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Novemberlied

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo an alle, die sich hierher verirrt haben!
Hiermit veröffentliche ich meine erste Inu Yasha-FF und ich muss zugeben, dass ich schon ein wenig aufgeregt bin, wenn ich daran denke, wie die Leserschaft wohl darauf reagieren wird. Ich weiß einige von meinen alten Lesern werden böse sein, weil ich wieder was Neues anfange, ohne meine Ranma-FF’s zu Ende geschrieben zu haben, aber das hier hat sich praktisch von alleine geschrieben, wo ich hingegen bei meinen Ranma-FF’s kaum noch vorankomme.
Diese FF ist meiner lieben Chiyoko2704 gewidmet, als kleine Aufmunterungshilfe, weil wir doch schon wieder so viel Stress in der Schule haben. Heute sagte sie zu mir, dass sie glaubt, dass sie es nicht mehr lange macht, dass sie langsamer wird und ihr Gehirn nicht mehr richtig arbeiten will, aber ich weiß, dass sie sich nur mal wieder ein wenig treten muss und dann 100% leisten kann.
Also meine Liebe, die FF ist für dich, damit du deinen Schweinehund besiegen kannst.
Das Pairing wird unausweichlich Inu Yasha und Kagome werden und wen das nicht interessiert sollte gar nicht erst mit dem Lesen beginnen. Zudem ist es eine Alternative Universe FF, d. h., sie spielt unter anderen Umständen, in einer anderen Zeit und die Charaktere sind nicht selten OOC. Wem das nicht gefällt, bitte ich auch nicht weiter zu lesen, oder wenn er es doch tut, sich am Ende bitte wenigstens nicht darüber beschweren.
Ansonsten bin ich offen für Kritik, Morddrohungen und Angriffe jeglicher Art, solange sie berechtigt und begründet sind.
Ich habe mich arg bemüht kein übliches Highschooldrama oder Ähnliches zu verfassen und wie immer darauf geachtet, dass das Ende nicht gleich am Anfang schon offensichtlich oder vorhersehbar wird.
Dadurch ist eine Geschichte entstanden, die über den Schmerz der ersten Liebe, Vatergestalten, Leichen die man im Keller hat, vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Leid, aber auch über Glück, Belanglosigkeiten, perfekte Augenblicke und Freude handelt. Ich habe versucht ein wenig Humor in dieses ganze Wirrwarr zu mischen bin mir aber noch nicht sicher, ob es mir auch wirklich gelungen ist, und hoffe deswegen umso mehr, dass ich ein wenig konstruktive Kritik erhalte, um zu wissen, was ihr für gelungen und was für mächtig daneben haltet.
Also bitte schreibt mir, wenn ihr auch nur irgendeine Meinung zu meiner FF habt und ich werde die, die sich darüber freuen, mit weiteren Kapiteln belohnen und die, die meine FF nicht leiden können, mit weiteren Kapiteln bestrafen.
Das alles hängt davon ab, ob ich Rückmeldungen erhalte, oder nicht…
So jetzt geht es aber ohne weitere Umschweife endlich zur Sache...
Liebe Grüße
Dat Summse Bienchen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, schon bin ich wieder da.
Ich bin mir vollkommen bewusst, dass die ersten Kapitel noch viel Raum für Spekulationen geben und inhaltlich nicht viel preisgeben, das ist durchaus beabsichtigt.
Ich denke ich hatte noch nie zuvor eine so komplexe Idee für eine FF wie für diese und ihr könnt davon ausgehen, dass ich versuchen werde, euch mehr als nur einmal zu überraschen.
Was hinter jedem Handeln und Denken meiner beiden Protagonisten steckt, wird nach und nach aufgelöst (wie Chiyoko sagte: „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“) und trotzdem wird auch anschließend die FF noch nicht beendet sein.
Ich hoffe ich schaffe es euch immer wieder zu überraschen und dass ich euch für weitere Kapitel begeistern kann.
Seid gewiss, dass der anfängliche Eindruck den ihr von meiner FF haben werdet, sich mit der Zeit ändern wird.
Ich habe mich sehr über die Kommentare gefreut und ich hoffe auch diesmal auf Rückmeldungen, denn ohne bin ich immer so demotiviert weiter zuschreiben.
Also schreibt mir, wenn ihr mehr lesen wollt, denn umso schneller ich Rückmeldungen erhalte desto schneller veröffentliche ich auch meine Kapitel.
Tja, alles ist ein Geben und Nehmen, nicht wahr?
Liebe Grüße
Bienchen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,
Ja, ich bin wirklich wieder da. Ich kann es selbst kaum glauben, haha. Vieles hat sich in meinem Leben verändert, nur die Liebe zum Schreiben nicht. Auch wenn ich immer weniger an meinen FF´s gearbeitet habe, heißt das nicht, dass ich sich nicht vervollständigen werde. Novemberlied ist dabei die FF, die mir am meisten am Herzen liegt. Deswegen wollte ich nicht wieder ein Kapitel alle zwei Jahre hochladen, sondern wenigstens so weit kommen, dass sie fast beendet ist, bevor ich wieder mit dem Hochladen beginne. Aus diesem Grund werde ich nicht gleich wieder vom Erdboden verschluckt sein. Doch wenn das Hochladen von Kapiteln Priorität hat, die Prüfung von Grammatik und Rechtschreibung von meinen alten Kapiteln werde ich natürlich auch nicht außen vorlassen. Ich weiß nur zu gut, wie Komma gestört ich damals gewesen bin, haha. Wie dem auch sei, ich hoffe, es gibt noch ein paar Leute, die sich über dieses Update freuen werden. Deswegen bin ich mal gespannt, ob ich von dem ein oder anderen noch mal was hören werde. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

hier das neueste Kapitel meiner FF. Wie versprochen, wird es jetzt nicht mehr ganz so lange dauern, bis ich ein neues Kapitel hochlade. Ich habe versucht Kagomes und Inu Yashas erste Nacht zusammen so implizit wie möglich zu halten, um es nicht als Adult Kapitel hochladen zu müssen. Die Szene wird nämlich Relevanz für den Rest der Geschichte haben und deswegen würde ich sie nicht so gerne komplett herausschneiden müssen.
Nur damit ihr einen ungefähre Ahnung habt, wie viele Kapitel noch auf euch zu kommen werden: Ich habe 5 weitere Kapitel fertig geschrieben, die ich nun nach und nach hochladen werde und es werden sich wohl noch mindestens 3 weitere dazugesellen, bis die Geschichte der Beiden sein Ende nehmen wird. Es wird also noch einiges auf Inu Yasha und Kagome zukommen, also bleibt gespannt ;)

Liebe Grüße
Bienchen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben!

Dieses Mal hat es ein wenig länger gedauert mit dem neuen Kapitel, da ich noch einige Sachen überarbeitet habe.
Es kommt eine harte Zeit auf Kagome und Inu Yasha zu. Ich hoffe, ihr habt so viel Spaß am Lesen, wie die beiden all dies durchstehen werden, wie ich am Schreiben hatte.

Über eure Ideen und Meinungen würde ich mich sehr freuen :)

Liebe Grüße
Bienchen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben,

ich bin dieses Mal gnädig und lasse euch nicht so lange schmoren, bis ihr erfahrt wie es mit Kagome und Inu Yasha weitergeht.
Dass Animexx jetzt zu lässt, dass man die Kapitel hochlädt bevor sie gecheckt wurden, find ich auch super. Dadurch werdet ihr die nächsten Kapitel auf jeden Fall schneller von mir bekommen.

LG Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben! Das neue Kapitel, wird euch wahrscheinlich noch mehr in den Wahnsinn treiben. Aber so bin ich halt, hier um euch zu quälen, muhaha. Um es wieder gut zu machen, werde ich das nächste Kapitel denke ich schon morgen hochladen können. Vielen Dank an BlauerSchmetterling und Rumiko92 für eure Kommentare :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo meine Lieben!

Da bin ich wieder, wie versprochen :) Vielen Dank noch einmal für eure Kommis: Rumiko92, Lillifee, BlauerSchmetterling und heavy. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut.
Das nächste Kapitel wird es aber wahrscheinlich nicht ganz so schnell geben. Unter der Woche ist es schwer für mich zu schreiben. Nach der Arbeit ist mein Kopf meist so voll mit anderem Zeug, dass ich mich nicht wirklich auf meine FF einlassen kann. Sollte mich jedoch die Muse küssen, schaffe ich es vllt. noch vor dem nächsten Wochenende was hochzuladen. Wir werden sehen :)
Jetzt aber erstmal, on with the story... Komplett anzeigen

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Gelb vor Neid

Ein letztes Mal überprüfte Kagome Higurashi ihr Aussehen in dem kleinen Spiegel, der an der Sonnenblende des Beifahrersitzes angebracht war, dann klappte sie diese seufzend wieder zurück und rieb ihre vor Aufregung feuchten Hände aneinander.

„Du weißt, dass sie dich wählen werden, Liebling.“

Kagome ließ ihren Blick zu ihrer Mutter schweifen, die sie heute zur Schule gefahren hatte und seitdem immer wieder denselben Satz gesagt hatte.

„Ich habe deinen letzten Artikel gelesen, er war großartig.“ Nun war noch ein Satz dazu gekommen, aber auch wenn ihre Mutter krampfhaft versuchte Kagome ihre Nervosität zu nehmen, indem sie ihr immer wieder dasselbe sagte, glaubte sie ihre Eingeweide würden explodieren. Schon allein der Gedanke, dass sie es wieder nicht geschafft haben könnte, ließ sie leise aufwimmern und ihre Mutter versuchte es noch einmal mit dem Satz, den sie nun fünf Minuten hinunter geredet hatte, in der Hoffnung Kagome würde aufhören im Sitz hin und her zu rutschen und zu wimmern.

„Sie werden dich wählen, Kagome.“

„Mom…“, seufzte sie und presste ihre Lippen aufeinander, um nicht etwas zu sagen, dass ihre Mutter verletzen könnte, denn im Moment zweifelte sie nicht daran einen Gefühlsausbruch zu bekommen und Dinge zu sagen, die sie gar nicht sagen wollte.

Aber es war nun Mal etwas anderes in einem Verlag für Sachbücher zu arbeiten, wie es ihre Mutter seit zehn Jahren tat, oder einen Zeitungsartikel zu schreiben, beziehungsweise zu beurteilen.

Sie hatte sich seit ihrem ersten Schuljahr um einen Job bei der Schülerzeitung bemüht, denn die Zeitung ihrer Schule war nicht nur eine der bekanntesten und besten Schülerzeitungen Japans, sie war auch dafür bekannt, dass sie sehr kritisch war, was die Journalistenwahl anging. Dies lag daran, dass es außer der Schülerschaft noch Unmengen von anderen Menschen gab, die diese Zeitung lasen, sowie ihr Vater der sie an der Schule angemeldet hatte, damit sie dort einen Job bekommen würde.

Seit einem Jahr durfte sie gelegentlich Artikel für die Zeitung schreiben, aber heute wurden die Ergebnisse der letzten Wahl bekannt gegeben und Kagome hatte sich für den Kulturteil als Chefredakteurin beworben. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, Chefredakteurin der gesamten Zeitung zu werden, aber wenn sie es wenigstens für den Kulturteil schaffen würde…

„Ich hole dich dann in einer Stunde wieder ab.“

Kagome nickte abwesend und stieg aus dem Auto ohne ihrer Mutter, wie gewöhnlich, einen Kuss auf die Wange zu geben oder eine Abschiedsfloskel zu hinterlassen. Es war ihre letzte Chance diesen Job zu bekommen, die letzte Wahl, die sie miterleben würde, bevor sie die Schule verlassen würde und ihr Vater würde so enttäuscht sein, wenn sie es nicht wenigstens zur Chefredakteurin des Kulturteiles schaffen könnte.

Sie wimmerte ein weiteres Mal bei diesem Gedanken, während sie den Schulhof überquerte und Richtung Aula schritt.

Oh Gott, oh Gott, oh Gott, war das Einzige, was ihr vernebeltes Gehirn noch zu denken imstande war und sie spürte heute deutlicher als jemals zuvor, ihre Beine, die sich schwer anfühlten und von denen sie glaubte sie würden nachgeben, wenn sie sich nicht komplett auf das Gehen konzentrieren würde.

Sie setzte sich auf einen Stuhl in einer der mittleren Reihen und schloss für wenige Sekunden die Augen um sich ein wenig selber zu beruhigen, während sie versuchte ihren aufgeregten Atem unter Kontrolle zu halten.

Sie kannte ihre Konkurrenten und wusste, dass sie innerhalb dieser Gruppe nicht die schlechtesten Chancen hatte, wäre da nicht Inu Yasha Taisho gewesen. Der Junge, von dem sie glaubte, er würde die meisten Chancen besitzen, sie in dieser Wahl zu schlagen.

Er hatte schon länger Artikel für die Zeitung geschrieben, sie kannte die meisten und wusste deswegen nur zu genau, wie schwer es für sie werden würde, ihn in dieser Wahl auszustechen.

Der Noch-Chefredakteur der Zeitung betrat die Bühne, auf der ein Podest aufgebaut wurde, an dem er jetzt die Wahlergebnisse vorlesen würde.

Unter den Wählern waren die Chefredakteure der einzelnen Rubriken, sowie der Chefredakteur persönlich, die damit ihre Ämter an den ihnen am geeignetsten erscheinenden Schüler übergeben würden. Kagome blickte sich rasch um, um ihre Konkurrenten auszumachen und nachdem sie die meisten von ihnen gefunden hatte, erblickte sie in der letzten Reihe ihren gefürchtetsten Gegner, Inu Yasha.

Dieser Junge war einfach zu perfekt, dachte sie einen Augenblick lang, als er sie bemerkte und ihr fröhlich zu zwinkerte als würde er nicht im geringsten Nervosität verspüren.

Sie zwang sich zu einem leichten Lächeln und wandte sich dann schnell von ihm ab, während der groß gewachsene, braunhaarige Chefredakteur die übliche Begrüßung runterbrabbelte.

Sie kannte Inu Yasha seit ihrem ersten Schuljahr und sie konnte nicht wirklich sagen, ob sie ihn mochte, denn sie hatten kaum ein Wort miteinander geredet in den letzten Jahren, auch wenn sie manchmal während Gruppenarbeiten dazu gezwungen waren. Es hatte sich sonst einfach nicht ergeben, was seltsam war, weil Sango, ihre beste Freundin, mit Inu Yashas bestem Freund befreundet war.

Inu Yasha war nicht nur außergewöhnlich intelligent, sportlich und in fast allen anderen Dingen begabt, jedes Mädchen, dieser Schule musste zugeben, dass er ein atemraubendes Aussehen besaß und dazu einen Charme und eine Redegewandtheit die man bei einem so jungen Mann, wie ihm, kaum erwarten würde.

Wem das dann noch nicht genügte um Inu Yasha zu bewundern, oder an zu himmeln, wie es die meisten Mädchen taten, tat es spätestens, wenn er erfuhr, wer sein Vater war und wie verdammt reich er damit sein musste.

Ja, Inu Yasha war einfach perfekt, aber trotzdem nicht Kagomes Hauptaugenmerk, wenn es um Jungs ging, denn sie war schon seit Ewigkeiten in Hojo verliebt, mit dem sie sich in letzter Zeit immer häufiger traf und der sie sicherlich heute Abend anrufen würde, um sie zu fragen, wie die Wahl ausgegangen war.

„Für den Sportteil…“

Kagome wurde sofort aus ihren Gedanken gerissen, von denen sie nicht begreifen konnte, wie sie in einem Moment wie diesen entstanden waren, als sie bemerkte, dass die Ergebnisse verkündet wurden.

„Kommen wir nun zum Kulturteil”, verkündete, der noch Chefredakteur, als der Applaus für den gewählten Redakteur, des Sportteiles abgestorben war.

Kagome rutschte ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her und biss sich auf die Unterlippe, um nicht wieder leise zu wimmern.

„In dieser Rubrik ist uns die Wahl besonders schwer gefallen, da wir zwei sehr talentierte Anwärter zur Auswahl hatten.“

Nun wimmerte sie leise.

„Doch natürlich mussten wir uns entscheiden und unsere Wahl ist dieses Jahr positiv für…“

Ihr Herz drohte zu explodieren.

„Inu Yasha Taisho ausgegangen.“

Sie hörte Applaus und spürte, wie dieser Applaus ihr Herz in Fetzen riss.

Sie wollte die Aula verlassen, sich in die dunkelste Ecke der Schule verkriechen, als der Redner seine Hand hob und der Applaus abstarb.

„Wie gesagt die Wahl ist knapp ausgegangen und zum ersten Mal seit Existenz der Zeitung haben wir uns dazu entschieden, einen Vizeredakteur für eine einzelne Rubrik zu wählen. Dieser wird dem Chefredakteur assistieren und für ihn einspringen, falls es nötig sein müsste. Zu begründen ist diese Entscheidung dadurch, dass Kagome Higurashi einen ebenbürtigen Artikel zur Wahl an uns gereicht hat, der sich nur durch eine Kleinigkeit, und zwar einen Grammatikfehler…“

Kagome spürte, wie ihre Wangen anfingen, vor Scham zu glühen.

„Von dem von Inu Yasha Taisho in dem Gehalt unterschieden hatte. Damit darf ich das Amt der Vizeredakteurin des Kulturteiles an Kagome Higurashi vergeben.“

Sie hörte Applaus, ihren Applaus, aber sie war weder stolz noch froh über ihr Amt.

Sie hatte es wieder nicht geschafft und ihr Vater, oh ihr Vater, sie wusste wie enttäuscht er sein würde, wenn er erfahren würde, dass seine Tochter wegen eines Grammatikfehlers nur Vizeredakteurin geworden war.

Nein, dachte sie traurig, nicht nur enttäuscht, sondern wütend und frustriert.

Sie verließ die Aula noch, während der Noch-Chefredakteur die weiteren Ämter vergab.

Gott, wie sehr fürchtete sie sich vor dem Anruf heute Abend, den Anruf mit dem sie ihren Vater alle Hoffnungen nahm, dass seine Tochter es noch zu etwas bringen würde.

Ihre Mutter würde erst in einer halben Stunde wieder an der Schule sein und somit überlegte sich Kagome an einen Ort zu gehen, an dem sie heute niemand der gleich aus der Aula kam stören würde.

Sie wollte keine Lobesreden hören, die hatte sie nicht verdient nicht im Geringsten.

Sie machte sich auf den Weg zum Schulhof der Unterstufe, der separat vom Oberstufenschulhof lag, und setzte sich auf eine der Schaukeln, die abseits des Schulhofes, auf einem sandigen Untergrund standen.

Kraftlos ließ sie ihre Beine hängen und faltete ihre Hände im Schoss, stierte sie wenige Minuten an, was Kagome wie eine Ewigkeit vorkam und versuchte Tränen zu unterdrücken.

Wann könnte sie endlich die Anerkennung von ihrem Vater erhalt…

„Hey Higurashi!“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und sie erkannte diese tiefe, volle Stimme sofort.

Der Junge der Mitschuld an ihrem Unglück trug stand direkt vor ihr und sie blickte auf seine schwarzen Sneaker, ihren Kopf immer noch gesenkt, obwohl es, wie sie recht wohl wusste, unhöflich war ihn nicht zu beachten.

Er streckte seine Hand in ihre Richtung aus und Kagome musste unausweichlich ihren Blick anheben, als sie seine Hand annahm und sein „Auf gute Zusammenarbeit!“, mit einem Kopfnicken annahm.

Sie hoffte, dass er danach verschwinden würde und sie mit ihrer Angst, ihrer Wut und ihrer Trauer allein lassen würde, und senkte ihren Kopf wieder, um ihm unmissverständlich klar zu machen, dass sie kein Interesse an einer Unterhaltung hatte.

„Alles in Ordnung bei dir?“, fragte er schließlich verwirrt über ihr reserviertes Verhalten, denn er kannte dieses Mädchen eigentlich nur, als aufbrausendes, fröhliches Mädchen, das sprach, bevor es dachte… das eigentlich immer sprach.

Er hatte beinahe über seinen eigenen Gedanken gelacht, als sie ihren Kopf schüttelte und bevor er weiter nachfragen konnte, sprach: „Würdest du mich bitte alleine lassen?!“

Einen Moment tat er nichts, als auf ihren gesenkten Kopf zu starren, dann hatte er das starke Bedürfnis ihr ein wenig Trost zu schenken, warum auch immer sie so niedergeschlagen war und streckte seine Hand ein weiteres Mal in ihre Richtung aus, diesmal mit dem Ziel ihre Schulter in einer, wie er hoffte, tröstenden Geste zu berühren.

Als sie sein Vorhaben bemerkte, hob sie augenblicklich ihren Kopf an und schreckte zurück.

„Fass mich nicht an!“, zischte sie, und als sie seine vor Verwunderung aufgerissenen Augen erblickte, wusste sie, dass ihre Worte falsch rübergekommen waren.

„’Tschuldige”, nuschelte sie beschämt und biss sich auf die Unterlippe.

„Ich…“, weiter konnte sie nicht sprechen, denn wie sollte sie ihm denn erklären, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen und das Trost die Sache nicht verbessern würde, wahrscheinlich nur ihre Tränen zum Laufen bringen würde.

Sie wusste es nur zu gut, denn sobald ihre Mutter sie in ihre Arme nahm, wenn sie traurig war, konnte sie nichts anderes als all ihrer Trauer freien Lauf zulassen, zu weinen, zu schluchzen und zu schreien und das wollte sie wirklich nicht in seiner Gegenwart tun.

Sie senkte ihren Kopf schnell wieder und versuchte den Klos in ihrem Hals hinunterzuschlucken.

„Du unterdrückst Tränen”, stellte er trocken fest und Kagome seufzte leise.

Sie hatte erwartet, dass er, ein Hundedämon, mit außergewöhnlichen Sinnesorganen (seine Hundeohren bewiesen das), es bemerken würde, aber sie hatte gehofft, dass er sie nicht darauf ansprechen würde.

„Willst du irgendetwas Bestimmtes von mir, Inu Yasha?

Denn wenn nicht wäre es wirklich toll, wenn du mich alleine lassen könntest.“

„Bist du enttäuscht, weil du nicht zum Redakteur gewählt wurdest?“, fragte er schließlich und Kagome hob ihren Kopf ein weiteres Mal, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn in diesem Moment für den Kommentar verachtete.

„Fahr zur Hölle!“, fauchte sie und drückte ihre Hände in die kalten Ketten der Schaukel, damit er nicht bemerken konnte, wie sehr sie zitterten.

„Aber, aber… Higurashi deine Ausdrucksweise”, sagte er belustigt und Kagome drehte wütend ihren Kopf zur Seite.

Er konnte es spüren ihre Trauer, er roch nur zu deutlich das Salz ihrer Tränen, gemischt mit dem Salz des Angstschweißes, was nicht bedeutete, dass er ihren Geruch unangenehm fand; sie war schon immer eines der Mädchen gewesen, dessen Geruch ihm gefallen hatte, manchmal sogar angezogen hatte.

„Komm schon Higurashi, sprich mit mir”, bettelte er, als sie minutenlang zur Seite gestarrt hatte, als würde sie ihn abgrundtief hassen für das, was er gesagt hatte.

„Worüber?“, zischte sie schließlich ohne ihn anzublicken.

„Über das was dich bedrückt”, erwiderte er schnell und ging einen Schritt auf sie zu.

Wenn sie sich weiterhin so stur anstellen würde, dann müsste er sie halt berühren, um sie aus der Reserve zu locken.

„Wieso willst du das wissen?“ Ihre Stimme war ruhiger und er glaubte, dass sie nun ein wenig umgänglicher werden würde, solange er keinen falschen Schritt machen würde.

„Ich mag es nicht, wenn Mädchen Tränen unterdrücken und schon gar nicht, wenn hübsche Mädchen Tränen unterdrücken”, sagte er sanft und freute sich über den hübschen Rotstich, den ihren Wangen mit seinen Worten verpasst hatte.

„Oh bitte Inu Yasha, schleim woanders rum”, sagte sie, obwohl sie wusste, dass ihr Blut sie mal wieder betrog und in ihr Gesicht geschossen war.

Man, dachte er und verdrehte die Augen, dieses Mädchen war echt anstrengend. Nun ließ er ungeachtet ihrer Warnung vor wenigen Minuten seine Hand auf ihre Schulter sinken, und obwohl sie zusammenzuckte, schreckte sie diesmal nicht zurück.

„Lass das bitte…“, flehte sie ihn an und nun war ihre Stimme brüchig und der Geruch ihrer Tränen so präsent, dass er glaubte, sie würden jede Sekunde über ihre Wange laufen.

„Kagome…“, sprach er sanft und es war das erste Mal, dass sie ihn ihren Namen sprechen gehört hatte und in diesem Moment spürte sie wie die ersten Tränen ihren Weg nach draußen gefunden hatten und über ihre Wange glitten.

„Bitte, Inu Yasha, bitte nimm deine Hand von mir.“ Sie wischte sich mit diesen Worten schnell die Tränen aus dem Gesicht, aber es war im Angesicht der Tatsache, dass immer mehr Tränen einen Weg nach draußen fanden, eine simple Sisyphusarbeit gewesen.

„Kagome…“

Ihr Name hörte sich so wundervoll an, wenn er von seinen Lippen kam, so voll und hell; sie glaubte nicht, dass jemals jemand so ihren Namen ausgesprochen hatte und wenn doch, dann nie in ihrer Gegenwart. Er legte seine andere Hand auch auf ihre freie Schulter, und während ihre Tränen liefen, sah er sie nur an schüttelte mit dem Kopf, jedes Mal, wenn sie ihre Hand hob, um sie von ihren Wangen zu wischen.

Zusätzlich zu der Tatsache, dass ihre Tränen mit der Zeit versiegten verfestigte sich der Gedanke, dass kein Mensch sie jemals zuvor auf diese seltsame Art und Weise getröstet hatte und dass diese Art von Trost, so merkwürdig sie auch war, wirklich half, wirklich half, ihre Angst wenigstens für den Moment zu überwinden.

Als keine Tränen mehr kamen, nahm er seine Hände von ihren Schultern und trat wieder einen Schritt zurück ohne seine Augen von ihren zu nehmen. Sie sprachen nicht miteinander bis Kagome die Stimme ihrer Mutter hörte und erschrocken versuchte, alle Tränenspuren mit ihren Händen zu verwischen.

„Warte”, sagte er schlicht und nahm ihre Hand in seine, fuhr mit seiner freien Hand über ihre Wangen und lächelte, als sie wieder rot anlief unter seinen Berührungen.

„So, besser. Keiner wird bemerken, dass du geweint hast.“

Sie wusste nicht wirklich, was sie darauf erwidern sollte, aber sie musste zugeben, dass seine warmen, rauen Hände keineswegs unangenehm auf ihrer, von dem Wind, der ihre Tränen getrocknet hatte, kühlen Haut gewesen waren.

„Danke”, brachte sie schließlich raus, stand auf und ging an ihm vorbei, bevor er noch etwas anderes tun, oder sagen konnte.

Er blickte ihr stumm hinterher und er brauchte sich gar nicht erst die Frage stellen, weshalb er sie getröstet hatte, die Antwort darauf kannte er schon länger, als es irgendjemand erwarten würde.
 


 

Als Kagome am nächsten Morgen erwachte, fiel ihr erster Blick auf ihr schurloses Telefon auf ihrem Nachttisch. Ihr Vater war wie erwartet außer sich gewesen, als sie ihm notgedrungen beichten musste, dass sie es wieder nicht zur Redakteurin geschafft hatte und obwohl sie bei seinen Worten wieder den Tränen nah war, hatte sie keine mehr vergossen. Schließlich hatte sie sich von ihm verabschiedet und Hojo angerufen in der Hoffnung er würde sie ein wenig aufbauen, doch Hojo hatte ihre Enttäuschung überhaupt nicht verstanden, und nachdem er meinte, der Job einer Vizeredakteurin, wäre doch mehr als sie hätte erwarten können ließ sie das Thema fallen und sprach die restliche Zeit nur mehr über sein heutiges Fußballtraining und ließ ihre Gedanken zu der Person schweifen, die sie wirklich getröstet hatte.

Inu Yasha…

Es war seltsam, sie hatte sich zuvor keinerlei Gedanken über ihn gemacht und sie war auch nie sonderlich interessiert an ihm oder einem Gespräch mit ihm gewesen, doch jetzt konnte sie nicht vergessen, wie sich ihr Name aus seinem Mund angehört hatte und sie errötete bei dem Gedanken daran, was seine Lippen wohl sonst noch besser tun könnten, als zum Beispiel die von Hojo, der ihr gerade erzählte, wie er ein unglaubliches Tor geschossen hatte. Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf, als sich der Gedanke verfestigte, und hätte beinahe leise aufgeseufzt.

Sie wusste sie musste sich keinerlei Chancen bei jemandem wie Inu Yasha ausrechnen und schon allein der Gedanke daran, dass er sie küssen würde, war zu bizarr, als dass sie sich weiter darüber den Kopf zerbrechen sollte. Abgesehen davon war sie schon seit Jahren in Hojo verliebt und jetzt wo sie die Möglichkeit hatte, ihm näher zu kommen, konnte sie das nicht kaputtmachen, in dem sie sich falsche Hoffnungen bei einem Jungen machte, den sie erstens kaum kannte, der zweitens weit außerhalb ihrer Liga war und der drittens wahrscheinlich schon lange vergeben war.

Doch auch als Hojo schon lange aufgelegt und sie sich schlafen gelegt hatte war es nicht Hojo, sondern Inu Yasha gewesen an den sich dachte, der Junge der ihr gestörtes Herz für wenigstens einige Minuten geheilt hatte, als hätte er es feinsäuberlich zusammengenäht, damit der nächste Anruf mit ihrem Vater es nicht wieder so schnell zerreißen konnte.
 

Es war Wochenende, aber das bedeutete für Kagome keineswegs, dass sie sich entspannen, oder ausruhen konnte. Um zehn Uhr machte sie sich auf den Weg zu ihrem Nebenjob in der Bibliothek, und als sie um 15 Uhr Feierabend hatte, ging sie wieder nach Hause und fuhr mit dem Auto in den Nachbarort, um ihren kleinen Bruder von seinem Fußballtraining abzuholen.

Ihre Laune war seit dem gestrigen Tag so schlecht, dass Sota es zunächst nicht einmal wagte, seine Schwester anzusprechen, während sie nach Hause fuhren und Kagome bemerkte das ziemlich schnell. Sie wollte ihre Reizbarkeit nicht an ihrem kleinen Bruder auslassen und um ihn ein wenig aufzumuntern bot sie ihm schließlich an, an einem Supermarkt zu halten und ihm ein Eis zu kaufen. Diese Entscheidung bereute sie aber schnell, als vor ihr an der Kasse der Junge stand, über den sie sich in den letzten Stunden den Kopf zerbrochen hatte und das in der Begleitung eines hübschen Mädchens, das sich aufgeregt mit ihm über einen Film unterhielt, den sie gerne sehen wollte. Im ersten Moment überlegte sie sich, die Kasse einfach zu wechseln, aber da hatte Sota schon sein Nuss Eis auf das Band gelegt und Inu Yasha sie entdeckt.

„Higurashi!“, sagte er überrascht und Kagome zwang sich zu einem Lächeln, als er ihr das Mädchen neben ihm vorstellte.

„Kikyo das ist Kagome das Mädchen das, das Amt der Vizeredakteurin bekommen hat und mir assistieren wird.“

Kikyo nickte höflich und musterte Kagome einen Augenblick und blickte dann uninteressiert zur Seite.

Sie hat sich wohl davon überzeugen müssen, dass ich keine Konkurrenz für sie bin, dachte Kagome entrüstet.

„Kagome das ist Kikyo eine gute Freundin von mir”, sprach Inu Yasha, der Kikyos Verhalten vollkommen ignorierte. Einen Moment blickte ihr Kikyo wieder genau in die Augen, dann schien sie sich ein weiteres Mal davon überzeugt zu haben, das Kagome keine Gegnerin in einem Kampf um Inu Yasha sein würde, und blickte wieder zur Seite.

Kagome selbst war ein wenig sprachlos, bis Inu Yasha seine Aufmerksamkeit auf die kleine Person lenkte, die neben ihr stand.

„Und wer bist du kleiner Mann?“, fragte er schließlich, weil es nicht so aussah, als würde Kagome ihm ihn bald vorstellen.

„Das ist mein Bruder Sota”, sprach Kagome, bevor Sota etwas erwidern konnte, aber er nickte eifrig, als Kagome ihn vorgestellt hatte.

Inu Yasha ging in die Knie und musterte ihn eine Weile, dann lächelte er und fragte besonnen: „Du spielst Fußball, ja?“

Sota nickte ein weiteres Mal und in diesem Moment fiel Kagome ein, dass Inu Yasha das Fußballteam der Jungs zwischen 6 und 10 Jahren in ihrem Ort trainierte.

„Aber im Nachbarort”, beantwortete Kagome seine stumme Frage und Inu Yasha erhob sich wieder und fuhr Sota spielerisch durchs Haar. „Du solltest lieber in mein Team kommen, dann hast du es nicht so weit”, sagte er und nahm seinen Blick von ihrem Bruder und sah sie wieder an.

„Wir sollten schon Montag die Arbeit aufnehmen, denkst du nicht Higurashi?“, fragte er während Kikyo die Lebensmittel in einen Rucksack packte, die über das Band liefen. Kagome nickte stumm und versuchte ihre Enttäuschung zu verdrängen, die sich breitmachte, als er sie wieder nur bei ihrem Nachnamen nannte.

„Gut, dann treffen wir uns um vier in der Redaktion. Ich habe gehört, dass wir ein eigenes Büro bekommen, wird wahrscheinlich etwas eng zu zweit, aber dafür auch lustiger, nicht?“ Er lächelte fröhlich, und gerade als Kagome etwas erwidern wollte, zog Kikyo an seinem Ärmel um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er bezahlen musste.

„Oh Moment”, sagte er zu niemand bestimmten und suchte sein Portemonnaie in seiner hinteren Hosentasche. Kagome beobachtete ihn dabei, wie er der Kassiererin die Kreditkarte überreichte und sie diese gelangweilt durch den Schlitz zog.

Inu Yasha hatte sicherlich nie Schwierigkeiten an Geld zu kommen, dachte sie und nickte Inu Yasha noch einmal zu, als er fragte ob vier Uhr dann in Ordnung gehen würde.

Sie sah Inu Yasha und seiner Begleitung hinterher, als sie durch die elektrische Schiebetür gingen, und spürte Neid aufkommen, als sie sah, wie Inu Yasha seine Hand sanft auf die Unterseite von Kikyos Rücken legte. Nicht nur, dass diese Kikyo um einiges hübscher und eleganter aussah, als sie selbst, Kagome dachte in diesem Moment daran, dass Hojo sie noch nie so sanft und vorsichtig berührt hatte wie Inu Yasha Kikyo. Fast wären ihre Gedanken wieder vollkommen abgedriftet, doch noch bevor sie sich überhaupt vorstellen konnte wie es sich anfühlen würde an Kikyos Stelle zu sein zog Sota aufgeregt an ihrem Rock und sie stellte beschämt fest, dass die Kassiererin mal wieder darauf wartete, bezahlt zu werden.

Solange Angelina straight ihren Weg geht

„War das der Junge, der dir deinen Job weggenommen hat?“, fragte Sota, Kagomes schlechte Laune schon wieder vergessen, als er an seinem Eis leckte. Sie seufzte ein leises „Ja“ und bog in ihre Straße ein.

„Er ist cool”, meinte Sota und Kagome musste unwillkürlich kichern. „Du findest ihn cool, ja? Warum nur sagst du so etwas nie über Hojo?“, fragte sie und stellte den Motor aus, nachdem sie eingeparkt hatte.

„Weil er nicht cool ist”, entgegnete Sota ernst und stieg aus dem Auto aus. Kagome folgte ihm stumm die Treppen zum Schrein hinauf, als Sota plötzlich stehen blieb und mit nachdenklicher Miene sein Eis anstierte.

„Was ist los?“, fragte sie irritiert und drehte sich zu ihm um.

„Ich dachte nur… meinst du ich könnte bei ihm trainieren gehen?“, fragte Sota und blickte dann erwartungsvoll wieder zu seiner Schwester hinauf.

„Du meinst du willst bei ihm trainieren? Ich dachte du wolltest unbedingt mit deinem Freund Ray zum Training gehen”, sagte sie erstaunt, weil sie sich noch gut daran erinnern konnte, wie Sota gebettelt hatte im Nachbarort trainieren zu gehen, auch wenn das hieß, dass sie und ihre Mutter ihn immer hinbringen und abholen mussten.

„Schon.“, er zog das Wort in die Länge und Kagome zog skeptisch die Augenbraue in die Höhe. Er wollte sein Training mit Ray aufgeben, um von Inu Yasha trainiert zu werden?

„Ich habe nur gedacht, dass es cool wäre, von einem coolen Kerl trainiert zu werden und…“

„Und?“, fragte Kagome misstrauisch, denn sie spürte, dass da noch mehr war.

„Na ja ihr müsstet mich nicht immer fahren”, sagte Sota und blickte beschämt auf den Boden.

„Ach Sota…“, sagte Kagome sanft und ging die wenigen Stufen wieder hinunter die sie von ihrem Bruder trennten.

„Du weißt schon, wegen den Spritkosten und weil Mama und du doch immer so viel arbeiten müssen und ich hätte wirklich nichts dagegen hier zum Training zu gehen, wenn ich von ihm unterrichtet werde.“ Sotas Stimme wurde mit jedem Wort leiser und Kagome spürte eine große Welle Stolz für ihren kleinen Bruder über sich hereinbrechen.

Es war richtig sie hatten nicht viel Geld und sie mussten arbeiten und arbeiten, damit das Geld für das nötigste reichte, aber sie hatten ihm das Training mit Ray versprochen, auch wenn das hieß, dass Kagome mehr Stunden in der Bibliothek verbringen musste.

„Sota, wenn du mit Ray trainieren willst, dann tu das, aber wenn du hier zum Training gehen willst, ist das auch in Ordnung. Du solltest nur niemals zu Inu Yasha gehen, weil du dich um uns sorgst, hörst du?! Es ist vollkommen dir überlassen, was du tust.“

Sota nickte und schenkte ihr eines seiner berühmten Lächeln von denen Kagome glaubte, dass sie später mal eine Reihe Frauen schwachmachen würden. Ohne weiter nachzudenken, bückte sie sich und umarmte ihren Bruder fest.

„Äh Kagome?“, fragte Sota und Kagome wusste sofort, was passiert war.

„Mein Eis…“

Ja, sie hatte jetzt Nuss Eis auf ihrem hellen Oberteil.

„Dein Eis…“, seufzte sie und schließlich lachten beide laut und lange ohne sich voneinander zu lösen.
 

Inu Yasha hörte Kikyo nur halbherzig zu, während sie zusammen zurück zu seinem zu Hause fuhren. Es war nicht so, dass es ihn überhaupt nicht interessierte, ob Angelina Jolie mal wieder ein Kind adoptiert hatte, aber im Moment waren seine Gedanken bei jemand anderem. Jemandem der gerade nur mal wieder zu gut bewiesen hatte, wie unglaublich süß er war.

Kagome Higurashi…

Was war bloß an diesem Mädchen, dass er sich so vollkommen fühlte, wenn sie in seiner Nähe war?

Was war bloß an ihr, dass er sich nicht einmal für Angelina Jolie begeistern konnte?

Er kannte sie seit dem ersten Schuljahr und seit drei Jahren gab es kein Mädchen mehr, dass ihn so berührte wie sie ihn. Er bekam schnell mit, dass sie sich für diesen Waschlappen Hojo interessierte und weil er gerade da eine schwierige, private Phase durchgemacht hatte, konnte er nicht die Kraft aufbringen, um sie zu kämpfen. Zudem war ihr Vater für seine rassistischen Ansichten gegenüber Dämonen, wie Halbdämonen bekannt und Inu Yasha hatte vorerst ein wenig Angst, dass seine Tochter diese Ansichten teilen würde.

„Und Brad Pitt scheint nicht überzeugt davon zu sein, aber Angelina geht wie immer straight ihren Weg.“

„Straight, hm?“

Inu Yasha konnte nicht verstehen, warum Kikyo in alle möglichen Sätze englische Worte mischen musste und obwohl er glaubte, er hätte sich langsam daran gewöhnt ging es ihm trotzdem noch in manchen Situationen auf die Nerven.

Er fand man sollte vollkommen zu seiner Sprache stehen und er wusste, dass es daran lag, dass er sich auch niemals für seine Herkunft schämen würde. Es gab noch Leute die Dämonen als minderwertig empfanden, aber heutzutage traute sich kaum einer das auch auszusprechen. Bis auf diesen miesen Feigling Higurashi, der seine Familie sitzen gelassen hatte, um eine Karriere in Amerika zu starten, nachdem er sich mit jeder Dämonenfamilie Japans angelegt hatte.

Nun war er einer der bekanntesten Journalisten Amerikas und, wenn man den Gerüchten glauben schenkte, setzte er seine Tochter seit Jahren unter Druck einen Job bei der Schülerzeitung zu bekommen.

Inu Yasha kannte Kagomes Art zu schreiben (er hatte jeden ihrer Artikel gelesen, und wieder gelesen) und er wusste, dass sie Talent besaß, aber zu emotional schrieb für eine Journalistin. Möglicherweise würde sie eine gute Schriftstellerin werden, aber sie konnte es einfach nicht lassen ihre eigene Meinung in die Artikel zuschmuggeln. Für einen Laien wahrscheinlich gar nicht erkenntlich, hatte er schon einiges über die Person Kagome erfahren, über ihre Meinung zum Rauchverbot an der Schule, oder zu der Affäre zwischen zwei Lehrern an der Schule, bis hin zu ihrem Lieblingswerk von Shakespeare, welches unausweichlich Romeo & Julia war.

Zusätzlich zu den Artikeln, mit denen er sich langsam ihre Persönlichkeit zusammenpuzzelte, hatte er noch Miroku, der seit langer Zeit Kagomes bester Freundin den Hof machte. So bekam er schließlich auch heraus, dass sie die Ansichten ihres Vaters keineswegs teilte, dass sie nebenberuflich in der Bibliothek gegenüber vom Marktplatz arbeitete, dass sie wie Kikyo, was ihn amüsiert hatte, Bogenschießen praktizierte, aber schon lange nicht mehr zum Training ging, sondern zu Hause trainierte, dass sie eine Katze namens Buyo besaß und dass ihre Mutter bei einem Verlag arbeitete, dadurch häufig auf Buchmessen, Feiern zu Veröffentlichungen von Büchern und auf Schulungen war, sodass Kagome oft auf ihren kleinen Bruder aufpassen musste und kaum Freizeit hatte.

Irgendwo inmitten dieser ganzen Informationen, ihrem Aussehen, ihrem Duft, ihrer großen Klappe (die er in den letzten Tagen vermisst hatte) und ihrem Lachen hatte erkannt, dass es wundervoll sein würde, wenn dieses Mädchen vollkommen ihm gehören würde und diesen eingebildeten Hojo über ihn vergessen würde.

„Ähm, Inu Yasha?“

„Ja?“, fragte er abwesend und glaubte schon im nächsten Moment von Kikyo beschimpft zu werden, weil er ihr nicht zugehört hatte.

„Du bist an deinem Haus vorbei gefahren.“
 


 

Als sie um vier auf ihn vor der Redaktion wartete, spürte sie eine seltsame Vorfreude darauf ein paar Stunden mit ihm alleine verbringen zu können, auch wenn sie glaubte, dass sie innerhalb der letzten zwei Tage wieder zu Verstand gekommen war und eingesehen hatte, dass sie keinerlei Gefühle für ihn hegen könnte, nur weil er sie in einem schwachen Moment getröstet hatte.

„Wartest du schon lange auf mich, Higurashi?“, fragte er, als er mit fünf Minuten Verspätung endlich bei ihr ankam und Kagome spürte, wie ihr Herz für wenige Augenblicke schneller schlug als gewöhnlich.

Er sah so gut aus, wie man in der schwarzen Schuluniform nur aussehen konnte, sein langes silbernes Haar trug er wie immer offen und eines seiner Hundeohren zuckte leicht in ihre Richtung, als sie seine Frage verneinte. Kagome fand Jungs mit langen Haaren meistens nicht sonderlich attraktiv, aber bei Inu Yasha konnte man sich gar nicht vorstellen, dass er mit kurzen Haaren besser aussehen würde und wenn das doch der Fall war, dann war Gott sehr großzügig gewesen, als er sich um das Aussehen des Hundedämons gekümmert hatte. Sie machten sich zusammen auf dem Weg durch die Redaktion, in der einige der Journalisten an ihren Tischen saßen und stumm ihre Artikel schrieben, während irgendwo in dem Zimmer jemand leise das Radio angedreht hatte, das gerade ein ziemlich fröhliches Sommerlied dudelte.

Schließlich fanden sie die Tür, hinter der nun ihr Büro sein würde und Inu Yasha hielt ihr diese höflicherweise auf und schloss sie wieder hinter sich.

Kagome blickte sich eine Weile stumm um nicht sicher, wo sie nun ihren Arbeitsplatz haben würde. Der Raum war nicht so klein wie erwartet, aber noch lange nicht so groß wie das Büro des Chefredakteurs. In einer Ecke hinter dem Buche Schreibtisch stand ein Bücherregal, in dem die letzten Redakteure ihre Bücher gelagert und wahrscheinlich den Nachkömmlingen überlassen hatten, denn es war vollgestopft mit den unterschiedlichsten Arten von Büchern, von neuen bis zu welchen die wahrscheinlich sogar die Erstausgabe sein konnten, von Romanen bis zu Sachbüchern.

Kagome stellte erstaunt fest, dass jemand ihr netterweise einen Laptop bereitgestellt hatte, der jetzt auf der anderen Seite des Schreibtisches stand, gegenüber von dem Computer den Inu Yasha wohl in Beschlag nehmen würde. Dort wo der Laptop stand, war auch ein Holzstuhl hingestellt worden, der zwar lange nicht so bequem aussah, wie Inu Yashas Schreibtischstuhl, aber für sie ausreichen würde. Kagome fand, dass der Raum eine angenehme Atmosphäre hatte, was nicht zuletzt daran lag, dass sie an der rechten Seite ein großes Fenster besaßen, von dem aus man auf den Oberstufenschulhof blicken konnte. Es würde sicherlich nicht unangenehm werden hier zu arbeiten, dachte sie zufrieden, während Inu Yasha sich auf seinen Platz setzte und die Schubladen durchwühlte.

„Nun wie gesagt, ein wenig eng, aber es wird bestimmt trotzdem Spaß machen”, sagte er, nachdem er die Schubladen wieder geschlossen hatte und auf dem Tisch einige Büroutensilien verteilt hatte. Kagome nickte optimistisch und setzte sich ihm schließlich gegenüber an den Platz, der für sie gedacht war.

„Gut, wir werden die Artikel unserer kleinen Journalistengruppe lesen müssen, also…“, fing er an doch Kagome unterbrach ihn schnell.

„Ich weiß, was unsere Arbeit ist, Inu Yasha”, sprach sie verärgert und Inu Yasha schenkte ihr eines seiner berühmten Süßstofflächeln.

„Und ich weiß, dass du weißt, was unsere Arbeit ist, Higurashi. Du könntest mich trotzdem ausreden lassen.“

Sie machte eine kurze Handbewegung, die ihn zum Weitersprechen animieren sollte, und versuchte ihr wild schlagendes Herz zu bändigen. Seit wann konnte sie ein einzelnes Lächeln so aus den Socken hauen?

„Also schlage ich vor, dass wir uns die Arbeit teilen. Du bekommst einige Journalisten zugeordnet und ich nehme den Rest.

Da wir zu zweit arbeiten, haben wir das Glück, das wir uns austauschen können, wenn wir uns nicht komplett sicher sind, welche Artikel es in die nächste Ausgabe schaffen und welche nicht. Für den Artikel der Titelseite des Kulturteiles dachte ich…“

„Ich denke du suchst den Artikel für die erste Seite aus. Du bist schließlich der Chefredakteur und ich nur deine Assistentin.“ Sie meinte ihre Worte vollkommen ernst, denn sie hätte nicht erwartet, dass er ihr so ein großzügiges Angebot machen würde. Sie hatte erwartet, dass sie die Artikel auf Rechtschreibung prüfen dürfte und ihm Kaffee machen würde.

„Nicht so bescheiden, Higurashi.

Ich traue dir zu, dass du auch einen geeigneten Artikel für die Titelseite finden kannst und wenn wir uns nicht einig sind, dann debattieren wir halt darüber, bis wir uns einig sind”, sagte er enthusiastisch, während er einige Bleistifte in eine Metallbox steckte.

„Ich denke nicht, dass es nötig ist, darüber zu diskutieren Inu Yasha. Wie gesagt du bist der Chefredakteur und damit bleibt es dir überlassen, welchen Artikel du wählst…“

„Ich diskutiere aber gerne mit dir”, erwiderte er und schenkte ihr nun wieder seine volle Aufmerksamkeit.

„Erinnerst du dich noch an unsere Debatte im Geschichtsunterricht?“

„Ja, das tue ich und ich erinnere mich auch noch daran, dass ich dich dabei haushoch geschlagen habe”, entgegnete sie und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Nun das war ja auch nicht fair. Ich musste die Position pro Hitler vertreten, als ob du es an meiner Stelle hättest besser machen können.“ Sie schwieg an dieser Stelle und er wusste auch genau weshalb, aber sagte nichts weiter darauf.

„Dann sollten wir zuletzt noch über unsere Arbeitszeiten sprechen, ich muss Mittwoch und Donnerstag von sieben bis acht Uhr zum Fußballtraining. Wie sieht’s bei dir aus?“

„Nun ich muss Dienstag und Donnerstag von sechs bis acht Uhr zu meinem Nebenjob”, erwiderte sie und überlegte, ob sie nicht noch irgendwas vergessen hatte. „Und freitags muss ich abends oft auf Sota aufpassen, aber da haben wir ja schon um zwei Uhr Schulschluss, also nachmittags mehr Zeit, nicht wahr?“

„Und am Wochenende?“, fragte er, während er auf den Tischkalender starrte.

„Samstags muss ich arbeiten und danach Sota vom Fußball abholen und danach haben wir unseren Aufräumtag, das heißt ich habe nur abends Zeit und die Sonntage habe ich Sango versprochen, weil ich sonst kaum Zeit für sie habe.“

„Du bist wirklich ein viel beschäftigtes Mädchen”, lachte er und trug dann die Tage und Stunden ein, an denen sie sich treffen konnte, ohne dabei außer Augen zu lassen Kagome noch etwas Freizeit zu überlassen, damit sie wenigstens ihre Hausaufgaben erledigen konnte.

„Wie weit ist es von hier zu deinem Nebenjob?“, fragte er schließlich, nachdem er einige Zeit über dem Kalender gesessen hatte.

„Zu fuß fünfzehn Minuten.“

„Ok”, murmelte er und hob schließlich seinen Kopf wieder an und zeigte ihr seinen Plan.

„Montag haben wir die meiste Zeit zur Verfügung. Ich denke aber von vier bis sieben dürfte reichen, damit du nicht jeden Tag erst so spät zu Hause bist. Dienstag von vier bis Viertel vor sechs, wenn wir viel zutun haben fahr ich dich notfalls zur Arbeit…“ Kagome machte große Augen bei seinen Worten erwiderte aber nichts.

„Mittwoch von vier bis halb sieben, wegen dem Fußballtraining. Donnerstag nehmen wir uns einen freien Tag und Freitag arbeiten wir eine Weile nach der Schule, dann müssen wir uns halt was zu essen bestellen, wenn es länger dauert, damit ich nicht dein vollgestopftes Wochenende noch in Beschlag nehmen muss. Soweit in Ordnung für dich?“

Kagome blickte noch einmal auf den Kalender und nickte schließlich, auch wenn sie erstaunt darüber war, dass er zum größten Teil zu ihrem Vorteil geplant hatte, auch wenn das hieß, dass er vielleicht alleine noch einmal am Wochenende hierher kommen musste.

„Und haben wir heute schon Artikel eingereicht bekommen?“, fragte sie, nachdem sie sich die Termine auf einem Blatt notiert hatte.

„Einen von einem besonders eifrigen Schreiber, aber sonst haben wir heute nicht viel zu tun”, erwiderte er und schaltete seinen Computer an.

„Gut, dann sortiere ich das Bücherregal”, sagte sie schnell, denn sie wollte sich gerne etwas nützlich machen und Bücher sortieren war eine der wenigen Dinge, die sie wirklich gut konnte und auch gerne machte.

„Ach ja du arbeitest ja in einer Bibliothek”, sagte er belustigt, als Kagome aufgestanden war und anfing die Bücher aus den Regalen hinter ihm auszuräumen.

„Woher weißt du das?“, fragte sie erstaunt, weil sie sich nicht daran erinnern konnte, dass sie mit ihm, oder in seiner Gegenwart jemals darüber gesprochen hatte.

„Ich weiß mehr über dich, als du erwarten würdest, Higurashi”, erwiderte er schlicht und Kagome war froh darüber, dass sie ihm den Rücken zu gedreht hatte, weil er so nicht sehen konnte, dass sie unter seinen Worten mal wieder rot angelaufen war. Sie schüttelte schnell den Kopf und versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Es wäre einfach nur dumm in seine Worte mehr reinzuinterpretieren, als wahrscheinlich da war und im Endeffekt was es sicherlich nur Miroku gewesen, der es ihm erzählt hatte und Inu Yasha wollte sie lediglich ein wenig ärgern, oder verwirren.

Es war lange Zeit still zwischen ihnen, und nachdem Kagome alle Bücher wieder eingeräumt hatte, traute sie sich zum ersten Mal seit seiner vorangegangen Bemerkung sich wieder zu ihm zu wenden.

Er stand mit dem Rücken zu ihr, hatte das Fenster weit geöffnet und blickte auf den Schulhof unter sich, die Arme lässig auf der Fensterbank verschränkt.

„Inu Yasha?“, fragte sie vorsichtig und hoffte dabei, dass sie ihn nicht beim Denken stören würde und er vielleicht böse über die Unterbrechung sein würde.

„Ja?“, fragte er ohne sich zu ihr umzudrehen, aber es hörte sich nicht genervt, oder wütend an, sondern, wenn sie sich nicht wieder täuschte, sogar so als hätte er darauf gewartet, dass sie ihn endlich ansprechen würde.

„Danke für den letzten Tag und das du es nicht mehr erwähnt hast.“

Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt sich noch einmal bei ihm dafür zu bedanken, aber jetzt wo er dort stand und sie nur zu seinem Rücken sprach, war es so einfach die Worte, die sie die ganze Zeit im Hinterkopf hatte auszusprechen. Er drehte sich langsam zu ihr um seine Augen auf ihr Gesicht fixiert, doch Kagome konnte anhand seiner Mimik nicht erkennen, was wohl gerade in ihm vorging, und fühlte sich, nachdem er eine Weile nichts gesagt hatte, unbehaglich unter seinem starren Blick.

Er schien das zu bemerken und öffnete gerade, als sie wieder begann ihr Blut ins Gesicht strömen zu spüren und sich von ihm abwenden wollte, den Mund.

„Du musst dich dafür nicht bedanken, Kagome.“

Nun wurde sie rot, nicht allein deswegen weil er wieder ihren Namen auf diese wundervolle Art ausgesprochen hatte und weil er ihn überhaupt ausgesprochen hatte, auch weil ihre Danksagung scheinbar nicht einmal notwendig gewesen wäre.

„Gu…“, sie räusperte sich, als sie bemerkte, wie schrill ihre Stimme mit einmal klang, und blickte nervös unter seinem intensiven Blick an die Seite. „Gut, dann nehme ich an… also wir sehen uns dann morgen.“

Sie hätte sich ohrfeigen können, dafür wie albern sie sich plötzlich benahm, aber stattdessen versuchte sie seinem Blick endlich zu entkommen und verließ so schnell wie es ihr möglich war ihr Arbeitszimmer.

Freud vs. Romeo

Hallo Leutz, da bin ich schon wieder!

Ich will mich noch einmal ganz doll für die Kommentare bedanken, es ist wirklich klasse zu wissen, dass meine FF gelesen und gemocht wird.

Ansonsten hab ich vorläufig nicht allzu viel zu sagen, außer hoffentlich viel Spaß beim Lesen und schreibt mir bitte, wenn ihr mir etwas zu sagen habt (Kritik und Lob sind gleichermaßen willkommen).

Liebe Grüße

Dat Si-Sa-Summse Bienchen
 


 

Seit diesem peinlichen Vorfall beschloss Kagome sich wieder auf Hojo zu konzentrieren, und nachdem sie und Inu Yasha eine Woche zusammengearbeitet hatten, ohne dass er noch einmal ihren Namen ausgesprochen hatte, oder sie unter seinen Blicken rot anlief glaubte sie, dass ihre seltsamen Gefühle für ihn nichts weiter als eine Reaktion darauf waren, dass er sich um sie gekümmert und sie weinen gesehen hatte. Nachdem sie sich selbst davon überzeugt hatte, dass sie keinerlei Gefühle für ihn hegte und dass Hojo der Einzige war, für den sie sich wirklich interessiert wurde das Verhältnis zwischen ihr und Inu Yasha wieder entspannter.

Sie fingen an über die Auswahl der Artikel zu diskutieren, manchmal stritten sie sich sogar darüber, an anderen Tagen arbeiteten sie nur stumm zusammen, bis einer von ihnen gehen musste. Manchmal scherzten und lachten sie zusammen und manchmal nervten sie einander so sehr, dass einer von ihnen früher ging, um den anderen nicht mehr sehen zu müssen.

Aber am Ende der Woche, wenn sie sich beeilen mussten alle Artikel und die Reihenfolge dieser zusammenzustellen, rauften sie sich wieder zusammen egal, was zuvor geschehen war und arbeiteten aufmerksam und eifrig bis Kagome nach Hause musste, um auf ihren Bruder aufzupassen, oder um pünktlich zum Abendbrot zu Hause zu sein.

Kagome wusste, dass sie Inu Yasha jedes Mal mit einem Haufen Arbeit alleine lies, aber er beschwerte sich nie darüber und am Samstagabend, wenn alles spätestens eingereicht werden musste, war er fertig.

Die Wochen vergingen und das Laub fiel zwischenzeitlich in bunten Farben von den Bäumen und Kagome fühlte sich ausgeglichen und ausgefüllt mit ihren Tagesabläufen, mit ihrer Arbeit und mit sich selbst. Sie genoss die gemeinsamen Nachmittage mit Inu Yasha, wie man sie mit einem guten Freund genießen würde sie war aber auch froh, wenn sie nach Hause konnte und glücklich, wenn sie wenige Minuten Zeit hatte, um sich mit Hojo zu treffen.

Hojo entgegen beschwerte sich häufig, dass Kagome nie genügend Zeit für ihn hatte, doch selbst wenn sie es gewollt hätte, hätte sie an der Tatsache, dass sie nun mal viel beschäftigt war, nichts ändern können. Ihre Beziehung zu Hojo wurde trotzdem intensiver, und obwohl sie offiziell noch immer kein Paar waren, kamen sie sich auf viele Arten näher. Schon bald hatte sie vergessen, dass sie einmal neidisch auf das Mädchen neben Inu Yasha war, dass er so sanft und liebevoll berührt hatte, als sie ihn im Supermarkt getroffen hatte, und fing an sich nur darauf zu konzentrieren, wie Hojo sie berührte.
 

Inu Yasha fühlte sich gegenteilig nicht so ausgeglichen wie Kagome in diesen Wochen.

Er war, das musste er sich eingestehen, irritiert gewesen über ihren Verhaltenswandel.

Vor dem Tag, an dem er sie getröstet hatte, war sie immer unnahbar und kaum gesprächig in seiner Gegenwart gewesen, auch wenn er wusste, dass sie eigentlich ein ziemlich offener und großmäuliger Mensch war und nach diesem Tag war sie die erste Zeit verschüchtert gewesen und Inu Yasha hatte schon geglaubt, dass er sie in irgendeiner Art und Weise berühren würde. Doch jetzt war sie plötzlich zu ihm genauso offen und großmäulig wie zu allen anderen, so als hätte er keinen besonderen Platz in ihrem Leben, sondern wäre jemand wie jeder andere für sie. Zudem bekam er mit, dass sie sich immer häufiger mit Hojo traf und sie war sogar schon einmal früher von einem Treffen mit ihm verschwunden, weil sie Hojo versprochen hatte, auf einem Fußballturnier dabei zu sein.

Er hatte sich seit dem Tag, an dem sie angefangen zu stottern hatte nachdem sie sich ein weiteres Mal bei ihm bedankt hatte zurückgehalten mit Anspielungen auf seine Gefühle für sie, weil er hoffte, dass sie so ein wenig lockerer in seiner Gegenwart werden würde, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich dadurch auch wieder von ihm distanzieren würde, nachdem er eine Weile geglaubt hatte, sie wären sich näher gekommen.

Jetzt fühlte er sich wie in einer Art Zwickmühle, denn wenn er weiterhin nichts unternehmen würde, wäre sie wahrscheinlich schneller als er gucken konnte in Hojos Armen und wenn er versuchen würde sich ihr wieder zu nähern, würde sie sich wohl wieder in ihr Schneckenhaus verkriechen und sich in seiner Gegenwart unwohl fühlen.
 

Kagome genoss die Abende in der Bibliothek im Herbst mehr, als zu jeder anderen Jahreszeit, weil es angenehm war, in einer riesigen Bücherei zu sein, wenn es draußen stürmte und regnete. Außerdem konnte sie während ihrer Arbeit oft Hausaufgaben verrichten, wenn nicht allzu viel Kundschaft da war und es war selten der Fall, dass sich vor ihr eine Schlange bildete. Heute war Sesshomaru ein weiteres Mal da und sie beobachtete ihn ab und zu aus den Augenwinkeln, wie er stumm in einigen Sachbüchern über Psychologie brütete. Als sie ihn das erste Mal in der Bibliothek gesehen hatte, hatte sie schon die Vermutung, dass er ein Verwandter von Inu Yasha sein könnte und nachdem er einen Büchereiausweis beantragt hatte, bestätigte sich diese dann. Sie hatte vorerst nicht geglaubt, dass er ein Psychologiestudent war, denn er wirkte kühl und unnahbar und nicht wie jemand der sich für das Leid anderer Menschen interessierte, aber Kagome wusste, dass einen das Leben jedes Mal eines besseren belehrte, sobald man sich eines Klischees bediente.

„Ich würde mir gerne dieses hier ausleihen”, hörte sie ihn nach einer Weile sprechen und blickte von ihrer Algebrahausaufgabe auf. Sie hatte nicht im geringsten bemerkt, dass er sich ihr genähert hatte und sie glaubte, dass würde an seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten liegen, die ihm sein Dämonenblut vermacht hatten. Gegenteilig zu Inu Yasha schien er ein voller Dämon zu sein, aber Kagome hatte nicht gewagt ihn darauf anzusprechen, weil sie wusste, dass dann früher oder später das Gerücht rumgehen würde, dass sie eine ähnliche Einstellung wie ihr Vater zu diesem Thema haben könnte.

„Ausweis”, sagte sie abwesend, während sie einen Rechenfehler bemerkte und ihn durchstrich, bevor sie seinen Ausweis beäugte und ihm dann zwei Zettel reichte, auf denen sie das Abgabedatum gestempelt hatte; er unterschrieb auf dem einen und steckte den anderen in die Hosentasche.

„Deine Mutter arbeitet doch bei Neuter, nicht wahr?“, fragte er, während sie den Zettel einsortierte. Die Bücherei kämpfte schon lange um ein Computersystem, damit die ewige Zettelsortiererei ein Ende nehmen konnte, aber die Kundschaft genügte nicht, um es dann letztendlich auch wirklich umzusetzen. Kagome nickte und lies ihre Hausaufgabe für den Moment aus den Augen.

„Es gibt da ein Buch, das ich für meine Facharbeit gebrauchen könnte, aber das Erscheinungsdatum ist erst in zwei Monaten. Ich dachte du könntest deine Mutter einmal fragen, ob sie nachsehen kann, ob sie es ein wenig früher beschaffen könnte. Natürlich zahle ich ihr auch ein wenig mehr, als es üblicherweise kosten würde.“ Er reichte Kagome einen Zettel, auf dem der Autor und Titel vermerkt war und Kagome nickte ein weiteres Mal, ehe sie sich an ihn wendete.

„Ich werde sie fragen und wir schauen war wir für dich tun können, einverstanden?“, erwiderte sie und steckte den Zettel in ihr Portemonnaie.

„Das wäre mir ein wirklich wichtiges Anliegen, aber ich denke ich kann mich auf dich verlassen, nicht wahr Kagome?“

Sesshomaru hatte sie noch nie wie sein jüngerer Bruder mit Higurashi angesprochen und das bevorzugte sie an ihm auch.

„Wann habe ich dich jemals enttäuscht?“, fragte sie neckisch und Sesshomaru grinste verschlagen.

„Wann habe ich dich jemals um was gebeten?“

Sie lachte.

„Touché“
 

Offensive, das war es, für was er sich schließlich entschieden hatte. Auch wenn er in Gefahr lief, das Kagome sich weiter von ihm entfernen würde, wenn das heißen konnte, dass er sich alle Chancen zu Nichte machte, er war noch nie jemand gewesen, der einfach untätig dasaß. Viel zu lange schon hatte er sich zurückgehalten, um sie nicht zu verschrecken, aber wie sollte sie wissen, dass er sich wünschte, dass sie Hojo über ihn vergessen würde, wenn er ihr nie irgendwelche Anzeichen dazu gab?

Inu Yasha hatte sich noch nicht entschieden, ob er in die körperliche, oder verbale Offensive gehen sollte, ob er direkt flirten, oder vorerst lieber kleine, versteckte Andeutungen machen würde, aber er wusste, dass er sich nicht mehr zurückhalten würde.
 

Es war ein außergewöhnlich warmer Novembertag und Kagome genoss die wenige Freizeit, die sie hatte mit Sango. Sie waren schon seit Ewigkeiten miteinander befreundet und es gab so gut wie nichts was sie voneinander geheim hielten. So wusste Kagome nur zu genau, wie schlecht Sango über Hojo dachte, weil sie meinte, er würde sie sicherlich einengen und ihr jede freie Minute klauen würden sie erst einmal zusammenkommen. Kagome wusste allerdings auch, dass hinter dieser Aussage immer Sangos Angst stand, dass Kagome keine Zeit mehr für sie haben würde, ahnte allerdings nicht, dass hinter Sangos Abneigung gegen Hojo noch mehr war.

Sango war seit Langem in Miroku verliebt der Junge, der in ihrer Parallelklasse war und der beste Freund von Inu Yasha war. Sie trafen sich häufig, was zwar meist damit endete, dass Miroku eine rote Wange hatte und Sango wütend davon stampfte, aber Miroku hatte ihr in der Zeit auch schon viel anvertraut über sich und über einen bestimmten Halbdämon, der Kagome seit langer Zeit anhimmelte.

Sie persönlich fand, dass Inu Yasha ein weitaus bessere Wahl abgeben würde, als Hojo und drängte Inu Yasha dazu Kagome endlich zu zeigen, was er für sie empfand. Aber Inu Yasha war ein sturer Hund, der sich erstens nichts sagen ließ und der zweitens glaubte es würde keinen Sinn ergeben Kagome den Hof zu machen, solange sie in den Waschlappen Hojo verliebt war.

„Diesen Freitag ist bei Koga ne Party. Gehst du hin?“, fragte Sango, während sie Kagome beim Bogenschießen auf ihrem Hof beobachtete. Kagome ließ den Bogen sinken, nachdem der Pfeil getroffen hatte, und seufzte leise.

„Ich weiß nicht, kann wahrscheinlich nicht. Meine Mom muss wohl wieder weg und ich auf Sota aufpassen.“ Das wäre eine Gelegenheit, dachte Sango und erwiderte schließlich: „Dann leiste ich dir am Freitag ein wenig Gesellschaft, wenn du möchtest.“
 

„Was?“, fragte sie genervt und blickte von ihrem Artikel auf, den sie nun ein letztes Mal nach Fehlern absuchen wollte.

„Nichts”, antwortete Inu Yasha amüsiert, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber er nahm seinen Blick immer noch nicht von ihr. Kagome verabscheute es, wenn sie jemand so anstierte, wie er es tat und vor allen Dingen hasste sie es, wenn das jemand tat, während sie arbeitete.

„Warum starrst du mich dann die ganze Zeit an?“, fauchte sie und Inu Yasha stützte sein Kinn auf seiner Handinnenfläche ab.

„Du siehst sexy aus, wenn du dich konzentrierst, deswegen”, erwiderte er lässig und sein Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, als er bemerkte, wie rot sie wurde.

„Was?!“, fragte sie irritiert, schockiert und fassungslos.

„Du siehst sexy aus, wenn du dich konzentrierst”, wiederholte er seine Worte und Kagome rieb sich nun entnervt mit Daumen und Zeigefinger das Nasenbein den anfänglichen Schock vergessen, als sie bemerkte, was er da tat. Er wollte sich also über sie lustig machen.

„Lass das nicht Kikyo hören”, sagte sie schließlich so gelassen wie möglich und blickte wieder auf ihren Artikel.

Das ging nun schon seit Tagen so, dachte sie verdrossen. Seit ihrem letzten großen Streit über Kagomes Hang dazu sich leicht ablenken zu lassen, schien er beweisen zu wollen, dass er im recht war.

Gut, wenn sie jemand so unverhohlen anstarrte, wie er es tat, dann stimmte es. Aber er sollte ihr Mal einen Menschen zeigen, der sich von diesem Blick nicht ablenken lassen würde. Jetzt versuchte er es sogar schon mit falschen Umschmeichlungen nur, um beweisen zu können, dass sie sich leicht aus ihrer Konzentration reißen ließ und verdammt noch mal er hatte sein Ziel mal wieder erreicht, denn sie schaffte es nicht einen einzigen Satz zu lesen ohne ihre Gedanken wieder abschweifen zu lassen, oder sich nervös unter seinen Blicken durchs Haar zu fahren.

„Gut, du hast gewonnen!“, fauchte sie schließlich und ihr Kopf schoss augenblicklich in die Höhe.

„Tatsächlich?!“, fragte er überrascht und setzte sich aufrecht in seinen Stuhl.

„Ja, du hast recht, ich lasse mich schnell ablenken. Würdest du jetzt bitte aufhören mich anzustarren, damit ich diesen Artikel zu Ende korrigieren kann, bevor ich zur Arbeit muss?“

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell aufgibst”, meinte er lachend und richtete seinen Blick endlich wieder auf seinen Bildschirm.

„Und ich hätte nicht gedacht, dass du so minderbemittelt und niveaulos in einem Streit werden kannst, so kann man sich täuschen nicht wahr?“, fauchte sie und gab es auf den Artikel noch einmal zu lesen.

„Minderbemittelt und niveaulos? Das trifft mich wirklich sehr, Higurashi”, erwiderte er gespielt traurig und blickte über den Rand seines Bildschirms wieder in ihr Gesicht.

„Und zu deiner Information ich lebe nach dem Motto: ‚Der Klügere gibt nach’“, erwiderte sie süffisant und legte ihren Artikel in das Fach, wo sie auch die restlichen noch nicht gelesenen Artikel verstaut hatte.

„Das ist ein einfältiges Motto, Higurashi, denn in den meisten Fällen gibt nicht der Klügere nach, sondern der mit den geringeren Argumenten.“

Sie schnaufte nur verächtlich und zog sich schnell die Jacke über. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen sie es kaum erwarten, konnte Inu Yasha und sein arrogantes Gehabe hinter sich zulassen.

„Wo willst du hin?“, fragte er irritiert, als er bemerkte, dass sie sich ihren Mantel angezogen hatte und die Tasche vom Boden aufhob.

„Zu meiner Arbeit, du Esel. Ich habe es dir vor dreißig Sekunden erst gesagt”, erwiderte sie bissig und Inu Yasha lächelte über ihre Wortwahl. Ein Esel, was er also?

„Kein Grund zur Hektik, Higurashi. Ich fahre dich zur Arbeit. Und ich bin kein Eselhalbdamön, sondern ein Hundehalbdämon”, sagte er und deutete mit seiner Hand auf ihren Stuhl, damit sie sich wieder setzen würde.

„Was, wieso?“, fragte sie verwirrt. Er hatte es ihr am ersten Tag einmal angeboten, dass er sie zur Arbeit fahren würde, aber bis heute noch nicht wahr gemacht.

„Nun, das ist einfach zu erklären. Meine Mutter war ein Mensch, mein Vater ein Dämon und…“

„Nicht wieso bist du ein Halbdämon, sondern wieso fährst du mich zur Arbeit?!“

Inu Yasha konnte, wenn er wollte, einer der nervtötensten Menschen sein, der ihr jemals zuvor begegnet war und nun strapazierte er sie schon wieder bis ins maßlose. Sie hatten ihre Tage, an denen sie besser miteinander auskamen, aber es gab auch Tage an denen Kagome sich wünschte, er würde einfach nur seine große Klappe halten und sie zufriedenlassen. Er selbst fand diese kleinen Auseinandersetzungen immer höchst amüsant und Kagome konnte ziemlich bissig werden, wie er nun am eigenen Leib erfahren durfte.

„Sesshomaru hat mich darum gebeten für ihn ein Buch zurückzubringen und ihm ein anderes auszuleihen”, erwiderte er gelassen und nun setzte sich Kagome wieder auf ihren Platz und wartete bis er seinen Computer ausgeschaltet, seinen Stuhl zurecht gerückt und sich angezogen hatte.
 

Inu Yasha fuhr einen geräumigen, schwarzen Geländewagen von Mercedes, ein Auto von dem Kagome träumen konnte, aber das sie wohl so schnell nicht besitzen würde. Er hatte einen ziemlich gewagten Fahrstil, schien aber sicher mit seinem Auto umzugehen, und obwohl er manche Kurve schärfer nahm, als sie es sich jemals trauen würde, hatte sie keine Angst, während er fuhr, denn sie glaubte, dass er wusste, wann er ein wenig gewagter fahren konnte, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren.

Sie kamen schon zwei Minuten später an und Kagome ging voraus während Inu Yasha das Auto einparkte, denn Minna war immer ziemlich ungeduldig, wenn es um ihren Feierabend ging, und konnte gehässig werden, wenn Kagome sie um wenige Minuten versetzte.

„Hey Minna!“, rief sie freundlich und Minna, eine kleine Person mit mausbraunem Haar, ausdruckslosem Gesicht und dunkler Kleidung, sprang erwartungsgemäß auf, schon in Jacke und Schal gekleidet, um so schnell wie möglich verschwinden zu können.

„Kagome endlich”, seufzte sie während Kagome ihren Mantel aufknöpfte und ihre Sachen unter den Tresen legte, von dem aus sie arbeitete.

„Viel Kundschaft gehabt?“, fragte Kagome, bevor Minna verschwinden konnte, und machte es sich auf ihrem Stuhl bequem.

„Wie immer. Nen paar Studenten und ein, zwei gelangweilte Hausfrauen.“, erwiderte Minna und rückte ihren Schal zurecht.

„Wenn das nicht besser wird, schließen die noch die Bücherei, aber mir soll’s nur recht sein, ich bin froh, wenn ich den Job los bin”, sagte Minna und hing sich ihre Tasche über die Schulter. Kagome konnte Minnas Abneigung gegen den Job nicht verstehen, aber Minna war, wie sie selbst, gerade erst achtzehn geworden und wurde von ihrer Mutter gezwungen hier zu arbeiten, damit sie ihr Auto finanzieren konnte.

Bevor Kagome etwas erwidern konnte, verschwand Minna mit einer kurzen Handbewegung zum Abschied durch die Glastüren, rempelte dabei Inu Yasha an, der sich bei ihr entschuldigte, was sie nicht zur Kenntnis nahm, und lief die Treppen eilig hinunter.

„Freundliche Person, diese Minna”, lachte Inu Yasha, als er vor Kagome zum Stehen kam und mit einem einzigen Blick die Bücherei besah.

„Sie kann dich nicht leiden, weil sie glaubt, eure Familie würde nur aus eingebildeten Snobs bestehen”, erwiderte Kagome und kramte aus ihrer Tasche ihr Englischheft.

„Man kann es ihr nicht verübeln. Sesshomaru hatte sie einmal, ohne sie zu fragen, für eine seiner Psychologiestudien benutzt”, erwiderte Inu Yasha und lehnte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Tresen ab.

„Worum ging es in der Studie?“, fragte Kagome wissbegierig und lehnte sich etwas näher zu Inu Yasha.

„Kennst du die Entwicklungsphasen nach Freud?“, fragte Inu Yasha und Kagome schüttelte den Kopf, sie hatte Pädagogik in der Unterstufe schon abgewählt.

„Es gibt die orale Phase im Säuglingsalter, wo es besonders wichtig ist, dass Mütter ihre Kinder stillen, weil in dieser Phase die Triebbefriedigung durch den Mund stattfindet, dann kommt die anale Phase und so weiter…“ Kagome kicherte als er die anale Phase ansprach unterbrach ihn aber nicht.

„Wenn die Triebbefriedigung nicht stattfindet, kann es dazu kommen, dass man die Phase nicht überwindet, das nennt man dann Fixierung…“

„Und Sesshomaru glaubte Minna hätte eine dieser Phasen nicht bewältigen können?“, fragte Kagome gespannt.

„Ja, und zwar die orale Phase, weil ihm aufgefallen war, dass sie oft auf ihren Wangenhäuten und auf der Zunge kaute, was ein Anzeichen dafür sein kann.“

Kagome dachte einen Moment darüber nach und dann wurde ihr bewusst, dass sie selbst dieses merkwürdige Verhalten an Minna schon gesehen hatte.

„Und wie hat Minna erfahren, dass Sesshomaru sie für seine Studie benutzte?“, fragte Kagome neugierig lehnte sich aber wieder in ihrem Stuhl zurück.

„Er hat bei ihrer Mutter angerufen und sie gefragt, ob und wie oft sie Minna gestillt hatte”, erwiderte Inu Yasha grinsend und Kagome riss fassungslos die Augen auf.

„Nein!“, lachte sie und Inu Yasha stimmte schon bald in ihr Lachen ein.

„Das war ja noch nicht das Schlimmste, er dachte, dass wenn sie die erste Phase nicht überwinden konnte, es vielleicht auch bei der Zweiten nicht voran ging”, sagte er beschwörerisch, als sich ihr Lachen wieder gelegt hatte.

„Die anale Phase…“, warf Kagome grinsend ein und Inu Yasha nickte.

„In dieser Phase spielen Kinder häufig mit ihren… Exkrementen.“

„Ich kann mich nicht erinnern das als Kind getan zu haben”, unterbrach ihn Kagome und Inu Yasha lachte leise.

„Nun, viele Dinge aus Freuds Theorien wurden auch widerlegt, aber an dem größten Teil seiner Überlegungen ist schon was dran. Jedenfalls sollten die Studenten herausfinden, wie weit die Theorie über die Entwicklungsphasen im Kindesalter stimmen und Sesshomaru hat angefangen darauf zu achten, ob Minna extrem geizig, oder pedantisch ist, weil das ein Anzeichen für die Nichtbewältigung dieser Phase ist.“

„Und dann hat er ihre Mutter angerufen und sie gefragt, ob sie Minna verboten, hatte mit ihren Fäkalien zu spielen”, lachte Kagome, doch als Inu Yasha nichts erwiderte und ihr einen verheißungsvollen Blick schenkte, riss sie ihre Augen auf.

„Nein!“, lachte sie ein weiteres Mal und ihr Lachen wurde noch lauter als Inu Yasha wieder nickte. Schon bald hatte sie Tränen in den Augen während Inu Yasha noch immer mit den Ellenbogen auf dem Tresen gelehnt in ihr Lachen einstimmte. Sie hatte Sesshomaru viel zugetraut, aber das…

Immer noch lachend legte sie eine Hand auf Inu Yashas Unterarm und hielt sich an ihm fest, um nicht vor Lachen von ihrem Stuhl zu rutschen.

„Kagome…“, sagte plötzlich eine leise, ernste Stimme neben ihr und ihr Lachen starb abrupt ab.

„Ho-Hojo…“, stotterte sie, als sie begriff, warum er sich so ernst anhörte, ihre Hand schnell von Inu Yashas Arm nahm und sich zu ihm umdrehte. Inu Yasha selbst lehnte sich enttäuscht zurück und murmelte er würde das Buch für seinen Bruder suchen gehen.

„Du scheinst dich gut mit ihm zu verstehen”, sagte Hojo schließlich und stellte sich an den Platz, an dem eben noch Inu Yasha gestanden hatte.

„Nun ja, wir kommen miteinander aus”, erwiderte Kagome nervös und schlug ihr Englischheft auf.

„Ich bin hier, weil ich dich fragen wollte, ob du Freitag mit auf die Party bei Koga zu Hause kommst”, lenkte er das Thema um und Kagome war sichtlich erleichtert darüber.

„Ich muss diesen Freitag auf Sota aufpassen, aber…“

Hojo seufzte und unterbrach sie noch, während sie sprach.

„Was hätte ich anderes erwarten können.“

„Du kannst Freitag zu mir kommen, dann passen wir zusammen auf Sota auf”, versuchte sie zu ihn beschwichtigen, aber Hojo blickte zur Seite, ein Muskel über seinem rechten Mundwinkel zuckte und Kagome wusste, dass das bedeute, dass er sehr wütend und enttäuscht war.

„Nein vergiss es, Kagome”, sagte er und ging auf den Ausweg zu.

„Hojo!“, rief sie ihm schwach hinterher, aber er drehte sich nicht noch einmal zu ihr um.

„Stress mit dem Liebsten?“, fragte Inu Yasha sie und legte das gefundene Buch vor ihr auf dem Tresen ab.

„Er ist sauer, weil ich kaum Zeit für ihn habe.“, erwiderte Kagome schwermütig und ließ ihren Blick vom Ausgang wieder zu Inu Yasha wandern.

„Ausweis?“, fragte sie dann und Inu Yasha zuckte nur mit den Schultern.

„Du hast keinen?“

„Sollte ich einen haben?“

„Wenn du das Buch ausleihen willst, dann schon”, entgegnete Kagome und fügte hinzu: „Gib mir deinen Personalausweis und ich erstelle dir schnell einen.“ Er nickte und reichte ihr seinen Ausweis, den er aus seinem Portemonnaie aus der hinteren Hosentasche geholt hatte.

Es dauerte einige Minuten in denen Kagome seine Daten abschrieb und ihm schließlich seinen Büchereiausweis reichte. Er sah ihn sich an und blickte dann wieder zu ihr hinunter.

„Weißt du, woran ich gerade denken musste?“, fragte er, als er bemerkte, dass sie immer noch auf den Ausgang starrte, aus dem Hojo vor wenigen Minuten verschwunden war.

„Nein. An was, Exkremente?“, fragte sie abwesend und ließ die Tür dabei nicht aus den Augen. Er lachte kurz schüttelte aber seine silberne Mähne. „Nein, an Shakespeare”, erwiderte er, aber sie drehte auch jetzt noch nicht ihren Kopf wieder in seine Richtung.

„Tatsächlich”, seufzte sie unbeteiligt und Inu Yasha summte ein leises: „Mhm.“, bevor er ihr Kinn zwischen seine Finger nahm und ihr Gesicht in seine Richtung drehte. Ihre Augen trafen seine und sie stellte fasziniert fest, dass er ein sanftes Lächeln auf den Lippen hatte.

„Liebt’ ich wohl je?“, flüsterte er und Kagome errötete, als sie erkannte, was er da für sie zitierte.

„Nein schwör es ab Gesicht! Du sahst bis jetzt noch wahre Schönheit nicht.“

Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen, als er Kagomes Herz in seinen empfindlichen Hundeohren schlagen hörte und er lehnte sich wieder zurück, als das rot auf ihren Wangen so dunkel wurde, dass es einer überreifen Tomate Konkurrenz gemacht hätte. Kagome sah ihn immer noch erschrocken an und wusste nicht so recht, was sie erwidern sollte. Hatte er seine Worte ernst gemeint, oder einfach nur zitiert um sie wieder zu ärgern? Doch als er anfing zu lachen, glaubte sie ihre zweite Vermutung wäre die Richtige und zog verärgert ihre Augenbrauen zusammen.

„Originell”, zischte sie wütend über sein anmaßendes Verhalten und fing an zwei Bescheinigungen für das Buch, was er ausleihen wollte zu erstellen.

„Ich weiß Hojo kann das bestimmt besser”, erwiderte er immer noch lachend und stellte sich in einer Hojoüblichen Pose vor den Tresen, fuhr sich lässig durchs Haar, zwinkerte ihr zu und äffte Hojos Stimme nach. Sie sah ihm irritiert dabei zu und ließ die Bescheinigungen für den Moment aus den Augen.

„Gott ist bestimmt furchtbar traurig gewesen, als du geboren wurdest.

Hatte er doch seinen schönsten Engel verloren”, säuselte er in Hojomanier und Kagome schmunzelte leicht.

„So etwas würde Hojo nie sagen”, lachte sie ihre Wut schon wieder vergessen. „Na ja, jedenfalls nicht genau das”, fügte sie noch hinzu und Inu Yasha stimmte ein weiteres Mal an diesem Tag in ihr Lachen ein.

„Und wer ist origineller?“, fragte er schließlich.

„Nun für die Originalität bekommt mein holder Romeo volle Punktzahl, aber für die Ernsthaftigkeit dieser Aussage wird wohl Hojo die volle Punktzahl erhalten”, erwiderte sie und stempelte die Bescheinigungen ab.

„Woher willst du wissen, dass ich es nicht ernst gemeint habe?“, fragte Inu Yasha, aber sein Grinsen ließ Kagome daran zweifeln, dass er diese Aussage und die Letzte auch nur im geringsten ernst gemeint hatte, doch statt ihm genau das zu sagen zitierte sie schließlich einen Satz, den sie bei einer ihrer Recherchen für einen Artikel im Internet gefunden hatte.

„Wenn man Romeo auf Ehre und Gewissen, das eben kein Romeo besitzt, fragte, ob er es denn sich wirklich zugetraute, die geliebteste Julia ganz, ganz glücklich zu machen, so müsste er erwidern: „Ich glaube mein Herr, für einige Wochen langt es gerade.“

Einen Moment blickte Inu Yasha sie stumm an, dann steckte er seine Bescheinigung in die Hosentasche und lachte.

„Julia scheint ihre Hausaufgaben gemacht zu haben”, erwiderte er schließlich und zwinkerte ihr zu.

„Nein, Julia weiß nur über das Leben bescheid”, seufzte sie und Inu Yasha ahnte noch nicht, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckte.

Auf Angriff geschaltet

Hallo Leutz.

Da bin ich mal wieder um eure armen Augen zu belästigen.

Mein Dank gilt diesmal meiner neuen und hoffentlich auch zukünftigen Betaleserin Chiyoko, die sich die Mühe gemacht alles noch einmal durchzulesen. Du bist klasse!

Das ist echt toll ich freue mich sehr darüber!

Ich hoffe du bist nicht mehr so traurig wegen deinem miesen Montag und seine Folgen...

Und natürlich auch noch ein herzliches Dankeschön an meine Kommischreiber.

Ich hoffe ihr bleibt mir alle erhalten!

So, kein Grund zu sentimental zu werden, kommen wir lieber gleich zum wesentlichen...

Eine Anmerkung wollte ich noch zum weiteren Verlauf meiner FF machen: Es scheint zwar zuerst den Anschein zu machen, aber es wird nicht ewig so friedlich bleiben, wie es momentan ist. Aber seht nur selbst...

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 


 

Es war Freitagabend und Kagome erwartete Sango um sieben. Sie war mit Sota zusammen in eine Videothek gefahren, in die sie ihn mit rein nehmen konnte, hatte sich mit ihm, nach langen hin und her, auf den alten Walt Disney Film „König der Löwen“ geeinigt und für sich und Sango noch einen Thriller ausgeliehen, weil sie wusste, dass Sango sich über einen düstereren Film freuen würde. Danach hatte sie mit Sota Popcorn in der Mikrowelle gemacht, etwas das Buyo immer ärgerte, weil er sich bei jedem ‚Plop’ erschreckte und anfing zu fauchen, sobald mehrere Maiskörner explodierten und schließlich noch, wie es ihre Mutter beauftragt hatte, den Abwasch gemacht.

Sie freute sich über den Abend mit Sango und besonders auf die Zeit, wenn sie Sota ins Bett schicken konnte und sie ein wenig alleine waren. Sie wollte Sango auch unbedingt noch die Minna Story erzählen und hoffte, dass Sango über Nacht bleiben würde.

Um 19.04 Uhr, Kagome wusste das, weil sie in diesem Moment auf die Uhr geblickt hatte, klingelte es an der Tür und Kagome lief summend auf sie zu, riss sie mit der freudigen Erwartung auf Sango zu sehen. Doch als sie Sango, Miroku und hinter ihm Inu Yasha erblickte starrte sie nur verwirrt in die Menge, anstatt Sango zu begrüßen.

„Äh?“, fragte sie schließlich irritiert und blickte ihre Freundin an.

„Ich habe sie auf den Weg zu dir getroffen, sie hatten nichts zutun und ich dachte, dass es doch lustiger wäre, wenn wir noch mehr Gesellschaft hätten.“, erwiderte Sango Kagomes stumme Frage und Miroku grinste fröhlich, während Inu Yasha ihr lässig zu nickte. Sie wusste das Sango log, denn sie würde niemals eine freie Minute mit Kagome mit anderen Leuten verbringen wollen, aber sie nahm an, dass Sango gerne den Abend mit Miroku verbringen wollte, und dachte sich schließlich nichts weiter dabei. Obwohl noch ein wenig schockiert über den plötzlichen Besuch, ließ sie die Jungs und Sango rein und rief Sota zu sich in den Flur.

Sota strahlte, als er Inu Yasha ausmachte, was Kagome beeindruckt zur Kenntnis nahm, während sie Sota Miroku vorstellte.

Letztendlich führte sie die Jungs und Sango ins Wohnzimmer, beauftragte Sota damit den Fernseher anzumachen und ging selber in die Küche um mehr Gläser und Getränke zu organisieren.

„Hey du”, sprach plötzlich eine Stimme hinter ihr und Kagome ließ beinahe eines der Gläser fallen, dass sie gerade aus dem Schrank geangelt hatte.

„Inu Yasha, erschreck mich nicht so”, sagte sie und stellte die Gläser auf der Küchenablage ab, bevor sie sich zu ihm umdrehte.

„Ich war mir nicht sicher, ob es dir recht ist, wenn Miroku und ich mitkommen, aber Miroku wollte unbedingt den Abend mit Sango verbringen”, sagte er und half ihr dabei die restlichen Gläser aus dem Schrank zu holen.

„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich hab mich nur ein wenig gewundert, das ist alles”, erwiderte sie, als er alle Gläser auf die Ablage gestellt hatte und die Schranktür wieder schloss.

„Ich sollte wohl mitkommen, damit du Gesellschaft hast, während die beiden flirten”, lachte er und Kagome nickte.

„Ja, so was habe ich mir schon gedacht”, entgegnete sie und sie trugen zusammen die Gläser ins Wohnzimmer. Sango und Miroku hatten es sich auf dem Zweiersofa bequem gemacht und Sota saß alleine außen rechts auf dem Dreiersofa, als Kagome und Inu Yasha die Gläser auf dem Wohnzimmertisch abstellten und im Hintergrund der Fernseher leise das Anfangslied von Elton John dudelte.

Sota zog an Inu Yashas Pullover, bat ihn damit sich neben ihn zu setzen und Kagome setzte sich dadurch notgedrungen links außen neben Inu Yasha.

Kagome wusste nicht genau, weshalb, aber sie musste, zugeben, dass sie froh darüber war, dass Inu Yasha gekommen war und dass es angenehm war, so dicht neben ihm zu sitzen.
 

Nach anderthalb Stunden und dem Ende des Filmes zwang sie Sota nach einer langen Debatte dazu sich waschen zu gehen, damit sie ihn ins Bett bringen konnte. Inu Yasha erinnerte diesen Streit an sein damaliges Verhältnis zu Sesshomaru, obwohl sich Sesshomaru meist gar nicht dazu herabgelassen hatte mit ihm zu streiten, sondern ihn an den Haaren ins Bett gezogen und die Tür verschlossen hatte.

Um neun hatte Kagome es geschafft ihren Bruder ins Bett zu verdammen und die vier Jugendlichen saßen alleine im Wohnzimmer.

Kagome wusste nicht mehr genau, wie es angefangen hatte, aber plötzlich unterhielten sich die vier aufgeregt und lachten und scherzten über Minna und Sesshomaru, den Film, den sie anfangen wollten schon vergessen. Kagome musste sich eingestehen, dass sie lange nicht mehr so viel Freude hatte und dass es erholsam war, mit Inu Yasha und Miroku zu sprechen und nicht nur mit Hojo als einziges männliches Wesen in ihrem Privatleben.

Am Ende stritten sie sich darüber, ob Minna pingelig und geizig war und um elf Uhr einigten sie sich darauf den Film anzufangen, damit diese sinnlose Debatte nicht der einzige Gesprächsstoff für den Abend bleiben würde.

Bevor Kagome den Film einlegte, gingen Miroku und Sango in die Küche mit der Ausrede sie würden neues Popcorn machen. Aber Kagome störte es nicht mit Inu Yasha alleine zu sein, das war sie schließlich schon gewohnt und Inu Yasha selbst war froh darüber. Das Einzige was sie ein wenig störte war seine Nähe, die, nun wo Sota nicht mehr mit ihnen auf dem Sofa saß, nicht notwendig gewesen wäre. Nun, vielleicht störte sie sie nicht, aber sie war seltsam und verwirrend. Sie spürte seinen Arm an ihrem, sein starkes Bein gegen ihres gepresst während er mit gedämpfter Stimme, um Sota nicht zu wecken, von seinem früheren Kampfsporttraining erzählte.

Nachdem Sango und Miroku mit einer neuen Schüssel Popcorn ankamen und sie den neuen Film anfingen, ließ sich Kagome von Sango eine Decke geben, die neben ihr auf dem Sofa lag, weil es so spät abends im Herbst immer ziemlich kühl im Haus wurde. Sango und Miroku nahmen eine weitere Decke und nach einiger Zeit waren keine Geräusche außer denen aus dem Film mehr im Zimmer zu hören.

Inu Yasha war bis jetzt noch nicht von ihr weggerückt und Kagome merkte, dass die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, angenehm war, während sie zusammen unter der Decke saßen. Müde zog sie ihre Beine auf das Sofa und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. Sango hatte mittlerweile ihre Augen geschlossen und Miroku blickte nun viel mehr sie an, als auf den Film zu achten. Kagome spürte eine seltsame Form von Neid aufkommen, als sie die beiden beobachtete, weil sie glaubte, dass Hojo ihr noch nie so einen Blick geschenkt hatte, einen Blick der Zufriedenheit und…

Kagome schreckte augenblicklich aus ihren Gedanken, als ihre Hand unter der Decke von einer stärkeren umfasst wurde.

Er spürte, wie sie zusammenzuckte und ihm einen erschrockenen Blick schenkte, aber er sah nur auf den Fernseher und tat so als würde er Kagomes Blick überhaupt nicht bemerken.

Mit klopfendem Herzen und vor Müdigkeit und Geschocktheit gleichermaßen ganz wirr drehte sie schließlich ihre Hand in seiner und erwiderte seinen Händedruck, ihren Blick nun auch verbissen auf den Fernseher gerichtet. Vielleicht, dachte sie benommen, als er mit seinem Daumen über ihre Hand fuhr, vielleicht hatte er ihren Blick bemerkt und wollte ihr nur ein wenig Trost schenken. Noch während er seine Hand ein wenig von ihr löste und schließlich seine Finger mit ihren verschränkte, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie wusste, dass jemand wie Inu Yasha niemals Interesse an einem Mädchen wie ihr haben konnte und sie durfte sich nichts darauf einbilden. Seine Wärme und Sanftheit genießen, ja, aber sich nichts darauf einbilden. Er wollte sie trösten, oder wärmen, oder sonst was, aber er tat das sicherlich nicht, weil er ihre Nähe genauso genoss wie sie seine.

Und überhaupt, dachte sie entschlossen und streichelte seine warme, raue Haut nun auch mit ihrem Daumen, sie hatte Hojo und er hatte Kikyo; unmöglich, dass dies mehr war als eine tröstende Geste, eine Geste, die ihr sagte, dass sie nicht alleine war und die sie nur zu gerne erwidern wollte.
 

Körperliche Offensive, es stand nun endgültig fest. Er hatte gemerkt, dass sie auf die verbale Offensive mit Ungläubigkeit reagiert hatte, aber das konnte sie nicht, wenn er sich ihr körperlich nähern würde, das würde sie nicht ignorieren können.

„Inu Yasha!“

Er schreckte auf und blickte auf das Gewusel von Artikeln unter sich. Er war beim Korrigieren und Sortieren eingeschlafen, weil er beinahe die ganze Nacht bei den Higurashis verbracht hatte und sich dann sofort an die Arbeit begeben musste, die er am Abend nicht mehr geschafft hatte. Er blickte auf die Uhr und erkannte mit Schrecken, dass er nur noch zwei Stunden bis zum Abgabetermin hatte.

„Inu Yasha, du Bastard!“

Er seufzte, erhob sich von seinem Stuhl auf, riss die Tür auf und brüllte die Treppen hinunter: „Was ist?!“

„Mein Buch, wo ist das Buch, das du für mich ausleihen solltest?!“, brüllte sein Halbbruder zurück und Inu Yasha blickte schnell hinter sich, sah das es auf dem Schreibtisch lag und rief zurück: „Hier oben! Komm hoch und hol es dir!“

„Von wegen, du kommst runter und bringst es mir gefälligst!“, schrie Sesshomaru zurück.

„Du kannst mich mal!“, fauchte Inu Yasha nahm das Buch in die Hand und trat an das Treppengeländer. Sesshomaru stand unten und sah zu ihm hinauf.

„Na los, worauf wartest du, komm runter!“, brüllte er, obwohl es auf die Entfernung nicht mehr notwendig gewesen wäre.

„Komm du doch hoch!“

„Nein, du kommst runter!“

„Du willst doch was von mir, also komm hoch!“

„Mach mich nicht wütend!“, knurrte Sesshomaru böse.

„Oh ich zittere.“, erwiderte Inu Yasha gespielt ängstlich.

„Komm runter, oder du endest als mein Abendessen!“

„Komm runter, oder du endest als mein Abendessen!“, äffte Inu Yasha seinen großen Bruder nach und streckte ihm die Zunge raus.

„Inu Yasha!“

„Sesshomaru!“

Es vergingen keine 5 Sekunden, da war Sesshomaru die Treppen hinaufgestürmt hatte Inu Yasha einen harten Schlag auf die Nase gegeben, sich sein Buch geschnappt und war wieder verschwunden.

Inu Yasha tastete kurz seine Nase ab, ob etwas gebrochen war, zuckte uninteressiert mit den Schultern, als er merkte, dass seine Nase heil war, und ging zurück in sein Zimmer um die letzten Artikel zu lesen.

Also körperliche Offensive.
 

Sie kam in sein Büro gestürmt, vom Regen ganz nass. Sie hatte sich beeilt, war außer Atem und hatte glühend rote Wangen durch die Anstrengung. Ihre Haare hingen strähnig in ihrem Gesicht, von den Spitzen tropften vereinzelt einige kleine Regentropfen und ihre gesamte Kleidung schien durchgeweicht zu sein.

Er hatte sie noch nie so hübsch gesehen.

„Du bist zu Fuß gegangen?“, fragte er erstaunt und sie nickte atemlos, während sie die Tür hinter sich schloss.

Inu Yasha hatte sie gebeten am Donnerstagabend mit ihm zu arbeiten, auch wenn das normalerweise ihr freier Tag war, weil unzählige Artikel über das Mittelalterfest an der Schule eingereicht worden waren. Das Fest war eins der gut besuchtesten Feste der Schule und viele würden sich die Schülerzeitung nur wegen diesem Artikel kaufen. Jeder der Journalisten wollte seinen Artikel in der Zeitung sehen und so reichten manche gleich zwei oder mehr Artikel darüber ein, um ihre Chancen zu erhöhen. Um den eigentlichen Arbeitsrhythmus beibehalten zu können, hatte er sein Fußballtraining abgesagt und Kagome gebeten ausnahmsweise ihren Nebenjob anzusagen.

Sie zitterte und legte sich schützend die Arme um ihren Körper, während sie sich auf ihren Platz setzte.

„Warte”, sagte er schlicht und kramte in seiner Sporttasche, die für das Training am Abend gepackt und mitgenommen hatte, bevor er sich dazu entschlossen hatte es abzusagen.

„Ich müsste einige Handtücher dabei haben”, murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr und ging schließlich wieder mit zwei weißen Frotteehandtüchern in der Hand um den Schreibtisch herum stellte sich vor sie und sagte leise: „Steh auf.“

Sie tat wie ihr geheißen, zwar verwundert, aber die Kälte, die ihren Körper beinahe lähmte, verhinderte, dass sie sich dazu durchringen, konnte mit ihm eine Debatte darüber zu halten, weshalb sie aufstehen sollte.

„Zieh deinen Mantel aus, damit wir ihn über die Heizung hängen können.“

Sie nahm ihre Hände von ihren Oberarmen und knöpfte, mit vor Kälte zitternden Fingern, ihren Mantel auf und reichte ihn ihm.

„Hast du, noch was unter deinem Pullover?”, fragte er weiter, als er bemerkte, dass auch ihr Pullover vom Regen durchnässt war, weil der Stoffmantel den Regen nicht aufhalten konnte.

„Ja, eine Art Unterhemd”, erwiderte sie; es blitzte, worauf kurze Zeit später der Donner ertönte.

„Zieh ihn aus”, meinte er und sagte es so als wäre es vollkommen belanglos. Sie zögerte und blickte ihn einige Augenblicke ungläubig an. Er wollte sie vor der Kälte schützen, schön und gut, aber musste sie sich deswegen vor ihm bis auf das Unterhemd entkleiden?

„Komm schon, Higurashi, nicht so schüchtern”, lachte er, als er ihr Zögern bemerkte. Keine verbale Antwort parat streckte sie ihm die Zunge raus, fasste sich an den Saum ihres Pullovers und zog ihn schließlich über ihren Kopf. Ihr samtenes Unterhemd rutschte dabei ein wenig höher. Er blickte fasziniert auf die freie Stelle an ihrem Bauch, bevor er zur Heizung unter der Fensterbank ging und ihre Kleidung aufhängte. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, hatte sie sich mit dem Steißbein an der Schreibtischkante angelehnt und wieder ihre Arme schützend um ihren Körper geschlungen.

Stumm trat er vor sie, räumte hinter ihrem Rücken einige Unterlagen weg, fasste sie an der Hüfte und setzte sie auf den Schreibtisch. Sie keuchte unter seiner Berührung und riss irritiert die Augen auf.

Was zur Hölle…, dachte sie doch wurde schon wieder aus ihren Gedanken gerissen, als er eines der Handtücher in seine Hand nahm und ihre Haare darin einwickelte.

„I-Inu Yasha?“, stotterte sie, während er ihre feuchten Haare durch das Handtuch trocken presste und er schenkte ihr einen kurzen Blick, als sie zu ihm sprach.

„Ja?“, fragte er und rubbelte vorsichtig ihre Haare trocken.

„Was… Was tust du da?“, fragte sie mit schwacher Stimme und er stellte zufrieden fest, dass ihr Herz Purzelbäume in ihrem Brustkorb schlug.

„Dich abtrocknen, was sonst?“, erwiderte er ruhig und legte das Handtuch beiseite mit dem er ihre Haare getrocknet hatte. Es war dunkel draußen; große, schwarze Gewitterwolken hatten den Himmel verdunkelt. Der Regen peitschte laut gegen das Fenster, rüttelte das verbliebende Laub an den Bäumen und kam geräuschvoll auf dem Beton des Schulhofes auf. Auch das Büro war nicht viel heller; Inu Yasha hatte nur die kleine Schreibtischlampe angeschaltet und Kagomes geringfügig bekleideter Körper schimmerte in dem gedämpften Licht in orangefarbenen Tönen; einzelne Tropfen perlten von ihrem Dekolleté und ihren Armen und immer noch hatte sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausgebreitet. Das Radio, das in einem der hinteren Regale stand spielte in diesem Augenblick ein ruhiges, melancholisches Lied.

Er ließ das andere Handtuch langsam über ihren feuchten Körper gleiten und konnte praktisch ihre Haut unter seinen Fingerspitzen spüren, während das Schlagen ihres Herzens so heftig wurde, dass es das Lied im Radio beinahe übertönte.

Sie atmete zitternd die Luft ein und hatte die ganze Zeit ihren Blick auf ihn gerichtet. Sie konnte einfach nicht fassen was er da tat, nicht einordnen, warum er es tat und sie wusste nur zu gut, dass er ihr wild schlagendes Herz hören konnte. Das weiche Handtuch auf ihrer Haut fühlte sich gut an und der Gedanke daran, dass seine Finger dieses Handtuch führten, wärmte ihren Körper von innen, ließ ihr Blut in einer gewaltigen Geschwindigkeit durch ihre Adern zirkulieren und erschwerte ihr das Atmen. Er trocknete ihre Arme ab, ihr Dekolleté, ihren Hals und wischte schließlich die verbliebenen Regentropfen aus ihrem Gesicht; sanft, aber konzentriert.

„Was?!“ keuchte sie, als er sich bückte, und begann ihre Hosenbeine hochzukrempeln, aber er antwortete ihr nicht und zog ihr schließlich ihre Schuhe aus, die geräuschvoll auf dem Teppich landeten, bevor er seine Fingerkuppen über den Stoff ihrer Socken gleiten ließ. Sie presste ihre Lippen aufeinander, um nicht wieder leise zu keuchen, und krallte ihre Finger in die Tischkante.

Gott, was bitte tat er da?

Und warum zur Hölle konnten sie diese kleinen, unbedachten Berührungen sie mehr aus dem Konzept bringen, als wenn Hojo sie mit bedacht und im größeren Ausmaß berührte?

Sie spürte, wie er ihre nassen Socken langsam von ihren Füßen zog, und spürte, wie er ihre nackten Füße auch in dem weichen Handtuch umwickelte und sie vorsichtig abtrocknete, bevor er das Handtuch über ihre freigelegten Waden strich.

„Inu Yasha!“, brachte sie erschrocken hervor, als er das Handtuch fallen ließ und er es auf ihren kühlen Waden mit seinen warmen Fingern ersetzte. Sie traute sich nicht zu ihm hinunter zu sehen, fürchtete sich davor Spott, oder Belustigung über ihre offensichtlichen Reaktionen auf seine Liebkosungen in seinen Augen zu sehen und schloss ihre Augen letztendlich, ihre Lippen fest aufeinander gepresst.

Seine Hände fuhren routiniert und erfahren über ihre kühle Haut und sie musste sich zwingen ihren Kopf nicht in den Nacken zu werfen und aufzustöhnen, als er mit seinen Krallen ihre Wade streifte, bevor er sie mit seinen Händen umschloss und ihnen seine Wärme schenkte.

Das, was er da tat, das war flirten, oder? Das bildete sie sich nicht ein, das redete sie sich nicht ein, das war doch flirten?

Er hätte ihr einfach die Handtücher geben können, oder wenigstens die Finger von ihr lassen können, nachdem er sie abgetrocknet hatte, aber er hatte es nicht getan. Im Gegenteil er wärmte sie mit seinen bloßen Händen, fuhr über ihre kalte Haut mit dem Wissen, welche Gefühle das in ihr auslösen musste. Schließlich war er derjenige mit den Hundeohren und er musste ihre unterdrückten Seufzer und ihr Herz, ihren schneller werdenden Atem und wahrscheinlich sogar ihr pulsierendes Blut in diesen hören können. Wenn er also wusste, was er in ihr auslöste, was er da tat und was sie sich dabei denken würde und damit nicht aufhörte, dann brauchte sie sich nichts einreden, oder?

Sie öffnete ihre Lippen und ließ ein leises Keuchen entkommen, als sie es vollkommen realisierte.

Er genoss ihre Nähe genauso wie sie seine.

Er flirtete mit ihr.

„Inu Yasha…“, seufzte sie schon etwas gelassener und traute sich nun zu ihm hinunter zu blicken. Er hatte sie die ganze Zeit beobachtet und als sich ihre Blicke trafen war die vorherige Angst, dass er sie nur verspotten wollte, vollkommen verblasst, denn er sah nicht im geringsten belustigt aus, sondern nur, wenn sie das mit ihren vernebelten Verstand und dem Schleier um ihre Augen noch richtig wahrnahm, zufrieden und ernsthaft.

Er erhob sich wieder aus seiner Hocke, löste dabei keinen augenblicklang seine Augen von ihren und umfasste schließlich mit seinen warmen, rauen Händen ihre Ellenbogen. Sie schloss ihre Augen, weil sie seinem Blick nicht mehr standhalten konnte, ohne dass das Blut ausschließlich in Richtung Kopf strömte und spürte, wie seine erfahrenen Hände über ihre Unterarme fuhren und auch diesen ein wenig seiner Wärme schenkten.

Sie riss erschrocken ihre Augen auf, als seine Hände plötzlich von ihr abließen und sie seine Schritte vernahm und stellte enttäuscht fest das er nicht mehr vor ihr stand. Doch bevor sie überhaupt daran denken konnte, dass sie etwas falsch gemacht hatte, oder das er es bereute sie so berührt zu haben, stand er wieder vor ihr und legte ihr seine Trainingsjacke über die Schultern. Sie half ihm dabei ihr die Jacke überzuziehen in dem sie erst den einen und dann den anderen Arm in die Ärmel steckte. Dann bückte er sich ein weiteres Mal und zog ein großes, weißes Paar Sportsocken über ihre zierlichen Füße, die ganz angezogen bis zu ihren Knien reichen und bei denen die Hacke irgendwo in der Mitte ihrer Wade war. Dann reichte er ihr seine Sporthose und wandte sich mit den Worten: „Zieh das an.“, wieder von ihr und verschloss die Tür zu ihrem Büro. Nachdem sie sichergegangen war, dass er sich nicht zu ihr umdrehte, kämpfte sie sich aus ihrer aufgrund der Nässe klebenden Jeans und zog seine Sporthose über, die bis zu ihren Knien reichte.

„Du… du kannst dich wieder umdrehen”, murmelte sie verlegen und er tat es, ohne zu zögern; ein greller Blitz erhellte in diesem Moment das Zimmer, ließ sie mit Schrecken erkennen, was sie eben noch nicht in seinen Augen erkannt hatte. Neben der Zufriedenheit und der Ernsthaftigkeit war noch etwas anderes in ihnen und diesmal war sie sich fast sicher, dass sie sich nicht täuschte. Es war Verlangen. Verlangen nach ihr, danach sie wieder berühren zu können. Ihr Herz schlug durch diese Erkenntnis so fest gegen ihren Brustkorb, das es schmerzte und sie atmete erschrocken die Luft ein, als er wieder auf sie zu kam und sie ein weiteres Mal an den Hüften ergriff, um sie auf die Tischplatte zu setzen. Er zog den Reißverschluss seiner Trainingsjacke, die sie jetzt trug, hoch und fragte dann mit erstaunlich ruhiger Stimme: „Ist dir noch kalt?“

Sie schüttelte schnell ihren Kopf und er nickte enttäuscht, denn nun gab es keinen Grund mehr sich ihr zu nähern. Er ging einen Schritt zurück und wollte wieder auf seinen Platz gehen, als ihre kleine Hand seinen Pullover in Bauchhöhe ergriff und ihn davon abhielt. Er blickte sie erstaunt an, doch sie hatte ihren Blick gesenkt aus Angst er würde sich ihr nicht mehr nähern wollen. Er verharrte einige Momente in dieser Position fassungslos über ihr Handeln, bis er begriff wie unsinnig es war nichts zu tun und mit einem großen Schritt wieder vor ihr stand. Ihre Hand ließ sein Pullover los und sie hob ihren Blick wieder an, als sie spürte, dass er ihre Geste verstanden hatte, um mit erstaunen zu erkennen, dass er lächelte. Sie wollte dieses Lächeln nur zu gerne erwidern war jedoch viel zu angespannt um irgendetwas anderes zustande zu bekommen, als ihn anzustarren.

Wollte sie das wirklich, wollte sie seine Nähe mehr als Hojos?

Und er, wollte er wirklich sie und nicht eines der weitaus hübscheren und begabteren Mädchen, die ihn umschwärmten wie Motten das Licht?

Sie spürte seine Hände auf ihren Knien und wie er ihre Beine auseinander schob, um sich zwischen sie stellen zu können. Dann fuhren seine Hände wieder zu ihren Unterarmen, ergriffen sie durch den dünnen Stoff der Trainingsjacke und hoben sie an damit sie ihre Hände auf seine Taille legen konnte. Sie spürte durch den weichen Stoff seines Strickpullovers seinen harten, trainierten Körper und allein die Erkenntnis wie sanft dieser starke Körper mit ihrem umging zwang sie dazu ihre Lippen aufeinander zu pressen, um nicht wieder leise zu stöhnen.

„Kagome…“, flüsterte er, nahm seine Hände von ihren Armen und strich ihre Haare über ihre Schultern. So hatte sie sich noch nie gefühlt, dachte sie verschwommen, so verletzlich, ängstlich und gleichzeitig so frei und unsterblich.

„Was… was ist mit Kikyo?“, fragte sie mit brüchiger Stimme und begriff nicht ganz, wie sie so eine Frage in so einem Moment stellen konnte.

„Nichts”, erwiderte er ruhig und schüttelte zur Untermalung seiner Worte den Kopf.

„Was ist mit Hojo?“, fragte er gegen und sie schüttelte ihren Kopf, bevor sie antwortete: „Nichts.“

Nein, was war denn schon mit Hojo, wenn sie es mit Inu Yasha verglich?

Was waren ihre Gefühle für Hojo im Vergleich zu ihm?

Und seit wann hatte sie überhaupt diese Gefühle für ihn?

Ihre Gedanken fingen an zu verschwimmen, wie Wasserfarbe auf einer Leinwand, als er seine warmen Hände auf ihre kühlen auf seiner Taille legte, ihre rechte Hand fest umfasste und sie über seinen gefestigten Bauch, seinen Brustkorb schob, um sie schließlich auf der Stelle ruhen zu lassen, an dem sein Herz lag. Sie öffnete erstaunt ihre Lippen, als sie sein Herz ungezähmt und heftig gegen ihre Handfläche schlagen spürte, doch bevor auch nur ein Ton ihren Lippen entwich, hatte er sich zu ihr vorgebeugt und war ihr nun so nah, dass sie seinen heißen Atem deutlich gegen ihre geöffneten Lippen schlagen spürte.

Sie blinzelte, als seine Augen vor ihren durch die Nähe verschwommen und drückte ihre Handfläche fester gegen seine Brust, nicht um ihn von sich zu schieben, sondern um sein Herz stärker zu spüren.

„Inu…“, er versiegelte ihre Lippen mit seinem Zeigefinger und brachte sie damit gänzlich zum Schweigen.

Der Regen traf das kühle Glas der Fensterscheiben und seine Lippen ihre in einem Moment, in dem sie nicht damit gerechnet hatte, weil er seinen Finger bis dahin noch auf ihren Lippen hatte und ihn erst im letzten Moment mit seinen Lippen ersetzte.

Grenzüberschreitung

Und *wusch* bin ich schon wieder da.

Tja, im Moment kann das mit dem Hochladen noch so fix gehen, aber bald hab ich keine Kapitel mehr auf Vorrat und dann wirds immer ein wenig länger dauern, aber bis dahin...

Also noch mal ganz, ganz lieben Dank für eure Rückmeldungen und ich bitte auch alle anderen, die meine FF lesen und eine Meinung dazu haben mir einen Kommentar zu hinterlassen, oder mir eine ENS zu schreiben.

Aber erstmal on with the Story.

Liebe Grüße

Bienchen
 

Der Kuss war kurz und fragend und er hatte seine Lippen schon wieder gelöst, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie tun sollte. Sein Herz unter ihrer Hand fühlte sich an, als würde es jede Sekunde aus seinem Brustkorb springen und sie stellte verschwommen fest, dass ihr Herz dasselbe in ihrem Brustkorb tat.

Er sah sie an, nicht lange, aber lange genug um feststellen zu können, ob sie den Kuss wollte, oder bereute und legte dann, als ein Blitz ganz in der Nähe einschlug und das Zimmer in weißes Licht tauchte, seine Lippen wieder auf ihre, seine Augen noch nicht geschlossen um ihre Reaktion sehen zu können.

Sie selbst hatte ihre Augen auch noch geöffnet zuckte ein weiteres Mal zusammen, als seine warmen Lippen ihre trafen, schreckte aber nicht zurück.

Noch nie zuvor wurde sie so geküsst, so sanft, so vorsichtig, so, so… unglaublich süß, dass es schon wieder bitter war.

Ihre Mutter küsste sie auf die Stirn oder auf die Wange, ihr Bruder auf die Wange, zum Abschied oder zum Gutenachtkuss, aber immer kurz, flüchtig, belanglos.

Hojo küsste sie hart, frenetisch, als ob er ihr seinen Besitzerstempel aufdrücken wollte, auf die Lippen, oder auf die Stirn und Sango gab ihr manchmal einen genauso flüchtigen Kuss wie ihre Mutter, wenn sie sich von ihr verabschiedete.

Vielleicht, dachte sie, schloss ihre Augen und erwiderte langsam und unsicher seinen Kuss, wirkt ein Kuss, wenn er weder flüchtig noch frenetisch ist, anders und vielleicht empfand sie seinen Kuss nur als so unfassbar und einzigartig, weil sie zuvor noch nie so geküsst worden war.

Aber vielleicht konnte auch nur Inu Yasha so küssen und vielleicht würde niemals wieder jemand diese Wirkung auf sie haben. Sie versuchte angestrengt diesen Gedankengang zu verfolgen, aber als der Druck seiner Lippen stärker wurde und er immer wieder einen Herzschlag lang ihre Lippen mit seinen bedeckte, verlor sie jegliches Gefühl für Zeit und Raum und alles, was noch da war, war er, sein Herz, seine Hände auf ihrem Rücken und in ihrem Nacken, sein heißer Atem, seine bittersüßen Lippen und seine Wärme, die sie groteskerweise erschaudern ließ.

Ohne nachzudenken, öffnete sie ihre Lippen, ohne dass er danach gefragt hatte und zitterte in seinen Armen, als seine heiße, raue Zunge über ihre Unterlippe strich und schließlich ihren Weg in ihren Mund fand. Ihre Hand, die auf seinem Herz lag, ließ sie weiter nordwärts wandern, bis sie seinen Nacken erreicht hatte und ihre Hand seine Haare am Ansatz ergriffen. Sie keuchte, als seine Zunge in diesem Augenblick ihre traf, und zuckte zusammen, als sie ihre ein weiteres Mal traf und sie aufforderte sich gegen seine zubewegen. Unbeholfen folgte sie seiner vorsichtigen Aufforderung und dieses Mal keuchte er in ihren geöffneten Mund, presste seine flache Hand stärker gegen ihren Rücken, sodass sie ein wenig auf der Tischplatte nach vorne rutschte.

Irgendwo im Hintergrund hörte sie den Regen rauschen, das Radio laufen und das Holz der Regale knacken, dann ließ sie auch ihre andere Hand in seinen Nacken gleiten, rückte weiter nach vorne, zog ihn weiter in ihre Richtung und erwiderte sein Keuchen mit einem leisen Seufzer. Sie spürte jetzt seinen Brustkorb gegen ihre Brust gepresst und glaubte den Verstand zu verlieren, während sie vorsichtig und langsam ihre Zungen und Lippen treffen ließen.

„Wenn du nur wüsstest…“, flüsterte er gegen ihre Lippen, als er sich eine Sekunde von ihr gelöst hatte, um ihnen beiden die Möglichkeit zum Luftholen zu geben, und versiegelte sie wieder, bevor sie überhaupt daran denken, konnte seine Aussage zu hinterfragen.

Der Kuss verlor bald seine unschuldige, vorsichtige Form und wurde mit der Zeit zu etwas Verzweifeltem, weitaus heftigerem, als er vorher war. Es war, als ob ihre Lippen sich keine Sekunde mehr trennen konnten, als ob ihre Zungen nur existieren konnten, wenn sie sich trafen, um Dominanz kämpften, oder den anderen verspielt anstupsten. Sie wollte seinen Namen sagen, wollte ihn ihren Namen sprechen hören, aber der Kuss ließ dazu keine Gelegenheit.

Sie zog fester an seinem Nacken, sodass sie sich selbst durch seinen Körperdruck nach hinten schubste und er musste seine Hände von ihrem Rücken nehmen und sich mit den Handflächen auf der Tischplatte abstützen, damit er nicht nachgab und sie auf die Platte fallen lassen würde. Doch auch seine Beine gaben langsam gefährlich nach und dann warf er, ohne darüber nachzudenken, die gesamten Unterlagen hinter Kagome vom Tisch, sodass sie auf den Boden rieselten, mit einer Hand immer noch auf der Tischplatte gestützt.

Gott, was hatte er denn vor?

Sie hier und jetzt auf einer kalten, ungemütlichen Tischplatte zu lieben?

Sicher nicht, aber er wollte diese Nähe, die er endlich errungen hatte, nicht verlieren, weil seine Beine nach geben würden.

Langsam ließ er sich nach hinten sinken, beugte sich im Kuss mit nach unten und legte sie schließlich vorsichtig ab.

Dann löste er sich einen Moment von ihr, sie ließ die ganze Zeit ihre Augen geschlossen, ihre Lippen waren rot und geschwollen von seinen Küssen, und schob ihren Körper weiter nach oben, bis sie schließlich mit den Kniekehlen gegen die Tischkante stieß, während er selbst auf den Tisch und wieder zu ihr hinauf kletterte.

Auch als er sich zwischen ihre Beine und über sie legte, protestierte sie nicht und ließ ihre Augen fest geschlossen, als er sich mit den Ellenbogen neben ihrem Kopf abstützte, um nicht zu viel von seinem Gewicht auf sie zu verlagern.

„Kagome”, flüsterte er, doch ihre Augen blieben geschlossen.

„Kagome, sie mich an”, bat er sie und ihre Lider flatterten kurz, bevor sie sich gänzlich öffneten und sie ihn anblickte.

Er war erstaunt, wie ruhig sie jetzt geworden war, viel ruhiger als am Anfang, als ob sie nicht das Geringste mehr befürchtete.

„Was tust du hier?“, fragte er seine Stimme nun unruhig und zittrig.

„Was?“, fragte sie irritiert, ihrer Ruhe wich augenblicklich Angst.

„Was tust du hier?“, wiederholte er seine Frage mit ihrer Unruhe wieder ruhiger geworden.

„Ich denke es ist ziemlich offensichtlich, was ich hier tue. Was tust du denn hier?“, fragte sie und er merkte, dass er sie durch die Frage verärgert hatte und sie diese missinterpretiert hatte.

„Ich…“, begann er wurde aber durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen. Sofort versteiften sich ihre Körper, aber er erinnerte sich daran, dass er die Tür abgeschlossen hatte, als sie sich umgezogen hatte, und schenkte ihr einen beruhigenden Blick.

„Ja?“, fragte er den Fremden an der Tür und jemand drückte die Klinke hinunter.

„Hier ist Hojo. Ist Kagome da?“, sprach er, als er merkte, dass die Tür verschlossen war. Inu Yasha blickte Kagome fragend an und diese schüttelte schnell ihren Kopf.

„Nein, noch nicht”, erwiderte Inu Yasha schnell.

„Nicht? Sie wollte schon vor einer viertel Stunde hier sein”, sprach Hojo durch die Tür und Kagome biss sich verlegen auf die Unterlippe.

„Wahrscheinlich wartet sie, bis es aufhört zu regnen.“, entgegnete Inu Yasha und hörte Hojo seufzen.

„Gut, dann komme ich nachher noch mal wieder”, sagte er schließlich und Inu Yasha wartete bis seine Fußtritte auf dem Flur verklangen, bis er seine Aufmerksamkeit wieder Kagome widmete.

Doch Kagome sah jetzt nicht mehr so aus, als ob sie die Nähe zwischen ihnen genoss, sondern gegenteilig so, als wünschte sie sich er würde von ihr ablassen.

„Was tust du hier?“, wiederholte sie seine Frage, auf die sie noch keine Antwort bekommen hatte.

„Dasselbe wie du”, erwiderte er und Kagome versteifte sich unter ihm.

„Was? Was ist los?“, fragte er irritiert, als er sich zu ihr vorbeugte, um sie zu küssen und sie ihren Kopf zur Seite drehte.

„Es… Wir sollten besser mit der Arbeit beginnen”, sagte sie schließlich und Inu Yasha sah verwundert zu ihr hinunter, ohne sich von ihr zu erheben.

„Ist es wegen ihm? Wegen Hojo?“, fragte er, Angst durchflutete seinen Körper, Angst davor, dass sie es gar nicht gewollt hatte, so wie er, dass sie sich Hojo anstatt ihn gewünscht hatte.

„Geh runter von mir Inu Yasha!“, fauchte sie böser als beabsichtigt und diesmal tat Inu Yasha was sie von ihm verlangte, spürte aber wie Angst und Wut seinen Körper überfluteten.

Kagome setzte sich wieder auf und strich sich die Haare glatt, aber wagte es in diesem Moment nicht, Inu Yasha anzublicken. Es war nicht so, dass sie seine Nähe nicht mehr wollte, aber seine Frage hatte sie wirklich beschäftigt. Was sie hier tat? Was bedeutete das? Dass er sich jemand anders unter sich gewünscht hatte? Dass er nicht fassen konnte, dass sie seinen Kuss erwidert hatte?

„Warum wolltest du nicht, dass Hojo erfährt, dass du da bist?“, fragte er und unterbrach damit ihre Gedankengänge.

„Weil… Was würde er denn wohl denken, wenn ich in deiner Kleidung bin und die Tür verschlossen wurde?!“, erwiderte sie empört über sein Unverständnis für ihre Entscheidung.

„Er würde denken wir hätten genau das getan, was wir gerade getan haben!“, entgegnete Inu Yasha seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und er selbst ungehaltener.

„Und willst du, dass er das denkt?!“, keifte sie zurück, während sie vor der Tischplatte rutschte und sich vor ihm aufbaute.

„Das ist nicht die Frage, Kagome. Die Frage ist, ob du nicht willst, dass er das denkt.“

„Nein! Natürlich will ich das nicht. Nicht, solange ich selber nicht genau weiß was wir da getan haben!“

„Oh jetzt weiß ich!“, brüllte Inu Yasha und die anfängliche Angst wurde vollkommen durch seine Enttäuschung und Wut ersetzt, als er glaubte die ganze Situation zuverstehen.

„So was weißt du denn?“, schrie Kagome zurück durch seine Wut genauso wütend.

„Warum du das getan hast, weshalb du den Kuss erwidert, aber Hojo nicht hineingelassen hast!

Das war nicht wegen mir, nicht wahr?!

Der Kuss war nicht, weil du ihn mit mir wolltest, sondern weil es ein geeigneter Augenblick war!

Oh natürlich, es ist kalt und regnet, wie romantisch!

Vollkommen egal ob mit mir, oder Hojo, solange der Moment stimmt, nicht wahr?!“

„Hörst du dich eigentlich selber reden, Inu Yasha?! Für was hältst du mich denn?!“, schrie Kagome verzweifelt und entfernte sich wenige Schritte von ihm. Sie hatte ihn noch nie zuvor so wütend gesehen.

„Ist das so, Kagome?! Hast du dir Hojo vorgestellt, während ich dich geküsst habe?!“, brüllte er vollkommen ignorierend, was sie sagte, und machte einen großen Schritt in ihre Richtung.

„Wie kannst du auch nur denk…“, wollte sie beginnen doch Inu Yasha hörte ihr nicht zu unterbrach sie jedes Mal, wenn sie wieder versuchte etwas einzuwenden.

„Hast du dir vorgestellt Hojo würde dich küssen? Hojo würde über dir liegen und hast bemerkt, dass das nicht so klappt, wie es sollte, als Hojo an unserer Tür geklopft hat?“ Er stellte die Frage mehr an sich selbst, als an Kagome schien nachdenklich und weniger wütend geworden zu sein, doch in Kagome strömte die pure Wut. Wie konnte er nur so etwas denken?

„Nein!“, schrie sie schließlich ihre Hände zu Fäusten geballt.

„Was bist du nur für ein Gefühlskrüppel!“, brüllte sie und nun war auch in Inu Yasha die Wut erneut entfacht, doch diesmal sprach er, bevor er nachdachte.

„Ich bin ein Gefühlskrüppel?! Das sagt mir ja die Richtige. Bin ich derjenige mit dem gestörten Verhältnis zu meinem Vater, derjenige, der andauernd heulen muss, weil er den Erwartungen seines Vaters nicht gerecht werden kann?“

Während er sich immer weiter in Rage sprach, bemerkte er überhaupt nicht, wie sich Kagomes Gesichtsausdruck wandelte, bemerkte nicht, wie sehr sie seine Worte trafen.

„Das warst doch du, oder nicht? Das Mädchen vor drei Jahren, verdreckt, runtergekommen und…“

Sein Redefluss wurde durch eine kräftige Ohrfeige ihrerseits erstickt und er blickte erschrocken zu ihr hinunter, realisierte jetzt erst, wie weit er die Grenze überschritten hatte.

Kagome selbst hatte keine Zeit wütend auf ihn zu sein, denn in ihr tobten Gedanken, Bilder und Empfindungen, die sie seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte. Sie hatte nie geglaubt, dass es das wirklich gab, aber hier stand sie und erlebte es am eigenen Leib.

Sie hatte es vollkommen verdrängt, all ihre Erinnerungen und Gefühle von damals soweit verdrängt, dass sie für sie überhaupt nicht mehr existiert hatten.

Und mit diesem Schlag wurde ihr auch noch etwas anderes bewusst, etwas das ihr Herz beinahe in tausend Teile zerspringen ließ.

Es war nie Hojo gewesen, und ihr fehlendes Interesse an Inu Yasha kam nicht von irgendwo.

Sie hatte Inu Yasha geliebt, schon immer geliebt, doch sie hatte ihre Gefühle so tief in ihr Unterbewusstsein verdammt, als er sie gesehen hatte an jenem Abend, dass sie sich mit der Zeit nicht einmal mehr an ihre Gefühle für ihn erinnern konnte. Es war zu peinlich, zu ernüchternd gewesen und sie fürchtete sich mehr vor ihm und die damit verbundene Wahrheit über sie selbst und ihre dunkelsten Jahre. Sie fürchtete sich so sehr, dass sie keinen anderen Ausweg sah, als alles zu verdrängen, sogar ihre Gefühle für ihn und diese Gefühle auf eine andere Person zu projizieren, auf Hojo.

Sie sah zu ihm hoch und erinnerte sich daran, wie er mit aufgerissenen Augen vor ihr stand, bevor sich ihr Blick getrübt hatte und auch jetzt drei Jahre später trübte sich ihr Blick wieder, diesmal durch unzählige Tränen, die ihren Weg nach draußen fanden.

Sie war nicht wütend, nur furchtbar erschreckt über die Macht der Verdrängung, darüber, dass sie ein ganzes Jahr und all ihre Gefühle für den Halbdämon vor ihr einfach vergessen, verdammt in die dunkelste Ecke ihres Unterbewusstseins hatte.

„Kagome”, flüsterte er und streckte eine Hand in ihre Richtung aus. Er wollte es wieder gut machen, seine Worte zurück nehmen, doch sie schreckte zurück und setzte sich schließlich zitternd und tränenüberströmt auf ihren Stuhl, blickte ins Leere.

Ihre Tränen saßen in ihrer Brust, in ihrem Hals schnürten ihre Atemwege ab, sodass sie schnell und heftig atmete.

„Gott, Kagome”, wisperte er erschrocken und ging wieder auf sie zu.

„Nicht! Fass mich nicht an!“, fauchte sie und blickte ihn durch tränenverschleierte Augen an.

„Ich will dein Mitleid nicht, wenn es nur geheuchelt ist!

Wenn du so über mich denkst, dann behandle mich auch, wie das was ich bin.

Ein Miststück, das dich küsst und sich Hojo vorstellt… wertlos, ein Mädchen, dass den Namen Higurashi nicht verdient hat. Behandle mich gefälligst, wie das was ich bin, und sei nicht so nett zu mir.

Sieh mich nicht so an, küss mich nicht, wenn du so über mich denkst…“

Sie schlug sich die Hände vor ihr Gesicht, ihr Körper wurde durch ihren Schluchzern geschüttelt und Inu Yasha wurde schmerzlich bewusst, dass das allein seine Schuld war. Ohne zu zögern, legte er seine Arme um ihren bebenden Körper, hob sie hoch und presste ihren Körper so fest gegen seinen, dass sie ihre Hände von ihrem Gesicht nehmen musste.

„Kagome verzeih mir.

Es tut mir leid ich hätte das nicht sagen dürfen”, flüsterte er in ihr Ohr und strich ihr tröstend über ihr, mittlerweile wieder, trockenes Haar. Es klopfte an der Tür; Kagome zitterte in seinen Armen.

„Nicht jetzt!“, brüllte er und der Fremde vor der Tür schien wieder zu gehen.

„Ich wollte dir nicht wehtun, Kagome”, flüsterte er, als die Schritte im Flur verklangen, und küsste ihre Haare, ihr Gesicht, die Tränen von ihren Wangen.

„Du… du…“

Er ließ ihr Zeit ihre Gedanken zu sammeln umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen strich immer wieder vorsichtig einige Tränen aus ihrem Gesicht. Er wollte, er musste es wieder gut machen. Sie so zu sehen, nein, sie so wegen ihm zu sehen, tat unglaublich weh.

„Warum hast du mich geküsst?“, fragte sie schließlich mit tränenerstickter Stimme, ihre Augen baten ihn um etwas, um etwas, dass er ihr nur zu gerne geben wollte.

„Weil ich es wollte”, erwiderte er und strich mit seiner Zungenspitze über ihre Wange, schmeckte das Salz ihrer Tränen.

„Warum hast du meinen Kuss erwidert?“, fragte er, ihr Gesicht immer noch fest in seinen Händen, damit sie sich nicht von ihm abwenden konnte.

„Weil ich es wollte”, entgegnete sie und Inu Yasha lächelte, bevor er seine Lippen wieder auf ihre legte. Der Kuss war in all dem Gefühlswirrwarr noch intensiver und er spürte, dass sie trotz Tränen in den Kuss lächelte; sein Herz fühlte sich leicht und frei an. Er wollte sich mit dem Kuss entschuldigen, ihr versprechen, dass er niemanden von früher erzählt hatte, es niemanden erzählen würde und sie erst wieder darauf ansprechen würde, wenn sie bereit war, mit ihm darüber zu reden.

Sie verstand es.

Back dir ein Eis

Gott, ich bekomme ja immer mehr Kommentare!

Ich freue mich wirklich unheimlich über eure Rückmeldungen und hoffe, dass euch in Zukunft nicht die Lust vergeht, mir einen Kommentar zu hinterlassen, oder dass ich neue Leser erhalte.

So oder so vielen, vielen Dank für die letzten Kommentare, ihr seid wirklich toll!

Und auch noch einmal ein groooßes Dankeschön an meine Betaleserin Chiyoko.
 

Es wird nun nicht mehr lange Dauern, bis ich beginne, die gestiftete Verwirrung langsam aufzulösen, aber dafür neue Verwirrung stiften werde. Ich hoffe ihr habt jetzt und in nächster Zeit Spaß am Lesen.
 

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 

Sie versuchte es wieder und wieder, las jeden Satz, jedes Wort ein weiteres Mal, doch ihre Konzentration war zu gering, ihre Gedanken bei etwas weitaus bedrückenderem.

Sie hatte es vollkommen vergessen, den Grund warum sie sich in Inu Yashas Nähe oft unwohl gefühlt hatte, sie hatte praktisch ihr gesamtes fünfzehntes Lebensjahr verdrängt und den Abend, an dem sie feststellen musste, was aus ihr geworden war, an dem sie sich in seinen Augen gespiegelt hatte bevor…

Sie blickte auf und beobachtete ihn eine Weile dabei, wie er über einem Artikel saß.

Wie konnte er, der begabteste, beliebteste, attraktivste Junge der Schule jemanden wie sie küssen wollen? Das war einfach zu unmöglich gerade, weil er der Einzige war, der ihr Geheimnis kannte und sie in ihren schwächsten Momenten gesehen hatte.

Er runzelte seine Stirn und verbesserte einen Rechtschreibfehler in dem vorliegenden Artikel und allein diese kleine Geste ließ ihr Herz wieder schmerzhaft gegen ihren Brustkorb schlagen.

Was konnte er bloß an ihr finden?

Es klopfte an der Tür und dieses Mal öffnete sie sich, weil Inu Yasha sie aufgeschlossen hatte.

„Hojo!“, sagte Kagome überrascht und drehte sich in seine Richtung; sie sah in den Augenwinkeln, dass Inu Yasha von seinem Artikel aufgesehen hatte.

„Wo warst du Kagome? Ich habe mir Sorgen gemacht, du wolltest schließlich schon vor einer Stunde hier sein und…“ Er blickte sie von oben bis unten an und Kagome errötete, als sie begriff, dass sie immer noch Inu Yashas Kleidung trug.

„Und was hast du da an?“

„Das… das ist eine lange Geschichte”, erwiderte sie beschämt und blickte zur Seite.

„Na ja du kannst sie mir ja erzählen, wenn du mal wieder Zeit für mich hast.“ Es war ein Vorwurf und Kagome wusste das, aber jetzt scherte sie sich noch kaum darum.

„Können wir kurz unter vier Augen sprechen, Kagome?“, fragte er dann, als er merkte, dass Kagome nicht einmal auf seinen Vorwurf reagierte.

„Oh… ich… wir haben viel zu tun. Kannst du mir nicht hier sagen, warum du hier bist?“, stammelte sie und blickte kurz zu Inu Yasha, der ihr zu zwinkerte.

„Wie du meinst, Kagome.

Es geht um den Ball in zwei Wochen, du weißt schon wegen des 30 jährigen Jubiläums der Schule… ach natürlich weißt du das, du bist ja schließlich Vizeredakteurin des Kulturteiles.“ Er zögerte einen Moment blickte erst Inu Yasha und dann wieder sie an, als ob er spüren konnte, dass zwischen ihnen etwas vorgefallen war.

„Ich wollte dich fragen, ob wir zusammen hingehen, das ist eigentlich alles”, sagte er dann und blickte dabei die ganze Zeit zwischen den beiden hin und her. Kagome schenkte Inu Yasha einen kurzen fragenden Blick, aber seine Miene blieb diesmal ausdruckslos.

„Oh… ähm… ich weiß noch nicht, ob ich da auf Sota aufpassen muss, oder… Kann ich dir noch im Laufe der Woche bescheid geben?“, erwiderte sie und biss sich verlegen auf Unterlippe. Es war gelogen, ihre Mutter hatte ihr jetzt schon garantiert, dass sie auf den Ball gehen konnte, aber sie hoffte nun, dass sie ein gewisser Halbdämon dazu einladen würde.

Inu Yasha hatte es sofort bemerkt, an dem Blick dem sie ihn geschenkt hatte und er wusste, dass die folgenden Minuten kein Zuckerschlecken werden würden.

„In Ordnung”, murmelte Hojo sein Blick jetzt fest auf Inu Yasha gerichtet.

„In Ordnung. Schon klar”, murmelte er ein weiteres Mal und verschwand dann ohne sich von Kagome zu verabschieden.

Es war kurze Zeit still, nachdem Hojo die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann blickte Kagome wieder zu Inu Yasha und fragte ihn mit ihrem Blick, wie seine Antwort lauten würde.

„Ich werde dich nicht zu dem Ball einladen, Kagome”, sagte er dann und Kagomes Kinnlade fiel runter.

„Wie…“ Sie räusperte sich. „Wie bitte?“

„Ich werde dich nicht zu dem Ball einladen kö…“ Er brach ab, als Kagome aufstand und ihn wütend anblickte.

„Ach so? Du wirst mich also nicht einladen?“, fauchte sie und Inu Yasha erwiderte nichts. Er wollte es ihr erklären, aber seine Erklärung hätte sie wohl nur noch wütender gemacht. Er sah ihr dabei zu, wie sie ihre Jeans über seine Sporthose zog, ihre Schuhe über seine Socken und schließlich den Mantel über seine Sportjacke.

„Wo willst du hin?“, fragte er irritiert, als sie ihren Pullover in ihre Tasche steckte und ihm wütend ein Buch für Sesshomaru auf den Tisch knallte.

„So weit weg von dir wie möglich”, zischte sie und knöpfte ihren Mantel zu.

„Jetzt wirst du beleidigend, Higurashi”, erwiderte er, und dass er sie wieder bei ihrem Nachnamen ansprach, steigerte nur ihre Wut.

„Oh Inu Yasha, halt die Klappe!“, fauchte sie hängte sich ihre Tasche über und ging Richtung Tür.

„Du könntest mir wenigstens zu hören, mich erklären lassen”, sagte er ein wenig hilflos, als sie die Türklinke ergriff und sich noch einmal zu ihm umdrehte, um ihm einen eiskalten Blick zu schenken.

„Du kannst dir deine tolle Erklärung in deinen Allerwertesten stecken!“, zischte sie und öffnete die Tür.

„Komm schon, Kagome, jetzt hab dich nicht so”, versuchte er sie aufzuhalten und erhob sich von seinem Platz.

„Vollidiot!“, fauchte sie trat aus der Tür, drehte sich einmal kurz um, als er seinen Mund ein weiteres Mal öffnete, und stoppte ihn, bevor auch nur eine Silbe aus seinem Mund kommen konnte.

„Back dir ein Eis!“ Dann schmiss sie die Tür zu und ließ einen verdutzten Halbdämon allein.

Back dir ein Eis, wiederholte er ihre Worte geistig und hätte beinahe aufgelacht.

Unoriginell und altmodisch, aber höchst amüsant.

Unter anderen Umständen hätte er gelacht, aber die Tatsache, dass sie wütend auf ihn war und er nun alleine auf einem riesen Berg Arbeit saß, erstickte das Lachen im Keim.

Trotz alle dem war er auch erleichtert, dass wieder ein wenig Normalität zwischen ihnen eingetreten war und, dass sie ihm seinen Ausrutscher verziehen hatte.

Er erinnerte sich nur zu deutlich an den Tag, an den Tag an dem er sich in sie verliebt hatte und sie keinerlei Gefühle mehr für ihn hatte; alles hatte sich durch ein einziges Ereignis entschieden. Ein Ereignis, das sie scheinbar verdrängt hatte, wenn er ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte.

Aber jetzt war alles besser und jetzt erwiderte sie seine Küsse und jetzt war sie nicht mehr so distanziert wie zuvor, jetzt würde er ihr helfen zu bewältigen, was sie bewältigen musste und ihr in all ihren schwachen Momenten zur Seite stehen.

Doch zuerst musste sie sich wieder beruhigen und ihn erklären lassen, weshalb er sie nicht auf den Ball einladen konnte, auch wenn er es nur zu gerne wollte.

Zwischenzeitlich würde er sich ein Eis backen.
 

Kagome schritt mit schnellen Schritten nach Hause, ihre klamme Kleidung war unangenehm und ein kühler Wind blies durch diese: Sie fröstelte.

Oh dieser… dieser hirnlose Affe, dachte sie verärgert und dennoch fühlte sie sich besser, als noch vor wenigen Minuten, als sie stumm zusammengearbeitet hatten.

Es schien wieder seine normalen Bahnen anzunehmen und sie hatte es in seinem letzten Kuss gespürt, sie hatte gespürt, dass er sie weder verurteilte für das, was sie getan hatte, noch verachtete, und dass er nicht noch einmal den Fehler machen, würde es in einem Streit anzusprechen. Es kam ihr beinahe so vor, als wollte er ihr damit sagen, dass er es verstehen konnte.

Und plötzlich fühlte sie sich selber lächeln, lächeln über ihre damalige Torheit und noch mehr, weil Inu Yasha da war, weil er sie verstand und ihr etwas schenkte, was sie zuvor noch nie geschenkt bekommen hatte.

Die Möglichkeit zu vertrauen.

Und sie war plötzlich genauso verliebt, wie vor 6 Jahren, als sie das erste Mal ihre Augen auf ihn gelegt hatte. Sie war so verliebt, wie ein Mensch nur verliebt sein konnte und diese Erkenntnis zusätzlich zu der Vermutung, dass er ihre Gefühle erwidern könnte, ließen sie noch lächeln, als sie schon im Bett lag und eingeschlafen war, mit seiner Trainingsjacke als Kopfkissen.

Doch eins war sicher, sie würde ihm die nächsten zwei Wochen die Hölle auf Erden bereiten, wenn er ihr keinen vernünftigen Grund nennen konnte, warum er sie nicht auf den Ball einladen wollte, nachdem er sie beinahe bis zur Bewusstlosigkeit geküsst hatte.
 

Sein Kopf schmerzte vor Verlangen, Verlangen nach ihr, ihren Küssen, ihrem wilden Herzschlag.

Sein Schienenbein schmerzte von ihrem letzten Tritt, den sie ihm geschenkt hatte als Dankeschön für seinen Kuss.

Sie saß da redete seit einer Woche nicht mehr mit ihm und trat nach ihm, sobald er sich ihr näherte, obwohl sie gesagt hatte, dass sie es nicht wollte.

„Wie lange willst du noch schmollen?!“, fragte er zum dritten Mal an diesem Abend, denn er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, solange er sein Verlangen nicht wenigstens mit einem Kuss stillen konnte.

Sie antwortete nicht, aber er hatte auch nichts anderes erwartet.

„Ich habe dir doch schon erklärt, dass ich es Kikyo schon vor Monaten versprochen hatte und…“

„Und dass du viel lieber mit mir gehen würdest, bla, bla, bla, aber Kikyo freut sich so darauf, bla, bla, bla”, erwiderte sie gelangweilt, ohne einmal aufzublicken.

„Und ich habe dir schon gesagt, dass das in Ordnung ist und ich mit Hojo auf den Ball gehe”, fügte sie unbeteiligt hinzu.

„Einen Kuss”, bettelte er. Kagome liebte die Kontrolle, die sie in den letzten Tagen über den Hundedämon hatte. Sie hatte vor diese solange wie möglich bei zu behalten.

„Nein”, erwiderte sie knapp.

„Warum nicht?“, fragte er verzweifelt ohne seinen Blick von ihr zu nehmen.

„Keine Lust”, erwiderte sie schlicht und unterdrückte ein Lachen.

„Lügnerin”, murmelte er enttäuscht, aber er wusste sie würde ihn treten, wenn er es versuchen würde, obwohl er spürte, dass sie sich nach seinen Küssen genauso sehnte, wie er sich nach ihren. Sie konnte es nur besser verstecken und schien davon keine Kopfschmerzen zu bekommen.

Sie fand es unglaublich, dass sie so offen darüber sprachen, denn Hojo und sie hatten nie auch nur ein Wort darüber verloren, doch Inu Yasha schien keine Probleme damit zu haben, das auszusprechen, was er dachte und das bewunderte sie an ihm. Es machte seinen Charme aus, dass er ihr neues Verhältnis nicht aufbauschte, sondern es als etwas Normales ansah und keine Schwierigkeiten damit hatte darüber zu reden.

„Kuss im Austausch gegen eine Yugi-Oh Sammelkarte”, versuchte er es eine Minute später ein weiteres Mal.

„Du besitzt so was?“, fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.

„Nur die Besten”, erwiderte er und sie lachte. Ein Anfang, dachte er, immerhin hatte er sie zum Lachen gebracht.

„Kein Interesse”, sagte sie dann legte ihren Artikel beiseite und fing an ihre Tasche wieder einzuräumen, weil sie nach Hause musste, um auf Sota aufzupassen.

„Kuss gegen ein gebackenes Eis”, sagte er und erhob sich, als sie sich erhob.

„Jetzt wirst du albern, Inu Yasha”, erwiderte sie und zog sich ihren Mantel über.

„Mich nennst du albern, wo du doch seit einer Woche schmollst und mich ignorierst”, murmelte er und ging um den Schreibtisch herum. Er würde sie nicht gehen lassen, bevor er bekam, was er wollte.

„Du hast es achtzehn Jahre ohne meine Küsse ausgehalten, da wirst du es wohl auch eine Woche schaffen können, oder nicht?“, erwiderte sie und ging auf die Tür zu; er ihr hinterher.

„Während der achtzehn Jahre wusste ich ja auch noch nicht wie es sich anfühlt dich zu küssen”, entgegnete er und sie drehte sich geschmeichelt durch seine Worte um, obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun, als sie an der Tür ankam.

„Außerdem ist es schon eine Woche und ein Tag her”, sagte er dann, doch Kagome streckte ihm nur lachend die Zunge raus, drehte sich ein weiteres Mal von ihm weg und streckte ihre Hand in Richtung Klinke aus. Doch bevor sie diese ergreifen konnte, hatte er ihren Ellenbogen ergriffen, sie zu sich gedreht, mit seinem festen Körper gegen die Tür gepresst und ihre Hände mit seinen neben ihrem Kopf verschränkt.

„Bitte?“, flehte er und Kagome machte ein Gesicht, als ob sie angestrengt darüber nachdenken müsste.

„Gut, eine Sammelkarte, die Sota noch nicht besitzt und die wertvoll ist”, sagte sie dann lächelnd und er atmete tief aus, bevor seine Lippen ihre trafen.

Sein Kuss war heiß und verzweifelt und brachte ihren Kopf zum Schwimmen. Sie keuchte, als seine Zunge, schon wenige Sekunden, nachdem er seine Lippen auf ihre gelegt hatte, ihren Mund öffnete und ihre suchte.

Gott, dachte sie und beschloss ihn öfter auf Entzug zu setzen, wenn er danach jedes Mal so einen Gefühlsausbruch bekam. Ihr Atem ging schon wenige Augenblicke später schnell und heftig, ihre Knie drohten nachzugeben, wäre nicht die Tür hinter ihr gewesen und all ihre Sinne waren auf den Hundedämon gerichtet, der ihr mit seinen wilden Küssen, den Verstand raubte.

Seine Hände ließen ihre los und fuhren über ihre Arme, über ihre Taille, ihren Bauch und umfassten schließlich ihre Hüfte. Der Kuss war wild und ungeduldig und sie keuchte in seinen geöffneten Mund, als er eines seiner Beine zwischen ihre schob und sie an der Hüfte noch dichter an sich presste. Ihr Keuchen motivierte ihn zu weiteren Aktionen und schon bald presste er sein Bein noch fester zwischen ihre Beine; sie löste den Kuss, wimmerte leise und ließ ihren Kopf zurückfallen, sodass er auf dem kühlen Holz der Tür lag, ihre Hände hatte sie in seine Schultern gekrallt, als ob sie jederzeit den Halt verlieren könnte, wenn er sie loslassen würde.

Sie konnte nicht fassen, dass er ihr von der einen Sekunde auf die anderen diese Gefühle bescheren konnte und spürte eine tiefe Sehnsucht aufkommen noch mehr von ihm zu spüren. Sie hatte nie zugelassen, dass Hojo diesen Teil von ihr zu sehen bekam, hatte nie zugelassen, dass er sie so berühren konnte, dass das Verlangen in ihr so stark wurde, wie es in diesem Moment war. Doch bei Inu Yasha schien das alles so natürlich, sie schämte sich für nichts, fühlte sich begehrt und glücklich, wenn er sie berührte.

Er küsste ihren Hals und wanderte mit seinen Lippen weiter in Richtung ihres Ohres umfasste ihre Hüfte noch stärker und bewegte sie anschließend so, dass sie sich gegen sein Bein rieb.

„Inu Yasha!“, keuchte sie erschrocken, während er ihre Hüfte bewegte und sein Bein immer fester zwischen ihre presste, während seine Lippen, seine Zunge und seine Zähne sich um ihren Hals kümmerten. Ihr wurde schwindelig vor Verlangen und Sehnsucht und ihr Kopf war leer; immer wieder versuchte sie einen Gedanken zu fassen, aber sie entwischten ihr, jedes Mal, wenn Inu Yasha den Druck seines Beines erhöhte, oder er mit seiner Zunge über die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr fuhr.

Er war stolz darauf, dass er ihr solche Empfindungen schenken konnte, dass sie sich an ihn klammerte, wie eine Ertrinkende an einem Floß und nun seinen Namen in keuchenden Silben hervorbrachte, aber er wollte es nicht zu weit gehen lassen und nahm langsam den Druck seiner Hände wieder von ihrer Hüfte, sein Mund wanderte jetzt zu ihrem Ohr und küsste kurz das Ohrläppchen.

„Wurdest du schon einmal so berührt, Kagome?“, fragte er, seine Stimme war rau und tief und verursachte eine Gänsehaut auf ihrer Haut. Sie schüttelte ihren Kopf, denn ihr schneller Atem verhinderte eine verbale Antwort.

„Auch nicht von Hojo?“

Sie schüttelte ein weiteres Mal verneinend ihren Kopf und erwiderte: „Ich wollte nicht, dass er mich so berührt.“

Inu Yasha fuhr mit seiner Zungenspitze über ihr Ohrläppchen und drückte ruckartig ihre Hüfte in Richtung seines Beines, sodass sie ihre Hände wieder fester in seine Schultern krallte und ihr ein leises Stöhnen entwich. Er seufzte und küsste ihre Halsbeuge.

„Aber du lässt zu, dass ich dich so berühre”, erwiderte er und lehnte sich ein wenig zurück um sie ansehen zu können.

Sie sah ihn einige Augenblicke an, versuchte in seinen Augen eine Antwort auf ihre unzähligen Fragen zu finden, stellte aber fest, dass sie keine bekommen würde, wenn sie nicht nachfragen würde. Sie legte ihre Lippen zu einem viel zu kurzen Kuss auf seine und blickte ihm danach direkt in die Augen.

„Das zwischen uns, ist das, was Ernstes?”, fragte, sie und lief rot an, als er ihr nicht sofort antwortete, sondern nur eine Weile lang nachdenklich musterte.

„Ich meine es ernst mit dir, wenn das deine Frage ist, Kagome”, antwortete er schließlich ruhig ohne den Blickkontakt abzubrechen. Sie biss sich verlegen auf die Unterlippe und das Rot auf ihren Wangen wurde noch dunkler.

„Na ja es ist nur…“ Sie konnte seinem Blick nicht mehr standhalten und sah zur Seite.

„Bei mir und Hojo… Ich meine das mit uns hat sich solange hingezogen… Wir haben uns getroffen und geküsst, aber nie darüber geredet und…“ Sie räusperte sich, schenkte ihm einen kurzen unsicheren Blick, bevor sie weiterredete.

„Wir hatten nie eine Beziehung oder Ähnliches… Ich will einfach nicht noch einmal ein Jahr, oder länger warten… Ich will es diesmal gleich am Anfang richtig machen, verstehst du?“

Er sah sie an lange und nachdenklich und Kagome versteifte sich mit jeder Sekunde, in der sie auf eine Antwort wartete, mehr unter ihm, dann hörte sie ihn Lachen und sah ihn verwundert an.

„Ich bin froh, dass Hojo zu feige war, dich darauf anzusprechen, Kagome”, meinte er und küsste sanft ihre Wangen, fuhr mit seiner Nase über ihre und ließ eine Hand von ihrer Hüfte zu ihrem Rücken wandern, den er sanft durch ihren Mantel hindurch massierte. Sie seufzte leise und entspannte sich langsam wieder.

„Ich will es auch von Anfang an richtig machen, aber du darfst nicht unsere Umwelt vergessen, Kagome. Ich überlasse die Entscheidung, ob wir unsere Beziehung offiziell machen vollkommen dir, denn du weißt was die Konsequenzen sein werden.“ Er seufzte und küsste ihre Nasenspitze.

„Dein Vater wird es erfahren, sobald es die Schule erfährt und du musst wissen, ob du dich wirklich traust diesen Schritt zu gehen, denn ich weiß, wie dein Vater über Halbdämonen und Dämonen denkt.“

Er suchte ihre Lippen zu einem sanften, langsamen Kuss, den sie nur zu gerne erwiderte.

„Das heißt wir haben schon eine Beziehung?“, fragte sie, als er den Kuss löste und er lächelte.

„Meiner Meinung nach hatten wir die schon seit letzter Woche”, erwiderte er und schob ihre Beine weiter auseinander, sodass er sich zwischen sie stellen konnte. Sie sah in erstaunt an, erwiderte aber letztendlich sein Lächeln.

„Aber inoffiziell, ja?“, fragte sie weiter; seine Hand wanderte von ihrem Rücken zu ihrem Oberschenkel und drückte ihn sanft.

„Solange wie du sie inoffiziell halten willst”, flüsterte er gegen ihre Lippen und wollte sich weiter vorbeugen, um sie zu einem Kuss zu verschließen, aber diesmal drehte Kagome ihren Kopf zur Seite.

„Ich muss nach Hause, Inu Yasha”, erklärte sie ihr Verhalten schnell, doch er hob die Hand die noch auf ihrer Hüfte lag an und drehte ihr Gesicht wieder zu sich.

„Wenn ich dich fahre, haben wir noch fünf Minuten”, erwiderte er und bevor Kagome etwas entgegnen konnte lagen seine Lippen auf ihren und er küsste sie wie schon einige Augenblicke zuvor ungeduldig und ungezähmt.

Die Hand auf ihrem Bein fuhr zu der Außenseite ihres Oberschenkels und dann hatte er ihn in einer schnellen Bewegung umfasst, hochgehoben und ihr Bein gegen seine Hüfte gepresst. Sie keuchte, bemerkte jetzt aber, dass das alles auch an ihm nicht spurlos vorbei gegangen war. Sie grinste gegen seine Lippen und er löste den Kuss um sie verwundert darüber ansehen zu können.

„Was?“, fragte er irritiert und drückte ihr Bein noch fester gegen seins. Sie schüttelte nur schnell den Kopf nutzte die Gelegenheit aber um ihn noch eine weitere Frage stellen zu können, die ihr schon seit Ewigkeiten auf der Zunge brannte.

„Warum ich?“, fragte sie ihre Wangen leuchteten rot durch die Aufregung des letzten Kusses und durch die Frage, die sie ihm gestellt hatte. Er sah sie an und lächelte. Es war eines dieses Lächelns, das jedes Mädchen schwachmachen konnte.

„Du meinst mal abgesehen davon, dass du hübsch, intelligent, sexy, und witzig bist?“, fragte er das Grinsen auf seinen Lippen wurde nur noch größer, als er hörte, dass ihr Herz noch schneller schlug, als sie seine Wort vernahm.

Trotz ihrer Aufregung schaffte sie es sein Lächeln zu erwidern, bevor sie antwortete: „Ja, mal abgesehen davon.“

Er beugte sich vor, viel zu langsam für ihren Geschmack und suchte ein weiteres Mal ihr Ohr.

„Mir wird schwindelig, wenn ich dich berühre. Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist und ich habe das Bedürfnis so oft wie möglich in deiner Nähe zu sein.“

Sie spürte, wie ein wohliger Schauer über ihren Rücken lief und sie erschaudern ließ, und drückte sich näher an ihn.

„Genügt das als Antwort?“, fragte er und küsste ihr Kinn. Sie nickte.

„Und warum ich?“, stellte er ihr schließlich die Frage.

„Du meinst mal abgesehen davon, dass du attraktiv, charmant, intelligent und sexy bist?“, fragte sie und beide lachten leise.

„Ja, abgesehen davon. Warum ich?“, fragte er dann und Kagome schenkte ihm ein kurzes Lächeln, dass seine Hormone verrückt spielen ließ, bevor sie antwortete: „Weil du reich bist!“ Bevor Inu Yasha realisieren, konnte was geschah hatte sie sich lachend von ihm gelöst, die Tür hinter sich geöffnet und war verschwunden. Eine Zeit lang stand er verdutzt da, bis er begriff, dass sie ihn auf den Arm genommen hatte und verärgert hinter ihr her lief.

„Na warte, Kagome!“, rief er ihr hinterher und hörte sie laut lachen. Wie konnte ein einzelner Mensch ihn bloß so glücklich machen?

Kugelmenschen

Halloo!

Da bin ich mal wieder und mit mir schleppe ich Kapitel 7. Ich wollte mich vor allem anderen erst einmal für eure tolle Unterstützung in Form von Kommentaren bedanken, das ist wirklich motivierender als alles andere. Ein besonderes Dankeschön an LadyDunia, weil sie mir sogar noch geschrieben hat, welche Passagen sie besonders gut fand und nicht zu vergessen noch an Chiyoko für ihre Hilfe beim Betalesen. Was würde ich bloß ohne euch alle tun?

Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber seid gewiss, dass dies vorläufig das letzte Kapitel sein wird, in dem noch eitel Sonnenschein herrscht. Also seid gespannt!

Liebe Grüße

Bienchen
 

„Inu Yasha?“, fragte Kagome nach einer langen Zeit Stille sanft und fuhr mit ihrer Hand durch sein silbernes Haar.

„Hm?“, brummelte er ließ seine Augen aber geschlossen.

„Nicht einschlafen”, flüsterte sie und er öffnete seine Augen schwerfällig wieder, spürte unter seinem Kopf ihren Bauch, der sich mit jedem Atemzug hob und senkte.

Es war seine Idee gewesen die Arbeit eine Weile liegen zu lassen und sich nach draußen auf eine Wiese zu legen, um ein wenig die Sterne beobachten zu können. Nun es war wohl viel weniger eine Idee, als ein Plan, dachte Kagome schmunzelnd, denn Inu Yasha hatte zufälligerweise zwei Wolldecken mit zur Arbeit genommen, auf denen sie jetzt lagen. Sie waren zu dem Hügel gegangen, von dem aus man auf den Sportplatz sehen konnte, und hatten die Decken dort ausgebreitet. Er hatte seinen Kopf auf ihren Bauch gelegt und ihr ein paar Sternenbilder gezeigt, schließlich aber einfach nur die Nähe zu ihr genossen, bis er beinahe eingeschlafen wäre.

Es war zwar erst sieben Uhr gewesen, aber im Spätherbst ging die Sonne relativ früh unter und so konnten sie sich in Ruhe einen geeigneten Platz suchen und hatten noch genügend Zeit beisammen zu sein bis Kagome nach Hause musste.

Sie hatte ihre Mutter angelogen und sie hasste es. Aber sie wusste, dass sie es ihrer Mutter nicht sagen konnte, bevor sie sich nicht dazu entschließen, konnte ihre Beziehung zu Inu Yasha öffentlich zu machen. So hatte sie ihr gesagt, dass Inu Yasha und sie im Moment viel Arbeit hatten, was nicht vollkommen gelogen war, und dass sie ein wenig später nach Hause kommen würde.

„Erzähl mir eine Geschichte”, murmelte Inu Yasha und Kagome hob ihren Oberkörper und Kopf ein wenig an, um ihn ansehen zukönnen.

„Eine Geschichte?“, fragte sie irritiert und ließ sich wieder nach hinten sinken, als er nickte.

„Ja, eine Geschichte.

Ich bin der pragmatische, logisch Denkende, du die Kreative deswegen erzählst du mir eine Geschichte über die Sterne, während ich dir eine wissenschaftliche Erklärung darüber gegeben habe.“

Kagome blieb eine Weile still und dachte über seine Worte nach. War das so? War sie eher emotional, kreativ veranlagt, während er sachlich an die Dinge heran ging?

Sachlichkeit.

Das war doch die Eigenschaft, die sich ihr Vater an ihr gewünscht hatte.

„Gut, über welchen Stern?“, fragte sie schließlich und verfolgte seinen Fingerzeig gen Himmel mit ihrem Blick.

„Über den Stern, der hinter dem hell leuchtenden ist. Siehst du ihn? Er leuchtet nur ganz schwach”, erwiderte er und Kagome entgegnete ein leises „Mhm“, als sie den Stern ausgemacht hatte.

„Das ist Kai”, begann sie und er ließ seine Augenlider wieder sinken, während er ihrer warmen, sanften Stimme lauschte.

War ihm schon zuvor einmal aufgefallen, dass sich ihre Worte wie flüssige Seide um sein Herz legten und es wärmten?

„Der helle Stern vor ihm ist sein Bruder, Kaya.

Kai stand immer im Schatten seines Bruders, weil er nicht so eine Leuchtkraft besaß wie Kaya, und war deswegen sehr, sehr einsam. Keine Sternenfrau interessierte sich für ihn und er sehnte sich danach, jemanden Nahe zu sein.“

„Eine Liebesgeschichte, hm?“, unterbrach sie Inu Yasha und Kagome lachte leise.

„Ja, eine Liebesgeschichte und unterbrich mich nicht, dann kann ich mich nicht konzentrieren”, erwiderte sie und Inu Yasha grummelte leise, um ihr deutlich zu machen, dass er von nun an seinen Mund halten würde.

„Weil er so einsam war, begann er die Menschen zu beobachten und eines Tages viel ihm ein gebildeter Mann auf ein Philosoph, der den Namen Platon trug. Der Stern begann sich immer mehr für diesen Mann zu interessieren und lauschte jedes Mal genau hin, wenn dieser Mann seinen Mund öffnete, beobachtete ihn beim Schreiben, bis dieser Mann schließlich starb und der Stern, wieder eine lange Zeit einsam war.

Es vergingen viele Jahre, bis Kai einen weiteren Menschen ausmachte, der ihn faszinierte. Dieses Mal war es eine Frau. Eine Frau von atemberaubender Schönheit und der Stern fing an sich in sie zu verlieben, während er jeden ihrer Schritte beobachtete. Als sie verheiratet werden sollte, ertrug der Stern es nicht mehr sie nur ansehen zu können und bat seinen Großvater ihn eine Woche auf die Erde zu schicken.

Jeder Stern durfte in seinem Leben für eine Woche die Erdlinge besuchen und Kai konnte sich nichts Wundervolleres vorstellen, als diese Woche mit der Frau zu verbringen, die er aus ganzem Herzen liebte.

So wurde er auf die Erde geschickt und als er aufwachte –nackt und orientierungslos, in dem Körper eines Menschen- beugte sich über ihn die Frau an die er sein Herz verloren hatte. Sie nahm sich seiner an in der Erwartung, dass er ein verletzter Soldat war, entdeckte aber bald, dass er keine Wunden oder andere Verletzungen hatte und Kai erzählte ihr, wer er wirklich war und warum er gekommen war.

Die Frau war hingerissen von seinen Erzählungen und sie liebten sich eine Woche lang mit Leib und Seele, gaben einander alles, was sie entbehren konnten, und weinten gemeinsam, als der Tag seiner Abreise gekommen war.

Sie standen gemeinsam auf der Lichtung auf der die Frau einst ihren Geliebten getroffen hatte und der Stern erzählte ihr eine Geschichte, die er damals von dem weisen Philosophen gehört hatte.

„Am Anfang war der Kugelmensch…“, begann er und die Frau lauschte seinen Erzählungen, als hoffte sie, dass er ihr noch sagen würde, dass er bei ihr bleiben würde.

„…vierbeinig, doppelgesichtig. Er war vollständig, nichts fehlte ihm, aber die Kugelmenschen wurden übermütig und drohten die Götter anzugreifen. Deswegen griff Zeus ein, schnitt die Kugelmenschen in zwei Teile, wie man eine Frucht halbiert. Nun ergriff die Halbierten ein neues Gefühl: Die Sehnsucht nach der anderen Hälfte und seitdem seid ihr Menschen auf der Suche.“ Sie klammerte sich an ihn, als sie glaubte zu Bergreifen, was er ihr damit sagen wollte und weinte.

„Auf der Suche nach der anderen Hälfte”, schloss er seine Erzählung und weinte eine Weile im Stillen mit ihr.

Er, der Stern, war niemals ihre andere Hälfte, so viel wusste er, denn schließlich waren es Kugelmenschen… Menschen, keine Sterne.

Er verließ sie mit einem letzten Kuss in der weisen Voraussicht, dass sie sich nach seiner Abwesenheit auf die Suche nach ihrer wahren Hälfte begeben würde.

Und so beobachtete er die Frau wieder von oben still und unerwidert, sah, wie sie heiratete, Kinder gebar und eine Zeit lang glücklich war mit ihrer anderen Hälfte. Doch der Stern verlor seinen Glauben und fand ihn bis zu seinem Tod nicht wieder, als die Frau ihre andere Hälfte mit einem anderen Mann betrog, und verfluchte den toten Philosophen, dessen Worte doch nicht mehr waren als Schall und Rauch.

Denn nun wusste der Stern, dass die Menschen nicht auf der Suche nach der anderen Hälfte, sondern auf der Suche nach irgendeiner Hälfte waren.

Die Kugelmenschen, die solange in seinem Herzen existiert hatten, gab es nie.“

Inu Yasha blieb stumm und dachte eine lange Zeit über ihre Worte nach. Er wusste in dieser kleinen Geschichte steckte so viel Kagome, was sie über die Liebe dachte, was sie empfand und er seufzte leise während er versuchte sich an jedes Detail ihrer Geschichte zu erinnern.

„Glaubst du an die Kugelmenschen?“, fragte er eine Weile später und hob seinen Kopf von ihrem Bauch um sich neben sie legen zu können. Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung und erwiderte schließlich: „Wie könnte ich?“

„Was meinst du damit?“, fragte er irritiert und sie schenkte ihm ein Lächeln und blickte ihn an, als ob es offensichtlich wäre, was sie damit sagen wollte.

„Nun, bist du ein Mensch, Inu Yasha?“, entgegnete sie, als sie bemerkte, dass Inu Yasha nicht dahinter kam, was sie meinte.

„Zur Hälfte”, erwiderte er lächelnd und beugte sich über sie, versiegelte, dankend für ihre Worte, ihre Lippen mit seinen zu einem langsamen Kuss.

„Menschen, hm? Keine Halbdämonen”, sagte er, als den Kuss gelöst hatte und fuhr mit seinen Fingerspitzen über die zarte Haut ihres Gesichtes.

„Keine Halbdämonen, keine Dämonen. Kugelmenschen”, entgegnete sie, hob ihren Kopf an und streifte seine Lippen kurz mit ihren. Er seufzte zufrieden, küsste sich einen Weg von ihrem Gesicht über ihren Hals zu ihrem Ohr.

„Du bist unglaublich, Kagome”, flüsterte er und küsste kurz ihr Ohrläppchen.

„Tatsächlich?“, fragte sie, drehte ihren Kopf zur Seite und forderte ihn zu einem sanften Kuss auf.

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht Schriftstellerin zu werden?“, fragte er, nachdem sie den Kuss unterbrochen hatten und er sich wieder neben sie gelegt hatte, seinen Arm beschützend um ihren Bauch gelegt.

„Nein, wieso?“

„Ich denke du hättest Talent dazu. Ich kenne all deine Artikel, du besitzt einen umwerfenden Schreibstil und deine kleine, improvisierte Liebesgeschichte beweist doch, dass du auch nicht ideenlos bist”, erwiderte er und sie drehte ihr Gesicht wieder in seine Richtung in einer Art und Weise geschmeichelt, aber wenn sie an ihren Vater dachte, auch gekränkt durch seine Worte.

„Ich wüsste nicht wann ich die Zeit aufbringen sollte etwas zu schreiben”, entgegnete sie.

„Nach der Schule”, meinte er und Kagome schüttelte traurig ihren Kopf.

„Mein Vater hat mich schon auf einer dieser Eliteuniversitäten angemeldet, auf die er damals gegangen ist. Nach der Schule studiere ich Journalismus”, erwiderte sie. Er seufzte wollte das Thema aber auch nicht ausreizen und beschloss ein anderes Mal wieder mit ihr darüber zu sprechen und wechselte so schnell das Thema.

„Du glaubst also nicht an Kugelmenschen, aber was ist mit Seelenverwandtschaft?“

„Seelenverwandtschaft? Na, ich weiß nicht…“

„Komm schon Kagome, du kannst mir nicht erzählen, dass du glaubst, dass die Liebe nur aus einer Reihe unromantischer, chemischer Reaktionen besteht”, lachte er und legte sich auf sie, darauf bedacht nicht zu viel von seinem Gewicht auf sie zu verlagern.

„Das habe ich nicht gemeint, aber muss es denn gleich Seelenverwandtschaft sein, wenn man sich verliebt?

Was ist mir dir, oder im Generellen mit Dämonen, was haltet ihr von der Liebe?“, fragte sie schließlich und Inu Yasha zog den Kragen ihrer Jacke zur Seite, suchte ihre Halsbeuge und fuhr mit dem Zeigefinger über diese.

„Dämonen verlieben sich selten, sie suchen das andere Geschlecht in den meisten Fällen nur um sich zu paaren, auf jeden Fall war es bei den alten Dämonen so”, entgegnete er und küsste ihre Halsbeuge sanft.

„Die meisten Dämonenweibchen wurden getötet, sobald sie sich mit einem Dämon gepaart hatten, weil andere männliche Dämonen den Geruch des Partners an ihnen riechen konnten und so keinen Nutzen mehr aus ihnen ziehen konnten, oder wollten. Deswegen haben die Dämonen, die ihre Frauen behalten wollten, oder sie liebten eine Markierung an ihnen gesetzt, sodass andere Dämonen wussten, dass sie getötet würden, wenn sie die Frau töten würden.“

Er küsste ihre Halsbeuge ein weiteres Mal und seufzte leise.

„Ein Biss in die Halsbeuge, sozusagen als Zeichensetzung, dass das Weibchen vergeben war und beschützt werden würde, sollte es angegriffen werden.

Heutzutage markieren Dämonen ihre Frauen nur noch, als eine Art Liebesbeweis, denn diese Markierung ist für Dämonen ähnlich wie für Menschen die Hochzeit, sozusagen ein Bund fürs Leben.“ Er ließ sich ein wenig weiter auf sie sinken, vergrub sein Gesicht in ihren schwarzen Locken und inhalierte ihren Duft.

„Mein Vater hat meine Mutter in der Hochzeitsnacht markiert”, sprach er leise und Kagome legte sanft ihre Hände auf seinen Rücken.

„Was ist mit Sesshomarus Mutter?“, fragte sie vorsichtig und drückte ihn ein wenig fester an sich.

„Sesshomarus Mutter und mein Vater haben sich nicht geliebt, mein Vater brauchte einen Erben und er befürchtete, dass er die Frau, die seine Markierung verdient hätte, nicht rechtzeitig finden würde, deswegen…“. Er unterbrach sich selbst und ließ seine Lippen über ihren Hals wandern.

„Und du würdest du eine Frau markieren, wenn du sie liebst?“, fragte sie; Inu Yasha stützte sich auf seinen Ellenbogen ab um sie ansehen zu können und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.

„Wenn ich mir sicher wäre”, erwiderte er.

„Sicher über was?“

„Dass sie meine andere Hälfte ist”, entgegnete er und küsste sie voll auf die Lippen.

„Inu Yasha”, protestierte sie und drückte ihn ein wenig von sich.

„Wir haben doch schon darüber gesprochen, Kugelmenschen, nicht Kugelhalbdämonen”, lachte sie und Inu Yasha schüttelte seinen Kopf, um ihr zu demonstrieren, dass sie ihn falsch verstanden hatte.

„Ich meine nicht die Kugelmenschen, Kagome, ich meine Seelenverwandtschaft.“
 

Später an diesem Abend probierte sie das erste Mal ihr Ballkleid an, dass ihre Mutter für sie genäht hatte und drehte sich vor dem Spiegel in alle Richtungen, hielt ihre Haare hoch, ließ sie wieder fallen und probierte eine Reihe Schuhe aus.

Ihr Kleid bestand aus marineblauem Stoff, war nicht allzu freizügig, aber lag perfekt an ihrem Körper, umschmeichelte die Stellen, die sie selbst an sich mochte, und verdeckte die Stellen, die sie an ihrem Körper nicht ausstehen konnte; ihre Mutter hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet.

Sie wollte gut aussehen, nicht für Hojo, oder andere, nur für ihn.

Sie steckte ihre Haare ein weiteres Mal mit einer Spange am Hinterkopf hoch und besah die Stelle, der er heute so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

Ihre Halsbeuge war noch immer leicht gerötet von seinen Küssen, stellte sie erstaunt fest und fuhr vorsichtig mit Zeige- und Mittelfinger über die gereizte Stelle.

Seelenverwandtschaft, ein Wort über, das sie sich zuvor nie den Kopf zerbrochen hatte und von dem sie nicht wirklich wusste was es bedeutete, aber ein Wort, das gut klang, wenn man es aussprach.

„Seelenverwandtschaft”, flüsterte sie und fuhr sich ein weiteres Mal über die gerötete Stelle.

„Ob er…?“, sprach Kagome zu sich selbst, als sie von ihrem kleinen Bruder unterbrochen wurde.

„Mama, Kagome redet schon wieder mit sich selbst!“, schrie er die Treppen hinunter, während er in ihrem Türrahmen stand.

„Tatsächlich?“, schallte es von unten hinauf und Kagome nahm einen ihrer Schuhe in die Hand und warf sie nach ihm. Sota wich geschickt aus und lachte laut.

„Vielleicht sollten wir mal nen Tsychologen beauftragen!“

„Psychologe, du Depp!“, schrie Kagome und warf einen weiteren Schuh nach ihm.

„Psychologen sind teuer, mein Guter!“, rief ihre Mutter hinauf.

„Das hätte mir wehtun können, weißt du Kagome?“, neckte sie Sota und deutete auf den Schuh, dem er nur knapp ausgewichen war. Sie stöhnte entnervt schob ihren kleinen Bruder aus ihrem Zimmer und schloss die Tür hinter ihm.

Eine Weile stand sie vor der geschlossenen Tür und ließ ihre Gedanken wieder abdriften. Sie fuhr sich mit den Händen über den weichen Stoff ihres Kleides und fragte sich, ob ihm das Kleid wohl gefallen würde, schloss ihre Augen und stellte sich vor, wie er ihr das Kleid ganz langsam ausziehen würde. Ob ihm wohl auch das gefallen würde was darunter lag? Ob er es überhaupt in Erwägung zog einen weiteren Schritt zu gehen, wo sie doch erst so kurz zusammen waren?

Sie seufzte setzte sich auf ihr Bett und fuhr noch ein weiteres Mal –dieses Mal unbewusst- über ihre Halsbeuge und fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde sich ihm ganz hinzugeben.

Würde er sanft sein, oder eher dominant? Sie dachte an seine Küsse und erschauderte; sanft und dominant beschloss sie und fragte sich weiter, wie es ihr wohl ergehen würde, wenn sie unter ihm liegen würde. Würde sich der Rest genauso gut anfühlen, wie seine Küsse, oder vielleicht sogar noch besser?

Schlag dir das aus dem Kopf, Kagome, dachte sie verärgert über sich selbst und öffnete ihre Augen schnell wieder, besah sich eine Weile stumm im Spiegel und biss sich auf die Unterlippe, als ihr ihre Fantasie einen Streich spielte und sie sich seine Hände auf ihrem Körper vorstellte.

„Gott, du bist hoffnungslos…“, murmelte sie zu sich selber und entschied sich für eine kalte Dusche um ihre Gedanken abzuwimmeln.
 

„Wo gehen du und Inu Yasha heute Abend noch mal hin?“, fragte Frau Higurashi ihre Tochter, während sie gemeinsam den Tisch für das Abendbrot deckten.

„Ins Kino”, entgegnete Kagome knapp und versuchte die durchdringlichen Blicke ihrer Mutter so gut wie möglich zu ignorieren. Sie wusste, dass ihre Mutter misstrauisch geworden war, weil sie in letzter Zeit so häufig abends länger wegblieb, oder mit Inu Yasha ausging.

„Für eine Recherche für einen Artikel, richtig?“, fragte sie weiter und Kagome nickte kurz, verteilte die Gläser auf dem Tisch.

„Ihr arbeitet im Moment öfter zusammen als gewöhnlich”, stellte sie dann fest, und als Kagome nichts erwiderte und einen leichten Rotstich auf den Wangen bekam, legte sie das Besteck beiseite und sah ihre Tochter genau an.

„Kagome, sieh mich an”, befahl sie und ihre Tochter tat langsam wie ihr geheißen und drehte sich zu ihr um.

„Gott, du bist ja ganz rot im Gesicht”, kicherte Frau Higurashi, als sich ihre Blicke trafen.

„Ich habe dich nicht mehr rot anlaufen gesehen seit fünf Jahren, als wir auf der Taufe von den Yoshifujis waren und dein Kleid in deinem Schlüpfer verheddert war.“

„Mamaaa.“, seufzte Kagome und das Rot auf ihren Wangen wurde noch dunkler.

„Also jetzt ist die richtige Zeit, um zu beichten, Kagome”, kicherte sie dann und Kagome sah schnell zur Seite.

„Oh, ich verstehe du willst mir also nicht sagen, was zwischen dir und Inu Yasha vorgefallen ist.

Gut, dann rate ich halt.“ Sie legte sich einen Finger auf ihr Kinn und setzte einen Gesichtsausdruck auf, als würde sie angestrengt nachdenken.

„Du bist verliebt”, lachte sie dann, und als Kagome rot wie ein Radieschen wurde, wurde ihr Lachen lauter.

„Nein, wirklich? Du bist verliebt?“, fragte sie schnell, ohne ihre Tochter einen Moment aus den Augen zulassen.

„Mamaaa.“

„Nichts da, Mama. Wieso hast du mir nichts davon erzählt?“, fragte sie und Kagome sah eine Weile betreten aus dem Fenster, wusste nicht wirklich, was sie darauf antworten sollte, doch wurde zum Glück von Sota erlöst, der gerade in die Küche kam und fragte, ob das Essen schon fertig sei.

Was sollte sie denn ihrer Mutter antworten, dass sie Angst vor der Reaktion ihres Vaters hatte?

Sie war froh, dass Sota einiges zu erzählen hatte und ihre Mutter nicht die Gelegenheit bekam sie noch ein weiteres Mal darauf anzusprechen, hatte aber nicht damit gerechnet, dass Sota nachfragen würde, was es bei ihnen so neues gab.

„Nichts, erzähl weiter von deinem Malkurs”, fauchte Kagome gereizt über die plötzliche Wendung und hoffte Sota würde einfach tun, was sie ihm sagte.

„Kagome ist verliebt”, flüstere ihre Mutter Sota leise zu, als wollte sie damit ihr Verhalten erklären und Kagome verschluckte sich an ihrer Suppe.

„Mama!“, schimpfte sie empört, doch diese lächelte nur unschuldig.

„Tatsächlich?!“, fragte Sota aufgeregt und blickte kurz Kagome an und dann wieder seine Mutter.

„In wen?“

Kagome schenkte ihrer Mutter ein „Wag es bloß nicht“ Blick, doch Frau Higurashi überging diesen als hätte sie ihn gar nicht gesehen.

„In Inu Yasha”, kicherte sie und Sota hielt vor Aufregung seinen Löffel nicht mehr richtig, sodass einige Tropfen Misosuppe auf den Holztisch kleckerten.

„Der ist cool”, sagte er dann zu seiner Mutter und verplemperte zwischenzeitlich noch mehr von seiner Suppe.

„Du kleckerst den ganzen Tisch voll, Sota!“, meckerte Kagome genervt und Sota stand auf um einen Lappen zu holen, schmiss dabei sein Glas um, wodurch sich das Wasser auf dem Tisch verteilte und schließlich von der Tischkante tropfte.

„Ups!“, entkam es Sota und er lief ein wenig schneller in Richtung Küche, doch das alles schien Frau Higurashi nicht im geringsten zu stören.

„Und ist er ein guter Küsser?“, fragte sie kichernd, die Sauerei auf dem Tisch einfach ignorierend und Kagome schlug sich die Hände vor ihr Gesicht.

„Ich kann nicht glauben, dass du mich so etwas fragst, Mama”, seufzte sie; Sota kam zwischenzeitlich mit dem Spüllappen zurück und versuchte den Schaden, den er angerichtet hatte zu beheben.

„Das fasse ich als ein Nein auf”, neckte sie ihre Mutter und Kagome schielte zwischen ihren Fingern hindurch, um zu überprüfen ob Sota schon wieder verschwunden war und antwortete dann genervt: „Er ist ein fantastischer Küsser und jetzt will ich kein Wort mehr darüber hören!“

„Ihr habt euch also geküsst!“, schrie Frau Higurashi überrascht auf und Kagome versteckte sich ein weiteres Mal hinter ihren Händen. Wieso hatte sie nicht einfach den Mund gehalten?

„Wer hat sich geküsst? Kagome und Inu Yasha?“, fragte Sota aufgeregt, als er mit dem ausgewrungenen Spüllappen zurückkam und den Rest aufwischte. Ihre Mutter nickte lächelnd und Sota machte große Augen, als er Kagome ansah.

„Dann würde ich doch drum bitten, dass du mir meinen Schwiegersohn vorstellst, Kagome. Du könntest ihn gleich zum Essen einladen, wenn er kommt. Wir haben noch genügend Suppe”, schlug Frau Higurashi vor und Sota nickte eifrig, scheinbar begeistert von der Idee.

„Also ich denke nicht, dass wir genügend Zeit haben. Wir kommen sonst zu spät ins…“ Sie unterbrach sich selbst, als es an der Haustür klingelte. Warum musste er ausgerechnet heute einmal früher anstatt, wie sonst immer zu spät kommen?

„Wie es scheint, kommt Inu Yasha früher als verabredet, dann habt ihr noch genug Zeit”, freute sich Frau Higurashi und Kagome erhob sich seufzend von ihrem Platz.

Wie würde er wohl auf diese Wendung reagieren? Würde es ihm unangenehm, werden sich bei ihrer Mutter vorstellen zu müssen? Würde er vielleicht sogar wütend deswegen sein?

Sie bemerkte, dass Sota und ihre Mutter ihr gefolgt waren und nun neugierig um die Ecke schielten.

Aufgeregt atmete sie noch einmal tief ein, strich ihr Kleid glatt und hoffte, dass er ihr nicht Übel nehmen würde, was jetzt auf ihn zu kam. Langsam öffnete sie die Tür und konnte ein Lächeln nicht verhindern, als sie ihn vor sich erblickte. Wieso musste er auch bloß immer so umwerfend aussehen?

„Hallo!“, sagte sie nervös und wünschte sich, dass sie wenigstens einen Moment mit ihm alleine reden könnte, um ihn über die Situation aufzuklären.

„Hey!“, lachte er, als er bemerkte, dass Sota um die Ecke blickte.

„Ich weiß ich bin zu früh, aber ich dachte wir könnten vorher noch was essen gehen. Ich sterbe vor Hunger.“

„Nun, ich denke, das wird nicht nötig sein. Meine Mom hat dich zum Essen eingeladen”, seufzte sie und als sie bemerkte wie erstaunt er darüber war ging sie einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Hals.

„Sie weiß es. Ich konnte es nicht vor ihr verheimlichen und jetzt will sie dich kennenlernen”, flüsterte sie so leise wie möglich, sodass nur er es hören konnte. Sie spürte, wie er sich verkrampfte, und fügte noch ein wenig leiser hinzu: „Tut mir leid, ich weiß das kommt überraschend, und wenn du willst, überleg ich mir eine Ausrede, damit du nicht mit rein musst.“ Er nahm sanft ihre Arme von seinem Hals und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.

„Das ist vollkommen in Ordnung. Ich würde deine Mutter auch gerne kennenlernen”, erwiderte er und Kagome atmete befreit aus.

„Gut, dann komm rein.“
 

Eine halbe Stunde war vergangen und Kagome beobachtete gespannt das Gespräch zwischen Inu Yasha und seiner Mutter. Sie schienen sich soweit gut miteinander zu verstehen. Er hatte ihre Mutter in dieser halben Stunde öfter zum Lachen gebracht, als Hojo es in zwei Jahren geschafft hatte, und war all ihren Fangfragen geschickt ausgewichen.

„Nun wie lange seit ihr denn jetzt schon zusammen? Ich hoffe doch, dass Kagome das nicht schon seit drei Jahren verheimlicht hat”, meinte ihre Mutter, nachdem Sota den Tisch abgeräumt hatte und ihnen einen Tee serviert hatte.

„Nein, nein”, lachte Inu Yasha.

„Morgen zwei Wochen und wir hielten es für besser erst einmal ein wenig abzuwarten, bevor wir unsere Beziehung vollkommen öffentlich machen würden.“

„Hast du es denn deiner Familie erzählt?“, fragte Frau Higurashi und Kagome spürte, dass ihre Mutter ihr Vorwürfe machte, weil sie es ihr nicht erzählt hatte.

„Ja, aber nur meinem Vater. Ich wollte mein Glück halt mit jemandem teilen”, erwiderte er und Kagome spürte, wie sie unter seinem Kompliment rot wurde. „Und ich denke Kagome wusste nur zu genau, dass Sie nicht lange brauchen würden, um sie zu durchschauen”, fügte er hinzu und trank einen Schluck Tee.

„Genau”, stimmte Kagome zu und ihre Mutter lachte leise.

„Tja, was soll ich auch schon denken, wenn meine Tochter seit fünf Jahren das erste Mal wieder rot wird, nur weil wir über dich gesprochen haben.“ Kagome spürte ihr Gesicht glühend heiß werden und wäre am liebsten im Erdboden versunken, als Inu Yasha sie anblickte und ihr zu zwinkerte, als er ihre ungesunde Gesichtsfarbe bemerkte.

„Wann ist sie denn das letzte Mal rot geworden?“, fragte Inu Yasha, dann neugierig und Kagome zischte ein bedrohliches: „Mom!”

„Oh, das war auf einer Feier, da hatte sich der Saum ihres Kleides in ihrem Schlüpfer verhangen und sie hatte es erst gemerkt als die Hälfte der Leute sie ausgelacht hatten“, entgegnete ihre Mutter und Kagome wusste, als sie Inu Yashas Lachen hörte, dass das die Strafe dafür war, dass sie nicht ehrlich zu ihrer Mutter gewesen war. Sie vergrub ihr Gesicht ein weiteres Mal in ihren Händen und hoffte, dass ihre Mutter ihr bald vergeben würde.

Ist das so?

So, das vorerst letzte vorrätige Kapitel. Ab jetzt wird es immer ein wenig länger dauern, bis ich die nächsten Kapitel veröffentliche, auch wenn ich bald schon wieder Herbstferien habe und mich natürlich bemühen werde so schnell wie möglich weiter zu schreiben.

Noch einmal Danke an Chiyoko2704, weil ich ihr mit diesem Kapitel viel Arbeit gemacht habe und an meine Kommischreiber, weil mich Kommentare sehr glücklich machen.

Liebe Grüße

Bienchen
 


 

Es war der letzte Tag vor dem Ball.

Kagome stand mit ihrer Mutter in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Aus dem geöffneten Küchenfenster drangen Sotas Rufe und Inu Yashas Lachen und sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie schälte abwesend einige Möhren und schnitt sie in kleine Würfel, während sie sich Inu Yasha und Sota vorstellte, die im Garten rauften.

Die Begegnung zwischen ihrer Mutter und Inu Yasha war nicht einfach nur gut gewesen- sie war großartig.

Jedes im Schrein lebende Mitglied der Familie Higurashi schien froher, berauschter, und um eine Last erleichterter zu sein, seitdem Inu Yasha auf sie getroffen war. Kagome selbst fühlte sich besser als sie es jemals in Erinnerung hatte. Ihre Gedanken waren leicht und unbeschwert, ihr Herz verwundbar für ihn, aber auch unverletzlich für alle Personen, die nicht den Namen Inu Yasha trugen. Und es schien nicht so als würde er ihr Herz in absehbarer Zeit verletzen wollen.

Im Gegenteil. Er war zuvorkommend, ehrlich ohne taktlos oder gefühllos zu erscheinen und strahlte einen Zauber auf sie und ihre Familie, aus der ihnen allen gut tat. Sie liebte dieses Gefühl, welches sie aber keineswegs damit gleichsetzen wollte, dass sie auch ihn liebte.

Zugegebener Maßen hatte sie romantische Gefühle für ihn, war vielleicht „verliebt“. Lieben tat sie die Art, wie er sie berührte, wie er sie ansah und wie er sie und ihre Familie in diesen berauschenden Zustand gebracht hatte.

Sie hatte ihn einst geliebt daran zweifelte sie nicht im Geringsten, doch heute war es ein wenig anders.

Nun, da waren immer noch die Indizien für das verliebt sein: das schnelle Schlagen ihres Herzens, ihr aufgeregter Atem, die Art, wie ihre Muskeln unter seinen Fingern tanzten, wenn er sie berührte. Doch Kagome fehlte eine entscheidende Sache, um von Liebe ausgehen zu können: die Enttäuschung.

Jeden, den sie liebte, hatte sie enttäuscht, oder wurde von ihnen enttäuscht. Das war immer so gewesen und deswegen war die Liebe für sie wie eine mathematische Gleichung, die, solange man von irdischen Maßstäben ausging, aufgehen musste.

Liebe = Enttäuschung oder ohne Enttäuschung keine Liebe.

„Holst du die Jungs zum Essen, Liebes?“, unterbrach ihre Mutter ihre Gedanken. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie wohl eine Zeit lang „Offspace“ gewesen war, wie Sango es zu sagen pflegte, wenn sie vor sich hinträumte.

„Na, bist du wieder Out of Space? Träumst du von pinken Pferden, die von pinken Traumprinzen geritten werden?“, fragte sie dann, oder sie murmelte nur ein verheißungsvolles „Offspace“, wenn sie anderen Kagomes Lage erklären wollte.

„Bin schon unterwegs.“, erwiderte Kagome schnell und machte sich auf den Weg Richtung Hof.

Als sie ankam, führte Inu Yasha gerade einen Trick mit dem Fußball vor, lies ihn über seine Nacken rollen, fing ihn mit dem Fuß wieder auf, all das gefolgt von einem lachenden Sota.

Kagome beobachtete zuerst stumm die beiden, spürte, wie die Freude sie ein weiteres Mal ergriff und sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl.

Im Moment war alles so perfekt. Zu perfekt für Kagomes Geschmack, denn sie wusste nur zu gut, welchen Preis die Perfektion mit sich trug.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand diesen Preis einfordern würde und dann würde nichts anderes kommen als die Enttäuschung.
 

Nach dem Essen verließen Kagome und Inu Yasha den Schrein, um noch ein wenig Zeit alleine zu verbringen.

Sie gingen wieder auf den Hügel vor dem Sportplatz und genossen die, für die Jahreszeit ungewöhnliche, Wärme.

„Warum wolltest du unbedingt noch alleine mit mir sein?“, fragte Kagome und legte ihren Kopf in den Nacken um die Sterne beobachten zu können.

„Ist es verboten mit seiner Freundin Zeit alleine verbringen zu wollen?“, fragte er gegen und Kagome wurde augenblicklich rot.

„Du hast an was Perverses gedacht!“, lachte er, als er ihren Rotstich bemerkte, und zog sie zwischen seine Beine, damit sie sich gegen ihn lehnen konnte.

„Was?! Nein!“, protestierte Kagome, aber das dunkle Rot auf ihren Wangen, sagte ihm alles, was er wissen musste.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal eine perverse Freundin haben würde”, hauchte er in ihr Ohr und Kagome spürte wie sie eine Menge unterschiedliche, angenehme Gefühle befielen, als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte.

„Ach, halt doch den Mund”, meckerte sie, schmiegte sich aber trotzdem an ihn und schloss für eine Weile die Augen.

Sie musste zugeben, dass es nichts Angenehmeres gab, als in seinen Armen zu liegen, seine Wärme zu spüren.

„Hmm… du riechst gut”, seufzte er, während er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub und Kagome hoffte, dass diese Perfektion solange wie möglich bleiben würde.
 

Hojo war wie immer pünktlich, als er sie zu dem Ball abholte. Als er seinen Mund nicht mehr zubekommen hatte, nachdem er Kagome angeblickt hatte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Kleid anzuziehen, die Haare hochzustecken und die dunkelblauen, hochhackigen Sandalen von Sango anzuziehen. Sie fuhren stumm zusammen im Auto, bis Hojo die Frage stellte, vor der sich Kagome lange gefürchtet hatte.

„Gehst du mir im Moment aus dem Weg?“

Ehrlich?

Ja.

Aber das konnte sie ihm unmöglich so sagen.

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie gegen, suchte fieberhaft nach einer ausweichenden Antwort.

„Kam mir nur so vor. Vielleicht habe ich mir das ja auch nur eingebildet”, erwiderte er. Kagome gab keine Antwort und starrte verbissen aus dem Seitenfenster.

Die Straßen waren dunkel, der Verkehr gering und trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie an der Schule ankamen und Kagome nicht mehr alleine mit ihm und dieser furchtbaren Stille, die sich zwischen ihnen breitgemacht hatte, sein musste.

Die Aula war schon jetzt ziemlich voll, die Mädchen alle in Abendkleidern, die eine Unmenge Geld gekostet haben mussten, die Jungs in Fracks und plötzlich fühlte sich Kagome gar nicht mehr so hübsch wie noch vor wenigen Augenblicken. Ihr Kleid war viel schlichter und sie war sich sicher, dass die anderen sehen konnten, dass es selbst genäht war. Und furchtbar wurde es, als sie sich mit Sango, Miroku und Hojo an einen Tisch gesetzt hatte und plötzlich Inu Yasha mit Kikyo auftauchte.

Kikyo war wunderschön, wie sie beneidend feststellen musste.

Ihr langes schwarzes Haar hatte sie hochgesteckt, ihr Kleid war scharlachrot und zeigte nicht zu viel, aber ausreichend Haut. Es musste wahnsinnig teuer gewesen sein. Sie spürte, wie ihr Blut aus ihrem Gesicht wich, und ärgerte sich über ihre Eifersucht, die sie nicht kontrollieren konnte, wie sie verbittert einsehen musste.

Inu Yasha nickte ihr kurz zu, als er und Kikyo sich zu ihnen gesellten. Kagome spürte unbeherrschte Wut in sich aufsteigen.

Auch wenn es abgemacht war, dass sie auf dem Ball nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen wollten, weil sie ja immer noch inoffiziell ein Paar waren, ärgerte sie sein ignorantes Verhalten und dass er nicht so reagiert hatte, wie Hojo als er sie angesehen hatte. Sie versuchte immer wieder Blickkontakt mit ihm aufzubauen, aber er würdigte ihr nicht einen einzigen Blick und unterhielt sich die gesamte Zeit mit Kikyo, die immer noch atemberaubend schön aussah.

Wütend und enttäuscht erhob sich Kagome von ihrem Platz und verließ ihre Freunde mit der Ausrede, sie würde sie etwas zu trinken holen. Nachdem sie Hojo abgewimmelt hatte, der sie unbedingt begleiten wollte, kämpfte sie sich durch die Menge, stellte sich an die Bar und bestellte sich einen Caipirinha. Normalerweise trank sie keinen Alkohol, weil das nicht in ihren Zeitplan passte, aber an diesem Tag sah sie keinen Grund dazu sich nur Wasser zubestellen. Sie setzte sich an die Bar, weil sie nicht mehr das Bedürfnis hatte, sich in Inu Yashas Nähe aufzuhalten und rührte gelangweilt in ihrem Cocktail.

„Na, so alleine schöne Frau?“ Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, wer da hinter ihr stand.

„Nur kurzfristig. Ich werde gleich zurück zu meinen Freunden gehen”, erwiderte sie. Koga setzte sich neben sie, bestellte sich ein Bier.

„Mit wem bist du denn hier?“, fragte er dann und besah ihren ganzen Körper mit einem einzigen Blick.

„Hojo”, seufzte sie ohne ihn einmal anzusehen.

Koga war ihr schon immer etwas zu aufdringlich gewesen und sie überlegte aufzustehen und zurück zu gehen, als er etwas sagte, dass ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Hojo? Nicht mit Inu Yasha? Ich hatte das Gefühl ihr wärt euch näher gekommen.“ Erschrocken hob sie ihren Blick von ihrem Glas und sah ihn ungläubig an.

„Wie…“. Sie räusperte sich. „Wie kommst du darauf?“

„Ich weiß nicht, es schien mir halt so”, entgegnete er dann schulterzuckend.

„Ich denke wir sollten darüber reden, Kagome”, seufzte er dann und schon alleine, dass er sie nicht mit „schöne Frau“ oder „Liebes“ angesprochen hatte, wie er es normalerweise tat, irritierte sie zutiefst.

„Reden? Worüber?“, fragte sie ängstlich.

„Über Inu Yasha. Es gibt da etwas, dass ich dir nicht vorenthalten will, wenn meine Vermutung richtig ist.“

„Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken?! Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, was du mir damit sagen willst”, zischte Kagome entnervt über die Geheimniskrämerei.

„Nicht so ungeduldig, Liebes. Ich werde dir alles sagen was ich weiß”, erwiderte er, aber seine Miene verzog sich nicht ein einziges Mal zu einem Grinsen, was für Kogas Verhältnisse ungewöhnlich war, denn normalerweise konnte er nicht eine Sekunde ernst bleiben.

„Du weißt, dass Inu Yashas Mutter vor vier Jahren gestorben ist?“

„Selbstverständlich”, entgegnete sie.

„Und du kennst auch das Gerücht, das umging, warum seine Mutter gestorben ist?“, fragte er verheißungsvoll.

„Sie war krank”, erwiderte Kagome, die immer noch nicht die geringste Ahnung hatte, worauf Koga hinaus wollte.

„Ja, das war die offizielle Version. Aber kennst du auch die Inoffizielle?“

„Komm auf den Punkt!“, fauchte Kagome.

„Schon gut. Schon gut”, erwiderte er und hielt kapitulierend die Hände vor den Brustkorb.

„Die inoffizielle Version war, dass seine Mutter sich umgebracht hat, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, wie dein Vater sie und ihre Familie öffentlich in den Schmutz gezogen hat.“

Erschrocken blickte Kagome ihn an, dieses Gerücht hatte sie wirklich noch nie zuvor gehört.

„Selbstmord? Nein, es stand doch in den Zeitungen und…“

„Kagome, Liebes, bitte nicht so naiv. Ich weiß doch, dass du eigentlich eine ganz Schlaue bist”, unterbrach er sie.

„Die Zeitungen, jedenfalls die Lokalen wurden doch alle von deinem Vater manipuliert, weil er der „begabteste“ Journalist in ganz Japan war und sie es nicht riskieren konnten, dass er nicht mehr für sie arbeiten würde, oder dass Menschen seine Artikel nicht mehr lesen wollen würden.“ Das Wort „begabteste“ setzte er mit seinen Fingern in Gänsefüßchen.

„Und nun rate mal was Inu Yasha von dir will, wenn dieses Gerücht nur ein Fünkchen Wahrheit in sich trägt.“ Kagome riss erschrocken ihre Augen auf, drehte sich zu Inu Yasha um, der gerade zusammen mit Kikyo lachte.

„Du meinst…“, sagte sie erschrocken, als sie sich wieder zu Koga umgedreht hatte.

„Rache”, ergänzte er nickend ihren Satz.

Und da war es, das Gefühl das ihre Gleichung mal wieder aufgehen ließ: Enttäuschung.

Sie konnte sich zwar noch nicht sicher sein, dass das, was Koga sagte, wahr war, aber genauso wenig wusste sie, ob es nicht wahr war.

„Ich… ich muss gehen”, sagte sie und fühlte sich plötzlich ganz schwach.

„Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte er und war ihr dabei behilflich vom Barhocker zu steigen, indem er ihren Unterarm umfasste und sie stützte.

„Nein”, erwiderte sie, schüttelte ihren Kopf und setzte ein Lächeln auf.

„Nein, mir geht es gut. Du hast dich geirrt, zwischen mir und Inu Yasha ist nichts. Ich brauche nur ein wenig frische Luft, ich bin Alkohol nicht gewöhnt.“

Koga sah nicht überzeugt aus, nickte aber schließlich und ließ sie gehen.

„Pass auf dich auf, Kagome”, hörte sie ihn sagen, als sie mit schnellen Schritten auf zittrigen Beinen losging, aber dieser Rat kam leider schon zu spät.
 

Die kühle Luft tat gut, auch wenn sich ihr Herz immer noch krampfhaft in ihrem Brustkorb zusammenzog. Sie hörte das Klicken ihrer Absätze auf dem Asphalt und zog ihre Jacke noch ein wenig fester um ihren Körper um sich vor der Kälte zu schützen. Der Gedanke an Kogas Worte war schmerzhaft und sie wusste, dass es nicht der richtige Weg war, jetzt einfach zu verschwinden, aber sie konnte Inu Yasha wohl kaum auf dem Ball zur Rede stellen.

Sie wollte nicht glauben, dass Inu Yasha zu so etwas fähig war, aber auch wenn sie versuchte ihm zu vertrauen, hörte ihr Herz nicht auf zu schmerzen.

„Kagome! Hey!“, hörte sie jemanden hinter sich rufen und blieb stehen. Es war Inu Yasha, der jetzt auf sie zugerannt kam.

„Was tust du denn? Du kannst doch nicht so spät alleine nach Hause gehen!“, meckerte er, als sie nicht mehr viele Meter trennte, aber Kagome drehte sich trotzdem kein einziges Mal zu ihm um.

„Komm lass uns zurückgehen. Wenn du unbedingt nach Hause möchtest, fahre ich dich”, sagte er, als er neben ihr zum Stehen kam und sie vorsichtig an der Schulter in seine Richtung zog.

„Hey, was ist los?“, fragte er irritiert, als Kagome nicht zu ihm hoch sah und nichts erwiderte.

„Ich… Wir… Wir sollten über etwas reden”, stotterte sie unbeholfen ohne ihren Blick vom Asphalt zu heben.

„Okay. Ich höre”, erwiderte und drückte ihre Schulter etwas.

„Es ist… Ich habe… Koga hat da etwas…“ Sie unterbrach sich selbst und schloss einen Moment lang ihre Augen um sich besser konzentrieren zu können.

„Stimmt es, dass mein Vater Schuld an dem Tod deiner Mutter ist?“, fragte sie schließlich mit festerer Stimme als zuvor und sah jetzt zu ihm hinauf. Er ließ ihre Schulter los als hätte er sich an ihr verbrannt und machte einen Schritt rückwärts.

„Ist das so, Inu Yasha? Willst du dich jetzt an mir rächen, mir das Herz brechen?“, fragte sie verzweifelt, als er nicht erwiderte und sie mit unergründlicher Miene anblickte.

„Antworte mir, bitte”, flehte sie mit belegter Stimme, aber er tat es nicht, sondern starrte sie nur eine Weile lang stumm an.

„Ist das so? Inu Yasha, ist das so?“, fragte sie und kämpfte jetzt mit Tränen, die ihre Atemwege zuschnürten und sich brennend hinter ihren Augenlidern sammelten. Es vergingen wieder einige Augenblicke, bis er etwas anderes tat, als sie nur anzustarren. Er drehte sich um und ließ sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, alleine.

Der Wunsch nach Stärke

Tada!

Da bin ich wieder. Wie gesagt es dauert jetzt immer ein wenig länger bis ich wieder erscheine, ich hoffe ihr habt dafür Verständnis.

Zuerst natürlich noch einmal vielen Dank für die Kommentare und natürlich auch für's Betalesen. Ich hab dich lieb, Chiyoko!

Mein Inspirationslied zu diesem Kapitel war Coldplay- Fix You, wer mag kann es nebenbei bei Youtube hören, ich denke es passt wirklich sehr gut dazu.

Sonst habe ich erstmal nicht viel mehr zu sagen, außer viel Spaß bei Lesen.

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 

Kagome dachte ihr Herz würde stehen bleiben, als sie ihn in der Dunkelheit verschwinden sah. Plötzlich fühlte sich alles taub an, kein Gefühl erfasste sie mehr wirklich. Alles, was sie noch bewusst spürte, war, dass ihr Herz einige Schläge aussetzte, bis es so schmerzhaft gegen ihre Rippen schlug, dass es ihr schwerfiel, nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Sie schlang ihre Arme um ihren Körper und legte ihre zittrigen Hände auf ihre Oberarme, versuchte die Angst, die sich langsam immer weiter in ihr Bewusstsein vorkämpfte zu verdrängen, indem sie ihren Atem anhielt, und versuchte ihren schmerzenden Herzschlag zu kontrollieren.

Aber die Angst blieb und schließlich wurde sie zu dem einzigen Gefühl, dass noch einen Sinn ergab, als sie alleine auf der kalten, verlassenen Straße stand und sich, mit dem ersten richtigen Atemzug, den sie tat, Tränen einen Weg nach draußen ebneten. Tränen die sie noch nicht versuchte zu unterdrücken.

War sie denn wirklich wieder vollkommen allein? War die einzige Person, die ihr ihren Schmerz nehmen, konnte gegangen, oder war sie nicht einmal wirklich bei ihr gewesen?

Komm zurück, dachte sie, als Tränen von ihrem Kinn auf ihr Kleid und schließlich auf den dunklen Asphalt fielen. Komm zurück, egal ob du dich nur rächen willst, oder nicht. Belüg mich, betrüg mich, nur komm zu mir zurück, Inu Yasha.

Sie hörte ihr eigenes Schluchzen und presste ihre Arme noch fester an ihren Körper, der sich schwach und zittrig anfühlte.

Warum hatte sie ihn darauf angesprochen, warum hatte sie ihm misstraut? Vielleicht war alles nur ein großes Missverständnis, nichts weiter als ein dummes Gerücht und vielleicht hatte sie ihre Beziehung zu Inu Yasha zerstört, weil sie ihm so misstraute.

Ein Auto kam um die Ecke gebogen, und als Kagome die Scheinwerfer dieses Autos ausmachte, drehte sie sich schnell zur Seite, damit der Fahrer ihr verweintes Gesicht nicht erkennen würde.

Warum nur war sie so schwach, so misstrauisch, so furchtbar kläglich?

Warum nur konnte sie nicht stark sein, keine Tränen über etwas vergießen, von dem sie nicht im Geringsten wusste, was es zu bedeuten hatte? Wieso konnte sie nicht aufrecht stehen, nach Hause gehen und Inu Yasha an einem anderen Tag noch einmal zur Rede stellen?

Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht, als der Schmerz kaum noch auszuhalten war, und weinte lautlos in ihre kalten Handinnenflächen.

Sie wollte nicht weinen, sie wollte gleichmütig sein, aber umso mehr sie daran dachte, wie furchtbar schwach sie war, desto mehr Tränen kämpften sich einen Weg nach draußen.

Und in diesem Moment verstand sie zum ersten Mal in ihrem Leben, dass ihre größte Schwäche der Wunsch nach Stärke war.
 

Sie war acht, als sie begriff- wirklich begriff-, dass ihr Vater sie nicht liebte.

Unterschwellig hatte sie immer ein ungutes Gefühl, wenn sie mit ihrem Vater alleine in einem Raum war. Waren es auch nur die fünf Minuten, in denen ihre Mutter einen neuen Kaffee für ihn zum Frühstück kochte und in der Küche verschwand. Doch da war sie noch zu jung, zu naiv und hatte noch vertrauen darin, dass jeder Mensch einen anderen lieben würde. Sie wusste nichts von Kriegen, nichts von Diskriminierung, nichts von Verrat und ebenso wenig wusste sie, dass ihr Vater sich einen Sohn gewünscht hatte und enttäuscht war, als sein erstes Kind ein Mädchen wurde. Ihr Vater war selten zu Hause und sie glaubte, dass Väter sich eben nicht so um ihre Kinder kümmern würden, wie Mütter, zweifelte aber nie daran, dass ihr Vater sie liebte, auch wenn er kaum mit ihr sprach.

„Du bist schwanger?“, hatte er gefragt und war voller Freude aufgesprungen, hatte seine Frau in seine Arme gezogen und mit Küssen überhäuft. Kagome selbst saß an diesem Abend oben auf den Treppenstufen und beobachtete ihre Eltern grinsend. Sie würde ein Geschwisterchen bekommen, eine kleine Schwester, oder einen Bruder um das sie sich kümmern konnte. Sie hatte ihren Vater noch nie so enthusiastisch gesehen und wollte am liebsten die Treppen hinunterlaufen, damit sie auch umarmt und geküsst werden würde, aber sie sollte schon seit einer Stunde im Bett sein.

„Es wird ein Junge, richtig?“, fragte er, als er sich von seiner Frau gelöst hatte.

„Es ist noch zu früh um etwas Genaues sagen zu können, aber der Arzt glaubt, dass es ein Mädchen wird, nach den letzten Ultraschallbildern zu urteilen”, erwiderte sie und ihr Mann sah so aus, als hätte er einen harten Schlag auf die Nase bekommen. Zuerst verzogen sich seine Mundwinkel, dann taumelte er einige Schritte rückwärts und fuhr sich mit einer Hand durch das volle, braune Haar.

„E-ein Mädchen?“, stotterte er und löste den Blick von seiner Frau.

„Es ist nicht sicher, wie gesagt, Genaueres kann uns der Arzt vielleicht beim nächsten Mal sagen.“

„Du wirst es abtreiben”, sagte er dann emotionslos, sein Gesicht nun starr wie eine Maske. Kagome die seine Worte vernahm riss erschrocken ihre Augen auf. Sie wusste nicht viel über Abtreibung, doch durch Sango, die immer Frauenzeitschriften von ihrer Mutter klaute, wusste sie, dass das bedeutete das Kind zu töten.

„W-Was?! Nein!“, brachte ihre Mutter erschrocken hervor und nun richtete ihr Vater wieder seinen Blick auf sie. Er sah kalt und gefühllos aus, aber trotzdem spürte man seine Wut und Enttäuschung nur zu deutlich.

„Du willst dich mir wieder widersetzen?!“, fragte er seine Stimme bedrohlich, sodass Kagome ihre Arme um ihre Beine schlang und leicht hin und her wippte.

„Das lasse ich nicht zu, Liebes. Du hast schon einmal deinen Kopf durchgesetzt und jetzt siehst du ja, was daraus geworden ist!“, fauchte er und schritt immer näher auf seine Frau zu. Seine Muskeln spannten sich unter seiner Kleidung, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und Kagome hielt erschrocken die Luft an.

„Rede nicht so über Kagome!“, erwiderte ihre Mutter verzweifelt und da begriff Kagome, dass ihr Vater sie nie gewollt hatte, dass er sich wünschte, sie würde gar nicht existieren. Ihr Vater hob seine Faust und hielt sie bedrohlich vor das Gesicht ihrer Mutter, doch bevor er seine Beherrschung über sich vollkommen verlor, zog er seine Hand wieder zurück und tat einen Schritt rückwärts.

„Kagome war ein Fehler und ich werde keinen Zweiten erlauben”, sagte er dann drohend und ließ seine schluchzende Frau alleine im Wohnzimmer.

Das Kind wurde ein Junge.
 

Es war an dem Geburtstag väterlicherseits, als sie ein weiteres Mal mit voller Wucht erfuhr, was es bedeutete ein Mitglied der Familie Higurashi zu sein.

Sie war damals vierzehn.

Ihre Cousine kam zu diesem Anlass aus Europa angereist und erzählte eifrig von ihren Erfahrungen, davon wie sie Vizechefin einer großen Immobilienfirma geworden war und wie perfekt ihr Leben verlief. Die Familienmitglieder und sie selbst lauschten ihren Erzählungen, und als sie endeten, hatte ihr Opa väterlicherseits gesagt: „Da siehst du es Kagome, wenn du dich endlich mal etwas bemühen würdest, könnte auch aus dir etwas werden.“

Sie lief fürchterlich rot an und starrte auf ihren Teller.

Sie bemühte sich.

Oh Gott, wie sehr sie sich bemühte die richtigen Noten mit nach Hause zu bringen, einen Job bei der Schülerzeitung zu bekommen, oder sonst irgendetwas zutun, das ihren Vater zufrieden stimmen würde. Aber es war nicht genug, es war niemals genug.

„Aus Kagome wird nichts, ich habe alle meine Hoffnungen aufgegeben. Sie ist zu faul und zu dumm”, hatte ihr Vater erwidert und nun wich ihr gesamtes Blut aus ihrem Kopf. Sie erhob ihren Blick nicht von ihrem Teller, aber sie wusste, dass sie jetzt von jedem am Tisch angestarrt wurde.

„Sie hat es doch tatsächlich nicht einmal geschafft, einen besseren Schnitt als 2,0 im letzten Halbjahr zu erhalten. Hier ich zeige es euch.“ Er hatte Kagome angesehen und seine Gabel beiseitegelegt.

„Kagome, welche Länder waren am ersten und Zweiten Weltkrieg beteiligt?“

Kagome hob ihren Blick immer noch nicht an. Sie wusste einige Länder, aber sie war zu ängstlich und kein Wort wollte über ihre Lippen kommen.

„Okay, okay. Neuer Versuch.“ Alle am Tisch lachten, bis auf ihre Mutter, die ihren Kopf ebenfalls gesenkt hatte und so aussah als würde sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.

„Wann und wo wurde John F. Kennedy erschossen, Kagome?“

Am 22. November 1963 in Dallas, schoss es ihr durch den Kopf, aber ihr Mund öffnete sich immer noch nicht.

„Das meine ich. Entweder sie ist dumm, oder sie weiß einfach nicht, wie sie ihren Mund bedient”, hatte er gelacht und einen Schluck Rotwein getrunken, als seine Familie in sein Lachen eingestimmt hatte. Kagome hatte nichts erwidert und auch ihre Mutter schien zu ängstlich um ihren Mann etwas entgegensetzen zu können. Dann hatte sie Sotas kleine Hand auf ihrer gespürt. Sie schielte kurz zu ihrem kleinen Bruder herüber, der sie mit vielen Zahnlücken angrinste und der Schmerz wurde unerträglich.
 

Sie wischte sich die verbliebenen Tränenspuren fahrig aus dem Gesicht, als sie die Treppen zum Schrein hinauf ging. Sie wollte nicht zurückdenken, wollte nicht noch mehr weinen, vor allen Dingen nicht über Erinnerungen weinen. Es war einfach alles zu viel gewesen an diesem Abend und sie brauchte wahrscheinlich nur ein wenig Schlaf, um alles wieder klarer sehen zu können. So leise wie möglich schloss sie die Tür zu ihrem Haus auf und schlich sich hinein. Doch gerade als sie die ersten Treppenstufen hinauf zu ihrem Zimmer gegangen war ging das Licht an und Kagome erfror in ihrer Bewegung.

„Du bist schon wieder da? Es ist noch nicht einmal zwölf Uhr”, hörte sie ihre Mutter verschlafen von unten hinauf sagen, aber sie drehte sich nicht zu ihr um.

„Alles in Ordnung, Liebes? Ist irgendetwas passiert?““, fragte ihre Mutter sie besorgt, als Kagome ihr keine Antwort gab.

Kagome blieb stumm und starrte auf die Treppenstufen vor sich. Sie wollte nicht darüber reden, wollte erst einmal alles für sich selber verarbeiten und vor allen Dingen wollte sie nicht, dass ihre Mutter sehen würde, dass sie mal wieder geweint hatte.

„Kagome?“, fragte ihre Mutter vorsichtig nach und die Angesprochene hörte leichte Fußschritte hinter sich.

„Mir geht es gut, Mama. Ich bin nur müde, das ist alles.“, erwiderte Kagome schnell und ging die restlichen Treppenstufen hinauf, bevor ihre Mutter etwas einwenden konnte.

„Gute Nacht, Mama”, flüsterte sie, als sie an ihrer Tür angekommen war.

„Gute Nacht, Kagome”, entgegnete ihre Mutter seufzend und Kagome schloss gerade noch rechtzeitig die Tür hinter sich, weil schon wieder die ersten Tränen ihren Weg nach draußen fanden. Schluchzend rutschte sie an ihrer Tür hinunter und starrte mit Tränenverschleierten Blick aus dem gegenüberliegenden Fenster von dem aus sie einige Sterne sehen konnte.

Würde es denn so zu Ende gehen? Würde sie wieder alleine sein, weil sie versagt hatte? War sie denn nichts weiter als eine Enttäuschung für alle Menschen, die sie kannten?

Wer würde ihr gerissenes Herz heilen, wenn nicht Inu Yasha?

Sie presste ihre Lippen zusammen, um nicht zu laut zu schluchzen, und legte ihre Stirn auf ihren Knien ab, die sie fest an ihren Körper gepresst hatte.

Wer würde sie lieben, wenn nicht er?

Böse Absichten

Leider, leider ist meine Betaleserin seit einigen Tagen nicht mehr aufgetaucht und ich wollte eigentlich das Kapitel nicht hochladen, bevor sie es überprüft hätte. Nun, jetzt habe ich mich trotzdem dazu entschlossen es zu tun, auch wenn es mehr Fehler beinhalten wird als die Letzten.

Ich hoffe sie kommt bald mal wieder online, damit ich euch qualitativ hochwertigere Kapitel abliefern kann.

Gewidmet ist dieses Kapitel einer guten Freundin, die viele Probleme hat und der ich noch nicht helfen konnte, auch wenn ich es gerne möchte. Auch wenn sie dies nicht lesen wird, denke ich doch der Gedanke zählt und denken tue ich im Moment oft an sie.

Seufz.

So viel Theatralik, das ist ja furchtbar, also besser erstmal weiter mit der Geschichte.

Ich hoffe ihr habt immer noch gefallen an meiner kleinen FF und hinterlasst mir einen netten Kommentar, wenn ihr Lust dazu habt.

Ich will euch auch diesmal nicht vorenthalten, welches Lied ich als Inspiration genutzt habe, das war Grönemeyer-Unbewohnt, aber diesmal ist es nicht so relevant es nebenbei laufen zu lassen, es untermalt halt die Atmosphäre ziemlich gut, wie ich finde.

Zuletzt noch ne kurze Bemerkung zum Kapitel, wer sich fragt, ob es den Muttertag in Japan wirklich gibt, oder ob er nur meiner Fantasie entsprungen ist: Es gibt ihn und zu diesem Anlass schenkt man den Müttern traditionell rote Nelken.

Genug geredet!

Liebe Grüße

Euer(momentan überdramatisierendes)Bienchen
 

Es war ein Uhr, als Inu Yasha sich auf den Hocker vor dem Küchentresen setzte und einen Tee trank.

Er fühlte sich schlecht, wahnsinnig schlecht, weil er sie stehen gelassen hatte ohne jegliche Erklärung. Er fürchtete sich auch vor einer Erklärung und war ihr deswegen erst ausgewichen, aber als er ihre Tränen gerochen hatte, wollte er umkehren und es wieder gut machen. Er hatte sich nur nicht getraut, er war zu feige gewesen.

„Du willst reden, Inu Yasha?“, hörte er Sesshomaru fragen und nickte kurz. Es war immer so gewesen, dachte er. Ihre geheimen Treffen in der Nacht, wenn einer von ihnen reden wollte, sonst redeten sie ja nicht viel Miteinander. Der andere spürte sofort, dass sein Bruder unten in der Küche wartete, stand auf und sie unterhielten sich, manchmal sogar bin zum Morgengrauen. Nach dem Tod von Inu Yashas Mutter saßen sie beinahe jeden Abend hier, aber seit einiger Zeit hatten sie ihre Treffen eingestellt.

„Es geht um Kagome”, flüsterte Inu Yasha und stellte Sesshomaru eine Tasse hin.

„Sie weiß von dem Tod meiner Mutter.“

„Fast jeder weiß von dem Tod deiner Mutter.“, entgegnete Sesshomaru irritiert und trank einen Schluck Tee.

„Nein, ich meine sie weiß, warum meine Mutter gestorben ist. Sie kennt den Grund dafür.“, erwiderte Inu Yasha ungehalten.

„Oh, nicht schon wieder Inu Yasha. Der einzige Grund für den Tod deiner Mutter war, dass sie krank war. Wir haben es doch schon tausendmal durchgekaut”, sagte Sesshomaru und erhob sich von seinem Platz. „Ich kann nicht fassen, dass du mich deswegen aus dem Bett gerissen hast”, gähnte er und wollte die Küche verlassen.

„Das ist nicht wahr, Sesshomaru und du würdest auch so denken, wenn sie deine Mutter gewesen wäre!“, fauchte Inu Yasha und sein Halbbruder drehte sich erstaunt über Inu Yashas Tonfall wieder zu ihm um.

„Sie war krank, aber sie wäre nicht so früh gestorben, wenn sie gekämpft hätte, wenn dieser Bastard…“

„Ist es das was du Kagome gesagt hast? Dass ihr Vater ein Bastard ist und deine Mutter getötet hat?“, fragte Sesshomaru scheinbar amüsiert.

„Ist sie jetzt beleidigt und will nichts mehr mit dir zutun haben, weil du ihren Vater beleidigt hast?“

„Nein”, entgegnete Inu Yasha ruhiger als zuvor, als sich sein Bruder wieder zu ihm setzte.

„Sie hat es von Koga erfahren und glaubt, dass ich mich an ihr rächen will”, flüsterte er und ließ seinen Blick von der Teetasse zu seinem Halbbruder schweifen.

„Und? Wolltest du das nicht? Haben wir nicht beim letzten Mal als wir hier, saßen noch genau darüber gesprochen? Klär mich auf, Inu Yasha”, erwiderte Sesshomaru ernst.

„Das letzte Mal als wir hier saßen ist drei Jahre her und ja ich wollte es, aber heute will ich es nicht mehr.“, erklärte Inu Yasha und seufzte dann leise. Der Gedanke an das Gespräch mit Sesshomaru vor drei Jahren bedrückte ihn. Ja, er hatte wirklich vorgehabt sich an ihr zu rächen, aber dann kam dieses Ereignis vor drei Jahren und alles hatte sich geändert.
 

Seine Mutter war damals seit einem halben Jahr tot und es verging kein Tag, an dem er sie nicht besuchen gefahren war.

Es ging ihm schlecht, nicht nur ein wenig, sondern wirklich, wirklich schlecht.

Seine Mutter war sein ein und alles gewesen, seine Bezugsperson; eine Frau die Jahre lang gegen ihre Krankheit gekämpft hatte, von unheimlich starker Natur, wunderschön und wahnsinnig liebenswürdig. Trotz der geringen Zeit, die ihr die Ärzte Jahre zuvor gegeben hatten, kämpfte sie und lebte lange Zeit wie eine normale, gesunde Frau; arbeitete sogar nebenbei noch in einem kleinen Blumengeschäft. Niemand hätte erwartet, dass sie noch solange durchhalten würde, aber Inu Yasha glaubte daran, dass seine Mutter alles bekämpfen konnte, wenn sie nur wollte.

So machte es zunächst auch den Anschein, bis Kagomes Vater begann, öffentlich über ihre Familiensituation zu reden. Er tat Dinge, die man einem kranken Menschen niemals antun konnte, wenn man nur einen Funken Moral und Ehre in sich tragen würde. Er beschimpfte sie vor ihrem Laden, als Hure eines billigen Dämons, die eine Missgeburt, ein dreckiges Halbblut zur Welt gebracht hatte. Einmal sagte er sogar, dass ihre Krankheit die gerechte Strafe wäre für den Betrug, den sie an dem japanischen Volk ausgeübt hatte.

„Sterben sollst du, verbrennen wie eine Hexe, denn mehr bist du in meinen Augen nicht mehr”, hatte einmal auf einem Zettel gestanden, der im Briefkasten steckte.

Und dann kam ihr Zusammenbruch. Sie musste die Arbeit aufgeben, wurde schließlich zum Pflegefall und starb eine kurze Zeit später.

Wenn Sesshomaru ihn an diesem Abend nicht bewusstlos geschlagen hätte, weil er in seinem Frust, seiner Wut auf ihn losgegangen war, hätte er Higurashi wahrscheinlich getötet. Ihm zuerst die Zunge herausgerissen und dann verbluten lassen.

Es war seine Schuld, dessen war sich Inu Yasha sicher. Allein seine Schuld.

Er begann Kagome zu hassen für das, was sie war: die Tochter des dreckigen Bastards, der seine Mutter umgebracht hatte.

Obwohl er wusste, dass Kagome nicht im geringsten etwas gegen Dämonen hatte und dass sie sogar seit geraumer Zeit in ihn verliebt gewesen war, hasste er sie allein dafür, dass sie selbst ihren Vater noch nicht getötet hatte.

Dann kam der Entschluss ihr das Herz zu brechen, sie zu brechen, bis sie nichts weiter war als ein seelenloses, leeres Mädchen und ihr Vater vor Sorgen um sie den Verstand verlieren würde.

Damals wusste er aber, weder, dass sie schon gebrochen war, noch dass sich ihr Vater nicht einmal um sie sorgen würde, wenn sie einfach verschwinden würde.
 

„Das heißt du hast dich in sie verliebt”, stellte Sesshomaru im sachlich abgeklärten Tonfall fest, nachdem Inu Yasha eine Weile geschwiegen hatte und nachdenklich seinen Tee fixierte.

Inu Yasha antwortete nicht und Sesshomaru nickte wissend, als wieder einige schweigende Augenblicke vergangen waren.

„Es ist so einfach und du siehst es nicht”, seufzte Sesshomaru und erhob sich ein weiteres Mal von seinem Platz.

„Geh zu ihr, erklär ihr deine Situation, wenn sie deine Entschuldigung annimmt, ist die ganze Sache wenigstens vorläufig aus der Welt und ihr könnt weiterhin Romeo und Julia nachspielen, und wenn sie deine Entschuldigung nicht annimmt, vergiss sie einfach, dann ist sie das ganze Theater nicht wert.“

Er gähnte herzhaft und ließ seinen Blick noch einmal zu seinem Halbbruder schweifen. Inu Yasha erwiderte diesen nun.

„Ich kann nicht fassen, dass du dich in ein Menschenmädchen verliebt hast und dann ausgerechnet in eins das uns mehr Ärger einhandeln wird, als dir Freude.“

Ohne eine Antwort, oder Widerworte abzuwarten, schritt er an Inu Yasha vorbei aus der Küche hinaus.
 

Kagome lag zur selben Zeit wach auf ihrem Bett. Immer noch in ihrem Ballkleid gekleidet starrte sie an die Decke; ihre Tränen waren seit kurzer Zeit versiegt und trockneten nun auf ihren Wangen. Sie versuchte sich zurück zu erinnern an Inu Yashas Mutter, daran ob sie jemals eine Auffälligkeit an ihr bemerkt hatte in Bezug auf ihren Vater. Seufzend ließ sie ihre Gedanken abdriften und erinnerte sich an die Dinge, die sie schon glaubte, vergessen zu haben.
 

„Sie ist hübsch, nicht wahr?“, hatte Inu Yashas Mutter sie gefragt, als Kagome mit vierzehn vor ihrem Blumengeschäft stand und mit großen Augen eine rote Nelke anstarrte.

„Nein, sie ist wunderschön”, erwiderte sie und berührte kurz mit ihren Fingern die Blüten.

„Morgen ist Muttertag, möchtest du sie nicht deiner Mutter schenken?“ Kagome sah zu der Frau hinauf, die ihr ein sanftes Lächeln schenkte.

„Ich würde gerne, aber ich habe kein Geld bei mir”, entgegnete sie traurig und machte einen Schritt zurück.

„Das macht doch nichts, nimm sie ruhig mit”, sagte sie und zog die Blume aus dem Eimer heraus, in dem sie mit weiteren Nelken gestanden hatte.

„Oh nein, das geht doch nicht.“, erwiderte Kagome beschämt.

„Natürlich. Hier…“ Sie hatte Kagome Hand genommen und ihr den Blumenstängel in die Handinnenfläche gelegt. „…ich schenke sie dir, damit du sie deiner Mutter schenken kannst.“

„Ich gebe Ihnen das Geld wieder, versprochen”, sagte Kagome mit großen Augen und umfasste die Blume.
 

Daraufhin ging Kagome oft in den kleinen Blumenladen, zuerst um die Blume zu bezahlen, aber nachdem Inu Yashas Mutter sich geweigert hatte, das Geld anzunehmen nur noch um sich mit ihr unterhalten zu können.

Bald wurde sie sogar eine Art Mutterersatz für Kagome, weil ihre Mutter immer arbeiten war und sich in ihrer Freizeit meist um Sota kümmern musste. Kagome verheimlichte ihr nichts, nicht einmal, dass sie in ihren Sohn verliebt war und so blieb es bis… Ja, bis zu dem Abend, an dem sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte.
 

Sie seufzte und drehte sich auf die Seite; starrte an die leere Wand. Die Erinnerungen an die darauffolgenden Ereignisse waren zwar wieder da, aber über sie nachzudenken, sie wieder aufzurufen war immer noch mehr als nur unangenehm für sie. So entschied sie sich sie noch ein wenig ruhen zu lassen, denn vielleicht würde Inu Yasha ja wirklich zu ihr zurückkommen und mit seiner Hilfe würde es sicherlich leichter werden die Vergangenheit zu verarbeiten, nicht zu bewältigen, aber zu verarbeiten.

Bewältigen würde sie die Vergangenheit wohl nie, aber man durfte Erinnerungen keinen zu hohen Stellenwert anrechnen, sonst, und dessen war sie sich sicher, konnte man weder die Gegenwart noch die Zukunft erfolgreich bewerkstelligen.

In dieser Nacht lag sie noch bis zum Morgengrauen wach, dachte an Inu Yashas Mutter und an Inu Yasha, aber sie vergoss keine Tränen mehr. Sie machte sich nicht mehr die Mühe ihr Ballkleid auszuziehen und sich abzuschminken. Außerdem fürchtete sie sich auch jetzt noch vor der Erklärung, die sie ihrer Mutter am nächsten Morgen zwangsläufig geben musste, weshalb sie schon so früh wieder zu Hause gewesen war.
 

Inu Yasha schlief auf der Küchentheke ein; träumte von seiner Mutter, wie schön und stolz sie war und als er am nächsten Morgen erwachte, stand seine Entscheidung fest, bevor er überhaupt noch einmal darüber nachdenken musste.

Pierre und Pamela: Stürmisches Begehren

Ja, ihr habt euch nicht verguckt!

Ich habe es geschafft ein neues Kapitel fertig zu stellen und ja, ich habe mich nicht mit der Überschrift geirrt.^^

Zu aller erst möchte ich ein ganz herzliches Dankeschön an meine Kommischreiber richten! 19 Kommentare für ein Kapitel, ihr seid wirklich klasse!

Des Weiteren ein dickes, fettes Dankeschön an meine Betaleserin, ohne die das Kapitel ein großes Disaster geworden wäre und ich es wahrscheinlich gar nicht erst hochgeladen hätte.

Ich weiß, dass die Handlung in letzter Zeit nur mäßig vorangeht, aber das wird sich bald wieder ändern.

Alles braucht seine Zeit, so auch meine kleine FF und ich um sie fertig zuschreiben.

Ich hoffe ihr habt trotz der langen Wartezeit noch Interesse am Weiterlesen und Verständnis dafür, dass ich im Moment kaum in der Lage bin, euch gigantisch lange Kapitel zu hinterlassen.

Zuletzt wollte ich noch anmerken, dass ich mir für die Zukunft vorgenommen habe auf alle Fragen die mir meine Kommischreiber hinterlassen eine kurze Rückmeldung zu geben.

Habt ihr also irgendwelche Fragen in Bezug auf den Inhalt, oder zum weiteren Verlauf der FF, fragt nur und ich werde sehen, inwieweit ich eure Fragen beantworten kann.

So genug gebrabbelt!

Liebe Grüße

Bienchen
 

Er hatte keine fünf Stunden geschlafen, als er sich auf den Weg machte; eingepackt in einer dicken Winterjacke und Schal, weil es am Morgen tüchtig geschneit hatte und Minusgrade erreicht wurden. Das leise Knirschen unter seinen Schuhen war das einzige Geräusch, das er vernahm, weil sich kaum Autos und Menschen auf die vereisten, verschneiten Straßen trauten.

Als er ankam, musste er irritiert feststellen, dass er nicht der Einzige war, der mit Kagome sprechen wollte, denn kurz vor ihm gingen Miroku und Sango die gefrorenen Treppenstufen zum Schrein hinauf.

„Hey!“, rief er ihnen zu, und als sie sich umdrehten und ihn ausmachten, warteten sie auf ihn, bis er die Stufen überbrückt hatte, die ihn von ihnen getrennt hatte.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte er verwundert; kleine, weiße Wölkchen traten aus seinem Mund, bewiesen nur einmal zu deutlich, wie stark der Temperaturabfall in der letzten Nacht war.

„Ich habe mich um Kagome gesorgt, weil sie gestern schon so früh nach Hause gegangen ist. Wir wollten nur einmal schauen, ob bei ihr alles in Ordnung ist”, erwiderte Sango und presste ihre Arme fest an ihren Körper, um sich vor der Kälte zu schützen.

„Und was machst du hier?“, fragte Miroku und musterte seinen Freund eine Weile. Es kam ihm irgendwie suspekt vor Inu Yasha hier anzutreffen. War denn Kagome nicht gestern noch mit Hojo und Inu Yasha mit Kikyo auf dem Ball gewesen? Wieso also sollte Inu Yasha sich mit Kagome treffen wollen, wenn es nicht gerade um die Schülerzeitung ging?

„Ähm… Na ja ich bin wahrscheinlich schuld daran, dass sie gestern früher nach Hause gegangen ist”, entgegnete Inu Yasha und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er hatte wirklich nicht das Bedürfnis Sango und Miroku über alles aufzuklären, mal abgesehen davon, dass sie sich ja eigentlich entschieden hatten, niemandem etwas über ihre Beziehung zu sagen. Das schloss nun mal leider auch ihre besten Freunde mit ein.

„Weshalb?“, fragte Sango und zog misstrauisch eine Augenbraue hoch.

Hatte sie schon wieder irgendetwas verpasst? Hatte Kagome ihr schon wieder wichtige Dinge verheimlicht?

„Das… das ist eine lange Geschichte, ich erzähle sie euch vielleicht zusammen mit Kagome, aber vorher will ich mit ihr alleine sprechen.“

Er wich den bohrenden Blicken der beiden schnell aus und ging an ihnen vorbei die restlichen Stufen hinauf; wusste aber nur zu genau, dass er ihnen nicht noch einmal so ausweichen können würde.

Sango und Miroku folgten ihm, fragten sich stumm mit den Augen, ob einer von ihnen mehr wusste, als der Andere. Sie schüttelten beide stumm den Kopf und verfolgten dann ihre eigenen Gedankengänge.

Was war denn bloß zwischen den Beiden vorgefallen?
 

„Oh, Inu Yasha!“, sagte Frau Higurashi überrascht, als sie die Tür öffnete und ihn ausmachte.

„Sango und Miroku sind auch da!“, ergänzte sie dann freudig und öffnete die Tür etwas weiter.

„Kommt rein, kommt rein, es ist ja wahnsinnig kalt draußen geworden.“

Die drei klopften sich den Schnee von den Schuhen und traten in den Flur, alle noch in ihren eigenen Gedanken.

„Nun, es ist eigentlich nicht Kagomes Art, aber sie schläft noch”, sagte sie und nahm ihnen ihre Jacken ab.

„Ich gehe sie wecken!“, sagte Sango sofort. Sie würde sich ernsthaft mit Kagome unterhalten müssen und das am besten gleich, doch bevor sie an der Treppe angekommen war, hielt sie eine starke Hand fest.

„Nein, ich werde das tun”, sagte Inu Yasha ernst, und als Sango sich zu ihm umdrehte und seinen entschlossenen Blick erwiderte, wusste sie, dass es sinnlos sein würde sich ihm zu widersetzen.

„Wie du meinst”, zischte sie und entriss sich seinem festen Griff an ihrem Arm.

Dass alles wurde zu merkwürdig. Inu Yashas Verhalten war definitiv nicht normal und diese Geheimniskrämerei ging ihr inzwischen gewaltig gegen den Strich.

„Wie du meinst”, sagte sie noch einmal ein wenig leiser und folgte Miroku und Kagomes Mutter ins Esszimmer.

Inu Yasha seufzte als er bemerkte wie gekränkt Sango war, aber sein Gespräch mit Kagome hatte für ihn höchste Priorität. Er musste mit ihr reden, bevor er den Mut verlieren, oder sich umentscheiden würde.

Er ging langsam, beinahe unsicher die wenigen Stufen zu ihrem Zimmer hinauf; versuchte sein schmerzendes Herz zu beruhigen.

Er war nervös wie seit Langem nicht mehr, denn er fürchtete sich davor, wie sie auf ihn- auf seine Wahrheit reagieren würde. Befürchtete, dass sie sauer werden würde, aber noch mehr, dass es sie wieder verletzen würde, denn das war es, wovor er sie schützen wollte: Schmerz, Angst und die unfreiwillige Konfrontation mit der Vergangenheit. Doch es musste so sein, sie mussten darüber reden, würden die Zweifel und die Angst nicht ignorieren können, solange es kein klärendes Gespräch gab.

Tief einatmend schloss er die Augen, als er vor ihrer geschlossenen Zimmertür stand, suchte mit geschlossenen Augen die Türklinke und drückte sie schließlich langsam hinunter. Wenn sie noch schlafen würde, wollte er sie nicht sofort wecken.

Er öffnete seine Augen wieder, machte einen Schritt in ihr Zimmer und verharrte einige Zeit in dieser Position, als er sie schlafend auf ihrem Bett entdeckte.

Sie trug noch immer ihr Ballkleid, lag auf dem Rücken, ihre Beine seitlich angewinkelt, eine Hand neben ihrem Gesicht und die andere lag auf ihrem Bauch, hob und senkte sich mit jedem gleichmäßigen Atemzug, den sie tat.

Ihre Wimperntusche und ihr roter Lippenstift waren verschmiert, er konnte beinahe noch ihre getrockneten Tränenspuren sehen; ihre schwarzen Haare, lagen wie flüssige Seide auf ihrem Kopfkissen.

Er presste die Lippen zusammen, um nicht aufzuseufzen. Sie war schön, selbst nachdem sie sich in den Schlaf geweint hatte. Einen Moment rief er sich zurück ins Gedächtnis, was er ihr sagen wollte, dann verloren diese überlegten Worte ihre Bedeutung und er entschied sich es auf andere Art und Weise zu machen. Es auf die Art und Weise zu machen, die sie verdient hatte.

Erst jetzt schloss er die Tür hinter sich und ging durch das schwach beleuchtete Zimmer, die roten Stoffvorhänge waren zugezogen, auf sie zu.

Er setzte sich an ihre Seite auf das Bett und beobachtete sie stumm.

Er konnte sich an keine Situation erinnern, in der er das letzte Mal so aufgeregt war. Er wollte es richtig machen und er würde es zu Ende bringen, gleichgültig, wie sie darauf reagieren würde.

Langsam ließ er seine Hand auf ihre Wange sinken, fuhr mit seinem Daumen ihre Tränenspuren nach, sodass sie leise im Schlaf seufzte. Seine Hand wanderte in ihren Nacken und er hörte vorsichtig auf ihre gleichmäßigen Atemzüge, darauf bedacht sie noch nicht aufzuwecken. Die andere Hand schob er unter ihren Rücken, und als sie leise brummte, wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde, bis sie aufwachen würde. Ruckartig zog er sie in die Senkrechte und presste sie fest gegen seinen Körper; sein Gesicht in ihren weichen Haaren vergraben. Er konnte praktisch hören, wie sie erschrocken ihre Augen aufschlug und spürte, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte. Sie schien einen Moment zu brauchen, um zu realisieren, in welcher Situation sie sich befand und schließlich, in wessen Armen sie gerade lag.

„I-Inu Yasha?”, stammelte sie dann irritiert, aber ihre Muskeln entspannten sich langsam wieder.

„Shh”, machte er und ließ seine Hand von ihrem Nacken in ihre Haare gleiten.

„Sag nichts. Hör mir einfach nur zu.“ Er war erstaunt darüber, wie ruhig seine Stimme klang, denn in seinem Inneren schien ein Gefühl mit dem Anderem zu kämpfen und keins zu gewinnen. Er war nervös, er war ängstlich, erleichtert, dass sie sich in seinen Armen entspannte und wütend über die Dummheit, dass er sie gestern ohne ein Wort zu sagen stehen gelassen hatte.

„Ich habe einen Fehler gemacht”, seufzte er.

„Ich möchte darüber reden, am liebsten sofort, aber ich weiß, dass das nur geht, wenn du bereit dazu bist, über deine Vergangenheit zu reden.“ Er spürte, wie sie sich wieder anspannte, und fuhr deswegen schnell fort.

„Wir müssten darüber reden, damit ich dir alles erklären kann und weil ich weiß, dass du eben noch nicht bereit dazu bist, musst du mir einfach glauben, was ich dir jetzt sagen werde.“ Er ließ sie und sich zurück in die Matratze sinken und drückte sein Gesicht dichter in ihr duftendes Haar.

„Was Koga dir erzählt hat, ist nicht falsch... und ja, auch wenn es nicht richtig ist, ich gebe deinem Vater die Schuld für das, was mit meiner Mutter damals geschehen ist…“, er stockte und presste seinen Körper fester an ihren, als er spürte, wie sie sich wieder verkrampfte und ihm der Geruch von ihren Tränen in die Nase stieg.

„Es… es gab auch eine Zeit, in der ich dich und deine ganze Familie dafür verantwortlich gemacht habe…“

Sie schluchzte leise und ballte ihre Hände zu Fäusten, als sie seine Worte erreichten, und verletzten wie es keine anderen hätten können. Er seufzte leise, als er es bemerkte, und stützte sich auf seinen Ellenbogen ab um sie ansehen zu können.

Sie hatte ihren Kopf zur Seite gedreht und ihre Augen fest geschlossen; ihre tränennassen Wimpern glänzten in dem trüben Licht, das durch die Vorhänge trat.

„Kagome…“, murmelte er betroffen und wischte mit seinem Daumen die Tränenspuren weg.

Es war so falsch. Sie so zu sehen… sie so wegen ihm zu sehen, war verdammt noch mal falsch.

„Ich war blind, ich war dumm”, flüsterte er ließ seine Hand, mit der er ihre Tränen verwischt hatte, über ihren unbekleideten Arm gleiten, bis er ihre Hand umfasste, die sie so fest zu einer Faust geballt, dass sich ihre Fingernägel in ihr Fleisch gruben.

Vorsichtig entkrampfte er ihre Finger und öffnete ihre Hand mit seiner, fasste sie dann am Handgelenk und zog ihre Hand hoch um sie neben ihrem Gesicht mit seiner zu verschränken.

„Du musst mir nicht für meine Dummheit vergeben, Kagome. Ich kann sogar verstehen, wenn du es nicht tust, aber ich möchte, dass du weißt...“ Er schluckte schwer und presste sein Gesicht wieder in ihre Haare, ertastete mit seinen Lippen ihr Ohr, damit sie jedes seiner Worte auch wirklich hören würde.

„Ich will, dass du weißt, dass ich dir, gleichgültig was ich damals gefühlt, oder gedacht habe, nicht wehtun will.

Ich will, dass du weißt, dass dir wehzutun das Letzte ist, was ich will.“

Er blieb eine Weile still und versuchte seine gespannten Nerven zu beruhigen. Der nächste Teil war auf jeden Fall der schwierigste. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals so zu jemandem gesprochen hatte, wie er es jetzt bei Kagome tun würde. Er hätte nie gedacht, dass er sein Gefühlsleben jemals jemandem so offen legen würde und sich selbst damit verwundbarer machen würde, als er es je zuvor war.

War sie es wert, dass sie alles, was ihn ausmachte, mit einigen wenigen Worten zerstören konnte, wenn er jetzt aussprach, was er für unaussprechlich gehalten hatte?

Die Antwort war eindeutig und trotzdem schaffte er es nicht seinen Mund zu öffnen, so sehr er es auch versuchte.

Doch bevor er überhaupt ansetzen, konnte sein Gedachtes auch auszusprechen, öffnete Kagome ihren Mund und fragte mit schwacher, zitternder Stimme: „Was willst du dann?“

Gott, das war einfach.

Das war viel einfacher, als das Andere auszusprechen und deswegen zögerte er diesmal auch nicht seinen Mund zuöffnen.

„Was ich will, ist simpel”, flüsterte er nun selbstsicher.

„Ich will, dass du glücklich bist.

Ich will, derjenige sein, der dich glücklich macht, und zwar in jeder einzelnen Minute, in der wir zusammen sind.

Ich will, dass du glücklich bist, wenn wir zusammen lachen, wenn wir uns wegen Dummheiten in die Haare kriegen, wenn ich dich berühre.

Ich will, dass du weißt, wie schön du bist und ich will, dass du weißt, dass ich dich schön finde, selbst in den Momenten, in denen ich es dir nicht sagen oder zeigen kann.

Ich will der Grund dafür sein, dass sich nach fünf Jahren zum ersten Mal deine Wangen wieder Rot färben.

Ich will, dass du mir Geschichten erzählst, eine besser als die Andere.

Ich will mit dir über Kugelmenschen und Seelenverwandtschaft genauso ernsthaft philosophieren, wie über orale und anale Störungen.

Ich will deine Augen wütend funkeln sehen, wenn ich mit Kikyo zusammen bin, nur um hinterher deine Eifersucht und deine Sorgen mit Küssen verrauchen zu lassen.

Ich will, dass du das Gleiche tust, wenn meine Augen wütend funkeln, sollte ich dich zusammen mit Hojo sehen.“

Er hörte, wie sie an seiner Schulter schluchzte, ließ die Hand, die er nicht mit ihrer verschränkt hatte, in ihr Haar gleiten und drückte seine Lippen auf die Haut ihres Nackens.

Er war noch nie ein besonders romantischer Typ gewesen, aber bei ihr viel es ihm so leicht all diese Dinge zu sagen.

„Ich will dich”, seufzte er erleichtert, als sie ihre Hand auf seinen Rücken legte und ihn fest an sich presste, während sie an seiner Schulter weinte. Doch dieses Mal wusste er genau, dass ihre Tränen ein gutes Zeichen waren.

„Gott, Inu Yasha”, kicherte sie nach einiger Zeit atemlos und unter Tränen.

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du das aus irgendeinem billigen Groschenroman geklaut hast.“

Empört biss er ihr sanft in die Halsbeuge, darauf bedacht ihrer Haut keine beständige Schäden zu zufügen.

„Du willst also sagen, dass ich nicht besser bin, als irgendein Pierre der irgendeiner Pamela am Strand seine Liebe gesteht?“, fragte er fassungslos mit hochgezogenen Augenbrauen und stützte sich wieder auf seinen Ellenbogen ab, um ihr ins Gesicht sehen zu können.

Ihre Augen funkelten amüsiert trotz der Tränen, die aus ihren Augenwinkeln liefen.

„Pierre und Pamela, hmm? Du scheinst dich ja gut damit auszukennen”, lachte sie ihre Trauer die vor wenigen Augenblicken noch so stark gewesen war nun vollkommen vergessen.

„Und was passiert, nachdem Pierre seiner Pamela seine Liebe gestanden hat?“, fragte Kagome, bevor er etwas auf ihren Kommentar erwidern konnte.

„Dann…“, flüstere er mit rauer Stimme und kam ihrem Gesicht so nah, dass ihr das Lachen im Hals stecken blieb. Zufrieden mit ihrer Reaktion und dem niedlichen Rotstich auf ihren Wangen schenkte er ihr ein wissendes Lächeln, bevor er weiter sprach.

„Dann beugte sich Pierre langsam zu Pamela vor, sah ihr tief in die kastanienbraunen Augen, die im Licht der untergehenden Sonne wild funkelten, und küsste sie mit all der Leidenschaft, die er besaß auf die vollen, blutroten Lippen.“

Gesagt, getan.

Fast-Geständnisse

Ich weiß, ihr musstet lange darauf warten, aber ich bin endlich wieder da.

Nachdem der schulische Stress abgeklungen ist, habe ich mich entschlossen, endlich wieder an meinen FF's zu arbeiten und obwohl ich dafür, nach dem Motto “schlimmer geht,'s immer", eine Hiobsbotschaft nach der anderen in meinem Privatleben erhalten habe, habe ich es trotzdem geschafft etwas auf das Papier zukriegen.

Ich ergebe mich wie immer jeder konstruktiven Kritik, hoffe aber dennoch, dass ihr auch weiterhin Spaß am Lesen habt.

Natürlich auch noch einmal vielen herzlichen Dank für eure wunderbaren Kommentare, sie haben mich dazu motiviert, den Mut nicht zu verlieren und weiter zuschreiben.

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 

Sie schreckte aus ihrem Schlaf auf, als sich zwei kalte Hände auf ihre Wangen legten. Erschrocken riss sie ihre Augen auf und sah ihre beste Freundin vor sich, die auf ihr saß und sich scheinbar gut über ihren Gesichtsausdruck amüsierte.

„Sango!“, kreischte Kagome entgeistert und riss die eiskalten Hände von ihrem Gesicht.

„Endlich bist du wach!“, freute sich Sango.

„Es sind Winterferien, Sango, und ich habe endlich mal einen komplett freien Tag”, brummte Kagome verschlafen und versuchte sich unter dem Gewicht ihrer Freundin auf die Seite zu drehen.

„Richtig, Kagome!“, lachte Sango, stellte sich auf und fing an neben Kagome auf dem Bett auf und ab zu hüpfen.

„Es sind Winterferien, es hat geschneit, du hast einen freien Tag und dein sexy Freund wartet unten auf dich, damit wir einen Ausflug machen können.“

Sie sprang wieder auf Kagome, darauf bedacht ihr nicht wehzutun und rüttelte leicht an ihr, als sie bemerkte, dass Kagome schon wieder am Dösen war.

„Yasha ist hier?“, nuschelte sie verschlafen, ohne ihre Augen zu öffnen.

„Ja, er ist hier und vergeht vor Sehnsucht nach seiner Liebsten, weil sie ihren hübschen Po nicht aus dem Bett bewegt.“

„Roku auch da?“, fragte Kagome weiter.

„Ja, Miroku ist auch da. Denn wir werden heute das großartigste, phänomenalste und beste Doppeldate des ganzen Universums haben. Das Einzige, das uns noch daran hindert, ist ein gewisser Jemand, der lieber schlummert, während da draußen unendlich viele Möglichkeiten auf ihn warten.“

„Spät?“, nuschelte sie erneut und Sango warf einen kurzen Blick auf Kagomes Wecker.

„Acht Uhr dreißig”, erwiderte sie.

„Du machst Witze, oder?“, fragte Kagome entgeistert und öffnete langsam ihre Augen.

„Carpe diem, Kagome. Wir nutzen den Tag und nun raus aus den Federn.“

Während Sango sprach, entriss sie Kagome die Decke und warf sie schnell ans Bettende.

Von der Kälte überwältigt setzte sich Kagome auf und schenkte Sango einen vernichtenden Blick.

„Ich sehe du bist wach!“, lachte Sango und wich einem in ihre Richtung fliegendem Kissen aus, bevor sie eilig aus der Tür verschwand, bevor Kagome etwas anderes nach ihr werfen konnte.
 

Kagome gähnte und rieb sich die Augen, während sie stumm neben Inu Yasha durch den knirschenden Schnee schritt.

„Noch müde?“, fragte er vorsichtig und Kagome schenkte ihm nur einen kalten Blick, ehe sie wieder nach vorne sah.

Einer der wenigen Tage, an denen sie ausschlafen konnte und man warf sie um halb neun aus dem Bett; ihre Laune konnte kaum noch tiefer sinken. Sie blickte geradeaus und versuchte die Person, die ihr das eingebrockt hatte mit wütenden Blicken zu bestrafen.

Sango bemerkte diese Blicke nicht oder ignorierte sie absichtlich, denn sie drehte sich nicht zu ihr um und war zusammen mit Miroku in ein Gespräch über die Tagesplanung vertieft. Kagome bemerkte, dass Sango wieder mehr lächelte und lockerer in ihrer Gegenwart war, denn nachdem Kagome ihr notgedrungen von Inu Yasha erzählt hatte, war sie sichtlich geknickt darüber gewesen, es erst so spät zu erfahren.

Kagome musste Sango noch am selben Tag versprechen ihr mehr zu vertrauen und ihr alles zu erzählen, was von Bedeutung war und obwohl Kagome ihr dieses Versprechen auf Anhieb gab, distanzierte sich Sango eine Zeit lang von ihr.

Sie spürte, wie Inu Yasha einen Arm um sie legte, und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln für ihren kalten Blick wenige Augenblicke zuvor. Er erwiderte ihr Lächeln großzügig und drückte ihr einen lautlosen Kuss auf die Schläfe; sanfte Schneeflocken fielen vom Himmel herab und Kagome hörte Sangos Lachen an ihr Ohr dringen; Müdigkeit und Missmutigkeit nur noch eine fade Erinnerung.
 

Sie wollten Schlitten fahren und dafür fuhren sie mit Inu Yashas Geländewagen aus dem Ort heraus zu dem nächstgelegenen Berg.

Inu Yasha drängte ihnen eine CD mit japanischem Hip-Hop auf und während Kagome versuchte ihn davon zu überzeugen die Musik leiser zu stellen, redeten Sango und Miroku einfach in immer hebender Lautstärke weiter.

„Häh?“, schrie Sango Miroku zu und beugte sich zu ihm vor.

„Ich sagte Erdnussbutter schmeckt am besten auf Toast!“, schrie Miroku zurück und Kagome sah im Rückspiegel wie Sango zustimmend nickte.

„Ja mit Schoko- oder Nusscreme!“, rief sie während Inu Yasha zu dem Hip-Hop-Beat seinen Kopf bewegte und mit den Fingern auf dem Lenkrad trommelte.

Kagome konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und spürte plötzlich unerklärlicherweise, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete und sich Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Sie schüttele schnell ihren Kopf und verdrängte die Tränen, dann drehte sie sich zu Sango um und schrie: „Ich mag keine Erdnussbutter, zu salzig.“
 

Sango und Miroku ließen sich schwer atmend neben Inu Yasha und Kagome im Schnee nieder, nachdem sie ein letztes Mal ihren Schlitten wieder den Berg hinauf gezogen hatten.

Alle vier lagen auf dem Rücken und beobachteten den Schneeflocken beim Fall, während sie dem Lachen und Stimmengeschwirr der Eltern und Kindern lauschten, die an diesem Tag auf dieselbe Idee, wie sie gekommen waren.

„Mir ist kalt, hast du eine Idee wie man das ändern könnte, Sango?“, unterbrach Miroku die Stille.

„Lüstling”, erwiderte Sango genervt.

„Nur bei dir”, entgegnete Miroku leise.

„Lügner kommen in die Hölle”, sagte Sango und streckte im die Zunge raus.

„Apropos Hölle. Was meint ihr, was passiert, wenn die Schule erfährt, dass ihr ein Paar seid?“, redete Sango weiter und drehte ihr Gesicht in die Richtung der Angesprochenen.

„Das wird nicht passieren”, entgegnete Kagome schnell.

„Hojo würde bestimmt außer sich sein, wenn er rauskriegt, dass du ihn für Inu Yasha hast sitzen lassen”, spekulierte Sango trotzdem.

„Ich habe ihn nicht sitzen lassen, wie waren ja schließlich nie wirklich zusammen”, erwiderte Kagome und seufzte leise.

„Und das ist auch gut so, Hodo ist ein Volldepp”, mischte sich Inu Yasha ein.

„Du hast Recht, Inu Yasha. Ich habe wirklich einen furchtbaren Geschmack, was Männer betrifft”, lachte Kagome und warf ihm eine Handvoll Schnee ins Gesicht.

„Das wirst du mir büßen”, drohte Inu Yasha und läutete damit eine Schneeballschlacht ein.
 

Sie kamen erst spät abends wieder zu Hause an.

Inu Yasha hatte erst Sango, dann Miroku nach Hause gefahren und begleitete nun die völlig erschöpfte Kagome die Treppen zum Schrein hinauf bis zu ihrer Haustür.

„Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast”, sagte Kagome sanft und schenkte ihm einen kurzen Blick.

„Kein Problem”, erwiderte er und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Kagome quittierte diesen mit einem Lächeln und wendete sich dann von ihm ab.

„Gute Nacht, Inu Yasha”, sagte sie leise und schloss die Haustür auf, doch bevor sie im Haus verschwinden konnte, hielt sie Inu Yashas Stimme noch einmal auf.

„Kagome?“

„Ja?“, fragte sie und drehte sich erwartungsvoll zu ihm um. Er wollte doch nicht etwa das L-Wort aussprechen, oder? Sie spürte, wie ihr Herz schon allein bei dem Gedanken daran Freudensprünge in ihrem Brustkorb machte.

„Nächstes Mal, wenn du einen freien Tag hast, würde ich gerne alleine was mit dir machen”, sagte er und lächelte sanft.

„Oh.“, sagte sie nur.

„Ich dachte, wir könnten zu mir nach Hause gehen.“

„Mhm”, sagte sie, und auch wenn sie es krampfhaft versuchte, gelang es ihr nicht die Enttäuschung aus ihrer Stimme zu halten.

„Mein Vater ist normalerweise immer auf Geschäftsreisen, aber nächste Woche wird er zu Hause sein und ich würde dich gerne bei ihm vorstellen”, sprach er weiter als würde er ihre Enttäuschung nicht bemerken. Kagome ärgerte sich über sich selbst und darüber, dass sie schon jetzt von ihm erwartete, ihr die drei magischen Worte zu sagen und versuchte sich an einem Lächeln, was ihr sogar gelang.

„Klar”, stimmte sie zu und wendete sich wieder von ihm ab um und ging über die Türschwelle.

„Kagome?“, hörte sie seine Stimme noch einmal, aber sie wagte es nicht, sich noch einmal zu ihm umzudrehen aus Angst erneut enttäuscht zu werden.

„Ich hab dich lieb”, sagte sie rasch, ohne seine Worte abzuwarten und schloss schnell die Tür hinter sich. Sie blieb noch einige Minuten mit gesenktem Kopf vor der Haustür stehen, dann schlug sie sich mit der Faust gegen die Stirn.

Ich hab dich lieb?!? Wo war das bloß hergekommen?!? Hatte sie jetzt völlig den Verstand verloren?!?

Sie kniff die Augen fest zusammen und schlug sich erneut gegen die Stirn.

Ich hab dich lieb?!? Wieso hatte sie nicht gleich gesagt „HDGDLBFFIUE“?!?

„Oh mein Gott!“, stöhnte sie, ohne ihre Augen zu öffnen, dann kam ihr ein anderer Gedanke.

Wieso hatte sie seine Worte beim zweiten Mal nicht hören wollen?

Was wenn er wirklich „Ich liebe dich“ hatte sagen wollen?

Kurz zuvor hatte sie sich noch so darüber gefreut, dass die Möglichkeit bestand und schon wenige Augenblicke später fürchtete sie sich davor diese Worte zuhören.

Sie schüttelte den Kopf und versuchte ihre Gedanken zu sortieren, als sie plötzlich eine gedämpfte Stimme aus dem Wohnbereich vernahm und ihr bewusst wurde, dass eine seltsam drückende Stimmung im Haus herrschte.

Sie ging langsam und nervös in das Wohnzimmer, wo sie ihre Mutter und ihren Bruder entdeckte, der mit gesenktem Kopf und ausdrucksloser Miene die Tischplatte vor sich fixierte.

Ihre Mutter telefonierte, was nicht besonders besorgniserregend gewesen wäre, wenn ihr Blick nicht so grausam leer gewesen wäre und sie das Telefon nicht so verkrampft in der Hand gehalten hätte, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

Kagomes Herz schlug schmerzhaft gegen ihre Brust, während pure Angst durch ihre Adern strömte und sie bewegungs- und sprachlos machte.

„Sie ist jetzt da”, sagte Kagomes Mutter leise und nach einigen Augenblicken streckte sie Kagome das Telefon entgegen.

Kagome ging auf sie zu und versuchte den entschuldigenden Blick ihrer Mutter zu deuten, als sie ihr das Telefon abnahm und es an ihr Ohr hielt.

„Hallo?“, fragte sie verschüchtert, obwohl sie sich schon vorstellen konnte, wer am Apparat war.

„Kagome”, erwiderte eine männliche Stimme ernst; Kagomes Herz setzte einen Schlag aus, bevor es schmerzhaft gegen ihren Brustkorb sprang.

„Vater”, entgegnete sie, als ihr bewusst wurde, dass ihre Befürchtung eingetroffen war.

Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie landete hart auf dem Boden. Tränen sammelten sich in ihren Augen, aber sie waren nicht durch den körperlichen Schmerz hervorgerufen worden.

„Ich denke, du kennst den Grund aus dem ich anrufe.“, hörte sie ihn sprechen und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Einsichtigkeit

Hallo meine Lieben!

Ja, ihr seht richtig, ich habe schon wieder ein neues Kapitel fertig geschrieben.

Jetzt, wo ich so viel Freizeit habe, habe ich mir fest vorgenommen wenigstens einmal in der Woche an meinen FF's zu arbeiten und damit kann ich euch versprechen, dass ihr für die nächsten Monate immer ab und zu etwas von mir zu lesen bekommt.

Da viele neugierig sind, was in Kagomes Vergangenheit geschehen ist, will ich euch noch kurz mitteilen, dass ich bei dem nächsten Kapitel daran arbeiten werde einiges aufzuklären. Außerdem will ich wieder längere Kapitel veröffentlichen, mal sehen wie sich das umsetzten lässt.

Ich bedanke mich noch einmal recht herzlich für eure tollen Kommis, ich hoffe ihr werdet auch diesmal Spaß beim Lesen haben.

Zuletzt wollte ich noch kurz beantworten, was HDGDLBFFIUE bedeutet, da ich das ein paar Mal gefragt wurde. Wie ich Milena schon geschrieben habe, stammt das aus meiner Briefbuchzeit während der 5-7. Klasse und bedeutet: Hab dich ganz doll lieb, beste Freunde für immer und ewig.

Tjo, so viel dazu, wenn ihr weitere Fragen habt, scheut euch nicht nachzufragen.

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 

„Ich denke, du kennst den Grund, aus dem ich anrufe”, hörte sie ihn sprechen und sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Sie antwortete nicht, aber ihr Vater schien sich nicht weiter daran zu stören und sprach nach einigen Momenten Stille schließlich weiter.

„Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie enttäuscht ich von dir bin, Kagome.“ Er sprach ihren Namen wie einen Fluch aus und alles, was aus ihrem Mund kam, war ein Schluchzer, den sie nicht mehr unterdrücken konnte.

„Es gibt keinen Grund gleich loszuheulen”, sagte er harsch, seufzte einmal kurz und redete dann gelassener weiter.

„Ich habe alles geregelt, du musst nur tun, was ich dir sage und dann wird niemand darunter leiden müssen, verstanden?“

Sie schaffte es nicht ihm zu widersprechen, aber sie zwang sich dazu nicht einzuwilligen, gleichgültig, wie sein Vorschlag aussehen würde.

„Verstanden?“, belferte er und Kagome wusste, dass seine Geduld schon jetzt überstrapaziert war. Sie blickte mit tränenverschleiertem Blick zu ihrer Mutter, die ihren Blick gesenkt hatte.

Gedanken rasten durch ihren Kopf, doch keiner schien richtig zu sein.

„Kagome”, sagte er drohend und einen Moment dachte sie daran einfach aufzulegen, nie wieder ans Telefon zu gehen und solange vor ihrem Vater wegzurennen, bis sie sich nicht mehr vor ihm fürchten würde.

Dann wurde ihr bewusst, dass selbst wegrennen nicht helfen würde, denn ihr Vater würde auch ohne direkten Kontakt dafür sorgen, dass ihr Leben die Hölle werden würde.

„Dein Vater hat da so seine Kontakte“, hatte ihre Mutter einmal gesagt und Kagome wusste nur zu gut, wie wahr diese Aussage war.

Sie dachte an den heutigen Tag, den sie mit Sango, Miroku und Inu Yasha Verbacht hatte und glaubte zu begreifen, was der einzig richtige Weg sein würde, wenn sie ihre Freunde schützen wollen würde.

„Ja, ich habe verstanden, Vater”, erwiderte sie ernst und wischte sich die Tränenspuren aus dem Gesicht, entschlossen keine Träne mehr zu vergießen, solange er am Telefon war. Des Stolzes wegen.
 

Es war schon nach ein Uhr, als Kagome die Treppen zu ihrem Zimmer hoch schritt. Sie hatte weder mit ihrer Mutter noch mit ihrem Bruder nach dem Telefonat sprechen wollen, aber ihre Körperteile hatten sich so taub angefühlt, dass sie es auch nicht geschafft hatte, sich vom Wohnzimmerboden zu erheben.

Auch jetzt noch spürte sie das Gefühl von Taubheit und ihr kam der Gedanke, dass ihr Vater es geschafft hatte, alles Bedeutende aus ihrem Leben zu nehmen, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte.

Sie schloss die Zimmertür hinter sich und blickte eine Weile apathisch aus dem gegenüberliegenden Fenster ihre Gedanken kreisten um Sterne und um ihn.

Inu Yasha.

Der Junge, der sie besser behandelt hatte als jemals ein Mensch zuvor und ihren Schmerz zu Vergangenem, Vergessenem gemacht hatte.

Sie ging auf ihren Nachtisch zu- oder eher gesagt ihre gefühllosen Beine führten sie dort hin- und ergriff das Telefon, mit dem sie Leid und Freude verband.

Doch sie wusste, dass in dieser Nacht nichts Positives mehr geschehen würde, gleichgültig, wie sehr sie sich danach sehnte.

Sie wählte seine Nummer und schwor sich keine Tränen zu vergießen, während sie mit ihm sprechen würde.

Ihr Herz schlug schnell gegen ihren Brustkorb und ihr Magen verkrampfte sich; sie war nervös, ängstlich und zugleich konnte sie immer noch nicht ganz realisieren, dass dieser Abend alles trennen würde, was sie mit ihm verband.

„Wer ist da?“, fauchte Inu Yasha hörbar gereizt und verschlafen, als er abnahm.

„Es tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe”, sagte Kagome und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich fühlte.

„Kagome?“, fragte er erstaunt und Kagome setzte sich auf ihr Bett, den Kopf gesenkt.

„Ja”, erwiderte sie leise und schluckte schnell den Kloß in ihrem Hals hinunter.

„Was ist los? Ist was passiert?“ Seine Stimme klang plötzlich panisch, fast so als ob er schon jetzt wusste, aus welchem Grund Kagome anrief.

„Es tut mir leid”, entgegnete sie kleinlaut und dann biss sie sich so fest auf die Unterlippe, dass sie anfing zu bluten, um einen Schluchzer zu unterdrücken.

„Ich glaube, ich verstehe nicht ganz worauf…“

„Es ist aus, Inu Yasha”, unterbrach sie ihn schnell, weil sie ihn nicht noch länger in Ungewissheit halten wollte.

„Aus?“, fragte er nach, der Klang seiner Stimme nun eine Oktave tiefer.

„Er weiß es”, antwortete sie ihm und sie wusste, dass er verstand, von wem sie sprach, als er einer Weile schwieg. Der bittere Geschmack von Blut in ihrem Mund war jetzt so präsent, dass er ihr Übelkeit bereitete.

„Woher?“, krächzte er mit schwacher Stimme.

„Was spielt das für eine Rolle, Inu Yasha?“, entgegnete sie aufgebracht, „Er weiß es und…“ Sie unterbrach sich, da sie befürchtete ihre Stimme würde versagen.

„Und?“, sprach er schnell, nun selber gereizt.

„Dann weiß er es halt. Er wohnt nicht einmal mehr in Japan, er kann uns nichts anhaben. Wieso sollte, dass für uns das Aus bedeuten?“

„Du verstehst nicht…“, wendete Kagome ein, aber Inu Yasha ließ sie nicht weitersprechen.

„Ich verstehe sehr wohl, Kagome”, sagte er ernst, „Wenn es ernst wird, ziehst du den Schwanz ein und verkriechst dich wimmernd in eine Ecke. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du durch deine Handlungen auch andere Menschen verletzt?“

Sie verstand, dass er wütend war, aber seine Worte schmerzten Kagome so sehr, dass sie die Tränen nicht mehr unterdrücken konnte.

„Wie kannst du so etwas sagen?“, weinte sie und vergaß vollkommen, dass sie nicht gewollt hatte, dass Inu Yasha bemerkte, wie schwer ihr diese Entscheidung gefallen war. „Natürlich habe ich darüber nachgedacht und ich tue das nicht um dich zu verletzten, Inu Yasha. Ich- ich will doch nur, dass…“ Schluchzer verschluckten ihre Stimme und sie presste sich schnell ihre freie Hand vor den Mund, um sie zu dämpfen.

„Wenn du mich nicht verletzen willst, dann sag nicht, dass es vorbei ist”, bat er sie, er klang nicht mehr wütend, sondern flehend und ängstlich. Sie unterdrückte ihre Schluchzer nicht mehr, als sie seine Worte vernahm.

„Ich habe keine andere Wahl”, versuchte sie ihm verständlich zu machen.

„Wieso nicht?“, wollte er wissen.

Sie antwortete nicht.

„Wieso nicht?“, fragte er noch einmal und Kagome bemerkte, wie brüchig seine Stimme klang.

„Es tut mir leid”, flüsterte sie erneut.

„Verdammt, Kagome!“, fauchte er, „Wenn du mir nicht sofort den beschissenen Grund nennst, dann…“ Scheinbar nicht schlüssig, wie er diese Drohung beenden sollte, ließ er es einfach so stehen.

„Ich kann nicht!“, schrie sie zurück und sprach dann einige Augenblicke ruhiger weiter: „Es tut mir leid, Inu Yasha. Ich will dich nicht verletzten, aber ich habe meine Entscheidung getroffen und du musst dich damit abfinden.“

Sekundenlang herrschte Stille und Kagome erwartete mit Herzklopfen seine Antwort.

„Nein”, sagte er schließlich schlicht.

„Nein?“, fragte sie nach.

„Ich werde mich nicht damit abfinden”, erklärte er sich und legte auf.

Fassungslos blickte Kagome auf ihr Telefon, dann ließ sie es einfach aus ihrer Hand auf den Teppichboden fallen und schlug sich die Hände vors Gesicht.

Lautlose Tränen rannten über ihre Wangen.
 

Nachdem er aufgelegt hatte, verspürte er das Bedürfnis auf jemanden oder etwas einzuschlagen. Den Gedanken an Schlaf vollkommen vergessen sprang er auf, rannte aus seinem Zimmer, die Treppe hinab in das Esszimmer, von dem er wusste, dass dort viele Sachen standen, die man gut gegen eine Wand schmettern konnte.

„Ich werde mich nicht damit abfinden!“, schrie er und fing an das Esszimmer in seine Einzelteile zu zerlegen.

Sein Dämonenblut kochte, sein Gehirn war nur mit der Frage beschäftigt, wie er seine Aggressionen am besten ausleben konnte.

Er warf einen Eichenstuhl über den Esszimmertisch gegen die gegenüberliegende Wand und zertrümmerte den Nächsten auf den teuren Fliesen.

Jemand räusperte sich und Inu Yasha erblickte seinen Bruder, der mit hochgezogenen Augenbrauen in der Tür stand.

„Verschwinde!“, knurrte Inu Yasha und ergriff die Vase vom Esszimmertisch, um erneut etwas gegen eine Wand werfen zu können. Doch bevor er überhaupt zum Wurf ansetzten konnte, hatte Sesshomaru sein Handgelenk gepackt und hielt es so eisern fest, dass er es keinen Millimeter mehr rühren konnte.

„Du wirst Vater erklären müssen, weshalb unsere Esszimmereinrichtung nur noch aus Glassplittern und Holzresten besteht”, sagte er ruhig, nahm Inu Yasha die Vase aus der Hand und stellte sie zurück auf den Esstisch.

Inu Yasha suchte sich währenddessen ein neues Opfer, doch bevor er das besagte in Form eines Bildes von der Wand reißen konnte, hatte ihn sein Halbbruder im Nacken gepackt und in Richtung Küche geschleift.

„Lass mich los, du Bastard”, schrie Inu Yasha und versuchte sich aus dem Griff seines Bruders zu winden. Sesshomaru ließen seine Fluchtversuche kalt, und bevor Inu Yasha es richtig realisiert hatte, befand er sich schon in der kleinen Kühlkammer, in der sein Vater immer die ganzen exotischen Lebensmittel lagerte, die er aus aller Welt mit nach Hause brachte.

„Hier kannst du dich erst mal ein wenig abkühlen”, hörte er Sesshomaru sagen und dann war die Tür hinter ihm zu und verriegelt. Das hinderte ihn jedoch nicht daran zu versuchen, sie einzutreten oder sich mit Anlauf dagegen zu stemmen.

Es dauerte einige Minuten, bis er es fluchend aufgab und weil er wusste, dass Sesshomaru schon längst wieder in seinem Zimmer verschwunden war, setzte er sich resignierend auf den Boden und lehnte sich gegen mit dem Rücken gegen die Eisentür, die vor einigen Augenblicken noch sein größter Feind gewesen war.

Es war nicht das erste Mal, dass er die Nacht hier verbringen musste, weil er einen Wutausbruch gehabt hatte.

Zu dem Zeitpunkt, als seine Mutter gestorben war, hatte ihn Sesshomaru fast jeden Abend hier eingeschlossen.

Der Grund war auch diesmal der Gleiche geblieben.

Higurashi.

Der Bastard, der es immer wieder schaffte sein Leben zu ruinieren.

Er fühlte sich beobachtet, als er in den Regalen ein verpacktes Spanferkel entdeckte, das ihn mit toten Augen anblickte.

„Fuck you!“, verfluchte er das tote Tier und blickte schnell zur Seite.

Er bereute, dass er nur in Boxershorts geschlafen hatte, als die kalte Eisentür anfing gegen seinen nackten Rücken zu brennen und sich eine Gänsehaut am ganzen Körper bildete.

Sein Blick wanderte erneut zu dem toten Schwein und plötzlich war all seine Kraft aufgebraucht und seine Wut verraucht.

„Tut mir leid”, sagte er zu dem Spanferkel als würde er hoffen, dass es ihn verstehen könnte.

„Ich meine, meine Freundin hat grad mit mir Schluss gemacht, aber du bist tot. Du bist also eindeutig die ärmere Sau von uns beiden.“

Er erinnerte sich daran, dass Kagome während des Telefonats geweint hatte und ballte seine Hände zu Fäusten. Er hasste es, dass Kagome wegen ihm Tränen vergießen musste, aber noch mehr hasste er sich dafür, dass er in dem Gespräch nicht sachlich genug versucht hatte das Problem zu lösen.

Das besagte Problem war selbstverständlich, dass sie die Beziehung beenden wollte, weil ihr Vater ihr mit irgendetwas gedroht hatte.

„Aber ich werde mich nicht damit abfinden, verstehst du? Sie wird mich nicht so einfach los und ihr dreckiger Vater erst recht nicht.“

Er ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und seufzte.

„Mein Bruder ist Psychologiestudent und wer hört sich meine Probleme an? Ein Spanferkel…“
 


 

Anmerkung zum Spanferkel: Ich habe keine Ahnung, ob man Spanferkel kaufen kann, die noch Augen besitzen, ebenso wenig weiß ich, ob es sich lohnt ein Spanferkel in einer Kühlkammer aufzubewahren.

Nennt alles was ich mit dem armen Tier gemacht habe einfach künstlerische Freiheit^^

Aufbruch

Hallo meine Lieben!

Da bin ich mal wieder, um euch mein neues Kapitel zu präsentieren.

Ich wollte euch nur kurz noch sagen, dass das Kapitel nicht Beta gelesen wurde und deswegen sicherlich der ein oder andere Fehler zu finden ist.

Ich werde es bei Gelegenheit selber noch einmal Korrektur lesen, aber momentan kann ich mich nicht dazu aufraffen.

So, und zuletzt noch einmal ein ganz, ganz dickes Dankeschön an meine Kommischreiber, aber auch an die Leute, die meine FF auf ihrer Favoritenliste haben.

Es ist gut zu wissen, dass sich Leute darüber freuen, wenn ich schreibe, denn sonst hätte ich das Ganze wohl schon längst aufgegeben.

Nun aber viel Spaß beim Lesen.

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 


 

Es war schon später Nachmittag, als Kagome ihre Sachen zusammenpackte und sich ihren Mantel überstreifte, um nach Hause zu gehen. Die Arbeit in der Bibliothek war ihr leichter gefallen, als sie erwartet hatte und auch jetzt fühlte sie sich recht ausgeglichen für die gegeben Umstände.

Sie hatte in der Nacht wenig geschlafen, aber nachdem sie für ein oder zwei Stunden die Augen zugemacht hatte und am nächsten Morgen, durch ihr Weckerklingeln aufgewacht war, schien all der Schmerz, der Wehmut und die Reue von ihr abgefallen zu sein.

Sie war an den Tag und ihre Aufgaben für diesen herangegangen, wie jeden anderen gewöhnlichen Tag und sie verschwendete nicht einen Gedanken daran, sich zu fragen, wie lange dieser Gemütszustand wohl noch anhalten würde.

Als sie leise summend die letzten Bücher in die Regale zurückräumte, hörte sie wie jemand in die Bücherei trat und wenige Augenblicke später kam Sango keuchend neben ihr zum Stehen.

Kagome schenkte ihr ein freudiges Lächeln.

„Ich muss noch kurz die Bücher einräumen”, sagte sie und hielt die zwei Sachbücher über Astronomie in die Höhe, bevor sie sich in Richtung der Regale, in einer der hinteren Ecke der Bücherei begab.

Sango folgte ihr, immer noch atemlos.

„Kagome, was ist passiert?“, fragte sie dann und Kagome drehte sich verwundert zu ihr um.

„Was soll passiert sein?“, fragte sie gegen.

„Inu Yasha und du...“, begann Sango aufgeregt, weil sie nicht verstehen konnte weshalb sich Kagome so gleichgültig verhielt.

„Ach so das.“, entgegnete Kagome und einen Moment sah sie so aus als würde sie angestrengt über etwas nachdenken, dann leckte sie sich über die Lippen und schließlich lächelte sie wieder sanft.

„Ich denke, so ist es für alle Beteiligten besser”, erklärte sie sich und wendete sich wieder von Sango ab, als ob damit alles gesagt wäre.

Sie ging weiter durch die Bücherregale auf ihr Ziel zu, als Sango sie plötzlich am Ellenbogen festhielt und mit einem schmerzhaften Ruck wieder in ihre Richtung drehte.

„Hör auf damit, Kagome!“, sagte Sango empört, umfasste ihren anderen Ellenbogen auch und schüttelte sie einmal, als würde sie Kagome aus einer Trance befreien wollen.

„Womit?“, fragte Kagome irritiert und legte ihre Stirn in Falten und ihre Hände auf Sangos Unterarme, um sie daran zu hindern sie noch einmal durchzuschütteln.

„So zu tun, als ob nichts wäre. Ich kann direkt durch deine Fassade blicken, Kagome.“

„Fassade? Sango, das ist keine Fassade. Ich bin selber erstaunt darüber, wie wenig es mir ausmacht.“, entgegnete Kagome und lachte leise.

Sango riss erschrocken ihre Augen auf, als sie Kagomes lachen hörte und dann schüttelte sie Kagome ein weiteres Mal und schrie ihr direkt ins Gesicht: „Hör auf damit!“

Kagomes Lachen verstummte augenblicklich und sie sah ihre Freundin mit großen Augen an.

„Sango…“, sagte sie heiser und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien.

„Du warst Halsüberkopf in Inu Yasha verliebt, versuch nicht das zu verdrängen. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht”, sagte Sango nun wieder ruhiger und lockerte ihren Griff an Kagomes Armen. Kagome nutzte das, um sich von Sango loszureißen und sich wieder von ihr abzuwenden.

„Ich will das nicht hören”, fauchte sie ihre Freundin an und setzte ihren Weg fort.

„Ich bin deine Freundin, Kagome, wenn du mir nicht zeigen kannst, wie du dich wirklich fühlst, wem dann?“

Sango folgte Kagome zu den hinteren Regalen und wäre fast in sie hinein gerannt, als Kagome abrupt zum Stehen kam.

„Ich will das nicht hören, Sango”, zischte Kagome erneut und ordnete schnell die beiden Bücher ein.

„Du hast es mir versprochen. Keine Geheimnisse mehr, kein Unterdrücken der Gefühle. Du hast schon so viel von mir geheim gehalten, immer versucht alles alleine zu bewältigen- lass dir wenigstens einmal von mir helfen, schließ mich nicht wieder aus.“ Sangos Stimme klang brüchig und als Kagome sich zu ihr umdrehte bemerkte sie schockiert, dass Sango wirklich Tränen in den Augen hatte.

„Sango…“, hauchte sie und ohne zu wissen warum spürte sie plötzlich, dass ihr Gesicht tränennass war und immer mehr Tränen einen Weg nach draußen fanden. Der Damm war gebrochen und nun konnte sie kein einziges Gefühl mehr unterdrücken.

Geschwächt ließ sie sich auf den Boden sinken. Schluchzend schloss sie ihre Augen und ließ sich dankbar in Sangos Umarmung fallen.

So bitterlich hatte sie in ihrem Leben noch nicht geweint, denn seltsamerweise fühlte es sich so an, als ob Sangos Umarmung Schutz vor der Umwelt bot. Sie versteckte ihr Gesicht in Sangos Schulter und schluchzte und weinte, bis sie vollkommen atemlos war.

„Es tut so weh, Sango”, krächzte sie mit geschwächter Stimme und klammerte sich fester an ihre Freundin, als hätte sie Angst davor, dass sich unter ihr ein großes schwarzes Loch auftun und sie einfach verschlucken würde.

„Ich weiß.“, entgegnete Sango sanft. Sie hatte selber mit den Tränen zu kämpfen. Zum einem, weil es sie schmerzte Kagome in so schlechter Verfassung zu sehen und zum Anderen, weil Kagome sich ihr noch nie so geöffnet hatte, wie an diesem Tag.

„Ich weiß”, flüsterte sie erneut und wiegte ihre Freundin vorsichtig, um sie zu beruhigen.
 

Seine Haut fühlte sich an als wäre sie inzwischen an der Eisentür festgeklebt und seine Gliedmaßen waren vollkommen betäubt von der Kälte.

Es war schwer sein Zeitgefühl zu behalten, wenn man in einer Kühlkammer eingesperrt war und weder sehen konnte, wie lange die Sonne schon aufgegangen war oder ob sie sogar schon wieder untergegangen war.

Eins wusste er dennoch gewiss: Er hatte noch nie solange in diesem verfluchten Raum verbracht.

Eine Millisekunde hatte sich der wahnwitzige Verdacht eingeschlichen, dass Sesshomaru ihn hier vergessen haben könnte, aber wie gesagt nur eine Millisekunde lang. Denn Sesshomaru vergaß nichts- es war ihm gleichgültig- aber er vergaß nicht.

Wollte sein Halbbruder ihn etwa hier erfrieren lassen?

Möglich wär’s. Schließlich hatten sie nie die beste Beziehung zueinander gehabt. Wahrscheinlich hatte Sesshomaru nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um seine Pläne in die Tat umzusetzen und hinterher würde er wohl erzählen, wie furchtbar es war, dass sein Halbbruder sich selber in einer Kühlkammer eingeschlossen hatte.

Sesshomarus Mordpläne gegen ihn weiterspinnend, bemerkte er nicht einmal, dass sich hinter ihm die Tür öffnete und fiel deswegen auf den Rücken und blickte in das hübsche Gesicht seiner Freundin aus Kindheitstagen. Sie beugte sich über ihn und ihre lange schwarzen Haare fielen ihr über die Schulter, sodass ihre Haarspitzen die taube Haut seines Gesichtes berührten.

„Kikyo…“, brachte er schlotternd hervor und Kikyo kicherte bei seinem Anblick.

„Es ist lange her, dass Sesshomaru dich eingesperrt hat. Hattest du wieder einen deiner Tollwutanfälle?“, fragte sie und zwinkerte ihm zu.

Inu Yasha erwiderte nur ein leises Brummen, nahm aber dankbar ihre Hand an und ließ sich von ihr wieder auf seine Füße ziehen.

„Sesshomaru hatte einen Zettel auf dem Küchentresen hinterlassen, aber ich hatte bei dem Schnee keine Lust schon vormittags bei euch vorbeizuschauen, deswegen ist es wohl zum Teil meine Schuld, dass du so lange in der Kühlkammer eingesperrt warst”, sagte sie und Inu Yasha glaubte ihr, dass sie sich deswegen schlecht fühlte.

„Schon gut”, entgegnete er und machte sich auf den Weg ins Badezimmer.

Kikyo kam seit dem Tod seiner Mutter jeden Tag bei ihm und Sesshomaru vorbei und sorgte dafür, dass der Haushalt gemacht war und die Jungs etwas anderes zu essen hatten als Tiefkühlkost und Dosenfutter. Sein Vater hatte auch schon versucht Dienstmädchen einzustellen, aber die hatten Inu Yasha und sein Bruder spätestens nach einer Woche wieder vertrieben. Kikyo hingegen kam gut mit beiden aus und sie sagte, sie würde ihre Arbeit gerne machen, deswegen wollte sie auch nicht dafür bezahlt zu werden.

Dieser freiwillige Job hatte aber auch seine Schattenseiten für Kikyo.

Kikyos Freund konnte sich reichlich wenig damit anfreunden und es war schon mehr als ein Mal vorgekommen, dass Kikyo bei ihnen übernachtet hatte, weil sie sich mit ihrem Freund so heftig gestritten hatte, dass sie aus eigenem Willen gegangen war oder er sie aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen hatte, obwohl sie mehr Kikyo gehörte als ihm.

Nachdem Inu Yasha eine heiße Dusche hinter sich gebracht hatte und sich seine Gliedmaßen wieder einigermaßen beweglich anfühlten, fand er Kikyo mit einer Tasse Tee in seinem Zimmer wieder.

Sie saß auf seinem Bett und las in einem Buch, ehe sie ihren Blick anhob und ihn auf ihn richtete.

Sie lächelte sanft und erhob sich.

„Du hast sicherlich Hunger und bist müde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in der Kühlkammer großartig zum Schlafen gekommen bist”, sagte sie, während sie ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz festband. Inu Yasha nickte nur und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Gut, dann mach ich dir schnell was zu essen”, bot sie ihm an.

„Danke Kikyo. Du bist ein Engel.“

Er gähnte, bevor er unter seine Decke schlüpfte und die Augen schloss.

„Nein”, erwiderte sie, und wenn Inu Yasha seine Augen noch offen gehabt hätte, hätte er das wehmütige Lächeln auf ihren Lippen gesehen.

„Nein, das bin ich ganz und gar nicht”, sagte sie und ließ ihn alleine.
 

Sango führte Kagome zu ihrem Auto und verfrachtete sie auf dem Beifahrersitz. Es war schon am Dämmern, als sie endlich die Bibliothek verlassen hatten und Sango hatte Kagome vorgeschlagen, dass sie zusammen in die Tokioer Innenstadt fahren könnten, um dort etwas essen zu gehen.

Kagome stimmte zu. Zum einem, weil sie wusste, dass sie Sango ein Gespräch schuldete und zum Anderen, weil sie nicht das Bedürfnis hatte nach Hause zu fahren und alleine in ihrem bedrückenden Zimmer zu sitzen.

Die Autofahrt würde eine halbe Stunde dauern und nachdem einige Zeit eine beklemmende Stille zwischen den beiden Freundinnen geherrscht hatte, versuchte Sango ein weiteres Mal die Mauer aufzubrechen, die Kagome so sorgfältig um sich herum errichtet hatte. Ihre Erfolgschancen schätzte sie als gering ein, aber sie wusste auch, dass Kagome nie von alleine, über all das was sie bedrückte, sprechen würde.

„Wirst du mir erzählen, was damals zwischen dir und Inu Yasha vorgefallen ist?“, fragte sie, ohne ihren Blick von der Straße zu nehmen.

Kagome schwieg; Sango seufzte, setzte aber den Weg weiter fort.

Es war wieder lange Zeit still, während sie über die überfüllte Hauptstraße fuhren. Die Sonne war mittlerweile untergegangen und leichter Schneeregen verschlechterte die Sicht aus der Windschutzscheibe, zusätzlich zur Dunkelheit.

„Ich habe immer alles versucht, damit mein Vater stolz auf mich sein kann”, sprach Kagome so plötzlich, dass Sango beinahe das Lenkrad losgelassen hätte.

„Wie bitte?“, fragte Sango. Sie spürte ihr Herz schnell schlagen. War dies der Augenblick, in dem Kagome ihr endlich alles erzählen würde?

„Es war nie genug, aber ich wollte auch nicht aufgeben. Ich wusste, dass ich nur zwei Möglichkeiten hatte. Entweder würde ich resignieren und auf ewig das schwarze Schaf der Familie bleiben oder ich würde solange kämpfen, bis mein Vater mir sagen würde, dass er stolz auf mich war.“

Sango blickte aus den Augenwinkeln zu Kagome hinüber und sah, dass sie krampfhaft aus dem Seitenfenster blickte.

„Ich hatte nicht genug Mut für die erste Möglichkeit, also tat ich alles in meiner Macht stehende, um bessere Noten mit nach Hause zu bringen und in die Redaktion der Schülerzeit zu gelangen.

Aber es reichte nie, denn, auch wenn ich in meiner Freizeit nichts anderes tat als lernen und Zeitungsartikel zu verfassen- ich bin nun mal leider kein Genie.

Ich suchte krampfhaft nach Wegen noch mehr Zeit für die Schule zu finden und ich hätte jeden Vorschlag angenommen, um diese Zeit zu finden.“

„Gerade wo meine Verzweiflung ins Unermessliche gestiegen war, bekam ich die Lösung, wie auf einem silbernen Tablett präsentiert.

Ich hinterfragte sie nicht und ich machte mir keine Gedanken über die Konsequenzen. Ich glaubte, dass es Schicksal war, dass mir jemand an diesem Tag die Lösung für mein größtes Problem geben konnte.“

„Wie sah diese Lösung aus?“, fragte Sango vorsichtig, als sie an einer roten Ampel zum Stehen kamen.

„Aufputschmittel”, erwiderte Kagome heiser und Sango blickte schockiert zu Kagome hinüber.

„Drogen?!?“

„Nein, ein legales Aufputschmittel, aber das Stärkste, das im Handel erhältlich ist.“

Kagome rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her und war froh, als die Ampel auf Grün umschlug, da Sango ihren durchdringenden Blick von ihr nehmen musste.

„Meine Cousine hat mich auf die Idee gebracht.

Sie sagte mir, sie würde ohne dieses Zeug nicht das sein, was sie heute war und sie schenkte mir eine Dose mit den Pillen, als sie mitbekam, dass mein Vater mit meinen Leistungen nicht zufrieden war.

Da war ich ungefähr vierzehn.“

Sango schwieg, aber sie spürte, dass sich ihr schlechtes Gewissen bei ihr meldete. Wie konnte sie damals nur nicht bemerkt haben, was in Kagome vor sich ging?

„Eine Weile hat das wirklich gut geklappt. Ich bestellte mir die Tabletten, bei einer Apotheke in Tokio- der Anonymität wegen- und ich hatte damit die Möglichkeit auch nachts noch weiter zuarbeiten.

Ich ging davon aus, dass ich keinen Schlaf brauchen würde, wenn ich nur dieses Aufputschmittel nehmen würde und schlief höchstens 2-3 Stunden am Tag.

Mein Körper sah das allerdings anders. Nach einem Monat wurde ich immer dünner und blasser. Ich hatte oft Herzrasen und nur wenige Augenblicke später Schwindelanfälle. Meine Konzentrationsfähigkeit schwankte auch gefährlich, aber ich ignorierte die Symptome weitestgehend.“

Sango erinnerte sich daran. Eine Zeit lang hatte sie die Sorge gehabt, dass Kagome möglicherweise magersüchtig sein könnte. Als sie versucht hatte mit ihr darüber zu sprechen, hatten sie so einen großen Streit, dass sie Monate nicht mehr miteinander gesprochen hatten.

„Ich verlor zu der Zeit meine wichtigsten Bezugspersonen. Dich, weil ich Angst davor hatte, du würdest mich verurteilen, wenn ich dir die Wahrheit sagen würde und Inu Yashas Mutter, weil sie die Tabletten in meinem Rucksack fand und mich zur Rede stellte.“

Sie waren mittlerweile im Außenbereich Tokios angekommen, aber Sango wagte es nicht nachzufragen, wo sie essen gehen sollten, aus Angst Kagome würde dann nicht mehr weiterreden.

„Die Symptome wurden immer schlimmer. Manchmal hatte ich Wahnvorstellungen und ab und zu war ich der Ohnmacht nahe, dann auf dem Sportfest hatte ich meinen ersten Zusammenbruch.“

Sango dachte daran zurück und erinnerte sich, dass sie trotz des Streites, den sie einige Wochen zuvor hatten, furchtbar besorgt um Kagome gewesen war, als sie mitten beim Marathonlauf ohnmächtig wurde.

„Inu Yasha hat dich damals ins Krankenzimmer gebracht”, fiel Sango ein.

„Jaah”, erwiderte Kagome und biss sich auf die Unterlippe. Jetzt würde der unangenehmste Teil kommen und sie war noch mit sich am Zaudern, ob sie wirklich schon bereit war, über alles zu sprechen.

Sango bemerkte ihre Unsicherheit und legte ihre freie Hand auf Kagomes.

„Wir haben Zeit, Kagome. Wenn du noch nicht darüber sprechen willst, dann verschieben wir es einfach.“

Kagome nickte im Einverständnis.

„Du bist die beste Freundin, die ich mir wünschen könnte”, flüsterte Kagome.

Sango wurde rot unter ihrem Kompliment und lächelte sanft.

„Ich dachte, der Satz würde erst kommen, wenn ich dir sage, dass ich dich zum Essen einlade”, witzelte Sango, als sie in eine Tiefgarage fuhr und ein Parkticket zog.

„Dann bist du eben die allerbeste Freundin, die ich mir wünschen könnte.“, entgegnete Kagome mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen.
 


 

Anmerkungen zu diesem Kapitel:

Ich habe nie Aufputschmittel genommen oder jemanden gekannt, der es genommen hat, deswegen basiert alles was ich darüber geschrieben habe nur aus Berichten aus dem Internet und dem Fernsehen.

Ich weiß ebenfalls nicht, ob es überhaupt möglich ist in Japan in Apotheken Aufputschmittel zu kaufen, aber ich weiß, dass es viele Länder gibt, in denen das legal ist.

Also alle Angaben ohne Gewähr.

Unerwartetes

Hallo meine liebe Leserschaft!

Dieses Kapitel ist ausnahmsweise Mal wieder länger geraten als die vorigen, worüber ich mich sehr freue. Außerdem hatte ich sehr viel Spaß beim Schreiben und ich hoffe deswegen, dass ihr dieses Kapitel genauso gerne mögt, wie ich.

Ich habe mich extra bis spät in die Nacht daran gesetzt, um meine liebe Chiyoko damit zu überraschen, weil sie schon so ungeduldig darauf gewartet hat, dass ich mal wieder etwas Neues schreibe. Aus diesem Grund übernehme ich absolut keine Haftung für jegliche Fehler, die ich um 2:42 Uhr nicht mehr gefunden habe^^

Das nächste Kapitel wird dann auch wieder von Chiyoko Beta gelesen, deswegen dürft ihr euch demnächst auf fehlerlosere Kapitel freuen.

So, bevor ich euch in Ruhe lasse, muss ich mich natürlich noch einmal bei meinen Kommischreibern bedanken.

Was wäre ich ohne euch?!

Liebe Grüße

Euer (trotz Schlafmangel aufgekratztes) Bienchen
 

Es waren anderthalb Wochen vergangen, nachdem Kagome Inu Yasha verlassen hatte, aber kein einziger Tag, an dem sie nichts von ihm gehört hatte.

Zuerst kam er persönlich vorbei und bat darum mit Kagome zu sprechen, wenn ihre Mutter oder Sota die Tür öffnete. Schließlich gab er dieses Unterfangen allerdings auf, weil Kagome sich strikt weigerte an die Tür zu kommen.

Dann versuchte er es mit Anrufen und es gelang ihm sogar sie ans Telefon zu bekommen, aber sobald er anfing mit ihr über ihre Entscheidung zu sprechen, zögerte sie nicht einfach aufzulegen.

Er wusste, dass es nicht leicht werden würde sie überzeugen zu können, dass eine Trennung nicht der richtige Weg war, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Kagome so stur sein würde.

Kagome selbst wies ihn ab, weil sie wusste, dass sie nachgeben würde, sobald sie zu lange darüber sprechen würden. Sie sehnte sich genauso nach ihm, wie er nach ihr, aber sie glaubte nicht, dass sie eine andere Wahl hatte.

Sie lenkte sich von den bedrückenden Gefühlen und dem Liebeskummer so gut es ging ab, in dem sie sich mit Sango traf oder arbeiten ging, aber sobald sie mit Inu Yasha sprach, war es einfach unmöglich die Gefühle abzuwimmeln.

Nachdem Inu Yasha merkte, dass sie auflegte sobald ihr Gespräch ernster wurde, versuchte er sich an einer neuen Taktik.

Er las ihr Gedichte und Songtexte vor, die ihn an sie erinnerten, um ihr zu verdeutlichen, wie ernst es ihm war, ohne es direkt ansprechen zu müssen.

Auch wenn Kagome ihn trotzdem noch immer wieder sagte, er solle nicht bei ihr anrufen, sie legte wenigstens nicht mehr auf.

„Higurashi?“, fragte sie, als sie ans Telefon ging, obwohl sie wusste, dass Inu Yasha sie anrief. Es war zu einer Art Ritual geworden, dass er sie um sieben Uhr abends anrief und ein neues Gedicht vorlas.

Sie fühlte sich geschmeichelt durch diesen Akt, aber am liebsten wäre es ihr gewesen, wenn er sie einfach aufgegeben hätte.

„Hi Süße!“, meldete sich Inu Yasha fröhlich und Kagome setzte sich an den Küchentisch, während sie ihrer Mutter beim Gemüse putzen zu sah.

Es tat immer wieder weh seine Stimme zu hören, aber gleichzeitig konnte sie sich auch nicht dazu aufraffen, nicht mehr auf seine Anrufe zu reagieren. Denn es tat noch mehr weh, seine Stimme nicht zu hören.

„Hi Inu Yasha. Was gibt’s?”, fragte sie und zog ihre Beine auf den Stuhl, ihre Schienbeine gegen die Tischplatte gelehnt.

Sie versuchte immer so gleichgültig wie möglich zu klingen, aber es gelang ihr nur selten.

„Ich habe ein neues Gedicht gefunden, diesmal von Goethe”, erwiderte er.

„Goethe, hmm? Ist das nicht ne Nummer zu hoch für dich?“, fragte sie gegen und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Das stimmt sogar. Denn um ehrlich zu sein, hab ich nicht die geringste Ahnung davon, worum es in diesem verflixten Gedicht geht. Ich hab’s wegen dem Titel gewählt”, entgegnete er ehrlich.

Das machte sie neugierig.

„Verrätst du mir den Titel auch?“

„Novemberlied“, erwiderte er und Kagome zog die Augenbrauen in die Höhe.

„Und?“, fragte sie verwundert, weil sie nicht verstehen konnte, was daran so besonders sein sollte.

„Wir sind im November zusammengekommen”, erklärte er sich und Kagome spürte ihr Herz einen Schlag aussetzen.

„Oh.“, war alles, was sie sagen konnte.

„Okay, dann lese ich es dir mal vor”, sagte er ruhig und räusperte sich einmal.
 

„Dem Schützen, doch dem alten nicht,

zu dem die Sonne flieht,

der uns ihr fernes Angesicht

mit Wolken überzieht;
 

dem Knaben sei dies Lied geweiht,

der zwischen Rosen spielt,

uns höret und zur rechten Zeit

nach schönen Herzen zielt.
 

Durch ihn hat uns des Winters Nacht,

so hässlich sonst und rau,

gar manchen werten Freund gebracht

und manche liebe Frau.
 

Von nun an soll sein schönes Bild

am Sternenhimmel stehn,

und er soll ewig hold und mild

uns auf- und untergehn.“
 

Kagome wusste nicht warum, aber während sie ihm zuhörte fühlte sie plötzlich einen noch viel stärkeren Schmerz, als zuvor. Dieses Gedicht ging ihr Nahe wie kein anderes, auch wenn sie es zuvor noch nie gehört hatte.

Inu Yasha schwieg, nachdem er es vorgetragen hatte und auch Kagome sagte eine Weile nichts, sondern versuchte noch einmal die Zeilen in ihr Gedächtnis zu rufen.

„Es geht um Gott Amor”, sagte Kagome schließlich.

„Was?“, fragte Inu Yasha erschrocken, als sie plötzlich wieder sprach.

„Dem Gott der Liebe. Du weißt schon, dem kleinen Jungen, mit Pfeil und Bogen. Der auf dein Herz schießt und du bist verliebt.“

„Ich weiß, wer Amor ist”, erwiderte Inu Yasha unruhig.

„Es geht um ihn. Ich bin mir ziemlich sicher. Da stand doch, was von „nach schönen Herzen zielt“ und ich habe schon mal gehört, dass damals im November die Sonne im Zeichen des Schützen stand. Du hast sicherlich mal von den Sternzeichen gehört. Waage, Löwe, Jungfrau, Schütze usw. und weil Amor ein Schütze ist…“

„Wow”, erwiderte Inu Yasha beeindruckt, „Du bist wirklich ziemlich gebildet. Da wär ich nie drauf gekommen.“

Kagome wurde rot und ihre Mutter zwinkerte ihr kurz zu, als sie es bemerkte.

„Ich lese viel, manches bleibt halt hängen”, entgegnete Kagome verlegen und streckte ihrer Mutter die Zunge raus, als sie anfing zu kichern.

„Kagome…“, flüsterte er plötzlich und Kagome spürte, wie sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog und sich ihr Magen verkrampfte. Sie ahnte, was er ihr sagen wollte.

„Jetzt wo wir das ideale Gedicht für uns gefunden haben, werde ich kein anderes mehr suchen.“

Das überraschte sie.

„I-ideales Gedicht?“, fragte sie und spürte Angst aufkommen, dass das sein letzter Anruf sein würde.

„Ja. Es geht um die Liebe, um Sterne, um den November. Kurz gesagt um alles, was uns verbindet.“

Sie atmete erschrocken ein, als sie seine Worte vernahm und spürte augenblicklich, wie die ersten Tränen versuchten einen Weg nach draußen zu finden.

„Bitte Kagome”, hauchte er und Kagome wusste sofort, um was er sie bat.

„Ich kann nicht”, flüsterte sie.

„Warum nicht?“

Kagome sprang von ihrem Stuhl auf und verließ die Küche, weil sie nicht wollte, dass ihre Mutter den Rest des Gespräches mitbekam.

Als sie im Wohnzimmer ankam, antwortete sie ihm mit versucht ruhiger Stimme.

„Du fragst mich warum?

Inu Yasha, es gibt so viele Gründe, die dagegen sprechen.“

„Ich sehe nur den Einen und der ist dein Vater”, fauchte er ungeduldig.

Kagome schüttelte den Kopf, ehe sie erwiderte: „Ja, durch meinen Vater entstehen diese Gründe.“

„Sag mir die Gründe und ich werde entscheiden, ob ich damit zurechtkomme”, forderte er ungehalten.

„Es geht hier nicht nur um dich, Inu Yasha.

Und selbst wenn es so wäre, würde ich mir nicht die Verantwortung auflasten wollten, dass mein Vater den Rest deines Lebens ruiniert!“

„Das ist mir egal, Kagome. Selbst wenn er irgendetwas gegen mich in der Hand hat, es ist mir egal!“

„Das sollte es aber nicht!“, zischte Kagome zurück.

„Wir waren nicht einmal mehr als einen Monat zusammen, deswegen kannst du nicht einfach deine ganze Zukunft aufs Spiel setzen.“

„Kann ich wohl!“, keifte Inu Yasha zurück und Kagome stampfte frustriert mit dem Fuß auf den Boden.

„I-ich meine, in so kurzer Zeit kann man ja nicht einmal von einer richtigen Beziehung sprechen, geschweige denn von Liebe.

Wir waren einander zugetan, hatten Schmetterlinge im Bauch und diesen ganzen Kram, aber das ist auch schon alles.

Liebe, ich meine richtige Liebe, für die es sich lohnt alles aufzugeben, entsteht nicht in so kurzer Zeit!“

„Romeo und Julia kannten sich nur eine Nacht lang und wussten schon da, dass sie sich liebten”, argumentierte Inu Yasha gegen.

„Romeo und Julia sind fiktive Figuren!“, konterte Kagome.

„Was ist mit Liebe auf dem ersten Blick? Glaubst irgendwelche Leute haben sich das ausgedacht, um rechtfertigen zu können, dass sie schon nach einem Tag Kennenlernphase mit jemanden zusammengekommen sind?!“

Kagome wollte gerade ihren Mund aufmachen, um dagegen zu argumentieren, als sie seine Aussagen plötzlich stutzig machten.

„I-Inu Yasha, liebst du mich?“, fragte sie mit zittriger Stimme und wild schlagendem Herzen.

„Ich…“, sagte er, blieb dann aber stumm.

Eine Weile blieb es still zwischen den Beiden, und nachdem Inu Yasha auch nach mehreren Minuten nicht geantwortet hatte, glaubte Kagome, die Antwort zu kennen.

„Dachte ich mir”, sagte sie ruhig, aber es war nicht einfach die Enttäuschung zu unterdrücken. Das war nun schon das zweite Mal, dass sie dachte er würde es ihr sagen, aber nun wusste sie, dass er niemals vorgehabt hatte es auszusprechen; niemals so empfunden hatte.

„Nein, Kagome so war das nicht gemeint.“, erwiderte Inu Yasha panisch, „I-Ich meine, ich- ich weiß es nicht genau. Ich weiß nicht genau, was ich für dich empfinde, aber ich will dich nicht verlieren.“

„Das reicht nicht, Inu Yasha. Ich werde nicht zulassen, dass du alles aufs Spiel setzt, wenn du nicht einmal weißt, was du für mich empfindest”, entgegnete Kagome leise.

„Bitte ruf mich nicht mehr an.“

Dann legte sie auf.
 

Es dauerte eine Weile, bis Inu Yasha das Telefon sinken ließ.

Warum hatte er es ihr nicht einfach gesagt?

Drei Worte, drei vermaledeite Worte- es konnte doch nicht so schwierig sein, sie über die Lippen zu bringen.

Natürlich wusste er, was er für sie empfand.

„Inu Yasha?“, fragte Kikyo vorsichtig und er erwachte aus seiner Trance.

„Hm?“, machte er und blickte auf.

„Das Essen ist fertig. Sesshomaru hat schon angefangen, wenn du nicht schnell kommst, wird nichts mehr für dich übrig bleiben.“ Sie lächelte kurz, aber Inu Yasha erwiderte das Lächeln nicht.

„Ich komme sofort.“

Kikyo nickte, machte aber keine Anstalten sein Zimmer zu verlassen.

„Ist sonst noch was?“, fragte Inu Yasha irritiert, und als er ihr einen kurzen Blick schenkte, sah er wie sie sich verlegen auf die Unterlippe biss.

„Was?“, fragte er, weil er wusste, dass sie etwas sagen wollte.

Kikyo sah betreten zur Seite.

„Warum-“, sie räusperte sich, „Warum gibst du nicht einfach auf?“

Einen Augenblick hatte Inu Yasha den Eindruck, dass Kikyo kurz davor war in Tränen auszubrechen, doch dann schüttelte sie schnell ihren Kopf und setzte ein gezwungenes Lächeln auf.

„Schon gut”, sagte sie schnell, doch bevor Kikyo sein Zimmer verlassen konnte, hatte Inu Yasha sie am Unterarm gepackt und herumgerissen.

Kikyo blickte ihn mit aufgerissenen Augen an, versuchte aber nicht sich aus seinem Griff zu befreien.

„Ist das nicht offensichtlich?“, fragte Inu Yasha ruhig und Kikyo leckte sich nervös über die Lippen, ehe sie ihren Blick senkte.

Inu Yasha ergriff vorsichtig ihr Kinn und zwang sie dazu ihn anzusehen.

„Weil ich sie liebe”, flüsterte er und Kikyos Augen weiteten sich noch weiter.

Er ließ ihr Kinn los und trat einen Schritt nach hinten.

„Es tut mir leid”, erwiderte Kikyo.

„Das muss es nicht.“

„Ich meine nicht die Frage.

Es tut mir leid, dass ich mich damals nicht für dich entschieden habe.“

Nun war es an Inu Yasha, erschrocken die Augen aufzureißen.

„Wie bitte?!“

„Ich habe damals den Falschen gewählt aus Gründen, die ich nun nicht mehr nachvollziehen kann”, sagte sie ernst.

„Du liebst mich nicht.“, entgegnete Inu Yasha und Kikyo baute wieder Blickkontakt mit ihm auf.

„Ich würde glücklich mit dir sein”, erwiderte sie und ließ ihn alleine.
 

Am nächsten Tag kam Inu Yashas Vater von seiner Geschäftsreise aus Dublin zurück. Inu Yasha hatte sich diesmal mehr als je zuvor danach gesehnt seinen Vater wiederzusehen, um mit ihm die ein oder andere Sache zu besprechen.

Nachdem sie am Abend zusammen gegessen hatten und sein Vater sich in sein Büro begeben hatte, verlor er deswegen auch keine Zeit ein Gespräch mit ihm zu suchen.

„Ich weiß, dass du vor der Tür deine Runden drehst”, erklang die gedämpfte Stimme seines Vaters durch die Tür und Inu Yasha blieb ertappt stehen.

„Ich muss mit dir reden”, erwiderte Inu Yasha.

„Das habe ich mir schon gedacht”, lachte sein Vater. „Wieso kommst du dann nicht einfach rein?“

Inu Yasha atmete einmal tief ein und öffnete dann die Tür.

Sein Vater blickte nicht von seinen Unterlagen auf, als er fragte: „Bist du gekommen, um mir zu sagen, warum nur noch die Hälfte unserer Esszimmerstühle intakt ist?“

Inu Yasha kratzte sich verlegen am Hinterkopf und sein Vater hob seinen Blick und schenkte ihm ein wissendes Lächeln.

„Setz dich doch”, sagte er, bot ihm mit einer kurzen Handbewegung den Stuhl vor seinem Schreibtisch, an und räumte dann die Unterlage zur Seite.

„Also?“, fragte er, nachdem sich Inu Yasha ihm gegenübergesetzt hatte.

Inu Yasha selbst blickte unentschlossen, wie er das Gespräch beginnen sollte, zur Seite und seufzte einmal kurz.

„Geht es um Higurashis Tochter, mit der du zusammen bist?“

Sein Vater konnte halt Gedanken lesen.

„Nur indirekt”, erwiderte Inu Yasha trotzdem, „Eher um Higurashi selbst.“ Inu Yasha atmete einmal tief ein und presste dann seine Lippen fest aufeinander.

„Wie gefährlich könnte er uns werden?“, fragte er.

„Inwiefern gefährlich?“, fragte sein Vater gegen.

„Könnte er deine Firma gefährden? Meine Collegebewerbungen, Sesshomarus Studienplatz? So was in der Art.“, erwiderte Inu Yasha und sein Vater ließ sich im Stuhl zurücksinken.

Einige Augenblicke herrschte Stille und sein Vater schien angestrengt über die Frage nachzudenken.

„Nun, er könnte mir den ein oder anderen Sponsoren oder Klienten nehmen. Das wäre aber alles nicht weiter tragisch, denn die großen Konzerne können es sich gar nicht erlauben die Geschäftsbündnisse zu kündigen.

Sesshomarus Studienplatz sehe ich nicht gefährdet. Auf seine Universität hat er keinen Einfluss, sie ist Privat und du kennst den Direktor persönlich.“

„Klar, den alten Myoga”, warf Inu Yasha ein.

„Ansonsten weiß ich nicht, wie groß sein Einfluss auf andere Universitäten ist, aber er könnte es dir schwer machen auf die Universität zu gehen, die er selber einmal besucht hat.“

Inu Yasha nickte nachdenklich.

„Er wird versuchen unser Image in den Schmutz zu ziehen. Er wird versuchen nach Leichen in unserem Keller zu suchen und sie an die Öffentlichkeit bringen, sollte er welche finden”, spekulierte sein Vater weiter.

„Wir haben aber keine Leichen in unserem Keller oder?“, fragte Inu Yasha und sein Vater lachte.

„Natürlich nicht.

Aber es gibt immer Dinge, die der Allgemeinheit nicht gefallen würden. Er muss sie nur ein bisschen ausschmücken und schon halten uns alle für Verbrecher.“

„Was kann ich dagegen tun?“, fragte Inu Yasha und sein Vater schenkte ihm ein breites Grinsen.

„Ignorieren. Higurashi ist bekannt dafür gegen Dämonen zu hetzen, seine ganze Familie ist bekannt dafür. Selbstverständlich wird es immer Menschen geben, die seinen Worten glauben schenken, aber die Menschen mit Verstand werden wissen, was dahinter steckt.“

„Es macht dir also nichts aus, wenn es soweit kommen sollte?“

Sein Vater erhob sich von seinem Platz und stellte sich an das Fenster, um nach draußen zu sehen.

Inu Yasha folgte seinem Blick und sah, wie seit einer Woche wieder der erste Schnee fiel.

„Du liebst dieses Mädchen, nicht wahr?“, fragte sein Vater, aber er schien keine Antwort zu erwarten, denn er drehte sich wieder zu Inu Yasha um und sprach: „Dann solltest du dich nicht einschüchtern lassen. Und in ein paar Jahren wirst du selbst Journalist sein, dann kannst du ihn alles büßen lassen.“

Er schenkte Inu Yasha ein aufbauendes Lächeln.

„Natürlich nur, wenn du es dann noch willst.“
 

Es war Weihnachten und jeder in Kagomes Klasse hatte für diesen Abend ein Date. Sogar jeder aus der Nachbarklasse hatte für diesen Abend ein Date.

Weihnachten war also wie jedes Jahr: Jeder Single suchte verzweifelt nach einem anderen Single, nur die Paare hatten das Glück, dass sie diesem Stress entkommen konnten.

Dann liefen sie alle Händchen haltend durch die überfüllten Straßen in der Innenstadt und freuten sich ihres Lebens.

Kagome verdrehte die Augen, als Eri ihr erzählte, dass ein Junge aus der Parallelklasse sie für diesen Abend eingeladen hatte. Sie hatte Weihnachten noch nie so sehr verabscheut wie dieses Jahr.

Natürlich hatte Hojo sie um ein Date gebeten, aber sie hielt es nicht für richtig diesem zu zustimmen, oder überhaupt jemals wieder ein Date mit Hojo zu haben.

Es gab nur eine Person, mit der sie diesen Abend hätte verbringen wollen, nur eine Person, mit der sie an Weihnachten mehr Positives als Negatives gefunden hätte.

Sie hätten zusammen durch die beleuchteten, verschneiten Straßen wandern können, in einem Restaurant zusammen essen können und anschließend versuchen können, einen Ort zu finden, der weniger überfüllt sein würde, um ein wenig Zeit zu zweit verbringen zu können.

Aber natürlich würde dieser Abend ganz anders ablaufen: Sie würde sich auf dem Nachhauseweg ansehen müssen, wie andere Paare durch die beleuchteten, verschneiten Straßen wandern würden, anschließend das Essen von gestern warm machen und sich irgendeinen Schnulzenfilm im Fernsehen ansehen. Am nächsten Tag würde sie sich sehnlichst nach den Neujahrsfeiertagen sehnen, um in der Schule der Frage entkommen zu können, mit wem sie Heiligabend verbracht hatte.

„Und wen hast du dir für heute geangelt?“, fragte Eri.

Sie war schon immer eine mitfühlende Persönlichkeit, dachte Kagome, ehe sie erwiderte: „Brad Pitt.“

Eri zog irritiert ihre Augenbrauen in die Höhe und Kagome seufzte schwärmerisch, so als würde sie ihre Worte ernst meinen.

„Ich werde mit ihm die „Legenden der Leidenschaft“ studieren.“

Eri schien nicht verstanden zu haben, was Kagome ihr damit sagen wollte und nickte deswegen nur, ehe sie sich an Ayumi wendete und diese weiter ausfragte.
 

Es war acht Uhr und Brad Pitt flackerte erst seit gut einer halben Stunde auf dem Fernsehbildschirm, als es an der Haustür klingelte.

Seufzend, schaltete Kagome die DVD auf Pause, erhob sich vom Sofa und öffnete die Tür. Überrascht musste sie feststellen, dass Sango und Miroku dort standen, mit einem Sixpack Bier und einer Flasche Sake in den Händen.

„Die hab ich von meinem Vater geklaut”, erklärte Miroku augenzwinkernd, als er Kagomes Blick bemerkte.

„Äh, danke?“, sagte Kagome irritiert. Dachten ihre Freunde etwa, dass sie ihre Verzweiflung in Alkohol ertränken sollte, während die beiden auf ihrem Date sein würden?

„Wir können dich doch an diesem Tag nicht alleine lassen”, erklärte sich Sango und schritt an Kagome vorbei in den Flur.

„Was ist mit eurem Date?“, fragte sie und ließ auch Miroku eintreten.

„Date? Kagome, ich bin doch kein durchgeknalltes Teeniegirl wie Eri. Ich kann mich jeden Tag mit Miroku treffen, warum sollten wir das ausgerechnet dann machen, wenn die ganze Stadt die gleiche Idee hat und man mehr durch die Straßen geschoben wird als eigenständig zu laufen?“

„Klingt logisch.“, erwiderte Kagome lächelnd und führte die beiden in das Wohnzimmer.

„Oh „Legenden der Leidenschaft“!“, freute sich Miroku und Sango verdrehte genervt die Augen.

„Ich kann nicht verstehen, wieso gerade ich einen Freund habe, der auf eklige Schnulzenfilme steht”, sagte sie an Kagome gewandt und dann zu Miroku: „Das kannst du mal schön vergessen, mein Lieber. Wir sind hier um Kagome aufzumuntern und dieser Film könnte mich nicht einmal dann aufmuntern, wenn Brad Pitts Hinterteil zu sehen wäre.“

„Sicher, dass es nicht zu sehen ist?“, fragte Miroku grinsend und hielt die Fernbedienung in die Höhe.

„Ist es zu sehen?“, fragte Sango Kagome leise, doch diese zuckte nur mit den Schultern.

Sango schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann riss sie Miroku die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den DVD-Player aus.

„Hinterteil, kein Hinterteil, das macht den Film auch nicht spannender”, beschloss Sango und ließ sich auf das Sofa fallen.

Miroku zog einen Schmollmund und setzte sich schließlich neben Sango.

„Wo sind deine Mom und Sota?“, fragte Sango dann und überreichte Kagome ein Bier, dass sie ablehnte, aber trotzdem in ihre Hand gedrückt wurde.

„Meine Mom ist arbeiten und Sota übernachtet bei einem Freund.“

„Huh”, machte Sango, „Deine Mutter muss wirklich oft arbeiten”, stellte sie fest und entriss Miroku die Bierdose, mit der er seit kurzer Zeit am Kämpfen gewesen war. Sango öffnete die Bierdose eine Sekunde später und drückte sie ihm dann wieder in die Hand.

„Meine Fingernägel würden abbrechen”, erklärte sich Miroku und Sango schenkte ihm einen ungläubigen Blick.

„Manchmal frage ich mich- Bist du ein Mann?“

Miroku öffnete gerade seinen Mund, um höchstwahrscheinlich etwas Anzügliches zu erwidern, als es erneut an der Tür klingelte.

„Habt ihr noch jemanden eingeladen?“, fragte Kagome, aber Sango erwiderte nur ein Grinsen.

Kagome schenkte Sango einen Wehe-Wenn-Blick und machte sich dann auf den Weg zur Haustür.

Als sie sie öffnete, setzte ihr Herz einen schmerzenden Augenblick aus.

„Ho-Hojo?“, fragte sie erschrocken und starrte ihn mit offen stehendem Mund eine Weile an.

„Bin ich zu früh?“, fragte er gegen und Kagome schüttelte irritiert ihren Kopf.

„Zu früh für was?“, wollte sie wissen, als hinter Hojo Eri plus Date und Ayumi plus Date auftauchten.

Als Kagome begriff was geschah atmete sie einmal tief ein, bevor sie Sangos Namen so laut schrie, dass Hojo zusammenzuckte.

Sango kam wenige Augenblicke später um die Ecke geflitzt und schenkte Kagome einen Dackelblick.

„Erklärung?“, fragte Kagome harsch.

„Eine Weihnachtsfeier”, erwiderte Sango, „Mit vielen Leuten, um Spaß zu haben.“

Kagome wollte gerade alle Argumente gegen diese Party aufzählen- und ihr wären eine Menge eingefallen- als Eri und Ayumi sie von hinten ansprangen und ihr ihre kalten Hände ins Gesicht legten.

Erschrocken schrie Kagome auf und just im selben Moment ging Hojo zusammen mit Eris und Ayumis Dates an ihr vorbei und alle drei verschwanden im Wohnzimmer.

„Das kann nicht dein ernst sein, Sango.“, flehte Kagome ihre Freundin an, doch diese zwinkerte ihr nur zu und winkte Koga an Kagome vorbei.

„Hey Süße”, flüsterte er ihr dabei ins Ohr und Kagome erschauderte.

Nun war sie sich sicher, dies würde das fürchterlichste Weihnachten aller Zeiten werden.
 

Gut eine halbe Stunde später war das Wohnzimmer voll mit Kagomes Klassenkameraden, natürlich plus deren Dates.

Sango hatte Kagome versprochen am nächsten Morgen bei den Aufräumarbeiten zu helfen und Kagome hatte sich anschließend ihrem Schicksal ergeben.

In einer Ecke spielten einige Flaschendrehen, während sich der andere Teil um den Wohnzimmertisch herum versammelt hatte, um dort ein „lustiges“ Besäufnis einzuleiten.

Kagome hatte sich neben Eri und Koga gesetzt, immer noch mit ihrem ersten Bier in der Hand.

Es klingelte ab und an noch einmal an der Tür, aber schließlich nahm der Besucheranlauf ab und es wurde gefeiert.

Nach einer Stunde gab es schon den ersten Komapatienten, der Richtung Sofa torkelte und sich auf zwei kreischende Mädchen warf, ehe er in einen tiefen Schlaf verfiel.

Kagome selbst amüsierte sich entgegen aller Erwartungen recht gut, und nachdem sie ihr erstes Bier gelehrt hatte, spürte sie auch schon die ersten Auswirkung des Alkohols- schließlich war sie noch nie eine große Trinkerin gewesen.

„Hier trink das!“, versuchte es Koga zum dritten Mal an diesem Abend und hielt ihr ein Glas unter die Nase.

„Was ist das?“, fragte Kagome.

„Barcadi.“

Kagome schüttelte schnell den Kopf.

„Och, jetzt stell dich doch nicht so an”, meckerte er.

„Ich kann nichts Hochprozentiges trinken, sonst bin ich sofort betrunken”, erwiderte sie und schob seine Hand von ihrem Gesicht weg.

„Nur einen Schluck zum Anstoßen”, meinte Koga und hielt ihr das Glas erneut vor ihr Gesicht.

„Du nervst!“, entgegnete Kagome und streckte ihm die Zunge raus.

Wenn in diesem Moment nicht plötzlich immer mehr Leute verstummt wären, wäre ihr wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, dass sich etwas verändert hatte. Doch die plötzliche Stille im Raum machte sie stutzig und deswegen beendete sie ihre Diskussion mit Koga.

Als sie ihren Blick dann Richtung Wohnzimmertür schwenkte, blickte sie in ein Paar Augen, dass ihr Herz einen Stich versetzte.

Nun war auch die letzte Person im Raum verstummt und jeder blickte in Richtung der Person, die scheinbar gerade erst aufgetaucht sein musste.

Einen Augenblick wunderte sich Kagome, weshalb sein Auftreten so eine Wirkung auf die anderen hatte, dann hörte sie Koga sprechen: „Du hast hier nichts zu suchen.“

Der Angesprochene reagierte nicht auf diese Worte und wendete seinen Blick nicht eine Sekunde von Kagome ab.

„I-Inu Yasha?”, stotterte sie irritiert darüber, dass er dort stand und dass die anderen scheinbar genauso schockiert darüber waren, wie sie.

„Was willst du hier?!“, zischte Eri und sprang auf ihre Füße.

„Hast du nicht schon genug angerichtet?!“

„Was?!“, fragte Kagome verwirrt und blickte fragend zu Sango herüber. Diese schüttelte aber, scheinbar genauso ahnungslos, nur mit dem Kopf.

„Du musst uns nicht mehr vormachen, Kagome! Wir wissen ganz genau, was passiert ist!“, meinte Eri und Kagome fiel darauf nichts anderes ein als: „Äh?“

Inu Yasha sagte nichts, stand einfach nur da und blickte Kagome mit so einem durchdringenden Blick an, dass sie eine Gänsehaut bekam.

„Wir wissen, was er dir angetan hat, warum du so traurig bist und den Job als Vizeredakteurin gekündigt hast”, erklärte Ayumi leise.

„So, was wisst ihr denn?“, fragte Inu Yasha und Kagomes Herz setzte einen Augenblick aus, als seine Stimme erklang.

„Wir wissen,“, sagte Eri betont ruhig, „dass du dich an Kagome für den Tod deiner Mutter rächen wolltest und sie deswegen in den Glauben versetzt hast, du hättest Gefühle für sie, um ihr anschließend das Herz zu brechen.“

Ayumi nickte heftig mit dem Kopf und auch die anderen schienen ihr zu zustimmen. Nur wenige schienen dieses Gerücht zum ersten Mal gehört zu haben und begannen leise zu tuscheln.

Kagome zog vorsichtig an Eris Pullover, damit sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie lenken würde und sagte dann: „Ähm Eri, ich fürchte, das ist so nicht ganz richtig.“

„Wie jetzt?!“, fragte Eri, „Willst du ihn auch noch in den Schutz nehmen, nachdem was er getan hat?!“

„Nein, ich kann ihn gar nicht in Schutz nehmen für das, was er getan hat, weil er es niemals getan hat. Ich habe mich von ihm getrennt, so und nicht anders.“, erwiderte Kagome und Eri ließ sich schnell wieder auf ihren Platz sinken.

Eine Zeit lang wurde wieder untereinander getuschelt, aber schließlich waren alle Augenpaare auf Kagome und Inu Yasha gerichtet.

„Warum bist du hier?“, fragte Kagome, während sie versuchte seinem Blick standzuhalten.

Alle schienen seine Antwort mit Spannung zu erwarten, denn niemand gab mehr einen Ton von sich, bis auf den schnarchenden Betrunkenen auf dem Sofa.

Inu Yasha erwiderte zunächst nichts und Kagome verlor mit der Zeit die Geduld. „Inu Yasha, ich habe dich gefragt-„ „Ich liebe dich.“

Jeder im Raum schien in diesem Moment die Luft anzuhalten und Koga hatte sich an seinem Barcadi verschluckt. Kagome selbst starrte ihn einige Blicke nur mit offenem Mund an, ohne einen Finger zu rühren. Dann zog sie ihre Augenbrauen in die Höhe und sah benommen zur Seite.

Es dauerte eine Weile, bis sie imstande war ihn wieder anzublicken, und als sich ihre Blicke trafen, wusste sie, dass er nichts anderes als die Wahrheit gesagt hatte. Ohne ihren Blick von seinem zu lösen, erhob sie sich von ihrem Platz und ging auf ihn zu.

„Du bist der aller dümmste Junge, der mir je unter die Augen gekommen ist.“, flüsterte sie und dann gab sie ihm eine so starke Ohrfeige, dass der Klang durch den ganzen Raum widerhallte, ehe sie ihre Arme um seinen Hals warf und ihre Lippen auf seine presste.

Inu Yasha geschockt über die Ohrfeige, aber noch mehr über den Kuss stolperte über seine eigenen Füße. Er versuchte den Sturz mit seinen Händen abzufedern, und als sie schließlich mit einem lauten ‚Rums’ auf dem Boden landeten, schienen auch die anderen aus ihrer Starre zu erwachen und neben Gelächter und ungläubigen Getuschel fingen auch welche an zu klatschen, bis der ganze Raum wieder voller Stimmengewirr und anderen Geräuschen war.

Inu Yasha hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt und sah mit einem breiten Grinsen zu Kagome hinab.

Kagome erwiderte sein Grinsen, zog ihn an seinen Haaren zu sich hinunter und sich selbst zu ihm hinauf und presste ihre Lippen ein weiteres Mal auf seine.

Ecken und Kanten

Anmerkung: Für alle, die mich noch kennen mögen und vielleicht sogar darauf gewartet haben, dass ich endlich mal wieder was veröffentliche: Ja, ich bin tatsächlich aus dem Nirvana wieder aufgetaucht! Nach 4 ganzen Jahren, schwer zu glauben, selbst für mich, ähem... Zu meiner Entschuldigung kann ich eigentlich kaum etwas hervorbringen, außer, dass mein Studium mir wohl jegliche Kreativität entzogen hat und die ganzen Essays, Hausarbeiten und anderer nerviger Kram mir die Lust aufs Schreiben gründlich verdorben hat. Jetzt wo sich mein Studium dem Ende zu neigt, hatte ich plötzlich wieder Lust an meinen FF's zu arbeiten, und da Novemberlied von all meinen FF’s immer noch mein Favorit ist, musste diese also zuerst dran glauben. Folgendermaßen wird es jetzt jedenfalls weitergehen, damit ihr nicht glaubt, dass ich nur ein Kapitel Hochlade und dann für weitere 4 Jahre verschwinde, 3 neue Kapitel habe ich schon fertiggestellt. Also bleibt gespannt und schreibt mir doch, wenn ihr Kritik, Lob oder Sonstiges aussprechen wollt. :)

Liebe Grüße

Euer Bienchen
 

Erschöpft lies Kagome sich in das Sofa sinken, warf ihren Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. Es musste mittlerweile nach sechs Uhr morgens sein und sie spürte, wie sie von Müdigkeit überwältigt wurde. Ein leiser Seufzer entkam ihren Lippen, als sie spürte, wie er sich neben sie setzte und das Sofa leicht unter seinem Gewicht nachgab. Sie musste ihre Augen nicht aufschlagen, um zu wissen, dass er sie ansah; sie konnte seinen Blick praktisch auf ihrer Haut brennen spüren. „Kagome“, flüsterte er leise; sie öffnete ihre Augen und drehte ihren Kopf leicht zur Seite, um ihn ansehen zu können. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln, das ihr Herz höher schlugen lies und sie spürte seine Hand an ihrem Hinterkopf und wie er mit seinen Fingern vorsichtig durch ihr Haar strich.

Nachdem Kagome auch die letzten Gäste endlich losgeworden war, hatte Inu Yasha angeboten zu bleiben und ihr beim Aufräumen behilflich zu sein. Sango hatte die Situation sofort begriffen und sich mit Miroku aus dem Staub gemacht, obwohl sie Kagome eigentlich versprochen hatte beim Aufräumen zu helfen. Kagome wusste genauso gut wie Inu Yasha, dass Sango sich dieser Verantwortung nur entzogen hatte, um ihnen ein wenig Zeit alleine zu gewähren. Seit dem Vorfall vor einigen Stunden hatten sie nicht viel miteinander gesprochen oder vielmehr sie hatten nicht die Gelegenheit gehabt miteinander Zeit zu verbringen. Der Grund dafür waren Kagomes Klassenkameraden gewesen, die weder Inu Yasha noch Kagome für weniger als ein paar Minuten alleine ließen und nicht aufhörten Fragen über ihre Beziehung zu stellen.

Und dann war doch noch das Gespräch mit Hojo gewesen, von dem Kagome wusste, das es längst überfällig gewesen war und das trotzdem genauso unangenehm verlief, wie sie es sich vorgestellt hatte. Hojo hatte seine Wut zwar nicht an ihr ausgelassen, aber sie hatte es gespürt und man hat es ihm angesehen. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und der Muskel über seinen Lippen zuckte, so wie immer wenn er versuchte die Kontrolle über sich zu behalten.

„Ich habe keinen Grund dir einen Vortrag zu halten“, hatte er gesagt. „Schließlich waren wir nie wirklich zusammen.“

Er sprach mit gedämpfter Stimme und Kagome dachte in diesem Moment, dass sie wahrscheinlich nicht so ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn er seinen Frust an ihr auslassen würde. Dass er versuchte sich so gut es ging zu beherrschen, war so typisch für ihn. Auch wenn er oft sauer auf sie gewesen war, da sie nicht so viel Zeit für ihn gehabt hatte, wie er es sich gewünscht hatte, er hatte sie nie angeschrien, hatte meist nicht einmal laut gesprochen. Doch sie wusste immer genau, wie er sich fühlte, seine Gefühle waren ihm wie im Gesicht geschrieben.

„Ich wünschte nur, du hättest es mir gesagt“, sagte er dann.

„Es tut mir leid“, erwiderte Kagome, und bevor er seinen Mund wieder öffnen konnte, sprach sie schnell: „Wirklich. Es tut mir wirklich leid.“ Sie atmete einmal tief ein und versuchte ihre Gedanken zu ordnen, versuchte einen Weg zu finden ihm zu erklären, warum sie ihn nicht rechtzeitig über ihre Gefühle aufgeklärt hatte.

„I-ich...“, stammerte sie, seufzte leise, als sie merkte, dass ihre Stimme bebte, und senkte den Kopf, um ihn nicht weiter ansehen zu müssen. Sie wusste, ihm die Wahrheit zu sagen, würde ihn nur noch mehr verletzten, schließlich hatte sie vor Kurzem erst herausgefunden, dass sie nie aufgehört hatte, für Inu Yasha Gefühle zu hegen.

„Ich bin egoistisch gewesen. Diese ganze Sache mit Inu Yasha- ich hätte, es dir sofort sagen sollen, aber ich wusste nicht wie und ich wusste nicht, wie du darauf reagieren würdest. Schließlich... Schließlich sind wir nie ein Paar gewesen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, wie immer wenn sie wusste, dass sie mit ihren Worten jemanden verletzte. Sie spürte die ersten Tränen aufkommen und ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte sie nur so selbstsüchtig sein? Es war nicht sie, die in dieser Situation verletzt wurde, sondern Hojo und sie hatte absolut nicht das Recht zu weinen.

Sie hörte ihn seufzen und dann legte er seine Hand auf ihren Kopf und streichelte ein, zwei, dreimal über ihr Haar, sowie man es vielleicht bei einem Hund machen würde. Sie blickte ihn erstaunt über diese Geste an und sie sah, dass der Muskel über seinen Lippen nicht mehr zuckte.

„Schon gut, Kagome”, sagte er dann und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. „Um ehrlich zu sein, ich habe schon lange die Vermutung gehabt, dass du nicht ganz bei der Sache bist, wenn es um uns geht. Deswegen wollte ich dich auch nicht in eine Beziehung mit mir zwingen.“ Er nahm seine Hand von ihrem Kopf und sprach weiter: „Ich mag dich Kagome, wirklich. Ich mag dich wahrscheinlich mehr als du mich, aber ich will dich nicht belügen, ich habe nie gedacht, dass wir füreinander bestimmt sind.“

Sie konnte nicht sagen, ob er log oder die Wahrheit sagte und das war so seltsam, da sie das normalerweise bei ihm immer gewusst hatte. Vielleicht hatte er gelogen, um ihr ein schlechtes Gewissen zu ersparen, vielleicht war es aber auch die Wahrheit- sie wusste nicht genau, welche Alternative ihr besser gefiel, aber sie hoffte doch für Hojo, dass es die Zweite war.

„Hey Kagome“, flüsterte Inu Yasha ein weiteres Mal und riss sie damit aus ihren Gedanken. „Worüber denkst du so angestrengt nach?“

„Nichts“, erwiderte sie schnell, sah ihm wieder in die Augen und schüttelte leicht ihren Kopf. Als sich ihre Blicke wieder trafen, spürte Kagome wie sich eine leichte Gänsehaut auf ihrer Haut bildete und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er sah für jemanden der die ganze Nacht durchgemacht hatte, immer noch unverschämt gut aus und die Art, wie er sie ansah, erschütterte irgendetwas tief in ihrem Inneren. Sie hatte nicht gewusst, dass man einen Menschen so ansehen konnte, so als ob er der einzige Mensch auf diesem Planeten wäre, so als ob nichts auf dieser Welt von Bedeutung wäre, außer dieser Mensch. „Nichts was in diesem Moment von Bedeutung wäre“, wiederholte sie ihre Gedanken laut und realisierte, dass sie ihn wohl genauso ansehen musste, wie er sie. Er lächelte und Kagome spürte, wie sich ihre Mundwinkel auch langsam in die Höhe zogen. Dieser Moment, wie so viele Momente mit Inu Yasha, wirkte surreal, so als ob sie sich in einem Traum befinden würde. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht geschlafen hatte oder daran, dass es langsam hell draußen wurde und das Wohnzimmer in einem seltsamen blauen Licht getaucht war, doch alles außer Inu Yasha verschwamm, war wie in einem Traum ohne Ecken und Kanten, war nicht wirklich da.

„Inu Yasha“, flüsterte sie, doch bevor sie etwas anderes sagen konnte, hatte er schon seine Lippen auf die Ihrigen gelegt. Es war ein sanfter, vorsichtiger Kuss, fast so wie der erste Kuss, den sie an jenem regnerischen Abend geteilt hatten, aber doch anders. Es war kein fragender Kuss, sondern vielmehr ein Kuss, der bestätigte, was er vor wenigen Stunden gesagt hatte. Er liebte sie. Ihr Herz machte einige Purzelbäume in ihrem Brustkorb bei diesem Gedanken und sie setzte sich langsam wieder aufrecht hin, lehnte sich immer weiter in den Kuss. Inu Yashas Hände umfassten ihr Gesicht, doch der Kuss blieb vorerst so sanft. Er legte seine Lippen wieder und wieder auf ihre und sie hätte nicht gedacht, dass ein Kuss, der so vorsichtig war, sie so außer Atem bringen könnte. Es fühlte sich fast so an, als ob Inu Yasha ihr damit sagen wollte, dass er wusste, wie zerbrechlich sie war und dass er nie etwas tun würde, um sie zu verletzen. Doch so gut es sich auch anfühlte auf die Art von ihm geküsst zu werden, sie wollte mehr. Sie wollte nicht zerbrechlich wirken, sie wollte nicht, dass er dachte, sie wäre aus Porzellan gemacht und sie wollte mehr von ihm spüren.

Sie legte ihre Hände an seine Handgelenke und nahm seine Hände von ihrem Gesicht, damit er sie nicht mehr daran hindern, konnte näher zu kommen. Er wehrte sich nicht dagegen und legte seine Hände stattdessen an ihre Hüfte, immer noch bedacht und vorsichtig wie seine Berührungen zuvor. Kagome dagegen schlang ihre Arme um seinen Nacken, versuchte ihn näher zu sich zu ziehen und öffnete ihre Lippen, um den Kuss zu intensivieren. Sie hatte aber überhaupt nicht mit dem gerechnet, was er daraufhin tun würde. In einer einzigen Sekunde passierten so viele Dinge gleichzeitig, dass sie zuerst nicht recht wusste, wie ihr geschah. Er öffnete seine Lippen und küsste sie, so wie sie es von ihm gewöhnt war, ungezähmt und voller Leidenschaft, eine seiner Hände vergrub sich in ihren Haaren, die andere lag nun an ihrem Rücken, presste ihren Körper so fest an seinen, dass sie kaum noch atmen konnte. Es war, als ob ein Damm gebrochen war und plötzlich war er keineswegs mehr behutsam, sondern beinahe ungeduldig noch mehr, immer mehr, von ihr zu spüren.

Sie keuchte in seinen Mund und erwiderte seinen Kuss mit derselben Intensität und gab sich ihm vollkommen hin. Sie spürte, wie seine Hände ihre Hüften wieder ergriffen, diesmal mit einem viel stärkeren Griff als zuvor und er ihren Körper leicht anhob, sodass sie ihre Beine um seinen Körper schlingen konnte und auf seinem Schoß saß. Die Gedanken in ihrem Kopf fingen an wie wild umherzuwirbeln, als die Hand auf ihrem Rücken tiefer wanderte und sie an ihrem Steißbein näher an seinen Körper presste- so nah, dass sie spüren konnte, dass ihre Berührungen Spuren an ihm hinterlassen hatten. Geschockt über seine Erregung, die eindeutig an ihrem Oberschenkel zu spüren war, löste sie den Kuss und sah ihm atemlos in die Augen. Er sagte nichts, aber sie konnte seine stumme Frage an seinem Gesichtsausdruck sehen, wusste, dass er wissen wollte, wie weit er gehen durfte; ob er überhaupt weiter gehen durfte.

Sie war lange Zeit mit sich am hadern- für sie Minuten, die sich für ihn wahrscheinlich so sehr in die Länge zogen, dass sie sich wie Stunden anfühlen mussten. Umso dankbarer war sie, dass er geduldig blieb und ihr die Möglichkeit gab, die Entscheidung ganz für sich alleine zu treffen. Sie wusste, dass sie mehr von seinen Berührungen spüren wollte, aber sie kannte sich und deswegen wusste sie auch, dass ihre leidenschaftliche Natur sie oftmals dazu trieb unüberlegt zu handeln. Kagome wollte nicht, dass sie die Grenze, die sie so lange aufrechterhalten hatten in dieser Nacht, in der noch so viele Fragen offen waren, ganz überschreiten würden und sie versuchte einen Weg zu finden ihm genau das zu erklären, ohne dabei über ihre eigenen Worte zu stolpern.

„Ich denke...“, sagte sie schließlich, ihre Stimme nur ein leises Flüstern und doch trotzdem deutlich hörbar in dem andernfalls fast totenstillem Raum, „Ich denke, wir sollten es langsam angehen lassen.“ Er nickte und wenn er enttäuscht war, ließ er sich das nicht anmerken. Seine Hand löste den festen Griff in ihren Haaren, und als er beide Hände komplett von ihrem Körper nahm und sie neben seinem Körper auf dem Sofa ablegte, fügte sie noch schnell hinzu: „Es langsam angehen lassen, heißt aber nicht, dass wir unsere Beziehung nicht...“ Sie schluckte schwer, unsicher, wie sie formulieren sollte, was genau sie dachte. „Das muss nicht bedeuten, dass wir nicht...“ Sie stockte wieder und ärgerte sich darüber, dass sie keinen Weg finden konnte, diesen Satz zu Ende zu bringen.

„Sag mir, wenn ich zu weit gehe”, sagte Inu Yasha schließlich verständnisvoll und sie presste ihre Lippen dankbar auf seine zu einem flüchtigen Kuss. Dankbar dafür, dass er sie auch ohne Worte verstehen konnte, dankbar für seine Einfühlsamkeit, sein großes Herz, seine Geduld, seine Liebe. Für ein paar Augenblicke nach ihrem Kuss sahen sie sich nur an, seine Augen schimmerten leicht in dem gedämpften bläulichen Licht im Raum, das nun einen leichten Lilastich angenommen hatte. Dann waren seine Hände plötzlich wieder auf ihrem Körper, die eine hatte ihren rechten Unterarm ergriffen und fuhr sanft über den Stoff ihrer Bluse und die andere legte sich an ihren Nacken und drückte sie wieder in seine Richtung bis ihre Lippen sich ein weiteres Mal trafen. Diesmal brauchte es nur wenige Augenblicke bis seine Lippen sich heftig und hemmungslos gegen ihre bewegten und Kagome spürte, wie sich eine leichte Gänsehaut auf ihrer Haut bildete, dort wo seine Hand immer noch lethargisch über ihren Unterarm wanderte.

Aus Atemnot löste sie den Kuss nach einer Weile und seine Lippen wanderten zu ihrer Wange, zu ihrem Kinn und schließlich zu ihrem Hals, dem er wieder einmal besondere Aufmerksamkeit schenkte. Seufzend legte sie ihren Kopf in den Nacken, umrundete seinen Hinterkopf mit ihren Armen und presste sein Gesicht tiefer an ihre Halsbeuge. Seine Hände hatten sich inzwischen wieder ihrem Rücken zugewandt, die eine Hand lag zwischen ihren Schulterblättern und stützte sie, als sie sich in seiner Umarmung zurücklehnte, die andere wanderte langsam wieder an ihre Hüfte, wo sie kurzzeitig mit Stoff ihrer Bluse spielte, sich schließlich unter sie schob und auf Kagomes überhitzte Haut traf.

„Inu Yasha”, seufzte sie, als seine Zähne leicht über ihr Schlüsselbein streiften. Ihre rechte Hand bewegte sich über seinem Kopf, bis sie eines seiner Hundeohren gefunden hatte und mit ihren Fingerspitzen leicht über dieses streichelte. Seine Reaktion darauf war ein tiefes Knurren, das Kagome so sehr überraschte, dass sie ihre Hand schnell von seinem Ohr entfernte. Doch dann spürte, wie sich seine Finger in ihre Seite gedrückt hatten und seine Lippen auf ihrer Haut zur Ruhe gekommen waren, und hatte eine Eingebung, dass das Brummen wohl eher ein Zeichen von Gefallen gewesen war als von Missfallen. Um ihre Vermutung zu überprüfen, legte sie ein weiteres Mal vorsichtig ihre Finger an sein Ohr, und als er seinen Kopf leicht drehte und das Ohr in ihre Handfläche drückte, brummte er ein weiteres Mal tief. Sie konnte es sich nicht verkneifen leise zu lachen, aber auch wenn Inu Yasha unter normalen Umständen wahrscheinlich nicht begeistert davon gewesen wäre, dass sie ihn auslachte, schien er so gelähmt von dem Gefühl ihrer Finger an seinem Ohr, dass er kein Wort herausbrachte. Sie massierte sein Ohr mit ihren Fingern für eine Weile, dann ließ sie ihre Hand durch sein Haar gleiten und als sie sein Gesicht erreicht hatten, versuchte sie ihm durch eine leichte Bewegung zu verstehen zu geben, dass sie wollte, dass er sie wieder ansah. Langsam löste er seine Lippen von ihrem Schlüsselbein und hob seinen Kopf an, bis sich ihre Blicke treffen konnten. Sie strich mit ihren Fingerkuppen die Konturen seines Gesichtes nach, als ob sie sich diese für immer einprägen wollte.

„Deine Augen, was ist das bloß für eine Farbe?“, fragte sie und er schloss seine Augen einmal fest, fast so als ob er sich zwingen, musste aus seiner Trance zu erwachen, die ihre Finger an seinen Ohren über ihn ausgelöst hatte.

„Bernstein nehme ich an“, sagte dann.

„Bernstein, huh?“, erwiderte sie gedankenverloren.

„Weißt du noch, als du mich damals gefunden hast?“, fragte sie und Inu Yasha war überrascht, dass sie das Thema nach so kurzer Zeit ansprechen würde. Er nickte vorsichtig, bedacht darauf diesmal unter keinen Umständen etwas Falsches zu sagen.

„Ich kann mich nicht an viel erinnern von diesem Tag, aber wenn es eine Sache gibt, die sich mir eingebrannt hat, dann sind es deine Augen. Die Art, wie du mich damals angesehen hast, so voller Mitleid... vielleicht auch ein wenig Abneigung? Oder Abscheu?“

Er wollte ihr sagen, dass das nicht stimmte, dass er nie so über sie gedacht hatte, aber dann hätte er gelogen und er wusste, dass nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten, es nicht sinnvoll gewesen wäre sie darüber zubelügen.

„Kagome...“, flüsterte er stattdessen und versuchte mit diesem einen Wort zum Ausdruck zu bringen, dass das alles in der Vergangenheit lag, dass es keinen Grund gab, in diesem Augenblick darüber nachzudenken. Dass er jetzt- zu diesem Zeitpunkt- keine anderen Gefühle für sie hegte als Respekt und Liebe.

„Damals... Gott, dein Gesichtsausdruck, als du realisiert hast, was für ein Mensch ich wirklich bin- dass mein Vater mich fast genauso wenig leiden kann, wie Dämonen... dieser Ausdruck in deinen Augen, er war verdammt ernüchternd.“ Sie seufzte und strich geistesabwesend ihre Finger über seine Lippen.

„Wusstest du, dass ich damals schon in dich verliebt gewesen bin?“ Sie lachte leise, aber es war ein heiseres, wehmütiges Lachen. „Du wusstest das, nicht wahr? Du hast bestimmt gesehen, wie ich dich schmachtend angesehen habe, hast gewusst, warum ich mich freiwillig gemeldet habe für alle Arbeitsgruppen, an denen du auch teilgenommen hast. Du hast gehört, wie sich mein Herzschlag erhöht hat, wenn du mir nahe warst und meine Nervosität bestimmt gerochen...“ Sie verstummte allmählich, senkte ihren Blick und er konnte spüren, wie ihre Fingernägel sich in die Haut seiner Wange drückten.

„Kagome”, sagte er ein weiteres Mal, diesmal bestimmter, um sie aus ihren eigenen Gedanken zu befreien.

„Du musst mich wahrscheinlich gehasst haben...“, sprach sie trotzdem weiter, „Nach allem, was mein Vater dir und deiner Familie angetan hatte, war ich in dich verliebt, ohne zu ahnen, wie sehr du mich verachtet haben musst.“ Sie lies ihre Hände auf seine Schultern sinken und spürte die bekannte Angst aufkriechen, als sie die Büchse der Pandora langsam öffnete und sich mit ihrem schlimmsten Trauma befasste. Sie lies ihre Hände auf seine Schultern sinken und spürte die bekannte Angst aufkriechen, als sie die Büchse der Pandora langsam öffnete und sich mit ihrem schlimmsten Trauma befasste.

„Doch dann an dem Abend, als du mich dort gefunden hast, als du mich mit diesem grauenhaften Blick angesehen hast, bevor ich komplett zusammengebrochen bin, da habe ich zum ersten Mal verstanden, wie du wirklich über mich gedacht hast.“

„Kagome, sieh mich an.“

Sie hörte nicht auf ihn und senkte ihren Kopf noch weiter als sie beißende Tränen hinter ihren Augen spürte.

„Ich verstehe nur nicht, wie du diese Abneigung, diesen Hass gegen mich einfach so aufgeben konntest. Wie du dich in mich verlieben konntest, obwohl du gesehen hast- mit eigenen Augen gesehen hast- was für ein Mensch ich bin. Obwohl du so lange Zeit nichts anderes als abstoßende Gefühle für mich empfunden hast, meinem Vater die Schuld für den Tod deiner Mutter gibst und vor allen Dingen gesehen hast... was für ein Mensch ich hinter meiner Fassade wirklich bin.“

„Kagome, sieh. mich. an”, sagte er mit so fester, fordernder Stimme, dass Kagome beinahe befürchtete, dass er wütend auf sie war, dass sie das Thema angesprochen hatte. Langsam hob sie ihren Blick wieder an, und als ihre Augen die seine trafen, verstand sie, dass das größte Hindernis in ihrer Beziehung nicht ihr Vater war, sondern ihr fehlendes Vertrauen in Inu Yasha. Sein Blick sah keineswegs, wie sie befürchtet, hatte verärgert aus, sondern war so warm, so voller Liebe und Empathie, dass sich Kagomes Herz schmerzhaft in ihrer Brust zusammenzog.

„Dummkopf”, sagte er dann sanft und seine Hände auf ihrem Rücken lösten sich aus ihrer Starre und fuhren sanft über ihre Bluse. „Der einzige Grund warum ich damals meine negativen Gefühle für dich aufgeben konnte war, dass ich dein wahres Ich zu Gesicht bekommen habe.“

Er lehnte sich leicht nach vorne und seine Lippen küssten ihre so sanft, dass sie in seinen Armen erschauderte.

„Du bist ein wundervoller Mensch, Kagome. Du hast genauso wie ich grauenvolle Dinge gesehen und erlebt und doch bist du dir immer treu geblieben, hast deine Ideale niemals verraten, hast mich geliebt, trotzdem ich nichts als Groll für dich empfunden habe.“

Vorsichtig ergriff er ihre Hände auf seinen Schultern und presste ihre Handinnenflächen wieder gegen sein Gesicht.

„Du hast mich aus meinem Hass, meinen selbstzerstörerischen Verhalten befreit, indem du mich geliebt hast, obwohl ich dich niemals gut genug behandelt habe. Du hast meine Mauer durchbrochen, ohne es auch nur zu ahnen und das alles nur, weil ich herausgefunden habe, was für ein Mensch du wirklich bist.“ Er presste seine Lippen wieder auf ihre zu einem kurzen Kuss. „Deswegen...“, sagte er und bedeckte ihr ganzes Gesicht mit kleinen Küssen, während er weiter sprach: „Zweifel... nicht... mehr... an... dir.“ Sie spürte, wie sich unter seinen Worten der Knoten in ihrer Brust löste und als er ihre Lippen ein weiteres Mal mit seinen bedeckte, nachdem er gesagt hatte: „Zweifel nicht an meinen Gefühlen für dich”, entspannte sie sich wieder und erwiderte seinen Kuss mit derselben Leidenschaft und Frustration, die er in seinen Kuss legte.

Dieses Mal ging alles ein wenig schneller als zuvor, der Kuss war schon nach wenigen Momenten hart und beinahe schmerzhaft frenetisch und die Hand, die er, während sie gesprochen hatte, von ihrer Hüfte genommen hatte, schob sich wieder unter ihre Bluse und zog ungeduldige Kreise über die Hautfläche, die er dadurch erreichen konnte. Die andere Hand an ihrem Rücken wanderte ein weiteres Mal zu ihrem Steißbein und drückte sie fester an sich, und obwohl sie seine Erregung nun wieder deutlich spüren konnte, schreckte sie diesmal nicht zurück. Im Gegenteil sie ließ sich vollkommen von ihren Emotionen überwältigen, in der ruhigen Gewissheit, dass sie ihm vertrauen konnte; dass er innehalten würde, sobald sie ihm das Signal dazugeben würde, und presste ihren Körper noch fester an seinen.

Freier Fall

Hallo meine Lieben!
 

Ich habe mich wahnsinnig gefreut, dass mir nach so langer Zeit doch noch so ein großer Teil meiner Leserschaft erhalten geblieben ist. Ich kann kaum in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet! Vielen vielen Dank für eure ENS und Kommis! Sie haben mir die Motivation gegeben sofort an meiner kleinen FF weiterzuarbeiten und das neue Kapitel so schnell wie möglich hochzuladen. Jedenfalls habe ich dieses Kapitel doch noch ein wenig überarbeitet, da ich anstatt eine Lemon zu veröffentlichen, doch lieber die Handlung weiter vorantreiben möchte. Das liegt nicht unbedingt daran, dass ich mich vor Adult Kapiteln scheue, sondern daran, dass ich diese Grundidee nun schon 4 Jahre mit mir rumschleppe, sie immer wieder leicht geändert habe und sie nun endlich niederschreiben wollte, bevor sich noch in ein Monster verwandelt ^^ Wie immer, wenn ihr Kritik oder Lob aussprechen wollt, schreibt mir doch. Eure netten Worte heitern mich immer auf, egal, in welcher Lebenssituation ich mich gerade befinde. Zu guter Letzt noch ein kleiner Tipp: Ich habe beim Schreiben dieses Kapitels das Lied: "Poets of the Fall- All the way for you" gehört und der Song und die Lyrics passen wirklich ausgezeichnet zu diesem Kapitel. Außerdem ist es ein traumhaft schönes Lied, kann man also nicht viel falsch machen, wenn man es sich mal anhört ;)
 

Alles Liebe,

Bienchen
 

Er stöhnte; laut hörbar in dem stillen Raum, als sie ihre Hüfte in einem beständigem Rhythmus gegen seine bewegte und zog seine Hand, die auf ihrer Taille lag, unter ihrer Bluse hervor und schob sie langsam unter ihren Rock, wo sie schließlich ihren rechten Oberschenkel ergriff und diesen dichter an sein Bein presste. Sie spürte Verlangen wie rotes Feuer hinter ihren Augenlidern, das ihr Blut zum Kochen brachte und ein bittersüßes Ziehen im Unterleib verursachte, als seine Hand zu der Unterseite ihres Oberschenkels fuhr und dort sanfte Kreise über ihre sensible Haut zog und die andere ihren Rücken verließ und sich gegen ihre Rippen presste, sein Daumen nun genau unterhalb ihres Brustkorbes ruhend. Diesmal löste er sich zuerst von ihren Lippen, gab ihr die Gelegenheit dringend benötigte Luft in ihre Lungen zu saugen und wanderte mit seinen Lippen wieder an ihrem Hals entlang. Sie spürte, wie sie langsam aber sicher die Kontrolle über ihr Handeln verlor und als er ihr Ohrläppchen leicht mit seinen Zähnen streifte, pressten sich ihre Hände tief in seine Schultern und ihre Hüfte bewegte sich so ruckartig gegen seine, dass Inu Yasha genauso wie sie laut aufkeuchen musste. Für einen Moment hielten sie beide inne, zu überwältigt von den vielen Gefühlen und wohl wissend, dass sie ab einem gewissen Punkt wohl eine Grenze überschreiten würden, bei der es kein zurück mehr gab, dann sah Inu Yasha sie im Licht der aufgehenden Sonne an und flüsterte hörbar atemlos: „Vorsicht Kagome, du willst doch nicht, dass ich über dich herfalle, oder?“

Sie schüttelte ihren Kopf, aber viel mehr um sich aus dem Schleier zu befreien, der sich über ihre Augen gelegt hatte, als um ihm zu antworten und er lachte heiser, bevor er seine Lippen wieder zu ihrem Hals senkte. „Langsam...“, atmete er gegen ihre Halsbeuge und nahm seine Hand von ihrem Oberschenkel, legte sie an ihre Hüfte und hielt sie davon ab, sich noch einmal so ruckweise gegen ihn zu bewegen. Kagome schloss ihre Augen fest und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch als seine Hand von ihren Rippen zu ihrer Brust fuhr und diese durch den weichen Stoff ihrer Bluse leicht drückte, war es ein anderes Gefühl, das sie plötzlich übermannte und ihr so einen Schreck einjagte, dass sie zurückschrak und ihn mit klopfenden Herzen ansah. Es war nicht so, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, was geschehen war, bevor er sie damals gefunden hatte, aber als sie seine Hand an ihrem Busen gespürt hatte, waren es nicht mehr nur Bilder, die sich in ihren Gedanken breitmachten. Sie konnte es gerade zu fühlen, den heißen ekelerregenden Atem auf ihrer Haut, das Messer an ihrem Hals und seine Hände, die angefangen hatten, sie auf widerwärtige Weise zu berühren.

Inu Yasha konnte, dank seiner Dämonensinne, den Wandel in Kagomes Körper sofort spüren. Das Verlangen war nicht mehr da, stattdessen schien sie sich zu fürchten und ihm wurde schlagartig bewusst, woran sie sich erinnert haben musste. Auch wenn es ihm einen Stich versetzte, dass seine Berührungen sie an die dieses Bastards erinnerten, wusste er nur zu gut, dass sie keinerlei Kontrolle über ihre Gefühle hatte. Er lehnte sich zurück und hielt alle Bewegungen inne, um ihr genug Zeit zu geben sich wieder zu beruhigen, doch ihr Herzschlag dröhnte auch noch einige Augenblicke später laut in seinen Ohren. Sie biss sich auf die Unterlippe und er ahnte, dass sie nach einem Weg suchte, ihm zu erklären, was in diesem Moment in ihr vor sich ging ohne über das was damals geschehen war sprechen zu müssen.

„Mach dir keinen Kopf“, sagte er schließlich und streichelte ihr sanft über das Haar. Sie sah ihn an- zweifelnd, verzweifelt.

„Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich müde. Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen, deine Mutter kommt ja bestimmt auch bald schon wieder“, sagte er dann, um ihr einen Ausweg aus der Situation zu geben, ihr einen Grund zu geben, die Situation zu beenden, ohne es aussprechen zu müssen.

„Sie kommt nicht vor heute Abend wieder“, entgegnete sie zu seiner Überraschung.

„Wenn du möchtest, kannst du hier schlafen...“, sagte sie dann verlegen und fügte noch hinzu, als er seine Augenbrauen hochzog, „wirklich nur schlafen.“

„Nah, schon okay“, erwiderte er, woraufhin sie blitzschnell reagierte und sagte: „Bitte bleib doch noch ein wenig. Ich möchte jetzt noch nicht allein sein.“

Sie sah ihn mit traurigen Augen an und alle seine Willenskraft verschwand augenblicklich.

„In Ordnung“, sagte er dann und überlegte eine Weile, wie genau er die nächste Frage stellen sollte, ohne dass sie anzüglich wirken würde.

„Ähm, sollen wir uns in dein Bett legen?“, fragte er schließlich; sie nickte daraufhin und errötete leicht. Bevor sie sich von seinem Schoß erheben konnte, stellte er sich schnell aufrecht hin und verschränkte seine Hände unter ihr. Kagome umarmte ihn leicht und schlang ihre Beine um seine Taille, bis sie ihr Zimmer erreicht hatten und er sie sanft auf dem Bett ablegte. Sie drehte sich flink auf die Seite, Richtung Wand, sodass Inu Yasha nichts anderes übrig blieb als sich hinter sie zu legen. Er legte einen Arm um ihre Taille und beobachtete sie eine Weile. Er spürte ihre Angespanntheit, ihre Wut und Trauer und fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis sie endlich über das Geschehene sprechen konnten. Vorsichtig schob er seinen anderen Arm unter ihren Kopf und sie verschränkte schließlich ihre Finger mit seiner Hand, die neben ihrem Gesicht lag. Weitere stillschweigende Minuten vergingen, dann hörte er wie sich ihr Herzschlag beruhigte und noch ein paar Minuten später war sie schließlich eingeschlafen.

Er hatte seinen Körper von ihrem entfernt gehalten, sodass nur seine Arme und Hände ihren Körper berührten, und blickte jetzt an ihr hinab. Von der sanften Wölbung ihrer Taille, bis zu ihren unbekleideten Beinen, alles an ihr hatte weiche, sehr weibliche Züge und er erinnerte sich schmerzhaft an die Zeit, in der diese Weichheit gänzlich verschwunden war, daran wie er sie während des Sportfestes getragen hatte, wie ihm dort zum ersten Mal bewusst geworden war, wie kränklich sie aussah.
 

Damals hatte er sich, wie bei jedem Sportfest, an Miroku geheftet, weil es einfach keine Disziplinen gab, die auch nur ansatzweise anspruchsvoll waren für einen Halbdämon. Aus dem Grund hatte er mehr Spaß Miroku zu triezen, dass er nicht weit genug springen konnte, nicht schnell genug laufen oder weit genug werfen. Miroku und er hatten schließlich den Marathon gelaufen, der auch durch ein kleines Waldstück hinter der Schule verlief, als sie Kagome entdeckten. Durch seinen Geruchssinn hatte er schon aus der Entfernung gewusst, dass es sich bei dem Mädchen, das zusammengebrochen auf dem Waldweg lag, um Kagome handelte. Als sie schließlich nahe genug dran waren und er den hochgebunden Pferdeschwanz sah, den Kagome immer zum Sport trug, gab es keinen Zweifel mehr, dass sie es war. Miroku hatte sie vorsichtig umgedreht und ihr leicht auf die Wange geklopft, so als ob er sie dadurch aus ihrer Ohnmacht befreien könnte. Doch Inu Yasha konnte ihren Herzschlag kaum hören und wusste, dass Mirokus Versuche erfolglos bleiben würden.

„Du solltest sie ins Krankenzimmer bringen“, hatte Miroku gesagt und er hatte ihm einen Blick gegeben, der Miroku ohne Missverständnisse sagen sollte, dass er wohl verrückt geworden war. Miroku wusste, wie sehr er Kagome verachtete und alleine, dass er ihm vorschlug, sich um Kagome zu kümmern, war eine Beleidigung für ihn gewesen.

„Warum trägst du sie nicht?!“

„Wirklich, Inu Yasha?!“, hatte Miroku erwidert und ihn mit diesem Blick angesehen, den Inu Yasha so sehr hasste. Der Blick, den Miroku immer aufsetzte, wenn er davon überzeugt war, dass Inu Yasha seine Gefühle besser unter Kontrolle haben sollte und nicht nur an seinen Hass und seine Rache denken sollte.

„Ja, wirklich.“

„Zuerst einmal bist du viel stärker als ich und das Krankenzimmer ist von hier aus bestimmt über zwei Kilometer entfernt und zum Anderen wäre das Mal eine gute Übung für dich, über deinen Schatten zu springen.“ „Pah“, hatte er entgegnet, „Mir egal, was mit der passiert, wenn du sie nicht trägst, dann soll sich halt der Nächste, der vorbei kommt drum kümmern.“

„Gott, wie kann man nur so stur sein“, hatte Miroku gemurmelt und sie dann in seinen Armen hochgehoben. Die Hälfte des Weges hatte er es geschafft Kagome zu tragen, Inu Yasha war ihm auf Abstand gefolgt, dann musste Miroku sich hinsetzen, weil das Gewicht des leblosen Körpers nach all den sportlichen Anstrengungen zu viel für ihn war. Genervt hatte er Miroku Kagome schließlich abgenommen, ihre Arme hingen dabei vollkommen reglos an ihrem Körper herunter, ihr Kopf hing über seinem Arm, und wenn er nicht ihren leisen Herzschlag gehört hätte, hätte er wohl geglaubt sie wäre schon tot.

„Bei dem Tempo bist du ja morgen noch nicht da“, hatte er entnervt über seine Schulter geworfen und war dann ohne Miroku weitergegangen. Er hatte versucht nicht an Kagome hinunterzusehen und war froh, dass er auf dem Weg zum Schulgebäude Sango nicht begegnete, die wahrscheinlich hysterisch geworden wäre, wenn sie Kagome in so einem Zustand gesehen hätte. Als er schließlich durch die Korridore der Schule ging, konnte er den Gedanken, der sich die ganze Zeit versucht hatte einzuschleichen, nicht mehr unterdrücken: Kagome war trotz ihrer Ohnmacht viel zu leicht für ein Mädchen ihres Alters. Er gab der Versuchung nach und sah sich das Mädchen in seinen Armen an. Es war ihm nicht aufgefallen, weil er versucht hatte, sie völlig zu ignorieren, wann immer sie in seiner Nähe war, aber ihr Körper war viel abgemagerter, als er es in Erinnerung hatte. Er sah zu ihrem Gesicht, das er dadurch, dass ihr Kopf so nach hinten geknickt war, nur schemenhaft erkennen konnte, aber auch so fiel ihm ihre ungesunde, arschgraue Gesichtsfarbe auf. Er versuchte sich nicht weiter davon beeindrucken zu lassen, dass sie scheinbar körperlich in den letzten Monaten abgebaut hatte und als er schließlich das Krankenzimmer erreicht hatte, zögerte er nicht lange, um wieder von ihr wegzukommen. Die Schulärztin hatte gesagt, dass sie wahrscheinlich unterzuckert war, das konnte er zwar nicht so recht glauben, aber er wollte eigentlich überhaupt nicht weiter darüber nachdenken. Wenn sie wirklich krank war, dann wäre das wohl eine gute Lehre für ihren Vater; dann würde er wohl endlich verstehen, wie es wäre, um einen geliebten Menschen zu bangen.
 

Noch am selben Abend hatte er sich dann mit der Gang getroffen, die er nach dem Tod seiner Mutter öfters aufgesucht hatte. Sie bestand hauptsächlich aus Dämonen, alle nicht unbedingt die intelligentesten, die meisten vorbestraft, aber sie waren die beste Gesellschaft, um sich von seinen Problemen abzulenken. Auch er war nicht unschuldig geblieben; hatte an Schlägereien teilgenommen, mehr als einmal Ladendiebstahl begangen, und wenn ein paar Mädchen dabei waren und genug Alkohol floss, auch schon mit der ein oder anderen rumgemacht. Er konnte nicht behaupten, dass er stolz auf sein Verhalten gewesen war, aber er hatte bis dahin noch keinen besseren Weg gefunden seinen Schmerz zu betäuben als jenen. Der Treffpunkt seiner Gang war immer der Gleiche gewesen, ein Betonpark, mit einem Spielplatz und einigen Trainingsgeräten, irgendwo in einer der miesesten Gegenden Tokios. Ein Ort, an dem sich ein Normalsterblicher kaum trauen würde, da er bekannt für die vielen Gangs war, die dort ihr Unwesen trieben. Inu Yasha, Shunji, der Bandenanführer und vier andere, hatten auf einem Mauervorsprung gesessen, Zigaretten geraucht und ihre nächste Schlägerei geplant, bei der es hauptsächlich darum ging, ihr Revier zu verteidigen.

In den letzten Wochen hatte sich eine Gang auffällig häufig auch in den Park begeben, und obwohl sie meistens kein Problem damit hatten, ihr Territorium mit anderen Gangs zu teilen, solange diese wussten, wie die Rangordnung aussah, hatte diese bestimmte Gang Inu Yasha und seine Leute schon öfters angepöbelt. Das Seltsamste an denen war aber, dass der Anführer ein Mensch war, obwohl alle anderen Mitglieder Dämonen oder Halbdämonen waren. Dieser Anführer, Naraku, war Inu Yasha ungeheuerlich zuwider vor allen Dingen, nachdem er gehört hatte, dass er eine seltsame Obsession mit Messern hatte. Diese hatte er wohl schon öfters bei Schlägereien benutzt, das er wusste, dass die meisten es nicht zur Anzeige bringen würden, wenn sie selber schon ein ellenlanges Vorstrafenregister hatten. Inu Yasha fand, dass diesem Naraku eine Tracht Prügel wohl mal ganz gut tun würde, aber bis dahin war sich seine Gang nicht sicher gewesen, ob sie Narakus einfach so besiegen könnten und hatten sich noch zurückgehalten.

An jenem Abend jedenfalls musste er schockiert feststellen, dass Kagome plötzlich taumelnd und scheinbar nur halb bei Bewusstsein aus einer Nebenstraße gebogen kam und direkt an ihm und seiner Gang vorbei durch den Park lief. Er konnte etwas weiter entfernt hastige Schritte hören und realisierte sofort, dass Kagome von jemandem verfolgt wurde. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und fiel auf den Boden, ihr Atem ging schnell und der starke Geruch von ihrer Panik brannte in seiner Nase.

„Was macht denn das Schulmädch-“ hatte einer seiner Bandenmitglieder angefangen zu sprechen, aber unterbrach sich selbst als aus der Straße, aus der Kagome gekommen war, eine Gruppe Dämonen gelaufen kam und Kagome in nur einem Augenblick umzingelt hatten. Es waren Narakus Bandenmitglieder gewesen und auch Naraku selbst kam wenige Momente später aus der Straße gebogen, gefolgt von einer jungen Frau, die Inu Yasha noch nie zuvor gesehen hatte.

„Wir müssen ihr helfen“, sagte Shunji und sprang von seinem Platz auf als einer der Dämonen, die Kagome umzingelt hatten, sie am Arm grob auf ihre Beine riss. Das war einer der Gründe gewesen, warum Inu Yasha sich Shunjis Gang angeschlossen hatte, er war zwar ein Kleinkrimineller, aber er hätte niemals einem unschuldigen Menschen etwas angetan und hätte deswegen auch niemals nur dabei zu gesehen wie ein Schulmädchen in die Fängen von Naraku und seiner Bande fallen würde. Die Anderen folgten Shunji sofort, nur Inu Yasha blieb wie versteinert auf seinem Platz sitzen, zu erschrocken über die Tatsache, dass Kagome scheinbar Drogen intus hatte und von Naraku verfolgt wurde. Er hörte wie Shunji den Dämonen von Naraku befahl das Mädchen loszulassen und drehte sich dann zu Naraku um, der aufgeregt mit der Frau sprach, die ihm gefolgt war.

„Wir haben sie. Mach dir keine Sorgen, ich kümmer mich um den Rest“, hatte er zu der Frau gesagt, die ängstlich in Kagomes Richtung blickte.

„Aber-“, hatte die Frau eingewandt, doch Naraku hatte sie schnell unterbrochen: „Du musst von hier verschwinden, bevor dich jemand sieht. Los!“ Die Frau hatte wie in Trance genickt, schließlich ihren Blick von Kagome genommen und war in die Richtung gelaufen, aus der sie gekommen war. Dann als Naraku zu seiner Bande lief, schaffte Inu Yasha es endlich sich aufzuraffen und stand in nur einem Satz neben Shunji, der sich mit einen von Narakus Anhängern gerade ein verbales Duell lieferte.

„Was habt ihr mit dem Schulmädchen zu tun?“, hatte Naraku gefragt und sich an seinen Anhängern vorbei geschoben und vor Kagome gestellt, die immer noch am Schwanken war und so aussah als würde sie jede Sekunde zusammenbrechen.

„Was habt ihr denn mit ihr zu tun?“, erwiderte Shunji.

„Das geht dich nichts an, Shunji“, zischte Naraku ihm zu und Shunji straffte seine Schultern und warf Inu Yasha einen Blick zu, der ihm besagte, dass er sich auf die Möglichkeit eines Kampfes einstellen sollte.

„Wenn ihr morgen nicht als Todesopfer eines Bandenkrieges in der Zeitung stehen wollt, dann solltet ihr euch jetzt verziehen“, sagte Naraku dann drohend und holte mit einer flinken Handbewegung ein Springmesser aus seiner Hosentasche.

„Greifen wir sie jetzt an, könnte das Mädchen auch verletzt werden“, flüsterte Inu Yasha Shunji zu und der Dämon, der Kagome am Arm festhielt, hatte seine Worte gehört und erwiderte: „Wenn ihr eine falsche Bewegung macht, reiß ich ihr sämtliche Glieder aus dem Leib.“ Kagome hob bei diesen Worten ihren Kopf an, und als sie Inu Yasha ein paar Meter von sich entfernt erblickte, öffneten sich ihre Augen weit.

„Inu...“, wisperte sie erstaunt und Inu Yasha schüttelte schnell mit dem Kopf, um ihr zu verheißen, dass sie den Mund halten sollte. Sie verstummte, doch Naraku schien realisiert zu haben, dass Kagome Inu Yasha erkannte und drehte sich verwundert zu ihr um. In diesem Moment machte Shunji eine flüchtige Handbewegung: das Zeichen zum Angriff für Inu Yasha und die Anderen.

Shunji stürzte sich sofort auf den Dämon, der Kagome im Griff hielt, traf ihm mit der Faust im Gesicht und schaffte es, durch diesen kurzen Moment des Chaos, Kagome aus seinem Griff zu befreien, während Inu Yasha Naraku zu Boden riss und die anderen sich auf die restlichen Dämonen stürzten. Naraku zu überwältigen war einfach gewesen und deswegen blickte er sich rasch nach Kagome um, als er sah, dass Shunji immer noch beschäftigt mit dem Dämon war, der Kagome festgehalten hatte. Er sah, dass sie es scheinbar geschafft hatte, sich aus dem Getümmel des Kampfes zu befreien und ein paar Meter von ihm entfernt auf dem Boden saß und mit weit aufgerissenen Augen den Kampf vor sich beobachtete. Er wollte gerade auf sie zu gehen, als jemand ihn von hinten hart in den Nacken schlug und er sich rasch umwenden musste, um einen weiteren Angriff zu verhindern. Sein Gegner war, nach seiner Statur und Behaarung nach zu urteilen, ein Bärendämon, der Inu Yasha zwar mit seiner Stärke überlegen war, aber nicht mit Inu Yashas Gewandtheit mithalten konnte. Es war nicht sonderlich schwer für Inu Yasha gewesen ihn schließlich K.O. zu schlagen, aber als er sich wieder nach Kagome umblickte war sie verschwunden. Erst war er erleichtert, weil er vermutete, dass sie geflohen war, aber als er bemerkte, dass auch Naraku nicht mehr da war, kam Panik in ihm auf. Er verfluchte Kagome gedanklich- dafür, dass er ihr schon zum zweiten Mal an diesem Tag helfen musste- dafür, dass sie es immer wieder schaffte, sich in Schwierigkeiten zu bringen- dafür, dass es ihm nicht egal sein konnte, was mit ihr geschah- dafür, dass er sich trotz allem noch verpflichtet fühlte, ihr zu helfen. Dann wehte ihm eine frische Brise plötzlich den metallischen Geruch von Kagomes Blut entgegen und seine Dämoneninstinkte nahmen überhand.

Bevor er es sich versah, hatten ihn seine Füße zu der Gasse geführt in der Naraku Kagome gegen eine Mauer gepresst festhielt. Er hatte ein Messer an Kagomes Kehle gepresst, das er scheinbar schon benutzt hatte, denn der Ärmel von Kagomes Bluse war rot gefärbt und von ihrer Hand tropfte Blut. Naraku sprach mit gepresster Stimme zu Kagome: „Bist du jetzt wach? Gut, dann bekommst du die ganze Show wenigstens mit.“ Seine freie Hand wanderte über Kagomes Körper und Inu Yasha setzte schon zum Angriff an als Naraku ein weiteres Mal sprach: „Ich hätte so gern noch meinen Spaß mit dir gehabt, aber wegen diesem dämlichen Shunji muss ich mich jetzt wohl ein wenig beeilen.“

„Bitte...“, entkam es von ihren Lippen, und dann als Naraku seine Hand von ihrem Busen und das Messer von ihrer Kehle nahm und es in seiner Hand drehte, um damit zustechen zu können, hatte Inu Yasha sich auf ihn gestürzt und zu Boden gerissen. Diesmal schlug er so lange auf Narakus Gesicht ein, bis ihm Blut aus Mund und Nase lief, er schließlich das Bewusstsein verlor und auch dann noch konnte er sich kaum wieder beherrschen und trat ihm noch ein paar Mal in den Magen, um sicherzugehen, dass er am nächsten Tag die Schmerzen spüren würde. Atemlos und vollgepumpt mit Zorn und Adrenalin, wandte er sich von Naraku ab und blickte wieder zu Kagome, die mit gesenktem Kopf zusammengekauert auf dem Boden saß und leise schluchzte. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus um sich wieder zu beruhigen, dann ging er langsam auf sie zu und hockte sich vor sie nieder.

„Kagome...“, flüsterte er und ergriff ihre Schulter sanft. Schreckhaft blickte sie zu ihm auf, und als sie ihm ins Gesicht sah, fing sie plötzlich an zu schreien und schlug seine Hand von sich weg.

„Nicht, lass mich los! Lass mich los!“, schrie sie ihn an, obwohl er sie schon gar nicht mehr berührte, und presste sich dichter gegen die Mauer. Sie hatte ihre Augen geschlossen, schüttelte ihren Kopf hin und her und hielt sich die Ohren zu als Inu Yasha wieder ansetzte mit ihr zu sprechen. „Bitte, tu mir nichts- tu mir nichts...“, schluchzte sie und Inu Yasha war nichts anderes übrig geblieben als ihre Handgelenke zu ergreifen und sie so festzuhalten, dass seine Fingernägel sich in ihr Fleisch gruben, als sie versuchte nach ihm zu schlagen.

„Verflucht Higurashi!“, hatte er geknurrt, „Ich bin es! Inu Yasha!“ Bei dem Klang seines Namens beruhigte sie sich wieder und öffnete ihre Augen.

„Inu Yasha?“, hatte sie mit brüchiger Stimme gefragt und ihn gemustert.

„Ja, Inu Yasha”, erwiderte er und sie sahen sich für einige Augenblicke nur an, beide atemlos und durcheinander. Dann lauschte Inu Yasha, ob er hören konnte, wie es um den Kampf seiner Gang stand, aber das Einzige was er hörte waren schnelle Schritte, die sich der Gasse näherten, in der sie sich befanden. Er war sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um Narakus Anhänger handelte, packte Kagome rasch, presste sie gegen seinen Körper und sprang mit ihr über die Dächer. Sie zitterte in seinen Armen und sagte nach einer Weile so leise, dass Inu Yasha es fast nicht gehört hätte, wenn nicht für seine guten Ohren: „Ich glaube, ich muss mich übergeben.“

„Nicht ehrlich, Higurashi”, erwiderte er entnervt und lief schließlich mit ihr in den nächsten Park, der im Gegensatz zu dem, in dem sie noch vor einigen Augenblicken gewesen waren, aus Grünflächen bestand. Als er sich sicher war, dass sie nicht mehr verfolgt wurden und er spürte, wie Kagome würgte, setzte er sie unsanft auf dem Rasen ab und starrte sie fassungslos an, als sie sich hinkniete und wieder anfing zu würgen. Ihr ganzer Körper bebte, ihre Haare klebten verschwitzt in ihrem Gesicht und für einen Moment dachte Inu Yasha darüber nach ihr die Haare zu halten, dann besann er sich aber eines Besseren und beobachtete sie nur dabei, wie sie zitternd nach Luft schnappte. Am Ende würgte sie nur ein paar Mal, übergab sich aber nicht und stand nach einer Weile auf schlotternden Beinen auf, um Inu Yasha wieder auf Augenhöhe begegnen zu können.

„Hat Naraku dir irgendwelche Drogen gegeben?“, fragte Inu Yasha, aber sie antworte ihm nicht.

„Danke. Ohne dich wäre ich wohl...“, sagte sie stattdessen, und als sich kleine Tränen in ihren Augen bildeten, verlor er die Beherrschung über sich.

„Hast du vollkommen den Verstand verloren, Higurashi?“, hatte er sie angeschrien, so laut, dass sie unter seinen Worten zusammenzuckte.

„Bist du völlig verblödet, oder was? Weißt du nicht was für eine Gegend...“ Er hatte gestockt, als er sah, dass der Ärmel ihrer Bluse mittlerweile von ihrem Blut tiefrot getränkt war und sie gemustert. Ihre fahle Haut, ihr zerzaustes Haar, die glasigen Augen, das Blut, das Naraku mit seinen Fingern auf ihrem Gesicht und an ihrem Hals hinterlassen hatte und er fühlte, wie Mitleid in ihm aufkam, was ihn nur dazu brachte, sie noch mehr zu hassen. Sie schwankte und griff mit einer Hand nach seinem Shirt, um nicht zu fallen.

„Du hast doch irgendetwas intus. Ich bringe dich ins Krankenhaus.“

„Nein“, hatte sie schnell erwidert und sein Shirt losgelassen, „Bitte nicht, wenn mein Vater mich so...“ Sie hatte den Satz nicht beenden können, bevor sie wieder in Ohnmacht gefallen war und Inu Yasha fluchte laut, als er sie im Fall auffing. Für eine Weile sah er das Mädchen in seinen Armen noch einmal genau an: Die Tränenspuren, der Schweiß, das Blut, ihr knochiger Körper und er konnte nicht umhin sich zu fragen, was mit ihr passiert war, dass das aus ihr geworden war. Dann trug er noch einmal ihren leblosen Körper, diesmal zum nächstgelegenen Krankenhaus.

Er erinnerte sich an ihre Worte, als er vor dem Krankenhaus stand und überlegte, ob er sie wirklich hineintragen sollte, obwohl sie ihm gesagt hatte, dass sie nicht ins Krankenhaus wollte. Dann hatte er trotzig gedacht: Sollte ihr Vater sie doch so sehen. Er hatte sogar gewollt, dass ihr Vater sie in diesem Zustand sehen würde und er freute sich schon regelrecht darauf, wie er dabei zusehen konnte, wenn ihr Anblick Higurashi das Herz brechen würde. Das war auch der einzige Grund gewesen, warum er im Krankenhaus neben ihrem Bett wartete. Jedenfalls hatte er versucht sich das einzureden, denn wenn er ehrlich mit sich war, wusste er jetzt, dass er sich schon damals um sie gesorgt hatte, auch wenn er sich das niemals eingestanden hätte. Er hatte gewartet, während die Ärzte alle möglichen Tests an ihr durchführten, die Wunde an ihrem Arm vernähten und sie an einen Tropf legten, dann verließ er den Raum für einen Augenblick, um sich vom nächsten Getränkeautomaten eine Cola zu holen. Als er wieder zurückgekommen war, war Kagomes Vater schon da und Inu Yasha stellte sich neben die geöffnete Tür, um nicht entdeckt zu werden.

„... außerdem haben wir Rückstände von Amphetamin in ihrem Blut gefunden, was darauf schließen lässt, dass sie unter einer Abhängigkeit von legalen Aufputschmitteln leidet. Das würde auch zu ihrem äußeren Erscheinungsbild passen und zu den Symptomen, die wir so weit entdecken konnten.“

„Aufputschmittel, sie machen wohl Witze?!“, hatte Kagomes Vater empört erwidert und Inu Yasha hatte gespürt, wie sein Herz einen Schlag aussetzte, als er realisierte, warum Kagome so kränklich aussah.

„Leider nein. Ich würde Ihnen raten ihre Tochter in psychologische Behandlung zu geben. Ich kann Ihnen eine gute Psychologin empfehlen, sie ist eine Kollegin von-“

„Meine Tochter braucht keinen Seelenklempner!“, war Higurashi dem Arzt ins Wort gefallen und nach einer längeren Diskussion, über die Gründe warum an einer Psychotherapie heutzutage nichts Verwerfliches mehr war, gab der Arzt schließlich auf und verließ das Krankenzimmer. Inu Yasha lauschte eine Weile, aber als sich in Kagomes Zimmer für einige Zeit nichts regte, war er schon dabei zu gehen. Doch dann hörte er Higurashis Stimme und stockte.

„Was?! Nein, ich sage dir dieses Miststück, dieses kleine nichtsnutzige Biest- du willst wissen, was sie getan hat?! Sie ist selbst zu dämlich Drogen zu nehmen, lässt sich fast vergewaltigen, von irgendeinem Psychopathen aufschlitzen und dann auch noch von Taishos Sohn retten!“

Inu Yasha hörte, dass am anderen Ende der Leitung eine Frauenstimme sprach, Kagomes Mutter wahrscheinlich, aber er konnte nicht ausmachen, was genau sie sagte.

„Ob es ihr-? Wen interessiert das? Ja, verdammt sie lebt und atmet und alles. Weißt du was passiert, wenn das an die Öffentlichkeit kommt?! Gott, ich mache diesen dreckigen Hundebastard fertig, wenn er das an die Presse weitergibt! Wie kann diese verfluchte Gans so blöd sein?! Verdammt!“

Inu Yashas Hundeohren zuckten, als er hörte, wie etwas in Kagomes Zimmer zerbrach und erschrak, als er glaubte zu realisieren, was genau Higurashis Worte zu bedeuten hatten.

„Meine Tochter?! Darf ich dich daran erinnern, dass du gesagt hast, du würdest die Verantwortung für sie übernehmen? Wie konntest du da nicht wahrnehmen, dass sie abhängig von Aufputschmitteln ist?!“

„Ach, komm mir nicht mit dem Scheiß. Du weißt genauso gut wie ich, dass sie unserer Familie nichts als Schande bring-“ Er hatte gestockt und Inu Yasha hatte unter laut schlagendem Herzen wie angewurzelt auf seinem Fleck gestanden. Noch unfähig die Informationen in eine logische Reihenfolge zu bringen, aber schon nah dran zu verstehen, was für eine Beziehung Kagome zu ihrem Vater hatte.

„Du bist wach“, hatte Higurashi dann betont ruhig gesagt und sein Handy zugeklappt.

„Papa, es tut mir so leid“, sagte Kagome mit zitternder Stimme und Inu Yasha konnte ihre Angst bis zu sich riechen. Sie schien sich mehr vor ihrem Vater zu fürchten, als sie es vor Naraku getan hatte und allein diese Erkenntnis war für Inu Yasha wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Er hatte sich an ihr rächen wollen, ohne überhaupt geahnt zu haben, dass ihr Vater seine eigene Tochter genauso schlecht behandelte wie Dämonen.

„Spar dir deine Entschuldigungen. Wie wär’s mit einer Erklärung? Was zur Hölle hast du in dem Viertel getrieben?“

Kagome hatte eine Weile nicht geantwortet, dann sagte sie so leise, dass Inu Yasha es kaum verstehen konnte: „Harumi hat...“, doch bevor sie auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, hatte der schallende Klang einer Ohrfeige Inu Yashas Ohren erreicht und er zuckte heftig zusammen. Sein Dämonenblut war am Kochen gewesen und er war kurz davor sich auf Higurashi stürzen so, wie er es bei Naraku getan hatte.

„Bist du so dreist? Wie kannst du es wagen, deine Cousine in die Sache mit reinzuziehen?!“

„Aber Harumi...“

„Noch ein weiteres Wort und du kannst deine Sachen packen und von zu Hause ausziehen“, unterbrach Higurashi sie und verließ anschließend das Krankenzimmer. Als er Inu Yasha entdeckte, sah er nicht einmal überrascht aus. Er blieb vor ihm stehen und musterte ihn abschätzig.

„Wenn auch nur ein Wort davon nach außen dringt, werde ich dafür Sorgen, dass die ganze Nation glaubt, du hättest ihr das angetan. Verstanden?!“

Schwer atmend ballte Inu Yasha seine Hände zu Fäusten, doch anstatt Higurashi in kleine Stücke zu zerreißen, wie es sein Dämonenblut von ihm forderte, wie er es verdient hatte, nickte er und schenkte ihm einen hasserfüllten Blick. Als Higurashi dann aus seinem Blickfeld verschwunden war, drehte er sich um und blickte in Kagomes Zimmer. Sie lag auf dem Rücken ein Arm über ihre Augen gelegt, aber er musste sie nicht sehen, um zu wissen, dass sie am Weinen war. Er konnte ihre Tränen riechen und sie brannten genauso in seiner Nase, wie der Geruch von ihrem Blut, ihrer Angst, ihrer Wut, ihrer Verzweiflung. Einige Augenblicke starrte er auf ihr viel zu dünnes Handgelenk überlegte, ob er ihr noch irgendetwas sagen sollte, ob er sich bemerkbar machen sollte, doch dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Krankenhaus, sein Kopf voll mit Informationen, die ihn bis ins Mark erschütterten.
 

Nach diesem Vorfall war Kagome einige Wochen nicht in die Schule gekommen. Die offizielle Version war gewesen, dass Kagome einen Unfall hatte und in die Reha musste und nur Inu Yasha wusste, dass sie wahrscheinlich in einer Entzugsklinik oder Ähnlichem war. Durch ihre Abwesenheit hatte er genug Zeit zu begreifen, was genau mit Kagome los war, von den Erwartungshaltungen ihres Vaters, die sie dazu getrieben hatten Aufputschmittel zu nehmen, bis hin zu der Tatsache, das Miroku wohl recht hatte und Kagome wirklich kein schlechter Mensch war. Sie war nur zerbrochen an der furchtbaren Art und Weise, wie ihr Vater sie behandelte, hatte zu lange versucht, sich seine Liebe und seinen Respekt zu verdienen und war daran kaputt gegangen. Die Realisation, dass Kagome, genauso wie er, psychisch scheinbar durch ihren Vater am Limit war, traf Inu Yasha hart, vor allen Dingen dann, wenn er darüber nachdachte, dass er überlegt hatte, sich an ihr zu rächen. Was wenn er ihr wirklich das Herz gebrochen hätte? Was wenn sie daran zugrunde gegangen wäre? Er wollte sich gar nicht ausmalen, was er ihr damit angetan hätte.

Als sie schließlich wieder die Schule besuchte, konnte er seine Augen nicht von ihr nehmen, während sie anfing, ihn immer mehr zu ignorieren. Erst dachte er, dass sie sich wahrscheinlich dafür schämte, dass er sie so gesehen hatte, aber nach einer Weile glaubte er, dass sie all ihre Gefühle für ihn nach diesem Abend vollkommen verloren hatte. Vielleicht hatte sie realisiert, dass er nicht so großartig war, wie alle dachten, dass er Mitglied einer Gang war oder vielleicht wollte sie ihn einfach nicht mehr lieben, nachdem er hinter ihre Fassade geblickt hatte. Was immer es auch war, es führte dazu, dass sich ihre Rollen schließlich tauschten und er derjenige war, der jede Gelegenheit wahrnahm in ihrer Nähe sein zu können und nicht aufhören konnte über sie nachzudenken. Er meldete sich freiwillig für die gleiche Arbeitsgruppe wie sie beim Sommerfestival, meldete sich für den Debattierkurs an, las alle ihre Artikel, die sie für die Schülerzeitung schrieb, und verfolgte genau ihre Entwicklung nach dem Vorfall. Als ihr Vater schließlich beruflich ins Ausland zog, wurde Kagome körperlich wieder fitter und sie war wieder so vorlaut und lebensfroh, wie er sie in Erinnerung hatte. Manchmal, wenn sie irgendwo alleine war, konnte er es aber noch sehen; ein Schleier von Traurigkeit, der sich über ihre Augen legte.

Es dauerte nicht lange, bis er realisiert hatte, dass er dabei war, sich in Kagome zu verlieben, dass er, vielleicht schon seit er sie kannte, in sie verliebt gewesen war, aber versucht hatte, das Gefühl zu unterdrücken, weil der Hass auf ihren Vater zu stark gewesen war. Er hatte über Wege nachgedacht ihr wieder näher zu kommen, doch dann hatte sie plötzlich angefangen mit Hojo herumzuturteln und er hatte nicht gewusste nicht, ob er sich da einmischen sollte, gerade weil sie scheinbar keinerlei Gefühle mehr für ihn gehegt hatte.
 

Kagome seufzte und unterbrach seine Gedanken, als sie sich in seinen Armen drehte, sodass er ihr Gesicht sehen konnte. Er konnte kaum fassen, dass nach allem was zwischen ihnen geschehen war, sie jetzt endlich in seinen Armen lag, dass er es endlich geschafft hatte, ihr zu sagen, dass er sie liebte. Einmal tief einatmend drehte er sich auf den Rücken und zog Kagomes Körper näher zu sich, sodass ihr Kopf auf seinem Brustkorb lag und er seinen Arm um ihren Körper legen konnte. Sie rührte sich und Inu Yasha spürte, dass sie aufgewacht war.

„Hey Kagome...“, flüsterte er.

„Hmm?“, machte sie verschlafen und drückte ihren Körper fester an seinen.

„Ich liebe dich.“ Denn jetzt wo er es endlich konnte, wollte er es ihr so oft wie möglich sagen. Es gab noch viele offene Fragen, die nur Kagome beantworten konnte, aber all das war in diesem Moment nicht wichtig. Kagome stützte sich auf seinem Brustkorb ab und sah ihn an mit einem leichten Schmunzeln an, das sich langsam in ein Lächeln verwandelte, dass er nur zu gerne erwiderte.

„Hmm...“, machte sie dann und küsste sein Kinn flüchtig. Er lachte heiser, als sie sein Kinn sanft biss und sagte: „Ich habe dich markiert. Du kannst es dir also nicht mehr anders überlegen.“

„Die Markierung gehört an die Halsbeuge nicht ans Kinn“, erwiderte er grinsend uns sie streckte ihm neckend die Zunge raus.

„Du willst dich doch nur aus deiner Verantwortung ziehen“, kicherte sie, als seine Finger über ihre Rippen glitten.

„Niemals!“, entgegnete Inu Yasha lachend und drehte sich dann so mit ihr, dass sie unter ihm lag. Er ließ seine Zähne über ihre Halsbeuge streifen, biss vorsichtig zu, damit er sie nicht wirklich markieren würde, aber sodass es auf jeden Fall Spuren hinterlassen würde.

„Wenn die ganze Situation anders wäre, wir ein wenig älter wären und du es wollen würdest, würde ich es sofort tun“, sprach er gegen die Haut ihres Halses und küsste sie dort sanft.

„Wirklich?“, fragte sie erstaunt und er hob seinen Kopf, um ihr in die Augen sehen zu können.

„Ka-go-me, ich liebe dich.“, sagte er dann noch mal und Kagome biss sich grinsend auf die Unterlippe.

„Wirklich?“, fragte sie wieder und er nickte ebenfalls grinsend. Sie gluckste fröhlich und auch Inu Yasha lachte sanft und unter dem Klang ihres Lachens küsste er sie sanft auf die Lippen. Er war nicht enttäuscht, dass sie noch nicht gesagt hatte, dass sie ihn auch liebte, denn er wusste, was für eine große Last auf ihren Schultern lag. Die Last aus der Vergangenheit und die der Zukunft und beide schwer genug, dass sie Kagome erdrücken könnten. Deswegen war er nur glücklich, dass er sie zum Lachen bringen konnte, dass sie ihn wieder so ansah wie damals, dass er sie berühren konnte, sie lieben konnte. Alles was in der Vergangenheit lag, würde er schon früh genug erfahren und alles was die Zukunft bringen würde, würden sie nun gemeinsam durchstehen.

Silvester

Der Klang ihres Namens unterbrach ihren Gedankengang und sie drehte ihren Kopf zur Seite, um die Person, die sie angesprochen hatte, ansehen zu können. Es war Sango, die grinsend vor Kagomes Tisch stand und ihr ein Tetrapack Orangensaft entgegen hielt.

„Ich glaube nicht, dass ich dich schon einmal so gesehen habe“, sagte sie und setzte sich auf den Stuhl vor Kagomes Tisch, der normalerweise Ayumi gehörte.

„Wie meinst du das?“, fragte Kagome verwundert und drückte dabei den Strohhalm durch das dünne Plastik.

„Na so!“, erwiderte Sango und stupste mit ihrem Zeigefinger gegen Kagomes Wange.

„Da diese Grübchen, die sind schon den ganzen Tag zu sehen.“

Kagome errötete, als ihr klar wurde, dass man ihre Gedanken so einfach von ihrem Gesicht ablesen konnte, schaffte es aber nicht das Grinsen von ihrem Gesicht zu bekommen. Sango lachte heiser und lehnte sich ein wenig zurück.

„Inu Yasha hat mich für Silvester zu sich nach Hause eingeladen“, flüsterte Kagome ihr zu und errötete noch ein wenig mehr als Sango ihre Augenbrauen hob und ihr einen viel verheißenen Blick schenkte.

„Nicht das, was du jetzt denkst!“, sagte Kagome schnell und stellte den Saft auf ihrem Tisch ab.

„Sein Vater ist da und möchte mich kennenlernen.“

„Also habt ihr noch nicht ...?“, wisperte Sango und lehnte sich wieder ein wenig nach vorne.

Kagome schüttelte schnell den Kopf und biss sich verlegen auf die Unterlippe.

„Warum nicht?“

„Hmm...“, machte Kagome und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Das ist kompliziert“, sagte sie schließlich.

Sango hob ein weiteres Mal ihre Augenbrauen, sagte aber nichts weiter.

„Wir sollten im neuen Jahr noch mal auf ein Doppeldate gehen, findest du nicht?“, fragte sie stattdessen und Kagome nickte angetan von der Idee. Gerade als sie mit Sango angefangen hatte Ideen zu sammeln, wo sie zusammen hingehen könnten, kam Inu Yasha durch die Tür und schenkte Kagome ein Lächeln, das sie augenblicklich verstummen ließ. Er ging in schnellen Schritten auf sie zu und presste ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, als er vor ihr zum Stehen kam. Kagome spürte wie Furcht und Freude sich vermischten, nun da ihre Beziehung vollkommen öffentlich war.

„Ich habe schlechte Neuigkeiten“, sagte er und setzte sich neben Sango auf einen freien Stuhl.

„Wieso? Was ist los?“, fragte Kagome besorgt.

„Mein Vater kann morgen noch nicht zurück. Wir müssen das Treffen also verschieben.“

„Ach so...“, erwiderte Kagome erleichtert, dass die Neuigkeiten nichts mit ihrem eigenen Vater zu tun hatten.

„Ihr solltet trotzdem Silvester zusammen verbringen“, mischte sich Sango ein, und als Kagome sie verwundert ansah, zwinkerte sie ihr zu.

„Wenn du nichts dagegen hast, kannst du natürlich trotzdem kommen“, sagte Inu Yasha daraufhin schnell und Kagome schenkte Sango einen bösen Blick, als diese wieder ein breites Grinsen auf den Lippen hatte.

„Okay“, erwiderte Kagome und gab Sango einen leichten Tritt gegen das Schienbein, als diese anfing zu kichern.

„Ich kann uns was kochen, wenn du möchtest“, sagte Inu Yasha, der scheinbar von Sangos und Kagomes kleinem Kampf unter dem Tisch nichts mitbekam.

„Gibt es irgendetwas, das du nicht kannst, Taisho?“, fragte Sango lachend und stupste Kagomes Fuß an.

„Stricken?“

„Oh, das ist natürlich ein schwerwiegendes Manko“, erwiderte Sango, und als Kagome sie ein weiteres Mal gegen das Schienbein trat, fügte sie noch hinzu: „Kagome, du solltest dir noch mal überlegen, ob du mit jemandem dein erstes Mal teilen willst, der nicht stricken kann.“

„Sango!“, entkam es Kagome und ihre Gesichtsfarbe färbte sich augenblicklich tiefrot. Inu Yasha erging es auch nicht so viel besser als Kagome. Er saß wie versteinert vor den beiden Mädchen und stotterte: „Er- erst-erstes Mal?“

„Ja, klar“, entgegnete Sango grinsend. „Es ist doch dein erstes Mal, dass du das neue Jahr mit jemand anders als deiner Familie einläutest, oder nicht Kagome?“ Zur Antwort bekam Sango so einen starken Tritt gegen das Schienbein, dass sie vor Schmerzen aufschrie.

Es war nicht so, als ob Kagome nicht gewusst hätte, dass der nächste Schritt in ihrer Beziehung wohl genau darauf hinauslaufen würde. Sie musste aber immerzu daran denken, wie sie sich verspannt hatte, als er ihren Busen berührt hatte, wie sie plötzlich diese furchtbaren Erinnerungen vor sich gesehen hatte, so als wäre sie in der Zeit versetzt worden. Sango hatte recht, es gab keinen Grund es nicht zu tun. Er liebte sie, sie liebte ihn. Sie fühlte sich bereit dazu, wollte diese Erfahrung mit keinem anderen Menschen auf der Welt teilen- nur mit ihm... Inu Yasha. Sie seufzte und stellte ein Buch zurück in das Regal. Sie hatte in wenigen Minuten Feierabend und dann würde sie sich mit einer weiteren schwierigen Frage beschäftigen müssen: Was sollte sie anziehen? Sollte sie sich vielleicht sogar schon darauf gefasst machen, dass es heute Nacht geschehen könnte und sich ihre beste Unterwäsche heraussuchen?

„Kagome, du hättest schon vor sieben Minuten aus stempeln sollen“, unterbrach Minna ihre Gedankengänge. Kagome war überrascht, dass Minna ihr nicht sogar die Sekundenzahl zugerufen hatte.

„Sieben Minuten?“, rief Kagome zurück und schob den Bücherwagen aus dem Gang. Seitdem die Bücherei beschlossen hatte eine Stempeluhr anzuschaffen, war Minna immer sehr darauf bedacht, dass sich auch jeder an die vorgeschriebenen Arbeitszeiten hielt.

„Jetzt sind es acht“, erwiderte Minna humorlos und Kagome verdrehte ihre Augen.

„Es ist ja nicht so, als ob dir meine Minuten vom Gehalt abgezogen werden würden“, murmelte Kagome entnervt, aber Minna schien sie nicht gehört zu haben.

Während sie sich Mantel und Schal überzog und zur Stempeluhr ging, dachte sie noch einmal darüber nach. Vielleicht, wenn sie mit ihm über jenen Tag reden würde, vielleicht würde sie dann nicht mehr so viel Angst davor haben. Kagome wusste nun, dass gleichgültig was alles an diesem Abend zwischen ihnen geschehen würde, diese eine Sache wollte sie endlich hinter sich bringen. Sie wollte nicht länger vor ihren Erinnerungen weglaufen. Sie wollte sich ihnen stellen und durch sie wachsen. Wie hätte sie das besser können, als sich endlich jemanden anzuvertrauen? Und wem hätte sie sich besser anvertrauen können als Inu Yasha?
 

Sie atmete einmal tief ein und wieder aus, bevor sie die Haustürklingel presste. Inu Yasha öffnete die Tür nur wenige Augenblicke später und schenkte ihr ein glückliches Lächeln.

„Hi“, sagte sie beinahe verlegen. Schließlich war es das erste Mal, dass sie sein Haus betreten würde und dann auch noch wenn niemand anders anwesend sein würde. Inu Yasha hatte ihr erzählt, dass Sesshomaru Silvester auf dem Campus verbringen wollte und sie somit das ganze Haus für sich haben würden.

„Hi“, erwiderte er und trat zur Seite, damit sie eintreten konnte. Das Haus der Taishos war noch gigantischer als sie es sich vorgestellt hatte und es schüchterte sie ein wenig ein. Die Einrichtung war sehr westlich und überall standen Mitbringsel von den Geschäftsreisen von Inu Yashas Vater. Vasen, gerahmte Bilder und in einem Schrank standen Figuren mit verschiedenen traditionellen Kostümen. Es war schon fast ein wenig kitschig. Inu Yasha nahm ihr die Jacke ab und führte sie in die Küche, wo er schon angefangen hatte das Gemüse zu putzen. Die Küche war ebenfalls riesig und sah sehr amerikanisch aus mit der enormen Kücheninsel und dem gewaltigen Kühlschrank. Sie setzte sich auf einen der Hocker vor der Kücheninsel und beobachtete Inu Yasha eine Weile dabei, wie er weiter das Gemüse in kleine Stücke schnitt.

„Was gibt es denn Leckeres?“, fragte Kagome. Ihre Stimme zitterte ein wenig und sie ärgerte sich darüber, dass sie ihm ihre Nervosität so spüren ließ.

„Bolognese. Ich hab das Rezept von Kikyo.“ Er lachte. „Um ehrlich zu sein, kann ich gar nicht kochen. Ich hab Sango ein wenig angeflunkert.“

„Na da wird sie aber enttäuscht sein“, lachte Kagome.

„Ich hoffe, es wird trotzdem halbwegs schmecken.“

Kagome nickte und für eine ganze Weile blieb es still zwischen ihnen. Inu Yasha musste sich scheinbar verdammt beim Kochen konzentrieren und es war schon fast niedlich wie verbissen er versuchte sich genau an die Angaben des Rezeptes zu halten. Kagome dagegen wollte etwas sagen, aber sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte.

„Als du mich damals während des Sportfestes ins Krankenzimmer gebracht hast“, begann sie schließlich und Inu Yasha ließ beinahe den Becher in seinen Händen fallen, „da hat die Schulärztin meine Familie angerufen, damit mich jemand abholen kommt.“

Für einen kurzen Augenblick sah Inu Yasha sieh an, seine Augen geweitet, dann als Kagome verlegen zur Seite schaute, nahm er seinen Blick wieder von ihr und beschäftigte sich weiter mit den Lebensmitteln vor sich. Er schien verstanden zu haben, dass Kagome sich sicherer fühlte, darüber zu reden, wenn er nicht seine ganze Aufmerksamkeit ihr schenkte.

„Meine Eltern waren aber nicht zu Hause, deswegen hat Sota ihr die Nummer von meiner Cousine gegeben. Harumi ist dann gekommen, um mich abzuholen, aber bevor sie mich nach Hause gebracht hat, wollte sie noch einen Zwischenstopp machen. Sie sagte, sie hätte einen wichtigen Termin und ich sollte im Auto warten und dass es nur ein paar Minuten dauern würde. Wir sind dann in dieses Viertel gefahren, vor dem einen immer alle warnen.“

Sie biss sich auf die Unterlippe und zögerte einen Moment, bevor sie weiter sprach: „Ich habe es damals nicht verstanden und erst jetzt wieder darüber nachgedacht, aber ich glaube ich bin da auf etwas gestoßen, das ich niemals hätte erfahren dürfen.“

Inu Yasha sah sie jetzt wieder an und sie erwiderte seinen Blick ernst, ihre Unsicherheit nun verflogen.

„Nachdem Harumi nach über zwanzig Minuten nicht zurückgekommen ist, bin ich ausgestiegen und ihr gefolgt. Ich habe sie relativ schnell gefunden. Sie stand zusammen mit diesem Naraku vor einer Haustür. Bis sie mich entdeckt haben, konnte ich sogar Bruchstücke ihrer Unterhaltung mithören.“

„Was haben sie gesagt?“, unterbrach Inu Yasha sie aufgeregt.

Kagome schüttelte ihren Kopf. „Ich meine, du weißt, wie ich damals zustand. Vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet.“

„Was hast du gehört, Kagome?“, fragte er noch einmal, sein Gesichtsausdruck so ernst, dass es ihr beinahe Angst einjagte.

„Naraku meinte, dass ...“, sie stoppte, suchte nach den richtigen Worten, „Er hat gesagt, dass es ihm egal sei, was für Probleme mein Vater hätte, wenn das Geld nicht bald bei ihm auftauchen würde, wäre der Deal geplatzt.“

Inu Yasha starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und geöffnetem Mund an. „Dein Vater und Naraku?“

Kagome nickte. „Er sagte, dass meinem Vater ja viel daran liegen würde, dass die Sache reibungslos abläuft und dass Naraku dafür sorgen wird, dass alles nach Plan läuft... solange er dafür ausreichend bezahlt wird.“

„Hat er sonst noch etwas gesagt?“

„Er meinte, dass er seinen Teil der Abmachung erfüllt hätte und dass die Zahl seiner Anhänger immer größer werden würde.“

Inu Yasha blickte eine Weile nachdenklich auf die Pfanne, in der die Soße köchelte.

„Hast du irgendeine Idee, was das bedeuten könnte?“, fragte er dann.

„Ich weiß nicht, ob das Eine mit dem Anderen zu tun hat, aber ich habe mal im Büro meines Vaters einen Mietvertrag gefunden. Es war ein Mietvertrag für Büroräume in einem dieser schäbigen Viertel. Das Seltsame ist, dass der Mietvertrag noch bis zum nächsten Jahr läuft.“

„Vielleicht hat er ihn gekündigt, bevor er weggezogen ist?“

„Möglich, aber es ist trotzdem seltsam. Mein Vater hat nie eigene Büroräume gebraucht.“

„Du denkst, er könnte sie für Naraku gemietet haben?“

„Ich habe die Adresse überprüft. Die Firma, die die Räume benutzt, ist eine Firma, die Reinigungskräfte vermittelt. Was sollte mein Vater damit zu tun haben?“

„Eine Scheinfirma?“

Kagome zuckte mit den Schultern und Inu Yasha seufzte.

„Mein Vater ist schon lange nicht mehr nur Journalist. Er ist in die USA gezogen, weil er dort bei einer die größten Sicherheitsfirmen als Pressesprecher angestellt wurde. Innerhalb von zwei Jahren hat er es dort in den Vorstand geschafft. Ich verstehe nicht viel über seine Geschäfte, aber ich werde dieses Gefühl nicht los, dass er auf etwas Bestimmtes hinarbeitet. Vielleicht ist seine Beziehung zu Naraku das fehlende Puzzleteil, das alles erklären würde.“

„Ich werde meinen Vater danach fragen. Ich denke nicht, dass wir durch Grübeln dahinter kommen werden“, sagte er dann und Kagome stimmte ihm zu.

„Da ist noch etwas“, sagte sie dann. „Ich weiß nicht, ob du es wusstest, aber ich habe mich damals sehr gut mit deiner Mutter angefreundet.“

Inu Yasha versteifte sich bei diesen Worten. Er hatte es gewusst, aber er hatte gedacht, dass sie sich nur bei seiner Mutter eingeschleimt hatte, um ihm näher zu kommen.

„Sie hat oft über dich gesprochen“, erwiderte Inu Yasha, verschwieg ihr aber, wie er darauf reagiert hatte.

„Ich habe mich damals nicht von ihr verabschieden können“, sagte Kagome und ihre Stimme brach. „Sie hat das Aufputschmittel in meinem Rucksack gefunden und mich zur Rede gestellt. Wir haben uns gestritten und danach habe ich mich so sehr geschämt, dass ich sie nicht mehr besucht habe.“

Kagome schluckte schwer und Inu Yasha ergriff ihre Hand sanft, die sie auf der Arbeitsplatte abgelegt hatte.

„Ich wollte ihr Grab besuchen, aber nach dem Vorfall mit Naraku, da habe ich... ich habe irgendwie alles verdrängt, was damit zu tun hatte. Auch deine Mutter.“

Sie sah ihn mit traurigen Augen an, fast so als würde sie ihn um Vergebung bitten.

„Nachdem ich von Koga erfahren habe, dass du meinen Vater für ihren Tod verantwortlich machst, habe ich mich nicht mehr getraut dich zu fragen, aber... wenn du damit einverstanden bist... könnte ich sie dann einmal mit dir besuchen?“

Er konnte spüren, dass Kagome jedes Wort ernst meinte. Seine Brust füllte sich mit dem Gefühl der Dankbarkeit. Er trat um die Kücheninsel herum und umarmte Kagome sanft. Sie erwiderte seine Umarmung vorsichtig und seufzte leise.

„Wann immer du willst“, erwiderte er schließlich und strich ihr vorsichtig durch ihr Haar. Er konnte kaum in Worte fassen, was Kagomes Worte alles in ihm für Gefühle auslösten.

„Naraku und Harumi haben dich entdeckt? Darum bist du vor ihnen weggelaufen?“

Kagome nickte an seiner Schulter und Inu Yasha drückte sie noch ein wenig fester an sich.

„Wenn du nicht da gewesen wärst, wenn du und deine Freunde mir nicht geholfen hätten- ich weiß nicht, was...“

„Ich bin aber da gewesen, Kagome“, unterbrach er sie sanft und Kagome nickte wieder.

„Ja, du bist da gewesen“, flüsterte sie.

Er löste sich langsam von ihr und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.

„Ich denke, ich sollte die Nudeln jetzt kochen“, sagte er dann und Kagome ließ ihn ein wenig widerspenstig schließlich los.

„Hast du noch irgendwelche anderen Pläne für heute Abend?“, fragte sie nach einer Weile, weil sie die Stimmung aufheitern wollte, aber als Inu Yasha sie plötzlich verschmitzt ansah und sie fühlte, wie ihr nerviges Blut wieder richtig Kopf stieg, bereute sie diese Frage.

„Was immer du willst“, sagte er und zwinkerte ihr zu, als er bemerkte, dass sie errötete.

„Ich will mein erstes Mal mit dir haben“, sagte sie dann und überraschte sich selbst mit ihrer Direktheit. Inu Yasha, der in diesem Moment gerade die Soße abgeschmeckt hatte, verschluckte sich so doll daran, dass Kagome ihm ein Glas Wasser bringen musste. Für einige Momente stand sie nur vor ihm und wartete darauf, dass er sich wieder ein wenig beruhigte.

„Was ich damit meine, ist, dass ich es auf jeden Fall mit dir haben will. Nicht, dass ich es heute tun will“, sagte sie dann, aber er blickte sie immer noch ein wenig verschreckt an.

„Gott Kagome...“, stöhnte er dann und zog sie in seine Arme. „Du willst mich wohl um den Verstand bringen. Weißt du nicht was mit Männern passiert, wenn sie so etwas hören?“

„Ähm, sie kriegen einen Hustenanfall?“, fragte sie gegen. Er lachte heiser, aber seine Stimme klang irgendwie angespannt.

„Das und das“, erwiderte und bevor Kagome hinterfragen konnte, was er damit meinte, hatte er ihren Kopf mit beiden Händen ergriffen und sie in einen verzweifelten Kuss verwickelt. Der Kuss erinnerte sie daran, wie er sie vor einigen Tagen berührt hatte, als sie auf seinem Schoss gesessen hatte und sie spürte ein leichtes Ziehen in ihrem Unterleib. Er drückte ihren Körper so fest an seinen, dass sie kaum noch Luft bekam und sie musste schließlich den Kuss unterbrechen, um wieder atmen zu können.

„Das passiert dann also?“, fragte sie grinsend während Inu Yasha mit seinen Lippen ihren Hals mit Küssen bedeckte. Inu Yasha antwortete ihr mit einem leisen Keuchen, als ihre Hände seine Ohren fanden und sie vorsichtig streichelten.

„Und wenn ich sagen würde, dass ich es doch so gemeint habe? Dass ich heute mit dir schlafen will. Wenn ich das sagen würde, was würde dann passieren?“, fragte sie, nur weil sie es genoss, Inu Yasha so aus der Fassung bringen zu können. Inu Yasha antwortete ihr nicht, sondern presste sie mit einer Hand noch fester gegen sich, während er mit der anderen den Herd ausdrehte. In einem so schnellen Manöver, das Kagome kaum mitbekam, was mit ihr geschah, hatte er sie schließlich in seine Arme gehoben und sie auf die Arbeitsplatte hinter sich gesetzt. Die Erkenntnis wie stark und gewandt Inu Yasha war ließ sie in seinen Armen erschaudern. Er löste sich jetzt von ihr und sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, den sie nicht deuten konnte.

„Du solltest so etwas nur sagen, wenn du es nicht bereuen wirst“, sagte er und der Klang seiner Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Das werde ich nicht“, erwiderte sie mit fester Stimme und legte ihre Lippen zu einem vorsichtigen Kuss auf seine. Er ließ sie den Kuss dominieren, während seine Hände über ihren Körper glitten. Plötzlich hatte er den Reißverschluss ihres Kleides gefunden und zog ihn langsam herunter. Kagome löste den Kuss und sah ihn erstaunt an, als er die Träger ihres Kleides zur Seite schob und das Kleid bis zu ihrer Taille fiel. Sie hatte nicht erwartet, dass alles so schnell gehen würde, und spürte, wie sich ihr Herz in ihrer Brust verkrampfte als er seine Hand von ihrem Hals über ihr Schlüsselbein zu ihrem Busen gleiten lies.

Dann verstand sie. Er testete sie. Er wollte wissen, ob sie es wirklich ernst meinte, ob sie wirklich ihr Trauma überwunden hatte. Das letzte Mal, als er ihren Busen berührt hatte, hatte sie sich plötzlich gefürchtet, wenn sie es jetzt wieder mit der Angst zu tun bekommen würde, würde er sicherlich sofort aufhören sie zu berühren. Aber sie wollte nicht, dass er aufhörte, wollte sich nicht von ihrer Angst diktieren lassen, was als Nächstes geschah. Deswegen sah sie ihn direkt an, als seine Hand sich auf ihre Brust legte und sie vorsichtig umschloss. Sie sah seine Augen, seinen Mund, seine Wangenknochen, und auch wenn sie spürte, dass die Erinnerungen nur darauf warteten, an die Oberfläche zu dringen, wehrte sie sich dagegen. Sie wollte die Situation so sehen, wie sie war. Die Person, die sie berührte, war Inu Yasha niemand anders. Inu Yasha, den sie mehr liebte als irgendeinen anderen Menschen auf diesem Planeten. Inu Yasha, der ihr niemals absichtlich wehtun würde. Sie blickte an sich herab auf seine Hand, die auf ihrer Brust lag. Sie sah, wie er seine Hand vorsichtig über ihre Brust bewegte und alle ihre Nervenenden fingen an zu kribbeln. Das war unverkennlich Inu Yashas Hand, die sie dort liebkoste. Sie blickte wieder zu ihm herauf und konnte sehen, dass sich sein Kiefer ein wenig entspannt hatte. Er musste spüren, dass sie sich nicht vor ihm fürchtete und sie wollte ihm ein leichtes Lächeln schenken, als sein Daumen plötzlich über ihre Brustspitze fuhr und sie von den Gefühlen überwältigt aufkeuchte. Als sich ihr Mund öffnete, lagen seine Lippen wieder auf ihren und seine Zunge forderte sie zu einem bedächtigen Kuss auf. Seine Bewegungen waren viel vorsichtiger und langsamer als normalerweise, etwas das Kagomes wild schlagendes Herz ein wenig beruhigte.

„Kagome“, murmelte er gegen ihre Lippen. Sie konnte spüren, wie sich ihr Verlangen steigerte, aber durch seine ruhigen Bewegungen war es ein anderes Verlangen als das, was sie normalerweise mit ihm spürte. Es war nicht dieses glühende, beinahe unerträgliche Verlangen, sondern es fühlte sich an wie ein tiefes Summen in ihrer Brust. Sie wollte ihn, aber nicht aus Gier oder Leidenschaft. Sie wollte ihn, weil sie ihm vertraute, weil sie ihm beweisen wollte, wie sehr sie ihm vertraute. Weil sie wissen wollte, wie sehr er ihr vertraute.

Sie lehnte sich zurück und löste den Kuss. Er sah sie atemlos an. „Ich werde es nicht bereuen“, flüsterte sie und Inu Yasha zog sie wieder in seine Arme und umarmte sie sanft, seine Nase in ihren Haaren vergraben. Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und presste seinen Kopf noch dichter zu sich. „Ich werde es nicht bereuen“, wiederholte sie und fügte dann leise hinzu: „Ich liebe dich.“

Inu Yasha lehnte sich augenblicklich zurück und sah sie mit weit geöffneten Augen an.

„Ich liebe dich“, sagte sie noch einmal, weil es sich richtig anfühlte.

„Kagome...“, seufzte er und umarmte sie ein weiteres Mal. Es war so seltsam. Normalerweise war Inu Yasha immer so voller Passion und hatte sich kaum unter Kontrolle, wenn er sie berührte. Heute jedoch ging er so sorgsam mit ihr um, alle seine Bewegungen und Berührungen waren so langsam, so behutsam. Es war, als ob alles zwischen ihnen in Zeitlupe geschah, auch dann noch, als er seine Arme unter ihre Beine schob und sie vorsichtig hochhob. Er trug sie beinahe unerträglich langsam zu seinem Zimmer. Sie schwiegen, bis sie sein Zimmer erreicht hatten. Eine merkwürdige Melancholie hatte sich zwischen ihnen breitgemacht, fast so als ob sie fürchteten, dass dies das erste und einzige Mal sein würde, dass sie so zusammen sein konnten.

Markiert

In seinem Zimmer angekommen setzte sie Inu Yasha wieder vorsichtig auf ihre Füße. Er trat ein paar Schritte von ihr zurück und sie nutzte die Zeit sich in seinem Zimmer umzugucken. Viel konnte sie nicht ausmachen, weil er das Licht in seinem Zimmer nicht angemacht hatte. Sie erkannte sein Bett, die vielen Bücherregale, die sie ein wenig neidisch machten und seinen Schreibtisch, der erstaunlich geordnet aussah. Dann öffnete er die Vorhänge vor seinem Fenster und das Zimmer wurde von dem kühlen Mondlicht beleuchtet. Sie konnte nun erkennen, dass er keinerlei Poster oder Bilder an den Wänden hatte und dass sein Zimmer sehr spartanisch eingerichtet war. Als Inu Yasha sich wieder zu ihr umdrehte, setzte sie sich langsam auf sein Bett und zog sich die Strumpfhose von den Beinen. Sie beobachte, wie Inu Yashas Blick sich auf ihre Beine richtete, und schluckte schwer. Dann kam er ihr wieder näher und hielt ihr seine Hände entgegen. Sie ließ sich von ihm auf die Füße ziehen und er legte ihre Hände um seinen Nacken und seine auf ihre Taille. Für eine Weile hielt er sie einfach nur. Sie fühlte sich fast so als würden sie einen langsamen Tanz tanzen, ohne sich dabei zu bewegen und ihr Herz verkrampfte sich in ihrer Brust. Sie verstand plötzlich, warum er so zögerte. Er musste dieselbe Angst verspüren wie sie. Wie lange konnten sie wohl noch so unbesonnen zusammen sein? Wann würde sich das Blatt wieder wenden?

Inu Yasha schien zu bemerken, dass er sie mit seinen Gefühlen angesteckt hatte und küsste sie sachte- ein, zwei, dreimal, dann löste er sich wieder von ihr und zog sie in seine Arme. Ihre unbekleidete Haut streifte sein T-Shirt und sie seufzte tief und lehnte ihre Stirn gegen seine Schulter. Seine Hände fuhren über ihren nackten Rücken, bis er ihren Reißverschluss wieder erreicht hatte und dann zog er ihn das letzte Stück herunter. Das Kleid fiel nun wie von allein an ihr herab und landete zu ihren Füßen. Sie lehnte sich zurück, und obwohl sie wusste, dass sie eigentlich beschämt sein sollte, dass Inu Yasha sie nur in Unterwäsche vor sich sah, fühlte sie sich erstaunlich ruhig, als sein Blick an ihr herunter wanderte. Sie trat aus ihrem Kleid heraus und setzte sich wieder auf sein Bett, wartete darauf, dass er sich zu ihr gesellen würde. Es dauerte einige Augenblicke, dann war er ihr wieder ganz nah und kniete sich vor sie auf den Boden. Sie nahm sein Gesicht in die Hände und lehnte sich zu ihm herunter, um ihn küssen zu können. Sie wollte nun nicht mehr, dass alles so langsam geschah, sie wollte wieder das Feuer in ihm spüren. Sie küsste ihn hart und zog an seinem T-Shirt, bis sie den Kuss unterbrechen musste, damit sie es ihm über den Kopf ziehen konnte. Als das Shirt endlich aus dem Weg war, musterte sie seinen Oberkörper für eine Weile. Er war schlank, aber man konnte trotzdem deutlich die Definitionen seiner Muskel erkennen. Sie fragte sich, wie viele Mädchen wohl davon träumten, ihn einmal so sehen zu können.

„Willst du mich nur anstarren oder auch anfassen?“, unterbrach Inu Yasha schließlich ihre Gedanken und Kagome lächelte verlegen. Dann legte sie vorsichtig ihre Hände auf seine Schultern und ließ ihre Finger über seinen unbekleideten Oberkörper wandern. Sie wusste, dass er sie ansah, dass er jede ihrer Reaktionen genau beobachtete und sie erwiderte schließlich seinen Blick, wollte ihn wissen lassen, dass sie ihn wirklich begehrte, dass sie ihre Meinung nicht mehr ändern würde. Inu Yasha schien zu begreifen, denn er griff nach ihren Kniekehlen und zog sie vom Bett herunter auf seinen Schoß. Er küsste sie, diesmal ohne jegliches zögern und seine Hände begannen, ihren Körper zu erkunden. Als sie beide schließlich völlig atemlos waren, hob er sie ein weiteres Mal an und legte sie auf sein Bett. Er zog sich seine Jeans aus, bevor er sich zu ihr legte und sie wieder küsste. Nun waren sie beide nur noch in Unterwäsche und Kagome wusste, dass es kein zurück mehr für sie gab. Seine nackte Haut gegen ihre brannte beinahe, aber sie hatte noch nie etwas Angenehmeres gefühlt.

„Inu Yasha“, seufzte sie. als er begann, ihren Hals und ihr Schlüsselbein zu küssen. Sie spürte seine Zähne gegen ihrer Haut und wie sich seine Finger um den Bund ihres Slips wunden. Ihr Herz schlug so wild und stark gegen ihren Brustkorb, dass er es gegen seine Brust schlagen spüren musste, als er ihren Slip über ihre Hüfte und schließlich über ihre Beine zog. Dann lehnte er sich auf seinen Ellenbogen ab, küsste sie so unbändig, dass sie kaum noch atmen konnte, während er mit einer Hand etwas in der Schublade seines Nachtschränkchens suchte. Ihre Gedanken fingen wieder an zu verschwimmen, als seine Hand ihren Busen berührte und seinen heftigen Atem gegen ihren Hals spürte. Ihr Herz machte mehrere Purzelbäume, als er seinen Kopf anhob und sie ansah.

Da war etwas in seinem Blick, dass sie nicht definieren konnte und ihr Körper erschauderte heftig.

„Inu Yash-“, begann sie, aber ein Stechen in ihrem Unterleib, erstickte die Worte im Keim. Es tat weh, mehr als sie erwartet hätte. Ihre Lungen fühlten sich plötzlich so an als würden sie kurz vorm Kollabieren stehen und sie schnappte verzweifelt nach Luft. Sie schluchzte, obwohl keinerlei Tränen aus ihren Augen traten. Inu Yasha hielt still, sein Gesichtsausdruck fast so als würde auch er unter Schmerzen stehen. Sie war aber nicht so naiv, um nicht zu wissen, dass er sie nur so ansah, weil es ihm schwer fallen musste sich nicht zu bewegen. Sie versuchte ihre Muskeln zu entspannen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Der Schmerz war immer noch da, als er sich schließlich gegen sie bewegte, aber er vermischte sich mit einem anderen Gefühl, einem weitaus angenehmeren Gefühl. Sie spürte, wie sich sein Arm unter ihre Schulter schob und er sie noch dichter an sich presste, seine Zähne gegen ihren Hals, bis der Schmerz schließlich nachließ und sie sich nur darauf konzentrierte, wie sich sein Körper anfühlte. Seine Muskeln waren fast zum Zerreißen gespannt, seine Zähne gruben sich immer wieder in ihre Haut ohne sie zu durchbrechen und seine Hände griffen fast verzweifelt nach ihrem Körper. Als alles wieder ein wenig schneller geschah, nahm sie noch verschwommen wahr, wie sich ihre Fingernägel in seine Haut gruben und hörte ihre eigenen Seufzer, die so fremd und weit entfernt klangen. Sie fühlte sich ein bisschen so als wäre sie in einem Fiebertraum. Es war so heiß, so weit entfernt und doch so nah, so surreal und doch so echt- es war alles ein wenig zu viel. Es war das Beste, was sie je erlebt hatte.

Ihr Name fiel wie ein Mantra von seinen Lippen und dann erschauderte er so heftig, dass Kagome Angst hatte, er hätte sich irgendwie verletzt. Er keuchte ihren Namen ein letztes Mal, seine Zähne gruben sich tief in ihre Haut und sie spürte einen leicht prickelnden Schmerz an ihrem Hals. Nun, da er sich nicht mehr bewegte und sich der seltsame Schleier, in dem sie sich die letzten Minuten befunden hatte, lichtete, konnte sie spüren, dass der beißende, helle Schmerz, den sie zuerst empfunden hatte, gegen einen dumpfen, dunkleren Schmerz ersetzt worden war. Es war nicht unbedingt ein unangenehmes Gefühl, denn es erinnerte sie daran, dass sie es wirklich getan hatten. Sie seufzte, als sie spürte, wie sich sein Körper unter ihren Händen entspannte und er sich auf sie sinken ließ. Sie fuhr sanft mit ihren Fingerkuppen durch sein Haar, bis er sich schließlich wieder auf seinen Ellenbogen abstützte und sie ansah. Seine Augen waren irgendwie anders, so dunkel.

„Gott Kagome. Es tut mir leid“

„Was?“, fragte sie verwundert. Er blickte hinunter zu ihrer Halsbeuge, und als sie diese berührte, fühlte sie warmes Blut an ihren Fingern.

„Du hast-?“, sagte sie erstaunt und sie wusste nicht, ob es sie glücklich oder ängstlich stimmen sollte.

„Ich weiß nicht. Ich glaube schon.“ Er löste sich schließlich von ihr und stand auf um seine Boxershorts zu suchen. Sie stand ebenfalls auf und suchte nach ihrer Unterwäsche.

„Wo ist denn das Bad?“, fragte sie und er nahm ihre Hand und führte sie dort hin. Er betrat das Bad zuerst und betätigte den Lichtschalter und sie konnte schon an seinem erschrockenen Blick erkennen, dass ihm nicht gefiel, was er sah. Sie trat vor den Badezimmerspiegel und sah die vielen geröteten Stellen an ihrem Hals. Dann genau über ihrem Schlüsselbein, die Stelle, an der seine Zähne ihre Haut durchbrochen hatten.

„Verflucht“, zischte er und fing an mit einem Waschlappen, den er mit lauwarmen Wasser befeuchtet hatte, das Blut zu entfernen.

„Tut mir leid, Kagome. Wirklich, es tut mit so leid“, wiederholte er wieder und wieder und Kagome wusste nicht, was sie antworten sollte.

„Das ist aber nicht meine Halsbeuge“, sagte sie, als er das Blut entfernt hatte und sie die zwei kleinen Punkte über ihrem Schlüsselbein begutachtete.

„Was?“, fragte er verwirrt.

„Das ist nicht meine Halsbeuge“, sagte sie und deutete auf die Bissstelle und dann auf ihre Halsbeuge. Er sah sie beinahe fassungslos an und sie wusste nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war.

„Du hast recht“, sagte er dann.

„Heißt das, dass es wieder heilen wird?“

„Ich weiß nicht“, entgegnete er, und als sich ihre Blicke trafen, fingen sie beide an unkontrolliert zu lachen. Die Anspannung zwischen ihnen verschwand so augenblicklich, wie sie entstanden war.

„Wenn sie nicht heilen sollte, wärst du mir dann böse?“, fragte er, als sie sich wieder beruhigt hatten.

„Ich weiß nicht. Ich meine, wenigstens ist es eine Stelle, die ich gut verdecken kann“, erwiderte sie und musterte die Wunde im Spiegel ein wenig genauer.

„Ich hatte wirklich nicht vor-“

„Ich weiß“, unterbrach sie ihn. Dann drehte sie sich zu ihm um und legte ihre Handfläche gegen seine Wange. Er zog sie in seine Arme und küsste die Stelle, die er gebissen hatte, behutsam.

„Verdammt, ich hatte die ganze Sache völlig anders geplant. Ich hatte nicht gedacht, dass es dir so weh tun würde und dann hab ich dich auch noch gebissen. Ich meine, du bist nicht einmal... Es war so schwer mich unter Kontrolle...“, er sprach nicht weiter, aber Kagome konnte sich denken, was er damit meinte. Sie schüttelte schnell ihren Kopf.

„Ich würde diese Erfahrung gegen nichts in der Welt eintauschen wollen“, sagte sie sanft, „Und es war unser erstes Mal. Ich habe nicht erwartet, dass es sich so anfühlen würde, wie in irgendwelchen Groschenromanen beschrieben.“

„Sorry, ich hab’s echt vergeigt“, murmelte er gegen ihren Hals und sie spürte, wie ein leichtes Zittern durch seinen Körper ging.

„Im Gegenteil“, erwiderte sie, „auch wenn diese ganze Markierungssache ein wenig unerwartet kam...“, sie errötete wieder einmal und war froh, dass er es durch die Umarmung diesmal nicht sehen konnte, „nachdem der Schmerz nachgelassen hat, hat es sich wirklich gut angefühlt.“

Er lehnte sich zurück und sah sie mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.

„Gut?“, fragte er.

Kagome musste lachen, als sie verstand. Seine Frage war nicht, ob es sich gut angefühlt hatte, sondern, ob es sich nur gut angefühlt hatte.

„Idiot“, murmelte sie und stupste ihn mit ihrem Zeigefinger gegen die Brust. „Seit wann zweifelt ein Taisho so an sich selbst?“

„Wenn ich mit dir zusammen bin? Immer“, erwiderte er und seine Antwort verdutzte sie. „Niemand kann mich so aus der Fassung bringen wie du, hast du das etwa immer noch nicht realisiert?“ Sie sah ihn eine Weile sprachlos an, dann als er hinzufügte: „Wer ist hier der Idiot?“, fingen sie wieder an zu lachen.
 

Inu Yasha drückte seine Nase gegen die Wunde, die er ihrem Körper zugefügt hatte, und lauschte ihrem stetigen Atem. Sie war vor ein paar Stunden eingeschlafen, aber in seinem Kopf wirbelten die Gedanken nur so umher und er hätte nicht einschlafen können, wenn er es gewollt hätte. Die Bisswunde roch ein wenig nach ihm und er fragte sich, ob das der Grund für die Markierung war. Er hatte sich nie darum geschert zu recherchieren, wie diese ganze Markierungssache eigentlich genau funktionierte, und bereute es jetzt zu tief. Was wenn Kagome eines Tages bereuen würde, dass er es getan hatte? Was wenn es wirklich nie wieder heilen würde?

Inu Yasha konnte kaum glauben, was heute mit ihm geschehen war. Er hatte es ihr nicht gesagt, aber nachdem sie ihm gesagt hatte, dass sie mit ihm schlafen wollte, war etwas in seinem tiefsten Inneren erwacht, dass ihm Angst eingejagt hatte. Er hatte sein Dämonenblut gespürt und er musste sich so gut wie möglich mit ihr zurückhalten, weil er fürchtete, dass es überhandnehmen könnte und er sie unabsichtlich verletzen würde. Doch es war so furchtbar schwer gewesen, und dann als diese ganzen Gefühle über ihn hereingebrochen waren, ihre Fingernägel sich in seine Haut gruben und sie seinen Namen stöhnte, da war plötzlich etwas in ihm zersprungen und er verlor jegliche Kontrolle über sich. Er hatte sie gebissen und er hatte erst realisiert, was geschehen war, als er wieder zu sich kam und die warme Flüssigkeit ihres Blutes auf seinen Lippen spürte. Er wusste nicht, ob es ihn beruhigen sollte, dass er wenigstens die Stelle verfehlt hatte, wo die Markierung eigentlich hingehörte oder ob es nur ein weiteres Zeichen für seine Inkompetenz war.

Kagome schien weniger besorgt wegen der Markierung gewesen zu sein, als er erwartet hätte. Es war ja auch nicht so, als ob dieser Biss sie für immer an ihn binden würde, aber er wusste, dass sie niemals eine Beziehung mit einem anderen Dämonen eingehen könnte, ohne wenigstens einige Fragen beantworten zu müssen. Und wenn ihr Vater davon erfahren würde... er wollte sich nicht ausmalen, was das für Kagome bedeuten könnte.

Kagome... sie hatte sich so unglaublich richtig in seinen Armen angefühlt.. Sie schien wirklich glücklich und er ließ sich schnell von ihrem Gefühl anstecken und vergaß all die Zweifel und Reue, die ihn geplagt hatten. Für Stunden hatten sie nur halb bekleidet auf seinem Bett gelegen. Sie hatten sich über Belanglosigkeiten unterhalten, sich immer wieder geküsst und den Körper des anderen erkundet.

Er brummte tief gegen ihre Haut und sie drehte sich von ihrem Rücken auf die Seite, sodass er sie von hinten umarmen konnte. Er küsste sanft ihre Schulter und ließ seine Hand über ihren unbekleideten Bauch wandern.

„Hmm, Inu Yasha...“, hörte er sie wispern, „bist du denn gar nicht müde?“

„Sorry, ich wollte dich nicht wecken“, erwiderte er, hörte aber nicht auf ihre Schulter mit leichten Küssen zu bedecken.

„Schon gut, ich wollte gar nicht einschlafen, aber ich war so erschöpft.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Sie hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen, dass Inu Yasha nur zu gerne erwiderte.

„Wie fühlst du dich?“, fragte er.

„Hungrig“, erwiderte sie lachend. „Wie spät ist es?“

Inu Yasha drehte sich um und suchte nach seinem Wecker auf dem Nachttisch.

„Gleich vier.“

„Wir haben Silverster verpasst“, sagte sie und gähnte.

„Schlaf noch ein bisschen. Wir können später frühstücken.“

„Was ist mit dir? Willst du denn gar nicht schlafen?“

„Doch“, erwiderte er und zog sie ein wenig dichter an sich heran. Sie schmiegte ihren Kopf unter sein Kinn und wenige Minuten später war sie schon wieder eingeschlafen. Inu Yasha schloss nun endlich auch seine Augen, lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen für eine Weile und verfiel dann in einen traumlosen Schlaf.
 

Sango kam sie noch am selben Nachmittag besuchen. Sie hatte Sango angerufen, nachdem sie Inu Yashas Haus verlassen hatte und ihr gesagt, dass sie ihr etwas erzählen wollte. Sango, die natürlich gleich ahnte, worum es ging, ließ Miroku einfach so stehen und machte sich sofort auf den Weg zu ihr. Als Kagome ihr dann die Bisswunde zeigte war Sango für eine Weile sprachlos.

„Er hat es nicht mit Absicht getan?“, fragte sie schließlich.

Kagome nickte.

„Und bist du jetzt sauer auf ihn?“

„Nein- ich meine, ich denke nicht. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll.“

„Koga hat einmal davon erzählt. Er meinte, dass so eine Markierung ein ganzes Leben hält.“

„Ich weiß“, seufzte Kagome, „Aber ich habe das im Internet recherchiert. Dass die Markierung bleibt, heißt nicht, dass du an die Person in irgendeine Weise gebunden bist. Es ist wohl mehr so was wie ein Andenken.“

„Ein schönes Andenken hat er da hinterlassen“, erwiderte Sango kichernd und berührte die Wunde vorsichtig mit ihren Fingern. „Ich kann nicht glauben, dass er das unbeabsichtigt getan hat“, sagte sie dann.

„Ich glaube ihm aber. Er war irgendwie seltsam als wir...“, Kagome stockte einen Moment und wartete darauf, dass Sango verstand, was sie meinte: „Es war beinahe so als hätte er keine Kontrolle über sich gehabt.“

„Hat er dir wehgetan?“, fragte Sango und ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich.

„Was?! Nein! Ich meine, nicht mehr als es sowieso wehtun würde“, sagte Kagome schnell, „Es war nur so, dass nachdem er mich gebissen hat und mich angesehen hat, da sahen seine Augen plötzlich anders aus.“

„Anders?“

„Ja, viel dunkler als normalerweise. Ich wusste nicht, ob ich ihn darauf ansprechen sollte, aber ich glaube, dass sein Dämonenblut stärker geworden ist, während wir...“

„Was?!“, schrie Sango auf, „Weißt du, wie gefährlich es sein kann, wenn ein Hanyou sein Dämonenblut nicht unter Kontrolle hat? Du musst ihm davon erzählen.“

„Ich weiß. Das werde ich. Es ist nur...“

„Es ist nur was?“

„Er hat mir wirklich nicht wehgetan. Ich meine im ersten Moment ja, aber das ist doch normal. Aber als der Schmerz dann nachgelassen hat, da hat er mir nicht wehgetan. Im Gegenteil...“, Kagome errötete.

„Gott Kagome, du spielst mit dem Feuer“, sagte sie dann grinsend.

„Ich will nicht, dass er denkt, er hätte mich in Gefahr gebracht“, entgegnete Kagome.

„Du musst ihm aber davon erzählen. Er wird am Besten wissen, was das zu bedeuten hat.“

Kagome seufzte tief und nickte.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die ganze Sache so viele Komplikationen mit sich bringen würde.“

„Was meinst du, warum wir in Sexualkunde gelernt haben, wie vorsichtig man mit so was sein muss. Nur leider gibt es wohl keine Verhütung gegen tollwütig gewordene Hanyous.“

Kagome stupste ihre Schulter an. „Er ist nicht tollwütig geworden. Ich habe doch schon gesagt, dass er-“

„Ja, ich weiß er war wundervoll. Bis er dich gebissen hat und du jetzt für immer damit herumlaufen musst. Wusstest du, dass andere Dämonen, die Markierung wahrnehmen können?“

„Wirklich?“, frage Kagome erstaunt.

„Ich würde mich an deiner Stelle nicht wundern, wenn Koga dich morgen mit einigen Fragen löchern wird.“

„Oh Gott...“, stöhnte sie und schlug sich entsetzt die Hände übers Gesicht.

Tatsächlich aber schien Koga die Markierung nicht zu bemerken. Nur, um ganz sicher zu gehen, sprach sie ihn sogar darauf an, ob er keine Veränderung an ihr bemerken würde. Er hatte dann irgendetwas über ihre Haare und ihr Make-up gestottert und Kagome konnte sich kaum verkneifen, laut loszulachen. Sie erzählte Inu Yasha später davon und er meinte, dass das nur bedeuten konnte, das es keine richtige Markierung war und es mit der Zeit heilen würde. Nur um ganz sicher zu gehen, wollte er, dass Kagome die Wunde von seinem Bruder untersuchen ließ. Es graute ihr davor, dass Sesshomaru erfahren würde, was sie getan hatten, aber sie wusste, dass wohl niemand besser wissen konnte, was es mit Inu Yashas Dämonenblut auf sich hatte als seine Familie. Und sie wollte wissen, ob es für sie oder für Inu Yasha gefährlich werden konnte, wenn sie noch einmal in so eine Situation geraten würden. Sie war ja schließlich nicht lebensmüde und wusste nur zu gut, dass es für einen Hanyou nie ein gutes Zeichen war, wenn er Kontrolle über seine dämonische Seite verlor.
 

Sesshomaru händelte die ganze Situation dann erstaunlich sachlich, auch wenn er sich den ein oder anderen abwegigen Kommentar über Inu Yashas Inkompetenz nicht verkneifen konnte.

„Es ist keine richtige Markierung“, sagte er schließlich, nachdem er die Wunde untersucht hatte. Kagome atmete erleichtert aus.

„Gott sei Dank, ist mein Bruder in allen Lebenslagen ungeschickt und hat deine Halsbeuge verfehlt.“

Inu Yasha brummte irgendetwas neben ihnen.

„Was?“, fragte Sesshomaru ihn.

„Ich hab’s ja nicht mit Absicht getan.“

„Wie meinst du das?“, fragte Sesshomaru erstaunt.

„Sein Dämonenblut...“, begann Kagome und Inu Yasha sah sie erschrocken an.

„Du hast es bemerkt?“, fragte er sie.

„Deine Augen- sie waren irgendwie dunkler.“

„Du hattest dein Dämonenblut nicht unter Kontrolle?“, fragte Sesshomaru, „Was genau habt ihr denn getan als-“. Er unterbrach sich selbst, als er Kagomes ungesunde Gesichtsfarbe entdeckte.

„Urgh, ich kann nicht fassen, dass ich mich mit so was beschäftigen muss“, sagte er dann und schenkte Inu Yasha einen bösen Blick.

Inu Yasha rollte nur mit den Augen, aber sagte nichts weiter darauf.

„Ich würde gerne wissen, ob...“, sagte Kagome dann leise, „ob es irgendwie gefährlich ist, wenn so etwas passiert.“

Sesshomaru seufzte entnervt.

„Mal abgesehen davon, dass er das nächste Mal vielleicht nicht deine Halsbeuge verfehlen wird, denke ich nicht, dass es in irgendeiner Form für dich gefährlich werden könnte.“

„Aber du hast doch immer gesagt, dass es nichts Schlimmeres gäbe, als wenn ich die Kontrolle darüber verlieren würde“, wandte Inu Yasha ein.

„Im Kampf, ja“, entgegnete Sesshomaru und stöhnte ein weiteres Mal entnervt auf. „Dass dein Dämonenblut stärker geworden ist, während ihr Geschlechtsverkehr hattet“, Sesshomaru verzog sein Gesicht, „bedeutet nur, dass deine dämonische Seite Kagome als deine Partnerin akzeptiert hat. Deswegen würde sie ihr nie absichtlich wehtun.“

„Wirklich?“, fragte Kagome erstaunt und sah hinüber zu Inu Yasha, der sie nachdenklich anblickte.

„Natürlich solltet ihr euch trotzdem bewusst sein, dass es nie ganz ungefährlich ist, wenn Inu Yasha sein Dämonenblut nicht unter Kontrolle hat“, fügte Sesshomaru dann hinzu, „Nur nicht unbedingt für dich, Higurashi.“

Kagome nickte, als Sesshomaru sich von seinem Stuhl erhob.

„Ich hoffe für euch, dass ihr mich nie wieder mit so etwas belästigen müsst“, sagte er und ließ die Beiden alleine.

„Ich glaube, Sesshomaru war nicht so begeistert davon, dass wir ihn um Rat gefragt haben“, kicherte Kagome.

„Ach, der ist immer so. Mach dir nichts draus“, erwiderte Inu Yasha und setzte sich vor sie auf den Küchenstuhl. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du bemerkt hast, dass meine Augen dunkler waren?“

„Das wollte ich noch. Ich wusste nur nicht genau, wie ich es ansprechen sollte.“

Sie erwiderte seinen Blick und legte ihre Hand über seine. „Ich wollte nicht, dass du denkst, du hättest mich in irgendeiner Form verletzt.“

„Mensch Kagome, wir sollten über so was reden. Was wenn du wirklich in Gefahr gewesen wärst?“

„Du hast es mir ja auch nicht gesagt“, entgegnete Kagome.

„Das wollte ich aber. Ich wollte es dir sagen, sobald ich wusste, woran es lag, dass ich die Kontrolle verloren habe.“

„Nun haben wir ja darüber gesprochen und das Ergebnis ist doch überraschend positiv, oder nicht?“

„Du meinst, weil meine dämonische Seite dich akzeptiert hat?“

Kagome nickte und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Deine dämonische Seite hat mich akzeptiert und deine Hanyou Seite auch. Jetzt fehlt nur noch deine menschliche Seite.“

„Tsk“, machte Inu Yasha, „das klingt ja fast so als wäre ich schizophren.“

„Du kannst dich ja von Sesshomaru therapieren lassen“, entgegnete Kagome lachend und um sie für ihre Frechheit zu bestrafen, zog er sie auf seinen Schoss und kitzelte ihre Seiten, bis sie wild um sich schlug, um aus seinen Fängen entkommen zu können.
 

In dieser Nacht lag Kagome noch lange wach. Sie war noch nie so glücklich gewesen, hatte noch nie so eine tiefe Zufriedenheit gespürt, hatte sich noch nie so geliebt gefühlt. Sie musste immer wieder daran denken, was Sesshomaru gesagt hatte. Die Tatsache, dass Inu Yashas dämonische Seite sie akzeptiert hatte, erwärmte ihr tiefstes Inneres. Sie wusste zwar nicht ganz genau, was das zu bedeuten hatte, aber sie stellte sich vor, dass es bedeute, dass Inu Yasha in seiner bewussten und unbewussten Form immer für sie da sein würde. Sie war zwar froh, dass er sie nicht markiert hatte, aber die Tatsache, dass er es instinktiv wollte, fühlte sich verdammt gut an.

Ihre Gedanken an einen bestimmten Halbdämonen wurden unterbrochen, als sie ein lautes klirrendes Geräusch hörte. Ihre Mutter war mal wieder auf Geschäftsreise, somit konnte es nur Sota sein und der sollte schon seit Stunden im Bett liegen. Kagome erhob sich schließlich aus ihrem Bett und ging den Flur entlang zu Sotas Zimmer. Bevor sie Sotas Tür geöffnet hatte, sah sie jedoch, das Licht im Arbeitszimmer ihres Vaters brannte. Irritiert darüber, dass Sota sich dort aufhalten würde, ging sie mit langsamen Schritten darauf zu.

„Sota, ich habe dir doch gesagt, dass-“, begann sie, als sie die Zimmertür öffnete, aber stockte, als sie erkannte, dass die Person, die sich dort aufhielt, nicht ihr Bruder war.

„Inu Yasha?“, fragte sie verwirrt. Er drehte sich zu ihr um. In seinen Händen hielt er eine kleine blass rosane Murmel, die Kagome noch nie zuvor gesehen hatte. Sein Gesichtsausdruck war so fremd, dass er ihr Angst einflößte.

„Was machst du hier?“, fragte sie, aber er antwortete ihr nicht. Stattdessen sprang er auf sie zu und riss sie zu Boden. Sie spürte seine Hände auf ihrem Hals, und wie sie ihr die Luft zuschnürten und erst jetzt begriff sie, dass er sie angriff. Panisch versuchte sie nach ihm zu schlagen, aber er war zu weit weg. Sie japste verzweifelt nach Luft und versuchte zu verstehen, was geschah.

Kagomge versuchte seine Hände von ihrem Hals zu lösen, aber sie hatte keine Chance gegen seine Stärke. Sein Blick war berechnend und kühl und sie verstand, dass dieses Gesicht, das sie so geliebt hatte, wohl das Letzte war, was sie zu sehen bekommen würde.

Kagome fühlte, wie ihre Lungen sich in ihrer Brust schmerzhaft zusammenzogen. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern. Sie schloss ihre Augen und wartete nur darauf, dass es endlich vorbei sein würde, sie wehrte sich nun nicht mehr. Irgendwo weit entfernt hörte sie hastige Schritte, dann einen lauten Schrei hinter sich und die Finger an ihrer Kehle lösten sich. Sie drehte sich auf die Seite und japste verzweifelt nach Luft, ohne mitzubekommen, was um sie herum geschah. Dann als sie wieder halbwegs bei Bewusstsein war, fühlte sie eine Hand auf ihrem Rücken und drehte sich um.

„Kagome bist du okay?“

„Pa-pa?“, krächzte sie fassungslos und fühlte, wie er sie in seine Arme zog.

„Dieser verdammte Hundebastard. Ich wusste, dass er so was versuchen würde“, fluchte er. „Kagome, ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten. Kannst du denn nicht einmal auf mich hören?“

Kagome antwortete ihm nicht, wusste nicht, was sie sagen sollte, was sie glauben sollte.

„Komm, ich bringe dich zu einem Arzt. Wir werden dieses widerliche Halbblut hinter Gittern bringen“, sagte er dann und Kagome wollte etwas einwenden, aber ihre Kehle brannte wie verrückt und ihr entkam kein Laut. Sie dachte darüber nach, ob der Abdruck seiner Hände wohl auf ihrem Hals zu sehen sein würde.

„Die Taishos werden sich noch wundern.“

Verurteilung

Die letzten Tage waren wie in einem Albtraum an ihr vorbei geflogen. Seitdem Kagomes Vater wieder zu Hause war, war es ihr nicht erlaubt, das Haus zu verlassen. Ihr Vater hatte ihr gesagt, dass sie bei Inu Yasha zu Hause den Shiko no Tama gefunden hatten. Das war die rosane Kugel, die er in seinen Händen gehalten hatte. Es war ein Erbstück ihrer Familie, seit vielen Generationen im Besitz des Schreins, und wenn sie den Erklärungen ihres Vaters Glauben schenken konnte, dann würde er einem jeden Wunsch erfüllen. Inu Yashas Wunsch sollte gewesen sein ein richtiger, vollwertiger Dämon zu werden und nur aus diesem Grund hätte er sich Kagome genähert. Kagomes Vater hatte sie vor ihm warnen wollen, aber er hatte nicht gewollt, dass sie so erfährt, was Inu Yashas wahren Beweggründe waren. Alleine das machte Kagome mehr als stutzig. Ihr Vater hatte sich noch nie um ihre Gefühle gekümmert, warum sollte das jetzt anders sein? Sie wusste, dass gleichgültig was man ihr Tag für Tag erzählte, irgendetwas stimmte an dieser Geschichte nicht. Ihr Vater schob ihre Zweifel darauf, dass sie sich von ihren Gefühlen blenden ließ, aber Kagome konnte und wollte nicht glauben, dass Inu Yasha zu so etwas fähig war.

Sie konnte ihren Fall im Fernsehen verfolgen. Inu Yasha war schon am selben Abend verhaftet worden und steckte in Untersuchungshaft. Sie wusste, dass sie keinerlei Chance hatte, ihn dort aufzusuchen und deswegen beschloss sie die einzige Person zu besuchen, die wissen konnte, ob diese Geschichte wahr war. Als sie sicher war, dass alle im Haus schliefen, schlich sie sich hinaus und machte sich auf den Weg zu ihm. Es war eine Busreise von vierzig Minuten und dann stand sie vor seinem Wohnheim und klopfte vorsichtig an seiner Tür. Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und ein verdutzter Sesshomaru blickte ihr entgegen.

„Was machst du denn hier?“

„Ich muss mit dir reden“, entgegnete sie schnell und schob sich an ihm vorbei durch die Tür ohne eine Antwort abzuwarten.

„Sie wollen, dass ich nächsten Monat gegen Inu Yasha aussage. Sesshomaru, du musst mir helfen zu verstehen, was passiert ist“, sagte sie und Sesshomaru schloss rasch die Tür.

„Setz dich“, ordnete er ihr an und deutete auf seinen Schreibtischstuhl. Sie tat wie ihr geheißen und Sesshomaru setzte sich ihr gegenüber auf seine Bettkante.

„Ich kann dir auch nicht mehr sagen, als du schon weißt, Higurashi“, meinte er dann.

„Aber du kennst deinen Bruder doch, du musst wissen, dass er zu etwas nicht fähig ist. Die ganze Geschichte passt doch überhaupt nicht zusammen. Warum sollte Inu Yasha so etwas tun? Warum jetzt? Und warum kommt genau in diesem Moment mein Vater zurück? Wenn er meinen Vater wirklich so sehr hassen würde, hätte er mich umbringen können und dann meinen Vater. Er ist doch viel stärker als wir, warum sollte er also weglaufen? Und warum sollte er plötzlich ein vollwertiger Dämon werden wollen? Ich hatte nie das Gefühl, dass er den Wunsch dazu verspürte.“ Kagome redete so schnell, dass sie vollkommen außer Atem war, als Sesshomura sie schließlich mit einer Handbewegung zur Ruhe bat.

„Du hast ihn mit eigenen Augen gesehen. Sie haben den Shiko no Tama in seinem Zimmer gefunden und Kikyo hat bei der Polizei ausgesagt, dass sie von seinem Plan wusste.“

„Kikyo?“, erwiderte Kagome fassungslos und stand von ihrem Platz auf. Sesshomaru deutete wieder auf den Stuhl und Kagome setzte sich wieder hin, auch wenn sie nun so aufgekratzt war, dass sie kaum stillhalten konnte. „Du glaubst also wirklich, dass Inu Yasha mich umgebracht hätte, dass er nur hinter diesem dämlichen Juwel her war?“ Sie spürte, wie die ersten Tränen hinter ihren Augen brannten und sich ihre Atemwege zu schnürten bei dem Gedanken.

„Das habe ich nicht gesagt.“

„Kannst du dich nicht ein wenig deutlicher ausdrücken?“, zischte sie ungeduldig und Sesshomaru schenkte ihr einen Blick, der ihr zu verstehen gab, dass er so ein Verhalten nicht duldete.

„Ich habe nur gesagt, dass alle Indizien gegen ihn sprechen, nicht, dass ich glaube er würde so etwas tun.“

„Ich verstehe nicht...“

„Ich glaube nicht, dass Inu Yasha dir auch nur ein Haar krümmen würde. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er nicht gespielt hat, was er für dich empfunden hat. Man kann Inu Yasha vieles vorwerfen, aber durchtrieben ist er nicht.“

„Nicht wahr?“, rief Kagome erleichtert, „Ich habe mir das nicht eingebildet. Du hast selber gesagt, dass selbst seine dämonische Seite mich ausgewählt hat. Jeder hat versucht mir einzureden, dass er alles nur gespielt hat, aber so etwas kann man doch nicht spielen! Ich habe gesehen, wie sich seine Augen rot gefärbt haben. Das kann er mir doch nicht vorgespielt haben. Wenn er mich hätte umbringen wollen, was hätte ihn daran gehindert? Er hätte mich in nur weni-gen Sekunden in kleine Stücke zerreißen können. Ich bin nicht naiv, ich weiß, wie stark er ist.“

„Beruhig dich erst mal, Higurashi“, erwiderte Sesshomaru. Sie presste ihre Lippen fest zusammen, um ihren Redewall zu stoppen. Aber die Gefühle in ihr spielten Achterbahn und es fiel ihr schwer, sich zusammenzureißen.

„Ich muss gegen ihn aussagen und alle werden es auf meine Liebe zu ihm schieben, wenn ich es nicht tue. Keiner wird mir glauben, dass es nicht Inu Yasha gewesen ist.“

„Du solltest darüber nachdenken, ob es nicht wirklich wegen deinen Gefühlen ist, dass du nicht glauben willst, dass er es war.“

„Aber du hast doch gesagt-“

„Ich habe gesagt, dass ich nicht glaube, dass er es getan hat. Aber ich bin sein Bruder und mein Wort sollte dich nicht in deinen eigenen Entscheidungen beeinflussen.“

„Ich verstehe überhaupt nicht, was du mir damit sagen willst“, keifte Kagome und ignorierte seinen scheltenden Blick diesmal. „Du glaubst nicht, dass er es war, aber du willst, dass ich glaube, dass er es war? Auf welchem Planeten macht das einen Sinn?“

„Ich glaube nicht, dass er es war, weil ich ihn nicht gesehen habe, als er es getan hat. Du dagegen hast mit eigenen Augen gesehen, dass er es war. Jedenfalls sagt das deine Familie. Oder stimmt das etwa nicht?“

Kagome antwortete ihm nicht.

„Du hast ihn also gesehen?“

Kagome nickte.

„Ja, es war Inu Yasha, aber dafür muss es eine Erklärung geben.“

„Und auf welchem Planeten denkst du macht das einen Sinn?“, sagte Sesshomaru, „Du hast ihn mit eigenen Augen gesehen. Er hat dir mit seiner Hand die Kehle zugeschnürt und du glaubst nicht, dass er es war?“

„Es war Inu Yasha, aber sein Gesichtsausdruck war so anders. Ich habe ihn niemals zuvor so gesehen. Und wie ich schon gesagt habe, wenn er wirklich vorgehabt hätte, mich zu töten, hätte er wahrscheinlich keine zwei Sekunden dafür gebraucht. Und warum sollte er vor meinem Vater davon laufen? Ich weiß, wie sehr er ihn hasst. Er hätte erst mich und dann ihn töten können.“

„Vielleicht suchst du aber auch nur nach Lücken in der Geschichte, damit du dich nicht der Tatsache stellen musst, dass es wirklich er war.“

„Du willst, dass ich gegen ihn aussage, warum?“, fragte Kagome verdächtig.

„Higurashi, verstehst du wirklich nicht, was hier vor sich geht?“

„Nein“, erwiderte Kagome gereizt, „aber du scheinst es mir auch nicht erklären zu wollen.“

„Wenn du nicht gegen Inu Yasha aussagen solltest und für den unwahrscheinlichen Fall, dass er freikommen sollte, was denkst du würde dann passieren?“

Kagome zuckte mit den Schultern, so weit hatte sie noch nicht gedacht.

„Es gibt zwei Möglichkeiten: Wir irren uns beide und Inu Yasha wollte dich doch umbringen, was bedeuten würde, dass ihn nichts mehr davon abhalten wird es auch zu tun.“ Kagome fühlte, wie das Blut in ihren Adern gefror. „Oder Inu Yasha ist wirklich unschuldig. Dann würde er wahrscheinlich keine drei Tage überleben, denn dein Vater kann es sich nicht erlauben, dass die Sache auffliegt.“

„Du glaubst also mein Vater steckt dahinter.“

„Ich halte es für eine Möglichkeit“, sagte er ruhig.

„Aber du hast auch Zweifel, nicht wahr?“, sagte sie dann, und auch wenn er ihr nicht antwortete, konnte sie in seinem Blick erkennen, dass sie einen Nerv getroffen hatte, „Du bist dir gar nicht so sicher, dass er es nicht war.“

„Wenn er es war, dann habe ich ihn sein ganzes Leben lang unterschätzt.“

Kagome erschauderte bei dem Gedanken. Und sie wusste, dass es stimmte. Sie hatte sich von ihren Gefühlen blenden lassen. Sie hatte ihn mit eigenen Augen gesehen und sie vertraute ihn immer noch so sehr, dass sie dieses Detail einfach übersehen wollte. Dabei war es wohl das Wichtigste in der ganzen Geschichte.

„Inu Yasha wird auf schuldig plädieren. Sein Anwalt hat ihm gesagt, dass es die einzige Chance für ihn ist, dass die Haftstrafe sich auf unter fünf Jahren beläuft.“

„Er wird gestehen?“, fragte Kagome mit zitternder Stimme.

„Vater und ich waren gestern bei ihm. Er wollte uns nicht sagen, was in der Nacht passiert ist, aber er hat gesagt, dass er gestehen wird und seine Strafe absitzen will.“

„Außerdem...“, setzte er dann an, aber unterbrach sich selbst. Er war mit sich am Hadern. Sie hatte Sesshomaru noch nie so gesehen. „Er will, dass ich dir ausrichte, dass du zuerst nur an dich denken sollst. Er will, dass du gegen ihn aussagst.“

„Gott...“, entkam es Kagome und sie schlug sich ihre bebenden Hände über den Mund.

„Wie könnte ich gegen ihn aussagen? Das kann ich ihm nicht antun“, wisperte sie mehr zu sich selbst als zu Sesshomaru.

„Wie könntest du es nicht?“, erwiderte er, „Es gibt eine Menge schlimmere Sachen, die Inu Yasha zustoßen könnten, als eine Gefängnisstrafe. Wenn du dich weigerst gegen ihn auszusagen ist niemandem geholfen. Dir erst recht nicht. Dein Vater wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen. So oder so wird einer von euch beiden leiden.“

„Aber...“, wollte Kagome einwenden.

„Du willst Inu Yasha helfen? Dann wende dich an deinen Vater. Lass ihm glauben, du würdest Inu Yasha ebenfalls verdächtigen, schleim dich bei ihm ein, tue alles um sein Vertrauen zu gewinnen. Nur so kannst du herausfinden, was in jener Nacht wirklich geschehen ist.“

Kagomes Herz verkrampfte sich in ihrem Brustkorb als sie realisierte, dass Sesshomaru recht hatte.

„Es gibt keinen anderen Weg?“

„Es gibt immer einen anderen Weg“, entgegnete Sesshomaru, „aber ich denke nicht, dass es einen schmerzloseren Weg gibt. Inu Yasha hat einen sehr guten Anwalt, er ist noch jung genug um unter dem Jugendstrafrecht verurteilt zu werden. Vater und ich werden nicht zulassen, dass er eine lange Gefängnisstrafe bekommt. Es ist nicht deine Aufgabe dich darum zu sorgen. Stattdessen solltest du herausfinden was wirklich dahinter steckt. Inu Yasha hat mir erzählt, dass dein Vater komische Geschäfte mit diesem Naraku am laufen hat. Finde etwas, das wir gegen deinen Vater verwenden können. Beweise Inu Yashas Unschuld.“

„Du hast recht“, sagte sie dann schließlich, „Ich werde mich für Inu Yasha rächen. Ich werde gegen ihn aussagen, aber komme was wolle, ich werde diese Sache nicht ruhen lassen.“

„Ich habe nichts anderes erwartet.“

„Kann ich mich auf deine Unterstützung verlassen?“

Sesshomaru sah sie ernst an. „Selbstverständlich.“
 

„Und was ist dann passiert?“, wurde sie vom Staatsanwalt gefragt. Sie hatte jede ihrer Antworten mit dem Anwalt und ihrem Vater auswendig lernen müssen, deswegen fiel es ihr nicht schwer die richtigen Worte zu finden. Doch sie konnte seinen Blick auf sich spüren und er brannte- nein verbrannte sie und sie spürte wie ihre Beine wie verrückt unter dem Tisch im Zeugenstand zitterten.

„Er hat mich angesprungen und zu Boden gerissen. Dann hat er mich gewürgt und ich habe mich gewehrt. Das nächste woran ich mich erinnern kann, ist das mein Vater geschrien hat und er mich schließlich losgelassen hat.“

„Denkst du er hätte dich umgebracht, wenn dein Vater nicht dazu gestoßen wäre?“

„Ich weiß nicht“, erwiderte sie. Es war die falsche Antwort. Ihre studierte Antwort hätte ein knappes aber überzeugendes „Ja“ sein sollen. Der Staatsanwalt räusperte sich, ging aber trotzdem zur nächsten Frage über.

„Und ist die Person, die dich angegriffen hat, heute in diesem Saal?“

„Ja.“, erwiderte Kagome. Dies war wieder die richtige Antwort.

„Kannst du bitte mit deinem Finger auf die Person zeigen, die dir diesen furchtbaren Dinge angetan hat?“

Kagome nickte und atmete einmal tief ein. Das erste Mal seit sie den Gerichtssaal betreten hatte, sah sie ihn direkt an. Der Ausdruck in seinem Gesicht war leer, resigniert und Kagomes Herz verkrampfte sich in ihrer Brust. Er erwiderte ihren Blick als sie ihren Arm hob und auf ihn deu-tete. Es war das furchtbarste, das sie in ihrem ganzen Leben getan hatte. Der Staatsanwalt folgte ihrem Deut und nickte.

„Keine weiteren Fragen mehr.“

Kagome ließ ihre Hand wieder sinken, aber sie konnte den Blick nicht von Inu Yasha nehmen. Die Art wie er sie ansah, mit so einem starren, nichts sagenden Blick. Da war keine Trauer, kein Hass, keine Liebe. Da war rein nichts und es zeriss ihr beinahe das Herz.
 

„Komm endlich da raus, Kagome!“, rief ihr Vater zum wiederholten Male, aber Kagome hörte nicht auf ihn. Nach dem Tag im Gericht, hatte sie sich den ganzen Nachmittag übergeben müssen. Sie hatte sich im Badezimmer eingeschlossen und zwischen ihren Heulkrämpfen und dem ständi-gen Übergeben, hatte ihr Vater immer wieder versucht sie aus dem Bad zu kriegen. Aber sie wollte ihn nicht sehen, wollte von ihm nicht hören, wie sie wieder einmal versagt hatte, weil sie nicht ausgesagt hatte, dass Inu Yasha sie hatte umbringen wollen. Sie wollte nur in Ruhe gelassen werden.

„Das Urteil wurde verkündet. Du willst doch wissen wie lange er im Gefängnis bleiben muss, oder nicht?“, sagte er schließlich und Kagome rappelte sich langsam wieder auf. Sie wusch sich ein paar Mal das Gesicht, aber man konnte ihr immer noch deutlich ansehen, dass sie stundenlang geweint hatte. Als sie hinunter ins Wohnzimmer ging, sah sie, dass sich einige Familienmitglieder von ihrem Vater dort versammelt hatten. Ihr Onkel und ihre Cousine unterhielten sich über irgendetwas mit ihrem Vater, aber als sie Kagome erblickten, verstummten sie plötzlich. Ihr Großvater saß auf dem kleinen Sofa, ihre Mutter auf dem größeren. Sota hatte sich dicht an sie gedrängt und sie sahen beide so angeschlagen aus, wie sie sich fühlte.

„Das Urteil wurde verkündet?“, fragte Kagome ohne die letzten Stufen hinunter zu gehen.

„Es sind nur vier Jahre geworden“, erwiderte ihr Vater und das Wort nur hallte immer wieder in ihrem Kopf. „Er wurde nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Außerdem muss sein Vater irgendeinen Deal mit dem Staatsanwalt gemacht haben. Die Forderung zur Mindeststrafe war viel geringer als wir abgesprochen hatten. Diese verdammten korrupten Säcke.“

Kagome nickte und wollte schon wieder auf dem Absatz kehrt machen, als ihr Großvater sagte: „Komm runter, Kagome. Wir wollen uns mit dir unterhalten.“

Für einen kurzen Moment dachte sie darüber nach die Flucht zu ergreifen und sich wieder im Badezimmer einzuschließen. Aber sie wusste, dass sie ihr Spiel mitspielen musste, wenn sie jemals erfahren wollte, was wirklich geschehen war. Sie setzte sich schließlich zu ihrer Mutter auf das Sofa, die sofort ihre Hand ergriff und sie fest drückte.

„Wir wissen, dass du in den letzten Wochen viel durchmachen musstest“, sagte ihr Vater, „und ich bin davon überzeugt, dass du sehr bald einsehen wirst, dass die Entscheidung, die ich für dich getroffen habe, die richtige ist.“

„Entscheidung?“, fragte Kagome unsicher.

„Ich werde nächsten Monat zurück in die USA fliegen. Sobald du deinen Abschluss gemacht hast, wirst du nach kommen. Ich habe schon einige Universitäten in New York und Umgebung für dich herausgesucht, an denen du dich bewerben kannst.“

„Du willst, dass ich in den USA studiere?“

„Ein Tapetenwechsel wird dir gut tun“, mischte Harumi sich ein.

„Du solltest mir dankbar sein, dass ich dir so eine großartige Möglichkeit biete.“, sagte ihr Vater bevor sie auch nur irgendetwas einwenden konnte, „Nicht viele Menschen haben die Chance auf so einen Neuanfang.“

Kagome wusste nicht was sie erwidern sollte. Ihre Chancen herauszufinden, ob Inu Yasha unschuldig war oder nicht würden wohl enorm schrumpfen, wenn sie Japan verlassen sollte. Auf der anderen Seite war es die einzige Möglichkeit für sie, ihrem Vater so nahe zu kommen, dass sie seine wahren Beweggründe herausfinden konnte. Sie wusste, dass wenn es eine Person auf der Welt gab, die das Motiv und die Mittel dafür hatte Inu Yasha etwas anzuhängen, dann war es ihr Vater. Sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie Sesshomaru gegeben hatte. Sie würde sich für Inu Yasha rächen. Sie würde herausfinden, was sein Vater im Schilde führte und sie würde ihm das Handwerk legen. Und wie könnte sie ihren Vater besser bespitzeln, als wenn sie mit ihm leben würde?

„Du hast recht“, sagte sie schließlich und ihr Vater sah überrascht aus, „Es ist wahrscheinlich wirklich das Beste, wenn ich Japan für eine Weile verlasse.“

Erwachsen werden

5 Jahre später

Kagome zupfte aufgeregt an ihrem Rock und zählte in Gedanken bis zehn. Sie hatte während des Studiums gelernt, dass es der beste Weg war, ihre Nerven zu beruhigen.

„Bitte begrüßen Sie unsere Pressesprecherin, Kagome Higurashi.“

Kagome folgte dem Geräusch des Applauses und schon wenige Augenblicke stand sie auf der Bühne. Die Beleuchtung war so hell, dass sie die Gesichter der Zuhörer nur schemenhaft erkennen konnte, aber sie wusste, dass es sich um die hundert Leute handelte, einige davon Geschäftsmänner, ein paar Politiker, die meisten davon aber Reporter.

„Vielen Dank“, sagte sie und der Applaus klang ab so schnell, wie er gekommen war. „Ich habe heute die Ehre Ihnen unser neustes und größtes Projekt vorzustellen.“ Sie drückte einen Knopf auf der Fernbedienung und ihre Präsentation erleuchtete auf einer Leinwand hinter ihr.

„Wolf & Moriwaki haben sich jahrelang um ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Dämonen in den Vereinigten Staaten bemüht.“ Sie betätigte den Knopf und eine neue Seite ihrer Präsentation leuchtete auf, die ihren Vater zeigte, wie er die Hand des von Naraku schüttelte. „Unsere Organisation hat nun endlich durch die Unterstützung meines Vaters, Kaito Higurashi, die Möglichkeit unsere Visionen auf die nächste Ebene zu bringen. Durch das großzügige Sponsoring von Naraku Musō sind wir in der Lage nach Japan zu expandieren. “

Sie betätigte den Knopf ein weiteres Mal und eine computeranimierte Version von einem Gebäude leuchtete auf.

„Wir wollen noch in diesem Jahr einen Zweitsitz in Japan eröffnen“, sagte sie dann und führte das Publikum durch die verschiedenen Gebäudepläne.

„Jeder, der heute anwesend ist, wird wissen, dass die Konflikte zwischen Menschen und Dämonen in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Raubüberfall, Totschlag, Mord, die Zahlen sind erschreckend. Wir von Wolf & Moriwaki werden unser bestes tun, diesen Statistiken entgegen zu wirken. Wie?“ Sie betätigte den Knopf noch einmal.

„Arbeitsplätze. So erschreckend die Statistiken der immer steigenden Gewalt zwischen Menschen und Dämonen auch sein mögen, nichts ist so erschreckend wie die Arbeitslosenrate von Dämonen. Innerhalb der letzten Jahre hat sich diese in Japan beinahe verdoppelt. Das wollen wir ändern. Jeder, der unser Konzept in den Vereinigten Staaten kennt wird wissen, wie wir es geschafft haben, dass die Arbeitslosenrate dort zu einem minimalen Prozentsatz gesunken ist.“

Sie drückte den Knopf ein weiteres Mal und hinter ihr erschien das Bild von einer der Sicherheitsfirmen, die ihre Stiftung gegründet hat. „Das ist Wolf & Moriwaki Security in Ohio. Eine eigenständige Sicherheitsfirma, die nur Dämonen beschäftigt. Von diesen haben wir inzwischen über 40 Stück in den USA auf die Beine gestellt.“

Sie betätigte wieder den Knopf und ging weiter ins Detail, darüber wie diese Sicherheitsfirmen Startkapital vom Staat erhalten, ein geringer Prozentsatz der Einnahmen für die Gründung von Waisenhäusern und Tagesstätten gestiftet werden und was für eine enorme Auswirkung dieses Konzept auf die Beziehungen zwischen Dämonen und Menschen haben könnte. Dann erlaubte sie den anwesenden Reportern Fragen zu stellen, darüber, ob die Regierung dieses Projekt schon unterzeichnet hätte, wann der Bau ihrer Zweitstelle fertig werden würde, ob die Organisation auch Arbeitsplätze für Dämonen innerhalb stellen würde und so weiter. Kagome antwortete souverän alle Fragen, bis ein Reporter die Frage stellte, vor der sie sich immer noch fürchtete, obwohl sie sie schon so oft beantwortet hatte.

„Vor sechs Jahren hatten sie einen Zwischenfall mit dem jüngsten Taisho Sohn. Wie hat dieser ihre Entscheidung für Wolf & Moriwaki zu arbeiten beeinflusst?“

Kagome hatte schon angesetzt zu sprechen, als eine weitere Frage durch den Raum klang: „Vor einigen Jahren noch war ihr Vater für seine geringe Toleranz gegenüber Dämonen bekannt, wie ist es zu diesem Sinneswandel gekommen?“

Kagome schluckte schwer, denn das war eine Frage, auf die sie selber noch immer eine Antwort suchte.

„Wir haben diese Fragen schon in unzähligen Interviews beantwortet“, sagte sie trotzdem mit fester Stimme, „Lesen sie diese, dann werden sie alle Antworten darauf finden.“ Dann verließ sie die Bühne.

Hiroto wartete dort schon auf sie mit einem Becher Kaffee in seiner Hand. Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen und reichte ihr den Becher.

Sie nahm es dankbar entgegen und nahm einen großen Schluck des, mittlerweilen, lauwarmen Getränkes.

„Warum bist du hier?“, fragte sie ihn, und wenn ihre Direktheit ihn verletzte, ließ er sich nichts anmerken.

„Ist es so erstaunlich, dass ich meine Verlobte sehen möchte?“, fragte er gegen und schenkte ihr ein selbstbewusstes Lächeln, dass ihr unter anderen Umständen wahrscheinlich weiche Knie bereitet hätte.

Hiroto, der ungefähr zur selben Zeit bei Wolf & Moriwaki angefangen hatte zu arbeiten wie sie, wurde ihr von ihrem Vater vorgestellt. Es war mehr oder weniger eine arrangierte Ehe, aber das hieß nicht, dass sie ihren Verlobten nicht mochte. Er war zuvorkommend, selbstsicher, humorvoll, gut aussehend, all das, was sich eine normal Sterbliche von ihrem Ehemann wünschen konnte. Und er liebte sie, dessen war sie sich sicher. Sie hatte auch Gefühle für ihn, aber sie verblassten jedes Mal, wenn sie an Inu Yasha denken musste. Sie wusste, dass es nicht gesund war, in der Vergangenheit zu leben, aber so war es nun einmal. All ihre Versuche sich von Inu Yasha loszusagen, waren bis jetzt kläglich gescheitert.

„Dein Vater schickt mich“, sagte er dann, weil er Kagomes zweifelnden Blick bemerkte, „Ich soll dir ausrichten, dass er heute Abend ein Geschäftsessen mit einem unserer größten Investoren hat. Er möchte, dass du ihn begleitest.“

„Lass mich raten Ito-san?“

Hiroto nickte und Kagome verdrehte die Augen.

„Ich kann mir schon denken, warum mein Vater mich dabei haben will“, seufzte sie und folgte Hiroto zu dem kleinen Raum, in dem sie sich umkleiden konnte.

„Ito-san legt viel Wert auf familiäre Beziehungen. Er mag dich, weil du ihn an seine eigene Tochter erinnerst“, erriet Hiroto ihre Gedanken.

„Wirst du auch kommen?“, fragte Kagome und setzte sich auf eines der Sofas, das in dem kleinen Raum stand.

Hiroto schüttelte den Kopf und stellte seinen eigenen Kaffee auf dem Schminktisch ab.

„Ich habe heute Abend ein Meeting mit der Eventplannerin. Es gibt wohl immer noch ein paar offene Fragen, die geklärt werden müssen.“

Kagome lachte heiser: „Da du dich nun so gut mit dem Planen einer Feier auskennst, kannst du bestimmt auch besser unsere Hochzeit planen.“

„Du willst dich doch nur davor drücken“, erwiderte Hiroto und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln.

„Ich weiß nicht, weshalb dein Vater so darauf besteht, dass ich mich um die Eröffnungsfeier kümmere. Das liegt nicht unbedingt in meinem Aufgabenfeld“, safte er dann nachdenklich.

Kagome nickte zustimmend. Hiroto war vor einigen Jahren als Finanzberater bei Wolf & Moriwaki eingestiegen, aber seit der Verlobung behandelte ihr Vater ihn mehr wie einen persönlichen Assistenten.

„Wie dem auch sei“, seufzte er dann, „mein Schreibtisch ist voll mit unerledigter Arbeit. Ich sollte zurück ins Büro. Kommst du mit?“

„Ich kann nicht, ich habe noch ein Interview mit Nikkei-Shinbun“, entgegnete sie und streifte sich die Pumps ab, „Ich werde mich nur einen Moment hier ausruhen, bevor ich mich darauf vorbereite.“

Kagome legte den Kopf in den Nacken und schloss eine Sekunde lang die Augen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, lehnte Hiroto über ihr, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt.

„Du hast dir eine Pause verdient“, flüsterte er, bevor er ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Seit seinem letzten gescheiterten Versuch Kagome dazuzubekommen sich ihm zu öffnen, waren seine Küsse immer so flüchtig. Sie wusste, dass sie ein schlechtes Gewissen haben sollte, dass sie jemanden wie Hiroto immer noch wie einen Fremden behandelte, aber an diesem Tag war sie zu müde, um sich darum weitere Gedanken zu machen.

„Wir sehen uns dann morgen im Büro“, sagte er und lehnte sich wieder zurück.

„Ja, bis morgen, Hiroto“, erwiderte Kagome erschöpft. Als ihr Verlobter den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss, atmete sie erleichtert aus. Es fiel ihr schwer Hiroto jedes Mal auf ein neues zurückzuweisen, ihn darum zu bitten ihr mehr Zeit zu geben. Sie konnte sich selber nicht erklären, weshalb sie sich bei Hiroto so sehr vor körperlichem Kontakt scheute, aber seit ihrer Begegnung mit Lucas...

Sie wollte nicht daran zurückdenken, aber die Erinnerung kam trotzdem hoch.

Damals waren mehr als 2 Jahre vergangen, die sie in den USA verbracht hatte.

Sie hatte es auf die Columbia University geschafft, was sie wahrscheinlich der Tatsache zu verdanken hatte, dass sie sich damals so betäubt von ihrer Depression gefühlt hatte, dass sie keinerlei Nervosität während des Interviews gespürt hatte und ihr Vater ihre Bewerbung für sie geschrieben hatte. Die ersten zwei Jahre verliefen weiter so. Ihr Schmerz betäubte jegliche Angst oder Scheu, die sie unter anderen Umständen garantiert gespürt hätte. Sie war eine der wenigen Studentinnen, die sich in jedem Seminar mündlich beteiligte und ihre Noten waren dementsprechend gut. Sie hatte kaum Freunde, was aber nicht daran lag, dass sie keine Möglichkeit hatte, Freundschaften zu schließen, sondern daran, dass sie jede freie Minute darauf verwendete ihren Vater zu beschatten und seine Unterlagen zu durchsuchen. Doch der Hinweis auf Inu Yashas Unschuld blieb aus, bis zu dem Tag, als er durch Kikyo freigesprochen wurde.

Sie entschied sich dazu ein Praktikum in der Presseabteilung bei Moriwaki & Wolf zu machen, um ihren Vater bei seiner Arbeit beobachten zu können und Hinweise auf den Zusammenhang zwischen der Zusammenarbeit zwischen ihm und Naraku und der geplanten Erweiterung der Firma in Japan zu erforschen.

Und dann kam die E-Mail.

Es waren nicht mehr als 3 Zeilen. Die erste und einzige Nachricht, die sie von Sango erhalten sollte:

Inu Yasha ist frei. Es geht ihm gut. Er hat jemanden kennengelernt.

Damals hatte sie stundenlang auf diese 3 Sätze gestarrt. Sie wusste nicht welcher Teil des größte Schock für sie war: Dass sie es nicht geschafft hatte, seine Unschuld zu beweisen, bevor er freikam, dass es ihm gut ging, obwohl er 2 Jahre im Gefängnis verbracht hatte oder dass er in so kurzer Zeit jemanden kennengelernt hatte. Sie wusste, wie egoistisch ihr Schmerz war. Sie hätte sich für ihn freuen sollen, dass er geschafft hatte, wozu sie nicht in der Lage gewesen war- sich auf fremde Menschen einzulassen.

Am selben Abend ging sie auf die Geburtstagsfeier von einem ihrer Studienkollegen. Es war das erste Mal, seit sie in den USA angereist war, dass sie eine Einladung zu einer Feier angenommen hatte und sie war dementsprechend schnell betrunken. Die Details des Abends waren auch jetzt nur eine verschwommene Erinnerung. Sie wusste, dass sie mit James getanzt hatte, aber wie es dazu überhaupt kam, war ihrer Erinnerung entflohen.

James war einer dieser groß gebauten, charmanten Baseball Spieler, den jedes Mädchen gerne einmal um den Finger gewickelt hätte. Die Tatsache, dass er gut aussehend und beliebt war, hatte Kagome nicht sonderlich interessiert. Sie hatte nur geglaubt, dass er der Typ Mann sein könnte, der zu einem One-Night-Stand nicht Nein sagen würde.

Sie hatten getanzt und sich geküsst. Kagome wusste noch, dass es ein paar Leute gab, dessen Aufmerksamkeit sie an diesem Abend erregt hatte. Die meisten hatten sie für ein schüchternes, prüdes Mädchen gehalten und die Zurschaustellung ihrer Küsse und Berührungen mit James, hatte einige Leute in Erstaunen gesetzt. So auch Lucas, der in den darauffolgenden Monaten einen großen Einfluss auf sie haben sollte.

Zuerst hatte sie jedoch die Party zusammen mit James verlassen. Er hatte sie zu seinem Zimmer im Studentenwohnheim gebracht und zu Kagomes Überraschung darauf bestanden, dass sie ihren Rausch ausschlief, bevor auch nur irgendetwas anderes zwischen ihnen passieren würde.

Auch wenn sie ihm heute für die Entscheidung dankbar war und sie wusste, dass er richtig gehandelt hatte, damals war das einzige Gefühl, das sie verspürt hatte, Scham gewesen. Scham dafür, dass sie sich praktisch an seinen Hals geworfen hatte und er sie trotzdem abgewiesen hatte. Als er ihr am nächsten Morgen gestand, dass er sich ein wenig in sie verliebt hatte und er mehr wollte als nur eine flüchtige Nacht, war sie wortwörtlich vor ihm geflüchtet.

Und dann war da plötzlich Lucas. Wo James verständnisvoll und warm war, war Lucas gleichgültig und kühl. Ihn interessierten Kagomes Gefühle nicht, er hatte kein Bedürfnis für eine Beziehung, die über das Körperliche hinausging und er war nicht einmal ein bisschen in Kagome verliebt. Er war genau das, was sie zu dem Zeitpunkt geglaubt hatte zu brauchen.

Sie hatten einige Nächte zusammenverbracht, und auch wenn Kagome sich danach nie besser fühlte als vorher, lief sie doch immer wieder in seine Arme. Die paar Stunden, die sie zusammen verbrachten, lenkte sie von ihrem Schmerz ab und sie redete sich ein, dass es der einzige Weg war, Inu Yasha zu vergessen. Für die paar Momente, die er ihr schenkte, in denen sie sich nicht dafür hasste, dass sie nicht glücklich darüber sein konnte, dass Inu Yasha versuchte wieder ein normales Leben zu führen und sich wieder verliebt hatte- für diese paar Momente liebte sie Lucas.

Aber Lucas war selbstzerstörerisch. Kagome ahnte, dass seine Vergangenheit ebenso düster war, wie ihre. Darüber sprechen taten sie aber nie. Kagome versuchte ihren Schmerz, ihre Wut und Enttäuschung auf ihre Rache zu leiten. Sie nutzte all ihre düsteren Gefühle für sich selbst und ihren Vater, um in ihrem Job erfolgreich zu werden und ihrem Vater so nahe zu kommen, dass er keine Geheimnisse mehr vor ihr verstecken konnte. Dass sie nur 2 Jahre nach ihrem Abschluss den Job als Pressesprecherin erhalten hatte, war deswegen nicht nur dem Einfluss ihres Vaters zu verdanken, sie hatte wirklich hart gearbeitet, um es dorthin zu schaffen.

Lucas jedoch konnte seine negativen Gefühle nicht auf etwas Positives umlenken. Nur einige Monate, nachdem Kagome die düstere, zerstörerische Affäre mit ihm eingegangen war, flog er wegen Drogenmissbrauchs von der Uni. Als Kagome mit ihm darüber reden wollte, schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Das war der Ausstieg für sie gewesen. Sie hatte die Affäre beendet und sich geschworen, dass sie sich so schnell nicht wieder auf irgendeinen Mann einlassen würde. Sie wollte nicht, dass ihre Sexualität nur mit negativen Gefühlen behaftet war. Sie wollte endlich wieder frei von ihrem immensen Schmerz leben. Wenn ihr Vater ihr der Verlobung mit Hiroto nicht eingeredet hätte, wäre sie wahrscheinlich immer noch Single und würde es lange Zeit bleiben.
 

Inu Yasha blickte regungslos auf den Flachbildschirm in Narakus Büro, in dem die Pressekonferenz vom Wolf & Moriwaki übertragen wurde. Kagome hatte sich nicht viel verändert, seitdem er sie das letzte Mal im Fernsehen gesehen hatte. Sie war so stark und unnahbar geworden, dass es ihm oft schwerfiel, sich daran zu erinnern, wie weich und unsicher sie noch vor einigen Jahren gewesen war.

„Sie redet immer noch nicht gerne über dich, hmm?“, sagte Naraku und Inu Yasha zuckte nur mit den Schultern.

„Stimmt ja, du hast jegliche Gefühle für Higurashi hinter dich gelassen.“

„Sonst wär ich wohl kaum hier“, erwiderte Inu Yasha ernst und betätigte die Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten.

„Nun ja, deine Gefühle für ihren Vater hast du aber noch nicht überwunden.“

„Sonst wär ich wohl kaum hier“, sagte Inu Yasha ein weiteres Mal.

„Richtig, Rache. So ein schönes Wort. Es wird nun nicht mehr lange dauern, mein Freund. Der König wird bald fallen. Schachmatt.“

Naraku lachte aber Inu Yasha regte sich immer noch nicht.

„Ach, was würde ich nur dafür geben, wenn mein wichtigster Berater ein wenig mehr Humor hätte“, sagte er dann.

„Es ist nicht meine Aufgabe Sie zu unterhalten“, erwiderte Inu Yasha und blickte zur Seite.

„Wohl wahr“, meinte Naraku und fügte dann nachdenklich hinzu, „Denkst du nicht trotzdem, dass es seltsam ist, dass Higurashi deiner Einstellung hier zu gestimmt hat? Er führt bestimmt wieder irgendetwas im Schilde.“

„Tut er das nicht immer? Das Entscheidende ist, dass wir ihm diesmal ein Bein stellen werden, wenn er es am wenigsten erwartet.“

„Richtig, Inu Yasha, du bist wirklich mein bester Schüler.“

„Ich will nur eins.“

„Das weiß ich und du wirst es bekommen. Geduld mein lieber Freund und bald kannst du dich an der Familie Higurashi rächen so viel du willst.“

„Ich hoffe, Sie vergessen unsere Abmachung nicht“, sagte Inu Yasha stoisch.

„Natürlich nicht. Wenn es soweit ist, werde ich dir Higurashi persönlich überreichen und du kannst mit ihm tun und lassen, was du willst. Wenn du magst, kann ich dir Kagome auch noch servieren, ich erinnere mich, dass ihr Blut ganz vorzüglich geschmeckt hat.“ Naraku lachte ein weiteres Mal auf. „Da fällt mir ein, dass ich morgen Nachmittag ein Interview mit Wolf & Moriwaki vereinbart habe. Ich soll über meine gute Zusammenarbeit mit ihnen reden. Vielleicht sollte ich sie darum bitten, ihre beste Pressesprecherin zu schicken?“

Inu Yasha zuckte wieder nur mit den Schultern.

„Willst du nicht wissen, ob Kagomes Herz immer noch wie verrückt klopft, wenn sie in deiner Nähe ist? Ich fände es interessant das herauszufinden.“

Inu Yasha antwortete ihm nicht, aber Naraku hatte schon den Hörer seines Telefons abgehoben.

„Ruf bei Wolf & Moriwaki and und sag ihnen, dass ich das Interview nur gebe, wenn sie Kagome Higurashi persönlich vorbei schicken“, befahl er seiner Sekretärin, dann hob er dann Hörer ein weiteres Mal an und fügte noch hinzu, „Oh und sag ihnen, dass das Interview bei mir zu Hause stattfinden soll.“

„Endlich mal wieder ein wenig Aufregung, nicht wahr mein Freund?“, fragte er Inu Yasha, aber er bekam wieder einmal keine Antwort.
 

Kagome saß in ihrem Kleinwagen und atmete mehrere Male tief ein und aus. Ihr Vater hatte ihr ein paar Bodyguards zur Seite stellen wollen, aber Kagome hatte darauf verzichtet. Sie wusste, dass Naraku es nicht wagen würde, sie noch einmal anzurühren. Er war nun abhängig von ihrem Vater. Sein ganzes Geld und seine Reinigungsfirma existierten nur dadurch, dass ihr Vater ihm damals das Kapital dafür gestellt hatte. Das änderte nichts daran, dass der Gedanke Naraku nach all den Jahren wieder gegenüberstehen zu müssen eine Panikattacke in ihr auslöste. Sie spürte ihre Finger, die kribbelten und wie sich ihre Lunge trotz der Atemübungen zu schnürte. Einige Minuten saß sie nur da und atmete ein und aus, dann erinnerte sie sich daran, warum sie dem Treffen mit Naraku zugestimmt hatte. Sie wusste, dass noch mehr hinter der Beziehung zwischen ihrem Vater und Naraku stecken musste. Seit Jahren hatte sie die Geschäfte ihres Vaters bespitzelt und sie hatte das Gefühl, dass sie bald alle Puzzleteile zusammenhaben würde. Sie atmete noch einmal tief ein und griff dann in ihr Handschuhfach, um das Pfefferspray in ihre Handtasche packen zu können. Es würde ihr im Notfall wohl nicht viel bringen, aber sie fühlte sich sicherer, wenn sie es bei sich trug.

Narakus Haus war eines dieser riesigen traditionellen Häuser, die sich nur jene leisten konnten, die Geld im Milliardenbereich besaßen. Sie musste an das schäbige Wohnviertel denken, in dem Naraku vor zehn Jahren gelebt hatte. Sie wusste aber nur zu gut, dass Naraku sein Geld nicht nur durch seine Firma verdient hatte. Mittlerweile hatte sie genug Informationen über Naraku gesammelt, um zu wissen, dass er auch im Drogenhandel seine Finger im Spiel hatte. Er wirklich einer der Schlimmsten der Schlimmsten, weil man ihm einfach nichts nachweisen konnte. Und diese Person würde nun die Arbeitskräfte für Wolf & Moriwaki stellen, natürlich auf Empfehlung ihres Vaters hin.

Sie betätigte die Klingel vor dem großen Holztor des Hauses und nach dem sie sich vorgestellt hatte, ging das Tor sofort auf. Sie schritt durch den geräumigen Vorgarten und sah, wie sich die Eingangstür öffnete. Selbst aus der Entfernung konnte sie die Person, die ihr die Tür geöffnet hatte sofort erkennen.

„Inu Yasha...“, flüsterte sie erschrocken, und als sein rechtes Hundeohr zuckte, wusste sie, dass er ihre Stimme gehört hatte. Ihr Vater hatte ihr erzählt, dass er Naraku erlaubt hatte, Inu Yasha einzustellen, doch sie hatte nicht erwartet ihn hier anzutreffen. Nach über fünf Jahren sahen sie sich zum ersten Mal in dem Haus des Menschen wieder, der ihnen beiden so viel Leid zu getragen hatte. Es war schon fast eine skurrile Situation. Sie sahen sich einige Augenblicke nur an, aber Kagome konnte beim besten Willen nicht ausmachen, was in diesem Moment wohl in seinem Kopf vor sich ging. Kagome spürte, wie sich ihre Atemwege zuschnürten und ihr Herz schneller klopfte und ballte in der Anspannung ihre Hände. Sie wusste, dass er die Veränderungen in ihrem Körper spüren konnte.

„Naraku wartet schon auf Sie“, sagte er schließlich übertrieben höflich und seine eiserne Stimme ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Er führte sie durch das gewaltige Haus, das trotz seiner traditionell japanischen Außenfassade erstaunlich modern eingerichtet war. Sie blickte auf seinen Rücken und sah, dass er viel steifer und angespannter war als sie es in Erinnerung hatte. Ob seine Zeit im Gefängnis damit zu tun hatte? Dann kamen sie schließlich im Wohnbereich des Hauses zum Stehen. Naraku saß auf eine der Lederganituren mit einem Whiskeyglas in der Hand und lächelte überschwänglich, als er Kagome erblickte.

„Higurashi, setzen Sie sich doch“, sagte er und deutete auf das riesige Sofa. Kagome musste sich dazu zwingen, auf ihn zu zutreten. Auch wenn ihr Herz in ihrem Brustkorb so heftig gegen die Rippen schlug, dass sie wusste Inu Yasha würde es hören, blieb sie standfest auf ihren Beinen. Das Inu Yasha merken würde, wie aufgeregt sie wirklich war, hieß noch lange nicht, dass sie Naraku ihre Schwäche zeigen würde.

„Ich hoffe, Sie haben den Weg hier hin ohne Umstände gefunden?“, fragte er dann und Kagome wollte ihm am liebsten ins Gesicht spucken. Seine übertrieben freundliche Art widerte sie an. Stattdessen nickte sie und erwiderte sein Lächeln.

„Möchten Sie auch etwas trinken?“

„Nein, danke“, erwiderte Kagome und blickte hinüber zu Inu Yasha, der an der im Wohnbereich eingebauten Bar stand und die beiden beobachtete.

„Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass er anwesend ist“, sagte Naraku mit einem Wink seines Glases in Inu Yashas Richtung.

„Ganz und gar nicht.“

„Wissen Sie, ich habe mich wirklich gewundert, dass Ihr Vater der Einstellung von Inu Yasha zu gestimmt hat, nach all dem bösen Blut, das zwischen der Familie Taisho und Higurashi geflossen ist.“

Kagome fühlte brennende Wut in sich aufsteigen. Sie wollte nicht über Inu Yasha mit einer anderen Person in seiner Gegenwart reden. Sie hatte ihm viel zu sagen, aber Naraku war der Letzte, der irgendetwas davon erfahren sollte.

„Inu Yasha ist unschuldig gewesen, das ist ja jetzt schon seit Jahren bekannt. Ich sehe keinen Grund, warum mein Vater etwas gegen Inu Yashas Einstellung einzuwenden gehabt hätte“, sagte sie trotzdem und ihre Schultern verspannten sich.

„Richtig, Kikyo war es, nicht wahr?“

Er blickte hinüber zu Inu Yasha und Kagome folgte seinem Blick. Sein Gesicht verriet keinerlei Emotionen und es lies sie einen Moment ihre Abscheu und Angst vor Naraku vergessen. Er sah sie genauso an, wie er sie damals im Gerichtssaal angesehen hatte: Leer, resigniert. Fühlte er sich immer noch so?

„Dieses verrückte Weibsstück. Sie hat extra einen Formwandler Dämonen verführt, weil sie es nicht ertragen konnte, dass sie Inu Yasha an ein anderes Mädchen verlieren würde.“

Naraku lachte, aber weder Kagome noch Inu Yasha stimmten mit ein.

„Sie hat sich wohl gedacht, dass es besser wäre, ihr Liebster wäre hinter Gittern als mit Ihnen zusammen, Higurashi. Wirklich ein verrücktes Weibsstück.“

„Wenn wir dann jetzt zum geschäftlichen Teil übergehen wollen“, sagte Kagome schnell, um das Thema umlenken zu können.

„Immer das Geschäftliche. Das ist so langweilig. Mich interessiert viel mehr, wie Sie sich nun fühlen, da Sie Ihre erste große Liebe nach so vielen Jahren wieder sehen. Ich meine so etwas Tragisches wie eure Geschichte sieht man nicht jeden Tag, das stimmt einen schon neugierig.“

Kagome wusste das Naraku versuchte seine Psychospielchen mit ihr zu spielen und biss sich hart auf die Zunge, um nichts Falsches zu sagen.

„Was meinst du Inu Yasha? Bist du nicht neugierig, was ihr gerade durch den Kopf geht? Ob sie sich immer noch vor dir fürchtet, obwohl sie weiß, dass du es nicht warst, der sie angegriffen hat?“

Inu Yasha antwortete nicht.

„Ich fürchte mich nicht vor ihm“, sagte sie schließlich und blickte Inu Yasha an. Sie wollte, dass er es wusste. „Es sind so viele Jahre seit dem Vorfall vergangen, es gibt eigentlich keinen Grund mehr darüber zu reden. Außerdem hat es nichts damit zu tun, warum ich hier bin.“

„Die Presse sieht das aber anders“, entgegnete Naraku, „Sie können gar nicht genug von eurer tragischen Liebesgeschichte hören. Eine Liebe unter einem schlechten Stern. Das ist so poetisch.“

„Wenn Sie nicht vorhaben, das Interview zu führen, dann werde ich jetzt wieder gehen“, sagte Kagome dann und erhob sich von ihrem Platz.

„Ach ja, ich bin heute gar nicht in der Stimmung für ein Interview. Schicken Sie doch einfach jemand anders zu einem nächsten Termin.“

„Ich hoffe, Sie werden die Zeit meiner Kollegen dann nicht so verschwenden wie meine“, erwiderte Kagome genervt und griff nach ihrer Handtasche.

„Oh, das Mädchen hat Feuer. Jetzt kann ich verstehen, was dir an ihr gefallen hat.“

Kagome schüttelte nur mit dem Kopf und entfernte sich mit schnellen Schritten von Naraku.

„Eine Sache noch, Higurashi“, sagte er dann und obwohl ihre Instinkte ihr rieten so schnell wie möglich davon zu laufen, drehte sie sich wieder zu ihm um und schenkte ihm ein falsches Lächeln.

„Ja, bitte?“

„Ist das da ein Verlobungsring an ihrem Finger? Ich würde auf zwei Karat tippen, höchster Reinheitsgrad. Da wird die Verlobung wohl bald bekannt gegeben werden, oder nicht?“

„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht“, entgegnete Kagome, doch sie konnte nicht umhin Inu Yasha einen kurzen Blick zu schenken. Er sah auf ihre Hand, aber sie hatte keine Ahnung, was wohl in ihm vor sich ging. Bevor Naraku noch irgendetwas hinzufügen konnte, drehte sie sich schnell wieder um.

„Begleite unseren Gast doch nach draußen“, wies er Inu Yasha an, aber Kagome erwiderte schnell: „Ich finde den Weg auch alleine”, und verließ dann das Zimmer.

Draußen angekommen lief sie so schnell wie möglich zu ihrem Auto und versuchte mit vor Wut und Anspannung zitternden Fingern, den Schlüssel in das Schloss der Autotür zu schieben. Als sie es endlich geschafft und die Tür aufriss, fühlte sie einen Luftstoß hinter sich und ohne lange darüber nachzudenken, hatte sie das Pfefferspray aus ihrer Tasche geholt und war herumgewirbelt.

„Woah!“

„Inu Yasha“, erwiderte sie überrascht, als sie die Person vor sich erkannte. Es war schon dunkel draußen, aber sie standen nahe bei einer Laterne, die ihre Umgebung beleuchtete. Nun, da er ihr relativ nahe war, konnte sie sehen, dass seine Gesichtszüge viel härter waren, als sie es in Erinnerung hatte. Er sah immer noch verdammt gut aus, auch wenn sein Ausdruck die Freude verloren hatte, die sie normalerweise von ihm kannte.

„Ich habe ja Gerüchte darüber gehört, dass du Kampfsportstunden an deiner Uni belegt hast, aber ich hätte nicht gedacht, dass deine Instinkte so ausgeprägt sind.“

„Was tust du hier?“, flüsterte sie, ohne auf seine Anmerkung einzugehen.

„Ich muss mit dir reden“, erwiderte er ernst und sie ließ das Pfefferspray in ihrer Hand sinken.

„Du weißt wahrscheinlich besser als ich, dass es uns in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn Naraku dich hier mit mir sieht.“

„Er hat mich hinter dir hergeschickt, damit ich dir das hier geben kann“, erwiderte und reichte ihr Narakus Visitenkarte.

„Was soll ich damit?“

Inu Yasha zuckte nur mit den Schultern.

Kagome seufzte und kramte dann für einen Moment in ihrer Handtasche. Sie überreichte Inu Yasha dann wieder die Visitenkarte, auf der sie ihre eigene gelegt hatte und tippte auf die Oberfläche. Inu Yasha sah überrascht aus.

„Sag Naraku, dass ich seine Visitenkarte nicht brauche. Wenn ich ihn erreichen will, kann ich das über meinen Vater.“

Sie tippte noch einmal mit dem Zeigefinger auf die Oberfläche, um sicherzugehen, dass Inu Yasha verstand, dass ihre Visitenkarte für ihn gedacht war.

„Verstanden“, sagte er dann und steckte die Karte in seine Hosentasche.

„Wirklich?“, fragte sie und Inu Yasha nickte nur. Sie sah, dass er wieder auf ihren Finger blickte. Auf den Ring, den Naraku richtig als Verlobungsring erkannt hatte. Sie konnte nicht umhin sich zu fragen, ob die Person, die er damals kennengelernt hatte, auch einen Ring von ihm an ihrem Finger trug. Wie konnte er überhaupt eine Beziehung mit seiner Arbeit für Naraku vereinbaren?

„Also dann“, sagte sie schnell und stieg in ihr Auto.

„Fahr vorsichtig“, erwiderte Inu Yasha und ging in zügigen Schritten zu Narakus Haus zurück. Als Inu Yasha aus ihrem Blickfeld verschwunden war, ließ sie ihren Kopf gegen die Kopflehne senken und atmete einmal tief ein. Die Anspannung in ihrem Körper verließ sie plötzlich und sie fühlte sich wahnsinnig erschöpft, so als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Inu Yasha war so anders geworden. So stoisch und ernst und es brach ihr das Herz zu wissen, dass er für Naraku arbeitete, auch wenn sie wusste, dass er das sicherlich nicht für Geld tat. Sie hatte sich oft vorgestellt, wie sie Inu Yasha wiedersehen würde. Hatte über zufällige Treffen geträumt oder darüber nachgedacht endlich ihren Mut zu fassen und ihn anzurufen. Sie hatte sich Tausende von Szenarien erträumt. So jedenfalls hatte sie sich ihr Wiedersehen mit Inu Yasha ganz und gar nicht vorgestellt.

Anschein

Es war schon mehr als eine Woche vergangen, aber Inu Yasha hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Kagome begann langsam daran zu zweifeln, dass er wirklich mit ihr reden wollte. Erschöpft legte Kagome ihre Lesebrille ab und klappte ihren Laptop zu. Sie hatte endlich, zum ersten Mal in ihrem Leben, ihre eigene Wohnung, und auch wenn sie relativ klein war, gab es keinen Ort, an dem sie sich je wohler gefühlt hatte. Sie ließ sich auf den Teppich in ihrem Wohnzimmer sinken und starrte eine Weile an die Decke. Doch einen Ort gab es schon, aber sie hatte sich selbst verboten, darüber nachzudenken. Inu Yashas Arme, nur dort hatte sie sich wohler gefühlt.

Seit jenem Tag im Gerichtssaal hatte sie sich jeden Tag gefragt, was Inu Yasha nun über sie denken musste. Dann als sie hörte, dass Kikyo zwei Jahre später alles bei der Polizei gestanden hatte und Inu Yasha freikommen sollte und bevor sie die besagte E-Mail von Sango erhielt, hatte sie ihm jeden Tag einen Brief geschrieben, nur um ihn anschließend wieder zu zerreißen. Sie wusste einfach nicht, ob es irgendetwas gab, das sie sagen konnte, das entschuldigen würde, dass sie damals gegen ihn ausgesagt hatte. Diese Leere in ihrem Herzen, die sich von Tag zu Tag stärker in ihr breitgemacht hatte, war wahrscheinlich nichts im Vergleich dazu, was Inu Yasha fühlen musste. Sie fühlte sich schuldig, dass sie damals nicht in Japan geblieben war, dass sie, auch wenn es sein Wunsch gewesen sein mochte, gegen ihn ausgesagt hatte. Vielleicht hätte sie schon viel früher herausfinden können, dass Kikyo hinter der Sache steckte. Vielleicht hätten sie noch einmal eine Chance gehabt. Ihre Gedanken wurden durch das leise Vibrieren ihres Handys unterbrochen. Sie richtete sich wieder auf und holte ihr Handy von der Küchentheke. Es war aber nicht Inu Yasha, der sie anrief, dass erkannte sie schon an der Anruferkennung.

„Hey“, sagte sie und versuchte nicht enttäuscht zu klingen.

„Hey“, tönte die tiefe Stimme ihres Verlobten, „hast du heute Abend schon was vor?“

„Ich muss noch einen Artikel fertig schreiben, aber ich sollte so in zwei Stunden damit durch sein“, entgegnete sie.

„Dann hole ich dich in drei Stunden ab. Ich habe eine Überraschung für dich.“

„Okay“, erwiderte sie.

„Kagome?“

„Hmm?“

„Ich liebe dich.“

Das war schon das fünfte Mal, das er es gesagt hatte und sie hatte es immer noch nicht erwidert. Sie konnte die Worte einfach nicht über ihre Lippen bringen.
 

„Bis später“, sagte sie stattdessen.

„Bis später“, sagte er und hing auf.

Kagome ließ das Handy sinken und lehnte sich seufzend gegen die Theke. Sie bemerkte erst jetzt, dass ihre Finger wieder unbewusst die Stelle berührten, die Inu Yasha damals gebissen hatte. Es war eine Angewohnheit von ihr geworden, die sie scheinbar nicht mehr los wurde. Die Wunde war inzwischen komplett verheilt und man konnte nur noch erkennen, dass dort mal eine Wunde war, wenn man sie berührte, nicht mehr durch das bloße Auge. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein und in Wirklichkeit war dort gar nichts mehr zu spüren.

Ihr Verlobter lud sie an diesem Abend in ihr Lieblingsrestaurant ein.

Sie wollten gerade das Restaurant verlassen als Kagome ihn erblickte und ihr Herz wild gegen ihren Brustkorb schlug. Inu Yasha saß mit Miroku und Sango zusammen an einem Tisch in der Nähe der Bar. Sango und Miroku lachten über etwas, aber sein Gesichtsausdruck änderte sich kaum, so als ob er sich selbst zu einem einfachen Lächeln durchringen musste. Wieder einmal stellte sie fest, dass seine Gesichtszüge härter geworden waren, dass seinen Augen die Wärme fehlten, die sie so an ihm geliebt hatte. Hiroto unterbrach seine Erzählung über seine Nichte, die unbedingt das Blumenmädchen auf ihrer Hochzeit spielen wollte, mitten im Satz. Kagome sah ihn an und wusste sofort, dass er ihrem Blick gefolgt war und verstand. Seine Mundwinkel zogen sich langsam nach unten und er zog seine Augenbrauen zusammen. Hiroto war verletzt, aber als er sprach klang er weder wütend noch enttäuscht.

„Es muss komisch sein, ihn nach all den Jahren wieder zu sehen.“

Kagome nickte verlegen und blickte noch einmal zur Seite um Inu Yashas Profil begutachten zu können. Sie war sich sicher, dass er ihre Anwesenheit längst gespürt hatte. Er war aber zu stur sie anzusehen. Dann schien Sango zu bemerken, dass ihr Tisch beobachtet wurde und als sich ihre Blicke trafen, krampfte sich Kagomes Herz ein weiteres Mal zusammen. Nachdem Kagome in die USA abgereist war, hatte Sango sich nicht ein einziges Mal wieder bei ihr gemeldet und alle ihre Anrufe, Postkarten und Emails ignoriert. Sie konnte sich noch an ihr letztes Gespräch so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Die Vorwürfe, die Sango ihr gemacht hatte. Die Tränen, die sie vergossen hatte, wie Sango sie nicht getröstet hatte und sie einfach verlassen hatte. Sie hatte Sango damals nicht erklären können, dass sie nie aufgeben würde Inu Yashas Unschuld zu beweisen und sie hatte dadurch ihre beste Freundin für immer verloren.

Sango sah so betroffen aus, wie sie sich fühlte. Sie konnte sehen, wie sich ihre Lippen öffneten und ihren Namen formten. Nun konnte Inu Yasha nicht mehr so tun, als hätte er sie nicht bemerkt und er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Er schenkte ihr nur einen flüchtigen Blick, dann wandte er sich wieder von ihr ab und schien mehr Interesse an seinem Whiskey zu haben.

„Willst du mit ihnen sprechen?“, fragte Hiroto sie und Kagome schluckte schwer.

„Würde es dir etwas ausmachen?“

„Geh ruhig.“

Kagome nickte und erhob sich von ihrem Platz. Ihre Beine zitterten vor Aufregung und ihre Hände begannen zu schwitzen, als sie sich ihrem Tisch näherte. Alle Stimmen im Raum schienen auf einmal zu verstummen und nur das Klackern ihre Pfennigabsätze auf dem gefliesten Boden hallte in ihrem Kopf wieder. Inu Yasha blickte nicht einmal von seinem Glas auf, als Kagome bei ihnen zum Stehen kam, aber Miroku und Sango sahen sie mit großen Augen an. Sango sah so aus als wäre sie den Tränen nahe.

„Kagome“, wisperte sie ein weiteres Mal.

„Hi“, sagte Kagome.

„Hi“, erwiderte Miroku.

Kagome wusste nicht, was sie sagen sollte, und überlegte schon kehrt zu machen und einfach davon zu rennen. Doch davon gerannen war sie schon viel zu lange.

„Es ist lange her. Wie geht es dir?“, fragte Miroku schließlich, um die unangenehme Stille zu beenden.

„Naja...“, erwiderte Kagome und blickte Inu Yasha an, der aber immer noch sein Glas fixierte.

„Wie soll es ihr schon gehen?! Erfolgreich und verlobt, da kann er ihr wohl nicht so schlecht gehen“, sagte Inu Yasha dann und blickte ihr endlich in die Augen. Kagome atmete zitternd ein, als sie seine Wut sah.

„Ich dachte, du würdest dich bei mir melden“, erwiderte sie und versteckte ihre Hände hinter ihrem Rücken, damit sie nicht sehen konnten, dass auch diese zitterten. Inu Yasha lachte kalt, verdrehte die Augen und blickte wieder auf sein Glas.

„T-tut mir leid. Ich hätte nicht rüber kommen sollen.“

Sie drehte sich auf dem Absatz um und war dabei schnellen Schrittes zu verschwinden, als Sangos Stimme sie davon abhielt.

„Kagome.“

Sie drehte sich wieder um, und als sie Sangos flehenden Blick sah, trat sie wieder näher an den Tisch heran. Sango sah sie unsicher an, bevor sie weitersprach.

„Es ist lange her. Vielleicht können wir uns mal treffen? Über alte Zeiten reden?“

„Das würde ich gerne“, erwiderte Kagome und ihr schmerzendes Herz entkrampfte sich ein wenig, „Inu Yasha hat meine Nummer, ruf mich einfach an.“
 

„Ich habe deine Nummer weggeworfen”, sagte Inu Yasha leise aber bestimmt und der Schmerz war wieder da, diesmal noch heftiger als zuvor.
 

„A-aber du hast gesagt, du wolltest mit mir reden.“

Kagome hasste wie verwundbar sie klang. Sie war das perfekte Angriffsziel für Inu Yasha in diesem Moment.

„Reden?“ Inu Yasha lachte wieder. „Warum sollte ich mit dir reden wollen? Damit du mir von deinem ach so perfekten Leben erzählen kannst?“ Er blickte ihr wieder in Gesicht und Kagome wollte ihm am liebsten sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht schlagen, wenn sie nicht genau wusste, dass sie wohl nichts Besseres von ihm verdient hatte.

„Inu Yasha“, sagte Sango und legte eine Hand auf seinen Arm, so als ob sie ihn beruhigen wollte.

„Schon gut“, wies Kagome Sango ab, „Ich hab meine Visitenkarten in der Handtasche, ich hole sie gerade.“

Sie drehte sich wieder um und ging auf Hiroto zu, der schon aufgestanden war und sie fragend ansah. Sie nahm ihm dankend ihre Tasche ab und ging wieder zurück zu Sango, um ihr die Visitenkarte zu überreichen.

„Auf der ersten Nummer bin ich eigentlich immer zu erreichen.“

Sango nickte und stecke die Karte in ihre eigene Handtasche. Obwohl sie es besser wusste, schob sie eine weitere Visitenkarte vor Inu Yasha.

„Falls du es dir anders überlegen solltest.“

Inu Yasha blickte sie an, als ob er es mit einer Wahnsinnigen zu tun hatte.

„Du hast mich wohl nicht richtig verstanden“, sagte er dann und ergriff die Visitenkarte.

„Dann werde ich es dir so einfach wie möglich erklären, damit es keine Missverständnisse mehr zwischen uns gibt.“

Er zeriss die Visitenkarte in zwei Hälften.

„An dem Tag, an dem du gegen mich ausgesagt hast“, sprach er weiter und zeriss die Karte noch einmal, „bist du für mich gestorben.“

Kagome blickte auf die Schnipsel, die er auf den Tisch fallen ließ, und ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie spürte Hirotos Anwesenheit hinter sich und zwang sich dazu ruhig zu bleiben.

„Verstanden?“, fragte Inu Yasha und nahm dann einen Schluck von seinem Glas.

„Ich habe alles versucht-“

„Genug!“, schrie Inu Yasha sie an und sie zuckte unwillentlich zusammen. Er hatte sein Whiskey Glas mit so einer Wucht auf dem Tisch abgestellt, dass der ganze Tisch vibrierte. Er atmete tief ein und schloss für einen Moment die Augen, so als ob er sich zur Ruhe bringen wollte.

„Denkst du nicht, es ist peinlich, an jemanden festzuhalten, der so offensichtlich kein Interesse mehr an dir hat?“, fragte er dann und Kagome spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht strömte. War sie so einfach zu durchschauen?

„Vor allen Dingen, wenn dein Verlobter hinter dir steht. Du solltest erwachsen genug sein das zu verstehen.“

„Fuck you!“, war alles, was Kagome erwidern konnte.

„Das hast du schon getan oder nicht?!“

Kagome war für einen Moment sprachlos. Sie zitterte immer noch, aber diesmal vor Wut.

„Kagome“, sagte Hiroto hinter ihr und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.

„Du hast ja überhaupt keine Ahnung, was ich-“

„Das will ich auch nicht”, unterbrach er ihren wütenden Redeschwall ein weiteres Mal, „Ich will nur, dass du aus meinem Blickfeld verschwindest. Nach allem, was passiert ist, könntest du mir wenigstens den Gefallen tun, oder nicht?“

Er machte eine Handbewegung so, als ob er eine nervige Fliege davon scheuchen wollte, aber Kagome regte sich nicht vom Fleck. Sie starrte ihn wütend an bis Hiroto ihren Arm ergriff und sie ein wenig näher zu sich zog.

„Lass uns gehen, Kagome“, sagte er und sie seufzte frustriert.

„Ruf mich an, Sango“, sagte sie schließlich und verließ mit ihrem Verlobten das Lokal, ohne Inu Yasha noch einmal anzusehen.
 

„War das wirklich notwendig?“, fragte Sango aufgebracht als Kagome aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

„Anders hätte sie es wohl nicht kapiert”, entgegnete Inu Yasha und ließ seinen Blick durchs Lokal schwenken. Er wusste, dass er irgendwo sein musste. Der Spitzel, den Naraku ihm seit einer Woche an die Fersen gehängt hatte. Er war schon misstrauisch gewesen, als ihm Naraku dieses Restaurant für sein Treffen mit Miroku und Sango empfohlen hatte. Als er Kagome durch die Tür kommen sah, wusste er sofort, was Narakus Plan war. Naraku konnte sich nicht erlauben, dass sein engster Verbündeter in der kleinen Revolution gegen Higurashi wegen einer Jugendliebe schwach werden würde. Dabei hatte Inu Yasha nie die Absicht gehabt, sich Kagome jemals wieder so zu nähern. Er hatte sie sprechen wollen, weil er ernsthaft um sie besorgt war, aber auch, weil er wissen wollte, was Kagome von ihrem Vater von dem bevorstehenden Coup wusste. Doch Naraku musste geahnt haben, dass so etwas passieren würde, denn nur einen Tag später, hatte er realisiert, dass er auf Schritt und Tritt verfolgt wurde.

Er hatte wahrscheinlich zu dick aufgelegt, aber Narakus Lakaien waren oft schwer von Begriff. Er wollte, dass Naraku berichtet wurde, dass er Kagome immer noch so hasste, wie er es Naraku geschworen hatte, als dieser ihm am Tag seiner Entlassung vom Gefängnis abgeholt hatte.

„Kagome ist nicht dumm. Du hast sie absichtlich verletzt“, entgegnete Sango.

„Und wenn schon? Sie hat es verdient.“

„Arschloch“, sagte Sango und erhob sich von ihrem Platz,

„Ich nehme mir ein Taxi“, sagte sie dann an Miroku gewandt, der bis jetzt still geblieben war. Als auch Sango das Lokal verlassen hatte, erhob er schließlich seine Stimme.

„Ich gebe Sango recht, es war wirklich nicht notwendig ihr so weh zu tun.“

„Warum geht ihr eigentlich alle davon aus, dass ich sie verletzt habe? Warum sollte sie sich überhaupt noch für mich interessieren?“

„Für einen intelligenten Hundedämon, bist du manchmal ganz schön dumm“, sagte Miroku dann und sie tranken für eine Weile schweigend ihre Getränke.

Miroku hatte recht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Reaktionen nach all den Jahren noch so stark für ihn waren. Erst recht nicht, seitdem er von ihrer Verlobung wusste. Aber seine Hundesinne trügten ihn nicht, und schon als er sie bei Naraku gesehen hatte, war er überrascht, wie sich ihr Herzschlag erhöhte, wenn sie ihn ansah, wie ihr Atem stockte, wenn er ihren Blick erwiderte. Er hatte auch die Angst gespürt, die sie empfunden hatte, als sie Naraku gegenübertrat. Der Gedanke daran war wie ein fester Tritt in die Magengrube, denn er hatte nicht gewollt, dass sie nach all den Jahren, immer noch so verletzlich war. Dennoch er musste gestehen, dass er überrascht war, wie gut sie äußerlich verstecken konnte, wie ihr Innenleben aussah. Sie war viel stärker geworden, als er erwartet hatte und das machte ihn auf eine gefährliche Art und Weise stolz. Gefährlich, weil er sich nicht erlauben konnte, dass er in dieser kritischen Zeit sentimental wurde.

Das Schlimmste war, dass sie fast ausgeplaudert hatte, dass sie die ganze Zeit ihren Vater bespitzelt hatte. Er wusste dies von Sesshomaru und er glaubte Kagome gut genug zu kennen, dass sie ihr Versprechen gehalten hatte und dass sie nicht in den USA aufgehört hatte für ihn und sich selbst zu kämpfen.

Er musste gestehen, dass Hirotos Verlobung mit Kagome ihn schwer verletzt hatte, auch wenn er sich niemanden vorstellen konnte, der sie mehr verdient hatte. Inu Yasha war überrascht gewesen, wie gut er den nichts ahnenden Verlobten gespielt hatte, aber Hiroto hatte in diesem Gebiet nun mal viel mehr Erfahrung als Inu Yasha selbst.

Dämonenblut

Kagome schloss ihre Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Als sie ihre Augen wieder öffnete fühlte sie sich immer noch so aufgewühlt wie zuvor. Hiroto fuhr schweigend mit ihr über die Schnellstraße. Sie erinnerte sich an ihr letztes Gespräch mit Sango.

„Was ich nicht mit angucken kann, ist wie dein Vater immer noch dein Leben kontrolliert. Ganz egal, ob Inu Yasha unschuldig ist oder nicht. Wann hörst du endlich auf, dich so klein zu machen”, war das letzte, was Sango zu ihr gesagt hatte. Dann kam die E-Mail und danach war von Sango bis jetzt nie wieder was zu hören.

Eine bedrückende Stimmung hatte sich zwischen ihr und Hiroto breitgemacht. Da waren Worte, die sich über ihre Lippen zwingen wollten, aber die sie sich noch nicht traute zu äußern. Vielleicht hasste Inu Yasha sie wirklich. Wahrscheinlich hätte sie es nicht einmal besser verdient. Trotzdem hatte der Schmerz, den sie gespürt hatte, ihr eine Sache nur zu deutlich gemacht: sie konnte unter keinen Umständen die Heirat mit Hiroto durchziehen. Sie musste ihn gehen lassen, musste sich beiden den Gefallen tun aus der Beziehung auszusteigen bevor es zu spät war.

„Hiroto“, sagte Kagome vorsichtig, aber dieser schüttelte nur seinen Kopf. Er wollte ihre Worte nicht hören.

„Ich habe eine gute Intuition was Menschen betrifft, Kagome“, erwiderte er, „Ich kann mir denken, was du mir sagen willst und ich weiß, dass ich nicht davon abhalten kann. Doch tu mir einen Gefallen und warte noch bis morgen. Wenn du es morgen auch noch sagen willst, dann werde ich dich nicht unterbrechen.“

Seine Worte waren wie ein Messerstich direkt ins Herz. Er wusste, dass sie ihn nicht liebte und doch wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihre Gefühle sich über Nacht noch ändern könnten. Sie brachte es nicht über sich ihm zu sagen, dass sich nichts an ihren Gefühlen ändern würde. Deswegen schwieg sie.
 

Am nächsten Tag fuhr Kagome zu ihrem Vater ins Büro. Sie tat dies jeden Tag, brachte ihm eine Bentobox mit und unterhielt sich für eine Weile mit ihm über die Arbeit. An manchen Tagen ließ er sie in seinem Büro alleine, weil er irgendwo ein Meeting hatte. Sie nutzte jede Gelegenheit um seine Unterlagen nach Hinweisen zu überprüfen, aber ihr Vater hinterließ kaum irgendeine Spur in seinem Büro.

„Daddy“, sagte sie, als sie in sein Büro trat. Kagome hatte sich angewöhnt ihn so zu nennen, als sie in den USA zusammen gelebt hatten. Dafür tat er so als wäre er der allzeit besorgte Vater, stolz auf ihre Errungenschaften und glücklich über jede Sekunde, die er mit seiner Tochter verbringen konnte.

„Kagome Schatz“, erwiderte er als er sie erblickte und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. Sie erwiderte sein Lächeln und setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.

„Ich habe dir heute ein wenig gebratenes Rindfleisch mit reingetan, das muss aber unser Geheimnis bleiben.“ Sie zwinkerte ihm zu und er lachte.

„Deine Mutter quält mich jetzt schon seit Wochen mit ihrem vegetarischen Fraß.“

Vielleicht konnte sie ihren Vater mit viel Fleisch aus dem Weg räumen, da seine Cholesterolwerte gefährlich gestiegen waren. Der Gedanke belustigte sie beinahe.

„Ich habe leider nicht viel Zeit. Ich habe ein Meeting in ein paar Minuten. Du bist mir doch nicht böse, wenn ich deine Bentobox auf dem Weg im Auto esse und dich hier alleine lasse, oder Schatz?“

Er erhob sich von seinem Platz und streifte sich sein Jackett über.

„Nein, nein. Geh ruhig. Ich werde einfach mal meine Emails checken und hier essen. Ich komme gar nicht mehr dazu im Internet zu surfen.“

„Ja, du arbeitest wirklich hart“, sagte er und legte eine Hand auf ihre Schulter, „Ich bin sehr stolz auf dich.“

Kagome fühlte, wie das Blut in ihren Adern gefror, aber zwang sich trotzdem dazu ihn anzulächeln und ihre Hand über seine auf ihrer Schulter zu legen.

„Danke, Daddy.“

„Morgen nehme ich mir die ganze Mittagspause für dich Zeit.“

Er wuschelte ihr einmal durch ihr Haar und verließ dann sein Büro. Kagome hatte es am Anfang nicht leicht gehabt, sich nicht von ihrem Vater um den Finger wickeln zu lassen. Sie hatte sich immer gewünscht, dass ihr Vater sie so behandeln würde. Doch sie kannte ihren Vater gut genug, um zu wissen, dass er sich nie geändert hatte. Er war ein guter Schauspieler nicht mehr und nicht weniger.

Sie setzte sich nun auf seinen Schreibtischstuhl and blickte auf den Bildschirm seines Computers. Wenn er wirklich vermutete, dass Kagome nie auf seiner Seite war, dann würde er sie wohl kaum in seinem Büro lassen, wenn er irgendetwas Geheimes versteckt hielt. Sie wusste, dass es keinen Sinn mehr machen würde seinen Computer zu durchsuchen. Sie hatte ja auch nie wirklich Hinweise dort gefunden. Alle Hinweise, die sie mit der Zeit gesammelt hatte, kamen dadurch, dass sie seine Telefonate belauscht hatte und seine Unterlagen zu Hause durchwühlt hatte. Trotzdem hatte sie keinerlei feste Beweise für das was sie vermutete. Sie überlegte einen Moment was sie nun tun sollte und blickte auf den Terminkalender auf seinem Platz. 13 Uhr Meeting mit Hiroshima Group. 19 Uhr Zahnarzt. Kagomes Herz setzte einen Schlag aus. Sie hatte vor kurzem erfahren, dass Zahnarzt übersetzt hieß, dass er sich mit Naraku treffen würde. Sie war ihm damals in das Viertel gefolgt, in dem Naraku lebte, aber schnell wieder umgekehrt, um nicht entdeckt zu werden.

19 Uhr Zahnarzt. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf den Eintrag. Das sagte ihr natürlich nicht, wo er sich mit ihm treffen würde. Es gab nur eine Person, die ihr das sagen konnte und die hatte gestern deutlich klar gemacht, dass sie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen bei dem Gedanken und sie schüttelte den Kopf, so als ob sie den Gedanken so aus ihrem Kopf kriegen konnte. Sie konnte nur vermuten, dass sie sich bei Naraku zu Hause treffen würden und es war zu gefährlich für sie ihm dort hin zu folgen.

Es sei denn, sie würden ihr Treffen wie ein Geschäftsessen aussehen lassen wollen und sich in einem Restaurant treffen. Wenn das der Fall war, würde es auf jeden Fall ein Restaurant sein, in dem sie einen abgeschlossenen Raum mieten konnten, damit niemand ihre Gespräche belauschen konnte. Sie ging in Gedanken die Lieblingsrestaurants ihres Vaters durch. Dann erinnerte sie sich, dass ihr Vater sich immer die Telefonnummer für die Reservierung im Internet heraussuchte. Sie startete einen Browser und öffnete seine Historie, um zu sehen welche Seiten er zu letzt angesehen hatte. Er hatte alle Einträge von den letzten Tagen gelöscht, aber er hatte wohl nicht daran gedacht die vom Vormittag zu löschen, bevor er gegangen war. Sie blickte durch die verschiedenen Sucheinträge. Das meiste hatte mit seinen Aktiengeschäften zu tun, nichts auffälliges. Dann fand sie die eine Seite, die ihre vage Vermutung bestätigte.
 

Es war nicht das erste Mal, dass Inu Yasha Higurashi wieder gegenüber stand. Er hatte mit der Zeit gelernt, dass es nicht so schwer war seine wahren Gefühle zu verbergen, so lange man wusste wofür man es tat. Higurashi redete mit Naraku über geschäftliche Dinge. Inu Yasha wusste, dass sie niemals in seiner Gegenwart über ihren wirklichen Plan reden würden. Er glaubte, dass sie nur darüber redeten, wenn sie komplett ungestört waren und das kam insgesamt nur selten vor. Naraku bestand seit einiger Zeit darauf bei jedem Treffen mit Higurashi Inu Yasha und zwei weitere seiner Dämonen an seiner Seite zu haben. Inu Yasha wusste nicht was er damit bezweckte, aber vielleicht fürchtete Naraku sich davor, dass Higurashi das tun würde was er selbst plante. Ihn beseitigen und seine Pläne alleine durchführen.

Naraku hatte ihm nur sehr vage erklärt, was seine Pläne waren. Weder Hiroto noch Inu Yasha wussten mit Sicherheit womit sie es zu tun hatten. Sie wussten nur, dass sich alles auflösen würde, wenn Wolf & Moriwaki ihre Eröffnungsfeier haben würden. Das hatten sowohl Higurashi als auch Naraku mehrere Male selbst bestätigt. Ein paar von Narakus Anhängern wussten von dem Plan, doch niemand traute Inu Yasha genug, um ihn einzuweihen. Der einzige Grund warum Naraku ihn an seiner Seite haben wollte, war dass er keinen anderen Menschen oder Dämonen kannte, der Higurashi mehr hasste als Inu Yasha. Das hieß aber nicht, dass er Inu Yasha mehr verriet als notwendig für den bevorstehenden Coup. Er schreckte aus seinen Gedanken auf als ein altbekannter Geruch seine Nase kitzelte. Er war nur sehr schwach und bedeckt mit schwerem Parfüm, deswegen hatte er ihn nicht gleich war genommen. Er blickte hinüber zu den anderen Dämonen an Narakus Seite, aber sie schienen nichts bemerkt zu haben. Sie hatten auch nicht so einen guten Geruchssinn wie Inu Yasha. Sie protzten vor Stärke, das war der einzige Grund warum sie Naraku überall mithin begleiten mussten.

Inu Yasha überlegte eine Weile was er tun sollte, dann erhob sich von seinem Platz und entschuldigte sich bei Naraku mit der Ausrede, dass er noch Pläne für den Abend hatte. Naraku schenkte ihm einen misstrauischen Blick, aber gab ihm dann, mit einer schnellen Handbewegung, die Erlaubnis zu verschwinden. Inu Yasha verbeugte sich tief vor Naraku und Higurashi und schob die Schiebetür auf und schnell wieder hinter sich zu. Er hörte ihre schnellen Fußstapfen, als sie durch den Flur lief, vorbei an den anderen kleinen Räumen, die durch dünne Papierwände voneinander getrennt waren. In weniger als fünf Sekunden hatte er sie eingeholt und seine Arme fest um ihre Taille gelegt. Sie schrie leise auf und fing an zu strampeln. Er hatte keine Zeit darüber nachzudenken was er tun sollte und griff sie deswegen nur noch ein wenig fester, legte eine Hand über ihren Mund und zerrte sie mit sich nach draußen. Dort ließ er sie widerwillig los, als sie in seine Hand biss. Sie versuchte davon zu laufen, aber er ergriff ihr Handgelenk und wirbelte sie herum. Er presste sie gegen die Holzwand des Restaurants hinter sich und wartete bis sie realisierte wer er war.

Ihre Augen weiteten sich als sie ihn erkannte, aber kein Laut entkam ihrer Kehle. Er jetzt realisierte er, dass er sie mit seinem ganzen Körper gegen die Wand hielt und er konnte spüren, wie sich etwas in ihm regte. Er trat augenblicklich so weit zurück, dass sich ihre Körper nicht mehr berührten.

„Du bist wohl vollkommen wahnsinnig geworden.“, zischte er ihr zu.

Kagome sah ihn ängstlich an, aber erwiderte nichts. Sie trug Kleidung, die eindeutig nach Kaufhaus roch, sie hatte ihr Shampoo gewechselt und ein Parfüm benutzt, dass ihm schwer in der Nase lag. Sie hatte sich darauf vorbereitet, dass er sie riechen konnte. Sie wusste aber nicht, dass es weder ihr Shampoo noch ihre Klamotten waren, die ihren Geruch ausmachten. Er kannte ihren eigenen Geruch so gut, dass sie ihn auch mit all ihren Tricks nicht hatte übertünchen können.

„Inu Yasha, bitte, ich...“, sie zerrte an ihren Handgelenken, die er mit seinen umgriffen hatte und neben ihrem Kopf gegen die kühle Wand gedrückt hielt. Sie waren an diesem Ort verhältnismäßig sicher was neugierige Augen betraf. Das Restaurant, ein traditionell japanisches, war so ausgelegt, dass hinter seinem Rücken noch einmal eine Holzwand mit Schiebefenstern aus Reispapier waren. Das Fenster hinter ihnen war einen Spalt weit geöffnet, genug damit das Mondlicht ihm Kagomes Gesichtszüge verrieten, aber nicht genug, dass jemand sie von außen sehen konnte. Neben der Stelle an der er Kagome an die Wand gedrückt hielt, waren die selben Papierfenster, aber sie waren geschlossen. Niemand würde sie hier finden. Sie standen eine Weile schwer atmend in dieser Position, zwischen den zwei Holzwänden. Kagome versuchte ihre Handgelenke zu befreien, aber er konnte sie nicht loslassen, bis er sicher war, dass sie nicht einfach davon laufen würde und gegebenenfalls von jemanden erwischt wurde.

„Wie bist du hier reingekommen?“

Wenn sie durch den Haupteingang gekommen war, dann hatte sie der Spitzel, den Naraku auf ihn angesetzt hatte unter Garantie gesehen.

„Durch die Küche.“

Er atmete erleichtert ein. Die Chancen, dass sie irgendwie heile aus dieser Situation wieder herauskommen würden, waren wenigstens ein wenig wieder gestiegen. Sie zog ein weiteres Mal an ihren Handgelenken.

„Wir müssen dich hier wieder rausschmuggeln, ohne dass dich jemand sieht“, sagte er und als er ihre Handgelenke loslassen wollte, konnte er hören wie Naraku und Higurashi aus ihrem Raum heraustraten. Kagome konnte natürlich rein gar nichts hören und sah ihn irritiert an als sich der Griff an ihren Handgelenken wieder festigte.

„Du musst jetzt ganz still sein“, flüsterte er Kagome zu und drückte sie noch ein wenig dichter gegen die Wand. Sie öffnete ihren Mund, wahrscheinlich aus Empörung, aber sie schloss ihn wieder als auch sie die Stimmen von Naraku und Higurashi vernahm.

„Ich hoffe, ich muss nicht immer wiederholen, dass diese Angelegenheiten unter deiner Verantwortung stehen“, sagte Higurashi. Ihre Schritte waren nur noch wenige Meter von der Wand entfernt gegen die er Kagome drückte. Sie sah ihn mit großen Augen an und er konnte hören wie sich ihr Herz in ihrem Brustkorb fast überschlug. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass sie so nah davor waren aufzufliegen oder an seiner körperlichen Nähe zu ihr und er wollte auch nicht darüber nachdenken. Er richtete seinen Blick auf des Fenster neben Kagome nicht willig sie sehen zu lassen, dass es ihm auch nicht so viel anders erging. Außerdem war es so einfacher für ihn sich auf die Geschehnisse drinnen zu konzentrieren.

Naraku murmelte irgendwelche Entschuldigungen, als sie an ihnen vorbei gingen und zu Inu Yashas Erleichterung schienen die beiden hirnlosen Dämonen ihre Anwesenheit nicht bemerkt zu haben. Er wartete noch einige Augenblicke um sicher zu gehen, dass sie wirklich verschwunden waren. Dann sah er Kagome wieder an. Sie atmete immer noch schwer und ihr Brustkorb, streifte mit jedem Atemzug seinen eigenen. Shit, dachte er, als er realisierte, dass Kagomes Reaktionen nicht nur durch Furcht ausgelöst waren. Er ließ augenblicklich ihre Handgelenke los, aber als er einen Schritt zurückmachen wollte, ergriff Kagome seine Schultern und zog ihn wieder näher zu sich. Natürlich hätte er sich jeder Zeit aus ihrem Griff befreien können, aber er tat es nicht. Er sah sie nur an, fühlte wie sich ihr schneller Atem mit seinem vermischte; wie ihm ihre Augen verrieten, was er nicht wahr haben wollte. Er war gefangen von diesem Blick, konnte nicht vor und nicht zurück.
 

Sie musste gestehen, dass sie sich zuerst vor Inu Yasha gefürchtet hatte. Als er sie gegen die Wand gepresst hatte, seine Stimme dunkel und seine Augen drohend, da hatte sie schon ein mulmiges Gefühl im Bauch gehabt. Dennoch da war noch etwas anderes. Ein Verlangen, dass sie seit Jahren unterdrückt hatte, dass sie nicht wahr haben wollte, aber es war immer noch da. Den kurzen Blick, den er ihr geschenkt hatte als Naraku und ihr Vater an ihnen vorbei gegangen waren, hatte ihr jedoch viel verraten. Er hatte schnell wieder zur Seite geblickt, konzentriert auf das was drinnen geschah, aber sie hatte es gesehen. Verlangen. Als er ihre Handgelenke los ließ, hatte sie noch etwas anderes gesehen. Er fürchtete sich davor. Fürchtete sich vor seinem Verlangen. Sie hatte ohne zu überlegen gehandelt, als sie seine Schultern ergriffen hatte und jetzt wusste sie nicht so recht, was sie als nächstes tun sollte. Sie starrten sich eine Weile nur an. Ihr Atem wollte sich nicht wieder beruhigen, aber diesmal lag es nicht an der Furcht oder Anstrengung.

Sie sah seine Zweifel und wusste, dass er nicht mehr lange still halten würde. Wenn sie jetzt nicht handelte, würde sie wahrscheinlich nie wieder eine Chance bekommen. Sie fasste all ihren Mut zusammen und ließ ihre Hände zu seinem Gesicht wandern, bevor sich auf die Zehenspitzen stellte und ihre Lippen gegen seine presste. Er regte sich für eine ganze Weile nicht, aber allein die Tatsache, dass er sie nicht von sich stoß, war Grund genug für sie, nicht von ihm abzulassen. Sie gab ihm sanfte, vorsichtige Küsse gegen seine warmen, aber reglosen Lippen. Atmete seinen beruhigenden, warmen Geruch ein und wartete geduldig darauf, dass er handeln würde.

Und handeln tat er schließlich. In so einem kurzen Augenblick, dass Kagome die Orientierung verlor, hatte er sie wieder mit seinem ganzen Körper gegen die Wand gedrückt, seine Hand wanderte in ihre Haare und zog ihren Kopf in den Nacken, so dass sie sich ihm ganz hingeben musste. Sein scharfer Eckzahn biss ihr in die Unterlippe, stark genug, dass sie einen prickelnden Schmerz spürte. Sie öffnete ihre Lippen für ihn, er trat zwischen ihre Beine und seine freie Hand umfasste ihre Taille und hob sie hoch, so dass das einzige, das sie in der Luft hielt sein Körper war, der sich gegen ihren presste. Sein Kuss war erbarmungslos und unkonditioniert. Es war das erste Mal, dass er Kagome so küsste und es war genauso aufregend wie beängstigend. Kagome drückte ihre Hände gegen seinen harten Oberkörper; wollte ihm zu verstehen geben, dass er zu aggressiv war, aber anstatt ein wenig langsamer zu werden, löste er den Kuss augenblicklich und trat soweit zurück, dass er gegen die Wand hinter sich stieß.

„Verdammte Scheiße!“, fluchte er laut und sah Kagome wütend an. Kagome versuchte sich auf ihren zitternden Beinen aufrecht zu halten. Zu viele Gefühle auf einmal machten sich in ihr zu schaffen.

„Du bist verdammt noch mal verlobt!“

„Ich-“, wollte sie erklären, aber er ließ sie nicht weiter sprechen.

„Der einzige Grund, warum ich mich wirklich von dir fernhalten will ist, dass ich mich selber hasse, wenn ich mit der zusammen bin“, sagte er dann ruhiger, aber seine Worte trafen sie tiefer als alles zuvor gesagte. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Dann schien Inu Yasha einen Gedanken zu haben und sah sie streng an.

„Ich werde sehen, wie ich dich am besten hier raus bekomme“, sagte er, „Beweg dich nicht vom Fleck.“

Mit diesen Worten trat er wieder durch die Schiebetür neben Kagome und ließ sie alleine.

Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Was musste Inu Yasha jetzt von ihr denken? Er wusste nicht, dass die Verlobung arrangiert war, dass sie die Verlobung lösen wollte. Und sie hatte ihn angesprungen, als ob...

Beschämt über ihr eigenes Verhalten presste sie eine Hand gegen die Augen und versuchte ihren immer noch schnell gehenden Atem zu beruhigen. Als sie sich über ihre pochenden Lippen leckte, schmeckte sie ihr eigenes Blut. Sie realisierte, dass Inu Yashas Eckzahn hart genug zugebissen hatte, dass er eine Wunde hinterlassen hatte. Auch wenn er ihren Kuss erwidert hatte, es war ein wütender Kuss gewesen und die Tatsache, dass er sie absichtlich verletzt hatte, ließ sie erschaudern. Sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, weil Inu Yasha schon wieder durch die Schiebetür trat und ihr mit einem leichten Schubs zu verstehen gab sich in Bewegung zu setzten.

„Die Luft ist rein“, sagte er, „wir sollten trotzdem nicht durch den Haupteingang gehen.“

Sie nickte und folgte ihm durch den Garten hinter dem Restaurant. Sie wusste, dass das gesamte Lokal von einer Steinmauer umrahmt war und dass sie keinen anderen Weg hatten als über jene zu klettern. Sie hatte den gleichen Weg genommen, doch diesmal war es durch Inu Yashas Hilfe einfacher. Er verschränkte seine Hände, so dass sie ihren Fuß auf diese stellen und er sie nach oben schieben konnte. Sie tat wie ihr geheißen und lies sich von ihm die Mauer hochschieben. Als sie sich auf die Mauerspitze gezogen hatte, war Inu Yasha schon auf der anderen Seite angekommen. Überraschenderweise hielt er seine Arme für sie offen und ohne lange zu zögern ließ sie sich in diese fallen. Er fing sie auf als würde sie nicht mehr als ein Blatt Papier wiegen und setzte sie wieder auf ihre Füße bevor der Moment auch nur irgendwie wieder zu etwas führen würde, das sie beide bereuen würden.

„Wo hast du geparkt?“, fragte er dann ohne sie anzusehen.

„Ein paar Blocks von hier“, erwiderte sie, „Ich finde den Weg schon alleine.“

Er nickte, entgegnete aber: „Ich begleite dich trotzdem.“

„Ich dachte, du willst nichts mit mir zutun haben?“ konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen und Inu Yasha sah sie mit einem finsteren Blick an. Einen Moment erwiderte er nichts und sie begann sich unter seinem Blick unbehaglich zu fühlen. Die Tatsache, dass sie sich so fremd geworden waren, lag ihr schwer im Magen.

„Ich werde beschattet“, sagte er dann, aber er klang unsicher, so als ob er Zweifel hatte, dass es eine gute Idee war, ihr davon zu erzählen.

„Beschattet? Von wem?“

„Einer von Narakus Leuten. Mir ist seine Anwesenheit aufgefallen, seitdem wir uns das erste Mal wieder begegnet sind. Seit dem Tag, an dem du in Narakus Haus warst.“

„Und wirst du jetzt auch beschattet?“, flüsterte sie und blickte sich verdächtig um.

„Ich würde wohl kaum hier mit dir stehen, wenn dem so wäre“, erwiderte er und sie funkelte ihn böse an, als sie seinen spöttischen Tonfall bemerkte.

„Er hat Naraku berichtet, dass er mich verloren hat und Naraku hat ihn beauftragt nach mir zu suchen. Ich habe ihn wegfahren sehen. Er wird wohl bei mir zu Hause anfangen. Man kann nicht gerade behaupten, dass er der intelligenteste Spitzel ist.“

Kagome ließ die Informationen einen Moment sinken und machte sich dann auf den Weg in Richtung Auto. Inu Yasha folgte ihr, was sie dazu veranlasste eine weitere Frage zu stellen.

„Wurdest du beschattet als du mit Sango und Miroku im Santarpios warst?“

Er antworte eine Weile nicht und Kagome fühlte einen Druck in ihrem Brustkorb, ausgelöst von der Nervosität, die sie in seiner Anwesenheit spürte. Sie wusste, dass seine Antwort entscheidend war, dass sie erklären würde, was sie am meisten von ihm wissen wollte.

„Naraku war derjenige, der das Restaurant vorgeschlagen hat. Es war eine Falle.“

Der Druck in ihrem Brustkorb breitete sich zu ihrem Magen aus, als sie seine Antwort vernahm. Plötzlich fühlte sie sich wieder wie vor fünf Jahren. Teenager Kagome, die davon träumte, dass Inu Yasha ihr sagen würde, dass er an sie dachte, dass sie ihm wichtig war. Sie wusste, dass Inu Yasha die Aufruhr in ihr spüren konnte, was natürlich nur dazu führte, dass sie noch nervöser wurde. Sie wollte ihn fragen, aber sie konnte die Worte nicht über die Lippen bringen.

Hasst du mich wirklich Inu Yasha?

„Es stimmt“, sagte er dann und Kagome blieb stehen, um ihn im fahlen Licht der Laterne ansehen zu können.

„Ich wollte damals, dass du gegen mich aussagst. Ich habe Sesshomaru darum gebeten, dir zu sagen, dass du auf keinen Fall den Märtyrer spielen sollst.“

Er sah sie nun auch an und die Aufregung in ihr erhöhte sich ins Unermessliche. Die Schuldgefühle, die Angst, die Zweifel, alles kam auf einmal in ihr hoch.

„Inu Yasha, ich...“

„Ich würde es wieder tun“, unterbrach er sie, „Es war die richtige Entscheidung, Kagome.“

Der Klang ihres Namens von seinen Lippen, erschütterte sie so sehr, dass sie sich zusammenreißen musste nicht vor ihm in Tränen auszubrechen. Sie würde nicht vor ihm weinen. Zu oft hatte er ihre Tränen getrocknet. Diesmal hatte er viel mehr Grund in Tränen auszubrechen als sie.

„Ich würde dich jeder Zeit wieder darum bitten gegen mich auszusagen“, sagte er dann. Kagome realisierte, dass sie angefangen hatte schneller zu atmen.

„Ich wollte nur, dass du das weißt“, sprach er weiter und bevor Kagome etwas erwidern konnte, hatte er sich von ihr abgewannt und ging schnellen Schrittes voran. Kagome folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Sie wollte etwas erwidern, aber in ihrem Kopf wollten sich einfach nicht die richtigen Worte formen. Sie wollte mehr wissen, wollte wissen wie er jetzt über sie dachte, ob seine Worte im Restaurant oder die Worte von heute der Wahrheit entsprachen. Sie wagte es nicht danach zu fragen.

Eine Weile gingen sie stumm die spärlich beleuchteten Straßen entlang. Sie hatten Kagomes Auto fast erreicht und Angst machte sich in ihr breit. Angst davor, dass sie nie wieder die Gelegenheit bekommen würde Inu Yasha all die Fragen zu stellen, die sich in ihr jahrelang angesammelt hatten.

„Ich könnte einen Drink gebrauchen“, seufzte sie, als sie an einer kleinen Bar vorbeikamen. Als er nichts erwiderte, hielt sie inne, bis auch er gezwungener Maßen stehen bleiben musste und sich zu ihr umdrehte. Er blickte an ihr vorbei in die kleine, traditionell japanische, Bar, die für diese Uhrzeit überraschend leer war und sie konnte sehen, dass er mit sich am hadern war.

„Kagome...“, begann er und sie spürte, dass seine Antwort nicht positiv ausfallen würde.

„Du musst nicht mit reinkommen“, sagte sie schnell und schob die Eingangstür der Bar auf. Sie sah ihn nun nicht mehr an. Sie wusste, dass wenn er ihr nicht folgen würde, sie wohl so schnell nicht wieder in der Lage sein würde, sich mit ihm zu unterhalten. Sie durchschritt den kleinen Raum der Bar, bis sie am Ende angelangt war, wo sie sich in eine Nische setzte, die sie vor fremden Augen schützen würde. Sie konnte von hier aus die Eingangstür nicht sehen und so blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten. Darauf zu warten, dass Inu Yasha eine Entscheidung treffen würde.
 

„Was darf es sein?“, fragte die Kellnerin und Kagome zuckte überrascht zusammen.

„Sake“, hörte sie eine dunkle Stimme von etwas weiter entfernt und als sich Inu Yasha in ihr Blickfeld bewegte, glaubte sie, dass ihr Herz in ihrem Brustkorb explodieren würde. Sie versuchte sich nichts anmerken zulassen, aber sie wusste, dass er es eh fühlen konnte.

Diese verfluchten Dämonensinne, dachte sie und nickte der Kellnerin zu als Inu Yasha sich zu ihr setzte.

Kagome fixierte ihren Blick auf eine der Papierlaternen, die im Lokal hingen, und versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Allein die Tatsache, dass sie wieder zusammen an einem Tisch saßen war unglaublich. Und dann der Kuss... Sie konnte immer noch den prickelnden Schmerz auf ihrer Unterlippe spüren, an dem sein Eckzahn ihre Haut durchbohrt hatte. Gedankenverloren fasste sie sich an die Stelle, die Inu Yasha damals gebissen hatte und erinnerte sich daran wie ängstlich sie gewesen waren, dass er sie markiert haben könnte. Inu Yasha räusperte sich und sie blickte ihn wieder an; sah dass sein Blick nun auch auf ihre Hand gerichtet war, dessen Finger über die Haut über ihrem Schlüsselbein fuhren und lies sie gleich wieder sinken.

Sie wusste nicht, ob er realisiert hatte, welche Stelle sie gerade berührt hatte, oder ob es der Verlobungsring an ihrem Finger war, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Zum Glück wurde die Stille von der Kellnerin unterbrochen, die ihnen eine Flasche Sacke und zwei kleine Gläser aus Keramik reichte. Inu Yasha schenkte ihnen beiden ein und hob sein Glas an. Kagome tat es ihm gleich und war froh über den brennenden Alkohol, der durch ihre Kehle floss. Vielleicht würde er ihr dabei helfen, die richtigen Worte zu finden.

„Du hast damals gesagt, dass du mit mir reden wolltest. Das war nicht gelogen, oder?“, fragte sie schließlich nach dem zweiten Glas Sake.

„Nein, das war nicht gelogen“, erwiderte Inu Yasha und trank schon sein drittes Glas leer.

„Dann war das was du gestern im Restaurant gesagt hast, nur dafür da Narakus Spitzel zu verwirren?“

Er unterbrach das Einschenken des Sakes für die nächste Runde und blickte sie so durchdringlich an, dass es ihr schwer fiel nicht zur Seite zu schauen. Er stellte die Flasche auf dem Tisch ab und lehnte sich ein wenig vor.

„An dem Tag als ich entlassen wurde, hat Naraku schon auf mich gewartet. Die erste Person, die ich gesehen habe, nachdem ich diesen verfluchten Ort endlich verlassen durfte, war Naraku. Und ich habe ihm damals etwas geschworen.“

Kagome biss sich auf die Unterlippe als sie realisierte, was seine Worte bedeuteten. Niemand war für ihn da gewesen, als er das Gefängnis verlassen hatte. Sie wollte wissen, was mit Sesshomaru und seinem Vater war, aber sie traute sich nicht ihn zu unterbrechen.

„Er hat versprochen, dass ich bekommen werde, was ich will, wenn ich mich ihm anschließe. Im Gegenzug musste ich ihm versprechen, dass ich niemals vergessen werde, wessen Schuld es war, dass mein Leben so aus den Fugen geraten ist.“

Er lehnte sich wieder zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Er wollte, dass ich den Namen ausspreche. Dass ich ihm den Namen der Person sage, für die ich mein Leben geben würde, nur um sie leiden zu sehen.“

Kagome spürte, wie ihr Atem stockte und trank ein weiteres Glas Sake in einem Zug leer.

„Higurashi“, sagte er dann, „der einzige Grund, warum ich noch am Leben bin: Higurashi- um Higurashi leiden zu sehen.“

Sie schloss ihre Finger fester um das kühle Glas und versuchte sich nicht zu sehr von dem Klang ihres Nachnamens aus dem Konzept bringen zu lassen.

„Und ich habe damals geschworen, dass ich damit nicht nur deinen Vater meine“, sprach er weiter und Kagomes Magen drehte sich um. Sie konnte praktisch fühlen wie das Blut aus ihrem Gesicht wich.

„Naraku soll denken, dass ich dir für das Geschehene eben so die Schuld gebe, wie deinem Vater.“
 

„Und tust du das?“

Die Frage hallte in ihrem Kopf wieder, als Inu Yasha ihr nicht sofort antwortete. Er schenkte ihnen beiden wieder Sake ein und Kagome fürchtete sich davor, dass er wusste wie wichtig seine Antwort für sie war. Dass er sie hassen könnte und dass er seinen Spaß daran haben würde, sie leiden zu sehen.

„Ich habe dir schon gesagt, dass es die richtige Entscheidung war“, sagte er dann, „aber Naraku darf das nicht wissen. Er soll denken, dass ich nur ein einziges Ziel habe, das selbe Ziel wie seins.“

„Meinen Vater aus dem Weg zu räumen?“

Inu Yasha nickte und sein Blick sagte ihr, dass er neugierig war, was sie davon hielt. Dass er wissen wollte, ob sich ihre Beziehung zu ihrem Vater wirklich verändert hatte, so wie es in den Medien dargestellt wurde.

„Denkst du nicht, mein Vater kennt den Grund, warum du für Naraku arbeitest?“, sagte sie stattdessen.

„Ich zähle darauf“, erwiderte Inu Yasha.

„Kikyo...“, sagte Kagome dann, weil es sie immer beschäftigt hatte, wie Kikyo in die ganze Geschichte passte. Sie hatte nach zwei Jahren alles bei der Polizei gestanden. Aber Kagome konnte beim besten Willen nicht sehen, wie Kikyo in Beziehung zu ihrem Vater stand. Als sie den Namen aussprach, huschte etwas über Inu Yashas Gesicht. Schmerz, Reue, Wut? Sie konnte es nicht richtig einordnen.

„Es war Kikyo, die deinem Vater erzählt hat, dass wir immer noch zusammen sind. Sie wusste, dass dein Vater nicht stillhalten würde, um uns auseinander zu bringen. Aber sie wusste nicht welche Mittel dein Vater anwenden würde, um sich dafür zu rächen, dass ich etwas angefasst habe, das ihm gehört.“

„Sie hat dich geliebt?“

„Das behauptet sie auf jeden Fall“, erwiderte Inu Yasha achselzuckend, aber sie konnte sehen, dass es ihm nicht so gleichgültig war, wie er versuchte es nach außen zu präsentieren.

„Sie muss dich geliebt haben, wenn sie für dich in Gefängnis gegangen ist“, sagte Kagome und als sie die Worte aussprach, fühlte sie sich plötzlich noch schuldiger dafür, dass sie damals nicht mehr für ihn gekämpft hatte.

Als ob er ihre Gedanken lesen konnte, sagte er: „Ich wünschte, sie hätte es nicht getan. Ich wünschte, sie hätte sich nicht für mich aufgeopfert, egal wie schuldig sie sich gefühlt hat.“

„Inu Yasha, ich...“

„Ich weiß“, unterbrach er sie, „Ich kenne dich Kagome, ich weiß, dass du nicht einfach einen Schalter umgelegt hast und dir alles egal gewesen ist. Du musst dich nicht erklären.“

„Nein“, wandte sie ein, „du verstehst nicht, was ich meine. Ich habe auch ein paar Informationen. Wenn sie dir und Naraku dabei helfen, meinem Vater das Genick zu brechen, würde ich nicht zögern sie dir mitzuteilen.“

Inu Yasha sah sie eine Weile nur an. Nachdenklich, presste er seine Lippen aufeinander. Da war etwas in seinem Blick, dass sie nicht verstand. Sie hatte es gesehen, als sie über Kikyo gesprochen hatten, aber nun war es noch stärker zu sehen: eine Mischung aus Reue und...

„Lass uns zusammen weglaufen“, sagte er plötzlich. Kagome wusste nicht, was sie mehr überraschte. Die Tatsache, dass er nicht darauf eingegangen war, dass sie Informationen über ihren Vater mit ihm teilen würde oder seine Worte. Es war aber Letzteres, dass die Sehnsucht in ihr entfachte.

„Lauf mit mir weg und wir können diesen ganzen Wahnsinn hinter uns lassen. Du brauchst keine Sachen packen, nur deinen Reisepass und wir verlassen Japan noch heute Nacht.“

Sie wusste, dass sie ihn mit leicht geöffneten Lippen anstarrte, dass er auf ihrem Gesicht sehen konnte, welche Wirkung seine Worte auf sie hatten.

„Es gibt diesen Ort in Kanada. Wir könnten im Wald leben, um uns herum Wasserfälle und Bäche. Wir würden uns von dem ernähren, was wir selber anpflanzen, nur wir beide, keine Menschenseele, die uns stört. Vergiss alles was du über deinen Vater weißt und ich vergesse meine Rachepläne.“

Sie atmete nun schneller, als er sich wieder ein wenig vor lehnte und sie so intensiv ansah, dass sich eine Gänsehaut auf ihrer Haut bildete.

„Schmeiß alles hin, deinen Verlobten, deine Karriere. Ich werde auch alles für dich aufgeben. Lauf mit mir weg.“

Sie konnte ihm nicht antworten zu geschockt war sie von seinen Worten. Aber sie spürte wie sich alles in ihr regte, wie alles in ihr danach schrie sein Angebot anzunehmen. Mit ihm zu leben, zu vergessen was geschehen war. Dann lehnte er sich zurück und lachte leise auf, all seine Ernsthaftigkeit auf einen Schlag verschwunden.

„Du solltest dein Gesicht sehen. Keine Angst, ich habe nicht vor dich zu entführen.“

Fassungslos über seinen plötzlichen Sinneswandel, konnte sie ihn nur mit immer noch geöffnetem Mund anstarren.

„Ich habe nicht vor dein perfektes Leben durcheinanderzubringen, Higurashi.“

Dass er sie beim Nachnamen nannte, war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

„Was weißt du schon über mein Leben, Taisho?“, sagte sie wütend und sein Lächeln fror augenblicklich ein.

„Du hast recht. Ich habe keine Ahnung wie aus der Kagome, die ich kannte, die Kagome geworden ist, die jetzt vor mir sitzt. Die auf großen Bühnen steht und Interviews gibt. Die ohne mit der Wimper zu zucken, der Person gegenübertritt, von der sie beinahe getötet wurde und dann auch noch falsche Höflichkeit vorspielen kann. Wie konnte aus dem kleinen, schüchternen Mädchen, eine so... abgebrühte Frau werden?“

Einen Moment fragte sie sich, ob sie seine Worte als Kompliment oder Beleidigung verstehen sollte, dann sagte sie: „Du weißt, dass das so nicht stimmt.“

„Tut es nicht?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und nahm einen weiteren Schluck von seinem Sake.

„Sag bloß, dich haben deine Dämonensinne verlassen?“

Er lächelte nun wieder, aber sie wusste, dass es kein aufrichtiges Lächeln war.

„Warum denken die Leute, dass ich ein Lügendetektor bin? Nur, weil ich deinen erhöhten Herzschlag hören kann, heißt das noch lange nicht, dass ich weiß, was er zu bedeuten hat.“

„Du weißt, was er zu bedeuten hat“, sagte sie ernst und trank auch noch ein Glas Sake.

Er sah sie nun wieder nur nachdenklich an, was auch immer sein vorgetäuschter Humor zu bedeuten hatte, er war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war.

„Du fürchtest dich.“

Kagome wollte etwas einwenden, aber er ließ ihr nicht die Gelegenheit dazu.

„Ich weiß, dass du es tust. Du hast dich gefürchtet als du Naraku gegenüber standest, so sehr dass dein Herzschlag in meinen Ohren gedonnert hat. Und du hast dich vor mir gefürchtet. Du fürchtest dich davor, dass ich dir nicht die Absolution gebe, die du von mir haben willst.“

„Du irrst dich“, sagte sie mit Nachdruck, „es ist nicht Absolution, was ich von dir haben will.“

„So? Was dann?“

„Ein Versprechen.“

„Ich wüsste nicht, dass ich dir eines schuldig wäre.“

„Bist du nicht, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen. Ich möchte, dass du mir etwas versprichst, aber ich weiß, dass ich es nicht von dir bekommen werde.“

„Nun hast du mich aber neugierig gemacht. Wirst du mir auch verraten, was genau ich dir versprechen soll?“

Kagome seufzte leise und lehnte sich ein wenig zu ihm vor, bevor sie leise sagte: „Dass du auf dich aufpasst. Ich weiß, dass du dich an meinem Vater rächen willst, das verstehe ich. Aber ich will nicht, dass du dein Leben dafür aufs Spiel setzt.“

Er atmete einmal tief ein, das einzige Anzeichen dafür, dass ihre Worte ihn erreicht hatten.

„Das habe ich wohl schon getan, als ich mich Naraku angeschlossen habe. Es gibt kein zurück mehr für mich.“

„Ich weiß, deswegen habe ich gesagt, dass ich nicht von dir bekommen werde, was ich will.“

„Darauf sollten wir anstoßen“, sagte Inu Yasha und schenkte ihnen mehr Sake ein, „auf nicht eingelöste Versprechen und Versprechen, die nicht mehr gegeben werden können.“

Er hob sein Glas, aber Kagome war zu verletzt, um sich auf sein Spiel einzulassen.

„Komm schon, Higurashi“, sagte er als Kagome sich nicht rührte. Sie wollte ihm sagen, dass er sie nicht so nennen sollte, aber selbst das schien nun zu schwer. Resignierend hob sie ihr Glas und sah ihm in die Augen.

„Auf Versprechen, die man nicht geben kann, aber nicht vergessen sollte“, sagte sie dann und trank ihr Glas leer. Der Alkohol fing langsam an ihre Sinne zu vernebeln, doch heute Abend war sie dafür dankbar. Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie nicht mit dem Auto nach Hause fahren konnte.

„Ich sollte jetzt besser gehen“, sagte sie, obwohl sich alles in ihr sträubte Inu Yasha zu verlassen, „Ich muss die letzte U-Bahn bekommen.“

„Ich fahre dich“, erwiderte Inu Yasha schulterzuckend. Es löste eine Erinnerung in ihr aus. Ein Herbstnachmittag in der Schule; sitzend über den Artikeln für die Schülerzeitung, hatten sie lange Diskussionen geführt und er hatte ihr angeboten sie zu ihrer Arbeit in die Bücherei zu fahren.

„Du hast doch auch getrunken“, sagte sie empört.

„Du kennst dich wohl nicht so gut mit Dämonen aus, wie du tust, Kagome. Ich müsste schon den ganzen Laden hier austrinken, um die gleiche Promille zu haben wie du.“

„Dafür gibt es wohl ein spezielles Gesetz, nehme ich an“, sagte Kagome und goss sich selbst den restlichen Sake ein.

„Es ist das selbe Gesetz, nur dass ich nicht einmal 0,001 Promille haben werde, von dem was ich getrunken habe.“

„Ich weiß wirklich nicht, ob ich dir das glauben soll“, entgegnete Kagome und rief dann die Kellnerin zu sich, um eine neue Flasche Sake zu bestellen.

„Wenn du mir nicht glaubst, warum bestellst du dann mehr Alkohol?“

„Wer sagt, dass der Sake für dich ist?“, lachte sie, „Während ich das hier austrinke, hast du genügend Zeit dich auszunüchtern.“

„Wie selbstlos von dir“, erwiderte er und diesmal klang sein Lachen wirklich aufrichtig. Sie hätte nie gedacht, dass sie dieses Geräusch je wieder hören würde. Der melodische, tiefe Klang seiner Stimme, er was so perfekt, dass er Kagome das Herz brach.
 

Inu Yasha hätte nicht gedacht, dass er noch einmal in der Lage sein würde, über etwas ernsthaft amüsiert zu sein. Kagome, sie war immer noch... Nein, ermahnte er sich. Er würde diesen Gedanken nicht zu Ende bringen. Es würde es nur schwerer machen, sie nach heute Nacht wieder gehen zu lassen, wissend, dass sie nun Welten voneinander trennten.

Seit dem ersten Mal, als er sie leibhaftig vor sich gesehen hatte, war es wieder da. Dieses unerträgliche Bedürfnis sie zu beschützen, sie in seinen Armen zu halten, sie zum Lachen zu bringen, ihre Tränen zu trocknen, sie zu lieben. Er war überrascht darüber gewesen wie stark sein Dämonenblut auf ihre Anwesenheit reagierte. In der Vergangenheit, vor fünf Jahren um genau zu sein, hatte er es auch schon gespürt, jedoch nur so intensiv wie jetzt, als sie... Nein, auch darüber durfte er nicht nachdenken. Doch seine Gedanken schweiften trotzdem ab und er spürte wie das Blut in seinen Venen zu kochen begann.

Als sie, in Bluse, Bleistiftrock und High Heels, Naraku gegenüber gestanden hatte, ihr Herz so laut klopfend, dass er es in seinen Ohren und seiner Brust spüren konnte, wie ein tiefer Bass auf einem Konzert, wenn man zu dicht an den Lautsprechern steht, und sie trotzdem so standhaft in ihren hochhackigen Schuhen war, dass Naraku nicht einmal merkte, was seine Anwesenheit in ihr auslöste, da hatte er es zum ersten Mal gespürt: Sein Dämonenblut, heiß und schwer in seinen Adern; der Instinkt, sie an sich zu reißen, sie vor Narakus Augen zu markieren, damit er für immer wissen würde, dass Kagome ihm gehörte und er niemals zulassen würde, dass man ihr noch einmal so wehtat.

Das zweite Mal war erst gestern gewesen, als er sie mit Hiroto im Restaurant gesehen hatte. Er hatte ihre Anwesenheit schon gespürt als er das Restaurant betreten hatte. Sie war wieder auf hohen Absätzen, ihre Haare locker hochgebunden, sodass ihr einige Strähnen ins Gesicht fielen und in einem schwarzen Cocktailkleid, dass all die Kurven ihre Körpers betonte, an die er sich nur verschwommen erinnern könnte. Es war die Kurve ihrer Taille gewesen, an der seine Augen hängen geblieben waren und plötzlich musste er seine Augen schließen, weil er sich davor fürchtete, dass sie ihre Farbe verändert haben könnten.

Und jetzt... In Jeans, Converse und einem ärmellosen Top... Er hatte bis dahin nicht gewusst, wie sexy ein so lässiges Outfit aussehen konnte. Nur an Kagome, dachte er und erinnerte sich an ihren Kuss. Es war genau das eingetreten, wovor er sich gefürchtet hatte. Sein Instinkt hatte überhand genommen und er hatte jegliche Kontrolle über sein Handeln verloren. Er hatte sie gebissen, eine Erinnerung daran, wie sehr sein Dämonenblut immer noch danach schrie sie zu markieren.

„Warst du jemals betrunken?“, unterbrach sie seine Gedanken. Sie schien nicht im Geringsten bemerkt zu haben, was für Gefühle sie immer noch in ihm auslöste. Nicht zu merken, dass er sich vorstellte, wie sich seine Hände nach all den Jahren auf ihrer Haut anfühlen würden. Er hatte nicht gelogen, als er sie gefragt hatte mit ihm wegzulaufen. Natürlich war es eine lächerliche Idee. Das änderte aber nichts daran, wie sehr er sich wünschte, sie hätte zugestimmt, bevor er es mit falschem Humor unter den Tisch gespielt hatte.

„Ich denke nicht“, erwiderte er.

„Nicht einmal angetrunken?“

„Nein.“

„Wow“, erwiderte sie und fasste sich wieder ans Schlüsselbein. Es war ihm nicht zum ersten Mal aufgefallen. Ihre Finger wanderten öfters über diese Stelle. Die Stelle, die er damals gebissen hatte. Es war ein gefährliches Spiel, das sie spielten. Er wusste, er würde sich an ihr verbrennen, wenn er nicht aufhörte darüber nachzudenken. Der Diamantenring an ihrem Finger, half ein wenig ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

„Du klingst, als wäre das etwas Schlimmes.“

Sie zuckte mit den Schulten und lies ihre Hand fallen, als sie seinen Blick bemerkte. Ihr Herzschlag erhöhte sich leicht und sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste, dass er sie ertappt hatte. Die Tatsache, dass sie sich vollkommen bewusst darüber war, welche Stelle, sie immer und immer wieder berührte, brachte sein Blut ein weiteres Mal in Wallung. Er konnte es nicht mehr unterdrücken, dieses dumpfe, beißende Gefühl in seinem Brustkorb, dass sich langsam in seinem Körper ausbreitete. Er schluckte schwer und schenkte sich etwas Sake ein.

„Hey!“, sagte sie und griff nach der Flasche. Als sich ihre Finger um seine auf der Flasche legten, war der Instinkt wieder da. Greif nach ihrem Handgelenk, zieh sie an dich, küss sie bis sie alles außer deinen Namen vergisst. „Du sollst dich ausnüchtern“, sagte sie empört und zog an der Flasche. Er hätte loslassen sollen, er wusste, dass er loslassen musste, aber sein Blut war zu stark, sein Wille zu schwach. Er sah sie an und in diesem Moment schien sie endlich begriffen zu haben, das etwas anders war. Es fühlte sich an wie eine leichte Änderung in der Temperatur, von lau warm zu warm. Als sich ihre Augen weit öffneten und sie auf ihre Hand auf seiner blickte, wurde es noch wärmer und als er ihr Handgelenk mit seiner freien Hand ergriff, war es plötzlich unerträglich heiß. Sie lies die Flasche los, als hätte sie sich an seiner Hand verbrannt, und er stellte sie auf dem Tisch ab, ohne ihr Handgelenk loszulassen. Sie sah nun ihn wieder an, immer noch mit weit geöffneten Augen. Ihr Atem ging ein wenig schneller und er wollte ihm folgen, sich noch einmal von ihren verführerischen, weichen Lippen ablenken lassen. Es war gut, dass der Tisch zwischen ihnen war, sonst hätte er es wahrscheinlich wirklich getan. Stattdessen lockerte er den Griff um ihr Handgelenk und als sie sich langsam seiner Berührung entzog, streifte ihr Verlobungsring seine Haut.

„Ich habe dir doch schon gesagt, dass Alkohol keine Wirkung auf mich hat“, sagte er dann und fügte in Gedanken hinzu, ganz im Gegenteil zu dir.

„Das glaube ich erst, wenn ich es gegoogelt habe“, erwiderte Kagome und er konnte sehen, dass sie sich zu einem Lächeln durchringen musste. Wenigstens wusste er mit Sicherheit, dass auch er noch eine Wirkung auf sie hatte.

„Lass uns woanders hingehen“, sagte er und hätte sich am Liebsten dafür geohrfeigt. Er wusste wie anzüglich sein Angebot klang und er konnte nicht einmal zu seiner Verteidigung sagen, dass er es nicht so meinte. Es war zu gefährlich, unmoralisch, aber wenn er sie nur noch ein einziges Mal in seinen Armen halten könnte, vielleicht würde es sein Dämonenblut ein wenig beruhigen.

„Wir haben noch eine komplett volle Flasche Sake“, erwiderte Kagome und er spürte ihre Nervosität. Sie hatte die Veränderung zwischen ihnen gespürt. Sie musste es ihm einfach vom Gesicht ablesen können, so wie sie es vor einigen Augenblicken getan hatte, als er sie gegen die kühle Holzwand gepresst hatte.

„Wir nehmen sie einfach mit“, sagte er. Sie beobachtete ihn eine Weile und er konnte ihre Bedenken sehen.

Dann lachte sie leise und blickte zur Seite. Sie legte ihre Hände auf die Tischoberfläche und fuhr gedankenverloren mit ihrem Zeigefinger über die glatte Oberfläche des Diamanten. Ah, dachte er, sie machte ihn darauf aufmerksam, dass sie immer noch verlobt war.

Dann sah sie ihm wieder in die Augen.

„Das hier, war der Grund warum du mich heute von dir gestoßen hast, nicht wahr?“, fragte sie, als sein Blick zwischen ihr und ihrem Ring hin und herschwankte. Ihre nächste Handlung überraschte ihn so sehr, dass er sie nur fassungslos anstarren konnte. Sie zog den Ring über ihren Finger und legte ihn zwischen sich und Inu Yasha auf dem Tisch ab.

„Ich werde die Verlobung lösen“, sagte sie dann und sah ihn ernst an.

„Warum--?“, konnte er nur fragen auch wenn er nicht wusste, ob er die Antwort darauf hören wollte.

„Es war von Anfang an eine arrangierte Ehe.“, erwiderte Kagome schulterzuckend, „Was ist mit dir?“

„Mit mir?“

„Sango hat damals geschrieben, du hättest jemanden kennengelernt.“

„Oh“, machte er als er Verstand worauf sie hinauswollte, „Oh, das ist schon lange vorbei.“ Und war niemals wirklich etwas, fügte er in Gedanken hinzu. Aber darüber wollte er im Moment nicht weiter nachdenken.

„Das eure Verlobung arrangiert ist bedeutet nicht, dass er dich nicht liebt“, sagte er dann. Er wusste, dass es wahr war. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen, als sie sich gestern wieder im Restaurant begegnet waren.

„Das Hiroto mich liebt, bedeutet nicht, dass ich es auch tue“, entgegnete Kagome ernst und hob den Verlobungsring auf, um ihn in ihre Handtasche zustecken, „deswegen werde ich noch morgen mit ihm darüber reden.“

„Ist das deine Antwort?“, fragte er und die Aufregung in ihm wuchs ins Unermessliche

Kagome nickte und er legte eine Hand über ihre, fuhr mit seinen Fingern über ihre Knöchel. Er wusste, dass er wahrscheinlich den größten Fehler seines Lebens begehen würde und doch spürte er keine Furcht. Einige Momente verharrten sie in dieser Position, dann winkte er die Kellnerin zu sich heran und bezahlte für ihre Getränke.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist es zu krass, dass Kagome und Inu Yasha so viel Zeit ohne einander verbringen mussten? Ich wollte zeigen, dass beide Parteien auf verschiedenen Wegen versucht haben den Verlust und Schmerz zu überwinden. Kagome ist an ihrem Schmerz gewachsen, auch wenn sie eine dunkle Phase durchgemacht hat. Sie ist jetzt gefasster, selbstbewusster.
Wie es Inu Yasha in den 5 Jahren ergangen ist, gebe ich natürlich auch noch preis.
Und was führen Naraku und Kagomes Vater im Schilde? Ihr werdet es bald erfahren ;)

Über eure Vermutungen würde ich mich natürlich freuen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
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Huh, woher Inu Yasha Hiroto wohl kennt? Ihr werdet es bald erfahren ;)
Noch einmal vielen Dank für die Kommis. Ich hatte ein wenig das Gefühl in einem Vakuum zu schreiben, da ich solange nicht mehr von meinen Lesern gehört habe, haha. Aber jeder Kommi gibt mir immer einen Motivationsschub noch besser und schneller zu schreiben. Das nächste Kapitel wird ein wenig länger als dieses und die Konfrontation zwischen Inu Yasha und Kagome auf den Höhepunkt bringen. Also, bleibt gespannt :) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, ich bin gemein. Es war nicht unbedingt geplant an dieser Stelle aufzuhören, aber das war einfach der beste Platz für einen Schnitt. Kagome und Inu Yasha haben also endlich geredet und doch... obwohl schon soviel gesagt wurde, ist noch so vieles offen.
Wer ist Hiroto? Was hat Inu Yasha die 3 Jahre nach seinem Aufenthalt im Gefängnis gemacht? Wieso hat Kikyo damals gegen ihn ausgesagt? Was planen Naraku und Kagomes Vater wirklich? Und natürlich die jetzt aktuellste Frage, wohin werden Inu Yasha und Kagome gehen, nachdem sie die Bar verlassen haben und was werden sie dort tun? Hmm, ihr werdet sehen, hehe. Hoffentlich so schnell wie möglich :) Über eure Kommentare und Vermutungen würde ich mich wie immer freuen!
LG
Euer Bienchen Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (287)
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Von:  JensH
2019-04-26T21:51:57+00:00 26.04.2019 23:51
Hammer Geschichte 😍
Schreib bitte weiter bin neugierig wie es weiter geht 😍
Von:  shippi
2017-11-01T17:31:00+00:00 01.11.2017 18:31
Hallöchen,

tolle Story bisher! Es hat sich zwar schon länger nichts mehr getan, aber das heißt ja nicht, dass das so bleiben muss. Würde mich freuen, wenn die Geschichte noch ein (möglichst gutes) Ende erhält und ich lesen kann, wie Naraku und Kagomes Vater das Handwerk gelegt wird bzw. wenn ich erfahre, was genau sie überhaupt vorhaben.;)

Liebe Grüße
Von:  heavy
2016-06-08T19:09:31+00:00 08.06.2016 21:09
Ein jahr ist schon fast rum.... und ich schaue fast täglich ob es ein neues Kapitel gibt....
Schreib bitte bitte bitte weiter 😢
Von:  Kazu27
2016-05-01T19:48:48+00:00 01.05.2016 21:48
😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱
Wie jetzt? Warum ist das Kapitel schon zu Ende?
Oh liebes Bienchen, da der Frühling beginnt und einige Blumen schon blühen und die Bienen langsam deren Nektar sammeln, bitte ich dich darum, tu es auch. Sammel Kraft und Zeit für das nächste Kapitel.😀😀😀😀😀
Ich möchte wissen wie es weiter geht und bin jetzt schon ganz hippelich.
Die ganze ff ist der Hammer und fesselst die Leser/ innen. Es bleibt spannend und sie steigert ständig. Bitte bleib am Ball und schreib weiter.

Lg Kazu
Von:  Kazu27
2016-05-01T17:16:40+00:00 01.05.2016 19:16
'Urgh, ich kann nicht fassen, dass ich mich mit so was beschäftigen muss'
😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂
Zu geil, ich stell mir gerade bildlich vor wie er noch die Augen verleiert😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂😂

😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱😱
Wie jetzt? Er greift sie an? Nicht wirklich? Der Vater fürsorglich 😱😱😱😱😱😱😱
Ich glaube ich habe mich soeben verlesen😱😱😱😱
Von:  heavy
2016-04-15T18:19:57+00:00 15.04.2016 20:19
Ich hoffe es geht bald weiter....
Von:  krusi0018
2015-10-13T18:04:12+00:00 13.10.2015 20:04
Bitte,bitte weiter schreiben.
Von:  ArduousCrib1249
2015-09-23T09:18:53+00:00 23.09.2015 11:18
Bin sehr gespannt wie es weitergeht!

Von:  ArduousCrib1249
2015-09-23T08:24:57+00:00 23.09.2015 10:24
Toll geschrieben und das lesen mit passender Musik war ein Genuss!
Von:  ArduousCrib1249
2015-09-23T07:18:22+00:00 23.09.2015 09:18
Tolles Kapitel 😊


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