecken, und er seufzte leise.

William hatte Sean erzählt, was Dean ihm in den frühen Morgenstunden nach der schicksalsträchtigen Nacht von Seans Besessenheit über sein und Sams Leben anvertraut hatte, Sean wusste inzwischen also eine ganze Menge über seinen Cousin, und wenn er daran dachte, was das Schicksal schon alles für die Winchesters bereitgehalten hatte und möglicherweise noch bereithielt, wurde ihm vor Mitgefühl und einer ihm bis dahin völlig unbekannten Angst vor der Zukunft ganz schwindelig.

Es war ganz eindeutig richtig gewesen, dass er sich eben so schamlos in Deans und Sams Angelegenheiten eingemischt hatte.

Die Zwei brauchten verdammt noch mal jede Hilfe, die sie kriegen könnten.
 

Dean blickte auf, als Sam sich mit verschlossener Miene neben ihn auf den Stuhl fallen ließ, wusste nicht, ob er es vor all den Fremden wagen konnte, seine Hand zu nehmen, und reichte ihm schließlich als Ausweichhandlung eine Flasche Bier.

Seine rechte Augenbraue zog sich unwiderstehlich in die Höhe, als Sam mit einem trotzigen Zug um den Mund danach griff, die Flasche an seine Lippen setzte und in einem Zug leerte.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Sean mit ihm allein zu lassen.

„Bist du ok, Sammy?“

Sam nahm die Flasche von seinen Lippen, atmete tief durch und nickte, und Dean konnte sich nicht wirklich dazu durchringen, ihm das zu glauben.

Es war nie ein gutes Zeichen, wenn Sam trank – und schon gar nicht, wenn er es damit eilig zu haben schien.

Dean blickte Sam weiterhin mit diesem Ausdruck in den Augen an, der Sam – ob er es nun wollte oder nicht – restlos von dem Wahrheitsgehalt von Seans Worten überzeugen musste, und Sam fragte sich unwillkürlich, warum er immer so unsicher war, was Deans Gefühle für ihn betraf.

Er entspannte sich ein wenig, war dazu in der Lage, Dean ein beruhigendes Lächeln zu schenken, und sich dann in ein Gespräch mit Danny zu vertiefen, der dem Gehampel auf der Bühne vor ihnen ebenso wenig Aufmerksamkeit schenkte, wie er selbst.

Nach einer Weile gesellte sich auch Sean wieder zu ihnen, nötigte Sam unter Aufbietung all seines ein wenig fragwürdigen Charmes dazu, ihm etwas auf seinen Gips zu malen, und fragte ihn dann völlig unvermittelt, ob Dean eigentlich vorhabe, bei der Hochzeitsfeier zu singen.

„Öhm … nicht, dass ich wüsste …“, war Sams erste, ehrliche Reaktion, und Sean machte den Hals lang und unterbrach Dean und Matt mitten in einer erhitzten Diskussion darüber, ob die alten und die neuen Star Wars Filme überhaupt einen Vergleich wert seien.

Dean drehte sich ruckartig zu ihm um, als Sean höchst unzivilisiert seinen Namen durch den halben Raum brüllte, hob abwartend die Augenbraue und wurde durch die Frage nach seinen musischen Ambitionen derartig aus dem Konzept gebracht, dass er kurz nicht antworten konnte – Zeit genug für Sean, um zu beschließen, dass sie am folgenden Tag gemeinsam singen würden.

Deans Augen weiteten sich in bierseligem Schreck, er warf einen hilfesuchenden Blick auf Sam, aber der grinste nur, und Dean sah ihm an, dass der Traumtänzer sich doch tatsächlich darauf freute, ihn singen zu hören – dabei hatte er sich in letzter Zeit doch so große Mühe gegeben, ein absolutes Unvermögen was das korrekte Treffen der Töne anging, vorzutäuschen.

Auch Matt, sein neuer bester Freund, zeigte keinerlei Mitleid mit ihm, nein, er vertraute ihm mit diesem versteckten kleinen Lächeln, das unbestimmt um seine Mundwinkel schwebte und das nur er beherrschte, an, dass auch er für das Brautpaar singen würde.

„Na bitte, dann bist du doch in guter Gesellschaft!“ erstickte Sean Deans Gegenrede im Keim, bestellte ihm zum Trost noch ein Bier und versuchte dann, den widerstrebenden Mo dazu zu überreden, sich einen Lapdance zu gönnen.

Doch Mo blieb standhaft, ließ sich weder von ihm, noch einem anderen seiner Freunde überzeugen, trank in aller Ruhe sein Bier und war alles in allem so vorbildlich und gelassen, dass Sam Danny unwillkürlich fragte, was Mo beruflich machte.

„Er ist Feuerwehrmann“, gab Danny bereitwillig Auskunft und grinste verhalten, „Die Braut ist übrigens Krankenschwester – ein überaus hilfsbereites Paar also, das da morgen den Segen der Ehe erhalten wird.“

Sam grinste und nickte, bestellte sich höchst leichtsinnig noch eine Flasche Bier, und vergaß, dass er nicht unbedingt zum trinkfesten Teil der Bevölkerung gehörte.

Er überlegte kurz, ob die nach Dannys Aussage ja ach so kleine Welt sogar klein genug war, um ihn und Dean besagte Krankenschwester kennen zu lassen, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort wieder und nahm von der eifrigen Kellnerin sein Bier entgegen.

Sowas gab es ja gar nicht.
 

„Oh Mann, Sammy – manchmal hab ich wirklich das Gefühl, dass man dich keine Sekunde aus den Augen lassen darf …“

Dean ächzte, ließ den schwankenden Sam einen Moment lang der Gnade der Götter ausgeliefert auf seinen eigenen Füßen stehen und fischte den Schlüssel für ihr Zimmer im Dragonfly-Inn aus seiner Hosentasche.

Sam gab ein undeutliches Glucksen von sich, hangelte mit einer unsicheren Hand nach dem verlässlichen Halt von Deans Schulter und seufzte zufrieden auf, als er ihn sich gesichert hatte.

„Ich hab gar nicht so viel getrunken …“, nuschelte er überzeugt, lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht an Dean, und der warf ihm einen zynischen Blick aus dem Augenwinkel zu.

„Natürlich nicht …“

Dean steckte den Schlüssel ins Schloss, schloss ihnen ihr Zimmer auf und schleifte den seltsam willenlosen Sam mit sich durch die Tür, bevor er ihn so sanft wie möglich auf dem rechten der zwei Betten in ihrem Zimmer ablegte.

In all seiner weisen Voraussicht hatte Sean leider nicht daran gedacht, Mo für Sam und Dean ein Doppelbett bereitstellen zu lassen.

Sam gab ein unwilliges Brummen von sich, als Dean sich wieder aufrichten wollte, packte ihn unbeholfen an seinen Hemdsärmeln und hielt ihn fest.

„Nich weggehen …“

Deans Gesicht überzog ein liebevolles Leuchten, er strich Sam das geradezu verwegen verwuschelte Haar aus der Stirn, beugte sich wieder tiefer über ihn und gab ihm einen liebevollen Kuss, machte sich sanft von ihm los und richtete sich schließlich doch noch auf.

„Ich gehe nirgendwohin, Sammy. Keine Angst. Aber jetzt müssen wir dich erstmal ausziehen …“

Sam schien diesem Anliegen nicht sonderlich abgeneigt zu sein, er ließ die Arme sinken, drapierte sie dekorativ neben seinem Gesicht aufs Kopfkissen und hielt artig still, als Dean dazu ansetzte, ihm die Schuhe auszuziehen, hielt auch weiterhin artig still, als Dean sich über ihn beugte und seinen Gürtel öffnete, und war erstaunlich entgegenkommend, als es darum ging, ihn von seinen Jeans zu befreien.

„Ich war eifersüchtig auf Matt …“

Dean hatte es eben geschafft, Sams Jeans unter dessen wohlgeformten Hintern zu manövrieren, und hielt mitten in der Bewegung inne, als Sams undeutlich gemurmelte Worte an sein Ohr drangen.

Deans Kopf rauschte in die Höhe, er starrte Sam irritiert an und schluckte trocken, als er aus den Tiefen von Sams verklärten braunen Augen eine merkwürdig aufwühlende Hitze aufschimmern sah.

„Eifersüchtig?“ krächzte er nervös, überschlug kurz und mehr als hastig, ob selbst die wohlwollenste Seele ihm dafür die Schuld anlasten könnte, kam dabei zu keinem wirklichen Schluss, und biss sich auf die Unterlippe, als die Hitze in Sams Augen zunahm.

„Ich war eifersüchtig, damals in der Bar … und heute auch … du … ihr versteht euch so gut …“

Sams Stimme war schwer vom Alkohol, ein wenig rau und unbeholfen, aber Dean hatte jedes einzelne Wort verstanden, und jetzt strömte ein Gefühl durch ihn hindurch, von dem er nicht sicher sagen konnte, was es war.

„Du musst nicht eifersüchtig sein, Sammy … wenn ich mir über etwas sicher bin, dann darüber, dass ich das mit uns nicht … verlieren will.“

Sam erwiderte nichts, er sah Dean weiterhin auf diese irritierend spannungsgeladene Art und Weise an, und leckte sich schließlich über die trockenen Lippen.

„Ich will mit dir schlafen.“

Ein elektrisierender Blitz schoss durch Dean hindurch, Sams Augen machten es ihm völlig unmöglich, seinen Blick abzuwenden, also verharrte er in gebeugter Haltung über ihm, starrte ihn wie gebannt an, und versuchte seinen überforderten Verstand zum Denken zu animieren, während er sich so seltsam kraftlos fühlte, als seien es seine und nicht Sams Adern, die durch zu reichlichen Alkohohlkonsum belastet waren.

„Du bist betrunken, Sammy …“, schaffte er es schließlich, nach einiger Überwindung einen kohärenten Satz zu formulieren, und die Art, wie Sam ihn daraufhin anlächelte, war beinahe zu viel für ihn.

„Ja, ich weiß … trotzdem. Ich will mit dir schlafen ... bitte.“

Dean überlief ein heißer Schauer, wie eigentlich immer, wenn Sam ihm in einer solchen Situation mit dem kleinen aber wirkungsvollen Wort „bitte“ kam, und schließlich nickte er langsam.

„Na schön … aber … bist du dir auch wirklich sicher?“

Sams Lächeln war halb liebevoll, halb lüstern, und er schlang seine Arme um Dean, um ihn endlich an sich zu ziehen.

„Ich bin vielleicht betrunken, Dean, aber ich weiß trotzdem noch, was ich will … und jetzt will ich dich.“
 


 

So, wie immer an unpassender Stelle eine kleine Unterbrechung von mir.

Wer auf Klo muss, sollte jetzt gehen, aber beeilt euch, ich fass mich relativ kurz.

(Ich sollte aufhören, mitten in der Nacht sinnlosen Stuss zu schreiben!)

Meine Wenigkeit möchte an dieser Stelle eine – oder besser mehrere – kleine Umfragen starten, die so oder so ähnlich bereits da gewesen sind, aber nie so richtig ordentlich betrieben wurden.
 

1. Wen mögt ihr lieber – Sam oder Dean?
 

2. Wen möchtet ihr häufiger … nein, vergesst es, das setz ich eh nicht um … oder doch? Hm.

Na gut: Wer ist der bessere Top – Sam oder Dean?
 

3. Was könnte Sam Sean Lustiges auf seinen Gips malen?

Der kreativste Vorschlag gewinnt einen Preis!
 

Und das war’s auch schon mit der Unterbrechung …
 


 

„Nnh … Dean …“

Deans Atem ging ein wenig schwer, als er Sam – endlich nackt – zurück in die Laken gleiten ließ, und er leckte sich über die trockenen Lippen, während er sich aufrichtete und aus glitzernden Augen den Effekt würdigte, den das Licht von der Lampe mit dem gelben Lampenschirm auf dem Nachttisch auf Sams samtener Haut erzielte.

Der Anblick war geradezu reizend – er reizte Dean in der Tat derartig, dass er seine Hand über Sams Brust und seinen Bauch gleiten ließ und ihn streichelte, bis sich Sams Brustkorb unter hastigen, hilflosen Atemzügen so schnell hob und senkte, dass Dean einfach nicht widerstehen konnte, und seine Hand in tiefere, empfindsamere Gefilde steuerte.

Sam stöhnte leise auf, als Deans warme Finger über sein Glied strichen, er drückte sich der neckenden Liebkosung entgegen und bettelte mit Körper, Augen und Stimme nach mehr, bis Deans Hand sich endlich um ihn schloss, und sein Körper süße Genugtuung erfuhr.

„D-Dean …“

Dean grinste lüstern und biss sich auf die Unterlippe, beugte sich über Sam, um ihm einen langen, feuchten, tiefen Kuss aufzuzwingen, und dachte vorerst nicht daran, dass er sich noch selbst auszuziehen hatte, wenn er mit Sam auf ein wenig horizontalen Spaß aus war.

Seine Hand fuhr in gleichmäßig sanften Bewegungen an Sams erhärtender Hitze auf und ab, seine Zunge tauchte tief in Sams begierigen Mund ein, und Sam unter ihm atmete inzwischen so heftig, als seien sie hier nicht beim Vorspiel sondern im Begriff, in die dritte Runde einzugehen.

Der Alkohol, den Sam an diesem Abend in Unmaßen genossen hatte, spielte da sicherlich eine Rolle – Alkohol und Sam vertrugen sich einfach nicht, genauso, wie Sam und der Impala sich nicht vertrugen.

Sam vertrug sich scheinbar mit vielen Dingen nicht, die Dean ganz selbstverständlich zu seinen liebsten Begleitern zählte.

Dean brummte leise in ihren Kuss hinein, als Sams Hände zunehmend fahrig über seinen Rücken strichen, an dem Stoff seines Hemdes zu zerren begannen, und ihn relativ ungeduldig darauf aufmerksam machten, dass er für Sams Geschmack noch viel zu viel an hatte.

Dean löste seine Lippen von Sams und richtete sich auf, war für einen endlos scheinenden Augenblick von dem Anblick von Sam unter ihm geradezu gefangen, konnte ihn nur atemlos anstarren, wie er mit feucht glänzenden Lippen und gierig glitzernden Augen unter ihm lag, und seine Körpersprache nichts anderes ausdrückte, als dass er ihn wollte.

„Zieh dich endlich aus, Dean …“

Oh, sein Sammy war ja so ungeduldig, wenn er getrunken hatte.

„Ich mach ja schon, ich mach ja schon …“

Dean streckte sich ein wenig, schob sich das eindeutig lästige Hemd von den Schultern und warf es vom Bett, ließ sein neues schwarzes Shirt etwas gemessener folgen und stöhnte, als Sams Hände sich postwendend auf seiner Brust einfanden und ihn streichelten.

„Sonst brauchst du nicht so lange für sowas …“, beschwerte Sam sich mit einem leicht schmollenden Unterton in der Stimme, und Dean streichelte ihm in einer spöttischen Geste über die Wange.

„Sonst bist du auch durchaus dazu in der Lage, dich allein auszuziehen, Hase.“

Sam blinzelte verwundert, Dean blinzelte verwundert und beschloss im Stillen, dass dieser Kosename zwar irgendwie zu Sam passte, aber dennoch gleichzeitig irgendwie merkwürdig klang, dann löste sich Sams Verwunderung in einem amüsierten Lächeln auf, und er schmiegte sich an Deans Hand.

„Das stimmt natürlich … Bärchen …“

Dean entgleisten sämtliche Gesichtszüge, und Sam kicherte leise.

„Zieh dich aus …“

Dean fand, dass das eine gute Idee war, kletterte etwas umständlich vom Bett, um sich seine Jeans auszuziehen, und war sich durchaus des Blickes bewusst, mit dem Sam ihn dabei beobachtete.

Es hatte sich definitiv komisch angefühlt, als Sammy ihn Bärchen genannt hatte, und Dean konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob komisch gut oder komisch schlecht.

Er würde das überdenken müssen, wenn er erstens Zeit und zweitens den Kopf frei hatte – jetzt musste er sich ausziehen.

Die Jeans, die seinen Körper dreist vor Sams Blicken verbargen, sanken zu Boden, und Dean nahm sich wohl zum ersten Mal in seinem Leben die Zeit, sie wieder aufzuheben und auf das freie Bett zu werfen – immerhin waren sie neu – bevor er sich die Shorts von den Hüften schob und Sam endlich zu sehen gab, was er zu sehen verlangte.

Er blieb einen Moment stehen, wo er war, war sich dabei durchaus darüber im Klaren, dass Sam ihn vermutlich für diese unverschämte Zeitverschwendung zur Rechenschaft ziehen würde, wenn er ihn erstmal im Bett und in seinen Klauen hatte, und Sam, der keinerlei Gedanken an Rache hegte, sah ihn einfach nur an und seufzte leise.

Eigentlich unfassbar, dass er überhaupt noch die Selbstbeherrschung aufbrachte, nicht rund um die Uhr über Dean herzufallen.

„Komm ins Bett“, bat er ihn schließlich leise, aber eindringlich, und Dean folgte seiner Aufforderung, legte sich zu ihm, küsste ihn, und Sam war ehrlich froh, dass er schon lag, da seine Knie so weich wurden, dass sie ihn im Ernstfall unmöglich aufrecht gehalten hätten.
 

„Bist du ok, Sammy?“

Sam biss die Zähne zusammen und nickte, schloss die Augen und wartete mit einer Ungeduld, die ihn beinahe zur Raserei trieb, darauf, dass Dean endlich anfing, in ihn zu stoßen.

Seiner Meinung nach hatte er Dean schon viel zu lange nicht mehr in sich gehabt, die Hitze, die von dem Punkt ausstrahlte, wo Dean ihn an der tiefsten Stelle berührte, raubte ihm den Atem, und als er spürte, wie Dean seine Hände an seine Hüften legte, um ihn zu halten, erschauderte er wohlig bei dieser vertrauten Berührung und hoffte, Dean würde sich dieses eine Mal nicht mit Zurückhaltung aufhalten.

Er brauchte es jetzt schnell und hart.

Deans Finger drückten sich in sein nachgiebiges Fleisch, und Dean stieß zu, noch schneller und härter, als Sam es sich gewünscht hatte, und Sam keuchte überwältigt auf und verdrehte die Augen hinter seinen geschlossenen Lidern.

„J-jah …“

Dean lief ein äußerst wohliges Kribbeln den Rücken hinunter, als er Sam so stöhnen hörte, er presste seine Finger noch etwas fester in Sams warme Haut, zog ihn seinen Stößen entgegen und erschauderte, als schon jetzt jedes Mal ein leises Klatschen ertönte, wenn seine Lenden auf Sams Hintern trafen.

Wenn Sam Pech hatte, dann würde ihm das Sitzen morgen ein wenig schwer fallen, wenn er Glück hatte, würde er diese Nacht im Nachhinein ausschließlich mit positiven Erinnerungen verbinden.

In Deans Augen glomm ein unanständiges Funkeln auf, er ließ seine Hüften zunehmend ruckartig vorschnellen, genoss jedes Stöhnen, jedes Keuchen und jeden einzelnen von den Seufzern, die Sam ohne Unterlass ausstieß, und konnte sich kaum daran satt sehen, wie Sam immer wieder unter seinen Stößen erzitterte.

Sam, vom Alkohol und seiner Lust benebelt, scheute sich nicht, lauthals nach immer noch mehr zu verlangen, und weil Dean jetzt endlich wusste, wie es war, einen geliebten Menschen so zu spüren, wie Sam ihn gerade spürte, gab er ihm bedenkenlos nach.

Er stieß fester und fester zu, Sam stöhnte lauter und lauter, seine Fähigkeit zu denken setzte in dem Moment aus, als Dean sich hinter ihm aufrichtete, seine Prostata traf, und eine solch intensive Lust in ihm auslöste, dass er an nichts anderes mehr denken konnte als das Verlangen, das in jeder Faser seines erhitzten Leibes nach Befriedigung schrie.

Sam krallte seine Finger ins Bettlaken, hielt ein ums andere Mal Deans ihn erschütternden Körper stand und genoss das Gefühl, wie er selbst unter der ihm angetanen ‚Gewalt’ immer heißer und gieriger wurde.

„Mehr“, war das einzige Wort, das wieder und wieder über seine bebenden Lippen kam, ohne, dass Sam es bemerkte, aber Dean, so sehr seine Leidenschaft ihn auch bereits mitgerissen hatte, hörte ihn sehr wohl und hatte zu sehr die Kontrolle über sich verloren, um sich Sams bettelnder Stimme entgegen zu stellen.

Er gab Sam, wonach er verlangte, leckte sich den Schweiß von der Oberlippe und grinste unanständig, als das leise Klatschen, mit dem seine Lenden auf Sams verlängerten Rücken trafen, nicht nur lauter wurde, sondern sich zu ihm außerdem ein entschieden anstößiger Laut gesellte, der durch sein beständiges Hinein- und wieder Herausgleiten verursacht wurde.

Es war ein Laut, der Sam das Blut in die Wangen getrieben hätte, wenn das nicht gerade andernorts beschäftigt, und Sam nüchtern gewesen wäre, und Dean spürte, wie ihn dieser akustische Reiz seinem Höhepunkt mit gnadenloser Unausweichlichkeit näher brachte.
 

„Mund auf, Sammy …“

Sam brummte unwillig und drehte den Kopf zur Seite, und Dean zog genervt die Augenbraue in die Höhe, zwang Sam Daumen und Zeigefinger zwischen die Lippen und schob ihm zwei Tabletten Aspirin in den Rachen.

„Runterschlucken …“

Sam ergab sich in sein Schicksal und schluckte, ließ sich von Dean in die Höhe ziehen und einen Liter Wasser einflößen, dann fiel er mit einem seligen Schnaufen zurück in die Laken.

Dean blieb einen Moment lang neben dem Bett stehen und blickte auf ihn hinab, betrachtete sein Gesicht, ließ seinen Blick über Sams Kehle abwärts gleiten, über das sich im Licht der Nachttischlampe scharf abzeichnende Schlüsselbein und die Schultern, ließ ihn einen Moment lang auf Sams Brust ruhen, die sich unter gleichmäßigen, tiefen Atemzügen entspannt hob und senkte, und blickte schließlich wieder hoch zu Sams Gesicht, um dessen Mund ein Lächeln schwebte.

„Warum kommsu nich ins Bett?“ beschwerte Sam sich leise und äußerst undeutlich bei ihm, blinzelte ihn müde an, und Dean riss sich endlich von dem verführerischen Anblick los, den Sam so kurz nach dem Beischlaf abgab, und legte sich wieder neben ihn.

Sam schnaufte zufrieden, drehte sich auf die Seite, legte den Arm um ihn und den Kopf auf seine Schulter, und Dean warf kurz einen sehnsüchtigen Blick zu dem zweiten Bett hinüber.

Es war eine warme Nacht, Sams warmer Körper, von ihrer Kohabitation noch zusätzlich aufgeheizt, tat ein Übriges, und Dean, so sehr er Sams Nähe für gewöhnlich auch genoss, fühlte sich bald ein wenig subtropisch.

Sams Haar kitzelte sein Kinn, Sam selbst klebte geradezu an ihm, und Dean musste für einen Moment die Augen schließen und sich nach Lappland visualisieren, bevor er entspannen und sich an der Situation erfreuen konnte.

Er streichelte über Sams leicht verschwitzten Rücken, fand es mit einem Mal unglaublich angenehm, ihn trotz der herrschenden Temperaturen so nah bei sich zu haben, und drückte Sam unvermittelt einen sanften Kuss auf die Stirn, weil er sich absolut nicht vorstellen konnte, jemals jemand Anderen so bei sich liegen zu haben.

Sam sollte wirklich nicht eifersüchtig sein.

Dean strich ihm nachdenklich durchs Haar, beobachtete mit einem leichten Grinsen, wie sich Sams Näschen rümpfte, als er ihn mit einer von Sams langen Haarsträhnen daran kitzelte, und wurde sofort wieder ernst, als ihm aufging, dass Sam nur deswegen an diesem Abend mehr als üblich getrunken hatte, weil er sich seinetwegen gequält hatte.

„Sammy?“

Deans Stimme war leise und ganz sanft, und Sam, der schon beinahe eingeschlafen war, schmiegte sich noch ein wenig enger an Dean.

„Hm?“

Dean legte die Stirn in Falten und entschied, dass das jetzt nicht der Moment für eine herzzerreißende Aussprache war.

Es war wohl vernünftiger, erst dann mit Sam über den Grund für dessen volltrunkene Leidenschaft zu sprechen, wenn sie Beide wach und ausgeschlafen waren.

„Ich liebe dich.“

Über Sams Gesicht huschte ein müdes Lächeln.

„Ich liebe dich auch …“

Dean nickte sich selbst zu, zufrieden darüber, wie geschickt er das doch wieder geregelt hatte, beschloss jedoch gleichzeitig, dass er mit Sam wirklich ein ernstes Wort über ihre Beziehung reden musste.

Es war kein großes Geheimnis, dass Dean sich lieber einer Horde Dämonen aussetzte, als Sam oder irgendjemandem sonst seine Gefühle offen darzulegen, aber in diesem Fall ließ sich das wohl nicht vermeiden.

Dean hatte eigentlich gehofft, dass Sam mit seinem überragenden Verstand und in Anbetracht der Tatsache, dass sie quasi ihr ganzes Leben gemeinsam verbracht hatten – mit Ausnahme der schmerzhaften Zeit, in der Sam in Stanford gewesen war – ihn auch ohne Worte verstehen und durchschauen würde, aber augenscheinlich stand Sams überragender Verstand seinem Instinkt für solche Dinge nach wie vor im Weg.

Dean strich Sam über die Wange, zog mit dem Zeigefinger Sams Wangenknochen und die Kurve seines Kiefers nach und lächelte schließlich.

Sam mochte das Gehirn ihres Teams sein, dafür hatte er selbst genug Instinkt für sie Beide und würde es demnach schon irgendwie geregelt kriegen, dass er und Sam nicht nur über die Runden kamen, sondern nebenbei auch noch ein wenig glücklich waren.

Für sowas brauchte man nämlich keinen Grips sondern schlicht und ergreifend zwei Dinge, die Dean im Überfluss hatte: grenzenlose Ausdauer und manchmal etwas unangebrachten Optimismus.
 


 

Ich schon wieder.

Ja, tut mir leid, jetzt habt ihr mich am Hals, müsst ihr mit leben.

Jetzt geht’s auch gleich endlich so richtig los mit der Hochzeit – Tine schmollt bestimmt schon, dass da immer noch nichts passiert ist … so richtig.

Eigentlich passiert ja schon etwas länger nichts … so richtig.

Deswegen mach ich nach diesem Kapitel jetzt auch endlich meine wohlverdiente Sommerpause.

Diesmal wirklich.

Bis Juli.

Danach hab ich hoffentlich Kräfte und Ideen gesammelt und kann wieder frisch und fröhlich ans Werk schreiten.

Und jetzt das nächste Kapitel.

Ja, was guckt ihr denn so?

Natürlich kommt da noch eins!
 


 

„Unfassbar. Einfach nur unfassbar.“

Dean blickte unwillkürlich an sich hinab, um zu überprüfen, ob er es trotz Sams an Bevormundung grenzenden Kontrollzwanges geschafft hatte, seinen teuren – ja, gut, sie hatten ihn geklaut, aber teuer war er trotzdem gewesen – neuen Anzug einzusauen, als Janes ungläubiger Ausruf an seine Ohren drang, aber der schwarze Stoff war zu seiner Erleichterung noch immer tadellos sauber, und Jane lachte fröhlich auf.

„Du siehst fabelhaft aus, mein Lieber …“

Dean ließ sich von seiner Tante in die Arme schließen, gab das Kompliment gutgelaunt zurück, und wollte dann einen männlichen Händedruck mit William tauschen, wurde aber auch von diesem höchst innig umarmt.

Augenscheinlich wurden lebensrettende Maßnahmen in dieser Familie mit grenzenloser Liebe prämiert.

Wenn Sam das sah, würde es wahrscheinlich Kopfnüsse für sie alle regnen, weil sie so gedankenlos den heiligen neuen Anzug verknickten.

Dean stand gemeinsam mit den restlichen Hochzeitsgästen im morgendlichen Sonnenschein vor der Kirche, er legte den Kopf in den Nacken, um seinen Blick über das imposante Bauwerk schweifen zu lassen, da er von Baustilen allerdings keine Ahnung hatte, konnte er nicht sagen, in welchem die Kirche erbaut worden war, und im Prinzip interessierte ihn das auch nicht, solange sie nicht über seinem Kopf zusammenstürzen würde, und Dean wandte seinen Blick wieder seiner irdischen Umgebung zu.

Hannah tauchte an der Seite ihres Bruders aus der Menge der restlichen Hochzeitsgäste auf, sie war ganz in creme-farbene Spitze und Tüll gehüllt – Weiß war schließlich allein der Braut vorbehalten – und sah aus wie ein Sahnehäubchen auf zwei Beinen – Dean konnte sich nicht ganz entscheiden, ob er ihr Kleid hübsch oder grässlich finden sollte – dann erspähte sie ihn und rannte mit wehenden Röcken auf ihn zu, und Dean fand, dass sie in der Tat sehr hübsch aussah.

Er ging in die Hocke und fing sie auf, ließ sich knuddeln und küssen, wurde für seine glatt rasierte Wange gelobt und auf die Kette aufmerksam gemacht, die sie um den Hals trug: Es war der Türkis, den Dean ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, und Hannah platzte beinahe vor Stolz, als Dean ihr versicherte, wie unheimlich hübsch sie aussehe.

Er richtete sich wieder auf, ließ es geschehen, dass Hannah seine Hand nahm und sie festhielt, und blickte sich um, ob er noch weitere bekannte Gesichter in der Menge erspähen würde, grinste, als er in ein paar Metern Entfernung Sam ausmachen konnte, der die übrigen Anwesenden mühelos überragte und sich entschlossen zu ihm durchkämpfte.

„Du hättest ruhig auf mich warten können!“ war das Erste, das Sam ihm an den Kopf warf, als er ihn endlich erreicht hatte, und Dean grinste jungenhaft.

Er hatte es Sam überlassen, den Impala zu parken und war allein zur Kirche voraus gegangen, um wenigstens für ein paar Minuten allein mit sich und seinem Anzug sein zu können, ohne dass Sam nonstop an ihm herum krittelte.

„Ich musste mindestens eine Meile von hier weg parken, nur damit du Bescheid weißt“, informierte Sam ihn mit gerunzelter Stirn, „Es würde mich wirklich wundern, wenn die Kirche groß genug für alle Gäste ist …“

Sam wurde von diesen düsteren Weissagungen abgelenkt, als Hannah energisch verlangte, ihn zu begrüßen, er entschuldigte sich bei ihr für sein Versäumnis, ging vor ihr in die Hocke, um sich umarmen zu lassen und war etwas überrascht, über das innige Drängen, mit dem Hannah ihm um den Hals fiel.

Er hatte ja keine Ahnung, dass auch sie ihm seine Lüge über die Intensität seiner Visionen, dank ihres scharfen Lawless’schen Instinkts, nicht so recht geglaubt hatte.

Hannah, die bisher ganz klar ausschließlich Dean als ihren Cousin und Sam als eine Art selbstverständliches Extra im Winchester-Paket betrachtet hatte, war dank ihrer fabelhaften weiblichen Intuition zu dem Schluss gekommen, dass Sam jemand war, der umsorgt und behütet werden musste, jemand, der unheimlich viel Liebe brauchte, und davon hatte ihr kleines Kinderherz nun wirklich genug.

„Darf ich in der Kirche zwischen euch sitzen?“ fragte sie ihn zaghaft – mit Dean konnte sie umspringen, wie es ihr gefiel, Dean konnte das ab, aber Sam brauchte ihrer Meinung nach einen anderen Umgangston – und Sams fragende Augen fanden Janes.

„Darf sie?“

Jane nickte lächelnd, tauschte einen verschwörerischen Blick mit ihrer Tochter, und bat sie dann grinsend, Sam gefälligst los zu lassen, damit er vom Rest der Familie begrüßt werden könne.

Sam wurde von ihr und William gründlichst geknuddelt und geknufft, auch von Sean kurz umarmt, und Dean empfand es beinahe als persönliche Beleidigung, dass sein Anzug diesem liebevollen Angriff standhielt und faltenfrei blieb.

Es wurde schließlich Zeit, die Kirche zu stürmen, die Karawane an sommerlich gekleideten, lächelnden Menschen bezog ihr kühles, stilles Inneres, und Dean und Sam wurden von den Lawlesses ganz selbstverständlich zu den vordersten Sitzbänken mitgezogen.

Sie nahmen Platz, blickten sich neugierig um, machten die Aitschmakers samt Ryan und Brian direkt hinter sich aus und begrüßten sie lächelnd, Danny kam dazu und setzte sich neben Sean, und Dean suchte die Reihen nach Matt ab, bis er ihn schließlich vorn neben Mo am Altar ausmachte.

Richtig, Matt hatte ihm erzählt, dass er Trauzeuge war.

Es dauerte ein Weilchen, bis alle ihre Plätze eingenommen hatten, und Ruhe eingekehrt war, dann öffnete sich die große Flügeltür, die Sommersonne fiel gleißend ins kühle Dunkel der Kirche, und die Braut trat am Arm ihres Vaters in einem Kleid im Empire-Stil – diese Information verdankte Dean Janes unerschöpflichem Wissensfundus über alles Modische – hinter zwei Brautjungfern ein.

Sam blinzelte, als er ihr Gesicht sah, blinzelte erneut und rammte Dean seinen Ellenbogen in die Rippen.

„Dude – ich kenn die Braut!“

Deans Augenbrauen vollführten einen wahren Tanz, als er diese Information in all ihrer Vieldeutigkeit aufgenommen hatte, und Sam stöhnte genervt.

„Doch nicht so! – Du kennst sie im Übrigen auch …“

Deans Gesicht machte „Ich tue was?!“, er besah sie sich genauer, ohne Sams Behauptung auf die Schnelle verifizieren zu können, sein Blick streifte die Brautjungfern und er japste.

„Dude – ich kenn die Brautjungfern!“

Sams Augenbrauen zogen sich anklagend zusammen.

„Beide?!“

Sam klang ehrlich entrüstet und diesmal war es an Dean, genervt zu stöhnen.

„Nicht so!“

Dean wollte zu einer detaillierteren Erklärung ansetzen, wurde jedoch von Hannah ausgebremst, die ihm kurz, aber nachdrücklich in den Bauch boxte.

Dean verstand diesen schmerzhaften Hinweis und schwieg, und die Zeremonie konnte in andächtiger Stille ihren Lauf nehmen.
 

„Hast du den Schoko-Brunnen gesehen? Ich hab gedacht, mich trifft der Schlag!“

Dean war ein lebendiges Abbild ausschweifender frivoler Lebensfreude und Sam grinste glücklich und ein kleinwenig amüsiert über Deans kindliche Begeisterung und nickte.

„Das kann ich mir vorstellen …“

Der Wind rauschte sachte in den Bäumen, die Sonne schien fröhlich vor sich hin, und Sam hatte sich nie vorstellen können, dass ein einzelner Tag tatsächlich so geschaffen zum Heiraten sein konnte.

Die Zeremonie in der Kirche war sehr schön gewesen, Jane hatte ein wenig geweint, und jetzt feierten sie alle gemeinsam in der üppig geschmückten Gartenanlage des Drangonfly-Inn die Vermählung von Mortimer Fraser und Christine Shade – Schwester Christine, die Krankenschwester, die sich um Sam gekümmert hatte, nachdem er hatte intubiert werden müssen – Danny hatte ganz zweifellos Recht, die Welt war schrecklich klein.

Anders ließ es sich einfach nicht erklären, dass sogar die Brautjungfern sowohl Dean als auch Sam alles andere als unbekannt waren.

Ein Streicherquartett spielte zum Walzer auf, Braut und Bräutigam betraten die eigens zu diesem Zweck angelegte Tanzfläche, und Sam und Dean beobachteten mit einmütiger Herzensruhe, wie das Paar zu tanzen begann.

„Ich fasse es nicht, dass wir tatsächlich hier sind“, stellte Dean nach einer Weile trocken fest, wandte sich ab und beschloss, dem Schoko-Brunnen seine Aufwartung zu machen.

Er kam beim Buffet an, nahm sich einen Teller, sammelte sich ein paar Früchtchen zusammen, die er in Schokosauce zu baden gedachte, und stieß dabei mit einer kleinen – klein in Vergleich zu ihm – energischen Person zusammen, deren durchdringender Blick ihm nur allzu bekannt vorkam.

„Schwester Sarah!“

Dean war froh, dass er sich mit Obst bewaffnet hatte, als er sich ihrer kritisch erhobenen Augenbraue gegenüber sah, machte ihr hastig ein Kompliment, dass sie in dem Brautjungfernkleid einfach hinreißend aussehe, und schlängelte dann eilig davon, bevor sie möglicherweise noch auf die Idee kam, ihm wieder Salat aufschwatzen zu wollen.

Manchmal war die Welt kleiner, als gut für ihn war, sonst wäre die Braut mit Schwester Sarah, die ihn während des kurzzeitigen Verlusts seines Sehvermögens versorgt hatte, wohl kaum von der Schwesternschule her bekannt.

Wahrscheinlich wimmelte es auf dieser Feierlichkeit geradezu vor Krankenschwestern, Dean konnte sich also entspannt zurücklehnen – falls Sammy spontan einen allergischen Anfall oder etwas in der Art bekommen sollte, war für ihn mit Sicherheit gesorgt.

Dean sah sich aufmerksam um, überprüfte, ob sein Fluchtweg vom Schoko-Brunnen weg gesichert sein würde, falls Schwester Sarah ihn dort erwischte, und machte sich dann auf, die kulinarischen Wonnen dieses Tages voll und ganz auszuschöpfen.

Sam stand noch immer am Rand der Tanzfläche, beobachtete, wie nach und nach mehr Pärchen zu tanzen begannen, und blickte sich überrascht um, als sich mit einem Mal eine Hand auf seine Schulter legte.

Seine Augen trafen auf Dannys, er lächelte, und Danny baute sich neben ihm auf und musterte ihn von oben nach unten.

„Schicker Zwirn.“

Sam grinste zurückhaltend – Danny ahnte vermutlich, dass es sich um gestohlenen Zwirn handelte – und blickte sich dann nach Sean um, konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken.

„Er ist drinnen und spricht mit der Band“, beantwortete Danny die unausgesprochene Frage, „Ich hoffe, Dean weiß noch, dass er mit ihm singen muss? Wenn er das vergisst, wird Sean mit Sicherheit tagelang schmollen …“

Sam konnte sich das nicht so recht vorstellen, beugte sich allerdings Dannys Urteil, der Sean ja schließlich besser kennen musste.

„Das vergisst er nicht, keine Sorge“, murmelte er gedankenverloren, beobachtete die tanzenden Paare, und Danny sah ihn aufmerksam von der Seite an.

„Hast du dich einigermaßen von der letzten Nacht erholt?“

Sam wurde rot, bevor ihm einfiel, dass Danny von dem Junggesellenabschied sprach, und Danny lachte fröhlich auf.

„Hat er sich noch über dich hergemacht – in deinem angetrunkenen Zustand? Böser Dean … also wirklich …“

Sam wurde noch ein wenig röter, wedelte abwehrend mit den Händen, und musste sich nachdrücklich räuspern, bevor er etwas dazu sagen konnte.

„So war das gar nicht!“

Danny biss sich grinsend auf die Unterlippe und legte den Kopf schief.

„War es nicht?“

Sam verdampfte beinahe unter seinem wissenden Blick, und Danny machte seinem Leiden gnädig ein Ende.

„Also ist wieder alles in Ordnung zwischen euch?“

Die Frage brachte Sam zu dem Schluss, dass der eindeutig überkommunikative Sean mal wieder seinen Mund nicht hatte halten können, und er nickte zögerlich.

„Eigentlich war ja auch gar nichts …“

Das Streicherquartett stoppte plötzlich, ein junger Mann mit leicht gelocktem braunem Haar betrat die Bühne, und Dannys Gesicht hellte sich unwillkürlich auf.

„Ah … Josh ist doch gekommen. Großartig.“

Sam blinzelte verwundert, der junge Mann entschuldigte sich beim Brautpaar, dass er es nicht zur Hochzeitszeremonie geschafft hatte, und stellte mit unschuldigem Lächeln die Frage, ob er zur Wiedergutmachung etwas singen solle.

„Verdammt noch mal – ja!“ erscholl Mos tiefe, durchdringende Stimme über den Platz, Josh lachte, nickte ihm zu, marschierte entschlossen zu dem Piano, das hinter dem Streichquartett scheinbar nur auf diesen grandiosen Moment gewartet hatte, setzte sich, fing an zu spielen, fing an zu singen – und Sam stand der Mund offen.

„Ich könnte ihm ewig zuhören …“ murmelte Danny leise, übertönte nur ganz sachte Joshs klare, starke Stimme, die voller Hingabe „When you say you love me“ vortrug, und Sam nickte ganz automatisch.

Dean tauchte an seiner anderen Seite auf, musterte ihn kurz aus dem Augenwinkel, legte den Arm um seine Taille, zog ihn sanft an sich, und Sam durchzog ein warmes Kribbeln.

„Sowas werde ich unter Garantie nicht singen – nur damit du Bescheid weißt“, verkündete Dean entschlossen, nachdem Josh zum Ende gekommen war, und Sam wandte ihm den Blick zu und lächelte.

„Das würde mich auch überaus nervös machen …“

Er gab Dean einen Klaps auf den Hintern, grinste Danny zu, und machte sich in Richtung der Lawlesses davon, und Dean blieb zurück, sprachlos, mit leicht geweiteten Augen und nicht der leisesten Idee, was plötzlich in Sam gefahren war.
 


 

Ich hab auch keine Idee, was da so plötzlich in Sam gefahren ist.

Die Kerls machen einfach, was sie wollen.

Unmöglich, die Bengel.
 

Was ich vorhin bei der Abstimmung vergessen habe:
 

4. Wer ist euer Lieblings-Antagonist?
 

5. Welches ist euer Lieblingskapitel?
 

6. Mögt ihr lieber Fluff oder Drama?
 

Die Unglücklichen von euch, denen Josh Groban noch kein Begriff ist, mögen ihn auf Youtube suchen gehen.

Bildungsauftrag erfüllt.

Ich freu mich schon auf meinen Soundtrack … hach.

Uuund NOCH ein Kapitel!
 


 

„Wir sind nach Isabel dran – also stell dich schon mal drauf ein!“

Sean klopfte Dean auf die Schulter, und Dean verdrehte ein wenig die Augen und seufzte matt – nicht, weil er wirklich genervt war, sondern weil er das Gefühl hatte, dass Sean das von ihm erwartete, und nickte.

„Alles klar – und wehe, du singst schief und blamierst mich. Wenigstens hast du ein ordentliches Lied ausgesucht …“

Sean grinste ihm zu, nickte, und war äußerst zufrieden, als er die Sonnenbrille in Deans linker Brusttasche bemerkte.

Ja, sie waren für ihren Auftritt ganz eindeutig bestens vorbereitet.

Dean wandte sich Matt zu, der neben ihm stand, öffnete den Mund, um etwas zu sagen und hielt inne, als er Matts versunkenen Blick bemerkte, mit dem er die singende Blonde auf der Bühne betrachtete, und schloss ihn wieder.

Matt war scheinbar nicht in der Verfassung für ein Gespräch.

Dean grinste verhalten, blickte ebenfalls kurz zur Bühne hinüber und stellte fest, dass die junge Isabel Dallas für jemanden, der ein Geschäft für Haustierbedarf führte, verdammt gut singen konnte.

Sie war die zweite der beiden Brautjungfern, die Dean erkannt hatte, und er hatte bereits damit begonnen, sich auch nach sämtlichen anderen Ärzten, Krankenschwestern und sonstigen Gestalten umzusehen, die ihm im Laufe seiner Reise mit Sam begegnet waren – am Ende traf er vielleicht sogar noch auf Steve – aber Schwester Sarah und Isabel Dallas waren mit Ausnahme der Braut die Einzigen geblieben, deren Bekanntschaft er sich rühmen konnte.

„Feels like home“ von Chantal Kreviazuk war der Titel, den Isabel gewählt hatte, um ihre Freundin Christine damit zu erfreuen, und wenn Matt auch nicht der Einzige war, der ihre Sangeskunst bewunderte, so hingerissen wie er war wohl sonst niemand von ihr.

Und Dean hatte gedacht, der Kerl sei schwul – so konnte man sich irren.

Dean grinste in sich hinein, nahm sich vor, mit Isabel in Kürze „Kennst du schon Matt?“ zu spielen, und seinem neuen Freund in Sachen Liebe ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Wenn Dean ansonsten auch eher ein Feind von Romantik und Kitsch war, der Austragungsort einer Hochzeit schien ihm wie geschaffen für solcherlei Sperenzchen.

Isabel beendete ihren Auftritt unter begeistertem Applaus, und Dean überlegte, sich zu verdrücken, allein um Sean zu ärgern, da hatte der ihn auch schon am Ellenbogen gepackt und zog ihn mit sich zu Bühne.

Dean machte gute Miene zum bösen Spiel, setzte seine Sonnenbrille auf, um sich in die richtige Stimmung zu versetzen, und blickte sich auf der Bühne angekommen nach Sam um, machte ihn bei der Braut aus, die mit Kinka, Rina und Sarah zusammen stand, die Truppe wurde soeben von Isabel vervollständigt, die sich einer Gruppenumarmung ihrer Freundinnen stellen musste, und Dean war sich ziemlich sicher, dass er es der sympathischen Irren mit dem Laptop verdankte, dass die Sonne mit all diesen glücklichen Menschen um die Wette strahlte.

Er schnappte sich sein Mikrophon, Sean tat es ihm gleich, hielt eine kleine Ansprache – Sean war definitiv ein äußerst kommunikativer Mensch – dann setzte die Musik ein und sie sagen „Everybody needs somebody“ von den Blues Brothers.

Beide trugen schlichte schwarze Anzüge, schlichte schwarze Krawatten und die unverzichtbare Sonnenbrille, und die Hochzeitsgesellschaft flippte beinahe aus vor Begeisterung.

Dean hatte Spaß an dem Lied, Sean hatte Spaß an dem Lied, und da sie Beide den Film etwa eine Milliarde Mal gesehen hatten, bereitete ihnen weder Text noch Melodie die geringsten Schwierigkeiten.

Dean ließ seine Augen während der gesamten Zeit, die er sang, auf Sam ruhen – er hatte ja die Sonnenbrille auf, das merkte also ohnehin niemand – und als er geendet hatte und sich verbeugte, nahm er sich vor, jetzt sofort zu Sam zu gehen und ihn zu küssen.

Irgendwie war diese ihre Beziehung verkündende Geste so langsam mal fällig, und außerdem waren sie hier auf einer Hochzeit, verdammt noch mal!
 

Dean steckte sein Mikrofon zurück in den Ständer, ließ sich von Sean auf den Rücken klopfen, gab die Geste gutmütig zurück und nahm die Sonnenbrille ab, um Sam mit einem äußerst aussagekräftigen und eindeutigen Blick darauf vorzubereiten, was ihn jetzt erwartete – wenn Sam Bedenken hatte, sich von ihm vor allen Leuten abknutschen zu lassen, wollte er ihm zumindest die Gelegenheit geben, die Flucht zu ergreifen.

Er sah an dem Ausdruck in Sams Augen, dass er ihn sehr wohl verstanden hatte, er sah, wie Sam die Schultern straffte, als er sich ihm durch die Menschenmenge näherte, und als Sam doch tatsächlich einen Schritt auf ihn zu machte und sich in erwartungsfrohem Entgegenkommen zu ihm vorbeugte, machte Deans sonst so beherrscht gleichmäßig schlagendes Herz einen kleinen Hüpfer vor Überraschung.

Dean schlang seine Arme um Sam, reckte sich ihm entgegen, küsste ihn drängend und innig, und weil es Dean sowieso reichlich egal war, dass sie von einer Menschenmenge umgeben waren, die sie momentan vermutlich nicht nur beobachtete, sondern geradezu anstarrte, vergaß er eben jene Menschenmenge auch recht schnell, ließ seine Hände über Sams Rücken gleiten, streichelte ihn sanft, und spürte zufrieden, wie sich Sam in seinen Armen mehr und mehr entspannte.

Sam öffnete den Mund für Dean, als er Deans Zunge an seinen Lippen spürte, seufzte leise und zufrieden auf, als sie seine zu einem zärtlichen Kampf um die Dominanz herausforderte, und gab sich schließlich mit einem ebenso leisen Stöhnen geschlagen.

Deans streichelnde Hände an seinem Rücken gaben ihm ein Gefühl von Geborgenheit, und er vergaß alles um sich herum, bekam nicht einmal mit, wie das Streicherquartett wieder einsetzte.

Er fühlte sich ein wenig wie in Watte gehüllt, so, als habe er zu viel Champagner getrunken – vielleicht hatte er das auch – und Dean roch so gut und fühlte sich so gut an, dass Sam überhaupt nicht auf die Idee kam, ihren Kuss wieder abzubrechen.

Was machte es schon, dass alle sie sehen konnten?

Es ging schließlich niemanden etwas an, dass er und Dean sich liebten … zumindest in der Theorie.

Sam schlang seine Arme fester um Dean, als sein Schamgefühl ihn doch noch zu überwältigen drohte, und dann zuckte er beinahe zusammen, weil das Streicherquartett inzwischen von dem Piano ergänzt worden war, und Josh mit der ganzen Tragweite der wunderbaren Stimme, die ihm gegeben war „All’ improvviso amore“ schmetterte – mit zwei ‚v’ in improvviso.

Sam bekam eine Gänsehaut, die sich kribbelnd über seinen ganzen Rücken bis hinauf in seinen Nacken zog, Dean löste ihren Kuss, und Sam konnte ihn an seinen Lippen lächeln spüren.

„Dass dir sowas Kitschiges so gut gefällt …“

Sam schlug die Augen auf und blickte in Deans, das Lächeln in ihnen war ansteckend, und er grinste.

„Jerk.“

Dean gab ihm einen Klaps auf den Hintern und machte sich sanft von ihm los.

„Bitch.“

Ein anklagendes Räuspern ertönte, Dean wurde in die Schulter geknufft und fing einen anklagenden Blick von Jane auf, die mit einem Kopfnicken in Richtung ihrer Tochter deutete, die Sam und Dean mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund anstarrte.

Ups.

„Ich wusste nicht, dass ihr euch SO lieb habt“, war Hannahs überwältigte Bemerkung zu dem soeben Beobachteten, und Sam wurde schlussendlich doch noch rot, während Dean den Kopf in den Nacken warf und lachte.

Er mochte dieses Kind.

„Doch, Sam und ich haben uns unheimlich lieb“, bekräftige er nachdrücklich und Hannahs Gesicht nahm einen merkwürdig entschlossenen Ausdruck an.

„Ich möchte jetzt tanzen!“

Dean streckte ihr prompt die Hand entgegen, die von ihr mit einem beseelten Lächeln ergriffen wurde, bevor sie den Kopf in den Nacken legte und fast ein wenig schüchtern zu Sam aufblickte.

„Darf ich mit ihm tanzen?“

Sam verschluckte sich beinahe an seinem hastig hervorgestoßenen „Ja!“, Dean lachte erneut und zog Hannah mit sich auf die Tanzfläche, und Sam schlug sich die Hand vors Gesicht und schloss hilflos lächelnd die Augen.

Warum immer er?
 

„Ich weiß gar nicht, wie du auf die Idee kommst, ausgerechnet ICH würde so ein Lied singen wollen!“

Dean verschränkte die Arme vor der Brust, verzog seinen Mund zu einem leichten Schmollen, und Matt blinzelte ihn freundlich an.

„Nur so ein Gefühl.“

Seine lächelnden blauen Augen entwaffneten Dean – schrecklich sowas, dabei hatte Dean immer gedacht, Sams Hundeaugen seien die einzigen, die zu sowas imstande waren – und er nickte schließlich gottergeben.

„Fein, ich singe das mit dir – aber nur die zweite Stimme!“

Er befreite sich von seiner Krawatte – das Jackett hatte er bereits nach seinem Tanz mit Hannah ausgezogen, den man kaum als Tanz hatte bezeichnen können, er hatte sie ein wenig herumgewirbelt und in die Luft geworfen, bis sie vor Freude angefangen hatte zu quietschen – öffnete die obersten drei Knöpfte seines Hemdes und stapfte mit Matt in Richtung Bühne – ließ sich unterwegs überreden, in der zweiten Strophe die erste Stimme zu singen – dort angekommen nahm Matt seine bereitgestellte Gitarre zur Hand, strich mit den Fingern über die Saiten und spielte schließlich die ersten Akkorde von „Crazy Love“ an.

Es war Dean völlig unverständlich, woher das Bedürfnis seiner Mitmenschen kam, ihn singen zu hören, aber da heute ein besonderer Tag war, der so oder so ähnlich wahrscheinlich nie wieder eintreten würde, wollte er mal nicht so sein.

Außerdem versuchte Matt wahrscheinlich ohnehin nur, Isabel zu beeindrucken – jetzt, da sie ihn dank Deans hinterhältiger Bemühungen kennen gelernt hatte und augenscheinlich auch ganz angetan von ihm war … wenn Dean es sich genauer überlegte, hätte Matt eigentlich auch sie fragen können, ob sie mit ihm gemeinsam singen wollte.

Es war inzwischen Nachmittag geworden, die Sonne schien nicht mehr ganz so heiß wie am Morgen, ein angenehmer Wind strich durch die Bäume, und Dean überkam eine seltsam friedliche Stimmung, als er gemeinsam mit Matt seine Interpretation des Klassikers vortrug.

Er hatte den Tag über viel gelacht, ungewöhnlich viel gesprochen und gesungen, und vielleicht ein kleinwenig zu viel getrunken, seine Stimme klang rau und warm während er sang, und er musste sich doch sehr das triumphierende Grinsen verkneifen, als er sah, wie Sam auf der Tanzfläche mitten im Tanz mit der Braut inne hielt, und zu ihm hinüber blickte.

Ja, auf seinen Sammy war Verlass, der hatte Ohren wie ein Golden Retriever – eigentlich ja wie ein Luchs, aber Sam war nun mal ein Welpe – und erkannte die Stimme seines … Herrchens … sofort.

Ihre Blicke trafen sich, und Dean war unbewusst erleichtert, dass Sam keinerlei Anzeichen zeigte, über sein Duett mit Matt verstimmt zu sein.

Diese Angelegenheit schien sich tatsächlich erledigt haben – wunderbar, ein Punkt auf der Liste weniger.

Dean brachte das Lied mit Anstand, Würde und heimlich empfundener Freude zu Ende, Matt machte allein mit „She could be you“ weiter, und Dean sich auf den Weg zur Tanzfläche, von wo er Sammy zu einem privaten Stelldichein irgendwo zwischen den Büschen zu entführen gedachte.

Dean hatte seine Rechnung allerdings ohne Kinka und Rina gemacht, die nur darauf gewartet hatten, dass er einen Fuß auf das Parkett setzte, und ihn jetzt unter Aufbietung all ihres Charmes – und davon hatten sie eine Menge – dazu nötigten, gefälligst mit ihnen zu tanzen, Sam habe das schließlich auch getan.

Dean versuchte, sich aus der Affäre zu ziehen, indem er die Beiden auf ihre Begleiter verwies, die ihnen zum Tanz bereitstanden, kam damit jedoch nicht sehr weit, und fand sich plötzlich in einer Art privater Tanzstunde mit den Schwestern wieder.

Zum Glück hatte er an diesem Tag genug getrunken, um die Angelegenheit wohlwollend und mit einem gewissen Maß an Würde über sich ergehen zu lassen.

Nachdem Dean erstmal unter Beweis gestellt hatte, dass er mit ein wenig gutem Willen durchaus dazu in der Lage war, annehmbar zu tanzen, kam er nicht darum herum, ebenso wie Sam zumindest der Braut und dem engsten Kreis ihrer Freundinnen die Ehre zu erweisen und war schließlich zu müde und abgeschlagen, um mit Sam ein privates Stelldichein in den Büschen oder sonst wo zu genießen – er musste sich setzen.

Sam fand nach kurzer Zeit an seine Seite, drückte ihm ein Glas Limonade in die Hand – Sam war ja so ein guter Versorger – und Dean bedankte sich artig bei ihm, setzte das Glas an seine Lippen und trank durstig ein paar Schlucke.

„Ich wusste nicht, dass du tanzen kannst“, meinte Sam schließlich gelassen und Dean grinste ein wenig schief.

„Ich auch nicht.“

Sie saßen eine Weile still beieinander, der Abendwind spielte mit Sams Haar und mit Deans geöffnetem Hemdkragen, und Dean blickte auf seine ineinander verschränkten Hände hinab und fand, dass sein rechter Ringfinger mit einem Mal merkwürdig nackt wirkte.
 


 

Feddich.
 

Endlich.
 

Puh.
 

Jetzt hab ich also Urlaub – bis zum ersten Juli.

Das gibt euch, meinen werten Lesern, die Zeit, dieses Monsterkapitel angemessen zu würdigen.

Jetzt mal im Ernst – wenn ich hierfür nicht ordentlich gebauchpinselt werde, dann schmolle ich.

Außerdem möchte ich alle meine Leser, die nach wie vor zu faul sind, einen ‚ordentlichen’ Kommi zu hinterlassen, dazu anhalten (das hier wird ein langer Satz, mit vielen, vielen Kommas) mir einen Kurzkommi in Form von

„Hallo, ich mag Sam/Dean“, oder, für die ganz Faulen nur mit „Sam/Dean“ zu gönnen.

Ich will euch katalogisieren!
 

Und:

Huldigt mir gefälligst!

Ich finde, den Größenwahn hab ich mir jetzt verdient.
 

Und jetzt geh ich endlich schlafen … ist ja auch schon spät.
 

Gute Nacht und bis zum nächsten Mal!
 

*wink*
 

moko-chan
 


 

Fast vergessen: Ich brauche neue Plotbunnys! Nur immer her mit den flauschigen Gesellen!
 


 

Nachtrag: Nutzt doch die Sommerpause, um bei Isi und Kinka "Fight the good Fight" zu lesen und zu kommentieren.

Die sitzen hier gerade neben mir und schmollen, dass sie für ihr neues Kapitel erst einen Kommi bekommen haben.

Freunde, das geht so nicht.

Viel Lärm um Nichts

So, da bin ich wieder!
 

Was gibt es Neues?
 

Also erstens: Lustig, meine Milch ist von der Sam-AG!

Ich sehe die Zeichen, seht ihr sie auch? Tine bestimmt …
 

Zweitens: Christian Kane kling wie … argh, jetzt hab ich doch ihren Namen schon wieder vergessen! Isi, Kinka? Wie hieß die Gute gleich noch? Jedenfalls klingt er total so, und ich finde, irgendjemand sollte Jensen mal sagen, dass einer seiner besten Freunde singt wie ein Mädchen. Und nein, Unterbewusstsein, es war nicht Joni Mitchell, dann klänge er ja wie ein Mann.
 

Drittens: Supernatural ist unsere 23. Jemand den Jim Carrey-Film gesehen? Tut es auf jeden Fall, der Mann ist groß und plüschig und trägt auf dem Friedhof die Schaufel. Ich sehe die Zeichen, jawohl, ich sehe sie.
 

Viertens: Ich habe noch immer keinen Plan für diese FanFic – das heißt, ich habe schon einen, aber ich hatte keinen, als ich das aktuelle Kapitel geschrieben habe, und langfristig habe ich sowieso mal gar keinen – dafür hab ich aber ganz viel schwarzen Tee getrunken, merkt man, wa?
 

Fünftens: Ich bin verliebt. In Ray Liotta. Und bevor mich jetzt einer schief anguckt: Ich kann nichts dafür, es ist die Baseball Uniform. Guckt ihr mal „Field of Dreams“ und verliebt euch NICHT in Ray Liotta. Das will ich sehen, wie ihr das macht.

Dumme Baseball Uniform. Genau deswegen bin ich auch in Scott Bacula verschossen – und weil er in dieser lustigen Serie mitgespielt hat, in der er durch die Zeit gereist ist, und sein Sidekick, der eine holographische Darstellung eines COMPUTERS war, Sam hieß. Ich sehe die Zeichen, ich SEHE sie!

Der Mann hat eine NASE!

Und: Stimmt gar nicht. Scott hieß Sam und der Computerheini Al … oder hieß sein Technik-Gimmick-Ding Al und der Hologrammtyp doch Sam … Ich kann mich nicht erinnern. Misto.
 

So.
 

Nun zu euch!
 

… Oder auch nicht.

Hab mal wieder zu viel geschrieben.

Kommis zu euch also im Kommi-Bereich dieses Kapitels.

Unfassbar.
 

Dann lest mal fröhlich los!
 


 

„Zweimal Kaffee bitte, einmal schwarz und einen Milchkaffee.“

Dean, der noch immer in die Speisekarte vertieft war, überließ es vertrauensvoll Sam, ihm sein Lebenselixier zu ordern und bekam demzufolge auch nicht mit, wie der hochgewachsene, breitschultrige, unrasierte Kerl im Flanellhemd, der die Bestellung aufnahm, Sam mehr als kritisch musterte.

„Dean“, meinte der Kerl schließlich, „Hätte ja nicht gedacht, dich hier noch mal zu Gesicht zu bekommen.“

Sam blinzelte, denn der Typ sah noch immer ihn und nicht etwa den Angesprochenen an, Dean blickte allerdings endlich von seinem bibelgleichen Studium der Speisekarte auf und hob die Augenbraue.

„Bitte?“

Es war zwei Tage nach der Hochzeit, sie waren noch immer in Stars Hollow – warum, konnte Sam nicht ganz genau sagen, Dean hatte es schlicht und ergreifend abgelehnt, sofort zu ihren gewohnten Jagdgründen zurück zu kehren – und momentan befanden sie sich in dem scheinbar einzig anständigen Lokal dieses verträumten Städtchens – anständig für Deans Begriffe, den es nach den lukullischen Freuden der Hochzeitsfeierlichkeiten heftig nach einem Burger gelüstet hatte.

Nach einiger Sucherei waren sie schließlich auf Luke’s Diner gestoßen, Dean hatte sich von dem Umstand beeindruckt gezeigt, dass ringsumher an den Wänden Regale voller Anzeichen dafür standen, dass dies früher ein Werkzeugladen gewesen war, und noch viel beeindruckter war er gewesen, dass der Mensch hinter der Theke, der bei ihrem Eintreten damit beschäftigt gewesen war, den Tresen abzuwischen, allem Anschein nach in etwa so groß wie Sam war.

Eben dieser Mensch stand nun an ihrem Tisch und maß Sam mit einem Blick, der Dean bei aller Toleranz ein kleinwenig zu weit ging.

Er konnte sich nicht daran erinnern, ihm schon jemals zuvor begegnet zu sein, noch dazu war er sich ziemlich sicher, in seinem ganzen Leben noch nie hier gewesen zu sein, aber wenn der Bärtige meinte, ihn zu kennen – und da er ihn ja außerdem mit seinem Namen angesprochen hatte … der starrte ja noch immer Sam an!

Dean räusperte sich verhalten, um die Aufmerksamkeit des Flanell-Mannes auf sich zu lenken, aber der gönnte ihm nur einen kurzen Blick, bevor er sich – sichtlich verstimmt – wieder hinter seinen Tresen zurückzog.

Äußerst merkwürdig.

Dabei hatte Dean gedacht, mit dem unhöflichen Franzosen, der im Dragonfly-Inn scheinbar einzig und allein dazu da war, den Gästen ihren Urlaub zu verleiden, das größte Übel dieses malerischen Örtchens kennen gelernt zu haben.

Und jetzt kam der Flanell-Mann daher und war genau so unhöflich wie der unmanierliche Franzose, während Dean sich bei der kleinsten Verfehlung von Sam sagen lassen musste, ER sei derjenige ohne auch nur einen Hauch von Sozialkompetenz!

Unfassbar sowas.

Sam beugte sich zu Dean über den Tisch, seine großen braunen Augen fragend auf ihn gerichtet, und Dean räusperte sich unwillkürlich, weil Sam sich vermutlich nicht einmal bewusst war, was für einen äußerst anregenden Anblick er gerade abgab.

„Kennst du den Kerl?“ flüsterte Sam ihm kaum hörbar zu, und Dean las es ihm mehr von den Lippen ab, als dass er ihn verstanden hätte, und schüttelte den Kopf.

„Nicht, dass ich wüsste.“

Dean sah großzügig davon ab, Sams unsicheren Gesichtsausdruck mit einem herzhaften Nasekneifen zu prämieren, und wandte sich stattdessen wieder dem Studium der Karte zu.

Er hatte sich noch nicht entschließen können, ob er das Tagesgericht – Pig’n’a’Poke – oder doch einen Burger nehmen sollte, aber Sam war scheinbar nicht in der Stimmung, ihn in Ruhe seine Wahl treffen zu lassen.

„Dean, der guckt mich die ganze Zeit so düster an …“

Dean verdrehte die Augen und blickte wieder von der Karte auf, beugte sich ebenso über den Tisch wie Sam, legte seine Arme auf den feinsäuberlich polierten Untergrund und sah Sam ruhig in die Augen.

„Und was erwartest du jetzt von mir? Soll ich ihm eins auf die Nase geben?“

Sam errötete leicht und schüttelte unmerklich den Kopf, und Dean belohnte ihn mit einem liebevollen Grinsen.

„Na dann nicht. Vielleicht verwechselt er dich mit ja mit Jemandem – soll ja vorkommen sowas.“

Nach einem weiteren flüchtigen Blick auf die Karte entschied Dean sich für den Burger – wer wusste schon, was Pig’n’a’Poke mit ihm anstellen würde – und erkundigte sich lapidar bei Sam, ob er auch etwas essen wolle, was Sam natürlich verneinte.

Dean nahm sich vor, ihm Kuchen zu kaufen.

Irgendwas musste Sammy ja schließlich zu sich nehmen.
 

„Na sowas … Dean! Lange nicht gesehen! Hübschen Begleiter hast du da …“

Sam blinzelte, blinzelte erneut und nickte der eingetretenen, höchst imposanten Dame schüchtern zu, die Dean äußerst … man könnte schon fast sagen, lüstern musterte, und nahm dann hastig seine Tasse Milchkaffee zur Hand, um sich flugs dahinter zu verstecken.

Sam war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass Stars Hollow irgendwann einmal über einen Dean verfügt haben musste, der ihm geradezu gespenstisch ähnlich sah, und er hatte es einstweilen aufgegeben, die Einwohner darauf hinzuweisen, dass er keineswegs ein Dean sondern ein Sam war – das hätte nur zu noch weiteren Verwirrungen geführt.

Dean hatte energisch kundgetan, dass er es kaum erwarten konnte, endlich aus diesem merkwürdigen Nest zu verschwinden, damit diese Dean-Sammy-Sammy-Dean-Dean-Sammy Sache endlich ein Ende hatte, und Sam stimmte ihm stillschweigend zu – er hatte das dunkle Gefühl, dass der ihm unbekannte Dean wieauchimmerseinNachnameseinmochte seine guten Gründe gehabt hatte, Stars Hollow zu verlassen … und wenn es so etwas Belangloses wie eine schief gelaufene Beziehungskiste gewesen war.

In dieser Stadt schien man keinen Schritt tun zu können, ohne von ihren Einwohnern dabei beobachtet zu werden, und Sam hatte es noch nie sonderlich geschätzt, überwacht zu werden – und nie war diese Empfindung stärker gewesen, als jetzt, da Dean mit einem Gesichtsausdruck engelhafter Unschuld verkündete, dass sie demnächst einkaufen gehen müssten, da eines ihrer wichtigsten Hilfsmittel – wenn nicht das wichtigste überhaupt – alle sei.

Sam, der nicht sofort begriff, worauf Dean hinaus wollte, legte fragend den Kopf schief, beglückte Dean mit einem unschuldigen Augenaufschlag, und Dean ging – großzügig wie er war – ins Detail.

„Das Gleitgel ist alle.“

Es war faszinierend, wie man dabei zusehen konnte, wie Sam das Blut nach und nach in die Wangen stieg, und Dean grinste selbstzufrieden und streckte über den Tisch seine rechte Hand nach Sam aus, um die seinen zu tätscheln.

„Diesmal bist du dran mit Einkaufen.“

Sams ohnehin gelungene Imitation einer Tomate wurde noch überzeugender, als er wortwörtlich erstarrte und Dean mit einem mehr oder weniger panischen Blick maß.

Das konnte doch unmöglich Deans Ernst sein?!

Deans Mund umspielte ein liebevolles Schmunzeln, während er einen genüsslichen Schluck von seinem Kaffee nahm, er weidete sich noch ein wenig an Sams huschig-wuschigem Blick, dann beschloss er, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.

„Na schön, ich begleite dich.“

Sams Augen weiteten sich noch ein wenig mehr, ihm entfuhr unwillkürlich ein erschrecktes Japsen und seine Ohrläppchen wurden heiß.

Das war ja noch schlimmer!

Gut möglich, dass er gerade eine Rückentwicklung durchmachte, aber der Gedanke, mit Dean an seiner Seite Gleitgel zu kaufen, versetzte ihn in einen Zustand, dem sein Schamgefühl nicht gewachsen war.

Er öffnete den Mund, um Dean zu widersprechen, um ihn darum zu bitten, doch bitte wie beim letzten Mal allein einkaufen zu gehen, dann fiel ihm ein, dass Dean das niemals mit sich machen lassen würde, und dass er damit verdammt noch mal Recht hatte, und Sam schloss den Mund wieder, nahm seine Kaffeetasse in beide Hände und pustete verwirrt hinein.

Dean fand, dass er ungewöhnlich niedlich aussah, behielt das jedoch großzügig für sich.

Sam war auch so schon rot genug.

Dean erhob sich, ging zum Tresen, kaufte sich selbst einen Muffin und Sam ein Stück Apfelkuchen, kehrte damit zu Sammy an ihren Tisch zurück, und als er sich wieder gesetzt hatte, war Sam zu dem Schluss gekommen, dass es kein Entrinnen gab.

Er würde mit Dean … oder vielleicht doch lieber allein? … dieses grässliche Zeug kaufen müssen – dann wäre wenigstens gewährleistet, dass sein Hintern in Zukunft nie wieder nach Banane roch.
 

„Ich fasse es nicht! Ich – fasse – das – einfach – NICHT!“

Dean beobachtete grinsend, wie sein persönliches Nachtschattengewächs mit rudernden Armen vor ihm den Gehsteig entlang marschierte, und dabei immer wieder lautstark und ohne Rücksicht auf die Umstehenden sein Unvermögen ausdrückte, Deans – dessen eigener bescheidener Meinung nach – konsequente Vorgehensweise nachzuvollziehen.

Dean hatte sich nämlich beim Begleichen ihrer Rechnung in Luke’s Diner auf die harmloseste Art und Weise beim Flanell-Mann erkundigt, wo in diesem traumhaften Örtchen er damit rechnen könne, Zubehör und Hilfsmittel für gewisse Stunden zu erwerben.

Während Sam das Blut literweise in die Wangen gestiegen war, so dass er kurz das beunruhigende Gefühl gehabt hatte, unterhalb des Bauchnabels nichts mehr zu spüren, und er sich unwillkürlich fragte, ob sich ein Schlaganfall möglicherweise so anfühlte, schien auch der Flanell-Mann von Deans offener Art einigermaßen aus dem grimmigen Gleichgewicht gebracht worden zu sein.

Er hatte sich verlegen geräuspert, wiederholt sein Käppi zurecht gerückt, das mit dem Schirm nach hinten auf seinem Kopf saß, und schließlich eine Wegbeschreibung abgegeben, die er durch energisches, wenn auch peinlich berührtes, Gestikulieren untermalt hatte.

Daran dachte Dean, als er Sams eigene energische Gesten beobachtete, und hey, er wusste, dass er Sam in Verlegenheit gebracht hatte, aber das war ja schließlich auch der Plan gewesen, und Dean liebte es, wenn ein Plan funktionierte, dementsprechend murmelte er „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert“, bedauerte, keine Zigarre bei sich zu haben, die er stilecht in seinem Mundwinkel unterbringen konnte, und Sam hielt in seinen Bemühungen, seine Mitmenschen, die sich mit ihm auf dem Bürgersteig befanden, zu erschlagen, inne und fuhr zu ihm herum.

„Hast du was gesagt?!“

Dean grinste und erwiderte nichts, legte Sam lediglich die Hand auf die Schulter und zwang ihn mit sanfter Gewalt vorwärts und weiter die Straße hinunter.

Irgendwo hier musste laut der Wegbeschreibung des Flanell-Mannes das Geschäft sein, in dem sie den so dringend benötigten Nachschub des Mittels kaufen konnten, an das Sam in Zukunft vermutlich nie wieder würde denken können, ohne rot zu werden.

Dabei hatte Sam eigentlich gedacht, dass er nach allem, was er mit Dean inzwischen durchgestanden hatte, durchaus dazu in der Lage war, zu sich selbst, seinen Gefühlen und vor allem zu Dean zu stehen, ganz egal, wer das Publikum war – verdammt, selbst, als er auf der Hochzeit den dusseligen Brautstrauß gefangen hatte, hatte er es irgendwie geschafft, damit einigermaßen klar zu kommen, und Dean, der vor Lachen beinahe gestorben war, keine zu verpassen.

Und jetzt?

Jetzt fühlte er sich, als sei er wieder fünfzehn und kämpfe mit seiner ersten öffentlichen Erektion.

„Sammy …“

Deans Stimme klang nicht nur überraschend sanft, sie war außerdem überraschend nah, und Sam stellte fest, dass sie inzwischen das Geschäft erreicht haben mussten, in dem Dean ihn bis auf die Knochen zu blamieren gedachte.

Dean hatte ihn am Ellbogen genommen und sich ein wenig gestreckt, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, er war ihm in der Tat verdammt nah, und als Sam den Ausdruck in seinen Augen bemerkte, schluckte er nervös.

Es wäre ihm jetzt durchaus lieber gewesen, wenn Dean nicht ganz so liebevoll und voller Verständnis dreingeblickt hätte, diesem Blick hatte er nämlich nichts entgegen zu setzen – aber wirklich gar nichts.

„Du kannst dich entspannen, Sammy – ich geh allein rein.“

Dean klang keineswegs enttäuscht oder etwa wütend, er war völlig gelassen, lächelte sogar ein wenig, und Sam musste sich arg zusammenreißen, ihn jetzt nicht zu küssen.

„Warte hier kurz auf mich, ja?“

Dean wandte sich von Sam ab, machte einen Schritt in Richtung der Eingangstür und blinzelte verdutzt, als er mitten in der Bewegung von einer kräftigen Hand an seinem Ellenbogen gebremst wurde.

Er wandte sich zu Sam um, der mit einem Mal derartig entschlossen dreinblickte, als hinge Deans persönliches Wohlergehen, wenn nicht sogar sein Leben von diesem Einkauf ab, und Dean leckte sich unwillkürlich über die Lippen – aber ein öffentlicher Kuss würde wahrscheinlich nicht nur dazu führen, dass Sams ganze schöne Entschlossenheit auf einen Schlag dahin wäre, er würde ihm vermutlich zusätzlich einen schmerzhaften Schlag auf den Hinterkopf bescheren.

„Ich komme mit rein“, verkündete Sam soeben mit einer Miene, als wolle er in den Krieg ziehen, und Dean, der wusste, wie ungesund es sein konnte, sich seinem schmucken Soldaten in den Weg zu stellen, nickte und ließ Sam großzügig den Vortritt.

Nachdem Dean also in Sams Windschatten das lauschige kleine Geschäft betreten hatte, von dem er sich so viel erhoffte, stellte er recht schnell fest, dass Sam nach seiner kurzen Phase heldenhafter Courage wieder in einen Zustand stummer Schrecklähmung zurückgefallen war – er fasste ihn also wie schon zuvor sanft am Ellenbogen, zog ihn mit sich in den entsprechenden Gang und postierte ihn so vor der Auslage, dass Sam auch ja sehen konnte, welch wundervolle Qual der Wahl ihnen hier geboten wurde.

Dean hatte ja geglaubt, in seinem Leben schon so gut wie alles gesehen zu haben, aber die „Geschmacksrichtungen“, die hier um seine Aufmerksamkeit wetteiferten, übertrafen selbst seine kühnsten Erwartungen.

Sam erblickte das unheilvolle Funkeln in Deans Augen, schloss kurz seine eigenen und wusste, dass er jetzt nur noch versuchen konnte, den Einkauf durch beherztes Eingreifen in einem finanziell akzeptablen Rahmen zu halten.

„Käsekuchen!“ platzte Dean dann entzückt heraus, und Sams Hoffnungen, wie er das bewerkstelligen sollte, lösten sich in Wohlgefallen auf.

Ach Liebling ... nicht hier

Guten Morgääähn!
 

Hab heute mal so gar keine Lust auf Kommi-Kommis, werde euch aber trotzdem nicht das Neuste von der Supernatural/23 Front vorenthalten.
 

Aber erstens: Ein Nachtrag: Christian Kane klingt wie Tracey Chapman.

So hieß die Frau.

Hohoho. Texaner sind lustig, ehrlich jetzt.
 

Zweitens: War gestern mit der Isi, der Kinka und der Rina im Kino (Matt, Ryan und Brian wollten nicht mit, die Dösbaddel) und habe mir „Hancock“ angesehen.

So.

Was stellte ich also auf halber Strecke fest?

Der Mann hat einen Hundeblick. (Und Ohren, das tut hier aber nichts zur Sache.)

Und ehe ich mich versehe, wird der doch hinterrücks erstochen – was er allerdings überlebt hat – und anschließend sogar gewürgt!

Ich SEHE die Zeichen!
 

So, weil ich euch so lieb habe und es absolut nicht ertragen kann, wenn hier noch jemand auf dem Schlauch steht: Die Herren Winchester halten sich momentan in Stars Hollow auf. Das ist ein fiktiver Ort in Connecticut (das wird tatsächlich so geschrieben, ich war auch reichlich verwundert) und dort ist die Serie „Gilmore Girls“ angesiedelt, in der Jared Padalecki einen gewissen Dean Forrester gespielt hat.

Ich SEHE die Zeichen.

Mir ist leider nicht bekannt, ob Jensen jemals einen Sam gespielt hat, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er das gerne mal tun würde.

Der Mann hat Angst vor Clowns!
 

Und nu geht’s los! Wünsche wie immer viel Vergnügen beim Lesen und grüße euch ganz herzlich aus meinem Wohnloch!
 

moko-chan
 


 

„Drei – mehr auf gar keinen Fall. Such dir drei Sorten aus, Dean, und dann verschwinden wir hier!“

Dean biss sich auf die Unterlippe, denn Sams Stimme duldete ganz klar keinen Widerspruch, und er schmollte ein wenig, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick über das Regal vor sich wandern.

Er streckte die Hand aus, sicherte sich eine Tube Banane, bevor Sam Widerspruch einlegen konnte, griff nach kurzem Zögern erneut zu, nahm sich zu Sams grenzenlosem Entsetzen den vermaledeiten Käsekuchen aus dem Regal, und drehte sich dann zu Sam um.

„Such du auch eine aus.“

Sam streckte abwehrend die Arme von sich – führte quasi die Internationale Geste der Verneinung aus – und schüttelte bekräftigend den Kopf.

„Nicht nötig – ich will keins.“

„Aber du BRAUCHST doch welches!“ wandte Dean höchst zutreffend ein, und Sams Entschluss, auf GAR keinen Fall an dieser Entscheidung beteiligt zu sein, geriet ins Wanken.

Er fixierte seinen Blick also auf das Regal, genau wie Dean vor ihm, suchte verzweifelt nach einer „Geschmacksrichtung“, die nicht allzu absonderlich war – simples Gleitgel ohne jeden Geruchszusatz schien es schlicht und ergreifend nicht zu geben – und Dean guckte ihn einigermaßen verwirrt an, als er schließlich eine Tube mit der Bezeichnung „Süßholz“ an sich nahm.

„Süßholz?“ fragte er dann auch mit hochgezogener Augenbraue, und hob zusätzlich die Mundwinkel zu einem unanständigen Grinsen, wollte etwas hinzufügen – und sprang etwa einen halben Meter rückwärts, als plötzlich eine ihm unbekannte Stimme an seinem Ohr ertönte.

„Aus den Wurzeln von Süßholz wird ein Glukosid gewonnen – Glycyrrhizin – das als Geschmackszusatz in Süßwaren und in der Medizin als beruhigendes und Schmerz linderndes Mittel verwendet wird … Außerdem wird es als Schaumstabilisator in Feuerlöschern benutzt.“

Der Verkäufer, der bei ihrem Eintreten noch harmlos hinter seinem

Verkaufstresen gethront hatte, hatte sich inzwischen ganz offensichtlich zu ihnen gesellt – oder heimtückisch an sie heran geschlichen, so weit es Dean betraf – um sie bei ihrem Einkauf zu beraten.

Dean fand, dass es von Sam, der den Kerl zweifellos kommen gesehen haben musste, höchst angemessen gewesen wäre, ihn darauf hinzuweisen und somit vorzuwarnen, so dass dieser komische Kirk – denn als einen solchen hatte ihn sein Namensschild ausgewiesen (obwohl Dean fand, dass er ein kleinwenig wie ein Mike oder sogar ein Rooster aussah) – ihn nicht hätte zu Tode erschrecken können.

Stattdessen hielt Sam es jetzt für angebracht, reichlich überflüssiges Wissen mit dem komischen Kirk auszutauschen.

„Ja, ich weiß – indem man das Glycyrrhizin eindickt und kocht, macht man Lakritzen.“

Okay, vielleicht doch nicht ganz so überflüssig.

Sam schien sich allerdings plötzlich daran zu erinnern, dass ihm dieser Einkauf unsagbar peinlich war, denn er tat einen plötzlichen Schritt rückwärts und rammte das hinter ihm stehende Regal, das zu seinem Glück jedoch massiv genug war, um dieser unerwarteten Attacke Stand zu halten, und in indigniertem Schweigen lediglich leicht schwankte.

„Wir haben dann alles“, verkündete Dean gebieterisch, lenkte somit großzügig von Sams Fauxpas ab und brach entschlossen in Richtung Kasse auf.

Sam und der komische Kirk würden ihm schon dahin folgen.

Das taten sie dann auch, Dean baute mit der Miene eines Menschen, der sich der Signifikanz seines Einkaufes voll und ganz bewusst ist, die drei Tuben Gleitmittel auf dem Verkaufstresen auf, der komische Kirk stellte ihm eine Rechnung aus und fragte dann doch tatsächlich, ob er ihnen eine Gebrauchsanleitung mit auf den Lebensweg geben solle.

Dean warf einen flüchtigen Blick auf Sam, erkannte, dass dessen Schamgefühl kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch stand, und verneinte kurz, und Kirk, der den Blick durchaus bemerkt hatte, wandte sich Sam zu und drückte ihm die Tüte, in der er das Gleitmittel verstaut hatte, in die Hand.

„Bin doch sehr überrascht, dich unter diesen Umständen wieder hier zu sehen, Dean.“

Sam nahm die Tüte entgegen, starrte auf die gepflegte graue Auslegeware zu seinen Füßen, als erhoffe er sich von ihr irgendeine Art von Unterstützung, murmelte etwas Unverständliches, und Kirk wandte sich Dean zu.

„Und wie heißt du?“

Dean, obwohl er fand, dass das den komischen Kirk kaum etwas angehe, gab eine wahrheitsgetreue Antwort ab.

„Dean.“

Kirk machte ein überraschtes Gesicht, legte leicht den Kopf schief und meinte schließlich, dass das doch sicher sehr verwirrend sei.

„Du hast ja keine Ahnung“, erwiderte Dean trocken, schob Kirk seine Kreditkarte zu – die wies ihn glücklicherweise als Dean James aus, so dass Kirk nicht einmal misstrauisch wurde – und sah dann zu, dass er Sam aus diesem Laden heraus bekam, bevor der noch zu einer peinlich berührten Pfütze zerfloss und beschämt von rechts nach links und wieder zurück schwappte.
 

„Na bitte, das war doch gar nicht so schlimm.“

Dean genoss den Blick voller Empörung und Unglauben, den Sam ihm auf diese Äußerung hin zuwarf, aus vollen Zügen, ließ die fabelhaft neongelbe, nicht im geringsten blickdichte Tüte mit ihren neuesten Errungenschaften im Kofferraum des Impalas verschwinden, und machte sich dann auf, um sich auf den Fahrersitz zu werfen.

„Jetzt müssen wir nur noch aus dem Inn auschecken, und dann sehen wir zu, dass wir hier verschwinden“, erklärte er entschieden, als Sam neben ihm Platz genommen hatte, und startete den Motor.

„So langsam habe ich wieder das Bedürfnis, übernatürlichen Scheißkerlen in den Allerwertesten zu treten …“

Dean schenkte Sam ein jungenhaftes Grinsen, legte den Gang ein und fuhr los, und Sam drückte ihm stillschweigend sein Einverständnis für diesen noblen Plan aus.

Es wurde in der Tat so langsam Zeit, dass sie wieder ihrer Berufung nachgingen.

Sam ließ sich schweigend von Dean zurück zum Dragonfly-Inn fahren, und versuchte, nicht allzu genau darüber nachzudenken, dass er und seine bessere Hälfte den ihnen unbekannten Dean (Forrester) während ihres kurzen Aufenthaltes in dieser Stadt vermutlich reichlich in Verruf gebracht hatten.

Besser diesen Kerl als ihn selbst, war Sams ungewöhnlich pragmatischer Gedanke, und er seufzte leise und zog damit Deans ungeteilte, in diesem Fall ein wenig unwillkommene Aufmerksamkeit auf sich.

„Alles ok mit dir?“ war die unerwartet einfühlsame Frage, und Sam schluckte und zog nervös die Oberlippe hoch.

„Jah.“

Er war heiser und er klang unsicher, und Sam spürte, wie er rot wurde.

Verdammt.

„Bist du dir da sicher?“

Wieder dieser einfühlsame Unterton.

Was zum Teufel war denn mit einem Mal in Dean gefahren?

„Ich bin ok, Dude … hör auf, so zu tun, als sei ich emotional nicht ganz auf der Höhe oder so – ich bin ok!“

Deans rechte Augenbraue beschrieb einen perfekten Bogen, als Sam es über sich brachte, ihn wieder anzusehen, und der wusste, dass das nicht gut war.

Gar nicht gut.

„Dude, du BIST emotional nicht ganz auf der Höhe – du warst eifersüchtig auf Matti, verdammt noch mal!“

Sam spürte, wie sein Magen sich verknotete, wegen des merkwürdigen und doch so … vielsagenden Kosenamen, mit dem Dean Matt bedacht hatte, und biss sich auf die Unterlippe.

Na und, dann war es für ihn eben wie ein Tritt in die Weichteile gewesen, als Matt und Dean ihre Handynummern ausgetauscht hatten.

Das hieß noch lange nicht, dass er –

„Da, da – schon wieder!“

Sams Oberkörper kippte nach vorn, als Dean ein kleinwenig zu hart auf die Bremse stieg, und er stützte sich mit beiden Händen am Armaturenbrett ab, um einen allzu innigen Kontakt seines Kopfes mit der Frontscheibe zu vermeiden, während Dean den Impala am Straßenrand zum Halten brachte.

„Kannst du mich nicht vorwarnen?!“ pflaumte er Dean ungehalten an, dann hatte er plötzlich einen Schoß voll lebendigem, warmem, entschlossenem Dean Winchester vor sich, Deans Hände lagen an seinen Wangen, und Dean blickte ihm so intensiv in die Augen, dass Sam sich quasi nackt fühlte.

Wie zum Teufel hatte Dean das gemacht?! Houdini war ja nichts dagegen!

„Sammy …“

Oh Gott, wenn Dean weiter so mit ihm sprach, mit dieser tiefen, rauen, liebevollen Stimme, dann würde er ihn gleich aus dem Wagen zerren und direkt hier auf dem Straßenbegrenzungsgrün seine Tube Süßholz einweihen.

„Ich schwöre dir, wenn du weiterhin versuchst, mir einen Bären aufzubinden, wenn du tatsächlich immer noch glaubst, dass ich nicht MERKE, wenn du … wenn es dir … Herrgott, rede doch einfach mit mir!“

Sam biss sich wieder auf die Unterlippe, fest, schmerzhaft, und er erwiderte Deans eindringlichen Blick, bis er es nicht mehr aushielt, und er den Kopf sinken ließ.

„Ich bin ok …“, murmelte er leise, und zuckte zusammen, als Dean sein Haar packte und seinen Kopf wieder in die Höhe riss, er zischte leise und weitete überrascht die Augen, als er Deans Lippen plötzlich auf seinen spürte.

„Will … doch nur … wissen … was in dir … vor sich geht …“, hörte er Dean zwischen drängenden, energischen Küssen gegen seine Lippen wispern, etwas in Sam fing an sich zu drehen … oder zu flattern … vermutlich machte sein innerer Sammy – der, der ab und zu einen über den Durst trank und auch sonst nicht viel von vorausschauendem Denken hielt – gerade ein paar Flick-Flacks … und er sah Dean in die Augen, während er sich küssen ließ, öffnete den Mund für ihn und … stöhnte leise.

Sam war sich schmerzhaft bewusst, wo sie waren – in der Öffentlichkeit! – dass die Sonne schien – äußerst energisch sogar! – dass man sie jederzeit entdecken konnte – schrecklicher Gedanke! – und dass Dean das Mal so überhaupt nicht kümmerte.

Dean würde ihn mitten in einem Einkaufszentrum flachlegen, wenn er ihm freie Hand ließ, und Sam, so unwillkommen erregend er diese Vorstellung auch fand, nahm sich vor, hart zu bleiben, er würde diese Situation durchstehen, er würde Dean widerstehen … er brauchte eine andere Metapher.

„Dean …“

Sam spürte Dean gegen seine Lippen grinsen, und in der nächsten Sekunde hatte er Deans Hand in seinem Schritt.

„Ich bin beeindruckt …“, informierte Dean ihn mit einem unanständigen Unterton, „Eben bist du noch psychisch aufgewühlt … und jetzt schon physisch aufgerichtet …“

Sam stöhnte hilflos, als die Hand an seinem Schritt sich fester an ihn presste, er öffnete den Mund, um Deans Zunge tiefer aufnehmen zu können, und erst, als er Dean heiser aufkeuchen hörte, bemerkte er, dass er seine Hände an Deans Hintern gelegt und zugedrückt hatte – fest.

„Gott, Sammy …“

Die Hand an seinem Schoß wurde durch Deans Schritt ersetzt, Sam drückte den Kopf in den Nacken – und dann machte es „Klonk!“ und Dean fluchte.

Ausgiebig.

„Ok, ok …“, Dean klang, als führe er ein klärendes Gespräch mit seinem besseren Ich, „Ich beherrsch mich … ich beherrsch mich … verdammt, das tut weh!“

Sam blickte blinzelnd zu Dean auf, registrierte, wie der sich mit der rechten Hand den Kopf hielt und identifizierte nachträglich das merkwürdige „Klonk!“, das er soeben gehört hatte.

Armer Dean.

Sam streckte die Hand nach ihm aus, strich ihm tröstend über die linke Wange, und Deans Blick fixierte sich auf ihn.

„Das macht es jetzt nicht unbedingt einfacher für mich, Sammy.“

Sam, noch immer hart wie Kruppstahl, fand nicht, dass das fair war.

Ihm ging es doch auch nicht besser.

Deans Blick glitt kurz an ihm hinab, Dean leckte sich kurz über die Lippen, und Sam gab ein ersticktes Wimmern von sich – seine Hose war einfach zu eng für sowas.

Dean hüstelte leise, leckte sich erneut über die Lippen, der Bastard, dann rutschte er auf Sams Schoß ein Stückchen zurück.

„Also … wo waren wir vorhin stehen geblieben?“

Stehen geblieben?

Sam atmete tief ein … atmete wieder aus – und biss sich auf die Unterlippe.

„Ach ja … Matti.“

Dean klang beinahe ein wenig erschöpft, und Sam schämte sich für sich selbst.

Er hatte doch nicht mehr eifersüchtig sein wollen.

Sam beobachtete, wie Dean sich mit der Hand über das Gesicht rieb, der Knoten in seinem Magen schwoll an – dafür schwoll endlich seine Erektion ab – und obwohl er wusste, dass es vermutlich eine blöde Idee war, zog er Dean in seine Arme, drückte ihn sanft an sich, und fing an, ihm den Nacken zu kraulen.

„Ich liebe dich“, murmelte er leise, und er erschauderte, als er Dean blinzeln spürte, als er verdammt noch mal SPÜRTE, wie Deans unfassbar lange Wimpern über die Haut seines Halses strichen.

„Dude …“, Dean schien nicht so recht zu wissen, ob er berührt oder amüsiert sein sollte, „Daran habe ich auch gar nicht gezweifelt … eher anders herum, scheint mir.“

Deans Stimme klang dumpf gegen Sams Hals, und mit einem Mal war Sams Kopf vollkommen leer, dafür war er sich ziemlich sicher, dass der Knoten in seinem Magen sich soeben zu einem enormen Magengeschwür ausgewachsen hatte.

Dean glaubte, dass er an ihm zweifelte.

„Nein! Ich – Dean – NEIN! Nein, nein, nein! So ist das überhaupt nicht!“

Sam schloss seine Arme so fest um Dean, dass der ein gequältes Ächzen unterdrücken musste.

„Ich weiß, dass du mich liebst, ich weiß das! – Wirklich! Ich … ich bin einfach nur …“

Sam verstummte hilflos, und Dean, hilfsbereit, wie er war, sprang freundlich für ihn ein.

„Ein Idiot?“

Sam brummte zustimmend und Dean grinste liebevoll.

„Ok. Würdest du mich dann vielleicht loslassen? Ich möchte Hannah nicht erklären müssen, dass sie mich im Krankenhaus besuchen kann, weil mein idiotischer Liebhaber mir in einem Anfall von überflüssig kraftstrotzender Reue die Rippen gebrochen hat.“

Sam spürte, wie sich seine Wangen erhitzten, er löste den Griff um Deans Brustkorb, ließ seine Arme schlaff herabhängen, und … biss sich auf die Unterlippe.

„Sammy, wenn du so weiter machst, werde ich dir ein Lippenpflege-Produkt kaufen müssen – eines, dass deine Lippen so richtig schön pink macht, das glitzert … und nach Kirschen schmeckt.“

Sam ließ sofort von der bissigen Attacke auf seine Unterlippe ab, starrte Dean einen Moment lang verschreckt an, dann wurde ihm der ihn quasi anspringende Scherz hinter der Drohung bewusst und er seufzte leise.

„Blödmann.“

„Jaja …“, Dean kniff Sam sanft in die Nase, „Ich bin jawohl nicht derjenige, der jedes Mal einen Knoten im Höschen bekommt, wenn – aua!“

Dean schlug Sams Hand von seinem Oberarm und starrte ihn fassungslos an.

„Du kneifst? Du kleines MÄDCHEN!“

Dean warf den Kopf in den Nacken und lachte, und Sam trieb aus reiner Empörung – wirklich, aus reiner Empörung! – seine Hüften in die Höhe gegen Dean und … ließ ihn reiten.

Dean beugte sich hastig nach vorne, um seinen Kopf in Sicherheit zu bringen und klang, als würde er gleich ersticken – allerdings nicht vor Lachen.

Atemlos

Ich grüße euch!
 

Hm … gibt’s was Neues bei mir? Abgesehen davon, dass mich Samstagabend am Strand irgendwas Garstiges in die linke Wange gestochen hat, eigentlich nicht.
 

So, weil Tine drauf bestanden hat, dass ich ihr pangalaktisches Wollrestaurant angemessen würdige, gibt’s heute mal wieder Kommi-Kommis.

Da ich aber zu meinem eigenen Entsetzen grandios uninspiriert bin, kann ich nicht versprechen, dass sie toll werden.

Schauen wir doch mal.
 

@ _Sam_Wichester_:

Als ob Dean sich in dieser Situation Gedanken um seinen Kopf machen würde!

Wenn der will, dann will er – Kopfschmerzen hin oder her!
 

@ AnimeFaan:

Ich würde jetzt gerne irgendein pfiffiges Zitat anbringen, irgendwas von wegen, „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, nur leider fällt mir kein passendes ein, das den Kauf von drei Tuben Gleitgel rechtfertigen würde.
 

@ Sam_Dean:

Na, na! Das war doch nicht ich, die Christian Kane dazu gebracht hat, wie Tracey Chapman zu klingen! (Jahooo, ich weiß ihren Namen immer noch!)

Das war der Mann ganz alleine, da kann ich nix für. Aber mal gar nix.
 

@ Hope_Calaris:

So, äh, ja … hiermit würdige ich dein pangalaktisches, aus Wolle gesticktes Schnellrestaurant!

Muss an dieser Stelle außerdem noch mal klarstellen, dass Dean sehr wohl bereit und willens ist, über Gefühle jeglicher Art zu reden, wenn es sich dabei rein zufällig gerade nicht um seine eigenen, sondern um Sams handelt.

Als grandioser großer Bruder kümmert ihn schließlich das emotionale Wohlbefinden seines höchsteigenen Riesenpuschels (das klingt jetzt schon fast zoologisch – Sam Winchester aus der Familie der Riesenpuschel … höhö) und ich glaube, über Sams Gefühle redet er auch wirklich gerne.

Hach, ich maaag Dean. Muss mir endlich mal die erste Box kaufen, jetzt, so langsam mal. Wenn ich nur nicht so geizig wäre.

Naja, vielleicht im nächsten Monat … muss mir ja schließlich diesen grandiosen Audiokommentar anhören und sowieso Britta endlich mal dazu zwingen, sich die erste Staffel anzugucken.

Wenigstens konnte ich sie gestern anhand der tollen Zitate von der tollen Seite, zu der du mir den Link geschickt hast, davon überzeugen, dass Jensens und Jareds Liebe einfach mal episch ist.

Jawohl. Episch.
 

@ Hermmy:

Jawohl, meine Pause war schön, sehr schön sogar.

Habe mit der Isi, der Tine und der Kinka einen Schreibzirkel gegründet und bisher schon zwei lustige J2 FanFics verfasst.

Könnte die in der Tat mal hier online packen …
 

@ Himchen:

Wie ich auf Käsekuchen komme?

Ich wollte eine ungewöhnliche Geschmacksrichtung mit komödiantischem Potenzial, die Dean aber durchaus gefallen würde.

Käsekuchen ist mir halt als Erstes eingefallen.

Für Süßholz habe ich hingegen sogar ein wenig recherchiert.

Habe ja einen Lehrauftrag zu erfüllen!
 

@ Shi-chan_:

Natürlich kriegt ihr mehr, ihr kriegt doch immer mehr! Hoho.

Und wenn es nach mir geht, dann wird der arme kleine Sammy niemals nicht auf Bananen-Gleitgel verzichten müssen.

Um an dieser Stelle Horton zu zitieren: „Ich liebe den Geruch von Bananen am Morgen!“
 

@ killerniete21:

Ich fürchte, ich werde diese zwei Lustmolche nie dazu bewegen können, dass sie mal etwas länger die Finger voneinander lassen.

So wie ich euch, meine werte Leserschaft, aber kenne, macht euch das nicht wirklich etwas aus.

Wer braucht schon Plot, wenn er stattdessen heißes, hemmungsloses Rumgefummel haben kann?
 

@ Lyafe:

Ob es ungewöhnlich ist, sich wegen des letzten Satzes Sorgen zu machen?

Aber total!

Zumindest in diesem Fall.

Ich hoffe jetzt mal, dass ich dir nicht allzu viele schlaflose Nächte bereitet habe, und hoffe, das neue Kapitel entschädigt dich für eventuelle nervöse Zuckungen.
 

@ Serendipity:

„There’s no charge for awesomeness – or attractiveness!“

Höhö.

Schöner Film, nich wahr?

Jackiiiiiiiiie!

Und natürlich würdige ich deine großartigen hellseherischen Fähigkeiten im Bezug auf lustige Superheldenfilme! Ich wollte hier lediglich niemanden spoilern!
 

@ DemonOfFear:

Natürlich ist Gleitgel mit Käsekuchengeschmack abartig! Das war der Sinn der Sache!

Das ist Dean!

Der isst auch „Pig’n’a’Poke“ – was ja laut Rina hawaiianischer Fischsalat ist.

Bin nämlich nach wie vor davon überzeugt, dass das so heißt und nicht etwa „Pig’n’a’Pork“ – das wär ja langweilig!
 

@ kikischaf:

Ich fürchte, dass Dean in Stars Hollow über kurz oder lang den Verstand verlieren würde – stell dir doch nur mal vor, der trifft auf Taylor!

Da implodiert das Universum … andererseits könnte er sich auch mit Luke gegen ihn verbünden … die würden sich wahrscheinlich erstaunlich gut verstehen und könnten Tipps für den gepflegten Drei-Tage-Bart austauschen!
 

@ Chie-chan:

Ja, was ist denn an Matti so verkehrt?

Der Mann zieht T-Shirts an mit Schmetterlingen am Ärmel!

Der ist unsagbar plüüüschig!

Gestern hatte er so heftiges Herzklopfen beim überraschenden Anblick seiner Liebsten, dass er in der ganzen Straße die Auto-Alarmanlagen ausgelöst hat!

*schwapp*
 

@ --Fanny--:

Also, wenn ich wirklich vorhätte, Dean ersticken zu lassen, würde ich das Ganze doch völlig anders aufziehen!

Der hat doch nicht mal was im Mund, an dem er sich verschlucken könnte!

Und ja, das war genau so zweideutig gemeint, wie ihr denkt!
 

@ KC8:

Öhm. Ok. Kurzer Kommi, deswegen ein Zitat: „Also, entweder er hat gesagt ‚Schwimmt nach hinten in den Hals’ – Oder er will ein Butterbrot mit Schmalz!“
 

@ Dark_Knight_Sparda:

Hohoho! Ich habe einen schwarzen Ritter! *tanzt den Rumba des schwarzen Ritters* (Jetzt würde ich zu gerne Tines Gesicht sehen …)

ICH habe einen SCHWARZEN RITTER!

Willkommen, willkommen.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass mein Traumschiff jetzt wieder am Ufer der Realität angelegt hat, und ich deswegen in mein Traumschloss umgezogen bin?

Falls mich jemand sucht, ich bin ganz oben, im höchsten Turm und höre Blue Öyster Cult.

„Don’t fear the Reaper …“
 

Und jetzt, das neue Kapitel!
 

Viel Vergnügen!
 

moko-chan
 


 

„Oh Gott, Sammy …“

Sam grinste. Das hatte er doch heute schon mal irgendwo gehört.

Er ließ seine Hüften weiter gegen Dean kreisen, konzentrierte sich, damit er sich nicht schon wieder auf die Unterlippe biss, und brummte zufrieden.

Ja, das fühlte sich definitiv sehr gut an.

„Sam, das kannst du doch nicht machen … oh Gott … oh Gott, Sammy …“

Dean wiederholte sich irgendwie sehr oft in der letzten Zeit.

Einer plötzlichen Eingebung folgend rutschte Sam auf seinem Sitz ein Stück nach unten, lehnte sich bequem zurück, und beobachtete aus glänzenden dunklen Augen wie Dean auf jeden einzelnen seiner Hüftstöße reagierte – und Dean reagierte ziemlich heftig.

Seine Wangen waren leicht gerötet – Sam war unglaublich stolz auf sich selbst, das schon nach so kurzer Zeit erreicht zu haben – er hatte die Augen halb geschlossen, dafür den Mund leicht geöffnet, seine Lippen glänzten feucht … Sam spürte, wie er wieder hart wurde.

„Oh Gott …“

Dean spürte das offensichtlich auch.

Ein heftiger Ruck mehr, und Dean hielt sich an Sams Schultern fest, presste sich ihm keuchend entgegen, drückte seine Lippen auf Sams und küsste ihn, bebend und feucht, und Sam konnte sich relativ sicher sein, ihn diesmal wirklich bis ins Innerste erschüttert zu haben.

Wer hätte gedacht, dass es Dean so anmachen würde, wenn Sam sich ein wenig ‚bockig’ gab?

Sams Lenden brannten in vorfreudiger Hitze, er ließ seine Hände wieder auf Deans Hintern gleiten, drückte sanft zu und grinste ein breites, erregtes Grinsen, als Dean in ihren Kuss hinein stöhnte und … ihm in die Unterlippe biss.

Der leise Schmerz strahlte von Sams Lippen direkt in seinen Schritt, und er wusste, dass er nicht mehr weit davon entfernt war, wie ein Teenager in seine Jeans zu kommen.

Wenn er nicht höllisch aufpasste, würde ihm genau das passieren – aber das Schöne war ja, dass Dean ihn damit nicht würde aufziehen können, weil es um den nicht viel besser stand.

„S-Sammy …“

Wenn er tatsächlich schon anfing zu stottern, stand es um ihn sogar noch viel schlimmer.

Sam grinste wieder dieses etwas beunruhigende Grinsen – das in Dean, wenn er es denn gesehen hätte, vermutlich die Befürchtung geweckt hätte, Sam sei besessen – ließ seine Hände genüsslich über Deans Hintern gleiten und drängte seine Finger schließlich entschlossen zwischen Deans Pobacken.

„Ah – haaah …“

Die Gänsehaut, die sich über Sams Rücken zog, war beinahe zu intensiv, um angenehm zu sein, und er war sich bewusst, dass er Deans Stadium der unkontrollierten Erregung nun so gut wie nichts mehr voraus hatte.

Er löste seine rechte Hand ein wenig unwillig von Deans Hintern, brachte sie irgendwie zwischen sie, und seine Gänsehaut wurde definitiv ein wenig unangenehm, als er es schaffte, Deans Hose aufzuknöpfen und den Reißverschluss hinunter zu ziehen, und er von Dean mit einem Stöhnen belohnt wurde, das er in seinem Rückgrat und bis hinunter in die Zehenspitzen spürte.

„Nhm …“

Sam biss die Zähne zusammen, als Deans Finger ein paar Mal ungeschickt über seinen Schritt strichen, bevor er es schaffte, Sam die gleiche Erleichterung zukommen zu lassen, mit der er ihn soeben beglückt hatte.

„Sammy …“

Die Art, wie Dean seinen Namen und nur seinen Namen und nichts Anderes stöhnte, machte Sam beinahe rasend, und als er seine starken, warmen Finger um Deans Erektion schloss und ihn zu stimulieren begann, geschah es aus dem puren Verlangen heraus, Dean mindestens genau so rasend zu machen.

„J-jah …“

Und es funktionierte.

Dean keuchte rau auf, schob seine Hand mit zitternder Hast in Sams Jeans und die Shorts, enthüllte schließlich eine Erektion, die ihn schlucken ließ – möglicherweise sogar mehr schlucken lassen wollte – und kollabierte beinahe in Sams Schoß, als der seine wunderbar große, warme Hand um sie Beide schloss und sie gleichzeitig stimulierte.

„Sammy …“

Dean klang, als würde er gleich sterben – einen wundervollen, glücklichen, befriedigenden Tod – und Sam MUSSTE ihn jetzt einfach küssen, weil er so verdammt ANBETUNGSWÜRDIG in all seiner hilflosen Erregung war.

„Ngh …“

Dean machte wunderbar gierige, sexy Geräusche irgendwo in den Tiefen seiner Kehle, die verführerisch gegen Sams Lippen vibrierten, als sie sich küssten, und Sam bemerkte nicht einmal, dass er ganz ähnliche Laute produzierte – nur ein bisschen weniger gierig, dafür aber sehr viel verlangender.

Ein winziger Unterschied, wirklich, aber in Momenten wie diesem, wenn Sam sich vorsichtig fragte, was aus ihm geworden wäre, wenn Dean niemals diese Fruchtbarkeitsstatue berührt, wenn er niemals über ihn hergefallen wäre, wie der triebgesteuerte Idiot, der er nun mal war … in Momenten wie diesen war Sam dankbar für jedes kleine liebenswerte Detail, das Dean ausmachte.

„Sammy …“

Und er liebte es, wenn Dean seinen Namen stöhnte, kurz bevor er kam.

Seine Stimme war dann so rau, so schwer … so verdammt … ehrlich?

Sam wusste nicht, wie er es sonst nennen sollte.

Er ließ seine Hand schneller über ihre beiden Erektionen gleiten, genoss das Gefühl, Deans harte Erregung direkt an seiner eigenen zu spüren, schloss seine Augen und eroberte Deans Mund mit seiner Zunge.

Er hatte völlig vergessen, wo sie waren.
 

Sam presste die Augen zu und keuchte, spürte Deans heißen Atem an seinem Hals, stoßweise, im gleichen Rhythmus, in dem sein Herz gegen seine Brust hämmerte.

„Oh Gott, Sammy …“

Deans feuchte Lippen berührten seine erhitzte, ein wenig schwitzige Haut, und Sam drückte den Kopf unwillkürlich noch etwas fester in den Nacken, bot Dean seine ungeschützte Kehle so willig an, dass Dean ihn mit einem sanften Kuss direkt unterhalb des Adams-Apfels belohnte.

„Du willst, dass ich dich beiße, oder?“

Deans Stimme war noch immer rau, aber er klang zufrieden, ein wenig erschöpft, und vor allem äußerst liebevoll.

Sam schluckte, die Bewegung ließ ihn Deans Lippen noch etwas intensiver spüren, und seine eigenen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Wenn du möchtest, kannst du das gerne machen …“

Dean gab sowas wie ein amüsiertes Grunzen von sich, ließ seine Zähne jedoch prompt über Sams Kehle gleiten.

„So langsam machen mich deine Fetische ein kleinwenig nervös, Sammy …“

Sam brummte lediglich zur Antwort, zufrieden, entspannt – dann klopfte jemand an das Autofenster rechts von seinem Kopf und er schlug die Augen auf, um nachzusehen, was los war.

Dass er mit Dean soeben eine Sex-ähnliche Begegnung am Straßenrand gehabt hatte, war ihm irgendwie entfallen, es fiel ihm jedoch prompt wieder ein, als er die formidable Dame aus Luke’s Diner wieder erkannte, die Dean als seinen ‚hübschen Begleiter’ bezeichnet hatte.

Ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie es den Beiden nicht unbedingt übel nahm, dass sie derart öffentlich übereinander hergefallen waren – außerdem zeigte sie starke Tendenzen, ihnen zu applaudieren.

Sam wollte sterben.

Er hörte Dean gegen seinen Hals keuchen, war kurz erleichtert, dass er diesen wenigstens dieses eine Mal auf seiner Seite und im selben Boot wusste, dass sie endlich Mal am selben Strang zogen – blöde Metapher! – dann bemerkte er, dass Dean doch tatsächlich LACHTE!

Dabei war das hier doch alles nur Deans Schuld!

Zu Sams grenzenloser Erleichterung zog die formidable Dame nun allerdings von Dannen, um ihn und Dean in trauter Zweisamkeit streiten zu lassen.

(Sam konnte ja nicht ahnen, dass sie das soeben Gesehene sofort ihrer besten Freundin unterbreiten würde, bevor die Zwei gemeinsam den Rest der Stadt über Dean Forresters neue sexuelle Orientierung in Kenntnis setzten.)

„Das ist NICHT lustig!“ empörte sich Sam voller rechtschaffener Entrüstung, und Dean lachte nur noch lauter.

„Dude, dein GESICHT!“

Deans Körper über Sams erzitterte unter unzähligen Lachsalven, auf die Sams Körper zu seinem grenzenlosen Verdruss äußerst positiv reagierte.

Das ging so nicht. Er war jetzt sauer auf Dean.

„Hör auf zu lachen und geh von mir runter! Es ist allein deine Schuld, wenn sie uns wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigt!“

Deans Kehle produzierte ein Glucksen, er blickte zu Sam auf, sah ihm in die Augen – und Sams Körper reagierte noch viel positiver.

Das konnte doch jetzt nicht angehen, er war doch nicht mehr sechzehn!

„Ok, Sammy, ist gut … lass uns zurück zum Hotel fahren.“

Sam hätte schwören mögen, dass Dean während dieser Äußerung so etwas wie ein Kichern von sich gegeben hatte, er verdrängte das jedoch so gut es ging, während er die unglaubliche Anmut beobachtete, mit der Dean sich zurück auf den Fahrersitz manövrierte.

„Dude, deine Hose ist noch offen“, informierte er Dean mit einem leisen, peinlich berührten Unterton, und er hätte sich selbst ohrfeigen mögen, als er NICHT den Blick abwandte, während Dean diesen Zustand veränderte.

„Deine hat sich auch nicht wie von Zauberhand geschlossen, mein Bester“, konterte Dean gelassen, startete den Motor des Impalas und streckte dann die Hand nach Sam aus, um seinen Oberschenkel zu tätscheln.

„Aber keine Panik, ich denke nicht, dass sie uns anzeigen wird – dafür haben wir ihr eine viel zu gute Show geliefert.“

Sam wurde mal wieder rot, Dean grinste das gewohnte Dean-Grinsen, dann warf er einen Blick in den linken Spiegel und brachte den Wagen zurück auf die Straße.

„Und selbst wenn – das hier war es total wert.“

Sam biss sich auf die Oberlippe, um seiner Unterlippe eine kurze Verschnaufpause zu gönnen, und gab Dean im Stillen Recht.

Aber auch wirklich nur im Stillen.

Sie kamen am Dragonfly-Inn an, der nervtötende Page nötigte Dean erneut die Schlüssel ab – dem machte es augenscheinlich Spaß, den Impala zu parken – und sie betraten das Inn, um ihr Gepäck zusammen zu suchen.

Sam hastete die Treppe hinauf, damit möglichst niemand – schon gar nicht der unhöfliche Franzose – bemerkte, dass er und Dean kürzlich ganz, ganz viel Spaß gehabt hatten, und Dean folgte ihm etwas gemächlicher.

Deans Kleidung hatte ihr Zusammentreffen ja auch relativ unbeschadet und fleckenlos überstanden.

Sam eilte in ihr Zimmer, warf die Tür hinter sich zu, war kurz versucht, das Werfen mit sich selbst und dem Bett zu wiederholen, aber so wie er Dean kannte, würde der das nur wieder falsch interpretieren.

Dean kam kurz nach ihm ins Zimmer, verzichtete großzügig darauf, sich darüber zu beschweren, dass Sam ihm die Tür vor der Nase zugeworfen hatte, und fing schweigend an zu packen.

Sam machte sich schon Sorgen darum, ob Dean möglicherweise aus irgendeinem ominösen Grund sauer auf ihn war, als der ihn von hinten umfasste und in eine sanfte Umarmung zog.

„Wenn du das willst, dann fass ich dich in der Öffentlichkeit nicht mehr an.“

Sam gab einen merkwürdig kehligen Laut von sich, den Dean vollkommen richtig als „Bist du WAHNSINNIG?!“ dekodierte und Sam grinsend zu sich herumdrehte.

„Okay, dann befummle ich dich weiter wie ich lustig bin.“

Sam hatte genickt, bevor ihm klar wurde, zu was er da sein Einverständnis gab, und Dean gab ihm zur Belohnung einen Kuss.

„Alles klar, ich geh den Wagen holen und du checkst uns aus.“

Dean entließ Sam aus seinen Armen, verschwand aus dem Zimmer, und Sam schaffte es gerade eben, seine Gedanken wieder so weit zu sammeln, dass er daran dachte, sich umzuziehen, bevor er auscheckte.
 

„Dude, was ist mit deinem Gesicht passiert?“

Dean machte eine abweisende Miene und erwiderte nichts, wartete nicht einmal ab, bis Sam neben ihm sich angeschnallt hatte, bevor er das Gaspedal durchtrat und mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen losfuhr.

„Dean, was zum Teufel ist mit deinem Gesicht passiert?!“ wiederholte Sam energisch, sah jedoch höchst vernünftig davon ab, Dean anzufassen, oder ihn dazu bewegen zu wollen, langsamer zu fahren.

Dean belohnte ihn mit einem zähneknirschenden „Nichts!“ und Sam verdrehte die Augen und atmete einmal tief durch.

„Hat der Page dir eine gelangt, weil du den Impala selbst geholt hast, oder was? Oder musstest du dich in den letzten fünf Minuten noch mit diesem unhöflichen Franzosen anlegen?“

Er hatte es leichthin gesagt, aber Dean hörte wohl den angespannten Unterton aus seiner Stimme heraus und seufzte leise.

„ … S’war’n’wan …“, murmelte er undeutlich, und Sam starrte ihn erschreckt an.

„Du hast dich mit einem Swami geprügelt?!“

Dean wandte ihm reichlich fassungslos den Blick zu und starrte zurück.

„Mit einem was?!“

Sam blinzelte ihn an.

„Hinduistischer Mönch.“

Dean grunzte und sah wieder auf die Straße.

„Nein, ich habe mich nicht mit einem hinduistischen Mönch geprügelt. Guter Gott, Sammy – was denkst du eigentlich von mir? Wo soll ich denn in diesem Kaff einen hinduistischen Mönch aufgabeln?!“

Sam verkniff sich die Bemerkung, dass es genau diese Einstellung war, die ihn bei Dean stets das Schlimmste fürchten ließ, und runzelte die Stirn.

„Was genau hat dir denn jetzt dein blaues Auge verpasst?“

Dean atmete einmal tief durch, dann schien sich sein ganzer Körper zu entspannen, der Impala wurde merklich langsamer und Deans Fingerknöchel am Lenkrad waren sehr viel weniger weiß.

„Es war ein verdammter Schwan“, sagte er sehr deutlich, und obwohl Sam spürte, dass er ihm die Wahrheit sagte, war ein nicht unbedingt kleiner Teil von ihm – sein Verstand – kurz zu überfordert, um zu fassen, was sich ihm hier bot. Dann fasste er es schließlich, und Sam grinste.

„Ein Schwan?“

„Ja“, erwiderte Dean bissig, „und ich wäre dir äußerst verbunden, wenn du das nie wieder erwähnen würdest.“

Sam streckte die Hand nach ihm aus und tätschelte seinen Oberschenkel.

„War er besessen?“

Dean grunzte erneut und Sam kicherte ein wenig zu ausgelassen. Die Situation kam ihm merkwürdig vertraut vor, aber das war ihm in den letzten Tagen zu häufig passiert, als dass er diesem Umstand Bedeutung beimessen würde.

„Dude, wenn du dieses Kichern nicht gleich unter Kontrolle bekommst, dann mach ich dir Rattenschwänze, ich schwöre!“

Sam kicherte noch ein wenig ausgelassener, machte einen heldenhaften Versuch, eben dies zu unterdrücken und gab in der Folge ein höchst charmantes Prusten von sich.

„Dean, du wurdest angeschnäbelt – nichts, was du mir antust, kann mir diesen Moment ruinieren.“

Dean beachte ihn mit seinem schönsten Todesblick – zumindest für drei Sekunden, dann wurde sein Blick weich.

Sam war einfach zu liebenswert, wenn er so lächelte

Die üblichen Verdächtigen

Ja, ist es denn schon wieder so weit?

Es ist schon wieder so weit.
 

Neues Kapitel, neuer Handlungsabschnitt, und wenn mir nichts dazwischen kommt, kommt den Jungs jetzt auch so schnell nichts mehr dazwischen.

Alles klärchen?
 

Vermutlich eher nicht, aber das soll mich ja nicht stören, ich bin gerade in einer gar wunderbar kryptischen Stimmung.
 

Möchte an dieser Stelle einem Jeden und einem jeden Einen den wundervollen Weihnachts-Familienfilm „Die Familie Stone“ empfehlen. Wer „Seite an Seite“ und „Familiensache“ mag, wird auch dieses Machwerk zu schätzen wissen.

Aller guten Dinge sind Drei, scheint mir. Filmemacher sind ja so un-innovativ.

Ich mag jetzt jedenfalls Luke Wilson. Also guckt euch den Film an, scheißegal dass wir grad Sommer haben!
 

Und guckt „Horton hört ein Who!“ es gibt da eine blau-lila geringelte Dean-Maus, die meint, sie sei ja mal voll „awesome, Dude!“ – und dann singen sie Alle zusammen „I can’t fight this feeling“!!!

Ich SEHE die Zeichen!
 

Soviel so weit von mir und – Unsinn, der folgende Text ist ja auch von mir … dann lest mal los!
 

moko-chan
 


 

„Ok, was haben wir?“

Dean blickte zu Sam auf, der einen Stapel Zeitungen in seinen verschränkten Armen hielt, und zog fragend die linke Augenbraue in die Höhe.

Sam ließ die Zeitungen auf den Tisch fallen, schob sich Dean gegenüber auf die mit abgenutztem rotem Kunstleder bespannte Sitzbank des Diners und langte nach seiner Kaffeetasse.

„Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir beim Suchen helfen würdest.“

Dean schnaufte, nahm die zu oberst liegende Zeitung vom Stapel, klappte sie auf, fixierte seinen Blick auf den ersten Text, der seine Aufmerksamkeit erregte, dann berührten seine Knie unter dem schmalen Tisch die von Sam, und er blickte unweigerlich auf, nur um Sam ein ganz klein wenig erröten zu sehen.

Dean schmunzelte in sich hinein, arrangierte seine Beine derartig, dass Sams Linkes dazwischen geriet und fing an, sich ein wenig an ihm zu reiben.

Sam hielt sich an seiner Kaffeetasse fest und gab nicht den winzigsten Laut von sich, angelte sich hastig ebenfalls eine Zeitung, um sich dahinter zu verstecken, und, naja, füßelte ein wenig mit Dean.

„Noch Kaffee?“

Sam schreckte auf, als eine Kellnerin mit gezückter Kaffeekanne an seinem rechten Ellenbogen auftauchte und schüttelte verschreckt den Kopf, während Dean ihr sein breitestes Grinsen schenkte und erfreut nickte.

„Das wäre geradezu bezaubernd.“

Sie schenkte ihm Kaffee nach und zog wieder ab, und Dean seufzte zufrieden.

„Ich liebe den Service in diesem Laden.“

Sam erwiderte nichts, schob sein Bein lediglich ein Stückchen weiter nach vorn, um besseren Zugang zu Deans zu haben und Dean leckte sich über die Lippen.

„Also“, sagte er, „Wir hätten hier ein paar unerklärliche Fälle von Schizophrenie in Allentown.“

Dean wedelte mit seiner Zeitung in Richtung Sam und grinste, als er sah, dass der die Augen halb geschlossen und ihm vermutlich nicht so richtig zugehört hatte – das war für Dean allerdings kein Grund, die Kommunikation mit ihm einzustellen.

„Ich finde, wir sind es Billy Joel schuldig, dass wir uns das mal ansehen.“

Sam nickte lediglich geistesabwesend, und Dean winkte die Kellnerin heran, um zu zahlen. Er trank seinen Kaffee aus, während er sie durch den Laden auf sich zukommen sah, beglich ihre Rechnung und stand auf.

Dean war nicht großartig überrascht, als Sam erst einmal einen Moment lang irritiert zu ihm aufblickte, als er Zeichen zum Aufbruch zeigte, und Dean knuffte ihn sanft in die Schulter, grinste vielsagend und schnappte sich den Stapel Zeitungen auf dem Tisch, bevor er gemächlichen Schrittes voraus zum Impala ging.

Er hörte Sams hastigen Schritt hinter sich – der Junge war einfach ein unglaublich lauter Läufer, kein Wunder, bei den riesigen Füßen – und grinste noch etwas breiter, selbst als er den Diner verließ, auf den Parkplatz hinaus trat, und innerhalb von fünf Sekunden reichlich nass war.

Dean hielt den Stapel Zeitungen über seinen Kopf, um den sommerlichen Regen abzuhalten, sprintete zum Impala und warf sich auf den Fahrersitz, sobald er ihn erreicht hatte.

Wenige Wimpernschläge später war Sam an seiner Seite, ebenso nass wie er selbst, wenn nicht sogar noch ein wenig mehr, immerhin hatte er keine Zeitungen gehabt, um sich trocken zu halten.

Ein Tropfen Wasser rann aus Sams Haaren über dessen Wange und in seinen Hemdkragen hinein, und Dean entsorgte die feuchten Zeitungen auf den Rücksitz, beugte sich zu Sam hinüber und packte besagten Hemdkragen, um ihn an sich zu ziehen und ihn zu küssen, und Sam kam ihm lächelnd entgegen und öffnete den Mund für ihn.

Der Regen trommelte in stetem Rhythmus auf das Autodach, das Autoradio spielte James Taylors „October Road“, und Dean war ein wenig überrascht festzustellen, dass er noch immer geradezu lächerlich verliebt in Sam war.
 

„Ihr Mann hat also versucht, Sie mit der Halskette zu erwürgen, die er Ihnen zum Hochzeitstag geschenkt hat?“

Sam schaffte es tatsächlich, die Frage so vorzubringen, dass die Angesprochene nicht in Tränen ausbrach, und Dean musste sich doch sehr beherrschen, ihm kein anerkennendes Küsschen zuzuhauchen.

Das wäre unter den gegebenen Umständen ein kleinwenig unangebracht gewesen.

Sie saßen im Wohnzimmer eines gemütlichen Vororthäuschens, zwei Tassen Kaffee standen vor ihnen auf dem Tisch, sie trugen ihre besten Anzüge (sie trugen ihre einzigen Anzüge, Sam hatte die alten doch tatsächlich weggeworfen) und die Dame, die sie über die plötzliche Geisteskrankheit ihres Mannes befragten, hätte es wohl ein wenig befremdlich befunden, wenn die beiden Versicherungsagenten, als die sie sich an der Tür ausgegeben hatten, plötzlich übereinander herfielen.

Dean gab sich also die größte Mühe, seine ernste, mitfühlende Miene beizubehalten und nicht begierig auf den Teller mit Keksen zu schielen, der vor ihm auf dem Wohnzimmertisch stand, und hörte geduldig zu, als die Ehefrau ihres aktuellen (möglichen) Falles in ein etwas zusammenhangsloses Lamento darüber ausbrach, wie sehr sich ihr bis dato tadelloser Ehegatte in den letzten Monaten verändert hatte.

„Er war immer so liebevoll … und so zärtlich …“, sagte sie mit erstickter Stimme, und Dean hatte in die Brusttasche seines Anzuges gegriffen und ihr sein Taschentuch gereicht, bevor er anhand Sams irritiertem Gesichtsausdruck feststellen konnte, dass das scheinbar äußerst taktlos gewesen war.

Ihre Gesprächspartnerin warf ihm jedoch einen dankbaren Blick zu, schnäuzte sich verstohlen und fuhr fort.

„Ich hätte wirklich schon früher merken müssen, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung war“, meinte sie und tupfte sich die Augen, „Das klingt jetzt vielleicht lächerlich, aber er hat selbst seinen Kaffee anders getrunken als sonst, mochte sein Lieblingsessen nicht mehr, hat sich anders angezogen – ich dachte, es wäre so etwas wie die Midlife Crisis …“

In Deans Magen ballte sich etwas zusammen, als zwei große Tränen über ihre Wangen kullerten, und sie sie lediglich mit einer flüchtigen Geste wegwischte, ganz so, als habe sie sich inzwischen daran gewöhnt, zu weinen.

Er war sich darüber im Klaren, dass er für gewöhnlich eher kein Mitleid mit den Menschen hatte, die sie befragten – zumindest nicht in einer Form, die ihm so unangenehm bewusst war – und versuchte, das Gefühl zu unterdrücken.

„Glauben Sie, dass es einen Auslöser für seine Veränderung gab?“

Sams Stimme war leise und zaghaft – Dean wollte ihn schon wieder küssen – und ihre Gesprächspartnerin blickte ihn einen Moment lang nachdenklich an.

„Sie meinen ein traumatisches Ereignis, das seine Persönlichkeitsspaltung bewirkt hat?“

Sie formte die Worte wie ein Mensch, der mit den Gedanken sehr weit weg ist, mechanisch und langsam, und Dean setzte sich gerade hin und wartete gespannt ab.

Es brauchte eine Weile, bis sich ihr Blick wieder fixierte, und sie mit dem Geist wieder bei ihnen war, dann seufzte sie.

„Es muss eines gegeben haben. Aber was es auch war, er hat mit mir nicht darüber gesprochen … ich wünschte, er hätte es getan.“

Wieder wischte sie mit der gleichen gleichgültigen Geste ein paar Tränen von ihrer Wange und Dean rutschte unbehaglich auf seinem Platz auf dem Sofa herum.

„Können Sie den Zeitpunkt eingrenzen, ab dem er begann, sich zu verändern? Vielleicht fällt Ihnen dann etwas ein“, versuchte Sam es vorsichtig, und mit einem Mal wirkte sie ein wenig misstrauisch.

„Warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?“

Sam wirkte überrumpelt, also beugte Dean sich vor, streckte über den schmalen Wohnzimmertisch hinweg die rechte Hand aus, und nahm ihre Linke hinein.

Sie entzog sie ihm nicht.

„Wenn wir herausfinden, was die Ursache war, können wir vielleicht die Folgen beheben.“

Dean hatte das dringliche Gefühl, dass Sam neben ihm soeben die Luft angehalten hatte und in Kürze ersticken würde, also ließ er ihre Hand wieder los, setzte sich wieder gerade hin und räusperte sich ein wenig verlegen.

„Ich denke, ich könnte den Zeitpunkt bestimmen, wenn ich meinen Kalender zur Hilfe nehme.“

Ihre Gastgeberin entschuldigte sich und verließ das Wohnzimmer, und Dean spürte Sams stechenden Blick wie Akkupunkturnadeln an seinem Nacken und dem linken Ohr. Es kitzelte beinahe ein wenig.
 

„Ok, was war da drin mit dir los?“

Sams Stimmlage befand sich irgendwo zwischen belustigt und besorgt, und Dean schnaufte und befreite sich ungeduldig von seiner Krawatte, um sie auf den Rücksitz zu werfen.

Er wusste ganz genau, was Sam meinte, aber er hatte trotzdem keine Lust, eine Antwort abzugeben.

Warum musste Sam immer so ein riesen Gewese daraus machen, wenn er sich mal ein wenig daneben benahm? Das konnte doch schließlich jedem mal passieren, und außerdem wusste Sammy doch, dass es mit seiner Sozialkompetenz nicht allzu weit her war.

„Dean?“

Dean wandte den Kopf nach rechts und starrte entgeistert auf den Finger, mit dem Sam ihn geradezu penetrant aufdringlich in die Schulter piekte, dann sah er Sam in die Augen.

„Was?“

Sam blinzelte nicht einmal.

„Ich liebe dich.“

Sam beugte sich zu ihm hinüber und Dean stellte fest, dass er augenscheinlich irgendetwas nicht mitbekommen hatte, ließ sich jedoch äußerst begeistert von Sam küssen und murrte unzufrieden, als der sich wieder auf den Beifahrersitz zurückzog.

„Du warst richtig toll da drin“, murmelte Sam leise, und Dean zog die linke Augenbraue in die Höhe.

Er war was? Wann?

Sam schien seine Verwirrung nicht zu bemerken, er legte mit einem Mal die Stirn in Falten und schaltete in den Grübel-Modus um.

„Wenn wirklich etwas Übernatürliches für die Geisteskrankheit ihres Mannes verantwortlich ist, sollten wir schnellstmöglich herausfinden, was das sein könnte. Wie viele andere mögliche Opfer haben wir?“

Dean fand sich mit einem innerlichen Seufzer damit ab, dass er so schnell keine Küsschen mehr von Sam bekommen würde, und holte sein Notizbuch aus der Innentasche seines Sakkos.

„Fünf“, antwortete er nach einem kurzen Blick in das Buch, und Sams Stirnfalten vertieften sich noch ein wenig.

„Wohnt einer von ihnen in der Nähe?“

Deans Blick glitt erneut über das Papier und er nickte, reichte das Buch an Sam weiter und startete den Motor.

Er wollte gerade den Gang einlegen und losfahren, als Sam sich plötzlich erneut zu ihm hinüber beugte und er seine Lippen an seinem Ohr spürte.

„Ich mag es, wenn du so unerwartet einfühlsam bist“, wisperte Sam leise, und Dean bekam eine Gänsehaut und fuhr mit aufheulendem Motor los, hatte noch immer das Gefühl, Sams heißen Atem an seinem Hals spüren zu können, selbst als der schon längst wieder ordnungsgemäß auf seinem Sitz saß und sich angeschnallt hatte.

„Hast du schon eine Idee, mit was wir es zu tun haben, wenn diese Angelegenheit wirklich in unser Metier fällt?“ fragte er mit etwas rauer Stimme, um sich selbst davon abzulenken, und er nahm anhand der Bewegung in seinem Augenwinkel an, dass Sam den Kopf schüttelte.

„Im Zweifelsfall würde ich aber immer auf einen Dämon tippen“, meinte er nach einer Weile, und Dean grunzte ungehalten.

Er mochte es nicht, wenn Dämonen mit dem Verstand eines Menschen herumspielten. Gut, er mochte Dämonen generell nicht, aber darum ging es hier nicht.

„Und wie wollen wir das herausfinden? Hast du vor, den Bekanntenkreis der Betroffenen abzugleichen? Bisher konnten wir keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen ihnen feststellen, sie sind weder verwandt noch verschwägert, sie arbeiten nicht zusammen, Alter und Geschlecht stimmen bei keinem von ihnen überein – das alles spricht doch eher gegen einen Dämon, oder nicht?

Die Bastarde haben doch meistens ein bevorzugtes Opferprofil …“

Dean hörte Sam leise hüsteln und spannte die Schultern an.

„Was?“

Sam lächelte entschuldigend.

„Du scheinst dir darüber ja schon so einige Gedanken gemacht zu haben.“

Okay. Das war nicht nett. Sam stellte es ja fast so dar, als neige Dean generell dazu, eher weniger zu denken.

„Natürlich habe ich das. Das ist mein Job“, erwiderte Dean, in seinem Stolz verletzt, und Sam beeilte sich, ihm zu versichern, dass er das so gar nicht gemeint habe.

„Du bist sonst nur nicht so voreilig damit, den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen.“

„Sammy“, Dean klang ein kleinwenig ungeduldig, „Wenn ich Dämonen ausschließe, grenze ich damit nicht den Kreis der Verdächtigen ein – na gut, schön, ich grenze damit den Kreis der Verdächtigen ganz gewaltig ein, aber du musst doch zugeben, dass uns das ein ordentliches Stück weiter bringt. Und wo ich schon mal dabei bin, möchte ich auch gleich noch Heidnische Halbgötter ausschließen. Erstens nerven die Typen und zweitens haben auch sie ein bevorzugtes Opferprofil.“

Sam grinste und nickte und streckte sich in seinem Sitz.

„Vielleicht sollten wir abwarten, was die zweite Befragung ergibt, bevor wir weitere Schlüsse ziehen“, brachte er vorsichtig vor, sah Dean ernst nicken und schloss einen Moment die Augen. Er wusste, wie es war, wenn der Mensch, den man am meisten liebte, sich gegen einen wandte, und im Gegensatz zu Dean wollte er noch immer nicht völlig ausschließen, dass es sich bei ihrem Gegner um einen Dämon handelte.

Die Biester waren verdammt sprunghaft und unberechenbar und vielleicht hatten sie es diesmal einfach mit einem zu tun, der die wunderbare Vielfalt liebte.

Der Hunger nach Leben

Ich wünsche euch einen wunderschönen Sonntag, liebe Leser!
 

Meinen Filmvorschlägen vom letzten Donnerstag möchte ich heute den grandiosen Streifen „Die Hard 0.4“ hinzufügen! Bruce ist herrlich, Justin auch und in den Extras auf der DVD zitieren sie sogar „Brokeback Mountain“!!!

Sowieso und überhaupt habe ich beim Ansehen dieses Machwerkes mal wieder die Zeichen gesehen. Bruce hört Creedence, LAUT, sein Auto grollt gar fabelhaft, und natürlich hat er Angst vorm Fliegen. Erinnert euch das an irgendwen? Also mich schon.

Unbedingt gucken, kann ich da nur sagen!
 

Und jetzt hinein ins Lesevergnügen!
 


 

Dean atmete ganz bewusst ein und wieder aus und starrte auf seine verkrampften Hände am Lenkrad des Impalas.

Er war sich darüber im Klaren, dass seine Reaktion möglicherweise übertrieben war, dass es vernünftiger wäre, ruhig zu bleiben – aber das eben?

So etwas erwartete man nicht, nicht einmal in ihrem Beruf.

„Dean?“

Er spürte Sams Hand auf seiner Schulter, spürte den warmen, sanften Druck seiner Finger durch den Stoff seines Anzugs, und das Gefühl von Übelkeit in ihm ließ ein wenig nach.

Er brauchte keinen Seelenklempner, um zu begreifen, wie wichtig Sam für sein geistiges Wohlbefinden war – vom körperlichen mal ganz abgesehen.

Dean schloss für einen Moment seine Augen und gestand sich zögerlich ein, dass er vermutlich nie abgehärtet genug sein würde, um mit diesem Mist allein umgehen zu können.

„Dean?“

Das Mädchen war erst sieben Jahre alt!

Hannah war sieben Jahre alt.

Dean spürte Sams Daumen über seine Schulter streichen, und er schlug die Augen wieder auf und sah ihn an.

„Ich denke, diese Angelegenheit fällt in unser Metier.“

Wenn ein siebenjähriges Mädchen ihren Hund mit einem Brieföffner aufschlitzte, nur um das bei ihren Eltern zu wiederholen, als die dazwischen gingen und das arme Tier zu retten versuchten, dann fiel das ganz eindeutig in ihr Metier.

Sam nickte, ließ seinen Blick behutsam suchend über Deans Züge gleiten, und der schlug automatisch die Augen nieder.

„Ich bin ok.“

Hatten sie das nicht erst kürzlich mit umgekehrter Rollenverteilung gehabt?

Sams Augen verengten sich zu Schlitzen, und er erhöhte den Druck seiner Finger auf Deans Schulter.

„Du bist nicht ok.“

Dean schnaubte ungeduldig.

„Du hast Recht, ich bin nicht ok. Ich werde es aber sein, wenn wir das, was für diesen Mist verantwortlich ist, gefunden und vernichtet haben.“

Sam lächelte gezwungen.

„Ok. Das klingt vernünftig.“

Dean fing wieder an, sich auf seine Atmung zu konzentrieren, und Sam fuhr damit fort, mit dem Daumen über seine Schulter zu reiben.

Sam wusste, dass Kinder Deans Schwachpunkt waren, dass Dean demzufolge einen Moment brauchte, um sich zu beruhigen und den Bericht, den Kathy Springer, die sechzehnjährige Schwester des „Opfers“ ihnen abgegeben hatte, zu verdauen.

Sie war das einzige Mitglied der Familie, das nicht mit dem Brieföffner attackiert worden war, und lebte nun vorübergehend allein unter der sporadischen Aufsicht ihrer Großeltern in dem großen Einfamilienhaus, besuchte abwechselnd ihre Schwester in der geschlossenen Abteilung des Krankenhauses und ihre Eltern auf der Intensivstation.

„Soll ich fahren?“ fragte Sam leise, als Dean auch nach fünf Minuten noch keine Anstalten machte, den Impala von der Stelle zu bewegen, und Dean nickte und stieg aus.

Sam war sehr, sehr besorgt.

Er ließ sich das jedoch nicht anmerken, stieg ebenfalls aus dem Wagen und umkreiste ihn um die Motorhaube herum, während Dean den Weg um das Heck angetreten hatte.

Sie ließen sich gleichseitig wieder in die Sitze sinken, schlugen die Türen hinter sich zu, Sam legte seine Hände ans Lenkrad und zögerte.

Das letzte Mal, als er gefahren war, hatte er sie … Moment, das stimmte ja gar nicht.

Das letzte Mal, hatte er den Impala am Tag der Hochzeit gefahren, um ihn zu parken. Es machte also keinerlei Sinn, jetzt irgendwelche Zweifel an seiner Befähigung, den Wagen von A nach B zu bewegen, zu entwickeln.

Sam startete den Motor und ließ langsam die Kupplung kommen, hoffte, dass das sanfte Grollen des Impalas die düstere Aura, die Dean vom Beifahrersitz aus verströmte, zerstreuen würde, dann brachte er einen angemessenen Abstand zwischen den Wagen und den Bürgersteig und fuhr langsam davon.

Dean neben ihm schwieg verbissen, hatte sogar die Arme vor der Brust verschränkt, um auch optisch deutlich zu machen, was Sam schon allein dem Gespür für Deans Präsenz entnahm – dass Dean ungesund tief in unangenehme Gedanken versunken war, und er ihm um Himmels Willen bloß nicht ansprechen sollte.

Sam zog zunächst nervös die Oberlippe hoch, um sich anschließend auf die Unterlippe zu beißen, und sie verbissen schweigend zu ihrem Motel zu fahren.

Er hielt es für ausgemacht, dass sie heute kein weiteres Recherche-Gespräch mehr führen würden – nicht auf die eminente Gefahr hin, dass Deans Stimmung sich noch weiter verschlechterte.

Das Radio war aus, Dean schwieg, Sam schwieg, die Stille war alles Andere als angenehm, dann seufzte Dean leise und Sam spürte, wie die unerträgliche Anspannung in ihm ein wenig nachließ.

Scheinbar hatte Deans grenzenloser Optimismus doch noch die Oberhand über seinen Missmut gewonnen und Deans ohnmächtigen Zorn über das Schicksal des unschuldigen siebenjährigen Mädchens mit dem Brieföffner vorübergehend in die Knie gezwungen.

„Hast du Hunger?“ erkundigte Sam sich leise bei ihm, und als Dean etwa zehn Sekunden lang nicht antwortete, wollte Sam schon beginnen, sich wieder Sorgen um ihn zu machen.

„Ja“, sagte Dean dann, „tierisch“, und Sam konnte sich wieder entspannen.

„Da vorne ist ein Chinese.“

Dean deutete nicht etwa auf einen Menschen aus dem Land der aufgehenden Sonne, nein, er deutete auf ein Schild, das auf ein Schnellrestaurant der gleichen Nationalität aufmerksam machte, und Sam nahm die nächste Abfahrt.
 

Sam ließ das leise Rascheln, das Dean im Hintergrund mit der Pappverpackung seiner Ente süßsauer veranstaltete, beruhigend auf sein Nervenkostüm wirken, und klappte seinen Laptop auf.

„Dude, du kannst unmöglich schon satt sein“, ließ sich Dean vernehmen, und Sam hätte jetzt argumentieren können, dass ihr aktueller Fall ihm den Appetit verdorben habe, das wäre jedoch ein wenig taktlos gewesen, also schwieg er und setzte das Gerät in Betrieb.

„Willst du die letzte Frühlingsrolle?“

Dean tauchte an Sams rechtem Ellenbogen auf und hielt ihm die entsprechende Pappverpackung unter die Nase.

„Nein danke“, lehnte Sam höflich ab und zuckte zusammen, als Dean ihm völlig unvorhergesehen in die Seite zwickte.

„Dude, du musst mehr essen. Nimm gefälligst die letzte Frühlingsrolle.“

Dean klang, als empfinde er es als eine persönliche Beleidigung, dass Sam sein großzügiges Angebot ausgeschlagen hatte, aber Sam hatte erstens keinen Hunger und war zweitens nicht in der Stimmung, auf diesen Tonfall einzugehen.

„Nein danke“, wiederholte er also bestimmt, und versuchte zu ignorieren, dass Dean neben seinem Stuhl in die Hocke ging und beunruhigt zu ihm aufsah.

„Ist dir schlecht oder so?“

Also, das war doch …

Sam schob seinen Computer beiseite, drehte sich auf dem Stuhl zu Dean um und sah ihm ernst in die Augen.

„Was wird das hier? Du hast dich doch noch nie für meine Ernährung interessiert und jetzt machst du plötzlich ein Gewese darum, als ob -“

Sam hielt inne und sah Dean scharf an.

„Das hat doch jetzt nichts mit unserem Fall zu tun, oder? Damit, was Kathy Springer uns erzählt hat? Dass sie der Kleinen so wenig Beachtung geschenkt hat, dass sie jetzt nicht einmal sagen könnte, was das Lieblingsessen ihrer Schwester ist?“

Deans Augen nahmen einen verletzten Ausdruck an, und Sam riss ihm die Pappverpackung aus der Hand.

„Gib her, du Idiot.“

Sam stopfte sich die Frühlingsrolle in den Mund, und kaute gründlich, während er die Verpackung auf den Tisch neben seinen Laptop stellte.

Er ließ Dean keine Sekunde aus den Augen, und war einigermaßen erleichtert, als dessen Gesichtsausdruck wieder in Richtung neutral ging.

Wenn es um kleine Kinder oder Geschwisterbeziehungen ging, tendierte Dean ganz eindeutig zu Übertreibungen.

Die Frühlingsrolle war schließlich vernichtet, und Sam begann zu überlegen, wie er Dean am Besten aus seiner Depression herausdiskutieren sollte.

„Dean“, fing er also an, und Dean stand prompt wieder auf.

„Komm mir nicht mit ‚Dean’.“

Sam blinzelte irritiert.

„Aber so heißt du doch!“

Dem konnte Dean jetzt wohl kaum widersprechen.

„Es geht um deinen Tonfall, Sammy – ich hasse es, wenn du meinen Namen aussprichst, als hätte ich nicht mehr alle Zacken in der Krone. Ich hab dir doch gesagt, dass ich ok bin.“

„Du hast für mich auf die letzte Frühlingsrolle verzichtet!“ platzte es aus Sam heraus, als sei das gleichbedeutend mit einer Naturkatastrophe mittleren Ausmaßes – was es ja auch irgendwie war, „Also versuch gefälligst nicht, mir einzureden, dass mit dir alles in Ordnung ist, das ist es nämlich NICHT.

Deine Präsenz fühlt sich momentan an, als seiest du im Begriff, dich in Wohlgefallen aufzulösen! Hast du eine Ahnung, wie es für mich ist, wenn du so bist?“

Dean starrte Sam aus großen Augen an, und dem fiel auf, dass er ein kleinwenig laut geworden war.

„Entschuldige“, sagte Dean dann leise, und er hätte Sam auch genauso gut für den Hunger auf der Welt verantwortlich machen können, die Wirkung wäre in etwa die Selbe gewesen.

Sam fühlte sich schuldig, weil Dean verdammt noch mal geklungen hatte, als sei er völlig am Ende; wegen des Falles, weil er Sam Sorgen machte, und weil Dean sowieso immer meinte, dass alles seine Schuld sei.

Sam stand von seinem Stuhl auf, machte einen hastigen Schritt auf Dean zu und nahm ihn in die Arme, und Dean blinzelte über seine Schulter hinweg, unternahm jedoch keinen Versuch, sich von Sam loszumachen.

„Entschuldige dich nicht. So hab ich das nicht gemeint“, sagte Sam leise und drückte Dean fest an sich, „Entschuldige dich nicht …“

Dean hielt eine Weile still, dann schnaufte er und drückte Sam ein Stücken von sich, um zu ihm aufsehen zu können.

„Sammy, das gibt 5 Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.“

Sam zog eine genervte Grimasse und löste sich von ihm, um sich wieder ins Angesicht seines Laptops zu begeben, und er hatte soeben seine Suchmaschine in Gang gesetzt, da tauchte Dean wieder an seinem rechten Ellenbogen auf.

„Es ist noch Huhn da.“
 

„Das ist doch ein schlechter Witz, oder?“

Sam schluckte unbehaglich und schüttelte den Kopf.

„Ich fürchte, nein.“

Drei Tage waren seit ihrem Gespräch mit Kathy Springer vergangen, Sam hatte sich fast zu Tode recherchiert, und was er im Laufe seiner Recherche herausgefunden hatte, konnte einem die Haare zu Berge stehen lassen.

Dean fluchte und trat gegen das Tischbein, so dass der Laptop und Sams Kaffeebecher synchron erbebten.

Unter anderen Umständen hätte Sam sicherlich die dadurch entstandenen perfekten konzentrischen Kreise in seinem entkoffeinierten Heißgetränk bewundert, unter diesen Umständen bemerkte er sie jedoch nicht einmal.

„Siebenundachtzig Menschen? Seit zehn Jahren? Bist du sicher?“

Sam hätte nur zu gerne verneint, aber da er ein ehrlicher Mensch war, konnte er nur nicken.

„Das kann kein Dämon sein …“

Dean klang, als sei er nicht länger sicher, ob er darüber glücklich sein sollte.

„Und das sind nur die, die auffällig geworden sind“, murmelte Sam bedrückt, „Wenn wir davon ausgehen, dass es ein schleichendes Phänomen ist, können noch weitaus mehr Menschen betroffen sein.“

Dean trat erneut das unschuldige Tischbein, und Sam ließ ihn stillschweigend gewähren. Er hätte jetzt auch gern jemanden getreten.

„Hast du diesmal irgendwelche Gemeinsamkeiten feststellen können?“ erkundigte sich Dean mit einem Hauch von unterdrückter Hoffnung in der Stimme, und als Sam erneut mit dem Kopf schüttelte, und Dean seinem hilflosen Zorn durch einen weiteren, festen Tritt gegen das Tischbein Luft machte, ertönte ein verdächtiges Knacken.

„Ich glaube, jetzt hast du den Tisch kaputt gemacht“, stellte Sam gleichgültig fest, und Dean zuckte lediglich mit den Schultern, dann begann er, im Zimmer auf und ab zu laufen.

„Wir müssen etwas übersehen haben … irgendeine Gemeinsamkeit … vielleicht ein Ort, an dem sich alle aufgehalten haben … ein Restaurant … oder ein verdammter Frisörsalon … oder … oder …“

„Ein Jahrmarkt.“

Dean hatte selten diesen Unterton von Abscheu in Sams Stimme vernommen, er blieb stehen, wandte sich zu ihm um und meinte, eine Veränderung in Sams Gesichtsausdruck feststellen zu können.

„Was gefunden?“

Sam nickte geistesabwesend, starrte konzentriert auf den Bildschirm vor sich, und die Art, wie sich das Leuchten des Monitors in seinen Augen spiegelte, konnte als unheimlich bezeichnet werden.

Dean setzte sich in Bewegung und postierte sich hinter Sam, legte ihm die Hand auf die dazu einladende rechte Schulter, beugte sich über die Linke und las, was ihm der Laptopbildschirm anbot.

„So langsam“, murmelte er, „bin ich versucht zu glauben, dass Vergnügungseinrichtungen jeglicher Art das Böse entweder anziehen, oder aber der Ursprung allen Übels sind.“

Sam, der in seinem Onlineartikel soeben über das Bild eines Clowns gestolpert war, tendierte eher dazu, an Letzteres zu glauben.

„Kathy hat erzählt, dass sie Lindseys siebten Geburtstag dort gefeiert haben“, brummte Dean bemüht gleichgültig, und Sam sah ernst zu ihm auf.

„Dann sollten wir herausfinden, ob die anderen Opfer auch dort waren. Es ist der einzige Anhaltspunkt, den wir bisher haben.“

Die Zwei mit dem Dreh

Hallöchen liebe Leute!
 

Möchte jetzt mal ganz öffentlich und lautstark anprangern, dass die Tine mich mit ihren gemeingefährlichen Bazillen ganz bewusst und absichtsvoll angesteckt hat! *anpranger* *anpranger!*
 

Hat die doch einfach in meinen Jensen gehustet! *sprotz* (Ich liebe dieses Wort und huldige hiermit der Kinka, die es erfunden hat!)
 

Fühle mich infolge meiner Erkältung eher suboptimal und kann daher nicht für die Qualität des aktuellen Kapitels verantwortlich gemacht werden.
 

Wem’s gefällt, schön, wer was zu meckern hat, soll bei Tine meckern. Höhö.
 

Dann mal los …
 


 

„Dude, ich glaube, mir wird schlecht.“

Dean war kurz versucht, einen hastigen Schritt zur Seite zu tun, da Sam äußerst überzeugend geklungen hatte, er erblickte aber gerade rechtzeitig den relativ beängstigenden Clown auf Stelzen, der Sam vermutlich zu seiner Aussage verführt hatte, und blieb heroisch an dessen Seite.

„Kein Grund zur Panik …“, murmelte er in die Richtung von Sams linkem Ohr, „Ich bin bei dir, Sammy …“

Dean schaffte es, seiner Stimme den gebührenden Ernst zu verleihen, und da Sam wusste, dass seine bessere Hälfte momentan eher nicht zu Scherzen aufgelegt war, fühlte er sich auch nicht berufen, ihn strafend gegen die Schulter zu boxen.

Er ignorierte den Stelzen-Clown so gut es ging, blickte sich nach allen Seiten über die Köpfe der übrigen Anwesenden hinweg gründlich um, war aber wohl doch zu angespannt, um nicht hinter jeder Ecke das Böse lauern zu glauben.

„Hier ist doch Alles und Nichts verdächtig“, hörte er Dean schließlich verdrießlich brummen, und Sam nickte in verstimmter Zustimmung.

„Wollen wir was essen?“ erkundigte er sich gewohnheitsbedingt, und Dean blickte völlig ungewohnter Weise ein wenig unsicher zu ihm auf.

„Ich weiß nicht, ob wir das riskieren sollten – vielleicht liegt es ja am Essen?“

Das war so unerwartet vernünftig, dass Sam kurz um eine Antwort verlegen war, dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern.

„Du hast wahrscheinlich Recht.“

Dean seufzte schwer.

„Ja, vermutlich schon.“

Natürlich frischte in exakt diesem Moment der Wind auf, um Deans feiner Nase den Geruch von Zuckerwatte, Hotdogs und sonstigen Köstlichkeiten zuzutragen, und Dean gab erneut ein schweres Seufzen von sich und ließ die Schultern hängen.

„Verdammter Jahrmarkt!“

Dean kickte einen kleinen Stein weg, der unglücklicherweise gerade vor seinem rechten Fuß gelegen hatte, wirbelte etwas Staub auf, und zog sich den Zorn einer jungen Mutter zu, deren Kinderwagen er mit dem Steinchen getroffen hatte.

Er zog leicht den Kopf ein und versuchte ein entschuldigendes Grinsen, das sie jedoch nicht so recht zu würdigen wusste, dann seufzte Sam an seiner Seite, und Deans Aufmerksamkeit wurde von der zornigen jungen Frau abgelenkt.

„Was ist?“

„Nichts“, erwiderte Sam müde, „Gar nichts. Das ist ja das Problem!“

Dean verdrehte die Augen.

„Wir können uns ja trennen, vielleicht finden wir dann schneller was?“

Die Belohnung für diesen wohldurchdachten Vorschlag war ein skeptischer Blick, und Dean zog irritiert die Augenbraue in die Höhe.

„Was?“

„Es ist uns noch nie sonderlich gut bekommen, wenn wir uns getrennt haben“, gab Sam zu bedenken, und Dean legte leicht den Kopf schief.

„Was schlägst du also vor? Weiter ziellos durch die Gegend rennen?“

Sam, dessen Hauptanliegen es war, möglichst nicht allein mit einem Clown konfrontiert zu werden, nickte zustimmend.

Er hatte es zwar irgendwie geschafft, ihre Besuche in der Clownschule zu überleben, aber das waren ja auch lediglich Clowns in Ausbildung gewesen.

Die Exemplare hier waren professionelle Spaßmacher, also noch um Einiges furchteinflößender.

„Es ist mir lieber, die Suche dauert etwas länger, als dass wir uns unnötig in Gefahr begeben“, gab Sam zögerlich zu, und er war überrascht, Dean nicken zu sehen.

„Gut. Wir bleiben zusammen. Allerdings bereue ich es jetzt, dass wir beschlossen haben, selbst das Essen hier als mögliche Gefahr einzustufen – ich bin am Verhungern!“

Sam ließ diese Aussage unkommentiert – Dean war praktisch immer am Verhungern – und seufzte erneut.

Er mochte Jahrmärkte nicht.

Sie waren unübersichtlich und gedrängt voll von Menschen, deren persönliche Hygiene mitunter zu wünschen übrig ließ, und dann waren da ja auch noch die Clowns.

Soweit es Sam betraf, wurden Jahrmärkte ganz eindeutig überbewertet und waren die Wurzel allen Bösen … oder so.

Er war kurz versucht, nach Deans Hand zu greifen, als das Gedränge dichter wurde und nicht nur einer sondern gleich ZWEI Clowns am Horizont auftauchten, dann machte Dean ihm diese kindische Impulshandlung unmöglich, indem er zuerst nach seiner Hand griff.

Sam hätte – hätte ihn jemand danach gefragt – ohne zu zögern zugegeben, dass Dean der fabelhafteste Kerl unter der Sonne war, so fürsorglich und um sein Wohl besorgt und überhaupt nicht schüchtern, was das Ausleben seiner Sexualität betraf und … Sam wurde rot.

Dean konnte doch nicht einfach seine Hand nehmen!

„Entspann dich, das sieht eh keiner“, hörte er Dean leise brummen, und Sam wurde noch ein wenig röter, weil, naja, weil er schon wieder rot geworden war.

War doch auch peinlich, sowas. So langsam wurde er zu alt für diese jungfräuliche Schamhaftigkeit. (Außerdem war er nun wirklich keine Jungfrau mehr. In keiner Hinsicht.)

Sam griff Deans Hand etwas fester, drückte sie sanft, und wurde dafür mit einem Blick belohnt, der Stahl hätte schmelzen können.

„Ich wusste doch, dass du auf öffentliches Rumgefummel stehst …“, raunte Dean ihm schnurrig zu, und obwohl Sam die Validität dieser Aussage nicht wirklich bestreiten konnte, zog er es vor, nichts dazu zu sagen, und lieber noch ein wenig rot zu werden.

Was auch immer das für seinen Punktestand auf der Männlichkeitsskala bedeutete, so, wie Dean ihn gerade ansah, stand der nämlich total drauf, wenn er rot wurde.
 

Dean blickte Sam entgegen, als der ihm durch die lichter werdende Menschenmenge entgegen kam, und lächelte unwillkürlich.

Die Sonne verschwand eben hinter dem Horizont, es wurde also langsam dunkel, es war dennoch noch angenehm warm und lediglich ein ganz klein wenig windig, und Sam sah einfach so gut aus.

Er und Dean hatten sich vor einer Stunde schließlich doch noch getrennt – Dean hatte die verschiedenen Essensstände auf ihre Zugehörigkeit zur dunklen Seite der Macht überprüft, während das bei Sam einigen der Schaubuden und Karussells übernommen hatte, und so, wie Sam ihn gerade anlächelte, ließ das darauf schließen, dass auch er nichts Verdächtiges bemerkt hatte.

„Ich hab mir im Spiegelkabinett die Nase gestoßen“, verkündete Sam heiter, als er bei Dean angekommen war, und der zog eine belustigte Schnute.

„Sieht jetzt aber auch nicht besser aus als vorher.“

Sam schnaufte und legte Dean den Arm um die Schultern, dann gingen sie gemeinsam zurück zum Impala.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Dean, nachdem sie nebeneinander Platz genommen und die Türen hinter sich geschlossen hatten, und Sam zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht. Wir können ja morgen noch einmal herkommen und das Ganze erneut unter die Lupe nehmen. Es besteht ja immer die Möglichkeit, dass wir etwas übersehen haben …“

Sam legte fragend den Kopf schief, blickte Dean abwartend an, und Dean zögerte einen Moment, dann nickte er.

„Gut, morgen ist auch noch ein Tag …“

Dean startete den Motor des Impalas, die Stray Cats verkündeten, sie seien „Built for Speed“, und Dean schien das wörtlich zu nehmen, denn er fuhr sie so hastig zurück zu ihrem Motel, dass ihm vermutlich schlecht geworden wäre, wenn er auf dem Jahrmarkt tatsächlich all das in sich hinein gestopft hätte, was seine sprunghafte Aufmerksamkeit erregt hatte. Es war dunkel geworden, als er den Impala auf dem Parkplatz ihres Motels zum Stehen brachte, und Dean blieb einen Moment hinter dem Lenkrad sitzen, die Stirn in besorgte Falten gelegt, dann schüttelte er den Kopf und stieg aus.

„Was hatte das eben zu bedeuten?“ erkundigte sich Sam, als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich verschlossen hatten, und Dean tat gar nicht erst so, als missverstehe er ihn.

„Diese Sache gefällt mir nicht. Vielleicht sollten wir doch noch einmal überprüfen, ob wir etwas übersehen haben. Vielleicht ist es nur ein Zufall, dass die Opfer alle wahrscheinlich schon mal auf diesem Jahrmarkt gewesen sind … Ich meine, es ist doch ganz normal, dass man zu sowas hingeht, wenn man in der Nähe wohnt, oder nicht? Wo ist dein Laptop, ich will -“

Dean hielt überrascht inne, als Sam ihn mit einem Mal von hinten umschlang und ihn in eine Umarmung zog, aus der es kein Entrinnen zu geben schien.

„Entspann dich“, hörte er Sam an seinem Ohr murmeln und erschauderte. „Es ist spät, und du bist müde, und was immer du nachsehen willst, muss bis morgen warten.“

Dean konnte nicht anders, als sich in Sams Armen wie befohlen zu entspannen, er legte den Kopf zurück und auf Sams Schulter und blickte an die Decke.

„Ich krieg den Gedanken an dieses kleine Mädchen nicht aus dem Kopf …“

Dean hielt die Luft an, dann machte er sich gerade und befreite sich sanft aber nachdrücklich aus Sams Armen.

„Ich will mit ihr sprechen. Wir haben bisher immer nur die Angehörigen gesprochen, aber nie einen der Betroffenen selbst – ich will mit ihr sprechen.“

Dean hatte sich zu Sam umgedreht, während er ihm seine Entscheidung kundgetan hatte, und er erwartete jetzt, so etwas wie Unsicherheit oder sogar Abwehr in Sams Augen zu sehen, aber Sams Gesichtsausdruck war vollkommen neutral.

„Das klingt vernünftig“, sagte er ruhig.

Dean war so sehr daran gewöhnt, dass Sam ihm bei solchen Gelegenheiten widersprach, dass ihm Sams Bereitschaft, auf seine Wünsche einzugehen, ein wenig merkwürdig vorkam, aber er beschloss, dem nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Sam war höchst wahrscheinlich einfach nur genau so müde wie er selbst, und würde versuchen, ihm diese Sache auszureden, sobald er erst einmal darüber geschlafen hatte.

„Ausziehen“, kommandierte Dean, als er am Ende dieser Gedankenkette angekommen war, sah Sam schmunzeln, seinem Befehl so prompt nachkommen und sich sein Shirt über den Kopf ziehen, dass ihm unwillkürlich ein wenig warm wurde.

So traurig das jedoch war, Dean war nicht wirklich in der Stimmung für – ach, was dachte er denn da, er war immer in der Stimmung für sowas!

Dean grinste leicht, packte sein eigenes Shirt am Kragen und zog es sich über den Kopf, und als er wieder frei sehen konnte, fand er sich von Sam mit einem Blick gemustert, der ihm seines Wissens nach bisher auf diese Art noch nie untergekommen war, der ein merkwürdiges Prickeln in ihm auslöste, und von dem er nicht wusste, was er von ihm halten sollte.

Sam sah beinahe ein wenig berechnend aus.

„Willst du zuerst ins Bad?“

Die Worte hatten Deans Mund verlassen, bevor er genauer darüber nachdenken konnte, was genau er hier vorbrachte, und dann schüttelte Sam überrascht den Kopf und Dean nickte.

„Ok, dann geh ich.“

Dean verschwand ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken an sie und schloss die Augen. Ok, das war merkwürdig. Er benahm sich komisch.

Dean verharrte noch kurz, wo er war, strich mit den Fingerspitzen über die glatte Oberfläche der Tür, dann löste er sich schließlich von ihr, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das heiße Wasser vermochte nicht, ihn so schnell zu entspannen, wie es sonst der Fall war, also blieb er etwas länger als eine halbe Stunde unter dem beständig auf ihn niederprasselndem Strahl stehen, stützte sich mit den Händen an den kühlen Fliesen ab, und zählte stumm bis Tausend – dann fing er an, Metallica zu summen.

Das half einigermaßen, also drehte Dean schließlich das Wasser ab, kletterte aus der Duschwanne und schnappte sich ein Handtuch. Er hatte es sich soeben um die Hüften geschlungen, als die Badezimmertür einen Spalt aufging, und sich Sams Wuschelkopf um die Ecke schob.

„Bist du ok?“

Sam sah so ernsthaft beunruhigt aus, dass Dean nicht umhin kam, zu schmunzeln. Dass Sam schon anfing, sich Sorgen um ihn zu machen, bloß weil er allein hatte duschen wollen, sagte so einiges über sein sonstiges Verhalten aus.

„Entspann dich Sammy, ich bin nur ein wenig müde“, versuchte er, den Jüngeren zu beruhigen, und Sam schien ihm zu glauben, denn er stieß die Tür ganz auf, kam ins Zimmer, begann, sich vor Deans Augen weiter auszuziehen, und Dean konnte einfach nicht anders, er musste für einen Moment wie angenagelt dastehen und Sam einfach nur ansehen. Sam stand schließlich nackt vor ihm, sah auf, ihre Blicke trafen sich, und wieder spürte Dean dieses merkwürdige Prickeln. Er wandte sich ab, drehte sich zum Waschbecken um, um sich die Zähne zu putzen, und beobachtete im Spiegel, wie Sam unter die Dusche kletterte, dann starrte er ins Waschbecken hinab.

Zehn Minuten später lag Dean im Bett, hatte die Nachttischlampe ausgeschaltet, und hörte Sam durch die Dunkelheit aufs sich zu tapsen.

„Du bist heute komisch“, stellte Sam leise fest, als er sich zu ihm ins Bett legte, und die Matratze ächzte leise, als er von hinten dichter an Dean heran rutschte und seine Arme um ihn schlang.

Dean erwiderte nicht, drehte sich zu ihm um, und gab ihm einen Kuss.

„Ich bin nicht komisch“, stellte er klar und lehnte seine Stirn an Sams. „Ich bin lediglich ein wenig neben der Spur.“

„Genau das meine ich, wenn ich sage, du bist komisch.“

Sam drückte Dean auf den Rücken und legte sich halb auf ihn. Er blickte durch die Dunkelheit auf Dean hinab, lächelte liebevoll, und endlich fiel die Anspannung des Tages von Dean ab, und er konnte Sam zu einem verlangenden Kuss zu sich hinab ziehen. Irgendwie verspürte er mit einem Mal eine sagenhafte Lust auf Banane. Oder Käsekuchen. Abwarten.

Bestien hinter Gittern

Am Samstag kommt das Sams.

Oder ein neues Kapitel.

Ganz wie ihr wollt.

(Ich sehe die Zeichen!)
 

Bin leider Gottes noch immer ein wenig erkältet – oder auch ein wenig mehr – aber das soll mich ja nicht aufhalten. Die Isi und ich haben meiner Erkältung den Krieg erklärt, dementsprechend versorgt die liebe Isi mich auch mit Kräutertee und allem, was ich sonst noch so brauche, und gestern, gestern wollten wir „The Accidental Husband“ mit Jeffrey Dean Morgan gucken.
 

Ich hatte mir eine kurze Inhaltsangabe bei IMDB durchgelesen, und dachte, hey, romantische Komödie – das heißt, er stirbt nicht! Und er ist Feuerwehrmann! Und er soll lebenslustig und charmant sein, und sowieso und überhaupt!

Jeffrey Dean Morgan! Yeay!

Aber Pustekuchen!

Film war nicht aufzutreiben, dementsprechend mussten die Isi und ich uns anderweitig Unterhaltung suchen.

Und wir wurden fündig!

„Hairspray“ haben wir uns angesehen! (Dreck! Jetzt mag ich Zac Efron!)

Der Film ist toll – und John Travolta als Frau überraschend gut.

Danach gab’s noch „27 Dresses“ – ja, wir hatten einen James Marsden Themenabend, und er hat in beiden Filmen gesungen! – und auch dieser Film hat mir durchaus gefallen.
 

Jetzt bleibt mir nur noch das überaus große Vergnügen, zwei neue KommiSchreiber im Samstagslicht des neuen Kapitels willkommen zu heißen:
 

Demonwolf13, willkommen in Mokona-Castle! Du darfst dich in meinem Traumschloss herumtreiben, wie es dir beliebt, und dir stehen alle Zimmer offen – mit Ausnahme vom Westflügel natürlich …

Selbiges gilt für wincest4ever! Ich bin äußerst glücklich über diesen neuen Altar, der mir zu Ehren errichtet wurde, und bin außerdem begeistert, dass sich hier wenigstens Eine Sorgen um Sammy macht … warum auch immer XD
 

Und nu geht’s los!

Wünsche wie immer viel Vergnügen!
 

moko-chan
 


 

„Kaffee, Kaffee, Kaffee, Kaffee, Kaffee …“

Deans Blick war stur auf die zwei übervollen Kaffeebecher in seinen Händen fixiert, während er langsam und mit schlafwandlerischer Sicherheit Sams und seinen Tisch ansteuerte. Ein unachtsamer junger Mann, insgesamt eher ungewaschen und ein wenig schäbbig – schäbbig, nicht schäbig – rempelte ihn an, aber da Dean über die Reflexe einer Katze verfügte (manchmal zumindest), schaffte er es, keinen einzigen Tropfen zu verschütten, warf dem schäbbigen jungen Menschen aber trotzdem allerhand Kosenamen an den Kopf, die ihn in keinem Zweifel darüber belassen dürften, was Dean von ihm und seiner ungeschickten Art hielt.

Es war definitiv keine gute Idee, Dean Winchester in die Quere zu kommen, bevor der seinen ersten Kaffee des Tages gehabt hatte.

„Das war beeindruckend“, erklärte Sam, nachdem Dean ihm gegenüber Platz genommen hatte, und er ließ offen, ob er Deans Balanceakt mit dem Kaffee, oder seinen Schimpfwortfundus meinte. Er bedankte sich für seinen Kaffee, zog seinen Becher zu sich heran – sein Becher war daran zu identifizieren, dass sein Inhalt nur noch für das geübte Auge die geringste Ähnlichkeit mit Kaffee aufzuweisen hatte – beugte sich über den Tisch und trank vorsichtig einen Schluck ab.

„Mhm …“

Sam brummte zufrieden – Dean hatte genau die richtige Menge Milch abgepasst – dann blickte er zu Dean auf, der soeben dabei war, eine Portionspackung Zucker aufzureißen, und sie seinem eigenen Heißgetränk hinzuzufügen, während er mit den Lippen noch immer wie besessen das Wort „Kaffee“ in Endlosschleife formte. Offenbar plante Dean, dem vor ihnen liegenden Tag mit so viel Energie wie nur möglich zu begegnen, und Sam hatte nicht vor, ihm das auszureden. Dean im Koffeinrausch war fast so fabelhaft wie Dean im Testosteronrausch und das war … Sam trank einen Schluck Kaffee und schloss für einen Moment die Augen … das war im wahrsten Sinne des Wortes fabelhaft.

Käsekuchen war eine feine Sache.

„Hast du schon einen Plan, wie wir in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses kommen?“ erkundigte er sich bei Dean, nachdem der einen ersten Schluck von seinem Wachmacher genommen hatte, und Dean zog eine ertappte Schnute.

„Reinschleichen?“ schlug er vor, und Sam schnaubte.

„Ja, genau. Das wird sicherlich funktionieren.“

„So sehr ich deinen Zynismus für gewöhnlich auch schätze“, Dean nahm einen weiteren Schluck Kaffee und seufzte beglückt, als er sich einbildete, dass Koffein und Zucker zu wirken begannen – falls er jemals eine Toleranz gegenüber diesen Stimulans entwickeln sollte, war er am Arsch – dann sah er Sam in die Augen. „Jetzt wäre mir ein Plan sehr viel lieber.“

„Ich dachte, Pläne seien etwas für Amateure?“ konterte Sam, und Dean blickte ihn irritiert an.

„Ich kann mich nicht erinnern, jemals sowas gesagt zu haben – außerdem liebe ich es, wenn ein Plan funktioniert!“

Sam grinste ein wenig und nickte.

„Wenn du das sagst … Dann würde ich vorschlagen, dass wir in den nächsten Kostümfundus gehen, uns Arztkittel ausleihen und uns verkleidet rein schleichen. Haben wir nicht noch IDs, die uns als Götter in Weiß ausweisen?“

Dean grinste unwillkürlich und nickte. Allerdings hatten sie derartige IDs. Er war Trapper John M.D. und sein Sammy Doogie Houser M.D. – unfassbar eigentlich, dass sie damit noch nie aufgeflogen waren.

Dean schmunzelte in seinen Kaffee, nahm einen weiteren tiefen Schluck, dann stellte er sich Sammy in dem Arztkittel vor. Sam wäre sicherlich ein toller Arzt geworden. Dean hatte sich immer gewundert, warum er Jura und nicht Medizin studiert hatte, und konnte sich das nur so erklären, dass Sams Sinn für Gerechtigkeit eben noch ein wenig stärker ausgeprägt war als sein Helfersyndrom. Dean stützte seinen linken Ellenbogen auf den Tisch, stützte seinen Kopf in die Handfläche und beobachtete Sam dabei, wie er ihnen an der Theke das Frühstücksangebot des Tages orderte.

Ja, Sam wäre ganz ohne Zweifel ein grandioser Arzt geworden.

Deans Blick wurde ein wenig wehmütig, dann trieb er die Was-Wäre-Wenns in die letzte Ecke seines Bewusstseins zurück und konzentrierte sich lieber darauf, den Sitz von Sams Jeans zu bewundern. Der Junge wusste definitiv, wie man sich ordentlich anzog.

Dean seufzte. Jetzt hatte er wieder Lust auf Käsekuchen.
 

„Eine Unverschämtheit sondergleichen!“

Dean warf die Tüte mit ihren soeben ausgeliehenen Arztkitteln auf den Rücksitz des Impalas und knallte die Tür zu.

„Eine bodenlose Frechheit! Das ist Freibeuterei, verdammter Wegelagerer, Raubritter … dieser … dieser Wucherer!“

Dean warf sich auf den Fahrersitz, knallte erneut mit der Tür, und Sam nahm wesentlich gelassener neben ihm Platz.

„Ich kann absolut nicht nachvollziehen, worüber du dich so aufregst.“

Er konnte außerdem nicht nachvollziehen, wie Dean plötzlich zu diesem für ihn doch eher ungewöhnlichen Vokabular kam, aber das verschwieg er ihm wohlweislich. Dean reagierte merkwürdig beleidigt, wenn man andeutete, er bediene sich zumeist eines eher fragwürdigen Wortschatzes.

„Worüber ich mich aufrege?!“ Dean legte den Gang ein und fuhr mit aufheulendem Motor los. „Weißt du wie viel ich für diese dämlichen Arztkittel blechen musste? Von dem Geld hätte ich ein Medizinstudium bezahlen können! Was denkt dieser Mensch sich eigentlich?“

Sam grinste ein wenig.

„Was ich meine ist: Du hast für diese Arztkittel nichts bezahlt, Dean – es gibt also überhaupt keinen Grund, warum du dich aufregen solltest.“

„Es geht ums Prinzip!“ stellte Dean klar und Sam grinste noch ein wenig mehr.

Dean mochte nicht viele Prinzipien haben, aber die wenigen, die er hatte, waren zweifellos faszinierend.

„Du darfst also Leute bestehlen und mit gefälschten Kreditkarten bezahlen, der Kostümverleiher darf aber keine halsabschneiderischen Preise verlangen?“

„Genau das!“

Dean schien die Absurdität der Situation aufzufallen, denn er begann ebenfalls zu grinsen und klopfte Sam auf den Oberschenkel.

„Wie auch immer – du musst aufpassen, dass deine Schultern nicht noch breiter werden, Sammy. Dein Kittel sieht an dir aus, als würde er augenblicklich sämtliche Nähte sprengen.“ Dean warf ihm einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu. „Wie findest du eigentlich Klamotten, die dir passen?“

Sam schnaubte.

„Frag nicht so blöd, du warst beim letzten Einkauf dabei. Außerdem hab ich gar nicht so breite Schultern – ich könnte dich genau so gut fragen, wie du Sachen findest, die dir passen!“

Sie kamen nicht dazu, das Thema zu vertiefen.

Dean hatte soeben das Parkplatzgelände des örtlichen Krankenhauses befahren, und war nicht länger in der Stimmung, mit Sam belanglose Nettigkeiten auszutauschen. Er parkte den Wagen und stieg aus, zog sich schweigend seinen Arztkittel über und pinnte sich seine ID an die Brust. Er wartete, bis Sam ebenfalls so weit war, dann marschierten sie Seite an Seite zum Krankenhaus.

Sam konnte spüren, wie Deans Anspannung mit jedem Schritt wuchs, und er wünschte, er könnte irgendetwas sagen, was ihm helfen würde, zu entspannen, aber ihm wollte ums Verrecken nichts einfallen.

Sam biss sich auf die Unterlippe und seufzte leise. Sicher, es war Deans Idee gewesen, sich mit dem kleinen Mädchen zu unterhalten, und irgendwo sah er auch ein, dass es durchaus sinnvoll war, mit zumindest einem der Betroffenen persönlich zu sprechen, aber er fragte sich, ob es vernünftig gewesen war, sich dabei auf Lindsey zu konzentrieren.

Sam wurde in diesem Gedankengang unterbrochen, als Dean plötzlich stehen blieb, und sich auf einem großen Schild im Eingangsbereich flüchtig darüber informierte, wo sie hinmussten, bevor er sich energisch wieder in Bewegung setzte.

Sam folgte ihm schweigend, und sie waren beide so ernst und blass, dass tatsächlich niemand auf die Idee kam, ihre Verkleidung anzuzweifeln.

Erst, als es darum ging, in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses vorzudringen, wurde es ein bisschen kompliziert, aber Sam löste das Problem, indem er die wachhabende Krankenschwester einen Moment lang mit einem Anflug jungenhaften Charmes ablenkte und für Dean die Tür öffnete, als sie nicht hinsah. Dean blockierte den Schließmechanismus, damit Sam ihm im geeigneten Moment folgen konnte und machte sich auf die Suche nach Lindseys Zimmer.

Er fand es am Ende des Flurs auf der linken Seite, zog seinen Dietrich aus der Tasche um die Tür aufzubrechen, und als er damit fertig war, war Sam an seiner Seite und sie betraten gemeinsam das Zimmer.

Es war weiß gestrichen – Dean wartete noch immer darauf, eines Tages in einem Krankenhaus zu landen, das ein kleinwenig kreativer in seiner Farbwahl war – und gegenüber von der Tür stand ein großes Bett, ganz mit weißer Bettwäsche bezogen, in dem ein für das große Bett viel zu kleines Mädchen lag.

Durch das vergitterte Fenster fiel grelles Licht ins Zimmer, wurde von der durchgehend weißen Einrichtung reflektiert und erzeugte eine unangenehme bis surreale Stimmung.

Lindseys Hände waren fixiert und sie schien zu schlafen, als Sam allerdings die Tür hinter sich schloss, schlug sie die Augen auf und blickte erst Dean und dann ihn mit gelassenem Kalkül an.

„Euch kenne ich nicht“, sagte sie leise, und ihre Kinderstimme stand in merkwürdigem Gegensatz zu ihrem gleichgültigen Tonfall.

Ihre blauen Augen wirkten leer, schienen unnatürlich hell zu sein, sie war blass, und mit ihrem hellblonden Haar war sie in dem kalten weißen Zimmer schon beinahe unsichtbar.

„Wir sind neu“, erklärte Dean sein und Sams Auftauchen und lächelte sie an. „Ich bin Dean und das ist Sam.“

Sie reagierte nicht, und Deans Lächeln wurde schwächer.

„Dein Name ist Lindsey, nicht wahr?“

Sie antwortete nicht, öffnete lediglich ihre Augen weiter und starrte ihn unverwandt an.

„Was willst du?“

Kurz zog ein Schatten über Deans Gesicht, dann lächelte er wieder.

„Wir wollen uns nur ein wenig mit dir unterhalten, Lindsey. Ist das ok für dich?“

Sie nickte langsam, fixierte ihre großen Augen auf Deans und legte leicht den Kopf schief.

„Was willst du wissen?“

Dean zögerte einen Moment, und Sam konnte förmlich spüren, wie sein Puls sich beschleunigte.

„Warum hast du deinen Hund -“

„Sammy“, unterbrach sie ihn und er starrte sie an. „Wie bitte?“

„Er hieß Sammy“, erklärte sie mit einem Unterton in der Stimme, der Dean unangenehm an Sam erinnerte, und er schluckte trocken. „Oh.“

Sie schien zu begreifen, dass er für den Augenblick überfordert war, drehte leicht den Kopf und wandte sich Sam zu. „Du heißt auch Sammy?“

Sams Kiefermuskeln spannten sich an. „Samuel.“

Sie lächelte ein wenig. „Ach so.“

Diesmal war Sam derjenige, der überfordert war, und Dean sprang großmütig wieder ein. „Also, warum hast du … warum hast du Sammy wehgetan, Lindsey?“

„Ich habe ihm nicht weh getan“, stellte Lindsey klar. „Ich habe ihn umgebracht.“

Sie lächelte noch immer ein wenig, und Dean lief ein kalter Schauer den Rücken. „Warum hast du das gemacht?“

Sam hatte das untrügliche Gefühl, dass Dean zusammenbrechen würde, wenn Lindsey nicht aufhörte, auf diese verstörend zufriedene Art zu lächeln.

Dann erreichte das Lächeln ihre Augen, und Dean zuckte zusammen.

„Es hat Spaß gemacht – ich mochte ihn nicht mehr. Er wollte immer nur mit mir spielen und ging mir auf die Nerven.“

Sie klang so zufrieden mit sich selbst, dass Sam beinahe schlecht wurde, und er legte Dean unwillkürlich die Hand auf die Schulter, weil er davon ausging, dass Dean die Situation noch wesentlich mehr mitnahm als ihn.

„Und deine Eltern? Warum hast du sie angegriffen?“

Dean klang ein wenig heiser, und Sam drückte sanft seine Schulter.

Lindsey zuckte mit den Schultern, soweit es ihre fixierten Hände zuließen, und ihre Augen wurden wieder leer.

„Sie hätten eben nicht versuchen sollen, Sammy zu helfen. Das war dumm von ihnen. Außerdem hat es Spaß gemacht.“

Sie grinste unschuldig zu den Beiden auf, und Dean drehte sich unwillkürlich zu Sam um.

„Ich muss hier raus.“

Sam hielt ihn nicht zurück, stellte Lindsey jedoch noch eine letzte Frage.

„Tut es dir jetzt leid, dass du sie verletzt hast? Dass Sammy deinetwegen tot ist?“

Lindsey blickte ihn an, als verstehe sie die Frage nicht.

„Nein“, antwortete sie schließlich. „Natürlich nicht.“

Dean öffnete die Tür, trat in den Krankenhausflur hinaus und atmete tief durch.

„Großer Gott.“

Er hörte, wie Sam die Tür wieder hinter sich schloss, und marschierte los, wollte einfach nur so schnell wie möglich aus dem Flur, der geschlossenen Abteilung und dem Krankenhauskomplex verschwinden, und es war ihm völlig egal, wenn dieses Verschwinden nicht unbemerkt blieb.

„Dean, warte.“

Sam hielt ihn kurz vor der Stationstür einen Moment auf, stellte sicher, dass sie unbeobachtet sein würden, dann zog er Dean mit sich durch die Tür, entfernte den Mechanismus, der sie bisher offen gehalten hatte, und ließ sie ins Schloss fallen.

Dean war schon vorausgegangen, und Sam holte ihn ein Stockwerk tiefer im Treppenhaus ein, hielt ihn am Ellenbogen fest, und Dean fuhr zu ihm herum.

„Bevor du fragst: Nein, ich bin NICHT ok. Können wir jede weitere Diskussion bitte verschieben, bis wir wieder im Auto sitzen?!“

So lange du da bist

Uh-ha-hu! Wie die Zeit vergeht!
 

Mir will jetzt ums Verrecken nichts Ordentliches einfallen, was ich euch hier hinpinseln könnte … uhm … öh … ähm … aber ums Verrecken nicht …
 

Dafür begrüße ich ganz herzlich demonlord_dean in unserer Mitte. Ich möchte meinen, du bist hier richtig! Kriegst sogar dein eigenes Zimmer in meinem Traumschloss …
 

Und jetzt: Das neue Kapitel!
 


 

„Hier.“

Sam stellte den Teller, auf dem in einsamer Größe ein enormes Stück Apfelkuchen thronte, vor Dean auf dem Tisch ab, blieb einen Moment neben ihm stehen und schien zu zögern, ob er es wagen sollte, sich zu setzen.

Er nahm schließlich neben Dean auf der Bank Platz, nicht wie sonst ihm gegenüber, und nahm exakt die gleiche Haltung ein, in der Dean am Tisch saß:

Die verschränkten Hände im Schoß, die Finger so sehr verkrampft, dass die Knöchel weiß wurden, und die Schultern ein wenig hochgezogen und angespannt.

Die Kellnerin, ein schüchternes junges Ding, höchstens 16 Jahre alt, kam an ihren Tisch, warf einen Blick auf die zwei missmutigen Gestalten auf der Bank und stellte hastig die zwei Tassen Kaffee vor ihnen ab, die sie auf einem Tablett heran balanciert hatte, um dann eilig davon zu huschen.

Sam löste seine Hände voneinander, zog seine Tasse heran, nahm einen vorsichtigen Schluck und verzog das Gesicht.

„Irgh.“

Sein leiser Laut des Missfallens schien Dean endlich aus seiner Lethargie zu reißen, er ließ die Schultern sinken und seufzte, dann wandte er Sam den Blick zu.

„Stimmt was nicht mit deinem Kaffee?“

Sam verzog leicht angewidert das Gesicht und blähte die Nüstern.

„Ich glaub, die Milch ist nicht mehr gut.“

Dean nahm Sam wortlos die Tasse aus der Hand, und der drückte ebenso wortlos sein Unverständnis darüber aus, warum Dean ihm nicht einfach glauben konnte. Sams Gesicht machte also „Warum in drei Teufels Namen musst du ständig Sachen probieren, von denen ich glaube, dass sie schlecht sind?!“ und Dean trank einen Schluck von seinem Kaffee.

„Der schmeckt völlig normal“, merkte er an, während er die Tasse mit einem leisen „Klock“ wieder auf den Tisch setzte. „Zumindest für einen Kaffee, der zu neunzig Prozent aus Milch besteht.“

Sam zog eine kleine Schnute. „Dann kannst du ihn ja trinken.“

Dean erwiderte nichts, schob ihm nur stumm seinen eigenen Kaffee hin, und Sam, in Ermangelung einer passenden Bemerkung, zog irritiert die Augenbraue in die Höhe.

Dean tauschte mit ihm seinen Kaffee?!

Sam sah dabei zu, wie Dean höchst unmotiviert begann, das Stück Kuchen zu essen, das er ihm gekauft hatte, und war zumindest ein kleinwenig beruhigt.

Er trank einen Schluck von Deans Kaffee und war überrascht, dass er gar nicht so garstig schmeckte, wie er es von Koffein mit ein wenig heißem Wasser in Erinnerung hatte.

„Was unternehmen wir jetzt?“ erkundigte er sich vorsichtig, nachdem Dean die Hälfte seines Kuchens gegessen hatte, und wartete geduldig, als Dean ihm nicht sofort eine Antwort gab.

„Ich weiß es nicht“, gab Dean nach einer Weile zu. „Der Besuch bei Lindsey war … nicht wirklich aufschlussreich.“

Sam neigte abwägend den Kopf. „Zumindest können wir jetzt ausschließen, dass sie besessen war. Was auch immer dafür gesorgt hat, dass sie … sich verändert hat, ist noch immer im Gange.“

Sam beobachtete, wie Deans Fingerknöchel weiß wurden, als er seine Hand um seine Kaffeetasse schloss, und er legte seine Hand auf Deans Arm.

„Du darfst das nicht so an dich ranlassen, Dean. Das hier ist ein Fall wie jeder andere auch.“

Deans Kiefer spannte sich an, als er die Zähne zusammenbiss.

„Sam“, Deans Stimme klang schneidend, „Ich schwöre dir, wenn du noch mal sowas sagst, dann vergesse ich mich.“

Sam murmelte eine leise Entschuldigung, ließ den Kopf hängen, und Dean trank zunächst in aller Ruhe Sams Milchkaffee aus, bevor er ein Einsehen hatte, und sich auf der Bank zu ihm umdrehte.

„Schon gut Sammy … ich hab’s nicht so gemeint. Lass uns zahlen und gehen. Ich muss erstmal wieder runter kommen, dann sehen wir weiter. Irgendwo in deinem hübschen Köpfchen wird sich schon die Lösung für unser Problem finden.“

Er berührte Sam kurz am Ellenbogen, um ihn zum Aufstehen zu bewegen, und die Berührung reichte aus, um Sam leicht lächeln zu lassen. In dieser einen kurzen Berührung steckten eine Entschuldigung, ein zaghafter Versuch, Sam aufzuheitern, und natürlich das Versprechen, ihn in dieser Nacht alles Schlechte vergessen zu lassen, was der Tag mit sich gebracht hatte.
 

„Kommst du ins Bett?“

Sam ließ sich auf die Matratze sinken und legte sich hin, streckte sich auf dem ein wenig rauen weißen Bettlaken aus und schloss die Augen.

Dean rief ihm vom Bad aus zu, dass er gleich soweit sei, und Sam lächelte ein wenig und seufzte.

Der Nachtmittag hatte wie von ihm befürchtet keine Lösung für ihr Problem erbracht, und obwohl Dean sich redlich Mühe gegeben hatte, sich seine schlechte Laune darüber nicht anmerken zu lassen, war Sam sich dennoch mehr als bewusst, dass sein unermüdlicher Mitstreiter jetzt einer Aufheiterung bedurfte, die sowohl an seinen Nerven als auch seinen Energiereserven zehren würde.

Er hörte, wie im Bad der Wasserhahn abgedreht wurde, hörte Deans nackte Füße erst über den gefliesten Boden des Badezimmers und dann über den Teppichboden des Schlafzimmers tapsen, dann zeugte ein leises Klacken davon, dass Dean die Nachttischlampe ausgeschaltet hatte, und im nächsten Augenblick legte Dean sich zu ihm, und die Matratze ächzte unter seinem zusätzlichen Gewicht.

Sam öffnete die Augen und rollte sich auf ihn, und Dean blickte ihn durch die Dunkelheit aufmerksam an. „Ja?“

Sam lächelte warm.

„Erzähl mir nicht, dass du nicht weißt, worauf ich aus bin?“

Deans Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Woher soll ich das bitteschön wissen? Mein Plan war eigentlich, jetzt in Ruhe zu schlafen …“

Diese dreiste Lüge wurde von Sam mit einem sanften Kuss belohnt, und Dean schlang seine Arme um ihn.

„Darauf soll es also hinauslaufen, ja? Du hältst mich die ganze Nacht lang wach, und morgen kann keiner von uns geradeaus gehen?“

„Für mich klingt das nach einem Plan.“

Sam nickte grinsend, und Dean machte den Hals lang, um ihn zu küssen.

„Ich liebe deine Pläne, Sammy …“

Sam lächelte gegen Deans Lippen und strich mit der Nase über seine Wange.

„Ich liebe dich.“

Deans Blick wurde einen Moment lang geradezu erschreckend verletzlich, und Sam hielt die Luft an, biss sich auf die Unterlippe und schluckte – dann konnte er sich nicht mehr zusammenreißen und presste seinen Mund wieder auf Deans.

Deans Hände strichen über seinen Rücken, auf und ab, auf und ab, in einem steten, drängenden Rhythmus, und Dean erwiderte seinen Kuss gleichzeitig so hingebungsvoll und so zärtlich, dass Sams Ungeduld mit jeder verstreichenden Sekunde zunahm. Deans Hände kamen beim rastlosen Streicheln nicht mal in die Nähe seines Hinterns, und wenn Sam sich auch ein wenig schämte, dass er sich in dieser Nacht genau so wenig wie sonst in Geduld üben konnte, so war er sich doch darüber im Klaren, dass Dean vermutlich gar nicht erwartete, dass er das tat.

So komisch der Gedanke sich auch anhörte, Dean war zweifellos das Beste, das Sam je passiert war, die eine Konstante in seinem Leben, die er brauchte, ohne die er verloren wäre, für die er bereit war, alles zu opfern.

Sam erschauderte leicht, als er die volle Bedeutung dieser Erkenntnis realisierte, und sein eben noch so drängender Kuss wurde zärtlich, behutsam und vielleicht sogar ein bisschen schüchtern.

Eine Sekunde später leckte Dean sanft über seine Unterlippe, und Sam ließ seine Hüften so gierig gegen ihn kreisen, dass nicht nur Dean sondern auch sich selbst ein hilfloses Stöhnen entlockte.

„Du planst wirklich, dass das mit dem Geradeausgehen morgen fraglich wird, kann das sein?“ murmelte Dean atemlos gegen seine Lippen, und Sam nickte einfach nur, und küsste ihn wieder.

Völlig egal, welche Folgen das haben würde, er wollte Dean jetzt, er wollte ihn sehr, und er würde sich ganz sicher nicht von so etwas Trivialem wie ihrem Arbeitsalltag aufhalten lassen.

Welch ein Glück, dass sie Beide nur noch Shorts anhatten – er wäre unter Garantie wahnsinnig geworden, wenn er sich erst noch an mehreren Lagen Stoff hätte vorbeikämpfen müssen, bevor er Deans Haut berühren konnte.

Sam ließ seine Hände über Deans Seiten gleiten, drückte mit den Fingerspitzen sanft in die warme Haut, und Dean bewegte sich unter ihm und spreizte leicht die Beine, brachte seine anschwellende Erektion in direkten Kontakt mit Sams, und der dankte es ihm, indem er ihn so heftig küsste, bis sie Beide kurz vor dem Erstickungstod standen.

„Weg mit den Shorts“, kommandierte Sam zwischen zwei Küssen, und Deans Hände fanden endlich seinen Hintern.

Sam leckte sich über die Lippen, schloss die Augen und genoss das Gefühl, wie Deans Finger unter seine Shorts glitten, nackte Haut fanden und sie so sorgfältig erkundeten, als seien sie unvermutet auf unbekanntes Gelände gestoßen.

„Weg mit den Shorts“, wiederholte er atemlos, hob das Becken an, und Dean kam seiner Bitte nach, und zog ihm den lästigen Stoff unter den Hintern.

Sam schob seine Zunge zwischen Deans Lippen, küsste ihn tief und verlangend, und stöhnte zufrieden, als Dean seinen Hintern packte und endlich damit aufhörte, so schrecklich zurückhaltend zu sein.

Sam bewegte sich seinen Händen entgegen, rieb sich an ihm, küsste ihn immer hemmungsloser, und dann packte Dean ihn plötzlich bei den Schultern, schob ihn ein Stück von sich und warf sie Beide herum, so dass Sam ächzend auf dem Rücken landete.

„Dean, was -?“

Sam brach ab, als Dean ihm die Shorts ganz auszog und in die unendlichen Weiten des Zimmers pfefferte, und beobachtete in atemlosem Schweigen, wie Dean sich seine eigenen Shorts von den Hüften streifte und einen Moment vor ihm auf dem Bett kniete und ihn eigentümlich angespannt ansah.

„Dean?“

Dean erwachte aus seiner Starre, grinste entschuldigend und beugte sich über Sam, stützte sich mit beiden Händen neben seinem Kopf ab, und gab ihm einen Kuss.

„Entschuldige Sammy. Musste mich nur kurz sammeln … für die vor mir liegende Aufgabe.“

Sam schmunzelte in sich hinein und legte leicht den Kopf schief.

„Und was wäre das?“

Deans Grinsen löste sich in Wohlgefallen auf und wurde durch einen Blick voller ernsthafter Zuneigung ersetzt.

„Dir die Sprache verschlagen.“

Sam hielt die Luft an und wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, und Deans Grinsen kam zurück.

„Ok, das ging jetzt schneller, als ich erwartet hatte …“

Er wartete nicht darauf, dass Sam etwas darauf erwiderte, rutschte ein Stück tiefer, um einen Kuss zwischen Sams Schlüsselbeine zu platzieren, und seine Zunge über die weiche, warme Haut streichen zu lassen.

„D-Dean …“

Sam schloss die Augen und drückte den Kopf in den Nacken, ergab sich ganz dem prickelnden Gefühl, dass Deans Zunge auf seiner Haut in ihm auslöste, und atmete scharf ein, als Dean sich langsam tiefer leckte, und eine feuchte Spur auf ihm hinterließ, die ihn vor Wonne schaudern ließ.

Deans Mund glitt an ihm tiefer, seine Lippen strichen sachte über Sams Bauch, seine Zunge zeichnete behutsam Sams Bauchmuskeln nach, und Sam ballte die Hände zu Fäusten und wünschte, er hätte irgendetwas, an dem er sich festhalten könnte.

Er verstand nicht, warum sich heute alles so viel intensiver war als sonst, aber er hatte sich schon lange nicht mehr gefühlt, als müsse er unter Deans Berührungen verbrennen.

Dean begann, seine Hände über Sams Oberkörper gleiten zu lassen, während sein Mund zielstrebig in tiefere Gefilde glitt, und Sam tat das Naheliegendste und verkrallte sich im Bettlaken.

„Du bist heute ganz schön empfindlich“, murmelte Dean gegen den Streifen Haut direkt unter seinem Bauchnabel, und Sam stöhnte lediglich zur Antwort. Deans Hände glitten an seine Hüften, hielten ihn fest, und Dean leckte einmal der Länge nach über Sams bereits vollständig erigiertes Glied.

Sam sah Sterne, schnappte nach Luft und stöhnte laut auf.

„Sehr empfindlich“, brummte Dean zufrieden, wiederholte den Vorgang, noch ein wenig langsamer, und, wie es Sam vorkam, genüsslicher als zuvor, dann hob er den Kopf ein wenig an und blickte Sam unter seinen Wimpern heraus provokativ an.

„Soll ich hier weiter machen?“

Sam brauchte einen Moment, bis die Frage soweit zu ihm durchgedrungen war, dass er darauf reagieren konnte, dann hob er den Kopf und sah Dean in die Augen.

„Ich bitte darum.“

Dean grinste ein wenig.

„Bist du sicher, dass du damit umgehen kannst?“

Sam leckte sich über die Lippen, und sein Blick sagte Dean alles, was er wissen musste.

„Richtig. Du konntest noch nie damit umgehen.“

Und damit ließ er den Kopf wieder sinken, löste seine rechte Hand von Sams Hüfte, um sie um sein heißes Glied zu schließen, und nahm ihn so tief in den Mund, dass Sam den überwältigten Schrei, den er ihm damit entlocken wollte, nur mit Mühe unterdrücken konnte.

Ein Mann für gewisse Stunden

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Schlaflose Nächte

Himmel Herrgott noch mal, ist das eine HITZE!
 

Kann wegen akuten Sauerstoffmangels auch gar nicht viel schreiben, jetze, muss mich doch allerdings hier mal ganz öffentlich wundern, dass das letzte Kapitel Adult geworden ist.

Da fessle ich die Kerlchen ans Bett, beschreibe Fellatio und Rimming, aber wenn man einmal von suizidalen Vögeln erzählt, wird man geratet.

Naja. Passt schon.
 

Ich wiederhole jetzt einfach noch mal die Werbung für den von Sam_Dean gegründeten Echte Kerle Fanzirkel, möchte euren Beitritt anregen und hoffe, dass dieses Kapitel jetzt NICHT Adult wird, damit die Minderjährigen unter euch das auch lesen können.
 

War noch was?

Natürlich war noch was! Die Dunkel-Elfe hat sich zu uns in mein Traumschloss gesellt und mir einen gar famosen Kommi geschrieben! Vielen Dank dafür.
 

Apropos Kommis: Warum sagt mir eigentlich keiner Bescheid, wenn er in den Urlaub fährt? Ich erwarte Reiseberichte, wenn ihr zurück seid!
 

So, jetzt grüße ich noch meine vier volljährigen Leser, die mir zum letzten Kapitel einen Kommi geschrieben haben, und hoffe, dass euch dieses hier genau so gut gefällt!
 

Jetzt setz ich mich vor meinen Ventilator.

Liebste Grüße
 

moko-chan
 


 

Dean ließ zu, dass Sam ihn sanft neben sich in die zerwühlten Laken verfrachtete, drehte sich etwas mühsam auf den Bauch, und Sam packte seine Hüften und zog ihn mit zärtlicher Unnachgiebigkeit auf die Knie.

Dean war sich zwar nicht sicher, ob und wie er es schaffen sollte, diese Stellung beizubehalten, aber Sam würde schon dafür sorgen, dass alles seine Ordnung hatte und so von Statten ging, wie er sich das vorgestellt hatte.

So wie er seinen Sammy kannte, würde der ihn notfalls noch festbinden, um ihm den so dringend nötigen Halt zu verschaffen.

Er verschränkte die Arme, um seine Stirn darauf zu betten, schloss die Augen und wartete ein wenig ungeduldig darauf, dass Sam ihn wieder in Besitz nahm.

Nicht, dass er es kaum noch abwarten konnte – sie hatten es in dieser Nacht zu oft getan, als dass er jetzt nicht ein kleinwenig warten konnte, aber es war Dean einfach so verdammt fremd, zu warten, anstatt wie üblich mit wehenden Fahnen voran zu stürmen.

Das Gefühl des Ausgeliefertseins hatte etwas Beunruhigendes, es war so ungewohnt für Dean, derjenige zu sein, der passiv abwartete, derjenige, der einfach stillhielt und genoss … obwohl er, wenn er ehrlich war, gegen den Part des Genießers nicht wirklich etwas einzuwenden hatte. Es fiel ihm einfach nur schwer, die Kontrolle abzugeben.

Dann drang Sam in ihn ein, und all diese Gedanken waren vergessen. Es tat ein wenig weh, aber der Schmerz ging schnell vorüber – der schmerzstillende Wirkstoff im Süßholz-Gel wirkte ganz hervorragend – und vollkommen gegensätzliche Empfindungen strömten durch Deans Körper.

Sam war in einer einzigen fließenden Bewegung in ihn gedrungen, war in einem einzigen langsamen Stoß ganz in ihm versunken, und das Gefühl, so ganz und gar von ihm ausgefüllt zu sein, machte Dean schlichtweg wahnsinnig.

Er hielt es nicht aus, wenn Sam sich nicht in ihm bewegte, es war zu viel, zu intensiv, einfach viel mehr, als er bewältigen konnte.

„S-Sammy … m-mach schon“, stammelte er atemlos und keuchte, als Sam seine Haltung veränderte, sich über seinen Rücken beugte und ihm ins Ohrläppchen biss.

„Es heißt Sam“, schnurrte er mit tiefer, lustgetränkter Stimme. „Und ich fange erst an, wenn du mich darum bittest.“

Dean weitete ungläubig die Augen, wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, weil das etwas war, das ER sagen würde, und Dean war es nicht gewohnt, mit sich selbst konfrontiert zu werden.

Es fühlte sich komisch an, komisch, und irgendwie beklemmend, und doch konnte er sich im Moment nichts Erregenderes vorstellen.

Sam leckte spielerisch über seinen verschwitzten Hals, knabberte sanft an der weichen Haut, ohne sich sonst zu bewegen, und Dean biss die Zähne zusammen, und versuchte sein Möglichstes, sich nicht so komplett willenlos gehen zu lassen, wie er sich fühlte.

Sam fühlte sich in seiner Rolle als der Dominante ganz klar äußerst wohl, und Dean war sich nicht ganz sicher, wie er mit Sam umgehen sollte, wenn er so war.

Dean konnte seine harte Hitze in sich pulsieren spüren, der Druck gegen seine Prostata war unerträglich, und er konnte schließlich nicht anders, als Sams ‚Wunsch’ nachzugeben, auch wenn es ihm ein wenig widerstrebte, sich in diese gehorsame, willige Rolle zu fügen.

„Bitte fang an … Sam“

Er hörte Sam ganz leise und zufrieden auflachen, spürte es durch seinen ganzen Körper vibrieren, und Dean begann, sich ein ganz klein wenig unbehaglich zu fühlen, dann fing Sam an, sich in ihm zu bewegen, und das Gefühl war vergessen.

Deans Körper spannte sich einen Moment lang an, ein heißes Prickeln rann sein Rückgrad hinab, dann entspannte er sich so vollkommen, dass Sam mit ihm anstellen konnte, was immer er wollte.

Sam spürte, wie Dean sich seinen Stößen ergab, und seine Augen wurden dunkel, und er leckte sich über die Lippen. Er hatte ja gewusst, dass es Dean gefallen würde.

Er hielt Deans Hüften, zog ihn seinen Stößen entgegen und grinste zufrieden, als er die erstickten Laute hörte, die Dean abwechselnd mit seinem Namen ins Kopfkissen stöhnte.

Er ließ seine Hüften in einem unregelmäßigen Rhythmus vorschnellen, seine Lenden trafen mit einem leisen Klatschen auf Deans nackten Hintern, und Dean vor ihm stöhnte und stöhnte und stöhnte, und schien sich dessen nicht einmal bewusst zu sein.

Sams Blick glitt über seine Schultern und den nackten Rücken, entdeckte befriedigt glitzernden Schweißtropfen um Schweißtropfen und verharrte schließlich auf der Stelle, wo er in ihn stieß.

Diese Nacht würde erst vorbei sein, wenn Dean ihn darum anflehte, wenn sie Beide zu erschöpft waren, um auch nur die Hand zu heben, geschweige denn einen anderen Teil ihrer Anatomie.

Sam wusste nicht warum, aber er verspürte das unwiderstehliche Bedürfnis, Dean zu beweisen, dass er durchaus dazu in der Lage war, ihn vor Ekstase schreien zu lassen, wenn er das wollte.

Er stieß schneller zu, und ruckartiger, und als Dean leise winselte und sich um ihn zusammenzog, durchflutete ihn ein derart intensives Gefühl von Befriedigung, dass er die Augen schließen und sich auf seinen eigenen, beschleunigten Herzschlag konzentrieren musste. Er packte Deans Hüften fester, richtete sich auf, und sein nächster Stoß ging so tief in Dean hinein, dass er laut aufstöhnte, den Kopf in den Nacken warf und sich so fest um Sam zusammenzog, dass dem beinahe schwarz vor Augen wurde.

„Dean … Gott …“ Sam biss die Zähne zusammen. „Du bist so eng … so verdammt eng …“

Deans Kopf rollte wieder nach vorn, er entspannte sich, und Sam streichelte ein paar Mal sanft über seine zitternden Hüften, bevor er damit begann, Dean mit der Entschlossenheit eines Menschen, der nur eine Person auf der Welt hat, die ihm wirklich etwas bedeutet, zum Höhepunkt zu treiben.
 

„Großer Gott …“

Dean lag wie eine Krabbe am Strand ausgestreckt auf dem Rücken und hatte das Gefühl, dass er in seinem ganzen Leben nie wieder zu Atem kommen würde.

Er war zu alt für sowas.

„Aaaw … jetzt muss ich es sagen …“

Dean hob mit Mühe den Kopf ein Stückchen, und blickte Sam irritiert an, der wie Gott ihn geschaffen hatte, am Fußende des Bettes stand. „Huh?“

„Es reicht, wenn du Sam sagst …“

Es klang nur halb scherzhaft, und Dean schaffte es gerade eben so, die Augenbraue in die Höhe zu ziehen, anstatt beunruhigt die Stirn zu runzeln. Sam machte ihn nervös, wenn er sich wie er selbst benahm. Nervös und … geil.

„Was machst du da?“ erkundigte er sich betont gelassen, und spielte darauf an, dass Sam nicht neben ihn im Bett lag, und ihm den Bauch kraulte. Es mochte Abzug auf der Männlichkeitsskala bedeuten, aber Dean legte Wert auf dieses postkoitale Ritual.

„Ich geh nur eben duschen … bin ganz verschwitzt“, erklärte Sam ruhig, wandte sich von ihm ab und verschwand wie angekündigt ins Badezimmer, und Dean zog auch noch die andere Augenbraue in die Höhe und runzelte dann doch noch die Stirn.

Auch er war schweißbedeckt – von anderen Körperflüssigkeiten gar nicht zu reden – aber er wäre jetzt nicht einmal im Traum darauf gekommen, das Bett zu verlassen und Sam um sein postkoitales Rumgeschmuse zu bringen.

Er fand, dass es jetzt sein verdammtes Recht war, sich auf Sam auszustrecken und sich bei ihm über die rücksichtslose Behandlung zu beschweren, die Sam ihm hatte angedeihen lassen – und der Kerl verschwand einfach ins Bad und drückte sich!

Dean hörte dem Rauschen der Dusche zu, spielte kurz mit dem Gedanken, sich einfach zu Sam zu gesellen und ihm beim Saubermachen zu helfen, aber allein die Vorstellung, das Bett zu verlassen, war über die Maßen anstrengend, also blieb er liegen und schloss die Augen, um sich Sam unter der Dusche vorzustellen. Dean liebte es, sich Sam unter der Dusche vorzustellen.

Seine ansonsten so fruchtbare Phantasie wollte in dieser Nacht allerdings nicht so wie er, irgendetwas machte ihn nervös, und er konnte nicht sagen, ob es Sams Verhalten war, oder die Tatsache, dass sie in ihrem aktuellen Fall noch immer kein bisschen voran gekommen waren.

Vielleicht sollte er Bobby anrufen – obwohl es eigentlich keinerlei logisches Argument dafür gab, dass Bobby per Ferndiagnose mehr Erfolg haben sollte als er und Sam, aber Dean war schließlich noch nie ein Verfechter der Logik gewesen, warum also nicht Bobby anrufen? Da konnte Dean sich auch gleich dafür entschuldigen, dass er und Sam sich schon so lange nicht mehr bei ihm gemeldet hatten.

Dean blinzelte. Okay. Das war ein merkwürdiger Gedanke. Lag bestimmt daran, dass Sam sämtliche Lebensenergie samt maskulinem Verhaltenskodex aus ihm herausgepimpert hatte.

Dean schnaufte leise, erwägte den Gedanken, sich auf die Seite oder den Bauch zu drehen, oder zumindest die Bettdecke über sich zu ziehen, befand aber Beides als zu anstrengend, blieb also unbedeckt und ausgesteckt auf dem Rücken liegen, und wartete äußerst ungeduldig darauf, dass Sam zu ihm zurückkam und ihm den Bauch kraulte.
 

„Du wirst dich erkälten.“

Dean öffnete die Augen, stellte fest, dass er weggedöst war, und als er den Kopf ein Stücken nach links drehte, sah er Sam neben dem Bett stehen und mit einem merkwürdigen Ausdruck in den Augen auf ihn hinunter blicken. „Hm?“

„Du wirst dich erkälten“, wiederholte Sam, und seine Augen glänzten liebevoll. Dean musterte ihn von oben bis unten und bedauerte, dass er nicht mit ihm duschen gegangen war. Sam glänzte noch ein wenig feucht.

„Warum hast du dich nicht zugedeckt?“

„Zu anstrengend“, erklärte Dean, und Sam schmunzelte und legte sich zu ihm. „Du bist ein Faultier.“

Er griff nach der Bettdecke und zog sie über sich und Dean, und Dean nahm es auf sich, sich doch noch auf die Seite zu drehen, seinen Kopf auf Sams Schulter zu legen und sich an seinen warmen, wunderbar nach Duschgel duftenden Körper zu drängen.

„Faultiere sind viel aktiver, als es allgemein die Auffassung ist“, informierte er Sam verschlafen, aber überzeugt, und der grinste und drückte ihm einen Kuss auf. „Du hast dich mit dem Thema auseinander gesetzt?“

Dean antwortete nicht, sondern gab lediglich ein leises Grunzen von sich, das Sam darüber in Kenntnis setzte, dass er in Kürze einschlafen würde.

Sam machte die Nachttischlampe aus, dann legte seine Hand in Deans Nacken und kraulte ihn ein wenig, während er nachdenklich an die Zimmerdecke starrte.

Die Dusche hatte seine Lebensgeister von neuem geweckt, er war über das Stadium der Müdigkeit hinaus, und wenn er auch erschöpft war, so wusste er doch, dass er jetzt für ein Weilchen nicht würde einschlafen können.

Seine Gedanken waren zu aufgewühlt, als dass er sie einfach abstellen konnte, drängten sich ihm zu hartnäckig auf, ließen sich mit der penetranten Hartnäckigkeit von Steuerbeamten einfach nicht beiseite schieben, also gab er ihnen nach und ließ sie ungefiltert auf sich einströmen.

Seine Fingerspitzen strichen unablässig über das weiche Haar in Deans Nacken, und Dean schnurrte leise und schlief lächelnd zu dem beruhigenden Rhythmus von Sams Herzschlag ein.

Sein Atem war tief und gleichmäßig, und Sam versuchte, sich darauf zu konzentrieren, und seine Sorgen bezüglich ihres noch immer ungelösten Falles zu vergessen.

Er hatte unter der Dusche kurz mit dem Gedanken gespielt, Bobby anzurufen und um Rat zu fragen, hatte ihn aber wieder verworfen.

Wenn sie selbst vor Ort zu keinem Ergebnis kamen, wie sollte dann Bobby, der gut fünf Staaten weit weg war, mehr erreichen?

Sicher, Bobby war der Beste ihrer Profession, aber SO gut war selbst er nicht.

Nein, er und Dean waren auf sich selbst gestellt – was allerdings nicht wirklich ein Grund war, nervös zu werden.

Sie waren durchaus in der Lage, ihre Schlachten allein zu schlagen und keineswegs auf Bobbys Hilfe angewiesen.

Alles was sie brauchten, war ein einziger Hinweis, eine zündende Idee, eine Spur … irgendetwas mussten sie übersehen haben, irgendeinen Zusammenhang musste es zwischen den verschiedenen Opfern doch geben.

Dean würde es sich nie verzeihen, wenn sie dem kleinen Mädchen nicht helfen konnten.

Sam runzelte leicht die Stirn, glättete sie jedoch wieder, als Dean sich leicht regte und noch ein Stückchen dichter an ihn heran rutschte. Wenn er schlief, war Dean verschmust wie … ein Kätzchen? In Ermangelung eines zutreffenderen Vergleichs beschloss Sam, es bei diesem zu belassen und verzog seine Lippen zu einem liebevollen Grinsen.

Das gab fünf Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala.

Er reckte den Hals und drückte Dean einen Kuss auf die Lippen, ließ seine eigenen über Deans Wange streichen, dann lehnte er seine Stirn an Deans und zählte seine Sommersprossen, bis er einschlief.

Zwielicht

Aloha, alle zusammen!
 

Der Sommer ist äußerst sommerlich, mir ist äußerst warm, und der momentane Handlungsbogen treibt mich langsam aber sicher in den Wahnsinn.

Scheinbar bin ich nicht dazu in der Lage, Fluffloses zu schreiben, ohne dass es mich nach kürzester Zeit ganz schrecklich … nervt? Nein, das ist nicht das richtige Wort.

… Ich muss beim Schreiben tatsächlich mal darüber nachdenken, was ich da zu ‚Papier’ bringe … ok, das klingt doof, aber so ist es leider.

Ich hoffe, ich krieg diese Angelegenheit halbwegs so gelöst, wie ich es geplant habe … und dass es euch einigermaßen gefällt.

Danach gibt’s dann auch wieder Fluff, versprochen. Und ganz viel Zucker … hach.
 

Möchte an dieser Stelle zwei neue Mitbewohner in unserem Traumschloss begrüßen: Neffertine_Magami, die mich gefragt hat, ob ich Dean und Sam nicht mal Weihnachten oder ihren Geburtstag feiern lassen will (gute Idee, werd ich machen, allerdings wohl eher im Rahmen eines One-Shots) und Michael_Scofield, die/der (schwierig, schwierig) tatsächlich so mutig war, seine Flucht kurz zu unterbrechen, um mir Feedback da zu lassen.

Ich knuddel euch Beide ganz feste und hoffe, dass ihr mit dem neuen Kapitel zufrieden seid.
 

Grüße gehen außerdem an die Serendipity, Sam_Dean, beltane (schöner langer Kommi, der entschädigt fast für dein langes Schweigen, du faule Socke! ;P ), Himchen, Calysto, _Sam_Winchester_, Todesgoettin_Hel (die Umfrage hab ich noch nicht ausgewertet, ich Schussel, tu ich aber bei Gelegenheit), AnimeFaan, Dark_Knight_Sparda, Lyafe, killerniete21 und Shaitan, die sich selbst bei dieser Hitze dazu aufraffen, mir Kommentare zu schreiben.

Hab euch lieb!
 

moko-chan
 


 

„Zwei Kaffee bitte – schwarz.“

Dean blinzelte verschlafen, und es brauchte ein Weilchen, bis er wirklich begriffen hatte, was Sam da gerade gesagt hatte – dann blickte er von der Frühstückssektion der Speisekarte auf.

Sam bestellte sich einen Kaffee ohne Milch. Ungewöhnlich – um es harmlos auszudrücken.

„Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Bruder gemacht?“ verlangte er vollkommen ernst zu erfahren, und sein Blick hätte so ziemlich jeden mit Ausnahme von Sam davon überzeugt, das er ernsthaft um Sams geistige Gesundheit besorgt war.

Sam schenkte ihm lediglich ein müdes Lächeln und erwiderte nichts darauf, veränderte lediglich seine Haltung ihm gegenüber auf der Sitzbank ein wenig und ordnete die Servietten auf dem Tisch neu an.

Sam wartete, bis die Kellnerin ihre Bestellung aufgenommen und sich zur Umsetzung eben dieser hinter den Tresen zurückgezogen hatte, um zu verkünden, dass er in diesem Laden ganz bestimmt nie wieder etwas bestellen würde, das auch nur neben Milch gestanden hatte, geschweige denn, diese enthielt.

Dean war müde und der Hintern tat ihm weh, also nahm er das als Erklärung stillschweigend hin, verspürte aber dennoch ein leichtes Unwohlsein dabei.

Irgendetwas stimmte nicht, aber er konnte einfach nicht den Finger darauf legen.

„Nach dem Frühstück wollte ich Bobby mal anrufen“, verkündete er beiläufig und spielte mit dem Salzstreuer, ließ ihn jedoch mit einem leisen „Klock“ zurück auf den Tisch fallen, als Sam von den Servietten abließ und ihn scharf ansah. „Wozu?“

Dean war sich kurz nicht sicher, was er auf solch eine Frage antworten sollte.

„Öhm, naja … Vielleicht kann er uns helfen?“

Der an Geringschätzung grenzende Blick, den Sam ihm auf diese Aussage hin zuwarf, brachte Dean mehr als nur ein wenig aus der Fassung, und er musste sich räuspern.

„Stimmt damit etwas nicht?“

Sam machte sich gerade, und sein Gesicht war ein Ausdruck purer Erbitterung.

„Wie sollte Bobby uns helfen können? Wir haben ihm bisher kein einziges Detail von dem Fall erzählt! Wie soll er da bitteschön aus dem Stegreif eine Lösung für uns finden?“

Dean nahm von der herangetretenen Kellnerin irritiert seinen Kaffee entgegen, trank einen hastigen Schluck und fluchte, als er sich die Zunge verbrühte.

Sam betrachtete ihn mit einem Ausdruck gereizter Ungeduld, wartete darauf, dass er etwas erwiderte, und Dean verdrängte seinen Schmerz, drehte nervös die Kaffeetasse in seinen Händen und sah ihm fest in die Augen.

„Ich sage nicht, dass er aus dem Stegreif eine Lösung finden soll, aber Bobby hat wesentlich mehr Erfahrung als wir, Sam. Es ist durchaus denkbar, dass er zumindest eine Idee haben könnte, womit wir es zu tun haben – gerade weil er nicht bis zum Hals in der Scheiße drinsteckt, so wie wir.“

Dean konnte es nicht so ganz fassen, dass er Sam das tatsächlich erklären musste. Für gewöhnlich lief dieses Spiel mit umgekehrter Rollenverteilung ab.

„Unsinn.“ Sam pustete sich eine Strähne verirrten Haares aus der Stirn und legte diese in beeindruckend bedrohliche Falten. „Wir erledigen das allein. Früher haben wir das schließlich auch gekonnt. Wir sind keine kleinen Kinder mehr, die ‚Onkel Bobby’ anrufen müssen, wenn sie nicht weiter wissen.“

Sam klang schon beinahe verächtlich, und Dean begann, sich wirklich, wirklich unwohl zu fühlen. Das hier war nicht sein Sammy, wie er ihn kannte. Sam war sich nie zu schade gewesen, Bobbys Meinung einzuholen, er schätzte Bobbys Meinung in der Tat höher als jede andere – Deans eingeschlossen.

„Wir wissen aber nun mal nicht weiter, Sammy“, versuchte er es vorsichtig. „Ich finde nicht, dass es schaden kann, ihn um Hilfe zu bitten.“

Sam schnaubte verächtlich, trank einen Schluck Kaffee und erwiderte nichts, und Dean verstand die Welt nicht mehr.

„Dann ruf eben Bobby an, wenn es dir so wichtig ist“, knurrte Sam schließlich, dann wandte er sich seinem von der hilfreichen Kellnerin vor ihm abgestellten Frühstück zu, und Dean konnte ihn nur entgeistert anstarren, und sich fragen, mit welchem Recht Sam so kurz nach dem Aufstehen und nach der hinter ihnen liegenden Nacht so schlechte Laune hatte.

Wirkte Milch sich vielleicht besänftigend auf Sammys System aus und es war der Calcium Mangel, der ihn so gereizt machte?

Dean hatte so ein Gefühl, dass das eher nicht der Grund war.

Er hatte im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre ja schon so Einiges aus Sams aussagekräftigen Blicken herauslesen können, aber Verachtung hatte bisher ganz definitiv nicht dazu gehört.
 

Dean stand auf dem Parkplatz ihres Motels, lehnte mit dem Rücken gegen den Impala und presste sein Handy fester an sein Ohr.

„Ist das alles, was ihr bisher rausgefunden habt?“

Die Verbindung war schlecht, es rauschte ein wenig in der Leitung, und Dean konnte nicht so recht sagen, ob Bobby jetzt eher mitleidig oder ungläubig klang.

Gefallen hätte ihm keines von Beidem.

Die Sonne blendete ihn, und Dean kniff die Augen ein wenig zusammen und schirmte sein Gesicht mit der Hand ab.

„Leider ja. Tierisch frustrierend. Wenn das so weiter geht, bringen wir uns noch gegenseitig um. Sammy ist schon ganz … komisch.“

Dean räusperte sich, als ihm bewusst wurde, dass das Bobby kaum interessieren konnte, und legte unwillkürlich die Stirn in Falten.

Wenn er den Eindruck hatte, das Motelzimmer verlassen zu müssen, um in Ruhe mit Bobby telefonieren zu können, war in der Tat etwas nicht in Ordnung zwischen ihm und Sam, aber das musste Bobby ja nicht unbedingt wissen.

So tolerant der nämlich auch mit ihrer Beziehung umging, hatte auch er seine Grenzen … und die fingen sicherlich da an, wo es um so uninteressante Details wie heimliche Telefongespräche mit anderen Männern ging.

Dean fühlte sich fast, als ob er etwas Verbotenes täte – und dieses Gefühl hatte er nicht einmal, wenn er wirklich etwas Verbotenes tat.

„Was meinst du mit ‚komisch?’“ drang Bobbys derbe Stimme undeutlich aber dennoch eindeutig misstrauisch an sein Ohr – es war ein wenig windig – und Dean stellte fest, dass er Bobby ganz offensichtlich unterschätzt hatte.

„Er wird ungeduldig … und launisch. Ich glaube, er kriegt seine Tage“, versuchte er, das Thema scherzhaft abzuhaken, aber Bobby ließ sich nicht so leicht abspeisen.

„Kriegt ihr das geregelt? Oder sucht ihr euch – vernünftig und rational wie ihr nun mal seid – tatsächlich ausgerechnet diesen Zeitpunkt aus, euch gegenseitig an die Gurgel zu gehen?“

Bobby klang tatsächlich ein wenig besorgt, und Dean biss sich auf die Unterlippe, weil er ganz gegen seinen Willen irgendwie gerührt war, über diese rein väterliche Emotion … wenn man sie denn als solche bezeichnen konnte. Es gab sicherlich nur sehr wenige Väter, die sich um die (sexuelle) Beziehung ihrer Söhne sorgen mussten.

„Ich denke, wir kriegen das hin“, versuchte Dean, seine und Bobbys Bedenken hinsichtlich dieses Problems zu zerstreuen, und Bobby am anderen Ende der Leitung seufzte leise.

„Hoffen wir’s. Ich hab noch nie so unvernünftige Bengel wie euch Zwei erlebt. Was euren Fall angeht“, wechselte er abrupt das Thema bevor Dean sich über diese Einschätzung seines Charakters beschweren konnte, „Ihr solltet euch mit mehr von den Betroffenen unterhalten. Wie wollt ihr das Problem aufdecken, wenn ihr die Opfer ignoriert? Und wieso seid ihr da nicht von allein drauf gekommen? Manchmal frage ich mich wirklich, wie ihr es schafft, tatsächlich ab und zu auch mal alleine klar zu kommen …“

Dean wusste darauf keine Antwort, die nicht verraten hätte, dass er innerlich schmollte, und Bobby bezeichnete ihn als gedankenlose Trantüte und verlangte ihm das Versprechen ab, sich wieder zu melden, wenn es etwas Neues zu berichten gäbe.

Dean versprach es, verabschiedete sich und legte auf, dann drehte er sich zu ihrem Motelzimmer um und stellte fest, dass Sam ihn beobachtete.

Sein Gesichtsausdruck ließ nicht auf seine Stimmung schließen und es war auch nicht so, dass Dean plötzlich gelernt hätte, Sams Präsenz wahrzunehmen und daran seine Gefühle abzulesen, aber dennoch zog sich eine nicht zu ignorierende Gänsehaut über seinen Rücken.

Er musste mit Sam sprechen.

Er konnte das nicht länger ignorieren.

Dean setzte sich in Bewegung, ging auf die Tür zu ihrem Zimmer zu, und während er ihre Klinke fixierte, spürte er Sams Blick wie ein unsichtbares Gewicht auf sich ruhen.

Dean war sich ziemlich sicher, dass ihm das Gefühl, das Sam ihn ansah, noch nie zuvor unangenehm gewesen war.
 

Sam verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Dean unter gerunzelten Brauen heraus gelangweilt an.

„Und was soll uns das bitteschön bringen? Wir haben eines der Opfer befragt, und es ist rein gar nichts dabei herausgekommen. Eher im Gegenteil, wenn du dich erinnerst. Warum glaubst du, dass eine zweite Befragung etwas daran ändert?“

Dean hatte zwar nicht unbedingt mit Begeisterungsstürmen gerechnet, aber Sams scheinbares Desinteresse an ihrem Fall, der ihm selbst schlaflose Nächte bereitete – von der letzten und seinem halb komatösen Tiefschlaf nach dem letzten Akt mal abgesehen – trieb ihn zur Weißglut.

Er war noch nie so kurz davor gewesen, ihn einfach stehen zu lassen, und einen Job allein zu erledigen. Sams ungewöhnliches Benehmen – um es nicht rundheraus als nervenzermürbend anormal zu bezeichnen – erschöpfte langsam aber sicher seine Geduld.

„Hör zu Sam“, Dean hob die Hände, rieb sich mit den Fingerspitzen die schmerzenden Schläfen und schloss kurz die Augen, „Es muss dir nicht gefallen, aber wenn du selbst keine Idee hast, ist meine immer noch besser, als gar nichts zu tun und abzuwarten, bis wieder etwas passiert. Mir persönlich ist es egal, was wir tun, solange wir nur irgendwas unternehmen. Ich verspüre nämlich wirklich nicht das geringste Bedürfnis, zuzulassen, wie ein Kind in Hannahs Alter sein Haustier mit einem Brieföffner aufschlitzt.“

Dean schloss diese Aussage mit einem schon beinahe verzweifelten Heben der Augenbrauen ab, aber alles, was Sam als Entgegnung aufbringen konnte – oder wollte – war ein teilnahmsloser Blick.

Dean wollte ihn schütteln, aber das hätte wohl Abzug auf der Männlichkeitsskala bedeutet. Vielleicht sollte er ihm lieber gleich eine kleben.

Er hatte im Moment nicht die Nerven, mit Sams Stimmungsschwankungen – oder besser erschreckender Gefühllosigkeit – umzugehen.

„Es war nicht deine sondern Bobbys Idee“, stellte Sam mit einem Unterton klar, der Deans Selbstbeherrschung, was die Prügel anging, auf eine harte Probe stellte. „Aber wenn du meinst, dass es was nützt, können wir natürlich gerne noch mal in die geschlossene Abteilung des Krankenhauses einbrechen.“

Dean unterdrückte die Drohung, Sam der Einfachheit halber gleich dort zu lassen, wenn sie das erstmal geschafft hatten, und nickte lediglich verbissen.

„Ich meine.“

Dass Sam den Kern seiner Aussage offenbar so gar nicht erfasst hatte, machte Dean viel zu viel Angst, als dass er ihn darauf hätte ansprechen können.

Sie starrten sich einen Augenblick lang an, und es war Dean, der zuerst den Blick senkte. So entging ihm Sams seltsam selbstzufrieden-überlegenes Grinsen, aber das war vermutlich auch ganz gut so.

Dean wandte sich von ihm ab, griff nach seiner Lederjacke und zog sie an, und erst, als er sich halb selbst erwürgte, mit dem Lederband, das Sams Talisman an seinem Hals hielt, verharrte er für einen Moment, um sich zu sammeln.

Er schloss seine Hand um den Talisman, presste sie so fest zusammen, dass das kühle Metall in sein Fleisch schnitt und verbannte jegliche Emotion aus seinem Gesicht.

„Kommst du mit, oder willst du hier bleiben?“

Er stand mit dem Rücken zu Sam, und als er dessen Körperwärme direkt hinter sich spürte, und Sam ihm die Hand auf die Schulter legte, schloss er seine eigene lediglich noch ein wenig fester um den Talisman.

„Dean … entschuldige bitte …“

Sam klang ein kleinwenig erschöpft, aber Deans Schulter spannte sich nichtsdestotrotz unter seinem Griff an.

„Natürlich will ich mitkommen. Es tut mir wirklich leid … ich … ich habe Unsinn geredet …“

Dean kniff die Augen zusammen, er verspannte sich so sehr, dass es schon beinahe wehtat, und ließ endlich den Talisman los. „Ach ja?“

„Ja.“ Sam legte Dean auch noch die andere Hand auf die Schulter und drehte ihn sanft zu sich um. „Entschuldige …“

Dean ließ es zu, dass Sam sein Gesicht zu sich anhob, und ihn küsste, und Sams Lippen waren weich, und streichelten eher über seine, als dass sie auf ihnen zu liegen kamen, aber der Knoten in seinem Magen wollte einfach nicht verschwinden und wohl zum ersten Mal, seit sie sich damals auf Bobbys Schrottplatz zum ersten Mal geküsst hatten, fühlte es sich irgendwie … falsch an.

Daran konnte auch Sams leises Bekenntnis, dass er ihn liebte, nichts ändern.

Seelen in Ketten

Animexx ist langsam, langsam, laaangsaaam.

Außerdem bin ich müde, und frustriert, weil ich keinen Fluff schreiben kann und einen Favolistler verloren habe.

*schnauf*

Deswegen hab ich jetzt auch gar keine Lust, ne lange Vorrede zu schreiben und beschränke mich darauf, Trischka, meine neue, fanatische Leserin (wörtliches Zitat!) in unserer Mitte zu begrüßen.

Ohne sie hätte ich den Verlust eines Favolistlers wohl kaum ohne ernsthafte Folgen für mein Ego überstanden.

Ich würde ihr ja das neue Kapitel widmen, aber … es ist nicht fluffig.

*noch mehr schnauf*
 

So, dann will ich euch mal nicht weiter zunölen.
 

moko-chan
 


 

„Marcus? Marcus Leery?“

Dean schloss die Tür des Krankenzimmers hinter sich, nachdem Sam ebenfalls eingetreten war, und musterte den Mann, der mit soliden Vorrichtungen an sein Krankenhausbett gefesselt worden war, und ihn interessiert musterte.

Der Angesprochene nickte zur Antwort, die grauen Augen kühl und berechnend auf ihn gerichtet.

„Wer will das wissen?“

Dean erwiderte seinen Blick mit erzwungener Gelassenheit.

„Ich will das wissen.“

Sein gestohlener Arztkittel fühlte sich mit einem Mal zu eng an, behinderte ihn beim Atmen, und Dean konnte nicht umhin, sich zu wünschen, dass Sam ihm die Hand auf die Schulter legte, oder ihn ansah und ihm mit einem Blick die gerade so dringend benötigte Unterstützung vermittelte.

Sam blieb jedoch wo er war, lehnte mit dem Rücken an der Wand rechts neben der Tür und verschränkte die Arme vor der Brust.

Dean fragte sich, warum er überhaupt mitgekommen war, wenn er jetzt wieder so tat, als ginge ihn die ganze Angelegenheit nichts an.

„Sind Sie hier, um mich zu fragen, warum ich meine Frau erwürgen wollte?“

Mr. Leery klang amüsiert und gelangweilt zugleich, aber diesmal blieb Dean einigermaßen gelassen. Das hier war kein kleines Mädchen, das hier war ein erwachsener, leicht übergewichtiger Mann in den späten Vierzigern, und Deans Mitgefühl hielt sich in Grenzen.

„Genau deswegen bin ich hier“, bestätigte er ruhig und warf Sam einen kurzen Blick über die Schulter zu. „Genau deswegen sind wir hier.“

Mr. Leery schnaubte und starrte an die Decke, wie ein Mann, dessen Geduld über das erträgliche Maß hinaus strapaziert worden war.

„Sie ging mir auf die Nerven, in Ordnung? Ich wollte sie zum Schweigen bringen, und das schien die naheliegendste Lösung zu sein.“

Mr. Leery vollführte so etwas wie ein Schulterzucken – so weit seine fixierten Arme das zuließen – und Dean schaffte es nicht so ganz, den Unglauben aus seiner Stimme zu verbannen, als er nachfragte: „Es schien Ihnen die naheliegendste Lösung zu sein? Sie hätten die Scheidung verlangen können. Wäre nicht das die naheliegendste Lösung gewesen?“

„Nein.“ Mr. Leery klang irritiert. „Natürlich nicht. Ich liebe meine Frau.“

Nun, Mr. Leery mochte irritiert sein, Dean war über dieses Stadium bereits weit hinaus.

„Sie versuchen, ihre Frau zu erwürgen, obwohl Sie sie lieben?“

Mr. Leerys Irritation löste sich in Luft auf, und er grinste bösartig.

„Das eine hat mit dem Anderen nicht das Geringste zu tun, junger Mann. Wenn meine Frau mir auf die Nerven geht, ist es mein gutes Recht, dem ein Ende zu machen. Eine Scheidung wäre niemals in Frage gekommen. Sie gehört verdammt noch mal mir – und niemandem sonst.“

Dean verdaute diese Aussage und atmete tief durch.

„Und jetzt? Hat es sich gelohnt, dafür hier eingesperrt zu werden? Jetzt sehen Sie Ihre Frau vermutlich nie wieder – Sie haben alles verloren, was Sie je hatten. Ich verstehe einfach nicht, warum Sie es getan haben.“

Deans Stimme war so gleichmäßig und beherrscht, wie es nur möglich war, und für jeden, der ihn nur flüchtig oder gar nicht kannte, musste es so aussehen, als betrachte er diese Angelegenheit vollkommen professionell.

Mr. Leery grinste ein wenig.

„Natürlich hat es sich gelohnt. Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als ich die Kette um ihren Hals zugezogen habe. Ich glaube, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so gut gefühlt.“

Dean biss die Zähne zusammen.

„Wie können Sie Ihr eigenes Gesicht im Spiegel ertragen?“

Mr. Leerys Grinsen verschwand, und er sah beinahe ein wenig angewidert aus.

„Das habe ich mir vor langer Zeit abgewöhnt. Nur Menschen, die nicht wissen, wer sie sind, müssen ihr eigenes Gesicht im Spiegel betrachten, um sich ihrer Selbst zu versichern.“

Auf Sams Stirn erschien eine steile Falte, als er das hörte, und er verengte die Augen zu Schlitzen, dann nickte er langsam und bedächtig und tauschte einen kurzen Blick mit Mr. Leery.
 

„Irgendwie hat er Recht, weißt du.“

Sam griff nach dem Gurt, schnallte sich an und brauchte einen Moment, bevor er bemerkte, dass Dean ihn fassungslos anstarrte.

„Bitte sag mir, dass du nicht von diesem Wahnsinnigen da drin sprichst?“

Sam antwortete nicht, und Dean startete den Impala.

„Bad to the Bone“, von George Thorogood & The Destroyers dröhnte aus den Boxen, und Dean drehte das Radio ein wenig leiser, dann fuhr er für seine Verhältnisse langsam an und verließ den Parkplatz des Krankenhauses.

„Ich meine das, was er über Spiegel gesagt hat“, rechtfertigte Sam sich leise, und Dean warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die Straße.

„Mir persönlich war das ein wenig zu philosophisch, Sammy. Aber ich hätte mir denken können, dass dir sowas gefällt – allerdings nicht aus dem Mund eines gefährlichen Irren.“

„Nenn mich nicht Sammy!“

Sams Ton war so scharf, dass Dean zusammenzuckte. „Kein Grund, gleich laut zu werden. Seit wann bist du so empfindlich, was das angeht?“

Aus dem Augenwinkel nahm er Sams wütenden Gesichtsausdruck wahr, und ihm wurde endlich und unwiderruflich klar, dass er in der Scheiße steckte.

„Ich weiß einfach, dass du mich nicht ernst nimmst, wenn du mich so nennst. Wann begreifst du endlich, dass ich nicht mehr dein kleiner Bruder bin, verdammt?!“

Dean unterdrückte eine Antwort, die Sam vermutlich nur noch wütender gemacht hätte, und biss die Zähne zusammen.

Er musste dringend Bobby anrufen. Das hier war langsam wirklich nicht mehr lustig.

Sam benahm sich nicht wie er selbst, und so langsam fand Dean dafür keine Erklärung mehr, außer der einen, die er erst dann akzeptieren würde, wenn er wirklich keine andere Wahl mehr hatte.
 

„Dean, hör endlich auf durch die Gegend zu laufen und setz dich – du raubst mir den letzten Nerv.“

Dean hielt in seinem rastlosen Marsch inne und schluckte trocken.

Sam klang, als sei er kurz davor ihm den Hals umzudrehen, und wenn Dean auch sonst kaum eine Gelegenheit ausließ, Sam zur Weißglut zu treiben, sagte ihm sein Bauchgefühl – und wenn Dean sich auf etwas verließ, dann war das sein Bauchgefühl – dass es jetzt ratsamer war, sich zu setzen.

Er nahm also Sam gegenüber Platz, zog das nächstbeste Buch heran, das auf dem großen Tisch in seiner Reichweite lag, und klappte es auf.

Es war seine Idee gewesen, noch einmal die örtliche Bibliothek aufzusuchen, um aufs Geratewohl für ihren Fall zu recherchieren, da war es jetzt nur angebracht, wenn er Sam auch tatsächlich half, die diversen Bücher, die er rangeschleppt hatte, durchzusehen.

Das dunkle Holz des Tisches fühlte sich kühl unter seinen nackten Unterarmen an, und Dean rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her und versuchte, sich darauf zu konzentrieren, und nicht etwa auf die Aura kühler Geringschätzung, die von Sam ausging, seit sie das Krankenhaus verlassen hatten.

Er fixierte seinen Blick auf die leicht vergilbten Seiten vor sich, legte seine Stirn in leichte Falten, wie er es immer tat, wenn etwas seine ungeteilte Aufmerksamkeit erregt hatte, und spitzte leicht die Lippen.

Der Text war interessant, er schien ihm sogar weiter helfen zu können – bis er es nicht konnte, und Dean das Buch mit einem entnervten Schnauben schloss.

Er nahm sich das nächste, schlug es auf, las, runzelte die Stirn, las weiter, und schloss es wieder. Langsam begann Dean, sich zu fragen, ob ihr Fall überhaupt existierte, ob es tatsächlich ein übernatürliches Phänomen war, das die Menschen von Allentown dazu brachte, ihre Liebsten anzugreifen, oder ob alles einfach ein kranker, perverser Zufall war.

Dean schloss die Augen und rieb sich über die Stirn, dann nahm er sich das nächste Buch. Er würde diesen verdammten Fall lösen, und wenn es ihn umbrachte.

Aufgeben stand nicht zur Debatte, das gab fünf Punkte Abzug auf der Männlichkeitsskala – wenn nicht sogar noch mehr.

Dean biss die Zähne zusammen und knurrte leise, rieb eine der Buchseiten unbewusst zwischen seinen Fingern, bis Sam sich leise räusperte, damit er damit aufhörte, und Dean sah auf, sein Blick traf auf Sams und er lächelte entschuldigend.

Er verspürte ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, als Sam nicht zurücklächelte.

Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, Bobby anzurufen. Und ja, er fühlte sich ein kleinwenig kindisch, weil er deswegen etwas hatte, das man mit viel Phantasie ein schlechtes Gewissen nennen konnte.

Er erhob sich wieder von seinem Stuhl und versuchte, nicht zusammen zu zucken, als er Sams mörderischen Blick sah.

„Ich … uhm … bin gleich wieder da.“

Sein Rückzug aus dem Raum war mit einer Flucht zu vergleichen, und als Dean ein hohes Bücherregal nach dem anderen passierte, fragte er sich im Stillen, ob Sam und er wieder wie gewohnt miteinander umgehen würden, wenn dieser Fall endlich gelöst und vorbei war.

Wenn nicht, wusste er nicht so recht, was er tun würde, aber es würde unter Garantie nicht schön werden, und vermutlich eine Menge Geschrei involvieren.

Dean seufzte, als er den klimatisierten Vorraum der Bibliothek erreicht hatte, und ließ die Tür schon beinahe erleichtert hinter sich ins Schloss fallen.

Er zog sein Handy aus der Hosentasche, wählte Bobbys Nummer und schloss die Augen, während er dem Freizeichen lauschte und darauf wartete, dass Bobby das Gespräch annahm. Es dauerte ein Weilchen, und Dean begann sich eben zu fragen, ob Bobby möglicherweise gerade damit beschäftigt war, dem Bösen den Tag zu versauen, als er endlich die raue Stimme des anderen Jägers am anderen Ende der Leitung vernahm. „Ja?“

„Ich bin’s Bobby, Dean.“

Er hörte Bobby leise grummeln und zog die Augenbraue in die Höhe.

„Stör ich bei irgendwas?“

Bobby schnaubte. „Beim Mittagessen, du Genie. Was willst du?“

Dean hörte ehrliches Interesse unter der Ungeduld und entspannte sich ein wenig.

„Wir haben ein weiteres Opfer befragt, aber das hat uns auch nicht wirklich weiter gebracht. Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dir wäre etwas eingefallen, was uns weiter helfen würde.“

Bobby seufzte, und Dean wusste dass seine Hoffnungen enttäuscht werden würden. Er brauchte frische Luft.

Dean setzte sich in Bewegung und verließ das Gebäude, hörte Bobby zu, wie der ihm erklärte, dass es verschiedene mögliche Ursachen für ihr Problem gab, hörte ihn von Besessenheit, Gestaltwandlern, bösen Zwillingen, Hexenzirkeln und Voodoo sprechen, und Dean wusste, dass Bobby wusste, dass er über diese Dinge Bescheid wusste, also unterbrach er ihn nicht ein einziges Mal und hörte einfach nur zu.

Bobby kam zum Ende, Dean bedankte sich für seine Hilfe, und er hörte Bobby über die Distanz von fünf Staaten hinweg zögern, bevor er die unausweichliche Frage stellte.

„Dean, was ist los mit dir? Du benimmst dich nicht wie du selbst.“

Dean grinste schief.

„Da solltest du erstmal Sam erleben.“

Bobby blieb einen Moment lang still, dann ließ sein nächster Satz Dean überrascht die Augen aufreißen.

„Soll ich kommen und mir die Sache aus der Nähe ansehen?“

Dean war sprachlos, zumindest für zehn Sekunden, dann lächelte er ein wenig.

„Danke, Bobby, aber das ist nicht nötig. Sam und ich sind keine kleinen Jungs mehr, die Onkel Bobby als Schlichter brauchen, wenn sie sich gestritten haben …“

Deans Stimme war rau und er räusperte sich leise, hoffte, dass Bobby nichts bemerkt hatte.

„Nein, ihr seid zwei Halbstarke, die einen Ringrichter brauchen, damit sie sich nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen“, erwiderte Bobby trocken. „Richte Sam aus, dass er sich ruhig auch mal melden kann. Oder gib ihn mir am Besten, dann sage ich ihm das persönlich.“

Dean schaffte es nicht, ein leichtes Lächeln zu unterdrücken.

„Ich fürchte, Sam ist beschäftigt. Aber ich werde es ihm ausrichten. Danke, Bobby. Bis dann.“

Dean schob sein Handy zurück in seine Hosentasche, beschloss im Stillen, dass er und Sam Bobby einen Besuch schuldig waren, sobald dieser Alptraum ein Ende hatte, und ging zurück in das Bibliotheksgebäude.

Die klimatisierte Luft im Inneren war abgestanden und Dean fühlte sich ungewohnt klaustrophobisch, während er zurück zu dem Tisch ging, an dem er Sam eben zurückgelassen hatte.

Er passierte eine Reihe leerer Tische, die ein oder andere Person blickte auf, als er an ihr vorbei ging, und dann war er am Ende der Reihe angekommen und stellte fest, dass Sam nicht da war.

Dean unterdrückte das leichte Gefühl von Panik in seiner Brust und machte kehrt, lief erneut die Tische ab, identifizierte den ihren an der Auswahl von Büchern, die sie auf ihm verstreut hatten, und setzte sich.

Sam war bestimmt nur zur Toilette gegangen.

Gut, das letzte Mal, als Dean das angenommen hatte, war er von einem Satyr entführt worden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass das noch ein zweites Mal geschehen war, war so verschwindend gering, dass Dean sich problemlos einreden konnte, dass alles in Ordnung war.

Zumindest eine Viertelstunde lang.

Als Sam auch dann nicht zurückgekommen war, erhob Dean sich mit erzwungener Ruhe von seinem Stuhl und ging zu den Toiletten.

Auch dort war Sam nicht aufzufinden, und Dean wurde schlecht.

Wieso?

Wieso immer er?

Er zog sein Handy aus der Hosentasche, um Sam anzurufen, wählte die Nummer und lauschte dem Freizeichen bis die Mailbox sich anschaltete, und er den Impuls unterdrücken musste, sein Mobiltelefon gegen einen der Badezimmerspiegel zu werfen.

Sein eigenes Gesicht starrte ihm entgegen, wütend und zu Tode besorgt zur gleichen Zeit, und Dean atmete ein paar Mal tief durch, dann ging er gehetzten Schrittes zurück zu ihrem verwaisten Tisch.

Erst jetzt bemerkte er, dass die Bücher, die Sam durchgesehen hatte, nicht mehr darauf lagen, und dass auch Sams Laptoptasche nicht mehr neben seinem leeren Platz stand.

Konfrontation

Schönen guten Tag auch, ihr Lieben!
 

Bin etwas spät dran diesmal, ich weiß, aber Animexx (das Drecks-Mexx, wie ich es auch gerne nenne) war die letzten Tage wohl etwas überstrapaziert … und als ich gestern das neue Kapitel online stellen wollte, war es mal wieder scheintot.

Ist also alles nicht meine Schuld, und ich hoffe Mexxchen kriegt das bald gebacken, das macht nämlich so langsam keinen Spaß mehr.
 

Wo wir gerade von Spaß reden: Ich hatte gestern wieder welchen, also, beim Schreiben. Freut euch also auf das nächste Kapitel!

Bevor ihr euch dem aktuellen widmet, begrüßt doch noch schnell die kakashisan, die sich als neuer Gast in meinem Traumschloss einquartiert und mir einen sehr schönen Kommi geschrieben hat!

Vielen Dank dafür!

Und ja, ich bin ein wenig … müde. Sonst würde das hier ganz bestimmt eloquenter ablaufen.

Hoffentlich beim nächsten Mal wieder.
 

Und jetzt ran an den Speck!
 

moko-chan
 


 

Dean knallte die Tür des Motelzimmers zu und starrte Sam fassungslos an.

„Bist du total bescheuert?!“

Dean war gleichzeitig so unglaublich wütend und so unsagbar erleichtert, dass er nicht wusste, ob er Sam küssen oder verprügeln sollte.

Sam begegnete seinem inneren Konflikt mit einem unbeteiligten Blick, dann wandte er sich wieder dem Bildschirm seines Laptops zu.

Dean ballte seine Hände so fest zu Fäusten, dass sich seine kurz geschnittenen Fingernägel in seine Handflächen bohrten.

Sam zu küssen kam jetzt definitiv nicht mehr in Frage.

„Hallo?! Ich REDE verdammt noch mal mit dir! Wie kannst du so einfach verschwinden?! Hast du eine Ahnung, was für verfickte Sorgen ich mir gemacht habe?!“

Dean konnte sich gerade noch so beherrschen, seine Lautstärke auf ein erträgliches Maß zu dämpfen, aber als Sam nicht reagierte und sich stattdessen weiter mit seinem Laptop beschäftigte, hakte etwas in ihm aus.

„Was zum Teufel ist los mit dir, Sammy?!“

Das brachte ihm endlich Sams Aufmerksamkeit ein, und Dean wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als Sam seinen Laptop schon beinahe beiseite warf, vom Bett aufsprang, ein paar hastige Schritte auf ihn zu machte und sich zu seiner vollen Größe vor ihm aufbaute. „Nenn mich verdammt noch mal nicht Sammy!“

Dean starrte ihn an.

„Das ist NICHT das Problem, Herrgott noch mal! Was geht bloß in deinem Kopf vor sich?! Du musst dir doch denken können, dass ich mir Sorgen mache, wenn du einfach so verschwindest!“

Die einsame Fahrt von der Bibliothek bis zum Motel hatte Dean in einen Zustand zittriger Panik versetzt, er hatte mehrfach versucht, Sam per Handy zu erreichen, und dass er und der Impala noch in einem Stück waren, hatte mit Glück nichts mehr zu tun. Das war Können – zumindest redete Dean sich das ein.

„Gott, Dean, ich bin erwachsen, verdammt noch mal! Ich muss dir jawohl nicht jedes Mal Bescheid sagen, wenn ich irgendwo hin will!“

Dean verengte die Augen zu Schlitzen.

„Doch, genau das musst du! Und wenn du nicht so ein verdammter Idiot wärst, dann würdest du das auch verdammt noch mal einsehen!“

Dean wich nicht zurück, als Sam ihn an den Schultern packte, er stemmte sich seinem Griff entgegen und begegnete Sams wütendem Blick mit sturer Unnachgiebigkeit.

„Ach, jetzt bin ich der Idiot von uns Beiden, ja? Nur weil ich keinen Bock hatte, wie bestellt und nicht abgeholt in der miefigen Bibliothek darauf zu warten, dass du deinen Arsch zu mir zurück bewegst?!“

Deans Kiefermuskeln arbeiteten, und er hielt einen Moment die Luft an.

„Also das ist es, ja? Du hattest nicht die Geduld, für fünf Minuten auf mich zu warten?!“

Sams Hände an seinen Schultern drückten fester zu, so dass es wehtat, und Sams Blick hätte ausgereicht, einen normalen Menschen panisch schreiend davon rennen zu lassen. Dean war kein normaler Mensch. Dean war ganz außergewöhnlich stur.

„Vollkommen richtig. Ich hatte keine Lust, auf dich zu warten. Ich hab die Schnauze voll davon. Ich hab die Schnauze voll von diesem ganzen sinnlosen Fall! Wir drehen uns die ganze Zeit nur im Kreis, Dean! Und wenn du nicht so verdammt verbohrt wärst, dann würdest du das auch einsehen und nicht länger versuchen, Menschen zu helfen, denen du nicht helfen kannst!“

Deans Blick wurde kalt und leer.

„Was willst du damit sagen?“

„Dass es verdammt noch mal Zeit wird, dass wir hier verschwinden! Wir haben uns geirrt, Dean. Wir haben keinen Fall. Die Irren in dieser Stadt haben es ganz alleine geschafft, ihren Verstand zu verlieren.“

Sam klang, als sei das alles, nur nicht sein Problem, und Dean wollte ihn schütteln, aber der schmerzhafte Druck von Sams Händen an seinen Schultern hielt ihn davon ab.

„Und Lindsey? Wie erklärst du, dass ein Kind so etwas tut?“

Sam zuckte lediglich mit den Schultern.

„Sowas passiert eben.“

Dean brauchte einen Moment, bis er tatsächlich verstanden hatte, was Sam da gesagt hatte.

„Sowas passiert eben?!“ wiederholte er ungläubig, und seine Stimme war zu laut, zu hart, aber das kümmerte ihn nicht.

Er schlug endlich Sams Hände von seinen Schultern, packte ihn am Ärmel und zerrte ihn ins Badezimmer und vor den Spiegel über dem Waschbecken.

„Was zum Teufel ist mit dir passiert, Sam? Kannst du so etwas sagen und deinen eigenen Anblick ertragen?! Kannst du das?! Kannst du noch sagen, wer du bist?!““

Deans Blick begegnete Sams im Spiegel, und Sam antwortete nicht, dann sah Dean, wie er sich selbst in die Augen sah und jeglicher Ausdruck aus ihnen verschwand.

„Ich muss mich nicht selbst im Spiegel betrachten, um zu wissen, wer ich bin.“

Sams Stimme war leise, kalt und beherrscht, und er drehte sich geschmeidig zu Dean um und legte seine Hände um Deans Hals.
 

Als Dean zu sich kam, war es dunkel, ihm war kalt, und als er leise ächzte und schluckte, tat es mehr weh, als es sollte.

Er brachte seine Hände zu seinem Hals, strich vorsichtig über seine Haut und zuckte zusammen. Warum zum Teufel tat das so weh?

Dann fiel ihm wieder ein, wie Sams Hände sich um seinen Hals geschlossen hatten, wie alles Kratzen und Treten von seiner Seite aus nicht das Geringste bewirkt hatte, bis seine Sicht verschwommen, und es dunkel um ihn geworden war.

Dean blieb liegen, wo er war, auf den kalten, harten Fliesen, schloss seine Augen und ignorierte die Nässe in seinen Augenwinkeln, die sich ihren Weg seine Wangen hinab bahnte.

Er war ein verdammter Idiot.

Er hätte sofort merken müssen, dass mit Sam etwas nicht stimmte – er hatte es verdammt noch mal gemerkt, aber er hatte es nicht sehen wollen, hatte es auf den Stress mit ihrem Fall geschoben, auf Frustration und überreizte Nerven.

Und jetzt war Sam weg, und Dean hatte keine andere Wahl, als sich auf die Suche nach ihm zu machen, nach ihm zu jagen, als sei er nicht mehr für ihn als die übliche Beute, eine weitere Trophäe an seiner Wand.

Nicht, dass Dean diese Art von Jäger gewesen wäre.

Dean riss sich zusammen und stand auf, sein ganzer Körper schmerzte vom zu langen Liegen auf dem harten Boden, und sein Brustkorb fühlte sich an, als sei er zu klein für ihn geworden, als würde er noch immer langsam und qualvoll ersticken.

Dean ignorierte das Gefühl, stellte sich vors Waschbecken, drehte das kalte Wasser auf und wusch sich das Gesicht, bis seine Haut sich anfühlte wie eine starre, reglose Maske.

„Ich krieg das hin“, versuchte er, sich selbst einzureden. „Kein Problem. Ich krieg das hin.“

Dean griff nach einem Handtuch, trocknete sich das Gesicht und starrte sich dabei selbst im Spiegel an.

‚Ich muss mich nicht selbst im Spiegel betrachten, um zu wissen wer ich bin.’

Die Erinnerung an Sams Worte dröhnte durch seinen Kopf, und Dean schluckte trocken und starrte auf die Würgemale an seinem Hals.

Was auch immer mit Sam los war, er würde dafür sorgen, dass es aufhörte.

Dean verließ das Badezimmer, schloss die Tür hinter sich mit einer bewussten, kontrollierten Bewegung und zog sich seine Lederjacke an.

Was auch immer er tat, er musste ruhig bleiben. Was logisches Denken und das Schmieden von Plänen jeglicher Art anging, war Sam ihm überlegen, und wenn er den Kopf verlor, war da nichts, was er Sams (bösem) Genie entgegensetzen konnte.

Dean zweifelte einen Moment ernsthaft daran, dass er diese Sache gewinnen konnte, dann verdrängte er diesen Gedanken.

Natürlich würde er gewinnen, ganz einfach deswegen, weil er es musste.

Er dachte darüber nach, eine Waffe einzustecken, wägte Für und Wider gegeneinander ab, und entschloss sich schließlich dagegen.

Was auch immer passieren würde, er würde nicht riskieren, Sam ernsthaft zu verletzen. Dann doch lieber verlieren.

Dean atmete tief durch, packte sich eine Tasche mit den Dingen voll, die er zu benötigen glaubte, und hievte sie schließlich über seine Schulter.

Ihm war schlecht.

Sein Magen fühlte sich an, als hätte er nicht nur zu viel gegessen, sondern zu viel von Etwas, das schon lange verdorben war, und er versuchte, den allgegenwärtigen Würgreiz zu ignorieren, und stattdessen zu überlegen, was genau er jetzt tun würde.

Er musste Sam finden, so viel stand fest. Sam mochte tollpatschig und absolut unfähig sein, für sich selbst zu sorgen, aber er war außerdem ein Riese, der mehr über Kampftechniken und Selbstverteidigung, Waffen und okkulte Praktiken wusste, als Dean lieb sein konnte.

Der gute Sam war das Beste, was dieser Welt – inklusive Dean – passieren konnte, der böse Sam wäre fähig, einen Schaden irreparablen Ausmaßes anzurichten.

In der Welt und bei Dean.

Besonders bei Dean.

Dean verließ ihr Motelzimmer, blickte sich um und stellte fest, dass Sam den Impala genommen hatte.

Alles, was Dean bisher empfunden hatte, ertrank in einer Welle heißen Zorns, und er konnte sich noch gerade so beherrschen, nicht die ganze Nachbarschaft daran teilhaben zu lassen.

Er würde Sam verdammt noch mal den Arsch versohlen, bis er grün und blau war.

Er griff den Riemen der Tasche mit seiner Ausrüstung fester und setzte sich in Bewegung. Wenn überhaupt möglich, war er jetzt noch motivierter, Sam zu finden – doppelt so motiviert, wenn man so wollte – und es war sicherlich einfacher, eben das zu tun, wenn er den Impala als Anzeichen für Sams Aufenthaltsort nehmen konnte.

Hoffentlich war er noch in der Stadt und hatte sich nicht einfach auf und davon gemacht.

Dann würde er ihn mit ziemlicher Sicherheit nie im Leben wieder finden.

Dazu hatte Sam viel zu viel von John und ihm gelernt.

Dean klammerte sich also an den winzigen Funken Hoffnung, dass Sam noch immer zuviel von sich selbst in sich hatte, um ihn so kaltherzig zu verlassen und sein neues Dasein als Geißel der Menschheit zu beginnen, und machte sich auf den Weg.

Er wusste selbst nicht so genau, wo er eigentlich hin wollte, lauschte seinem eigenen schweren Tritt auf dem glänzenden, feuchten Asphalt – es musste geregnet haben, während er bewusstlos gewesen war – und versuchte, so gelassen und unauffällig wie möglich von Straßenlampe zu Straßenlampe weiter zu gehen.

Nicht, dass es mitten in der Nacht sonderlich einfach war, sich unauffällig durch eine einsame Gegend zu bewegen – besonders, wenn man 1.85m groß und so wütend wie ein verletzter Wolf war, aber Dean beschloss, sich nicht darum zu kümmern.

Ihn kümmerte de facto so ziemlich überhaupt nichts – ausgenommen Sams Verbleib natürlich.
 

Dean ließ die schwere Tasche von seiner Schulter rutschen und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Telefonmast.

Das hier war das Dümmste, Sinnloseste und, mit ziemlicher Sicherheit, Ermüdendste, das er je getan hatte – und über die Jahre hatte Dean so einiges Dummes und Sinnloses getan. Ermüdend war sonst eigentlich immer nur Sam gewesen.

Sam.

Er hatte Sam nicht gefunden.

Dean schloss für einen Moment die Augen und legte den Kopf in den Nacken.

Natürlich hatte er ihn nicht gefunden.

Dean schlug seinen Kopf gegen das verwitterte Holz in seinem Rücken und stöhnte.

Er war müde und ihm war wieder schlecht, und er hatte nicht die geringste Ahnung, was er jetzt tun sollte.

Er war allein.

Er war allein, und er wollte niemanden um Hilfe bitten, wollte weder Bobby noch sonst jemandem gestehen müssen, dass er Sam verloren hatte, dass er verdammt noch mal nicht die geringste Ahnung hatte, wo er nach ihm suchen sollte, und ob es überhaupt eine Möglichkeit gab, ihm zu helfen.

Dean biss die Zähne zusammen und seine Lippen bildeten eine schmale Linie.

Zur Hölle damit.

Er würde jetzt zurück zum Motel gehen, ein paar Stunden schlafen, und dann würde er weiter suchen, und er würde nicht eher damit aufhören, bis er Sammy gefunden hatte – und wenn es ihn umbrachte.

Das war sein neuer Fall, seine neue Aufgabe, und der aktuelle musste eben so lange ruhen, bis das hier erledigt war.

Dean nickte sich selbst zu, redete sich erfolgreich ein, dass er weder müde war, noch dass ihm die Füße und seine Schulter wehtaten, und setzte sich wieder in Bewegung.

Die Sonne war eben dabei, aufzugehen und er hatte keine Ahnung, wie lange er überhaupt nach Sam gesucht hatte.

Sein Orientierungssinn ließ ihn problemlos zu ihrem Motel zurückfinden, aber der Weg kam ihm erschreckend lang vor, und er wünschte sich mehr als alles Andere, dass Sam da sein würde, wenn er die Tür öffnete, dass er Lächeln würde und alles nur … ja, verdammt, dass alles nur ein böser Traum gewesen war.

Er konnte das hier nicht allein tun.

Er wollte es nicht allein tun.

Und dann erreichte er den Parkplatz des Motels, und das Erste, das er sah, war der Impala, dessen schwarzer Lack unter den ersten schwachen Strahlen der aufgehenden Sonne schwach schimmerte.

Ein Fremder im Spiegel

Ja, ich weiß, ich bin langsam ... tut mir leid.

Werde versuchen, ab jetzt wieder schneller zu schreiben und häufiger zu posten.

Bin guten Mutes, dass das klappen wird, da ich jetzt nicht mehr zu Hause bin und somit auch nicht mehr von meiner Familie in meiner Berufung behindert werde!

Muhaha!
 

Ich grüße ganz herzlichst die vanna, die sich in den Kommis zum letzten Kapitel als neue Leserin geoutet hat, und es doch tatsächlich MIR in die Schuhe schieben wollte, nicht aufgeräumt zu haben. Unmöglich sowas! ^-^

Ich hoffe doch sehr, dass deine Augen inzwischen wieder zu ihrer natürlichen Form zurückgefunden haben, und wünsche dir, sowie all meinen anderen Lesern - Küsschen! - viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

Dean ließ die Tasche von seiner Schulter fallen, und sie landete mit einem dumpfen Laut auf dem harten Asphalt.

Was zum Teufel hatte das denn nun wieder zu bedeuten?

Er blieb eine Weile stehen, wo er war, starrte abwechselnd vom Impala zum dunklen Motelzimmerfenster und wieder zurück, und versuchte, seinem müden Kopf einen Plan abzuringen, was nun zu tun war.

Nun, Dean war noch nie sonderlich gut im Pläneschmieden gewesen, außerdem war ihm jetzt eher danach, die Scheiße aus jemandem rauszuprügeln.

Dean beugte sich hinunter, um die Tasche aufzuheben, die er eben hatte fallen lassen, dann setzte er sich mit entschlossener Miene wieder in Bewegung.

Alles, was zählte, war, dass Sam trotz Allem zu ihm zurückgekommen war.

Dean überquerte den Parkplatz in ein paar schnellen, energischen Schritten, hielt allerdings inne, als er vor der Tür angekommen war.

Ganz egal, was ihn im Inneren des Motelzimmers erwartete, er musste es irgendwie schaffen, Sam zu überwältigen.

Dean wappnete sich, trat die Tür auf, so dass sie krachend gegen die dahinter liegende Wand flog, und blieb wie angenagelt stehen, als er Sam direkt ihm gegenüber mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand lehnen sah, seine Augen so dunkel, als sei er besessen.

„Ich hab auf dich gewartet“, verkündete er mit leiser, ein wenig zu tiefer Stimme, und Dean bekam unwillkürlich eine leichte Gänsehaut.

Sam klang sogar so, als sei er besessen.

„Christo?“ versuchte er es der Ordnung halber, und Sams Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, das nicht seine Augen erreichte.

„Ich bin nicht besessen, Dean.“

Nun, es war einen Versuch wert gewesen.

„Und was ist dann mit dir los, Sam?“ Dean nannte ihn ganz bewusst nicht Sammy. „Du hast verdammt noch mal versucht, mich zu erwürgen.“

Sam schüttelte den Kopf. „Das hab ich nicht. Wenn ich das versucht hätte, dann würdest du jetzt nicht da stehen.“

Sam stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte, kam auf Dean zu, und der hatte gerade noch Zeit, Haltung anzunehmen, bevor ihn der erste Schlag traf und beinahe zu Boden schickte.

Dean schmeckte Blut, biss die Zähne zusammen und warf sich Sam entgegen, rammte ihn mit der Schulter und knurrte, als Sams Faust ihn knapp oberhalb der linken Hüfte traf.

Es tat weh, aber nicht so weh, dass es ihn davon abgehalten hätte, Sam mit dem Rücken gegen die Badezimmertür zu knallen.

„Dafür hast du auf mich gewartet?“ brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Um mir endgültig die Lichter auszublasen?“

Sam lachte leise; es war ein grollender Laut, der tief aus seiner Kehle kam, und Dean erschauderte völlig gegen seinen Willen.

Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um Sams bösen Zwilling attraktiv zu finden.

„Eigentlich hatte ich vor, dich zu ficken – aber das hier ist auch nicht schlecht … und ficken kann ich dich auch noch, wenn ich dich bewusstlos geprügelt habe.“

Deans Faust fand Sams Gesicht so zielsicher, als sei es mit Leuchtmarkierungen versehen.

„Wir werden sehen, wer hier wen bewusstlos prügelt!“

Ein scharfer rechter Haken von Sam ließ ihn durch die Luft segeln und auf dem Rücken aufschlagen, und für einen grausigen Moment wurde alle Luft aus seinen Lungen gepresst.

Dean stöhnte, und kämpfte gegen das Bedürfnis an, sich seiner Erschöpfung und seinen Schmerzen zu ergeben, dann hörte er Sams schweren Schritt auf dem Motelzimmerfußboden.

Jetzt war definitiv der falsche Zeitpunkt, hier dumm in der Gegend rumzuliegen.

Dean rollte sich auf den Bauch, stützte sich mit den Armen hoch und ging auf die Knie, um aufzustehen, und im nächsten Moment bohrte sich eine Schuhspitze in seine Milz, und Deans Stirn schlug auf den harten Boden auf.

„Scheiße, Sammy!“

Eine große, viel zu kräftige Hand packte ihn im Nacken, riss gleichermaßen an seinem Haar wie dem Kragen seines Hemdes und zerrte ihn unbarmherzig in die Höhe.

„Ich weiß nicht, wie oft ich dir das noch sagen muss, bevor du es begreifst“, Sams Stimme war jetzt so tief, dass Dean nicht mehr den Menschen, mit dem er aufgewachsen war, aus ihr heraus hörte. „Es heißt Sam.“

Nun, Sam hatte nicht damit gerechnet, dass diese Äußerung Dean so wütend machen würde, dass er ihm mit einem scharfen linken Haken beinahe die Nase brach.

Sams Griff an seinem Nacken löste sich, als er zurück taumelte, und Dean nutzte die Gelegenheit und rammte ihm seine Fäuste in schneller Abfolge in den Magen, bevor er einen letzten, harten Schlag gegen Sams linke Schläfe ausführte.

Er sah das unnatürliche Leuchten in Sams Augen nachlassen, sah ihn mit dem Rücken gegen die Wand fallen und blickte sich hektisch nach der Tasche um, die er irgendwann zwischen seinem Eintreten und Sams Angriff hatte fallen lassen.

Er zog mit zitternden Händen den Reißverschluss auf und nahm die Flasche Chloroform heraus, die zu seiner Erleichterung weder beim ersten, noch beim zweiten eher abrupten Kontakt der Tasche mit dem Boden kaputt gegangen war, schüttete mehr als eilig etwas von ihrem Inhalt auf ein Stück Stoff, das er ebenfalls aus der Tasche gezerrt hatte, und kroch damit auf Sam zu, der noch immer benommen an der Wand lehnte.

Erst als Sams Körper in seinen Armen schlaff wurde und sein Kopf gegen seine Schulter fiel, erlaubte Dean es sich, die Augen zu schließen und seiner Kehle ein erleichtertes Stöhnen entkommen zu lassen.

Der erste Schritt war getan.
 

Als Sam die Augen aufschlug, war Deans linker Fuß eingeschlafen, und sein Hintern schmerzte vom zu langen Sitzen auf einem unbequemen Stuhl, aber er ließ sich nichts anmerken.

Die letzte halbe Stunde über hatte er sich gefragt, ob er es irgendwie geschafft hatte, Sam mit dem Chloroform in eine Art Koma zu versetzen, und war ein wenig panisch geworden, aber jetzt war Sam wach und starrte ihn böse an, und Dean fand, dass er aufhören konnte, sich deswegen Sorgen zu machen.

„Willkommen zurück, Sammy.“

Dean nannte ihn ganz bewusst bei diesem Namen, veränderte leicht seine Haltung auf dem unbequemen Stuhl, und Sam begann, sich auf seinem eigenen Stuhl zu regen, dann merkte er, dass Dean ihn gefesselt hatte, und bedachte ihn mit einem mordlüsternen Blick.

„Mach mich sofort los.“

Die Drohung in seiner Stimme konnte schon nicht mehr als unterschwellig bezeichnet werden, sie war so eindeutig, dass Dean die Worte „Ich werde dich umbringen“ quasi hören konnte – aber vielleicht spielte ihm da auch sein übermüdeter Verstand einen Streich.

„Das kann ich leider nicht machen, Sammy.“

Der Anblick, wie Sam seine Augen zu Schlitzen verengte, löste eine entschieden unangebrachte Emotion in Dean aus, und es half ihm nicht wirklich, dass ihn der Umstand, dass er Sam an einen Stuhl gefesselt hatte, erschreckend erregend fand.

Vielleicht hätte er damit rechnen sollen, immerhin hatte ihn der Anblick von Sam, ans Bett gefesselt, mehr als nur einen Effekt auf seinen Körper gehabt.

Wie auch immer, jetzt war entschieden der falsche Moment, über sowas nachzudenken.

„Und warum nicht?“ presste Sam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und Dean fiel wieder ein, dass hier ja so etwas wie eine Unterhaltung von statten ging.

„Öhm … vielleicht, weil du versucht hast, mich umzubringen?“

Es fiel Dean nicht wirklich schwer, seine wahren Gefühle hinter einer Maske zynischer Gleichgültigkeit zu verstecken, er grinste sogar ein bisschen, um seiner Rolle gerecht zu werden.

„Ach Dean – komm schon …“

Sam klang auf einmal sehr viel weniger wütend und mordlüstern, dafür aber auf eine beunruhigende Art … anzüglich.

„… Gib doch zu, dass dir das gefallen hat. Du magst es, wenn ich die Dinge in die Hand nehme.“

Dean blinzelte und musste sich räuspern. Dieses Gespräch schien in eine unerwartete Richtung abzudriften.

„Tue ich das?“

Sam nickte, langsam und mit einem Grinsen in den Mundwinkeln, das Dean direkt in die Lenden zielte.

„Oh jah … wie du dich an mich geklammert und um mehr gefleht hast … das war einfach zu heiß …“

Dean musste einen Augenblick zu Boden starren. Sollte das etwa heißen, dass -?

Oh, verdammt.

„Du sagst mir jetzt, was mit Sammy passiert ist, und dann machen wir das rückgängig!“

Dean hatte eigentlich nicht schreien wollen, aber irgendwie fühlte er sich dazu berechtig. Er hatte verdammt noch mal jemand … etwas Anderes als Sammy an seinen Hintern gelassen!

„Passiert?“ Sam leckte sich über die Lippen. „Was soll denn passiert sein? Ich bin immer noch ich. Alles ist wie immer.“

Dean brauchte nicht in den Spiegel zu sehen und die Würgemale an seinem Hals betrachten, um zu wissen, dass es das nicht war.

„Mach mich endlich los, Dean. Ich verspreche auch, dir nicht weh zu tun – zumindest nicht allzu sehr – und dann können wir ausprobieren, wie lange ich dich ficken kann, bevor du ohnmächtig wirst.“

Dean schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, als würde das helfen, das Gefühl von Seekrankheit in seiner Magengegend zu bekämpfen.

Er fing an, diese böse, böse Version von Sammy wirklich unsympathisch zu finden.

„Nein?“

Sam lachte leise, und Dean bekam so etwas Ähnliches wie eine Gänsehaut.

„Nein. Ganz bestimmt nicht.“

Dean durchsuchte sein Hirn fieberhaft nach etwas, was diesen falschen Sam dazu bringen würde, mit ihm zu kooperieren, etwas, das zu ihm durchdrang und ihm vor Augen führte … Dean schüttelte erneut den Kopf.

Der Typ hatte versucht, ihn zu erwürgen … oder ihn zumindest auf höchst unsanfte Art zum Schweigen gebracht.

Der würde nicht kooperieren.

„Was jetzt, Dean? Bist du schon mit deinem Latein am Ende? Naja … du warst ja noch nie der Hellste.“

Dean zog die Augenbrauen zusammen und beschloss, nichts darauf zu erwidern. Ehrlich gesagt, hätte er sowieso nicht gewusst, was auf so etwas zu erwidern war.

Dieser böse Sam war ein Arschloch.

Dean wünschte nur, er wäre helle genug, um darauf zu kommen, was genau mit Sam nicht stimmte, oder zumindest, wann genau er angefangen hatte, sich in Arschloch-Sam zu verwandeln.

Dean knurrte leise.

Er wollte doch einfach nur seinen alten Sammy zurück. Den, der Kaffee mit viel zu viel Milch trank, nie ein böses Wort in den Mund nahm und Angst vor Clowns hatte.

Dean blinzelte. Clowns. Der Jahrmarkt. Das Spiegelkabinett. Bobbys Vortrag über böse Zwillinge.

Natürlich!

Deans Mund verzog sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln und er seufzte leise.

Arschloch-Sam hatte Recht. Er war wirklich nicht der Hellste.

Was hatte Bobby noch gleich gesagt, wie man solch einem Problem zuleibe rückte?

„Man muss ihnen einen Spiegel vorhalten und sie bei ihrem Namen rufen.“

Das sollte er hinkriegen.

Dean stand endlich von seinem Stuhl auf und versuchte, das garstige Kribbeln zu ignorieren, das von seiner linken Pobacke in seinen Oberschenkel ausstrahlte. Wann genau war die denn eingeschlafen?

Er spürte Sams Blick auf sich ruhen, als er in Richtung Badezimmer humpelte – sein Fuß kribbelte beinahe noch mehr als sein Hintern – und auch, wenn er für gewöhnlich nicht das geringste Gespür für Präsenzen jeglicher Art hatte, war Dean sich ziemlich sicher, dass dieser Blick nicht gerade freundlich war.

Schlau wie er war, wusste Arschloch-Sam vermutlich, was ihm blühte.

Dean nahm den Badezimmerspiegel von der Wand – genauer gesagt riss er ihn geradezu aus seiner Halterung – und schleppte ihn zurück zu Sam ins Schlafzimmer, der auch prompt ein wenig nervös wirkte und an seinen Fesseln zu zerren begann, als Dean sich direkt vor ihm postierte, den Spiegel auf Sams Augenhöhe in den Armen.

„Was soll der Scheiß?!“

Dean versuchte, das grässliche Kribbeln in seinem eingeschlafenen Fuß zu ignorieren, und nahm eine etwas standfestere Pose ein, was eine dumme Idee war, weil die Bewegung seinen Hintern so schrecklich zum Kribbeln brachte, dass er ein höchst unangebrachtes Quietschen nur schwer unterdrücken konnte.

Aber ein Dean Winchester quietschte nicht. Niemals.

Dean hob den Spiegel etwas höher und setzte sein ‚Du bist ja mal sowas von fällig’ Gesicht auf.

Gleich, gleich würde er seinen Sammy wieder haben.

„Das wirst du ja gleich sehen, Sa-mu-el“, beantwortete er Sams Frage, und ja, er grinste gehässig dabei, aber das konnte man ihm ja wohl kaum verdenken, genau so wenig, dass er Sams Vornamen bewusst in die Länge zog und jede einzelne Silbe betonte.

Wenn er ehrlich war, erwartete er jetzt einen kleinen aber feinen Spezialeffekt.

Vielleicht ein kurzes Aufleuchten oder ein Funkenregen?

Gott, er brauchte Schlaf.

Sam blickte in den Spiegel, dann blickte er ausdruckslos zu Dean auf.

„Und was genau werde ich sehen?“

Okay. Blöd.

Wieso funktionierte das jetzt nicht?

Wenn er jetzt Bobby anrief, um nachzufragen, würde Arschloch-Sam ihn bestimmt auslachen, und das stand ja mal so gar nicht zur Debatte.

Irgendwas musste er falsch gemacht haben.

Schritt für Schritt

Sooo, diesmal präsentiere ich euch das neue Kapitel ohne lange Vorrede, dafür aber mit einem extra lieben Gruß an Zoso und die anderen Kommischreiber!
 

Ich bin nach wie vor ganz begeistert, wie viele treue Leser ich doch habe, und muss euch doch jetzt mal gestehen, dass ich ohne euch schon längst aufgehört hätte, an dieser Endlosgeschichte weiter zu schreiben.
 

Ihr seid fabelhaft, alle miteinander!
 

moko-chan
 


 

Dean starrte blicklos an die gegenüberliegende Wand und versuchte, sich zu konzentrieren, versuchte, sich daran zu erinnern, was genau Bobby ihm über böse Zwillinge erzählt hatte, wo zum Henker der Fehler in seiner Vorgehensweise lag.

Er hatte Sam einen Spiegel vorgehalten, hatte ihn bei seinem Namen genannt – allzu viel konnte man da doch eigentlich nicht falsch machen.

Dean hörte Sam leise lachen und musste sich doch schwer zusammenreißen, ihm keine zu verpassen.

„Sei still!“ brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und ließ beinahe den Spiegel fallen, als Sam einen energischen, wenn auch erfolglosen Versuch unternahm, ihn zu treten.

Der Stuhl knarrte hilflos unter Sams gewalttätiger Attacke, hielt ihr jedoch grimmig stand, und Dean atmete auf.

Welch ein Glück, dass er daran gedacht hatte, Sams enorm lange Beine genau so an den Stuhl zu fesseln wie seine Arme und Hände.

„Was auch immer du vorhast“, Sams Stimme klang weniger amüsiert als herablassend, „wird nicht funktionieren. Ich bin weder besessen noch sonst irgendwas, Dean. Gott, ich hätte wissen sollen, dass du überreagieren würdest, bloß weil ich mich nicht mehr wie ein verdammter Hund von dir herumkommandieren lasse!“

Dean machte sich nicht die Mühe, Sam daran zu erinnern, dass er keineswegs überreagierte – Sam hatte ihn verdammt noch mal gewürgt – aber er hatte die dunkle Ahnung, dass Arschloch-Sam selbst dafür irgendeine abstruse Erklärung finden würde.

Er durfte sich nicht von ihm ablenken lassen.

Böse Zwillinge … Spiegel … bei ihrem Namen nennen …

Deans Kopf rauchte.

Es war kein Zufall, dass Sammy für gewöhnlich für die Denkaufgaben zuständig war.

Und dann stand Sam plötzlich vor ihm – über ihm, weil er so viel größer war – und verdammt, warum hatte er nicht daran gedacht, Sam nach Messern zu durchsuchen?

Es war doch vollkommen selbstverständlich, dass auch Sams böser Zwilling wusste, wie man sich in einer Notsituation von seinen Fesseln befreite, ohne die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zu lenken.

Der Spiegel fiel aus seinen Händen zu Boden, zerbarst in Dutzende von Scherben, und Dean taumelte ganz automatisch – wenn auch reichlich unelegant – rückwärts, um sich nicht zu schneiden, während Sam in eindeutig bedrohlicher Haltung auf ihn zu kam und das Knirschen der Scherben unter seinen Füßen nicht einmal peripher wahrzunehmen schien.

Dean unterdrückte ein gequältes Stöhnen.

Er war müde, alles tat ihm weh, und … und er wollte seinen Sammy wieder haben.

Wieso musste er sich denn jetzt schon wieder mit ihm prügeln?

Hatte er in der letzten Zeit irgendwas gemacht, um die rachelüsterne Irre mit dem Laptop zu verstimmen?

Der Gedanke verflüchtigte sich, wurde gleichsam aus Dean herausgeschlagen, als Sams Faust sein Kinn traf und er mit dem Rücken an die Badezimmertür knallte.

Wie oft denn noch?

Dean tauchte nach unten links ab, wich einem weiteren wuchtigen Schlag aus, und er war sich ziemlich sicher, dass Sams Faust eine Delle in der billigen Holzverkleidung der Tür hinterlassen hatte – zumindest wenn man dem dumpfen Knall und Sams verbissenem Grollen auch nur ein kleinwenig Vertrauen schenken durfte.

Dean nutzte den Moment, in dem Sam von dem pochenden Schmerz in seiner Hand abgelenkt war, duckte sich und rammte Sam mit seiner rechten Schulter in den Magen.

Sam keuchte, fiel hintenüber und Dean landete mit ihm mitten in den Scherben des zerbrochenen Spiegels.

Oh Gott, hoffentlich hatte Sam sich nicht ernsthaft verletzt.

Dean riss die Augen auf und hob den Kopf, starrte Sam ins Gesicht, um zu überprüfen, ob er bei Bewusstsein war, und Sam WAR bei Bewusstsein, starrte zurück und Dean schluckte trocken.

Er versuchte, sich aufzurichten, seine Handflächen kamen in Kontakt mit einigen der Spiegelscherben, die sich sofort in sein Fleisch bohrten, und er zuckte zusammen, dann legten sich Sams Hände um seinen Hals.

Schon wieder.

„Du hättest mich ausschalten sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest“, drang Sams eiskalte Stimme an sein Ohr, und Dean hätte jetzt nur zu gern einen unpassenden Scherz gemacht, aber erstens fiel ihm keiner ein, und zweitens glaubte er nicht, dass er auch nur einen Ton herausbringen hätte können, selbst wenn er es gewollt hätte.

Sams riesige Hände umspannten seinen Hals vollständig, und Deans Blick waberte für einen kurzen Augenblick von Sams Gesicht weg und zu den Spiegelscherben, die um dessen Kopf herum lagen.

Er erblickte sich selbst, seine Augen weit aufgerissen und blutunterlaufen, dann schlossen Sams Hände sich fester um seinen Hals, Dean gab einen erstickten Laut von sich, und endlich, endlich fiel ihm ein, was er falsch gemacht hatte.

Er musste den bösen Zwilling bei SEINEM Namen nennen – nicht bei Sams.

Zumindest hoffte er, dass es das gewesen war.

Seine rechte Hand schloss sich um eine etwas größere Scherbe, er ignorierte die Wärme seines Blutes, als sie durch seine Haut schnitt, und hob sie in die Höhe und vor Sams Augen.

Das Problem war jetzt nur, dass er nicht wirklich dazu in der Lage war, überhaupt irgendwas zu sagen, geschweige denn den Namen von … Arschloch-Sam.

Dean gurgelte leise, seine Lippen formten ein Wort, und Sam zog ihn tatsächlich dichter an sich heran und lockerte den Griff um seine Luftröhre.

„Ein paar letzte Worte?“

Dean verschwendete keine Zeit und sprudelte sofort das eine Wort heraus, von dem er glaubte, dass es seine Probleme lösen konnte: „Lemuas!“

Sam blinzelte verwirrt, und Dean korrigierte sich hastig: „Leumas!“

Sam zuckte zusammen, seine Hände fielen von Deans Hals und sein Blick war wie an sein Spiegelbild in der Scherbe in Deans Hand gefesselt.

„Leumas“, wiederholte Dean etwas sanfter und war dankbar über jedes Bisschen Luft, das zurück in seine Lungen strömte.

„Leumas.“

Er wiederholte den Namen immer und immer wieder, bis Sams Blick schließlich leer wurde, seine Pupillen sich weiteten, als sei er betrunken und sein Mund sich zu einem tonlosen „Oh“ öffnete.

„Dean?“

Ja, das klang wieder nach seinem Sammy.

„Hast du dir wehgetan?“ fragte er rau – seine Stimmbänder schmerzten – und Sam schüttelte den Kopf und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.

„Was ist passiert?“

Dean erwiderte nichts, stand auf und reichte Sam eine helfende Hand, um ihn auf die Beine zu ziehen.

„Du erinnerst dich nicht?“ fragte er schließlich, trat hinter Sam, um seinen Rücken auf Schnittverletzungen zu inspizieren und war erleichtert, davon nur wenige zu entdecken.

Sam drehte sich zu ihm um, sein Gesichtsausdruck ein Ebenbild höchster Verwirrung, und Dean fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

Jetzt war keine Zeit für große Erklärungen.

Sie mussten zu diesem verdammten Jahrmarkt fahren, das Spiegelkabinett zerstören und herausfinden, wer für diese ganze Misere verantwortlich war.
 

Dean trommelte mit den Fingern rhythmisch aufs Lenkrad des Impalas, konzentrierte sich verbissen auf die Klänge von Blue Öyster Cult’s „Psychic Wars“ und nicht etwa auf den pochenden Schmerz, der von seinen zerschnittenen Handflächen ausging – oder auf Sams fragenden Hundeblick, der sich seit mindestens zehn Minuten beständig in seine rechte Gesichtshälfte fräste.

„Was … was ist das da an deinem Hals?“ wagte Sam schließlich zu fragen, und Dean schluckte unbehaglich und biss die Zähne zusammen.

„Fingerabdrücke“, antwortete er leise und fasste das Lenkrad des Impalas noch ein wenig fester, was dumm war, wirklich dumm. Blöde Schnittwunden.

„Hab – hab ich das getan?“

Sams Stimme war tonlos, und Dean konnte nicht wirklich sagen, was in ihm vor sich ging, dann BEFAHL Sam ihm plötzlich, sofort anzuhalten.

Dean drehte ihm den Kopf zu, starrte ihn an, und Sam starrte ernst zurück, und wiederholte den Befehl. „Halt sofort an!“

Dean war zu perplex, um sich zu widersetzen, fuhr rechts ran und brachte den Motor des Wagens zum Stillstand.

„Was ist denn los?“ fragte er ungeduldig, und japste überrascht, als Sam seine Arme um ihn schlang und ihn an sich zog.

„Es tut mir so leid … so leid …“

Diesmal war Sams Stimme alles Andere als tonlos, sie war belegt und tränenerstickt und Dean musste einmal tief durchatmen, als er den Beweis dafür, dass Sam tatsächlich weinte, an seiner Halsbeuge spürte.

Er hob die Hand, um Sam beruhigend im Nacken zu kraulen und erwiderte nichts, wusste nicht, wie er Sam trösten sollte.

Dabei war es doch gar nicht Sams Schuld.

Dean schlang seinen freien Arm um Sams Rücken und hielt ihn fest, während er sein Gesicht in Sams Haar vergrub.

„Es ist ok, Sam. Es geht mir gut“, brachte er schließlich mit überraschend fester Stimme heraus, und Sam schüttelte den Kopf und presste sich enger an ihn.

„Ich hab dir wehgetan …“

Dean blinzelte krampfhaft. Das hier erinnerte ihn viel zu sehr an die Nacht, in der er besessen gewesen war, an die Nacht in der er Sam wehgetan hatte.

„Dann sind wir jetzt wohl quitt“, versuchte er zu scherzen, und Sam hob den Kopf und blickte ihn aus tränenverhangenen Augen an. „Was?“

„Dann sind wir jetzt quitt“, wiederholte Dean leise und strich Sam eine Träne aus dem Augenwinkel. „Mach dich deswegen nicht so fertig, Sammy.“

„Aber … aber ich …“

Sam weitete seine feuchten Augen ein wenig, als Dean ihn mit einem Kuss zum Schweigen brachte und dann höchst überflüssiger Weise „Halt die Klappe, Sammy“ hinzufügte.

„Entweder wir tragen Beide die Schuld an diesem … Vorfall – oder keiner von uns. Hast du mich verstanden?“

Sam nickte perplex, und Dean drückte ihm befriedigt einen weiteren sanften Kuss auf.

„Gut. Können wir dann weiter fahren? Ich verspüre das dringende Bedürfnis, ein paar enorm große Spiegel kaputt zu machen. … Wie viele Jahre Pech das wohl nach sich ziehen wird?“

Sam blieb, wo er war – nämlich quasi auf Deans Schoß – und schmiegte sich an ihn.

„Ich liebe dich.“

Dean lächelte ein wenig, strich Sam eine Strähne braunen Haars aus der Stirn, zögerte einen Moment, dann drückte er seinen Mund auf Sams, schlang beide Arme um ihn und verlangte mit der Zungenspitze sanft Einlass zwischen Sams weiche Lippen.

Sam öffnete sofort den Mund für ihn und ließ sich küssen, war in der Tat so devot und willig, dass Dean ein kleinwenig wärmer wurde.

Er ließ seine Zunge um Sams gleiten, griff mit beiden Händen in Sams Hemd, um sich selbst davon abzuhalten, sie ihn tiefere Gefilde gleiten zu lassen, und Sam stöhnte leise in seinen Mund, legte beide Hände gegen seine Brust und fing an, ihn zu streicheln.

Dean war noch nie in kürzester Zeit so unglaublich heiß geworden.

Er löste seinen Mund mit einem leisen Schmatzen von Sams und stöhnte unterdrückt auf, als Sam ein unzufriedenes Wimmern von sich gab und versuchte, ihre Lippen wieder zueinander finden zu lassen.

„Sammy …“

Sams Augen flatterten offen, er blickte Dean verklärt an, und der musste sich räuspern.

„Jetzt nicht.“

Sam wurde ein wenig rot. „Aber … ich … ich will …“

Dean nickte. „Ich auch. Aber wir haben jetzt keine Zeit.“

Sams Blick wurde flehend. „Nur noch ein wenig?“

Deans Lippen fanden wieder die seinen, und Sam öffnete sofort den Mund für Deans Zunge.

Er brauchte diese Zärtlichkeiten als Beweis, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war, dass Dean ihn nicht allein lassen würde, dass er damit umgehen konnte, mit … mit jemand Anderem geschlafen zu haben.

Seine Hände fanden Deans Hüften, und er hielt sich an ihm fest, während Deans Zunge seine Mundhöhle in Besitz nahm und sie erforschte, als küssten sie sich zum allerersten Mal.

Sam spürte, wie sich eine Emotion in seiner Magengegend ansammelte, von der er nicht eindeutig sagen konnte, was sie war, aber sie trieb ihn dazu, Dean immer gieriger und doch vollkommen unterwürfig zu küssen.

Es war erst, als Deans Kehle ein unbeherrschtes Grollen entkam, dass Sam bemerkte, wie sehr er sich hatte gehen lassen.

Dean schob ihn erneut von sich, und wieder versuchte Sam, den Kontakt ihrer Lippen nicht abreißen zu lassen.

Seine Hände glitten von Deans Hüften auf seinen Hintern, er drückte eher flehend als sanft zu, und Dean verkrampfte sich und schüttelte unbewusst den Kopf. „Nein.“

Sam hatte das Gefühl, zu ersticken.

„Hör auf, Sammy. Hör sofort auf.“

Deans Stimme klang beherrscht – viel zu beherrscht – und Sam schluckte und zog nervös die Unterlippe hoch. „Entschuldige bitte.“

Dean kniff ihn in die Nase und ein Großteil von Sams Anspannung fiel von ihm ab.

„Schon gut. Aber jetzt rutsch rüber und lass mich weiter fahren. Wir haben einen Job zu erledigen. Die Knutscherei müssen wir – leider – auf später verschieben.“

Sam errötete erneut und nickte, und Dean wuschelte ihm verspielt durchs Haar.

„Na dann los.“

Dean wartete, bis Sam wieder auf seine Seite der Sitzbank gerutscht war, dann startete er den Motor des Impalas, drehte die Musik ein wenig lauter und fuhr weiter.

Äußerlich war er vollkommen ruhig, aber Sam hatte genug Übung darin, seine Präsenz zu spüren und zu lesen, um sich dadurch etwas vormachen zu lassen.

Die Dinge zwischen ihnen waren alles Andere als in Ordnung.

Zerbrochene Spiegel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Heute und Morgen und in alle Ewigkeit

Ok, ich versteh’s nicht.

Kann mir mal bitte jemand erklären, WIESO das letzte Kapitel als Adult eingestuft worden ist?

Ich versteh’s wirklich nicht.
 

Naja, egal.

Wenn ich ganz viel Glück habe, dann wird dieses Kapitel hier auch geratet, und dann muss ich meinen minderjährigen Lesern im nächsten Kapitel erzählen, was sie so alles verpasst haben.

Vielleicht sollte ich wieder dazu zurückkehren, sexy Sachen auf sexy Kapitel zu beschränken, in denen außer sexy Sachen sonst nicht das Geringste passiert.

Das is doch mal ein Plan.

Glaube nicht, dass ich das durchhalte.

Das im letzten Kapitel war schon alles andere als geplant, das in diesem Kapitel noch viel weniger und … argh!
 

Egal.

Neues aus der Filmwelt: „The Spiderwick Chronicles“

Höret, höret!

Verkündet es einem Jeden und einem jeden Einen!

Ich hab da gestern mal so’n Film gesehen … in diesem Film geht es unter anderem um ein Brüderpaar …

Bruder Nummer eins heißt JARED. Jared, der, so erfahren wir in den Anfangsminuten des Films, mit dem Umzug seiner Mutter und der Trennung seiner Eltern (oder andersherum) alles andere als einverstanden ist, vermisst seinen VATER ganz, ganz dolle.

Ebenfalls in den Anfangsminuten des Films findet Jared das TAGEBUCH seines Großvaters, in dem der alles, was er über die Welt des ÜBERNATÜRLICHEN herausgefunden hat, dereinst niederschrieb.

Besagter Großvater ist übrigens damals unter höchst unerklärlichen Umständen verschwunden.

Und hab ich das SALZ auf den Fensterrahmen erwähnt? Ja, liebe Leute, da ist Salz auf den Fensterrahmen. Und der Oberbösewicht hat GELBE Augen.

Ich SEHE die ZEICHEN!

Natürlich muss Jared im Verlauf des Films noch seinen Bruder Simon vor den Bösen retten, es gibt mindestens drei Dean-Charaktere, die die ganze Zeit nur essen, mit ein bisschen gutem Willen findet man auch Bobby und Missouri, und die Isi wollte sogar den Impala entdeckt haben, wenn ich das auch ein ganz kleinwenig weit hergeholt finde.

Ansonsten: Ungeheures Sehvergnügen!

Und die Tine wird besonders dieses Zitat lieben: „There are two boys! The Jared and the Not-Jared.“

So viel dazu.
 

Jetzt grüße ich noch das Blumenmaedchen und sweetangel, die ich neuerdings zu meinen Kommischreibern zählen darf und warte geduldig ab, wie lange Mexx braucht, um das hier online zu werfen ... 51 FanFics in der Warteschleife ... SEUFZ.
 

moko-chan
 


 

Sam hörte Dean leise glucksen und wurde rot, als der ihm einen Kuss aufdrückte, und ihm mit rauer Stimme „braver Junge“ ins Ohr hauchte.

Dann war er eben auf Befehl gekommen – na und?

Die Hitze in seinem Gesicht stieg um mindestens 5000 Grad an, als er Dean dabei beobachtete, wie der seine Hand aus seinen Shorts zurückzog, sie zu seinem Mund hob und sie ableckte – und das mit einem Gesichtsausdruck, als genieße er sein Tun aus mehr als nur einem Grund … was vermutlich zutraf.

Sam biss sich auf die Unterlippe und schluckte trocken, während er sich die größte Mühe gab, beim Anblick von Deans geschickter Zunge nicht gleich wieder hart zu werden.

„Dean, ich …“

Sam verstummte, weil er nicht so wirklich wusste, was er überhaupt sagen wollte, und Dean, der die postkoitalen Reinigungsarbeiten an seiner Hand soeben beendet hatte, reckte den Hals, gab ihm einen Kuss, und schlug ihm liebenswürdig vor, zu schlafen.

„Morgen wird bestimmt ein anstrengender Tag.“

Wenn Sam überlegte, dass er neuerdings über die Libido eines Sechzehnjährigen verfügte, konnte er ihm da nur zustimmen.

Er beobachtete Dean, wie der sich auf den Rücken legte, die Augen schloss und auf der Stelle einschlief, und obwohl es vermutlich vernünftiger gewesen wäre, ihm den Rücken zuzuwenden, um ebenfalls einschlafen zu können, bettete Sam seinen Kopf auf Deans Brust und lauschte seinem Herzschlag.

Wenn er schlief, war Deans Präsenz ein warmes Glimmen, entspannt und beruhigend, und Sam seufzte leise und schmiegte seine Wange an Deans weiche Haut.

Jetzt, da das Spiegelkabinett zerstört war, mussten alle anderen Opfer genau wie er selbst wieder zu sich gekommen sein, und wenn sie sich genau wie er an Alles erinnern konnten, was ihr böser Zwilling getan hatte, dann …

Sam kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen.

Wie hatte er so unglaublich dumm sein können, nicht zu bemerken, wie er sich verändert hatte?

Wie hatte er nicht bemerken können, wie seine Gefühle für Dean sich verändert hatten, wie all seine Wertschätzung, all sein Respekt vor dem Älteren sich nach und nach zu Verachtung und einem Gefühl von arroganter Überheblichkeit und Selbstüberschätzung entwickelt hatte?

Sicher, er hatte Dean noch immer geliebt, aber er war der Auffassung gewesen, dass Dean ihm gehörte, dass er zu tun und zu lassen hatte, was ER wollte, und es war ihm mehr als lästig gewesen, wann immer es Dean eingefallen war, ihm zu widersprechen.

Dean war ihm lästig gewesen.

Er war für ihn nicht viel mehr als ein Hund gewesen, den er lobte, wann es ihm gefiel, und den er für den Rest der Zeit an einer möglichst kurzen Leine halten wollte.

Ein Hund, den es zu bestrafen galt, wenn er ungezogen war.

Sams Brustkorb schien ihm mit einem Mal zu eng zu werden, und er gab ein ersticktes Keuchen von sich, bevor er sich wieder so weit in der Gewalt hatte, dass er kontrolliert tief ein und ganz langsam wieder ausatmen konnte.

Das war nicht er gewesen, nicht seine Gedanken und schon gar nicht seine Gefühle.

Aber warum fühlte er sich dann so verdammt schuldig?

Dean brummte leise im Schlaf, er ließ seine Hand über Sams nackten Rücken hinauf in seinen Nacken gleiten, kraulte ihn beruhigend, und Sams Augen wurden feucht.

Wie schaffte Dean es selbst im Schlaf, ihn zu trösten?

Sam ergab sich der sanften Berührung, schloss alle Gedanken aus, die nicht Deans Nähe, seine Wärme und das Gefühl der Geborgenheit, das er ihm vermittelte, betrafen, und ertappte sich selbst prompt dabei, wie er suchend über Deans Bauch und in Richtung seiner Lenden streichelte.

Was war denn verdammt noch mal mit ihm los, dass er seine Hormone nicht mal für fünf Minuten unter Kontrolle hatte?

Ja, gut, er war ein junger Mann in der Blüte seines Lebens, er hatte einen „Partner“, der ihn wortwörtlich in den Wahnsinn trieb und ihn ohne Ende anmachte und – der ihn ohne Ende anmachte?

Sam grunzte halb spöttisch, halb genervt. Wenn seine Gedanken in derart eloquente Richtungen strömten, musste ihm der Verstand wirklich endgültig zwischen die Beine gerutscht sein.
 

„Dude, du erdrückst mich.“

Dean ächzte gequält, zerrte an Sams Hüften, um ihn dazu zu animieren, von ihm runter zu gehen, und Sam blinzelte verschlafen. „Huhm?“

„Geh – von – mir – runter!“

Sam hob den Kopf, blinzelte gegen die Unmenge von Haaren an, die ihm ins Gesicht hing, stellte fest, dass der nächste Morgen mit unausweichlich strahlendem Sonnenschein gekommen war, und als Dean seine Forderung untermauerte, indem er ihm äußerst fest in den Hintern kniff, löste das nicht unbedingt den erwünschten Effekt bei Sam aus.

Sam biss sich auf die Unterlippe, unterdrückte ein Stöhnen, und seine Hüften vollführten eine eindeutig einladende Bewegung gegen Deans Unterleib aus.

„Sammy?“

Sam konnte an der Hitze in seinen Wangen ausmachen, dass er schon wieder rot geworden war, er wusste, wie er aussehen musste, mit dem vom Schlafen unordentlichen Haar, das ihm ins Gesicht hing, den noch nicht ganz wachen Augen und der vom darauf Herumkauen geröteten, leicht geschwollenen Unterlippe.

„Oh Gott.“

Was Sam nicht wusste, was er nie begreifen würde, war, wie sehr Dean dieser Anblick gefiel.

Als Dean ihm also ein zweites Mal in den Hintern kniff und ihm damit ein mehr als eindeutiges Stöhnen entlockte, schämte Sam sich dafür so sehr, dass er noch ein wenig röter wurde und die Augen schließen musste.

„E-Entschuldige bitte …“

Sam erzitterte leicht, als Dean sich unter ihm bewegte, die Beine spreizte, als ob er es ihm bequemer machen wolle, und er kniff die Augen fester zu.

Warum war er immer so ... so unglaublich … so verdammt unkontrolliert?

„Weil ich dich kein winziges Bisschen kontrollierter haben möchte.“

Sam blinzelte.

Hatte er das etwa laut gesagt?

Deans Hände fanden seinen Hintern, je eine kräftige Hand schloss sich um je eine knackige Pobacke, und während Dean zufrieden brummte, entschlüpfte Sam ein ungehemmtes Stöhnen.

„Gut so?“

Dean klang beinahe ein wenig amüsiert, aber im Moment hätte Sam das kaum weniger kümmern können.

„J-jah …“

Er drückte sich Deans Händen entgegen und presste sein Gesicht an Deans Halsbeuge, als der sanft aber bestimmt seine Pobacken auseinander zog und sie etwas weniger sanft aber dafür äußerst bestimmt wieder zusammendrückte.

Das fühlte sich so schrecklich gut an.

„Soll ich dich anfassen, Sammy?“

Sam konnte es nicht so ganz glauben, dass Dean von ihm erwartete, sich ausgerechnet jetzt mit ihm zu unterhalten.

Erst, als Dean seine Hände von ihm zurückzog, wurde Sam klar, dass Dean das nicht nur von ihm erwartete, sondern dass er es von ihm verlangte.

Als das allerdings erst einmal zu ihm durchgedrungen war, beeilte Sam sich, die verlorene Zeit wieder gut zu machen.

„J-ja – fass mich an! Bitte!“

Dean grinste zufrieden, schob beide Hände hinten in Sams Shorts hinein und streichelte sanft den verführerischen Hintern, den er als sein persönliches Eigentum betrachtete.

„Ganz wie du willst, Sammy.“

Seine Berührungen blieben sanft und hauchzart, und Sam war in gleichem Maße frustriert wie erregt und wusste nicht, was er tun sollte.

Für gewöhnlich war Dean nicht so zurückhaltend, wenn es um seinen Hintern ging.

„Dean …“

Sams heißer Atem streichelte Deans Haut, Sams Lippen glitten flehend über sie hinweg, und Alles, was Dean tat, war Sam einen sanften Kuss auf die Wange zu hauchen.

„Ja?“

Sam wusste nicht, ob er ihn küssen oder doch lieber beißen sollte.

„Mehr, bitte.“

Sam hätte schwören können, dass Deans Präsenz kurz Funken sprühte, als er das sagte, und das konnte nur bedeuten, dass Dean momentan so breit grinste, dass es beinahe sein Gesicht sprengte.

„Mehr von was?“

Diesmal konnte Sam sich nicht zwischen Küssen und Quengeln entscheiden.

Dean machte ihn einfach nur wahnsinnig.

„Fass … fass mich mehr an … fester … bitte.“

Dean schnaufte zufrieden, kam Sams Wunsch allerdings nicht nach.

„Wo soll ich dich anfassen, Sammy?“

Sam war sich ziemlich sicher, dass er diesmal nicht zu überlegen brauchte.

Er würde Dean ganz eindeutig beißen.

Er würde –

„Hier?“

Und dann packte Dean seinen Hintern so fest, dass Sam den Kopf in den Nacken warf und seine Hüften so nachdrücklich gegen Deans stieß, dass diesem ein atemloses Keuchen entkam.

„Da ist aber heute jemand sensibel …“

Sam konnte darauf nichts erwidern, er war viel zu sehr damit beschäftigt, die Beine zu spreizen, damit Dean besseren Zugang zu seinem … also … zu … zu seinem Hintern hatte.

Aber Dean reagierte nicht auf die Einladung, er fuhr damit fort, Sams Gesäß auf eine Art und Weise zu kneten, die zwar durchaus angenehm, aber alles andere als befriedigend war.

Da konnte Sam sich an ihm reiben, so viel er wollte, Dean tat stur so, als bemerke er die Erektion überhaupt nicht, die sich da an seine eigene rieb.

Nun, Sam konnte sich zumindest damit trösten, dass er hier nicht der Einzige war, der geladen und bereit war, und trotzdem nicht zum Schuss kam.

Er hatte so eine Ahnung, dass Dean ihm eher die Hand abhacken würde, als zuzulassen, dass er … nun ja, die Dinge selber in selbige Extremität nahm.

Scheinbar kam er hier nicht weiter, wenn er Dean nicht ganz genau sagte, was er wollte.

Das Problem war nur, dass Sam in solchen Momenten eher die Stimme versagte, als dass er einen deutlichen Wunsch seine sexuellen Bedürfnisse betreffend äußern konnte.

„Dean?“

Aber probieren konnte man es ja mal.

„Ja, Sam?“

Oh verdammt, er hörte diesen unmöglichen Kerl ja quasi grinsen!

„I-ich … also … würdest du … nh …“

Deans Fingerspitzen strichen hauchzart über seine Poritze, und mit einem Mal war Sam alles andere als schüchtern, was das Aussprechen seiner sexuellen Bedürfnisse betraf.

„Ich will dich in mir haben.“

Er spürte, wie Dean sich unter ihm verkrampfte – und nein, er meinte nicht Deans bestes Stück.

Deans Präsenz flackerte kurz aber besorgniserregend intensiv auf, dann schien er sich wieder zu beruhigen, seine Präsenz fühlte sich an, wie sie sich immer anfühlte, wenn Dean erregt und im Begriff war, diesem Zustand Tribut zu zollen, und Sam winselte beinahe, als Dean ihm Mittel- und Zeigefinger seiner rechten Hand vor den Mund hielt, und ihn schnurrend anwies, sie ja schön feucht zu machen.

Sam leckte sich über die Lippen und ließ seine Zunge über Deans Fingerspitzen gleiten, schloss die Augen und konnte es selbst kaum fassen, wie gierig er an Deans Fingern lutschte, als er sie erstmal im Mund hatte.

Allein der Gedanke daran, diese Finger gleich in sich zu haben, ließ Sam unfassbar heiß werden, und diesmal wimmerte er wirklich, weil es einfach viel zu lange her war, dass er Dean in sich gehabt hatte.

Als Dean dann auch noch anfing, ihm leise Schweinereien ins Ohr zu flüstern, war alles vorbei.

Deans Lippen an seinem Ohr, sein warmer Atem auf seiner Haut, die tiefe, raue Stimme, die seine geschickte Zunge, seinen heißen, feuchten Mund anpries – Sam wurde so hart, dass es sprichwörtlich wehtat.

„Du machst das so unglaublich gut, Sammy … so ein guter Junge …“

Sam öffnete die Augen und blickte in Deans, blinzelte den Schweiß von seinen Wimpern und versuchte, seinen Blick zu fokussieren, versuchte, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren, als das verführerisch prickelnde Pochen zwischen seinen Schenkeln, aber als Dean ihn aufforderte, seine Zunge schneller kreisen zu lassen, fester zu saugen, kam er diesem Befehl so umgehend nach, als hinge sein Leben davon ab, und Dean leckte sich über die Lippen und streichelte ihm mit der freien Hand über die Wange.

„Braver Junge.“

Sam kam beinahe in seine Shorts.

Dean zog seine Finger langsam und genüsslich aus Sams Mund zurück, und als der leise winselte und den Hals lang machte, sogar seine Zunge ein Stückchen vorschob, um … um den Kontakt nicht abreißen zu lassen, wallte ein so starkes Gefühl von Kontrolle in Dean auf, dass er grob Sams Shorts von dessen Hintern zog, Sams Schenkel spreizte und seine Finger ohne jegliche Vorwarnung oder Rücksichtnahme in Sam hinein stieß.

Der Schrei, den Sam ausstieß, war halb Lust- und halb Schmerzenslaut, und Sam empfand exakt die richtige Mischung von Beidem, um endgültig jegliche Selbstbeherrschung aufzugeben.

Er vergrub sein Gesicht an Deans Halsbeuge und stöhnte, erzitterte am ganzen Körper, als Dean begann, seine Finger in ihm zu bewegen, und weil er begriffen hatte, was Dean von ihm wollte und erwartete, war er nicht überrascht, als der ihn sanft ins Ohrläppchen biss, und ihn aufforderte, ihm ganz genau zu sagen, was er sich wünschte – und sagte es ihm.

Ohne die winzigste, sein Schamgefühl bewahrende Hemmung.

Tanz auf dem Eis

Hab keine Zeit, diesmal viel zu schreiben, muss Blues Brothers gucken!

Wahooo.

Hab euch alle lieb und wünsch euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Hast du vor, mit mir darüber zu reden, was gerade passiert ist, oder tun wir weiter so, als sei alles in bester Ordnung?“

Sam verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte seine große Gestalt gegen den Türrahmen und war nicht großartig überrascht, als Dean den Duschvorhang hinter sich zuzog und das Wasser aufdrehte.

„Dean …“

Sam hob seine Stimme nur so weit es nötig war, nur so sehr, dass Dean ihn über die Lautstärke des rauschenden Wassers hinweg noch immer verstehen konnte, und machte einen Schritt ins Badezimmer hinein.

„Was?“ kam es prompt zurück, kontrolliert, uninteressiert, ganz so, als sei Dean nicht gerade aus dem Bett geflohen, als sei der Leibhaftige mit einer verdammten Mistgabel hinter ihm her gewesen.

„Sag mir, was ich falsch gemacht habe“, bat Sam ihn leise, fast schon vorsichtig, und Dean konnte am Tonfall seiner Stimme hören, dass er den Tränen nahe war.

Ihm würde es vermutlich ähnlich gehen, wenn er seine Hände über Sams Hintern hatte gleiten lassen, mit dem verstörenden Ergebnis, dass der wie ein verschrecktes Reh aus dem Bett floh.

„Du hast nichts falsch gemacht“, stellte Dean also klar, und diesmal war seine Stimme sehr viel weniger kontrolliert, ganz so, als habe das warme Wasser all seine Beherrschung weggespült. „Es ist alles in Ordnung.“

Sam wollte schreien, so sehr widersprach diese Aussage der Wahrheit.

„Dean, du hast mich von dir gestoßen und bist aus dem Zimmer gerannt, als ich dich angefasst habe. Bitte sag mir, was mit dir los ist!“

Dean schloss die Augen und unterdrückte den Impuls, seinen Kopf gegen die geflieste Wand zu schlagen.

Er brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, dass sein Verhalten Sam fertig machte, das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er auf seine Frage keine Antwort wusste.

„Nichts“, brachte er also schließlich hervor, und klang nicht einmal in seinen eigenen Ohren überzeugend.

„Kann ich dann zu dir unter die Dusche kommen?“

Dean konnte hören, dass er Sam genau so wenig überzeugt hatte wie sich selbst.

„Ich könnte eine kurze Katzenwäsche vertragen …“

Es war offensichtlich, dass Sam nach einer Möglichkeit suchte, Augenkontakt herzustellen, zwischen Dean und den grässlichen blassrosa Duschvorhang zu kommen, der sie voneinander trennte, und Dean sah sich nicht dazu in der Lage, ihm dieses Anliegen unmöglich zu machen.

Außerdem war er der Grund dafür, dass Sam einer kurzen Katzenwäsche bedurfte.

„Sicher, komm her.“

Dean drehte sich um, zog den Duschvorhang für Sam beiseite und schaffte ein unverfängliches Lächeln, während er Sam dabei beobachtete, wie der sich aus seinen ein wenig … fleckigen Shorts schälte.

Dean hielt es mit einem Mal für eine schlechte Idee, sich mit Sam die enge Duschkabine zu teilen.

Er fühlte sich nackt – ok, er WAR nackt – und angreifbar, und obwohl er ziemlich genau wusste, dass Sam ihn nie wirklich angreifen würde – zumindest nicht der echte Sam, der, der zu viel Milch in seinen Kaffee gab und eine unerklärlich profunde Angst vor Clowns hatte – aber irgendwie änderte das momentan nicht das Geringste.

Er sah Sam auf sich zu kommen, groß, unglaublich groß, er war sich der Würgemale an seinem Hals mit einem Mal schmerzhaft bewusst, und der Umstand, dass sie zu Sams großen, eigentlich so sanften Händen passten, schnürte ihm bei der Erinnerung, wie es sich anfühlte, wenn sie zudrückten, gleich noch mal die Kehle zu.

„Dean?“

Sam blieb stehen, als er Dean erbleichen sah, dann fing Dean an zu würgen, als bekomme er keine Luft mehr, und er rannte auf ihn zu und nahm ihn in die Arme, hielt ihn fest bis er aufhörte zu zittern.
 

„Du hast mir Angst gemacht.“

Dean saß auf dem Bett, als Sam aus dem Bad kam, nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Sam sich das Haar mit einem Handtuch trocken rubbelte, und nahm unwillkürlich eine abwehrende, leicht gebeugte Haltung an.

Es war Sams Schuld und doch nicht Sams Schuld, und Dean wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

„Tut mir leid.“

Sam ließ das Handtuch fallen und ging auf Dean zu, machte einen großen Bogen um das Bett, anstatt sich einfach darauf zu knien und Dean von hinten zu umarmen, wie er es für gewöhnlich tun würde.

„Dean …“ Sam ging vor ihm in die Hocke, blickte bemüht ruhig zu ihm auf und legte seine Hände so selbstverständlich wie möglich auf Deans Knie. „Entschuldige dich nicht.“

Dean seufzte und beugte sich noch ein wenig weiter vor, und Sam hoffte, dass das seine Erlaubnis war, Dean zu umarmen – sich selbst davon abhalten konnte er nämlich nicht mehr.

Dean hielt still und ließ ihn machen, er ging sogar so weit, sich an ihn zu schmiegen, und Sam unterdrückte ein erleichtertes Seufzen und ließ seine Hände sanft über Deans nackten, noch ein wenig feuchten Rücken gleiten.

So lange Dean ihm erlaubte, ihn auf diese Art und Weise zu berühren, hielt sich seine Besorgnis im akzeptablen Rahmen – was lediglich bedeutete, dass er nicht wie ein Irrer schreiend durch die Gegend laufen musste.

„Was war los?“ fragte er leise und wusste, dass er sich ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, als Dean sich in seinen Armen verkrampfte.

Er zog seine Hände zurück, war bereit, Deans Rückzug mit erzwungener Gleichgültigkeit geschehen zu lassen, aber Dean blieb, wo er war, und lehnte seine Stirn an Sams Brust.

„Posttraumatischer Schock.“

Sam blinzelte. Was bitte?

„Dean?“

Er ließ seine Hand in Deans Nacken gleiten, kraulte liebevoll durch das weiche Haar, das er dort fand, und Dean wiederholte seine Worte.

„Posttraumatischer Schock.“

Sam hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was Dean ihm damit sagen wollte, er wollte es aber trotzdem nicht wahrhaben.

„Du weißt, was diese Worte bedeuten?“ versuchte er zu scherzen, und Dean boxte ihn in die Rippen. „Haha.“

Dean klang in etwa so erschöpft und mit den Nerven am Ende, wie Sam sich fühlte.

Nein, er klang schlimmer.

„Entschuldige.“

Sam schloss seine Arme um Deans gebeugte Gestalt, während die Mischung aus Schuldgefühlen und Wut in ihm ihn zu überwältigen drohte.

Er konnte nur sich selbst für Deans Zustand verantwortlich machen, er hatte zugelassen, dass Dean ein Monster in sein Bett gelassen hatte, das ihn erst benutzt und dann als überflüssig und wertlos befunden hatte, mit dem glorreichen Endergebnis, ihn umbringen zu wollen.

Er war Schuld, dass Dean ihm nicht mehr genug vertraute, um ihm den Rücken zuzukehren.

„Hör auf, dir die Schuld zu geben.“

Es war Sams Schuld und doch nicht Sams Schuld, aber das war kein Grund, dass Sam sich schlecht fühlen musste, also sprach Dean nur den zweiten Teil dieses verwirrenden Gedankenganges aus: „Es ist nicht deine Schuld.“

Sam blinzelte. Hatte er das etwa laut gesagt? Schon wieder?

„Ich weiß, was du denkst, Sammy – ich kenne dich lange genug.“

Das war kein Argument. Vor zwei Monaten hatte Dean noch angenommen, Sam fände es allen Ernstes angenehm, anwesend zu sein – unter der Dusche, um ganz genau zu sein – während Dean sein Geschäft verrichtete.

Mit einer fabelhaft akkuraten Einsicht in Sams Gedankengänge und Gefühlswelt hatte das jawohl nicht das Geringste zu tun.

„Du denkst zu viel, Sam. Das hast du schon immer getan. Du und dein großer Kopf werdet dich noch mit einem Hirnschlag ins Grab treiben. Gib mir Zeit, um das zu verarbeiten, und dann können wir wieder miteinander umgehen wie immer und müssen nie wieder darüber sprechen. Bis dahin tun wir einfach so, als sei überhaupt nichts passiert.“

Das war so unglaublich unlogisch und typisch Dean, dass Sam nichts darauf zu erwidern wusste.

„In Ordnung. Schlafen wir“, meinte er schließlich, entließ Dean aus seinen Armen und wartete, bis der sich unter der Bettdecke ausgestreckt hatte, bevor er es ihm gleich tat und die Nachttischlampe ausknipste.

Er wusste nicht, ob er Körperkontakt suchen sollte oder nicht, ob Dean ihn in einem weiteren Anfall posttraumatischen Schocks aus dem Bett kicken würde, wenn er es versuchte, und zuckte dementsprechend beinahe zusammen, als seine Hand unter der Bettdecke unabsichtlich auf Deans traf.

„Sei nicht albern Sammy, ich bin nicht aus Zucker“, brummte Dean ungehalten, und Sam war versucht, ihm zu widersprechen, erstens, weil Dean im Laufe seines Lebens genug Zucker in sich hinein geschaufelt hatte, um als Mutterschiff für das süße Zeug bezeichnet werden zu können, und zweitens, weil Dean vor nicht einmal einer halben Stunde wie ein Baby in seinen Armen gelegen und wie Espenlaub gezittert hatte.

Aber Sam biss sich auf die Unterlippe und schwieg, verschränkte lediglich seine Finger mit Deans und unterdrückte das Bedürfnis, ihn so fest in seine Arme zu schließen, dass er blaue Flecken davon tragen würde.

Von denen hatte er wahrlich schon genug.

„Gott, du bist albern.“

Dean packte Sams Hand fester und zog ihn an sich, zerrte an ihm herum, bis Sam halb auf ihm lag und sowohl ein Arm als auch ein Bein über ihn drapiert hatte, dann vergrub er seine Hand in Sams Haar und seufzte zufrieden.

„So ist’s besser.“

Sam starrte aus geweiteten braunen Augen in die Dunkelheit und begriff, dass Dean kein Problem damit hatte, ihm nah zu sein.

Es war, wenn er sich dominiert und bedroht fühlte, dass sein Unterbewusstsein zu rebellieren begann.
 

„Okay. Erzähl mir, was du rausgefunden hast.“

Dean rutschte rechts von Sam auf den Tisch, blickte abwartend zu ihm hinab und drehte unbewusst einen Becher schwarzen Kaffees mit extra viel Zucker in seinen rastlosen Händen.

Sam gab keinen Kommentar ab, weder zu Deans Hyperaktivität, noch zu seinem unbewussten Bedürfnis, einen höheren Sitzplatz inne zu haben als er selbst, und räusperte sich leise.

„Also …“ Sams Augen glitten noch einmal prüfend über seinen Laptopbildschirm, und er blendete sowohl Deans viel zu tief sitzende Jeans als auch das anklagende Räuspern der Bibliothekarin über Deans in ihren Augen befremdlich kreative Sitzwahl stur aus.

Wenn Dean erhöht sitzen musste, um sich davon zu erholen, mit Sam geschlafen zu haben, als der nicht Sam gewesen war, nur um anschließend gewürgt zu werden, dann sollte er das verdammt noch mal tun, und Sam würde diese verknöcherte alte Ziege persönlich zum Schweigen bringen, wenn sie es wagen sollte –

„Dude!“

Sam blickte verwirrt zu Dean auf und beehrte ihn mit einem verhuschten Haselmausblick. „Huh?“

„Rede mit mir!“ forderte Dean ungeduldig und schnippte ihm vor die Stirn. „Konzentrier dich gefälligst!“

Sam zog entschuldigend die Nase kraus und rieb sich mit dem Handrücken über die misshandelte Stirn, während er seine Gedanken sammelte.

Dean war schon groß.

Dean konnte selbst für sich sorgen.

Dean brauchte ihn nicht, um mit verknöcherten alten Bibliothekarinnen fertig zu werden.

„Dude, schläfst du? Oder willst du mich einfach nur ärgern?“

Dean klang zumindest zur Hälfte genervt, die andere Hälfte von ihm schien mit dem Gedanken zu spielen, Sams zerstreuten Zustand schändlich auszunutzen und ihn direkt unterm Bibliothekstisch und in Hörweite der verknöcherten Bibliothekarin zu vernaschen.

Die Ungewissheit, wie genau er mit Dean umgehen sollte, würde Sam über kurz oder lang ein Magengeschwür verursachen, da zumindest war er sich vollkommen sicher.

„Ich will dich nicht ärgern“ versicherte Sam ihm aufrichtig, blickte entschuldigend zu ihm auf, und Dean seufzte und wuschelte ihm durchs Haar.

„Lass die Hundeaugen. Lass lieber hören, was du rausgefunden hast.“

Sam nickte, fand endlich die nötige Konzentration, seine Gedanken für mehr als drei Sekunden von Deans komplizierter Psyche und seiner verführerischen Physik – oder Physis? … Anatomie fern zu halten, und räusperte sich erneut, dann fing er endlich mit seinem eher kurzen Bericht an.

Es war ja nun nicht so, dass Dean oder ihm diese Informationen neu wären, aber im Licht der neuesten Entwicklungen – sprich, ihrer Erleuchtung über die bösartige Natur des Spiegelkabinetts – bekamen sie eine völlig andere Gewichtung.

„Das Spiegelkabinett wurde vor etwa achtzig Jahren zum Jahrmarkt hinzugefügt und war eine Anschaffung des damaligen Direktors … oder Besitzers … oder wie auch immer man den Betreiber von diesem Horrorladen nun genau nennt …“, Sam kratzte sich kurz am Kopf und fing einen ungeduldigen Blick von Dean auf, der ihn unmissverständlich aufforderte, weiter zu sprechen, „und ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt wurden auch die ersten Opfer in die geschlossene Abteilung des hiesigen Krankenhauses eingeliefert.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Besitzer Schuld an der ganzen Misere ist, aber da sein Enkel der aktuelle Eigentümer ist, und das Spiegelkabinett eines der ältesten im Land war, und vor Kurzem ja leider, leider von ein paar bisher unidentifizierten Rowdys zerlegt wurde, wäre das doch der ideale Zeitpunkt für ein paar interessierte Reporter, eben diesen Enkel nach der Anschaffung seines Großvaters zu befragen, findest du nicht?“

Sam pustete seinen Pony beiseite, um freie Sicht auf Dean zu haben, und wurde mit einem sowohl anerkennenden als auch attraktiven Grinsen konfrontiert.

„Sammy, ich mag es, wie du denkst. Ich glaube, für dich ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren.“

Sam hoffte, dass Dean da ausnahmsweise mal Recht hatte.

Das Tagebuch eines Toten

Bin müde, müde, müde – aber außerdem glücklich und zufrieden, dass das letzte Kapitel so gut angekommen ist.

War tatsächlich mal wieder ein wenig unsicher, was das anging, obwohl ich das so schnell runter geschrieben habe, wie schon lange keins mehr, und das ist eigentlich immer ein gutes Zeichen …
 

Mal sehen, ob ihr drauf kommt, welchen Film ich im Hintergrund hab laufen lassen, während dieses hier entstanden ist … ^-^
 

Wünsche euch wie immer viel Vergnügen!
 

moko-chan
 


 

Der Motor des Impala schnurrte leise und zufrieden vor sich hin, das Radio spielte Creedence, Dean saß auf dem Fahrersitz, wo er hingehörte, und Sam kauerte rechts neben ihm und kaute auf seiner Unterlippe herum.

„Kann ich dich mal was fragen?“

Sam wandte Dean den Blick zu, wartete ab, bis er eine Reaktion in Form eines Kopfnickens vom Älteren bekam, die ihn Deans ungeteilter Aufmerksamkeit versicherte, und zog einen kleinen Schmollmund.

„Wenn du wusstest, dass es ausreicht, das Spiegelkabinett zu zerstören, um mich wieder normal werden zu lassen, warum hast du dann das Risiko auf dich genommen, mich einzufangen und mittels einer Technik wiederherzustellen, von der du nicht einmal genau sagen konntest, wie sie funktioniert?“

Dean hob die Augenbrauen und machte ein überraschtes Gesicht, bevor er Sam kurz den Kopf zudrehte und ihn ungläubig anstarrte. „Ist das dein Ernst?“

Sam nickte, und Dean blickte wieder nach vorn und auf die Straße.

„Dude, du hattest mir mein Auto geklaut, mich gewürgt und einfach so liegen lassen“, Dean ignorierte, dass Sam ob dieser gleichgültig vorgebrachten Tatsachen zusammenzuckte und hob seine breiten Schultern. „Damit konnte ich dich unmöglich einfach so davon kommen lassen. Außerdem wäre es unverantwortlich von mir gewesen, ein böses Genie wie dich unbeaufsichtigt durch die Gegend stromern zu lassen.

… Und ich hab mir Sorgen gemacht.“

Die letzten Worte hatte Dean eher genuschelt als wirklich deutlich ausgesprochen, und Sam schaffte ein kleines Lächeln.

„Du hast dir Sorgen gemacht?“

Dean nickte und klopfte ihm auf den Oberschenkel.

„Sam, wir wissen doch Beide, dass du nicht dazu in der Lage bist, für dich selbst zu sorgen. Du hättest deinen Schuh verlieren können, Dude – und was dann?“

Dean schwächte das Klopfen auf Sams Oberschenkel zu sanftem Tätscheln und dann zu beruhigendem Streicheln ab, während Sam sich innerlich darüber aufregte, dass Dean ihn nach all den Jahren noch immer für das kleine Baby hielt, dass er aus ihrem brennenden Haus getragen hatte.

„Ich bin sehr wohl dazu in der Lage, für mich selbst zu sorgen!“ stellte er energisch klar, und Dean beehrte ihn mit einem amüsierten Blick und einer spöttisch hochgezogenen linken Augenbraue.

„Natürlich. Und warum ist dann selbst deine böse Version zu mir zurückgekommen? Sicherlich nicht nur, um mich umzubringen …“

Der Umstand, dass Dean es tatsächlich irgendwie schaffte, darüber seine Scherze zu machen, drehte Sam den Magen um. Wenn es nicht so völlig sinnlos gewesen wäre, hätte er sich am liebsten selbst geprügelt.

„Mach nicht so ein Gesicht, Sammy. Du erschreckst unschuldige Passanten.“

Da Dean soeben einen menschenleeren Highway entlang jagte, ließ Sam sich zu keiner Antwort herab, versuchte aber trotzdem, seine Züge zu glätten.

„So ist es besser. Ich an deiner Stelle würde sowieso aufpassen, was ich meinem Gesicht zumute. Angeblich sind Falten bei Männern ja sexy, aber bei der enormen Größe deiner Stirn finde ich doch, dass das zu viel des Guten wäre.“

Sam zog Dean eine Grimasse, die seine Stirn natürlich sofort wieder in beeindruckende Dackelfalten legte, und Dean streckte blind die Hand nach ihm aus und kniff ihm in die Nase.

„Lass das sein Sammy, sonst lass ich dich das Interview gleich ganz allein führen, während ich im Hintergrund mit Clownsnase durch die Gegend springe.“

Sam brauchte einen Moment, dann drehte er sich panisch zu Dean um.

„Die hast du immer noch?!“
 

„Also“ Sam zückte seinen Bleistift und tat, als gehe er höchst konzentriert die Notizen auf seinem Block durch, und als er das Radiergummi-Ende des Bleistifts gegen seine Nasenspitze stupste, war Dean kurz davor, ihn anzuspringen, „Sie sagen also, dass Ihr Großvater das Spiegelkabinett von einem großzügigen Spender geschenkt bekommen hat, und dass Sie keine Ahnung haben, wer das gewesen sein könnte?“

Der kleine, glatzköpfige Mann, der sich ihnen als aktueller Besitzer vorgestellt hatte, nickte schweigend, und Dean stöhnte enttäuscht auf.

„Das ist ja ganz großartig! Jetzt sind wir für Nichts und wieder Nichts hier raus gefahren! Unser Boss wird begeistert sein, wenn wir mit Nichts weiter als ein paar dämlichen Spiegelscherben bei ihm ankommen. Über sowas können wir doch keinen Artikel schreiben!“

Dean tat so, als nähme er Sams anklagenden Blick vom anderen Ende des durchgesessenen Sofas des Jahrmarktbesitzers nicht wahr, und bedachte stattdessen ihren Gastgeber mit einem flehenden Blick.

„Haben Sie gar nichts zu bieten, das unsere Geschichte ein wenig spannender machen würde?“

Mr. Hammond, fünfundvierzig Jahre alt, allein stehend und seit kurzem Besitzer des einzigen Jahrmarkts im Land ohne Spiegelkabinett, tat so, als habe er Dean nicht gehört, und schenkte seinen Gästen Tee nach.

Er war ein freundlicher Mann, und wenn einer der jungen Männer, die er als aufstrebende junge Journalisten in sein Haus aufgenommen hatte, über keinerlei Sozialkompetenz verfügte, sollte ihn das nicht davon abhalten, ihnen mit der angebrachten Höflichkeit zu begegnen.

Außerdem fand er den Jüngeren von den Beiden ausgesprochen … anziehend.

Mr. Hammond war ein Mann mit mannigfaltigen Vorlieben und Hobbys, und attraktive junge Männer waren nur ein kleiner Teil davon.

„Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen die Tagebücher meines Großvaters zeigen, vielleicht finden Sie dort etwas von Interesse?“ schlug er höflich lächelnd vor, und die Art, wie Sam ihn daraufhin anlächelte, und sein Gesicht quasi nur noch aus dankbaren Augen und verführerischen Grübchen bestand, war mehr, als Mr. Hammond als Belohnung erwartet hatte.

Mr. Hammond war ein bescheidener Mann.

„Das wäre furchtbar freundlich von Ihnen!“ Sam nickte, um seine Worte zu untermalen, und Mr. Hammond erhob sich von seinem Sessel und ließ ihn und Dean allein in seinem Wohnzimmer zurück, um die Tagebücher seines Großvaters vom Dachboden zu holen.

Dean wartete, bis sich die Tür hinter ihrem Gastgeber geschlossen hatte, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte und Sam einen amüsierten Blick zuwarf.

„Dude, ich glaube, der alte Lustmolch steht auf dich.“

Sam, der eben im Begriff gewesen war, einen Schluck Tee aus der feinen Porzellantasse zu nehmen, die ohne jeden Zweifel zu einem äußerst kostspieligen Service gehörte, verschluckte sich und stellte die Tasse mit einem alarmierend lauten Klirren zurück auf ihre Untertasse, bevor er Dean mit einem entgeisterten Starren fixierte.

„Was?“

„Ich wette“, fuhr Dean fort, als habe er nicht gerade beinahe Sams vorzeitiges Ableben herbeigeführt, „dass er dir so ziemlich alle seine dreckigen Geheimnisse erzählen würde, wenn du ihm ein wenig schöne Augen machst.“

Sam fand mit Müh und Not zu einer geregelten Atmung zurück und beehrte Dean mit einer Mischung aus einem Todesblick und einem Schmollen, und Dean machte ein unschuldiges Gesicht.

„Was? Ich informiere dich lediglich über unsere Möglichkeiten!“

Dean nahm einen übertrieben zierlichen Schluck aus seiner Teetasse, und es hätte Sam nicht großartig verwundert, wenn er seinen kleinen Finger abgespreizt hätte, um die Show perfekt zu machen.

„Erstens“, setzte Sam an und verlieh seiner Stimme so viel Würde wie nur möglich, „ist Mr. Hammond ein freundlicher älterer Herr und kein alter Lustmolch, und zweitens mache ich niemandem schöne Augen, schon aus Prinzip nicht!“

„Ach wirklich?“

Dean stellte seine Teetasse zurück auf den Tisch und schenkte Sam seinen verführerischsten Schlafzimmerblick. „Selbst mir nicht?“

„Dir erst recht nicht!“

Dean kam nicht dazu, etwas Angemessenes auf diese ungeheure Lüge zu erwidern, da sich in diesem Augenblick die Tür zum Wohnzimmer öffnete, und Mr. Hammond mit fünf äußerst umfangreichen, in Leder gebundenen Tagebüchern den Raum betrat.
 

„Gott, dieser Kerl hat das langweiligste Dasein aller Zeiten geführt.“

Dean war über die Distanz des Esszimmertisches kaum zu verstehen, hatte er doch sein Kinn schon vor geraumer Zeit auf die rechte Hand gestützt, und gab sich nun keinerlei Mühe, die Zähne auseinander zu bekommen.

Aber wozu sollte er auch?

Er hatte exakt das Gleiche schon vor zehn Minuten gesagt und vor zwanzig und vor vierzig, und er würde es vermutlich noch sehr viel öfter sagen, bis sie alle fünf Tagebücher von Mr. Hammonds Großvater durchgesehen hatten.

„Ich will ein Bier. Können wir nicht ne Pause machen und ein Bier trinken gehen, Sammy?“

Sam blickte nicht einmal von der Lektüre seines Tagebuches auf, und Dean nahm an, dass das nein bedeutete.

Sam konnte so gemein sein.

Dean stieß ein gequältes Seufzen aus, blätterte so unmotiviert wie nur möglich eine Seite weiter und fiel beinahe von seinem Stuhl, als er höchst unerwartet Mr. Hammonds Stimme hinter sich vernahm.

„Darf ich Ihnen Beiden vielleicht ein Bier anbieten?“

Völlig egal, was Dean für gewöhnlich von älteren, glatzköpfigen Männern halten mochte, die ein Auge auf seinen Sammy geworfen hatten, im Moment hätte er Mr. Hammond kaum sympathischer finden können.

Er drehte ihm also den Kopf zu, nickte enthusiastisch und schenkte Mr. Hammond sein 5000-Watt-Strahlen.

„Ein Bier wäre wirklich fabelhaft.“

Mr. Hammond blinzelte, erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte, sich so früh auf den jüngeren seiner Gäste festzulegen und nickte freundlich.

„Dann sollen Sie Ihr Bier bekommen.“

Sam hatte nicht auf seine Frage reagiert, bekam aber nichtsdestotrotz eine Flasche gekühlten Biers, die Mr. Hammond höflich schweigend neben seinem rechten Ellenbogen abstellte, bevor er sich mit ebenso höflicher Zurückhaltung bei Dean darüber erkundigte, ob ihre Recherche schon irgendetwas von Interesse ergeben habe.

Dean, der keine Ahnung hatte, dass Mr. Hammonds wankelmütige Aufmerksamkeit plötzlich ihm zugefallen war, schüttelte frustriert den Kopf und zog eine fatal bezaubernde Schnute, die Sam, wenn er ihm denn Beachtung geschenkt hätte, vermutlich dazu getrieben hätte, ihn zu einem kurzen Stelldichein in die nächste Besenkammer zu zerren.

Mr. Hammond verursachte er mit dieser Schnute lediglich einen mittelschweren Herzinfarkt.

„Nichts gegen ihren Großvater, aber ich habe keine Ahnung, warum er mit einer derartigen Leidenschaft Tagebuch geführt hat … es ist nicht unbedingt so, als wäre sein Leben sonderlich aufregend gewesen … dabei war er der Leiter eines verdammten Jahrmarkts!“

Sam warf Dean über den Tisch hinweg einen anklagenden Blick zu, Sams Gesicht sagte ganz eindeutig „Hör auf, vor dem netten alten Mann zu fluchen und beleidige gefälligst nicht seinen Großvater!“, und Dean biss sich auf die Unterlippe und trank einen Schluck Bier.

Mr. Hammond, der die stumme Kommunikation zwischen seinen Gästen sowohl gesehen als auch gedeutet hatte, unterdrückte ein Schmunzeln und fand es äußerst bedenklich, dass er nicht sofort gemerkt hatte, welche Beziehung die beiden gutaussehenden jungen Reporter verband, die er in sein Haus gelassen hatte.

Die Schwingungen, die zwischen den Beiden hin und her blitzten, waren ja schon beinahe mit dem bloßen Auge auszumachen.

Da Mr. Hammond keine Sekunde lang angenommen hatte, für einen seiner Gäste auch nur von geringstem Interesse zu sein, fand er seine neueste Entdeckung nicht sonderlich entmutigend oder frustrierend, im Gegenteil, er war geradezu hingerissen.

Wenn er Glück hatte, würde er vielleicht Zeuge vom Austausch von Zärtlichkeiten zwischen den Beiden.

Aber auch nur, wenn er ganz viel Glück hatte.

So wie es aussah, war der große, plüschige von den Beiden ein Ausbund an Selbstbeherrschung, und außerdem so sehr in seine Recherche vertieft, dass er überhaupt nicht wahrnahm, wie unglaublich anziehend der bezaubernde Schmollmund des Älteren mit den O-Beinen und den so fabelhaft langen Wimpern war.

Mr. Hammond überließ seine Gäste sich selbst und ihrem Bier, um ihnen Privatsphäre vorzutäuschen, während er auf die Terrasse verschwand und dort darauf wartete, ob das Schicksal es heute vielleicht doch ausnahmsweise mal gut mit ihm meinte, und ihm ein paar optische Freuden bot.

Wenn sich die erwünschte Zurschaustellung von Zärtlichkeiten in seinem eigenen Esszimmer abspielte, konnte man ihn wohl kaum als Spanner bezeichnen.

„Sam? Ich glaube, ich hab was gefunden …“

Sam blickte von dem Studium seines Tagebuchs auf, und das so ruckartig, dass sein Haar höchst effektvoll zurückflog, und Dean grinste selbstzufrieden.

„Komm her.“

Sam erhob sich ruckartig von seinem Stuhl, ging mit ein paar langen, schnellen Schritten um den Tisch herum, um sich hinter Dean zu stellen und über dessen Schulter zu beugen, und als Dean selbige Schultern hochzog und sich verspannte, schluckte Sam trocken und richtete sich wieder auf.

„Ich …“

„Ist schon gut … komm wieder her.“

Sam hatte Dean die Hände auf die Schultern gelegt, und Dean legte seine Rechte auf Sams Linke, drückte sie sanft, und Sam beschloss, nicht zu zögern, und Deans Aufforderung sofort nach zu kommen.

Er beugte sich wieder über Deans Schulter, las die Zeilen, auf die Dean ihn mittels seines linken Zeigefingers aufmerksam machte, und weil Deans rechte Hand noch immer seine umfangen hielt, hielt er es für eine gute Idee, für einen Moment die Augen zu schließen und seine Wange an Deans zu schmiegen.

„Du passt nicht auf“, stellte Dean fest, aber seine Stimme war warm und er streichelte mit seinem Daumen über Sams Handrücken, also nahm Sam an, dass Dean ihm seine kurze Unaufmerksamkeit nicht sonderlich übel nahm.

Das Siegel

Aloha!

Seid mir gegrüßt, werte Kommischreiber!

Ich habe mich ganz außerordentlich über euer positives Feedback zum letzten Kapitel gefreut, daher hab ich mir gedacht, ich schreib euch mal wieder ein paar Kommi-Kommis! ^-^
 


 

Und los:
 

@ Trischka:

Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz, du hast einen Obstkorb voller Bananen gewonnen!

Sinnloses Zitat (in diesem Fall sogar recht passend): „Ich hätte gern einen Prosecco … und eine Banane!“
 

@ Lyafe:

Der Kerl muss dir nicht unheimlich sein, Mr. Hammond ist völlig harmlos. Zumindest sagt mein momentaner Plan, dass er das ist. Aber wir kennen ja meine Pläne …

Und ja, als ich das Kapitel geschrieben habe, hatte ich durchaus positiven Aufschwung.

Kinkas Wohnung ist ein toller Turm und eignet sich hervorragend zum Schreiben!
 

@ wincest4ever:

Ich wiederhole: Keine Angst vorm alten Mann!

Der will nur spielen … oder vielmehr nur gucken.

Und das können wir ja nun wirklich alle nachvollziehen, nicht wahr?
 

@ DemonOfFear:

Jaaa, das aaarme Deanybärchen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber während es mir einen Heidenspaß bereitet, Sam in Scherben rumrollen zu lassen und ihm so richtig schön körperlich weh zu tun, quäl ich Dean viel lieber auf psychologischer Ebene.

So bin ich.

Immer bereit, den Buben das Leben schwer zu machen.
 

@ Calysto:

Hoffen wir mal, dass der Job schon erledigt ist?

Aber nein, aber nein, aber nein!

Wenn ich die 200 Kapitel schaffen will, muss ich jeden Handlungsbogen so lange wie nur möglich in die Länge ziehen … und jeden Un-Handlungsbogen auch. Freut euch auf endlose Fluff-Kapitel!

… Und auf das lalülalü erst … *hust*
 

@ _Sam_Winchester_:

Ich gebe zu, dass das mit dem Film schwierig war.

Rina ist auch nur drauf gekommen, weil ich mit ihr telephoniert hab, während ich am Schreiben bzw. Gucken war …
 

@ killerniete21:

Was genau macht denn Mr. Hammond so unheimlich?

Das war eigentlich gar nicht meine Absicht, dass ihr den alle so verdächtig findet.

Aber naja, so hab ich aus Versehen ein wenig Spannung eingebaut.

Ist ja eigentlich gar nicht so schlecht.
 

@ Bufera:

Du bist komisch.

Aber du hast mir einen schönen, zusammenhängenden, relativ logischen Kommi geschrieben.

Vielen lieben Dank dafür.

Ich hoffe, deine Fischstäbchen haben geschmeckt!

Und nein, du hast nichts gewonnen, und schon gar nicht DAS!

Du hast ja schließlich gewusst, dass ich mir die Filme angeguckt hab …

*sprotz*
 

@ Sam_Dean:

Ich habe nie auch nur eine Folge Stargate Atlantis gesehen (kann mich zumindest nicht erinnern) also muss ich sagen, nein, diesen Mr. Hammond meinte ich nicht.

Ich hab den Namen aus Jurassic Park geklaut.

Brauche ja schließlich Hintergrundgeräusche beim Schreiben, und bei was kann man schöner in die Tasten hauen, als schreienden Menschen und brüllenden Urzeitgeschöpfen?
 

@ Himchen:

Noch ein Stargate-Gucker.

Ich persönlich bevorzuge ja den Film mit Kurt Russell und James Spader.

Der hat sogar ein kleinwenig Slash-Potential.

… Aber was red ich … das hab ich ja sogar beim Herrn der Diebe gesehen … ehehe.
 

@ Zoso:

Vielen lieben Dank!

Ich hätte da noch ein kleines aber feines Zitat: „If someone asks you if you’re a GOD, you say: YES!“
 

@ Todesgoettin_Hel:

Du bist ein alter, lüsterner Mann? O_o

Ok, damit hab ich jetzt nicht gerechnet …

Aber du bringst mich auf böööse Ideen, die ich möglicherweise irgendwann umsetzen werde, hehe.
 

@ kleines-teufelchen:

Hahaaa!

Jetzt hab ich mein eigenes Teufelchen!

Fa-bel-haft! Fabelhaft!

Jetzt kannst du dich im Schein meines Wohlwollens sonnen und es dir in meinem Traumschloss bequem machen!

Willkommen in Moko-Castle und grüß mir deine Brüder! ^-^
 

@ kikischaf:

Vielen, vielen lieben Dank für deinen Kommi-Marathon der letzten Nacht.

Hat sehr viel Spaß gemacht, sich das heute früh durchzulesen, und ich bin sowieso immer mehr als begeistert, wenn von jetzt auf gleich so viele neue Kommentare dazu kommen!

Wünsche dir gute Besserung und beantworte an dieser Stelle mal deine Frage zu der Rückwärtsgeschichte mit Sams Vornamen:

Sam war quasi von seinem bösen Zwilling besessen - seinem bösen Spiegelbild, wenn du so willst - und deswegen musste Dean ihm auch einen Spiegel vorhalten und die Spiegelversion von seinem Namen sagen ... also rückwärts.

Ich hoffe, das macht einigermaßen Sinn ... *drop*
 

Liebste Grüße an euch alle!
 

moko-chan
 


 

Dean streichelte sanft über Sams Hand, genoss das Gefühl von Sams Wange an seiner, genoss, dass es ihm wenigstens für den Moment keinerlei Problem bereitete, dass Sam wie ein verdammter Riese hinter ihm stand und ihm jeden potentiellen Fluchtweg abschnitt, und schloss kurz die Augen.

Und warum sollte er auch ein Problem damit haben?

Er liebte Sam, Sam liebte ihn, da gab es rein gar nichts, worüber er sich aufregen konnte.

Nur dass es eben so nicht funktionierte.

So wenig Deans Verstand sonst schon in seinem Alltag mitzureden hatte, in dieser Angelegenheit war er vollkommen machtlos.

Was im Moment völlig egal war, da Dean keinerlei Problem damit hatte, dass Sam hinter ihm stand und ihm jeden potentiellen Fluchtweg abschnitt.

Dean wollte ja gar nicht fliehen.

Er war mehr als zufrieden mit seiner momentanen Situation, und er wäre vielleicht noch ein wenig zufriedener, wenn er und Sam sich an diesem Morgen rasiert hätten.

Deans Blick fiel auf sein Handy, das schräg links vor ihm auf dem Tisch lag, und er runzelte die Stirn.

Irgendwas war da doch …

„Ach Misto, jetzt hab ich schon wieder vergessen, Bobby anzurufen!“

Dean schlug sich mit der flachen Hand auf den Tisch und machte sich gerade, und Sam blickte ihn von der Seite fragend an.

„Warum willst du denn Bobby anrufen?“

Dean war kurz versucht, ihn in die Nase zu kneifen, ließ das aber doch lieber bleiben.

Wer konnte schon sagen, ob nicht Mr. Hammond plötzlich aus dem Nichts auftauchen würde, um Sams Wohlergehen sicher zu stellen?

„Warum will ich wohl Bobby anrufen?“ stellte Dean also die Gegenfrage, und da er sich ziemlich sicher war, dass Sam die Antwort wusste, wartete er auch gar nicht so lange ab, bis dieser damit herausgerückt war.

Er nahm sein Handy vom Tisch, drückte die Schnellwahltaste, unter der er Bobbys Nummer abgespeichert hatte und wartete … und wartete … und dann ging Bobby endlich ran. „Ja?“

„Warum hat das so lange gedauert?“

„Weil du Held dir immer die unpassendste Zeit aussuchen musst, um mich anzurufen. Ist mit Sam alles in Ordnung?“

Dean lächelte, verkniff sich eine stichelnde Bemerkung über Bobbys väterliche Instinkte, und streckte die Hand nach Sam aus und wuschelte sein Haar.

„Sammy geht’s blendend“, setzte er an und wollte noch wesentlich mehr hinzufügen, aber da Bobby erfahren hatte, was er zu wissen verlangte, nutzte er Deans kurze Atempause, um nun seinerseits ein paar Dinge los zu werden.

„Sammy geht’s also blendend, na, das ist doch wunderbar. Kannst du Tölpel mir dann vielleicht mal erklären, warum du es für eine gute Idee gehalten hast, mir deinen verdammenswerten Cousin auf den Hals zu hetzen?

Man hätte mich ja zumindest mal vorwarnen können, dass der genau so aussieht wie du, dann hätte ich möglicherweise darauf verzichtet, sämtliche mir geläufige Exorzismen auf ihn loszulassen! Wenn sein rothaariger Freund nicht so vertrauenswürdig wäre, hätte ich mich vermutlich noch am griechischen Schlangenritus versucht, und glaub mir – das Ergebnis wäre kein schönes gewesen!“

Dean blinzelte, wusste nichts Anderes zu sagen als „Sean und Danny waren bei dir?“, und Bobby schnaufte genervt.

„Schön wär’s! Sean und Danny SIND bei mir, weil dein Maulesel von einem Cousin es sich in den Kopf gesetzt hat, dass ich der einzig Richtige sei, um ihm alles über die Jagd beizubringen. Du weißt nicht zufällig, wie er zu dieser Überzeugung gelangt ist?“

Dean erinnerte sich dunkel an bierselige Gespräche, in denen er Sean von Bobby und seiner unendlichen Weisheit vorgeschwärmt hatte, und schluckte unbehaglich.

„Öhm … nein?“ log er reichlich unüberzeugend, und wenn Bobby dazu in der Lage gewesen wäre, ihm übers Handy einen Schlag in den Nacken zu verpassen, er hätte es getan.

„Gib mir mal Sam!“ verlangte er barsch, und Dean gab sein Handy hastig an Sam weiter. „Bobby will mit dir reden.“

Sam blinzelte ihn an, nahm das Telefon allerdings ohne jegliches Zögern entgegen und hielt es sich ans Ohr.

„Hi Bobby. Ich hoffe, Sean und Danny gehen dir nicht allzu sehr auf die Nerven?“

Der ältere Jäger produzierte einen Laut, den Sam bei jedem anderen Menschen als Glucksen bezeichnet hätte, bei Bobby war er sich nicht sicher, wie er ihn nennen sollte.

„Nein, tun sie nicht. Um ehrlich zu sein, ist es ganz amüsant, die Zwei hier zu haben. Weiß Dean, dass er mit Sean so etwas wie einen guten Zwilling hat?“

Sam schnaufte amüsiert.

„Ich bin mir nicht so sicher, dass Sean der gute Zwilling von den Beiden ist … und wo wir gerade bei guten und bösen Zwillingen sind -“

„Ihr habt den Fall gelöst? Warum hat Dean mir das nicht gesagt?“

Dean, der über ein überraschend gutes Gehör verfügte, plusterte sich zu seiner vollen Größe auf und kam dem Handy mit seinem Mund so nahe wie nur möglich.

„Wenn du mich hättest zu Wort kommen lassen, hätte ich das ganz bestimmt getan! Und was soll das heißen, ich bin Seans böser Zwilling?!“

Sam rollte mit den Augen, legte Dean die Hand auf die Brust und tätschelte sie beruhigend, und tat so, als habe dieser kleine Ausbruch nie stattgefunden.

„Ja, wir haben den Fall gelöst … das heißt, Dean hat den Fall gelöst … ich war … ein Teil des Falls.“

Die letzten Worte hatte Sam so leise gesprochen, dass er kaum noch zu verstehen gewesen war, und deswegen war er doch ein wenig überrascht über Bobbys nur ein kleinwenig lautere Erwiderung.

„Ja, ich hab mir schon beinahe sowas gedacht. Dean hat sich ziemliche Sorgen um dich gemacht.“

Sam weitete die Augen und hielt die Luft an.

„Hat er das zu dir gesagt?“

Bobby schnaubte spöttisch.

„Ich bitte dich, Sam. Als ob er sowas machen würde. Nein, er hat nichts in die Richtung gesagt – aber allein sein Tonfall, als er von dir gesprochen hat, war genug, um jemanden, der ihn kennt, die richtigen Schlüsse ziehen zu lassen und – hey!“

„Hi Sam!“

Sam brauchte einen Moment, bis er Seans Stimme über die ein wenig instabile Leitung identifiziert hatte, dann verbiss er sich mit Mühe ein Grinsen.

„Hi Sean. Du solltest wissen, dass es nie eine sonderlich gute Idee ist, Bobby das Telefon wegzunehmen.“

Seans Antwort ging in Hundegebell, Dannys Lachen und einem ausgesprochen garstigen Fluch Bobbys unter, und Sam legte überrascht die Stirn in Falten.

Die schienen da ja tatsächlich Spaß zu haben.

„Alles in Ordnung mit dir und Dean? Bobby hat sich Sorgen gemacht …“

Sam lächelte unwillkürlich und schüttelte leicht den Kopf.

Natürlich. Nur Bobby hatte sich Sorgen gemacht.

„Mit uns ist alles in Ordnung. Aber wie kommst du bitte auf die Idee, einfach so über Bobby herzufallen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich sonderlich gastfreundlich aufgenommen hat.“

Sean lachte, sagte irgendetwas, das vermutlich an McClane ging, so wie der plötzlich anfing zu bellen, dann war plötzlich Danny am anderen Ende der Leitung.

„Hi Sam!“

Sam grinste leicht und wischte sich mit der Hand das Haar aus der Stirn.

„Hallo Danny. Treibt ihr Bobby in ein frühzeitiges Grab?“

Danny lachte leise, verneinte, und fragte Sam, wann sie das nächste Mal bei Bobby vorbeikommen würden.

„Dean meinte, sobald wir hier fertig sind, stünde einem Besuch nichts mehr im Wege – wieso?“

Nicht, dass Sam Danny misstrauen würde. Wenn es jemanden gab, dem Sam rückhaltlos vertraute, dann war das Danny.

Das Einzige, das Sam in dieser Hinsicht ein wenig Sorgen bereitete, war Seans schändlicher Einfluss – obwohl es eigentlich eher so war, dass Danny auf Sean einen guten Einfluss ausübte … aber man konnte ja nie vorsichtig genug sein.

„Na, weil wir dann vielleicht noch hier sind, so dass wir gemeinsam etwas unternehmen könnten.“

Danny war wohl der einzige Mensch auf Gottes weiter Erde, der sich unter Bobbys Dach aufhalten und gleichzeitig sein freundliches, ausgeglichenes Wesen beibehalten konnte, bis hin zu dem Punkt, an dem er AUSFLÜGE plante.

Sam nickte grinsend.

„Gute Idee, ich werd Dean fragen – wir beeilen uns hier. Falls wir es nicht rechtzeitig schaffen, sehen wir uns in Topeka, ja?“

Danny stimmte ihm fröhlich zu, verabschiedete sich und legte auf, und Sam gab Dean sein Handy zurück.

„Ich fasse es nicht, dass Sean tatsächlich einfach so zu Bobby gefahren ist.“

Dean nickte und zog eine verdrießliche Grimasse.

„Wenn wir nicht aufpassen, werden wir noch alle eine große, glückliche Familie.“

Der Ton, in dem Dean das sagte, hätte einen fast davon überzeugen können, dass er was dagegen hatte.
 

„Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Mr. Hammond. Falls unser Artikel gedruckt wird, werden wir Sie lobend erwähnen.“

Sam lächelte sein schüchternes Recherche-Lächeln, und Mr. Hammonds Herz schmolz ein wenig, dann wandte er sich Dean zu und sein Herz schmolz noch ein wenig mehr, weil Dean, der im Laufe des Tages von Mr. Hammond großzügig mit Bier, Pizza, mehr Bier und Keksen versorgt worden war, ihn so blendend anstrahlte, dass ihm beinahe die Augen zu tränen begannen.

„Wenn wir den Pulitzer Preis gewinnen, laden wir Sie zu unserer Party ein!“

Möglicherweise hatte Mr. Hammond Dean ein wenig zu großzügig mit Bier versorgt.

Er sah zu, wie seine beiden Gäste in einen alten, ein wenig verstaubten Chevy stiegen, und ging erst zurück ins Haus, als sie am Ende der Straße links abgebogen waren.

„Dude, du weißt, was der Pulitzer Preis ist?“

Dean hätte Sam ja eine verpasst, hätte der ihn nicht so breit angegrinst, dass man davon schneeblind hätte werden können.

„Natürlich weiß ich, was der Pulitzer Preis ist“, erwiderte Dean also gönnerhaft, ließ seine rechte Hand auf Sams Oberschenkel gleiten und streichelte ihn ein wenig.

„Ich weiß außerdem, dass wir zwei Hübschen nicht eher ruhen werden, bis wir den großzügigen Spender gefunden haben, der Mr. Hammonds Großvater – Mr. Hammond – so großzügig das teuflische Spiegelkabinett überlassen hat.“

Wenn dieser großzügige Spender davon abgesehen hätte, sein verdammtes SIEGEL hinter einem der Spiegel zu hinterlassen, damit Mr. Hammond der Ältere es finden konnte, als besagter Spiegel von einem ungeschickten Kind mit einem Holzkopf kaputt gemacht worden war, und ersetzt werden musste, hätten Sam und Dean noch immer nicht die geringste Spur in ihrer Jagd nach dem Schurken des Monats gehabt.

Stattdessen war es wie üblich: Das übergroße Ego des Bösewichts hatte die Hälfte der Arbeit für die Herren Winchester erledigt, und wenn sie Glück hatten, würde es die andere Hälfte auch noch übernehmen.

Sam bemerkte Deans überkonzentrierten Blick auf die Straße, den er durch jahrelange Erfahrung einzuschätzen gelernt hatte, und mit einem Mal fühlte er sich trotz – oder vielleicht gerade wegen – Deans Hand auf seinem Oberschenkel ein kleinwenig unwohl.

„Dean … bist du betrunken?“ erkundigte er sich vorsichtig, und Dean schnaubte indigniert. „Unsinn. Ich hatte bloß fünf Bier.“

Sam verdrehte die Augen. „Richtig. Und dir ist mit Sicherheit aufgefallen, dass Mr. Hammond dir importiertes, kanadisches Bier und nicht deine gewohnte Hausmarke vorgesetzt hat? Und du weißt natürlich, dass kanadisches Bier sehr viel stärker ist als unser amerikanisches?“

Dean gab keinerlei Antwort ab, sein überkonzentrierter Blick wurde noch ein wenig konzentrierter, und die Hand auf Sams Oberschenkel streichelte in gefährlich hohe Gefilde.

„Du meinst, das kanadische Bier ist zu stark für mich, Sammy?“

Oh, ganz großartig. Dean war betrunken und Sam hatte ihn soeben herausgefordert. Ganz, ganz blöde Idee.

„Nein“, log er also, und versuchte, dagegen anzukämpfen, ganz automatisch seine Schenkel für Dean zu spreizen.

Dean konnte unmöglich gleichzeitig betrunken sein, fahren UND ihn begrabschen.

„Können wir mit der Fummelei warten, bis wir wieder beim Motel sind?“ erkundigte er sich mit schwankender Stimme, und Dean zog prompt seine Hand von seinem Oberschenkel zurück.

Sam war fast ein wenig enttäuscht.

Dann griff Dean nach seiner Hand, packte sie und legte sie sich in den Schritt.

Sam kniff die Augen zu und stöhnte, und ihm wurde so heiß, als läge Deans Hand in seinem Schritt und nicht umgekehrt.

„Du willst mit der Fummelei also warten, Sammy?“

Oh Gott, Dean war einfach zuviel für ihn, wenn er getrunken hatte, und ihn wollte, und ihn verdammt noch mal anschnurrte, als sei er sein persönlicher, allzeit bereiter Inkubus.

„Und was macht deine Hand dann in meinem Schritt?“

Sam zuckte beinahe zusammen, als Dean seine Hand fester zwischen seine leicht gespreizten Schenkel presste, und als Dean unter eben dieser Hand langsam hart wurde, wusste Sam, dass er in dieser Angelegenheit keinerlei Mitspracherecht hatte.

Seine Finger krümmten sich von selbst, um besseren Zugang zu Deans harter Hitze zu bekommen, die er selbst durch den dicken Jeansstoff noch spüren konnte, und als Dean ihm einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zuwarf und sich anzüglich über die Lippen leckte, fühlte sich Sams Kehle mit einem Mal wie ausgetrocknet an.

Er wollte Dean schmecken, wollte ihn unter seinen Lippen haben, ihn mit seiner Zunge erforschen – und er dachte dabei nicht an Deans Mund.

Adel verpflichtet

Winnifred ist zurück! Und ihr habt’s nichtmal gemerkt!

Nach ihrem Urlaub ist sie allerdings sehr viel friedlicher als früher … laaangsaaam ist sie aber noch immer … das hier wird DAUERN.
 

Viel Vergnügen wünsch ich.
 

moko-chan
 


 

„Dean? Bist du wach?“

Dean grunzte und wühlte sich auf den Bauch, und Sam verbarg sein Grinsen hinter seiner Hand.

„Stehst du auf, damit ich dir zeigen kann, wem wir wegen der Spiegelsache die Hölle heiß machen müssen?“

Dean grunzte erneut, drehte Sam seinen in Shorts verpackten Hintern zu, und Sam konnte nur den Kopf über ihn schütteln.

„Soll ich dir Aspirin holen?“

Die Antwort auf diese Frage war wieder ein Grunzen, das Sam großzügig als Ja interpretierte, also stand er auf, ging zu seiner Reisetasche hinüber und begann in ihren Tiefen nach dem von Dean so dringend benötigten Aspirin zu wühlen.

„Das nächste Mal guck dir doch bitte das Etikett einer Bierflasche an, bevor du ihren Inhalt zu dir nimmst“, schlug Sam leise vor, und seine Belohnung war – was auch sonst – ein diesmal reichlich missgelauntes Grunzen.

„Das nächste Mal, wenn du dazu ansetzt, mir einen Blowjob zu verpassen, lass dich doch bitte nicht davon aufhalten, dass mein Handy klingelt!“ gab Dean grummelnd zurück, setzte sich auf, nahm die zwei Aspirin entgegen, die Sam ihm mit ausgestreckter Hand vor die Nase hielt, und grinste ein ganz klein wenig, als er Sams hauchzart errötete Wangen sah.

„Aber … das war doch Bobby, der angerufen hat“, versuchte Sam, sich zu verteidigen, und Dean konnte nur die Augen verdrehen, weil er soeben dabei war, ein paar tiefe Züge aus seiner Wasserflasche zu nehmen.

Sam saß wie auf Kohlen, während Dean es sich zur Aufgabe machte, diese Wasserflasche zur Gänze zu leeren, einerseits, weil er sich in etwa vorstellen konnte, was Dean ihm zu sagen hatte, sobald sein Durst gestillt war, andererseits, weil es eine wirklich verdammt harte Aufgabe war, Dean so quälend lange beim Schlucken zuzusehen.

Dean hatte den Kopf in den Nacken gelegt, seine Lippen an der Flaschenöffnung waren feucht und auf diese unsagbar verführerische Art gespitzt, die nur Dean zuwege brachte, und Deans Hals, angespannt und bloßgelegt, war ein sehr viel erotischerer Anblick, als er hätte sein sollen.

Die Flasche war schließlich leer, wurde von Dean achtlos beiseite geworfen, und als Dean seine 1.85m aus dem Bett faltete und in Richtung Sam bewegte, der in einsamer Größe an dem kleinen Tisch am Fenster thronte, wurde dem ein kleinwenig warm.

„Richtig, es war Bobby, der angerufen hat, und ich bin mir sicher, dass ihr euch unheimlich spannende Sachen zu erzählen hattet, wenn man bedenkt, dass du für mindestens eine halbe Stunde ins Badezimmer verschwunden bist, um dich mit ihm zu unterhalten …“

Deans Bewegungen waren langsam und raubtierartig, und Sam konnte nicht sagen, ob das daran lag, dass Dean einen Kater hatte, oder ob er ihn absichtlich so lull und lall machte.

Vermutlich war es von Beidem etwas.

„Wir haben … über den Fall gesprochen … das hatten wir ja vorhin nicht mehr geschafft, weil Sean und Danny uns unterbrochen haben …“

Sam weitete die Augen und starrte Dean verhuscht an, nachdem der direkt vor ihm zum Stehen gekommen war, und Dean streckte die Hand nach ihm aus und legte sie ihm an die Wange.

„Und, was hat er zu unserer grandiosen Handhabung dieses Falles gesagt? Kommt er her, legt uns übers Knie und erklärt uns endgültig für unfähig?“

Sam schüttelte den Kopf, Dean streichelte ihm mit dem Daumen über die Wange und sein Gesichtsausdruck wurde weich.

„Ach nein? Wie überaus unerwartet …“

Er beugte sich vor, presste seine weichen, feuchten Lippen auf Sams, und der schloss ganz automatisch die Augen und seufzte leise.

Er liebte es so sehr, Dean zu küssen.

Sam schlang seine Arme um Deans Nacken und hielt sich an ihm fest, während Dean mit seiner Zunge überaus sanft Zugang zu Sams Mund verlangte, und es gefiel Dean überaus gut, um nicht zu sagen grandios gut, wie Sam sich an ihn klammerte und sexy kleine Geräusche machte, und das bloß wegen eines unschuldigen, harmlosen Kusses.

Oh, Sam war ja so leicht in Stimmung zu bringen, wenn man ihm kürzlich seinen Oralsex vorenthalten hatte.

Dean produzierte einen gutturalen Laut in den Tiefen seiner Kehle, biss sanft in Sams Unterlippe und löste ihren Kuss, was Sam dazu veranlasste, ihm mit dem Kopf zu folgen, und ihre Münder wieder aufeinander zu pressen.

Dean, so sehr er Sams Enthusiasmus auch schätzte, presste seine Handflächen gegen Sams Brust und schob ihn sanft aber energisch von sich.

„Später Sammy … erst erzählst du mir, was du rausgefunden hast, dann gibt’s die Belohnung.“

Sam wusste nicht, ob er empört oder vielleicht doch lieber ein klein wenig erregt sein sollte – Deans Belohnungen hatten es für gewöhnlich in sich – und er wählte den Mittelweg und stahl sich einen weiteren Kuss, bevor er sich artig zum Tisch umdrehte und mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm seines Laptops deutete.

„Ich hab das Siegel unseres Spenders durch die Suchmaschinen gejagt und einen – halt dich fest – ortsansässigen Lord gefunden.“
 

„Lord van Zorg. Dämlicher Name.“

Sam verdrehte die Augen und rückte seine Krawatte zurecht, kontrollierte im Rückspiegel den Sitz seiner Haare, und Dean machte sich prompt über ihn lustig.

„Keine Sorge Eure Hoheit, die Frisur sitzt. Statt also in deinen Zotteln rumzuwühlen, erklär mir Folgendes: Warum hat bisher bitte sehr noch niemand gemerkt, dass dieser merkwürdige Lord van Zorg schon seit mindestens einhundert Jahren in dieser Stadt sein Unwesen treibt?

Das schreit doch geradezu danach, dass mit dem nicht alles koscher ist!

Warum sind wir immer die Einzigen, mit einem Funken Menschenverstand?“

Sam hätte ihm ja eine Antwort auf diese Frage gegeben, hätte das Autoradio sich nicht ausgerechnet diesen Augenblick ausgesucht, um Mott the Hoople mit „All the Young Dudes“ zu spielen.

Er hatte es Dean bereits mehrfach zu erklären versucht, zuletzt an diesem Morgen, aber Dean würde wohl nie verstehen, dass wenn sich jemand nur hübsch still verhielt und immer brav seine Steuern zahlte, er nicht gerade den Eindruck erweckte, ein mindestens einhundert Jahre alter Diener des Bösen zu sein.

„Wahrscheinlich ist er ein unauffälliger älterer Herr, der schon seit Jahren sein Haus nicht mehr verlassen hat – warum sollte da jemand misstrauisch werden?“

Dean drehte Sam den Kopf zu und zog die linke Augenbraue in die Höhe.

„Lord van Zorg? Hallo?! Das fünfte Element? Gary Oldman? Klingelt da was bei dir? Der Mann spielt IMMER den Bösen!“

Sam verdrehte die Augen und hüstelte spöttisch, und Dean drehte die Musik leiser. „Was?“

„Erstens: Nur weil es einen Filmbösewicht namens Zorg gibt, heißt das noch lange nicht, dass das jemand außer dir weiß und dementsprechend Lord van Zorg einer Untat verdächtigt, und zweitens spielt Gary Oldman nicht immer den Bösen. In Harry Potter ist er der Gute.“

Das Ergebnis dieser durchaus stichhaltigen Argumentation von Sam war ein wegwerfendes Grunzen von Dean und die theatralisch dahin geworfene Frage, warum er mit einem Bruder gestraft war, dessen Filmwissen ausschließlich aus Harry Potter und ein paar Disney Märchen bestand.

„Kein Wunder, dass Nigel dich damals in einen Prinzen verwandelt hat!“

Sam kam nicht dazu, eine Antwort abzugeben, oder Dean endlich zu erzählen, dass der seine Prinzessin war, weil Dean den Impala soeben im Angesicht eines überaus beeindruckenden Herrenhauses am Bürgersteig geparkt hatte und nun bereits am Aussteigen war.

Sam öffnete das Handschuhfach, zog zwei falsche IDs heraus, beäugte sie misstrauisch und war zufrieden.

Wenn er nicht wusste, wer Robert Leroy Parker und Harry Longbaur waren, würde dem bösen Lord wohl auch nichts auffallen.

Er stieg aus dem Impala, schloss die Tür hinter sich und wollte Dean die ID geben, die ihn als Harry Longbaur ausweisen würde, und Dean starrte ihn einen Moment lang empört an, bevor er sich Robert Leroy Parker schnappte.

Sam fragte lieber gar nicht erst.

Er steckte sich seinen Ausweis in die Innentasche seines Sakkos, folgte Dean den geschmackvollen Sandsteinweg entlang zur Haustür, und bereitete sich mental auf seine Rolle als Versicherungsvertreter vor.

Hoffentlich benötigte Lord van Zorg – Dean hatte Recht, das WAR ein dämlicher Name – noch eine Bigamie-Versicherung, eine Lotto-Pech-Police oder eine Alienversicherung – wieso zum Teufel hatte er es Dean überlassen, diese Angelegenheit auszuarbeiten?! – oder besaß zumindest die Höflichkeit (oder den Sinn für Humor), sie nicht sofort an der Tür wieder wegzuschicken.

Und was zum Teufel war eigentlich eine Bigamie-Versicherung?

Sam überprüfte erneut den Sitz seiner Krawatte, während er schräg links hinter Dean stehend darauf wartete, dass der auf die Klingel drückte, und er zuckte kaum merklich zusammen, als Dean auf den soliden Messingknopf drückte, und im Innern des Hauses ein derart intensives Dröhnen ertönte, dass sämtliche Hunde der Nachbarschaft geschlossen zu bellen anfingen.
 

„Guck dir den hässlichen Gesellen an und erzähl mir noch mal, dass die Nachbarn tatsächlich annehmen könnten, dass hier ein völlig harmloser alter Baron wohnt, der einfach nur nicht gern gesehen wird.“

Sam betete zu allem, was ihm heilig war, dass nicht ausgerechnet jetzt die Tür aufgehen würde, und blickte in die Richtung, in die Deans ausgestreckter Zeigefinger deutete.

„Dean“, Sam schloss für einen Moment gepeinigt die Augen, „das ist ein Wasserspeier. Ein architektonisches Stilmittel, wenn du so willst. Absolut kein Anzeichen für die dunkle Seite der Macht.“

Deans pfiffige Erwiderung inklusive ausschweifendem Filmzitat wurde ausgebremst, als die große Tür vor seiner und Sams Nase sich öffnete, und sie sich einem äußerst steifem – sprich britischem – Butler gegenüber sahen.

„Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?“

Sam öffnete den Mund, aber Dean war schneller.

Leider.

„Braucht dein Chef noch ’ne Alienversicherung?“

Die Tür war schneller wieder zu als Dean blinzeln konnte, und er wusste, dass er den Ellenbogen in seinen Rippen verdient hatte, das hielt ihn aber nicht davon ab, lauthals zu fluchen.

„Verdammt, Sammy! Willst du mich umbringen?!“

Sam antwortete nicht, packte Dean am Kragen, um ihn zurück zum Impala zu schleifen, und ihm entging gänzlich, wie Dean plötzlich blass wurde, und seine Augen einen ungesunden Schimmer annahmen.

„Lass los!“

Sam schnaubte ablehnend, packte Dean fester, zerrte ihn ein paar Meter weiter, und Dean begann, um sich zu schlagen.

„Lass los, verdammt!“

Sam begriff – zu spät – ließ von Deans Hemdkragen ab, und der taumelte ob der plötzlichen Freiheit, schlug jedoch Sams Hände beiseite, als der ihn auffangen wollte.

„Fass mich nicht an!“

Die Worte schmerzten wie Schusswunden, sie betäubten und brannten zur gleichen Zeit, und Sam biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten.

Er wusste nicht, was er sagen sollte.

Dean stand vor ihm, hatte die Hände auf die Knie gestützt und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, weil er verdammt noch mal fast HYPERVENTILIERT hätte, und Sam wusste nicht, was er sagen sollte.

Sicher, Dean war nie so stark gewesen, wie er stets vorgegeben hatte, aber so schwach, so offen verletzlich hatte Sam ihn nie zuvor gesehen.

Nie zuvor war Dean vor seiner Berührung zurückgeschreckt wie ein in die Enge getriebenes Tier.

„Dean …“

Dean blickte auf, sah Sam in die Augen, und endlich wurde sein Atem ruhiger, endlich ließ der verstörte Ausdruck in seinen Augen nach, und Sam schluckte ein paar Tränen hinunter.

„Geht schon“, versicherte Dean ihm mit schwankender Stimme, und Sam konnte es versuchen, so sehr er wollte, er glaubte ihm nicht, und er schaffte es auch nicht, zu lächeln.

Das hier war nichts, womit er umgehen konnte.

Wenn Dean verletzt war, dann verband er ihm seine Wunden, wenn er wütend war, kaufte er ihm Kuchen, und wenn ihm alles zu viel wurde, dann half entweder Sex oder – wenn sie dafür zu müde waren, was natürlich nie der Fall war – eine Umarmung.

Das hier war nichts, was Verbände, Kuchen, Sex oder eine Umarmung ungeschehen machen konnte.

Eine Umarmung würde alles sogar vermutlich nur noch schlimmer machen.

„Zurück zum Motel?“ schlug Sam vorsichtig vor, und Dean nickte, griff in seine Hosentasche und reichte ihm die Autoschlüssel.

Sam zögerte, bevor er die Hand ausstreckte, um sie entgegen zu nehmen, und als er seine Finger um sie schloss, fühlten sie sich kalt und viel zu schwer an.

Dean fuhr selbst dann noch, wenn er übermüdet, oder betrunken, oder beides war.

Das hier war schlimm, und Sam konnte nicht damit umgehen, dass er die Verantwortung für Deans Zustand trug, weil er so nicht einfach loslegen und den Verantwortlichen umbringen konnte, wie er es so gern getan hätte.

Er musste versuchen, Ruhe zu bewahren, sich nicht selbst die Kehle durchzuschneiden, und Dean irgendwie zu helfen, über diese Sache hinweg zu kommen.

Er hatte ganz einfach keine andere Wahl.

Einfach weggehen und Dean sich selbst überlassen konnte er schließlich nicht.

Liebe in jeder Beziehung

So.

Wir haben da was zu feiern, meine Lieben.

Zum Beispiel über 3000 Kommis.
 

*wild Küsschen verteil*
 

Ich habe beschlossen, diesmal anders zu feiern als sonst.

Es gibt also kein Sonderkapitel, es gibt Sonderkapitel, wenn ihr versteht, worauf ich hinaus will.
 

Und jetzt will ich euch mal nicht länger vom Feiern abhalten.
 

Hab euch alle ganz doll li~hieb!
 

moko-chan
 


 

Dean stopfte sich den letzten Rest des Muffins in den Mund, den Sam ihm auf der Rückfahrt von Lord van Zorgs Anwesen zu ihrem Motelzimmer gekauft hatte, leckte sich genießerisch über die Lippen und wandte sich seinem Wohltäter dann gezwungen heiter zu.

„Also, wie lautet der neue Plan?“ erkundigte er sich. „Einbruch um Mitternacht?

Kletterpartie im Efeu und dann Versteckspiel im Dunkeln im Ersten Stock?

Wer zuerst den Butler k.o. schlägt, hat gewonnen?“

Dean wackelte gespielt abenteuerlustig mit den Augenbrauen, Sams Lippen verzogen sich gegen seinen Willen zu einem Schmunzeln, und er schüttelte den Kopf.

„Nein. Wir wissen schließlich nicht, mit wem wir es zu tun haben. Es wäre mir sehr viel lieber, zunächst mal herauszufinden, ob wir überhaupt eine Chance haben, bevor wir bei ihm einbrechen und ihm den bestmöglichen Grund liefern, uns einfach zu erschießen.“

Dean seufzte, ließ sich aufs Bett fallen und legte sich auf den Rücken.

„Diese Sache hab ich echt vermasselt, Sammy. Tut mir leid.“

Dean starrte aus müden Augen an die Decke, und Sam erhob sich von seinem Fensterplatz, durchquerte das Zimmer mit drei langen Schritten und setzte sich zu ihm an die Bettkante.

„Wir fahren morgen einfach noch mal hin, hoffen, dass der Butler uns diesmal durch die Tür lässt, und führen mit Lord van Zorg ein absolut unverfängliches Verkaufsgespräch, in dem wir uns ein Bild von ihm machen … alles kein Problem.“

Sam verschränkte seine Hände in seinem Schoß, blickte erschöpft auf sie hinab, und Dean streckte die Hand nach ihm aus und streichelte ihm über den Rücken.

„Komm her zu mir.“

Sam drehte ihm den Kopf zu, blickte ihn unter seinem Pony heraus unsicher an, und Dean lächelte aufmunternd.

„Na komm schon.“

Sam biss sich auf die Unterlippe und nickte, dann ließ er sich zurücksinken und von Dean in dessen wartende Arme ziehen.

Dean war warm und er roch so gut, und Sam wollte nichts lieber tun, als ihn küssen, aber er wusste nicht, ob Dean darauf sonderlich positiv reagieren würde.

Und die Tatsache, dass er inzwischen soweit war, zu zögern, Dean zu küssen, war einfach nur krank.

„Sammy …“

Deans Hand strich über seine linke Wange, Deans Daumen rieb sanft über seinen Wangenknochen, und Sam schloss die Augen.

Wann hatte er denn angefangen zu weinen?

„Ist doch schon gut, Sammy …“

Deans freie Hand glitt in seinen Nacken, kraulte unermüdlich durch sein Haar, und Sam krallte seine Finger in die Brusttaschen von Deans Hemd und schüttelte stumm den Kopf.

Es war verdammt noch mal nicht gut!

Es war so schlimm wie es nur werden konnte!

„Sammy … hör auf … komm schon … hör auf …“

Sam begann zu zittern und krallte sich fester in Deans Hemd, und als er Deans Lippen an seiner Wange spürte, entkam ihm ein unaufhaltsames Schluchzen.

„Sammy …“

Deans Hände glitten über seinen Rücken und unter sein Shirt, streichelten die warme, weiche Haut darunter, und Sam presste sein Gesicht an Deans Halsbeuge und kniff die Augen fester zusammen.

„Ich wollte das nicht“, stammelte er tonlos. „Ich wollte das nicht … es tut mir so leid …“

Deans Lippen strichen über seine Wange, Deans Arme hielten ihn sicher und geborgen, und Sam wusste, dass er sich gehen lassen konnte, dass er alles, was ihn bedrückte, einfach heraus lassen konnte – aber das ging ganz einfach nicht.

Er sollte in dieser Situation für Dean da sein und nicht anders herum!

„Ich weiß, Sammy, ich weiß. Beruhige dich.“

Dean zog seine Hände unter Sams Shirt heraus und hob sanft aber bestimmt Sams Gesicht zu sich an.

„Sieh mich an.“

Sam schnupfte verhalten und blinzelte, und als sein Blick auf Deans traf, war seine Selbstbeherrschung schließlich so weit erschöpft, dass er endlich seinem ersten Impuls nachgeben und ihn küssen konnte.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn er schwach war.

Vielleicht war das genau der richtige Weg; vielleicht gab genau das Dean die Möglichkeit, stark zu sein.

Sam schnupfte erneut und seufzte, als Dean über seinen geschlossenen Mund leckte.

„Jetzt besser?“

Deans warmer Atem streifte seine feuchten Lippen, und Sam nickte automatisch und küsste ihn wieder.

Er spürte Dean gegen seinen Mund lächeln, spürte Deans Hände auf seinen Rücken zurückkehren – diesmal leider außerhalb seines Shirts – und Sam vergaß für einen Moment, dass er schreckliche Angst davor hatte, irgendetwas falsch zu machen, das Dean davon abbringen würde, ihn weiter zu küssen und festzuhalten, und öffnete die Lippen, um Deans Mund endlich wieder so für sich zu beanspruchen, wie er es schon seit Tagen wollte.

Dean seufzte leise und ließ ihn gewähren, ließ Sams Zunge seine Mundhöhle erforschen und in Besitz nehmen, und weil Sams Wangen noch immer feucht waren, und er noch immer von Zeit zu Zeit leise schluchzte, machte Dean es sich zur Aufgabe, ihn seinen Kummer vergessen zu lassen.

So funktionierte ihre Beziehung nun einmal.
 

„Ist das gut so, Sammy?“

Sam nickte langsam, als Deans Fingerspitzen über seinen Schritt strichen, biss sich auf die Unterlippe, um ein Stöhnen zurückzuhalten, und seufzte gegen Deans Lippen, als der sie mit seinen versiegelte.

„In Ordnung …“

Deans geschickte Finger öffneten den Knopf von Sams Jeans und zogen langsam den Reißverschluss hinunter, und Sam hatte plötzlich das Gefühl, in Watte eingepackt zu sein.

Ihre ganze Situation fühlte sich so unwirklich an – dass Dean ihn tatsächlich erst fragen musste, bevor er seine Hose öffnete, dass sie einander berührten, als wäre es wieder das erste Mal, unsicher und doch prickelnd, als täten sie etwas Verbotenes – wie ein Traum, der zu gut war, um wahr sein zu können – und unter seinem immensen Kokon von Wohlfühlwatte verspürte Sam noch immer eine unbestimmte Furcht davor, Deans schützende Wärme und Nähe zu verlieren.

Deans Hand glitt in seine Jeans, streichelte über seine Shorts und Sam stöhnte leise, drückte sich ihm entgegen und wurde hart.

Er wollte Dean umarmen und ihn festhalten, wollte ihm das gleiche Gefühl von Lust zukommen lassen, wollte ihn berühren und ihn zum Stöhnen bringen, aber er war seiner Selbst so unsicher geworden, dass er einfach nur stillhielt und Dean machen ließ.

Deans Hand glitt in seine Shorts, umschloss seinen harten Schaft und drückte sanft zu, und ein nicht zu unterdrückendes Zittern durchfuhr Sams ganzen Körper.

Er wusste nicht, ob es an den jüngsten Ereignissen lag, dass jede noch so kleine Berührung Deans ihn durchfuhr wie ein Pistolenschuss, aber Sam war sich darüber im Klaren, dass es ihm seine Empfindsamkeit völlig unmöglich machen würde, diese wundervolle Angelegenheit tatsächlich so reglos über sich ergehen zu lassen, wie er sich das vorgenommen hatte.

Seine zu Fäusten geballten Hände schmerzten beinahe von der Anstrengung, die es ihn kostete, Dean nicht zu berühren, und als Deans Fingerspitzen sanft über die ganze Länge seiner Erektion glitten, zuckten sie in unerfüllter Sehnsucht.

Er wollte Dean so sehr anfassen.

Er würde wahnsinnig werden, wenn er es sich selbst weiter verweigern musste, sich einfach zu nehmen, was er wollte.

„Kann es sein, dass du nicht ganz bei der Sache bist?“

Sam schlug die Augen auf und blickte direkt in Deans, und für einen Moment machte es ihm ihr Ausdruck völlig unmöglich, jeglichen kohärenten Satz zu formulieren.

Als er dazu wieder in der Lage war, verließ ein Satz seine Lippen, von dem er nicht angenommen hatte, dass er ihn jemals freiwillig von sich geben würde.

„Fessel mich ans Bett.“

Deans Hand verharrte unbeweglich an Sams aufragender Erektion, Deans Augen waren ungläubig geweitet, und der Mund stand ihm kurz offen, aber der Unterton in seiner Stimme war entschieden begeistert, als er forderte: „Wiederhol das!“

„Fessel mich ans Bett“, sagte Sam also abermals, und diesmal war die Vorstellung anregend genug, um ihn erröten zu lassen.

Wenn Dean ihn ans Bett fesselte, konnte er sich endlich gehen lassen, und musste somit nicht länger fürchten, irgendetwas falsch zu machen.

Wie dumm war er eigentlich, dass ihm das nicht schon vorher eingefallen war?

„Du willst das wirklich?“

Dean klang nicht unbedingt unsicher, aber doch ein wenig … misstrauisch, und Sam sah ihm fest in die Augen.

„Ich will das wirklich. Hol bitte diese verdammte braune Tüte.“

Dean leckte sich über die Lippen und nickte, schob Sam sanft von sich und kletterte aus dem Bett, und Sam schluckte nervös und zog die Oberlippe hoch.

Was auch immer jetzt passieren würde, hatte er sich selbst zuzuschreiben.

Er sah Dean durch das dank zugezogener Gardinen im Halbdunkel liegende Zimmer mit der braunen Plastiktüte in der Hand auf sich zukommen, ihm fiel ein, dass er noch immer nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass er bereits all in ihren Untiefen auf ihn lauerndes Übel am eigenen Leib erfahren hatte – obwohl er vielleicht ein wenig ungerecht war, bisher hatte ihm schließlich alles gefallen, was Dean so mit ihm angestellt hatte und –

„Was hat denn dieser Blick zu bedeuten?“ Dean schob sich das Hemd von den Schultern und ließ es zu Boden fallen. „Hast du es dir anders überlegt?“

Sam schüttelte stumm den Kopf, wartete ungeduldig darauf, dass Dean sich die Jeans auszog, und war sich nicht im Geringsten bewusst, was für einen anrüchigen Anblick er abgab, mit seinen offenen Jeans, seiner um Erlösung bettelnden Erektion, und den gierigen, dunklen Augen, die jede Bewegung Deans so aufmerksam studierten, als wolle er eine Dissertation über ihn verfassen.

Was, nebenbei bemerkt, gar keine so schlechte Idee war.

Und dann stand Dean schließlich in Shorts vor ihm, blickte aus glitzernden grünen Augen auf ihn hinab und streckte die Hand nach ihm aus, um ihm das Haar aus dem Gesicht zu streichen.

„Ich werde dich nicht wieder losmachen, bis wir hier fertig sind …“

Sam entkam ein Keuchen und er nickte, schmiegte seine Wange an Deans Hand und schloss die Augen, erschauderte leicht, als er Deans freie Hand am Saum seines Shirts spürte, und bekam eine Gänsehaut.

„Zieh dich aus.“

Deans Stimme war warm und rau, und es war eher eine nachdrückliche Aufforderung als ein Befehl, aber Sam wurde trotzdem heiß, das Blut schoss ihm in die Wangen, und das Bedürfnis, alles zu tun, was Dean von ihm verlangte, wurde unwiderstehlich.

Er stand langsam vom Bett auf, packte sein Shirt im Nacken, um es sich über den Kopf zu ziehen und neben dem Bett auf den Boden fallen zu lassen, und als Dean die Hand nach ihm ausstreckte und mit den Fingerspitzen seine Bauchmuskeln nachzog, den Blick schon beinahe verträumt auf seinen trainierten Torso fixiert, durchfuhr Sam ein so heftiges Prickeln, dass er kurz die Augen schließen musste.

Deans geschickte Finger fanden seine linke Brustwarze, kniffen sanft hinein, und Sam stieß den Atem scharf durch seine Zähne aus und schob sich seine bereits offenen Jeans von den Hüften.

Dean trat einen Schritt von ihm zurück, um einen besseren … Überblick zu bekommen, und als Sams Daumen sich hinter den Bund seiner Shorts schoben und sie nach unten zogen, trat ein derart lüsternes Funkeln in Deans Augen, dass Sam eine Ahnung davon bekam, welch lange und vor allem harte Nacht ihm bevorstand.

Und es war erst früher Nachtmittag.

Als er endlich völlig nackt war, blieb Sam für einen Moment reglos stehen und ließ sich von Dean betrachten, und Dean dankte es ihm, indem er an ihn heran trat, ihm die Hand in den Nacken legte und ihn zu sich hinab zog, um ihm den gierigsten, feuchtesten, erregendsten Kuss aufzudrängen, den sie seit Langem geteilt hatten.

Ihre Lippen lösten sich mit einem feuchten Schmatzen voneinander, als Dean wieder einen Schritt zurück trat, und ihrer Beider Atem ging beschleunigt, und sie mussten sich Beide sammeln, bevor sie wieder einigermaßen klar denken konnten.

„Leg dich mit dem Rücken aufs Bett“, forderte Dean schließlich leise, und Sam nickte, legte sich auf die Bettdecke und hob die Arme zum vergitterten Kopfende.

Dean grinste und leckte sich über die Lippen.

„Genau so, Sammy.“
 


 

Und hier mach ich mal wieder Schluss. Höhö.

Aber sorgt euch nicht, liebe Leser, diesmal mache ich keinen Sprung, im nächsten Kapitel werde ich hier wieder ansetzen und die Volljährigen unter euch mit schönstem Porn erfreuen.

Zu irgendwas muss das ja gut gewesen sein, dass ich in der letzten Zeit Unmengen an englischen J2 FanFics gelesen habe … ehehe.
 

(Wer übrigens Interesse an englischsprachigen J2 Fanfics hat, möge in meinem Weblog den Link in mein LiveJournal nutzen.

Bisher sind’s erst zwei, aber es werden mit Sicherheit noch mehr werden.)
 

Deckt euch vorsorgend schon mal mit Taschentüchern ein, stellt euch Eimer bereit und holt die Blutkonserven aus dem Kühlschrank!

Nasenbluten Ahoi!
 

Bis zum nächsten Mal!
 

moko-chan

Gefesselt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Himmel kann warten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nur keine Panik

Gott, es nimmt und nimmt kein Ende …

Haltet noch ein wenig durch … nur noch ein wenig … *hust*
 

moko-chan
 


 

Sam biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen, versuchte, seinen überempfindlichen Körper Deans Stößen entgegen zu bewegen, und das heiße Kribbeln, das von seinen Lenden ausstrahlte, nicht endgültig seinen Verstand vernebeln zu lassen.

Obwohl es dafür möglicherweise ein wenig zu spät war.

Immerhin fühlte er sich schon jetzt, als habe ihn ein Inkubus mit einer vollen Breitseite Pheromone überschwemmt, er genoss die Stimulation, die Dean ihm mit diesem verdammten Dildo zuteil werden ließ, viel mehr als gut für ihn war, und wenn es Dean irgendwann einfallen würde, richtig verrückte Sachen im Bett von ihm zu verlangen – was alles Andere als abwegig war – dann würde Sam ihn gewähren lassen und sich vermutlich auch noch gut dabei fühlen.

Solange es mit Dean passierte, fühlte es sich einfach zu gut und zu richtig an, war es zu verführerisch, zu berauschend, als dass er sich Gedanken über die Moralität seines Handelns machen konnte.

Ganz egal, was Dean mit ihm anstellte, er fühlte sich sicher bei ihm, geborgen und beschützt.

Der Dildo streifte seine Prostata, und Sam warf den Kopf in den Nacken und bäumte sich auf, stöhnte Deans Namen, blinzelte den Schweiß von seinen Wimpern und starrte ihn verklärt an.

Sein Körper war heiß, er war erschöpft und konnte kaum die Augen offen halten, aber ganz egal, wie befriedigt er sich auch fühlte, es war nicht genug.

Er wollte Dean in sich spüren, wollte ihn so tief wie möglich in sich aufnehmen und es mit ihm treiben, bis er Sterne sah … oder ohnmächtig wurde.

Was auch immer zuerst passierte.

„Dean …“

Sam leckte sich über die Lippen und wimmerte leise, versuchte, sich daran zu erinnern, wie genau man Worte formte – er erinnerte sich nur noch an die Lautfolge für Deans Namen, der wieder und wieder über seine Lippen perlte – aber er konnte sich nicht konzentrieren, konnte an nichts anderes denken, als das Verlangen, Dean in sich zu haben.

Dean blickte in seine glasigen Augen, und schien zu verstehen, was in ihm vor sich ging, denn er zog den Dildo in einer langsamen, fließenden Bewegung aus ihm zurück und grinste lüstern, als Sams geweitete Pupillen kurz hinter seinen flatternden Lidern verschwanden, weil der mit der plötzlichen Leere in sich mehr als überfordert war.

Sam zitterte, streckte seine Arme nach Dean aus und spreizte in stummem Flehen die Schenkel, während er mit ein wenig Mühe die Augen wieder öffnete.

„Gleich Sammy … nur noch ein wenig Geduld“, wisperte Dean verheißungsvoll, und Sam schluckte trocken, während er hilflos beobachten musste, wie Dean sich mit einer mehr als großzügigen Portion Gleitmittel präparierte.

Sams verklärter Blick war auf Deans Hand an dessen geschwollenem Glied fixiert, und er hätte vermutlich nicht einmal in eine andere Richtung sehen können, wenn sein Leben davon abhinge.

Dean war einfach in jeder Lebenslage sexy, aber niemals zuvor so sehr wie jetzt, niemals zuvor hatte Sam sein Anblick so sehr erregt, eine so intensive Sehnsucht in ihm ausgelöst.

Er brauchte ihn einfach so sehr.

„Dean …“

Sam leckte sich über die Lippen und stöhnte, sein erschöpfter Körper wand sich auf dem Bett, und Dean nahm sich einen Moment Zeit, Sam einfach nur anzusehen und seine Augen über jeden Zentimeter von Sams schweißglänzender Haut gleiten zu lassen.

„Man könnte meinen, ich hätte dich unter Drogen gesetzt“, murmelte er leise, und Sam wimmerte und streckte die Hände nach ihm aus.

Drogen würden nie das in ihm auslösen, was allein Deans Berührung vermochte.

Ein kleines Lächeln stahl sich in Deans Mundwinkel, mischte sich mit dem allgegenwärtigen Ausdruck von Lust in seinen grünen Augen, und er beugte sich über Sam, stützte sich mit beiden Händen neben seinem Kopf ab und küsste ihn, küsste ihn, bis sich alles um Sam drehte, und er nicht mehr atmen konnte, und die Hitze in seinen Lenden so unerträglich wurde, dass er seine Beine um Deans Hüften schlang und sich an ihm rieb.

Dean stöhnte in seinen Mund hinein, löste ihre Lippen mit einem feuchten Schmatzen voneinander und blickte wissend in Sams verklärte braune Augen, während er seine Hüften in einem steten, langsamen Rhythmus gegen Sams bewegte, der diesen nur noch heißer machte.

„Ich brauche dich“, flüsterte Sam heiser, erzitterte, als Dean ihm einen weiteren, diesmal sanften, schon beinahe keuschen Kuss auf die Lippen hauchte, und dann hatte Dean sich plötzlich aufgerichtet und seine Hüften gepackt, und Sam spürte, wie er in ihn drang, langsam und stetig und berauschend und es war einfach so gut, viel zu gut, und sein überanstrengter Körper bebte hilflos, als er ein weiteres Mal hart wurde.

Dean würde ihn umbringen, wenn das so weiter ging.
 

„Sammy? Hey … Sammy?“

Sam stöhnte leise und schlug die Augen auf, erblickte Deans halb besorgtes, halb erregtes Gesicht direkt über sich, und fragte sich unwillkürlich, wann genau er die Augen geschlossen hatte.

Dean war in ihm, endlich, endlich spürte er ihn in sich, heiß und hart und in seiner ganzen Länge in ihm versunken, und Sam schlang seine Beine fester um Deans Hüften, um ihn bei sich zu halten und sicher zu stellen, dass er dieses Gefühl so lange wie nur möglich genießen konnte.

„Alles ok mit dir, Sammy?“

Deans Stimme war rau von der Anstrengung, die es ihn kostete, reglos in Sam zu verharren, wenn alles, was er wollte, war, in diese unsagbar heiße Enge hinein zu stoßen und der Druck, der seine pulsierende Erektion umschlossen hielt, schon beinahe schmerzhaft war.

Sam nickte, hauchte ein atemloses „Jah“, und Dean begann, sich in ihm zu bewegen; anfangs langsam und vorsichtig, wie bei ihrem ersten Mal, um sicher zu stellen, dass er Sam genügend vorbereitet hatte und ihm nicht weh tun würde – Sam hatte plötzlich einen Klos im Hals, weil Dean einfach so … so … so unglaublich liebevoll war, dass es ihm ein wenig das Herz brach – und als Dean sicher sein konnte, dass Sam nichts anderes als Lust empfand, ließ er sich nach und nach gehen, blickte Sam in die Augen, während er wieder und wieder seine Prostata stimulierte, und weil Sam ihn liebte, und ihn besser kannte als irgendjemanden sonst, ließ er sich fallen, endgültig, und umfasste mit beiden Händen das vergitterte Kopfende vom Bett.

„Härter.“

Dean stöhnte, biss sich auf die Unterlippe und nickte, und Sam drückte seine Hacken in Deans Rücken, während er sich seinen Stößen entgegen presste.

„Schneller.“

Dean gab wieder dieses heisere, grollende Lachen von sich, dann knallte Sams Kopf beinahe gegen den Bettrahmen, und sein ganzer Körper wurde von wohligen Beben erschüttert.

Dean war durchtrainiert und alles andere als schwach, und Sam glaubte nicht, dass er seine Kraft schon jemals so überaus zielgerichtet eingesetzt hatte wie jetzt.

Jedes Mal, wenn Deans Lenden auf seinen Hintern klatschten, erzitterte sein ganzer Körper unter der Erschütterung, ein heißes Kribbeln schoss durch seine Wirbelsäule und ließ ihn Sterne sehen, und er war jetzt wieder so hart, dass es sich nur noch um Augenblicke handeln konnte, bis er ein weiteres Mal kam.

Dean über ihm stöhnte und sah ihn an, sah nur ihn, und er lächelte ein wenig und sah so entspannt aus, so zufrieden und losgelöst von der Welt, dass Sam ganz warm wurde – zusätzlich zu der Hitze, die gerade dabei war, ihm den Rest seines Verstandes weg zu brennen.

Dean rammte sich in ihn, bis ihm beinahe schwarz vor Augen wurde und er seine Beine kaum noch spüren konnte, und Sam wollte ihm sagen, wie gut es sich anfühlte, und wie sehr er ihn liebte, aber alles, was über seine Lippen kam, war Deans Name, immer und immer und immer wieder, bis er schließlich den Kopf in den Nacken warf und kam.

Dean keuchte, als Sam sich um ihn zusammen zog, und die Enge, die ihn umgab, so sehr zunahm, dass ihm für einen Moment die Luft weg blieb.

„Sammy!“

Deans Hüften schnellten vor, einmal, zweimal, und dann kam er, hart und intensiv und so tief in Sam, dass der das Gefühl hatte, Dean in seinem ganzen Körper zu spüren.

„Dean … Dean … Dean …“

Ein leises Zittern ging durch Sam hindurch, wie das Nachbeben nach einer immensen Erschütterung, und so sehr um Sauerstoff kämpfen müssen hatte er bisher nur dann, wenn er von einem ihrer zahlreichen Gegner gewürgt worden war.

Irgendwann würde Dean ihn ganz sicher umbringen.

„Das war … geil“, verkündete Dean atemlos, drückte Sam einen feuchten, etwas unbeholfenen Kuss auf die Wange und zog sich dann vorsichtig und langsam aus ihm zurück.

Sam japste und ächzte, kniff die Augen zu, und war mehr als dankbar, als Dean sich sofort neben ihn legte und ihn in die Arme schloss.

„Irgendwann bringst du mich ins Grab“, informierte Dean ihn leise und strich ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn, und Sam brummte zustimmend – wenigstens war er dann nicht der Einzige, den zu viel Sex dahin gerafft hatte – und kuschelte sich so eng wie möglich an ihn.

„Im nächsten Leben wirst du ne Katze“, murmelte Dean erschöpft, ließ zu, dass Sam sich wie eine Schlingpflanze um ihn wickelte, und schloss die Augen.

„Alles ok mit dir?“

Sam lächelte und nickte, und war gleichzeitig glücklich und amüsiert, dass Dean diese Frage nach all der Zeit immer noch stellte.

„Besser als ok“, antwortete er erschöpft, kuschelte seine Wange an Deans Halsbeuge und schloss die Augen.

Er war so müde, er hätte sich jetzt nicht einmal vom Angriff der Killertomaten vom Einschlafen abbringen lassen.

„Müde, hm?“

Deans Hand kraulte durch sein Haar und Sam schaffte es gerade noch eben so, zu nicken.

Völlig fertig traf es eher.

„Dann schlaf, Sammy.“

Deans freie Hand glitt über seinen verschwitzten Rücken und zog die Bettdecke über sie, und Sam seufzte zufrieden und ergab sich in seine Erschöpfung.

Dean spürte, wie Sam sich mehr und mehr entspannte, und als Sams gleichmäßige, tiefe Atemzüge verkündeten, dass dieser eingeschlafen war, reckte Dean den Hals und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe.

Sam seufzte im Schlaf und zog leicht die Nase kraus, und Dean schmunzelte und kniff ihn sanft hinein.

Er fühlte sich gut und sicher und geborgen, und Dean nahm sich vor, nie wieder so eine lächerliche Panikattacke zu bekommen, nur weil Sam ihn einmal etwas fester anpackte.

Wie sollten sie jemals wieder gemeinsam trainieren – sprich, sich gegenseitig verprügeln – wenn sein Unterbewusstsein ein Weichei aus ihm machte?

Sams Atem glitt warm über seine Haut, und Dean fragte sich, wie sehr er ihn mit dieser Panikattacke wirklich verletzt hatte.

Er musste sich in Zukunft besser zusammenreißen, wenn er nicht wollte, dass diese Angelegenheit für immer zwischen ihnen stand – schließlich war er verdammt noch mal Dean Winchester, und es würde ihn mindestens 20 Punkte auf der Männlichkeitsskala kosten, wenn er auch nur noch ein einziges Mal in seinem Leben hyperventilierte, nur weil sein etwas zu groß geratener … Freund? – verdammt, er musste das mit der genauen Bezeichnung für Sams und seine Beziehung jetzt langsam so wirklich mal genauer überdenken – nur weil Sam seine überlegene Größe und Kraft in einem unbedachten Moment gegen ihn einsetzte.

Er wusste, dass Sam sich eher selbst die rechte Hand abschneiden würde, als ihm weh zu tun, und seinetwegen Panikattacken zu bekommen war nicht nur lächerlich, es war unfair und grausam.

Sammy verdiente es, dass er ihm vertraute, ganz egal, was zwischen ihnen vorgefallen war.

Dean starrte an die dunkle Decke über ihren Köpfen, zeichnete mit den Augen die Schatten nach, die das Gebüsch vor dem Fenster an sie warf, und schluckte mühevoll.

Wenn sein Unterbewusstsein etwas wäre, über das er auch nur die geringstmögliche Kontrolle ausüben konnte, hätte er sich vielleicht einreden können, dass alles in Ordnung käme, ganz so, wie er sich das vorgestellt hatte, aber für gewöhnlich hatte er nicht einmal Kontrolle darüber, ob er die Musik im Impala laut oder leise mitsang – ganz zu schweigen von der Kontrolle darüber, ob er überhaupt mitsang – und wenn er nicht einmal das gebacken bekam, wie sollte er sich dann bitte selbst davon abhalten, unter Sams gigantischen Händen in Panik zu geraten?

Sams Hände.

Dean durchfuhr unwillkürlich ein Schauer, als Sam im Schlaf über seinen Bauch streichelte, aber es war ein wohliger Schauer, mehr als einfach nur angenehm, weil Sam im Schlaf seinen Namen flüsterte und seine Berührung so sanft war, dass Dean nicht anders konnte, als einen weiteren Kuss auf Sams Schläfe zu platzieren.

Ja, Sams Hände waren groß – enorm groß, wenn man so wollte – aber sie waren außerdem sanft und warm … und liebenswert ungeschickt, wenn Sam nervös wurde.

Alles an Sam war liebenswert, wenn er nervös wurde.

Dean grinste in sich hinein, kraulte durch Sams dummes zu langes Haar und atmete tief durch.

Sie würden das sowas von unter Kontrolle bekommen, und zwar gemeinsam, oder er wollte verdammt sein.
 


 

Feddich! *zusammenbrech*

Die große Versuchung

Hallöchen, liebste Leser!

Vor langer, langer Zeit habe ich mal so eine Umfrage gemacht … und sie dann nie ausgewertet. Schande über meine Kuh!

Hab das jetzt endlich mal nachgeholt, und das Ergebnis lautet folgendermaßen:
 

1. Wen mögt ihr lieber – Sam oder Dean?
 

- Dean: 10 Stimmen

- Sam: 5 Stimmen

- Kann mich nicht entscheiden: 7 Stimmen

Da haben wir wohl einen klaren Gewinner. Nicht weinen, Sam, die Tine hat nicht an der Umfrage teilgenommen, und deren grenzenlose Liebe für dich macht das total wieder gut!
 

2. Wer ist der bessere Top – Sam oder Dean?
 

- Dean: 15 Stimmen

- Sam: 3 Stimmen

- Kann mich nicht entscheiden: 2 Stimmen

Wie schön, dass wir uns da so einig sind!
 

3. Was könnte Sam Sean Lustiges auf seinen Gips malen?
 

Der (meiner bescheidenen Meinung nach) lustigste Vorschlag kam von: DemonOfFear mit der tanzenden Sammy-Zwiebel! Glückwunsch!!!
 

4. Wer ist euer Lieblingsantagonist?
 

- Sharon

- Matt (besessen) 5 Stimmen!

- allgemein Besessene

- der Werwolf

- Jo

- Rina (meintest du Protagonist?)

- Sam als Gestaltwandler

- Sean

Matt hat mit großem, großem Abstand gewonnen – und zwar einen weiteren Auftritt in der Geschichte … irgendwann.
 

5. Welches ist euer Lieblingskapitel?
 

Hier fielen die Antworten so mannigfaltig und unterschiedlich aus, dass ich keine Lust habe, das abzuschreiben.

Ihr seid euch aber ziemlich einig, dass ihr Schweinkram mögt, die Kapitel, in denen die Schnuffel zusammengekommen sind, und natürlich Sams Prinzendasein.

Und wenn mir auch klar ist, dass diejenigen, die ALLE hingeschrieben haben, einfach nur ein wenig zu faul waren, sich großartig Gedanken zu machen, habe ich mich auch über diese Antworten sehr gefreut. Ist gut für’s Ego – und natürlich den Größenwahn.

Ich ziehe meine Schlüsse, und ihr werdet sehen, was ihr davon habt.
 

6. Mögt ihr lieber Fluff oder Drama?
 

- Drama: 4 Stimmen

- Fluff: 5 Stimmen

- Beides: 10 Stimmen

- Kampfszenen (Bitte demnächst nur auf die Fragen antworten …)

Na Gott, sei Dank. Dann kann ich ja so weiter machen, wie bisher …
 

Und nu los mit dem nächsten Kapitel!
 

moko-chan
 


 

Das Grollen des Impalas verklang zu einem leisen Schnurren und schließlich zu angenehmer Stille, als Dean den Motor ausschaltete, und er atmete einmal tief durch, bevor er den Schlüssel aus dem Schloss zog, den Kopf nach rechts drehte und Sam anblickte.

„Wollen wir?“

Sam nickte und lächelte ihm zu, und Dean streckte die Hand nach ihm aus, legte sie ihm in den Nacken und zog ihn zu einem Kuss heran.

„Na dann los“, wisperte er gegen Sams leicht geöffnete Lippen, strich mit dem Daumen über Sams frisch rasierte Wange und grinste, als Sam leise aber eindeutig unzufrieden brummte, und einen angemessenen Sicherheitsabstand zwischen sie brachte.

„Du liebst es, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, kann das sein?“ erkundigte er sich anklagend bei Dean, der seinem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck mit dem unschuldigsten Grinsen aller Zeiten begegnete.

„Natürlich“, war alles, was er dazu sagte, und Sam schnaubte empört und öffnete das Handschuhfach, um nach Robert Leroy Parker und Harry Longbaur zu suchen.

Dean leckte sich über die Lippen und stieg aus dem Wagen, und ihm blieb beinahe das Herz stehen, als wie aus dem Nichts ein knallrotes Dodge Viper Cabrio mit dröhnendem Motor an ihm vorbei schoss und ihn in einer wirbelnden Wolke aus Staub zurück ließ.

Dean hustete und fluchte, klopfte sich den Staub aus seinem Versicherungsmensch-Tarnanzug und konnte sich gerade noch so beherrschen, nicht seine geballte Faust in Richtung des davon rasenden Wahnsinnigen zu schütteln, der soeben mit quietschenden Reifen hinter der nächsten Straßenecke verschwand.

Es half seiner Laune nicht unbedingt, dass Sam bis über beide Backen grinste, als er an seine Seite trat und ihn in seinen Bemühungen unterstützte, seinen Anzug abzuklopfen, aber Dean nahm sich zusammen und hielt still, weil Sams Topfdeckel große Hände einfach mal besser waren als jeder Teppichklopfer.

„Das sollte genügen“, stellte Sam schließlich fest, ließ seinen Blick noch einmal über Deans nun wieder tadellose Gestalt gleiten und drückte ihm schließlich seinen kunstvoll gefälschten Ausweis in die Hand.

„Diesmal übernehme ich das Reden.“

Dean widersprach nicht und ignorierte das hohle Pochen in seiner Magengegend.

Er hasste es, wenn er eine Sache so grundlegend vermasselte, wie er es am vergangenen Tag geschafft hatte, und noch viel mehr hasste er es, wenn Sam sein Versagen wieder gut machen musste.

Als habe er seine Gedanken gelesen, wandte Sam ihm den Blick zu, warm, vertrauensvoll und so weit entfernt von jeglichem Vorwurf, dass Dean sich sofort besser fühlte.

Seite an Seite machten sie sich ganz wie am vorangegangenen Tag auf den Weg zur pompösen Eingangstür zu Lord van Zorgs Anwesen, und falls Deans Hand für einen kurzen Moment über Sams Rücken gestreichelt und seine Schulter gedrückt haben sollte, fand es jedenfalls keiner von Beiden notwendig, eine Bemerkung darüber zu machen.

Sam drückte auf die Klingel, Dean beäugte misstrauisch die Wasserspeier, die ihn von ihrer überlegenen Höhe aus zu verspotten schienen, und dann öffnete ganz wie beim letzten Mal der zugeknöpfte britische Butler die Tür und musterte sie, als seien sie zwei ganz besonders lästige Exemplare der Gattung namens Insekt.

Dean fühlte sich ungerecht behandelt.

„Was kann ich für Sie tun?“ erkundigte sich der Herr Butler mit aalglatter Stimme, die sie keineswegs im Zweifel darüber ließ, wie unglaublich unwillkommen sie waren, und Sam lächelte und blendete den bösen Butler mit seinen grandiosen Grübchen, und sofort wurde dessen Haltung weit weniger abweisend.

Dean fühlte sich nach wie vor ungerecht behandelt.

Gut, dann hatte er eben nicht so bezaubernde Grübchen wie Sam, aber wenn er wollte, konnte er mindestens so … so … na gut, er würde es vermutlich nie schaffen, so verdammenswert liebenswert zu erscheinen wie Sam.

Trotzdem kein Grund, so zu tun, als sei er nicht da.

„Wir hatten gehofft, Ihr Arbeitgeber habe möglicherweise Interesse an unserem Versicherungsangebot. Bei so einem beeindruckenden Anwesen kann man schließlich nie vorsichtig genug sein“, brachte Sam professionell hervor, bemerkte vermutlich nicht einmal, mit welch charmantem Augenaufschlag er da um die Gunst des Butlers warb, und Dean, der schräg hinter ihm stand, wollte dem alten Geier eine langen, als der seinen Blick über Sams ansprechende Gestalt gleiten ließ und sie schließlich mit einer höflichen Geste hinein bat.

„Ich werde seine Lordschaft fragen, ob er Zeit für Sie hat.“

Sam und Dean wurden vom Empfangsbereich des Hauses durch einen langen, düsteren Flur in einen Raum geleitet, der scheinbar einzig und allein dazu da war, dass Gäste des Lords in ihm ihre Wartezeit verbrachten, und falls Einer von Beiden noch Zweifel daran gehabt haben sollte, dass mit seiner Lordschaft etwas entschieden nicht stimmte, dann hätte sie der Anblick zahlloser Spiegel an jeder geeigneten oder ungeeigneten Stelle ringsum an den Wänden eines Besseren belehrt.

„Also entweder“, setzte Dean an, sobald er den biestigen Butler außer Hörweite vermutete, „entweder ist dieser Lord van Zorg verdammt eitel – oder wir haben unseren Bösewicht des Monats gefunden.“

Sam nickte, presste jedoch die Lippen aufeinander.

Seit er seinen Fuß über die Schwelle dieses Hauses gesetzt hatte, fühlte er sich nicht nur ausgesprochen unwohl, ihm war geradezu schlecht, und er konnte nicht sagen, ob das etwas mit dem Haus oder ihrem erst eine halbe Stunde zurückliegenden Frühstück zu tun hatte.

Irgendwie hatte sein Kaffee komisch geschmeckt.

„Alles in Ordnung mit dir?“ erkundigte sich Dean besorgt, dem Sams ungesunde Blässe ins Auge gefallen war, und Sam presste die Lippen noch etwas fester aufeinander und nickte verbissen.

So lange er sich nicht übergeben musste, war die Situation unter Kontrolle.
 

Der barsche Butler kam zu ihnen zurück, lautlos (wie der Tod), erschreckte Dean mit seinem plötzlichen Auftauchen und teilte ihnen mit, dass seine Lordschaft sie in seinem Arbeitszimmer erwarte.

Dean ließ sich seinen Schrecken nicht anmerken und nickte, und folgte ihm mit Sam in seinem Windschatten durch weitere mit zahllosen Spiegeln zugehangene Flure, bis hin zu einer großen, schweren Tür mit goldbeschlagenen Türgriffen.

Lord van Zorg lebte hier scheinbar in Saus und Braus.

Der plötzlich eher brave Butler öffnete ihnen die Tür, ließ Dean und Sam nacheinander in ein großes, eher düsteres Zimmer treten, und verschwand schließlich ebenso lautlos, wie er zuvor aufgetaucht war.

Sam war noch immer schlecht.

Und die Angelegenheit mit dem Übergeben war gar nicht mehr so unwahrscheinlich wie noch vor fünf Minuten.

Ihnen gegenüber stand hinter einem enormen Schreibtisch aus feinstem Mahagoni ein lederner, cremefarbener Chefsessel mit dem Rücken zu ihnen, und der Vorderseite in Richtung eines riesigen, mit halbtransparenten, dunkelbraunen Seidenschals verhangenen Panoramafensters.

„Sie sind hier, um mir eine Versicherung zu verkaufen?“ ertönte eine tiefe, samtene Stimme, der Sessel drehte sich herum und – großer Gott!

Dean hatte in seinem Leben schon viel gesehen, und er war nun wirklich nicht der Typ, der anderen Kerlen nachgeiferte (Sam wie immer die große Ausnahme) aber der Kerl sah gut aus.

Besser als gut.

Der Kerl war Sex auf zwei Beinen, und dafür, dass er schon mindestens Hundert Jahre auf dem Buckel hatte, außerdem verboten jugendlich.

Sein blondes Haar fiel ihm in weichen, verwegenen Wellen – Dean schrieb es seiner jahrelangen Bekanntschaft mit Sam zu, dass er sich gerade anhörte wie ein billiger Frauenroman – in die Stirn, gerade, dichte Brauen saßen über seinen dunkelblauen, durchdringenden Augen, und sein Mund … nun, Dean konnte sich gerade noch so davon abhalten, sich diesen Mund bei höchst eindeutigen Diensten an seinem willigen Körper vorzustellen.

Und das war nicht gut, das war gar nicht gut.

Er sollte sich so etwas nicht vorstellen, erstens generell nicht, und zweitens schon gar nicht, wenn Sam direkt neben ihm stand und aussah, als habe er einen Geist gesehen.

Oder Clown. In Sams Fall wohl eher einen Clown.

„Nun, ich muss zugeben, dass ich nicht wirklich Interesse daran hege, mir eine neue Versicherung zuzulegen, aber ich bin durchaus gewillt, Ihnen zuzuhören und mich überraschen zu lassen. Vielleicht haben Sie ja genau das zu bieten, was mir noch fehlt.“

Die samtene Stimme spülte über Dean wie lauwarmes Wasser, und er spürte, wie seine Libido auf sie reagierte.

Er räusperte sich verlegen und nickte, blickte kurz zur Seite und schluckte nervös, als er sich selbst in einem Spiegel erblickte, der die volle Breite der Wand einnahm.

Sein Blick begegnete Sams Augen, die müde und irgendwie … geschwächt aussahen.

So als würde der Aufenthalt in diesem Zimmer, die Nähe seiner Lordschaft, ihm die Energie aussaugen.

„Bitte, setzen Sie sich doch.“

Lord van Zorg deutete mit einladender Geste auf zwei gepolsterte Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen und nur auf Sam und Dean zu warten schienen.

Es war Dean egal bis gleichgültig, dass seine Handlung ein wenig unangemessen war, als er Sam am Ellenbogen fasste und ihn sanft in den rechten der Stühle bugsierte, bevor er sich in dem Linken niederließ.

Dieser Lord van Zorg musste sehen, dass Sam sich nicht wohl fühlte, und wenn es ihm nicht passte, dass einer der Beiden Versicherungsagenten, die er in sein Haus gelassen hatte, dem anderen etwas zweifelhafte Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, dann kümmerte Dean das einen Dreck.

Er war schließlich nicht hier, um seiner Lordschaft zu gefallen, er war hier, um ihn fertig zu machen.

„Nun?“

Lord van Zorg hatte seine Ellenbogen auf seinen Schreibtisch gestützt und seine langen, schlanken Finger unter seinem Kinn verschränkt, und als Dean aufblickte und ihn ansah, wurde ihm bewusst, dass er ein Problem hatte.

Ein immenses Problem.

Seine Lordschaft hatte einen mehr als positiven Effekt auf seine Libido, auf Sam wirkte er hingegen eher gegenteilig und … und er bezweifelte irgendwie, dass er es schaffen würde, seiner Lordschaft eine Bigamie-Versicherung aufschwatzen zu können.

„Nun?“ wiederholte er nervös, und seine Lordschaft lächelte.

„Sie sind doch hier, um mir etwas zu verkaufen, oder nicht?“

Diese alles durchdringenden, dunkelblauen Augen hefteten sich auf Deans, und er schluckte unbehaglich und spürte, wie ihm warm wurde.

Was war denn nur mit ihm los?

Lord van Zorg war eindeutig alles andere als menschlich, ihn umgab eine Aura von Weisheit, die in seltsamem Kontrast zu seinem jugendlichen Äußeren stand, und seine Augen … nun, Dean würde sich eher die Zunge abschneiden, als sie als berückend oder ähnliches zu bezeichnen, aber sie waren einfach so tief.

Niemand, der über eine menschliche Lebensspanne verfügte, sollte solche Augen haben.

Niemand.

„Andererseits … da ich ja ohnehin nicht vorhabe, mich von Ihnen „beraten“ zu lassen, können wir unsere Zeit ja eigentlich auch angenehmer verbringen, nicht wahr?“

Und niemand, der wusste, was gut für ihn war, sollte so offensichtlich mit Dean flirten, wenn Sam direkt daneben saß.

„Angenehmer?“ fragte er lächelnd, und Dean zuckte beinahe zusammen, weil ein lächelnder Sam mit nur hauchzart verschleierten Mordgelüsten in der Stimme einfach mal das Angsteinflößendste war, das man sich vorstellen konnte.

Lord van Zorg schien jedoch alles andere als eingeschüchtert, er wandte seine stechenden blauen Augen Sam zu, zog eine seiner dichten, dunkelblonden Augenbrauen in die Höhe, während er ihn alles andere als unauffällig musterte, und lächelte schließlich, sündhaft und selbstbewusst und ein klein wenig bedrohlich.

Dean hätte sich am liebsten unter seinem so überaus bequem gepolsterten Stuhl versteckt, aber das wäre ja erstens peinlich gewesen und zweitens hätte es ihn mindestens 15 Punkte auf der Männlichkeitsskala gekostet.

„Kann ich Ihnen vielleicht etwas zu trinken anbieten? Tee?“

Lord van Zorg schien über Sams eiskalten Blick eher amüsiert zu sein, tat ihn in einem einzigen Wimpernschlag als sowohl unbedeutend als auch uninteressant ab und wandte sich wieder Dean zu.

„Oder lieber ein Bier?“

Dean ertappte sich selbst bei einem begeisterten Nicken, und Sams anklagendes Räuspern war sowohl angemessen als auch ernüchternd.

„Äh … ähm, nein danke. Wir sind im Dienst“, beeilte er sich also zu sagen, und Lord van Zorg schmunzelte amüsiert.

„Ihnen ist es nicht gestattet, während Ihrer Berufszeit zu trinken?“

Da Dean sich einmal mehr in dunkelblauen Augen verloren hatte, nahm Sam es auf sich, auf diese Frage zu antworten.

„Es ist mehr eine selbst getroffene Entscheidung als dass es uns verboten wäre“, stellte Sam mit scharfer Stimme klar und erhob sich von seinem Stuhl.

„Da Sie ja scheinbar kein Interesse an unserem Angebot haben, sollten wir wohl lieber gehen.“

Seine Lordschaft ignorierte Sams hoch aufragende Gestalt und bedachte Dean mit einem eindeutigen Lächeln.

„Ich würde nicht sagen, dass ich kein Interesse an Ihrem Angebot habe … so viel, wie Sie ganz offensichtlich zu bieten haben …“

Dean hatte den drängenden Verdacht, dass er gerade rot geworden war – und das?

Das war einfach zu viel.

„Wir sollten wirklich gehen.“

Sein Stuhl fiel beinahe zurück, als er etwas zu hastig, etwas zu nervös aufstand, und seine Lordschaft lächelte einfach nur.

„Wie schade.“

Spur eines Zweifels

Schönen guten Tag, alle zusammen!
 

Möchte euch alle mal wieder ganz feste knuddeln, für die tollen Kommentare zum letzten Kapitel!

Möchte außerdem die neuen Favolistler und sämtliche potentielle Schwarzleser willkommen heißen!
 

Und jetzt stell ich das hier online und hoffe, dass Animexx es noch vor morgen schafft, das zu posten … *gnargel*
 

Liebste Grüße
 

moko-chan
 


 

Sam zog die Tür des Impalas so nachdrücklich hinter sich zu, dass sie mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel, und obwohl Dean Sam so Einiges durchgehen ließ, gehörte die Misshandlung seines an Sams Stimmung ganz und gar unschuldigen Babys ganz sicher nicht dazu.

„Hey!“

Deans empörter Blick traf auf Sams wütenden, und das war nicht gut, das war gar nicht gut.

Falls nämlich Sam irgendwann einen Anfall von übernatürlichen Fähigkeiten bekommen sollte – durchaus möglich, der Kerl spürte schließlich seine Präsenz und hatte ab und an sogar wieder diese verdammenswerten Visionen – würde er in solch einer Situation vermutlich versehentlich Deans Kopf explodieren lassen.

Und wenn Dean an etwas hing, dann war es sein Kopf.

Naja, eigentlich hing er eher weniger an seinem Kopf, aber er sah ein, dass das Ding im Prinzip schon recht wichtig war.

Er rutschte unsicher auf seinem Sitz hin und her, und das Leder unter seinem Hintern knatschte leise.

Wenigstens schien sein Unterbewusstsein diesmal der Auffassung zu sein, dass Sam – trotz abnormer Körpergröße, einschüchternder Muskelkraft und Stimmungsschwankungen, die einer Schwangeren im neunten Monat gerecht wurden – keinerlei Gefahr für ihn darstellte.

Was gut war, Dean hätte es unfair von sich selbst gefunden, sich mit einer Panikattacke vor einem Streit mit Sam zu drücken.

Selbst wenn er nicht so ganz begriff, womit er diesen Streit verdient hatte, aber vielleicht hatte er ja Glück und Sam klärte ihn auf, bevor er damit fortfuhr, ihm ein weiteres Nasenloch zu starren.

„Du hast mit ihm geflirtet!“

Dean entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Ich habe WAS?!“

Alles, was recht war, aber das war zu viel!

Gut, vielleicht, ganz vielleicht und möglicherweise, hatte er diesen komischen Lord ein ganz kleinwenig attraktiv gefunden, aber das war erstens nicht freiwillig passiert, und gab Sam zweitens nicht das Recht, sich hier wie die verschmähte Ehefrau aufzuführen.

„Mit ihm geflirtet!“ wiederholte Sam, und seine Augen sprühten Funken. „Was zum Teufel ist mit dir los? Der Typ ist eindeutig verdächtig, wenn nicht sogar gefährlich – und du flirtest mit ihm?!“

„Ich – ich habe nicht mit ihm geflirtet!“ brachte Dean zu seiner dringend nötigen Verteidigung vor, auch wenn ihm eher danach war, wie ein Mädchen zu kreischen und aus dem Auto zu flüchten.

Für gewöhnlich hatte Sam einen anderen Effekt auf ihn.

Für gewöhnlich war Sam aber auch nicht davon überzeugt, er habe mit anderen Kerlen geflirtet.

„Natürlich hast du mit ihm geflirtet!“ giftete Sam also, ohne den leisesten Zweifel in seiner grollenden Stimme, und seine geballte Faust traf das Armaturenbrett. „Ich war doch da! Ich hab doch genau gesehen, wie er dich gemustert hat … wie – wie du unter seinem Blick verdammt noch mal fast einen Ständer bekommen hast!“

Dean schaffte nicht viel mehr als ein defensives Blubbern und starrte Sam aus weit aufgerissenen Augen an.

Das hier passierte nicht. Er bildete sich das ein.

Und dann sah er die Eifersucht hinter all der unkontrollierten Wut in Sams Augen, und aus irgendeinem abstrusen Grund beruhigte Dean das.

Mit Eifersucht konnte er umgehen – Eifersucht und Sammy gehörten zusammen wie … wie Bienen und Blütenstaub – besonders, wenn Sammy diese Eifersucht völlig zu Unrecht verspürte.

Dean mochte vieles sein, aber er war ihm nicht untreu, weder körperlich noch in Gedanken – zumindest nicht freiwillig, und das war hier der springende Punkt.

„Du willst mir also erzählen, dass er auf dich nicht diese Wirkung hatte?“ fragte er einigermaßen ruhig, blickte Sam herausfordernd an, und der schäumte beinahe über.

„Wirkung?! Was denn für eine Wirkung?! Mal abgesehen von Brechreiz, hat der Typ rein gar nichts in mir ausgelöst!“

Im Prinzip waren das erfreuliche Neuigkeiten, aber Dean hätte sich wohler gefühlt, wenn er nicht der Einzige gewesen wäre, der sein Testosteron nicht unter Kontrolle hatte.

„Ok … gut“, brachte er schließlich heraus und musste sich räuspern, weil seine Stimme mehr als nur ein wenig heiser klang. „Das freut mich für dich.“

Und damit warf er den Motor des Impalas an, ignorierte entschlossen Sams bohrenden Blick, der spürbar bedrohlich auf seiner rechten Gesichtshälfte lastete, und setzte den Wagen energisch in Bewegung.

Er würde sowas von nie wieder über diese Angelegenheit sprechen.

Zumindest nicht freiwillig.
 

„Also?“

Sam schloss die Tür ihres Motelzimmers hinter sich – und zwar mit einem Knall – und Dean drehte sich kampfbereit zu ihm um. „Also – was?“

„Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“

Sam langte mit einer ungeduldigen Bewegung nach seiner Krawatte, löste den doppelten Windsorknoten, den er an diesem Morgen noch so sorgfältig gebunden hatte, und warf das ihn beengende Stück Stoff schließlich aufs Bett, bevor er die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes öffnete und befreit aufatmete.

Es machte ihn rasend, dass Dean ihn anstarrte wie ein Reh im Scheinwerferlicht, und es machte ihn noch viel rasender, dass der keine Ahnung zu haben schien, was er jetzt von ihm erwartete.

Aber warum überraschte ihn das, Dean hatte in den seltensten Fällen eine Ahnung von irgendwas, und schon gar nicht von den emotionalen Abgründen eines gewissen Sam Winchester.

„Regst du dich auch mal wieder ab?“

Sams dunkle Augen flackerten einmal kurz auf, dann machte Dean zwei energische Schritte auf ihn zu, packte ihn so fest an den Schultern, dass es weh tat, und Sams Wut fiel in sich zusammen, bröckelte und löste sich auf wie eine Sandburg bei Flut.

„Ich habe nicht mit diesem merkwürdigen Lord geflirtet, verstanden? Und wenn doch, dann ganz bestimmt nicht freiwillig!

Wozu der auch immer diese grässliche Spiegelgeschichte verbrochen hat, es hat ihn ganz eindeutig jung und … und … und“, Dean vollführte ein paar unwirsche Bewegungen mit seiner rechten Hand, „aufregend gehalten, und jetzt glaub mir endlich, wenn ich dir sage, dass Blond mal so überhaupt nicht mein Fall ist!“

Eigentlich sollte Sam das ja wissen, der war schließlich Deans Fall, aber der hatte ja in den seltensten Fällen eine Ahnung davon, was er mit ihm anstellte, und von den moralischen Abgründen, in die er ihn stürzte, wollte er gar nicht erst anfangen.

Sam schluckte, sein eben noch so wütender Blick wurde traurig und verletzt, und Dean brauchte nicht lange überlegen, was er Falsches gesagt hatte, Sam wiederholte es für ihn.

„Du findest ihn aufregend?“

Dean wollte ihm einen Schlag in den Nacken verpassen.

Wieso war Sam taub für seine Versicherungen, dass er nur ihn wollte, wieso hörte er nur den einen Teil seiner Ausführungen, der ihm weh tat?

Und wieso, zum Teufel noch mal, war Sam so verdammt unsicher, wenn es um Deans mögliches Interesse an anderen Männern ging?

Es war schlimm genug gewesen, als er eifersüchtig auf Matt gewesen war, aber dass er Dean sogar zutraute, dass er sich für einen Mann interessierte, der nicht nur möglicherweise sondern ganz sicher gefährlich war, und somit auf ihrer Abschussliste stand, war weit mehr, als Dean ihm durchgehen lassen konnte.

„Sam“, brachte er also verbissen hervor, und er war so wütend, dass er Magenschmerzen davon bekam, „das ist nicht der Punkt!“

„Was ist dann der Punkt?“ fragte Sam, seine großen, traurigen Hundeaugen verletzt auf ihn gerichtet, und der Drang, ihn zu ohrfeigen, wurde so übermächtig, dass Dean ihn loslassen und seine Hände zu Fäusten ballen musste.

„Der Punkt ist“, knurrte Dean wütend und starrte Sam kalt an, „dass ich dich liebe.“

Dean blinzelte. Das hatte er eigentlich nicht sagen wollen.

Er hatte Sam als Idioten betiteln und ihm eine Strafpredigt sondergleichen halten wollen, mit dem düsteren Versprechen, ihm über den quälenden Zeitraum von mindestens zwei Wochen jegliche Form von körperlichen Zuneigungsbeweisen zu verweigern, aber diese Liebeserklärung? Viel besser.

(Dean hasste es, wenn er Sam nicht anfassen konnte, also hätte er sich mit seiner Verweigerung höchstens selbst bestraft, außerdem hätte er das nie im Leben zwei Wochen lang durchgehalten.)

Sams Blick wurde erst ungläubig und dann weich, dann schloss er den Raum, den Dean zwischen sie gebracht hatte, schlang seine Arme um Dean und schmiegte sich an ihn.

„Entschuldige bitte“, murmelte er in Deans Halsbeuge und machte sich so klein, wie es bei einer Körpergröße von fast zwei Metern nur möglich war, und Dean spürte, wie alle Anspannung aus Sam wich, als er die Umarmung eher bestimmt als sanft erwiderte.

„Du bist dämlich“, informierte er Sam und vergrub seine Hand in seinem Haar.

„Und jetzt lass deinen Plan hören. Wie gehen wir jetzt vor?“

Sam hob sein Gesicht aus Deans Halsbeuge, blickte Dean in die Augen, und Dean legte leicht den Kopf schief. „Was?“

„Du willst jetzt über den Fall reden?“

Verdammt, warum klang Sam denn jetzt schon wieder so beleidigt?

Dean war kurz davor, seinen Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen – oder vielleicht doch lieber Sams, Hundeblick hin oder her.

„Ich will jetzt nicht nur über den Fall reden, ich würde ihn sogar liebend gern lösen, und dann Urlaub auf Hawaii machen. Aber leider funktioniert das Leben nicht immer so, wie ich mir das vorstelle, also muss ich mich wohl vorerst damit zufrieden geben, über den Fall zu reden, ja.“

Dean traf ein verunsicherter Blick, und er seufzte.

„Sammy, guck mich nicht so an. Natürlich würde ich jetzt sehr viel lieber was anderes machen, aber du musst zugeben, dass wir mit diesem Fall nicht so schnell vorangekommen sind, wie wir gesollt hätten – wenn man’s genau nimmt, haben wir uns sogar erschreckend dämlich angestellt, und ich würde Lord van Zorg gern ausschalten, bevor er auf die Idee kommt, dem Jahrmarkt ein zweites Spiegelkabinett zu spenden.“

Sams eben noch so unsichere Augen wurden plötzlich klar und entschlossen, und er richtete sich auf und straffte seine breiten Schultern.

„Du hast Recht“, gestand er Dean zu, wandte sich ab und baute seinen Laptop auf. „Ich bin ein Idiot …“

Dean war sich ziemlich sicher, dass diese Aussage nicht für seine Ohren bestimmt war, also beschloss er, sie zu ignorieren, und befreite sich von seiner Krawatte.

„Ich hab Hunger. Soll ich dir was zu Essen mitbringen?“

Sam blickte nicht einmal von seinem Laptop auf, während Dean Anzug und Hemd durch Jeans und Shirt ersetzte, und schüttelte den Kopf.

„Keinen Hunger.“

Dean verdrehte die Augen, schlüpfte in seine Lederjacke und verließ ihr Motelzimmer.

Auf dem Weg zum Impala fiel sein Blick auf das knallrote Dodge Viper Cabrio, das ihn an diesem Morgen beinahe umgefahren hatte, und jetzt täuschend harmlos auf dem Motelparkplatz stand, und seine Brauen runzelten sich kurz.

Wer sich solch einen Wagen leisten konnte – und vor allen Dingen leisten wollte – stieg doch nicht freiwillig in den billigen Kaschemmen ab, in denen Sam und Dean gezwungenermaßen ihre Nächte verbrachten.

Ein solcher Wagen erregte allerdings viel zu viel Aufmerksamkeit, um wirklich verdächtig zu sein, also wandte Dean sich seinem Baby zu, stieg ein und fuhr auf der Suche nach dem nächstbesten Diner, der Käsekuchen im Angebot hatte, davon.

Seine Gedanken kreisten noch immer um Sams Vorwurf, er habe mit dem lasterhaften Lord geflirtet, wie Geier um einen verwesenden Kadaver, und wenn Dean etwas nicht leiden konnte, dann waren es Schuldgefühle gegenüber Sammy.

Da konnte er noch so sehr davon überzeugt sein, absolut NICHTS falsch gemacht zu haben, der Punkt war, dass Sam sich seinetwegen schlecht fühlte – völlig zu Unrecht, ja, aber trotzdem – und obwohl Dean davon ausging, dass diese Angelegenheit zur Gänze aus der Welt geschafft worden war, konnte er nicht umhin, sich etwas ganz Entscheidendes einzugestehen:

Er brauchte Sam.

Und ausnahmsweise meinte Dean damit nicht die Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse – zumindest nicht nur.

Er war abhängig von Sam, abhängig von den Gefühlen, die nur Sam in ihm auslösen konnte, weil er der Einzige war, den Dean so nah an sich heran ließ, dass er ihn verletzen konnte, wenn er es wollte – so wie er ihn verletzte, selbst wenn er es nicht wollte.

Dean schluckte nervös und drehte die Musik lauter.

Zu wissen, dass er Sam verletzt hatte, half ihm nicht weiter, genau genommen machte es in diesem Fall alles nur noch schlimmer.

Denn was würde passieren, wenn es sich wiederholte? Wenn er dumm genug war, Sam wieder zu verletzen, oder wenn es wieder nur ein dummes Missverständnis war?

Was, wenn Sam irgendwann genug von ihm hatte?

So ungern Dean sich das auch eingestand, er war alles andere als perfekt, und ja, er wusste, dass Sam ihn liebte, und dass er ihn genau so sehr brauchte wie er ihn, aber manchmal war das nicht genug.

Was, wenn Sam irgendwann mehr wollte, als er ihm geben konnte?

Die innere Sicherheit

Aloha, liebe Leser!

Heute ist ein schöner Tag!
 

Nicht nur habe ich heute die erste Folge Supernatural der vierten Staffel gesehen – eine Ode an Bobby, den heimlichen Helden der Serie – weiterhin habe ich morgen Geburtstag!
 

Jawohl!
 

Eigentlich war ja der Plan, dieses Kapitel morgen online zu stellen, aber morgen hab ich ja GEBURTSTAG und höchstwahrscheinlich keine Zeit, meinen Pflichten im Netz nachzukommen, weil ich Apfelkuchen backen will, und tausende von Geschenken auspacken muss, und bevor ihr ganze vier Tage auf das neue Kapitel warten müsst, kriegt ihr das schon heute.
 

Quasi als Geschenk von mir an euch.
 

So bin ich.
 

Ich knuddel euch alle ganz feste, wünsch euch viel Spaß mit meinen geistigen Ergüssen, und freu mich noch ein wenig über die neue Folge und auf morgen.
 

Tüdellüüü!
 

moko-chan
 


 

Dean trottete mit gesenktem Kopf über den Parkplatz und balancierte die übervolle braune Papiertüte mit seiner Ausbeute aus dem Diner konzentriert auf seinem linken Arm, während er mit der rechten Hand die Tür zu seinem und Sams Motelzimmer öffnete.

Sam saß noch immer an dem kleinen Tisch am Fenster vor seinem Laptop, blickte aber auf, als Dean die Tür hinter sich schloss.

„Was hast du?“ fragte er besorgt, und Dean ahnte, dass er sich nicht nach seinen Einkäufen erkundigte.

Verdammte Präsenzleserei!

„Nichts“, erwiderte er brüsk, stellte die Tüte auf dem Bett ab und förderte einen großen Salat aus ihren Tiefen zu Tage.

„Hier.“

Er streckte Sam die Plastikverpackung entgegen, und Sam legte die Stirn in Falten und musterte ihn von oben nach unten.

„Was hast du angestellt?“

Dean fühlte sich nicht in der emotionalen Verfassung, darauf zu antworten.

„Iss deinen Salat“, wies er Sam schroff an, buddelte in der Tüte nach seinem Käsekuchen und ließ sich mit einem schweren Seufzer aufs Bett fallen, nachdem er ihn gefunden hatte.

Er brauchte jetzt Zucker.

Sam musterte ihn von seinem Platz am Fenster aus, legte den Kopf schief und die Stirn in tiefere Falten, und fragte sich, was zum Teufel auf dem Weg zum Diner vorgefallen war, dass Dean plötzlich so schlechte Laune hatte.

Obwohl schlechte Laune nicht ganz die richtige Bezeichnung dafür war – er war schlicht und ergreifend unglücklich.

So unglücklich, dass seine Präsenz sich schwer und erstickend anfühlte, ganz so, als sei er unter endlosen Schichten von nassen Decken begraben.

„Dean?“

Dean war eben dabei, sich ein riesiges Stück Kuchen in den Mund zu schieben, also war es nur natürlich, dass er ihm nicht antwortete, aber Sam konnte schließlich fühlen, dass etwas nicht in Ordnung war, also stand er auf und ging zu Dean hinüber, ging vor ihm in die Hocke.

„Dean …“

Dean wich seinem Blick aus, während er verbissen vor sich hin mümmelte, und Sam legte seine Hände auf Deans Knie.

Er sah, dass Dean nicht darüber reden wollte, und auch, wenn ihm das alles andere als recht war, sah er doch ein, dass er den Älteren kaum dazu zwingen konnte, ihm sein Herz auszuschütten.

Alles, was er tun konnte, war Dean von seiner düsteren Stimmung abzulenken, so gut es ging.

„Also, hör zu: Ich habe über Lord van Zorg ein wenig Recherche betrieben, und es scheint, als habe nur deswegen noch niemand bemerkt, wer, oder vor allem, was er ist, weil er sich alle paar Jahre als sein eigener Sohn, oder Neffe, oder Enkel, oder dergleichen ausgibt. Er hat mehrere Häuser über das ganze Land verstreut, aber es scheint, dass sein Hauptwohnsitz hier in Allentown ist, und -“

Sam hielt inne, als er Deans verdutzten Blick sah, und grinste in sich hinein.

Scheinbar hatte Dean nicht erwartet, dass er ihn nicht dazu drängen würde, ihm sein Herz auszuschütten.

„Jedenfalls glaube ich, dass er sich von den Seelen ernährt, die er mit dem Spiegelkabinett eingefangen hat, und dass die Spiegel in seinem Haus die Brücke dazu sind. Deswegen auch das Siegel hinter dem zerbrochenen Spiegel, der ersetzt werden musste – Ich wette mit dir, dass hinter jedem einzelnen Spiegel im Kabinett so ein Siegel war, und dass hinter den Spiegeln in seinem Haus genau die gleichen Siegel zu finden sind.

Ich hab in Dads Tagebuch einen Eintrag gefunden, der sich mit der mythologischen Bedeutung von Spiegeln beschäftigt, und er schreibt, dass Wesen, die sich von in Spiegeln gefangenen Seelen ernähren – Attirb heißen die Viecher – zuerst in Europa aufgetaucht, und sowohl mit Vampiren als auch Gestaltwandlern zu vergleichen sind. Sie verbinden die Spiegel-Fallen per magischem Siegel mit denen, zu denen sie ständig Zugang haben und – naja.

Ich glaube, unser Lord ist ein Attirb, und seine Spiegel sind die Quelle seiner Macht.“

Dean schluckte den letzten Rest Käsekuchen hinunter und wischte sich seine Hände an seiner Jeans ab.

Ihm schwirrte ein wenig der Kopf von der Siegel-Spiegel-Spiegel-Siegel Angelegenheit, aber der Kern von Sams Aussage war dennoch zu ihm durchgedrungen.

„Also Silberkugel ins Herz und dann ab mit dem Kopf, nur um sicher zu gehen?“

Sam nickte lediglich, und Dean streckte die Hand nach ihm aus und strich ihm das Haar aus der Stirn.

Kein Wunder, dass er den Lord anregend gefunden hatte, wenn ein Stück von Sammys Seele in ihm steckte.

Irgendwie fühlte er sich plötzlich besser.
 

Dean kam sich ein wenig dämlich vor, mit Sam hinter sich, seine langen Beine rechts und links von ihm ausgestreckt, und Sams Laptop in seinem Schoß, damit sie ihn Beide im Blick hatten, aber Sam hatte darauf bestanden, ihm die Ergebnisse seiner Recherche zu präsentieren, und angeblich war das hier die einzig mögliche – oder zumindest die bequemste – Art und Weise das zu tun.

Dean lehnte sich also zurück, unterdrückte ein zufriedenes Seufzen, als sein Rücken auf Sams Brust traf, und lehnte sich an ihn, und als Sam ihm das Kinn auf die Schulter legte, um ihn herum griff und an seinem Laptop herumzufingern begann, sah er ein, dass diese Stellung ihre Vorteile hatte.

Und was sagte sein Unterbewusstsein dazu?

Sein Unterbewusstsein schnurrte zufrieden und kuschelte sich noch enger an Sam.

Fabelhaft.

Das hier war so ziemlich die erniedrigendste – unsexuelle – Pose, die Dean sich vorstellen konnte – er war der kleine Löffel, verdammt, der KLEINE Löffel – und wenn er entspannt bleiben konnte, selbst wenn Sam ihm derartig im Nacken saß, waren die Zeiten von Panikattacken und Hyperventilation wohl vorbei.

Und dann legte Sam seinen linken Arm um Deans Bauch, zog ihn enger an sich, und Dean keuchte – nicht, weil er Angst hatte oder doch noch in Panik geriet, sondern weil Sam manchmal einfach nicht darüber nachdachte, wie viel Kraft er eigentlich hatte.

„Dude, meine Rippen!“ beschwerte Dean sich ächzend und fing an, sich gegen Sams klammerartigen Griff zur Wehr zu setzen, hielt jedoch ganz still, als er bemerkte, dass Sam sein Gesicht an seinen Nacken gepresst hatte und … weinte?

Nein, Gott sei Dank weinte er nicht, aber Dean spürte Sams Anspannung – und er meinte nicht diese Art von Anspannung, vielen Dank – in seinem Rücken, und er musste lächeln.

Manchmal war Sam so leicht zu lesen, dass es ihn erschreckte.

„Wenn du ein wenig lockerer lässt, kuschel ich nachher mit dir“, scherzte er leise, streichelte mit der Linken über Sams Handrücken und brachte seine rechte in Sams Nacken, um ihn zu kraulen.

Er spürte, wie sich Sams Lippen zu einem Lächeln verzogen, und führte ein mentales Schulterklopfen aus.

Kleiner Löffel oder nicht, er war trotzdem das Kronjuwel der Besteckschublade – und wer wollte schon ein Messer oder gar ein Schwert sein, mit einem Löffel tat es ja schließlich mehr weh.

„Was hältst du davon, dass wir seiner Lordschaft heute Nacht einen kleinen Besuch abstatten? Ich glaube nicht, dass er es sonderlich nett von uns finden wird, wenn wir alle seine schicken Spiegel kaputt machen, aber irgendwie ist mir das scheißegal …“

Die minimale Bewegung von Sams Kopf sollte wohl ein Nicken andeuten, und Dean kraulte ihn noch etwas sanfter.

„Gut, dann haben wir einen Plan. Und wer zuerst den Butler k.o. schlägt, hat gewonnen.“

Sam brummte zustimmend – er hatte Dean nicht wirklich zugehört – und ließ seine Lippen über Deans Nacken gleiten.

Es kam selten genug vor – quasi nie – dass er Dean so halten konnte, und er hatte schon beinahe befürchtet, dass ihm das Vergnügen nie wieder zuteil werden würde.

Dass Dean ihn nicht nur gewähren ließ sondern augenscheinlich sogar Gefallen an der Situation fand, bedeutete Sam mehr, als er sich eingestehen wollte.

Seine Hand streichelte über Deans flachen Bauch, schob sich unter sein Shirt und hielt keineswegs inne, als Dean leise zu lachen begann.

„Ist die Lagebesprechung schon abgeschlossen?“

Sam brummte erneut, schloss die Augen und vergrub seine Nase in Deans kurzem Haar, während seine Hand an Deans Bauch auf und ab glitt, immer wieder, ganz sanft und ohne jegliche sexuelle Absicht.

Er wollte ihn einfach nur spüren, ihn riechen und schmecken, und sich in der Illusion verlieren, dass alles in Ordnung war, und Dean ihn nie verlassen würde.

„Sammy?“

Dean machte den Hals lang, um Sam besseren Zugang zu selbigem zu gewähren, schob seine Linke unter sein Shirt, um sie auf Sams zu legen und seine Bewegungen zu lenken, und er fühlte sich plötzlich so sicher und beschützt, dass er sich schon aus Prinzip zwanzig Punkte auf der Männlichkeitsskala abzog – was ihn nicht daran hinderte, genüsslich aufzuseufzen und sich enger an Sam zu drücken.

Sie hatten jetzt schließlich einen Plan, und da der nicht vorsah, vor Sonnenuntergang vor die Tür zu gehen, mussten sie die Zeit ja irgendwie überbrücken.
 

„Wieder der Baseballschläger?“

In Sams Stimme schwang eindeutig ein Unterton von Amüsement mit, und als Dean sich aufrichtete, schwang er das Ende des Schlägers gefährlich nahe an Sams Nase vorbei.

Manchmal lud die aber auch zum Draufhauen ein.

„Problem damit?“

Sam hob beide Hände in der universellen „ich hab nichts gesagt“ Geste, und Dean nickte zufrieden.

Es war kurz nach Mitternacht, und da sie sich in einer abgelegenen Gegend und in einem Wohnviertel befanden, waren Straßenlampen spärlich gesät – ein Umstand, der Dean durchaus gefiel.

Er mochte es, mit Sammy im Dunkeln Verstecken zu spielen.

Dumm nur, dass er sich jetzt auf den Fall konzentrieren musste.

Vielleicht konnte er ja später mit der Polizei im Dunkeln Verstecken spielen.

Dean drückte Sam den Baseballschläger in die Hand, und verschwand mit dem Oberkörper wieder im Kofferraum, um nach einer weiteren geeigneten Waffe der sinnlosen Zerstörung zu suchen, wurde bald in Form eines Kuhfußes fündig, und fragte sich den Rest der Nacht, wie zum Teufel das Ding in seinen Kofferraum gekommen war.

Dean bekam von Sam, der den Kuhfuß einigermaßen misstrauisch beäugte, seinen Baseballschläger zurück, und machte sich mit ihm zur Rückseite des Herrenhauses auf.

Sie hatten den Impala ein paar Straßen entfernt von Lord van Zorgs Anwesen geparkt, und als sie das Grundstück erreicht hatten, war Sam kurz davor, Dean den dummen Baseballschläger endgültig wegzunehmen.

Dean schwang das Ding, als könne er es gar nicht erwarten, es gegen die nächstbeste solide Oberfläche zu knallen, und wenn Sam sich in den vielen, vielen Jahren, die er nun schon an Deans Seite verbracht hatte, einigermaßen an Deans beunruhigenden Drang zu sinnloser Zerstörung gewöhnt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er ihn gutheißen musste – und das tat er auch nicht.

Das hier war ihr Job, und sie mussten ihn tun, aber Sam würde nie, wirklich niemals Spaß daran haben, sich in Gefahr zu begeben, oder Dinge zu zerstören, weil sie besessen oder verflucht waren.

Aber Dean? Dean liebte es einfach, Sachen kaputt zu machen, also verteidigte er seinen Baseballschläger gegen Sams halbherzige Versuche, ihn ihm wegzunehmen, bis sie schließlich an der Rückseite des Herrenhauses angekommen waren, und an der mit Efeu bewachsenen Wand hochblickten.

Sie schien geradezu dafür geschaffen, an ihr hochzuklettern, also fackelte Dean nicht lange, schob sich den Griff des Baseballschlägers hinten unter seinen Gürtel, damit der Schläger ihm beim Klettern nicht im Weg sein würde, und sprang die Wand an.

Er fand Halt – was als durchaus positiv zu vermerken war, weil es so ziemlich nichts Peinlicheres gab, als von einer Wand abzuprallen und auf dem Arsch zu landen – und kletterte mit dem ihm eigenen Geschick an der Fassade hoch.

Sam war zwar nicht ganz klar, warum sie nicht im Erdgeschoss durch eines der Fenster einbrechen konnten, aber wenn Dean klettern und ihm einen einmaligen Ausblick auf seinen Hintern gewähren wollte, war er der Letzte, der versuchen würde, ihm das auszureden.

Er wartete, bis Dean eine gewisse Höhe erreicht hatte, bevor er ihm folgte, und er war froh, wirklich froh, dass Lord van Zorg scheinbar keinerlei Sicherheitsmaßnahmen in Form von Alarmanlagen oder Dobermännern ergriffen hatte.

Wenn er genauer darüber nachdachte, war das allerdings nicht sonderlich ungewöhnlich.

Übernatürliche Wesen – zumindest die alten, die, die schon seit Jahrhunderten auf Erden wandelten – hielten nicht viel von neumodischem Firlefanz und verließen sich eher auf ihre eigenen Fähigkeiten als von Menschenhand Erschaffenes.

Sam sah Dean ein paar Meter über sich auf einen Balkon klettern, der in der absoluten Dunkelheit der Nacht vom Boden aus nicht zu sehen gewesen war, und beeilte sich, ihm zu folgen.

Sicher, Dean war ungeschlagener Meister im Türen Aufbrechen, aber das leise Öffnen vor Durchgängen, die auch nur entfernt mit Glas zu tun hatten, war Sam vorbehalten – nicht, dass Dean das je zugeben würde, also war in der Tat Eile angeraten, bevor Dean in einem Anfall von Übermut die Scheibe einschlug.

Nette Jungs und böse Buben

So, Geburtstag ist gut überstanden, ich bin um ein paar Staffeln Gilmore Girls reicher … und ihr müsst das später ausbaden.

Jetzt geht’s hier erstmal weiter!
 

Liebste Grüße und vielen Dank für eure Glückwünsche!

Hab mich sehr darüber gefreut! ^-^
 

(Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erwähnt habe, aber ich klaue meine Kapiteltitel seit geraumer Zeit bei Filmen ... und bin doch immer wieder erstaunt bis begeistert, was es da nicht alles gibt ...)
 

moko-chan
 


 

Sam schwang sich mit einer Eleganz, auf den großen Balkon, die Spiderman eifersüchtig gemacht hätte, und musste sich ein wenig umsehen, bevor er Deans gewahr wurde, der ungefähr zwei Meter von ihm entfernt stand und schon wieder einen der steinernen Wasserspeier anstarrte, die Lord van Zorgs Anwesen verschönten.

„Was zum Teufel machst du da?“ zischte Sam ihm ungeduldig zu, und Dean riss sich los und trat an seine Seite.

„Die Viecher machen mich nervös“, zischte er zurück und ignorierte Sams amüsiertes Schnauben. „Sehen aus, als würden sie jede Sekunde zum Leben erwachen.“

„Konzentrier dich, ok?“ war Sams schlichte Anweisung, und Dean wandte der steinernen Figur den Rücken zu.

„Kümmer dich um das Fenster, ok?“ erwiderte er grummelnd, und Sam beglückte ihn mit dem Anblick seiner Grübchen und nickte.

„Mach ich.“

Zehn Minuten später waren sie im Haus, genauer gesagt in einem Schlafzimmer, und der riesige Spiegel über dem Bett jagte Dean in gleichem Maße einen Schauer über den Rücken wie er ihn anmachte.

Allein der Gedanke, Sam und sich selbst dabei beobachten zu können, wie sie –

„Dean …“

Dean hasste es, wenn Sam seine Gedanken las, und noch viel mehr hasste er den zurechtweisenden Unterton in seiner Stimme.

Er war verdammt noch mal der Ältere und hatte ein Recht auf unanständige Gedanken – besonders, wenn sie Sam involvierten – und außerdem konnte Sam ihm nicht erzählen, dass es ihm nicht gefallen würde, wenn sie es unter einem Spiegel machten.

Sam würde wahrscheinlich abgehen wie eine Rakete.

„Muss ich mir Sorgen machen, dass du den Spiegel so lange anstarrst, oder bist du einfach nur du selbst?“ schreckte ihn Sams spöttische Stimme schließlich aus seinen angenehmen Gedanken, und Dean verdrehte die Augen.

„Halt die Klappe.“

Dean war etwas lauter geworden, als es ihr Umfeld anraten ließ, und er biss sich auf die Unterlippe, als man in undefinierbarer Nähe eine Tür quietschend aufgehen hörte.

Großartig. Jetzt hatte er den Butler auf den Plan gerufen.

Dean hörte Sam an seiner Seite angespannt den Atem anhalten, und dann hörte man gedämpft Schritte näher kommen, und die Tür zum Nebenzimmer wurde geöffnet – und beinahe sofort wieder geschlossen.

Dean stand der Schweiß auf der Stirn, als die Schritte erneut näher kamen, und er nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Sam sich völlig lautlos hinter der Tür postierte.

Sein Verstand fing wieder an zu arbeiten, er zog sich zum Fenster zurück, um als Ablenkung für Sam zu fungieren, und als die Tür aufging, hob er sofort beide Hände in die Höhe, um den eintretenden Butler, der wie erwartet eine Waffe auf ihn gerichtet hatte, in Sicherheit zu wiegen.

Nur musste er nach einem zweiten Blick feststellen, dass es keineswegs der Butler war, der da mit einer Flinte auf ihn zielte, sondern ein gefährlich anmutender Typ mit Glatze, etwas kleiner als er selbst, der mindestens so überrascht schien, ihn zu sehen, wie umgekehrt.

Dean öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder, als Sam aus seinem Versteck hinter der Tür auftauchte, dem Glatzköpfigen einen gezielten Schlag in den Nacken verpasste, und Dean seinen benommenen Zustand ausnutzte, um ihm die Waffe wegzunehmen.

Dieses Manöver war nicht ganz lautlos vonstatten gegangen, und Sam und Dean hatten nicht gehört, wie sich eine weitere Person genähert hatte, wurden jedoch mehr als aufmerksam, als ein gezielter Tritt Sam an der Hüfte traf, ihn gegen Dean schleuderte, der ihn japsend auffing, und sie sich einem Kerl von Sams Größe und Statur gegenüber sahen, der den benommenen Glatzkopf seltsam heroisch an sich gedrückt hielt.

„Tommy?“ murmelte der Angeschlagene undeutlich, und der große Unbekannte drückte ihn lediglich beruhigend – was Dean nicht davon abhielt, Sam sanft von sich zu schieben, ihm die Flinte zu geben, die sie dem Glatzköpfigen abgenommen hatten, und seinen Baseballschläger zu zücken.

Diese Typen waren so gut wie erledigt.

„Dean, warte.“

Deans Griff festigte sich um den Griff des Schlägers, und er behielt ihre Gegner fest im Auge, während er darauf wartete, dass Sam sagte, was er zu sagen hatte, und er diese zwei Pappnasen erledigen konnte.

„Mach die Tür zu“, wies er ihn dann allerdings eindringlich an, und Dean konnte sehen, wie der große Typ Sam zu mustern begann, als habe er den Verstand verloren.

Das konnte Dean ihm nicht unbedingt verdenken.

„Ich soll was?“ zischte er ungläubig, und Sams Stimme war leise und vollkommen ruhig, als er wiederholte: „Mach die Tür zu.“

Dean seufzte und setzte sich in Bewegung, umkreiste ihre Gegner in großem Bogen und ließ sie keine Sekunde aus den Augen, besonders, da der Glatzkopf inzwischen wieder alle seine Sinne beieinander hatte, und ihn anstarrte, als wolle er ihm den Kopf abbeißen.

Dann war die Tür zu, Sam schaltete eine kleine Lampe ein, die auf einem der Nachttischchen der nächtlichen Spielwiese direkt neben ihm stand, und Dean konnte gerade noch ein überraschtes „Huh?“ unterdrücken.

Er hatte gedacht, ihre Angreifer seien Sicherheitspersonal des Lords, aber er bezweifelte irgendwie, dass seine Lordschaft seinen Angestellten Jeans und zerknitterte T-Shirts erlauben würde – von geschmacklos anmutenden Holzfällerhemden ganz zu schweigen.

Die Typen sahen aus wie eine verdrehte Version von Sam und ihm – zumindest der große Dunkelhaarige, der Glatzkopf war deutlich teurer angezogen – und Dean ließ endlich den Baseballschläger sinken.

„Kollegen. Interessant.“
 

Dean blickte von Sam zu den zwei Gestalten, die sie jetzt anstarrten, als hätten sie alle Beide – nicht nur Sam – den Verstand verloren, und Dean konnte sich ein selbstgefälliges Grinsen nicht länger verkneifen.

„Ihr seid hier, um den bösen Lord auszuschalten?“

Der größere der Beiden, der mit den lächerlich babyblauen Augen und dem ebenso lächerlich weich aussehenden schwarzen Haar – nicht, dass Dean sowas auffallen würde, aber der Typ war groß und dunkel und sah aus wie ein verdammtes Unterwäschemodel – nickte und erntete prompt einen Schlag in den Nacken von seinem glatzköpfigen Begleiter.

„Bist du bescheuert?“

Der Glatzköpfige schäumte, und das Unterwäschemodel biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe.

„Entschuldige, Mike.“

Die Offenbarung seines Vornamen, schien den Glatzköpfigen nicht unbedingt gnädiger zu stimmen, er verdrehte ungläubig die Augen.

Dass er der Erste gewesen war, der unfreiwillig fünfzig Prozent ihres Inkognitos gelüftet hatte, als er den Namen seines Begleiters gemurmelt hatte, schien ihm entfallen zu sein.

Dean war geneigt, amüsiert zu sein.

Die Zwei waren irgendwie lustig.

„Du kannst nicht einfach wildfremden Leuten erzählen, was wir vorhaben“, wies Mike das Unterwäschemodel – Tommy, sein Name war Tommy – aufgebracht zurecht, während er seinen Blick misstrauisch von Dean zu Sam und wieder zu Dean wandern ließ. „Und schon gar nicht so verdächtigen Gestalten wie den da!“

Mike schien es nicht sonderlich zu beeindrucken, dass er von „den verdächtigen Gestalten“ mal total überwältigt und entwaffnet worden war, und sich jetzt im drohenden Mündungsfeuer seiner eigenen Waffe befand, und Dean zog grinsend die linke Augenbraue in die Höhe.

„Bist du fertig damit, Samtäuglein einen Vortrag zu halten? Dann könnten wir nämlich damit anfangen, Lord van Zorg seine hübschen Spiegel kaputt zu machen …“

Mike starrte ihn einen Moment lang einfach nur an, dann löste er sich endlich von Tommy, der noch immer schützend den Arm um ihn gelegt hatte, und machte einen Schritt auf Dean zu.

„Wer zum Teufel seid ihr?“

„Völlig egal“, ließ Sam sich vernehmen. „Wir haben das gleiche Ziel wie ihr, und ich würde gern loslegen, bevor der Butler merkt, dass wir hier sind und die Polizei ruft.“

Tommy, der inzwischen beschlossen zu haben schien, dass von Sam und Dean keine unmittelbare Gefahr ausging, lächelte plötzlich und blickte Sam freundlich an.

„Um den müsst ihr euch keine Sorgen machen. Der weiß, dass wir hier sind. Hat uns rein gelassen, um genau zu sein. Der Spiegel, den wir suchen, ist in Zorgs Arbeitszimmer.“

Dean blinzelte ihn verwundert an. „Der Spiegel?“

Tommy nickte nachdrücklich.

„Ist nur einer. Die ganzen anderen hat er vermutlich, um von dem einen abzulenken – entweder das, oder weil er so ein selbstverliebter Bastard ist.“

Tommy zuckte mit den Schultern, und Dean nickte beeindruckt. „Macht Sinn.“

„Wir arbeiten also mit diesen zwei Pappnasen zusammen, ja?“ ließ sich Mike skeptisch aber gottergeben vernehmen, und Dean hätte ihn nur zu gern daran erinnert, dass Sam noch immer seine Flinte hatte, und er selbst ihm nur zu gern eine langen würde, wenn es ihn durchaus danach verlangte.

„Mike“, erklang Tommys warnende Stimme, und der Angesprochene seufzte und zuckte mit den Schultern.

„Bin ja schon still. Also, wo ist dieses Arbeitszimmer, von dem du gesprochen hast? Dieser britische Staubwedel hätte dir ruhig mal einen Lageplan geben können.“

Tommy schien sich zu schade für eine Antwort zu sein, er schob sich an Mike vorbei, öffnete die Tür und linste in den Flur.

„Luft scheint rein zu sein“, informierte er den Rest der Truppe über seine ausladende Schulter hinweg, und verbiss sich ein Grinsen, als er beobachtete, wie der große Plüschige ihrer neuen Bekannten Mike seine Flinte mit einem entschuldigenden Lächeln zurück gab, und Mikes einzige Reaktion ein übellauniges Knurren war – was den etwas kleineren mit den O-Beinen dazu veranlasste, ebenso übellaunig zurück zu knurren.

Interessant.

„Licht aus“, murmelte er leise, der große Plüschige knipste prompt die Nachttischlampe aus, und übernahm dann völlig selbstverständlich die Führung.

Fünf Minuten und zahllose dunkle Flure später begann Tommy sich ernsthaft zu fragen, ob sie einer optischen Täuschung oder etwas in der Art aufgesessen waren, und sich in einem endlosen Labyrinth befanden, aus dem sie nie, nie wieder heraus kommen würden, dann öffnete der Plüschige – er hätte die Zwei wirklich nach ihren Namen fragen sollen – eine große Tür, gab einen zufriedenen Laut von sich und ließ sie im Gänsemarsch an ihm vorbei das Arbeitszimmer seiner Lordschaft betreten.

Die Tür wurde mit einem leisen Klacken wieder geschlossen, das große Deckenlicht wurde angeschaltet, und Tom brauchte einen Moment, bis er begriff, dass der große Plüschige das nicht gewesen war.

„Guten Abend, Gentlemen …“

Der cremefarbene Sessel hinter dem ausladenden Mahagoni-Schreibtisch drehte sich zu ihnen um, Lord van Zorg musterte jeden seiner ungebetenen Gäste der Reihe nach, und Dean wurde unter seinem vollkommen gelassenen Blick abwechselnd heiß und kalt.

„Ehrlich gesagt habe ich früher mit Ihnen gerechnet – Sie fanden die Architektur der Flure vielleicht ein wenig unübersichtlich?“

Der Mund seiner Lordschaft verzog sich zu einem unangenehmen Lächeln, und Dean ertappte sich dabei, wie sein Blick an seinen Lippen hängen blieb.

Ganz schlecht. Ganz furchtbar, unsagbar schlecht.

„Sie … Sie haben uns erwartet?“ stammelte er unsicher, und kam nicht mehr dazu, sich dafür fünf Punkte auf der Männlichkeitsskala abzuziehen, weil der Lord ihn direkt ansah, ihm in die Augen blickte und sein Lächeln sinnlich wurde.

„Natürlich habe ich das … und ich bin wirklich überaus froh“, seine Lordschaft erhob sich aus seinem Sessel und trat hinter dem Schreibtisch hervor, „dass ich diese Nacht in so guter Gesellschaft verbringen werde.“

Dean fühlte, wie ihm ein wenig schwindlig wurde, wie sein Körper heiß wurde, und sich merkwürdig leicht anfühlte, und dann fiel der Baseballschläger aus seiner Hand zu Boden, landete mit einem dumpfen Laut auf dem schokoladenfarbenen Teppich und er leckte sich über die Lippen.

Er fühlte sich so gut.

„Dean?“

Sams Stimme kam von weit her, sie hörte sich besorgt und heiser an, und Dean verstand nicht, wieso.

Es war doch alles in Ordnung.

„Es ist kaum zu glauben, welchen Effekt man auf seine Mitmenschen hat, nur weil man über die Jahre gelernt hat, den eigenen Körper perfekt zu kontrollieren“, murmelte seine Lordschaft nachdenklich, und Dean nickte ganz automatisch und ging zu ihm hinüber, als er die Hand nach ihm ausstreckte.

„Dean!“

Sam klang gleichzeitig entsetzt und … elend? Und als Dean es schaffte, ihm den Blick zuzuwenden, sah er, dass Sam, Mike und Tommy sich ans andere Ende des Raumes zurückgezogen hatten, dass Sam schrecklich blass war, und Tommy seinen Arm um ihn geschlungen hatte, um ihn zu stützen.

Was war denn los?

Dean spürte eine Hand an seiner linken Hüfte, blickte an sich hinab und erschauderte, als die Hand an ihm hinauf streichelte, warme, einladende Haut fand, und ein wohliges Kribbeln in ihm auslöste.

Ja, das fühlte sich gut an, verdammt gut.

„Dean, verdammt noch mal! Komm da weg!“

Die Hand an seiner Hüfte zog Dean an einen warmen, starken Körper, und er schlang ganz automatisch beide Arme um seine Lordschaft, drückte sich an ihn, rieb sich an ihm, und als seine Lordschaft leise lachte, und sein warmer Atem über Deans Hals strich, durchfuhr ihn ein so intensives Prickeln, dass er leise aufstöhnte.

„Nun reg dich doch nicht so auf, Sammy“, schnurrte seine Lordschaft spöttisch. „Siehst du denn nicht, dass es Dean ganz ausgezeichnet geht? Du musst wirklich lernen, ihm ein paar mehr Freiheiten zu lassen …“

Die Hand seiner Lordschaft fand Deans Hintern, drückte einmal sanft zu, und Dean schloss die Augen und verlor sich in einem diffusen Mischmasch aus Lust und Hilflosigkeit.

„Dean und ich amüsieren uns nur ein wenig, nicht wahr, Dean?“

Die Stimme des Lords direkt an seinem Ohr jagte Dean einen angenehmen Schauer über den Rücken, und er nickte, presste sich enger an den warmen Körper vor sich, und rieb sich an ihm, als die Hand an seinem Hintern fester zupackte.

„Nh …“

Das fühlte sich so unglaublich gut an.

Die Jäger

Einen ganz bezaubernden Mittwoch wünsche ich allen miteinander!
 

Wir haben vor kurzem die magische 3333 Kommi-Grenze geknackt, und dafür wollte ich mich noch einmal ganz, ganz herzlich bei euch allen bedanken.
 

Ich widme dieses Kapitel der Rina, die extra einen nicht kryptischen, kapitelbezogenen Kommi gelöscht hat, um den 3333. verzapfen zu können – mach das ja NIE WIEDER! – und der Tine, die ganz genau weiß, wieso.
 

Hab euch lieb!
 

Grüße weiterhin die Isi und die Kinka, denen das hier hoffentlich gefallen wird!
 

Hab euch auch lieb!
 

Habe sowieso alle lieb, die das hier gerade lesen.

Ohne euch hätt ich schon längst aufgegeben!
 

Wünsch euch viel Vergnügen mit Sam und Dean!
 

moko-chan
 


 

Sam war schlecht und er fühlte sich, als spiele ein Gremlin mit seinen Eingeweiden Gummi-Twister, aber der Anblick von Dean in den Armen eines anderen Mannes, eines Mannes, der Dean ganz offensichtlich durch irgendein übernatürliches Yohimbin dazu zwang, sich wie ein notgeiler Teenager zu benehmen – nicht dass das ungewöhnliches Benehmen für Dean gewesen wäre, er beschränkte es aber für gewöhnlich und dankenswerterweise auf Sam – machte ihn so wütend, dass er seinen eigenen Zustand darüber komplett verdrängte, und an nichts anderes denken konnte, als seiner Lordschaft eine Silberkugel mitten ins Herz zu jagen.

Aber das ging nicht, solange seine Lordschaft Dean als menschlichen Schutzschild missbrauchte, auch wenn Sam vergebens versuchte, sich einzureden, dass das der einzige Grund war, warum ihr Gegner Dean so überaus fest an sich drückte.

Der Gedanke an Dean als Opfer sexueller Übergriffe war in gleichem Maße lächerlich wie er angsteinflößend, erschreckend und unwirklich war, und Sam schaffte es nicht eine Sekunde lang, seinen Blick von dem entsetzlichen Schauspiel abzuwenden, das sich seinen Augen bot.

Der blonde Bastard genoss ganz offensichtlich die Kontrolle, die er über Dean ausübte – wenn Sam die forsche Hand an Deans Hintern als verlässlichen Hinweis betrachten wollte.

Sie mussten den Spiegel des Attirbs zerstören, und das schnell, aber Sam hatte den Verdacht, dass es sich dabei nicht um etwas so Offensichtliches handelte, wie das enorme Ding zu seiner Rechten, das die gesamte Breite und Höhe der Wand einnahm.

So dumm konnte seine Lordschaft einfach nicht sein – selbst wenn er dumm genug war, Dean direkt unter Sams Nase derartig zu befummeln, dass es schon nicht mehr feierlich war, und Dean das auch noch genoss, wenn man den zufriedenen Seufzern und seinem wohligen Stöhnen trauen konnte.

Sam kam beinahe die Galle hoch, und das drückende Gefühl in seinen Eingeweiden hörte auf, unangenehm zu sein, es wurde unerträglich.

Er konnte das nicht länger mitansehen.

Dean gehörte zu ihm, in seine Arme – nicht in die Gewalt eines selbstverliebten blonden Schönlings, der seine Freizeit damit verbrachte, unschuldige Seelen zu rauben, und es wurde Zeit, dass dieser selbstverliebte blonde Schönling das ein für alle Mal begriff.

„Dean … komm her zu mir, bitte.“

Sam befreite sich mit einer ungeduldigen Geste von Toms stützendem Arm, biss die Zähne zusammen, als er kurz schwindelte, und machte einen entschlossenen Schritt auf Dean und seine Lordschaft zu.

Seine Augen begannen Blitze zu schießen, als Dean, anstatt seiner Bitte nachzukommen, sich leise stöhnend noch enger an seine Lordschaft presste, und seine Lenden auf eine Art vorwärts bewegte, die mehr als eindeutig war.

Heiße, unkontrollierte Eifersucht vermischte sich mit grenzenloser Abscheu, und Sam richtete sich zu seiner vollen Größe auf und spannte die Schultern an, während er Lord van Zorgs selbstzufriedenem Blick begegnete.

Mike und Tom bauten sich zum optischen Behagen links und rechts von ihm auf, aber er beachtete sie nicht, konzentrierte sich voll und ganz auf Dean, darauf, dass er unbedingt zu ihm durchdringen musste, und sein Kopf fühlte sich mit einem Mal gleichzeitig zu voll und völlig leer an.

„Dean.“

Sam sah ein Beben durch Deans Körper gehen, und weil er nicht wusste, ob er der Auslöser war, oder das verfluchte Wesen aus den Untiefen der Hölle, das Deans Verstand in Pudding verwandelt hatte, wurde er konkreter.

„Dean, komm her zu mir.“

Sams Worten folgte absolute Stille – eine Stille, die merkwürdig nachklang – und dann machte Dean sich von seiner Lordschaft los, drehte sich zu Sam um und ging auf ihn zu wie eine Marionette – seine großen Augen dunkel und völlig verklärt, seine Wangen gerötet – so eindeutig erregt und keineswegs Herr seiner Sinne, dass Sam ohne zu zögern die Pistole aus der Innentasche seiner Jacke zog und seiner Lordschaft eine Kugel ins Herz jagte, als er eindeutig überrascht die Hand nach Dean ausstreckte und Anstalten machte, ihn zurück zu halten.

Nur dass das seine Lordschaft nicht im Geringsten beeindruckte.

Gut, er stolperte ein paar Schritte zurück, beide Hände auf seine blutende Wunde gepresst, aber er sah nicht so aus, als würde er an der Verletzung zugrunde gehen, er wirkte eher genervt als tödlich getroffen.

Und der Umstand, dass Dean inzwischen bei Sam angekommen war und sein außer Kontrolle geratenes Testosteron nun an ihm ausließ, hielt Sam höchst effektiv davon ab, ihn zu köpfen – ganz abgesehen davon, dass Dean die vermaledeite Machete hatte, irgendwo unter seiner Lederjacke.

Sie mussten definitiv damit anfangen, den doppelten Satz an Waffen mit sich herum zu tragen.
 

„Hr-hrm!“

Mike war entschieden unzufrieden mit der Gesamtsituation.

Nicht nur waren er und Tommy eindeutig in eine Falle gelaufen, diese beiden Helden, die sich ihnen so selbstherrlich angeschlossen hatten, waren ihnen außerdem eher ein Klotz am Bein als alles andere, und jetzt … also … das war ja schon nicht mehr jugendfrei, was die da veranstalteten.

Nicht, dass er mit sowas nicht umgehen konnte – er war verdammt noch mal mit allen Wassern gewaschen und hatte in seinem Leben schon so Einiges gesehen, aber Tommy … nun, das war eine andere Geschichte.

Zu behaupten Tommy sei prüde, wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts – aber das war jetzt nicht der Punkt.

Der Punkt war, dass sie blindlings in eine Falle getappt waren, unterwegs zwei sowohl verdächtige als auch absolut unnütze Gestalten aufgegabelt hatten, die soeben damit beschäftigt waren, sich gegenseitig zu begrabschen – gut, vielleicht war er hier ein wenig unfair, der Namenlose gab sich alle Mühe, den äußerst fingerfertigen Dean vom Grabschen abzuhalten – und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, kam es ihm mehr als spanisch wenn nicht sogar höchstgradig bedenklich vor, dass der böse Lord einen Schuss mitten ins Herz einfach so überlebte.

Tommys Kontaktmann hatte sie auf einen verfluchten Spiegel angesetzt, nicht auf einen blonden Schönling, der gestandene Kerle nach Belieben nach seiner Pfeife tanzen lassen konnte, und wortwörtlich nicht tot zu kriegen war.

Mike tauschte einen kurzen Blick mit Tom, sie nickten sich zu, und Mike packte seine Flinte fester und richtete sie drohend auf seine Lordschaft – was Lord van Zorg lediglich ein müdes Lächeln entlockte.

„Das wird nicht funktionieren, mein Junge.“

Mike runzelte empört die Stirn.

Mein Junge?

Er war verdammt noch mal sechsunddreißig Jahre alt und kein Junge!

Da hatte er sich schon extra eine Glatze geschoren, damit er älter aussah, und jetzt das!

Während Mike innerlich vor sich hinzosterte, schob Tommy sich derweil dichter an den Lord heran, einen entschlossenen Zug um seinen ansonsten so freundlich lächelnden Mund, und als er plötzlich stehen blieb und seine hellblauen Augen einen merkwürdigen Ausdruck annahmen, ahnte Mike, was passiert war.

„Menschen“, bemerkte seine Lordschaft amüsiert, „wissen nie, wann es genug ist. Anstatt aus den Fehlern Anderer zu lernen, wiederholen sie diese Fehler wieder und wieder und wieder, bis sie endgültig gescheitert sind. Ihr glaubt gar nicht, wie unterhaltsam das ist.“

Mike biss seine Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte, als seine Lordschaft zu Tom ging und ihm die rechte Hand an die Wange legte.

„Du bist ein hübscher Bursche“, murmelte er anerkennend, und Mike knirschte mit den Zähnen, weil Tom nicht etwa zurückzuckte und sich angewidert abwandte, sondern die Augen schloss und sich seufzend an seine Hand schmiegte.

Ganz großartig.

Mike warf einen kurzen Blick auf das Jägerpärchen, das links von ihm noch immer damit beschäftigt war, sich mit anhaltender Ausdauer lächerlich zu machen, dann ließ er seinen Blick wieder zu Tom und seiner Lordschaft wandern, während er fieberhaft überlegte, was jetzt zu tun wäre.

Wenn er Tom jetzt irgendwie dazu brachte, sich von seiner Lordschaft loszureißen, hatte er ihn wahrscheinlich ebenso am Hals wie der puschelige Namenlose den o-beinigen Dean, und so gern er Tom auch hatte, darauf konnte er nun wirklich verzichten.

Nein, er musste den Spiegel zerstören, dann würde dieser Alptraum hoffentlich ein Ende finden – und er konnte die Nacht beenden, ohne auf Grund von unfreiwillig erblickten nackten Tatsachen zu erblinden.

Da Mike von Natur aus ein spontaner und impulsiver Mensch war, ließ er seine Lordschaft kurzentschlossen – wenn auch überaus ungern – nach eigenem Gutdünken an Tommy herumfummeln, legte einen kurzen Spurt zum Mahagonischreibtisch hin, fand zu seiner endlosen Begeisterung einen antiken silbernen Handspiegel, in einer der geräumigen Schubladen, der mit seinen Blümchenziselierungen so lächerlich mädchenhaft aussah, dass es sich bei dem Ding einfach um das Objekt seiner Begierde handeln MUSSTE – und kloppte es kurzentschlossen kaputt.

Der Lord, der wohl nicht damit gerechnet hatte, dass Mike seinen Gefährten einfach so seinen Klauen überlassen und so etwas wie Eigeninitiative entwickeln würde, fuhr fauchend – FAUCHEND – zu ihm herum, Tom war vergessen, kam sofort wieder zu sich, und schrie fassungslos auf, als der eben noch so unwiderstehliche Mann, dem er sich ohne auch nur eine Sekunde zu zögern hingegeben hätte, sich mit einem mordlüsternen Ausdruck in den dunkelblauen Augen auf seinen besten Freund stürzte, ihn zu Boden warf und mehr als brutal auf ihn einprügelte.

„Mike!“

Tom war kurz überfordert, wusste nicht, was er tun sollte, dann hatte er plötzlich beide Arme voll mit Dean Winchester, taumelte überrascht zurück, und Sam hastete an ihm vorbei und trennte seiner Lordschaft mit einem einzigen, sicheren Schwung der Machete den Kopf von den Schultern.
 

„Irgh.“

Mike verzog angewidert das Gesicht, als der Kopf seiner Lordschaft mit einem dumpfen Laut neben seinem eigenen Haupt auf dem Boden aufschlug, und wandte betroffen seinen Blick von toten, leeren Augen ab, während Sam den leblosen Körper des Lords von ihm runter schaffte.

Er ließ sich von Sam auf die Beine helfen, befingerte seine aufgesprungene Unterlippe und zog überrascht die Augenbraue in die Höhe, als er sah, wie überaus … anhänglich der kleinere seiner neuen Freunde noch immer war.

Tom wirkte wieder völlig normal – was war also mit dem Kerl los?

Der hatte jetzt nicht mehr wirklich eine Ausrede, wie ein Sack Kartoffeln in Toms Armen zu hängen.

„Dean?“

Der große Plüschige schien da der gleichen Ansicht zu sein.

Er befreite Tom von der in Leder gehüllten Klette, hob mit einer überraschend sanften Geste sein Gesicht zu sich an und runzelte die Stirn, als er Deans Augen noch immer verklärt und dunkel vorfand.

Das konnte nichts Gutes bedeuten.

„Was ist los mit ihm?“ erkundigte sich Tom besorgt, Sam bedachte ihn mit einem beunruhigten Blick, und Dean nutzte seine temporäre Unaufmerksamkeit, um sich an ihn zu schmiegen und beide Arme um ihn zu schlingen.

„Du riechst so gut“, murmelte er hingerissen, schmiegte sein Gesicht an Sams Halsbeuge, und Sam zog nervös die Oberlippe hoch.

Das war ja jetzt irgendwie so’n bisschen peinlich.

Lord van Zorgs übernatürliches Brimborium schien Dean – wenn auch in abgeschwächter Form – nach wie vor im Griff zu haben, und so viel er Mike und Tom auch verdankte, gerade jetzt konnte Sam die Zwei als Publikum so gar nicht gebrauchen.

„Der scheint dich zu mögen“, merkte Mike trocken an, leckte sich Blut von der Unterlippe und erntete prompt einen vorwurfsvollen Blick von Tom, den er mit einem gelangweilten Schulterzucken quittierte.

Was konnte er denn bitte dafür?

„Wir müssen ihn … ähm“, Tom deutete vage in Richtung des geköpften Lords, „… loswerden.“

Es war seine Art, die allgemeine Aufmerksamkeit weg von Dean und wieder auf den toten Lord zu lenken, und Sam verspürte spontan Zuneigung zu ihm in sich aufwallen und nickte professionell. „Salzen und verbrennen.“

Mike wirkte fassungslos. „Wozu das?“

Sam grinste nur und hielt Dean mit einem Arm sanft an sich gedrückt.

Er war so erleichtert, dass sie den Fall heil überstanden hatten, dass es ihm relativ egal war, dass Dean sich eben noch wie eine rollige Katze an einem anderen Mann gerieben hatte.

„Ihr macht das noch nicht lange, kann das sein?“

Er nahm Mikes eingeschnappten Blick als Zustimmung, und versuchte zu ignorieren, dass Dean gerade dabei war, seine Hände unter seine drei Schichten Oberkörperbekleidung zu manövrieren.

„Ich bin übrigens Sam“, erklärte er heftig errötend und versuchte erfolglos, damit von dem Übergriff seines Partners abzulenken. „Und, äh, er hier ist-“

„Dean“, fiel Mike ihm spöttisch ins Wort. „Du hast seinen Namen oft genug genannt – wir sind nicht taub, weißt du.“

Sam beobachtete den verärgerten Blick, den Tom Mike auf diese Aussage hin zuwarf, und fühlte sich merkwürdig an sich selbst und Dean erinnert.

Naja, wenigstens war er nicht der Einzige, dessen Partner einen ausgeprägten Mangel an Sozialkompetenz aufwies.

„Also … salzen und verbrennen, ja?“ versuchte Tom, die ihm unangenehme Stille zu beenden, und Sam mochte ihn immer mehr und nickte nachdrücklich.

„Das sollte – DEAN!“

Dean hatte es geschafft, beide Hände unter Sams Oberbekleidung zu manövrieren, und als ihm das Erforschen von Sams warmer, nackter Haut so weit nördlich des Äquators langweilig geworden war, hatte er ihm kurzerhand hinten in die Hose gefasst.

„Ähm … ist das normal, dass er das macht?“ erkundigte sich Tom vorsichtig, und Sam wurde noch ein wenig röter und war derartig damit beschäftigt, Deans Hände aus seiner Jeans zu entfernen, dass ihm prompt eine ehrliche Antwort entfleuchte.

„Nicht in der Öffentlichkeit.“

Die folgende Stille war nicht unbedingt unangenehm, aber dafür vielleicht ein ganz klein wenig peinlich.

Aus nächster Nähe

So, es ist mitten in der Nacht – oder besser früh am Morgen – und ich bin sehr, sehr müde – kann aber nicht schlafen.
 

Da ich sowieso nicht schlafen kann, und ein wenig Angst davor habe, dass Tine nie wieder mit mir redet, oder – beinahe noch schlimmer – ihr Supernatural-Buch dazu nutzt mir meinen persönlichen HexBag zusammenzustellen, wenn ich das jetzt nicht mache, dachte ich mir, ich stell das neue Kapitel jetzt schon online.
 

Da ich sehr müde bin, kann ich nicht für den Inhalt garantieren, geh aber einfach mal davon aus, dass Tine jetzt glücklich ist.
 

Gute Nacht!
 

moko-chan
 


 

„Hört er damit auch irgendwann mal wieder auf?“

Mike beäugte kritisch die ausgesprochen hartnäckige Anhänglichkeit, mit der Dean an Sams Hüfte festgewachsen schien, und Sam konnte nur hilflos mit den Schultern zucken.

„Das will ich doch schwer hoffen.“

Sie hatten es inzwischen zu dritt geschafft – Dean war nach wie vor alles andere als hilfreich – die sterblichen Überreste seiner Lordschaft aus dem Haus zu schaffen und ein gefällig großes Grab im Rosengarten zu schaufeln, und wenn Deans Verstand auch zusehends klarer wurde, war er noch immer nicht wirklich ansprechbar, er schien sich außerdem keineswegs bewusst zu sein, dass Sam und er Publikum hatten, oder dass er Knuddeleien außerhalb der Horizontalen für gewöhnlich verabscheute wie der Teufel das Weihwasser.

Sonst eher ein Freund von verspielten Klapsen auf Sams knackigen Hintern, ließ er sich jetzt keine Chance entgehen, Sam über die Wange zu streicheln oder ihm einen sanften Kuss zu geben, und war insgesamt so anschmiegsam und verschmust, dass Sam nicht wusste, ob er weinen, lachen, oder in Panik ausbrechen sollte.

Dean machte ihm ein kleinwenig Angst, wenn er so … so … absolut anbetungswürdig war.

„Lässt du mich kurz los?“ fragte Sam ihn vorsichtig – er musste das Salz, das sie in der Küche gefunden hatten, über das Grab schütten – und Dean blickte kurz verwirrt zu ihm noch, dann lächelte er so unglaublich liebenswert, dass Sam ihn beinahe besprungen hätte.

„Ok.“

Dean ließ seine Arme sinken, die eben noch um Sams Hüften geschlungen waren, trat einen Schritt zurück, und Sam sah ihm ganz genau an, dass er nur so lange von ihm ablassen würde, wie er brauchte, um Lord van Zorgs enthauptete Leiche in Brand zu stecken, und das machte ihn mehr als kribbelig.

Die Leiche wurde also von Tom in Benzin gebadet, von Sam mit einer großzügigen Schicht Salz bedeckt, und Mike durfte seinem Hang zur Pyromanie frönen und das Streichholz ins Grab werfen, dann betrachteten sie alle vier gemeinsam das Freudenfeuer.

Dean schlich sich wieder an Sam heran, drückte sich mit einem zufriedenen Aufseufzen so eng wie möglich an ihn heran, und Sam legte lächelnd den Arm um ihn.

Was auch immer mit Dean los war, schien erstens ungefährlich zu sein, und war ihm zweitens alles andere als unangenehm – außerdem wurde es zunehmend besser, Deans Augen wurden klarer und blickten zunehmend fokussiert zu ihm auf, und seine ruhelosen Hände verweilten außerhalb von Sams Kleidung.

Es bestand wohl doch kein Grund zur Sorge.

Sie warteten, bis von Lord van Zorg nur noch Feinstaub übrig war, dann schütteten sie sein Grab zu, traten die Erde fest, und standen dann eine Weile verloren in der Gegend rum.

„So“, Mike räusperte sich leise, „gehen wir ein Bier trinken, oder was?“

Sam wechselte einen kurzen Blick mit ihm, drückte Dean ein wenig fester an sich, suchte Bestätigung in Toms Augen, und nickte schließlich lächelnd.

„Sicher. Warum nicht.“
 

Es stellte sich heraus, dass Mike und Tom im gleichen Motel abgestiegen waren wie Sam und Dean, also verabredeten sie den Parkplatz als Treffpunkt, damit sie ihre Waffen loswerden und eventuelle Blessuren versorgen konnten, bevor der erbauliche Teil des Abends begann, und als Sam den Impala neben einem Dean nur zu bekannten Dodge Viper Cabrio zum Stehen brachte, und Dean ihre neuen Jägerkollegen aus ihm aussteigen sah, war er auch wieder klar genug im Kopf, um die damit verbundene Logikkette prozessieren zu können, und Mike als Alleinschuldigen an seiner traumatischen Nahtoderfahrung mit dem knallroten Sportwagen zu identifizieren.

„Du hast mich fast umgebracht!“ warf er Mike an den Kopf, sobald er auf der Beifahrerseite aus dem Impala ausgestiegen war, und Mike, der keine Ahnung hatte, wovon Dean da sprach, und dessen aufgeplatzte Unterlippe seit geraumer Zeit im Rhythmus seines Herzschlages wütend vor sich hin pochte, war nicht in der Stimmung, sich haltlos beschimpfen zu lassen.

„Ich hab dir deinen Arsch gerettet!“ schoss er also prompt zurück, und Dean, der sich seinen Arsch wenn überhaupt nur von Sammy retten ließ, und im übernatürlichen Hormonrausch nicht mitbekommen hatte, dass es Mike gewesen war, der den einen, fraglichen Spiegel seiner Lordschaft kaputt gemacht hatte, maß ihn mit einem abwertenden Blick.

„Das hättest du wohl gerne“, knurrte er also und schlug die Tür des Impalas hinter sich zu. „Und wenn du mit deiner Karre nicht umgehen kannst, solltest du dir vielleicht ein zahmeres Modell zulegen, alter Mann.“

So wenig es Mike zuvor auch zugesagt hatte, von seiner Lordschaft als Junge betitelt zu werden, alter Mann war viel, viel schlimmer.

Da wollte er sich ja glatt wieder die Haare wachsen lassen.

Tom und Sam tauschten einen Blick über die Motorhauben der zwei Autos hinweg, und Sam grinste, als er die genervte Resignation in Toms Augen sah.

Offensichtlich war Mike zwar durchaus zu glorreichen Heldentaten fähig, aber deswegen nicht weniger strapaziös.

„Ich bin hier jawohl nicht derjenige von uns Beiden, der ein neues Auto braucht“, konterte Mike nach einem abschätzigen Blick auf den Impala, und sowohl Sam als auch Tom eilten eiligst um ihre jeweiligen Fahrzeuge herum, um den drohenden Hahnenkampf abzuwenden, der nur unschön enden konnte.

Dean mochte größer sein und mehr Kampferfahrung besitzen, aber dafür war Mikes System frei von übernatürlichen Drogen.

Sam packte Dean am Ellenbogen, und Deans Miene, eben noch über die Maßen empört und gereizt, wandelte sich augenblicklich in einen Ausdruck reinster, bedingungsloser Vergötterung, als seine Augen auf Sams Gesicht zu ruhen kamen.

Sam biss sich auf die Unterlippe und schluckte nervös.

„Mh … ähm …“

Er wusste nicht so ganz, wie er mit Deans plötzlicher Heldenverehrung ihm gegenüber umgehen sollte.

Dean lächelte ihn an, streckte die Hand nach ihm aus und streichelte ihm über die Wange, und Sam konnte einfach nicht anders, als stillzuhalten und zufrieden zu seufzen.

Selbstbeherrschung war eine Sache, sinnlose Selbstentsagung eine völlig andere.

„Oh Gott, jetzt fangt doch bitte nicht schon wieder an!“ ließ Mike sich genervt vernehmen, und blickte überrascht zu Tom auf, als der ihn eher unsanft am Oberarm packte und grob mit sich zog.

„Wir versorgen eben Mikes Lippe – sind in Zimmer fünf … sagt Bescheid, wenn ihr hier fertig seid.“

Tom nickte Sam kurz zu, zerrte den eindeutig verwirrten Mike mit sich weg, und Sam konnte dazu übergehen, Dean in eine energische, enthemmte, atemberaubende Bärenumarmung zu falten.

Seine Emotionen bezüglich Lord van Zorgs Kontrolle über seinen Liebsten hatten ihn endlich eingeholt, und er drückte Dean so fest an sich, dass dessen heiser gemurmelte Bekundungen seiner absoluten Zufriedenheit mit der Situation ein wenig atemlos klangen.

„Du hast mir solche Angst gemacht“, murmelte Sam Dean ins Ohr, während seine Hände ruhelos über Deans muskulösen Rücken strichen, und es war völlig egal, dass sie auf einem öffentlichen Parkplatz standen.

„Wollt’ ich nich’“, gab Dean leise zurück und schmiegte sein Gesicht an Sams Halsbeuge. „Konnt’ nich’ anders …“

Es war keine Entschuldigung, es war eine Darlegung von Fakten, und Sam lächelte gegen seinen eigenen Willen.

„Ich weiß … ich weiß …“

Sam schloss seine Augen und genoss das Gefühl, wie Dean sich an ihn drängte.

Nichts konnte ihn mehr der Tatsache versichern, dass Dean nirgendwo hinging, dass er zu ihm gehörte, als der warme, starke Körper in seinen Armen.

„Ich war so wütend“, wisperte er mehr zu sich selbst, und als er Deans tröstende Hand in seinem Nacken spürte, erschauderte er unwillkürlich. „Wie er dich kontrolliert hat … wie er es ausgenutzt hat, dass er dich in seiner Gewalt hatte … Er hat mich so … so …“

Sam wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte, und Dean blickte zu ihm auf, der Ausdruck in seinen Augen mit einem Mal merkwürdig wachsam.

„Du … als du … als du mir befohlen hast, zu dir zu kommen … das war ... Du hast mich kontrolliert.“

Dean machte sich plötzlich von ihm los, und Sam fühlte sich, als ziehe ihn eine erbarmungslose Hand unter eiskaltes Wasser. „Dean …“

„Seit wann“, Deans Atem ging schwer, und er musste sich dazu zwingen, nicht zu schreien, „… Wie lange verheimlichst du mir das schon?“

Sam wurde blass und schüttelte den Kopf, und Deans Blick wurde gegen seinen eigenen Willen weicher.

„Du hattest keine Ahnung. Du hast … oh Mann, Sam …“

Dean ließ die Schultern hängen und stöhnte verzweifelt auf, starrte einen Moment lang auf den dunklen Asphalt zu seinen Füßen, und als er wieder aufblickte, erinnerte Sam ihn ein wenig zu sehr an einen am Straßenrand ausgesetzten Hund.

„Es ist ok“, meinte er mehr zu sich selbst und nickte langsam. „So lange du es nie wieder bei mir anwendest, ist es ok.“

Sam blickte ihn hoffnungsvoll an, kämpfte noch immer mit dem Gefühl, von Dean weggestoßen worden zu sein, und als Dean die Hände zu Fäusten ballte, sie wieder löste und schließlich leise fluchte, lächelte er verloren.

Und jetzt?

„Komm her …“

Dean winkte ihn ungeduldig an sich heran, und Sam konnte den Raum zwischen ihnen gar nicht schnell genug schließen, Dean gar nicht schnell genug wieder an sich pressen.

So lange Dean ihn deswegen nicht verließ, war es gar nicht so schlimm, dass er Visionen hatte, und andere Menschen mit seinen Worten kontrollieren konnte.

So lange Dean bei ihm war, war es ok.
 

„Muss das sein?“

Dean blickte unbehaglich die in Altrosa gestrichene Motelzimmertür vor sich an, auf der eine große, ihn spöttisch anlachende Fünf prangte, und zog seine Lederjacke zurecht.

Er konnte sich was Schöneres vorstellen, als jetzt mit Mike und Tom ein Bier trinken zu gehen.

„Wir sind verabredet“, war Sams kurze, aber vielsagende Antwort, dann streckte er über Deans Schulter hinweg seinen Arm aus und klopfte nachdrücklich an.

Im Zimmer wurden Schritte hörbar, dann wurde die Tür geöffnet, und die Winchesters fanden sich einem lächelnden Tom gegenüber, während Mike soeben aus dem Badezimmer auftauchte und sich sein schwarzes Shirt glatt zog.

„Bier! Ich brauche Bier!“ verkündete er energisch, griff sich seine Lederjacke von der Garderobe und schob sich an Sam und Dean vorbei aus der Tür, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.

Tom folgte ihm mit einem entschuldigenden Grinsen, schloss hinter sich ab und trottete von Dean und Sam flankiert über den Parkplatz.

„Bist du wieder ok?“ wandte er sich höchst überraschend an Dean, und der ärgerte sich erstmal ein Loch in den Bauch, dass er zu Tom aufblicken musste, bevor er ihm antworten konnte.

„Ich denk schon. Ich fühl mich jedenfalls normal.“

Tom musste ja nicht wissen, dass er sein Bier am liebsten auf Sams Schoß sitzend zu sich nehmen würde, weil er sich noch immer merkwürdig schmusig fühlte.

War ja peinlich, sowas.

„Übrigens … wegen Mike …“

Tom biss sich kurz auf die Unterlippe, kam jedoch nicht dazu, loszuwerden, was er loszuwerden beabsichtigte, weil Mike, der ein paar Meter vor ihnen ging, sich plötzlich umdrehte, und ihn überraschend breit angrinste.

„Wag es ja nicht, dich schon wieder für mich zu entschuldigen. Ich plane, mich mit Bier und Tequila bei den Beiden beliebt zu machen!“

Damit drehte er sich wieder um, Sam tauschte einen entgeisterten Blick mit Tom, bevor er Dean schmunzeln sah, und erleichtert erkannte, dass Mike das Eis zwischen ihnen soeben erfolgreich gebrochen hatte.

Sie erreichten die Bar auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Motel, wurden mit schummrigem Licht und erfreulich wenig Zigarettenqualm begrüßt, und Dean seufzte unwillkürlich auf.

Das hatte ihm irgendwie gefehlt.

Mike suchte ihnen einen Tisch in der dunkelsten, gemütlichsten Ecke, schob seinen Hintern über die abgewetzte Sitzbank, lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück, und ging dazu über, seinen Blick zwischen Sam und Dean hin und her wandern zu lassen, sobald die sich ihm gegenüber auf zwei Stühlen niedergelassen hatten, während Tom den freien Platz auf der Sitzbank neben ihm in Beschlag nahm.

„Also“, Mikes Stirn legte sich in nachdenkliche Falten, und Tom hielt in Erwartung einer taktlosen Bemerkung die Luft an, „Ihr seid zusammen, ja?“

Man konnte schlecht sagen, wer perplexer aussah, Tom, Sam oder Dean, Letzterer erholte sich allerdings als Erster.

„Du bist ein ganz Schlauer, kann das sein?“

Er hatte es mit einem freundlichen Grinsen gesagt, und Mike schnaubte amüsiert und orderte ihnen bei der niedlichen blonden Kellnerin, die an ihrem Tisch aufgetaucht war, eine Runde Bier und Tequila-Shots, bevor er darauf einging.

„Wäre ja möglich gewesen, dass der böse Lord dafür verantwortlich war. Der hat ja sogar unserem unantastbaren Tommy hier den Kopf verdreht …“

Sam sah Tom erröten und verdächtig beschämt den Kopf senken, und seine ihm angeborene – für gewöhnlich tiefsten Winterschlaf haltende – Menschenkenntnis suchte ihn mit einer erschreckend klaren Epiphanie heim, die ihn in jähem Mitgefühl die Augen weiten ließ.

Er sagte jedoch nichts, presste seine Lippen fest aufeinander, und wartete darauf, dass Mike und Dean ihr kleines Kennenlern-Hickhack fortsetzten – was sie auch äußerst energisch taten.

Mike machte ein paar stichelnde Bemerkungen über den Impala, Dean drohte ihm mit Mord und Totschlag, und schwups waren sie in ein energisches Gespräch über Autos, Motoren und die unbeschwerte Leichtigkeit des Seins vertieft, und Tom und Sam konnten nur mit offenen Mündern daneben sitzen und sich wundern.

Die jungen Wilden

Hallöchen, ihr Lieben, und einen schönen guten Tag wünsche ich!
 

Meine Laune ist momentan ein wenig zwiegespalten (das ist mal total ein Wort, Word!) und weil euch sicher alle interessiert, wieso, erzähl ich euch das auch!
 

Zum Einen bin ich mehr als froh, dass ich den Handlungsbogen mit dem verfluchten Spiegel jetzt endlich, endlich hinter mich gebracht habe – der nahm ja gar kein Ende mehr – zum Anderen hänge ich jetzt ein wenig zwischen den Seilen, weil ich zwar einen Plan habe, was jetzt als Nächstes kommen soll, aber irgendwie völlig unmotiviert bin, mich da hin zu schreiben.
 

Frustrierend, aber echt jetzt mal!
 

Ich hoffe, ihr mögt Mike und Tom, ich plane nämlich, die Beiden zu meiner eigenen Erheiterung zu festen Bestandteilen der Geschichte zu machen – das sollte ein Plan sein, den ich ohne Probleme umsetzen kann – und so, wie ich die Zwei kenne, werden sie es auch schaffen, mich ausreichend zum Weiterschreiben zu motivieren.
 

(Ich bin ja so ein Füchslein.)
 

Und nun: Viel Vergnügen mit einem reichlich redundanten Kapitel Echte Kerle.
 

Sam und Dean haben ja keine Ahnung, was demnächst auf sie zukommt.
 

Harrharrharr.
 

moko-chan
 


 

Tom hob seine Bierflasche zum Mund – Die Dritte? Die Vierte? – und leckte sich den (mikroskopisch feinen) Schaum von den Lippen, als er sie wieder absetzte.

Mike war soeben gen Toiletten entschwunden, und seine Abwesenheit schien Tom in gleichem Maße zu irritieren wie zu beruhigen.

Dean konnte sich nicht helfen, aber irgendwie sah Tom zu neunzig Prozent der Zeit aus wie ein zu groß geratener Junge, und er konnte sich nicht entscheiden, ob das an Toms großen, babyblauen Augen, oder seiner unschuldigen Ausstrahlung lag – es führte jedenfalls dazu, dass er ihn als Jäger nicht sonderlich ernst nehmen konnte … was, genauer betrachtet, absoluter Unsinn war, Sam wirkte schließlich auch, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun.

„Also …“ Toms Stimme riss Dean aus seinen Gedanken, und sein Gesicht verzog sich kurz zu einer nachdenklichen Grimasse, „Ihr macht das schon lange ja? Solche … solche Sachen bekämpfen?“

Sam, der innerhalb der letzten halben Stunde festgestellt hatte, dass Tom zu der Sorte Mensch gehörte, der man bedingungslos vertrauen konnte, nickte einfach nur und trank sein Bier aus.

Er fühlte sich angenehm duselig, und Deans Hand an seiner Hüfte war ihm im Moment alles andere als peinlich, sie schien dort hinzugehören, unter sein Shirt.

„Und ihr?“

Dean hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Beine von sich gestreckt, streichelte selbstvergessen Sams Hüfte auf und ab, und blickte Tom direkt in die Augen.

„Ich will dir ja nich auf’n Schlips treten … aber ihr habt ein kleinwenig überfordert gewirkt, vorhin.“

Sam an Toms Stelle wäre jetzt zumindest ein kleinwenig beleidigt gewesen – immerhin hatten Dean und er sich auch nicht viel besser angestellt – aber Tom lächelte nur.

„Wir machen das erst seit ungefähr einem Jahr … ein Werwolf hat meinen Dad umgebracht … und Mike war der Einzige, der mir geglaubt, und mir geholfen hat, das Vieh zu erledigen … seitdem … naja.“

Dean und Sam tauschten einen kurzen Blick, wussten nicht, wie sie Tom zu seinem Verlust ihr Beileid aussprechen sollten, einigten sich schließlich stumm auf betretenes Schweigen und mitfühlende Blicke, und Tom wiederum wusste nicht so ganz, wie er damit umgehen sollte – was zu hilflosem Gestammel seinerseits führte.

„Ich weiß, Mike wirkt nicht unbedingt besonders … Vertrauen erweckend, aber er war wirklich der Einzige, der mich damals nicht für verrückt erklärt hat, und ohne sein Geld könnten wir diese Sache hier niemals durchziehen.“

Dean hob in amüsierter Überraschung beide Augenbrauen in die Höhe, und Sam versuchte Tom durch das Tätscheln seiner ausladenden Schulter zu beruhigen.

„Keiner zweifelt an Mikes Verlässlichkeit“, versicherte er Tom ernsthaft, und Dean beugte sich auf seinem Stuhl ein wenig vor, legte die Arme auf den Tisch und starrte Tom neugierig an.

„Was meinst du, wenn du von „Mikes Geld“ redest? Ist der Typ reich, oder was?“

Tom nickte einfach nur, und lächelte ein wenig gezwungen, als er Deans ungläubiges Gesicht sah.

„Was dachtest du, wo wir den Wagen herhaben? Er mag nicht so aussehen, aber Mike legt Wert auf einen ihm angemessenen fahrbaren Untersatz – seine Worte, nicht meine.“

Tom lächelte ein wenig verlegen, fuhr sich mit der Hand durchs schwarze Haar, und Dean lehnte sich auf seinem Stuhl wieder zurück.

„Kein Wunder, dass er mein Baby nicht zu schätzen weiß, wenn er Daddys verwöhnter kleiner Liebling ist, und keine Ahnung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben hat …“

„Wer soll hier klein sein?“ ertönte plötzlich Mikes fröhliche Stimme direkt hinter ihnen, und Tommy zog schuldbewusst den Kopf ein, als Mike wieder seinen Platz neben ihm auf der Sitzbank einnahm.

„Ich verdiene mein eigenes Geld, seit ich sechzehn Jahre alt war – und ja, ich hatte mehr Startkapital als der Durchschnittsbürger, aber dafür sehe ich ja auch weitaus besser aus als der Durchschnittbürger, nicht wahr?“

Mike stürzte einen Tequila-Shot hinunter, und als er das leere Glas zurück auf den Tisch knallte, grinste er einmal fröhlich in die Runde.

„Mehr Bier?“
 

Mike stellte seine leere Bierflasche zu ihrer inzwischen extrem beeindruckenden Sammlung auf dem Tisch ab, und knockte mit einer spontanen Geste seiner linken Hand, die wohl seine grenzenlose Großartigkeit illustrieren sollte, beinahe den armen Tom aus, bevor er die Pointe seines kleinen Monologs auf die Menschheit losließ.

„Wenn man’s genau nimmt, bin ich also Batman.“

Mike blickte von Einem zum Anderen, als habe er soeben das Ei des Kolumbus entdeckt, und Dean zog eine beleidigte Schnute.

„Dude, das geht nicht! ICH bin Batman!“

Er blickte auf Unterstützung hoffend zu Sam hinüber, aber der war inzwischen seinen Getränken erlegen und mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen.

Falls er sich entschließen sollte, besagten Kopf auch nur ein paar Zentimeter nach rechts oder links zu bewegen, würde er damit eine Lawine von umstürzenden Gläsern und Bierflaschen auslösen, aber das kümmerte momentan weder Mike noch Dean, und am allerwenigsten Tom, der just in diesem Augenblick damit kämpfte, NICHT einfach zur Seite wegzusacken und an Mikes Schulter einzuschlafen, und ihm seine teure Lederjacke voll zu sabbern.

Dean lächelte überrascht, als er seinen Gefährten schlafend vorfand, und streckte die Hand aus, um Sam durchs Haar zu wuscheln, der seine Bemühungen mit einem leisen Schnobern belohnte, dann wandte er sich, fest zu seiner Ehrenrettung entschlossen, wieder Mike zu.

„Ich hab mal total die älteren Rechte! Ich mach das schon viel länger als du!“ brachte er wahrheitsgemäß vor, beeindruckte Mike damit allerdings nicht im Geringsten.

„Aber du bist weder Millionär, noch lässt sich deine Kiste auch nur im Entferntesten mit dem Batmobil vergleichen! ICH habe Sonderausstattungen, von denen du nicht mal träumen kannst!“

Mikes ständig zwischen beunruhigend und liebenswert schwankendes Grinsen wurde unanständig, und er blickte vielsagend an sich hinab.

„Und damit meine ich nicht nur den Wagen …“

Dean verdrehte die Augen und schnaubte, und Tom stöhnte leise auf.

„Du“, verkündete er undeutlich, „bist unmöglich. Und ich“, er stand auf und schwankte wie ein Fähnlein im Wind, „gehe jetzt ins Bett.“

Mike blickte zu ihm auf, mit leisem Spott vermengte Zuneigung überaus deutlich in seinen grau-blauen Augen, dann erhob er sich ebenfalls und grinste auf Dean hinab.

„Ich schätze, das war’s dann für heute. Ich helf ihm lieber, bevor er sich noch verläuft und im falschen Zimmer landet …“

Dean grinste in sein Bier, verkniff sich eine Bemerkung über Batmans zweifelhafte Beziehung zu Robin, und protestierte reichlich halbherzig, als Mike verkündete, ihre Rechnung übernehmen zu wollen.

Ob er jetzt Mike bezahlen ließ oder gefälschte Kreditkarten dazu herhalten mussten, machte im Prinzip keinen Unterschied – und wozu war Mike schließlich der nächste Bruce Wayne?

Dean wünschte den Beiden eine gute Nacht, trank in aller Ruhe sein Bier aus, dann rüttelte er Sam sanft aber bestimmt wach.

„Aufwachen, Prinzessin. Es wird Zeit fürs Bett.“

Sam murmelte undeutlich vor sich hin, und als er die Augen aufschlug, und Dean verpennt anblinzelte, spürte der das unnatürliche Bedürfnis, ihn dumm und dusselig zu knuddeln, mit erschreckender Intensität zurückkehren.

„Sammy?“

Sam setzte sich gähnend auf, streckte seine verspannten Muskeln, und legte den Kopf schief, um Dean fragend anzublicken.

In seinem mehr als angetrunkenen Zustand, mit dem verwuschelten Haar, das ihm teilweise in recht erheiternder Form vom Kopf abstand, und dem herrlich planlosen Blick sorgte er nicht unbedingt dafür, dass Dean sich besser unter Kontrolle hatte.

„Du hast nicht zufällig eine Ahnung, warum ich mich noch immer so … komisch fühle?“ fragte Dean ihn leise, während er ihm auf die Beine half, und Sam, obwohl nicht wirklich Herr seiner Sinne, legte den Arm um ihn und lehnte sich vertrauensvoll an ihn.

„Naja“, lallte er undeutlich, „Du warst Zorgs … Pheromonen ziemlich lange ausgesetzt … vielleicht dauert es ein Weilchen, bis sich das wieder einpendelt.“

Dean zog Sam aus der stickigen Bar vor die Tür, kämpfte dort angekommen ein paar panikerfüllte Sekunden lang um ihrer Beider Gleichgewicht, bevor er sich Sammy einigermaßen sicher an die Hüfte geklebt hatte, und die gefühlte Weltreise quer über die Straße und zu ihrem Motel antrat.

„Du meinst also ich … bin noch länger so kuschelig drauf?“

Dean klang hin und her gerissen zwischen amüsierter Resignation und schmollender Halsstarrigkeit, und Sam biss sich auf die Unterlippe und grinste.

„Nur, wenn ich Glück habe.“
 

Eine halbe Stunde später, als Dean neben Sam im Bett lag und gar nicht dicht genug an den verführerisch warmen Körper seines Liebsten heran kommen konnte, nutzte sein Verstand den erschöpften Zustand seines Körpers, endlich die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten.

Deans Verstand brauchte manchmal etwas länger als der des Durchschnittbürgers.

„Ich hab mich an ’nem Kerl gerieben!“

Sam, der eben dabei gewesen war, ins Traumland abzugleiten, brummte undeutlich und drehte ihm den Kopf zu.

„Das machst du doch ständig.“

„Ja, aber der Kerl warst nicht du!“

Dean setzte sich ruckartig auf, riss die Bettdecke mit sich, und Sam knurrte unzufrieden ob der unangenehm kalten Luft, die nun uneingeschränkten Zugang zu seiner nackten Brust hatte.

„Dean …“

Sam war zu müde und zu angetrunken, um dieses Gespräch jetzt so führen zu können, dass etwas Anständiges dabei herauskam.

„Du konntest das nicht kontrollieren … und es ist ja nichts passiert …“

„Nichts passiert?“

Dean klang, als stehe er kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

„Seine Hand war an meinem Arsch! Ich war … also … das hat mir gefallen! Das ist total peinlich! Mike und Tom haben das gesehen!“

Dean vergrub sein Gesicht in seinen Händen, ließ sowohl Schultern als auch Kopf hängen, und Sam kämpfte sich in die Vertikale und legte den Arm um ihn.

„Dean“, Sams Stimme klang sowohl ungeduldig als auch beruhigend, „Mike und Tom ist völlig egal, dass sie das gesehen haben, die verstehen das – also solltest du dich da auch nicht drum kümmern. Sowas kann doch jedem Mal passieren.“

Dean ließ langsam seine Hände sinken und starrte in seinen Schoß hinab.

„Und warum passiert das dann immer nur mir?“

Sam unterdrückte ein Glucksen, zog Dean enger an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Karma.“

Dean schnaufte empört, ließ sich zurück auf die Matratze fallen und starrte blicklos an die Decke.

„Meinst du, wir können den Beiden vertrauen?“

Sam wusste, dass er an Gordon dachte, und zog die Stirn kraus und die Oberlippe hoch.

„Ich denke schon. Die Zwei sind noch nicht lange Jäger … ich glaube nicht, dass sie schon mal von uns gehört haben. Ich wäre froh, wenn wir … in Kontakt bleiben könnten.“

Dean streckte seine Hand nach Sam aus, zog ihn zu sich hinab, und Sam bettete seinen Kopf auf Deans nackte Brust.

„Tom ist ja ganz nett“, meinte er bierernst, „aber Mike ist ein Arschloch.“

Sam schnaufte amüsiert, und Dean bekam eine Gänsehaut, als Sams warmer Atem über seine nackte Haut strich.

„Du magst ihn“, stellte Sam in einem Ton fest, der keinen Widerspruch duldete. „Ihr seid euch ähnlich.“

Deans drohendes empörtes Gemurmel wurde von Sam in einem entschlossenen Kuss erstickt, und als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, seufzte Dean zufrieden.

„Denkst du, wir sollten es Bobby erzählen, dass du … dass deine Fähigkeiten sich vermehrt haben?“

Sein Tonfall machte klar, dass er diesbezüglich momentan nicht sonderlich besorgt war, und Sam fing an, mit seinem Zeigefinger kleine Kreise auf seinem flachen Bauch zu ziehen und grinste, als Dean die Bauchmuskeln anspannte.

„Er wird sich Sorgen machen, meinst du nicht?“

Deans Mundwinkel zogen sich in einer unsicheren Grimasse nach unten, und er zuckte mit den Schultern.

„Wissen sollte er’s trotzdem. Er wird uns umbringen, wenn er’s irgendwann auf anderem Wege erfährt. Und von Tom und Mike sollten wir ihm auch erzählen. Nur zu Sicherheit. Vielleicht hat er schon was über die Zwei gehört.“

Sam nickte und brummte zustimmend, und Dean fing an, ihn im Nacken zu kraulen.

„Hätt nicht gedacht, dass wir tatsächlich noch mal Kollegen in unserem Alter kennen lernen …“

Sam nickte schläfrig, rückte dichter an Dean heran, und war schon halb weggedöst, als Dean ihn sanft ins Ohrläppchen kniff.

„Und du bist gar nicht sauer?“

„Warum sollte ich sauer sein?“ erwiderte Sam gähnend, und Dean schnaubte ungeduldig.

„Weil ich mich an ’nem anderen Kerl gerieben habe?“

Sam hob seinen Blick zu Dean an und sah ihm fest in die Augen.

„Ich bin nicht sauer. Nicht auf dich, Dean. Dass es so weit kommen konnte, ist meine Schuld, nicht deine.“

Deans Augenbrauen zogen sich in stummem Protest zusammen, und Sam ließ ihn gar nicht erst dazu kommen, diesen Protest auch laut zu äußern.

„Es ist meine Schuld, Dean. Ich hab nicht gemerkt, wie meine Seele nach und nach in den Spiegel gezogen wurde, ich hab nicht gemerkt, wie mein böser Zwilling meinen Platz eingenommen hat, mit dem Ergebnis, dass er dich fast umgebracht hat! Und als Zorg dich unter seine Kontrolle gebracht hat, war ich wegen seinem verdammten Spiegel zuerst so geschwächt, dass ich dir nichtmal helfen konnte!“

Dean zog Sam ein Stückchen enger an sich, überdachte das kurz mit zusammengezogenen Augenbrauen, dann kniff er Sam so fest in die Nase, dass der höchstgradig verwirrt zu ihm aufblickte.

„Wofür war das denn?“

„Wofür?“

Dean klang tatsächlich ein wenig aufgeregt.

„Ich HABE gemerkt, wie du dich verändert hast, Sammy, und wollte es nicht wahrhaben! Ich hab mich von deinem verdammten bösen Zwilling einlullen und verdammt noch mal flachlegen lassen! Wie kann das alles deine Schuld sein?!

Wenn überhaupt ist das meine! Und wenn du wegen dem blöden Spiegel nicht ganz auf der Höhe bist, dann sollte ich meine Zeit damit verbringen, mich um dich zu kümmern, und nicht damit, mich an fremdem Männern zu reiben!“

Sie versuchten einen Moment lang, sich gegenseitig nieder zu starren, dann seufzte Sam leise und brummte etwas, das verdächtig nach „Märtyrerkomplex“ klang, und Dean zog seine rechte Augenbraue so steil in die Höhe, dass es schon fast ein wenig grotesk aussah.

„Bitte?“

Alle Reichtümer der Welt

Ach, ist das schön!
 

Ich weiß wieder, wo ich hin will – und noch viel besser, wie ich da hinkomme – und bin durch den meine fabelhafte neue Kommi-Schreiberin (Miss) Fine mit einem unheimlich lieben Gästebucheintrag jetzt so grandios motiviert, dass quasi nix mehr schief gehen kann!

Mein Traumschiff legt wieder ab, und ich heiße sie ganz herzlich Willkommen!
 

Ich mag Tom und Mike immer mehr und bin irgendwie ganz traurig, dass ich mich bald von ihnen trennen muss.

Naja … kann man nix dran ändern.

Ich werde sie so bald wie möglich wieder auftreten lassen! ^-^
 

Und jetzt:

Eine Ode an alle meine Kommi-Schreiber! Ihr seid nach wie vor das, was diese Geschichte am Laufen hält, und ich bin euch so dankbar, dass ich es nicht in Worte fassen kann.
 

Ich verneige mich vor euch!
 

moko-chan
 


 

„Was soll das heißen, er geht nicht ans Telefon?“

Sam, der eben damit beschäftig war, sich in seine dritte Zwiebelschicht in Form eines reichlich fragwürdigen, mit floralen Mustern verzierten Hemdes zu hüllen, blickte Dean irritiert an.

„Das soll heißen, er geht nicht ans Telefon. Wahrscheinlich ist er beschäftigt – wir können ja schlecht davon ausgehen, dass Bobby nur dafür lebt, von uns angerufen zu werden …“

Dean schloss die Tür zu ihrem Motelzimmer hinter sich, stellte die braune Papiertüte, die er aus dem Diner mitgebracht hatte, auf seinem Bett ab und schälte sich aus seiner Lederjacke.

„Wie geht’s deinem Kopf?“

Sam hatte noch geschlafen, als er das Zimmer auf der ewigen Suche nach Nahrung verlassen hatte, und ihn jetzt schon völlig bekleidet zu sehen, machte sämtliche Hoffnungen Deans auf eine gemeinsame Dusche höchst nachdrücklich zunichte.

„Ganz gut“, versicherte ihm Sam mit einem etwas gezwungenen Lächeln, und Dean grinste ihn breit an.

„Ich hab dir Muffins gekauft!“

Sam schüttelte amüsiert den Kopf, und bereute es nur Sekunden später, als seine Kopfschmerzen ihn so eindringlich wie nur möglich daran erinnerten, dass er einfach kein Trinker war – und der Tequila der vergangenen Nacht war die schlechteste Idee aller Zeiten gewesen.

Er zog Stirn und Nase kraus, als er versuchte, sich daran zu erinnern, wie viel genau er getrunken hatte, dann fiel ihm wieder ein, was er Dean hatte erzählen wollen, bevor der ihn mit seiner Nachricht von Bobbys Unerreichbarkeit aus dem Konzept gebracht hatte.

„Mike war eben hier. Angeblich will Tom – und nur Tom – mit uns zusammen frühstücken. Mike hat verkündet, lediglich unfreiwilliger Beisitzer zu sein. Hast du Lust?“

Dean zog eine aufgesetzte Grimasse und verdrehte die Augen.

„Können die nicht mehr ohne uns, oder was?“

Sam zuckte mit den Schultern – auch das war eine dumme, dumme Idee, blöder Kopf – und bückte sich, um seine Reisetasche aufs Bett zu hieven.

„Vermutlich. Entweder das, oder die sind verzweifelt und freuen sich über jegliche Form von Gesellschaft, die nicht aus dem jeweils anderen besteht. Ist mir auch egal. Gehen wir?“

Dean nickte ihm perplex zu, griff sich seine eigene Reisetasche und die Tüte mit den Muffins und verließ gemeinsam mit Sam das Zimmer.

Sie checkten aus und luden ihre Taschen in den Impala, bevor sie zu Mike und Tom im Diner auf der gegenüberliegenden Straßenseite stießen, und als Sam Toms blasses Gesicht und den grünlichen Zug um seinen Mund erblickte, ahnte er, dass er in ihm an diesem Morgen einen Leidensgenossen gefunden hatte – und den brauchte er auch, wenn Mikes energische Begrüßung ein Indiz für den Lautstärkepegel dieses Morgens sein würde.

Dean orderte sich ein Frühstück, dessen Anblick den armen Tom noch ein wenig blasser werden ließ, und als er sich entschuldigte und gen Toiletten entschwand, war keiner am Tisch sonderlich überrascht.

Sam beobachte halb angewidert, wie Dean und Mike, die sich gegenüber saßen, in abstoßender Zwillingsmanier eine groteske Menge an Pfannkuchen in sich hinein stopften, und nickte dann dem verschwundenen Tom hinterher.

„Ist er ok?“

Mike grinste um seinen Pfannkuchen herum – abstoßend, wirklich – zuckte mit den Schultern und nahm einen großen Schluck von seinem Orange Mocca Frappeccino.

„Der kann wesentlich mehr ab, als es den Anschein hat. Wird ihm besser gehen, sobald er was gegessen hat.“

Mike stellte seinen Kaffeebecher mit einem leisen Tock zurück auf den Tisch, und Sam legte fragend den Kopf schief.

„Woher kennt ihr euch eigentlich? Tom hat uns erzählt, dass du der einzige warst, der ihm wegen seinem Vater geglaubt hat, und … ihr seid doch nicht verwandt, oder?“

Mike schüttelte den Kopf, schob sich ein zu großes Stück Pfannkuchen in den Mund, was ihn allerdings nicht davon abhielt, die Unterhaltung fortzusetzen.

„Nicht verwandt. Sein Vater hat für meinen Vater gearbeitet … war unser Chauffeur. Tommy und ich kennen uns schon ewig – sind quasi zusammen aufgewachsen.“

Dean verschluckte sich an seinem Kaffee – und konnte, als er sich beruhigt hatte, und wieder frei atmen konnte, weder Mike noch Sam so wirklich erklären, wieso eigentlich.

So lustig war diese Sabrina-Gedächtnis-Geschichte nun auch nicht.

Sam ignorierte den hustenden Dean an seiner Seite, legte die Stirn in Falten, und war dann doch tatsächlich überrascht, als Mike ihn fragte, was ihm so plötzlich die Petersilie verhagelt habe.

„Er ist dein Angestellter?“ fragte er also rundheraus, und Mike sah mit einem Mal so böse aus, dass Sam sich erschrocken gerade hinsetzte.

„Er ist mein Freund“, stellte Mike mit scharfer Stimme klar, bevor er in Gedanken versunken in seinen Kaffeebecher hinab blickte. „Der Einzige, der sich nicht wegen des Geldes mit mir abgegeben hat.“

Die Stille, die auf diese Aussage hin folgte, war ein wenig unangenehm, und sie blickten alle Drei synchron zu Tom auf, als der neben dem Tisch zum Stehen kam und fragte, was passiert sei.

„Hat Mike sich wieder daneben benommen?“ erkundigte er sich scherzhaft, ließ sich neben Mike auf die durchgesessene Sitzbank sinken und winkte die Kellnerin heran, um sich endlich Frühstück zu bestellen.

Er bekam keine Antwort, blickte verwirrt von Sam zu Dean und wieder zu Sam und wandte sich dann empört Mike zu.

„Hast du?!“

Dean grinste amüsiert und schüttelte den Kopf, und Sam versicherte Tom, dass Mike sich absolut einwandfrei betragen habe.

„Und warum dann die langen Gesichter?“

Es wurde langsam mehr als deutlich, dass Tom ein überaus harmoniebedürftiger Mensch war, und da Sam da nicht sonderlich anders war, sorgte er schnellstmöglich dafür, dass die Dinge sich in eine harmonische Richtung bewegten.

„Mike hat uns nur erzählt, was für gute Freunde ihr seid.“

Oder in eine leicht merkwürdig-peinliche. Sam schien ein enormes Talent für sowas zu entwickeln.

„Hat er das, ja?“ fragte Tom nach einem leisen Hüsteln, mit leicht geröteten Wangen, und trank einen hastigen Schluck Kaffe, sobald die vergeblich zu flirten versuchende Kellnerin die Tasse vor ihm abgestellt hatte.

„Nein, hab ich nicht“, widersprach Mike mit ernster Miene. „Sowas Albernes würd ich nie sagen. Hab ihnen von damals erzählt, als du so knülle warst, dass du in den Pool gekotzt hast.“

Diesmal war es Tom, der sich an seinem Kaffee verschluckte, und nachdem er seine Tasse losgeworden war, boxte er Mike so energisch in die Seite, dass der sich überrascht japsend zusammenkrümmte.

„Das war nicht ich, das warst du!“

Mike schnaufte mit schmerzhaft verzogenem Gesicht, hielt beide Hände in die Höhe und ergab sich, und Tom wandte sich mit gerechtfertigter Indignation im Blick seinem Frühstück zu.

Sam grinste unsicher und wusste nicht, was er von der ganzen Angelegenheit halten sollte, und Dean fand noch immer, dass Mike und Tom eine ganz fabelhafte und so noch nie da gewesene Sabrina-Interpretation abgaben.
 

Dean betrachtete das Display seines Handys mit frustrierter Skepsis, klappte es zusammen und ließ es seufzend in der Brusttasche seines Hemdes verschwinden.

„Er geht immer noch nicht ran. Entweder, Bobby hat von uns die Schnauze voll und will nicht mit uns reden, oder Sean und Danny sind ihm derartig auf die Eier gegangen, dass er nie wieder mit irgendjemandem reden will …“

Dean sagte es leichthin, aber Sam war mehr als beunruhigt, wollte sich das jedoch nicht anmerken lassen.

„Und jetzt? Hast du schon versucht, Sean zu erreichen?“

Dean schüttelte mit dem Kopf und deutete mit einer eindeutigen Geste Richtung Tresen an, dass er noch einen Kaffee brauchte.

„Ich ruf ihn an, sobald wir im Wagen sitzen. Wollte sowieso erst nach Topeka fahren, und Hannah einen Besuch abstatten – wir haben uns seit der Hochzeit nicht mehr gesprochen.“

Diese Wortwahl im Zusammenhang mit einer Siebenjährigen kam Sam ein wenig absonderlich vor, aber er sagte nichts dazu, und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf Tom, der eben dabei war, seine und Mikes Nummer in Sams Handy einzuspeichern.

Dean bekam seinen Kaffee mit einem äußerst einladenden Lächeln von der Kellnerin ausgehändigt, schenkte diesem jedoch uncharakteristisch wenig Aufmerksamkeit.

„Irgendwie mach ich mir Sorgen.“

Er klang ernsthaft genug, um Mikes ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was mit intensivem Starren und dem ungebetenen Zuckern seines Kaffees einherging.

„Um wen?“

Dean erläuterte die Sachlage, streute eine äußerst detaillierte Beschreibung von Bobbys Wesen und Charakter mit ein, und Mike rieb sich nachdenklich über die Glatze.

„Das klingt jetzt nicht so, als könne der nicht selbst auf sich aufpassen“, meinte er vernünftig, und in diesem Punkt konnte Dean ihm nur zustimmen, aber das beunruhigende Gefühl in der Magengegend blieb.

Vielleicht würden da die Muffins helfen, die er vorm Frühstück gekauft hatte.

Dean nahm einen Schluck von seinem, dank Mike nun viel zu süßen, Kaffee und lenkte sich erfolgreich damit ab, Tom wegen seines noch immer hartnäckig andauernden Katers aufzuziehen.

Sam war wohl der Einzige am Tisch, der begriff, dass Deans nervtötende Herumreiterei auf diesem Thema ein Zeichen von aufkeimender Zuneigung war, aber das hielt ihn nicht davon ab, Tom mit allen ihm zur Verfügung stehenden, eloquenten Mitteln vor ihm zu verteidigen – und Dean war nicht der Einzige am Tisch, der begriff, dass dieser wortgewaltige Heroismus ebenfalls ein Zeichen von aufkeimender Zuneigung war.

Er bestellte Tom um des lieben Friedens Willen einen extra starken Kaffee und wandte sich dann Sam zu, um ihn im Flüsterton zu fragen, ob es in Ordnung wäre, Mike und Tom eine Kopie von Johns Tagebuch zukommen zu lassen.

„Die Zwei brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können“, brummte er leise, und es war nur halb spöttisch gemeint.

Sam starrte ihn einen Moment lang so fassungslos an, dass Dean sich zu fragen begann, ob er mit diesem Vorschlag einen unwiderruflichen Fauxpas begangen hatte, der die Beziehung zwischen ihm und Sam in ihren Grundfesten erschüttert und unwiderruflich korrumpiert hatte – dann fiel ihm wieder ein, dass er Dean Winchester und kein Charakter aus einer Seifenoper war, und er entspannte sich wieder.

„Nicht gut?“ fragte er Sam leichthin, und Sam schluckte nervös und räusperte sich.

„Doch. Ich hätte nur nie gedacht, dass du jemals so einen Vorschlag machen würdest.“

Dean konnte nicht umhin, Sam da Recht zu geben, aber das musste der ja nicht wissen.

Johns Tagebuch war immer etwas Besonderes für sie Beide gewesen, für Dean wahrscheinlich noch viel mehr als für Sam, und dass Dean dieses für sie so wertvolle Vermächtnis jetzt so bereitwillig mit Menschen teilen wollte, die er noch keine zwei Tage lang kannte, sprach für sich – Sam war sich nur nicht ganz sicher, ob er wirklich verstand, was da gesprochen wurde.

„Ach, wieso denn nicht? John hätte sicherlich kein Problem damit. Er war zwar ein einsamer Wolf, aber ich glaube nicht, dass er uns den Kopf abreißen würde, wenn wir das ein wenig anders handhaben.“

Sam reagierte auf diese Aussage mit einem fasziniert-sprachlosen Nicken und schaffte es nicht, das merkwürdige Gefühl in seiner Magengegend zu ignorieren, weil Dean „John“ und nicht länger „Dad“ sagte.

Manchmal vergaß er ganz einfach, dass Dean und er keine Brüder waren – und das war so falsch und verdreht, dass er gar nicht erst anfangen wollte, darüber nachzudenken.
 

„Gott, ich hoffe wirklich, die Zwei sind gut genug, um diesen Job zu überleben.“

Dean nickte Tom und Mike noch einmal zu, dann trat er etwas heftiger als nötig aufs Gaspedal des Impalas und brauste mit aufheulendem Motor und Sam auf dem Beifahrersitz davon.

Er war mehr als zufrieden, Allentown endlich hinter sich lassen zu können – er konnte sich nicht erinnern, wann ihn ein Job zuletzt so lange an einen Ort gefesselt hatte – und drehte fröhlich grinsend das Radio lauter, als Canned Heat „Let’s Work Together“ anstimmten.

Er verließ sich darauf, dass Tom und Sam gemeinsam dafür sorgen würden, dass man in Kontakt blieb, steuerte zielsicher den Highway an, und erinnerte Sam daran, Sean anzurufen, um sich bei ihm über Bobbys Verbleib zu informieren – und dass das tatsächlich möglich war, dass sie inzwischen ihr eigenes Netzwerk an Freunden und Helferlein hatten, ein Netzwerk, das nicht mehr allein aus Bobby bestand, fühlte sich in gleichem Maße absurd wie beruhigend an.

Sam wirkte ein wenig grumpig, dass er damit betraut worden war, Sean anzurufen, kam Deans Bitte aber dennoch nach, und die ehrliche Freude, die Sean am anderen Ende der Leitung verbreitete, sobald er das Gespräch angenommen hatte, belohnte Sam dafür auch voll und ganz.

Sam erfuhr, dass Bobby sich ein paar Tage frei genommen hatte – ungewöhnlich, aber durchaus verständlich nach Sean und Dannys Belagerung – und zu seiner Blockhütte am Devil’s Lake gefahren war, und als Sam sich daran erinnert hatte, dass der Empfang dort alles andere als verlässlich gewesen war, machte er sich auch keine Sorgen mehr um Bobby, und setzte Sean darüber in Kenntnis, dass er und Dean auf dem Weg nach Topeka waren.

Sean drückte seine Freude darüber aus, kündigte an, Hannah kein Sterbenswort zu verraten, um für eine gelungene Überraschung zu sorgen, und legte auf, nachdem Sam ihm versprochen hatte, Bobby von ihm zu grüßen, falls er ihn doch noch erreichen sollte.

Sam steckte sein Handy mit einem Grinsen zurück in seine Hosentasche, und Dean, der ihn die ganze Zeit über aus dem Augenwinkel beobachtet hatte, entspannte sich zusehends.

„Alles ok?“

Sam nickte.

„Alles ok. Bobby“, Sam machte eine äußerst effektive Kunstpause, „macht Urlaub.“

Deans Augenbrauen übernahmen es höchst eloquent, darauf zu antworten, und Sam zeigte Grübchen und lachte.

„Ja, ich weiß. Unglaublich.“

Dean nickte, vollkommen sprachlos, und versuchte, sich daran zu erinnern, ob Bobby das Wort „Urlaub“ in seinem Beisein bisher auch nur erwähnt hatte.

Wenn er ganz ehrlich war, dann hatte er immer geglaubt, dass Bobby mit dem Konzept nicht ganz vertraut war, dass er sich da geirrt hatte, dass Bobby in der Tat sogar dazu in der Lage war, es umzusetzen, erstaunte ihn mehr, als es vermutlich angebracht wäre.

Jeder hatte das Recht auf ein wenig Erholung, und Bobby vermutlich mehr als manch anderer.

Reise ins Ungewisse

3400 Kommentare meine Lieben! 3400!
 

Bin völlig hin und weg und lull und lall und sowieso und überhaupt, und deswegen gibt’s heute endlich mal wieder Kommi-Kommis!
 

@ Trischka:

Also … einfach nur Erste grölen ist ja nun wirklich nicht die feine Englische Art.

Das schreit (hohoho, das schreit …) nach einem kryptischen Zitat: „I’m terrified beyond the capacity for rational thought.“
 

@ Calysto:

Gegen welchen Mike und welchen Tom hast du denn eine derartig starke Antipathie entwickelt, dass sie dir meinen Mike und meinen Tom verleiden?

Das geeeht doch nicht! Die mach isch platt!
 

@ Sam_Dean:

Instrumental Season 1 – was bitte?

Wer, was, wie, warum?

Wusch?!

Aufklärung!
 

@ Hope_Calaris:

Tiiineee! (Yuki-Gedächtnis-Schnute)

Hach, ich freu mich!

Hach, was ich mich freue!

So ein schöner Kommi!

Deine Visionen kriegste schon noch, keine Sorge.

Bis dahin musste mit Sammy-Kopfschmerzen aufgrund von Tequila vorlieb nehmen.

Bald tu ich ihm wieder richtig weh, keine Sorge.

(Nyahaha, ich oute dich! Ich oute dich! Muhahaha!)

Und es ist ja schön und gut, dass du den Ginka des Gedächtnisses tanzt, aber ich möchte doch bitte auch was vorgetanzt bekommen, für meinen LJ-Querverweis!

Die Sabrina-Sache haben wir jetzt ja geklärt … und ich überlege, mir den auf DVD zuzulegen. Harrison! Der alte Ford!

Das nachfolgende Gespräch ist übrigens fast eigens für dich entstanden.

Ich verlange einen Tanz!
 

@ Himchen:

Johnny?

Johnny ist Tanzlehrer bei Kellermans!

Der Vater der Herren Winchester heißt John und wird bitte nicht verniedlicht!

Der schießt scharf!
 

@ Shaitan:

Ich spreche dir und mir mein Beileid zu unserem Kommi-Verlust aus.

Blöde Internetverbindung. *grummel*

*gnargel*

*sprotz*
 

@ DemonOfFear:

Ich freu mich, dass ihr euch alle so auf Hannah zu freuen scheint.

Sind mir jetzt sämtliche Leser abgesprungen, die sie nicht leiden konnten?

Und soll ich das jetzt gut oder schlecht finden?
 

@ -Kitsune:

Klemmt deine o-Taste?

Wer ist Bbby? Und wie spricht man das aus? xD (Viel zu viele bs!)

Deine Ahnung ist übrigens völlig … *rausch* *Störsignal* *knister*

… also kannste dich da drauf freuen!
 

@ Lyafe:

Nyaha, ich mag deinen Kommi. (Ich mag alle deine Kommis.)

Du liest da immer so richtig schön viel Emotion raus (rein?), dass mir so richtig warm ums Herz wird.

Und, haste ein paar Adult-Kapitel gelesen, um dich zu beruhigen?
 

@ killerniete21:

Bin äußerst begeistert, dass Mike und Tom so gut aufgenommen wurden.

Das scheint mit männlichen Charakteren sehr viel einfacher zu sein als mit weiblichen … hm.

(Habe da so einen Plan … einen planigen Plan … aber psst! Nix verraten!)

Die zwei Helden werden hoffentlich bald wieder auftauchen – hab da ja leider keinerlei Kontrolle drüber – und dann werde ich ihre Beziehung ein wenig ausführlicher beleuchten.
 

@ AnimeFaan:

Also, mein eigentlicher Plan, um Mike und Tom einzuführen, war ja, dass Sam und Dean sich neue Fälle suchen, und jedes Mal zu spät kommen, weil da schon irgendein Jäger vor ihnen das Problem gelöst hat … Und Dean sollte ständig fast von dem roten Dodge Viper Cabrio überfahren werden und außerdem total frustriert sein, weil er nix zu jagen kriegt … und dann sollten sie bei irgendeinem Fall auf die Zwei treffen, und Mike und Dean zunächst so gar nicht miteinander auskommen … Aber dann hab ich Dean und Sam bei Lord van Zorg einbrechen lassen, die Tür ging auf, und erst kam da der britische Butler rein, aber das wirkte irgendwie nicht, also hab ichs umgeschrieben … Und dann waren’s plötzlich Mike und Tom … Und genau so arbeite ich.

Konfus.
 

Viel Spaß mit dem aktuellen konfusen Produkt meiner Hirnwindungen.
 

moko-chan
 


 

„Wann sprechen wir eigentlich über deinen Märtyrerkomplex, Dean?“

Dean, der die letzten zwanzig Minuten damit zugebracht hatte, so laut wie möglich Metallica mitzugrölen, drehte das Autoradio leiser und warf Sam einen argwöhnischen Blick aus dem Augenwinkel zu.

„Wiederhol das.“

Sam konnte sich seine unerwartete Bereitschaft dieses Gespräch zu führen, nur damit erklären, dass Dean nicht die leiseste Ahnung hatte, was er zu ihm gesagt hatte, und diese Vermutung fand sich auch recht schnell bestätigt.

„Dein Märtyrerkomplex“, setzte er an, „ist ziemlich ungesund.“

Dean verdrehte die Augen und stellte die Musik wieder lauter – er würde dieses Gespräch weder jetzt noch sonst irgendwann führen – aber Sam war nicht in der Stimmung, ihn so leicht davon kommen zu lassen.

Es widersprach scheinbar Sams Natur und all ihren Gesetzen, Dean so leicht davon kommen zu lassen.

Das Radio wurde also nicht nur leiser gedreht, es wurde ausgeschaltet, und die plötzliche Stille im Wagen war beinahe ein wenig unangenehm.

„Du kannst dir nicht immer für alles die Schuld geben, Dean – wir sind gleichberechtigte Partner, oder nicht? Ich will, dass du mich verdammt noch mal ernst genug nimmst, um mir auch mal die Verantwortung für etwas zuzugestehen.“

Dean wusste nicht so ganz, wo all das auf einmal herkam, und er konnte Sam schlecht erklären, dass er ihn niemals ernst genug nehmen würde, um ihm die Verantwortung für irgendetwas zuzugestehen – was nicht heißen sollte, dass er ihn nicht ernst nahm … und Dean war völlig egal, dass das keinerlei Sinn machte.

Er liebte Sam, sicher, und er respektierte seine Fähigkeiten, aber am Ende des Tages war er noch immer Sams großer Bruder und trug die Verantwortung für sie Beide – völlig egal, dass das, genetisch betrachtet, alles andere als zutreffend war.

„Sammy“, setzte er also an, und Sams Faust traf das Armaturenbrett.

„Nichts – Sammy!“, grollte er wütend, und Dean warf ihm einen entgeisterten Seitenblick zu, der stoisch ignoriert wurde.

„Du kannst nicht ständig so tun, als sei ich nicht mehr als ein dummes, gedankenloses Gepäckstück, das du aus Treue und Gewohnheit mitschleppst!

Wenn ich Fehler mache, dann sind das meine Fehler!

Ich bin erwachsen, Dean – kein kleiner Junge, dessen Leben allein von dir abhängt!“

Dean hatte sich Sams wütenden Monolog mit unbewegter Miene angehört, und allein seine zuckenden Kiefermuskeln lieferten einen Hinweis darauf, wie es wirklich in ihm aussah.

„Und du erzählst mir das jetzt, weil - ?“

Die gezwungen-gleichgültig gestellte Frage machte Sam so wütend, dass er sich erneut am Armaturenbrett abreagieren musste, und der daraus resultierende Schmerz in seinen Fingerknöcheln ließ ihn zumindest wieder ein kleinwenig klarer denken.

„Dean du … ich liebe dich“, murmelte er, und der verzweifelte Unterton in seiner Stimme ließ Dean ihm ganz genau zuhören. „Ich will, dass du glücklich bist, dass du … dass du dir nicht noch mehr Sorgen aufhalst, als wir ohnehin haben. Ich brauche keinen großen Helden oder Beschützer … ich brauche einfach nur dich.“

Dean schluckte, verbot sich selbst sogar die eine, männliche Träne, die drohte, seine linke Wange hinab zu laufen, und streckte die Hand nach Sam aus, um seinen Oberschenkel zu tätscheln.

Zum Teufel mit dem Kerl und seiner Vorliebe für Mädchenfilme!

„Was soll das heißen, ich bin kein großer Held?“

Deans Stimme klang alles andere als fest, und Sam lachte ein wenig unsicher.

„Du wirst dich nie ändern, oder?“

Er beugte sich zu Dean hinüber, drückte einen etwas zu feuchten Kuss auf Deans Hals, direkt unterhalb seines Kiefers, und Dean durchlief ein unfreiwilliges Zittern.

„Gott, ich hoffe, dass doch.“

Es war eine Zeit lang still im Wagen, Dean zu tief in Gedanken versunken, um auf die Idee zu kommen, das Radio wieder an zu stellen, und Sam ganz zufrieden mit der ungewohnten Ruhe.

„Was machen wir, wenn es ein Zeichen ist?“ murmelte Dean plötzlich, und Sam zog irritiert die Stirn kraus.

„Wenn was ein Zeichen ist?“

„Deine neue Fähigkeit“, antwortete Dean leise, und Sam hörte ihm ganz genau an, dass er eigentlich nicht darüber sprechen wollte, und selbst nicht wusste, warum er das Thema angeschnitten hatte.

„Ein Zeichen wofür? Dass ich böse bin?“

Sam war von sich selbst überrascht, dass er das gesagt hatte, und von der Richtung, in die ihr Gespräch zu laufen drohte, noch viel mehr.

Für gewöhnlich war er derjenige, der diese Dinge ansprach, und Dean machte ihm unter Aufbietung all seines verbissenen Optimismus klar, dass schon alles in Ordnung kommen würde, einfach, weil er es ihm versprach; und manchmal glaubte Sam ihm sogar, einfach, weil er es als Vierjähriger auch getan hatte.

„Du bist nicht böse“, brummte Dean schließlich, und ein Grinsen zerrte an seinen Mundwinkeln. „Nicht mal dein böser Zwilling war böse genug, um mich umbringen zu können.

Die dunkle Seite hat keine Macht über dich, Sammy.“

Der letzte Satz kam gepaart mit Deans bester Darth Vader Stimme, und Sam schnaubte, weil er genau wusste, dass es das war, was Dean von ihm erwartete, dann zog er leicht die Nase kraus.

„Und worüber machst du dir dann Sorgen? Ich werde diese Kräfte nicht benutzen – nicht, solange es nicht absolut notwendig ist.“

Dean nickte leicht mit dem Kopf, was wohl soviel wie „Ja, ich weiß“ bedeuten sollte, und Sam wartete geduldig auf eine etwas artikuliertere Antwort.

„Was, wenn es notwendig ist, und du weißt nicht wie? Du hast mir von diesem armen Mädchen erzählt, das die Herzen anderer Menschen durch ihre bloße Berührung stoppen konnte – was, wenn du auch das irgendwann kannst, ohne es kontrollieren zu können?“

Dean hatte dieser Angelegenheit offenbar mehr Überlegung zukommen lassen als Sam, und das allein war mehr als beunruhigend – die Angst in seiner Stimme erschütterte Sam bis ins Mark.

„Ich … ich weiß nicht“, wisperte er schwach. „Willst du, dass ich … dass ich meine Fähigkeiten trainiere? Dass ich sie kontrollieren lerne?“

Sicher, Sam hatte Angst davor, das zu tun – es war wie ein dunkler, unerforschter Teil seiner Selbst, den er lieber vergessen und verdrängt hätte, aber wenn Dean ihn darum bitten würde –

„Ich denke, wir sollten Missouri besuchen“, unterbrach Dean seinen Gedankengang, und Sam lächelte ein wenig, auch, wenn ihm nicht wirklich danach war.

Missouri zu besuchen war für gewöhnlich nichts, das Dean vorschlagen würde – aber für Sam war er ja schon immer zu den größten nur denkbaren Opfern bereit gewesen.
 

„Hinsetzen, sofort.“

Dean warf seinem Onkel einen hilfesuchenden Blick zu, aber der schien mit seiner ihm angetrauten Ehegattin voll und ganz einer Meinung zu sein, denn er packte Dean an den Schultern und drückte ihn so energisch aufs Sofa hinunter, dass das gemütliche Polstermöbel ihn ein paar Zentimeter zurück in die Höhe federn ließ.

„Hab ich was angestellt?“ erkundigte er sich aus reiner Gewohnheit, dann landete Sam direkt neben ihm, und die beiden guckten zu den Lawlesses auf wie zwei kleine Jungen, die beim Keksdiebstahl erwischt worden waren.

„Erstens: Ihr seht schrecklich aus!“ verkündete Jane in einer Tonart, die es irgendwie schaffte, das Gesagte nicht beleidigend klingen zu lassen, und Dean unterdrückte ein Gähnen und fuhr sich mit der Hand über seinen Drei-Tage-Bart.

Vielleicht hätte er doch ein paar mehr Zwischenstops auf dem Weg nach Topeka einlegen sollen, aber irgendwie hatte er es plötzlich eilig gehabt, die bucklige Verwandtschaft wieder zu sehen.

„Zweitens: Wo wart ihr so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht!“

Ihre Worte wurden von Kaffeetassen und Keksen begleitet, und Dean lehnte sich mit einem zufriedenen Aufseufzen zurück in die Kissen.

„Kommt nicht wieder vor.“

„Das sagst du jedes Mal“, stellte Jane mit einem leisen, liebevollen Grummeln fest, sagte aber sonst nichts weiter dazu, sondern verschwand, um ihre Tochter vom Spielplatz einzusammeln, damit sie ihren Lieblingscousin begrüßen konnte, während sie Dean und Sam von ihrem Mann mit ausreichend Keksen und Kaffee versorgt wusste.

„Also Jungs“, William ließ sich auf den gemütlichen roten Sessel gegenüber des Sofas sinken, „Was gibt’s Neues?“

Sam und Dean tauschten einen flüchtigen Blick, aber keiner von ihnen war wirklich bereit, die Stille zu füllen, die Williams so unschuldig gestellte Frage hinterlassen hatte.

Da William nicht dumm war, zog er seine Schlüsse, drängte jedoch nicht auf eine Antwort, und begnügte sich mit einem besorgten Stirnrunzeln.

„Ich weiß … keiner von uns kann euch eine große Hilfe sein, wenn ihr in Schwierigkeiten geraten solltet“, durchbrach er nach einer Weile das Schweigen, „Aber das sollte euch nicht davon abhalten, uns davon zu erzählen. Jane hat nicht vor, sich aus eurem Leben ausschließen zu lassen, Sean hat sich auf seine ihm eigene, dreiste Art recht erfolgreich hineingeschlichen, und ich …“, William versuchte erfolglos ein Grinsen zu unterdrücken, „ich werde mich hüten so zu tun, als wärt ihr mir egal.“

Sein Blick wurde für einen Moment väterlich, als seine Augen auf Dean zu ruhen kamen, der just in diesem Augenblick damit beschäftigt war, an einem enormen Keks herum zu kauen, und er zwinkerte Sam zu, als der sich ein wenig unbehaglich räusperte.

„Ja, ich weiß … ich könnte wahrscheinlich bis zum Tag des jüngsten Gerichts in euch hinein reden, und da würde trotzdem nichts bei herauskommen …“

William lehnte sich auf seinem Sessel zurück und trank einen genüsslichen Schluck Kaffee, und Sam hatte mit dem plötzlichen Impuls zu kämpfen, ihm einfach sein Herz auszuschütten – nur dass er niemandem und am allerwenigsten William zumuten konnte, das auf sich zu nehmen.

Die Stille im Wohnzimmer wurde unterbrochen, als die Haustür aufflog, und hastige Schritte im Flur zu hören waren, bevor Hannah gefolgt von ihrer Mutter ins Zimmer stürmte und direkt auf Dean zusegelte, der gerade noch Zeit hatte, seine Kaffeetasse in Sicherheit zu bringen, bevor er von Hannah mit einer halbprofessionellen Ringerramme gegen die Sofalehne gepresst wurde.

Er japste, schlang seine Arme um sie, und tauschte einen schuldbewussten Blick mit Sam, als er feststellte, dass sie weinte.

„Hey Kleines“, versuchte er, sie zu beruhigen und strich ihr sanft durchs Haar, „nicht weinen, ok?“

Hannah schluchzte zur Antwort einmal energisch auf und boxte ihn kraftlos in den Bauch, und Dean entschied, dass es vernünftiger war, sie sich ausweinen zu lassen.

„Wie … wie lange bleibt ihr hier?“, erkundigte sie sich mit schwankender Stimme, nachdem sie ihren klammerartigen Griff von Dean gelöst und Sam mit einem ebenso hingebungsvollen wie feuchten Kuss auf die Wange begrüßt hatte, und Deans schuldbewusstes Gesicht entlockte ihr ein Seufzen.

„Nur so kurz?“

Sie machte es sich auf Deans Schoß bequem, ließ sich von Sam mit Keksen versorgen, und lauschte schweigend dem einigermaßen entspannten Gespräch, das ihre Eltern mit Sam und Dean führten, bis es Zeit zum Abendessen war.

Der Tonfall ihrer Mutter schwankte stetig zwischen besorgt und gelöst, während ihr Vater durch seine bloße Anwesenheit eine deutlich leichtere Note beisteuerte, und jetzt, da sie Dean endlich wieder bei sich hatte, seine Hand in ihrem Haar ruhte und seiner Nähe versicherte, vergaß Hannah relativ schnell, wie sehr sie ihn in den letzten Wochen vermisst hatte.

Das einzig Wichtige war, dass er jetzt bei ihr war, und dass es ihm gut ging.

Sie hatte sich Sorgen gemacht.

Seit Sean und Danny ihr erzählt hatten, wie nett dieser ältere Mann war, der ihnen ein bisschen was über das Jagen beibrachte, hatte sie begonnen, ein wenig diffuse Zukunftspläne zu entwickeln – diffus, weil sie erst sieben Jahre alt, und nicht, weil sie dumm war – aber sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Dean nicht sonderlich begeistert sein würde, wenn sie ihm davon erzählte.

Erwachsene konnten schrecklich albern sein, wenn man sie sich allzu genau zum Vorbild nahm – und da Hannah alles andere als dumm war, wusste sie, dass Dean alles andere als ein ideales Vorbild war, aber sie hatte ihn lieb, also war das egal.

Sean tauchte pünktlich zum Abendessen auf – leider nicht mit Danny an seiner Seite, sondern allein – und seine Laune war gut genug, dass er es wagte, sowohl Sam als auch Dean mit einer überaus männlichen Umarmung zu begrüßen.

„Wo ist deine bessere Hälfte?“ erkundigte sich Dean, während sie sich in der Küche am Esszimmertisch niederließen, und Sean seufzte einmal tief auf.

„Frag nicht.“

Diese Antwort machte Dean natürlich erst recht neugierig, und da er direkt neben Sean am Tisch saß, und Hannahs Gegenwart den Siebenjährigen in ihm weckte, stocherte er Sean so lange an der Hüfte rum, bis der vor krampfhaft unterdrücktem Gekicher beinahe vom Stuhl fiel.

„Es ist wegen Chad ok?!“ japste Sean schließlich und rieb sich die malträtierte Hüfte, und Dean blickte ihn irritiert an.

„Chad? Wer ist das? Hat Danny dich endlich für was Besseres sitzen gelassen?“

Hannah kicherte, als diese Frage ihrem Cousin vorwurfsvolle Klapse von Sam und William einhandelte, während ihre Mutter in nicht zu unterdrückendes Gelächter ausbrach.

„Chad“, erklärte Sean würdevoll seine deutlich erheiterte Frau Mutter ignorierend, „ist Dannys Cousin. Und da ich hier nicht der Einzige mit unerträglicher Verwandtschaft bin“ – diesmal war es Sean, der Schläge von Dean und seiner Mutter einstecken musste – „esse ich heute lieber hier, bevor ich mir wieder den ganzen Abend lang anhören muss, wie unerträglich Danny und ich zusammen sind.“

Natürlich Blond

Moin, moin!
 

Wir haben heute den siebten Oktober, meine herzallerliebsten Leser, und heute, heute hat meine kleine Schwester Geburtstag, also gratulier ich ihr an dieser Stelle mal ganz herzlich – GRATULATION SCHWESTERHERZ, DU BIST JETZT OFFIZIELL ALT – bevor ich euch ein wenig feiere, einfach, weil ich’s kann.
 

@ Noxya:

Willkommen, auf meinem Traumschiff!

Gerade erst wieder abgelegt und schon so viele neue (Galeerensklaven) Kommi-Schreiber!

Ich bin begeistert.

Freue mich ungemein, jetzt auch persönlich von dir gehört zu haben, meine nämlich, mich erinnern zu können, dass du mich einem meiner Kommi-Schreiber weiter empfohlen hast … weiß aber leider nicht mehr, wem … ich werd alt.

Kannst du mich erleuchten?
 

@ Shaitan:

Der ominöse Cousin … hach … der ominöse Cousin … mit dem habe ich auch noch so einiges vor … und wenn ich Glück hab, wird das auch noch was vor dem 200. Kapitel.
 

@ Hermmy:

Die Familie wächst und wächst.

Und das ist irgendwie ein Problem.

Wenn diese FanFic hier nämlich irgendwann mal zum Ende gekommen ist, kann ich nie wieder ne Neue anfangen, weil ich dann auf die ganzen Nebencharaktere verzichten müsste …
 

@ Himchen:

Ich habe noch so Einiges vor … wenn ich mir auch nicht immer unbedingt sicher bin, was … Aber das mit Sam und seinen Kräften muss ich allein schon wegen Tine jetzt so langsam mal in Angriff nehmen.

Sie sieht zwar nicht so aus, aber ich denke, sie könnte mir trotzdem wehtun, wenn sie das will …
 

@ Sam_Dean:

Den Staffel1Soundtrack hab ich schon, vielen Dank – und vielen Dank an die Isi, von der ich ihn habe! *wink*

Und Hannah muss nicht adoptiert werden, die hat zwei gesunde Elternteile, die sich um sie kümmern können, und ich plane ganz gewiss nicht, Dean nu auch noch seine neue Familie wegsterben zu lassen.

Der hat schon genug gelitten.
 

@ Lyafe:

Hier ist nun also Kapitel 135 – Moment, ich muss mich setzen, hapüh … 135 Kapitel – und ich kann dir nur immer wieder sagen, wie stolz ich bin, so viele verschiedene Emotionen in dir auslösen zu können.

In diesem Kapitel habe ich auf eine ganz bestimmte abgezielt, und ich lass mich mal überraschen, ob das so klappen wird, wie ich mir das vorstelle.

(Musst auch nicht allzu lange mit der Familie leben … hhrrrm.)
 

@ Calysto:

Keine Angst, Sam wird nicht böse werden.

Ich kann nur immer wieder aufs Neue wiederholen, dass ich diese FanFic – obwohl ich ohne euer Feedback schon längst aufgehört hätte – doch größtenteils noch immer auch für mich schreibe.

Das bedeutet, dass ich die Sachen, die ich in der Serie nicht sehen will, erst recht nicht hier rein schreibe – völlig egal, was das für den Spannungsbogen bedeuten würde.

Ich halt euch auch anders bei der Stange, oder etwa nicht? ;)
 

@ Sandy25:

Uh, ich bin ja so aufgeregt!

Zwei neue Gäste auf meinem Traumschiff bei nur einem Kapitel!

Das muss gefeiert werden!

… Und ich feiere es mit dem neuen Kapitel. *hust*

Deine Komplimente haben mich sehr gefreut – bin ein bisschen rot geworden – und hoffe auf viele, viele weitere Kommis aus deiner Feder!

(Ich liebe Kommis, ich bin süchtig danach … ich sollte mir helfen lassen …)
 

@ killerniete21:

Das ist eine sehr interessante Frage, warum man immer Sam und Dean sagt, anstatt Dean und Sam.

Eigentlich ist nämlich Letzteres leichter auszusprechen – oder zumindest spricht man es automatisch deutlicher aus, weil man nicht das doppelte D zwischen „und“ und „Dean“ hat … aber der Mensch ist nun mal faul, und Sam’n’Dean rollt schöner von der Zunge als Dean’n’Sam. (Doppeltes N!!!)

Oder so.
 

@ Hope_Calaris:

Schande über Hugo, Java, Hermann und die Kuh!

Ich kann es ja mal so gar nicht leiden, wenn der Kosmos mir meine Kommis zu verweigern versucht!

(Der ist ja nur neidisch!)

Gut, gut, du hast dich selbst geoutet.

Finde es an dieser Stelle allerdings bedenklich, dich zur Krankenschwester gemacht zu haben … und das erinnert mich jetzt an Steve Martin in „Little Shop of Horrors“.

Ich mache mir Sorgen um deine Patienten!

Ich möchte diesen Line Dance vorgeführt bekommen!!!

Möchte behaupten, dass ist schon der zweite Kommi, in dem du von Sam und seinem rollenden R in „through“ erzählst.

Du wiederholst dich, meine Liebe.

(„Eine Wiederholung.“ – „Und unnötig.“ – „Eine Wiederholung!“ – „Und unnötig!“)

Kurze Antwort auf deine kurze Zwischenfrage: Ja. Sie fahren noch.

Und ich sekundiere: Wir haben in der Tat Kekse! Ganz viele! Muhahahaha!

Hach, der Pinguinhuldigungstanz, wie hab ich ihn vermisst …

Memo an mich selbst: Muss die Viecher wieder auftauchen lassen … und habe soeben eine ganz fabulöse Plotidee entwickelt, die dir ganz toll gefallen wird, die ich dir aber natürlich nicht erzähle.

Muhahahahahaaa!

So bin ich.
 

@ AnimeFaan:

Jupp, genau so denke, handle und arbeite ich.

Bin selbst immer wieder erstaunt, dass das so gut funktioniert. *räusper*

Das mit Sammys Kräften weiß ich natürlich selbst noch nicht, aber mir wird schon noch was einfallen – mir fällt ja immer was ein, nicht wahr?
 

Und nu verabschiede ich mich und lass euch lesen! *winke, winke*
 

moko-chan
 


 

Sam stand am Fenster des Lawless’schen Gästezimmers und blickte nachdenklich in den Sonnenuntergang hinaus, während Dean im Gästebad damit beschäftigt war, seinen Drei-Tage-Bart in Form zu bringen um sich und seinen Adoniskörper anschließend in eine angemessene Duftwolke aus Aftershave zu hüllen.

Ihn traf ein verirrter, letzter Sonnenstrahl, und Sam verengte die Augen zu Schlitzen und unterdrückte einen wohligen Schauer, als er Dean plötzlich mit all seinen Sinnen neben sich wahrnahm – er spürte seine Präsenz, die Wärme, die von seinem Körper ausging, roch sein Aftershave, hörte ihn leise atmen, und irgendwie hatte er plötzlich weiche Knie.

Wenn er sich Seans Anwesenheit im Zimmer nicht so schrecklich bewusst gewesen wäre, hätte Sam sich selbst niemals davon abbringen können, Dean zu packen und mit wesentlich mehr Schwung als nötig auf das große Gästebett zu befördern – es war einfach viel zu viel auf einmal.

Da Sean aber nun mal da war und auch ganz sicher nicht verschwinden würde, besann er sich auf seine üblichen Selbstbeherrschungs-Taktiken – und begann ein Gespräch.

„Und du bist wirklich sicher, dass du das machen willst?“

Gut, das war jetzt vielleicht etwas kryptisch, aber Sam verließ sich darauf, dass Dean verstehen würde, worauf er hinaus wollte, und als er Deans amüsiertes Grinsen entdeckte, seufzte er leise.

Sam fühlte sich dank Deans merkwürdigem Entschluss mehr als unbehaglich, aber aus irgendeinem ominösen Grund bestätigte Dean das nur noch in seinem Vorhaben.

„Ja, ich will.“

Sam wurde erst blass und dann rot, und Dean ignorierte Seans albernes Kichern im Hintergrund, reckte sich seinem Liebsten entgegen und drückte ihm einen Kuss auf.

„Der Typ hat die Familienehre herausgefordert! Der ist dran!“

Sam verdrehte die Augen und schnaufte – was aber irgendwie nicht so richtig wirkte, weil er immer noch ganz fürchterlich rot war.

„Du denkst aber schon noch daran, dass er Dannys Cousin ist, ja? Keine Gewaltanwendung, und verschon ihn mit deinen Frauengeschichten!“

„Ich hab wenigstens welche zu erzählen“, konterte Dean trocken, mit dem Erfolg, dass Sean schon wieder anfing, albern zu kichern.

„Wie ein altes Ehepaar.“

Seine Bemerkung entlockte Dean ein schuldbewusstes Grinsen und einen Klaps von Sam – ja, von Sam – und Sean rieb sich einen Moment lang den schmerzenden Hinterkopf, bevor er eine etwas gequälte Grimasse aufsetzte.

„Jetzt aber mal im Ernst: Chad gehört auch zur Familie – irgendwie … und Danny würde es sicherlich nicht in Ordnung finden, wenn wir ihn … vergraulen.“

Deans Gesichtsausdruck sagte ganz klar, dass ihn das nichtmal peripher tangierte, und er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Er hat angefangen.“

Sam verdrehte erneut die Augen, erinnerte Dean daran, dass er den armen Chad überhaupt nicht kenne, und Dean zuckte erneut mit den breiten Schultern, während er sich ein frisches Hemd über zog.

„Das hat er davon, so dusselig homophob zu sein. Besser ich gewöhn ihm das ab, als dass er’s auf die harte Tour lernt.“

„Dean, wenn du es machst, IST es die harte Tour“, bemerkte Sam erschöpft und rieb sich die pochenden Schläfen. „Versprich mir einfach, mich nicht vor ihm zu begrabschen.“

Dean grinste plötzlich, und Sam lief ein kalter Schauer gepaart mit einem heißen Kribbeln über den Rücken – was ihn mit einem lauwarmen Gefühl der ahnungsvollen Panik zurück ließ.

„Das kann ich leider nicht tun“, erklärte Dean süffisant, tätschelte genüsslich Sams festen Hintern, und sein Grinsen sprengte beinahe sein Gesicht, als es an der Lawless’schen Haustür klingelte.

„Sie sind da.“
 

Die Karaokebar war noch genauso, wie Dean sie in Erinnerung hatte, inklusive einem freundlich lächelnden Matt hinter dem ausladenden Tresen, und Dean ließ sich Zeit mit der Begrüßung seines Freundes, während Sam sich mit einem kurzen – aber durchaus freundlichen – Nicken und einem Handschlag begnügte, und sich dann gemeinsam mit Sean, Danny und Chad einen Tisch möglichst weit entfernt von der Bühne suchte.

Chad, groß, blond und ein wenig zu mitteilungsfreudig für Sams Geschmack, hatte sich einen unerwarteten Pluspunkt bei Dean eingeheimst, als er beim Anblick des Impalas in pure Verzückung ausgebrochen war, und die Fahrt zur Bar so ausgiebig und wortgewandt dazu genutzt hatte, Dean zu seinem Wagen zu gratulieren, dass der die geplante Erteilung einer Lektion, die Chad bis zum Ende seines Lebens nicht verarbeitet hätte, inzwischen hoffentlich vergessen hatte.

Der arme Junge mochte ein wenig zu viel reden, aber die fehlgeleiteten Rachegelüste eines Dean Winchester hatte er definitiv nicht verdient, selbst wenn er ein kleinwenig homophob sein sollte.

Danny hatte seinem Cousin offensichtlich nicht erzählt, dass die beiden jungen Herren, mit denen sie den Abend verbringen würden, sich sehr viel näher standen, als er ahnte, und es war Sam tatsächlich ein wenig schwer gefallen, Chad nicht sämtliche Illusionen zu rauben, als er ihm bei ihrer Vorstellung seine Erleichterung darüber ausgedrückt hatte, den Abend nicht ausschließlich mit einem ihm Zahnschmerzen verursachenden Pärchen zu verbringen.

Jetzt saßen sie sich an einem der runden Bartische gegenüber, Chad orderte sich ein Bier von der blonden Kellnerin und versuchte sich an einem Flirt, bevor Dean plötzlich wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte, und ihn anwies, sich gefälligst nicht an Matts Freundin ran zu machen.

Isabel grinste erfreut, als sie ihn erkannte, versprach ihm ein Gratisbier, und Sean starrte Dean empört an, als der sich zwischen ihm und Sam auf einen Stuhl sinken ließ.

„Wieso kriegst du ein Gratisbier? Mir hat sie noch nie ein Bier ausgegeben!“

Dean zuckte selbstzufrieden mit den Schultern und streckte seine Beine unter dem Tisch aus.

„Ich seh einfach besser aus.“

Sean schnaubte empört, verpasste Dean unter dem Tisch einen Tritt, und es war allein Dannys geistesgegenwärtigem Eingreifen zu verdanken, dass diese Aktion seines Liebsten keine Toten oder zumindest Schwerverletzte nach sich zog.

„Wer von euch will als Erster singen?“

Die Stille am Tisch war augenblicklich und schon fast ein wenig komisch, dann zog Chad eine amüsierte Grimasse.

„Ich hätte es wissen müssen.“

Danny wischte sich das glatte, rote Haar aus dem Gesicht und warf seinem Cousin einen entnervten Blick zu, der so uncharakteristisch für ihn war, dass Sam sich beinahe an seinem Bier verschluckte.

„Was hättest du wissen müssen?“

Seine Stimme klang erschreckend ernst und bedrohlich, und Sean versuchte seine Laune zu heben, indem er seine Hand auf Dannys Oberschenkel legte, und ihn beruhigend streichelte – was jedoch nur dazu führte, dass Chads Grimasse sich von amüsiert zu angespannt wandelte, und Dannys Stirnrunzeln sich vertiefte.

„Jungs, beruhigt euch“, brummte Dean warnend, und lächelte einen Moment lang zu Isabel auf, als er sein versprochenes Freibier bekam, wartete, bis sie wieder zu Matt hinter den Tresen verschwunden war, dann wandte er sich wieder der Tischrunde zu.

Spätestens morgen würde die Welt untergehen, weil ausgerechnet er sich als Stimme der Vernunft zu betätigen beabsichtigte, aber irgendwie konnte er sogar ein ganz kleinwenig nachvollziehen, wie Chad sich fühlte – und jetzt musste er ganz schnell sein Bier in einem Zug austrinken, um seine Männlichkeit wiederherzustellen.

Sam wusste gar nicht, wo er hingucken sollte, während Deans Hals mit dem Schlucken seines Biers beschäftigt war, und Sean und Danny in ungewohnter Einigkeit den armen Chad nieder starrten, also starrte er auf seinen Schoß hinab, und versuchte, den Riss im Raum-Zeit-Kontinuum zu ignorieren, als Dean sich leise räusperte, bevor er Chad in ein Gespräch verwickelte.

Er hob den Kopf, tauschte einen entgeisterten Blick mit Sean und Danny, dann warf Letzterer den Kopf in den Nacken und lachte, und die angespannte

Stimmung machte endlich einer ausgelassenen Platz.
 

Zwei Stunden später war Matts Schicht zu Ende, er und Isabel gesellten sich zu ihnen an den Tisch, und Danny hatte anscheinend beschlossen, dass es absolut sinnlos sei, sich noch länger über Chad aufzuregen, und sich mit Sean auf die Bühne begeben, um gemeinsam mit ihm „Galway Girl“ von den Pogues zu zelebrieren.

Chad hatte wohl begriffen, dass es schlichtweg suizidal gewesen wäre, abfällige Kommentare über sexuelle Orientierungen jedweder Art zu machen, trank friedlich sein Bier und unterhielt die Tischgesellschaft den Rest der Zeit mit einem endlosen Strom an Worten.

Die Anwesenheit zumindest eines heterosexuellen Pärchens am Tisch schien ihn jedoch mindestens so sehr zu irritieren, wie die eines homosexuellen, und Sam begann die leise Ahnung zu entwickeln, dass Chad keineswegs homophob sondern schlichtweg Opfer einer verdrehten Form von Anthropophobie war – sprich, er war beziehungsscheu.

Wann immer Matt und Isabel sich berührten – was sie quasi ununterbrochen taten – räusperte er sich nachdrücklich und blickte in eine andere Richtung, und das war nur so lange albern und störend, bis es anfing, niedlich zu werden.

Immerhin war der Kerl fünfundzwanzig Jahre alt.

Dean beobachtete ihn mit stetig steigender Verzückung, und das gefährliche Funkeln, das in seine Augen trat, informierte Sam darüber, dass Chads Schonzeit – und damit auch seine eigene – abgelaufen war. Endgültig.

Dean wartete nur, bis Chad kurz gen Toiletten verschwand, um seinen Stuhl so nahe wie nur möglich an Sams heranzuruckeln, und als Chad zu ihnen zurückkehrte, platzierte er seine Hand so selbstverständlich auf Sams linkem Oberschenkel, als seien sie völlig allein auf der Welt – und zwar zu weit oben und zu weit innen, um unschuldig zu wirken.

Sobald Chads Blick auf die Beiden fiel, blieb er wie angenagelt stehen, seine blauen Augen fielen ihm beinahe aus dem Kopf, seine Wangen nahmen einen bezaubernden Rotschimmer an, und Dean warf den Kopf in den Nacken und lachte, als habe er in seinem ganzen Leben noch nie so etwas Erheiterndes gesehen, wie Chads dummes Gesicht.

„Sind hier denn alle schwul?“ entfuhr es diesem ein paar Tonlagen zu hoch, und Matts amüsiertes „Hey!“ ging im allgemeinen Gelächter völlig unter.

Sean erstickte beinahe vor Lachen, Danny ging es nicht viel besser, und sogar Sam kicherte leise und biss sich auf die Unterlippe, während sein Körper von unterdrückten Lachsalven geschüttelt wurde, und Chad stand da, zwei Schritte von ihrem Tisch entfernt, und schämte sich ein bisschen.

Man musste es ihm hoch anrechnen, dass er im Angesicht der geballten, auf seine Kosten gehenden Erheiterung nicht einschnappte, wie es manch anderer getan hätte, sondern tapfer weiter grinste, und sich schließlich mit nur noch ein kleinwenig roten Wangen wieder an den Tisch setzte.

„Ihr seid eine Bande von Arschlöchern“, informierte er die Tischgesellschaft, zwang Dean dazu, ihm ein Bier auszugeben, und drehte sich dann demonstrativ der Bühne zu, als dort ein großer, großer blonder junger Mann mit Gitarre Stellung bezog, und Matt ihnen erklärte, dass er seinen Kumpel Tyler gebeten habe, an diesem Abend ein paar Lieder für sie zu singen.

Kurz darauf erfüllte Tylers angenehm rauchige Stimme die Luft, und Sean orderte in einem Anfall von Spendierfreude die nächste Runde Bier.

Da Chad jetzt offiziell dazu gehörte, war er nicht länger sicher vor Deans dummen Sprüchen und es stellte sich heraus, dass er diese so problemlos wegstecken und Dean mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte, dass es eine wahre Freude war.

Obwohl eigentlich nicht der Typ Mensch, mit dem Sam sich spontan anfreunden würde, machte Chads unverwüstliche Art es einem recht schwer, ihn nicht zu mögen, und seine ein wenig zu anschaulichen Geschichten und offenherzigen bis obszönen Erzählungen erinnerten ihn genug an Dean, um ihn ihm sympathisch zu machen, und Dean hatte er spätestens dann zum Freund gewonnen, als er seine Berufung offenbarte.

„Ich bin Koch“, verkündete er großartig, nachdem Sam ihn danach befragt hatte, nahm einen genüsslichen Zug aus seiner Bierflasche, und Dean starrte ihn einen Moment lang groß an.

„Du bist was?“

„Ich bin Koch“, wiederholte er grinsend und leckte sich über die Lippen. „Ich mache ein Schokoladensoufflé, das dir Tränen des Glücks in die Augen treibt, Alter!“

Deans Augen wurden wie auf Kommando kugelrund, und er sah aus wie ein kleiner Junge, den man ohne Aufsicht auf Willy Wonkas Fabrik losgelassen hatte.

„Back für mich!“ forderte er gebieterisch, und Chad grinste lediglich erfreut, anstatt ihn lauthals auszulachen, wie es jeder andere getan hätte, und nickte.

„Immer doch.“

Deans Grinsen reichte bis zu seinen Ohren, während er zufrieden nickend seine Bierflasche an seine Lippen setzte, und Chads großzügige Art mit einem „Fabelhaft“ kommentierte.

Tyler auf der Bühne hinter ihm setzte zu „Missing you“ an, und Isabel seufzte verzückt, was Matt ein amüsiertes Stirnrunzeln entlockte.

„Muss ich es jetzt bereuen, euch einander vorgestellt zu haben?“

Isabel schmunzelte und schüttelte den Kopf, und Chad bekam ein weiteres Mal die Gelegenheit, sich zu räuspern und demonstrativ in eine andere Richtung zu schauen.

Dean fragte sich beim Anblick von Chads roten Wangen unwillkürlich, ob der arme Junge noch unbefleckt war, oder ob er es tatsächlich geschafft hatte, seine Phobien zugunsten seiner Libido zu verdrängen – und dann musste er ganz schnell Sam küssen, um die Bilder, die diese Frage in ihm auslöste, zu verdrängen, und Chad wurde wieder rot und musste sich ein wenig den Hals verrenken, um in eine Richtung gucken zu können, in der sich nichts Nennenswertes ereignete.

Es war ein Teufelskreis.

Seite an Seite

Frohlocket!
 

AC/DC haben ein neues Album herausgebracht und das soll – laut Stern – sogar richtig gut sein.

Besonders erwähnenswert finde ich in diesem Zusammenhang die in diesem Zusammenhang erwähnte Studie, die da besagt, dass Hardrock-Fans zu den, Zitat, „sanftmütigsten Menschen“ gehören.

Hach, Dean.
 

Und nun zu euch!
 

@ Hope_Calaris:

Ich kann nicht einmal ansatzweise beschreiben, wie froh ich bin, dass du mir wieder Kommis schreibst.

Ich habe das gar schmerzlich vermisst.

Nun zum Kommi:

Ich möchte mal behaupten, dass deine Brüder mich ohne Angabe zwingender Gründe nicht verhauen würden, und da du ja ein aufrechtes Mitglied der Gesellschaft bist, wirste sie ja kaum anlügen, nech wahr?

Bin also in Sicherheit. Nyahaha.

Ähm … viel mehr hab ich jetzt irgendwie nicht zu sagen.

Selbst Schuld.

Mohoho!

(Und was ist eigentlich mit Mo?)
 

@ _Sam_Winchester_:

Scheinst ja schwer beschäftigt zu sein in der letzten Zeit.

Hast mein Mitgefühl!
 

@ Himchen:

Oh, für Sam habe ich so Einiges in petto – muss ja meine limp!Sam Fans bei Laune halten!

Und Chad muss dir nicht Leid tun, das hat er sich alles selber zuzuschreiben!
 

@ Sam_Dean:

Okay, dann hast du nicht gesagt, dass Hannah adoptiert werden muss.

Aber was hast du dann gesagt?

Du bist manchmal sehr kryptisch …
 

@ Lyafe:

Du hattest mit der Tischsituation Probleme?

Aber, aber, aber … so viele Leute waren das doch gar nicht!

Das waren doch bloß Sam’n’Dean – und die solltest du kennen – und Sean und Danny – und die solltest du auch kennen – und Matt und seine Freundin – und zumindest Matt solltest du in lebhafter Erinnerung haben – und dann natürlich Chad – und der war neu.

Kein Problem also!

Huh … vielleicht sollte ich langsam mal so eine Art Personenführer erstellen, könnte die Angelegenheit immens vereinfachen … oder nur noch komplizierter machen. Menno.

Liebe Grüße zurück!
 

@ Sandy25:

Oh, keine Sorge, Chad wird noch öfter zu Besuch kommen und ganz furchtbar leiden.

Der hat sein Fett noch lange nicht weggekriegt!

Und was Sam und seine Eifersucht Matt gegenüber angeht:

Matt hat ja jetzt ne Freundin und stellt deswegen keine Gefahr mehr dar, also kann Sam in seiner Gegenwart ganz entspannt bleiben.
 

@ killerniete21:

Es ist hiermit eindeutig erwiesen, dass männliche Charaktere bei euch sehr viel besser ankommen als weibliche.

Wobei ich zugeben muss, dass bisher keiner der weiblichen Charaktere gleichzeitig wichtig und in Sam’n’Deans Alter gewesen ist.

Habe vor, das zu ändern.
 

@ Noxya:

Stimmt, PhobosDiary war’s!

Und natürlich begrüße ich euch alle, ich freu mich ja schließlich auch über jeden von euch! :D
 

@ Calysto:

Das mit dem Backen werde ich in einem der späteren Kapitel wieder aufgreifen, dann wird das aber sicherlich ein „Handlungsbogen“ epischen Ausmaßes.

Vielleicht kommt Rina dann auch zu ihrer Traumvorstellung von Dean bis zur Hüfte in Torte …
 

@ Bufera:

Was heißt, du fühlst dich ignoriert?

Inwiefern?

Habe dich gelesen und kommentiert!

Und wie schon erwähnt wird die Backerei vielleicht extra für dich sogar noch ein wenig unanständig.

Da kann Chad dann so richtig schön … hehehe …
 

@ -Kitsune:

Oh, ihr seid ja alle so guuut!

Ich verrat jetzt aber nicht, wieso.

Höhöhö.
 

@ AnimeFaan:

Wie ich die Sache mit Sams Kräften lösen will, weiß ich selbst noch nicht so genau, bis ich da angekommen bin, wird mir aber hoffentlich was Gescheites eingefallen sein.
 

@ Shaitan:

Ich denke nicht vorausschauend, ich bin realistisch.

Ein paar Ideen hab ich durchaus noch, und wenn ich mir angucke, wie lange das allein mit der Spiegelgeschichte gedauert hat, sind 200 Kapitel eine durchaus machbare Einschätzung.

Entweder das, oder ich bin irgendwann so frustriert, dass ich einfach aufhöre.
 

@ Serendipity:

Ick liebä dir!

Kommi Nummer 3434 und dann auch noch ein Mega-Monster-Kommi!

(Obwohl, zählt ja eigentlich nicht, weil, ist zu mehreren Kapiteln, aber ich bin ja gar nicht so …)

So, ja, mit Mike und Tom muss man rechnen, erstrecht nach so vielen schönen FanFics, in denen die Beiden als Gaststars aufgetreten sind, und nach dem tollen Michael/James Interview erst recht.

(James? James? Soll er auch? Was höre ich? Er soll auch? Ok …)

Zu dem Auto gibt’s sogar eine Geschichte!

Kinka und ich haben nämlich den tollen Online-Test „Welcher Sportwagen-Typ bist du?“ gemacht, und einfach mal Charaktereigenschaften angeklickt, die wir dem lieben Mike zuschreiben.

Deswegen ist es also ein Dodge-Viper-Cabrio geworden.

(Memo an mich selbst: Muss mich von Leuten fern halten, die so einen Wagen fahren.)

Und Dean darf auch mal knuddelig sein!

Das ist absolut zulässig und unter den gegebenen Umständen sowieso!

Und ja, Kripke hat bei mir abgeschrieben!

Ich war schneller als er!

(Ich sollte mich bei ihm um einen Job bewerben!)

Wenn ICH Pech habe, musst DU noch anfangen, One Tree Hill zu gucken?

Äääähm … was hat das mit mir zu tun? Bin verwirrt.

Und ich wüsste nicht, wie ich dem Plan, die SN-Folgen zusammen anzuschauen, im Weg stehen könnte – ich bin da jetzt total von euch abhängig.

Bin übrigens sehr dafür, dass du dir einen Pony schneiden lässt, beim nächsten Friseurbesuch! (Aber halt dich von verdächtig aussehenden Friseurinnen namens Sasha fern!)

Und du hilfst Matt übrigens nur ab und zu in der Bar aus, damit ihr mehr Zeit miteinander verbringen könnt.

Dein Tiergeschäft hast du nach Topeka transferiert und ihr seid sehr, sehr glücklich miteinander – nur, damit du Bescheid weißt.

Freue mich ebenfalls sehr auf unsere Wiedervereinigung, mache mir allerdings ein wenig Sorgen darüber, dass du zusehen willst, wie aus Plotbunnies Plotponys werden. O_o

Hast du in Biologie nicht aufgepasst?!

(And, never start a sentence with and!)
 

Uff.

Kapiteeelll!!!
 

moko-chan
 


 

„Okay, das reicht. Dean, wir fahren nach North Dakota!“

Sam steckte sein Handy etwas energischer als nötig zurück in seine Hosentasche und schloss die Gästezimmertür mit einem nicht unbedingt dezenten Knall hinter sich.

Dean grunzte, wühlte sich auf den Bauch und zog sich die Bettdecke über den Kopf, und Sam bedachte ihn mit einem strengen Stirnrunzeln, das unbeachtet weil ungesehen blieb.

„Du kannst unmöglich noch müde sein!“

Zugegeben, sie hatten die Karaokebar erst weit nach Mitternacht verlassen, und Dean war zu diesem Zeitpunkt alles andere als nüchtern gewesen, aber Sam war schließlich auch schon seit drei Stunden wach und hatte geduscht, mit der Familie gefrühstückt und sich von Hannah bis zum Rand mit Brötchen voll stopfen lassen, während Dean seinen verpennten Hintern im Bett herum gerollt hatte.

„Steh auf!“

Dean knurrte nur und griff nach Sams Kopfkissen, um es sich über die Ohren zu stülpen und als Lärmschutz zu missbrauchen, und Sam rollte entnervt mit den Augen.

„Ich erreich Bobby immer noch nicht, Dean. Langsam mach ich mir wirklich Sorgen!“

Dean stöhnte, gab jeden Gedanken an Schlaf auf und beglückte Sam mit dem Anblick einer Auferstehungsszene, die ihresgleichen suchte.

Das Kopfkissen flog zur Seite, Dean rollte sich mit Schwung auf den Rücken – mit dem Ergebnis, komplett in die Decke eingewickelt zu sein – setzte sich auf und blinzelte Sam verschlafen an.

„Kriegst du denn überhaupt ein Freizeichen?“

Sam biss sich grinsend auf die Unterlippe und brauchte einen Moment, bevor er registrierte, dass Dean ihn angesprochen hatte.

Dean war die Raupe Nimmersatt!

„Sammy?!“ murmelte die Raupe Nimmersatt und wickelte etwas umständlich ihre Arme aus der Bettdecke, „Kriegst du ein Freizeichen?“

Sam gab ein merkwürdiges Gurgeln von sich, Dean rieb sich mit dem rechten Handballen über die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben, und Sam gurgelte ein wenig lauter.

Dean blinzelte ein paar mal, bevor er seinen Blick so stechend wie nur möglich auf Sam fixierte, und der kratzte so viele Nervenenden wie nur möglich zusammen, und schaffte es, den Kopf zu schütteln.

„Kein Freizeichen.“

Dean hob die Hand vor den Mund und gähnte verhalten, und Sam musste sich setzen.

Das war ja noch nie da gewesen.

„Also, lass mich das kurz zusammenfassen.“

Dean kniff leicht die Augen zusammen und kratzte sich die Nase, während Sam hastig neben ihm auf der Bettkante Platz nahm.

„Wir wissen, dass Bobby Urlaub macht, wir wissen, wo er ist, und dass er da kaum Empfang hat, und du machst dir Sorgen um ihn, weil -?“

Deans Stimme war leise und noch immer ein wenig schlaftrunken, und Sam gab seinem ersten Impuls nach, legte den Arm um ihn und zog Deans warmen Körper so eng wie nur möglich an sich heran.

Dean wirkte kurz verwirrt, schmiegte sich dann aber so bereitwillig an ihn, dass Sam kurz die Luft anhalten musste.

„Sind das … ähm … immer noch die Nachwirkungen von Zorgs Pheromonen?“ erkundigte er sich vorsichtig, und Dean brummte leise und schüttelte den Kopf, bevor er sein Gesicht an Sams Halsbeuge schmiegte.

„Du bist warm und ich bin müde“, wisperte er verschlafen, und Sam bekam eine Gänsehaut, als Deans Lippen über seine empfindsame Haut strichen.

„Äh … ok … gut.“

Sam schluckte trocken, zog nervös die Oberlippe in die Höhe, und blieb ganz still sitzen, während Dean sich an ihn schmiegte wie eine zu groß geratene Katze.

Dean war noch immer bis zur Brust in die Bettdecke eingewickelt, was Sam den Zugang zu so ziemlich allen strategisch wichtigen Bereichen seines Luxuskörpers verwehrte, Dean jedoch nicht davon abhielt, wie ein Irrer an ihm rumzuschmusen.

„D-Dean?“ stammelte er schließlich verwirrt, und Dean seufzte leise gegen seinen Hals, und erkundigte sich dann, ob er sich ein neues Aftershave zugelegt habe, was Sam nur mit einem unsicheren Nein beantworten konnte.

„Du riechst gut“, begründete Dean seine Frage, strich mit der Nasenspitze über Sams Hals, und Sam erzitterte leicht, von dem ungeheuren Schauer, der ihm über den Rücken rieselte.

„Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“ wisperte er mit belegter Stimme, und Dean hob den Kopf und blickte aus sanften grünen Augen zu ihm auf.

„Wieso denn nicht?“

Sam wusste nicht so wirklich, was er darauf erwidern sollte, also sprudelte er schließlich nur ein einziges, unglaublich bedeutsames Wort hervor.

„Männlichkeitsskala.“
 

„Aber … ihr seid doch gerade erst gekommen!“

Jane wirkte geradezu empört, wie sie da mit in die Hüften gestemmten Armen neben der Küchenzeile stand, und Dean machte sich ein kleinwenig Sorgen, in näherer Zukunft von einer vollen Kaffeetasse am Kopf getroffen zu werden.

Sein Blick fiel auf ein nagelneues japanisches Messerset und er räusperte sich nervös.

Es wurde höchste Zeit, die Schuld auf Sam zu schieben.

„Was soll ich machen? Adelheid hier macht sich vor Sorge um Bobby fast ins Höschen … Also muss ich mit Sammy hinfahren, und nachsehen, was er da so ewig am Devil’s Lake macht – dann kann Sam sich vor Ort davon überzeugen, dass mit Bobby alles in bester Ordnung ist, und ich hab meine Ruhe.“

Jane verschränkte die Arme vor der Brust und presste die Lippen zusammen, und als Dean seinen Blick senkte, um zu überprüfen, wie seine Ankündigung auf Hannah gewirkt hatte, war er erleichtert, keine Tränen zu sehen.

Mit ihrem Schmollmund konnte er leben, und wenn er ehrlich war, fand er ihn sogar irgendwie ganz süß.

„Und wann kommt ihr zurück? Chad wollte dir doch Schokoladensoufflé machen!“

Dean konnte nur annehmen, dass er es Sam zu verdanken hatte, dass Hannah über diese Information verfügte, und sein Bedauern, die Lawlesses schon so früh wieder verlassen zu müssen, nahm zu – und das nicht nur wegen des verpassten Schokoladensoufflés.

Hannah hatte noch kaum etwas von ihm gehabt und umgekehrt, und sobald sich herausgestellt haben würde, dass Sam wieder einmal viel Lärm um nichts gemacht hatte, würde er ihm die verdiente Strafpredigt halten.

Noch hatte sich das allerdings nicht herausgestellt, und bis dahin würde Dean sich hüten, auch nur die winzigste abfällige Bemerkung über Sams Vorahnungen zu machen.

„Wann wollt ihr fahren?“ fragte Jane, sich in das Unvermeidliche ergebend, und Dean nannte den nächsten Morgen, was Hannah dazu animierte, sich ihm an die Hüfte zu kleben.

„Kommst du dann heute mit mir auf den Spielplatz?“

Sie blickte flehend zu ihm auf, und Dean wusste es nicht, ob es daran lag, wie oft er diese Frage aus Sams Mund vernommen hatte, als der noch ein kleiner Junge gewesen war, oder daran, wie absolut machtlos er gegen jegliche Form von Hundeblick war, jedenfalls nickte er, weswegen er sich eine knappe dreiviertel Stunde später auch prompt mit Sam und Hannah auf dem nächstgelegenen Spielplatz wiederfand.

Bewaffnet mit einer Dose selbstgebackener Kekse, einer kleinen Thermoskanne Kaffee für Dean und einer großen Thermoskanne Kakao für Sam und Hannah war ihre Situation alles andere als verzweifelt, aber Dean hätte trotzdem im Leben nicht zugegeben, dass es ihm in der Tat Spaß machte, die vor Begeisterung quiekende Hannah auf der Schaukel anzustoßen, während Sam auf der Schaukel daneben saß und ihm lächelnd dabei zusah.

Dean fuhr damit fort, Hannah anzustoßen, bis ihm die Arme wehtaten, wurde dann von ihr zum Wippen verschleppt, bis ihm die Beine wehtaten, und dann erhielt er die großzügige Erlaubnis, sich einen Moment lang auszuruhen, während Hannah sich mit ihren Freundinnen beschäftigte, die bis dahin nur aus der Ferne den gutaussehenden Fremden hatten begutachten dürfen, den Hannah so überaus erfolgreich versklavt hatte.

Dean ging zurück zu den Schaukeln, ließ sich auf den jetzt freien Platz neben Sam sinken, und lächelte ihn dankbar an, als er sofort eine Tasse dampfend heißen Kaffees in die Hand gedrückt bekam.

Sam lächelte zurück, reichte einen von Janes süchtig machenden Schokoladenkeksen nach, und dann wandten sie sich einmütig schweigend der spielenden Hannah zu.

„Sie betet dich an“, bemerkte Sam leise, und Dean zog die Augenbraue in die Höhe, als er den besorgten Unterton in seiner Stimme vernahm.

„Wer nicht?“

Sam erwiderte zunächst nichts, nahm einen Schluck heißen Kakao und starrte nachdenklich ins Nichts, während Dean neben ihm sich leicht beunruhigt fragte, was er jetzt schon wieder ausbrüten mochte.

Dieser spezielle Gesichtsausdruck auf Sams mitteilungsfreudigen Zügen hatte noch nie Gutes verheißen.

„Sie wird irgendwann versuchen, dir nachzueifern“, sagte Sam schließlich leise, und Dean fuhr so hastig zu ihm herum, dass er beinahe von der Schaukel fiel.

„Was?!“

Sam sah aus, als habe er soeben lediglich schlechtes Wetter prophezeit und zuckte leicht mit den Schultern.

„Das wird sich kaum vermeiden lassen – immerhin kann sie sich jetzt darauf berufen, dass sogar Sean sich etwas intensiver als der Durchschnittsbürger mit dem Übernatürlichen auseinandergesetzt hat …“

Dean wusste nicht, warum er auf einmal so wütend war, aber seine Hände zitterten so sehr, dass er sie zu Fäusten ballen musste.

„Sie ist sieben Jahre alt, Sam!“

Eine kühle Brise erfasste Sams Haar und wehte es ihm in die Stirn, und er zog die Schultern hoch, während sein Blick ausdruckslos wurde.

„Wie alt warst du, als Dad dir die erste Waffe in die Hand gedrückt hat?“

Dean schluckte trocken und starrte zu Boden, während die Luft um ihn herum einzufrieren schien, als er sich an den Augenblick zurück erinnerte.

Er war jung gewesen, viel zu jung, und die Waffe in seiner Hand hatte sich so furchtbar schwer und kalt angefühlt, dass ihm bei der Erinnerung ganz schlecht wurde.

„Das will ich nicht für sie“, murmelte er erstickt, und Sam streckte unwillkürlich die Hand nach ihm aus und drückte seine Schulter.

„Sie hat es besser als wir, Dean. Sie wird normal aufwachsen, und wenn sie alt genug ist, hat sie uns, und Sean und Danny, und vielleicht sogar Bobby, um sie auf alles vorzubereiten.

Wenn sie es wirklich will, wird sie nichts und niemand davon abhalten können – sie ist dir viel zu ähnlich.“

Dean stöhnte leise auf und verbarg sein Gesicht hinter seiner linken Hand.

„Gott, manchmal wünschte ich, du würdest mir sowas verschweigen oder mich einfach anlügen – so wie früher.“

Der sanfte Druck von Sams Hand an seiner Schulter nahm zu, und Dean bezog so viel Trost aus seiner sanften Berührung, wie nur möglich.

Auf einem öffentlichen Spielplatz, direkt vor Hannah und ihren Freundinnen, konnte er ja schlecht die Art von Trost und Nutzen aus Sams großen Händen ziehen, die ihn in neunzig Prozent der Fälle all seine Sorgen vergessen ließ.

„Bist du ok?“ fragte Sam ihn, nachdem er ihn ein paar Minuten lang seinen Gedanken überlassen hatte, und belohnte Deans zögerndes Nicken mit einem Keks.

„Mach dir nicht solche Sorgen, Dean … Es besteht noch immer die Möglichkeit, dass sie es sich anders überlegt.“

Dean trank einen Schluck Kaffee, aß seinen Keks und runzelte leicht die Stirn.

„Wie kommst du eigentlich darauf, dass Hannah jagen will? Das Mädchen mag Hello Kitty, verdammt noch mal!“

Sam war sich nicht sicher, was das mit irgendwas zu tun hatte, also zuckte er mit den Schultern.

„Ich weiß es einfach.“

Dean überdachte das einen Moment lang, dann schloss er wie in plötzlichem Schmerz die Augen.

„Du weißt es also einfach, hm? Verwandelst du dich jetzt in Missouri?“

Dean klang halb amüsiert, halb besorgt, und Sam ahnte, dass die Zunahme seiner Fähigkeiten in der letzten Zeit ihn mehr und mehr alarmierte, hatte jedoch keine Ahnung, was er tun konnte, um ihn diesbezüglich zu beruhigen.

Er selbst fühlte sich alles andere als wohl mit seinen ‚Talenten’ und konnte nur hoffen, dass sie sich irgendwann als ungefährlich herausstellen würden – und das eher früher als später.

Die anhaltende Unsicherheit machte ihn wahnsinnig.

„Sam?“

Sam fokussierte seinen Blick, um Hannah vor sich zu finden, ihre großen grünen Augen ein wenig besorgt auf sein Gesicht fixiert hatte.

„Was ist?“ fragte er und versuchte sich an einem Lächeln, und Hannah legte den Kopf schief, so dass ihr das lange braune Haar ins Gesicht fiel.

„Du hast so traurig ausgesehen“, erklärte sie ernsthaft, und Sam drehte den Kopf zur Seite, um einen Blick mit Dean auszutauschen, der es irgendwie schaffte, gleichzeitig amüsiert und bekümmert auszusehen.

„Ich habe nachgedacht“, verkündete er wahrheitsgemäß, während er seine Aufmerksamkeit wieder Hannah zuwandte, und lächelte ein wenig breiter.

Hannah streckte ihre Hände nach ihm aus, strich mit den Fingerspitzen über seine Wangen und grinste erleichtert.

„Ich mag deine Grübchen“, vertraute sie ihm zufrieden an, und als Sam Dean leise lachen hörte, fasste er sie an den Hüften, drehte sie herum und zog sie auf seinen Schoß und hielt sie mit einer Hand fest, während er begann, sich langsam vor und wieder zurück zu schaukeln.

Hannah sah in Sams Armen geradezu winzig aus, und Deans Augen weiteten sich, als ihm der Anblick unwiderruflich klar machte, wie unglaublich … erwachsen – Dean fiel ums Verrecken kein passenderer Begriff ein – Sam eigentlich wirklich war.

Der Umstand, dass er Sam schon sein ganzes Leben lang kannte, machte es ihm den Großteil der Zeit völlig unmöglich, ihn nicht durch den ein oder anderen Filter zu sehen, aber jetzt, mit dem kleinen Mädchen auf seinem Schoß, sah Sam für Dean beinahe aus wie ein Fremder, wie der Sam, der er hätte werden können, wenn die Dinge anders gekommen wären.

Und jetzt dachte Dean darüber nach, ob Sam eigentlich Kinder wollen würde, wenn er die Wahl hätte, und das trug nicht unbedingt dazu bei, seine Laune zu heben.

Er würde Kinder wollen, keine Frage – und jetzt war es genug mit diesem Unsinn.

Selbst wenn er sich nicht für seine Art von Leben entschieden hatte, er hatte sich für Sam entschieden, er liebte ihn, er war glücklich mit ihm, und Hannah war Beweis genug, dass die Angst um das Wohlergehen eines Kindes ihn selbst dann fest genug im Griff hatte, wenn es sich dabei nicht um sein eigenes handelte.

Wilde Kreaturen

Moin moin Mädels (und Jungs?!)
 

Ich entschuldige mich, dass es diesmal ein kleinwenig länger gedauert hat, mit dem neuen Kapitel, aber ich denke, ihr habt es alle überlebt und könnt jetzt ganz und gar untot meinen neuesten geistigen Ergüssen entgegen blicken.
 

Ich habe die Zeichen gesehen!

Im Dschungelbuch!

Der kleine Elefant (mir will ums Verrecken sein Name nicht einfallen!) hat exakt die gleiche Frisur wie Sammy in der ersten Staffel!

Zufall? Ich denke nicht.
 

Und jetzt muss ich doch endlich mal Werbung für die liebe Rina machen!

Kann gar nicht verstehen, wie mir das immer und immer wieder entfallen konnte!

Sie ist nun auch unter die Schreiberlinge gegangen, und auch, wenn sie behauptet, dass sie eine Supernatural FanFic zu Papier bringt, behaupte ich, dass es mal total eine Echte Kerle FanFic ist!

Also lest „Valentine is done“ von Bufera – wenn ihr Drama mögt.

Aber was red ich … natürlich mögt ihr Drama … also lest das!
 

Und meine Gedanken zu euren Kommis …
 

@ Himchen:

Du scheinst verwirrt zu sein, es zum ersten Kommi geschafft zu haben.

Wieso?

Nehme mir deine CD-Kritik übrigens zu Herzen, und werde mir das neue Album so schnell wie möglich anschaffen.

Und dann wird gerockt! *headbang*
 

@ Shaitan:

Die Inspiration werde ich wohl nicht verlieren, eher die Energie.

Es zehrt an den Gehirnzellen, dauerhaft so überaus produktiv zu sein.

Stelle außerdem wiederholt den Verlust der Muttersprache bei mir fest.

Das geht so nicht!
 

@ Hope_Calaris:

Deine Begeisterung ist ja sehr schmeichelhaft – aber ich hoffe doch sehr, dass ich jetzt nicht schon wieder mit diversen ENDLICHs angeschrieen werde.

Auch ich brauche manchmal ein kleinwenig länger.

Also, ich weiß nicht, wie man Schokoladensoufflé macht.

Isi? Kinka? Rina? Irgendeine?

Bin stolz, dass dir der Spielplatzabschnitt so überaus gut gefällt – hatte das irgendwie im Gefühl … huh … psychic!
 

@ Sam_Dean:

Ich hoffe, du hast deine Erkältung inzwischen überstanden, wenn nicht, wünsche ich hiermit gute Besserung und schick dir Dean mit Medikamenten und einem Plüschpinguin vorbei – das hilft immer.

Aber zu deiner Idee mit dem MPreg … brrr! *schüttel*

Niemals nicht!

Ich bin ja nun wirklich ein generöser Mensch, aber das dann doch nicht!

Ich maaag das nicht!
 

@ Lyafe:

Ach so ist das!

Jupp, dass das mit den Namensähnlichkeiten mitunter Probleme bereitet, verstehe ich natürlich.

Ich brauchte bei einem meiner Lieblingsbücher um die drei Lesedurchgänge, bevor ich Mr Merivale und Mr Marling auch wirklich jedes Mal auseinander halten konnte – dabei sind die Namen sich nichtmal so besonders ähnlich.

*versteck*
 

@ AnimeFaan:

Ja, Sam’n’Dean denken in der Tat viel nach, neuerdings.

Und da fiel mir eben spontan folgendes Zitat ein:

„LeFou eben musst ich mal denken …“ – „Das solltest du nicht tun!“ – „Ich weiß.“

Höhöm.

Keine Ahnung, wo das herkam.
 

@ killerniete21:

Ja, ich fand, es wurde langsam mal Zeit für den Kindergedanken.

Die Zwei sind jetzt schon so unfassbar lange zusammen, und wenn man ein wenig mehr von der Serie gesehen hat, dann weiß man ja, dass Dean unheimlich gern Vater wäre – und er kann ja auch so gut mit Kindern.

Da könnte ich jetzt ganz vorzügliches Drama vermengt mit unheimlich viel Angst draus klöppeln.
 

@ -Kitsune:

Endlich!

Endlich jemand, der auf die Raupe Nimmersatt eingeht!

Ich kichere jetzt noch jedes Mal, wenn ich da drüber lese, aber keiner außer uns zwei Beiden (und der Isi) scheint dieses fabelhafte Buch zu kennen!

Dabei ist die Vorstellung, wie Dean, gänzlich in die Bettdecke eingewickelt, übers Bett robbt, doch einfach allerliebst!
 

@ Calysto:

Ok, ich nehm alles zurück, du scheinst das Buch ebenfalls zu kennen.

Und die Idee mit der Torte muss ich ganz unbedingt umsetzen … irgendwann … argh, es nimmt schon wieder epische Ausmaße an!

Ich weiß gar nicht, wann ich das alles unterbringen soll … *zusammenklapp*
 

@ Sandy25:

Ich kann mir die Zwei mit eigenen Kindern auch nicht so wirklich vorstellen, und da sich das in meiner Geschichte ja auch net so wirklich umsetzen lässt, bin ich, was das angeht, fein raus.

Außerdem haben die Beiden jetzt so viele, viele Freunde, die teilweise sogar Freundinnen haben, die schwanger werden können, da besteht ja durchaus die Möglichkeit zum häufigen Fremdspielen.
 

@ wincest4ever:

Es ist in der Tat schon ein Weilchen her, seitdem ich das letzte Mal von dir gehört habe.

Sehr schön, dass es dir noch immer so gut gefällt! :)
 

@ Bufera:

Ich arbeite dir zu?

Sicherlich unbewusst … und du kannst davon ausgehen, dass … also … DAS wird sicherlich NIE passieren – deswegen schreibst du das ja auch.
 

@ Sunrise101:

Wahooo! Neuer Kommi-Schreiber!

Willkommen auf meinem Traumschiff!

Freut mich ganz enorm, dass dir meine Geschichte so gut gefällt – bei so viel Lob werde ich ganz rot – und die dadurch freigesetzten Endorphine regen ganz ungemein zum Weiterschreiben an!

Spontanes Zitat: „Rumkugeln tun rumkugeln!“

Bin außerdem unheimlich stolz, dass du dich extra zum Kommischreiben beim Mexx angemeldet hast.

Schwebe jetzt mindestens auf Wolke 17 und kann dir versichern, dass ich keinerlei Probleme hatte, durch deine wirren Gedanken durchzusteigen, die waren nämlich überhaupt nicht wirr! *knuff*
 

@ kikischaf:

Was eine Kommi-Aufholjagd!

Habe mich über jeden einzelnen sehr gefreut und spreche dir meine Verehrung aus, dass du das so schön durchgehalten hast!

Musst zum Schluss allerdings schon ein wenig erschöpft gewesen sein, denn wie soll die liebe Hannah bitteschön an Deans Gene gekommen sein?

(Weiß ja, wie du das gemeint hast … hehe.)

Das sind doch mal ganz famose Neujahrsvorsätze, die du da gefasst hast, mitten im Oktober.

Find ich gut!
 

@ Serendipity:

Vielen lieben Dank für diesen deinen Express-Kommi.

Ich drück dir die Daumen, dass das mit deiner Lara schnell wieder in Ordnung kommt, und sie ihre Nahtoderfahrung einigermaßen unbeschadet übersteht!

*drück, drück*
 

So, dann lest mal!
 

moko-chan
 


 

Dean parkte den Impala direkt neben Bobbys altem Ford unter der ausladenden Eiche neben der alten Jagdhütte, brachte Radio und Motor zum Schweigen und wandte Sam den Blick zu.

„Zufrieden, Sammy? Jetzt belästigen wir den armen Kerl auch noch in seinem Urlaub!“

Er wartete keine Antwort ab, stieß die Fahrertür auf und ignorierte das Rascheln unter seinen Schuhen, als er aus dem Wagen stieg.

Der Herbst war hier in North Dakota weiter fortgeschritten als in Kansas, das Laub hatte sich bereits verfärbt, und die Luft war frisch und klar und versprach einen strengen Winter.

Dean blickte einen Moment lang auf den stillen See hinaus, beobachtete, wie die untergehende Sonne sich auf seiner glatten Oberfläche spiegelte, und wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Sam sich schräg hinter ihm aufbaute und sich leise räusperte.

„Gehen wir rein?“

Dean zog seine Lederjacke enger um sich, um den kühlen Herbstwind abzuhalten, und nickte, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging auf die Hütte zu, deren ungeputzte Fenster in der Abendsonne dunkel und abweisend aussahen.

Irgendetwas stimmte nicht.

Es war viel zu still.

„Bobby?“

Deans Stimme durchbrach hallend die Abendruhe, und irgendwo in der Ferne flogen krächzend ein paar Krähen auf.

Sam trat durch das raschelnde Herbstlaub an seine Seite, Dean drehte ihm den Kopf zu und sie tauschten einen beunruhigten Blick aus.

Spätestens jetzt hätte McClanes aufgeregtes Gekläff ertönen müssen, aber es blieb weiterhin beklemmend still.

Dean räusperte sich, straffte die angespannten Schultern unter seiner Lederjacke und stieß die Tür zu Bobbys Jagdhütte auf, die vorwurfsvoll in ihren Scharnieren ächzend in den dunklen Raum hinein schwang.

Die Hütte war leer.

„Sein … Sein Wagen steht vor der Tür. Er muss hier irgendwo sein.“

Sams unsicherer Ton stand in klarem Widerspruch zu seinen Worten, und Dean unterdrückte ein plötzliches Zittern.

„Ja … wir … hm. Sollen wir hier auf ihn warten, oder lieber nach ihm suchen?“

Sam wägte das Für und Wider ihrer Optionen gegeneinander ab, während er mit gerunzelter Stirn in das verlassene Zimmer vor ihnen hinein starrte, und Dean sah dem Spannungsgrad seiner breiten Schultern an, dass seine Sorge um ihren unverwüstlichen, allwissenden Großmeister der Jagd praktisch sekündlich zunahm, und obwohl er für gewöhnlich alles andere als emphatisch war, bekam er von Sams Anblick plötzlich Magenschmerzen.

„Lass ihn uns suchen gehen“, machte er Sams Überlegungen also etwas brüsk ein Ende, packte ihn am Ellenbogen und zerrte ihn in Richtung des Sees davon.

Sein Instinkt sagte ihm, dass Bobby sich in der Nähe des Wassers befinden würde – Bobby war genau der Typ Mensch, der seine Zeit mit Angeln verschwenden würde … und dass er dazu weder den Steg noch das Boot, das friedlich an besagtem Steg angebunden auf dem Wasser vor sich hin schaukelte nutzte – nun, das hatte sicher seine Gründe.

Vielleicht war er auch gerade auf der Jagd – der gewöhnlichen, nicht der übernatürlichen – das gab schließlich massenhaft Punkte auf der Männlichkeitsskala, auch wenn Bobby diese Punkte vermutlich alles Andere als nötig hatte.
 

Einen unfreiwilligen Waldspaziergang und gefühlte zehn Stunden später kamen Sam und Dean wieder bei der Hütte an, und während Deans Gesichtsausdruck gezwungen ausdruckslos war, verkündete Sams mindestens das Ende der Welt, wenn nicht gar Schlimmeres.

Sie hatten McClane gefunden – oder andersherum, völlig egal – und es war an seinem arg zauseligen schwarzen Fell offen ersichtlich, dass er schon länger allein und auf der Suche nach Futter durch den Wald gestreift war.

Der Hund hatte vor Wiedersehensfreude beinahe den Verstand verloren, war abwechselnd an Sam und Dean hochgesprungen, hatte äußerst energische, viel zu feuchte Hundeküsse verteilt, und es hatte die zwei Jäger eine Viertelstunde ihres Lebens gekostet, McClane einigermaßen zu beruhigen – der Grad seiner Erschöpfung hatte sicherlich Einiges damit zu tun gehabt, dass er schließlich heftig hechelnd von ihnen abgelassen hatte – und selbst dann war er ihnen nie weiter als zwei Meter von der Seite gewichen, wohl aus Angst, wieder allein gelassen zu werden.

Von Bobby hatten sie keine Spur gefunden, aber in der zunehmenden Dunkelheit war das auch nicht sonderlich überraschend gewesen, schließlich waren sie Jäger des Übernatürlichen und keine Pfadfinder, und sie würden ihre Suche fortsetzen, sobald es dazu hell genug war, jetzt mussten sie zunächst einmal McClane vor dem Verhungern bewahren.

Sie fanden Hundefutter in einem der Schränke der kleinen Küche der Jagdhütte, und Dean hatte Glück, dass der Hund ihn so sehr liebte, ansonsten hätte er ihm in seiner von Drangsal getriebenen Ungeduld vermutlich ein Bein oder zumindest die Hand abgekaut.

So blieb er – dank Bobbys strenger Erziehung – leise winselnd neben ihm sitzen, während er einen Napf mit Futter befüllte

Sam hatte neben Hundefutter auch Essbares für Zweibeiner gefunden und war jetzt dabei, ihnen ein spätes Abendessen zu kochen, während Dean die Hütte nach möglichen Hinweisen auf Bobbys Verbleiben absuchte, und McClane grunzend und wedelnd über seinem Napf stand und wahrscheinlich das einzige Lebewesen in Bobbys Hütte war, dessen Stimmung zumindest ansatzweise positiv war.
 

„Er kann doch nicht einfach weg sein! Das ist Bobby! Man hätte die Energieverschiebung in der Macht gespürt, wenn ihm etwas passiert wäre!“

Dean versagte glorios darin, seiner Aussage ein amüsiertes, entspanntes Flair zu verleihen, stolperte über eine Baumwurzel und wurde allein von Sams Geistesgegenwart in Kombination mit seinen langen Armen davor bewahrt, sich am nächsten Baumstamm den Schädel zu spalten.

Es war unanständig früh am Morgen, es war kalt, Nebel hing in der Luft und ließ ihn trotz drei Lagen plus Lederjacke schaudern, und zur Krönung all dessen hatte er den Tag nicht einmal mit einem Kaffee beginnen können, also war es nur allzu verständlich, dass Dean seinem Unmut über sein eigenes Ungeschick mit lautem Fluchen Luft machte.

Sam hatte ihn seit Ewigkeiten nicht mehr so offensichtlich gereizt und nervös erlebt – das wiederholte Verweisen auf ein und denselben Film war dafür ebenso ein Anzeichen wie das Zittern in seiner Stimme – und obwohl auch er alles andere als entspannt war, was Bobbys Verschwinden betraf, machte es ihm Deans fahriges Gebaren absolut unmöglich, sich auf etwas anderes als sein Wohlergehen zu konzentrieren.

Ihre gemeinsame Nacht in Bobbys Blockhütte hatte die Erinnerung an ihren letzten Aufenthalt dort allzu lebhaft wieder zurückgebracht, und der Umstand, dass Dean sich erst im Schlaf zufrieden brummend an ihn geschmiegt hatte, nur um am nächsten Morgen aus seinen Armen zu flüchten, als er seine Morgenlatte bemerkt hatte, hatte Sam mit einem angespannten Ziehen in der Magengegend zurückgelassen.

Es war offensichtlich, dass Dean sein kleines Trauma nicht ganz so komplett überwunden hatte, wie er und Sam sich das eingebildet und gewünscht hatten – die Tatsache, dass Dean es, bewusst oder unbewusst, vermied, im Bett in eine Position zu geraten, die auch nur ansatzweise als devot aufgefasst werden konnte, war da ein mehr als deutlicher Hinweis – und als Dean über eine weitere Baumwurzel stolperte, Sam ihn abermals auffing und wieder in die Senkrechte beförderte, hielt er ihn möglicherweise etwas länger fest als nötig, er war immerhin auch nur ein Mensch.

Mit Sams starken Armen um seine Körpermitte geschlungen, Sams mehr als präsentem Körper in seinem Rücken, und der unglaublichen Wärme, die Sam immer ausgerechnet dann ausstrahlte, wenn Dean es am allerwenigsten gebrauchen konnte, fühlte er sich gleichzeitig sicher und furchtbar klein, und das –

„Sind das Anazasi-Symbole?“

Dean blinzelte mehrmals und beugte sich vor – was seinen Hintern in perfekte Andock-Position brachte, Sam ein überraschtes Keuchen entlockte und ihn dazu brachte, seine Arme noch ein wenig enger um Dean zu schlingen – betrachtete die scheinbar willkürlichen Furchen im Waldboden etwas genauer, und kam zu dem Schluss: „Das sind Anazasi-Symbole!“

Dean klang schon beinahe ekstatisch über seinen unerwarteten Fund und das Vermögen, ihn zu identifizieren, dann schien ihm aufzudämmern, was das zu bedeuten hatte, und er legte die Stirn in so tiefe Falten, dass selbst Tommy Lee Jones beeindruckt gewesen wäre.

„Shit.“

McClane, der bisher ruhelos um seine zwei Ersatzherrchen herum geschlichen war, winselte leise und machte direkt neben den soeben entdeckten Symbolen Sitz.

„Die hättest du uns auch vorher zeigen können“, machte Dean ihn streng auf sein Versäumnis aufmerksam, und McClane winselte noch ein wenig lauter und blickte aus traurigen Hundeaugen zu ihm auf.

„Denkst du, es ist ein Wendigo?“ murmelte Sam besorgt über seine Schulter hinweg, und Dean fiel erst jetzt auf, dass er noch immer von ihm festgehalten wurde.

Das war ein völlig neues Level von Verlustangst und Anhänglichkeit, selbst für Sam.

„Ich wüsste nicht, was es sonst sein sollte – Bobby wird sich etwas dabei gedacht haben, diese Zeichen in den Boden zu ritzen – das kann einfach nur er gewesen sein – und wenn er dabei nicht unterbrochen worden wäre, müssten wir uns jetzt nicht auf die Suche nach ihm machen“, antwortete er ernst, löste sanft Sams eisernen Griff um seine Taille und ging neben den undeutlichen und halb verwischten Symbolen in die Hocke.

Ihm ging auf, dass er sie vermutlich nicht gesehen hätte, wenn er nicht gestolpert wäre, und das fiel so eindeutig unter die Kategorie Glück im Unglück, dass es ihm ein unfreiwilliges Lächeln entlockte – denn das war exakt die Art von Glück, an die er sich, seinen bisherigen Lebensweg betrachtet, gewöhnt hatte.

„Sie sind relativ frisch – nicht älter als zwei Tage“, erklärte Dean nach einer kurzen aber intensiven Studie des Waldbodens und blickte Sam über seine Schulter hinweg an.

„Wenn der Wendigo ihn als Wintervorrat will, könnte er noch am Leben sein.“

Dean konnte nur hoffen, dass Bobbys Art von Glück der seinen nicht allzu unähnlich war.

Von einem Wendigo verschleppt aber nicht gefressen zu werden, fiel definitiv unter die Kategorie Glück im Unglück, was allerdings nicht hieß, dass sie sich nicht beeilen mussten.

„Lass uns Waffen aus dem Wagen holen.“

Dean machte kehrt und marschierte zielsicher zurück in Richtung Hütte, und Sam blieb einen Moment lang, wo er war, und starrte aus nachdenklichen Augen auf den Waldboden, bevor er wieder zu sich kam und Dean eilig folgte.

Es mochte hellichter Tag sein, aber das hatte noch keinen der – zugegeben, wenigen – Wendigos, mit denen sie es zu tun bekommen hatten, davon abgehalten, anzugreifen, und er hatte nicht vor, sich Dean vor der Nase wegschnappen zu lassen.

Weder von einem Wendigo noch von sonst irgendetwas.
 

Es fiel ihnen bedenklich schwer, Bobbys letztes Lebenszeichen wieder zu finden, nachdem sie einige Minuten damit verbracht hatten, McClane in der Hütte einzusperren, und diese mit einem Kreis aus Anazasi-Symbolen vor einer möglichen Attacke des Wendigos zu schützen – es grenzte an ein Wunder, dass der Hund allein im Wald überlebt hatte, ohne gefressen oder erschossen zu werden, und sie hatten nicht vor, dieses Wunder überzustrapazieren – und Dean war kurz davor, auf die Knie zu fallen und den Boden zu küssen, als sie die Stelle endlich entdeckt hatten.

Aber der Boden war kalt und feucht und dreckig – Kunststück, der Boden bestand quasi aus Dreck – und Dean konnte sich gerade noch so beherrschen, seine Lippen allzu enge Bekanntschaft mit ihm schließen zu lassen, er war schließlich nicht der Papst.

Es brauchte eine volle Stunde und all ihre nicht vorhandenen Pfadfinder-Fähigkeiten, um die Fährte des Wendigos aufzuspüren, und als sie sich endlich zu einer Route entschlossen hatten, stand die Sonne hoch am Himmel und hatte den Bodennebel zur Gänze vertrieben, Dean war zumindest ansatzweise wach, und Sam somit von der Notwendigkeit entbunden, ihn alle fünf Minuten vom Fall über eine hinterhältige Baumwurzel zu bewahren.

Nur weil er wach war, hieß das allerdings noch lange nicht, dass er sich auch beruhigt hatte, seine verstärkte Aufnahmefähigkeit und schärferes Urteilsvermögen schienen Dean nur noch anfälliger für Nervosität und Besorgnis zu machen – zumindest, wenn man das rhythmische Zucken seiner Finger um den Griff seiner Leuchtpistole zum Zeichen nehmen wollte – und Sam hoffte aus tiefstem Herzen, dass Dean sich nicht ausgerechnet diesen Moment für einen Nervenzusammenbruch aussuchen würde.

Er glaubte nicht, dass er selbst in einer Verfassung war, in der er mit so etwas umgehen konnte – nicht, dass er glaubte, dass es überhaupt eine Verfassung gab, in der er mit so etwas umgehen könnte, Dean war einfach nicht der Typ für Nervenzusammenbrüche, und er nicht der Typ sie abzuwenden – und die Vorstellung eines bis an die Zähne bewaffneten Dean, der die Kontrolle über sich verlor, war alles andere als angenehm.

Es verlangte all ihre Konzentration, die Fährte des Wendigo, die aus Krallen- und Blutspuren an Baumstämmen und auf dem Waldboden bestand, nicht zu verlieren, und sie schwiegen größtenteils, was die unnatürliche Stille im Wald, die erdrückender wurde, je tiefer sie in ihn vordrangen, nur noch unerträglicher machte.

„Was ist, wenn er -?“ setzte Sam vorsichtig an, und Dean hob die Hand und schnitt ihm das Wort ab.

Er wollte nicht einmal daran denken, dass Bobby nicht mehr am Leben sein könnte, geschweige denn darüber sprechen; und ja, möglicherweise war es irrational und kindisch – nicht dass das was Neues für ihn wäre – aber er wollte nicht, dass Sam es laut aussprach, das würde es wirklich – greifbar – machen.

Sam biss sich auf die Unterlippe und schwieg, verstand auch ohne Worte, was in Dean vor sich ging, und hielt unwillkürlich die Luft an, als in einer Art Talsenke, die von uralten, knorrigen Bäumen gesäumt war, der halb verfallene Eingang zu einem Stollen in Sicht kam.

Licht im Dunkel

Es folgt das Wort zum Sonntag.
 

Hallöchen, liebe Leser.

Ich weiß nicht, ob ich schon mal erwähnt habe, was für bemerkenswerte Freunde ich doch habe.

Falls nicht, wird es jetzt wirklich langsam mal Zeit, da sie mich immer und immer wieder ganz famos inspirieren, und dass sie teilweise nicht alle Tassen im Schrank haben, versteht sich sowieso von selbst.
 

Am letzten Donnerstag trug es sich zu, dass ich mit der Isi, der Tine und der Kinka (Rina wollte leider nicht …) den grandiosen Film „The Princess Bride“ angesehen habe.

Kurzer Einschub: GUCKT EUCH DAS AN!

So, ähm … ja.

Wir gucken das also, der heldenhafte Held wird gefangen genommen, ein wenig gefoltert und liegt dann da so mit freiem Oberkörper in der Gegend rum, und ich so: „FANSERVICE!“

Und Tine so: „Bluuut!“

Nur, sie hat gar nicht Blut gesagt, sie hat „guuut!“ gesagt … Isi und Kinka unterstellen ihr lediglich, sie habe „Bluuut!“ gesagt (und das gut gefunden) … und das Schlimme ist:

Zuzutrauen wäre es ihr.
 

Wenn – falls, falls ist gut – ihr also in den nächsten Kapiteln auf eine unangemessen blutige Menge an Blut stoßen solltet, dann ist das Fanservice für Tine! :D
 

Und nun wünsche ich euch wie immer viel Vergnügen, Kommi-Kommis gibt’s bei meinen nächsten präkapitelären Auswüchsen wieder!
 

moko-chan
 


 

Dean blickte auf, als Sam plötzlich zum Stehen kam, folgte mit seinem Blick Sams ausgestrecktem Arm und runzelte unwillkürlich die Stirn, als er den Stolleneingang erblickte, den sein aufmerksamer Gefährte entdeckt hatte.

Manchmal machte ihn die Tendenz seiner Landsleute, einfach zu verschwinden, damit Gebäude, Stollen und manchmal ganze Städte Geistern, Vampiren und Konsorten zum Einzug und kostenlosen Hausen zur Verfügung standen, schlichtweg wahnsinnig.

War es denn so schwer, den Müll zu beseitigen, bevor man weiter zog?

Offensichtlich war es das, sonst hätten die Verantwortlichen von Auston&Co sicherlich mehr unternommen, als lediglich ein „Betreten Verboten“ Schild an den morschen Deckenbalken des Stollens zu nageln – nicht einmal ein Zaun oder Ähnliches hielt den neugierigen, leicht suizidalen Spaziergänger vom Eintreten ab, und Dean knurrte leise, während er an Sams Seite den dunklen, engen Schacht betrat.

Es brauchte ein Weilchen, bis Deans Augen sich an das Dunkel gewöhnt hatten – nie war eine Taschenlampe da, wenn man sie brauchte – und nachdem er und Sam mehrere Meter tief in den Gang vorgedrungen waren, stießen sie auch bereits auf das erste Hindernis in Form einer Weggabelung.

Ein kurzer Blickkontakt mit Sam sagte Dean, dass der sich eher eigenhändig die linke Hand abhacken würde, als sich von ihm zu trennen, und nach etwa zwei Minuten des unentschlossenen Herumstehens setzte Dean sich wieder in Bewegung und entschied sich für den rechten der beiden Wege.

Nicht nur erschien er ihm dunkler als der Linke, die Luft, die aus ihm an seine geschulte Nase drang, war außerdem alles Andere als angenehm – und er war schon immer groß darin gewesen, im Zweifellsfall einfach seiner Nase zu folgen.

Er spürte Sam direkt hinter sich, während er so leise wie nur möglich und mit so flach wie nur möglich gehaltenen Atemzügen Schritt um Schritt tiefer in den verlassenen Stollen vordrang, und wohl zum ersten Mal in seinem Leben zog er aus diesem Gefühl mehr als nur die flüchtige Sicherheit, dass sein Rücken gedeckt war.

Wozu der Stollen angelegt worden war, war nicht mehr zu erkennen, und Dean hatte zu wenig Erfahrung – von Interesse daran ganz zu schweigen – mit derlei Dingen, um länger darüber nachdenken zu wollen.

Alles, was er wusste, war, dass er ganz genau spüren konnte, dass sie ihrem Ziel näher kamen, und dass der Knoten in seinem Magen sich zusehends fester zusammenzog.

Der Gedanke, dass er möglicherweise ein Magengeschwür entwickelt haben könnte, kam ihm nicht zum ersten Mal und wurde auch nicht zum ersten Mal ungeduldig beiseite geschoben.

Jetzt war nun wirklich nicht der Moment, sich mit medizinischen Problemen zu beschäftigen – dazu würde er vermutlich genug Zeit haben, wenn sie Bobby erst einmal gefunden hatten.

Dean blieb stehen, als er hinter der nächsten Wegbiegung eine Bewegung verbunden mit leisem Knurren auszumachen glaubte, und als er Sam hinter sich den Atem anhalten hörte, wusste er, dass er sich das Geräusch nicht eingebildet hatte.

Er löste die Sicherung von seiner Leuchtpistole, hielt sie mit ausgestreckten Armen vor seinem Körper mit der Mündung gen Boden und schob sich langsam weiter vorwärts, nachdem Sam das Gleiche getan hatte.

Schwacher Lichtschein von einem Deckendurchbruch erleuchtete den Gang hinter der Wegbiegung, und Dean verengte die Augen zu Schlitzen, um erkennen zu können, ob sich im Dunkel hinter dem Lichtstrahl etwas regte, aber er konnte beim besten Willen keine Bewegung ausmachen.

Sams Hand legte sich auf seine Schulter und drängte ihn sanft weiter, und Dean runzelte kurz die Stirn, um sich dagegen auszusprechen, als menschlicher Schutzschild missbraucht zu werden, als ein entschieden weder menschlich noch tierischer Laut an seine Ohren drang.
 

Vernunft und Vorsicht beiseite schiebend, hob Dean beide Arme, um einen Schuss abzufeuern, und nachdem er den Auslöser gezogen hatte, blendete ihn die plötzliche, gleißende Helligkeit der Leuchtpatrone derartig, dass er für einen kurzen, lebensgefährlichen Atemzug die Augen zukneifen musste.

Als er sie wieder öffnete, sah er Sam eben noch am Ende des Tunnels um die Ecke biegen.

„Sammy!“

Dean fluchte, lud hastig seine Waffe nach und folgte Sam, rannte in mehr als nur eine solide Wand, stolperte mehr als nur einmal über Hindernisse auf dem unebenen Boden, nahm sich jedoch nicht einmal die Zeit, seinem Unmut darüber laut Luft zu machen.

Er hörte Sams schwere Schritte ein paar Meter vor sich, konnte ihn jedoch nicht sehen, und der ohnehin bereits höchst unangenehme Knoten in seinem Magen nahm gordische Ausmaße an.

Er wusste nicht, ob er den Wendigo getroffen, oder nur leicht gestreift, oder gänzlich verfehlt hatte, und es sah Sam alles Andere als ähnlich, einfach so voran zu preschen.

Das war einzig und allein Vorrecht des unkaputtbaren großen Bruders – und Dean verschwendete keine Sekunde damit, darüber nachzudenken, wie viele Aspekte dieses Gedankenganges unzutreffend waren.

Er bog um eine ungewöhnlich scharfe Kurve, und ihm wurde sämtliche Luft aus den Lungen gepresst, als Sam ihm entgegen flog und ihn mit dem Rücken an die Tunnelwand nagelte.

Dean japste, ignorierte das Gefühl akuter Panik, als Sam leblos an ihm zu Boden rutschte, und nutzte die dadurch frei gewordene Bahn und Bewegungsfreiheit seiner Arme, um sie auszustrecken und einen diesmal wesentlich gezielteren Schuss auf den hastig herannahenden, wütend grollenden Wendigo abzufeuern.

Dean wartete nicht ab, dem Biest beim effektvollen Verbrennen zuzusehen, sondern warf, etwas gleichgültiger als anzuraten wäre, die Waffe beiseite und ließ sich neben Sam auf die Knie sinken, um seinen Zustand zu überprüfen.

Seine klammen, zitternden Finger fanden einen ruhigen, gleichmäßigen Puls und Dean atmete einmal ganz bewusst tief ein und wieder aus, bevor er Sam sanft herumdrehte, so dass er mit seinem Kopf in seinem Schoß zu liegen kam, und er ihm das blutverkrustete Haar aus dem Gesicht streichen konnte.

Der Wendigo hatte seine Krallen sowohl mit Sams Gesicht als auch seiner Brust nähere Bekanntschaft schließen lassen, aber der Blutverlust war nicht so stark, dass er Deans Besorgnis erregt hätte.

Sie hatten wieder einmal Glück im Unglück gehabt.

„Sammy?“ murmelte er heiser und räusperte sich leise, bevor er es erneut versuchte. „Sam?“

Sam stöhnte leise, und Dean sah, wie sich seine Augen hinter seinen geschlossenen Lidern bewegten, bevor er sie aufschlug.

„Wie fühlst du dich?“ erkundigte er sich gewohnheitsgemäß, und Sam zog ihm eine ausdrucksstarke Grimasse.

„Affengeil.“

Dean unterdrückte ein Schmunzeln, betrachtete sich Sams Verletzungen etwas eingehender, stellte fest, dass sie unter den gegebenen Umständen ruhig noch etwas darauf warten konnten, versorgt zu werden, und wuschelte Sam einmal spielerisch durch die zerstörte Frisur.

„Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein, Sammy. Wenn hier einer kopflos voran stürmt, dann bin das ich, hast du verstanden?“

Sam verkniff es sich, einen geschmacklosen Kopflosen-Witz zu machen – auch das war Deans Metier – und nickte lediglich.

„Sicher. Du bist der Planlose von uns. Abgespeichert.“

Dean hüstelte, half Sam äußerst umsichtig auf die Füße und hielt ihn ein Weilchen fest, bevor er sicher sein konnte, dass Sams enorm lange Beine ihm nicht plötzlich den Dienst versagen würden.

„Es geht schon“, versicherte Sam ihm ernsthaft, entfernte sanft aber nachdrücklich Deans Hände von seiner Hüfte und seiner Schulter und ging tiefer in den Stollen hinein.

„Wir müssen Bobby finden.“

Widerspruch war sowohl zwecklos als auch unerwünscht, also setzte Dean sich schweigend in Bewegung, überholte Sam nach ein paar Metern, um die Führung zu übernehmen und ein unüberwindliches Bollwerk gegen eventuelle Gefahren darzustellen.

Sam ließ ihn gewähren, deutete nicht einmal durch ein spöttisches Hüsteln an, für wie überflüssig er diese Geste hielt, nachdem der Wendigo erlegt worden war, und betrachtete ein paar Minuten lang Deans breite Schultern im Halblicht des Stollens.

Sein Blick glitt unweigerlich tiefer, kam auf Deans Hüften zu ruhen, und Sam hielt einen Moment lang den Atem an, als sein Körper sich allzu lebhaft daran erinnerte, wie es sich anfühlte, diese Hüften vor seinen eigenen zu spüren, Haut an Haut, und Sam schluckte trocken und musste sich zwingen, doch lieber wieder an Dean vorbei den Gang entlang zu starren.

Er hatte zwar nicht sonderlich viel Blut verloren, aber das, was ihm verblieben war, war in seinem Kopf trotzdem weit besser aufgehoben als südlich seiner Gürtelschnalle.
 

„Wie tief ist dieser beschissene Tunnel eigentlich?“

Dean hatte mehr zu sich selbst gesprochen und erwartete nicht wirklich eine Antwort von Sam – als dessen Hand sich also plötzlich auf seiner Schulter wiederfand und ihn höchst effektiv daran hinderte, weiter zu gehen, zuckte er tatsächlich ein wenig zusammen und blickte dann aus seltsam schimmernden grünen Augen zu ihm auf.

Sam konnte sich nicht ganz entscheiden, ob Deans Blick einladend oder abweisend war, also ignorierte er ihn schlichtweg, ebenso wie sein verwirrtes „Was?“ und verfestigte den Griff an seiner Schulter.

Sam drehte Dean schweigend zu sich um, legte seine Hand unter Deans Kinn, um sein Gesicht zu sich anzuheben, und küsste ihn – und Dean starrte aus weit aufgerissenen Augen ins Nirgendwo.

Was war denn nun kaputt?

Seine Hände fanden Sams Schultern und er hielt sich an ihnen fest, während sein Mund ganz von selbst beschloss, sich für ihn zu öffnen.

Sam in diesem düsteren Tunnel zu küssen hatte etwas Surreales, und Dean fragte sich unwillkürlich, ob es an dem erfolgreichen Niederstrecken des Wendigos und dem deswegen freigesetzten Adrenalin lag, dass er sich so seltsam benommen fühlte; er fragte sich weiterhin warum er nicht schon früher darauf gekommen war, dass es durchaus seine Vorzüge hatte, Sam direkt nach einer erfolgreichen Jagd um Sinn und Verstand zu küssen.

Und dann fragte Dean sich ein wenig besorgt, was zum Teufel in Sam gefahren war, dass er so plötzlich über ihn herfiel, denn bei ihm selbst mochte ein solches Verhalten ja durchaus gängig sein, bei Sam war es ganz sicher ein Grund zur Besorgnis.

Er brachte also seine Hände zwischen sich und Sam, presste sie gegen Sams muskulöse Brust und drückte ihn von sich, um ein wenig atemlos zu ihm aufzublicken.

„Wir … ähm … Bobby!“ brachte er seine dringendsten Gedanken in komprimierter Form hervor, und als er Sam sich peinlich berührt räuspern sah, wusste er, dass mit diesem nichts verkehrt war, was eine Tasse Kakao und eine Runde Rumgekuschel nicht aus der Welt schaffen würde.

„Richtig. Bobby.“

Sam räusperte sich erneut, wandte Dean den Rücken zu und nutzte seine langen Beine, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und Deans verführerische Nähe zu bringen.

Er war sich nicht ganz sicher, was da so plötzlich über ihn gekommen war, ging jedoch stark davon aus, dass es entschieden etwas mit Dean, seinen verboten schmalen Hüften und der Erinnerung an den Geschmack seiner Haut zu tun hatte.

Diese Erinnerung wurde nun flugs verdrängt und durch Schuldgefühle ersetzt, denn wie konnte er es bitte mit seinem Gewissen vereinbaren, Dean ausgerechnet dann zu küssen, wenn nicht sicher war, ob Bobby noch am Leben oder schon längst verdaut war?

Der Gedanke traf ihn wie eine Faust in den Magen – äußerst passend – und Sams Mund bildete eine schmale, weiße Linie, als er sein Tempo leicht steigerte und zu leichtem Joggen überging.

Bobby hatte ihn und Dean aus mehr als einer Klemme gerettet, hatte ihnen wieder und wieder als Born der Weisheit zur Verfügung gestanden, und der Gedanke, dass sie ausgerechnet diese eine Mal versagten, da Bobby sie brauchte, war niederschmetternd.

Bobby war die eine Konstante in ihrem Leben, die mit dem übernatürlichen Part ihres Daseins verwoben war und bisher alle Widrigkeiten überdauert hatte, er war der eine Mensch, der sich nicht hatte umbringen lassen – und warum war es ihm bisher immer so selbstverständlich erschienen, dass das der Fall war?

Um alles andere in seinem Leben hatte er eine beinahe irrationale Angst entwickelt, allein bei Bobby war er stets davon überzeugt gewesen, er würde einfach immer da sein, um ihn müsse er sich keine Sorgen machen.

Sam war so sehr damit beschäftigt, sich – den Blick fest auf den Boden direkt vor seinen Füßen fixiert – für seinen ein wenig peinlichen Fauxpas äußerst übertriebenen Selbstzerfleischungen hinzugeben, dass es eines entsetzten Aufkeuchens von Dean bedurfte, ihn aufblicken und den Grund für sein Ungemach entdecken zu lassen.

Es war Bobby, der an Händen und Füßen gefesselt wie ein Stück Wild an der rückliegenden Wand einer natürlichen Höhle, in die der Stollen mündete, hing.

Sam musste mit einem plötzlichen Anfall von Übelkeit kämpfen, und für ein paar schreckliche Sekunden lang konnte er keinen Muskel rühren – erst als Dean sich ein wenig brüsk an ihm vorbei schob, kam er wieder einigermaßen zu sich.

Er sah, wie Dean mit ein paar schnellen, motorisch wirkenden Schritten auf Bobby zu eilte, und mit Ausnahme des Knirschens seiner Schuhe auf dem Erdboden war es vollkommen still in der Höhle, und Sam konnte nur hoffen, dass er es sich nur einbildete, dass es allein an seiner Panik lag, dass nicht einmal der leiseste Atemzug zu hören war.

Zwei Helden

Guten Tag, du schöne Welt!
 

Weiß nicht, woran es liegt, aber meine Laune ist heute gar extraordinär herausragend gut.
 

(Sollte vielleicht meine neue Teemischung mal genauer analysieren lassen, vielleicht ist die nicht ganz koscher.)
 

Da ich euch im letzten Kapitel Kommi-Kommis versprochen habe, und ich meine Versprechen für gewöhnlich zu halten pflege – ich weiß, woran es liegt! Georgette! Die balsamische Nachtluft! Nyahaha – ähm, kriegt ihr jetzt Kommi-Kommis!
 

@ Himchen:

Da, schon wieder Erste.

Weiß gar nicht, was du hast, das klappt doch wunderbärchen!

Und nachdem ihr euch so ziemlich alle an der ein oder anderen Stelle schon mal gewundert habt, ob das mit Sam und seiner Libido alles mit rechten Dingen zugeht, habe ich mir jetzt einen übernatürlichen Grund dafür ausgedacht, und verrat euch ganz lange nicht, was es ist.

HA!
 

@ _Sam_Winchester_:

Nur immer alles hübsch nacheinander.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen!
 

@ Lyafe:

Haaach, mir war gar nicht bewusst, wie wunderbar stimmungsvoll das Kapitel war.

Du machst mich stolz – auf eine gute Art … hoffe ich.
 

@ Sam_Dean:

Was gibt’s denn an meinem Wort zum Sonntag nicht zu verstehen?

Kernpunkt meiner Aussage ist der, dass die Tine sich am Schmerz und Gebrechen anderer Leute erfreut. Hehe.
 

@ -Kitsune:

Die Psyche meiner Leser erhalten wollen?

Ich?

Nö.

Ich quäl euch doch viel zu gerne.

Muhaha!
 

@ Calysto:

Ja, ich bin fies.

Genauer gesagt, bin ich eine Hexe!

Ich habe die magische Fähigkeit, Serien- und Filmpersönlichkeiten, die mir am Herzen liegen, flugs ins Gras beißen zu lassen – und ich bin nicht die Einzige!

Wir sind ein ganzer Hexenzirkel!

Wir haben Teddy umgebracht!
 

@ Serendipity:

Memo an mich selbst: Muss mich ausloggen, bevor ich dich an meinen Louis lasse.

Stimme deinen Bemerkungen bezüglich unpassender Spitznamen für Mr. Singer vorbehaltlos zu und verfüge hiermit Spitznamen-Verbot für sämtliche Männer, die sich schon länger als drei Tage nicht mehr rasiert haben.

Und jetzt fällt mir ein, dass „Bobby“ ja schon der Spitzname ist.

Verdammt.
 

@ Sandy25:

Oh, vielen lieben Dank für Krone und Zepter – die passen perfekt zu meinen Vorhängen!

Sitze jetzt hier so rum, überblicke wohlwollend meine literarischen Ländereien und beschließe doch spontan, als Königin der Kliffe (klingt beeindruckender) euch auch am Ende des nächsten Kapitels wieder über die Kante stürzen zu lassen.

Fang euch unten aber auf, keine Sorge.
 

@ wincest4ever:

Ääääääääähm … ja, nee. Leider nicht. Höhö.

Nach dem letzten Akt mit den vier Kapiteln in Folge muss ich mich noch ein wenig sammeln, bevor ich Dideldum und Dideldei wieder in die Federn springen lasse.

Tut mir auch gar nicht leid.

Höhö.
 

Höhö.
 

@ Bufera:

Richtig, wieder nicht aufgepasst, macht aber nix, sie hat ja mit ihrem Nick unterschrieben, nich wahr?

Geht’s dir denn inzwischen besser?

Ich habe vor, dir ein wenig Fanservice, nur für dich, in die Geschichte zu schreiben.

Dauert allerdings noch ein wenig, und Rasierer sind nicht involviert, nur, damit du Bescheid weißt.

Dean hat diese Sicherung EIGENHÄNDIG an die Leuchtpistole gebaut, weil er Angst hatte, dass sie ihm in der Hose losgeht. So.

Ich liebe den Marco/Polo Abschnitt. Habe mich köstlich amüsiert.

Und NATÜRLICH zitiert Dean Star Wars!

Gleich in einer der ersten Folgen stellt er sich und Sam schließlich mit Agent Ford und Agent Hamill vor! Hallo?!

Selbst Kripke sagt, Dean sei Han Solo und Sam Luke Skywalker – da könnte man jetzt Vergleiche bezüglich der Krötigkeit gewisser Schauspieler anstellen, aber das überlasse ich dir.
 

@ vanna:

Ich vergebe dir.

Sind es Alice-Internetmenschen?

Von denen habe ich bisher NUR Schlechtes gehört.

Unverschämtes Pack!

Hab mich jedenfalls sehr über dein Feedback gefreut und du wirst sehen:

Alles wird gut.

Immer.

Ich bin ein Glücksbärchi!
 

@ Shaitan:

Natürlich kommt da noch was!

Da kommt IMMER noch was!

Ich habe Pläne, viele, viele Pläne!

Einer planiger als der Andere!
 

@ Sunrise101:

Jetzt hab ich euch mit meinen Geschichten über meinen adorablen Freundeskreis glaub ich ein wenig verwirrt.

Das Blut kommt, ganz bestimmt kommt das Blut – aber wann, das kann ich noch nicht sagen.

Es wird aber auf jeden Fall Angriffs- und Abwehrhandlungen in einem würfelförmigen, mit metallenen Gittern begrenzten … Ding involvieren.
 

@ killerniete21:

Eigentlich, ja eigentlich habe ich die Angelegenheit genau so betrachtet wie du.

Es war dunkel, Dean sah gut aus, Sam wollte ihn küssen.

Da das aber scheinbar dem Großteil meiner Leserschaft zu langweilig ist, steckt jetzt ein großes, dramatisches Geheimnis dahinter, das Sam ganz furchtbar in Angst und Selbstzweifel stürzen wird.

Das haben sie dann davon!
 

@ kaliel:

Habe deinen Kommentar äußerst erfreut zur Kenntnis genommen, Sam in einem der nächsten Kapitel prompt farbige Shorts angezogen, und verbleibe jetzt in freudiger Erwartung auf deine nachgereichten Kommentare.

Und du bist ganz und gar nicht pingelig, es sind schließlich solche Details, die auch ich am liebsten lese.

Vielleicht wird Dean in näherer Zukunft derjenige sein, der aus Mangel an frisch gewaschener Wäsche … mal schauen.
 

@ Hope_Calaris:

Meine liebe Tine, du kennst mich doch nun wahrlich schon lange genug, um zu wissen, dass ich so etwas Fabulöses nie im Leben für mich behalten könnte!

Die Welt muss um unsere Einzigartigkeit doch wissen!

Besonders um deine! :D

Und Sam und Dean hatten KEIN Pfadfindertraining!

Die hatten Soldatentraining! Nicht zu vergleichen!

Außerdem wussten sie ja nicht, dass sie Taschenlampen brauchen würden, sind ja frühmorgens losmarschiert und schlussendlich haben wir beim Gucken der Serie jetzt doch oft genug festgestellt, dass unsere Jungens manchmal ein wenig dumm sind, nicht wahr?

(So, genug rausgeredet.)

Ich MAG deinen neuen Tanz.

Werde ihn so oft wie möglich herausfordern!
 

Dann tanzt mal los!
 

moko-chan
 


 

Sam beobachtete, wie Dean eine zitternde Hand hob, um Bobbys Puls zu überprüfen, und der Anblick ihres Freundes, zerschunden, gefesselt und völlig leblos, machte ihn gleichzeitig unglaublich wütend und unsagbar elend.

„I-ist er -?“ brachte er mit zitternder Stimme hervor, im gleichen Augenblick, da Dean „Er lebt!“ hervorstieß, und Sam gaben vor Erleichterung beinahe die Knie nach.

Er stolperte an Deans Seite, half ihm, Bobby los zu schneiden, und hatte keinen Blick für die illustre Ansammlung von Knochen übrig, die in der ganzen Höhle verstreut lagen.

Der Anblick allein war genug, einem den Magen umzustülpen, und Sam hatte momentan Besseres zu tun, als sich zu übergeben.

Er musste Bobby festhalten, der keinerlei Anzeichen zeigte, in näherer Zukunft das Bewusstsein zurück zu erlangen, musste Bobbys Schweinchenmütze vom Höhlenboden aufklauben, damit sie nicht vergessen wurde, musste Dean durch bloßes Ruhigbleiben beistehen, und ihm helfen, Bobby aus der Höhle zu schaffen – plötzliche Anfälle von Seekrankheit (noch dazu an Land) waren also ganz und gar ausgeschlossen.

Es dauerte lange, bis sie wieder ins Tageslicht vor dem Stollen gelangt waren, und sie blieben einen Moment lang stehen, um wieder zu Atem zu kommen.

Bobby war noch immer nicht zu sich gekommen – was Sam einigermaßen beunruhigte – atmete jedoch tief und gleichmäßig, also bestand durchaus Hoffnung, dass jetzt, da er an der Sonne und der frischen Luft war, sein Blut wieder ungehindert von Fesseln zirkulieren konnte, und er nicht länger wie ein Schinken unter der Höhlendecke baumelte, relativ zügig aufwachen würde.

Sie traten den Rückweg zur Hütte schweigend an, und Sam brauchte etwa eine Viertelstunde, bis er bemerkte, dass Dean ungewöhnlich bleich war.

Sam sah durchaus ein, dass der Vormittag außerordentlich aufregend und ereignisreich gewesen war, aber warum ausgerechnet Dean aussah wie doppelt aufgewärmter Tod, wenn Bobby der Bewusstlose und er derjenige mit äußerst unangenehmen Schnittwunden war, wollte ihm nicht ganz einleuchten.

Er schwieg also eine weitere Viertelstunde lang, warf Dean jedoch immer wieder einen prüfenden Blick aus dem Augenwinkel zu, und als er keine Verbesserung feststellte, räusperte er sich leise.

„Ist mit dir alles in Ordnung?“

Daran, wie Dean die Lippen zu einem schmalen Strich zusammenpresste, die Kiefermuskeln anspannte und lediglich ruckartig nickte, konnte Sam mit neunzigprozentiger Sicherheit ausmachen, dass mit ihm nicht das Geringste in Ordnung war, er sah in der Tat aus, als habe er Schmerzen.

„Dean“, knurrte er also warnend – er war nicht in der Stimmung, sich einen Bären aufbinden zu lassen, schon gar nicht mitten im Wald – und als er Dean mühevoll schlucken sah, machte er sich auf eine Diskussion über die Nerven zermürbende Natur seines Charakters gefasst, nicht jedoch auf ein promptes, ein wenig erschreckendes Geständnis.

„Ich glaube, eine meiner Rippen ist gebrochen.“

Sams Augen weiteten sich entsetzt, und er verlangte etwas schärfer als beabsichtigt, dass Dean Bobby gefälligst sofort losließ, um ihn allein seine Last schultern zu lassen.

Dean kam dem Befehl so prompt nach, dass wirklich kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass er große Schmerzen hatte, und Sam, der zunehmend in Panik geriet, konnte nur dankbar dafür sein, dass die gebrochene Rippe scheinbar keine lebenswichtigen Organe durchstochen hatte.

Es beruhigte ihn ein wenig, dass Deans Gesicht, jetzt, da er Bobby nicht mehr tragen musste, wieder ein wenig an Farbe zunahm, aber lange nicht genug, um ihm zu gestatten, sich hinters Steuer des Impalas zu setzen, als sie endlich wieder an der Hütte angekommen waren.

Er verfrachtete Bobby auf die Rückbank seines alten blauen Fords, rückte ihm mechanisch seine Mütze zurecht, und als er sich wieder aufrichtete, musste er kurz nach Luft schnappen und sich das verschwitzte Haar aus der Stirn wischen.

Sicher, er war groß und hatte in den letzten Monaten – wenn man Deans Worten Glauben schenken durfte – die Statur eines Ochsen entwickelt, aber das hieß noch lange nicht, dass es ihn nicht erschöpfte, Bobby meilenweit durch den Wald zu tragen.

„Setz dich auf den Beifahrersitz“, forderte er Dean knapp auf, und ging etwas schwankenden Schrittes auf die Blockhütte zu, um McClane aus seinem provisorischen Gefängnis zu befreien.

Der Hund schien überglücklich, ihn wieder zusehen, ließ jedoch abrupt von seiner Begrüßung ab, als er die Witterung seines Herrn aufnahm, und stürzte dann winselnd und jaulend zum Pickup-Truck, um solcherart die Rückkehr seines ihm liebsten Rudelmitglieds zu zelebrieren.

Sam seufzte, gewährte dem Hund nach kurzem Zögern Zugang zum Rücksitz, und war überrascht, dass dieser nicht einmal versuchte, auf die Rückbank zu springen – stattdessen klemmte er sich in den Fußraum, schnüffelte, wie um sich selbst zu beruhigen, an Bobbys schlaff herabhängender Hand, und warf Sam dann einen kurzen Blick aus dunklen feuchten Hundeaugen zu, der wohl bedeuten sollte, dass er jetzt losfahren konnte.

Sam lächelte schwach, drückte vorsichtig die Autotür zu, und ging um den Wagen herum, um seinen Platz auf dem Fahrersitz einzunehmen.

Die Autoschlüssel fanden sich wie erwartet hinter der Sonnenblende, und Sam verschwendete keine Zeit, startete den Motor, wendete den Wagen und folgte dem schmalen Weg, heraus aus dem Wald.
 

Als Bobby zu sich kam, hielt er einen Moment lang die Augen geschlossen, um sich mental auf den Schmerz einzustellen, der ganz zweifellos von seinen gefesselten Handgelenken und seinen überanstrengten Schultern ausgehen musste.

Der Schmerz blieb jedoch nicht nur aus, er fühlte sich außerdem angenehm taub, und einen flüchtigen, beinahe amüsierten Augenblick lang überlegte er, ob er möglicherweise tot war.

Dann wurde er sich des nagenden Gefühls bewusst, beobachtet zu werden, und obwohl er nicht wirklich das Verlangen danach verspürte, ein weiteres Mal dem garstigen Vieh ins Antlitz zu starren, das ihn – wohl zum ersten Mal in seinem Leben – so völlig unvorbereitet erwischt und auch prompt verschleppt hatte, war es doch allzu enervierend, weiter die Augen geschlossen zu halten und nicht zu wissen, was um ihn herum vor sich ging.

Er schlug sie also auf, war einen Moment lang mit dem Anblick eines spartanisch eingerichteten und in Pastellfarben gehaltenen Zimmers völlig überfordert, dann erblickte er einen ihm nur allzu vertrauten, wuschligen braunen Haarschopf und grinste völlig gegen seinen Willen.

Natürlich hatten diese Bengel ihn gefunden und gerettet – etwas Anderes hätte er von den Jungs wohl auch kaum erwarten dürfen.

„Hallo, Sam.“

Sam, der auf dem für seine Statur viel zu kleinen Krankenhausstuhl mit offenen Augen ein wenig unbehaglich vor sich hin gedöst hatte, schreckte auf, sprang auf die Füße und musste kurz sowohl mit seinem streikenden Kreislauf als auch protestierenden Muskeln verhandeln, bevor er an Bobbys Bett herantreten und sich über ihn beugen konnte.

„Wie fühlst du dich?“

Bobby rollte mit den Augen und bezeichnete ihn als dusseligen Einfaltspinsel, und Sam lächelte erleichtert und läutete nach der Schwester, um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ihr Patient wach und allem Anschein nach in bester Verfassung war.

Bobby ließ alles Tasten, Drücken und Pieken Schwester Christinas mit engelhaft anmutender Geduld über sich ergehen, aber sobald sie das Zimmer mit der Ankündigung, bald mit dem verantwortlichen Arzt zurückzukehren, verlassen hatte, legte er die Stirn in Falten und warf Sam einen beunruhigten Blick zu.

„Wo ist Dean?“

Sam seufzte, strich sich das Haar aus der Stirn und rückte seinen Stuhl dichter an Bobbys Krankenbett heran, bevor er sich wieder darauf sinken ließ.

„Sie röntgen ihn gerade. Wahrscheinlich ist eine seiner Rippen gebrochen.“

Diese Information schien Bobby zu beruhigen, die Falten in seinem Gesicht glätteten sich etwas, dann nahm er Sams bandagierte Gestalt etwas genauer in Augenschein.

„Und was ist dir zugestoßen?“

„Krallen“, erwiderte Sam schlicht, betastete kurz den Verband an seiner rechten Wange und zuckte mit den Schultern.

„Ich vergesse ständig, dass das Ding da ist.“

Er verschwieg, dass die Wunde an seiner Brust ihm und den Ärzten wesentlich mehr Kummer bereitete, da sie sich scheinbar infiziert hatte und nun auf eine Art und Weise brannte, die es ihm sehr schwer machte, sie zu vergessen.

Eine eigentümliche Stille trat ein, Bobby schien tief in Gedanken versunken und Sam kam eine ganze Weile lang nicht darüber hinweg, wie sehr ihn sein Anblick in einem Krankenhausbett mitnahm.

Es lag nicht unbedingt daran, dass er Bobby bisher für ziemlich unverwundbar gehalten hatte, vielmehr irritierte es ihn ganz furchtbar, Bobby ohne Flanellhemd und Mütze zu sehen.

Da fehlte es ja nur noch, dass der Mann plötzlich damit anfing, sich zu rasieren.
 

„Wie habt ihr mich gefunden?“

Sam schrak aus seiner angewiderten Betrachtung des Linoleumfußbodens – war das Blut? – auf und blickte Bobby kurz konfus an, dann verzog er seinen Mund zu einem peinlich berührten Lächeln.

„Ich hatte ein schlechtes Gefühl, weil wir dich so lange nicht erreichen konnten, und Sean hatte uns erzählt, wo du hinwolltest, also hab ich Dean überzeugt, hinzufahren und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.“

Bobby musterte ihn einen Moment lang nachdenklich, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und wurde von der aufgehenden Tür unterbrochen.

„Oh gut, du bist wach.“

Deans augenfällige Gestalt schob sich ins Zimmer, sein Gesichtsausdruck eine Mischung zwischen Erleichterung und unterdrücktem Schmerz.

Sam stand sofort auf, ging ihm entgegen und beförderte ihn nachdrücklich auf seinen vorgewärmten Stuhl.

„Was ist mit deinen Rippen?“

Dean zog ihm eine Grimasse, wehrte sich jedoch nicht, als Sam ihn auf den Stuhl hinunter drückte, und streckte aufatmend die langen Beine von sich.

„Zwei sind angeknackst, nichts Lebensgefährliches, aber ich soll mich schonen, damit sie nicht ganz durchgehen.“

Sam musterte ihn kritisch, gab jedoch keinen Kommentar dazu ab, und blieb schweigend hinter dem Stuhl stehen und legte seine Hände auf Deans breite Schultern.

Einen Moment lang trat Stille ein, dann nahm ein freundliches Grinsen von Bobbys Gesichtszügen Besitz, das Dean einen Moment lang verwirrte, bevor er sein eigenes Gesicht dabei ertappte, es zu imitieren.

„Ihr habt mir das Leben gerettet“, stellte Bobby mit diesem Grinsen fest, und Dean zog die Schnute, die vermutlich von ihm erwartet wurde.

„Du klingst überrascht.“

„Ich bin überrascht“, erwiderte Bobby trocken, und sein Grinsen wurde breiter. „Seit ihr zwei zusammen seid, scheint ihr entschieden mütterlicher geworden zu sein.“

Deans Augen wurden auf diese Äußerung hin so groß wie Suppenteller, und als er Sam in seinem Nacken peinlich berührt hüsteln hörte, legte er prompt den Kopf zurück, um sich an seinen zweifellos wunderbarst roten Wangen zu ergötzen – da half es Sam dann auch nicht weiter, dass er den Kopf gesenkt hatte, damit ihm das Haar ins Gesicht fiel, Dean hatte den besten Ausblick, den man sich nur wünschen konnte.

„Mütterlich, huh?“ murmelte Dean grinsend, nachdem er seinen Kopf wieder in eine etwas natürlichere Haltung zurück gebracht hatte, und überging damit großzügig Bobbys Bemerkung über die Art seiner und Sams Beziehung.

Man musste es Sam ja nicht noch schwerer machen, wieder zu seiner gewohnten Gesichtsfarbe zurückzukehren als ohnehin schon – obwohl es wirklich äußerst bemerkenswert war, dass Bobby davon angefangen hatte, da das Thema ihm nach wie vor, wenn auch nicht unangenehm, so doch zumindest ein wenig suspekt zu sein schien.

Das konnte man ihm aber wohl kaum übel nehmen, schließlich kam er einer Vaterfigur für ihn und Sam so nahe, wie es nur möglich war, und welcher Vater nahm es schon gelassen auf, wenn seine Söhne mit einem Mal anfingen, sich das Bett zu teilen, selbst wenn sie nicht genetisch verwandt waren?

Johns Reaktion, wäre er noch am Leben gewesen, wäre vermutlich um Einiges weniger tolerant ausgefallen – wäre John noch am Leben gewesen, hätten sie allerdings vermutlich nie herausgefunden, dass sie keine Brüder waren, da er Mr. Johnston davon abgehalten hätte, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, also führte dieser Gedankengang recht zielsicher ins Nirwana.

Dean seufzte leise, konnte sich jedoch nicht davon abhalten, sich Johns missbilligendes Gesicht vorzustellen.

Er konnte nur davon ausgehen, dass John seine Beziehung zu Sam niemals akzeptiert hätte – nicht dass dieser ihm seine Ansichten über Homosexualität oder Inzest, der keiner war, jemals mitgeteilt hätte – aber er durfte nicht zulassen, dass dieser Umstand ihm auch nur das Geringste ausmachte.

Und wer wusste es schon, vielleicht hätte John ihn ja überrascht, und ihnen seinen Segen gegeben.

Wo immer er jetzt sein mochte, Dean war sich zumindest in einem völlig sicher: Sein Vater hatte immer nur sein Bestes gewollt.

Dass er dieses Ziel mit mitunter desaströsen Folgen verfolgt hatte, war eine andere Geschichte.

„Ich gehe kurz raus, nach McClane sehen“, machte Sam der entspannten Stille im Zimmer ein Ende, und da ihn keiner zurückhielt, hörte man kurz darauf die Tür hinter ihm ins Schloss fallen.

„Geht’s dem Hund gut?“ erkundigte Bobby sich etwas verspätet bei Dean, und nachdem dieser ihn in diesem Punkt beruhigt hatte, bot er an, dass Sam und er sich für den Zeitraum, den Bobby im Krankenhaus verbringen würde, in einem Motel in der Nähe einmieteten, um sich um den Hund zu kümmern.

Bobby nahm dankend an, und als Sam zurückkam und Bobby exakt das gleiche Angebot machte, war er überrascht, ihn und Dean amüsiert grinsen zu sehen.

Er war sich nicht sicher, ob ihm diese plötzliche Fraternisation, die ganz eindeutig auf seine Kosten ging, gefiel.

Nicht auflegen

Moin moin meine Matrosen!
 

Ich war ja schon kurz davor, aufzugeben, Drecks-Mexx für heute in Ruhe zu lassen und morgen einen neuen Versuch zu starten, dieses Kapitel hoch zu laden, aber da das Opossum sich ja nun nicht länger tot stellt, kommt ihr doch noch heute zu eurem Recht – und das ist auch gut so.
 

Da ich ein Mensch bin, der besser arbeitet, wenn er feste Zeiten hat, an die er sich halten muss, habe ich nämlich beschlossen, die neuen Kapitel ab jetzt aus offensichtlichen Gründen immer Samstags und Deanstags zu posten.

Das ist gut für mich, weil mich das ein wenig unter Druck setzt, und gut für euch, weil ihr nicht ständig umsonst nachschauen müsst, ob was Neues da ist.

Bin ich toll, oder bin ich toll?
 

Und weil ich so toll bin, schreib ich euch jetzt auch wieder Kommi-Kommis!
 

@ -Kitsune:

Ein sehr flinkes Füchslein haben wir da!

Glückwunsch zum ersten Platz! :)

Ihr wünscht also ein Wiedersehen mit der braunen Tüte, ja?

*schwerer Seufzer*

Na, mal schauen …
 

@ _Sam_Winchester_:

Aha, da bissu ja wieder!

Sehr schön, sehr schön!

Dann drücke ich dir jetzt mal die Daumen, dass du nicht noch mal so ins Hintertreffen gerätst!
 

@ Calysto:

Hexen sind also cool?

Das schreit jetzt ja förmlich nach … nyhahaha … mohoho … das wird guuut!

Und ja, omg, wenn John noch am Leben wäre … ich vermisse ihn!

Seine Augen! Die Grübchen! Der Bart! … Äh, Moment …
 

@ Lyafe:

Die herausragende Stimmung – so möchte ich behaupten – liegt an ein paar fabelhaften Büchern, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.

Ersteres ist von Georgette Heyer und trägt den bezeichnenden Titel „Verlobung zu Dritt“ und das Zweite ist von Habichvergessen und heißt „Schatten des Windes“ und ich kann beide nur weiterempfehlen!

Und ich weiß gar nicht, was du hast!

Ich maaag deinen Kommi – von einem Knall nicht das Geringste zu hören oder zu spüren!
 

@ killerniete21:

Natüüürlich geht es Bobby gut!

Ich bin doch nicht sadomasochistisch veranlagt!

Ich liiiebe Bobby!

(Wenn ich auch zugeben muss, dass mich sein Auftreten in der allerneuesten Episode ein wenig gestört hat.)
 

@ Sam_Dean:

Ähm … ich glaube, du hast Recht!

Ich neige in der Tat dazu, die Jungs Oberkörper-Verletzungen davon tragen zu lassen … da muss ich demnächst wohl mal Einem ins Bein schießen, was?

Oder soll ich ihnen ein paar Beine brechen? Oder nur den Knöchel?

(Das ist einfach so verflucht unpraktisch, wenn die nicht laufen können!)
 

@ Shaitan:

Will ich überhaupt wissen, mit was für einem „Würmchen“ du deinen Tag in Berlin verbracht hast?

Was ich dich aber schon längst gefragt haben wollte: Welches ist deine zweite Muttersprache?
 

@ Himchen:

Habe es dir jetzt wieder schwer gemacht, mit dem Erste-Gegröle, denn jetzt weiß die ganze Besatzung, wann das Traumschiff in neue Galaxien vorstößt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.

Und zu John: Nein.

Hast du denn den Staffelauftakt nicht gesehen?!

Und ich will euch nix sagen, um die Spannung zu erhalten!
 

@ Sandy25:

Bin jetzt nicht nur die Königin der Kliffe, bin außerdem die Großmeisterin der … was war das noch gleich … Angst.

Genau.

Die Großmeisterin der Angst.

Muhahahaha!

Lass dir gesagt sein: Bobby in einem Krankenbett sieht ganz furchtbar merkwürdig aus.

Der Mann ist ein Herbsttyp!

Den kann man nicht mit Pastellfarben umgeben, das geeeht nicht!
 

@ vanna:

Immer doch, immer doch.

Ich bin eine äußerst gütige Herrscherin über meinen Hofstaat.

Ab und an erfülle ich sogar Wünsche – wenn sie mir gefallen, hehe.

Hunde sollen die Heilung fördern?

Das ist mir neu.

Ich wusste nur, dass Katzen gut für den Blutdruck sind.
 

@ Sunrise101:

Meisterin der Angst, ja?

Das ist doch ein Titel, der mir ganz vorzüglich zusagt!

Ich verbreite doch so gern Angst und Schrecken – zumindest manchmal.

Und NATÜRLICH musste ich den Jungens wehtun!

Das steht doch quasi in meiner Jobbeschreibung!
 

@ Bufera:

Er wird tropfen, glaub mir.

Aber erst später.

Das Fanart mach ich dann aber nicht, mit meinen Zeichentalenten ist es nicht mehr allzu weit her, bin auch total aus der Übung.

Memo an mich selbst:

Muss endlich das hübsche Bild von Jensen abzeichnen – oder es zumindest versuchen.
 

@ kaliel:

Sam in einem Krankenschwestern-Outfit?

*blinzel*

Oh Gott, ich bin blind!

Die große SPRITZE!

Hüüülfeee!

(Warum denk ich an eine Peitsche? Was stimmt nicht mit mir?! O.o)
 

@ Hope_Calaris:

Du warst nie in Gefahr, nicht in den präkapitelären Kommentar zu kommen, meine liebe Tine!

Animexx hat sich mir bis eben verweigert, es war mal wieder scheintot und ärgerte mich damit nicht wenig.

Aber jetzt ist ja alles wieder gut, und ich schreite fröhlich zur Tat!

Natüüürlich beinhaltet Soldatentraining Spurenlesen!

Habe nie was Anderes behauptet!

Und natüüürlich bring ich Bobby nicht um, und falls Kripke das nach unserem letzten Telefonat, in dem ich ihm von losgehenden Waffen und Taschenlampen erzählt habe, doch tun sollte, dann wird er schon sehen, was er davon hat!

Ich glaube, ich verlange zukünftig Tänze für Kommi-Kommis.

Das ist verdammt anstrengend, diese Dinger zu verfassen, kann ich dir sagen.

Habe Schwester Christina in einem der folgenden Kapitel Schwester Yeng genannt, damit es nicht wieder zu Verwechslungen kommt.

Umsichtig von mir, nicht wahr?

Du kennst mich übrigens zu gut.

Hehe.
 

@ AnimeFaan:

Ja bist du denn verrückt?!

Ich lass doch nicht den Bobby sterben!

Wenn ich könnte, würd ich glatt John auferstehen lassen, aber Auferstehungsszenen hat Supernatural auch ohne mich schon genug, also lasse ich das hübsch bleiben, und vertraue auf Eric, dass er uns vielleicht noch ein paar Wiedersehen beschert.
 

@ Serendipity:

Habe dir sehr gern vorgelesen.

Kuscheldecke und heiße Schokolade holen wir nach, wenn du mit deinem Hebräisch fertig bist … oder was auch immer du da gerade tust, direkt rechts neben mir … *hust*

Zu deinen Bemerkungen:

1. Du bist gemein! Der arme … wie hieß er noch gleich … Sitka!

Der war so toll! *schnüff*

2. Ja, meine FanFic, die herrliche.

Wobei mir gestern Abend/Nacht eingefallen ist, wir könnten uns ja alle mal ein Lied aussuchen, und dann eine J2 (oder auch andere) FanFic dazu schreiben?

Was sagt der Hexenzirkel dazu?

3. Ich glaube, ich schicke die Jungs demnächst mal in den Zoo, damit Sam zu seinem Babyböarn kommt.

Tine stirbt an Überzuckerung!

Ich liebe deine Pooh-Imitationen! Ich liiiebe sie!

(„Hören Sie sofort auf, mir nachzulaufen!“ – „Aber ich liebe Sie!“)

Die Angelegenheit mit Tellern, Scheiben und sonstigem Gedöns, das die benutzen, um sich zu verunstalten, war mir bekannt.

Am schlimmsten finde ich persönlich da immer noch die Ringe, mit denen sie ihre Hälse verlängern.

Da schüttelt’s mich!
 

Abschließend grüße ich jetzt noch die Sera_X, die mir zwar keinen Kommi, aber dafür einen sehr schmeichelhaften Eintrag in meinem Gästebuch hinterlassen hat. *wink*
 

Und jetzt mal ab die Post!
 

moko-chan
 


 

„Das hier ist nicht ganz unsere Preisklasse, meinst du nicht?“

Dean blickte aus dem Beifahrerfenster von Bobbys Truck auf die geschmackvolle Motelanlage – Masters Motels – die im verblassenden Licht der Herbstsonne einladender und gemütlicher aussah, als sie seiner Meinung nach berechtigt war.

Sam gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Glucksen und Grunzen schwebte, stieß die Fahrertür auf und faltete seine lange Gestalt aus dem Wagen.

Er drehte sich um, beugte sich hinunter, um in den Wagen hinein sehen zu können, und warf Dean einen spöttischen Blick zu.

„Ob wir nun billige Absteigen oder feinste Hotels mit gefälschten Kreditkarten bezahlen, macht doch nicht wirklich einen Unterschied, oder? Außerdem will ich, dass du mit deinen Rippen in einem ordentlichen Bett schläfst.“

Diesem Anliegen hatte Dean nicht wirklich etwas entgegen zu setzen, also stieg er ebenfalls aus, betrachtete seine Umgehung etwas eingehender, und legte schließlich nachdenklich den Kopf schief.

„Ich glaube, ich war schon mal hier.“

Sam maß dieser Erkenntnis nicht sonderlich viel Bedeutung bei, im Laufe ihrer illustren Karriere waren sie schon so gut wie überall gewesen, also wandte er dem Ford mit McClane auf dem Rücksitz die Kehrseite zu und setzte sich in Bewegung, um ihnen bei der Rezeption ein Zimmer zu besorgen.

Als er mit Dean in seinem Windschatten durch die entsprechende Tür trat, wehte ihnen Kaffeegeruch und etwas, das verdächtig nach frischgebackenem Kuchen duftete, entgegen, das war jedoch schon alles, was sie in dem gemütlich eingerichteten Zimmer empfing.

Dean stelzte an ihm vorbei und betätigte mit verspielter Hingabe die altmodische Klingel links auf der Empfangstheke, schnupperte hoffnungsvoll, nahm amüsiert das Schild hinter der Theke mit dem vertrauten Slogan „Leute beherbergen, Dinge reparieren, das Familienunternehmen“ zur Kenntnis, und lehnte sich dann mit dem Rücken an den Tresen, um Sam einmal von oben nach unten zu mustern.

„Tut’s sehr weh?“ erkundigte er sich ruhig, während sein Blick auf Sams Wange fixiert war, und Sam schüttelte den Kopf, ohne dabei auch nur einen Hauch von Schuldbewusstsein zu verspüren.

Dean hatte sich schließlich nach der Wunde an seiner Wange und nicht nach der an seiner Brust erkundigt, und Erstere tat ihm in der Tat kaum noch weh.

Aus dem angrenzenden Zimmer, das ganz offensichtlich die Küche sein musste, kam soeben eine energische blonde Mittvierzigerin in Jeans und Karohemd geschäftig in den Raum geeilt, begrüßte ihre Kunden mit einem Lächeln, das sowohl freundlich als auch charmant war, und erkundigte sich, was sie für sie tun könne.

„Wir hätten gern ein Zimmer“, beantwortete Sam ihre Frage, während Dean sich zu ihr umdrehte und ihr Lächeln ganz automatisch erwiderte.

„Doppelbett, ja?“ murmelte sie, während sie ihr Rezeptionsbuch aufschlug, und Sam nickte einfach nur und wurde noch nicht einmal rot.

Dean war unsagbar stolz auf ihn.

„Ich wollte fragen, ob es vielleicht möglich wäre, dass wir unseren Hund mit aufs Zimmer nehmen?“, erkundigte Sam sich vorsichtig, woraufhin sie aufsah und ihn mit einem prüfenden Blick maß.

„Ist es ein großer Hund?“

Sams Gesichtsausdruck wurde schuldbewusst. „Ja.“

„Und hat er die beklagenswerte Eigenschaft, Tapeten zu zerkratzen und Möbel anzunagen?“

Dieses Mal konnte Sam wesentlich selbstbewusster antworten. „Nein, er ist außerordentlich gut erzogen.“

Es war Bobbys Hund. Er musste gut erzogen sein.

„Dann will ich es ausnahmsweise gestatten. Wie lange wollt ihr bleiben?“

„Mindestens eine Woche“, lautete die etwas unsichere Antwort, und sie nickte und machte sich eine entsprechende Notiz.

„Die Hundehaare und den Geruch werden wir schon wieder los – aber passt auf, dass er nicht auf unsere Katzen losgeht, sonst müsst ihr euch mit meiner Tochter auseinander setzen.“

Sam versprach, dass die Katzen in Sicherheit seien, ließ sich von ihrer Gastgeberin einen Schlüssel aushändigen, und blinzelte verdutzt, als sie ihm den Rücken zuwandte, darum bat, dass er und Dean einen Moment lang warteten, und das Zimmer verließ.

Als sie zurück kam, hatte sie Kekse von der Größe einer handelsüblichen CD in den Händen, kicherte, da Sam einen Moment lang nicht viel mehr tat, als sie sprachlos anzustarren, während Dean es offensichtlich kaum erwarten konnte, das noch warme Backwerk in die Finger zu bekommen.

„Ihr Jungs seht aus, als könntet ihr eine Aufheiterung vertragen“, erklärte sie großzügig, schickte sie hinaus, ihr Zimmer besichtigen, und kaum, dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, verkündete Dean mit Überzeugung, dass er verliebt sei.

Sam würdigte diese Bemerkung keiner Antwort, ging zum Ford, um McClane aus dem Wagen zu lassen, und musste zunächst mal mit einer etwas übertriebenen Begrüßung fertig werden – der Hund hatte profunde Verlassensängste entwickelt, seit ihm sein Herrchen quasi vor der Nase weg verschleppt worden war – bevor er Dean zu ihrer Unterkunft für die nächsten Tage begleiten konnte.

„Wann holen wir den Impala?“

Sam warf Dean einen Blick aus dem Augenwinkel zu, während er den Zimmerschlüssel ins Schloss manövrierte, aber Dean machte nicht den Eindruck, in Kürze an Entzugserscheinungen einzugehen, also konzentrierte er sich bald wieder auf das Öffnen der Tür, und nachdem er sie schließlich aufgestoßen hatte, betrachtete er erstmal eine volle Minute lang Einrichtung und Farbgebung des Zimmers, bevor er sich dazu entschließen konnte, einzutreten.

Über die Jahre hatte sich die heimliche Überzeugung in Sam breitgemacht, Motel- und Hotelzimmerkonzerne im ganzen Land hätten sich in einem stillschweigenden Abkommen darauf geeinigt, ihre Zimmer wenn nicht himmelschreiend hässlich, so doch zumindest auffällig absurd einzurichten, und dieses hier nicht nur gemütlich sondern auch optisch ausgesprochen einladend vorzufinden, überraschte ihn mehr, als es vermutlich sollte.
 

„Den Impala“, setzte er an und schloss, nachdem sie alle – inklusive neugierig herumschnüffelndem Hund – eingetreten waren, vorsorglich die Tür hinter sich, um Dean an einer spontanen Flucht zu hindern, „holen wir frühestens morgen. Ich denke, du wirst eine Nacht verschmerzen können, in der sie nicht draußen vor deinem Fenster steht.“

Dean bestritt das nicht, setzte sich mit völlig uncharakteristischer Vorsicht auf das Doppelbett, das den Kernpunkt des gemütlichen Zimmers ausmachte, und grinste Sam fröhlich an.

„Du bist ja nur neidisch, Sammy, weil du unsere Beziehung nicht verstehst. Mein Baby gehört zu mir.“

Sam überging seine Bemerkung, und machte sich auf, das Badezimmer zu inspizieren.

Die Großraumdusche erregte sofort seine Aufmerksamkeit, die letzte gemeinsame Dusche mit Dean war schon viel zu lange her, und nach seinem Aufenthalt im Krankenhaus verspürte er das dringende Bedürfnis, sich mit Dean in unmittelbarer Reichweite so schnell wie möglich heiß abzuduschen.

Leider, leider hatte ihn sein Arzt darauf hingewiesen, dass seine dumme, dumme, nichts als Ärger verursachende Schnittwunde ihm nur noch mehr Ärger bereiten würde, wenn er sie nass machte, also fiel diese Option wortwörtlich ins Wasser.

Er spielte mit dem Gedanken, seinen Verband großzügig durch eine Plastiktüte und doppelseitiges Klebeband zu schützen, befürchtete allerdings, das könnte sich hemmend auf Dean und seine Libido auswirken, außerdem wusste er nicht, wie vorsichtig Dean mit seinen Rippen umgehen musste, und er wollte auf gar keinen Fall für eventuelle Folgeschäden verantwortlich sein.

Es war schlimm genug, dass er in dem Stollen, während Bobbys Schicksal alles andere als gewiss gewesen war, sämtlichen Sinn für Schicklichkeit und Anstand verloren hatte, er musste spätestens dann eine Grenze ziehen, wenn es um Deans Wohlbehagen ging.

Im Nebenzimmer wurde das leise Ächzen von Sprungfedern hörbar, dann gemächliche Schritte, und in der nächsten Sekunde stand Dean auch schon hinter ihm und musterte ihn ruhig.

„Verrätst du mir, was du hier machst?“

Sam lächelte sanft und nickte, und streckte den Arm nach Dean aus, um ihn an sich zu ziehen.

„Ich habe das Für und Wider einer gemeinsamen Dusche mit dir erwogen und mich dagegen entschieden“, antwortete er wahrheitsgetreu und zog Dean enger an sich, als der missmutig murmelnd seine Einwände gegen Sams einsame Entscheidung vorbringen wollte.

„In dem Stollen“, wisperte Sam, während er sein Gesicht in Deans kurzem Haar vergrub, „hast du mich halb wahnsinnig gemacht.“

Dean legte seine Hände an Sams schmale Hüften, streichelte langsam auf und ab und hielt ansonsten ganz still.

„Ich hab überhaupt nichts gemacht“, stellte er leise klar, genoss die Wärme, die von Sams Körper ausging, und schloss die Augen.

„Es geht nicht darum was du tust, Dean – nicht wirklich“, murmelte Sam mit einem weichen kleinen Lächeln, zog Dean noch ein wenig enger an sich heran und umschlang ihn fest mit beiden Armen.

„Ich fürchte fast, du beginnst, auf mich abzufärben.“

Dean schnaubte leise, aber eindeutig amüsiert, und hob den Kopf, um Sam in die Augen zu sehen.

„Du hast ein schlechtes Gewissen, weil du Bobby vergessen hattest?“

Dieser Aussage folgte kurz lähmende Stille, und Dean begann bereits, sich zu fragen, ob er möglicherweise zu weit gegangen war, dann öffnete Sam doch noch den Mund.

„Ich hatte ihn nicht vergessen“, stellte er leise klar.

„Ich … ich wollte dich einfach küssen – obwohl es der denkbar schlechteste Augenblick war.

Ich glaube“, sagte er sehr gedankenverloren, „du tust mir nicht gut.“

Deans empörter Gesichtsausdruck ließ ihn wieder zu sich kommen und er grinste schuldbewusst.

„Also … allein, was die Konzentration bei der Jagd betrifft“, beeilte er sich, klarzustellen, und Dean grunzte nonchalant und schob seine Hände unter Sams Shirt.

„Da kann ich ja nix dafür.“

Damit hatte er ganz zweifellos Recht, also widersprach Sam ihm auch gar nicht erst, sondern ließ sich äußerst zufrieden von ihm streicheln.

„Ich glaube, ich war wirklich schon einmal hier“, meinte Dean nach einer Weile, in der seine Hände das Reden für ihn übernommen hatten, leise, und blickte dann mit einem seltsam traurigen Lächeln in den Augen zu Sam auf.

„Mit John. Ich kann damals höchstens acht Jahre alt gewesen sein. Ich glaube, wir haben ein paar Wochen lang hier gewohnt, während er an einem Fall gearbeitet hat. Erinnerst du dich?“

Sam schüttelte den Kopf, und Dean seufzte leise.

„Kein Wunder … du warst ja noch ein halbes Baby, damals.“
 

Sam unterbrach Deans geistige Reise in die Vergangenheit, indem er seine Hände in sanften Kreisen über seinen Rücken gleiten ließ und ihre Hüften näher zusammen brachte.

„Jetzt“, sagte er mit einem für ihn völlig uncharakteristischen Unterton, „bin ich kein Baby mehr.“

Er sah Dean trocken schlucken und dann entsetzlich schüchtern zu ihm aufblicken – entsetzlich, weil es ihn ganz schrecklich erregte – und dann sagte Dean etwas, was Sams Weltbild auf lange, lange Zeit zerstören sollte.

„Ich glaube nicht, dass wir jetzt Sex haben sollten.“

Sam entgleisten sämtliche Gesichtszüge, der Gedanke an Dämonen und Besessenheit drängte sich ihm auf wie ein hartnäckiger Bibelvertreter, und als er ein unverschämtes Glitzern in Deans Augen aufglimmen sah, verpasste er ihm prompt einen festen Klaps auf den Hintern.

„Erschreck mich nie wieder so!“

Dean lachte, leise und ein wenig grollend, und Sam bekam eine Gänsehaut, beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn.

Deans Lippen waren weich und warm und einladend für ihn geöffnet, und Sam seufzte behaglich, während er die Augen schloss und alles um sich herum samt seiner schmerzenden Schnittverletzung vergaß.

Deans streichelnde Hände an seinen Hüften wurden bald forscher, erklärten den Bund seiner Jeans zu einem überaus lästigen Hindernis und ließen ihn als Grenze der ihnen zur Verfügung stehenden nackten Haut bald hinter sich.

Sam erzitterte leicht, griff zwischen sie, um seine Hose zu öffnen und es Dean leichter zu machen, und wurde belohnt, indem Dean zügig unter seine Shorts tauchte und je eine seiner kräftigen Hände um eine seiner Pobacken schloss.

Seine rauen Handflächen ließen jede Berührung intensiver, prickelnder erscheinen, und Sam drängte sich ihm entgegen und stöhnte hilflos, als Deans forsche Zunge seinen Mund in Besitz nahm.

Es fühlte sich gut an, alles Denken abzustellen und sich ganz Deans Händen, Lippen und Zunge zu überlassen, also ließ Sam sich gefügig von ihm ins Schlafzimmer manövrieren, auf dem großen Doppelbett ausstrecken und Kleidungsstück für Kleidungsstück ausziehen.

Und dann, als er nur noch äußerst anregende dunkelblaue Shorts trug, die Dean schlichtweg wahnsinnig zu machen schienen, sprang McClane freudig kläffend zu ihnen aufs Bett und verlangte höchst energisch ihre Aufmerksamkeit.

Deans Gesichtsausdruck sagte allzu deutlich aus, dass er nicht wusste, ob er genervt oder amüsiert sein sollte, und Sam stöhnte frustriert auf.

Er hatte den Hund komplett vergessen, aber jetzt, da er so eindringlich an seine Existenz erinnert worden war, verspürte er eine gewisse Hemmung, sich vor ihm seinen animalischen Instinkten hinzugeben.

Dean, der mit seiner Jeans noch relativ bekleidet war, setzte sich auf, blickte aus verständnisvoll glitzernden Augen auf Sam hinab und legte wissend den Kopf schief.

„Soll ich ihn im Wagen einsperren?“

Als habe sich die ganze Welt gegen sie verschworen, begann ausgerechnet in diesem Augenblick Sams Handy mit einer Vehemenz zu klingeln, die man nur als unverschämt bezeichnen konnte.

McClane bellte entzückt, stützte seine gigantischen Vorderpfoten gegen Deans Knie und verpasste ihm einen ebenso feuchten wie liebevollen Nasenstüber.

Die Stimmung war endgültig ruiniert.

Sam stieß einen Fluch aus, der einen Matrosen auf Landgang hätte erröten lassen, Dean jedoch lediglich ein anerkennendes Grinsen entlockte, und begab sich auf die Jagd nach seinem störenden Mobiltelefon.

Es fand sich schließlich in seiner linken Hosentasche, und nachdem sich die Identität des Anrufenden durch einen kurzen Blick aufs leuchtende Display gelüftet hatte, machte seine missmutige Miene prompt einem Lächeln Platz.

Er nahm das Gespräch an, führte sein Handy zum Ohr und sagte „Hallo Tom“, dann starb das Lächeln auf seinen Zügen, er wurde blass und musste sich setzen.

Zeit der Sehnsucht

Einen gar wunderschönen Deanstag wünsche ich!
 

Es ist früh, früh am Morgen – der Tag ist gerademal zwanzig Minuten alt – und ich habe schon den ersten Schockmoment hinter mir.

Eben war ich noch in der feschen Verkleidung der Hope_Calaris hier auf Mexx unterwegs, um ENDLICH das neue Kapitel unserer gemeinsam ersponnenen (Word schlägt mir „ersonnenen“ vor – auch nicht schlecht) J2-FanFic „Irrungen und Wirrungen“ – wir sind ZURÜCK – zu posten, und nachdem ich mich als sie ausgeloggt hatte und als mich wieder einloggen wollte, stand da doch auf bleichem Hintergrund mit tintenschwarzer Schrift: Zugriff verwehrt.

Nicht nett, Mexx, nicht nett!
 

Und war das eigentlich nur ich, der heute außerdem ihr Karotaler verwehrt wurde?

Ich war ein wenig perplex.
 

Jedenfalls komme ich gerade von einer Leseveranstaltung zurück, und ich sach nur „… Werk hat mehrere Titel … Irgendwas … blablabla … Slash … mit dem Hintern zur Welt!“

Und ich so: O_o *prust* (Tine auch … wir sind schlimm.)
 

Eigentlich ist mir um diese Zeit ja nicht so nach Kommi-Kommis, aber ich will mal nicht so sein, und meine bedenklich brennenden Augen ignorieren.

Ob ich jetzt noch ne Stunde lang auf Louis’ Bildschirm starre oder nicht, dürfte jetzt auch nicht mehr allzu viel ausmachen.
 

@ Himchen:

Und schon wieder Erste.

Das verdient ja schon fast einen Orden!

Orden erhältst du in Form der Auflösung, was genau Tom da gesagt hat!
 

@ Serendipity:

Zu langsam.

In doppelter Hinsicht.
 

@ Hope_Calaris:

Als ob ich jetzt was dafür könnte, dass Mexx dich ärgert!

Mich ärgert es schließlich auch!

Und ich kann es nur immer wieder wiederholen: Ich sehe dem Mann in die AUGEN! Die machen plinker, plinker!

Da ist es dann erstmal zweitrangig, dass der Sommersprossen auf den Schultern hat!

Ich werde dir ab jetzt Brotkrumen um Brotkrumen und ab und zu eine Scheibe Toast hinterlassen, damit du mir nicht verhungerst, bis wir zu den von dir so ungeduldig erwarteten Kampfhandlungen kommen.

Brauch dich ja schließlich noch für diverse fluffige Handlungshäschen!
 

@ Sam_Dean:

Daumen brechen? Keine schlechte Idee.

Am besten den Rechten.

Das wird Dean ziemlich dabei behindern, Sam auf eventuelle Liebespiele vorzubereiten.

Stell ich mir lustig vor.
 

@ kaliel:

Bitte sehr, einmal dunkelblaue Shorts.

Bin jetzt am Überlegen, Dean Bordeaux anzuziehen, kann mich allerdings noch nicht so recht entscheiden.

Deine Meinung dazu?

Und ja: Dirty Dancing Zitat von dir korrekt erkannt und zugeordnet!

Das gibt 5 Punkte auf der … Moko-Skala!

(Ich habe meine eigene Skala – Yeah me!)
 

@ Lyafe:

Freue dich!

Ich schreibe momentan an einer Szene, die selbst mich ins Schmachten versetzt!

Das könnte jetzt bedeuten, dass ihr die alle ganz grässlich finden werdet, wenn ich das entsprechende Kapitel dann irgendwann online stelle, es kann aber auch heißen, dass es noch grandioser ist, als sowieso schon.

(Es ist früh am Tag, ich darf größenwahnsinnig sein.)
 

@ Shaitan:

Würmchen tut mir aufgrund seiner diversen Spitznamen ganz offiziell leid.

Ist er wenigstens groß, so dass er da problemlos drüber stehen kann?

(Fünf Euro in die Schlechte-Wortspiel-Kasse.)

Ich hoffe, deine OP ist gut verlaufen, das war der erste Kommi mit Cliffhanger, der mir je geschrieben worden ist.

Ich hoffe, es bleibt auch der letzte.
 

@ killerniete:

Ich glaub, ich werd Mike und Tom erst später wieder mit unseren Helden zusammenarbeiten lassen.

Jetzt entwickle ich erstmal den nächsten Job für Sam und Dean im Alleingang.
 

@ Sunrise101:

Zunächst mal: Deine Klammern sind noch völlig harmlos und nichts im Vergleich zu den bewundernswerten Verschachtelungen der lieben melody_neko.

(Wo ist die eigentlich? Melody, bitte melde dich!)

Weiterhin: Was meinen Schreibstil betrifft, so bin ich in dieser Hinsicht ganz extrem beeinflusst worden von der lieben Georgette Heyer.

Ich liebe die Frau und ihre spritzigen Dialoge. Herrlich.

Hoffe, du hast den letzten Cliffhanger überlebt und kannst jetzt fröhlich weiter lesen!
 

@ AnimeFaan:

Besser aufpassen, meine Liebe, Sam wird blass, nicht Dean!

Aber ansonsten: Natürlich mache ich es spannend!

Das ist mein Job hier!
 

@ Bufera:

Schreibblockaden muss man ignorieren!

Wenn ich jedes Mal aufhören würde, wenn ich ne Schreibblockade hätte, würd ich gar niemals nicht irgendwas fertig kriegen!

(Daher all die Redundanz!)

Ich habe jetzt spontan Lust, Dean und Sam zu schrumpfen, und sie in einer Monstertasse voll Milch nach Keksbrocken tauchen zu lassen.

Und Sam ist dann angewidert, weil Dean die isst.

Und Dean weiß von der Schnittwunde.

Er weiß nur nicht, dass es schlimmer ist, als er meint.
 

@ Calysto:

Ich soll dir eine böse FF schreiben?

Was müsste ich da machen?

Ich tu mich doch so schwer damit, Leute umzubringen!

(Was auch der Grund dafür ist, dass Mike sehr viel lebendiger ist, als du denkst.)
 

@ -Kitsune:

Hier stirbt keiner! (Noch nicht!)

Habe außerdem meine Meinung über die braune Tüte geändert und bin momentan dabei, eine entsprechende Szene zu schreiben.

Frohlocket!

Und: Du bist richtig gut.

In spätestens zwanzig Kapiteln wirst du auch erfahren, wieso.
 

@ wincest4ever:

Natüüürlich mache ich das mit Absicht!

Wie kann man nur Deans Humor vergessen?

Aber: Er schreit wie ein Mädchen.

Waaar das schön, in der allerneusten Folge.

Ich verrate nix, außer: Eric klaut bei mir!
 

@ Sandy25:

Ja, ich bin gemein.

Das Schöne ist aber, dass ich auch überaus nett sein kann.

Sehr schwer einzuschätzen, tut mir leid.

Jedenfalls verspreche ich, alles wieder gut zu machen und kehre langsam aber sicher auf den rechten Weg zurück … dabei ist Rechts doch kein Weg!

(Und ich musste wirklich lange überlegen, wer zum Teufel „Tome“ sein soll. Ich werd alt.)
 

@ vanna:

… Oder einfach nur krank oder weggelaufen …

Was hab ich gelacht.

Nein, Mike ist weder krank noch weggelaufen, ihm geht es aber nichtsdestotrotz sehr schlecht.

Wirst es ja gleich selber lesen!

Das mit dem Zuckerschock kenn ich, und das Katzen bei Knochenbrüchen helfen sollen, trifft sich ganz wunderbar … ganz, ganz wunderbar.
 

Und jetzt ist es schon nach eins.

Großer Gott, ich muss ins Bett.

Kapitel muss sich selbst nach Fehlern durchlesen …
 

moko-chan
 


 

Ganz so, als spüre er, dass etwas entschieden nicht in Ordnung war, verstummte McClanes Kläffen, und er sprang vom Bett und zog sich mit eingezogenem Schwanz in eine Ecke des Zimmers zurück.

Dean war nicht ganz so emphatisch wie der Hund, aber selbst ihm war klar, dass Toms Anruf alles andere als gute Nachrichten gebracht hatte, und er setzte sich neben Sam an die Bettkante und legte ihm den Arm um die Schultern, während Sam den Anrufer mit erzwungener Ruhe darum bat, das eben Gesagte zu wiederholen.

„Tom, bitte, beruhige dich“, hörte Dean ihn sagen, während Toms Stimme am anderen Ende der Leitung nur als panisches Rauschen an seine Ohren drang.

„Atmet er noch?

Wie viel Blut hat er verloren?

Hast du einen Krankenwagen gerufen?

Wo seid ihr?“

Die Fragen kamen in kurzen Abständen, präzise und bar jeder Emotion, und Deans Griff an Sams angespannter Schulter verfestigte sich.

Toms Antworten kamen unsicher, aber zunehmend ruhiger, und nach zehn Minuten, in denen Sam ihn mit einem ihm seltsam anstehendem Befehlston angewiesen hatte, Michael am Besten nicht zu bewegen, um ihm nicht unwissentlich Schaden zuzufügen, und ihn sanft aber bestimmt aus seiner Panik herausdiskutiert hatte, war der Krankenwagen endlich da, Tom versprach, sich wieder zu melden, wenn er Neues über Michaels Zustand berichten konnte, und legte auf.

Sam starrte einen Moment lang auf das inzwischen dunkle Display seines Telefons, ließ den Kopf sinken, so dass ihm das Haar ins Gesicht fiel, und warf sein Handy schließlich energielos hinter sich aufs Bett.

„Vampire“, brummte er, als würde das alles erklären, und Dean runzelte die Stirn.

„Haben sie Michael erwischt?“

Sam nickte stumm und vergrub sein Gesicht in seinen großen Händen.

„Erwischt, gebissen und halb ausgesaugt, bevor Tom ihn gefunden und sie erledigt hat.“

Dean ließ die Bilder, die diese Aufzählung in ihm auslöste, einen Moment lang auf sich wirken, dann weiteten sich seine Augen derart, dass es schon beinahe grotesk aussah.

„Tom hat sich allein mit einem Rudel Vampire angelegt?!“

Sam hob den Kopf, um ihn anzusehen, begriff, worauf Dean hinaus wollte, und lächelte etwas gezwungen.

„Nun ja … er ist ja sehr groß. Und er hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite, nehme ich an.“

Dean schüttelte den Kopf, als könne er es noch immer nicht fassen, und Sams Lächeln erreichte endlich seine Augen.

„Ich würde es genau so machen, wenn es um dich ginge“, erklärte er schlicht, und der Blick, den Dean ihm daraufhin zuwarf, machte ihn ganz schwach in den Knien und schickte ein warmes Kribbeln durch seinen Bauch.

„Genau das ist der Punkt“, erwiderte Dean sehr entschieden. „Mike hat seinen ohnehin recht zweifelhaften Status als Batman jetzt zwar unwiderruflich verloren, aber ich möchte behaupten, Tom ist Superman.“

Sam grinste ein wenig und nickte.

„Macht Mike das dann zu Lois Lane?“
 

Drei Stunden vergingen, bevor Tom wieder anrief, und drei Stunden waren reichlich Zeit, um sich nicht nur Sorgen zu machen, sondern das Schlimmste anzunehmen, und Dean fühlte sich außerstande, Sam Mut machen zu wollen.

Die Gefahr, dass er Sam diesen Mut ganz umsonst machte, und alles genau so schlimm war, wie sie es sich einbildeten, war viel zu groß.

Als Sams Handy schließlich klingelte, war er gerade im Bad, und Dean hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf und nahm das Gespräch an, in dem Augenblick, da Sam eilig in den Raum gestürzt kam.

„Wie geht es ihm?“ fragte er ohne jede Begrüßung, und Sam sackte auf dem Bett zusammen, als sein Gesicht sich in einem erleichterten Lächeln auflöste.

„Gott sei Dank. Grüß den Idioten von mir und richte ihm aus, dass er sich beim nächsten Mal bitteschön ganz umbringen lassen soll – damit erspart er uns zumindest die Aufregung … Ja, danke Tom. Bis bald.“

Dean beendete das Gespräch, und ließ sich rückwärts aufs Bett sinken, wo sein Kopf unverhofft auf Sams Schoß traf, den er prompt als willkommenes Kissen nutzte.

„Mike lebt, wurde mit reichlich Blutkonserven versorgt und schreit schon wieder nach Bier. Scheint ihm den Umständen entsprechend also recht gut zu gehen.“

Dean blickte zu Sam auf, dessen bedrückte Miene der letzten Stunden endlich erleichterter Entspannung Platz gemacht hatte, und streckte die Hand nach ihm aus, um sie ihm an die Wange zu legen.

„Wenn das so weiter geht, kriegst du noch Falten. Wer ist als nächstes dran? Ellen? Jo? Bobby, Lois und Clark hatten wir ja jetzt …“

Sam setzte unwillkürlich sein Hugh-Grant-Gesicht auf, und Dean stöhnte innerlich.

Manchmal wäre er besser damit beraten, sich die Zunge abzuschneiden, anstatt derartig unbesonnen den Mund aufzumachen.

„Dude, das war ein Scherz. Ich bin sicher, den Harvelle Frauen geht es ausgezeichnet!“

Sam ließ sich von ihm beruhigen und nickte, imitierte Deans Geste und legte ihm die Hand an die Wange.

„Was soll das überhaupt heißen, ICH kriege Falten? Du hast schon längst welche!“

Dean grinste zu ihm auf, in seinen Augenwinkeln erschien ein Kranz von Lachfältchen, und Sam konnte gerade noch eben so ein hingerissenes Seufzen unterdrücken.

„Ja“, sagte Dean mit diesem Grinsen, „aber bei mir sind Falten sexy, weil ich kernig und männlich bin. Wenn deine Stirnfalten sich erstmal festgesetzt haben, wirst du aussehen wie Angela Lansbury!“

Diesmal konnte Sam sich gerade noch eben so zurückhalten, Dean nicht mit einem der Kopfkissen zu ersticken, gab jedoch vor, ihn beißen zu wollen, als er ihm sanft in die Nase kniff.

„Was hast du jetzt eigentlich über unseren Wendigo herausgefunden?“ fragte Dean, nachdem er seine Hand in Sicherheit gebracht hatte, und legte auf eine Art und Weise den Kopf schief, die erstaunlich an McClane erinnerte, der vor einer Stunde das Warten aufgegeben hatte und in seiner Ecke des Zimmers auf dem fröhlich gemusterten Teppich eingeschlafen war.

Sam hatte sich die drei Stunden Wartezeit unter anderem mit verbissener Recherche vertrieben, und er war eben dabei gewesen, Dean von seinen Ergebnissen zu berichten, als Tom endlich angerufen hatte.

Sam ließ seine Hand an Deans Wange ruhen, während er seinen Bericht angab, und obwohl Dean die Augen geschlossen hatte, und seine Mimik keinerlei Aufschluss über seine diesbezüglichen Empfindungen gab, konnte Sam seine Präsenz so klar lesen, wie nur selten zuvor in seinem Leben.

Als Dean hörte, dass Austen&Co eine (inzwischen bankrotte) Bergbaugesellschaft gewesen war, die in den Dreißigern versucht hatte, einen Stolleneinsturz und das Verschwinden – kurzum den Tod – von über fünfzig Arbeitern zu vertuschen, wurde er so wütend, dass Sam ihn losgelassen hätte, hätte er nicht ganz genau gewusst, dass Deans Zorn sich nie gegen ihn richten würde (wenn er nicht gerade der direkte Auslöser dafür war).

Es war nur allzu klar, dass einer dieser Arbeiter überlebt hatte, dass kein Versuch unternommen worden war, ihn oder seine Kollegen zu retten, und dass er nach Tagen des Wartens sämtliche Hoffnungen auf Hilfe aufgegeben und begonnen hatte, sich auf die einzige Weise am Leben zu erhalten, die ihm in der beklemmenden Enge und Dunkelheit zur Verfügung stand – er hatte sich von seinen toten Kollegen ernährt, von Menschen, mit denen er zusammengearbeitet hatte, die vermutlich seine Freunde gewesen waren.

Dean konnte sich kaum ein schrecklicheres Schicksal vorstellen.

Der Überlebensdrang des Minenarbeiters musste enorm gewesen sein, sonst hätte er es niemals über sich gebracht, etwas so Grausiges zu tun.

„Ironie des Schicksals, dass er erst als Wendigo stark genug war, sich seinen Weg zurück in die Freiheit zu graben“, murmelte Dean leise, und Sam nickte einfach nur und erwiderte nichts.
 

Der nächste Morgen kam mit leichtem Nieselregen und Wolken, deren Farbe an Asche erinnerte, und als Sam aufwachte, hatte er Arme und Beine um Dean geschlungen und sich so eng an ihn geschmiegt, dass nicht einmal eine Mikrobe zwischen ihnen Platz gefunden hätte.

Er war einigermaßen überrascht, festzustellen, dass Dean scheinbar bereits seit geraumer Zeit wach war, denn sein verschlafener Blick begegnete Deans munterem, und Deans linke Augenbraue war bereits in Hochstimmung – was ihr immens schwungvoller Schwung Sam recht schwungvoll verkündete.

„Du“, sagte Dean mit einem Unterton von Amüsement, „hast ein Kuschel-Problem. Du solltest dir Pillen verschreiben lassen. Vor zehn Minuten habe ich versucht, mich von dir loszumachen, um auf Klo zu gehen, und du hast irgendwas von Pinguinen und Surfbrettern gebrabbelt und dich wie eine Schlingpflanze um mich gewickelt. Ich schwöre, du hast mir mindestens meine angeknacksten Rippen gebrochen, wenn nicht noch mehr. Du bist ja eine Gefahr für ahnungslose Beischläfer!“

Dean musste wirklich schon eine ganze Zeit lang wach sein, für gewöhnlich gab er vor seiner ersten Tasse Kaffee nämlich nicht viel mehr als ein paar Grunzer und unwirsches Gemurmel von sich, und war Alles in Allem so herzerwärmend brummelig, dass Sam jetzt relativ empört war, dass ihm diese Morgenroutine heute verwehrt bleiben würde.

Er ließ Dean schweigend los, um ihn ins Bad ziehen zu lassen, und als fünf Minuten später die Dusche anging, war er noch viel empörter, dass Dean ihn nicht dazu gebeten hatte.

Dann fiel ihm seine verwünschte Wunde wieder ein, und Sam rollte sich schon allein aus Protest auf den Bauch – Schnittwunde hin oder her – und zog sich die Bettdecke über den Kopf.

Es war doch einfach nicht fair, dass er jetzt nicht einmal mehr mit Dean zusammen duschen konnte – und warum hatte er auf einmal den beunruhigenden Verdacht, dass er zunehmend dachte und fühlte wie Dean?

Machte das das jahrelange Zusammenleben?

Bildeten Dean und er am Ende eine Biozönose?

(Sein Biologieunterricht war viel zu lange her, als dass er auf diese Frage eine professionelle Antwort geben könnte.)

Würde er in Kürze anfangen, hamsterartiges Essverhalten an den Tag zu legen?

Und war er eigentlich bekloppt, ernsthaft über Sowas nachzudenken?!

Sam hatte eben beschlossen, dass er seinem ungewöhnlich schweren Schicksal mit stoischer Gelassenheit begegnen würde, da schlüpfte auch schon ein äußerst schlüpfriger Dean zu ihm unter die Bettdecke und schmiegte seinen feuchten aber angenehm warmen Körper zufrieden aufseufzend an seinen trockenen.

„Was glaubst du, was du da tust?“ erkundigte sich Sam mit Grabesstimme, und Dean presste seine entblößten Lenden mit einer rollenden Bewegung an Sams stoffbedeckte Hüfte.

„Mit dir rummachen?“, schlug Dean spielerisch vor, hauchte einen feuchten Kuss auf Sams nackte Schulter und den durchfuhr ein wohliges Kribbeln.

Es tat Dean offenbar ganz außerordentlich gut, vor seiner üblichen Zeit zu erwachen und dann ein paar Stunden lang von Sam in schraubstockartiger Geiselhaft gehalten zu werden.

Sein Mund glitt über Sams Schulter und sein Schlüsselbein, dass es eine wahre Freude war, und Sams warme Haut überzog sich mit einer vorfreudigen Gänsehaut, während er sich – praktisch veranlagt, wie er nun mal war – mit einer fast schon beiläufigen Bewegung die Shorts von den Hüften schob.

Und dann … dann bellte der Hund.
 

„Drecksvieh … dumme Misttöle … dämlicher Köter … absolut kein Sinn für Timing …“

Sam konnte nicht umhin, amüsiert zu schmunzeln, während Deans zornige Litanei über ihn brandete wie Wellen an einem stürmischen Tag am Strand, und während er Dean dabei beobachtete, wie der den unschuldig wedelnden McClane auf den Rücksitz des Ford verfrachtete, strich ihm plötzlich etwas merkwürdig Anschmiegsames ums rechte Hosenbein.

Er blickte an sich hinab, entdeckte eine grau getigerte junge Katze – oder einen Kater – die oder der erwartungsvoll zu ihm hoch schaute, und schraubte sich prompt in die Tiefe, um sie oder ihn auf den Arm zu nehmen.

Er wurde mit promptem Schnurren belohnt, das merkwürdig an einen defekten Rasenmäher erinnerte – es war ja eine recht junge Katze – und Sam grinste beseelt und kraulte sie liebevoll hinter den Ohren.

„Katzenmensch, hm?“ ertönte mit einem Mal eine weibliche Stimme schräg links hinter ihm, und als Sam sich umwandte, erblickte er eine reifere Dame um die Sechzig, die mit dem langen silbernen Haar und den wachen blassblauen Augen ihrer Tochter noch immer ähnlich genug sah, dass Sam sie problemlos identifizieren konnte.

„Mrs. Masters, nehme ich an?“

Sie nickte mit einem schelmischen Lächeln, nahm seine große Gestalt ohne jedes Anzeichen von Zurückhaltung in Augenschein und schnalzte schließlich anerkennend mit der Zunge.

„Wo auch immer du herkommst, mein Süßer, ich hoffe, dass es da noch mehr gibt!“

Diese freimütige Redeweise verschlug Sam recht erfolgreich die Sprache, und er starrte sie noch immer fassungslos an, als Dean an seine Seite trat und ihn fragte, ob er festgewachsen sei.

„Der Herr sei gelobt, sie tauchen in Rudeln auf“, murmelte Mrs. Masters begeistert, unterzog Dean einer genau so eingehenden Untersuchung wie zuvor Sam und nickte dann beifällig.

„Dein Bruder hier ist etwas empfindlich, fürchte ich“, setzte sie Dean mit ihrem spitzbübischen Lächeln in Kenntnis, langte hinauf und tätschelte Sams Wange.

„Furchtbar schüchtern, der Junge.“

Dean blinzelte verdutzt und räusperte sich leise.

„Äh … ja.

Er ist NICHT mein Bruder“, stellte er dann klar, mit der gleichen leicht empörten Vehemenz, mit der er früher das Gegenteil behauptet hatte, und schlang einen besitzergreifenden Arm um Sams Hüften.

Mrs. Masters blickte kurz von Einem zum Anderen, dann trat ein entschieden begeistertes Zwinkern in ihre Augen.

„So ist das also … Sehr schön, sehr schön. Und so wunderbar selbstsicher dabei – guter Junge.“

Diesmal wurde Deans Wange getätschelt, und da er zu Mrs. Masters eine ebenso spontane wie innige Zuneigung gefasst hatte wie zu ihrer Tochter, hielt er grinsend still.

„So, dann will ich euch zwei Hübschen mal nicht länger aufhalten“, meinte Mrs. Masters nach einer Weile. „Gebt mir mal den kleinen Halunken her, damit ich ihn meiner Enkelin zurück bringen kann, die ihn sicherlich schon furchtbar vermisst, und ihr kümmert euch um euren Hund, der soeben eure Autofenster zusabbert. Das kann man ja nicht mitansehen!“

Sie nahm Sam das Tier, das offensichtlich ein Kater war, aus den Armen, und kniff ihn, nachdem er sich artig verabschiedet und ihr den Rücken zugewandt hatte, derartig fest in den Hintern, dass ihm ein unfreiwilliges Quietschen entfuhr.

Dean versuchte sein Lachen höchst unglaubwürdig als Husten zu tarnen, erstickte beinahe daran, und seine Augen gingen vor Heiterkeit beinahe über, während er sich neben Sam und seinen glühenden Wangen auf den Beifahrersitz des Fords sinken ließ.

Der Pate

Guten Abend, liebe Leser!
 

Viel ist vom Samstag nicht mehr übrig, das gebe ich zu und entschuldige mich dafür.

Ging nicht schneller.

Louis stand/steht bei Kinka, und ich war mit Isi zum Einkaufen verabredet.

Hab auch nicht wirklich Zeit für Kommi-Kommis, will euch ja nicht noch länger mein Geschreibsel vorenthalten.
 

Nutze allerdings die Gelegenheit, um euch vor der Verfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“ zu warnen.

War nicht gruselig, gestern, war nur dumm und stellenweise peinlich.

Einziges Plus war der männliche Hauptdarsteller, auch wenn er mich nicht, im Gegensatz zu gewissen anderen Personen, an Castiel erinnert hat.
 

„Dracula 2000“ kann man sich übrigens auch nur angucken, wenn man sich wie wir über die zahlreichen Nebendarsteller – und natürlich Gerard – freuen kann.

Ansonsten war der vergangene Filmabend eher durch die angenehme Gesellschaft bemerkenswert, ganz sicher nicht aufgrund der filmischen Leistungen.
 

Und nun lest man schön!
 

moko-chan
 


 

Dean schlug die Zeitung auf, die ihm Sam von seinem Abstecher zum Kiosk mitgebracht hatte, damit er sich die Fahrt zum Impala einigermaßen sinnvoll vertreiben konnte, und ließ die entspannenden Klänge von U2s „With or Without You“ über sich branden, während er müßig die Artikel der Kleinstadtzeitung überflog.

Sam hatte die Band seiner Kassetten-Sammlung hinzu gefügt, kurz nachdem sie von Deans irischen Wurzeln erfahren hatten, und da ihre Musik nicht unbedingt schlecht war, und Dean in einem seiner seltenen Momente der Klarheit begriffen hatte, dass es Sams Art war, sich mit seiner Zugehörigkeit zu dato völlig fremden Menschen, wenn nicht unbedingt abzufinden, so doch zumindest der Idee gegenüber als tolerant zu behaupten, hatte er sie stillschweigend angenommen.

Sein gelangweilter Blick überflog Wetterbericht und Horoskop, er stellte amüsiert fest, dass ihm eine Woche voller phantastischer Überraschungen verheißen wurde, und klappte schließlich schnaubend die Zeitung zu, als er auf einen Artikel über einen antiken Plüschbären namens Sir Hugsalot stieß, der auf dem Dachboden eines der ältesten Häuser der Stadt gefunden worden war, und dessen Wert aufgrund seines außerordentlichen Alters scheinbar als enorm eingeschätzt wurde.

In einer Stadt, die einen solchen Fund für mitteilungswürdig hielt, konnten ihm kaum Überraschungen zustoßen, mit denen er nicht fertig werden würde.

Sein unruhiger Blick wandte sich der Szenerie außerhalb des Wagens zu, und obwohl er alles andere als romantisch veranlagt war und die Belaubung der Bäume für gewöhnlich nur zum Bestimmen der Jahreszeit näher betrachtete, löste der Anblick von Herbstlaub in allen möglichen Schattierungen von Gold und Rot einen Moment lang Bewunderung in ihm aus.

Er meinte, sich zu erinnern, dass es Herbst gewesen war, als er als Kind in der Stadt gewesen war, dass John während ihres Aufenthalts ungewöhnlich entspannt und sogar ein kleinwenig gut gelaunt gewesen war, und dass er ihn und Sam mehr als nur einmal zum örtlichen Spielplatz begleitet hatte.

Dean fragte sich unwillkürlich, ob dieser Spielplatz noch immer existierte, und nahm sich eben vor, eine heimliche Suche danach zu starten, als sein Handy klingelte.

In der Erwartung, neue Nachrichten bezüglich Michael und seines Gesundheitszustandes zu erhalten, langte er eilig in die Innentasche seiner Lederjacke, und war überrascht, die Information „unbekannter Anrufer“ auf dem Display seines Handys zu lesen, nachdem er es aufgeklappt hatte.

Er nahm das Gespräch an, gab sich lediglich mit einem fragenden „Hallo“ zu erkennen, und lächelte schließlich erleichtert.

„Hallo, Jane.“

Sam warf ihm einen kurzen, fragenden Blick aus dem Augenwinkel zu, und Dean zuckte mit den Schultern, während er seiner Tante weiter zuhörte, dann wurde seine Miene plötzlich streng.

„Sie will was? Niemals! Gib sie mir!“

Sam war mehr als verdutzt über den autoritären Tonfall, mit dem Dean plötzlich um sich warf, und verschluckte sich beinahe vor Lachen, als der weitere Verlauf des Gesprächs Dean Einiges mehr abzuverlangen schien, als er bedacht hatte.

„Hannah!“ begann er mit streng zusammengefurchten Augenbrauchen, die bei den ersten Worten seiner Cousine aber bereits deutlich gelöster wieder auseinander drifteten.

„Was? Ja … ja, Kleines, ich vermisse dich auch“, murmelte er ein wenig überrumpelt. „Ich dich auch … sehr.“

Sam hatte plötzlich einen Klos im Hals, räusperte sich verhalten, und ein Blick auf Deans liebevolles Lächeln animierte ihn zu deutlich schnellerem Fahren.

„Aber Hannah“, rief sich Dean seinen anfänglichen diktatorischen Tonfall wieder ins Gedächtnis, „deine Mutter hat mir erzählt … nein, sie hat nicht gepetzt! Sie hat – mich informiert. Das ist wichtig, weißt du – in Familien macht man das so!“

Hannahs Antwort schien lang und niederschmetternd zu sein, und Sam konnte sich ihre Ansichten zu Deans Aussage nur allzu lebhaft vorstellen, schließlich gaben gerade Dean und er in dieser Hinsicht äußerst schlechte Vorbilder ab, und Deans nächste Worte bestätigten seine Befürchtungen nur.

„Ja, Kleines, ich weiß, und das tut mir auch sehr leid. Aber darum geht es hier nicht. Du wirst dich nicht piercen lassen! Unter gar keinen Umständen! Du bist sieben Jahre alt! … Doch, das hat damit sogar sehr viel zu tun! … Was?“

Sam blickte abwechselnd in Deans Gesicht und auf die Straße, und bevor er sich zurückhalten konnte, hatte seine rechte Hand auch schon Deans Oberschenkel gefunden und streichelte beruhigend an ihm auf und ab – Sam hoffte zumindest, dass es beruhigend war.

„Wie – Ohrringe? Nein, warum sollte ich was gegen Ohrringe haben? … Bitte? Hey, warte mal!“

Dean wirkte ein wenig konfus, starrte ein paar Sekunden lang perplex sein Handy an, bevor die Stimme seiner Tante ihn wieder an den Apparat befahl.

„Jane, sie hat mich reingelegt!“ entschuldigte er sich zerknirscht, wurde scheinbar ausgelacht und grummelte ein wenig vor sich hin.

„Aber wenn sie Ohrringe will, begreife ich nicht … Ja, aber sieben ist doch wirklich nicht SO jung und … Ja, ich bin da total auf ihrer Seite! … Was will ich? Ihr was -? Ja, aber Jane, du weißt schon, dass ich denkbar ungeeignet … So kann man das natürlich auch sehen. Ähm. Ok. Dann gerne, ja. Ok. Ist Sean zufällig in der Nähe? Dann – dann sag ihm, er soll mich anrufen, wenn du ihn siehst, ja? Ok, danke. Ja, bis zum nächsten Mal. Bis bald, Jane.“

Ein furchtbar erschöpft wirkender Dean beendete das Gespräch, entledigte sich seines Mobiltelefons, und stellte sich schließlich Sams fragendem Blick.

„Hannah wollte Ohrringe, ich war dafür, und jetzt will Jane, dass ich ihr Pate werde. Ich hab ja gesagt.“
 

Sam war noch immer nicht über die glorreichen Neuigkeiten hinweg, als er den Ford neben einem laubbedeckten Impala zum Stehen brachte, sein Gesicht drückte deutlich eine Verwirrung aus, die sich Dean nicht ganz erklären konnte, und als Sam die Fahrertür aufstieß, aus dem Wagen stieg und mit langen, zielgerichteten Schritten auf den See zuging, starrte er ihm einen Moment lang nach, bevor er auf der Beifahrerseite aus dem Wagen sprang und ihm folgte.

Sam war am Ufer stehen geblieben, eine unbewegte Gestalt vor der vom leichten Regen bewegten Wasseroberfläche, und als der Herbstwind ihn erfasste, an seinem Haar und seiner Jacke zerrte, und er noch immer keine Regung zeigte, gab Dean seinem ersten Impuls nach, streckte beide Hände nach ihm aus, um sie an seine Wangen zu legen, und zog ihn zu einem Kuss zu sich hinab.

Sam ließ ihn gewähren, schien sich ein wenig zu entspannen, und nachdem Dean ihren Kuss wieder beendet hatte, blickten sie einen Moment lang in einvernehmlichem Schweigen auf den See hinaus, bevor Dean sich leise räusperte.

„Du möchtest nicht, dass ich ihr Pate werde?“

Sams Kopf fuhr zu ihm herum, der Ausdruck in seinen Augen eine Mischung zwischen Schuldbewusstsein und purer Angst, und Dean war nun endgültig beunruhigt, besorgt, und was man sonst noch so sein konnte, wenn der Gegenstand seiner Huldigung völlig absurde, unerklärliche Reaktionen an den Tag legte.

„Ist es das Sammy? Wenn ja, muss ich dir ganz ehrlich sagen, dass ich dich nicht verstehe. Du kannst doch unmöglich noch immer Angst davor haben ausgeschlossen zu werden! Und ob ich Hannahs Pate werde oder nicht, ändert jetzt doch nicht mehr das Geringste!“

Deans Worte waren nicht nur zutreffend, sie enthielten die perfekte Mischung aus Ärger und Besorgnis, und Sam, dem eben im Wagen mit erschreckender Klarheit aufgegangen war, dass Hannah samt ihrer Familie eine Normalität symbolisierte, die er sich sein ganzes Leben lang gewünscht hatte, und die er jetzt, da sie nicht nur greifbar sondern teil seines Lebens war, mehr fürchtete, als alles andere, weil er sie genau so verlieren konnte wie Jessica, wusste nicht, wie er Dean erklären sollte, was in ihm vor sich ging.

Diesmal wäre es jedoch nicht nur sein Verlust, es wäre auch Deans – es wäre in ganz besonderem Maße Deans – und da es in seiner irrationalen Angstvorstellung nicht nur um sich selbst sondern vor allem um Dean ging, fühlte er sich ihr nur noch schutzloser ausgeliefert.

„Ich will, dass du Hannahs Pate wirst. Ich freue mich für dich“, sagte er schließlich, und zumindest seine Stimme verriet nichts von seinem inneren Tumult, wenn seine Augen auch nicht ganz so verschwiegen waren.

Dean gab sich mit dieser Antwort vorerst zufrieden, wenn er auch noch einen Moment lang mit gerunzelten Brauen zu Sam aufblickte, und in seinem Gesicht nach etwas zu suchen schien, das etwas mitteilungsfreudiger als Sam selbst war.

Er fand jedoch nichts, wandte den Kopf, um auf den mit Nebel verhangenen See hinaus zu schauen, und ließ zu, dass Sam ihm den Arm über die Schultern legte.

Ungeduldiges Bellen, das aus dem Innenraum des alten Fords an ihre Ohren drang, erinnerte sie an McClane, und da Sam noch immer reichlich gedankenverloren in die Welt blickte, trennte Dean sich für einen Moment von ihm, um den Hund aus dem Wagen zu lassen.

McClane lief sofort zu Sam, um sich an ihn zu schmiegen und aufgeregt an seinem Hosenbein die Spuren von Katze zu erschnüffeln, die Sams Begegnung mit dem kleinen grauen Kater hinterlassen hatte.

Sam tätschelte geistesabwesend seinen Kopf, ging schließlich in die Hocke, um ihn hinter den Ohren zu kraulen, und Dean musste unwillkürlich lächeln, als er die Beiden zusammen sah.

Er gesellte sich zu ihnen, beschloss, den unangenehmen Nieselregen so lange zu ignorieren, bis Sam beschloss, dass es Zeit sei, Bobby im Krankenhaus zu besuchen, und zog die Schultern hoch, in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, sich gegen die alles durchdringende Kälte zu schützen.

Sam ließ schließlich davon ab, McClane zu knuddeln, erhob sich aus seiner hockenden Haltung und streckte sich ein wenig.

Er fing Deans Blick auf, der prüfend auf ihm ruhte, lächelte ihm beruhigend zu und wischte ihm einen verirrten Regentropfen von der Wange.

„Wollen wir wieder los?“
 

„Seid ihr her gelaufen? Ihr seht völlig durchgefroren aus.“

Bobby musterte seine jungen Schützlinge mit irritierten bis missbilligenden Blicken, und legte schließlich die Zeitung beiseite, in der er bei ihrem Eintreten gestöbert hatte.

Es war das gleiche Exemplar, das Sam Dean zu lesen geben hatte, und der Anblick des dummen alten Stoffbären, dessen Knopfaugen einen von der Titelseite aus stumpf anblickten, löste in Dean nach wie vor nichts als leisen Unwillen aus.

„Wann entlassen sie dich?“ erkundigte er sich in seiner direkten Art, überging damit geschickt Bobbys Frage nach ihren durchnässten Gestalten und schälte sich aus seiner durch die Nässe etwas störrischen Lederjacke.

Bobbys Stirn umwölkte sich prompt, und seine Stimme ließ keinerlei Zweifel an seiner Meinung über störrische, fehlgeleitete Krankenschwestern, als er sagte:

„Schwester Yeng, die davon auszugehen scheint, dass jemand, der es fertig bringt, in den örtlichen Wäldern von einem Bären attackiert zu werden – nette Geschichte übrigens – so lange wie nur möglich unter ihrer Aufsicht verbleiben sollte, hat sich bisher geweigert, mir mein Entlassungsdatum zu verraten, und ich fürchte fast, ich werde mich selbst entführen müssen.“

Dean, völlig frei von Mitgefühl, grinste ihn spöttisch an.

„Die Dame will dich offensichtlich nicht gehen lassen – ich an deiner Stelle würde mich geschmeichelt fühlen.“

Diese Bemerkung brachte ihm einen strafenden Blick und die Empfehlung ein, nicht stets von sich auf andere zu schließen, und damit war das Thema erledigt.

„Erzählt ihr mir jetzt, warum ihr ausseht wie begossene Pudel? Ihr tropft ja den ganzen Boden voll!“

Da kein zwingender Grund bestand, Bobby nichts von Deans neuer Berufung zu erzählen, rückte er auch recht zügig mit der Sprache heraus.

Bobby wirkte überrascht, gratulierte ihm aber, verstand jedoch nicht, welcher Aspekt einer Patenschaft so überaus schrecklich sei, dass Sam aussah, als sei ihm ein Clown begegnet.

Bevor er eine diesbezügliche Frage allerdings zum Ausdruck bringen konnte, klingelte Deans Handy.

Bobby sparte es sich, ihn darauf hinzuweisen, dass angeschaltete Mobiltelefone in Krankenhäusern eher ungern gesehen waren, und ließ ihn großzügig schweigend das Gespräch annehmen.

Ein kurzer Blick auf das Display entlockte Dean ein zufriedenes Lächeln, er nahm das Gespräch an, begrüßte Sean am anderen Ende der Leitung, ließ sich zu seinem neuen Amt als Hannahs Pate gratulieren, und setzte dann zu einer minutiösen Schilderung ihrer Rettung Bobbys, inklusive sämtlicher Informationen über Wendigos und wie man sie unschädlich machen konnte, der Dauer ihres Einsatzes und der aktuellen Verfassung sämtlicher Beteiligten an, während Sam und Bobby ihn mit ungläubigen, fassungslosen Mienen anstarrten.

Dean tat währenddessen, als sei es das Normalste von der Welt, solche Informationen an unbeteiligte Zivilisten weiter zu geben, und als das Gespräch endlich ein Ende gefunden hatte, war beinahe eine Stunde vergangen, und Sam schwirrte der Kopf von all den Fragen, die er Dean stellen wollte, die er jedoch noch nicht einmal im Geiste zu seiner Zufriedenheit formulieren konnte.

„Was war das gerade?“ drückte Bobby schließlich all seine Verwunderung in so wenig Worten wie nur möglich aus, und Dean zuckte hilflos mit den Schultern.

„Dank seiner Hilfe haben wir dich gefunden, und da er selbst ein aufstrebender Jäger ist, dachte ich, es sei nur von Vorteil für ihn, sowas zu wissen.

Außerdem ist es nur gut, wenn die Familie schon weiß, woher Sam seine Kratzer im Gesicht hat, wenn wir sie das nächste Mal besuchen.“

Die Wutprobe

Deanstag!
 

Daher:

Eine Ode an den Jensen!

„Ten Inch Hero“ ist mal ein ganz famoser Film (auch wenn man Daneelle nicht mag) und Jensen mit Iro und Kilt mal total Zucker!

Find’s zwar nach wie vor nicht allzu toll, dass er sich am Ende nur für die Tussi zum Konformisten reduziert hat, grinse aber immer noch, weil Isi ihn nicht wieder erkannt hat.

Der arme Junge!

Die schönen O-Beine!
 

Memo an mich selbst: Muss Dean T-Shirts mit Botschaften drauf anziehen!
 

So, jetzt grüße ich noch S-a-m, neuen Kommi-Schreiber par excellence, (willkommen auf meinem Traumschiff, ich empfehle „American Gigolo“ als Cocktail der Woche!) und informiere die liebe Rina, dass Dean sehr wohl während der Fahrt lesen kann, wenn er auf dem Beifahrersitz hockt!
 

Und jetzt kommt ein wenig Fanservice für Leute, die mit sowas was anfangen können!

Viel Spaß damit!
 

moko-chan
 


 

Die Rückfahrt zum Motel verlief schweigend.

Sie hatten Bobbys Ford auf dem Krankenhausparkplatz stehen lassen und waren nun mit dem Impala unterwegs, und da es keinen vernünftigen Grund gab, Dean weiterhin vom Steuer seiner Liebsten fern zu halten, saß Sam wie gewohnt auf dem Beifahrersitz und blickte in Gedanken versunken in die Dämmerung hinaus.

Sie hatten Bobby von Sams neuen Fähigkeiten erzählt, und wenn der sich auch alle Mühe gegeben hatte, ruhig und verständnisvoll zu reagieren, war er doch nicht ganz in der Lage gewesen, Besorgnis und vielleicht sogar so etwas wie Furcht aus seinen Augen zu verbannen.

Es war klar, dass Bobby Sams ein wenig zweifelhafte Talente mit Argwohn betrachtete – was man ihm nicht wirklich übel nehmen konnte – ebenso klar war allerdings, dass ihn das nie im Leben dazu bringen würde, den Glauben in ihn oder Dean zu verlieren.

Der Grund für die Stille im Wagen war schlussendlich auch nicht das etwas bedrückende Gespräch, das Dean und Bobby gleichsam über Sams Kopf hinweg geführt hatten, der Grund für die Stille im Wagen war Schwester Christina Yeng, die sich unschuldig diensteifrig nach Sams problematischer Brustwunde erkundigt hatte.

Über die Ernsthaftigkeit von Sams Verwundungen im Dunkeln belassen zu werden, hatte Dean noch nie gefallen – dass er selbst zumeist alles andere als offen über seine eigenen Gebrechen sprach, ignorierte er in solchen Momenten stets großzügig – und jetzt brodelte er in selbstgerechter Wut vor sich hin.

Sam ahnte, dass das Donnerwetter über ihn hereinbrechen würde, sobald sie im Motel waren, und nutzte die Ruhe vor dem Sturm, um sich mental auf eben diesen vorzubereiten.

Was genau er zu Dean sagen wollte, um seinem Zorn zu entgehen, war ihm nicht ganz klar, und er verlor noch den letzten Rest Hoffnung darauf, dass ihm etwas Passendes einfallen würde, als Dean ihn, gleich nachdem sie ihr Zimmer betreten hatten, leise fragte, warum Sam ihm nicht einmal genug vertraute, um ihm von einer Lappalie wie einer entzündeten Kratzwunde zu erzählen.

„Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst“, antwortete er ebenso leise, aber das war wohl nicht das gewesen, was Dean hatte hören wollen – er knallte die Tür so heftig hinter sich zu, dass McClane erschrocken aufjaulte und sich mit eingezogenem Schwanz ins Badezimmer flüchtete.

„Bist du bescheuert?“ fuhr er ihn mit grollender Stimme an, und Sam zog den Kopf ein und presste die Lippen aufeinander, bevor ihm ein Weg einfiel, Dean nur noch mehr in Rage zu versetzen.

„Ich dachte, du hättest mit meiner Verwandlung zum Freak schon genug zu kämpfen.“

Dean packte ihn so plötzlich am Hemdkragen und schleuderte ihn gegen die geschlossene Tür, dass es Sam für einen Moment die Luft aus den Lungen presste, und der Ausdruck ihn Deans Augen hielt ihn sehr viel effektiver an Ort und Stelle, als es der unnachgiebige Griff an seinem Hemd je vermocht hätte.

Dean war zu wütend, um sprechen zu können.

Dass Sam sich tatsächlich einbildete, dass er, nach all diesen Jahren, aus welchem dämlichen Grund auch immer, irgendwann nicht mehr würde wissen wollen, ob er verletzt war oder nicht, ob er Schmerzen hatte oder nicht – Dean packte Sams Shirt am Kragen und der Ruck, mit dem er es in der Mitte zerriss klang außergewöhnlich laut, auch wenn Sam einen Moment lang nichts weiter als seinen eigenen Atem hören konnte.
 

Prüfende, raue Finger strichen über seine nackte Haut, über den Verband an seiner Brust, und Sam war nicht überrascht, als Dean ihn ihm mit der gleichen schon beinahe rücksichtslosen Vehemenz wegriss, mit der er sein Shirt aus dem Weg geräumt hatte.

Es brannte, aber nicht mehr als der unversöhnliche Ausdruck in Deans Augen, während er mit den Fingerspitzen trotz aller Wut vorsichtig an Sams gefährlich rot leuchtender Wunde entlang fuhr.

„Brennt es?“ erkundigte er sich mit einem Knurren, und Sam konnte nur nicken.

Er wagte es nicht länger, zu lügen.

Deans Gesichtsausdruck verlor einiges an Schärfe, Besorgnis mischte sich mit der Wut, aber er zog seine Hand nicht von Sam zurück, der Druck seiner Finger nahm eher noch zu.

Sam erschauderte unter seiner Berührung, biss sich auf die Unterlippe und hielt so still wie möglich.

Er hatte Deans intime Berührung vermisst, und selbst, wenn das hier unter die Kategorie ungünstige Umstände fiel, schaffte er es doch irgendwie, sie zu genießen.

„Sieht übel aus“, bemerkte Dean, mit einer Stimme, als betrachte er einen Autounfall im Fernsehen, schockiert, aber auf eine abgeschottete, distanzierte Art.

„Soll ich mich darum kümmern?“ fragte er leise, und Sam schluckte trocken und riss seinen Blick von Deans Lippen los.

„Ja. Ja, bitte.“

Dean nickte knapp, ließ seine Hand jedoch nicht sinken, und als er zu Sam aufblickte, lag noch immer dieselbe Wut in seinen Augen, mit der er ihn im Krankenhaus angesehen hatte.

„Setz dich aufs Bett“, wies er ihn knapp an – ein Befehlston, der Sam viel zu sehr an John erinnerte – wandte sich ab, und ging zu dem Schrank neben der Badezimmertür hinüber.

Er schloss sie, und somit McClane im Badezimmer ein, damit er sie in den nächsten Minuten nicht stören würde, dann öffnete er den Schrank.

Sam hörte ihn einige Gegenstände in seiner Reisetasche hin und her schieben, und als er sich wieder zu ihm umdrehte, hielt er eine Flasche Jod und Watte in den Händen.

Sam schluckte trocken, als er die dunkelbraune Flasche erblickte, begab sich jedoch widerspruchslos zum Bett hinüber, setzte sich und schaltete die Nachttischlampe an.

Das würde verdammt wehtun.

Dean kniete sich vor ihm auf den flauschigen Läufer, der vor dem Bett lag, stellte die Jodflasche auf dem Nachttisch ab und blickte abwartend zu Sam auf, der einen Moment lang ebenso abwartend zurückblickte, bevor er begriff und sich sein Hemd samt dem darunter liegenden, zerrissenen Shirt von den Schultern schob, damit Dean Platz zum Arbeiten hatte.

Dean nickte schweigend, presste allerdings die Lippen zusammen, da er die Wunde im fokussierten Licht der Nachttischlampe nun deutlicher sehen konnte, als ihm lieb war.

Es tat ihm nicht leid, als er einen mit Jod besprengten Wattebausch in Kontakt mit der Wunde brachte, und Sam vor Schmerz die Augen zusammenkniff, er konnte schließlich nichts dafür, dass Sam so ein verdammter Heimlichtuer war.

Er widmete sich der Verletzung mit Geschick und einer Ruhe, die er jahrelanger Erfahrung verdankte, auch wenn er das ein oder andere Mal ein Zittern seiner Hände unterdrücken musste, wenn er sich fragte, was Sam noch vor ihm verbergen mochte, wenn er ihn nicht einmal bei einer entzündeten Wunde ins Vertrauen zog.

Sam ließ ihn stumm gewähren, und jedes Mal, wenn Dean zu ihm aufblickte, hielt er noch immer die Augen geschlossen, die Lippen so fest zusammengepresst, dass sie einen schmalen, weißen Strich bildeten.

Er arbeitete schweigend, und als er schließlich fertig war und sich vom Boden erhob, schmerzten seine Knie seine Augen brannten vom allzu konzentrierten Starren.

Dean wusste, dass Sams Wunde im Krankenhaus versorgt worden war, dass man dort Mittel und Wege hatte, die seine Dienste vermutlich überflüssig gemacht hatten, aber ihm war wohler, jetzt, da er sich persönlich um Sam gekümmert hatte.

„Halt still“, befahl er Sam knapp, entsorgte die verunreinigten Wattebäusche und kam mit einem Verband zurück, den er so fest anlegte, wie er es sich getraute.

Dean zog schließlich seine Hände von Sam zurück, und genau in diesem Moment schlug Sam die Augen wieder auf, sah ihn an, bat ihn mit seinem traurigen Blick viel drängender um Verzeihung, als er es mit Worten je vermocht hatte, und Dean biss die Zähne zusammen.

Das war nicht fair.

Es war sein gutes Recht, auf Sam wütend zu sein – er wollte auf ihn wütend sein.

Seine Hand fand Sams dichten Haarschopf, fuhr ungeduldig hindurch, beinahe schon ein wenig grob, aber als Sam vom Bett rutschte und sich vor ihn kniete, hielt er ihn nicht zurück, allein sein Gesichtsausdruck wurde völlig leer und nichts sagend.
 

Das zerrissene Shirt und sein Hemd hingen noch immer von Sams Schultern, aber er schenkte seiner Kleidung ebenso wenig Beachtung wie seinem merkwürdig wild pochenden Herzen.

Das hier was nicht das erste Mal, dass er es Dean mit dem Mund besorgen würde, es würde ganz sicher nicht das letzte Mal bleiben, und doch fühlte er sich seltsam, als er Deans Jeans öffnete, einen Knopf nach dem anderen.

Er hatte nur ein einziges Mal versucht, Dean auf diese Art um Verzeihung zu bitten, und das eine Mal war er betrunken gewesen, und Dean hatte ihn so grob von sich gestoßen, dass die Erinnerung daran noch heute schmerzhaft lebendig in ihm war.

Diesmal hielt Dean still, die rechte Hand noch immer in Sams Haar vergraben, und als Sam ihn durch den dünnen Stoff seiner Shorts hindurch streichelte, sog er scharf den Atem ein und zog ein wenig daran.

Sam beschwerte sich nicht, hielt seinen Blick auf die langsam anschwellende Beule in Deans Shorts fixiert, und leckte sich unwillkürlich über die Lippen.

Er zog Dean die Shorts unter den Hintern, wandte nicht für eine Sekunde den Blick von Deans Erektion ab, und schloss seine Hand um den harten, heißen Schaft, bevor er sich vorbeugte und seine Lippen um die Eichel schloss.

Er hob den Blick, um Dean in die Augen sehen zu können, während er ihn tiefer in seinen Mund hinein lutschte, seine linke Hand fand auf der Suche nach Halt Deans Hüfte, während die rechte langsam und fast schon liebevoll an seinem harten Glied auf und ab glitt.

Hitze sammelte sich in seinen Lenden, strahlte von dort aus in den Rest seines Körpers, bis hinein in seine Fingerspitzen, und Sams Wangen wurden heiß, als er sich klar machte, wie sehr er es genoss, das hier für Dean zu tun.

Seine Augen mussten diesen Genuss widerspiegeln, denn Deans Blick verklärte sich so schnell, dass es Sam ein heißes Kribbeln über den Rücken jagte, und er ein leises, gieriges Wimmern in den Tiefen seiner Kehle nicht unterdrücken konnte.

Er besorgte es Dean hastig, ohne jede Form von Zurückhaltung, und als Dean auch die zweite Hand in seinem Haar vergrub und anfing, seinen Mund mit kontrollierten, ruckartigen Stößen zu nehmen, begann die in seinen Jeans gefangene Erektion schmerzhaft gegen den Reißverschluss zu pressen.

Sam liebte nichts mehr, als zu beobachten, wie Dean sich in solchen Momenten gehen ließ, wie seine Kontrolle über sich selbst nach und nach schwand und einer Leidenschaft weichen musste, die ebenso erschreckend wie unwiderstehlich war.

Jetzt jedoch ließ Dean sich nicht gehen, sein Blick war zwar verklärt, und er genoss ganz offensichtlich, was Sam für ihn tat, aber die Art und Weise, wie er seine Kiefermuskulatur angespannt hatte, deutete an, dass er noch immer wütend war und Angst hatte, Sam weh zu tun, wenn er sich nicht zusammenriss, und Sam stöhnte frustriert, packte Deans Hüften und begann, Dean seinem Mund entgegen zu ziehen.

Dean keuchte auf, als ihm bewusst wurde, was Sam vorhatte, brachte es jedoch nicht über sich, sich gegen ihn zu wehren.

„Sammy“, war alles, was er über die Lippen brachte, heiser und mit schwerer Stimme, und als er Sams Augen so schrecklich flehend zu ihm aufblicken sah, biss er die Zähne noch ein wenig fester zusammen und verstärkte die Intensität seiner Stöße.

Er wusste, dass Sam ihn aufnehmen konnte, dass er es mehr liebte als alles andere, wenn er seinen Mund mit an Brutalität grenzender Leidenschaft nahm, er las es so deutlich aus seinem Blick heraus, dass es ihm heiß den Rücken hinunter lief.

Dean schluckte trocken, befeuchtete seine Lippen und ließ seine Hüften vorschnellen, und Sam begann, gierig zu stöhnen und presste seine Fingerspitzen in Deans Hüften, während seine eigenen ganz automatisch ein paar Mal nach vorn zuckten.

Er spürte, wie Deans Präsenz sich veränderte, wie sie kühler und gleichzeitig heißer wurde, und weil es das erste Mal war, dass er Deans Erregung auf diese Art nachempfinden konnte, trübte ihm ihre Intensität für einen perfekten Augenblick lang derartig die Sinne, dass er sich völlig in seinem Tun verlor.

Deans heiße Erektion in seinem Mund dämpfte das überwältigte Stöhnen, das seiner Kehle entkam, aber nichts konnte den Ausdruck in seinen Augen verbergen, die noch immer wie von einem Magneten angezogen in Deans starrten.

Und Dean sah es, sah ganz genau, wie weit es Sam diesmal mitgerissen hatte.

Sein Griff in seinem Haar verfestigte sich, als wolle er ihn in der Realität halten, aber seine Stöße verloren mehr und mehr an Zurückhaltung, bis er Sams Mund mit ungehemmter Leidenschaft für sich beanspruchte.

In Sachen Liebe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Drunter und Drüber

Überraschung!
 

Mit mir hat heute keiner gerechnet, wa?
 

Es ist mal wieder Deanstag, und ich glaube, ich muss ein wenig was zu Jensens Ehrenrettung unternehmen.

Zunächst steche ich jedoch mit spitzem Messer auf Deans Macho-Image ein und verkünde:
 

Wir haben Beweisphotos!

Dean – Unsinn, Jensen! Jensen war früher tatsächlich Cheerleader!

Die Haare! *hust*

Egal.

Er war jung und unschuldig und Texaner. Er darf das.
 

So, jetzt auf zu Jensens Ehrenrettung.

Er mag in einem grottenschlechten Horrorfilm mitgespielt haben, dafür hat Jared gleich in ZWEI schlechten Horrorfilmen mitgemacht.

Ich schätze mal, das gleicht sich aus.
 

(Ich will diesen verdammten Lone Ranger Film mit Chad sehen! Ich will, ich will!)
 

Im Prinzip ist mir sowieso völlig wurscht, was die Zwei so angestellt haben und noch anstellen werden, die können nämlich machen, was sie wollen, ich hab sie trotzdem gern, und sowieso ist es nicht Jensens Schuld, dass Devour so schlecht ist, und ich möchte behaupten, Jared war ganz toll in Cry Wolf (nie gesehen) und noch toller in House of Wax (aus offensichtlichen Gründen boykottiert und nur in Ausschnitten gesehen), auch wenn ich mich scheckig gelacht habe, weil er in dem Film das dumme, gutgläubige MÄDCHEN ist, das mit dem bösen Mann mitgeht.

Hrrrm.
 

Nun zu meinen volljährigen Lesern und jenen, die sich durch nichts aufhalten lassen, schon gar nicht vom Jugendschutz …
 

@ Deans_Angel:

Ihr verwirrt mich, wenn ihr euch umbenennt, ohne mir Bescheid zu sagen!

Ich verlange Memos!

(Weiß jetzt allerdings, dass du _Sam_Winchester_ warst, weil ich dich gestalkt habe!)
 

@ Sam_Dean (aka fridi)

Ich bezweifle, dass Mekkenzie auf Jensen abgefärbt hat, schließlich ist Jen der Ältere, ich gehe also einfach mal davon aus, dass es umgekehrt war …

Und ich habe in meiner „Filmkritik“ von Devour und nicht von House of Wax gesprochen.

Devour ist ein schlechter, schlechter Film, was aber weniger an den Schauspielern, sondern vielmehr am Schnitt und der Dialogregie liegt.

Brrr.

Wird Nick in House auf Wax von Chad Michael Murray gespielt?

Ich maaag Chad. Er hat tolle Haare in Lone Ranger … ICH WILL DIESEN FILM SEHEN! Tonto!!!

Neuer Film mit Jeff?

Meinst du The Accidental Husband?

Den will ich auch gucken!
 

@ Lyafe:

HA!!!

Erinnerst du dich noch, dass ich dir vor ein paar Kapiteln ein ganz famos zum schmachten anregendes Produkt meiner ausschweifenden Phantasie versprochen hatte?

DAS HIER WAR ES!

Ich bin so stolz auf mich!

Exakt diese Reaktion hatte ich mir von dir gewünscht, und ich bin mehr als glücklich, dass ich deinen Schock vom vorigen Kapitel lindern konnte!

Yeah me!
 

@ Bufera:

Ist das dein Ernst?

Du liest dieses Kapitel und erzählst mir vom Wetter?

Nee, oder?

… Schrieb ich, bevor du die restlichen Kommis geschrieben hast.

Das ist aber auch verwirrend, wenn du den Kommi-Bereich als Nachrichtenforum nutzt …

Du hast an Halloween mit einem EK-Special gerechnet?

Aha, soso, mh-hm.

Wie hätte das bitteschön aussehen sollen?

Ich fürchte, ich bin überarbeitet. Keine Energie für ein Halloween-Special.

Sam hätte sich in einen gigantischen Kürbis … ich hätte Aschenputtel mit den Beiden spielen können … Weihnachtsspecial?

Irgendwo hab ich noch „Sammy, der Weihnachtself“ rumfliegen.

Das ist aus einem mir unerfindlichen Grund nie vollendet worden.

Vielleicht dieses Jahr.

Hiermit animiere ich meine Leserschaft, einen Comic zu Buferas Marco/Polo Dialog zu zeichnen!

Der findet sich im Kommibereich zu … zu … zu dem Kapitel, in dem Bobby in der Höhle baumelt!

Jared als Quarterback im Hintergrund? Ich habe Bilder vor Augen, die mit Football nicht mehr sonderlich viel zu tun haben …

Was mögen nur Mädchen!

(Wärst du eine Superschurkin, wär dein Name Kryptika …)
 

@ Evil_Sam:

Erstens: Danke für das Memo!

So behalte ich wenigstens im Überblick, wer wer ist … *hüstel*

Und: Doch, doch, er WAR Cheerleader! Französische Teenie-Zeitschriften lügen nicht!

Google: Jensen Ackles Cheerleader! Beweisbilder!
 

@ kaliel:

Als würden sie’s zum ersten Mal machen?

Hm.

Da hast du irgendwie Recht … hat mir auch Spaß gemacht, das zu schreiben.

Fürs nächste Mal lass ich mir dann wieder was Ausgefallenes einfallen …
 

@ Serendipity:

Er war jung und brauchte das Geld?

Also, ich weiß ja nicht … Der Film ist einfach komisch!

Und das auch noch unfreiwillig!

Obwohl ich glaube, das wir mehr Spaß damit haben werden, je öfter wir uns das angucken … allerdings ohne die Szene mit der Zunge. Brarrr!

House of Wax kann gar nicht so schlecht gewesen sein, allein schon wegen Chad.

(Hab ich das grad wirklich geschrieben? Sein Ständchen hat mich offensichtlich schwerer getroffen, als ich dachte …)

Außerdem hatte Jared seine normale Synchro.

(Hatte er seine normale Synchro? Wenn nicht, nehm ich alles zurück!)

Deinen Wunschzettel nehme ich erfreut zur Kenntnis, und bin jetzt am Rotieren, weil ich nicht weiß, warum Sam und Dean überhaupt ein Date haben WOLLEN sollten.

Dates sind komisch und verkrampft, und die Zwei kennen sich schon so lange … ich denke, denke, denke, bis mir der Schädel qualmt.

Mir fällt was ein, und wenn ich dabei draufgehe!

Alles andere ist durchaus machbar, vielleicht bis auf das EISbärenfell.

Bärenfell, ok, das kann in Bobbys Blockhütte rumliegen.

Da könnten die Zwei Sylvester verbringen.

Und Dean kann endlich Holz hacken!

Yeay!
 

@ S-a-m:

Wenn ich Kommi-Schreiber schreibe, dann meine ich ganz automatisch Kommi-SchreiberIN, ganz einfach aus dem Grund, dass ich gar keine Kommi-Schreiber habe.

(Mir ist jetzt ein bisschen schwindlig. Dir auch?)

Ich bezweifle, dass ich männliche Leser habe (da ist ein gewisser Bikini-Inspektor in meinem … äh … im Echte-Kerle-Fanzirkel, aber ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, ob er mich tatsächlich liest), jedenfalls … jetzt weiß ich nicht mehr, worauf ich hinaus wollte.

Liebe Güte.
 

@ Sandy25:

Schweinereien?

Sowas schreib ich nicht, ich bin prüde.

(Das hab ich doch neulich schon mal behauptet … wann war das noch gleich und warum? Gott, ich werd alt.)

Das aktuelle Kapitel ist quasi Fanservice für die Tine, und du wirst überrascht sein, was die Tine unter Fanservice versteht … hehe.
 

@ wincest4ever:

Zucker ist wichtig!

Mir war mal wieder nach ein wenig Fluff und Schmusibusi, und in Verbindung mit lalülalü gibt’s doch wirklich nichts Schöneres auf der Welt, nicht wahr?

Ob Dean Sam noch böse ist, ist allerdings die große Frage …
 

@ Sunrise101:

Keine neuen Katastrophen?

Okay.

Aber nur für den Moment … ich hab da nämlich schon eine gigantische Katastrophe in Planung, die euch alle in Panik und Entsetzen versetzen wird.

(Klingt komisch, ist aber so.)

Muhaha!
 

Und jetzt weiß ich gar nicht, ob ich schon die Ayaka_ begrüßt habe, die mir in einer sagenhaften Aufholjagd zu so gut wie allen Kapiteln Kommis geschrieben hat!

Wenn nicht, ist das ein böses, böses Versäumnis von mir, das hiermit offiziell nachgeholt wird: Hallo! Willkommen auf meinem Traumschiff! Fühl dich geknuddelt!
 

moko-chan
 


 

Der Regen prasselte noch immer sachte gegen die Fensterscheiben, als Dean am nächsten Morgen aufwachte.

Sams großer, warmer Körper lag über ihm ausgestreckt, das Gesicht an seiner Halsbeuge vergraben, die rechte Hand entspannt auf dem Kopfkissen ausgebreitet.

Einen flüchtigen Augenblick lang fühlte Dean sich ein wenig beengt, hatte er das Gefühl keine Luft zu bekommen, dann gab Sam im Schlaf ein bezaubernd zufriedenes Murmeln von sich, presste seinen Lippen auf Deans Hals, und Dean musste lächeln und streichelte beruhigend Sams kräftigen Rücken.

Vom Regen geschwächte Sonnenstrahlen tasteten sich vorsichtig durch die dunklen Vorhänge vor den Fenstern, und Dean vergrub seine Hand ganz unbewusst in Sams Haar, während er sich nach etwas im verdunkelten Zimmer umblickte, an dem er die Uhrzeit ablesen konnte.

Es war spät geworden letzte Nacht, oder früh, heute Morgen – Dean konnte es nicht mehr genau sagen, aber er konnte sich an das Gefühl von Sams Haut unter seinen Fingerspitzen erinnern, an die Laute, die er von sich gegeben hatte, daran, wie es ausgesehen hatte, als ihm das vom Duschen noch feuchte Haar an den Schläfen geklebt hatte.

Sam seufzte leise im Schlaf, und Dean streichelte ihm wieder über den Rücken, fuhr mit der Hand bis zu seinem Hintern hinab und ließ sie ganz unschuldig ein paar Mal über ihn gleiten, bevor er sie wieder höher zog.

Sie hatten sich wirklich Zeit gelassen, letzte Nacht, und Dean wusste, dass Sam es genossen hatte, auch wenn er es vermutlich immer bevorzugen würde, wenn es schnell und hart zur Sache ging.

Es kam Dean manchmal etwas merkwürdig vor, dass Sam im Bett durchaus der Aggressivere von ihnen sein konnte, derjenige, den man schon fast dazu zwingen musste, es auch mal langsam angehen zu lassen.

Der Gedanke verursachte Dean kurz Unbehagen, also verdrängte er ihn und konzentrierte sich lieber darauf, Sams gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen.

Es machte ihn wieder müde, den Rhythmus von Sams Herzschlag gegen seine Brust pochen zu spüren, weil sein eigener sich ihm ganz automatisch anpasste, und die Lider wurden ihm schwer.

Er regte sich leicht unter Sam, machte es sich bequemer, ganz vorsichtig, um Sam nicht zu wecken, während das Prasseln draußen vom Fenster lauter wurde, und er das ferne Miauen einer Katze hörte.

Sam murmelte irgendetwas Unverständliches, während Dean sich unter ihm räkelte, sein Körper spannte sich plötzlich an, und das leise Wimmern, das über seine plötzlich blassen Lippen kam, klang so gequält, dass sich Dean der Magen verkrampfte.

„Sammy?“ versuchte er es sanft, die Hand an Sams verspannter Schulter, und die Stimme möglichst leise, um Sam nicht zu erschrecken, aber Sam fuhr unter seiner Berührung so heftig zusammen, als bereite sie ihm Schmerzen, und Dean zog seine Hand nur deswegen nicht zurück, weil er wusste, dass er Sam wecken musste, wenn er ihn von seinem Alptraum erlösen wollte.

„Sam!“

Diesmal war seine Stimme eindringlicher, aber noch immer behutsam, und das plötzliche Gebell, das aus dem Badezimmer erscholl, ließ ihm beinahe das Herz stehen bleiben, bevor er sich an McClane und dessen einsame Nacht hinter der Badezimmertür erinnerte.
 

Sam erwachte mit einem Schrei, mit Bildern von Gitterstäben und blutigen Fäusten vor seinem inneren Auge, mit Deans Stimme in seinem Ohr, wie sie seinen Namen schrie und dabei vor Entsetzen brach.

Er wusste, dass es mehr als nur ein Alptraum gewesen war, das Pochen in seinem Kopf war so intensiv, dass ihm davon übel wurde, und er rutschte so eilig aus dem Bett, dass er sich das Knie am Nachttisch stieß, in seiner Hast, rechtzeitig das Badezimmer zu erreichen.

McClane kläffte verwirrt, als Sam ihn statt einer Begrüßung grob aus dem Weg schob und sich gerade noch rechtzeitig über die Kloschüssel beugte, winselte besorgt und machte Dean nur allzu bereitwillig Platz, als der Sam ins Bad folgte, sich neben ihn hockte und ihm den Rücken und den Kopf streichelte, während Sam seine letzte Mahlzeit erbrach.

Dean schwieg, bis Sams Körper sich nicht länger in Krämpfen schüttelte, die Augenbrauen besorgt zusammengezogen und die Zähne so fest in die Unterlippe vergraben, dass sie beinahe zu bluten begann.

Er löste seine Hand für einen Augenblick von Sams schweißnassem Rücken, füllte den Zahnputzbecher von der Ablage neben dem Waschbecken mit Wasser und reichte ihn Sam, beobachtete mit einem flauen Gefühl im Magen, wie er sich den Mund ausspülte und dann schwankend auf die Beine kam.

Es machte ihn krank, dass er nicht mehr für Sam tun konnte, als ihm eine Schulter zum Halt anzubieten, dass er die Visionen weder stoppen noch lindern konnte, dass er über den Fremdkörper in Sams Blut, dem sie so viel Leid verdankten, ebenso wenig Kontrolle ausübte wie über sein Bedürfnis zu Atmen.

Sam schwankte leicht, während er sich die Zähne putzte, noch immer hatte keiner von ihnen ein Wort gesprochen, und Dean trat hinter ihn, drückte seinen Körper von hinten an Sam heran und legte seine Hände an seine Hüften.

„Geht’s wieder?“ fragte er leise, während Sam den Zahnputzbecher beiseite stellte, und Sam nickte knapp und drehte sich zu ihm um.

„Ich verstehe die Vision nicht“, begann er mit unsicherer Stimme, dann wurde ihm schwindlig und seine Knie gaben unter ihm nach.

Er wäre äußerst hart auf den kalten, weißen Fliesen des Badezimmers gelandet, hätte Dean ihn nicht aufgefangen, und sie Beide behutsam gen Erdboden sinken lassen.

Als Sam wieder einigermaßen bei sich war, saß er halb auf Deans Schoß, Dean streichelte seinen Rücken, fuhr mit den Fingern durch sein Haar und murmelte beruhigenden Unsinn in sein Ohr, und es brach ihm das Herz, wie tröstend und hilflos zugleich Deans Stimme klang.

„Ich habe Gitterstäbe gesehen … und deine Stimme gehört“, brachte er mit brüchiger Stimme hervor, und zuckte beinahe zusammen, als Dean ihm einen Kuss auf die Wange drückte.

„Später Sam, später“, wisperte er entschieden, drückte Sams Kopf sanft an seine Brust und kniff kurz die Augen zu.

Sam war jetzt in keiner Verfassung, ihm einen längeren Bericht abzugeben, der kalte Schweiß stand ihm noch immer auf der Stirn, und er war so blass, dass es Dean die Eingeweide zusammenzog.

McClane stupste ihm mit der Schnauze in die Schulter, und Dean begann, ihm den Kopf zu tätscheln, damit er sich beruhigte und nicht länger diesen nervenaufreibenden Ton von sich gab, der nicht ganz ein Winseln war.

Fünf Minuten später war Sam etwas weniger blass, der Schweiß auf seiner Stirn war getrocknet, und McClane hatte seinen Kopf auf Deans Schulter gelegt und sabberte ihm auf die Brust.

Es wurde Zeit, dass sie vom Boden hoch kamen.

Dean ächzte etwas gequält, als er seine verspannten Glieder zurechtrückte, löste seine Augen jedoch nicht für eine Sekunde von Sam, und entschied schließlich, dass sie die Duschszene vom vergangenen Abend wiederholen würden – lediglich ein kleinwenig zahmer.
 

„Es tut mir wirklich leid, Ma’am, ich weiß nicht, wie das passieren konnte …“

Mrs. Masters – die Moteleigentümerin, nicht ihre lebenslustige Mutter – warf Sam einen amüsierten Blick zu, strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht, und fuhr damit fort, die Reste ihres Badezimmerschränkchens zu begutachten.

„Du kannst mich Heather nennen“, murmelte sie, während sie die Handtücher zwischen den Regalbrettern heraus klaubte, und Sam war mehr als erleichtert, dass sie es ihm nicht übel zu nehmen schien, dass er es geschafft hatte, das unschuldige Schränkchen zu zerstören.

Dean hätte ihn aber auch ruhig festhalten können, als er aus der Dusche gefallen war – gut, zugegeben, er hatte es versucht – und dann war er auch noch einfach so zu Bobby gefahren, ohne ihn mitzunehmen, weil er sich ja angeblich schonen musste.

Wenigstens hatte Dean es auf sich genommen, ihrer Hausherrin zu beichten, dass sie im Badezimmer eine Spur der Verwüstung zurückgelassen hatten, was allerdings dazu geführt hatte, dass sie den nur mit Pyjamahosen bekleideten Sam ein wenig unsanft aus dem Halbschlaf gerissen hatte, als sie mit dem Werkzeugkasten im Anschlag durch die Tür gepoltert war.

Jetzt war er allerdings angezogen und fest entschlossen, Heather bei der Reparatur zu helfen, die schien seine Hilfe aber weder zu wollen noch zu benötigen.

„Meine Tochter müsste draußen irgendwo herumlungern – schick sie bitte zu mir rein, damit sie mir hilft“, wurde er soeben höchst unzeremoniell von ihr aus dem Badezimmer gescheucht, und da er sowieso nichts Besseres zu tun hatte, schlüpfte er in seine Schuhe und aus der Tür, um sich auf die Suche nach der verlorenen Tochter zu begeben.

Er hob unwillkürlich die Schultern, als ihn eine unangenehm frische Brise erfasste, aber wenigstens hatte der morgendliche Regen inzwischen nachmittäglichem Sonnenschein Platz gemacht, also zog Sam die Tür hinter sich zu und seine Jacke enger um sich.

Der Parkplatz war leer, ebenso der Bürgersteig auf der gegenüberliegenden Straßenseite, also machte Sam sich auf, die Rückseite der Hotelanlage zu erkunden, wo er hoffentlich fündig werden würde.

Dean hatte ihm quasi verboten, sich weiter als eine halbe Meile vom Motelzimmer zu entfernen, während er weg war, und Sam hatte ausnahmsweise nicht vor, sich diesem Verbot zu widersetzen.

Er trat um die Ecke des lang gestreckten Gebäudes und prallte beinahe zurück, als er reichlich unerwartet auf einen üppig blühenden Herbstgarten traf.

Rosenduft stieg ihm in die Nase, und er blinzelte ein paar Mal, nahm wie ein Kind am Weihnachtsabend seine Umgebung in sich auf, und er bemerkte nicht einmal, wie das Lächeln in seine Augen trat.

Es passierte nicht oft, dass er und Dean während ihrer Recherchen auf einen Ort trafen, an dem er sich wirklich wohl fühlte, und bei dem es ihm schwer fallen würde, ihn wieder zu verlassen.

„Kann ich dir helfen, Kleiner?“

Sam erblickte Mrs. Masters – die lebenslustige Mutter – die mit einer Rosenschere in der rechten Hand zwischen zwei weiß blühenden Sträuchern auftauchte, und er war sich ziemlich sicher, dass er unter ihrem zufrieden-begutachtenden Blick ein wenig rot wurde.

„Ich suche Ihre Enkeltochter“, antwortete er schüchtern lächelnd, blinzelte gegen die grelle Herbstsonne an, und zuckte zusammen, als seine Kopfschmerzen darauf mit Ungnade reagierten.

„Eben saß Leia noch da hinten auf der Gartenbank“, Mrs. Masters deutete mit der Rosenschere in die entsprechende Richtung, „mit ihren zwei nichtsnutzigen Katern auf dem Schoß und einem Buch in der Hand – wie jeden Tag.“

Sie klang alles andere als missbilligend, und Sam nickte ihr im Vorbeigehen freundlich zu, war sich jedoch allzu bewusst, dass sie jetzt, da er ihr den Rücken zugewandt hatte, wahrscheinlich damit beschäftigt war, seinen Hintern zu begutachten – nur dass sie ihn sicherlich als seinen Arsch bezeichnete.

Die Hitze in seinen Wangen hatte einigermaßen nachgelassen, als er zwischen all den Rosenbüschen die erwähnte weiße Gartenbank inklusive der vermissten Tochter samt Katern und Buch entdeckte, und wenn er nicht gewusst hätte, dass sie die Gesuchte war, hätte er sie nie im Leben als solche vermutet.

Mit dem streng aus dem Gesicht gebundenen dunkelbraunen Haar, der gerunzelten Stirn und dem ausdruckslosen Blick, mit der sie die Buchseiten vor sich musterte, sah sie weder ihrer Großmutter noch ihrer Mutter sonderlich ähnlich, als sie jedoch aufsah und ihn aus ihren seltsam groß wirkenden dunkelbraunen Augen neugierig musterte, nahm ihr das einen Großteil des gestrengen Bibliothekarinnen-Anscheins.

Der Kater auf ihrem Schoß war derselbe, den Sam am Vortag kennen gelernt hatte, zu einem flauschigen Ball zusammengerollt lag er da und schien zu schlafen, während sein Bruder neben Leia auf der Bank lag und aus halb geöffneten goldgelben Augen sein Näherkommen verfolgte.

Der Kater war größer als sein Bruder, rot getigert und unsagbar plüschig, und Sam spürte unwillkürlich das Verlangen, ihn auf den Arm zu nehmen und zu kraulen.

Mrs. Masters hatte Recht gehabt, er war wirklich ein Katzenmensch.

„Hast du dich verlaufen?“ erkundigte sich Leia, nachdem er nahe genug heran gekommen war, dass sie annehmen konnte, er suche ein Gespräch mit ihr, und sie blickte so unvoreingenommen zu ihm auf, als sei es völlig selbstverständlich für sie, in ihrem Garten fremden Männern zu begegnen.

„Deine Mutter schickt mich“, erwiderte er lächelnd, während er mit dem absurden Gefühl fertig zu werden versuchte, sie von irgendwoher zu kennen – denn er kannte sie nicht, ganz eindeutig nicht, selbst wenn das Gefühl stärker wurde, als sie die linke Augenbraue in die Höhe zog und eine eindeutig skeptische Miene zur Schau trug.

„Meine Mutter?“ wiederholte sie mit zweifelndem Unterton, und streichelte dem rot getigerten Kater über den Kopf, als er ihre Hand anstupste.

„Ja“, Sam kam sich mit einem Mal recht dumm vor, weil er sich zum Boten hatte degradieren lassen, ohne zumindest Einwände zu erheben, „du sollst ihr dabei helfen, einen kaputten Badezimmerschrank zu reparieren.“

Leias Blick hellte sich sofort auf, sie legte ein Lesezeichen zwischen die Seiten ihres Buchs, hob den schlafenden grauen Kater von ihrem Schoß, ohne ihn zu wecken, und stand auf.

„Dann bist du einer unserer Gäste, ja?“

Sam nickte, beobachtete, wie sie den Grauen zu seinem Bruder legte, der sich sofort schnurrend an ihn schmiegte und damit begann, ihm das Gesicht zu lecken.

„Ähm, ja“, antwortete er schließlich. „Wir wohnen in Zimmer Nummer Sieben.“

Sie nickte, ließ ihn stehen, und er blickte ihr nach, wie sie mit dem Buch in der Hand zwischen den Rosenbüschen verschwand.

Er kannte sie nicht, da war er sich sicher.

Der freie Wille

Guten Morgääähn, meine Lieben!

Aber mal so richtig!
 

Bin heute schon um kurz nach sieben aufgestanden – und das ohne das geringste Problem, wie ich dazu sagen muss – weil die Tine bei mir übernachtet hat, und jetzt bin ich sozusagen abgefrühstückt und frisch geduscht und bereit zu neuen Schandtaten.
 

Es ist Samstag, und mit ganz, ganz viel Glück bekomme ich heute meine zweite Staffel Supernatural geliefert!

Drückt mir die Daumen!
 

Ich freu mich … Ich freu mich so …
 

@ Bufera:

Erste, Glückwunsch! Und so überaus geduldig ausgeharrt – ich bin stolz auf dich!

Das mit den ausbleibenden Kommentaren deiner Schwester musst du MIR bestimmt nicht sagen.

Die steckt irgendwo bei Kapitel 115 und hat seitdem auch nicht weiter gelesen.

DAS prangere ICH an!

Und ich find das übrigens überaus amüsant, dass du mir was von Mahlzeiten, Malzeiten und Kreidestiften erzählst, und dann behauptest, Sam würde Salzsäure hochwürgen.

Kein Wunder, dass du Grumpy Bear bist, wenn du Salzsäure im Magen hast … armes Ding … :D

Das mit Rory ist übrigens eine interessante Idee … aber die hat doch blaue Augen!
 

@ -Kitsune:

Darfst dich ruhig als Zweite betrachten.

Die Bufera hat eben ihren höchst eigenen Stil, was das Kommischreiben angeht …

Und, Bilder von Jensen als Cheerleader gefunden?

Musst du bei Google suchen: Einfach nur Jensen Ackles und Cheerleader eingeben und auf den ersten Link zu dieser französischen Zeitschrift klicken, müsste sogar der erste sein.

(Und nicht Bildersuche machen, dann findet er’s nicht! … Er, der Google …)

Die Mastersbande verwirrt dich?

Ich geb ihnen allen Namen, das sollte die Sache einfacher machen.

Also:

Großmutter = Liz

Mutter = Heather

Tochter = Leia

Lässt sich das behalten?

Eigentlich schon, oder?
 

@ Sam_Dean:

Aha, da haben wir also mal wieder aneinander vorbei geredet.

Manchmal sind deine Kommentare aber auch sehr Stream of Conciousness, das muss ich schon sagen … ist nicht immer ganz einfach zu verstehen, was genau du mir sagen willst.

Und „du“ muss ich nicht groß schreiben, ist ja kein Brief, und selbst da sind die Regeln nicht mehr so streng wie in den Zeiten von Einst … damals … als Männer noch Männer waren und … *blinzel*

Wo war ich?
 

@ Lyafe:

Ja, nicht wahr? Ich hab mich auch gefreut!

Und du hast mal total Recht!

Ich schleiche aus dem Hinterhalt!

Und es wird euch so dermaßen überraschend treffen … ich freu mich schon!

*freu, freu, freu*
 

@ Hope_Calaris:

Ich liiiebe deine Tänze!

Alle zusammen!

Und keine Sorge: Du bist nicht die böse Schwiegermutter.

Du bist doch Schwester Tine!

Aber eines musst du mir jetzt doch mal erklären:

Du hältst ein Einhorn in deiner Wohnung?

Was frisst das arme Tier?

Wo schläft das?

Was sagt Conzi dazu?

Warum hab ich das am Donnerstag nicht gesehen?

Hatte es Angst vor meinem Drachen?

(Nimm dich vor Hörnchen in Acht!)

Und jetzt erkläre mir doch mal das „Misto“. Bitte.

Ich glaube, von den neuen Tänzen mag ich den Gummistiefel-Tanz der weißen Gartenbank am liebsten.

Werde ihn wiederholt herausfordern!

Und das mit deinem Weihnachtsgeschenk … hast du dir jetzt irgendwie selbst verdorben.

Werde mit Isi und Kinka wohl noch einmal konferieren müssen.

So geht das ja nu nicht!

(Und hast du eine Ahnung, wie teuer frische Regenbögen sind?!

Ich bin doch nicht Krösus!)
 

@ Evil_Sam:

Chris, Chris, ich hör immer nur Chris … Wer ist Chris?

Und Sams Vision … ohohoho … das wird EPISCH.

Ich freu mich schon …
 

@ Ayaka_:

Immer doch, immer doch!

So mach ich das ja schließlich immer, und du hast es dir mal so richtig verdient!

Aber, aber, aber … Sam ist doch keine große, plüschige Katze!

Sam ist ein großer, plüschiger HUND!

Mit Schlappohren!

Oh Gott … Zuckerkoma, ich komme …
 

@ Shaitan:

Gern geschehen, wie immer!

Teile deine Meinung übers schizophrene Mexx voll und ganz.

Find es auch ein wenig absonderlich, dass ich hier lustig Rimming beschreibe, und das dann jeder lesen kann, aber kaum kriegt Sam mal was ins Gesicht … versteh ich nicht.

Und sowas wie Saw schau ich mir nicht an.

Ich mag keinen Splatter … bin zu mitfühlend für sowas.
 

@ Sunrise101:

Bin sehr froh, dass du an dem letzten Kapitel nix zu meckern hattest, wir werden sehen, ob das auch auf dieses hier zutrifft … hehe.

Deine Vermutungen sind höchst interessant und teilweise zutreffend … aber ich verrate dir jetzt natürlich nicht, welche Teile davon … muhahehe.
 

@ Todesgoettin_Hel:

Oh mein Gott, sie lebt noch!

Hallooouuuuuu!

Wie überaus schön, wieder von dir zu hören!

Und keine Sorge: Diese Vision wird ganz sicher nicht die Letzte gewesen sein …
 

@ Dunkel-Elfe:

Ich mag es auch, wenn Dean so puschelig und lieb ist … daran könnte es auch liegen, dass er immer puscheliger und lieber wird …

Ich glaube, ich muss mich, was das angeht, mal ein wenig zusammenreißen.

Die Männlichkeitsskala!

Und ich hab jetzt schon so viele widersprüchliche Meinungen über House of Wax und Crywolf gehört, dass ich mir wohl doch noch selbst eine Meinung bilden muss … Chad … yeay!
 

@ Calysto:

Wie, Frechheit?

Ich hindere dich doch nicht daran, dir das Foto anzusehen!

Google das halt!

(Zitat meine Mutter: „Frag Google – Google weiß alles.“)

Du hast eindeutig schizophrene Fans in dir – du bist mir sympathisch.
 

@ AnimeFaan:

Du möchtest die Vision genauer sehen?

Dann muss ich Sam wohl noch mal wehtun … Na, von mir aus.

Hatte ich ja eh vor … ehehe.

Habe vor, euch jetzt mit winzigkleinen, nichts sagenden Hinweisen zu quälen, die euch mit der brennenden Frage nach dem Warum zurücklassen …

Ich brauche einen neuen fiesen Titel.
 

@ S-a-m:

Hab gesehen, du hast dich inzwischen angemeldet.

(Hab das Ding ja im Blick, muss ja wissen, was ihr da so treibt …)

Bin mir nicht sicher, ob ich dich da begrüßen darf, ist ja genau genommen nicht mein Zirkel, also teile ich dir einfach nur mit, dass ich mich drüber freue, dass du beigetreten bist!
 

@ kaliel:

Dieses Mädchen ist komisch?

Findest du?

Aha … *grin*

Und ich hab dich nicht falsch verstanden!

Mir war schon klar, dass dir das gefallen hat, und mein Kommi-Kommi sollte eigentlich ausdrücken, dass mir das auch gefallen hat … war halt nur nicht sonderlich … ähemmm … äh … experimentell, was die Zwei miteinander angestellt haben.

Mehr wollte ich damit eigentlich nicht gesagt haben, als dass es beim nächsten Mal wieder … wie hab ich mich ausgedrückt … ausgefallener gestalten werde.

So.

Ich will nämlich auch nicht, dass sich das alles ständig wiederholt, das wär nämlich langweilig, nicht nur für euch sondern speziell für mich, weil ich jetzt mal ganz dreist behaupte, dass ich das, was ich hier schon wie besessen niedergetippt habe, besser im Gedächtnis sitzen habe als die meisten meiner Leser.

Und falls das jetzt wieder komisch klingt:

Ich bin glücklich und zufrieden und genau so ist das alles gemeint!
 

@ Sandy25:

Ich glaube, ich habe schon in zwei anderen Kommi-Kommis geschrieben, wo die Jensen Bilder zu finden sind … also … äh … tu doch mal so, als hätten wir Ostern, und geh suchen!

Und eigentlich sollte das niemanden mehr überraschen, wenn ich nach Adult Kapiteln mit dem nächsten nicht unbedingt wieder da ansetze, wo das letzte aufgehört hat.

Diese Art von Kapiteln sind nämlich nach wie vor am anstrengendsten zu schreiben, da ich mich zwar nicht wiederholen möchte, aber auch nicht allzu weit von der … ähm … Norm abschweifen möchte, und das macht Wortwahl und … „Handlungsbogen“ doch manchmal verteufelt kompliziert.

Ich hoffe mal, ich habe damit jetzt keinen zu sehr enttäuscht.
 

@ vanna:

Vergebung erteilt!

Unwürdig, unwürdig … Du bist doch nicht unwürdig!

N’bisschen langsam vielleicht, aber doch niemals unwürdig! :D

Mal sehen, ob’s diesmal ein wenig schneller geht …
 

@ wincest4ever:

Es gibt nichts Entspannenderes als schnurrende Katzen, da stimme ich dir voll und ganz zu – allerdings gibt es auch nichts Nervenzermürbenderes als ein quäkendes, gurgelndes, fauchendes Tier derselben Gattung.

Zitat: „A Katze wenn’s schreit, kannst’ an die Wand werfen!“
 

Und jetzt los!
 

moko-chan
 


 

„Hey, Sammy! Bin zurück!“

Die Tür fiel hinter Dean ins Schloss, und Sam blickte von der Lektüre von Leias Buch auf, das sie ihm in die Hand gedrückt hatte, bevor sie ihn aus dem Bad schob, damit sie und ihre Mutter in Ruhe arbeiten konnten.

„Das sehe ich“, erwiderte er lächelnd, merkte sich die Seite, auf der er zu lesen aufgehört hatte, und klappte das Buch zu.

„Geht’s dir besser?“

Dean trat an das Bett heran, auf dem Sam sich ausgestreckt hatte, fuhr ihm mit der Hand über die Wange und ging in die Hocke, um Sam ganz genau zu mustern.

McClane schnoberte glücklich in seiner Ecke, schien jedoch genau zu wissen, dass er ignoriert werden würde, und blieb liegen.

Sam begegnete Deans forschendem Blick mit einem offenen Lächeln, und Dean schien zufrieden, kam wieder auf die Beine und wuschelte Sam das Haar.

„Was macht unser Badezimmerschrank?“ erkundigte er sich grinsend, und genau in diesem Augenblick setzte das Gehämmer im Badezimmer wieder ein, und McClane fing an zu bellen.

„Wird soeben repariert“, lautete Sams ein wenig überflüssige Antwort, und Dean zog irritiert die Augenbraue in die Höhe. „Von freundlichen Wichteln?“

Sam räusperte sich amüsiert und schüttelte den Kopf.

„Von den Damen des Hauses.“

Dean zog ein überraschtes Gesicht.

„Ehrlich? Jetzt schon? Ich hätte uns zur Strafe für den Rest unseres Aufenthaltes in den Trümmern sitzen lassen …“

Sein Blick fiel auf das Buch, das Sam aus der Hand gelegt hatte, und seine Augenbraue setzte dazu an, einen grotesk ausschweifenden Bogen zu beschreiben.

„Herzdame?“ Dean erfreute Sam mit verspieltem Wimperngeklimper.

„Wirklich Sam? Kriegen sie sich am Ende? Sonst lohnt es sich nämlich nicht, das zu lesen.“

Sam rollte mit den Augen, ließ sich zu keiner Antwort herab und rutschte aus dem Bett.

„Lass uns was essen gehen – du hast doch sicher Hunger.“

Dean bestritt das nicht, war jedoch ein wenig verwundert, als Sam die Tür zum Bad öffnete, um sich abzumelden.

Heather wandte ihm den Blick zu, und schenkte ihm ein Lächeln, wünschte ihnen Beiden einen guten Appetit, Leia war allerdings gerade damit beschäftigt, einen Nagel in eins der Regalbretter zu treiben, um es an seinem Platz zu verankern, und reagierte auf die Störung lediglich mit einem ungeduldigen Stirnrunzeln.

„Huh“, machte Dean, nachdem Sam die Tür wieder geschlossen hatte, und wandte sich zum Gehen. „Dieses mürrische Gesicht erinnert mich an John, wenn er am Impala rumgebastelt hat.“

Sam lächelte und nickte, ließ sich von Dean nach draußen bugsieren, atmete einmal tief durch und schloss die Augen, bevor Deans Stimme und McClanes Bellen ihn wieder in die Gegenwart zurückholten.

„Guck dir die dicke Katze an!“

Es war der orangerote Kater, der neben Leia auf der Bank gelegen hatte, und Sam fühlte sich seltsamerweise verpflichtet, das Tier vor Dean – und McClane – zu verteidigen.

„Der ist nicht dick, der ist bloß plüschig“, brachte er so würdevoll wie nur möglich vor, beugte sich nach unten, um das junge Tier auf die Arme zu heben und aus McClanes Reichweite zu entfernen, und zuckte kurz zusammen, als die Bewegung ihn auf denkbar unangenehme Art an seine Brustverletzung erinnerte.

Dann hatte er den Kater jedoch in den Händen, und Dean musste einsehen, dass er so dick gar nicht sein konnte, weil er beinahe in ihnen verschwand.

„Da guck“, Sam hielt ihn Dean vor die Nase, „plüschig!“

Der Kater maunzte ein wenig wehleidig, begann jedoch zu schnurren, als Dean die Hand nach ihm ausstreckte und ihn hinterm linken Ohr kraulte, und Dean grinste verzückt.

„Ok, von mir aus, plüschig. Ganz wie du meinst.“

Dean beobachtete, wie Sam das vor Wonne schnurrende Tier an seine Halsbeuge hob, an seine bloße Haut legte und einen Moment lang genüsslich die Augen schloss, und er wusste nicht, ob er sich über Sam lustig machen oder dem Verlangen nachgeben sollte, sich ebenso an ihn zu schmiegen wie der Kater.
 

„Ich glaube nicht, dass wir hier einen Diner finden, Dean.“

Sam blickte sich verwirrt um, und verstand nicht, warum Dean ihn in diese friedliche Wohnsiedlung gezerrt hatte, auch wenn er zugeben musste, dass McClane der Spaziergang sicherlich gut tat.

Der Hund hatte an diesem Morgen einen leicht traumatisierten Eindruck auf ihn gemacht.

„Ich begreife immer noch nicht, warum wir nicht einfach den schräg gegenüber vom Motelzimmer nehmen konnten – und übrigens: Ich glaube, wir sollten Mrs. Masters eine Kreditkarte geben, die funktioniert. Ich hätte ein schlechtes Gewissen, sie auf der Rechnung sitzen zu lassen, wenn wir fahren.“

Sam traf ein skeptischer Blick samt hochgezogener Augenbraue, aber Dean widersprach ihm nicht, versuchte nicht einmal ihm zu erklären, dass sie es sich schlichtweg nicht leisten konnten, Mrs. Masters zu bezahlen, sondern deutete mit ausgestrecktem Arm über die Straße.

„Guck, was ich gefunden hab!“

Sam blickte in die entsprechende Richtung und blinzelte verdutzt.

„Den Spielplatz?“

Er wurde am Handgelenk gepackt und über die leere Straße gezogen, und ein prüfender Blick auf Dean enthüllte ihm einen Mann mit einer Mission.

Was für eine Mission das sein sollte, konnte Sam zwar nicht mit Sicherheit sagen, aber er hatte genug Erfahrung mit Familienmitgliedern auf (sinnlosen) Missionen, als sich Dean ausgerechnet jetzt in den Weg zu stellen, und wie sich herausstellen sollte, war Deans Mission eine völlig harmlose.

„Da, erinnerst du dich?“

Sam stand auf dem Spielplatz neben der Schaukel, blickte von Rechts nach Links und wieder zurück und er hatte nicht die geringste Ahnung, was Dean von ihm wollte.

„An was?“

Dean ließ enttäuscht die Schultern hängen.

„Von der Schaukel bist du gefallen, weil ich dich zu doll angestoßen habe … und dann hat John mich angeschrieen … und du hast ihn angeschrieen, dass es nicht meine Schuld sei … und dann hast du mir ins T-Shirt geschnoddert und rumgeheult, bis John uns ein Eis gekauft hat.“

Sam durchforstete die Weiten seines Gehirns nach einer derartigen Erinnerung, konnte jedoch nur mit den Schultern zucken.

„Ich erinnere mich nicht.“

Deans Schultern sackten noch ein Stückchen tiefer, und Sam fragte sich unwillkürlich, wieso er so enttäuscht war.

Kein Part von Deans Erzählung hatte sonderlich erinnerungswürdig geklungen – vielleicht bis auf den, der angedeutet hatte, dass Dean ihn in den Arm genommen hatte, um ihn zu trösten – außerdem konnte er nach Deans Rechnung damals nicht älter als vier Jahre gewesen sein.

McClane wurde unruhig und wollte weiter, Dean hatte sich jedoch auf die Schaukel sinken lassen und ließ ihn vergeblich an der Leine ziehen.

„Ich denke, du hast Hunger?“

Sam ging um die Schaukel herum und vor Dean in die Hocke, blickte fragend zu ihm auf, und der seltsam strenge Blick, mit dem Dean ins Leere starrte, beunruhigte ihn ein wenig.

„Ich will nicht, dass du sowas wie letzte Nacht noch mal machst.“

Sams Augen weiteten sich bestürzt, als Deans Blick sich mit diesen Worten auf ihn fixierte, und er schluckte unbehaglich und zog die Oberlippe ein winziges Stückchen in die Höhe.

„Sowas wie letzte Nacht?“ wiederholte er leise und legte seine Hände auf Deans Knie, um sein Gleichgewicht zu sichern.

„Du weißt, was ich meine“, knurrte Dean ungeduldig, wischte Sams Hände jedoch nicht beiseite. „Nenn mich weibisch, aber ich will keinen Sex mit dir, wenn ich wütend auf dich bin. Ich hätte dir wehtun können.“

Sam biss sich auf die Unterlippe, wandte den Blick von Dean ab und starrte zu Boden.

„Vielleicht wollte ich das ja.“

Er hatte es leise gesagt, sehr leise, aber Dean hatte ihn trotzdem gehört.

Seine Hand schob sich unter Sams Kinn, zwang ihn sanft aber bestimmt, den Kopf zu heben, und Sam sah ihm an, dass er sich nur mit Mühe beherrschte, ihn nicht anzuschreien.

„Was das angeht“, presste er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, „ist es mir völlig egal, was du willst, Sammy. Du weißt, dass ich so gut wie alles für dich tun würde, aber das nicht – das nicht!“

Seine Stimme brach beinahe, als er die letzten Worte wiederholte, und Sams Augen wurden völlig gegen seinen Willen feucht.

„Ich weiß, Dean … ich weiß“, wisperte er schwach, reckte sich Dean entgegen und gab ihm einen zärtlichen Kuss. „Und es tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, dass die Wunde entzündet war … ich habe einfach nicht darüber nachgedacht, was es für dich bedeutet, wenn ich es dir verschweige.“

Dean erwiderte nichts und stand auf, und als Sam sich ebenfalls aus seiner Hocke erhob, standen sie so dicht voreinander, dass sie sich gegenseitig den Atem raubten.

„Du nimmst meine Entschuldigung nicht an, oder?“

Sam blickte resignierend auf Dean hinab, seufzte leise und trat einen Schritt zurück, und Dean runzelte die Stirn, machte den entsprechenden Schritt nach vorn und strich Sam eine Strähne verirrten Haars aus dem Gesicht, strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wange, zog sanft die verheilende Schnittwunde nach – und kniff ihn in die Nase.

„Red keinen Scheiß, Sammy, natürlich nehme ich deine Entschuldigung an – ich hab sie schon längst angenommen.“

Damit wandte er sich ab, ließ Sam stehen, wo er war, und überquerte die Straße auf dem Rückweg zum Motel, und Sam fragte sich unwillkürlich, wie ihr Gespräch verlaufen wäre, wenn er sich daran erinnert hätte, wie er mit vier Jahren von der Schaukel gefallen war.
 

„Mir ist völlig egal, ob du Hunger hast oder nicht, du wirst etwas essen – und du kannst dir entweder jetzt etwas aussuchen, oder musst dann mit dem leben, was ich dir bestelle.“

Dean schob Sam so nachdrücklich die Karte entgegen, dass sie sich in Sams Handballen bohrte, und so belastet Sams Gewissen momentan auch war, er hatte nicht vor, sich von Dean bevormunden zu lassen.

„Hast du das gehört Tommy – ich fürchte fast, el Deaño hier hat schlechte Laune. Wollen wir wieder kommen, wenn er was gegessen hat?“

Sams Kopf drehte sich ganz automatisch in die Richtung, aus der die Stimme kam, und er sprang auf die Beine und schloss den etwas widerstrebenden Mike, der ihm unglücklicherweise am nächsten stand, in eine feste Umarmung, während Tom sichtlich wohlwollend daneben stand und sich freute.

„Was macht ihr hier?“ fragte Sam mit einem Unterton von Begeisterung in der Stimme, der schwerlich zu überhören war, streifte mit einem besorgen Blick das enorme Pflaster, das Mikes Hals zierte, wurde darin jedoch unterbrochen, als Tom seine eigene Umarmung einforderte.

Dean blickte missmutig zu den Beiden auf und murmelte irgendetwas von freilaufenden Riesenpuscheln, als sie sich wieder trennten.

„Ich fühl mich klein“, bemerkte Mike beiläufig, nachdem er Dean kurz, knackig und vor allen Dingen männlich die Schulter geklopft hatte, und ließ sich neben ihn auf die abgewetzte Dinersitzbank sinken.

„Kaffee!“ brüllte er in Richtung Tresen und schickte ein charmantes Grinsen hinterher, als ihm das von der ältlichen Kellnerin einen düsteren Blick eintrug.

Tom war soeben dabei, Sam zu erklären, dass Dean sie herbei zitiert hatte – Dean hatte an diesem Vormittag während Sam allein im Motelzimmer vor sich hingemodert war, scheinbar allen Ernstes bei Tom angerufen und sich bei ihm nach Michaels Befinden erkundigt, wobei sich heraus gestellt hatte, dass sie sich staatlich gesehen erfreulich nahe waren – und Sam reagierte darauf derartig überrascht, dass Dean sich gezwungen sah, sein Verhalten zu verteidigen.

„Wir müssen ihnen schließlich immer noch diese dumme Kopie von Johns Buch geben“, brachte er wahrheitsgemäß an, erklärte jedoch mit keinem Wort, was genau er damit meinte, während er seinen Blick von Sam zu Tom und wieder zu Sam schweifen ließ.

(Tom sah irgendwie blass aus, aber das konnte an dem trüben Licht im Diner liegen.)

„Und außerdem hat Bobby gesagt, er will die Zwei kennen lernen.“

Dieser Umstand schien Sam nur noch mehr zu verwirren, also machte Dean seine Drohung wahr und orderte ihm eine große Portion Pommes mit Ketchup und Majo, um seinen Magen und somit seine Gedanken mit etwas anderem zu füllen, als dem Verdacht, Dean werde möglicherweise weich auf seine alten Tage.

Michael musterte erst Sam und dann Dean, und grinste schließlich verhalten.

„Euch ist es aber auch nicht allzu gut ergangen“, stellte er mit einem Hauch Zufriedenheit fest, der Dean dazu veranlasste, ihm in die Seite zu boxen, Mike jedoch nicht davon abhielt, in exakt dem gleichen Tonfall fortzufahren.

„Es sei denn natürlich, Sam ist einfach nur zu blöd, sich zu rasieren.“

Michaels Stirn legte sich in Falten, als Tom unwillkürlich seine Hand an Sams Wange legte und sein Gesicht zu sich drehte, um sich die Kratzer unterhalb seines rechten Wangenknochens genauer anzusehen, und Dean verdrehte die Augen und trank einen Schluck von seinem Schoko-Milchshake.

„Wir dürfen die Zwei nie allein zusammen lassen“, raunte Mike ihm mit ernster Miene zu. „Nachher flechten sie sich noch gegenseitig Zöpfe.“

Dean verschluckte sich fast an seinem Milchshake, und Mike blinzelte unschuldig.

„Was? Ich wette, Sammy sieht bezaubernd aus mit Rattenschwänzen.“

Tom trat Mike unter dem Tisch auf den Fuß, und Mike zog ihm eine anklagende Grimasse.

„Irgendwann“, drohte er, „kriege ich meinen verspäteten Wachstumsschub, und dann mach ich dich rund, mein Lieber!“

Tom lächelte sanft, als hege er keinerlei Befürchtung, dass das je eintreten würde, dann bekam Mike seinen Kaffee – Tom eine Cola – und hatte sofort vergessen, worüber er sich eben noch beschwert hatte.

„Schmeckt wie Rattengift“, verkündete er nach einem einzigen Schluck, ging dazu über, sein Rattengift mit Milch und Zucker zu strecken, und es dann mit einem noch angewiderteren Gesichtsausdruck als zuvor auszutrinken.

„Deswegen der Milchshake“, erklärte Dean ihm gönnerhaft, deutete auf sein Getränk, und Mike schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick und boxte ihm in den Bauch, was Sam dazu veranlasste, ihn quer über den Tisch anzufallen – nun ja, zumindest fast.

„Seine Rippen sind angebrochen!“ erklärte er anklagend Deans plötzliches Erbleichen, und dann konnten sie Michael im Übermutti-Modus bewundern.

Tom grinste lediglich wissend in sich hinein, während Mike Dean abzutasten und besorgt zu tätscheln begann, und mit diesem Dean höchst unwillkommenen Tun fortfuhr, bis der ihn mit nachdrücklichen Klapsen auf die Finger wieder zu Verstand brachte und ihm seinen eigenen Schoko-Milchshake bestellte.

„Gott, ihr Zwei seid unerträglich“, verkündete Dean mit Überzeugung, und räusperte sich verlegen, als er Toms ein wenig gekränkten Blick sah.

Für eine Hand voll Dollar

Deanstag!
 

Sie ist da!

Meine fabelhafte, grandiose, endlos TOLLE Supernatural DVD-Box der zweiten Staffel ist DA!

Der Samstag hat sie mir gebracht, ganz wie ich es erhofft hatte, und mein Wochenende, liebe Leute, war BOMBIG!
 

Was hatte ich einen Spaß!
 

(Und bevor ein gewisser Grumpy Bear anfängt zu nölen, ich wäre deswegen nicht vorbei gekommen:

Das ist mal total nicht wahr!

Ein Wort von dir und ich wär da gewesen …

Aber da kam keins … zumindest kein aufforderndes …

Aber wenigstens hat deine Mutter dich nicht umgebracht.

„Penny, get home before your mother shoots you!“

Und wo ich schon mal dabei bin:

Ich wälze mich im Staub und krieche vor dir zu Kreuze.

Salzsäure im Magen … wer hätte das gedacht.

Ich glaube, ich hätte das wissen sollen.

Ich glaube, ich HABE das mal gewusst.

Ich bin mir sicher, ich werde alt.)
 

Jedenfalls hatte ich enormen Spaß; Eric Kripke weiß, wie man einen ordentlichen Audio-Episoden-Kommentar spricht, und offensichtlich haben sie aus ihren Fehlern vom letzten Mal gelernt, und Jensen und Jared das nicht noch mal allein machen lassen.
 

Was mir aufgefallen ist:

Unsere Show mag es, wenn Leute aus dem Mund bluten, während sie sterben.

Ich warte auf die Folge, in der jemand in den Finger gepiekt wird, an dem Schock draufgeht, und dann aus dem Mund blutet, einfach, weil’s beeindruckender aussieht.

Ich traue es den Machern mal total zu.
 

Was mir außerdem aufgefallen ist:

Jensen weint würdevoller als Jared (one single manly tear) dafür weint Jared realistischer – sieht dabei aber auch lächerlicher aus, mit den rotgeweinten Augen und dem nassgeheulten Gesicht (woobie-face!), ganz in bejammernswerte Falten gelegt.

Kann mich nicht entscheiden, wen ich lieber weinen sehe, kann nichtmal sagen, dass ich zu Jared tendiere, weil er mich eher zum Lachen bringt, wenn er heult (ich bin ja so herzlos), Jensen bringt mich nämlich auch zum Lachen.

(Ich bin ja so herzlos.)
 

Was noch … will ja niemanden spoilern, der das noch nicht gesehen hat … Hach … ich hatte Spaß.
 

Ach ja:

Ich maaag Robert Singer. Und ich meine den echten, den, der Bobby seinen Namen geliehen hat.

Der Mann ist alt (manchmal mag ich alte Männer) und irgendwas hat er an sich.

Ich behaupte, es ist seine Stimme.

Ich fürchte, ich bin ein Stimmen-Mädchen.

Und das klingt jetzt so komisch, dass ich mir eure Bemerkungen dazu gar nicht vorstellen möchte.
 

An Isi: Das hier ist nicht dein Mondkapitel.

Das kommt erst nächsten Samstag.

Tut mir leid für die Fehlinformation, aber du hast mich auch fehlinformatiert – hehe, Absicht, lustiges Wort – was das Ende des letzten Kapitels anging.

Wir haben uns quasi gegenseitig fehlformatiert – hey, das macht Spaß! Irgendwann komm ich wieder bei nem existenten Wort an, wenn ich so weiter mache.

Aber weißt du, was das Schöne an der Sache ist?

So hab ich jetzt wieder zwei Kapitel in der Hinterhand, weil ich natürlich gestern Abend/Nacht noch ganz panisch das nächste zu Ende geschrieben habe, bevor ich unseren Fehler bemerkt hab.

Yeah me! Fünfhundert Worte in zehn Minuten. Und sie sind nichtmal komplett redundant!
 

So, keine Kommi-Kommis diesmal, aber ich erinnere mich dunkel, dass sich irgendwer beschwert hat, das letzte Kapitel sei zu kurz gewesen.

Hähem … Also … Das letzte Kapitel war nicht kurz.

Das letzte Kapitel war, wie seit dem 100. Kapitel alle Kapitel (Wir können ein Trinkspiel daraus machen. Für jedes Mal, wenn ich „Kapitel“ schreibe, trinkt ihr einen Schluck Pflaumenwein.) mindestens 2000 Worte lang und somit – wie ich finde – lang genug.

Ihr wolltet ja nur, dass sie auf dem Spielplatz rummachen, ihr Perversen. :D

(„He saved my life, you pervert!“)
 

Jetzt heiße ich noch schnell Cathy auf meinem Traumschiff willkommen, die sich nach eigener Aussage durch mein inzwischen doch recht episches Machwerk „geschlungen“ hat, und empfehle ihr aus aktuellem Anlass ein paar Purple Nurples, die momentan für Lau an der Oben-Ohne-Bar ausgeschenkt werden.

(Macht euch keine Sorgen Mädels, das O-O (das ist kein Gesicht, auch, wenn’s so aussieht) gilt nur für die Jungs – also für die Jungs aus der FanFic … außer Bobby, der muss nicht, wenn er nicht will.)

Verwöhnwochenende für Dean klingt übrigens toll!

Ich erinnere mich dunkel, dass Dean vor Urzeiten Massageöl für Sam gekauft hat (mit Mandelgeruch? Gott, wann war das?) und irgendwie ist mir, als sei da auch welches mit Orangenduft gekauft worden, von dem ich euch nie was erzählt habe, und mit dem Sam Dean irgendwann mal massieren sollte.

Wird langsam mal Zeit, finde ich.
 

So, genug geschwafelt. Lest.
 

moko-chan
 


 

„Sei gefälligst nicht gemein zu Tommy.“

Michael klang alles andere als böse, Toms Miene hellte sich auf, und Dean entspannte sich wieder.

„Wie geht’s deinem Hals?“ erkundigte er sich bei Mike, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, und Mike befingerte unbewusst das Pflaster über seinem Puls.

„Besser. Hätte allerdings gut darauf verzichten können, als Dauerlutscher missbraucht zu werden. Hab erst gedacht, ich sei tot und im Himmel, als Tommy wie ein irrer Axtmörder durch die Tür gebrochen ist und diese dämlichen Vampire ohne Rücksicht auf Verluste niedergemäht hat.“

Michaels Vorstellung vom Himmel mochte eine ungewöhnliche sein, der Blick, den er Tom quer über den Tisch hinweg zuwarf, war eindeutig – zumindest für Dean … und das fand Dean alles andere als gut.

Tom hüstelte verlegen, wich Michaels Blick aus, um auf den Tisch zu starren, dann bekam Sam seine Pommes und der merkwürdige Moment war vorbei.

„Iss“, forderte Dean ihn streng auf, wurde jedoch von seiner eigenen Bestellung abgelenkt, die Mike dazu veranlasste, sich „das Gleiche wie er“ zu ordern und in Tom die Frage reifen ließ, wo Dean das alles hinsteckte.

„Er hat den Metabolismus eines Sechzehnjährigen“, brummte Sam, als habe er Toms Gedanken gelesen, während er lustlos mit einem Pommes in der Majo herumrührte, dann grinste er plötzlich. „Und die Libido auch.“

Tom prustete in seine Cola, stellte hastig das Glas beiseite und Sam klopfte ihm freundschaftlich den Rücken.

„Was hat er?“ erkundigte sich Dean mit hochgezogener Augenbraue – er hatte nichts von dem, was Sam zu Tom gesagt hatte, mitbekommen – und Sam zog eine unschuldige Schnute und zuckte mit den Schultern.

Das fehlte gerade noch, dass er Deans Ego diesen mehr als überflüssigen Schub verpasste.

„Alles ok mit dir?“

Mike schien noch immer im Übermutti-Modus zu sein, denn er blickte tatsächlich ehrlich besorgt drein, während die Lampe über ihrem Tisch surrealistisch anmutende Lichtkreise auf seine Glatze warf, und Dean beschloss zu schweigen, und seinen Milchshake auszutrinken.

„Hab mich bloß verschluckt“, versicherte Tom seinem misstrauischen Wächter, und nutzte das Herannahen der Kellnerin, um sich ebenfalls eine Portion Pommes zu bestellen.

Mike musterte Tom ein paar an seinen Nerven zehrende Atemzüge lang, bevor er mit den Schultern zuckte und Dean mit einem Bericht seiner Abenteuer im Krankenhaus ergötzte, die eine rothaarige Krankenschwester, ein Blutdruckmessgerät und einen Rollstuhl involvierte, Dean grinsend und Sam peinlich berührt zurückließ, während Tom den Blick senkte und wieder auf den Tisch starrte.

„Wo seid ihr unter gekommen?“, unterbrach Sam die unangenehm zu werden beginnende Stille, und Mike deutete mit einem Kopfnicken über die Straße.

„Masters Motels.“

Er grinste breit.

„Eine der Damen des Hauses findet, Tommy sei eine Sünde wert, und hat auf Teufel komm raus mit ihm geflirtet … Ich nehme an, ihr wisst, von wem ich rede?“

Dean grinste ebenso breit wie er und nickte, und Sam hüstelte verlegen.

„Sie hat gesagt, wir dürfen sie Liz nennen … Ich bin ernsthaft am Überlegen, ihr Tommy zum Fraß vorzuwerfen – sie hat mir Kekse versprochen …“

Michael stopfte sich ein paar von Toms Pommes in den Mund und zwinkerte ihm zu, während Tom die Zähne zusammenbiss und sein Gesicht einen marmornen Ausdruck annahm.

„Tommy, das war ein Witz. Ich würde dich niemals für eine Hand voll Kekse verschachern.“

Toms Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und Mike zog die Augenbrauen zusammen.

„Was ist los mit dir? Du siehst aus, als hättest du Verstopfung.“

Tom schüttelte den Kopf, murmelte etwas Unverständliches und aß seine Pommes auf, und Mike wurde von Dean abgelenkt, der Näheres über die rothaarige Krankenschwester erfahren wollte – oder dies zumindest vorgab, um Tom vor weiteren gedankenlosen Bemerkungen seines Gönners zu bewahren.
 

„Ich schwöre dir, wenn die das nicht bald auf die Reihe kriegen, nehme ich die Dinge in die Hand – und das wird sicherlich alles andere als angenehm werden … für keinen von uns.“

Dean warf mit einem schweren, leidgeprüften Seufzer die Tür hinter sich ins Schloss, drehte sich zu Sam um und stellte fest, dass er von diesem äußerst intensiv gemustert wurde.

„Was ist?“

„Du magst die Zwei ja wirklich.“

Sam klang gleichzeitig überrascht und amüsiert, und Dean schnaubte genervt.

„Ja, na und? Bist du hier der Einzige, der die Gesellschaft neuer Leute genießen darf? Du hängst mir langsam zum Hals raus, musst du wissen …“

Er zwinkerte Sam liebevoll zu, und der grinste und schüttelte den Kopf über ihn.

„Meinst du, Tom und Mike … also -“

Sam wurde von Deans erhobener Hand ausgebremst, und presste überrascht die Lippen aufeinander.

„Ist mir völlig egal. Ich will’s auch überhaupt nicht wissen. Alles was ich will, ist mit den Beiden ein paar Bier trinken zu können, ohne dass Toms Leidensmiene einem die ganze Stimmung verdirbt. Mike ist ein verdammter Idiot, wenn du mich fragst.“

Sam blinzelte, blinzelte erneut und beobachtete Dean dabei, wie der seine Lederjacke auszog, sie an der Garderobe aufhängte und sich aus seinem Hemd schälte.

Das Shirt, das er darunter trug, war alt, abgetragen und fast ein wenig zu eng, und Sam hatte es plötzlich eilig, sich seiner eigenen Oberbekleidung zu entledigen.

Als er schließlich mit nacktem Oberkörper dastand, verschwand Dean soeben ins Badezimmer, und McClane ließ sich mit einem ergebenen Seufzer in seiner Ecke des Zimmers zu Boden fallen.

Sam folgte Dean ins Bad, blieb hinter ihm stehen, während er sich die Zähne putzte, und ihm wurde klar, dass Mike und Tom die ersten richtigen Freunde waren, die Dean zurecht als solche bezeichnen konnte.

Der Gedanke war erschreckend, und Sam biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe.

Seine Zeit in Stanford symbolisierte Vieles für ihn, Ungehorsam gegenüber seinem Vater, Verrat gegenüber Dean – aber da war auch Jessica gewesen, Jessica und die ersten richtigen Freunde, die er je gehabt hatte.

Ihm war nie bewusst gewesen, dass das eine Erfahrung war, die er Dean voraus hatte.

„Was guckst du so?“

Dean war offensichtlich fertig damit, sich die Zähne zu putzen, und Sam musste sich einen Moment lang sammeln, bevor er auch nur daran denken konnte, eine Antwort abzugeben.

„Schon gut“, murmelte er ausweichend, und die steile Falte, die daraufhin auf Deans Stirn erschien, erinnerte ihn daran, dass er in Sachen unangebrachter Verschwiegenheit noch immer auf Bewährung war.

„Tut dir die Wunde weh?“, lautete dann auch prompt Deans ungeduldige Frage, und Sam war mehr als erleichtert, als er wahrheitsgemäß verneinen konnte.

„Es ist wegen Mike und Tom“, setzte er an, und Dean hob erneut die Hand, um ihn zu stoppen.

„Ich will da nicht mit rein gezogen werden. Falls du vorhast, Amor zu spielen – nur zu. Aber heul mir nicht die Ohren darüber voll, was für ein unsensibles Arschloch Mike ist. Kann ja nicht jeder so zart besaitet sein wie du und Sabrina.“

Sam öffnete den Mund, dachte einen Moment darüber nach und schloss ihn wieder – er musste Dean ja nicht sagen, dass er sich soeben selbst widersprochen hatte – dann ging er nachdenklich dazu über, sich die Zähne zu putzen.

Wenn er genau darüber nachdachte, konnte er nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, dass Dean sich soeben selbst widersprochen hatte.

Es war durchaus möglich, dass Deans Ankündigung, die Dinge selbst in die Hand nehmen zu wollen, keineswegs von amouröser Hilfestellung gehandelt hatte, sondern vielmehr eine Warnung vor energischen Kopfnüssen gewesen war, die auf Mike und Tom nieder regnen würden, falls sie es wagen sollten, ihre unausgesprochenen Angelegenheiten noch länger vor Dean zur Schau zu stellen.

Denn wenn hier jemand ein unsensibles Arschloch war, dann wohl Dean.
 

„Diese Stadt wird mit jedem Tag lächerlicher.“

Dean faltete schnaubend die Tageszeitung zusammen, die das unerklärliche Verschwinden zahlreicher Plüschtiere und das damit verbundene Leid ebenso zahlreicher Kinder anprangerte, und warf sie so energisch von sich, dass sie beinahe auf Toms Frühstückspfannkuchen landete.

Tom nahm diesen Angriff auf sein Essen mit einem geduldigen Seufzen hin, legte die Zeitung zwischen sich und Sam auf der Sitzbank ab, und verfolgte mit den Augen Mike, der sich von seinem Platz erhoben hatte, da er laut eigener Aussage weder auf seinen morgendlichen Kaffee verzichten wollte noch konnte, und jetzt dabei war, die Kellnerin zu belästigen, damit sie ihn in die Küche ließ, wo er die Angelegenheit persönlich in die Griffel nehmen wollte.

Die ältliche Kellnerin, die aussah, als sei sie in ihrem Leben mit wesentlich hartnäckigeren Wahnsinnigen fertig geworden als Michael, musterte ihn über den Rand ihrer Brille hinweg mit einem Ausdruck genervter Faszination, verwehrte ihm jedoch nach wie vor den Zutritt zu ihrem Allerheiligsten.

„Sie wird ihn abstechen“, sagte Dean mit einem etwas fehl am Platze wirkenden heiteren Lächeln, das Tom jedoch ebenso heiter erwiderte.

„Sie hat immer noch den Pfannenwender in der Hand … das dürfte wehtun.“

Deans Lächeln wurde zu einem Grinsen.

„Nicht so sehr wie mit einem Löffel.“

Tom nickte, stützte das Kinn auf die Hand und blickte wieder zu Michael hinüber.

„Ich fand den Sheriff ja immer beeindruckender als Robin. Nottingham ist so richtig schön irre.“

Und mit diesen Worten erhob er sich von seinem Platz, und ging zum Tresen, um Michael mit seinem Schwiegersohn-Charme den Rücken zu stärken.

Dreißig Sekunden später wurde er in die Küche vorgelassen, und Michael, der sein ernsthaft-freundliches Gespräch mit der Kellnerin aus großen, verdutzten Augen beobachtet hatte, stellte sich auf die Zehenspitzen, während Tom sich an ihm vorbei schob, und pflanzte einen dicken, feuchten Kuss auf Toms linke Wange, was die mürrische Kellnerin wesentlich weniger zu berühren schien als Tom selbst, der ihm einen Blick zuwarf, der an ein Reh im Scheinwerferlicht eines herannahenden Lastwagens erinnerte.

Mike war jedoch schon immer völlig unempfindlich gegenüber spannungsgeladenen Momenten jeder Art gewesen, schlicht deswegen, weil er sie nicht bemerkte, und er strahlte Tom so übertrieben dankbar an, dass Dean am anderen Ende des Raumes mit den Augen rollte.

„Du bist mein Held“, wurde Tom von Mike informiert, bevor dieser ihm die Brust tätschelte. „Was würde ich nur ohne dich tun?“

„Tee trinken?“, erwiderte Tom erschöpft, und hoffte, dass seine Stimme nicht allzu frustriert klang.

Manchmal war Michael einfach zu viel für seine Nerven.

„Extra stark, Tommy!“, erinnerte Mike ihn an seine Vorliebe in Sachen Kaffee, dann ging er zurück zu Sam und Dean, und ließ sich mit einem zufriedenen Aufseufzer auf die Bank fallen.

„Ich glaube nicht, dass er dein öffentliches Bekenntnis von Zuneigung sonderlich geschätzt hat“, bemerkte Sam in einem Tonfall, als kommentiere er das Wetter, und Mike zuckte gleichgültig mit den Schultern.

„Wenn ich mich um sowas scheren würde, wären wir heute keine Freunde sondern Arbeitgeber und Angestellter. Sein Sinn für Schicklichkeit ist ausgeprägter als der einer viktorianischen Anstandsdame.“

Dean zog über diesen Vergleich die Augenbraue in die Höhe, und Mike ging dazu über, Tom seine Pfannkuchen wegzufuttern.

„Die Worte ‚du solltest wirklich nicht’ hab ich inzwischen schon so oft von ihm gehört, dass sie sämtliche Bedeutung verloren haben – ich liebe diesen Kerl, wirklich, aber er muss aufhören, sich so viele Gedanken zu machen.“

Sam warf Dean einen bedeutungsschwangeren Blick zu, den dieser komplett ignorierte, und Mike winkte nach der gereizten Kellnerin, um frische Pfannkuchen für Tom zu bestellen.

Der voll beladene Teller wurde auf ihren Tisch gestellt, exakt in dem Moment, als Tom mit einer großen Kanne frisch gebrühten Kaffees wieder aus der Küche auftauchte, und Mike atmete einmal tief und genüsslich durch, nachdem besagte Kanne vor ihm abgestellt worden war.

„Tommy, ich liebe dich“, verkündete er mit Überzeugung und deutete auf sein haarloses Haupt. „Du darfst die Glatze küssen.“

Tom grinste unwillkürlich, tätschelte Mikes glatt rasierten Schädel und setzte sich.

„Du hast mir meine Pfannkuchen weg gefressen, während ich dir Kaffee gekocht habe?“

Es war mehr eine Feststellung als eine Anklage, und Mike zuckte mit den Schultern.

„Die wären sonst eh kalt geworden. Außerdem hab ich dir frische bestellt!“

Er wirkte unangemessen stolz über diese Leistung, trank jedoch mit sichtlichem Genuss seinen Kaffee, und Tom widmete sich der Zeitung, die noch immer zwischen ihm und Sam auf der Bank lag, um sich über das Tagesgeschehen zu informieren.

„Das mit den Plüschtieren ist schon irgendwie bedenklich“, merkte er leise an, und ignorierte würdevoll Deans spöttischen Blick – mit Mike aufzuwachsen machte immun gegen jede Art von Spöttelei – dann vertiefte er sich in den Artikel, den Dean nicht einmal überflogen hatte, bis seine Stirn schließlich so bedrohlich gerunzelt war, dass Mike von seinem Kaffee abließ und die Hand nach der Zeitung ausstreckte.

„Zeig her!“

Er bekam die Zeitung, Tom fing endlich an, seine erkaltenden Pfannkuchen zu sich zu nehmen, und Sam und Dean tauschten über den Tisch hinweg einen ungläubigen Blick.

„Ihr denkt nicht wirklich, dass das was zu bedeuten hat, oder?“, äußerte Dean schließlich ihre Zweifel, und Sam nickte bekräftigend.

„Ich hab noch nie erlebt, dass verschwindende Plüschtiere ein Anzeichen für übernatürliche Vorkommnisse gewesen wären …“

Mike ignorierte die Beiden, las mit konzentriertem Blick weiter, und er sah plötzlich so anders – so respektabel – aus, dass Dean schmunzeln musste.

„Dude, du kannst lesen? Ich bin beeindruckt!“

Tom schnaubte leise, vertilgte seinen letzten Pfannkuchen und musterte Mike fragend, als der endlich von dem Artikel aufblickte.

„Und? Was denkst du?“

Mondsüchtig

Am Samstag kommt das Sams und es bringt euch Schnee!

Schneeeee!
 

Ich freu mich!

Memo an mich selbst: Muss Sam Schal und Mütze anziehen!

(Die kann Dean ihm dann wieder ausziehen …)
 

Nun zu euch:
 

@ Deans_Angel:

Du bist rückfällig geworden!

Ich prangere das an!
 

@ Evil_Sam:

Nein, das mit dem Öl war viel, viiiel früher. Laut Sam_Dean in Kapitel 51.

Habe das jetzt nicht überprüft, sondern glaube ihr einfach mal!
 

@ Bufera:

Nein, das Zitat habe ich definitiv noch nie benutzt.

Das ist aus Hairspray, und den Film habe ich noch nicht lange genug, um den schon mal zitiert zu haben, ohne mich daran erinnern zu können.
 

@ Sam_Dean:

Eric Kripke klaut von mir! (Oder er lässt sich von mir inspirieren, ganz wie man will.)

Ich hatte Sir Hugsalot nämlich schon lange vor „Wishful Thinking“ erwähnt!

Ich schreibe, es passiert … das kommt in der letzten Zeit häufiger vor …
 

@ Sunrise101:

Ich freu mich immer noch über meine Staffelbox!

Die macht so viel mehr Spaß als die zur ersten Staffel!

Obwohl ich mich über einen zweiten Tag im Leben von Jensen und Jared schon gefreut hätte …
 

@ Lyafe:

Ich hab gerade viel zu viel Spaß mit Mike und Tom, als euch jetzt schon zu verraten, was es mit den Beiden auf sich hat.

Aber ich vermisse Chad. Ich glaube, die Jungs werden ihn mal besuchen müssen.

Ich weiß jetzt auch, wo er wohnt … Hehe.
 

@ killerniete21:

Das mit Sam und Tom ist mir auch aufgefallen, war so aber eigentlich gar nicht beabsichtigt.

Mike und Tom haben reale „Vorbilder“ und Tom ist nun mal groß und plüschig und – so weit ich das beurteilen kann – höflich, und wer bin ich denn, dass ich mich der Realität verweigere?
 

@ Calysto:

Aha, du hast es also gemerkt!

Ich habe mich gefragt, wann die Ersten stutzig werden.

Ich liiiebe Mike!

Besonders das Interview, das er mit James zusammen bei der … der … der Dingens-Con gegeben hat!
 

@ -Kitsune.

Was bitteschön bedeutet „asslich“?

Egal, wie ich es auch drehe und wende, der Sinn dieses Wortes erschließt sich mir nicht.

Ich bitte um Aufklärung!
 

@ kaliel:

Wie man nach House of Wax immer noch Hunger haben kann, ist mir zwar schleierhaft, aber ich nehm das jetzt einfach mal als Kompliment!

Muss definitiv daran denken, Dean demnächst von Sam massieren zu lassen … Ist ja auch so kalt draußen …

Kaminfeuer … eine schöne Massage … harrr!
 

@ S-a-m:

Jim Beaver kann Japanisch! DESWEGEN konnte Bobby Japanisch!

Das stand so nicht im Skript – ich nehme an, du weißt, von welchem Skript ich rede – und ich find das ja mal so grandios toll, dass ich Bobby bald wieder auftauchen lassen will.
 

@ Ayaka_:

Mike und Tom sind kein Paar, die sind gute Freunde.

Den Rest möge man sich denken.

Ich glaube, ich werde noch einen Heidenspaß mit den Beiden haben.
 

@ Morathi:

*japs*

Liebe Güte, so eine Lobhudelei!

Fühl dich gedrückt!

Ich heiße dich ganz, ganz, ganz herzlich auf meinem Traumschiff willkommen, reiche dir reichlich Handtücher und Cocktails mit Schirmchen, und FREU mich über deinen grandiosen Kommi! (Immer noch.)

Ich werde mich wahrscheinlich noch eine ganze Woche lang freuen, und geschmeichelt fühlen, und stolz sein, und … und … und … *mit den Armen ruder*

Mit deiner Anmerkung, dass Tom und Mike gar nicht Deans erste Freunde seien, hast du übrigens Recht!

Und Danny und Sean sind da nichtmal die Einzigen, die ich ignoriert habe, ich habe doch komplett den armen Matt vergessen!

Das geeeht so nicht, der muss mal wieder auftauchen!

Bin begeistert, dich für Josh Groban begeistert zu haben – der Mann HAT aber auch eine tolle Stimme – genau das war die Absicht hinter seinem wiederholten Auftauchen!

Jetzt muss ich mich natürlich noch für die tollen Links bedanken, die du mir … äh … gelinkt hast – zwei oder drei kannte ich schon, allen voran The Ballad of Jensen and Jared – und zum Abschluss freu ich mich noch ein wenig … *freu*
 

@ Sandy25:

Mit Mike und Tom habe ich noch so Einiges geplant, und das Meiste davon wird den Beiden – nehme ich an – nicht im Geringsten gefallen.

Das ist ja aber mir völlig egal, ich hab hier schließlich für Spannung zu sorgen, und da kann ja nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschen.

Wo hat eigentlich dieses Sprichwort seinen Ursprung?`
 

@ vanna:

Bin äußerst zufrieden, dich zum Lachen gebracht zu haben.

Hoffe, dieses Ziel noch wiederholt zu erreichen.

Mit Mike hatte ich in der letzten Zeit auch definitiv am meisten Spaß.

Fast noch mehr als mit Dean.

Das geht so nicht.
 

@ Noxya:

Huh, ich freu mich, wenn ich nach langer Zeit mal wieder was von einem verschollen geglaubten Kommi-Schreiber höre!

Bin froh, dass dich die komprimierte Schreibweise der letzten Kapitel nicht gestört hat.

Ich hatte das Gefühl, das ich zunehmend schlechter darin werde, mich kurz zu fassen – vielleicht hab ich auch einfach nur zu viel Freude daran, alles bis ins Kleinste Detail auszureizen … Mal schauen, wohin das noch führt.
 

@ Serendipity:

Redundante Kommis zu redundanten Kapiteln sind durchaus zulässig!

Freue mich über dein weihnachtliches Zimmer ganz außerordentlich, habe es mir gestern Abend nach einer kurzen Fahrt durchs Schneegestöber auch daheim gemütlich gemacht, fast alle meine Kerzen angezündet, und den Mountie angeschaut.

Und jetzt habe ich den Plan gefasst, Sam und Dean nach Chicago in den Zoo zu schicken.

Da gibt es Eisbären, da muss es auch Eisbärbabies geben.

Und kann sich irgendjemand was Niedlicheres vorstellen als Sam mit einem Eisbärbabie?

Also, ich nicht.
 

@ Hope_Calaris:

Wenn du monatelang nicht liest, kann doch bitte sehr ICH nichts dafür, wenn mir mit dem Vorlesen nicht allzu weit kommen.

Meine armen Stimmbänder!

Freue mich allerdings noch immer über deine gestern verfassten Kommis und knuddel dich ganz dolle, damit es dir bald besser geht!

Warum arbeitet mein Gedächtnis auf komische Art und Weise?

Und jetzt noch mal ein ganz, ganz fieser Erpressungsversuch:

Werde das C***F****** erst dann einläuten, wenn du aufgeholt hast.

So, ich hab’s geschrieben.

Bis dahin gibt’s aber reichlich Toast, keine Sorge!
 

Das war das …
 

moko-chan
 


 

Die Nacht war kalt und feucht, der Vollmond hing hinter einem Dunstschleier am Himmel, und Sam hatte die Beine vor seinen Körper gezogen und die Arme darum geschlungen, um sich vor der Kälte zu schützen.

Zu Dean ins Bett und unter die Decke zu kriechen wäre, was das anging, vermutlich wesentlich effektiver gewesen, aber Sam konnte nicht schlafen.

Nach mehreren Stunden des frustrierenden Herumrollens im Bett, während McClane in seiner Ecke friedlich schnarchte, und Dean an seiner Seite nicht unbedingt humanere Geräusche von sich gab, war Sam aufgestanden, hatte sich leise angezogen, und war hinaus gegangen.

Er hatte eine leise Ahnung, dass Dean mindestens einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn er aufwachte und ihn nicht neben sich im Bett vorfand, aber Dean wachte für gewöhnlich nicht auf, bevor die Morgensonne durch die Vorhänge schien, und Sam hatte nicht vor, so lange auf der weißen Gartenbank sitzen zu bleiben.

Die Nacht mochte kalt und feucht sein, aber sie war auch angenehm still, und Sam atmete tief durch und schloss die Augen, versuchte, sich an die Bilder zu erinnern, die seine Vision hinauf beschworen hatte, versuchte, einen Sinn mit ihnen zu verknüpfen, um ihnen den Schrecken zu nehmen.

Es gelang ihm nicht.

Er seufzte leise und schlug die Augen wieder auf, legte den Kopf in den Nacken und blickte den Mond an, der silbrig schweigend auf ihn hinab schien.

Er hatte einen Hof, der ihn wie ein Ring aus Silber umgab, und Sam legte leicht den Kopf schief.

War das nicht ein Zeichen für Veränderungen?

Sam schnaubte leise.

Er brauchte nicht den Mond, um zu wissen, dass Veränderungen auf ihn zukamen.

Es kamen immer Veränderungen auf ihn zu.

Wenigstens hatte er Dean an seiner Seite, der selbst nach all den Jahren noch immer genug von dem Jungen in sich trug, mit dem er aufgewachsen war, der ihn beschützt und umsorgt und den Großteil seiner Erziehung übernommen hatte, so dass es sich manchmal so anfühlte, als sei sein Leben gar nicht so anders als das der Anderen.

Dean war das Einzige in Sams Leben, an dem er eine allzu große Veränderung nur schwer ertragen hätte.

Sam blinzelte und blickte sich um.

Er spürte Wärme näher kommen … Wärme, und Zorn und Besorgnis. Deans Präsenz.

Er musste aufgewacht sein.

„Ich sollte dich umbringen.“

Dean sprach die Worte, als er noch kaum in Sichtweite war, und als er durch die dunklen Rosenbüsche schritt und ins Mondlicht trat, machte Sams Herz einen merkwürdigen Hüpfer.

Manchmal machte es ihn vollkommen unfähig, sich zu rühren, wenn ihm auffiel, wie verletzlich Dean aussehen konnte.

„Ich konnte nicht schlafen“, sagte er leise, während Dean neben ihm auf der Bank Platz nahm und den Arm um ihn legte, und Dean erwiderte nichts und blickte zum Mond hinauf, genau wie er selbst nur Augenblicke zuvor.

Sie verbrachten ein paar Minuten schweigend, und Sam genoss die Wärme, die von Deans Körper ausging, drückte sich an ihn und spürte, wie eine Ruhe von ihm Besitz ergriff, die sich einzig und allein in Deans Nähe einstellen konnte.

„Warum konntest du nicht schlafen?“ fragte Dean schließlich, ohne seinen Blick vom Mond abzuwenden, und die Art, wie sich das Mondlicht in seinen Augen spiegelte, ließ Sam kurz den Atem stocken.

„Meine Vision … Sie war so undeutlich. Ich weiß einfach nicht, was sie mir sagen will.“

Dean seufzte schwer, und sein Atem färbte sich weiß.

„Und deswegen sitzt du hier in der Kälte? Konntest du nicht im Bett grübeln?“

Sam hörte Dean an, wie besorgt er um ihn war, aber er erwiderte nichts, weil er schlicht nicht wusste, was er sagen sollte.

‚Tut mir leid’ erschien unpassend und deckte außerdem nicht das ab, was er fühlte.

„Ich hoffe wirklich, Missouri kann uns weiterhelfen“, murmelte Dean in sein Schweigen hinein, und Sam warf ihm einen hastigen Blick zu.

Dean klang so erschöpft.

Sams besorgtes Mustern blieb jedoch nicht unbemerkt, Dean wandte sich ihm endlich zu und sah ihm in die Augen, und sein Lächeln war so ehrlich und warm, dass Sam unwillkürlich einen schwachen Seufzer der Erleichterung ausstieß.

„Hast du jetzt genug gegrübelt? Mein Hintern wird kalt …“

Sam schmunzelte in sich hinein, beugte sich zu Dean hinüber, um ihre kalten Lippen aufeinander zu pressen, und erschauderte, als Dean den Mund öffnete und sein Atem sich so heiß an seiner Haut anfühlte, als könne er sich an ihm verbrennen.

Deans Kuss blieb sanft und behutsam, und Sam fühlte den altbekannten Hunger nach mehr in sich aufsteigen, kniff die Augen zu, in einem vergeblichen Versuch, sich zu beherrschen, und schlang schließlich seine Arme um Dean, drängte seine Zunge in seinen Mund und küsste ihn so gierig, dass er Dean ein überraschtes Keuchen entlockte.

Sein Blut begann zu kochen, als er Deans zaghaften Widerstand spürte, und er wollte ihn nur noch fester packen, wollte ihm zeigen, wie sehr er ihn brauchte – aber Dean hob die Hand, strich ihm sanft durchs Haar und kraulte ihn beruhigend im Nacken, und das Verlangen wurde schwächer und schmolz dahin, und er hielt Dean nicht zurück, als er seine Lippen von ihm löste und so viel Abstand zwischen sie brachte, dass er ihn ansehen konnte.

Seine Augen sagten Sam, dass er ihn liebte, sein Mund verzog sich zu einem liebevollen Grinsen, und seine Stimme – seine Stimme verkündete mit bewundernswerter Ruhe, dass ihm soeben die linke Arschbacke abgefroren sei.
 

„Sowas fällt auch nur dir ein … mitten im November nachts aus dem Zimmer schleichen und stundenlang deinen inneren Jammerlappen pflegen …“

Dean zog Sam mit sich um die Ecke des Motelkomplexes, und der Anblick, der ihn auf dem mondbeschienenen Parkplatz erwartete, ließ ihn wie angewachsen stehen bleiben.

Sam rannte in ihn hinein, so abrupt hatte er ihm den Weg versperrt, und seine Hände verharrten an Deans Schultern, während er aus ungläubig aufgerissenen Augen beobachtete, wie die Tür des Impalas sich wie von Zauberhand öffnete, erst ein kleiner schwarzer Kopf aus dem Wagen lugte, dann ein zweiter, und schließlich ein kaum hörbares „Watsch“ ertönte, als die weichen Körper auf dem kalten Asphalt landeten.

Sam schlug das Herz so schnell gegen die Brust, dass er glaubte, Dean müsse es spüren oder zumindest hören können, und er verfestigte seinen Griff an Deans Schultern und hielt den Atem an, als die Tür des Impalas ganz selbstverständlich wieder geschlossen wurde, bevor sie loswatschelten.

Der Mund stand Sam offen, als sie auf Dean und ihn zukamen, ganz gemächlich, als hätten sie alle Zeit der Welt, und das Mondlicht spiegelte sich in ihren Knopfaugen, während sie einen plüschigen Fuß vor den anderen setzten.

Weder Sam noch Dean sagten ein Wort, selbst dann nicht, als sie direkt neben ihnen waren, und Sams Pinguin, der bis vor fünf Minuten nie auch nur das kleinste Anzeichen gezeigt hatte, möglicherweise übernatürlichen Ursprungs zu sein, drehte ihm den Kopf zu, hob den rechten Flügel und winkte, und dann verschwand er mit Batzmaru im Dunkel, und Sam hatte das Gefühl, aus dem absurdesten Traum aufzutauchen, den er je gehabt hatte – noch dazu im Wachzustand.

„Ich … das war …“, Dean klang etwa so kohärent, wie Sam sich fühlte, „… hast du das gesehen?!“

Er fuhr zu Sam herum, starrte aus grotesk weit aufgerissenen Augen zu ihm auf, die ihn aussehen ließen wie einen Fünfjährigen, und Sam nickte langsam.

„Ja, ich fürchte schon.“

Sam drehte sich um, blickte in die Richtung, in der die Pinguine verschwunden waren, und machte beinahe einen Satz rückwärts, als ein paar goldgelber Augen durch die Dunkelheit zurückblickte – aber es war nur Leias orangeroter Kater, der auf ihn zugetapst kam und auf den Arm genommen werden wollte, und sein Schnurren tat Sams ein wenig angegriffenem Verstand mehr als gut.

„Mike und Tom hatten Recht“, war das Erste, was über Deans verblüffte Lippen kam, und er klang so ehrlich überrascht, dass es Sams Schock durchbrach und ihm die Absurdität der Situation vor Augen führte – er fing an zu lachen, laut und befreit und glücklich, er warf den Kopf in den Nacken und musste sich an Dean festhalten, so sehr schüttelte es ihn, und Dean stand einfach nur da und starrte ihn in mildem Erstaunen an, bevor er ihm den Kater aus den zuckenden Armen nahm.

„Das … dein Gesicht“, brachte er schließlich japsend hervor und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

Sein Bauch tat ihm weh, so sehr hatte er lachen müssen, und als er Dean grinsen sah, fing er gleich wieder an zu kichern.

„Oh Gott, diese Viecher … Was meinst du – sind sie besessen? Fangen sie jetzt an, zu singen und zu tanzen, oder wollen sie einfach nur surfen?“

Dean schüttelte grinsend den Kopf, drückte den maunzenden Kater fester an seine Brust und räusperte sich leise.

„Ich weiß nicht, Sammy. Du bist offensichtlich der Experte für Kinderfilme. Wie spät ist es? Ich habe Lust, Mike und Tom zu wecken …“
 

„Ich bring das Arschloch um!“

Mikes Stimme aus dem Hintergrund des Zimmers klang etwa so verschlafen, wie Tom, der ihnen die Tür geöffnet hatte, aussah, und Dean schob sich vergnügt grinsend an ihm vorbei, ging zum Bett hinüber und drückte Mike den noch immer schnurrenden Kater in die Arme.

„Raus aus den Federn, wir haben einen Job zu erledigen!“

Tom maß Sam mit einer vorwurfsvoll hochgezogenen Augenbraue, die Sam mit einem entschuldigenden Schulterzucken quittierte, erst dann öffnete Tom die Tür so weit, dass Sam seine breitschultrige Gestalt hindurch schieben konnte, und schloss sie auch prompt wieder, um zumindest dem eisigen Novemberwind den Eintritt zu verwehren.

Mike hatte sich inzwischen im Bett aufgesetzt und beäugte die Katze, die Dean ihm in die Arme gedrückt hatte, als wisse er nicht, was mit ihr anzufangen sei, was das arme Tier zu weinerlichem Maunzen animierte, und Tom ging zu ihm hinüber, und nahm sie ihm ab.

„Ein Job? Um diese Uhrzeit?“, erkundigte er sich streng bei Dean – Mike war noch nicht ganz funktionsfähig, er blinzelte wiederholt nachdrücklich – und der grinste ihn nur an.

„Bei unserer Berufung kann man sich seine Arbeitszeiten leider nicht aussuchen …“

„Es ist vier Uhr früh“, erinnerte Tom ihn sanft – er schien sich damit abgefunden zu haben, dass Sam und Dean nicht eher wieder weg gehen würden, bis sie auch Mike endgültig daran gehindert hatten, wieder einschlafen zu können, setzte sich mit dem Kater auf dem Schoß auf sein Bett und kraulte ihn selbstvergessen.

„Wir wollten euch auch eigentlich nur sagen, dass ihr mit den verschwundenen Plüschtieren Recht hattet“, erwiderte Dean honigsüß und warf Sam, der noch immer bei der Tür stand, einen kurzen Blick zu.

„Inwiefern Recht?“, hakte Tom nach – Mike war momentan damit beschäftigt, herauszufinden, ob seine Mimik auch um vier Uhr morgens funktionstüchtig war … anders konnte man sich seine Augenbrauenakrobatik zumindest nicht erklären – und Dean fiel ein, dass er kurz davor stand, den Beiden zu verraten, dass Sam und er ein Pärchen phänomenaler Plüschpinguine ihr Eigen nannten.

Was das für die Männlichkeitsskala bedeutete … Dean wollte sich das desaströse Ergebnis nicht einmal ausmalen.

„Ähm … ja“, sagte er also und kratzte sich am Kinn, um Zeit zu gewinnen.

Wie konnte er das jetzt verpacken, ohne sich völlig lächerlich zu machen?

Schwierige Frage.

Ihm fiel ums Verrecken keine Antwort darauf ein.

„Wir haben ein Paar höchst lebendig wirkender Plüschtiere gerade eben über den Parkplatz wanken sehen … selbständig … eines davon hat uns zugewunken …“, machte Sam seinem Schweigen ein Ende, und Dean warf ihm einen derartig glühenden Blick der Dankbarkeit zu, dass Sam ihn einen Moment lang verliebt-dümmlich angrinste, und Tom sich leise räusperte.

„Wie bitte?“

Sam wiederholte das Gesagte, und Mike schien endlich wach genug zu sein, damit umgehen zu können.

„Aha! Wir hatten also Recht!“

„Das sag ich doch die ganze Zeit“, brummte Dean gutmütig, und Sam machte einen Schritt in den Raum hinein, und dann noch einen und setzte sich zu Tom aufs Bett, so dass Dean als einsam stehender Verantwortlicher zurück blieb.

„Ihr habt nicht zufällig eine Ahnung, was die Ursache für die wandelnden Plüschtiere sein könnte?“, fragte Tom, mit einem Unterton in der Stimme, der nicht allzu viel Hoffnung verriet, und Dean schüttelte auch prompt den Kopf.

„Leider nein.“

Der Marsch der Pinguine

Moin moin!
 

Der Deanstag kam diesmal ungewöhnlich schnell, und ich hätte doch tatsächlich beinahe vergessen, dass ich hier was zu erledigen habe … Schande über meine Kuh!
 

Hier im schönen Greifswald liegt noch immer Schnee – leider nicht halb so viel, wie ich das gerne hätte – und ich hab mir ganz fest vorgenommen, Sam und Dean in einem der nächsten Kapitel Schal und Mütze anzuziehen.

Ich stell mir das einfach zu bezaubernd vor …
 

Außerdem: Ich frohlocke!

Ich hab mir einen Impala gekauft!

(Also, hier im Mexx.)

Jetzt steht in der Beschreibung zwar das falsche „Geburtsjahr“, aber die liebe Kinka geht von einem dreckigen Witz aus, und mit dreckigen Witzen kann ich leben.

WAR das gestern ein Akt … irgendwas stimmt mit Kinkas Mac nicht, der hat mir dreist den Einkauf verweigert! Ich prangere das an!

Naja, jetzt hab ich das Auto ja, also ist alles gut …
 

@ Serendipity:

Erste, Gratulation! Das hebt deinen Schnitt in der Tat ganz gewaltig an!

Wirklich ein überaus schönes Gedicht, das du mir da mit auf den Lebensweg gegeben hast, jetzt muss ich nur noch daran denken, Sams Plüschie auch in der FanFic offiziell Flip zu taufen.

Nehme es dir übrigens nicht länger übel, dass du eingeschlafen bist.

Scheint an meiner Stimme zu liegen.

Ist Tine ja auch fast passiert.

(Ich bin einschläfernd! Pummel-uff-uff-uff!)
 

@ Hope_Calaris:

Die Ersten werden die Letzten sein. Aber mal total.

Zu deinem Kommi kann ich jetzt auch gar nicht so viel mehr sagen …

Hast hübsch getanzt!

(Kinka hat jetzt übrigens tatsächlich einen mystischen Elch, und Isi einen Pegasus, das Himmelskind. Rina hat eine Harpyie. Bin jetzt ein bisschen beunruhigt, dass eure Viecher in Lebensgefahr sein könnten, wenn mein Drache Hunger kriegt.)
 

@ Bufera:

Ich gewinne langsam den Eindruck, mit Schluffi schlufft es zurzeit ein wenig …

Und nein, das Löffelzitat ist natürlich NICHT aus Hairspray, und ja, DAS habe ich in der Tat jetzt bereits zweimal angebracht. Es ist aber auch ein besonders schönes Zitat, wie ich finde.

Die Bienengeschichte … war lustig! Ich hab sie allerdings nicht zu ende gelesen.

Aber Dean als BumbleBee … das hatte schon was.

… „Rosettenbüsche“ …

Für sowas lass ich mir nicht die Schuld in die Schuhe schieben! Das ist ganz allein auf deinem Mist gewachsen!

Der Wauzi-Film! *~*

Ich liiiebe den Wauzi-Film.

Wir hatten den mal auf Video … Hach ein Kleinod der Filmgeschichte …

Ich könnte Sam und Dean einen leuchtenden Knochen suchen lassen, und dann können sie plötzlich mit McClane sprechen!

Oder ich schicke das Drehbuch an Steven Spielberg, dann kann er Indie im nächsten Film wieder nach was Ordentlichem suchen lassen …

Tom – Sam … Mike – Dean … Zufall? Ich glaube auch nicht!

(Hab mich scheckig gelacht!)
 

@ Sam_Dean:

Ich behaupte ja, dass sie die „Dämon in nem unschuldig und doch gruselig anmutenden Kind“ Geschichte aus Buffy geklaut haben.

Ok, da war das ein kleiner Junge – es gibt viel mehr böse kleine Mädchen als böse kleine Jungs, ist euch das mal aufgefallen?

Sexistisch sowas!
 

@ Lyafe:

Es geht auf Weihnachten zu, da hole ich die Zuckerdose wieder verstärkt aus dem Schrank!

Aber was soll das bittesehr heißen, du seiest nur deswegen vom Kapitel hingerissen, weil du grad vier Stunden am Stück Supernatural gesehen hast?!

Die audio-visuelle Stimulation durch Jensen und Jared in allen Ehren, aber diese Aussage mindert jetzt irgendwie meinen Größenwahn.

Ich muss dringendst gebauchpinselt werden …
 

@ Shaitan:

Muhaha!

Diese Vision war noch vergleichsweise harmlos!

Es wird schlimmer …

Es wird immer ein wenig schlimmer …

(Manchmal mach ich mir selbst Angst.)
 

@ kaliel:

Das mit deinen Beschützerinstinkten klingt nicht im Geringsten merkwürdig!

Ich will den Bengel auch ständig knuddeln und wuddeln und ihm Kekse backen, ihn in Decken wickeln … Dabei ist der SO groß!

Muss an der Nase liegen.
 

@ Evil_Sam:

Ich saß so ungefähr dreißig Sekunden vor deinem Kommi, mit ungefähr diesem Gesicht Ö..Ö?, und machte: Missie? Keine Ahnung, was die bei Missie wollen! Wer IST Missie?

Und machte es DOING, und ich schlug mir vor die Stirn.

MISSOURIE!

Die wollen zu Missouri, weil sie doch so toll psychic ist, und möglicherweise weiterhelfen kann, mit Sams beunruhigend zunehmenden Kräften!
 

@ -Kitsune:

Die liebe Isabel behauptet, du habest „hässlich“ schreiben wollen – aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du den armen Jensen als hässlich bezeichnen würdest, egal unter welchen Umständen.

Der ist doch so hübsch!

Und: Nein, nein, nein!

Der Kater ist dir NICHT suspekt!

Der ist völlig harmlos!

Das ist doch Ken! (Und Ken mag ja dumm und plüschig und vielleicht ein bisschen dick sein, aber er ist NICHT suspekt! Niemals nicht!)
 

@ Calysto:

Zufall?

Mike und seine Glatze?

Nope!

Volle Absicht.

Ich liiiebe den Mann!
 

@ AnimeFaan:

Ich kann nicht einmal ansatzweise umschreiben, wie viel Vergnügen es mir bereitet hat, diese Szene zu schreiben!

Ich saß allein in meinem Kämmerlein, kicherte dümmlich vor mich hin, und als Flip sein Ärmchen gehoben und gewunken hat, hab ich glaub ich sogar laut gelacht.

Besorgniserregend?

Ich denke nicht.
 

@ S-a-m:

Natürlich darfst du lachen!

Das war durchaus so angedacht!

Wenn ich bedenke, dass ich mich vor nem halben Jahr noch strikt gegen Tines Idee mit dem besessenen Plüschpinguin gewehrt habe … da wär uns ja was entgangen.

(Pinguin ist allerdings nicht besessen. Ist alles ganz anders … Habe lediglich das Grundkonzept des mobilen Kuscheltiers übernommen.)
 

@ Ayaka_:

Wie schon erwähnt, steckt hinter Sams Hormonaufwallungen ein großes, dunkles Geheimnis, das ich ganz, ganz lange nicht lüften werde.

Inzwischen bin ich sogar ganz froh, dass meine Kommischreiber da so drauf rumgeritten sind, dass mir das schließlich eingefallen ist, die Idee öffnet nämlich Tür und Tor zu ganz hervorragendem Drama!
 

@ Sandy25:

Ich bin begeistert!

Wie überaus schön, dass ich hier nicht die Einzige mit einem Bildungsauftrag bin!

Fühle mich jetzt sehr viel schlauer als vorher und bedanke mich ganz herzlich!

Ich liebe deine Idee, dass die Kuscheltiere sich an der Spieleindustrie rächen wollen!

Ich würde sie am liebsten übernehmen, aber ich denke, ich bleib dann doch eher bei meiner …
 

@ Cathy:

Sehr verständlich, dass du dich nach ein paar Purple Nurples mit den Jungs an der Oben-Ohne-Bar erstmal erholen musstest.

(Besonders, da sich seit Neuestem Tom Wisdom und Craig Horner auf meinem Traumschiff rumtreiben und bei jeder Gelegenheit blank ziehen … natürlich nur oben rum … *geifer*)

Die verrückte Idee mit den „belebten“ Pinguinen stammt von der Tine, nicht von mir.

Ich war lediglich für die Ausführung verantwortlich.
 

@ vanna:

Pinke Plüschpudel?

Da ich mir der Macht der Alliteration bewusst bin, und diese niemals nicht unterschätzen würde, überdenke ich das jetzt mal kurz und sage: GRANDIOS!

Wird ausgeführt – wenn ich’s nicht vergesse.

(Ich bin alt.)
 

@ Sunrise101:

Ein Hoch auf die Bloopers!

Ich liiiebe sie!

Jared: „Everytime you mess up, I have to stand up and sit down again! My legs are tired!”

Jensen: “Oh, I’m so sorry! Do you wanna have the gun and do a thousand props while you say your lines? Why don’t you try opening your beer bottle?“

MY LEGS ARE TIRED!

Ich könnte ihn fressen …
 

Aufie!
 

moko-chan
 


 

„Ok … wie … was … Wo fangen wir an?“

Mike rieb sich unentschlossen über die Glatze, stützte das Kinn in die Hand und blickte Dean über den Tisch hinweg fragend an.

Es war sechs Uhr morgens, der Diner schräg gegenüber vom Motel hatte gerade erst seine Türen geöffnet, und keiner der Jungs war sonderlich ausgeschlafen, aber das würde sie sicherlich nicht daran hindern, sich mit diesem höchst ominösen Fall zu beschäftigen.

Dean, dessen Augenringe sich in Form und Farbgebung mit denen von Michael vergleichen ließen, schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf.

„Ich glaub das immer noch nicht. Plüschtiere …“

Es ertönte ein leises „Tock“, als Tom, der völlig lautlos an ihrem Tisch aufgetaucht war, eine Kanne voll dampfenden Kaffees vor ihm abstellte, und Mike blickte zu ihm auf, als sei er eine Erscheinung.

„Die Pfannkuchen für euch Jungs kommen gleich“, wurden sie von ihrer Kellnerin informiert, und Tom lächelte ihr zu. „Danke, Ethel.“

Er setzte sich neben Sam, schenkte jedem einzelnen von ihnen eine Tasse Kaffee ein und versank in Schweigen.

„Was ist mit diesem antiken Plüschbären, den sie hier vor kurzem entdeckt haben? Kann sein, dass ich zu voreiligen Schlüssen komme, aber in Anbetracht der Tatsachen fällt mir nichts Anderes ein“, meinte er schließlich erschöpft, und reichte Sam die Milch, als er ihn darum bat.

Dean und Mike brummten synchron, tranken einen Schluck Kaffee und blieben still, bis Mike langsam nickte.

„Antiker Plüschteddy als Handlanger des Bösen kling so absurd wie nur irgendwas … wahrscheinlich hast du Recht.“

Er nahm einen weiteren Schluck Kaffee.

„Alter, Tommy … der ist gut! Ethel sollte dich hier behalten!“

Ethel, die dabei war, die Theke zu wischen, lächelte ihnen zu und bemerkte, dass sie nichts dagegen hätte, und Tom zwinkerte ihr zu, was sie prompt erröten ließ.

„Hör auf zu flirten, wir haben ein Job zu erledigen“, erinnerte Mike ihn gutgelaunt und lehnte sich zurück, als Ethel einen Teller voll beladen mit Pfannkuchen mitten auf dem Tisch abstellte.

„Lasst es euch schmecken“, wies sie sie freundlich an, tauschte einen freundlichen Blick mit Tom und zog sich wieder in ihr Refugium zurück.

„Wie viele Schichten arbeitet sie eigentlich?“ brummte Dean leise, manövrierte zwei Pfannkuchen auf seinen Teller und bedeckte sie großzügig mit Ahornsirup. „Irgendwie ist sie immer hier.“

„Naja … es ist ihr Laden“, erwiderte Tom ebenso leise und blickte kurz zum Tresen hinüber. „Sie hat momentan Probleme, ihn am Laufen zu halten.“

„Kein Wunder, bei dem Kaffee, den sie kocht“, bemerkte Mike spitz, was ihm einen strafenden Blick eintrug, und er zuckte mit den Schultern.

„Ich sag nur, wie’s ist. Du solltest ihr deine Technik verraten, Tommy. Dein Kaffee allein könnte sie vor dem Ruin retten.“

„Können wir über was anderes reden als Toms Kaffee? Nicht, dass er nicht gut wäre“, Dean prostete Tom mit seiner Tasse zu, „aber wir haben ein dringenderes Anliegen.“

„Richtig … Der Marsch der Pinguine.“

Mikes Stimme nahm einen angesichts der Uhrzeit grotesk fröhlichen Unterton an.

„Und ihr seid sicher, dass das nicht eure waren? So genau, wie ihr sie beschreiben konntet, fällt es mir wirklich schwer, das zu glauben …“

Sam gab keine Antwort und versuchte unschuldig auszusehen, und Dean räusperte sich und trank seinen Kaffee.

Mike grinste so breit, dass er ernsthaft Gefahr lief, sich den Kiefer zu verrenken, und selbst Tom sah amüsiert aus.

„Im Ernst jetzt? Fabelhaft.“

Mike klopfte Dean auf die Brust, erinnerte sich an seine verletzten Rippen und sein Grinsen verschwand und er wurde gleich für Dean mit blass, bevor er sich überzeugen ließ, dass er ihm nicht wehgetan hatte.

„Ich hab das Vieh von meiner Cousine, ok? Sie ist sieben, es war ein Geschenk“, rechtfertigte Dean seinen Besitz eines Plüschpinguins, und Tom und Mikes Aufmerksamkeit wandte sich mit abwartend hochgezogenen Augenbrauen Sam zu, der prompt nervös wurde.

„Was?“

„Seine Ausrede klingt plausibel“, grinste Mike abwartend. „Was ist deine?“
 

Deans Handy klingelte, gerade in dem Moment, da Sam seine Antwort stammeln wollte, und Mike stöhnte frustriert auf. „Verdammt!“

„Wer zum Teufel ruft mich so früh morgens an?“, brummte Dean missmutig, während er in der Innentasche seiner Lederjacke, die er neben sich auf der Sitzbank abgelegt hatte, nach seinem Handy fingerte, und Tom grinste verhalten.

„Muss jemand sein, der weiß, wie gern du um vier Uhr früh andere Leute aus den Betten holst …“

Dean grinste ganz automatisch zurück, fand endlich sein penetrant vor sich hin rockendes Mobiltelefon, und nach einem kurzen Blick auf das Display zierte sein Gesicht ein ahnungsvolles Lächeln.

„Guten Morgen, Hannah“, begrüßte er den Anrufenden auf Verdacht, und wurde auch keineswegs enttäuscht.

Sam beobachtete den irritierten Blick, den Mike und Tom über den Tisch hinweg austauschten, verspeiste jedoch zunächst in aller Ruhe einen Pfannkuchen, bevor er sich dazu herabließ, Deans offensichtliche Freude über den Anruf einer ihnen unbekannten Frauensperson zu erklären.

„Hannah ist die erwähnte Cousine“, murmelte er dann zwischen zwei Schlucken Kaffee, und verschluckte sich beinahe, als Mike sich prompt an Dean heran warf, das Handy zwischen ihren Ohren einklemmte und versuchte, mitzuhören.

„Er ist neugierig“, erklärte Tom das Offensichtliche, und beobachtete, wie Dean versuchte, Mike wieder loszuwerden, der jedoch jedes Mal, wenn Dean ein Stück von ihm wegrückte, einfach hinterher rückte und sich ihm wieder an die Seite klebte, so lange, bis Dean zwischen ihm und dem Fenster eingeklemmt war, und keinen Platz mehr hatte, um zu flüchten.

„Hannah, warte eine Sekunde ja?“

Dean legte sein Handy auf den Tisch, drehte den Kopf so weit, dass er Mike seinen patentierten Dean Winchester „Ich bring dich um, wenn du mir nicht sofort von der Pelle rückst“ Gefrierbrand-Blick zuzuwerfen konnte, und Mikes rechter Mundwinkel rutschte zwei Zentimeter nach oben.

„Niedlich. Soll ich mit ihr reden?“

Dean stöhnte auf und griff nach seinem Handy.

Mike würde er später zur Rechenschaft ziehen.

„Was gibt’s, Kleines?“ erkundigte er sich gutgelaunt, und Hannahs Antwort ließ seine Gesichtszüge so fatal entgleisen, dass Sams Stirn sich besorgt furchte. „Was ist los?“

„Äh – ähm“, machte Dean, kniff die Augen zu und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. „Wie kommst du da denn auf einmal drauf?“

Mike, Tom und Sam tauschten fragende Blicke, und Mike presste sein Ohr wieder ans Handy, um nachvollziehen zu können, worum es ging.

Dreißig Sekunden später war er einem Erstickungsanfall bedrohlich nahe, so sehr musste er sich das Lachen verbeißen, und Dean schoss aus dem Augenwinkel böse Blicke auf ihn ab, während er leise mit Hannah diskutierte.

„Ja, ich versteh schon, was du meinst … Ja … Ähm … Nein, es gibt keinen logischen Grund dafür, warum es keine Einhörner geben sollte … Ich? Nein, ich hab noch keins gesehen.

… Nein, Sammy auch nicht.

… Bobby? Möchte ich bezweifeln …

Ja, tu das. Aber lass dir damit noch etwas Zeit ja? Er ist noch nicht wieder ganz gesund. Hat Sean dir seine Nummer gegeben?

… Du hast schon wieder sein Handy geklaut? – Hannah, das … Nein, ich finde nicht, dass er selbst Schuld ist, wenn er nicht aufpasst. Er klaut ja auch nicht deine Sachen, wenn du nicht – tut er doch? Na dann …“

Dean begann damit, sich die linke Schläfe zu massieren, und tat sein Bestes, das Gekicher rund um den Tisch zu ignorieren.

Hannah war bei Weitem die mündigste Person, mit der er sich an diesem Morgen unterhalten hatte, soviel stand fest.

„Kleines, kann ich dich später zurückrufen? … Sammy und ich arbeiten gerade an einem Fall. … Ja, so früh morgens. Mh-hm, ja, ich dich auch. Bis bald.“

Dean legte auf, ließ sein Handy auf den Tisch fallen und vergrub den Kopf in den Händen, während Mike, Tom und Sam in fröhliches Gelächter ausbrachen.

„Ich bin nur froh, dass sie schon weiß, wo Babys herkommen“, stöhnte er erschöpft, und rammte Mike seinen Ellbogen in die Seite, als der dazu ansetzte, ihm den Rücken zu tätscheln.

„Mach endlich Platz!“
 

„So Männer, wir brauchen einen Plan!“

Mike blickte entschlossen in die Runde, und zog eine Flunsch, als Sam der Einzige war, der ihm seine Aufmerksamkeit schenkte.

Dean war eben dabei, sich den letzten Pfannkuchen zu sichern, und Tom … Tom schien eingeschlafen zu sein.

Mit offenen Augen.

„Tommy!“

Mike schnippte ein paar mal energisch vor Toms Nase herum, bis dessen Blick sich wieder fokussierte, er hütete sich jedoch, Dean beim Verzehr seines Pfannkuchens zu unterbrechen, und trank zunächst einmal seinen Kaffee aus.

„Wir brauchen einen Plan?“, fragte Dean, nachdem er seinen Pfannkuchen hinunter geschlungen hatte, und musterte Mike ungeduldig.

„Wozu? Wir gehen hin, wo auch immer sie diesen dämlichen Plüschbären hingesteckt haben, salzen und verbrennen das Ding, und gut ist!“

Mike zog eine nachdenkliche Grimasse und nickte langsam vor sich hin, und Tom hob die Hand, als würde das schon ausreichen, um Mikes fraglos fatalen Denkprozess zu stoppen.

„Ich bin für den Plan. Wir können nicht wissen … ob … ob der Bär der Alleinverantwortliche ist. Wir wissen ja nichtmal, ob er überhaupt dahinter steckt!“

Tom verdrehte die Augen und starrte zur Decke.

„Gott, das klingt so dämlich. Aber nur, weil es sich um Plüschtiere handelt, sollten wir den Fall nicht leichtsinnig behandeln. Es könnte trotz allem etwas Gefährliches dahinter stecken.“

Sam nickte zustimmend und Dean schnaubte leise.

„Ja, es ist eine Verschwörung! Die Plüschies wollen die Erde übernehmen und Sir Hugsalot ist ihr Anführer …“

„Nun, irgendwas müssen sie wollen, Dean, sonst würden sie kaum mitten in der Nacht über Parkplätze wanken und sich irgendwo zusammenrotten … Und das ist es wahrscheinlich, was sie tun, wenn wir den Zeitungsberichten über verschwundene Plüschtiere glauben können.“

Sam faltete die Morgenausgabe der örtlichen Zeitung, die er am nächsten Kiosk besorgt hatte, auseinander und schüttelte seufzend den Kopf.

„Letzte Nacht sind sie aus Spielwarenläden geflüchtet … Es gibt in dieser Stadt kein einziges Kuscheltier mehr zu kaufen.“

„Dieser Fall ist absurd“, tat Dean zum wiederholten Male seine Meinung kund, und Mike nickte.

„Absurd, aber lustig. Vielleicht wollen sie sich an der Spieleindustrie rächen. Hätte nicht gedacht, dass mir sowas mal begegnen würde. Ich freu mich. Außerdem müssen wir doch dafür sorgen, dass du das Geschenk von deiner bezaubernden Cousine zurückbekommst. Nachher denkt das arme Mädchen noch, ihre Geschenke würden dir nichts bedeuten …“

Dean grunzte ungehalten und schwieg, und Mike warf Sam einen fragenden Blick zu.

„Wo hattest du jetzt eigentlich deinen kleinen Racker her? Exfreundin? Exfreund? Daddys letztes Mitbringsel?“

„Mike“, Tom runzelte die Stirn und schüttelte leicht den Kopf, „halt die Klappe, ok?“

Es war schwerlich zu übersehen, dass Mikes Worte einen wesentlich größeren Effekt auf Sam gehabt hatten, als es Mikes Absicht gewesen war, und Dean langte unwillkürlich über den Tisch und legte seine Hand auf Sams, die zur Faust geballt neben seiner Kaffeetasse lag.

„Ich … ähm“, Mike schien nicht zu wissen, was er falsch gemacht hatte, aber man sah ihm an, dass es ihm leid tat. „Entschuldige Sam … Das … entschuldige.“

Sam biss die Zähne zusammen und nickte, und als er aufblickte, lächelte er Mike ein wenig gezwungen an, aber er lächelte.

„Der Pinguin war ein Geschenk von Dean. Ich hatte so einen als Baby, aber er ist verbrannt, als ein Dämon unsere … meine Mutter umgebracht hat.

Dean hat ihn mir geschenkt, kurz nachdem wir … ähm … zusammengekommen sind, und ich glaube, ich möchte ihn zurückhaben.“

Mike erwiderte Sams Lächeln weit weniger gezwungen und nickte, einen so sanften Ausdruck im Gesicht, dass Sam sich unwillkürlich entspannte.

„Dann bekommst du ihn zurück. Ich fürchte allerdings, dafür brauchen wir nun wirklich einen Plan. Tommy, wo genau hält sich Sir Hugsalot zurzeit auf?“

Tom erwies sich der Situation heldenhaft als gewachsen, belächelte weder Mikes Frage noch brach er über Sams Geständnis in mitleidiges Gestammel aus, sondern äußerte völlig ruhig und beherrscht, dass er nicht die geringste Ahnung habe, es aber so schnell wie möglich herausfinden würde.

Mike schlug vor, dass sie das gemeinsam tun könnten, Tom widersprach ihm nicht, und sie beide tätschelten Sams Schulter, bevor sie ihn mit Dean allein ließen, und den Beiden die Privatsphäre gönnten, die sie zweifellos benötigten.

„Mein dämliches Mundwerk“, brummte Mike schuldbewusst, als er mit Tom neben seinem Dodge Viper Cabrio stand, „wird mich noch mal alles kosten, was mir lieb und teuer ist.“

Er seufzte und schüttelte den Kopf über sich selbst, und Tom hob die Hand und tätschelte ihm die Glatze.

„Denk ich nicht. Du entschuldigst dich ja immer. Und man merkt, dass du es ernst meinst, wenn du dich entschuldigst. Das ist viel wert.“

Ein (außer)gewöhnlicher Härtefall

Muhahehe! *Teufelslache*
 

Samstag!
 

Eine ODE an Jared!

Wo soll ich anfangen … wo soll ich nur anfangen … *kecker*
 

Er hat samtige Augen … hach … und die Arschkamera … und er beißt – wie ein Määädchen … und er lässt sich retten, von einem Mädchen … GIRLPOWER … und, und, und die HAARE … und …
 

Also, ähäm, ich habe Young MacGyver gesehen. (Youtube, 9 Teile.)

Ich weiß immer noch nicht, wo ich anfangen soll.
 

Vorweg: Ich weiß, warum die Serie nach dieser Pilot-Folge nicht produziert wurde.

Ich hätte die Serie nach der Pilot-Folge auch nicht produziert.
 

Es geht los, Jared sitzt in einem – also, Jared spielt besagten Young MacGyver in Young MacGyver, er beharrt aber nachdrücklich darauf, dass sein Name Clay sei – jedenfalls sitzt Jared in einem Schnellrestaurant und schließt eine Wette mit seinem besten Freund ab, wie viele Burger er essen kann, ohne sich zu übergeben.

(Dean, anyone?)
 

Das ist die Eröffnungsszene, und danach kriegt man nichtmal die gute alte MacGyver Musik!

Frevel!!!

Wenigstens bastelt er.

Und er macht Porno-Gesichter, wenn er die Welt gerettet hat.

Im Ernst, der sieht da nicht einfach nur glücklich aus, zum Schluss, der sieht aus, als sei er gerade gekommen.

Und dann filmen sie ihm IN die Pupille. Warum auch immer.
 

Auf der Plusseite: Man kriegt viel seinen Hintern zu sehen, er ist groß, man hat Spaß, seine Haare sehen toll aus, da wären dann außerdem die erwähnten Samtäuglein, er wird gewürgt, er reckt sich und streckt sich und kommt nicht ran, er beißt, in der Phoenix Foundation hängt im Hintergrund ein Bild von Richard DEAN Anderson in der Gegend rum
 

Nicht so schön: Es ist warm und er trägt trotzdem Schichten, es kann nur einen geben, er will heimlich spionieren und trägt r-o-t, es KANN nur einen geben, er schwingt dumme Reden, es kann nur EINEN geben, alle anderen Schauspieler sind schlecht gecastet, es kann nur einen GEBEN, Serie ist generell schlecht, ES KANN NUR EINEN GEBEN!!!
 

Und warum zum Teufel sind seine Haare und Schultern gegen Ende so nass?

Was hab ich nicht mitgekriegt?

(Jared scheint sich auch nicht sicher zu sein, sein Gedankengang war aber klar: Meine Haare sehen nicht so gut aus wie im Rest des Films, ICH MUSS KOMPENSIEREN, Hohlkreuz, da sieht man den Po besser -> *rausstreck*)
 

Sehr schön anzusehen, wirklich.
 

Habe mit Isi, als die Flugzeugträgerszenen kamen, spekuliert, wie Harm aus JAG und Gibbs aus NCIS (aus dem JAG-Spinoff) abseits der Kamera im Hintergrund stehen, sich gegenseitig auf den Rücken klopfen und lachen: „MacGyver-Remake, bwahaha!“

Was hatten wir einen Spaß!

Es ist komprimierte Peinlichkeit!
 

ABER! Lieber Jared, falls du das hier liest – Eric, ich weiß dass DU das liest, richte es ihm bitte aus – du hast sehr hübsch ausgesehen als Young MacGuyver.

Ich mochte deine Haare (was tuuun sie mit dir in SN, jetzt mal im Ernst, lass denen das nicht durchgehen!), und deine Nase und deine Augen, aber ganz besonders mochte ich, dass du noch durch die Tür gepasst hast!

Ich sehe ja ein, dass du für SN fit sein musst, aber so langsam machst du mir Angst – und wenn Jensen ehrlich ist, ihm bestimmt auch.

HÖR AUF MIT DEM WORKOUT!

Was auch immer du zu kompensieren versuchst, dein Bizeps ist zu groß, wenn er den Umfang eines Fußballs erreicht hat!

Wir mögen dich auch schlaksig, also lass es wieder ein wenig langsamer angehen, ja?
 

Ehrlich um dein und Jensens Wohlbefinden besorgt,

moko-chan
 


 

Es war still im Diner, Ethel hatte sich in die Küche zurückgezogen, und Sam und Dean saßen sich in geübtem Schweigen gegenüber.

Die Uhr über dem Tresen tickte leise, wieder und wieder und wieder, und ihr Rhythmus war gleichzeitig einschläfernd und enervierend.

„Bist du ok?“

Deans Hand lag noch immer auf Sams, die bildete inzwischen jedoch keine Faust mehr, sondern hatte sich entspannt, und Sam seufzte lächelnd und nickte.

„Ja, keine Angst. Er hat mich mit der Frage nur auf dem falschen Fuß erwischt.“

Das glaubte Dean ihm gern, selbst ihn hatte die Erwähnung von Exfreundin und Vater empfindlich getroffen, und sein Bedürfnis, Sam aufzuheitern, war deswegen nicht unbedingt weniger stark.

„Irgendwie hatte er sogar Recht“, meinte er leise. „Ich hab John damals gezwungen, dir deinen ersten Pinguin zu kaufen, damit ich ihn dir schenken konnte – im Prinzip war er also von ihm.“

Sam schüttelte leicht den Kopf, lächelte noch etwas mehr, und bewegte leicht seine Hand, und Dean streichelte ihm mit dem Daumen über seinen Handrücken.

„Er war anders, bevor das mit Mom passiert ist“, murmelte Dean leise und schloss für einen Moment die Augen.

„Du hättest sein Gesicht sehen sollen, wenn er gelacht hat – wie seine Augen geleuchtet haben. Ich habe inzwischen fast alles von damals vergessen, aber dieses Gesicht …“

Deans Lippen zuckten in einem nachdenklichen Lächeln. „Dieses Gesicht werde ich, glaube ich, nie vergessen. Es ist eine Schande, dass du ihn so nie gekannt hast.“

Sam schluckte, als er sah, wie bedrückt Dean plötzlich war, biss sich auf die Unterlippe, als er spürte, wie sich Deans Präsenz veränderte, und plötzlich Dean derjenige von ihnen war, der Trost brauchte.

John würde Dean immer zumindest ein wenig fehlen, auch wenn er nicht sein Vater gewesen war, und manchmal, wenn Sam sich so sehr danach sehnte, John noch einmal sehen zu können, dass es ihm körperlich wehtat, verstand er, warum Menschen Pakte mit Dämonen abschlossen, um ihre Liebsten zurück zu holen, er verstand es viel zu gut.

Für Dean würde er weit mehr tun, als einfach nur seine Seele zu verkaufen.

Sam zuckte beinahe zusammen, als Ethel plötzlich an ihrem Tisch auftauchte und je eine heiße Schokolade vor ihnen abstellte, blickte sie verwirrt an, und machte sie darauf aufmerksam, dass sie das nicht bestellt hatten.

„Ich weiß“, erwiderte sie ruhig. „Die gehen aufs Haus.“

Damit ging sie wieder, und als Sam Dean wieder ansah, glomm ein Lächeln in dessen Augen.

„Du musst aufpassen, wen du mit deinen Hundeaugen auf dich aufmerksam machst, Sammy.“

Sam schnaubte amüsiert, war froh, dass sie den niedergeschlagenen Moment hinter sich gelassen hatten, und warf einen Blick auf die Uhr über dem Tresen.

Es war inzwischen kurz nach Acht, und da Mike und Tom so selbstherrlich beschlossen hatten, die Recherche betreffend Sir Hugsalot zu übernehmen, blieb für ihn und Dean nicht mehr sonderlich viel zu tun.

Ein leises Klingeln ertönte von der Eingangstür her, und Sam hob den Kopf, um Leia und ihre Großmutter eintreten zu sehen.

„Guten Morgen, Ethel!“, grüßte Leia gutgelaunt, blickte sich um, und nickte Sam kurz zu, als sie ihn erkannte.

Sam nickte zurück, war jedoch ehrlich überrascht, als sie an ihren Tisch herantrat, in der deutlichen Absicht, ein Gespräch zu beginnen.

„Guten Morgen, ihr Zwei“, waren ihre ersten Worte, und sie schien ein Schmunzeln zu unterdrücken, als Dean sie unverhohlen anstarrte.

Sie schien zu begreifen, dass Dean es doch eher ungewöhnlich von ihr fand, sich so einfach an ihrem Tisch einzufinden, sich ihnen damit quasi aufzudrängen, und kam dementsprechend sofort auf den Punkt.

„Ihr habt nicht zufällig meine Katze gesehen?“

Dean wurde einen Hauch pink um die Nase, da er sich nur zu gut daran erinnerte, an diesem Morgen ein äußerst plüschiges Exemplar dieser Gattung auf Tom und Mikes Zimmer entführt zu haben, erwiderte jedoch nichts.

„Den roten Kater?“, übernahm Sam das für ihn, und Leia nickte erleichtert.

„Ja. Ich hab ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen, und es ist doch eher ungewöhnlich für ihn, nicht zum Frühstück aufzutauchen.“

„Wir hatten ihn heute früh auf dem Zimmer“, gestand Sam zerknirscht, und Leia hob überrascht die linke Augenbraue. „Wie bitte?“

„Wir waren heute Nacht noch ziemlich spät unterwegs“, schaltete Dean sich endlich in das Gespräch ein – er fand, dass Sam komisch mit dieser ihm völlig unbekannten Frauensperson umging – und lehnte sich auf seiner Sitzbank zurück.

„Er ist uns vor die Füße gelaufen und wollte gestreichelt werden – und was soll ich sagen …“ Dean zuckte mit den Schultern. „Er ist flauschig.“

Leia lachte leise und nickte zustimmend, und Dean ertappte sich dabei, wie er sie anlächelte.

„Ich denke, er wird spätestens zum Mittagessen wieder auftauchen.“

Leia nickte erneut und vertraute ihnen an, wie sehr der Kater an diesem Morgen von seinem Bruder vermisst worden war.

„Glaub ich gern“, erwiderte Dean trocken. „Kleine Brüder können schrecklich anhänglich sein.“

Diese Bemerkung trug ihm einen anklagenden Blick von Sam ein, und entlockte Leia ein Grinsen. „Dann kann ich wohl von Glück reden, dass ich Einzelkind bin.“

„Allerdings. Mehr von deiner Sorte wären definitiv zu anstrengend.“

Liz trat an den Tisch heran, zwinkerte Sam fröhlich zu, und wirkte geradezu triumphierend, als er schwach errötete.

„Guten Morgen, ihr Süßen“, begrüßte sie die beiden jungen Männer, und während Sam sich mit einem schüchternen Nicken begnügte, schenkte Dean ihr sein schönstes Kleinjungen-Grinsen.

„Hast du alles?“, erkundigte Leia sich schmunzelnd bei ihr, und Liz nickte.

„Einer dekadenten Frühstücksorgie steht nichts mehr im Wege. Jetzt können wir nur hoffen, dass deine Mutter von selbst auf die Idee gekommen ist, Kaffee zu kochen.“

Dean blickte den beiden Frauen amüsiert nach, als sie den Diner verließen und Seite an Seite zurück zum Motel gingen, und stellte fest, dass er sich manchmal doch sehr fragte, wie es sein würde, mit solchen Frauen unter einem Dach zu leben.
 

„Männer, wir haben ein Problem!“

Mike hatte die Tür zu Dean und Sams Motelzimmer aufgestoßen, ohne sich die Mühe zu machen, zumindest vorher anzuklopfen, und wurde jetzt ein Opfer McClanes, der sich zwar nicht so ganz sicher sein konnte, ob das Zimmer nun zu seinem Revier gehörte oder nicht, aber zumindest überzeugt war, Sam und Dean gegen alles verteidigen zu müssen, was unangekündigt derartig laut daher kam.

„Igitt!“

Da McClane sich allerdings genauso wenig sicher sein konnte, dass der so immens laute Mensch, der am Kopf so komisch nach Aftershave roch, wirklich gefährlich war, und da Sam und Dean auch keinerlei Signal von Panik zeigten, begnügte er sich mit dem Mittelweg, sprang an Mike hoch, so dass der gegen Tom zurücktaumelte, und leckte ihm in einem Anfall von Willkommensfreude das Gesicht samt Glatze ab.

Tom unternahm nicht das Geringste, um Michael beizustehen, er hielt ihn lediglich fest, damit er nicht umgeworfen wurde, und selbst das konnte falsch aufgefasst werden.

„Du hast mich ihm quasi angeboten!“, ereiferte Mike sich leidenschaftlich, als er aus dem Badezimmer zurückkam, und sich mit einem flauschigen giftgrünen Handtuch Gesicht und Glatze trocken rubbelte.

Tom ignorierte ihn, beugte sich über Sams Schulter, und griff um ihn herum, um an Sams Laptop heranreichen zu können.

Sam saß an dem ersten Motelzimmertisch, der seiner Körpergröße angemessen schien, einen enormen Becher Milchkaffee in Reichweite, und ließ geduldig zu, dass Tom ihn zu den Online-Quellen dirigierte, die Mikes Behauptung, sie hätten ein Problem, untermauern sollten.

„Er ist also verschwunden, ja?“

Dean saß Sam am Tisch gegenüber, kraulte McClane hinter den Ohren, der ihm den Kopf aufs Knie gelegt hatte, und seufzte genervt.

„Jupp.“ Mike nickte und warf das Handtuch auf Deans Bett. „Wie vom Erdboden verschluckt. Sie wollten ihn erst noch sauber machen und auf Hochglanz bürsten, bevor er ausgestellt werden konnte, und … naja. Jetzt ist er weg.“

„Dann gehört er entweder zu unseren langsam wandelnden Plüsch-Zombies, oder er ist wirklich für den Marsch der Pinguine verantwortlich“, brummte Sam, und blickte seitlich zu Tom auf, der ihm zustimmend zunickte.

„Und was machen wir jetzt? Ich hab ehrlich gesagt keine Idee, wo wir nach den Viechern suchen sollen.“

Dean schrak zusammen, als mit einem mal äußerst energisch an ihre Motelzimmertür geklopft wurde, und McClane fing so begeistert an zu bellen, und mit dem Schwanz zu wedeln, dass er sich beinahe selbst zu Fall brachte.

Die Tür öffnete sich, bildete einen gefälligen Rahmen für Bobbys Eintreten, und McClane hyperventilierte beinahe.

„Hey, sie haben dich entlassen!“, rief Dean fröhlich aus und stand von seinem Stuhl auf, um Bobby zu begrüßen, sobald der Hund damit fertig war.

„Ich habe mich selbst entlassen“, stellte Bobby ungeduldig klar, warf ein energisches „Sitz!“ in den Raum, McClane setzte sich, blickte anbetend zu ihm auf, und Bobby rückte seine Mütze zurecht.

„Nachdem deine Cousine mich angerufen hat, um die Existenz von Einhörnern zu diskutieren, war mir irgendwie klar, dass es Zeit für mich wird, wieder an die Arbeit zu gehen. Kannst du bitte dem Rest deiner Familie ausrichten, dass ich keineswegs das Orakel von Delphi bin? Das nimmt langsam überhand.“

Bobby ließ sich von Dean kurz umarmen, während er höchst grummelig diese Worte in seinen Bart murmelte, tauschte ein herzliches Schulterklopfen mit Sam aus, und wandte seine Aufmerksamkeit schließlich Mike und Tom zu.

„Sind das die Helden, von denen ihr mir erzählt habt?“
 

Bobby musste zu Tom aufblicken, als er ihm die Hand reichte, aber das kannte er von Sam und Dean, also war das kein Grund für ihn, deswegen auch nur den geringstgearteten Respekt für den jungen Jäger zu entwickeln.

Sam und Dean hatten Mike und Tom genug von Bobby erzählt, dass Tom versucht war, ihm seine Heldenverehrung auszusprechen, er riss sich jedoch zusammen, erwiderte Bobbys Händedruck ruhig und fest, und lächelte ein wenig schüchtern, während er sich vorstellte, und das reichte auch völlig aus, dass Bobbys strenge Miene sich ein wenig löste.

Bobby klopfte ihm die Schulter, wandte sich Mike zu, bildete sich auch über diesen stillschweigend ein Urteil – eines, das vielleicht nicht ganz so positiv ausfiel wie das über Tom, aber das konnte auch Einbildung sein – und setzte sich schließlich auf den Stuhl, der eben von Dean freigegeben worden war, und widmete sich seinem Hund.

McClane hatte ganz eindeutig viel, viel Liebe aufzuholen, er presste seinen großen schwarzen Körper an Bobbys Beine, schnaufte, schnuffte und winselte in regelmäßigen Abständen, und startete schließlich sogar einen zum Scheitern verurteilten Versuch, Bobby auf den Schoß zu klettern.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, erkundigte sich sein Herrchen mit einem leisen Unterton von Misstrauen in der Stimme, und Dean stellte klar, dass sie rein gar nichts mit dem Hund gemacht hatten – von der traumatischen Nacht, die McClane allein im Bad verbracht hatte, erzählte er lieber nichts.

„Woran arbeitet ihr gerade?“, lautete Bobbys nächste Frage, und die eintretende Stille kam so schlagartig, dass er die Augenbraue in die Höhe zog.

„So schlimm?“

Mike schnaufte unwillkürlich, fand sich daraufhin jedoch einer derartig intensiven Musterung ausgesetzt, dass er schlagartig wieder ernst wurde.

„Nicht schlimm … eher ein wenig lächerlich“, brachte er wahrheitsgemäß an, und Bobby runzelte die Stirn.

„Wie kann ein Fall bitteschön lächerlich sein?“

Er klang derartig zurechtweisend, dass Mike sich unbehaglich räusperte.

„Naja … er involviert wandelnde Kuscheltiere.“

Wieder trat Stille ein, diesmal unternahm Bobby jedoch keinen Versuch, sie zu brechen.

„Wir glauben, dass es an einem antiken Plüschbären liegt, den sie hier vor kurzem auf einem Dachboden entdeckt haben“, brachte Sam sich vorsichtig ein, und Bobby schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er da hörte.

„Ihr meint das wirklich ernst, oder?“

Sam nickte mit einem gottergebenen Gesichtsausdruck und zuckte mit den Schultern.

„Der Fall ist so absurd, den kann man sich nicht ausdenken.“

In diesem Punkt musste Bobby ihm Recht geben, dann legte er die Stirn in nachdenkliche Falten.

„Auf was für einem Dachboden wurde der Bär gefunden? Wem hat er gehört?“

Diesmal kam die eintretende Stille von beschämten Blicken begleitet, und Bobby verdrehte die Augen.

„Darum habt ihr euch noch nicht gekümmert? Was zum Teufel habt ihr denn bis jetzt unternommen?“

Niemand beantwortete seine Fragen, und Bobby erhob sich kopfschüttelnd von seinem Stuhl.

„Anfänger. Findet das raus! Ich geh mir ein Zimmer besorgen.“

McClane folgte seinem Herrchen eifrig aus dem Zimmer, und nachdem die Tür hinter Bobby ins Schloss gefallen war, räusperte Michael sich einmal nachdrücklich.

„Ja, genau so hab ich ihn mir vorgestellt.“

Höllische Träume

Na huch!
 

Da stelle ich das 150. Kapitel online – ein Meilenstein, wenn auch, zugegeben, inzwischen nur noch ein kleiner – und denke nicht einmal daran, das in irgendeiner Weise zu erwähnen!
 

Ich muss mich dann an dieser Stelle natürlich wie üblich bei meinen Leserinnen bedanken, bei meinen Favolistlerinnen (schon über 200!) und insbesondere bei meinen Kommischreiberinnen. (Macht ja keinen Sinn, so zu tun, als hätte ich auch männliche Leser, nech wahr?)

Ich knuddel euch alle ganz feste!
 

An diesem heutigen Deanstag ist das Wetter allerdings so unsagbar schlecht und ungemütlich, dass ich mich jetzt mit einer Tasse Tee und einer Decke auf meinem Sessel verschanzen werde.
 

Ich wünsche euch einen gar zauberhaften 2. Dezember!
 

moko-chan
 


 

„Ok, das Haus wurde im siebzehnten Jahrhundert von einer Familie Stone erbaut, die kurz darauf einer offensichtlich höchst ansteckenden Krankheit zum Opfer gefallen ist – es gab keine Überlebenden – jedenfalls war das Haus, nachdem die Bewohner wie die Fliegen gestorben waren, mehrere Wochen lang in Quarantäne, und da so genannte Experten meinen, der dämliche Bär sei zeitlich dem siebzehnten Jahrhundert zuzuordnen, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass wir …“

Sam blickte von seinem Laptop auf, und warf Dean, der sich in voller Montur auf ihrem Bett ausgestreckt hatte, einen misstrauischen Blick zu.

„Hörst du mir zu?“

Dean grunzte ins Kopfkissen und wedelte verschlafen mit der Hand, was Sam wohl dazu inspirieren sollte, fortzufahren; Sam erhob sich jedoch von seinem Stuhl und ging zum Bett hinüber, setzte sich an die Bettkante und streichelte Dean über den Kopf.

„So müde?“

Dean öffnete das linke Auge einen Spalt breit, um ihn anzublinzeln, und schmiegte sich ein ganz kleinwenig an Sams Hand, als dieser sie an seine Wange gleiten ließ.

Bobby, Mike und Tom waren gerade erst aus ihrem Zimmer verschwunden, ihr „kleiner Jäger Club“, wie Mike sie scherzhaft bezeichnet hatte, war eine äußerst anstrengende Angelegenheit – zu viele Jäger verdarben scheinbar die Jagd – und Dean fand, dass er sich ein wenig Ruhe und Frieden verdient hatte.

Er würde es zwar niemals zugeben, aber es war herrlich, wieder mit Sam allein zu sein – selbst McClane hatten ihn in den letzten Tagen immer mehr gestört, und er war mehr als froh, dass der Hund jetzt wieder mit seinem Herrchen vereint war.

„Haben doch nich geschlafen“, murmelte er entschuldigend, und das Gefühl Deans warmer Haut unter seinen Fingern inspirierte Sam dazu, sich zu ihm zu legen, ihn in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken.

„Wir sollten eine Pause machen“, entschied er leise, ließ seine Hand in sanften Kreisen über Deans Rücken gleiten und schloss die Augen.

Dean drängte sich enger an ihn heran, brummte zufrieden, als er sein Gesicht an Sams Halsbeuge schmiegte, und Sams Herz machte einen kleinen Sprung.

Er liebte es, wenn Dean so anschmiegsam war – wahrscheinlich, weil es so überaus selten vorkam – und er nahm sich vor, das Beste aus der Situation zu machen, und Dean für sein langsam aber beständig wieder aufkeimendes Vertrauen zu ihm zu belohnen, indem er ihn einfach nur festhielt, und seine Nähe genoss.

Er hörte zu, wie Deans Atem schwerer und gleichmäßiger wurde, und als Deans Arme um ihn herum griffen, und seine Finger sich mit dem festen Stoff seines Hemdes verwoben, erschauderte er leicht.

Er war Dean so nahe, dass er seinen Herzschlag spüren konnte, und er fühlte, wie auch er immer tiefer in den Schlaf abglitt, auch wenn er eigentlich hatte wach bleiben wollen.

Ein paar Minuten vergingen, die Stille im Zimmer war ebenso friedlich wie beruhigend, und Sam wusste, dass er eingeschlafen war, als der Schmerz einsetzte.
 

Egal in welche Richtung er blickte, er war von ihnen umgeben, Gitterstäben, grau und solide, und Sam kämpfte das Gefühl des Eingesperrtseins nieder, bis es nur noch ein schwaches Pulsieren in seinen Eingeweiden war.

Er fühlte sich, als ob er keine Luft bekäme, sein ganzer Körper schmerzte, und als er auf seine Fingerknöchel hinabblickte, waren sie mit getrocknetem Blut verkrustet, und er konnte nicht einmal sagen, ob es sein eigenes war.

Das Licht in seiner Zelle – wenn es denn eine Zelle war – war verschwommen, schien ständig zwischen Blassgelb und Grün zu schwanken, und Sam keuchte überrascht auf, als ein plötzlicher Schmerz an seiner linken Schläfe explodierte, und seine Sicht sich um fünfundvierzig Grad verschob.

„Du solltest besser aufpassen, Sammy“, hörte er eine männliche Stimme. „Deine Unaufmerksamkeit wird dich noch umbringen.“

Sams Knie schlugen auf hartem Boden auf, ein Ruck ging durch seinen ganzen Körper, ihm wurde schwarz vor Augen, und das Letzte, das er hörte, bevor alles um ihn herum dunkel wurde, war Deans Panik erfüllte Stimme, die seinen Namen schrie.

Die Vision war so intensiv, dass Sam noch immer den Gestank seines Gittergefängnisses in der Nase hatte, als Deans heftiges Rütteln an seiner Schulter ihn wieder zu Bewusstsein brachte, und obwohl er völlig desorientiert war, hielt ihn allein Deans beruhigend auf ihn einredende Stimme davon ab, wild um sich zu schlagen.

„Ich bin wach“, sagte er lediglich leise, hielt die Augen geschlossen und versuchte, die Bilder in seinem Kopf zu halten, suchte in ihnen nach Details, die ihm zumindest auf irgendeine Weise weiterhelfen konnten, und die Kopfschmerzen, die ihm Tränen in die Augen treten ließen, zumindest ein wenig rechtfertigten.

„Sammy?“, hörte er Dean neben sich besorgt flüstern, aber er blinzelte nicht, verkrallte seine nass geschwitzten Hände ins Bettlaken, und zwang sich dazu, ruhig und gleichmäßig ein und auszuatmen, während er seine Vision mit der ihm eigenen Verbissenheit mehrfach Revue passieren ließ.

Es nützte nicht das Geringste.

Als er seine Augen schließlich aufschlug, um Deans besorgtem Blick zu begegnen, wusste er noch immer nicht, welches Detail seiner Vision in irgendeiner Weise wichtig sein könnte, und als Dean ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn strich, schmiegte er sich ebenso ergeben an seine Hand, wie Dean es zuvor bei ihm getan hatte.

Die Vorhänge waren nicht zugezogen, der Vollmond schien zum Fenster hinein, und sein Licht blendete Sam beinahe, so unerwartet kam es nach den Minuten, die er in Dunkelheit verbracht hatte, und er fragte sich unwillkürlich, wie lange er geschlafen haben musste, dass es schon so dunkel war.

„Wie spät ist es?“, fragte er, schluckte mehrfach, als seine Stimme in einem schwachen Krächzen unterging, und versuchte, sich aufzusetzen.

Dean antwortete nicht, half ihm stattdessen, zog seine Hände danach nicht wieder von ihm zurück, sondern hielt ihn weiter fest, und musterte ihn derartig intensiv, dass Sam unter seinem durchdringenden Starren eine Gänsehaut bekam.

„Du hattest wieder eine Vision“, stellte Dean mit leiser Stimme fest – es war keine Frage – und Sam kniff die Augen zu und nickte.

Das Pochen in seinem Kopf schien schlimmer zu werden, nicht besser, und er stand auf, und ging mit unsicheren Schritten ins Badezimmer hinüber, beugte sich über das Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf.

Das kalte Wasser fühlte sich angenehm kalt auf seiner Haut an, und jedes Mal, wenn er einen weiteren Schwall in sein Gesicht schöpfte, wurde das Prickeln angenehmer.

Sam atmete ein weiteres Mal tief durch, drehte den Hahn wieder zu, und war versucht zu lächeln, als er Dean direkt neben sich stehen spürte.

Dann explodierte ein gleißend helles Licht hinter seiner Stirn, dessen Intensität ebenso erschreckend wie schmerzhaft war, und Sam schaffte es nicht einmal mehr, ein überraschtes Keuchen von sich zu geben, bevor er fiel.

Es war Dean, den er sah, blutüberströmt am Boden liegend, die gebrochenen Hände verzweifelt über seinen ungeschützten Kopf gehoben, während jemand, der mit dem Rücken zu Sam stand, ihm mit der dreckigen Stiefelspitze in den Magen trat, wieder und wieder und wieder, bis Dean die Hände sinken ließ.

„Dean!“, hörte er sich selbst schreien, immer wieder „Dean!“, und jeder seiner Schreie war lauter und verzweifelter als der zuvor, und dann erlosch das Licht in Deans Augen, und alles wurde still.
 

Deans Atem stieg weiß von seinen leicht geöffneten Lippen auf, und er zog seine Jacke automatisch ein wenig enger um sich.

Sam hatte gesagt, er würde gleich zurück sein, er würde nur kurz frische Luft schnappen, aber das war jetzt eine halbe Stunde her, und es hatte inzwischen angefangen zu schneien.

Dean blickte missmutig zum verhangenen Himmel auf, an dem undeutlich hinter dunklen Wolken verborgen der Vollmond zu erkennen war, und rümpfte die Nase, als selbige einer Schneeflocke als Landeplatz diente.

Der Wind frischte auf, trieb ein paar taumelnde Flocken wie eine Herde schockgefrosteter Schafe unter Deans Jackenkragen, und er fluchte leise, kämpfte eine Gänsehaut nieder, zog die Schultern hoch, die Motelzimmertür hinter sich zu, und setzte sich in Bewegung.

Seine Vermutung, Sam wie beim letzten Mal im Rosengarten hinter dem Motel anzutreffen, bestätigte sich bald, und Sam saß derartig reglos auf der weißen Gartenbank, starrte so unbeweglich ins Leere, dass Dean einmal tief durchatmen musste, bevor er es wagte, sich ihm zu nähern.

„Sammy?“, versuchte er es vorsichtig, ging vor Sam in die Hocke, und war erleichtert, als Sams Blick sich sofort fokussierte und auf seinen traf.

„Ich hab doch gesagt, ich bin gleich zurück“, murmelte Sam vorwurfsvoll, und Dean runzelte unwillkürlich die Brauen.

„Das ist ewig her! Willst du hier erfrieren?“

Sam zuckte mit den Schultern, und Dean stöhnte genervt auf.

Er wusste, dass es Sam nach einer Vision alles andere als gut ging, dass er Zeit brauchte zu verarbeiten, was er gesehen hatte – aber Dean weigerte sich einzusehen, warum Sam ihn an diesem Prozess nicht beteiligen wollte.

„Was hast du gesehen, Sam? Sag’s mir endlich, verdammt noch mal!“

Er sah Sam schlucken, und als Sams Augen feucht wurden, und er den Blick von ihm abwandte, biss Dean sich schuldbewusst auf die Unterlippe.

Manchmal kam ihm selbst sein Bedürfnis, für Sam da zu sein, egoistisch vor.

„Ich habe dich sterben sehen, Dean.“

Sams Stimme war dünn und kaum zu verstehen, und Dean blickte verunsichert zu ihm auf.

„Du hast mich sterben sehen?“

Sam nickte lediglich ruckartig und presste die Augen zu, und Dean legte den Kopf in den Nacken und unterdrückte ein Seufzen.

Der Tod – besonders sein eigener – war ihm inzwischen zu vertraut, um ihn in Panik zu versetzen.

„Es ist nicht das erste Mal, dass du das gesehen hast, Sam“, sagte er leise. „Nicht alles, was du in deinen Visionen siehst, wird wahr.“

Da er keine Reaktion bekam, erhob Dean sich aus seiner unbequemen Hockstellung, setzte sich neben Sam auf die Bank, ganz so wie in der vergangenen Nacht, und legte den Arm um ihn.

Der Schnee fiel dichter, die Flocken wurden größer, aber Dean spürte nicht einmal, wie seine Haut stellenweise taub wurde.

Sam hatte sich ihm zugewandt und das Gesicht an seiner Halsbeuge verborgen, und obwohl er sich so klein wie nur möglich machte, hatte Dean Schwierigkeiten, seine Arme um ihn zu schließen.

Sam war schon lange kein Kind mehr, seine Schultern waren inzwischen so breit, dass Dean sich neben ihm manchmal geradezu zierlich vorkam, aber das hielt ihn jetzt nicht davon ab, Sam genau so festzuhalten wie damals, als er kaum vier Jahre alt gewesen war, und sich vor Gewittern gefürchtet hatte.

Dean hatte damals nicht begriffen, wie ungewöhnlich es gewesen war, dass Sam statt zu John, zu ihm ins Bett gekrochen war – einem Achtjährigen, dessen liebste Freizeitbeschäftigung es war, mit einer 45. auf Dosen zu schießen – er hatte es für selbstverständlich gehalten, sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern, und auch, wenn seit damals ungeheuer viel Zeit vergangen war, empfand er in dieser Hinsicht noch immer nicht anders.

„Hab keine Angst, Sammy“, murmelte er leise. „Wir kriegen das hin.“

Die Worte waren ihm unbewusst, wenn nich sogar ungewollt entschlüpft, aber Dean nahm sie nicht zurück.

Er hielt Sam fest, als er sich enger an ihn presste, rieb ihm über den Rücken, um ihn warm zu halten, und beobachtete die Schneeflocken beim Fallen, bis der Himmel aufklarte, und der Vollmond den in Schnee gehüllten Garten in ein feenhaftes Leuchten tauchte.
 

„Darf ich fragen, was ihr hier macht?“

Leias Mutter tauchte lautlos zwischen den Rosenbüschen auf, Sam und Dean hoben erschrocken die Köpfe, und Heathers Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Besorgnis und Amüsement.

„Ich möchte behaupten, auf eurem Zimmer … hrm … schmust es sich schöner.“

Weder Dean noch Sam antwortete, also trat die besorgte Motelbesitzerin näher an sie heran und legte ein ganz klein wenig den Kopf schief.

„Ist alles in Ordnung mit euch?“

Sie bekam erneut keine Antwort, und da es nicht in Mrs. Masters’ Natur lag, sich dieses frevelhafte Verhalten bieten zu lassen, stapfte sie energisch auf die zwei verfrorenen Bengel zu, die ohne Erlaubnis die Gartenbank ihrer Tochter okkupiert hatten, packte sie an je einem Jackenärmel und zog sie mit überraschender Kraft in die Höhe.

„Ich kann keine erfrorenen Männer in meinem Garten gebrauchen! Nachher fällt es Mutter noch ein, mit euch ihre Rosen zu düngen“, erklärte sie energisch, zog Dean und Sam hinter sich her, als seien sie allerhöchstens fünf Jahre alt, und bugsierte die Jungs zu deren ehrlichem Erstaunen in ihre privaten Räumlichkeiten.

Kaum hatte sie die Haustür hinter sich geschlossen, atmete sie einmal tief durch, und rief den Namen ihrer Tochter äußerst energisch die Treppe hoch – den vollen Namen.

Da konnte man ja fast den Eindruck gewinnen, sie sei über den Versuch der Winchesters, in ihrem Garten zu erfrieren, ein klein wenig verstimmt.

„Leonora Elisabeth Masters“, hallte es dementsprechend durchs Haus, und man konnte hören, wie ein Stockwerk höher eine Tür geöffnet wurde, dann erschien Leia am oberen Treppenabsatz und blickte ungeduldig auf ihre Mutter hinab.

„Du hast gebrüllt?“

Heather deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Dean und Sam, während ihr rechter Zeigefinger auf ihre Tochter wies.

„Mach den Beiden eine heiße Schokolade. Sie brauchen eine. Falls du mich suchen solltest, ich bin im Büro und mach die Buchhaltung.“

Man konnte schlecht sagen, wer überraschter aussah, Dean, Sam oder Leia, aber Letztere wischte sämtliche Bedenken, die sie möglicherweise haben mochte, mit einem Schulterzucken beiseite, kam die Treppe hinunter und scheuchte Sam und Dean vor sich her in die Küche, während ihre Mutter sich wie angekündigt zurückzog.

Dean überlegte, ob sie Sam und ihn möglicherweise aus dem Hinterhalt zu attackieren gedachte, verwarf diesen Verdacht jedoch recht schnell wieder.

Wenn sie das gewollt hätte, hätte sie auch im Garten angreifen können.

„Sie hat schon lange keine Streuner mehr mit nach Hause gebracht“, unterbrach Leia diesen ein wenig unrealistischen Gedankengang, stellte einen Topf auf den Herd und füllte ihn mit Milch. „Was habt ihr angestellt, dass sie euch so einfach gekapert hat?“

Ihrer Frage folgte ein wenig unangenehme Stille, und als sie sich umdrehte, standen Sam und Dean sichtlich überfordert mitten in der Küche.

„Setzt euch“, forderte sie die Beiden gelassen auf, und schob sie in Richtung des Küchentisches, als keine unmittelbare Reaktion eintrat.

„Ich verspreche euch, dass sie euch wieder gehen lässt – nachdem ihr eine heiße Schokolade getrunken habt. Was ich, nebenbei bemerkt, für eine ausgezeichnete Idee halte … Ihr seid ja eiskalt!“

Leia wandte sich wieder ihrer Milch zu, und Sam beugte sich über den Tisch zu Dean hinüber und fragte ihn leise, warum sämtliche Frauen in dieser Stadt das Bedürfnis hatten, sie mit heißer Schokolade abzufüllen.

„Liegt an den Hundeaugen“, informierte Leia sie über ihre Schulter hinweg, und Sam warf ihr einen ertappten Blick zu. „Ihr könnt froh sein, dass euch meine Mutter gefunden hat und nicht Liz – dann wärt ihr jetzt nämlich halbnackt und in unzureichend große Decken gewickelt, während ihr auf eure heiße Schokolade wartet.“

Familiensache

Halloooooouuuuuu!
 

Es ist mal wieder Samstag, meine Lieben, noch dazu Nikolaus, und ich hoffe, ihr habt alle schöne Sachen aus dem Stiefel ziehen können!
 

Aufgefallen:

Flyboys, Philip Winchester spielt William Jensen

Ich SEHE die Zeichen!
 

So, da mich die Hope_Calaris in ihrer subtilen Art darum gebeten hat, heute doch mal wieder Kommi-Kommis auf die Menschheit loszulassen, werde ich nun mal zur Tat schreiten.

Hab ja auch schon eine Tasse Espresso im System, bin also mit Nervennahrung bestens versorgt. (Da waren zwei Löffel Zucker im Espresso.)
 

@ Hope_Calaris:

Aha, ich sehe schon, wie’s ist.

Wolltest einfach nur zum ERSTÖÖÖ-Grölen beglückwünscht werden.

Verstehe ich gut.

Glückwunsch!

Und du siehst Verbindungen, wo auch tatsächlich welche sind!

Nochmals: Glückwunsch!

Ich hoffe, deine Probleme mit Leia werden sich legen, ich hoffe es wirklich.

Ich versteh auch gar nicht, warum du sie als Mary-Sue empfindest.

Hab doch mit keinem Wort erwähnt, dass sie wunderschön und freundlich und sülz blabla sei!

Ich versteeeh dich manchmal nicht.
 

@ Sam_Dean:

Oho, aha, soso, ich haaabe also männliche Leser?

Interessant.

Jetzt hab ich, glaube ich, ein bisschen Angst.
 

@ Bufera:

Wieso mogelt die Hope bitte?

Darf ich dich daran erinnern, dass du mir mitunter ein, zwei, drei Kommis schreibst, die mit dem Kapitel nicht im Entferntesten was zu tun haben, dann drei Tage wartest, das Kapitel schließlich liest, und DANN noch ein paar mehr Kommis schreibst?

Unterschied wird von mir nicht anerkannt.

Dein zweiter Kommi liest sich jetzt auch gleich so, als sei der erste Teil des Kapitels ganz doll schlecht gewesen – so vonwegen „gerettet“ – ich tu aber einfach mal so, als hättest du das anders formuliert.
 

@ Evil_Sam:

Richtig, immer Samstags und Deanstags stelle ich neue Kapitel online.

Fällt dir was auf?
 

@ -Kitsune:

Hier ist er, der Samstag, und er bringt dir neuen Lesestoff!

Ich freue mich, dass Liz bei allen Beteiligten so gut ankommt.

Muss ihrem Charakter in Zukunft vielleicht noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken!
 

@ Sunrise101:

Vielen Dank für deine lieben Glückwünsche, du bist doch tatsächlich die Einzige, die mir gratuliert hat! *schnöff*

Naja, aber in Anbetracht der Gesamtkapitelzahl – vor allem nach den Feierlichkeiten zum 100. – ist das 150. Kapitel in der Tat nicht ganz so beeindruckend … Obwohl ich mir schon langsam Gedanken mache, wo das noch alles hinführen soll.

… Ich nehm alles zurück, kaliel hat mir auch gratuliert.
 

@ Lyafe:

Hach. (Ich sollte jeden meiner Kommi-Kommis zu dir mit einem Hach beginnen!)

Es freut mich ungemein, dass dir die Umschreibung der Kindheit unserer Winchesters so gut gefallen hab, obwohl ich dieser Umschreibung eigentlich nicht besonders viele Worte gewidmet habe.

Aber das ist ja das Schöne an FanFic: Man muss nur auf die Dinge anspielen, die fest im kollektiven Fandom-Gedächtnis verankert sind.

Bin jetzt einfach mal gemein, und sage: Gut, dass die Visionen dir Angst machen.

Das war der Plan!
 

@ killerniete21:

Ich kann dir saaagen, was passiert wäre, hätte Liz die zwei Weihnachshäschen aufgegabelt.

Sie hätte sie ins Haus geschleppt, geknufft, gekneift und geknuddelt … und dann genau das getan, was Leia angedeutet hat.

Ich fraaage mich gerade, wie sie mit Bobby umspringen würde …
 

@ Todesgoettin_Hel:

Also, dass du so total auf die Visionen abfährst, find ich jetzt ja schon so ein bisschen bedenklich, da ich aber vorhabe, den armen Sam damit noch ganz schrecklich zu quälen, bevor da weiter was passiert, wünsch ich dir jetzt einfach mal noch viel Vergnügen damit!
 

@ Morathi:

Uh, hehe, hn, ich bin also beeindruckend?

Danke schön!

Ich maaag meinen kleinen Jäger-Club, den ich mir zusammengestellt habe, auch wenn die Bufera bereits kritische Vergleiche mit GZSZ angebracht hat.

Ist mir ega~aaal! Und wenn ich Lust dazu habe, führe ich noch tausend Charaktere mehr ein, allein, um euch zu verwirren! Und die nenn ich dann Pam, Dan, Stan, Jean, Ike, Brad …
 

@ Cathy:

Du hast tatsächlich Angst, ich bringe Dean um?

Wir sind hier doch nicht bei McLeod’s Töchter!

Die Sache mit den eingegipsten Händen ist hingegen eine ganz andere …
 

@ Calysto:

Achte doch auf deine Wortwahl, meine Liebe!

Wenn Hannah das sieht!
 

@ kaliel:

Jaha, jaha, von lustig auf zu Tode betrübt in dreißig Sekunden.

Ich bin eben eine Könnerin! (Und eine Gönnerin, aber das gehört hier nicht hin.)

Werde Sam und Dean weiter in ein Wechselbad der Gefühle stürzen und abwarten, was das mit ihnen anstellt.

Sollten sie aber abkönnen, die Jungs.
 

@ vanna:

Öhm, öh … kurzer Kommi, es folgt ein zur Temperatur passendes Zitat:

„Zieh ein Hemd über, sonst stichst du noch jemandem ein Auge aus!“
 

@ janiebj:

Wahooo!

Du hast es geschafft, du hast es geschafft, du hast mehr Kapitel gelesen als Tine, du hast es geschafft!

Willkommen, bienvenue, welcome!

Ich bin auch ganz doll stolz auf dich!

Ich freue mich, in dir so eine treure Leserin hinzu gewonnen zu haben, heiße dich ganz herzlich auf meinem Traumschiff willkommen und froiii mich!

Vielleicht führe ich zur Feier des Tages irgendwann noch mal genauer aus, was Bobby zu Einhörnern zu sagen hat!
 

@ Ayaka_:

Ich mach dich kirre?

Aber wiiiesooo denn bloß? Kann ich absolut nicht nachvollziehen. Hehe.

Auf die Auflösung muss du zwar noch ein wenig warten, aber dafür haue ich heute etwas raus, das schon seit Monaten von langer Hand geplant war.

Ich musste nur warten, bis auch das deutsche Fandom weiß, dass … nein, ich verrats net.
 

@ Sandy25:

Alles gut, alles guuut, hast es doch noch rechtzeitig vor dem neuen Kapitel geschafft mit deinem Kommi.

Schmachtstimmung, Heulkrämpfe … Was macht die Weihnachtszeit bitte mit dir?

Das klingt ja fürchterbar!

Da hoffe ich jetzt einfach mal, dass ich dich nicht allzu sehr belasten werde.
 

So, jetzt bin ich ganz doll gespannt, was ihr von diesem Kapitel haltet …
 

„I’m very pleased and scared to be here.“
 

moko-chan
 


 

Einen Moment lang war es völlig still in der Küche, dann grinste Dean amüsiert.

„Das glaub ich gern.“

Es schien, als sei endlich ein Zustand erreicht worden, der sich mit Entspannung vergleichen ließ, und Dean beobachtete zufrieden, wie das Starre aus Sams Haltung wich, und seine Augen ihren gehetzten Ausdruck verloren.

Leia blieb still und ein wenig distanziert, konzentrierte sich lieber darauf, ihre Milch durch bloßes Anstarren zum Kochen zu bewegen, als Sam und Dean mit sinnlosem Geplauder auf die Nerven zu gehen, und Dean verspürte keinerlei Skrupel, über den Küchentisch hinweg Sams Hand zu ergreifen und in seine zu nehmen.

Es wäre ihm niemals eingefallen, im Beisein einer Fremden Sams Visionen anzusprechen, also blieb auch er still, drückte lediglich auf eine Art und Weise Sams Hand, die er für beruhigend hielt, und zuckte überrascht zusammen, als mit einem Mal Heather in die Küche geeilt kam, ihnen Beiden einen prüfenden Blick zuwarf, dann lächelte, als sei sie zufrieden mit dem, was sie sah, sich einen Keks aus der Dose auf dem Tisch holte und wieder ging.

„Ok, das war komisch“, bemerkte Dean, nachdem sie kommentarlos verschwunden war, und Leia drehte sich zu ihm um und zog die Augenbraue in die Höhe.

„Sie mag euch“, erklärte sie das absonderliche Verhalten ihrer Mutter und lächelte, als zuerst der rot- und dann der grau-getigerte Kater in die Küche kam. „Was auch immer ihr gemacht habt, ihr werdet sie jetzt nicht mehr los, bis ihr wieder abreist.“

Dean verdrehte möglichst unauffällig die Augen, während Leia damit beschäftigt war, ihre Katzen zu füttern, und Sams Neugier war geweckt.

„Sie macht das öfter, ja? Kidnapping, meine ich …“

Leia grinste amüsiert und zuckte mit den Schultern.

„So große Jungs wie euch hat sie bisher noch nicht mit nach Hause gebracht. Muss ihr texanisches Erbe sein, dass sie zwingt, alles zu füttern, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“

Sie ging in die Hocke, um die fressenden Kater zu streicheln, wurde mit glücklichem Schnurren belohnt, und natürlich entschied sich die Milch in exakt diesem Augenblick, schäumend in die Höhe zu kochen.

Leia fluchte leise, erhob sich hastig und blickte überrascht und mit gerunzelter Stirn zu Sam auf, als er plötzlich neben ihr am Herd stand, und sie gleichzeitig nach dem Topf griffen.

Sie zogen ihn jedoch von der Herdplatte, ohne sich zu verbrennen oder die Milch zu verschütten, und Leias Stirn glättete sich wieder.

„Danke“, sagte sie einfach, Sam nickte ihr zu und setzte sich wieder, und nun runzelte Dean die Stirn und hatte das unbestimmte Gefühl, irgendwas nicht mitbekommen zu haben.

Er tröstete sich darüber hinweg, indem er den grauen Kater auf den Schoß nahm und so lange festhielt, bis der sich geschlagen gab, auf seinem Schoß zusammenrollte und gottergeben schnurrte, und als Leia eine Tasse himmlisch duftender heißer Schokolade vor ihm abstellte und die Keksdose auf dem Tisch in seine Reichweite schob, döste das Tier zufrieden vor sich hin, und er konnte es loslassen, um seine klammen Finger um die Tasse zu schließen.

Die Kälte verschwand langsam aus Deans Gliedern, er konnte sämtliche Zehen wieder spüren, und ein Kontrollblick auf Sam und dessen rosige Wangen teilte ihm mit, dass auch er langsam auftaute, auch wenn das in Anbetracht von Sams Körpergröße vielleicht etwas länger dauern würde als bei ihm selbst.

Das nächste Mal, wenn es Sam einfiel, sich mitten im Winter auf Gartenbänke zu setzen und die Zeit zu vergessen, würde Dean ihn ganz sicher nicht suchen gehen, er würde in seinem Motelzimmer bleiben und auf ihn warten, wo es angenehm warm war.

So sehr Sam ihm auch am Herzen liegen mochte, Frostbeulen war er einfach nicht wert.

„Bevor ich es vergesse“, Leia drückte sowohl Dean als auch Sam einen enormen Keks in die Hand und setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Eure Kreditkarte funktioniert nicht. Scheinbar gibt es diesen Dean Thomas Wisdom, auf den die Karte zugelassen ist, überhaupt nicht. Habt ihr dafür eine Erklärung?“

Die gelassene Tonart, in der Leia ihre Frage vorgetragen hatte, brachte Sam und Dean mehr aus dem Gleichgewicht, als es hysterisches Gekreische vermocht hätte, und Dean schluckte unbehaglich.

„Weiß deine Mutter -?“

Leia schüttelte den Kopf.

„Mom hat keine Ahnung. Ich kümmere mich um die Bankverbindungen.“

Sie ließ ihren Blick zwischen Sam und Dean hin und her wandern, und beide sahen derart schuldbewusst aus, dass sie leise seufzte.

„Also kein Missverständnis. Und jetzt?“

Sam und Dean sahen sich kurz an, und Dean hätte den Jüngeren würgen können, so hilflos sah er plötzlich aus.

(Dean bezweifelte nämlich, dass Sam zulassen würde, dass er ihn auf den Tisch warf und vor Leias Augen besprang, ohne dass er ihn vorher zumindest ein klein wenig bewusstlos gewürgt hatte.)

„Wir … wir könnten Mike fragen“, brachte Sam vorsichtig vor, und das ließ Leia die Augen weiten und ihn verdutzt anstarren.

„Die Zwei in Zimmer elf gehören zu euch?“

Dean nickte, und Leia grinste verschmitzt. „Liz hat Recht … Sie tauchen tatsächlich in Rudeln auf. Es wird sie zweifellos freuen, das zu hören.“

Das entlockte Sam ein schüchternes Lächeln, und Dean wollte ihn noch viel mehr würgen.

„Dieser Mike übernimmt also eure Rechnung, ja?“, fragte Leia nach, und als Sam vorsichtig nickte, und sie das völlig zufrieden zu stellen schien, zog Dean skeptisch die Augenbraue in die Höhe.

„Das reicht dir? Er kommt dir mit seinem Hundeblick und einem unsicheren Nicken, und du glaubst ihm einfach so?“

Ihm entwich ein schmerzvolles Japsen, als Sam ihm unter dem Tisch auf den Fuß trat, und Leia tat so, als habe sie diesen Austausch von Zärtlichkeiten nicht mitbekommen, und zuckte mit den Schultern.

„Manchmal braucht man ein wenig Vertrauen. Und abgesehen von der geplatzten Kreditkarte macht ihr einen recht vernünftigen Eindruck – hat also überhaupt keinen Sinn, euch übereilt den örtlichen Gesetzeshütern zu übergeben. Außerdem mag ich unseren Sheriff nicht.“

Diese Antwort ließ Dean nur noch skeptischer zurück, und er starrte Leia bald derartig misstrauisch an, dass er ihr ein Lachen entlockte.

„Was? Ich bin nicht verrückt! Ich vertraue bei euch Beiden einfach auf mein Bauchgefühl, das ist alles. Und falls sich mein Bauchgefühl als falsch herausstellen sollte – Mom hat eine Winchester in der Speisekammer.“

Das war nun wieder eine Antwort, die Dean eher zufrieden stellte, schließlich gab es nichts, das er höher und richtiger einschätzte als sein eigenes Bauchgefühl, auch wenn er zugeben musste, dass Sams Verstand mitunter zu genaueren Ergebnissen kam, und vor einer Winchester in den Händen einer Frau hatte er keine Angst.

(Was vielleicht ein wenig dumm war, wenn man die unschöne Episode mit Sasha, der durchgedrehten Friseurin bedachte.)

Dean mochte Leia noch immer etwas merkwürdig finden, aber das hielt ihn nicht davon ab, darauf zu vertrauen, dass sie Sam und ihm nicht die Polizei wegen Kreditkartenbetrugs auf den Hals hetzen würde.

Wenn er seinem Bauchgefühl trauen durfte, dann hatten sie von ihr nicht das Geringste zu befürchten.
 

„Leia, kann ich dich mal was fragen?“

Sam lächelte unwillkürlich, als Leia nicht sofort auf ihn reagierte, sondern zunächst einmal seine Tasse bis zum Rand wieder mit heißer Schokolade auffüllte, bevor sie erwartungsvoll zu ihm aufblickte.

Nur weil er groß war, hieß das noch lange nicht, dass das Fassungsvermögen seines Magens mit dem von Deans zu vergleichen war.

„Klar, was gibt’s?“, lautete Leias Gegenfrage, nachdem sie Sams Tasse zu ihrer Zufriedenheit befüllt hatte, richtete ihren durchdringenden, ruhigen Blick auf ihn und Sam zögerte kurz, linste Dean aus dem Augenwinkel an, und dieser runzelte die Stirn.

Was sollte das denn werden?

„Hast du mitbekommen, dass in der Stadt so ziemlich alle Kuscheltiere verschwunden sind?“, stellte Sam schließlich die angekündigte Frage, und Leias beständig an Höhe gewinnende Augenbraue machte deutlich klar, was sie von dieser hielt.

Sam konnte es ihr nicht verdenken.

Er hielt den Fall nach wie vor für lächerlich.

Aber egal, was Leia von seiner Frage halten mochte, antworten tat sie trotzdem.

„Ja, ich hab davon gehört. Komische Geschichte. Ich würde ja behaupten, dass es sich um eine Zeitungs-Ente handelt, wenn es statt verschwundener Kuscheltiere um halbgare Möchtegernstars gehen würde, aber die Geschichte klingt zu verrückt, als dass sie sich jemand ausdenken würde – und sogar Ethel vom Diner schräg gegenüber hat mir erzählt, dass der Bär, den ihr Mann ihr zu ihrem letzten gemeinsamen Valentinstag geschenkt hat, verschwunden ist. Wer bitte tut denn sowas?“

Sam nickte zustimmend, und Dean begriff noch immer nicht, worauf er hinaus wollte.

Leias weibliche Weitsicht in allen Ehren, aber wie sollte sie ihnen bitteschön bei ihrem Fall weiterhelfen können?

„Dir ist also nichts gestohlen worden?“, hakte Sam mit interessierter Stimme nach, Leia schüttelte den Kopf, und Dean war vom Aufleuchten seines Geistesblitzes derart geblendet, dass er beinahe ihre Antwort überhörte.

„Ich habe keine Kuscheltiere.“

Die Art und Weise, wie Leia für diese Antwort von Sam und Dean angestarrt wurde, brachte sie zum Lachen, und sie zuckte mit den Schultern.

Leia schien oft mit den Schultern zu zucken.

„Starsky und Hutch reichen mir … Ich brauch keine Kuscheltiere.“

Mit diesen Worten deutete sie auf den grauen Kater, der eingerollt auf Deans Schoß schlief, und den roten, der sich zu ihren Füßen niedergelassen hatte, und Dean war zwischen einem anerkennenden Grinsen für ihre Namensgebung, und Überraschung über diese in seinen Ohren unweiblich klingende Aussage, hin und her gerissen.

„Du brauchst keine Kuscheltiere?“, wiederholte Sam an seiner Stelle ungläubig, und Leia nickte gelassen.

„Die liegen nur im Weg rum und sammeln Staub – gut, ich gebe zu, die Kater sind da manchmal nicht anders, aber die machen wenigstens lustige Geräusche, wenn ich ihnen auf den Bauch drücke. Und sie schnurren.“

Dean schnaubte amüsiert, Sam runzelte die Stirn. „Ach so?“

Leia seufzte.

„Du willst wissen, wieso ich keine Kuscheltiere habe? Ich erzähl dir, wieso ich keine Kuscheltiere habe.“

Sie zog Sams halbvolle und inzwischen halbkalte Tasse zu sich heran, nahm einen Schluck Schokolade, als Sam nicht protestierte, seufzte erneut und fixierte einen Punkt irgendwo rechts neben Sams Ohr.

Dean fand, dass es recht seltsam von ihr war, Sam so plötzlich ihr Herz ausschütten zu wollen, aber manchmal hatte Sam diesen Effekt auf Menschen – manchmal hatte Sam diesen Effekt ja sogar auf ihn.

„Ich kenne meinen Vater nicht. Bis ich zehn war, hat meine Mutter mir jedes Jahr zum Geburtstag ein Kuscheltier geschenkt und gesagt, es sei von ihm. Ich habe ihr geglaubt. Als ich zehn geworden bin, hat Liz sie quasi dazu gezwungen, mir endlich die Wahrheit zu sagen, und ich habe die Kuscheltiere in eine Truhe gepackt, ein Schloss davor gemacht und sie unten im Schrank verstaut.“

Da ihre Behauptung, sie besitze keine Kuscheltiere, somit widerlegt war, und Dean sich in seinem Frauenbild bestätigt fühlte, verlor er jegliches Interesse an dem Gespräch, Sam schien jedoch erst so richtig warmzulaufen.

„Und die Wahrheit ist, dass deine Mutter dir diese Kuscheltiere gekauft hat, damit du glaubst, er denkt an dich?“, fragte er leise und Leia nickte, starrte noch einen Moment ins Leere, dann lächelte sie plötzlich.

„Dabei hätte sie sich nichtmal die Mühe machen brauchen. Ich hab ihn nie vermisst.“

Diese Aussage trug ihr einen von Sams mitfühlendsten Blicken ein, und ihr Lächeln wurde nur noch ehrlicher.

„Wirklich nicht. Ich hab ihn ja nie kennen gelernt. In diesem Haushalt hat es immer nur Mom, Liz und mich gegeben. Es lebt sich überraschend gut ohne Männer, wisst ihr?“

Sie grinste, schob Sam seine Tasse zurück in seine unmittelbare Reichweite, und Dean lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Er hatte zugehört, wenn auch nicht unbedingt freiwillig.

„Ist es nicht anstrengend mit dem ganzen Östrogen unter einem Dach?“

„Ich möchte behaupten, Testosteron ist anstrengender“, gab Leia unbeeindruckt zurück. „Obwohl ich zugeben muss, dass ich damit nicht wirklich Erfahrung habe.“

Sie sprach mit der Offenheit, die man nur engsten Vertrauten oder völlig Fremden entgegen bringt, und Dean setzte ein frivoles Grinsen auf.

„Keine Erfahrung, huh?“

Sam verdrehte die Augen und boxte ihn in die Seite, und Leia lächelte amüsiert.

„Nicht diese Art von Erfahrung. Wir hatten einfach keinen Mann im Haus, während ich aufgewachsen bin. Großvater ist gestorben, als Mom fünfzehn war, und Moms Verlobter ist drei Wochen vor der Hochzeit bei einem Autounfall ums Leben gekommen – deswegen ist sie aus Texas hierher gezogen.“

Leias Schultern hoben sich leicht, als wolle sie ihren Frieden mit einem Universum machen, das die Frauen in ihrer Familie ihrer Männer beraubte, und Dean legte nachdenklich die Stirn in Falten.

„Wenn ihr Verlobter drei Wochen vor der Hochzeit gestorben ist, warum hat sie dann versucht, dir weiszumachen, er würde dir Geburtstagsgeschenke schicken?“

„Weil ihr Verlobter nicht mein Vater ist“, antwortete Leia ruhig.

„Mein Vater war ein Gast auf der Durchreise.

Mom wusste, dass es nichts Dauerhaftes sein würde, aber er hat sie an ihren Verlobten erinnert, und er hat selbst getrauert.

Liz meint, sie hätten sich gegenseitig Leid getan.

Er war mit seinen Söhnen unterwegs und hat Mom von seiner Frau erzählt – dass sie ihr ähnlich sah mit dem langen blonden Haar … wie auch immer.

Es war eine einmalige Sache, und er ist nie wieder hergekommen – das behauptet zumindest meine werte Frau Mutter.“

Mädchen, Mädchen

Deanstag!
 

Ich habe mal wieder die Zeichen gesehen, meine Lieben, oder in diesem Fall, gehört.

Höhö.

Habe am Wochenende mit meiner herzallerliebsten Schwester die vierte Staffel Queer as Folk geschaut.

Mikey und Ben, ihres Zeichens glückliches homosexuelles Paar, haben da ja den inzwischen gar nicht mehr so unerträglichen Hunter (ich wollte schon wieder Connor schreiben …) bei sich aufgenommen, und nach einem Besuch im Einkaufszentrum kam Mikey mit einer von Hunter geschenkten CD zurück, legte sie in den CD-Player und tanzte mit Ben zu REO Speedwagons „I can’t fight this feeling“.

Ich HÖRE die Zeichen!
 

Und: *krach* *bumm* *dengel*

Über 4000 Kommis! Ööööööiiiiiiiiiiiiiii!!!

*dusel*
 

Jetzt wünsch ich euch viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Das muss ein Zufall sein!“

Dean schloss nachdrücklich ihre Zimmertür hinter sich, und Sam drehte sich ungeduldig zu ihm um.

„Zufall? Du hast doch selbst gesagt, dass wir schon mal hier gewesen sind … dass Dad ungewöhnlich guter Dinge war – Und Heather sieht Mom ähnlich! Was ist, wenn John Leias Vater ist? Was, wenn ich eine Schwester habe?“

Sam konnte sehen, wie sich alles in Dean dagegen sträubte, diese Möglichkeit zuzulassen.

„Niemals“, hörte er ihn auch prompt mit reichlich Nachdruck in der dunklen Stimme sagen. „John hätte Mom – Mary nie betrogen! Du weißt doch, dass er nie eine andere Frau angesehen hat!“

„Weiß ich das?“ Sam schüttelte unsicher lächelnd den Kopf.

„Ich war damals vier Jahre alt, Dean – Mom war seit vier Jahren tot. Glaubst du im Ernst, Dad hat den Rest seines Lebens als Mönch verbracht?

Vielleicht hat er nie wieder eine Frau so sehr geliebt wie Mom, aber ich weigere mich zu glauben, er habe nach ihrem Tod nie eine andere Frau angefasst. Das Leben als Jäger ist auch so hart genug.“

Dean schnaubte wütend, zog seine Jacke aus und warf sie zu Boden.

„Und was willst du jetzt tun? Leia erzählen, dass du ihr großer Bruder bist? Denkst du, John war der einzige Witwer, der hier je abgestiegen ist? Wie hoch ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass er Leias Vater ist? Vielleicht hat der Typ Heather auch einfach angelogen und seine Frau betrogen, während seine Söhne auf dem Zimmer auf ihn gewartet haben. Es gibt genug Schweine, die sowas machen würden!“

Dean begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu laufen, und Sam verschränkte die Arme vor der Brust.

„Dean“, Sam klang gleichzeitig erschöpft und ungeduldig, „sträubst du dich nur deswegen so sehr gegen die Möglichkeit, ich könnte eine Schwester haben, weil es deiner Meinung nach Moms Andenken entehren würde … oder weil du den Gedanken nicht erträgst, dass diesmal ich derjenige bin, der jemanden gefunden hat?“

Deans Schritte verstummten und er blieb stehen, aufrecht und reglos, die breiten Schultern so gewaltsam ruhig gehalten, dass Sam die gespannten Muskelstränge an seinem Hals sehen konnte.

„Wie bitte?“, fragte Dean kalt, starrte Sam direkt in die Augen, und Sam musste seinem Blick ausweichen und zu Boden sehen. „Entschuldige.“

Er hörte, wie Dean sich wieder in Bewegung setzte, spürte seine Wärme, als er plötzlich hinter ihm stand, und doch zuckte Sam beinahe zusammen, als sich Deans Arme um seine Mitte schlangen.

„Du glaubst, sie ist deine Schwester?“, hörte er Deans ausdruckslose Stimme an seinem Ohr, und Sam biss sich auf die Unterlippe und nickte.

„Ich hatte von Anfang an ein komisches Gefühl bei ihr. Und du hast selbst gesagt, dass sie dich an John erinnert.“

Sam konnte Deans Gesicht quasi vor sich sehen, wie er die Stirn runzelte, die Augen schloss, leicht den Kopf schüttelte und sich schließlich geschlagen gab – für ihn.

„Was willst du jetzt tun?“, fragte Dean ihn mit einem gottergebenen Unterton, der Sam gleichzeitig aufregte und glücklich machte, und er drehte sich in Deans Armen zu ihm um, lehnte seine Stirn an Deans und atmete tief durch.

„Ich denke, ich werde mit Heather reden müssen.“

Dean erwiderte nichts, hielt die Augen weiter geschlossen, atmete tief durch, dann nickte er.

„Alles klar. Aber jetzt lass uns erstmal schlafen gehen.“
 

Der nächste Morgen kam in Deans Augen viel zu früh, noch dazu begleitet von unerbittlichem Hämmern gegen ihre Motelzimmertür.

Er grunzte unzufrieden, rollte sich auf den Bauch, störte sich nicht daran, dass er damit Sam halb unter sich begrub, und rubbelte mit seiner kalten Nase einmal hingebungsvoll über Sams warme Haut.

„Ich weiß genau, dass ihr da seid, also steht gefälligst auf!“, dröhnte Bobbys Stimme durch das vergleichsweise dicke Holz, und Dean stöhnte gefrustet auf.

„Es ist noch dunkel!“, ereiferte er sich erbost.

„Nur bei euch im Zimmer!“, gab Bobby unbeeindruckt zurück, dann ereignete sich ein mittelschweres Erdbeben auf dem Bett, Sam rüttelte Dean von sich runter, stand auf, schlüpfte in seine Jeans, die er am vergangenen Abend auf dem Fußboden neben dem Bett zurückgelassen hatte, und ging zur Tür.

„Dein Arbeitseifer in allen Ehren“, sagte er anstelle einer Begrüßung zu Bobby, „aber manche Menschen brauchen ihren Schönheitsschlaf.“

Bobby erfasste mit einem Blick, dass Sam nicht unbedingt guter Laune war, drückte ihm präventiv einen von zwei großen Kaffeebechern, die er bei sich hatte, in die Hand und schob sich durch die Tür.

„Mike und Tom waren gestern noch fleißig, und haben rausgefunden, dass sich absolut nicht rausfinden lässt, wohin der antike Plüschbär verschwunden ist, und wo sich seine Anhänger zusammenrotten. So langsam gehen mir die Ideen aus.“

Bobby warf einen flüchtigen Blick auf Dean, der sich seit seinem Eintreten kein Stück gerührt hatte, und Sam, ihm und dem Rest der Welt nach wie vor den in Shorts gehüllten Hintern entgegen reckte.

„Steh auf!“

Dean grunzte, wühlte sich auf den Rücken, und blinzelte müde zu ihm auf.

„Du stürmst hier ungebeten rein, störst unsere morgendlichen Rituale, bringst nichts als kalte Luft mit rein, und dann hast du nichtmal was Wichtiges zu erzählen?“

Dean rieb sich über das müde Gesicht, warf einen flüchtigen Blick auf Sam, der ein kleinwenig abweisend und mit vor der nackten Brust verschränkten Armen vor der Tür zum Bad stand, und grinste gezwungen.

„Sammy, schmeiß ihn raus.“

Bobby zog beide Augenbrauen in die Höhe, blickte von Dean zu Sam und wieder zu Dean, dann runzelte er die Stirn.

„Was ist passiert?“

Er reichte Dean den zweiten Kaffeebecher, den er mitgebracht hatte, erntete ein müdes „Danke“, aber keine Antwort, und baute sich demonstrativ mitten im Zimmer auf.

„Was hab ich verpasst?“

Dean zog sich aus der Affäre, indem er sich seinem Kaffee widmete, und Sam machte alles in allem einen derartig abweisenden Eindruck, dass Bobby, sonst eher unempfindlich gegenüber der Anwandlungen seiner beiden Jungs, ein kleinwenig unbehaglich zumute wurde.

„Ich möchte wirklich nicht darüber reden“, äußerste Sam sich schließlich, schlang seine Arme um seinen nackten Oberkörper, und schaffte es irgendwie, nicht wie ein knapp zwei Meter großer Gigant auszusehen.

Es wurde unnatürlich still im Zimmer, bis Dean anfing, seinen Kaffee mit unangemessener Hingabe zu schlürfen, und Bobby seufzte und rückte sich seine Mütze zurecht.

„Ok. Ich geh wieder. Meldet euch bei mir, wenn ihr das geklärt habt.“

Bobby stapfte aus dem Zimmer, schloss die Tür etwas lauter als nötig hinter sich, und Dean rührte sich noch immer nicht und trank weiter in aller Gemütsruhe seinen Kaffee.

„Jetzt denkt er bestimmt, wir hätten uns gestritten“, stellte Sam leise fest, Dean zuckte mit den Schultern, schluckte und nickte, und stellte seinen Kaffeebecher auf dem Nachttisch ab.

„Haben wir ja auch.“

Sams Kopf ruckte hoch, und er starrte Dean ungläubig an. „Das gestern Nacht war kein Streit, das war eine Diskussion.“

Dean war anzusehen, dass er den Unterschied nicht wirklich anerkannte, und Sam schob unbewusst die Unterlippe vor.

„Wir haben uns NICHT gestritten!“, wiederholte er nachdrücklich, und diesmal zog Dean es vor, durch keinerlei fehlzuinterpretierende Reaktion Sams Unwillen auf sich zu ziehen.

Das war zumindest der Plan, aber Deans Pläne funktionierten nicht immer so, wie er sich das gedacht hatte.

„Gut, wir haben uns nicht gestritten. Was immer du sagst. Wann willst du mit Heather reden?“

Eigentlich funktionierten sie fast nie so, wie Dean sich das gedacht hatte.

„Was immer ich sage? Nimmst du mich jetzt überhaupt nicht mehr ernst?“

Sam schüttelte den Kopf, das Haar fiel ihm in die Stirn und vor die Augen, aber Dean brauchte nicht erst ihren Ausdruck zu sehen, um zu wissen, dass sein Plan so glorreich schief gelaufen war, wie nur irgend möglich.

„Aber wieso wundere ich mich eigentlich, du nimmst ja nichtmal meine Visionen ernst genug, um dir Sorgen zu machen …“

Das war dann doch ein wenig viel, und Dean stand so ruckartig auf, dass Sam vor ihm zurückschrak.

„Ok, das reicht! Nur weil ich nicht in Tränen ausbreche, weil du mal wieder meinen Tod vorhergesehen hast, heißt das nicht, dass ich mir keine Sorgen mache! Außerdem versuch ich immer noch, in meinen Kopf zu bekommen, dass offensichtlich tatsächlich ALLES, was ich jemals als selbstverständlich betrachtet habe, nichts als eine riesen LÜGE war.

Du bist nicht mein Bruder, John ist nicht mein Vater, und wenn du Recht hast – so wie du immer Recht hast – dann war nichtmal seine Liebe zu Mom so groß, wie ich immer gedacht habe, und du hast neuerdings eine Schwester!

Vielleicht brauch ich ein wenig Zeit, das alles zu verarbeiten!“

Dean war laut geworden, sehr laut, und als Sam endlich den Kopf hob und ihn ansah, kaute er schuldbewusst auf seiner Unterlippe herum.

„Entschuldige“, murmelte er kaum hörbar, und Dean schnaubte gereizt, schob ihn beiseite und öffnete die Tür zum Bad.

„Ich gehe jetzt duschen. Es steht dir frei, mir Gesellschaft zu leisten.“

Er ließ die Tür offen stehen, und Sam konnte hören, wie er sich hinter ihm auszog und die Tür der Duschkabine öffnete.

Die Situation war zweifellos ein wenig angespannt zwischen Dean und ihm, aber die Versuchung, das alles für einen Moment hinter sich zu lassen, und gemeinsam mit Dean zu duschen, war zu groß, als dass Sam ihr hätte widerstehen können.

Er ließ langsam die Arme sinken, die er noch immer in einer instinktiven Abwehrhaltung vor der Brust verschränkt hatte, und drehte sich zu der offenen Badezimmertür um.

Der Anblick, mit dem er dafür belohnt wurde, ließ ihn die kühle Luft, die Bobby mit ins Zimmer gebracht hatte, sofort vergessen, und er sah, wie Dean sich ein Lächeln verbiss, als er eilig zu ihm ins Bad kam und sich ebenfalls auszog.

Das Badezimmer war vergleichsweise groß, entsprechend geräumig war auch die Duschkabine, und Sam und Dean hatten wohl zum ersten Mal genug Platz, um eine gemeinsame Dusche auch wirklich so zu genießen, wie sie es geplant hatten.
 

Das warme Wasser rann an ihren aneinander gepressten Körpern hinab, und Sam schloss einen Moment lang die Augen, als Dean die Hand ausstreckte und die Temperatur noch ein wenig höher regelte.

„Warum hast du Bobby nicht erzählt, dass du glaubst, eine Schwester zu haben?“, fragte er in dem unschuldigsten Tonfall, den man sich vorstellen konnte, während seine rauen Hände Sams Rücken auf und ab glitten, und Sam weigerte sich, die Augen zu öffnen, während er antwortete.

„Weil ich nicht weiß, ob ich Recht habe.“

„Das hält dich sonst auch nicht davon ab, dich zu Wort zu melden“, bemerkte Dean trocken, beugte sich vor, und ließ seine Lippen über Sams Hals gleiten. „Oder hast du es dir inzwischen anders überlegt, was Prinzessin Leia angeht?“

Sam stöhnte leise auf, legte den Kopf in den Nacken, um Dean besseren Zugang zu seinem Hals zu verschaffen, Dean biss sanft zu, und ihm versagte einen Moment lang die Stimme, so dass er nicht antworten konnte.

„Nein, habe ich nicht“, brachte er schließlich ein wenig zittrig hervor, presste sich enger an Dean heran, und nutzte seinen Größenvorteil, um den Älteren an die Wand in seinem Rücken zu drängen.

„Aber völlig egal, ob sie sich als meine Schwester herausstellt oder nicht -“, Dean begann, an Sams Hals zu knabbern, und Sam japste, und ihm entfiel kurzzeitig, was er hatte sagen wollen.

„Das wird nichts an unserer Beziehung ändern?“, riet Dean wild ins Blaue hinein, und Sam schaffte es gerade eben noch so, zu nicken, bevor Dean seinen Hintern packte und ihm die Knie weich wurden.

„Das will ich doch schwer hoffen“, murmelte Dean gegen Sams Hals, biss erneut sanft zu, und ging dazu über, Sams Hintern nach Gutdünken zu kneten. „Auch wenn ihre Verwandtschaft zu dir und John so Einiges erklären würde …“

Dean ging nicht weiter ins Detail, Sam fragte nicht nach – er konnte sich in etwa denken, worauf Dean hinaus wollte – und presste seine Lippen auf Deans.

Nichts war mit dem Gefühl warmer Zufriedenheit zu vergleichen, das Sam noch immer verspürte, wenn Deans Mund sich für ihn öffnete, und er unterdrückte ein Seufzen, als seine vorsichtig tastende Zungenspitze Deans berührte.

Er lehnte sich schwerer an Dean, hielt unwillkürlich die Luft an, weil Deans Arme sich im gleichen Moment fester um ihn schlossen, und Sam konnte sich nicht helfen, er liebte es, von Dean so festgehalten zu werden.

So oft ihm das Universum auch vorzuschreiben versuchte, dass er stets Stärke bewahren musste, niemals schwach sein durfte – in Deans Armen wurden sämtliche Vorschriften, die ihm das Universum zu machen versuchte, nicht nur außer Kraft gesetzt, sie wurden gänzlich vergessen.

Sam spürte, wie Dean den Mund noch ein wenig weiter für ihn öffnete, und er ließ seine Zunge hinein tauchen, presste seinen ganzen Körper gegen Deans und stöhnte überwältigt auf, als Deans geschickte Finger zwischen seine Pobacken glitten, im gleichen Moment, da er an seiner Zunge zu lutschen begann.

Sanfte Augen lügen nicht

Samstag!
 

Am vergangenen Deanstag habe ich mir mit Kinka zusammen Hellboy II angesehen – und für gut befunden – und weil die Kinka und ich erwachsene, volljährige und wahlberechtigte Menschen sind (in der Reihenfolge) haben wir diesem Sehvergnügen auch den entsprechenden Ernst entgegen gebracht, keinerlei Vergleiche zwischen großen roten Männern und Jared angestellt, und uns auch keineswegs gewünscht, dass in Hellboy VII Jared seinen Sohn spielt.

Ich mein, stellt euch das mal vor!

Jared als Ron Pearlmans rosafarbener Sohn!

Auf seiner Stirn haben die Hörner auch mal voll Platz, und wenn ich mir JT mit Schwanz vorstelle – Jesus, Maria und Josef!

Und weil das ja zwei Kinder werden sollen, haben Kinka und ich auch gleich überlegt, wer denn das zweite Baby/Kind/Teufelsbalg portraitieren soll, und meine wichtigste Überlegung war: „Wer ist denn noch schön groß?“

Tom Welling ist noch schön groß!

Kann mir das auch total gut vorstellen, wie Jared, das Papa-Kind, in seiner tollpatschigen Art immer alles kaputt macht, und Tom, der eher nach Mutti kommt und ab und zu mal in Flammen aufgeht, gemeinsam mit Selma Blair über Vaddi und Bruder genervt den Kopf schüttelt.

ICH würde den Film gucken. Aber mal total!
 

Habe gestern außerdem den Tintenherz-Film gesehen, und werde meine fundierte Meinung dazu am nächsten Deanstag kundtun.

Das muss ich jetzt erstmal sacken lassen.

Aber ich mag Farid. Sehr. Liebe Güte.
 

(Als Randbemerkung: Ich habe Kinka am Deanstag innerhalb von 12 Minuten im Mensch Ärger Dich Nicht geschlagen. Und danach noch mal etwas langsamer, mit einem fabelhaften Sprint-Finish. Ich hätte Lotto spielen sollen, am Deanstag!)
 

Jetzt muss ich hier mal noch etwas wundern, wie relativ positiv die Idee von euch aufgenommen wurde, dass Sam möglicherweise eine Halbschwester hat.

Ich wär schon längst schreiend weggerannt.

Hab euch so lieb, dass glaubt ihr gar nicht!
 

Grüße gehen an die yuna_16, die sich zu uns auf mein Traumschiff gesellt hat.

Willkommen! (Hast du Tidus mitgebracht? Wakka oder Auron wären mir noch lieber!)

Ich empfehle den Frou Frou als Cocktail der Woche – schmeckt schön nach Banane!
 

moko-chan
 


 

„Ähm, Sam, vielleicht solltest du noch mal kurz drüber nachdenken, wie du -“

Dean brach beleidigt ab, als Sam ihn wie einen Sack Kartoffeln vor ihrer Zimmertür stehen ließ und auf Heather zueilte, die soeben mit Einkaufstüten beladen die Straße überquerte.

Sie lächelte, als sie ihn sah, wirkte jedoch ein wenig gestresst, und Dean fragte sich unwillkürlich, ob Sam möglicherweise tatsächlich Recht haben könnte, was sie und John betraf.

Es ging zwar nach wie vor nicht in seinen Kopf, dass John tatsächlich je mit einer anderen als Mary das Bett geteilt hatte, aber wenn er ganz ehrlich war, wäre es selbst für John ein wenig viel verlangt gewesen, den Rest seines Lebens asketisch zu verbringen.

Dean durfte inzwischen beobachten, wie Sam Heather eine ihrer Einkaufstüten abnötigte, und dann noch eine, um sie ihr ins Haus zu tragen, und setzte sich seufzend in Bewegung.

Sam hatte offenbar den unumstößlichen Entschluss gefasst, genau jetzt mit Heather zu sprechen, und auch, wenn Dean nicht wirklich anwesend sein wollte, während Sam mit ihr über die Frucht ihrer Lenden und die entsprechende Bestäubung diskutierte, konnte er schlecht wegbleiben; die Folgen dieses Gespräches würden schließlich auch ihn betreffen.

Er folgte den Beiden ins Gebäude und ignorierte mit einer Gemütsruhe, die jahrelanger Übung entstammte, Bobbys rufende Stimme aus einiger Entfernung.

Was auch immer Bobby gerade wollte, musste bis später warten.

Heather wirkte ein wenig überrascht, als er sich zu ihr und Sam in die Küche gesellte, begrüßte ihn jedoch mit einem freundlichen Nicken, ging über sein uneingeladenes Eindringen kommentarlos hinweg, und wandte sich wieder Sam zu, während sie ihre Einkäufe in den zahlreichen Küchenschränken verstaute.

„Du wolltest mit mir über Leia sprechen?“

Sam nickte, und Dean bildete sich ein, ihn noch nie derartig nervös gesehen zu haben.

Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, wo er anfangen sollte, und da Dean sich in dieser Angelegenheit als einigermaßen unbeteiligt betrachtete, zögerte er kurz, bevor er sich räusperte.

„Sie hat uns gestern Abend von ihrem Vater erzählt“, teilte er Heather einigermaßen indifferent mit, erwiderte Sams vorwurfsvolles Starren aus zu grünen Schlitzen verengten Augen und zuckte leicht mit den Schultern.

„Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an uns erinnern, aber wir waren vor Jahren schon einmal hier – mit unserem Vater – und Sam redet sich ein, Leias Bruder zu sein.“

Heather hielt darin inne, ihre Einkaufstüten zu leeren, ihre Augen weiteten sich, und sie drehte sich zu ihnen um und musterte Sam einen Moment lang so intensiv, dass Dean unwillkürlich die Zähne zusammenbiss.

Dann wandte sich ihr Blick ihm zu, und ihre Stirn furchte sich nachdenklich.

„Sam und Dean … Ihr seid Johns Jungs?“

Deans Unterkiefer zeigte spontan Tendenzen, gen Küchenboden zu streben, und er starrte Heather eine ganze Zeit lang mit offenem Mund an, ohne ihr eine Antwort geben zu können.

Sam schien es da nicht großartig anders zu gehen, und Heather fühlte sich schließlich bemüßigt, die Sachlage aufzuklären.

„John Winchester? John Winchester ist euer Vater?“

Dean nickte sprachlos, und Heather schien etwas anderes einzufallen.

„Ihr seid Brüder?“

Sie klang ein wenig verstört, und Dean schaffte es gerade eben so, die Hand zu heben, ganz wie damals in der Schule, wenn er sich dazu herausgefordert gefühlt hatte, eine seiner seltenen Wortmeldungen abzugeben.

„Adoptiert.“

Heather schüttelte den Kopf, presste einen Moment lang beide Hände an ihre Schläfen, als versuche sie, ihren Verstand im Schädel zu halten, dann wurde ihr Gesichtsausdruck plötzlich streng.

„Ihr habt mir eine falsche Kreditkarte angedreht!“

Dean spürte, wie seine Wangen heiß wurden – er erinnerte sich nur zu gut an Leias Bemerkung, ihre Mutter habe eine Winchester in der Speisekammer – da meldete sich endlich Sam zu Wort, der bisher recht schweigsam in der Gegend herumgestanden hatte.

„Wir haben das mit Leia geklärt. Ein Freund von uns übernimmt die Rechnung.“

Damit lehnte er sich ein wenig weit aus dem Fenster – Mike wusste schließlich noch nichts von seinem Glück – aber Dean sagte nichts dazu.

In Sams Gesicht spiegelten sich unzählige Emotionen, von Freude über Unsicherheit bis hin zu Furcht, und er machte einen unwillkürlichen Schritt auf Heather zu, schien dann jedoch nicht zu wissen, was er tun sollte.

Sie nahm ihm die Entscheidung ab, schloss impulsiv die Lücke zwischen sich selbst und Sam, um ihn fest zu umarmen, und Dean beobachtete mit einem Anflug von unangebrachter Eifersucht, wie bereitwillig Sam ihre Umarmung erwiderte.

Er biss die Zähne zusammen und nahm sich vor, sich nichts anmerken zu lassen, dann ließ Heather Sam los und blickte unsicher zu ihm hinüber, bevor sie sich in Bewegung setzte und ihn ebenso fest umarmte, wie zuvor Sam.

Dean hatte angenommen, es würde sich merkwürdig anfühlen, von ihr umarmt zu werden, stattdessen ertappte er sich dabei, wie er die Augen schloss, und wusste im Nachhinein nicht, ob und wie viele Punkte er sich dafür von der Männlichkeitsskala abziehen sollte.
 

„Was hab ich verpasst?“, fragte Liz, die unbemerkt dazu gekommen war, mitten in seine Verwirrung hinein, maß ihre Tochter mit einem anerkennenden Blick, der sie offensichtlich dazu beglückwünschen sollte, Sam und Dean in ihre Küche gelockt zu haben, dann entdeckte sie Sams hinreißend verwirrtes Gesicht und runzelte die Stirn.

„Tochter, was treibst du hier mit den Beiden? Die sehen ja aus, als hättest du sie stundenlang durch die Mangel gedreht!“

Heather quittierte den Scherz ihrer Mutter mit einem leidgeprüften Seufzen, zögerte jedoch nicht, eine wahrheitsgetreue Antwort abzugeben.

„Sam hier ist offenbar Leias großer Bruder. Er und Dean sind Johns Söhne. Ich nehme an, du erinnerst dich noch an die Beiden?“

Man konnte sehen, wie es hinter Liz’ Stirn zu arbeiten begann, und bevor sie zu den gleichen, verwerflichen Schlüssen kam, wie zuvor ihre Tochter, hob Dean erneut die Hand. „Adoptiert.“

„Ja, ich dachte mir schon sowas“, erwiderte Liz überraschend heiter, langte zu ihm hinauf und tätschelte seine Wange. „Ich erinnere mich sehr gut an euch. Du warst ein schrecklicher Lausebengel, mein Lieber.“

Dean grinste reuig, und Liz wandte sich Sam zu.

„Und du hast dich genau so prächtig entwickelt, wie ich es John vorhergesagt habe. Der sture Bock hat doch tatsächlich immer darauf bestanden, du kämst mehr nach deiner Mutter, dabei bist du ganz eindeutig mehr nach ihm geraten. Dein Vater muss stolz auf dich sein.“

Stille trat ein, Dean und Sam tauschten einen unbehaglichen Blick, und Heather kniff die Augen zu und schluckte hart.

„Er … lebt nicht mehr?“, fragte sie, als habe sie sich bereits mit dem Gedanken abgefunden, und Sam bejahte leise.

„Das lässt sich nun leider nicht mehr ändern“, bemerkte Liz praktisch, ging zu ihrer Tochter hinüber und fasste sie sanft am Arm. „Auch wenn es schade um ihn ist. Er war ein guter Mann.“

„Das war er wirklich“, stimmte Heather ihr leise zu, schlug die Augen wieder auf, machte sich gerade und atmete tief durch.

„Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich könnte jetzt einen Drink vertragen.“
 

„Wie – Schwester?“

Bobby tauchte so eilig hinter seiner Zeitung auf, dass Dean versucht war, zu lachen, und auch Mike und Tom wirkten ehrlich überrascht, konnten mit Bobbys geradezu geschockter Miene jedoch nicht ganz mithalten.

Dean hatte sich zu den Dreien in den Diner – ihre neue Zombiekuscheltierbekämpfungszentrale – gesellt, um anzukündigen, dass er und Sam sich einen Tag lang von der Recherche frei nehmen würden, und als Bobby nach einem rechtfertigenden Grund dafür gefragt hatte, hatte Dean ihm eine ehrliche Antwort geliefert.

„Die große Brünette ist Sams Schwester?“, hakte Mike ungläubig nach, Dean nickte, und Bobby bekam endlich seine Gesichtszüge wieder aufs Gleis.

„John hat eine Tochter?“

„Offensichtlich“, erwiderte Dean trocken, schob die Hände in seine Jackentaschen und zuckte mit den Schultern.

„Sam zumindest ist davon überzeugt, und nachdem, was ich bisher gehört habe, stelle ich es auch nicht mehr unbedingt in Frage. Alle Puzzelteile passen zusammen, und -“

„Was ist, wenn sie lügen?“, unterbrach Bobby ihn mitten im Satz, und Dean zuckte erneut mit den Schultern.

„Wieso sollten sie?“

Darauf wusste Bobby keine Antwort, und Dean schickte sich zum Gehen an, dann fiel ihm noch etwas Anderes ein.

„Ach, Mike – Sam hat Leia versprochen, dass du unsere Rechnung übernimmst.“

Mike machte sich ruckartig gerade, verengte die Augen und blickte Dean durchdringend an.

„Hat er das, ja?“

Dean nickte grinsend, und wechselte das Thema, bevor Mike auf die Idee kommen konnte, ihnen finanzielle Hilfe zu verweigern.

„Falls ihr was Wichtiges zum Fall herausfinden solltet – Sam und ich sind bei den Damen zum Mittagessen eingeladen.“

Die Tür fiel hinter ihm zu, Bobby, Mike und Tom blickten sich einen Moment in perplexem Schweigen an, dann kam Ethel an ihren Tisch und schenkte ihnen Kaffee nach, was Mike äußerst effektiv daran hinderte, sich über die schamlose Art aufzuregen, in der die Winchesters über sein Geld verfügten.

„Ich hab zufällig gehört, was er gesagt hat“, begann sie, ohne auch nur einen Hauch von Schuldbewusstsein darüber zu verströmen, dass sie zweifellos gelauscht hatte. „Und falls es euch beruhigt: Ich erinnere mich noch an den jungen Mann, dem wir Leia verdanken – und genauso an seine zwei Söhne. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass Heather euren zwei Freunden die Wahrheit erzählt hat.“

Tom bedankte sich bei ihr, Bobby, Mike und ihn in dieser Hinsicht beruhigen zu wollen, Mike erwähnte lobend ihre deutlich gesteigerten Kaffeekochkünste, und Bobby entschloss sich zu würdevollem Schweigen.

„Ich begreif zwar nicht ganz, wie das alles zusammenpasst“, meinte Mike schließlich nachdenklich, nachdem Ethel hinter ihren Tresen zurückgekehrt war, „aber ich freu mich für Sam.“

Tom stimmte ihm zu, Bobby enthielt sich auch diesmal einer Antwort, und so langsam kam Mike das bedenklich vor.

„Meinst du, da ist was im Busch?“, erkundigte er sich vorsichtig, und daran, wie Bobbys Stirn sich furchte, konnte man, wenn man denn wollte, ein „Ja“ ablesen.

„Was soll denn da im Busch sein?“, fragte Mike also direkt hinterher, und als Bobby sich schon wieder zu weigern schien, eine Antwort abzugeben, war er kurz davor, mit der Faust auf den Tisch zu hämmern.

„Sag schon, alter Mann!“, forderte er ungeduldig, und Tom an seiner Seite blinzelte verdutzt, als er Bobby grinsen sah.

„Ich wundere mich lediglich“, äußerte Bobby sich endlich, „wo diese Bengel mit einem Mal all ihre Verwandtschaft hernehmen. Jahrelang ziehen die Zwei einsam und verlassen durch die Lande, und plötzlich schütteln sie Cousins, Tanten, Onkel und Schwestern aus dem Ärmel, dass einem ganz schwindlig wird.“

Bobby trank einen Schluck Kaffee, orderte mit einem kurzen Winken in Richtung Ethel einen Teller Rührei, und widmete sich wieder in aller Ruhe seiner Zeitung.

Irgendwie musste dieser dämliche Fall ja schließlich zu lösen sein.
 

„Wann können wir mit ihr rechnen?“

Dean ließ sich am Esstisch der Damen Masters nieder, sah fragend zu Liz auf und störte sich nicht an dem alles andere als großmütterlichen Blick, mit dem sie darauf reagierte.

So suspekt ihm die Angelegenheit mit Sams neu gefundener Schwester auch noch immer war, Leias Mutter und Großmutter hatte er vom ersten Augenblick an gern gehabt – auch wenn er das in dieser Form natürlich niemals zugeben würde.

„Das kann ich dir leider nicht sagen, mein Süßer“, antwortete Liz mit einem Zwinkern. „Aber allzu lange dürfte sie eigentlich nicht mehr brauchen. Soweit ich weiß, wollte sie sich nur ein paar neue Bücher aus der Bücherei holen.“

Dean nickte, fand, dass die Büchersache ein relativ unumstößlicher Beweis für die Verwandtschaft zwischen Sam und Leia sei, und wandte seine Aufmerksamkeit Heather und Sam zu, die seit geraumer Zeit dabei waren, Erinnerungen über John auszutauschen.

Er fand es ein wenig verwunderlich, wie gut sein alter Herr dabei wegzukommen schien, aber Sam konnte ja schlecht gleich am ersten Tag all das bei Heather abladen, was ihn je an John aufgeregt hatte.

Das Klappen der Haustür deutete an, dass Leia den Heimweg gefunden hatte, kurz darauf verkündete ihre Stimme im Hausflur das Gleiche, als sie jedoch in die Küche kam, blieb sie so abrupt im Türrahmen stehen, dass kein Zweifel darüber bestehen konnte, dass sie nicht allzu erfreut war, Sam und Dean zu sehen.

„Bei aller Liebe“, setzte sie dann auch gereizt an, „aber irgendwann ist auch mal gut! Was machen die Zwei schon wieder hier?“

Dean fiel wieder ein, wie abrupt er und Sam sich am vergangenen Abend aus der Küche geflüchtet hatten, ohne Leia auch nur die geringste Erklärung abzugeben, und das, nachdem sie ihnen ihr Herz über ihren unbekannten Vater ausgeschüttet hatte.

Da war es jetzt vielleicht ein ganz klein wenig verständlich, wenn sie ernstlich ein wenig verstimmt war.

„Wir haben die Zwei zum Mittagessen eingeladen“, erwiderte Liz, die die Stimmung ihrer Enkeltochter nicht allzu ernst zu nehmen schien, und forderte Leia mit einer energischen Geste auf, sich gefälligst zu setzen.

Leia warf einen leidgeprüften Blick gen Zimmerdecke, ließ sich am Esstisch nieder und tat so, als bemerke sie nicht, wie Sam sie anstarrte.

„Deine Mutter hat dir was zu sagen“, läutete Liz schließlich das unausweichliche Gespräch ein, und Leia zog die Augenbraue in die Höhe, ließ ihren durchdringenden Blick zwischen Sam und ihrer Mutter hin und her wandern und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ist er nicht ein wenig jung für dich, Mom?“, fragte sie dann spöttisch, grinste, als sie sah, wie Dean sich verfärbte, und kam damit einem Gefühlsausbruch seinerseits zuvor.

Heather verdrehte die Augen über ihre Tochter und deren entarteten Sinn für Humor, blieb mit Sam an der Küchenzeile stehen, sammelte sich kurz, und dann sagte sie es einfach.

Es dauerte lange, bis Leia die Geschichte ihrer Mutter zu glauben bereit war – sie schien sie für einen verspäteten Aprilscherz zu halten – als sie dann aber begriffen hatte, dass weder ihre Mutter noch Sam in dieser Angelegenheit zu Scherzen aufgelegt waren, blieb sie einen Moment lang ganz still sitzen, musterte Sam aus ihren großen braunen Augen, als sehe sie ihn zum ersten Mal, dann zuckte sie mit den Schultern.

„Na, von mir aus.“

Mein Bruder ist ein Einzelkind

Halli-hallo-hallöchen!
 

Bevor ich das wieder vergesse:

WERBUNG

Hiermit bewerbe ich ganz energisch die in unserem Greifswalder Hexenzirkel entstandene Fanfiction! Veröffentlicht haben hier auf Mexx bisher Hope_Calaris, Bufera und meine Wenigkeit.

Wer also Interesse an plüschiger J2 (Jared/Jensen) FanFic hat, möge zur Lektüre schreiten!

WERBUNG ENDE
 

So, hier also mein versprochener Bericht über Tintenherz.

All jene, die ihr das Buch (noch) nicht gelesen habt – Ich wünsche euch viel Spaß.

Vom filmischen Aspekt her … also, ohne Kenntnis der Lektüre … ist das ein schönes, amüsantes Machwerk, das man sich durchaus anschauen kann.

Dass Paul Bettany sich auszieht, tut auch keinem weh. Hübsche Hüftknochen.

Außerdem sind er und Brendan Fraser BEIDE so fabelhaft groß, dass sie sowieso über jeglicher Kritik stehen. (Füße hoch, Flachwitz.)

Ich finde das Mädchen, mit dem sie Maggie besetzt haben, vielleicht ein kleinwenig zu alt – da ich sie im Buch zu jung gefunden habe, ist das allerdings nicht weiter schlimm.

Farid war so herzerweichend paddelig, dass man ihn nur mögen kann, und Helen Mirren hat sich wirklich große Mühe gegeben, aus ihrer Rolle so viel wie nur möglich herauszuholen.

Insgesamt war mir der Film etwas zu lustig – und das mir, holt eure Handtücher – und mit Spezialeffekten überladen, aber das ist wohl die amerikanische Filmkrankheit.

Ich hätte mir etwas mehr … düsteres Drama gewünscht, und etwas weniger Zauberer von Oz.

(Kennen die Amerikaner Peter Pan wirklich nicht? Immerhin gibt’s da sogar ne Disney Version von! Andererseits wäre ohne den Zauberer schwerlich ein Haus aus Kansas vom Himmel gefallen, samt Schild: Topeka, Kansas – ich bin fast gestorben!)

Jedenfalls konnte ich mich, nachdem mir endlich eingefallen war, woher ich Staubfingers Synchronstimme kenne (Owen Wilson), entspannen und den Film genießen.

Andy Serkis ist ein gruseliger, gruseliger Mann – zumindest in seinen Rollen – und ich glaube, ich möchte den Film noch mal im Original und ohne Synchro sehen, um mir eine endgültige Meinung bilden zu können.

Bisheriges Fazit: Der Slash war herrlich.
 

Mehr Filmisches:

Habe am letzten Samstag mal wieder Herkules gesehen – den von Disney.

Öhöm.

In dem Film ist der Eine groß, muskulös und einigermaßen plüschig (seine Freundin ist – zumindest zwischenzeitlich – tot), der Andere ist kleiner und hat O-Beine (und knutscht zum Schluss mit der … ähem … Blondine rum), und der Oberbösewicht hat gelbe Augen.

Ich bin fast gestorben.

Ich SEHE die Zeichen!

One manly tear!
 

Zur Geschichte:

Ich nehme euch das keineswegs übel, wenn ihr den momentanen Handlungsbogen nicht mögt.

Er ist selbst mir ein wenig suspekt, und hätte ich das nicht selbst geschrieben, würde ich es ganz bestimmt nicht lesen. (Faszinierend, oder?)

Andererseits ist die Geschichte inzwischen so lang, dass ich einfach mal behaupte, dass es geradezu unmöglich ist, das man ALLES daran mag.

Dieser Handlungshase wurde mir von der guten irrce anvertraut, und ich gebe zu, dass ich ihn ein Weilchen mit mir herumgetragen habe, bevor ich bereit war, ihn laufen zu lassen.

Jetzt hoppelt er allerdings fröhlich durch die Geschichte, und ich bin gespannt, was er noch für Haken schlagen wird.

Ich würde mich freuen, wenn die Zweifler unter euch trotzdem weiter lesen, schließlich hat jeder Handlungsbogen einmal ein Ende, und vielleicht gefällt euch das, was danach kommt, wieder besser.
 

Ich grüße an dieser Stelle ganz herzlich die neue Irre auf meinem Traumschiff – ihre Worte, nicht meine: animegirl_72!

Herzlich willkommen!

Ich stimme dir voll und ganz zu, ich kenne sonst auch keine FanFic, die so viele Kapitel hat, und wenn ich im Livejournal rumgeistere und auf der Suche nach … Inspiration bin, weigere ich mich auch strikt, etwas zu lesen, das mehr als drei Kapitel hat.

Ich versteeeh einfach nicht, wie man so lange FanFics schreiben kann.

Ich meine – wer macht denn sowas?

Würd mir nie einfallen!
 

Und jetzt muss ich doch mal klarstellen, woher Tom und Mike euch so bekannt vorkommen.

Nachher kommen hier noch Andere – ich nenne mal besser keine Namen – auf den völlig falschen Trichter und behaupten, ich hätte die Zwei aus Fremdfanfiction (FFF) übernommen.

GANZ BESTIMMT NICHT!

Tom und Mike sind Tom Welling und Michael Rosenbaum! Die aus Smallville!

Also, Superman und Clark K- … Lex Luthor! Clex! (Ist das Kürzel geil, oder was?)

(Und wenn da in Fanfic über Jensen und Jared Menschen rumgeistern, die sich mögen und zufällig auch Tom und Mike heißen, dann meint die Autorin wahrscheinlich auch diese Beiden!)

Puha!
 

So, das war das, jetzt dürft ihr lesen.

(War ja mal wieder äußerst mitteilungsbedürftig heute …)
 

moko-chan
 


 

„Na von mir aus? DAS hat sie gesagt?“

Mike sah aus, als tendiere er stark dazu, die Hände in die Luft zu werfen, während Bobby kurz leise in sich hinein lachte, bevor er sich darauf zu besinnen schien, dass das Sam gegenüber kaum nett war, und Tom schwieg einfach, als gehe ihn das Ganze nichts an.

Sam zuckte mit den Schultern, schmollte in sein Bier hinein, und Dean konnte es sich nicht verkneifen, ein wenig über ihn zu grinsen.

Er wusste, dass es Sam quälte, wie Leia reagiert hatte, aber unter diesen Umständen konnte er nicht anders, als die Angelegenheit mit Humor zu nehmen.

Später, wenn er mit Sam allein war, konnte er vielleicht versuchen, Sam zu trösten, aber sicherlich nicht hier vor versammelter Mannschaft.

Sie saßen mal wieder alle Mann im Diner, und Ethel hatte inzwischen verkündet, dass sie keine Ahnung hatte, was sie mit sich anfangen sollte, wenn ihre Besuche irgendwann ausbleiben würden.

„Sie ist weder in Tränen ausgebrochen, noch hat sie versucht, ihn zu knuddeln. Sie ist einfach sitzen geblieben, und hat sich erkundigt, was es zu Mittag gebe. Es war herrlich.

Liz hat uns schließlich eingeladen, Weihnachten bei ihnen zu verbringen, und Leia hat noch immer so getan, als ginge sie das Ganze nichts an. Ich fürchte fast, Sam wird an ihr nicht sonderlich viel Freude haben.“

Diese Bemerkung trug Dean einen tödlich beleidigten Blick ein, den er geübt – wenn auch mit einem leichten Ziehen im Magen – ignorierte, um Bobbys Frage zu beantworten, ob sie Liz’ Einladung angenommen hätten.

„Ja haben wir“, nickte er. „Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass Hannah das nicht sonderlich lustig finden wird. Aber irgendwie müssen wir Leia ja dazu kriegen, schwesterliche Gefühle für Sammy zu entwickeln, und das kann sie ja schlecht, wenn wir jetzt gleich wieder abfahren.“

Seine letzten Worte konnten niemanden im Zweifel darüber lassen, wie es wirklich in ihm aussah, und kurz trafen sich sein und Sams Blick, und Dean lächelte ein wenig unsicher.

Sam wusste doch, dass sein Glück Dean wichtiger war als alles Andere.

„Wenn ihr bis Weihnachten hier bleibt“, überlegte Bobby laut, „könnt ihr den Fall eigentlich auch allein lösen. Ich hab ehrlich keine Lust mehr, hier noch länger dumm rum zu sitzen.“

Die eintretende Stille zeugte von allgemeinem Schock, Bobby wurde von sämtlichen Anwesenden fassungslos angestarrt, nahm das allerdings derartig unbekümmert zur Kenntnis, dass Dean schließlich zu dem Schluss kam, dass der bemützte Bartträger einen seiner seltenen Scherze gemacht hatte.

„Wie auch immer“, versuchte er, die kurzzeitige Zerstörung seines Weltbildes zu überspielen, „habt ihr irgendwas Neues rausgefunden?“

Tom seufzte und schüttelte mit dem Kopf, und selbst Mike war zu gefrustet, eine vokalisierte Antwort abzugeben.

„Nicht das Geringste. Es lässt sicht nichtmal rausfinden, wo diese Familie Stone begraben ist, die diesen dämlichen Bär verbrochen hat“, meldete Bobby sich zu Wort, und tätschelte McClanes wuschliges Haupt, das sich in Reichweite seiner Hand erhoben hatte.

„Wenn ihr mir nicht Stein und Bein geschworen hättet, dass ihr nicht betrunken wart, als eure Pinguine an euch vorbei gewankt sind, würde ich glatt behaupten, der Fall existiert überhaupt nicht. Darf ich übrigens fragen, warum ihr nicht daran gedacht habt, die Verfolgung der vermaledeiten Viecher aufzunehmen?“

Dean räusperte sich verlegen und trank einen Schluck Bier, also sah Sam sich gezwungen, in die Bresche zu springen.

„Wir mussten so lachen“, gab er zu und war relativ erleichtert, als er dafür nicht gerügt wurde.

„Verständlich“, sagte Bobby stattdessen, schüttelte leicht den Kopf und trank sein Bier aus.

Dann hob Sam plötzlich ruckartig den Kopf, stellte sein Bier mit einem lauten „Tock!“ auf dem Tisch ab, und Dean blickte ihn abwartend an.

„Ich habe eine Idee!“, verkündete Sam dann auch relativ euphorisch, warf in seinem übereilten Versuch, von der Dinerbank aufzustehen, beinahe den armen Mike zu Boden, der das Unglück hatte, neben ihm und somit im Weg herum zu sitzen, und stürmte ohne eine weitere Erklärung aus dem Diner.
 

„Du willst was?“

Leia starrte Sam an, als habe er nicht mehr alle Zacken in der Krone, und nach einem Moment der Besinnung konnte er das auch durchaus nachvollziehen.

Sie in einem Anfall von Jagdfieber um ihre Truhe voll falscher väterlicher Kuscheltiere zu bitten, klang auch in seinen Ohren ein wenig seltsam.

Er presste die Lippen zusammen, legte die Stirn in Falten, um über eine einleuchtende Erklärung für seine Bitte nachzudenken, und Leia schüttelte den Kopf über ihn und setzte sich wieder in ihren Sessel, um die Lektüre ihres Buches fortzusetzen, bei der Sam sie eben so rüde unterbrochen hatte.

Sie war deutlich distanzierter ihm gegenüber, seit er sich als ihr Bruder entpuppt hatte, und Sam fiel es einigermaßen schwer, damit umzugehen – genauer gesagt tat es ihm verdammt weh.

Heather und Liz hatten ihn sofort akzeptiert, wenn nicht sogar adoptiert, aber ausgerechnet die eine Person, mit der er blutsverwandt war, schien nichts von ihm wissen zu wollen.

„Leia“, begann er mit einem nahezu flehenden Unterton, „ich würde dich nicht um die Kuscheltiere bitten, wenn es nicht absolut wichtig wäre.“

Leia runzelte die Stirn, sah von ihrem Buch auf und maß ihn mit einem abschätzenden Blick.

„Und was, in drei Teufels Namen, könnte das Wichtiges sein, wofür du meine Kuscheltiere brauchst?“

Sie klang, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie amüsiert oder gereizt sein sollte, und Sam wurde unruhig.

Er fand es ein wenig verfrüht, Leia die Wahrheit über seinen doch ein kleinwenig unüblichen Beruf mitzuteilen.

Es konnte sie nur noch weiter von ihm entfernen.

Die Tür zu Leias Zimmer, zuvor von Sam beinahe aus den Angeln geschleudert, öffnete sich erneut, um Dean Einlass zu gewähren, und als er seinen Liebsten so verloren mitten im Zimmer herumstehen sah, eilte er sofort an seine Seite.

„Was treibst du hier?“, erkundigte er sich interessiert, stellte sich gleichgültig Leias hochgezogener Augenbraue, und legte Sam die Hand auf die Schulter.

„Einfach so davon zu stürmen, ist nun wirklich nicht die feine Englische Art.“

Sam fand, dass er darauf nichts erwidern musste, schwieg in der Konsequenz, und Dean räusperte sich nervös.

„Stör ich bei irgendwas?“

„Nein“, antwortete Leia prompt, „er hat mich lediglich um meine zehn Plüschtiere gebeten.“

„Oh, großartige Idee!“, platzte es aus Dean heraus, und Leia schien mit ihrem Latein am Ende.

„Ihr seid komisch!“, verkündete sie mit Überzeugung. „Und auch, wenn mir die Antwort vermutlich nicht gefallen wird: Was wollt ihr mit den Viechern?“

Dean erkannte etwas verspätet seinen Schnitzer, blickte auf Beistand hoffend zu Sam auf und wurde blass, allein deswegen, weil Sam es war.

„Sammy?“, fragte er beunruhigt, fasste Sam am Ellenbogen, als er keine Antwort bekam, schüttelte ihn sanft, als auch das nichts nützte, und stellte sich schließlich direkt vor Sam hin, packte ihn mit beiden Händen an den Schultern, genau in dem Moment, da Sam einen leisen Schmerzenslaut von sich gab, und Sams Hände in die Höhe strebten und sich an seine Schläfen pressten.

Sam kippte gequält stöhnend nach vorn, ihm gaben die Knie nach, und Dean sank überrumpelt mit ihm zu Boden, legte ihm eine Hand in den Nacken, während Sams Stirn gegen seine Brust lehnte, und hielt ihn fest.

Er blinzelte, leise Panik und Angst im Blick, als Leia plötzlich neben ihm kniete, sichtlich bestürzt aber um Ruhe bemüht.

Sam zitterte und wand sich in seinen Armen, stöhnte vor Schmerz, und Dean konnte wie bei jeder anderen Vision auch nicht mehr tun, als ihn festhalten und verzweifelt beten, dass es bald vorbei sein würde.

Sein Verhalten hatte sichtlich Einfluss auf Leia, die keineswegs in Aufregung geriet, sondern neben ihm hocken blieb, und schließlich zögernd begann, über Sams Rücken zu reiben, so lange, bis Sams Körper ganz still in Deans Armen lag, und allein Sams beschleunigter Atem davon zeugte, was geschehen war.

„Was stimmt nicht mit ihm?“, fragte Leia mit belegter Stimme, und als Dean den Kopf wandte, um sie anzusehen, sah er verhaltene Tränen in ihren Augen schimmern, was ihn unwillkürlich dazu brachte, die seinen hastig wegzublinzeln.

„Ist er krank?“

„Krank?“, echote Dean langsam, musste sich erst aus der Starre lösen, die ihn jedes verfluchte Mal überkam, wenn Sam eine Vision hatte, und sie nickte und biss sich auf die Unterlippe. „Ethels Mann hatte solche Anfälle – oder zumindest so ähnliche. Er hatte Krebs.“

„Er ist nicht krank – nicht so!“, versicherte Dean ihr hastig, geschockt von dem Gedanken.

So grässlich Sams Visionen auch waren, die Idee, Sam könnte an Krebs erkranken oder sogar bereits erkrankt sein, machte ihm beinahe noch mehr Angst.

Leia schluckte einmal, wischte sich über die Augen und stand auf.

„Gut“, sagte sie gefasst, blickte auf Dean mit Sam in seinen Armen hinab, und blieb ein wenig steif stehen. „Es geht mich ja auch nichts an.“

„Er ist dein Bruder!“, presste Dean, plötzlich zornig, hervor, überraschte damit nicht nur Leia sondern auch sich selbst, und Leia dachte sichtlich über seine Worte nach, dann hockte sie sich wieder neben ihn.

„Wir haben denselben Vater. Das macht ihn nicht zu meinem Bruder – nicht so, wie es sollte. Ich kenne ihn doch gar nicht. Ich habe ja nichtmal unseren Vater gekannt.“

Ihre Worte klangen gleichzeitig beherrscht und doch gefühlvoll, und als sie die Hand ausstreckte und Sam das verschwitzte Haar aus der Stirn strich, sah sie beinahe aus, als handele sie gegen ihr besseres Wissen.

„Kann man ihm irgendwie helfen?“

Sams Atem hatte sich inzwischen beruhigt, und da Dean nichts Besseres einfiel, fragte er Leia, ob er Sam in ihr Bett legen dürfe.

„Natürlich“, antwortete sie ruhig, half ihm bei dieser etwas komplizierten Aufgabe, und im Endeffekt war sie es, die die Bettdecke über Sam zog, während Dean Sams Schuhe am Fußende des Bettes aufstellte.

„Und jetzt?“, fragte sie, nachdem sie sich Beide wieder aufgerichtet hatten, und Dean trat von der anderen Seite ans Bett heran und setzte sich.

„Jetzt bleibe ich bei ihm, bis er aufwacht.“

Leia nickte, betrachtete das Bild, das sich ihr bot, dann lächelte sie ein wenig.

„Er ist ein guter Kerl, oder?“

Dean nickte. „Der Beste.“

Er wusste nicht, ob er es gesagt hatte, einfach, weil es die Wahrheit war, oder weil ein Teil von ihm sich wünschte, dass Leia Sam so zu behandeln begann, wie er es verdient hatte.

Er nahm Sams Hand, als sei es das Natürlichste von der Welt – inzwischen war es das auch – und Leia zog sich diskret zurück.

„Ich werde ihm einen Tee kochen“, verkündete sie leise, schloss die Tür hinter sich, und Dean lauschte ihrem Schritt, den Flur entlang und in Richtung Treppe, bis das Haus in völliger Stille zu liegen schien.

Im Halblicht draußen vor dem Fenster taumelten ein paar Schneeflocken im ersten, schwachen Mondlicht des Abends zu Boden, Sam schien inzwischen friedlich zu schlafen, und Dean hütete sich, ihn zu wecken.

Je länger Sam schlief, desto besser – vielleicht waren seine Kopfschmerzen verschwunden, wenn er aufwachte.

Dean streckte die Hand aus, um Sam in einer Sisyphosgeste das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und Sam regte sich leicht und schmiegte sich an ihn.

Dean schossen Tränen in die Augen, ohne dass er sich erklären konnte, warum, und er hob hastig die Hand vor die Augen, als müsse er sich vor dem schlafenden Sam und dem ansonsten leeren Zimmer seiner Schwäche schämen.

Egal, wie oft er sich sagte, dass er sich keine Sorgen um Sam machen musste, dass es schon irgendeinen vernünftigen Grund dafür gab, dass die Visionen trotz Azazels Tod nicht aufgehört hatten, die Angst hörte nicht auf, an ihm zu nagen, und das hatte nicht das Geringste damit zu tun, dass Sam seinen Tod vorhergesehen hatte.

Irgendetwas stimmte nicht mit Sammy, und Dean schaffte es nicht, sich einzureden, dass er ihm in jedem Fall würde helfen können.

Er hatte schon viel zu oft versagt.
 

Eine halbe Stunde später, als Leia mit dem Tee zurück kam, waren in Deans Gesicht keine Spuren von Tränen mehr zu entdecken, und sie stellte die dampfende Tasse auf ihrem Nachttisch ab, richtete sich wieder auf und blieb einen Moment lang zögernd stehen.

„Kann ich sonst noch etwas tun?“

Dean schüttelte den Kopf, und sie schien das Zimmer wieder verlassen zu wollen, da begann Sam, sich zu rühren, stöhnte leise, und Leia blieb, wo sie war, und beobachtete, wie Dean sich über Sam beugte, eine Hand an seine Wange legte, und ihn beruhigend streichelte.

„Was ist passiert?“, murmelte Sam träge, mit leicht gepresster Stimme, noch bevor er die Augen aufschlug, und Dean biss sich auf die Unterlippe.

Er wollte Sam sagen, dass er eine Vision gehabt hatte, aber Leia verfügte über ein ausgezeichnetes Gehör, und er bezweifelte, dass Sam wollen würde, dass seine Schwester von seinem beängstigenden Talent erfuhr.

Dann schlug Sam die Augen auf, ächzte leise, als das schwache Licht der Nachttischlampe auf seine Netzhaut traf, und blickte sich desorientiert um, bevor sein Blick auf Leia fiel, und er sich endlich zu erinnern schien.

„Ich … ach so“, murmelte er, rieb sich die schmerzenden Schläfen, und Leia runzelte die Stirn und stemmte die Hände in die Hüften, sagte jedoch nichts.

„Soll ich euch allein lassen?“, fragte sie höflich, und Dean sah Sam abwartend an – denn obwohl er sehr viel lieber allein mit Sam gewesen wäre, fand er, dass es Sams Entscheidung war.

„Nur … nur für einen Moment“, antwortete Sam gepresst, schickte einen entschuldigenden Blick hinterher, und schien ehrlich überrascht, Leia lächeln zu sehen.

„In Ordnung“, sagte sie, „trink deinen Tee.“

Sie ging zur Tür, wandte sich ihnen allerdings noch einmal zu, bevor sie sie schloss.

„Möchtest du einen Kaffee, Dean?“

Er nickte und sie schloss die Tür hinter sich, und Dean wartete kaum, bis ihre Schritte im Flur verklungen waren, bevor er sich Sam zuwandte.

„Was hast du gesehen?“

Sam schloss die Augen, und Dean sah ihm an, das ihm die Erinnerung an seine Vision Angst machte – mehr noch, als die anderen Visionen zuvor.

„Du warst tot“, sagte Sam tonlos, ohne jede Emotion, und Dean lief ein kalter Schauer über den Rücken.

„Und als … als ich es begriffen hatte … dass du … das du nicht mehr da bist … dass ich allein bin“, Sam schluckte mühevoll, „… Ich bin durchgedreht. Ich habe … sie alle umgebracht. Alle, ohne zu zögern. Und mein Kopf tat so weh, alles tat so weh, aber ich konnte nicht aufhören … ich war wie besessen, nur dass ICH es war, der sie umbringen wollte – kein Dämon, sondern ich ganz allein.“

Sam hielt inne, schluckte ein paar Mal, um die Tränen zurückzuhalten, und schmiegte seine Wange an Deans Hand, als er ihn zu streicheln begann.

„Sie?“, fragte Dean leise, und Sam schlug die Augen auf und sah ihn an.

„Ich weiß nicht, wer sie waren. Ihre Gesichter waren undeutlich, verschwommen. Ich weiß nur, dass ich sie gehasst habe, weil … weil sie dich umgebracht hatten.“

Sams Stimme war nicht länger emotionslos und kalt, sie klang verzweifelt und ängstlich, und Dean fühlte sich so hilflos, dass er hätte schreien können.

Es war das gleiche Gefühl, als John gestorben war, es bohrte in ihm, zerrte an seinen Nerven, bis sie zum Zerreißen gespannt waren, und er sich wünschte, gar nichts mehr zu fühlen, und er war versucht, Sams Teetasse von Leias Nachttisch zu nehmen und sie an die gegenüberliegende Wand zu werfen.

Warten auf den Mond

Moinsen, alle zusammen!
 

Ich bin gerade ein wenig stolz auf mich selbst.
 

Bin aufgestanden, hab gefrühstückt, mich angezogen, Mädchensachen gemacht und gepackt (nebenbei Tanz der Vampire gehört), und jetzt hab ich doch tatsächlich noch Zeit, bevor ich meine Mitfahrgelegenheit einsacken und gen Heimat fahren werde!
 

Bin ich gut? Ich bin gut!
 

Bin allerdings doch ein wenig in Eile, daher muss das hier als präkapitelärer Kommentar ausreichen.
 

Tüdelü und bis Deanstag!
 

moko-chan
 


 

„Hier.“

Leia stellte die Truhe, die sie soeben ächzend aus den Untiefen ihres Wandschrankes zutage gefördert hatte, mit einem erleichterten Aufseufzer auf ihrem Bett ab und zuckte mit den Schultern, als sie Sams überraschten Gesichtsausdruck sah.

„Was auch immer du damit willst – wenn du sie so unbedingt haben möchtest – bitte.“

Sam musterte die ungefähr einen Meter lange und einen halben Meter hohe Holztruhe mit dem schweren Vorhängeschloss, und fragte sich unwillkürlich, wie wütend Leia gewesen sein musste, dass sie ihre Kuscheltiere zu diesem traurigen Dasein verdammt hatte.

Sie mochte John nie vermisst haben, aber zehn Jahre lang von ihrer Mutter belogen zu werden, hatte offenbar tiefere Wunden geschlagen, als sie sich selbst eingestehen wollte.

„Bist du sicher?“, fragte Sam leise, und Leia antwortete nicht sofort.

Sam hatte die Nacht in ihrem Bett verbracht – mit Dean an seiner Seite – während Leia auf dem großen Sofa im Wohnzimmer genächtigt hatte, und Sam konnte ihr ansehen, wie viele Fragen ihr auf der Zunge lagen – wie es kam, dass ihn eine derartig intensive Beziehung mit seinem Adoptivbruder verband, was für ein Mensch ihr Vater gewesen war, was am vergangenen Abend mit ihm passiert war, und wie schlimm es um ihn stand, ob sie ihn jemals wieder sehen würde, wenn er und Dean erst einmal weiter gezogen waren, und dann natürlich, was zum TEUFEL er mit ihren Kuscheltieren wollte.

Aber sie stellte keine dieser Fragen, ob aus Angst vor der Antwort oder aus anderen Gründen – Gleichgültigkeit konnte es nicht sein, er sah ihr an, wie sehr sie es wissen wollte – konnte er nicht sagen, und er wusste nicht, was er ihr erzählen durfte, wo er anfangen musste, und was besser ungesagt blieb.

„Ja, ich bin mir sicher“, sagte sie schließlich leise.

Er blickte von der Truhe auf, sah ihr in die Augen, und das Gefühl breitete sich in ihm aus, dass sie einfach nur Angst davor hatte, sich auf ihn einzulassen, nur um dann feststellen zu müssen, dass er es nicht wert war.

Der Gedanke tat weh, aber er konnte sie verstehen, ein ganz klein wenig zumindest.

„Danke“, sagte er so ruhig wie möglich, lächelte sie an, und ihre kühle Haltung taute ein kleinwenig ab.

Selbst diese winzige Veränderung löste Hoffnung in Sam aus – und eine Sehnsucht, die er sich selbst nicht erklären konnte.

Er hatte Dean, er brauchte niemanden sonst.

„Komm zum Frühstück hinunter, wenn du angezogen bist“, antwortete Leia ausweichend, und Sam blickte unwillkürlich an sich hinab, um festzustellen, dass er sich ihr in nichts weiter als Boxershorts präsentiert hatte.

Sie mochte ja seine Schwester sein, aber rot wurde er trotzdem.

Das wiederum schien sie zu amüsieren, und Sam wurde von dem Anblick ihrer Grübchen überrascht, bevor sie ihn in gespieltem Ernst darauf aufmerksam machte, dass Dean unten in der Küche bereits auf ihn warte, und den Klauen ihrer Großmutter nahezu hilflos ausgeliefert sei.

„Mom ist in der Hinsicht nämlich überhaupt keine Hilfe“, bemerkte sie trocken. „Die tut einfach so, als wären Liz’ Bemerkungen völlig normal und nicht im Geringsten unanständig … während sie sich innerlich fremdschämt.“

Sie grinste, verschwand aus dem Zimmer, und Sam zog sich hastig an, um seinem Liebsten zur Hilfe zu eilen.

Fünf Minuten später in der Küche musste er feststellen, dass Leia keineswegs übertrieben hatte.

Dean war das Zentrum Liz’ ungeteilter Aufmerksamkeit, damit jedoch keineswegs so überfordert, wie Sam es vermutlich gewesen wäre.

Wenn man wollte, konnte man sogar behaupten, dass Dean mit der alten Dame flirtete.

„Was hast du da oben so lange gemacht?“, erkundigte Dean sich gut gelaunt bei ihm – Liz’ Aufmerksamkeiten hatten offenbar einen förderlichen Einfluss auf seinen Organismus – und begann, frivol grinsend mit den Augenbrauen zu wackeln.

„Hast dir unter der Dusche zu viel Zeit gelassen, was?“

Sam verdrehte die Augen und antwortete nicht, war allerdings äußerst dankbar, als Heather ihm eine Tasse Kaffee in die Hand drückte, und er sich setzen konnte.

Weder Heather noch Liz fragten ihn, was am vergangenen Abend mit ihm los gewesen sei, und Sam zog überrascht die Schlussfolgerung, dass Leia ihnen nichts erzählt hatte – woran sich die Frage anschloss, warum die Beiden seine und Deans Anwesenheit, plus die in Leias Bett verbrachte Nacht so gelassen hinnahmen.

Vielleicht hofften sie einfach nur darauf, dass eine vorsichtige Annäherung zwischen Sam und Leia stattgefunden hatte.

Leia saß schweigend an ihrem Platz am Tisch, nahm in gleichmütiger Stille ihr Frühstück zu sich, und Sam fragte sich unwillkürlich, ob sie diese enervierende Eigenschaft von John geerbt hatte.

John war auch stets furchtbar still gewesen, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hatte, ein Problem zu ignorieren – Sams Beschwerde über ihr ständiges Umherziehen zum Beispiel, da es ihm den Schulalltag doch erheblich erschwert hatte – und er konnte sich nicht entscheiden, ob er diese Gemeinsamkeit zwischen ihr und John jetzt charmant oder erschreckend finden sollte.
 

„So, und was machen wir jetzt?“

Dean blickte auf die Truhe mit den Plüschtieren hinab, die Sam mit Leias Erlaubnis in ihr Motelzimmer transferiert hatte, und Sam zückte den Schlüssel zum schweren Vorhängeschloss.

„Wir lassen sie laufen, und gucken, wo sie uns hinführen.“

Der Plan war ebenso simpel wie genial, und Dean hatte keinerlei Einwände vorzubringen, außer dem einen.

„Vielleicht sollten wir damit warten, bis es dunkel wird. Ich möchte nicht unbedingt dabei gesehen werden, wie ich eine Karawane Kuscheltiere durch die Stadt verfolge.“

Sam fand das vernünftig, steckte den Schlüssel wieder weg und seufzte.

„Dann sollten wir Bobby und Mike und Tom Bescheid sagen.“

Dean nickte, folgte Sam aus ihrem Motelzimmer, schloss hinter ihnen ab und joggte durch den leise rieselnden Schnee hinter Sam her, quer über die Straße in Richtung Diner.

Mike und Tom saßen an ihrem Stammtisch, während Bobby am Tresen mit Ethel in etwas verstrickt war, das man nur als Schäkern bezeichnen konnte.

McClane, der zu Füßen seines Herrn saß, bellte zur Begrüßung, Bobby ignorierte sie jedoch, und deshalb waren Mike und Tom das erklärte Ziel der frohen Botschaft.

„Sam hat einen Plan“, verkündete Dean in einem Ton, als sei das sein Verdienst, wurde jedoch erneut ignoriert, da Mike und Tom gerade schwer am Diskutieren waren – oder am Streiten, ganz, wie man wollte.

„Ich fahre über Weihnachten NICHT nach Hause – immerhin haben wir hier etwas zu erledigen!“, stellte Mike soeben scharf klar, und Tom sah aus, als würde er gleich über den Tisch langen und ihm eine knallen.

„Du kannst nicht einfach wegbleiben! Deine Mutter hat dich schließlich eingeladen!“

„Genau das ist es doch!“ Mike war vor Aufregung ein wenig rot angelaufen, und das hatte nicht unbedingt einen kleidsamen Effekt auf seinen Teint. „Sie hat MICH eingeladen – nicht UNS! Dabei weiß sie ganz genau, dass wir zusammen unterwegs sind! Wie kann sie nach all den Jahren immer noch darauf bestehen, dass du mein Angestellter bist? Wenn ich über Weihnachten nach Hause fahre, wird sie ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass du mit den Bediensteten oder sonst wem zusammen feierst und nicht mit der Familie, wie es sich gehört! Und du Idiot würdest ihr da auch noch Recht geben!“

„Weil sie Recht HAT!“, gab Tom zurück, und man konnte eine Ader an seiner Schläfe pochen sehen. „Ich BIN dein Angestellter und es gehört sich nicht, dass ich mit deiner Familie zusammen feiere!“

Mike sah aus, als würde er ihm gleich den Kopf abbeißen.

„Du willst mein Angestellter sein? Bitte! Dann nenn mich von jetzt an aber auch gefälligst ‚Sir’ und hör auf, mir bei allem zu widersprechen!“

Damit sprang er auf, stapfte an Sam und Dean vorbei, die mit offenen Mündern am Tisch standen, und verließ in einem Wirbel aus hereinwehenden Schneeflocken den Diner.

„Ähem“, machte Dean intelligent, Tom ignorierte ihn einen Moment lang, um mit versteinertem Gesichtsausdruck seine Colaflasche zu leeren, dann glätteten sich seine Züge und er wandte sich ihm mit neutraler Miene zu. „Sam hat einen Plan?“
 

„Ich komme mir ein kleinwenig lächerlich vor – nur ein ganz kleinwenig.“

Bobby stand gemeinsam mit Sam, Dean, Tom, Mike und McClane um Leias hölzernes Plüschtiergefängnis herum – mitten in Liz’ verschneitem Rosengarten – und Sam war soeben im Begriff, das Vorhängeschloss aufzuschließen.

Die Stimmung zwischen Tom und Mike war noch immer eisig bis unterkühlt, dem schenkte jedoch außer Sam niemand besondere Aufmerksamkeit, da Dean und Bobby in den Jagd-Modus umgeschaltet hatten und alles ignorierten, das nichts mit dem Fall zu tun hatte, und McClane sich wie üblich an seinem Herrchen orientierte und furchtbar wichtig in die Gegend starrte.

„Das wird sich heute auch nicht mehr ändern“, gab Dean trocken zurück und bedeutete Sam mit einem Kopfnicken, die Truhe ganz aufzuschließen. „Wenn die Viecher erstmal losgelaufen sind, können wir froh sein, wenn wir vor lauter Lachen noch irgendwas gebacken kriegen.“

Das Schloss öffnete sich mit einem leisen Knacken, ein Quietschen ertönte, als Sam den Deckel der Truhe zurückklappte, und die Jäger blickten auf eine Dekade gefälschter Geburtstagsgeschenke hinab.

Eine Dekade gefälschter Geburtstagsgeschenke, die friedlich und passiv in der Truhe lag, ohne sich zu rühren.

In Dean regte sich die Erinnerung an Gilbert, den langweiligen Kopflosen-Zombie, und er verdrehte so unauffällig wie möglich die Augen.

„Mh-hm“, machte Bobby, und obwohl ihm jeder ansehen konnte, was er dachte, sagte keiner auch nur ein einziges Wort.

„Ihr ward also doch betrunken“, schlussfolgerte er nach fünf Minuten, in denen nicht das Geringste passiert war, vorwurfsvoll, da berührte ein verirrter Strahl Mondlicht das zuoberst liegende Kuscheltier, und es regte sich verschlafen, stellte seine Ohren auf – es war ein Häschen – und hopste schließlich aus der Truhe.

McClane bellte aufgeregt, wurde streng zur Ruhe gerufen und schwieg eingeschüchtert.

Dem Häschen folgten ein Elch, ein Drache, ein Einhorn, ein Pegasus, eine Harpyie, ein Eichhörnchen, drei Schafe – und fünf Jäger.

„Ich fasse es nicht“, hörte man Bobby ein paar Mal murmeln, ansonsten war es ganz still, das Mondlicht wies ihnen den Weg, quer durch Liz’ Rosengarten, über ein schneebedecktes Feld, vorbei an einem im Dunkel liegenden Gehöft, geradewegs zu auf ein einsam liegendes Wäldchen, drei Meilen außerhalb der Stadt.

Es schien die Plüschtiere nicht großartig zu stören, dass sie verfolgt wurden, allein die Harpyie blickte sich ein paar Mal missmutig nach McClane um, während das Einhorn mit dem Pegasus um die Wette galoppierte, der Drache frohgemut seines Weges stapfte, ab und zu ungeduldig mit den Flügeln schlug, wenn er den Rest der Truppe als zu langsam oder verzögernd empfand, der Elch sich einen Spaß daraus machte, die Schafe zu scheuchen, und das Eichhörnchen in unregelmäßigen Abständen aus unerfindlichen Gründen mit dem Häschen zu balgen begann.

Der Himmel klarte auf, offenbarte den Mond umgeben von einer Myriade von Sternen, es wurde schneidend kalt, und Dean stopfte seine freie Hand – in der anderen hielt er die Schrotflinte, geladen mit Steinsalz – so tief es nur ging in die Tasche seiner Jacke, zog die Schultern hoch und stapfte durch den knirschenden Schnee.

Keiner sprach ein Wort – man konnte schließlich nie wissen, wie viel die plüschigen Gesellen wenige Meter vor ihnen verstehen würden – dann hatten sie das Wäldchen schließlich erreicht, und es wurde ein wenig schwieriger, die Verfolgung der Kuscheltiere aufrecht zu erhalten, aber sie hatten in McClane ja schließlich einen äußerst fähigen Spürhund dabei.

Die hohen Tannen des Wäldchens ließen kaum Mondlicht durch, der Boden war uneben, hart gefroren und von Eis und Schnee bedeckt, und Mike wäre nach einem unbedachten Schritt beinahe lang hingeschlagen, hätte Tom nicht geistesgegenwärtig reagiert und ihn aufgefangen.

„Danke“, japste Mike erschrocken und blickte einigermaßen unsicher zu Tom auf, während Tom sich jede mimische Reaktion verbot und íhn wieder auf die Füße stellte. „Gern geschehen … Sir.“

Durch Mike ging ein Ruck, als habe Tom ihm seine Faust in den Magen gerammt, und er sah plötzlich fuchsteufelswild aus – was Tom nicht im Geringsten zu beeindrucken schien. „Stimmt etwas nicht, Sir?“

Mike, scheinbar zu wütend um zu antworten, stapfte wortlos an ihm vorbei, und Tom zuckte mit den Schultern und folgte ihm.

Dean, der den Austausch mit hochgezogenen Augenbrauen bezeugt hatte, stempelte Beide zu Idioten ab, und blickte zu Sam auf, der schweigend neben ihm ging.

So suspekt ihm Sams gefühlsduselige Art manchmal auch war, dank ihr lief er zumindest nie Gefahr, essentielle Dinge – wie zum Beispiel die Tatsache, dass er ihn LIEBTE – zu übersehen.

Sam bemerkte, dass er beobachtet wurde, wandte Dean den Blick zu und lächelte ein wenig, und Dean lächelte zurück, zog seine wunderbar warm gehaltene Hand aus seiner Jackentasche und nahm Sams etwas weniger warme hinein.

Bobby, der voran gegangen war, kam plötzlich zum Stehen, murmelte ein überfordertes „Lieber Gott“, während McClane neben ihm Platz machte, und Dean konnte ihm, nachdem er einen Blick auf die Szenerie vor ihnen geworfen hatte, nur zustimmen.

Sie waren auf eine Lichtung gestoßen – eine ziemlich große Lichtung für so ein kleines Wäldchen – und auf dieser Lichtung hatte sich etwa eine Milliarde Kuscheltiere versammelt – zumindest nach Deans erster, ein wenig grober Schätzung.

Die Erde stieg zur Mitte der Rodung hin leicht an – großzügige Menschen würden von einem Hügel sprechen – zentral auf dem Hügel stand ein anbetracht der Jahreszeit kahler Baum, und unter dem Baum saßen zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, die in aller Seelenruhe und äußerst vergnügt mit den versammelten Plüschtieren spielten – wobei sie einem etwas räudig aussehenden Bären, der etwa halb so groß war wie sie selbst, ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil werden ließen.
 


 

Fast übersehen:

FanFic hat heute Geburtstag!

Ein Jahr lang schreib ich schon an dem Ding.

Großer Gott!
 

Herzlichen Glückwunsch, Ficci!
 

Hab dich lieb, auch wenn du mich mitunter Zeit und Nerven kostest!!!

Friedhof der Kuscheltiere

Hallöchen, ihr Lieben.

Ich hab so ein unbestimmtes Gefühl, dass ich euch hier was GANZ Tolles hinschreiben wollte – aber ich hab’s vergessen, tut mir leid.
 

Alternativ begrüße ich nun also L_Angel und Tora-Pig auf meinem Traumschiff!

Erstere ist ganz neu dabei, wenn man das so sagen kann, und die gute Tora hatte doch tatsächlich Angst, die FanFic sei vorbei, bevor sie mit dem Kommischreiben aufschließen kann.

(Ich lach mal kurz ein wenig.)

Jedenfalls freu ich mich, euch dabei zu haben, und knuddel euch ganz feste!

(Vielleicht hätte ich nicht so viel Kakao trinken sollen.)
 

Waaar da noch was?

Huh.

Ach ja!

Ich plane, zwischen Weihnachten und Neujahr eine kreative Pause einzulegen, haaabe aber noch ein bisschen FanFic auf meiner Festplatte rumfliegen, dich ich euch nicht vorenthalten möchte.

Deswegen gibt’s morgen eine Jared/Jensen Weihnachtsgeschichte zu lesen, und irgendwann zwischen den Jahren werde ich dann noch den zweiten Teil … also … die Fortsetzung von „Danach“ auf die Menschheit loslassen.

Wer sich also langweilt und redundant-plüschiges Lesefutter sucht, möge sich meinen anderen FanFics zuwenden! :)
 

Und jetzt wünsch ich euch viel Spaß mit meinen Echten Kerlen!
 

moko-chan
 


 

„Heilige Scheiße“, entfleuchte es Mike, nachdem er die Sachlage eine Minute lang aus kugelrunden Augen betrachtet hatte, und Dean nickte zustimmend. „Aber mal total!“

„Konstruktive Beiträge, irgendjemand?“, fragte Bobby trocken, bekam keine Antwort und setzte sich seufzend in Bewegung.

Er befahl seinem Hund, zu bleiben wo er war, und teilte die Plüschtierschar, ganz wie Moses einst das rote Meer, marschierte entschlossen auf die beiden Kinder zu, fraglos, um sie zur Rede zu stellen, was sie geritten haben konnte, sich auf die Gesellschaft von Zombiebär und seiner Gefolgschaft einzulassen, wurde dann allerdings von Sams gigantischer Hand auf seiner Schulter höchst effektiv ausgebremst.

„Es sind Geister, Bobby“, machte Sam ihn auf die ein wenig durchscheinende Optik der beiden Kinder aufmerksam, die bisher vom Mondlicht verschleiert worden war, und Bobby runzelte die Stirn und schien zu zögern, was nun zu tun war.

„Soll ich versuchen, mit ihnen zu reden?“, bot Mike sich großzügig an, und wurde von Dean mit einem verächtlichen Blick belohnt. „Mit Geistern kann man nicht reden.“

„Einmal ist immer das erste Mal“, gab Mike unbeeindruckt zurück und musterte Tom streng. „Du bleibst hier.“

Tom starrte wütend zurück, widersprach jedoch nicht, und Mike setzte sich in Bewegung und ging auf die Geisterkinder zu, die zum Zeitpunkt ihres Todes nicht sehr viel älter als neun Jahre gewesen sein konnten.

Sam identifizierte sie als die Zwillinge der Familie Stone – laut seinen Quellen die ersten Opfer der tödlichen Krankheit, die nach und nach die ganze Sippe dahingerafft hatte – und er war seltsam berührt von dem friedlichen Anblick, den die Beiden boten.

Die meisten Geister, denen er im Laufe seiner Karriere begegnet war, hatten ihre menschlichen Wurzeln beinahe vollkommen vergessen, aber diese Kinder schienen nicht einmal zu wissen, dass sie tot waren.

Er sah Mike neben den Beiden in die Hocke gehen und ruhig mit ihnen sprechen, und sowohl der Junge als auch das Mädchen lächelten zu ihm auf und beantworteten seine Fragen mit ausgesprochen höflicher Miene.

Mike unterhielt sich etwa fünf Minuten mit den Beiden, bevor er zu seinen Kollegen zurückkam, und er brachte relativ frohe Kunde mit.

„Diese Kinder“, begann er, „sind unschlagbar. Dieser Auflauf hier findet nur deswegen statt, weil das Mädchen – nennen wir sie Dakota – eine Teeparty mit ihrem blö- … mit dem Bären veranstalten wollte, und das geht natürlich nicht, ohne eine Mindestanzahl an Partygästen. Ihr Bruder – nennen wir ihn Haley Joel – hat mir anvertraut, dass er selbst zwar nicht besonders viel für Teepartys übrig hat, er in diesem Fall aber eine Ausnahme gemacht habe …“

Hier wurde Mikes Gesicht plötzlich ernst.

„Er sagt, seine Schwester sei vor kurzem so krank gewesen, dass die Ärzte Angst gehabt hätten, sie würde die Nacht nicht überleben – und weil sie unbedingt eine Teeparty machen wollte, bevor sie krank geworden ist, und er ihr versprochen hatte, ihr ihren Wunsch zu erfüllen, wenn sie nur wieder gesund wird, machen sie es eben jetzt.“

Er drehte sich um, blickte zu den Kindern hinüber, die leise lachend ihre Teezeremonie abhielten, und einen Moment lang sah er unglaublich traurig aus.

„Was machen wir denn jetzt?“

Niemand gab ihm eine Antwort, bis Sam, der inzwischen einige Zeit mit Nachdenken verbracht hatte, die versammelte Mannschaft darauf aufmerksam machte, dass es sich bei dem Hügel, auf dem die Kinder ihre kleine Party abhielten, vermutlich um den unauffindbaren Grabhügel der Familie Stone handelte.

„Ich habe gelesen, dass die Familie in einem Massengrab zur letzten Ruhe gebettet wurde“, sagte er leise, und ihm entging keineswegs, mit welchem Unwohlsein Mike die Anhäufung von schneebedeckter Erde plötzlich musterte.

„Wir können sie nicht ausgraben“, brummte Dean mürrisch. „Der Boden ist hart gefroren.“

Salzen und Verbrennen fiel somit flach, und es senkte sich wieder Schweigen hinab, bis Sam plötzlich etwas am Bein berührte.

Er sah an sich runter, entdeckte verschreckt seinen Pinguin, der auffordernd seine Flügel in die Höhe reckte, und nach einigen Sekunden des Zögerns bückte Sam sich schließlich und hob ihn auf die Arme.

„Er erkennt dich?!“, stammelte Dean einigermaßen entsetzt, der Pinguin sah indessen so aus, als würde er sich an Sams Hände schmiegen.

„Natürlich erkennt er ihn.“

Das Geistermädchen – Dakota – tauchte so plötzlich neben Dean auf, dass er unwillkürlich zusammenzuckte und seine Schrotflinte fester packte.

„Wenn man seine Kuscheltiere lieb hat, dann erkennen sie einen immer wieder – egal, wie lange man getrennt war.“

Dean blinzelte heftig, dann grinste er und nickte.

„Natürlich. Dumm von mir.“

Mike ging vor dem Mädchen in die Hocke und blickte sie fragend an. „Darf ich fragen, wie lange eure Teeparty noch dauern soll?“

Sie lächelte. „Nur noch so lange, bis der Vollmond vorbei ist – danach müssen unsere Gäste wieder nach Hause.“

Mike nickte ernsthaft, und Dean kam der Verdacht, dass er kleine Geschwister hatte.

„Und was machen du und dein Bruder dann?“

„Wir gehen schlafen“, antwortete Dakota gewichtig. „Sir Hugsalot sagt, er sei schon ganz müde, weil er so lange auf die Party warten musste.“

Sie drückte den abgegriffenen Bären, den sie in den Armen hielt, und Mike nickte erneut, und sah aus, als unterdrücke er den Impuls, die Hand nach ihr auszustrecken und ihr über das Haar zu streicheln.

„Dürfen wir noch ein wenig mitfeiern, bevor ihr schlafen geht?“, fragte er sie vorsichtig, und sie strahlte ihn an und nickte hastig.

„Ja, natürlich! Das wird bestimmt lustig! Außer Jack wollte nie einer meiner Brüder bei meinen Teepartys mitfeiern …“

Sie hüpfte davon, zurück zu ihrem Bruder, dessen Name ganz offensichtlich nicht Haley Joel sondern Jack war, und Mike erntete einigermaßen entgeisterte Blicke von seinen Kollegen, schüttelte diese jedoch mit einem ärgerlichen Schulterzucken ab.

„Was? Wenn sie nicht lügt, dann ist der ganze Spuk nach dieser Nacht vorbei, und da wir sowieso hier bleiben, um das zu überprüfen, können wir auch genauso gut mitfeiern!“
 

Die Sonne ging auf, blass und zögernd, aber es versprach, ein herrlicher, wolkenloser Tag zu werden.

Die meisten Partygäste hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht – in der Tat tummelten sich nur noch die Pinguine und Leias Kuscheltiere – und natürlich Sir Hugsalot – auf dem Grabhügel – und Sam hatte sich kurz nach Mitternacht beinahe schlapp gelacht, als Dean seinen Batzmaru beim Armdrücken mit einem Gorilla vorgefunden hatte.

„Er kommt nach dir“, hatte Bobby trocken bemerkt, und Dean hatte eine kleine Schnute gezogen – und dann stolz gegrinst, Batzmaru hatte nämlich gewonnen.

Der Gorilla war inzwischen jedoch verschwunden, Batzmaru hatte sich neben Dean gesetzt und starrte momentan missmutig in die verlöschenden Flammen des Lagerfeuers, das die Jäger errichtet hatten, um nicht zu erfrieren.

Dean hatte die so ziemlich ungewöhnlichste Nacht hinter sich, die er je in seiner Funktion als Jäger des Übernatürlichen verbracht hatte, er wähnte sich jedoch um eine wertvolle Erfahrung reicher und lehnte sich an Sam, als ihn ein Anflug plötzlicher Müdigkeit überkam, und ihm die Lider schwer wurden.

„Wir gehen jetzt ins Bett!“, riss ihn Jacks Stimme in die wache Welt zurück, und Dean lächelte den Kindern unwillkürlich zu, als sie sich wohlerzogen verabschiedeten – und in Morgennebel auflösten.

Er blinzelte verwundert, als er durch den Nebel und die Bäume am Rand der Lichtung einen roten Fleck näher kommen sah, aber so viel er auch blinzelte, der Fleck verschwand nicht, er wurde größer … und entpuppte sich als Heathers Schal.

Sie trat auf die Lichtung, starrte die Jäger in mildem Erstaunen an – und drehte sich zu ihrer Mutter um, die einen langen Schlitten hinter sich herziehend an ihre Seite trat.

„Aha, aufgeflogen!“, war alles, was Liz zu dem merkwürdigen Anblick der Jäger umgeben von inzwischen wieder leblosen Kuscheltieren zu sagen hatte, und Heather stutzte, überlegte kurz, dann lächelte sie.

„Natürlich – daran hätten wir auch früher denken können. Geister also.“

Dean hatte befürchtet, dass die sich auflösenden Kinder der Aufmerksamkeit der beiden Frauen nicht entgangen waren, er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie die richtigen Schlüsse ziehen würden.

Sam hatte sich inzwischen erhoben und war zu ihnen gegangen, und obwohl Dean müde war und kaum einen Schritt tun konnte, ohne auf dem glatten Untergrund auszurutschen, erhob er sich ebenfalls und folgte Sam den Hügel hinunter.

Der letzte Schritt trieb ihn mit einem erschreckten kleinen Japsen schlitternd in Sams abwartend ausgestreckten Arm hinein, der von ihm auch sogleich dankbar als Rettungsanker ergriffen wurde.

„Warum habt ihr nicht gesagt, dass ihr loszieht, um Geister auszutreiben?“, fragte Liz gerade. „Wir hätten euch Salz geben können.“

Dean starrte sie an, war jedoch zu übermüdet, seinem Sprachzentrum die Frage abzuringen, die ihm unter den Nägeln brannte.

Liz schien ihm seinen Gemütszustand anzusehen – sie grinste – und streckte die Hand aus, um ihm die kalte Wange zu tätscheln.

„Dein Vater hat damals den Geist des vorigen Besitzers aus dem Motel ausgetrieben – deswegen war er in der Stadt“, informierte sie Dean, und Sam hielt den Atem an.

„Dann weiß Leia -?“

Heather schüttelte den Kopf.

„Nein. Sie hat keine Ahnung. Ich hielt es für keine gute Idee, ihr zu erzählen, ihr Vater sei ein Geisterjäger.“

Nun, zumindest war nun klar, warum Heather sofort angenommen hatte, John sei tot, als Sam und Dean den Eindruck geweckt hatten, es gehe ihm nicht allzu gut.

„Was macht ihr hier?“, fragte Sam die beiden Frauen – immerhin war die Sonne gerade erst aufgegangen – und Heather lächelte warm und brachte eine Axt zum Vorschein.

„Wir besorgen unseren Weihnachtsbaum.“

Bobby trat hinzu, machte Sam und Dean leise darauf aufmerksam, dass sie besser damit anfangen sollten, Sir Hugsalot zu salzen und zu verbrennen, um weitere Teepartys von vornherein auszuschließen, und Sam seufzte und nickte, zog Dean mit sich und machte sich ans Werk.

Man konnte mit Recht behaupten, dass nie zuvor ein Plüschbär in einer vergleichbaren Zeremonie zur letzten Ruhe gebettet worden war.

Die Jäger, Heather und Liz standen im Kreis um ihn herum, als er unter den Strahlen der Morgensonne in Flammen aufging, und sie lösten den Kreis erst dann, als der Wind seine Asche davon getragen hatte.
 

Der Anblick, den Leia gut zwei Stunden später von ihrem Zimmerfenster aus beobachten durfte, war zweifellos ein ungewöhnlicher.

Ihre Mutter und Großmutter, die – wie jedes Jahr zuvor auch – losgezogen waren, um sich illegal eine Tanne irgendwo aus dem Wald zu klauen, kehrten nicht, wie jedes Jahr zuvor auch, allein zurück, nein, der Schlitten, auf dem sie den diesmal ganz besonders beeindruckenden Baum drapiert hatten, wurde dieses Jahr von einer Horde Männer mit rot gefrorenen Ohren flankiert, die die Arme voller Plüschtiere hatten.

Da Leia eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, was auf sie zukam, ging sie mit Starsky und Hutch in die Küche hinunter, um Kaffee und Tee aufzusetzen, und als fünf Minuten später die Haustür aufging, war die Kaffeemaschine bereits fröhlich am Röteln, und der Teekessel pfiff um Aufmerksamkeit.

„Gutes Kind“, wurde sie von ihrer Großmutter gelobt, als die sich die kalten Hände reibend die Küche betrat, bot ihre eigenen Hände als Wärmequelle an, was dankend angenommen wurde, dann füllte sich die Küche mit ungewohnt viel Testosteron, ein Hund bellte, und ihre Kater ergriffen fauchend die Flucht.

„Sitz!“, wurde der Hund von einem älteren Herrn mit Schweinchenmütze zur Räson gerufen, folgte diesem Befehl umgehend, und Leia ließ die inzwischen zumindest angetauten Hände ihrer Großmutter wieder los, um den Tee aufzusetzen.

Sam trat zu ihr an die Küchenzeile, während der Rest der Truppe sich am großen Esstisch niederließ, und teilte ihr im Flüsterton mit, dass er ihr ihre Kuscheltiere zurück in die Truhe gepackt und selbige am Fuß der Treppe im Flur abgestellt habe.

Leia blickte zu ihm auf, bedankte sich – zögerte einen Moment – und lächelte.

„Sie haben ihren Zweck erfüllt, nehme ich an?“

Sam nickte, und sie lächelte noch ein wenig breiter und schüttelte den Kopf.

„Ab und zu hab ich mir vorgestellt, wie es sein würde, einen großen Bruder zu haben – dass er sich meine Plüschtiere ausleiht, um damit die Wintersonnenwende zu begehen, ist mir dabei allerdings nicht in den Sinn gekommen.“

Sam schluckte, wusste nicht, was er darauf sagen sollte, und Leias Blick wurde sanft.

„Ich nehme einfach mal an, dass du mir irgendwann erzählst, was das alles zu bedeuten hatte.

… Möchtest du lieber Kaffee oder Tee?“

Sam entschied sich für Tee, setzte sich zurück an den Tisch und geriet ins Kreuzfeuer einer heftigen Diskussion – diesmal war es wirklich nur eine Diskussion – zwischen Mike und Dean.

Mike hatte es für an der Zeit befunden, die allgemeine Annahme, er sei ein Goldesel, zur Sprache zu bringen, und Deans Argument, dass, wer Batman sein wolle, gefälligst auch im Bruce Wayne Stil fremde Rechnungen zu bezahlen habe, hatte ihm nicht ganz eingeleuchtet.

„Haltet ihr wohl endlich die Klappe!“, wurden die Zwei schließlich von Liz zum Schweigen gebracht. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Sammy und Dean gehören zur Familie, die bezahlen keine Rechnungen. Und jetzt geht gefälligst den Baum aufstellen!“
 


 

So, jetzt kommt es, das Weihnachtskapitel. Ist mal wieder ein wenig lang geworden … und selbst damit bin ich nicht ganz dahin gekommen, wo ich hinwollte …

Wünsche euch dennoch viel Vergnügen mit:
 

Oh, du Fröhliche
 

Bis Weihnachten verblieb nun nicht mehr allzu viel Zeit, und die Herren Winchester fanden, dass sie es schlimmer hätten treffen können, als die Feiertage bei den Damen Masters zu verbringen.

Tom und Mike reisten am Morgen nach Sir Hugsalots ‚Begräbnis’ ab – Mike hatte sich schließlich bereiterklärt, der Einladung seiner Mutter zu folgen und nach Hause zu fahren, aber er hatte sich noch immer nicht mit Tom vertragen – und Sam nahm diesen in einem Anfall von besinnlicher Weihnacht beim Abschied beiseite, um ein ernstes Wort unter vier Augen mit ihm austauschen zu können.

„Mach’s ihm nicht zu schwer – er hat doch keine Ahnung“, sagte er zu ihm, und Tom erwiderte seinen bittenden Blick aus überraschten blauen Augen.

„Ich weiß, dass es schwer ist“, fuhr Sam fort, „aber es ist nicht seine Schuld.“

Tom starrte ihn sprachlos an, ließ Sams Umarmung wie ein Schlafwandler über sich ergehen, und als Dean ihm kumpelhaft auf die Schulter klopfte, und ihn anwies, es mit dem Eierlikör über Weihnachten nicht zu übertreiben, wirkte er noch immer ein wenig geschockt.

Sam und Dean winkten dem abfahrenden Dodge Viper Cabrio nach, als es sich entfernte, und Dean nahm völlig korrekt an, dass der wippende Mistelzweig an der Antenne Liz’ Werk war.

Bobby fuhr zwei Tage später ab – und Sam konnte bis zum Schluss nicht entscheiden, ob die grotesk höfliche Art, mit der er Liz begegnet war, nun ein Zeichen von Flirt gewesen sein sollte oder nicht.

Liz verhielt sich ihm gegenüber nicht anders als allen anderen Männern – also absolut unmöglich – und während Heather darauf mitunter mit Fremdschämen reagierte, schien es Leia in einen Zustand andauernder Heiterkeit zu versetzen.

Diese Freude an der Lasterhaftigkeit anderer Menschen unterschied sie sehr nachdrücklich von Sam, machte sie Dean aber deswegen nicht unbedingt unsympathisch.

Sobald Sam und Dean mit den Damen Masters allein waren, verbrachte Sam jede freie Minute mit dem Versuch, Leia besser kennen zu lernen, und seine Bemühungen trugen Früchte – Leia taute zusehends auf, und Dean brach es beinahe das Herz, zu beobachten, wie Sam unter ihrem plötzlichen Entgegenkommen aufblühte.

Er konnte verstehen, was Sam für Leia empfand – er war lange genug ein großer Bruder gewesen, um zu wissen, wie man sich dabei fühlte – und wenn Leia auch zunächst ein wenig skeptisch reagiert hatte, wenn Sam ihr das Geschirr aus den oberen Schränken heraus geholt, oder darauf bestanden hatte, ihr beim Einkauf die schweren Tüten zu tragen, drückte sie ihm inzwischen derartig selbstverständlich ungewollte Lasten in die Arme, dass Dean nur über sie schmunzeln konnte.

„Deine kleine Schwester scheint sich an den Gedanken gewöhnt zu haben, dass sie dich nicht wieder los wird“, fasste Dean es am Abend vorm vierundzwanzigsten Dezember zusammen, und Sam lächelte und schmiegte sich an ihn.

Sie lagen bereits im Bett, obwohl es keineswegs spät war – Dean hatte behauptet, sich für den kommenden Tag wappnen zu müssen, Sam hatte ihm nicht widersprochen – Liz hatte sie mit einem vielsagenden Wippen ihrer Augenbrauen ziehen lassen, während Leia ihnen geraten hatte, es nicht zu übertreiben … und Heather hatte sich ein wenig fremdgeschämt.

Sam hatte Weihnachten noch nie in familiärer Atmosphäre verbracht – Weihnachtsabende allein mit Dean in abgewrackten Motels und einem ‚Tannenbaum’ aus zurecht gebogenen Kleiderhaken, während John sonst wo unterwegs war, um einem weiteren Geist der vergangenen Weihnacht den Garaus zu machen, zählte er nicht – und wenn man vom alltäglichen Verhalten seiner Verwandtschaft auf ihre zeremonielle Hochstimmung schließen konnte, dann kam so Einiges auf ihn und Dean zu.

„Was für ein Geschenk hast du ihr besorgt?“, fragte Dean leise, während er Sam durchs Haar kraulte, und Sam schloss die Augen und schmunzelte in sich hinein.

„Verrat ich nicht. Ich hoffe, sie freut sich.“

Dean nickte nachdenklich, zog Sam enger an sich heran und runzelte plötzlich die Stirn.

„Bist du mir böse, wenn ich sage, dass … dass ich sie ein wenig … merkwürdig finde?“

Sam schnaubte belustigt und schüttelte den Kopf. „Ich möchte behaupten, das beruht auf Gegenseitigkeit. Und so muss ich wenigstens nicht fürchten, dass du sie mir vorziehst.“

Dean verpasste ihm eine Kopfnuss für diesen Unsinn, drückte Sam auf den Rücken und kniete sich über seinen Schoß.

„Dich find ich auch merkwürdig, nicht, dass wir uns falsch verstehen.“

Er stützte sich mit beiden Händen auf Sams Schultern ab, blickte ihm in die Augen, und Sam konnte gerade noch eben so verhindern, dass er eine Gänsehaut bekam.

Dann wurde Deans Blick ernst, und Sam streckte die Hand nach ihm aus und streichelte ihm über die Brust. „Was hast du?“

Dean biss sich auf die Unterlippe und Sam runzelte die Stirn. „Was ist los?“

Er sah Dean an, dass er es vorgezogen hätte, nicht zu antworten, aber Dean zog es generell vor, Dinge totzuschweigen, also dachte Sam gar nicht daran, ihn so davon kommen zu lassen.

„Sag schon!“, forderte er nachdrücklich, ließ seine Hüften in die Höhe schnellen, allein, um seine Forderung zu untermauern, und Dean japste und krallte sich an ihm fest.

„Lass das sein!“

„Sag mir, woran du gedacht hast!“, verlangte Sam, als habe er ihn nicht gehört, und bockte ein weiteres Mal. „Sonst kriegst du dein Geschenk nicht.“

Diese Drohung entlockte Dean ein trauriges Lächeln, und Sam hielt augenblicklich still.

„Dean?“

„Es ist wegen deiner Visionen“, murmelte Dean leise. „Ich mach mir einfach Sorgen.“

Das konnte Sam ihm kaum übel nehmen, und er setzte sich auf und nahm Dean in die Arme.

„Ich weiß. Ich mache mir auch Sorgen – sehr sogar. Aber wir können momentan nicht mehr tun, als abwarten, was passiert. Ich werde schon darauf aufpassen, dass … dass sie nicht wahr werden.“

Dean wagte es nicht, Sam zu gestehen, dass es nicht das war, was ihm Sorgen bereitete – nicht jetzt, da Sam endlich zu Leia durchgedrungen und so glücklich darüber war – und er erwiderte die Umarmung fest, bis Sam sich vorsichtig von ihm losmachte und sich langsam in die Laken zurücksinken ließ.

Dean traf ein Blick, den er nur als schamlos bezeichnen konnte, und so, wie Sam sich unter ihm räkelte, konnte er nicht großartig daran zweifeln, was Sams unmittelbares Ansinnen war.
 

„Jungs?“

Ein vorsichtiges Klopfen weckte Sam und Dean am nächsten Morgen ungewohnt sanft aus dem Schlaf.

„Seid ihr wach? Das Frühstück ist fertig.“

Dean brummte und rieb sich die Augen, und Sam neben ihm tat es ihm gleich und pustete sich eine Strähne seines braunen Haars aus der Stirn.

„Komm rein, Leia.“

Die Tür öffnete sich einen Spalt, durch den sich schon beinahe schüchtern Leias brünettes Haupt schob, als sie jedoch sah, dass Sam und Dean von der Decke gänzlich verborgen im Bett lagen, öffnete sie die Tür ganz und trat ein.

„Ich weiß, dass es noch ein wenig früh ist“, entschuldigte sie sich, „aber Liz weigert sich, für euch ihre Gewohnheiten zu ändern. Sie behauptet, dass sei das Vorrecht alter Frauen.“

Dean grinste unwillkürlich und setzte sich auf, und Sam zog eine anklagende Grimasse wegen der kalten Luft, die sich deswegen unter die Decke schleichen konnte.

„Wir kommen, keine Sorge. Gib uns zwanzig Minuten.“

Leia nickte. „In Ordnung. Möchtest du Kaffee oder Tee zum Frühstück, Sam?“

Sam entschied sich für Kaffee, und sie ging wieder und schloss die Tür hinter sich.

„Warum werde ich nicht gefragt, was ich trinken will?“, empörte Dean sich grummelig und stand aus dem Bett auf, und Sam lächelte.

„Weil sie genau weiß, dass du Kaffee willst.“

„Ach so?“ Dean zog die Augenbrauen in die Höhe. „Und woher weiß sie das bitteschön?“

„Ich habe es ihr gesagt“, klärte Sam ihn auf, während er das Bad ansteuerte, und Dean folgte ihm zufrieden.

„Na von mir aus. Hat sie dir im Gegenzug erzählt, was uns heute erwartet?“

Er gesellte sich zu Sam unter die Dusche, schloss die Tür hinter ihnen, damit Sam das Wasser aufdrehen konnte, und seufzte zufrieden, als der erste warme Strahl auf seine Haut traf.

„Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste“, bemerkte Sam gelassen und reichte ihm das Shampoo. „Nach dem Frühstück schmückt sie den Baum – das ist so Tradition. Liz und Heather klauen ihn, sie schmückt ihn – danach werden Plätzchen gebacken, die wir zum Kaffee serviert bekommen, und heute Abend gibt es Ente.“

Dean gab einen Laut der vorfreudigen Zufriedenheit von sich, und Sam ging ihm spontan beim Haarewaschen zur Hand, was Dean in einen Zustand beseelten Stumpfsinns versetzte, der den unvoreingenommen Betrachtenden doch sehr an McClane erinnerte.

Sam fragte sich unwillkürlich, warum sie das nie zuvor getan hatten – sich gegenseitig die Haare waschen – und schob es auf die verflixte Männlichkeitsskala.

Er griff nach dem Duschkopf, wies Dean sanft an, die Augen zu schließen, und spülte ihm das Haar aus. Wenn ihn jemand darauf hingewiesen hätte, dass das Dean dazu veranlassen würde, die Arme um ihn zu schlingen und sich mit einem Laut dahin gehauchter Ekstase an ihn zu schmiegen, hätte er nicht schon längst auf die Männlichkeitsskala gepfiffen, er hätte sie mit einem Tritt aus der Tür gejagt.

Dean brummte zufrieden gegen seine Schulter, ließ seine Lippen über die feuchte nackte Haut gleiten und Sam bekam eine Gänsehaut.

Manchmal machte es ihn ein wenig nervös, wenn Dean seine Deckung so völlig fallen ließ.

„Wir … ähm … also … wir werden doch erwartet“, brachte er vorsichtig an, und Dean biss ihm spielerisch in die Schulter. „Ich weiß.“

Er ließ mit diesen Worten keineswegs von Sam ab, sondern umfasste seinen Hintern, und Sam schloss die Augen und ließ seine Hüften nach vorn zucken.

„Ich will sie nicht warten lassen“, murmelte er erstickt, während er sich genüsslich an Dean rieb, und Dean lachte leise. „Ich weiß.“

Sam wusste sich nicht anders zu helfen, als seinen Mund auf Deans zu pressen und ihn zu küssen, als hinge sein Seelenfriede davon ab, und Dean brummte überrascht, erwiderte den Kuss aber mit einem Einsatz, der an Selbstaufgabe grenzte.

Sams Hände glitten über Deans nasse, wunderbar glatte Haut, während er Deans Mundhöhle für sich beanspruchte, und es machte ihn mal wieder völlig lull und lall, wie Dean derartig perfekt sein konnte.

Nicht nur schien er stets genau zu wissen, was Sam brauchte, selbst wenn er es in einem seltenen Moment ganz eindeutig NICHT wusste, machte das nicht das Geringste aus, er schaffte es trotzdem immer irgendwie, als Gewinner dazustehen.

Manchmal frustrierte Sam das ein wenig – aber nur in den Momenten, in denen er nicht zu lull und lall dazu war.

Zehn Minuten und ein hemmungslos-heftiges Rumgefummel in der Dusche später waren die Herren Winchester einigermaßen trocken und angezogen und dirigierten sich gegenseitig aus ihrem Zimmer und in Richtung des Masters’schen Hauptwohnsitzes.

Sams Knie waren noch immer ein wenig weich, und Dean sah beinahe aus, als schiele er ein wenig – und das brachte Sam auf den merkwürdigen Gedanken, dass weder er noch Dean jemals beim Augenarzt gewesen waren.

Möglicherweise war er kurzsichtig – das würde zumindest erklären, wie er es in wunderbarer Regelmäßigkeit schaffte, den Impala zu Schrott zu fahren.

Was, wenn die Welt, wie er sie kannte, überhaupt nicht existierte?

Obwohl der Gedanke, wie Dean scharfgestellt aussah, ein wenig beängstigend war.

Schärfer ging doch praktisch nicht mehr!

Er stolperte hinter Dean in die Masters’sche Küche, und unter dem wissenden Blick dreier grinsender Frauen wurde Sam so rot wie schon lange nicht mehr.

„Das ging schneller, als ich dachte“, bemerkte Liz mit einem unanständigen Glitzern in den Augen. „Wunderbare Jugend …“

Sam bekam heiße Ohren und musste sich setzen, Dean stellte klar, dass er so jung nun auch wieder nicht sei, und Liz musterte ihn empört.

„Sei still, du Lausebengel! Wenn du alt bist, was bin dann bitte ich?“

„Reif?“, gab Dean mit einem charmanten Augenaufschlag zurück, und Liz grinste zufrieden und schenkte ihm einen Kaffee ein.

„Setz dich und lass Leia die Arbeit machen“, wies sie ihn an, und Leia, die eben am Herd damit beschäftigt war, Rührei mit Schinken für die versammelte Mannschaft zu kredenzen, tat, als habe sie nichts gehört und rührte fröhlich weiter in der Pfanne rum.

Sie unterbrach sich nur kurz bei dieser anspruchslosen Aufgabe, um Sam seinen Kaffee an den Tisch zu bringen, forderte auf dem Rückweg zum Herd ihre Kater auf, ihr nicht ständig vor die Füße zu laufen, und zuckte tatsächlich ein wenig zusammen, als die Uhr am Herd sie piepend und fiepend darauf aufmerksam machte, dass die Brötchen, die sich im Innern des Herdes befanden, fertig seien.

Zehn Minuten später war der Tisch fertig gedeckt, Rührei, Brötchen und Aufschnitt standen so dicht gedrängt darauf, dass man die Tischdecke nur noch erahnen konnte, und Dean stellte zufrieden fest, dass er an diesem Morgen endlich mal so richtig satt werden würde.

Das Fassungsvermögen seines Magens war Liz, Leia und Heather inzwischen bekannt, also schenkten sie seinem Appetit auch keine großartige Beachtung und unterhielten stattdessen Sam mit Geschichten über seine zahlreiche Verwandtschaft, die sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar in Texas konzentrierte, aber Motels über das ganze Land verstreut besaß.

„Mh-hm“, machte Dean um sein drittes Brötchen herum, „ich glaub, wir sind schon öfter mal in einem eurer Motels abgestiegen. Ich mag euer – unser … … … das Familienmotto.“

Er runzelte die Stirn, da er sich nicht ganz klar war, wie sein Verwandtschaftsverhältnis zu den drei Damen nun genau aussah, und Liz tätschelte ihm die Wange und bat ihn, sich nicht weh zu tun.

„Ich sag’s dir gern noch mal: Ihr gehört jetzt zur Familie – und zwar alle Beide.“
 

Nach dem äußerst ausgedehnten Frühstück half Sam Liz und Heather dabei, den Tisch abzudecken, während Leia sich ins Wohnzimmer zurückzog, und Dean blieb einfach sitzen und trank seinen zwölften Kaffee.

Drei Minuten später kam Leia in die Küche zurück – mit leicht gerunzelter Stirn aber scheinbar fest entschlossen – und obwohl sie klar auf Sam zugesteuert war, entlockte ihr Deans faules Herumsitzen ein empörtes Schnauben.

„Machst du dich wohl nützlich?“, grummelte sie ihn äußerst liebenswürdig an, bevor sie Sam am Handgelenk packte und verkündete, dass sie ihn brauche.

„Der Baum ist dieses Jahr viel größer als sonst“, erklärte sie dem verdutzt blinzelnden Dean, der eben von Heather mit einem Geschirrhandtuch versorgt wurde, damit er abtrocknen konnte. „Ich brauche Hilfe beim Schmücken.“

Damit hatte sie Sam mit sich durch die Tür zum Wohnzimmer gezogen, und Dean hörte gerade noch die Anfangsklänge von Bostons „More Than A Feeling“, bevor sie hinter den Beiden zufiel.

„Na endlich“, kommentierte Heather das Verhalten ihrer Tochter und reichte Dean einen abgespülten Teller. „Ich dachte schon, das wird nie was mit den Beiden.“

Sam war derweil im Wohnzimmer einigermaßen überwältigt vom Anblick dutzender Christbaumkugeln, kiloweise Lametta und einer Christbaumspitze, die unter anderen Umständen einen Waffenschein verlangt hätte – konnte jedoch nicht umhin, zuzugeben, dass es ihm eine absurde Freude bereitete, mit Leia den Baum zu schmücken.

Da er nicht unbedingt Erfahrung im Bereich der Dekoration hatte, stellte er sich zwar ein wenig dämlich an, Leia war jedoch geneigt, sich dadurch eher amüsieren als ärgern zu lassen und dirigierte ihn geduldig um den Baum herum.

„Du hast sowas noch nie gemacht, oder?“, stellte sie nach einer Weile fest, und Sam schenkte ihr einen so hilflosen Hundeblick, dass sie schwer getroffen inne halten musste.

Wenn sie vorher gewusst hätte, dass ihr Halbbruder derartig sensibel war, wäre sie vorsichtiger mit ihm umgesprungen.

Sie ging zu ihm hin, drückte ihm die Christbaumspitze in die rechte Hand und hielt seine linke einen Moment fest.

„Ich würde mich freuen, wenn du mir nächstes Jahr wieder hilfst“, sagte sie leise, blickte aus ehrlichen braunen Augen zu ihm auf, und Sam lächelte schüchtern und nickte. „Ich mich auch.“

Damit war alles gesagt, was gesagt werden musste, und Leia ließ seine Hand wieder los, damit er die Spitze auf den Baum setzen konnte.

„Welch ein Glück, dass du so schön groß bist“, bemerkte sie lächelnd, während sie ihn dabei beobachtete, wie er sich in die Höhe reckte, und er blickte sie über die Schulter an und lächelte zurück.

„Für sowas hab ich meinen Größenvorteil bisher noch nie einsetzen müssen.“

Leia schmunzelte, wandte den Kopf, um gen Küche zu rufen, dass sie fertig seien, und Sam stellte sich neben sie, um sich Liz und Heathers Urteil zu stellen.

Die beiden Frauen kamen mit Dean in ihrem Gefolge ins Wohnzimmer, und es war Dean, der die Meinung vertrat, er habe noch nie einen tolleren Weihnachtsbaum gesehen – Sam fragte sich unwillkürlich, ob Liz ihn heimlich mit Eierlikör abgefüllt hatte.

„Er ist wirklich sehr schön geworden“, versicherte Heather ihrer Tochter und Sam, dann blickte sie sich suchend um. „Wo ist der Photoapparat?“

Das Gerät wurde nach kurzer Suche zutage gefördert, und Heather forderte Leia auf, sich mit Sam neben dem Baum zu postieren.

Leia war sichtlich unwillig – sie ließ sich nicht gern fotografieren – und Heather schnaubte ungeduldig.

„Stell dich nicht so an, es ist ein besonderer Anlass!“

Das schien Leia zu überzeugen – es hielt sie zumindest davon ab, sich länger zu sträuben – und sie baute sich gottergeben neben ihrem Kunstwerk auf.

Sam stellte sich neben sie, und der Sicherheitsabstand, den er dabei einhielt, fiel allen einschließlich Leia auf.

Sie rückte dichter an ihn heran, legte den Arm um seine Hüfte und zog ihn an sich, und Sam, nachdem er sich gefangen hatte, legte den Arm um ihre Schultern und lächelte.

Dean bekam mit einem Mal feuchte Augen und musste in eine andere Richtung sehen.

Heather schoss ein paar Bilder von den Geschwistern vor dem Baum, befahl schließlich Dean, sich dazu zu stellen, und dann wurden so lange Photos von allen Anwesenden in allen denkbaren Kombinationen gemacht, bis der Film alle war.

„Ihr kriegt Abzüge“, versprach Heather Sam und Dean, und Dean begann zu überlegen, ob es sich lohnen würde, ein Fach im Kofferraum des Impalas für ein Photoalbum frei zu halten.

Und dann fiel ihm ein, dass er noch gar kein anständiges Bild von Hannah hatte – das ging so nicht!

Immerhin war er jetzt sowas wie ihr Pate – zumindest im nichtreligiösen, rein gefühlsmäßigen Sinn.
 

Dean folgte Sam und Leia in die Küche, in der es nun ans Plätzchenbacken gehen sollte, installierte sich am Küchentisch und beobachtete äußerst zufrieden, wie Leia ihrem Halbbruder das Backen beibrachte.

Sam war insgesamt eher ein theoretischer Mensch – er hatte Jahre gebraucht, bis er so selbstverständlich mit Waffen und Munition umgehen konnte, wie er es heute tat – und deswegen erneut ein kleinwenig überfordert, aber Leia schien ihn plötzlich in einem Licht zu sehen, das es ihr gänzlich unmöglich machte, ungeduldig mit ihm zu werden.

Sie klopfte ihm Mehl von der Brust, als er sich damit bestäubte, hielt ihn in letzter Sekunde davon ab, Salz statt Zucker in den Teig zu geben, und nachdem er den fertigen Teig zweimal viel zu dünn ausgerollt hatte, nahm sie ihm das Nudelholz auch keineswegs aus der Hand, sondern sagte lediglich: „Noch mal mit mehr Gefühl.“

Das entlockte Dean ein Kichern, und Sam bedrohte ihn prompt mit dem Nudelholz.

„Ich habe mich beim Waffelnbacken nicht so dämlich angestellt“, erinnerte Dean ihn unangemessen stolz, wurde jedoch von Leia gedämpft, die die Meinung vertrat, jeder Idiot könne Waffeln backen – erst bei Schokoladensoufflé zeige sich der wahre Meister.

Dean schmollte prompt und schwieg in der Konsequenz, und Sam konnte sich ein drittes Mal und in Ruhe am Waffelteig vergehen.

Diesmal befand Leia ihn für genau richtig ausgerollt – und Sam fragte sich, ob sie das nur sagte, damit er sich nicht völlig unfähig vorkam.

Er verschwendete allerdings nicht sonderlich viel Zeit an diesen Gedanken, da Leia die Förmchen zum Ausstechen aus dem Schrank geholt hatte, und während es nun seine Aufgabe war, so viele Kekse wie nur möglich aus dem ausgerollten Teig heraus zu stechen, heizte sie den Backofen vor und legte Backpapier auf einem der Backofenbleche aus.

Sam schämte sich ein wenig, da ein Mann seines Alters unmöglich so viel Freude dabei empfinden sollte, Bärchen, Sterne, Monde und Tannenbäume aus Teig auszustechen, als Dean ihm aber plötzlich über die Schulter lugte und fragte, ob er mitmachen dürfe, kam er sich gleich viel weniger kindisch vor – was absoluter Unsinn war, weil Dean der kindischste Mensch war, den er überhaupt kannte.

Leia ordnete die ausgestochenen Kekse auf dem Blech an, dekorierte sie mit Schokosplittern, Zuckerherzchen und sonstigem Gedöns, und schob schließlich das erste Blech in den Backofen – und Dean drängte sich die Frage auf, wo eigentlich Heather und Liz abgeblieben seien.

„Die sind bei Ethel und kümmern sich um die Ente“, klärte Leia ihn auf und bot ihm ein Stück Schokolade an. „Sie isst heute Abend mit uns – und bei ihr im Diner hat man einfach mehr Platz zum Kochen.“

Das leuchtete Dean ein, und während er sein Stück Schokolade lutschte, fiel ihm siedendheiß ein, dass er Sams Geschenk noch nicht eingepackt hatte.

„Ich … öhm … muss weg!“, brabbelte er ein wenig unkoordiniert, während er sich aus der Küche flüchtete, und Leia, während sie Sam ein wenig Mehlstaub von der Nase wischte, bemerkte weise, dass, völlig egal, wie alt ein Mensch war, er sich durchaus wie ein Fünfjähriger verhalten konnte.

Sam stimmte ihr zu, obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob sie damit nun Dean oder ihn selbst gemeint hatte.
 

Dean war derweil auf dem Weg zum Impala, um den Armreif, den er Sam besorgt hatte, aus dem Handschuhfach zu holen.

Er hatte lange überlegt, ob Sam ihn möglicherweise umbringen würde, dass er ihm Schmuck schenkte, aber nicht nur war dieser Armreif äußerst maskulin, Dean hatte ihn außerdem gravieren lassen und dann höchstpersönlich mit Schutzrunen versehen.

Dean hatte ungewohnt viel Energie in dieses Geschenk investiert, denn nicht nur hatte er es abgelehnt, Sam etwas so Offensichtliches wie ein Buch oder einen hübschen neuen Dildo zu schenken – diese Option hielt er sich für Sams Geburtstag offen – er hatte den Armreif in einem Anfall von Geschmack selbst ausgesucht, dem Graveur haarklein und unter der Androhung fürchterlicher Schmerzen, wenn er sich seinen Anweisungen widersetzen sollte, gesagt, was er zu gravieren hatte, und dann im Schweiße seines Angesichts die Runen hinzugefügt.

Wie er den Reif dann ins Handschuhfach packen und vergessen konnte, war Dean nicht ganz klar, er redete sich damit heraus, dass Sams veränderte Familienverhältnisse ihn abgelenkt hatten.

Dean geriet ein wenig in Panik, als sich die unauffällige dunkelblaue Tüte, in der der Armreif untergebracht war, sich nicht sofort seiner suchenden Hand stellte, ein wenig Wühlen und Fluchen förderten sie dann aber schließlich zutage, und er konnte sich mit seiner Beute zu Ethels Diner aufmachen, um sie um Geschenkpapier anzubetteln.

Er wurde von ihr, Heather und Liz ein wenig überrascht empfangen, dann jedoch praktisch mit Papier und Geschenkband zugeworfen, als er den Grund seines Überfalls erklärte.

„Wie lieb von ihm“, schwärmte Ethel, während sie den Armreif begutachtete, den Dean für Sam ausgesucht hatte. „Und so außergewöhnlich guter Geschmack.“

„Was erwartest du, er ist schwul“, gab Liz unbeeindruckt zurück, und Heather räusperte sich leise, und half dem erbleichten Dean dabei, Geschenkpapier zuzuschneiden.

Im Endeffekt war es dann auch sie, die das Geschenk für Sam einpackte, während Dean daneben stand und mehr oder weniger hilfreiche Bemerkungen machte.

Er wurde mit dem eingepackten Geschenk wieder vor die Tür gescheucht, angewiesen, es unter den Baum zu legen, und dann kochten die drei Furien weiter, ohne auch nur noch einen Gedanken an ihn zu verschwenden.

Mit vollendeter Mission und dementsprechend zufrieden kehrte Dean zu Sam und Leia zurück, gerade rechtzeitig, um das erste Blech Kekse aus dem Ofen zu holen.

Er fand es ein wenig verdächtig, als er sein Geschenk unter den Baum legte, und sich dort schon zwei befanden, kam jedoch nicht auf die Idee, dass Sam seine Abwesenheit genutzt hatte, um Leia um ihre Hilfe beim Einpacken seiner Geschenke für Dean anzuflehen.

Sie hatte ihn ein wenig schief angesehen, beim Anblick des Wurfmessersets, aber nichts dazu gesagt, und die pompöse Schleife, die sie um das Geschenk gebunden hatte, fand Sam ein wenig hübscher, als ihm lieb war.

Das zweite Geschenk für Dean hatte er selbst eingepackt, ein wenig ungeschickt zwar, aber mit viel Liebe, und er hoffte sehr, dass Dean ihn nicht dafür erschlagen würde, dass er ihm Schmuck gekauft hatte.
 


 

~*~ ~*~ ~*~ ~*~ ~*~
 


 

So, ja, ich weiß, es ist noch nicht so ganz Weihnachten bei den Winchesters … und die Bescherung hab ich auch weggelassen.

Aber heute ist ja schließlich AUCH noch nicht Weihnachten, also darf ich das wohl auf diese Art lösen – weiter geht’s dann rückblickend im nächsten Jahr!
 

Ich wünsche euch allen ein Frohes Fest, viele Geschenke und einen guten Rutsch, wir lesen uns dann am Samstag, den dritten Januar 2009 wieder!
 

Hab euch lieb!
 

moko-chan

Das schönste Geschenk

DA BIN ICH WIEDER!!!
 

Muhaha!

Ein Frohes Neues Jahr, euch allen!
 

Ganz besonders liebe Grüße gehen an Calysto, Sam_Dean, sweety-93, Endless_Dark, Todesgoettin_Hel und Lyafe für ihre lieben Weihnachts- und Sylvestergrüße! *knuddel*

Ihr seid alle immer so lieb zu mir, ich weiß gar nicht, womit ich das verdient habe!
 

Ich bedanke mich außerdem für all die fabelhaften Kommentare, die ihr mir in der Winterpause zu meinen J2-FanFics geschrieben habt, und erwähnte noch einmal höchst lobend sweety-93 und die Schmuse-Katze, die Beide zu ihrem jeweils eigenen Kommi-Marathon angesetzt haben! RESPEKT!!!
 

Das neue Jahr wird toll, ich weiß es ganz genau!
 

Dies ist der Beginn des fabulösesten Handlungshäschens seit … seit … IMMER, und ich schwöre feierlich, dass ihr nicht wissen werdet, wo euch der Kopf steht, wenn ich mit euch – ähm, mit Sam und Dean, ich meine natürlich Sam und Dean – fertig bin!

Gooott, ich freu mich so!
 

An dieser Stelle begrüße ich PrinceSs_x3 als neue Leserin, heiße sie ganz herzlich willkommen und biete ihr aus weihnachtlichen Gründen eine Tasse schön heißen Glühwein am wunderhübsch dekorierten Pool meines Traumschiffes an.

Prost!
 

Jetzt geht’s erstmal weihnachtlich los, aber das folgende Kapitel wird … öhömmm … alles andere als besinnlich und … ich sollte nicht zu viel verraten.
 

Wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre und freue mich auf viele tolle Kommentare von euch in diesem schönen Neuen Jahr!
 

moko-chan
 


 

„Jungs … Ju-hungs! Ähem … JUNGS!“

Sam und Dean fuhren auseinander, und Sam blickte peinlich berührt zu Heather auf, während Dean sich genüsslich die Lippen leckte.

„Schön, dass ihr euch so lieb habt – wirklich – aber ihr seid hier doch nicht alleine!“

Es war der Morgen des fünfundzwanzigsten Dezembers, die Herren Winchester hatten sich soeben gegenseitig ihre Weihnachtsgeschenke überreicht und sich darüber, dass sie sich ohne Absprache quasi das Gleiche geschenkt hatten, derartig gefreut, dass sie sich gezwungen gefühlt hatten, sich zu küssen … ausdauernd.

„Spielverderberin“, murrte Liz ihrer Tochter zu, als die sich wieder zu ihr aufs Sofa setzte, und Leia kicherte leise und biss sich auf die Unterlippe, weil Sam so rot wurde, dass er der Weihnachtsmannmütze Konkurrenz machte, die Dean ihm noch vor der Bescherung übergestülpt hatte.

Die Hitze in seinen Wangen hielt Sam jedoch keineswegs davon ab, Dean das Lederarmband umzulegen, das er ihm geschenkt hatte, und Dean hielt unter seinen Händen so artig still, dass Sam sich absichtlich ein wenig Zeit ließ. Es kam selten vor, dass Dean sich passiv gab, und obwohl Sam kaum etwas so sehr genoss wie Deans sonstige Dominanz, hatte er auch hiergegen nicht das Geringste einzuwenden.

Er ertappte Dean dabei, wie dieser versunken das Armband betrachtete – Silber eingefasst mit Leder, unaufdringlich und geschmackvoll – und er fragte sich, was Dean sagen würde, wenn er die Gravur auf der Innenseite bemerkte, die über seinem Puls lag.

Sam hatte so lange überlegt, was er Dean in das Armband gravieren lassen wollte, dass er davon Kopfschmerzen bekommen hatte, und jetzt, da er die Gravur auf dem Armreif gelesen hatte, den Dean ihm geschenkt hatte, war er nicht weniger unsicher, ob die Worte, die er gefunden hatte, die richtigen waren.

Der Armreif, den Dean ihm geschenkt hatte, war breit, ein kühler, unnachgiebiger Ring um sein Handgelenk, aber die Botschaft, die Dean hatte eingravieren lassen, war von überraschender Feinheit.

Für Sammy, stand auf der Innenseite des Reifs, für immer.

Die Botschaft passte zu Dean, sie war simpel und direkt, aber Sam hatte eine Gänsehaut bekommen, als er sie gelesen hatte.

Das Versprechen, das Dean ihm mit ihr gab, war so überwältigend, dass es ihm den Atem geraubt hatte.

Seine eigene Botschaft, obwohl nichts anderes als tief empfundene Wahrheit, kam Sam dagegen beinahe ein wenig abgeschmackt vor.

In Liebe, hatte er den Graveur schreiben lassen, und obwohl seine Ohren knallrot gewesen waren, als er die Bestellung aufgegeben hatte, war er sich in dem Moment vollkommen sicher gewesen, das Richtige gefunden zu haben.

Jetzt allerdings … Es war noch immer die Wahrheit, würde es auch immer bleiben, aber Sam hatte Angst, dass Dean ihn dafür auslachen würde.

Dann beugte Dean sich plötzlich zu ihm vor, wisperte „Ich liebe dich auch“ in sein Ohr, und Sam bekam eine Gänsehaut und schloss die Augen.

Natürlich hatte Dean die Gravur bemerkt.

Wahrscheinlich hatte er ihn allein deswegen so leidenschaftlich geküsst.

Heather räusperte sich leise, und Dean richtete sich wieder auf.

„Leia, du hast doch auch etwas für Sam, oder?“, versuchte Heather, ihr Stören zu rechtfertigen, und ihre Tochter nickte.

„Ja, hab ich.“

Sie stand auf, hockte sich zu Sam und Dean vor den Baum und zog den orangefarbenen Fellball, der ihr Kater Hutch war, von einem in rotes Geschenkpapier gehüllten Paket weg.

„Hier“, sagte sie und überreichte es Sam mit einem schelmischen Glitzern in den braunen Augen. „Nicht ganz so apart wie dein Armreif, aber ich hoffe, es gefällt dir.“

Sam bedankte sich mit einem kleinen Lächeln, nahm das Geschenk von ihr entgegen und förderte aus dem roten Geschenkpapier schließlich einen immens langen Schal mit dazu passender Mütze und Handschuhen zutage.

Sein fragender Blick traf auf Leias unsicheren, und sie zuckte leicht mit den Schultern.

„Ich hab gesehen, dass du sowas nicht hast und … ich wollte dir etwas schenken, das ich selbst gemacht habe.“

Sams Augen wurden kugelrund.

„Du hast -?“

Sie nickte. „Gefällt es dir?“

Er hatte sie noch nie so unsicher erlebt, und das Lächeln, das sein Gesicht erleuchtete, hätte selbst die Hexe von Narnia aufgetaut.

„Ja, danke.“

Leia entspannte sichtlich und zog Hutch mit den Worten „Komm her, Dicker“ auf ihren Schoß.

„Er ist nicht dick!“, verteidigte Sam das Tier ganz automatisch, und Leia blinzelte ihn verwundert an.

„Nur plüschig“, sekundierte Dean ihm grinsend, und Leia prustete vor Vergnügen.

„Ja, genau. Nur plüschig.“

Hutch auf ihrem Schoß schnurrte wohlig, schmiegte sich an ihre streichelnden Hände, und rollte sich schließlich auf den Rücken, damit sie ihm den Bauch kraulen konnte.

„Das erinnert mich an jemanden“, murmelte Sam verhalten, während er unter dem Baum nach seinem Geschenk für Leia fischte, und Dean räusperte sich indigniert.

Leia grinste und sagte nichts dazu, und in der nächsten Sekunde hatte Sam ihr ihr Geschenk in die Hand gedrückt.

Sie wirkte ein wenig perplex, und Sams Lächeln zitterte ein wenig.

„Was ist?“

Sie biss sich auf die Unterlippe, schmunzelte und schüttelte den Kopf.

„Nichts.“

Dass sie nicht wirklich ein Geschenk erwartet hatte, behielt sie lieber für sich.

„Dankeschön.“

Sams Miene klarte auf, und er beobachtete Leia mit nervöser Anspannung dabei, wie sie sein Geschenk auspackte.

Die gewissenhafte Art, mit der sie das Geschenkband löste und die Falten des Papiers glatt strich, war nicht dazu angetan, ihn mit Geduld zu erfüllen, und als sie sogar so weit ging, seine Einwickeltechnik zu begutachten, boxte er ihr ungeduldig die Schulter.

„Jetzt mach schon!“

Sie kicherte, löste das Papier mit geschickten Fingern und hielt einen Moment inne, als sie eine kleine Box zutage förderte.

Sam biss sich auf die Unterlippe und wartete aufgeregt darauf, dass sie die Box öffnete.

Er hatte nie gewusst, dass es so nervenaufreibend sein konnte, jemandem ein Geschenk zu machen.

Dann öffnete Leia die Box endlich, ihre Augen weiteten sich, als sie den Inhalt erfasste, wurden tatsächlich ein kleines Bisschen feucht, bevor sie Sams suchten, und sie die Box wieder schloss.

„Dankeschön.“

Das war alles, was sie sagte, aber der Unterton in ihrer Stimme und der Ausdruck in ihren Augen reichten völlig aus, um das nervöse Ziehen in Sams Eingeweiden zu beruhigen, und sein Lächeln in voller Stärke zurückkehren zu lassen.

Es war aufwändig gewesen, sämtliche Bilder von John, die sich in seinem, Bobbys und Ellens Besitz befanden, rechtzeitig zu vervielfältigen, aber es hatte sich definitiv gelohnt.

Auch wenn es ein wenig merkwürdig war, wie viele Photos Bobby von seinem Vater besaß, jetzt, da Sam darüber nachdachte.

„Was hat er dir geschenkt?“, erkundigte sich Liz mit unverschleierter Neugier bei ihrer Enkeltochter, und Leia streckte ihr die Zunge hinaus. „Das ist privat.“

„Kind, so lange du unter meinem Dach lebst, hast du keine Privatsphäre“, informierte Liz sie mit einem etwas einschüchternen Grinsen, und Leia bewarf sie respektlos mit Geschenkpapierkügelchen. „Unsinn!“
 

„Ruft an, wenn ihr heil angekommen seid“, sagte Heather eindringlich und erntete einen amüsierten Blick ihrer Tochter.

„Was soll ihnen unterwegs denn bitte zustoßen? So hoch liegt der Schnee nun auch nicht – und die Hauptstraßen sind schon längst geräumt worden.“

Sie reichte Sam seine Reisetasche und er biss die Zähne zusammen, als er sie in den Kofferraum hievte. Wenn Leia gewusst hätte, welch ein Arsenal an Waffen sich unter dem Sichtschutz verbarg, hätte sie sich wohl nicht über ihre Mutter lustig gemacht.

Aber sie durfte es nicht wissen – noch nicht.

Sie hatte doch gerade erst damit begonnen, sich ihm gegenüber zu öffnen.

Er wollte sie nicht sofort wieder verschrecken.

Sams Blick wurde einen Moment lang so angespannt, als stehe die Apokalypse unmittelbar bevor, und Leia drapierte ihm seinen Schal etwas gefälliger um die Schultern, bevor sie ihm seine Mütze tiefer über die Ohren zog.

„Ruft trotzdem an“, unterstützte sie ein wenig unerwartet die Bitte ihrer Mutter. „Und grüßt Deans Familie von uns – besonders Hannah.“

Leia zwinkerte Sam zu, und er grinste.

Das gigantische Plüscheinhorn auf dem Rücksitz des Impalas war ihrer Aufmerksamkeit keineswegs entgangen, und Deans Beichte, er habe es für sein Patenkind erstanden, schien ihn in ihren Augen in ganz neuem Licht zu zeigen.

„Machen wir“, versprach er leise, zögerte einen Moment – dann beugte er sich zu Leia hinunter und schloss sie in eine Umarmung, die ihr ein Japsen entlockte.

„Luuuft!“, verlangte sie nach ein paar Minuten, in denen sie aufopferungsvoll stillgehalten hatte, und Sam entließ sie mit einem schuldbewussten Grinsen.

„Ähm … tut mir leid.“

Sie schüttelte lächelnd den Kopf über ihn, verabschiedete sich von Dean mit einem Handschlag und einem Schulterklopfen, als er neben Sam auftauchte, und schlug gutmütig vor, sie sollten losfahren, bevor sie sich in der Kälte den Hintern abfroren.

„Und es sind doch so ausnehmend hübsche Hintern“, stimmte Liz ihr zu, und Heather verdrehte die Augen und enthielt sich eines Kommentars.

Dean grinste, während Sam leicht errötete, und sie einigten sich stillschweigend darauf, Leias Aufforderung Folge zu leisten, bevor der Espresso, den Liz zum Frühstück getrunken hatte, sich bemerkbar machte, und sie erst so richtig loslegte.

Der Motor des Impalas brummte vertraut, wenn auch aufgrund der Kälte ein wenig gehemmt, und Dean stellte mit einem zufriedenen Seufzen das Radio an, während Liz, Leia und Heather im Rückspiegel kleiner wurden.

„Keep the Fire burnin’“ von REO Speedwagon dröhnte aus den Lautsprechern, und Sam machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem.

Es war etwas später geworden, als sie sich vorgenommen hatten, und es würde schon lange dunkel sein, wenn sie bei den Lawlesses ankamen, aber die Strecke war Dean bekannt, und wenn Sam auf etwas vertraute, dann auf Deans Vermögen, sie von A nach B zu bringen.

Die Landschaft, die am Fenster vorbeizog, war ein Bild aus Grau und Weiß, die Bäume und Büsche am Straßenrand und auf den Feldern mit einer dicken Schicht Raureif überzogen, und die Sonne schien an einem wolkenlosen, blassblauen Himmel.

Dean neben ihm trommelte mit den Fingern im Takt zur Musik aufs Lenkrad, summte leise, und freute sich ganz offensichtlich darauf, seine Familie wieder zu sehen – ihre Familie.

Sam lächelte entspannt.

Es fühlte sich merkwürdig an, immer unterlegt mit der leisen Angst, alles zu verlieren, aber er war glücklich.

Er war wirklich glücklich.

Sam bemerkte, dass er die Augen geschlossen hatte, als Deans warme Hand sich auf seinen Oberschenkel legte, und er öffnete sie wieder, und blickte erst auf Deans streichelnde Finger hinab, bevor er den Kopf wandte und Dean von der Seite ansah.

„Was ist?“, fragte er leise, und das Grinsen, das um Deans Mundwinkel spielte, war im Prinzip Antwort genug.

„Nichts“, brummte Dean ruhig und drückte seine Finger etwas fester in den Stoff von Sams Jeans.

Er sagte nichts weiter, fuhr einfach nur damit fort, seine Hand über Sams Oberschenkel streicheln zu lassen, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, als er spürte, wie die Muskeln sich unter seinen Liebkosungen anspannten.

Dann war die Straße vor ihm plötzlich alarmierend weiß, glitzerte in der untergehenden Sonne, und Dean stieß einen unterdrückten Fluch aus, als der Impala auf der glatten Oberfläche ins Schleudern geriet, und ergriff hastig mit beiden Händen das Lenkrad.

Sam hatte sich mit beiden Händen am Sitz verkrallt, die Augen in Panik geweitet, als der Impala schließlich mitten auf der Straße und mit dem Heck in ihre ursprüngliche Fahrtrichtung zum Stehen kam, und Dean wandte sich ihm besorgt zu und tätschelte mit beiden Händen seine Schultern und seine Brust.

„Alles ok mit dir, Sammy?“, erkundigte er sich leise, und legte Sam schließlich die Hand an die Wange, als er keine Antwort bekam. „Sammy?“

„Alles ok“, brachte Sam endlich hervor und bemühte sich, seinen beschleunigten Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Deans besorgter Blick wich Erleichterung, die sich zu genervter Frustration wandelte, als es anfing zu regnen.

Die Regentropfen wurden zu Eis, noch bevor sie den Boden ganz erreicht hatten, und Dean fluchte leise.

Er stieg aus, um den Zustand des Wagens zu überprüfen, und Sam zuckte zusammen, als er mit einem erschreckten Laut aus seinem Sichtfeld verschwand.

„Dean?“

Sam beeilte sich, aus dem Wagen zu kommen, und schon sein erster Schritt zog ihm das ellenlange Bein unter dem Körper weg. Er vermied um Haaresbreite einen äußerst schmerzvollen Spagat, indem er sich an der Tür des Impalas festklammerte, und schlidderte mit winzigen Schritten – immer mit einer Hand am Wagen – um den Impala herum – bis er auf der anderen Seite angelangt war, wo Dean noch immer mit überraschter Miene auf seinem Hintern saß.

Er half ihm auf die Beine, hielt ihn fest, als erneut auszugleiten drohte, dann machten sie sich gemeinsam ein Bild ihrer Situation.

Solange es regnete, war nicht einmal daran zu denken, die Fahrt fortzusetzen, mitten auf der Straße stehen bleiben konnten sie aber auch nicht, also wurde der Impala in einer Eislaufaktion, die Ihresgleichen suchte und Dean beinahe die Schneidezähne gekostet hätte, an den Straßenrand verfrachtet, und weil der Rücksitz in dem Moment der nächstgelegene Zugangspunkt zum relativ warmen Inneren des Impalas war, flüchteten Sam und Dean sich auf diesen, das riesige Plüscheinhorn wurde auf den Fahrersitz befördert, und dann wurde gekuschelt, was das Zeug hielt.

Zwei heiße Typen auf dem Highway

Deanstag! Yeah!
 

Der erste Deanstag im neuen Jahr, und es geht auch gleich gut los!
 

Ich habe eine neue Kommischreiberin!

Hallöchen, liebste Jadelady und herzlich willkommen!

Cocktails gibt’s heute zwar keine, aber die Jungs haben mir eine heiße Limbo-Session versprochen.

Das kann nur gut werden!
 

Für alle Fans von Jared (und/oder Sam) in Mütze und Schal empfehle ich „The Christmas Cottage“ zum Angucken.

Ich gebe es gern zu, in dem Film passiert REIN GAR NICHTS; Redundanz, wohin das Auge blickt, aber Jared sieht toll aus, seine Haare sind gewaschen und hübsch plüschig, und er trägt derartig verschwenderische Kombinationen von Schal und Mütze, dass ich die Kostümtanten dieses Films arg in Verdacht habe, das ein bemützter Jared bis zur Nase in Schal eingewickelt für sie das Highlight eines jeden Tages war.
 

Ich warne empfindliche Gemüter vor Peter O’Toole, der in diesem Film KEIN EINZIGES MAL blinzelt und dadurch unerwartet gruselig daher kommt, und behaupte, Jared hatte Angst vor ihm.

Das würde zumindest erklären, warum der Bengel selbst in diesem ereignislosen Weihnachtsfilmchen schon wieder weint.
 

(Sehr schön ist der Moment, in dem er weint, die Nase und die Stirn kraus zieht, UND eine Haartolle mit einem mehr oder weniger anmutigen Flippen aus dem Gesicht zu schleudern versucht. Ich musste ein bisschen lachen.)
 

Gefreut habe ich mich außerdem über den Auftritt des Herrn (das ist jetzt ein beliebiger Herr, nicht DER Herr), der den Exmann von Jareds Filmmutter spielt, der hat nämlich auch schon den Exmann von Amy aus „Für alle Fälle Amy“ gespielt – da hat Tom mitgemacht, ich SEHE die Zeichen! – und den Exmann von Susan aus „Desperate Housewives“ … ich erkenne da ein Muster, ob ihr’s glaubt oder nicht!
 

Und warum erzähle ich euch das alles an einem Deanstag?

Weil’s endlich geschneit hat, und weil ich’s kann!
 

moko-chan (Haha – hab gereimt!)
 


 

Zu dem Zeitpunkt, als Dean die Tür zum Rücksitz des Impalas hinter sich zuzog, war ihm so kalt, dass er mit den Zähnen klapperte, und er war kurz davor, sich darüber zu beschweren, dass Leia ihm nicht ebenfalls Schal, Mütze und Handschuhe gestrickt hatte, um ihn vor der beißenden Kälte zu schützen.

Sie hatte ihm eine enorme Dose Kekse zugesteckt, während er seine Tasche in den Kofferraum geladen hatte, er hatte also wirklich keinen Grund, sich zu beschweren.

Dean atmete hörbar auf, als Sam seine großen, warmen Hände um seine blau gefrorenen schloss, brummte zufrieden und schob sich, einem plötzlichen Impuls folgend, so dicht an Sam heran, wie es nur ging.

„Gott, ich hasse den Winter“, stieß er ohne Überzeugung in der Stimme hervor, presste sein kaltes Gesicht an Sams Halsbeuge, und Sam unterdrückte ein Schaudern, biss die Zähne zusammen und ließ ihn gewähren.

Der Impala grollte leise – sie hatten den Motor angelassen, damit die Heizung nicht ausging – die Musik aus dem Radio drang als feines Hintergrundrauschen an ihre Ohren, und als Sam Deans Lippen an seinem Hals spürte, durchfuhr ihn ein wohliges Schaudern, das sich nicht unterdrücken ließ.

Er schlang seine Arme um Dean, um ihn enger an sich zu ziehen – nur, um ihn zu wärmen natürlich – und da Dean seine noch immer unangenehm kühlen Hände somit wieder frei hatte, schob er sie prompt unter Sams vier Lagen Oberbekleidung.

Die Gänsehaut, die sich über Sams Rücken auf den Rest seines Körpers ausbreitete, war nicht unbedingt unangenehm, und die Muster, die Dean ihm mit den Fingerspitzen auf seine warme Haut malte, schienen sich in sie hinein brennen zu wollen.

„Besser?“, fragte er nach einer Weile, in der jeder Atemzug Deans gegen die empfindsame Haut seines Halses ihn fast wahnsinnig gemacht hatte, und Dean gab so etwas wie ein Schnurren von sich, hob den Kopf und drückte einen sanften Kuss auf Sams Lippen.

„Jah … danke.“

Sam schluckte, zog die Oberlippe in die Höhe – zögerte einen Moment – und presste seinen Mund so fest auf Deans, dass diesem ein überraschtes Japsen entfuhr.

Dann jedoch begann er den Kuss mit einem Enthusiasmus zu erwidern, der Sam schwindeln ließ, und als Deans Zunge warm und feucht über seine Lippen strich, entwich ihm ein atemloses Winseln.

Dean brummte beruhigend, ließ eine Hand in Sams weiches Haar gleiten und hindurch streichen, und Sam schloss die Augen und öffnete den Mund noch ein wenig weiter für ihn.

Deans Zunge streichelte sich in seinen Mund hinein und fuhr zärtlich die Kontur seiner geöffneten Lippen nach, bevor sie Sams berührte und zu sanftem Spiel herausforderte.

Sam stöhnte leise und presste Dean fester an sich, tat allerdings nichts, um den Kuss zu intensivieren.

Er überließ es Dean, die Führung zu übernehmen, wehrte sich nicht, als Deans Hände von seinem Rücken nach vorn auf seinen Bauch und höher auf seine Brust glitten, und seine Brustwarzen zogen sich unter Deans liebkosenden Fingern und der kühlen Luft, die sich mit ihnen unter seine Kleidung geschlichen hatte, so fest zusammen, dass es beinahe wehtat.

„Dean“, wimmerte er kaum hörbar, und Dean erstickte das folgende Stöhnen mit seinen Lippen und verfestigte seinen Griff in Sams Haar.

Sam hatte das Gefühl, Deans Herzschlag durch seine Küsse in seinen Lippen spüren zu können, und er musste ein Zittern unterdrücken, weil plötzlich alles irgendwie zuviel war.

Dean war so nah, so warm, und er roch so gut, und Sam verstand nicht, wieso, aber es fühlte sich an, als sei er Dean schon viel zu lange nicht mehr so wunderbar ausgeliefert gewesen.

Sein Atem wurde schwer, Hitze breitete sich von seinen Lenden in seinem ganzen Körper aus, und in dem Moment, als Dean seine Hände unter dem schwarzen Shirt, das er als unterste Schicht trug, heraus zog und sie an seine Hüften legte, stieß er sein Becken so nachdrücklich nach vorn, dass es Dean an die Tür des Impalas in seinem Rücken nagelte.

„Sammy!“, entfuhr es Dean keuchend, und er blickte an Sam hinab, bemerkte mit hochgezogener Augenbraue die Beule in seinen Jeans und grinste unwillkürlich.

„Verlässlich wie ein Schweizer Taschenmesser.“

Sam errötete und biss sich auf die Unterlippe, aber er hielt sich nicht zurück, als Dean ihm die Hand in den Schritt legte und schloss stöhnend die Augen.

„Dean …“

Dean hatte Erbarmen und knöpfte Sams Jeans auf, während Sam sich seiner Mütze und seines Schals entledigte und zumindest zwei seiner vier Schichten ablegte.

Es war inzwischen völlig dunkel geworden, allein der abnehmende Mond hinter abziehenden Wolken warf ein schwaches Licht auf die mit Eis überzogene Straße und das Straßenbegrenzungsgrün, auf dem sie den Impala abgestellt hatten, und Sam fühlte sich so sicher in der Einsamkeit der Landstraße, dass er keine Hemmung verspürte, sich zu nehmen, was er brauchte.

„Dean“, flüsterte er, diesmal drängender, und Dean schob ihm konsequent die Hand in die Shorts und schloss sie um seine aufragende Hitze, was Sam befreit aufseufzen ließ.

Aber es war nicht genug.

„Ich will dich ganz“, stöhnte Sam, während er die Augen hinter den geschlossenen Lidern verdrehte, und Dean durchfuhr ein so heftiges Schaudern, dass Sam es auf höchst angenehme Art und Weise durch die Hand an seiner Erektion spüren konnte.

„Jetzt? Hier?“, brachte Dean mit ein wenig Mühe heraus – sein Hals fühlte sich plötzlich wie ausgetrocknet an – und Sam antwortete mit einem heiser gestöhnten „Jah“.

Dean gab einen Laut von sich, der so tief und grollend war, dass Sam leise wimmerte, dann zog sich Deans wunderbar warme Hand aus seinen Shorts zurück, und Sam schlug die Augen auf, um ihm einen flehenden Blick aus verklärten braunen Augen zuzuwerfen.

„Ist gut, ist gut … was immer du willst“, versicherte Dean ihm hastig – Sams Bitte hatte ihn in Sekundenschnelle so hart werden lassen, als sei er noch immer ein Teenager, der nichts anderes als Sex im Kopf hatte … was von der Wahrheit manchmal gar nicht so weit entfernt war – und öffnete mit ein wenig fahrigen Bewegungen seinen Gürtel.

Er spürte Sams Blick auf sich ruhen, und unter seinem Gewicht seines hungrigen Starrens wurde Dean so heiß, dass er ohne zu Zögern seinen Pullover auszog.

„Käsekuchen?“, murmelte er rau, während er die braune Plastiktüte aus dem Fußraum der Rückbank fischte, und Sam schüttelte den Kopf. „Süßholz.“

„Ok.“ Dean holte die entsprechende Tube Gleitmittel aus der Tüte und ließ diese wieder zu Boden gleiten. „Komm her.“

Dean klemmte die Tube zwischen Sitzbank und Rückenlehne, um Sam dabei zu helfen, sich Jeans und Shorts unter den Hintern zu ziehen, und Sam schob beide Kleidungsstücke so weit hinunter, bis sie sich um seine Knöchel knüllten.

Es war alles andere als optimal, aber Sam schaffte es, sich mit weit gespreizten Schenkeln auf Deans Schoß zu manövrieren, und nachdem er erstmal Deans Erektion aus der Enge seiner Jeans befreit hatte, damit er seine Hand sowohl um Dean als auch sich selbst schließen konnte, war ihm sowieso alles egal.

„Nicht so hastig, Sammy“, keuchte Dean ein wenig atemlos, während er sich seine Jacke und seinen Pullover in den Rücken schob, um es einigermaßen bequem zu haben, aber Sam ließ sich nich beirren und bewegte seine Hand mit langsamen, sanften Strichen an ihren Erektionen auf und ab.

Die Berührung war so intim, dass Sam davon schwindlig wurde, das Gefühl von Deans samtiger Haut an seiner eigenen unter seiner Hand so heiß und verführerisch, dass er einfach nicht genug davon bekam.

„Sam“, stöhnte Dean, um Beherrschung ringend, und drückte einen zittrigen Kuss auf Sams Wange. „Gott, du machst mich fertig.“

Sam wandte Dean sein Gesicht zu, um ihn auf den Mund zu küssen, und Dean stöhnte und verlor keine Zeit dabei, seine Finger zwischen Sams Pobacken zu manövrieren – ein Vorgehen, das Sams uneingeschränkte Zustimmung hatte.

Er war so entspannt und bereit für Deans Berührung, wie man nur sein konnte, presste sich seinen vorsichtig tastenden Fingern so gierig entgegen, wie er es seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht immer getan hatte, und Dean leckte ihm verspielt über die Lippen, während er gleichzeitig einen Finger an Sams zitternden Muskelring drückte.

Kälte und Eis waren vergessen, und Sam öffnete seinen Mund weit für Deans Zunge, kniff die Augen zu und stöhnte überwältigt, spürte Deans Finger in sich, und der leichte Druck, das köstliche Ziehen an seinem Anus, fühlte sich so gut an, dass erste Lusttropfen von seiner Eichel perlten.

„Dean“, wimmerte er leise, schloss seine Hand fester um ihre Erektionen, ließ sie schneller an ihnen auf und ab gleiten, die Friktion durch zahlreiche Lusttropfen erleichtert, und Dean biss ihm in die Unterlippe.

„Immer so ungeduldig“, murmelte er atemlos, zog seinen Finger wieder aus Sam zurück und erstickte etwaigen Protest mit seinen Lippen.

„Ich beeile mich“, versprach er, öffnete endlich die Tube Süßholz Gleitgel, um ein wenig davon auf seinen Finger zu geben, und wartete nicht erst, bis es sich erwärmt hatte, um ihn wieder in Sams heiße Enge hinein zu schieben.

Sam zuckte zusammen und bekam eine so intensive Gänsehaut, dass es ihn schüttelte, aber der Laut, der seine Lippen verließ und von Deans Mund gedämpft wurde, war alles andere als anklagend.

„Besser?“, fragte Dean leise, als sein Finger bis zum ersten Knöchel in Sam versunken war, und Sam nickte, die Augen halb geschlossen, in ihnen ein Ausdruck kompletter Ekstase.

Manchmal machte es Dean Angst, wie leicht Sam sich in seiner Lust verlor.

„Mehr“, wisperte Sam heiser, seine Stimme kaum zu hören, als sie sich in Deans Mund verlor, und Dean nickte leicht.

Wenn Sam mehr wollte, sollte er auch mehr bekommen.

Er begann, seinen Finger in leicht kreisenden Bewegungen tiefer in Sam hinein zu drängen und biss Sam beinahe auf die Zunge, als dieser mit einem gierigen Laut seinen Anus anspannte, der sich daraufhin so fest um seinen Finger schloss, dass Dean ihn kaum noch bewegen konnte.

„Lass locker“, forderte er mit sanftem Nachdruck, während er mit aller Kraft an seiner Selbstbeherrschung festhielt, und Sam entspannte sich wieder – wenn auch mit deutlichem Zögern.

„Fühlt sich so gut an“, murmelte er entschuldigend, und Dean konnte sich nicht erinnern, wann Sam zuletzt so offen und gelöst ein derartiges Zugeständnis gemacht hatte.

„Ich weiß“, antwortete er heiser und leckte sich über die Lippen. „Ich sorge dafür, dass es nur noch besser wird, versprochen.“

Sam nickte, schloss vertrauensvoll die Augen und lehnte seinen Kopf an Deans.

Seine Hüften zitterten, zuckten immer wieder nach vorn, aber er hielt still, so gut er konnte, biss sich fest auf die Unterlippe, als Dean einen zweiten Finger in ihn schob und stöhnte genüsslich.

Die Muskeln in seinen Oberschenkeln schmerzten ein wenig von der Anstrengung, sie dauerhaft so weit gespreizt zu halten, während seine Hosen seine Knöchel gefesselt hielten, aber Sam ignorierte das Ziehen in ihnen und konzentrierte sich lieber voll und ganz darauf, wie Dean ihn auf sich vorbereitete.

Zwei von Deans Fingern waren zur Gänze in ihm versunken, öffneten ihn langsam und bedächtig, strichen immer wieder mit einer Zielsicherheit, die gemeinsam gesammelter Erfahrung entsprang, über seine Prostata, und Sam biss sich fest auf die Unterlippe und versuchte, nicht allzu laut zu werden.

Dean liebte es, wenn er laut wurde, und Sam hatte nicht vor, ihm allzu lange vorzuenthalten, wie sehr er seine Behandlung genoss, aber solange Dean sich einigermaßen konzentrieren musste, wäre es schlicht grausam gewesen, ihn derartig abzulenken.

Die geschickten Finger in seinem Innern strichen erneut über seinen Lustpunkt, und Sam kniff die Lider so fest zu, dass er Sterne sah.

„Dean“, murmelte er völlig unbewusst, und Deans Mund suchte den seinen und gab ihm einen beruhigenden Kuss.

„Nur noch einen Moment Sammy, du bist bald so weit“, versprach Dean mit einer Stimme, die zwei Oktaven tiefer war als gewöhnlich, und Sam erschauderte wohlig und stieß sich Deans Hand entgegen.

Diese Stimme stellte Dinge mit ihm an, die er noch vor ein paar Jahren für völlig unmöglich gehalten hätte.

Dean stöhnte überrascht und biss die Zähne zusammen, als Sams Hand sich – wahrscheinlich völlig unbewusst – fester um ihre aneinander gepressten Erektionen schloss, und einen kurzen Moment lang fürchtete er, seinen Orgasmus nicht länger zurückhalten zu können.

Dann wurde die Hand, die Sam um sie Beide geschlossen hatte, plötzlich lax, und Dean hob den Blick, um in Sams lustverdunkelte Augen zu sehen.

Es brauchte nicht viel Phantasie, um zu verstehen, was in Sam vor sich ging, und Dean beeilte sich, einen dritten Finger in die heiße Enge von Sams Körper zu stoßen, die ihn so gierig aufnahm, dass es Dean ein raues Stöhnen entlockte.

Deans freie Hand zog Sams von ihren Erektionen weg und hielt sie sanft umfangen, und Sam begann damit, sich langsam vor und zurück zu wiegen, während er rhythmisch seinen Anus zusammen zog, um so viel Genuss wie nur möglich aus der qualvoll zeitintensiven Prozedur zu gewinnen.

Deans Finger glitten aus ihm heraus und wieder hinein, und jedes Mal, wenn seine Fingerknöchel seinen engen Muskelring passierten, musste Sam sich auf die Zunge beißen, um seine Leidenschaft nicht laut heraus zu schreien.

Der Schmale Grat zwischen Schmerz und Lust war manchmal so intensiv, dass es ihm den Atem raubte.

„Bist du so weit, Sammy?“

Deans Mund strich über Sams Hals und er nickte, ungeduldig und unfähig, noch eine Sekunde länger zu warten.

„Jah“, erwiderte er mit kaum verschleierter Verzweiflung in der Stimme, und Dean nahm sich die Zeit, seine Hand unter Sams Kinn zu legen und sein Gesicht zu sich anzuheben.

„Wir werden über dein kleines Kontrollproblem reden müssen, wenn wir hier fertig sind, Sammy …“

Dean ließ seinen Daumen über Sams Mundwinkel streichen, und Sam schloss kurz die Augen, drehte seinen Kopf und schloss seine Lippen darum.

Dean beobachtete unter seinen langen Wimpern heraus, wie Sam erst an seinem Daumen lutschte, bevor er seinen Zeige- und Mittelfinger in den Mund nahm, und mit einem verzweifelten Stöhnen die Augen hinter den geschlossenen Lidern verdrehte.

Vielleicht sollte er jetzt lieber anfangen, bevor Sam vor leidlich unterdrückter Lust endgültig den Verstand verlor.

Engel der Straße

Hallöchen!
 

Sitze gerade bei der Kinka, habe also nicht wirklich Zeit (und außerdem auch gar keine Lust, wir gucken Heroes) hier jetzt was Episches vom Stapel zu lassen.
 

Gehe außerdem davon aus, dass meine Minderjährigen Leser das hier nicht werden lesen können, und möchte ihnen ja nichts vorenthalten, das wäre schlicht grausam.
 

Komme also direkt zum Punkt, begrüße RyouAngel und Black_Staith, die beiden Volljährigen neu bei uns im Boot, und schick sie auch gleich an die Bar rüber, die sind schließlich alt genug und dürfen saufen!

Herzlich Willkommen auf meinem Traumschiff und Prost!
 

moko-chan
 


 

Dean liebte seinen Wagen.

Nicht nur war sein 67er Chevy Impala ein wahres Schmuckstück – der schwarze Lack, die Chrom glänzenden Stoßstangen, an einem sonnigen Tag (und auch sonst) eine wahre Augenweide – er war außerdem verdammt geräumig und somit für ein wenig Spaß mit Sam auf der Rückbank bestens geeignet.

Besagter Sam saß über ihm, die Oberschenkel so weit gespreizt, dass es schon jenseits von obszön war, den Hintern in die Luft gereckt, um sicher zu stellen, dass Dean uneingeschränkten Zugang dazu hatte, und die Augen halb geschlossen, während er leise stöhnend an Zeige- und Mittelfinger von Deans linker Hand lutschte.

Leise, halb flehende, halb hingebungsvolle Laute erfüllten den Innenraum des Impalas, Sams Zunge umspielte Deans Finger so gewissenhaft, als könne er sich nichts Besseres vorstellen, als sie in seinem Mund zu haben, und der Ausdruck in seinen Augen war extrem jugendgefährdend.

„Sammy“, murmelte Dean heiser, während der unanständige Anblick seine Erektion wütend pochen ließ, und zog seine Finger aus der engen Hitze von Sams Hintern zurück.

Sam stöhnte um die Finger in seinem Mund, spannte seinen Anus an und versuchte, die plötzliche Leere so gut es ging zu ertragen.

„Dean“, wimmerte er flehend, und Dean griff hastig nach der Tube Gleitgel, die neben ihm auf dem Rücksitz lag.

Er präparierte sich mit der freigewordenen rechten Hand, und musste sich zusammenreißen, nicht in den warmen, verführerisch rutschigen Kanal seiner Faust zu stoßen, dann zog er die Finger seiner Linken aus Sams Mund und legte die Hand an seine Hüfte, um ihn ruhig zu halten.

„Dean“, wiederholte Sam ebenso flehend wie zuvor, dann spürte er Deans Erektion an seinem Anus, spürte den ersehnten Druck, und biss sich fest auf die Unterlippe, als er sich mit einer fließenden, entschlossenen Bewegung nahm, was er so sehr brauchte.

Deans Finger krallten sich in Sams Hüften, als er sich auf ihn sinken ließ, seine kurz geschnittenen Fingernägel hinterließen winzige Halbmonde in der weichen Haut, und Sam presste den Kopf in den Nacken, während er darum kämpfte, ihn in sich aufzunehmen, sein Hals eine verführerische Kurve angespannter Muskeln.

Der anfängliche Schmerz mischte sich mit Lust, der Druck in seinem Innern zu überwältigend, als dass Sam sich dagegen hätte wehren können, er schluckte mühevoll, atmete langsam ein und wieder aus, und spannte seinen Hals nur noch mehr an.

Dean beugte sich vor, unfähig, die Einladung zu ignorieren, und ließ seine Lippen über die sensible Haut gleiten, grollte leise, als Sam unter der Berührung seiner Lippen erzitterte, und biss zärtlich zu.

Sams Hals war schon immer einer seiner Schwachpunkte gewesen, wenn nicht sogar sein größter, und im gleichen Moment, in dem Dean anfing, seine Hüften in die Höhe und sich in Sam hinein zu stoßen, hinterließ sein Mund ein allzu deutliches Mal, das seine Besitzansprüche deutlicher verkündete als alles andere.

Seufzer um Seufzer perlte über Sams Lippen, und obwohl er das zwingende Gefühl hatte, dass seine Muskeln sich zunehmend in Gelee verwandelten, bewegte er sich Deans Stößen so gut entgegen, wie es nur ging.

Deans feuchte, warme Lippen glitten über seinen Hals, und Sams ganzer Körper stand in Flammen, als ein besonders fester Stoß seine Prostata traf.

„Dean“, stöhnte er überwältigt, ihm versagte die Stimme, und drei weitere zielgerichtete Stöße ließen seine Sicht verschwimmen.

Dean unter ihm hatte die Zähne fest zusammengebissen, während er jede Unze seiner Kraft dazu verwendete, Sam soviel Genuss wie nur möglich zu bereiten, und sich gleichzeitig dazu zwang, nicht die Kontrolle über sich selbst zu verlieren.

So wie er über ihm zitterte und stöhnte, war Sam eine wahre Augenweide, und Dean verschlang ihn mit seinen Blicken, verschlang jeden Zentimeter verschwitzter gebräunter Haut, den er erhaschen konnte, verschlang, wie Sams Zunge über seine trockenen Lippen glitt, und ihm das braune Haar in schweißfeuchten Strähnen in die Stirn fiel.

„Sammy“, stöhnte er überwältigt, ließ seine Hüften mit einer Kraft in die Höhe schnellen, von der er selbst nicht gewusst hatte, dass er sie besaß, ein leises, unanständiges Klatschen ertönte, als seine Haut auf Sams traf, und Dean biss sich fest auf die Unterlippe und musste Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand fest um die Wurzel seiner Erektion schließen, um seinen Höhepunkt zurück zu halten.

Das Tempo seiner Stöße verringerte sich entsprechend, und Sams Lippen entkam ein flehendes Wimmern. „Nicht … n-nicht …“

Dean bekam beinahe einen Hirnschlag.

„Ich höre nicht auf, Sammy … ich … verdammt …“

Aller Sauerstoff im Impala schien mit einem Mal aufgebraucht, und Dean musste ein paar Mal tief durchatmen, um einer eventuellen Atemnot vorzubeugen.

Er hielt nicht einen Moment darin inne, sich in Sam hinein zu stoßen, er wusste viel zu gut, was das mit Sam angestellt hätte, aber die Türverkleidung des Impalas drückte inzwischen recht schmerzhaft in seinen Rücken, und er konnte sich nicht ganz entscheiden, ob ihm nun ein wenig kalt oder unerträglich heiß war.

„Komm her, Sammy … komm her“, forderte er Sam leise auf, legte seine Hand an Sams Wange, um sein Gesicht an sich heran zu ziehen, und sobald er Sams Lippen unter seinen spürte, konnte er die Augen schließen, und es seiner geübten Zunge überlassen, Sam zu beruhigen.

Er ließ sie in Sams einladende Mundhöhle eintauchen, ließ sie langsam und genüsslich um Sams Zunge gleiten und brummte zufrieden, als Sam an ihr zu lutschen begann.

Ob bewusst oder nicht, Sam wusste ganz genau, wie er ihn am besten auf Touren brachte.

Dean stellte die Füße auf, stützte sich mit dem rechten an der Tür des Impalas ab, während er den linken nach unten in den dafür vorgesehenen – vielleicht nicht exakt dafür vorgesehenen – Fußraum gleiten ließ, und nutzte den erfreulich sicheren Halt seiner neuen Position, um Sammy den Ritt seines Lebens zu gewähren.

Der Anblick, wie Sam die Augen hinter dichten Wimpern verdrehte, in denen Schweißtropfen und Tränen glitzerten, und kraftlos den Kopf nach vorn fallen ließ, war für Dean ein ausreichend deutliches Zeichen dafür, dass er etwas richtig gemacht hatte, und er stieß mit frisch gewonnener Energie in Sams verführerische Enge hinein.

Sam schien zunehmend unfähig, sich ihm entgegen zu bewegen, brauchte all seine Kraft, um sich über ihm halten zu können, und Deans Hände glitten wieder an seine Hüften, um ihm zu helfen und ihn festzuhalten.

„Sammy“, wisperte er liebevoll, kurz bevor er nicht mehr an sich halten konnte und tief in Sam explodierte, und Sam zog sich so fest um ihn zusammen, dass er Dean damit ein hemmungsloses Stöhnen entlockte.

Dean kam so heftig, dass seine Sicht an den Rändern ausblich und jegliche Farbe verlor, und als Sam sich zwischen ihnen ergoss und dann zitternd über ihm zusammensackte, war er kurz zu weggetreten, um sich um ihn kümmern zu können.

Er war noch immer so tief wie nur möglich in Sam versunken, und das Gefühl, wie sein Same aus Sams enger, zitternder Öffnung heraus quoll, löste eine brennende Hitze in seinem Magen aus, die in seinen gesamten Körper ausstrahlte.

„Sammy?“, wisperte er heiser, bekam keine unmittelbare Reaktion, und schob seine rechte Hand in Sams verschwitztes Haar, um ihn sanft dazu zu zwingen, den Kopf zu heben. „Sam?“

Sam hob mit etwas Mühe den Blick, um ihn erschöpft anzusehen, und das befriedigte Glänzen in den Tiefen seiner braunen Augen war Dean im Prinzip Antwort genug.

„Danke“, wisperte Sam lautlos, und Dean blinzelte ein paar Mal, als sein Körper meinte, darauf etwas übereilt mit einer erneuten Erektion reagieren zu müssen, es dann aber doch lieber bleiben ließ.

Manchmal machte Sammy ihn einfach nur fertig. Er war doch keine sechzehn mehr!

Dean half Sam dabei, sich von ihm zu lösen, versuchte zu ignorieren, wie Sam dabei das Gesicht verzog, und beseitigte dann mit der Geduld eines Heiligen die Sauerei, die sie gemeinsam angerichtet hatten.
 

Zwanzig Minuten später saßen sie wieder ordnungsgemäß angezogen und dicht aneinander gedrängt auf der Rückbank des Impalas, und Dean legte seinen Arm um Sam und zog ihn noch etwas enger an sich.

„Das war ziemlich spektakulär.“

Sam konnte nur zustimmend nicken, und Dean hob das Handgelenk, um das Sam seinen neuen Armreif trug, zu seinem Mund, und presste seine Lippen auf das warme Metall.

„Und ziemlich überfällig war es auch“, fügte er leise hinzu, zwinkerte Sam fröhlich – wenn auch ein wenig erschöpft – zu und verflocht Sams Finger mit seinen eigenen.

Der Regen draußen hatte schon längst aufgehört, und im Prinzip sprach nichts dagegen, so langsam mal die Fahrt nach Topeka fortzusetzen – außer natürlich das postkoitale Rumgeschmuse, an dem Dean klammheimlich mehr und mehr Gefallen fand.

Er ließ Sams Hand nicht einen Moment lang los, während er sein Gesicht in Sams Halsbeuge vergrub und einmal tief und genüsslich einatmete.

Dean würde es niemals zugeben, aber der Geschmack und der Geruch von Sams warmer Haut direkt nach dem Höhepunkt – es gab nichts, was sich damit vergleichen ließ.

„Dean?“, ertönte nach einer Weile Sams leise Stimme an seinem Ohr, und dem Angesprochenen lief ein wohliger Schauer über den Rücken, weil er ganz genau hören konnte, dass Sam lächelte. „Hm?“

„Du schläfst doch jetzt nicht ein, oder?“

Da war jetzt außerdem eindeutig ein Unterton von Amüsement in Sams Stimme, und Dean näselte verspielt an seinem Adamsapfel herum. „Ich habe jawohl alles Recht der Welt, jetzt einzuschlafen. Immerhin hab ich die ganze Arbeit gemacht.“

Sam prämierte diese Halbwahrheit mit einem indignierten Grunzen, und Dean begann, an seinem Hals zu knabbern.

„Dean“, rief Sam ihn sanft zur Ordnung, versuchte die Gänsehaut zu überspielen, die Dean in ihm ausgelöst hatte, und Dean gab ihm einen halbwegs beruhigenden Kuss direkt unters linke Ohr.

Sam veränderte seine Haltung, zog Deans Beine über seinen Schoß, während er den Kopf drehte, seine Lippen auf Deans presste und ihren Kuss vertiefte, und Dean hatte mit einem Mal Schmetterlinge im Bauch.

Das musste man sich mal vorstellen!

Er, hauptberuflicher Dämonenjäger und kernigstes, männlichstes Individuum schlechthin, hatte Schmetterlinge im Bauch!

Dean seufzte zufrieden, öffnete seinen Mund für Sam und ließ sich küssen, war plötzlich zufrieden damit, Sam die Führung übernehmen zu lassen, und Sam spürte, wie sich sein ohnehin alles andere als abgekühltes Blut wieder erhitzte, und er ließ eine Hand unter Deans Shirt auf seinen Bauch gleiten.

Die Haut unter seiner Hand war warm und einladend, Dean reckte sich seiner Berührung entgegen wie jemand, der sich nach nichts mehr sehnt als nach Zärtlichkeit, und der Kloß, den Sam plötzlich im Hals hatte, hielt ihn nicht davon ab, sanft an Deans voller Unterlippe zu knabbern.

Sam spürte, wie die Muskeln Deans kräftiger Oberschenkel sich anspannten, und er ließ ganz automatisch seine freie Hand darüber streichen, konnte die zunehmende Hitze von Deans Körper selbst durch das feste dunkelblaue Denim spüren, dass sich über Deans Schenkeln spannte, und überlegte einen Moment lang müßig, ob Hannah wohl sehr böse sein würde, wenn sie noch ein wenig länger auf ihren Lieblingscousin warten musste.

Er drückte seine Finger in den rauen Stoff der Jeans, bewegte seine Hand auf Deans Schenkel immer höher, während er Deans Unterlippe abwechselnd mit Zähnen und Zunge traktierte, und Dean legte nicht einmal dann Einspruch ein, als Sams Finger einmal langsam und genüsslich über seinen Schritt strichen.

Es hätte Sam allerdings auch ein ganz kleinwenig verstört, wenn Dean Einspruch eingelegt hätte.

„Nhm …“

Deans Hand glitt tiefer in Sams weiches Haar, strich in unbewussten, langsamen Bewegungen hindurch, während sein Körper in weichen Wellen von wohliger Wärme erfüllt wurde, und er ließ seine Zunge aus seinem Mund gleiten und strich damit zärtlich über Sams Oberlippe, damit dieser ihn endlich wieder küsste.

Der Mond brach durch die Wolken, im gleichen Moment, als Dean damit begann, sich hemmungslos an der Hand in seinem Schritt zu reiben, und Sam musste ihren Kuss lösen und sein Gesicht an Deans Halsbeuge vergraben, damit er sich drauf konzentrieren konnte, was er mit eben dieser Hand machte.

Es dauerte nicht lange, bis er zum zweiten Mal in dieser Nacht Deans Jeans öffnen musste, damit dessen Blut ungehindert in die gewünschten Regionen zirkulieren konnte, und als Sam sich klar machte, dass er schlicht den Verstand verloren hätte, wenn Dean nicht so fabelhaft wandlungsfähig und ihm so ungemein zugetan wäre, musste er sich schwer zurückhalten, sich nicht so auf der Rückbank des Impalas hinzumanövrieren, dass er es Dean mit dem Mund machen konnte.

Einen Wimpernschlag später fragte sich Sam, warum er sich bitteschön zurückhalten sollte, und Dean konnte nur darüber staunen, wie ein Kerl von Sams Größe derart gelenkig sein konnte.

Er drückte den Kopf in den Nacken und machte die Augen zu, während Sams Lippen sich um ihn schlossen, und keiner von Beiden bemerkte den Schatten, der in einigen Metern Entfernung aus den Büschen trat und sich mit der unaufdringlichen Anmut einer Raubkatze dem Impala näherte.

Schutzlos in der Dunkelheit

Deanstag!
 

Ich fasse es nicht, dass sie das letzte Kapitel unzensiert auf die Menschheit losgelassen haben.

Jetzt mal ehrlich, was ist denn mit dem Jugendschutz?

Na, mir soll’s recht sein …
 

Habe mich über eure zahlreichen Kommentare zum letzten Kapitel natürlich wie immer sehr gefreut, und vielleicht ein ganz klitzekleines Bisschen amüsiert.

Spanner … Seid ihr süß.
 

Habe auch in diesem Kapitel eine neue Kommischreiberin hinzu gewonnen, die ich ganz herzlich willkommen heiße: diab67.

Hallöchen und Platz genommen, kann ich da nur sagen, ein paar Liegen neben dem Pool sind noch frei.

Zu deiner (winzigen) Kritik:

Natürlich ist Sam bei mir nicht so wie in der vierten Staffel!

Ich hab die FanFic ja schließlich vor nem Jahr angefangen, da war die vierte Staffel noch in weiter Ferne, und die Dritte noch nicht abgeschlossen – dementsprechend ist Sam in meiner Geschichte Vieles aus der Serie überhaupt nicht zugestoßen, und er hat eine ‚etwas’ andere Entwicklung durchlaufen.

Außerdem schreib ich die FanFic ja nun doch größtenteils für das deutsche Fandom, das die Serie erst so weit kennt, wie sie hier ausgestrahlt wurde, und möchte niemanden allzu arg spoilern.

Also Pssst!
 

So, was hab ich am Wochenende gemacht?

Nicht geschlafen, soviel steht mal fest.

Habe stattdessen Kinka auf der Tasche/Couch gelegen und Heroes geguckt.

Die ganze erste Staffel.

Yatta!!!

(Ich will nichts hören, ich weiß, ich hinke hinterher, aber ich hatte ja keine Aaaahnung!)

Hätte mir mal vorher einer erzählt, dass Peter Petrelli ne schmollende Krankenschwester mit Schwammqualitäten und Hang zur Schmalzlocke ist, die furchtbar viel Angry-Sex mit ihrem Bruder hat!

Wenn Peter und Nathan sich in einer gemeinsamen Szene nicht anfassen, dann stimmt was nicht!

Und Peter liebt Nathan, ich hab’s gehört, er hat’s gesagt. Stääändig.

Seine Superkraft ist Doppelherz! … Oder so ähnlich.

„His heart has the ability to love unconditionally …“

Schööön. Ein bisschen … ähm … aber schööön.

Und dann auch noch diese ständige Küsserei!

Waaar das herrlich.

Alles voller Puschel! Sulu!!! Hiro und Ando … ohne Worte.

Und Mohinder der Inder ist mal total Zucker. Der schimmert. Immer.

Selbst wenn er völlig fertig aussehen soll, verschwitzt ist und glänzt – der Glanz seiner Haare lässt alles andere daneben verblassen.

Außerdem wurde für diese Serie Wimpern/Augenbrauen-Casting betrieben.

Und was haben die Alle tolle Haare! (Bis auf Peter. Aber Mohinder der Inder gleicht das wieder aus.)

Ich mag sie ALLE, bis auf Niki/Jessica (die hat keine Fähigkeit, die ist SHIZO … und vielleicht super stark …) und selbst da mag ich die Schauspielerin.

Und hab ich erwähnt, wie toll ich die Comics/Gemälde finde?

Granatenstark, aber volle Kanne, Hoschis!
 

So, bevor ich mich hier überschlage, höre ich an dieser Stelle lieber auf.
 

moko-chan
 


 

Dean erwachte mit einem leisen Gefühl von Unwohlsein, das er sich nicht sofort erklären konnte.

Das Radio rauschte leise vor sich hin, das Band im Kassettenfach war schon vor einer ganzen Weile durchgelaufen, und Dean glaubte, dass es die Abwesenheit von Musik war, die ihn etwas verspätet geweckt hatte.

Er brummte verhalten, veränderte auf der Suche nach Sams wärmendem Körper seine Haltung auf dem Rücksitz des Impalas, und runzelte unbewusst die Stirn, als er sie nicht sofort fand.

In seinem Körper hallten noch immer wohlige Echos seines letzten Orgasmus’ nach, und sein Verstand war so kurz nach dem Aufwachen manchmal ein ganz klein wenig schwammig, man musste ihm also verzeihen, wenn er etwas langsam war.

Dann kroch ihm ein äußerst unangenehmer Kälteschauer über den Rücken, und Dean stutzte.

Gut, ja, es war mitten im Winter, aber solange Sam bei ihm war, fror er eigentlich eher nicht, und das musste ja bedeuten, dass –

Dean riss die Augen auf.

Hastiges Umblicken enthüllte ihm jedoch nur, dass es noch immer tiefste Nacht war, der Anblick von Sams Schal, Mütze und Handschuhen auf dem Sitz direkt neben ihm irritierte ihn allerdings einigermaßen.

Sein Körper war kalt, Sam saß also schon etwas länger nicht mehr neben ihm, um seine Körperwärme an ihn abzugeben, und so gleichgültig Sam Eis und Schnee gegenüber manchmal auch war, sah es ihm ganz und gar nicht ähnlich, bei derartigen Minusgraden ungeschützt vor die Tür zu gehen.

Dean blinzelte sich den hartnäckigen Rest Müdigkeit aus den Augen, setzte sich aufrecht hin und versuchte, im schwachen Halblicht des abnehmenden Mondes zu erkennen, ob Sam irgendwo draußen in der Nähe des Impalas zu sehen war.

Er war es nicht.

Jetzt endgültig besorgt, wickelte Dean sich in Sams langen Schal, schlüpfte in seine Handschuhe, die ihm mindestens eine Nummer zu groß waren, und setzte sich schlussendlich noch Sams Mütze auf, bevor er aus dem Wagen ausstieg und sich mit zwanghaft ruhig gehaltenen Fingern eine Taschenlampe aus dem Kofferraum holte.

Es war nicht das erste Mal, dass Sam einfach so verschwunden war, es würde sicherlich nicht das letzte Mal bleiben, und in Panik zu geraten, stand nicht zur Debatte.

Es hatte irgendwann, während er geschlafen hatte, wieder zu schneien begonnen, der Boden rund um den Impala sah so jungfräulich aus wie am zweiten Tag der Schöpfungsgeschichte, und selbst ohne den Schnee hätte Dean dank der herrschenden Eiseskälte vermutlich keinerlei Spuren gefunden – der Untergrund war einfach zu hart dafür.

Dean fluchte leise, zog Sams Schal über seine Nase und schlang seine Arme um sich selbst.

Es fühlte sich surrealistisch an, mitten in der Nacht auf einer zugeschneiten Landstraße zu stehen und im Licht des Mondes und seiner Taschenlampe nicht mehr ausmachen zu können als die Silhouetten der Bäume und Büsche am Straßenrand, die im Halbdunkel wie überdimensionale Schattenschnitte aussahen.

Wie hatte er nicht bemerken können, dass Sam verschwunden war?

Wie hatte er weiter schlafen können?
 

„Beruhige dich, Dean.“

Bobby stellte den Becher Kaffee, den er sich gerade erst eingeschenkt hatte, auf seiner Küchenzeile ab, und beobachtete sehnsüchtig die von der Tasse aufsteigenden Dampfschwaden, während er sein Handy dichter an sein Ohr presste.

Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, schon so bald wieder von den Winchesters zu hören, und schon gar nicht unter solchen Umständen.

Im ersten Moment hatte er sich tatsächlich über Deans Anruf gefreut, immerhin war ja Weihnachten.

„Wie lange ist er schon weg?“

Bobby runzelte die Stirn über Deans ausweichende Antwort, zog seine Schlüsse und setzte sich.

„Du hast nichts bemerkt? War da nichts Ungewöhnliches, nichts … Verdächtiges?“

McClane kam in die Küche getapst, während Dean ihm antwortete, und Bobby streichelte dem Hund geistesabwesend über den großen Kopf.

Dean klang, als hinge sein Verstand am seidenen Faden, und da Bobby wusste, wie sehr Dean Sam liebte, kam das nicht sonderlich überraschend für ihn.

„Wo bist du?“, fragte er, versuchte seiner Stimme so viel Ruhe wie nur möglich zu vermitteln, und stand auf, sobald Dean seine Frage beantwortet hatte.

„Bleib wo du bist, ich komm so schnell ich kann.“

Bobby beendete das Gespräch, schob sein Handy in die Hosentasche und verließ seine Küche, um sich winterfest anzuziehen.

Die Tasse Kaffee blieb vergessen auf der Küchenzeile zurück, während er sein dunkles Haus verließ, McClane an seiner Seite, in seinem Gesicht eine Mischung zwischen Anspannung und Wut.

Sam und Dean waren nicht seine Söhne, und er hatte John nie auf seine zweifelhaften Erziehungsmethoden angesprochen, hatte zu viel Respekt vor dem anderen Jäger gehabt, um sich eine solche Dreistigkeit zu erlauben, aber das hatte nie etwas daran geändert, dass er sich für die Winchesters – und das schloss John mit ein – verantwortlich gefühlt hatte.

Bobby war lange genug im Geschäft, um begriffen zu haben, dass man bei Weitem nicht jeden retten konnte, dass man von Glück reden konnte, eine Quote von fünfzig Prozent zu erreichen, aber er sah nicht ein, warum es ausgerechnet immer wieder Sam und Dean treffen musste.

Es war nicht zu erwarten, dass sie unverletzt aus allen Prüfungen hervor gingen, die das Leben an sie stellte, und noch viel weniger, dass sie jede Jagd unbeschadet überstanden, aber warum Sam und Dean immer öfter Gejagte und immer seltener Jäger waren, wollte Bobby bei aller Liebe nicht einsehen.
 

Als Bobby aus seinem alten Ford ausstieg, saß Dean auf der Motorhaube des Impalas, den Blick abwesend ins Leere gerichtet, während sich seine rechte Hand immer wieder um das Handy zusammenkrampfte, das er mit ihr festhielt.

Es war schneidend kalt, und Bobby ächzte leise, als das gnadenlose Wetter ihm nur allzu bewusst machte, dass er nicht mehr der Jüngste war.

Seine alten Knochen zur Kooperation zwingend, schloss er die Fahrertür des Fords, allerdings erst, nachdem McClane aus dem Wagen gesprungen war, um Dean zu begrüßen.

Der Hund lief ihm aufgeregt wedelnd voran, winselte jedoch leise, als er instinktiv Deans Gefühlszustand erkannte.

McClane blieb zu Deans Füßen sitzen, blickte aus großen braunen Augen zu ihm auf, und Bobby seufzte, als ihm aufging, dass Dean weder seine Ankunft noch den Hund bemerkt hatte.

Als Deans Blick sich endlich auf ihn fixierte, war er besorgniserregend ruhig, und Bobby schluckte nervös.

„Du konntest ihn nicht erreichen?“, fragte er mit einem Kopfnicken in Richtung des Handys in Deans Hand, und Dean schüttelte schweigend den Kopf, hielt das Handy in die Höhe, und Bobby erkannte, dass es Sams war.

Dean hatte es im Straßengraben gefunden, achtlos weggeworfen und von einer feinen Schicht Schnee bedeckt.

„Keine Spur, wo er abgeblieben sein könnte?“

Dean schüttelte erneut den Kopf, und so langsam machte sein hartnäckiges Schweigen Bobby mehr als nur nervös.

Dean wirkte gebrochen, als habe er bereits aufgegeben, und es brach einem das Herz, den müden Ausdruck in seinen Augen sehen zu müssen.

Bobby verstand, was in dem Jungen vor sich ging; es war Weihnachten, noch vor wenigen Stunden war alles in bester Ordnung gewesen, und Sams plötzliches Verschwinden war mehr als nur ein Schlag ins Gesicht.

Bobby blickte sich unwillkürlich um, zog die Schultern hoch, um sich gegen die Kälte zu schützen, und die allgegenwärtige Stille, die sie umgab, war der einzige Anhaltspunkt, dass die Wintermärchenlandschaft, die sie umgab, reichlich trügerisch war.

Der frisch gefallene Schnee glitzerte im Mondlicht, die Bäume und Büsche am Straßenrand wiegten sich leicht im Dezemberwind, ächzten ab und an leise, aber sonst drang keinerlei Laut an seine Ohren.

Es war, als sei alles Leben, das dazu fähig war, geflüchtet.

Bobby konnte nicht sagen, vor was es geflüchtet war, was es gewesen war, das Sam verschleppt hatte, aber es erfüllte ihn mit gewaltigem Unbehagen, dass es Dean allein zurückgelassen hatte, als wisse es ganz genau, dass dieser ohne Sam nicht leben konnte.
 

Bobby schluckte erneut, atmete einmal tief durch und schloss für einen Moment die Augen.

Sein Atem, der weiß von seinem Mund aufgestiegen war, hatte sich verflüchtigt, als er seine Augen wieder öffnete, und seine Schuhe machten leise knirschende Geräusche im Schnee, als er einen Schritt dichter an Dean heran trat und ihn am Ellenbogen fasste.

„Komm. Wir müssen dich erstmal auftauen.“

Dean erwiderte nichts, rutschte jedoch so bereitwillig von der Motorhaube des Impalas, dass es Bobby den Magen umdrehte.

Es wurde kein Wort darüber verloren, dass sie im Tageslicht weiter nach Sam suchen würden, kein Wort darüber, wie unwahrscheinlich es war, dass sie später mehr Spuren finden würden als jetzt, und Dean machte nicht einmal eine Bemerkung darüber, dass es ihm widerstrebte, den Impala ohne Aufsicht am Straßenrand zurück zu lassen.

Dean stieg auf der Beifahrerseite des Fords ein, schnallte sich mit mechanischen Bewegungen an und wartete dann stumm darauf, dass Bobby sich hinters Lenkrad schwang und den Wagen anließ.

Er erinnerte Bobby unangenehm an einen Schlafwandler.

Bobby verfrachtete McClane zurück in den Wagen, und der Hund gab sich die größte Mühe, Dean auf seine Art Trost zu spenden, presste sich an Dean, um ihn zu wärmen, und erntete noch nicht einmal ein Streicheln über seinen wuschligen Kopf, geschweige denn ein Lächeln.

Dean hatte sich völlig in sich selbst zurückgezogen, so sehr geschockt von der neuen Wendung, die der Weihnachtstag, der so friedlich begonnen hatte, gemacht hatte, dass er gänzlich unfähig schien, sie zu verarbeiten.

Er trug noch immer Sams Schal und die Handschuhe, hatte auch seine Mütze nicht abgenommen, und die Wintersachen, die für Sams Größe konzipiert gewesen waren und an Dean viel zu groß wirkten, unterstützten nur noch das Bild eines verängstigten kleinen Jungen, das Dean plötzlich abgab.

Als Sam das letzte Mal verschwunden war, hatte sein Widerauftauchen zunächst nichts Gutes für Dean bedeutet; Sam, nur äußerlich Derselbe, hatte ihn sich genommen, hatte ihn benutzt und umzubringen versucht, als er ihn für wertlos befunden hatte.

Dean war durchaus bereit, all das erneut zu durchlaufen, wenn das nur bedeutete, dass Sam zu ihm zurückkam.

Ein Zittern lief durch Deans Köper, und er schloss seine Hand fester um Sams Handy, das er noch immer nicht losgelassen hatte.

Dean blickte auf es hinab, plötzlich eine Schärfe in seinem Blick, die Bobby erschreckt hätte, hätte er sie aufblitzen sehen, und Dean musste sich beherrschen, das zurückgelassene Mobiltelefon nicht in seiner Handfläche zu zerdrücken.

Er war plötzlich so wütend, dass ihm davon heiß wurde, und er zog sich Sams Mütze vom Kopf und knüllte sie in seiner Hand zusammen, nachdem er das Handy endlich in seine Jackentasche gesteckt hatte.

Wer auch immer Sam entführt hatte, musste einen sehr guten Grund dafür gehabt haben, er musste weiterhin gewusst haben, was er tat, als er Dean allein zurückließ, musste bewusst entschieden haben, wen von ihnen er mit sich nahm, und Dean würde ihn dafür bezahlen lassen.

Der so heiß aufgeglommene Funke erlosch wieder in Deans Augen, als er sich klar machte, dass er keinerlei Anhaltspunkt für eine Suche hatte.

Es gab keinen Andy mehr, der ihm per Gedankenkontrolle Bilder in seinen Kopf schicken konnte, um ihn zu Sams Aufenthaltsort zu führen.

Sam war das letzte der Kinder, die Azazel ausgewählt hatte, der Letzte seiner Generation.

Dean blinzelte und wunderte sich ein wenig, dass da keine Tränen waren, die er zurückhalten musste.

Sam war seine Familie, war ihm immer das Wichtigste gewesen, und jetzt da er fort war – wie schon so oft zuvor – fühlte er sich erschreckend leer an.

„Hast du außer mir jemanden angerufen?“, erkundigte Bobby neben ihm sich mit der ruhigen, beherrschten Stimme, die Dean schon so lange kannte, und die ihn nie hatte darüber hinwegtäuschen können, wie es wirklich in dem älteren Jäger aussah.

Dean schüttelte den Kopf und ihm fiel ein, dass er und Sam erwartet wurden.

Die Lawlesses hatten keine Ahnung, was passiert war, machten sich inzwischen vermutlich Sorgen, dass etwas geschehen sein könne, und als Dean sein Handy aus seiner Hosentasche zog, teilte ihm sein Display mit, dass er drei Anrufe in Abwesenheit erhalten habe.

Er hatte nicht einmal gehört, wie es geklingelt hatte.

Allein der Gedanke an Hannahs trauriges Gesicht, das sich seinem geistigen Auge immer wieder unnachgiebig aufdrängte, zwang Dean dazu, sein Handy in der Hand zu behalten, anstatt es zurück in seine Hosentasche zu stecken, wie es sein erster Impuls gewesen war.

Völlig egal, ob er sich scheute, es zuzugeben, die Lawlesses machten sich Sorgen um ihn und Sam, und wenn er auch nicht glauben konnte, dass ihre Angst mit der seinen zu vergleichen war, verdienten sie es, nicht länger im Zweifel belassen zu werden.

Er wählte die Nummer, die William vor einer gefühlten Ewigkeit in sein Handy eingespeichert hatte, mit beherrschten, gezwungenen Bewegungen, und es vergingen kaum drei Sekunden, bevor Williams ein wenig atemlose Stimme am anderen Ende der Leitung erklang.

„Dean? Gott sei Dank, wir dachten schon -“

„William“, unterbrach Dean seinen Onkel mitten im Satz und schloss die Augen, „Ihr könnt aufhören, auf uns zu warten. Sam und ich kommen nicht mehr.“

Nachtwache

Samstag!
 

Guten Tag, liebe Leser!

Am letzten Donnerstag ging es in den Staaten nach der Winterpause endlich mit der vierten Staffel von Supernatural weiter, am Freitag – also gestern – haben wir (die Kinka, die Geburtstag hatte, die Isi und ich) uns diese Folge zu Gemüte geführt … und ich kann nur sagen:

Eric, das hast du verbockt!

Manchmal bin ich doch sehr froh, dass ich EK habe, um mich abzureagieren, und weiter werde ich mich jetzt nicht dazu äußern.
 

Ich hab Eric in den letzten Wochen in meinem Live Journal so viele schöne Songfics geschrieben, um ihm einen Eindruck davon zu geben, wie ich das gerne gehabt hätte, und auch, wenn er extra für mich bewiesen hat, dass Sam auf der Rückbank mal total genug Platz zum Liegen, Schlafen und *piep* hat … Gott, das Auto hat gebebt, als Sam sich auf den Rücken geworfen hat, um noch ein wenig weiter zu pennen … ähm … ja.

Bin mal gespannt, wie die da wieder rauskommen wollen!
 

Jetzt stelle ich mal die vorsichtige Frage, ob Interesse an diesen Songfics besteht – die sind auf Englisch – wenn ja, würde ich die nämlich die Tage mal posten.
 

Sooo, noch was?

Natürlich!

Ich begrüße zum dritten Mal in Folge neue Passagiere auf meinem Traumschiff!

Hallo Schnuggi! Hallo Schockoherz! (Bezaubernde Nicknames, aber echt jetzt!)

Vielen Dank für eure Kommis, ich habe mich sehr darüber gefreut und verweise auf das Angebot des Tages an der Cocktail-Bar: Blue Shark.

(Nicht für dich Isi, den hattest du schon mal!)

Und Sneaky … boar ey, bin ganz erschlagen von deinem Monsterkommi … und würd dir hier jetzt auch zuuu gern angemessen antworten, aber es ist schon nach Vier, und es hängen jetzt schon 66 Fanfics in der Warteschleife und … puha … Jedenfalls bin ich dir unsagbar dankbar und freu mich auf deine zukünftigen Kommis.

Und jetzt, extra für dich, ein Zitat: „There’s nothing as unnerving as a man talking about his feelings.“
 

So, jetzt stürzt euch mal drauf!
 

moko-chan
 


 

Bobby hatte erwartet, dass Dean schreien und toben oder zumindest widersprechen würde, und die gespenstische Ruhe, mit der Dean seinen Vorschlag aufnahm, ängstigte ihn weit mehr als er je zugeben würde.

Er hatte Dean inzwischen in all seinen Stimmungen kennen gelernt, wobei die häufigste die des stoisch verschlossenen harten Kerls gewesen war, aber selbst das war dem vorzuziehen, was momentan mit Dean vor sich ging.

Sam war seit über zwei Wochen verschwunden, das neue Jahr war gekommen, ohne eine Veränderung zum Besseren, oder zumindest irgendeine Veränderung mit sich gebracht zu haben, und mit jedem Tag, der verging, mit jedem Tag, der keinen Hinweis auf Sams Verbleib mit sich brachte, war Dean ein kleines Bisschen mehr erloschen.

Es passte ganz einfach nicht zu Dean, so völlig passiv abzuwarten.

Selbst die hilflose Verzweiflung, die Dean dazu getrieben hatte, seine Seele zu verkaufen, war diesem völligen Mangel an Reaktion vorzuziehen.

Der einzige Gedanke, der Bobby in der letzten Zeit zumindest ein wenig Sicherheit gegeben hatte, war die zweifelhafte Beruhigung, dass kein Dämon, selbst wenn Dean sich doch noch dazu aufraffen würde, es zu versuchen, jemals wieder einen wie auch immer gearteten Deal mit ihm abschließen würde – nicht nach dem Ergebnis des Letzten.

Bobby und Dean hatten inzwischen sämtliche Quellen zurate gezogen, die ihnen zur Verfügung standen – ohne den geringsten Erfolg – und falls da jemals eine Spur gewesen war, die sie übersehen hatten, dann war diese inzwischen so kalt wie frisch gefallener Schnee.

Aber Bobby hatte dennoch nicht erwartet, dass Dean sich fügen und eine kurze Auszeit nehmen würde.

Man sah ihm inzwischen allzu deutlich an, dass er ohne Sam an seiner Seite nicht schlafen konnte, dass Sorge und Einsamkeit ihn von innen heraus auffraßen, aber Bobby war davon ausgegangen, dass Dean all seine verbliebenen Reserven mobilisieren würde, allein, um ihm zu widersprechen und stur darauf zu bestehen, dass sie ihre Suche fortsetzten, bis sie tot umfielen – oder zumindest nahe daran waren.

Vielleicht waren da einfach keine Reserven mehr, vielleicht war Dean viel näher daran, tot umzufallen, als Bobby lieb war.

Dean fuhr also zu den Lawlesses, in der Hoffnung, dort die so dringend benötigte Energie zurückgewinnen zu können, die er auf der Suche nach Sam benötigte, und Bobby würde ein weiteres Mal sein Kontaktnetzwerk zurate ziehen.

Es gab fast keine Hoffnung auf Erfolg mehr, aber wann war das schon jemals anders gewesen.

Aufzugeben würde bedeuten, Sam im Stich zu lassen.

Wo auch immer er sein mochte.
 

Dean hatte die Lawlesses noch nie so still erlebt.

Als Jane ihm die Tür geöffnet hatte, hatte er Tränen erwartet, Vorwürfe, warum er sich nicht gemeldet und sämtliche Anrufe ignoriert hatte, aber sie hatte ihn einfach nur ins Haus gezogen, das gigantische Plüscheinhorn, das er Hannah mitgebracht hatte, achtlos beiseite gelegt, und ihn in den Arm genommen.

Dean hatte nicht einmal mehr die Kraft aufbringen können, sie daran zu hindern.

Sean war nicht da, er saß mit Danny wegen heftiger Schneefälle bei Chad in Chicago fest, aber William, Jane und Hannah reichten völlig aus, um Dean einen Eindruck zu vermitteln, wie jämmerlich er aussehen musste.

Zu behaupten, sie behandelten ihn wie ein rohes Ei, war noch untertrieben, aber er brachte es nicht übers Herz, sie deswegen anzufahren.

Er wusste, dass sie es nur gut meinten, auch wenn ihre Samthandschuh-Behandlung viel mehr an seinen Nerven zerrte, als völlig normales Verhalten es je vermocht hätte.

Sie hatten ihn in Seans altem Zimmer untergebracht, ob aus dem Grund heraus, dass es etwas weiter weg von den restlichen Schlafzimmern lag als das Gästezimmer und er dort somit mehr Ruhe hatte, oder aus dem, dass sie ihn nicht in das Zimmer hatten stecken wollen, in dem er sonst mit Sam übernachtet hatte, wusste Dean nicht, und es war ihm auch egal.

Seans Zimmer war groß und spärlich eingerichtet, aber man konnte sehen, dass Jane jede Gelegenheit genutzt hatte, es wohnlich zu gestalten, auch wenn ihre Bemühungen, was Dean anging, völlig verschwendet gewesen waren.

Man hätte Dean in einem alten Schweinestall unterbringen können, und es hätte keinen Unterschied gemacht.

Er saß die meiste Zeit an Seans Schreibtisch, auf dem erwartungsvoll sein Handy lag, und blickte aus dem Dachfenster in den leise rieselnden Schnee hinaus, während er auf ein Signal von Bobby wartete, dass es endlich weiter gehen konnte.

Es machte Dean krank, stillzuhalten und nichts zu tun, aber er konnte ganz einfach nichts mehr tun.

Sie hatten alles getan, hatten jeden Stein dreimal umgedreht in der Hoffnung auf eine Spur und waren doch nur wieder und wieder enttäuscht worden.

Dean wusste, dass Sams Verschwinden an Bobby beinahe so sehr nagte wie an ihm, und dieses Wissen war der Grund dafür gewesen, dass Dean den alten Jäger nicht ins Gesicht geschlagen hatte, als er so vermessen gewesen war, eine Pause in ihrer Suche vorzuschlagen.

Aber Dean konnte Bobby nicht dafür schlagen, dass er einen vollkommen sinnvollen Vorschlag machte – schließlich hatte er damit absolut Recht.

Manchmal machte es Dean schlicht wahnsinnig, dass Bobby immer Recht hatte.
 

„Dean?“

Dean schloss einen Moment lang die Augen, als die Tür hinter ihm aufging, und Hannah konnte sich überaus glücklich schätzen, dass er sie so gern hatte, sonst hätte er sie nämlich aufgefordert, wieder zu verschwinden.

„Ja?“, sagte er stattdessen, und diese einsilbige Reaktion war alle Ermunterung, die Hannah brauchte, und sie betrat das Zimmer ihres Bruders mit für sie völlig uncharakteristischer Vorsicht.

In der rechten Hand balancierte sie eine etwas zu volle Tasse Kaffe, in der linken hielt sie einen Teller Kekse, und als sie es endlich bis zu Seans Schreibtisch geschafft hatte, ohne etwas von dem Kaffee zu verschütten, atmete sie erleichtert auf und stellte die Tasse in Deans Reichweite ab.

„Mama hat gesagt, ich soll dir das bringen“, sagte sie leise, stellte den Teller mit den Keksen neben der Tasse ab, und blickte einen Moment lang zögernd zu Dean auf, bevor sie sich schweigend wieder umdrehte und zurück zur Tür ging.

Sie hatte diese mit wenigen schnellen Schritten bereits erreicht und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als Deans leises „Bleib“ sie zurückhielt.

Sie blieb stehen, drehte sich ein wenig überrascht zu ihm um, und eilte zu ihm zurück, als sie sah, dass er die Hand nach ihr ausgestreckt hatte.

In ihrer Hast, auf seinen Schoß zu gelangen, stieß sie beinahe die Tasse Kaffee um, und schlang ihre Arme um ihn, sobald sie einigermaßen sicher saß.

Dean erwiderte die Umarmung schweigend, drückte sein Gesicht in ihr Haar und schloss die Augen, und es war Hannah, die zu weinen begann, nicht er.

Aus irgendeinem Grund verstand sie viel besser, was es bedeutete, dass Dean ohne Sam auskommen musste, als gut für sie war.

Dean hielt sie fest und streichelte über ihren Rücken, und es schnürte ihm die Kehle zu, als Hannah leise Versicherungen gegen seine Brust zu murmeln begann, dass alles wieder gut werden würde.

Er hielt sie fest, bis das Beben in ihren schmalen Schultern schwächer wurde, und als sie schließlich aus rot geweinten Augen zu ihm aufblickte, strich er ihr die Tränenspuren von den Wangen.

„Entschuldige“, sagte sie, als sei es ihre Schuld und nicht seine, und Dean schüttelte den Kopf, streckte die Hand nach dem Teller mit den Keksen aus und drückte ihr einen in die Hand.

„Danke“, murmelte sie mit schwacher Stimme, steckte ihn sich in den Mund und kaute konzentriert, und Dean wünschte sich flüchtig, er wäre auch noch jung genug, dass ein Glas heiße Milch und ein paar Kekse dafür sorgen könnten, dass es ihm besser ging.
 

„Schläfst du eigentlich nie?“

Dean blickte aus müden Augen zu William auf, als dieser zu ihm an den Tisch heran trat, gab keine Antwort ab, und William seufzte gottergeben.

„Ich versteh dich ja, Dean, wirklich, aber du kannst dich nicht selbst kaputt machen.“

Dean, der seit ungezählten Stunden im Dunkeln am Küchentisch saß, verschränkte die Hände über seinem Schoß, starrte aus dem Fenster ihm gegenüber und schwieg, während William an die Küchenzeile heran trat und frischen Kaffee aufsetzte.

Das Haus schien deutlich stiller geworden zu sein, seit Dean angekommen war, und obwohl William sich beim Zusammenleben mit seiner quecksilbrigen Tochter manchmal ein wenig mehr Ruhe und Frieden herbei gesehnt hatte, sagte ihm dieser Zustand jetzt alles andere als zu.

Es war nicht gut für Hannah, mitansehen zu müssen wie Dean litt, aber William hätte sich eher selbst die Zunge abgeschnitten, als seinen Neffen fortzuschicken.

Sicher, er kannte ihn noch nicht sonderlich lange, aber Dean war der Sohn seiner Schwester, und ihr in manchen Belangen so erschreckend ähnlich, dass William sie niemals mehr vermisste, als wenn Dean sich unter seinem Dach aufhielt.

Nicht, dass William ein Problem damit gehabt hätte.

William fand das völlig richtig so.

Die Kaffeemaschine war schnell befüllt und in Gang gesetzt, und Williams nächstes Anliegen nachdem er sichergestellt hatte, dass der Koffeinhaushalt seines Neffen in Kürze gedeckt sein würde, war zu prüfen, ob der Kühlschrank irgendetwas zu bieten hätte, das Deans neuerdings entsetzlich mangelhaften Appetit anregen würde.

Jane war am vergangenen Abend beinahe das Herz stehen geblieben, als Dean ihren Schmorbraten verschmäht hatte.

Es fand sich nichts wirklich Überwältigendes, und William entschloss sich, ganz schnöde Brötchen in den Ofen zu schieben und seinem Neffen zusätzlich Rührei zu machen.

Und wenn er Dean mit Gewalt dazu bringen musste, etwas zu essen, er würde es tun.

„Sam hat eine Schwester“, ertönte urplötzlich Deans Stimme vom Küchentisch her, und William ließ beinahe eines der Eier fallen, die er eben aus dem Kühlschrank holte.

„Sam hat eine Schwester?“, wiederholte er überrascht, drehte sich zu Dean um und entdeckte, dass dieser noch immer wie hypnotisiert aus dem Küchenfenster starrte.

Es erleichterte ihn, dass Dean zumindest nickte, um anzuzeigen, dass er ihn gehört hatte, und drehte sich wieder um, weil er das untrügliche Gefühl hatte, es fiele Dean leichter zu sprechen, wenn er ihn nicht ansah.

Dean fuhr fort, im selben Moment, als William die Backofenklappe geschlossen und den Ofen angestellt hatte, und obwohl William damit gerechnet hatte, zuckte er beinahe zusammen.

„Sie hat keine Ahnung dass er weg ist. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr das erklären soll …“

William schluckte und schwieg, und die Stille schien exakt das zu sein, was Dean brauchte.

Er erzählte, wie sie die Masters kennen gelernt hatten, wie sie herausgefunden hatten, dass Leia Sams Schwester war, wie schwer es für Sam gewesen war, ihre Abwehrmechanismen zu durchbrechen und zu ihrem Sturkopf durchzudringen, und wie glücklich er gewesen war, als er es endlich geschafft hatte.

Der Vergleich, den Dean zwischen Leias Reaktion und derer der Lawlesses zog, blieb unausgesprochen, hing unausgesprochen zwischen ihnen im Raum, und William widmete sich dem Rührei mit mehr Energie als unbedingt notwendig, um seiner Betroffenheit Herr zu werden.

Dean verfiel wieder in Schweigen.

„Ich kann es Leia nicht erzählen“, sagte er nach einer Weile. „Sie würde ihm nie verzeihen, dass er ihr nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt hat.“

„Wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass schon alles verloren ist?“

William wusste nicht, woher die Wut in ihm plötzlich kam, aber sie war da und ließ sich einfach nicht zurückhalten.

„Du kannst mir doch nicht erzählen, dass es das erste Mal ist, dass Sam verschwunden ist.“

Dean blickte aus großen Augen zu William auf und schüttelte den Kopf.

„Na bitte.“ William nickte grimmig. „Und du würdest es auch ganz sicher spüren, wenn … wenn er nicht mehr da wäre – oder nicht?“

Dean nickte ebenfalls, wenn auch ein wenig zögernd, und blickte noch immer einigermaßen erstaunt drein, und William schaffte ein Lächeln.

„Und – spürst du es?“

Dean schloss für einen Moment die Augen, und alles, was er spürte, war die Leere in ihm.

Es fühlte sich anders an, als damals, als Jake Sam hinterrücks erstochen hatte, als Sam in seinen Armen gestorben war.

Diesmal fühlte es sich nicht taub und kalt an, es brannte.

„Nein“, beantwortete er endlich Williams Frage, und bekam zur Belohnung eine Tasse Kaffee.

„Na bitte.“ William sah äußerst zufrieden mit sich aus. „Dann tu mir doch bitte den Gefallen, und iss heute, was meine Frau dir vorsetzt. Es genügt, wenn wir uns Sorgen um Sam machen müssen, du kannst nicht völlig abgemagert sein, wenn dieser Herr Singer, auf den Sean und du so viel haltet, endlich eines der Wunder bewirkt, derer er ja offenbar fähig ist, und eine Spur auftut.“

Dean konnte sich nicht helfen, er musste ein wenig grinsen, und William sah nur noch zufriedener mit sich selbst aus.

Das Frühstück verging in freundschaftlichem Schweigen, und nachdem Dean sich mit endlich zurückgekehrtem Appetit das letzte Brötchen einverleibt hatte, trank er noch in aller Ruhe seinen Kaffee aus, bevor er mit ruhiger Stimme verkündete: „Ich hab keine Lust mehr, auf Bobbys Anruf zu warten. Ich mach mich allein auf die Suche nach Sam.“

Die Geier stehen Schlange

Deanstag! (Jetzt, Tine, jetzt!!!) :D
 

Sohooo, für alle, die es interessiert:

Die erwähnten Songfics sind jetzt unter dem Sammeltitel „Letters to Eric“ online, ich mache jedoch vorwarnend darauf aufmerksam, dass sie recht bombastische Spoiler für die vierte Staffel enthalten und allesamt in Englisch verfasst wurden.

Ich knuddel hiermit alle, die mir bereits Kommentare hinterlassen haben, und gebe den dezenten Hinweis, dass ich mich dafür auf direktem Wege im Kommibereich bedankt habe.
 

Grüße gehen an Luzi666, die sich das letzte Kapitel ausgesucht hat, um mir ihren ersten Kommentar zu hinterlassen – Hallooooouuuuu und herzlich willkommen! Ich guck mal, ob ich ne Sitzlaola organisiert kriege, hier erstmal ein hübsch buntes Getränk mit Schirmchen und Strohhalm – und an Sneaky, die ich wohl lieber darüber aufkläre, dass das angebrachte Zitat von mir beim letzten Mal nicht ganz korrekt wiedergegeben worden ist.

„There’s nothing more unnerving than men talking about feelings“, hätte es heißen müssen, und gesagt hat das Constable Benton Fraser in der Mountie Folge, in der er den Mörder seines Vaters zum zweiten Mal einknastet. Jawohl ja!

Ich finde, das hättest du trotzdem erkennen müssen!
 

Die Kommentare zum letzten Kapitel waren zahlreich und sich ziemlich darin einig, dass es jetzt langsam mal gut sei mit dem leidenden Dean … und weil ich euch da ausnahmslos zustimme, setzen wir heute mal ganz woanders an!
 

Und jetzt halte ich mir die Augen zu und warte ab, was ihr davon haltet.
 

moko-chan
 


 

„Sammy … Komm schon, wach auf. Du willst mir doch nicht erzählen, dass das schon zu viel für dich war? Sei ein guter Junge und mach die Augen auf.“

Sam stöhnte leise und schluckte.

Er hatte das Gefühl, ihm schmerze jeder Knochen im Leibe mit unterschiedlicher Intensität, und sein Hals war so trocken, als habe er seit Tagen nichts zu trinken bekommen.

Als er die Augen aufschlug, war da gelb-grünes Licht, das schwach im Hintergrund flackerte, verdeckt von einer großen Gestalt, die über ihn gebeugt stand und ihm mit seltsam fehl am Platz wirkender, sanfter Geste das feuchte, verklebte Haar aus dem Gesicht strich.

Sam war sich nicht sicher, aber er glaubte, dass es Blut war, das ihm das Haar und die rechte Gesichtshälfte verklebte.

Sein eigenes Blut.

„Du hast dich gut gehalten“, ertönte wieder die Stimme, so tief und klangvoll, dass es Sam eine Gänsehaut verursacht hätte, hätte er sich nicht so erschlagen gefühlt.

Der Akzent, der in ihr mitschwang, kam ihm vage bekannt vor, auch wenn er ihn nicht zuordnen konnte, und das leicht gerollte R und die teilweise überbetonten Vokale klangen, als habe der Besitzer der Stimme sie schon sehr lange nicht mehr genutzt, um seine Muttersprache zu sprechen.

„Wo bin ich?“, fragte er krächzend, schluckte mehrfach, auch wenn es schmerzte, und der Besitzer der Stimme lachte leise.

„Diesmal haben wir dich wohl doch ein wenig zu hart rangenommen, was?“

Sam erwiderte nichts und setzte sich unter Schmerzen auf, und als er eine tastende Hand zu seinem Gesicht hob, stellte er fest, dass es tatsächlich sein Blut war, das in schmutzigen Klumpen seine Wange und sein Haar bedeckte.

„Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte er schließlich, weil endlich die Erinnerung zu ihm zurückgekommen war; daran, wo er sich befand, was passiert war – und daran, dass er noch immer nicht wusste, was er mehr als alles andere zu wissen verlangte.

„Wo ist Dean?“

Der Mann, der noch immer über ihm kauerte, lachte tonlos und schüttelte den Kopf.

„Immer das Selbe mit dir, Sammy. Du weißt doch genau, dass ich es dir nicht sagen werde.“

„Aber -“, begann Sam, und der Mann schnitt ihm das Wort ab.

„Kein Aber. Wir haben eine Vereinbarung, vergiss das nicht. Und du hast deinen Teil dieser Vereinbarung noch lange nicht erfüllt.“

Der Mann erhob sich, ragte hoch über Sam auf, und die blauen Augen, die auf Sam hinab blickten, wirkten im schwachen Licht seiner Zelle beinahe, als leuchteten sie von Innen heraus.

„Erhol dich. Ich lasse dir etwas zu essen bringen. Wir können ja nicht riskieren, dass du deine Kraft verlierst.“

Er ging und ließ Sam allein, schloss die Tür der Zelle hinter sich, und das metallische Klicken, mit dem das Schloss einschnappte, tat Sam beinahe physisch weh.

Er wusste jetzt, wie sich ein Tier im Käfig fühlte, und das Eingesperrtsein war beinahe schlimmer als die Schmerzen.

Er war jetzt schon so lange hier, dass die Tage begonnen hatten, fließend ineinander überzugehen, er wusste nie, ob es Nacht oder Tag war, und er hatte vergessen, wann er zuletzt die Sonne gesehen hatte.

Seine Zelle befand sich unter der Erde, und die einzige Verbindung zur Außenwelt war der Lüftungsschacht, der von dem Gitter unter seiner Pritsche aus nach oben führte – der jedoch zu eng war, als dass Sam auch nur hätte daran denken können, ihn als Fluchtweg zu nutzen.

Sam erhob sich mit etwas Mühe vom harten Erdboden, um sich auf die Pritsche zu setzen, die das komplette Mobiliar seiner Zelle bildete.

Sein Kopf tat ihm weh, und der pochende Schmerz hinter seiner Stirn war schlimmer als das Ziehen in seinen überanstrengten Muskeln.

Er hatte so einen Durst.

Sam hörte das Nahen schwerer Stiefel und zog eine Grimasse.

Natürlich hatte er Luca geschickt.

Er wusste ganz genau, was zu tun war, um Sam immer weiter an den Rand der Klippe zu drängen.

„Dein Frühstück, mein Süßer“, ertönte die aalglatte, weiche Stimme, die Sam mittlerweile so sehr zu hassen gelernt hatte, dass es ihn selbst erschreckte, aber er ließ sich nichts anmerken, stand auf und blickte dem großen, schlanken blonden Mann, der vor den Gittern seiner Zelle stand, direkt in die Augen. „Danke.“

Luca lächelte kalt, ging in die Hocke und schob das Tablett durch den dafür vorgesehenen Spalt.

„Lass es dir schmecken. Ich habe gehört, Vlad hat heute noch so Einiges mit dir vor.“

Vlad.

Sam dachte an die unwirklich blauen Augen in dem unwirklich blassen Gesicht und schluckte.

Er bezweifelte, dass Vlad sein echter Name war, hatte bisher jedoch nicht gewagt, seine Zweifel laut zu äußern.

Vlad war der Einzige, der ihm Informationen über Deans Aufenthaltsort geben konnte, und auch wenn der Vampir bisher sehr zurückhaltend gewesen war, was diese Informationen betraf, wollte Sam es sich lieber nicht mit ihm verscherzen.

Er hatte es auch so schon schwer genug.

Luca ging, ohne eine seiner gewohnten Anspielungen geäußert zu haben, und Sam näherte sich dem Tablett mit seinem Essen.

Er zuckte beinahe zurück, als plötzlich ein Schatten direkt über ihm auftauchte, aber als er aufblickte, war es nur Janice.

Sie hielt Sam auffordernd eine Kelle mit Wasser entgegen, die er eilig ergriff und leer trank, und ihre dunklen Augen verrieten keinerlei Emotionen, während sie ihm Kelle um Kelle reichte, bis sein ausgetrockneter Hals sich nicht länger wund anfühlte.

Die Narben an ihrem eigenen Hals zeugten davon, dass er nicht der erste Jäger war, dessen zweifelhafte Bekanntschaft sie gemacht hatte, und er rechnete es ihr hoch an, dass ausgerechnet sie diejenige war, die ihn nicht spüren ließ, wie sehr er verabscheut wurde.

Sie zog sich zurück, ließ ihn allein, wie sie es immer tat – stumm, und ohne auch nur durch einen einzigen Blick zu verraten, was in ihr vor sich ging.

Was sie darüber dachte, dass der Rest ihres „Clans“, wie Luca es nannte, ihn hier eingesperrt hatte wie einen Hund, und ihn nur dann aus seinem Käfig heraus ließ, wenn man sich Unterhaltung davon versprach, blieb ihr Geheimnis.

Sam betastete erneut seine Wange, und das verkrustete Blut unter seinen Fingern ließ keine Rückschlüsse darauf zu, wie sehr die Haut darunter verletzt war.

Sam seufzte, hob endlich das Tablett vom Boden auf, das Luca ihm gebracht hatte, und ging damit zurück zu seiner Pritsche.

Er musste essen, wenn er bei Kräften bleiben und herausfinden wollte, was sie mit Dean gemacht hatten.

Etwas anderes hatte keinen Platz in seinen Gedanken.

Er musste herausfinden, wo Dean war.
 

Vladimir Ilja Pluschenko – diesen Namen hatte er angenommen, als er vor achtzig Jahren nach Russland gegangen war, und bisher hatte er sich noch nicht bemüßigt gefühlt, ihn wieder zu ändern, auch dann nicht, als er in die Staaten übergesiedelt war – lächelte noch immer, als er die Tür zu seinen Räumlichkeiten hinter sich schloss.

Sam Winchester war schon beinahe niedlich in seinem Bestreben, alles dafür zu tun, seinen Bruder wieder zu sehen, und Vlad hatte nicht vor, das Spiel mit dem Jäger allzu schnell aufzugeben.

Es bereitete ihm ein unerklärliches Vergnügen, den Jungen kämpfen zu sehen, und es lag Jahrzehnte zurück, dass ihn zuletzt ein Mensch so interessiert hatte wie Sam.

Der Jäger war ein guter Kämpfer – war sowohl von seinem Vater als auch seinem Bruder in eine strenge Schule genommen worden – und Vlad respektierte Sams eisernes Durchhaltevermögen noch wesentlich mehr als die bloße Kraft seiner Muskeln.

Jeder Idiot konnte kämpfen – und sterben, was das anging – aber Sam arbeitete nicht nur mit seinen Muskeln, er setzte seinen Verstand ein … auch wenn dieser sich nur allzu schnell austricksen ließ, sobald es um Dean ging.

Vlad war beinahe versucht zu lachen.

Es war lange her, seit er zuletzt einem Menschen begegnet war, der in seiner Treue zum geliebten Partner so weit ging, sich für Gladiatorenkämpfe herzugeben, die einzig der Unterhaltung derer dienten, die er für gewöhnlich vernichtete.

Er war in der Tat lange her, seit er zuletzt einem Menschen begegnet war, mit dem er das Wort Treue überhaupt in Verbindung hatte bringen können.

Vampire verbanden sich auf Lebenszeit mit ihren Partnern – und bis in alle Ewigkeit war etwas, das sie sehr viel ernster nahmen, als die Menschen mit ihren lächerlich kurzen Lebensspannen.

Vlad ließ sich auf das durchgesessene Sofa sinken, das irgendwann einmal einem Kalifornischen Geschäftsmann gehört haben musste, bevor die Räumlichkeiten verlassen und dem Sand und der Zeit ausgeliefert worden waren.

Ihr Nest, wie die Jäger es nannten, befand sich in der Nähe von Sunnyvale, abgelegen genug vom Rest der Zivilisation, und manchmal, wenn es ganz besonders heiß war, vermisste Vlad die eisige Weite der Tundra.

Sicher, es war wesentlich komplizierter gewesen, dort an Beute zu kommen, aber die Kalifornische Sonne schien weitaus grimmiger zu beißen als die seiner Heimat – seiner letzten Heimat – und der Gedanke zurückzukehren, kam ihm immer häufiger.

Vlad lächelte wieder.

Noch nicht – nicht jetzt.

Er hatte viel zu viel Vergnügen daran, mit Sam Winchester zu spielen.

Was er über den Jungen wusste, war faszinierend und vielleicht ein wenig erschreckend – und er war ein Vampir, ihn erschreckte nichts so leicht.

Der Jäger war so verkorkst, wie man nur sein konnte, sein Leben eine Aneinanderreihung von Tragödien, Rückschlägen und Verlusten, und doch war er nicht völlig daran zerbrochen.

Vlad glaubte, mit ziemlicher Sicherheit annehmen zu können, dass es Dean war, der Sams Scherben beisammen hielt und immer wieder kittete, und er begann zu bereuen, dass er die Anweisung gegeben hatte, nur Sam nach Kalifornien zu bringen.

Es wäre interessant, zu beobachten, was die Brüder – Adoptivbrüder – tun würden, wenn man ihnen nur den richtigen Anreiz bot.

Andererseits hatte er seine guten Gründe gehabt, die Beiden zu trennen, und es war zweifelsohne vernünftiger, wenn auch nicht ganz so unterhaltsam, es dabei zu belassen.

Man konnte nie wissen, wozu diese Beiden in der Lage waren, wenn man sie zusammenließ.
 

Vlad beschloss, dass es an der Zeit war, seinen neuen Liebling in seiner Zelle zu besuchen, und stand wieder von dem alten Sofa auf.

Sams Aufenthalt in ihren Kerkern hatte seine zuvor so eintönigen Tage ein wenig erträglicher gemacht, und Vlad zog ein sadistisches Vergnügen daraus, dem Jungen immer wieder aufs Neue zu verwehren, wonach er sich am Meisten sehnte.

Er ging den Weg zurück, den er erst vor Minuten gekommen war, und lächelte dabei zufrieden in sich hinein.

Sam dürfte inzwischen gegessen und getrunken haben – so sehr Luca es auch liebte, den Jäger zu quälen, er widersetzte sich keinem direkt geäußerten Befehl, war noch zu sehr Soldat, um das zu wagen – und es war nur vernünftig, seine Wunden zu versorgen, damit er für seinen nächsten Kampf bereit sein würde.

Er ergriff im Vorbeigehen den Verbandskasten, den Luca aus dem nächstgelegenen Krankenhaus gestohlen hatte und regelmäßig wieder auffüllte, und trug ihn zu Sams Zelle – war nicht sonderlich überrascht, den Jäger auf seiner Pritsche bei dem Versuch vorzufinden, einzuschlafen.

Schlaf schien das Einzige zu sein, das Sam seinen Aufenthalt erträglich machte.

Er schloss die Zelle auf, und beobachtete zufrieden, wie Sam die Augen aufschlug und sich aufsetzte.

Der Jäger machte keinen Versuch, zu fliehen, war darin schon zu oft gescheitert und zuletzt von Luca derartig zusammengeschlagen worden, dass er drei Tage lang nicht hatte aufstehen können.

Und doch war es erst die Drohung gewesen, Dean etwas anzutun, die Sam schließlich hatte aufgeben lassen.

Vlad betrat die Zelle und verschloss die Tür hinter sich, und die Art, wie Sam ihn ansah, während er auf ihn zuging, war so herrlich unsicher, so wunderbar hin und her gerissen zwischen Furcht, Wut und Demut, dass es eine wahre Freude war.

„Zeig mir deine Wange“, forderte Vlad ruhig, und Sam gehorchte – nicht, weil er Angst hatte, sondern weil er sich entschieden hatte, zu gehorchen.

John wäre so stolz auf seinen braven kleinen Soldaten, der endlich gelernt hatte, auch die Befehle zu befolgen, die ihm nicht gefielen.

„Auf den Boden mit dir“, forderte Vlad, und Sam kniete sich vor die Pritsche, während der Vampir darauf Platz nahm.

Sam hielt die Augen geschlossen, das Gesicht zur Decke gewandt, während er stumm darauf wartete, dass seine Wunden versorgt wurden, und er hatte keine Angst, gebissen zu werden – Vlad hatte deutlich klar gemacht, dass er kein Interesse an seinem Blut hatte … Sam war nur noch nicht klar, warum das so war.

Der Vampir wusch Sam den Dreck und das Blut aus dem Gesicht, prüfte mit ruhigem Blick die darunter befindliche Haut, und nickte schließlich zufrieden.

Bis auf ein paar Prellungen und blaue Flecken hatte Sam keinen Schaden aus seinem letzten Kampf davon getragen, der Schnitt über seiner Augenbraue benötigte nur ein wenig Desinfektion aber keine Stiche, und Vlad beschloss, Luca mitzuteilen, dass er ihn in dieser Nacht wieder ein wenig mit dem Jäger spielen lassen würde.

Spiel ohne Regeln

Jaredstag!
 


 

Irgendwas stimmt nicht.
 


 

Ah, richtig: Samstag!
 

Liebe, liebe Leute, es hätte durchaus genügt, hätte EINE von euch mich auf meinen Patzer aufmerksam … höhö … aufmerkjared … klingt das blöd … ähm … aufmerksam gemacht!

Ich behaupte, dass mir das nur passiert ist, weil Sam und Jared sich so schrecklich ähnlich sehen – welch ein Glück, dass das bei Dean und Jensen üüüberhaupt nicht der Fall ist – und wundere mich jetzt nur, dass ich tatsächlich über 160 Kapitel gebraucht habe, bis mir dieser Fehler unterlaufen ist.
 

So, was war da noch?

Ach ja, Vlad … Falls einige von euch … und ich gucke hier niemanden an … falls einige von euch sich von meinen doch recht … detaillierten Ausführungen zu seiner Person gestört fühlen: PECH GEHABT.

Ich maaag Vlad, ich finde ihn gar famos und wenn ich Lust habe, dann wird das hier eine Vlad-Fic, und Sam und Dean können Urlaub auf Bora-Bora machen … vielleicht gewinnen sie ja den Contest zur Miss Waikiki.

Zumindest Sam hätte durchaus realistische Chancen.

(Und ja, es gibt ein Universum, in dem ist das tatsächlich ansatzweise sinnbehaftet!)
 

Haltet aus, ihr Lieben, es wird alles wieder gut.

Aber vorher, vorher wird alles noch ein wenig schlimmer.

Winnifred ist zurück!

Racheee!
 

moko-chan
 


 

„Darf ich fragen, wieso du das machst?“

Sam beobachtete mit erzwungener Ruhe, wie Janice seine Fäuste mit Bandagen umwickelte und diese mit Klebeband fixierte, um ihn für den ihm bevorstehenden Kampf vorzubereiten, und biss die Zähne zusammen, als der Vorgang die überbeanspruchte Haut seiner Fingerknöchel nur noch mehr reizte.

Er sah ihr mit voller Absicht nicht in die Augen während er die Frage stellte, und sie ignorierte, dass er sie angesprochen hatte, wie sie es immer tat, und beendete ihre Arbeit schweigend.

So langsam begann Sam sich zu fragen, ob die Verletzungen an ihrem Hals ihre Stimmbänder beschädigt hatten, und er runzelte die Stirn.

Er wusste nichts Genaueres über die Heilfähigkeit von Vampiren, und hatte sich auch nie großartig Gedanken darüber gemacht.

Wenn er sich allerdings klarmachte, wie schnell Luca sich für gewöhnlich von ihren Zusammenstößen erholte, musste sie ganz beträchtlich sein.

Ob Janice nun sprechen konnte oder nicht, sie verließ seine Zelle ohne auch nur ein Wort geäußert zu haben, blieb dann allerdings einen kurzen Moment lang vor der vergitterten Tür stehen, um einen Blick mit Vlad zu tauschen, der es sich wie üblich zur Aufgabe gemacht hatte, Sam höchstpersönlich zur Arena zu geleiten.

Sam blickte zu den Beiden hinüber und war unwillkürlich froh, dass Vlad sich bisher nicht an ‚den Spielen’ beteiligt hatte.

Der Vampir war riesig, überragte selbst Sam um mindestens einen Kopf, und seine Schultern waren so breit, dass es verwunderlich war, wo er den fabelhaften schwarzen Mantel herbekommen hatte, der sich über ihnen spannte.

Er blickte auf Janice hinunter, einen undeutbaren Ausdruck in den blauen Augen, und nickte ihr schließlich zu, und sie ging davon, während Sam sich fragte, worin der schweigende Austausch zwischen den Beiden bestanden hatte.

Sam konnte nur hoffen, dass sich daraus keine unangenehmen Folgen für ihn ergeben würden.

Vlad trat in seine Zelle, fixierte seine Hände auf seinem Rücken wie er es immer tat, und führte Sam dann aus der Zelle heraus und den schwach beleuchteten Gang entlang.

Die altersschwache Glühbirne unter der Decke flackerte leicht, ihr diffuses Licht schwankte zwischen Gelb und Grün, und Sam drehte sich wie im Reflex der Magen um.

Solange Dean sich von diesem Gang fernhielt, war alles gut, und Sam war völlig egal, was er dafür tun musste, damit das so blieb.

Er ließ sich von Vlad durch zahlreiche Gänge dirigieren, die zwar unübersichtlich waren, für Sams Orientierungssinn inzwischen aber kein Problem mehr darstellten.

Er hatte sie schon so oft entlanggehen müssen, dass er Vlads Führung inzwischen keineswegs mehr bedurft hätte, es war allerdings zweifelhaft, ob Vlad einer dahingehenden Bemerkung mehr gewürdigt hätte als ein amüsiertes Lächeln.

Sam war nicht daran gewöhnt, Vampire lächeln zu sehen, und Vlads Angewohnheit, Sam zum Anlass für Heiterkeitsausbrüche zu nehmen, irritierte ihn viel mehr, als es vermutlich gesollt hätte.

Es war nicht der Umstand, dass er ausgelacht wurde, der Sam beunruhigte – es hatten sich im Laufe der Jahre genug Gegenspieler über Sam lustig gemacht, dass er sich einigermaßen daran gewöhnt hatte – es war die merkwürdige Art wie Vlad ihn auslachte.

Sam war daran gewöhnt, dass die Kreaturen, deren Terminierung Dean und er sich verschrieben hatten, ihm mit allen Intensitätsstufen von Ablehnung gegenübertraten, hauptsächlich aber mit Hass, aber Vlad schien ihn nicht zu hassen.

Vlad schien ihn auf eine absurde Art und Weise zu mögen.

Sicher, der Vampir führte ihn mit wunderbarer Regelmäßigkeit in die Arena wie ein Schwein zur Schlachtbank, ließ ohne erkennbare Reue zu, dass Sam kämpfen musste, bis er entweder vor Erschöpfung oder einen gezielten Schlag seines Gegners zusammenbrach, aber er hatte nie selbst Hand an ihn gelegt, und es war Vlad, der nach den Kämpfen Sams Wunden versorgte, er ließ keinen anderen an ihn heran, solange Sam sich nicht wehren konnte.

Sie erreichten die Arena – den Käfig, um genau zu sein – und Sam schloss einen Moment lang die Augen, um die hasserfüllten Gesichter auszublenden, die ihrer Ankunft mit kalten Blicken folgten.

Die Zuschauer standen dicht an dicht um den Käfig herum, und Vlad fasste ihn an der Schulter, schob ihn durch die relativ schmale Öffnung, die den Eingang zum Kampfplatz bildete, und Sam öffnete die Augen, um sich Luca gegenüber zu sehen.

Der Vampir trug schwarze Hosen und schwere Stiefel und sonst nichts, seine Hände waren bandagiert, und der Ausdruck in seinen Augen war so entschlossen, wie er vorfreudig war.

Sam hörte das Schloss in seinem Rücken einschnappen, und er trat rückwärts an die Gitterstäbe heran, damit Vlad seine fixierten Hände befreien konnte.

Es bedurfte keiner Worte zwischen ihnen, Vlads geschickte Finger lösten seine Fesseln mit ruhiger Präzision, und Sam durchfuhr ein Schauer, als sie über seinen Puls strichen.

Es machte ihm Angst, dass er dem Vampir so etwas wie Vertrauen entgegen brachte, und als Vlad ihn einen Moment lang festhielt und sein Gesicht von hinten seinem Ohr näherte, bekam Sam eine Gänsehaut.

„Lass dich nicht allzu übel zurichten“, raunte Vlad gutgelaunt, versetzte Sam einen völlig unerwarteten Klaps auf den Hintern, und das Gejohle der Menge um sie herum vermengte sich mit dem Rauschen seines Blutes in seinen Ohren zu undeutlichem Dröhnen.
 

„Du hast es Luca richtig schwer gemacht … aber vielleicht hättest du ihn nicht ganz so sehr reizen sollen.“

Sam stöhnte unterdrückt, als Vlad die wieder aufgeplatzte Schnittwunde über seiner Augenbraue von überschüssigem Blut befreite, desinfizierte und verband, aber der amüsierte Unterton in Vlads ruhiger, tiefer Stimme entging ihm keineswegs.

„Ich habe ihn nicht gereizt“, entgegnete Sam mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich habe mich verteidigt.“

„Genau davon habe ich doch gesprochen.“

Diesmal klang Vlad so offen belustigt, dass Sam trotz Schmerzen die Augen aufschlug und zu ihm aufblickte.

„Luca zieht es vor, wenn sein Gegner ohne jegliche Zurückhaltung auf ihn losgeht – deine Anflüge von Taktik, die dich dazu verleiten, ihm auszuweichen und ihn ins Leere laufen zu lassen, machen ihn rasend.“

Sams Magen krampfte sich in Erinnerung an das Knie, das in ihn hinein gerammt worden war, zusammen und konnte Vlad da nur Recht geben.

„Kann ich Dean heute sehen?“, fragte Sam begierig, des Themas um Lucas Empfindungen überdrüssig, und Vlad erwiderte nichts.

Sam fand, dass er sich heute gut geschlagen hatte – sicher, er hatte verloren, aber sie ließen ihn ja auch nicht kämpfen, damit er gewann – und irgendwann musste Vlad schließlich nachgeben und ihn zu Dean lassen.

Er wollte doch nur sehen, ob es ihm gut ging.

Sam wusste nicht, ob auch Dean zum Kämpfen gezwungen wurde, er wusste generell nicht, ob auch andere Jäger sein Schicksal teilten, oder ob er der Einzige war – der Einzige, der zur Belustigung des Clans regelmäßig zusammengeschlagen wurde.

Vlad war nicht unbedingt gesprächig, was das anging, Janice sowieso nicht, Luca beschränkte seine Konversation auf Drohungen, Beleidigungen und die gelegentliche Anspielung auf Sams formvollendeten Hintern – und die anderen Vampire hatten keinen Zugang zu Sams Zelle.

Vlad beendete seine Bemühungen um Sams Wunden, ließ seine Augen ein letztes Mal über Sam hinweg gleiten, um sicherzustellen, dass ihm nichts entgangen war, das sich später als lästig entpuppen würde, und erhob sich.

Sam musste den Kopf in den Nacken legen, um seine Augen sehen zu können, und Vlads rechter Mundwinkel hob sich um ein paar Zentimeter, als er den zwischen Wut und Flehen schwankenden Ausdruck auf Sams Gesicht erblickte.

„Du darfst deinen Bruder heute nicht sehen, Sam. Vielleicht ein andermal.“

Sam ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, und Vlads verhaltenes Schmunzeln wandelte sich zu einem offenen Lächeln.

„Wütend?“

Sam überlegte kurz, ob es weise sei, seinen Gefühlen nachzugeben, dann nickte er schweigend und biss die Zähne zusammen.

„Verständlich“, erwiderte Vlad gelassen. „Aber es ist nicht so, als würdest du mir eine Wahl lassen.“

Sam runzelte unwillkürlich die Brauen, sein Blick wurde fragend, und Vlad beugte sich zu ihm hinunter und strich sich dabei das schwarze Haar aus der Stirn.

„Es würde nur Unordnung entstehen, wenn ich euch zusammenbringe, Sammy. Außerdem musst du mir ein kleinwenig Rache zugestehen. Ich mochte Luther.“

Sams Brauen runzelten sich nur noch mehr, und alle Heiterkeit verschwand aus Vlads Blick.

„Du hast ihn schon vergessen, hm? Nun ja, ich nehme an, du hast schon so viele Vampire getötet, dass du sie dir nicht alle merken konntest.“

Sam erinnerte sich, öffnete den Mund, um zu sprechen, und Vlad brachte ihn mit einer knappen Geste zum Schweigen.

„Ich weiß, dass es dein Daddy war, der ihn erschossen hat, Sammy … Mit diesem fabelhaften Colt, den ihr dummen Jungen nicht zu gebrauchen versteht … Und du kannst dich glücklich schätzen, dass nicht du es warst, der ihn vernichtet hat. An deinem Vater kann ich keine Rache mehr üben.“

Sam fragte sich gar nicht erst, woher Vlad all das wissen konnte.

Der Vampir schien über Deans und seine Vergangenheit so gut unterrichtet zu sein, als sei er selbst dabei gewesen, und obwohl diese Tatsache Sam mit Schrecken erfüllte, war sie inzwischen nichts mehr, das er zu ergründen versuchte.

„Dann sag mir wenigstens, ob es Dean gut geht“, bat Sam leise, und Vlad zeigte ihm sein seltenes, zynisches Lächeln.

Es war ein Lächeln, das einem eine Gänsehaut über den Rücken jagen konnte, und Sam biss die Zähne zusammen, als er Vlads Antwort hörte.

„Du bist nicht bei ihm, Sammy. Wie könnte es ihm da gut gehen?“
 

Dean fluchte leise und startete einen Versuch, die Straßenkarte wieder zusammenzufalten.

Er hatte sich verfahren.

Er, Meister der Landstraßen, Bezwinger der Schotterwege und König über alles, was das Licht berührte – das vielleicht nicht ganz – hatte sich verfahren.

Wie peinlich war das denn jetzt?

Gut, zugegeben, in den letzten Jahren war vornehmlich Sam dafür verantwortlich gewesen, sie durch die Pampa zu lotsen, und das war ihm auch immer derartig gut gelungen, dass Dean irgendwie entfallen war, dass amerikanische Straßenkarten mitunter ein wenig … oberflächlich waren.

Sie verheimlichtem einem ganze Ortschaften, Flüsse und natürlich Straßen, die sie für nicht weiter wichtig erachteten, und Dean, der ohnehin lieber nach Instinkt als nach Landkarte fuhr, befand sich nun mitten im Nirgendwo.

Der Baum, unter dem er gehalten hatte, kam ihm vage bekannt vor, da ihm das aber auch nicht weiterhalf, hatte er sich selbst verboten, sich zu fragen, warum ihm ausgerechnet ein Baum bekannt vorkam, und sich stattdessen mit der ebenso nutzlosen Landkarte beschäftigt, die sich strikt weigerte, ihm mitzuteilen, wo ihn sein sonst so unfehlbarer Instinkt hingeführt hatte.

Scheinbar verhielt sich sein Instinkt weit weniger verlässlich, wenn Sam nicht da war um ihm Rückendeckung zu geben.

Perfekter Zeitpunkt, um das herauszufinden.

Dean fluchte erneut, als die Straßenkarte sich als eindeutig unfaltbar erwies, und fragte sich unwillkürlich, wie Sam es bitte zuwege brachte, das Ding regelmäßig in seinen vom Hersteller angestrebten Originalzustand zurückzuversetzen.

Er verbot es sich, die Karte einfach zusammenzuknüllen und auf den Rücksitz zu werfen – das würde unweigerlich endlose Tiraden von Sams Seite nach sich ziehen, wenn er endlich wieder wie es sich gehörte auf dem Beifahrersitz hockte – betrachtete sich das Monstrum minutenlang äußerst genau … und faltete es dann nach seinen eigenen Vorstellungen zusammen.

Ihm doch egal, wenn das Ergebnis alles andere als hübsch war.

Die Karte landete flatternd auf dem Rücksitz, Dean drehte sich nach vorn, packte das Lenkrad des Impalas mit beiden Händen und biss die Zähne zusammen.

Er war auf seiner Suche nach Sam zwar auf einige übernatürliche Erscheinungen gestoßen, jedoch auf keine, die ihm auch nur irgendwie weitergeholfen hätte, und so entschlossen er auch war, erst dann aufzugeben wenn … wenn er verdammt noch mal tot war, war es verdammt noch mal frustrierend, ständig in eine Sackgasse zu gelangen und von vorn beginnen zu müssen.

Deans Fingerknöchel wurden weiß, so fest hatte er das Lenkrad gepackt, und die Stille im Wagen war gespenstisch.

Man hätte meinen können, Dean würde das Radio extra laut aufdrehen, jetzt, da niemand da war, der sich darüber beschweren würde, aber Sam hatte eine Stille hinterlassen, die keine Rockmusik der Welt übertönen konnte, und Dean fand, dass die Ruhe ihm beim Denken half.

Das hätte ihn nicht großartig überraschen sollen, Sam hatte jahrelang genau das behauptet, aber Sam war ja auch anders.

Die Dämmerung setzte ein, während Dean dasaß und das Universum verfluchte, und weil er den Motor ausgestellt hatte, um Benzin zu sparen, als er hatte anhalten und die Karte hervorkramen müssen, wagte sich allerlei Viehzeug aus dem Unterholz und an den Impala heran.

Dean kam sich ein wenig merkwürdig vor, als er durch die Frontscheibe von einem vorwitzigen Waschbären gemustert wurde, der es sich auf der noch warmen Motorhaube bequem gemacht hatte, und war schwer versucht, den Motor zu starten, um dem Tier einen seiner Meinung nach dringend benötigten Schrecken einzujagen.

Er hielt sich zurück, beschloss, dass er die Nacht ebenso gut hier wie irgendwo anders verbringen konnte, und zog auf die Rückbank um.

Die dumme Straßenkarte setzte zum Flug auf den Beifahrersitz an, und Dean versuchte nicht daran zu denken, welche mit Sam verbundenen Erinnerungen die Rückbank für ihn bereithielt, während er es sich auf ihr bequem machte.

Er deckte sich zu, schloss die Augen, und falls seine Hand sich selbstständig machte und nach Sams dummem Pinguin ausstreckte, so geschah das im Halbschlaf und wurde somit nicht mit Punktabzug auf der Männlichkeitsskala geahndet.

Interview mit einem Vampir

Deanstag!
 

Moin moin, ihr Lieben und Weidmannsheil!

(Warum Weidmannsheil? Weil das ein Jägergruß ist, jawohl!)
 

Ich habe ein Geständnis zu machen.

Ich fürchte fast, ich habe versäumt, zu erwähnen, dass dieser ganze fabelhafte Handlungsstrang dem bemerkenswert produktiven Unterbewusstsein meiner lieben Freundin Kinka entsprungen ist.

Die hat das nämlich geträumt.

Jawohl, liebe Leute, während der Pöbel – damit meine ich mich – lediglich schreibt, träumt die Gute sich einfach ihre FanFic zurecht!

Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, was ich davon halten soll, bin aber durchaus dankbar, die Erlaubnis erhalten zu haben, ihre Idee verschriftlichen (Word, was soll das? Das ist TOTAL ein Wort!) und noch dazu bombastisch ausschmücken zu dürfen.

‚Warum redet sie so geschwollen?’, werdet ihr euch jetzt fragen.

Weil die liebe Kinka ihr zu Weihnachten zwei neue Bücher von Georgette Heyer geschenkt hat, deswegen redet sie so geschwollen!

Genau genommen, ist also alles Kinkas Schuld!
 

Ich widme dieses Kapitel allerdings nicht ihr, sondern der Tine, die zwar nicht die Einzige ist, die am aktuellen Thema und meinen sadistischen Veranlagungen Vergnügen findet, aber ich wage mit Überzeugung zu behaupten, dass sie bei Weitem das größte Vergnügen daraus zieht, dass es dem armen Sammy momentan alles andere als gut geht.

(Natürlich nur, weil sie sich genau wie der Rest von uns darauf freut, wenn Dean endlich auftaucht, um ihn zu trösten!)

Ich hoffe, dieses Kapitel entspricht schon eher deinen Vorstellungen, fürchte aber langsam, dein Ideal nie ganz erreichen zu können.

Da muss ich mich – und du dich – jetzt wohl mit abfinden.

Fühl dich geknuddelt, meine Liebe!
 

Und wo ich schon mal dabei bin, knuddel ich auch gleich noch Isi, Rina, Kinka, Anja und sowieso alle meine Leser- und Favolistler/-innen!
 

moko-chan
 


 

„Du weißt von Luther?“, fragte Sam, um sich nicht mit den Emotionen beschäftigen zu müssen, die Vlads Bemerkung über Deans Gefühlszustand in ihm ausgelöst hatte, und der Vampir nahm den plötzlichen Themenwechsel gelassen zur Kenntnis.

„Dir sollte inzwischen aufgefallen sein“, antwortete er ruhig, „dass ich sehr viel mehr über dich weiß, als du … in Ermangelung eines besseren Beispiels … über mich. Du und Dean seid kleine Berühmtheiten in unseren Kreisen, Sammy. Ich war neugierig darauf, den Jäger kennen zu lernen, der Lenore hat gehen lassen.“

Kurz verstand Sam nicht, worauf Vlad hinaus wollte, dann erinnerte er sich an Lenore und die anderen Vampire, die es aufgegeben hatten, Menschenblut zu trinken, um in Sicherheit vor den Jägern leben zu können, und für einen kurzen Moment lang entspannte er sich in geradezu leichtsinnigem Maße.

Vielleicht war sie der Grund dafür, dass Sam Vlad zumindest ein kleinwenig vertrauen konnte – die Begegnung mit ihr hatte Sam deutlicher als alles andere vor Augen geführt, dass es auf dieser Welt kein Schwarz und Weiß gab.

„Wie … was … wie geht es ihr?“, fragte er unsicher, da er nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen, und Vlad zuckte mit den breiten Schultern.

„Ich weiß es nicht. Sie hat sich irgendwo aufs Land zurückgezogen … nach Texas, glaube ich. Ihre Anhängerschaft wächst, aber ich bezweifle, dass sie das auf lange Sicht beschützen wird. Es gibt nur wenige Jäger, die zugeben würden, dass es eine Grauzone zwischen Gut und Böse gibt.“

„Aber“, begann Sam überzeugt, „wenn alle Vampire damit aufhören würden, Menschenblut zu trinken, wenn … wenn ihr …“

„Wenn wir was?“, unterbrach Vlad ihn schon beinahe sanft.

„Wenn wir uns zusammenreißen? Unsere Natur verleugnen und uns von etwas so Widerwärtigem wie Rinderblut ernähren würden?“

Er schüttelte den Kopf.

„Niemals. Ich kenne genug, die es versucht haben und … rückfällig geworden sind. Du hast keine Ahnung, wie verlockend der menschliche Herzschlag sein kann, Sammy. Ich kann dein Blut in deinen Adern rauschen hören, wenn ich drei Flure von deiner Zelle entfernt bin.“

Sam wurde blass und Vlad lächelte ein wenig.

„Versteh mich nicht falsch: Ich bewundere Lenore für ihren Entschluss und die Verbissenheit“, Vlad lächelte noch ein wenig breiter, „mit der sie ihn durchhält, aber sie ist etwas Besonderes. Und sobald auch nur ein Vampir sich nicht beherrschen könnte – sobald einer deiner Jägerfreunde feststellen würde, dass ‚Opfer’ zu beklagen seien … es würde sie nicht kümmern, ob die Vampire, die sie töten, unschuldig waren – so wie es Gordon nicht gekümmert hat.“

Sam war sprachlos über diese Schlussfolgerung, und es brachte ihn in Wut, dass er Vlad nicht widersprechen konnte.

Jäger waren stur und verbissen und zu allem entschlossen, weil es sie am Leben erhielt, sie würden nicht eine Sekunde lang glauben, dass es Vampire gab, die anders waren.

„Ärgere dich nicht, Sammy“, schlug Vlad mit einem seltsamen Leuchten in den Augen vor.

„Du bist hier sicher – keiner meiner Leute wird so dumm sein zu versuchen, dein Blut zu trinken – und Luca wird sich hüten, dich im Kampf umzubringen. Es bereitet ihm viel zu viel Vergnügen, auf dich einzuschlagen.“

„Warum?“, fragte Sam erschöpft. „Warum wollen sie mein Blut nicht?“

‚Was stimmt nicht mit mir?’, war die Frage, die in Sams Stimme mitschwang, und Vlad schien einen Augenblick lang zu zögern, bevor er vor Sam in die Hocke ging und ihm gerade in die Augen sah.

„Wir sind keine Tiere, Sammy, aber wir sind Raubtiere genug, um spüren zu können, ob der Mensch, den wir beißen wollen, lieber nicht gebissen werden sollte. Wir beißen Alte und Kranke, solange mit ihrem Blut alles in Ordnung ist, aber wir halten uns von Junkies fern, um nicht selbst zu welchen zu werden, und wenn ein Mensch nach Dämon stinkt“, Vlad ließ seinen Blick über Sams schreckgeweitete Züge gleiten, „dann sind wir so vernünftig, seinen Hals in Ruhe zu lassen.“
 

Dean wurde vom Klingeln seines Mobiltelefons geweckt, und einen Moment lang war er so desorientiert, dass er erschrocken in die Höhe fuhr und sich den Kopf am Dach des Impalas stieß.

Ihm war nicht ganz klar, wie er das bewerkstelligt hatte, immerhin hatte er es geschafft, Sex mit Sam auf der Rückbank zu haben, ohne dass einer von ihnen sich das Geringste dabei getan hätte, aber seit Sam weg war, verhielt sich das Universum ihm gegenüber scheinbar noch ein wenig schadenfroher als ohnehin schon.

Anders war nicht zu erklären, dass er sich ausgerechnet beim Aufwachen im Impala desorientiert fühlte.

Dean grummelte ungehalten vor sich hin, machte sich klar, dass er sich viel zu sehr daran gewöhnt hatte, in Seans Zimmer aufzuwachen, und zog sein Handy aus seiner Hosentasche.

Ein Blick auf das Display enthüllte, dass es nicht Sam war, der anrief, und die angezeigte Nummer kam Dean gerade bekannt genug vor, um ihn davon abzuhalten, das Gespräch schon von vornherein abzuwürgen.

„Jah?“, brummte er in das dafür vorgesehene Ende des Telefons, und rieb sich mit der freien Hand über seine noch immer schmerzende Stirn.

Wenn er Glück hatte, würde sich das noch zu richtig herrlichen Kopfschmerzen auswachsen.

Dean brauchte ein Weilchen, bevor er die Stimme am anderen Ende der Leitung als Mikes identifizieren konnte, und Mikes aufgeregtes Gehaspel trug nicht unbedingt dazu bei, dass Dean ausmachen konnte, was von ihm gewollt wurde.

„Wo bist du?“, konnte er schließlich aus dem Wortstrom, der bis dahin relativ ungefiltert an seine gereizten Ohren gedrungen war, aussondern, und gab eine wahrheitsgetreue, wenn auch etwas vage Antwort ab: „Colorado.“

„Colorado ist groß“, gab Mike ungeduldig zurück. „Wo in Colorado?“

Dean konnte jetzt ja schlecht zugeben, dass er sich verfahren hatte, warf also einen flüchtigen Blick auf seine Umgebung, die im fahlen Licht der Morgensonne nicht unbedingt freundlicher wirkte als am vergangenen Abend, und nickte dem vorwitzigen Waschbären zu, der offenbar auf der Motorhaube übernachtet hatte.

„Ich parke unter einem Baum“, informierte er Mike bärbeißig.

„Es ist ein großer Baum. Sam könnte dir sogar sagen, was genau für ein Baum das ist, wenn er hier wäre, aber er ist nicht hier, und jetzt hör endlich damit auf, mir schon am frühen Morgen auf die Eier zu gehen und sag mir, was du verdammt noch mal von mir willst!“

„Dean“, erwiderte Mike ungeduldig, „du hast mir anscheinend nicht zugehört! Tommy ist weg!“

Dean blinzelte mehrfach und setzte sich auf, und die plötzliche Leere in seinem Hirn konkurrierte mit dem Heulen des Windes außerhalb des Wagens.

„Tommy ist weg?!“, wiederholte er entsetzt, und forderte damit einen leisen Fluch Mikes heraus.

„Du hast mir ja wirklich nicht zugehört! … Na gut, dann eben noch mal: Ich bin im Krankenhaus. Ich bin vor vier Tagen in einem leeren Motelzimmer aufgewacht, von Tom keine Spur, und weil ich mir nicht erklären konnte, wie ich die Entführung dieses Riesenbabys verschlafen konnte – sowas Großes trägt man ja nicht mal eben mit einer Hand weg – hab ich mich auf Drogen untersuchen lassen … und was soll ich sagen, ich war anscheinend verdammt high in der betreffenden Nacht - und nicht nur das, ich stand außerdem kurz vor einem Blinddarmdurchbruch … Jedenfalls wollten die mich partout nicht gehen lassen, bevor diesem gefährlichen Zustand abgeholfen war … und jetzt ist Tom seit vier Tagen verschwunden, und ich kriege langsam aber sicher ein Magengeschwür.“

Mikes Stimme war die leidlich unterdrückte Wut anzuhören, und Dean kniff die Augen zu und versuchte, das Gesagte zu verarbeiten, aber Mike ließ ihm nicht wirklich Zeit dafür.

„Ich nehme stark an, dass dieselben Arschlöcher, die Sam mitgenommen haben, für diese Unverschämtheit verantwortlich sind, und jetzt sag mir endlich wo du bist, damit wir uns treffen können!“

Dean atmete tief durch, informierte Mike darüber, dass er sich irgendwo bei Hugo befand, und nachdem Mike enthüllt hatte, dass er sich in im Süden Wyomings aufhielt, beschlossen sie, dass sie sich in der Nähe von Denver treffen würden und legten auf.

Dean stieg aus dem Auto, verscheuchte den Waschbären von der Motorhaube, der sich erbost keckernd ins Gebüsch zurückzog, und nahm dann auf dem Fahrersitz des Impalas Platz.

Kurz zögerte er, dann wurde der Motor gestartet, das Radio angeschaltet, das neueste Album von AC/DC – ein Geschenk von Sean – ins Kassettenfach geschoben, und der Wagen unter Aufwirbeln von allerlei Dreck in Bewegung gesetzt.
 

Die Stille in Sams Zelle wurde nur vom leisen Rieseln des allgegenwärtigen Sandes unterbrochen, und diesmal wäre Sam liebend gern an der verdörrten Wüstenluft erstickt, die ihm so wunderbar beständig die Kehle austrocknete.

„Ich stinke nach Dämon?“, fragte er den Vampir mit tonloser Stimme, und Vlad sah ihm offen ins Gesicht. „Ja, das tust du.“

Sam schluckte mühevoll, musste Vlads stechendem Blick ausweichen, und er wusste nicht, ob es der Schock war, aber ihm war plötzlich so schlecht, dass ihm davon schwindlig wurde.

„W-was heißt das?“, verlangte er fassungslos zu erfahren, und Vlads Blick wurde misstrauisch.

„Aber das weißt du doch, Sammy. Du weißt, dass du Dämonenblut in dir hast.“

Sam hob die Hände und presste sie an seine Schläfen, als könne nur das seinen Verstand davon abhalten, seinen Schädel zu verlassen und die Flucht zu ergreifen, und Vlad musterte ihn interessiert.

„Hast du tatsächlich gedacht, das sei ein Geheimnis? Nun, ich weiß nicht, ob jede der zahlreichen Kreaturen, denen du in deinem Leben über den Weg gelaufen bist, es bemerkt hat, aber ich kann dir versichern, dass zumindest jeder Vampir es riechen kann. Was glaubst du, warum Lenore sich so energisch geweigert hat, dein Blut zu trinken, selbst als sie halb verrückt vor Schmerzen war? Dein Blut bekommt uns nicht, Sammy, bekommt uns noch weniger als das Blut eines toten Mannes.“

Sam spürte Tränen in sich aufsteigen, zum ersten Mal, seit man ihn verschleppt hatte, und er wusste nicht, ob es an dem lag, was Vlad gesagt hatte, oder an dem, was er ungesagt ließ.

„Warum erschreckt dich das so?“

Vlad klang schon beinahe verwirrt.

„Ich dachte, du habest dich damit abgefunden, was du bist, Sammy. Macht es einen Unterschied, wenn das, was du jagst, über dich Bescheid weiß?“

Sam brachte es nicht über sich, zu antworten, kniff die Augen so fest zu, dass Funken hinter seinen geschlossenen Lidern zu tanzen begannen, und sein Körper spannte sich so sehr an, dass er beinahe Krämpfe bekam.

„Wie unerwartet“, murmelte Vlad mit einem Hauch von Zufriedenheit in der dunklen Stimme, erhob sich aus seiner Hocke, blieb einen Moment lang regungslos stehen, und setzte sich dann neben Sam auf seine Pritsche.

Ein leises Zögern lag in seinen Bewegungen, als er den Arm um Sam legte, ganz locker, und ihm über den Rücken strich, und weder er noch Sam hatten mit der Heftigkeit gerechnet, mit der Sam darauf reagierte.

Ein Zittern durchlief Sams Körper, die ungewohnte, sanfte Berührung nach Wochen des Alleinseins und der Einsamkeit viel zu viel für ihn, und er fuhr zu Vlad herum, schlug die tröstende Hand weg – und als er erst einmal damit begonnen hatte, konnte er nicht mehr damit aufhören, auf den Vampir einzuschlagen.

„Sei still! Sei still!“, stieß er immer wieder hervor, aber seine Kehle war zu trocken, war wie zugeschnürt, und so klang es mehr nach hilflosem Flehen denn nach einem Befehl, und seine müden Fäuste waren gegen Vlads mächtigen Körper so nutzlos wie Federstriche gegen einen Betonblock.

Es bereitete Vlad keinerlei Mühe, Sams Handgelenke zu packen und festzuhalten, und sein ruhig vorgebrachtes „Du bist genau so sehr ein Monster wie ich es bin, Sammy“ vollbrachte, was Wochen des Eingesperrtseins und des erzwungenen Kämpfens nicht geschafft hatten.

Sam begann zu weinen.

Alle seine Abwehrmechanismen versagten, alle Mauern, die er sich errichtet hatte, brachen zusammen, und zurück blieben nur der Schmerz und die Angst und die Sehnsucht nach Dean.

Sam weinte so heftig, dass es ihn schüttelte, und nachdem er erstmal damit begonnen hatte, war es, als sei ein Damm gebrochen.

Die Tränen liefen ohne Unterlass über seine Wangen, seine Augen begannen zu brennen, und das leise Pochen in seinem Schädel wuchs sich zu Kopfschmerzen aus, die mit denen zu vergleichen waren, wenn er eine Vision gehabt hatte.

Er zitterte am ganzen Körper, und es kümmerte ihn nicht, dass es Vlad war, der ihn festhielt, Sam klammerte sich so verzweifelt an ihm fest, dass er Abdrücke hinterlassen hätte, wäre Vlad menschlich gewesen.

Sam wusste, dass es falsch war, dass alles in ihm sich dagegen sträuben sollte, ausgerechnet einem Vampir zu gestatten, ihn zu halten, aber selbst wenn das Herz in dem Körper, der ihn hielt, nicht mehr aus eigenem Antrieb schlug, so war er dennoch warm.

Sam vergrub seine zitternden Finger in den schwarzen Falten von Vlads Mantel, presste sein Gesicht an die einladend solide Brust des Vampirs und versuchte, seine Tränen unter Kontrolle zu bekommen.

Vlad sagte kein Wort, unternahm keinen Versuch, ihn zu trösten, und Sam war ihm im Stillen dankbar dafür.

Selbst das kleinste Wort hätte die Illusion zerstört, dass es Dean war, der ihn in den Armen hielt – dass es Deans Körper war, der ihm Sicherheit bot.

Zwei schlagen zurück

Samstag!
 

Hallöchen, ihr Lieben!

In der Theorie müsste ich euch hier jetzt irgendwas von den letzten Heldentaten unserer Jungs erzählen.

(Mit ‚Jungs’ meine ich Jensen und Jared.)

Am vergangenen Deanstag trug es sich nun aber zu, dass ich mir gemeinsam mit Isi und Kinka endlich „The Accidental Husband“ zu Gemüte führte, und man mag über Jeffrey Dean Morgan allerhand erzählen und von ihm halten, was man will, er heißt aber nun mal weder Jensen noch Jared, spielt in unserer Lieblingsserie weder Dean noch Sam, also führe ich ihn hiermit ein, den:
 

Johnstag!
 

(Schreibt eure Kalender um! Ich habe den Mittwoch, beispielsweise, sowieso noch nie gemocht! Der endet auf –och, was nun wirklich alles andere als schön ist!)
 

SPOILER – SPOILER – SPOILER
 

„The Accidental Husband“ ist zunächst einmal ein geradezu unsagbar dämlicher Filmtitel.

Nach einigem Überlegen würde einem da sicherlich was weitaus Besseres einfallen, augenscheinlich war dafür nach Fertigstellen dieses fabelhaften Films aber keine Energie mehr übrig.

Ich wollte das grandiose Machwerk schon vor Monaten gesehen haben, wusste ich doch, dass der gute Jeffrey einen LEBENslustigen Feuerwehrmann in dieser romantischen Komödie spielt, und das ließ mich von einer Tatsache relativ sicher ausgehen: ER ÜBERLEBT DIESEN FILM!!!

Keine Krankenhausszenen! Kein Geistersex! Kein doofes Drama!

Nun hatte Kinka am Deanstag eeendlich einen qualitativ hochwertigen Link im WorldWideWeb aufgetan, und uns blieb quasi gar nichts anderes übrig, als diesen heiligen Link auch gebührend zu nutzen.

(Zwischendurch: Eine Ode an die Kinka!)

Es ging dann auch gut los, das Bild war scharf – im Gegenteil zu früheren linkischen Links außerdem komplett und keineswegs unten links abgeschnitten – der Ton klangvoll, und weil ich gegen Uma Thurman weder Vorurteil noch Abneigung hege, hatte ich mit ihr als weiblicher Hauptbesetzung auch keineswegs ein Problem.

In der männlichen Nebenrolle entzückte mich Colin Firth, der, wie ich mit Begeisterung feststellte, etwa genau so groß ist wie Jeffrey, und als waschechter Brite auch immer schick angezogen war, was man von Jeffrey nun nicht unbedingt behaupten kann, aaaaber:

- Er ist Feuerwehrmann, trägt also die entsprechende Uniform!

- Er besitzt außerdem einen ganz fabelhaften schwarzen Mantel!

Und, Highlight des ganzen Films, das mich persönlich einem frühzeitigen Grab erschreckend nah gebracht hat:

- Er wohnt über einer indischen Familie, ist mit dem (ZWÖLFJÄHRIGEN!!!) ungefähr sechzehnjährigen Sohn der Familie gut befreundet, nimmt an seiner Feierlichkeit zur Einführung in die Erwachsenenwelt teil und trägt dabei, haltet euch fest, einen SARI!!! (Bei Männern heißt das doch auch Sari?) Ich bin fast erstickt!

Und dann sind da natürlich noch die Killergrübchen und die Wuschelhaare und die AUGEN, und sowieso benimmt er sich den ganzen Film über wie sein zwölfjähriger bester Freund (der, nebenbei bemerkt, tatsächlich sein engster Freund zu sein scheint, neben all den anderen Feuerwehrmännern, die da noch so rumlaufen), verkündet in absolut anbetungswürdiger Weise „I love cake!“ (in diesem Meisterwerk wird phantastisch viel gegessen, besonders von Jeffrey und Colin), und der Film ist TOLL!!! ANGUCKEN!
 

SPOILER ENDE
 

Auf dem Heimweg von unserer Hexenzentrale (Kinkas Wohnung) am Deanstagabend war es ganz furchtbar diesig, es war außerdem ungemütlich kalt, und das, liebe Leute, führte dazu, dass die Luft GEGLITZERT hat!

(Und trotzdem ist kein schmollender Vampir aufgetaucht, der mir weismachen wollte, dass er ganz fürchterlich gefährlich sei! Sowas aber auch!)

Mittwoch schneite es dann. (Hauptsächlich vor meinem Fenster.) Und blieb liegen. (Hauptsächlich vor meinem Fenster.)

Unfassbar.
 

Und jetzt doch noch Erfreuliches über Jensen und Jared:

Jensen kann die Farbe Rot tatsächlich tragen.

What team? Wildcats!

Und er hat hübsche Knie.

An dem Mann ist einfach alles hübsch.

(Das Stirnband war nicht wirkliiich da, nein, nein, neien!)

Jared sieht in Grün mal total aus, als übe er bereits für seine Rolle als Hulk.

Dabei ist er doch schon das rosafarbene Kind von Hellboy!

… Und diese Brust!
 

… Das war kryptisch, ich gebe es zu.
 

Jetzt aber endlich auf auf und davooon mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Du siehst merkwürdig aus.“

Dean hatte eigentlich vorgehabt, Mike bei ihrem Zusammentreffen sein Beileid auszusprechen und so richtig schön mitfühlend zu sein – irgendwie musste er Sams dauerhafte Abwesenheit ja kompensieren – aber dann war ihm doch wieder sein natürlicher Charme in die Quere gekommen, als Mike ihm die Tür geöffnet hatte.

Wie üblich.

„Alter, ich habe seit Tagen kaum geschlafen! – Und wenn ich das so sagen darf: Du hast auch schon mal besser ausgesehen!“, lautete Mikes verständlicherweise gereizte Antwort, und Dean konnte sich nicht beherrschen, er musste die Hand nach dem Flaum auf Michaels Kopf ausstrecken.

„Davon rede ich gar nicht – was ist das da?“

Mike ließ mit der Geduld eines Heiligen über sich ergehen, dass Dean ihm eher grob als liebevoll über den Kopf rieb, verschränkte allerdings die Arme vor der Brust. „Haare.“

„Ich dachte, du hättest ne Glatze?“ Dean war deutlich überfordert.

„Ich hatte eine Glatze“, machte Mike ihn auf das Offensichtliche aufmerksam. „Jetzt habe ich Haare. Im Krankenhaus hatte ich nicht wirklich die Muße, dagegen etwas zu unternehmen … die Krankenschwestern waren so schon genervt genug von mir, möchte ich mal annehmen, da konnte ich sie schlecht auch noch nach Rasierschaum und Klinge fragen … und modische Aspekte müssen jetzt sowieso erstmal warten, bis wir Tommy – und Sammy – gefunden haben!“

„Du rasierst dir den Schädel?“, fragte Dean, ein wenig schockiert und vorerst unfähig sich dem viel dringlicheren Thema zuzuwenden, und Michael verdrehte die Augen und gab auf.

„Ja, Dean, ich habe es mir in den letzten Jahren zur Gewohnheit werden lassen, mir den Kopf zu rasieren. Frag mich jetzt bitte nicht, wieso. Tom behauptet, ich hab’s nur gemacht, um meine Mutter damit aufzuregen, und weil mir der wahre Grund entfallen ist, fürchte ich langsam, er könnte damit tatsächlich Recht haben. Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?!“

Dean, der sich in den letzten Wochen zumindest ein wenig an die konstante Panik gewöhnt hatte, die Sams Abwesenheit in ihm auslöste, machte sich klar, dass Michael sich nicht in diesem fragwürdig-glücklichen Zustand der emotionalen Dauerüberlastung befand, und räusperte sich leise.

„Natürlich.“

Mike seufzte, packte Dean am Schlafittchen und zog ihn endlich in das Motelzimmer hinein, das er sich in einem Vorort von Dallas gemietet hatte.

Die Ausstattung war minimalistisch aber geschmackvoll, und Dean war nicht überrascht, dass Mike aus reiner Gewohnheit ein Zimmer mit zwei Betten geordert hatte.

Die ersten paar Tage war ihm das auch passiert.

Er ließ sich auf das Bett sinken, das näher bei der Tür stand – bevor Sam und er damit begonnen hatten, sich das Bett zu teilen, hatte er immer in dem Bett geschlafen, das näher bei der Tür stand, selbst jetzt landete er meistens auf der Seite ihrer Schlafstätte, die dem Zugang zu ihrem Zimmer näher war, und Sam hatte ihn merkwürdigerweise kein einziges Mal auf seine regelmäßigen Anfälle von Höhlenmensch angesprochen.

Vielleicht, dachte Dean flüchtig, vielleicht hatte Sam sich wirklich sicher gefühlt, wenn Dean ihre Schlafarrangements so handhabte.

Nun, damit war es jetzt vermutlich ein für allemal vorbei.

„Du bist aufgewacht, und Tom war weg?“, brachte Dean das Thema ruhig und sachlich zur Sprache, und Mike nickte knapp und setzte sich neben ihn an die Bettkante.

„Erst dachte ich, er sei ihm Bad. Aber es war … viel zu still. Tom ist ein leiser Mensch, aber selbst er schafft es nicht, lautlos zu duschen. Und dann ist mir das mit Sammy eingefallen … und … naja …“

Mike rieb sich über den Kopf, und es knisterte leise, als seine Handfläche über sein noch äußerst kurzes Haar glitt.

Dean nickte langsam, ließ den Kopf hängen, und Mike legte ihm den Arm um die Schultern.

Kurz war Dean versucht, den Arm abzuschütteln, aber es war schließlich Mike, der ihm Trost zu spenden versuchte – Mike, der ziemlich genau wissen musste, wie er sich fühlte – und da konnte er sich selbst ruhig mal eine Auszeit zugestehen, und sich vielleicht sogar ein kleinwenig anlehnen.

„Wir finden die Beiden, keine Sorge“, sagte Mike ruhig, und Dean fiel zum ersten Mal auf, was für eine angenehme, um nicht zu sagen fabelhaft beruhigende Stimme er hatte.

„Ich habe einen Plan.“
 

Es war das Pochen in seinem Schädel, das Sam wieder zu Bewusstsein kommen ließ.

Sam war daran gewöhnt, Kopfschmerzen zu haben – ob natürlichen Ursprungs, oder nach einer Vision, ob aufgrund starken Blutverlusts oder Dehydrierung – er hatte inzwischen schon so gut wie alle Ursachen dafür durchlaufen, aber die Kopfschmerzen nach einem … und man konnte es nicht anders bezeichnen … Heulkrampf fühlten sich noch einmal ganz anders an, und Sam stöhnte leise und machte sich auf seiner Pritsche so klein wie es nur irgend möglich war.

Es hatte keinen Sinn, sich noch länger etwas vorzumachen.

Er würde Dean nie wieder sehen.

Vlad hatte nicht vor, ihm diesen Wunsch zu gewähren, und es war albern, anzunehmen, das Universum würde endlich einmal etwas zu seinen Gunsten unternehmen und Hilfe schicken.

Er würde hier unten sterben.

Vielleicht war Dean hier unten schon längst gestorben, vielleicht hatten die Vampire ihn schon längst umgebracht, und Vlad machte ihm lediglich etwas vor, um ihn gefügig zu halten.

Sam biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie zu bluten begann, und der Gedanke daran, dass er möglicherweise völlig umsonst alles getan hatte, was von ihm verlangt worden war, war gleichzeitig lähmend und beschämend.

Sam hatte von Vlad nie einen Beweis dafür verlangt, dass er Dean tatsächlich gefangen hielt, weil jegliches andere Vorgehen der Vampire in seinen Augen keinerlei Sinn gehabt hätte – und jetzt war es zu spät, war er zu gebrochen und zu erschöpft, um Bedingungen zu stellen und sich zur Wehr zu setzen.

Über kurz oder lang würde ihm Luca den Rest geben – ob im offenen Kampf oder weniger ehrenhaft spielte für Sam keine Rolle mehr – und er wünschte sich nur, es könne endlich einfach alles vorbei sein.

Er hatte es so satt, zu warten.

Er hatte immer gehofft, seine letzten Momente mit Dean verbringen zu können, aber scheinbar wollte ihm das Universum – oder Gott, wenn es ihn denn gab … und Sam zweifelte immer stärker daran, dass das der Fall war – nicht einmal das gewähren.

Es war dunkel in Sams Zelle, und er war allein, war immer allein – und er spürte die Abwesenheit von Deans Präsenz so deutlich, als sei sie ein Teil von ihm gewesen, den man ohne Betäubung und mit einer Säge amputiert hatte.

Es tat weh, immerfort sicher sein zu können, dass Dean nicht in seiner Nähe war, und obwohl Sam geglaubt hatte, dass es ganz und gar unmöglich war, spürte er neue Tränen in sich aufsteigen.

Er zuckte zusammen, als er leise Schritte hörte, drehte sich auf der schmalen Pritsche um, so dass er mit dem Gesicht zur Wand lag, und legte instinktiv die Hände vor sein Gesicht, um seine Schwäche zu verbergen.

Die Schritte kamen näher, das Schloss seiner Zelle öffnete sich mit einem leisen Klicken, und als sich kurz darauf jemand hinter ihm auf der Pritsche niederließ, hatte Sam nicht einmal mehr genug Energie, um sich zu verkrampfen.

Vielleicht war es Luca, der gekommen war, um der Sache ein für allemal ein Ende zu machen – es war ihm egal.

Eine sanfte Hand fuhr ihm in den Nacken, animierte ihn mit ruhigem Nachdruck, sich auf den Rücken zu drehen, und Sam gab nach und öffnete die Augen.

Es war nicht Luca, Janice blickte nachdenklich auf ihn hinab, griff in den Eimer, den sie mitgebracht hatte, und wusch ihm mit behutsamen, ruhigen Bewegungen das Gesicht ab.

Das feuchte Tuch auf seiner erhitzten Haut fühlte sich viel besser an, als Sam es je für möglich gehalten hätte, und er drängte sich in ihre Berührung wie ein Kind auf der Suche nach Zuneigung, bis Janice das Tuch zurück in den Eimer gleiten ließ und ihn am abgegriffenen Kragen seines Hemdes in die Höhe zog, um ihm aus einer Flasche Wasser zu trinken zu geben.

Zuerst musste sie ihn fast zwingen, das Wasser anzunehmen, das sie ihm gebracht hatte, aber nach einer Weile trugen ihre unnachgiebigen Bemühungen um ihn Früchte, und Sam öffnete die Lippen.

Sie stand auf, nachdem er ausgetrunken hatte, ignorierte den flehenden Blick, mit dem er sie unbewusst anstarrte, und verließ seine Zelle so stumm, wie sie es immer tat.

Luca wartete hinter der Tür zu dem Flur auf sie, in dem Sams Zelle lag, und als er ihr Gesicht sah, grinste er zufrieden.

„Er gibt auf, ja? Hat länger gedauert, als ich dachte.“

Er blickte sich um, als Vlads kräftiger Körper sich aus den Schatten am Ende des Ganges löste und näher kam, und musterte ihn mit so etwas wie unfreiwilliger Bewunderung.

„Und ich dachte, du würdest den Jungen noch ewig wie mit Samthandschuhen anfassen. Kann ich ihn jetzt endlich haben, oder muss ich warten, bis er versucht, sich umzubringen?“

Janice war klein, zierlich sogar, aber sie war ein Vampir, und sie hätte nicht so lange überlebt, wenn sie nicht jede Unze ihrer Kraft zu kontrollieren gewusst hätte.

Die Faust, die Luca am Kinn traf, war schnell, präzise, und hätte sie es gewollt, hätte sie ihm mit Leichtigkeit den Kiefer gebrochen.

Luca taumelte, war einen Moment lang benommen, und als er sich soweit gesammelt hatte, sich für die ihm angetane Behandlung zu revanchieren, hielt ihn Vlads eiserner Griff um seinen Oberarm höchst effektiv davon ab.

„Das hast du verdient“, setzte Vlad ihn gelassen in Kenntnis. „Und der Junge wird nicht angerührt, hast du mich verstanden?“

Lucas wilder Blick machte allzu deutlich klar, dass er nicht das Geringste verstanden hatte, und Vlad packte seinen Arm noch ein wenig fester.

„Sam Winchester gehört mir, Luca. Wenn du weißt, was gut für dich ist, gibst du dich damit zufrieden, ihn zu verprügeln. Das ist ein Befehl.“

Luca, der zum allerersten Mal seit seiner Bekanntschaft mit Vlad ein unnatürliches blaues Feuer in dessen Augen hatte auflodern sehen, nickte langsam und atmete auf, als Vlad endlich seinen Arm losließ, und er einen Schritt zurückweichen konnte.

„Beschäftige dich mit dem Neuen, wenn dir langweilig ist“, riet Vlad ihm mit ungewohnt scharfer Stimme, und Luca tat, was er als das Vernünftigste erachtete, machte kehrt, und ging.

Vlad blieb mit Janice zurück, sah ihr einen Moment lang in die dunklen Augen, dann lächelte er ein wenig unterkühlt.

„Du magst ihn, ja? Dann lass dir Eines gesagt sein, meine Liebe: Ich lasse mir mit dem Jungen nicht ins Handwerk pfuschen. Kümmere dich um ihn, so viel du magst, aber wage es ja nicht, dich hinreißen zu lassen. Ich habe Pläne für Sammy.“
 

„Du hast – WAS?!“

Deans Augen hatten die ungefähre Größe von Langspielplatten angenommen, und Mike erwiderte sein fassungsloses Starren mit der ihm angeborenen Gelassenheit.

Er war zweifellos ganz furchtbar zufrieden mit sich selbst, und Dean fragte sich unwillkürlich, ob alle reichen Leute unweigerlich ein wenig verrückt wurden, oder ob Mike einfach etwas Besonderes war.

Dean tendierte stark zu der Annahme, Mike sei etwas Besonderes, und hätte er Mike darüber in Kenntnis gesetzt, hätte dieser ihm vermutlich nicht widersprochen.

„Ich habe ihn gechipt“, wiederholte Mike heiter und fuhr damit fort, seinen Laptop in Gang zu setzen.

Das Gerät war deutlich schnittiger als Sams, wunderbar flach und glänzte ganz famos, und Dean war einen Moment lang von der überlegenen Technik ein wenig abgelenkt, bevor sich ihm eine nicht zurückzuhaltende Frage aufdrängte.

„So wie man das mit Hunden macht?“, hakte er also entsetzt nach, und Mike nickte geistesabwesend.

„Ganz genau! So wie man das mit – Nein!“, unterbrach er sich selbst vorwurfsvoll. „Nicht, wie man das mit Hunden macht!“

Er schien ärgerlich, diesen Vergleich überhaupt erst zugelassen zu haben.

„So wie man das mit Tommys macht! Genau! … Mit lieben, aber ungeschickten Menschen, bei denen man Angst hat, sie könnten einem verloren gehen! Und wie du siehst, zahlt sich die Investition jetzt durchaus aus!“

Kurz war Dean versucht, einzugestehen, dass er Sam schon VOR JAHREN hätte chippen sollen, er konnte sich jedoch gerade noch so beherrschen.

Mike nickte sich selbst zu, und rief die entsprechende Webseite auf, die sich für gewöhnlich dem Wiederauffinden entlaufener Haustiere widmete, und jetzt helfen sollte, den entlaufenen Tommy wieder zurückzubekommen.

„Weiß Tom, dass du ihn gechipt hast?“, erkundigte Dean sich ein wenig misstrauisch – Michael war zweifellos so ziemlich alles zuzutrauen – und Mike wandte ihm den Blick zu und runzelte anklagend die Stirn.

„Aber natürlich! Er war zwar betrunken, als er meinem Vorschlag zugestimmt hat, aber er war durchaus nüchtern, als wir ihn umgesetzt haben – außerdem bin ich ja auch gechipt. War ganz leicht! Der Arzt hat sich zwar geweigert, Tom den Sender in den Hintern zu pflanzen – was ich bei Weitem lustiger gefunden hätte – aber der Oberarm ist auch ok, schätze ich.“

Dean blinzelte mehrfach, um das Bild von Toms nacktem Hintern aus seinen Gedanken zu verbannen, und Michael gab den Code zur Auffindung Toms in das dafür vorgesehene Feld der Website ein und klickte auf „Suche Starten“.

„Wenn du so genau weißt, wo Tom sich aufhält … oder zumindest, wie du ihn wieder findest“, begann Dean vorsichtig, „wozu musstest du dich dann mit mir treffen? Hättest du mir das Alles nicht auch am Telefon erzählen können?“

Die Webseite hatte ihre Suche nach Tom pflichtbewusst aufgenommen, zeigte eine beständig rotierende Eieruhr, die von Welpen und jungen Katzen umspielt wurde, und Mike hatte Zeit, sich Deans Frage zu widmen.

„Na, es kann ja nicht schaden, sich Rückendeckung zu holen, nicht wahr? Außerdem sitzen wir ja sozusagen im selben Boot. Wie hoch ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Entführungsfälle nicht miteinander zusammenhängen? Da können wir dann auch zusammenarbeiten, um die Beiden zurückzubekommen.“

Der Laptop gab ein freudig erregtes „Pling!“ von sich, und Mike blickte eilig wieder auf den Bildschirm.

„Aha!“, sagte er, und Dean spürte Hoffnung in sich aufsteigen. „Sunnyvale!“

Nackte Gewalt

RRRAAAH!!!
 

Freunde des Longdrinks, ich beschwer mich! *beschwer, beschwer* !!!
 

1. The Fog. Schöner Film. Soweit kein Grund zur Klage.

Also … ich meine … schön dummer Film.

Aber darauf war ich eingestellt.

Der ist von … lasst mich lügen … 2003??? … und mit Tom Welling.

Wichtige Fakten: Er ist oberkörperfrei zu sehen und trägt danach einen fabelhaften weißen Strickpulli (der von ohnehin unwichtigen Dialogen ablenkt).

Der Titel bezieht sich übrigens auf einen höchst mörderisch veranlagten Killernebel, der die Insel heimsucht, auf der Tom seine Tage damit verbringt, mit dem väterlichen Boot aufs Wasser raus zu schippern, um drei Fische am Tag zu fangen … oder so ähnlich.

Da könnte ich mich jetzt höchstens darüber beschweren, dass nicht, wie die ganze Zeit erwartet, Sam und Dean in einem hübsch schwarz glänzenden Impala-Boot diese blöde Insel angesteuert haben und Tom retten wollten. *beschwer, beschwer* !!!
 

2. Minority Report. Weniger schöner Film.

Da hab ich dann auch schon eher Grund zur Klage.

Zunächst mal kann ich Tom Cruise nicht leiden. Früher war er mir egal, dann wurde er verrückt, und seitdem mag ich ihn nicht mehr.

(Ich liebe meine Logik.)

Jedenfalls hatte ich mich bis gestern Abend tatsächlich erfolgreich dagegen gewehrt, mir dieses filmische Machwerk ansehen zu müssen.

Dann kamen Isi und ihre Hausarbeit und – schwupps! – musste ich mir das angucken!

Ich hab das dann auch mit Würde und Anstand hinter mich gebracht, selbst wenn der böse Film auf halber Strecke eindeutig versucht hat, mich umzubringen – ich bin doch so schreckhaft!

(Und eklig war er außerdem.)

Ich hatte mich halbwegs damit abgefunden, dass auch MR mich nicht von meiner leisen Abneigung gegen Colin Farrell kurieren würde, dann plötzlich, kurz vor Schluss, packt er doch tatsächlich die Hosenträger aus!

(Hierzu muss erwähnt werden, dass ich einen mir selbst unerklärlichen Hosenträger-Fetisch habe.)

Zusätzlich zu den Hosenträgern entpuppt er sich plötzlich als nett, intelligent und … ähm … putzig … setzt sich ne Brille auf und lässt seine Hundeaugen auf mich los, und ich:

„Huch! Ich maaag ihn.“

Ungefähr zwei Minuten später war er tot. *beschwer, beschwer* !!!
 

3. Mir tut seit Tagen das mittlere Gelenk im rechten Zeigefinger weh!

Was ist das, die Gicht?!

Tipp ich etwa zu viel?! Ò_ô *beschwer, beschwer* !!!
 

4. Mein Glücksbambus ist umgeknickt! … Oder eher abgeknickt … Jedenfalls ist er geknickt, und das kann ja nur Unglück bedeuten! *beschwer, beschwer* !!!
 

5. Ich habe eine/die Schreibblockade! (Merkt man mir nicht an, wa?)

Das ist jetzt auch keine Schreibblockade per se, eher eine EK-Blockade.

Wenn ihr Glück habt, ist die vorbei, ehe ich alle Kapitel gepostet habe, die ich noch in der Hinterhand hab, ansonsten … *beschwer, beschwer* !!!
 

*gnargel*
 

Und jetzt: Deanstag!
 

moko-chan
 


 

„Sunnyvale?“

Dean wirkte, gelinde gesagt, ein wenig skeptisch, und Mike hob die Augenbrauen, um ihn fragend zu mustern.

„Stimmt was nicht mit Sunnyvale?“

Dean schien unschlüssig, ob er diese Frage beantworten sollte, und schüttelte ein paar Mal den Kopf, als wolle er unwillkommene Gedanken loswerden.

„Ich weiß nicht wieso, aber mich beschleicht die dunkle Ahnung, dass wir es möglicherweise mit einem blondierten, auf britisch getrimmten Vampir im schwarzen Ledermantel zu tun haben“, murmelte er kaum hörbar, und Mike sah ihn an, als habe er einen Sonnenstich.

„Bist du bekloppt?“, verlangte er dann auch ziemlich ergrimmt zu erfahren, und Dean räusperte sich ein wenig verlegen.

Mike hatte durchaus irgendwo Recht, ihn so anzupflaumen.

„Egal jetzt“, sagte er also. „Sunnyvale, Kalifornien – richtig?“

Dean riss die Gewalt über Mikes Laptop an sich und klickte die Karte auf dem Bildschirm größer.

„Was will die Kalifornische Unterwelt bitte mit Sammy und Tom? Gibt’s keine großen, plüschigen Kerle in LA, die sie entführen können? Da wimmelt’s doch bestimmt geradezu vor gelangweilten Schauspielern, die nichts Besseres zu tun haben!“

Mike würdigte diesen Ausbruch keiner Antwort und nahm Dean den Laptop wieder weg.

„Vielleicht gibt’s in Kalifornien keine großen, plüschigen JÄGER, die sie entführen können. Ist mir auch egal. Falls sich rausstellen sollte, dass die Übeltäter zusätzlich zu unseren besseren Hälften auch noch ein paar Schauspieler gekapert haben, retten wir die eben auch noch.“

Dieser Ausspruch reizte Deans Verstand zu der Frage, ob Michael und Tom die Weihnachtstage möglicherweise dafür genutzt hatten, sich auf emotionaler Ebene näher zu kommen – da seine eigenen Emotionen ein ergründendes Gespräch dieses Sachverhaltes aber kaum schadlos überstanden hätten, riss Dean sich zusammen und hielt den Mund, anstatt sich bei Mike darüber zu erkundigen.

Mike warf unterdessen einen flüchtigen Blick aus dem Motelzimmerfenster, hinter dem sich inzwischen schwärzeste Nacht ausgebreitet hatte, und atmete einmal tief durch.

Es hatte gedämmert, als Dean den Impala auf den Parkplatz gelenkt hatte, und obwohl es alles andere als Mikes erstem Impuls entsprach, waren sie Beide zu müde und erschöpft, um sich sofort auf den Weg nach Kalifornien zu machen.

„Morgen früh fahren wir los“, verkündete er also gezwungen ruhig. „Willst du das zweite Bett?“

Kurz verursachte allein die Vorstellung, mit einem anderen als Sam das Zimmer zu teilen, Dean ein geradezu lächerliches Unwohlsein, das er jedoch rigoros beiseite schob, um zu nicken.

Schließlich war es ja Mike, der die Ausnahme der Regel bilden würde, und da es Mikes erklärtes Lebensziel zu sein schien, so oft wie möglich die Ausnahme der Regel zu bilden, wie es nur irgend möglich war, ging das völlig in Ordnung.

Außerdem würde Dean eher einer alten Sumpfkröte ein ansprechendes Äußeres zubilligen als Mike, es bestand also keinerlei Gefahr, dass er in der Nacht auf irgendeine Weise schwach werden könne, allein, weil Sam schon so verdammt lange weg, und er schon so verdammt lange allein war.

Und sowieso war dieser ganze Gedankengang nichts als Humbug.

„Ich nehme das Bett bei der Tür“, verkündete Dean also entschlossen, und Mike zuckte mit den Schultern.

„Von mir aus. Nimm das Bett bei der Tür. … Hat Tommy auch immer.“
 

Die Glühbirne im Gang surrte leise.

Das Geräusch hatte Sam bisher nie am Einschlafen hindern können, jetzt aber tat es genau das, und das Brennen seiner Augen, selbst wenn sie geschlossen waren, machte ihn nachdrücklich darauf aufmerksam, dass er dringend Ruhe brauchte – Ruhe, die ihm nicht vergönnt war.

„Sam-miiie …“

Sam presste die Lider zusammen und unterdrückte ein Schaudern.

Er war zu müde.

Er konnte Luca jetzt nicht gegenübertreten.

Es ging nicht, nicht jetzt, vielleicht nie wieder.

Der weiche Singsang, in dem Luca seinen Namen aussprach, hatte ihn von Anfang an abgestoßen, jetzt zerrte er noch zusätzlich an seinen Nerven.

„Ooh, Saaam-miiie! … Komm schon, mein Süßer, lieg da nicht so rum!“

Er hörte Luca mit einem metallischen Gegenstand gegen die Gitterstäbe schlagen und rollte sich zusammen, zog die Knie an die Brust wie ein kleiner Junge, und Luca lachte zufrieden.

In einer anderen Welt hätte seine Stimme als melodiös bezeichnet werden können, aber ihr fehlte die Wärme, und der Mangel jeglicher Emotion ließ sie selbst dann bedrohlich klingen, wenn Luca ganz ruhig sprach.

„So anregend der Anblick deines Hinterns auch ist, Sammylein, würde ich doch viel lieber dein hübsches Gesichtchen sehen. Dreh dich also bitte zu mir um.“

Sam rührte sich nicht, und das Klacken von Metall auf Metall wurde lauter.

„Dreh dich um!“

Sam kannte Luca lange genug, um zu wissen, dass unter einer dünnen Schicht von Arroganz und aalglattem Gleichmut ein unbeherrschtes, cholerisches Temperament in seinem Wesen verborgen lag, aber er wusste auch, dass er in seiner Zelle sicher vor ihm war, und es war so viel einfacher, die ätzenden Worte an sich abgleiten zu lassen, als zu versuchen, ihnen Paroli zu bieten.

„Ich rede mit dir, du unnützer, selbstmitleidiger Freak!“

Sam zuckte unter der harschen Stimme zusammen, und es machte ihm Angst, dass er ein Zittern beinahe nicht unterdrücken konnte.

Er war schon viel zu lange eingesperrt, viel zu lange allein mit sich selbst, und er brauchte Dean immer dringender, um die Sprünge zu kitten, die die letzten Wochen in ihm hinterlassen hatten.

Er legte Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand um das Handgelenk seiner Linken, strich mit dem Daumen über seinen Puls und versuchte, sich an das Gefühl zu erinnern, als Deans Armreif darüber gelegen hatte.

Es war bereits weg gewesen, als er das erste Mal nach seiner Entführung zu sich gekommen war, und Vlad hatte behauptet, dass nicht er es gewesen sei, der es an sich genommen hatte.

Sam konnte nicht sagen, ob er belogen worden war, oder ob der Vampir die Wahrheit gesprochen, und einer seiner Anhänger Sam ohne sein Wissen bestohlen hatte.

Sie hatten Sam alles weggenommen, was ihn hätte an Dean erinnern und die Einsamkeit erträglicher machen können, nicht einmal die Kleidung, die er am Leibe trug, war seine eigene, und der unangenehme Verdacht, dass er die Sachen eines Toten trug, rang Sams überstrapaziertem Sinn inzwischen nicht einmal mehr ein Schaudern ab.

„Gott, du bist erbärmlich.“

Luca schien sich gefangen zu haben, die Wut war aus seinem Ton verschwunden – er klang gelangweilt.

„Weiß der Himmel, was Vlad sich von dir verspricht, ich habe eine weitaus reizvollere Beschäftigung gefunden. Der Neue spricht wesentlich besser auf meine Behandlung an als du.“

Sam hoffte aufgrund sich entfernender, schwerer Schritte, dass Luca ihn wieder allein gelassen hatte, und atmete unbewusst auf – dann öffnete sich das Schloss zu seiner Zelle mit dem ihm inzwischen so vertrauten Klacken, und er fiel vor lauter Schreck beinahe von seiner Pritsche, als er sich eilig herumdrehte, um nachzusehen, wer der unerwartete Eindringling war.

Die Gestalt, die sich im Halbdunkel seiner Zelle abzeichnete, war jedoch zu klein, als dass Luca zurückgekehrt sein konnte, und als Sam Janice’ ausdrucksloses Gesicht erkannte, biss er sich auf die Unterlippe, weil er sich plötzlich unsagbar dumm vorkam.

Er setzte sich auf, erwartete, sie wie üblich Wasser oder Essen bringen zu sehen, aber sie hatte nichts davon bei sich, legte den Finger an die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, als sie die Frage in seinen Augen las, und setzte sich zu ihm auf seine Pritsche.

Zu sagen, Sam sei verwirrt, hieß die Sache gewaltig untertreiben.

Aber er schwieg, ganz wie sie es wollte, und als sie in die rechte Tasche ihrer Jeans langte und seinen Armreif hervorzog, starrte er sie einen Moment lang an, als könne er sich nicht entscheiden, ob sie ein Engel oder der Antichrist persönlich sei.

Sie nahm seine so viel größere Hand in ihre, ließ den Armreif hinein gleiten und schloss seine Faust darum, und der Ausdruck in ihren Augen sagte ihm ganz klar, dass er ihn verstecken musste, wenn er verhindern wollte, dass man ihn sofort wieder fortnahm.

Er schluckte und nickte, und zum ersten Mal, seit er sie kannte, lächelte sie ein wenig.

Sie stand auf, ließ ihn allein, und Sam streckte sich wieder auf seiner Pritsche aus, die Hand fest um Deans Armreif geschlossen, und das leise Surren der Glühbirne blendete er mühelos aus, als er die Augen zumachte und endlich einschlief.
 

Sam wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, bevor Janice ihn wieder weckte, aber als sie ging, und Vlad ihren Platz einnahm, fühlte er sich geradezu erholt.

„Du siehst besser aus als gestern, Sammy. Gut geschlafen?“

Sam biss die Zähne zusammen und nickte.

Er konnte nur hoffen, dass Vlad seine deutlich verbesserte Stimmung nicht in Frage stellen würde, und stand hastig auf, damit der Vampir ihm die Hände auf den Rücken fesseln konnte.

Janice hatte sie ihm wie vor jedem Kampf sorgfältig verbunden, und obwohl Sams Körper müde war, war sein Geist zum ersten Mal seit Tagen einigermaßen klar und ausgeruht.

Er wunderte sich nicht darüber, dass er zum Kämpfen geschickt wurde, obwohl Vlad davon ausgehen musste, dass er alles andere als in der Verfassung dazu war, konnte jedoch noch immer nicht sagen, ob es dem Vampir schlicht gleichgültig war, was die Folgen sein würden, oder ob er gezielt darauf hin arbeitete, ihn zur Gänze zu brechen.

Janice’ vergleichsweise minimales Eingreifen hatte jedoch bewirkt, dass Sam alles andere als Gefahr lief, das zuzulassen.

Sein Armreif lag relativ sicher versteckt unter dem unförmigen Ding auf seiner Pritsche, von dem Luca behauptete, es sei ein Kopfkissen, und falls es wie üblich der Vampir sein würde, dem Sam an diesem Abend gegenüber stand, so würde er es bedeutend schwerer als sonst haben, seinen Gegner zu Boden zu schicken.

Die Wut über sein eigenes, bisheriges Verhalten glomm mühsam beherrscht aber zunehmend heiß in Sam, und er schwor sich, nie, nie wieder so einfach aufzugeben.

Wenn es auch wenig Hoffnung gab, dass Dean frei war und ihm helfen konnte, so hatte er doch keinerlei Beweise dafür, dass das Gegenteil der Fall war, und er würde Luca zeigen, was er davon hielt, als selbstmitleidiger Freak beschimpft zu werden.

Der Vampir hatte schon viel zu lange die Oberhand über ihn gehabt, und es war Sam völlig egal, was die Folgen sein würden, heute Nacht würde er dem selbstverliebten Bastard zeigen, aus welchem Holz er wirklich geschnitzt war.

Vlad würde nicht zulassen, dass Luca ihn tötete, Janice würde sich darum kümmern, dass er wieder auf die Beine kam, und wenn er danach sofort wieder gegen Luca in den Ring steigen musste, dann war das eben so.

Wenn er es sich nur lange genug einredete, dann konnte Sam sich vielleicht sogar weismachen, dass es sich bei den Kämpfen um nichts anderes als Trainingseinheiten handelte, um die Dean ihn später beneiden würde.

Vlad nahm seine Gefügigkeit gelassen hin, war zu sehr daran gewöhnt, um Verdacht zu schöpfen, und selbst wenn er Sams Herzschlag eindeutig beschleunigt vorfand, war das in Anbetracht der Tatsache, dass er ihn zu einem Schaukampf führte, nicht weiter verwunderlich.

Er ging hinter Sam, seinen Blick auf die breiten, angespannten Schultern gerichtet, und es gefiel ihm, wie hoch erhoben der Jäger seinen Kopf trug.

Vlad hatte gefürchtet, Sam sei unter seinen Worten bei ihrer letzten Unterredung völlig zerbrochen – dass er sich so gut davon erholt hatte, sprach von einer Zähigkeit, die noch weitaus größer war, als der Vampir vermutet hatte.

Es war nur von Vorteil für seine Pläne für Sam, bedeutete es doch, dass der Junge sich von so ziemlich allem erholen konnte, was man ihm antat.
 

Das Dröhnen unzähliger, durcheinander redender Stimmen drang an Sams Ohren, noch bevor sie den Raum betraten, in dem sich seine Kämpfe für gewöhnlich abspielten, und er blieb vor der verschlossenen Tür stehen, wie er es immer tat, damit Vlad sie für ihn öffnete, und er hindurch gehen konnte.

Sie schwang jedoch auf, noch bevor Vlad sich in dem schmalen Gang an Sam vorbei geschoben hatte, Sam erblickte das vertraute, gezwungen emotionslose Gesicht von Janice, und dann trugen zwei Vampire, die er nicht erkannte, einen übel zugerichteten jungen Mann durch die Tür.

Tom.

Sam gefror das Blut in den Adern, bevor er entdeckte, dass Tom atmete, und seiner Kehle entwich ein leiser, gequälter Laut.

Vlad warf ihm einen scharfen Blick zu, und Sam versuchte, jegliches Zeichen dafür, dass er Tom erkannt hatte, aus seinen Zügen zu verbannen, und lediglich schockiert darüber auszusehen, was dem anderen Jäger angetan worden war.

Er presste sich an die Wand zu seiner Rechten, damit die Vampire genug Platz hatten, um Tom vorbei tragen zu können, wich absichtlich Janice’ wissenden dunklen Augen aus, und wehrte sich nicht, als Vlad ihn ungeduldig an der Schulter packte und durch die Tür schob.

„Er ist schwächer als du“, raunte Vlad ihm zu, wohl in der Absicht, ihn zu beruhigen, erreichte jedoch nur, dass Sam noch ein wenig wütender wurde. „Dir wird das nicht passieren.“

Sam biss die Zähne so fest wie nur möglich zusammen, um eine Erwiderung zurück zu halten, und er war keineswegs überrascht, Luca dabei anzutreffen, wie er im Käfig auf und ab flanierte und damit angab, wie er Tom zugerichtet hatte.

Nur weil er damit gerechnet hatte, war er allerdings nicht weniger zornig.

Die Bandagen um Lucas Fäuste waren mit Toms Blut getränkt, und Sams braune Augen wurden einen Moment lang so dunkel, dass sie im unzureichenden Licht außerhalb des Käfigs beinahe schwarz aussahen.

Er wartete nicht darauf, dass Vlad ihn durch den schmalen Zugang zum Ring schob, er schlüpfte aus eigenem Antrieb hindurch, und als er sich rückwärts an die Gitterstäbe heran drängte und Vlad auffordernd seine Handgelenke entgegen hielt, damit er sie befreite, legte ihm der Vampir kurz die Hand auf die Schulter und näherte sein Gesicht Sams.

„Du kennst ihn also, hm? Dann mach Luca am Besten klar, dass er deinen Freund zum letzten Mal so behandelt hat …“

Mit diesen Worten befreite er Sams fixierte Fäuste, und Sam spürte einen Adrenalinstoß durch seinen Körper jagen, der ihn von der einen auf die andere Sekunde mit ungezügeltem Hass erfüllte.

Außer Kontrolle

Dumm didi dumm … Samstag!
 

Hallöchen, liebe Freunde!
 

Zunächst mal: Schreibblockade scheint abgewendet zu sein.

Liegt wohl einfach nur am endlos dramatischen Drama, dass das Schreiben mir neuerdings so schwer fällt.

Habe mir inzwischen wieder ein paar 100 Worte abgerungen – das Problem ist, dass der Plot sich einfach nicht ohne mich zu Ende schreiben will.

Unhöflich.

Ich glaube, nach diesem Handlungsabschnitt brauch ich erstmal Fluff und Flausch, dass es für zwei Zuckerkomas reicht.

Bis dahin geb ich mich damit zufrieden, einfach sinnlos Sam zu quälen, wenn mir nix mehr einfällt.
 

Weiterhin: Richtigstellung! Es ist nicht so, dass ich Minority Report nicht mögen würde.

Ich mag Minority Report viel mehr als ich gerne hätte.

Es ist nur insgesamt eher nicht meine Art Film, ich muss allerdings zugeben, dass er gut gemacht und durchdacht ist – ich kann bloß nach wie vor Tom Cruise nicht leiden, auf die Szenen mit den kullernden Augäpfeln hätte ich verzichten können, und zu Sandwich und Milch äußere ich mich gar nicht erst.

Bwah!

Der Auftritt eines halbnackten Tom Welling hätte da viel für mich retten können.

(Ich bin ja sooo oberflächlich!)
 

Und jetzt, extra für Tine:
 

Vlad und Luca treffen sich im Flur – Ein Zwischenspiel
 

Luca: „Ich kann mir nicht helfen – ich mag, wie Sammy nach Dämon riecht. Das hat sowas Animalisches. Kann ich ihn nicht ein ganz kleines bisschen beißen? Nur ein Schlückchen?“

Vlad (haut ihn auf den Hinterkopf): „Bist du bekloppt?! Weißt du nicht mehr, was mit Edward passiert ist, nur weil er sich nicht zusammenreißen konnte, und unbedingt diesen Andy-Bengel beißen musste?!

Luca: „Ja … aber … vielleicht lag das an dem Pott, das der Typ ständig geraucht hat!“

Vlad: „Er glitzert, Luca, er GLITZERT!“

Luca: „Ich … find das hübsch.“

Vlad: „Das ist nicht hübsch, das ist entwürdigend! Völlig egal, wie perfekt und makellos Edward außerdem geworden ist, das Glitzern zerstört den perfekten Effekt total! Ich fasse es nicht, dass ich ne Fummeltrine wie dich zu meiner rechten Hand ernannt habe!“

Luca (schmollt): „Darf ich vor Sammy dann wenigstens so tun, als hätte ich deine Erlaubnis ihn zu beißen?“

Vlad: „ … Nein. Depp. Geh lieber diese dusselige Bella beißen, damit das bekloppte Geschmachte ein Ende hat, und endlich Ruhe im Karton ist.“

Luca (salutiert): „Zu Befehl!“
 

Und was wir heute – also gestern – gelernt haben:

InaVille liegt auf einer Insel, in InaVille ist Eric Kripke Bürgermeister, ABER – He can not make decisions on his own, he is only an elected official!

Die Insel, auf der InaVille liegt, ist ein Kleinstaat, zu dem viele, viele kleine Inseln gehören – der hat noch keinen Namen, also eröffne ich hiermit ein Preisausschreiben! Wer dieses Preisausschreiben gewinnt, gewinnt – ja genau! – gewinnt einen Auftritt als Mary Sue in einem meiner nächsten Kapitel!

Weiter im Text: Um InaVille kreist mein Traumschiff, auf der Hauptinsel steht mein Traumschloss … und sowieso und überhaupt.

Da können Killernebel kommen wie sie wollen, ich habe Tom Welling im weißen Strickpulli, der mich beschützt! Jawoll ja!
 

Meine Schreibblockade ist vorbeiii!!!
 

moko-chan
 


 

Sam hörte kaum, wie die Menge um sie herum begann, Luca anzufeuern.

Alles, was er hörte, war das Rauschen seines Blutes, das Pochen seines Herzens, und er ballte beide Hände zu Fäusten, als er den selbstgefälligen Ausdruck im Gesicht des Vampirs entdeckte.

Luca bildete sich ganz zweifellos etwas auf das ein, das er Tom angetan hatte – Tom, der nicht einmal halb so lange wie Sam ein Jäger war, der nicht ansatzweise über die Kampferfahrung verfügte, die Sam seineigen nannte – Tom, der in dieser Art Kampf von vornherein keine Chance gehabt hatte.

Sam wartete nicht darauf, dass Luca zu ihm kam, um den ersten Schlag auszuführen; völlig entgegengesetzt zu seinem üblichen Vorgehen stürzte er auf den Vampir zu und versetzte ihm einen Kinnhaken mit seiner Rechten, der Luca benommen zurücktaumeln ließ.

Sam hatte nie Freude oder Genugtuung dabei empfunden, einen Gegner im Kampf in seine Schranken zu verweisen – sicher, es fühlte sich weitaus besser an, derjenige zu sein, der den Kampf beherrschte, als der Unterlegene zu sein – aber Stolz oder Vergnügen am Geschehen hatten Sams Meinung nach in einem Kampf um Leben und Tod keinen Platz.

Diesmal war es anders.

Jeder Schlag, der Luca an die Gitter zurückdrängte, jeder Tritt, der sein Ziel fand und Luca schmerzhaft aufkeuchen ließ, erfüllte Sam mit bösartiger Zufriedenheit, und in seinem Adrenalinrausch spürte er die Treffer, die Luca anbrachte, überhaupt nicht.

Seine Fäuste schmerzten, die Muskeln in seinen Armen und Schultern brannten wie Feuer, aber Sam hatte sich geschworen, den Kampf nicht eher zu beenden, bis einer von ihnen ohnmächtig oder tot am Boden lag, und wenn Luca momentan auch mehr einsteckte, als dass er austeilte, so war er doch noch lange nicht am Ende seiner Kräfte, und der Ausdruck in seinen Augen deutete an, dass er Sams so unerwartetes Aufbegehren aus vollen Zügen genoss.

„So gefällst du mir doch gleich viel besser!“, rief er Sam zu, während er einem Schwinger seiner Linken auswich, und schickte Sam mit einem gezielten Tritt, der ihm die Beine unter dem Körper wegzog, zu Boden.

Sam rappelte sich wieder auf, zu wütend, um auch nur daran zu denken, eine Antwort abzugeben, rammte Luca seine Faust mitten ins Gesicht, senkte den Kopf, schob die rechte Schulter vor, und warf sich dann mit seinem ganzen Körper gegen den Vampir.

Luca knallte mit dem Rücken an die Gitterstäbe des Käfigs, ächzte überrascht, und schlug dann die Augen auf, um Sam einen beinahe lüsternen Blick zuzuwerfen.

„… Viel, viel besser“, murmelte er heiser, leckte sich das Blut aus dem Mundwinkel, und Sam erschauderte und trat eilig von ihm zurück.

Der blinde Hass in ihm schien aufgebraucht, war vor Lucas anzüglichem Blick zusammengeschmolzen, aber die Erinnerung an Toms zerschundene Gestalt reichte aus, um ihn am Laufen zu halten, und als Luca sich von den Gittern löste und mit erhobenen Fäusten auf ihn zukam, hatte Sam sich so weit gefangen, dass er ihm durchaus gewachsen war.

In ihren bisherigen Kämpfen hatte Sams Hauptaugenmerk darauf gelegen, sich selbst zu verteidigen – eine Strategie, die Luca regelmäßig zur Raserei getrieben hatte – jetzt aber wollte Sam den anderen bluten und zu Boden gehen sehen, und sein eigenes Wohlbefinden war ihm zum Erreichen dieses Ziels völlig egal.

Lucas Augen weiteten sich einen Moment lang ungläubig, als Sam einem Schlag von ihm nicht etwa auswich, obwohl er es leicht gekonnt hätte, sondern ihn mit zusammengebissenen Zähnen ertrug, um die körperliche Nähe zwischen ihnen, und den Moment, in dem der Vampir seine Deckung preisgegeben hatte, anschließend dafür zu nutzen, Luca an den Schultern zu packen und ihm sein Knie mit aller Gewalt in den Magen zu rammen.

Luca keuchte, sein sonst so scharfer Blick wurde glasig, er senkte benommen den Kopf, und Sam ballte die rechte Hand zur Faust und legte seine Linke darauf, um sie wie einen Hammer auf Lucas preisgegebenen Hinterkopf nieder schnellen zu lassen.

Das Gejohle um sie herum, das sie den ganzen Kampf über begleitet hatte, verstummte plötzlich, und Sam trat langsam von dem Bewusstlosen zurück und versuchte, seinen beschleunigten Atem unter Kontrolle zu bekommen.

Luca rührte sich nicht, und von der einen auf die andere Sekunde war Sams Adrenalinspiegel wieder auf natürlichem Niveau, und seine Knie gaben unter ihm nach.
 

Die geisterhafte Stille, die auf Sams so beispiellosen und unerwarteten Sieg über Luca gefolgt war, hielt nicht lange an.

Die Menge begann unzufrieden zu murmeln, die Worte „dreckiges Dämonenbalg“ und „Monster“ drangen an Sams Ohren, und als er sich umblickte, war Vlad der Einzige, auf dessen markanten Zügen er Zufriedenheit ablesen konnte – die anderen Vampire starrten ihn mit einem Hass in den Augen an, der Sam in seinem ganzen Leben noch nicht begegnet war.

Er kam unter Anstrengungen wieder auf die Beine und wich ganz automatisch in die Ecke des Käfigs zurück, die Vlad am nächsten war, versuchte, nicht auf die wütenden Äußerungen der anderen Vampire zu achten, und seinen Blick auf den am Boden liegenden Luca zu fixieren.

Dann wurde das Gemurmel um ihn herum plötzlich lauter, die Stimmen schienen eher überrascht als wütend zu sein, und als Sam den Blick hob, um zu überprüfen, was geschehen war, erblickte er an der Tür zum Gang, der aus der Arena hinaus führte, eine aufgeregt winkende Gestalt.

Die plötzliche Intensität, mit der Deans Präsenz über ihn hinwegspülte, raubte ihm den Atem, und er ließ wie in Trance zu, dass Vlad ihn aus dem Käfig herauszog.

In der nächsten Sekunde wurde Dean jedoch von zwei überaus kräftig wirkenden Kerlen durch die offene Tür in den Raum gezerrt, kaum dazu in der Lage, sich selbst aufrecht zu halten, und Sams Herz setzte einen Schlag aus.

Er war bei Dean, noch bevor einer der Vampire sich einen Reim darauf hatte machen können, wie er sich von Vlads schraubstockartigem Griff befreit hatte.

Die Männer, die Dean festgehalten hatten, flogen wie von Schnüren gezogen beiseite, und Sam schloss seine Arme um Dean und presste ihn an sich.

Dean spürte das Beben, das durch Sam hindurch ging, selbst durch den betäubenden Dunst, der sich um seinen Verstand gelegt hatte, und er erwiderte Sams Umarmung so fest, wie es sein überanstrengter Körper erlaubte.

„Sammy“, murmelte er schwach, „Gott sei Dank, du lebst“, und Sam kniff die Augen zu und hielt ihn noch ein wenig fester an sich gedrückt.

Dean war warm und er roch nach Zuhause, und seine Präsenz heilte die Wunden, die die letzten Wochen in Sam hinterlassen hatten mit unbewusster und doch liebevoller Hingabe.

Wäre Sam nicht so unendlich erschöpft gewesen, er hätte vor Erleichterung geweint.

„Das genügt jetzt aber, Sammy. Lass ihn los.“

Vlads amüsierte Stimme riss Sam wie ein Schlag ins Gesicht aus seinem Glückstaumel, und er schlug die Augen auf, um feststellen zu müssen, dass Vlad hinter Dean getreten war, und seine Schultern umfasst hielt.

„Ich glaube, du hattest für heute genug Aufregung, mein Lieber“, sagte Vlad leise, und im nächsten Augenblick wurden Sam die Lider schwer und er sank besinnungslos zu Boden, während Vlad Deans kraftlose Gestalt auffing.

Der Vampir blickte einen Moment lang nachdenklich auf die beiden Jäger hinab – die restlichen Mitglieder seines Clans um ihn herum schienen währenddessen nicht zu wissen, was sie von den neuesten Geschehnissen halten sollten – dann aber glomm ein leises, durch und durch gefährliches Lächeln in seinen blauen Augen auf.
 

Dean kam zu sich mit der vagen Vorstellung davon, wie es sich anfühlte, ein aus Versehen in der Waschmaschine mitgewaschenes Handy zu sein.

Er war ganz zweifellos ganz fürchterlich herumgeschleudert worden, mit seinen Synapsen war ganz eindeutig etwas im Argen, und dann fühlte er sich auch noch – und das war vielleicht das Schlimmste – unangenehm klamm.

Ein weiterer Schwall Wassers, der ungebeten über sein Haupt kam, stellte ihn soweit wieder her, dass er sich erklären konnte, warum er so klamm war, bewog ihn jedoch vorerst nicht dazu, die Augen zu öffnen.

Die Rettungsaktion, zu der Mike und er sich aufgemacht hatten, war scheinbar ein ganz klein wenig schief gelaufen, Dean schämte sich deswegen ein bisschen, und er wollte demjenigen, der ihn hier so schamlos nass machte, vorerst nicht gestatten, sich deswegen über ihn lustig machen zu können.

Hoffentlich hatte es wenigstens Mike geschafft, den armen Tom ins Cabrio zu laden und sich mit ihm davon zu machen.

Tom hatte alles andere als gut ausgesehen, als Mike und Dean ihn gefunden hatten, und der arme Kerl brauchte ein Krankenhaus momentan mehr als dringend.

Schweigsames, blindes Einschätzen seiner Situation ließ Dean annehmen, das er auf einen Stuhl gefesselt worden war, seine durchgeweichte Kleidung und der durch zu enge Fesseln recht taube Zustand seiner Gliedmaßen ließ jedoch keine Schlüsse darauf zu, ob er noch im Besitz des Messers war, das er für gewöhnlich um den Knöchel trug, um sich aus Situationen wie dieser befreien zu können.

Er unterdrückte ein Seufzen, klammerte sich mit aller Macht an dem Glücksgefühl fest, das der in seinem Gedächtnis verankerte Anblick eines durchaus lebendigen Sam in ihm ausgelöst hatte, und versuchte, vorerst an nichts zu denken, als daran, dass schon alles gut werden würde.

Schließlich wurde ja immer alles irgendwie zumindest ein bisschen gut.

Dean traf ein weiterer Schwall Wasser, und er beschloss, dass es jetzt so langsam gut sei.

Er schlug die Augen auf und teilte dem großen blonden Kerl, dem er sich gegenüber fand, heiter mit, dass er das Bewusstsein dank seiner eifrigen Bemühungen zurück erlangt habe.

Luca, absolut nicht in der Stimmung, sich mit Deans Sinn für Humor auseinanderzusetzen, holte aus und schlug ihn ins Gesicht.

Dean keuchte, blinzelte mehrfach, um seine leicht verschwommene Sicht wieder klar zu stellen, und leckte sich sein Blut von der Unterlippe.

„Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden“, murmelte er, mehr zu sich selbst, und Luca nahm das als Vorwand, ihn gleich noch mal zu schlagen.

Seine schmähliche Niederlage gegen Sam hatte ihn vor Zorn kochend zurückgelassen, und die Aussicht, mit Dean jemanden in seiner Gewalt zu haben, der Sam so wichtig war, dass er für ihn so ziemlich alles tun würde, erfüllte Luca mit grimmiger Genugtuung.

Dean leckte sich erneut das Blut von der Unterlippe, und als ihm auffiel, mit welch ungewöhnlichem Interesse Luca diesen Vorgang beobachtete, ging ihm endlich ein Licht darüber auf, welchem Monster-Verband sein Entführer angehörte.

Ihm ging weiterhin ein Licht darüber auf, dass man ihn seiner diversen Schichten Hemden beraubt hatte – wofür er in Anbetracht des Kalifornischen Wetters sogar irgendwie dankbar war, was ihn sich unter dem stechenden Blick des Vampirs aber gleichzeitig ein ganz klein wenig unwohl fühlen ließ.

„Weißt du, Dean“, riss ihn Lucas weiche Stimme aus seinen unschönen Gedanken, „du wärst weitaus besser dran gewesen, wenn du Sam uns überlassen hättest.“

Luca trat dichter an den Stuhl heran, auf den er Dean gefesselt hatte, legte seine langgliedrige, schlanke Hand unter Deans Kinn und hob sein Gesicht zu sich an.

„Aber das konntest du nicht, hm? Dabei haben wir uns so gut um den Süßen gekümmert …“

Der vielsagende Unterton in Lucas Stimme löste spontanen Brechreiz in Dean aus, und seine ausdrucksstarken Augen weiteten sich schockiert.

Wenn einer dieser Bastarde Sam angerührt hatte, würde er höchstpersönlich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen.

(Er hatte da durchaus Verbindungen.)

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, knurrte er, vor Wut zitternd, „Wo ist er?!“

Lucas nicht unhübsches Gesicht wurde von einem zufriedenen, langsamen Lächeln entstellt, und Dean lief ein Schauer über den Rücken.

„Ich würde mir keine Sorgen um Sammy machen“, schnurrte der Vampir, und ging vor Dean in die Hocke.

Dean war sich seines halbnackten Zustands mit einem Mal unangenehm bewusst, und er biss die Zähne zusammen, um Luca nicht wissen zu lassen, wie unbehaglich ihm zumute war.

Luca schien aber ganz genau zu spüren, was in Dean vor sich ging, er löste seine Hand von Deans Kinn auf eine Art und Weise, die nur als zärtlich zu bezeichnen war, und ließ sie wie selbstverständlich auf Deans Oberschenkel gleiten.

Dean wusste nicht, ob er erbleichen, rot werden, oder sterben sollte.

Dieser Luca war ihm nicht unbedingt unheimlich, aber er war ein geradezu ekelhafter Kerl, und Dean konnte sich durchaus etwas Schöneres vorstellen, als auf einen unbequemen Stuhl gefesselt seiner Gnade ausgeliefert zu sein.

„Oh nein, um Sammy musst du dir keine Sorgen machen“, wiederholte Luca genüsslich und ließ seine Hand über Deans Oberschenkel streicheln, was dem derartig Gequälten eine unfreiwillige Gänsehaut entlockte.

„Aber deine Situation ist eine ganz andere, Dean.“

Ein Chef zum Verlieben

Deanstag! Unsinnstag!
 

Roiiibääär, Diiiebe, geh’n auf Ganoventour, doch zweiii ganz Liiiebe, sind schon auf ihrer Spur!

Ist der Fall auch schwer, der Weg auch weit, sie sind stets für dich bereit!

S-S-Sam und Dean, Ritter des Re-hechts, S-S-Sam und Dean, den Bösen geht es schlecht!

Sie lösen jeden Fall, was sie auch tun, das Böse hat nie Zeit sich auszuruh’n!

S-S-Sam und Dean, Ritter des Re-hechts, S-S-Sam und Dean, den Bösen geht es schlecht!

Sie lösen jeden Fall, dank ihrem Mut, wird es am Ende alles gut!

S-S-Sam und Dean … Ritter des Re-hechts …
 

Und jetzt behauptet nicht, dass euch dieser Gedanke noch nie gekommen ist!

(Auf Youtube gibt’s sogar Videos …)
 

Information:

Ich plane, die Tage meine Letters to Eric ein wenig zu füttern und noch ein paar Songfics hochzuladen.

Haltet die Augen offen!
 

Ich brauchte außerdem ein wenig Abwechslung vom Drama, daher geht dieses Kapitel ein wenig anders los als erwartet, aber ich schätze mal, dass ihr das überleben werdet und ein paar von euch sich tatsächlich ein wenig freuen.
 

LG
 

moko-chan
 


 

Es war ein penetrantes Piepen, das Tom aus seinem bleiernen Schlaf aufstörte.

Ein paar Minuten lang lag er einfach nur still da, schwebte in dem grauen Zustand zwischen Erwachen und Bewusstlosigkeit, während sein Körper sich merkwürdig leicht anfühlte – fast als treibe er im Wasser.

Das Piepen schien dringlicher zu werden, vielleicht sogar ein wenig schneller, und, unfähig, sich zu rühren oder auch nur den Kopf zu heben, schlug Tom mit Mühe die Augen auf und stöhnte leise.

Das Zimmer, in dem er lag, war nicht völlig dunkel, die elektrischen Anzeigen mehrerer Gerätschaften, von denen mindestens die eine, die seinen Herzschlag überwachte, so enervierend piepte, tauchten den Raum in ein geisterhaftes Leuchten, in dem er Mikes gebeugte Gestalt, direkt neben sich am Bett, einigermaßen deutlich ausmachen konnte.

Sein von den Schmerzmitteln, die ihm verabreicht worden waren, leicht glasiger Blick trübte sich für einen kurzen Augenblick nur noch mehr, und seiner Kehle entwich ein leiser, aber durchaus erfreuter Laut.

Mike sah zwar irgendwie merkwürdig aus – warum, konnte Tom nicht sofort mit Bestimmtheit sagen – und die letzten Tage schienen ihm Einiges abverlangt zu haben, aber Tom war dennoch überglücklich, ihn scheinbar einigermaßen unverletzt bei sich zu wissen.

Mikes Anblick war ihm seit frühester Kindheit stets mehr als willkommen gewesen, der Junge, der eigentlich eine Art höher gestellter Befehlshaber für ihn hätte sein sollen, war immer nur sein Freund gewesen, und obwohl Tom nicht genau sagen konnte, wann ihm der fatale Fehler unterlaufen war, sich zu verlieben, hatten seine Gefühle für Mike ihn nie auf den Gedanken gebracht, dass es ihm ohne ihn vielleicht doch besser ergehen würde.

(Außerdem hätte er Mike selbst dann nicht allein lassen können, wenn er es gewollt hätte – der Ältere war nämlich absolut nicht dazu in der Lage, sich selbst zu versorgen.)

Tom schluckte ein paar Mal, um seinen Hals und seinen Mund auf die ihnen bevorstehende Aufgabe des Sprechens vorzubereiten, aber scheinbar hatte sein Erwachen Mike nun doch ein wenig verspätet aus seinem ohnehin unruhigen Schlaf aufgestört – jedenfalls zuckte er zusammen, fiel beinahe von dem Stuhl, von dem aus er Toms Zustand aus Argusaugen hatte überwachen wollen, und sprang auf die Beine, um sich mit einer Miene über Toms Bett zu beugen, die zwischen Schuldbewusstsein und Besorgnis schwankte.

„Gott sei Dank“, stieß er hervor, als er sah, dass Toms Augen offen waren, und wollte sich abwenden, um nach der Dienst habenden Krankenschwester zu klingeln – Toms unerwartet eiserner Griff um sein Handgelenk hielt ihn davon jedoch unnachgiebig ab.

„Sam!“, stieß Tom mühevoll hervor, und bevor er hinzufügen konnte, was genau er damit meinte, hatte Mike ihm flugs zwei Finger vor die Lippen gepresst, um ihn am Weitersprechen zu hindern.

„Ja, ich weiß“, raunte er beruhigend. „Die Kavallerie ist unterwegs.“

Tom musste widerwillig gegen die auf seinen Mund gepressten Finger lächeln, und Mike zog behutsam seine Hand zurück, um sie unerwartet zärtlich an Toms Wange zu legen.

„Du siehst furchtbar aus“, informierte er Tom liebevoll, und Tom schloss erschöpft die Augen und lehnte sich unbewusst an die sanfte Berührung.

Mike biss sich auf die Unterlippe und schluckte mehrfach, denn obwohl Toms sonst so makelloses Gesicht in so ziemlich allen Farben des Regenbogens leuchtete, war seine Mimik hinter all den blauen Flecken noch immer deutlich zu erkennen, und wenn er sich nicht sehr irrte, dann war das, was da soeben Toms geschundene Züge verschönte, ein glückliches Lächeln.

Mike kannte Tom seit Jahren, er hatte ihn in so ziemlich allen Stimmungen erlebt, die meisten davon – zumindest die negativen – hatte er selbst herausgefordert, aber er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass Tom seinetwegen jemals zuvor so gelächelt hätte.

Wahrscheinlich, versuchte Mike sich selbst zu beruhigen, lag es an den Schmerzmitteln.

Mike schluckte erneut, zog vorsichtig seine Hand von Toms Wange zurück, weil er glaubte, sein Freund sei den erwähnten Schmerzmitteln erlegen und wieder eingeschlafen, aber Tom schlug die Augen auf, sobald er ihn losließ, und wenn er auch erschöpft wirkte, so stand in seinen sprechenden Augen doch der feste Entschluss, so lange wach zu bleiben, bis er wusste, was eigentlich los war.

Mike seufzte leise, wusste aus eigener, leidvoller Erfahrung, wie unglaublich stur Tom sein konnte, und setzte sich vorsichtig zu ihm an die Bettkante.

Tom hatte sein Handgelenk noch immer nicht losgelassen, und so langsam wurde Mike unter seinem sanft-anhänglichen Griff ein wenig warm.

Er unternahm jedoch nichts dagegen, passte sorgsam darauf auf, dass sein Sitzen an Toms Seite diesem kein Unbehagen oder Schmerzen bereitete, und hoffte, dass Tom nicht bemerkte, dass sich sein Puls unter seiner Berührung leicht beschleunigt hatte.

„Du hast mich gerettet“, sagte Tom ein wenig mühsam, seine Hand an Mikes Arm streichelte wohl unbemerkt von ihm selbst daran auf und ab, und Mike betete zu allen höheren Mächten, die ihm bekannt waren – vor allem aber zur fabelhaften Irren mit dem Laptop – dass Tom im Halbdunkel des Zimmers nicht sehen konnte, wie rot die Spitzen seiner Ohren wurden.

„Ehrensache“, erwiderte er heiser, räusperte sich verstohlen, und wurde noch ein wenig röter, als er Toms weiches Lächeln sah.

„Ehrensache?“, wiederholte Tom leise, und Mike nickte langsam und löste sanft aber nachdrücklich Toms Griff um sein Handgelenk, was aus ihm völlig unverständlichen Gründen dazu führte, dass sie plötzlich Händchen hielten.

„Ich war dran mit der heroischen Rettungsaktion – wobei ich zugeben muss, dass deine weitaus beeindruckender und außerdem bei weitem erfolgreicher war als meine …“

Toms Lächeln verschwand, sein Blick wurde besorgt und er fasste Mikes Hand ein wenig fester.

„Dann ist Sam noch immer dort?“

Mike nickte schuldbewusst und zögerte kurz, dann gab er unwillig zu: „Und Dean jetzt auch.“
 

Wie ein Tiger im Käfig, war Vlads erster Gedanke, als er Sams beständiges Auf und Ab hinter den Gittern beobachtete, und er gab sich keinerlei Mühe, das amüsierte Lächeln aus seinen Zügen zu verbannen, als er sich Sams Zelle näherte.

„Wo ist Dean?!“, platzte es aus Sam heraus, sobald er seiner ansichtig wurde, und Vlads Augen leuchteten einen Moment lang unerwartet boshaft auf.

„Bei Luca.“

Bei seinem zufriedenen Tonfall drehte sich Sam der Magen um, er packte die Gitterstäbe mit beiden Händen und trat so dicht an sie heran, dass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Vlads entfernt war.

„Bring mich zu ihm!“

„Nein“, erwiderte Vlad gelassen, Sam gab einen Laut von sich, der an das Knurren eines Hundes erinnerte, und Vlad wiederum unterdrückte mit Mühe ein Schmunzeln.

„Du hast mir nicht erzählt, was für phantastische Fähigkeiten du beherrschst“, bemerkte Vlad übergangslos, und Sam starrte ihn verständnislos an.

Der Vampir blickte abwartend zurück, als er jedoch bemerkte, dass Sam in der Tat keine Ahnung hatte, worauf er hinauswollte, schüttelte er erheitert den Kopf.

„Oh Sammy, du enttäuschst mich. Ich hatte angenommen, du habest sie mir verschwiegen, um mir gegenüber im Vorteil zu sein – aber scheinbar habe ich mich da in dir getäuscht. Ich wusste ja, dass die anderen Kinder deines Schlages ein paar ganz außerordentliche Talente hatten, aber ich war mir relativ sicher, dass deine Visionen alles seien, was dich von der Masse der anderen Menschen unterscheidet. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so viel … vielseitiger bist. Und du nutzt diesen Vorteil nicht! Woran mag das liegen? Hast du Angst vor deinen Kräften? Sind sie dir unangenehm, weil das Dämonenblut in dir dafür verantwortlich ist?“

Sam erinnerte sich schlagartig an die Vampire, die Dean festgehalten hatten, und wie von unsichtbaren Kräften bewegt beiseite geflogen waren, und er zog nervös die Oberlippe in die Höhe.

Dieser Beweis seiner Fähigkeiten verstörte ihn viel mehr, als dass Vlad – wie über alles andere auch – über sie Bescheid wusste.

„Ich habe das getan?“, murmelte er entsetzt, und Vlad schnaubte belustigt.

„Ja, Sammy – du hast das getan. Ich habe ja geahnt, dass es nur Schwierigkeiten bringen würde, dich mit Dean zusammen zu lassen.“

Sam erwiderte nichts, war viel zu entsetzt darüber, dass er völlig unabsichtlich Fähigkeiten eingesetzt hatte, von denen er nicht gewusst hatte, dass er sie derartig beherrschte, und wich unwillkürlich Vlads allwissendem Blick aus.

Er hatte naiv angenommen, dass der Vorfall in Max Millers Elternhaus, in dem er per Telekinese einen Schrank verrückt hatte, ein einigermaßen einmaliger gewesen sei, der sich nicht wiederholen würde.

Nun, er hatte sich wiederholt, und diesmal hatte Sam Lebewesen Kraft seiner Gedanken bewegt.

Sam war sich nicht ganz sicher, ob man bei Vampiren von Lebewesen sprechen konnte, wenn man es ganz genau nahm, aber dass ein Vampir kein Schrank war, musste nun wirklich jeder zugeben, und das machte ihm ein wenig Angst.

Er ließ die Gitterstäbe los, trat einen Schritt zurück und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten.

Vlad beobachtete ihn derweil ganz genau, und man sah ihm an, dass er mit Sams Reaktion durchaus zufrieden war.

„Dein Bruder“, sagte Vlad sanft, und betonte das Wort ‚Bruder’, als meine er damit etwas entschieden anderes, „scheint dein Dämonenblut ja ganz besonders in Wallung zu bringen. Und der Ausdruck in deinen Augen, als du ihn zu Gesicht bekommen hast, hat mir besonders gefallen. Ich dachte immer, es gäbe nichts Prüderes als euch Menschen, aber das war offensichtlich ein schwerer Irrtum meinerseits.“

Sam hob langsam den Blick, um ihn anzusehen, blinzelte mehrfach, und als Vlad sicher sein konnte, dass er seine volle Aufmerksamkeit hatte, brachte er genüsslich seine neu entdeckte, seiner Meinung nach höchst potente Waffe ins Spiel.

„Weiß Dean, was du so alles kannst, Sammy? Oder hältst du deine Kräfte geheim, damit er nicht einmal ahnt, was du so alles mit ihm anstellen könntest?“
 

Dean saß auf seiner Pritsche und unterdrückte das intensive Bedürfnis, Kleinholz aus eben diesem einzigen Möbelstück in seiner Zelle zu machen.

Er war noch immer ein wenig klamm, seine Hemden waren ihm nicht zurückgegeben worden, und er hatte inzwischen Muße gehabt, herauszufinden, dass er außerdem seines Flucht-Messers beraubt worden war, das er am Knöchel getragen hatte.

Seine kurze aber intensive Bekanntschaft mit Luca hatte den Jäger davon überzeugt, dass er den Vampir nicht nur einfach nicht leiden konnte, sondern so heftig verabscheute, wie es ihm nur möglich war, und das lag nicht etwa daran, dass Luca ein absolut eindeutiges Interesse an seiner Person deutlich gemacht hatte, es lag vor allem daran, wie der Vampir über Sam sprach – so als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sam nichts lieber tun würde, als Dean höchst persönlich die Lichter auszupusten.

Es mochte ja durchaus zutreffend sein, dass Dean seinen … dass er Sam schon ein wenig länger nicht gesehen hatte, aber er kannte ihn doch gut genug, dass Dean sich nicht entscheiden konnte, ob er mehr Angst davor haben sollte, ob Luca tatsächlich die Wahrheit sagte, oder – falls das der Fall war – was Sam angetan worden war, um das zu erreichen.

Alles, woran Dean sich erinnerte, bevor man ihn und Sam gewaltsam getrennt hatte, waren Sams Arme, sein Körper, seine Wärme … die verzweifelte Kraft, mit der er ihn an sich gedrückt hatte, und Dean konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie Sam ihn so umarmen konnte, wenn er den unheiligen Plan in sich nährte, ihn umzubringen.

Man machte ihm hier also entweder etwas vor, um ihn in Panik zu versetzen – und das war die Variante, die Dean eindeutig bevorzugte – oder Sam war einer Gehirnwäsche unterzogen worden … oder im Begriff einer Gehirnwäsche unterzogen zu werden.

Dean stöhnte leise auf und rieb sich mit der flachen Hand über die Stirn.

Das war nicht der Plan gewesen!

Der Plan war es gewesen, Sam und Tom per Überraschungsangriff zu befreien.

Dass der Gegner so zahlreich und noch dazu so gut organisiert war, war im Plan jedoch nicht mit inbegriffen gewesen, und falls das Schicksal in einer besonders ungnädigen Stimmung beschlossen hatte, auch Mike und Tom an einer Flucht zu hindern, dann saßen sie alle gemeinsam bis zum Hals in der Tinte.

Dean versuchte, sich diese ketzerischen Gedanken zu verbieten, Optimismus war aber ein bisschen viel verlangt, wenn die Hose feucht war, und man von bösartigen, blonden Vampiren damit bedroht wurde, geprügelt, flachgelegt und umgebracht zu werden – und das in einer Reihenfolge, über die Dean sich nicht so ganz im Klaren war.

Luca hatte ihn darüber im Dunkeln gelassen, ob auch Sam seinem unvergleichlichen Charme ausgesetzt war, und da Dean glaubte, eine Ahnung davon zu haben, welche Wirkung dieser Charme auf Sam ausüben musste, wusste er, dass er alles daran setzen musste, Sam so schnell wie nur möglich sprechen zu können.

Vielleicht konnte man ja irgendein Abkommen mit diesem widerlichen Luca aushandeln.

Als habe er in irgendeiner düsteren Ecke nur darauf gewartet, dass Dean auf diese Idee kam, wurden Lucas dank seiner Armeestiefel schwere Schritte im Gang hörbar, sein Schatten verdunkelte das spärliche Licht, das die nackte Glühbirne im Gang in Deans Zelle warf, und der Ausdruck in seinen Augen sagte Dean recht deutlich, dass ihm nicht gefallen würde, was Luca ihm zu sagen hatte.

Im ersten Kreis der Hölle

Samstag!
 

Ähm ja … nicht unbedingt ideal für den Valentinstag, das Kapitel, aber grundsätzlich geht’s ja immer um die unendlich epische Liebe zwischen Sam und Dean, nich wahr?
 

Bin heute – also gestern, es ist mitten in der Nacht – auch gen Heimat gedüst, habe ein paar Stunden mit der Familie verbracht und bin dementsprechend müde.

Ein tolles Vorwort gibt’s also beim nächsten Mal wieder.
 

Liebste Grüße an die werte Leserschaft!
 

moko-chan
 


 

Luca baute sich vor Deans Zelle auf, als sei er mindestens der König der Welt, und Dean hätte beinahe die Augen über ihn verdreht.

Pompöses Gehabe gut und schön, aber Luca schien entgangen zu sein, dass Dean kaum das richtige Publikum für seine Höhenflüge war.

„Vlad will dich sprechen“, sagte Luca selbstzufrieden, und Dean konnte sich nicht helfen, er musste spöttisch die Augenbraue in die Höhe ziehen.

„Der gute Vlad oder der böse Vlad?“

Einen kurzen Moment lang schien Luca tatsächlich über eine ernsthafte Antwort nachzudenken, und in Dean kam die böse Vorahnung auf, dass es sich bei seinem zukünftigen Gesprächspartner um einen etwas schizophrenen Charakter handelte – und seine leise Hoffnung, möglicherweise Kekse ausgehändigt zu bekommen, schwand zur Gänze.

„Und wenn ich nicht mit ihm sprechen will?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen, und Luca lachte ihn aus.

„Oh, du willst mit ihm sprechen, glaub mir. Er ist der Einzige, der vielleicht dafür sorgen würde, dass du deinen geliebten Sammy sehen darfst.“

Diese Eröffnung verblüffte Dean derartig, dass er nur schweigend zusehen konnte, wie Luca seine Zelle aufschloss, und sein noch halbwegs gesunder Menschenverstand verbot es ihm, sich dagegen zu wehren, dass seine Hände gefesselt wurden, und er von dem Vampir abgeführt wurde.

Luca schob ihn durch zahlreiche Gänge, die Deans Orientierungssinn heillos überforderten – Dean nahm an, dass das der Sinn der Sache war – bis sie vor einer Tür zum Stehen kamen, die Dean ein vages Gefühl von Erkennen abrang.

Aber das konnte durchaus Einbildung sein, die Türen in diesem Wellness-Center des Bösen sahen nämlich alle gleich aus.

Luca trat an Dean vorbei, öffnete die Tür, und der Anblick eines großzügigen Raums, in dessen Zentrum sich ein von Gittern umzäunter Kampfplatz befand, war Dean in der Tat vertraut.

Hier hatte er Sam wieder gesehen.

Dean brauchte einen Moment, bis er die hochgewachsene Gestalt entdeckte, die im Käfig scheinbar auf ihn und ihn allein gewartet hatte, und erst, als Luca ihn ungeduldig darauf zuschubste, erwachte er aus seiner Trance.

Je näher Dean von Luca an den Käfig heran geschoben wurde, desto größer wurden seine Augen – weil nämlich auch Vlad immer größer wurde, je näher er ihm kam, und damit auch nicht aufhörte, bis Dean schließlich vor ihm stand und sich bei dem Versuch, ihm in die Augen zu sehen, fast den Hals verrenkte.

Der Kerl war größer als Sam. Viel größer als Sam.

Dean war entsetzt.

„Du bist also … ähm … Vlad?“, begann er ungewohnt kleinlaut, und Vlads Lippen verzogen sich zu einem kaum sichtbaren Grinsen.

„Ja.“

Dean riss sich heldenhaft zusammen, schrumpfte kein bisschen vor ihm zurück und machte sich stattdessen ganz gerade.

„Wo ist Sammy?“, fragte er, obwohl ihm eigentlich eine ganz andere Frage auf den Lippen gelegen hatte, und Vlad grinste jetzt ganz offen.

„In der Nähe.“

Die Leuchtstoffröhre über ihren Köpfen surrte leise, und ein paar Sekunden lang schwankte ihr grelles Leuchten zwischen Gelb und Grün.
 

„Ich habe dir einen … Vorschlag zu machen, Dean“, sagte Vlad leise, nachdem er eine Weile lang geduldig Deans Versuche beobachtet hatte, so ruhig wie nur möglich zu bleiben.

Es war offensichtlich, dass der Jäger für seinen Bruder so ziemlich alles tun würde, und Vlad hätte gelogen, hätte er behauptet, dass ihm das missfiel.

Im Gegenteil – Dean und Sam gefielen ihm immer mehr.

Vlad hatte es sich zum Hobby gemacht, so viele Informationen über so viele Jäger wie nur möglich zu sammeln – wenn man ewig lebte, brauchte man ein Hobby, das einen dauerhaft beschäftigte, und dieses hier beschäftigte ihn nicht nur, es war zudem überaus nützlich.

Kein anderer Jäger hatte ihn je so fasziniert wie Sam – und in gewissem Maße auch Dean – und da Vampire die so ziemlich einzigen „Monster“ waren, die sich unerkannt unter Menschen aufhalten konnten, wenn sie entschlossen waren, das zu tun, verfügte Vlad mit seinen Blutsbrüdern und Schwestern über ein Informationsnetzwerk, auf das die Gemeinschaft der Jäger äußerst neidisch wäre, wüsste sie davon.

Aber sie wusste nichts davon, hatte jahrelang geglaubt, die Vampire seien ausgerottet, wenn sie doch in Wahrheit einfach nur gelernt hatten, sich besser anzupassen und unterzutauchen.

Vlad war alt genug, um die Menschen dafür nicht zu verachten – er bewunderte ihre Fähigkeit sich nicht unterkriegen zu lassen, zu hoffen und zu leben – und er bewunderte besonders Sam und Dean für ihren unerschütterlichen Zusammenhalt.

Es würde eine Herausforderung sein, ihn zu zerstören.

„Ich gehe davon aus, dass du … hm … dass Sams Sicherheit dir äußerst wichtig ist – ist das richtig?“, schnitt er das Thema gelassen an, Deans Miene blieb ausdruckslos, und Vlad musterte ihn kurz äußerst intensiv.

„Also ja.“

Vlad lächelte in sich hinein und wies mit einer großzügigen Geste auf die Gitterstäbe, die sie umschlossen.

Luca hatte sich, wie Dean jetzt bemerkte, aus dem Staub gemacht, und er wusste nicht wieso, aber das ließ ihn tatsächlich einigermaßen entspannen.

Vlad mochte ja groß sein, aber er hatte es zumindest nicht auf seinen Hintern oder Hals abgesehen.

„Sammy hat sich hier gestern ganz ausgezeichnet bewährt“, sagte Vlad mit einem ein wenig seltsam anmutenden Unterton von Stolz in seiner dunklen Stimme, und Dean starrte ihn an.

„Er hat sich hier bewährt?“

Dean blickte sich um, einmal, zweimal, dreimal, und die Erkenntnis, warum Tom so mitgenommen ausgesehen hatte, als Mike und er ihn gefunden hatten, traf ihn mit dem Gewicht eines Sechzehntonners.

„Er muss hier kämpfen?!“

Vlad hatte sich in seinem langen Leben selten derartig explosiver Empörung gegenüber gesehen.

„Ihr entführt ihn mitten in der Nacht, gebt ihm Drogen und verschleppt ihn durchs halbe Land – damit er hier kämpft?!!“

Deans Stimme, von Natur aus durchdringend, hallte durch den hohen Raum, und Vlad konnte hören, wie sich der Herzschlag des Jägers bedeutend beschleunigte.

Vlad mochte es, wenn er diesen Effekt auf Menschen hatte.

Das war ja beinahe zu gut, um wahr zu sein.

„Richtig, damit er hier kämpft … und deswegen wollte ich dich auch sprechen“, unterbrach Vlad rücksichtslos und vielleicht sogar ein wenig genüsslich Deans Anfall von Entrüstung und musterte nachdenklich Deans vor Wut bebende, halbnackte Gestalt.

Man konnte von Sam halten, was man wollte, er hatte eindeutig Geschmack bewiesen, was die Auswahl seines Lebenspartners anbelangte.

Dean starrte ihn abwartend und doch wütend an, seine Brust hob und senkte sich unter mühsam kontrollierten Atemzügen und sein Puls … das Rauschen seines Blutes … Vlads Augen verdunkelten sich, bis ihr Blau beinahe Schwarz wirkte.

„Sam ist seit dem letzten Kampf ein wenig“, Vlad legte eine wohldurchdachte Pause ein, und in Deans Augen trat ein leiser Ausdruck von Panik, „… erschöpft. Und da du ja … derartig auf sein Wohl versessen bist, möchtest du vielleicht seinen Platz einnehmen?“

Dean zog die Augenbrauen zusammen, runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wenn ich kämpfe – lässt du dann Sammy in Ruhe?“

Vlad grinste ein wenig.

„Er wird nicht mehr kämpfen müssen, nein.“

Dean entging keineswegs, dass das eine äußerst ausweichende Antwort auf seine Frage war, und er hoffte, dass Sam es besser verstand, mit diesem Vampir umzugehen.
 

„Dein kostbarer Dean ist im Käfig, falls es dich interessiert“, waren die ersten Worte, die Luca wie eine etwas entartete Begrüßungsformel an Sam richtete, und Sam stellten sich die Nackenhaare auf.

„Im Käfig?“, erwiderte er zähneknirschend und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Luca nahe genug an ihn heran kommen würde, damit er ihm die Nase brechen konnte.

Luca lehnte sich jedoch lässig an die den Gitterstäben gegenüberliegende Wand – die sich leider außerhalb von Sams Reichweite befand – und verschränkte ebenso lässig die Arme vor der Brust.

„Ja, ich glaube, Vlad möchte ihn für uns rekrutieren – wer weiß, vielleicht macht er ihn sogar zu einem von uns, wenn er sich bewährt – sein Blut dürfte wesentlich bekömmlicher sein als deins, nicht wahr, Sammy?“

Sam knurrte und wünschte sich, einfach irgendetwas greifen und nach dem Vampir werfen zu können.

Er wusste, dass Luca ihn nur provozieren wollte, und dass es mehr als sinnlos und noch dazu äußerst dumm wäre, sich provozieren zu lassen – aber es ging um Dean, und Sam wusste so gut wie jeder andere auch, dass Dean sein großer Schwachpunkt war.

„Hast du nichts Besseres zu tun? Wo ist Janice?“, versuchte er also, das Gespräch auf ein etwas unverfänglicheres Thema zu bringen, und Lucas Grinsen verschwand so prompt, dass Sam ein wenig unwohl zumute wurde.

„Warum fragst du das nicht Dean?“, schnappte Luca bissig, und Sam wurde blass.

Er war zwar nie davon ausgegangen, dass Deans Eindringen in ihren Stützpunkt ohne Verletzte auf Seiten der Vampire geblieben war, aber dass ausgerechnet Janice zu Schaden gekommen war, während Dean versucht hatte, Sam zu befreien, war … tragisch.

Sam fand keine anderen Worte dafür.

„Ist sie -?“, erkundigte er sich mit kaum merklich zitternder Stimme – sicher, Janice war ein Vampir, aber Sam mochte sie dennoch – und Lucas Kiefer verkrampfte sich.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht!“

Für Sam war das so gut wie ein Zugeständnis, dass Janice Deans Rettungsversuch nicht überlebt hatte.

Er trat von den Gitterstäben zurück, ließ sich auf seine Pritsche sinken, und den Kopf auf eine Art und Weise hängen, dass ihm das in den letzten Wochen unaufhaltsam gewachsene Haar komplett das Gesicht verdeckte.

Luca blieb einen Moment lang still, musterte ihn intensiv, dann wurde sein Blick, völlig unbemerkt von Sam – und ihm selbst, was das betraf – überraschend weich.

Luca mochte eine Menge Fehler haben – in der Tat war er mit diesen so reichlich ausgestattet, dass er auch unter Seinesgleichen nicht viele Freunde hatte – aber selbst er war angesichts Sams trauernder Pose nicht völlig gegen Mitgefühl gewappnet.

Und das wiederum ärgerte ihn derartig, dass er wortlos davon ging.

Sam bemerkte erst nach einigen Minuten, dass er allein gelassen worden war, und obwohl er Luca nicht mochte, hätte er es dennoch vorgezogen, von ihm zunächst Näheres über Dean oder zumindest Janice zu erfahren, bevor er ihm diesen Gefallen tat.

Sam seufzte leise und fuhr sich mit der einen Hand durchs Haar, während die andere ganz automatisch nach seinem Armreif unter dem Kopfkissen auf seiner Pritsche tastete.

Er strich mit den Fingerspitzen über das feine Relief des eingravierten Schriftzuges an der Innenseite, ertastete mit geschlossenen Augen das Versprechen, das Dean ihm gemacht hatte, und biss sich auf die Unterlippe, als ihm Tränen in die Augen stiegen.

Dean war hier – Sam hatte ihn in den Armen gehalten, hatte seine Präsenz und seinen Herzschlag gespürt, und er wusste, dass er endlich etwas unternehmen musste, wenn er Dean jemals wieder ungestört so festhalten wollte.

Er würde sich davon weder von Luca noch von Vlad abbringen lassen – dessen Bemerkungen über Sams Fähigkeiten und was Dean davon halten würde, zwar erschreckend treffend waren, aber Sam glaubte, Dean gut genug zu kennen, um sich darüber nicht allzu große Sorgen machen zu müssen.

Im Prinzip wusste Dean ja, dass man kaum sagen konnte, welche Fähigkeiten Sam als nächstes entwickeln würde.

Er wusste es, es machte ihn ein wenig nervös – vielleicht auch ein wenig mehr – aber er fürchtete es nicht halb so sehr wie Sam.

Wenn man es genau nahm, war stets Sam derjenige von ihnen gewesen, dem sein Dämonenblut und die damit verbundenen Fähigkeiten weit mehr zuschaffen machten – Dean fürchtete sich lediglich davor, was passieren könnte, wenn er sich allzu intensiv an ihre Erforschung machte, nicht aber vor der Tatsache an sich, dass Sam etwas ganz und gar unmenschliches in sich hatte.

Dean liebte ihn genau so, wie er war.

Sam lächelte, blinzelte ein paar Tränen aus seinen Wimpern, die nicht zu unterdrücken gewesen waren, und atmete einmal tief durch.

Ihn durchlief ein Zittern, als er die Vision nahen spürte, und der Armreif schnitt in seine Haut, als er seine Faust darum ballte.

Sein ganzer Körper verkrampfte sich, während die Bilder auf ihn einstürzten, und er verkrallte seine freie Hand so fest in die Matratze seiner Pritsche, dass der abgenutzte Stoff unter seinen Fingern nachgab und mit einem Laut riss, der wie ein Pistolenschuss in Sams Ohren nachhallte.

Im ersten Moment war Sam tatsächlich verwirrt, wieso sich alles so viel schlimmer anfühlte, wieso er das Gefühl hatte, dass diese Vision unnachgiebiger, lauter und schmerzhafter sei, als alle zuvor – erst dann ging ihm auf, dass Deans Präsenz fehlte, um sie zu mildern.

Dean war nicht da, um ihn festzuhalten, Deans Arme konnten ihm weder Sicherheit noch Wärme spenden, Deans Hände konnten ihm nicht durchs Haar streichen, um den Kopfschmerz zu lindern.

Hätte Sam eines Beweises bedurft, wie sehr er wirklich auf Deans Nähe, auf seine bloße Anwesenheit angewiesen war, das hier wäre er gewesen.

Hilflos in seinem Schmerz warf Sam den Kopf in den Nacken, sein Hinterkopf traf mit einem dumpfen Laut auf die Betonwand in seinem Rücken, und er stöhnte gequält.

Halb besinnungslos von der Intensität der Vision und des heftigen Aufpralls, sackte Sam zur Seite, seine rechte Hand noch immer fest um den Armreif geschlossen.

Es war Erlösung, als er das Bewusstsein verlor.

Tödliche Visionen

Deanstag!
 

Ok, ich hab gelogen.

Es gibt auch diesmal kein anständiges Vorwort.

Hab nix Neues zu berichten …
 

LG
 

moko-chan
 


 

„Sammy …“

Die tiefe Stimme, die nahezu sanft in Sams Bewusstsein drang, brachte nichts als Erschöpfung und Schmerz mit sich, und Sam war kurz versucht, einfach „geh weg“ zu murmeln, sich auf die andere Seite zu drehen, und weiter zu schlafen.

Dann erinnerte er sich.

Getrocknete Tränen verklebten seine Wimpern, er spürte ihre Spuren auf seinen Wangen, und er rieb mit seiner Hand so lange über die klamme Haut, bis er einigermaßen sicher sein konnte, dass Vlad nichts bemerken würde.

Erst dann setzte er sich auf, schob dabei wie zufällig den Armreif zurück unter sein Kopfkissen, und als er Vlad endlich gespielt offen anblickte, war da zwar ein Hauch von Misstrauen im Blick des Vampirs, aber nicht genug, um Sam in Schwierigkeiten zu bringen.

„Was willst du?“, fragte er heiser, und Vlad blickte ihn unter gerunzelten Brauen nachdenklich an.

„Geht dir Janice’ Verschwinden so nahe?“

Sams Augen weiteten sich, die Bilder, die er in seiner Vision gesehen hatte, brannten als schmerzhaftes Echo hinter seinen offnen Lidern, aber seine Reaktion schien die zu sein, die Vlad erwartet hatte – der Vampir lächelte ein wenig.

„Ich bin eigentlich hier, um dir anzubieten, Dean bei seinem Kampf zuzusehen.“

Sam erstarrte.

Sicher, er hatte gewusst, dass Dean genauso in den Ring steigen musste wie er selbst, aber er hatte gehofft, dass man ihm eine etwas längere Schonfrist gewähren würde.

Dean hatte so schwach und abgekämpft gewirkt, als er ihn zuletzt gesehen hatte – obwohl Sam sich ziemlich sicher war, dass das größtenteils an den Betäubungsmitteln gelegen hatte, die ihm nach seiner Gefangennahme eingeflößt worden waren – und obwohl Sam wusste, dass Dean noch bei weitem zäher war, als es den Anschein hatte, konnte er nicht anders, als sich Sorgen zu machen.

„Ich soll ihm zusehen?“, fragte er dumpf, mit den Gedanken nicht wirklich bei der Sache, und Vlad schloss seine Zelle auf und trat hinein.

„Was ist los mit dir, Sammy? Ich dachte, du würdest dich darüber freuen, wenn ich dir erlaube, ihn zu sehen.“

Sam antwortete nicht auf diese Bemerkung, die eindeutig dazu angetan war, ihn aus der Reserve zu locken, und Vlad ging vor ihm in die Hocke und studierte behutsam seine Züge.

„Willst du ihn nicht sehen?“

Sam biss sich auf die Unterlippe.

„Doch.“

Vlad lächelte.

„Aber?“

Sam zuckte vage mit den Schultern.

„Sag du es mir. Ich warte auf den Haken – die Bedingung.“

Sam hob den Blick, um Vlad direkt in die Augen zu sehen, und da war so viel Verständnis in ihnen, so viel Aufrichtigkeit, dass es Sam einen Schauer über den Rücken jagte.

„Es gibt nur die eine Bedingung, Sammy“, sagte Vlad leise und erhob sich aus seiner Hocke, „dass du nicht versuchst, mit Dean zu sprechen, nicht versuchst, einen Fluchtplan mit ihm auszuhecken. Du darfst ihm bei seinem Kampf zusehen, und danach lässt du dich friedlich von mir zurück hierher bringen.“

Sam nickte langsam, und Vlad streckte auffordernd die Hand nach ihm aus.

„Dann steh auf.“

Sam tat, wie ihm geheißen, ließ geduldig wie ein Lamm zu, dass Vlad ihm die Hände auf den Rücken fesselte, und schloss einen Moment lang die Augen, um die Bilder seiner Vision herauf zu beschwören.

Er hatte Janice gesehen – Janice, wie sie Mike half, Tom einen sandigen Trampelpfad entlang zu tragen, wie sie dem davonrasenden Auto nachblickte, bis es nicht mehr war als ein kleiner roter Fleck, und sich dann abwandte, und in entgegen gesetzter Richtung davon ging.

Das Bild ihres entschlossenen, blassen Gesichts war von Luca abgelöst worden – Luca wie er tobte und schrie und auf Vlad einzureden versuchte, der ihm mit marmornem Ausdruck zuhörte, und schließlich den Kopf schüttelte.

Luca war wütend, dass Tom entkommen war, hatte Angst, was nun geschehen würde, aber Vlad schien sich darum keine Sorgen zu machen.

Er hatte nie den Auftrag gegeben, Tom zu entführen, hatte ihn nie in Sunnyvale haben wollen.

Eine Gruppe seiner Anhänger hatte im Alleingang gehandelt, um sich für die Auslöschung des Nests zu rächen, das Mike angefallen hatte, und von Tom vernichtet worden war – und es kümmerte ihn nicht, dass der Jäger wieder auf freiem Fuß war.

Weder Mike noch Tom würden es wagen, zurück zu kommen und zu riskieren, ihren Tod zu finden, nur weil sie Sam und Dean retten wollten.
 

Dean war sauer.

Gut, er hatte zugestimmt, an diesem Affenzirkus teilzunehmen, aber wenn er geahnt hätte, dass es ausgerechnet Luca sein würde, der ihn auf seinen Kampf vorbereitete, hätte er – ach, wozu sich etwas vormachen, er hätte trotzdem zugestimmt.

Es ärgerte ihn maßlos, dass man ihm scheinbar an der Nasenspitze ansah, dass er für Sam alles tun, für ihn sein Leben geben würde – und es ärgerte ihn noch viel mehr, dass Luca diese Tatsache schamlos zu seinem Vorteil nutzte.

Der Vampir tanzte um ihn herum wie ein entartetes Mitglied der Augsburger Puppenkiste, packte ihn an, so oft es nur ging, und Dean musste sich inzwischen über seine Schmerzgrenze hinaus zusammenreißen, einfach stillzuhalten und so zu tun, als kümmere ihn Lucas lüsternes Starren überhaupt nicht.

Seine Tortur fand jedoch ein Ende, er ballte prüfend die Fäuste, stellte fest, dass Luca sie ihm ein wenig zu fest bandagiert hatte, sagte jedoch nichts dazu.

Der Vampir schien seltsam stolz zu sein, dass man ihm Dean anvertraut hatte, und so ungern Dean sich das auch eingestand, war er auf Luca zumindest ein kleines bisschen angewiesen – und ihn einigermaßen bei Laune zu halten, konnte sich nur positiv auf Deans anhaltende Gesundheit auswirken.

Er fand sich also damit ab, gegen Ende seines Kampfes aus ganz verschiedenen Gründen taube Hände zu haben, und erkundigte sich wie nebenbei bei seinem Kerkermeister, gegen wen er eigentlich antreten würde.

„Oh, das wird dir gefallen“, vertraute Luca ihm mit schmierigem Grinsen an.

„Er heißt Diego – und er war es, der dir deinen Sammy direkt von der Rückbank entführt hat. Rühmt sich damit, seit er deinen Süßen hier angeschleppt hat …“

Dean entfuhr ein Knurren, und Luca lachte selbstgefällig.

„Dachte mir, dass dich das interessiere würde.“

Sie äußerten sich nicht weiter zu dem Thema, Luca fesselte Dean seine Hände auf den Rücken, führte ihn aus seiner Zelle heraus und die Unmenge an Fluren entlang, die Dean schon beim letzten Mal heillos überfordert hatte, und Deans Schultern spannten sich in Erwartung dessen, was ihm bevorstand, auf nicht unbedingt unangenehme Art und Weise an.

Wenn er gewusst hätte, ob er diesem Diego gewachsen war oder nicht, hätte Dean sich vielleicht sogar auf den Kampf gefreut.

So aber nahm seine Nervosität in gleichem Maße zu, wie er sich der Arena näherte – auch wenn es ihn heimlich höchstgradig amüsierte, dass man ihn zum Käfig-Kampf zwang.

Vielleicht würde er dadurch ja sogar eine zweite Persönlichkeit entwickeln, die aussah wie Brad Pitt – auch wenn er das, was das gute Aussehen anging, ja nun wirklich nicht nötig hatte.

Dumpfes Stimmengemurmel deutete an, dass er über ein zahlreiches Publikum verfügen würde, und als Luca die letzte Tür für ihn öffnete, fand Dean sich einer Menge an Vampiren gegenüber, die ihn erschreckte.

Das letzte Mal hatte er die vielen bleichen Gesichter in dem Raum kaum wahrgenommen, war viel zu betäubt und fixiert auf Sam gewesen, um sich um sie zu kümmern, aber diesmal hätte er die Blutsauger nicht einmal ignorieren können, wenn er es gewollt hätte.

Es waren deutlich mehr Frauen als Männer anwesend, die meisten von ihnen starrten ihn ebenso unverhohlen an, wie Luca es tat, und Dean fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Stück Fleisch, das zum Testessen freigegeben worden war.

Lucas Hand an seiner Schulter trieb ihn ungeduldig vorwärts, und nach wenigen Momenten des Unwohlseins hatte Dean sich so sehr an das Starren gewöhnt, dass er versuchen konnte, einen Blick in den Käfig und auf seinen Gegner zu erhaschen.

Das, was er zuerst sah, war fast dazu angetan, ihn mit Erleichterung zu erfüllen.

Diego war nicht so groß wie Vlad – niemand war so groß wie Vlad – er war nicht einmal so groß wie Luca, aber er war breiter, seine Schultern ganz besonders, und die Muskeln an seinen Armen und seiner Brust zeugten von häufigem Gebrauch.

Er beobachtete Deans Herannahen aus halb geschlossenen, dunkelbraunen Augen, das schwarze Haar hing ihm leicht gewellt in die Stirn, und als Luca Dean in den Käfig hinein schob, musterte er ihn mit unverhohlenem Interesse.

Da war keine Gier in seinem Blick, nichts von dem lüsternen Starren, das Dean von Luca so gut kannte – nur kühles, leidenschaftsloses Abschätzen.
 

Dean blickte sich überrascht um, als plötzlich ein Raunen durch sein Publikum ging, aber die Vampire versperrten ihm die Sicht, bis Sam schließlich direkt hinter ihm stand, auf der anderen Seite der Gitter.

Deans Kehle entwich ein hilfloser Laut, er drehte sich eilig um, presste sich mit dem ganzen Körper an die verdammten Gitterstäbe, ganz wie Sam es tat, und das Gefühl von Sams heißem Atem in seinem Gesicht ließ ihm die Knie weich werden.

Alles, was um sie herum geschah, war nichts als weißes Rauschen, Dean nahm nur Sam wahr, seinen Geruch, seine Wärme, den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen, und er wollte Sam so sehr küssen, dass es ihm körperlich wehtat.

Sam senkte den Kopf, presste seine Stirn an Deans, und sie schlossen die Augen, teilten Hitze und Atem, bis es plötzlich ganz still um sie wurde.

Scheinbar waren die meisten der anwesenden Vampire überrascht, wie nahe sich diese Jäger standen, die sie eingefangen hatten.

Ihr Moment währte nicht lange, Vlad zerrte Sam mit unbarmherzigem Griff vom Käfig weg, und Dean war sich des Vampirs in seinem Nacken mit einem Mal so bewusst, dass er sich umblickte, um zu überprüfen, ob Diego wirklich so dicht hinter ihm stand, wie er sich das einbildete.

Diego schien sich jedoch nicht gerührt zu haben, sah ihn noch immer abschätzend an, auch wenn da jetzt ein Hauch mehr Interesse in seinem Blick lag, als da vorher gewesen war.

Sicher, Diego hatte gesehen, was sich wirklich zwischen Sam und Dean abspielen konnte, hatte neben dem Impala gestanden und sie durch die leicht beschlagenen Scheiben beobachtet, hatte geduldig abgewartet, bis sie eingeschlafen waren, um ihnen die Drogen zu verabreichen, die es so leicht gemacht hatten, Sam zu entführen, aber die körperliche Leidenschaft, die er damals beobachtet hatte, war etwas ganz anderes als die grenzenlose Hingabe, die Sam und Dean in Wirklichkeit verband.

„Dreh dich um“, ertönte Lucas ungeduldige Stimme hinter ihm, und es kostete Dean relativ viel Entschlossenheit, dem Befehl tatsächlich nachzukommen.

Er wandte Luca aber schließlich doch den Rücken zu, trat dichter an die Gitter heran, damit er von seinen Fesseln befreit werden konnte, und ließ Diego nicht für eine Sekunde aus den Augen, der jetzt, da der Kampf unmittelbar bevorstand, damit begann, wie ein Raubtier am anderen Ende des Käfigs auf und ab zu gehen.

In seinen Bewegungen lag eine ruhige Anmut, die eine Kontrolle über seinen Körper verriet, von der Dean nur hoffen konnte, dass er ihr gewachsen sein würde.

Von seinen Fesseln befreit zog Dean die Hände nach vorne, rieb über seine wunden Handgelenke, und versuchte, seinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bekommen.

Er fühlte Sams Blick auf sich ruhen, während er einen Schritt auf Diego zu machte, und er fragte sich unwillkürlich, ob man Sam hierher geschafft hatte, um ihn zu quälen, oder Sam – oder sie Beide.

Dean ballte die Hände zu Fäusten, als Diego es ihm gleichtat und in die Mitte des Rings kam, und sie umkreisten einander mit gespannter Aufmerksamkeit, während die Menge um sie herum begann, sie zum Kämpfen anzufeuern.

Dean war immer eher ein Freund des Angriffs als der Verteidigung gewesen, daher war es nicht weiter verwunderlich, dass er derjenige war, der den ersten Schlag ausführte.

Diego wich ihm mühelos aus, was die Menge mit beifälligem Gejohle quittierte, und Dean biss die Zähne zusammen und ließ seinem Angriff sofort einen zweiten folgen.

Diego wich ihm auch diesmal aus, nutzte Deans Bewegungsmoment aus, um Deans Abwehr zu durchbrechen, und Dean schaffte es gerade eben so, unter Diegos herannahender Faust hinweg zu tauchen, aber der nachsetzende Tritt des Vampirs fand sein Ziel, und Deans Rippen brannten unter dem brutalen Aufschlag.

Dean keuchte, brachte eilig Raum zwischen sich und Diego, und sein Blick fiel ganz automatisch auf das Gesicht des Vampirs.

Diegos Miene verriet kein Zeichen von Gefühl, und Dean begriff mit plötzlicher Schärfe, dass man Sam hierher gebracht hatte, um ihm beim Sterben zuzusehen.

Die Leuchtstoffröhre ein paar Meter über ihren Köpfen surrte leise, ihr grelles Leuchten wurde ein wenig matter, schwankte zwischen Gelb und Grün, und Dean brach der kalte Schweiß aus.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Samstag!
 

AAAH!
 

Leute, ich verlier hier in einer Tour Favolistler!

Was ist los? Was stimmt nicht mit (euch) der Fanfic?!

Ich geb mir doch solche Mühe!
 

Aber wahrscheinlich habt ihr einfach nur genau so die Schnauze voll vom endlosen Drama wie ich!

DESWEGEN … empfehle ich zur musikalischen Untermalung dieses Kapitels Bonnie Tylers I need a hero!
 

Wirklich was erlebt hab ich immer noch nicht, es gibt auch nicht wirklich was Neues von der Jensen/Jared/Jeffrey Front … es sei denn natürlich, ihr möchtet euch einen etwas verspäteten Weihnachtsfilm anzugucken:

Fred Claus

Vince Vaughn, Paul Giamatti, Kevin Spacey UND Jeffrey Dean Morgan in einer winzigen aber trotzdem durchaus charmanten Nebenrolle!

Ich hatte Spaß, auch wenn der Männerhumor bisweilen ein wenig nervt.
 

Und jetzt habt ihr hoffentlich Spaß mit dem neuen Kapitel!

(Ja, es ist tatsächlich möglich, diesmal.)
 

Liebste Grüße an die schwindende Leserschaft
 

moko-chan
 


 

Sam sah zu, wie Diego Dean zwei gezielte Schläge in den Magen beibringen konnte, und ihm wurde schwindlig.

Es schien plötzlich nicht genug Luft in dem überfüllten Raum zu geben, und Sams Blick trübte sich ein wenig, bevor er ausmachen konnte, dass Dean sich scheinbar erholt hatte, und nun seinerseits ein paar Treffer anbringen konnte.

Sams Magen schmerzte jedoch, als habe er Diegos Schläge empfangen, und er konnte seine Augen nicht einen Moment lang von Deans schweißglänzender Gestalt abwenden.

Der Kampf war hart, weder Diego noch Dean gestanden sich selbst oder dem Gegner die geringste Pause zu, und während Sams Kämpfe von einer beständig zunehmenden Geräuschkulisse begleitet gewesen waren, wagten die umstehenden Vampire dieses Mal kaum mehr als ein angespanntes Flüstern.

Diego und Dean schienen einander einigermaßen ebenbürtig zu sein, der Kampf zog sich hin, und Sam konnte sehen, wie Dean müde wurde.

Seine Bewegungen wurden ein wenig langsamer, weniger kontrolliert, aber der Ausdruck in seinen Augen und die Art und Weise, wie er den Kiefer angespannt hatte, sagten Sam mehr als deutlich, dass er noch lange nicht bereit war, aufzugeben.

Ob Sam und Dean nun verwandt waren oder nicht, die verbissene Halsstarrigkeit hatten sie gemeinsam.

Sam wünschte sich nichts sehnlicher, als den Kampf zu beenden und Dean in die Arme schließen zu können, aber er bezweifelte stark, dass Vlad das zulassen würde.

Der Vampir stand so dicht hinter ihm, dass Sam seine Nähe spüren konnte, und er musste sich mit aller Macht auf Deans Präsenz konzentrieren, um einigermaßen ruhig bleiben zu können.

„Weißt du Sammy“, erklang urplötzlich Vlads Stimme sehr leise direkt an Sams Ohr, und der Vampir legte Sam die Hand auf die Schulter, „es gibt eine Sache, die mir einfach keine Ruhe lassen will …“

Sam zog leicht die Schulter hoch, auf die Vlad seine Hand gelegt hatte, ganz automatisch, und Vlad entkam ein behutsames, seltsam weiches Lachen und drückte ganz sanft Sams Schulter – genoss es, wie Sam sich unter seinem Griff verkrampfte.

Vlad mochte den Jäger, mochte ihn weit mehr als viele seiner Artgenossen, und wenn er ihn dazu bringen konnte, sich ihm anzuschließen, ihn Dean vielleicht nicht vorzuziehen, aber als Alternative zum Leben mit ihm in Betracht zu ziehen, dann war er ganz und gar nicht zimperlich was die Mittel betraf, derer er sich dazu bediente.

„Du liebst Dean so sehr“, sagte er leise, „willst ihn so sehr besitzen – obwohl er so lange dein Bruder war. Und dein Herz und dein Blut haben so sehr auf ihn reagiert, als ich dich in diesen Raum geführt habe, dass ich mich frage, ob du dazu in der Lage wärst, dich zu beherrschen, wenn du nicht wüsstest, dass Dean adoptiert wurde.“

Sams Augen weiteten sich leicht, und er nahm kaum wahr, wie Dean Diego im Käfig einen Aufwärtsschwinger verpasste, der den Vampir einige Schritte zurücktaumeln ließ.

„So sehr du dagegen auch ankämpfst – du hast Dämonenblut in dir, Sammy … Und eigentlich kannst du dir doch nie wirklich sicher sein, ob das wirklich du bist, der Dean so sehr will, oder nicht eher der Dämon in dir, der sich nach Sünde verzehrt. Und Dean …“

Vlad blickte über Sams Schulter hinweg die Kämpfenden an, drückte sie ein wenig fester, und er genoss, wie Sams Blut sich unter seinen Fingern erhitzte.

„Dean liebt dich so sehr, dass er alles für dich tun würde. Hast du ihn so gemacht, Sammy? Hast du deine Fähigkeiten benutzt, um das zu bekommen, was du mehr als alles andere haben wolltest?“

Sam lief ein eiskalter Schauer über den Rücken und er schüttelte stumm den Kopf, seine schreckgeweiteten Augen so sehr auf Dean fixiert, dass er nichts anderes mehr wahrnahm.

„Aber wie kannst du dir da so sicher sein?“

Vlads Stimme klang gleichzeitig zufrieden und mitleidig.

„Schließlich hast du deine Fähigkeiten nicht unter Kontrolle, nicht wahr?“
 

Sam zuckte zusammen, als Deans Körper mit einem dumpfen Laut auf dem harten Erdboden aufschlug.

Diegos Faust hatte ihn an der Schläfe getroffen, zielsicher und betäubend, und alle Spannung war aus Deans Muskeln gewichen.

Er war wach, jedoch unfähig, sich wieder aufzurichten, und sein Blick so sehr getrübt, dass Sam wusste, dass Dean kaum noch wahrnehmen konnte, was sich um ihn herum abspielte.

Diego stand einen Moment lang regungslos da und starrte auf die halb besinnungslose Gestalt am Boden, dann hob er den Blick, und in seinen dunkelbraunen Augen stand eine Frage.

Vlad nickte, und über Diegos markante Züge huschte ein kaltes Lächeln – dann begann er damit, Dean seine Stiefelspitze in den Magen zu rammen.

Die Erinnerung an seine Vision ließ Sam für einen Moment schwarz vor Augen werden, Angst um Dean und die ausweglose Lage, in der er sich befand, vermengten sich zu hilfloser Wut, Vlads Worte hallten noch immer in seinem Kopf nach – und Sam war zu dem Vampir herumgefahren und hatte ihm seine Faust ins Gesicht gerammt, noch bevor sein Verstand sich einen Reim darauf machen konnte, was mit seinem Körper geschehen war.

Vlad flog einige Meter durch die Luft, und sein Fall wurde von den Körpern mehrer Vampire gebremst, die das Pech hatten, in seiner Flugbahn zu stehen.

Sam stapfte mit kampfbereit gesenktem Kopf auf ihn zu, den Blick auf den Schlüsselbund an Vlads breitem schwarzem Gürtel fixiert, und als Vlad versuchte, Sam davon abzuhalten, die Schlüssel an sich zu bringen, brach Sam ihm die Hände.

Mit den Schlüsseln in seinem Besitz eilte Sam zum Käfig zurück, und wer so dumm war, sich ihm in den Weg zu stellen, wurde von Sam mit erschreckender Mühelosigkeit aus dem Weg geräumt.

Sam schloss den Käfig auf, trat zu Dean und Diego in den Ring, und obwohl Diego damit aufgehört hatte, den hilflos am Boden liegenden Dean mit seiner Stiefelspitze zu traktieren, als Sam sich so unerwartet seiner Fesseln entledigt hatte, zerschmetterte Sam seinen Schädel ohne zu zögern an den Gittern des Käfigs.

Er konnte nicht sehen, ob Dean atmete.

Alles war so verschwommen, Deans Präsenz so schrecklich schwach.

Er konnte nicht sehen, ob Dean atmete.

Sam blinzelte Tränen von seinen Wimpern, blickte sich wild um, als er eine Bewegung hinter sich wahrnahm, und er packte Lucas Kopf mit beiden Händen, bereit, ihm das Genick zu brechen, als Deans flehende Stimme ihn in allen Bewegungen inne halten ließ.

„Sammy …“

Sam ließ Luca los, hatte seine Anwesenheit im gleichen Moment vergessen, in dem Dean seinen Namen flüsterte, und er drehte sich um, fiel neben Dean auf die Knie und zog ihn halb auf seinen Schoß.

Deans Augen waren geöffnet, aber seine Pupillen waren merkwürdig geweitet, und er wisperte immer wieder Sams Namen, als könne er sich nicht sicher sein, dass es wirklich Sam war, der ihn im Arm hielt.

Sam schluchzte leise auf, vergrub sein Gesicht in Deans Halsbeuge, und er konzentrierte sich so sehr auf Deans Präsenz, dass er darüber völlig vergaß, in was für einer Situation sie sich befanden.

Vlad war inzwischen wieder auf die Beine gekommen, Luca stand direkt hinter Sam, blickte aus zornigen Augen auf ihn und Dean hinab, öffnete und schloss immer wieder seine Fäuste, als könne er sich nicht entscheiden, Sam den Schädel einzuschlagen, während Diego, den exakt dieses Schicksal ereilt hatte, nur wenige Meter von ihm entfernt lag.
 

Die Kavallerie hätte sich keinen besseren Augenblick für ihr Eingreifen aussuchen können.

Tom brach durch die Tür am Ende des Ganges, eine Machete in seiner rechten Hand, ein blutgetränktes Messer in seiner Linken, und wenn sein Gesicht auch noch durch allerlei Blutergüsse entstellt war, zeugte sein Ausdruck von mörderischer Entschlossenheit.

Mike, der nach ihm in den Raum eilte, konnte es vielleicht weder an Größe noch an Kraft mit ihm aufnehmen, aber Tom hatte seinen Freund mehrfach auf die Gefahr hingewiesen, in die er sich durch diese Rettungsaktion begab, und zum Schluss hatte Mike ihn mit einem derartig wütenden Blick zum Schweigen gebracht, dass Tom sich beschämt auf die Unterlippe gebissen hatte.

Immerhin war ursprünglich er derjenige gewesen, der Mike überhaupt erst zur Jagd überredet hatte, damals, als Mike der einzige gewesen war, der ihm geglaubt hatte, dass es ein verdammter Werwolf gewesen war, der seinen Vater getötet hatte.

Bobby schob sich ungeduldig an den beiden jungen Männern vorbei, köpfte im Vorbeigehen drei Vampire, die so unglaublich dumm gewesen waren, ihn als leichtes Opfer zu betrachten, nur weil er nicht mehr der Allerjüngste war, und sobald er Sam und Dean in dem Käfig entdeckt hatte, stieß er einen Laut aus, der an das Grollen eines verletzten Wolfs erinnerte.

„Sie sind hier!“

Sean und Danny flogen fast gleichzeitig durch die aus den Angeln gerissene Tür zum Gang, und die aufgescheuchten Vampire im Raum gerieten langsam aber sicher in Panik.

Sie hatten sich an diesem Ort sicher gefühlt, Vlad hatte stets behauptet, dass kein Jäger es je wagen würde, so dreist und vor allen Dingen lebensmüde in ihr Hauptquartier einzufallen, und sie hatten ihm geglaubt.

Ihr Glaube war zum ersten Mal erschüttert worden, als Mike und Dean versucht hatten, Sam und Tom zu retten – aber die Rettungsaktion war so glorreich schief gelaufen, dass sie sich nur darin bestätigt gesehen hatten, einigermaßen uneinnehmbar zu sein.

So hatte es zumindest Vlad formuliert.

Was aber weder Vlad noch einer seiner Anhänger (vielleicht mit Ausnahme von Luca und der verschwundenen Janice) je bedacht hatten, war, dass Mike und Deans Rettungsaktion von zwei Männern durchgeführt worden war, die aus Sorge um ihre Partner nicht ganz zurechnungsfähig gewesen waren – und deren Pläne demzufolge nicht so wirklich durchdacht worden waren.

Diesmal hatte jedoch Bobby die Pläne gemacht, und wenn Bobby einen Plan machte, dann hatte dieser Hand und Fuß und so viele doppelte Böden, dass ganz bestimmt nichts schief gehen konnte.

Bobby hatte sich den Grundriss des Gebäudes besorgt, hatte mit Tom jemanden im Team, der auf feindlichem Grund und Boden agiert hatte und von ihm so lange befragt worden war, bis ihm der Kopf geraucht hatte – und er hatte Sean und Danny herbeizitiert, die keinen Moment gezögert hatten, Sam und Dean zur Hilfe zu eilen.

Genau wie Matt. Und Chad.

Und Mo.

Diese Drei schienen im ersten Augenblick ein kleinwenig überfordert, als sie sich der Armee von Untoten gegenüber sahen, aber Chad hatte zu lange in Chicago gelebt, um sich von sowas einschüchtern zu lassen, Matt war damit fertig geworden, monatelang einen Dämon in seinem Körper spazieren getragen zu haben, und Mo – Mo war Feuerwehrmann.

Die Drei blieben dicht beieinander, ganz, wie Bobby es ihnen eingeschärft hatte, und nach wenigen Minuten lagen bereits so viele geköpfte Vampire um sie herum, dass sich kein weiterer an sie heran wagte – und wenn Matt auch noch so unschuldig-hilflos in die Welt blickte und den Eindruck erweckte, gerade erst vom Himmel gefallen zu sein, und keine Ahnung zu haben, was er hier überhaupt tat.

Sean und Danny waren derweil mit Bobby zum Käfig vorgedrungen, in dem Sam noch immer den wehrlosen Dean in seinen Armen hielt.

Luca hatte sich aus dem Käfig geflüchtet, als Tom durch die Tür gebrochen war, und weil er derjenige gewesen war, der Vlad vor einem solchen Überfall gewarnt hatte, hatte er auch gar nicht erst versucht, sich den Jägern entgegen zu stellen – er hatte sich durch die schmale Tür aus dem Käfig heraus geschoben, sie im Reflex hinter sich zugeworfen und versucht, zu fliehen.

Tom hatte ihn nicht gelassen.

„Sam!“, brüllte Bobby durch die Gitterstäbe, während Sean und Danny ihm den Rücken frei hielten, und Sam reagierte nicht, zog Dean lediglich noch ein wenig enger in seine Arme.

„Verdammt, Sam!“ Bobbys Stimme war nichts von ihrem gewohnten, leicht genervten Südstaaten-Grummeln anzuhören.

Da war ein wenig Ungeduld in seiner Stimme, sicher, aber größtenteils Angst um seine Jungs.

Das war doch nicht normal, wie Sam inmitten dieses Chaos’ einfach auf dem Boden hocken blieb, und Dean an sich gedrückt hielt wie einen überdimensionalen Teddy!

„Sam!“, versuchte es jetzt auch Sean – Danny zog wütend die Augenbrauen zusammen, als ein selten vorwitziger Vampir versuchte, sich seinem Liebsten höchst ungebührlich zu nähern, und rammte ihm erst ein Messer in die Brust, das mit dem Blut eines Toten getränkt worden war, um ihm danach den Kopf abzuschlagen – und Sean dankte es ihm mit einem flüchtigen Lächeln, bevor er wieder versuchte, Sams Aufmerksamkeit zu gewinnen.

William, Jane und sogar Hannah hatten ihm erzählt, wie verloren Dean ohne Sam gewesen war, wie kurz davor, sich selbst zu verlieren, und als Bobby angerufen hatte, um ihn und Danny um Hilfe zu bitten, hatte er keine Sekunde lang gezögert.

Dean gehörte zu seiner Familie, Sam gehörte zu seiner Familie – und der Anblick von den Beiden hinter den Gitterstäben des Käfigs drehte Sean ebenso sehr den Magen um wie Bobby.

Aber es waren weder Bobby noch Sean, die Sam zurück in die Gegenwart brachten, es war Dean.

„Sammy“, murmelte er schwach, sein noch immer seltsam zielloser Blick driftete in Richtung von Sams Gesicht, und er hob die Hand, um sie in Sams Haar zu vergraben.

„Sie sind hier, um uns zu helfen. Sie sind hier …“

Sam blinzelte, hatte das seltsame Gefühl, aus einem erstickenden Berg aus Watte aufzutauchen, und er hob endlich den Kopf, blickte sich über die Schulter zu Bobby, Sean und Danny um, und als Bobby begann, an der Tür zum Käfig zu rütteln, erinnerte Sam sich dumpf daran, die Schlüssel an sich genommen zu haben.

Er wollte Dean nicht loslassen, hatte das beängstigende Gefühl, ihn wieder zu verlieren, wenn er das tat, aber Bobby schrie ihn inzwischen beinahe an, dass er ihm endlich antworten sollte, und Sam drückte Dean einen verzweifelt innigen Kuss auf die Stirn, bevor er ihn aus seinen Armen gleiten ließ und aufstand.
 


 

Na? NA?!

Ich hab mich monatelang darauf gefreut, dieses Kapitel zu schreiben!

Gott, ich bin so aufgerääägt! *Augen zuhalt*

Liebe im Quadrat

Deanstag!
 

Huch, das ging ja schnell diesmal …
 

Und weil mir zum letzten Kapitel sooo viele fabelhafte Kommentare geschrieben wurden, schreib ich euch heute auch mal wieder Kommi-Kommis!
 

Vorher drück und knuddel ich aber noch die Sandy25, die mir gestern extra per ENS mitgeteilt hat, dass sie noch fleißig und begeistert am Lesen ist …

SO LIEB!!! *Knutscha*
 

@ Sam_Dean:

OH MEIN GOTT! – Ganz genau! So ist’s recht, ich werde gerne glorifiziert!

Und wie – wie kommen die da so schnell hin?

Die haben alle an der Staatsgrenze nur darauf gewartet, dass Mike ihnen Bescheid sagt!

Hier geeeht’s nicht um Realismus!

UND DU MUSST ERSTÖÖÖ BRÜLLEN, WENN DU DEN ERSTEN KOMMENTAR SCHREIBST!!!
 

@ Calysto:

Spannung – Spiel – und Schokolade!

(Meine FanFic ist ein Überraschungsei!!! O_o)

Gruselig.
 

@ Todesgoettin_Hel:

Ich muss hier wohl ein für alle Mal klarstellen, dass DEAN NICHT KLEIN IST!

Der ist GROSS!!! Sehr groß sogar! Das Leben umgibt ihn nur ständig mit Menschen, die noch ein wenig größer sind. Deswegen ist er aber noch immer nicht klein!

Hapüh! Äääh … ja. Danke für deinen Kommi! :P
 

@ Sneaky:

Du willst wissen, warum Mo „Mo“ heißt?

Na, ich hab doch im Hochzeitskapitel Schwester Christine mit dem verheiratet … und Schwester Christine ist meine Freundin Tine … und die hat nach der Lektüre von „Tintenherz“ wiederholt verkündet, dass sie „Mo heiraten“ möchte … also hab ich ihr in der Fanfic dann Mo Fraser vor den Altar gestellt.

Alles VÖLLIG LOGISCH also.

Und ja, bewirf Sam_Dean mit Wattebäuschen! Das hat die verdient!
 

@ yuna16:

Jawollo, ein HOCH auf die Kavallerie.

Gott, ich hatte einen Spaß dabei, das aufzuschreiben … und bis jetzt hat sich der auch noch nicht wieder gelegt.

Du hast nämlich völlig Recht, jetzt wird in der Tat gekuschelt.
 

@ Black_Staith:

Ähm … du bist nicht neu im Boot, oder?

Man hat nur lange nix von dir gehört – richtig?

(Verdammt, ich werd alt!)

Wie dem auch sei:

Natüüürlich macht Matt da mit! Der hat Sam und Dean doch lieb!
 

@ killerniete21:

Eine fabelhaftere Rettungstruppe hätte ich mir in der Tat auch nicht vorstellen können … und das klingt jetzt irgendwie komisch, immerhin HAB ich sie mir ja vorgestellt.

Egal.

Jetzt wird erstmal extra viel Zucker auf die Waffeln --- ich muss die nach Topeka ins Internationale Haus der Waffel schicken!

Man möge mich daran erinnern!
 

@ Sunrise101:

Du bleibst bis zum bitteren Ende?

Aber das Ende wird doch nicht bitter!

Das wird ganz furchtbar süß!

Kariesgarantie!
 

@ Lyafe:

Hurraaa, du hast deine Sprache wieder gefunden!

Welch eine Erleichterung!

Derartig dramatisches Drama wird mir aber so schnell auch nicht mehr durch die Tür kommen – das bleibt immer so lange, frisst einem den Kühlschrank leer und macht alles schmutzig – also können wir uns gemeinsam entspannen!

Oooooohhhhhhmmmmm …
 

@ Evil_Sam:

Den Feuerwehrmann hab ich nicht „aufgegabelt“ – der hatte alles Recht der Welt, da mitzuretten!

Gib’s zu, den hattest du bloß vergessen!

Das ist der Bräutigam aus dem Hochzeitskapitel!
 

@ Alaya89:

Ein neuer Passagier auf dem Traumschiff!

Ich heiße dich ganz herzlich willkommen, muss dir aber leider mitteilen, dass die Cocktail-Bar wegen Umbaus momentan geschlossen hat.

Aber vielleicht möchtest du ja eine heiße Schokolade oder Tee – passt auch viel besser zum Kapitel.
 

@ Priestly:

„What if he has crazy-ass hair and more artificial holes in his head than real ones?“ – „Oh, I could never be THAT lucky …“

Ähm … ja.

Was ich eigentlich sagen wollte: Willkommen! Have a seat!

Haarpflegeprodukte und Fusselbürsten für den Kilt gibt’s im Duty-Free-Shop!
 

@ Bufera:

Reg dich nicht auf, es wurde zusammengeschissen.

Ich weiß übrigens gaaar nicht, worüber du dich beschwerst.

So schlimm wie DU hab ich die Bengel noch nie nicht gequält.

So.
 

@ -Kitsune:

Ja, das Lied, oh, das LIED!

Ich liiiebe dieses Lied.

Ganz besonders schönen Einsatz dieses Liedes kann man bewundern, erstens in meiner FanFic, und zweitens in „Footloose“ – Ich liiiebe die Tracktor-Szene!

Und seit ich Superman und Clark Kent entdeckt habe, macht der Film gleich drei Mal soviel Spaß!

… Sie benötigen kryptische Kommentare? Wenden Sie sich vertrauensvoll an moko-chan.
 

@ Fine:

Miss Fine!

Da sind Sie ja wieder!

Gestaltet sich die Aufzucht der Gören – ja ist ja gut, ich hör ja schon auf.

Schön, dass es dir noch immer so gut gefällt, ich werde mich bemühen, damit das auch so bleibt!
 

@ Tora-Pig:

Ja, ich hatte kurz darüber nachgedacht, auch Jo mit von der Partie sein zu lassen (sie steht sogar in meinem kleinen roten Buch) … Aber dann war das alles schon verwickelt genug – sie sollte auch von den Vampiren entführt werden, ist ja schließlich auch Jägerin … aber dann hatte ich schlussendlich doch keine Lust auf sie, und deswegen ist sie weggeblieben. Öhöhm.

Ja, so war das wohl.

Aber Matt und Chad mag ich nicht nur, die liebe ich schlichtweg, also brauchten die ihre drei Minuten Starruhm!
 

@ janiebj:

Hach, dankeschön!

Du hast Recht, niemand stellt tollere Rettungsteams zusammen als ich!

NIEMAND!

… Ok, genau genommen hat Bobby das Rettungsteam zusammengestellt, aber das müssen wir ja nicht allzu genau nehmen.

Was ihr alle mit angry!Sam habt, ist mir allerdings ein Rätsel.

Ich mag ihn lieber flauschig-blöde.

(Hab ich das grad laut gesagt …?)
 

@ Ayaka_

Schön und gut, aber wenn die Favolistler, die mich von ihrer Liste gelöscht haben, gar nicht wissen, dass sie sich spätestens jetzt in den Hintern beißen, dann hab ich da auch nix von! ;P

Ich muss übrigens noch meine liebe Freundin Isi würdigen, die Diego seinen Namen gegeben hat.

Hätte ich das allein entscheiden müssen, würde er jetzt wahrscheinlich Stefan heißen.

Und das ist nun wirklich VIEL zu exotisch für meine FanFic!
 

@ vanna:

Ja, geh du mal meinen Schrein ausbauen – ist er aus Lebkuchen? Mit Vorhängen aus Zuckerwatte?

- Ja was, ein Schrein braucht mal total Vorhänge!

Und das Dach aus Schokolade!

(Jensen liebt Schokolade … Kinka! Kauf Jensen-Kuchen!!!)
 

@ Dark_Knight_Sparda:

Ich find das immer ungemein höflich von euch, wenn ihr mir sagt, ob ihr neue Kommi-Schreiber seid, oder einfach nur länger nix habt von euch hören lassen.

Da komm ich alte Frau dann wenigstens nicht durcheinander.

Wie dem auch sei: Ich freu mich, wieder von dir zu hören!

(Ab und zu muss man wohl einfach nur ein wenig jammern, um die Massen zu bewegen … muss ich mir merken!)

Euren Kater Cloud kenne ich allerdings nicht – dafür aber unseren Kater Ken … :D
 

@ AnimeFaan:

Welch überdurchschnittlich hoher Gebrauch an Vokalen in deinem Kommi zu bemerken ist.

Waaaaahnsiiiiiiinn!!! :P

Aber ist doch schön, wenn die Lektüre meiner Kapitel zu derartigen Begeisterungsstürmen führt! *knuff*
 

@ Kate2005:

Hallöchen und willkommen an Bord, meine Liebe!

Kurze Zwischenfrage: Hast du erst kürzlich angefangen zu lesen, oder warst du seit Ausstrahlung der Pilotfolge … ich meine natürlich, dem Prolog dabei?

Ich muss das wissen, um einschätzen zu können, wie faul du wirklich bist … xD

Freitag 13. wollte ich eigentlich auch im Kino gesehen haben.

Ist der wirklich so schlecht?

Dann überleg ich mir das …
 

@ Ryou-Angel:

Dir geb ich einfach nur einen dicken Kuss für deinen Kommi!

… Nun lauf doch nicht weg!

Naja, wer nicht will, der hat schon …
 

Küsschen an alle!
 

moko-chan
 


 

Als Dean zu sich kam und die Augen aufschlug, war er sich seiner Nase ungewohnt bewusst und ihn ereilte der unangenehme Verdacht, dass er möglicherweise schielte.

Er blinzelte ein paar Mal, bis er seine Augen einigermaßen unter Kontrolle hatte, blickte sich vorsichtig um – und war völlig überwältigt.

„Was … wo … wo kommt ihr denn alle her?“

Sean, der auf einem Stuhl neben ihm am Bett saß, grinste auf ihn hinab, Danny winkte ihm vom anderen Ende des Zimmers aus fröhlich zu, Chad ließ von seinen Bemühungen um ein Kreuzworträtsel, das er am Tisch im Licht des Motelzimmerfensters hatte lösen wollen, ab und kam zu ihm hinüber, und Matt, der an seiner Bettkante saß, machte diese komische Sache mit seinem Mund.

Irgendwann würde Dean herausfinden, wieso diese Lippenakrobatik, die nicht ganz ein Lächeln war, so unglaublich liebenswert wirkte.

„Ich bin tot, oder?“, murmelte er halb zu sich selbst. „Das hier kann unmöglich real sein.“

Die Tür zum Motelzimmer öffnete sich, und herein trat ein etwas überfordert wirkender Mann mit Hornbrille, der einen Stapel Handtücher auf seinen Armen balancierte und Dean merkwürdig bekannt vorkam.

„Ah, Steve!“, sagte Sean, erhob sich von seinem Stuhl, um dem Motelbesitzer die Handtücher abzunehmen, und Steve warf einen neugierigen Blick auf Deans Krankenlager.

„Geht es ihm besser?“

Sean nickte, Steve ging wieder, und Dean gab sich hemmungslosem Dauerblinzeln hin.

„Was ist hier los? Wo bin ich? Wer war das? Warum kommt der mir so bekannt vor? Und wo ist Sam?“

Die letzten Worte hatte Dean mit derartig gesteigerter Betonung unterlegt, dass recht schnell zu erfassen war, welche seiner Fragen am dringendsten einer Antwort bedurfte.

Danny, eindeutig der Einzige im Raum, dem Dean zumindest einen Hauch von Autorität zuerkannte, trat daher ebenfalls zu ihm ans Bett und grinste beruhigend.

„Du bist in Eagle Rock, Kalifornien, Dean. Das eben war Steve, der Motelbesitzer – Bobby meinte, Sam und du währt hier schon mal abgestiegen, also ist es durchaus nicht verwunderlich, dass er dir bekannt vorkommt – und Sam ist im Nebenzimmer … mit den Mädels.“

Dean versuchte sofort, sich aufzusetzen, aber Matt legte ihm die Hand auf die Schulter und ließ ihn nicht.

„Bitte bleib liegen“, sagte er in seiner unwiderstehlich unschuldigen Art. „Anja hat gesagt, du musst dich schonen – die Schwellung an deiner Schläfe ist immer noch nicht abgeklungen.“

Dean blinzelte. „Wer?“

„Anja“, wiederholte Matt sanft. „Eine Freundin von Christine.“

Dean blinzelte erneut, und Sean beschloss, Gnade vor Recht ergehen zu lassen.

„Du erinnerst dich noch an die Hochzeit, auf der du mit Sam warst, ja? Die Braut? Das war Christine – Schwester Christine. Wir haben sie und Anja mitgebracht, damit sie Sam und dich … und uns, falls es nötig sein sollte … versorgen können. Und das haben sie. Unheimlich praktisch, Krankenschwestern in der Familie zu haben.“

Dean schloss erschöpft die Augen, und Chad räusperte sich leise.

„Ich geh mal eben rüber und sage Bescheid, dass er aufgewacht ist.“

Damit zog er sich vom Bett zurück und verschwand aus dem Zimmer, und Dean blickte ihm einigermaßen verdattert nach, dann richtete er seinen verwirrten Blick auf Sean.

„Hast du das angeleiert?“

Sean grinste und schüttelte den Kopf. „Bobby. Der Mann kann furchteinflößend sein, wenn es um Sam und dich geht …“

Dean antwortete nichts darauf, schloss erneut die Augen, und Dannys besorgte Stimme drang an seine Ohren.

„Hast du Schmerzen?“

Dean stellte fest, dass er keine hatte, und schüttelte den Kopf.

„Ist mit Sam alles in Ordnung?“, fragte er leise, und als er keine Antwort bekam, schlug er alarmiert die Augen wieder auf.

„Körperlich fehlt ihm nicht viel“, antwortete Danny schließlich, und Dean entspannte sich einigermaßen, „aber ich kann mit Überzeugung behaupten, dass ich ihn noch nie so verzweifelt gesehen habe.“

Da war ein Unterton in seiner Stimme, der Dean sagte, wie ernst es ihm war, und er starrte Danny sekundenlang beunruhigt an – dann ging die Tür zum Motelzimmer erneut auf, und Horden von Menschen bevölkerten den kleinen Raum.

Bobby trat als Erster ein, begnügte sich jedoch mit einem prüfenden Blick auf Dean, dann tauchten Mike und Tom in seinem Windschatten auf, Ersterer winkte grinsend, Tom lächelte ein wenig – und dann betrat Sam das Zimmer, und Dean war völlig blind sowohl für Schwester Christine als auch ihre Freundin Anja, die von Mo ins Zimmer geschoben wurden – Chad folgte als Letzter und schloss mit etwas Mühe die Tür hinter sich.

Matt räumte sofort den Platz an Deans Bettkante, als er Sam eintreten sah, und Sam steuerte so zielsicher Deans Bett an, dass Chad weise genug war, sich abzuwenden und einer Szene den Rücken zu kehren, die ihn nur wieder in Verlegenheit stürzen würde.

„Du bist wach“, sagte Sam leise, die Erleichterung in seiner Stimme fast greifbar, beugte sich über Dean, küsste ihn und schloss seine Augen.

Dean legte ihm etwas unbeholfen die Arme um den Nacken, reckte sich ihm so gut es ging entgegen, und brummte unzufrieden, als Sam sich wieder aufrichtete.

„Er ist wach“, bestätigte Sean grinsend. „Und er schielt. Absolut bezaubernd.“
 

Die Rettungstruppe besaß dank Bobbys Eingreifen genug Anstand, Sam und Dean allein zu lassen, nachdem sich alle kurz davon überzeugt hatten, dass Dean wohlauf war, und die Herren Winchester hatten endlich ein wenig Zeit für sich.

Sam legte sich neben Dean ins Bett, legte seinen Kopf auf Deans Brust und schloss die Augen, und Dean vergrub seine Hand in Sams weichem Haar und kraulte selbstvergessen hindurch.

Gott, er hatte das vermisst.

Sam hatte allerdings noch kein Wort zu ihm gesagt, seit sie allein waren, und das war alles in allem so absolut untypisch für ihn, dass Dean sich ein wenig Sorgen machte.

„Bist du in Ordnung?“, fragte er ihn schließlich leise, und Sam rührte sich nicht, schmiegte nur seine Wange etwas fester an Deans solide Brust.

„Du lebst“, antwortete er leise, als sei das alles, was zählte, und Dean schluckte trocken.

„Die haben dir nicht wehgetan, oder Sammy? Nicht so, dass wir das nicht wieder hinkriegen?“

Sam schüttelte stumm den Kopf, aber das unangenehme Ziehen in Deans Magengegend blieb, und er wusste, dass Sam ihm etwas verschwieg.

„Was ist passiert?“, fragte er ihn heiser, und Sam hob endlich den Kopf und sah ihm in die Augen.

„Vlad ist entkommen“, sagte er leise, und das war so absolut gar nicht, was Dean erwartet hatte, dass ihm die Worte fehlten und er nicht wusste, was darauf zu erwidern wäre.

„Bist du sicher?“, fragte er, als er sich gefangen hatte, und Sam nickte, und bettete seinen Kopf wieder auf Deans Brust.

„Ja, aber das macht nichts. Ich glaube nicht, dass er so dumm ist …“ Sam wurde leiser und brach ab, und Dean sollte nie erfahren, wie dumm Vlad nicht war.

„Du hast mir so gefehlt“, murmelte Sam leise, Dean hörte die Tränen in seiner Stimme, und er zerrte mit sanfter Gewalt an Sams Schulter, bis Sam endlich zu ihm hochkam, und er ihn küssen konnte.

Er ließ seine Lippen über Sams streicheln, vergrub beide Hände in Sams Haar, streichelte ihm mit den Daumen die Wangenknochen entlang, und Sam zögerte kurz, dann rutschte er halb auf Dean und ergab sich völlig in das Bedürfnis, ihm nah zu sein.

Deans Präsenz war friedvoll, hüllte ihn ein wie eine Decke, und das Gefühl von Deans weichen Lippen unter seinen war exakt das, was Sam gebraucht hatte.

Er ergab sich in Deans schützende Arme und versuchte mit aller Macht zu verdrängen, was Vlads letzte Worte zu ihm gewesen waren.

Dean hielt ihn fest, drückte ihn sanft an sich und küsste ihn zärtlich, und Sam wusste, dass er nicht ohne ihn würde leben können, selbst, wenn er es versuchte.

Er brauchte Deans Präsenz wie die Luft zum Atmen, und ihm traten mehr und mehr Tränen in die Augen, als er sich klarmachte, dass es endlich vorbei war.

Dean löste seinen Mund von Sams, als ihre Küsse plötzlich ein wenig salzig schmeckten, und er schlang seine Arme um Sam, drückte ihn beruhigend an sich und versuchte, ihm durch seine simple Anwesenheit Trost zu spenden.

Ein paar Minuten lang hielt er ihn einfach nur so fest, dann erklang plötzlich Sams Stimme ein wenig dumpf aus den Tiefen ihrer Umarmung.

„Wenn das mit deinem Schielen nicht besser wird, müssen wir herausfinden, wo der nächste Augenarzt ist.“
 

„Wir hätten gerne noch eine Nachttischlampe mehr, wenn das möglich ist.“

Steve blinzelte Mike und Tom hinter seiner Hornbrille verwirrt an, und kurz machte er den Eindruck, er würde in der nächsten Sekunde hinter seinem Rezeptionstresen in Tränen ausbrechen.

„Eine Nachttischlampe mehr?“, wiederholte er mechanisch, als würde er einer eher unangenehmen Erinnerung nachhängen, und Tom nickte nachdrücklich.

„Unbedingt.“

„Er liest nämlich im Bett“, erklärte Mike hilfsbereit, und Tom blinzelte anklagend auf ihn hinunter. „Du doch auch.“

„Ja“, stimmte Mike zu, „aber ich habe ja auch schon eine Nachttischlampe, deswegen ist das völlig egal, oder?“

Tom unterdrückte das dringende Bedürfnis, Mikes Haarflaum zu kraulen – er mochte Mike mit Haaren – und grinste zustimmend.

Steve murmelte derweil etwas vor sich hin, das verdächtig nach „Nachttischlampe … Nachttischschlampe … Nachtischschlampe“ klang, und Tom wandte ihm einigermaßen irritiert den Blick zu.

„Wie bitte?“

Steve räusperte sich ertappt, und Mike brach in leidlich unterdrücktes Gekicher aus.

„Bekommen wir also unsere Nachtischschlampe?“

Steve starrte ihn an, Mike blickte betont unschuldig zurück, und der gemarterte Motelbesitzer nickte gottergeben.

„Ich werde sehen, was ich tun kann – brauchen Sie noch Handtücher?“

Die eventuelle Antwort der beiden Jäger wurde durch das äußerst energische Öffnen der Tür zum Rezeptionsraum abgeschnitten, und herein marschierte eine hochgewachsene, brünette junge Frau, mit einem energischen Zug um ihren Mund, der andeutete, dass sie augenblicklich eher nicht zu Späßen aufgelegt war.

„Hallo, Onkel Steve!“, begrüßte sie den Motelbesitzer ein wenig brüsk, und Mike und Tom drehten sich überrascht zu ihr um und starrten sie an. „Leia?!“

Leia bugsierte ihren Rollkoffer mit mehr Gewalt als Umsicht durch die Tür und schnaufte.

„Wo ist er?!“

„Äh-mh-öhm“, machte Mike, und Leia starrte ihn durchbohrend an. „Wo – ist – mein – Bruder?“

Sie betonte jedes einzelne Wort so nachdrücklich und starrte Mike dabei so kampfbereit an, dass Tom unwillkürlich den Arm um seinen Freund legte und ihn beschützend an sich drückte.

Leia ließ die Schultern hängen, als sie das beeindruckend bewegende Bild sah und seufzte, und ihre Stimme klang sehr viel weicher, als sie ein drittes Mal fragte: „Wo ist Sam?“

Mike, der sich vollkommen klar darüber war, dass er das verbockt hatte, seufzte leise.

„Zimmer fünf. Klopf lieber an.“

Leia würdigte ihn keiner Antwort, ließ ihren Koffer stehen, wo er war – nämlich mitten im Weg – und stürmte wieder aus der Tür.

„Du hast sie angerufen?“, murmelte Tom entgeistert, sein Arm lag noch immer um Mikes Schultern, und Mike nutzte die Gunst der Stunde und lehnte sich an ihn.

„Ich dachte, sie weiß es“, brachte er entschuldigend vor.

„Ich meine … Deans siebenjährige Cousine weiß Bescheid – woher sollte ich wissen, dass Sam seiner volljährigen Schwester nichts erzählt hat? Als Bobby meinte, wir sollten bei unseren Familien Entwarnung geben, und Sean bei sich Zuhause angerufen hat, dachte ich eben – Ich wollte helfen … und ich hab ja die Nummer, weil Liz …“

Mike verstummte, Tom drückte ihn sanft an sich, und Steve räusperte sich hilfsbereit.

„Mehr Handtücher?“
 

Leia marschierte derweil den Weg vom Rezeptionsgebäude zur Anlage mit den Motelzimmern entlang und erinnerte sich mit wachsendem Unbehagen des Telefongesprächs, das sie reichlich überstürzt nach Kalifornien hatte fahren lassen.

Im ersten Moment hatte sie Mike für verrückt oder zumindest betrunken gehalten, als er ihr erzählt hatte, dass Sam befreit, und die Vampire vernichtet waren, dass sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte – dass die komplette Rettungstruppe in einem Motel in Kalifornien abgestiegen war, das offensichtlich zur Masters’schen Familienkette gehörte.

Als Leia das Gespräch jedoch ihrer Mutter und Großmutter weitererzählt hatte, hatten die beiden Frauen sie so bestürzt angesehen, dass Leia keinen Zweifel mehr daran haben konnte, dass Mike weder verrückt … nun, dass er zumindest nicht betrunken gewesen war, als er sie angerufen hatte.

Heather hatte ihrer Tochter einen hastig-unzusammenhängenden Bericht über die Profession ihres Erzeugers abgegeben – Leia hätte sie dafür erschlagen können, sich ausgerechnet diesen Moment dafür auszusuchen – Liz hatte mit einer detaillierten Erzählung über die Geschehnisse kurz vor Weihnachten sekundiert, Leia hatte endlich begriffen, wozu Sam ihre Plüschtiere benötigt hatte … und dann hatte sie gepackt.

Während der Fahrt nach Kalifornien hatte sie reichlich Zeit gehabt, Mikes Anruf Revue passieren zu lassen – er war offensichtlich davon ausgegangen, dass sie über alles Bescheid wusste … vor allem darüber, dass Sam scheinbar schon seit Wochen vermisst worden war.

Und jetzt war sie wütend und enttäuscht und so besorgt um Sam, dass sie den hochgewachsenen blonden Kerl, der vor dem Motelzimmer mit der Nummer fünf herumlungerte und sie aus misstrauischen Knopfaugen musterte, keines zweiten Blickes würdigte und ungeduldig an die Tür klopfte.

„Hey, warte, wer -?“, setzte der Knopfäugige an, und Leia starrte ihn mordlüstern nieder und öffnete die Tür zu Sam und Deans Zimmer, ohne auf eine dahingehende Einladung gewartet zu haben.

Es war ihr völlig egal, dass sie die Bewohner des Zimmers aus einer liebevollen Umarmung aufstörte, es war ihr weiterhin gleichgültig, wie blass Sam wurde, als er sie erkannte, und es kümmerte sie nicht im Geringsten, dass der knopfäugige Blonde so dreist gewesen war, ihr in das Zimmer zu folgen.

Sie schloss die Tür, baute sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor dem Bett auf, auf dem Sam und Dean sich eben noch ihrer Umarmung hingegeben hatten, und blinzelte mit stetig schwindender Wut auf ihren großen Bruder hinab.

Zum Schluss lächelte sie sogar

„Vampire also, ja?“, fragte sie leise, und Sam stand hastig vom Bett auf, machte einen kleinen Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme.

Eine Klasse für sich

Samstag!
 

Ich grüße!
 

Ich grüße ganz besonders die Tine, die letztes Mal (durch Eigenverschulden, lalala) ja nun leider nicht in den Genuss eines Kommi-Kommis gekommen ist – hey, das klingt gut – und an die liebe Ayaka_, die mich mit dem vorletzten Kommentar natürlich keineswegs verärgert hat!

Alles guuut!
 

So, was soll ich euch erzählen … ähm … mir fällt nix ein!

(Vielleicht mit der einen kleinen Ausnahme, euch den Film „To Wong Foo, thanks for everything, Julie Newmar“ ans Herz zu legen. Ganz großes Kino meine Lieben!)
 

Und jetzt wünsch ich euch viel Vergnügen mit dem Fluff!
 

moko-chan
 


 

„Es tut mir leid“, murmelte Sam leise in Leias langes Haar, und sie klopfte ihm beruhigend auf den Rücken und machte sich von ihm los.

„Schon gut. Ich schätze mal, du hättest es mir irgendwann erzählt, richtig?“

Sam nickte sofort äußerst nachdrücklich, und Leia musste über ihn lächeln.

„Dann ist ja gut.“ Sie seufzte. „Gott, Mike hat mich vielleicht erschreckt …“

Mit diesen Worten ließ sie sich auf einen der Stühle fallen, die um den Tisch am Fenster herum standen und streckte die Beine von sich.

„Mike hat dich angerufen?“, erkundigte Dean sich empört, und Leia zuckte mit den Schultern, als spreche das den Jäger von jeglicher Schuld frei.

„Er dachte offensichtlich, ich weiß Bescheid.“

„Ähm“, machte Chad, der den Austausch bisher mit wachsendem Unverständnis beobachtet hatte, und Leia wandte ihm ihren durchbohrenden Blick zu.

„Wer ist das?“

„Das“, sagte Sam und seine Stimme zitterte ein wenig vor unterdrücktem Gelächter über die eindeutige Geringschätzung in Leias Ton, „ist Chad.“

Leia musterte Chad einmal der Länge nach von oben nach unten, tat ihn dann scheinbar als unwichtig ab und wandte sich dem noch immer im Bett liegenden Dean zu.

„Mit dir alles in Ordnung?“

Chad japste empört, wagte es jedoch nicht, sich einzumischen, und blieb ein wenig hilflos mitten im Raum stehen.

Dean behauptete, dass ihm nicht das Geringste fehle, und Leia legte leicht den Kopf schief und musterte ihn ein wenig intensiver.

„Sag mal – schielst du?“

Dean brach in zusammenhangloses Genöle aus, und Leia erhob sich wieder.

„Ich erwarte einen vollständigen Bericht – später. Jetzt muss ich Onkel Steve erstmal fragen, ob er noch ein Zimmer für mich hat.“

Sie lächelte Sam kurz zu, passierte Chad mit einem scheelen Blick und war aus dem Zimmer verschwunden, bevor sie jemand daran hätte hindern können.

„Wer immer sie ist, ich mag sie nicht“, verkündete Chad mit Überzeugung, und Sam verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sie ist meine Schwester.“

Chad schluckte nervös. „Oh.“

„Das“, mischte sich Dean ein, um die Wogen zu glätten, „ist doch viel friedlicher abgelaufen als man hätte vermuten können. Wer hätte gedacht, dass sie derartig verständnisvoll reagieren würde? – Im ersten Moment dachte ich, sie reißt dir den Kopf ab!“

Sam nickte nachdenklich, und Chad hatte mal wieder keine Ahnung, wovon die Rede war.

„Moment!“, sagte er dann und starrte ungläubig zu Sam auf.

„Sie ist deine Schwester und sie wusste es nicht? Aber ich wusste es! Hannah weiß es! Wieso hast du -“

„Chad“, unterbrach Sam ihn mit erzwungener Geduld, „das ist kompliziert.“

„Das ist überhaupt nicht kompliziert“, widersprach Chad halsstarrig, „Kein Wunder, dass sie so sauer war!“

In dieser Hinsicht war Sam mit ihm ausnahmsweise einer Meinung, er sah also großzügig davon ab, Dannys Cousin gewaltsam aus dem Zimmer zu entfernen.

„Können wir noch etwas für dich tun?“, fragte er ihn stattdessen zuvorkommend, und Chad blickte mehrfach von Sam zu Dean und wieder zurück, dann grinste er ein wenig, und kein Mensch auf der ganzen Welt hätte ihm länger böse sein können.

„Ich geh ja schon … Wollte nur sicherstellen, dass die Brünette keine Gefahr darstellt – hätte ja schließlich ein rachelüsterner Vampir sein können – aber da sie ja deine Schwester ist, wird sie dich schon nicht umbringen.“

Damit verkrümelte er sich, und Sam und Dean konnten endlich damit fortfahren, sich gegenseitig ein wenig festzuhalten.
 

„Welcher Idiot geht davon aus, dass man nur eine Nachttischlampe pro Zimmer benötigt?“

Tom grummelte ungehalten, und Mike blickte amüsiert zu ihm hinüber.

Es war zehn Uhr abends, die Vorhänge vor ihrem Fenster waren zugezogen, es war relativ schummrig im Zimmer, und Tom versuchte im kläglichen Restlicht, das von der Lampe auf Michaels Nachttisch zu seinem Bett hinüber strahlte, mit hartnäckiger Verbissenheit zu lesen. So langsam machte Mike sich ernsthaft Sorgen um Toms Augenlicht.

Steve hatte leider keine weitere Nachttischlampe für sie auftun können, sein Motel war voll besetzt, keiner der anderen Gäste – sprich, keiner ihrer zahlreichen Freunde – hatte zu Toms Gunsten auf eine Nachttischlampe im Zimmer verzichten wollen, und Steve begann sich zu fragen, ob seine eine-Lampe-pro-Zimmer Politik möglicherweise vielleicht nicht ganz das Richtige war.

„Du könntest dich zu mir setzen“, schlug Mike schließlich aus reiner Nächstenliebe vor, und Tom starrte ihn verhuscht an. „Wie?“

„Du könntest dich zu mir setzen“, wiederholte Mike gelassen und deutete neben sich auf die Matratze.

„Ich beiße nicht, weißt du. Und wenn du unbedingt lesen willst, kannst du das auch hier tun – dann erblindest du mir zumindest nicht.“

Tom beäugte ein wenig hilflos den schmalen Streifen Matratze, den Mike für ihn vorgesehen hatte, und er schluckte unwillkürlich.

Mike wollte ganz zweifellos einfach nur nett sein, aber sein Angebot stürzte Tom in eine mittelschwere Panikattacke.

„Tommy?“, fragte Mike nach einigen Sekunden, in denen Toms Blick zusehends verschreckter geworden war, und Tom räusperte sich und riss sich zusammen.

„Ja … äh … ok. Danke.“

Damit stand er auf, ging zu Mikes Bett hinüber, setzte sich neben ihn, so dicht, dass sich ihre Schultern berührten, und hielt sich an seinem Buch fest.

Wie zum Teufel sollte er sich denn so konzentrieren?!

Mike lächelte zufrieden, legte nach einer Weile seinen Arm um Tom, weil ihre Schultern beim Umblättern ständig miteinander kollidierten, und schmökerte versunken in seiner Abhandlung über griechische Gottheiten.

Tom brauchte eine halbe Stunde, um sich halbwegs zu entspannen und sich auf die Buchstaben vor sich zu konzentrieren, eine weitere halbe Stunde später war er vom krampfhaften Konzentrieren so erschöpft, dass er mit dem Buch in der Hand einschlief und sein Kopf auf Mikes Schulter sank.

Mike blinzelte ihn aus dem Augenwinkel an, lächelte verstohlen, nahm Tom sein Buch aus der Hand, legte es auf den Nachttisch und las weiter, bis auch ihm die Lider schwer wurden.
 

„Meine Güte, bist du früh auf.“

Chad winkte in Richtung Dinertresen um einen weiteren Kaffee, und Sam ließ sich mit einem leisen Grunzen ihm gegenüber am Tisch nieder.

„Ich hoffe“, sagte Chad ernsthaft, „du hast Dean einen Zettel hinterlassen, wo du abgeblieben bist. Wenn der aufwacht und du nicht da bist, gibt das doch ein Heidentheater!“

Sam konnte Chad in dieser Hinsicht beruhigen, bekam wenige Sekunden später seinen Kaffee ausgehändigt und drehte die Tasse unruhig in seinen großen Händen.

„Ok“, murmelte Chad, nachdem er sich das eine Weile lang angesehen hatte. „Was ist los?“

Zugegeben, er und Sam blickten nicht unbedingt auf eine lange Bekanntschaft zurück, aber Chad hatte sich verdammt noch mal einer Horde Vampire gestellt, um den Kerl zu retten, also fühlte er sich durchaus dazu berechtigt, eine solche Frage zu stellen.

„Nichts“, erwiderte Sam jedoch ausweichend, und Chad trat ihn unterm Tisch vors Schienbein.

„Gib dir gefälligst etwas mehr Mühe, wenn du mich anlügen willst!“, schnaubte er vorwurfsvoll, überspielte damit gekonnt Sams leisen Schmerzenslaut und kippte ungefragt Milch in Sams Kaffee.

„Du bist schon die ganze Zeit so komisch, seit wir euch da weggeholt haben – das behaupten zumindest Danny und Sean, und die Zwei kennen dich inzwischen einigermaßen – also was ist los mit dir?“

Chad runzelte die Stirn, seine Augen blickten Sam durchdringend an, und Sam seufzte leise.

„Kann ich dir nicht sagen.“

Chad wiegte leicht den Kopf hin und her.

„Na von mir aus. Hast du’s Dean gesagt?“

Sam schüttelte den Kopf, und Chad trat ihn wieder vors Schienbein. „Idiot!“

Sam war kurz davor, seinen Arm über den Tisch auszustrecken, Chad im Nacken zu packen und seine Nase mit der Tischplatte Bekanntschaft schließen zu lassen.

„Guten Morgen.“

Leia rettete Chad sicherlich völlig unabsichtlich vor diesem Schicksal, setzte sich zu ihrem Bruder auf die Bank, winkte nun ihrerseits nach Kaffee und gähnte hinter vorgehaltener Hand.

„Was machst du so früh hier?“, erkundigte sie sich bei Sam und ignorierte Chad mit einer Beiläufigkeit, die Sam ein unfreiwilliges Lächeln abrang.

„Ich konnte nicht schlafen“, eröffnete Sam ihr ein wenig zögernd, und Leia drehte sich auf der Bank so zu ihm um, dass sie ihn voll ansehen konnte.

„Wie bitte?“

„Ich konnte nicht schlafen“, wiederholte Sam, von ihrer Reaktion einigermaßen verblüfft, und Leia tauschte einen alarmierten Blick mit Chad.

„Wieso konnte er nicht schlafen?“, fragte sie ihn, und Chad zuckte mit den Schultern.

„Will er mir nicht sagen.“

Sam runzelte irritiert die Stirn und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Leia schnitt ihm das Wort ab.

„Hast du dich mit Dean gestritten?“

Sam schüttelte den Kopf, und Leia atmete auf, dann fiel ihr etwas anderes ein.

„Bist du wirklich unverletzt?“

Sam nickte beruhigend, und jetzt runzelte Leia die Stirn noch ein wenig tiefer.

„Und was belastet dich dann?“

Sam war sprachlos. Das letzte Mal, als sie sich gesehen hatten, war Leia ihm gegenüber zwar bedeutend aufgetaut, aber immer noch einigermaßen distanziert gewesen – jetzt schien sie völlig vergessen zu haben, dass sie ihren Bruder kaum kannte … und dass sie ihn zu Anfang nicht einmal kennenlernen wollte.

„Er will es nicht sagen“, ließ Chad Leia großzügig an seinen spärlichen Informationen teilhaben. „Und Dean hat er’s auch nicht gesagt.“

Leia bekam ihren Kaffee und starrte sekundenlang in das koffeinhaltige Heißgetränk, dann ließ sie sich von Chad die Milch reichen.

„Ich verstehe.“
 

Sonnenlicht filterte sachte durch die Vorhänge vor dem Fenster, irgendwo bellte ein Hund, und Tom brummte zufrieden.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt derartig gut geschlafen hatte, und obwohl er es für gewöhnlich bevorzugte, so kühl wie möglich zu schlafen, war ihm die Wärme, die ihn momentan umgab, mehr als einfach nur angenehm.

Er seufzte leise, streckte sich behaglich und knuffte das gigantische Kuschelkissen, das er in den Armen hielt, mit hingebungsvoller Gewalt.

„Umpf“, machte das Kuschelkissen, und Tom stutzte.

Das war ungewöhnlich.

Erstens hatte er überhaupt kein Kuschelkissen, und zweitens machten Kuschelkissen, ob sie nun ihm gehörten oder nicht, eigentlich eher nicht „Umpf“ – zumindest sollten sie das nicht.

Tom blinzelte vorsichtig, erblickte einen braunen Haarflaum direkt unter seiner Nase, und erschreckte sich derartig, dass er sich nicht rühren konnte.

„Tommy“, murmelte Mike ein wenig atemlos, „du erstickst mich.“

Tom zog so hastig seine Arme von Mike zurück, dass die Bewegungsenergie ihn beinahe aus dem Bett beförderte – aber Mike lag noch immer halb auf ihm und fungierte als Sicherheitsanker, und als Mike müde zu ihm hoch blinzelte und dann verschlafen lächelte, bekam Tom beinahe einen Hirnschlag.

„Guten Morgen“, sagte Mike, seine Stimme klang ein wenig rau, und Tom schluckte trocken.

„Ich wusste, ich hätte dich wecken sollen, als du in meinem Bett eingeschlafen bist.“

Tom konnte ihm da nur zustimmen, schob Mike ein wenig grob beiseite und von sich runter, stand auf und flüchtete ins Badezimmer.

„Tommy!“, hörte er Mike empört rufen. „Was ist mit meinem Guten Morgen Kuss?!“

Tom knallte die Badezimmertür hinter sich zu, warf seine Pyjama-Hosen samt Shorts von sich und sprang mit einem Satz unter die Dusche.

Er drehte das kalte Wasser auf, unterdrückte ein unmännliches Quieken und schloss die Augen, während seine Haut langsam taub wurde.

Das ging so nicht, das ging so nicht, so ging das auf gar keinen Fall!

Mike und er waren Freunde, die besten Freunde vielleicht, aber niemals mehr, und mit ihm im selben Bett zu schlafen war so dumm, dass es wehtat – wortwörtlich.

„Tom?“, ertönte plötzlich Mikes Stimme durch das relativ dünne Holz der Tür, und Tom zuckte zusammen.

Mike klopfte vorsichtig. „Tom? Bist du in Ordnung?“

Tom konnte sich nicht dazu überwinden, eine Antwort abzugeben, und Mike öffnete die Tür.

„Tommy?“

Tom blieb halb das Herz stehen, als Mike Anstalten machte, den Duschvorhang beiseite zu ziehen, hielt den Vorhang fest und drehte das Wasser ab.

„Bin schon fertig“, verkündete er betont heiter, und nahm sich ein Handtuch aus der Ablage neben der Dusche, um es sich um die Hüften zu schlingen.

Erst nachdem das zu seiner Zufriedenheit erledigt worden war, zog er den Duschvorhang auf, wagte es, einen Blick auf Mikes Gesicht zu werfen – und hielt verblüfft in allen Bewegungen inne.

Mike sah ein wenig unglücklich aus und furchtbar verwirrt – und vielleicht sogar ein kleines Bisschen ängstlich.

„Was hast du?“, fragte Tom ihn besorgt – Mikes Anblick lenkte ihn sofort von seinem eigenen Gefühlschaos ab – und Mike blickte aus unsicheren grauen Augen zu ihm hoch.

Tom kannte Mike, seit er sieben Jahre alt gewesen war, Mike war deutlich älter als er selbst – auch wenn man das kaum jemals tatsächlich bemerkte – und obwohl das so war, löste, ihn so zu sehen einen derartig starken Beschützerinstinkt in Tom aus, dass er ihm unwillkürlich die Hand auf die Schulter legte und sanft zudrückte.

„Mike“, begann er sanft, „was hast du?“

Familien-Bande

Deanstag!!!
 

Leute, ich würd euch ja Kommi-Kommis schreiben … aaaber … ehehe … ich spiele gerade WoW … und … ähm … bin beschäftigt.

Außerdem schmolle ich, weil ich schon wieder zwei Favolistler verloren habe … *möhn*
 

Aber nichtsdestotrotz liebe Grüße an euch Alle!
 

(Ich kann übrigens nix das Geringste dafür, dass Mike und Tom die FanFic übernommen haben ... Mich hat wie immer keiner gefragt.)
 

moko-chan
 


 

„Was riecht hier so exotisch?“

Leia reckte schnuppernd die Nase in die Luft, und Bobby öffnete die Tür zu seinem Motelzimmer etwas weiter, damit McClane den unerwarteten Besuch begrüßen konnte.

Der Hund stürzte sich sofort auf Leia – sie roch wohl noch immer ein wenig nach Katze – schnüffelte wie wild um sie herum, und Bobby hatte Zeit, das Mädchen ein wenig zu mustern.

Er hatte sehr wohl mitbekommen, wie sie am vergangenen Abend über Sam und Dean hergefallen war und –

„Was willst du denn hier?“

McClane, der aus unerfindlichen Gründen einen Narren an Chad gefressen hatte, bellte entzückt, sprang an ihm hoch und leckte ihm einmal quer übers Gesicht.

„Ich will zufällig auch mit Bobby reden“, informierte Chad Leia ein wenig spitz, befreite sich von McClane, wischte sich den Hundesabber mit einem Taschentuch ab, schob sich durch die Tür und in Bobbys Zimmer hinein – und stutzte.

„Was riecht hier so komisch?“

Bobby verdrehte die Augen, bat auch Leia herein und schloss die Tür.

„Kräuter“, erklärte er lapidar – Steve hatte den Geruch offensichtlich noch immer nicht loswerden können – und komplimentierte Leia auf einen der Stühle um den Tisch am Fenster.

„Ihr wolltet mit mir sprechen?“

„Ja“, sagten Chad und Leia im Chor, „über Sam.“

Sie blickten einander verwundert an, und schließlich zuckte Leia mit den Schultern.

„Oh, na gut … von mir aus …“

Bobby zog die Augenbrauen in die Höhe, sagte jedoch vorerst nichts, und wartete ab, was die Beiden zu berichten hatten.

Dass es Sam nicht wirklich gut ging, musste nun wirklich jedem auffallen, der Augen im Kopf hatte, Bobby war nur ein wenig überrascht, dass ausgerechnet Leia und Chad ausgerechnet ihn deswegen sprechen wollten.

Johns Tochter billigte er zumindest ein kleinwenig Anrecht auf seine Funktion als Familienberater zu – das war genetisch – aber Chad konnte so verwandt mit Danny sein, wie er nur wollte, das brachte ihm gar nichts.

„Nun?“, fragte er nach, als weder Chad noch Leia Anstalten machten, ins Detail zu gehen, und überraschenderweise war es Chad, der sich zuerst zu Wort meldete.

„Sam geht’s dreckig“, behauptete er mit Überzeugung und unterstrich das noch durch ein gewichtiges Nicken.

„Und im Prinzip sollte es ihm überhaupt nicht dreckig gehen – immerhin ist er kaum verletzt, Dean auch nicht … mit der Ausnahme, dass der momentan ein wenig schielt … und … naja“, Chad wedelte ein wenig hilflos mit den Armen, „da muss doch was passiert sein!“

Leia nickte zustimmend, richtete ihre großen braunen Augen auf Bobby, und der seufzte leise.

„Ja, das glaub ich auch. Aber wenn Sam nichts erzählen will …“

Leia biss sich auf die Unterlippe, schien einen Moment lang angestrengt zu überlegen, und dann machte sie sich auf ihrem Stuhl sehr, sehr gerade.

„Was ist überhaupt passiert? Ich weiß nur, dass Sam von Vampiren entführt und in einer Großaktion befreit wurde – krieg ich Details?“

Sie bekam Details, ihre leicht panische Frage nach dem Gebäude voller geköpfter Vampire wurde von Bobby mit der Auskunft abgefangen, Mo habe seine Kenntnis der Materie genutzt, um den Vampirstützpunkt so rückstandslos wie nur möglich abzubrennen, und Leia blinzelte verwundert.

„Der Feuerwehrmensch hat die Bude abgefackelt?“

Bobby nickte gelassen, und Leia fragte nicht weiter.
 

„Ich hab dir Frühstück mitgebracht …“

Dean beobachtete aus halbgeschlossenen Augen, wie Sam genug Brötchen auf dem Tisch am Fenster verteilte, um ein mittelgroßes Regiment zu versorgen, und setzte sich grunzend auf.

„Kaffee?“

Sam nickte. „Na klar.“

Dean lächelte verhalten, rollte sich aus dem Bett und wickelte sich prompt in die Decke, weil es im Zimmer dank der zu hoch geregelten Klimaanlage alles andere als warm war.

Er tapste durch den kleinen Raum auf Sam zu und schmiegte sich wie eine Katze auf der Suche nach Körperkontakt an Sams wärmende Gestalt.

Sam zögerte eine Sekunde, bevor er den Arm um ihn legte, und Dean runzelte leicht die Stirn.

„Was ist los mit dir, Sammy?“

Sam biss sich auf die Unterlippe, und Dean blickte aus plötzlich angsterfüllten Augen zu ihm auf.

„Wenn die … wenn Luca dich angefasst hat, dann -“

„Nein, Dean … nein“, unterbrach Sam ihn sanft, nahm Deans Gesicht in beide Hände und schüttelte den Kopf. „Niemand hat mich angefasst.“

„Du würdest mich anlügen, damit ich mir keine Sorgen mache“, sagte Dean leise, aber stur, und Sam schluckte trocken.

„Ich …“ Sam brach ab und starrte zu Boden, und Dean blickte ihm derartig intensiv ins Gesicht, dass Sam eine Gänsehaut bekam.

„Sammy“, wisperte er flehend, und Sam fühlte sich so schuldig, dass es ihm körperlich wehtat – aber er konnte es Dean einfach nicht sagen.

Er zog seinen Arm von Dean zurück und setzte sich an den Tisch, und kurz blickte Dean ihn an, als habe er ihn geohrfeigt – dann setzte er sich schicksalsergeben zu ihm.

Ein paar Minuten vergingen in Stille, dann langte Dean über den Tisch und legte seine Hand auf Sams.

„Ich liebe dich“, sagte er behutsam, und Sam musste sich auf die Zunge beißen, um einigermaßen ruhig zu bleiben.

Es war nicht allein die Möglichkeit, dass die mangelnde Kontrolle über seine Fähigkeiten Dean in Mitleidenschaft gezogen haben könnte, die Sam beunruhigte, es war auch die Erinnerung an seinen Ausbruch unter den Vampiren, die an ihm nagte, und es machte Sam Angst, dass er nicht die leiseste Chance gehabt hatte, diesen Ausbruch zu verhindern.

Dean in Gefahr zu sehen, vermengt mit der Vision über seinen Tod hatten einen derartig starken Effekt auf ihn ausgeübt, dass sein Körper wie automatisch die Kontrolle übernommen und alles nur Denkbare unternommen hatte, um Dean zu beschützen.

„Ich liebe dich auch“, erwiderte Sam schließlich heiser, erschauderte unter dem sanften Druck, den Deans Finger auf seine Hand ausübten, und versuchte, einfach zu vergessen, was Vlad zu ihm gesagt hatte.

Es war einfach nicht möglich, dass Dean sich nur so verhielt, weil Sam es sich wünschte.

„Kriegen wir das wieder hin?“, fragte Dean ihn hoffnungsvoll, und Sam biss sich ein kleinwenig zu fest auf die Unterlippe und nickte.

Sie mussten einfach.

Dean hakte nicht weiter nach und überspielte seinen Gefühlstumult durch glaubhaft vorgetäuschten Appetit, und Sam saß einfach nur da und starrte ins Leere.

Er wusste, dass er Dean nicht ewig verheimlichen konnte, was ihn beschäftigte, und doch hatte er derartig Angst vor Deans Reaktion, dass er sich nicht vorstellen konnte, Dean jemals die Wahrheit zu sagen.

Was, wenn Dean der Gedanke, unter Sams Kontrolle zu stehen, so sehr abschreckte, dass er … würde er Sam verlassen?

Und, selbst wenn er es wollte – würde er möglicherweise überhaupt nicht dazu in der Lage sein.

Sam biss sich auf die Unterlippe, bis sie beinahe begann zu bluten – und blickte überrascht auf, als Dean wieder seine Hand nahm.

„Tu dir nicht weh“, sagte Dean leise, und Sam schluckte und nickte.

Dean streichelte ihm mit dem Daumen über den Handrücken, und Sam konnte an seiner Präsenz ganz genau ablesen, wie sehr es Dean quälte, ihn leiden zu sehen.
 

„Ist er besessen?“

Dean beugte sich irritiert über den Tisch, um genauer Mikes merkwürdig verschüchterte Gestalt am Dinertresen in Augenschein nehmen zu können, und Tom räusperte sich leise.

„Nicht, dass ich wüsste.“

Dean beäugte weiterhin misstrauisch, wie Mike sich am Tresen einen Kaffee orderte, dann fixierte er Tom plötzlich mit seinem neuen, aber immer noch patentiert stechenden Silberblick.

„Was hast du gemacht?!“

Tom verschluckte sich fast an seinem Wasser. „Wieso denn ich?!“

„Naja …“ Dean zuckte mit den Schultern. „Wer denn bitte sonst?“

Tom blinzelte ein paar Mal, und beobachtete dann einigermaßen nervös, wie Mike seinen Kaffee an ihren Tisch heran balancierte.

Zugegeben, Michael war seit ihrem Gespräch heute Morgen im Badezimmer ungewöhnlich … still, aber Tom fand das jetzt nicht so schrecklich, dass er sofort in Panik ausbrach.

Sie hatten das ja schließlich geklärt. Glaubte er zumindest.

Mike stellte mit einem leisen Seufzen seine übervolle Tasse auf dem Tisch ab, setzte sich neben Dean und griff nach der Speisekarte.

Tom blinzelte verwundert. Mike sah irgendwie … unglücklich aus.

Unglücklich und … resigniert.

Und er war wirklich verdammt still.

Tom schluckte trocken. „Mike?“

Mike studierte weiter die Speisekarte und blickte keineswegs auf, um Tom in die Augen zu sehen, wie er es sonst eigentlich immer tat, wenn Tom das Wort an ihn richtete.

Tom räusperte sich leise.

„Du … ich … hm. Also … wir …“

Dean verdrehte die Augen.

Da waren Sam und er ja besser in ihrer zwischenmenschlichen Kommunikation.

… Manchmal zumindest.

Dean biss sich auf die Unterlippe, und versuchte, Toms nervöses Gestammel auszublenden.

Sein Blick fiel auf Matt, der einen Tisch weiter saß und mit seelenvollem Augenaufschlag aus dem Fenster zu seiner Rechten starrte, während er telefonierte – vermutlich mit seiner Liebsten, die in Topeka zurückgeblieben war.

Wenn Dean ehrlich war, wunderte er sich fast ein wenig, wie Matt es schon so lange ohne sie ausgehalten hatte.

Der sprach quasi von nichts anderem.

Dean grunzte leise.

Was war das plötzlich, dass sich ihm neuerdings die Beziehungen anderer Leute so hartnäckig aufdrängten?

Wie auf Kommando betrat nun Feuerwehrmann Mo mit seiner Angetrauten Schwester Tine und ihrer Freundin Anja den Diner, um sich von ihm zu verabschieden – sie hatten sich beim besten Willen nicht länger frei nehmen können – und Dean schüttelte allen Dreien die Hände und bedankte sich für ihre Hilfe, dann sackten die Drei Matt ein – der sich auch noch schnell von Dean verabschiedete und ihn herzhaft drückte … und dann waren sie weg.

„Wo ist Sam?“, erkundigte sich Tom, als Dean sich wieder neben Mike auf die Dinerbank sinken ließ, und Dean fing an, seinen Kaffee zwischen seinen Fingern zu drehen.

„Gibt Leia einen genauen Bericht über seinen bisherigen Lebenswandel.“

Seine Stirn runzelte sich unwillkürlich, Toms Brauen zogen sich daraufhin besorgt zusammen, und Dean beeilte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck anzunehmen, um Fragen zu vermeiden, die er nicht würde beantworten können.

Eigentlich hatte er vorgehabt, Sam keine Sekunde aus den Augen, geschweige denn aus seinen Armen zu entlassen, wenn er ihn erst zurück hatte, aber so anschmiegsam Sam auch sein konnte, wenn sie allein waren … gab er sich seltsame Mühe, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen.

Und nur weil Sam behauptete, dass mit ihm alles in Ordnung war und Dean sich keine Sorgen machen musste, hieß das noch lange nicht, dass das auch der Wahrheit entsprach.

Dean kannte Sam viel zu gut, um ihm das abzunehmen.
 

Während Dean ihm gegenüber sich in einigermaßen düstere Gedanken verstrickte, glitt Toms Blick immer wieder wie von einem Magneten angezogen zu Mike hinüber, und Tom überkam das äußerst unangenehme Gefühl, sich einem völlig Fremden gegenüber zu sehen – dabei kannte er ihn seit über zwanzig Jahren.

Michael war fünf Jahre älter als er selbst, und der Altersunterschied zwischen ihnen hatte keinem von ihnen je etwas ausgemacht, Mike hatte immer mit Tom gespielt, und als Tom siebzehn geworden war, hatte der Altersunterschied langsam aber sicher keine Rolle mehr gespielt.

Mike hatte sich nie wie ein Erwachsener benommen und er würde es wahrscheinlich nie tun.

Aber dennoch war er trotz all seines Leichtsinns, seiner Verrücktheiten und kindischen Anwandlungen doch immer auf gewisse Art und Weise … selbstbewusst gewesen.

Man nahm ihn zwar nicht unbedingt ernst, aber er war trotzdem niemand, den man herumschubsen konnte.

Seine Eltern waren so reich, dass er immer genug Geld besessen hatte, um sich alles kaufen zu können, was ihm gerade einfiel – und das hatte er auch getan, er tat es noch immer … wenn auch das Geld für seine Ausschweifungen schon lange nicht mehr von seinen Eltern stammte.

Obwohl man es ihm nicht ansah, war Michael jemand, der hart für das arbeiten konnte, was er wollte – und die Unabhängigkeit von seinen Eltern war etwas gewesen, das er mehr gewollt hatte, als alles andere.

Die Beziehung zwischen Mike und seinen Eltern konnte man nur als kompliziert beschreiben, die Scheidung der Beiden hatte weniger ihn als seine zwei jüngeren Brüder und seine kleine Schwester belastet, und obwohl Tom immer gewusst hatte, dass Mike über einen ausgeprägten Beschützerinstinkt verfügte, war er überrascht gewesen, wie sehr er sich darum bemüht hatte, die Drei aus allen Streitigkeiten so gut wie möglich heraus zu halten.

Und er hatte es geschafft, hatte sich weder von seinem Vater noch von seiner Mutter beeinflussen lassen, und Tom hatte begriffen, dass Mike sehr viel besser darin war, sich für andere einzusetzen als für sich selbst.

Jetzt jedoch … Tom hatte Mike zuletzt so erlebt, als dieser fünfzehn gewesen und von seinem Großvater abgekanzelt worden war, weil er heimlich Bier getrunken hatte … und sein Großvater war einzige Mensch auf Erden gewesen, dem Michael Respekt entgegen gebracht hatte.

Tom begann, sich ernsthaft Sorgen zu machen.

Mike starrte in seinen Kaffee, als verberge sich in der Tasse das Geheimnis ewigen Lebens, oder zumindest eine Anleitung zum Auffinden und Wahren ewigen Lebensglücks.

Tom schluckte trocken.

Wenn er genauer darüber nachdachte, dann war ihr morgendliches Badgespräch eigentlich ein wenig merkwürdig gewesen.

Mike war merkwürdig gewesen – deutlich mehr als sonst.

Ein ideales Paar

Müde
 

Müde, müde, müde!
 

Aber: Samstag!
 

Deswegen wird jegliche Form von Kopfschmerz, die möglicherweise auf Schlafmangel und viel zu viel WoW zurückzuführen ist, gnadenlos ignoriert!
 

Ich begrüße mit einer einzigartig anmutigen Verneigung die gute jesaku auf meinem Traumschiff, wünsche angenehme Fahrt und verkünde mit Freuden, dass die Cocktailbar nach dem großen Umbau endlich wieder geöffnet hat!
 

An alle anderen sende ich huldvolle Grüße, informiere darüber, dass es jetzt hoffentlich bald vorbei ist mit dem ganzen halbgaren Drama und Sam und Dean tatsächlich Anstalten machen, miteinander zu reden.

(Die Deppen.)
 

Ich verstehe, wenn euch die Zwei in letzter Zeit ein wenig auf den Zeiger gegangen sind – mir geht das nämlich nicht anders, aber ich weiß nicht, ob ihr das kennt, wenn eine Geschichte … oder ihre Protagonisten … unbedingt in eine bestimmte Richtung wollen, und ihr ihnen nur nach und nach sanfte Schubser dahin geben könnt, wo ihr hin möchtet.
 

Es wird jetzt jedenfalls so langsam wieder besser, versprochen, und dann gebe ich mich und ihr euch endlich wieder hemmungslosem Fluff hin.
 

moko-chan
 


 

„Na, fertig mit der großen Beichte?“

Dean schloss leise die Motelzimmertür hinter sich und lächelte ein wenig, als Sam einfach nur nickte, während Leia ein klein wenig aussah wie ein gerupftes Huhn.

„Zuviel für sie, hm?“

Leia zog eine kleine Schnute, erwiderte jedoch nichts und strich sich die Haare glatt.

Es klopfte an die Tür, und da Dean sich noch immer in unmittelbarer Nähe zu dieser befand, drehte er sich um und öffnete sie.

„Hallo Chad.“

Dannys Cousin schob sich durch die Tür, nickte Sam zu, musterte kurz Leia und lächelte ein wenig unsicher.

„Ich, äh … hi.“

Dean blinzelte verwundert.

„Ist hier was im Trinkwasser? Erst Mike und jetzt du – da geht doch was nicht mit rechten Dingen zu!“

Chad bekam ein wenig rote Ohren, und Dean verschränkte die Arme vor der Brust.

„Wolltest du was Bestimmtes?“

Chad zeigte Anstalten, mit seiner Fußspitze den Teppich aufzuwühlen, und Leia räusperte sich und stand auf.

„Ich geh Onkel Steve fragen, ob ich seine Küche benutzen kann. Möchtest du was Bestimmtes essen, Sam?“

Sam starrte sie überfordert an, und Dean nutzte den Moment, um sich einzuschalten.

„Nachtisch! Ich will Nachtisch!“

Leia verschränkte die Arme vor der Brust.

„Aha. Soso. Was hätte der Herr denn gerne?“

Dean öffnete den Mund, um eine ganze Liste möglicher Süßspeisen runterzurattern, aber Chad war schneller.

„Ich schulde dir doch noch Schokoladensoufflé.“

Das entsprach nun zwar durchaus der Wahrheit, aber Leia sah nicht aus, als habe sie große Lust, Dean ein Schokoladensoufflé zu kredenzen – und das gab sie auch unumwunden zu.

„Ich kann das ja machen“, schlug Chad also großzügig vor, und Leia zog die linke Augenbraue in die Höhe.

„Ich glaube nicht, dass ich dich in meiner Küche haben will.“

„Das ist nicht deine Küche, die gehört deinem Onkel“, gab Chad unbeeindruckt zurück.

„Richtig“, erwiderte sie trocken, „und er ist mein Onkel, nicht deiner.“

„Das hab ich auch nie behauptet. Außerdem bin ich Koch. Ich find mich in ’ner Küche zurecht.“

„Gut“, Leia klang, als würde sie so ziemlich allem zustimmen, wenn er nur aufhörte zu reden. „Dann komm mit. Aber erwarte bloß nicht, dass ich dir helfe.“

Und damit verschwanden sie aus dem Zimmer.

Dean brauchte einen Moment, um das Mitangehörte zu verarbeiten, dann grinste er ein wenig.

„Ich glaube fast, die mögen sich.“

Sam sah nicht aus, als erfülle ihn dieser Gedanke mit Begeisterung, und Dean durchquerte endlich den Raum und setzte sich zu ihm aufs Bett.

„Zwischen Leia und dir alles in Ordnung?“

Sam lächelte ein wenig und nickte, und Dean war unendlich erleichtert, dass wenigstens diese Angelegenheit Sam keinen Kummer bereitete.

„Na, das ist doch schön.“

Sam erwiderte nichts, und Dean ließ sich aufs Bett zurückfallen.

„Sean hat befohlen, dass wir in ein paar Tagen nach Topeka fahren, um Weihnachten nachzuholen. Ich hab ihm gesagt, dass wir selbstverständlich gehorchen werden.“

Dean verschwieg, dass er noch immer vorhatte, so schnell wie möglich Missouri aufzusuchen – er wusste nicht, wie Sam in seinem momentanen Zustand der Verschlossenheit darauf reagieren würde – da er nach wie vor beabsichtigte, sich wegen Sams zunehmenden Fähigkeiten bei jemandem Rat zu holen, dem er vertrauen konnte.

Und so verschroben und kompliziert Missouri bisweilen auch sein konnte, Dean hatte vollstes Vertrauen in ihr Vermögen, ihm und ganz besonders Sam zu helfen.
 

„Ok, jetzt hab ich genug.“

Tom knallte die Tür hinter sich zu, sah Mike zusammenzucken, und bereute seinen taktlosen Ausruf sofort.

Mike hatte sich im Diner schlicht geweigert, mit ihm zu reden – was Tom langsam aber sicher in einen schleichenden Wahnsinn trieb – aber Ungeduld war ganz eindeutig der falsche Weg.

„Komm schon, Mike – was hab ich gemacht? Ich kann mich nicht entschuldigen, wenn ich nicht weiß, was ich falsch gemacht habe.“

Mike schluckte nervös, fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar, und Tom trat unwillkürlich auf ihn zu und legte ihm die eigene Hand auf die Schulter, um diese sanft zu drücken.

„Bitte, Mike“, sagte er leise. „Du warst noch nie so wie jetzt … und wenn das meine Schuld ist, dann …“

Mike lächelte gequält, zog Toms Hand von seiner Schulter und drückte sie sanft, bevor er sie losließ.

„Es ist nicht deine Schuld sondern meine – und wir müssen da auch gar nicht drüber reden.“

Tom überkam die furchtbare Ahnung, dass Mike bemerkt hatte, was er für ihn empfand und damit nicht klarkam.

„Es wird nicht wieder vorkommen!“, platzte er also heraus, und Mike blinzelte ihn überfordert an. „Was?“

„Ich also … ich hab das total unter Kontrolle!“, versprach Tom eifrig, und Mikes graue Augen weiteten sich bestürzt. „Hast du?“

Tom biss sich auf die Unterlippe und nickte, und Mike ließ den Kopf hängen.

„Aber du bist weggelaufen.“

Seine Stimme war leise und klang belegt, und Tom konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum Mike so … so … enttäuscht war.

Eigentlich war Tom immer davon ausgegangen, dass es niemand Toleranteren unter der Sonne gab als Mike.

Und sowieso überforderte ihn diese ganze Sache von vorne bis hinten.

„Aber ich … ich … bin halt … nervös geworden“, rechtfertigte er sich leise, und Mike nickte langsam. „Ja, das hab ich gemerkt.“

Er drehte Tom den Rücken zu, und dieser ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten.

„Tom, wenn du … nicht länger … also … wenn du nicht mehr mit mir zusammen jagen willst, dann verstehe ich das“, murmelte Mike plötzlich heiser, und Toms Kopf ruckte in die Höhe. „Was?“

Nein, nein, nein – das war doch alles falsch.

Tom gab seinem ersten Impuls nach, trat direkt hinter Mike und schlang seine Arme um ihn, und es fühlte sich so verdammt gut an, Mike festzuhalten, dass er ihn nicht wieder loslassen konnte.

„Ich will weiter mit dir jagen“, versprach er leise, knüllte den weichen Stoff von Mikes Pulli zwischen seinen langen Fingern, und spürte erleichtert, wie Mike sich in seinen Armen entspannte.

„Wirklich?“, fragte Mike nach, aber der traurige Ton war aus seiner Stimme verschwunden, und Tom drückte ihn beruhigend. „Wirklich.“

Mike seufzte leise, drehte sich in Toms Armen zu ihm um, um seine Umarmung zu erwidern, und Tom spürte, wie es mit jeder Sekunde schwieriger wurde, zu atmen.
 

„Und das habt ihr jetzt zusammen gekocht?“

Dean beäugte mit wachsender Begeisterung das Festmahl auf dem Tisch, und Leia seufzte theatralisch.

„Ja, leider.“

„Hey, ich hab dir total geholfen!“, behauptete Chad mit einem leicht manischen Grinsen, und Leia grunzte nur.

„Ja, genau. Geholfen …“

Sie schenkte allen Anwesenden – Onkel Steve war leider nicht da, der war ausgezogen, neue Nachttischlampen zu kaufen – ein Glas Wein ein, setzte sich, und die anwesenden Herren folgten ihrem Beispiel.

Die anwesenden Herren, das waren Sam und Dean, Danny und Sean, Bobby – und Chad.

Leia konnte sich nicht ganz erklären warum, aber sie hatte für die versammelte Mannschaft kochen müssen, und jetzt lag McClane zwischen Chads und ihrem Stuhl und stupste sie abwechselnd in der Hoffnung auf milde Gaben an.

„Nein, Hund, einfach nein!“, rügte sie ihn schließlich mit der unnachgiebigen Stimme der Autorität, und McClane winselte leise und fügte sich.

„Entschuldigung“, bat Bobby sie ernsthaft um Verzeihung. „Er ist ein wenig aufgeregt wegen der vielen neuen … Gerüche.“

Leia schmunzelte in sich hinein, gab an, dass sie das dem armen Tier keineswegs übel nahm – und versorgte die versammelte Mannschaft mit Nahrung.

„Falls es nicht schmeckt, dann beschwert euch bei Chad. Jedes Mal, wenn ich ihm den Rücken zugewandt habe, hat er wieder irgendwelche neuen Gewürze in den Topf geworfen.“

Chad machte ein unschuldiges Gesicht, und Sam runzelte seine Stirn so bedrohlich wie schon lange nicht mehr.

„Ach wirklich?“

Chad räusperte sich nervös.

„Äh – nein! Natürlich nicht! Die lügt!“

Sean brach in unterdrücktes Gekicher aus, Danny schmunzelte vor sich hin, Bobby tat, als habe er nichts gehört, und Dean riss sich für Sam zusammen, der es ganz offensichtlich ganz und gar nicht schätzte, wie sich die Beziehung zwischen Chad und Leia entwickelte.

Dean konnte zwar irgendwie verstehen, was in Sam vor sich ging – wäre er an Sams Stelle, hätte er vermutlich auch so Einiges dagegen einzuwenden, wenn die kleine Schwester sich auf jemanden wie Chad einließ, selbst wenn er sich damit zum Hypokriten stempelte – andererseits war Leia nun wirklich alt genug, um zu wissen, was sie tat, und erweckte außerdem den Eindruck, mit Chad spielend fertig zu werden.

Nun wurde sich allerdings erstmal dem Essen gewidmet, und Dean stellte mit Begeisterung fest, dass Leia und Chad ganz wunderbar zusammen gekocht hatten – wenn das auch für das Schokoladensoufflé galt, dann … dann … Dean schnaufte verzückt, und fiel gnadenlos über sein Steak her.

Sam biss sich auf die Unterlippe und grinste in sich hinein, als er beobachtete, wie Dean sein Essen hinunterschlang, und es erfüllte ihn mit einer geradezu unglaublichen Erleichterung, dass die Geschehnisse der letzten Wochen offenbar nicht bis zu Deans Kern vorgedrungen waren.

Sam hingegen fühlte sich zunehmend ruhelos – als sei die momentane Periode der Stille nichts als ein Trugbild, das früher oder später in sich zusammenbrechen würde.

Die Zweifel, die Vlad in ihm geweckt hatte, wurden zunehmend lauter, und ganz egal, wie oft Sam sich auch einzureden versuchte, dass der Vampir alles nur zu ihm gesagt hatte, um ihn von Dean zu entfernen … nun, er hatte ganz eindeutig Erfolg damit gehabt.
 

„Bist du sicher, dass du keinen Hunger hast?“

Tom rieb sich nervös mit den Handflächen über die Oberschenkel, während er über den Dinertisch hinweg Mikes nervenzermürbend geistesabwesende Haltung beobachtete, und krallte sich ganz unbewusst in seiner Jeans fest.

Mike zuckte lediglich gleichgültig mit den Schultern, und Tom begann sich zu fragen, ob das jetzt immer so sein würde.

Er hatte Mike gern – ganz außergewöhnlich gern sogar, keine Frage – aber so wollte er ihn dann doch nicht.

So völlig … weggetreten.

„Ich glaube, es ist wegen Sam und Dean“, murmelte Mike plötzlich, und Tom runzelte die Stirn.

„Wie bitte?“

„Naja …“ Mike rieb sich mit der flachen Hand erst übers Gesicht und dann über den Kopf.

„Wir haben die Zwei kennen gelernt … und dann Sean und Danny … und …“

Mike hielt einen Moment inne und zuckte mit den Schultern.

„Zu sehen, wie das bei denen so gut funktioniert … das hat mich … irgendwie hoffen lassen.“

Tom schluckte trocken.

Irgendwie hatte er das Gefühl, die Hälfte der Zeit absolut keine Ahnung zu haben, wovon Mike überhaupt sprach.

Während sein Verstand sich jedoch damit abmühte, Sinn in das Gehörte zu bringen, begann sein Herz merkwürdig vorfreudig zu klopfen.

Die Kellnerin kam an ihren Tisch, schenkte ihnen Kaffee nach, und als sie wieder gegangen war, war Tom bereit, vor Frust in die Tischplatte zu beißen.

Irgendwas stimmte doch hier nicht.

„Ich hab mich einfach hinreißen lassen“, murmelte Mike geistesabwesend. „Kommt nicht wieder vor.“

Tom schwirrte der Kopf.

Das klang ja fast so, als wäre Mike derjenige mit den unausgesprochenen Gefühlen!

Das war aber doch Unsinn!

„Aber ich bin doch derjenige von uns, der also … der Mist gebaut hat! Du kannst doch nichts dafür, dass ich … dass ich mich … indichverliebthabe!“

Die letzten Worte hatte Tom äußerst leise in seine Kaffeetasse gemurmelt, bevor er einen äußerst hastigen Schluck daraus getrunken hatte, und jetzt starrte Mike ihn an, als habe Tom soeben die Behauptung aufgestellt, neuerdings aus Stahl zu sein und in Kürze fliegen zu können.

„Was?“

Tom fand, dass es reichlich unverschämt von Mike war, eine Wiederholung seiner Worte zu verlangen, trank also in trotzigem Schweigen noch ein wenig mehr Kaffee – und Mike stand auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben Tom auf die Bank.

„Was?“, wiederholte er mit einem leisen Hauch von Entzücken in der Stimme, und Toms Wangen wurden rot.

Mike wusste das doch. Darum ging es doch die ganze Zeit!

… Oder nicht?

Mike rutschte dichter an ihn heran – ein wenig zu dicht, wie Tom fand, und er stellte lieber seinen Kaffee weg, bevor er sich den am Ende noch über den Schoß kippte.

„Tommy“, sagte Mike jetzt, und seine Stimme klang regelrecht begeistert. „Hast du das ernst gemeint?“

Tom nickte vorsichtig, und Mike grinste jetzt so breit, dass es beinahe sein Gesicht sprengte.

„Du Depp!“, strahlte er ihn an, und Tom war zutiefst beleidigt.

Das war jetzt wirklich nicht nett.

Und dann küsste Mike ihn plötzlich, legte beide Hände an seine Wangen, zog sein Gesicht zu sich heran und küsste ihn, und Tom schloss die Augen und küsste äußerst energisch zurück.

Heißer Atem

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Weltverbesserungsmaßnahmen

Johnstag!
 

Ich hätte es wissen sollen!

Da schreib ich EINMAL Kommi-Kommis und dann ist das Kapitel meinen minderjährigen Lesern natürlich nicht zugänglich. *schnauf*

Da ich aber am Dienstag das Angebot gemacht habe, ausnahmsweise mal bereits am Donnerstag und nicht erst am Samstag zu posten, füg ich euch die Kommentare einfach hier noch mal ein.

Wer volljährig ist möge diese Kommi-Kommis also überspringen, ihr kennt die schon.
 

Es gibt heute allerdings auch endlich mal Neues von der Filmfront – anders ausgedrückt:

Ich habe die Zeichen gesehen!!!
 

Transformers:

Es geht um Sam Winchester – ähm, Witwicky, Sam Witwicky, dann ist da außerdem noch ein Soldat, der mit Mama Winchester verheiratet ist, Onkel Bobby ist auch dabei, und dann natürlich noch die saucoole Karre, die den Herren Winchester – ähm, Witwicky von A nach B transportiert.

Ich hatte Spaß.

Der Film ist irgendwie dumm, aber ich mag ihn trotzdem.

Ich liiiebe Optimus Prime!
 

Und jetzt die Wiederholung der Kommi-Kommis vom letzten Mal …
 

@ Black_Staith:

Glückwunsch! Erste! Und so hübsch gebrüllt!

Ja, es wird Zeit für die Auseinandersetzung!

Inzwischen habe ich sie sogar geschrieben!

Dauert nur noch ein wenig, bis ich sie dann auch tatsächlich veröffentliche …
 

@ Sam_Dean:

Kopfschmerzen? Fieber?

Da hoffe ich doch, dass es dir inzwischen wieder ein wenig besser geht!

Ich habe mich inzwischen jedenfalls erholt und fühl mich wieder ganz wunderprächtig!
 

@ yuna_16:

Ja, sie haben’s endlich geschafft die zwei Beiden, und es wurde in der Tat sowas von Zeit, dass das passiert … Die haben mir ja komplett das Ruder ent- und die Herrschaft über die Fanfic an sich gerissen!

Das ging so nicht weiter, ich musste sie zusammenschreiben, damit sie Ruhe geben!
 

@ jesaku:

Ganz wie von dir gewünscht heute endlich wieder mehr von Sam und Dean … Wenn auch vermutlich nicht ganz so, wie du dir das vorgestellt hast … aber die Zwei brauchten das mal wieder – und ich auch ein bisschen – und jetzt … also, nächsten Donnerstag oder Samstag, je nachdem wie viele wie laut schreien, geht’s dann munter weiter!

Und Zeichen sehen ist gut und richtig und völlig ungefährlich!

(Mit Ausnahme des Hörens und Zuordnens von Synchronstimmen vielleicht … das kostet mich mitunter Zeit und Nerven!)
 

@ Sunrise101:

DER Irre mit dem Laptop? DER Irre mit dem Laptop?!

Wer soll das sein?

Kenn ich den?

Bin ich mit dem verw- Joss Wedon? Eric Kripke? WER?
 

@ janiebj:

Dankeschön, dankeschön.

Mehr gibt’s da nicht zu sagen! ;)
 

@ Todesgoettin_Hel:

Ja, ich hab das zwischen Tom und Mike zeitweise auch lieber geschrieben als das zwischen Sam und Dean.

Aber ich hab mich inzwischen aus dem Drama raus geschrieben und alles ist wieder gut!

Jetzt folgt erstmal die geballte Ladung Fluff!
 

@ Lyafe:

Schön hast du das formuliert mit dem Hach und Toll und Schön!

Jetzt, da ich Mike und Tom abgefrühstückt habe, werde ich mich auch wieder verstärkt den anderen Herzchen widmen.

Wurde langsam auch etwas unübersichtlich bei all den Leuten.

Hab ständig Bobby – BOBBY – vergessen!!!
 

@ Evil_Sam:

Man sieht wie ein gerupftes Huhn aus, wenn einem die Haare so’n bisschen unordentlich um den Kopf hängen, und der Gesichtsausdruck so total hilflos-verschreckt ist … und alles in allem aussieht, als sei man gerade stundenlang durch die Mangel gedreht worden!
 

@ Bufera:

Sag jetzt nicht, das hast du nicht kommen sehen?
 

@ Sneaky:

Manche Männer sind ein wenig langsam, da darf man nicht zu viel erwarten.

Meine Vorstellung … die ich in der FanFic irgendwie nicht untergebracht habe, ist ja die, dass Mike schon seit Jahren in Tom verliebt ist, aber eben nie was gesagt, hat, weil er dachte, er habe ohnehin keine Chance … und die Freundschaft zu Tom ihm im Prinzip genug war.

Er hat ja nur den Tom. Hach, ich glaube fast, ich sollte den Hasen wirklich ein Spin-Off schreiben.

Der kleine blaue Elefant hat ja schließlich auch eins bekommen.
 

@ Tora-Pig:

Dem Impala geht’s gut, keine Sorge.

Und es freut mich, dass Leia von den meisten meiner Leser ja nun doch einigermaßen freundlich aufgenommen wird.

Ich mag sie nämlich … und kann nicht nachvollziehen, warum sie von einigen als Mary-Sue verpönt wird.

Unter ner Mary-Sue stell ich mir ehrlich gesagt was anderes vor – Aber das nur am Rande.
 

@ Fine:

Euer Wunsch ist mir Befehl, Gnädigste!

Extra für Euch und natürlich NUR für euch, ist dieses Kapitel ganz und gar Sam und Dean gewidmet!

War auch mal wieder ganz angenehm zu schreiben.
 

@ killerniete21:

Hach, ich freu mich.

Du siehst das nämlich vollkommen richtig – Was sich neckt, das liebt sich.

Ich finde auch, dass Chad und Leia ganz fabelhaft zusammenpassen.

Außerdem können die ja schlecht ALLE schwul sein in der Geschichte … *hust*
 

@ -Kitsune:

Ja, Dean schielt noch – aber es wird besser.

Zum Augenarzt werd ich ihn aber trotzdem schicken, ich will ihm nämlich zumindest zeitweise eine Brille verpassen.

Wir wissen ja schließlich, dass ihm das ganz ausgezeichnet steht.
 

@ Ayaka_:

Chad als ruhiger Pol?

Hab ich den so falsch beschrieben?

Ich glaube, ich muss dem armen Jungen langsam mal ein wenig mehr Text widmen und seinen Charakter besser ausarbeiten.

Das mach ich dann das nächste Mal, wenn Sam und Dean mir auf den Geist gehen.
 

@ AnimeFaan:

Ich bedanke mich für dein Lob!

Ich bin auch froh, dass Mike und Tom es jetzt geschafft haben, und ich mich neuen Projekten widmen kann!

Jetzt werden erstmal Sam und Dean wie wild geflufft, und weil mir inzwischen was anderes Tolles für den Epilog eingefallen ist, wenn er dann irgendwann kommt, werde ich auch bald das aufgreifen, was ich ursprünglich für den Epilog geplant hatte.

Der rückt schließlich in immer weitere Ferne, und ich möchte Sam und Deans Beziehung nach der Tortur der letzten Wochen jetzt auch langsam mal auf ein neues Level bringen.
 

@ Tora90:

Hallöchen, hallöchen und herzlich willkommen auf meinem Traumschiff!

Ich freue mich enormst, dich als neue Leserin – stimm doch, oder? – begrüßen zu dürfen und drücke auch gleich mal meinen ergebendsten Dank für deinen Initiations-Kommi!

Aber wie man Mike und Tom nicht mögen kann, ist mir ein Rätsel.

Naja, jedem das Seine.
 

So erspart man sich Arbeit! :P
 

moko-chan
 


 

Es war das sanfte Kraulen in seinem Haar, das Sam nach und nach in die Realität zurückholte, und als er die Augen aufschlug, begegneten sie Deans verschlafenem Lächeln.

„Guten Morgen, Sammy.“

Sam erwiderte nichts, drückte lediglich einen Kuss auf Deans nackte Brust und schmiegte seine Wange mit einem zufriedenen Seufzen an die warme Haut.

Er spürte die vergangene Nacht in jeder einzelnen Zelle seines Körpers, fühlte sich auf eine gute Art zerschlagen und erschöpft, und zum ersten Mal seit Tagen hatte er den Eindruck, dass, egal was es wirklich mit seinen Fähigkeiten auf sich hatte, er damit fertig werden konnte – allein, weil Dean bei ihm war.

Dean fuhr damit fort, ihn zu kraulen, drückte seine Lippen ab und an auf Sams Schläfe, erkundigte sich jedoch mit keinem Wort, ob er es in der vergangenen Nacht möglicherweise übertrieben habe.

Es erleichterte Sam, dass Dean keine Angst hatte, ihm wehgetan zu haben, schmiegte sich an Deans verführerischen Körper, ohne sich um Kommentare bezüglich seiner Kuschelsucht zu scheren, und stand auf, als Dean gefährliche Anzeichen zeigte, wieder einzuschlafen.

So gern Sam auch den ganzen Tag mit ihm im Bett verbracht hätte, so wurden sie doch ganz zweifellos von ihren Freunden erwartet, und lasterhafte Bettlägerigkeit musste somit warten, bis er mit Dean wieder allein war.

Dean folgte ihm wie selbstverständlich ins Badezimmer, ließ es sich nicht nehmen, Sam die Haare zu waschen, und Sam begriff mit plötzlich aufkeimender Rührung, wie sehr Dean ihn vermisst hatte, während sie getrennt gewesen waren.

Es war nun nicht etwa so, dass Sam das anders empfunden hätte, aber Dean so führsorglich zu erleben, nachdem er ihm wenige Stunden zuvor quasi die Seele aus dem Leib gevö- … ähm … ihn hingebungsvoll geliebt hatte, machte Sam erneut auf Deans mitunter etwas schizophrenen Charakter aufmerksam.

Sam genoss die zärtliche Behandlung, revanchierte sich damit, Dean einmal komplett einzuschäumen – was zugegeben zumindest zur Hälfte selbstsüchtigen Motiven zuzuschreiben war – aber es kam gar nicht erst zu Fummeleien unter der Dusche, weil Dean plötzlich über gar schrecklichen Hunger klagte.

Es wurde sich also eilig abgetrocknet und angezogen, damit man sich zur restlichen Bagage in den Diner auf der gegenüberliegenden Straßenseite begeben konnte – und natürlich, um Dean vor dem ansonsten unausweichlichen Hungertod zu retten.

„Woah!“

Dean prallte zurück, als sich seinem nichts ahnenden Auge völlig unvermutet das Bild eines mit Mike knutschenden Toms – oder andersrum – aufdrängte, und Sam rannte prompt in ihn hinein.

„Wie – was – wann?“, stammelte er verdutzt, und Sam legte ihm beide Hände auf die Schultern und schob ihn mit sanfter Gewalt ganz in den Diner hinein.

„Das war doch zu erwarten“, wisperte Sam ihm ins Ohr, und Dean drehte den Kopf, um ihn ansehen zu können.

„Ja, na und? Kann ja keiner ahnen, dass die das gleich so … öffentlich machen.“

Sam enthielt sich einer Anspielung auf Deans Hang zu öffentlichem Gefummel, schob Dean dichter an den Dinertisch heran, an dem Mike und Tom gemeinsam mit Sean, Danny und Chad saßen – und gestikulierte in Richtung Tresen nach einer Kanne Kaffee.

„Guten Morgen“, grüßte Dean nachdrücklich, was Mike aber keineswegs dazu brachte, von Tom abzulassen, den er mit dem Rücken ans Fenster gedrängt hatte, und der momentan damit beschäftigt war, seine Hände in die Frontpartie von Mikes Designer-Shirt zu verkrallen.

Mike winkte einmal kurz zum Zeichen, dass er Dean wahrgenommen hatte – falls die etwas diffuse Handbewegung, die er in Deans ungefähre Richtung ausgeführt hatte, tatsächlich ein Winken gewesen war – und Dean seufzte und zog sich und Sam zwei Stühle an den Tisch heran, damit sie sich setzen konnten.

„Das ist ekelhaft“, stellte Chad mit rechtschaffener Überzeugung in der Stimme fest, nachdem Dean zu seiner Rechten Platz genommen hatte, und Danny nahm Dean eine Reaktion ab, zuckte mit den Schultern und grinste.

„Das nächste Mal hältst du einfach die Klappe und stellst es nicht in Frage, wenn dir jemand erzählt, dass er neuerdings seinen … äh … Kindheitsfreund … flachlegt.“

Chad zog eine Grimasse, ersparte der Tischrunde eine Erwiderung, und Dean blickte grinsend in die Runde.

„Wie lange sind die Zwei schon dabei?“

„Mindestens eine halbe Stunde“, grummelte Chad in seinen Kaffee, und Dean bedachte ihn mit einem mitleidlosen Blick.

„Wie machst du das eigentlich, wenn du ne Freundin hast? Bist du mit der dann auch so prüde?“

Chad schwoll prompt der Kamm, er stellte mit Nachdruck klar, dass er keineswegs prüde sei, und Deans Miene drückte ganz klar aus, dass er das anders sah.

„War er schon immer so?“, erkundigte er sich bei Danny, und der nickte und seufzte theatralisch.

„Total verklemmt.“

Chad begann, etwas unzusammenhängend gegen diese infame Unterstellung zu protestieren, aber niemand schenkte ihm besondere Beachtung, und dann ließ Mike endlich von Tom ab, und der schnappte ein wenig überfordert nach Luft.

„Wann seid ihr denn gekommen?“, fragte er perplex, als er Sam und Dean erblickte, und Letzterer grinste dreckig und nickte Mike anerkennend zu.

Sam enthielt sich eines Kommentars und bedankte sich bei der Kellnerin, als diese ihm die georderte Kanne Kaffee plus zwei große Tassen brachte.

Sie fragte in die Runde, ob sie noch jemandem etwas bringen könne, und zog sich lächelnd zurück, als Tom ein gekühltes Wasser mit Zitrone verlangte.

„Schön, schön, schön“, merkte Dean grinsend an. „Jetzt können wir Chad alle gemeinsam quälen.“

Chad belohnte diese Bemerkung mit einem empörten Schnaufen, und Dean schenkte sich seelenruhig einen Kaffee ein.

„Wann fahren wir nach Topeka?“, erkundigte er sich bei Sean, und der zuckte mit den Schultern.

„Wann immer es dir und Sam am Besten passt … wir haben Zeit. Und Chad hat sich ja glücklicherweise auch lange genug frei genommen, so dass wir ihn noch ein wenig ärgern können …“

Sean lachte dreckig, und Chad trat ihn wohl nur deswegen nicht unterm Tisch vors Schienbein, weil er sich bei den ganzen Beinen unterm Tisch nicht sicher sein konnte, ob er ihn tatsächlich erwischen würde.

„Schweinebande“, grummelte er in seinen Kaffee, aber man hörte ihm an, dass er sich das Lachen verbeißen musste, also hielt Dean sich gar nicht erst damit auf, sich um sein Befinden zu sorgen, sondern kippte Sam führsorglich Milch in seinen Kaffee.
 

Bobby betrachtete sich die Ansammlung von jungen Männern um den Dinertisch einen Moment lang aus der Ferne und stellte bei sich fest, dass Sam und Dean es wirklich bei weitem schlimmer hätten treffen können.

Der Jäger schob sich durch die Tür, ein kurzer Pfiff informierte McClane darüber, dass er gefälligst an der Seite seines Herrn zu bleiben hatte, und der Hund wedelte aufgeregt und mit heraushängender Zunge an den Tisch heran, um den sich die Herren Winchester und ihre … Freunde gruppiert hatten.

„Ich wollte mich verabschieden“, verkündete er gelassen, als er hinter Sam und Dean zum Stehen gekommen war, und die Beiden drehten sich synchron zu ihm um und blickten überrascht zu ihm auf.

„Jetzt schon?“

Bobby nickte schweigend, Sam und Dean standen prompt auf, um ihm die Hand zu schütteln – und mit ihnen auch alle anderen.

Bobby sah sich plötzlich einer Flut von Händen gegenüber, Sean erdreistete sich sogar dazu, ihm die Schulter zu klopften und McClane geriet in völlige Ekstase, als er von Chad zum Abschied hingebungsvoll gekrault und liebevoll an den Schlappohren gezogen wurde.

„Meine Eltern haben gesagt, du musst demnächst mal zum Kaffee vorbei schauen“, wurde Bobby von Sean informiert, quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue und Sean grinste ihn breit an.

„Die wollen bloß wissen, wer für unsere grandiose Rettungsaktion verantwortlich ist – und Hannah will dich noch mal einem genauen Verhör wegen dieser dusseligen Einhörner unterziehen … allerdings weiß ich nicht, wie ernst sie das gemeint hat.“

Bobby zog auch noch die zweite Augenbraue in die Höhe, und es war ausgerechnet Dean, der Sean beisprang.

„Grandiose Idee. Dann muss ich das wenigstens nicht mit ihr ausdiskutieren. Guter Plan. Bobby, du fährst die Tage nach Topeka!“

Mr. Singer schien keine Wahl zu haben, also fügte er sich mit Würde in sein Schicksal, nickte gottergeben und informierte McClane mit bewundernswerter Geduld in der dunklen Stimme darüber, dass er entweder jetzt mitkommen oder für immer bei Chad bleiben konnte.

McClane hechelte begeistert, schmiegte seinen großen Kopf noch einmal an Chads Oberschenkel, folgte Bobby aber ohne Zögern aus dem Diner, als dieser sich abwandte und ging.

Bobby hatte seine Rechnung bei Steve beglichen, also musste er jetzt lediglich seine Tasche und den Hund ins Auto laden, dann konnte er einsteigen und davon fahren.

Zum ersten Mal seit Jahren hatte er das beruhigende Gefühl, dass mit Sam und Dean tatsächlich mal alles in bester Ordnung war – oder zumindest so gut, wie es unter den gegebenen Umständen eben sein konnte.
 

Bobbys Abreise machte den Rest der Truppe darauf aufmerksam, dass es auch für sie langsam Zeit wurde, Eagle Rock zu verlassen und Leias armem Onkel Steve nicht länger ihren unglaublich hohen Verbrauch an Handtüchern zuzumuten, also wurde nach dem abgeschlossenen Frühstück im Diner gepackt, und während Tom und Mike sich nach Aussage des Letzteren jetzt erstmal gepflegten Flitterwochen hingeben würden, wollten Sean, Danny und Chad, sowie Sam und Dean sich nach Topeka aufmachen, um sich der Fürsorge der Lawlesses zu überantworten.

Sam rang Leia zu ihrer Überraschung das Versprechen ab, ebenfalls bei Gelegenheit vorbei zu kommen, und wenn möglich auch noch ihre Mutter und Großmutter mitzubringen – und zu ihrer noch größeren Überraschung sagte Leia tatsächlich zu.

Es war Sam sichtlich wichtig, dass seine Schwester jetzt, da sie Bescheid wusste, in alle Aspekte seines Lebens miteinbezogen wurde, und obwohl die Lawlesses, wenn man es ganz genau nahm, Deans Familie waren, wären sie vermutlich beleidigt, wenn Sam ihnen Leia und Anhang vorenthielt.

„Die würden schmollen, wenn du ihnen Leia nicht vorstellst“, bestätigte Sean diesen Verdacht, während sie ihrem davonfahrenden Wagen einmütig nachblickten.

Sie hatte sich von Sam mit einer Umarmung verabschiedet, Dean die Schulter getätschelt und den restlichen Herren eher zurückhaltend zugenickt – dann hatte Chad seine Hoffnung ausgedrückt, sie niemals wieder sehen zu müssen, sie hatte ihm überraschend fröhlich zugelächelt und herausfordernd zugezwinkert, und er war auffällig rot geworden.

Danny war fast gestorben vor Lachen.

Da sie sich in Kürze wieder sehen würden, fiel der Abschied zwischen den verbliebenen Herren eher kurz aus, alle warfen sich in ihre Wagen, starteten die Motoren und fuhren vom Parkplatz des Motels.

„Oh Mann, das letzte Mal ist viel zu lange her …“

Dean ließ seine Hände liebevoll über das Lenkrad des Impalas streicheln – sein Schielen hatte sich glücklicherweise gelegt, so dass er selber sein geliebtes Baby nach Topeka fahren konnte – und Sam beobachtete ihn vom Nebensitz aus mit einem gewissen Maß an liebevollem Spott.

„Das hast du nichtmal gesagt, als wir -“

Er unterbrach sich, als Dean ihm den Blick zuwandte und ihn breit angrinste, und Sam konnte sich nicht helfen, der Ausdruck in Deans Augen trug unwillkürlich dazu bei, dass die Last, die in den letzten Tagen in so gut wie allen seinen wachen Momenten auf seine Brust drückte und ihm den Atem nahm, sofort um Einiges leichter wurde.

„Sam“, sagte Dean ernsthaft und löste seine rechte Hand vom Lenkrad um Sams Linke hinein zu nehmen und ein wenig zu fest zu drücken, „ich habe ernst gemeint, was ich zu dir gesagt habe: Ich weiß ganz genau, dass mit dir etwas nicht stimmt – und wenn du mir nicht bald freiwillig sagst, was das ist, dann werde ich es auf anderem Wege in Erfahrung bringen.“

Sams Augen weiteten sich bestürzt, da die Überzeugung in Deans Stimme nicht zu überhören gewesen war, und Dean drückte beruhigend seine Hand noch ein wenig fester, während sein Blick sich auf die Straße vor ihm konzentrierte.

„Ich kenn dich nun wirklich lange genug, um dir nicht wirklich übel nehmen zu können, dass du so verdammt engstirnig und eigensinnig bist, wenn es um Sachen geht, die deiner Meinung nach nur dich selbst betreffen – aber es kotzt mich verdammt noch mal an, dich leiden zu sehen und nichts dagegen tun zu können, also fahren wir zu Missouri, wenn der Besuch bei der Verwandtschaft abgehakt ist, ok?“

Dean spürte Sam unter seinem Griff zusammenzucken, begriff, dass es alles andere als ok war und runzelte die Stirn.

„Du willst dein Geheimnis um jeden Preis für dich behalten? Vertraust du mir eigentlich gar nicht?“

Sam wusste nicht, was auf solch eine Frage zu erwidern wäre, und Dean atmete tief durch.

„Sam – ich liebe dich, wirklich. Aber manchmal möchte ich dich einfach nur packen und schütteln.“

Dean klang keineswegs wütend, eher ein wenig erschöpft, und Sam musste für einen Moment die Augen schließen, um sein schlechtes Gewissen in den Griff zu bekommen.

„Ich will nicht zu Missouri“, sagte er dann mit nicht ganz fester Stimme und entzog Dean seine Hand. „Ich glaube nicht, dass sie mir helfen kann.“

Dean erwiderte nichts, legte seine wieder freigewordene Hand zurück ans Lenkrad des Impalas und schloss sie so fest darum, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.

Er liebte Sam, er liebte ihn wirklich, aber manchmal machte der Kerl ihn einfach nur wahnsinnig – und es kümmerte ihn einen Dreck, was Sam wollte.

Er würde diese Sache in die Hand nehmen, ganz egal, was Sam davon hielt.

„Gut“, sagte er also leise, und verlieh seiner Stimme einen möglichst gleichgültigen Unterton.

„Dann fahren wir eben nicht zu Missouri.“
 

Die nächsten zwei Stunden vergingen in unangenehmer Stille.

Sam focht einen schweigenden Kampf mit sich selbst aus, weil er ganz genau wusste, wie unvernünftig er sich verhielt, und Dean gab sich verschwörerischen Ränkeschmieden hin, auch wenn er davon mit der Zeit Bauchschmerzen bekam.

Er hatte Sam schließlich gerade erst zurückbekommen, da konnte er sich eigentlich etwas Schöneres vorstellen, als hinter dessen Rücken gegen dessen Willen zu agieren, aber es ging nun mal nicht anders – zumindest redete Dean sich das recht erfolgreich ein.

Nach Ablauf der etwas unangenehmen zwei Stunden fasste Sam sich ein Herz, rutschte etwas dichter an Dean heran, bettete seinen Kopf auf Deans in Leder verpackte Schulter und schloss die Augen.

Er spürte, wie Deans Präsenz sich augenblicklich veränderte, und da er wusste, dass diese sich nur so anfühlte, wenn Dean lächelte, verzogen sich auch seine Mundwinkel nach oben, er atmete einmal tief durch und machte sich mit plötzlicher Einsicht klar, dass es mit seiner Kontrolle über Dean nicht allzu weit her sein konnte, wenn dieser ihm in gewissen Belangen so entschieden widersprechen und sogar mit ihm streiten konnte.

Diese Erkenntnis zerstreute nun zwar nicht alle Ängste, die sich in den letzten Tagen in Sam angehäuft hatten, machte es ihm aber nichtsdestotrotz möglich, so weit zu entspannen, dass er sich auf ihren Besuch bei den Lawlesses freuen konnte.

Er blickte der Familienzusammenkunft trotz allem recht zuversichtlich entgegen, freute sich vielleicht mehr für Dean als für sich selbst, aber er fand, dass das völlig in Ordnung war.

Sam seufzte leise, suchte für seinen Kopf eine bequemere Stelle auf Deans Schulter und war erst zufrieden, als er sich auf dem Sitz halb herumgedreht hatte und Dean so nahe gekommen war, dass seine Lippen dessen Hals berührten, und er einen Arm um ihn schlingen konnte.

„Das ist kaum sicheres Fahren“, merkte Dean gleichgültig an, drehte kurz den Kopf, um Sam einen Kuss auf die Schläfe drücken zu können – dann fiel sein Blick auf seine Augen im Rückspiegel und er schnitt sich eine amüsierte Grimasse.

„Sammy, ich glaub, ich sollte in Topeka mal zum Augenarzt gehen. Das Schielen hat sich zwar größtenteils gegeben, aber ab und zu …“

Er brach ab, schmunzelte, als Sam lediglich verschlafen brummte, und presste einen weiteren Kuss auf Sams Schläfe.

„Egal, was passiert ist, Sammy“, wisperte er kaum hörbar, „du bist ein guter Kerl, hörst du? Der Beste. Ich weiß nicht, was Vlad oder Luca dir eingeredet haben … oder … oder ob es daran liegt, was du getan hast, um mich zu … äh … retten -“

Dean blinzelte ein paar Mal, dann war er wieder Herr seiner Stimme.

„… Jedenfalls ist mir das alles völlig egal. Ich lass dich nicht so einfach davon kommen, hörst du?“

Sam hörte ganz offensichtlich nicht, er schnarchte nämlich leise, und Dean schüttelte über sich selbst den Kopf, soweit das möglich war, ohne Sam zu wecken, und löste eine Hand vom Lenkrad, um Sam damit sanft durchs Haar zu wuscheln.

„Ich weiß zwar nicht genau, was los ist“, sagte er leise, „aber dass du dir immer viel zu viele Gedanken machst, steht ganz eindeutig fest, Sammy.“

Stärker als Ketten

Oh, Ärger!

OH ÄRGER!
 

Ich weiß nicht, ob ihr’s mitbekommen habt (öhöhöhöhöh), aaaber die Mods hatten aus unerfindlichen – na gut, nicht unerfindlichen, aber im Endeffekt ungerechtfertigten – Gründen das letzte Kapitel zurückgehalten und damit meinen gewohnten Wochenplan ganz grässlich auf den Kopf gestellt!
 

Das hat mich die ersten drei Tage ganz schrecklich aufgeregt, dann hab ich mich damit abgefunden und mir geschworen, erstens nie wieder an einem Donnerstag zu posten und zweitens dieses Kapitel hier direkt am nächsten Tag nach der verzögerten Veröffentlichung des zurückgestellten Kapitels folgen zu lassen – natürlich nur, solange es sich bei diesem Tag nicht um einen Donnerstag handelt.
 

Hier bin ich also, heute, an diesem fabelhaften Deanstag, was mich herrlicher Weise wieder perfekt in meinen gewohnten Rhythmus zurückwirft, und grüße zunächst einmal ganz herzlich meine herzallerliebste Isi, die genau im richtigen Augenblick damit angefangen hat, mir nachträglich Kommentare zu schreiben!

Das wird belohnt, erstens damit, dass ich dir dieses Kapitel hier widme und zweitens mit … na, das wirst du dann ja sehen! :D

Muss dich ja dafür entschädigen, dich von dem großen Treffen so gedankenlos ausgeschlossen zu haben!
 

Weiterhin grüße ich TeZ, die, wie ich mal annehme, zum letzten Kapitel als neue Kommischreiberin hinzu gestoßen ist – entweder das, oder sie hat sich umbenannt, ohne mir Bescheid zu sagen … ich kann das nicht alles im Blick behalten – jedenfalls grüße ich sie und biete ihr an, sich an der Cocktail-Bar einen Drink ihrer Wahl abzuholen.

Um drei ist auch wieder der Hula-Contest am Fiesta-Pool!
 

Und jetzt das neue Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Weihnachten im März … na von mir aus.“

Jane wirkte alles andere als unzufrieden, als sie den dekorierten Tannenzweig über den Wohnzimmertisch drapierte, und wies ihre Tochter dann leise an, doch bitte das Kaffeetablett aus der Küche zu holen.

Sean erinnerte seine Mutter daran, dass Hannah kaum mit einer so schwerwiegenden Aufgabe betraut werden konnte, erhob sich von seinem Platz neben Danny auf einem der gigantischen roten Sofas im Wohnzimmer und geleitete seine Lieblingsschwester in die Küche, die ihm jetzt natürlich beweisen musste, dass sie sehr wohl dazu in der Lage war, das Kaffeetablett zu tragen, völlig egal, wie schwer das auch sein mochte.

Dean lächelte in sich hinein, während er ihrem leisen Gezeter in der Küche lauschte, dann wurde ihm bewusst, dass William ihn beobachtete, und zog fragend die Augenbraue in die Höhe.

„Was?“

„Och“, William zuckte mit den Schultern, „ich freu mich nur.“

Er grinste ein wenig, brach daraufhin in sein 3000-Watt Strahlen aus, und Dean musste ein seiner Meinung nach etwas unangebrachtes Seufzen unterdrücken.

Seit dem Moment, in dem er durch die Tür zur Lawless’schen Residenz getreten war, fühlte er sich nicht nur merklich wohler, auch Sam war anzusehen, wie viel besser es ihm ging – wenn das vielleicht auch eher darauf zurückzuführen war, dass er über mehrere Tage hinweg quasi die Gänze der Fahrt von Eagle Rock nach Topeka an Deans Schulter gekuschelt geschlafen hatte.

Dean hätte fast behauptet, dass zwischen ihnen wieder alles in Ordnung sei, hätte er nicht so gut über Sams sporadische Anflüge von Schauspieltalent Bescheid gewusst.

So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass Sam es ihm nicht allzu übel nehmen würde, dass er bei einem ihrer diversen Zwischenstops Missouri kontaktiert hatte, während Sam mit dem Auftanken des Impalas betraut gewesen war und ihn naiv auf der Toilette vermutet hatte.

„Siehst du, ich kann das total alleine!“, erscholl Hannahs Stimme von der Wohnzimmertür her, und als Dean zu ihr hinüber blickte, balancierte sie soeben ein voll beladenes Tablett durch die Tür. Sean, der hinter ihr ging, trug allerdings das Kaffee-Geschirr für acht Personen – Chad war auch da, der schien gar nicht wieder weggehen zu wollen – auf einem weiteren, etwas kleineren Tablett, das hörbar klirrte, als er es auf dem Wohnzimmertisch abstellte.

„Sohooo“, sagte er mit einem etwas gefährlichen Unterton in der Stimme und grinste Dean breit an, „jetzt hol ich dein Geschenk.“

Dean blieb als Opfer böser Vorahnungen zurück und hoffte, Sean hatte bei seiner Geschenkauswahl bedacht, dass sowohl Hannah als auch Jane und William anwesend sein würden, während sein Cousin auspacken musste.

Dean wurde von diesen unangenehmen Gedanken abgelenkt, als Hannah sich zu ihm aufs Sofa setzte und ihm derartig energisch einen Schokoladenkeks vor die Nase hielt, dass ihm langsam aufdämmerte, wie erleichtert sie war, ihn und Sam heil zurückbekommen zu haben.

Sie hatte Sam beinahe umgesprungen, als der nichts ahnend aus dem Impala ausgestiegen war, und ihn mit derartig vielen, derartig feuchten Küssen überhäuft, dass Dean tatsächlich ein wenig eifersüchtig geworden war, bis sie von Sam abgelassen und sich ihm gewidmet hatte.

Sam hatte sein Weihnachtsgeschenk von ihr bereits bekommen – sie hatte ihm nicht nur ein ganz bezauberndes Bild von einer Ansammlung von Pinguinen gemalt, sie hatte außerdem weder Kosten noch Mühen gescheut und ihm einen dieser kitschigen Herzanhänger besorgt, die in der Mitte geteilt und somit zwei waren und von Rechtswegen her eigentlich nur von Frauen getragen werden durften.

Und so passend dieses Geschenk für Sam demzufolge auch sein mochte, den zweiten Teil dieses Anhängers hatte sie nicht nur für Dean vorgesehen, sie hatte ihn ihm sogar eigenhändig umgehängt und bei Strafe verboten, ihn je wieder abzunehmen.

Dean kam sich ein kleinwenig lächerlich vor mit der baumelnden Herzhälfte vor seiner Brust – Hannah hatte definitiv kein Auge für die angemessene Länge von Ketten – Chad hatte ihn in seiner charmanten Art natürlich offen ausgelacht und darauf aufmerksam gemacht, wie dämlich er doch aussehe, war dafür von Hannah jedoch derart rachelüstern angestarrt worden, dass er sich vor Schreck an einem Keks verschluckt hatte.

Dean ließ seine Finger ganz unbewusst über den Anhänger gleiten und mit der zu langen Kette spielen, und sein Blick wanderte unwillkürlich zu Sam hinüber, der haargenau das Gleiche tat.

Sekundenlang lächelten sie sich zu, dann war Sean mit Deans Geschenk zurück und konnte sich gerade noch zusammenreißen, es Dean nicht in den Schoß zu werfen.

Stattdessen wurde die milde Gabe mit Würde und Anstand überreicht, und Dean erfühlte sogleich, dass es sich nur um Klamotten handeln konnte.

„Socken?“, mutmaßte er also mit hochgezogener Augenbraue, und Sean verdrehte die Augen.

„Na aber sicher doch! Es ist ein einziges Paar gigantischer Socken, die du mit Sam gemeinsam tragen kannst. Passend zu dem Herzchenanhänger.“

Hannah giggelte leise und boxte ihren Bruder in die Seite, und Dean begann ein wenig umständlich damit, sein Geschenk auszupacken.

Er gab es zwar nicht gern zu, aber er hatte ein kleinwenig Angst.

Als er das Papier jedoch endlich gelöst hatte, förderte er ein recht harmlos aussehendes schwarzes T-Shirt zutage, auf dem in einem großen gelben Kreis ein simpler Hammer abgebildet war, und er blinzelte überfordert.

„Äh … danke?“

Danny lachte leise auf, und Sean schmollte.

„Es ist ein Captain Hammer Shirt!“, klärte er Dean großartig auf, und Dean zog die linke Augenbraue so steil in die Höhe, dass sie beinahe in seinem Haaransatz verschwand.

„Bitte wer – bitte was?“

Danny lachte nur noch mehr, und Sean ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören.

„Absolut keine Internetkultur.“

„Dann ist es doch gut“, grinste Danny seinen Freund an, „dass ich ihm das hier besorgt habe.“

Mit diesen Worten schob er Dean ein kleines Päckchen zu, und Dean starrte ihn groß an.

„Ääähm …“

„Das ist für Sam und dich“, bemerkte Danny, als sei es die Selbstverständlichkeit schlechthin, dass er Sam und Dean Geschenke machte und scheinbar nichts im Gegenzug erwartete, und Dean förderte eine DVD zutage, die den ominösen Titel „Dr. Horrible’s Sing-Along Blog“ trug.

Das konnte ja heiter werden.

„Dürfen wir jetzt?“, erkundigte sich Jane im selben Augenblick, als die Türklingel schellte, und sie erhob sich seufzend. „Offensichtlich nicht.“
 

Dean nutzte die Unterbrechung, um sich im Flüsterton bei Danny zu erkundigen, wer zur Hölle denn jetzt Captain Hammer sei, aber Danny verwies ihn lediglich grinsend auf die DVD und versprach, dass er sich ganz sicher über das T-Shirt freuen würde, wenn er den Film erst gesehen hatte.

Dean seufzte und gab sich geschlagen, sagte artig danke, auch in Sams Namen – dann entwich Sam plötzlich ein halb ungläubiger, halb wütender Laut, und als Dean aufblickte, sah er Missouri im Eingang zum Wohnzimmer stehen.

Na hoppla. Das hatte er jetzt beinahe vergessen.

Sam war so schnell vom Sofa aufgesprungen und aus dem Zimmer verschwunden, dass Dean weder Zeit hatte, ihm eine ehrliche Erklärung abzugeben, noch sich höchst fadenscheinig herauszureden, und der Blick, mit dem Missouri ihn nach Sams überstürztem Verschwinden maß, sprach Bände.

„Ich … sollte mit ihm reden“, entschuldigte er sich leise, Missouri nickte lediglich schweigend, und Dean verließ sich auf Janes Fähigkeiten als Gastgeberin und eilte Sam nach, der die Treppe hinauf und vermutlich ins Gästezimmer verschwunden war.

Dean folgte ihm mit gemischten Gefühlen – er bildete sich zwar ein, im Recht zu sein, aber das hieß ja noch lange nicht, dass Sam nicht genau so ein Recht darauf hatte, wütend auf ihn zu sein.

„Sammy?“, begann er also vorsichtig, als er sich durch die Tür schob, und gewahrte Sam am Fenster gleich gegenüber.

Er stand mit dem Gesicht zu ihm, die Arme vor der Brust verschränkt, und Dean suchte sich ausgerechnet diesen Augenblick aus, um mal wieder festzustellen, wie unheimlich groß und muskulös Sam doch eigentlich war.

Man gewöhnte sich einigermaßen daran, wenn man so viel Zeit mit ihm verbrachte, wie Dean es tat, nahm es irgendwann als selbstverständlich hin, aber es war nicht von der Hand zu weisen, was für ein Riesenkerl Sam war – und was für Schaden er anrichten konnte, wenn er das wirklich wollte.

Dean schluckte trocken.

„Hör mal, Sammy, ich …“

Dean unterbrach sich und blinzelte verdutzt, weil Sam keine Anstalten gemacht hatte, es ihm gleichzutun.

Da hatte er jetzt doch ein wenig Gebrüll erwartet.

„Ich höre“, sagte Sam schließlich, und Dean hörte die mühsam unterdrückte Wut in seiner Stimme – was ihn auf irrationale Art und Weise tatsächlich ein wenig beruhigte.

Er sammelte sich, dachte kurz darüber nach, was er überhaupt zu Sam sagen wollte – und ging zunächst einmal zum Bett hinüber, um sich zu setzen.

Das hier sollte keine Zwei-Fronten-Diskussion – sprich ein Streit – werden, er wollte Sam lediglich erklären, was in ihm vor sich ging und warum er geglaubt hatte, Missouri hinter Sams Rücken kontaktieren zu müssen.

„Du hast … mir so unglaublich gefehlt“, begann er schließlich, und Sam blickte ihn irritiert an und ließ die Arme sinken, ballte die Hände zu Fäusten. „Du mir doch auch ...“

„Nein“, sagte Dean und schüttelte leicht den Kopf. „So meine ich das nicht. Du warst so unglaublich lange weg und ich hatte die Hoffnung, dich jemals wiederzusehen, beinahe aufgegeben. Und jetzt hab ich dich zurück … und auch wieder nicht. Ich finde das nicht fair, Sammy. Ich weiß, dass dich etwas bedrückt … Und weil ich das weiß, kann ich jetzt auch nicht einfach so tun, als sei alles in Ordnung. Ich will dich ganz zurück haben. Ganz.“

Dean hielt einen Moment inne, um Sam Gelegenheit zu geben, sich dazu zu äußern, aber Sam hatte sich auf die Unterlippe gebissen und wich seinem Blick aus, und Dean wusste, dass Sam sich nie dazu äußern würde, wenn es ihm nicht endlich gelang, zu ihm durchzudringen.

„Ich weiß nicht, was ich getan habe, dass du mir nicht vertraust“, sagte er leise und wog jedes Wort sehr genau ab, „aber ich liebe dich, Sam. Nichts von dem, das du mir verschweigst, könnte so unfassbar schrecklich sein, dass es an meinen Gefühlen für dich etwas ändert, und -“

„Dean, ich habe Dämonenblut in mir!“, fuhr Sam ihn mit einem Mal an, und Dean runzelte leicht die Brauen.

„Das weiß ich doch.“

Er sah ein leichtes Beben durch Sam hindurchgehen, hütete sich jedoch, aufzustehen, um ihn in die Arme zu nehmen.

Er wagte es ja kaum, zu atmen.

„Ja, das weißt du“, sagte Sam düster, „aber weißt du auch, was es bedeutet?“

Deans Stirn furchte sich ganz gegen seinen Willen noch ein wenig mehr, aber Sam war jetzt zu tief in die Anfänge seiner Beichte verstrickt, um sich davon bremsen zu lassen.

„Du hattest schon Angst vor mir, nachdem mein … mein böser Zwilling über dich hergefallen war, Dean. Du hattest Angst davor, dir mir gegenüber eine Blöße zu geben – Angst davor, unterlegen zu sein und dominiert zu werden … Und ich habe Fähigkeiten, von denen ich selbst nicht weiß, wie weit sie reichen … Ich kann Dinge Kraft meiner Gedanken bewegen, habe Visionen … und kann Menschen tun lassen, was immer ich will – auch dich.“

Die letzten Worte hatte er sehr, sehr leise ausgesprochen, und Dean begriff endlich.

„Das meinst du nicht ernst!“

Sam zuckte unter Deans wütender Stimme zusammen und schluckte nervös, als Dean ruckartig vom Bett aufstand und auf ihn zukam.

„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich deswegen so von mir distanziert hast, weil du dir hast einreden lassen, du seiest nicht gut für mich – dass du mich kontrollierst?! Du bist doch nicht wirklich so -“

Dean bremste sich in letzter Sekunde, packte Sams Handgelenke, als der ihn abwehren wollte, und zerrte Sam unbarmherzig an sich heran.

„Du hast doch gesehen, was passiert, wenn ich die Kontrolle über mich verliere, Dean! W-was ist, wenn ich dich schon seit Jahren -“, stammelte Sam unsicher, und Dean schnitt ihm mit einem empörten Schnauben das Wort ab.

„Quatsch! Du übst in etwa so viel Kontrolle auf mich aus wie der Papst! Ich bin mit dir zusammen, weil ich es will, weil ich dich verdammt noch mal brauche – nicht weil du mich dir zurecht gebogen hast! Du hast mich in deinem ganzen Leben erst ein einziges Mal kontrolliert, Sammy, und das nur, um mich aus einer Gefahrensituation zu befreien! Du kannst so viel Dämonenblut in dir haben, wie du willst, wenn du mich loswerden möchtest, dann brauchst du eine andere Ausrede!“

Dean hatte Sam mit den letzten Worten an die Wand in seinem Rücken gedrängt, und Sam fehlten sowohl die Worte als auch die Luft zum Antworten.

In Deans Augen schimmerten neben gerechtfertigter Wut auch ehrliche Sorge und Zuneigung, und Sam begriff mit plötzlicher Schärfe, dass er Vlads Einflüsterungen viel zu viel Bedeutung beigemessen hatte.

Er war Vlads Einfluss so lange ausgeliefert gewesen, dass er ihm zum Schluss wahrscheinlich so gut wie alles geglaubt hätte.

Aber jetzt stand er nicht mehr unter Vlads Einfluss, und wenn er seine Beziehung zu Dean nicht länger gefährden wollte, dann musste er die Erinnerung an seine Gefangenschaft, an die Einsamkeit und die Angst endlich hinter sich lassen.

Sam befreite sich von Deans Griff um seine Handgelenke und schloss den überraschten Dean in eine sanfte Umarmung.

„Es tut mir leid“, murmelte er erstickt in Deans Haar, schloss die Augen und seufzte erleichtert, als Dean seine Umarmung endlich erwiderte und sich sogar relativ hingebungsvoll an ihn schmiegte.

„Idiot“, brummte Dean nach einer Weile, machte sich sanft von ihm los – und ächzte überrascht, weil sich ihre dummen Herzchenanhänger miteinander verfangen hatten und sie aneinander fesselten.

Die dunkle Gabe

Samstag!
 

Keine Energie für irgendwas, liebe Freunde, schon gar nicht für Kommi-Kommis, aber:

The Watchmen ist leider nicht so gut, wie man hätte meinen können – nichtmal Jeffrey konnte das retten.

Oder ich bin einfach überempfindlich.

Wer also auf allzu detaillierte Gewaltszenen – so wie ich – verzichten kann, möge sich das nicht ansehen … sondern lieber Fluff lesen (den ich praktischerweise hier und heute anbiete).
 

moko-chan
 


 

„Alles geklärt?“

Missouri blickte von ihrer Kaffeetasse auf, als Sam und Dean gemeinsam das Wohnzimmer betraten, und stand auf, um ihnen entgegen zu kommen und die Hand zu reichen.

„Alles geklärt“, antwortete Sam lächelnd, nahm ihre so viel kleinere Hand ganz selbstverständlich in seine und drückte sie behutsam.

Ihre Augen weiteten sich leicht, verengten sich gleich darauf zu Schlitzen, dann blickte sie Dean einen Moment lang durchbohrend an.

„Du bist sehr viel einfühlsamer, als man erwartet hätte“, murmelte sie so leise, dass nur Sam und Dean sie hören konnten, klang dabei ein wenig überrascht, und tätschelte schließlich Deans Wange, nachdem ihre Hand von Sam freigegeben worden war.

„Ihr kriegt das schon hin. Du hast das ja augenscheinlich im Griff.“

Dean konnte sich nicht helfen, das unerwartete Lob entlockte ihm ein stolzes Grinsen.

„Setzt euch hin und esst euren Kuchen!“, ordnete Jane im Befehlston der Mutter zweier Kinder an, und Dean hüpfte geradezu zurück zum Sofa und ließ sich zufrieden seufzend auf seinen Platz fallen.

Chad machte ihn darauf aufmerksam, dass er den Kuchen höchstpersönlich gebacken hatte, und Dean verkündete ohne Rücksicht auf die Gefühle der Umstehenden, dass er es so langsam in Erwägung zöge, sich Chad als Backsklaven zu halten.

„Glaub mir, den willst du nicht ständig um dich haben“, warnte Danny ihn mit bierernstem Gesichtsausdruck, und Dean zuckte lediglich mit den Schultern, und gab an, dass Chad ja im Kofferraum wohnen konnte.

Der sei schließlich groß genug – also, der Kofferraum, nicht Chad.

„Selbst der Hund durfte auf der Rückbank mitfahren“, warf Sam ein, der nichts Falsches daran ausmachen konnte, Chad ein wenig zu ärgern, und Dean enttäuschte ihn nicht, indem er darauf hinwies, dass er den Hund schon wesentlich langer kannte und der demzufolge auch mehr Rechte habe als Chad.

Chad nahm Dean seinen Kuchenteller wieder weg, als er das hörte.

Hannah nutzte die Gunst der Stunde, um Dean auf den Schoß zu klettern, machte sich dann jedoch nützlich, indem sie Dean seinen Kuchenteller zurückeroberte.

Dean drückte sie dankbar, bekam einen liebevollen Kuss auf die Wange und war bereit, auf die Knie zu fallen und der Irren mit dem Laptop zu huldigen, als Sam, der natürlich neben ihm saß, den Arm um ihn legte und seine Schulter zu streicheln begann.

Es störte ihn keineswegs, dass Missouri ihn und Sam scheinbar keine Sekunde aus den Augen ließ, in diesen Augen war nämlich deutlich zu erkennen, dass sie äußerst zufrieden war mit dem, was sie sah, und es kümmerte ihn kaum, als ihr Blick zu seiner Brust driftete, auch den Anhänger entdeckte, der um Sams Hals hing, und sie in unerwartet mädchenhaftes Gekicher ausbrach.

Sie unterhielt sich ganz ausgezeichnet mit Jane, hatte diese wohl gleich zu Anfang zu ihrem besonders hübschen Couchtisch beglückwünscht und somit eine solide Basis für eine Freundschaft geschaffen, und da William sich damit zufrieden gab, zu der Unterhaltung der beiden Frauen ab und an sein Scherflein beizutragen, waren die jungen Leute einigermaßen sich selbst überlassen.

Dean nutzte diesen Umstand, um harmlose Zärtlichkeiten mit Sam auszutauschen, die weder seinen Liebsten in Verlegenheit brachten, noch Hannah verstörten – Chad jedoch mit unvermeidlicher Sicherheit dazu verleiteten, ab und zu anklagend zu hüsteln und bestimmt in eine andere Richtung zu sehen.

Dean begann sich langsam ernsthaft zu fragen, wie der arme Junge jemals bei Leia landen wollte, wenn er so schrecklich verklemmt war.

Naja, jetzt, da die Zwei nicht mehr aufeinander hockten, war das ohnehin kein Thema mehr – worüber sich zumindest Sam freuen dürfte.
 

„Ich dachte, ihr bräuchtet meine Unterstützung nicht mehr?“

Missouri blickte aus dunklen Augen zu Sam auf – er hatte sie zu einer Unterredung in den Garten gebeten – und Sam seufzte leise.

„Nicht so, wie von Dean ursprünglich geplant, nein … Aber ich hatte gehofft, du könntest mir in einer anderen Sache weiterhelfen …“

Es war Sam ein wenig unangenehm, mit seinen neuerdings so erschreckend zunehmenden Fähigkeiten hausieren zu gehen, aber Missouri war jemand, dem er bedingungslos vertraute, also gab es keinen logischen Grund, sie nicht um Hilfe zu bitten.

„Ich wollte dich darum bitten … also … damals, in unserem alten Haus, da hast du gespürt, dass eine böse Kraft anwesend war – und ich wollte dich darum bitten … also, ich wollte dich fragen, ob du – ob du spürst, dass ich -“

Missouri brachte Sams hilfloses Gestammel zu einem etwas abrupten Ende, indem sie seine Hand packte und die Augen schloss, und Sam wartete mit nervös hochgezogener Oberlippe auf ihr Urteil.

„Da ist etwas Böses in dir“, sagte sie nach einer Weile leise und hielt die Augen weiter schlossen, „das wie ein Schatten unter der Oberfläche liegt.“

Sam verspannte sich unwillkürlich, und Missouris Griff um seine Hand festigte sich.

„Es ist ein schwacher Schatten, kaum sichtbar, wenn man nicht weiß, wonach man sucht, aber wenn er nicht kontrolliert und eingeschränkt wird, dann wird er sich weiter ausbreiten … vielleicht sogar bösartiger werden.“

Sie schlug endlich die Augen auf, um Sam anzusehen, und es verwunderte ihn, dass sie es tatsächlich fertig brachte, zu lächeln.

„Aber das Entscheidende ist, dass du gut sein willst, Sam. Dinge wie Gut und Böse hängen vom Willen ab – und du bist kein Werwolf, der nicht kontrollieren kann, ob er sich verwandelt oder nicht und keinen Einfluss darauf hat, wen er jagt. Du willst gut sein – musst gut sein, wenn du Dean und alles andere nicht verlieren willst, nicht wahr? Ich an deiner Stelle würde mir nicht allzu große Sorgen machen …“

Sam schluckte trocken, wusste nicht, was er darauf erwidern konnte, und Missouri drückte seine Hand noch ein wenig fester.

„Du hast dich bisher nicht mit deinen Fähigkeiten auseinander gesetzt, hab ich Recht? Vielleicht solltest du das überdenken – du kannst nicht kontrollieren, was du nicht verstehst, Sam.“

Sam nickte schwach, und Missouri hielt es für angebracht, seine Hand zu tätscheln.

„Ich bin mir sicher, dass Dean dich unterstützen wird. Der Junge ist zwar manchmal etwas langsam, aber er hat das Herz am rechten Fleck … und er liebt dich, Sam. Mir ist beinahe schwindlig geworden, vorhin im Wohnzimmer. Wenn ich dichter an euch dran gesessen hätte, wäre ich wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen.“

Sie lächelte ein wenig, um deutlich zu machen, dass sie ein bisschen übertrieb, und Sam lächelte ganz automatisch zurück.

„Du denkst also, ich … also … dass es nicht allzu schlimm ist?“

Missouri runzelte die Brauen.

„Mit dir ist alles in Ordnung Sam. Lass dir ja nichts anderes einreden. Egal ob Dämonenblut oder nicht, du bist immer noch du. Wenn du so willst, dann ist dein Zustand mit einer Infektion zu vergleichen, die eben gewisse Behandlungsmethoden erfordert, damit sie nicht schlimmer wird. Nur weil diese Infektion übernatürlichen Ursprungs ist, macht dich das nicht zu einem Monster. Und jetzt hör auf damit, dir Unsinn einzureden, und lass mich in Ruhe meinen Kaffee trinken. Deans Tante wollte mir eben erzählen, wo sie ihre fabelhaften Sofas erstanden hat ...“
 

„Na, das war doch mal ein netter Besuch … auch wenn er unangekündigt und ein kleinwenig überraschend kam.“

Dean warf Jane einen unsicheren Seitenblick zu, während er von ihr den nächsten Teller zum Abtrocknen entgegen nahm, aber ihre Augen blieben auf das Waschbecken fixiert, in dem sie soeben mit Hingabe eine Kaffeetasse abspülte.

„Es freut mich, dass zwischen dir und Sam alles wieder in Ordnung ist“, fügte sie übergangslos hinzu, als habe sie ganz genau gespürt, dass Dean sie ansah, und Dean lächelte unwillkürlich.

„Ja, mich auch.“

Janes Mundwinkel verzogen sich ein wenig nach oben.

„Sean hat erzählt, dass er sich Sorgen um euch Zwei gemacht hat. Und Hannah war in den letzten Tagen deswegen derartig unruhig, dass William tatsächlich überlegt hat, sie einzusacken und mit ihr nach Kalifornien zu fahren. Der Mann muss wirklich lernen, seine Kinder nicht allzu sehr zu verhätscheln.“

Sie warf einen Blick aus dem Fenster, vor dem der Rest der Familie im Vorgarten momentan mit einem Spiel beschäftigt war, das schwer nach einer Mischung aus Football und Fangen aussah – und es hatte beinahe den Anschein, als sei William mit mehr Spaß bei der Sache als alle anderen zusammen … so wie er grinste, war die Vermutung jedenfalls recht nahe liegend.

Dean grinste nicht ganz so breit wie sein Onkel, als er beobachten konnte, wie der unglückselige Chad, der das Pech hatte, den Ball zu fangen, von Sam erbarmungslos zu Boden getackelt, und dann unter einem Berg aus Menschenleibern begraben wurde, weil sich der Rest der Mannschaft natürlich mit extra viel Schwung auf Sam drauf warf – mit Hannah als Cocktail-Kirsche.

Sam erinnerte Dean unwillkürlich an den unglaublichen Hulk, als er sich schnaufend und ächzend von den Attackierenden befreite – ob sich selbst oder Chad vor dem Erstickungstod zu retten, war Dean nicht ganz klar – und dann gutmütig zuließ, dass Hannah wie ein Äffchen an ihm hochkletterte und versuchte, ihm den Ball zu rauben, den er Chad gerade erst abgenommen hatte.

Sein Gespräch mit Missouri hatte Sam ganz zweifellos gut getan, und Dean war zuversichtlich, dass die nächsten Tage einfach nur fabelhaft werden konnten.

Jane und William hatten ihm und Sam zu Weihnachten ein etwas ungewöhnliches Geschenk gemacht – nämlich das Angebot, das Gästezimmer nach ihren Vorstellungen umzudekorieren und somit zum Sam’n’Dean-Zimmer umzufunktionieren, und allein die Vorstellung, somit so etwas wie einen festen Wohnsitz und damit ein Zuhause zu haben, das nicht der Impala war, war gleichzeitig absurd und wunderbar.

Dean hatte die Sache noch nicht mit Sam besprechen können, aber er war sich ziemlich sicher, dass Sam sich über dieses Geschenk ebenso freute wie er selbst – das würde zumindest erklären, warum Sam draußen im Garten mit seiner Cousine jonglierte, als wiege sie nicht mehr als ein paar Gramm.

Dean half Jane pflichtbewusst damit, den Abwasch fertig zu machen, dann ging er zu den anderen nach draußen und half Sam dabei, Hannah zu jonglieren und anschließend Chad dem Erdboden gleich zu machen.

Chad beschwerte sich nicht, schaffte er es doch ein ums andere Mal, sich an Dean und schließlich sogar an Sam zu rächen, und nach gefühlten zwanzig Minuten, die in der Realität zweieinhalb Stunden entsprachen, rief Jane die Männer und ihre Tochter ins Haus zurück und befahl ihnen, zu duschen und die zur Unkenntlichkeit verdreckten Klamotten zum Waschen auf einen Haufen im Badezimmer zu packen.

Es war Zeit zum Abendessen, als alle mit Duschen fertig waren – Dean hatte ausnahmsweise Rücksicht auf die Gefühle der Familie … und auf die von Chad … genommen und nicht mit Sam gemeinsam geduscht, was vielleicht anständiger gewesen war, aber natürlich auch doppelt so lange gedauert hatte.
 

Das Abendessen war eine Herausforderung für sich.

Dean gab sich am Tisch hemmungsloser Gefräßigkeit hin, ließ sich daran auch weder von Sam noch irgendwem sonst hindern, und war alles in allem ziemlich taub für alles, was nicht direkt mit der Nahrungsaufnahme zu tun hatte.

Sam hingegen musste sich mit Sean und Danny und Chad unterhalten, da er aber ohnehin noch ziemlich satt vom Kuchenessen war, war das an sich nicht weiter schlimm, nur eben ein wenig strapaziös.

Sean und Danny machten sich nämlich einen Spaß daraus, Sam nach dem Status seines Sexlebens auszufragen – und zwar so, dass Hannah davon nichts mitbekam – schließlich war ihr letzter Standpunkt der, dass Sam es in der Beziehung noch nie nach oben gebracht hatte, und das konnten und wollten sie so nicht undiskutiert lassen.

Chad trat den Beiden unterm Tisch abwechselnd vors Schienbein, Jane rollte ein ums andere Mal mit den Augen, aber das hielt Sean und Danny nicht davon ab, Sam bis aufs Blut zu peinigen und ihm besagtes Blut in den Kopf zu treiben, bis er ganz rote Ohren hatte.

Hannah war viel zu geschafft vom nachmittäglichen Rumgetobe, um viel mehr tun zu können, als ein paar Scheiben Brot zu essen und irgendwann an Deans Seite einzuschlafen, mit dem der halb aufgegessenen Scheibe Brot noch in der Hand.

Dean erklärte sich bereit, sie ins Bett zu bringen, hatte diese Aufgabe aber ganz eindeutig mächtig unterschätzt.

Es war bedeutend einfacher, einen betrunkenen Sam dazu zu bringen, sich die Zähne zu putzen und bettfertig zu machen als ein halb komatöses Kind, und als Hannah schließlich unter der Bettdecke lag und Dean verschlafen murmelnd um einen Gute-Nacht-Kuss bat, war dieser ziemlich fix und fertig mit den Nerven.

Er zog die Bettdecke etwas höher über Hannahs Brust, beugte sich über sie, um ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken … und schlich nahezu auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.

„Manchmal bin ich froh, dass also … ähm …“

Dean unterbrach sich, als er beim Eintritt ins Gästezimmer mit dem Anblick eines halbnackten, unsagbar müden Sam konfrontiert wurde, der im Gästebad vorm Spiegel stand und sich die Zähne putzte.

Sam trug nichts am Leib außer einer Pyjamahose, die schon so alt war, dass ihr Gummizug kurz vor seinem Ableben stand und sie nur gerade eben so auf seinen Hüften hielt, und er war vom Nachmittag im Schoß der Familie derartig geschafft, dass er sich sofort in Deans Umarmung zurücklehnte, als der sich hinter ihn stellte und seine Arme um seine Mitte schlang.

Dean beobachtete über Sams Schulter hinweg im Badezimmerspiegel, wie Sam die Augen schloss, und ihm kam eine etwas … unorthodoxe Idee.

Sam ging es ganz zweifellos sehr viel besser, seit er sich Dean gegenüber geöffnet und eine vollständige Beichte abgelegt hatte, aber solche Ängste, wie Sam sie mit sich herumgetragen hatte, verschwanden nicht von heute auf morgen, und Dean hoffte, zumindest ein wenig dazu beitragen zu können, um den Vorgang zu beschleunigen – und das auch noch auf die denkbar angenehmste Art und Weise.

Aber jetzt musste er erstmal das zweite halb komatöse Individuum an diesem Abend ins Bett bringen – alles andere würde warten müssen, bis Sam ausgeschlafen war.

Dean gab sich also damit zufrieden, sich zu Sam unter die Decke zu wurschteln, ihm das Haar aus der Stirn zu streicheln und sanfte Küsse auf eben dieser zu verteilen, bis Sam an seiner Schulter eingeschlafen war – dann ging er dazu über, so lange schamlos an Sam rumzuschmusern, bis ihn das gleiche Schicksal ereilte.

Dazu gehören Zwei

Deanstag!
 

Ähm … Petrus?

Eisregen? Schnee?

Nee, oder?
 

Dein Glück, dass ich eine ganz FABELHAFTE neue Serie entdeckt habe!

Mehr dazu beim nächsten Mal – bin ganz schrecklich spät dran – jetzt erstmal viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel!
 

moko-chan
 


 

„Dean?“

Dean schnaufte leise.

„Dean?“

Dean wurde sanft in die Seite gepiekt, schnaufte leise und drehte sich von der sanft piekenden Hand weg.

„Diiiiiien?“

Dean wurde jetzt etwas weniger sanft in den Rücken gepiekt, und Dean grunzte ungehalten und blinzelte vorsichtig.

Es war dunkel im Zimmer. Völlig dunkel im Zimmer.

Selbst mit heruntergelassenen Jalousien und zugezogenen Vorhängen war es nicht völlig dunkel im Zimmer, sollte die Sonne beschlossen haben, so dreist zu sein und aufzugehen – das bedeutete folglich, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war und DAS bedeutete …

„Hannah?“

Deans Stimme klang, als habe er einen Karton Nägel heruntergeschluckt, und Hannah kletterte zu ihm ins Bett.

„Ich hab schlecht geträumt.“

Er drehte sich sofort zu ihr um, als er das hörte, hob die Decke für sie an, damit sie sich zu ihm legen konnte und nahm sie in die Arme, nachdem das geschehen war.

Es war Dean nicht ganz klar, warum Hannah zu ihm kam und nicht zu ihren Eltern, aber es löste ein ziemlich … heimeliges Gefühl in ihm aus, das Kind an seine Brust zu drücken und festzuhalten, bis sie wieder eingeschlafen war – als Sam sich dann zu ihm umdrehte, von hinten so dicht wie nur möglich an ihn heran rückte und ihm genüsslich in den Nacken schnaufte, wurde ihm noch ein ganz kleinwenig heimeliger, ganz davon zu schweigen, dass ihm außerdem reichlich warm wurde.

Es wollte ihm beim besten Willen nicht gelingen, in dieser subtropischen Atmosphäre wieder einzuschlafen – zumindest ein, zwei Stunden lang nicht – und Dean vertrieb sich die Zeit auf für ihn denkbar ungewohnte Weise, indem er Hannah sanft schüttelte und ihr leise vorzusingen begann, wann immer ihr Schlaf unruhig wurde.

Nach etwa zwei Stunden wurde er dann schließlich selbst wieder vom Schlaf übermannt, und diesmal war es Sam, der ihn weckte – allerdings zu wesentlich humanerer Stunde, als Hannah es getan hatte.

„Dean?“, wisperte er sachte in Deans Ohr, und Dean war sich mit plötzlicher Schärfe zweierlei Fakten bewusst: Erstens, dass Sam eine … ähm … Morgen-Latte hatte, die sich um Aufmerksamkeit heischend in seinen verlängerten Rücken bohrte, und dass Sam zweitens keine Ahnung hatte, dass Hannah auf Deans anderer Seite in seliger Unkenntnis dieses Umstandes schlief.

„Hannah liegt neben mir!“, platzte es also ein wenig panisch aus ihm heraus, und Sam rückte prompt von ihm ab, so weit, dass er beinahe aus dem Bett fiel.

„Großer Gott!“

Dean wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte und entschied sich schließlich dazu, Sam ein wenig kläglich über seine Schulter anzulächeln.

„Sie hatte einen Alptraum.“

Sam war überraschend rot – beinahe noch röter als am Vorabend, als Sean und Danny ihn bezüglich seiner sexuellen Präferenzen gelöchert hatten – und Dean unterdrückte ein Grinsen.

„Sie schläft, Sammy – und wenn du ihr nichts hiervon erzählst … ich kann meinen Mund halten.“

Sams Gesichtsfarbe nahm nach und nach wieder normalere Züge an, er blieb jedoch liegen, wo er war – unangenehm weit von ihm entfernt, also – und so langsam wurde die Lücke zwischen ihnen ein wenig kühl.

„Rück wieder ran“, forderte Dean also nach einer Weile, und Sam weitete panisch die Augen.

„Bist du verrückt? Ich bin doch … ich hab doch …“

Er wurde wieder rot, und Dean blickte spekulierend auf Hannah hinab, die friedlich an seiner Brust schlummerte.

„Ich bring sie in ihr eigenes Bett“, beschloss er laut, zog die Decke beiseite, damit er aufstehen konnte, und erhob sich dann mit Hannah in seinen Armen, die sich davon in etwa so gestört fühlte wie ein Sack Kartoffeln.

Er trug sie über den Flur und in ihr Zimmer, steckte sie wie am vergangenen Abend ins Bett, und als sie ein wenig unruhig wurde und im Bett herumzutasten begann, drückte er ihr kurzerhand ihren Pinguin in die Arme.

Das stellte sie zufrieden, sie schnaufte verzückt, drehte ihm den Rücken zu, und Dean konnte zu seinem Liebsten ins Gästezimmer zurückkehren.

Sam lag noch immer so da, wie Dean ihn verlassen hatte, und Dean schloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel im Schloss herum, schlüpfte eilig unter die Bettdecke und rutschte an Sam heran, um ihre Hüften aneinander zu pressen.

„Ich … aber … mh … Dean!“, murmelte Sam, plötzlich verschüchtert wie ein Schulmädchen, und Dean starrte ihn an.

„Deswegen hast du mich doch geweckt, oder etwa nicht?!“

„Schon“, gab Sam zu, „aber jetzt … ähm … da hab ich noch halb geschlafen … und jetzt … Was ist, wenn uns jemand hört?“

Dean überdachte das einen Moment.

„Dann gib dir halt Mühe, leise zu sein.“

Mit diesen Worten drückte er seinen Mund auf Sams, und Sam gab einen überraschten Laut von sich, schlang dann jedoch so besitzergreifend seine Arme um Dean, dass man nicht genau sagen konnte, wer von Beiden mit mehr Energie an die Sache heran ging.
 

Sam ließ seine Hände über Deans Rücken reiben, liebkoste die warme Haut mit zunehmender Intensität, und als er sie schließlich auf Deans Hintern gleiten ließ und zudrückte, geschah dies mit derartiger Hemmungslosigkeit, dass Dean ein überraschtes Keuchen entwich.

Sam begann, ihn zu kneten, erst über den Shorts, dann zogen rastlose Finger den störenden Stoff beiseite, um sich der Haut darunter widmen zu können, und Dean konnte nichts anderes tun, als seine Lippen über Sams Hals streichen zu lassen und Sams so seltenen Anflug von Dominanz zu genießen.

Wenn Dean ehrlich war, dann war es ganz angenehm, sich einfach hinzugeben und Sam nehmen zu lassen, was immer er wollte, ganz besonders jetzt, da er sich so völlig sicher und entspannt fühlte.

Dean konnte sich kaum erinnern, wann er sich Sam zuletzt so nahe gefühlt hatte, und noch viel weniger, wann Sam zuletzt so selbstbewusst über ihn hergefallen war.

Das Gefühl, wie Sams riesige Hände seinen Hintern umfassten, war schlichtweg unglaublich, und Dean ertappte sich dabei, wie er die Augen zukniff und sein Gesicht in Sams Nacken vergrub, während seine Hüften sich völlig selbständig machten und mit zunehmendem Enthusiasmus an Sam rieben.

Er japste, als Sam sie herum rollte und ihn unter sich begrub, spreizte jedoch sofort einladend die Schenkel, um es Sam bequemer zu machen und Sam dankte es ihm mit einem ungeduldigen Hüftstoß, der Dean die Augen hinter den geschlossenen Lidern verdrehen ließ.

Sam packte seine Handgelenke, drückte sie über seinem Kopf in die Matratze, und als Dean die Augen aufschlug, um seine Lage genauer in Augenschein zu nehmen, stellte er fest, dass Sam ihn bequem mit einer Hand festhalten konnte.

Und das machte ihn aus unerfindlichen Gründen derartig an, dass ihm ein hilfloses Stöhnen entfleuchte.

„Sam“, presste er unwillkürlich hervor, leckte sich über die Lippen und versuchte, sich Sam für weitere Küsse entgegen zu recken – aber dieser hatte offensichtlich andere Pläne.

„Ich liebe dich“, wisperte er kaum hörbar, und Dean machte ein Hohlkreuz, als Sam neben ihn rutschte und seine freie Hand zwischen seine gespreizten Schenkel gleiten ließ.

„Sammy … Sammy“, stöhnte Dean leise, drückte sich Sams großer, warmer Hand so gut es ging entgegen, und Sam erstickte sein hilfloses Flehen mit seinen Lippen.

Da er exakt das gewollt hatte, schloss Dean wieder die Augen, brummte zufrieden in Sams Mund hinein und genoss das Gefühl, Sam so völlig ausgeliefert zu sein.

Sam streichelte ihm mit dem Daumen sanft über die Handgelenke, küsste ihn so gierig und verlangend, dass Dean davon schwindlig wurde, und es war beschämend wenig Zeit vergangen, als Dean mit einem rauen Keuchen den Kopf in den Nacken warf und kam.

„Das ging schnell“, stellte Sam dann auch mit leisem Lächeln in der Stimme fest, nachdem er Deans Mund freigegeben hatte, und Dean wollte ihn mit einem sanften Knuff in die Rippen zur Rechenschaft ziehen, aber Sam hielt noch immer seine Handgelenke fest.

„Ähm“, machte Dean und hüstelte verlegen, als sein Körper mit einem begeisterten Kribbeln auf Sams anhaltende Dominanz reagierte.

„Lässt du mich los?“

Sam lächelte und schüttelte den Kopf, dass ihm das Haar in die Stirn fiel, und Dean entspannte sich und ließ sich festhalten.

„Ich liebe dich“, sagte er leise, grinste in sich hinein, als er die Antwort in Sams Augen las, und leckte sich ein weiteres Mal über die Lippen, bevor er vielsagend an Sam hinab blickte.

„Was ist mit dir, Sammy?“

„Was soll mit mir sein?“, fragte Sam grinsend zurück, rieb sich vielsagend an Deans Oberschenkel, und Dean japste und biss sich auf die Unterlippe.

„Großer Gott, Sam!“

Sam gab keine Antwort, fuhr stattdessen in seinem animalischen Tun fort, und Dean wusste nicht, wo ihm der Kopf stand.

Er war von Sam ja nun wirklich schon eine Menge gewohnt – aber diese Menge ging für gewöhnlich in eine absolut andere Richtung … in die devote Richtung nämlich, nicht in die … die … besitzergreifende, zum Sterben sexy Richtung.

Dean konnte nur annehmen, dass die Ereignisse der letzten Wochen Sam bleibend geprägt hatten – und wenn das hier die Konsequenzen waren, dann hatte Dean damit nicht das geringste Problem.

Er wand sich unter Sam, bäumte sich ein ums andere Mal auf, gab alles in allem also exakt das ab, was Sam gerade brauchte, und als er den Beweis dafür an seinem Oberschenkel spürte, verzog er die Lippen zu einem unanständigen Grinsen.

„Den Bezug müssen wir selber waschen …“

Sein Grinsen spiegelte sich in Sams Zügen, Sam ließ ihn endlich los und sich neben ihn fallen, und Dean schnaufte zufrieden und rutschte an ihn heran und halb auf ihn rauf.

„Das hat mir verdammt gut gefallen“, informierte er Sam – damit der gar nicht erst auf die Idee kam, die dominante Tour könne ihn irgendwie verschreckt haben – und Sam wirkte tatsächlich erleichtert.

Dean kannte doch seine Pappenheimer.

„Duschen?“, schlug er also sanft vor, und Sam nickte und rutschte ihm voran aus dem Bett.
 

„Darf ich fragen, was dein Gespräch mit Missouri gestern ergeben hat?“, erkundigte Dean sich bei Sam, während er die Duschtür hinter sich zuzog, und Sam lächelte flüchtig und drehte den Wasserhahn auf, regelte das Wasser auf eine angenehme Temperatur, bevor er sich Dean zuwandte.

„Scheinbar bin ich nicht ganz so gefährlich, wie ich mir habe einreden lassen“, sagte er dann, bemühte sich dabei hörbar um einen leichten Tonfall, und Dean nickte nachdrücklich, verkniff sich ein „Ich hab’s ja gleich gesagt“ und griff zielsicher nach dem Duschgel.

„Und was bedeutet das für uns?“, fragte er so harmlos wie möglich nach, blickte überrascht zu Sam auf, als der ihn in eine besitzergreifende Umarmung zog, entspannte sich jedoch sofort, als er das Lächeln in Sams Augen sah.

„Das bedeutet, dass wir uns jemanden suchen müssen, der sich mit sowas auskennt.“

Dean war sich darüber im Klaren, dass es sich bei diesem „jemand“ im Zweifelsfall um einen Dämon handeln würde, aber im Moment ging ihm das ziemlich – nunja … am Arsch vorbei.

Sam hatte endlich sein Gleichgewicht wieder gefunden – wenn er vielleicht auch ein wenig überkompensierte – und zukünftige Gefahrensituationen kümmerten Dean nicht im Geringsten, wenn er sich viel angenehmer damit beschäftigen konnte, den Adoniskörper vor sich nach Herzenslust einzuschäumen und vielleicht ein wenig zu befingern.

„Ich wusste doch, dass Missouri uns weiterhelfen würde“, murmelte er zufrieden, während er seine Lippen über Sams Hals und sein Schlüsselbein gleiten ließ, und Sam brummte lediglich zustimmend und legte den Kopf in den Nacken, um Dean besseren Zugang zu seinem erklärten Schwachpunkt zu gewähren.

„Ich hab Matt übrigens versprochen, ihn und Isabel in der Bar zu besuchen, sobald wir uns hier loseisen können“, informierte Dean Sam zwischen zwei mehr oder weniger zärtlichen Bissen in gefährlicher Nähe zu seiner Halsschlagader, und Sam ächzte leise und gab dann ein zustimmendes Brummen von sich, beschwerte sich mit keiner Silbe darüber, dass Dean ausgerechnet in dieser Situation von Matt sprechen musste, und ließ seine rastlosen Hände über Deans feuchten Rücken gleiten.

Matt besuchen, sicher, kein Problem.

Jetzt aber erstmal weiter duschen … und küssen. Ganz viel küssen.

Dean tat Sam den Gefallen, auf diesen seinen innigsten Wunsch einzugehen, küsste ihn in der Tat derartig energisch, dass Sam auf halber Strecke vergaß, dass sie unter der Dusche standen, und sich vermutlich den Hals gebrochen hätte, hätte Dean ihn nicht festgehalten und am Fallen gehindert.

„Lieber Gott!“, japste dieser, während er Sam an sich gepresst hielt, und schnappte sich den Duschkopf, um Sam damit ein wenig abzukühlen.

„Das war ja haarscharf!“

Sam widersprach nicht, äußerste sich in der Tat überhaupt nicht, drückte Dean einfach nur einen Kuss auf die Lippen, nahm ihm den Duschkopf weg – und wusch ihm die Haare.

Es war mindestens eine dreiviertel Stunde vergangen, als die Zwei endlich in der Küche zum Familienfrühstück aufschlugen, da Sean die Nacht allerdings bei Danny verbracht hatte, wo auch der arme Chad sich zurzeit aufhielt, war das nicht weiter schlimm.

William und Jane waren so großzügig, ihren Neffen und seinen Liebsten mit Anspielungen zu verschonen, und Hannah war nach ihrer von Alpträumen geplagten Nacht noch viel zu müde, um viel mehr zu tun, als sich ihrer Schüssel Cornflakes zu widmen.

Erst als Dean sie fragte, ob sie noch mal schlecht geträumt habe, nachdem er sie zurück in ihr Bett gebracht hatte, wurde sie ein wenig munterer, schüttelte lächelnd den Kopf und bedankte sich artig dafür, dass er sie überhaupt erst hatte bei sich schlafen lassen – darüber, abgeschoben worden zu sein, beschwerte sie sich mit keiner Silbe.

Das Glücksprinzip

Samstag!
 

Hach, was war die letzte Folge Supernatural schön!

Was ein Hochgenuss, welch ein Augenschmaus – und KEINER hat geweint.

Mehr sag ich dazu nicht, als dass ich mich endlich mal wieder ganz herrlich amüsiert habe mit den Herren Winchester, und dass es auch wirklich an der Zeit war, dass das passierte.
 

So, kommen wir nun also zu der anderen tollen Serie, die ich kürzlich entdeckt habe, und die mir ebenfalls enorme Freude bereitet: Leverage

Wer Robin Hood und das A-Team mag, wird Leverage lieben, besonders, weil ein ganz bestimmter Herr dort eine Hauptrolle inne hat: Christian Kane.

Wem das nichts sagt: Christian Kane ist Jensens bester … also … äh … neben Jared … Jensens bester Freund, er singt außerdem ganz fabelhaft, und in dieser Serie … GANZ großes Kino, liebe Freunde!

IST das gut!

Ich habe verboten viel Spaß mit dem Mann, was hauptsächlich wohl daran liegt, dass seine Haare … sehr … voluminös sind, er zwar klein aber trotzdem … BOMBASTISCH ist, und … ähm … hab ich seine Haare erwähnt?

Nee, im Ernst jetzt, Chris ist ganz, ganz toll, seine Rolle ist der Bringer schlechthin, und dann spielt da ja auch noch der böse Jake mit.

Ihr erinnert euch doch an den bösen Jake, der Sam Ende der zweiten Staffel Supernatural so böse hinterrücks erstochen hat?

Der spielt da auch mit.

Und er ist auch ganz, ganz … Ich liebe diese Serie.

Mehr sag ich nicht dazu.
 

moko-chan
 


 

„Unseren ersten gemeinsamen Abend in ner Bar nach diesem ganzen Chaos hab ich mir irgendwie anders vorgestellt.“

Dean streckte behaglich die Beine von sich, hob seine Bierflasche an seine Lippen und nahm einen genüsslichen Zug.

Matt, der ihm am Tisch gegenüber saß, grinste ihm freundlich zu, zog dabei seine Freundin Isabel mit dem Arm, den er um sie gelegt hatte, dichter an sich heran, und gab vor, keine Ahnung zu haben, wovon Dean sprach.

Das Gejammer aus Richtung der Bühne, wo eine dürre kleine Rothaarige ohne Sinn für Melodie und Takt die Streisand vergewaltigte, schien er komplett auszublenden – aber über diese Fähigkeit musste man wohl verfügen, wenn man wie er täglich in einer Karaoke-Bar arbeitete und auf dem besten Weg war, leitender Geschäftsführer zu werden.

Dean war geneigt, sich taub zu stellen, solange Isabel ihn weiter so großzügig mit Freibier versorgte, und Sam hatte ohnehin einen eher fragwürdigen Musikgeschmack, also war alles in bester Ordnung.

Matt hatte seiner Herzallerliebsten offenbar alles von der Rettungsaktion erzählt, an der er beteiligt gewesen war – der Bengel konnte einfach keine Geheimnisse vor seiner Freundin haben – und Isabel hatte überraschend gelassen reagiert.

Sie wusste schließlich darüber Bescheid, dass ihr Freund von einem Dämon besessen gewesen war, bevor sie sich getroffen hatten, und jetzt schien sie das Übernatürliche als einigermaßen selbstverständlichen Teil seines Lebens hinzunehmen.

Sie schmollte sogar ein wenig, dass Matt sie nicht hatte mitnehmen wollen, um sie mithelfen zu lassen, aber Matts anhaltende Beteuerungen, dass er sie nur hatte beschützen wollen, hätten sogar einen Stein erweicht, also gab sie sich damit zufrieden, Sam und Dean nach Herzenslust auszufragen und ab und an anzumerken, welch unheiliges Vergnügen ihre Freundinnen Tine und Anja daraus gezogen hatten, die Wunden der beiden jungen Männer zu versorgen.

„Die Zwei“, sagte Isabel soeben trocken, „sind absolut unmöglich. Mo nimmt die ganze Sache mit Humor, aber Anjas Freund Jon ist tatsächlich ein wenig beleidigt, weil er, ich zitiere ‚nicht halb so schöne Hände hat wie Sam’ …“

Sam wurde reichlich rot, als er das hörte, und Dean grinste Isabel anerkennend zu.

„Ich versteh das“, bemerkte er mit ein wenig schlüpfrigem Unterton, „Sam hat wirklich fabelhafte Hände … und so große noch dazu! Und du weißt ja, was man über Männer mit großen -“

Dean unterbrach sich, als Sam ihm mit seiner fabelhaft großen Hand in die Seite boxte und biss sich grinsend auf die Unterlippe.

Isabel verkniff sich ein Kichern, besonders, als Matt sie aus großen blauen Augen fragend anblinzelte, kündigte an, noch eine Runde Bier für die Herren – sie selbst bevorzugte Whiskey – zu holen, und stand vom Tisch auf.

Sie war kaum zwei Schritte entfernt, als Matt sich verschwörerisch zu Dean über den Tisch beugte und plötzlich eine furchtbar wichtige Miene machte.

„Ich … Ich hab ihr einen Ring gekauft“, eröffnete er dem verblüfften Dean aufgeregt.

„Meinst du – meinst du, sie wird … ja sagen?“

Dean, der eben einen Schluck Bier genommen hatte, verschluckte sich prompt, und Matt klopfte ihm besorgt auf den Rücken.

„Natürlich wird sie ja sagen!“, ereiferte sich Dean, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, und Matt strahlte ihn prompt an.

„Ja?“

„Ja!“

Dean sprach mit Überzeugung.

Er hatte genug von Matt und Isabel gesehen, um zu wissen, wie … also … wie … widerlich putzig sie zusammen waren, und er persönlich hegte keinen Zweifel, dass sie ein ganz bezauberndes Ehepaar abgeben würden.

„Dann frag ich sie heute Nacht!“, verkündete Matt mit glückseligem Unterton, und Dean zog es vor, nicht weiter darauf einzugehen.

Seine Gedanken beschäftigten sich mit der absurden Vorstellung, in Kürze Einladungen zur „Hochzeit seines besten Freundes“ zu erhalten und somit bereits an der zweiten Hochzeit in seinem Leben teilzunehmen.

Sam hatte natürlich gehört, was Matt zu Dean gesagt hatte, sein Gesicht wirkte mit einem Mal ein wenig verschlossen, und Dean nahm ohne jede Ziererei Sams Hand in seine und drückte sie sanft.

Er streichelte mit dem Daumen über das Armband, das er Sam zu Weihnachten geschenkt hatte, blickte nachdenklich auf ihre Hände hinab – und fasste einen Entschluss.
 

Als Isabel mit dem Bier zurückkam, brachte sie Kinka und Rina mit an den Tisch – die Drei waren inzwischen scheinbar dicke Freunde geworden, was Dean nicht großartig verwunderte … und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Ryan und Brian waren heute nicht mit von der Partie, das Verhältnis von Männern und Frauen war demzufolge ausnahmsweise mal ein ausgeglichenes, und Dean konnte sich zurücklehnen und entspannt dem Geschnatter der drei Frauen zuhören, die sich mit ihrer Meinung über Männer, die auszogen, um andere Männer vor einer Horde blutrünstiger Vampire zu retten, ohne einer Menschenseele etwas davon zu sagen, nicht zurückhielten.

Das war nun zweifellos eine sehr übertriebene und nicht ganz korrekte Darstellung der tatsächlichen Abläufe, aber weder Dean noch Sam oder Matt machten sich die Mühe, die drei Damen darauf hinzuweisen, die hatten nämlich viel zu viel Spaß daran, sich über die erwähnten Männer aufzuregen, und Dean mochte für eine Menge Dinge bekannt sein, aber bestimmt nicht dafür, anderen den Spaß zu verderben.

Er war dann aber doch ein wenig erleichtert, als Isabel verkündete, jetzt die Bühne zu erobern und ein Stück von Vienna Teng zum Besten geben zu wollen, und blickte ihr über den Rand seiner Bierflasche hinweg nach, während sie sich mit zierlichen Schritten vom Tisch entfernte.

Sam war nicht der Einzige, der diesen Blick bemerkte, Rina machte eine abfällige Bemerkung über Kerle in festen Beziehungen, die ihre „Glotzaugen“ nicht unter Kontrolle hatten, und Dean stellte klar, dass er Isabel nur deswegen so intensiv nachgeblickt habe, weil er sich noch immer nicht von einer gewissen Ankündigung Matts erholt hatte.

Das löste bei den zurückgebliebenen Damen Ratlosigkeit aus, Matt musste sich allerdings nicht gegen aufdringliche Fragen zur Wehr setzen, da zumindest Kinka viel zu zurückhaltend war, ihn mit solchen zu löchern, und Rina ihrem guten Beispiel folgte.

Dean nahm also wieder Sams Hand in seine, die er für die Bierflasche kurz aufgegeben hatte, und Sam, der zu ahnen schien, dass er Dean beruhigen musste, was mögliche Eifersucht seinerseits anging, drückte die Hand seines Liebsten sanft und fragte ihn dann im Scherz, ob er ihm zur Entschädigung ein Liedchen singen würde.

Sam hatte Dean noch nie gefragt, ob er für ihn singen würde, Dean blinzelte ihn einen Moment lang also einfach nur sprachlos an, dann nickte er langsam, und ein liebevolles Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Es mochte an dem Bier liegen, das er an diesem Abend im Übermaß genossen hatte, aber Dean wusste, dass er nur das passende Lied finden musste, um sich beim Singen köstlich amüsieren zu können – vielleicht tat Matt ihm ja sogar den Gefallen, und sang mit ihm zusammen.

Theoretisch schuldete er ihm das noch von der Hochzeit.

Zunächst einmal musste Dean jedoch in aller Ruhe sein Bier austrinken und dabei über den passenden Song nachdenken, der Sam einerseits gefallen und ihn andererseits in schwere Verlegenheit stürzen würde.

Es war die Erinnerung an Matts Gitarrenspiel auf der Hochzeit, die Deans Gedanken in die richtige Richtung lenkte, und als er sich schließlich erhob und in Richtung Bühne stapfte, zierte sein Gesicht ein derartig breites Grinsen, dass Sam eine vage Ahnung davon hatte, was ihm bevorstand – und Dean übertraf selbst seine schlimmsten Befürchtungen.

Musiktexte waren einfach sehr viel unanständiger, als sie noch nicht offen davon sprechen durften, was sie wirklich aussagen wollten … und die Sechziger lagen in dieser Hinsicht ganz weit vorn.

Deans Ankündigung, ein Stück von Chuck Berry vortragen zu wollen, nahm Sam noch einigermaßen entspannt auf – aber dann fing Dean an zu singen ...
 

“I wanna be your driver, I wanna be your driver

I would love to ride you, I would love to ride you around

I will be ready when you want me to drive you on downtown
 

Yeah, I wanna drive your, your long and beautiful

Your rounded body, wheel-to-roll limousine

I’ve never had the thrill of riding such a wonderful machine …”
 

… Und Sam hätte sich am liebsten unter dem Tisch versteckt.

Dean gab sich keine Mühe, so zu tun, als würde er die „versteckte“ Bedeutung des Textes nicht verstehen, er sang Sam so offensichtlich an, dass die halbe Bar vor Begeisterung johlte, machte ab und zu einigermaßen eindeutige Hüftbewegungen, und Sam wusste nicht, ob er Deans Verhalten auf der Bühne anregend oder grenzenlos peinlich finden sollte.

Er war jedenfalls relativ rot angelaufen, als Dean sich endlich wieder zu ihm gesellte und sich neben ihm auf seinen Stuhl fallen ließ, während um sie herum die Menge tobte, aber als Dean wieder seine Hand nahm und sie sachte drückte, konnte Sam nicht anders, als das Lächeln zu erwidern, mit dem er bedacht wurde – und ganz schnell ganz viel Bier zu trinken, um nur ja niemanden ansehen zu müssen.

Dean war mit seiner Leistung sichtlich zufrieden, machte es sich wieder auf seinem Stuhl bequem – und grinste, als Matt und Isabel sich gemeinsam zur Bühne begaben, um Jason Mraz’ Duett mit Colby Caillat – Lucky – zu interpretieren.

Die Nummer war für seinen Geschmack vielleicht ein wenig zu weichgespült, aber trotzdem schön, und er ertappte sich gegen Ende sogar dabei, wie er leise mitsummte.

Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er viel zu viel Bier getrunken hatte und dringend ins Bett musste.
 

„Was soll das heißen, du kommst nicht?“

Sam klemmte das Handy ein wenig enger an sein Ohr und zog beunruhigt die Stirn in Falten.

Leia am anderen Ende der Leitung klang seltsam unsicher, und Sam mochte seine Schwester noch nicht besonders gut kennen, aber das war zweifellos ungewöhnlich.

„Ich, naja – Ich kann mich doch nicht einfach bei völlig fremden Leuten einladen“, brachte sie nun leise vor, und Sam biss sich auf die Unterlippe, weil das so ziemlich das war, was er gesagt hätte, wäre er in ihrer Situation gewesen.

Ich habe dich eingeladen“, versuchte er, sie zu beruhigen, machte sich jedoch klar, dass er das bisher weder mit Jane noch William abgesprochen hatte, und sein Argument somit auf ziemlich wackligen Füßen stand.

Er lag noch im Bett – es war spät geworden, letzte Nacht – Dean neben ihm schlief noch und ließ sich von Sams leise geführtem Telefongespräch auch keineswegs stören, und Sam legte die linke Hand über die Augen, während er mit der Rechten das Handy fester packte.

„Ich hätte dich wirklich gerne hier“, sagte er leise, und es war ihm durchaus klar, wie verletzlich er klang.

Leia seufzte leise, und Sam konnte sie praktisch vor sich sehen, wie sie mit kraus gezogener Stirn düster vor sich hin starrte.

„Okay“, sagte sie dann. „Aber nur, weil du’s bist. Und jetzt erzähl mir, warum du wirklich angerufen hast.“

Der neugierige Unterton in ihrer Stimme entlockte Sam ein Grinsen, und er drehte sich leicht von Dean weg, um ihn nicht zu wecken, falls er doch ein wenig lauter werden sollte als beabsichtigt.

„Ich habe … ähm … etwas ungewöhnliche Neuigkeiten.“

Jetzt, da Dean die ganze Wahrheit kannte und die damit verbundene Last von Sams Schultern gehievt hatte, fühlte Sam sich verpflichtet, auch seiner Schwester reinen Wein einzuschenken – auch wenn sie der Umstand, dass ihr Bruder Dämonenblut in sich hatte, vielleicht ein kleinwenig überfordern würde.

Sie hatten es den Lawlesses – sogar Hannah – anvertraut, und Sam hätte sich nicht wohl damit gefühlt, ausgerechnet vor Leia Geheimnisse zu haben.

Daher der etwas früh geratene Anruf bei ihr, der sie so völlig falsch hatte vermuten lassen, er wolle sich erkundigen, wann genau sie nach Topeka zu kommen beabsichtigte.

Er blieb einen Moment lang still, und Leia nutzte sein Schweigen um anzumerken, dass sie froh sei, dass es ihm inzwischen besser gehe.

„Du klingst glücklich“, sagte sie mit Bestimmtheit, „und viel entspannter als bei unserem Abschied. Hast du dich mit Dean vertragen?“

Sam lächelte unwillkürlich und bejahte, stellte jedoch klar, dass er sich eigentlich nie so richtig mit Dean gestritten hatte.

„Aber das ist genau das, worüber ich mit dir sprechen wollte“, sagte er dann, schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, bevor er Leia das eine Detail anvertraute, das er bei dem großen Lebensbericht, den er ihr bei ihrem letzten Treffen gegeben, ausgelassen hatte.

Es blieb lange still in der Leitung, nachdem er geendet hatte, und Sam wartete mit angehaltenem Atem auf die Reaktion seiner Schwester, bevor sie sich endlich leise räusperte, und er es wagte, ein paar flach gehaltene Atemzüge zu tun.

„Musstest du mir das unbedingt am Telefon erzählen?“, fragte sie schließlich mit leicht säuerlichem Unterton, und Sam biss sich auf die Unterlippe.

„Entschuldige bitte.“

„Ach, schon gut“, erwiderte sie ein wenig ungeduldig, „Hauptsache, du hast das im Griff und läufst nicht plötzlich zur dunklen Seite der Macht über … Liz würde mich ewig aufziehen und vermutlich gar nicht mehr damit aufhören, mich Prinzessin Leia zu nennen, wenn sie davon wüsste.“

Sam lachte leise, versicherte Leia, das mit ihm soweit alles in Ordnung sei, und sie seufzte erneut.

„Dann ist ja gut. Es ist schon aufregend genug, plötzlich einen großen Bruder zu haben, wenn man sich nicht ständig Sorgen um ihn machen muss.“

Sie blieb einen Moment lang still, und Sam fragte sich, was sie wohl ausbrüten mochte.

„Pass auf dich auf, Sam“, sagte sie dann, „Ich muss jetzt Schluss machen. Ich ruf dich die Tage noch mal an und sage Bescheid, wann genau ich vorbei komme – also bis dann. Hab dich lieb.“

Und damit legte sie auf.

Am Ufer der Dämmerung

Deanstag!
 

Liiiebe Freunde, ich freu mich!

Wir haben es geschafft!

Wir haben die 5000-Kommi-Schallgrenze durchbrochen!

Ich bin völlig platt und baff und dankbar und verneige mich in Ehrfurcht vor euch allen – und dann klopf ich mir mal eben selbst auf die Schulter, wenn ich darf.

Ich war in den letzten Tagen ganz fürchterbar unmotiviert und lustlos und habe ernsthaft darüber nachgedacht, ob nicht langsam Schluss sein sollte mit den echten Kerlen, aber dann dachte ich mir, dass ich über den Punkt zum Aufhören irgendwie so langsam hinaus bin, und jetzt hab ich auch genug Nebencharaktere angesammelt, um diese ganze Schose hier noch bis zum Sankt-Nimmerleinstag weiterzuführen.

Dementsprechend reich an Gaststars wird es in der nahen Zukunft auch weiter gehen, und ich möchte ganz unterwürfig darum bitten, diesem Umstand mit Geduld zu begegnen.

Ich hab einfach viel zu Spaß an meinen Nebencharakteren, um auf sie verzichten zu können, und selbst wenn einige von ihnen bei einigen von euch auf Ablehnung stoßen … ich liebe sie alle, und das muss dann irgendwie reichen.

Sam und Dean mögen bisweilen ein wenig in den Hintergrund geraten, sie sind aber nach wie vor die echten Kerle, um die es hier geht, also muss niemand verzweifeln – denke ich zumindest.

Ich werd mir jedenfalls Mühe geben!
 

Ganz besonders liebe Grüße gehen in diesem Zusammenhang an die Isi und die Rina, und die Anja und die Tine, die mir nach wie vor die Treue halten und mich … unterstützen.

Kann man nicht anders sagen.

Hab euch lieb!
 

Ich knuddel euch alle!
 

moko-chan
 


 

„Mhm … du bist ja schon wach …“

Dean rollte sich auf die Seite und bettete seinen Kopf auf Sams Schulter, der die Gelegenheit sofort nutzte und begann, ihn sanft im Nacken zu kraulen.

„Ja, schon lange“, gab Sam leise zu, ließ seine Hand von Deans Nacken tiefer gleiten und streichelte seinen nackten Rücken.

„Ich hab sogar schon mit Leia telefoniert …“

Dean verspannte sich für einen Moment, dann blickte er fragend zu Sam auf.

„Hast du ihr erzählt, dass -“

Sam nickte, bevor er den Satz beenden konnte, und Dean runzelte unwillkürlich die Stirn.

„Du bist überraschend offen zu ihr.“

Viel offener als zu mir, war, was er ungesagt ließ, und Sam biss sich auf die Unterlippe.

„Es ist leichter, Menschen die Wahrheit zu sagen, die einem nicht … nicht so viel … oder zumindest nicht … nicht alles bedeuten“, erklärte er leise, und Deans Stirnrunzeln vertiefte sich nur noch, während er über diese Aussage nachdachte.

„Vielleicht hast du Recht.“

Seine Züge entspannten sich wieder, er rückte etwas dichter an Sam heran und seufzte leise.

„Wann kommt sie her?“

„Sie weiß es noch nicht – will mich wieder anrufen, sobald sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen hat.“

Dean nickte gedankenverloren, dann rutschte er auf Sams warmen Körper und stützte sich mit beiden Händen neben seinem Kopf ab.

„Und sie nimmt das einfach so hin, dass du … also … ähm … mit Sonderausstattung daher kommst?“

Sam konnte sich nicht helfen, er musste über diese doch etwas ungewöhnliche Umschreibung seiner Fähigkeiten schmunzeln, dann schlang er seine Arme um Dean.

„Nein, tut sie nicht. Aber das hab ich auch gar nicht erwartet.“

Er blickte zu Dean auf, starrte ihm direkt in die Augen.

„Und von dir erwarte ich das auch nicht.“

Dean runzelte prompt wieder die Stirn. „Sammy …“

„Nein, lass mich ausreden“, unterbrach Sam ihn sanft.

„Ich weiß, dass du mich liebst … und dass – dass du mich nicht verlassen würdest, wenn … also … niemals. Aber ich … ich kann dir nicht zumuten, unter diesen Umständen -“

„Sammy“, sagte Dean, und seine Stimme klang mühsam beherrscht, „halt die Klappe! Du bist sehr viel selbstloser als ich, wenn du wirklich glaubst, dass das funktionieren würde. Wie stellst du dir das vor? Dass wir weiter zusammen unterwegs sind und einfach den Sex weglassen? Ich denke nicht.“

Die letzten drei Worte hatte Dean mit einem äußerst trockenen Unterton versehen, und Sam errötete leicht.

„Ja aber -“, begann er unsicher, und Dean schnaubte genervt.

„Ich hab mir von dir in den letzten Tagen viel Unsinn gefallen lassen, aber diese Märtyrer-Nummer ist zu viel!“, grunzte er ungehalten.

„Ich werd ganz bestimmt nicht auf den Sex mit dir verzichten, noch viel weniger kannst du von mir verlangen, dass ich den „leichten“ Weg gehe und mich von dir fernhalte - und jetzt halt die Klappe und küss mich!“

Dean unterstrich diese Forderung, indem er seine Finger in Sams Haar vergrub und seinen Mund auf Sams presste – und Sam war von diesem vergleichsweise unerwarteten Vorgehen so überrascht, dass er brav tat, was von ihm verlangt wurde.
 

„Du hast es doch heute morgen noch benutzt … müsste es da nicht auf dem Nachttisch liegen?“

Dean beobachtete seinen Liebsten mit amüsiert hochgezogener Augenbraue dabei, wie dieser neben dem Bett auf dem Boden kniete und unter selbigem Möbelstück nach seinem klingelnden Handy fischte, und Sam ächzte lediglich zur Antwort und machte seinen Arm noch ein wenig länger.

Dean hatte nicht vor, ihm zu helfen, reckte Sam ihm seinen Hintern doch auf geradezu verführerische Art und Weise entgegen, wackelte sogar ab und an damit, um seine ausgestreckten Finger noch ein wenig weiter unter das Bett schieben zu können, und auf diesen Anblick hätte Dean nicht einmal für Geld – oder Kuchen – verzichtet.

„Wahrscheinlich ist es runter gefallen, als du“, murmelte Sam ein wenig dumpf in den Bettvorleger, „uns das dritte Mal herum gerollt hast.“

Dean zog eine schuldbewusste Grimasse, weil er sich nur zu gut an den dumpfen Laut erinnerte, mit dem Sam mit dem Nachttisch kollidiert war.

Welch ein Glück, dass Sammy so einen Holzkopf hatte.

„Und als ich aufgestanden bin, hab ichs dann wahrscheinlich unters Bett gekickt“, beendete Sam seine Überlegungen, zog ganz furchtbar die Nase kraus, bei dem Versuch, seinen Arm durch reine Willenskraft zu verlängern – und bekam endlich das Handy zu fassen.

Er japste erleichtert, als er sich aus der unbequemen Streck-Stellung erheben konnte, die ihn so lange in Bodennähe gehalten hatte, und ließ sich mit dem Rücken zum Bett auf den Boden sinken, um doch noch das Gespräch anzunehmen, das sein Handy ihm noch immer penetrant klingelnd anbot.

„Hallo?“, keuchte er fragend in die Leitung, und am anderen Ende ertönte eine Stimme, der man das lüsterne Lauern geradezu anhörte.

„Störe ich dich und Dean zufällig gerade bei irgendwas?“

Sam wurde rot. „Liz?“

Er tauschte einen Blick mit Dean, der ihn fragend anblinzelte, und Sam zuckte vielsagend mit den Schultern.

„Ja“, bestätigte sie seinen Verdacht. „Also: Stör ich?“

Sam wurde noch ein wenig röter. „Nein.“

„Schade. Wie überaus enttäuschend. Und das in eurem Alter!“

Sam wusste beim besten Willen nicht, was darauf zu antworten war, und lehnte sich an Dean, nachdem der sich zum ihm auf den Bettvorleger gesetzt und den Arm um seine nackten Schultern gelegt hatte.

Liz hatte ihren Anruf insofern perfekt abgepasst, als Sam und Dean gerade nach einer ausgiebigen Duschorgie halb angezogen und bereit gewesen waren, sich ihrer Verwandtschaft beim Frühstück zu präsentieren.

„Was … ähm … was kann ich für dich tun?“, fragte Sam vorsichtig, und Liz lachte dreckig.

„Über das Angebot muss ich jetzt erstmal nachdenken!“

Dean, der seinen Arm hauptsächlich um Sam gelegt hatte, um lauschen zu können, brach in Gelächter aus, das er reichlich unglaubwürdig als Hustenanfall zu tarnen versuchte, und Sam bedachte ihn mit einem empörten Stirnrunzeln.

„Ich mag deine Großmutter“, entschuldigte Dean sich mit einem Schulterzucken, und Sams Blick stellte klar, dass Liz keineswegs seine Großmutter sei.

Das wäre ja … also … ganz und gar unpassend.

„Ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass ich Leia begleiten werde, wenn sie dich besucht“, wandte Liz sich überraschend gesetzt wieder an ihn, und Sam blinzelte ein paar Mal.

„Ähm … das … das freut mich.“

„Ob dich das freut, ist mir ziemlich egal“, antwortete Liz leichthin. „Ich werde nicht jünger, und wenn ich darauf warte, dass du mich einlädst, den Rest der Verwandtschaft kennen zu lernen, kratz ich möglicherweise vorher ab. Und richte … wie hieß sie noch gleich … Jane aus, dass sie sich um Leias und meine Unterbringung keine Sorgen machen muss – wir werden in ein Motel gehen. Kann ja nicht schaden, sich die Konkurrenz mal etwas genauer anzusehen.“

Sam musste unwillkürlich lächeln.

„Und wann darf ich mit euch rechnen?“

Liz schnaubte.

„In drei Tagen – falls meine dusselige Enkeltochter sich nicht wieder einzureden versucht, es sei unhöflich, sich deiner Verwandtschaft so aufzudrängen. Unfassbar dieses Mädchen, wirklich. Tut immer so unnahbar, und dann macht sie sich plötzlich die absurdesten Gedanken! Als ob du sie eingeladen hättest, wenn du sie nicht wirklich sehen wolltest!“

Dean blinzelte verwundert, als er das hörte – Sam hatte ihm schließlich nichts über Leias Zweifel erzählt – und Sam schluckte nervös.

„Aber sie will doch noch -“

„Ja, sie kommt, keine Sorge. Und wenn ich ihr einen Sack über den Kopf binden und sie in den Kofferraum meines Cadillacs werfen muss. Kann ja nicht sein, dass sie sich so zimperlich dabei anstellt, ihren Bruder zu besuchen. So. Mehr wollte ich dir auch eigentlich gar nicht erzählen. Wir sehen uns dann in drei Tagen, in Ordnung?“

Sam nickte, bevor er seine Sprache wiederfand und ein heiseres „Ja, bis dann“ in die Leitung murmelte, und Liz informierte ihn noch darüber, dass sie ihn gern habe, dann legte sie auf.

Sam starrte in die obere rechte Ecke des Zimmers.

„Sie wollte nicht kommen?“

Dean klang ungläubig.

„Und das sagst du mir nicht?“

Sam biss sich auf die Unterlippe.

„Ich wollte dich nicht mit -“

Dean knurrte, zog seinen Arm von Sams Schultern zurück und schwang sich mit dem ihm eigenen sportlichen Elan über Sams Schoß.

„Ich bin dafür da, dass du mich mit sowas belastest, du Vollidiot!“, grollte er wütend.

„Ich will sowas wissen, verstanden?!“

Sam nickte schwach, und Dean vergrub seine Hände in den noch feuchten Strähnen seines Haars.

„Gut. Sonst versuche ich es demnächst mit leichten Schlägen auf den Hinterkopf …“
 

Sam hatte einen Plan.

Das gesamte Frühstück über hatte er darüber nachgegrübelt und sich gefragt, ob er nicht vielleicht etwas vorschnell agierte, vielleicht lieber noch etwas länger darüber nachdenken sollte, und während Dean und Jane ihm mit vereinten Kräften zwei Brötchen untergejubelt hatten, war Sam zu dem Schluss gekommen, dass alles Nachdenken der Welt ihm nicht weiterhelfen würde, und er sich über diesen Punkt erst dann sicher sein konnte, wenn er die Antwort auf seine Frage in Deans Augen las.

Also würde er die Luft anhalten, die Augen zukneifen und es durchziehen – so schlimm konnte es ja kaum werden.

Dean liebte ihn schließlich, bewies ihm das mit unerschöpflicher Energie immer wieder aufs Neue, ganz egal, was das Universum ihnen für Steine in den Weg legte, und Sam fand, dass es an der Zeit sei, dass er Dean zumindest ein wenig von dem zurückgab, was Dean ihm so großzügig gewährte.

Sam nickte sich selbst zu, beobachtete Dean, wie dieser Hannah mit einem breiten Grinsen die Schaukel anstieß – sie hatten sich erboten, das Kind auf den Spielplatz zu begleiten, damit Hannah endlich wieder mit Dean angeben konnte – und lächelte unwillkürlich.

Das Leben war gut.

An diesem Tag, in diesem Moment, unter der Frühlingssonne, war das Leben gut.

Und falls Dean ja sagte, dann würde es sogar noch ein wenig besser werden.

Als Liz und Leia drei Tage später per Handyanruf ihre Ankunft im nächstgelegenen Motel verkündeten, befand Sam sich noch immer in einem Zustand angespannt-freudiger Erregung, und da er nicht länger warten konnte, jemandem von seinem Plänen zu erzählen und Leia ihm als die einzig vertrauenswürdige und verschwiegene Person erschien, warf er sich mit Deans überraschter, aber alles andere als unwilliger Erlaubnis sofort in den Impala und fuhr sie „abholen“.

Es war Liz, die ihm die Tür öffnete, nachdem er dreimal höchst energisch angeklopft hatte, und nachdem Sam sie in eine kraftstrotzende Umarmung gezogen hatte, die der armen Frau die Luft beinahe völlig abdrückte, teilte sie ihm ein wenig atemlos mit, dass sie sich ebenfalls freue ihn zu sehen, ihre Rippen aber trotzdem im Originalzustand behalten wolle.

„Gut siehst du aus“, stellte sie fest, nachdem sie ihn ein Stückchen von sich gedrückt hatte, um ihn ansehen zu können, und streckte die Hand nach ihm aus, um ihm ein paar Fransen in die Stirn zu streicheln.

„Und lächelst sogar. Sehr schön. Ich schlussfolgere, dass zwischen Dean und dir alles … günstig steht?“

Sie grinste, und Sam war derartig guter Laune, dass er es ihr unwillkürlich gleichtat.

„Äußerst günstig.“

Leia kam gerade aus dem Badezimmer zurecht, um diesen Austausch bezeugen zu können, und zog amüsiert die Augenbraue in die Höhe.

„Ach ja? Schön, dass zu hören.“

Sam machte einen halben Schritt auf sie zu, um sie in die Arme zu nehmen, und Leia erwiderte seine viel zu feste Umarmung mit ebenso rücksichtsloser Gewalt.

Diesmal war es Sam, dem ein Ächzen entwich, und Liz grinste ihrer Enkelin anerkennend zu, dann wandte sie sich an ihren Besuch.

„Wie kommen wir zu der Ehre deines Besuchs? Und wieso ging das so schnell? Bist du her geflogen? Ich dachte, wir hätten abgesprochen, dass wir bei den Lawlesses vorbei kommen, sobald wir ausgepackt haben.“

Sam gestand, dass er nicht hatte warten können und außerdem etwas mit Leia zu besprechen hätte, und Liz, ganz entgegen ihres gewohnten Auftretens, war weder spöttisch noch neugierig sondern lächelte sanft.

„Ach so? Dann werde ich euch wohl besser mal allein lassen und … öhm … bei der Rezeption nachfragen, ob das ihr Ernst ist mit den drei Handtüchern im Badezimmer. Lächerlich. Mit sowas halten die bestimmt nicht die Apokalypse auf.“

Mit diesen Worten ließ sie die Tür hinter sich zu fallen, und Leia blickte Sam neugierig an.

„Wir haben was zu besprechen?“

Sam nickte nachdrücklich.

„Ich brauche deine Hilfe bei … ähm … einer äußerst wichtigen Entscheidung.“

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit

Samstag!
 

Holla!

Bin immer noch ganz lull und lall von der letzten Folge Supernatural!

WAR das herrlich, oder war das herrlich?!
 

In other News: Ich weiß nicht, ob ich diesen Deanstag posten werde.

Hab in der letzten Woche zu intensiv an anderen Geschichten gearbeitet und bin mit den echten Kerlen leider etwas ins Hintertreffen geraten.

Werde mir Mühe geben, rechtzeitig ein neues Kapitel fertig zu stellen, kann aber nichts versprechen.

Entschuldigung!

Wird nicht wieder vorkommen.

Falls wir uns also am Deanstag nicht sehen sollten, wünsch ich euch alles Gute bis zum nächsten Samstag!
 

Und jetzt widme ich dieses zuckersüße Kapitel der Tine und nur der Tine!

Hab dich lieb, fühl dich gedrückt!
 

LG
 

moko-chan
 


 

„Ringe aussuchen?“

Leias Augen konnten unmöglich noch größer werden, selbst wenn sie es versuchte.

„Sam!“, sagte sie dann, und ihre Stimme überschlug sich beinahe, „Das ist ja fabelhaft!“

Sam hatte jetzt durchaus damit gerechnet, dass seine Schwester sich für ihn freuen würde, aber auf ganz so viel Begeisterung war er dann doch nicht vorbereitet gewesen.

Offensichtlich hatte er sie da ein wenig unterschätzt.

Vielleicht lag es daran, dass er ihr so ziemlich jedes auch noch so kleine Detail der epischen Liebesgeschichte, die ihn mit Dean verband, anvertraut hatte, und sie jetzt natürlich ganz genau wusste, was für ein immenser Schritt es für ihn war, die Initiative zu ergreifen und … Dean um seine Hand zu bitten.

Je länger Sam darüber nachdachte, desto seltsamer kam ihm diese ganze Angelegenheit vor.

Er kannte Dean sein ganzes Leben lang und im Prinzip würde sich NICHTS verändern, falls … wenn Dean ja sagte, aber … er war so unglaublich aufgeregt!

Leia unterbrach seine wirren Gedanken, indem sie seine Hand in ihre nahm, sie drückte und ehrlich zu ihm hoch lächelte.

„Natürlich helf ich dir! Gott, ich wünschte, ich könnte Deans Gesicht sehen, wenn du – wirst du vor ihm auf die Knie fallen?“

Sie quietschte jetzt beinahe, und Sam biss sich errötend auf die Unterlippe.

„So weit hab ich noch gar nicht gedacht … aber … ja, ich denke schon.“

Leia, die einen Moment lang verdächtig danach ausgesehen hatte, als wolle sie ihm eine Kopfnuss verpassen, grinste von einem Ohr zum anderen und nickte dann nachdrücklich.

„Natürlich. Du musst dich hinknien – das gehört dazu! Wenn ich mir das vorstelle! Ist das fabelhaft … und so romantisch! Gott, ich will dabei sein!“

Sam schmunzelte ein wenig über ihren Verdruss, dass das kaum machbar sein würde, und bat sie dann ernst, vorerst keiner Menschenseele etwas davon zu verraten.

„Natürlich nicht“, versprach sie ebenso ernst, dann rieb sie sich die Hände.

„Wann willst du die Ringe aussuchen?“

Sam legte spekulierend den Kopf schief und das Haar fiel ihm ins Gesicht.

„Morgen.“

Leia nickte.

„Gut. Viel länger könnte ich auch gar nicht warten.“

Liz unterbrach jeglichen weiteren Austausch mit ihrer Rückkehr und den Armen voller Handtücher, und Leia erkundigte sich lakonisch, ob sie den armen Rezeptionsmenschen in Tränen aufgelöst zurückgelassen habe.

„Natürlich“, gab ihre Großmutter zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wenn ich was mache, dann auch richtig.“

„Muss in der Familie liegen“, bemerkte Leia amüsiert und zwinkerte Sam verstohlen zu, der plötzlich grinste wie ein Honigkuchenpferd – und Liz schmollte.

„Ok, das ist nicht nett – was hab ich verpasst?“
 

Die erste Begegnung zwischen Leia und den Lawlesses verlief – dank der Bemühungen aller Beteiligten – ganz ausgezeichnet.

Liz hatte darauf bestanden, dem Impala in ihrem eigenen Wagen nachzufahren, da sie sich strikt weigerte, den Cadillac unbeaufsichtigt auf dem Parkplatz eines Motels stehen zu lassen, das sie sofort als minderwertig entlarvt hatte.

Sam, der solcherlei Reden von Dean gewöhnt war, versuchte gar nicht erst, ihr das auszureden, fuhr gut gelaunt voran und beobachtete im Rückspiegel, wie Leia mit der Geduld einer Heiligen den Fahrstil ihrer Großmutter über sich ergehen ließ.

Liz, die allen Belangen des Lebens mit einer Energie begegnete, um die jüngere Menschen sie beneiden konnten, fuhr, um es milde auszudrücken wie eine besengte Sau, aber Leia, die das offenbar gewöhnt war, saß relativ gelassen neben ihr, hielt sich mit beiden Händen am Sitz fest und warf sich vor jeder Kurve in die entsprechende Richtung, damit sie nicht allzu sehr durch die Gegend geschleudert wurde.

Zu Anfang hatte Sam versucht, Liz ein wenig auszubremsen, indem er sein eigenes Tempo entsprechend drosselte, war deswegen aber derartig empört angehupt worden, dass er das bald aufgegeben hatte.

Als Sam auf die Auffahrt zur Lawless’schen Residenz fuhr, war er ein kleinwenig aufgeregt, als er aus dem Impala stieg, waren Jane und William bereits vor die Tür gekommen, um ihre Gäste zu begrüßen, und als er einen Blick auf Leia warf, stellte er fest, dass sie noch weitaus nervöser war, als er sich hatte vorstellen können.

Jane begrüßte sie allerdings mit einem Lächeln, William weigerte sich, ihre Hand zu nehmen und umarmte sie stattdessen, und da Liz sich nicht beherrschen konnte und Jane zu ihrem Gatten beglückwünschte, war zumindest zwischen diesen Dreien sofort bestes Einvernehmen hergestellt.

Leia war wenigstens ein wenig weniger nervös, als sie jedoch ins Wohnzimmer geführt wurde und sich dort mit Hannah einer weiteren Fremden gegenüber sah, wurde ihr Lächeln sofort wieder ein wenig gezwungener.

Sam, der mit einem Funken von Erleichterung feststellte, dass seine Schwester ebenso wenig mit Kindern umgehen konnte wie er, legte seinen Arm um Leia, während er sie Hannah vorstellte, und Hannah legte leicht den Kopf schief, während sie Leia die Hand gab und abwechselnd von ihr zu Sam und wieder zurück blickte.

„Ihr seht euch gar nicht ähnlich“, stellte sie dann ein wenig enttäuscht fest, und drehte sich fragend zu Sean um, der auf dem Sofa verblieben war, um seiner Schwester den Vortritt bei der Begrüßung Leias zu lassen.

„Oder?“

Sean grinste ein wenig.

„Guck sie dir ein wenig genauer an, Hannah – Leia hat genau die gleichen Augen wie Sam.“

Hannah drehte sich wieder zu Leia um, starrte angestrengt zu ihr hoch und zerrte schließlich ungeduldig an ihrem Handgelenk, da sie sich auf die Distanz kein anständiges Urteil bilden konnte, und Leia ging überrascht ächzend in die Knie.

„Sam“, sagte Hannah nach einer Weile despotisch, „komm zu mir runter.“

Sam ging zuvorkommend in die Hocke, ließ es zu, dass Hannah ihm mit ihren kleinen Händen das Haar aus dem Gesicht strich, und blickte sie verhalten lächelnd an.

„Stimmt“, gab sie schließlich zufrieden zu. „Aber man sieht es nur, wenn man genau hinguckt, weil Leias Augen ein bisschen … runder und größer sind.“

Sie klang erstaunt, dass ausgerechnet ihrem dummen großen Bruder aufgefallen war, was nicht unbedingt offensichtlich war, und Sean kam grinsend näher und half Leia wieder auf die Beine.

„Mir ist das auch gar nicht aufgefallen. Das war Chad.“

Sam runzelte unwillkürlich die Stirn, während er ohne Seans charmante Hilfe aufstand, und Leia blinzelte betont unschuldig.

„Nein? Wirklich?“

Sean nickte grinsend.

„Chad ist außerdem aufgefallen, dass du die gleiche Art wie Sam hast, die Stirn zu runzeln – nur mit weitaus weniger Stirn.“

Diese Bemerkung trug Sean einen Klaps auf die Schulter ein, den er gelassen hinnahm und sich statt einer Beschwerde zu Dean umwandte, der soeben den Raum betrat.

„Wo kommst du denn jetzt her?“, erkundigte Sam sich überrascht bei ihm, während Dean Leia die Hand reichte, und Dean stellte sich an seine Seite und legte seinen Arm um Sams Hüfte.

„Hab mich in der Küche vor Liz versteckt. Hätte wissen sollen, dass Jane sie dort als Erstes hinführen würde, um die Fachfrau um Hilfe beim Kaffeekochen zu bitten …“

Er rieb sich den Hintern, während er das sagte, und Leia, die ihre Großmutter sehr gut kannte, fragte ihn mitleidig, ob diese ihn sehr fest in den Allerwertesten gekniffen habe.

Dean errötete anmutig, Sam erstickte beinahe vor Überraschung, und Leia grinste ein wenig.

„Ich werde sie bitten, sich zu benehmen, während wir hier sind … es wird allerdings nicht sonderlich viel nützen …“

Damit wollte sie sich in die Küche begeben, aber Hannah grabschte ungestüm nach ihrer Hand und hielt sie fest.

„Kannst du backen?“, erkundigte sie sich mit einem Unterton, als hinge das Schicksal der freien Welt von Leias Antwort ab, und Leia blinzelte verdutzt.

„Öhm … ja. Wieso?“

„Dann machen wir jetzt Waffeln“, lautete Hannahs entschlossene Antwort, dann führte sie die verdutzte Leia in die Küche ab, und Dean hüstelte amüsiert.

„Ich wusste nicht, dass das ihr Initiationsritual ist. Ich fühl mich gleich viel weniger besonders.“

Sam lächelte ein wenig geistesabwesend, während er seiner Schwester nachblickte, und Sean klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Mach nicht so ein Gesicht, Sammy – Sam. Weder meine Mutter noch mein Vater neigen dazu, Gästen den Kopf abzureißen, noch viel weniger Familienmitgliedern … und nachher kommen Danny und Chad vorbei, und obwohl ich nicht für Danny sprechen kann, bin ich mir ziemlich sicher, dass zumindest Chad dafür sorgen wird, dass dein Schwesterherz sich hier wohl fühlen wird.“
 

Danny und Chad kamen allerdings erst am späten Abend, und bis dahin war Leias Wohlgefühl auch ohne die Unterstützung des Letzteren wiederhergestellt, so dass sie aus vollen Zügen die Wirkung genießen konnte, die ihre Großmutter auf einen emotional so unausgeglichenen Menschen wie Chad haben musste.

Danny, der wohl entspannteste Mensch auf der ganzen Welt, nahm den Versuch Liz’ mit ihm zu flirten mit gelassenem Grinsen hin und machte ihr derartig übertriebene Komplimente, dass sie begeistert erklärte, ihn mit nach Hause nehmen zu wollen, wenn sie wieder fuhr, aber Chad, der nicht einmal in seinen besten Momenten mit einer Frau fertig geworden wäre, die die Hälfte von Liz’ Kaliber hatte, war gegen Ende des Abends so erschöpft, dass er neben Sam auf einem der roten Sofas einschlief und leise in seinen Arm schnarchte, den er als Kissen über die Sofalehne gebreitet hatte.

„Armer Junge“, stellte Liz fest, als sie es bemerkte, und bat Jane um eine weitere Tasse ihres ausgezeichneten Kaffees, bevor sie sich an ihre Enkelin wandte.

„Du solltest ihn dir schnappen, bevor er begreift, dass du irgendwann mal genau so werden wirst wie ich.“

Leias entgeisterter Blick war mit Worten nicht zu beschreiben, und Hannah, die schon vor Stunden hätte ins Bett gehen sollen, mischte sich widersprechend ein.

„Leia ist aber doch viel zu lieb, um so gemein zum armen Chad zu sein!“

Leia war völlig überwältigt von diesem unerwarteten Lob, und Hannah grinste sie vertraulich an.

„War aber schon lustig, wie deine Oma ihn geärgert hat.“

„Junge Dame“, sagte Liz mit einem fürchterlichen Unterton, „wie hast du mich gerade genannt?“

Leia schmunzelte in sich hinein und Hannah blinzelte verdutzt.

„Oma?“

Liz furchte ihre feinen silbernen Brauen.

„Habe ich mich also nicht verhört! Das wirst du hübsch bleiben lassen! Ich heiße Elisabeth – und du darfst mich gerne Liz nennen.“

Hannah blinzelte erneut.

„Aber du bist doch eine Oma!“

Liz schüttelte sich ein wenig.

„Schon. Aber da will man ja nicht ständig dran erinnert werden!“

„Und außerdem würde das auch kein Mensch je für möglich halten“, warf Danny hilfreich ein, und Liz schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln.

„Kann lügen, ohne rot zu werden. Guter Junge.“

Danny grinste, und Liz wandte sich wieder Hannah zu.

„Verstanden, meine Liebe?“

Hannah nickte sprachlos, und Jane brachte vorsichtig an, dass es Zeit für ihre Tochter sei, ins Bett zu gehen.

„Ich bring sie!“, machte Dean sich sofort erbötig, der so ziemlich jede Gelegenheit genutzt hätte, um sich kurz aus dem strapaziösen Umfeld seiner Familie zu entfernen, und Sean blinzelte ihm mitfühlend zu, während Hannah über die Schöße mehrerer Unglücklicher, die zwischen ihr und Dean saßen, kroch, um so schnell wie möglich zu ihm zu gelangen.

Bei jedem anderen hätte sie sich vermutlich geweigert, sich zu Bett bringen zu lassen, aber natürlich nicht bei ihrem geheiligten Lieblingscousin.

Dean nahm sie in die Arme, sobald sie bei ihm angelangt war, stand auf und warf sie sich über die Schulter, und Hannah quietschte begeistert, während ihre Mutter gutmütig anmerkte, dass das kaum hilfreich sei, um das Kind zum Schlafen zu bringen, Dean aber keineswegs aufforderte, ihre Tochter etwas gemessener aus dem Zimmer zu befördern.

Hannah hing also noch immer wie ein Äffchen über Deans Schulter, während er sie ins Badezimmer im ersten Stock hinauf trug, und als er sie absetzte, grinste sie begeistert zu ihm hoch.

„Ich mag Leia“, vertraute sie ihm zufrieden an. „Sie ist ein bisschen zu ernst, aber das war Sam am Anfang auch. Und ich glaube, sie hat ihn wirklich lieb – was meinst du?“

Damit griff sie nach ihrer Zahnbürste und der Zahnpasta und Dean ließ sich auf dem Toilettendeckel zu ihrer Rechten nieder.

„Ja, das glaube ich auch.“

Hannah nickte zufrieden.

„Und sie ist lustig mit Chad. Und ich mag ihre Oma“, sagte sie mit der Zahnbürste im Mund, und Dean beobachtete mit einem kleinen Lächeln, wie sie sich mit der Linken ungeduldig das Haar aus dem Gesicht wischte, bevor sie ins Waschbecken spuckte.

„Ich glaube“, sagte Hannah gewichtig, „Sam ist richtig froh, dass sie hier ist.“

Sie warf Dean einen strahlenden Blick zu.

„Meinst du nicht auch?“

Dean nickte nur, und Hannah spülte sich gewissenhaft den Mund aus, bevor sie zu ihm hinüber ging.

„Er hat richtig gelacht, vorhin, als Liz gesagt hat, dass Chad einen knackigen Hintern hat!“

Dean beherrschte mit Mühe seine Gesichtszüge und nickte.

„Da hast du wohl Recht.“

Hannah nickte. „Ich mag es, wenn er lacht.“

Dean lächelte ein wenig. „Ich auch.“

Plan B

Deanstag!
 

Zuckerkoma, ich komme!

Ja, ich bin zum Schreiben gekommen und ja, es wird immer schlimmer, und ich verursache mir so langsam selber Zahnschmerzen.
 

Dauert auch noch ein wenig, bis wir den Zucker verdaut haben – nach dem Kapitel Zähneputzen nicht vergessen!
 

moko-chan
 


 

Der Plan war einfach.

Der Plan sah vor, dass Leia sich gegen zwei Uhr nachmittags von ihrer Großmutter zu den Lawlesses fahren ließ, um sich mit Sam zu treffen, damit sie sich gemeinsam auf den Weg in die Stadt und zum Ringe-Aussuchen machen konnten.

Dean war um eins mit Matt in der Bar verabredet und somit – ähem – aus dem Weg, und Sam war frohen Mutes, dass er seinen Plan würde ausführen können, ohne dass seine bessere Hälfte je davon erfahren würde.

Aber dann kam natürlich alles ganz anders.

Dean war noch immer um eins mit Matt in der Bar verabredet, machte sich auch rechtzeitig auf den und war somit aus dem Weg, aber dann trat plötzlich ein überraschendes Hindernis auf: Chad.

Völlig unerwartet und noch dazu aus dem Hinterhalt fiel er über Sam her, parkte an der gegenüberliegenden Straßenseite und kam auf das Haus zu, gerade in dem Moment, in dem Leia und Sam selbiges verließen – und Sam mochte sich in einer außergewöhnlich guten Stimmung befinden, aber diese Entwicklung konnte er nur mit Argwohn betrachten.

„Hallöchen!“, wurde er jedoch von Chad äußerst fröhlich begrüßt, während Leia gekonnt links liegen gelassen wurde – so langsam fand selbst Sam Vergnügen daran, die Zwei bei ihren Scharmützeln zu beobachten – da musste dann also zunächst mal ein fester Händedruck ausgetauscht werden, bevor Sam Chad höflich darauf aufmerksam machen konnte, dass im Moment keine Zeit für ihn da war.

Chad machte ein langes Gesicht.

„Ist nicht dein Ernst, oder? Sean und Danny sind heute in einer derartig widerlichen romantischen Stimmung, dass ich nur die Flucht ergreifen konnte – und jetzt wirfst du mich auch noch raus?“

Sam stellte geduldig klar, dass von Rauswerfen keine Rede sein konnte, da sie sich noch außerhalb des Hauses befanden, aber das war nicht das, was Chad hören wollte, also ging er auch gar nicht darauf ein.

„Wo wollt ihr denn hin?“, fragte er hoffnungsvoll, nahm endlich auch von Leia Notiz und blickte sie aufmerksam an, während sie die Gänseblümchen im Vorgarten bewunderte, da sie das zwingende Gefühl hatte, sich für etwas rächen zu müssen.

„Och, kommt schon“, maulte Chad flehentlich. „Nehmt mich mit! Mir ist langweilig allein! Ich bin auch ganz ruhig und -“

Chad unterbrach sich, als mit einem Mal eine etwas hektisch wirkende Jane in der Haustür auftauchte.

„Ach, Gott sei Dank, ihr seid noch da!“, japste sie erleichtert. „Liz und ich wollen in die Stadt fahren und shoppen gehen – ihr währt nicht zufällig so nett, Hannah mitzunehmen?“

Sam und Leia tauschten einen flüchtigen Blick, Jane entdeckte Chad und begrüßte ihn erfreut, und dieser bot sich etwas unerwartet als Babysitter an.

„Ich kann mit ihr zum Internationalen Haus der Waffel gehen“, schlug er gutmütig vor, und Hannah, die fraglos hinter der Tür gelauscht hatte, kam um die Ecke gezischt und kletterte begeistert an ihm hoch.

„Da war ich schon ewig nicht mehr!“, verkündete sie, während sie ihn enthusiastisch würgte, und Jane warf Sam und Leia einen flehenden Blick zu.

Chad war zweifellos ein lieber Junge, aber in ihren Augen nicht ganz so gut geeignet, unbeaufsichtigt ihre Tochter zu beaufsichtigen.

„Dann begleitet uns doch in die Stadt – dann machen wir erst unsere Besorgungen und gehen danach alle zusammen Waffeln essen“, schlug Sam also gottergeben vor – so schrecklich würde das schon nicht werden – und Chad grinste von einem Ohr zum anderen.

„Großartige Idee.“

Auch Hannah begrüßte diese Variante.

„Das ist bestimmt viel lustiger als allein mit Chad“, vertraute sie Sam und Leia wohlwollend an, und Chad zog eine beleidigte Schnute.

„Früher“, behauptete er mit Überzeugung, „war sie nicht so gemein.“

Er blickte Leia an, als sei das ihre Schuld, und Hannah kicherte leise, während Leia bloß amüsiert grinste.

„Wollen wir dann los?“

Sie wollten, also wurde sich auf den Weg gemacht – zu Fuß, denn es war ein sonniger Frühlingstag, und Hannah bestand darauf, zwischen Chad und Leia zu gehen und von Beiden an den Händen gehalten zu werden.

„Na toll“, beschwerte Chad sich auch prompt. „So geh ich ja nie als allein erziehender Vater durch. Dabei hatte ich gehofft, Hannah als Flirthilfe benutzen zu können!“

„Du“, erwiderte Leia gelassen, „würdest nichtmal in Kleinstaaten ohne Recht und Ordnung als allein erziehender Vater durchgehen.“

Chad überdachte das einen Moment.

„Wahrscheinlich hast du Recht. Aber ich kümmere mich ganz ausgezeichnet um meinen Hund!“

„Ach so?“ Leia blickte ihn vielsagend an. „Und wo genau befindet sich dieser Hund im Augenblick.“

Chad warf sich in die Brust.

„Bei meinen Eltern.“

„Das“, schlussfolgerte Leia trocken, „sagt jawohl alles.“

Sam, der diesen Austausch mit leichtem Grinsen mitverfolgt hatte, tauschte einen kurzen Blick mit Hannah, und diese zuckte hilflos mit den Schultern.

„Vielleicht“, überlegte sie laut, „hilft es, wenn ich bei Sam an der Hand gehe … und ihr … ähm … haltet Händchen?“

Man konnte schlecht sagen, wer empörter dreinblickte, Leia oder Chad, und Hannah kicherte.

„Gut, vielleicht doch lieber nicht.“

Chads Blick traf über Hannahs Kopf hinweg auf Leias, und für einen winzigen Augenblick lächelten sie sich zu, dann verlangte Hannah Engelchen flieg zu spielen, und zwar so lange, bis der Juwelier erreicht war, den Sam am Tag zuvor im Internet ausgesucht hatte, und Chad jammerte, dass er sich ganz bestimmt die Schulter ausgekugelt habe.

Dann sah er, vor welchem Geschäft sie Halt gemacht hatten, und seine Augen wurden kugelrund – genau wie Hannahs.
 

„Wahnsinn!“

Chad hüpfte von Auslage zu Auslage, Hannah immer im Gefolge und beugte sich über die ausgeleuchteten Vitrinen.

„Wie viel Geld man für diesen Mist ausgeben kann!“, brüllte er durch den ganzen Laden, und Sam sandte den Verkäuferinnen rundum entschuldigende Blicke zu.

Die Damen waren aber scheinbar an Kunden gewöhnt, die von ihrem Angebot ein wenig überwältigt waren und lächelten duldsam – bis Chad mit dem Zeigefinger auf ein ganz bestimmtes Exemplar in einer der Vitrinen deutete, und feststellte, er habe noch nie eine so dermaßen hässliche Kette gesehen.

Leia schritt ein und zog ihn am Ohr von der betreffenden Vitrine weg, und gab dann Hannah den Auftrag, ein Auge auf ihn zu haben und dafür zu sorgen, dass sie nicht rausgeworfen wurden, bevor Sam sich für ein Paar Ringe entschieden hatte.

Hannah erstrahlte sofort im Glanz ihrer wichtigen Aufgabe, und Chad fügte sich erstaunlich duldsam in sein Schicksal, eine Siebenjährige als Aufpasserin zugeteilt bekommen zu haben – das mochte allerdings daran liegen, dass ihm das Ohr wehtat und er Angst davor hatte, welchen Schaden Leia anderen Teilen seiner Anatomie zufügen könnte.

„Also?“, fragte Leia leise, während sie wieder an Sams Seite trat. „Hast du schon Favoriten?“

Sam stand mitten im Raum und blickte sich hilflos um, anstatt eine Antwort abzugeben, und Leia lächelte verständnisvoll.

„Es ist einfach so … die Auswahl ist so …“

„Überwältigend“, beendete sie seinen Satz, und Sam nickte.

„Was hast du dir denn vorgestellt? Schlicht nehme ich an, richtig? Kein unnötiger Schnickschnack, schließlich seid ihr echte Kerle, und Dean hat ja seine dusselige Männlichkeitsskala, an die er sich halten muss …“

Leia packte Sam am Handgelenk und zog ihn dichter an eine der beleuchteten Vitrinen.

„Diese hier sind recht hübsch – und bezahlbar.“

Sam warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, als könne er diese unromantische Haltung nur beklagenswert finden, und Leia zuckte mit den Schultern.

„Du kannst romantisch sein, ich übernehme die Vernunft. Und jetzt guck dir die Ringe an.“

Sam kam ihrem Befehl gehorsam nach, starrte konzentriert auf die Auslage und ließ sich nicht einmal davon ablenken, als Hannah an seiner Rückseite hochkletterte, ihre Arme um seinen Hals schlang und über seine Schulter hinweg mitguckte.

„Die da find ich hübsch!“, verkündete sie nach einer Weile und deutete auf ein Paar Ringe aus Rotgold, und weder Sam noch Leia gaben dazu einen Kommentar ab.

„Nein, Hannah“, sagte stattdessen Chad, der an Sams linke Seite getreten war, während Leia zu seiner Rechten stand, „Rotgold geht ja mal so gar nicht. Weißgold oder Platin. Alles andere ist viel zu weibisch!“

Hannah schmollte, widersprach jedoch nicht, und Chad murmelte in seinen Bart, dass das aber eigentlich überhaupt keine Rolle spielte, da der simple Fakt, das Sam überhaupt erst Ringe kaufen wollte, schon weibisch genug für ein ganzes Schlauchboot voller Schönheitsköniginnen sei.

„Wolltest du nicht still sein?“, fragte Leia ungeduldig nach, und Chad grinste sie über Sams Rücken hinweg breit an.

„Das war, bevor ich wusste, zu was ihr mich mitschleppt!“

„Du kannst gerne gehen“, bot Sam geistesabwesend an, und Chad zog eine empörte Grimasse.

„Als ob ich mir das entgehen lassen würde!“

„Chad ist nämlich selbst total romantisch!“, verkündete Hannah laut und ohne auch nur eine Spur von Unbehagen, und Chad starrte sie entgeistert an.

„Bin ich nicht!“

„Bist du wohl!“

„Kinder …“ Sam klang noch immer so geistesabwesend wie zuvor, aber da war ein leichtes Grinsen in seiner Stimme. „Seid mal eben still, Vati ist beschäftigt.“

Leia wandte sich diskret ab und tat, als habe sie mit der Truppe nicht das Geringste zu tun.
 

„Gott, war das anstrengend …“

Chad bestäubte seine Waffel großzügig mit Puderzucker, bot Hannah an, für sie selbiges zu erledigen und bat Leia, ihm Kaffee nachzuschenken, was die Gute auch tatsächlich tat.

„So schlimm war es nun auch nicht“, relativierte sie, während sie Chads Tasse auffüllte.

„Außerdem warst du nicht besonders hilfreich.“

„Ich war sogar sehr hilfreich“, widersprach Chad würdevoll.

„Ich habe Sam verboten, Ringe mit Glitzerklunkern zu kaufen!“

Sam grollte leise. „Das hatte ich doch überhaupt nicht vor!“

Chad zeigte sich unbeeindruckt. „Das behauptest du!“

Sam verdrehte die Augen und sagte nichts dazu, und Hannah drückte mit einer halben Waffel im Mund ihr Unverständnis darüber aus, was an Ringen mit Glitzerklunkern so fürchterlich sei – ihr hätten die gefallen.

Das Mädchen verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Dean.

Der Gedanke an seinen Liebsten entlockte Sam ein warmes Lächeln, und er befühlte unwillkürlich die kleine Schachtel in seiner Hosentasche.

Die Chef-Verkäuferin im Juwelier hatte ihn ein wenig schief angesehen, als er angegeben hatte, beide Ringe in der selben Weite kaufen zu wollen, aber dann hatte Chad sich unerwartet neben ihm aufgebaut und mit seinem arrogantesten Tonfall nachgefragt, ob das etwa ein Problem sein würde, und die Verkäuferin hatte hastig verneint und Sams Wunsch pflichtbewusst ausgeführt.

Wenn Sam jetzt genauer darüber nachdachte, dann war Chad in der Tat sehr hilfreich gewesen.

Sam gab einen Extraschubs Milch in seine Tasse, ließ sich das Ganze von Leia mit Kaffee auffüllen und ließ dann ein zufriedenes Seufzen hören.

Jetzt, da die erste Hürde genommen war, galt es, den großen Graben zu bezwingen.

Der richtige Moment zur Übergabe musste gefunden werden, die richtige Atmosphäre hergestellt – und das so schnell wie möglich, denn wenn er erst Zeit hatte in Panik zu geraten und seinen Entschluss in Frage zu stellen, dann würde das vermutlich nie was werden mit dem Antrag.

„Wann willst du ihn fragen?“, erkundigte Leia sich leise bei ihm, als habe sie seine Gedanken gelesen, und Sam zog nervös die Oberlippe in die Höhe.

„Ich weiß es noch nicht.“

Leia nickte langsam.

„Verstehe. Es ist vielleicht auch besser, wenn du … naja … das nicht im Haus deiner Schwiegereltern machst.“

Sam runzelte die Stirn.

„William und Jane sind nicht meine Schwiegereltern.“

Leia seufzte ungeduldig. „Aber sie sind so nahe dran, wie’s nur geht, und ihr Haus ist kaum der richtige Austragungsort für sowas – denn ein solches Ereignis muss ja entsprechend gefeiert werden, und so, wie ich Dean kenne -“

Chad hielt Hannah die Ohren zu, und Leia blickte ihn irritiert an, während Hannah in größter Seelenruhe ihre dritte Waffel hinunter schlang.

„Was tust du?“

Chad setzte einen strengen Blick auf.

„Ich schütze die Ohren dieses unschuldigen Kindes vor den Unflätigkeiten, die zweifellos gleich aus deinem Mund strömen werden!“

Leia war eben dabei gewesen einen Schluck Kaffee zu nehmen und spuckte ihn jetzt beinahe zurück in die Tasse.

„Schütz lieber deine eigenen Ohren – Hannah kann mit sowas umgehen!“

Die beiden Frauen tauschten einen verständnisinnigen Blick und Hannah nahm einen Schluck Kakao, bevor sie sich Chad zuwandte.

„Ich mag dich“, verkündete sie ernsthaft, „aber ich verstehe nicht, wo dein Problem liegt. Sam und Dean sind doch toll zusammen – aber du guckst immer ganz komisch, wenn sie lieb zueinander sind!“

Diesmal prustete Leia wirklich in ihren Kaffee, und Chad bekam rote Ohren – ganz genau wie Sam.

„Tut er das, ja?“, fragte Leia mit dem unschuldigsten Augenaufschlag der Welt, und Hannah wandte sich ihr enthusiastisch zu.

„Ja! Auch bei Sean und Danny! Sean meint, Chad sei verklemmt – aber das ist er ja gar nicht! Er sagt ständig schlimme Sachen und böse Wörter und flucht ganz schrecklich – aber wenn Sean mit Danny schmust, dann … also … da wird er immer ganz komisch und guckt schnell woanders hin!“

Chad begann sich auf seinem Sessel zu winden.

„Das kann Leia doch kaum interessieren, Hannah.“

Leia blinzelte boshaft.

„Ganz im Gegenteil! Ich finde das höchstgradig interessant!“

Und an Hannah gewandt sagte sie: „Vielleicht mag er einfach nur nicht zugucken, wenn zwei Männer miteinander kuscheln …?“

Hannah schüttelte den Kopf.

„Nein, so doof ist er nicht. Bei Tine und Mo macht er das auch – ich hab’s gesehen, als sie zu Besuch waren. Und bei Isabel und Matt ist er auch so komisch. Und bei Rina und Brian und Kinka und Ryan, und …“

„Kurzum, bei allen“, unterbrach Leia diese Aufzählung und schluckte heldenhaft ein Lachen hinunter.

Chad funkelte sie rachelüstern an. „Das ist nicht lustig!“

„Ist es wirklich nicht!“, stimmte sie ihm heiter zu. „Das ist sogar ganz außergewöhnlich traurig! Ich werde meiner Großmutter davon erzählen müssen …“

Chad erbleichte. „Nein!“

„Och, doch!“ Leia grinste ein wenig. „In ihrer grenzenlosen Weisheit wird Liz bestimmt eine Lösung für dein Problem finden …“

Sam, der sich vergnüglich Chads sicheren Untergang in einem solchen Fall ausmalte, lehnte sich auf dem Sofa zurück, auf dem er neben Hannah saß, hob seine Kaffeetasse an seine Lippen, und stellte fest, dass, was immer auch geschah, Dean ihm so etwas ganz sicher niemals antun würde.

Dann legte Sam den Kopf schief und grinste ein wenig kläglich.

Nun ja, vermutlich doch.

Vielleicht war wirklich was dran an dieser Sache zwischen Leia und Chad.

Der Herr der Ringe

Samstag! Ostersamstag!

Sam mit Hasenöhrchen! Und hops!

(Seht ihr, wie heldenhaft ich mir einen Eier-Witz verboten habe?)
 

Ich erinnere mich nur zu gut an die Ostersause vom letzten Jahr – es hat ewig, wenn nicht noch länger gedauert, bis mein Kapitel online war – und ich hoffe, dass das dieses Jahr etwas schneller über die Bühne geht, das hier ist nämlich ein ganz, ganz besonderes Kapitel, jawohl!
 

Nicht nur haben wir einen ehemaligen Schwarzleser neu im Boot, der, getreu des Ostermottos, ins Licht getreten ist – manchmal kommt es mir selbst ein wenig merkwürdig vor, wie viele Kommata man eigentlich in einem Satz unterbringen kann, wenn man das denn, so wie ich, gerne möchte – Sam und Dean treiben ihre Beziehung endlich auf die Spitze!
 

Eigentlich müsste ich das feiern, es ist aber erst Viertel vor Acht und ich fühl mich ein wenig … platt. Deswegen beschränke ich mich darauf, apostrophee, die Neue auf meinem Traumschiff, ganz herzlich zu begrüßen, ihr für ihren Kommi zu danken und ihr zur Feier des Tages Schokoladeneis mit Eierlikör und Krokantsplittern anzubieten – serviert auf Sams nackter Brust!

Ist das was, oder ist das was, na – na? :D
 

Und jetzt will ich mal vorsichtig nachsehen gehen, wie viele Kapitel da vor mir in der Warteschleife sind.

Wenn’s gar unheimlich viele sind, und das bis Montag dauert, bis das hier online kommt, dann gibt’s Deanstag kein neues Kapitel.

Dieses hier muss man erstmal ein wenig sacken lassen, sonst stirbt man an dem Zuckerschock.
 

… Das schrieb ich heute Morgen, als ich noch davon ausgegangen bin, dass mein Modem es packt, selbst an Ostern Animexx zu bezwingen.

Aber länger als eine Dreiviertel Stunde wollte ich es dann doch nicht versuchen, immer und immer wieder die gleiche Seite anzuklicken, mit dem Ergebnis, dass mein Mäxchen (das Modem) sofort Opossum gespielt hat.

Da hab ich mich wohl zu früh gefreut und entschuldige mich für die Verzögerung … Wir werden sehen, wie lange es jetzt tatsächlich dauert, bis das hier online ist …
 

Liebste Grüße!
 

moko-chan
 


 

Es war etwa sechs Uhr abends, als Sam Hannah vom Internationalen Haus der Waffel nach Hause brachte – Leia hatte sich zwei Kreuzungen zuvor von ihnen getrennt, um zu Fuß zurück zu ihrem Motel zu gehen, und Chad, der in einem seltenen Anflug von Ritterlichkeit angeboten hatte, ihr Geleitschutz gegeben, war von ihr tatsächlich akzeptiert und mitgenommen worden.

Da der Impala bereits auf der Auffahrt vor dem Hause Lawless stand, konnte Sam mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Deans Treffen mit Matt bereits beendet war.

Sein Liebster fiel dann auch über ihn her, kaum dass er die Schwelle des Hauses übertreten hatte, und Sam konnte Jane nur noch einen verwirrten Blick zuwerfen, bevor Dean ihn wieder nach draußen vor die Tür zerrte.

„Bis morgen dann!“, rief Dean der Dame des Hauses zu, während er Sam in Richtung Impala schubste, und obwohl Sam keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging, fügte er sich Deans stärkerem Willen und stieg artig in den Wagen, als ihm auffordernd die Tür zur Beifahrerseite aufgehalten wurde.

„Wo wollen wir hin?“, erkundigte er sich vorsichtig, und der kurze, prüfende Blick, den Dean ihm aus dem Augenwinkel zuwarf, erfüllte ihn mit einer Woge an Nervosität, die ein merkwürdiges Prickeln bis hin in seine Fingerspitzen schickte.

„Wir machen einen kleinen Ausflug“, antwortete Dean vage, lächelte dabei ein wenig, und Sam schluckte trocken.

Er hatte plötzlich das sichere Gefühl, Dean sei an diesem Nachmittag überhaupt nicht mit Matt verabredet gewesen, sondern habe sich einer vollkommen anderen Betätigung als der des friedlichen Biertrinkens hingegeben.

Und wo war überhaupt die unauffällige braune Plastiktüte?

Sam blickte sich unwillkürlich um, konnte sie aber weder auf dem Rücksitz noch im Fußraum vor der Rückbank entdecken, und das merkwürdige Prickeln, das von ihm Besitz ergriffen hatte, wurde noch eine Spur intensiver, auch wenn er sich nicht ganz erklären konnte, wieso.

Dass Dean Pläne für den Abend gemacht hatte, stand fest – dass diese Pläne scheinbar mehr als sie Beide plus die braune Plastiktüte in einem Schlafzimmer beinhalteten, erfüllte Sam mit einer Wärme, die ihn die Augen schließen und sich entspannt in den Sitz zurücksinken ließ.

Er öffnete sie wieder, als der Impala langsamer wurde, und stellte fest, dass Dean den Wagen auf den Parkplatz eines Hotels – also doch – gelenkt hatte, das Hotel war allerdings ein Hotel und kein Motel, es sah relativ teuer aus, und als Sam aus dem Wagen stieg, war er nur froh, sich heute wegen des Juwelierbesuchs eine seiner neueren Jeans und ein schwarzes Hemd angezogen zu haben.

Ihm fiel jetzt auch auf, dass Dean sich richtiggehend in Schale geworfen hatte – dunkelblaue, perfekt sitzende Jeans, dazu ein neues weißes (!!!) Hemd, das er lässig unter seiner Lederjacke trug, er hatte sich sogar rasiert – und Sam konnte ihn nur anstarren.

Das weiße Hemd betonte, wie unglaublich grün Deans Augen waren, und als Dean ihn über das Dach des Impalas hinweg anlächelte, hoffte Sam mit einem Mal, dass Dean ihn jetzt sofort in eins der Zimmer dieses fabelhaften Hotels verschleppen und für ein paar Stunden nicht mehr gehen lassen würde.
 

„Weißt du schon, was du essen möchtest?“

Sam rutschte auf seinem Stuhl hin und her und versuchte, sich auf die Speisekarte zu konzentrieren, die er seit zwanzig Minuten anstarrte, aber die Art und Weise, wie Dean ihn ins Hotelrestaurant geführt und dabei kurz seinen Ellenbogen berührt hatte, hatte ihm ganz schrecklich heiß werden lassen, und jetzt wollte er nicht essen, jetzt wollte er … was anderes.

Dean, der ihm gegenüber saß, sah im schummrigen Licht der Kerze, die ein zuvorkommender Kellner für sie entzündet hatte, zum Fressen gut aus, sein weißes Hemd war mindestens einen Knopf zu weit offen, und Sam konnte … er konnte sich einfach nicht konzentrieren!

„Sam?“

Deans Stimme war mindestens drei Oktaven tiefer als sonst, und Sam blickte unwillkürlich auf und sah ihm in die Augen – was so ziemlich das Dämlichste war, was er hätte tun können.

Dean grinste ein wenig, das Funkeln in seinen Augen deutete an, dass er ganz genau wusste, was in Sam vor sich ging, und als sein Bein unter dem Tisch das von Sam streifte, musste Sam sich auf die Zunge beißen, um ein Stöhnen zu unterdrücken.

„Ich hab dich was gefragt“, machte Dean ihn ruhig aufmerksam, und Sam blinzelte mehrfach, bevor ihm ein Licht aufging.

„Nein“, sagte er dann ein wenig gepresst, „ich weiß noch nicht, was ich essen möchte.“

Dean lächelte und nickte und wandte sich wieder seiner eigenen Speisekarte zu, und Sam stand kurz vor der Explosion.

Er nahm einen Schluck von dem Wasser, das zu seiner Rechten stand, konzentrierte sich kurz auf Deans Präsenz – warm, entspannt, liebevoll – und dann konnte er seinen Blick endlich auf die Speisekarte fixieren und sich fragen, welches Gericht nach all den Waffeln, die er diesen Nachmittag verspeist hatte, noch verführerisch genug war, um seinen Preis zu rechtfertigen.

Deans Bein unter dem Tisch war noch immer gefährlich nah bei seinem, und gerade als Sam sich dazu entschlossen hatte, die Ente mit Reis und Gemüse zu versuchen, presste es sich derartig an seine Wade, dass ihn unwillkürlich eine Gänsehaut überkam.

Sowas fiel auch nur Dean ein, mitten im Restaurant mit ihm zu füßeln, wo sie jeder sehen konnte!

Sam spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg, aber er lächelte, legte die Karte beiseite und griff über den Tisch, um Deans linke Hand mit seiner Rechten zu drücken.

„Ich liebe dich“, sagte er leise, und die Bewegung an seinem Bein stoppte unwillkürlich, während Deans Sommersprossen über einem leichten Rotschimmer auf seinen Wangen plötzlich sehr viel deutlicher zu sehen waren.

Sam konnte sich nicht daran erinnern, Dean schon jemals zuvor öffentlich erröten sehen zu haben, und diese Erkenntnis ließ ihn Deans Hand ein weiteres Mal drücken und sich dazu beglückwünschen, dass er die kleine Schachtel mit den Ringen noch immer in der Hosentasche seiner Jeans mit sich herum trug.

Was auch immer Dean für den Rest des Abends geplant hatte, Sam würde den richtigen Zeitpunkt abpassen, Dean über seinen … seinen Entschluss in Kenntnis zu setzen, und dann würden sie so viel … ähem … Sex haben wie nur menschenmöglich war.

Sam wurde jetzt ebenfalls rot und ließ sicherheitshalber Deans Hand los, bevor er ihn quer über den Tisch an sich riss und Dinge mit ihm anstellte, die sich an Orten, wo sich Menschen zum Essen zusammenfanden, ganz und gar nicht gehörten.

„Ich dich auch“, hörte er Dean murmeln, kurz bevor der Kellner an ihren Tisch heran trat und sich nach ihren Wünschen erkundigte, und Sam schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, bevor er diesem Helden der Dienstleistungsgesellschaft mitteilte, was er für ihn tun konnte.
 

Sam stellte fest, dass Dean merkwürdig nervös war.

Während des Essens hatte Dean immer wieder ruhelos um sich geblickt, hatte sich auf seinem Stuhl aufrechter hingesetzt, mit dem Besteck gespielt – und jetzt, da er Sam aus dem Restaurant-Bereich zum Fahrstuhl geführt hatte, und sie zu den unaufdringlichen Klängen geschmackvoller Fahrstuhlmusik nach oben fuhren, wechselte Deans Gesichtsfarbe beständig zwischen einer interessanten Blässe und hektisch roten Wangen, die ihn leicht fiebrig wirken ließen.

Entweder hatte Dean also vor, an diesem Abend Dinge mit ihm anzustellen, die einen professionellen Pornostar erröten lassen würden, oder … Sam blinzelte.

Eine andere Variante fiel ihm nicht ein.

Dann traf sein Blick auf Deans, und da war eine Wärme im Blick des Älteren, die Sam dazu veranlasste, einen Schritt näher an Dean heranzutreten, so dass sich ihre Schultern berührten, und sich leicht zu ihm hinunter zu neigen.

„Ich hätte nie gedacht, dass du sowas wie heute jemals freiwillig auf dich nehmen würdest“, sagte er leise, und Deans angespannte Miene wich einem sanften Lächeln.

„Ach nein?“

Sam schüttelte leicht den Kopf. „Nein. Der Abend war romantisch. Du …“

Er ließ seinen Blick über Deans ansprechende Gestalt gleiten.

„Du hast dich schick angezogen … rasiert …“

Sam schloss die Augen und atmete tief durch.

„… Und ein neues Aftershave gekauft.“

Als Sam die Augen wieder öffnete, war Deans Gesicht dem seinen näher als zuvor, und eine plötzliche Hitze entfaltete sich in seiner Leibesmitte und strahlte von dort in den Rest seines Körpers aus.

„Sowas gibt Sonderpunkte auf der Männlichkeitsskala, Sammy“, wisperte Dean rau, und Sam schluckte trocken.

„Gibt es die?“

„Oh, jah.“ Deans Lächeln schlug sich auf seinen Tonfall nieder. „Und für das, was ich gleich mit dir vorhabe, gibt es noch einen Extra-Bonus.“

Diese Worte zeigten ihre Wirkung so deutlich, wie es nur irgend möglich war, und Sam errötete leicht, rückte jedoch keinen Millimeter von Dean ab.

„Ich bin froh, dass ich dich habe“, sagte er leise, und die einfachen Worte ließen Dean die winzige Lücke zwischen ihnen schließen und seine Lippen für einen keuschen Kuss auf Sams drücken.

„Danke“, erwiderte er ebenso leise, und als sich die Türen des Fahrstuhls mit einem leisen „Pling“ öffneten, und Dean ihn am Handgelenk aus der engen Kabine zog, schlug Sam das Herz bis zum Hals.

Der Weg den Flur hinab bis zum Zimmer mit der Nummer 23 kam Sam ungewöhnlich lang vor, Dean brauchte eine halbe Ewigkeit, die Schlüsselkarte richtig herum durch den dafür vorgesehenen Schlitz zu ziehen, und als die Tür endlich offen war, war Sam bereit und willens, Dean jetzt sofort aufs Bett zu tackeln.

Und dann sah er die Kerzen und die auf Eis gelegte Flasche Champagner, und Sam traten beinahe die Augen aus den Höhlen, so hart traf ihn die Erkenntnis, was für ein unglaublich ahnungsloser Vollidiot er gewesen war.
 

Die Tür fiel mit einem leisen Klacken hinter ihm ins Schloss, und Sam zuckte beinahe zusammen.

Er blieb stehen, wo er war, nahm die geschmackvolle Zimmereinrichtung zur Kenntnis und ließ den Effekt von Kerzenlicht im Zusammenspiel mit den letzten Sonnenstrahlen, die durch die zugezogenen, leicht durchscheinenden Vorhänge einfielen, auf sich wirken.

Die kleine Schachtel in seiner Jeanstasche schien plötzlich anzuschwellen und fester gegen seinen Oberschenkel zu pressen als zuvor, und Sam fühlte sich mit einem Mal ganz zittrig.

Er spürte, dass Dean ihn ansah und auf eine Reaktion wartete, und er machte ein paar Schritte in den Raum hinein, blieb neben dem großen, mit cremefarbener Bettwäsche bezogenen Doppelbett stehen, drehte sich zu Dean um und ballte die Hände zu Fäusten, nur um sie im nächsten Moment wieder zu öffnen.

„Das ist“, begann er, und seine Stimme klang seltsam flach, „ein sehr schönes Zimmer.“

Deans rechter Mundwinkel hob sich ein wenig, und er ging zu dem kleinen Tisch am Fenster hinüber, zog sich seine Lederjacke aus und hängte sie liebevoll über einen der Stühle, um sich der Flasche mit dem Champagner zu widmen.

„Schön, dass es dir gefällt.“

Sam erwiderte nichts, blieb einfach stehen, wo er war, und beobachtete Dean dabei, wie er den Champagner in zwei schlanke, langstielige Gläser füllte.

Dean hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt, und Sam konnte die Muskeln unter dem dünnen weißen Stoff arbeiten sehen.

Seine Hand glitt unwillkürlich über die Schachtel in seiner Hosentasche, und Dean, der mit den Gläsern voller Champagner zu ihm hinüber kam, folgte der Bewegung mit den Augen.

„Was hast du da?“

Sam antwortete nicht, nahm stattdessen ein Glas von Dean entgegen, bedankte sich artig und stieß mit ihm an, während er den Ausdruck in Deans Augen zu entschlüsseln versuchte.

Sie tranken ihren Champagner in stiller Übereinstimmung, setzten die Gläser wieder ab und hielten einen Moment inne, bevor sie synchron eine Grimasse zogen.

„Das Zeug wird sowas von überschätzt!“, stellte Dean fest, bevor er sich angewidert schüttelte, und Sam musste unwillkürlich lächeln.

Er liebte diesen Mann.

Sam stellte sein Glas beiseite, wischte sich die plötzlich feuchten Handflächen an seiner Jeans ab, und zog schließlich die kleine, mit Samt überzogene Schachtel aus seiner Hosentasche.

Er sah, wie Dean seinen Blick darauf fokussierte, wie seine Augen sich eine Spur weiteten, bevor er hastig sein Glas auf dem Nachttisch neben Sams abstellte, und während Sam sich noch das Hirn zermarterte, ob er jetzt tatsächlich auf ein Knie niedersinken sollte oder nicht, räusperte Dean sich leise und öffnete einen weiteren Knopf seines Hemdes.

Sam schluckte trocken.

Wenn er auf die Knie ging, war es zumindest nicht mehr allzu weit bis zum Boden, falls er in Ohnmacht fallen sollte.

„Ich habe … ich war heute“, begann er nervös, und Deans Augen wurden noch eine Spur weiter, dann setzte er sich hastig auf das Bett in seinem Rücken, und Sam trat einen Schritt näher an ihn heran.

„Ich liebe dich“, setzte er ganz neu an, und Deans nervöses Gebaren löste sich in einem Lächeln auf.

„Ja, ich weiß.“

„Ich liebe dich, Dean“, wiederholte Sam, ohne die Unterbrechung zu beachten, und ließ sich langsam auf ein Knie nieder.

Anstatt wieder nervös zu werden, beugte Dean sich langsam vor und lächelte ihn warm an.

„Ich liebe dich auch, Sammy. Sehr sogar.“

„Ich wünschte“, sagte Sam mit einem ebenso warmen Lächeln, „du würdest mich nicht ständig unterbrechen.“

Deans Lächeln wurde jetzt so breit, dass sich ein Kranz von Lachfältchen in seinen Augenwinkeln bildete.

„Entschuldige bitte.“

Er streckte die Hand aus und strich Sam beiläufig eine Strähne seines dummen zu langen Haars aus dem Gesicht, und Sam war mit einem Mal ganz ruhig.

Er löste den Deckel von der kleinen Samtschatulle, präsentierte Dean den Inhalt, und Dean beugte sich vor, bis seine Lippen Sams berührten, und küsste ihn.

Es bedurfte keiner Worte.

Nachdem ihre Lippen sich wieder voneinander gelöst hatten, nahm Sam einen der Ringe aus ihrem Bett, nahm Deans rechte Hand in seine, und schob ihn Dean auf den Ringfinger.

Er passte – natürlich passte er – und Dean blickte einen Moment lang auf seine Hand hinab, bevor er Sam die Schachtel entwendete, den zweiten Ring an sich nahm, und ihn Sam ansteckte.

„In guten wie in schlechten Zeiten“, murmelte er dabei leise, und ein Knoten in Sams Brust, der sich dort schon seit Jahren immer fester und fester zusammengezogen hatte, löste sich plötzlich und ließ ihn freier atmen.

„Bis das der Tod uns scheidet“, antwortete er mit ruhiger Stimme, und da war kein Sarkasmus in seinem Ton – genauso wenig, wie da Sarkasmus in Deans Ton gewesen war.

Sie verschränkten ihre Finger miteinander, Sam beugte sich vor, und Dean kam ihm entgegen, um ihn wieder zu küssen, und diesmal öffnete er den Mund für Sam und vergrub seine Hand in den längeren Strähnen von Sams Haar in seinem Nacken.

Ein Engel für Sam

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Jede Frau braucht einen Engel

Samstag!
 

Freuet euch, es sind wieder Wunschwochen auf Animexx!
 

Na, das war ja mal ein schwerer Irrtum meinerseits, dass das letzte Kapitel noch nicht in die Kategorie Schweinkram fällt – ich entschuldige mich bei meinen minderjährigen Lesern – und ich muss wohl so langsam mal einsehen, dass ich wirklich nicht die geringste Ahnung habe, vor was die Jugend von heute eigentlich geschützt werden muss und vor was nicht.

Absurd.
 

Mehr Absurdes:

Am letzten … wann war das … Montag … haben die Isi, die Kinka und ich „Die Frauen“ gesehen.

(Das Original, in schwarz/weiß, nicht die Neuverfilmung mit Meg Ryan.)

Ein wunderbarer Film, in dem die Frauen die ganze Zeit Zug fahren und sich über Männer unterhalten – das dachte ich zumindest, bevor ich den Film gesehen habe, weil die liebe Kinka mir das so erzählt hatte.

Die hatte den Film laut eigenen Angaben nämlich schon mal gesehen – zumindest in Teilen, wie sie mir versicherte – und demzufolge bin ich mit einer gewissen Erwartungshaltung an das Machwerk herangegangen … nämlich der, dass in diesem Film vorwiegend Zug gefahren wird.

In der Tat wird in diesem Film etwa fünf Minuten lang Zug gefahren, ich weiß nicht, wie Kinka sich hat einreden können … die Wege ihres Langzeitgedächtnisses sind unergründlich.
 

Wie dem auch sei: Der Film ist toll, er kommt ganz ohne Männer aus … und da dachte ich mir, das kann ich auch.

Gut, das Kapitel kommt jetzt nicht ganz ohne Männer aus, aber dafür ganz ohne Sam und Dean.

Ich versuche mich diesmal an einer heterosexuellen Beziehung – *GASP* – und da ich das schon ewig nicht mehr gemacht habe … erschreckend eigentlich … weiß ich jetzt nicht, ob’s gut geworden ist.

Wer an Chad und Leia kein Interesse hat, kann dieses Kapitel getrost überspringen – außer den Beiden taucht nur Liz auf … und das auch nur, um Chad zu ärgern.

(Wieso habe ich eigentlich noch keinen One-Shot mit Mike und Tom geschrieben?! Das ist ganz furchtbar gedankenlos und gemein von mir! Soll ich das wohl nachholen???)

Allen anderen wünsche ich viel Vergnügen – und ganz besonders der Isi, der ich dieses Kapitel voller Hingabe widme!
 

Denn es sind wieder Wunschwochen auf Animexx und somit kann ich der Isi ihren Wunsch nach Romantik mit ohne zwei Männern nun nicht länger verwehren!
 

Falls noch jemand was geschrieben haben möchte, möge er sich im EK-Fanzirkel äußern … der ist nämlich schon ganz schrecklich verwaist und von Schließung bedroht. *schnöff, schnöff*

Und, wie ich die Tage festgestellt habe, moderiere ich das jetzt mit!

Ich bin zwar immer noch dieselbe, aber MÄCHTIG – da war aber jemand sehr vertrauensvoll, die Schirmherrschaft mit mir zu teilen – ich ziehe den Hut vor diesem Mut!
 

So, Isi, mein herzallerliebstes Büffelchen, hiermit übergebe ich dir nun also den Chad und die Leia, auf dass du mit ihnen anstellst, wozu du lustig bist!

Bring mir die Beiden zurück, wenn du mit ihnen fertig bist, und mach sie nicht kaputt!
 

Hab euch lieb!
 

moko-chan
 


 

„Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich grade nem Kerl dabei geholfen habe, Eheringe für seinen … Lebensgefährten auszusuchen …“

Chad verschränkte die Hände hinter seinem Kopf, legte leicht den Kopf nach hinten und starrte gen Himmel.

Leia machte ihn nicht darauf aufmerksam, dass er geradewegs auf eine Pfütze zu marschierte – sie schubste ihn an entscheidender Stelle mit einem gezielten Hüftstoß beiseite und tat unschuldig, als er sich durch diese Attacke beinahe der Länge nach auf dem Bürgersteig hinlegte.

Sie waren erst wenige Meter gegangen, seit sie sich von Sam verabschiedet hatten, es war ein lauer Frühlingsabend, und Leia fand es ein wenig befremdlich, von Chad nach Hause geleitet zu werden.

Sie mochte den Kerl, irgendwie, aber alles in allem hatte Chad ein Talent, ihr auf die Nerven zu fallen, das sie nur bemerkenswert finden konnte.

Vielleicht, überlegte sie in Gedanken versunken, lag es seiner Stimme.

… Wobei die eigentlich ganz angenehm war.

Wenn sie es genau überdachte, dann störte sie keine seiner Eigenschaften besonders, und auch optisch gab es nicht wirklich etwas zu bemängeln.

Schlussendlich konnte Leia also nicht genau sagen, warum es ihr soviel Spaß machte, Chad zu ärgern, es musste an einem kosmischen Zusammenspiel mehrer Faktoren liegen.

Nachdem Chad sich einigermaßen berappelt, einen großen Bogen um die Pfütze gemacht, und Leia aus dem Augenwinkel gemessen hatte, stopfte er beide Hände in die Hosentaschen und zog leicht die Schultern hoch.

„Stört dich nicht, dass dein Bruder schwul ist, oder?“

Leia wandte ihm den Blick zu und zog die Augenbraue einigermaßen steil in die Höhe.

„Stört es dich, dass dein Cousin schwul ist?“

Chad schüttelte den Kopf.

„Nope. Kein bisschen. Danny weiß schon, was er tut, und ich mag Sean ja … auch, wenn er manchmal ein bisschen … also … ein Arschloch sein kann.“

Leia schmunzelte sich hinein und nickte.

„Ja, das hat Sam mir auch schon erzählt.“

Chad blickte sie neugierig an. „Erzähl!“

Sie zuckte nur mit den Schultern.

„Vor Danny – und als Sam noch nicht mit Dean zusammen war … naja … hat Sean sein Glück eben bei Sam versucht.“

Chads Augen weiteten sich eine Spur.

„Im Ernst?“

Leia nickte und sah ihn von der Seite an. „Sam war nicht unbedingt begeistert. … Und Dean hat Sean eins auf die Nase gegeben, als ihm endlich ein Licht darüber aufgegangen ist, was da vor sich geht.“

Chad wiegte seinen Kopf langsam von links nach rechts.

„Ja, das glaub ich gern. Dean setzt so ziemlich jedes Mittel ein, wenn es um Sam geht.“

Leia nickte und seufzte unwillkürlich.

„Ich hoffe, er sagt ja. Obwohl ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass seine Antwort anders lauten würde. Die Zwei sind ja schon beinahe widerlich herzerwärmend zusammen.“

Chad zog eine Grimasse.

„Nicht nur beinahe.“

Leia zog ein nachdenkliches Gesicht und maß Chad mit einem fast schon besorgten Blick.

„Ist da eigentlich mal was vorgefallen, dass du so … beziehungsscheu bist – oder bist du einfach nur verklemmt?“

„Ich bin nicht verklemmt!“, empörte Chad sich schon aus reinem Reflex, und Leia lächelte ein bisschen.

„Ich kann Leute verstehen, die die allzu öffentliche Zurschaustellung von Zuneigung nicht sonderlich schätzen – aber du musst zugeben, dass du es ein wenig übertreibst.“

Sie klang weder spöttisch noch vorwurfsvoll, sondern einfach nur ehrlich, und Chad starrte sie perplex an.

„Ähm … naja“, brachte er schließlich hervor, und Leia betrachtete ihn aufmerksam.

„Wirklich vorgefallen ist eigentlich nie etwas … aber … öhm … meine Mutter hat … also … meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich drei war … und … mein Vater hat nie eine seiner Freundinnen mit nach Hause gebracht, und …“

Chad zuckte nur mit den Schultern, und Leia war ein bisschen sprachlos, dass er ihr das so nebenbei anvertraute.

Vielleicht sollte sie ihn in Zukunft doch nicht ganz so doll ärgern.

„Ich verstehe“, sagte sie schließlich leise, und sie blieb schweigsam, bis Chad ihr schließlich einen Stoß mit dem Ellenbogen verpasste, der sie beinahe vor einen Baum rennen ließ.

„Wenn du jetzt denkst, ich hätte ne schwere Kindheit gehabt, bist du auf dem Holzweg“, setzte er sie in Kenntnis, bevor sie sich über die raue Behandlung beschweren konnte.

„Ich bin nur nicht dran gewöhnt, andere Menschen vor meinen Augen miteinander rummachen zu sehen, alles klar?“

Leia rieb sich die schmerzenden Rippen und nickte, verbot es sich, ihm einen Tritt zu verpassen, rieb sich über die Oberarme, weil es vielleicht doch nicht warm genug für kurzärmelige Oberbekleidung war – zumindest nicht mehr nach Einsetzen der Dämmerung – und Chad legte ihr plötzlich den Arm um die Schultern.

Leia wäre beinahe stehen geblieben vor Schreck.

„Was tust du?“, erkundigte sie sich in einem Tonfall, als habe Chad Anstalten gemacht, ihr mit einem Hackebeil den Schädel zu spalten, und Chad warf ihr einen Blick grenzenloser Verwirrung zu.

„Dir ist doch kalt, oder nicht?“

„Ja, na und?“

Chad maß sie mit einem prüfenden Starren.

„Deine Kindheit war auch nicht unbedingt einfach, kann das sein?“

Leia boxte ihn vergleichsweise sanft in die Seite.

„Meine Kindheit war völlig frei von Männern und somit so idyllisch wie nur irgendwas!“

Chad nickte gewichtig. „Dachte ich mir.“

„Was soll das jetzt wieder heißen?“, erkundigte Leia sich mit einem leisen Hauch von Misstrauen in der Stimme, und Chad drückte ihre Schulter.

„Du hast Angst vor Männern.“

„Ich habe keine Angst vor Männern“, stellte Leia klar. „Wenn dem so wäre, wärst du jetzt schon tot.“

Darüber musste Chad lachen, und Leia schmunzelte in sich hinein.

„Gut, ich gebe zu, dass ich mit Männern ein bisschen komisch bin – zufrieden?“

Chad nickte nachdrücklich.

„Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung!“
 

Es war schon reichlich dämmrig, als Leia und Chad bei dem Motel ankamen, das Erstere mit ihrer Großmutter bezogen hatte, und kaum hatten sie einen Fuß – beziehungsweise zwei Füße – auf den zum Motel gehörigen Parkplatz gesetzt, öffnete sich die Tür zu Liz und Leias Apartment, und Liz’ ehrfurchtseinflößende Gestalt tauchte im Türrahmen auf.

Chads Griff an Leias Schulter spannte sich ein wenig an, und Leia war zwischen Amüsement und Bestürzung hin und her- … na gut, sie war nur amüsiert.

„Liz beißt nicht, auch wenn sie manchmal das Gegenteil behauptet“, murmelte sie Chad beruhigend zu, als Liz jedoch mit hochgezogenen Augenbrauen das Zimmer verließ und sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor der Tür postierte und ihnen entgegen blickte, wurde selbst sie ein wenig nervös.

„Pack deine Sachen, wir fahren nach Hause“, war die Begrüßung, die Liz ihrer Enkeltochter angedeihen ließ, sobald diese samt Chad vor ihr stand, und Leia hielt sich erst gar nicht damit auf, die falschen Schlüsse zu ziehen.

„Stimmt was nicht mit Mom?“

Liz seufzte. „Deiner Mutter geht es gut. Mit meinem schwachsinnigen Sohn verhält es sich da leider ein wenig anders.“

Chad zog seinen Arm von Leias Schulter, und Leia gab sich sichtlich Mühe, ruhig zu bleiben.

„Was ist passiert?“

„Hat sich mit seinem Motorrad hingelegt. Man möchte meinen, ein Mann in seinem Alter würde langsam einsehen, dass blondierte Haare und Ledermantel – ganz zu schweigen von seinem dummen Motorrad – langsam ein wenig lächerlich wirken, aber scheinbar -“

„Liz“, unterbrach Leia sie ungeduldig, „wie geht es Onkel James?!“

Liz seufzte leise auf. „Es geht ihm gut, keine Sorge. Aber im Krankenhaus besuchen will ich ihn trotzdem – und wenn auch nur, um ihm eine Standpauke zu halten. Ich hätte einen Herzinfarkt kriegen können, als deine Mutter mich angerufen hat!“

Leia nickte langsam, wandte sich zu Chad um und reichte ihm kameradschaftlich die Hand.

„Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast!“

Chad nahm ihre Hand und schüttelte sie überrascht, und Liz verdrehte im Hintergrund die Augen.

„Er hat sich der Gefahr ausgesetzt, von topekanischen Vorstadt-Piraten überfallen zu werden – das verdient mindestens eine Umarmung!“

Chad bekam einen Hustenanfall, und jetzt war es an Leia, die Augen zu verdrehen.

„Hast du deine Sachen schon in den Wagen geladen?“

Liz maß sie mit einem scheelen Blick. „Nein. Warum auch?“

„Dann tu das doch jetzt“, antwortete Leia ausweichend, Liz zog sich grummelnd ins Motelzimmer zurück, und Chad blickte Leia ein wenig panisch an.

„Du wirst mich doch jetzt nicht wirklich umarmen, oder?“

Leia zwinkerte unheilverkündend, und Chad stand da wie erstarrt.

„Ich mag dich“, verkündete Leia völlig unerwartet, und Chad blieb der Mund offen stehen, „und wenn ich dich jetzt umarme, dann geschieht das nur aus diesem einen Grund.“

Damit legte sie einen Arm um ihn und drückte ihn sanft, trat sofort wieder von ihm zurück, und Chad blinzelte perplex.

„Ich mag dich auch“, sagte er dann, und aus dem Motelzimmer in ihrem Rücken ertönte ein entnervtes Stöhnen.

„Ihr würdet selbst den Dalai Lama in den Wahnsinn treiben!“, wetterte Liz, tauchte mit einem enormen Koffer in der Hand in der Tür auf und schob sich an den Beiden vorbei.

„Da wird man ja aggressiv! Ihr seid doch keine Klosterschüler, die noch nie vorher ein Exemplar des anderen Geschlechts gesehen haben! Wenn man euch so sieht, könnte man ja fast meinen, ihr hättet von Tuten und Blasen keine Ahnung!“

Chad wurde ein wenig rot, als er das hörte, Leia verschränkte anklagend die Arme vor der Brust.

„Großmutter“, begann sie streng – es war eine Anrede, die sie nur dann benutzte, wenn sie ein ernstes Wörtchen mit Liz zu reden hatte – und die Angesprochene zuckte auch beinahe ein ganz kleines Bisschen zusammen.

„Hab ich mich etwa eingemischt, als du den armen Rupert am langen Arm hast verhungern lassen? Nein, hab ich nicht! Ich bin wohl alt genug, um selber zu wissen, wie ich mit Männern umzugehen habe – und nur zu deiner Information: Chad und ich sind Freunde. Und nicht mehr.“

Liz, die den Kofferraum ihres Cadillacs bereits geöffnet hatte, warf ihren Koffer jetzt mit einer Energie hinein, die Chad ein wenig erschreckte, Leia jedoch kaum mehr als ein Stirnrunzeln abrang.

„Rupert, meine liebe Enkeltochter, war ein Wüstling und ein Spieler und alles in allem ein verachtungswürdiges Stück Mann. Du warst ACHT, als er um mich herum geschlichen ist, also tu jetzt nicht so, als wüsstest du, wovon du redest!“

Chad starrte sprachlos von einer Frau zur anderen, und als Leia in ein Grinsen ausbrach, wollte er seinen Augen nicht trauen.

„Du magst aber doch Wüstlinge“, erinnerte sie ihre Großmutter mit einem Zwinkern, und Liz zwinkerte prompt zurück.

„Aber nur, wenn sie jung genug sind, um sich das erlauben zu können.“

Leia legte leicht den Kopf schief und schien über dieses Argument nachzudenken, und schließlich nickte sie gewichtig.

„Du hast völlig Recht.“

Dann wandte sie sich Chad zu.

„Bist du ein Wüstling?“

Chad wusste nicht so ganz, welche Antwort jetzt von ihm erwartet wurde.

„Natürlich ist er einer!“, mischte sich Liz ein und schloss geräuschvoll den Kofferraum des Cadillacs.

„Du musst dir doch nur seine Haare angucken, um zu sehen, dass er einer ist!“

Chad hob unwillkürlich eine Hand an sein blondes Haar, fuhr sich unsicher mit den Fingern durch die vom Frühlingswinde verwehten Strähnen, und Leia blinzelte ihm beruhigend zu.

„Ignorier sie einfach. Sie macht sich Sorgen um Onkel James.“

Sie überdachte das einen Moment.

„Und ich auch. Ich sollte langsam packen.“

Er runzelte mitfühlend die Stirn und nickte, machte einen Schritt vorwärts und schloss sie in seine Arme, und Leia blinzelte überrascht gegen seinen Hals.

Er hielt sie einen Moment an sich gedrückt, irgendwo ertönte ein leises Klicken, und als er sie wieder losließ, hielt er ihr grinsend die Hand entgegen.

„Also Freunde.“

Sie nickte amüsiert, nahm seine Hand und hielt sie mit angenehm festem Griff, und im Hintergrund murmelte Liz irgendwas über Holzköpfe und die idiotischen Einfälle der Jugend von Heute.

„Sagst du Sam, dass es mir leid tut, dass wir uns nicht richtig verabschieden konnten, wenn du ihn siehst? Ich werde ihn so schnell wie möglich anrufen … aber ich nehme mal an, dass er heute nicht mehr wirklich erreichbar sein wird.“

Leia lächelte ein bisschen.

„Falls Dean tatsächlich nein gesagt haben sollte – brichst du ihm dann für mich die Nase?“

Chad versprach ihr feierlich, das zu tun, und sie nickte zufrieden.

„Gut. Grüß alle von mir. Ich rufe an, sobald wir heil Zuhause angekommen sind.“

Chad drückte ihre Hand, die er noch immer in seiner hielt, ließ sie schließlich los, und betrat todesmutig das Motelzimmer, um sich auch von Liz zu verabschieden.

Leia war beeindruckt.

Plötzlich Prinzessin

Deanstag!
 

Erstens: Schande über mich! Schande über meine GANZE Familie! … Schande über MICH … Schande über meine KUH – So, reicht auch.

Ich habe am vergangenen Samstag doch tatsächlich vergessen, eine nagelneue Galeerensklavin – sprich Kommischreiberin – zu begrüßen, die sich zu uns auf mein Traumschiff gesellt hat!

Ich heiße sie jetzt also heute, reichlich verspätet, willkommen und biete ihr mit reichlich schlechtem Gewissen an, ein paar Bodyshots von wahlweise Dean oder Sam zu schlürfen.

Ich sorge auch dafür, dass die Herren keine Fussel im Bauchnabel haben!

Und jetzt könnte ich mich über die psychologischen Abgründe auslassen, die sich mir eröffnet haben, als ich mir die Frage stellte, warum man sich, wenn man sich eine imaginäre Identität erstellt, ausgerechnet JaneDoe86 nennen möchte – ich tu’s aber nicht.

Vielleicht möchte mich ja die Nickbesitzerin höchstselbst erleuchten?

Aber natürlich erst, wenn sie ihren Tequila aus Sam oder Deans Bauchnabel geschlürft hat.
 

Zweitens: Ich habe die Zeichen gesehen!

Ich weiß nicht wieso, aber Isi und Kinka zwingen mich STÄNDIG, mir Filme anzusehen, die ich eigentlich gar nicht gucken will, weil ich erstens schreckhaft und zweitens ein ungemein sensibles Pflänzchen bin.

Genau deswegen hatte ich mich bisher um I am Legend herumgedrückt, denn Zombies und Will Smith zusammen können mich nur erschrecken und unglücklich machen, aber gestern Abend bin ich eingeknickt und habe mir das angeguckt und … *Trommelwirbel* Sam wird böse und muss erwürgt werden?!

Das gefällt mir aber gar nicht!

Jetzt stelle ich mir vor, wie Dean und Sam zusammen im Kino sitzen, und Dean heult Rotz und Wasser, während Sam daneben sitzt und nicht genau sagen kann, wieso eigentlich.

Passend dazu heiße ich jetzt EvilSam mit ihrem etwas merkwürdigen Sinn für Humor auf unserem Traumschiff willkommen, und da Sam und Dean sich sowieso schon quer über der Bar ausgestreckt haben, darfst auch du Tequila aus ihren … was ist der Plural von Bauchnabel? Bauchnabeln? Bauchnäbeln? … Jedenfalls darfst du Tequila daraus schlürfen, wenn du das möchtest – und wer möchte das bitte nicht?
 

Drittens: Ich habe beschlossen, dass ich Urlaub brauche. Deswegen werde ich am Samstag noch das Kapitel posten, das ich noch auf der Festplatte habe, und dann mache ich eine kreative Pause bis zum … Moment, ich hole mal eben meinen Kalender … 23. Mai.

Das ist erstens hübsch wegen der Quersumme und zweitens ist die Zahl 23 involviert – das soll mir als Grund mal reichen.

Ich werde euch am Samstag noch mal an diese meine kreative Pause erinnern, und jetzt geht es endlich weiter mit Sam und Dean!
 

Nein, halt!

Viertens: Ich muss mich noch explizit bei dem Teil meiner Leserschaft bedanken, der sich so überaus freundlich zum letzten Kapitel geäußert hat! (Hallo, Isi!)

Ich war sehr gerührt, dass ihr Leia und Chad so ins Herz geschlossen habt, hatte ich doch eigentlich damit gerechnet, dank meiner Vorwarnung, dass es sich um ein Sam/Dean freies Kapitel handelt, auf eher wenig Resonanz zu stoßen – aber nix!

Ich knuddel euch, die ihr mir zum letzten Kapitel einen wohlwollenden Kommentar geschrieben habt, extra feste und verspreche, dass Chad und Leia noch viele schöne, dumme Momente bekommen werden.

Und vielleicht widme ich mich in meinem Urlaub auch endlich Mike und Tom!
 

Und jetzt geht’s wirklich weiter mit Sam und Dean.
 

moko-chan
 


 

„Du versuchst, mich umzubringen, richtig?“

Sam streckte zögernd die Hand nach Dean aus, strich ihm mit den Fingerspitzen über den angespannten Rücken und versuchte, keinen Hirnschlag zu bekommen, nur weil Dean hier vor ihm auf dem Bett kniete, ihn dabei zusehen ließ, wie er sich mit momentan zwei Fingern für ihn präparierte, und dabei ein Gesicht zog, als sei er von der völligen Ekstase nicht mehr sonderlich weit entfernt.

„Eigentlich versuche ich, nicht umzufallen“, brachte Dean mit einem leisen Stöhnen hervor, Sam sah, wie er die Finger in sich spreizte, und als sich die Röte auf Deans Wangen um eine Schattierung verdunkelte, entwich Sam unwillkürlich ein Ächzen.

„Ich … ich kann das doch auch für dich machen“, bot er nicht völlig selbstlos an, und Dean kniff ein Auge zu und richtete das andere vielsagend auf Sam.

„Du hast mir schon meinen Antrag vermasselt, lass mich wenigstens diesen Part hier übernehmen.“

Sam sackte der Unterkiefer herunter.

„Du wolltest auch-?“

Dean kniff auch das zweite Auge zu.

„Da-dachtest du, ich hätte dieses blöde Zimmer nur zum … ah … „Beischlaf“ mit dir gemietet? Die Ringe sind in meiner Jacke, du Traumtänzer.“

Sam fiel beinahe aus dem Bett, in seiner Eile, zum Tisch am Fenster und somit zu Deans Lederjacke zu gelangen, und Dean murmelte in seinem Rücken irgendwas von „jaja, lass mich hier ruhig hocken“ und „irgendwie hab ich mir das anders vorgestellt“ – Sam hörte ihn kaum.

Die Schatulle in der Brusttasche von Deans Jacke war schnell gefunden, und weil Sam es sich nicht getraute, sie einfach so zu öffnen, trug er sie zurück zum Bett, setzte sich im Schneidersitz vor Dean hin und hielt sie ihm auffordernd entgegen.

„Mach auf.“

Dean starrte ihn fassungslos an.

„Was glaubst du eigentlich, was ich hier gerade versuche?“, empörte er sich dann.

„Das hier ist nicht unbedingt einfach – und ich hab nicht wirklich ne Hand frei!“

Sam starrte ihn nur flehend an, und Dean stöhnte genervt, zog seine Finger aus sich zurück und wischte sie am Bettlaken ab.

„Uh“, sagte er dann. „Das fühlt sich jetzt aber nicht sonderlich angenehm an.“

Sam lenkte Dean von seinen Beschwerden ab, indem er sich vorbeugte und ihm ein Küsschen gab, bevor er ihm erneut die Schatulle vor die Nase hielt.

„Mach auf.“

„Ist ja schon gut.“

Dean richtete sich auf und nahm Sam die Schatulle aus der Hand, öffnete sie langsam, so dass Sam hinein sehen konnte, und Sam hielt vor Überraschung den Atem an.

Man konnte sehen, dass Dean seine Ringe nicht bei einem Juwelier gekauft hatte, sie waren einfach gearbeitet und von schlichter Herstellungsart – aber an ihrer Innenseite zog sich eine Gravur von Schutzrunen und Symbolen entlang, die nur ein professioneller Schamane gefertigt haben konnte.

„Dean“, sagte Sam tonlos und machte Anstalten, sich den Ring, den er gekauft hatte, vom Finger zu ziehen, und Dean nahm seine Hand und hielt sie fest.

„Lass das sein. Ich will, dass wir deine Ringe tragen, hörst du?“

„Aber …“ Sam blickte unentschlossen auf Deans Ringe hinab. „Die hast du … das sind … Deine Ringe sind … ich würde gern …“

Dean runzelte leicht die Stirn, dann nahm er einen seiner Ringe aus der Schatulle, setzte sie vor sich auf dem Bett ab und steckte Sam den Ring an den linken Ringfinger.

„Doppelt hält besser“, stellte er fest, betrachtete Sams Hände und zuckte mit den Schultern.

„Langsam nimmt das mit dem Schmuck aber ein wenig Überhand …“

Sam gab einen erstickten Laut von sich, bevor er vorschnellte und Dean wieder küsste, und Dean schlang seine Arme um ihn und hielt ihn fest.

„Können wir dann weiter machen?“, erkundigte er sich mit einem leisen Grinsen, als er spürte, dass Sam sich halbwegs beruhigt hatte, und Sam löste sich aus seinen Armen und starrte ihn, ganz wie erwartet, empört an.

„Das war ein besonderer Moment!“

Dean nickte. „Ganz zweifellos war es das. Und jetzt will ich meinen ganz besonderen Moment!“

Sam verstand das natürlich völlig richtig – nämlich so, dass er Dean jetzt gefälligst auch seinen Ring anstecken sollte … und das tat er dann auch.

„Wo hast du die her?“, fragte er leise, während er Deans Hand noch immer in seiner hielt und die Ringe anstarrte.

„Die sind verdammt … wertvoll.“

Dean gluckste leise.

„Stellt sich raus, dass Mattis Freundin Isabel ein Faible für Mittelaltermärkte hat, und dadurch ein paar Leute kennt, die sich mit sowas auskennen. Waschechte Zigeuner, Sammy! Ich hab in einem der Wohnwagen sogar eine Tesula-Kugel gesehen!“

Sam starrte ihn an. Mittelaltermärkte? Da war doch noch was.

„Ähm … Dean?“

Sam errötete leicht und malte mit dem rechten Zeigefinger Muster aufs Bettlaken.

„Erinnerst du dich noch an den letzten Mittelaltermarkt, auf dem wir waren … ich meine … die Sache mit der … Nymphe?“

Dean zog die rechte Augenbraue in die Höhe.

„Sam. Du warst ein Prinz. Wie könnte ich diese Sache jemals vergessen? Selbst, wenn ich alt und senil bin und nicht mehr weiß, wozu Steinsalz gut sein soll, werde ich mich an dich in Strumpfhosen erinnern.“

„Ich hatte nie Strumpfhosen an!“, widersprach Sam mit einer Vehemenz, dass es Dean in den Ohren klingelte, und er grinste.

„Also, worauf wolltest du hinaus, Sammy?“

Sam druckste ein wenig herum, dann rückte er endlich mit der Sprache heraus.

„Du bist meine Prinzessin.“

Dean sah aus, als sei Sam soeben ein zweiter Kopf gewachsen. Ein grüner. Mit verdammt viel Stirn … und Hörnern.

Was war das grade?“

Sam senkte den Kopf, dass ihm das Haar ins Gesicht fiel und er wiederholte nuschelnd: „Du bist meine Prinzessin.“

Seinen Worten folgte eine Stille, die gefühlte drei Stunden anhielt, dann war Dean wieder dazu in der Lage, sein Sprachorgan zu nutzen, um Worte zu formen.

„Prinzessin?“

Na gut. Ein Wort.

Sam nickte. „Ich … also … du warst ohnmächtig … und ich hab dich beatmet … und dann … war ich wieder normal. Ich nehme an, beatmen zählt als Kuss.“

Dean nickte langsam. „Ja. Macht Sinn.“

Er legte seine Hand unter Sams Kinn, hob seinen Kopf mit sanfter Gewalt an und sah ihm in die Augen.

„Und selbst danach hattest du immer noch Zweifel, ob das mit uns was wird?“

Dean grinste ein wenig und strich Sam mit dem Daumen über die Wange.

„Dabei bist doch du derjenige von uns, der mit Siebzehn noch an Märchen geglaubt hat.“

Sam plusterte leicht die Wangen auf.

„Gar nicht wahr.“

Dean beugte sich vor und küsste ihn. „Können wir jetzt endlich weiter machen?“

Sam errötete leicht und nickte, und Dean presste seine Lippen mit mehr Entschlossenheit auf seinen Mund, ließ seine Zunge sanft um Einlass bitten – und Sam schloss die Augen und seufzte leise.

Irgendwie hatte er gedacht, dass Dean entsetzter sein würde, dass sie mehr darüber reden würden, dass … dass eine größere Sache wäre.

Dann brach Dean ihren Kuss plötzlich ab, und Sam schlug irritiert die Augen auf.

„Das heißt jetzt aber nicht, dass ich das Mädchen in unserer Beziehung bin, oder?“

Sam konnte sich nicht helfen, er musste jetzt ein bisschen grinsen, er schüttelte aber trotzdem den Kopf und zog Dean enger an sich heran.

„Nein, du bist nicht das Mädchen.“

Dean atmete hörbar auf, drückte Sam auf den Rücken und legte sich auf ihn.

„Gut.“

Er blickte sich nach dem Gleitgel um, nahm es an sich, nachdem er es in einer Falte der Bettdecke gefunden hatte – und drückte es Sam in die fähigen Hände.

„Wäre Eure Hoheit so freundlich?“

Sam gab keine Antwort, näselte nur sanft mit Dean, schloss die Augen und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie viel es ihm bedeutete, dass Dean ihm die Kontrolle so vollständig überlassen konnte.

Er spreizte seine Beine unter Dean, streichelte ihm mit der freien Hand über den Rücken und küsste ihn schließlich, und Dean erwiderte seinen Kuss mit liebevoller Hingabe.

Sie wussten, dass sie alle Zeit der Welt hatten, dass sie nicht gestört werden würden, und dementsprechend bedächtig gingen sie die Sache an.

Sam drehte die Tube mit dem Gleitgel wieder auf, gab vorsichtig etwas davon über seine Finger, und als er sie sanft an Deans Anus führte und dagegen presste, nahm Dean sie mit einem leisen Stöhnen in sich auf.

Sam kniff die Augen zu – hieran würde er sich nie gewöhnen, niemals, und es hatte nicht das Geringste damit zu tun, dass er es erst so selten gemacht hatte – stöhnte in ihren Kuss, und Dean begann, an seiner Zunge zu lutschen.

Dean war eng und heiß, und fühlte sich viel, viel zu gut an, und Sam wurde so heiß, dass es ihm beinahe ein wenig Angst machte.

Er hatte nicht vergessen, was Vlad über den Einfluss des Dämonenblutes in ihm auf seine Sexualität und seine … Lust auf Dean angedeutet hatte, und er verkrampfte sich unwillkürlich.

Dean stutzte und brach ihren Kuss ab, hob seinen Kopf und sah ihn misstrauisch an, und Sam schlug vor seinem forschenden Blick die Augen nieder.

„Was ist es, Sammy?“, fragte Dean grade heraus – man hätte meinen können, sie säßen sich am Frühstückstisch oder sonst wo gegenüber, niemand wäre bei seinem Tonfall auf die Idee gekommen, dass Sams Finger nur Millimeter von seiner Prostata entfernt waren – und Sam biss sich auf die Unterlippe.

Dean grunzte ungeduldig.

„Sag es, oder ich verweigere dir den Beischlaf!“

Darüber musste Sam jetzt doch ein wenig lächeln, und er hob den Blick wieder an, um Dean in die Augen zu sehen.

„Was ist … wenn … wenn es am Dämonenblut liegt, dass ich so … so … ähm … heiß auf dich bin?“, nuschelte er unsicher, die letzten Worte so leise, dass Dean sie beinahe nicht verstanden hätte – und Dean grinste.

Er grinste.

„Dann bin ich äußerst froh, dass du das Zeug in dir hast“, antwortete er schlicht, und Sam riss die Augen auf und starrte ihn mit offenem Mund an.

„Was?“

Dean wackelte leicht mit dem Hintern und spannte seinen Anus an.

„Das hier? Fühlt sich fabelhaft an.“ Er lächelte sanft. „Und ich mag es, wenn du ganz hemmungslos und … naja … geil wirst.“

Sam wurde knallrot, und Dean wurde plötzlich ernst.

„Und außerdem können wir, selbst wenn es so ist, nicht das Geringste daran ändern, richtig? Und immerhin bist du ein gesunder junger Mann in der Blüte deiner Jahre. Ich bezweifle irgendwie, dass du Dämonenblut dazu brauchst, um einen hoch zu kriegen, Sammy. Kann ja sein, dass du manchmal ein wenig … ähm …“

Dean hielt einen Moment inne, legte den Kopf schief und starrte mit leerem Blick vor sich hin.

„Wieso musst du das eigentlich ausgerechnet jetzt zur Sprache bringen? Deine Finger stecken in meinem Hintern, verdammt noch mal!“

Sam bewegte die angesprochenen Extremitäten wie im Reflex, und Dean entfleuchte ein begeistertes Keuchen.

„Genau! Wir besprechen das, wenn wir fertig sind, Sammy. Und jetzt konzentrier dich gefälligst – immerhin ist das unsere Hochzeitsnacht!“

Sam lächelte warm.

Deans Lebenseinstellung hatte ihn schon immer fasziniert – gut, manchmal hatte sie ihn auch entsetzt, abgestoßen, oder schlicht zur Verzweiflung getrieben – und dass Dean so eisern darauf beharrte, dass an ihrer Beziehung nichts Verwerfliches oder sogar Beängstigendes zu finden sei, beruhigte ihn beinahe noch mehr, als Missouris Versicherung, dass sein kleines Problem durchaus unter Kontrolle zu bringen sei.

Sam versuchte also, seine Sorgen zu verdrängen und sich statt dessen auf Dean zu konzentrieren, und Dean half ihm dabei, indem er sich an Sams Hals festsaugte und seine Hände dazu einsetzte, jeden Millimeter von Sams Haut, den er erreichen konnte, zu liebkosen.

Die Methode zeigte Wirkung – Sam spreizte seine Finger in Dean, dehnte den engen Muskelring, bis er einen dritten Finger in ihn schieben konnte, und Dean, der sich wieder daran erinnerte, warum er zuvor eingesehen hatte, dass der passive Part beim homosexuellen Sex gar nicht mal so schlecht war, formte seine Lippen zu einem tonlosen „Oh.“

„Sammy“, stöhnte er schließlich, rieb sich mit verzweifelter Leidenschaft an Sam, und Sam spürte ein Gefühl in sich aufsteigen, das nur noch entfernt mit Lust zutun hatte.

Dean gehörte ihm.

Das war weniger ein Gefühl von Besitzanspruch als von bedingungsloser Zugehörigkeit – sie waren immer zusammen gewesen, Dean hatte immer alles nur Denkbare für ihn getan … und Sam wünschte sich plötzlich, er könnte ihm davon wenigstens ein Bisschen zurückgeben.

Er liebte Dean mehr als alles andere, fühlte sich nur dann an einem Ort Zuhause, wenn auch Dean da war – und manchmal fühlte Sam sich so unfähig, Dean wissen zu lassen, wie viel er ihm bedeutete, dass er davon Bauchschmerzen bekam.

Jetzt jedoch, in dieser Situation, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, sich darüber keine Sorgen machen zu müssen.

Auf der Sonnenseite des Lebens

Samstag!
 

Hier bin ich also, das letzte Mal vor der … Frühlingspause – und mir fällt grade auf, dass das hier ja schon das 190. Kapitel ist!

Dabei kommt es mir wie gestern vor, dass wir die 100 voll gemacht haben …
 

(Ich will hier ja jetzt keinen angucken, aber ich warte bei zwei speziellen Menschen, die mir besonders am Herzen liegen, noch immer hoffnungsvoll auf den Jubiläumskommi zu diesem Kapitel.)
 

Wie dem auch sei, ich grüße euch alle ganz herzlich und wünsch euch viel Spaß mit den Herren Winchester.

Werde mir Mühe geben, in meiner Frühlingspause kreative Ideen zu sammeln, und wir sehen uns dann am 23. Mai wieder!
 

Macht es gut – ich mach es besser! ;)
 

moko-chan
 


 

„Du bist … wenn du willst … dann … ähm …“

Dean blickte auf, musterte Sams errötetes Gesicht und unterbrach sein Stammeln mit einem geduldigen Kuss.

„Du möchtest anfangen?“, erkundigte er sich, nachdem er ihre Lippen wieder voneinander gelöst hatte, und Sam nickte einfach nur.

„Gut“, sagte Dean, plötzlich geradezu euphorisch, und setzte sich auf, „bleib genau so liegen!“

Sam lag auf dem Rücken, die Beine leicht gespreizt, und er schluckte trocken und nickte.

„In Ordnung.“

Wenn Dean etwas machte, dann machte er es richtig – zumindest, wenn es sich um sowas wie das hier handelte, und Sam krallte sich mit beiden Händen ins Bettlaken und konnte nur hoffen, dass die Laken in diesem fabelhaften Hotel einigermaßen reißfest waren.

Er beobachtete Dean dabei, wie er sich über ihm positionierte, dann schloss Dean seine Hand um Sams Erektion, führte sie an seinen Anus, und Sam hielt unwillkürlich die Luft an.

Deans Blick, der eben noch auf einen imaginären Fleck an der Tapete fixiert gewesen war, sackte ein Stück tiefer zu Sams Gesicht, und Dean lächelte ein wenig.

„Jetzt sag nicht, du bist aufgeregt.“

Mit diesen Worten ließ er sich auf Sam niedersinken, und Sam und Dean bissen gleichzeitig die Zähne zusammen und stöhnten.

Sam löste seine Finger aus dem Bettlaken und legte seine Hände auf Deans Oberschenkel, streichelte beruhigend auf und ab – denn Deans Stöhnen hatte ein ganz klein wenig angespannt geklungen – und dann hörte er Dean so etwas wie ein erregtes Wimmern von sich geben, und musste die Augen schließen, da gleichzeitig zu sehen und zu hören einfach zu viel des Guten war.

„Gott, Sammy … ich liebe dich“, hörte er Dean wie weggetreten murmeln, und Sam leckte sich über die plötzlich trockenen Lippen und versuchte zu atmen.

Dean hatte sich auf ihn sinken lassen, als sei es überhaupt kein Problem, Sams Länge in sich aufzunehmen, er umschloss ihn so eng, dass Sam sich nicht vorstellen konnte, dass Dean keine Schmerzen empfand – er sah ja selbst beinahe Sterne – und als Sam sich mit aller Gewalt dazu zwang, die Augen wieder zu öffnen und Dean anzusehen, sah Dean doch tatsächlich quietschfidel aus.

„Ist … mh … mit dir … uh … alles in Ordnung?“, brachte Sam mit ein wenig Mühe heraus, und Dean nickte einfach nur und hob die Hüften ein Stück an, um sich sofort wieder auf Sam zurücksinken zu lassen.

„Besser geht’s gar nicht“, schnurrte er mit laszivem Augenaufschlag, und Sam japste nach Luft.

„Aber du …“

„Sam“, unterbrach Dean ihn mit einer Stimme, die mindestens drei Oktaven tiefer war als gewohnt, „ich hatte einen Plan, schon vergessen? Ich war vorbereitet.“

Sams Augen weiteten sich auf schon beinahe groteske Art und Weise – und Dean tat so, als habe er das nicht bemerkt und begann, seinen frisch angetrauten Ehegatten … nun ja … zu reiten.

Sam entkam ein gutturales Stöhnen, er drückte den Kopf in den Nacken und schloss wieder die Augen, und seine Hände fanden wie von selbst Deans Hüften und hielten sich an ihm fest.

Dean war doch einfach nicht zu fassen.

Und dann begann Dean, sich richtig über ihm zu bewegen, und Sam vergaß diesen Gedanken, vergaß sogar, wie man dachte, und sein Körper übernahm wie von selbst die Kontrolle.

Sams große Hände umspannten Deans Hüften, seine Finger drückten sich in die warme, nachgiebige Haut, und Sams Blick brannte sich in Deans Augen ein, während jeder weitere Stoß ihn ein Stück weiter von der Realität zu entfernen schien.

Er stöhnte wieder und wieder Deans Namen, und Dean antwortete ihm mit seinem, zog sich immer wieder um ihn zusammen, und der Ausdruck in seinen Augen war so verdammt … zärtlich … dass Sam ein ums andere Mal hektisch blinzeln musste.

Es dauerte nicht lange, bis Dean damit begann, sich deutlich schneller zu bewegen, und Sam, der sich bisher die größte Mühe gegeben hatte, seine Stöße zu kontrollieren, ließ seine Hüften zur Antwort hart vorschnellen und biss sich auf die Unterlippe, als Dean dadurch beinahe das Gleichgewicht verlor und stöhnend nach vorn kippte.

Aber Dean beschwerte sich nicht, stützte sich auf seinen Schultern ab und blickte ihn beschwörend an.

„Komm schon, Sammy“, wisperte er heiser, „mach’s mir.“

Und Sam machte.
 

„Uh … hah … huuuh“, machte Dean behaglich und rollte sich halb auf Sam, und Sam zog die Augenbraue in die Höhe.

„Waren das grade Affenmutter-Geräusche?“

Dean starrte empört zu ihm hoch.

„Natürlich nicht! – Und was sind überhaupt Affenmutter-Geräusche?“

„Du erinnerst dich daran, dass wir neulich mit Hannah Disneys Tarzan geguckt haben, oder?“

Dean starrte entschlossen auf einen von Sams Leberflecken. „Nein.“

Sam grinste ein wenig. „Natürlich nicht.“

Er legte den Arm um Dean und drückte ihn an sich, und Dean schmiegte sein Gesicht an Sams Halsbeuge und schnurrte.

Es war surreal.

Sam ließ seine Hand über Deans Rücken streicheln, ließ ihren soeben beendeten Liebesakt Revue passieren, und bekam prompt eine Gänsehaut.

„Du hast das für mich gemacht, oder?“, murmelte er leise, und Dean antwortete mit einem erschöpften „Huh?“

„Du hast das eben nur für mich gemacht“, wiederholte Sam etwas lauter. „Und nicht, weil … weil du es so gewollt hast.“

Dean stöhnte leise auf, und es klang ein bisschen genervt.

„Sam“, sagte er in einem Tonfall, als rede er gegen eine Betonmauer an – was im Prinzip der Fall war. „Ich liebe dich. Ich habe gern Sex mit dir. Das vorhin war – in Ermangelung eines passenderen Wortes geil. Und ja, ich habe es gemacht, weil ich mir ziemlich sicher war, dass es dir gefallen würde. Ich mache gerne Sachen, die dir gefallen, falls es dir nicht aufgefallen sein sollte. Weil ich dich liebe. Und jetzt halt die Klappe und kraul mir den Rücken.“

Sam kam der Aufforderung nach, legte jedoch die Stirn in Falten.

„Ja, aber -“

Dean hob ruckartig den Kopf und starrte Sam drohend an.

„Wenn du mir meine postkoitale Ruhephase versaust, kannst du davon ausgehen, dass das hier eine einmalige Sache bleibt, verstanden? Nur weil ich etwas für dich tue, heißt das doch nicht, dass ich es nicht gern tue und dass ich keinen Spaß daran haben kann!“

Sam sah das ein, irgendwie.

„Ja, aber -“

„Boah ey!“ Dean hob die Hand und kniff Sam in die Nase, was Sam aber keineswegs davon abhielt, seinen Satz, wenn auch etwas nasal, zu beenden.

„Aber du hast doch sonst immer gesagt, dass du nicht unten sein willst … und das letzte Mal … also … danach hattest du richtig gehend Angst vor mir, und ich …“

Sam legte die Stirn in bedrohlich tiefe Dackelfalten

„… Du kannst mir nicht verbieten, dass ich mir Sorgen um dich mache.“

Dean überdachte das einen Moment, nickte schließlich und ließ Sams Nase los.

„Na von mir aus. Diesmal musst du dir aber keine Sorgen machen, Sammy. Mir geht es gut. Sehr gut sogar.“

Damit legte er seinen Kopf wieder auf Sams Schulter, schloss die Augen und schnaufte.

„Und jetzt lass mich schlafen, ich bin nämlich völlig fix und alle.“

Sam kam Deans Aufforderung nach, ließ seine Hand gedankenverloren an Deans leicht verschwitztem Rücken auf und ab gleiten, und blickte aus schimmernden brauen Augen an die Zimmerdecke.

Deans Präsenz war friedlich und … zufrieden, und Sam konnte keinen Zweifel daran haben, dass Dean ihm die Wahrheit gesagt hatte.

Sams Hand glitt in Deans Nacken, er ließ seinen Daumen durch die verschwitzten Strähnen seines Haares gleiten, und Dean schnaufte behaglich und rückte ein Stückchen enger an ihn heran.

Sam lächelte und drehte den Kopf, presste einen sanften Kuss auf Deans entspannte Stirn, und Deans Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen.

„Noch schlafe ich nicht, Prinzessin.“

Sam lächelte unwillkürlich.

„Aber du bist doch die Prinzessin …“

Dean unterdrückte ein Gähnen.

„Stimmt. Das heißt, du bist von nun an mein Sklave. Ich will Kuchen, wenn ich wieder aufwache, verstanden?“

Sam fand, dass er darauf nicht zu antworten habe, und schmunzelte lediglich in sich hinein, drückte Dean einen weiteren Kuss auf die Stirn und schloss die Augen.
 

„Er hat ja gesagt!“

Hannah sprang Dean beinahe um, als dieser die Fahrertür des Impalas hinter sich geschlossen hatte, verlangte despotisch, seine Hand vorgezeigt zu bekommen, und Dean gehorchte brav, hielt Hannah mit dem linken Arm fest und reichte ihr den rechten zur Inspektion.

„Du hast es ihr erzählt?“, erkundigte Dean sich über das Autodach hinweg bei Sam, und der zog hilflos die Schultern in die Höhe.

„Ich hab sie sogar zum Ringeaussuchen mitgenommen.“

Dean fand das ein wenig unorthodox, und als Hannah ihm eröffnete, dass auch Leia und Chad dabei gewesen waren, blickte er geradezu verstört drein.

„Dass du deine Schwester mitnimmst, kann ich ja noch nachvollziehen aber Chad – oh hallo … du bist ja auch da.“

Chad, der wie ein Ninja an die Gruppe beim Auto herangeschlichen war, nickte Dean grinsend zu und setzte Sam darüber in Kenntnis, dass seine Schwester nicht länger in Topeka weilte.

Sam erbleichte.

„Ist was passiert?“

Chad nahm eine Aura tiefster Ruhe und Ausgeglichenheit an.

„Nein. Naja, doch. Aber scheinbar nichts Schlimmes. Ihr Onkel James hatte einen Motorradunfall, und jetzt wollen sie ihn im Krankenhaus besuchen.“

Sam nickte, zog sein Handy aus der Hosentasche, stellte es an – er hatte es vorsorglich ausgemacht, bevor am Ende wieder Bobby im denkbar ungünstigsten Augenblick anrief – und wurde prompt darüber in Kenntnis gesetzt, dass er mehrere Anrufe in Abwesenheit erhalten hatte.

Er seufzte leise, rief Leia zurück, und musste natürlich sofort einen minutiösen Bericht über die jugendfreien Geschehnisse des vergangenen Abends abgeben.

Sam blieb zu diesem Zweck neben dem Impala stehen und lehnte sich an den Kotflügel, während Dean von Hannah und Chad ins Haus verschleppt wurde, um seiner Seite der Familie Bericht zu erstatten.

Als Sam eine Viertelstunde später ins Haus kam, wunderte er sich noch immer darüber, dass Leia ihn explizit darum gebeten hatte, Chad von ihr zu grüßen, und wollte, misstrauisch geworden, von diesem erfahren, was sich zwischen ihm und seiner Schwester abgespielt hatte.

„Abgespielt?“, fragte Chad mit unschuldigem Augenaufschlag nach.

„Abgespielt hat sich nichts. Ich hab sie zurück zu ihrem Motel gebracht, ihr unterwegs Rosen gekauft, sie über Pfützen getragen, einen Schirm über sie gespannt, als es angefangen hat zu regnen, und jetzt sind wir verlobt. Was hast du denn gedacht?“

Sam grummelte etwas Unverständliches, und Jane fragte ihn lächelnd, ob er einen Kaffee trinken wollte.

Sam wollte nicht.

Er hatte das Gefühl, auch ohne Koffein aufgedreht genug zu sein.

Jane versorgte ihn also mit Milch – der arme Junge musste schließlich noch wachsen – und Dean konnte damit fortfahren, die Lawlesses plus Danny und Chad mit einer detaillierten Schilderung von Sams Antrag zu ergötzen.

Er erntete Pfiffe und Applaus, als er offenbarte, dass Sam vor ihm in die Knie gegangen war, und Sam errötete nur ein ganz klein wenig und legte einen besitzergreifenden Arm um Deans Schultern, was Deans Erzählung zu einem abrupten Ende brachte.

Dean starrte ihn aus großen grünen Augen an – immerhin war das hier eine semi-öffentliche Situation – und Sam drückte sanft seine Schulter und brachte die Erzählung zu einem für alle Parteien befriedigenden Ende, schilderte die Ringübergabe und präsentierte dann seine linke Hand.

„Und die hier hat Dean für uns machen lassen.“

Hannah klatschte in die Hände und quiekte begeistert, und William, der bisher ungewöhnlich still gewesen war, räusperte sich verhalten und versuchte seine Rührung hinter seiner Kaffeetasse zu verstecken.

Jane nahm die freie Hand ihres Mannes und drückte sie sanft, das Ehepaar tauschte einen verliebten Blick und dann einen verliebten Kuss – und Chad war noch immer nicht aus dem Zimmer geflohen.

„Was ist denn mit dir los?“, erkundigte Danny sich verblüfft bei seinem Cousin, und Chad, dessen Finger sich ein ganz kleines Bisschen zu fest um seine Kaffeetasse geschlossen hatten, atmete hörbar tief ein und sagte dann gepresst: „Was soll denn mit mir los sein?“

Sean tauschte einen wissenden Blick mit seinem Liebsten und grinste in sich hinein.

„Also ist was vorgefallen zwischen Leia und dir!“

Chad schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, ist es nicht! Nicht das Geringste! Wir haben nur … naja … das Kriegsbeil begraben und sind jetzt -“

Jane unterbrach ihn, indem sie in herzhaftes Gelächter ausbrach, und Chad musterte sie verdutzt.

„Freunde!“, japste sie. „Oh, das ist zu gut! Ihr dummen Kinder seid einfach zu liebenswert!“

Chad blieb der Mund offen stehen, und selbst Sean musterte seine Mutter mit leicht überforderter Irritation, während William seinem angetrauten Eheweib zärtlich die Hand tätschelte.

„Aber wir waren doch auch Freunde, meine Liebe“, erinnerte er sie gefühlvoll, und Jane maß ihn mit einem vielsagenden Blick.

„Exakt. Und drei Wochen später war ich schwanger.“

Sam spuckte beinahe seine Milch über den Tisch, und zeigte Anstalten, Chad an die Gurgel gehen zu wollen, der sich mit einem gewagten Sprung hinter das Sofa in Sicherheit brachte und Sam Stein und Bein schwor, seine kleine Schwester nicht – oder zumindest kaum – angefasst zu haben.

Jane lachte nur noch mehr.

Liebe braucht keine Ferien

Sohooo!
 

Wo fange ich an?
 

Erstens: Ich bin, wie versprochen, wieder da!
 

Zweitens: Ich habe, man mag es kaum glauben, noch immer Spaß an den Herren Winchester!
 

Drittens: Ich werde nur noch einmal pro Woche posten und zwar immer Samstags – zumindest für eine Weile.
 

Denn nicht nur macht mein Modem nach wie vor Mätzchen, so dass ich von Zuhause aus quasi keinen Internetzugang mehr habe, ich habe in meiner EK-Pause außerdem angefangen, an etwas Eigenem zu arbeiten – meinem zweiten Roman, wenn ihr so wollt (EK kann ich wohl guten Gewissens als meinen ersten bezeichnen) – und diesem zweiten Roman muss ich jetzt ein wenig Zeit widmen, damit ich reich und berühmt werden kann.
 

Sobald das der Fall ist, werde ich all meine Freizeit natürlich gern wieder mit Sam und Dean verbringen.
 

Ich hoffe, meine treue Leserschaft wird die neue Regelung verkraften, allzu große Sorgen mache ich mir da allerdings nicht.
 

Kommen wir nun also zu den Empfehlungen der Woche!
 

Wenn ich nicht gerade Zuhause bin und mich darüber ärgere, dass ich keine Verbindung zur Außenwelt mehr habe, dann bin ich meistens bei der lieben Kinka anzutreffen, deren Internet zwar auch nicht immer unbedingt kooperiert, aber doch durchaus schneller und verlässlicher ist als Mäxchen Modem.
 

Und mit Kinka und ihrem Internet habe ich eine fabelhafte Kurzserie entdeckt: Harper’s Island.

Wer nämlich nicht nur die Herren Winchester in der aktuellen Sommerpause von Supernatural vermisst, sondern vielleicht auch Robert Singer, der wird sich darüber freuen, dass Bobby in seiner Freizeit der Sheriff von Harper’s Island ist – komplett mit Wumme, Taschenlampe, Bart, besorgtem Gesichtsausdruck und natürlich der MÜTZE!
 

Da Bobby aber leider nicht allzu viel Freizeit hat – dumme Geisterjagd lässt ihm nicht viel Ruhe – ist Harper’s Island leider nur eine Kurzserie mit insgesamt 13 Folgen, von denen auch noch nicht alle ausgestrahlt wurden.

Ich bin mir nicht allzu sicher, ob bereits eine deutsche Version existiert – ich möchte es bezweifeln – zu finden ist diese schöne Serie also bisher nur online, und, soweit ich weiß, im Originalton.
 

Meine Empfehlung: Guckt euch das an!
 

moko-chan
 

(Und was sich reimt, ist immer gut!)
 


 

„Sammy“, sagte Dean leise und strich dem Angesprochenen mit sanfter Hand die Schlafzotteln aus der Stirn, „wach auf.“

Sam brummte unwillig, rollte sich in dem großen Doppelbett zu einem erstaunlich kleinen Ball zusammen, und Dean blinzelte einigermaßen erstaunt auf ihn hinab.

„Das hast du nicht mehr gemacht seit – das hast du noch nie gemacht!“

Sam brummte erneut, gab ein entzückendes Schnaufen von sich, und Deans grüne Augen überzog ein warmer Schimmer.

„Ach du großer Gott“, sagte er mehr zu sich selbst, „ich werde wohl langsam wunderlich auf meine alten Tage.“

Damit senkte er den Kopf, ließ seine Lippen über Sams nackte Schulter streichen und biss schlussendlich zärtlich in die weiche Haut.

Sam brummte ein weiteres Mal, aber wenn Dean sich nicht täuschte, dann klang es diesmal weniger schläfrig als angeregt.

Damit konnte man doch arbeiten.

Er fuhr damit fort, Sam auf diese höchst angenehme Art zu wecken, und als Sam seinen Körper schließlich ausstreckte und ihn mit kompromissloser Kraft auf sich zog, gab Dean zufrieden nach und legte sich auf ihn.

„Warum bist du so früh auf?“, erkundigte sich Sam mit vom Schlafen rauer Stimme bei ihm, und Dean schloss die Augen und zog mit der Zunge Sams Schlüsselbein nach, das sich scharf unter der braungebrannten Haut abzeichnete.

Die letzten Wochen im Schoß der Familie waren auf völlig andere Art anstrengend gewesen, als die Winchesters es gewohnt waren, sie hatten mehr Zeit unter der Sonne verbracht als jemals zuvor, und während das bei Dean hauptsächlich in Hautreizungen und Sommersprossen resultierte, hatte Sams Haut einen warmen, goldenen Schimmer angenommen.

Kein Wunder also, dass Dean konstant das Bedürfnis verspürte, ihn abzulecken.

Er gab Sam keine Antwort auf seine Frage, registrierte vage, dass Sam dem schwachen Licht der Morgensonne auf die Sprünge half, indem er die Nachttischlampe anschaltete, und Dean zog unwillkürlich die Nase kraus.

„Was soll das?“

„Ich will dich richtig sehen“, antwortete Sam ernst, und über Deans nackten Rücken zog sich eine leichte Gänsehaut.

Ob es der Ring an seinem Finger war, oder die Tatsache, dass Dean seinen Antrag angenommen hatte, war zweitrangig – wichtig war, dass Sam sich seit diesem Tag verändert hatte.

Sams große Hände glitten über Deans Rücken, fuhren über die entspannten Muskeln, und Dean seufzte zufrieden.

Sam war seiner selbst sicherer geworden, ihre Beziehung hatte sich zu etwas entwickelt, das sich durch und durch richtig anfühlte, und falls es jemanden geben sollte, der das anders sah, dann würde Sam ihm widersprechen.

Dean stöhnte leise, als Sams Hände seinen Hintern fanden und ihn mit selbstsicherer Selbstverständlichkeit umfassten, sanft zudrückten und Deans Becken enger an Sams zogen.

„Konntest du nicht schlafen?“, fragte Sam ihn leise, während seine Fingerspitzen durch den dünnen Stoff von Deans Shorts dessen Perineum streichelten, und Dean spreizte ganz automatisch die Schenkel, während die Frage ungehört an ihm vorbei zog.

Sam zog in der Konsequenz seine Hand von ihm zurück.

„Dean“, wiederholte er mit einer gewissen Dringlichkeit in der Stimme, „ist alles in Ordnung?“

Dean murrte unzufrieden.

„Ja doch! Ich bin aufgewacht, weil ich Hunger hatte!“

Das entlockte Sam ein leises Glucksen, und er schob seine langen Finger unter den Bund von Deans dunklen Shorts.

„Das erklärt natürlich alles.“

Dean gab einen zustimmenden Laut von sich, bewegte sein Becken in kreisenden Bewegungen gegen Sams, schlug die Augen auf und schenkte Sam einen ausdrucksvollen Blick.

„Willst du -?“

Sam leckte sich über die Lippen und seine braunen Augen wurden eine Spur dunkler.

Dean liebte es, wenn das passierte.

„Ich will, dass du mich nimmst“, antwortete Sam heiser, und Dean nickte langsam.

„Nur zu gern.“

Seine Antwort brachte Sam zum Lächeln, er reckte den Hals um Dean zu küssen, und dieser schloss wieder die Augen und kam ihm entgegen.

Ihre Lippen begegneten einander überraschend zurückhaltend, sie blieben geschlossen, bis Dean die Angelegenheit vertiefte, und Sams Mund öffnete sich in einem lautlosen Stöhnen.

Seine Hände schlossen sich unwillkürlich fester um Deans Hintern, als er Deans Zunge tiefer in seinen Mund lutschte, und er konnte durch den Stoff ihrer Shorts Deans Erregung so deutlich spüren, als sei der dumme Stoff überhaupt nicht da.

Es beruhigte Sam einigermaßen, dass es Dean gewesen war, der die Initiative ergriffen hatte, obwohl sie die vergangene Nacht nicht unbedingt ungenutzt hatten verstreichen lassen.

Dean hatte Sam mit sich tun lassen, was immer ihm eingefallen war, hatte es genossen, sich fallen zu lassen, und umso mehr genoss Sam es nun, sich den gleichen Luxus erlauben zu können.

Er spreizte die Beine unter Dean, hob ihm sein Becken entgegen und stöhnte, teils wegen der entstandenen Reibung, teils weil Dean ihm eher leidenschaftlich als sanft in die Unterlippe gebissen hatte.

Dean löste ihren Kuss, ließ Sam schwer atmend und mit vor Feuchtigkeit glänzenden Lippen zurück, tauchte an ihm tiefer und schob seine Fingerspitzen unter den Bund von Sams Shorts.

Sam verstand die stumme Aufforderung und hob das Becken an, damit Dean ihm die lästigen Shorts ausziehen konnte, und Dean machte kurzen Prozess mit ihnen, befreite sich auch von seinen eigenen und legte sich wieder auf ihn.

Sam grollte irgendwo tief in seiner Kehle.

„Höhlenmensch“, murmelte Dean zufrieden und rieb sich an ihm, und Sam blieb eine Antwort erspart, weil Dean ihn wieder küsste.

Viel mehr als „Selber“ wäre ihm vermutlich auch nicht eingefallen, und diese Antwort war dann doch ein wenig kindischer, als ihm lieb sein konnte.

Sams Arme zitterten ein wenig, als er sie um Dean schloss, er hatte das Gefühl, Deans Präsenz sei viel zu gewaltig, als das er sie umfassen könnte, und doch traf er auf keinerlei Widerstand, konnte Dean so eng an sich pressen, dass diesem ein genüssliches Ächzen entwich.

„Gott, ich liebe das“, sagte Dean undeutlich gegen Sams feuchte Lippen, und Sam grinste ein wenig. „Ich liebe dich.“

„Das natürlich auch“, erwiderte Dean, nicht im Geringsten aus dem Gleichgewicht gebracht, und vergrub beide Hände in Sams völlig zerzaustem Haar. „Hauptsächlich sogar. Hauptsächlich liebe ich dich.“

Sam sah ihm in die Augen.

„Ich fürchte fast, du hast zu viel Zeit mit Hannah und Jane verbracht. Zu viel weiblicher Einfluss tut dir nicht gut. Denk doch an die Männlichkeitsskala!“

Dean schnaubte amüsiert.

„Die hat dich letzte Nacht auch nicht interessiert.“

Jetzt war da ein Funkeln in Sams Augen, das Dean in den letzten Wochen unheimlich lieb gewonnen hatte, selbst wenn sein Aufflackern selten Gutes für ihn und vor allem seinen Punktestand auf der Männlichkeitsskala bedeutete.

„Letzte Nacht“, sagte Sam mit unüberbietbarem Ernst, „wäre es schlicht dumm gewesen, dich an die Männlichkeitsskala zu erinnern. Immerhin wollte ich der Mann sein.“

Dean bekam unwillkürlich eine Gänsehaut.

„Oh, du warst der Mann. Stundenlang. Ein wahres Prachtexemplar eines Mannes – ich bin jetzt noch ganz beeindruckt.“

Sam versuchte sich an einem keuschen Augenaufschlag und war entsetzt zu entdecken, dass er darin noch schlechter war als Dean, der lachte ihn nämlich prompt aus.

„Mach das noch mal!“, forderte Dean erheitert, und Sam tat ihm den Gefallen, was zu seiner ehrlichen Überraschung wildes Geknutsche und Rumgefummel zur Folge hatte.

Dean hatte ganz eindeutig merkwürdige Fetische – wie günstig dass Sam stets bereit war, Deans Neigungen bereitwillig nachzugeben.
 

„Sein Timing wird besser“, stellte Dean amüsiert fest, nachdem er sein Handy wieder zusammengeklappt hatte.

Er legte es auf den Nachttisch, drehte sich zu Sam herum und bettete seinen Kopf auf Sams Schulter.

Sams Haar klebte ihm in dunklen Strähnen an der verschwitzten Stirn, aber sein Atem hatte sich beruhigt.

Er legte sofort den Arm um Dean und zog ihn enger an sich.

„Fünf Minuten früher und ich hätte ihn höchstpersönlich umgebracht“, behauptete er entschieden.

„Völlig egal, wie wichtig der Anruf war.“

Dean antwortete nicht sofort, und Sam schloss die Augen.

Er hatte aus den wenigen Bruchstücken, die Deans Teil der Unterhaltung mit Bobby ausgemacht hatten, sehr wohl mitbekommen, was der Kernpunkt des Gesprächs gewesen war, und seiner Meinung nach konnte die Erörterung mit ihm, die Dean zweifellos plante, noch ein kleinwenig warten.

„Er hat gesagt, dass er vielleicht jemanden aufgetan hat, der uns helfen kann“, murmelte Dean nach einer Weile gegen seinen Hals, und Sam erschauderte – einerseits, weil sein Hals sein erklärter Schwachpunkt war, wenn es um Deans Lippen ging, andererseits, weil diese Information, so positiv sie auch war, doch gleichzeitig etwas Erschreckendes hatte.

„Arizona?“, fragte Sam leise, und Dean antwortete ebenso leise: „Surprise.“

Sam verbot es sich selbst, einen billigen Wortwitz zu machen.

„So weit südlich waren wir lange nicht mehr“, überlegte er stattdessen, und Dean nickte und schnaubte ungehalten.

Sein warmer Atem streichelte Sams sensibilisierte Haut, und er biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe.

„Die Hitze wird unerträglich sein, ich werde schrecklich viele Sommersprossen bekommen, und du wirst aussehen wie ein Brathähnchen“, sagte Dean dann, und diesmal war es Sam, der schnaubte.

„Heißt das, du wirst mich noch öfter beißen als sowieso schon?“

Dean begann prompt, an seinem Hals zu knabbern.

„Du liebst es, wenn ich dich beiße.“

Sam machte sich nicht die Mühe, zu widersprechen.

„Wann brechen wir auf?“, fragte er stattdessen, und Dean hob den Kopf und sah ihm in die Augen.

„Ich würde gern zuerst den aktuellen Fall abschließen, wenn du nichts dagegen hast?“

Sam nickte. „Selbstverständlich.“

Er lächelte ein wenig unsicher. „Die Anomalie in meinem Blut wird sicher nicht von allein verschwinden. Ich nehme an, wir haben alle Zeit der Welt, was das betrifft.“

Dean zog die Stirn kraus. „Sammy …“

Sam seufzte leise. „Entschuldige.“

Deans Stirn furchte sich nur noch mehr.

„Wir wollen sie nicht eliminieren, Sam – nur lernen, mit ihr umzugehen.“

„Nur?“, erwiderte Sam angespannt, und Dean brachte so etwas Ähnliches wie ein Schulterzucken zustande.

„Bisher hast du dich dabei doch recht gut angestellt.“

Seine Worte hatten zur Folge, dass Sams Gesicht sich in Falten legte, die einem Mastiff zur Ehre gereicht hätten.

„Bisher habe ich bei jeder Gelegenheit bewiesen, dass ich keinerlei Kontrolle über mich oder meine Fähigkeiten habe, wenn sie herausgefordert werden. Ich könnte eine größere Gefahr für dich sein, als alles, gegen das wir kämpfen, Dean.“

Sams Worte waren bitter und duldeten keinen Widerspruch, und Dean biss ihn ins Ohrläppchen.

„Das beruht jawohl auf Gegenseitigkeit, Sammy. Glaub ja nicht, dass ich dir keine Steine in den Weg legen würde, wenn dein Blutdruck ein bisschen in die Höhe geht …“

Sam würdigte diese Behauptung mit einem schwachen Schnauben, und Dean boxte ihn in die Seite.

„Du weißt, wie ich kämpfe, Sam. Unfair. Mit dreckigen Tricks. Ich würde dich total in die Tasche stecken.“

Sam schlang seine Arme um Dean, rollte sie herum, so dass er auf ihm zu liegen kam, und drückte Deans Hände in die Matratze.

„Falls ich außer Kontrolle gerate“, begann er ernst, und Deans Kopf schnellte in die Höhe, sein Mund versiegelte Sams Lippen gleichzeitig höchst angenehm und höchst effektiv.

„Falls du außer Kontrolle gerätst“, begann Dean, als sein Kopf wieder auf dem Kissen lag, „dann werde ich dafür sorgen, dass du dich wieder fängst. So einfach ist das. Und wage es ja nicht, mir zu widersprechen. Ein bisschen Optimismus wird dir kaum wehtun, Sammy.“

Sam hielt eine Erwiderung zurück, die in ihrem Kern alles andere als optimistisch war, ließ Deans Handgelenke los und schloss die Augen, als Dean ihm mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht strich.

„Du kannst nicht immer auf mich aufpassen“, sagte er leise, und Dean produzierte so etwas wie ein Glucksen.

„Du hast keine Ahnung, was ich alles kann, Sammy.“

Sam öffnete das rechte Auge einen Spalt weit.

„Warum klingt es immer unanständig, wenn du sowas sagst?“

Dean nahm eine Aura rechtschaffener Unschuld an.

„Ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil du deine verdorbenen Ideen auf mich projizierst.“

Sam glotzte ihn an.

„Du hast wirklich zu viel Zeit mit deiner Verwandtschaft verbracht. Auf wessen Mist ist das denn gewachsen?“

Dean zog eine kleine Schnute, und Sams Blick fokussierte sich sofort auf die glänzenden vollen Lippen.

Ein kleiner Teil von ihm war sich bewusst, dass Dean etwas zu ihm sagte, der Rest von ihm war zu sehr damit beschäftigt, sich zusammenzureißen und diese verführerischen Lippen nicht auf eine Art zu beanspruchen, die eine Unterhaltung unmöglich gemacht hätte.

Nicht, dass eine Unterhaltung sonderlich sinnvoll war, wenn er Dean nicht zuhörte.

„Sammy“, sagte Dean schließlich streng, „du guckst schon wieder so. Muss ich dich ans Bett fesseln, damit du mich ernst nimmst?“

Sam schüttelte schuldbewusst den Kopf.

„Diesmal nicht. Erzähl mir also lieber, was du gegen die Harpyien unternehmen willst, die den Farmern hier ihre Schafe abschlachten.“

Ein Schrei in der Dunkelheit

Und weiter geht’s!
 

Freue mich, dass ihr alle so geduldig und nachsichtig auf mein zukünftig eingeschränktes Posting-Verhalten reagiert habt, und würde euch jetzt auch gerne was über meinen Roman erzählen, weiß aber nicht so ganz, wo ich anfangen soll.

Immerhin sollt ihr den ja kaufen, wenn er dann irgendwann fertig ist, und wenn ihr schon alles vorher wisst, werdet ihr das wohl kaum tun, nicht wahr?

Richtig.

Ich kann euch allerdings anvertrauen, dass die Geschichte sich um eine Gruppe von jungen Menschen mit besonderen Fähigkeiten dreht – das Übernatürliche ist einfach so fester Bestandteil meines Lebens, dass es sich hartnäckig auch in diese Geschichte hinein gedrängt hat – und dass natüüürlich auch ein gewisses Maß an Romantik vorhanden sein wird.

Sonst macht die ganze Sache ja auch nur halb so viel Spaß.

Mein Hauptcharakter ist weiblich und heißt Hannah – ich finde, das hatte sie sich verdient – und wie in allen klassischen Fantasy-Geschichten wird sie ohne Vorwarnung in ein Abenteuer gestoßen, während sie sich erst nach und nach daran gewöhnen muss, dass sie Welt ein wenig mehr für sie bereithält, als sie bisher angenommen hat.

Im Prinzip ist in meiner Geschichte noch nicht allzu viel passiert, ich bin noch dabei, die Charaktere zu etablieren, aber meine männlichen Charaktere sind auch so schon recht unterhaltsam – einer von ihnen ist selbstverständlich schwul.
 

Das soll’s soweit gewesen sein, vielleicht erzähl ich beim nächsten Mal noch etwas mehr!
 

Bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob Engelchen_Fynn inzwischen den Gruß gefunden hat, den ich ihr in ihrem Gästebuch hinterlassen habe, und heiße sie deswegen auch hier noch mal ganz herzlich auf meinem Traumschiff willkommen! *winke, winke*
 

Weiterhin grüße ich die Isi und die Rina, und Letztere ganz besonders. Als nächstes lass ich letale Einhörner auftauchen, versprochen!

Und Tine! Für dich!
 

Und jetzt geht’s los!
 

moko-chan
 


 

Der Mond hing lustlos am dunklen Himmel, in unmittelbarer Nähe blökten ein paar Schafe, und Sam fror, obwohl es eine laue Sommernacht, nicht unweit von Beaver in Utah war.

Der Boden unter ihm war trocken und hart, das auf ihm wachsende Gras mochte den Schafen als Futter und Bett genügen, aber Sam wäre wohler gewesen, hätte er zumindest ein Feuer entzünden können, um sich aufzuwärmen.

Aber das hatte Dean ihm leider höchst vernünftig verboten – und, was noch viel schlimmer war: Dean war augenblicklich nicht in der Stimmung, ihn persönlich aufzuwärmen.

Dean war entschlossen, sich durch nichts und niemanden von seiner aktuellen Mission ablenken zu lassen.

Sam hörte ihn neben sich rumoren – es schien, dass auch Dean alles andere als zufrieden mit ihrer Unterbringung war – und er setzte sich auf, schlang die langen Arme um sich selbst und seufzte leise.

Der gellende Schrei, der die nächtliche Stille durchbrach, klang nur zur Hälfte menschlich, und Sam erstarrte am ganzen Körper, als er die riesigen Schatten sah, die die Sterne über ihm verdunkelten.

Dean neben ihm war von der einen auf die andere Sekunde auf den Beinen, und Sam sprang ebenfalls auf, während sein Blick wie hypnotisiert auf die gigantischen Schatten fixiert blieb, die sich ihnen erschreckend schnell näherten.

Ein kleiner Teil von ihm begann an Deans fabelhaftem Plan zu zweifeln, und Sam wünschte sich unwillkürlich, mehr Detailforschung in ihren aktuellen Fall investiert zu haben.

Ein Schuss krachte durch die Nacht, und wäre Sam nicht mit dem Geräusch einer losgehenden Winchester aufgewachsen, wäre er vermutlich zusammengezuckt.

Er hörte Dean leise fluchen, hörte ihn nachladen und erneut schießen, aber keiner der Schatten kam von seinem Kurs ab, sie wurden lediglich immer größer, während sie immer näher kamen.

Sams Augen hatten sich schon vor Stunden an die Dunkelheit gewöhnt, aber es bereitete ihm trotzdem Mühe, die Schatten voneinander zu unterscheiden und die Harpyien zu zählen.

Es konnten drei sein, vielleicht aber auch vier, und je näher sie kamen, desto lauter wurde das Schlagen ihrer Flügel.

Sam legte das Gewehr an, zielte und schoss, der Rückstoß ließ ihn sein Gewicht mit dem rechten Fuß abfangen, und er wusste, dass er getroffen hatte, weil ein weiterer Schrei durch die Nacht gellte, ein Gemisch aus Schmerz und Wut, das die übrigen Harpyien ihren Flug nur noch beschleunigen ließ.

Sam überkam das ungute Gefühl, dass es ein Fehler gewesen war, sich mitten in der Nacht auf eine Schafweide in Utah zu stellen, mit einer Herde blökender Schafe als Köder und nichts zu ihrer Verteidigung als zwei Winchester Gewehren und Bowiemessern, die die Harpyien vermutlich als Zahnstocher benutzen würden, wenn sie mit ihnen fertig waren.

Er lud seine Waffe nach und schoss gleichzeitig mit Dean ein weiteres Mal, das Echo der Schüsse musste bis zum nächsten Ort zu hören sein, und Sam konnte nur hoffen, dass niemand so verrückt war und nachsehen kam, was er und seine bessere Hälfte wohl mit den armen Schafen treiben mochten.

Sam hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als er sich auch schon mentale Ohrfeigen versetzte.

Eine der Harpyien ging zu Boden – ein Umstand, der Sam mit einer gewissen Erleichterung erfüllte – aber da waren noch mindestens zwei weitere, die ungebremmst und mit steigender Mordlust auf sie zugeflogen kamen.

Sam schoss ein weiteres Mal, wieder gleichzeitig mit Dean, und die Kreaturen waren inzwischen so nahe, dass es praktisch unmöglich war, sie zu verfehlen – eine weitere stürzte vom Himmel – aber sie waren auch nahe genug, dass Sam den Aufprall spürte, als der gigantische Körper auf dem Boden aufschlug.

Die übrig gebliebene Harpyie kreischte auf, und ihr Schrei ließ Sam im Reflex die Augen zukneifen, so unglaublich laut hallte er in seinen Ohren.

Er hörte nicht, wie Dean seinen Namen schrie, spürte nur den Schmerz in seinen Schultern und den Verlust soliden Bodens unter seinen Füßen, und als er die Augen wieder öffnete, brannten sie von der Zugluft.

Die Harpyie hatte ihm seine Winchester aus den Händen geschleudert, indem sie ihn in die Höhe gerissen hatte, und ein paar Sekunden lang baumelte Sam in der Luft wie ein Wurm am Haken und hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was er tun sollte.

Ein Blick nach unten informierte ihn darüber, dass er mehrere Meter über dem Boden schwebte, und obwohl er bisher nie den Eindruck gehabt hatte, Höhenangst zu haben, drehte sich ihm bei dieser Entdeckung unwillkürlich der Magen um.

Er kniff die Augen wieder zu, atmete tief durch, und die Stille, die nur vom Schlagen der Flügel der Harpyie durchbrochen wurde, erschreckte ihn beinahe.

Warum hatte Dean aufgehört zu schießen?

„Dean?!“, schrie er ganz unwillkürlich, und ihn überspülte eine Welle der Erleichterung, als Dean zur Antwort ein entsetztes „Sam!“ zurückbrüllte.

Die Harpyie über ihm gab einen Laut von sich, der erschreckend nach menschlichem Gelächter klang, und in der nächsten Sekunde imitierte sie seine Stimme, schrie Deans Namen und trieb ihre Krallen tiefer in Sams Schultern.

Manchmal wünschte Sam sich, er würde in Leder nicht so unfassbar lächerlich aussehen.

Hätte er Deans Jacke getragen, wäre diese Angelegenheit sehr viel einfacher zu ertragen.

Er ächzte unterdrückt, bewegte probeweise seinen rechten Arm, und der Schmerz, der wie zur Strafe durch ihn hindurch fuhr, ließ ihn weiße Blitze hinter seinen geschlossenen Lidern sehen.

Sam biss die Zähne zusammen, tastete nach dem Messer in seinem Hosenbund, stöhnte, als er es endlich zu fassen bekam, legte den Kopf in den Nacken und schlug die Augen auf.

Die Harpyie über ihm hatte offenbar nichts von dem bemerkt, was sich direkt unter ihr abgespielte, und bevor Sam noch genauer überdenken konnte, ob sein Vorhaben wirklich eine gute Idee war, trieb er ihr das Messer bis zum Schaft ins Bein.

Die Reaktion war prompt.

Die Harpyie stieß einen gequälten Schrei aus, löste ihren Griff an Sams Schultern und er stürzte in die Tiefe.
 

Dean entwich ein panischer Schrei, als er Sam fallen sah, aber er verlor keine Zeit, unterbrach seinen Hetzlauf, setzte das Gewehr an, zielte und schoss.

Drei direkt aufeinander folgende Schüsse gellten durch die Nacht, der Körper der letzten Harpyie stürzte vom Himmel, und Dean fing wieder an zu rennen, fischte die Taschenlampe aus seiner Jackentasche, stellte sie an und schickte ihr zitterndes Licht in regelmäßigen Abständen von links nach rechts und wieder zurück.

Er fand Sam schließlich unbeweglich im Strahl seiner Taschenlampe liegend, und ein paar schreckliche Sekunden lang glaubte Dean, dass er nicht mehr atmete, dann rührte Sam sich vorsichtig, wisperte seinen Namen, und Dean fiel neben ihm auf die Knie.

„Sammy?“, fragte er vorsichtig, wagte es nicht, Sams Schultern zu berühren, weil er selbst im Licht der Taschenlampe viel zu deutlich sehen konnte, dass Sams Jacke mit Blut durchtränkt war, legte ihm die Hand an die Wange und streichelte sie vorsichtig. „Sammy?“

„Ich bin ok“, sagte Sam undeutlich, und Dean wusste sofort, dass er nicht ok war.

„Mach die Augen auf“, forderte Dean so ruhig wie möglich, und Sam gehorchte sofort, ließ ohne Widerspruch zu, dass Dean seine Pupillenreaktion testete, und gestand schließlich leise, dass er sich vermutlich den Knöchel verstaucht hatte.

„Dein Knöchel macht mir nicht so viele Sorgen wie dein hübsches Köpfchen“, murmelte Dean mit einem Hauch von Trotz in der dunklen Stimme und streichelte Sam das verschwitzte Haar aus dem Gesicht.

„Ich glaube, du hast eine Gehirnerschütterung.“

„Das glaube ich auch“, gab Sam zögernd zu, und Dean seufzte leise.

„Wo ist deine Taschenlampe?“

Sam förderte sie zu Tage – sie hatte sowohl den Flug als auch seinen Absturz heil überstanden – und Dean schaltete ihr Licht ein und drückte sie Sam in die Hände.

„Warte hier. Ich muss die Mistviecher verbrennen, bevor ich dich ins Motel zurückbringen kann. Ist das in Ordnung, Sammy?“

Sam nickte und stöhnte sofort auf, und Dean musterte ihn alarmiert.

„Bist du dir sicher?“

„Ja“, sagte Sam hinter zusammengebissenen Zähnen und verkniff es sich, ein weiteres Mal zu nicken, „ich bin mir sicher.“

Dean musterte ihn aus halb geschlossenen Augen und nickte schließlich.

„Wenn es dir schlechter geht, gib mir Lichtzeichen, verstanden? Ich beeile mich.“

Damit zog er sich von Sam zurück, und kurz darauf sah Sam in einigen Metern Entfernung das erste Feuer in die Höhe lodern.

Dean hatte es wie üblich ein wenig übertrieben mit dem Brandbeschleuniger, ein Umstand, der Sam nicht sonderlich in Unruhe versetzte.

Die Schüsse ihrer Gewehre mochten bis zum nächsten Ort zu hören gewesen sein, aber niemand würde die Feuer sehen – nicht einmal die Viehhüter, schließlich waren Dean und er diese Hüter.

Sam konnte immer noch nicht fassen, dass man tatsächlich verzweifelt genug gewesen war, Dean und ihn als selbige anzustellen, aber nach mehreren Wochen, in denen die Harpyien Angst und Schrecken unter den Stadtbewohnern verbreitet hatten, hatte sich außer ihnen niemand mehr gefunden, der freiwillig die Nächte außerhalb seiner eigenen vier Wände verbringen wollte – nicht bei einem so schlecht bezahlten Beruf.

Es hatte tatsächlich eine Woche gedauert, bis die Harpyien sich hatten blicken lassen, Dean und er hatten sich also eine Woche lang tatsächlich um eine Herde herzensguter aber dämlicher Schafe kümmern müssen, und Sam war entsetzt gewesen zu entdecken, wie viele Brokeback Mountain Zitate Dean auf einmal kannte.

Zweifellos Sean und Dannys Schuld.

Nachdem zwei weitere Feuer etwas weiter entfernt von ihm entfacht worden waren, versuchte Sam, aus eigener Kraft auf die Füße zu kommen, eine schmerzhafte Prozedur, die ihm einiges an Willenskraft abverlangte, und als Dean bei ihm angekommen war und ihn aufrecht stehend aber totenblass vorfand, konnte Sam ihm am Gesicht ablesen, wie sehr er sich zusammenriss, ihn nicht noch zusätzlich eine zu verpassen.

„Hättest du nicht auf mich warten können?!“, zischte Dean ihm mit leidlich unterdrückter Wut in der Stimme zu, und Sam versuchte gar nicht erst, eine Antwort zu finden, um Dean zu besänftigen.

Es gab keine.

Er legte Dean den Arm um die Schultern, biss die Zähne zusammen, weil die eigentlich so vertraute Bewegung frischen Schmerz durch seine Schultern schickte, und humpelte an Deans Seite zurück zum Impala.
 

„Kommst du so aus dem Hemd, oder soll ich es aufschneiden?“

Dean kniete sich vor Sam auf den Bettvorleger, blickte fragend zu ihm auf, und Sam, den es schon genug Mühe gekostet hatte, seine Jacke auszuziehen, reichte ihm wortlos sein Messer.

Dean nahm es ihm aus der Hand, legte es aufs Bett und begann seine Gewalttätigkeiten gegen Sams Hemd damit, dass er es an der Front packte und mit einem festen Ruck sämtliche Knöpfe abriss, die klackernd auf den Boden und unters Bett rollten.

Sam blickte seufzend an sich hinab. „Ich mochte das Hemd.“

„Ich kauf dir ein Neues“, erwiderte Dean trocken, nahm das Messer zur Hand und schlitzte die Ärmel des offensiven Kleidungsstücks vom Handgelenk bis zur Schulter auf.

„Das ganze Blut hättest du sowieso nicht rausbekommen.“

Sam machte sich nicht die Mühe zu antworten, biss die Zähne zusammen, während Dean ihn nach und nach erst aus dem Hemd und danach aus dem Shirt, das er darunter getragen hatte, schälte, dann versuchte er durch energisches Starren zu entdecken, wie ernst seine Verwundung war.

„Wenn du das länger versuchst, wirst du anfangen zu schielen“, bemerkte Dean kurz. „Und glaub mir, das ist nicht lustig.“

Sam gab es also auf, seine eigenen Schultern näher betrachten zu wollen, stützte die Hände auf die Knie, verkrallte sich in seinen Jeans und versuchte, keinen Laut von sich zu geben, während Dean die Schnittwunden desinfizierte, die die Krallen der Harpyie in seiner Haut hinterlassen hatten.

„Ich bin gleich fertig“, versicherte Dean ihm leise, reichte ihm eine Flasche Scotch, bevor er sich daran machte, die Wunden zu verbinden, und Sam trank ein paar tiefe Züge, bevor er die Flasche auf dem Nachttisch abstellte.

Der Alkohol brannte ein wenig in seinem Hals, aber er betäubte den Schmerz, und als Dean damit fertig war, ihn zu verarzten, war die Kälte, die Sam draußen bei den Schafen so zu schaffen gemacht hatte, zur Gänze aus seinen Knochen verschwunden.

Ihm war allerdings ein wenig schwindelig, was sich wohl auf seine Gehirnerschütterung zurückführen ließ, und Sam war Dean äußerst dankbar dafür, als er ihm half, sich hinzulegen, ihn mit kompromissloser Fürsorge auf dem großen Bett ausstreckte und zudeckte.

Dean blieb an seiner Seite sitzen, nachdem das geschafft war, blickte aus ernsten grünen Augen auf ihn hinab, und Sam erwiderte sein Starren schweigend und geduldig.

„Tut’s sehr weh?“, fragte Dean ihn schließlich leise, und Sam schloss für einen Moment die Augen. „Nein. Es ist erträglich.“

Er spürte Deans raue Finger über seine Wange streichen und durch sein Haar gleiten, und Sam schlug die Augen wieder auf.

„Was ist?“

„Sie hatte dich“, antwortete Dean mit leidlich kontrollierter Stimme. „Sie hatte dich, und ich konnte nichts tun. Konnte nicht auf sie schießen. Was, wenn ich dich getroffen hätte? Und als sie dich fallen gelassen hat – hast du eine Ahnung, wie tief du gefallen bist – wie es war, das zu sehen?“

Dean schluckte und starrte auf Sams bandagierte Schultern, die unter der Bettdecke hervorlugten.

„Es grenzt an ein Wunder, wie glimpflich du davon gekommen bist.“

Zu Sams Schwindelgefühl hatten sich inzwischen intensive Kopfschmerzen gesellt, und er hatte ein wenig Mühe, Deans Worten zu folgen.

„Willst du mir sagen, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast?“, fragte er etwas undeutlich, und Deans Blick fixierte sich wieder auf sein Gesicht.

„Ich schätze schon.“

Sam lächelte schwach. „Gut zu wissen.“

Er schloss wieder die Augen, und Deans Hand in seinem Haar zog sich zurück, Deans Finger glitten wieder über seine Wange, strichen über seine geschlossenen Lippen – und kniffen ihn schließlich in die Nase.

„Du weißt, dass ich dich mit einer Gehirnerschütterung nicht einschlafen lassen darf, Sammy“, sagte Dean mit leisem Vorwurf in der Stimme, und Sam öffnete den Mund, schob die Zunge vor und erntete die gewünschte Reaktion, als sie Deans Hand berührte.

„Irgh! Lass das!“

Dean zog seine Hand von ihm zurück, und Sam grinste ein wenig. „Rache muss sein.“

Deans Grimasse löste sich in einem Lächeln auf, er beugte sich über Sam und küsste ihn, und Sam öffnete die Lippen für ihn, langsam und zurückhaltend, aber genau so selbstverständlich, wie er es immer getan hatte.

Deans Präsenz veränderte sich, während sie sich küssten, versorgte Sam mit einem Anker, auf den er sich konzentrieren konnte, und als Dean sich wieder aufrichtete, waren Sams Kopfschmerzen verschwunden – und falls ihm noch immer schwindelig war, dann hatte das nichts mehr mit seiner Gehirnerschütterung zutun.

Der Fluch der grünen Augen

Oh, liebe Freunde, dieses Kapitel!
 

Erstens wollte es gleichzeitig in sieben unterschiedliche Richtungen, und kurz vor Schluss hat es mich doch tatsächlich in die Ecke gedrängt und gesagt: Ich will Drama! Lass was Erschreckendes passieren!

Und ich so: Was? Wieso? Eben warst du doch noch lustig! Da muss ich erstmal ne Nacht drüber schlafen!

Hat auch geholfen.

Bin mir trotzdem etwas unsicher über dieses Kapitel.

Wie auch immer, bleibt jetzt so.

Kapitel besteht exakt aus 2000 Worten – und das an sich ist meiner Meinung nach schon Leistung genug.

Im Prinzip passiert zwar nix, es ist aber schon irgendwie ein Wegbereiter für das, was da noch kommt.
 

Zu meinem Roman erzähl ich heute nur so viel:

Er hat einen Chris, und der ist grummelig und zynisch und hat Fähigkeiten, die er selbst mal total doof findet – und außerdem ein Chinchilla namens Chad. Bin mir allerdings noch nicht so sicher, ob Chad ein Chinchilla bleibt, oder vielleicht doch nicht lieber ein Frettchen werden sollte … Meinungen dazu?
 

Nu aber ran an den Speck!
 

moko-chan
 


 

„Was machst du da?“

Dean warf Sam einen Blick aus dem Augenwinkel zu, während er den Impala um ein Loch im Asphalt in der Straße dirigierte, und Sam stieß ein ungeduldiges Schnauben aus, das seine verschwitzten Stirnfransen in Unruhe versetzte, und veränderte leicht seine Haltung auf dem Beifahrersitz.

„Ich schreibe auf, was wir über Harpyien gelernt haben!“

Er hatte ein Ringbuch auf dem Schoß, das dem ihres Vaters nicht unähnlich war, und obwohl Dean das Buch schon mehrfach aufgefallen war, war ihm nie wirklich bewusst gewesen, was Sam damit bezweckte.

„Für wen?“, erkundigte er sich also leicht irritiert, und unterdrückte einen Protest, als Sam eines seiner langen Beine so anwinkelte, dass er es unter sich ziehen konnte, um sein Knie als Schreibunterlage zu nutzen.

Sam hatte Schuhe und Socken ausgezogen, und wenn Dean seine Liebe zum Impala sogar so weit trieb, den Kontakt von Sams nackten Füßen mit dem Lederbezug zu verbieten, würde Sam vermutlich tagelang schmollen.

Und das zu Recht.

„Für uns“, beantwortete Sam äußerst entgegenkommend seine Frage. „Und für Danny und Sean. Und für Mike und Tom. Ich hab ihnen versprochen, alle neuen Informationen aufzuschreiben, damit wir uns austauschen können, wenn wir uns das nächste Mal sehen.“

Dean blinzelte ein paar Mal. „Wann habt ihr das beschlossen? Wo war ich?“

„Bei deiner Cousine“, antwortete Sam trocken. „Ich telefoniere regelmäßig mit Tom, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte. Und das sollte es eigentlich, immerhin hab ich dir ständig seine und Mikes Grüße ausgerichtet!“

Das Schmunzeln in Sams Stimme war nicht zu überhören, und Dean hüstelte verlegen.

„Ich dachte, du machst dich damit über mich lustig. Hab angenommen, du telefonierst mit Leia, wenn du dich mit dem Handy aus dem Zimmer schleichst. Ich ahn ja nicht, dass du hinter meinem Rücken mit anderen Männern telefonierst!“

Sam öffnete den Mund, um zu protestieren, aber Dean ließ ihm keine Gelegenheit dazu.

„Wie auch immer. Wie geht’s Tom? Hat er seine Flitterwochen mit Mike heil überstanden?“

Sam wurde rot. „Darüber haben wir nicht gesprochen. Nur über … die Arbeit.“

Dean zog eine kleine Grimasse. „Typisch. Ihr Zwei seid aber auch sowas von langweilig. Obwohl ich, wenn ich genauer darüber nachdenke, sowieso lieber keine Details über diese Beziehung wissen will. Mike hat bestimmt die absonderlichsten Vorlieben, immerhin ist er reich.“

Dean nickte sich selbst zu, um diesen Punkt zu unterstreichen, und Sam wandte sich wieder seinem Ringbuch zu.

Manchmal blieben ihm Deans Gedankengänge mehr als nur verschlossen, und die meiste Zeit war er auch äußerst froh darüber.

Es gab Dinge, über die musste er nicht mit Dean sprechen.

„Also, was haben wir jetzt eigentlich über Harpyien gelernt?“, unterbrach Dean diese gedankliche Feststellung, und Sam runzelte unwillkürlich die Stirn.

„Sie jagen im Schwarm, können die Stimmen von Menschen imitieren – vermutlich, um ihre Opfer anzulocken … und zwischen ihren Jagdphasen können mehrere Monate liegen, die sie in ihrem Nest verbringen und ohne Nahrung auskommen.“

Sam hielt einen Moment inne, um über weitere Details nachzudenken, und Dean nickte und schürzte leicht die Lippen. „Und brennen tun sie auch ganz wunderbar.“

Sam verdrehte die Augen. „Das ist wohl kaum von Interesse.“

„Oh, sag das nicht“, widersprach Dean ihm gutgelaunt. „So wie ich Michael kenne, wird er das immens interessant finden!“
 

„Tommy! Leg das weg und komm zurück ins Bett!“

Mike streckte sich unter der Decke, rieb sich mit der Rechten über den Kopf und schloss die Augen. Er hatte sich noch immer nicht völlig daran gewöhnt, dass sein früher so glatt rasiertes Haupt neuerdings von Haaren bedeckt war, aber da Tom diesen Zustand zu bevorzugen schien, würde er einen Teufel tun und die Pracht wieder entfernen.

Tom, der sich am anderen Ende ihres prunkvollen Hotelzimmers auf einem dekadenten Ledersofa aufhielt, schenkte seinem Liebsten nur einen kurzen Blick und widmete sich wieder seinen Aufzeichnungen.

Er hatte Sam versprochen, ihm einen genauen Bericht über ihren Zusammenstoß mit einem Schwarm höchst unfreundlicher Nixen abzugeben, und das konnte er kaum dadurch erreichen, indem er seine gesamte Freizeit mit Mike im Bett verbrachte.

So verlockend das auch war.

Tom seufzte also, versuchte sich genau daran zu erinnern, wie sie auf die Nixen aufmerksam geworden waren und welche Schritte sie unternommen hatten, um ihnen beizukommen, und er blickte überrascht auf, als sich mit einem Mal eine Decke um seine nackten Schultern legte.

Zugegeben, es war fünf Uhr in der Früh und somit vielleicht nicht unbedingt der beste Zeitpunkt für diese Art von Arbeit, aber das hieß noch lange nicht, dass Michael ihn derartig bemuttern musste.

„Geh wieder ins Bett“, forderte er ihn leise auf, legte den Kopf in den Nacken, um ihm über Kopf einen auffordernden Blick zuzuwerfen, und erntete einen Kuss auf die Stirn. „Ganz sicher nicht allein.“

Tom seufzte leise. Mike war stur, was diese Belange anging, verteidigte den intimeren Teil ihrer Freizeit wie ein Hund seinen Knochen, und Tom begann erst langsam einzusehen, dass dieses Verhalten keineswegs der reinen Notgeilheit entsprang, wie er zuerst großzügig angenommen hatte, sondern dem Umstand, dass Mike schon viel länger in ihn verliebt war als umgekehrt und dementsprechend so Einiges aufzuholen hatte.

Tom klappte also das Ringbuch zu, in dem er geschrieben hatte, legte es beiseite und zog Mike am Arm zu sich nach vorn und auf seinen Schoß.

Michael ließ sich nicht lange bitten, passte sich sofort Toms größerer Gestalt an und schmiegte sich an ihn, und Tom überkam ein derartig intensives Gefühl von Beschützerdrang, dass er die Augen schließen musste.

Seit Mike an diesem schicksalsträchtigen Tag in Eagle Rock, Kalifornien über ihn hergefallen war, war eigentlich keine Stunde vergangen, in der er sich nicht mindestens einmal darüber gewundert hatte, wie sie so lange miteinander hatten leben können, ohne zu merken, was in dem jeweils anderen vor sich ging.

Tom hatte immer gewusst, dass er Mike viel bedeutete, dass er sein einziger wirklicher Freund war, aber das Mikes Gefühle für ihn schon seit Jahren sehr viel tiefer gingen als das, hatte er nie geahnt, und als Mike ihm diese unerwartete Wahrheit anvertraut hatte, hatte er sich im ersten Moment schlicht geweigert, sie zu glauben – immerhin war Mike alles andere als ein Kind von Traurigkeit, hatte so ziemlich jede Gelegenheit wahrgenommen, die ihm das Leben angeboten hatte, so dass Tom eigentlich immer davon ausgegangen war, Mike finde tatsächlich Gefallen an all den One-Night-Stands und sei für eine feste Beziehung – mit wem auch immer – alles andere als geschaffen.

Was für ein kolossaler Irrtum.

„Tommy“, murmelte Mike verschlafen an seiner Schulter, und Tom blinzelte liebevoll auf ihn hinab. „Ja?“

„Was hast du da eben eigentlich gemacht?“

Tom lächelte verhalten. „Einen Bericht über die Nixen geschrieben.“

Mike wurschtelte ein wenig auf seinem Schoß herum, bis er eine bequemere Position gefunden hatte. „Wozu das?“

„Für Sam und Dean“, antwortete Tom ruhig. „Du weißt doch, dass wir unsere Fälle mit ihnen austauschen.“

„Ich wusste nicht, dass du dazu um fünf Uhr früh Aufsätze schreiben musst“, gab Mike anklagend zurück und schmiegte seinen Kopf unter Toms Kinn. „Wenn das jetzt zum Regelfall wird, dann bin ich entschieden dagegen. Du brauchst deinen Schönheitsschlaf. Und ich noch viel mehr.“

Tom schmunzelte in sich hinein. „Dann lass ich es eben nicht zum Regelfall werden. In Ordnung?“

Mike gab einen leisen Laut der Zustimmung von sich, und Tom drückte ihn zärtlich. „Hab ich dich eigentlich geweckt?“

Mike brummelte leise. „Nicht wirklich. War halt nicht mehr so schön warm. Deswegen bin ich aufgewacht. Du bist ein verdammt leisetreterischer Bastard, wenn du’s drauf anlegst.“

Tom nahm großzügig an, dass das ein Kompliment sein sollte und erwiderte nichts, stand stattdessen mit Mike in seinen Armen auf und trug ihn zum Bett zurück.

„Was machst du?“, erkundigte Mike sich müde bei ihm, und Tom drückte ihn etwas fester an sich. „Ich bring dich ins Bett“, erklärte er ruhig. „Immerhin brauchst du deinen Schönheitsschlaf.“

Mike hielt artig still, als er das hörte, allerdings nur so lange, bis Tom ihn auf der Matratze abgelegt hatte – dann streckte er die Hand aus und zog Toms große Gestalt am rechten Handgelenk zu sich hinunter.

„Du kannst mich nicht einfach so durch die Gegend tragen“, beschwerte er sich ernsthaft. „Das ist nicht gut für deinen Rücken.“

Tom überlegte flüchtig, dass sich so ziemlich jeder andere Mann über die Herabsetzung seiner Maskulinität beschwert hätte, wäre er von ihm herumgetragen worden, und er drückte Mike einen liebevollen Kuss auf die Schläfe.

„Meinem Rücken geht es ausgezeichnet“, versprach er ihm leise. „Mach dir darum keine Sorgen.“

Aber Michael war schon eingeschlafen und antwortete ihm nicht, und Tom legte sich lächelnd neben ihn und zog ihn in seine Arme.

Mike gab einen leisen Laut der Zustimmung von sich und schmiegte sich an ihn, und Tom seufzte behaglich. Irgendwann würde er sich ganz sicher daran gewöhnen, wie glücklich er mit Michael war, aber bis dahin würde er das so unerwartet in sein Leben getretene Entzücken aus vollen Zügen genießen.
 

„Sammy“, sagte Dean fassungslos, „ich glaube, ich hab mich verfahren.“

Sam schreckte aus dem immens interessanten Tun auf, eine Seite seines Ringbuches mit tragisch talentlosen Skizzen zu verschönern, die verdammt nach frühsteinzeitlicher Höhlenmalerei aussahen, und starrte Dean ungläubig von der Seite an. „Wie bitte?“

Dean, der die Angelegenheit nach wie vor kaum fassen konnte, nickte perplex. „Verfahren! Ich! Mich! Habe! … Unfassbar!“

Dean wirkte jetzt derartig konfus, dass es beinahe lustig war, aber Sam war selbst viel zu entsetzt, als dass er diesen Zustand hätte angemessen würdigen können.

„Wann?“, erkundigte er sich also besorgt, und Dean warf die Hände in die Höhe. „Keine Ahnung! Aber wir sind keineswegs da, wo wir sein sollten!“

Er wedelte, wie um diesen Punkt zu unterstreichen, mit der enormen Straßenkarte, die er zuletzt zurate gezogen hatte, als Sam ihm aus dem Impala geklaut worden war, und die Sorge um ihn Deans navigatorische Fähigkeiten sabotiert hatte, und Sam runzelte die Stirn auf höchst beeindruckende Weise.

„Und wo sind wir?“

Dean drehte die Karte einmal im Uhrzeigersinn, verpasste Sam während dieses Vorganges beinahe ein blaues Auge und seufzte schließlich frustriert.

„Irgendwas stimmt nicht. Ich hab das Gefühl, ich sollte wissen, wo wir sind. Aber ich habe keine Ahnung. Das ist doch nicht normal!“

Sam warf ihm einen schiefen Blick zu. „So ungewöhnlich ist es nun auch nicht. Es ist ja nun nicht so, als hättest du dich noch nie verfahren.“

Dean grunzte nur zur Antwort.

Sam rollte unauffällig mit den Augen.

„Wie lange ist es her, dass du … also … den Überblick verloren hast?“

Dean knüllte die Karte zusammen und warf sie auf den Rücksitz.

Sam stöhnte, schlängelte sich über den Sitz nach hinten, um nach der Karte zu suchen, faltete sie ein wenig auseinander, und stutzte.

Er konnte relativ froh sein, dass Dean sich in eine ländlich verlassene Gegend verfahren hatte, denn wer auch immer dem Impala frontal entgegen gekommen wäre, hätte sicherlich gestutzt, von Sams ansehnlicher Kehrseite begrüßt zu werden.

„Sam, leg das weg und setz dich ordentlich hin. Ich will weiter fahren“, war alle Aufmerksamkeit, die Dean diesem Schauspiel zubilligte, und Sam leistete seiner Aufforderung auch brav Folge – brachte allerdings die Karte mit nach vorn.

„Dean“, sagte er mit einem merkwürdigen Unterton in der dunklen Stimme, „das ist die Karte von Kanada, die du Bobby geklaut hast, als wir das letzte Mal bei ihm waren.“

Dean, der eben dabei gewesen war, den Wagen zu starten, würgte prompt den Motor ab. „Was?!“

Sam legte seine Hand an Deans Wange, drehte Deans Gesicht zu sich und hielt es ruhig, und blickte seinem emotional angetrauten – denn vor dem Gesetz waren sie alles andere als legal verbunden – Ehemann tief in die Augen.

„Ich weiß, du willst nicht zum Augenarzt, Dean, aber ich fürchte, du hast keine andere Wahl mehr. Du hast Kanada mit den Staaten verwechselt.“

Dean starrte stumm zurück und spitzte schließlich in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, Sams Mitleid zu gewinnen, die Lippen zu einem hinreißenden Schmollmund.

„Aber ich will nicht.“

Sam drückte ihm einen sanften Kuss auf. „Aber du musst.“

Dean schnurrte leise, brachte ihre Lippen deutlich fester zusammen und öffnete den Mund. Sam hatte nicht vor, sich von sowas ablenken zu lassen.

Aber Dean küssen konnte er trotzdem.

Zumindest für ein Weilchen.

Der Vorleser

Hallöchen und guten Tag allerseits!
 

Zunächst mal bedanke ich mich ganz herzlich zu euren Meinungen bezüglich Chinchilla versus Frettchen – ich denke, ich werde bei dem Chinchilla bleiben, denn es ist flauschig und hat Knopfaugen und einen äußerst sanften Kern … und so stelle ich mir Chad vor.
 

Ich muss gestehen, dass ich die letzten zwei Wochen ganz schrecklich faul war und üüüberhaupt nicht an meinem Roman weiter geschrieben habe, ich stelle außerdem soeben mit Entsetzen fest, dass bei Animexx über 90 FanFics auf Freischaltung warten und stell das hier jetzt ganz schnell online, bevor’s noch mehr werden!
 

Zusch und weg!
 

moko-chan
 


 

Dean hatte die Schnauze voll.

Er war getestet und herumkommandiert worden, man hatte ihm eine Flüssigkeit ins Auge geträufelt, die mit den Folgeerscheinungen seines ersten und einzigen Zusammenstoßes mit einer waschechten Chimäre zu vergleichen war (die sich zu zumindest einem Drittel auf ein äußerst missgelauntes Lama zurückzuführen ließ und ihm äußerst zielsicher ins Auge gespuckt hatte) und jetzt saß er im Warteraum des Augenarztes herum und konnte praktisch gar nichts mehr sehen – und das konnte ja wohl kaum der Sinn der Sache sein!

Er saß da, die Arme vor der Brust verschränkt, die Lippen leicht geschürzt und unterhielt sich damit, Formen in die Lichtkreise zu projizieren, die vor seinen Augen tanzten, wartete auf Sam und wünschte sich mit steigender Intensität, sich bewaffnet zu haben, bevor er Sam erlaubt hatte, ihn hier zurückzulassen.

Er fühlte sich in seinem sehbehinderten Zustand unangenehm an seine in den ungünstigsten Augenblicken wiederkehrende Erblindung erinnert und war Sam völlig irrational böse dafür, dass der ihn in dieser vergleichsweise sicheren Umgebung allein gelassen hatte.

Sam hatte ihm versprochen, so schnell wie möglich zu erledigen, was er zu erledigen hatte – Dean wollte schwer hoffen, dass seine bessere Hälfte etwas immens Wichtiges auf dem Zettel hatte – war jedoch schon mindestens seit einer Stunde weg, und Dean spürte, wie sich zu seiner Ungeduld eine etwas diffuse Sorge hinzu gesellte.

Sie waren vor zwei Tagen in Surprise, Arizona angekommen, und da der Kontakt, den Bobby ihnen vermittelt hatte, augenblicklich nicht Zuhause war, und die Stadt keinen Fall für sie bereithielt, hatten sie nicht viel mehr tun können, als im Motel herum zu lungern und unfassbar viel heißen, erschöpfenden Sex zu haben.

Sam hatte seinen Mund, seine Hände und noch einige weitere Teile seiner Anatomie dazu benutzt, Dean davon zu überzeugen, sich einer Untersuchung beim Augenarzt zu stellen, und Dean, der schon unter normalen Umständen Probleme hatte, Sams Argumentation Kontra zu bieten, hatte bereits wenige Stunden nach ihrer Ankunft in der Stadt klein bei gegeben und sich einen Termin zur Augenuntersuchung besorgt.

Und jetzt saß er hier und wartete auf die Ergebnisse dieser Untersuchung, während Sam sich vermutlich in der örtlichen Buchhandlung herumtrieb und sich nicht entscheiden konnte, welche Ausgabe von Krieg und Frieden er haben wollte – das Original oder die Übersetzung.

Dean seufzte tragisch. Ihm war so langweilig! Selbst wenn er über seinen Schatten hätte springen, und sich mit Lesen beschäftigen wollen, hätte er schon Buchstaben so groß wie Kürbisköpfe benötigt, um irgendwas entziffern zu können.

Seine Augen brannten noch immer ein wenig von den vermaledeiten Augentropfen, die ihn vorübergehend seines Augenlichts beraubt hatten, und Dean wollte sich gar nicht ausmalen, wie lächerlich er mit den in Folge fürchterlich geweiteten Pupillen aussehen musste.

Wo blieb Sam denn nur so lange? Dean verschränkte die Arme vor der Brust, rutschte auf seinem Stuhl ein wenig tiefer und schnaufte.

Was, wenn der Arzt ihm eine Brille verschrieb? Von den kosmetischen Aspekten mal ganz abgesehen, war eine Brille im Kampf gegen das Böse total unpraktisch!

Man musste sich doch nur mal Harry Potter angucken, um das zu begreifen! Dem ging pro Buch mindestens einmal die dumme Brille kaputt, um ihn hilflos wie eine Bildschleiche zurück zu lassen und – Dean unterbrach sich in seinem Gedankengang und zog irritiert die Augenbrauen in die Höhe.

Sicher, ja, er wusste, woher er diese Information hatte. Von Sam. Der hatte diese grässlichen Bücher ja schließlich gelesen. Was Dean nicht wusste, oder, was er vielmehr nicht einsehen wollte, war, wieso er sich diesen ganzen Unsinn tatsächlich gemerkt hatte. Verdammter Sam.

Wieso konnte der nicht einfach Pornos gucken, wie jeder andere normale Mensch auch? Nein, Sam las Harry Potter in seiner Freizeit – um Dean anschließend mit Verschwörungstheorien über mögliche Verbindungen der Autorin zur Unterwelt zu langweilen.

Und natürlich um Vergleiche zwischen Bobby und Dumbledore anzustellen.

Dean grinste ein wenig, schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Es bestand kein Grund zur Besorgnis, nur, weil Sam noch immer nicht wieder aufgetaucht war. Die Stadt war verhältnismäßig sicher, selbst wenn hier ein Individuum seinen Wohnsitz hatte, das erstaunlich viel über alles Dämonische wusste. Und wenn Dean erstaunlich viel sagte, dann meinte er mehr als Bobby.

In Deans Magen breitete sich spontan Nervosität aus. Der große Unbekannte, der Sam weiterhelfen sollte, war ihm schon aus Prinzip suspekt, und wenn er auch irgendwo einsah, dass es nur vernünftig war, wenn Sam sich mit seinen Fähigkeiten auseinandersetzte, hatte Dean doch viel mehr Angst vor den Folgen, als er jemals zugeben würde.

Was, wenn Sam nicht mehr zurückkonnte, wenn er die Büchse der Pandora erst einmal geöffnet hatte?

„Dean?“ Dean öffnete erschrocken die Augen, um mit dem reichlich verschwommenen Anblick eines vor ihm am Boden hockenden Sam belohnt zu werden, und er atmete erleichtert aus.

„Da bist du ja wieder!“, stellte er höchst überflüssig fest, und Sam legte sich die Hand in den Nacken und fuhr sich schuldbewusst durchs Haar. „Ich habe ein wenig die Zeit vergessen, entschuldige bitte.“

Dean erwiderte nichts, und Sam zog seine Hand aus seinem Nacken, legte sie Dean an die Wange und hob sein Gesicht zu sich an, um ihn genau zu mustern. „Hat der Arzt schon irgendwas zu dir gesagt?“

Dean deutete ein Kopfschütteln an. „Nein. Ich soll morgen wieder kommen. Können wir hier jetzt bitte verschwinden?“

Sam lächelte ein wenig und nickte, half Dean höchst fürsorglich beim Aufstehen und geleitete ihn vor die Praxis und über den Parkplatz zum Impala.

Dean zeigte sich geduldig, ließ sich von Sam sogar beim Einsteigen helfen und hoffte von Herzen, bald wieder mehr als nur verschwommene Umrisse erkennen zu können. Selbst nach all den Jahren machte es ihn noch immer ein wenig nervös, wenn Sam den Impala fuhr – selbst wenn er diesem auf so ziemlich allen Daseinsebenen volle Befähigung zubilligte – und nicht sehen zu können, wo er sich befand, machte die Sache nicht besser.

Im Radio kamen soeben Foreigner mit Double Vision zum Ende, Journey setzten zu Don’t Stop Believing an, und Dean lehnte sich in das vertraute Gefühl des Leders in seinem Rücken zurück.

„Hast du Hunger?“, fragte Sam ihn eher rhetorisch, und Dean schüttelte stumm den Kopf. Er wollte sich einfach nur hinlegen und schlafen. Er hasste das Gefühl von Hilflosigkeit, das mit seiner Sehbehinderung verbunden war.

Sam schien zu spüren, was in ihm vor sich ging, denn er machte keine Bemerkung über Deans mangelnden Appetit, sondern fuhr auf direktem Weg zum Motel, und Dean dankte ihm im Stillen. Manchmal beunruhigte es in ein wenig, dass Sam seine Präsenz, oder Aura, oder was auch immer so genau lesen konnte, aber den Großteil der Zeit war er dankbar für dieses Level an wortloser Kommunikation. Auch wenn es ein wenig unfair war, dass sie nur in die eine Richtung funktionierte.
 

Sam fuhr sie sicher zurück zum Motel, führte Dean am Ellenbogen in ihr Zimmer, einen Traum in Altrosa und Senfgelb, und Dean warf sich kommentarlos auf das empört knarzende Doppelbett, rollte sich auf den Bauch und streckte alle Viere von sich.

Das Problem, das sich ihm jetzt aufdrängte, war, dass er zum Frühstück einen doppelten Espresso mit drei von der hilfreichen Kellnerin herbeigeschafften Päckchen Zucker getrunken hatte und folglich nicht schlafen konnte. Dean grunzte verzweifelt.

Die Matratze gab einen ächzenden Laut von sich, als Sam sich neben ihm an der Bettkante niederließ, und Dean drehte ganz automatisch den Kopf in seine Richtung, hielt allerdings die Augen geschlossen.

Einen Moment lang waren sie Beide still, dann hörte Dean das wohlbekannte Geräusch von Sam, wie er die Seiten eines Buches umblätterte, und er seufzte behaglich. Er konnte Sams Präsenz vielleicht nicht so deutlich wahrnehmen wie andersherum, aber in diesem Augenblick war er sich seiner Gegenwart so bewusst, dass er sich völlig sicher fühlte.

Dean rollte sich auf die Seite, umrahmte Sam mit seinem Körper, ohne ihn wirklich zu berühren, und er spürte, wie Sam auf ihn hinab lächelte. „Manchmal erinnerst du mich an eine zu groß geratene Katze.“

„Muss ich dich an dein Hundehalsband erinnern, Sammy?“, gab Dean grinsend zurück, schmiegte sich aber sofort an Sams Hand, als diese sich an seine Wange legte.

„Was ist das für ein Buch?“, fragte er, als sich Sam auch nach mehreren Augenblicken an keiner Retourkutsche versucht hatte, und Sams Daumen glitt sachte über seinen linken Wangenknochen.

„Ich habe Leia ein Buch von ihrer Lieblingsautorin gekauft“, antwortete Sam mit einem leisen Ton von Erschöpfung in der Stimme, und Dean zog die Augenbraue in die Höhe, kam aber nicht mehr dazu, sich danach zu erkundigen, weil Sam von ganz allein fortfuhr. „Ich habe Liz angerufen, damit ich nicht aus Versehen ein Buch kaufe, das sie schon hat. Dumme Idee, wenn du mich fragst.“

Dean gluckste leise. „Ganz dumme Idee. Ist das Buch denn wenigstens gut?“

Sam schnaufte. „Ich bezweifle, dass dein Geschmack sich mit Leias deckt.“

„Jetzt sei doch nicht so vorurteilsbeladen“, erwiderte Dean, als habe Sams Antwort ihn extremst in seinem Stolz verletzt, und Sam schnaufte gleich noch mal. „Was soll ich tun – dir vorlesen?“

Dean grinste nur. Er war fast versucht, die Augen zu öffnen, um Sams Reaktion sehen zu können, beherrschte sich jedoch, da er ohnehin kaum etwas würde ausmachen können. Die Stirnfalten vielleicht, aber viel mehr auch nicht.

„Na gut“, sagte Sam dann ein wenig überraschend. „Aber wehe, du fällst mir auch nur einmal ins Wort oder beschwerst dich in auch nur irgend einer Weise! Keine Unterbrechungen, verstanden?“

Dean nickte gehorsam. Er würde den Teufel tun und sich die einzige Form der Unterhaltung verderben, die unter den gegebenen Umständen möglich war. So schlecht konnte das Buch gar nicht sein.

Seine Gnaden kauft eine Seele“, begann Sam ohne Vorwarnung, und Dean wäre beinahe zusammengezuckt. Und das aus mehreren Gründen. Sam fuhr fort, als habe er nichts bemerkt. „Ein Kavalier schlenderte durch eine Seitengasse von Paris; er hatte eben das Haus einer gewissen Madame de Verchoureux verlassen. Sein Gang hatte etwas Geziertes, denn die roten Hacken seiner Schuhe waren sehr hoch. Ein langer, purpurner, rosa gefütterter Mantel hing um seine Schulter und enthüllte in lässigem Fall einen reichbrodierten und mit goldenen Tressen besetzten Rock aus purpurnem Brokat, eine geblümte Seidenweste, makellose Kniehosen und verschwenderisches Juwelengefunkel auf Halsbinde und Jabot.

Dean hörte das Grinsen in Sams Stimme und biss sich auf die Unterlippe. Er würde eher sterben, als Sam die Genugtuung verschaffen und auch nur den leisesten Laut des Abscheus von sich zu geben. Aber was zum Teufel stimmte nicht mit Leia?!

Sams dunkle Stimme fuhr langsam fort, glitt über die fabelhaftesten Bandwurmsätze, die Dean jemals zu Gehör gekommen waren, und nach einer Weile gewöhnte Dean sich an den absonderlichen Stil der Autorin und musste ihrem Helden zugestehen, eine verdammt coole Sau zu sein. Trotz der hohen Schuhe und der Perücke.

Viel wichtiger als diese unerwartete Entwicklung war allerdings, dass Sam ein ganz fabelhafter Vorleser war. Seine Stimme war tief und ausdrucksvoll, und selbst wenn Dean sich ein ums andere Mal dabei ertappte, dass er Sam nicht wirklich zugehört hatte, lag das viel weniger daran, dass die Handlung ihn nicht interessierte, als daran, dass Sams Vortrag eine Melodie inne wohnte, die überraschend hypnotisch und fesselnd war.

Es war ein viel belachter Fakt, dass Sam ums Verrecken nicht singen konnte, aber Dean konnte sich niemanden vorstellen, dem er lieber dabei zuhörte, wie er abstruse Romane vorlas. Er wickelte sich enger um Sam, drückte sein Gesicht an Sams Oberschenkel und seufzte zufrieden.

Momente wie dieser waren selten, was größtenteils seine eigene Schuld war, da er intimen Situationen viel zu oft nur allzu schnell eine sexuelle Note verlieh, und Sam kaum jemals die Chance ließ, seine Nähe ohne ein gewisses Maß an Erregung zu genießen.

Diesmal war es anders.

Diesmal hätte nichts unschuldiger sein können als Deans Absichten – verdammt, er hatte ja noch nichtmal Absichten! Alles, was er wollte, war, Sams Stimme zuzuhören und vielleicht ein bisschen mit ihm zu schmusen, und Dean konnte nicht sagen, ob das jetzt gut oder schlecht war.

Wo kamen sie denn da hin, wenn er plötzlich damit zufrieden war, sich von Sam vorlesen zu lassen? Sie waren junge Männer in der Blüte ihres Lebens, und somit quasi dazu verpflichtet, sich so unanständig wie nur möglich zu benehmen. Was würde Liz sagen, wenn sie sie so sah?
 

© Georgette Heyer Der Page und die Herzogin

Auf den ersten Blick

Samstag!
 

Schönen guten Tag, liebe Freunde!

Ich weiß nicht, wer von euch sich an meine Empfehlung der Woche von vor ein paar Kapiteln erinnert, aber ich glaube, ich muss den geneigten Zuschauer von Harper’s Island darauf aufmerksam machen, dass diese Serie im Prinzip totale Zeitverschwendung ist, wenn man nicht mindestens drei Staffeln Supernatural gesehen hat … Wenn man aber drei Staffeln Supernatural gesehen hat, kann man das lustige Wer-Bin-Ich-Spiel spielen, denn Sheriff Bobby ist nicht der Einzige, der einem seltsam bekannt vorkommt …
 

Und jetzt, zur Feier des Tages: Kommi-Kommis!

Denn es wurde ein Monsterkommi geschrieben, und wenn Monsterkommis geschrieben werden, dann KANN ich das nicht ignorieren!
 

@ Serendipity:

Hallöchen, meine liebste Isi!

Vorlesestunden! Ja, genau, Vorlesestunden!

Zur Not auch den Pagen und die Herzogin! Sooo ein schönes Buch!

Habe allerdings tatsächlich mal an meinem Roman weiter geschrieben, auch wenn ich vorgestern die ganz große Sinneskrise hatte und noch mal ganz von Vorn anfangen wollte.

Und was hat mich davon abgehalten? Schlichte Faulheit.

Können das ja mal durchdiskutieren!
 

@ blumenpups:

So, ich glaube, ich muss ein wenig ausholen.

Es kommt ja durchaus hin und wieder vor, dass ich mich über Kommentare freue – im Prinzip freue ich mich über jeden Kommentar – aber Szenenapplaus haben erst wenige Kommentare von mir bekommen, und hingerissenes Quieken gehört auch nicht unbedingt zu meinem Standard-Repertoire.

ICH BIN TOTAL BEGEISTERT!

Die Mühe, die du dir bei diesem Monsterkommi gemacht hast, die schiere Länge dieses Dings und dann natürlich noch die schamlose Lobhudelei haben mich fasziniert, faszinieren mich nach wie vor, und hättest du ihn ein kleinwenig früher gepostet, wäre ich schon im letzten Kapitel buchstäblich vor die auf die Knie gefallen – und was für ein tolles Wortspiel ist DAS bitte?!

Ähm, ja. Ich weiß ehrlich nicht, was ich dazu noch sagen soll.

Ich könnte dir hier jetzt natürlich Punkt für Punkt zustimmen, aber das wäre vielleicht ein kleinwenig selbstverliebt, also lasse ich das mal, und gucke mir stattdessen deinen „Durchschnittskommi“ vom letzten Mal ein bisschen genauer an.

Friedliche Stimmung, ja genau, friedliche Stimmung. Auch in diesem Kapitel wieder. Zumindest in Zwischentönen!

Und jetzt hätte ich vor lauter Aufregung beinahe vergessen, dich anständig auf meinem Traumschiff willkommen zu heißen!

JUNGS! Zieht die Hula-Fummel an, jetzt wird getanzt! Wer hat schon wieder die Limbo-Stange versteckt?!
 

@ princess-daxin:

Hach, was ist das schön, nach so langer Zeit ein bekanntes Gesicht wiederzusehen!

Tut mir irgendwie leid für dich, dass du wieder von vorn anfangen musstest, aber es hat dir ja scheinbar nicht geschadet!

Bei Kapitel 20 wollte ich dazumals aufgehört haben … ja, ich erinnere mich. IST das aber lange her! Ja, nee, ich glaube, das mit dem Aufhören wird nix mehr.

Zumindest nicht in diesem Leben. Vielen Dank für deine Bewunderung! ;P
 

@ Fine:

Liz würde, sähe sie Sam und Dean derartig brav beieinander liegen, zunächst einmal laut fluchen und sich dann an einem Exorzismus versuchen. Wenn sich dann herausstellte, dass Sam’n’Dean keineswegs besessen sondern einfach nur verschmust sind, würde sie sie wahrscheinlich mit vorgehaltener Schrotflinte dazu zwingen, übereinander herzufallen.

Und jetzt finde ich erschreckend viel Gefallen an diesem Szenario …
 

@ Sam_Dean:

Auch ich musste die leidige Angelegenheit mit den dummen Augentropfen über mich ergehen lassen … Ich war so um die sechs Jahre alt und drei erwachsene Männer mussten mich festhalten, weil mir die Sache nicht so ganz koscher vorkam.

So viel dazu. Da können die in der Praxis glatt froh sein, dass Dean so kooperativ war, immerhin ist der bis an die Zähne bewaffnet!
 

@ Black_Staith:

Ja, süß sind sie, die Herren Winchester.

Sehen auch aus wie 12, alle Beide.

Ein Wunder eigentlich, dass die ihren Alkohol immer einfach so ausgeschenkt bekommen – ich hätte Angst, ich würde mich da durch Verführung Minderjähriger strafbar machen.

Nicht, dass ich das auf anderem Wege sowieso schon tun würde …
 

@ yuna_16

Ich wollte Dean schon eine Brille verpasst haben, als er damals nach der Vampir-Geschichte am Schielen war, bin dann aber irgendwie wieder davon abgekommen.

Das ist das Problem, wenn man so planlos schreibt wie ich.

Ich wusste bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sam feststellte, dass Dean mit einer kanadischen Karte zugange gewesen war, nicht, dass Dean tatsächlich kurzsichtig ist.

Ständig schreib ich mich in solche Sackgassen – und das Spannende ist dann, wie ich mich da wieder rauswurschtel …
 

@ TeZ:

Altrosa und Senfgelb.

Was hab ich mir eigentlich dabei gedacht?

Vermutlich gar nichts, wie so oft.

Aber: Altrosa kann – unter gewissen Umständen – eine sehr schöne Farbe sein. Nicht so Senfgelb. Ich zitierte an dieser Stelle gern mal Mittermeier: „Senfgelb-Blähfarben. Das SPÜRT man doch, dass des scheiße ausschaut!“

Ekelhaft. Äh … ja.
 

@ janiebj:

Natüüürlich kann Sam Russisch! Und das ist auch total Kanon! Ich kann nämlich mit mir selbst dreistimmig im Kanon singen, also passt das schon.

Ich war übrigens grade mit Tine auf leeren Magen shoppen und habe dann einen Kiwi-Eisbecher gegessen. Alles gut also!
 

@ mrs_adambrody:

Hallihallöchen! Wie überaus schön, dass dich das vergangene Kapitel schon so viel früher als geplant ins Licht gelockt hat – und das nur, weil es dir so grandios gut gefallen hat!

Freut mich, dass ich mit der Vorleserei bei dir so ins Zentrum getroffen habe, ich denke, ich werde das ab jetzt ein wenig öfter machen. Dean könnte ja auch Hannah mal vorlesen …

Und soll ich dir mal was erzählen: ICH BIN EINE GANZ HERVORRAGENDE VORLESERIN! JAWOHL.

Wollte ich nur mal gesagt haben.

Wenn du magst, kannst du jetzt mit den Jungs ein bisschen Limbo tanzen, oder aber die Cocktail-Bar aufsuchen, um dir was Leckeres ausschenken zu lassen – natürlich kostenfrei!
 

@ Engelchen_Fynn:

Bobby und Dumbledore! Jawohl! Schmeiß noch Gandalf und Giles mit in den Topf und wir haben richtig Spaß! Ich glaube, Bobby und Giles würden sich auch richtig gut vertragen. Sollte den guten alten Wächter vielleicht mal auftauchen lassen.

Moment. Hab ich schon. Verdammt.
 

@ killerniete21:

Dean ohne Hintergedanken – eine Premiere, in der Tat! Und schon lange überfällig, wie ich finde! Kann ja nicht angehen, dass die ständig übereinander herfallen – ist auch für mich unglaublich anstrengend. Ich glaube, ich werde die Herren jetzt mal eine kleine Durststrecke verpassen.

Sex-Szenen sind immer so strapaziös …
 

@ Ayaka_

Das Buch ist NICHT verquer! – Na gut, ja, das Buch IST verquer … aber gleichzeitig unglaublich gut! Ist mein Lieblingsbuch. Kann ich nur weiter empfehlen!

So, ähm, ja … Was jetzt?

Nein, ich habe mich nicht von dem Film „Der Vorleser“ inspirieren lassen. Musste in der Schule vor ewigen Zeiten mal das Buch lesen. War schlimm genug. Habe einfach nur den Titel missbraucht, wie ich es ja gerne mal tue …

Und Sam denkt NIE an was Unanständiges! Kann der gar nicht!
 

@ Tora-Pig:

EINE GLEICHGESINNTE!

Olé Olé!

Ich liiiebe Georgette Heyer! Ich LIEBE sie! Selbst in der Übersetzung sind ihre Romane noch immer so unglaublich gut und wortgewandt, dass ich „Der Page und die Herzogin“ bestimmt schon 20 Mal gelesen habe.

„Wenn du dich erregst, erinnerst du mich an ein aufgescheuchtes Schaf – unwiderstehlich, glaube mir!“ ICH LIEBE DEN HERZOG VON AVON!

„Da muss ich nun also Unterröcke tragen und Pudding essen, und diese Frau wird mich ständig küssen – Das Leben ist furchtbar schwer.“ ICH LIEBE LÉONIE!

Weiter im Text.
 

@ jesaku:

Kuschlige Kapitel kann es gar nicht genug geben auf der Welt!

Denn was mir die Serie verwehrt, das mach ich mir doch einfach selber!

Meiner Meinung nach ist Sinn und Zweck einer Fanfic, sich das Universum so zu gestalten, wie man das will. Wenn man dabei die Charaktere der Mitwirkenden nicht allzu sehr verbiegt, macht es sogar noch mehr Spaß!

Ich ordne meine Sterne neu an! Jawohl!
 

@ Lyafe:

Es gibt nix Besseres als keltische Kreische-Weiber ... äh, ich meine natürlich SÄNGERINNEN, um sich für EK einzustimmen. HA! Walhalla! Walküren! DAS ist doch mal ne Idee. Bist ne verdammt gute Inspiration, meine Liebe!
 

Boah … ich verspür ein Defizit … an Koffein … Ende … Sense … Feierabend … LEST!
 

moko-chan
 


 

„Oh“, machte Sam, und es klang nicht halb so amüsiert, wie Dean angenommen hatte.

„Ich sehe bescheuert aus“, behauptete er dennoch mit Überzeugung, und ignorierte den leisen Protest der Optikerin im Hintergrund. „Warum kann ich nicht einfach Kontaktlinsen nehmen?“

„Weil du die Brille im Prinzip nur zum Lesen brauchst“, antwortete Sam vernünftig, wenn auch ein wenig atemlos. „Und weil Kontaktlinsen gefährlich werden können, wenn du … dich prügelst.“

Richtig, da war was. Völlig egal, wie oft Dean dieses Argument zu hören bekam, sein Verstand weigerte sich hartnäckig, sich davon beeindrucken zu lassen.

Er schob die Brille auf seiner Nase mit der Spitze seines rechten Zeigefingers ein wenig höher, hörte Sam einen merkwürdig fiependen Laut von sich geben, und blinzelte die Optikerin hinter seinen silbern umrahmten Gläsern rachelüstern an. „Wie viel soll dieser Abschreckmechanismus kosten?“

Sie errötete vor Angst, wie Dean voller Befriedigung feststellte, nannte Dean einen relativ moderaten Preis, den er murrend beglich, und Sam anschließend mit der Brille auf der Nase auf die Straße hinaus folgte.

Der Augenarzt hatte Dean geraten, die Brille die ersten paar Tage ständig zu tragen, um sich an das neue Lebensgefühl zu gewöhnen und seine überanstrengten Augen zu entlasten, und Dean hatte vor, dieser Empfehlung Folge zu leisten – ob er nun dumm aussah oder nicht. Sam liebte ihn ja wohl hoffendlich trotzdem.

Besagter Sam war übrigens ungewöhnlich still – Dean hatte jetzt zumindest drei mäßig lustige Witze über sein verändertes Aussehen erwartet, Liebe hin oder her, das gehörte einfach dazu – und er taperte ein wenig irritiert hinter Sam her zum Impala.

„Ist es so schlimm?“, erkundigte Dean sich schließlich ein wenig kleinlaut bei ihm, zwei Meter von seinem heißgeliebten Gefährt entfernt, und als Sam zu ihm herumfuhr – und das so schnell, dass seine Konturen trotz Deans verbesserter Sehfähigkeit ein wenig verwischten – machte Dean vor Schreck beinahe einen Satz rückwärts.

„Schlimm?“, grollte Sam mit faszinierend tiefer Tonlage. „Schlimm?!“

Er packte Dean an beiden Oberarmen, zog ihn mit unnachgiebiger Kraft an sich heran, und Dean hatte seine ureigendste Premiere bei seiner ersten Interpretation der verhuschten Haselmaus.

„Sammy?“, japste er ein wenig atemlos, während seine Knie sich in Pudding verwandelten, weil Sam ihn so eng an sich presste, dass er ihn atmen spürte, und Sam starrte auf ihn hinab, in einer Mischung aus Verzweiflung und … Hitze.

„Nein, Dean“, sagte Sam schließlich ein wenig gepresst. „Schlimm finde ich es nicht.“

Dean blinzelte ein paar Mal, dann kam die Erleuchtung in Form eines Vorschlaghammers, und er erzitterte ein wenig. „Oh.“

Dean wurde rot – und Sams Atem ging noch ein wenig schwerer.

„Ich … ähm … gut“, stammelte Dean schließlich und wand sich vorsichtig aus Sams Griff. Das würde ganz bestimmt blaue Flecken geben.

„Hervorragend“, murmelte er und rieb sich die Oberarme. „… Denke ich zumindest. … … … Du fährst.“

Dean huschte um den Impala herum, schlüpfte eilig auf den Beifahrersitz, knallte die Tür ungewohnt laut hinter sich zu und versuchte, sich zu sammeln.

Er hatte ja inzwischen so seine Erfahrungen mit Sam im Jäger-Modus gesammelt – und er meinte nicht den Jäger des Übernatürlichen, sondern viel mehr den Jäger des … also … desDean (klang höchst lächerlich, zugegeben) – hatte sich einigermaßen daran gewöhnt, dass selbst der unschuldige kleine Sammy manchmal erschreckend triebhafte Anwandlungen hatte, aber das gerade eben hatte den gewohnten Rahmen so dermaßen gesprengt, dass seine Knie sich noch immer ganz schwach anfühlten.

Dean atmete zittrig ein, wischte sich die leicht schwitzigen Handflächen an seinen Jeans ab und wappnete sich innerlich, als Sam die Tür zur Fahrerseite öffnete und neben ihm auf den Ledersitz des Impalas glitt.

Aber Sam hatte sich offenbar ein wenig beruhigt, denn er startete den Motor des Wagens, ohne Dean auch nur einen Seitenblick zuzuwerfen, und Dean rutschte seufzend etwas tiefer in die Polster.

Im Prinzip fand er es ja sehr schmeichelhaft, dass Sam ihn mit Brille derartig anregend fand, andererseits fühlte er sich dank der Sehhilfe seltsam unsicher, sozusagen nicht ganz er selbst – und das Sam so extrem auf etwas reagierte, das er nicht als zugehörig zu sich betrachtete, war ein wenig irritierend. Oder auch ein wenig mehr.

Dean friemelte während der gesamten Fahrt am Saum seines Hemdes herum, versuchte, mit sich selbst ins Reine zu kommen und sich darauf einzustellen, was passieren würde, sobald er mit Sam in ihrem Motelzimmer allein war, und als Sam den Impala auf dem zum Motel gehörigen Parkplatz zum Stehen brachte und den Motor abstellte, schluckte er nervös.

Es lag vermutlich einzig und allein an der Brille, aber Dean hatte das zwingende Gefühl, Sams Testosteronspiegel augenblicklich alles andere als gewachsen zu sein.

Er stieg aus dem Wagen, stratzte entschlossen zu ihrer Motelzimmertür und schloss auf. Sich im Impala zu verschanzen wäre schließlich kindisch und noch dazu überaus nutzlos – immerhin wusste Sam ganz genau wo er war, der hatte ja die ganze Zeit neben ihm gesessen.

Dean zog den Schlüssel aus dem Schloss, drückte die Tür auf, und er spürte Sam hinter sich, noch bevor er einen Fuß ins Zimmer gesetzt hatte – und mit einem Mal fiel alle Anspannung von ihm ab, als sei nie etwas gewesen.

Manchmal war es ein wenig erschreckend, wie sehr Sams simple Nähe die unterschiedlichsten Emotionen in ihm auslösen konnte.

Dann fand Sam seine Brille eben sexy. Besser ging’s doch im Prinzip gar nicht.

Dean grinste ein wenig, ging zum Bett hinüber, drehte sich zu Sam um und straffte erwartungsvoll die Schultern.

Die Art und Weise, wie Sam die Tür hinter sich zuwarf, war sowohl vielversprechend, als auch Gänsehaut verursachend.

Vielleicht, dachte Dean flüchtig, sollte er die Brille abnehmen, bevor Sam sie am Ende noch kaputt machte.
 

„Wahnsinn.“ Dean starrte auf das Buch in seinen Händen hinab, als sei es das erste Exemplar, das er je zu Gesicht bekommen hatte.

Er saß in Shorts und Jeans auf dem Bett – es war verdammt noch mal verdammt warm in Arizona – Sam war noch im Bad und unter der Dusche, und obwohl er sich das Buch vom Nachttisch eher aus Langeweile geangelt hatte, war er jetzt viel zu fasziniert, um es wieder beiseite zu legen.

Dean hatte immer geglaubt, Lesen sei von Natur aus anstrengend und langweilig – nun, langweilig war es vermutlich noch immer, aber jetzt, da er sich nicht mehr die Hornhaut verkrümmen musste, um die Buchstaben vor seinen Augen zu entziffern, war die ganze Angelegenheit doch sehr viel weniger anstrengend.

Er grinste zufrieden, suchte die Seite, von der Sam ihm zuletzt vorgelesen hatte, und machte es sich auf dem Bett ein wenig bequemer.

Er hörte Sam im Bad das Wasser abdrehen, blickte auf und rückte seine Brille zurecht. Er hätte eigentlich damit rechnen sollen, dass Sam, anstatt über ihn herzufallen wie ein wilder Stier, ins Bad ausweichen würde, um kalt zu duschen.

Nun, Dean hatte nicht vor, sich dieses flüchtige Verhalten noch länger gefallen zu lassen. Er blickte also erwartungsvoll auf die Badezimmertür, bereit, sich Sam und seinen Hormonaufwallungen zu stellen, völlig egal, ob Sam diese Bereitschaft nun teilte oder nicht.

Die Tür zum Bad öffnete sich, und hinaus trat Sam, ein Handtuch um die Hüften, das feuchte Haar in bezaubernder Unordnung, und Dean stellte fest, dass Sams Bereitschaft in der Tat keinerlei Rolle spielte.

Irgendwie hatte er nicht einen Gedanken daran verschwendet, welche Wirkung Sam, frisch geduscht, halbnackt und … unvorbereitet … auf seine Libido hatte.

Sam blieb auf der Stelle zum Bad stehen und starrte ihn an, und Dean starrte zurück, unbeweglich – sich des silbernen Rahmens um seine Augen seltsam bewusst – und er konnte sich nicht entscheiden, wer von ihnen jetzt das Kaninchen vor der Schlange war.

Genau genommen waren sie augenblicklich beide das Kaninchen. Was, näher betrachtet, auch durchaus passend war.

Dean verdrängte diesen Gedanken, räusperte sich leise, und auch Sam erwachte aus seiner Erstarrung und machte einen vorsichtigen Schritt ins Zimmer hinein. Dean beobachtete ihn ganz genau – immerhin musste er damit rechnen, jetzt jede Sekunde angefallen zu werden – aber Sam hatte sich nun scheinbar völlig im Griff, trocknete sich gewissenhaft ab, stand die meiste Zeit mit dem Rücken zu Dean und gab sich keinerlei Blöße – metaphorisch gesprochen. Praktisch gesehen war er nämlich ziemlich bloß.

Dean schmollte ein wenig.

Er stand auf, verwünschte die verräterische Natur der Matratze, die leise ächzte, und blinzelte dennoch verschreckt, als Sam wie von der Tarantel gestochen zu ihm herum fuhr.

„Was hast du vor?!“, erkundigte Sammy sich mit leicht panischem Unterton bei ihm, und Dean hielt das vermaledeite Buch wie einen Schutzschild mit beiden Händen an seine Brust gedrückt und starrte sein Herzblatt verdutzt an. „Sollte ich was vorhaben?“

Sam seufzte und ließ den Kopf hängen, und er sah ein wenig aus wie eine dieser gigantischen Hüpfburgen, aus der man den Stöpsel gezogen hatte. Dean nahm sich vor, diese Entdeckung für sich zu behalten.

Dann nahm Sam ihm plötzlich das Buch in der Hand, beförderte es mit einem mehr oder weniger gezielten Wurf aufs Bett und zog Dean in seine Arme. Dean wusste nicht, ob er froh sein sollte, dass Sam inzwischen Jeans anhatte, genoss das Gefühl von Sams nackter Haut an seiner oberhalb der Gürtellinie und schloss einen Moment lang die Augen.

„Deine Brille gefällt mir“, hörte er Sam heiser murmeln, bekam eine Gänsehaut, allein vom Klang seiner Stimme, und er drückte sich noch ein kleinwenig enger an Sam.

„Ja, den Eindruck hatte ich auch“, erwiderte er schon beinahe schüchtern, schluckte trocken und schlug die Augen wieder auf. Sam blickte auf eine Art auf ihn hinab, die Dean die Knie weich werden ließ, und er hob sein Gesicht ganz automatisch zu ihm an, wie ein Kind, das geküsst werden will.

Die Brille, so sollte sich herausstellen, war bei solchen Aktivitäten ganz furchtbar im Weg.

Dean gab einen distinktiven Laut der Unzufriedenheit von sich, als das Brillengestell unangenehm fest in seine Haut drückte, und auch Sam knurrte entschieden frustriert, richtete sich wieder auf und betrachtete Dean einen Moment lang.

Dean schmollte äußerst leichtsinnig zu ihm hoch, so als sei es einzig und allein Sams Schuld, dass die dumme Brille beim Küssen so doof im Weg war, und als Sam grollte, ihn fester an sich zog und sein Kinn packte, gab Dean ein verschrecktes wenn auch zustimmendes Japsen von sich.

„Soll ich sie abnehmen?“, fragte er ein wenig atemlos, und Sams zur Antwort abermals gegrolltes Nein schickte kribblige Wonneschauer durch seinen ganzen Körper.

Und dann waren Sams Lippen plötzlich an seinem Hals, direkt über seinem Puls, Sams Zähne glitten über seine sensible Haut, und Dean schloss die Augen und stöhnte.

„Ok – ok, Sammy. Brille bleibt, wo sie ist.“

Sam brummte zufrieden, nutzte seinen kontrollierenden Griff an Deans Kinn, um sein Gesicht noch etwas gefälliger anzuwinkeln und küsste ihn ein weiteres Mal, mit dem Ergebnis, dass Dean sich mit aller Kraft an ihm festklammern musste, um nicht umzufallen.
 

„Dean?“, fragte Sam leise, während er aus dem Bad kam, und Dean hob fragend die Augenbraue. Er war entschieden unzufrieden mit der Gesamtsituation, was hauptsächlich daran lag, dass er grade keinen Sex mit Sam hatte, und Sam durfte das auch ruhig wissen.

Wenn man bedachte, dass Sam Deans Präsenz lesen konnte, dann tat er das vermutlich auch.

Wieso klingelte Sams Handy eigentlich immer ausgerechnet dann, wenn sie gerade im Begriff waren, übereinander herzufallen?

War das Universum darauf aus, sie voneinander fern zu halten, oder hatte er auf irgendeine Weise die fabelhafte Irre mit dem Laptop vergrämt – und wenn ja, was konnte er tun, um sie wieder gnädig zu stimmen? (Warum er so hartnäckig an dieser seltsamen Gottesvorstellung festhielt, war eine andere Frage, die bei Gelegenheit geklärt werden sollte, aber nicht jetzt.)

„Das war der Kontakt, den Bobby uns vermittelt hat – er will uns morgen sehen“, sagte Sam, schloss die Badezimmertür hinter sich und machte einen Schritt ins Zimmer hinein, und Dean stellte fest, dass es ihm gar nicht gefiel, dass Sam zum Telefonieren ins Badezimmer gegangen war. Das erweckte den unangenehmen Eindruck, Sam habe Geheimnisse vor ihm.

„Hm“, machte Dean also möglichst unbeeindruckt und rollte sich aus dem Bett. „Hast du ihn gefragt, wo zum Teufel er die ganze Zeit war?“

Sam schüttelte den Kopf. „Er klang auch so schon alles andere als erfreut, sich mit uns befassen zu müssen. Ich wollte ihn nicht noch zusätzlich reizen.“

Dean grunzte unzufrieden. „Ich dachte, Bobby hätte ihn auf unser Kommen vorbereitet – was soll jetzt also diese Ziererei?“

Sam antwortete nicht, da Dean seine Äußerung damit begleitet hatte, die Brille auf seiner Nase ein Stückchen höher zu schieben, jetzt sein Handy reichlich gleichgültig in die Gegend warf, Dean zurück aufs Bett tackelte und dessen Handgelenke neben seinem Kopf in die Matratze drückte.

„Sammy“, ächzte Dean schockiert, „sowas kannst du doch nicht machen! Willst du mich umbringen?“

Sam lag über ihm, das braune Haar hing ihm in wilden Strähnen ins Gesicht, und Dean hatte ein wenig Mühe zu atmen – was zugegebener Weise sehr damit zusammenhing, dass Sam über ihm lag.

„Gott, bist du schwer“, ächzte er höchst unromantisch, und Sam grinste nur, ließ Deans Handgelenke los, rollte von ihm runter, streckte den linken Arm nach ihm aus und zog ihn an sich heran und halb auf ihn hinauf. „Besser?“

Dean stellte fest, dass es ihm erschreckend gefiel, so herum gezerrt zu werden, nickte also und bettete seinen Kopf auf Sams Schulter. „Wann sollen wir morgen bei ihm sein – und wie heißt der Typ überhaupt?“

„Um Zwei“, erwiderte Sam. „Und er heißt Frank Webber. Am Telefon klang er mindestens so bärbeißig wie Bobby. Wird sicherlich nicht leicht werden, ihn davon zu überzeugen, uns zu helfen …“

Dean grunzte zustimmend, rutschte dichter an Sam heran und angelte sich das Buch vom Nachttisch. Es war einigermaßen klar, dass Sam nicht mehr in der Stimmung war, sich mit ihm durchs Bett zu wälzen, und Dean wollte ausprobieren, ob es Sam genau so gut gefiel, wenn er ihm vorlas, wie andersherum.

Er suchte also gewissenhaft nach der richtigen Seite in Leias merkwürdigem Buch, räusperte sich leise und schob seine Brille zurecht. Inzwischen hatte er sich sogar einigermaßen an das Ding gewöhnt.

Sam wurde sehr still, als Dean begann vorzulesen, und als Dean ihm einen flüchtigen Seitenblick zuwarf, stellte er fest, dass Sam die Augen geschlossen hatte, friedlich lächelte, und insgesamt den starken Eindruck vermittelte, fünf Jahre alt zu sein.

Falls Deans Stimme also ein wenig heiser sein sollte, während er weiter vorlas, dann war das nicht seine Schuld.

Das Böse unter der Sonne

Da bin ich – und reichlich spät dran heute, ich weiß.

Tut mir auch leid, aber die Tine hatte gestern – Unsinn, hat HEUTE Geburtstag, und da haben wir reingefeiert.
 

Herzlichen Glückwunsch auch an dieser Stelle noch mal, meine Liebe!

Viel Spaß mit deiner Verwandtschaft!
 

Bin also ein wenig müde und weiß gar nicht so richtig, was ich euch heute erzählen soll – lasse also ausnahmsweise das Kapitel mal für sich sprechen und erzähle euch nächste Woche wieder was von meinem facettenreichen Dasein!
 

Tschööö!
 

moko-chan
 


 

Frank Webbers Haus stand zwei Meilen außerhalb der Stadt. Es war ein altes Farmhaus, von dem die Farbe in mehreren Schichten abblätterte, und knarrte im Schatten einer enormen Palmlilie leise vor sich hin.

Die weißen Blüten des Baumes verbreiteten einen durchdringenden Geruch, den ein lauer, kaum zu spürender Sommerwind zu ihnen hinüber trug, und Sam rümpfte unwillkürlich die Nase, während er mit der rechten Hand seine Augen vor der gleißenden Sonne abschirmte.

Neben ihm transpirierte Dean unter einem kobaltblauen Himmel still vor sich hin. Er konnte die Südstaaten nicht leiden.

In den wenigen Tagen, die sie in Arizona verbracht hatten, war die Anzahl seiner Sommersprossen aufs Doppelte gestiegen, und seine Nase sah aus, als habe jemand mit Sprühpistole und Pinsel abwechselnd Ketchup und Muskat darauf verteilt.

Wäre er durch die Brille nicht sowieso schon entstellt, hätte er sich ernsthaft benachteiligt gefühlt. So war er einfach nur genervt.

Es war still bis auf das Summen einiger Fliegen, die um ihre Köpfe herum kreisten, und Dean verscheuchte die aufdringlichen Insekten mit einem geistesabwesenden Schlenker seiner rechten Hand, während er darauf wartete, dass Sam sich endlich vom Kotflügel des Impalas wegbewegte, zum Haus ging und an die Tür klopfte.

Es war sicherlich vernünftig, einen gesunden Respekt vor einem Mann zu haben, der mehr über Dämonen wusste als Bobby, aber Dean sah nicht ein, warum er respektvoll in der prallen Sonne herumstehen sollte, wenn er das auch genau so gut im Innern eines möglicherweise klimatisierten Hauses tun konnte.

Sam blieb jedoch, wo er war, stand da wie eine leicht entartete Adonis-Statue und starrte auf Webbers Haustür, als sei sie das Tor zur Hölle – ein Tor zur Hölle.

Dean hatte keine Geduld für sowas. Wenn seine Nase anfing zu pellen, würde er Sam eine verpassen.

Fünf weitere Minuten verstrichen, ohne dass Sam sich von der Stelle bewegt hätte, und Dean hatte angefangen, die Lichtpunkte zu zählen, die vor seinen Augen tanzten – dann öffnete sich Frank Webbers Haustür, und das davor befindliche Fliegengitter wurde unter einem protestierenden Ächzen aufgeschoben.

Dean musste zugeben, dass er sich Frank Webber ein wenig anders vorgestellt hatte.

Der Mann im Türrahmen war deutlich unter sechzig, sah weder verrückt noch heruntergekommen aus, und das Hemd, das er trug, war so unglaublich weiß, dass es schon beinahe blendete.

„Wollt ihr da noch länger stehen bleiben und einen Hitzschlag riskieren, oder kommt ihr endlich rein?“, ertönte die gleichmäßige, ruhige Stimme eines gebildeten Mannes, und Dean tauschte einen überraschten Blick mit Sam, bevor er sich in Bewegung setzte und seinem Partner voran auf das Haus zuging.

Frank machte einen Schritt beiseite, um ihn hinein zu lassen, Dean fühlte kluge blaue Augen kurz über sich hinweg gleiten – und obwohl dieser Mann mit Bobby nicht das Geringste gemein zu haben schien, erinnerte er ihn doch an den alten Jäger, und Dean entspannte sich ein wenig, während er das in der Tat himmlisch kühle Haus betrat.

Am Telefon mochte Frank Webber bärbeißig und unfreundlich sein – wenn man ihn direkt vor sich hatte, wirkte er richtiggehend harmlos.

Frank ließ auch Sam ins Haus, schloss Fliegengitter und Haustür hinter ihm und geleitete seine Gäste in ein peinlich sauberes Wohnzimmer. Dean unterdrückte den unwillkürlichen Impuls, ihn zu Bobby zu schicken, um auch dessen Haus in Schuss zu bringen.

„Samuel und Dean Winchester nehme ich an?“, erkundigte sich Frank, während er sie mit einer flüchtigen Geste zum Sitzen animierte, und Sam und Dean nickten synchron, während sie sich auf einem cremefarbenen Sofa niederließen. „Ja, Sir.“

Frank grinste und entblößte dabei eine Reihe sehr weißer Zähne, während Sam und Dean sich im Stillen wunderten, wo diese respektvolle Anrede so plötzlich hergekommen war. Sie hatten nie jemand anderes als ihren Vater so angesprochen.

„Robert hat euch mir ein wenig anders beschrieben“, murmelte Frank leise, und Dean brauchte geschlagene dreißig Sekunden, bevor ihm aufging, dass der Mann von Bobby sprach. Irritierend.

„Sie … Sie wissen, warum wir hier sind?“, platzte Sam plötzlich heraus, die großen Hände in seinem Schoß verkrampft, und Frank musterte ihn mehrere Augenblicke lang so intensiv, dass selbst Dean, der bloß daneben saß, auf merkwürdige Art kalt wurde.

„Kann ich euch Jungs eine Limonade anbieten?“, erkundigte Frank sich dann übergangslos, und Dean blinzelte perplex. „Limonade?“

„Lieber Wasser?“ Frank lächelte liebenswürdig – es war ein Lächeln, das allzu deutlich verkündete, dass in diesem Haus kein Alkohol an Männer ausgeschenkt werden würde, die mit dem Auto gekommen waren, und Dean zog in unbewusster Verlegenheit die Schultern in die Höhe. „Limonade wäre … großartig.“

Sam neben ihm hustete leise. „Wasser für mich, danke.“

Frank wandte sich wortlos ab und ging. Dean revidierte seine anfängliche Meinung. Dieser Mann war alles andere als harmlos.

Er tauschte einen kurzen Blick mit Sam, der ihn darüber in Kenntnis setzte, dass seine bessere Hälfte über die Maßen nervös war, und Dean legte ganz automatisch seine Hand auf Sams Oberschenkel und tätschelte ihn beruhigend. „Entspann dich, Sammy.“

„Das“, ertönte Franks Stimme von der Tür her, „hat Robert ebenfalls nicht erwähnt.“

Dean blickte hastig auf, entdeckte ihren Gastgeber mit einem Tablett im Türrahmen, und schluckte, nun ebenfalls nervös.

Frank wirkte, als könne er sich nicht entscheiden, wie er mit der Erkenntnis, dass er im Begriff war, ein homosexuelles Paar mit Wasser und Limonade zu bewirten, reagieren sollte, und falls diese Erkenntnis ihn davon abhalten würde, Sam zu helfen, würde Dean sich höchstpersönlich erschießen.

„Nun ja“, überlegte Frank laut, kam näher, stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und setzte sich in einen Sessel, der dem Sofa gegenüber stand. „Ich nehme an, er hielt diese Information für nebensächlich. Wahrscheinlich ist sie das auch.“

Dean seufzte vor Erleichterung und beobachtete Frank dabei, wie er Sam und ihm mit völlig ausdrucksloser Miene aus zwei kristallenen Karaffen jeweils Wasser und Limonade einschenkte.

Ein paar Sekunden lang wirkte Franks Gesicht wie aus Marmor gemeißelt, dann blickte er auf und reichte Dean seine Limonade.

Pleasantville, dachte Dean plötzlich. Feuer! Katze?

Er schüttelte den unwillkommenen Gedankengang ab.

„Du hast Dämonenblut in dir?“, erkundigte Frank sich beiläufig, während er Sam sein Glas reichte, und Dean, der eben dabei gewesen war, einen Schluck Limonade zu trinken, verschluckte sich prompt. Sowas konnte der doch nicht einfach so fragen – und dann noch in so einem Tonfall!

Dieser Mann war ja gemeingefährlich!

Sam wirkte jedoch, so stellte Dean fest, nachdem er wieder zu Luft gekommen war, erstaunlich ruhig. „Ja“, antwortete er beherrscht. „Habe ich.“

Frank nickte langsam. „Wie viel?“

Dean hoffte, die Antwort auf diese Frage würde Frank endlich in eine weniger ausgewogene Stimmung versetzten. Bärbeißig wäre ihm unter diesen Umständen eindeutig lieber. Dean wollte seinen Bobby.

„Nicht viel“, antwortete Sam unsicher. „Wenige Tropfen. … Wieso? Spielt die Menge eine Rolle?“

Frank lachte tonlos, wurde jedoch sofort wieder ernst. „Ja, Samuel, die Menge spielt eine Rolle. Wenn ein Dämon einen menschlichen Körper in Besitz nimmt, dann ist er ein Fremdkörper, ein Parasit, der den Körper kontrolliert, ohne jemals mit ihm verschmelzen zu können. Er steuert ihn wie eine Puppe – eine widerstrebende Puppe mit viel zu groben Fäden, die brennen und ihm in die Hände schneiden. Der Dämon bleibt in dem menschlichen Körper, weil er ihn braucht, um mehr als irritierender schwarzer Rauch zu sein – und weil die einzige Alternative die Rückkehr in die Hölle wäre. Wohl fühlt er sich dort trotzdem nicht.“

Frank machte eine kurze Pause, trank einen Schluck Wasser und stellte sein Glas auf einen hölzernen Untersetzer.

„Dein Körper, Samuel, trägt, wie du sagst, Dämonenblut in sich. Genau genommen, existiert so etwas wie Dämonenblut allerdings überhaupt nicht. Es ist immer noch Menschenblut, angereichert mit chemischen Elementen, die es pervertieren und krank machen, solange der Dämon den Menschen besitzt. Verlässt der Dämon den menschlichen Körper, geht die Verunreinigung nach kurzer Zeit zurück. In einem unbesessenen menschlichen Körper hat so eine Vergiftung – aus Mangel an einem treffenderen Vergleich – unterschiedliche mögliche Auswirkungen. Stimmungsschwankungen und verstärkter Sexualtrieb sind die Regel, und, je nach Dämon, von dem das Blut stammt, vielleicht sogar übernatürliche Fähigkeiten. Wird ein Mensch mit derartig verunreinigtem Blut von einem Dämon besessen, dann ist die Verbindung stärker, die Puppe lässt sich leichter lenken, weil das Blut wie ein Katalysator wirkt. Und was vielleicht das Schlimmste von allem ist: Der Dämon fühlt sich wohl.“

Frank trank einen weiteren Schluck Wasser, und die Stille in seinem Wohnzimmer dehnte sich bis ins Unendliche aus.
 

„Kann man die Vergiftung rückgängig machen?“, hörte Dean sich irgendwann selber sagen, und Frank löste seinen stechend-blauen Blick von Sam und heftete ihn stattdessen auf den anderen Jäger. „Seit wann trägt er das Blut in sich?“

„Er war sechs Monate alt“, antwortete Dean mit belegter Stimme, und Frank deutete ein minimales Kopfschütteln an. „Nein. Nach so langer Zeit ist es völlig unmöglich, die Verbindung aufzuheben. Der Virus ist in jeder Zelle seines Körpers.“

Sam ließ den Kopf hängen, und Dean legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass es so einfach sein würde.

„Was können wir stattdessen tun?“, fragte er, ein wenig heiser, aber mit bewundernswert kontrollierter Stimme, und Frank lehnte sich in seinem Sessel ein wenig zurück.

„Meditieren. Entspannungsübungen. Eine möglichst hohe Kontrolle über Körper und Geist anstreben.“

Dean blinzelte ihn ungläubig an. „Das ist alles?“

Frank machte Anstalten, mit den Schultern zu zucken. „Samuel ist nicht besessen. Er trägt keinen Dämon in sich – da ist nichts, was man exorzieren könnte, nichts, was ein Ritual tilgen würde. Er ist ein Mensch mit einem genetischen Defekt, der sich auf seine Persönlichkeit auswirkt und den es einzudämmen gilt.“

„Es ist mehr als nur das“, mischte Sam sich aufgebracht ein. „Ich habe Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ich nicht immer kontrollieren kann, und ich bezweifle, dass Meditation daran etwas ändern wird.“

Dean wusste, dass Franks letzte Worte Sam mehr getroffen hatten als alles andere. Dass das Dämonenblut sich auf seine Persönlichkeit auswirkte, war Sams persönlicher Alptraum. Kein Wortspiel beabsichtigt.

Frank musterte Sam einen Moment lang mit leicht schief gelegtem Kopf. „Meditation ist genau das, was in diesem Fall helfen wird. Ich spreche hier nicht von einer Art der Meditation, die dir bekannt sein dürfte. Der „Geist“, den du kontrollieren willst, ist schließlich nicht von Natur aus dein eigener, also wird er sich zur Wehr setzen, was mit einer beträchtlichen Menge an Schmerz verbunden ist – in der Tat einem derartig unerträglichen Schmerz, dass du vielleicht damit Vorlieb nehmen wirst, ab und zu die Kontrolle zu verlieren, anstatt dich diesem Schmerz wiederholt auszusetzen.“

Sam schüttelte stur den Kopf. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, das unter Kontrolle zu bekommen, dann will ich es versuchen. Schlimmer als die Visionen kann es gar nicht sein.“

Frank faltete die Hände in seinem Schoß. „Du würdest dich wundern.“

Dean unterdrückte den Impuls, eine der schicken Kristallkaraffen nach dem Mann zu werfen. Etwas weniger ehrlich hätte auch gereicht.

„Darf ich fragen“, begann er also mit einer beträchtlichen Menge an Vorwurf in der dunklen Stimme, „woher Sie so ausgezeichnet über dieses Thema Bescheid wissen? Selbst Bobby konnte uns in dieser Angelegenheit nicht weiter helfen.“

Dean stellte an dieser Stelle fest, dass er es Frank persönlich übel nahm, mehr über etwas zu wissen als Bobby. Das war einfach falsch.

„Ich weiß besser über dieses Thema Bescheid als Robert“, erwiderte Frank gelassen und alles andere als beleidigt, „weil ich mich seit über fünfzig Jahren damit auseinander setze.“

Dean blinzelte verwirrt. Das war unmöglich. Frank war keine fünfzig Jahre alt.

Man musste ihm ansehen, wie verwirrt er war, denn Frank setzte sich auf und schenkte ihm Limonade und Sam Wasser nach.

„Mir scheint, dass ich nicht der Einzige bin, dem Robert gewisse Informationen vorenthalten hat“, stellte er dabei mehr zu sich selbst fest. „Ich hätte damit rechnen sollen. Er war schon immer in gewisser Weise … geheimniskrämerisch.“

Eine Aussage, der Dean nicht widersprechen konnte.

Eine Erklärung dafür, wie Frank bei mindestens siebzig Lenzen so beneidenswert frisch aussehen konnte, war sie trotzdem nicht.

Frank lehnte sich wieder zurück, und Dean befand das Blau seiner Augen mit einem Mal als zu intensiv. Sein Hemd als zu weiß. Und es war viel zu kalt im Haus.

Wo zum Teufel hatte Bobby sie hingeschickt?

„Es gibt überhaupt keinen Grund, mich so feindselig anzustarren“, sagte Frank, und Dean blickte hastig auf seine Hände hinab, die das Glas mit der selbst gemachten – !!! – Limonade ein wenig zu fest umklammert hielten.

Es war Sam, der die nächsten Worte sprach. „Sie sind besessen.“

Frank lächelte sein blendendes Lächeln. „Das bin ich.“

Schließ die Augen und atme nicht

Tut mir leid, liebe Leute, es zu heiß für irgendwas.

Bin schon froh, dass ich es geschafft habe, mir dieses Kapitel zusammenzuklauben.

Vielleicht gibt’s beim nächsten Mal wieder ein wenig mehr sinnloses Gesülze von meiner Seite …
 

Liebste Grüße
 

moko-chan
 


 

Besessen. Frank war besessen.

Eigentlich schrie solch eine Eröffnung förmlich nach brechendem Glas und heiser gebellten Drohungen, aber Sam und Dean blieben unnatürlich still nebeneinander auf dem Sofa sitzen, anstatt Franks gutes Kristall zu zertrümmern und in Exorzismen auszubrechen, und Frank lächelte noch ein wenig breiter.

„Euer Vertrauen in Robert ist größer, als zu erwarten wäre.“

„Glauben Sie mir, es ist grade bis aufs Äußerste strapaziert“, knurrte Dean ungeduldig. „Eine Erklärung wäre an dieser Stelle irgendwie nett.“

Sein Instinkt war es, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen, aber Bobby hatte sie geschickt, Bobby musste wissen, was es mit Frank auf sich hatte – und Sam brauchte seine Hilfe.

Das Leben war definitiv einfacher gewesen, als er noch klar zwischen Schwarz und Weiß unterscheiden konnte, aber wenn diese spezielle Graustufe dazu ausersehen war, Sam das Dasein zu erleichtern, dann war Dean der Letzte, der sich beschweren würde.

„Eine Erklärung?“ Franks Mienenspiel war so nahe an einem Schmunzeln, wie es unter den gegebenen Umständen nur möglich war, und erst als Sam sein Glas Wasser mit leidlich kontrollierter Wut auf den Couchtisch zurückstellte, wurde er ernst.

„Nun gut“, sagte er kalt. „Eine Erklärung. Ich war neununddreißig, als ich besessen wurde. Jetzt bin ich …“ Er schloss für einen Moment die Augen. „Dreiundneunzig … ist es schon so lange her? Wie symbolisch.“

Sam blinzelte irritiert. „Ich verstehe nicht. Wieso -“

„Ah“, sagte Frank leise. „Natürlich. Ein Missverständnis.“

Er sah Sam direkt in die Augen. „Wenn ich sage, dass ich besessen bin, dann meine ich das auch so, Samuel. Ich bin kein Dämon. Ich bin besessen.“

Er gestikulierte mit einer langgliedrigen blassen Hand an sich hinab. „Ich bin ein äußerst gutes Beispiel dafür, dass strenge Meditation und Selbstkontrolle den inneren Dämon durchaus besänftigen können.“

Dean setzte sich sehr gerade hin. „Dann sind Sie also -“

„Frank Webber“, unterbrach Frank ihn gelassen, „aus Idaho. Ich war verheiratet und hatte Kinder – habe Kinder, und Enkel, die ich niemals wieder sehen werde, und mein Untermieter macht es mir bisweilen unmöglich, mein Haus zu verlassen. Aber ich bin ein Mensch.“

Dean atmete hörbar aus. „Das hätten Sie auch früher sagen können.“

Frank grinste raubtierhaft. „Es ist nicht meine Schuld, wenn ihr falsche Schlüsse zieht.“

Sam rutschte unsicher auf dem weißen Sofa hin und her. „Aber wie … wie … woher haben Sie gewusst … wieso können Sie …“

Franks Grinsen verschwand. „Mein Dämon ist … schwach. Viel schwächer als andere Dämonen, die aus der Hölle entkommen, und nicht halb so bösartig. Als er in mich gefahren ist, war er kaum mehr als ein verängstigtes wildes Tier, das sich mit letzter Kraft in meinem Körper festgekrallt hat. Er hatte keine Kontrolle über mich, aber er war in mir, und ich hatte ebensoviel Einblick in sein Bewusstsein wie er in meins. Es versteht sich von selbst, dass ich zunächst davon ausgegangen bin, den Verstand verloren zu haben.“

Dean nahm an dieser Stelle seine Brille ab und putzte sie methodisch mit einem Zipfel seines Hemdes. Das war alles ein bisschen Viel auf einmal.

„Jeremiah“, fuhr Frank fort, „war neunzehn, als er in die Hölle gezogen wurde – ein Vertrag, ich nehme an, ihr seid mit dem Konzept vertraut.“

Dean schluckte trocken, und Frank nickte langsam. „Als er neun war, hat er seine Seele verkauft, damit sein Vater nicht an Lungenkrebs sterben würde. Und er ist nicht an Lungenkrebs gestorben. Hat sich zu Tode gesoffen, als Jeremiah fünfzehn war. Vier Jahre später haben die Höllenhunde Jeremiah geholt … und er war nicht einmal sonderlich überrascht, als er seinen Vater dort unten wieder gesehen hat.“

Frank verstummte an dieser Stelle, und er blieb so lange still, dass Sam und Dean begannen, einander nervöse Blicke zuzuwerfen.

„Aber das alles ist nicht von Bedeutung“, stellte Frank dann mit klarer Stimme fest. „Wichtig ist, dass Jeremiah aus der Hölle entkommen konnte, bevor seine Seele völlig in Fetzen gerissen war. Er hatte zu diesem Zeitpunkt einen Großteil seiner Menschlichkeit verloren, aber er war noch nicht so tief gefallen, eine andere Seele zu foltern.“

„Also haben Sie ihn … behalten?“ Sam klang gleichzeitig fasziniert und entsetzt, und Frank lachte tonlos. „Ich war Grundschullehrer, Samuel. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was mit mir nicht stimmte – und als ich versucht habe, mit meiner Frau darüber zu reden, hat sie mich in die nächstbeste Irrenanstalt einweisen lassen.“

Dean starrte ihn fassungslos an, und Frank zuckte mit den Schultern. „Sie war eine sehr … pragmatische Frau.“

Wieder trat Stille ein, aber diesmal schien Frank in wesentlich angenehmere Erinnerungen versunken, und Dean setzte seine Brille wieder auf. Wenn überhaupt möglich, so stellte er angesäuert fest, dann war sie jetzt noch dreckiger als vorher.

„Im Prinzip war es das Beste, was sie für mich tun konnte“, fuhr Frank mit einem angedeuteten Lächeln um die Mundwinkel fort. „Der mir zugeteilte Psychologe hat sich eingehend mit Jeremiahs Ängsten beschäftigt, so dass wir nach drei Jahren endlich miteinander kommunizieren konnten.“

An dieser Stelle wurde Sam blass, und Dean zuckte zusammen. Drei Jahre.

In einer Irrenanstalt.

„Und dann?“, fragte Sam heiser, und Dean wusste ganz genau und ohne ihn ansehen zu müssen, wie seine bessere Hälfte im Augenblick dreinblickte. Sam hatte die Stirn gerunzelt, die großen braunen Augen mitfühlend geweitet, und seine Augenbrauen beschrieben traurige, nach außen hin steil abfallende Bögen. Unter anderen Umständen wäre es schon beinahe komisch gewesen.

„Dann habe ich begriffen, dass jeder weitere Tag, den ich in dieser Anstalt verbringe, mich der Gefahr aussetzte, dauerhaft weggesperrt zu werden, also habe ich eine wundersame Spontanheilung vorgetäuscht und bin gegangen.“

Dean fiel der Mangel an den Worten „nach Hause“ genau so auf wie Sam, aber er äußerte sich nicht dazu. Dieser Teil der Geschichte ging weder ihn noch Sam etwas an.

„Und Jeremiah?“ Sam blickte Frank schon beinahe furchtsam an, und Dean schloss die Augen und legte seine Hand auf Sams Knie. Es fiel auch nur Sam ein, Mitleid mit einem Dämon zu haben.

„Jeremiah hatte keine große Wahl“, antwortete Frank trocken. „Er ist mit mir gekommen. Er hat heute wie damals eine tödliche Angst davor, meinen Körper zu verlassen. Allerdings ist mein Körper sich durchaus darüber im Klaren, dass er seit geraumer Zeit von einem Parasiten besetzt wird, und er versucht von Zeit zu Zeit, ihn loszuwerden, was sowohl für mich als auch Jeremiah extrem schmerzhaft ist.“

„Haben Sie nie versucht, ihn zu exorzieren?“, fragte Dean ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht – und Franks vorwurfsvolles Starren, das auf diese Frage folgte, brachte ihn noch viel mehr aus dem Gleichgewicht.

„Wärst du dazu imstande, ein vor Angst halb wahnsinniges Kind in einen Schneesturm hinaus zu jagen?“

Dean fand diesen Vergleich etwas weit hergeholt. „Aber er ist ein Dämon.“

Frank zuckte mit den Schultern. „Sicher ist er ein Dämon. Und Samuel hat Dämonenblut in sich – was dich nicht davon abhält, mit ihm zu schlafen.“

Dean wurde so rot, wie vermutlich noch nie zuvor in seinem Leben, und Frank musterte ihn interessiert. „Der Unterschied ist gravierend, das gebe ich zu, aber Jeremiah ist kein herkömmlicher Dämon, und es wäre schlicht grausam, ihn zu exorzieren. Er hat weder mir noch sonst jemandem je etwas getan. Der einzige Nachteil unseres Arrangements ist, dass er mit der Zeit sehr viel stärker geworden ist, und keine Ahnung hat, wie er sich kontrollieren soll – und da kommt die erwähnte Meditation ins Spiel. Jetzt, da ihr eure Erklärung bekommen habt, seid ihr doch sicher geneigt, euch von mir vorführen zu lassen, weswegen ihr wirklich hergekommen seid.“

Sam nickte langsam, und auf Franks Gesicht breitete sich eine extrem furchteinflößende Version eines Lächelns aus. „Wunderbar.“
 

Sam schrie auf, hörte, wie Dean seinen Namen brüllte und knallte mit dem Rücken an die nächstgelegene Wand.

Frank murmelte ein „Ich hätte nicht gedacht, dass die Abwehrreaktion so stark ist“, klaubte Sam vom Boden auf und stellte ihn auf die Füße, entschuldigte sich jedoch mit keinem Wort dafür, das sein Meditationsritual Sam soeben durchs halbe Zimmer geworfen hatte.

„Hab ich was falsch gemacht?“, erkundigte Sam sich bei ihm mit einem leisen Unterton von Schmerz in der Stimme, und Frank deutete ein Kopfschütteln an.

„Nein. Die ersten Male ist mir das auch passiert.“

„Sie hätten das ruhig in einem Nebensatz erwähnen können“, knurrte Dean vorwurfsvoll, ließ einen prüfenden Blick über Sam gleiten und entspannte sich ein wenig, als er keine offensichtlichen Verletzungen entdecken konnte.

Frank wirkte tatsächlich für einen winzigen Sekundenbruchteil ein wenig schuldbewusst. „Ich trage einen Dämon in mir – ich habe wirklich nicht angenommen, dass die Reaktion bei Dämonenblut genau so intensiv ausfallen könnte.“

Sam zog nervös die Oberlippe in die Höhe. „Soll das heißen, das wird noch öfter passieren?“

Frank schien kurz darüber nachzudenken. „Ja“, sagte er schließlich mit einer Gelassenheit, die Dean die Wände hochgetrieben hätte, hätte Sam das nicht bereits für ihn erledigt. „Wahrscheinlich schon.“

Es kostete Dean einiges an Selbstbeherrschung, einfach nur den Mund zu halten und zuzusehen, wie Sam sich ein weiteres Mal in seiner Version des Lotussitzes in der Mitte des Dachbodens – Franks Meditationsraum inklusive Bambusmatte – zu Boden sinken ließ und die Augen schloss.

Die nächste Abwehrreaktion konnte Sam genau so gut aus dem Fenster und mehrere Meter gen Erdboden befördern, aber Frank schien sich um diese Eventualität nicht zu sorgen, und Dean legte sich im Stillen zurecht, was er zu Bobby sagen würde, wenn er ihn das nächste Mal sprach.

Vielleicht sollte er rausgehen und ihn jetzt gleich anrufen.

Es passte nicht zu Bobby, sie derartig unvorbereitet auf einen Fall loszulassen – zugegeben, das hier war nicht exakt ein Fall, aber es war nahe genug dran und noch dazu mindestens dreimal so wichtig.

Warum hatte Bobby nicht einfach gesagt, welche Art von Hilfe Frank sein würde? Er hätte doch wissen müssen, dass Sam und Dean diese Art von Überraschung nicht sonderlich wertschätzen würden.

Sam setzte im Zentrum des Raumes mit Blick nach Osten derweil dazu an, erneut leise vor sich hin zu murmeln, und diesmal war Dean bereit, als Sams Körper die Druckwelle erzeugte, und brachte sich blitzartig zwischen Sam und die Wand, als es Sam vom Boden riss.

Der Aufprall presste Dean alle Luft aus den Lungen – Sam war schwer – aber seinen Rippen ging es einigermaßen gut, als Sam von ihm zurücktrat und ihn panisch anstarrte. „Wieso hast du das gemacht?“

Dean hätte ihn schlagen können. Dass er das tatsächlich immer noch fragen konnte ...

„Vielleicht“, ertönte Franks Stimme aus einigen Metern Entfernung, „solltet ihr die Übung gemeinsam absolvieren.“

Dean starrte ihn perplex an. „Wie bitte?“

„Es ist hilfreich, etwas zu haben, an dem man sich festhalten kann – ob nun physisch oder psychisch, ist nicht von Bedeutung.“

Das war doch endlich mal etwas, das Dean von vorn bis hinten einleuchtete.

Er begleitete Sam also zum Zentrum des Zimmers, ließ sich ihm gegenüber im Schneidersitz nieder und nahm ganz selbstverständlich seine Hände.

Vor Deans geistigem Auge blitzte unwillkürlich eine Erinnerung an sie Beide in einem Krankenhauszimmer auf, wie sie gemeinsam das Schiffchen auf einem Geisterbrett hin und her schoben, und er schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. So einen Unsinn hatten er und Sam sich niemals geleistet. Wahrscheinlich stieg ihm langsam aber sicher die Hitze zu Kopf.

„Bist du bereit?“, fragte Sam ihn leise, und Dean schloss die Augen. „Ich bin sowas von bereit. Mehr geht gar nicht.“

Sam fasste seine Hände ein wenig fester, und obwohl Dean die Augen geschlossen hielt, kam er sich mit einem Mal unwirklich klein vor. Es fühlte sich an, als würden seine Hände vollständig in Sams verschwinden.

Sam begann die Litanei zu murmeln, die Frank ihm eingetrichtert hatte, bevor Dean seine Entdeckung an Sam weiterleiten konnte, und Dean gab sich alle Mühe, hilfreich und beruhigend zu sein.

Was einigermaßen kompliziert war, wenn man einfach nur dumm in der Gegend herum saß.

Aber diesmal flog Sam tatsächlich nicht wie ein Sack Kartoffeln durch die Gegend, er blieb Dean gegenüber sitzen, murmelte den endlosen Strom an Worten, der ihm dabei helfen sollte, sein Zentrum zu finden – oder irgend so ein Unsinn, den Frank sich ausgedacht hatte, um besonders schlau zu klingen – und Dean stellte gerade fest, dass er ein leises Hüngerchen verspürte, als Sams Griff um seine Hände mit einem Mal unangenehm fest wurde, und Sam kaum hörbar … winselte.

Sam setzte sein leises Gebet jedoch ohne erkennbare Pause fort, hielt Dean einfach nur weiter auf leicht beunruhigende Art und Weise fest, und Dean versuchte, sich zu entspannen.

Er konnte nicht.

Er wusste, dass Sam größere Schmerzen hatte, als er sich anmerken ließ, und er wollte ihm beistehen, wollte ihn richtig festhalten, anstatt einfach nur dazusitzen und sich wie ein Ehegatte bei der Geburtsvorbereitung vorzukommen: Mehr als überflüssig und vor allem reichlich dumm.

Die durch die Hölle gehen

Ekelhaftes Wetter. Mehr sag ich dazu nicht.
 

moko-chan
 


 

Sam hatte das Gefühl, seine Kehle ziehe sich mit jedem Wort des Meditationsritus einen Millimeter enger zusammen, und sein Mund fühlte sich an, als versuche er, an einer Kolonie Feuerameisen vorbei zu sprechen.

Der einzige Teil seines Körpers, der sich nicht anfühlte, als würde er von glühenden Nadeln traktiert, waren seine Hände.

Deans Griff war warm und gleichzeitig lindernd, und Sam lehnte sich nach und nach immer weiter nach vorn, suchte Deans Nähe so selbstverständlich, als sei er sein Erdmittelpunkt, um den herum er gravitierte.

Und das war wahrscheinlich die treffendste Metapher, die ihm je für sie beide einfallen würde.

Newton musste an sie gedacht haben, als er sein Gravitationsgesetz aufgestellt hatte.

Deans Präsenz flackerte in leicht beunruhigten Wogen um ihn herum, und doch ging gleichzeitig eine Ruhe von ihm aus, die Sam dabei half, sich zu sammeln, selbst wenn es eine von Dean mit aller Gewalt erzwungene Ruhe war.

Er passte seine Atmung Deans an, konzentrierte sich mit der einen Hälfte seines Bewusstseins auf Dean und Dean allein, während die andere damit rang, die Herrschaft über den Dämon in seinem Blut zu erlangen, und Sam stellte fest, dass, obwohl ihm jeder einzelne Knochen im Leibe wehtat, sein Verstand so klar war wie erst selten zuvor in seinem Leben.

Welche Wirkung auch immer dieser Ritus auf die Kontrolle seiner Fähigkeiten hatte, er machte einem ganz wunderbar den Kopf frei.

Und dann kam er am Ende des ersten Gebetszyklus an, und hätte er sich nicht an Dean festgehalten, die plötzliche Agonie in jeder einzelnen Zelle seines Körpers hätte ihn die Besinnung verlieren lassen.

Was vorher mit Nadelstechen zu vergleichen gewesen war, ließ nun keinerlei Vergleich mehr zu. Es tat einfach nur noch weh.

Er sog scharf den Atem ein, und die Enge in seiner Kehle löste einen Funken Panik in ihm aus, dann begann Dean, mit seinen Daumen über seine Handrücken zu reiben, und Sam atmete flatternd wieder aus.

„Das genügt vorerst.“

Sam hatte sekundenlang Probleme, die Stimme als wirklich anzuerkennen, und erst, als Frank die Worte wiederholte und einen Schritt näher kam, schlug er die Augen auf und blickte in Deans beunruhigtes Gesicht.

„Bist du ok, Sammy?“

Sam kannte die Stimme, das Gesicht war ihm so vertraut, dass er es mit geschlossenen Augen hätte zeichnen können – wenn er über auch nur einen Funken Zeichentalent verfügt hätte – aber einen grässlichen Moment lang erkannte er Dean nicht.

Dean packte seine Hände fester. „Sammy?“

„Gib ihm einen Augenblick“, sagte Frank gelassen. „Es braucht eine Weile, bis der Verstand in die Realität zurückfindet.“

Dann schlugen die Erinnerungen über Sam zusammen wie Wellen über einem Schiffbrüchigen, und er ertrank in ihnen, wurde in die Tiefe gesogen und bekam keine Luft mehr, und Dean riss ihn in seine Arme und hielt ihn fest, während er panisch nach Atem rang.

„Was passiert mit ihm?!“

„Das sind nur die Nachwirkungen“, erklärte Frank faktisch. „Das geht vorbei.“

Sam würgte hilflos, starrte aus weit aufgerissenen Augen an die spitz zulaufende Decke des Dachbodens, und der Druck auf seine Lungen trieb ihm Tränen in die Augen.

„Er erstickt!“

Deans Stimme hallte endlos in seinen Ohren nach, während Franks Antwort kaum mehr als ein Flüstern war.

„Das ist völlig normal. Sein Körper kämpft mit dem Virus in seinem Blut.“

„Normal?!“, explodierte Dean, „Normal?!“

Er streckte Sam auf dem Boden aus und beugte sich über ihn, strich ihm mit zitternder Hand das verschwitzte Haar aus der Stirn und legte die andere in Sams Nacken, hob leicht seinen Kopf an, um ihm das Atmen zu erleichtern, und Sam hustete mühevoll.

„Na bitte“, sagte Frank gleichgültig. „Schon vorbei.“

Wäre Dean nicht damit beschäftigt gewesen, sich um Sam zu kümmern, er wäre aufgestanden und hätte ihm eine verpasst.

„Sammy?“, flüsterte er mühsam beherrscht, und suchte in Sams Augen nach einer Antwort auf all die Fragen, die in diesen zwei Silben mitschwangen, und Sam bemühte sich, sie ihm zu geben, während er um jeden Atemzug kämpfte.

Es wurde leichter, es hörte auf, wehzutun, und irgendwann schaffte er ein Lächeln, und Dean stieß einen schweren Seufzer aus. „Das hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet.“

Er ließ Sam vorsichtig auf den Boden zurück gleiten, zog seine Hände von ihm zurück und sah ihm einen Moment lang beim Atmen zu – dann stand er langsam auf, wandte sich zu Frank um, holte aus und schlug mit aller Kraft zu.

Er sah nicht, wie Franks Gesichtsausdruck sich veränderte, noch während er ausholte, wie das Blau seiner Augen dunkler und kälter wurde – aber als Frank seine Faust einfing, sie in seiner Hand zusammenpresste und ihm mit rücksichtsloser Gewalt den Arm auf den Rücken drehte, wusste Dean, was passiert war.

Er lachte humorlos.

„So gut scheint Frank seinen inneren Dämon doch nicht unter Kontrolle zu haben, was Jerry?“

„Du wolltest ihm wehtun!“, zischte der Dämon hinter ihm mit Franks Stimme, und Dean weitete in komischer Bestürzung die Augen. „Wie bitte?“

Jeremiah packte Deans Arm noch ein wenig fester, drehte ihn noch ein Stückchen weiter, um seinen Standpunkt klar zu machen, und Dean ächzte leise. „Ist ja schon gut!“

Jeremiah ließ ihn los und stieß ihn von sich weg, und Dean wandte sich zu ihm um. „Er hatte es verdient, nur damit das klar ist.“

Jeremiah starrte ihn aus kalten Augen an. „Warum? Sam lebt.“

Was Dean wieder auf seine Berufung aufmerksam machte und ihn dazu brachte, sich zu Sam umzuwenden und neben ihm auf ein Knie zu sinken.

„Fühlst du dich besser, Sammy?“

Sam wusste nicht, ob er nicken sollte oder nicht. Er hätte sich definitiv besser gefühlt, hätte Dean nicht soeben einem Dämon einfach so den Rücken zugewandt, als sei nicht das Geringste dabei, dass Frank die Gewalt über sich und Jeremiah verloren hatte.

„Körperliche Nähe hilft“, sagte Jeremiah plötzlich ernsthaft. „Du solltest ihn in den Arm nehmen.“

Sam und Dean starrten ihn gleichermaßen verdutzt an, und er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte trotzig zurück. „Was?“

„Nichts“, gab Dean zurück. „Außer vielleicht, dass ich nicht erwartet hätte, einen Dämon sowas sagen zu hören.“

Jeremiah trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich wollte dich vorhin nicht erschrecken, Dean. Aber Frank kann nichts dafür, wenn Sam leidet – er hat euch vorher gesagt, dass das Ritual mit Schmerzen verbunden ist.“

Dean, der eben dabei gewesen war, sich hinter Sam zu setzen, um ihn anständig in die Arme nehmen zu können, plumpste höchst ungraziös auf den Hintern. „Bitte?“

Jeremiah blinzelte ihn verständnislos an. „Was hab ich jetzt wieder gesagt?“

Dean gab keine Antwort, spreizte die Beine und zog Sam an sich heran, so dass er sich an seine Brust lehnen konnte, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich, und Sam seufzte leise. „Das ist besser.“

Jeremiah grinste stolz. „Hab ich doch gesagt.“

Dean war, gelinde gesagt, mit der Situation überfordert.
 

„Möchtet ihr einen Kaffee?“

Dean ignorierte die Frage aus Richtung der Küche und senkte seine Stimme zu verschwörerischem Wispern. „So langsam macht er mir Angst.“

Sam nickte ernst, versuchte, sich auf Franks cremefarbenem Sofa ein wenig bequemer hinzusetzen, und gab auf, als er erkannte, dass sein Unwohlsein nicht das Geringste mit der Federung des Möbelstücks zu tun hatte.

Es lag an Jerry.

„Jungs.“ Jeremiah tauchte mit leicht vorwurfsvollem Stirnrunzeln im Türrahmen auf. „Ich hab euch was gefragt.“

Dean räusperte sich unsicher. „Kaffee? Ähm … ja. Gerne. Vielen Dank.“

Jeremiah verschwand lächelnd wieder in die Küche, und Dean wischte sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Was dumm war. Er hatte noch seine Brille auf.

„Wann übernimmt Frank endlich wieder das Kommando?“, wisperte er Sam zu, während er sich daran machte, seine Sehhilfe zu putzen, und der zuckte hilflos mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht lässt Jeremiah ihn nicht.“

„Kekse?“, drang Jerrys fröhliche Stimme aus der Küche hinüber, und Dean blühte sichtlich auf. „Immer doch!“

Sam starrte ihn vorwurfsvoll an. „Ermuntere ihn nicht auch noch!“

„Aber ich will Kekse!“, gab Dean beleidigt zurück, und Sam verdrehte die Augen. „Du wirst dich nie ändern …“

„Ein Umstand, für den du dankbar sein solltest“, gab Dean schnippisch zurück und lehnte sich auf dem Sofa behaglich nach hinten. „Irgendwie ist Jerry gar nicht so übel.“

„Er ist ein Dämon“, sagte Sam faktisch. „Wir sollten vorsichtig sein.“

„Frank lebt seit über fünfzig Jahren mit ihm“, überlegte Dean laut. „So schlimm kann er also nicht sein.“

„Der Kaffee ist gleich fertig.“

Jeremiah betrat das Zimmer, stellte einen Teller Kekse auf den Tisch und blickte Sam und Dean erwartungsvoll an.

Dean ließ sich nicht lange bitten und stürzte sich auf das Gebäck, und Sam ließ ihn mit Duldermiene gewähren.

Jeremiah musterte ihn besorgt. „Ist dir immer noch schlecht?“

„Mir war nie schlecht“, antwortete Sam knapp. „Ich habe keinen Hunger.“

„Aber du bist ein großer Kerl“, wandte Jeremiah ein. „Du musst was essen. Soll ich Pizza bestellen?“

Sam runzelte die Stirn. „Nein danke.“

Jeremiah verschränkte die Arme vor der Brust. „Soll Frank eine Pizza bestellen?“

Sams Stirnrunzeln vertiefte sich nur noch. „Selbst das würde nichts daran ändern, dass ich keinen Hunger habe.“

Jeremiah machte sich gerade. „Ich verstehe.“

Er wandte sich ab und verschwand wieder in die Küche.

Dean warf Sam einen vorwurfsvollen Blick zu, den Sam geübt ignorierte.

Als Jeremiah mit dem Kaffee zurückkam, war er deutlich stiller, und Dean brauchte einen Moment, bevor er mitbekam, dass Frank wieder das Kommando über seinen Körper übernommen hatte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig, und Frank warf ihm einen zynischen Blick zu. „Nein. Er hatte sich den ersten Dialog mit anderen Menschen nach so langer Zeit ein wenig anders vorgestellt.“

Das war nicht, wonach Dean gefragt hatte, und er zog beide Augenbrauen in die Höhe.

„Wollen Sie mir sagen, dass er in einer dunklen Ecke Ihrer Seele sitzt und schmollt?“

Frank verzog keine Miene. „Wenn du es so nennen willst.“

Sam machte ein fassungsloses Gesicht. „Weil ich keine Pizza wollte?“

Frank blicke ihn finster an. „Weil du Vorurteile hast.“

Dieser Vorwurf ließ Sam vollkommen sprachlos zurück, und Dean nutzte die Pause in dem Schlagabtausch, um sich einzumischen.

„Vorurteile kann man das ja wohl kaum nennen. Eher ein gewisses Maß an schlechten Erfahrungen.“

Frank stellte Deans Kaffeetasse etwas kraftvoller als nötig auf ihrer Untertasse ab. „Die hat Jeremiah mit Jägern auch gemacht. Er hätte mehr Grund, euch umzubringen als andersherum.“

Sam warf die Hände in die Luft. „Das ist mir egal! Ich werde ganz bestimmt nicht so tun, als gebe es keinen Grund, ihm zu misstrauen!“

Dean fasste ihn beruhigend am Unterarm. „Sammy …“

„Nein, Dean!“ Sam schüttelte Deans Hand ab. „Beinahe alles, was wir in unserem Leben verloren haben, haben wir wegen Dämonen verloren! Ich habe nicht vor, diesem hier zu vertrauen!“

Frank legte leicht den Kopf schief. „Was glaubst du, woher das Ritual stammt, das dir helfen wird, deine Fähigkeiten in den Griff zu bekommen, Samuel? Solches Wissen ist Menschen für gewöhnlich verschlossen und auch mir ist es ganz sicher nicht einfach so zugeflogen.“

Sam starrte ihn an. „Es ist ein Dämonen-Ritual?!“

Frank blickte ausdruckslos zurück. „Was soll es sonst sein?“

Sams Gesichtsfarbe wechselte von einem aufgeregten Rot zu einem ungesunden Grau-Grün. „Großer Gott.“

„Der hat nicht das Geringste damit zu tun“, bemerkte Frank trocken, trat vor und setzte sich auf seinen Sessel.

„Es gibt wirklich keinen Grund, sich derartig aufzuregen. Das Ritual erfüllt seinen Zweck. Glaub mir. Jeremiah und ich leben dank ihm seit Jahrzehnten vergleichsweise harmonisch miteinander.“

„Es ist nicht wirklich harmonisch, wenn der Eine in regelmäßigen Abständen eine derartige Folter durchmachen muss, nur damit der Andere bleiben kann!“, gab Sam knurrend zurück, und Frank lächelte wieder sein blendendes Lächeln. „Wie kommst du auf die Idee, die Prozedur sei nur für mich schmerzhaft? Der Spruch wird in der Hölle benutzt, um „unfertige“ Dämonen zu binden. Er ist nicht wirklich dafür gedacht, von einem Menschen benutzt zu werden, der von einem „fertigen“ Dämon besessen ist.“

Sam stützte den Kopf in beide Hände.

„Die Reihenfolge, in der Sie diese Informationen preisgeben ist nicht gerade sonderlich schätzenswert.“

Frank grinste. „Ich war Grundschullehrer. Ich weiß, wann ich eine pädagogische Lüge, und wann die grausame Wahrheit erzählen muss.“

Dean atmete tief durch. „Kommen noch mehr von diesen grausamen Wahrheiten auf uns zu, oder war es das jetzt?“

Frank legte leicht den Kopf schief. „Es wäre doch nur halb so lustig, wenn ich euch schon alles vorher verrate, nicht wahr?“

Ein Herz und eine Krone

Samstag!
 

Ich entschuldige mich zunächst mal für meinen Ausfall vom letzten Wochenende – beziehungsweise dafür, dass ich am letzten Wochenende so schmählich ausgefallen bin – aber ich hatte schlicht und einfach nicht das Geringste geschrieben, was ich hier hätte hochladen können.
 

Erschreckend, ich weiß.

Ich werde mir Mühe geben, dass das so bald nicht wieder vorkommt!
 

Während die Echten Kerle in der letzten Zeit also ein wenig zu kurz gekommen sind, nimmt mein Roman zusehends Gestalt an, und ich bin guter Dinge, dass das auch schön so bleiben wird!

Meine Schwester hat mich nach Lektüre der ersten achtzig Seiten mitgeteilt, sie habe Jensen im Kopf, wenn sie sich meinen männlichen Hauptcharakter vorstellt – was ich relativ merkwürdig finde, da ich nicht eine Sekunde lang an Jensen gedacht habe, während ich ihn geschrieben habe, aber ich nehme an, es liegt an der Lederjacke.
 

Die Entscheidung zwischen Frettchen und Chinchilla ist übrigens zugunsten des Letzteren ausgefallen, so dass mein geliebter Chris jetzt ein Chinchilla namens Chad hat – und da man ja bekanntlich nie die Macht der Alliteration unterschätzen soll, finde ich das auch gar famos und bin sehr glücklich damit.
 

Noch was?
 

Ach ja! Ich freue mich, DemonOfFear wieder in unserer Mitte begrüßen zu dürfen, die nach einem halben Jahr Lesepause dazu angesetzt hat, die über sechzig Kapitel nachzuholen, die ihr entgangen sind!

Willkommen zurück!
 

Das war es soweit von meiner Seite und jetzt wünsche ich euch viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel!
 

LG
 

moko-chan
 


 

Sam klappte sein Handy zu, die hohe Stirn in beeindruckende Falten gelegt, und Dean, der in nichts als schwarzen Shorts im Bett herum lümmelte und die letzten zehn Minuten lang so getan hatte, als würde es ihn nicht nahezu brennend interessieren, warum Chad angerufen hatte, runzelte die seine ganz automatisch. „Was wollte er?“

„Er hätte gern, dass wir zu ihm nach Chicago kommen, um zu überprüfen, ob sein Chef wirklich besessen oder einfach nur einem schleichenden Wahnsinn verfallen ist“, antwortete Sam betont gelassen und zog sich sein dunkelblaues T-Shirt über den Kopf, um es ordentlich zu falten und zu seinen Jeans über den Stuhl neben dem Bett zu hängen.

Dean stöhnte leise. „Was hast du ihm gesagt?“

Sam zog eine Augenbraue in die Höhe. „Dass wir es uns ansehen natürlich.“

Das veranlasste Dean dazu, sich in Franks Gästebett kerzengrade aufzusetzen und Sam aus weit aufgerissenen Augen fassungslos anzustarren. „Bist du bekloppt? Wir haben hier einen Job, Sam!“

Sam grinste schief. „Dann möchtest du Chad vielleicht erklären, warum seine vage Vermutung, in Kürze von seinem Chef mit dem Nudelholz erschlagen zu werden, uns nicht interessiert?“

Dean stöhnte ein weiteres Mal. „Ich würde Chad mit ’nem Nudelholz erschlagen, wenn er mir die nötige Provokation liefert! Der bildet sich das doch nur ein! Wir können nicht ausgerechnet jetzt hier verschwinden, da du beginnst, Fortschritte zu machen!“

Sam schüttelte leicht den Kopf. „Wir sind seit über einer Woche hier, und ich glaube nicht, dass Frank noch Überraschungen für uns auf Lager hat. Chad ist ein Freund, Dean. Wir können ihn nicht hängen lassen.“

Diese Aussage veranlasste Dean dazu, statt Chads seinen Kopf hängen zu lassen und sich geschlagen zu geben. „Gut. Du hast Recht. Bin sehr gespannt, was Frank dazu sagen wird …“

Mit diesen Worten legte er sich zurück ins Bett, streckte alle Viere von sich und schloss mit der Resolution eines Mannes die Augen, der ganz genau wusste, dass jede weitere Diskussion zwecklos war. Sam beäugte ihn mit liebevollem Verständnis, bevor er sich zu ihm legte und die Nachttischlampe ausknipste.

Er zog Dean trotz der tropischen Atmosphäre in seine Arme, und Dean protestierte nicht, bettete seinen Kopf auf Sams Schulter und stieß leise Verwünschungen gegen Chad aus, bevor Sam seinem Gegrummel auf höchst angenehme Weise ein Ende machte.

Frank war nicht amüsiert, als Sam ihm am nächsten Morgen die Eröffnung machte, dass sie das erhitzte Arizona zu Gunsten des windigen Chicagos verlassen würden, verstand jedoch, dass die Herren Winchester einen Freund in der Not nicht im Stich lassen konnten, und trichterte Sam während eines dekadenten Frühstücks, an dem sich einzig und allein Dean erfreute, noch einmal sämtliche Schritte des Meditations-Ritus ein, die Sam inzwischen sowieso auswendig herbeten konnte.

Dean hörte mit halbem Ohr zu, während er sich vollstopfte, obwohl er wusste, dass er quasi nichts tun konnte, um Sam bei dieser Sache zu unterstützen. Und einfach nur für ihn da zu sein, zählte in Deans Augen nicht wirklich als Hilfe – schließlich war er immer für Sam da.

Irgendwo zwischen seinem dritten und dem fünften Brötchen blickte Dean jedoch von seinem Teller auf und warf Sam einen kurzen, spekulierenden Blick zu, sah jedoch sofort wieder in eine andere Richtung.

„Was?“, fragte Sam ihn sofort, und Dean biss sich auf die Unterlippe.

„Nichts“, gab er entschlossen zurück, und Sam legte die Stirn in ungläubige Dackelfalten, drang jedoch nicht weiter in ihn.

„Ich würde auf dem Weg nach Chicago gern in Topeka Halt machen“, sagte er stattdessen betont gleichgültig, „wenn wir sowieso schon in der Gegend sind.“

Woraufhin Deans Kopf in die Höhe ruckte und er seiner besseren Hälfte einen misstrauischen Blick zuwarf.

„Und Missouri will ich auch besuchen“, fügte Sam jedoch harmlos hinzu, als sei er sich Deans stechenden Blickes überhaupt nicht bewusst. „Und natürlich Leia – auf dem Rückweg. Ihr Onkel James ist momentan zu Besuch, und sie möchte, dass wir ihn kennenlernen.“

„Natürlich“, wiederholte Dean ein wenig atemlos. „Das versteht sich schließlich von selbst.“

„Du siehst also“, sagte Sam, als habe er Dean überhaupt nicht gehört, „dass es keineswegs selbstsüchtig von dir ist, wenn du deinen Teil der Familie besuchen möchtest.“

Dean blinzelte ihn überfordert an, und Sam klimperte unschuldig mit den Wimpern. „Das wolltest du mich doch vorhin fragen?“

„Eure Konversation ist äußerst unterhaltsam“, stellte Frank nebensächlich fest. „Es tut mir fast leid, dass sie mir nicht länger erhalten bleibt.“

Dean hob eine skeptische Augenbraue und schmollte, während Sam den wahren Wert dieser Aussage erkannte und mit dem Gefühl fertig zu werden versuchte, dass er Frank und vor allem Jeremiah nicht ganz korrekt behandelt hatte.

Jeremiah hatte sich zwar nicht mehr blicken lassen, seitdem sein Versuch der friedlichen Kontaktaufnahme gescheitert war, aber Franks gelegentliche Bemerkungen zu diesem Thema legten nur allzu offen dar, dass der Dämon noch immer nicht über die Angelegenheit hinweg war.

Andererseits, sagte Sam sich ernst, war dies bestimmt nicht das letzte Mal, dass er mit dem Mann – beziehungsweise dem Dämon – an einem Tisch saß, denn wenn Sam eins inzwischen gelernt hatte, dann war es, dass sein Lebensweg die Tendenz hatte, sich mit dem zwielichtiger Gestalten mehr als nur einmal zu kreuzen.
 

„Hast du Zuhause Bescheid gesagt, dass wir vorbei kommen?“

Sam blickte nicht einmal von seinem Buch auf, während er die Frage stellte, und Dean verriss beinahe das Steuer des Impalas.

Sicher, sie hatten soeben das Ortsschild passiert, das stolz verkündete, dass sie sich jetzt in Topeka befanden, aber mit einer derartigen Frage hatte er trotzdem nicht gerechnet.

„Ich … ähm … ja“, antwortete er schließlich unsicher, und Sam blickte doch noch von seinem Buch auf und sah ihn irritiert von der Seite an. „Was hast du?“

Dean war sich ziemlich sicher, dass Sam es ihm auch diesmal nicht abnehmen würde, wenn er ihn mit einem eloquenten „Nichts“ abzuwehren versuchte, und presste dementsprechend die Lippen zusammen, entschlossen, nicht ein einziges Wort zu diesem Thema zu äußern.

Ihre Beziehung mochte sich ja ganz enorm weiter entwickelt haben in den letzten Monaten, aber er war nicht bereit, auf die Punkte auf der Männlichkeitsskala zu verzichten, die es ihn kosten würde, wenn er Sam seine augenblicklichen Gefühle zu vermitteln versuchte.

„Oh“, machte Sam dann aber völlig ohne sein Zutun auf dem Nebensitz, und der sanft dahin gehauchte Laut der Überraschung ließ Dean beinahe zusammenzucken. Er warf Sam einen vorsichtigen Seitenblick zu, und Sams Miene spiegelte so sehr wider, was in ihm selbst vor sich ging, dass Dean sich ganz automatisch entspannte und Sams Knie tätschelte. „Ich weiß, Sammy. Ich weiß.“

Sam räusperte sich. „Ich … das … ja. Wie auch immer. Was haben sie gesagt?“

„Dass sie sich freuen natürlich“, gab Dean betont gelassen zurück. „Jane plant, dich erst dann wieder weg zu lassen, wenn sie dich zu ihrer Befriedigung gefüttert und bemuttert hat. Ich verstehe nicht, was die Frauen immer mit dir und deinen Essgewohnheiten haben – du siehst nun wirklich nicht sonderlich verhungert aus.“

Sam blickte unwillkürlich an seinem Adoniskörper hinab, lächelte dann jedoch. „Neben dir sieht jeder wie ein schwacher Esser aus, Dean.“

Dean schaffte es tatsächlich, angesichts dieser Anklage eine Aura überlegener Selbstsicherheit anzunehmen. „Das ist nur zu wahr.“

Sam musste sich stark zurückhalten, nicht zu kichern – sowas wirkte sich immer ganz verheerend auf seinen Punktestand auf der Männlichkeitsskala aus.

Die Fahrt bis zum Anwesen der Lawlesses war kurz, sobald die Stadtgrenze erstmal passiert war, und Dean ertappte sich dabei, wie er in leiser Vorfreude den Takt zu Journeys „Anyway You Want It“ am Steuer des Impalas mitklopfte – und drehte es lauter.

Hannah stand bereits unter der großen Weide links neben der Auffahrt, als Dean das Auto neben dem Kantstein auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte – eine ungeduldige Gestalt, die unaufhörlich von den Hacken auf die Zehenspitzen und wieder zurück wippte – und sie rannte an den Wagen heran, noch bevor Dean den Motor ausgestellt hatte.

Sam hatte einen Kloß im Hals, als er beobachtete, wie Dean aus dem Impala sprang und das Mädchen in die Arme schloss. Er folgte seinem Lebensgefährten etwas gemessener aus dem Auto, wartete geduldig ab, bis Dean und Hannah ihre Begrüßung beendet hatten, und forderte dann seine eigene Umarmung ein.

Während Dean vor Hannah auf ein Knie gesunken war, hob Sam sie in die Höhe, um sie an sich zu drücken, und er bestand darauf, sie auf seinen Schultern ins Haus zu tragen, anstatt sie wieder hinunter zu lassen. Dean merkte gutmütig an, dass sie von Glück reden konnten, dass Hannah keine Höhenangst hatte.

Hannah grinste begeistert, verkündete, dass Sam besser sei als jedes Pony – eine Aussage, die Dean einen Lachanfall bescherte, an dem er beinahe erstickte, und als Jane und William zu seiner Begrüßung vor die Tür kamen, lachte er noch immer so sehr, dass er ihnen nichtmal erklären konnte, wieso eigentlich.

„Schön, euch bei so guter Laune zu sehen“, bemerkte William mit einem freundlichen Grinsen und schüttelte Sam die Hand, während seine Frau damit beschäftigt war, Dean ebenso herzhaft zu drücken wie zuvor ihre Tochter.

„Pass bloß auf, dass du nicht runter fällst, Hannah“, war die einzige Bemerkung Janes zum augenblicklichen Höhenflug ihrer Tochter, aber Sam musste das Mädchen ohnehin absetzen, bevor er ins Haus ging, da er es mit ihr auf den Schultern unmöglich durch die Tür geschafft hätte.

„Ihr seid also zu Chad unterwegs, ja?“, fragte Jane beiläufig, während sie Sam und Dean ins Wohnzimmer geleitete, wo bereits ein gedeckter Kaffee-Tisch auf sie wartete. „Freiwillig?“

Dean ließ sich mit einem behaglichen Seufzen auf eines der großen roten Sofas sinken und vergalt ihr schelmisches Grinsen mit einer ausdrucksvollen Grimasse. „Nicht ganz freiwillig, nein. Er glaubt, sein Chef sei besessen. Wenn du mich fragst, hätten wir ihn nie in diese ganze Sache einweihen dürfen – er ist exakt der verkorkste Typ Mensch, der jetzt in jedem Schatten das Übernatürliche lauern sieht.“

„Ich finde das gemein von dir“, bemerkte Hannah, während sie seinen Schoß erklomm. „Immerhin hat er dabei geholfen, dich und Sam zu retten! Außerdem ist Chad nicht verkorkst – ich finde ihn lustig!“

Dean räusperte sich leise, bevor er sich bei seiner Cousine und Patentochter für seinen Fauxpas entschuldigte, und sie verkündete mit unvergleichlicher Anmut, dass sie ihm selbstverständlich verzieh.

„Es ist natürlich sehr schade, dass ihr nur für eine Nacht hier bleibt, aber mit Chad in solch kritischer Lage ist es nur nachvollziehbar, dass ihr nicht länger bleiben könnt“, murmelte William halb ernst, halb im Scherz, und Sam nickte.

„Man kann nicht anders, als seine Beobachtungen in Zweifel zu ziehen, aber ich möchte mich lieber an Ort und Stelle davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist … immerhin gehört er irgendwie zur Familie.“

„Ja“, sagte Hannah, und ihre Miene wurde verdrießlich, „irgendwie schon. Aber Sean weigert sich, Danny einen Heiratsantrag zu machen, weil er das … abgeschmackt und überflüssig findet. Er ist wirklich kein bisschen romantisch. Total doof! So wird Danny nie richtig zur Familie gehören – und Chad auch nicht.“

Dean schmunzelte in sich hinein. „Lass mich die Worte eines sehr weisen Mannes an dich weiterleiten, Hannah: Familie endet nicht mit Blut – und schon gar nicht mit Hochzeiten. Wie weit sind eigentlich Matt und Isabel mit den Vorbereitungen? Haben sie schon Einladungen verschickt?“

Jane lachte amüsiert auf. „Nein, noch nicht. Aber diese Angelegenheit dürfte ein Ereignis für sich werden. Ich nehme nicht an, dass ihr mittelalterlich anmutende Kostüme besitzt?“

Dean glotzte sie fassungslos an: „Was?“

„Isabel“, sagte Jane im Tonfall eines Menschen mit einer Vision, „wünscht sich eine Mittelalter-Hochzeit. Und Matt ist der letzte Mensch auf Erden, der seiner Liebsten verweigert, was sie sich wirklich wünscht.“

Dean fluchte leise, dann hellte sich sein Gesicht allerdings beträchtlich auf. „Wir können Sam als Prinz verkleiden!“

Hannah klatschte begeistert in die Hände. „Au ja! Und dich als … ähm … … … Knappen?“

Sie wandte sich fragend zu Sam um. „Heißt das so?“

Sam, der mit dem bösen Verdacht zu kämpfen hatte, dass Dean erst dann zufrieden sein würde, wenn er ihn zum Zwecke der Prinzifizierung in Strumpfhosen und Bluse mit Rüschenverziehung gesteckt hatte, nickte knapp, aber Hannah hatte sich ohnehin bereits wieder Dean zugedreht und ein Ausdruck akuter Verzückung breitete sich auf ihren kindlichen Zügen aus.

„Wir müssen dir ein Schwert besorgen! Und einen Schild! Und dann mach ich Sam ein Wappen, das wir überall draufmalen … ein Einhorn, oder sowas!“

„Drache“, widersprach Dean kurz, aber von unterdrücktem Kichern geschüttelt. „Wenn überhaupt, dann muss es ein Drache sein.“

Hannah war so großzügig, seinen Einwand zur Kenntnis zu nehmen.

Unter Wölfen

Hallöchen und guten Tag wünsche ich!
 

Heute, an diesem wundervollen Samstag, habe ich mal wieder Besuch, daher nur ein kurzer präkapitelärer Kommentar.
 

Habe mich schwer zurückgehalten, den Besuch bei der Familie allzu weit auszudehnen, damit diejenigen, die mit den Lawlesses nicht warm werden können, nicht allzu lange zu leiden haben. In der Tat habe ich mich mit der Reise nach Chicago derartig beeilt, dass ich total vergessen habe, die Familie auf Deans Brille reagieren zu lassen. Vielleicht beim nächsten mal.
 

Wünsche euch wie immer viel Vergnügen mit dem neuen Kapitel und sende euch sommerliche Grüße aus dem schönen Kühsen!
 

moko-chan
 


 

„Dean?“ Hannahs kindlicher Stimme haftete ein ernsthafter Unterton an. „Was ist jetzt eigentlich mit Chad und Leia?“

Dean, der eben im Badezimmer damit beschäftigt war, sich die Zähne zu putzen, verschluckte sich beinahe an seiner Zahnpasta.

„Bwie bwütte?“, fragte er undeutlich, und Hannah zog ungeduldig die Augenbrauen zusammen. „Chad und Leia! Was ist mit den Beiden?“

Dean spuckte ins Waschbecken. „Was soll denn mit den Beiden sein?“

Hannah blinzelte ihn groß an. „Na … die … die haben sich lieb!“

„Ja“, erwiderte Dean vernünftig, „aber Chad wohnt in Chicago und Leia … nicht. Genau genommen wohnen die Zwei sogar ziemlich weit auseinander.“

Hannah blies empört die Wangen auf. „Ja na und? Bei wahrer Liebe spielt die Entfernung keine Rolle!“

Sam, der diesen Moment nutzte, um das Bad des Gästezimmers zu betreten, warf ihr einen leicht belustigten Blick zu. „Wahre Liebe? Um wen geht’s?“

„Chad und Leia!“, teilte Hannah ihm mit, sichtlich erfreut, in ihm so einen teilnahmsvollen Gesprächspartner gefunden zu haben. „Weißt du vielleicht, ob’s da was Neues gibt?“

Sam hüstelte ungehalten. „Gott, ich hoffe nicht.“

Hannah starrte ihn empört an. „Was soll das denn heißen?“

Sam, ansonsten eher nicht der Typ für brutal ehrliche Antworten, zog leicht die Nase kraus und blähte die Nüstern. „Chad ist nicht unbedingt der Typ Mann, den ich mir als Partner für meine Schwester wünschen würde.“

Hannah blinzelte verstärkt und blickte scheinbar verständnislos zu ihm auf, und Sam begann eben zu überlegen, wie er einem Mädchen ihres Alters Chads absolute Beziehungsunfähigkeit begreiflich machen sollte, als sie mit anklagendem Zeigefinger auf Dean deutete. „Und was ist mit ihm?“

Dean blinzelte verdutzt im Angesicht seiner erzürnten Cousine, und Sam lief leicht rosa an.

„Ich weiß, worauf du hinaus willst, Hannah, aber das ist wirklich nicht zu vergleichen …“

Hannah schüttelte stur den Kopf. „Aber Chad hat Leia gern! Ich weiß nicht, wo da der Unterschied sein soll!“

„Irgendwie hat sie Recht, weißt du“, wandte Dean sich höchst verräterisch an Sam, und der zog eine anklagende Schnute. „Trotzdem wüsste ich nichts davon, dass Leia plötzlich in unsterblicher Liebe zu ihm entbrannt ist. Sie erwähnt ihn nichtmal, wenn wir telefonieren.“

„Das“, sagte Dean mit furchtbar wichtigem Gesichtsausdruck, „ist doch schon mal höchst verdächtig!“

Hannah nickte zustimmend. „Finde ich auch. Bringst du mich jetzt ins Bett, Dean?“

Dean nickte, wurde seine Zahnbürste los und fasste seine Cousine an der Hand, um sie aus dem Badezimmer zu führen.

Als er eine Viertelstunde später zurück ins Gästezimmer kam, hatte Sam sich schon allein ins Bett gebracht und blätterte in dem Ringbuch, das er für ihre Jäger-Kollegen angefangen hatte. Er blickte von seiner Lektüre auf, als Dean die Tür leise aber nachdrücklich hinter sich schloss, und der unentschlossene Ausdruck in seinen Augen erheiterte Dean ein kleines Bisschen.

„Wenn sie ihn wirklich mag“, sagte er leise, „dann gibt es sowieso nicht das Geringste, das du tun könntest – immerhin hat sie Johns Gene in sich. Sie ist somit sturer als ein Maulesel.“

„Das ist nicht, was mir augenblicklich Sorgen macht. Wenn Chads Chef wirklich besessen ist … denkst du, ich hätte ihm raten sollen, sich Zuhause zu verschanzen? Wenn ihm was passiert, dann -“

„Sam“, unterbrach Dean ihn vorsichtig, „es ist Chad. Und er hat uns angerufen. Wenn er schon den Verdacht hat, dass sein Arbeitgeber besessen ist, dann wäre es doch reichlich dämlich von ihm, wenn er keine Vorsichtsmaßnahmen ergreift, oder?“

Sam seufzte schwer. „Das kann ich nur hoffen …“

Dean nickte, schaltete das Deckenlicht aus, dessen Schalter sich neben der Tür befand, und gesellte sich zu Sam ins Bett.

„Wir brechen morgen früh auf, machen einen Zwischenstopp bei Missouri und fahren dann so schnell wie möglich weiter. Deinem zukünftigen Schwager wird schon nichts zustoßen, bis wir in Chicago ankommen …“

„Dein Wort in Gottes Ohr“, was das Einzige, das Sam darauf erwiderte.
 

„Nun, ich denke, damit hätte ich rechnen sollen.“

Missouri hielt Sams so viel größere Hand zwischen ihren eigenen und blickte mit einem halb amüsierten, halb zynischen Lächeln zu Sam auf.

„Ich hoffe, ihr nehmt meine Glückwünsche entgegen, auch wenn sie ein wenig verspätet kommen …“

Dean, der schräg hinter seinem Liebsten stand, war hin und her gerissen zwischen purem Stolz und dem Bedürfnis, sich hinter dem nächsten Busch zu verstecken.

Sie standen noch in der Tür zu Missouris Haus, und obwohl er es hätte besser wissen sollen, hatte Dean nicht damit gerechnet, dass Missouri quasi sofort seine kürzliche improvisierte Hochzeit mit Sam aufdecken und ansprechen würde.

Da sie aber alles andere als ablehnend wirkte, folgte er Sam vertrauensvoll ins Haus, ließ sich von ihrer Gastgeberin mit Kaffee und Keksen bewirten, und stellte sich todesmutig den Dingen, die da kommen mochten.

Missouri blickte jedoch derartig andauernd von einem Winchester zum anderen, dass Dean bald nicht nur nervös sondern nahezu panisch war.

„Mach dir nicht ins Höschen“, ertönte schließlich Missouris spöttische Stimme. „Ich freue mich, dass eure Beziehung so … solide ist“, erklärte sie ihm mit einem leisen Unterton von Sarkasmus, und als Sam daraufhin ein wenig rot wurde, wurde sie im Gegenzug wesentlich weicher.

„Und es freut mich, dass du jemanden gefunden hast, der dir bei deinem … Problem behilflich sein kann, Sam.“

Sam seufzte daraufhin und ließ leicht den Kopf hängen. „Bisher bin ich mir noch nicht völlig sicher, ob Franks Hilfe wirklich Erfolg hat. Ich fühle mich nicht sonderlich anders, seit ich mit der Meditation angefangen habe.“

Missouri nahm ihre Kaffeetasse in beide Hände und pustete geistesabwesend hinein. „Doch, es hilft“, sagte sie entschieden. „Es wird seine Zeit brauchen, bis du den Effekt selber spürst, aber die Methode ist definitiv erfolgreich – auch wenn sie außerdem äußerst schmerzhaft ist.“

Sam erwiderte nichts, aber das zögerliche Lächeln, das um seine Lippen spielte, war Dean genug, so dass er Missouri einen dankbaren Blick zuwarf.

„Und jetzt seid ihr auf dem Weg nach Chicago?“, erkundigte sie sich leichthin, und Sam nickte. „Der Freund meiner Schwes- ich meine … ein … ein Freund von uns braucht unsere Hilfe.“

Missouri nickte langsam. „Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ihr die Jagd so anders handhabt als euer Vater. Es ist so wichtig, zu wissen, wofür man eigentlich kämpft.“

Dean runzelte leicht die Stirn. „Das wusste er. Immer.“

Missouri seufzte kaum hörbar. „Das mag sein, aber er hat über das Kämpfen mit der Zeit vergessen zu leben – er hätte mehr Zeit mit euch Jungs verbringen sollen.“

Das war nichts, wogegen man protestieren konnte, und Dean gab sich damit zufrieden, sich einen weiteren Keks zu angeln und in den Mund zu stecken.

Sam warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und legte ihm schließlich die Hand aufs Knie, und Missouri lächelte zufrieden. „Und was war das vorhin mit deiner Schwester?“

Sam biss sich auf die Unterlippe. „Ich … ich weiß nicht, ob …“

„Nun“, unterbrach Missouri ihn geduldig, „ich war ein wenig überrascht, dass John sein Leben nicht ganz so zölibatös verbracht hat, wie man hätte annehmen können – aber das Mädchen weiß, was sie will. Das wird sie wohl von ihm haben.“

Missouri nickte sich selbst zu, und Sam blickte ein wenig miesepetrig aus der Wäsche. „Das fürchte ich auch.“

Missouri lächelte ihn sonnig an. „Chad ist ein guter Junge – mach dir keine Sorgen.“

Wenn überhaupt, dann machte Sam sich nur darüber Sorgen, dass ihm plötzlich alle erzählen wollten, was für ein toller Kerl Chad doch sei.

Dean räusperte sich vorsichtig, und Missouri warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Immerhin ist sogar er zu einer monogamen Beziehung fähig.“

„Hey!“, war die wie zu erwarten beleidigte Reaktion, und Missouri tat, als habe sie nichts gehört und schenkte sich Kaffee nach. „Scheinbar ist es Johns Nachwuchs vorherbestimmt, sich mit leicht fragwürdigen Männern von zweifelhaftem Ruf einzulassen …“

Deans grüne Augen schossen ihr unter langen schwarzen Wimpern mörderische Blicke zu, und sie seufzte. „Nicht unbedingt das Schlimmste, das einem zustoßen kann.“

Diese Aussage kam Dean derartig absonderlich vor, dass er sie verdutzt anstarrte, und Sam grinste in sich hinein. Er wusste ganz genau, warum er Missouri so mochte.

Sam und Dean strapazierten Missouris Gastfreundschaft noch etwa eine Stunde länger, ließen sich von ihr mit Proviant für die Fahrt versorgen und brachen am späten Nachmittag wieder gen Chicago auf.

Chad hatte sich nicht wieder gemeldet, seit er seine Befürchtung zum Ausdruck gebracht hatte, sein Chef könne möglicherweise besessen sein, und Sam konnte sich nicht entscheiden, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.

Sein Kontakt zu Chad war lange nicht so regelmäßig wie der zu Mike und Tom oder sogar Sean, aber gelegentlich rief Chad ihn an, um sicherzustellen, dass er und Dean noch lebten. Zu Anfang hatte Sam das etwas irritierend gefunden, aber Chads Interesse konnte nur als Zuneigung aufgefasst werden, und wenn er den Blonden auch nicht unbedingt heiß und innig liebte, so hatte er ihn doch mit der Zeit ein wenig widerwillig lieb gewonnen.

Vielleicht, überlegte Sam düster, sollte er Chad anrufen, um sicher zu stellen, dass so weit alles in Ordnung war.

Er zückte also ein wenig widerstrebend sein Handy, fand Chads Nummer am oberen Ende seines Telefonbuchs und drückte die Taste zum Beginn eines Gesprächs.

Sam wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als Chad nach dem ersten Klingeln ranging.
 

„Alter!“ Dean wedelte aufgeregt mit der Linken durch die Gegend und beschrieb in großzügiger Geste Chads eher kleine Wohnung. „Was ist das denn für ein Drecksloch?!“

Um Chad legte sich augenblicklich die Aureole grenzenloser Empörung, und Sam legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Er meint das nicht so. Er mag nur keine Großstädte und wir haben eine gute halbe Stunde gebraucht, einen Parkplatz zu finden …“

Chad schien das einzuleuchten, denn er entspannte sich quasi sofort unter Sams Griff und musterte Dean mit einem Maß an Verständnis, dass Sam ihm niemals zugetraut hätte. Hätte Dean irgendjemand Anderes’ Wohnung derartig verpönt, wäre er sicherlich nicht annähernd so glimpflich davon gekommen. Chad hatte allerdings schon mehrfach bewiesen, dass er äußerst gutmütig war, wenn es um die unangemessene Behandlung seines unnachahmlichen Selbst ging.

„Na gut“, grummelte er schließlich mit einem großzügigen Maß an Versöhnlichkeit. „Bier?“

Man konnte mit Recht sagen, dass dies die vernünftigste Art und Weise war, Dean mit seinem Aufenthalt in Chicago auszusöhnen.

Dean ließ sich auf dem durchgesessenen schokobraunen Ledersofa nieder, das den Kernpunkt in Chads Wohnzimmer ausmachte, und legte mit einem zufriedenen Seufzen seine Füße auf dem niedrigen Couchtisch ab.

Chad erschlug ihn beinahe mit einer der drei Bierflaschen, die er aus der Küche zurückbrachte.

„Nimm deine Drecksfüße von meinem Couchtisch! Was ist das denn?! Du bist hier doch nicht zuhause!“

Chad wirkte gefährlich kurz davor, Dean an den Ohren zu ziehen, und obwohl der Jäger für gewöhnlich nicht sonderlich schnell von etwas eingeschüchtert wurde, war der Anblick von einem Meter dreiundachtzig wütendem Chicagoer doch beunruhigend genug, ihn seine Füße auf den abgewetzten Teppich vor dem Sofa zu platzieren.

„Reg dich doch nicht gleich so auf, Mann – kann doch keiner mit rechnen, dass du so eine zickige Hausfrau bist.“

„Man legt seine Füße einfach nicht auf die Couchtische anderer Leute“, gab Chad würdevoll zurück und öffnete Deans Bierflasche für ihn, nachdem er mit einer groben Geste möglichen Dreck von der Oberfläche des geheiligten Möbelstücks gefegt hatte.

„Chad“, mengte Sam sich ein wenig ungeduldig in das Gespräch ein, „was ist jetzt mit deinem Chef?“

Chad seufzte.

„Ich weiß es nicht. Er benimmt sich ganz zweifellos verdächtig, aber ich hatte bisher noch nicht wieder das Gefühl, dass er mich umbringen will.“

Sam runzelte die Stirn und tauschte einen kurzen Blick mit Dean über dessen Bierflasche hinweg.

„Wie auch immer“, sagte er schließlich vernünftig. „Wir sehen uns die Sache mal an.“

Chad wirkte mit einem Mal derartig dankbar, dass Sam nur vermuten konnte, dass diesem die Angelegenheit doch näher ging, als man hätte vermuten wollen.

Ein Winseln aus einem der angrenzenden Räume lenkte ihn jedoch von dieser unerwarteten Eröffnung ab, und auch Dean hatte irritiert die Ohren gespitzt. „Was war das?“

Chad grinste ein wenig. „Mein Mitbewohner.“

Damit erhob er sich von seinem Platz aus einem nicht zum Sofa passenden Sessel und ging zu einer Tür drei Meter zu seiner Linken hinüber, um sie zu öffnen.

„Gut, komm rein, Diefenbaker – aber wehe, du benimmst dich nicht.“

Der grau-weiße Wirbelwind, der daraufhin ins Zimmer stürmte, hätte Sam und Dean vermutlich erschreckt, hätten sie sich inzwischen nicht an Chads Erzählung von seinem Hund erinnert. Irgendwo in Diefenbakers Ahnenreihe musste sich ein Husky befinden, vielleicht sogar ein Wolf, aber der große Hund war ganz eindeutig von freundlicher Natur, wenn auch nicht ganz so aufdringlich wie McClane.

„Ist die Wohnung nicht ein wenig klein für so einen Hund?“, erkundigte Sam sich irritiert bei Chad, während er mit der Rechten über den Rücken des Hundes streichelte, und Chad zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich hab ihn vor die Wahl gestellt, bei meinem Vater zu leben, aber er will nicht.“

Dean blinzelte Chad spöttisch an. „Du hast ihn vor die Wahl gestellt? Wie soll das denn bitte vonstatten gegangen sein?“

Chad seufzte aus tiefster Seele. „Oh, du hast ja keine Ahnung …“

Zwei in Teufels Küche

Samstag!
 

Ich grüße euch, treue Leser, die ihr euch zu mir ins Sommerloch gesellt!
 

Bin euch für die lieben Kommentare zum letzten, fabulösen 200. Kapitel wie üblich mehr als dankbar und drücke euch alle ganz lieb!

Bleibt mir gewogen, genießt die Sommersonne und freut euch mit mir über das 201. Kapitel Echte Kerle.
 

Es nimmt und nimmt und nimmt kein Ende …
 

moko-chan
 


 

Einen Moment lang war es auf Chads leicht kryptische Aussage hin vollkommen still, dann zog Dean die linke Augenbraue steil in die Höhe. Er war ja nun wirklich niemand, der anderen – in diesem speziellen Fall einem Hund – ihre möglicherweise herausragende Intelligenz absprach, aber das ging ihm dann doch ein wenig zu weit.

„Das musst du mir genauer erklären“, begann er spöttisch. „Wie genau hat dein komischer Hund dir klar gemacht, dass er lieber bei dir als bei deinem Vater leben will? Konnte er plötzlich sprechen – und wenn ja – hatte es mit dem Auftauchen eines großen, leuchtenden Knochens zutun?“

Chad, der den Anfängen von Deans Rede bereits mit deutlichem Grinsen gelauscht hatte, wirkte jetzt geradezu euphorisch, und seine Augen begannen gefährlich manisch zu glitzern. „Alter – du kennst den Wauzi-Film?“

Dean nahm eine Aura ernsthafter Erhabenheit an und setzte sich in seinem Sessel ein wenig aufrechter hin. „Ich habe eine achtjährige Cousine, wenn du dich erinnerst …“

Sam, der sich wiederum nicht daran erinnern konnte, den erwähnten Film jemals in Hannahs Beisein gesehen zu haben, grinste in sich hinein und schwieg. Es lag nicht in seiner Natur, Dean zu verraten und die Kindheitserinnerung, Dean so lange gequält – genervt zu haben, bis er sich einen Zeichentrickfilm über sprechende Hunde und einen magischen Knochen mit ihm ansah, war ihm außerdem eine der liebsten. Er hätte allerdings nicht gedacht, dass Dean sich ebenfalls noch daran erinnerte.

Die Erkenntnis, dass Dean sich nach all den Jahren nicht nur erinnerte sondern scheinbar sogar einigermaßen positive Empfindungen damit verband, machte Sam ein paar Atemzüge lang lächerlich glücklich. Er schenkte Dean einen aussagekräftigen Blick.

Dean hüstelte einigermaßen unauffällig.

„Wie dem auch sei …“ Chad schien das Thema leid zu sein. Oder er hatte den Blick bemerkt und seine Beziehungsphobie war in der letzten Zeit wieder ein wenig schlimmer geworden.

„Ich hab Diefenbaker angeboten, dass er bei meinem Vater bleiben kann, aber er ist quasi sofort zu mir ins Auto gesprungen, als ich die Tür aufgemacht habe, und dass bedeutet jawohl, dass er bei mir bleiben wollte“, klärte er die Angelegenheit zur allgemeinen Befriedigung auf, und Sam und Dean tauschten einen kurzen Blick.

„Dummer Hund“, stellte Dean dann fest. Er war scheinbar doch jemand, der anderen ihre möglicherweise herausragende Intelligenz absprach.

Chad boxte ihn gutmütig in die Schulter und tätschelte Diefenbaker dann liebevoll den Kopf. „Hör ihm nicht zu, du bist nicht dumm. Du bist sogar ganz außergewöhnlich schlau!“

Der Hund grunzte zufrieden und Dean rollte mit den Augen.

„Chad“, machte Sam diesem unprofessionellen Gebaren ein Ende, „was ist nun eigentlich mit deinem Chef?“

Chad wurde prompt ernst und runzelte die Stirn, zupfte Diefenbaker jedoch sanft am linken Ohr, was dem Hund ausnahmslos gut zu gefallen schien. „Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß ja nicht, wie es aussieht, wenn jemand besessen ist, aber er hat sich definitiv extrem verändert. Und zwar von jetzt auf gleich. Eben war er noch völlig normal – leicht reizbar aber im Prinzip ein netter Kerl – und mit einem Mal wirft er alle seine Prinzipien über Bord und verlangt die abstrusesten Sachen von Einem! Ich meine, stellt euch das mal vor! Er zwingt mich“, Chad machte eine spannungsgeladene Kunstpause, „vegetarisch zu kochen.“

Sam und Dean blinzelten in perfekter Synchronität.

„Vegetarisch?“, echote Dean verwirrt, und Sam blähte irritiert die Nüstern. „Was hat das mit irgendwas zu tun?“

„Alter!“ Chad warf aufgebracht die Hände in die Luft, und Diefenbaker bellte aufgeregt. „Ich arbeite in einem Steak-Haus!“

Dean tauschte einen kurzen Blick mit Sam. „Dann ist das natürlich … unpraktisch“, schlussfolgerte er. „Aber wie kommst du darauf, dass dein Chef besessen ist?“

Chad starrte ihn an, als könnte er nicht fassen, wie Dean ihn das fragen konnte. „Hast du mir nicht zugehört?! Ich soll VEGETARISCH kochen! Ausschließlich und nur noch! Als ich ihm vorgeschlagen hab, dass wir vielleicht doch lieber beides anbieten sollen – vegetarische Küche und … naja … FLEISCH, hat er mich fast angefallen!“

Dean zog eine genervte Grimasse, und Sam schnaubte leise.

„Hast du uns deswegen“, begann Dean mit unheilschwangerem Unterton, „den ganzen Weg hierher fahren lassen?“

Chad plusterte sich auf. „Die Situation ist ernst und total dramatisch, Mann! Wenn das so weiter geht, dann sind wir in zwei Wochen pleite, und ich muss mir einen neuen Job suchen!“

Dean rieb sich die Schläfen. „Ist ja gut, reg dich nicht so auf! Wir gucken es uns an.“

Chad lächelte erfreut. „Dankeschön! Ich kann auch schon langsam kein Tofu mehr sehen …“

Dean musste sich doch schwer zusammenreißen, auf diese Äußerung hin Contenance zu wahren. Er entschloss sich, sein Bier auszutrinken, bevor er sich derartig über Chad ereiferte, dass er ihm am Ende noch richtig wehtat. Der heilsame Einfluss des Alkohols besänftigte ihn nicht nur ausreichend, nicht über Chad herzufallen, sondern sogar so sehr, dass er Diefenbaker, als der ihm mit dem wohlmeinenden Entschluss ihn besser kennen zu lernen, seinen Kopf aufs Knie legte, mit beiden Händen durch das dichte weiße Fell fuhr. Er kraulte ihn hingebungsvoll hinter den spitz zulaufenden hellgrauen Ohren, und Diefenbaker schnaufte hingerissen.

„Nanu“, merkte Chad einigermaßen überrascht an, „sonst ist er wesentlich zurückhaltender bei Fremden.“

Dean grinste stolz.

Sam beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, überlegte kurz, ob er Dean am Ende zum nächsten Geburtstag einen Welpen schenken musste, und entschied sich bald dagegen.

Es war schon für zwei Menschen kaum zumutbar, in einem – wenn auch durchaus geräumigen – Auto die ganze Zeit durch die Gegend zu kutschieren, einem Hund konnte man sowas wohl kaum aufbürden.

Dean würde wohl weiterhin mit McClane – und neuerdings Diefenbaker Vorlieb nehmen müssen.
 

„Hm“, machte Dean, und Sam konnte sich nicht entscheiden, ob seine bessere Hälfte nun lediglich überrascht oder vielleicht sogar ein kleines Bisschen beeindruckt klang.

Das Lokal, zu dem Chad sie geleitet hatte, gehörte eindeutig zur gehobenen Preisklasse: Es war großzügig geschnitten und relativ spärlich möbliert, die Deckenbeleuchtung von der krönend-leuchtenden Art, und das Tischzeug derartig piekfein, dass Dean eine gewisse Scheu empfand, es überhaupt anzufassen.

„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hatte eine eher unsaubere Spelunke erwartet“, vertraute er Sam im Flüsterton an, und dieser nickte ihm zustimmend zu. Wenn Chad in solch einem Lokal arbeitete, warum zum Teufel sah dann seine Wohnung aus, als sei er unter die Räuber gefallen? Mit seinem Gehalt musste er sich doch bei weitem feudalere Wohnsitze leisten können.

„Vielleicht gibt er sein Geld lieber anders aus“, beendete Sam seinen Gedankengang laut, und Dean nahm mit sichtlichem Zögern die Speisekarte von einem Kellner entgegen, der eindeutig unentschlossen schien, ob er sich jetzt darüber freuen, dass sie die einzigen Gäste im ansonsten menschenleeren Lokal waren, oder doch eher dünkelhaft auf sie hinab sehen sollte.

Chad mochte sie angewiesen haben, sich anständig anzuziehen, aber selbst ihre ausgehfähigsten Jeans in Kombination mit relativ knitterfreien Hemden konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eher nicht für dieses Etablissement gemacht waren.

Nach einem kurzen Blick auf die Karte stellte Dean fest, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte.

Er zückte seine Lesebrille, runzelte höchst profund die Stirn, und seine linke Augenbraue wanderte immer höher, je weiter er sich in der Karte nach hinten durchlas. Als der Kellner an ihren Tisch zurückkam, war Dean derartig verzweifelt, dass er sich ein Wasser und einen Sommersalat bestellte. Sam orderte das Gleiche, wenn auch nicht mit einem vergleichbaren Gefühl von Abscheu, und der Kellner ging wieder seiner Wege.

Dean nahm die Brille wieder ab und blickte sich aufmerksam um, während er gemeinsam mit Sam auf ihr Essen wartete, konnte jedoch vorerst nichts entdecken, was Anlass zur Besorgnis gegeben hätte.

Die Speisekarte mochte einige Wünsche (besonders Deans) offen lassen, aber ansonsten war das Lokal nahezu perfekt – wenn man etwas für die feinere Lebensart übrig hatte.

Es war hell und freundlich, die Vorhänge passten zu den Tischdecken, passten zu den Servietten, passten zu den Vasen auf den Tischen, und die Blumen in Letzteren waren echt, frisch und dufteten angenehm nach großer weiter Welt.

Dean nieste anklagend.

„Ich fürchte, wir werden in die Küche vordringen müssen“, stellte Sam mit einem leisen Seufzer fest, und Dean erhob sich prompt und verlieh sich einen Ausdruck empörter Rechtschaffenheit. Sam fragte sich unwillkürlich, woher er sowas konnte.

Er folgte Dean, der ohne zu zögern und mit bemerkenswert zielsicherem Instinkt die Küche ansteuerte, und Sam musste sich nicht sonderlich bemühen, sich eine Aura hilflosen Schuldbewusstseins zu verleihen, weil er seinen Begleiter nicht aufhalten konnte. Es gab Dinge, die er schon aus reiner Gewohnheit beherrschte.

Dean stratzte also in die Küche, blickte sich kurz aber drohend um, und verlangte dann in vibrierend ominösem Tonfall den höchstrangigen Verantwortlichen zu sprechen. Im Hintergrund bekam Chad beinahe einen Lachkrampf und versteckte sich hastig hinter seinen Töpfen.

Heran kam ein kleines Männchen mit Knollnase und unruhigen Knopfaugen, die herausfordernd zu Dean hoch starrten. „Was kann ich für Sie tun?“, war die professionelle wenn auch leicht ahnungsvolle Frage, und Dean straffte die Schultern unter dem ungebügelten Hemd.

„Fleisch!“, erklärte er streng. „Fleisch können Sie für mich tun! Ich bin extra aus Arizona hierher gekommen“, Sam registrierte beeindruckt diesen wuchtigen Ausflug in die Randbezirke der Wahrheit, „da mir versichert wurde, dass man nirgendwo so ausgezeichnete Steaks bekommt wie in diesem Lokal, und dann stehen auf Ihrer dusseligen Karte nichts als Grünzeug und als Nahrungsmittel getarntes Tofu! Ich verlange eine Erklärung!“

„Eine Erklärung?!“ Das kleine Männchen plusterte sich zu seiner vollen Größe auf, und erweckte kurz den Eindruck, es volle vor Zorn wortwörtlich platzen. „Sie verlangen tatsächlich eine Erklärung von mir, warum ich der barbarischen Sitte, das Fleisch unschuldiger Lebewesen zu konsumieren in meinem Lokal ein Ende gemacht habe?!“

Dean, der sich nach dieser hochtrabenden Rede relativ sicher war, dass keineswegs dämonische Einflüsse auf Chads Chef wirkten, seufzte theatralisch. „Ich hatte befürchtet, dass Sie mir mit so einem Unsinn kommen würden. Komm, Sammy – wir müssen wohl wirklich diesen komischen Salat essen.“

Damit fasste er Sam am Oberarm und zog ihn mit sich wieder aus der Küche, um eine komplett verwirrte Belegschaft zurück zu lassen. Sam konnte nichts anderes tun, als erneut entschuldigende Blicke in die Umgebung zu werfen. Chad hatte sich inzwischen einigermaßen gefangen und zwinkerte ihm unauffällig zu, ehe die Tür hinter ihm zufiel.

Dean kehrte mit Sam an ihren Tisch zurück, ließ sich mit einem schweren Seufzer auf seinen Stuhl fallen und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er Sam einen fragenden Blick zuwarf. „Was meinst du?“

Sam, der sich etwas eleganter und vor allen Dingen langsamer niedergelassen hatte, schnaufte kaum hörbar. „Was immer hier vor sich geht, hat mit Dämonen nichts zu tun.“

Dean nickte zustimmend. „Wenn das so wäre, würden sie hier lebendige Ferkel über offenem Feuer grillen. Ich hab jedenfalls noch nie von einem Dämon gehört, der sich dem Tierschutz verschrieben hat.“

Diese Aussage veranlasste Sam dazu, eine leicht gequälte Grimasse zu ziehen. Er lehnte sich vor, verschränkte die Hände unter dem Kinn und starrte konzentriert ins Nirgendwo. „Aber irgendwas stimmt hier nicht, Dean – der Mann ist nicht völlig er selbst.“

Dean seufzte ein weiteres Mal. „Ich hatte befürchtet, dass du sowas sagen würdest.“

Sam blinzelte ihm amüsiert zu und richtete sich hastig auf, als der Kellner mit ihrem Wasser und zwei großen Tellern voller Salat heran kam, um ihm Platz zu machen.

Dean wartete weder, bis der Kellner aus seiner Hörweite entschwunden war, noch gab er sich die geringste Mühe seine Lautstärke zu dämpfen, als er verkündete: „Das ist grün, Sammy – ich kann das nicht essen.“

„Du isst saure Apfelringe, die sind extrem grün“, erinnerte Sam ihn ohne die geringste Spur von Mitleid, „und ein paar Vitamine können dir kaum schaden.“

„Aber mein Körper ist nicht dran gewöhnt!“, gab Dean mit einem Hauch von Verzweiflung zurück. „Ich glaube nicht, dass ich das essen sollte.“

Sam schenkte diesem kindischen Gebaren keine Aufmerksamkeit, begann zu essen und vertraute auf die Macht des Futterneides, die Dean schon dazu bringen würde, seine Antipathie dem Salat gegenüber zu überwinden.

Im Endeffekt war Dean früher mit seinem Salat fertig als Sam.

„Also“, begann Dean, während das letzte Salatblatt in seinem Mund verschwand, „was schlägst du vor?“

Sam vernichtete genüsslich eine Kirsch-Tomate, kaute gründlich und antwortete erst, nachdem er hinunter geschluckt hatte. „Wir sollten den Mann nach Feierabend beobachten und sehen, ob sein Verhalten irgendwelche Schlüsse zulässt.“

Dean nickte zustimmend. „Guter Plan. Nachtisch?“

Der Bär

Ave, meine Brüder und Schwestern!

Ich grüße euch!
 

Zunächst mal: Für all diejenigen von euch, die offensichtlich zu jung sind, um den Mountie noch zu kennen – Diefenbaker ist keineswegs ein merkwürdiger Name für einen Hund! Diefenbaker ist ein ganz hervorragender Name für einen Hund! Diefenbaker hieß der immens intelligente Wolf des Mounties in Chicago, der zwar taub war, aber Lippenlesen konnte und alles in allem der viel coolere Vorgänger von Kommissar Rex war. So. Jetzt wisst ihr das auch.
 

Weiterhin grüße ich Ciura, die nach Wochen des besessenen Lesens zu uns aufgeschlossen hat und mir zum letzten Kapitel einen ganz fabelhaften Monsterkommi hinterließ.

Vielen, vielen Dank dafür, ich habe mich – wie über jeden Kommi – sehr gefreut, ein bisschen getanzt und dann ausdauernd vor mich hingegrinst.

Willkommen auf meinem Traumschiff, kann ich da nur sagen! Du bekommst deine eigene Liege am Pool, und wenn ich Dean davon überzeugen kann, kurz damit aufzuhören, Sam mit Sonnencreme einzureiben, dann bringt er dir auch gleich einen Cocktail!
 

Freunde, hab ich euch eigentlich schon von meiner neuesten … ähm … Besessenheit vorgeschwärmt? Ich kann mich nicht erinnern.

Also: Ich habe – ich gebe zu, es ist schon Wochen, wenn nicht Monate her – den neuen Star Trek Film gesehen. Und was soll ich sagen, ich bin wohl schon immer ein Trekkie/Trekki (wie auch immer man das schreiben mag) gewesen, aber DIESER FILM hat das noch mal ganz neu auf die Spitze getrieben. Karl Urban mochte ich schon seit Herr der Ringe ausnehmend gern – hab für ihn sogar Ghost Ship geguckt, und kann mir nach wie vor nicht erklären, wie ich ihn bei Xena derartig übersehen konnte, immerhin hat er da mindestens drei verschiedene Rollen gespielt – und als Doktor McCoy hat er mein Herz endgültig gewonnen. (Ich hab sogar Pathfinder geguckt und durchaus genossen.)

Ich kann den Film – Star Trek, jetze – nur weiter empfehlen, ob man jetzt vorher schon was mit Star Trek am Hut hatte oder nicht, es lohnt sich definitiv!
 

… Und jetzt geh ich noch ein bisschen Karl Heinz anschmachten …
 

LG
 

moko-chan
 


 

„Und du bist wirklich ganz sicher, dass du ihn hier reingehen sehen hast?“

Dean blickte sich misstrauisch um, ließ seinen stechenden Blick etwas länger auf Chad verweilen, als unbedingt notwenig war, und Chad schulte seinen Ausdruck zu dem völliger Unschuld. „Ich bin vollkommen sicher, dass ich ihn hier hab reingehen sehen.“

„Der Nächste, der Gehen auf Sehen reimt, kriegt einen Schlag auf den Hinterkopf“, drohte Sam ohne auch nur einen Funken Überzeugung in der dunklen Stimme. „Chad, nimm deinen Hund an die Leine, bevor sie uns rauswerfen.“

Diefenbaker, der sich bisher absolut makellos betragen hatte, schnaufte vorwurfsvoll, als Chad vor ihm in die Hocke ging, um Sams Vorschlag in die Tat umzusetzen, und Chad kraulte den Hund entschuldigend hinter den Ohren. „Tut mir leid, Alter, aber die Vorschriften …“

„Hör endlich auf mit deinem Hund zu reden“, forderte Dean, am Ende seiner Geduld. „Da wird man ja bekloppt!“

Chad blickte aus seiner Hocke zu ihm hoch, und Dean sah ihn zum ersten Mal, seit er ihn kannte, ernstlich verstimmt. „Ich rede mit meinem Hund, wenn es mir passt, vielen Dank.“

Dean blinzelte überrascht. „Liebe Güte, da ist aber jemand empfindlich …“

Chad richtete sich wieder auf, klopfte Diefenbaker noch einmal kurz den Rücken und marschierte weiter. „Wo wollen wir als nächstes hin?“

„Zu den Affen“, entschied Dean nach einigem Überlegen, und Chad war so überaus freundlich, keine Bemerkung über seine Wahl zu machen.

Sie wandten sich also an der nächsten Kreuzung auf dem Zoo-Gelände nach links, folgten diesem Weg, bis sie beim Pavian-Berg ankamen, und Dean Chad ein weiteres Mal fragen konnte, ob er auch wirklich ganz sicher sei, dass sein Chef sich ausgerechnet diesen sonnigen Sommertag ausgesucht hatte, um in den Zoo zu gehen.

„Ja doch“, erwiderte Chad mit bewunderungswürdiger Geduld. „Ich hab ihn nach der Arbeit heimlich verfolgt, wie ihr mir gesagt habt, dass ich es tun soll, und er ist hier rein gegangen! Ich bin mir vollkommen sicher!“

Dean seufzte leise. „Und wo ist er dann bitte?“

Chad konnte nur mit den Schultern zucken und blickte sich gründlich um. „Der Mann ist klein. Und unerhört schnell, wenn es drauf ankommt. So einer kann sich gut verstecken.“

Sam verbat es sich, mit den Augen zu rollen. „Vielleicht sollten wir uns trennen.“

„Nein“, sagte Chad sofort, „das sollten wir nicht. Sowas endet immer böse – guckt ihr denn keine Horrorfilme?“

Dean beehrte ihn mit dem Anblick einer extrem steil hochgezogenen Augenbraue. „Du weißt, was wir beruflich machen, richtig? Was bringt dich auf die Idee, dass wir uns auch noch in unserer Freizeit mit dem Thema auseinander setzen wollen?“

Sam schnaubte empört. „Lüg den Mann nicht an, Dean. Du guckst Horrorfilme. Leidenschaftlich gern sogar.“

Dean knurrte ihn prompt an. „Verräter.“

„Wie dem auch sei“, schloss Chad das Thema ungeduldig ab. „Wir trennen uns auf gar keinen Fall. Das wäre ja noch schöner! Typen wie ich werden immer zuerst gefressen!“

Dean musterte ihn irritiert. „Typen wie du?“

„Die großen Gutaussehenden mit den etwas freieren Moralvorstellungen“, klärte Chad ihn großzügig auf, und Deans linker Mundwinkel wanderte ein Stück weit nach oben. „Glaub mir, du bist vollkommen sicher.“

Chad boxte ihn gutmütig vor die Brust. Diefenbaker gähnte gelangweilt.

„Ich will die Eisbären sehen“, verkündete Chad mit einem Mal ohne auch nur einen Hauch von Scham. „Vielleicht ist er ja da.“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, war Deans hilfreicher Betrag zu dem Thema, und Chad zog ihm eine mürrische Schnute. Dean taten die Füße weh und er hatte Hunger und sowieso war dieser Zoobesuch total blöd. Und wo waren eigentlich die Löwen?

„Eisbären also“, sagte Sam diplomatisch. „Kann man unterwegs was zu Trinken kaufen? Ich hab Durst.“

Und wenn Sam kulinarische Bedürfnisse hatte, dann war wirklich etwas nicht in Ordnung.

„Bestimmt“, war Chads gutgelaunte Antwort, und Dean grunzte zufrieden, denn wo es etwas zu Trinken gab, gab es auch etwas zu Essen, und das war so ziemlich der einzige Anreiz, den er zum Weitergehen benötigte.

Er ignorierte so gut wie möglich die anderen Zoobesucher – hauptsächlich erwürdige Eltern und graumelierte Großeltern mit kreischenden Kleinkindern – die den drei jungen Herren, die beschlossen hatten, gemeinsam in den Zoo zu gehen, ab und an skeptische Blicke zuwarfen, ansonsten hauptsächlich laut waren und ihm ganz gewaltig auf den Sack gingen. Er war eindeutig kein Mensch für Massenveranstaltungen. Und was zum Teufel stimmte nicht mit den Weibern, die für einen Zoobesuch hochhackige Schuhe anzogen? Schick und sexy schön und gut – aber irgendwo musste man die Grenze ziehen.

Und er brauchte dringend was zu Essen, wenn er jetzt sogar schon damit anfing, sich Gedanken über Frauenschuhmode zu machen.

Dean beschleunigte seinen Schritt, um zu Sam aufzuholen und so nah wie nur möglich neben ihm zu gehen, während Chad ihnen voraus flanierte und zum Scheitern verurteilte Versuche startete, mit allem was weiblich und unter dreißig war, zu flirten. Dann klingelte Chads Handy, er zog es aus der Hosentasche, und ein Ausdruck puren Entzückens schlich sich in seine Augen, bevor er das Gespräch annahm. Sam und Dean tauschten einen irritierten Blick.

„Hallo!“, tirilierte Chad in sein Mobiltelefon, „was gibt’s?“

Seine Stirn runzelte sich augenblicklich und er ließ die Schultern sinken. „Wer hat dir das gesagt?“

Die Erklärung, die ihm abgegeben wurde, schien lang und gewunden zu sein, und an ihrem Ende seufzte Chad theatralisch. „In dieser Familie kann man auch nichts geheim halten. Ich habe dir nichts erzählt, um dich nicht zu beunruhigen.“

Chad hielt das Telefon ein wenig von seinem Ohr weg, da diese Aussage seinen Gesprächspartner verstimmt zu haben schien.

„Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst“, sagte er dann, „ich hab doch Sam und Dean angerufen!“

Sam und Dean tauschten einen weiteren irritierten Blick.

„Ich … das … nein! Hallo? Ich bin schon groß und du musst ganz bestimmt nicht über meinen Kopf hinweg mit – ach, verdammt, ja, ich geb ihn dir.“

Damit streckte er Sam sein Handy entgegen. „Leia will mit dir reden.“

Sam glotzte ihn an. „Was?“

„Deine Schwester“, wiederholte Chad geduldig, „wünscht ein Gespräch mit dir.“

Sam riss ihm beinahe den Arm ab in seinem Bestreben, das Telefon an sich zu bringen.

„Leia?“, grollte er dann atemlos in die Leitung, „was zum Teufel hat das zu bedeuten?“

„Genau, was ich dich auch fragen wollte“, gab Leia gereizt zurück. „In was für einen Schlamassel hat dieser Schwachmat sich jetzt schon wieder gebracht?“

Sam runzelte die Stirn. „Du machst dir Sorgen um Chad?“

„Quasi ununterbrochen“, schoss Leia trocken zurück. „Hauptsächlich aber um den Einfluss, den er auf die geistige Gesundheit Unschuldiger haben könnte. Was ist los bei euch?“

Sam versuchte, sich zu konzentrieren. „Wir sind uns noch nicht sicher. Sein Chef -“

„Der kleine Dicke mit der Knollnase?“

„Genau der.“ Sam griff sich an die Stirn und massierte sich die Schläfen. „Irgendwas scheint nicht mit ihm zu stimmen – besessen im klassischen Sinne ist er allerdings nicht. Augenblicklich sind wir im Zoo“, Sam gab seiner Schwester an dieser Stelle die Möglichkeit, eine Bemerkung anzubringen, sie wollte aber augenscheinlich nichts bemerken, also konnte er ungestört fortfahren, „um zu sehen, ob sich hier etwas rausfinden lässt. In Kürze werden wir die Eisbären zu Gesicht bekommen, falls Chad uns nicht total in die Irre führt.“

Leia gluckste leise. „Dann muss ich mir wohl nicht allzu große Sorgen machen.“

Sam stimmte ihr mit leicht sarkastischem Unterton zu. „Darf ich jetzt fragen, woher du Chads Nummer hast?“, erkundigte er sich abschließend, und seine Schwester schnaubte leise. „Von Chad?“

„Ok, ich formuliere die Frage um“, sagte Sam betont geduldig. „Warum hast du Chads Nummer?“

Leia begann zu lachen, und Sam wusste nicht, ob er sich entspannen oder nur noch mehr verkrampfen sollte. „Du bist ein sehr gewissenhafter großer Bruder, Sam, damit hätte ich eigentlich rechnen müssen … Ich habe Chads Nummer, weil ich beschlossen habe, die Freundschaft zu ihm zu pflegen, bis sie zu blühen beginnt und Früchte trägt.“

„Oh Gott, bitte nicht!“, japste Sam entsetzt, und Chad, der ihn die ganze Zeit über mit steigender Neugier beobachtet hatte, piekte ihm mit äußerst spitzem Zeigefinger nachdrücklich in die Brust. „Was hat sie gesagt?“

Sam schlug seine Hand beiseite.

„Ach, Sam, stell dich nicht so an, ich will ihn ja nicht heiraten“, verkündete Leia heiter. „Ich find ihn lustig!“

„Lustig“, wiederholte Sam tonlos. „Lustig?“

„Lustig“, stimmte Leia nachdrücklich zu. „Du solltest ab und an mit ihm telefonieren, Sam – beim letzten Mal hab ich Tränen gelacht.“

Das wurde ja immer schlimmer.

„Du telefonierst häufiger mit ihm?“

„Mindestens einmal pro Woche, um sicher zu stellen, dass er noch lebt“, antwortet Leia fröhlich, und Sam schloss gepeinigt die Augen. „Aber wieso?“

„Na … weil ich ihn mag.“

Das klang so simpel und aufrichtig, dass Sam nicht das Geringste dagegen einwenden konnte. Er mochte Chad schließlich auch. Unfreiwillig zwar, aber mochte ihn, und wenn seine Schwester unbedingt mit ihm fraternisieren musste, dann konnte er ihr schlecht einen Vorwurf daraus machen.

„Na gut“, sagte er also schwach, und Leia kicherte. „Du musst das wirklich nicht so schwer nehmen, Sam. Ich bin ein großes Mädchen – ich kann allein auf mich aufpassen. Und wenn nicht – Mom hat nach wie vor die Winchester in der Speisekammer.“

Das, so merkwürdig es auch sein mochte, beruhigte Sam tatsächlich in gewissem Maße. Er verabschiedete sich von Leia und gab Chad sein Handy zurück, der sein Gespräch mit ihr nun frei von jeglichen Vorwürfen von ihrer Seite fortsetzen konnte.

Sam setzte Dean flüsternd über seine neuesten Erleuchtungen in Kenntnis, während Chad Leia einen genauen Bericht der Ereignisse in seinem Dasein gab, die sich präsentiert, seit sie das letzte Mal telefoniert hatten.

Es war wirklich außergewöhnlich bezaubernd, wenn Sam genauer darüber nachdachte, aber gerade das verbot er sich höchst nachdrücklich. Leia war seine Schwester. Niemand war gut genug für seine Schwester. Sie konnte noch so oft behaupten, dass sie Chad nur im wohlwollenden Licht einer Freundschaft betrachtete – Sam war zwar lange nicht zynisch genug, die Möglichkeit von Freundschaften zwischen Männern und Frauen generell auszuschließen – aber er hatte genug von dieser merkwürdigen Beziehung mitbekommen, um begriffen zu haben, dass Chad und Leia doch ein kleinwenig mehr verband als einfach nur Freundschaft. Selbst wenn die Hauptpersonen das noch nicht so recht begriffen hatten.

„Hey, da ist er!“, riss Dean ihn aus diesen philosophischen Betrachtungen, und Sam folgte seinem fixierten Blick – sie hatten inzwischen das Eisbärengehege erreicht – und entdeckte Chads emotional so unausgeglichenen Chef in der Menge, keine fünf Meter von ihnen entfernt.

Sam war unwillkürlich versucht, sich hinter dem nächsten Mülleimer zu verstecken, aber das würde vermutlich nicht nur die ungewollte Aufmerksamkeit sämtlicher Umstehen auf ihn lenken, der Mülleimer war außerdem nicht einmal ansatzweise groß genug, um Sam Deckung zu geben.

Statt also seinem ersten Impuls zu folgen, bewahrte Sam Contenance und beobachtete Mr. Bree, der augenblicklich tief im Gespräch mit einem Mann war, der wiederum allem Anschein nach für den Zoo arbeitete, und dessen Hauptaufgabe das wirklich fulminante Eisbärengehege war.

Außerdem, so stellte Sam fest, war der gute Tierpfleger Inuid, selbst aus der Entfernung von etwas über fünf Metern eine recht imposante Erscheinung – und er hatte Augen, so dunkel, dass sie beinahe schon schwarz aussahen; Augen, die viel gesehen hatten, viel durchschauten, und noch viel mehr verbargen.

Sam hatte unwillkürlich ein ungutes Gefühl, sein Arm streckte sich ganz automatisch nach Dean aus und legte sich um dessen Handgelenk, und Dean, in einem seiner Momente von unglaublich schneller Auffassungsgabe, nickte knapp, packte sich Chad und schob ihn von Dannen.

„Was’n los?“, war Chad verwirrter Beitrag, während er sich ohne Gegenwehr schieben ließ, und Diefenbaker wedelte aufgeregt.

„Du hattest Recht“, sagte Sam in vertraulichem Flüsterton, halb über Chads Schulter gebeugt, „mit deinem Chef stimmt etwas nicht.“

Chad wirkte gleichzeitig triumphierend und resigniert, als er das hörte, verbiss sich weitere Fragen, die er jetzt nur zu gern gestellt hätte, und verließ gemeinsam mit Sam und Dean das Zoogelände.

„Wir kommen wieder, wenn der Laden hier geschlossen hat“, erklärte Dean ihm mit ernsthaft gerunzelter Stirn, und blickte dann fragend zu Sam auf. „Machen wir doch, oder?“

Sam nickte grimmig. „Ich könnte schwören, dass es der Eisbärenpfleger ist – auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, was genau eigentlich vor sich geht.“

„Er hatte ein Totem um den Hals“, sagte Chad, um auch etwas zu dem Gespräch beitragen zu können, und Sam und Dean wendeten ihm gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit zu – und das äußerst verblüfft. „Was?“

„Ich glaube“, sagte Chad, ganz erfüllt von seiner unerwarteten Signifikanz, „es war ein Bär.“

Im Zoo

Freunde der Nacht, ich bin zurück!
 

Ich verneige mich einmal in alle Himmelsrichtungen und entschuldige mich dafür, so ewig lange nichts von mir hören lassen zu haben.

Mein Roman hat sämtliche Energien in Anspruch genommen, die ich zum Schreiben übrig habe, aber da ich inzwischen über 360 Seiten dieses Meisterwerks vollendet habe und mich der Vollendung meines „Erstlingswerkes“ nähere, dachte ich, ich melde mich auch hiermit mal wieder zu Wort.

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig aus dem Trott bin, was Sam und Dean angeht. Dementsprechend ist dieses Kapitel auch nicht sonderlich überragend – ich muss mich erst langsam wieder in die Echten Kerle rein finden – aber ich dachte, ich lass es trotzdem mal auf die Menschheit los. Am Ende denkt ihr noch, ich sei zwischendurch gestorben …

So, was gibt’s sonst noch?

Ich hatte zwischendurch Geburtstag und bin furchtbar alt geworden – hab aber auch viele tolle Geschenke bekommen. QUANTUM LEAP.

Davon hab ich euch, wenn ich mich recht erinnere, sogar schon mal erzählt. In Quantum Leap geht es um Sam (Beckett), der nach einem leicht verunglückten Experiment durch die Zeit (und in fremde Körper) springt, um in Ordnung zu bringen, was damals schief gelaufen ist. Dabei unterstützt wird er von seinem Freund/Kollegen Al, gespielt von Dean Stockwell. Ich liiiebe diese Serie. Ich liiiebe Scott Bakula – der spielt Sam. Und was soll ich euch sagen … er hat ne hohe Stirn und ne beeindruckende Nase, und Dean ist ein Weiberheld und fährt gern schnelle Autos. Zufall? Ich denke nicht.

Außerdem erwähnenswert: NCIS Los Angeles. Kurzzusammenfassung der ersten Folge: Sam und sein Begleiter fahren in’nem Impala zu Bobby, der da viele Autos rumstehen hat … und dann retten sie so Leute.
 

ICH SEHE DIE ZEICHEN.
 

Und jetzt lest!
 

moko-chan
 


 

„Ein Bären-Totem“, sagte Sam, und seine Stimme klang sowohl nachdenklich als auch einigermaßen erleichtert. Er wandte sich zu Chad um, der ihn mit weit aufgerissenen blauen Augen beobachtet hatte. „Chad, wo ist hier die nächste Bibliothek?“

Chad zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Sehe ich aus wie jemand, der sowas weiß?“

Sam seufzte. Dean rollte mit den Augen. „Wir könnten Bobby anrufen“, schlug er hilfreich vor.

„Wir könnten auch rausfinden, wo hier die nächste Bibliothek ist, und selber recherchieren“, gab Sam ruhig zurück. „Ich bin sicher, Bobby hat Besseres zu tun, als für uns die Totem-Praktiken der Inuid zu recherchieren.“

Damit wandte er sich ab, um einen Passanten nach der nächstgelegenen Bibliothek zu fragen. Zu seinem Glück traf er nach drei Fehlschlägen mit eher unfreundlichen Zeitgenossen auf einen Kanadier, der offenbar schon seit Längerem in Chicago residierte.

Es war ein sehr freundlicher, sehr hilfsbereiter Kanadier, der ihm nicht nur den Weg äußerst detailliert beschrieb, sondern außerdem sofort Freundschaft mit Diefenbaker schloss und ihm zum Abschied einen Hundekeks schenkte, den er scheinbar exakt für diese Gelegenheit in der Jackentasche mit sich herum getragen hatte.

Sam bedankte sich ernsthaft und ausdauernd bei ihm, und Dean und Chad standen daneben und warteten ungeduldig darauf, dass es endlich losging.

Der Kanadier zog aber schließlich seiner Wege, und die Truppe konnte ebenfalls aufbrechen.

Es kostete sie etwa eine Viertelstunde, die Bibliothek zu erreichen und noch mal eine Viertelstunde, die Wächter dieser erhabenen Einrichtung zu überzeugen, Diefenbaker die Schwelle übertreten zu lassen.

„Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht Zuhause lassen konntest“, knurrte Dean, während sie die Abteilung anstrebten, die ihnen empfohlen worden war, und Chad warf ihm einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu.

„Weil es ihm gut tut, auch mal raus zu kommen, außerdem konnte ich ja nicht ahnen, dass wir hier landen würden!“

Sam, der froh war, dass die beiden Nervensägen sich miteinander beschäftigten, blickte sich aufmerksam um.

Die Abteilung für Religionen aus aller Welt war nicht unbedingt groß. Sie war außerdem schlecht sortiert und widersprüchlich ausgeschildert.

„Wenn ihr kurz damit aufhören könntet, euch gegenseitig anzunölen, kämen wir hier bestimmt schneller voran“, erklärte Sam schließlich ein wenig ungeduldig, und Dean machte ein schuldbewusstes Gesicht und begann nun seinerseits, nach einem hilfreichen Buch zu forschen.

Schlussendlich war es jedoch Chad, der fündig wurde. Dean musste an dieser Stelle missmutig zugeben, dass ihr nervtötender Anhang doch nicht ganz so nutzlos war, wie er angenommen hatte. Chad schlug also mit rechtschaffenem Geltungsbewusstsein das Buch auf, das er entdeckt hatte und las vor: „Die Eskimo praktizierten (und praktizieren teilweise noch) eine Form von Animismus.“ Er runzelte die Stirn. „Animismus?“

„Der Glaube an die Beseeltheit der Natur und unbeseelter Gegenstände“, erklärte Sam großzügig. „Von lateinisch anima – Atem oder Seele.“

Chad nickte beeindruckt und fuhr fort. „Ihre Geister sind weder gut noch böse, können jedoch in das Leben der Menschen eingreifen. Zur Beeinflussung des Schicksals dienen Zauberformeln, Amulette und Talismane, die vor allem Schamanen verwenden.“

Er blickte fragend zu Sam und Dean auf. „Das passt doch wie Arsch auf Eimer.“

Dean nickte. „Das tut es wirklich.“

Sam runzelte die Stirn. „Gut. Nehmen wir mal an, der Tierpfleger im Zoo ist tatsächlich ein Schamane der Inuid. Was hat er bitte davon, Chads Chef einem magischen Humbug zu unterziehen, der ihn dazu bringt, in seinem Restaurant nur noch vegetarische Kost anzubieten?“

Dean zuckte mit den Schultern. „Menschen gehen selten nach streng logischen Grundsätzen vor. Erinnerst du dich an den Geist von dem militanten Tierschützer, der von’nem schlechtgelaunten Bären abgemurkst wurde, und sein Leben nach dem Tod damit verbracht hat, Jägern den Garaus zu machen? Das war auch nicht unbedingt logisch. Vielleicht will der Schamane einfach nur seine vegetarischen Grundsätze auf seine Umwelt ausbreiten – und fängt bei Chads Chef damit an.“

Sam sah alles Andere als überzeugt aus, konnte jedoch mit keiner einleuchtenderen Theorie aufwarten. Chad blickte ihn aus großen blauen Augen erwartungsvoll an. „Und jetzt?“

„Jetzt statten wir dem Herrn Tierpfleger einen Besuch ab“, verkündete Sam entschlossen. „Ich will nur hoffen, dass er uns nicht seine Eisbären an den Hals hetzt.“
 

Das Zoogelände lag im Halblicht eines abnehmenden Mondes. Während die umliegenden Straßen nach wie vor von Straßenlaternen und Werbeleinwänden erleuchtet wurden, war die hier herrschende Lichtsituation nahezu Balsam für Deans Städte scheuende Augen. Von den Geräuschen konnte man das allerdings nicht gerade behaupten. Wo so viele Tiere auf engstem Raum miteinander gefangen gehalten wurden, konnte nie völlige Stille eintreten, und das beständige Schnaufen, Quieken und Brüllen versetzte Dean in merkwürdige Unruhe. Er schlich leicht vorn übergebeugt hinter Sam und Chad her, der diesmal so vernünftig gewesen war, seinen Hund Zuhause zu lassen.

Nach kurzem aber entschlossenem Zwiegespräch mit Sam war beschlossen worden, Chad lieber keine Waffe anzuvertrauen. Chad mochte dabei geholfen haben, Sam aus den Klauen gemeingefährlicher Vampire zu befreien – aber falls sich herausstellen sollte, dass der verdächtige Tierpfleger völlig unschuldig an dem merkwürdigen Popanz war, den Mr. Bree aufführte, dann war es wohl besser, Chad keine Möglichkeit geben, ihn versehentlich über den Haufen zu schießen.

Chad war selbstverständlich ein wenig beleidigt, dass man ihm solch ein dusseliges Verhalten überhaupt erst zutraute, hatte jedoch nicht den geringsten Einspruch erhoben, nachdem Sam dieses gewichtige Argument vorgebracht hatte. Zur Not hatte er ja immer noch sein Taschenmesser.

Er schlich also auf möglichst leisen Sohlen – er war noch nie sonderlich gut im Anschleichen gewesen – hinter Sam her und versuchte sich einzureden, dass ein nächtlicher Einbruch in den Chicagoer Zoo gar nicht so schlimm sei. Falls sie erwischt wurden, konnte er der Polizei bestimmt einreden, dass es sich lediglich um einen Dumme-Jungen-Streich handelte. Zur Not würde er einfach behaupten, er hätte sich verlaufen. Die Nummer hatte bisher noch jedes Mal funktioniert – wenn Chad auch nicht so ganz begriff, wieso eigentlich. Er musste unglaublich gut darin sein, so richtig schön dämlich aus der Wäsche zu gucken.

Kaum hatte er diesen Gedanken zu ende gedacht, stolperte Chad über seine eigenen Füße und rannte in Sam hinein. Eine kräftige Hand in seinem Nacken bewahrte ihn davor, sich lang hinzulegen, und Dean ranzte ihn gereizt an, sich gefälligst nicht so ungeschickt anzustellen. Nachdem Sam sein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, sekundierte er Dean in dieser Forderung, und Chad nickte eingeschüchtert. Im Gegensatz zu ihm waren Sam und Dean bis an die Zähne mit Messern und Schusswaffen bewaffnet, und Chad traute es diesen Beiden durchaus zu, sich seiner entledigen zu können, ohne auch nur die geringsten Spuren zu hinterlassen.

Er wisperte eine Entschuldigung, und Dean schob ihn ungeduldig vorwärts. Das Eisbären-Gehege war noch nicht in Sicht. Chad glaubte, Dean inzwischen gut genug zu kennen, und nahm an, dass die grauenvolle Unruhe, die der Jäger verbreitete, in dem Moment verschwinden würde, in dem der gefährliche Abschnitt des Abends begann. Erst dann würde Dean sich wirklich konzentrieren und seinem Instinkt die Leitung über seine Handlungen anvertrauen können. Das hoffte Chad zumindest. Er hatte nie auch nur einen Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass Sam und Dean nach all den Jahren bei der Ausübung ihrer Berufung noch nervös werden könnten. Irgendwie machte ihm diese Entdeckung Sam und Dean tatsächlich sympathischer.
 

„Oh Kacke.“ Chad verharrte wie angefroren an Ort und Stelle, als dieser höchst ungezogene Ausdruck an seine Ohren drang. Sein scharfer Blick erspähte quasi sofort, was Sam zu seiner ungehobelten Äußerung verführt hatte: Etwa fünf Meter von ihnen entfernt stand der Mann, wegen dem sie hier waren. Und er war nicht allein. Rechts und links von ihm standen die Hauptattraktionen des Eisbärengeheges – Benny und Björn, die dreijährigen Eisbären-Zwillinge, zwei Brocken von etwas über fünfhundert Kilogramm. Außerhalb ihres Geheges. Chad schluckte trocken.

Sie mochten sich vergleichsweise leisetreterisch angeschlichen haben, aber sowohl ihr Zielsubjekt als auch seine Begleittiere blickten in ihre Richtung hinüber, und Chad brach der kalte Schweiß aus.

Blutrünstige Vampire waren ihm tatsächlich lieber als diese fellbedeckten Tötungsmaschinen. Da konnte Lars, der kleine Eisbär, so putzig tun, wie er wollte.

Dann richtete sich einer der Eisbären auf die Hinterbeine auf – ob Benny oder Björn konnte Chad nicht mit Sicherheit sagen – und brüllte. Chad fühlte sich komischer Weise kein bisschen sicherer, als Sam und Dean gleichzeitig ihre Schusswaffen zückten und sie auf den Bären richteten.

„Und was, wenn ich fragen darf, soll das werden?“ Der Eisbärenpfleger schob sich vor sein Protege, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Sam und Dean mit finsteren Blicken. Chad wurde geflissentlich ignoriert.

Dean runzelte verwirrt die Stirn. Der Mann klang ehrlich – wenn auch leicht aggressiv – verwundert. Aufrichtige Entrüstung konnten nur die wenigsten Menschen glaubhaft genug vortäuschen – den Eindruck hatte zumindest Dean über die Jahre gewonnen.

„Sollten das nicht eher wir fragen?“ gab Sam im nächsten Augenblick zurück. „Immerhin sind Sie derjenige, der mitten in der Nacht mit zwei freilaufenden Eisbären das Zoogelände unsicher macht.“

Einer der Eisbären nahm diese Aussage zum Anlass, unfreundlich zu grollen. Der Tierpfleger tätschelte ihm beruhigend den Kopf. „Lass nur, Benny. Wir dürfen nicht zu viel auf einmal erwarten.“

Dean blinzelte. Dank Chad war er inzwischen einigermaßen daran gewöhnt, dass es Leute gab, die mit Tieren sprachen und tatsächlich davon ausgingen, dass die Viecher verstanden, was zu ihnen gesagt wurde, aber das hier war etwas anderes.

Dean ließ seine Waffe ein paar Millimeter sinken. „Sind Sie ein Schamane der Inuid oder nicht?“ platzte es aus ihm heraus. Sam warf ihm einen vorwurfsvollen Seitenblick zu, aber der Tierpfleger lachte nur. Seine schwarzen Augen, die im Licht des Tages so bedrohlich gewirkt hatten, erschienen mit einem Mal erstaunlich freundlich.

„Ich wusste nicht, dass meine religiösen Überzeugungen strafbar sind“, bemerkte er, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Dean ließ seine Waffe endgültig sinken.

„Sein Chef hier“, sagte er einigermaßen freundlich und deutete mit einem Kopfnicken auf Chad, „benimmt sich in den letzten Wochen ausgesprochen merkwürdig. Sie haben nicht zufällig etwas damit zu tun?“

Durchdringende schwarze Augen richteten sich auf Chad, und dieser schrumpfte prompt ein paar Zentimeter zusammen. „Es geht um Mr. Bree?“

Chad nickte eingeschüchtert. Einer der Eisbären setzte sich auf seinen plüschigen Hintern und kratzte sich hingebungsvoll. Sam fühlte sich unwillkürlich an die peinliche Episode mit den wandelnden Plüschtieren erinnert.

„Mhm“, machte der zwielichtige Tierpfleger und fuhr sich mit der Hand durchs dicke schwarze Haar. Sam seufzte. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“

„Gemacht? Gemacht in dem Sinne, auf den ihr vermutlich anspielt, habe ich gar nichts.“ Er klang völlig überzeugend, und Sam warf Chad einen bösen Blick zu. Chad war jedoch viel zu fasziniert, dass sich hier Jäger und Schamane samt Eisbären gegenüberstehen konnten, um dieses zivilisierte Gespräch zu führen, um den Blick, den Sam ihm zuwarf, auch nur zu bemerken.

„Nun, irgendwas müssen Sie gemacht haben – sonst hätte er sich nicht so plötzlich so sehr verändert“, brachte er vorsichtig vor und wurde endlich mit der Aufmerksamkeit ihres Gegenspielers belohnt.

„Alles, was ich getan habe“, brachte dieser jetzt mit ruhiger Stimme vor, „ist ihn darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass Tiere, genau wie Menschen auch, eine Seele besitzen. Es war nie meine Absicht, ihm oder seinem Umfeld Probleme zu bereiten.“ Der Schamane seufzte leise. „Die Entscheidung, auf fleischliche Kost zu verzichten, hat er ganz allein getroffen. Ich persönlich halte nicht viel davon, dass er seine neue Lebensweise seinen Mitmenschen aufzuzwingen versucht. Aber das ist häufig der Fall, wenn Menschen sich so plötzlich zu etwas bekennen: Sie werden ein wenig fanatisch und vergessen darüber die Toleranz für ihre Mitmenschen.“

Chad blinzelte ihn an. „Wollen Sie mir einreden, all der Unsinn, den er im Lokal veranstaltet, entspringt seinem eigenen Willen?“

Der Schamane nickte. „Er war heute hier, um mir von seinen Plänen für die Zukunft zu berichten – besonders, was das Lokal angeht – und ich fürchte, er wird sich bald ruinieren.“

Chad warf die Hände in die Luft. „Und das lassen Sie so einfach zu?! Da muss man doch was machen!“

Die Eisbären fanden es offenbar nicht ganz so gut, dass ihr menschlicher Freund von Chad derartig angepflaumt wurde – sie grollten aufgeregt und machten Anstalten, den Stänkerer anzufallen. Sam und Dean rissen ihre Revolver wieder in die Höhe.

„Jungs!“ Der Stimme des Schamanen wohnte plötzlich eine derartige Dringlichkeit und Macht inne, dass nicht nur die Bären auf der Stelle an seine Seite zurückkehrten – selbst Sam und Dean ließen ihre Waffen wieder sinken. Chad bekam eine Gänsehaut. Er war eindeutig nicht gemacht für solche Situationen.

Bärenbrüder

Ahoi!
 

Es freut mich ganz ungemein, festzustellen, noch immer ein paar treue Leser zu haben, die selbst nach all der Zeit (und all den Kapiteln) noch frohgemut weiter lesen, was ich ihnen vorsetze.

Nachdem von mehreren Seiten zum letzten Kapitel die Feststellung kam, es erinnere doch sehr an Bärenbrüder, habe ich mir diesmal die Freiheit genommen, und das aktuelle Kapitel gleich ganz danach benannt. Denn an Bärenbrüder habe ich zweifellos gedacht, als ich Benny und Björn samt ihres Totem tragenden Tierpflegers auf die Menschheit losgelassen habe!

Außerdem auf die Menschheit losgelassen habe ich eine Star Trek FanFic, die sich mit dem komplizierten bis anrührenden Verhältnis zwischen Doktor Leonard Horatio McCoy und Captain James Tiberius Kirk befasst. Interessierte mögen meine FanFic-Liste aufsuchen! (Und keine Sorge, das wird noch mehr. Hab noch ein bisschen was in der Hinterhand.)

Was noch? Ach so! Ich bin ja schon länger im Live Journal unterwegs, und habe mir dort jetzt aus reinem Spaß an der Freude eine EK-Seite erstellt. Kommt doch mal vorbei und guckt sie euch an, wenn euch danach ist! Der Link befindet sich in meinem Steckbrief … und im LJ angekommen, müsst ihr dann einfach nur oben rechts in der Leiste nach den Echten Kerls suchen!
 

Liebste Grüße
 

moko-chan
 


 

„Ich denke, es ist vernünftiger, wenn ihr jetzt geht“, sagte der Schamane mit fester Stimme. Eine weise Feststellung. Der Herr hatte sicher seine Gründe, seinen Feierabend lieber mit zwei Eisbären als in seiner Wohnung zu verbringen. Aber Chad fand, dass es an der Zeit sei, dass seinen persönlichen Problemen etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Wenn das mit seinem Chef so weiter ging, dann war er nämlich bald arbeitslos.

„Wir gehen, sobald Sie mir eine Antwort gegeben haben“, verkündete er entschieden.

Sam und Dean, die derartige Bevormundung offenbar nicht sonderlich lustig fanden, warfen ihm fuchsige Blicke zu, die Chad geübt ignorierte. „Ich meine … Da Sie ja augenscheinlich so einen gewaltigen Einfluss auf ihn haben, können Sie den doch nutzen, um meinen Chef wieder zu Verstand zu bringen!“

Der Schamane verschränkte die Arme vor der Brust, und an seinem linken Handgelenk wurde ein Tattoo sichtbar, als sein Ärmel ein wenig in die Höhe rutschte. „Ich habe nur so viel Einfluss auf ihn, wie er mir zugesteht. Und ich habe bereits versucht, ihn davon zu überzeugen, vielleicht doch wieder zumindest ein wenig Fleisch auf die Speisekarte zu setzen. Ich mochte die Steaks nämlich sehr gern, die ihr aufgetischt habt.“

Chad blinzelte. „Sie waren schon mal bei uns im Lokal?“

Der Schamane grinste gutmütig. „Du hast ja keine Ahnung, wie manierlich ich in einem Anzug aussehen kann. Ich war schon sehr oft bei euch im Lokal.“

Dean schob sich an dieser Stelle seine Kanone hinten in den Bund seiner Jeans. „Darf ich einen der Eisbären streicheln?“

Sam warf ihm einen fassungslosen Blick zu. Dean zuckte leicht mit den Schultern. „Was? Mir ist langweilig.“

Sam rollte mit den Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Typisch.“ Womit Sam nicht gerechnet hatte, war der Eisbär, der seine sekundenlange Unaufmerksamkeit nutzte, um so nah an ihn heranzutapsen, dass er ihm ins Gesicht atmen konnte. Das war nun in mehrfacher Hinsicht keine sonderlich angenehme Erfahrung. Allzu durchdringender Fischgeruch und ein halber Herzinfarkt ließen Sam hektisch vor dem großen Raubtier zurückweichen. Dean, der diese Annäherung jedoch als das deutete, was sie sein sollte, grinste verzückt und streckte todesmutig eine Hand nach dem Bären aus. Der Bär grunzte zufrieden und drückte seine dunkle Schnauze gegen Deans warme Finger.

Chad ging spontan ein Licht darüber auf, dass er hier mit zwei totalen Volldeppen unterwegs war. Und denen hatte er sein Leben anvertraut! Er beobachtete fassungslos, wie Dean mit der Miene eines Fünfjährigen am Weihnachtsabend einem Bären den Kopf kraulte, der ihm ohne größere Umstände sämtliche Gliedmaße vom Körper trennen könnte, und versuchte, sich zu sammeln.

Ein flüchtiger Blick auf den Schamanen eröffnete ihm, dass dieser über Deans leichtsinniges Verhalten einigermaßen erheitert war. Wenigstens einer, der sich hier gut unterhalten fühlte.

„Heißt das, Sie helfen mir nicht?“ erkundigte Chad sich einigermaßen unglücklich bei dem grinsenden Mann, und der wurde prompt ernst und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Ich wüsste wirklich nicht, wie ich das anstellen soll. Ich könnte natürlich die Geister um Hilfe bitten … Aber ich denke nicht, dass sie in diesem Fall sonderlich hilfreich wären – oder dass du wirklich willst, dass ich deinem Chef magische Flausen in den Kopf setze.“

Chad ließ die Ohren hängen. „Nein. Natürlich nicht.“

Sam klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Du wirst dir wohl einen neuen Job suchen müssen.“

„Björn ist vor kurzem Vater geworden“, verkündete der Tierpfleger ohne jeglichen Zusammenhang. „Wollt ihr die Jungen sehen?“

Wenn das die einzige Aufheiterung war, die der Mann ihm bieten konnte, dann würde Chad sich das sicherlich nicht entgehen lassen. „Ja, wollen wir.“
 

Dean hatte in seinem Leben schon so Einiges gesehen. Sam mit einem Eisbärenbaby auf dem Arm gehörte nicht dazu. „Ich brauch ein Photo davon!“ verkündete Dean entschlossen. „Das glaubt mir doch hinterher kein Mensch!“

Sam lächelte ihm zu, streichelte dem Bärenjungen vorsichtig über den Kopf, und Dean erblindete beinahe vor Entzücken. Er trat an Sam heran, legte einen Arm um ihn und hob den anderen, um ebenfalls den winzigen Bären in Sams Armen zu streicheln. Sams große, kräftige Hände hielten das junge Tier mit sanfter Vorsicht, und Dean musste mehrfach schlucken, bevor er den hartnäckigen Kloß in seinem Hals losgeworden war. Im Prinzip kostete ihn das Gefühl der Rührung, mit dem er gerade zu kämpfen hatte, mindestens fünfundzwanzig Punkte auf der Männlichkeitsskala. Dann gab das Bärenjunge ein nachdrückliches Bäuerchen von sich, der gefährliche Moment war vorbei, und Dean lachte leise.

Chad stand zwei Meter links von ihnen und war mit seinem eigenen Bären beschäftigt. Nach einer Weile gesellte er sich zu ihnen, und hob das vergleichsweise zierliche Bärenmädchen, das ihm anvertraut worden war, so nahe an Sam heran, dass es ihm einen Kuss hätte geben können.

„Ich würd sie am liebsten behalten“, erklärte er ohne auch nur eine Spur von Zurückhaltung. Sam zog ein leicht angewidertes Gesicht, als eine äußerst raue Bärenzunge über seine linke Wange glitt. „Nicht ganz so dicht, wenn ich bitten darf.“

Chad trat brav einen Schritt zurück, grinste jedoch äußerst unverschämt. „Du solltest dich geschmeichelt fühlen – sie mag dich.“

Die Bärenmama, der von ihrem Freund und Tierpfleger versichert worden war, dass ihre Jungen bei ihren neuen Freunden bestens aufgehoben seien, grollte liebevoll. Sam zupfte das Bärenmädchen sanft am Ohr. „Ihre Küsse sollte sie sich trotzdem für jemand Besonderen aufheben.“

Chad warf ihm einen leicht angewiderten Blick zu. „Wenn man dich so hört, könnte man fast meinen, du würdest kitschige Grußkarten entwerfen. Mann, du bist Monsterjäger! Denk doch an deinen Ruf!“

„Mein Ruf ist in bester Ordnung, vielen Dank“, gab Sam trocken zurück. Er warf einen kurzen Blick auf den Tierpfleger, der jedoch schwer damit beschäftigt schien, der Bärenmama den Pelz zu kraulen. Sam neigte sich leicht zu Chad hinüber. „Im Prinzip sollten wir dich übrigens die Benzinkosten dafür übernehmen lassen, dass du uns völlig umsonst durchs halbe Land hast kutschieren lassen.“

Chad errötete leicht. „Konnte doch keiner mit rechnen, dass mein Chef einfach nur militanter Vegetarier geworden ist! Der hätte mich das eine Mal beinahe mit dem großen Tranchiermesser abgestochen!“

„Ich kann ihn verstehen“, bemerkte Dean spitz. „Du hast einen erstaunlich hohen Nervfaktor dafür, dass du kein sechzehnjähriges Mädchen bist.“

Chad plusterte empört die Wangen auf. „Ich hab geholfen, euch vor einem Rudel Vampire zu retten!“

„Ja“, gab Dean zu, „aber das wird auch nicht ewig vorhalten.“

Chad knuddelte, um sich selbst zu trösten, noch ein bisschen mit seinem Eisbären.
 

„Oh, ihr fahrt Leia besuchen? Da komm ich doch mit!“ Um Chad Lippen spielte ein entzücktes Grinsen, und Sam runzelte die Stirn. „Wie bitte?“

Sie saßen in Chads Wohnzimmer – Dean war noch im Bad und suchte seine Habseligkeiten zusammen – und Chad streichelte Diefenbaker über den Kopf, der neben seinem Sessel hockte und freundlich hechelte.

„Ich finde, es wird langsam Zeit, dass sie Diefenbaker kennen lernt“, erklärte Chad betont leichthin. Sam musterte ihn nachdenklich. „Falls du ihr wehtust“, begann er düster, und Chad hob abwehrend die Hände. „Mann! Wie oft denn noch? Deine Schwester und ich sind Freun-“

„Freunde, ich weiß“, unterbrach Sam ihn mit erzwungener Gelassenheit. „Aber falls du ihr wehtust“, an dieser Stelle durchbohrte er Chad quasi mit seinem Blick, „dann werde ich mir extra für dich etwas besonders Kreatives einfallen lassen, um dich zur Rechenschaft zu ziehen.“

Chad verengte die Augen zu Schlitzen. „Dir ist schon klar, dass das Mädel mich vermutlich kastrieren würde, wenn ich auch nur einen Schritt in die falsche Richtung tue?“

Sam grinste breit. „Möglich. Aber sonderlich kreativ ist das trotzdem nicht.“

Diese Feststellung entlockte Chad ein etwas gequältes Seufzen. „Ganz toll. Wieso such ich mir eigentlich immer so merkwürdige Leute aus? Schlimm genug, dass Danny mich in diese ganze Angelegenheit mit rein gezogen hat … jetzt verbringe ich auch noch freiwillig meine Zeit mit euch Wahnsinnigen.“

Sam zuckte mit den Schultern. „Du hast es ja selbst gesagt: Niemand zwingt dich. Und nur zu deiner Information – du bist auch nicht unbedingt ein Musterbeispiel an Durchschnittlichkeit.“ Sam erhob sich aus seinem Sessel. „Entschuldige mich für einen Moment.“ Damit zog er sich zu Dean ins Bad zurück, und Chad grölte ihm nach, es gefälligst nicht in seiner Wohnung zu treiben. Sam schloss mit einem Knall die Tür hinter sich. Dean, der sich absichtlich damit Zeit gelassen hatte, seine Zahnbürste einzupacken, blickte ihm ernst entgegen. „Es ist Zeit, oder?“ Sam nickte düster. „Ja, mal wieder.“

Dean streckte ihm die Hand entgegen, und Sam ergriff sie, zog Dean an sich heran und stand einen Moment lang einfach nur leicht an ihn gelehnt dar. Er atmete tief durch und schloss seine Augen, und Dean legte die Arme um ihn und strich ihm sanft über den Rücken. Es war nicht das erste Mal, dass sie auf diese Art in Chads Bad standen, bisher hatten sie allerdings immer gewartet, bis Chad geschlafen hatte.

„In Ordnung“, sagte Sam schließlich mit belegter Stimme. „Lass uns anfangen.“

Dean unterdrückte ein Seufzen und zog seine Hände von Sam zurück. Es wäre ihm lieber gewesen, hätten sie die ganze Sache verschieben können, bis sie unterwegs Stopp in einem Motel einlegten. Aber Sam hatte sich einen strengen Stundenplan zurechtgelegt, um diese Angelegenheit über die Bühne zu bringen, und Dean wagte es nicht, seinen Liebsten darauf aufmerksam zu machen, dass sie früher sehr gut ohne Sams neues Ritual ausgekommen waren.

Er beobachtete Sam dabei, wie dieser sich den Badewannenvorleger einigermaßen zentral im Bad positionierte und sich dann im Schneidersitz darauf niedersinken ließ. Dean unterdrückte ein weiteres Seufzen, ließ sich Sam gegenüber auf den kalten Boden sinken und nahm Sams Hände in seine. „Ich wär dann soweit“, erklärte er leise. Sam nickte stumm und schloss die Augen.

Die ersten Sekunden, in denen Sam die ihm inzwischen so wohl vertrauten Worte sprach, kamen Dean nach wie vor ein wenig surreal vor. Immerhin war das, was da Sams Lippen verließ, keine Sprache im eigentlichen Sinne. Es war eine krude Ansammlung an Lauten, und hätte Dean seinem Bibelstudium etwas mehr Zeit gewidmet, hätte er sich an den Turmbau zu Babel erinnert gefühlt. Nur dass Sam nicht in allen Sprachen der Welt um Verstehen bemüht war – er fesselte, band und sperrte das Ding in seinem Blut mit allen zur Verfügung stehenden Worten sämtlicher existierender Sprachen ein.

Auch für Sam fühlten sich die ersten Sekunden des Ritus stets ein wenig surreal an. Sein Körper fühlte sich leicht an, während er die ersten Worte sprach, beinahe schon schwerelos. Dann setzte jedoch der inzwischen so wohlbekannte Schmerz ein, und Sam unterdrückte das Bedürfnis, die Zähne zusammenzubeißen und sprach weiter. Hätte er das Ritual inzwischen nicht selbst im Schlaf hersagen können, der stechende Schmerz, der von seiner Körpermitte in den Rest seines Körpers ausstrahlte, hätte ihn vermutlich höchst effektiv daran gehindert, sich an die nötigen Worte zu erinnern. So aber musste Sam sich nicht konzentrieren, er musste nur durchhalten. Aber während flüssiges Feuer durch seine Adern zu lodern schien, waren seine Hände der einzige Punkt seines Körpers, der gleichzeitig warm und angenehm kühl war.

Sam hatte an Deans Hände nie als die eines Heilers gedacht. Deans Hände hielten Landkarten, das Lenkrad des Impalas und eine ungeheuerliche Vielfalt an Nahrungsmitteln. Deans Hände lösten Gewehre aus, entzündeten Streichhölzer und warfen Messer.

Aber es waren auch Deans Hände, die den Impala selbst dann noch reparierten, wenn selbst Bobby sagte, es sei nichts mehr zu retten. Es waren Deans Hände, die jede seiner Wunden verbunden hatten, Deans Hände, die ihm Halt und Wärme und Sicherheit gaben.

Sam atmete langsam aus. Hinter seinen geschlossenen Lidern sah er Deans Präsenz warm flackern, und der Punkt, an dem ihre Hände sich berührten, schien sachte zu glimmen – wie ein Feuer, das nur einen leichten Windhauch benötigt, der es entfacht. Sam spürte einen leichten Schauer seinen Rücken hinab rieseln und fasste Deans Hände ein wenig fester.

Das Ritual näherte sich dem Ende – und das war immer der schlimmste Part. Wenn sich das Ritual dem Ende näherte, dann begann Sam, sich selbst zu vergessen; und nicht nur sich selbst. Er vergaß, wer er war, wo er war – und wenn das Ritual vorbei war, und er die Augen öffnete, dann erkannte er Dean nicht.

Sam erzitterte leicht, und ihm brach der kalte Schweiß aus. An die Schmerzen würde er sich sicherlich mit der Zeit gewöhnen – niemals jedoch an das Gefühl absoluter Gleichgültigkeit, wenn er Dean ansah.

Hände

„Entzückend.“ Liz betrat das Wohnzimmer und erblickte ihre Enkeltochter am Fenster, von wo aus diese konzentriert auf die Straße hinaus blickte. „Wie lange stehst du da schon?“

Leia wandte sich zu ihr um und schenkte ihrer Großmutter ein etwas einschüchterndes Grinsen. „Seit einer halben Minute. Dein Timing ist wie üblich geradezu nervtötend.“

Liz lächelte unschuldsvoll. „Das war es schon immer.“

Sie trat zu Leia ans Fenster. „Weiß dein Bruder, dass er meinen Zweitgeborenen hier vorfinden wird?“

Leia schüttelte den Kopf. „Nein. Onkel James ist erst hier aufgetaucht, nachdem wir telefoniert haben.“ Sie runzelte die Stirn.

„Na, ein Beinbruch ist das nun auch nicht“, versuchte Liz, sie zu beruhigen. „Kein Grund, solch ein Gesicht zu machen.“

„Das ist es nicht“, erklärte Leia ihr betont ruhig. „Ich mach mir Sorgen um Sam. Außerdem hat er gesagt, dass sie Chad mitbringen – und das finde ich nun wirklich äußerst verdächtig.“

„Was soll daran verdächtig sein?“ erwiderte Liz mit mühsam unterdrücktem Grinsen. „Knopfäuglein möchte dich eben wieder sehen. Ein völlig natürliches Bedürfnis.“

„Möglich“, gab Leia trocken zurück. „Etwas weniger natürlich finde ich allerdings Sams Bedürfnis, Chad mit einem Mal wohlwollend gegenüber zu stehen. Aber das ist nicht der Punkt. Er klang völlig erschöpft am Telefon.“

Liz versuchte, auf diese Information hin einen harmlosen Blick aufzusetzen und scheiterte ganz fundamental. „Erschöpft, hm?“

„Ach, hör auf!“ Leia knuffte ihre Großmutter vorwurfsvoll in den Oberarm. „Du weißt so gut wie ich, dass Sam mich niemals direkt nach dem Sex mit Dean anrufen würde! Er hat gesagt, er muss mir was sagen“, fügte sie wie im Nachgedanken hinzu.

„Männer wie er müssen einem immer was sagen“, stellte Liz trocken fest. „Entweder gehen sie davon aus, ein Mitglied der Familie befände sich in Schwierigkeiten, oder sie befinden sich selber in Schwierigkeiten … oder sie wollen einen davon überzeugen, die Apokalypse stehe unmittelbar bevor, und es sei ganz allein ihre Schuld.“ Liz zuckte mit den Schultern. „So schlimm wird es schon nicht sein.“

„Das will ich doch hoffen“, brummte Leia amüsiert. Sie zwirbelte eine Strähne ihres braunen Haares zwischen den Fingerspitzen und zog die Stirn kraus. Dean hätte an dieser Stelle sicherlich eine Bemerkung gemacht, wie erschreckend ähnlich sie Sam in diesem Moment sah, aber Dean war nicht da, also blieb die Bemerkung aus. Stattdessen flanierte ein blondierter Herr im schwarzen Ledermantel zur Tür hinein, dessen Gesicht ein jungenhaftes Grinsen zierte. Liz grinste unwillkürlich mit. „Hallo James.“

„Mutter …“ Er deutete eine neckische Verneigung an und wandte sich dann Leia zu. „Wo bleibt er denn nun – der Bengel, der unsere Familie so unerwartet bereichert hat?“

Der Impala nutzte diesen Augenblick, um auf der Straße aufzutauchen und ausgesprochen angeberisch im Licht der Herbstsonne zu funkeln. Leia lächelte erfreut. „Da kommt er.“

„Geile Karre“, stellte ihr Onkel James beeindruckt fest. Dem rostigen Pontiac, der hinter dem Impala hertuckerte, schenkte er nicht halb so viel Aufmerksamkeit.

Leia wandte sich vom Fenster ab, um zur Tür zu gelangen, und Liz war taktvoll genug, sie ihren Bruder allein begrüßen zu lassen. Als James einen leichten Mangel an eben diesem Taktgefühl zu erkennen gab, packte sie ihn kurzentschlossen an seinem feschen Ledermantel, um ihn daran zu hindern, seiner Nichte zu folgen.

„Du wirst Sam noch früh genug kennen lernen“, setzte Liz ihren Sohn streng in Kenntnis. „Gib Leia zumindest fünf Minuten mit ihm allein. Der arme Junge weiß noch nicht, was ihm bevorsteht.“

Leia eilte bereits über den Parkplatz. Ein nervöses Lächeln zerrte an ihren Mundwinkeln, und ihr Herz klopfte ein wenig zu schnell, aber als Sam aus dem Wagen stieg und sie ein wenig unsicher anblickte, streckte sie ohne zu Zögern die Arme nach ihm aus und drückte ihn an sich. James, der das ganze vom Fenster aus beobachtete, begann unwillkürlich wieder damit, zu grinsen.
 

„Wie war die Fahrt?“ erkundigte sich Leia draußen auf dem Parkplatz und entließ Sam aus ihren Armen. Sam zuckte mit den ausladenden Schultern, und Leia trat einen Schritt von ihm zurück, um ihn anständig ins Auge fassen zu können. Sam sah, in Ermangelung einer treffenderen Bezeichnung, furchtbar aus. Sein Anblick fesselte Leia derartig, dass sie erst auf Chad aufmerksam wurde, als Diefenbaker ein nachdrückliches Kläffen von sich gab.

Das jedoch lenkte die besorgte Schwester endlich von Sams leicht gräulichem Teint und den zu Tode erschöpften Augen ab, und sie wandte sich dem ungeduldigen Hund an ihrer linken Hüfte zu. Ihre Hand, zum Beschnüffeln ausgestreckt, wurde freundlich angenommen, und sie ging in die Hocke, um sich mit Diefenbaker auf Augenhöhe zu begeben. Chad, der daneben stand, beschwerte sich prompt, dass sein Hund noch vor ihm begrüßt wurde.

„Dich kenn ich ja auch schon“, erklärte Leia ihm geduldig und blinzelte kurz zu ihm hoch. Der flüchtige Blickkontakt genügte, um Chad zum Lächeln zu bringen, und auch Leias Augen begannen verdächtig zu funkeln. Aus Sams Zügen wich unwillkürlich ein wenig dieser grauenvollen Erschöpfung.

Nachdem Leia Diefenbaker genügend gekrault hatte, um ihn sich für die Ewigkeit zum Freund zu machen, erhob sie sich aus ihrer Hocke – und wandte sich Dean zu. „Hallo, Schwager.“

Dean, der vielleicht noch ein bisschen grauenvoller aussah als Sam, vollbrachte einen müden Abklatsch seines sonstigen Grinsens und klopfte Leia auf die Schulter. „Schwägerin.“

Leia war so höflich, ihm nicht mitzuteilen, wie grässlich er aussah, sondern tätschelte seine in Lederjacke gehüllte Brust. „Schön, euch hier zu haben.“

Endlich wandte sie sich Chad zu. „Und was bringt mich in den Genuss deiner Anwesenheit?“

„Ich bin arbeitslos“, erklärte Chad mit seiner üblichen Offenheit, „und hatte ein bisschen Zeit übrig.“

Leia blinzelte zu Sam und Dean hinüber. „Haben sie deinen Chef umgebracht?“

Chad zog eine Schulter auf eine Art in die Höhe, dass er wie ein Model aussah, das auf halbem Weg in die Pose einen Krampfanfall bekommen hatte. „Nein. Mein Chef war nicht verhext. Der ist jetzt militanter Vegetarier und ruiniert sehenden Auges sein Restaurant.“

Leia runzelte leicht die Stirn. „Das tut mir leid.“

„Ach“, Chad winkte ab. „Kein Problem. Ich hab genug Geld auf der hohen Kante, um erstmal klar zu kommen. Die letzten Jahre hab ich von meinem Gehalt kaum was ausgegeben.“

„Das“, sagte Dean dumpf, „würde den rattigen Zustand deines Apartments erklären.“

„In meinem Apartment gibt es keine Ratten“, erwiderte Chad würdevoll. „Die werden immer sofort von Diefenbaker gefressen.“ Er trat einen Schritt dichter an Leia heran. „Lass dich drücken!“

Leia ließ sich drücken und rieb Chad flüchtig übers Kreuz. Sam betrachtete sich das ein paar Sekunden lang, zuckte schließlich mit den Schultern und fand sich damit ab. Wenigstens war Chad weder Vampir noch Dämon und würde seine Schwester dementsprechend vermutlich eher nicht massakrieren. Mit allem anderen konnte man fertig werden.
 

Dean atmete tief durch und schloss die Augen. Leia, diese beste aller Frauen, hatte ihn und Sam direkt zu ihrem Zimmer geführt und versprochen, mindestens eine Stunde lang sämtliche Verwandtschaft und ganz besonders Liz von ihnen fern zu halten, damit sie sich ein wenig ausruhen konnten.

Jetzt war er frisch geduscht, ihm war mollig warm, und die Matratze des Motelbetts sein neuer bester Freund. Sam lag ausgestreckt neben ihm, und wenn Dean die Augen schloss und sich auf Sams Atemzüge konzentrierte, dann konnte er sich zumindest für einen Moment einreden, dass er keine Sorge in der Welt hatte.

„Chad wird es ihr erzählen“, sagte Sam dann, und Dean rollte sich auf die Seite und bettete seinen Kopf auf Sams Schulter. „Ist das schlimm?“

„Nein“, erwiderte Sam ruhig. „Ich wollte es ihr sowieso sagen.“

„Hältst du das für eine gute Idee?“ Dean rückte ein wenig enger an Sam heran.

„Ich halte das für gar nichts“, murmelte Sam müde. „Alles andere habe ich ihr auch erzählt. Sie wird nachvollziehen können, warum ich es mache.“

Dean deutete ein Nicken an, das in Anbetracht seiner eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten in einem leichten Naserümpfen resultierte. Sam wusste auch so, was sein Partner ihm mitteilen wollte.

„Ich kann auch nachvollziehen, warum du es machst“, brummte Dean. „Für eine gute Idee halte ich es trotzdem nicht.“

Sam senkte leicht den Kopf und presste seine Lippen auf Deans. „Ja, ich weiß.“

Dean seufzte leise, machte die flüchtige Liebkosung zu einer Liebeserklärung und ließ seine Zunge über Sams weiche Lippen streichen. Als Sam den Mund für ihn öffnete und seinen Kuss mit sanfter Hingabe erwiderte, löste sich ein Knoten in Deans Brust, der dort die gesamte Fahrt von Chicago bis hierher gesessen hatte. Er rückte dichter an Sam heran, ließ seine Hand über Sams nackte Brust streichen und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl der Wärme, die von Sam ausging. Ihr Kuss blieb zärtlich und schon beinahe keusch, und Dean ahnte mit an Sicherheit grenzender Intensität, dass er das vielleicht nicht geblieben wäre, würde Sams Ritual nicht derartig an ihrer beiden Reserven zehren. So aber hatte Dean schlicht nicht die Energie übrig, viel mehr zu tun als warme, langsame Küsse mit Sam auszutauschen.

Sobald er ein bisschen geschlafen und sich erholt hätte, konnte das allerdings schon wieder ganz anders aussehen. Dean löste seine Lippen mit einem leisen Schmatzen von Sams, zog mit den Fingerspitzen Sams Bauchmuskeln nach und lächelte erschöpft. „Schlafen?“

Sam brummte seine Zustimmung und drehte sich auf die Seite, um Dean in seine Arme zu schließen. Seit sie mit dem Ritual begonnen hatten, mochte ihr Sexleben ein wenig gelitten haben, aber dafür hatte sich eine Vertrautheit zwischen ihnen entwickelt, die sich nicht allein damit erklären ließ, dass sie einander gut genug kannten, um als einziger Organismus durchgehen zu können. Das Ritual mochte einen ganzen Rattenschwanz an Nachteilen mit sich bringen, aber weil Dean Sams Hände festhielt, während dieser sich selbst verlor, verlor Sam sich nicht wirklich. Er kam nur kurz vom Weg ab, stolperte ziellos durch formlose Dunkelheit, bis Deans Hände ihn ins Licht zurück zogen und Deans Stimme ihm versicherte, dass alles in Ordnung sei. Und selbst wenn Sam die ersten Momente von der plötzlichen grellen Lichtfülle zu geblendet und nach der Ewigkeit, die er im Dunkeln verbracht hatte, nicht mehr wusste, wer Dean war, so war die Dankbarkeit, die Sam in seiner Brust fühlte, doch intensiv genug, dass er diesem Fremden, den er vor sich sah, alles gegeben hätte, was dieser auch immer verlangen mochte.

Als Leia zwei Stunden später nach ihnen sah, hatte Sam seine Arme um Dean geschlungen, als wolle er ihn vor der Welt verstecken. Deans Gesicht ruhte an Sams Halsbeuge, und beide sahen so friedlich aus, dass Leia die Tür wieder zuzog und beschloss, sie sich ausschlafen zu lassen. Onkel James würde eben noch ein wenig länger darauf warten müssen, sie kennen zu lernen.

Leia wandte sich von der Tür ab, hinter der Sam und Dean so überaus friedlich schlummerten, und ging drei Türen weiter, um dort anzuklopfen. Chads fröhliche Stimme bat sie augenblicklich hinein, gefolgt von energischem Bellen. Leia drehte also den Türknauf, und betrat mit leicht gerunzelter Stirn Chads Zimmer.

Chad, der damit beschäftigt war, sämtliche seiner Habseligkeiten, die er mitgebracht hatte, möglichst chaotisch im Raum zu verteilen, registrierte dieses Stirnrunzeln mit etwas überraschender Besorgnis. „Was ist?“

„Sam und Dean“, begann Leia zögernd, „wirken ein wenig … ausgelaugt.“

Chad seufzte. „Japp. Das ist mir auch aufgefallen.“

„Habt ihr unterwegs Halt gemacht, um … ich weiß nicht … die Welt zu retten?“ fragte Leia mit einem Anflug von Sarkasmus, und Chad schüttelte den Kopf. „Nicht, dass es mir aufgefallen wäre. Entweder sind die Beiden inzwischen so gut, dass sie die Welt auch im Vorbeifahren retten können, oder … ähm … unfassbar leise, wenn sie unfassbar anstrengenden … öhm … Sex haben.“

Er hüstelte verlegen, und Leia belohnte ihn mit einem beinahe schon liebevollen Grinsen. „Ich bezweifle, dass sie davon so … ausgezehrt würden.“ Sie machte die Tür hinter sich zu, machte ein paar Schritte in den Raum hinein und schob die Hälfte von Chads Garderobe beiseite, damit sie sich aufs Bett setzen konnte. „Sie haben dir nichts gesagt?“

Chad zuckte mit den Schultern. „Es geht mich nicht wirklich was an, oder?“

Diesmal lächelte Leia ihn wirklich liebevoll an. „Das scheint zumindest ihr Standpunkt zu sein.“ Sie verfiel in Schweigen, und Chad musterte sie geduldig. Diefenbaker trat an sie heran, um ihr den Kopf aufs Knie zu legen und aus traurigen Hundeaugen zu ihr hoch zu starren. Leia ließ geistesabwesend sein linkes Ohr durch ihre Hand gleiten. „Ich nehme an, dass es das ist, worüber Sam mit mir reden will“, überlegte sie leise, und Chad legte den Kopf schief, fragte jedoch nicht nach. Leia schüttelte leicht den Kopf. „Wie auch immer. So lange die Zwei sich erholen, muss ich Liz und Onkel James eben mit dir abspeisen.“

Sie stand auf und nickte Chad auffordernd zu. „Komm. Deine Schonzeit ist abgelaufen.“

Reine Nervensache

Schönen guten Tag, ihr Lieben!
 

Ich trete mit dem neuen Kapitel diesmal mitten in der Woche an euch heran – und das aus dem simplen Grund, dass ich es gestern fertig bekommen habe. So. Soviel dazu.

Ich sollte euch vielleicht auch gleich darüber informieren, dass ich mir vorgenommen habe, in der nächsten Zeit wieder mehr Unsinn zu machen, und das Drama ein wenig auf Abstand zu halten. Ich hab im Moment keine Lust auf Drama. Das Wetter ist zu schlecht.
 

Ganz liebe Grüße sende ich an Lindi75, die mir einen ganz fabelhaft lobhudelnden Kommentar geschrieben hat! Ich heiße dich ganz herzlich willkommen und danke vielmals für das großartige Feedback!

Viele Leute regen sich eher darüber auf, dass ich Sam und Dean jedes Mal erst entbrüdere, bevor ich sie zusammenschreibe, da freu ich mich doch, in dir eine Gleichgesinnte gefunden zu haben! Cocktails für alle!
 

LG
 

moko-chan
 


 

Ethel schob Leia eine dampfende Tasse schwarzen Tees über den Tresen ihres Diners hinweg zu und lächelte, während sie mit den Augen zu Chad hinüber deutete. „Dein Freund?“

Leia unterdrückte ein Schmunzeln. „Mein Chad. Ich warte noch auf sein abschließendes Urteil, ob er selbst eine platonische Beziehung beibehalten will. Er hat gerade Onkel James kennen gelernt.“

Ethel nickte verständnisvoll. Sie war mit beinahe sämtlichen Ausläufern des Masters’schen Stammbaumes bestens bekannt – immerhin befand sich ihr Diner exakt auf der gegenüberliegenden Straßenseite des familieneigenen Motels – und sie wusste, wie strapaziös Leias weitläufige Verwandtschaft sein konnte. Ganz besonders Onkel James. Wahrscheinlich hatte er den armen Jungen endlosen Verhören bezüglich seiner Meinung zur neuen Kawasaki Ninja unterzogen. Inklusive der übelsten Fangfragen. James hielt nicht viel von Kawasakis.

„Ich nehme mal an, der Tee ist für Chad?“ fragte Ethel mitfühlend.

Leia grinste. „Nein, der ist für mich. Chad hat nach einer Fünfundvierziger verlangt, damit er sich auf der Stelle erschießen kann. Ich glaube, was er wirklich braucht, ist eine Heiße Schokolade.“

Ethel warf einen Blick auf das unfreundliche Nieselwetter draußen vor der Tür und stimmte Leia im Stillen zu. Dann drehte sie sich um und begann, einen gefühlten Liter Heiße Schokolade für Chad anzusetzen.

Leia balancierte derweil ihre Tasse Tee durch den Diner und zurück an den Tisch, an dem Chad auf sie wartete.

„Deine Fünfundvierziger kommt sofort. Ethel holt sie nur eben aus ihrem Versteck“, setzte sie ihn sanft in Kenntnis, und er schenkte ihr einen schiefen Blick. „Wunderbar. Hasst dein Onkel eigentlich nur mich, oder jeden blonden Kerl mit Hund, der ihm zufällig über den Weg läuft?“

„Och …“ Leia zuckte andeutungsweise mit den Schultern. „Du stellst eben eine Gefahr für meine jungfräuliche Unantastbarkeit dar.“

Chad glotzte sie an. „Echt?!“

„Quatsch.“ Leia rührte mit einem Teelöffel in dem entsprechenden Getränk herum. „Er hält sich für meinen Vaterersatz, nehme ich mal an. Wenn wir wirklich miteinander ausgehen würden, hätte er dich sicherlich äußerst subtil darüber in Kenntnis gesetzt, wie viele Polizisten zu seinem engsten Freundeskreis gehören, und dass er ganz genau weiß, wo Ethel ihre Fünfundvierziger versteckt.“

Chad deutete mit dem Kinn auf Ethel, die hinterm Dinertresen unschuldig damit beschäftigt war, Milch für seine Heiße Schokolade aufzuschäumen. „Und wo versteckt sie sie?“

„In ihrem Nachttisch.“ Leia atmete tief durch. „Es tut mir wirklich leid, falls Onkel James dir zu nahe getreten sein sollte. Ich hoffe sehr, dass er sich ab jetzt benimmt.“

Chad musterte sie perplex. „Ich dachte, es hätte dir Spaß gemacht, dabei zuzusehen, wie ich mich winde!“

Leia konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Hat es auch.“

Chad versetzte ihr unter dem Tisch einen sanften Tritt und hätte um ein Haar Diefenbaker erwischt, der zu den Füßen seines Herrn lag und das absolut vorbildliche Benehmen eines Hundes in einem öffentlichen Lokal zur Schau stellte. Diefenbaker grunzte anklagend. Leia holte aus und schlug Chad auf den Unterarm, der in einladender Reichweite auf dem Tisch zwischen ihnen lag.

„Wie ein altes Ehepaar.“ Dean schob sich neben Leia auf die Sitzbank, so dass Sam nichts anderes übrig blieb und er sich zu Chad setzen musste. Die Herren Winchester brachten klamme Feuchtigkeit und Kälte von draußen mit rein, und Leia legte ihre Hände ganz automatisch um ihre Teetasse, um sich aufzuwärmen.

„Habt ihr euch erholt?“ erkundigte sie sich wie nebenbei, und Dean gähnte genüsslich. „Einigermaßen, danke der Nachfrage. Wie hast du es geschafft, uns deine Anverwandtschaft so lange vom Hals zu halten?“

Leia deutete mit einem Kopfnicken auf Chad. „Ich habe ihn geopfert.“

„Ich fange an, es für eine gute Idee zu halten, dass wir ihn mitgenommen haben“, stellte Dean fest. Chad beäugte ihn frostig. „Lange spiel ich nicht mehr den Schlagbaum für euch! Liz ist gemeingefährlich, wenn sie sich auf einen konzentriert, und Onkel James … mag mich nicht.“

Dean heuchelte Unglauben. „Er mag dich nicht? Ist sowas überhaupt möglich?“

„Offensichtlich schon“, antwortete Chad lahm. Er wirkte tatsächlich ein wenig niedergeschlagen. Ethel bewies unnachahmliches Timing, indem sie genau diese Sekunde wählte, um eine anmutig bauchige Tasse Heißer Schokolade vor ihm abzustellen. Chad blickte anbetend zu ihr auf. „Wollen Sie mich heiraten?“

Ethel grinste und tätschelte ihm das Haupt. „Jederzeit.“

„Ich“, machte Dean sich bemerkbar, „möchte auch eine Heiße Schokolade. Und Sam auch.“

Sam ließ es sich gefallen, dass Dean derartige Behauptungen aufstellte, und Ethel machte sich auf, um die Bestellung auszuführen. Sam stand auf, um ihr tragen zu helfen. Er hatte das untrügliche Gefühl, Dean ein paar Muffins kaufen zu müssen.

Dean, allein mit Leia und Chad am Tisch zurückgelassen, blickte abwartend von einem zum anderen. „Und was macht ihr hier in dieser verdächtig trauten Zweisamkeit?“

Chad deutete unter den Tisch. „Wir haben eine Anstandsdame!“

Diefenbaker gähnte gelangweilt.

Leia ignorierte diesen Austausch und fasste Dean ein wenig strenger als nötig ins Auge. „Ist mit Sam alles in Ordnung?“

Das leichte Unbehagen, von dem Dean sich erfasst fühlte, wusste er nur unzureichend zu überspielen. „So weit ja“, sagte er mit ein wenig unausgeglichener Stimme. Was stimmte. Mit Sam war im Prinzip nicht mehr verkehrt als sonst auch. Nur, dass sie jetzt versuchten, etwas dagegen zu unternehmen und in der Konsequenz ein wenig aus dem Takt waren. Nichts, worüber man sich aufregen musste.

„Ach, ich wollte dir ja noch was zeigen!“ schaltete Chad sich an dieser Stelle in das Gespräch ein und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er schob es auf, drückte ein paar Knöpfe und hielt es dann Leia vor die Nase. „Guck dir das an!“

Leia betrachtete den Bildschirm des Mobiltelefons und weitete in komischer Bestürzung die Augen. „Sind das Eisbären?“

Chad nickte. „Und du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer die Viecher sind!“

Dean linste unaufgefordert ebenfalls auf den Handybildschirm und plusterte die Wangen auf. „Du hast heimlich Sam fotografiert? Was soll das denn?“

„Alter, du hast doch gesagt, du willst ein Foto davon!“ Chad musterte ihn anklagend. „Oder soll ich es löschen?“

Dean hatte erklärlicher Weise Probleme, auf diese Frage angemessen zu antworten, ohne seine Männlichkeitsskala in Gefahr zu bringen. Sam unterbrach seinen inneren Kampf, indem er an den Tisch zurückkam und ihm einen Schokoladenmuffin von enormer Größe vorsetzte. „Bitteschön.“

Um Beschwerden vorzubeugen, hatte Sam für Chad und Leia auch gleich noch Muffins mitgebracht, aber selbstverständlich waren die nicht einmal ansatzweise so groß wie Deans. Sam wusste schließlich, was sich gehörte. Ethel folgte ihm auf dem Fuße, um die Heiße Schokolade abzuliefern, die bestellt worden war, und zog sich dann diskret hinter ihren Tresen zurück. Von dort aus konnte sie zwar nicht ganz so gut lauschen, hatte aber dennoch einen ganz fabelhaften Überblick. Leia verdiente eindeutig so etwas wie einen Orden dafür, dass sie so viele hübsche Männer um sich geschart hatte.

Sam ließ sich erneut neben Chad auf der Sitzbank nieder, zog seine Heiße Schokolade an sich heran und legte seine großen Hände um die bauchige Tasse. Er sah schon viel besser aus als bei seiner Ankunft, aber eben noch nicht so gut, wie er aussehen könnte. Leia verbot sich jedoch ein Stirnrunzeln und konzentrierte sich lieber darauf, ihren Muffin auseinander zu pflücken.

„Ähm“, machte Sam. Leia wandte ihm abwartend den Blick zu. „Wie ist der Plan?“

Leia blinzelte verdutzt. „Plan?“

„Naja …“ Sam zog leicht die Schultern hoch. „Wie sollte ich deinem Onkel am besten gegenüber treten, damit mich nicht das gleiche Schicksal ereilt wie Chad, und er mich nicht leiden kann?“

„Ach …“ Leia winkte ab. „Unsinn. Dir droht überhaupt keine Gefahr. Erstens bist du mindestens doppelt so groß wie Onkel James und zweitens gehörst du zur Familie. Außerdem kann Dean ihn ablenken, indem er mit ihm über den Impala diskutiert. Alles im Grünen Bereich.“

Sam atmete erleichtert aus und trank einen Schluck Heiße Schokolade.
 

„Du bist also der berühmte Sam Winchester, ja? Freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Ich hab schon viel von dir gehört.“

James streckte Sam die Hand entgegen, drückte sie und blickte forschend zu Sam auf. Sam erwiderte seinen Blick so gelassen wie nur möglich, obwohl er sich unangenehm durchleuchtet fühlte. James hatte die Fähigkeit, einen anzusehen, als ob er einem direkt hinter die Stirn gucken konnte. Für gewöhnlich wurde Sam nur von Bobby so angesehen, und da er Bobby voll und ganz vertraute, gab es keinen Grund, nervöser als üblich zu werden, wenn Bobby ihn so ansah.

„Es freut mich ebenfalls“, antwortete Sam höflich, und James wandte sich Dean zu. „Von dir hab ich nicht ganz so viel gehört, aber das soll keinen Schatten über unser Kennenlernen werfen“, erklärte er grinsend, und Dean erwiderte den herzlichen Händedruck mit einem gewissen Maß an Verdrossenheit. Liz, die daneben stand und ihren Sohn beobachtete, grinste verstohlen. Heather verdrehte über ihren Bruder die Augen, wie es sich für eine anständige große Schwester gehörte. „Wenn du damit fertig bist, den Jungs Angst einzujagen, können wir dann endlich essen?“

Was Dean betraf, so mochte er Heather eindeutig lieber als ihren Bruder. Er hatte Hunger.

„Ihr wisst, dass diese Beiden Dämonen und Geister und den ganzen anderen Unsinn jagen, oder?“ fragte James dann, und Deans Gesicht unternahm den interessanten Versuch, gleichzeitig völlig unschuldig und grenzenlos überrascht auszusehen. Liz blinzelte ihren Sohn fasziniert an, Heather stand der Mund offen. „Was?“

Die selbstgefällige Aura, die ihr Bruder ausstrahlte, schien sie im Moment eher weniger zu stören.

„Naja“, sagte James mit geheuchelter Bescheidenheit, „Sam und Dean hier sind kleine Berühmtheiten in der Jäger Gemeinschaft, und …“

„Nein, das meine ich nicht“, fuhr Heather ihm dazwischen. „Woher weißt du das?!“

Jetzt war es an James, überfordert aus der Wäsche zu gucken. „Was?“

Sam und Dean kamen sich vor, als seien sie in der Twilight Zone gelandet. Dabei waren sie hauptberufliche Geisterjäger. Da sollte ihnen eigentlich schon Merkwürdigeres zugestoßen sein.

„Du weißt über Jäger Bescheid?“ bohrte Heather derweil bei ihrem Bruder nach, und er starrte sie an. „Du weißt über Jäger Bescheid?“

Heather deutete auf ihre Tochter. „Was glaubst du, wo sie herkommt?“

„Hey!“ machte Leia empört, aber niemand (mit Ausnahme von Chad) schenkte ihr sonderliche Aufmerksamkeit.

„Stimmt“, sagte James versonnen. „Sie muss ja das Produkt von John Winchester sein. Daran hab ich gar nicht gedacht, als ihr erzählt habt, Sam Winchester sei ihr Bruder … na sowas.“

Heather verspürte das unwiderstehliche Bedürfnis, ihren Bruder an den Ohren zu ziehen.

„Warum hast du nie gesagt, dass du über die Jäger Bescheid weißt?“

„Na, du hast doch auch nie was gesagt!“ rechtfertigte James sich. „Außerdem weiß ich nicht nur über die Jäger Bescheid – ich bin einer. Wollte ich bloß richtig gestellt haben.“

Liz grinste verzückt. „Ich wusste doch, aus dir wird mal was …“

James deutete eine Verneigung in ihre Richtung an. „Danke, Mutter.“

Sie tätschelte seine Schulter.

„Essen?“ versuchte Dean es tapfer. Niemand achtete auf ihn.

„Wie lange“, wollte Heather wissen, „verschweigst du uns das schon? Ich meine – das du Jäger bist?!“

„Nicht so lange, wie du mir verschweigst, dass meine Nichte Jägernachwuchs ist!“ schoss James zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Chad nutzte diesen Moment, um unbemerkt an Leias Seite zu treten. „Alles in Ordnung mit dir?“ flüsterte er vorsichtig. Leia musterte ihn verdutzt. „Ja, wieso denn nicht?“

„Dein gebrochenes Bein!“ zischte Heather jetzt. „War das wirklich ein Motorradunfall, oder bist du -“

„Nein, da bin ich wirklich vom Motorrad gefallen!“ stellte James klar. „Dumme Sache. Außerdem brechen Vampire einem für gewöhnlich nicht die Beide, wenn sie einen erwischen.“

„Was haben denn Vampire damit zu tun?“

„Naja, die jage ich hauptsächlich.“

„Wieso? Haben die dir irgendwas getan?“ Heather schaffte es, diese Frage absolut aufgebracht und zynisch und ohne auch nur einen Funken Besorgnis in der Stimme zu äußern. Dean betrachtete sie beeindruckt.

„Naja, mir nicht unbedingt, aber da war dieses Mädchen …“ James runzelte die Stirn, und seine Mutter zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso kenne ich sie nicht? Ich finde, ich sollte das Mädchen kennen, das meinen Sohn dazu verleitet, Vampire zu jagen.“

„Ich habe aber keinen Kontakt mehr zu ihr“, erklärte James ihr ein wenig erbost. „Also wirst du auf eine Vorstellung wohl verzichten müssen.“

„Mh-hm“, machte Liz und nickte weise. „Sie hat Schluss gemacht.“

„Wir waren nie richtig zusammen“, berichtigte James sie. „Komplizierte Angelegenheit. Sie ist übrigens auch ziemlich berühmt … hauptsächlich für ihren lächerlichen Vornamen. Wie dem auch sei … ich dachte, es sei an der Zeit, euch zu sagen, womit ich mir die Langeweile vertreibe.“

„Fabelhaft“, sagte Liz. „Danke dafür. Und jetzt lasst uns endlich essen, bevor Dean uns hier in Ohnmacht fällt.“

Der bewegte Mann

Gerüchte über meinen Tod waren stark übertrieben.
 

Was nicht heißen soll, dass ich das hier jemals beenden werde. Aber falls es noch Leser gibt, die sich ein Ende wünschen ... Dann werd ich wohl eins verfassen. Ein Ende. Ein ganz kurzes. Und ich weiß, dass das ein direkter Widerspruch ist. Falls irgendjemand das hier überhaupt zur Kenntnis nimmt. (Isi, du zählst nicht.)
 

Wer möchte, kann mich auch hier: http://uena.livejournal.com/108801.html

oder hier: http://archiveofourown.org/users/uena

besuchen
 

Liebste Grüße, so oder so!
 


 


 

„Es ist Jahre her, dass ich zuletzt hier war …“

Leia blickte sich um und seufzte leise. Sam hatte sie trotz der späten Stunde auf den örtlichen Spielplatz geführt und die Ketten der Schaukeln knarrten leicht im Abendwind.

„Laut Dean waren wir mit meinem Vater hier – aber ich erinnere mich nicht“, erwiderte Sam mit leicht gepresster Stimme. Leia wandte ihm den Blick zu.

„Worüber wolltest du mit mir sprechen?“

Es fiel ihm ein wenig schwer, aber Sam hielt den Blickkontakt zu seiner Schwester tapfer aufrecht.

„Ich habe jemanden gefunden, der mir helfen kann.“

Leia legte den Kopf schief.

„Helfen – womit?“

„Mit dem Dämonenblut in mir.“

Die Dämmerung warf tiefe Schatten auf Leias Gesicht, und doch konnte Sam sehen, wie sie erbleichte.

„Es ist nichts Gefährliches“, versuchte er, sie zu beruhigen, und war froh, dass seine Versicherung zumindest zum Teil der Wahrheit entsprach.

„Nun … angenehm kann es aber auch nicht sein“, gab Leia zurück. „Du und Dean – ihr habt fürchterlich ausgesehen, als ihr angekommen seid.“

Sam nickte.

„Es ist anstrengend und schmerzhaft. Aber es ist nichts, womit ich – wir nicht fertig werden könnten.“

„Mh-hm.“

Leia wirkte nicht völlig überzeugt, aber sie widersprach ihm nicht. Stattdessen ging sie zu den Schaukeln hinüber und ließ sich auf die Linke der beiden sinken.

„Ethel hat Chad einen Job angeboten“, verkündete sie übergangslos.

Sam lächelte schwach. „Ach ja?“

„Ja. Sie hat gehört, dass er arbeitslos ist, und prompt behauptet, dringend eine Aushilfe zu benötigen. Er hat gesagt, dass er es sich überlegen will.“

„Nun“, erwiderte Sam mit unüberbietbarem Ernst, „ein Positives hätte die Sache zumindest, wenn er hierher zieht.“

„Was soll das sein?“

„Dean muss nie wieder versuchen, in Chicago einen Parkplatz zu finden.“

Leia hob eine Augenbraue.

„Und Deans Gefühle sind selbstverständlich die, auf die es bei dieser Angelegenheit ankommt.“

„Behauptest du nicht ständig, zwischen euch gebe es keine Gefühle?“

„Zwischen mir und Dean? Verdammt, wie hast du es gemerkt?“

Sam boxte seiner Schwester gegen die Schulter. „Nicht lustig.“

„Entschuldige.“

Sam atmete tief durch.

„Meinen Segen habt ihr.“

Leia starrte ihn an. „Wie bitte?“

„Du und Chad. Nur immer ran da.“

Einen Moment lang herrschte tödliche Stille. Dann brach Leia in schallendes Gelächter aus.

Sam betrachtete sie beleidigt.

„Ich mein das ernst!“

Leia lachte nur noch mehr.

„Nur immer ran da?“ wiederholte sie japsend. „Wo hast du das denn her?“

Sam grinste schwach. „Ist das nicht genau das, was ein aufmerksamer großer Bruder sagen würde?“

„Nein! Das ist das, was Dean sagen würde!“

Sam zuckte mit den Schultern.

„Er war zu lange der einzige Anhaltspunkt für so was, den ich hatte.“

Leia wurde augenblicklich ernst.

„Und er ist toll. Entschuldige, falls ich dich beleidigt habe.“

Sam schüttelte den Kopf. „Hast du nicht. Jedenfalls weißt du jetzt, was ich von dir und Chad halte.“

Leia seufzte. „Jetzt muss ich nur noch raus finden, was ich davon halte.“
 

„Geh weg!“

Es war eine Aufforderung, die Chad über die Jahre zu oft gehört hatte, als dass er ihr auch nur noch die geringste Aufmerksamkeit schenken würde. Außerdem meinte Dean das bestimmt überhaupt nicht so.

Demzufolge ließ Chad sich auf den nächstbesten Stuhl in Dean und Sams Zimmer sinken, streckte die Beine von sich und grunzte behaglich. Dean zurrte sich sein Handtuch etwas fester um die Hüften.

„Bist du bekloppt?! Ich hab dich nicht rein gebeten!“

Chad zuckte mit den Schultern.

„Als hätte ich noch nie nen nackten Kerl gesehen. Reg dich ab. Hättest ja abschließen können. Wo ist Sam?“

Dean wickelte sich in die Bettdecke.

„Mit Leia unterwegs.“

Chads Gesicht blieb auffallend teilnahmslos.

„Ethel hat mir einen Job angeboten“, eröffnete er Dean melancholisch.

Dean griff sich ob der Erkenntnis, dass er Chad nicht allzu bald loswerden würde, seine Jeans und ein paar frischer Shorts und verschwand ins Bad.

„Und?“ rief er in den Raum zurück.

Chad ruckelte unruhig auf seinem Stuhl herum.

„Ich hab mich tierisch darüber gefreut.“

Dean steckte seinen Kopf zurück ins Zimmer.

„Was soll dann die Leidensmiene?“

„Leia scheint sich nicht halb so sehr darüber zu freuen.“

Dean verdrehte die Augen.

„Ich denke, zwischen euch ist angeblich nichts.“

„Dachte ich ja auch – aber warum hab ich mich dann so sehr über Ethels Angebot gefreut?“

Dean, inzwischen zumindest halbwegs angezogen, kam zurück ins Zimmer.

„Weil du dann nicht länger arbeitslos bist?“

Chad zog ihm eine Grimasse.

„Es war aber leider die Aussicht, Leia jeden Tag sehen zu können, über die ich mich so gefreut habe.“

„Dir ist klar, dass du mit deinen Problemen bei mir an der völlig falschen Adresse bist, oder?“ fragte Dean ihn ein wenig grob. „Warum gehst du damit nicht zu Sam?“

„Weil der nicht da ist!“ schnappte Chad zurück. „Außerdem ist er ihr Bruder! Also lass dir ein paar Eier wachsen und rede gefälligst mit mir über meine Gefühle!“

Dean presste die Lippen zusammen, suchte sich ein Hemd aus möglichst stabilem Material und erklärte es zu seiner Rüstung. In diesen Kampf durfte er auf gar keinen Fall schutzlos ziehen.

In sein protektives Hemd aus dunkelgrünem Flanell gehüllt, setzte er sich Chad gegenüber auf einen Stuhl, faltete die Hände schützend über seinem Schritt und blickte Chad abwartend an.

„Na dann mal los.“

Chad ließ einen einleitenden Seufzer tiefster Melancholie hören. „Ich mag sie.“

Dean zuckte mit den Schultern.

„Soll vorkommen. Pheromone und der ganze Kram. Sam könnte dir das mit den Bienchen und den Blümchen -“

Chads vorwurfsvoller Blick ließ Dean abbrechen und seine Gedanken neu ordnen.

„Tschuldigung. Du magst sie. Bitte fahre fort.“

Chads vorwurfsvoller Blick wandelte sich zu einem Ausdruck purer Agonie.

„Ich weiß nicht, ob sie mich auch mag!“

„Alter!“ Dean war eindeutig nicht gemacht für diese Art Gespräch. „Die telefoniert freiwillig mit dir!“

„Sie ist eine Frau!“ gab Chad maulig zurück. „Frauen telefonieren gern! Woher weiß ich, dass ich nicht nur Mittel zum Zweck bin?“

Auch Chad war nicht gemacht für diese Art Gespräch.

Aber wie in der Mathematik, wo zwei negative Parteien einander aufheben, ergaben auch Dean und Chad gemeinsam ein dickes Plus.

„Bist du nicht“, erklärte Dean mit Überzeugung. „Glaub mir. So gern kann keine Frau telefonieren. Die mag dich.“

„Und warum freut sie sich dann nicht, wenn Ethel mir einen Job anbietet?“

„Was weiß ich? Hast du den Job denn überhaupt angenommen?“

Chad starrte auf seine Füße.

„Ich hab gesagt, dass ich es mir überlege.“

„Und darüber soll sie sich freuen?!“

Dean war empört.

„Für mich klingt das so, als hättest du vor, Ethel abzusagen – oder viel schlimmer noch: einfach wieder zu verschwinden! Frauen freuen sich über so was nicht! Die wollen Sicherheit!“

Chad starrte ihn aus großen Augen an.

„Was?“ schnauzte Dean ihn an. „Lass dich von Sams Äußeren bloß nicht täuschen. Der ist ein gigantisches Mädchen!“

Chad starrte ihn noch immer aus großen Augen an.

„Du … bist ja … richtig … einfühlsam“, sagte er schließlich angewidert, und Dean verpasste ihm eine Kopfnuss.

„Ich bin ein verheirateter Mann! Selbstverständlich bin ich einfühlsam!“ behauptete er, ohne auch nur einen Funken Logik zurate zu ziehen, und Chad rieb sich das schmerzende Haupt.

„Also soll ich den Job annehmen?“

Dean stöhnte leise auf.

„Magst du Leia?“

„Ja!“

„Willst du Zeit mit ihr verbringen?“

„Ja!“

„Hält dich irgendwas in Chicago?“

„… Nein?“

„Dann fäll jetzt doch bitte eine Entscheidung.“

Auf Chads Gesicht erblühte ein Lächeln vorfreudigen Entzückens.

„Ich werde ihr den Hof machen!“

„Oh Gott.“

„Ich werde sie verführen!“

„Alter, mir wird schlecht!“

„Ich werde“, sagte Chad und warf sich in die Brust, „der allerbeste heterosexuelle Lebensgefährte sein, den sich eine Frau nur wünschen kann!“

Dean konnte ihn nur eulenhaft anstarren.
 

„Ich muss dir was sagen.“

Sam blieb stehen, einen halben Schritt vor der Tür, und streifte sich bedächtig die Jacke von den Schultern. Dean klang nach Apokalypse, aber er hatte ihn kaum drei Stunden allein im Zimmer gelassen. So schlimm konnte die Lage also kaum sein.

„Was hast du angestellt?“ erkundigte er sich vorsichtig, und Dean, ungewöhnlich bekleidet für die vorangeschrittene Tageszeit, rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.

„Ich fürchte, ich habe Chad auf Leia losgelassen.“

Wäre Sams Jacke ein belebtes Ding gewesen, hätte er sie in diesem Augenblick grausamst massakriert. Er entspannte seine Finger, strich das misshandelte Kleidungsstück entschuldigend glatt und hängte es an den Haken an der Tür.

„Also?“

Es war eine entschieden entspannte Bemerkung, und Dean entspannte sich ein wenig mit.

„Er wollte mit mir über seine Gefühle reden“, brachte er zu seiner Verteidigung vor. „Ich hab Panik gekriegt!“

Sam konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.

„Er nimmt Ethels Jobangebot also an?“

„Du weißt davon?“

Sam nickte.

„Leia weiß noch nicht so ganz, was sie davon halten soll.“

Dean stöhnte auf.

„Da wird sie kaum mitreden dürfen. Chad ist fest entschlossen.“

Dean stand von seinem Stuhl auf, ging auf Sam zu und blieb direkt vor ihm stehen.

„Entschuldige.“

Sam war ein wenig müde, in den letzten Tagen war er so gut wie immer erschöpft, aber der Anblick eines nervösen, leicht schmollenden Dean war trotzdem nichts, das er ungewürdigt lassen konnte.

Dean war also überrascht, aber alles andere als unwillig, als Sam sich zu ihm vorbeugte und ihn küsste. Er schloss die Augen, seufzte zufrieden und schloss seine Arme um Sam.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Sams ruhige Reaktion auf sein Geständnis flutete ihn mit Erleichterung, die alles andere verdrängte und ihn seltsam schwindlig machte.

Aber vielleicht war das weniger der Erleichterung und viel mehr Sams Händen zuzuschreiben, die einen Weg unter Deans Rüstung aus grünem Flanell fanden und die warme Haut darunter liebkosten.

Sam zog Dean enger an sich, konzentrierte sich auf die Wärme des Körpers in seinen Armen und ließ seine Zunge über Deans geschlossene Lippen streichen.

Er spürte sein Blut durch seine Venen pulsieren, spürte heißes Verlangen durch jede einzelne Zelle seines Wesens strömen, und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte es sich nicht zumindest ein wenig fremd an, fühlte es sich nicht an, als könne er sich aus einem zurückgezogenen Winkel seines Verstandes selbst beobachten.

So schmerzhaft das Ritual auch war, es brachte ihm gleichzeitig einen Frieden, den Sam sich nie hätte vorstellen können. Er fühlte sich endlich zuhause in seinem Körper.

Dean hob beide Arme, vergrub seine Hände in Sams Haar und begegnete Sams tastender Zunge mit seiner eigenen. Er schluckte Sams zufriedenes Stöhnen, zog dessen Gesicht sanft ein wenig tiefer zu sich hinab und nahm seinen Mund in Besitz.
 

„Was ist das denn?“

„Ein Blumenstrauß!“

Leias Meinung nach wirkte Chad unangemessen stolz, während er ihr das beschriebene Gebilde unter die Nase hielt, und sie rümpfte selbige ein wenig.

„Lass mich raten: Die Verkäuferin hat dich gefragt, ob du ihn klein und knuffig möchtest?“

In Chads Kopf breitete sich eine gewisse Leere aus. Er versuchte, sich zu erinnern. Dann nickte er vage.

„Ich glaube schon.“

„Und du hast selbstverständlich ja gesagt.“

„Öhm. Ja?“

Leia nahm Chad den Strauß aus der Hand und betrachtete ihn kritisch. Sie wollte nicht gemein sein – das keineswegs – aber sie fand, ihn besser jetzt auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen, anstatt den Rest ihres Lebens mit den Folgen eines Versäumnisses fertig werden zu müssen.

„Wenn man einer Frau Blumen schenkt“, begann sie also sanft, und Chad setzte sich ruckartig auf den nächsten Stuhl, „dann sollte man zumindest vorher jemanden, wenn nicht sogar sie selbst, fragen, was für Blumen sie mag. Nicht jede Frau vergeht beispielsweise vor Entzücken, wenn man ihr rote Rosen schenkt. Ich persönlich finde die Dinger abgeschmackt und langweilig, aber das tut hier nichts zur Sache, schließlich hast du mir ja keine Rosen mitgebracht.“

Chad seufzte erleichtert. Er war so kurz davor gewesen.

„Ich mag Gerbera“, fuhr Leia grinsend fort. „Und was ich absolut nicht leiden kann, sind kleine knuffige Sträuße, die aus mehr Gemüse als Blumen bestehen.“

„Gemüse?“ wiederholte Chad verwirrt, und Leia deutete auf ihren Strauß. „Da ist ein kleiner Kürbis drin.“

Chad antwortete, bevor er Zeit hatte, darüber nachzudenken. „Ich fand den lustig.“

„In einer romantischen Geste“, sagte Leia mit Entschiedenheit, „hat Lustig nichts verloren.“

Chad sah das ein und ließ betroffen den Kopf hängen. So hatte er sich das irgendwie nicht vorgestellt.

„Ich mag bunte, luftige Sträuße, die aus Blumen bestehen – nicht aus schmückendem Beiwerk. Je weniger Farn und Edelweiß, desto besser.“

„Ok“, sagte Chad mit jämmerlichem Unterton. Fast rechnete er damit, dass Leia seinen Strauß in die nächste Mülltonne werfen würde. Das tat sie jedoch keineswegs. Sie neigte sich zu ihm vor, legte die Hand an seine linke Wange, drückte einen Kuss auf seine rechte und sagte artig: „Danke.“



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Von:  ultraFlowerbeard
2016-12-30T22:24:42+00:00 30.12.2016 23:24
Hallöchen.
Ich muss sagen. Ich LIEBE diese Geschichte. Ich bin so gefesselt von dem Storyverlauf und ich liebe es wie du die Charaktere rüber bringst. Außerdem hab ich echt respekt vor dir das du so viele tolle Kapitel geschafft hast.
Ich hoffe doch du schreibst weiter, auch wenn es schon so lange nicht mehr weiter ging. Ich würde echt gern erfahren wie es mit allen weiter ging. Vor allem mit Dean und Sam aber auch mit Tommy und Mike.
Ich wünsche dir noch einen guten Rutsch.
lg Flower
Von:  Dunkel-Elfe
2013-05-26T23:23:10+00:00 27.05.2013 01:23
Weil ich nicht wusste, welche Kapitel mir am Endefehlten, habe ich mich entschieden, einfach nochmal ALLES nachzulesen. Sehr heroisch, wie ich finde. Und auch ein wenig anstrengend... immerhin sind es knapp 210 Kapitel. Zum Ende musste ich dann erkenne, das mir nichtmal 10 Kapitel entgangen waren *seufzt*
Aber trotzdem muss ich sagen, das mir die FF wie keine Andere gefällt. Sam ist so herrlich plüschig und Dean ist einfach männlich *g*
Die perfekte Mischung von Fällen, der Familie und ihren 'privat' Leben, ist dir wirklich gelungen. Auch, wenn mir Dean 'unten' besser gefällt, als Sam. Aber das ist geschmacksache, und das Andere lese ich auch gern.
Bei der Antragsache bin ich fast dahingeschmolzen und ich finde, es steht Dean, ein verheirateter Mann zu sein. Und die Verbindung ermöglicht es ihm gut, Sam so bei den Meditationen beizustehen.

Allerdings muss ich jetzt sagen, das ich Leia an sich nicht mag, und Chad gleich noch weniger. Aber er stellt sich so liebenswert an, das ich darüber hinwegsehe :)

Ich weiß, das es furchtbar abgeschmackt ist, dich das zu fragen, aber: Die FF liegt jetzt seit mitte 2012 brach, schreibst du denn weiter? Oder fesselt dich weiter dein Buch (hab in einem Kapitelkommentar gelesen, das du eines schreibst)?
Ich hoffe sehr, bald neues Material zu lesen.

Liebe Grüße, Dunkel-Elfe
Von:  Raimei
2012-11-24T22:41:24+00:00 24.11.2012 23:41
Sooooo
Hab die FF in 4 Tagen in einem rutsch durchgelesen und bin erstmal ganz froh dass der Sex zwischen Dean und Sam ruhiger geworden ist, ich bin schon immer zusammengezuckt als ich 'braune Papiertüte' gelesen habe. Ich bin auch ein Fan davon das Dean unten liegt, er wird da unendlich niedlich.^^ Allgemein bin ich extrem von deiner FF begeistert, dabei habe ich die Serie zuvor noch nie gesehen. Werde es nun aber ganz sicher nachholen.

Die Story gefällt mir sehr gut, ich finde du schreibst sehr gut und hast ob unbewusst oder bewusst ein Gleichgewicht zwischen Romantik/heißen dingen, Familie und neuen Fällen.

Oft mischt sich Familie auch mit Fällen was die Sache ja gut abdeckt. Was ein wenig schade ist das Sam und Dean bis auf die Kreditkarten Sache nichts Gesetzloses tun. Ich hab mich immer diebisch gefreut wenn sie sich als FBI Agenten ausgegeben haben und das FBI ihnen deswegen nachjagt. Irgendwie gab es das hier garnicht.

Allerdings habe ich noch eine Frage. Dean gilt irgendwann in der Serie glaub ich als Tot. Wie sieht das hier aus? Ich meine wenn er noch in den Unterlagen lebt dann kann er doch in Las Vegas Sam richtig heiraten :P

Desweiteren hoffe ich du schreibst bald weiter und die Sache mit der Erschöpfung nach dem Ritual bessert sich auch. Das lohnt ansonsten doch garnicht zu leben wenn man danach nichts sonst tun kann als pennen. Tun mir ja beinahe leid die Süßen.

Nu fällt mir nix mehr ein, ausser: Hau in die Tasten!

-Asato-
Von:  Tora-Pig
2012-09-22T20:26:44+00:00 22.09.2012 22:26
Da stellt man sich mal ein paar Monate tot auf Mexx und schon wird die Lieblingsff welche man schon abgeschrieben hatte zu neuem Leben erweckt.
Ein verlockender Anreiz um besagte FF noch mal von vorn zu lesen ....
mein Gott wie hab "Echte Kerle" vermisst! Freue mich auf noch viele weitere Kapitel die da hoffentlich noch kommen werden ^-^
Von:  Fotowilli
2012-08-13T19:27:20+00:00 13.08.2012 21:27
Hallo moko-chan,
vor ein paar Tagen habe ich deine Story entdeckt.
Ich habe natürlich etwas gebraucht um vom ersten bis zum jetzigen letzten Kapitel zu kommen.
Erstmal ich habe jede Seite regelrecht verschlungen.
So eine lange Story habe ich noch nicht gelesen. Hat mich überhaupt nicht gestört ( ich mag es lieber lang als kurz).
Nun werde ich versuchen mich zu gedulden wie es mit Sam, Dean, Leia, Chad und allen anderen weitergeht.
Mach weiter so.
Liebe Grüße Fotowilli

Von:  yuna_16
2012-07-09T20:47:25+00:00 09.07.2012 22:47
OH. MEIN. GOTT.

Ein neues Kapitel.... ich habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt, dass ich das noch erleben darf ;)
(Auch wenn deine Steve/Danny Geschichten Sam und Dean eindeutig als mein liebstes Pairing abgelöst haben xD)

Jedenfalls ist es schön, hier wieder was Neues zu lesen. Das Kapitel ist wirklich herzallerliebst und es wird höchste Zeit, dass Leia und Chad es auf die Reihe kriegen!
Würde mich über noch ein paar Kapitel und ein Ende freuen :)
Von:  jesaku
2012-07-08T16:55:31+00:00 08.07.2012 18:55
die Mutter aller wincest-Geschichten ist zurück.
Mal sehen, ob du es wirklich schaffst dieser Geschichte einen würdevollen Abschied zu verpassen.
Von:  Black_Polaris
2012-07-06T20:47:37+00:00 06.07.2012 22:47
ja es geht weiter, hurra XD
Von:  Amnesias
2012-07-05T20:46:07+00:00 05.07.2012 22:46
Du bist wieder da! ;_______;
Von:  JunImai
2012-07-05T20:26:52+00:00 05.07.2012 22:26
Endlich ein neues Kapitel!
Ich habe so oft nachgeschaut, ob endlich was neues kommt und als ich die Nachricht bekommen habe, musste ich es sofort lesen!
Es ist toll, wie immer, und echt süß! (Die Diskussion mit den Sträußen kenne ich nur zu gut xD)
Bitte, bitte mach weiter und lass das Ende vielleicht nicht ganz so kurz werden ;-)
Du schreibst so genial und abwechslungsreich!
Vor allem ist es schön mal zu erleben, dass jemand richtig Ahnung vom Schreiben hat und das auch noch bei so einem super Thema wie Supernatural anwendet xP
Also: danke fürs neue Kapitel!
Freue mich schon aufs nächste ;-)


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