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Alles, was ich will

Das Beste
von

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Geheimnis

۞Alles, was ich will ۞

Das Beste
 

By Maccha
 

Disclaimer: Kleine Fanfiction über Peace Maker Kurogane, übrigens meine erste!

Genre: Shonen-Ai, Romance, Drama, Songfic

(das Lied stammt von Silbermond, meiner absoluten Lieblingsband!!)

Pairing: Soji X Susumu

Warnung: Taschentücher raus! Es wird schön depri…TT

Also, eagle-chan! Der Text ist natürlich dir gewidmet, meinem absoluten mega-sasuke-und-andere-bishis-ansabber-und-nebenher-mit-katzenpfötchen-vollstopf-und-nacht-durchmach -Schnuffi!!! Fühl dich geehrt! ^^
 

۞Kapitel 1:Geheimnis ۞
 

Ich habe einen Schatz gefunden

Und er trägt deinen Namen

So wunderschön und wertvoll

Und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen
 

Es war Winter in Kyoto und Minusgrade gehörten nun zur Tagesordnung. Doch die Shinsengumi wurde nicht von den horrenden Temperaturen verschont und musste trotzdem ihre Dienste verrichten. Auch Tetsunosuke Ichimura, 18 Jahre alt und immer noch Laufbursche von Toshizou Hijikata, wurde vom Waschdienst nicht befreit, und somit saß er bei klirrender Kälte im Hof des Hauptquartiers und schrubbte mit tauben Finger die Uniformen seiner Kollegen und Vorgesetzten sauber.

Das war einer dieser Momente, in denen er es bereute, der Shinsengumi beigetreten zu sein.

„Was glauben die eigentlich, wer ich bin? Ich spiel hier doch nicht den Hanswurst!“

Murrend starrte er auf das blauweiße Stück Stoff, welches er in den Händen hielt, als er plötzlich leise Schritte vernahm.

Als er sich umdrehte erblickte er Sojiro Okita, Anführer des ersten Corps, bester Schwertkämpfer der Shinsengumi und ein guter Freund von ihm. Normalerweise spazierte er fröhlich durch das Hauptquartier und verbreitete gute Laune, sein kleines Hausschweinchen Saizo immer an seiner Seite. Doch heute eilte er im schnellen Schritttempo an Tetsu vorbei, scheinbar ohne ihn zu bemerken, den Kopf gesenkt und die Hände zu Fäusten geballt.

Was ist den mit dem los? Hat er etwa schlechte Laune? Aber…das hat er doch sonst nie…

„Okita-san!“

Soji blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um.

„Was?!“ fauchte er im scharfen Ton. Als er sah, dass es Tetsu gewesen war, der ihn er gerade angesprochen hatte, bekam sein Gesicht einen milderen Ausdruck.

„Ach, du bist es, Tetsu.“ Er brachte ein Lächeln zu Stande, welches aber sehr gezwungen wirkte.

„Ich…ähm…Ich wollte ihnen nur kurz Hallo sagen!“ stammelte Tetsu. Soji nickte.

„Schön. Wasch lieber schnell den Rest der Wäsche (er deutete auf den Haufen neben Tetsu), sonst friert dir noch das Wasser ein.“

„O…Ossu!“ Sofort wandte sich der rothaarige Laufbursche wieder seiner Arbeit zu. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Soji hinter einer der Türen der Schlafräume verschwand, welche in einem vom Haupthaus abgetrennten Gebäude lagen. Nachdem er eine Weile nachdenklich Okita nachstarrt hatte, wandte er sich mit einem Seufzen wieder dem nicht geringer werdenden Wäscheberg vor ihm zu.
 

Müde wankte Tetsu durch die Gänge. Es war mitten in der Nacht und er musste auf die Toilette. Leise ging er an den vielen Schiebetüren vorbei, hinter denen laute Schnarchgeräusche zu hören waren. Hin und wieder vernahm er das leise Scharren von Körpern, die sich im Schlaf umdrehten, ansonsten war alles still.

Gerade, als Tetsu seine Schritte beschleunigte, um endlich wieder zurück ins Bett zu kommen, hörte er Geräusche aus der Abstellkammer neben ihm, die ihm ein wenig seltsam vorkamen.

Er blieb stehen und presste ein Ohr an die Tür und versuchte stirnrunzelnd, diese Töne einzuordnen. Man konnte die Stimmen zweier Personen hören, die leise miteinander sprachen, wobei die eine Stimme klang, als würde ihr Besitzer gerade weinen. Neugierig und sehr vorsichtig schob Tetsu die Schiebetür ein wenig auf.

Seine Augen weiteten sich.

Er sah Susumu, der mit dem Gesicht zu ihm saß, und der eine Frau im Arm hielt, die lange, dunkle Haare hatte. Da die Frau Tetsu den Rücken zugekehrt hatte, konnte er nicht erkennen, wer es war, doch er musste trotzdem grinsen. Soso, der gute Susumu hatte also ein kleines Stelldichein mit einer Dame…Soviel zum Thema, er hätte kein Interesse an den Frauen. Ohne sich von der Stelle zu rühren lauschte er dem Gespräch der beiden.

„Nun kommen Sie schon…hören Sie auf zu weinen.“ flüsterte Susumu leise und strich sanft über den Rücken seiner „Geliebten“.

Die Person in seinem Armen schluchzte und vergrub die Finger im dunklen Yukatas des Ninjas.

„Er…er hat doch gesagt…er würde in Zukunft nicht mehr so g- grob sein…Er hat es mir v-versprochen…“

Hä? Über was redeten die beiden…? War Susumus kleine Affäre etwa verheiratet und hatte eigentlich einen Ehemann, mit dem sie aber unglücklich war…? Und überhaupt, warum kam Tetsu die Stimme der Frau so bekannt vor…? Seine Fragen waren in dem Moment beantwortet, in dem die „Frau“ das Gesicht zur Seite neigte und Tetsu im hellen Mondlicht sah, wer die vermeintliche Geliebte war.

Es war Sojiro Okita.
 

Du schläfst neben mir ein

Ich könnt dich die ganze Nacht betrachten

Sehn wie du schläfst

Hörn, wie du atmest

Bis wir am Morgen erwachen
 

Tetsu verstand die Welt nicht mehr. Was machte sein Vorgesetzter mitten in der Nacht allein mit seinem Untergebenen in einer Abstellkammer?! Verwirrt rieb der rothaarige Junge sich die Augen um sich zu versichern, ob das wirklich Soji und Susumu waren, die sich dort umarmten. Doch es gab keinen Zweifel.

„Hat er Ihnen wieder so wehgetan wie beim letzten Mal?“

Von wem sprachen die beiden, wo sich die Sache mit dem tyrannischen Ehemann ja gerade erledigt hatte…?

Soji nickte mit dem Kopf und wischte sich mit dem Ärmel seines weißen Yukatas die Tränen vom Gesicht.

„Ich hab ihn angeschrieen, er habe doch vorgehabt, sich zu ändern, doch davon wollte er nichts hören. Er hat gemeint, wenn ich wollte könnte ich jederzeit abhauen, wenn mir seine Art nicht passen würde. Aber…ich kann doch nicht einfach weggehen…das würde dem Desertieren gleich kommen…und du weißt, welche Strafe mich dann erwarten würde…“

Auch Tetsu wusste das genau. Der Desertation folgte automatisch der Sepukku.

„Das darf er nicht mit Ihnen machen, selbst wenn er der Vize-Kommandeur ist. Er darf es nicht.“ murmelte Susumu verbittert.

Der Vize-Kommandeur? Redeten sie etwa von…Hijikata?!

„Doch, er darf es, Yamazaki-kun. Ein Kommandeur kann über seine Untergebenen verfügen, wie er möchte. Und wenn Hijikata-san meint, mit mir…mi-mich…“

Soji brach wieder in Tränen aus. Hilflos zog Susumu ihn an sich und strich tröstend über sein Haar. Währenddessen versuchte Tetsu, das Gehörte irgendwie zu verdauen. Noch dazu hatte er Okita-san noch nie weinen sehen, eine Tatsache, die ihn schockierte.

Soji hob das Gesicht und lächelte unbeholfen.

„Tut mir Leid, dass ich deinen Yukata vollheule. Mir ist das alles so peinlich…Ich bin doch ein erwachsener Mann und jetzt liege ich in deinen Armen und flenne wie ein kleines Kind. Tut mir Leid.“ sagte er leise und wandte sein Gesicht ab.

„Blödsinn, sagen Sie doch nicht so etwas. Wer sagt, das ein Mann nicht weinen darf, wenn ihm danach ist? Es ist viel gesünder, als alles nur herunterzuschlucken.“

Susumu drückte den schmalen Körper noch dichter an sich.

„Ich freue ich mich, dass Sie mir das Vertrauen entgegen bringen, mir von der Sache zu erzählen. Und…“ Er zögerte und sprach dann so leise weiter, dass Tetsu ihn kaum verstehen konnte.

„Und außerdem finde ich, dass Sie…niedlich aussehen, wenn Sie weinen.“

Was zum Teufel redete Susumu da?! Das passte ganz und gar nicht zu dem sonst so eher unromantisch veranlagten Ninja. Soji sah ihn überrascht an.

„Yamazaki-kun…“ Er zuckte ein wenig zurück, als Susumu die Hand nach ihm ausstreckte, welche dann sanft über seine tränenfeuchte Wange glitt.

„Ich würde Ihnen niemals so wehtun, wie er es getan hat Niemals.“ sagte er mit rauer Stimme. Soji sah ihn aus seinen verweinten, lavendelfarbenen Augen an.

„Das sagen sie doch alle.“ murmelte er dann mit schwankender Stimme.

„Aber ich meine es ernst! Glauben Sie mir, Okita-san!“

Susumus Stimme war lauter geworden, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, aber das war ihm vollkommen egal. Das Einzige, was im Moment zählte, war, endlich diesen traurigen Ausdruck aus Sojis Augen verschwinden zu lassen. Dieser blickte ihn zu ihm hoch, direkt in seine schwarzen Augen.
 

Hast es wieder mal geschafft

Mir den Atem zu rauben

Wenn du neben mir liegst

Dann kann ich es kaum glauben

Das jemand wie ich

So was Schönes wie dich

Verdient hat
 

„Sicher?“ fragte er leise.

„Todsicher. Ich bin ein Ninja, haben Sie das etwa vergessen? Und Ninjas halten ihr Wort.“

Soji nickte und wischte sich abermals mit dem Ärmel über das Gesicht.

„Tut mir Leid.“

„Wie? Was soll Ihnen denn Leid tun?“

Soji zuckte mit den Schultern.

„Das ich so eine Heulsuse bin. Und das du wegen mir um deine Nachtruhe gebracht worden bist.“

„Nun sagen Sie doch nicht so etwas. Ich habe Ihnen doch gerade erst erklärt, dass es mir nichts ausmacht. Weinen Sie, soviel Sie mögen. Meinen Yukata wollte ich sowieso morgen waschen.“

„Er ist ganz feucht.“ Soji tastete mit der Hand über den dunklen Stoff.

„Entschuldigung.“

„Nun hören Sie schon auf, sich andauernd zu entschuldigen!“

„Ja. Tut mir Lei…uhm…na ja. Du weißt schon.“ Er errötete und lächelte. Susumu erwiderte das Lächeln nicht.

„Ich bin froh, dass Sie wieder lachen. Das macht Sie noch viel hübscher.“ Er wurde rot und räusperte sich. Okita starrte ihn an.

„Was hast du gerade ge…“

Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu Ende zu bringen. Susumu hatte einen Finger unter sein Kinn gelegt, ihn zu sich gezogen und ihm dann einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gegeben.

Tetsu wäre fast das Herz stehen geblieben, als er das sah. Okay, jetzt war Susumu vollkommen durchgedreht. War ihm eigentlich klar, wer diese Person war, die er gerade küsste?! Und vor allem…Okita war doch ein Mann, genau wie er! War Susumu etwa…

„Yamazaki-kun…“

Soji hatte den Kuss auf eine sanfte, nicht verletzende Weise beendet. Er schüttelte den Kopf.

„Lass das lieber. Wenn uns hier jemand sieht (Tetsu sog scharf die Luft ein), kriegen wir eine Menge Ärger. Und das will ich nicht.“

Susumu zog ihn wieder an sich ran.

„Das ist mir egal“, murmelte er, während er Küsse über Okitas Gesicht verteilte. Soji schwieg, dann schlang er die Arme um Susumus Hals und erwiderte zaghaft den Kuss.

Ich glaube, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Verschwinden, dachte Tetsu, wenn auch eher widerwillig, und wollte gerade gehen- als unter seinen nackten Füßen laut eine Diele knarrte.

Mist! Tetsu erstarrte und lauschte mit klopfenden Herzen. Hoffentlich hatten sie ihn nicht bemerkt…

„Hast du das gehört?“

„Ja, das kam von draußen. Warten Sie, ich schau nach.“

„Nein, lass es. Es wäre sowieso besser, wenn wir jetzt aufhören würden, Yamazaki-kun.“

Schweigen. Dann konnte Tetsu Susumus enttäuschte Stimme hören.

„In Ordnung, Okita-san. Wie Sie meinen.“

Noch bevor sie den Raum verlassen konnten, machte sich Tetsu schnell aus dem Staub.

Zuflucht

۞ Alles, was ich will۞

Das Beste
 

۞Kapitel 2: Zuflucht ۞
 

Tetsu saß auf der Terrasse und starrte nachdenklich in den Schnee. Das, was er letzte Nacht gesehen hatte, beschäftigte ihn immer noch.

Er konnte nicht fassen, was Susumu getan hatte. Er hatte Okita-san geküsst! Den Anführer des ersten Korps! Einen MANN!

„Hey, Tetsu!“

Er drehte sich um, als er Susumus Stimme hörte.

„Ah…ähm, hi Susumu!“ stammelte er. Wenn man vom Teufel spricht!

Susumu kam näher und hockte sich neben seinen Freund, den Arm lässig auf sein Knie gestützt. Tetsu dachte fieberhaft nach. Sollte er ihn darauf ansprechen? Oder wäre es besser für ihn, er würde den Mund halten?

„Was hast du letzte Nacht vor der Abstellkammer gesucht?“

Susumus Stimme war vollkommen ruhig, als er Tetsu diese Frage stellte. Erschrocken starrte dieser ihn an.

„Was…? Woher…“

„Ich bin ein Ninja, ich höre und sehe alles. Und außerdem warst du do laut, dass es an ein Wunder gegrenzt hätte, dich nicht zu hören.“

Mist. Er saß also in der Falle.

„Ich…ähm…wollte auf die Toilette und da hab ich Stimmen gehört…ähm…“

„Schon gut. Vergiss es.“ Susumu streckte die Hand aus und begann mit dem Finger Muster in den Schnee zu malen.

„Wie viel hast du gehört?“ fragte er leise.

„Nicht viel…aber sag mal, warum hat Okita-san so geweint? Ich hab ihn noch nie weinen sehen…Er schien wirklich verzweifelt zu sein…“

Susumu schwieg.
 

Du bist das Beste das mir je passiert ist

Es tut so gut, wie du mich liebst

Vergiss den Rest der Welt

Wenn du bei mir bist
 

„Versprich mir, dass du es niemanden verrätst.“ Tetsu nickte heftig mit dem Kopf.

„Also gut. Okita-san…hat im Moment große Probleme mit Herrn Hijikata. Ich vermute mal, du weißt es nicht, aber die beiden haben ein Verhältnis miteinander.“

„Was?! Hijikata und Okita?!“

„Ja, und das auch schon seit längerer Zeit. Jedenfalls läuft es seit einigen Monaten nicht mehr so gut zwischen ihnen, da Hijikata begonnen hat, sich Okita gegenüber zu verändern.

Er wird ohne jeden Grund rasend eifersüchtig und hat sich dann in seiner Wut nicht mehr unter Kontrolle. Und nun hat er sogar seit ein paar Wochen damit angefangen, handgreiflich zu werden.“ Susumu biss sich auf die Unterlippe.

„Aber Okita kann sich nicht wehren…nein, er will es nicht. Er steht einfach nur da und erträgt den Schmerz ohne mit der Wimper zu zucken. Kannst du dir das vorstellen? Kannst du dir vorstellen, welche Gefühle in ihm toben müssen, wenn der Mann, den er liebt, ihn auf diese Weise behandelt, ihn geradezu erniedrigt?!“ Wütend ballte Susumu die Fäuste.

„Noch dazu kommt, dass er es nicht wagt, vor anderen zu weinen. Er hat sich in einer schmutzigen Abstellkammer verstecken müssen, um endlich mal seinen Emotionen freien Lauf lassen zu können! Dort habe ich ihn dann vor etwa zwei Wochen zum ersten Mal gesehen.“

Susumu erinnerte sich noch genau an den Anblick, der sich ihm damals geboten hatte, nachdem er neugierig in den Raum geschaut hatte, aus dem diese seltsamen Geräusche gekommen waren. Soji hatte seine Knie eng an sich herangezogen und die Arme fest um den Oberkörper geschlungen, während er sich wie ein kleines Kind immer wieder vor und zurück wiegte und von krampfhaften Schluchzern geschüttelt wurde. Sein Gesicht war gerötet, während aus den schönen, lavendelfarbenen Augen ohne Unterlass Tränen flossen und auf den weißen Yukata tropften. Vom zerzausten Haar hingen einige Strähnen im feuchten Gesicht und ließen Soji damit noch viel erschöpfter aussehen, als er es vom vielen Weinen ohnehin war.

Als Susumu sich nun wieder daran erinnerte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man diesem zerbrechlich wirkenden Körper solche Schmerzen zufügen konnte.

„Und was hast du dann gemacht?“ riss Tetsu ihn wieder aus seinen Gedanken.

„Ich hab gefragt, ob ich reinkommen dürfe. Er war ziemlich erschrocken, als er mich sah und wirkte, als würde er vor Scham im Boden versinken. Er fragte mich, was ich hier um diese Zeit zu suchen habe, es sei schließlich schon sehr spät. Es sei besser, wenn ich wieder zurück ins Bett ginge. Doch ich hab mich nicht abwimmeln lassen, und schließlich hatte ich ihn soweit, dass er mir erzählte, was der Grund für seine Tränen war.“

Susumu holte tief Luft.

„Na ja, und als er dann zu Ende gesprochen hatte, konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten und habe ihn umarmt.“

Es war ein angenehmes Gefühl gewesen, den schmalen Körper in den Armen zu halten, dicht an seinem eigenen Körper. Er hatte den Duft von Soji riechen können, die Weichheit seiner blassen Haut gespürt.

Schon damals hätte er sich fast nicht mehr beherrschen können, vor allem da Soji ebenfalls die Arme um ihn schlang und sich wie ein kleines, hilfloses Kätzchen an ihn schmiegte.

Doch der Gedanke, dass dieser Mann in seinen Armen zum Ersten sein Vorgesetzter und zum Zweiten der Geliebte des Vize-Kommandeurs war, hielt ihn davon zurück, Soji die Kleidung vom Leib zu reißen und seiner Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Doch all das verriet er Tetsu nicht.

„Jedenfalls habe ich ihm gesagt, wann immer ihm danach sei, könne er zu mir kommen und ich würde ihn dann trösten. Das gestern Nacht war bereits das fünfte Mal, dass wir uns in der Abstellkammer getroffen haben.“

„Bist du in ihn verliebt?“

Tetsus Frage war für ihn vollkommen überraschend gekommen. Mit offenem Mund starrte er seinen rothaarigen Freund an

War er in ihn verliebt…? Das war eine gute Frage. Er fühlte sich wohl in seiner Nähe, aber ob er ihn gleich liebte? Er hatte ihn letzte Nacht geküsst. War das Beweis genug für seine Gefühle?

„Ich…“

„Yamazaki-kun?“

Er drehte sich um. Vor ihm stand Okita, sein kleines Hausschweinchen Saizo auf den Arm haltend, und lächelte ihn freundlich an.

„Okita-san!“

Tetsu hatte sich ebenfalls zu seinem Vorgesetzten umgedreht. Hoffentlich würde er nicht auf die Idee kommen, Okita irgendwelche intimen Fragen zu stellen…

„Ähm…ich geh dann mal! Auf mich wartet eine Menge Arbeit“ rief Tetsu plötzlich betont fröhlich und ließ einen völlig verdutzten Yamazaki zurück.

„Ist etwas passiert, Okita-san?“

„Nein, nein, alles in Ordnung. Ich wollte nur ein bisschen mit dir schwatzen.“

Soji ließ sich neben ihm nieder und begann, nervös mit einer seiner langen, dunklen Haarsträhnen zu spielen.
 

Dein Lachen macht süchtig

Fast so als wär es nicht von dieser Erde

Auch wenn deine Liebe Gift wär

Ich würd bei dir bleiben

Solange bis ich sterbe
 

„Ähm…wegen gestern …“

Er räusperte sich.

„Es tut mir Leid.“

Überrascht sah Soji zu ihm auf.

„Was meinst du?“

„Na, das mit dem Kuss. Ich habe Sie doch mit Sicherheit ziemlich überrumpelt.“

Soji errötete und streichelte geistesabwesend über Saizos Rücken.

„Ach, das…ähm…“

Er errötete noch viel heftiger.

„Das…das war doch sicher nur ein Versehen, oder? Ich meine, es war dunkel und schon ziemlich spät…und du warst sicher auch schon sehr müde…dann kann schon mal so etwas passieren…nicht wahr?“

Er drückte Saizo noch ein wenig enger an sich. Nicht zum ersten Mal wünschte Susumu sich, er könnte den Platz des kleinen Schweinchens einnehmen und sich auch so dicht an Okitas Schoß kuscheln.

„Das war aber kein Versehen.“

Seine Stimme klang vollkommen ruhig, während er das sagte, doch sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Soji hörte damit auf, Saizo zu streicheln, und starrte ihn an.

Bei seinem Anblick wurde Susumu ganz mulmig zumute. Am liebsten hätte er den verwirrt dreinblickenden Okita in den Arm genommen und geküsst. Eine Weile saßen sie schweigend da.

Dann durchbrach ein heftiges Husten die Stille.

Soji krümmte sich zusammen und hielt sich die Hand vor den Mund, während er laut hustete.

„Okita-san!“
 

Dein Verlassen würde Welten zerstören

Doch daran will ich nicht denken

Viel zu schön ist es mit dir

Wenn wir uns gegenseitig Liebe schenken
 

Wie hatte er nur vergessen können, wie schwerkrank der junge Mann war? Vor etwa 3 Jahren hatte man bei ihm Tuberkulose diagnostiziert, eine Krankheit, die früher oder später zu einem qualvollen Tod führen würde.

Yamazaki und Soji waren die einzigen, die Bescheid wussten. Auf die Frage, warum Soji nicht wolle, dass es an die Öffentlichkeit gelangt, hat dieser nur sanft gelächelt und gesagt:

„Ich will niemandem unnötige Sorgen bereiten.“

Susumu legte die Hand auf Okitas Rücken.

„Geht es? Möchten Sie, dass ich ihnen etwas warmes Wasser bringe?“

Soji winkte ab.

„Ach was, lass nur. Ist gleich wieder vorbei.“

Als er Susumus besorgten Blick sah, grinste er, aber man sah, dass es ihm schwer fiel.

„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht!“

Yamazaki schwieg. Er wollte irgendetwas tun, das die Schmerzen seines Vorgesetzten linderte. Langsam legte er die Arme um Okita und zog ihn an sich. Seine Hände wanderten zu Sojis Nacken und begannen, ihn sanft zu kraulen.

Er fühlte, wie Okita zusammenzuckte, doch dann begann er, sich unter Susumus Berührungen zu entspannen. Er lehnte seinen Kopf an Susumus Schulter und schloss die Augen.

Nach einer Weile hatte sich sein Anfall gelegt und er atmete wieder ruhig und regelmäßig. Plötzlich lachte er leise.

„Ich komm mir vor, wie ein alter Kater, der am Lagefeuer sitzt und von seinem Besitzer gekrault wird“, murmelte er. Er schlang seine Arme um Susumus Hüfte, legte sein Ohr an seine Brust und lauschte.

„Es klopft ganz schnell.“

„Hm?“

„Dein Herz. Es hämmert richtig.“

Daran sind Sie schuld, dachte Susumu. Soji bettete seinen Kopf in seinem Schoß.

„Darf ich?“

Als Susumu nickte, schloss er seine Augen. Susumu fühlte einen dicken Kloß in seinem Hals. Sein Herz klopfte, wie von Okita schon bemerkt, rasend schnell. Er spürte Sojis ruhige Atemzüge auf seinen Oberschenkeln, fühlte die Wärme seiner Wangen. Plötzlich drehe Okita den Kopf so, dass er Susumu direkt in die Augen sehen konnte. Lavendellila versank in Nachtschwarz, Nachtschwarz versank in Lavendellila. Soji streckte die Hand aus und strich Susumu ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann wanderten seine Finger hinunter zu seinen Lippen, wo sie kurz verweilten.

„Es war also kein Versehen?“

Yamazaki schüttelte den Kopf, dann beugte er sich zu Soji hinunter.

„Wenn Sie möchten, kann ich es Ihnen beweisen“, sagte er leise und küsste ihn sanft.

Er konnte spüren, wie Okita zögernd erwiderte. Saizo quiekte eifersüchtig und versuchte, Susumu von seinem Herrchen wegzuzerren, was ihm aber nicht gelang.

Schließlich lösten sich die beiden wieder voneinander. Soji sah vollkommen verwirrt aus.

„Du meine Güte, was war DAS denn?“

Yamazaki lächelte.

„Jetzt tun Sie doch nicht so, als hätte man Sie noch nie auf diese Weise geküsst.“

Er hatte Recht. Auch Hijikata hatte ihn damals so liebevoll geküsst. Jetzt war es vollkommen anders, seine Küsse waren nun rau und rücksichtslos, sodass Sojis Lippen schon so manches Mal geblutet hatten.

Aber mit Yamazaki war es vollkommen anders und das brachte ihn aus der Fassung. Er fühlte sich deutlich zu dem schweigsamen Ninja hingezogen.

Nachdenklich richtete er sich auf und betrachtete den jungen Mann vor ihm.

Alles an ihm, die verstrubbelten schwarzen Haare, die Art, wie er redete und sprach…genauso war Toshizou früher auch gewesen.

In Sojis Körper zog sich etwas schmerzhaft zusammen, als er an den permanent schlecht gelaunten Vize-Kommandeur dachte, den Mann, den er liebte.

Und der Mann, dem er seinen gesamten Körper zur Verfügung gestellt hatte und der diese Macht jetzt auf grauenvolle Art und Weise ausnutzte.

„Okita-san? Ist alles in Ordnung?“

Soji lächelte ihn an.

„Natürlich. Alles in Ordnung.“

Traum

۞Alles, was ich will ۞

Das Beste
 

۞Kapitel 3: Traum ۞
 

An diesem Tag bekam Susumu zum ersten Mal mit, wie sehr Okita unter Hijikata litt.

Er war, wie fast jeden Tag, zum Zimmer des Vize-Kommandeurs gekommen, um eventuell einen Auftrag zu erhalten.

Erst dachte er sich nichts dabei, als er Hijikata und Soji miteinander reden hörte, doch nach einer Weile bemerkte er den scharfen Ton, mit dem die beiden sich unterhielten.

„Warum stellst du dich so an?“

„Weil ich es nicht möchte, Toshi. Wärst du weniger grob, würde es mir sicher nichts ausmachen, aber das letzte Mal hat es sogar geblutet.“

„Es ist deine Schuld, wenn du dich dabei nicht ausreichend entspannen kannst. Du bist viel zu verkrampft.“

„Verkrampft?“ schrie Okita.

„Soll ich dir mal sagen, was mich dazu bringt, mich so zu `verkrampfen´?! Deine verdammte Rücksichtslosigkeit! Ich hab jedes Mal das Gefühl, bei lebendigem Leibe von dir zerrissen zu werden!“

„Ach Unsinn, das bildest du dir doch nur ein.“

„Das bilde ich mir nicht ein! Dieser Schmerz ist real und ich habe es satt, mir das jeden Tag antun zu müssen! Wenn es dir so Spaß macht, Menschen leiden zu sehen, wenn du mit ihnen schläfst, dann geh doch zu deinen verdammten Huren und tob dich mit denen aus!

Ich bin doch nicht dein Spielzeug!“

Susumu hörte ein dumpfes Geräusch und spähte durch den offenen Türspalt. Hijikata hatte Soji hart gegen die Wand gerammt. Sein Gesicht näherte sich ihm.

„Hör mir mal gut zu. Du hast zu tun, was ich dir sage, ob es dir gefällt oder nicht.

Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben.

Hast du mich verstanden?“

„Hör auf. Du tust mir weh.“

„Ich fragte, ob du mich verstanden hast?!“

Soji biss sich auf die Unterlippe.

„Ja“, presste er leise heraus.

„Und du wirst dich mir nie wieder verweigern.“

Der junge Mann vor ihm schüttelte den Kopf.

„Gut.“ Hijikata schnaubte.

„Dann beweis es mir.“

Soji sah zu ihm hoch. Dann griff er zum Gürtel seines Yukatas und begann, ihn zu öffnen.

„Aber bitte…bitte sei nicht so grob“, flüsterte er.

Okita hatte Recht gehabt. Hijikata benahm sich wirklich vollkommen rücksichtslos.

Susumu stockte der Atem, während er die beiden durch den Türspalt hindurch beobachtete.

Er konnte nicht verstehen, wie man einen so schmalen Körper so brutal behandeln konnte.

Doch am meisten tat es ihm weh, das Gesicht von Soji zu sehen. Es war schmerzverzerrt und seine Augen zeigten unendliche Traurigkeit. Doch er ging nicht dazwischen.

Das würde nur noch mehr Probleme für Okita bedeuten und das war mit Sicherheit das Letzte, was er wollte. So saß er nur still da und versuchte zu verdauen, was er dort sah.
 

Beim Abendessen versuchte Susumu vergeblich, Blickkontakt mit Okita aufzunehmen, doch dieser starrte mit erschöpften Augen auf das Essen vor ihm, welches er jedoch nicht anrührte.

Besorgt sprach Todo ihn an.

„Möchtest du denn nichts essen, Soji? Ist es wegen deiner Erkältung?“

(Soji ließ jeden in dem Glauben, seine häufigen von der Tuberkulose verursachten Hustanfälle wären lediglich eine simple Erkältung)

Soji lächelte ihn an.

„Ja, das wird es wohl sein. Wissen Sie, ich habe heute einfach keinen großen Appetit.

Aber keine Sorge, das geht wieder vorbei!“

Todo gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und wandte sich wieder seinem gebratenen Aal zu.

Yamazaki hingegen, der nach den heutigen Geschehnissen auch keinen sonderlichen Hunger verspürte, legte ebenfalls seine Stäbchen beiseite. Tetsu machte große Augen.

„Was ist denn los mit dir? Ich dachte, du liebst gebratenen Aal!“

„Ich hab keinen Hunger.“

„Na dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich ihn esse!“

Tetsu stopfte sich gut gelaunt den von Susumu verschmähten Aal in den Mund.

Genüsslich kauend schielte er zu dem Ninja rüber.

„Sag bloß, du hast Liebeskummer.“

Verdutzt starrte Susumu an.

„Blödsinn. Ich hab heut eben keinen Hunger, na und? Lass mich doch.“

„Ja ja, jetzt mach dir mal nicht gleich ins Hemd.“

Yamazaki betrachtete den rothaarigen Jungen. Irgendwie beneidete er ihn. Er hatte seine Saya, und mit der gab es keinerlei Probleme.

Er seufzte leise. Als Kind hatte man es viel leichter. Zumindest verliebte man sich nicht in seinen Vorgesetzten.
 

Nachts lag Susumu mit geöffneten Augen auf seinem Futon. Er hatte Probleme mit dem Einschlafen, was bei ihm ja eher selten vorkam. Unruhig wälzte er sich umher, immer wieder sah er Sojis tieftraurige Augen vor sich.

Vielleicht hätte er doch eingreifen sollen. Aber was hätte das genutzt?

Vielleicht hättest du dann jetzt nicht so ein verdammt schlechtes Gewissen, dachte er grimmig.

Gerade als er sich dazu entschloss, sich etwas zu Trinken zu holen um vielleicht auf andere Gedanken zu kommen, bemerkte er die helle Gestalt in seinem Zimmer. Sofort griff er zu dem Kunai, den er immer unter seinem Kopfkissen aufbewahrte, und machte sich bereit, zuzustechen, als…

„Bitte pack das Ding weg. Ich bin´s doch.“

„Okita-san? Was machen Sie denn hier?“

Yamazaki konnte einen Hauch von Sake riechen, der in der Luft lag. War er betrunken?

Soji zupfte sich unsicher am Ärmel seines Yukatas.

„Ich…ich konnte nicht einschlafen.“

Yamazaki nickte.

„Ich auch nicht.“

„Ähm…weißt du, ich fühl mich in meinem Zimmer irgendwie…so allein…und deswegen…“

Er errötete heftig.

„Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?“

Susumu wurde ebenfalls rot.

„Ich…uhm…“

Er dachte nach. Was, wenn er sich nicht mehr beherrschen konnte? Allerdings schien Okita genau zu wissen, was passieren würde, wenn er zu ihm ins Bett kam.

Also will er es auch…

Und wenn nicht? Drohte Yamazaki dann der Tod durch Seppuku?

Doch dann fiel sein Blick auf Sojis Augen, die verzweifelt Halt an ihm suchten, die nach Liebe, nach Zärtlichkeit schrieen.

Ach, zum Teufel mit den Vorschriften!

Er rückte ein wenig zur Seite und Soji lächelte schüchtern.

„Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht, Yamazaki-kun.“

„Nicht doch.“

Beide wussten, was nun kommen würde.

Susumu nahm Soji fest in den Arm und begann, ihn zärtlich zu küssen, während Soji sich an ihn presste. Langsam begannen sie damit, sich gegenseitig auszuziehen. Als Yamazaki die zahlreichen blauen Flecken auf Sojis lotusweißer Haut sah, spürte er, wie in ihm Wut aufstieg.

Soji beschwichtigte ihn.

„Sie tun nicht weh. Beachte sie einfach nicht.“

„Ich kapier es einfach nicht. Sie sind so ein wunderbarer Mensch, warum tut er das nur?“

Okita schüttelte den Kopf.

„Hör bitte auf darüber zu reden. Ich will jetzt nicht daran denken.“

Er schmiegte sich an ihn.

„Alles, was ich will, bist du.“

Susumu fühlte, wie sein Herz begann, schneller zu pochen.

„Gut“, flüsterte er.

„Wenn das so ist, dann erfülle ich Ihnen Ihren Wunsch.“
 

Betank mich mit Kraft

Nimm mir Zweifel von den Augen

Erzähl mir tausend Lügen

Ich wird sie dir alle glauben

Doch ein Zweifel bleibt

Dass ich jemand wie dich

Verdient hab
 

Von da an flossen ohne Unterlass Tränen über Sojis Gesicht. Er weinte, als Susumu ihn streichelte, er weinte, als er in ihn eindrang, er weinte, als er kam und immer wieder leise Susumus Namen flüsterte und sich an ihn klammerte wie ein Ertrinkender.

Als sie sich danach in den Armen lagen, kullerten immer noch Tränen über sein erhitztes Gesicht. Susumu wischte sie liebevoll weg.

„Nun hören Sie doch auf zu weinen. Hat es wehgetan? War es nicht schön?“

Soji schniefte.

„Natürlich war es schön. Deswegen wein ich ja. Aber…“

„Ja?“

„Ich glaube, du kannst damit aufhören, mich zu siezen. Nach dem, was wir gerade getan haben, ist das wohl nicht mehr nötig.“

Susumu lächelte glücklich.

„In Ordnung…Soji.“

Soji sah aus dem Fenster hinaus. Der Vollmond warf Licht auf sein Gesicht, in das ein paar Strähnen seines wild zerzausten Haars hingen.

„Ich glaube, ich gehe jetzt besser. Wenn Hijikata morgen früh in mein Zimmer kommt und sieht, dass ich nicht da bin, wird die Hölle los sein.“

Yamazakis Miene verdüsterte sich, während er Okita dabei zusah, wie er wieder seinen weißen Yukata anzog. Als er fertig war strich er sich noch mal über das lange Haar.

Dann drehte er sich mit ernster Miene zu Susumu um.

„Ich möchte, dass du eines weißt.“

Susumu ahnte Böses. Jetzt würde er gleich sagen:`Vergiss, was gerade passiert ist. Das war nur ein kleiner Ausrutscher und wird nie wieder vorkommen. ´.

Doch Soji lächelte ihn glücklich an.

„Es war wunderschön. Das werde ich niemals mehr in meinem Leben vergessen.“

Er drehte sich um und ging zur Tür, welche er lautlos aufschob. Dann sah er zu Susumu.

„Arigato.“

Er sagte das so leise, dass Susumu es beinahe nicht verstanden hatte.

Und noch bevor er etwas erwidern konnte, war er gegangen.

Versprechen

۞Alles, was ich will ۞

Das Beste
 

۞Kapitel 4: Versprechen ۞
 

Am nächsten Tag brach Soji vor den Augen der anderen zusammen.

Susumu ging neben ihm, als Okita sich plötzlich an seinen Arm klammerte, einen Laut der Überraschung ausstieß und dann nach vorne kippte.

Yamazaki hatte ihn gerade noch auffangen können, bevor er auf dem Boden aufschlug.

„Okita-san?!“

Er antwortete nicht.

„Okita-san!! Machen Sie die Augen auf! Sagen Sie doch was!“

Er drehte sich zu den erschrockenen Leuten um ihn herum um.

„Was starrt ihr so?! Holt den Vize!!“

„O-Ossu!“

Verzweifelt tätschelte Susumu Sojis Wangen.

„Können Sie mich hören? Hey!!“

„Was ist hier los?“

Hinter ihm stand Todo und starrte schockiert auf den ohnmächtigen Okita.

„Soji…? Yamazaki, was ist passiert?!“

Seine Krankheit, dachte Susumu panisch. Wurde Tuberkulose bei einer Person diagnostiziert, hatte dieser, nachdem der erste blutige Auswurf erfolgt war, vielleicht noch etwa ein Jahr zu leben.

Und bei Soji waren es mittlerweile schon fast 3 Jahre.

Es ist vorbei, dachte Yamazaki.

Er hatte versucht, die Krankheit so gut wie möglich zu verdrängen, doch nun konnte er nicht anders, als sich ihr zu stellen.

Nun war auch mittlerweile Hijikata am Ort des Geschehens eingetroffen.

„Soji…“

Er kniete nieder und strich Okita die Haare aus dem Gesicht.

„Er hat ja hohes Fieber!“

Hijikata hatte Recht, Soji glühte förmlich.

Vorsichtig hob Hijikata Okita hoch.

„Das ist doch keine harmlose Erkältung“, murmelte er. Dann drehte er sich zu Susumu um.

„Ich denke, du schuldest uns eine Erklärung, Yamazaki.“
 

Es herrschte vollkommene Stille in dem Raum, in dem sich Todo, Hijikata und Yamazaki aufhielten. Okita war in sein Zimmer gebracht worden, wo er sich ausruhen konnte.

„Tuberkulose also.“

Todo fuhr sich verzweifelt durch die Haare.

„Warum wollte er nicht, dass wir das wissen?“ fragte er.

„Du kennst ihn doch.“ Hijikata stand am Fenster und starrte hinaus in den Schnee.

„Er würde sich eher ein Bein ausreißen, als uns etwas zu sagen, das uns Sorgen bereiten könnte.“

„Und was machen wir jetzt?“

„Ich weiß nicht, Todo-san. Wir können nur noch warten“, antwortete Susumu verbittert. Warten war in diesem Falle unendlich grausam. Denn das, auf das sie nun warteten,

war der Tod.
 

Die Tage schleppten sich dahin.

Soji wurde von Tag zu Tag schwächer, er aß kaum noch etwas und selbst die von Todo aus der Stadt mitgebrachten Süßigkeiten rührte er nicht an.

Mittlerweile hatte es sich überall herumgesprochen, dass der Anführer des ersten Korps unter Tuberkulose litt, und jeder wusste, welch schmerzhafter Tod Okita nun erwartete.

Überall herrschte eine bedrückte Stimmung, selbst die beiden Scherzkekse Shinpachi und Sano unterließen ihre ständigen Witze.

Susumu versuchte, so oft wie möglich bei ihm sein zu können, doch er hatte kaum Chancen, mit ihm allein zu sein, da entweder Todo oder Hijikata anwesend waren.

Er kochte förmlich vor Eifersucht, wenn Hijikata in Sojis Nähe war, hielt sich aber, wenn auch sehr mühsam, zurück.

„Susumu?“

Es war einer dieser seltenen Momente, in denen sie mal allein waren. Susumu war gerade dabei, Soji einen Tee zu machen, als dieser sich mit Mühe aufrichtete.

„Was ist?“

Okita starrte auf seine Bettdecke.

„Kannst du mir etwas versprechen?“

Yamazaki hockte sich neben ihm und reichte ihm den dampfenden Becher.

„Was denn?“

Soji spielte nervös mit einer seiner langen Haarsträhne.

„Wenn ich sterbe…kannst du dann dafür sorgen, dass Toshi sich nicht zu einsam fühlt?“

Susumu starrte ihn an.

„Ich weiß, es ist sehr anmaßend von mir gerade dich darum zu bitten, aber…du weißt doch, er ist immer so missmutig…wenn ich nicht mehr da bin, wird das vermutlich noch schlimmer…und…“

Er schwieg und sah ihn traurig an. Susumu lächelte.

„Ich weiß zwar nicht, ob gerade ich der Richtige dafür bin, aber ich werde es versuchen.“

Soji strahlte ihn an.

„Arigato! Das ist lieb von dir! Und noch etwas. Wenn ich sterbe…bitte versuch glücklich zu werden, okay? Ich bin es nicht wert, dass du dein ganzes Leben um mich trauerst.“

„Aber-“

Die Tür ging auf und Tetsu kam hereingepoltert.

„Okita-san! Wie geht es Ihnen heute?“

Okita grinste.

„Och, ich kann nicht klagen.“

„Tatsu und ich wollen in die Stadt und einkaufen gehen. Wollen Sie, dass wir Ihnen was mitbringen?“

Soji dachte kurz nach.

„Vielleicht etwas Süßes? Irgendwie hab ich gerade richtig Appetit darauf.“

„Okay, kein Problem! Kommst du mit, Susumu?“

Der Ninja schüttelte den Kopf, worauf Soji ihn leicht anstupste.

„Ach, nun komm schon, geh mit! Du bist ganz blass um die Nasenspitze, ein wenig Sonne würde dir gut tun.“

„Ja, aber…“

„Hey, das war ein Befehl von deinem Vorgesetzten! Befolge ihn gefälligst, oder muss ich dir erst mit Seppuku wegen Befehlsverweigerung drohen?“

Yamazaki lächelte.

„Schon gut, ich geh ja schon.“

„Warte noch mal kurz, Susumu“, sagte Okita und hielt ihn am Ärmel fest.

„Tetsu-kun, geh doch schon mal vor. Dein Kumpel kommt gleich nach.“
 

Später, als die drei gemächlich nebeneinander hergingen, tippte Tetsu Susumu an.

„Hey, was hat Okita-san denn noch so Wichtiges mit dir zu besprechen gehabt? Du guckst so komisch.“

Auch Tatsu musterte ihn nun eindringlich.

„Tetsu hat Recht. Du wirkst irgendwie so weggetreten.“

Susumu schüttelte den Kopf.

„Och, er hat nur gesagt, ich soll aufpassen, dass ihr keinen Unfug anstellt.“

„Ach, damit hat er sicher nur Tetsu gemeint. Von uns beiden bin ich ja wohl der Vernünftigere.“

„Waaas? Gar nicht wahr! Du bist doch immer derjenige, der mit seiner Hysterie so ein Chaos veranstaltet, Onii-chan!“

Daraufhin entbrannte eine heftige Diskussion zwischen den beiden Ichimura- Brüdern, wen von ihnen Okita denn nun gemeint haben könnte.

Susumu hörte ihnen gar nicht zu. Er konnte nur noch an die Worte denken, die Soji ihm tatsächlich gesagt hatte, mit rot angehauchter Nasenspitze und leiser, schüchterner Stimme hatte er sie ihm ins Ohr geflüstert und ihm anschließend noch einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gegeben.
 

„Kimi o ai shiteru.“
 

Als sie am Nachmittag von ihrem Einkauf zurückkamen, war Soji bereits tot.

Todos Erzählungen nach war Saizo, kurz nachdem Susumu mit den anderen fortgegangen war, geradezu panisch quiekend zu ihm gerannt und hatte ihn zu Sojis Zimmer gezerrt. Dieser saß halb aufgerichtet auf seinem Futon und hatte heftig gehustet.

Erst dachten Hijikata und Todo es sei nur einer der normalen Anfälle.

Doch dann begann Okita, nach Luft zu ringen. Blutiger Schaum wurde von ihm hochgewürgt, welcher auf die Bettdecke und auf den Yukata von Hijikata tropfte, der ihn im Arm hielt und hilflos dabei zusah, wie Soji verzweifelt um sein Leben kämpfte.

Doch diesen Kampf hatte Sojiro Okita, einer der besten Schwertkämpfer seiner Zeit,

verloren.

Als Susumu den reglosen Körper sah, dessen Gesicht mit einem Tuch zugedeckt war, brach er weinend vor dem Leichnam zusammen. Er riss Soji das Tuch vom Gesicht.

Es war schneeweiß, das getrocknete rote Blut an seinen Lippen bildete einen grausamen Kontrast dazu.

Er schüttelte ihn, schrie schluchzend seinen Namen. Er konnte nicht realisieren, dass der Mann, den er liebte, tot war. Er wartete darauf, dass er die Augen aufschlagen würde, ihn mit seinen lavendelfarbenen Augen fröhlich ansah und mit einem Lachen auf den Lippen sagte:

„Reingelegt, Susumu! Da hab ich dir aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt, was?“

Doch er wachte nicht mehr auf. Langsam begann Susumu es zu realisieren:

Soji würde nie wieder die Augen öffnen.
 

Weißer Rauch stieg von dem Räucherstäbchen auf, welches Susumu an Sojis Grab angezündet hatte.

Um ihn herum begannen die Kirschbäume, langsam ihre Blüten zu entfalten.

Es würde der erste Frühling für ihn sein, den er ohne das fröhliche Lachen von Soji verbringen musste.

Er hörte ein leises Knacken neben sich. Hijikata war neben ihn getreten. Mit einem Nicken begrüßten sich die beiden Männer, dann bückte sich der Vize-Kommandeur, um ebenfalls ein Räucherstäbchen zu entzünden. Schweigend starrten beide auf den Grabstein.

„25 Jahre. Er ist nur 25 Jahre alt geworden.“ Hijikatas Stimme klang verbittert.

„Ich hätte nie erwartet, dass er der erste von uns beiden sein würde, der stirbt.“

Susumu schwieg. Leise fuhr Hijikata fort.

„Er war immer so fröhlich…Wenn er einen Raum betreten hat, hatte ich immer das Gefühl, die Sonne geht auf.“

Yamazaki nickte. Plötzlich sah er, wie Tränen über das Gesicht des Vize-Kommandeurs liefen.

„Hijikata-san…“

„Er hat es nicht verdient, auf diese Weise zu sterben. Er hätte eine nette Frau heiraten müssen, mit ihr viele Kinder kriegen und dann als alter Opa umringt von seinen Enkelkindern friedlich und glücklich einschlummern sollen.

Aber…das ist nicht passiert. Er ist an seinem eigenen Blut erstickt! Er ist in meinen Armen gestorben, ich, der ich ihm nicht einmal zeigen konnte, wie viel er mir bedeutet hat.“

Wütend schlug er auf den harten Grabstein.

„Weißt du, was das für ein Gefühl war, ihm beim Sterben zuzusehen? Er hat mich so…so panisch angeguckt, das Blut ist aus seinem Mund getropft…Er muss unglaubliche Schmerzen erlitten haben. Und weißt du, was das Letzte war, was er getan hat, bevor er starb?

Er hat mich angelacht und gesagt:

`Toshi, was machst du denn für ein komisches Gesicht? ´“

Hijikata vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Susumu fühlte, wie Tränen in ihm aufstiegen, doch er unterdrückte sie, kniete sich neben Hijikata und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Man bemerkt erst, wie viel einem etwas bedeutet hat, wenn man es bereits verloren hat“,

sagte er traurig. Hijikata nickte.

„Ich will…dass er wieder durch die Gegend tänzelt und mich verrückt macht mit seinem Singsang…und dass er wieder mein Haikubuch klaut, um es heimlich durchzulesen…und mir wieder einen riesigen Haufen Süßigkeiten abschwatzt, die er wieder mal alle auf einmal aufisst und dann zu mir kommt und jammert, er habe Bauchschmerzen, obwohl ich ihm doch gesagt hab….er soll…sie sich einteilen…und nicht…gleich… alles auffuttern…“

„Ich glaube, das wünschen wir uns alle, Hijikata-san“, flüsterte Yamazaki.

„Kommen Sie. Wir sollten langsam wieder zum Haupthaus zurückgehen.“

Hijikata nickte, stand auf und setzte sich langsam in Bewegung.

„Worauf wartest du noch, Yamazaki?“ sagte er leise.

„Warten Sie kurz.“

Susumu drehte sich zum Grabstein um.
 

Soji.

Ich werde dich niemals vergessen. Dein Lachen. Die Art, wie du dich bewegt hast.

Weißt du noch, unsere gemeinsame Nacht?

Ich werde nie vergessen, wie sich deine Haut angefühlt hat, wie dein Körper aussah,

wie du gerochen und geschmeckt hast. Dein warmer Atem, der mein Gesicht gestreift hat, deine Tränen, die an meiner Haut heruntergeflossen sind, als du dich an mich gedrückt hast. Deine Stimme, wenn du meinen Namen gerufen hast.

Du hast so gezittert, das war wirklich süß. Du hast dich so weich angefühlt. Und heiß.

Und deine Augen…diese amethystfarbenen Augen, die so liebevoll schauen konnten…manchmal ernst, manchmal traurig. Aber auch so sanft.

Das alles hat sich mir eingebrannt. Es wird immer in mir drin sein, ich habe es fest in mir eingeschlossen.

Kimi o ai shiteru.
 

„Yamazaki!“ Hijikatas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

„Ich komme!“

Susumu warf noch einen letzten Blick auf den Grabstein, dann drehte er sich um und lief zu Hijikata, der ihn gewohnt missmutig ansah.

„Nun komm endlich, oder willst du hier etwa Wurzeln schlagen?“ brummte er.

„Ossu, Hijikata-san. Gehen wir.“

Ich werde mein Versprechen halten, dachte er, während er hinter dem großen Mann mit dem schwarzen Yutaka ging.

Die Sonne strahlte vom blauen Himmel auf sie hinab. Der Bach neben ihnen plätscherte leise. Susumu hörte Vogelgezwitscher. Als er aufblickte, sah er einen kleinen Vogel mit blauem Gefieder, der auf einem Baum in ihrer Nähe hockte und vor sich hin trällerte.

Susumu lächelte.
 

Wenn ich rastlos bin

Bist du die Reise ohne Ende

Deshalb leg ich meine kleine, große Welt

In deine schützenden Hände
 

Du bist das Beste, das mir je passiert ist

Es tut so gut, wie du mich liebst

Ich sag´s dir viel zu selten

Es ist schön, dass es dich gibt
 


 

۞ Owari ۞
 

© by Maccha, 8. September 2006



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Mismar
2011-07-21T22:51:51+00:00 22.07.2011 00:51
Wohl die erste FF mit mehreren Kapiteln, die ich mit einem Durchgang gelesen habe XD
Also ich muss ja schon sagen, Tetsu ist dir ziemlich gut gelungen und von Todo sah man nicht viel, aber ich musste manchmal den Kopf schütteln bei der Beziehung der drei ._. weil Hijikata Soji niemals Gewalt antun würde (Na gut, hier wurde es ja begründet und ich glaube Soji würde sich bei so etwas auch nicht wehren, aber ich denke eben nicht, dass Hijikata seine Position für so etwas missbrauchen würde) und Susumu... ja, der sollte eigentlich zu dieser Zeit genauso tot sein wie Heisuke >D Nein, schlechter Scherz >_< ist ja einer Alternativ-Story, da darf man das *unschuldig pfeif* Also wie gesagt, die drei waren an manchen Stellen extrem eigen, aber ich muss ja schon sagen, ich wüsste nicht einmal ansatzweise, wie ich eine SusumuxSoji-Story gestalten würde, mir würde persönlich nichts Logisches einfallen, daher finde ich deine Lösung nicht schlecht und letztendlich muss ich eins sagen: Die Story hatte wahnsinnig viel Gefühl, obwohl ich manchmal hab schmunzeln müssen, war ich irgendwie gefesselt und wollte weiterlesen, zumal dein Schreibstil echt ansprechend ist und das Ende so traurig XD auch wenn ich Sojis Wunsch etwas dreist fand, aber irgendwie passt es zu ihm, solange andere glücklich sind, ist er das auch.
Und naja... das wars auch ._. auf die Gefahr hin, dass das Kommi hier ungelesen verstaubt...
Von:  RayDark
2008-05-02T10:02:32+00:00 02.05.2008 12:02
Die Geschichte ist so traurig!
Ich hasse es so, dass Sojiro immer sterben muss! ><°


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