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Starcraft; Legends of the Amaru; Legend of the 4 horsemen

Kapitel 1: comeback
von

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Mikes End

„In der Bibel steht geschrieben, dass Gott die Welt innerhalb von sieben Tagen erschaffen hatte.

Nun, der Tod hatte das Universum innerhalb von sieben Jahren an den Rand des Verfalls geführt.

Ich bin zwar nicht Gott, aber sieben Tage sind genug um den Tod aufzuhalten.“

– a Mastermind
 

Tears don’t dry in the wind that blew over the battlefield.
 

Das Mündungsfeuer von Mikes Gewehr erhellte den dunklen Korridor kurz und zeigte noch die Visage eines Hydralisken, welcher auf ihn zukam, bevor diese auch schon von den Spikes zerrissen wurde.

Ein weiterer Hydralisk feuerte eine Stachelsalve ab und die Stacheln schlugen in Mikes Brustkorb ein.

Sein Blick weitete sich, während er noch ein paar Schritte nach hinten machte und dabei noch immer schoss. Dann verstummtes seine Waffe und er fiel um. Der Körper in der schweren Rüstung schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden des unterirdischen Korridors ein und Johnny wirbelte dabei herum. Im Lichtkegel der Scheinwerfer seiner Rüstung sah er mit Blut bespritzte Wände, Mikes leblosen Körper und einige Zerglinge, die auf diesen zusprangen.

Mit einem Summen begannen sich die Läufe von der Minigun in Johnnys Händen zu drehen und Spikes auszustoßen.

Die schweren Projektile rissen Fleischbrocken aus den Zergkörpern und trennten Gliedmaßen ab, während Johnny sich langsam zurückzog, aber dabei den ganzen Korridor mit den Spikes bestrich.

Sein Blick fiel kurz auf die drei toten, terranischen Körper, welche bereits im Korridor lagen und Johnny biss sich auf die Lippen.

Die drei waren tot und er konnte nichts mehr für sie tun. Sogar für eine letzte Ehre reichte es nicht mehr.

„Sarge, beeilen Sie sich! Wir wollen die Barrikade schließen!“ brüllte ein Soldat hinter Johnny.

Er stellte das Feuer ein, nahm eine Granate von seinem Gürtel, entsicherte sie und warf sie soweit er konnte in den dunklen Korridor hinein. Dann drehte er sich um und lief auf die Barrikade zu.

Die Explosion ertönte und eine Feuerwalze breitete sich ein paar Meter aus, während Johnny hinter die Barrikade hechtete.

Sofort machten sich die drei anderen Marines daran die Barrikade zu schließen und warfen noch alles, was sie nicht brauchten, auf die den Haufen zusammen.

Johnny rappelte sich auf, überprüfte seine Munition und blickte sich dann um.

Er stand gemeinsam mit drei anderen Marines in einem dunklen Korridor weit unter der Planetenoberfläche und musste dafür sorgen, dass die Zerg keinen Meter weiterkamen.

Am Anfang waren sie noch sieben Marines gewesen. Unter anderem Johnny und Mike. Doch nun war Mike tot und Johnny wusste nicht, wie weit er den überlebenden Marines trauen konnte, oder wie weit sie belastbar waren. Vielleicht würden sie schon bei der nächsten Angriffswelle einfach weglaufen. Doch Johnny hoffte, dass sich die drei Soldaten immer daran erinnern würden, dass sie Crewmitglieder der Amaru waren. Und das allein gab ihnen schon Mut und ließ sie nicht zweifeln.

Johnny blickte in die beiden Gänge, die vom Hauptkorridor genau dort wegführten, wo sie gerade waren, und hoffte, dass die beiden Sprengkommandos ihre Aufgaben erfüllt hatten. Gleichzeitig wünschte er sich, dass sie bald wieder auftauchen würden.

In der Ferne eines Seitenkorridors ertönte eine Explosion und alles wurde erschüttert.

Johnny grinste, denn die Explosion bedeutete, dass einer der beiden Tunnel gesprengt worden war.

Doch gleichzeitig wurde das Kreischen der Zerg wieder lauter.

In der Dunkelheit wurden die ersten Bewegungen sichtbar und einer der Marines brüllte: „Sie kommen wieder!“

Johnny ging zur Barrikade hinüber, legte die Minigun an und eröffnete wieder das Feuer auf die Zerg. Dabei ging ihm wieder die Frage durch den Kopf, was er eigentlich dort machte.

how it is going down

1 comeback 1 how it is going down
 

„In der Bibel steht geschrieben, dass Gott die Welt innerhalb von sieben Tagen erschaffen hatte.

Nun, der Tod hatte das Universum innerhalb von sieben Jahren an den Rand des Verfalls geführt.

Ich bin zwar nicht Gott, aber sieben Tage sind genug um den Tod aufzuhalten.“

– a Mastermind
 

„Hast du jemals ein kleines Mädchen weinen gesehen? Wenn ja, dann weißt du, warum ich wieder zurückgekehrt bin.“

– Prince
 


 


 


 

The time doesn’t dry all tears. The time doesn’t heal all wounds. The time is only another enemy. But sometimes you have to take some time to understand the situation.
 

Sieben Jahre. Für manche Menschen sind sieben Jahre eine Ewigkeit. Für andere bestanden diese sieben Jahre aus vorbeiziehenden Momenten. Rushing moments. Und doch kann niemand leugnen, dass innerhalb von sieben Jahren viel passieren kann. Doch im Koprulu Sektor hatte sich innerhalb von sieben Jahren nicht viel geändert.

Hier folgen nun einige Zeitungsberichte jener Tage, welche auf dem unabhängigen Planeten Antiocha veröffentlicht wurden…wenige Tage vor dessen Untergang:
 

„Liberty NEWS: Über die PTC

Die PTC (Protoss-Terranic Cooperation) besteht aus vier ehemaligen Feinden. Den Rebellen, welche damals noch von James Raynor angeführt worden waren, doch seit dessen Tod unter dem Kommando seines Freundes Samuel Miller stehen, den Protoss der Khalai-Großkaste, unter dem Kommando von Patriarch Zeratul und Exekutor Tassadar, den Überresten des UED (United Earth Directorate), regiert von Imperator Tobias Scott Farrell, und dem Senob-Schwarm, angeführt von Kerrigan. Kerrigan hat sich offiziell für alle Verbrechen und Schmerzen entschuldigt und gab dabei an, nicht mit gänzlich freiem Willen gehandelt zu haben.

Seit dem Tod ihrer „Waffe“, welcher mit 26. September 0 datiert war, sind nun genau sieben Jahre vergangen und das PTC hat sich sorgsam aus allen Kampfhandlungen herausgehalten.

Die PTC hat ihre Macht auf wenige, dafür wichtige Planeten beschränkt. Syracusse, Lacrima Belli, Moria und Salamis. Syracusse ist ein nahezu unbewohnter Wüstenplanet, welcher am Rande seines Sonnensystems liegt. Seine Priorität ist überwiegend militärisch und das auch nur, wegen seinem gewaltigen Ressourcenvorkommen. Lacrima Belli ist der mit Abstand größte besiedelte Planet und bietet mit seinen vier riesigen Kontinenten dem PTC genug Lebensraum, ohne dass es zu Konflikten zwischen den vier Parteien kommen kann. Er ist von orbitalen Waffenplattformen geschützt.

Moria bietet auch Unmengen an Ressourcen und ist zu einer gewaltigen Festung ausgebaut worden. Alleine die orbitalen Verteidigungsplattformen wirken schon einschüchternd.

Einzig Salamis bietet einen Kontrast zu den drei anderen Planeten. Salamis liegt ebenso wie Syracusse abseits aller umkämpften Gebiete. Doch ist es ein eher unwichtiger Planet, der sich dem PTC angeschlossen hat, um unter dem Schutz der vereinten Flotte zu stehen.

Salamis ist auch noch nicht lange besiedelt und ist keinerlei Aggressionen von Außen wert. Der Planet hat eine funktionierende Wirtschaft und eine Bevölkerung unter 350 Millionen.

Das einzige, was den Planeten vielleicht doch eventuell hervorhebt, sind die Überreste ehemaliger Protoss-Stützpunkte, welche langsam auf dem Planeten verfallen.

Salamis ist wirklich ein ruhiger Ort, dessen Verlust verkraftbar für das PTC wäre. Militärisch gesehen.

Zum Abschluss der Informationen über die PTC sollte noch ein Schiff erwähnt werden, welches zwar nicht zur vereinigten Flotte gehört, doch für das PTC zu arbeiten scheint.

Die Amaru.“
 

Ein weiterer Artikel, beschrieb kurz die Lage des Dominions:
 

„Liberty NEWS: Das terranische Dominion

Über das terranische Dominion, unter der Führung von Imperator Arcturus Mengsk ist nicht mehr viel zu berichten. Es scheint in eine noch unentdeckte Richtung zu expandieren und dabei den anderen Mächten aus dem Weg zu gehen. Weiteres scheint es, als hätte das Dominion keinerlei Kraft mehr, um einen Kampf gegen eine der anderen Mächte zu führen. Zurzeit ist nur ein besiedelter Planet bekannt. Braxis. Vormals war dieser Planet nicht mehr als ein Randwelt, doch seit das Dominion bei Korhal besiegt worden war, war Braxis das neue Zentrum von Mengsks Herrschaft. Der Planet wurde nun ebenfalls zu einer Festung ausgebaut (ebenfalls mit orbitalen Verteidigungsparametern), was eine Verteidigungsstrategie Mengsks vermuten lässt. Weiteres sieht keine der anderen Parteien im Dominion eine potentielle Gefahr. Man kann nur hoffen, dass dies sich nicht als Fehler herausstellen wird.“
 

Um auch vom wahren Feind, welcher auch für das abrupte Ende von Antiocha zuständig war, ein Bild zu bekommen, wurde noch ein weiterer Artikel veröffentlicht, wobei Kritiker der Meinung waren, dass dieser für den Angriff auf Antiocha verantwortlich war:
 

„Liberty NEWS: Durans Hinterlassenschaft

Semir Duran, ein Ghost und Verräter, hatte zu seinen Lebzeiten noch eine Armee aus Wahnsinnigen und Abtrünnigen um sich gescharrt. Aufgrund der Tatsache, dass er einige Zeit für Kerrigan arbeitete, welche sich nun auf die Seite des PTC geschlagen hatte, besteht ein Großteil seiner Streitkräfte aus Zerg. Einige terranische Splittergruppen, darunter auch Extremisten aus den Reihen des Dominions und ehemalige konföderierte Soldaten, schlossen sich dieser Armee an. Augenzeugen zufolge, sollen auch diese mysteriösen Hybriden (eine Kreuzung aus Protoss- und Zerg-DNA) sowie ein Stamm abtrünniger Protoss sich diesem Kreuzzug gegen die Vernunft angeschlossen haben. Ein vermeintlicher Kenner sagte uns, dass sich diese Protoss für Maschinen hielten und daher das Ziel haben, jegliches Leben auszulöschen. Durans Pläne schienen diesen „Mech-Protoss“ genau recht zu sein.

Einige sehen in dieser Allianz des Wahnsinn, wie sie inzwischen schon genannt wird, eine klare Gegenpartei zur PTC, was auch noch verstärkt wird, dass diese Partei ehemalige Heimatplaneten besetzt hält. Darunter fallen Korhal, welcher vielen Anhängern der Rebellion vormals als Heimat diente, sowie Aiur und Shakuras, welche beide Heimaten der Protoss waren. Die Erde und Char wurden aus den Sternenkarten gesprengt. Außerdem sollen Ausläufer dieser Armee über viele Planeten streifen. Im Bezug zu dieser Partei sollte deren stärkstes Schiff genannt werden. Die Zurano, welches ein Schwesterschiff der Amaru ist.

Das Zentrum ihres Einflussbereiches ist der Planet Korhal. Und obgleich jede Partei ihre Hauptwelt mit orbitalen Plattformen schützt, sind die bei Korhal die undurchdringlichsten. Dafür ist die Planetenoberfläche nur spärlich bis gar nicht geschützt.

Auch wenn Duran nun schon seit beinahe sieben Jahren tot ist, Berichten zufolge sei er von einem Crewmitglied der Amaru getötet worden, sammelt sich diese Armee weiterhin auf ihren Planten, angeführt werden sie von jemanden, der sich als den leibhaftigen ‚Tod’ bezeichnet.

Hierbei handelt es sich lediglich um einen Wahnsinnigen, der nach Durans Ableben die Macht übernommen hatte und nun unter Größenwahn, sowie fortgeschrittener Schizophrenie leidet. Dennoch sollte diese Person nicht unterschätzt, oder gar provoziert werden.“
 

Diese drei Artikel wurden von einem Reporter geschrieben. Kain A. Norrington.

Kain arbeitet für eine Presseagentur auf Antiocha, einem friedlichen, großem Planeten. Antiocha war eher neutral veranlagt und verfügte über genug interstellare Plattformen, um diese Neutralität aufrecht zu erhalten. Zusätzlich wurde die Verteidigung durch weitere Merkmale verstärkt. Es gab nur zwei Städte auf dem ganzen Planten, dafür waren in diesen beiden Städten jeweils mehr als 2 Mrd. Bewohner. Die Namen der beiden Städte waren Corinth und Lentia. Kain wohnte zwar in Lentia, doch seinen Arbeitsplatz hatte er in Corinth. Die beiden Städte waren mit unüberwindlichen Festungsmauern umgeben, und einem Minengürtel, welcher sich bis 70 Meilen um die Stadt zog. Die Städte selbst waren nur 30 Meilen voneinander entfernt und mit zwei riesigen Verkehrstunneln verbunden, welche knapp 1 Meile auseinander lagen und parallel verliefen. Zwischen den beiden Tunneln gab es noch einen Versorgungskorridor, welcher jede volle Meile die beiden Tunnel miteinander verband.

Der restliche Planet war großteils mit einem Ozean bedeckt, welcher den Kontinent umgab. Im Zentrum der Landfläche befanden sich die beiden Städte. Der Rest des Kontinents diente der Agrar-Wirtschaft. Antiocha konnte es sich leisten, große Mengen der Agrarprodukte zu exportieren. Der Hauptabnehmer davon war Braxis, der Hauptplanet des Dominion. Im Gegenzug für diese Lieferungen hatte die Regierung von Antiocha ein Versprechen von Imperator Mengsk erhalten, dass dieser Truppen schickten würde, wenn Antiocha angegriffen werden sollte. Eine weitere Vereinbarung war, dass das Dominion dafür Rekrutierungsbüros in Lentia und Corinth unterhalten durfte.

Doch nun zurück zu Kain Norrington. Im Eigentlichen führte er ein ruhiges Leben. Er war jung, verheiratet, hatte eine Tochter, die in kürze fünf werden sollte und lebte auf Antiocha, dem Planeten, mit der niedrigsten Kriminalität. Es fehlte ihm an nichts. Und genau da war es, was ihn störte. Er hasste es ein nahezu perfektes Leben zu führen, obwohl alles so aussah, als würde es den Bach runter gehen, als seine Frau ihr Kind erwartete. Die beiden waren damals nicht älter als 17 und waren gerade mal mit ihrer Ausbildung fertig geworden. Einzig die Tatsache, dass die Presseagentur, in der Kain arbeitete, seinem Onkel gehörte, hatte ihm ein sicheres finanzielles Standbein gegeben, das ihm nun ein sorgenfreies Leben ermöglichte.

Aber Kain war nicht der Typ, der sorgenfrei Leben wollte. Aber sich um seine Familie Sorgen zu machen, wollte er auch nicht. Er war schon einige Male vor einem Rekrutierungsbüro gestanden, welches für die glorreiche Armee des Dominions warb, und hatte überlegt, ob er sich den Space Marines anschließen sollte. Er hatte auch schon einen freiwilligen Kurs belegt, an dem er den Umgang mit den Powerrüstungen und den Waffen der Space Marines lernte. Der Ausbilder hatte ihm auch nahe gelegt, dass er sich den Marines anschließen sollte, doch Kain erinnerte sich dann immer daran, dass er eine Tochter und eine Frau hatte, für die er da sein sollte. Man sollte noch erwähnen, dass Kain ein äußerst gläubiger Mensch war und jeden Sonntag in die Kirche ging. Doch nicht in die, die seiner Wohnung am nächsten war, sondern eine am Stadtrand, wo nur wenige Leute hingingen. Es war eine kleine Kirche und der Priester predigte nicht immer vom Seelenheil, Bestrafung und Nächstenliebe, sondern von Themen, die die Menschen wirklich interessierten. So verbrachte er jeden Sonntag nach der Messe noch eine Stunde in der Kirche. Manchmal versuchte er einfach nur seine Gedanken abzuschalten und seinen inneren Frieden zu finden, indem er betete. Doch sonst suchte er das Gespräch mit dem Priester. Dieser schien ein erfahrener Mensch zu sein und einige Narben zierten sein Gesicht. Was jedoch niemand wusste, war, dass auch sein restlicher Körper nicht unvernarbt war. Der Priester schien ein guter Mensch zu sein, aber schien dennoch kleine Fehler zu haben und wirkte dadurch menschlich. Er hatte sich als Pater Perikles Nicles vorgestellt.

Kain hatte inzwischen schon Freundschaft mit diesem Priester geschlossen und versuchte seine Familie zu überreden, mit ihm in die Kirche zu gehen, um ebenfalls diesen Priester kennen zu lernen. Doch seine Frau lehnte immer dankend ab. Denn auch wenn Antiocha der Planet mit der geringsten Kriminalitätsrate war, war doch der Stadtbezirk in Lentia genau jenes Gebiet, mit der höchsten Kriminalität auf ganz Antiocha.

Vielleicht hatte es genau deswegen die beiden dorthin gezogen. Kain, weil er den Nervenkitzel suchte, und Perikles, weil er den Menschen Hoffnung machen und ihre Seelen retten will.

Genau jene Suche nach Nervenkitzel ließ Kain dann auch diese Artikel schreiben. Denn während er in den Archiven alles nötige über die drei Parteien suchte, hatte er Tagträume, wie es wohl gewesen wäre, als Space Marine auf dem Schlachtfeld zu stehen.

Die Artikel waren ein voller Erfolg geworden und hatten sich hervorragend verkauft.

Doch, hätte er gewusst, was er damit anstellen würde, hätte er den dritten Artikel sicherlich nicht geschrieben.

Und nun folgt, was geschah. Nun folgt…:
 

The legend of the 4 horsemen:
 

9 Stunden vor Mikes Tod begann die Sache auf Antiocha zu eskalieren.

Oder, um es mit Worten auszudrücken, die Jay vermutlich verwendet hätte, die Scheiße war am Dampfen.

Es war ein später Freitagnachmittag und der Reporter Kain Abel Norrington befand sich auf dem Weg nach Hause von seiner Arbeit.

Bevor er losgefahren war, hatte ihm sein Onkel noch mal zu der gelungen Artikelreihe über die drei Großmächte gratuliert und daher hatte Kain eine nahezu unzerstörbare, gute Laune.

Er ließ gerade den Verkehrstunnel hinter sich und befand sich nun endlich in seiner Heimatstadt Lentia.

Der Wagen vor ihm bremste sanft ab und auch Kain hielt seinen Wagen an. Im den Gläsern seiner Sonnebrille spiegelte sich das rote Licht der Ampel.

Kain zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche seines Jacketts und zündete sich eine davon an.

Während er den Rauch genüsslich wieder ausstieß, ließ er seinen Blick umherwandern und sah, dass der Fahrer im Wagen neben ihm, einen kleinen Wutausbruch wegen der Ampel hatte.

Er hämmerte auf das Lenkrad und seine Frau versuchte ihm vom Beifahrersitz her zu beruhigen.

Auf der Rückbank begann ein kleiner Junge wie am Spieß zu schreien, weil sein Vater wieder einen Wutausbruch hatte.

Kain wandte seinen Blick wieder nach vorne und machte sich keinerlei weitere Gedanken über den Typen neben ihm.

Stattdessen war er einfach nur erleichtert, dass ihn die rote Ampel so kalt ließ und seine Hände wanderten nahezu von selbst zum Autoradio.

Der Sprecher beendete gerade seine Aufzählung von Verkehrsbehinderungen und wollte gerade mit den Aktienkursen anfangen, als sich auch schon der Sender änderte.

Der Song „I shot the sheriff“ erklang nun und Kain lehnte sich zurück. Normalerweise hörte er mehr Rock. Doch Bob Marley war auch nicht schlecht.

Sein Blick wanderte nun nach links und er erkannte einen weitläufigen Park. Hierher kam er fast jedes Wochenende, wenn er etwas Zeit mit seiner Familie verbringen wollte.

Er sah eine Familie, welche auf einer Decke saß und ein Hund lief um sie herum.

Kain überlegte, ob er seiner Tochter auch einen Hund kaufen sollte, verwarf den Gedanken jedoch wieder, als er sich erinnerte, was seine Frau dazu sagen würde.

Die Ampel sprang wieder auf Grün und Kain legte den ersten Gang ein.

Die Kolone setzte sich langsam wieder in Bewegung und Kain dachte: „In knapp zehn Minuten werde ich endlich zuhause sein.“

Er überlegte gerade, was er wohl zu Essen bekommen würde, als der Fahrer vor ihm abrupt abbremste.

Kain reagierte sofort und sprang in die Eisen.

Sein Wagen kam zum Stillstand und er atmete erleichtert auf, als ihm hinten auch schon das nachkommende Fahrzeug aufgefahren war.

Zwar war der Stoß nicht heftig gewesen, doch für Kain war er vollkommen unvorbereitet gekommen und so überraschte es ihn doch.

Unverletzt, missmutig darüber, dass er nun später nach Hause kommen würde, und auch wütend auf den Fahrer, der ihm gerade aufgefahren war, stieß Kain die Tür auf und erhob sich aus seinem Sitz.

Er stieg aus seinem Wagen aus, riss sich die Sonnenbrille vom Gesicht und mit einem Schlag verpuffte sein Zorn.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es dunkler geworden ist und auch ruhiger.

Der Hund im Park bellte bedrohlich und als Kain sich umblickte, stellte er fest, dass jeder innehielt und in den Himmel blickte.

„Vielleicht ist es eine Sonnenfinsternis.“ dachte sich Kain und blickte nach oben. Doch es war nicht der Mond, der die Sonne verdunkelte. Es wirkte wie eine Wolke.

Sofort holte Kain seine Kamera von der Rückbank und begann sie zu justieren.

Inzwischen wusste er, dass es keine einfache Sonnenfinsternis war. Er hatte sie immer dabei, für Fälle wie diesen. Denn ein echter Reporter musste einer Story nachgehen, egal ob er schon Feierabend hatte, oder nicht.

„Eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt, war ohnehin interessanter.“, dachte er sich und begann das Objektiv mit der größten Vergrößerung anzuschrauben, „Vielleicht ist es ein orbitales Phänomen. Wenn es in der Atmosphäre ist könnte es sich aber auch um einen Skandal handeln. Vielleicht eine Ansammlung von Schadstoffen in der Luft?“

Die Kamera war einsatzbereit und Kain zielte nun auf die Wolke.

Er machte ein Foto, machte ein zweites und während er das dritte Foto machte, schob sich eine dunkle Silhouette vor die Sonne.

„Das wird ein Knüller.“ zischte sich Kain selbst zu, während er ein weiteres Foto schoss.

Dann erhellte ein kurzer Lichtblitz alles und im Orbit war eine Explosion zu sehen.

Kain knipste immer noch wie verrückt, als sich die Wolke zu verdicken schien.

Einzelne Bewegungen wurden erkennbar und ein weiterer Lichtblitz und noch eine Explosion folgten.

Die Warnsirenen auf dem ganzen Planeten begannen aufzuheulen und durch das Objektiv seiner Kamera erkannte Kain nun, woraus die Wolke bestand.

Um Kain herum brach Panik aus und jeder versuchte so schnell wie möglich zu verschwinden.

Der Hund stand immer noch auf dem Rasen und bellte weiterhin die Wolke an.

Sein Besitzer hatte nicht einmal versucht ihn mit sich zu nehmen, sondern war mit seiner Familie aufgesprungen und losgerannt.

Aus dem Autoradio kam noch immer der Song „I shot the sheriff“ und Kain stand neben seinem Wagen. Der Schock der Erkenntnis hatte sein Denken und seine Muskeln gelähmt.

Er ließ die Kamera sinken und murmelte: „Zerg!“
 

Inzwischen schritt Imperator Mengsk durch die Gänge seines neuen Palastes auf Braxis und diktierte einem seiner Sekretäre eine Ankündigung.

Der Sekretär ging, jedes Wort des Imperators mitschreibend, neben diesem her und das Kratzen seines Stiftes ging in den schweren Schritten der vier Marines unter, welche dem Imperator überall hin folgten.

Sie kamen an einem Fenster vorbei, durch das man einen Ausblick über die Landschaft hatte. In knapp drei Meilen Entfernung ragte die äußere Festungsmauer auf und dahinter war alles weiß, vom Schnee, der erst kürzlich wieder gefallen war. In der Ferne war ein Gebirge zu sehen und der Himmel darüber war klar und Wolkenlos.

So saubere Luft gibt es nicht auf jeden Planeten. Außerdem war das Grundwasser dieses Planeten das gesündeste, im ganzen Universum.

Und dennoch dachte Mengsk mit einem Stich in der Brust an die Zeiten zurück, als sein Palast noch auf Korhal war und er sich unantastbar gefühlt hatte.

Unbewusst war er vor dem Fenster, welches aus einem nahezu unzerstörbaren Glas bestand, stehen geblieben und sein Blick war in die Ferne gerichtet.

Er konnte nichts machen. Er vermisste seine ehemalige Heimat und spielte immer wieder mit dem Gedanken, Korhal zurückzuerobern.

Doch musste er dann wieder daran denken, dass dort nun eine Armee regiert, die bei weitem stärker war als seine.

Mengsk war unzufrieden auf diesem Planeten. Er hasste die Kälte, das Eis und den Schnee.

Er sagte es nie öffentlich, doch seine Sekretäre und alle, die ihm nahe standen, mussten sich immer seinen Frust über den Planeten anhören.

Die, die ihm schon auf Korhal gedient hatten, wissen jedoch auch, dass er dort genauso unzufrieden mit dem Planeten war.

Damals hatte er den Sand, das Geröll und die Hitze verabscheut und nun frustrieren ihn die Gegenteile davon.

Dabei war Mengsk niemand, der sein Leben lang im Palast verbracht hatte. Er hatte sich alles hart erkämpfen müssen und war daher Strapazen gewöhnt.

Mengsk fühlte den fragenden Blick seines Sekretärs und ihm wurde bewusst, dass er in Erinnerungen versunken war.

Er dachte gerade nach, was er als letztes diktiert hatte, als ein weiterer Beamter, mit einem Klemmbrett in den Händen, angelaufen kam und schlitternd vor ihm abbremste.

Mengsk blickte ihn gelangweilt an und fragte: „Was gibt es nun schon wieder wichtiges?“

„Wahrscheinlich handelt es sich wieder nur um einen Vorschlag für eine unbrauchbare Militärreform.“ dachte er sich dabei.

Vollkommen außer Atem begann der Beamte zu berichten: „Antiocha wird angegriffen und erbittet unsere Hilfe. Laut unserem planetaren Scanner dort, handelt es sich um drei Horden sowie eine Schlachtträger.“

Mengsks Blick weitete sich bei den Worten des Beamten und das letzte trieb ihm Erinnerungen in den Kopf.

Sein letztes Schachspiel bevor er Korhal verlassen musste, sowie den Mann, gegen den er damals gespielt hatte.

Jaykoff Smith.

Soweit Mengsk sich erinnern konnte, was Jaykoff Smith im Besitz eines Schlachtkreuzers. Der Amaru. Soviel wusste er noch, doch dann kam ihm wieder, dass vor sieben Jahren das Gerücht von Jaykoff Smith’ Tod aufgekommen war.

„Wie lautet der Name des Schiffes?“ fragte Mengsk um eine Stille zu vermeiden.

„Die Scanner haben sie als Zurano identifiziert.“ las der Beamte aus den Berichten heraus.

Mengsk biss sich auf die Lippe. Dass es sich nicht um die Amaru handelte, war ihm doch irgendwie klar gewesen. Denn, soviel er wusste, konzentrierte sich die Amaru nur auf den Kampf gegen gleichstarke Feinde. Früher war das er und sein Dominion gewesen und nun dieser „Tod“ und seine Armee.

Mengsk stand nun vor einer schwierigen Entscheidung.

Sollte er seine wieder aufgebaute Flotte schicken, die immer noch nicht ihre einstige Stärke wieder hat, oder sollte er Antiocha seinem Schicksal überlassen.

Würde er seine Flotte schicken, würde er damit vielleicht Antiocha retten, doch die Verluste dabei wären einfach gigantisch und wahrscheinlich würde es nichts an Antiochas Schicksal ändern.

Wenn Mengsk hingegen keine Hilfe schicken würde und Antiocha irgendwie überleben würde, wäre die Abmachung, die Mengsk mit Antiocha hatte, wertlos.

So oder so. Entweder verlor Mengks einen Handelspartner, oder seine Flotte.

Der Beamte blickte Mengsk an und wartete darauf, dass dieser den Befehl für einen Aufbruch der Flotte geben würde, denn er selbst war auch von Antiocha.

Mengsk hob den Kopf wieder an und sagte mit eiskalter Stimme: „Das ist nicht unser Problem. Die Flotte darf nicht geopfert werden, wenn sie für den Schutz des Dominions gebraucht werden kann.“

Für den Beamten brach eine Ansicht zusammen, während für Mengsk das Thema damit beendet war und er fortfuhr seine Rede zu diktieren.

Als er merkte, dass der Beamte noch immer dastand, winkte er ihn davon.

Mit einem Zorn auf den Imperator nickte der Beamte, drehte sich um und zwang sich ruhig wegzugehen.

Doch innerlich hatte er schon einen Plan geschlossen, wie er Antiocha doch noch helfen könnte. Wenn Mengsk sich nicht um den Planeten kümmerte, dann musste man eben Mengsks größten Feind um Hilfe bitten.

Als er außerhalb von Mengsks Sichtweite war, begann der Beamte zu laufen.

„Jede Sekunde zählt.“ dachte er sich, während er in sein Quartier lief, wo er ein persönliches Nachrichtengerät hatte, mit dem er Botschaften verschicken konnte. Doch nicht nur an einen Empfänger auf demselben Planeten, sondern auch in die Tiefen des Universums hinaus.

Und auch nach Lacrima Belli und der, dort vor Anker liegenden, Amaru.
 

Pater Perikles Nicles lag in seinem Bett und schlief tief und fest, als die Zerg den Planeten erreichten.

Wäre er wach gewesen, hätte er wahrscheinlich auch nicht viel mitbekommen, weil in seiner Wohnung die Vorhänge zugezogen waren. In der Ecke des Schlafzimmers lief leise ein CD-Player und es erklang der Song „Try me“ von Bob Marley.

Ein Blick durch das Zimmer hätte nicht vermuten lassen, was der Beruf des Besitzers war. Man vermutete eher, dass es sich um einen Kleinkriminellen handeln würde, als um einen Priester.

Überall lagen Kleidungsstücke auf dem Boden verstreut und die Bibel war unter einem Stapel alter Zeitungen verschwunden.

An einer der Wände war von der Tapete nur noch wenig zusehen, weil sie über und über mit Zeitungsberichten von der Amaru überdeckt ist.

In einer Ecke des Zimmers standen leere Flaschen aufgereiht und in einem Luftzug, der durch die undichten Wände von außen hereinkam, ließ eine umgefallene Flasche umherrollen.

Das Fenster im Schlafzimmer war einen Spalt offen und durch dieses kam der normale Straßenlärm herein.

Man hörte Motoren, Hupen und Rufe.

Nichts deutete auf die Gefahr hin, welche sich bald über den Planeten ausbreiten und alles Leben vernichten würde.

Dann verstummten die Hupen und die Rufe.

Stille herrschte draußen und das alleine reichte, um Pater Perikles aus seinem komaartigen Tiefschlaf näher an die Realität zu holen.

Pater Perikles. Für ihn war es immer noch ungewohnt, dass ihn nun alle so nennen. Er mochte den Namen mehr, denn er in seiner Jugend bekommen hatte. Und umso mehr störte es ihn, dass er ihn nicht verwenden konnte.

In seinem Traum hörte er eine Stimme. Eine bekannte Stimme, die lachte und ihm zurief: „Mann, Prince, was ist jetzt schon wieder aus dir geworden?“

Im Traum wandte sich Prince um und erblickte seinen alten, längst verstorbenen Captain.

Prince grinste Jay an und sagte: „Seit deinem Tod, muss ich versuchen die Seelen anderer zu retten. Irgendwas muss man doch den ganzen Tag machen.“

Jay schüttelte den Kopf und erwiderte: „Bald wirst du nicht nur versuchen ihre Seelen zu retten, sondern auch…“

Doch Jay konnte nicht sagen, was Prince bald noch retten werde, da in diesem Moment die Warnsirenen auf Antiocha angingen.

Benommen verschlug es Prince in einen Halbschlaf und seine Hand tastete unbeholfen zum Wecker, der auf einer Ablage neben dem Bett stand.

Er betastet den Wecker, fand den Schalter zum ausschalten und legte ihn um.

Doch da es nicht der Wecker war, der den Lärm veranstaltete, verschwand das Geräusch nicht.

Immer wieder legte Prince den Schalter um und in den vom Schlaf benebelten Gedanken begann er zu fluchen.

Schließlich packte er den Wecker und warf ihn gegen die gegenüberliegende Wand.

„Scheiß Wecker!“ brummte er dabei in das Kopfkissen hinein.

Gleichzeitig dachte er sich aber auch, dass er gerade eine Dummheit begangen hatte, da er sich nun einen neuen Wecker zulegen musste.

Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde ihm erst bewusst, dass ihn nicht der Wecker geweckt hatte, doch was ihn geweckt hatte, hatte er immer noch nicht erkannt.

Langsam öffnete er die Augen, setzte sich im Bett auf und griff neben sich.

Mit milder Verwunderung stellte er fest, dass das Bett neben ihm leer war.

„Verdammte Schlampe. War ja zu erwarten.“ murmelte er sich selbst zu und gähnte.

Wer nur Prince’ Freizeit kannte, hätte gelacht, wenn er den Beruf erfahren hätte.

Schließlich war er außerhalb der Kirche kein pflichtbewusster Priester, sondern fiel eher durch eine andere Lebenshaltung auf. Und doch verstieß er dabei gegen keine wirkliche Regel. Vielleicht dehnte er sie ein bisschen aus, doch befand er sich immer noch im akzeptablen Bereich.

Sein Blick fiel auf die Ablage, wo zuvor noch der Wecker stand und sein Blick verriet ihm gleich, dass ihm Geld fehlte.

„Geben ist seliger als Nehmen.“ murmelte er sich selbst zu, ohne dabei eine Wut auf die Schlampe zu empfinden, die ihn ausgeraubt hatte, und stand auf.

Er zog sich eine kurze Hose an, öffnete eine Schublade, zog eine kleine Goldkette heraus, an dem ein Kreuz aus Silber und Diamanten hing, und legte sich diese um den Hals.

Dabei erblickte er den PDA, der in der Schublade lag und schon seit langem ungenutzt war. Manchmal zog Prince ihn heraus, sah nach, ob ihm vielleicht einer seiner alten Freunde eine Nachricht geschrieben hatte, und dachte dabei an frühere Zeiten.

Seine Freunde fehlten ihm, doch um nichts in der Welt wollte er wieder in sein altes Leben zurück. Er hatte die Schnauze voll, vom ganzen Töten und Sterben.

Draußen heulte immer noch die Warnsirene, doch drang sie nicht bis zu Prince’ Denken vor.

Dieser hatte inzwischen einen Blick auf eine Uhr geworfen, hatte erkannt, dass er noch lange Zeit hatte, bis die nächste Messe anfing, und sich daher wieder auf das Bett fallen lassen.

Er griff die Fernsteuerung für den CD-Player und schaltete von der CD-Wiedergabe auf das Radio um.

Erst jetzt fielen ihm die Sirenen und die Stille darum herum richtig auf.

Seine Stirn legte sich in Falten, als er auch schon die Stimme eines Nachrichtensprechers im Radio hörte.

Der Nachrichtensprecher bestätigte die Invasion durch Zerg und sagte, dass die Regierung bereits die Evakuierung in die Gänge setzt. Jeder sollte sich, nur mit dem nötigsten, sofort zum nächsten Spaceport begeben, oder sich bei einer Ordnungskraft melden, um bei der Verteidigung zu helfen.

Der Nachrichtensprecher begann damit es immer wieder zu wiederholen und Prince schaltete auf die CD-Wiedergabe zurück.

Er zog sich schnell ein Tank-Top über, ging zu seinem Kasten und holte eine Reisetasche und einen kleinen Aktenkoffer daraus hervor und ging damit zum Bett hinüber.

Eigentlich hatte er seine Vergangenheit hinter sich gelassen, doch nun schien sie ihn wieder eingeholt zuhaben.

Prince öffnete den kleinen Aktenkoffer und starrte den Inhalt wie hypnotisiert an.

Verkrampft griff er in den Koffer hinein und erstarrte dann.

„Nein.“, sagte er zu sich selbst, „Ich habe der Gewalt abgeschworen.“

Er schlug den Koffer zu, ging zum Kleiderschrank zurück und holte ein paar Klamotten heraus, welche er dann in die Tasche warf.

Wirklich nur das wichtigste, damit er ein paar Tage über die Runden kam.

Er ging auf die Knie, murmelte ein kurzes Gebet und griff dann unter das Bett, wo er einen alten Schuhkarton herauszog.

Prince öffnete den Deckel und leerte den Inhalt auf das Bett.

Eine ansehnliche Menge Geld und auch eine Pistole landeten auf dem Lacken.

Prince warf die Schachtel einfach beiseite und begann damit das Geld in die Tasche zu stopfen.

Als er fertig war, fiel sein Blick auf die Pistole.

Langsam griff er danach und warf sie dann auch in die Tasche.

Er prüfte nach, ob er alles hatte, und stellte fest, dass er noch viel Platz hatte in der Tasche.

Sein Blick fiel wieder auf den Aktenkoffer.

Ein Sekunde später hatte er sich entschieden und den Koffer in die Tasche geworfen.

Ihm war klar, dass er mit diesem Koffer normalerweise nicht durch die Kontrollen beim Spaceport kam, doch in so einer Situation war auch schon alles egal und niemand würde ihn aufhalten.

Nun zog er den Reißverschluss zu, nahm sich noch seinen PDA und ging dann zur Wohnungstür. Die Tasche in der einen Hand, den PDA in der anderen.

Kurz musterte er den PDA und fragte sich, ob er seine Freunde rufen sollte, damit sie vielleicht ihn, oder doch noch den ganzen Planeten retten könnten.

Doch er entschied sich dagegen. Fast sieben Jahre war er alleine zu recht gekommen. Und nur weil er jetzt einmal Probleme hatte, wollte er seine Freunde da nicht reinziehen.

Mit diesen Gedanken verließ er seine Wohnung und sperrte hinter sich zu.

Ihm war selbst bewusst, wie sinnlos es war, dass er die Wohnung zugesperrt hatte und doch hatte er es getan.

In dem Moment, als er den Fensterlosen Korridor betrat, blitze ein Licht im Orbit auf.
 

Chris betrat die Kommandobrücke der Amaru, hielt ein T-Shirt in den Händen und hatte sich ein Handtuch über die Schulter geworfen.

Er war gerade unter der Dusche gestanden, als er auf die Brücke gerufen wurde und nun blickte er sich um.

Auf den Monitoren war ein Planet zu sehen, den Chris nicht kannte, und auf einem weiteren Monitor erblickte er ein Raumschiff, welches ihm schon eher bekannt war.

„Sichtkontakt mit der Zurano.“ meldete sich ein weiblicher Offizier von einer der Geräte her.

Chris blickte sich um und erkannte, dass Keith in ihrem Kommandostuhl saß. Neben dem Stuhl kauerte B-Tearz, hatte den schweren Kopf auf Keith’ Oberschenkel gelegt und ließ sich von ihr den Kopf streicheln.

Keith’ Handrücken war mit etlichen Narben bedeckt, welche sich den ganzen Arm rauf zogen.

Obwohl sie erst 22 Jahre alt war, staunte Chris immer, wie reif sie schon war. Sie machte auf jeden einen erfahrenen und unbeirrbaren Eindruck.

Gleichzeitig musste Chris auch daran denken, dass Keith schon immer reifer war, als andere Kinder des gleichen Alters und doch erstaunte sie ihn nun wieder.

Keith beugte sich auf ihrem Sitzplatz vor, sodass ihr Gesicht nicht mehr im Schatten lag und befahl: „Vorrücken!“

Der Antrieb der Amaru aktivierte sich und der Koloss setzte sich in Bewegung.

„Waffen gefechtsbereit machen! Alle an die Gefechtsstationen!“ gab Keith weitere Befehle, während auf den Bildschirmen, welche die Zurano und den Planeten zeigten, wichtige Details hervorgehoben wurden und Daten angezeigt wurden.

Auf einem der Bildschirme wurde eine riesige, blaue, sich drehende Spirale markiert, welche sich hinter der Zurano befand und Millionen von kleinen Punkten ausspie.

„Es kommen immer mehr Zerg durch das Warploch.“ sagte ein Protoss, aus dem Kommandostab.

Die Tür glitt wieder auf und Mike betrat, gefolgt von Johnny, die Kommandobrücke.

Beide stellten sich zu Chris, welcher eher im Hintergrund blieb, und Mike fragte seinen kleinen Bruder: „Was ist hier los?“

Chris zuckte mit den Achseln, während er sich mit dem Handtuch die Haare trocknete und antwortete: „Ich weiß es nicht, ich bin gerade hierher gerufen worden.“

„Na, toll.“, brummte Mike, „Ich werde langsam zu alt, um das Universum andauernd zu retten.“

Die Tür ging wieder auf und nun trat Cash ein, welcher sich gleich zu seinem Vater stellte.

„Was ist los?“ fragte auch er.

„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“ erwiderte Chris, der es irgendwie seltsam fand, dass ihm die Frage gestellt wurde, wobei Cash doch eine sehr enge Beziehung zu Keith hatte.

„Sam Miller hatte eine Nachricht erhalten, dass der Planet Antiocha angegriffen wird.“ antwortete Keith, ohne sich zu den vieren umzudrehen.

Johnny überlegte kurz und meinte dann: „Ich dachte, dass Antiocha unter dem Schutz des Dominions steht.“

„Das ist das seltsame an der Nachricht. Sie kam von Braxis.“ sagte Raven, die inzwischen aus dem Nichts aufgetaucht war.

Johnny zuckte zusammen und zischte: „Mach das nie wieder!“

Raven grinste ihn kurz an und blickte dann wieder auf die Rückenlehne von Keith Kommandostuhl.

„Eine Falle?“ fragte Mike vorsichtig.

Sein Blick wanderte wieder zu dem Monitoren und er fügte hinzu: „Okay, wohl eher nicht.“

„Und was tun wir hier? Zusehen?“, erkundigte sich Johnny, „Das fällt nicht in unseren Aufgabenbereich.“

„Doch tut es.“, widersprach ihm Keith, „Weil wir versuchen wollen, Menschen zu retten.“

„Stimmt.“ murmelte Johnny.

„Die Zurano scheint uns entdeckt zu haben.“, meldete der weibliche Offizier wieder, „Sie dreht ab und verschwindet in den Hyperraum.“

Auf einem der Monitore blitze noch ein Warploch auf und der Schlachtträger verschwand darin.

Die Amaru glitt weiterhin durch das System und näherte sich dem Planeten mit beträchtlicher Geschwindigkeit.

„Macht die Jäger startbereit!“ befahl Keith.

„Das war unser Stichwort.“ murmelte Chris, warf das Handtuch beiseite und zog sich das T-Shirt an.

Doch Keith bat sie noch zu bleiben, als eine Nachricht vom Planeten sie erreichte.

Auf einem der Monitore tauchte eine Person auf, welche eine Uniform mit vielen Auszeichnungen trug, sich den Schweiß von der Stirn wischt und in heller Panik war.

„Amaru, hier spricht General Carter von den Verteidigungskräften Antiochas. Wir benötigen dringende Hilfe. Die Hälfte unserer orbitalen Plattformen ist ausgefallen und die Zerg sind schon in Corinth eingedrungen. Unsere verbleibenden Truppen versuchen gerade unsere zweite Stadt, Lentia, zu sichern, doch wir werden nicht in der Lage sein, dem Ansturm der Zerg lange zu trotzen.“

„General, seien sie versichert, dass wir ihnen sofort Hilfe schicken werden.“ antwortete Keith dem General, der daraufhin sichtlich erleichtert wirkte.

Dann wandte sich Keith gleich zu Chris und sagte: „Jungs, ihr führt die Bodentruppen an!“

„Aber ich bin Jäger-Pilot, verdammt!“ warf Chris gleich ein.

„Das war ein Befehl!“ brüllte ihn Keith nieder.

„Okay.“ murmelte Chris kleinlaut und verließ, ohne zu salutieren, die Kommandobrücke.

Die anderen blickten ihm nach und Mike dachte sich: „Verdammt, die Kleine hat mehr Durchsetzungsvermögen als ihr Vater.“

Dann bemerkte er, wie Keith die anderen anblickte und knurrte: „Und worauf wartet ihr?“

Die vier salutierten und folgten Chris so schnell wie möglich.
 

Fünfzehn Minuten später standen Chris in einem der beiden Hangars der Amaru und blickte hinaus auf die Raumschlacht, die inzwischen schon entbrannt war.

Die Jäger der Amaru waren dabei über die Zerg hergefallen und wirkten wie Hornissen, die in einem Bienenstock aufräumten.

Normalerweise war es ja so, dass die Zerg über die Feinde herfallen, doch durch jahrelange Erfahrung und gekonntes, zielstrebiges Training, war es bei einem Jägerangriff der Amaru anders herum. Hier wurden die Zerg zu den Gejagten. Zusätzlich zu den Jägern kamen auch noch die Bordgeschütze der Amaru, die den Zerg mächtig einheizten.

Chris blickte Sehnsüchtig hinaus und wünschte sich mit seinem Jäger dort draußen zu sein, während hinter ihm die anderen damit beschäftigt waren, die Transporter zu beladen.

Die meisten der Soldaten, die mitkommen würden, hatten bereits ihre Rüstungen an und verluden noch Kisten mit Munition und Taschen mit Reservegewehren.

Johnny stand hinter einem kleinen Stapel Kisten und fixierte gerade seinen zweiten Handschuh, als Cash auf die Einstiegsrampe heraustrat und Chris zurief: „Hey, Dad, mach dich mal nützlich!“

Chris zuckte zusammen und drehte sich langsam zu seinem Sohn um.

Mike beobachtete das aus sicherer Entfernung und wandte sich dann wieder seiner Rüstung zu, weil eines der Gelenke noch Schwierigkeiten bereitete.

Johnny war gerade dabei den Torso seiner Rüstung anzulegen, als die Hangartür aufging und eine weitere Person herein trat, die mitkommen wollte.

„Hei, Shirin.“ rief Mike, ohne sich zu ihr umzudrehen.

Shirin blieb wie angewurzelt stehen, starrte Mike an und fragte: „Woher weißt du, dass ich es bin?“

„Ich habe es an deinen Schritten erkannt.“ grinste Mike und schlug einmal gegen das Kniegelenk seiner Rüstung, wobei es eine Schramme bekam, aber wenigstens nicht mehr blockierte.

„Hey!“, brüllte Josè, der ebenfalls schon seine Rüstung anhatte, durch den Hangar, „Wenn du es kaputt machst, musst es auch bezahlen!“

Mike nickte nur lächelnd und bewegte sein Bein um zu testen, ob das Gelenk nicht wieder blockierte.

Chris stampfte zur Einstiegsrampe des Transporters, packte eine Tasche mit Waffen und warf sie seinem Sohn zu.

Dieser fing sie gerade noch, schaffte es die Tasche sicher abzulegen, als auch schon die nächste Tasche angeflogen kam.

Beschwerden und Beschimpfungen fluchend schaffte Cash es die Taschen zu fangen und abzustellen.

„Hey, was soll der Scheiß?“ fragte er aufgebracht, als Chris auch schon die nächste Tasche warf.

„Was beschwerst du dich?“, wollte Chris daraufhin wissen, „Als ich in deinem Alter war, musste ich doppelt so hart arbeiten.“

„Chris, als du in seinem Alter warst, warst du um die Zeit nicht mehr ansprechbar.“ lachte Mike.

Chris hatte gerade eine weitere Tasche aufgehoben, und verharrte nun mitten in der Bewegung.

Er dachte kurz nach und meinte dann grinsend: „Das könnte stimmen.“

„Und wie das stimmt!“ rief Mike noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Inzwischen hatte Shirin auch schon begonnen ihre Rüstung anzuziehen.

Sie plagte sich gerade damit ihre Brustpanzerung anzubringen, während ein paar Meter weiter hinten Johnny die letzten Verschraubungen nachzog.

Neben ihm schraubte sich Josè gerade eine Schulterplatte an.

Wieder ging die Tür zum Hangar auf und nun kam Sammy in den Hangar.

Auch er hatte sich im Laufe der Zeit verändert. Früher hatte er noch ein Gesicht, welches unschuldig aussah. Doch die Ereignisse hatten auch ihn geprägt und von seinem einst, von ständiger Freude lächelndem Gesicht, war nichts mehr übrig geblieben.

Seine Augen wirkten hart, meist leere, während sie die Umgebung scannten.

Immer, wenn er einen Raum betrat, wurde es automatisch still. Es schien, als würde er eine Kälte verbreiten, die alles lahmlegte.

Seit Brenda und Carl tot sind, hatte er sich immer mehr verändert. Früher war er ein freundlicher, glücklicher Mensch gewesen, doch nun war er kein Mensch mehr.

Eiskalt war sein Blick, keine Regung in seinem Gesicht, abgesehen von seinem Kiefer. Ständig kaute er auf einem Kaugummi herum.

Früher, als Brenda und Carl noch lebten, hatte er das auch schon gemacht. Damals wirkte es aber nicht so hart und grausam. Er sagte, dass es die Nerven beruhigte und den Körper entspannte.

Nun sprach er nur noch, wenn er angesprochen wird und es wirklich sein muss. Alleine sein Anblick bereitete vielen Leuten Unbehagen und es gingen viele Gerüchte um.

Eine lange Narbe zog sich über sein rechtes Auge, bis zum Kinn hinunter und ließ ihn nicht freundlicher wirken. Und die breiten Schultern, welche ihm eine große Rüstung einbrachten, waren ebenfalls markant für ihn. Obgleich er Sniper war und daher eigentlich nur eine schwache Rüstung, mit viel Bewegungsfreiheit trug, war seine Rüstung so groß, wie die eines normalen Firebats. Chris fielen jedoch auf Anhieb immer zwei Leute ein, die größere Rüstungen beansprucht hatten. Khan und Master.

Obwohl viele Leute Sammy nicht trauten und sich so wenig wie möglich mit ihm abgaben, war Chris doch immer froh, wenn Sammy ihn bei einem Auftrag begleitete.

Denn er war ein fähiger Scharfschütze. Kalt, ausdauernd, präzise und wechselte häufig seine Position. Das waren die wichtigsten Aspekte für einen Scharfschützen.

Ruhe war eingekehrt, als Sammy in den Hangar gekommen war, und nur langsam entspannte sich die Lage wieder.

„Freut mich, dass du auch gekommen bist.“ rief Chris zu Sammy hinauf und grinste.

Sammy blickte Chris kurz an, dann wandte er sich wieder ab.

„Emotionen wie ein Eiswürfel.“ dachte sich Chris und machte sich wieder daran, die Sachen in den Transporter zu laden.

„Wie lange dauert das den noch?“ drang Keith genervte Stimme aus den Funkgeräten der Soldaten.

„Wir kämpfen gerade mit den Feinjustierungen.“ zischte Mike und schlug wieder auf das Kniegelenk seiner Rüstung ein, weil es schon wieder blockierte.

„Verdammtes Scheißteil!“ fluchte er dabei, bis es wieder funktionierte.

Shirin zog die Verschlüsse ihres rechten Handschuhes fest. Dann griff sie nach dem linken Handschuh, welcher auf einer Kiste neben ihr lag, dabei stieß sie mit der Hand dagegen und der Handschuh von der Kiste fiel.

Johnny beugte sich hinunter, hob den Handschuh auf und drückte ihn Shirin in die Hand.

Diese murmelte einen Dank und Johnny wandte sich ab, ohne eine Bemerkung zu machen.

Chris runzelte die Stirn, doch noch bevor er sich richtige Gedanken darüber machen konnte, drang wieder Keith’ Stimme aus den Funkgeräten.

„Die Bewohner dieses Planeten warten!“ rief Keith.

„Fast wie in den guten alten Zeiten.“ murmelte Chris, griff sich seinen Rucksack und trat in das Innere des Transporters.

Die Soldaten schnappten sich an Munition, was sie tragen konnten und bestiegen dann ebenfalls die Transporter.

Während die beiden ersten Transporter ihre Einstiege schlossen und abhoben, kam noch eine Gestallt in den Hangar. Es handelte sich dabei um Zyress, dessen Haut leicht grünlich schimmerte. Er hatte den Torso und die Beine einer Powerrüstung an. Das einzige was an der Rüstung fehlte, waren die Arme. Zyress’ Visier stand offen und er erblickte die zwei Transporter, die schon den Hangar verließen, dann sah er den dritten, der mit langsamer Geschwindigkeit und offenem Einstieg, knapp einen halben Meter über den Boden dahinflog.

Sofort setzt Zyress zum Sprint an und hatte den Transporter schnell eingeholt.

Während er in das Innere kletterte, schloss sich der Einstieg und die Geschwindigkeit des Transporters nahm zu.

„Ich hatte schon Angst, dass du es nicht schaffen würdest.“ sagte Cash grinsend, während sich Zyress auf einem der Sitz niederließ und angurtete.

„Meinst du, ich würde mir den Spaß entgehen lassen?“ fragte Zyress, der ebenfalls grinste.

Cash reichte seinem mutierten Kumpel eine der Waffen. Dieser nahm die Waffe grinsend entgegen und entsicherte sich mit professionellen Handbewegungen.

„Kein Zerg-Gen kann diese Waffe ersetzten.“ sagte Zyress und zwei lange Dornen brachen aus seinen Unterarmen heraus. Sie wirkten die die Psi-Klingen eines Protoss-Berserkers.

Chris wandte seinen Blick ab und sah dabei aus einem kleinen Bullauge.

Die Meldungen der beiden, hatten ihn stark an sich und Jay erinnert. Als sie in dem Alter waren.

Obwohl er auf das Schlachtfeld hinausblickte, bekam er dennoch nichts davon mit.

Die Jäger der Amaru hatten sich durch die Zerg geschnitten und trieben diese nun auseinander. Während die Jäger sich um die Zerg kümmerten, die bereits im System waren, begann die Amaru, unterstützt durch ein paar Fregatten, der Walküre-Klasse, einen Verteidigungsparameter um das Warploch anzulegen.

Unbeachtete, von den Kämpfenden, näherten sich die Transporter der Amaru der Atmosphäre des Planeten.

Gleichzeitig kamen ihnen die ersten Evak-Schiffe entgegen.

„Bring uns nach Lentia!“ befahl Chris dem Piloten, während er sich zwei Lederhandschuhe über die Finger zog.

„Ai.“ antwortete dieser und als sie in die Atmosphäre eintraten, aktivierte er die Kühlsystem.
 

In gleichen Augenblick ließ sich Prince im Sitzplatz eines Evak-Transporters nieder und zog den Gurt fest.

Er blickte durch den noch offenen Einstieg hinaus auf die anderen Menschen, die, unter dem strengen Blicken einiger Space Marines, auf ihre Evakurierung warteten.

Es lief alles sehr geordnet und ruhig ab. Keiner der Transporter war überfüllt und seltsamerweise, brach unten den Leuten, die noch warten mussten, keine Panik aus.

Durch das Stimmengewirr im Inneren des Transporters hörte er deutlich einen jungen Mann über das Dominion fluchen. Doch der Mann wurde von den meisten ignoriert.

Prince hielt den Griff seiner Tasche fest und ließ seinen Blick durch den Transporter wandern.

Die eng aneinanderliegenden Sitzplätze füllten sich langsam und zwei Marines gingen durch die Reihen.

Sie hatten ihre Visiere geschlossen und unterhielten sich über etwas. Die Visiere waren ausnahmsweise durchsichtig und nicht so spiegelnd, wie es Prince sonst gewöhnt war.

Prince’ Blick fiel auf das Gesicht von einem der Marines und dessen Züge entspannten sich, als er sein Kumpel ihm etwas erzählt hatte.

„Scheint, als würde etwas die Evak-Schiffe beschützen.“ murmelte eine junge Frau neben Prince.

Er drehte sich zu ihr um und stellte fest, dass sie nur etwas jünger als 30 Jahre war.

„Woher…?“ fing Prince an eine Frage zu formulieren.

Doch die Frau unterbrach ihn grinsend: „Ich bin Telepath, Pater. Mein Name ist Maggie Thorn.“

„Angenehm.“ murmelte Prince und wandte sich wieder ab.

„Na toll.“, dachte er sich, „Jetzt kann ich den Flug neben einer Telepathin verbringen. Hoffentlich durchbricht sie nicht meine Blockade.“

Diese Gedanken konnte Maggie nicht lesen, denn Prince hatte etwas auf der Amaru gelernt. Seine Gedanken zu verschließen.

Nun blickte Prince einfach nur gerade aus und sah vor sich eine junge Mutter mit ihrer Tochter sitzen. Die Frau wirkte etwas älter als 20 und das Kind schätzte Prince auf fünf oder sechs.

Doch der eigentliche Grund, warum Prince seinen Blick nicht einfach weiterschweifen ließ, war die Tatsache, dass das kleine Kind weinte.

Die Mutter wurde gerade von einem Space Marine angesprochen, der die Passagiere nach Namen und Adresse fragte, und musste daher kurz damit aufhören tröstend auf das Kind einzusprechen.

Die Frau beantwortete die Fragen des Marines und strich ihrer Tochter dabei über die Haare, doch diese weinte weiterhin.

Prince’ Blick wurde leer und er war ruhig.

Maggie stellte sich als sehr redselig heraus, da sie schon seit ein paar Sekunden mit Prince sprach, aber nicht bemerkte, dass er überhaupt nicht zuhörte.

„Mein Teddy!“ wimmerte das kleine Mädchen und eine weitere Träne lief die Wange hinunter.

„Ich habe der Gewalt abgeschworen.“ zischte Prince leise und verbissen, woraufhin ihn Maggie ratlos und irritiert anblickte, da sie glaubte, dass er es zu ihr gesagt hatte.

Der Marine ging weiter und die Mutter sprach wieder tröstend auf ihr Kind ein.

Doch es half nichts. Das Mädchen weinte weiter und wimmerte dabei immer wieder: „Mein Teddy.“

Prince schloss die Augen, holte tief Luft, hielt den Atem an und in Gedanken zischte er sich wieder seinen Schwur zu.

Maggie blickte ihn verwundert an, beugte sich zu ihm hinüber und zuckte zusammen, als Prince die Augen wieder aufschlug.

Blitzschnell hatte er sich abgeschnallt und sich aus seinem Sitz erhoben.

Er nahm seine Tasche, ließ diese vor der Mutter mit ihrer Tochter auf den Boden fallen und zischte: „Passen Sie bitte darauf auf, Ma’am!“

Die junge Mutter riss die Augen auf und blickte Prince verwirrt an.

Dieser hatte sich hinuntergebeugt und holte nun den kleinen Koffer aus der Tasche.

„Warum?“ fragte die Mutter mit leiser, schwacher Stimme.

Prince öffnete den Koffer, nahm die Halfter für die Maschinenpistolen heraus und legte sich diese um. Dann zog er die Waffen aus dem Koffer und verstaute sie.

Als er die Uzis verstaut hatte, schloss er den Koffer, warf ihn zurück in die Tasche und zog die Pistole heraus, bevor er den Reißverschluss zuzog.

Er lud die Pistole durch und knurrte: „Weil ich den Teddy holen gehe!“

Dann steckte er sich die Pistole ein, wandte sich um und ging auf den Einstieg zu, der gerade geschlossen worden war.

Viele aufgebrachte, erstaunte und neugierige Blicke folgten ihm dabei.

Ein kurzer Wortwechsel mit einem Sicherheitsmann am Einstieg und dieser ging wieder auf.

Prince machte einen Sprung hinaus und fing die Landung gekonnt ab.

„Vergib mir meine Sünden.“ flüsterte Prince, während er das Kreuz hervorzog, welches er um den Hals hängen hatte, und es kurz küsste.
 

Maggie saß immer noch dort und konnte nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte.

„Das war doch Prince!“ hörte sie die Gedanken einer Person im Transporter.

„Prince.“, wiederholte Maggie in ihren Gedanken, „Der Prince von der Amaru? The Prince of MPs?“

Sofort schnallte sie sich ab, lief auf den Einstieg zu und sprang durch den letzten Spalt hinaus, bevor sich dieser vollständig schließen konnte.

Maggies Landung war weniger kunstvoll, wie die von Prince kurz zuvor und daher lag sie auf dem harten, vom Sonnenlicht aufgewärmten Asphalt und blickte sich leicht orientierungslos um.

Schließlich erblickte sie Prince, der wieder in der Menschenmasse verschwand.

„Verdammt. Den finde ich nicht mehr so schnell.“ dachte sich Maggie, als sie aufgestanden war und feststellen musste, dass sie seine Spur bereits verloren hatte.

Dann hörte sie donnernde Triebwerke direkt hinter sich.

Sie drehte sich, sah den Transporter, auf dem sie kurz zuvor noch war, abheben und drei weitere Transporter in den Landeanflug gehen.

Doch diese Transporter hatten nicht das Emblem der Verteidigungsstreitkräfte von Antiocha.

Dennoch erkannte Maggie das Emblem sofort. Es war das Emblem der Amaru. Das Emblem der Legio Piratea.

„Das reicht auch.“ dachte sich Maggie, während die Schiffe tiefer sanken.

even gods cry

1 comeback 2 even gods cry
 

Worlds collide when the tears of gods are falling. Tears of love, tears of hate, tears of peace and tears of war.
 

„Was mache ich hier eigentlich?“ ging es Kain durch den Kopf, während er sich umblickte.

Er hatte eine Powerrüstung an und eine geladene Waffe in den Händen. Geladen mit scharfer Munition, nicht der Übungsmunition, mit der er schon ein paar Mal geschossen hatte.

Zusammen mit sieben weiteren Männern und Frauen, welche ebenfalls in die Powerrüstungen eingepackt waren, saß er auf der Ladefläche eines Militärtrucks, auf welchen genau für diesen Zweck Sitzbänke hinaufgeschraubt worden sind, und wurde durch die Stadt gefahren.

Niemand der Soldaten auf der Ladefläche wusste, wo sie hingebracht wurden und auch der Fahrer des Trucks hatte keine Ahnung. Ihm war nur der Befehl gegeben worden, dem Fahrzeug vor sich zu folgen. Sie waren der Teil der ersten Linien, die sich den Zerg entgegenstellen würden. Die erste von drei Wellen, welche die Evakuierung ermöglichen sollten.

Kain blickte in die spiegelnden Visiere der Soldaten und fragte sich, wie die Gesichter dahinter wohl aussahen und was die anderen Soldaten empfanden.

Der Lastwagen hielt kurz an und Kain konnte dem Drang nicht widerstehen sich umzublicken um zu sehen, wo sie waren.

Im Nachhinein wünschte er sich es doch nicht getan zu haben, denn was er sah, oder besser was er nicht sah, beunruhigte ihn nun erst recht.

Er sah keine Flüchtlinge mehr. Als er sich das letzte Mal umgeblickt hatte, war ihnen noch ein Strom an Flüchtlingen entgegen gekommen. Doch nun waren die Straßen leer und die einzigen, die noch umherliefen waren herrenlose Hunde oder Soldaten.

Zwei weitere Marines in Powerrüstungen kletterten auf die Ladefläche und Kain fiel auf, dass sie sich anders bewegten, wie alle anderen. Viel drahtiger, schneller, präziser. Kain wurde bewusst, dass es sich bei den beiden um reguläre Marines handeln musste.

Die beiden ließen sich auf den wenigen noch freien Platz nieder und eine dritte Person, ebenfalls mit Powerrüstung, stieg auf die Ladefläche.

Sein Visier stand offen und Kain stellte fest, dass es sich um einen Mann in seinem Alter handelte.

Auf seiner Schulter und der Brust befanden sich ein paar aufgemalte Streifen, die ihn als Sergeant auswiesen. Knapp unter den Streifen befand sich ein Namenszug. „Rockwood.“ las Kain still. Gleichzeitig fragte sich Kain, wie lange die Person schon Sergeant war, doch etwas anderes an dem Mann lenkte seine Aufmerksamkeit um.

Der Sarge lächelte. Es war jedoch kein aufgesetztes Lächeln. Nein, Kain erkannte an den Augen, dass dieses Lächeln aufrichtig war.

„Okay, Jungs und Mädchen, ich hoffe jeder von euch weiß, wie man mit dem Ding in euren Händen umgehen kann!“ sagte der Sarge grinsend und sich an einer Strebe festhaltend, die über der Ladefläche angebracht war.

Der Truck setzte sich mit einem Ruck wieder in Bewegung und der Sarge begann weiterzureden: „Ich bin euer Sergeant. Jackson Rockwood. Falls ihr irgendwelche Beschwerden oder Fragen habt, dann schießt los, da wir wahrscheinlich nicht mehr lange darüber diskutieren können.“

Einer der anderen Männer hob den gepanzerten Arm und Rockwood murmelte: „Wir sind nicht in der Schule.“

„Wie sieht es mit Sold aus?“ fragte der Mann und ließ den Arm wieder sinken.

Sergeant Rockwood schien damit zu kämpfen nicht loszulachen und fragte daher belustigt: „Du machst dir im Moment wirklich Sorgen, ob du dafür bezahlt wirst?“

Nun wurde Kain bewusst, warum Rockwood so gute Laune hatte. Galgenhumor.

„Warum finden Sie dass so lustig, Sergeant?“ erkundigte sich eine der Frauen.

Rockwood grinste immer noch und sagte so ruhig wie möglich: „Wenn man weiß, dass das Leben nicht mehr lange dauert, sollte man wenigstens noch Spaß daran haben.“

„Sie haben Spaß daran, wenn ihnen ein paar Zerg den Hintern wegknabbern?“ platze es aus Kain heraus, den die Vorstellung eines Zergling durch den Kopf ging, der einem lachenden Marine in den Arsch biss.

Rockwood blickte Kain kurz wortlos an, dann fing er dröhnend an zu lachen und sagte zu den beiden anderen Regulären: „Der Typ hat was an sich.“

Die beiden anderen Marines nickten und Rockwood fragte Kain: „Was sind dein Name und Beruf?“

„Kain Norrington, Sir. Ich bin…war Reporter, Sir.“ antwortete Kain.

„Ein Pressemann. Okay, Kain, dann pass mal auf.“ sagte Rockwood und klang nun etwas ernster, „Das Sir kannst du dir ruhig schenken, darauf stehe ich nicht sonderlich. Du kannst ruhig Jack zu mir sagen. Aber, pass gut auf was um dich herum passiert. Wer die Hölle überlebt, sollte in der Lage sein sie auch beschreiben zu können. Und als Reporter hast du die Macht, dass Leute deinen Worten Glauben schenken.“

Kain überraschten die Worte schon irgendwie und daher gab er nicht gleich eine Antwort.

„Hast du mich gehört, Kain?“ fragte Rockwood ernst.

Kain nickte und antwortete: „Ja.“

„Versprich mir, dass du alles berichtest, was du von nun an erlebst!“ forderte Rockwood.

Kain nickte und sagte daraufhin: „Wenn es hilft, werde ich auch niederschreiben, wie es dazu gekommen ist.“

„Genau das wollte ich hören.“ sagte Rockwood und grinste wieder.

Dann wandte Rockwood seinen Blick in die Ferne und schien dem entgegenzublicken, was vor ihnen lag.

Kain musterte den jungen Sergeant, dabei bemerkte er, dass langsam die Straßenlaternen einschalteten und die Dämmerung einsetzte. Die normale Dämmerung.

Gleichzeitig begann Kain über die Worte des Sergeant nachzudenken bis ihn schließlich wieder etwas aus den Gedanken riss.

Der Mann neben sich blickte den Sergeant an und fragte: „Stimmt es, dass die Amaru in das System gesprungen ist?“

Kain spitzte die Ohren und blickte den Mann neben sich durchdringend an.

Auch der Sarge musterte den Mann und nickte schließlich.

„Ja, sie sind hier um uns zu helfen.“ sagte der Sarge und wandte dann seinen Blick wieder in die Ferne.

Drei Vultures zogen mit hoher Geschwindigkeit neben den Militärtrucks vorbei, welche in einer Reihe dahinfuhren.

Zwar wusste Kain nicht, wo sie sich genau befanden, doch schien es, als würden sie Richtung Corinth fahren.

„Ich habe gehört Corinth ist gefallen.“, meldete sich nun eine weitere Person auf der Ladefläche, während die Gebäude neben der Straße einem weitläufigen Park wichen, „Ist das wahr?“

Kain erkannte gleich, um welchen Park es sich handelte und wusste nun auch, wo sie waren.

Direkt auf der anderen Seite des Parks befand sich die Abfahrt zu einem der beiden Verkehrstunnel, welche Lentia und Corinth miteinander verbanden. Sehen konnte er den Tunnel jedoch noch nicht, weil eine kleine Baumgruppe sein Sichtfeld behinderte.

Seltsamerweise wurde Kain in dem Augenblick bewusst, was für einen Lärm die Militärtrucks doch verursachten.

Rockwood senkte den Kopf und beantwortete die Frage nun ohne zu grinsen: „Ja, die Zerg hatten innerhalb von Minuten die Stadt überrannt.“

Kain blickte wieder Rockwood an und wiederholte stammelnd: „Innerhalb von Minuten?“

Rockwood nickte und Kain dachte an all die Leute, die er in Corinth gekannt hatte.

Ein kurzer Blick auf Rockwoods Gesicht zeigte, dass auch er in Corinth viele Leute gekannt haben musste. Was Kain in dem Moment noch nicht wusste war, dass Rockwood selbst aus Corinth war und nur durch Zufall an diesem Tag in Lentia war.

Und der Zufall war weiblicher Natur.

Kain blickte wieder starr gerade aus in das spiegelnde Visier des Soldaten, der ihm gegenüber saß.

Auch sein Spiegelbild wirkte gesichtslos. Kain empfand es als seltsam. Jedes Visier spiegelte und ließ keinen Blick in das Innere zu. Vielleicht hätte Kain ja eine der anwesenden Personen erkannt. Einen Nachbar zum Beispiel, oder jemanden, den er schon einmal interviewt hatte.

Als Kain seinen Namen genannt hatte, hatte sich niemand gerührt, aber das hatte nicht viel zu sagen.

Doch wieder riss ihn etwas aus seinen Gedanken. Bewegungen. Viele…nahezu unzählig viele Bewegungen, welche im Park waren. Gliedmassen, die größer wurden, näher kamen.

Kain umfasste den Griff seiner Waffe fester und er erhob sich von seinem Sitzplatz.

Schweigend, nahezu vor Angst gelähmt starrte er dem Grauen entgegen, der da in Form von hunderten Zerg auf ihn zurollte.

Niemand sonst schien sie zu bemerken, da alle anderen die Köpfe gesenkt hatten, doch Rockwood fiel auf, dass Kain sich erhoben hatte.

Er blickte in Kains Gesicht und sah darin die Spiegelung der näherkommenden Zerg.

„Sie sind hier!“ brüllte Rockwood los, während sich sein Visier zu schließen begann und er seine Waffe durchlud.

Die Worte zeigten Wirkung und es kam nun Leben in die Marines.

Durch den ganzen Konvoi durch wurden Waffen entsichert, auf die Zerg gerichtet und abgefeuert.

Kain entsicherte seine Waffe und während er sie anlegte und der erste Zergling im Fadenkreuz, auf der Innenseite seines Visiers, auftauchte, murmelte er sich Notizen: „Kapitel eins. Der Anfang ist ein Ende. Ein Ende ohne Erinnerungen.“

Dann krümmte sich sein Finger am Abzug und schickte den Zerg einen Strom aus heißem Metall entgegen.
 

Obwohl die Marines feuerten, was die Gewehre hergaben, kamen die Zerg immer näher.

Die Trucks waren mit dem Auftauchen der Zerg stehen geblieben und ermöglichten den Marines nun ein genaueres Schießen.

Einen kurzen Moment erhaschte Kain einen Blick über den weitläufigen Park und musste feststellen, dass er sich geirrt hatte. Es waren tausende von Zerg, die da auf den Konvoi zustürmten.

Einen kurzen Augenblick machte er sich Gedanken, ob sie in der Lage waren, diesem Ansturm aufzuhalten, doch als die ersten Zerg den ersten Truck erreichten und über Marines auf der Ladefläche herfielen, erschien für Kain die Frage schon als beantwortet.

„Runter von der Ladefläche!“ rief Rockwood und feuerte mit einer Hand in die näherkommenden Zerg hinein.

Einer der beiden anderen regulären Marines auf dem Truck feuerte seine Granatwerfer in die Zerg hinein und eine Fontäne aus Blut, Fleisch und Erde stob in die Luft.

Und während Kain die Umrandung der Ladefläche griff und sich darüber schwang, wurden unzählige Granate entsichert und in die anstürmende Masse geworfen.

Die Explosionen folgten in rascher Abfolge und raubten den Marines kurz die Sicht auf die Zerg.

Einer der Marines wollte gerade seine Granate loswerden, als er von einem Zergling angesprungen worden war.

Die Granate flog ihm aus der Hand und landete auf der Ladefläche des Trucks.

Die Explosion folgte und ließ Marineleichen sowie Zergkörper durch die Luft wirbeln.

Ein Marine flog von dem Truck, den Kain kurz zuvor verlassen hatte, und knallte, mit dem Visier voran, neben dem Reporter auf den Asphalt auf.

Einige Stacheln ragten aus seinem Brustkorb und Blut floss an ihnen entlang.

„Verdammt.“ dachte sich Kain und starrte den toten Körper an. Schon dieser Anblick reichte, um in Kain das Verlangen zu wecken, sein altes Leben zurückzubekommen.

Zwei schwere gepanzerte Füße landeten vor Kain und dieser blickte an dem Marine hinauf. Im Licht der Straßenbeleuchtung erkannte er, dass es sich um Sergeant Rockwood handelte, der in den Funk brüllte. „Wir brauchen hier dringend Luftunterstützung!“

„Das Delta-Geschwader ist schon längst auf dem Weg.“ antwortete eine fremde Stimme. Das Kain sie nicht kannte, war zwar klar, doch auch Rockwood war die Stimme neu. Etwas anderes erstaunte Kain jedoch an der Antwort, wenn die Jäger schon längst auf dem Weg waren, hieß das, dass man schon von wusste, dass die Zerg nahe waren. Aber warum waren sie dann nicht gewarnt worden.

Als fünf Raumjäger über ihn hinweg flogen und er einen kurzen Blick auf das Emblem auf den Flügeln erhaschte, fühlte Rockwood, dass seine Frage wieder eine Antwort hatte.

Es waren keine von ihren Jägern.

Ein Großteil der Waffen, war inzwischen verstummt und Kain sah nur wenige andere Marines, die es bis in die Deckung hinter den Trucks geschafft hatten. Er beugte sich ein bisschen vor und erkannte, das die Zerg den Konvoi innerhalb von Sekunden überrannt hatten und jetzt innehielten, als sie die Raumjäger näher kommen sahen.

Doch es ging zu schnell für die Zerg. Noch bevor ein Hydralisk seine Stacheln auf die Jäger abfeuern konnte, hatten diese schon ihre Feuer eröffnet.

Kain sah einen der Laserstrahlen auf sich zufliegen, dann zog der Strahl knapp zwei Meter über ihm hinweg und schlug in den Brustkorb eines Hydralisken ein, der sich über die Leichen der Marines, die nicht schnell genug von der Ladefläche kommen konnten, schlängelte.

Eine Blutfontäne spritze auf und der tote Körper kippte nach hinten um, während weitere Laserstrahlen abgefeuert wurden.

Ein paar Bluttropfen benetzten Kains Rüstung und in dessen Kopf überschlugen sich alle möglichen Szenarien, um wenn es sich bei diesen Piloten handeln könnte.

Vielleicht irgendwelche Söldner, die für ein paar tausend Credits schon zum Sterben bereit waren.

Weitere Zerg krümmten sich unter den Treffern und brachen zusammen, während die Raumjäger, in einigem Abstand zueinander, über die Trucks hinweg flogen und nun direkt über dem Park waren, der von Zerg überschwemmt war.

„Bomben abwerfen!“ sagte der Staffelführer und im den Sekunden darauf warfen die Piloten ihre Bomben ab.

Kain hörte die Explosionen. Sie klangen nahe, vernichtend und in den Schaufenstern auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah er die Flammen, die sich über den ganzen Park fraßen.

Doch in den Schaufenstern sah er noch etwas. Die Zerg, welche noch auf den Militärtrucks waren, wurden von den Flammen nicht erwischt.

„Verdammt!“ dachte sich Kain, da die Zerg reichten, um den Überresten ihrer Truppe den Todesstoß zu geben.

Auch Rockwood hatte die überlebenden Zerg bemerkt und begann leise zu fluchen.

Der Lärm der Explosion verflog langsam und nur noch die Zerg auf den Militärtrucks gaben Kreischlaute von sich.

Mit einem Mal folgte eine langgezogenes Donnern, das für das Abfeuern von zwei Gatlinggeschützen stand.

Ein weiterer Raumjäger zog nun über die Militärtrucks hinweg und bestrich diese mit einem verheerenden Projektilhagel, der alles aufriss, was getroffen wurde.

In den Schaufenstern sah Kain wie ein Hydralisk unter unzähligen Treffern zusammenzuckte und schließlich tot zusammensank.

Der Raumjäger war den Konvoi entlang geflogen und stieg an dessen Ende wieder höher um wieder über die Gebäude zu kommen.

Kain blickte dem Raumjäger voller Erstaunen nach und Erleichterung breitete sich in seinem Körper aus.

Rockwood presste sich mit dem Rücken gegen einen der Truckreifen und bemerkte die Stille, die eingekehrt war.

Er stieß den Soldaten neben sich an und befahl: „Hey, sieh mal nach, was von den Zerg und dem Park übrig geblieben ist!“

Der Soldat, dem er das aufgetragen hatte, war zufällig Kain und dieser war zusammengezuckt, als Rockwood ihn angesprochen hatte.

Dennoch kroch er zum Ende und beugte sich um die Ecke.

Sofort erstarrte er und blickte in die Grinsende Visage eines Zerglings, der den Angriff der Jäger überlebt hatte.

Sabber triefte dem Zerg zwischen den Kiefern hervor, während sich seine Muskeln spannten.

Er riss das Maul auf, wollte gerade vorstoßen, als unzählige Schüsse erklangen und den Zerg mitten in der Bewegung erstarren ließen.

Langsam kippte der Alien um und Kain sah gut drei Dutzend Einschusswunden an dessen Flanke.

Blut quoll daraus hervor und bildete eine kleine Pfütze auf der Straße.

Kain hatte beim Anblick der Zergfratze vergessen, was er eigentlich tun sollte und die Schüsse hatten dafür gesorgt, dass es für sonst auch niemanden mehr Priorität hatte.

Leichte Schritte ertönten. Leicht, wenn man sie mit den Schritten eines Space Marines verglich. Aber dafür, dass die Person keine Powerrüstung anhatte, waren die Schritt doch schwerer.

Langsam drehte Kain seinen Kopf in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren und er erblickte einen Mann über die Füße eines Space Marines steigen, der an einem der Truckreifen gelehnt war und die Person von unten anstarrte.

Unbeeindruckt von all den Blicken, die ihm folgen, ging die Person weiter. Der Mann hielt zwei Maschinenpistolen in den Händen und aus den Waffenläufen stiegen sanfte Rauchsäulen auf.

Kain erkannte ein Kreuz, welches an einer Goldkette um den Hals der Person hing.

Dann hob Kain den Blick weiter an und erstaunt erkannte er die Person, die nun knapp zwei Meter vor ihm stehen geblieben war und sich an die Fahrerkabine des nächsten Trucks anlehnte.

„Pater.“ murmelte Kain mit krächzender Stimme.

Prince zuckte zusammen, als er die Stimme hörte und er blickte auf Kain hinunter.

Aufgrund des spiegelnden Visiers konnte Prince nicht erkennen, um wen es sich bei dem Marine handelte, der knapp zwei Meter vor ihm auf dem Boden kauerte.

„Pater?“ wiederholte Rockwood fragend, während er sich langsam erhob und das Gewehr dabei immer schussbereit hatte.

„Das ist Pater Nicles.“ antwortete Kain mit kratzender Stimme, sodass Prince ihn noch immer nicht erkannte.

Prince fragte sich gerade, um wen es sich bei dem Marine handelte, als Rockwood in der Deckung des Militärtrucks näher kam und fragte: „Was macht ein Pater hier auf dem Schlachtfeld?“

„Leben retten.“ antwortete Prince und in dem Moment wurde ihm bewusst, was ihm Jay in seinem Traum sagen wollte.

„Leben retten?“, wiederholte Rockwood lachend, „Und das ohne Powerrüstung?“

Auch Prince grinste und zuckte kurz mit den Achseln.

„Was wollen sie wirklich hier, Pater.“ fragte Rockwood und schaffte es, einigermaßen ernst zu klingen.

Nun verbreiterte sich das Grinsen in Prince’ Gesicht und er antwortete: „Ich gehe meinem alten Beruf wieder nach und daher können Sie sich das Pater schenken und Sergeant zu mir sagen.“

Rockwood wirkte nun wirklich überrascht und fragte gleich: „Wie es aussieht sind wir jetzt hier die Ranghöchsten.“, er zeigte dabei auf die Überreste eines Vultures, welches nun einem Nadelkissen glich und zuvor dem Commander der Truppen gehört hatte, „Wollen Sie das Kommando haben?“

Während Rockwoods Worten hatte Prince eine der MPs weggesteckt und in seinen Taschen zu suchen angefangen.

Schließlich fand er wonach er suchte und zog ein Zigarettenetui aus seiner Hosentasche.

„Nein, Mann. Und nennt mich einfach nur Prince.“ antwortete Prince ruhig, zog einen Joint aus dem Zigarettenetui und zündete sich diesen an.

Dann blickte Prince auf Kain hinunter und fragte: „Hey, Kleiner, wer bist du?“

„Kain.“, erwiderte dieser, „Kain Norrington.“

Wieder huschte ein Grinsen über Prince’ Gesicht und er fragte: „Na, Kain. Hast du nun endlich das Abenteuer gefunden?“

Kain zog sich nun auch wieder auf die Beine, behielt dabei ein Auge auf den Park und murmelte: „Ich wünschte, ich hätte es nie gesucht.“

Rockwood gab zwei seiner Soldaten den Befehl ein Auge auf den Park zu werfen und als die beiden von Deckung zu Deckung eilten, drehte sich der Sarge wieder zu Prince um.

„The prince of MPs.“ sagte Rockwood nahezu ehrfürchtig und blickte dabei auf die Waffen in Prince’ Händen.

Prince nickte und nun schienen sich viele Leute auf ihn zu konzentrieren.

„Was führt dich hierher?“ fragte Rockwood.

„Ich muss etwas holen. Daher werde ich mich gleich wieder in Bewegung setzten.“ antwortete Prince.

Gleichzeitig kletterte an der Außenseite des Militärtrucks nach oben und holte sich einen Rucksack von der Ladefläche, der dort oben von seinem Besitzer vergessen worden war.

Prince sprang wieder vom Truck und öffnete den Rucksack.

Im Inneren befanden sich ein paar Reservemagazine und drei Granaten.

Ohne zu zögern leerte Prince den Rucksack und warf ihn sich dann über die Schulter.

Leise war wieder das Kreischen von Zerg zu hören und es kam eindeutig von den Tunneln herüber.

„Verdammt!“ fluchte Rockwood und blickte zum Tunneleingang hinüber.

„Ich denke, wir sollten uns besser zurückziehen.“ murmelte einer der Marines hinter Rockwood.

„Nein, die Verstärkung wird jeden Augenblick hier sein.“ warf Rockwood ein. Was niemand wusste war, dass es sich dabei um Wunschdenken handelte.

Ein Lichtstrahl durchzückte die aufkommende Dunkelheit und schlug im Horizont ein. In den Überresten von Corinth. Der kurze Lichtstrahl erhellte den Himmel kurz und zeigte dunkle Wolken, welche inzwischen aufgezogen waren.

Prince sah den Lichtstrahl und sagte: „Die Verstärkung wird mit Sicherheit bald hier sein.“

Er grinste, tippte sich zum Abschied kurz an die Schläfe und stürmte dann davon.

Die Marines blickten ihm noch kurz nach, dann brüllte Rockwood wieder Befehle: „Bei mir sammeln! Munition und Waffen bereithalten!“

Das Kreischen aus dem Tunnel wurde immer lauter und dazu mischte sich noch ein weiteres Geräusch. Schwere Schritte. Sehr schwere Schritte, die jedoch aus der Stadt hinter ihnen zu kommen schienen.

„Goliaths.“ ging es Rockwood durch den Kopf, doch dann bemerkte er, dass die Schrittfolge viel zu schnell war um von Goliaths zu kommen.

„Was zum T-…?“ begann er zu fluchen und drehte sich in die Richtung aus der die Schritte kamen.

Überraschung trat ihm in Gesicht, als er drei Goliaths auf sich zustürmen sah.

Überrascht war er, weil sich die Goliaths sehr von denen unterschieden, deren Anblick er gewöhnt war.

Die Beine waren länger, gelenkiger und wirkten dennoch stabil. Auch die Arme waren länger, glichen eher den Armen von Menschen und die normalen Maschinenkanonen waren von Gatlinggeschützen ersetzt worden, die dasselbe Kaliber hatten.

Neben den Waffen endete jeder Arm in einer Hand mit fünf starken, metallenen Fingern, welche in der Lage schienen, die Powerrüstung eines Marines zu zerquetschen.

Das einzige was gleich geblieben war, war der Torso. Er hatte noch immer die Form, die für einen Goliath typisch war. Auch der Raketenwerfer, der über den Schultern angebracht war, war das Standartmodell geblieben.

Mit irrsinniger Geschwindigkeit stürmten die drei Goliaths über die Straße auf die Überreste des Militärkonvois zu.

Ein ziviles Fahrzeug war ihnen ihm weg und der erste sprang einfach darüber hinweg, als wäre es nichts gewesen. der zweite schien nicht springen zu wollen und stampfte einfach darüber, wobei seine Füße, welche nach dem Vorbild eines Raptorfußes geformt worden waren, tiefe, bleibende Spuren im Fahrzeug hinterließen

Die Distanz zwischen den Marines und den drei Goliath schwand dahin und nur kurz, nachdem sie die schweren Schritte zum ersten Mal vernommen hatten, hatten die Goliaths den Konvoi schon erreicht.

Der erste Goliath stemmte sich vom Boden ab und sprang über die Köpfe der Marines hinweg und flog auch noch über den Truck hinter den Soldaten.

Mit offenen Mündern starrten die Soldaten dem Goliath nach, der mit einem gewaltigen Krachen im Park wieder auf die Beine kam und weiterlief.

Die beiden anderen Goliaths sprangen ebenfalls über die Marines hinweg und folgten dem ersten.

„Heilige Scheiße.“ murmelte Kain, der noch immer am Rand des Trucks stand und nun den drei Goliaths nachblickte, die durch den Park stürmten und dabei mit ihren Schritten Graßbüschel aus dem Boden rissen.

Schließlich blieben die drei Rüstungen schlitternd stehen, festigten ihren Stand und legten ihre Waffen auf den Tunneleingang an.

Mit noch immer offen stehenden Mündern starrten die Marines auf die drei Goliaths.

Niemand merkte die anderen Personen, die den Goliaths gefolgt waren.

Keiner der Marines hörte deren Schritte, oder das Schnauben, dass eines der Reittiere ausstieß.

„Das waren keine von uns.“ murmelte Rockwood.

Dann räusperte sich eine Person hinter ihm und Rockwood fuhr erschrocken herum.

Zuerst war er hypnotisiert, von dem gelben Augenpaar, welches einem Raptor gehört, der knapp drei Meter vor ihm stand.

Dann wanderte sein Blick langsam zum Reiter hinauf und er erkannte ihn sofort.

Das Gesicht hatte er schon auf unzähligen Fahnungsplakaten gesehen.

Ein Grinsen umspielte den Mundwinkel des Reiters und er lehnte sich vor.

„Ich habe gehört, dass ihr hier Hilfe brauchen könntet.“ sagte Chris grinsend, während die Waffen der Goliaths zu summen begannen und dann donnernd das Feuer eröffneten.

Ein Zergling hatte den Fehler gemacht und war aus dem Tunnel gestürmt. Verhängnisvoll wurde erst, als immer mehr Zerg dem ersten folgten.

Gleichzeitig mit den Zerg begannen die Regentropfen zu fallen.
 

Prince stürmte durch die Straßen und die Regentropfen prasselten auf ihn herab.

Gerade stellte er sich die Frage, warum er sich nicht mehr angezogen hatte, als ihm ein Militärtruck entgegenkam.

Prince starrte die Marines darauf an und durch die noch offenstehenden Visiere sah er lächelnde Gesichter. Unerschütterliche Hoffnung zeichnete sich in den Gesichter aus, Stolz und Überheblichkeit.

Während der Truck im Regenschleier wieder verschwand, empfand Prince Mitleid für die Marines auf der Ladefläche. Spätestens in ein paar Minuten würden sie die wahre Bedeutung von Krieg erfahren und dann wäre sicherlich nicht mehr viel von diesen Lächeln übrig.

Dennoch war Prince nicht langsamer geworden.

So schnell er konnte, lief er durch die leeren Straßen zu der Adresse, welche die junge Mutter dem Soldaten im Transporter genannt hatte.

„Deine Ohren möchte ich haben.“ hatte Chris einmal zu ihm gesagt.

„Ja, auf meine Ohren kann ich stolz sein.“ flüsterte Prince grinsend, während er um eine Ecke bog und dabei fast auf dem nassen Asphalt ausgerutscht wäre.

Er erblickte das Haus, das er suchte auf der gegenüberliegenden Straßenseite, blickte sich kurz um und überquerte dann die Straße.

Vor der Tür blieb er kurz stehen und dachte daran, dass er sie jetzt wahrscheinlich auftreten musste.

Doch die Tür stand einen Spalt offen.

Prince runzelte die Stirn und betrat das Gebäude.

Der Gang war leer und es herrschte Stille.

Leise schlich Prince die Stufen nach oben in den dritten Stock, wo sich die Wohnung der jungen Mutter befinden musste.

Er lief durch den dunklen Korridor und sah durch das Fenster am Ende des Ganges, dass der Regen immer stärker wurde.

Etwas erhellte den Himmel kurz und Prince fragte sich, ob es ein Blitz, oder ein Bordgeschütz der Amaru war.

Als das Donnergrollen folgte, war sich Prince sicher, dass es sich um einen Blitz gehandelt hatte.

Er erreichte die Wohnungstür und blieb davor stehen. Er holte kurz mit dem Fuß aus und trat die Tür ein.

Diese flog krachend auf und Prince betrat die Wohnung.

Sie war wohlhabend eingerichtete und aufgeräumt, also das pure Gegenteil zu seiner eigenen Wohnung. Auf ein paar Ablagen standen Fotos, welche die Familienmitglieder zeigten, doch Prince hielt sich nicht damit auf, auf die Fotos zu schauen, sondern durchquerte die Wohnung auf der Suche nach dem Kinderzimmer des kleinen Mädchens.

Den ersten Raum, den er fand war die Küche und als er diese wieder verlassen wollte, hielt ihn sein knurrender Magen noch kurz auf.

„Was soll’s.“ sagte sich Prince und öffnete den Kühlschrank.

Er nahm sich eine Kleinigkeit und suchte dann essend weiter.

Die nächste Tür, die er öffnete führte ihn auch schon in das Kinderzimmer.

Mitten auf dem Bett lag der Teddybär und wirkte wirklich wie vergessen.

Prince packte ihn, stopfte ihn in die Tasche und blickte sich noch einmal im Zimmer um.

Er war sich sicher, dass es der richtige Teddy war und verließ das Zimmer wieder. Mit schnellen Schritten durchquerte er das Wohnzimmer, warf einen kurzen Blick auf ein paar der Fotos und als er die Eingangstür erreichte, blieb er abrupt stehen.

Langsam drehte er sich um und ging zu einer der Ablagen hinüber.

Er nahm eines der Fotos und sah es sich genauer an.

„Du kleines Arschloch.“ flüsterte er grinsend und warf das Foto ebenfalls in den Rucksack. Dann warf er sich diesen über die Schulter und stürmte auf den Gang hinaus, wo er dann mit jemand zusammenstieß.

Er stolperte rückwärts, hielt mit einer Hand den Rucksack fest und zog mit der anderen eine seiner Maschinenpistolen.

Die Person, mit der er zusammengestoßen war, war umgefallen und starrte nun vom Boden her Prince fragend an.

Prince zögerte, als er sah, mit wem er zusammengestoßen war. Es war eine junge Frau und Prince schätzte sie auf 18. Sie hatte jadegrüne Augen, ein zierliches Gesicht und glattes, rotbraunes Haar, welches ihr bis zu den Schultern ging.

Ihr Blick wechselte ständig zwischen der Waffe, die auf sie gerichtet war, und Prince’ Gesicht.

Prince hob die Waffe wieder an und steckte sie beiseite.

„Tut mir Leid, ich wusste nicht, dass das dein Territorium ist.“ sagte sie leise und vorsichtig.

„Mein Territorium?“ wiederholte Prince fragend, als sein Blick auf die Dinge fiel, die um sie herum lagen.

„Du bist eine kleine Diebin.“ sagte er, während sie anfing die Dinge wieder einzusammeln und in einen Rucksack zu stopfen, den sie mithatte.

„Ich muss mir von einem Kollegen doch keine Vorurteile anhören müssen.“ erwiderte sie mit einem Lächeln.

„Kollegen?“ dachte sich Prince, dann erkannte er, wofür sie ihn hielt.

„Ich…ich bin kein Dieb.“ sagte Prince.

„Ja, klar. Du hast nur deine Schlüssel vergessen.“ erwiderte die Rothaarige und blickte an ihm vorbei auf die Tür, die er eingetreten hatte.

„Ich bin kein Dieb. Hör mal, ich bin…“ fing Prince an, dann stockte er.

„Na, was bist du dann?“ fragte die junge Frau nach und nagelte ihn dabei mit ihren jadegrünen Augen fest.

„Ich bin Pirat.“ antwortete Prince etwas kleinlaut.

„Pirat.“ wiederholte die Rothaarige und nickte wenig überzeugt, während sie ihn von oben bis unten musterte.

„Aha. Und was macht ein Pirat andauernd in der Kirche?“ fragte sie.

„Okay, im Moment bin ich ein Priester…oder war ich zumindest. Moment mal, woher weißt du, dass ich in der Kirche bin?“ erwiderte Prince.

„Ich habe dich dort gesehen.“ antwortete die Rothaarige schnell.

„Ist ja auch egal. Was machst du noch hier?“ fragte Prince und half ihr wieder auf die Beine.

Sie schulterte den Rucksack und sagte: „Ich versuche noch etwas Geld zu machen, bevor ich von hier verschwinde.“

„Du weißt schon, dass die Zerg nur knapp eine halbe Meile entfernt sind.“ merkte Prince an.

„Die werden von den Marines schon aufgehalten.“ erwiderte sie grinsend.

„Ich habe da weniger Vertrauen.“, brummte Prince, „Außerdem können bei dem Wetter keine Transporter mehr starten.“

Das Gesicht der Rothaarigen wurde mit einem Schlag bleich und sie murmelte: „Verdammt, wie komme ich jetzt hier runter.“

Prince musterte sie und fragte dann: „Kannst du mit einer Waffe umgehen?“

Sie grinste und zog eine Pistole hervor.

„Ich denke, das heißt ja.“, grinste Prince und stellte sich dann erst mal vor, „Ich bin Pater Perikles Nicles. Aber du kannst mich Prince nennen.“

„Aha.“ machte die Rothaarige und scheint ihn nicht zu erkennen.

Innerlich atmete Prince auf und dachte sich: „Was für ein Glück.“

„Mein Name ist Lucy Hollow.“ sage die Rothaarige mit einem Anflug eines Grinsens.

„Okay, Lucy. Auf gute Zusammenarbeit.“ grinste Prince und reichte ihr die Hand.

Lucy schüttelte ihm kurz die Hand.

„Folg mir.“ grinste Prince und lief los.

Ohne lange zu zögern folgte sie ihm.

Sie liefen gerade die Stufen hinunter, als Lucy fragte: „Wenn du kein Dieb bist, was hast du dann aus dieser Wohnung geholt?“

Prince grinste und antwortete: „Einen Teddybären.“

„Einen Teddybären?“ kam es ungläubig von Lucy.

„Ja, und den will ich jetzt dem kleinem Mädchen wiederbringen, dem er gehört.“ sagte Prince, während er die letzten Stufen einfach übersprang und nun auf den Ausgang zulief.

„Nächstes Mal solltest du wenigstens eine glaubwürdigere Geschichte parat haben.“ meinte Lucy.

Prince schüttelte den Kopf und dachte sich: „Ist ja auch egal.“

Dann stieß er die Tür auf und trat hinaus in den prasselnden Regen.
 

Mike glitt die Leiter hinunter in die Dunkelheit. Schließlich landete er wieder auf festem Boden, nahm das Gewehr vom Rücken und aktivierte die Scheinwerfer. Drei Lichtkegel erhellten die Wände und Mike fand sich in einem unterirdischen Gang wieder.

„Das Gebiet ist sicher.“ flüsterte er in das Funkgerät, während er sich ein paar Schritte von der Leiter entfernte und den Korridor entlangging. Das Kreischen von Zerg kam ihm entgegen, doch störte es ihn nicht, da er wusste, dass er sich in einem Versorgungskorridor zwischen den beiden Verkehrstunneln befand. Doch die Tunnel begannen erst in hundert Meter Entfernung.

Zwei der Scheinwerfer waren direkt unter Mikes Visier Montiert und erhellten den Gang, während er mit dem dritten Scheinwerfer, welcher sich unter dem Gewehrlauf befand, die Wände ableuchtete.

Ein dumpfes Aufschlagen verriet Mike, das der nächste Marine die Leiter heruntergekommen war und weitere folgten.

Als letzter kam Johnny die Leiter herunter und war als einziger unbewaffnet.

„Okay, schickt die Sachen runter.“ sagte er leise aber dennoch deutlich in den Funk.

Ein paar Sekunden später wurden Johnnys Waffe, eine Minigun, die noch von Char stammte, und zwei Kisten mit Sprengladungen an einem Seil heruntergelassen.

Als es herunten war, band Johnny es ab und nahm sich seine Waffe.

Josè und drei andere Marines schnappten sich die Kisten mit den Sprengladungen und dann eilten die 13 Marines los um ihre Mission zu erfüllen.
 

Neben dem kreisrunden Loch, welches als Einstieg zu dem Versorgungskorridor diente, standen Chris und Rockwood.

Chris zog das Seil wieder herauf und knapp fünfzig Meter von ihnen entfernt pumpten die drei modifizierten Goliaths immer noch großkalibrige Geschosse in die Zerg, die sich aus dem Verkehrstunnel ergossen.

„Sir, die Gruppe b deckt den anderen Tunneleingang mit Erfolg ab. Sie waren keinem Überraschungsangriff zum Opfer gefallen.“ meldete sich ein Coporal.

„Wie lange braucht die Verstärkung, bis sie hier eintrifft, Coporal?“ fragte Rockwood.

Der Coporal blickte kurz in Chris’ Richtung und sagte dann: „Aufgrund der Tatsache, dass die hier sind, werden alle möglichen Truppen zum anderen Tunneleingang gezogen.

„Verdammt!“ fluchte Rockwood.

„Keine Panik, Mann.“, beruhigte ihn Chris, „Du hast hier den verrücktesten Haufen, denn es gibt. Wir werden die Zerg schon aufhalten.“

„Verrückt?“, wiederholte der Coporal und sein Blick wanderte dabei zu Zyress, der ein paar Meter entfernt stand und sich mit Cash unterhielt.

Dem Coporal war nur aufgefallen, dass Zyress keine Arme an seiner Rüstung hatte.

Rockwood blickte nun auch zu Zyress hinüber und fragte Chris: „Warum fehlen bei seiner Rüstung die Arme?“

Chris blickte Rockwood an und erwiderte: „Kennst du Kerrigan?“

Rockwood nickte und dachte sich: „Hatte er etwa einen Streit mit ihr?“

Zu seiner Verblüffung schüttelte Chris den Kopf und sagte: „Nein. Das dort ist Zyress, er hat auch einige Zergmutationen hinter sich. Diesen Mutationen verdankt er sein Leben.“

Der Coporal schüttelte sich angewidert und schritt wieder davon.

„Okay, aber das erklärt nicht, warum er keine Rüstung bei den Armen hat.“ meinte Rockwood.

Chris blickte nun zu Zyress hinüber und rief: „Hey, Zyress. Zeig den Jungs hier mal den kleinen Trick mit deinen Armen.“

„Okay.“ meinte Zyress, wobei man schon an seiner Stimme hörte, dass er grinste und im nächsten Moment brachen die beiden Dornen aus seinen Unterarmen heraus.

Rockwood zuckte zusammen und schrie fluchend: „Beim Bart meiner Großmutter, was ist das?“

Chris runzelte die Stirn über diese Aussage, sagte jedoch nichts.

Zyress und Cash kamen zu Chris und Rockwood hinüber und Cash öffnete sein Visier.

„Nettes Upgrade, oder?“ fragte Cash mit einem Grinsen.

Rockwood starrte immer noch mit tellergroßen Augen auf die beiden Dornen und er fragte sich: „Tut so etwas nicht weh?“

„Nein.“ antwortete Zyress und er ließ sein Visier aufgleiten. Auch sein Gesicht zeigte ein Grinsen.

Doch weniger das Grinsen fiel Rockwood in die Augen, sondern Zyress’ Haare, oder was davon übrig war.

Es waren kleine verhörnte Stacheln die von seiner Kopfhaut abstanden.

„Nette Frisur.“ murmelte Rockwood heißer.

„Danke, ich kann sie auch verändern.“ sagte Zyress und dann begannen sich die Haardornen nach hinten zu richten.

Rockwood fing sich langsam wieder und begann objektiv zu denken.

„Nichts für ungut, aber so bekommst du doch unmöglich eine Frau ab, oder?“ merkte Rockwood an.

„Nun, ja…“ machte Zyress und drehte sich langsam um, wobei er kurz Raven musterte, die bei einigen Marines stand und deren Wunden versorgte. Dann wandte sich Zyress wieder an Rockwood und sagte grinsend: „Es könnte schwerer sein.“

Cash kämpfte gegen den Lachkrampf an und Rockwoods Gesichtsaudruck vereinfachte ihm das nicht sonderlich.

Stille kehrte ein und schreckte Chris auf.

Er drehte sich zu den drei Goliaths um und sah, dass diese das Feuer eingestellt hatten. Sofort wanderte Chris’ Blick weiter zum Tunneleingang und er stellte fest, dass keine Zerg mehr aus diesem strömten.

„Mike, hier spricht Chris. Habt ihr Feindkontakt?“ fragte Chris in das Kehlkopfmikrophone, welches er sich angesteckt hatte.

Nach ein paar Sekunden kam die Antwort von Mike: „Negativ. Hier ist alles ruhig. Die Zerg versuchen wohl in Wellen die Stadt zu stürmen.“

„Ich hasse es, wenn die Zerg neue Taktiken versuchen.“ knurrte Chris, während im ein Donnergrollen die Stille zerriss.

„Okay, wir haben jetzt unseren Einsatzpunkt erreicht. Die Sprengkommandos rücken aus, während wir hier Stellung beziehen.“ meldete sich Mike.

„Hier ist eine kleine Abstellhalle.“, kam nun Johnnys Stimme, „Genau das, was wir für die Barrikaden brauchen.“

„Dann mal an die Arbeit.“, meinte Mike, „Ihr beiden kommt mit mir!“

Eine riesige, schweigende Gestallt trat an Chris heran und Rockwood blickte an dem Soldaten hinauf.

Eine lange Narbe zog sich über dessen rechte Gesichthälfte und seine Züge waren hart und steinern und auch seine Augen wirkten eiskalt.

Der Anblick des Mannes ließ Rockwood einen kalten Schauer über den Rücken laufen und ihm fiel auch auf, dass das Grinsen von Zyress’ und Cash’ Gesichtern verschwunden war.

Sammy hielt einen kleinen Monitor in den Händen und reichte diesen an Chris weiter.

Dieser nahm ihn entgegen und als einziger grinste er, während er vorstellte: „Sammy, das ist Jackson Rockwood. Rockwood, das ist Sammy, unser Scharfschütze.“

Sammy nickte kaum merklich mit dem Kopf, dann wandte er sich wieder ab und ging davon.

„Schweigsam.“ murmelte Rockwood, nachdem Sammy außer Hörweite war.

„Bei seiner Geschichte nicht sehr verwunderlich.“ meinte Chris.

Langsam kam auch wieder etwas Leben in Cash und Zyress, was sich dadurch bemerkbar machte, dass Cash zischte: „Der Kerl macht mir Angst.“

„Halt die Klappe, Kleiner. Ich mag Sammy. Er ist verlässlich.“ sagte Chris und blickte auf den Monitor.

„Eine Fähigkeit, die dir leider fehlt, Dad.“ meinte Cash daraufhin unbeeindruckt.

„Dad?“ wiederholte Rockwood wieder einmal erstaunt von den Entwicklungen.

„Ja, das ist mein Sohn.“ sagte Chris gelangweilt.

Rockwood schüttelte wieder den Kopf und warf dann ebenfalls einen Blick auf den Monitor.

Er sah ein paar kleine Punkte, die sich aufteilten und nun in drei verschiedene Richtungen weggingen. Drei Punkte in jede Richtung, aber vier blieben dort zurück, wo sich die Punkte getrennt hatten.

„Was ist das?“ fragte Rockwood.

„Das sind unsere Jungs im Tunnel. Mit Hilfe einiger Hilfsmittel haben wir ein Bild von ihren Bewegungen und ihrem Vorgehen.“ erklärte Chris.

„Aha.“ machte Rockwood während auch er den Bewegungen der Punkte folgte.
 

Maggie trat an Raven heran und tippte ihr sachte auf die gepanzerte Schulter.

Doch Raven bemerkte es nicht einmal.

Und auch den zweiten Versuch von Maggie bekam sie nicht mit.

Schließlich räusperte sie sich und Raven drehte sich zu ihr um.

„Kann ich dir helfen?“ fragte Raven und musterte Maggie abschätzend.

Das erste, was Raven fühlte, war, dass Maggie Telepathin war.

„Ja…äh, eigentlich wollte ich wissen, wo Prince ist.“ fragte Maggie vorsichtig.

„Prince?“ wiederholte Raven etwas irritiert.

Maggie nickte.

„Keine Ahnung. Den habe ich schon seit gut sieben Jahren nicht mehr gesehen.“, meinte Raven und fragte dann nach, „Warum?“

„Reine Neugierde.“ antwortete Maggie und Raven las in ihren Gedanken, dass das der Wahrheit entsprach.

Ein kurzer Scann und Raven erfuhr so ziemlich viel über Maggie. Sie war 29 Jahre alt und ihr Beruf war Polizistin, genauer gesagt war sie bei einer Spezialeinheit der Polizei gewesen. Beruflich und privat war sie zwei unterschiedliche Menschen. Während sie in ihrer Arbeit sich nur um ihre Aufgabe kümmerte und die Klappe hielt, war sie privat sehr redselig und neugierig.

In Ravens Gesicht flackerte kurz ein Grinsen auf, als sie die Zwiespältigkeit in Maggie bemerkt hatte und mit einem Schlag fiel ihr auf, dass Maggie inzwischen schon mit ihr zu reden begonnen hatte.

Raven war so sehr damit beschäftigt gewesen ihre Gedanken zu scannen, dass sie kein Wort von Maggies Erzählungen mitbekommen hatte.

„Tut mir Leid.“, meinte Raven und drehte sich wieder zu einem Marine um, um dessen Wunden zu versorgen, „Aber ich bin hier leicht beschäftigt.“

Sammy ging an den beiden vorbei und lehnte sich, abseits von allen anderen, gegen einen der Militärtrucks.

Maggie musterte ihn kurz und ging dann zu ihm hinüber.

Sie klopfte ihm auf die Schulter und stellte sich freundlich, vielleicht auch etwas aufdringlich, vor: „Hallo, ich bin Maggie Thron.“

Sie blickte Sammy hoffnungsvoll an und bemerkte die Härte seines Gesichtes und seiner Augen gar nicht.

„Und Sie sind?“ fragte Maggie.

Sammy zeigte mit seiner rechten Hand kurz auf den Namenszug, der über die linke Brustplatte seiner Rüstung geschrieben worden war.

„Sammy.“ las Maggie und lächelte Sammy an.

Maggie lehnte sich neben Sammy an den Truck an und fing an mit ihm zu reden.

Zuerst war Sammy darüber erstaunt, dass Maggie einfach so zu reden anfing und dennoch hörte er ihr zu.

Niemand wusste es, aber zum ersten Mal in Maggies Leben hörte ihr wirklich jemand zu. Bisher hatte jeder nur so getan, als ob er ihr zuhören würde.

Jeder hatte immer nur genickt, ein paar Kommentare gemacht und innerlich abgeschaltet. Das war schon so, als Maggie noch ein Kind war und hat sich nie geändert. Sie schwieg während der Arbeit meistens. Denn dort sagte sie nur etwas, wenn es wichtig war und daher hörten ihr dann dort die Leute zu, wenn sie dann was sagte.

Doch bei privaten Erzählungen waren sofort alle Leute immer mit den Gedanken woanders und niemand hörte ihr wirklich zu.

Sammy war die erste Person und realisierte, dass Maggie nicht nur sinnloses Zeug von sich gab. Sie erzählte vom Leben und all der Scheiße, die dazugehörte.

Und obwohl Sammy weder nickte, noch etwas auf ihre Erzählungen erwiderte, redete Maggie einfach weiter.

Wieder war das einzige, was sich in Sammys Gesicht bewegte sein Kiefer, mit welchem er einen Kaugummi bearbeitete.
 

Zyress war inzwischen zu Raven gekommen, die die letzte Wunde abgebunden hatte und sich nun das Blut von den Händen wischte. Die Handschuhe ihrer Powerrüstung lagen neben ihrem Gewehr auf einer der Munitionskisten, die die Piraten mitgenommen hatten, und ihr Visier stand offen.

Zyress schlang seine Arme um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr: „Vorsicht, ein Zergangriff.“

Raven drehte sich zu ihm und grinste.

„Dann muss ich mich wohl auf einen Nahkampf einlassen.“ erwiderte Raven und küsste Zyress flüchtig.

Dann entwand sie sich seinen Armen und ging zu ihrer Waffe und den Handschuhen hinüber.

Sie begann gerade die Handschuhe anzuziehen, als Zyress wieder neben ihr auftauchte.

„Schau mal ganz kurz zu Sammy hinüber.“ sagte Zyress mit einem Grinsen.

„Warum?“ fragte Raven, während sie sich umdrehte.

Sie sah Sammy, an einem der Militärtrucks gelehnt, stehen und neben ihm stand Maggie, welche scheinbar mit Sammy redete.

Raven runzelte die Stirn und begann zu grinsen.

Sie verkniff sich ein Kommentar, zog sich die Handschuhe fertig an, nahm ihre Waffe und ging dann gemeinsam mit Zyress zu Chris hinüber.
 

Cash hatte sich kurz umgedreht und ebenfalls Maggie gesehen, wie sie auf Sammy einredete.

Etwas irritiert runzelte Cash die Stirn und machte: „Häh?“

„Was ist los?“ fragte Chris.

„Die Frau dort redet mit Sammy.“ antwortete Cash noch immer verwundert durch das, was er dort sah.

„Na und? Keith redet auch öfter mit dir, oder?“ meinte Chris daraufhin.

Cash blickte seinen Vater nun und erwiderte: „Ja, aber ich sage dabei auch etwas zu ihr. Aber die dort spricht mit Sammy und es scheint ihr egal zu sein, dass er nicht darauf reagiert.“

Chris packte seinen Sohn bei der Schulter und drehte ihn wieder herum.

„Jetzt lass Sammy und die Kleine in Ruhe und konzentrier dich.“ brummte er dabei.

Raven und Zyress kamen auch wieder herüber und aus dem Funkgerät drang die Stimme eines Marines, der mit Mike und Johnny zusammen in den Tunnel hinuntergestiegen ist.

„Habt ihr auch gerade was gehört?“ fragte der Marine.

Auf dem Monitor in Chris’ Händen sahen sie wie drei der Punkte, welche wieder in der Nähe des Ausgangspunktes waren, stehen geblieben sind.

Inzwischen hatte eines der anderen 3-Mann-Teams den Verkehrstunnel erreicht und mit dem Anbringen der Sprengladungen begonnen.

„Rückzug!“ brüllte Mike und dann drang auch schon Gewehrfeuer durch den Schacht und über Funk.

„Verdammt, was ist mit Team 2 passiert?“ fragte Cash, dessen Augen nicht auf den drei Punkten geblieben war, die sich langsam zum Ausgangspunkt zurückzogen.

Eines der Sprengkommandos war verschwunden. Innerhalb einer Sekunde waren die drei Punkte weg gewesen.

„Sie sind den Zerg zum Opfer gefallen.“ zischte Chris, der dann auch noch feststellte, dass es sich um Josés Team gehandelt hatte, welches den Auftrag hatte, den Tunnel zu sprengen, an dessen Ende Chris und die anderen Standen.

„Bereitmachen für Feindkontakt!“ brüllte Chris über den Park.

Sofort sprangen die Soldaten auf, nahmen ihre Waffen und eilten zu den Goliaths.

Nur Sammy nicht. Er nahm seine Rifle, blickte sich um und lief dann los, auf einen der noch stehenden Bäume zu.

Maggie blickte Sammy verdutzt hinterher und sah sich dann um.

Marines stürmten an ihr vorbei und luden im Lauf ihre Waffen durch.

Etwas streifte ihren Arm und als sie erkannte, was das war, schreckte sie zusammen.

Ein Raptor war gerade an ihr vorbeigeschlichten und schritt langsam auf Chris zu.

Etwas irritiert bemerkte Maggie, dass der Raptor einen Sattel auf dem Rücken hatte.

Inzwischen hatten die Marines damit begonnen einen Verteidigungsparameter bei den Goliaths zu bilden und auf den Tunneleingang zu zielen.

Das Kreischen von den Zerg drang nun aus dem Tunnel und die letzten Waffen wurden entsichert.

Chris, Cash, Zyress, Raven und Rockwood standen noch immer beim Schacht und starrten auf den Bildschirm, den Chris hielt.

Einer der vier anderen Punkte näherte sich den drei, welche nur ein paar Meter weiter vorne standen.

„Was ist da unten los?“ fragte Rockwood.

„Warte kurz.“ murmelte Chris, hastig drückte er einige Tasten, die am Bildschirmrand waren und das Bild veränderte sich.

Der Bildschirm zeigte nun ein Bild, welches von einer kleinen Kamera in Mikes Rüstung aufgenommen wird.

Schattenhafte Gestallten tauchten im den Lichtkegeln der drei Marines auf und wurden sofort von ihnen beschossen.
 

„Verdammt! Rückzug! Rückzug!“ brüllte Mike und er drehte sich um, um loszulaufen.

Dabei blockierte wieder das Kniegelenk seiner Rüstung.

Fluchend hieb Mike mit der gepanzerten Faust darauf und sofort konnte er sein Bein wieder bewegen.

Da sprang ihm auch schon etwas in den Rücken und warf ihn um.

Die Waffe glitt Mike aus den Händen und er hörte Glas splittern, als er auf dem Boden aufschlug.

Mike versuchte sich wieder aufzurichten, doch das Gewicht des Zerglings, der auf seinem Rücken saß, war zu schwer.

Nahes Gewehrfeuer ertönte und Mike fühlte, wie der Zergling von seinem Rücken rutschte.

Er stand auf, nahm sein Gewehr und stellte fluchend fest, dass auch dessen Scheinwerfer im Arsch war.

Die Stachelsalve eines Hydralisken zog an Mikes vorbei und schlug in die Rüstung eines der anderen Marines ein.

Blut spritzte, während sich die Stacheln durch das Metall und die Haut bohrten. Von der Wucht des Treffers wurde der Soldat umgerissen und das Licht seiner Scheinwerfer erhellte die Decke.

Mike blickte eher zufällig hinauf und sah einen weiteren Hydralisken, der an der Decke entlang geklettert war.

Der Hydralsik ließ sich fallen, rammte seine Klauen in den anderen Marine und riss ihn zu Boden.

Sofort richtete Mike sein lädiertes Gewehr auf den Hydralisken und hoffte, dass es wenigstens noch schießen würde.

Er drückte den Abzug und spaltete den Hydraliskenkopf mit einer Spikesalve.

Drei Stacheln trafen Mike in die Linke Schulter und rissen ihn fast von den Beinen. Doch er schaffte es noch wieder in Gleichgewicht zu kommen und drehte sich um.

Das Mündungsfeuer von Mikes Gewehr erhellte den dunklen Korridor kurz und zeigte noch die Visage eines Hydralisken, welcher auf ihn zukam, bevor diese auch schon von den Spikes zerrissen wurde.

Ein weiterer Hydralisk feuerte eine Stachelsalve ab und die Stacheln schlugen in Mikes Brustkorb ein.

Sein Blick weitete sich, während er noch ein paar Schritte nach hinten machte und dabei noch immer schoss. Dann verstummtes seine Waffe und er fiel um. Der Körper in der schweren Rüstung schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden des unterirdischen Korridors ein und Johnny wirbelte dabei herum. Im Lichtkegel der Scheinwerfer seiner Rüstung sah er mit Blut bespritzte Wände, Mikes leblosen Körper und einige Zerglinge, die auf diesen zusprangen.

Mit einem Summen begannen sich die Läufe von der Minigun in Johnnys Händen zu drehen und Spikes auszustoßen.

Die schweren Projektile rissen Fleischbrocken aus den Zergkörpern und trennten Gliedmaßen ab, während Johnny sich langsam zurückzog, aber dabei den ganzen Korridor mit den Spikes bestrich.

Sein Blick fiel kurz auf die drei toten, terranischen Körper, welche bereits im Korridor lagen und Johnny biss sich auf die Lippen.

Die drei waren tot und er konnte nichts mehr für sie tun. Sogar für eine letzte Ehre reichte es nicht mehr.

„Sarge, beeilen Sie sich! Wir wollen die Barrikade schließen!“ brüllte ein Soldat hinter Johnny.

Er stellte das Feuer ein, nahm eine Granate von seinem Gürtel, entsicherte sie und warf sie soweit er konnte in den dunklen Korridor hinein. Dann drehte er sich um und lief auf die Barrikade zu.

Die Explosion ertönte und eine Feuerwalze breitete sich ein paar Meter aus, während Johnny hinter die Barrikade hechtete.

Sofort machten sich die drei anderen Marines daran die Barrikade zu schließen und warfen noch alles, was sie nicht brauchten, auf die den Haufen zusammen.

Johnny rappelte sich auf, überprüfte seine Munition und blickte sich dann um.

Er stand gemeinsam mit drei anderen Marines in einem dunklen Korridor weit unter der Planetenoberfläche und musste dafür sorgen, dass die Zerg keinen Meter weiterkamen.

Am Anfang waren sie noch sieben Marines gewesen. Unter anderem Johnny und Mike. Doch nun war Mike tot und Johnny wusste nicht, wie weit er den überlebenden Marines trauen konnte, oder wie weit sie belastbar waren. Vielleicht würden sie schon bei der nächsten Angriffswelle einfach weglaufen. Doch Johnny hoffte, dass sich die drei Soldaten immer daran erinnern würden, dass sie Crewmitglieder der Amaru waren. Und das allein gab ihnen schon Mut und ließ sie nicht zweifeln.

Johnny blickte in die beiden Gänge, die vom Hauptkorridor genau dort wegführten, wo sie gerade waren, und hoffte, dass die beiden Sprengkommandos ihre Aufgaben erfüllt hatten. Gleichzeitig wünschte er sich, dass sie bald wieder auftauchen würden.

In der Ferne eines Seitenkorridors ertönte eine Explosion und alles wurde erschüttert.

Johnny grinste, denn die Explosion bedeutete, dass einer der beiden Tunnel gesprengt worden war.

Doch gleichzeitig wurde das Kreischen der Zerg wieder lauter.

In der Dunkelheit wurden die ersten Bewegungen sichtbar und einer der Marines brüllte: „Sie kommen wieder!“

Johnny ging zur Barrikade hinüber, legte die Minigun an und eröffnete wieder das Feuer auf die Zerg. Dabei ging ihm wieder eine Frage durch den Kopf: „Was mache ich hier eigentlich?“

the reunion

1 comeback 3 the reunion
 

Many people get lost in the darkness. The most of them get lost in the darkness of their own souls.
 

Mike holte tief Luft und atmete dabei Sand ein. Die Sandkörner füllten seinen Mund sowie seinen Hals und er bekam das Gefühl, als müsste er ersticken.

Überrascht riss er die Augen auf, stemmte sich vom Boden ab und hustete den Sand wieder aus.

Als er wieder einen etwas freieren Mund hatte, blickte er sich um und erkannte überall nur eins.

Sand, soweit das Auge reichte.

„Verdammt!“, murmelte er, „Wo bin ich?“

Eine weitere Bewegung neben ihn ließ ihn herumfahren und er erblickte Josè der sich langsam zu regen begann.

Josè war auf dem Rücken gelegen, setzte sich ruckartig auf und blickte sich verwirrt um.

Er bemerkte Mike und fragte: „Wo sind wir hier?“

„Ich habe keine Ahnung.“ antwortete Mike und spuckte wieder etwas Sand aus.

Mike kam auf die Beine und versuchte sich zu erinnern, was passiert war.

„Vielleicht kann uns der Typ dort drüben ja sagen, wo wir hier sind.“ meinte Josè und zeigte hinter Mikes Rücken.

Mike wirbelte herum und sah einen knapp 16 Jahre alten Jungen, der in knapp 200 Metern Entfernung einen großen Schlitten durch die Wüste zog.

Soweit Mike es aus dieser Entfernung erkennen konnte, hatte der Junge kurzes Haar, jedoch war das im Moment von einem Tuch mit urbanem Tarnmuster bedeckt war, welches er sich um den Kopf gebunden hatte, außerdem war er schlank, aber hatte dennoch Muskeln.

Der Junge hatte den Blick gesenkt und ein Joch über die Schultern gelegt. Vom Joch gingen vier Seile nach hinten zum Schlitten.

Weiteres hatte der Junge nur eine Hose an und auf dem Schlitten, den er hinter sich herzog lagen einige schwere Steinblöcke, seine Schuhe, ein Gewehr und ein Hemd.

„Verdammt, der Junge hat einiges an Kraft.“ ging es Mike durch den Kopf.

„Fragen wir ihn.“ meinte Mike und Josè stand nun ebenfalls auf. Er klopfte sich den Sand aus der Hose und folgte Mike, der inzwischen schon auf den Jungen zuging.

Sie kamen dem Jungen schnell näher und als sie nur noch knapp 30 Meter entfernt waren, fiel Josè auf, dass sie keine Waffen hatten.

Mike wollte gerade die Pistole ziehen, die er wirklich immer dabei hatte, doch als er danach griff, stellte er mit Bestürzen fest, dass sie ihm dieses Mal fehlte.

„Verdammt.“ dachte sich Mike und biss sich auf die Lippen, ging aber dennoch weiter.

Sie waren jetzt nur noch 15 Meter entfernt und Mike räusperte sich leise, um den Jungen auf sich aufmerksam zu machen.

Sofort hörte der Junge auf an dem Schlitten zu zerren und richtete sich wieder auf.

Mike und Josè standen nun knapp 10 Meter von dem Jungen entfernt und rechts von ihm.

„Ihr habt aber lange gebraucht, um hier aufzutauchen.“ sagte der Junge bevor Mike seine Frage stellen konnte.

„Du kennst uns?“ fragte Mike erstaunt.

Ein Grinsen zeichnete sich auf der Gesichtshälfte aus, die Mike und Josè sehen konnten.

„Natürlich kenne ich euch. Warum sollte ich euch nicht kennen?“ erwiderte der Junge und ließ das Joch von seiner Schulter gleiten. Mit einem dumpfen Aufprall landete es im Holz und der Junge bewegte seine Schulter, welche verspannt waren.

„Woher kennst du uns?“ fragte Mike und dachte gleichzeitig nach, woher er den Jungen kennen könnte.

„Von früher noch. Wir haben uns auf Korhal kennen gelernt.“ sagte der Junge und drehte sich immer noch nicht zu ihnen um. Stattdessen war sein Blick starr in die Ferne gerichtet, dorthin, wohin er unterwegs war. Doch sein Ziel befand sich eigentlich schon hinter der nächsten Sanddüne.

„Okay.“ meinte Mike nach ein paar Sekunden Stille. Er hatte es versucht, aber er hatte sich nicht an den Jungen erinnert.

„Kannst du mir sagen, wo wir hier sind?“ fragte Mike und hoffte, dieses Mal eine klare Antwort zu bekommen.

Und dieses Mal würde er auch eine klare Antwort bekommen.

„Ja, ich kann es euch sagen.“, sagte der Junge und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, „Aber ich hatte gehofft, euch hier noch nicht so bald zu sehen.“

„Jetzt sag uns schon, wo wir hier sind!“ drängte Mike.

Josè stand daneben und folgte schweigende dem Gespräch der beiden.

Langsam wandte der Junge nun sein Gesicht in Mikes Richtung und damit verschlug er diesem und Josè den Atem.

Drei lange Narben zogen sich über das linke Auge des Jungen und viele andere kleinere Narben zeichneten sich im ganzen Gesicht ab. Bevor der Junge sich so umgedreht hatte, waren Mike die kleinen Narben nicht aufgefallen, doch nun wo er das ganze Gesicht sah, erkannte er den Jungen auch wieder.

Es handelte sich um Jaykoff „DaRaptoRiaz“ Smith. Die Legende, den Piraten, das Monster…den Mastermind.

„Verdammte Scheiße!“ entfuhr es Mike und wich einen Schritt vor Jay zurück.

„Willkommen im Reich der Toten.“ sagte Jay und schaffte ein schwaches Grinsen.
 

Mike und José staunten nicht schlecht, als sie ein paar Minuten später die Düne überquert hatten und nun ein kleines Wüstendorf vorfanden.

Jay hatten sie zurückgelassen, da er sich nicht davon abhalten ließ, den Schlitten weiterzuziehen.

Während die beiden die Düne hinabgingen und sich dem Dorf näherten, erkannten sie eine Personen, welche sich auf der Hauptstraße befanden.

Bei den meisten dauerte es einige Zeit, bis Mike sie erkannte, da alle meist wieder 16 Jahre alt waren.

Sie erreichten die ersten Gebäude und einige der Personen blickten zu ihnen hinüber.

Manche winkten kurz, andere nickten nur kurz mit dem Kopf in die Richtung der beiden.

„Fuck!“, ging es Mike durch den Kopf, während sie die Straße entlang gingen, „Fuck! Fuck! Fuck!“

Sie kamen gerade an zwei Personen vorbei, die gerade Schach spielten, als eine davon abrupt aufstand und Josè umarmte.

„Wie geht es dir, Bruder?“ fragte Pablo und ließ Josè wieder los.

Dieser brachte vor lauter Verwunderung kein Wort heraus und Pablos Gesicht nahm nachdenkliche Züge an, während er murmelte: „Nun, wahrscheinlich nicht so gut, wenn man bedenkt, dass du hier bist.“

Dann erblickte Pablo Mike und drückte ihm kurz die Hand.

„Hey…Pablo, wo sind wir hier?“ fragte Mike, den die ganze Sache nicht geheuer war.

„Im Reich der Toten.“ erwiderte Pablo und griff sich eine Flasche Tequila, die neben dem Schachbrett stand.

„Jedenfalls ist es ein Ort in die Richtung.“ sagte die Person, mit der Pablo Schach gespielt hatte. Mike blickte ungläubig auf die Person und erkannte sie auch sofort wieder.

„dArkfighter?“ flüsterte Mike.

Der Angesprochene nickte grinsend.

Mike fuhr sich über die kurzen Haarstoppeln und murmelte: „Mann, Fuck! Das hier einfach unglaublich.“

„Glaub es ruhig.“ meinte dann jemand hinter ihm.

Mike wirbelte herum und sah Jay in einem der Türrahmen stehen. Doch er hatte sich verändert. Er war jetzt ungefähr 18 Jahre alt und kurze Bartstoppeln zeichneten sich auf seinem Kinn ab.

Die Kleidung hatte sich nur ein bisschen verändert. Er hatte jetzt eine andere Hose an und seinen schwarzen Hut auf dem Kopf.

Sein Blick wirkte verschlafen, als wäre er gerade aufgestanden und nicht als hätte er stundenlang einen Schlitten durch die Wüste gezogen.

„Wo ist dein Schlitten?“ fragte Mike grinsend. Inzwischen konnte ihn an diesem Ort nichts mehr verwundern. Dachte er zumindest, bis Jay die Stirn runzelte und fragte: „Ihr habt mich in der Wüste getroffen?“

„Leidest du seit neuestem an Alzheimer?“ erwiderte Mike.

„Nein…nein.“ antwortete Jay und schien nachzudenken.

„Dann ist Jay 2 bald wieder hier.“ meinte dArkfighter von seinem Platz her, während er einen Joint drehte.

Jay nickte und murmelte: „Scheint so.“

„Jay 2?“ fragte Mike nun doch erstaunt.

„Ja…äh. Kurzeinführung. Das hier ist das Mastermind-Universum. Von meinen psionischen Kräften geschaffen und beherbergt alle Seelen, die ich nicht verlieren wollte, oder mich positiv geprägt haben. Ich bin hier so was wie Gott und kann mich vervielfältigen. Außerdem hat hier jeder die Macht, sein Alter selbst zu bestimmen.“ erklärte Jay in aller schnelle die Situation.

Am Ende der Erklärung starrten ihn Mike und Josè mit offenen Mündern an und Pablo meinte: „So haben ich auch darauf reagiert, oder?“

Jay nickte und erwiderte: „So haben ziemlich alle reagiert, als ihnen bewusst wurde, dass ich nicht gelogen habe.“

Mike fand sich langsam wieder und wandte sich, den Kopf schüttelnd, um.

„Jetzt brauch ich erstmal einen Drink.“ zischte er.

Vom Himmel fiel eine Flasche herunter und landete direkt vor Mike auf dem Boden.

Kurz wackelte die Flasche noch, doch sie fiel nicht um.

Mike runzelte die Stirn und nahm die Flasche. Sie war eiskalt und das Etikett verkündete, dass es sich um einen edlen Whiskey handelte.

dArkfighter grinste und meinte: „Großzügig wie immer. Jay hat sich hier kein Stück verändert.“

Doch Jays Blick war selbst vom Erstaunen geprägt.

Etwas heißer murmelte er: „Das war nicht ich. Das war Mike.“

Dann, ganz langsam, breitete sich ein Grinsen in Jays Gesicht aus und er rief: „Die drei Flaschen.“

Mike wandte sich etwas irritiert, was nicht nur mit Jays Ausruf, sondern auch mit dem Whiskey in seiner Hand zu tun hatte, zu Jay um und fragte: „Welche Flaschen?“

„Die drei Flaschen, die ich dir, Chris und Capone hinterlassen habe.“ meinte Jay.

„Was ist damit?“ wollte Mike nun wissen, der absolut nicht verstand, was das mit dem Whiskey zu tun hatte.

„Ihr habt den Inhalt der drei Flaschen getrunken.“ sagte Jay noch immer grinsend.

Mike dachte nach und schließlich fiel es ihm wieder ein. Er nickte und Jay rief: „Strike!“

„Was ist mit den Flaschen?“ fragte Mike nun nach.

„Sie enthielten einen Wein, der mit einer destillierten Version meines Blutes gemischt war.“, erklärte Jay, „Und dadurch habt ihr auch die Fähigkeiten übernommen, die ich eigentlich hatte.“

„Häh?“ machte Mike, der nie gemerkt hätte, dass er eine von Jays ‚sagenhaften’, wenn auch etwas beunruhigenden, Fähigkeiten hätte.

„Nun, ob ihr die Fähigkeiten nutzt, lag an euch.“ sagte Jay grinsend.

Mike fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. Dann schraubte er die Flasche auf und trank.

„Und ich bekam einfach nur einen Lagerraum voller Farbe.“ meinte dArkfighter mit einer gestellten beleidigten Stimme.

„Seelenessenz.“ korrigierte ihn Jay.

„Na gut. Dann eben Seelenessenz. Trinken konnte man das dennoch nicht.“ brummte dArkfighter.

Jay dachte kurz nach und sagte schließlich: „Du hättest es schon trinken können…nur ob du es überlebt hättest, wäre eine andere Frage gewesen.“

dArkfighter runzelte die Stirn und wandte sich einfach ab.

„Was?“ fragte Jay als er die Blicke der anderen bemerkte.

Mike hatte vor einem der Gebäude zwei Personen bemerkt, welche er nicht kannte. Die beiden spielten wohl auch gerade eine Partie Schach und einer saß dabei mit dem Rücken in Mikes Richtung.

Die andere Person fiel Mike sofort ins Auge. Es handelte sich um einen jungen Mann, Mike schätzte ihn auf 22 oder vielleicht auch 24, der etwas Besonderes ausstrahlte. Hinter dem Mann stand eine weitere Person, die Mike nicht kannte, doch irgendwie das Gefühl hatte, als sollte er sie kennen. Die zweite Person war nicht älter als 20 und hatte kurze, blonde Haarstoppeln. Auch seine Bartstoppeln waren blond und erinnerten Mike an jemanden.

Mike erinnerte sich an Jays Worte: „Außerdem hat hier jeder die Macht, sein Alter selbst zu bestimmen.“

Nun erkannte Mike, wenn er dort sah. Es handelte sich um James Raynor.

Mike bekam nicht mit, dass er Raynor anstarrte und als dieser aufblickte und Mike sah, kam er grinsend zu ihnen hinüber.

Er reichte Mike die Hand und sagte grinsend: „Willkommen, Mike, willkommen im Reich der Toten.“

„Es erstaunt mich gar nicht so sehr, dich hier zu sehen.“, meinte Mike und schüttelte Raynor die Hand, „Schließlich ist Jays Leben durch dich auch geprägt worden.“

Raynor grinste und Mike fragte: „Wer sind die beiden dort?“

„Ach die beiden.“, erwiderte Raynor und drehte sich kurz zu ihnen um, „Das eine ist ein alter bekannter von Jay und das andere ein toter Musiker.“

„Ein Musiker?“ wiederholte Mike irritiert.

„Ja. Es handelt sich dabei um Tupac Shakur. Er hat mich auch geprägt.“, erklärte Jay, „Das andere ist Antonio Hernandez. Von ihm habe ich damals den Strohhut bekommen.“

Inzwischen tauchte an einer der Dünenkuppen Jay 2 auf, der immer noch den Schlitten hinter sich herzog.

Mike erblickte ihn und wollte gerade etwas sagen, als ein kurzer Windstoß den Sand der Düne aufwirbelte und Jay 2 mit dem Sand verschwand.

„Verdammt. Das hier ist wirklich der seltsamste Platz, an dem ich je war.“ murmelte Mike schließlich Josè zu.

Dieser nickte einfach nur schweigend.
 

Johnny stand alleine im Korridor. Die drei anderen Marines waren schon gefallen und auch aus Johnnys Schulter ragten drei Stacheln. Johnny biss jedoch die Zähne zusammen und feuerte weiterhin pausenlos auf die anstürmenden Zerg.

Der Korridor vor ihm war übersät mit Zergleichen und Johnny wusste, dass er alleine war. Die beiden Sprengkommandos waren aufgerieben worden. Eines hatte zwar geschafft den Tunnel zu sprengen, dennoch waren sie ein Opfer der Zerg geworden, bevor sie zu Johnnys Position zurückkehren konnten.

Johnnys Wissen bezog sich auf die letzten Schreie, die er über Funk von den Sprengkommandos gehört hatte.

Die Läufe von Johnnys Minigun glühten und die Luft darum herum knisterte. Wie lange die Waffe noch standhalten würde, war eine Frage, die sich Johnny nicht stellen wollte. Wie lange die Munition noch reichen würde, war ebenfalls so eine Frage. Und dennoch feuerte er den Zerg alles entgegen, was seine Waffe ausspucken konnte.

Der Korridor vor ihm war im Licht des Mündungsfeuers erhellt.

Johnny hörte ein Kreischen links von sich und obwohl er sich selbst mahnte, dass er nicht nachsehen sollte, tat er es trotzdem.

Durch das Mündungsfeuer, dass alles um ihn herum erhellte, sah er drei Zerglinge auf sich zustürmen.

Ein weiteres Kreischen ließ ihn herumfahren und nun erkannte er auch ein weiteren Zergling zum Sprung anzusetzen.

Als sich die Muskeln des Zerglings spannten wusste Johnny, dass alles zu spät war und er nicht mehr rechtzeitig ausweichen, oder seine Waffe auf den Zergling richten konnte.

Auf der linken Seite sprang der erste Zergling ebenfalls und alles um Johnny herum schien nur noch aus Blut, Knochensplittern und Muskelmasse zu bestehen.

Johnny blickte dem Zergling, der von Rechts kam entgegen und erwartete sein Schicksal.

„Sorry, Chris, aber ich habe so lange durchgehalten, wie ich konnte.“ dachte er noch, während die Zähne und Klauen des Zerglings näherkamen.

Dann explodierte dem Zergling der Schädel und er wurde weggeschleudert.

Das Donnern einer Rifle hallte durch den Korridor, gefolgt von den übermenschlich schnellen Schritten, welche dennoch gepanzert klangen.

Der erste Zergling von Links hätte Johnny beinahe erreicht, als eine weitere Person in seinem Blickfeld auftauchte. Dann wurde dem Zergling auch schon eine verhörnte Klaue durch die Stirn in das Gehirn gerammt und gegen den Boden genagelt.

Die beiden anderen Zerglinge bremsten schlitternd ab, doch Zyress zog seine Klaue aus dem Schädel, machte einen Sprung nach Vorne und schlug seine Klauen in die Schädel der anderen Zerglinge.

Knochen brachen splitternd, während das Blut auf die Wände spritzte.

Noch immer mit dem Finger am Abzug und den Korridor vor sich unter Beschuss haltend, blickte Johnny sich um.

„Zieh dich zurück, Johnny!“ rief Zyress, während er seine Klauen aus dem Fleisch der Zerg zog und sich nach weiteren Feinden umblickte.

Johnny nickte und schritt langsam rückwärts. Dabei blickte er wieder in den Korridor vor sich und sah immer noch eine Welle aus Zerglingen auf sich zurollen.

Ein Granatwerfer wurde hinter ihm abgefeuert und das Geschoss flog über Johnnys Schulter hinweg in die Zerg hinein. Beim Aufprall explodierte die Granate und zerriss einige Zerg mit sich.

„Los, macht schon!“ brüllte Cash, während er sein Gewehr abfeuerte und seine Spikes in die Wand aus Zerg einschlugen.

Johnnys Gewehr verstummte. Zwar drehte sich der Lauf immer noch, doch feuerte sie keine Kugeln mehr ab.

„Lauft!“ brüllte Zyress, der zwei Granaten von seinem Gürtel nahm und entsicherte.

Cash packte Johnny beim Arm und zog ihn mit sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Zyress warf die Granaten so weit er konnte und sah nur noch, wie Zerg darüber hinwegstürmten.

Aber auch er wartete nicht, sondern stürmte den beiden anderen hinterher.

Johnny blickte zur Leiter und erkannte daneben eine weitere Person. Anhand der Rüstung erkannte er, dass es sich um Sammy handelte.

Zyress warf etwas gegen die Wand, was daran kleben blieb und rief seinen Freunden zu, dass sie sofort die Leiter hochklettern sollen.

Gerade als Cash die Leiter erreichte und sich schnell an dieser nach oben zog, erklangen die Explosionen der beiden Granaten, doch die Flammen gingen in den Zerglingen unter.

Sammy legte seine Waffe wieder an und drückte ab.

Das Geschoss zog knapp an Zyress Ohr vorbei und riss einen Hydralisken um.

Dann schulterte Sammy das Gewehr und folgte Cash nach oben.

Zyress sah die Stacheln, die in Johnnys Schulter steckten und er bremste schlitternd ab.

Wieder brachen die beiden Klauen aus seinen Unterarmen und er drehte sich um.

Er streckte seine Arme von seinem Körper weg und blickte den Zerg entgegen.

Einer der Zerglinge sprang auf ihn zu und landete kurz darauf mit aufgerissener Visage an der Wand.

Cash hatte inzwischen die Oberfläche erreicht und reichte nun Sammy die Hand. Doch dieser ignorierte Cashs Hilfe und zog sich selbstständig die letzten Streben hinauf.

Johnny jedoch nutzte die Hilfe, die ihm Cash anbot.

Als auch er oben war, blickte Cash wieder hinunter und er stellte fest, dass Zyress fehlt.

„Mann, Kumpel, beeil dich!“ rief Cash.

„Zündet die Ladung!“ erwiderte Zyress, der sich durch Zerg schlitzte.

„Komm rauf!“ brüllte Cash.

„ZÜNDET DIE LADUNG!“ wiederholte Zyress mit mehr Nachdruck.

„Aber…!“ rief Cash.

Zyress jedoch unterbrach ihn: „Manchmal muss man Opfer bringen!“

Cash schluckte, holte den Zünder für die Sprengladung hervor und murmelte noch: „Danke, Kumpel!“

Dann drückte er auf den Knopf und die Explosion pulverisierte den Korridor.

Zyress sah die Flammen auf sich zurasen und hielt sich noch die Arme schützend vor das Gesicht. Dann wurde er auch schon von den Flammen verschluckt.
 

Johnny fiel neben dem Einstieg zum Korridor um. Seine Schulter schmerzte höllisch und er war vollkommen fertig. Langsam nagte der Zahn der Zeit doch an ihm.

Das Unwetter war inzwischen schon weitergezogen.

Cash fiel auch neben dem Einstieg auf die Knie und eine Flammensäule schoss drei Meter in die Höhe, bevor sie sich wieder auflöste.

„Danke, Kumpel!“ wiederholte Cash leicht tonlos.

„Keine Ursache.“ hörte er ein paar Sekunden später Zyress von unten herauf rufen.

Cashs Kopf schoss hoch und er murmelte: „Zyress.“

„Ja, ich lebe noch.“ kam die Stimme seines Kumpels von unten herauf.

Cash blickte den Einstieg hinunter und sah seinen Kumpel die Leiter hinaufklettern. Die Rüstung war an einigen Stellen geschwärzt von den Flammen.

Cash reichte seinem Kumpel die Hand und half ihm das Letzte Stück hinauf.

„Wie hast du das überlebt?“ fragte Cash, der Zyress ungläubig anblickte.

Zyress grinste und antwortete: „Aus meinen Klauen hatte sich ein Chitinschild gebildet, der mich vor den Flammen beschützt hatte.“

Chris lächelte etwas unsicher.

Schon länger erinnerte ihn die Freundschaft von Cash und Zyress an die Freundschaft, die ihn mit Jay verbunden hatte.

Wobei Zyress wie Jay wirkte. Hart im Nehmen und auch stark im Austeilen.

Dann wurde Chris von einem Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Durch das Donnern der Waffen und dem Kreischen der fallenden Zerg drang nun ein weiteres Geräusch.

Das Geräusch von schweren Ketten, die über den Asphalt rollten. Langsam begann unter diesen Ketten auch der Boden leicht zu vibrieren.

Panzer.

Chris wirbelte herum und sah in knapp 20 Meter Entfernung den ersten von 12 Panzern langsam auf sich zurollen.

Eine Kolonne aus Arclite und Marines kam um die den Piraten zu helfen. Alle Einheiten, die zuvor noch den anderen Tunneleingang verteidigt hatten. Doch jetzt war das Gebiet dort sicher und es gab nur noch diesen einen Weg, über den die Zerg in die Stadt kommen konnten.

Auf der Außenhülle des ersten Arclite stand eine Person, die Chris nun schon lange nicht mehr gesehen hatte.

Die Person stand auf der Außenhülle, hielt sich an einem der Kanonenläufe fest und als er Chris erblickte, grinste er.

Auf der anderen Seite des Geschützturmes saß noch eine Person, jedoch kannte Chris sie nicht. Die zweite Person war jung, zierlich und hatte rotbraunes Haar.

Doch Chris konzentrierte sich nur auf die erste Person.

Der Panzer blieb knapp drei Meter vor Chris stehen und Chris fragte: „Warum bist du jetzt zurückgekehrt?“

Prince grinste, sprang vom Arclite und schritt auf Chris zu.

Er blieb kurz vor ihm stehen und erwiderte: „Hast du jemals ein kleines Mädchen weinen gesehen? Wenn ja, dann weißt du, warum ich wieder zurückgekehrt bin.“

„Es tut gut dich wiederzusehen.“ sagte Chris und trat einen Schritt auf Prince zu.

„Es tut gut wieder hier zu sein.“ erwiderte Prince und dann umarmten sich die beiden kurz.

„Ich habe etwas Verstärkung mitgebracht.“ sagte Prince und drehte sich wieder zu der Kolonne um, die damit begonnen hatte, sich über den Park zu verteilen und die Waffen auf den Tunneleingang auszurichten.

„Was ist los?“ fragte Johnny, der immer noch neben dem Einstiegsloch lag und keine Ahnung hatte, wer gerade gekommen war.

Raven hatte sich schon über ihn gebeugt, den Rüstung über seinem Torso entfernt und damit begonnen, seine Wund zu versorgen.

Prince blickte an Chris vorbei und erkannte, dass Raven Johnnys Wunden versorgte.

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, während er zu Johnny und Raven hinüberging.

Er klopfte ihr sanft gegen die Schulter und meinte: „Lass mal einen Profi ran.“

Raven bemerkte nun erst, wer da gekommen war und blickte Prince mit großen Augen an.

Dann nickte sie und machte ihm Platz.

Johnny erkannte wer jetzt da war und auch er sagte grinsend: „Es tut gut, dich wiederzusehen.“

„Besonders in so einem Moment, oder?“ erwiderte Prince, während er eine Spritzte mit Beruhigungsmittel fertig machte.

„Ja, besonders in so einem Moment.“ bestätigte Johnny, während ihm Prince die Spritze gab.

Der Kommandant der anderen Streitkräfte trat an Chris heran und fragte: „Gibt es irgendwelche Pläne für diese Situation?“

Chris fasste daraufhin an das Kehlkopfmikrophone und sagte: „Amaru, hier Chris. Wir brauchen umgehend einige Evakschiffe.“

„Die Transporter starten gerade.“ antwortete eine Frauenstimme.

„Warum das schon?“ erkundigte sich Chris.

„Wir wollten ihnen gerade mitteilen, dass die Zerg über den Mienengürtel zwischen den Städten vorrücken.“ antwortete der weibliche Offizier.

„Okay. Over.“ beendete Chris den Funkspruch.

„Und?“ erkundigte sich Cash bei seinem Vater.

„Am liebsten würde ich sagen, dass wir einfach nur verschwinden können.“, zischte Chris, „Aber wir müssen unseren Rückzug noch sichern.“

„Irgendwelche Vorschläge?“ fragte Chris dann in die Runde.

Durchgehendes Kopfschüttelnd war die Antwort.

„Sprengen.“ sagte eine Stimme hinter Chris.

Alle drehten sich zu der Person um, die das gesagt hatte und blickten Sergeant Jackson Rockwood an.

Einige runzelten die Stirn, darunter auch der Kommandant der anderen Streitkräfte, doch Chris grinste nur und fragte: „Was sollen wir sprengen?“

„Wir haben keinen Sprengstoff mehr.“ sagte Cash.

„Und die Feuerkraft der Arclites reicht nicht aus, um den Tunneleingang schnell genug zum Einsturz zu bringen.“ merkte der Kommandant an.

Doch Rockwood grinste nur und schüttelte den Kopf.

„Ich meine auch nicht, dass wir den Tunnel sprengen.“, sagte Rockwood, „Ich meine, dass wir den Tunneleingang verschütten.“

„Womit?“ fragte der Kommandant.

„Damit.“ antwortete Rockwood und zeigte auf eines der Gebäude, das dem Tunnel am nächsten war. Es handelte sich um ein 10-stöckiges Hochhaus.

Chris runzelte die Stirn und fragte sich, ob es ausreichen würde um den Tunneleingang vollständig zu verschütten, als Rockwood auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite zeigte und fortfuhr: „Und damit auch.“

Dieses Haus war knapp 15 Stockwerke hoch. Zusammen würden die beiden Hochhäuser schon ausreichen um keinem Zerg mehr das Durchkommen zu ermöglichen.

„Und wie sollen wir die Dinger umkippen?“ fragte Cash.

Im gleichen Augenblick begannen auch schon die Arclite ihre Geschütze abzufeuern.

Chris drehte sich kurz zu den Belagerungspanzern um. Als er sich dann wieder an die anderen wandte, hatte er ein infernalisches Grinsen im Gesicht.

Der Kommandant erkannte, worauf Chris hinauswollte und sagte nickend: „Einen Versuch ist es wert.“

Dann teilte der Kommandant den Panzercrews die neuen Ziele mit.

Die 180-mm-Geschütze wurden alle neu ausgerichtete und gleichzeitig abgefeuert.

Die Treffer rissen große Teile aus den Gebäuden, durchschlugen die Hauptträger und die beiden Gebäude brachen wie vorhergesehen ein.

Der Boden erbebte, als die beiden Gebäude den Tunneleingang verschütteten.

Die Waffen verstummten und nun war ein weiteres Dröhnen zu hören.

Chris wandte sich um und sah die Transporter, welche sich im Landeanflug auf seine Position befanden.

„Lasst uns hier verschinden.“ meinte Chris zu den anderen, während der erste Transporter aufsetzte.

Die Waffen wurden abgebaut und die Soldaten besteigen die Transporter.

Knapp zehn Minuten nachdem der erste Transporter gelandet war, startete der letzte.

Die Einstiegsrampe stand noch kurz offen und Chris blickte auf den verschütteten Tunneleingang zurück. Nun war er in der Lage seinen Blickfeld zu erweitern und er erkannte Raketentürme, die in auf dem Verteidigungswall standen und immer wieder Zerg vom Himmel holten.

Doch zwischen den Raketentürmen tauchten nun weitere schattenhaften Gestallten aus.

Die Zerg hatten nun die Stadt vollends erreicht und nichts würde sie mehr aufhalten können.

Nichts, was nicht auch den Planeten vernichten würde.

„Die Stadt wurde nach einer Kleinstadt auf der Erde benannt.“ hörte Chris jemanden neben sich sagen.

Chris zuckte zusammen und drehte sich um.

Es handelte sich um Rockwood, der mit Kain sprach.

Chris hatte nicht bemerkt, dass die beiden neben ihn getreten waren, doch jetzt hörte er Rockwood zu, dem scheinbar das Ende von Lentia näher ging als den anderen.

„Wirklich?“ fragte Kain interessiert. Er hatte sich nie gefragt, weshalb die Stadt Lentia genannt worden war.

„Ja, es war eine kleine Stadt im Zentrum des europäischen Kontinents.“, erklärte Rockwood, dessen Blick glasig wurde, „Das Land, in dem die Stadt lag, hieß Austria. Oder Österreich, wie es in der Landessprache ausgesprochen wurde.“

„Woher weißt du das?“ fragte Kain neugierig.

„Ich war dort aufgewachsen.“, antwortete Rockwood, „Mein Vater hatte das Land bis zur letzten Sekunde verteidigt.“

Chris legte den Kopf schief, erinnerte sich daran wie sie die Erde in die Luft gejagt hatten und fragte: „Ohne Scheiß?“

Rockwood nickte und erzählte: „Als die Druckwelle eures Planetkillers über den Planeten rollte, sprach mein Vater seine letzten Worte. AEIOU. Austria erit in orbe ultima. Österreich wird bis an das Ende der Welt bestehen. Und er hatte Recht.“

Chris legte seine Hand auf Rockwoods Schulter und fragte: „Du bist doch deswegen nicht sauer auf uns, oder?“

Rockwood schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, ihr habt meinen Vater damit eigentlich nur einen Gefallen getan. Ihr habt ihm den Wunsch erfüllt, dass dieser Spruch auch der Wahrheit entsprechen sollte.“

Die Einstiegsrampe schloss sich und der Transporter gewann an Geschwindigkeit.

Ein Jägergeschwader zog an ihnen vorbei, während die Transporter immer höher stiegen.

„Fuck.“, zischte Rockwood plötzlich, „Ich bin jetzt wohl arbeitslos.“

Kain dachte kurz nach und meinte dann: „Ich auch.“

Chris überlegte einen Moment und sagte dann: „Ich schätze, dass wir für euch einen Platz auf der Amaru finden können.“

Rockwood und Kain blickten Chris ungläubig an und Kain fragte: „Wirklich?“

„Ich bin mir ziemlich sicher.“ sagte Chris und grinste.

„Solange der Captain nicht dagegen ist.“ kam es von Raven.

„Der Captain ist mit Sicherheit nicht dagegen.“ meinte Chris.

„Was macht dich da so sicher?“ erkundigte sich Rockwood.

„Die Tatsache, dass ich sie zum Captain gemacht habe.“ erwiderte Chris knapp, aber mit einem Grinsen.

Als die Transporter die Atmosphäre hinter sich ließen, befanden sich im Orbit nur noch Schiffe der PTC und der Verteidigungsstreitkräfte Antiochas.

Chris ging kurz zum Cockpit vor und teilte dem Piloten mit, dass er umgehend an die Amaru andocken und nicht den anderen Transportern folgen sollte, welche auf einen Warpspalt zuflogen, der sie direkt in das Julia-System und damit nach Lacrima Belli bringen würde.

Der Pilot nickte und kapselte sich vom Schwarm aus Transportern ab und flog nun auf die Amaru zu.

Die letzten Jägergeschwader machten sich daran die Atmosphäre des Planeten zu verlassen, während die Amaru ihren Bug dem Planeten zuwandte.

Der Transporter landete in der Amaru an und die ersten größeren Schiffe begannen damit, das System zu verlassen.

Träger und schwere Kreuzer verschwanden in den Warp und ließen nur die Amaru, deren Jäger und einen, von Zerg verseuchten, Planeten zurück.

Als der Transporter zum Stillstand kam und sich die Einstiegsrampe wieder öffnete, verließen die Piraten das Schiff zügig.

Nur Rockwood, Kain und ein paar andere Überlebende von Rockwoods Zug stiegen eher zaghaft aus.

Chris drehte sich einmal um und rief den Neuen zu: „Herzlich willkommen auf der Amaru.“

Kaum hatte er das gesagt, kam auch schon Keith mit schnellen Schritten in den Hangar und auf ihn zu.

„Wie ist die Lage?“ fragte sie kalt.

„Wir haben ein paar Jungs verloren. Darunter Mike und Josè. Die dort wollen sich uns anschließen und der Planet ist nicht mehr zu retten. Nicht mit den Mitteln, die uns zur Zeit zur Verfügung stehen.“ erklärte Chris kurz und prägnant.

„Verdammt.“ fluchte Keith und biss sich auf die Lippe.

Prince kam zu den beiden, salutierte lässig und sagte: „The prince of MPs meldet sich zurück zum Dienst.“

Keith blickte ihn erstmal erstaunt an und dann zog sich kurz ein Lächeln über ihr Gesicht.

„Wie sieht es aus?“ fragte Keith dann wieder an Chris gewandt.

„Nun, ich würde vorschlagen, dass ich die alte Crew wieder zusammenkratze.“ sagte Chris und kratzte sich am Kinn.

Keith nickte schweigend.

„Aber zuerst brauche ich einen Moment Ruhe.“ sagte Chris, dann ging er davon.

Kain blickte zu Rockwood hinüber und erkannte an dessen Blick, dass dieser ebenso verwirrt war, wie er selbst.

„Manche Dinge ändern sich wohl nie.“ seufzte Prince und zuckte mit den Achseln.

Rockwood und Kain machten sich daran ihre Rüstungen abzulegen. Als sie damit fertig waren, ging Kain zu Prince und Rockwood blickte sich im Hangar um.

„Das ist also die legendäre Amaru.“ murmelte er, während er alles um sich herum genau betrachtete. Er hatte sie schon einmal gesehen, doch damals nur aus der Ferne, wie das Schiff die Erde in die Luft gejagt hatte.

Damals war es ein trauriger Moment für Rockwood gewesen, doch später sagte er sich immer wieder, dass der damalige Captain seinem Vater einen Wunsch erfüllt hatte. Den Wunsch niemals gegen die Zerg zu verlieren.

Aber man konnte es auch nicht als Sieg bezeichnen, da die Erde zerstört worden war.

„Verdammt.“, dachte sich Rockwood, „Irgendwie ist es immer kompliziert.“

Cash gab Rockwood einen kurzen Stoß und sagte: „Kommt mit, ich zeig euch eure Quartiere.“

Rockwood nickte und folgte gemeinsam mit Kain dem Sohn von Chris.
 

„Ich hoffe du hast dir alles gemerkt.“ meinte Rockwood an Kain gewandt.

Kain dachte kurz nach und sagte schließlich: „Ah. Ja, sicher. In Gedanken habe ich schon den Anfang.“

„Dann versuch deine Gedanken mal in etwas lesbares zu verwandeln.“ murmelte Rockwood.

„Gedanken sind etwas lesbares. Zumindest auf eine gewisse Art und Weise.“ sagte Cash.

Rockwood legte die Stirn in Falten und noch bevor er fragen konnte, antwortete Cash: „Telepathen.“

Nachdem Cash geantwortet hatte, rollte Rockwood mit den Augen und Cash grinste.

Diese Reaktion von Rockwood glich jener, welche Chris früher oft gezeigt hatte, bevor er wusste, dass er ein Telepath war.

Die drei gingen einen langen Korridor entlang, an welchem zu beiden Seiten unzählige Türen waren. Einige der Türen standen offen und im vorbeigehen erhaschten Rockwood und Kain Blicke auf verschiedene Quartiere.

Spätestens nach dem dritten Quartier, was sie gesehen hatten, war das Verständnis für die Zustände auf der Amaru in das Bodenlose gestürzt.

Während aus einem Zimmer laute Musik drang und jemand etwas in seinem Kleiderschrank suchte, wobei er dessen Inhalt im Zimmer verstreute, lag in einem anderen Quartier ein junger Mann auf seinem Bett, hatte eine Whiskeyflasche in einer Hand, und schnarchte lautstark.

Im dritten Quartier war eine Frau gerade dabei sich umzuziehen und stand gerade mit entblößter Brust da, als die drei vorbeigingen.

Rockwood blieb kurz stehen um zu spannen, doch Cash packte ihn am Hemd und zog ihn weiter.

Doch bevor Rockwood die Frau aus den Augen verlor, grinste sie ihn noch kurz an.

Als Rockwood seine Gedanken wieder klar bekommen hatte, fragte er Cash: „Geht es hier immer so zu?“

Sie kamen zu einem weiteren Quartier, bei dem die Tür offen stand und ein paar junge Männer standen am Türrahmen und starrten hinein.

„Nein, wenn wir längere Zeit ohne Einsatz sind, werfen viele Leute den Anstand über Bord.“ antwortete Cash ruhig, während sie an der Tür mit dem Publikum vorbeikamen.

Als sie vorbeigingen erkannten Rockwood und Kain warum die Männer hineinstarrten.

Drinnen wurde gerade gefickt und entweder vergessen, oder mit Absicht die Tür nicht geschlossen.

Kain jedoch war etwas anderes auch noch aufgefallen.

„Die Crew ist Jung. Der größte Teil scheint in unserem Alter oder sogar noch jünger zu sein.“ merkte Kain an.

Cash nickte und erwiderte: „Gut erkannt. Ja, in letzter Zeit hat sich die Crew sehr verändert. Seit wir den neuen Captain haben.“

Kain nickte schweigend, denn er hatte gehört, was mit Jaykoff Smith, dem alten Captain der Amaru geworden ist. Er ist in der Schlacht gefallen. Man konnte das, dass Schicksal eines Soldaten nennen.

Cash blieb stehen und zeigte auf zwei Türen, die sich genau gegenüber lagen.

„Das sind eure Quartiere.“, sagte er, „Ich hoffe ihr habt einen angenehmen Aufenthalt.“

Er tippte sich kurz an die Schläfe und ging dann davon.

„Wie als wären wir in einem Hotel.“ meinte Kain.

Rockwood blickte kurz den Korridor zurück, den sie gerade entlanggekommen waren und erwiderte: „Wohl eher wie in einem Studentenwohnheim.“

Kain nickte grinsend und betrat dann sein Quartier.
 

Es war spärlich eingerichtet, aber es wirkte dennoch komfortabel. Neben dem Bett waren ein Nachtkästchen mit Schubladen, eine Ablage und ein Schreibtisch, auf dem sich eine Computerkonsole befand. Eine Tür führte ins Bad und neben der Tür war schon ein Kleiderschrank mit gewaltigen Ausmaßen.

Kain hatte es sich schlimmer vorgestellt und als er sich daran gewöhnt hatte, dass das nun sein neues Zuhause war, ging er zum Schreibtisch hinüber und ließ sich an diesem nieder.

Er aktivierte die Konsole und direkt vor ihm erschien eine holografische Projektion, welche den Bildschirm darstellte.

Nachdem er auch diese Neuerung akzeptiert hatte, begann er damit die Geschichte zu schreiben. Die Geschichte soweit er sie kannte. Er versuchte sie so objektiv wie möglich zu fassen und möglichst wenig ins Detail zu gehen, was ihm im Großen und Ganzen auch gelungen war.

Doch er hatte noch nicht viel erlebt und so kam es, dass er nach knapp 3 Stunden schon wieder fertig war.

Er las den Text noch einmal durch, nickte schließlich und schaltete den Computer wieder ab.

Kain lehnte sich auf seinem Sitz zurück, starrte an die Decke und dachte gerade darüber nach, wo seine Familie wohl gerade war, als es an der Tür klopfte.

„Herein!“ rief Kain.

Die Tür ging auf und Rockwood betrat den Raum. Er trug nicht mehr die Drillichkleidung, die er vorhin getragen hatte, sondern hatte nun eine kurze Hose und ein Tanktop an.

„Wie geht’s?“ fragte Rockwood und Kain wusste, dass die Frage auf den Text bezogen war.

„Ich bin schon fertig.“ antwortete Kain und lehnte sich wieder auf seinem Platz zurück.

„Wirklich?“ staunte Rockwood und legte die Stirn in Falten.

Kain nickte, aktivierte den Computer wieder und drückte schnell ein paar Tasten.

Auf dem Hologramm zeigte sich nun der Text, den Kain geschrieben hatte und er wies Rockwood, dass er ihn lesen könnte.

Dieser nickte und begann schweigend zu lesen.

Kain lehnte sich wieder zurück, schloss die Augen und schaltete all seine Gedanken einfach ab.

Er war kurz davor einzuschlafen, als ihn Rockwood auf die Schulter klopfte und murmelte: „Gute Geschichte. Aber bist du nicht ein bisschen zu streng mit dir?“

„Wieso?“ fragte Kain und schlug die Augen wieder auf.

„Weil du dir selbst die Schuld für den Angriff gibst.“ erwiderte Rockwood und zeigte auf die ersten Zeilen.

Kain schüttelte den Kopf und sagte: „Es ist eine Vermutung. Eine nahe liegende Vermutung. Es ist besser die Schuld auf sich zu nehmen, als sie von sich zu weisen.“

Rockwood nickte nachdenklich mit dem Kopf.

„Ich denke ich werde Pater Nicles…ich meine Prince, auch einmal lesen lassen.“ meinte Kain.

„Der ist im Trainingsraum zu finden.“ teilte Rockwood mit und streckte sich.

„Und wie komme ich da hin?“ fragte Kain, der keine Ahnung vom Aufbau der Amaru hatte.

Rockwood grinste, griff in seine Tasche und zog einen PDA heraus.

„Die Dinger sind hier wirklich praktisch. Die helfen dir, dass du dich hier zurechtfindest.“ sagte Rockwood.

„Und wo bekomme ich so ein Ding her?“ wollte Kain nun wissen.

Rockwood zeigte auf die oberste Schublade beim Nachtkästchen neben Kains Bett und Kain öffnete diese.

Darin lag, neben einer Handfeuerwaffe und ein paar Munitionsclips, ein PDA.

Kain nahm ihn heraus, schaltete ihn ein und war positiv überrascht.

„Hätte ich das gewusst, wäre ich schon viel früher zur Crew der Amaru gegangen.“ grinste Rockwood, dann tippte er sich kurz an die Schläfe und verließ Kains Quartier.

„Interessantes Equipment.“ murmelte Kain und machte sich dann, mit dem PDA in der Hand, auf der Suche nach Prince.
 

Er fand ihn auch wenige Minuten später im Trainingsraum. Der Trainingsraum selbst war riesig und glich eher einem ganzen Fitnesscenter.

Prince stand bei einem der Geräte und unterhielt sich mit einer Person, die darauf trainierte.

Als Kain näherkam, erkannte er die Person, mit der sich Prince unterhielt. Es war Chris.

Prince bemerkte Kain und als er die beiden erreicht hatte, fragte Prince: „Na, Kain, was gibt es?“

Chris trainierte weiter und folgte nur mit einem Ohr dem Gespräch.

„Ich habe den Untergang Antiochas niedergeschrieben.“ sagte Kain.

Prince runzelte die Stirn und auch Chris’ Interesse wurde etwas angeregt.

„Und auch wie es dazu gekommen ist.“ ergänzte Kain dann.

Chris stemmte die Gewichte ein letztes Mal nach oben, legte sie ab und fragte mit einem Tonfall, der anmerken ließ, dass er fast lochlassen musste: „Wie es dazu gekommen ist. Wie ist es dazu gekommen?“

Kain zögerte kurz wegen Chris’ Reaktion, dann fasste er seinen Mut zusammen und antwortete: „Nun, ich hatte einen Artikel verfasst, der sich kritisch gegen Duran und diesen Wahnsinnigen, der sich selbst als der ‚Tod’ bezeichnet. Kurz darauf wurde Antiocha angegriffen. Daher liegt es nahe, dass mein Artikel diesen Wahnsinnigen gereizt hatte.“

Chris schüttelte grinsend den Kopf, sagte jedoch nichts.

„Was sollte sonst der Grund gewesen sein?“ fragte Kain entrüstet.

„Mag ja sein, dass dein Artikel dem Tod auf die Nerven gegangen ist…doch ist das nur der Kamm der Sanddüne.“ meinte Chris und er setzte sich auf.

Kain legte die Stirn in Falten und blickte Chris verwirrt an.

„Diese Geschichte hat einen Ursprung, den nicht einmal die Protoss erlebt hatten. Und dennoch lässt sich alles auf bis zu einem gewissen Tag zurückverfolgen.“ sagte Chris und starrte wie in Trance vor sich her.

„Bis zu einem Tag?“ wiederholte Kain ehrfürchtig.

Chris erwachte aus seiner Trance, stand auf und legte einen Arm um Kains Schulter.

„Kumpel, ich erzähle dir nun die Geschichte, soweit sie mir bekannt ist. Aber ich werde nicht ganz am Anfang beginnen, sondern am Tag in der Mitte. An einem Ort in der Mitte. Denn das Leben gleicht keinem Kreis, sondern einer Spirale.“, sagte Chris und ging mit Kain aus dem Trainingsraum, dabei erzählte er, „Das Zentrum der Geschichte ist eine Bar auf Tortuga…vor ungefähr zwölf Jahren. Damals lebte mein Kumpel Jay noch und an jenem Tag waren wir…“

Prince blieb im Trainingsraum zurück und lächelte.

„Der Reporter hat da den richtigen gefunden, um seine Story zu ergänzen.“, flüsterte Prince und setzte sich dann auch schlendernd in Bewegung, „Hoffentlich hat er viel Zeit, denn nun wird er ein Leben niederschreiben müssen.“

Er erreichte den Ausgang, blickte sich ein letztes Mal im Trainingsraum um und murmelte: „Verdammt, wie sehr habe ich das Schiff vermisst.“

Ohne es zu wissen, verließ er den Trainingsraum ein letztes Mal.
 

Keith schreckte schweißgebadet aus einem Alptraum auf, saß kerzengerade im Bett und atmete stoßweise.

Langsam beruhigten sich ihr Puls und ihr Herzschlag wieder. Sie zwang sich selbst zur Ruhe und blickte sich in der Dunkelheit ihres Quartiers um.

Neben ihr schlief Cash tief und fest und auch B-Tearz lag auf ihrem Platz und schien nicht einmal im Traum daran zu denken, aufzuwachen.

Keith strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und kroch vorsichtig aus dem Bett, um Cash nicht aufzuwecken.

Leise durchquerte sie ihr Quartier, betrat das Bad und schloss die Tür hinter sich ab.

Dann ging sie zum Waschbecken hinüber, erblickte ihr Spiegelbild und war gleich der Ansicht, dass sie nicht sehr gut aussah.

Sie fühlte sich auch nicht sehr gut, denn schon seit zwei Wochen war ihr regelmäßig Schlecht und sie fühlte sich unwohl.

„Ich werde doch nicht etwa krank.“ murmelte sie leise, während sie das Wasser aufdrehte und es sich über die Hände fließen ließ.

Sie schöpfte etwas Wasser mit ihren Handflächen und spritze es sich in Gesicht. Die Abkühlung tat gut und als Keith sich wieder im Spiegel betrachtete, hatte sie den Eindruck, dass sie nun auch wieder besser aussah.

Sie trocknete sich die Hände und das Gesicht. Dann ging sie wieder zurück in das Schlafzimmer.

Gerade als sie wieder unter die Decke kroch, murmelte Cash schlaftrunken: „Wo warst du denn?“

„Im Bad.“ antwortete Keith flüsternd und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

Jay saß in seinem eigenen kleinen Universum auf einem Campingstuhl mitten in der Wüste, blickte in den Sonnenaufgang und murmelte: „Ich liebe diese natürlichen Abläufe.“

Mike, der in einem zweiten Campingstuhl neben ihm lümmelte, blickte Jay an und fragte: „Nach was für einer Zeitrechnung vergeht hier ein Tag? Wie viele Stunden hat hier ein Tag?“

Jay grinste und begann zu erklären: „Mit den Anfängen der Raumfahrt wurde ein einheitliches Zeitmaß eingeführt, welches zur zeitlichen Orientierung in der Galaxie helfen soll, richtig?“

Mike nickte und bestätigte: „Richtig.“

„Nun, dieses Zeitsystem richtet sich nach dem der Erde. 60 Sekunden sind eine Minute. 60 Minuten sind eine Stunde. 24 Stunden sind ein Tag. Sieben Tage eine Woche. 365,25 Tage sind ein Jahr.“ wiederholte Jay die Zeitrechnung.

Mike nickte abermals.

„Und nach diesem Prinzip läuft hier die Zeit ab.“ sagte Jay und grinste.

„24-seven?“ fragte Mike.

„24-seven.“ bestätigte Chris.

Mike grinste und meinte dann: „Da hat aber jemand sehr gut in der Schule aufgepasst. Ich habe Littlefield nie genug zugehört um dieses System zu begreifen.“

Auch Jay musste nun grinsen und er erklärte: „Wenn man Pilot werden will, sollte man wissen, wie das Universum rechnet und funktioniert.“

„Okay.“ meinte Mike und dachte kurz nach.

„Wie kommt man dann mit den Zeitrechnungen auf den unterschiedlichen Planeten klar?“ wollte Mike dann wissen.

„Es gibt da immer zwei Zeitrechnungen. Die universelle, interstellare Zeitrechnung, die die nach den Uhren der Erde gerichtet ist…genau gesagt ging sie nach einer Uhr in New York, und dann gibt es bei jedem Planeten noch die lokalen Zeitrechnungen. Je nach Größe, Rotation und Dauer der Sonnenumkreisung des Planeten.“ erklärte Jay, während er anfing einen Joint zu drehen.

Mike verstand, nickte und fragte dann: „Und inwiefern ist die Protoss-Technologie unserer Technologie voraus?“

Jay lachte kurz auf und antwortete: „Abgesehen von der Waffenstärke und der Schildtechnik gibt es einen wichtigen Punkt, der sie uns weitaus überlegen macht. Ihre Agilität.“

„Ihre Agilität?“ wiederholte Mike neugierig.

„Ja, eine Protossflotter kann viel schneller von einem System in ein anderes wechseln, als eine normale terranische Flotte.“ konkretisierte Jay.

„Und warum das?“ wollte Mike nun wissen.

Jay grinste, drehte sich zu Mike um und antwortete: „Weil sie sich nicht durch den Hyperraum bewegen.“

„Häh?“ machte Mike.

Jay drehte sich nun ganz zu Mike um und fing an zu erklären: „Terranische Schiffe benützen den Hyperraum und schneller von System zu System zu kommen. Man benötigt eine bestimmte Beschleunigung um in den Hyperraum eindringen zu können und muss diese dann dort auch halten. Sobald man langsamer wird, spukt einen der Hyperraum aus. Das kann irgendwo in einem Asteriodenfeld, dem Kern eines Planten, der Nähe einer Sonne oder sogar direkt neben einem schwarzen Loch sein.“

„Und warum benutzen wir dann diese Technologie?“ erkundigte sich Mike skeptisch.

„Weil wir technisch noch nicht viel weiter sind…oder besser waren.“, entgegnete Jay, „Seit unserem Bündnis mit den Protoss, verwenden unsere Schiffe bereits Warpreisen, da sie zeitlich gesehen viel kürzer sind und auch weniger gefährlich.“

„Okay.“ machte Mike anerkennend gegenüber der Protoss-Technologie.

„Doch der Vorteil bei Hyperraum reisen ist, dass du überall wieder aussteigen kannst. Bei Warpreisen geht das von A nach B, ohne dass man es verhindern könnte. Sollte es also beim Eintritt in das Warploch einen Rechenfehler beim Ziel gegeben haben, hast nur noch eine minimale Chance einer Katastrophe zu entgehen, wenn es zu einer kommen sollte.“ beendete Jay seine Erklärung.

„Es ist nichts ohne Fehler.“ seufzte Mike.

Jay nickte grinsend und richtete dann seinen Blick wieder in die Ferne.

Doch was er sah, beruhigte ihn nicht sehr.

Der Sand um ihn herum wurde aufgeweht von dem Koloss, der durch die Wolkendecke brach und in der Luft über dem Boden schwebte. Die aufgehende Sonne wurde von Bauch des Schiffes verschluckt und es wurde wieder dunkel um die beiden Masterminds herum.

Mike und Jay erhoben sich aus ihren Campingstühlen, hielten sich die Hände schützend vor die Gesichter und versuchten keinen Sand in die Augen zu bekommen.

„Ich habe mich schon gefragt, wie lange wir hier wohl sicher sein werden.“ knurrte Jay wütend.

Mike zog eine Pistole hervor und richtete sie auf den Schlachtträger, der die Idylle störte und zischte: „Ich hasse es, wenn die Arbeit schon beim Sonnenaufgang beginnt.“

Hinter dem Schlachtträger tauchten unzählige schwarze Punkte auf und als sie näher kamen, erkannten Jay und Mike, dass es sich dabei um Mutalisken handelte. Ein lautes Knacksen ertönte, als die Hülle des Schlachtträgers aufbrach und sich eine organische Masse über die Außenseite des Schiffes zog. Innerhalb von Sekunden entfaltete sich die Verseuchung über die Außenhülle und zeigte einen pulsierenden Organismus. Die Haut des Parasiten, der sich durch die Schiffsysteme gefressen hatte, wurde verhörnt und wirkte undurchdringbar, doch für Jay gab es nichts undurchdringbares.

„Soviel zum Thema: Ruhe in Frieden.“ knurrte Mike als die Mutalisken ihre nach Tod klingenden Schrei ausstießen.

Nun zog Jay ebenfalls seine Pistolen und meinte, mit einem Grinsen im Gesicht: „Die wissen wohl nicht, mit wem sie sich hier anlegen.“

pay the tribute

1 comeback 4 pay the tribute
 

Pay the tribute and respect the rules!

But always keep in mind: Nothing will stand the anger of the mastermind.
 

Prince saß an der Bar und unterhielt sich gerade mit Spike, als Chris die Bar betrat und zu ihnen an die Theke kam.

„Was darf’s sein?“ fragte Spike.

„Nichts. Prince, du kommst mit.“ zischte Chris, packte Prince am Kragen und zog ihn einfach aus der Bar.

Vor der Tür warteten bereits Shirin, Kain und Rockwood. Die beiden letzteren betrachteten Shirin etwas irritiert, ließen jedoch keine Bemerkung fallen.

Prince entwand sich Chris’ Griff und fragte: „Was ist los?“

„Wir müssen die alte Crew wieder zusammenkratzen.“ antwortete Chris.

„Und?“ erkundigte sich Prince.

„Wir brechen jetzt nach Tortuga auf.“ entgegnete Chris.

Shirin nickte, dann zeigte sie mit dem Daumen auf Kain und Rockwood und fragte: „Warum sind die beiden dabei?“

„Kain muss ich noch einiges erzählen und Rockwood ist einfach so dabei.“, meinte Chris, „Wenn damit alles geklärt wäre, würde ich sagen, dass wir uns jetzt so schnell wie möglich auf den Weg machen. Wir treffen uns in zehn Minuten im Hangar.“

Die fünf anderen nickten, dann trennten sie sich um sich auf die Reise vorzubereiten.
 

Als sie sich knapp 10 Minuten später wieder im Hangar trafen, war die erste Frage, die Chris den beiden neuen stellte: „Kann einer von euch fliegen?“

Kain schüttelte den Kopf, was Chris ein leises Fluchen entrang.

Doch Rockwood nickte.

„Okay.“, machte Chris, „Dann müsst ihr beide mit einem Hammerhead fliegen.“

Rockwoods Gesichtsaudruck zeigte, dass er diesen Schiffstyp kannte und begeistert war, eine Hammerhead fliegen zu dürfen.

Prince kletterte gerade in das Cockpit seines alten Raumjägers und sofort bekam er das Gefühl, als wäre er nach einer sehr langen Reise nach Hause gekommen.

Er fühlte sich geborgen und sicher, als er die Maschine startete. Ein paar Meter von ihm entfernt erklärte Chris gerade Rockwood die letzten Details des Hammerhead, nur um sicherzugehen, dass es auch wirklich keine Probleme mit der Steuerung geben würde.

Chris legte einen Schalter um und sofort erwachte der Hammerhead zum Leben.

Die Anzeigen leuchteten auf und eine weibliche Stimme, welche aus den Lautsprechern kam, begrüßte sie mit den Worten: „Cadillac back online.“

Rockwood blickte Chris an und fragte: „Cadillac?“

Chris zuckte nur resigniert mit den Schultern.

„Ich sehe euch später!“ kam Shirins Stimme aus den Funkgeräte, während sie ihren Raumjäger startete, kurz warmlaufen ließ und dann sofort den Hangar der Amaru verließ.

Prince’ Raumjäger wäre auch schon bereit zum Start gewesen, doch Prince hatte nur die Cockpitkanzel geschlossen und genoss nun das ruhige Summen der Triebwerke. Mehr war für ihn nicht zu hören.

Er schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und genoss die Ruhe.

Ein kurzes Hämmern an seinem Cockpit ließ ihn die Augen wieder öffnen und er sah durch die Scheibe Chris, der ein Zeichen mit seinen Händen machte. Prince grinste, denn er wusste noch von Früher, dass dieses Zeichen bedeutete, dass er abheben sollte.

Prince nickte, setzte sich den Helm auf und gab dann Schub auf den Antrieb.

Chris sprang von Prince’ Raumjäger ab, als dieser anfing zu beschleunigen und blickte dem kleinen Jäger nach.

Die Cadillac kam nun auch in Bewegung und der schwere Jäger folgte der Corruption, Prince’ Raumjäger.

Chris sah den beiden Schiffen nach, wie sie das Magnetfeld, welches den Hangar abschirmte, durchdrangen, auf der Plattform außerhalb des Magnetfeldes weiter beschleunigten und schließlich die Amaru hinter sich ließen.

Mit einem Grinsen im Gesicht ging Chris zu seinem Raumjäger hinüber. Er stieg ein, schnallte sich an und aktivierte die Maschine.

Das Donnern, mit dem Chris’ Antrieb ansprang, war um ein gutes Stück lauter als der von Prince’ Antrieb.

Die Ruin war schon in vielen Schlachten geflogen worden. Hatte viele Zerg niedergeschossen, viele Raumjäger vom Himmel geholt und auch unter Bodentruppen hat dieser Raumjäger für Verluste gesorgt. Doch das traf auch auf die Corruption zu.

Chris deaktivierte die Magnethalterungen, welche sein Schiff festgehalten hatten, und während er seinen Jäger hinaussteuerte, dachte er an den kleinen Unterschied zwischen der Corruption und der Ruin.

Die Ruin wurde von einem Mastermind geflogen.

Mit einem Grinsen, sein Denken auf diese Tatsache konzentriert und einem Joint zwischen den Lippen, ließ Chris die Amaru hinter sich zurück und führte das kleine Geschwader durch ein Warploch nach Tortuga.
 

Matthew Atkins stand an eine Wand gelehnt und hielt eine Zigarette zischen den Fingern.

Sein Blick war gelassen, während er das Lokal auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtete. Gelassen und berechnend. Er stand nun schon seit knapp 20 Minuten dort und wartete ab. Er wartete auf das Eintreffen seines Partners. An diesem Punkt sollte angemerkt werden, wer, oder besser was, Matthew Atkins eigentlich ist. Der knapp 36 Jahre alte Mann war ein Mitglied einer geheimen Organisation des terranischen Dominions. Und er war ein ehemaliges Mastermind-Experiment. Die Tätowierung auf seinem Schulterblatt ist eine 15 und seine Fähigkeit ist das Beeinflussen von Maschinen. Jedes Fahrzeug, jede Waffe oder auch jede einfache Waschmaschine würde effektiver werden, solange er das Ding berühren würde. Sein Spezialgebiet waren daher Fliegen und schwere Waffen.

Sein Partner hörte auf den Namen Richard Carver und hatte die Nummer 46 tätowiert. Richards Fähigkeit war, dass er durch reine Willenskraft einen derartig starken Adrenalienschub bekommen konnte, dass es für ihn schien, als würde sich alles um ihn herum in Zeitlupe bewegen. Richards Spezialgebiet waren Scharfschütze und auch Nahkampf. In beidem war ihm seine Fähigkeit sehr hilfreich. Keiner von beiden kannte das eigentliche Ziel des Mastermind-Projektes, sie wussten nur, dass sie darin verwickelt waren und das Projekt noch von der Konföderation stammte. Sie hatten den Lügen von Imperator Mengsk Glauben geschenkt. Nun, es handelte sich weniger um Lügen, als mehr um Halbwahrheiten. Schließlich hatte ihnen Mengsk verschwiegen, dass unter seiner Regierung dieses Projekt noch weitergeführt worden war.

Nun arbeiteten Richard und Matthew für Mengsk und waren so etwas wie Auftragskiller für ihn. Sie erledigten die Leute, die der Imperator tot sehen wollte und außerdem waren sie damit beauftragt, die anderen Mastermind-Experimente ausfindig zu machen. Und genau dieser Teil ihres Aufgabenbereichs hatte sie nach Tortuga geführt. Genau wegen dieser Aufgabe stand Matthew an die Wand gelehnt, mit einer Zigarette zwischen den Fingern und einem wachsamen Blick auf das Lokal auf der anderen Straßenseite.

Matthew blickte auf seine Armbanduhr und murmelte: „Verdammt! Wo bleibt er denn?“

Im nächsten Augenblick stand Richard auch schon neben ihm und es wirkte, als wäre er aus dem nichts aufgetaucht.

„Ich bin doch schon hier.“ sagte Richard und grinste.

Matthew verzog das Gesicht. Er hasste es, wenn Richard so etwas direkt neben ihm machte.

„Also, wo ist die Zielperson?“ fragte Richard immer noch mit Begeisterung. Es schien als könnte ihm nichts und niemand seine Lauen zerstören. Aber genau das ging Matthew auf die Nerven.

Matthew war das genaue Gegenteil. Ihn reizte einfach alles und jeder. Er war immer mies drauf und wollte daran auch nicht wirklich etwas ändern.

Er ließ die Zigarette fallen, trat sie mit dem Fuß aus und zeigte dann auf das Lokal gegenüber.

„Er ist da drinnen.“ sagte Matthew und zog ein in Mitleidenschaft gezogenes Päckchen Zigaretten hervor. Er war Kettenraucher und er wusste es, aber wie so vieles war ihm das egal.

Er zündete sich gerade einen Sargnagel an, als Richard fragte: „Weißt du auch, um wenn es sich handelt.

Matthew nickte, steckte das Feuerzeug weg und antwortete: „Khan Johnes.“

„Khan Johnes!“ wiederholte Richard aufgebracht und das Grinsen war ihm aus seinem Gesicht verschwunden.

„Khan Johnes.“ bestätigte Matthew und zum ersten Mal zeigte sich auf seinem Gesicht ein Grinsen. Auch wenn ihn so ziemlich alles auf den Sack ging, wenn etwas dafür sorgte, dass Richard das Grinsen verging, dann erfreute es Matthew.

Doch zu Matthews Leid kehrte das Grinsen, auch wenn es aufgesetzt und gezwungen wirkte, wieder auf Richards Gesicht zurück.

„Gib mir maximal fünf Minuten.“ sagte Richard, dann wandte er sich um und überquerte die Straße.
 

Khan Johnes saß an der Bar und blickte in das leere Glas vor sich. Er saß alleine dort, niemand, der mit diesem Berg von einem Mann unterwegs war. Es erschien, als hätte er keine Freunde, niemanden, der sich um ihn kümmerte. Doch jeder, der auch nur seinen Namen kannte, wusste, dass dem nicht so war. Er hatte einmal Freunde gehabt, doch seit knapp sieben Jahren war er ein Einzelgänger. Aber er war fähig sich alleine durchzuschlagen, und das erkannte man schon bei seinem Anblick.

Khan war groß. Ein Riese mit breiten Schultern, muskulösen Armen und daher wunderte es niemanden, dass er früher einmal ein Firebat gewesen war. Khan hatte es geliebt mit Feuer zu spielen und Sachen anzuzünden.

Khans Gesicht hatte bildete einen Kontrast zu seinen breiten Schultern. Es war unscheinbar, freundlich. Obwohl er in vielen Schlachten gekämpft hatte, sein Gesicht hatte nie etwas abbekommen.

Doch an diesem Tag, als er an der Bar saß, wirkte sein Gesicht weniger freundlich. Sein Blick war schwer zu identifizieren. Es spiegelte sich eine Trauer darin. Eine Trauer, die er viele Jahre in sich getragen hatte. Seit sein bester Kumpel dArkfighter gefallen ist. Khan seufzte schwer und überlegte, ob er sich noch einen Drink bestellen sollte.

Er hob den Finger an und wollte gerade nach dem Barkeeper rufen, als er es sich dann doch anders überlegte.

Ein weiterer Gedanke zog durch seinen Kopf, doch Khan entschied sich dagegen und senkte die Hand wieder in Richtung Tresen. In dem Moment, indem seine Handfläche diesen berührte, brach eine lange, schlanke Klinge aus seinem Brustkorb hervor.

Khan fühlte den brennenden Schmerz, blickte auf seine Brust hinunter und sah die Klinge des Katanas, das mit seinem eigenen Blut benetzt war.

Er fühlte die Kälte, welche seinen Tod ankündigte und öffnete den Mund.

Richard würde nie vergessen, was Khans letzte Worte waren. Niemand, der sie gehört hatte, würde sie je vergessen.

„Ihr habt euch aber reichlich Zeit gelassen.“ hatte Khan gesagt, dann hörte sein Herz auf zu schlagen und sein Kopf sank langsam in Richtung Tresen.

Richard zog sein Katana aus Khans Körper, legte zwei Finger an dessen Hals und überprüfte den Puls.

Khan war tot und dennoch spürte Richard, wie es ihm kalt den Rücken hinunterlief.

Richard wischte das Blut von seinem Katana, steckte es weg und verließ das Lokal so schnell wie möglich. Natürlich kümmerte sich niemand groß darum, was gerade passiert war. So war Tortuga nun mal, doch Richard wollte so schnell wie möglich weg von Khan.

Während Richard mit schnellen Schritten die Straße überquerte, hörte er Khans Worte immer noch in seinen Gedanken.

„Ihr habt euch aber reichlich Zeit gelassen.“
 

Knapp zwei Minuten, nachdem Richard und Matthew den Ort verlassen hatten, erreichten Chris, Shirin, Prince, Rockwood und Kain das Lokal.

„Hier ist er gerade.“ sagte Chris und blickte vom Display seines PDA auf. Er hatte das Ortungssignal von Khans PDA genutzt um ihn zu finden und nun steckte er den PDA wieder in seine Tasche.

Die fünf betraten das Lokal und das erste, das ihnen auffiel war, die Menschenmenge, die sich in einem Kreis bei der Bar knieten und auf etwas hinunterblickten.

Chris trat näher, blickte über die Köpfe der Leichenfledderer und erkannte sofort seinen Kumpel Khan.

Er geriet in Rage, dass diese Leute einfach Khan bestahlen, und zog seine beiden Pistolen.

„Ihr verdammten Blutsauger!“ brüllte Chris und eröffnete das Feuer.

Mit entsetzten Blicken und starr vor Schreck sahen Kain und Rockwood, wie Chris die Leute im Lokal niederstreckte.

Shirin stand daneben. In ihrem Gesicht las man, dass sie ebenfalls Wut verspürte, doch sie zeigte sie nicht offen.

Kain erkannte, dass Shirin Chris nicht aufhalten würde und blickte daher zu Prince hinüber, doch der Blick von Prince ließ Kains Hoffnung verfliegen.

Sein Blick war hart und er bebte vor unterdrücktem Zorn.

Der Barkeeper tauchte plötzlich hinter dem Tresen auf und hielt eine großkalibrige Waffe in den Händen.

Schneller als Kain auf diese Bewegung am Rande seines Blickfeldes reagieren konnte, hatte Prince reagiert und seine MPs gezogen.

Vier Abzüge wurden gleichzeitig durchgezogen und ein Kugelhagel von bestialischem Ausmaß ergoss sich über die Bar.

Der Barkeeper wurde von unzähligen Spikes getroffen, an die Wand hinter sich genagelt und sein Körper zuckte nur noch bei jedem weiteren Treffer. Sein Blut spritzte in alle Richtungen und inzwischen hatten sich die Spikes schon durch seinen Körper gefressen und schlugen in die Wand hinter ihm ein.

Einer der Anwesenden hatte es geschafft außerhalb von Chris’ und Prince’ Schussfeld bis zur Tür zu kommen. Er wollte gerade an Shirin vorbei in Sicherheit laufen, als sie den Arm zur Seite streckte und er dagegen lief.

Leicht benommen blickte der Mann vom Boden zu Shirin hinauf. Doch sein Blick haftete nicht auf ihren Augen, sondern auf dem Lauf der Waffe, der auf sein Gesicht gerichtet war.

Die Waffe ging los und der Kopf des Mannes explodierte in einer Fontäne aus Blut und Gehirnmasse.

Kain sah sich schockiert um und in seinem Kopf hallte die Frage: „Wieso bin ich in so eine Situation gekommen?“

Rockwood neben ihm stellte sich dieselbe Frage.

Der letzte Körper fiel tot um und Chris sicherte seine Waffen wieder.

Shirin hatte ihre eigene Pistole schon längst wieder weggesteckt. Sie hatte nur einen einzigen Schuss abgegeben, doch dieser Schuss hatte Kain ebenso erschüttert, wie das Sperrfeuer, dass Prince auf die Bar losgelassen hatte.

Rockwood blickte Prince ehrfürchtig an. Er hatte zwar davon gehört, aber es niemals geglaubt. Nun aber hatte er den Grund, weshalb er Prince of MPs hieß, mit eigenen Augen gesehen.

Prince war in der Lage mit vier MPs gleichzeitig umzugehen.

Als die letzte Waffe gesichert und weggesteckt war, ging Prince zu Khans Leichnam hinüber. Er trat ein paar andere Köper zur Seite, die drauf lagen und griff nach Khans Hals.

Prince riss die Dogtags herunter, zog Khans PDA aus dessen Tasche und stopfte sich beides in die Tasche.

Dann erhob Prince sich wieder und ging mit Chris zurück zum Eingang.

„Wir sind hier fertig.“ zischte Chris, während er an Kain, Rockwood und Shirin vorbeikam.

Shirin nickte und Rockwood schluckte schwer. Er war Soldat und hatte schon viel erlebt, aber das war sogar für ihn viel gewesen. Die vier verließen das Lokal und Kain stand noch kurz da.

Er blickt auf den mit Leichen übersäten Raum und verstand die Welt nicht mehr.

Kain riss sich selbst wieder aus den Gedanken und folgte den anderen.
 

Khan erwachte, wie schon so viele andere vor ihm, an einem Ort, wo die Gesetzte nicht von der Natur geschrieben wurden, sondern von einem Menschen.

Khan richtete sich auf und runzelte die Stirn. Zuerst fragte er sich, was mit ihm passiert ist, dann erinnerte er sich langsam wieder. Das Lokal, die Klinge, die ihm in den Rücken gerammt wurde und an die Gedanken seines Mörders.

„Verdammt, ich bin tot.“ schoss es Khan und er blickte sich etwas irritiert um.

Der Himmel war dunkel und ein stürmischer Wind zog über die Sanddünen dahin.

Der Sand, der umhergeworfen wurde erzeugte ein lautes Rauschen, das viele andere Geräusche erstickte.

Khan kam auf die Beine, klopfte sich den Sand von der Hose und fragte sich selbst: „Wo bin ich hier gelandet?“

Nun wo er stand, wäre er in der Lage gewesen etwas zu sehen, was ihn sicherlich nicht beruhigt hätte, doch das Objekt befand sich hinter ihm und wurde immer größer.

Es hatte ungefähr die Größe eines Schlachtträgers und war eigentlich auch einmal einer gewesen, doch er war von den Zerg infiziert worden und diente nur einem Zweck. Jaykoff Smith das Leben (nach dem Tod) zur Hölle zu machen.

Die stürmischen Windböen wurden vom Antrieb dieses mutierten Schlachtträgers erzeugt und die Dunkelheit beruhte auf der Tatsache, dass das Schiff die Sonne verdeckte.

Khan sah klopfte sich gerade ein paar Sandkörner von der Schulter, als er durch das Rauschen des Sandes etwas hörte.

Nur schwach hörte er das tiefe Brummen des Schiffes, das sich langsam auf ihn zuschob.

Er runzelte die Stirn und versuchte zu erkennen, woher das Geräusch kam.

Das Schiff hinter ihm schob sich bedrohlich durch die Luft und wurde dabei von einigen Mutalisken umschwirrt.

Plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, raste ein Druckwelle durch das Schiff, durchfetzte die Außenhülle und zeigte sich als ein konstanter Kreis, der langsam schwächer wurde.

Ein zweiter Kreis folgte knapp eine Hundertstel Sekunde später. Während der erste Kreis wagrecht verlaufen war, hatte sich der andere Senkrecht ausgebreitet.

Ein Donnern folgte und Khan schlug sich die Hände blitzschnell auf die Ohren. Gleichzeitig drehte er sich um und sah das gigantische Schiff und die beiden Druckwellen, die gerade abflauten.

Dann folgte die eigentliche Explosion und das Schiff ging in einem gewaltigen Feuerball hoch.

„Fuck!“ entfuhr es Khan laut, als er die Flammenkugel sah, die sich in alle Richtungen ausbreitete.

Dann sah er noch etwas. Eine Gruppe schwarzer Punkte, die näher kamen und vor den Flammen flohen.

Khan runzelte die Stirn und erkannte, dass es Raumjäger waren.

„Hier ist ja die Hölle los.“ zischte er, als er die Raumjäger direkt auf ihn zukamen.

Einer der Raumjäger ging plötzlich in den Tiefflug und verschwand aus Khans Blickfeld, doch die anderen hielten immer noch auf ihn zu.

Im Tiefflug zogen sie an ihm vorbei. Einer mit seiner Schwanzflosse, die nach unten abstand, nur knapp einen Meter an Khans linker Schulter vorbei, ein zweiter mit noch weniger abstand flog rechts an ihm vorbei und bei beiden hatte Khan das Gefühl, dass er die Piloten kannte.

Dann brach direkt unter ihm ein weiterer Raumjäger aus dem Boden und nahm Khan mit.

Khan klebte nun am Cockpitfenster des Raumjägers, der vor ihm aus dem Sand geschossen war und starrte durch das Glas auf den Piloten.

Vielleicht hatte er es erwartet, als ihm klar wurde, dass er tot war, aber es hatte ihn dennoch überrascht ihn anzutreffen.

Im Inneren des Cockpits formte dArkfighter einen Kreis mit seinem Daumen und einem Zeigefinger.

Etwas benommen von der Art, wie er mitgenommen wurde, schaffte es Khan dennoch seinen Daumen auszustrecken und zu zeigen, dass es ihm gut ging.

dArkfighter grinste und auch Khan bekam eines zustande.

Dann blickte Khan über den Raumjäger hinweg und sah die Überreste des verseuchten Schlachtträgers wie sie vom Himmel regneten.

„Eins zu null für die Toten.“ hörte Khan die Stimme von Jay in seinem Kopf.
 

Die Pandora lag etwas abseits der direkten Straßen in einem Hinterhof und war einst im Besitz von Jaykoff Smith gewesen. Lange Zeit stand diese Bar leer und niemand schien sich mehr dafür zu interessieren. Bis nach Jays Tod ein Mitglied seiner Crew sich um die Bar angenommen hatte. Odin Ben Stone hatte sich in der alten Bar eingenistet und begonnen seine eigene Piratenmannschaft auf die Beine zu stellen. Odin war sich zwar bewusst, dass seine Crew nie so groß sein wird, wie die der Amaru, doch die Leute, die er sich ausgesucht hatte, waren dafür alle jung, spontan und vertrauenswürdig. Ohne mit der Wimper zu zucken, wäre Odin bereit gewesen für jeden seiner Crew die Hand ins Feuer zu legen. Im Ganzen bestand seine Crew aus fünf Mitgliedern, sechs, wenn man Odin mitzählte. Daher fielen meist nur schwache Ziele Odins Bande zum Opfer und dennoch, machten seine Jungs auch vor einem schweren Kreuzer nicht halt.

Schon drei dieser fliegenden Festungen war Odins Angriffen zum Opfer gefallen und zerstört worden. Nicht schlecht für eine sechsköpfige Crew.

Odin stand hinter der Theke in der Pandora und ließ seinen Blick durch die Bar schweifen. Natürlich befand sich nur seine Crew dort und das war auch gut so. Denn Pandora war nie eine Partyhöhle gewesen, aber dennoch meist das Zentrum von viel zu viel Action.

Mit einem Grinsen blickte Odin jeden einzelnen seiner Crew an und ging in Gedanken die wichtigsten Sachen durch. Alle waren sie noch sehr jung. Das älteste Mitglied, abgesehen von Odin selbst war Snake. Er war gerade mal 22 Jahre alt. Der Rest war ungefähr 18.

An einem der Tische saßen drei von Odins Piraten und verpokerten gerade ihr Geld. Jean, Snake und Liz.

Jean war ein Flüchtling von der Erde. Sein Vater war auch schon ein Raumjägerpilot und das Fliegen schien ihm im Blut zu liegen. Sein Körperbau war guter Durchschnitt und er stand auf alle, was explodieren konnte, oder schnell war.

Snake stammte auch von Korhal und zwar aus der Gegend, in der Odin aufgewachsen ist. Snake schien Jay zu vergöttern und fühlte sich einfach nur geehrt, von einem ehemaligen Crewmitglied der Amaru als Pilot entdeckt worden zu sein. Er hatte breite Schultern und erweckte den Eindruck, mit einem Schlag töten zu können. Außerdem war ein Zeitgenosse, der etwas aggressiv wirkte. Vielleicht weil er das auch war.

Liz war auch von Korhal, doch aus einem entlegenen Wüstendorf. Odin hatte sie beim Klauen erwischt und sie vor die Wahl gestellt. Seiner Bande beizutreten, oder einen Arm zu verlieren. Die Entscheidung war ihr nicht schwer gefallen, obwohl Odin ihr sowieso niemals den Arm abgeschlagen hätte. Sie hatte zierliche Gesichtzüge und einen schmächtigen Körper. Doch sie wusste, wie sie ihre Kräfte einzusetzen hatte. Ihre Stärke war die Flucht über Mauern hinweg. Doch am Himmel war sie mit ihrer Walküre das Rückgrad der Truppe. Sie gab schwere Deckung, während ihr Odin mit der Reaper den Rücken freihielt.

Einen Tisch daneben saß Ed. Ed hatte einen drahtigen Körperbau und trug meist einen langen Ledermantel. Odin hatte ihn in einer der Gassen aufgeschnappt, wo er Stress mit einer anderen Piratencrew hatte. Odin hatte die Probleme gelöst und Ed war in seine Crew gekommen. Ed ging jeder möglichen Konfrontation aus dem Weg, eigentlich ging er alles und jedem aus dem Weg. Er war am liebsten für sich und sprach nur wenig mit den Leuten. Odin hatte zwar nur eine geringe ärztliche Ausbildung und überhaupt keine psychologische, doch er merkte, dass Ed depressiv war. Doch sobald Ed in seinen Raumjäger stieg, schien er aufzublühen und aus sich selbst rauszukommen. Zwar sprach er nicht viel mehr, doch seine Taten überzeugten.

Odin blickte sich um, weil einer aus seiner Crew fehlte.

„Wo ist Red?“ ging es Odin durch den Kopf, während er seinen Blick durch die Bar pendeln ließ.

Doch von Red fehlte jede Spur und Odin wusste, dass niemand die Bar verlassen hatte, dazu hätte die Person direkt an Odin vorbeigehen müssen. Außerdem hätte Odin die Tür gehört, welche nicht gerade leise war.

„Hey, Red!“ rief Odin einmal laut.

Alle blickten auf und wandten sich zu Odin um.

„Hat jemand von euch Red gesehen?“ fragte Odin seine Crew.

Die meisten schüttelten den Kopf, doch dann kam in einem schattigen Platz etwas Bewegung und eine weitere Gestallt erhob sich dort.

Verschlafen blickte der 16-jährige in Odins Richtung und gähnte: „Anwesend.“

Odin nickte grinsend, den als sich Red so im Schatten erhoben hatte, hatte er Odin an Jay erinnert.

Kurz bevor sie zum ewigen Schatten aufgebrochen waren, hatte Jay an genau derselben Stelle gelegen und geschlafen. Es schien als hätte ihn nichts aufwecken können. Keine Schlägerei, keine aufgebrachten Rufe, noch das Klingeln seines PDAs konnten ihn wecken. Doch ein einziges Wort hatte ihn dann doch aus seinem komaartigen Schlaf gerissen.

Eine Wette war aufgestellt worden und Jay hatte die einmalige Fähigkeit, dass er keiner Wette aus dem Weg ging.

Kaum war das Wort ‚wetten’ gefallen, war Jay hellwach gewesen und mit von der Party.

Als Odin so darüber nachdachte, war Red dem Captain in einigen Punkten sehr ähnlich.

Red war von der impulsiven Sorte, der sich mehr um seine Freunde sorgte, als um sich selbst. Sein Körper wirkte stark, aber nicht übertrieben. Und genauso wie Jay hatte Red drei lange Narben über dem linken Auge. Odin wusste es zwar nicht mit Sicherheit, doch er hatte gehört, dass Red diese Narben hatte, weil er sich einem Agenten des Dominions widersetzt hatte. Der Agent ließ ihn daraufhin ergreifen und die Narben verpassen.

Odin hatte ein paar Tage zuvor Red unweit der Bar gefunden, mit den frischen Schnittwunden über dem Auge und sofort in seine Crew aufgenommen.

Obwohl Red nicht so ein großer Fan von Jay war wie Snake, schien sich sein Leben stark in die Richtung zu entwickeln. Manche Leute verglichen Red oft mit Jay und sagten ihm das. Doch Red grinste meist nur und schüttelte den Kopf.

Auch Odin fand, dass man keine Menschen wirklich miteinander vergleichen kann. Er war nur noch mal die Ähnlichkeiten durchgegangen, die Jay und Red hatten.

„Was ist, Captain?“ fragte Red und blickte Odin immer noch verschlafen an.

Odin wurde aus seinen Gedanken gerissen und antwortete flüchtig: „Nichts.“

Rod verengte den Blick und ließ sich wieder nach hinten fallen.

Knapp eine Minute herrschte dann wieder Ruhe, bis Red maulte: „Na toll. Jetzt kann ich nicht mehr schlafen.“

Odin grinste und schüttelte den Kopf.

„Wenn du willst, kannst du ja nach oben gehen und dir einen Schlummertrunk holen.“, meinte Odin, „Du weißt doch welches Zimmer es ist, oder?“

„Nummer sieben.“ antworteten alle anderen synchron.

Odin schüttelte wieder den Kopf und grinste immer noch. Jeder hatte sich gemerkt, wo der Rum war. Gleichzeitig verspürte Odin aber auch einen Stich in der Brust. Denn das Zimmer mit der Nummer sieben hatte früher Jay gehört und der Rum auch.

Snake warf die Karten auf den Tisch und brummte: „Ich bin raus.“

Gleichzeitig brachte sich Red wieder in eine aufrechte Position und streckte sich gähnend.

Er wollte gerade aufstehen, als Snake sagte: „Ich geh schon.“

Snake stand auf und ging die Stufen nach oben. Seine Schritte polterten den Korridor entlang und er erreichte die Tür von Raum sieben.

Red erhob sich dennoch von seinem Platz und ging zur Bar hinüber.

„Wie wäre es mit einem Tequila?“ fragte er Odin.

Dieser schüttelte den Kopf und rief lachend: „Nein, Mann. Dafür bist du noch nicht alt genug.“

„Ach komm schon.“ bat Red.

Doch Odin blieb hart und verweigerte Red diesen Wunsch.

So verhandelten die beiden knapp eine Minute lang, bis Odin auffiel, dass Snake ziemlich lang weg war.

Er deutete Red kurz zu warten und ging dann zu den Stufen hinüber.

„Hey, Snake, beeil dich mal ein bisschen!“ rief er die Stufen nach oben.

Dann wartete er auf eine Antwort. Aber diese blieb aus.

Odin legte die Stirn in Falten, drehte sich um und befahl Ed: „Ed, geh mal nach oben und schau nach, was Snake treibt.“

Widerwillig erhob sich Ed von seinem Platz und ging zügig an Odin vorbei die Stufen hinauf.

Gleichzeitig ging Odin wieder zur Bar zurück.

Die Tür ging auf und zwei Personen betraten die Bar.

„Wir haben geschlossen.“ sagte Odin ohne die beiden überhaupt anzublicken.

„Oh, wir sind auch nicht hier, weil wir etwas trinken wollen.“ erwiderte der erste der beiden.

„Was wollt ihr dann?“ fragte Odin und drehte sich nun doch zu den beiden um.

Dem, der sprach, kaufte er sofort ab, dass er Zivilist sei, doch dem zweiten war das Militär regelrecht ins Gesicht tätowiert.

„Ich würde ihnen gerne ein paar Fragen über Jaykoff Smith stellen.“ sagte der erste.

Odin runzelte die Stirn und fragte nach: „Ihr wollt, dass ich über Jay rede?“

Der Mann nickte und Odin dachte kurz nach.

„Tja, er war ein guter Captain und Kumpel. Jetzt ist er aber tot. Was soll ich sonst noch sagen?“ fasste Odin kurz zusammen.

„Zum Beispiel, wie sie ihn kennen gelernt haben.“ meinte der Mann.

Odin grinste kurz, dachte nach und dann verging ihm das Grinsen.

„Verdammt, das ist schon so lange her, dass ich mich nicht mehr daran…Moment mal, wer sind Sie überhaupt?“ fragte Odin und blickte den Mann durchdringend an.

Dieser holte einen Ausweis hervor, zeigte ihn Odin und sagte dabei: „Kain Abel Norrington. Ich bin Reporter der Liberty NEWS von Antiocha.“

„Aha.“ machte Odin, während er den Ausweis kurz überflog.

„Ist Antiocha nicht vor kurzem von den Zerg angegriffen worden?“ meldete sich Jean.

Kain wandte sich kurz in Jeans Richtung, nickte kurz und bestätigte: „Ja, und der Planet wurde vollständig zerstört. Das hier ist eine private Nachforschung. Ich versuche den Verlust des Planet zu verstehen und suche in der Vergangenheit nach Anhaltspunkten.“

„Aha.“ machte Odin abermals.

„Und warum...?“ begann Odin mit einer Frage, doch dann war im Stockwerk über ihnen ein Rumpeln zu hören und sofort spannte sich die Situation an.

„Was war das?“ fragte Red flüsternd.

„Ed?! Snake?!“ rief Odin laut. Doch abermals erhielt er keine Antwort.

„Jean!“ sagte Odin bestimmend.

Der Angesprochene nickte, zog eine Pistole hervor und schlich zur Treppe hinüber.

Er trat dort durch den Türrahmen, zielte mit der Pistole die Stufen hinauf und dann…

...wurde er von oben gepackt und aus dem Blickfeld der anderen gerissen.

Der Schreck durchfuhr die fünf Personen in der Bar und jeder starrte geschockt zur Treppe hinüber.

Dann fiel Jeans lebloser Körper von oben herab und landete hart auf dem Boden.

„Heilige Scheiße!“ zischte Red.

Dann tauchte ein Bewegung bei den Stufen auf.

Von oben war nun noch jemand heruntergefallen, diese Person richtete sich nun langsam auf und hatte den anderen den Rücken zugewandt.

„Wer zum Teufel…?“ begann Odin die Frage zu formulieren.

Doch wieder wurde er unterbrochen.

Die Person wandte sein Gesicht zu den Anwesenden und man sah ihn deutlich grinsen, als er antwortete: „Der Teufel persönlich.“

Red und Liz standen immer noch wie versteinert da, als Kain und der andere auch schon Pistolen zogen und auf die beiden richteten.

Kurz hatte Odin begonnen zu überlegen, ob er sich entspannen konnte, doch als die beiden neben ihm die Waffen gezogen hatte, hatte er plötzlich kein gutes Gefühl mehr.

Die Tür schlug krachend auf und eine bewaffnete Frau betrat, ebenfalls breit grinsend, die Bar.

Die Person von der Treppe kam zu Bar hinüber und ließ sich auf einem der Barhocker nieder.

Dann beugte er sich über die Bar und gab Odin ein Zeichen, dass er ihm etwas zu sagen hätte.

Auch Odin beugte sich vor und hielt vor Anspannung den Atem an.

„Überraschung.“ flüsterte der Mann auf dem Barhocker.

Odin schluckte und keuchte verwirrt: „Überraschung?“

„Überraschung!“ rief nun eine weitere Person von den Stufen herüber und schwenkte dabei eine Rumflasche in jeder Hand.

Dann brach dröhnendes Gelächter aus und Odin, Red sowie Liz konnten nur noch die Stirn runzeln.

Die Waffen wurden wieder gesenkt und Chris kam von den Stufen zur Bar hinüber.

Prince, der auf dem Barhocker saß, griff über den Tresen und holte sich eine der Tequilaflaschen.

Shirin ließ sich neben Prince auf dem Barhocker nieder und schaute gleich, dass sie nicht zu kurz kam. Jeder der fünf ‚Angreifer’ hatte ein breites Grinsen im Gesicht.

Auch Odin zwang sich zu einem Grinsen und fragte: „Was sollte das gerade?“

„Wir wollten nur wissen, wie gut du geschützt bist.“ erwiderte Chris, während er Prince die Flasche wegnahm und selbst ein paar Schlucke trank.

Odin blickte an ihm vorbei zum reglosen Jean hinüber und er erkundigte sich: „Und deshalb habt ihr ihn umgebracht?“

„Er lebt noch. Er ist nur K.O. Genauso wie die beiden anderen.“ versicherte ihm Prince und nahm Chris wieder die Flasche ab.

„Ihr kennt euch?“ fragte Red etwas kleinlaut, der immer noch nicht verstand, was hier gerade abgegangen war.

Odin nickte und begann vorzustellen: „Das sind Chris, Prince und Shirin. Teile aus der alten Crew der Amaru. Leute, dass ist meine Crew. Liz, Red, der dort ist Jean und oben sind Snake und Ed. Ed ist der mit dem Ledermantel. Und wer sind die beiden?“

„Das sind Kain und Sgt. Rockwood.“ stellte Chris vor.

„Und was führt euch hierher?“ fragte Odin.

„Es geht um Mike.“, erklärte Chris und sein Blick wurde dabei leer, „Er ist tot.“

„Oh.“ meinte Odin und auch in seinem Blick erkannte man die Trauer.

„Daher haben wir begonnen die alte Crew wieder zusammen zu kratzen.“ fuhr Prince fort.

„Nun, mir geht es soweit so gut. Ich wüsste nicht, weshalb ich zurückkehren sollte.“ sagte Odin und grinste überzeugend. Vielleicht schon etwas zu überzeugend, denn Red blickte Odin erstaunt an, weil er dieses Angebot ablehnte.

„Glaub mir, es wäre sicherer für dich.“ versicherte ihm Chris.

„Wer sollte mir schon etwas anhaben?“ fragte Odin und grinste immer noch.

„Vielleicht die Leute, die heute Khan umgebracht haben.“, entgegnete Chris, „Ist nur ein paar Straßen weiter passiert und ungefähr eine halbe Stunde her.“

Odin verging das Grinsen und er fragte: „Khan ist auch tot?“

Prince und Chris nickten.

„Khan begann sich am Kinn zu kratzen und sagte schließlich: „Okay, ich bin wieder dabei. Kann meine Crew mitkommen?“

„Wenn sie bereit sind, meinen Befehlen zu gehorchen.“ meinte Chris.

„Du bist der Boss.“ entgegnete Odin.

„Genau das wollte ich hören.“, grinste Chris, „Prince, weck diese Idioten wieder auf.“

„Zuerst soll man sie schachmatt setzen und jetzt wieder aufwecken. Mann, gut dass du nicht der Captain der Amaru bist.“ brummte Chris, während er aufstand, ein Fläschchen Sawsol hervorholte und zu Jean hinüberging.

„In fünf Minuten können wir gehen.“ sagte Prince laut, während er sich zu Jean hinunterbeugte und das Fläschchen aufschraubte.

„Gut. Denn auf Salamis wartet schon Sammy auf uns.“ sagte Chris, der wieder die Tequilaflasche an sich riss und sich ein paar weitere Schlucke genehmigte.
 

Prince hatte nicht zuviel verraten, denn knapp eine halbe Stunde später verließen sie Tortuga und traten ein paar Meilen von der Station entfernt in den Hyperraum ein.
 

Die kleine Stadt Freedom lag auf dem Planeten Salamis. Im Moment war es dort Sommer und knapp vor Sonnenaufgang. Schon seit einigen Tagen war über Freedom eine Hitzewelle geplagt worden, doch schon seit einigen Stunden entlud ein Wärmegewitter seine angestaute Energie über der Stadt.

Die Blitze zuckten und der es donnerte überall, doch Capone beeindruckte das wenig.

Er stand in der riesigen Fabrikhalle und streckte sich. Das Unwetter, das draußen tobte, interessierte ihn wenig, das einzige weshalb es ihn dennoch störte war, dass es vielleicht einen Stromausfall geben könnte und dann die Maschinen ausfallen würden.

Die Fabrik in der Capone seit nun knapp sechs Jahren arbeitete stellte zivile Produkte aus Kunststoff her. Beispiele dafür waren Fensterrahmen und dergleichen.

In der Halle, in der Capone arbeitete, wurden die Teile von Fensterrahmen hergestellt und überall wo Platz war, standen lange Kassetten, vollgestopft mit ungefähr sechs Meter langen Kunststoffprofilen.

Irgendwie empfand Capone den Regen selbst als beruhigend, wie er auf das Dach der Halle trommelte. Beruhigend, weil es einen rhythmischen Ton erzeugte, der das Geräusch der Maschinen noch übertraf. Das Grollen des Donners durchzog das Trommeln und Capone schloss die Augen.

Er mochte Gewitter. Sie beruhigten und in Freedom bewirkte es eine abkühlende Brise, die bei einem der offen stehenden Tore hereinkam, die Halle durchfegte und auf der anderen Seite wieder bei einem weiteren offen stehendem Tor hinauszog.

Der kühle Wind strich Capone über das Gesicht und er dachte sich, dass das der Himmel sein musste.

Nicht Kämpfen zu müssen, keinen Freund sterben zu sehen und besonders nicht beten zu müssen, dass man den Tag überlebte.

Capone öffnete die Augen wieder und blickte sich in der leeren Halle um. Seine Schicht würde in knapp einer Stunde enden und die meisten Maschinen waren schon heruntergefahren worden.

Nur zwei Maschinen liefen noch. Die Maschinen, über die Capone zu wachen hatte.

Dann hörte Capone jemanden lachen. Mehr aus Gewohnheit, als aus Neugierde, drehte sich Capone um und sah zwei seiner Arbeitskollegen, die in ein paar Meter Entfernung vorbeigingen.

Sie winkten Capone kurz zu und er erwiderte. Dann drehte er sich wieder zu seinen Maschinen um und entdeckte einen kleinen Stuhl. Er zog ihn zu sich heran und ließ sich darauf nieder, während er einen Blick auf die Uhr warf.

„In ein paar Minuten dürfte die Sonne aufgehen.“ ging es ihm durch den Kopf, doch ein lauter Donner erinnerte ihn an das Unwetter. Also würde es doch etwas länger dauern, bis es hell wird.

Die Stimmen der beiden Arbeitskollegen verklangen in der Ferne und Capone hatte eine Ahnung, wo sie wohl hingingen. Hinüber zur Kantine, wo auch schon die anderen zusammen saßen, Bier tranken und sich über alles Mögliche unterhielten.

Eigentlich war Capone jemand, der sich gerne unter Menschen aufhielt, doch seit er die Amaru verlassen hatte, zog er es vor nicht zu viel Zeit mit anderen Menschen zu verbringen. Sonst würden sie ihn nur nach seiner Vergangenheit fragen, und genau davor hatte Capone Angst. Dass er sich wieder seiner Vergangenheit stellen müsste.

Manchmal hatte er noch Albträume von den ‚guten’ alten Zeiten. Er sah sich, Jay, Chris und Mike zusammen sitzen und Spaß haben. Sie saßen in seinen Träumen immer an einem Tisch, auf dem eine Kerze stand, welche nur einen kleinen Bereich ausleuchtete. Knapp hinter ihren Rücken begann dann die Dunkelheit. Die vier hatten Spaß, unterhielten sich über alles Mögliche und doch wusste Capone immer, dass etwas Schreckliches passieren würde.

Aus dem Schatten stürzten in seinem Traum immer die Zerg, spießten Jay mit ihren Klauen auf und zogen ihn in die Dunkelheit. Dann wachte Capone meist schweißgebadet auf und verfluchte sich selbst dafür, dass er damals seinem kleinen Bruder nicht helfen konnte.

Daher liebte Capone die Nachtschicht. Wenn er nach Hause kommen würde, wäre er so müde, dass er einen traumlosen Schlaf haben würde. Jedenfalls meistens.

Capone warf einen Blick hinauf zum Büro seines Chefs, welches ein wenige höher lag, sah diesem am Schreibtisch sitzen und in die Halle blicken. Der Chef bemerkte Capones Blick und gab ein kurzes Handzeichen.

Auch Capone gab ein kurzes Handzeichen und blickte dann wieder auf seine Maschinen.

Sein Chef war eine freundliche Person. Stets gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben.

Capone wusste nicht, ob es daran lag, dass er älter war als sein Chef, oder ob dieser wusste, wer er war, aber der Chef hatte doch einen gewissen Respekt vor Capone.

Capone gähnte abermals und zuckte dann plötzlich zusammen. Ein kurzer Schmerz hatte seinen Bauch durchzogen und Capone erinnerte sich an die Nacht, in der er angeschossen worden war. Gleichzeitig erinnerte sich daran, dass Jay in jener Nacht seine Freundin und eine Tochter verloren hatte. Jay hatte solange allem getrotzt und war nun dennoch gestorben.

„Das Leben hat nun mal kein Happyend.“ flüsterte Capone, während er aufstand und mit einem Schlag gingen die Lichter aus. Die Maschinen verstummten und Capone fluchte leise auf.

„Na toll. Stromausfall.“ dachte er sich, als er plötzlich ein Vibrieren an seinem Bein gespürt hatte.

Deutlich war der Song ‚Bad Boys’ von Bob Marley zu hören.

„Mein PDA klingelt.“ schoss es Capone, während er in seine Tasche griff und den PDA hervorholte.

Er hatte eine neue Nachricht erhalten und rief diese umgehend ab.

Nachdem er sie überflogen hatte, weiteten sich seine Augen und die Kinnlade fiel ihm hinunter.

„Mike…ist tot?“ murmelte er.

Er lass die Nachricht noch ungefähr sieben Mal, bis er sich sicher war, dass er sie richtig verstanden hatte.

„Verdammt.“ dachte er und steckte den PDA wieder in seine Tasche.

Dann ging er los, um mit seinem Chef zu sprechen.

Er stieg die Stufen hinauf und kurz bevor er die Tür erreichte, ging die Notbeleuchtung an.

„Boss, ich…“ fing Capone an, als er die Tür aufmachte und das Büro betrat, doch das, was ihn dort erwartete, ließ ihn verstummen.

Auf dem Bürosessel hing der zerfleischte Körper seines Vorgesetzten, doch sein Blut befand sich überall im kleinen Büro.

Der Boden, der Schreibtisch und die Wände waren blutbespritzt. Auch von der Decke regneten Blutstropfen.

„Holy Shit!“ fluchte Capone und trat einen Schritt zurück.

Sein Blick wanderte nach oben und direkt über dem Bürosessel seines Bosses, stand eine Abdeckung des Belüftungsschachtes offen. Und aus diesem Loch hing ein Hydralisk heraus, der nun Capone blickt hatte, ihn anfauchte und die Klauen spreizte.

Capone stürmte aus dem Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Ohne darüber nachzudenken, sprang Capone einfach über das Geländer hinunter, landete auf dem harten Betonboden, rollte sich ab und lief los.

Im Augenwinkel sah er im schwachen Notlicht, wie zwischen den Maschinen ein paar Zerglinge hüpften und wohl vorhatten ihm den Weg abzuschneiden.

„Nicht mit mir.“ knurrte Capone und lief in die andere Richtung davon. In die Richtung, in der die Umkleidekabinen waren.

Er verließ die Halle, lief eine kurze Strecke durch den prasselnden Regen und erreichte dann eine Tür, die in einen spärlich beleuchteten Korridor führte.

So schnell er konnte rannte er weiter und wurde auch nicht langsamer, als er an der Kantinentür vorbeikam, durch die ihm panische Schreie entgegenwehten.

Capone lief daran vorbei und als er sie hinter sich gelassen hatte, wurde die Tür aufgeschlagen und ein paar andere Terraner versuchten zu fliehen. Doch schon kurz darauf folgte eine Meute Zerglinge, welche über die Terraner herfiel und sie ohne Gnade zerfetzte.

Capone erreichte die Tür, die zu den Umkleiden führte und betrat den Raum.

Ohne langsamer werden lief er zu seinem Spind und bremste erst ab, als er diesen erreicht hatte. Er dachte erst gar nicht darüber nach ihn aufzusperren, sondern riss ihn einfach auf, griff hinein und riss eine weitere Abdeckplatte heraus.

Hinter der Abdeckplatte war das, was er nun brauchte.

Er zog zwei schwere Pistolen heraus, die dazugehörigen Halfter, sowie ein paar Muntionsclips und sein Prunkstück.

Eine große, doppelschneidige Streitaxt.

„Baby, ich habe dich fast vermisst.“ sagte Capone und schulterte die Axt. Gleichzeitig aber fragte er sich, ob er mit dieser Situation gerechnet hatte, weil er seine Waffen nicht bei sich zu Hause hatte, sondern an seinem Arbeitsplatz. Nun, eigentlich hatte er eher erwartet, dass ein Agent des Dominions ihn bei der Arbeit besuchen würde und außerdem hatte er zuhause immer noch das Gaußgewehr.

Ein Rumpeln über seinem Kopf ließ ihn schlagartig umfahren und er blickte nach oben.

Über ihm befand sich ein Belüftungsschacht und nur knapp zwei Meter entfernt eine weiteres Gitter, durch das frische Luft drang.

Dann hörte er schwere Körper, die über den Boden krochen und näher zu kommen schienen.

Capone blickte noch ein letztes Mal zum Lüftungsschacht hinauf, entsicherte seine Waffe und schlich zum Eck der Spindreihe hinüber.

Er presste sich gegen den letzten Spind, hielt den Atem an und wollte sich gerade um die Ecke drehen, als er plötzlich gepackt und nach oben gezogen wurde.

Das ganze war so schnell gegangen, dass er nicht einmal die Chance gehabt hätte, aufzuschreien.

Nun lag Capone oben im Lüftungsschacht, blickte abwechselnd durch das Gitter hinunter, oder in das Gesicht von Sammy.

Dieser tippte sich kurz zum Gruß an die Schläfe und Capone wiederholte diese Geste.

Unter ihnen huschte ein Zergling vorbei und verschwand wieder.

„Danke.“ flüsterte Capone.

Sammy zuckte kurz mit den Schultern, was soviel bedeuten sollte, wie: „Keine Ursache.“

Dann hörte Capone etwas. Etwas anderes, als die Zerg, das Prasseln des Regens oder dem Donner. Schüsse. Capone hörte eindeutig Schüsse, die nicht weit entfernt waren.

Als nächstes hörte Capone, wie die Tür zur Umkleide aufgetreten wurde und weiteres Gewehrfeuer ertönte.

„Marines.“ dachte sich Capone, bis er die Schritte hörte. Sie klangen nicht gepanzert.

Das Feuer verstummte und dann hörte Capone noch etwas. Eine Stimme, eine bekannte Stimme, die rief: „Capone, Sammy! Kommt, wir hauen hier ab!“

Sammy schlug gegen das Gitter, welches sofort nachgab und hinunterfiel. Dann kletterten die beiden aus dem Belüftungsschacht.

Capone richtete sich gerade wieder auf, als er die Stimme wieder hörte: „Chris, hier ist Prince, wir haben die beiden.“

Die Stimme von Chris antwortete, über Funk: „Gut, wir treffen uns vor dem Gebäude. Verdammte Ausgeburten der Hölle!“ Im Hintergrund der Funkübertragung war ständiges Gewehrfeuer zu hören.

Capone erkannte nun, wer ihn gerettet hatte. Es handelte sich dabei um Odin, Prince und Shirin. Alle grinsten ihn an und Prince fragte: „Wie geht’s?“

„Hätte mir einen schöneren Grund für ein Wiedersehen vorstellen können.“ erwiderte Capone trocken, dann setzten sie sich in Bewegung.

Sie liefen durch die Korridore und jeder Zerg, der sich ihnen in den Weg stellen wollte, endete mit Spikes durchlöchert.

„Was zum Teufel noch mal ist hier los?“ fragte Capone, während er über den zuckenden Körper eines Zerglings hinweg sprang.

„Keine Ahnung. Jedenfalls ist draußen die Hölle los.“ antwortete Prince, der im Vorbeilaufen, dem Zergling noch eine Kugel in den Schädel jagte.

„Beruhigend.“ murmelte Capone daraufhin.

Sie bogen um die nächste Ecke und konnten dann den Hauptausgang vor sich erkennen.

Durch die Glastüre konnte Capone einige Gestallten sehen, die sich mit Gewehren und anderen Handfeuerwaffen die Zerg vom Leib hielten.

„Leute, wir kommen!“ rief Odin in sein Mikro.

„Geht klar, Captain.“ erklang eine Stimme, die Capone fremd war.

Noch bevor sie die Tür erreichten, blickte Capone fragend in Odins Richtung und wiederholte: „Captain?“

„Du warst nicht der einzige, der die Amaru verlassen hatte.“ erwiderte Odin, sprang los und stürzte sich durch die Glastür.

Er kam auf dem Boden auf, legte eine Rolle hin, kam wieder in eine senkrechte Position und eröffnete das Feuer auf den nächsten Hydralsiken.

Der Zerg zuckte unter den Treffern auf und sein Blut spritzte, während der schwere Körper umkippte.

Capone hechtete nun auch durch die Tür und fand sich in einer Welt wieder, in der Blut, Regen, Gewehrfeuer sowie Blitz und Donner dominierten.

Er zog seine beiden Pistolen und richtete sich wieder auf.

Ein paar Meter neben ihm stand Chris, der sich kurz zu ihm umgedreht hatte und mit einem Grinsen sagte: „Schon lange nicht mehr gesehen.“

„War ’ne halbe Ewigkeit.“ erwiderte Capone, während er seine Pistolen abfeuerte und mit jedem Schuss den Schädel eines Zerglings spaltete.

Während Shirin auch durch die zerbrochene Glastür sprang, stiegen Prince und Sammy vorsichtig durch. Sobald sie draußen waren, eröffneten die drei auch das Feuer, wobei Sammy mit seinem Scharfschützengewehr präzise Schüsse in die ferne Dunkelheit abgab. Dennoch wusste jeder, dass Sammy gut überlegt schoss und seine Ziele sicher begründet waren.

„Wo bleiben Red und Liz?“ brüllte Snake fragend.

Eine weibliche Stimme kam über Funk herein und verkündete: „Keine Panik Leute, wir befinden uns schon im Landeanflug…verdammte Scheiße!“

Dass Liz nun zu Fluchen begann, beruhigte die anderen nicht gerade.

„Was ist passiert?“ fragte Odin.

„Mehrfache Hyperraumaktivität im Orbit. Ein paar schwere Kreuzer sind gerade in das System gesprungen.“, antwortete Red, „Und sie wirken nicht wie Verbündete.“

„Scheiße!“, entfuhr es Odin, „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“

„Sammelt uns auf!“ befahl Chris, dem langsam die Munition knapp wurde. Er hatte zwar damit gerechnet, dass es Probleme geben könnte, doch mit so vielen Zerg hatte er auch nicht gerechnet.

„Was ist los?“ erkundigte sich Capone, der als einziger nicht an der Funkverbindung hing.

„Feindliche schwere Kreuzer!“ rief Chris über einen Donner hinweg.

Ein weiterer Blitz durchzuckte die Dunkelheit und Capone konnte die Umrisse der Reaper ausmachen, die nicht mehr weit entfernt war und immer tiefer kam.

„Schwere Kreuzer.“ ging es Capone durch den Kopf. Die Reaper war zwar ein verhältnismäßig starkes Schiff, doch gegen ein paar schwere Kreuzer hatte sie auch keine Chance.

Dann fiel ihm etwas ein, an das er sich vor ein paar Tagen wieder erinnert hatte, als er an einem freien Tag mit einem Vulture durch die Wälder im Norden gefahren war.

Er hatte dabei einen Eingang entdeckt. Einen versiegelten Eingang, der stark an Protoss erinnerte und dabei war ihm eingefallen, dass dieser Planet früher einmal eine Kolonie der Shulukai-Kaste war.

„Jungs. Wir müssen nach Norden!“ brüllte Capone über den Regen hinweg, als die Reaper über ihnen in Position ging und ein paar Seile hinunterließ. Aber seine Worte gingen in einem weiteren Donner unter.

Sofort liefen die Terraner zu den Seilen und begannen sich an diesen hinaufzuziehen.

Als der letzte an den Seilen hing, wurde oben die Winde aktiviert und es ging aufwärts.

Während Capone nach oben glitt, blickte er hinunter und sah, wie immer mehr Zerglinge auf den kleinen Platz stürmten, der vor dem Haupteingang der Fabrik lag.

Sie kreischten, spreizten ihre Klauen, doch jeder wusste, dass die Zerg sie nicht mehr erreichen konnten.

Capone zog sich in das Innere der kleinen Hangars und blickte sich um. Sie hatten es alle geschafft.

„Was hast du vorhin gesagt?“ erkundigte sich Chris.

„Wir müssen nach Norden. Vielleicht finden wir dort eine Lösung.“ keuchte Capone.

Er hatte das Gefühl, langsam zu alt für diesen Scheiß zu werden.

„Okay. Red, bring uns nach Norden!“ befahl Chris.

Die Reaper setzte sich in Bewegung und während sie los flog, schloss sich das Loch im Hangarboden.

„Hoffentlich finden wir dort die Lösung.“ meinte Chris, während sie den Standrand hinter sich ließen und über die ersten Baumkronen hinweg flogen.

tears 4 a hero

1 comeback 5 tears 4 a hero
 

You only realize how sad you are, if you know the sweet taste happiness.
 

Seit dem Auftauchen des verseuchten Schlachtträgers hatte sich etwas verändert im Universum des Masterminds. Niemanden schien es wirklich aufzufallen, doch Jay fühlte, dass es eine Veränderung gegeben hatte.

Schon als er aufwachte, hatte er so ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Anfangs hatte ihn das Gefühl wenig gestört und daher war er einfach liegen geblieben, während die Sonne aufgegangen war und sich die Welt außerhalb der Gebäude wieder aufheizte.

Doch als Jay eine lange Zeit darüber nachgedacht hatte, hatte er festgestellt, dass es nicht Hunger war, den er verspürte. Nein, etwas stimmte nicht und er fühlte es.

Er schob seine Bettdecke beiseite und stieg, noch leicht schlaftrunken, aus seinem Bett.

Zuerst stand er nur da, streckte sich gähnend und setzte sich dann in Bewegung in Richtung Kühlschrank.

Auch wenn es nicht Hunger war, was er verspürte, wollte er dennoch etwas essen, bevor er sich um das Problem kümmern würde.

Er machte den Kühlschrank auf, blickte hinein und gähnte abermals. Dann griff er mit beiden Händen hinein, holte sich ein Sandwich und eine Flasche Tequila heraus.

Er entkorkte die Flaschen, nahm einen Schluck und biss dann beim Sandwich ab.

Nach den ersten paar Bissen verzog er das Gesicht und spülte mit dem Tequila wieder nach.

Mit einem Fußtritt schloss er die Kühlschranktür wieder und ging zurück zum Bett.

Er stellte die Flasche auf dem Boden ab, legte das Sandwich auf die Flasche und begann damit sich anzuziehen.

Als er damit fertig war, biss er wieder beim Sandwich ab, nahm die Flasche und verließ das Zimmer.

Er ging aus dem Haus und trat auf die Straße hinaus. Zuerst blickte er nach Rechts, dann nach Links und stellte fest, dass nur wenige Leute schon auf den Beinen waren. dArkfighter saß an eine der Mauern gelehnt und erklärte Khan gerade alles nötige.

Andy und Sonny saßen an einem Tisch und spielten Karten. Was genau sie spielten konnte Jay nicht erkennen, doch er merkte, dass es sich nicht um Poker handelte.

Tupac saß auf einem der Campingstühle, hatte übergroße Kopfhörer auf und murmelte den Text von einem seiner Songs. Anhand der Lippenbewegung erkannte Jay, dass es sich um „Me against the world“ handelte.

„Genau so habe ich mich gefühlt, als ich noch gelebt habe.“ ging es Jay durch den Kopf, während er zu Tupac hinüber ging.

Jay blieb neben dem toten Rapper stehen und tippte ihm kurz an die Schulter.

Tupac zuckte zusammen, machte die Augen auf und starrte zum Captain hinauf.

Grinsend nahm er die Kopfhörer herunter und fragte Jay: „Was geht?“

„Was geht?“ erwiderte Jay den Gruß und ließ sich neben Tupac auf einem zweiten Campingstuhl nieder.

„Es ist wieder Ruhe eingekehrt.“ sagte Tupac, als er die Wiedergabe auf seinem PDA beendete und sich die Kopfhörer um den Hals hing.

Jay nickte und seufzte: „Hoffentlich ist es nicht die Ruhe vor dem Sturm.“

„Mann, wir haben sie einmal besiegt, wir werden sie wieder besiegen.“ sagte Tupac und grinste.

Jay nickte einfach nur und blickte sich in den halbwegs leeren Straßen um.

„Es ist nicht viel los heute.“ meinte Jay.

„Überlass das mir. Ich sorg schon dafür, dass etwas los ist.“ hörte er daraufhin Bloodtalons, nach Blut lechzender, Stimme in seinem Kopf.

„Schlechte Idee.“ meldete sich Tusom in seinem Kopf.

Bloodtalon und Tusom waren zwei ehemalige Lebewesen deren Blut Jay in seinen Körper bekommen hatte. Bloodtalon war ein Raptor, der Jay umbringen wollte, als er noch ein kleiner Junge war. Eine dunkle Erinnerung und Bloodtalons Tod später hatte Jay die Seele, des übermütigen und aggressiven Raptors am Hals. Tusom war einst ein hoch angesehener und stolzer Protoss-Krieger gewesen. Weil er Schuld war daran, dass Jay einmal einen Arm verloren hatte, war sein letzter Wunsch, bevor er starb, dass Jay seinen linken Arm bekommen sollte, als Entschädigung.

Anfangs hatte Jay seine Not mit den beiden, doch inzwischen funktionierten sie wie eine gut eingespielte Mannschaft.

Jay verdrängte Bloodtalon und Tusom kurz und konzentrierte sich vielmehr um die Welt um ihn herum.

„Was verlangst du um die Uhrzeit?“ fragte Tupac und blickte sich um.

„Stimmt. Bis auf uns sechs schläft noch jeder.“ merkte Jay an und nahm wieder einen gütlichen Schluck Tequila.

Tupac nickte, doch dann hielt er plötzlich inne, drehte sich zu Jay um und sagte: „Nein, warte! Julia ist auch schon auf den Beinen.“

Jay setzte die Flasche kurz ab, blickte sich um und fragte: „Wirklich? Wo ist sie denn?“

Tupac zuckte mit den Achseln und antwortete: „Keine Ahnung. Sie ist vor knapp einer Stunde mit einem Bike weggefahren. Sie wirkte traurig.“

„Traurig?“ wiederholte Jay nachdenklich.

Pac nickte einfach nur.

Jay stand auf, sein Kopf verwandelte sich kurz in den von Bloodtalon und er schlang das restliche Sandwich hinunter.

Dann verwandelte er sich wieder zurück und sagte zu Pac: „Okay, ich schau mal nach ihr.“

Ein Windstoß kam auf und Jay zerfiel zu Sand, der vom Wind weggeweht wurde.

„Ich hasse es, wenn er das macht.“ murmelte Tupac, dann entdeckte er den Tequila, denn Jay zurückgelassen hatte, und genehmigte ihn sich.

Zuerst grinste Tupac noch über den zurückgelassenen Tequila, doch dann ließ ihn ein Gefühl seinen Blick die Straße entlang nach Westen werfen und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.

Normalerweise hätten ihn die dunklen Wolken am Horizont, die nur von gelegentlichen Blitzen erhellt wurden, wenige gestört. Doch an diesem Ort, wo sonst immer die Sonne herunterbrannte, wirkten diese Wolken furchteinflößend.

„War das im Sinne des Erfinders?“ fragte Tupac laut die anderen Leute auf der Straße und zeigte dabei auf die fernen Gewitterwolken.

Einige andere blickten nun auf die Wolken und runzelten die Stirn.
 

Julia befand sich an einem Ort, der im starken Kontrast mit den goldenen, sandüberfüllten Wüsten stand.

Sie stand auf einer kleinen Felszunge, die aufs Meer hinausreichte und von stürmischen Windböen umspielt wurde. Schwere Regentropfen prasselten nieder, Blitze erhellten für kurze Zeit die Umgebung und spiegelten sich im aufgewühlten Meer wieder. Der Donner grollte über das Aufschlagen der Regentropfen hinweg und erzeugte eine Atmosphäre, die einem eingefleischten Wüstenbewohner nervös machen konnte.

Julia trat hinaus auf die, von stürmischen Wellen umspielten und von deren Wasser benetzten, Felsen.

Ihre Schritte wirkten sicher und der Umwelt entsprechend. Sie hatte ihren Kopf gesenkt und ihr Blick war traurig.

Eine Welle klatschte gegen den Felsen und die Wassertropfen benetzten ihr, vom Regen genässtes, Gesicht.

Ihrem Blick nach zu urteilen, wäre es sogar möglich gewesen, dass sich Tränen mit dem Meerwasser vermischt haben. Aber das konnte niemand bestätigen, noch widerlegen.

Eine Gänsehaut zog sich ihren Rücken hinunter, als sie ihren Blick anhob und in die Dunkelheit über dem Meer hinausstarrte.

Sie fühlte sich beobachtet und in Gefahr, doch war sie selbst aus freien Stücken zu diesem Ort gegangen.

Eine weitere Welle hämmerte gegen die Felsen und wieder trafen sie ein paar verirrte Wassertropfen im Gesicht.

Während sie das Ende der Felszunge erreichte, erhellte ein weiterer Blitz das schier endlose, tobende Meer. Der Donner folgte, nah und laut.

Julia zuckte kurz zusammen und wieder beschlich sie die Angst vor dem, was vor ihr lag. Doch die Gänsehaut beruhte nicht nur auf der bedrohlichen Aussicht, sondern auch auf den kalten Wind, der die Wellen vor sich hertrieb.

Julia fröstelte, schlang ihre Arme um ihren Körper und fragte sich, weshalb sie nicht mehr angezogen hatte.

Ihr Blick war starr in die Ferne gerichtet, auf die Dunkelheit, aus der das Rauschen des Meeres kam und ein weiterer Blitz durchzückte diese Dunkelheit.

Eine Berührung ließ sie kurz aufschrecken und dann fühlte sie die Wärme eines Mantels, der ihr umgelegt worden war und ihr bis zu den Knien reichte.

Julia brauchte sich nicht umdrehen um zu wissen, wer das für sie getan hat.

„Danke.“ hauchte sie heißer, als Jay auch schon seine Arme um sie legte und sie an sich drückte.

Er hatte ihr seinen Mantel gegeben, denn er sonst immer trug, wenn er irgendwohin kam, wo es kälter als +25°C hatte. Einen Mantel, der ihm auch auf Braxis immer gereicht hatte, solange er ihn getragen hatte. Und Julia fühlte die Wärme, die von dem Mantel ausging und ihren Körper zu beruhigen schien.

Jay legte sein Kinn auf ihre Schulter und sie schloss die Augen.

Das Rauschen der Wellen und des Windes, das Prasseln des Regens und auch das Donnergrollen verlor an Bedrohlichkeit. Hatte Jay das so gemacht, oder war das einfach nur weil Jay da war. Für sie da war.

Sie senkte den Kopf, öffnete die Augen und blickte an sich hinab. Dabei sah sie Jays unbedeckte Arme, die über den Mantel verliefen, den er ihr umgelegt hatte. Sie fasste mit einer ihrer eigenen Hände unter dem Mantel hervor und fasste vorsichtig nach Jays Hand.

Als sie ihn berührte, zuckte er kurz zusammen, doch er wich ihr nicht aus.

Sie schloss ihre Hand sanft ums eine und spürte, wie rau und vernarbt die Haut an seinen Händen doch war.

Es waren die Hände eines Soldaten, eines Piraten…nein, es waren die Hände eines Mörders. Ihres Mörders.

Wieder überlief sie ein kalter Schauer und ihr wurde mit einem Mal wirklich bewusst, dass Jay es gewesen war, der sie getötet hatte. Es war Jay gewesen und doch auch wieder nicht. Er hatte nicht aus freien Stücken gehandelt, sondern war dazu manipuliert worden. Es war nicht sein Körper und auch nicht seine Seele, welche Julia ermordet hatte. Dennoch war es irgendwo doch der Jay gewesen, der ihr nun seinen Mantel gegeben hatte, damit sie nicht mehr fror.

Es war etwas in Jay gewesen. Eine Seele, die Jay schon soviel geraubt hatte, was er beschützen wollte…was er geliebt hatte.

Eine Erinnerung durchflutete Julias Denken und sie hörte Jays Stimme von damals in ihrem Kopf: „Ich habe bereits ein Kind und dessen Mutter verloren. Noch einmal lasse ich das nicht geschehen.“

Dann erinnerte sich Julia daran, wie sie schon einmal mit Jay auf Braxis gewesen war. Damals hatte er diesen Mantel nicht dabei gehabt, sondern war sehr luftdurchlässig angezogen gewesen.

Dort hatte er ihr auch gesagt, dass sie schwanger sei.

Sie überlegte kurz, ob sie ihn deswegen ansprechen sollte, doch irgendetwas in ihr entschied sich dagegen.

„Es wäre das Beste für uns beide.“ dachte sie sich und drehte sich in seiner Umarmung zu ihm um.

Sie drückte ihren Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen.

Jay blickte kurz auf Julia hinab und dabei war sein Blick ausdruckslos. Er hatte zwar nicht ihre Gedanken gelesen, doch hatte er mitbekommen, dass sie plötzlich etwas bestürzt hatte.

Aber auch er entschied sich dafür es nicht anzusprechen. Nicht in diesem Moment.

Er hob den Blick wieder an und sah auf das Meer hinaus.

Ein Blitz zuckte und warf Schatten in Jays vernarbtes Gesicht. Der Blitz spiegelte sich in seinen Augen wieder und ihm stellten sich die Nackenhaare auf.

Auch er hatte das Gefühl beobachtet zu werden.

„Lass uns gehen.“ sagte Julia, wobei ihre Stimme nur leise über das Prasseln des Regens und dem Rauschen des Meeres zu hören war.

Jay nickte wortlos und zog ihr die Kapuze über den Kopf.

Ein schwaches Lächeln erhellte ihr Gesicht und sie wischte sich die Haare und einiges an Wasser aus dem Gesicht.

Das was Jay da gerade für sie tat, war eine Seite an ihm, die niemand kannte. Es war etwas, was er nie zuvor gemacht hatte.

„Was er wohl gerade denkt?“ fragte sich Julia in Gedanken.

Sie blickte an ihm hinauf und sah sein ausdrucksloses Gesicht, welches durch Narben geziert war und bei jedem Blitz bedrohlich und seelenlos wirkte.

Andere hätte dieser Anblick vielleicht erschreckt, verwirrt oder gar in pure Angst versetzt. Doch Julia beruhigte dieser Anblick. Es zeigte ihr, dass es wirklich Jay war, der hier seine Arme um sie gelegt hatte und sie beschützte.

Jay legte einen seiner Arme um ihre Taille und führte sie die Felszunge zurück ins Landesinnere. Sein T-Shirt klebte an seinem Körper und Julia konnte die Konturen der Muskeln sehen. Es schien, als wäre er seit seinem Tod noch stärker geworden.

Als sie die Felszunge hinter sich gelassen hatten zuckte ein weiterer Blitz und Julia zuckte unwillkürlich beim Donner zusammen.

Er war verdammt nahe und laut gewesen.

Langsam und gemütlich gingen die beiden durch den Regen in die Richtung, in der das Dorf Dessert Rose lag. Julia wusste, dass sie verdammt weit gehen mussten.

Auch Jay war sich dessen bewusst, doch ihn störte es nicht, solange er in Ruhe dorthin gehen könnte.

Ein paar Stunden, die Jay mit Julia in Ruhe verbringen konnte, waren genau das, wonach er sich im Moment sehnte. Ein paar Stunden, ohne sich wegen Alina und Kathlin sorgen zu machen. Jedenfalls müsste er sich keine Sorgen machen, bis sie Dessert Rose erreichen würden.
 

Chris stand einfach nur da und starrte mit weit offenstehendem Mund beinahe senkrecht nach oben.

Im Wald war nahe einer Lichtung, wo nun die Reaper, in der Luft schwebend, wartete, der Eingang zu einer ehemaligen Protoss-Station. Capone hatte sie zum Eingang gebracht und dann war es an Snake gewesen, diesen zu öffnen. Nach ein paar Fehlversuchen glitt das Tor auf und Snake hatte über das ganze Gesicht gegrinst.

Der Eingang führte in einen kurzen Korridor, an dessen Ende ein, für Protoss, altmodischer Lift lag.

Die kleine Truppe war in den Lift gestiegen und Chris hatte mit Hilfe seiner ganzen Erfahrung, welche er den vergangen Jahren mit Protoss-Technologie gemacht hatte, entziffern können, welches Symbol er drücken musste, damit der Aufzug in den Hangar fahren musste.

Eine kurze, dafür rasante, Liftfahrt später hatte sich die Lifttür geöffnet und einen Weg in völlige Dunkelheit freigegeben.

Nachdem Chris ein paar Schritte getan hatte, wobei seine Schritte ein Echo erzeugten, das auf eine verdammt riesige Halle schließen ließen, hatte sich automatisch ein System aktiviert und die Lichter in der Halle waren angegangen.

Und im Licht präsentierte sich ein weiteres Schwesternschiff der Amaru. Der schwere Schlachtträger, wie sie nun schon genannt werden, funkelte im Licht von tausenden Lampen, welche auf das Schiff gerichtet waren. Das Schiff schien nicht seit Jahren einfach nur herumzustehen und langsam zu verstauben, sondern wirkte wie auf Hochglanz poliert.

Prince trat neben Chris, reckte den Hals und sah vor sich den Bug des schweren Schlachtträgers, welcher sich in drei separate ‚Blütenblättern’, so war der Begriff der Legio Piratae dafür, spaltete.

Zwischen den Blütenblättern lag die Plattform, auf der kleiner Schiffe, die starteten oder landeten, noch Schwung holen konnten. Außerdem diente es als Koordinationshilfe beim Landen.

„Holy shit!“ entfuhr es Prince, während er sein Blick am Bauch des Schlachtträgers entlang wanderte.

Dann erinnerte sich Prince an etwas und er zog sich den linken Ärmel hoch. Auf seinem linken Unterarm war eine kurze Liste tätowiert, wobei ein paar der Namen bereits durchgestrichen worden sind.

Es war eine Liste sämtlicher Schlachtträger, die je gefertigt wurden, wovon einige schon zerstört worden sind. Doch Prince wusste, gleich, welches Schiff sie hier vor sich hatten.

„Das ist die Mak’Tas.“ teilte Prince den anderen mit. Shirin hatte inzwischen einen Blick über seine Schulter auf die Liste geworfen und erkannt, dass es jene Liste war, die sie ihm kurz nach Jays Tod gegeben hatte.

Damals hatte sie vor, in den Tod zu ziehen, doch Prince hatte sie daran gehindert.

„Mak’Tas.“ wiederholte Chris und blickte sich nach einem Weg um, durch den sie in das Schiff kommen könnten.

Prince neben ihm nickte bestätigend.

„Klingt scheiße.“ meinte Chris daraufhin.

„Wie würdest du das Schiff nennen?“ fragte Odin.

Ein Grinsen erhellte Chris’ Gesicht und er antwortete, während er losging: „California“

„California?“ wiederholte Odin stirnrunzelnd.

Chris nickte nur und ging auf ein Shuttle zu, welches mitten im Hangar stand und von einigen Kistenstapeln umgeben war, weshalb es nicht gleich aufgefallen war. Es schien, als wäre das Shuttle gerade beladen worden, als die Protoss plötzlich verschwunden waren. Als Chris jedoch zum Shuttle hinüberging und in die Nähe der Kisten kam, fragte er sich, warum die Protoss so plötzlich verschwunden waren.

„Leute, Zerg auf den Langstreckenscannern!“ meldete Red, der noch immer in der Reaper war und die Sensoren im Auge behielt.

„Verdammt!“, zischte Chris, dann rief er laut, „Alles einsteigen!“

Er beschleunigte seine Schritte, lief an den Kistenstapeln vorbei in den Laderaum des Shuttles und von dort kletterte er dann in das Cockpit.

Die anderen kamen nun auch angelaufen und abgesehen von Kain bemerkte niemand die Brandspuren an den Kisten. Doch auch er war zu sehr damit beschäftigt abzuhauen, dass sein Gehirn diese wichtigen Daten gar nicht verarbeitete.

Als die Terraner im Shuttle waren, schloss Chris dessen Laderampe und startete das Schiff. Mit einem sanften Ruck hob das Shuttle ab und Chris lenkte es geschickt durch den Hangar auf die Startrampe des Schlachtträger zu.

„Was genau hast du vor?“ erkundigte sich Odin, der merkte worauf Chris zusteuerte.

Er hatte gedacht, dass sie das Shuttle als Ablenkungsmanöver verwenden würden, um mit der Reaper zu verschwinden. Und da fiel Odin nun auch auf, dass der Hangar nirgends einen Ausgang hatte.

Chris ignorierte Odins Frage, lenkte das Schiff präzise in das Innere des Schlachtträgers und landete dort wieder.

„Noch Mal, was hast du vor?“ wiederholte Odin seine Frage, als sich Chris aus dem Pilotensitz erhob und an ihm vorbeirauschte.

„Wir bringen das Ding hier in die Luft.“ antwortete Chris, während er auch an den anderen vorbeilief und das Shuttle verließ. Außerhalb des Shuttles schaltete er eine Taschenlampe ein, damit er überhaupt etwas sehen konnte.

Rockwood runzelte die Stirn und schien genauso wenig Chris zu verstehen, wie die anderen.

„Wir wissen nicht einmal, ob das Ding überhaupt fliegen kann.“ rief Prince, während er Chris folgte, der schon auf die nächste Warpschleuse zulief. Dazu hätte Chris nicht einmal das Licht gebraucht, da er es schon auswendig wusste, wo die Dinger lagen. Die anderen aktivierten nun auch diverse Lampen und ließen ihre Lichtkegel durch den Hangar gleiten, während ein schwaches Licht durch die Öffnung kam, durch die sie hereingeflogen waren. Gleichzeitig folgen sie Chris.

„Dann wird es Zeit, dass wir das herausfinden.“ erwiderte Chris, während er die Koordinaten für die Kommandobrücke eingab.

Die anderen kamen nun auch zu den beiden und sahen, wie sich der leere Türbogen neben der Konsole, mit einer blauen nicht-identifizierbaren Masse füllte.

Ohne länger zu warten schritt Chris in die Masse hinein und wurde umgehend in die Nähe der Kommandobrücke gebracht.

Als er am Zielort aus der Warpschleuse trat, wartete er abermals nicht und lief gleich weiter zu seinem Ziel.

Die anderen folgten ihm in einigem Abstand.

Chris erreichte die Brücke, trat mit gezückten Waffen ein und blickte sich um.

„Schon seltsam, wenn es so ganz ohne Kampf geht.“ meinte Prince, der direkt nach ihm eingetreten war.

Chris nickte, ging zu einer der Konsolen hinüber und aktivierte sie.

Umgehend setzte ein nahezu unhörbares Summen ein. Es war ein Summen, das bei einem Schlachtträger nur einmal einsetzte, dafür aber nie wieder aufhörte. Bis zur Vernichtung des Schiffes. Es war der Phylonenantrieb.

Mit einem Schlag gingen alle Lichter im Schiff an und alle Systeme erwachten zum Leben.

Weitere Konsolen aktivierten sich und eine Nav-Map leuchtete auf einem der riesigen Monitore auf, welche an den Wänden waren. Weiter Monitore schalteten sich ein und zeigte die Umgebung um den Schlachtträger.

Aus dem Boden tauchte eine Halbkugel auf, welche aufrecht stand und dann knapp einen halben Meter über dem Boden schwebte. Es handelte sich dabei um den Sitz des Kommandanten, oder Exekutor, was bei den Protoss ungefähr demselben Rang entsprach.

Die Kugel war gemütlich ausgepolstert und lag so, dass das Innere der Kugel im Schatten lag.

Chris ging zum Kommandositz hinüber, ließ sich darin nieder und legte seine Hände auf zwei Touchpads, die an beiden Seiten eingelassen waren.

Doch in dem Moment, indem er die Touchpads berührte, ging ein Alarmton los und auf dem Hauptmonitor tauchten einige Symbole auf, die sich schnell änderten.

„Ein Countdown.“ stellte Prince fest.

Snake hechtete an die nächste Konsole und versuchte fieberhaft das Sicherheitssystem abzuschalten.

„Ich schaffe es nicht.“ zischte Snake, während seine Finger weiterhin über die Symbole glitten und diese auf einem Monitor vor ihm wiedergegeben wurden.

Plötzlich hatte Chris eine Eingebung, er erhob sich aus dem Kommandostuhl, ging zum Snake hinüber und er sagte: „Lass mich es mal versuchen.“

Snake nickte und machte ihm Platz.

Nachdem Chris sich gesetzt hatte, legte er die Finger auf die Tasten und zog sich einen Sekundenbruchteil wieder zurück, als hätte er sich verbrannt.

Dabei starrte er mit gerunzelter Stirn auf die Tasten hinunter.

„Verdammt.“ murmelte er leise und näherte sich mit den Fingern wieder der Bedienungskonsole.

Er legte die Finger wieder darauf und es fühlte sich an, als wäre sein ganzes Denken durch seine Finger in das System gezogen worden.

Ohne lange Zeit zu verlieren begann er mit der Arbeit und entschlüsselte das Sicherheitssystem des Schlachtträgers. Er hatte zwar keine Ahnung was er tat, doch sein Körper machte das schon selbstständig.

Dann wusste er mit einem Schlag, dass er fertig war und sein Denken kehrte wieder in seinen Kopf zurück.

Er riss die Hände wieder von der Eingabeleiste und zischte: „So fühlt sich das also an. Mann, wie hat dArkfighter das nur ausgehalten.“

Capone legte seine Hand auf Chris’ Schulter und sagte: „Ich weiß zwar nicht, was du gemacht hast, aber du scheinst es richtig gemacht zu haben.“

Chris verstand zuerst nicht, was Capone meinte, doch als er einen Blick auf den Hauptmonitor geworfen hatte, ging ihm ein Licht auf.

„Countdown canceled!“ stand dort in großen Buchstaben auf Englisch. Die Countdown war abgebrochen worden.

Die ganzen Protoss-Symbole waren verschwunden und stattdessen sah man überall normale Buchstaben.

Unter der ersten englischen Nachricht, tauchte nun eine zweite auf, die besagte: „Control activated!“ Die Kontrolle war nun freigegeben.

Grinsend ging Chris zum Kommandostuhl zurück, ließ sich wieder in diesem nieder und legte seine Hände abermals auf die Touchpads.

„Wie kommen wir hier raus?“ fragte Kain, der seinen Blick auf das nächste Problem warf.

Chris warf einen Blick auf zwei weitere Tastenblöcke, welche direkt hinter den Touchpads angebracht waren und die Symbole darauf veränderten sich zu terranischen Schriftzeichen, welche Chris auch lesen konnte.

„Ich hab’s gefunden.“ rief Snake erfreut, der schon wieder an der Konsole saß.

Er drückte ein paar weitere Tasten und dann ging ein tiefes Donnern durch den Hangar. Das Geräusch war so laut, dass man es auch noch auf der Kommandobrücke des Schlachtträgers hören konnte.

„War das jetzt gut oder schlecht?“ erkundigte sich Odin, der die Ohren spitzte und auf weitere Geräusche wartete.

„Gut.“ antwortete Liz und zeigte dabei auf einen der Monitore. Darauf sah man, wie sich nun die Decke des Hangars öffnete und langsam auseinander glitt.

„Holy Shit!“ kam ein Fluch von Red herein, der von der Reaper aus mit ansah, wie sich der Wald unter ihm gerade teilte.

„Red, bring die Reaper in das Innere des Schlachtträgers.“ befahl Chris.

„Äh…ich weiß nicht, ob…“ fing Red an, doch dann wurde er von Chris unterbrochen.

„Das war ein Befehl! Verdammte Scheiße!“ schnauzte Chris.

Red zuckte auf seinem Pilotensitz zusammen und ging mit der Reaper in den Sturzflug.

Anfangs wirkte das Flugmanöver etwas panisch, doch als er die Reaper zwischen zwei Blütenblättern hindurchmanövrierte und sie sauber im inneren des Schlachtträgers landete, grinste Odin über das ganze Gesicht und sagte: „Ich wusste doch, dass der Junge Potential hat.“

„Odin, hol den Kleinen ab!“ befahl Chris weiter, während sich die Decke des Hangars vollständig geöffnet hatte und Chris langsam und vorsichtig den Schlachtträger in Bewegung versetzte.

Behutsam und ohne dass das Schiff irgendwo ankam, schaffte es Chris den Schlachtträger aus dem Hangar zu manövrieren, was sogar Odin einen paar anerkennende Worte abrang.

Das Schiff stieg langsam höher und war bald vollständig aus dem Hangar heraus.

Eine Horde Zerg, die sich auf der Jagd nach Capone, durch den Wald begeben hatte, erreichte nun den Rand des Hangars, aus dem die California herausschwebte, und die Zerg blieben voller Ehrfurcht stehen.

Die Overlords, welche aus weiter Entfernung die Bewegungen der Horde gesteuert hatten, bemerkten die Mischung aus Angst und Überraschung, mit der die Zerg den aufsteigenden Koloss beobachteten. Durch die übermittelten Informationen waren sogar die Overlords wie paralysiert und unfähig weitere Befehle zu erteilen.

Die Reaktion der Overlords fiel auch dem Zerebraten der Brut auf. Er war weniger versteinert von der Information, die er da bekam, sondern viel mehr entsetzt.

Auf der anderen Seite des Hangars trat eine kleine Truppe Space Marines, knapp 20 Mann, aus dem Wald und sah das gewaltige Schiff, welches immer mehr Abstand zum Boden bekam.

Der Sergeant und seine Truppe waren ebenfalls vollkommen gebannt vom Anblick des Schiffes.

„Oh, mein Gott.“ entfuhr es dem Sergeant. Dann fiel sein Blick auf das riesige viereckige Loch im Boden, aus dem der Schlachtträger scheinbar gekommen war und dem Sergeant wurde klar, dass dieses Schiff jahrelang hier auf diesem Planeten gelegen war.

Doch nun fiel ihm etwas anderes auf, was ihn weniger in Ehrfurcht, als mehr in pure Panik versetzte. Die Zerg auf der anderen Seite waren aus ihrer Starre erwacht, hatten die Space Marines erblickt und stürmten nun um das Loch im Boden auf die kleine Gruppe zu.
 

„Chris, dort unter uns sind ein paar Marines.“ sagte Prince, der inzwischen schon Position bei den Scannern bezogen hat.

„Geschützbatterien klar machen und feuer! Odin, holt die Jungs dort raus!“ erteilte Chris seine Befehle.

Odin, der gerade im Hangar angekommen war um Red zu holen, bestätigte, lief in das Cockpit der Reaper, verscheuchte Red vom Pilotenplatz und ließ sich selbst darauf nieder. Mit schnellen Bewegungen hatte er alle Systeme der Reaper wieder aktiviert und befand sich gleich wieder in der Luft und auf dem Weg um diese Überlebenden einzusammeln.

Gerade als Odin die Reaper aus dem Hangar des Schlachtträgers steuerte und in die frühmorgendliche Luft hineinflog, durchzuckte ein Lichtstrahl die dunkle Wolkendecke, welche über Freedom lag, und schlug mitten in die Stadt ein.

Ein weiterer Lichtstrahl folgte und schlug weiter östlich am Horizont ein.

„Sie bombardieren den Planeten.“ erkannte Liz völlig erschüttert über solche Brutalität gegenüber einer bewohnten Welt. Ihr war immer erzählt worden, dass ein Komet auf Korhal eingeschlagen wäre und daher hat sie nie erfahren, was wirklich mit Korhal passiert war.

„Na und?“, erwiderte Chris, „Das haben wir auch schon ein paar Mal gemacht.“

Liz starrte ihn voller Entsetzen an und konnte es einfach nicht fassen.

„Jay hatte diesen Befehl immer dann erteilt, wenn ein Planet heillos verloren war. Das war so bei Tarsonis, bei Korhal und auch bei der Erde.“ erzählte Chris.

Kain blickte Chris erstaunt an und blinzelte.

„Ihr…ihr habt Korhal zerstört?“ stammelte Liz.

Chris dachte kurz nach und sagte: „Korhal existiert noch. Wir waren nicht gründlich genug und nun ist es das Zentrum von unserem schlimmsten Feind.“

„Aber wir haben ein paar Millionen Zerg mit einem Schlag vernichtet.“ erinnerte Prince.

Chris nickte und grinste schwach.

Capone, der an einer der Waffenkonsolen saß, grinste über diese Erinnerung und feuerte die erste Salve ab.

Die Photonengeschosse schlugen in die Zerg ein und ließen deren Körper verdampfen.

Die Reaper flog knapp unter dem Bauch der California dahin und auf die kleine Gruppe überlebender zu, während die California selbst die Höhe konstant hielt.

Dann sank die Reaper immer tiefer und hielt nun direkt über den Überlebenden die Position. Wieder wurden die Seile hinuntergelassen und die Space Marines waren erstmal verwundert. Doch sie warteten nicht lange, sondern griffen nach den Seilen und begann sich nach oben zu ziehen.

Wieder wurde die Winde aktiviert, als auch der letzte Marine dranhing und die ganze Gruppe wurde in den kleinen Hangar der Reaper hineingezogen.

Nun vollführte die Reaper eine Wendung und flog zum Hangar des Schlachtträgers zurück.

Als die Reaper zwischen den Blütenblättern war, durchschlug ein weiterer Lichtstrahl die Wolkendecke und traf die California.

Das Schiff schlenkerte kurz, doch die Schilde hatten jeglichen Schaden absorbiert.

Von Bord der Reaper aus sah man wie die Schilde der California aufleuchteten und die Flammen an diesen dahinwälzten.

Die Reaper landete wohlbehalten im Inneren des Schlachtträgers und als die Space Marines, sowie Odin und Red ausgestiegen waren, begann der Sergeant sich bei Odin für die Rettung zu bedanken.

„Nicht der Rede wert.“ erwiderte Odin und führte die kleine Truppe zur Warp-Schleuse hinüber. Er gab die Koordinaten für die Kommandobrücke ein und wenige später betraten sie diese.

Inzwischen waren dort schon einige Konsolen bemannt worden und Chris begann das Schiff wieder in Bewegung zu versetzten.

Ein weiterer Einschlag einer Yamato-Kanonen traf das Schiff und wieder schaukelte es kurz.

„Feuer erwidern!“ befahl Chris, woraufhin Capone nickte und die automatische Zielsuche der Photonen-Kanonen justierte.

Über der Konsole, die er bediente, tauchte ein Hologramm des Planeten und dem Orbit darum herum auf. Im Hologramm waren sogar die schweren Kreuzer angezeigt, welche den Planeten bombardierten.

Eine kurze Berechnung des Bordcomputers und auf einem der Monitore tauchte eine Warnung auf.

„Medium Danger! Several Enemies detected! 27 Heavy Cruisers!“ stand auf dem Monitor.

„27 schwere Kreuzer gelten nur als mittlere Gefahrenstufe?“ fragte Rockwood erstaunt.

„Dieses Schiff ist stark.“ grinste Capone. Gleichzeitig hatte die automatische Zielsuche einen der Kreuzer ins Visier genommen und Capone feuerte ein paar Geschützbatterien ab.

Die Photonen-Kugeln flogen senkrecht nach oben, verschwanden in den Wolken und als auch die California durch diese hindurch flog, verschwand einer der markierten schweren Kreuzer vom Hologramm über Capones Konsole.

Auch die Anzeige auf dem Monitor änderte sich und statt 27 stand nur noch 26 dort.

„Wie sieht es mit den Interceptoren aus?“ fragte Chris.

„Was soll damit sein?“ erkundigte sich Snake von seiner Konsole her.

„Ich will die Dinger startklar haben.“ sagte Chris eindringlich, woraufhin Snake vorsorglich den Kopf einzog und sich daran machte den Befehl auszuführen.

Red erblickte einen freien Sitzplatz, ließ sich an diesem nieder und starrte die Konsole vor sich an.

„Verdammt.“ zischte er, während er planlos auf die Konsole blickte.

Capone hatte unterdessen die aktiven Geschützbatterien wieder abgefeuert, woraufhin wieder einer der schweren Kreuzer ausgelöscht worden ist und sich die Zahl auf dem Monitor abermals änderte.

Die California verließ die Atmosphäre und auf einem der Monitore wurde näher zu einem der Kreuzer gezoomt.

Doch schon ein paar Sekunden später wurde auch dieser Kreuzer ein Opfer der Photonengeschütze und explodierte in einem thermonuklearen Feuerball.

„Interceptoren startklar!“ meldete Snake, der immer noch befürchtete, dass ihm bald etwas um die Ohren fliegen könnte.

„Dann jagt die Dinger raus!“ befahl Chris. Snake nickte, drückte ein paar weitere Tasten und sofort schossen knapp 200 Interceptoren aus dem Hangar der California und näherten sich zwei Kreuzern, welche nicht weit von einander entfernt über dem Planeten schwebten.

Die kleinen Abfangjäger fielen über die beiden Schiffe her und zerschossen sie.

Die Kreuzerkommandanten erkannten ihre Unterlegenheit, ließen ihre Schiffe abdrehen und versuchten den Interceptoren zu entkommen, doch diese waren zu schnell und schon nach kurzer Zeit trieben beide Kreuzer wie tot im Orbit.

Drei weiter Kreuzer schwenkten nun zur California und luden ihren Yamato-Kanonen auf.

Mit einem Grinsen registrierte Chris, wie sich die Energieladungen vor den Kreuzern bildeten. Normalerweise bedeutete so etwas große Gefahr, doch Chris wusste noch vom ersten Einsatz mit der Amaru, dass so etwas ihrem Schiff nichts anhaben konnte. Nicht, wenn es nicht zu viele wurden.

Zeitgleich wurden die Yamato-Kanonen abgefeuert und die Waffen trafen die California, welche daraufhin wieder erschüttert wurde und leicht schlenkerte.

„Planetkiller!“ zischte Chris mit einem infernalischen Grinsen.

„Ai.“ machte Capone, mit einem ähnlichen Grinsen im Gesicht. Er drückte schnell ein paar Tasten und seine Anzeigen änderten sich.

„Ein Prozent!“ gab Chris den Energiegrad an, mit welchem die Waffe abgefeuert werden soll.

Capone nickte und kalibrierte die Waffe wie angegeben.

„Ein Wunschziel?“ fragte Capone, als er die Waffe abschussbereit hatte und nur noch auf ein Ziel wartete.

Chris wollte gerade antworten, als auf einem der Monitore eine Meldung angezeigt wurde.

„High Zergactivity!“ stand in roter Schrift auf dem Hauptmonitor und der Planet wurde angezeigt.

„Hohe Zergaktivität in allen Gebieten.“ sagte Ed, der am Scanner saß.

„Verdammt!“, fluchte Chris leise auf, „Deja vu!“

Sein Blick fiel auf die Anzeige vor Ed, auf der inzwischen schon ein Großteil der Planetenoberfläche rot war.

„60 Prozent auf den Planetkiller!“, befahl Chris, „Und macht den Warpantrieb startklar!“

Capone blinzelte entsetzt und auch Odin sowie Prince starrten Chris mit Bedenken an.

„Ich habe einen Befehl erteilt!“ knurrte Chris ohne die anderen anzublicken.

Capone schluckte und kalibrierte die Waffe neu. Gleichzeitig machte sich Odin nun daran den Warpantrieb hochzufahren.

„Warpantrieb online.“ sagte Odin mit düsterer Stimme, was ein paar der Anwesenden wunderte.

„Planetkiller auf 60 Prozent.“ meldete Capone.

„Feuert den Planetkiller auf Salamis ab!“ ordnete Chris an. Die Anwesenden hielten den Atem an und trauten ihren Ohren nicht. Niemand, der Chris nicht schon länger kannte, konnte glauben, was er gerade befohlen hat.

„Ai.“ machte Capone, doch dieses Mal klang es gezwungen.

Er tippte in paar Tasten und der Planet wurde als Ziel festgelegt.

„Feuer!“ zischte Chris und man sah ihm an, dass auch ihm eine andere Lösung lieber wäre.

Capone feuerte den Planetkiller ab und Odin reagierte darauf, indem er sofort einen Warpsprung einleitete. Das Warploch bildete sich neben der California und saugte das Schiff in sich hinein. Gleichzeitig traf der Strahl des Planetkillers die Oberfläche von Salamis und fraß sich in das Innere des kleinen Planeten hinein.

Die Oberfläche brach auf und Licht strömte heraus.

In den Moment, als die California aus dem System verschwand, explodierte der ganze Planet und riss alles, was nicht weit genug entfernt war, mit sich ins Verderben.
 

An Bord der Bak’Tas, ein weiterer schwerer Schlachtträger, stand eine Person vor den Monitoren. Die Person ähnelte Mike sehr stark, nur dass es sich hier um seinen schlimmsten Feind handelte.

Auf einem der Monitore sah man den Planeten explodieren und einige der Terraner auf der Kommandobrücke zuckten überrascht zusammen. Auch die Person, die wie Mike aussah, runzelte die Stirn über das, was mit dem Planeten geschehen war.

„Wer hätte das gedacht.“, murmelte er, „Sie greifen noch immer zu denselben Mitteln.“

Dann senkte er den Kopf und in Gedanken nahm er mit seinem Kameraden Kontakt auf.

„Tod, hier spricht Pestilenz. Salamis ist vernichtet.“ teilte Krankheit per Telepathie dem anderen Reiter mit.

„Wirklich? Aber Krieg ist nicht hier.“ bekam er als Antwort.

„Capone hat überlebt. Und sie haben die Mak’Tas gefunden.“ erwiderte Krankheit.

„Nun, dann wird sich unser Problem hoffentlich bald von selbst lösen.“ meinte Tod und lachte auf.

Ein Grinsen zeichnete sich in Mikes Gesicht, während die Bak’Tas zum Warpsprung bereit gemacht wurde.
 

Ein Warpspalt materialisierte sich in einem System abseits aller bewohnten Planeten und die Californie sprang in das System, welches als Lucretia-System verzeichnet war. Direkt auf das Schiff folgte ein kleiner Bruchteil der Druckwelle, welche über das Schiff hinwegschwappte und diese durchschüttelte.

Die Schildenergie fiel rapide ab, doch hielten sie der Druckwelle stand.

Das Schiff beruhigte sich wieder und Prince ließ einen Statuscheck machen.

Als dieser fertig war, überflog ihn Prince kurz und meldete dann: „Alle Systeme laufen Einwandfrei.“

„Irgendetwas auf den Scannern?“ erkundigte sich Chris.

„Äh.“ machte Ed nur und runzelte die Stirn.

„Ja, oder nein?“ zischte Chris, der eine klare Antwort haben wollte.

Ed drehte sich zu ihm um und antwortete: „Nichts aktives. Aber ich empfange einen schwachen Notruf.“

Odin runzelte die Stirn, erhob sich von seinem Sitzplatz und ging zu Ed hinüber.

Er blickte ihm über die Schulter und blickte auf die Details des empfangenen Signals.

„Ein PTC-Signal.“, sagte er laut, „Einer unserer Jäger. Die Kennungsnummer kommt mir bekannt vor.“

„Von wo kommt das Signal?“ erkundigte sich Chris, dessen Aufmerksamkeit nun auch vollständig geweckt war.

„Dem Asteroidenfeld dort.“ erwiderte Odin, der ein paar Tasten drückte und die Sternenkarte des Systems auf den Hauptmonitor brachte. Noch ein paar Tastendrücke später war das Signal auch eingezeichnet.

„Okay, lasst uns nachsehen, wen wir dort haben.“ sagte Chris und setzte die California in Richtung Asteroidenfeld in Bewegung.

Als sie näher kamen, wurde das Unverständnis in Eds Gesicht immer stärker und er murmelte: „Heilige Scheiße!“

„Was ist?“ erkundigte sich Odin.

„Die Analyse der Energiesignatur ergibt, dass das Signal schon seit mehreren tausend Jahren versendet wird.“ antwortete Ed und blickte von der Konsole auf.

„Das ist unmöglich.“ meinte Prince daraufhin.

Sie erreichten den Rand des Asteroidenfeldes und Chris ließ die California anhalten.

„Das Signal kommt aus dem Zentrum. Dort kommen wir mit dem Schlachtträger nicht hin.“ sagte Ed.

„Okay. Odin, schnapp dir ein paar Leute und holt das Schiff dort heraus!“, befahl Chris, „Ich will unbedingt wissen, was da abgeht.“

Odin nickte, suchte sich ein paar Leute aus und führte sie zurück zur Reaper.

Mit dieser starteten sie und flogen in das Asteroidenfeld, auf die Position zu, von der das Signal kam.

Während Odin das Schiff durch die Asteroiden manövrierte, hatte Prince Zeit um ein paar der Marines zu sprechen, die sie auf Salamis gerettet hatten.

Bei den meisten handelte sich um Männer, die während dem Angriff eingezogen worden sind, um den Verteidigungsstreitkräften beizutreten.

Dabei handelte es sich um verschiedene Menschen. Während einer ein Häftling war, der wegen Diebstahl im Gefängnis war, waren zwei andere angesehene Forscher. Einer war Geologe, der andere Quantenphysiker. Der Rest waren einfache Fabrikarbeiter und fünf waren reguläre Marines.

„Wir sind gleich da.“ kam die Stimme von Odin aus den Lautsprechern im Aufenthaltsraum der Reaper.

„Ai.“ sagte Prince in das Funkgerät seiner Powerrüstung, dann schloss er das Visier und versiegelte die Rüstung somit luftdicht.

Die anderen Marines folgten seinem Beispiel. Nur der Geologe, der seine Rüstung ganz ausgezogen hatte, verabschiedete sich und ging in Richtung Cockpit davon. Prince hatte ihm vorhin den Befehl gegeben dorthin zu gehen, damit er von dort aus mit den Sensoren die Umgebung um die Signalquelle zu untersuchen.

Inzwischen haben sie schon herausgefunden, dass das Signal aus dem inneren eines Eisklotzes kommt und Prince wollte nicht beim Anbohren versehentlich eine eingeschlossene Vespingasblase treffen und in die Luft fliegen.

Die Reaper wurde langsamer und hielt neben einem Asteroiden an, der doppelt so groß war wie das Schiff.

„Endstation. Wir bitten Sie auszusteigen und hoffen, dass sie unseren Flug genossen haben.“ sagte Odin grinsend in das Funkgerät. Ein Auge hielt er ständig auf die Scanner, da er nicht unbedingt das Opfer eines Hinterhalts werden wollte.

Die Tür zum Cockpit ging auf und Doc trat ein. Doc war der Geologe, der bei den Space Marines dabei war. Er hatte den Namen Doc erhalten, weil er gleichzeitig der Sanitäter der Truppe war.

Odin nickte ihm kurz zu und wies auf den freien Platz, wo sonst immer der Copilot sitzen würde. Doch dieser befand sich gerade unter denen, die hinausgingen um das Schiff zu bergen, von dem das Signal stammen sollte.

Doc begann gerade damit die Tasten zu bearbeiten und den Eisklotz zu scannen, aus dem das Signal kam, als die Stimme der Bergungscrew zu hören war.

„Mann, das Ding ist vielleicht groß.“ meinte der erste Marine, der sich als Tony Sleege vorgestellt hatte.

„Groß?“, wiederholte ein anderer, den alle nur T-Bone nannten und der ein Regulärer war, „Das Ding ist gigantisch.“

„Jedenfalls reicht es für ein paar Cocktails.“ lachte der Sarge auf, welcher Miguel Diaz hieß.

„Okay. Genug davon. Seht lieber zu, ob ihr etwas sehen könnt.“ drängte Prince.

Odin blickte auf dem Cockpit hinaus und sah die kleine Truppe von der Reaper auf den Asteroiden zu schweben. Vorankamen sie mit Hilfe von Düsen, welche an den Rüstungen angebracht waren.

Red erwies sich als sehr übermütig und schon nach ein paar Sekunden war er der restlichen Truppe voraus. Doch weil er keine Ahnung hatte, wie er bremsen sollte, knallte er gegen den Asteroiden.

„Schmerz!“ zischte Red in den Funk.

„Ist dir was passiert?“ erkundigte sich Prince vorsorglich.

„Ne. Geht schon. Ich muss mich erst mit der Steuerung zu Recht finden.“ erwiderte Red.

Ein paar der Marines lachten auf und T-Bone meinte: „Der kleine ist Übermütig, der wäre bei den Marines gut aufgehoben.“

„Ich denke, dass er einen Platz auf der Amaru vorziehen wird.“ entgegnete Prince grinsend.

„Leute, ich glaube ich habe da etwas gesehen.“ meldete sich ein weiterer Regulärer, der auf den Namen Ned hörte.

„Was ist los, Ned?“ fragte Zech, der Funker der Truppe.

„Ich dachte, ich hätte einen Schimmer im Inneren des Eises gesehen.“ erklärte Ned.

Prince hatte inzwischen schon den Asteroiden erreicht, stieß mit seinem Visier an diesem an und versuchte hineinzustarren.

Eine kurze Reflektion ließ ihn zusammenschrecken, denn als er noch mal hinblickte, konnte er nichts erkennen.

„Leute, was die Sensoren sagen, dürfte euch sicherlich nicht gefallen.“ meldete sich nun Doc.

„Wieso, was sagen uns den die Sensoren?“ fragte Lex, die einzige Frau, die bei den Marines dabei war.

„Im Inneren befindet sich tatsächlich ein Jäger. Das Ding scheint stark lädiert, ist aber noch intakt.“, fing Doc an und noch bevor jemand fragen konnte, was daran so schlecht sei, fuhr er fort, „Aber das Eis darum herum ist wirklich mehr als fünf tausend Jahre alt.“

„Holy Shit.“ fluchte T-Bone.

„Und wie soll das möglich sein?“ erkundigte sich Tong, der früher Techniker in einer Fabrik gewesen war.

„Keine Ahnung, Mann. Keine Ahnung.“ erwiderte Doc.

Dissy, der ehemalige Quantenphysiker, hatte eine Idee: „Vielleicht hatte es sich um einen falsch berechneten Warpsprung gehandelt.“

Er blickte in die Runde und der Sarge zeigte mit den Handflächen nach oben.

„Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Wir holen das Ding dort jetzt einfach raus.“ sagte der Sarge dazu.

„Bereitet die Bohrer vor!“ befahl Prince.

Odin hatte eine Idee.

„Entfernt euch kurz vom Asteroiden. Ich werde versuchen Teile davon mit den Laserbatterien wegzuschneiden.“ sagte er.

Doc überlegte kurz und murmelte dann: „Das könnte klappen.“

Auch Prince stimmte nach kurzem Nachdenken diesem Plan zu: „Okay, aber sei vorsichtig.“

Die Marines entfernten sich vom Asteroiden und Odin begann damit diesen mit dem Laser anzuschneiden.

Nach ein paar Schnitten, trennte sich ein großer Teil ab und trieb vom Hauptteil davon.

„Gut. Seht ihr etwas?“ erkundigte sich Odin.

„Holy Shit!“ fluchte Prince und dann schienen ihm die Worte zu fehlen.

„Was ist los?“ erkundigte sich Odin, der aus dem Cockpit starrte, aber nichts erkennen konnte.

„Das Ding funkelt vielleicht.“ meinte T-Bone.

„Hey, Leute, schmelzen wir es ein und verkaufen es?“ schlug Lex vor.

„Odin, stellt mich zur California durch.“ bat Prince nachdem er sich wieder gesammelt hat.

Im Hintergrund lieferten die Marines noch immer verschiedene, nutzlose Kommentare.

„Klar, warte kurz.“ sagte Odin und er aktivierte den Emitter.

„Was ist los, Leute?“, erkundigtes ich Chris, als er die Kommentare der Marines empfangen hatte, „Ihr sollt nur rausfunken, wenn es wichtig ist.“

„Es ist wichtig. Glaub mir.“, versicherte ihm Prince, „Wir haben hier nämlich wirklich einen von unseren Jägern.“

„Toll. Wessen Jäger ist es?“ wollte Chris wissen.

Gleichzeitig näherte sich Prince dem Eis und blickte auf die Vorderseite und das Cockpit des gefunden Jägers. Er blickte hinein und erkannte zwei menschliche Körper, welche im Cockpit waren.

Beide Körper schienen erstarrt, doch waren keine Anzeichen von Verwesung zu sehen.

„Verdammte Scheiße!“ zischte Red, der neben Prince schwebte und ebenfalls die beiden Körper entdeckt hatte.

„Was ist los?“ fragte Chris und klang nun schon leicht genervt.

„Jungs, wir haben Ray gefunden.“ verkündete Prince mit krächzender Stimme.
 

Es hatte ungefähr zwei Stunden gedauert, bis sie Rays Corsaren aus dem Asteroiden geschnitten und in die Reaper bugsiert hatten. Nun befanden sie sich auf dem Rückweg zur California und versuchten gleichzeitig das Cockpit des Corsaren zu öffnen.

Während Prince und Sergeant Diaz mit dem Schweißgerät versuchten die Versiegelung des Cockpits zu knacken, ging Red um den Jäger herum und begutachtete ihn von allen Seiten.

„Sieht nach einem Kampf aus.“ merkte er an und berührte ein Lasereinschussloch an einem der Flügel.

Im gleichen Augenblick fluchte Prince laut und knurrte: „So wird das nichts. Wir müssen das ganze Ding auseinandernehmen.“

Red ging weiter und sah sich nun die Rückseite des Jägers an.

„Verdammt Scheiße!“ murmelte er, als er den zerfetzten Antrieb sah.

Lex trat neben ihm und musterte nun auch den Antrieb.

„Sieht ansatzweise wie ein Raketentreffer aus.“ meinte sie abschätzend.

Prince, der inzwischen begonnen hatte, die ganzen Abdeckplatte wegzuschweißen, hielt kurz inne und erklärte: „Bei einem Raketentreffer würde das Ding nicht mehr so gut aussehen.“

Dissy kam hinzu und bildete sich ein eigenes Urteil.

„Wir müssen aber auch berücksichtigen, wo wir den Jäger gefunden haben.“ sagte Dissy.

Prince, der inzwischen den Schweißbrenner für einen Laserschneider eingetauscht hatte, fragte, während er wieder anfing den Jäger zu zerlegen: „Was willst du damit sagen?“

„Nun. Das Eis, das den Jäger umschlossen hatte, war ein paar tausend Jahre alt. Und das Signal wird auch schon ungefähr so lange gesendet, richtig?“, fing Dissy an zu erklären, „Das heißt, dass es sich womöglich um einen Treffer direkt vor einem Warpsprung gehandelt haben könnte.“

„Du meinst das Ding wurde getroffen und ist im nächsten Moment schon im Warp gewesen?“ fragte Lex nach, die es nicht fassen konnte.

Dissy nickte.

„Das würde alles erklären. Den Verlauf der Explosion, die Fundort und sogar die Signalstärke.“ meinte Prince und riss etwas unpräzise eine ganze Abdeckplatte herunter.

„Ihr wollt damit sagen, dass das Ding wirklich schon über tausend Jahre dort im Eis gesteckt hat?“ fragte Miguel und er hielt mitten in der Bewegung inne.

Prince nickte und erklärte, soweit er es wusste: „Unsere Warpsprünge basieren auf einer Gleichung aus Raum und Zeit. Sollte irgendetwas diese Gleichung im Beeinflussen, dann kann sich das ganze System über den Haufen werfen.“

„Ist das schon einmal passiert?“, erkundigte sich Red, „Ich meine, abgesehen von diesem Fall hier.“

Abermals nickte Prince und trat gegen eine weitere Abdeckplatte, welche sich daraufhin stark verbog.

„Durch so einen Zwischenfall haben wir Lacrima Belli entdeckt. Damals war es jedoch nur eine Raumanomalie, hervorgerufen durch einen Warpsprung und eine gleichzeitige Beschleunigung einzelner Jäger.“, erklärte Prince, „Vielleicht war auch eine geringe Zeitverzögerung dabei, jedoch hätten wir das nicht bemerkt.“

„Warte.“, meinte Miguel, „Du willst uns sagen, dass dieser Jäger vor sieben Jahren in ein Warploch geflogen war und vor mehreren tausend Jahren wieder herausgekommen ist?“

„Ja.“ sagte Prince, fasste die Abdeckplatte und riss sie herunter, „Genau das will ich damit sagen.“

Lex begann nachzudenken und schließlich fragte sie: „Könnte man das dann nicht auch bewusst machen?“

Prince hielt inne, blickte Lex fragend an und blinzelte verwundert.

„Wie meinst du das?“ fragte Red.

„Na, indem wir versuchen eine Warpsprunganomalie für eine geplante Zeitreise zu nutzen.“ erklärte Lex ihre Idee.

Dissy schüttelte den Kopf und antwortete: „Technisch gesehen ist es möglich. Jedoch wäre es uns nicht möglich zu bestimmen, wann wir wieder aus dem Warp kämen. Es könnte in drei Tagen sein, in einer Millionen Jahre, gestern. Genauso ist der Ort nicht festlegbar. Vielleicht würden wir nur ein paar Meter entfernt wieder auftauchen. Wenn man kein Glück hat, kommt man mitten in einem Stern wieder heraus.“

„Eine heiße Angelegenheit.“ grinste Prince, zündete sich einen Joint an, welchen er dann zwischen die Lippen klemmte um wieder an die Arbeit zu gehen.

Doc kam in den Hangar und hatte ein paar Geräte dabei, welche jedoch weniger zum Öffnen des Jägers, sondern eher für medizinische Zwecke geeignet waren.

„Was ist los?“ fragte Miguel den Geologen, als dieser die Geräte ablegte und einen PDA herausholte.

Er ging mit dem PDA zum Corsaren hinüber und steckte ihn an ein paar freigelegte Kabel an.

Ein paar Sekunden später, erhielt er ein paar Daten und konnte dem Sergeant eine Antwort geben.

„Im Inneren des Cockpits herrschen seltsame Begebenheiten.“, interpretierte er die Ergebnisse auf dem PDA, „Es ist kein direktes Vakuum, aber es befindet sich kein messbarer Stoff darin.“

„Das heißt?“ erkundigte sich Prince, der die letzte Abdeckplatte entfernt hatte und nun direkt das Cockpit in Angriff nehmen konnte.

„Es besteht die Möglichkeit, dass die beiden Personen noch leben.“ erklärte Doc selbst erstaunt.

Prince wollte gerade loslegen, als er innehielt und Doc anblickte: „Die beiden könnten noch leben?“

„Nun, im Moment nicht.“, korrigierte Doc, „Es ist kompliziert. Es besteht die Chance, dass ihre Körper wieder funktionstüchtig werden, wenn sie einen Schock erleiden.“

„Einen Schock?“ wiederholte Red fragend.

„Wie hoch ist die Chance?“ wollte hingegen Prince wissen, der immer noch damit wartete, das Cockpit anzuschneiden.

„30 Prozent. 30 weitere, dass sie zu Staub zerfallen, wenn ihre Körper mit Sauerstoff in Kontakt kommen und noch Mal 30, dass sie einfach tot bleiben.“ erklärte Doc.

„Schock.“, murmelte Prince, dann hatte er eine Idee und rief Red zu: „Hol schnell mal einen Eimer mit eiskaltem Wasser!“

Red blickte stutzig, nickte jedoch und lief los.

Als er wieder zurückkam, stieß Prince den Laserschneider in ein Kabel hinein, welches normalerweise ausreichend geschützt war, um beim Kampf nicht zerstört zu werden, und welches für die Versiegelung des Cockpits zuständig war.

Ein Zischen war zu hören und das Cockpit ging langsam auf.

Red reichte Prince den Eimer mit eiskaltem Wasser und als dieser in das Cockpit blickte, stellte er etwas fest.

Die beiden Körper waren nicht zu Staub zerfallen.

„Gut.“ dachte sich Prince und holte mit dem Eimer aus.

Als er das tat, stellte er noch etwas, fest, was ihn eher verwunderte, die beiden Körper wirkten viel jünger, als beim letzten Mal, als er sie gesehen hatte. Sie wirkten nun um etwas älter als 20.

Doch Prince ließ sich davon nicht aufhalten und spritze das Wasser in das Cockpit.

Die beiden Körper zuckten zusammen und beide rissen fast zeitgleich die Augen auf.

Beide atmeten schwer und blickten sich etwas orientierungslos um.

Triefend nass blickte Ray auf und starrte Prince an, der ihm nur entgegengrinste.

„Willkommen im Leben.“ sagte Prince und reichte Ray die Hand.

the loose of hope

1 comeback 6 the loose of hope
 

Never expect a mortal man 2 live 4ever. Never expect an immortal man 2 rest 4ever.
 

Ray und Rabbit saßen in Krankensaal der California, dessen Equipment normalerweise nur für das Behandeln von Protoss-Kriegern gedacht war.

Doch zum Glück hatten beide keine Verletzungen, sondern waren einfach nur unterkühlt und hungrig.

Prince hatte dafür gesorgt, dass beide in Decken eingepackt worden waren und Red kam mit zwei Tassen heißen Kaffee zurück. Essen würde erst später der Fall sein.

„D-D-Danke.“ sagte Ray zitternd, als ihm Red die Tasse reichte.

Er trank einen gierigen Schluck und verbrannte sich die Zunge.

„Gier war noch nie deine Stärke.“ meine Prince grinsend, der die Untersuchen beendete und ließ sich ihnen gegenüber nieder.

Auch Ray lächelte, auch wenn es schwach und müde wirkte.

Red reichte nun auch Rabbit ihre Tasse und sie trank überlegter und nicht so gierig wie Ray.

„Wer ist das?“ fragte Ray und nickte mit dem Kopf in die Richtung, in der Red stand.

„Ein Neuzugang. Red, dass sind Ray und Rabbit.“

„Angenehm.“ meinte Red.

Ray und Rabbit nickten nur schweigend.

„Werden wir für immer blind bleiben?“ fragte Ray. Aufgrund der langen Zeit, die sie im Eis gefangen waren, litten die beiden unter einer vorübergehenden Blindheit.

„Nein.“, antwortete Prince, „In ein paar Stunden dürfte sich das auch erledigt haben und ihr werdet wieder sehen können. Bis dahin müsst ihr euch auf eure telepathischen Fähigkeiten verlassen.

„Was genau ist passiert?“ fragte Prince die beiden.

Ray dachte kurz nach und fing dann an zu erzählen: „Nachdem Chris, Mike, Keith und Capone Geth umgebracht haben, haben uns dort ein paar Hybriden angegriffen.“

Prince unterbrach die Erzählung und meinte: „Erzähl mir etwas, dass ich noch nicht weiß!“

„Okay. Jedenfalls haben ich und Rabbit ein paar Stunden nach diesem Kampf die Amaru verlassen um nach Salamis zu fliegen. Das ist ein kleiner, unbedeutender Planet. Ich sollte dort nach etwas suchen.“

„Einem Schlachtträger.“ sagte Prince und Ray wunderte sich, woher Prince das wusste.

„Jedenfalls als wir im System aus dem Warp gekommen sind, wurden wir von ein paar Raumjägern angegriffen. Wahrscheinlich hatte es sich dabei um Piraten gehandelt. Zuerst versuchte ich es mit Kämpfen, doch als die Schilde ausfielen, entschied ich mich für die Flucht. Ich aktivierte den Warpantrieb, sah eine Rakete auf meinen Antrieb zufliegen und dann…“ Ray brach ab.

„Weiter wissen wir nichts mehr.“ sagte Rabbit.

„Euer Antrieb wurde von der Rakete getroffen. Der EMI, der Explosion, katapultierte euch ins Warp und ihr seid an einem Ort herausgekommen, der abseits aller Flugrouten und bewohnten Gebiete lag.“ erklärte Prince. Ray und Rabbit machten große Augen.

Die Tür zum Krankensaal ging auf und Chris trat herein.

Sofort hielt sich Ray die rechte Schulter und versuchte sie aus Chris Sicht zu bekommen.

Chris blieb stehen, runzelte die Stirn und fragte: „Was soll das?“

„Ich will nicht wieder in die rechte Schulter geschossen werden.“ entgegnete Ray.

Chris atmete auf, und murmelte: „Ach, ja. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen.“

„Es war gestern.“ zischte Ray, der immer noch seine Schulter beschützte.

„Das war vor sieben Jahren.“ verbesserte ihn Prince.

Ray blinzelte und starrte Prince irritiert an.

„Aber, wir sind erst gestern losgeflogen.“ meinte er.

„Kumpel. Euer gestern, liegt schon sieben Jahre zurück.“ versicherte ihm Prince.

Ray ließ den Kopf hängen und murmelte: „Verdammt.“

Chris lachte auf und sagte schließlich: „Willkommen in der Zukunft.“

Rays Kopf schoss wieder hoch und er drängte: „Wir müssen nach Salamis.“

Prince und Chris wechselten schweigend einen Blick und Ray fühlte, dass sie ihm etwas zu sagen hatten.

„Was ist los?“ erkundigte er sich.

„Vor ein paar Stunden haben wir Salamis in die Luft gejagt.“ sagte Chris.

Rays Gesicht erstarrte und er begann leise zu fluchen.

„Nun ist der Schlachtträger wohl verloren.“ meinte Rabbit und lehnte ihren Kopf gegen Rays Schulter.

Es schien als würde sich Ray umblicken und schließlich fragte er: „Wo sind wir hier?“

„Auf einem Schlachtträger.“ antwortete Red.

„Aber nicht auf der Amaru, oder?“ erkundigte sich Ray und sein Gesicht nahm deutlich hellere Züge an.

„Nein. Wir sind nicht auf der Amaru.“, bestätigte ihm Chris, „Wir sind auf der California.“

„California?“ wiederholte Ray und die Freude hatte sich in Verständnislosigkeit verwandelt.

„Ein Schlachtträger, den wir vor ein paar Stunden auf Salamis gefunden haben.“ antwortete Prince. Rays Züge entspannten sich und er atmete erleichtert auf.

„Es ist also noch nicht alles verloren.“ meinte er nach ein paar Sekunden, in welchen er einfach nur geschwiegen hatte.

„Alles nicht. Dein Corsar aber schon.“ sagte Prince, der langsam fand, dass es an der Zeit war Ray zu beichten, dass sie den Raumjäger auseinander nehmen mussten.

„Was?!“ rief Ray aufgebracht.

„Wir mussten ihn zerlegen, damit wir euch rausholen konnten.“ erklärte Prince.

„Verdammt!“ zischte Chris wütend, woraufhin ihn Prince fragend anblickte.

„Warum habt ihr nicht auf mich gewartet.“ murrte Chris.

Prince grinste, doch Rays Gesichtsausdruck besserte sich nicht sonderlich.

„Dieser Corsar war das Erbe meinest Meisters.“ murmelte er, während ihm Rabbit einen Arm um die Schulter legte und versuchte ihn zu trösten.

„Wer steuert eigentlich gerade die California?“ fragte Prince.

„Ich habe Capone an das Steuer gelassen.“, antwortete Chris grinsend, „Gleichzeitig darf er nun die Fragen von Kain beantworten.“

„Wieviel weiß er schon?“ erkundigte sich Prince, was Ray nun aufhorchen ließ. Es hörte sich an, als würden sie über einen Feind reden, der hier war um sie auszuspionieren.

„Alles, was ich auch weiß. Der Typ hat sich da gerade ein Lebenswerk vorgenommen. Die ganze Geschichte niederzuschreiben wird sicher einige Zeit dauern.“ sagte Chris.

„Geschichte? Niederschreiben?“ wiederholte Ray und blinzelte.

„Ah. Stimmt, du bist nicht auf dem Laufenden.“, merkte Chris und holte tief Luft, bevor er zu erzählen begann: „Der neutrale Planet Antiocha wurde vor kurzem auch zerstört und dabei haben Mike und Josè ihre Leben verloren. Daraufhin sind wir nach Salamis, um Capone zu holen, der vor sieben Jahren die Amaru verlassen und ein Leben im Frieden begonnen hatte. Und…äh.“

„Lass mich das mal machen.“ meinte Prince und fing von vorne an, „Vor sieben Jahren haben ich, Capone, Khan und Odin die Amaru verlassen, wobei jeder seinen eigenen Weg gegangen war. Capone zog es nach Salamis, ich wurde Priester auf Antiocha, Khan wurde Kopfgeldjäger und Odin hat in Tortuga seine eigene Crew zusammengestellt. Red ist ein Mitglied dieser Crew.“ Während er das erzählte, klopfte er Red kurz auf die Schulter.

„Okay. Weiter.“ bat Ray, der sich vornahm alles objektiv aufzunehmen und sich auf keinen Fall von Gefühlen leiten zu lassen.

„Nun, Antiocha wurde angegriffen und der Reporter Kain Abel Norrington, sowie der Sergeant Jack Rockwood, haben sich der Crew der Amaru angeschlossen, nachdem wir ihre Ärsche auf Antiocha gerettet haben. Die beiden haben uns begleitet, weil Kain versucht die Umstände des Angriffes zu verstehen und niederzuschreiben. Nun schreibt er unsere Geschichte nieder, da sie mit Sicherheit mit den jüngsten Ereignissen zu tun hat. Auf Antiocha fielen Mike und Josè den Zerg zum Opfer. Wir sind losgezogen um die alte Crew wieder zu vereinen. Nun, Odin haben wir in der Pandora wiedergefunden, Khan wurde kurz bevor wir ihn fanden umgebracht und Capone war Fabrikarbeiter auf Salamis, den wir noch in letzter Sekunde retten konnten.“

Ray wurde schwindlig bei Prince’ Erzählung und er fing leicht an zu wanken.

„War das alles?“ erkundigte er sich dennoch.

„Tja, auf der Flucht von Salamis sind wir in dieses System gesprungen und haben das Signal deines Corsaren aufgefangen.“ beendete Chris.

„Scheint als hätte sich nie viel verändert.“ meinte Ray.

„Sir, Lex, ich und dieser Sammy haben hier im Hangar B etwas gefunden.“ kam Snakes Stimme über Funk.

„Zum Teufel. Nennt mich Chris! Und was habt ihr gefunden?“ erwiderte Chris.

„Scheint ein neuartiges Jägermodell zu sein. Jedenfalls ist mir so ein Ding noch nie untergekommen.“ antwortete Snake.

Ray horchte auf und langsam konnte er wieder etwas sehen. Zwar sehr verschwommen, doch immerhin erkannte er etwas.

„Wir sehen uns das an.“ sagte Chris in das Mikro.

Prince nickte, stand auf und wollte Chris gerade folgen, als Ray sich ebenfalls erhob und sagte: „Ich komme mit.“

Chris und Prince musterten Ray kurz und schließlich stimmte Prince zu,

Die drei verließen die Krankensaal und ließen Red und Rabbit zurück.

„Du bist Pilot?“ fragte Rabbit und blickte in die Richtung, in der Red saß.

„Ja.“ bestätigte Red knapp, da er nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert war.

Rabbit lächelte nur und fragte: „Wie lange bist du schon bei der Crew der Amaru?“

Red dachte kurz nach und antwortete dann: „Wie es aussieht, seit ein paar Stunden.“

„Oh.“, machte Rabbit, „Dann hast du meine Tochter noch nicht kennen gelernt.“
 

Ray, Prince und Chris gingen durch die leeren Korridore. Sie kamen nicht sehr schnell voran, weil Ray noch nicht sehr viel sah.

Sie bogen gerade um eine Ecke, da fiel Chris wieder etwas ein.

„Ach, übrigens.“, sagte er zu Ray, „Deine Tochter ist jetzt mit einem Zerg zusammen.“

Ray starrte Chris mehr als nur entsetzt an und dieser musste dagegen ankämpfen einfach loszulachen.

„Bitte was?!“ brüllte er aufgebracht.

„Sie ist mit Zyress zusammen.“ sagte Prince in einem beruhigenden Tonfall.

„Chris, verarsch mich nicht! Ich bin dir ohnehin noch was schuldig.“ zischte Ray.

Prince jedoch sagte ihm: „Er hat dich nicht verarscht. Es stimmt.“

„Aber du hast gerade selbst gesagt…“ stammelte Ray.

„Zyress wurde in einer Schlacht schwer verletzt und nur eine Mutation konnte ihm das Leben retten. Er hat sich darauf eingelassen und man kann ich jetzt mit Kerrigan vergleichen.“ erklärte Prince.

„Hat er eigentlich Raynors Tod noch mitbekommen?“ erkundigte Chris bei Prince.

Dieser dachte kurz nach, doch Rays Frage sagte alles: „Raynor ist auch tot?“

„Ja.“, bestätigte Chris, „Raynor ist tot. dArkfighter ist tot. Pablo ist tot. Genauso wie Andy, Tray, Master, Junior und Sonny.“

„Die fünf Häftlinge.“ erkannte Ray niedergeschlagen. Doch es waren weniger die Tode der fünf Häftlinge, sondern das Schicksal der anderen, dass ihn so fertig machte.

„Tank, Sara, Denise und Kathlin sind ebenfalls tot.“ fiel Prince ein.

„Stimmt.“ sagte Chris und sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Trauer aber auch Erleichterung.

„Lebt eigentlich noch irgendjemand?“ erkundigte sich Ray.

„Ähm…ja. Ich, Prince, Capone, Odin, Raven, Zyress, Kerrigan, du, Rabbit, Cash und Keith.“ zählte Chris auf, welche ihm auf die schnelle einfielen.

„Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“ fragte Ray.

„Keith ist jetzt der Captain.“ antwortete Prince.

„Und was ist er dann?“ wollte Ray wissen und zeigte dabei mit dem Daumen auf Chris.

„Das Kanonenfutter.“ murmelte dieser und blieb stehen.

Auch Prince blieb stehen und Ray wäre noch weitergegangen, hätte Prince ihn nicht an der Schulter gepackt und festgehalten.

Chris schüttelte grinsend den Kopf und gab die Koordinaten für den Hangar B in die Konsole neben der Warpschleuse ein.

Der Bogen füllte sich und die drei traten hinein um im Hangar wieder herauszukommen.

Ray gewann immer mehr sein Augenlicht zurück und die drei gingen zu Lex, Snake und Sammy hinüber, die vor ein paar neu entdeckten Jägern standen.

Snake hatte Recht mit dem, was er über Funk gesagt hatte. Diese Jäger waren auch Prince und Chris unbekannt. Ray brauchten sie gar nicht fragen, da dieser ohnehin nur vage Umrisse wahrnehmen konnte.

Der Jägertyp wies ein seltsames Merkmal auf. Die beiden Flügel waren im vorderen Bereich des Schiffes angebracht und noch dazu nach vorne gebogen. Allgemein schien das Schiff nach hinten hin immer dünner zu werden.

„Das Ding sieht komisch aus.“ meinte Chris, dem sein Raumjäger um Welten lieber war, als dieser neuartige Jäger, denn er da vor sich sah.

„Das Ding wird Phönix genannt und ist den Scouts technisch überlegen.“ teilte ihm Lex mit, die inzwischen schon ihren PDA mit einer Steuerungskonsole im Hangar verbunden hatte und die Daten zum Fund durchging.

„Eigentlich ist ein Scout einem Raumjäger auch überlegen und dennoch kommt es schlussendlich immer noch auf das Können der Piloten an.“ meinte Chris.

Lex biss sich nachdenklich auf die Unterlippe und nickte.

„Schickt eine Nachricht an Zeratul, dass wir einen Schlachtträger und neuartige Jäger entdeckt haben!“ befahl Chris.

„Ai.“ kam Capones Stimme über Funk und er machte sich daran die Nachricht an Zeratul zu senden.

„Teufel, ein Lichtblick.“ meinte Chris und er schaffte ein schwaches Lächeln.
 

Einige Stunden später die California nun schon beinahe einen halben Tag im System und wartete auf das Eintreffen von der Amaru. Zeratul hatte Keith nämlich gebeten mit der Amaru zur Position der California zu fliegen und dann dort auf Fenix zu warten. Dieser würde mit einer kleinen Flotte erscheinen um alle möglichen Daten aus der California zu bekommen und möglicherweise auch um das Schiff zu sichern. Chris war sich dessen bewusst, während er etwas dösig im Kommandostuhl saß und die die Monitore gelangweilt anblickte. Eigentlich wollte er sich das Schiff ja auch behalten, aber für das Kommando über so ein Schiff, fühlte er sich schon etwas zu alt. Dennoch würde er mit Fenix darüber reden, denn mit Zeratul konnte Chris einfach nicht so gut reden, wie mit Fenix.

Aus ein paar Lautsprechern drangen die Stimmen der geretteten Marines, die nun entweder durch das Schiff strichen um womöglich weitere Entdeckungen anzustellen, oder sich in einem Gemeinschaftsraum mit Red, Lex, Kain, Ray, Rabbit und Rockwood unterhielten. Chris hatte Kain schon alles gesagt. Alles was er wusste, und was erwähnenswert schien. Nun war Kain dabei etwas über die geretteten Marines, Ray, Rabbit und auch über die Lex und Red zu erfahren. Viel kam dabei nicht raus. Lex und Red hatten ihre Geschichten schnell erzählt und abgesehen von Sergeant Miguel Diaz und T-Bone waren alle einfache Leute gewesen, die einfach nur versucht hatte ihr Überleben mit einer Waffe zu sichern. T-Bones Geschichte war dafür schon interessanter, besonders weil sie kurz war. Er hatte Kain nur sehr wenig erzählt und alles schien sich in einem Zeitraum von zwei Jahren abgespielt zu haben. Nun, vielleicht hätte T-Bone davor nichts erlebt, was es wert gewesen wäre zu erzählen, doch Kain war schon lange genug Reporter um zu erkennen, wenn sich hinter Schweigen eine große Geschichte versteckt.

Und Kain vermutete eine dunkle Vergangenheit.

Miguel dagegen schien wie ein vorbildlicher Soldat. Er ging zur Armee, brachte es schnell zum Sergeant und schien nie einen Fehler oder sonst etwas gemacht zu haben, was er im Nachhinein bereuen würde. Kain nickte bei den Erzählungen der beiden und machte sich Notizen, während Rockwood neben ihm saß, Musik hörte und dabei an die Decke starrte. Von Zeit zu Zeit murmelte er immer wieder die fünf Vokale. „AEIOU.“

Anfangs hatte es Kain noch gewundert, doch nach ein paar Minuten hielt er es für Rockwoods Art, die Zeit tot zu schlagen und Stress zu verdauen.

Damit hatte er sicherlich recht, denn Rockwood sagte diesen Slogan, was es für ihn war, immer, um sich zu erinnern, warum er Soldat geworden ist.

Als Kain damit fertig war, die Marines zu befragen, wandte er sich an Rabbit und Ray, welche beide inzwischen wieder ganz normal sehen konnten, und begann sie auszufragen.

Auch bei Ray hatte er das Gefühl, dass er ihm viel verschwieg, doch dafür machte er sich von dem, was ihm Ray erzählte, brauchbare Notizen. Rabbit hingegen schien in ihrem Element zu sein und erzählte Kain davon, dass sie einst auf Terra gelebt hatte und dort Hacker war. Sie erzählte Kain auch, dass sie als junge Frau jemanden begegnet war, den sie geliebt hatte, zumindest sei sie sich dabei sicher gewesen. Doch schon nach ein paar Wochen hatte er wieder ihr Leben verlassen.

Auf die Frage, ob sie noch etwas von ihm habe, hatte sie gelacht, genickt und geantwortete: „Ja, eine Tochter.“

Auch Ray grinste, legte seine Arme um Rabbits Hüfte und Kain verstand, dass es Ray gewesen war, von dem sie geredet hat.
 

Chris saß in seinem Kommandostuhl und langweilte sich.

Sein Kopf sank immer tiefer und seine Augenlieder fielen ihm fast zu. Plötzlich riss er seinen Kopf wieder hoch, gähnte und meinte dann: „Mir ist langweilig.“

Capone grinste über Chris’ Kommentar und murmelte: „Und wenn wir kämpfen, fühlst du dich gestresst.“

Eigentlich hatte Capone ja gehofft, dass Chris diese Erwiderung nicht gehört hätte, doch Chris’ Blick verriet, dass er es gehört hatte.

„Hol dich doch ne Pulle Rum aus der Reaper.“ meinte Odin, der ebenfalls kurz vorm Einschlafen war und mehr auf seinem Sitzplatz lag, als saß.

Chris schien kurz zu überlegen, erhob sich von seinem Platz, streckte sich und meinte, beim Hinausgehen: „Gute Idee.“
 

Als er die Kommandobrücke verlassen hatte, holte er seinen PDA aus der Tasche, zog Kopfhörer hervor und begann Musik zu hören, während er gemütlich durch das Schiff ging um sich den Rum zu holen. Er ging zur Warpschleuse und wollte gerade die Koordinaten für den Hangar eingeben, als er sich anders überlegte und beschloss, den Weg einmal auszugehen.

„Wird schon nicht so weit sein.“ dachte er sich und kratzte sich am Hals, weil tief im Inneren schon wusste, dass es weit war.

Dabei fiel ihm die Kleinigkeit auf, dass ihm sein Kehlkopfmikrophon fehlte.

Dennoch ging er weiter, mit dem Gedanken, dass ohnehin viele Warpschleusen den Weg säumten.
 

Als Chris endlich die Reaper erreichte, verfluchte er die Entscheidung, nicht die Warpschleuse genommen zu haben. Der Weg hatte ihn knapp eine Stunde gekostet und hätte er nicht seine Musik gehabt, wäre er dabei wahrscheinlich vor Langeweile gestorben.

Er betrat die Reaper und machte sich gleich daran die Vorratskammer zu suchen.

Es dauerte zwar etwas, aber er fand die Kammer und wählte gemütlich eine Flasche aus, welche er sich mitnehmen wollte.

Seine Wahl fiel auf eine Flasche Rum, welche er an sich nahm und dann wieder die Reaper verließ.

Während er zur Warpschleuse ging, drehte er sich um und starrte in die Sterne hinaus, während er rückwärts weiter ging.

Manchmal konnten die Endlosigkeit des Universums Angst erzeugen. Angst vor dem unbekannten. Angst vor dem, was dort draußen noch lauern könnte. Chris war sich bewusst, dass der bisher entdeckte Raum nur ein Bruchteil sein kann und daher war er der Ansicht, dass es womöglich noch weitere Rassen dort draußen geben musste. Andere könnte das beunruhigen, doch Chris nahm es gelassen hin. Wenn er in die Sterne blickte, dachte er nicht daran, wie viele Feinde sich noch dort draußen verstecken könnten, wie viele Gefahren noch lauern könnten. Nein, Chris dachte nur an eines, was dort zwischen den Sternen lag.

Freiheit. Die Freiheit Frieden und Ruhe zu genießen. Die Freiheit weder den Tod noch sonst jemanden zu fürchten.

Grinsend ging Chris noch immer rückwärts weiter. Er kannte die Position der Warpschleuse auswendig und wusste daher wo er hin gehen musste, ohne sich umzudrehen.

Die Freiheit war das einzige Abenteuer, das Chris noch fehlte. Ansonsten hatte er schon nahezu alles erlebt. Er ist Vater geworden, hat seine Freundin…Freundinnen verloren, war schon oft in den sicheren Tod gezogen und wieder lebend zurück gekehrt. Vieles davon hatte auch auf Jay zugetroffen, aber Jay hatte ein weiteres Abendteuer erlebt, welches Chris noch fehlte. Jay hatte schon den Tod erlebt. Chris noch nicht. Die Aussicht zu sterben wirkte nicht beängstigend, sondern beruhigend. Chris blinzelte kurz und verband seine Gedanken. Zwischen den Sternen lauert der Tod. Zwischen den Sternen wartet aber auch die Freiheit. Ein Lächeln breitete sich in Chris’ Gesicht aus und er verknüpfte die beiden Gedanken. Der Tod bedeutete Freiheit. Nicht der Tod als Reiter, sondern der Tod als Erlebnis versprach Freiheit von all den Sorgen und Problemen. Nein, der Tod löste keine Probleme, aber er verhinderte, dass man sich um weitere Probleme kümmern musste. Dann fiel Chris etwas ein. Er erinnert sich an etwas, das auf Lacrima Belli stand und den letzten Schliff von Sonny bekommen hatte. Die Freiheitsstatue, welche zuvor auf Terra in New York gestanden hatte. Sonny hatte das Gesicht mit einer Träne geziert und nun sagte jeder nur noch „sad statue of Liberty“ zu dem Monument.

Trauer für die Toten bedeutete, Trauer für die Freien.

Denn der Tod befreite die Seele.

Chris starrte mit glasigen Augen in die Sterne und seufzte: „Ich hoffe du genießt deine Freiheit, Jay. Und ich hoffe, das wir uns irgendwann wieder sehen.“

Dann wollte er sich umdrehen, doch dazu kam er nicht mehr.

Zwei lange Psi-Klauen sprengten seine Brust förmlich in eine Masse aus Blut, Fleisch und Knochen.

Dann, noch bevor der letzte Rest Leben aus Chris wich, sah er in den Augenwinkeln einige Bewegungen im Hangar.

Die Hybriden, welche damals die Protoss abschlachtet hatten, bevor diese Fliehen konnten, krochen nun aus ihren Verstecken um jene zu töten, welche den Schlachtträger aktiviert hatten.

Das Brummen des Warp-Antriebes hatte sie aus ihrem Schlaf gerissen und wieder an ihre Mission erinnert. Zu verhindern, dass dieses Schiff gegen die vier Reiter der Apokalypse eingesetzt werden konnte.

„Scheiße.“, dachte sich Chris noch entsetzt, als ihm der Tod in die Glieder fuhr, doch dann, mit dem letzten Herzschlag, änderten sich seine Gedanken und er mit letzter Kraft brachte er noch ein Wort heraus, „Freiheit.“

Und mit diesem Wort hatte er seine Leben ausgehaucht.
 

Capones Kopf schoss in die Höhe gerade in dem Moment, indem Chris sein Leben ließ.

Odin blickte fragend in Capones Richtung und erkundigte sich: „Ist was?“

Capone erwiderte unsicher: „Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, als würde irgendetwas nicht stimmen.“

Prince blickte Odin kurz an, dann sah er zu Capone und ihm fiel auf, dass er auch etwas fühlte. „Jetzt wo du es sagst.“ meinte Prince und auch Odin nickte.

Capone blickte sich kurz um, dachte dabei nach und kam zu dem Entschluss, dass es wahrscheinlich nur blinder Alarm war.

Er schüttelte den Kopf, wandte sich wieder der Konsole zu und überwachte die Energieversorgung der Photonen-Kanonen.

Prince blickte auf die Uhr und meinte dabei: „Chris ist schon einige Zeit weg.“

„Entweder er hat gerade meine Vorratskammer geplündert, oder er wollte den Weg mal zu Fuß gehen.“ vermutete Odin, wobei er mit der zweiten Möglichkeit Recht behielt.

Capone erhob sich von seinem Platz, ging zur Nav-Map hinüber, welches ein Hologramm vom bekannten Teil des Universums zeigte, und betrachtete das Hologramm. Es wirkte wie das Universum im Miniformat, da wirklich alles bekannte eingezeichnet war, solange man es optisch erkennen konnte. Capone musterte die kleinen Sterne und wie auch Chris kurz bevor er starb, versanken seine Gedanken in den Sternen.

Anhand der Gedanken erkannte man, dass Jay, Chris, Mike und Capone sehr gleich aufgewachsen sind. Jeder erkannte in den endlosen Weiten des Universums die gleichen Dinge. Freiheit und Tod. Und jeder erkannte, dass der Tod Freiheit bedeutete.

Shirin betrat die Kommandobrücke, erkannte, dass Capone gedanklich vollkommen abwesend war, und ließ sich auf einem der leeren Plätze nieder.

Sie blickte abwechselnd von Capone zu der, sich langsam um die eigene Achse drehende, Nav-Map und sie grinste über das Verhalten von Jays älterem Halbbruder. Brüder im Geiste haben sich die beiden in den guten alten Zeiten immer genannt. Damals als Jay noch gelebt hatte. Einige Zeit nach Jays Ableben fanden sie heraus, dass die beiden denselben Vater hatten. Und so wurden aus den beiden Brüdern im Geiste, Söhne desselben Vaters.

Es hörte sich zwar seltsam an, doch so beschrieben es manche Leute.

Capone und Jay waren beide Söhne des Piraten Alan Shezar, welcher Mengsk schon lange ein Dorn im Auge war und seine Söhne waren da auch nicht anders. Doch egal wie sehr Capone und Alan es auch versuchten, die beiden waren nie in der Lage sein, Mengsk auf diese Art und Weise in Schrecken und gleichzeitig auch in Weißglut zu versetzen, wie Jay es fertig brachte.

Etwas wunderte Shirin als sie über Alan, Jay und Capone nachdachte. Keiner der beiden Söhne hatte den Nachnamen des Vaters angenommen. Stattdessen hatten Jay und Capone den Familiennamen Smith behalten. Und auch Keith hatte nicht den Nachnamen ihres Großvaters angenommen.

Eine weitere Frage drängte sich in Shirins Denken: „Warum hatten Jay und Capone denselben Nachnamen? Hatten sie womöglich auch dieselbe Mutter?“

Eine kurze Überlegung ließ sie den Kopf schütteln. Soweit sie die Geschichten kannte, war Jay ohne Gedächtnis im Waisenhaus aufgewacht, indem zufällig auch Chris, Mike und Capone waren. Capone hatte damals angefangen auf Jay aufzupassen und daher hat dieser in ihm so etwas wie einen älteren Bruder gesehen. Darum, und nur darum, hatte Jay auch den Nachnamen von Capone angenommen, denn von diesem war der Nachname bekannt.

Nur, warum Jay, Jay hieß, war wieder eine Frage, die sich aufdrängte wenn man über die Vergangenheit des ehemaligen Captains nachdachte.

Schließlich existierten vor seinem Auftauchen im Waisenhaus keine Dokumente und den Namen…niemand wusste weshalb er diesen Namen angenommen hatte.

Dann riss etwas Shirin und auch Capone aus ihren Gedanken.

Ein Funkspruch von der Amaru kam herein.

„California, hier spricht die Amaru. Wir werden bald ihre Position erreichen.“ war Keith’ Stimme zu hören.

Capone wartete kurz, erblickte das zurückgelassene Kehlkopfmikrophone von Chris und antwortete daher selbst: „Hier California. Verstanden. Bis gleich.“

Ein erleichtertes Grinsen erhellte Capones Gesicht, während er sich mit den Händen an der Konsole vor sich abstützte. Das Eintreffen der Amaru versprach Sicherheit. Obwohl sie auf einem Schlachtträger waren, waren sie dennoch kein schweres Ziel. Ein frontaler Angriff wäre zwar fehlgeschlagen, doch man brauchte nur richtig anzugreifen, denn für eine richtige Verteidigung des Schiffes, wären viel mehr Personen nötig.

Auf einem der Monitore sah man gerade eine Truppe von fünf Marines, welche durch die Gänge der Amaru streiften und sich dabei über Sport unterhielten.

Capone fand es belustigend, wie die Soldaten Stress und Anspannung vermieden.

Dann verschwanden die Soldaten auch schon wieder aus dem Blickwinkel der Überwachungseinheit.
 

„Und ich sage dir, dass du dich irrst.“ sagte Sleege, der Snakes Meinung nicht teilte.

„Ach, lass ihn doch.“ meinte Duncan, welcher nicht dabei gewesen ist, als sie Rays Corsaren gefunden hatten. Duncan und Sleege waren beide am selben Tag eingerückt und kannten sich daher schon seit Jahren.

„Etwas mehr Ernst wäre angebracht.“ kam es von Doc,

Jazz, der von Miguel als Anführer dieser kleinen Fünfmanntruppe ernannt wurde, schüttelte den Kopf über die Unterhaltung und zischte: „Über Sport könnt ihr ein anderes Mal auch reden! Behaltet eure Gedanken lieber auf eure Umgebung gerichtet!“

Jazz führte ging an der Spitze der kleinen Truppe, während Sleege und Snake in der Mitte und Doc mit Duncan das Schlusslicht waren.

Eine kurze Zeit gingen die fünf schweigend weiter, dann durchbrach Sleege die Stille mit einer Frage.

„Was macht ihr, wenn der Krieg vorbei ist?“ fragte er die anderen.

Snake dachte kurz nach und zuckte dann mit den Schultern. „Ich werde wohl Pirat bleiben.“ meinte er schließlich noch.

„Ich werde mir irgendwo eine Farm aufbauen und mich dann dort zur Ruhe setzen.“ meinte Duncan, der hoch gewachsen und stark gebaut war.

Snake stellte ihn sich als Farmer vor und musste unweigerlich grinsen.

Doc hingegen hatte schone eine klare und auch vorstellbare Idee von dem, was er nach dem Krieg tun wollte: „Ich werde mich wieder an meine alte Arbeit machen und mich wieder der Geologie verschreiben.“

Jazz grinste, denn das wirkte nicht sehr unglaubwürdig.

„Ich will mir einen Transporter zulegen und ins Frachtgeschäft einsteigen.“ meinte Sleege grinsend.

„Hey, denn werden wir uns sicher mal wiedersehen.“ sagte Snake lachend.

Auch Jazz lachte über diesen Gedanken.

„Und was ist mir dir, Jazz?“, fragte Duncan aus der letzten Reihe, „Was machst du, wenn das hier vorbei ist?“

Zwei schnelle Gestallten schossen von oben herab, stießen hellblau leuchtende Psi-Klingen durch die Körper von Duncan sowie Doc und zogen die beiden mit sich hinauf. Die beiden waren so schnell, leise und präzise getötet worden, dass sie keinen Laut mehr ausstoßen konnten und daher die drei anderen Terraner nichts mitbekommen hatten.

„Keine Ahnung. Ich wird wahrscheinlich bei der Armee bleiben.“ antwortete Jazz, während wieder zwei Hybriden blitzschnell von oben herunterkamen, sich Snake und Sleege schnappten und wieder nach oben verschwanden.

Als die Hybriden die beiden in die Lüftungsschächte an der Decke hinaufzogen, schlug Snakes gepanzerter Fuß kurz gegen das Metall.

Jazz hörte das Geräusch, blieb stehen, hob die Hand und formte eine Faust.

„Habt ihr das auch gehört, Jungs?“ fragte er leise flüsternd.

Der Körper eines Hybriden landete lautlos auf dem Gang hinter Jazz und die Kreuzung aus Zerg- und Protoss-DNS glitt geräuschlos auf Jazz zu.

Jazz, der keine Antwort bekommen hatte, fragte leise: „Jungs?“

Dann drehte er sich langsam um, starrte in die leuchtenden Augen des Hybriden und als dieser auf ihn zustieß, schrie Jazz noch aus Leibeskräften auf.
 

Aus dem Funk kam Jazz’ Schrei und er endete abrupt.

Capone zuckte auf seinem Sitzplatz zusammen und er sagte in das Headset: „Aufklärungstrupp Alpha, bitte melden!“

Keine Antwort kam

„Aufklärungstrupp Alpha, bitte melden!“ wiederholte Capone.

„Das kannst du dir sparen.“ murmelte Odin, der auf einen der Monitore starrte, auf dem kurz zuvor die fünf Marines zu sehen waren.

Nun kamen aus der Richtung, in welche die Marines gegangen waren, Hybriden den Gang entlang geschlängelt.

„Holy shit!“ entfuhr es Prince.

Dann tauchte direkt vor der Kamera das Gesicht eines Hybriden auf, welches direkt in die Kamera starrte. Die Augen leuchteten auf und im nächsten Moment war das Bild verschwunden und durch Flimmern ersetzt worden.

„Feindkontakt!“, brüllte Capone in sein Mikrophon, „Alle zu den Waffen! Wir haben Hybriden an Bord.“
 

Als Capones Warnung aus den Lautsprechern hallte, kam augenblicklich Leben in die Leute im Aufenthaltsraum.

Ray griff nach seiner Gunblade, doch dabei stellte er fest, dass er diese nicht umgeschnallt hatte.

„Verdammt, wo sind meine Waffen?“ fragte er Kain.

Kain musste erst nachdenken, dann antwortete: „Eure Waffen sind noch im Corsar.“

„Warum das?“ fragte Ray und sprang auf.

Rabbit tat es ihm gleich und Kain, der nicht unbedingt zurückbleiben wollte, folgte den beiden, welche auf die Tür zu liefen.

Die anderen dachten, dass die drei einen weiteren Befehl, oder Tipp bekommen hatten, sprangen ebenfalls auf und folgten ihnen.

„Wir fühlten uns hier sicher.“ rief Kain als Antwort auf Rays Frage.

Ray trat in den Korridor hinaus, erblickte die nächste Warpschleuse und lief darauf zu. Schlitternd bremste er davor ab und gab die Koordinaten für Hangar a ein.

Als sich der Bogen mit der Warp-Masse füllte, zögerte er nicht, sondern sprang gleich hinein.
 

„Verdammt, was haben die vor?“ fragte Odin, der auf einem der Monitore sah, wie Ray in die Warp-Schleuse sprang.

„Sie wollen in den Hangar.“ erkannte Prince.

Ein kratzendes Geräusch erklang über den Köpfen der vier Terraner auf der Kommandobrücke und ein ungutes Gefühl beschlich sie.

„Sie sind bereits über uns.“ flüsterte Shirin.

Capone nickte und schritt langsam zur Tür hinüber, dabei flüsterte er in das Mikrophon: „An alle, wir sammeln uns bei der Reaper!“

Gerade als Capone die Tür öffnen wollte, tauchte auf der System-Karte etwas auf.

Prince bemerkte es auch, blickte es an und sagte erleichtert: „Die Amaru ist hier!“

Im gleichen Augenblick wurde direkt über ihm eine Abdeckplatte auseinandergerissen und ein Hybrid schwang sich in den Raum.

Er wollte sich gerade auf Prince stürzen, als ein Schuss donnerte und der Kopf des Hybriden explodierte.

Prince drehte sich um, sah Capone mit gezogener Pistole an der Tür stehen, und er hauchte: „Danke, Kumpel.“

Capone nickte, öffnete die Tür und zischte: „Kein Problem.“

Dann rannte er zur Warp-Schleuse und gab ebenfalls die Koordinaten für Hangar a ein.

Weitere Hybriden krochen aus dem Loch in der Decke und Prince begann mit seinen MP’s auf die Hybriden zu schießen. Die Aliens zuckten unter den Treffern zusammen. Shirin, Odin und Prince zogen sich feuernd aus der Kommandobrücke zurück und gingen zu Capone hinüber, der schon am Fluchen war, weil eine Fehlermeldung an einem kleinen Monitor an der Konsole angebracht war, auf dem stand, dass der Hangar nicht angewählt werden konnte, weil dieser gerade benützt wurde.

Ein weiterer Funkspruch kam herein: „Hier ist Aufklärungstrupp Delta! Wir werden hier gerade aufgerieben!“ Im Hintergrund war Gewehrfeuer zu hören und auch ein verzweifelter Schrei.

„Zurückziehen zum Hangar!“ befahl Capone, der es schließlich aufgab und anfing zu laufen.

Etwas überrascht, folgten ihm Shirin, Prince und Odin, wobei sie immer wieder über die Schulter blickten um sicher zu gehen, ob sie verfolgt wurden.

„Sir, wir sind nicht in der Lage diesen Befehl auszuführen.“ erwiderte der Anführer vom Aufklärungstrupp Delta.

Die Schüsse waren nun auch schon so zu hören und Capone wusste, dass Trupp Delta nicht weit weg sein konnte.

„Delta, sagen sie uns ihre Position!“ bat Capone, während er im Lauf seine beiden Pistolen zog.

„Sir, wir sind-Aahhhhhhh!!“ der Funkspruch endete in einem plötzlich endenden Schrei.

„Verdammt.“ zischte Capone, bog um die nächste Ecke und sah in einigen Metern Entfernung, wie die Hybriden ihre Klauen aus den toten Marines zogen, welche zuvor noch Trupp Delta waren.

Capone hob seine Waffen an und feuerte, während er lief, auf die Hybriden. Diese zuckten unter den Treffern zusammen und ganze Fleischfetzen wurden ihnen aus den Körpern gerissen.

Die Distanz zu den Hybriden schrumpfte und als er nur noch ein paar Meter entfernt war, hatte Capone die erste Pistole leer geschossen.

Ohne nachzudenken, steckte er die Waffe weg und zog statt dessen seine Axt von der Schulter.

Als er am ersten Hybriden vorbeikam, ließ er sich fallen, sodass die leuchtende Klaue des Hybriden ihn verfehlte, rutschte über den Boden und ließ seine Axt durch den Rumpf eines weiteren Hybriden gleiten.

Prince, der nun freie Schussbahn hatte, nutzte seine Chance und eröffnete das Feuer.

Blut spritzte auf, als die unzähligen Spikes die Körper der Hybriden zerfetzten und diese umkippten.

Capone kam schnell wieder auf die Beine und die vier liefen weiter.
 

Als Ray im Hangar aus der Warp-Schleuse kam, rutschte er auf dem Blutverschmierten Boden aus.

Er konnte sich noch rechtzeitig festhalten, um nicht umzufallen, und als er sich umblickte, erkannte er, von wem das Blut stammte.

Knapp zwei Meter von der Warp-Schleuse entfernt lag Chris’ toter Körper, dessen Brust vollkommen zerfetzt war.

Ray kämpfte gegen den Brechreiz an, wandte seinen Blick ab und konzentrierte sich lieber auf sein Ziel. Mit dem Blick starr auf die Reaper gerichtete lief er weiter, während nun auch die anderen aus der Warp-Schleuse kamen.

Auch sie erstarrten kurz bei dem Blut und Chris’ Leiche, welche nicht weit von der Warp-Schleuse entfernt waren.

Als der letzte nun auch im Hangar war, schloss sich die Warp-Schleuse wieder und die Terraner folgten Ray zur Reaper.

Ed rannte so schnell er konnte. Sah in seinen Augenwinkeln Bewegungen, welche sich in der Ferne regten, und wusste daher, dass die Hybriden auch im Hangar waren. Dennoch riskierte er keinen Blick zur Seite, sondern starrte immer nur auf Rays Hinterkopf, dem er folgte.

Plötzlich kam etwas anderes auf sein Gesicht zu und kurz bevor es ihn berührte, riss er noch die Augen auf und wollte noch einen Schrei ausstoßen.

Die Psi-Klaue rammte sich in seinen Kopf und der Hybrid riss Ed einfach mit sich.

Lex schreckte zusammen, als Eds Kopf direkt neben ihr von der Hybridenklaue erfasst wurde, hechtete zu Boden und zog noch im Sprung ihre Pistole. Sie rutschte über den Boden, zielte auf den Hybriden und spaltete ihm mit drei Treffern den Kopf.

Eine Bewegung direkt über ihr ließ sie aufblicken und sie sah einen Hybriden auf sich zukommen. Der Hybrid hatte sich einfach von oben herunterfallen lassen und holte im Fall mit seinen Klauen aus.

Lex war nicht einmal mehr in der Lage die Waffen anzuheben, doch jemand anders sprang gegen den Hybriden und rettet ihr somit das Leben.

Lex rutschte auf allen vieren vor dem Knäuel weg, welches der Hybrid und ihr Retter bildeten, und erkannte dabei, dass es Red war, der sie gerettet hatte.

Der Hybrid stieß mit seiner Klaue zu, doch Red wich im letzten Augenblick noch aus.

Lex erkannte, dass sie nun eine freie Schussbahn auf den Hybriden hatte, hob ihren Arm mit der Pistole an und wollte gerade abdrücken, als ein weiterer Hybrid direkt vor ihr landete.

Panisch rutschte Lex rückwärts vor dem Hybriden davon, während sie auf ihn feuerte.

Aber die Kugeln prallten von der Chitinhaut des Hybriden ab und konnten ihn daher nicht aufhalten.

„Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ fluchte Lex laut, während sie ihre leer geschossene Pistole nach dem Hybriden schleuderte.

Der Hybrid holte mit seiner Klaue aus und Lex hielt sich die Hand schützend vor ihr Gesicht.

Sie hörte nahe Schritte, dann das Geräusch von Chitin, das auf Metall prallte und sie öffnete ihre Augen wieder.

Direkt vor ihr stand Rockwood, der mit einem von Chris’ Krummsäbeln die Klaue des Hybriden abgewehrt hatte, und nun mit dem zweiten Krummsäbel ausholte und ihn seitlich in den Kopf des Hybriden rammte.

Die Kreatur zuckte unter dem Schmerz zurück, hätte vermutlich vor Schmerzen gebrüllt, wenn es einen Mund gehabt hätte, doch es war noch nicht besiegt.

Rockwood zog den Krummsäbel wieder heraus, machte sich auf einen weiteren Angriff des Hybriden bereit, als Red, plötzlich über den Hybriden hinweg sprang. Im nächsten Augenblick wand sich der Hybrid abermals und stürzte dann tot um. In seinem Rücken waren zwei tiefe Wunden, welche ihm der andere Hybrid zugefügt hatte, als Red dessen Angriff ausgewichen war.

Red kam wieder auf die Beine, zog seine Pistole und schoss dem Hybriden in den Kopf, welcher sofort umgerissen wurde und nun ebenfalls tot da lag.

„Danke, Jungs.“ keuchte Lex, während um sie herum schon das Feuer von automatischen Waffen zu hören war, mit dem sich die Marines die Hybriden vom Leib hielten, „Vielen Dank.“

Dann wurde hinter ihr eine Bodenplatte hoch geschleudert, ein Hybrid hechtete daraus hervor, rammte seine beiden Klauen in Lex’ Schultern und zog sie mit sich wieder in das Loch hinab.

Ihr Kreischen war deutlich zu hören und veranlasste Red sich neben dem Loch auf den Boden fallen zu lassen um ihr vielleicht noch helfen zu können. Dass grauenerregendes Geräusch kam aus dem Loch und Lex’ Schrei endete schlagartig.

Red starrte vollkommen perplex in das dunkle Loch hinunter, dann schoss ihm die Visage eines Hybriden entgegen.

Doch ein Spikehagel empfing den Hybriden und sprengte seinen Kopf. Während der tote Körper wieder in die Dunkelheit zurücksank, blickte Red an seinem Retter hinauf und erkannte Sergeant Miguel Diaz, der neben ihm stand.

„Mistviecher.“ knurrte der Sarge, dann wandte er sich um und lief zu den Überresten seiner Jungs hinüber.

„T-Bone, kümmere dich um die beiden!“ befahl Miguel und zeigte auf Red, sowie Rockwood.

T-Bone nickte, lief zu den beiden hinüber und zerrte sie in Richtung Reaper.

In dieser war Ray gerade damit beschäftigt seine Gunblade und die Snipergun zu suchen.

„Verdammt, wo habe ich so nur hingelegt?“ fragte er sich, während er verschiedene Dinge beiseite warf.

Sammy stand inzwischen am Eingang der Reaper und gab den Marines Unterstützungsfeuer. Schuss um Schuss feuerte er ab und streckte damit Hybriden nieder. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, nichts, was ihn menschlich wirken ließ, während er immer wieder den Abzug betätigte.

Kain rannte an ihm vorbei und wunderte sich, ob Sammy überhaupt ein lebendes Wesen war, oder nur eine Maschine.

Red hatte inzwischen schon das Cockpit erreicht und machte sich daran die Maschinen hochzufahren.

Ein Warnlicht leuchtete auf, welches verriet, dass die Waffensysteme nicht einsatzfähig waren.

Einen Fluch ausstoßen legte Red weitere Schalter um, damit ein Systemcheck anlaufen konnte, welcher ihm verraten würde, was nicht stimmte.

Die Warp-Schleuse aktivierte sich wieder und Shirin, Capone, Prince und Odin kamen heraus.

Als der letzte von ihnen durch war, drehte sich Prince um und feuerte mit zwei seiner Waffen in die blaue Masse hinein. Gleichzeitig machte sich Odin daran die Warp-Schleuse wieder zu deaktivieren.

„Und weg!“ rief Odin kurz bevor er die letzte Taste drückte.

Prince stellte das Feuer ein, Odin drückte die Taste und die Warpmasse verschwand.

Die beiden drehten sich um und sahen nun erst, was sich im Hangar abspielte.

„Red, bring alle hier raus!“ befahl Odin, während sie mitbekamen, wie die Hydralisken die wenigen Marines überrannten, die noch übrig gewesen waren.

Drei fielen über Miguel her und dieser wehrte sich noch verbissen, bis sie ihm den Arm abrissen und ihre Klauen in die Brust rammten.

„Beeilt euch!“ drängte Red, der den Antrieb der Reaper schon aktiviert hatte und nur noch auf die vier wartete. Ein kurzes Aufblitzen der Schilde und auch diese fielen aus. Gleichzeitig war der Systemcheck abgeschlossen worden und Red erkannte das Problem. Der Phylonenkristall hatte nur noch sehr wenig Energie übrig. Und das bisschen was noch vorhanden war, wurde jetzt für den Antrieb, die Lebenserhaltung und die künstliche Schwerkraft verwendet.

Die Hybriden stürmten auf die Reaper zu und Odin schüttelte den Kopf.

„Wir sorgen dafür, dass ihr noch abhauen könnt. Also verschwindet.“ erwiderte Odin und hob seine Pistolen an.

„Aber, Sir…“ fing Red mit einer Erwiderung an.

„Verschwindet!“ brüllte Odin, während er das Feuer auf die Hybriden eröffnete und sie somit auf die vier Terraner aufmerksam machte.

„Okay.“ meinte Red verbittert und die Reaper begann höher zu steigen.

Ray hatte inzwischen seine Gunblade gefunden, sie genommen und drehte sich um. Durch das Loch im Hangarboden sah er, wie die Reaper langsam abflog und er konnte die vier Terraner sehen, welche ihnen die Flucht ermöglichten.

Er rannte auf das Loch zu und hatte vor hinunterzuspringen um den vieren zu helfen.

Capone sah im Augenwinkel die Bewegung, blickte zur Reaper und sah Ray, der auf das Loch zulief.

„Nein, Kumpel. Das ist unser Kampf!“ zischte Capone, richtete kurz seine Pistole in Rays Richtung und drückte ab.

Das Projektil traf wieder einmal Rays rechte Schulter, riss ihn herum und er landete hart, mit dem Gesicht voran, auf dem Boden im Hangar der Reaper.

„Verdammt!“ brüllte er vor Schmerzen auf, während sich Rabbit neben ihm auf die Knie fallen ließ und ihn besorgt anblickte.

Prince hatte mitbekommen, was Capone gemacht hatte und fragte: „Was sollte das gerade?“

„Eigentlich wollte ich ihn ja erschießen, damit er einmal aufhört, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen.“, antwortete Capone und man sah ihm an, dass er das wirklich vor gehabt hätte, „Außerdem schuldet er meinem kleinen Bruder noch Geld.“

Ein Lachen kam von Shirin und sie rief: „Leider hast du ihn nicht tödlich getroffen.“

„Man kann auch nicht alles haben.“ meinte Capone verbissen grinsend, während die Reaper den Hangar verließ und auf die Amaru zuflog, welche inzwischen die California erreicht hatte.

„Amaru, hier spricht die Reaper. Wir wurden auf der California von Hybriden angegriffen.“ funkte Red an die Amaru.

„Verstanden. Ich werde es umgehend den Jungs im Transporter sagen.“ erwiderte der weibliche Funkoffizier der Amaru.

Gerade als die Reaper zwischen den Blütenblätter hervor kam, kam ihr ein Transporter entgegen.

„Sind noch irgendwelche von uns an Bord?“ fragte der Funkoffizier.

„Ja. Capone, Odin, Prince und Shirin sind zurückgeblieben.“ antwortete Red befließen, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Der Funkoffizier leitete diese Information an den Transporter weiter und in dessen Transportkabine rief Johnny dann gleich: „Das muss schneller gehen! Verflucht noch mal!“
 

Im Hangar kämpften die vier Terraner inzwischen schon verbissen mit den Hybriden, welche scheinbar einfach nicht weniger wurden.

Sie bekamen nicht mit, wie sich der Transporter dem Hangar näherte, sonder existierten nur für jeden Moment. Es wurde keine Sekunde vorausgedacht, sondern einfach nur so reagiert, wie es die Situation erforderte. Capones Pistolen waren inzwischen schon leer geschossen und er wehrte sich nun nur noch mit seiner gewaltigen Axt.

Odin hatte zwar nur seine Pistole, doch mit dieser verteilte er gut platzierte Treffer. Mit jedem Schuss spaltete er einem weiteren Hybriden den Schädel.

„Odin, Vorsicht!“ brüllte Prince, der einen Hybriden erblickte, der sich Odin von hinten näherte.

Odin wandte sich sofort um, zielte mit seiner Pistole direkt auf en Kopf des Hybriden und drückte ab. Doch abgesehen von einem Klick passierte nichts.

Abermals betätigte Odin den Abzug, doch das Magazin war leer geschossen.

„Verdammt!“ murmelte Odin, während er Hybrid mit der Klaue ausholte und zustoßen wollte.

Eine kurze Feuersalve erklang und dem Hybriden wurde die Klaue abgetrennt.

Ein weiterer Feuerstoß und der Kopf des Aliens explodierte.

Odin machte sich daran ein frisches Magazin in seine Pistole zu schieben, als Prince aufschrie.

Augenblicklich wirbelte Odin herum und sah einen Hybriden, der von oben herabhing und seine Klauen in Prince’ Brustkorb gebohrt hatte.

Ein Pfeil sauste durch die Luft und blieb dem Hybriden im Kopf stecken. Er fiel von oben herunter und riss Prince mit sich um.

Dieser zuckte noch einmal kurz, dann war auch er tot.

„Verdammt!“ brüllte Odin auf, während neben ihm eine der Bodenplatten explodierte und ein Hybrid auf ihn zuschoss.

Ein weiterer Hybrid kam von oben herab und beide rammten ihre Klauen in Odins Körper. Noch bevor jemand darauf reagieren können hätte, hatten beide Hybriden angezogen und seinen Körper in der Mitte auseinandergerissen.

Der Transporter durchdrang das Kraftfeld und Cash, der den Transporter flog, sah, was sich im Hangar abspielte. Er erblickte die ganzen Hybridenkadaver, sah die toten Terraner, die beiden noch lebenden Menschen, die nun von den Hybriden bedrängt waren und er sah seinen Vater, der nicht weit von den Kämpfenden entfernt in seinem eigenen Blut lag.

Cash riss das Steuer herum und ließ den Transporter unsanft landen.

Die Erschütterung des landenden Transporters ließ Capone herumfahren und er erblickte das Schiff, welches ihnen zur Rettung eilte.

Ein kurzes Grinsen erhellte sein Gesicht, dann wurde ihm diese Unachtsamkeit zum Verhängnis. Drei Hybriden stürzten sich gleichzeitig auf ihn und begruben ihn unter ihren hackenden Angriffen mit den Psi-Klauen.

Mit letzter Kraft konzentrierte Capone seine Gedanken und schaffte es damit einem der drei Hybriden den Schädel in die Luft zu jagen.

Shirin waren inzwischen die Pfeile ausgegangen und sie kämpfte nun mit ihren beiden Großschwertern weiter.

Die Einstiegsrampe des Transporters ging auf und Johnny stürmte allen voran aus dem Schiff.

Er erblickte Shirin, sowie unzählige Hybriden, die sich nun auf sie stürzten und rannte auf sie zu. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie viel Shirin ihm wirklich bedeutete und er wollte sie nicht verlieren.

Shirin rammte ihre Großschwerter in den Rumpf eines etwas größeren Hybriden und stellte dann fest, dass sie die Schwerter nicht mehr herausziehen konnte.

Dem Hybrid schien das weniger auszumachen und er näherte sich mit seinem mundlosen Gesicht dem ihren.

Shirin schluckte und wusste, dass es aus war. In ihren Augenwinkeln sah sie nur weitere Hybriden, welche sie und den größeren Hybrid umdrängten und sie somit aus dem Schussfeld der neu eingetroffenen Marines hielten.

„Shirin!“ hörte sie jemanden ihren Namen schreien.

Sie hatte das Gefühl, als würde alles in Zeitlupe ablaufen, während sie ihren Kopf drehte um nachzusehen, wer nach ihr geschrien hatte.

„Shirin!“ wiederholte die Person und für einen kurzen Moment sah Shirin, wer es rief.

Sie sah Johnny, der unaufhörlich feuernd auf sie zu rannte und die Körper der Hybriden explodierten, wo die Spikes sie trafen.

Doch für Shirin war es zu spät, der Hybrid, in dem ihre Schwerter steckten, stieß mit seinen Klauen zu und rammte ein davon in ihren Kopf, während er die zweite Klaue in ihr Herz stieß.

„Shirin!“ hörte sie Johnnys Stimme abermals schreien, dann war es aus.
 

Der Hybrid schleuderte ihren Körper beiseite und konzentrierte sich nun auf die Neuankömmlinge.

Johnny sah Shirins Körper durch die Luft fliegen, sah ihn landen und leblos auf dem Boden liegen.

Er wurde langsamer, blieb stehen und starrte entsetzt auf Shirins toten Körper, während um ihn herum die Spikes vorbeizogen und die Hybriden niederstreckten.

Die anderen Marines hatten ihre Waffen angelegt und streckten damit die Hybriden ohne Erbarmen nieder.

Der große Hybrid, der schon Shirins Schwerter im Rumpf stecken hatte, schlängelte auf Johnny zu, wobei die Spikes einfach von seinem Körper abprallten.

Er hatte Johnny fast erreicht, holte gerade mit den Klauen aus, als dieser wieder anfing sich zu bewegen. Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Waffe angehoben, direkt auf das Gesicht des Hybriden gerichtete und den Shotgun-Modus aktiviert.

Johnny drückte mit wutverzerrtem Gesicht ab und der Kopf des Hybriden explodierte in einer Wolke aus Fleisch und Blut.

Kurz stand sein Körper noch aufrecht da, dann sackte er zusammen und Johnny ließ seine Waffe wieder sinken. Die letzten Schüsse erklangen um Hybriden den Rest zu geben, welche noch mit letzter Kraft versuchten abzuhauen.

Dann war der Kampf auch schon vorbei.

Die Marines verteilten sich im Hangar und überprüften, ob es irgendwelche Überlebenden gab.

Hybriden, die noch zuckten wurden hingerichtet, doch überlebende Menschen fanden sich keine.

Cash war inzwischen zur Leiche seines Vater hinübergelaufen und hatte sich neben ihm auf die Knie fallen lassen. Die Trauer war ihm anzusehen, doch er erkannte etwas, dass ihn irritierte.

Während Johnny langsam zu Shirins toten Körper hinüberging und neben dieser auf die Knie ging, starrte Cash vollkommen verwirrt auf das Gesicht seines Vaters hinab.

Ein Lächeln war in diesem Gesicht zu sehen. Das Lächeln, mit dem Chris seine Freiheit empfangen hatte.

dead legion

1 comeback 7 dead legion
 

Lord, give me back my legions!
 

Chris richtete schlagartig auf und atmete schwer, während er sich umblickte.

Soweit er sehen konnte, war alles voller Sand, Sand und noch mehr Sand.

Als er sich etwas beruhigt hatte, stand Chris auf, klopfte sich den Sand von der Hose und blickte sich abermals um.

„Verdammt, wo bin ich hier gelandet?“ fragte er sich leise und ständig wieder umblickend.

Etwas glitt neben ihm durch den Sand als würde es durch Wasser gleiten und Chris, der von seiner alten Heimat Korhal Sandwürmer gewöhnt war, die eine Größe erreichen konnten, dass sie sogar Fahrzeugen gefährlich werden konnten, wich vorsorglich vor dem Sand zurück, der durchwühlt wurde.

Gleichzeitig glitt seine Hand dorthin, wo er normalerweise seine Pistolen hatte, doch er stellte fest, dass diese nicht an ihren Plätzen waren.

Eine Fluch denken, folgten seinen Augen der Bewegung im Sand. Obwohl er sich mit einem Sandwurm konfrontiert sah, der ihn am Stück hätte verschlingen können, und auch die Tatsache, dass er unbewaffnet war, ließen Chris kalt. Stattdessen schenkte er der Gefahr nur ein herausforderndes Lächeln.

„Komm doch her, wenn du dich traust!“ zischte er dem Sandwurm zu, welcher ihn umkreiste und nur auf den richtigen Moment für den Angriff wartete.

Der Sand vor ihm explodierte förmlich, als der Sandwurm auf ihn zuschoss und Chris sah nur noch ein, mit etlichen, langen, rasiermesserscharfen Zähnen besetztes, Maul auf sich zukommen.

Wieder entrang ihm das nur ein Lächeln und er wich dem Angriff des Wurmes in letzter Sekunde aus. Dieser verfehlte ihn und tauchte wieder in den Sand ein, als würde es sich dabei um Wasser handeln.

Chris sah an den Bewegungen des Sandes, wo der Wurm war und murmelte herausfordernd: „Komm schon!“

Die Bewegung machte eine Kehrtwende und kam nun wieder direkt auf Chris zu.

Wieder schoss der Wurm aus dem Sand und flog mit weit aufgerissenem Maul auf Chris zu.

Ein Schuss hallte durch die Wüste und der vordere Teil des Wurmes wurde von einer Ladung Schrot zerfetzt.

Das Wurm landete vor Chris’ Füßen und das Blut färbte den Sand rötlich. Chris blickte zuerst auf den toten Wurm vor sich, dann drehte er langsam seinen Kopf in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war.

Die Sonne ging gerade am Horizont unter und das einzige, was Chris von seinem Retter sah, war ein langer Schatten im Wüstensand, da die Person selbst direkt vor der Sonne stand.

Chris kniff die Augen zusammen und fragte einfach: „Freund, oder Feind?“

Die Sonne sank immer tiefer und die Person blieb ihm vorerst eine Antwort schuldig.

Langsam wuchsen auch die Schatten, welche die Dünen warfen gut erkennbar an und schließlich bekam Chris doch noch eine Antwort.

„Kommt auf deine Loyalität an.“ sagte die Gestallt, deren Stimme Chris sofort bekannt vorkam.

Chris wusste dennoch nicht, wer er da vor sich hatte und dachte über die Antwort des Fremden nach.

„Wo meine Loyalität liegt.“ murmelte Chris schließlich, kratzte sich am Kinn und ließ den Blick in die Ferne gleiten.

Die Person nickte, doch aufgrund der blendenden Sonne hinter ihm, bekam Chris das gar nicht mit.

„Keine Ahnung.“, meinte Chris schließlich, dann vermutete er, „Bei mir selbst?“

Die Sonne war nun schon zur Hälfte untergegangen und die ersten Sterne leuchteten am Firmament auf. Langsam wurde erkennbar, dass die Nacht sternenklar sein würde und vom Licht des Vollmondes wahrscheinlich erhellt bleiben würde.

„Wer bist du überhaupt?“ erkundigte sich Chris, dem die Stimme verdammt bekannt vorkam, er sie jedoch nicht richtig zuordnen konnte.

„Schulde ich dem vielleicht noch Geld?“ fragte er sich auf eine Antwort wartend.

„Ich?“, erwiderte die Person, „Ich bin niemand. Ich bin einfach nur ein weiterer Soldat, der sein Leben verloren hat, weil er leben wollte.“

„Ah.“, machte Chris, „Du willst es mir nicht gleich sagen. Dann gib mir wenigstens einen Tipp!“

Die Gestallt grinste, aber auch das konnte Chris noch nicht sehen. Ein paar weitere Sekunden musste er noch warten, bis er das Gesicht endlich ungeblendet sehen konnte.

„Zum Beispiel?“ fragte die Person und Chris vermutete, dass die Person grinste.

„Irgendetwas. Zum Beispiel was dir auf Anhieb zum Thema Leben einfällt.“ schlug Chris vor und hoffte endlich eine brauchbare Antwort zu bekommen.

„Ruhm.“ antwortete die Person ohne lange überlegen zu müssen.

„Ruhm?“ wiederholte Chris skeptisch.

„Something we all adore. Something we’ve dieing for. Nothing will pay. Stuck in this game. Searching for fortune in fame.“ sagte die Person und Chris erkannte nun endlich, wenn er da vor sich hatte.

„Tupac Shakur.“ hauchte Chris vollkommen gebannt und er schüttelte ungläubig den Kopf.

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont und nun sah er Tupacs Gesicht und er musste einsehen, dass er es war.

„Willkommen im Reich der Toten, Chris.“ sagte Tupac und hielt Chris die Hand hin.

„Im Reich der Toten?“ murmelte Chris, während er Pac kurz die Hand schüttelte und die Stirn runzelte.

Tupac nickte, drehte sich um und sagte, während er losging: „Komm mit! Ich erkläre dir alles auf dem Weg.“

Die beiden waren gerade mal ein paar Schritte gegangen, als ein Fluchen hinter ihnen sie aufhielt. Sie drehten sich um und nun lagen vier weitere Personen vorerst regungslos im Sand.

Chris kippte der Unterkiefer nach unten, während er die vier erkannte. Es handelte sich um Capone, Odin, Prince und Shirin.

Capone zuckte zusammen und saß mit einem Mal aufrecht im Sand, während er stoßweise atmete und seine Augen begannen umherzuwandern.

Chris wollte ihn gerade anreden, als Capones Augen sich auf etwas konzentrierten und sein Gesichtsausdruck Überraschung zeigte.

Während die anderen drei sich auch langsam aufrichteten und sich etwas orientierungslos umblickten, folgte Chris dem Blick von Capone und sah nun, worauf dieser starrte.

Zwei weitere Personen kamen eine der Sanddünen herunter und auch Chris brauchte einige Zeit um zu erfassen, um wenn es sich dabei handelte.

Shirin erblickte nun ebenfalls die beiden Personen und auch sie starrte nur noch.

Odin blickte Chris und Tupac erstaunt an, dann stieß ihm Prince gegen die Schulter und als Odin sich umdrehte, starrte auch er auf die beiden Personen, die auf sie zugingen. Im Endeffekt starrten die meisten wegen der größeren Person. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, jedenfalls die Jungausführung davon. Während Chris ihn auf knapp 18 schätzte, war sie vielleicht ein, bis zwei Jahre älter.

Er hatte seinen rechten Arm um ihre Hüfte gelegt, hatte einen Hut auf, welches ein Tuch mit urbanem Tarnmuster teilweise verdeckte, welches er über seinen Kopf gebunden hatte, und er trug außerdem noch einen Staubmantel, der den Eindruck erweckte, schon viel erlebt zu haben.

Obwohl er wenig Ähnlichkeit mit der Person hatte, als die sie ihn als letztes kannten, hatten ihn die anderen gleich wieder erkannt.

Die beiden blieben knapp einen Meter vor Capone stehen und er ließ ihre Hüfte los, während er direkt auf Capone zuging und ihm die Hand entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen.

„Wie geht’s, Capone?“ fragte Jay grinsend.

Capone starrte seinen Bruder sprachlos an und erst nach ein paar Sekunden ließ er sich von seinem Bruder aufhelfen.

„Jay?“ fragte Chris, der sich inzwischen wieder gefangen hatte.

Der Angesprochene blickte an Capone vorbei und nickte Chris kurz zu.

„Lange nicht mehr gesehen, oder?“ meinte Jay und grinste in die Runde.

Tupac konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen und auch Julia lächelte.

„Fuck. Ich brauch jetzt erst mal einen Drink.“ meinte Capone und fasste sich an die Stirn. Im nächsten Augenblick landete eine Flasche Hennessy vor ihm im Sand und das Verwirren der Neuankömmlinge verstärkte sich nur.

„Ich glaube, du solltest es ihnen erklären.“ meinte Julia, während Capone mit Stirnrunzeln die Flasche nahm, aufschraubte und ein paar Schlucke trank.

„Uns was erklären?“ erkundigte sich Capone, während ihm der Hennessy die Kehle hinunter brannte.

„Das wird jetzt gleich sehr lustig.“ freute sich Tupac, während Jay tief Luft holte.

Dann fing er an zu erklären: „Also, das hier ist das Universum des Masterminds. Jeder hat hier die Möglichkeit sein körperliches Alter selbst zu bestimmen und es kann hier niemand sterben. Weiters befinden sich hier nur Personen, welche mein Leben positiv geprägt haben.“, er machte eine kurze Pause, in welcher er über seine Schulter zu Julia blickte, dann fuhr er fort, „Jedenfalls bin ich hier so etwas wie Gott. Korrektur. Nicht nur ich habe hier Fähigkeiten, welche an Gott erinnern, sondern Mike auch. Capone hatte ebenfalls gerade etwas gezeigt, was mich vermuten lässt, dass er und Chris auch die Fähigkeiten besitzen.“

Chris fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und stieß die Luft aus.

„Okay?“ fragte Jay und blickte in die Runde.

Während Capone, Odin, Shirin und Prince nickten, blickte sich Chris um.

„Okay. Ich habe jetzt nur eine Frage.“, meinte Chris, der scheinbar nicht fand, wonach er suchte, „Wo sind die Schlampen.“

Tupac jubelte kurz auf und rief: „Ich wusste es! Ich wusste es!“

Jay hingegen verzog das Gesicht vor Wut, zog blitzschnell eine Pistole hervor und schoss Chris kurzerhand in den Kopf.

Als der Schuss hallte und Chris’ Kopf nach hinten gerissen wurde, zuckten alle zusammen und starrten Jay entsetzt an.

„Hast du sie noch alle?!“ brüllte Capone seinen kleinen Bruder an, während dieser die Pistole wieder wegsteckte.

Tupac trat sanft mit seinen Sneakers gegen Chris’ Schulter, blickte an ihm hinunter und meinte: „Guter Treffer.“

Capone wandte den Kopf zu Tupac um ihn wegen dieser Aussage anzuschnauzen, da wurde ihm bewusst, wenn er da vor sich hatte.

Kurz verflog sein Zorn und er erinnerte sich an Jays Erklärung: „…Personen, welche mein Leben positiv geprägt haben…“

Tupac bemerkte Capones Blick, tippte sich kurz an die Schläfe, so wie Jay zu seinen Lebzeiten immer salutiert hatte, und sagte dabei grinsend: „Willkommen im Reich der Toten.“

Ohne es selbst richtig mitzubekommen, hatte Capone die Flasche wieder aufgemacht und wieder einige Schlucke genommen.

Tupac blickte wieder auf Chris hinunter und trat ihm wieder sachte gegen die Schulter.

Dieses Mal zuckte Chris zusammen und setzte sich langsam wieder auf.

„Verdammt. Was ist passiert?“ fragte Chris.

Capone zeigte mit einer Hand auf Chris, während er mit der anderen auf Jay zeigte. Sein Blick wechselte auch ständig zwischen den beiden und schließlich schoss ihm wieder etwas: „…es kann hier niemand sterben.“

„Ah.“ machte Capone und seine Züge entspannten sich.

Auch Jay war inzwischen wieder ruhiger und es schien ihm geholfen zu haben, dass er Chris einfach mal erschossen hatte.

„Ich erinnere mich, dass Jay seine Pistole gezogen hat, auf mich zielte und auch abdrückte. Dann…“, meinte Chris, während er aufstand, als er stand fügten sich die Gedanken zusammen und er brüllte Jay an, „DU HAST MICH ERSCHOSSEN!?“

„Du hast gefragt wo die Schlampen sind.“ sagte Jay zu seiner Verteidigung.

„Und das ist ein Grund einen Kumpel zu erschießen?“ fragte Prince, der inzwischen auch stand und sich den Sand von der Hose klopfte.

„Er hat die Frage einfach schon zu oft gehört.“ meinte Julia, die ihre Arme um Jays Taille schlang.

„Okay…ich schätze mal, dass es so sein sollte.“ kam es von Odin, der sich inzwischen auch schon in eine senkrechte Position gebracht hatte und nun seinen Blick durch die Landschaft schweifen ließ.

„Mach das noch ein Mal…und ich werde das gleiche bei dir tun.“ drohte Chris seinem Kumpel.

Jay begegnete dieser Drohung nur mit einem Grinsen und er versicherte Chris: „Glaub mir, ich bin hier schon sehr oft getötet worden.“

Shirin runzelte die Stirn, blickte zu Julia hinüber und zeigte mit dem Daumen auf Jay. Ihr Blick verriet, dass sie dieser Aussage nicht sehr viel Glauben schenkte.

Doch Julia nickte um Jays Behauptung zu bekräftigen.

Jay klatschte in die Hände und meinte, breit grinsend: „Okay, die anderen sind wahrscheinlich alle im Dorf hinten.“

„Dorf?“ wiederholte Prince überrascht.

Jay warf ihm einen kurzen Blick zu und erwiderte: „Hast du etwa gedacht, dass wir alle wären?“

Prince überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf.

„Gut. Also, mir nach.“ sagte Jay, legte seinen rechten Arm wieder um Julia und führte die kleine Truppe in Richtung Dorf.
 

Ein paar Minuten später gingen sie über die Hauptstraße des kleines Wüstendorfes und für die Neuankömmlinge war es ein seltsamer, schon fast beunruhigender Moment, all die Freunde wieder zu treffen, welche ihr Leben gelassen hatten.

Die, die schon länger im Reich der Toten waren, mussten sich immer in Erinnerung rufen, dass es für sie am Anfang auch so gewesen war und, dass sie nun nicht zu sehr über die Neuen lachten.

Sie erreichten Jays Haus, welches im Zentrum des kleinen Dorfes lag. Auf der kleinen Hölzernen Veranda, vor dem Lehmgebäude, standen ein paar Campingstühle. Und auf einem dieser Stühle saß eine weitere vertraute Person, die sich gerade sonnte.

„Besuch.“ sagte Jay im Vorbeigehen, während die anderen stehen blieben und sich nur staunend umblickten.

Mike zuckte zusammen, blickte durch seine Sonnenbrille die Neuankömmlinge an und ein Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus.

Gerade als sich Tupac auf einem der Campingstühle niederließ, stand Mike auf, ging auf Chris und Capone zu und rief lachend: „Willkommen! Willkommen im Reich der Toten!“

Capone verzog das Gesicht und meinte: „Ihr habt aber eine ziemlich gute Laune dafür, dass ihr tot seid.“

Mike zuckte mit den Achseln und erwiderte: „Was sollen wir sonst machen? Trauern?“

Jay, der sich inzwischen eine eiskalte Flasche Tequila aus dem Kühlschrank neben der Tür geholt hat, lachte auf und nickte zustimmend, während er die Flasche aufschraubte und einen Schluck nahm.

Mikes Blick wanderte zu Chris weiter und er umarmte seinen kleinen Bruder.

„Chris, schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht’s dir?“ begrüßte er Chris.

„Ich bin tot.“ war Chris’ Antwort, der Mikes Freude nicht ganz verstehen konnte.

„Nun, sieh es von der Seite, du hast es jetzt hinter dir!“ grinste Mike.

Chris dachte kurz darüber nach, dann breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Grinsen aus und er meinte: „Stimmt, du hast Recht. Von jetzt an, kann es nur noch bergauf gehen.“

Als Mike an ihm vorbeiblickte und ihm das Grinsen verging, verschwand das Grinsen auch aus Chris’ Gesicht.

Als nächstes fühlte Chris, wie ihm der Lauf einer großkalibrigen Waffe gegen den Hinterkopf gedrückt wurde.

Langsam wanderte Chris’ Blick zu Jay hinüber und er meinte: „Ich glaube, dass alles in Ordnung ist, solange ich mich nicht umdrehe.“

Die Shotgun, welche ihm gegen den Hinterkopf gedrückt wurde, wurde entsichert und Chris’ Blick weitete sich.

Langsam zeigte sich ein gezwungenes Grinsen in seinem Gesicht und er sagte mit hoher Stimme, während er sich panisch umblickte: „Hi, Sara. Schon lange nicht mehr gesehen.“

„Du Arschloch!“ hörte er die Stimme seiner verstorbenen Freundin hinter sich zischen.

Odin ging zu einem der Campingstühle hinüber, ließ sich auf diesem nieder und murmelte dabei: „Soviel zu ‚jetzt hat er es hinter sich’.“

Shirin blickte von Chris, zu Sara, dann zu Julia und fragte: „Muss ich das verstehen?“

Julia signalisierte mit einem Schulterzucken, dass es eigentlich egal ist.

Prince wollte gerade etwas sagen, dass die Situation entspannen sollte, doch als er den Mund aufmachte, zog ihn Tupac näher zu sich und flüsterte ihm zu: „Sag besser nichts, sonst bringst du dich nur selbst in die Schusslinie.“

Prince schluckte, nickte und beschloss besser die Klappe zu halten, während auch er sich auf einem der Campingstühle niederließ.

„Ich geh dann mal.“ meinte Jay, drehte sich um und ging in seine Wohnung.

Shirin stellte sich nun neben Julia und fragte flüsternd: „Was zur Hölle ist hier los?“

„Ich gebe dir 20 Sekunden eine volle Erklärung abzuliefern. Und dieses Mal fängt sie nicht mit ‚es war Jays Schuld’ an.“

„Du warst tot!“ rief Chris panisch, der an Vorstellung davon hatte, was Sara wohl meinte.

„Ich rede nicht von den drei Schlampen auf Lacrima Belli.“, rief Sara vor Zorn bebend, „Und ich rede auch nicht von der Zeit, nach meinem Tod.“

„Ich war betrunken. Tarina hat mich sozusagen vergewaltigt.“ sprudelte es aus Chris hervor.

Mike machte ein Zeichen, dass Chris besser die Klappe halten und nachdenken sollte, statt einfach mal irgendeinen Scheiß zu beichten.

„DU HAST WAS?!“ schrie Sara aufgebracht und drückte den Lauf der Waffe fester gegen seinen Hinterkopf.

„Äh…war das nicht das, was du meinst?“ erkundigte sich Chris und er hatte langsam das Gefühl, als würde er sich nur noch tiefer in die Scheiße reiten.

Sara trat ihm gegen die Kniekehle und Chris ging unweigerlich in die Knie.

„Das könnte jetzt etwas dreckig werden.“ kommentierte Tupac, der eine solche Situation schon von Jay, Kathlin und Alina kannte.

„Ich rede von Denise und davon, dass du ein Kind hast!“ kam es von Sara, die kurz davor stand, ein Blutbad anzurichten.

„Du meinst Cash?“ erkundigte sich Chris etwas naiv.

Sara stockte kurz, dann brüllte sie: „Wie viele Kinder hast du denn noch?!“

„Keine von denen ich wüsste.“ erwiderte Chris und im nächsten Moment wurde ihm bewusst, dass seine Antworten seine Situation nicht gerade verbesserten.

Sara schlug ihm mit dem Gewehrkolben gegen die Schulter und knurrte dann: „Ich warte immer noch auf eine Erklärung!“

Chris jedoch entgegnete: „Da gibt es nichts zu erklären.“

„Dann stirb!“ meinte Sara gereizt.

„Hallo, wir sind hier im Reich der Toten. Wo glaubst du das ich hinkomme, wenn du mich noch mal umbringst?“ meinte Chris vollkommen unbeeindruckt.

Mike schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. Chris verstand etwa die Situation nicht, in der er sich befand, oder er hatte einen Plan. Doch Mike war sich ziemlich sicher, dass eher das Erste der Fall war.

„Mir egal. Die Schmerzen fühlst du trotzdem.“ kam es von Sara. Sie ging einen Schritt zurück und Chris wurde sich bewusst, dass sie wirklich abdrücken würde.

„Äh…“ machte er, dann hatte er einen Einfall.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich.

Sara legte gerade ihre Waffe an und wollte abdrücken, als Chris plötzlich verschwunden war.

Sie senkte die Waffe und zischte: „Wo ist er? Wo ist er hingeflohen?“

„WO BIST DU?!“ brüllte sie laut, während sie sich im Kreis drehte.

Mike wusste nicht, ob Chris’ Flucht gut oder schlecht war. Einerseits hatte er somit seinen Kopf aus der Schlinge gezogen, doch andererseits, würde es den Zorn von Sara nur verstärken.

Gerade als er auch anfing sich zu fragen, wo Denise eigentlich abgeblieben ist, kam diese auf die Straße gestürmt und trug ebenfalls eine Shotgun bei sich. Sie blickte zu Sara hinüber und diese rief: „Er ist geflohen!“

„Wir erwischen ihn noch.“ versicherte ihr Denise, während sie die Shotgun durchlud.

Chris, der auf dem Flachdach von Jays Heim lag, hörte das Gespräch auf der Straße mit und dachte sich nur noch: „Ich bin so gut wie tot.“

Ein paar Sekunden später korrigierte er sich in Gedanken: „Was sage ich da überhaupt. Ich bin doch schon tot.“

Als nächstes hörte er, wie die beiden Frauen sich scheinbar auf die Suche nach ihm begaben.

„Okay, ich denke ich habe meine Antwort bekommen.“ meinte Shirin an Julia gewandt.

„Komm mit, wir haben viel zu besprechen.“ sagte Julia und ging mit ihrer Freundin zu ihrem Heim hinüber.
 

Obgleich der Hangar der Amaru voll war, herrschte ein betretendes Schweigen während der Trauerfeier von Mike, Capone, Chris, Prince, Shirin, Odin, Josè und Khan.

Die Hybriden, auf welche Johnny und die anderen Marines im Hangar der California, gestoßen waren, waren die letzten auf im ganzen Schiff gewesen. Nun lagen die beiden schweren Schlachtträger im hohen Orbit um den Planeten Lacrima Belli.

Die Beisetzung der fünf Gefallenen war gleichzeitig auch ein Denkmahl für alle, die in diesem Krieg gefallen sind. Egal ob Zerg, Protoss oder Mensch. Egal ob Freund oder Feind. Denn dieser Krieg war nicht der Krieg der Menschen. Es war auch kein Krieg der Protoss und der Zerg mehr. Es war zu einem Kampf der Götter geworden. Doch statt Göttern mussten immer noch einfache Soldaten sterben.

„Ja, die Amaru hatte viele tapfere und auch gute Soldaten verloren.“ ging es Johnny durch den Kopf, während er in die Gesichter der Anwesenden blickte. Manche wirkten traurig, andere ließen sich die Emotionen nicht anmerken und wieder ein paar andere wirkten einfach nur erschüttert.

Es war aber nicht nur eine Beisetzung für diese fünf, sondern auch für die anderen Soldaten, die auf der California ihre Leben gelassen hatten.

Das, was man an Leichen gefunden hatte, war nun in Särge verfrachtet worden, welche genauso wie Jays Sarg damals, im Warp verschwinden sollten.

Genauso wie bei Jays Beisetzung, erklang im Hintergrund leise der Song „So many tears“ von Tupac Shakur.

Und obwohl Johnny eher Rockfan war, berührte ihn dieser Song sehr, da er genau das ansprach, was um Johnny herum passierte. Zu viele Menschen starben und er war einfach nicht in der Lage daran etwas zu ändern.

Ein paar Leute blickten in Johnnys Richtung, weil sie vermuteten, dass er, als eines der letzten Mitglieder des original Doomkommandos, etwas sagen würde, doch Johnny fand einfach nicht, dass er etwas sagen sollte. Zu stark war die Trauer, die er verspürte, zu stark war der Schmerz, der ihn überwältigte.

Aracan, seines Zeichens ein weiterer Veteran der alten Zeiten, legte Johnny die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm zu: „Es war nicht deine Schuld.“

Johnny blickte kurz zu ihm hinüber, nickte und erwiderte: „Ich weiß. Es ist dennoch so, dass ich überlebt habe. Und die anderen nicht.“

„Die Überlebenden fühlen sich immer schuldig.“, versicherte ihm Aracan flüsternd, „Ich weiß das. Ich kenne das.“

Johnny seufzte auf und fragte dann: „Wie alt bist du nun?“

„Was meinst du damit?“ erkundigte sich Aracan blinzelnd, weil ihn die Frage überraschte.

„Wie alt bist du?“ wiederholte Johnny seine Frage.

„Körperlich bin ich erst 30 Jahre alt.“, antwortete Aracan, dann musste er kurz nachdenken, „Doch eigentlich bin ich schon…ungefähr…60. Warum?“

„60 Jahre.“, wiederholte Johnny, dann wandte er seinen Blick wieder zu den Särgen hinüber, „Hast du in diesen 60 Jahren schon einmal so etwas erlebt?“

Auch Aracan blickte nun wieder zu den Särgen und er dachte nach. Wenn Johnny meinte so viele Menschen tot zu wissen, dann hätte er mit ja antworten müssen. Doch so viele Menschen tot zu wissen, welche so einen Eindruck hinterließen.

Aracan schüttelte den Kopf und sagte: „Etwas vergleichbares habe ich noch nie erlebt.“

„Sieh dich um!“, flüsterte Johnny, „Sieh dich um! Es sind genauso viele Menschen hier, wie bei Jays Beisetzung. Genau so viele wie damals. Nicht einmal bei einem General sind so viele…Wesen anwesend.“

Aracan blickte durch den Hangar und nickte. Er sah die drei Raptoren, von denen nun zwei herrenlos waren, zwischen den Terranern standen die Protoss, um den gefallenen Masterminds die letzte Ehre zu erweisen. Unzählige Terraner waren anwesend, von denen viele die Verstorbenen nicht einmal persönlich kannten, doch Aracan wusste, wie wertvoll diese Menschen, diese Masterminds für die Menschheit wichtig waren. Nein, es war zwar nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Die Masterminds waren nicht nur für die Menschen wichtig, sondern auch für die Protoss. Aracan blickte weiter und sah Kerrigan, mit ein paar ihrer Dienern, unter denen sich auch Zeros befand. Aracan stutzte, als er einen der Jäger-Killer sah, der eindeutig trauerte. Eine Trauer, die er selbst empfand und nicht eine Trauer, welche eine Reflektion von Kerrigans Gefühlen war, denn Kerrigan wirkte beherrscht. Doch Aracan nicht wusste, weil er damals nicht dabei war, als das Doomkommando Kerrigan von Char geholt hatte, dass dieser Jäger-Killer wegen Chris trauerte. Er trauerte, weil Chris ihm damals High-Five geben wollte. Obwohl es dann doch nicht dazu gekommen war, hatte es der Zerg als einen Akt der Verbrüderung empfunden, dass Chris ihm so eine Geste entgegengebracht hatte.

An der Spitze der anwesenden Protoss, standen deren wichtigsten Vertreter, welche wohl jeder kannte. Fenix, Zeratul, Tassadar und Artanis standen mit gesenkten Köpfen dort und schienen den Verlust der Hoffnung zu verarbeiten.

Aracan wusste, dass es nicht nur Trauer um den Tod dieser Menschen war, der die Protoss so deprimierte, es war mehr der Verlust der Masterminds, welche die Protoss so fertig machte.

Die Führungsschichten der terranischen Regierungen waren auch vertreten, zumindest der Regierungen, welche nicht mit der Amaru im Krieg waren.

Während die Delegation des VED von Imperator Tobias Farrell angeführt wurde, waren die ehemaligen Präsidenten von Korhal, welche nach der Befreiung des Planeten gewählt wurden, und auch der neue Befehlshaber der Rebellen, Sam Miller, einer von Raynors alten Freunden, anwesend. Die Regierung, welche damals auf Korhal gegründet wurde, existierte noch immer, doch wagte es keiner, dieser Regierung eine direkte Bezeichnung zu geben.

Und auch so war die entstandene Regierungsform weniger eine Demokratie im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Kopie der antiken römischen Republik. Direkt bei der Gründung entsprach sie mehr einer modernen Demokratie mit nur einem Präsidenten, doch aufgrund der Umstände wurde beschlossen zwei gleichberechtigte Regenten einzusetzen, welche beide fähige Berater hatten.

Johnny ließ auch seinen Blick schweifen, aber ihn kümmerten all diese berühmten Anwesende kein Stück. Er hatte mehr Augen für jene, welche immer im Schatten anderer Leute gestanden sind. Daher fiel ihm einer der Anführer schon auf. Sam Miller. Solange Raynor gelebt hatte, war Sam immer sein Sekundär gewesen, doch nun, nach Raynors Tod, hatte sich Sam zum Anführer aufgeschwungen und Johnny musste zugeben, dass Sam seine Arbeit gut machte. Johnny kannte Sam schon lange, denn bevor er zu Jay und Chris gekommen war, hatte er in einer Gruppe mit Sam gekämpft. Manchmal trafen sie sich noch und redeten viel miteinander, über die guten alten Zeiten, über die Gegenwart und auch über das, was die Zukunft noch bringen könnte. Sam war nie glücklich darüber gewesen, Anführer zu sein, doch er tat es, weil Raynor ihm immer vertraut hatte. Dennoch wünschte sich Sam den ehemaligen Marshall zurück, denn dieser hatte wirklich immer alles im Griff. Solange Jay nicht irgendetwas hinter seinem Rücken durchzog. Ja, Jay hatte schon bei jedem Vorgesetzten etwas hinter dessen Rücken durchgezogen. Und meist war dieses etwas Kerrigan gewesen.

Wie oft hatte Jay Kerrigan heimlich geholfen?

Einmal hatte er ihr geholfen, ohne dass Raynor etwas davon bemerken sollte, einmal hatte er ihr im Auftrag von Raynor geholfen und einmal hatten sich die beiden so auf Tortuga getroffen. Damals hatte sie eigentlich Jay geholfen, falls er überhaupt Hilfe gebraucht hätte.

Johnny blickte weiter und sah Cash mit hängendem Kopf neben Keith stehen. Keith stand auch immer im Schatten ihres Vaters, als dieser noch lebte. Genauso war es mit Cash gewesen. Raven und Zyress hingegen waren nie im Schatten von jemand gestanden, dennoch waren sie eher unauffällig und hatten nie ein großes Interesse von Außen auf sich gezogen.

Die beiden waren ja zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Johnny erblickte Ray, der wieder einmal seine rechte Schulter verbunden hatte, und Rabbit, welche nicht weit von ihrer Tochter entfernt standen. Seit Ray wusste, dass er eine Tochter hatte, wirkte er etwas überfordert. Sogar jetzt, wo die Familie endlich wieder zusammengefunden hatte, herrschte eine etwas frostige Beziehung. Doch Johnny konnte es Ray nicht verübeln. Er hatte einfach keine Ahnung vom Vater sein. Weder hatte er eine Vaterfigur in seinem Leben gehabt, noch hatte er die Zeit eine Verbindung zu seiner Tochter aufzubauen. Ray war von einem Protoss erzogen worden. Noch dazu von einem Dunklen Templer. Gefühle waren ihm während dieser Ausbildung untersagt und er musste erst lernen menschlich zu sein, als er nach dem Tod seines Meisters, der übrigens viele Namen hatte, unter Menschen gekommen ist. Und das er dann gleich auf Jay und Chris gestoßen ist, war ein Kulturschock für ihn gewesen. Das waren richtige Menschen. Die beiden hatten ihre Stärken und Schwächen, eben das, was den Mensch ausmachte. Zum Erziehungsproblem von Ray kam noch hinzu, dass Raven ihm nicht viele Chancen gab. Sie war ungefähr 16 Jahre ohne Eltern aufgewachsen und war nun sehr selbstständig. Sie brauchte keine Eltern mehr und blockte diese daher auch irgendwie ab. Rabbit schien schon ein bisschen mehr Kontakt mit ihr zu haben.

Die Trauerfeier kam langsam zu ihrem Ende und Johnny konzentrierte sich auf die Personen, welche mit der Reaper die California verlassen hatten.

Einer davon, soviel hatte Johnny schon mitbekommen, war aus Odins neuer Piratencrew gewesen. Sein Name war Red und er musste irgendetwas haben, weil Odin sehr große Stücke auf ihn hielt. Johnny konnte nur hoffen, dass Odin das auch mit gutem Grund tat.

Direkt neben Red stand Sammy, der seinen gewohnten eiskalten Blick im Gesicht hatte und seelisch tot wirkte. Ein paar Meter von Sammy entfernt stand eine junge Dame, welche immer wieder besorgt zu Sammy hinüberblickte. Johnny hatte schon einmal mit ihr gesprochen und wusste daher, dass sie Maggie hieß. Neben Maggie stand Lucy, welche traurig auf Prince’ Sarg starrte. Sie hatte den Pater gemocht, noch bevor sie ihn damals im Wohnhaus getroffen hatte. Sie war ein paar Mal in der Kirche gewesen und hatte die Art bewundert, wie er predigte. Er brachte den Glauben verständnisvoll herüber. Er sagte, dass der Glaube das ist, was der Mensch daraus macht, dass man ruhig glauben kann, was man will, doch das man immer daran denken sollte, dass der Glaube ein wichtiger Pfeiler von Hoffnung ist. Manche seiner Predigten, welche durch die Reihe nur selten aus der Bibel selbst stammten, beendete er mit dem Satz: „Auch der legendäre Jaykoff Smith hat gebetet, bevor er in die Schlacht zog.“

Das hatte sie Johnny erzählt, während er mit ihr gesprochen hatte und Johnny war erstaunt gewesen, wie offen sie mit ihm geredet hatte.

Ein weiterer Mann, der direkt neben Sammy stand und knapp einen Kopf kleiner war als dieser, was noch immer groß war, war T-Bone. Johnny hatte nur kurz ein paar Worte mit ihm gewechselt um zu erfahren, was auf der California passiert war, doch mit den paar Worten hatte T-Bone Johnnys Vertrauen erlangt.

Zwei weitere junge Männer standen neben T-Bone. Kain Norrington und Jackson Rockwood. Auch mit ihnen hatte Johnny schon gesprochen und dabei hatte er in Erfahrung gebracht, wer Kain war, und was er tat. Kain war Reporter gewesen und wollte die Story vom Untergang Antiochas mit allen Hintergrundfakten niederschreiben. Kurz gesagt, er wollte die Geschichte der Amaru niederschreiben. Johnny empfand es als gut, dass das einer tun wollte und hatte ihm daher versprochen, mit ihm zu reden, ihm zu erzählen, was er wusste und dabei den Planeten Lacrima Belli zu zeigen. Oder besser gesagt, die Verteidigungsstrategie der Städte auf Lacrima Belli. Rockwood war so etwas wie Kains persönlicher Leibwächter geworden. Das Verhältnis der beiden war weniger wie das von Kumpels, sondern mehr wie von Brüdern, wobei Rockwood, den älteren, beschützenden Bruder verkörperte.

Die Musik setzte aus, ein hydraulisches Zischen war zu hören und die Särge wurden aus dem Hangar geschossen. Als sie draußen waren, öffneten sich viele kleine Warplöcher, welche die Särge verschluckten.

Nachdem die Trauerfeier nun beendet war, setzten sich die Anwesenden in Bewegung um mit ihren Raumschiffen, welche im anderen Hangar standen, wieder dorthin zurückzukehren, wo sie herkamen. Die Crew der Amaru hingegen machte sich daran, wieder an die Posten zu beziehen.

Während Aracan sich verabschiedete, um wieder auf die Krankenstation zu gehen, ging Johnny zu Kain hinüber, und blickte dabei zu Raven und Zyress, den Zerg-Mensch, hinüber.

Raven, die neben Zyress, Cash und Keith gestanden war, blickte kurz scheu zu ihren Eltern hinüber, dann ließ sie Zyress Hand los, welche sie die ganze Zeit gehalten hatte, und ging zu Rabbit und Ray hinüber.

Sie blieb vor ihnen stehen, dann sah Johnny nur noch wie ihr eine einzelne Träne die Wange hinunterlief und sie sich ihre Eltern umarmte.

Ray wirkte erst etwas irritiert und hilflos, dann legte er die Arme um seine Tochter und tat endlich das, was er knapp 21 Jahre lang nicht getan hatte. Er kümmerte sich um seine Tochter.

Johnny blieb neben Sammy, T-Bone, Rockwood und Kain stehen und sagte: „Kommt mit! Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug.“

Die anderen nickten, bis auf Sammy, und folgten ihm in den anderen Hangar.

Dort bestiegen sie einen Transporter mit dem sie ihre Reise zu den Festungen von Lacrima Belli starteten.
 

Während sie über Thyr, die Hauptstadt der Protoss hinweg, erklärte Johnny dem Reporter und den drei anderen, falls es sie interessierte: „Die drei Städte Thyr, von den Protoss, New Hope, vom VED, und Unbroken Resistance, von den ehemaligen Bewohnern Korhals, sind nach dem selben Muster aufgebaut. Eine schwer befestigte Stadt, mit drei Verteidigungsringen. Der erste Ring beginnt knapp einen Kilometer von den letzten Gebäuden entfernt. Der zweite Ring ist knapp zehn Kilometer vom ersten entfernt und der dritte fünf Kilometer vom zweiten. Damit ist eine gute Verteidigung gegen Bodenangriffe gegeben. Weiteres ist jede Stadt mit einer schlagkräftigen und auch flächendeckenden Luftabwehr bestückt.“

„Und was soll daran so besonders sein?“, erkundigte sich Kain, „Abgesehen von den drei Festungsringen ist es genauso eine Verteidigung wie jede andere Stadt auch.“

T-Bone stimmte Kain zu und ergänzte: „Augustgrad hatte auch schon zwei Festungsringe“

Johnny nickte und sagte: „Soweit ist es ja auch noch der Standart. Doch hinzukommt, dass bei jedem Festungsring ein Energieschild aufgespannt wird, welche die Städte schützen.“

„Okay.“ kam es von Kain, der sich wieder Notizen machte.

„Und, wie bei Korhal, existiert unter jeder der drei Städte eine synchron wachsende Unterstadt, welche als letzter Fluchtpunkt genutzt werden kann, sollte die Situation es verlangen.“, beendete Johnny die Erklärung, „Außerdem sind die drei Städte durch ein unterirdische Monorail verbunden, welche sogar die Unterstädte miteinander verbindet und die im äußersten Notfall versiegelt werden kann.“

„Okay. Es ist also gut geschützt.“ meinte Rockwood zusammenfassend.

„Und wie sieht es bei den Zerg aus?“ erkundigte sich Kain, dem auffiel, dass diese Verteidigung scheinbar nicht für die Zerg galt.

Johnny grinste und erwiderte: „Am besten zeige ich euch das vor Ort.“

Rockwood, dem der Gedanke nicht sehr gefiel, riss die Augen auf.

„Was hast du vor?“ fragte T-Bone nach, der ebenfalls hoffte, sich verhört zu haben.

„Wir fliegen jetzt zu Kerrigans Schwarmcluster.“ sagte Johnny immer noch grinsend und beschleunigte den Transporter wieder.

Während sie über die Landschaft dahin flogen, verging Johnny langsam wieder die Grinsen und er musste daran denken, dass Shirin nun tot war. Um sich abzulenken, aktivierte er die Musikwiedergabe des Bordcomputers und gab eine zufällige Wiedergabeliste ein.

Der Song Radio/Video von System of A Down erklang und schaffte es, Johnny wieder abzulenken.

Gleichzeitig aktivierte er aber auch den Funk und sagte: „Kerrigan, hier spricht Johnny. Ich würde gern ein paar Leuten deinen Primärcluster zeigen.“

Es dauerte nicht lange, da bekam er von Kerrigan persönlich eine Antwort: „Okay, ich habt die Erlaubnis. Aber behaltet eure Spikes bei euch.“

Eine weitere Stimme schaltete sich hinzu und es handelte sich um Zyress, der teilweise gelangweilt klang: „Was dagegen, wenn ich mitkommen? Raven feiert gerade ein Familientreffen mit ihren Eltern, also…“

„Kannst ruhig mitkommen.“ sagte Johnny, nachdem Zyress’ Stimme verklungen war.

„Gut, wir sehen uns beim Schwarmcluster.“ verabschiedete sich Zyress vorerst.

„Bis gleich.“ meinte auch Odin, der seine Gedanken auf die Führung durch die Höhlen der Zerg richtete.
 

Knapp eine drei Stunden später hatte Johnny den Raumjäger in der Nähe von Kerrigans Primärcluster gelandete und als auch Zyress mit seinem Raumjäger eingetroffen war, waren die fünf Terraner in das Tal hinunter gestiegen, in welchem sich der Schwarmcluster befand.

Dort herrschte hektisches Treiben. Im Himmel flogen abertausende von Mutalisken und Overlords, während im Tal selbst, Drohnen ihren Arbeiten nachgingen.

„Was für einen Tag haben wir heute?“ fragte Kain, während sie zwischen den Drohnen hindurch, auf eine Felswand zugingen.

Johnny fing eine Uhr hervor, klopfte kurz dagegen und antwortete dann: „Laut interstellarer Zeit haben wir gerade zwei Uhr morgens am Sonntag. Warum?“

„Reine Neugierde.“ erwiderte Kain, der, als eine Gruppe Zerglinge an ihnen vorbeihüpfte, erleichtert war, dass er eine Kopie seiner Aufzeichnungen in sein Quartier auf der Amaru gebracht hatte.

Er blickte wieder nach vorne und erkannte nun endlich, worauf sie zugingen.

Vor ihnen befand sich eine großer Höhleneingang.

„Die Zerg haben nur einen Schildgenerator und dieser überspannt hier alles im Radius von sieben Meilen.“ erklärte Johnny die erste Stufe von Kerrigans Verteidigung.

„Und dieser Höhle?“ erkundigte sich Kain, während sie die Höhle betraten, welch nach ein paar Metern abzufallen begann.

„Sie führt uns hinunter in das Zentrum von Kerrigans Reich.“ antwortete Johnny, der vorne ging.

Nach ein paar Metern begann sich der Tunnel zu winden und erinnerte Kain bald an eine Wendeltreppe.

Zyress, der ganz hinten ging, rief Johnny zu: „Tut mir leid, dass ich so spät gekommen bin, aber ich musste noch zwei Raptoren wo absetzen.“

„Huh?“ machte Johnny, der nicht ganz verstand, was Zyress damit aussagen wollte.

„Ich habe Hunter und Blue auf die Insel gebracht.“ erklärte Zyress knapp.

„Insel? Welche Insel?“ erkundigte sich Kain neugierig, während das Geschnatter der Zerg, welche an der Oberfläche waren, immer leiser wurde.

„Auf Korhal gab es Raptoren. Nun, Jay hatte damals eine Blutsverwandtschaft mit diesen Tieren und daher retteten wir die Raptoren auch und gaben ihnen hier eine neue Heimat. Eine ansehnliche Insel abseits aller Kontinente. Dort haben wir ein für ein funktionierendes Ökosystem gesorgt, welches den Raptoren das Überleben sichert. Hat ganz schön lange gedauert, bis es funktioniert hatte.“ erklärte Johnny ausführlich.

„Klingt interessant.“ meinte Rockwood.

Das Geschnatter von Zerg wurde immer lauter, doch nun kam es von unten herauf.

„Ja, wir sind gleich dort.“ meinte Johnny. Ein paar Schritte später sah er vor sich das Ende des Abstieges und der Tunnel mündete in eine weitläufige Höhle.

Als die Terraner aus dem Tunnel herauskamen, blieben sie erstmal staunend stehen und blickten sich mit offen stehenden Mündern an.

Die Höhle hatte einen Durchmesser von knapp 10 Meilen und es befand sich eine eindeutige Kopie vom Zergcluster, denn die Terraner im Tal über der Oberfläche gesehen hatten, in der Höhle.

Doch hier, im Zentrum der Höhle, befand sich ein Gebäude, das überhaupt nicht in das Schema passte.

Es handelte sich um eine Kommandozentrale, welche weder beschädigt, noch verseucht war.

In Wahrheit schien sie sogar im Licht zu funkeln.

Kain runzelte die Stirn, als ihm dieses Detail auffiel.

„Woher kommt das Licht?“ fragte er sich, als ihm bewusst wurde, dass sie sich unter der Planetenoberfläche befanden. Er blickte nach oben und sah, dass die ganze Decke der Höhle erhellt wurde. Anfangs hielt er es für Kristalle, doch als er den Rand des Lichtfeldes musterte, erkannte er, dass es sich um neue Zergkreaturen handelte.

Kerrigan tauchte wie aus dem nichts neben ihnen auf und wurde von zwei Jäger-Killern flankiert, wobei es sich bei einem davon um Zeros handelte. Sie merkte Kains Blick, schaute ebenfalls nach oben und sagte: „Die Idee kam mir, als mir Jimmy mal von Glühwürmchen erzählt hatte.“

Als sie das gesagt hatte, wurde ihr Blick glasig und sie seufzte auf.

„Armer Jimmy.“ meinte sie traurig.

Kain hatte nun die Chance Kerrigan genauer zu mustern und er stellte erstaunt fest, dass die Zerg-DNS scheinbar ihr Altern verhinderte, denn sie wirkte immer noch jung.

„Jimmy?“ flüsterte T-Bone fragend.

„Jim Raynor.“ antwortete Zyress leise.

Johnny nickte und Kerrigan kam wieder aus ihren Gedanken.

„Habt ihr irgendwelche Fragen?“ erkundigte sich Kerrigan freundlich. Johnny lief dabei ein kalter Schauer den Rücken hinunter, denn er war es nicht gewöhnt, dass Kerrigan so freundlich war. Irgendwie schien sie seit Raynors Tod an Biss zu verlieren.

Aufgrund von Kerrigans Frage, drehten sich alle zu Kain um und blickten ihn an.

Dieser grinste, räusperte sich kurz und meinte: „Ja, ich hätte ein paar Fragen.“

„Kommt mit.“ sagte Kerrigan.

Die Terraner folgten ihr zu einer verseuchten Kommandozentrale, welche nur ein paar hundert Meter entfernt war und dort führte sie Kerrigan in einen ehemaligen Aufenthaltsraum.

Sie setzten sich an einen der Tische und Kain begann damit, Kerrigan Fragen zu stellen. Kerrigan selbst schien es gut zu tun, mit jemand reden zu können und je länger das Gespräch dauerte, desto mehr kehrte die alte Kerrigan in ihr hervor. Zwar wirkte sie nicht etwas weniger Freundlich, doch dafür machte sie Johnny wenigstens keine Angst mehr.

Johnny, der dem Gespräch von Kerrigan und Kain eine lange Zeit gefolgt war, legte nun die Füße hoch, holte seinen PDA hervor, steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und aktivierte die Musik.

Der Song „Roulette“ erklang, der ebenfalls von System of A Down war.

Johnny lauschte dem Song gebannt und er fühlte, wie sich seine Gefühle der letzten Jahre darin wieder spiegelten.

Er hatte nie gewusst, wie er sich in ihrer Gegenwart fühlte, und doch wusste er es irgendwie doch. Er hatte sich oft eingeredet sie nicht zu lieben, hatte es aber doch getan.

Hatte er überhaupt seine Gefühle erkannt, oder hatte er sie unbewusst ignoriert? Johnny konnte nicht genau sagen, von Beiden der Wahrheit entsprach.

Er fühlte sich einsam, verlassen und auch schuldig.

„Die Überlebenden geben sich immer die Schuld.“ hatte Aracan bei der Trauerfeier zu Johnny gesagt. Damit hatte Aracan recht. Obwohl Johnny wusste, dass ihn keine Schuld traf, fühlte er sich schuldig, weil er überlebt hatte.

„Wie sich Chris wohl gefühlt hatte, als Jay gestorben war?“ fragte sich Johnny. Damals waren beide in der gleichen Schlacht schwer verletzt worden. Chris war durchgekommen, während Jay sein Leben lassen musste.

Niemand wusste, wie ähnlich die beiden Dinge sich waren. Beide hatten beinahe dasselbe erlebt. Während Chris im Krankenflügel der Amaru lag und Halluzinationen hatte, kurz bevor er aufwachte, hatte Jay die selben Halluzinationen als er im Reich der Toten aufwachte.

Würde das jemand erfahren, würde es die Meinung verstärken, dass Tod und Leben nahe bei einander liegen.

Johnnys Gedanken begannen zu kreisen, während der Song wechselte und nun „D.O.A.“ von Diablo zu hören war.

„Tot oder lebendig.“, dachte Johnny, „Verdammt. Ist doch beides dasselbe.“

Er blickte sich um und sah T-Bone, der angefangen hatte, sich mit einer Münze zu spielen und Johnny fiel auf Anhieb ein Vergleich ein.

Leben und Tot waren die beiden Seiten von ein und derselben dreckigen Münze.

Manchmal überlebt man und manchmal stirbt man.

Doch was war Leben schon, wenn man es nicht genießen konnte. Was war Leben, wenn man in seinem eigenen Kopf gefangen war.

Johnny hatte es schon oft genug erlebt, wie Menschen in der Gosse endeten, weil sie versuchten zu leben. Weil sie versuchten intensiv zu leben.

Tortuga war eines der besten Beispiele, für die Dekandez des Menschen. Frauen wurden zu Schlampen, weil sie Geld zum Leben brauchten. Schlampen nahmen dann Kokain um das Leben, dass sie führten, zu ertragen. Und um das Kokain zu bekommen verkauften sie ihre Körper.

Johnny schüttelte traurig den Kopf, als er daran dachte, was er schon alles erlebt hatte. Frauen, welche sich das Hirn nicht mit Kokain weggeblasen haben, waren auf Tortuga dennoch mit Vorsicht zu genießen. Entweder man wurde beschissen und man wachte mit einem Messer im Rücken wieder auf. Johnny hatte das schon persönlich erlebt, mit einer Frau, welcher er vertraut hatte. Er hatte Natascha schon jahrelang vertraut, dann hatte sie ihn eines Tages an das Dominion verraten. Johnny wusste nicht, wie viel sie dafür bekommen hätte, denn bevor man Johnny abholen konnte, wurde er von Chris, Jay und Prince gerettet. Bei dieser Aktion ließen ein paar Soldaten des Dominions und auch Natascha ihre Leben.

Johnny erinnerte sich, dass es Chris gewesen war, der Natascha mit einer beängstigenden Ruhe und Selbstverständlichkeit erschossen hatte. Jener Chris, bei dem später festgestellt wurde, dass er ein Mastermind war.

Mastermind. Was war ein Mastermind? Eigentlich sollte der Mastermind ja das perfekte Wesen sein. Das Gute in Person, welches ohne Makel ist und nur gutes tut. Manche stellten sich unter dem Mastermind einen Gott vor. Einen Gott, der frei von jeglicher Sünde ist.

Doch dem war nicht so. Jay, Chris, Mike und Capone waren sicherlich vieles, aber ganz bestimmt nicht ohne Sünde.

Verdammt, die vier waren die Personifikationen des Wortes Sünde. Alle vier hatten ihre Leichen im Keller und waren öfter durch schlechtes, als gutes Benehmen aufgefallen.

Mastermind war nicht die Bezeichnung für einen makellosen Gott. Mastermind war die Bezeichnung für einen einfachen Menschen. Einen Menschen, der seine Fehler hatte. Die Bezeichnung für einen normalen Menschen. Nein, es war nicht die Bezeichnung für einen normalen Menschen. Es war die Bezeichnung für einen…einen Mastermind. Es gibt keine wirkliche Auslegung, was ein Mastermind ist. Ein Mastermind ist wohl das, was seine Umwelt aus ihm macht, oder?

Es gab ein Kriterium, welches man erfüllen musste, um als Mastermind zu gelten. Hoffnung. Man musste den Menschen um einen herum Hoffnung geben und den Willen weiterzumachen. Weiteres brachte ein Mastermind andere dazu das zu tun, was er wollte. Auch wenn es die Person selbst nicht tun will, tut sie es und im Endeffekt zieht sie selbst daraus einen Nutzen, der Mastermind aber nicht.

Johnny schüttelte den Kopf. Er würde es wohl nie verstehen, warum gerade diese vier Musterarschlöcher zu Masterminds geworden sind. Zwei Piraten und deren ältere Brüder.

Die Vorstellung alleine, dass aus einem Piraten der Retter des Guten werden sollte, war lachhaft und Johnny vollkommen unverständlich.

Wieder ordnete Johnny sein Denken und er fragte sich, wie wohl die Protoss damals darüber gedacht hatten, als man ihnen den Piraten Jaykoff Smith als ihren Retter präsentiert hatte. Nicht nur, dass er kein Protoss, sondern ein Terraner war, nein, er war dann auch noch ein Pirat.

„Niemand kann sich aussuchen, von wem man gerettet wird.“ dachte sich Johnny und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Dabei konnte er beobachten, wie Kerrigan und Kain schon in eine hitzige Debatte gekommen waren. Worüber sie genau stritten, war Johnny unbekannt und auch egal.

T-Bone, der dem Streitgespräch hingegen folgte, zog ein zerknautschtes Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche seiner Drillichkleidung und zog einen Sargnagel heraus, welchen er sich dann auch gleich anzündete.

Johnny griff über den Tisch, nahm T-Bone die Zigarette weg und murmelte dabei: „Rauchen ist ungesund.“

Gleichzeitig steckte er sich selbst den Sargnagel zwischen die Lippen.

Während er den ersten Zug nahm und der Rauch seine Lunge fühlte, fluchte Johnny innerlich auf und hasste sich selbst dafür. Er hatte jetzt schon lange keine Zigarette mehr geraucht, doch die Ereignisse in letzter Zeit machten ihn einfach fertig.

Warum rauchte er überhaupt? Warum fühlte er sich entspannter, wenn er an der Zigarette anzog, obwohl er genau wusste, dass es ihn irgendwann töten würde.

Auf Johnnys Gesicht zeigte sich die Uneinigkeit und er wusste nicht, ob er den Sargnagel einfach ausdämpfen, oder weiterrauchen sollte.

Sammy schien den inneren Konflikt, der gerade in Johnny vor sich ging, bemerkt zu haben, denn er griff nun selbst über den Tisch, nahm Johnny die Zigarette weg und dämpfte sie an seinem eigenen Handrücken aus.

Ein kurzes Zucken in seinem Mundwinkel und Johnny verstand, was Sammy gesagt hätte, wenn er sprechen würde.

„Rauche ist ungesund.“ hatte das Zucken von Sammys Mundwinkel bedeutet.

Johnny nickte, lehnte sich wieder zurück und schloss die Augen.

Wieder konnte er seine Gedanken nicht auf die Musik lenken, welche er gerade hörte. Stattdessen dachte er wieder daran, dass er als einziger von der alten Crew übrig geblieben ist. „Verdammt.“, ging es ihm durch den Kopf, „Ich wollte nie der letzte sein, der noch lebt. Was für einen Sinn hat Leben noch, wenn alle, die man kennt tot sind? Okay, Sam Miller lebt auch noch, aber es ist einfach nicht dasselbe.“

Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und er begann leise zu fluchen.

T-Bone blickte kurz in Johnnys Richtung, und wollte gerade fragen, was mit ihm los sei, als ihm Zyress schon eine Antwort gab: „Er hat all seine Freunde verloren.“

Kerrigan musterte Johnny abschätzend und meinte: „Und noch mehr.“

„Noch mehr?“ erkundigte sich Zyress, dessen mentale Fähigkeiten bei weitem nicht so gut waren, wie die von Kerrigan. Er fühlte zwar den Zwist in Johnnys Gedanken, doch glaubte er, dass dieser nur darauf beruhte, dass Johnny nun all seine Freunde verloren hatte.

„Er hat die Frau verloren, die er liebte.“, erklärte Kerrigan, die genau wusste, dass Johnny sie nicht hören konnte, „Und das noch bevor er selbst bemerkte, was er für sie empfand, oder ihr sagen konnte, dass er sie liebte.“

Rockwood verzog das Gesicht und murmelte: „Armer Typ.“

„Keine Antwort zu bekommen ist schlimmer, als eine Antwort zu bekommen, die man nicht haben will.“ kam es von Kain.

Sammy nickte nur, wobei sein Gesichtsausdruck immer noch der gleiche blieb.

Auch T-Bone sagte, dass das ein Schicksal war, welches man nicht einmal seinen Feinden wünschen sollte.

Zyress hingegen fand, dass er zu jung und unerfahren war, um ein wirklich sinnvolles Kommentar dazu abzugeben. Er begnügte sich damit, sich auf die Lippen zu beißen und wortlos zu nicken.

Der Song änderte sich abermals und es kam „Lonely day“, ebenfalls von System of a Down.

Als Johnny die ersten Gitarrenriffs hörte, wurde sein Atem flacher und er konzentrierte sich auf den Text des Songs.

„Such a lonely day and it’s mine. The most loneliest day in my life.“

Ja, für Johnny war es ein einsamer Tag. Er hatte Shirin verloren, noch bevor er selbst erkannte, dass er sie geliebt hatte. Vielleicht hätte er es merken müssen, vielleicht hätte er es sagen müssen. Doch er war selbst verblendet. Hinzu kam, dass er auch einige seiner besten Freunde verloren hatte. Die Trauer, die er bei Jays Tod schon wegen diesem verspürt hatte, trat auch wieder hervor.

Der Tod wäre eine Lösung. Der Tod würde ihn vielleicht wieder mit Shirin zusammenbringen, doch was war, wenn sie nicht so empfand wie er. Er wollte das Leben noch genießen, doch ohne Shirin erschien ihm das Kompliziert.

„And if you die I wanna die with you. And if you die I wanna die with you. Take your hand and walk away.“

Das Ende des Songs näherte sich und Johnny fragte sich, ob es keine Chance gab die Zeit zurückzudrehen, keine Chance, sie wieder zusehen, keine Chance die Toten wiederzubeleben…

„Such a lonely day and it’s mine.“

Johnny riss die Augen auf als ihn die Erkenntnis traf und er sich erinnerte.

„The day that I’m glad that I survived.“

„Die Kammer des Lebens.“ hauchte Johnny.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  SpeikobraRote
2007-10-13T13:52:13+00:00 13.10.2007 15:52
Bin leicht verwundert das du die andere FF gelöscht hast. gabs dafür irgendwelche plausiblen gründe?
naja was solls was weg ist ist weg
und wozu verdammt nochmal tippt man dann die ganzen scheiß kommentare echt ey sowas
naja ich hatte meine meinung zu diesem teil bzw dem neuen prolog schon einmal geschrieben werde mich daher auch nicht wiederholen
werd mir die tage auch mal zeit nehmen das ganze hier zu lesen bzw das eine kapitel... fängt mit über 8000 wörtern ja schonmal gut an
also bis die tage.

PS: Hättest ruhig mal was sagen können das du was neues on hast ich renn doch nicht täglich auf deinem steckbrief herum.
Männer.

Von:  Sylvelin
2007-10-12T10:54:30+00:00 12.10.2007 12:54
Heya!
Erst einmal .. sehr schön, dass es eine Starcraft Fanfic auf Animexx gibt *_* Daumen hoch schon mal dafür ..
Der Prolog gefällt mir sehr gut .. ich mag es, wenn man mitten ins Geschehen hineingeworfen wird ..
Allerdings hättest du die Umgebung ein wenig genauer beschreiben können (omg ich bin Fontane-geschädigt!) .. was auch noch schön wäre ist wenn du Johns Gedanken ein wenig weitreichender darlegen würdest ^^ aber das war ja erst der Prolog und ich bin sehr gespannt darauf wie du weiter machen willst ^.^ *sofort zum nächsten Kapitel hopps*

Jiji.


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