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Der Engel in Schwarz

von

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Schicksal?

Alles um mich herum ist dunkel. Es ist tiefe Nacht. Ein leichter Wind wirbelt mein langes Haar auf. Mit ruhigen Augen betrachte ich meine Umgebung. Fast wirkt es, als hätte sich Watte auf das Land gelegt. Es erinnert mich stark an zu Hause, an die Wolken, die mich Tag ein, Tag aus auf all meinen Wegen begleitet haben. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, obwohl ich genau weiß, dass ich nie dorthin zurück kann…

Der Wind wird stärker, reißt mich beinahe um. Das kurze Kleid, welches ich trage, kann mich nicht wirklich vor der Kälte des Winters schützen. Ich kämpfe mich weiter durch den kalten Schnee – Schritt für Schritt. Meine Füße schmerzen, denn sie sind ohne Schuhe beinahe erfroren. Meinen Fingern geht es nicht besser, genau wie meinen schwarzen Flügeln.

Ja, ich habe Flügel, denn ich bin ein Engel. Allerdings waren sie nicht immer schwarz. Diese Farbe soll allen anderen Engeln als Zeichen dienen, dass ich ein gefallener Engel bin. Früher hätte ich nie gedacht, dass ich sündigen würde… Doch ich bereue nichts. Nicht, wenn ich an die ganze Geschichte denke!

Es war zu der Zeit, als ich noch weiße Flügel trug und den Himmel meine Heimat nennen konnte. Viele sagten, ich wäre etwas Besonderes. Ich weiß nicht warum, aber die meisten Wesen um mich herum mochten mich mehr als es vielleicht gut gewesen wäre. Ich will nicht sagen, ich war jedermanns Liebling, aber so lässt es sich wohl noch am besten beschreiben. Damals habe ich viel gelacht. Warum hätte ich das auch nicht tun sollen? Es gab keinen Grund nicht zu lachen und nicht fröhlich zu sein… Ich hatte keinerlei Sorgen.

Doch dann kam der Tag, an dem ich ihm begegnet bin. Es war auf der Erde. Ich hatte dort einen Auftrag zu erledigen und durfte mir danach noch ein wenig die Menschen ansehen. Da ich für diese nicht sichtbar war, bestand keine Gefahr entdeckt zu werden. Was ich nicht bedacht hatte: Dämonen können genauso auf der Erde wandeln wie wir…

Und auf einmal stand er vor mir und grinste mich frech an. Dunkles Haar bis zu den breiten Schultern, schwarze, lange Kleidung, der man ansah, dass ihr Träger von edler Herkunft war… Aber ganz besonders hatten es mir seine Augen angetan. So stechend sie auch waren und so grimmig er mich auch anstarrte, sie faszinierten mich. Ich hatte noch nie so goldene Augen voller Feuer gesehen.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Wenn ich es im Nachhinein betrachte, war es wohl weniger aus Angst als vor Aufregung. Entgegen meiner Erwartung, dass er mich in diesem Augenblick töten würde, starrte er mich einfach nur an. Das hat mich verwirrt. Und ich wurde neugierig… Ich weiß, diese Eigenschaft hat mir schon oft Schwierigkeiten bereitet, doch darüber habe ich in diesem Moment nicht weiter nachgedacht.

Wir starrten uns weiter gegenseitig an. Zu gern hätte ich damals gewusst, was er dachte und was in seinem Kopf vorging… Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, doch das war unwichtig. In diesem Augenblick gab es nur uns, ich nahm nichts anderes mehr wahr.

Als er sich ohne ein weiteres Wort umwandte und wieder verschwand, brachte er mich damit noch mehr durcheinander. In dieser Sekunde fasste ich den Entschluss, ihm zu folgen. An einem einsamen Apfelbaum, der gerade in voller Blüte stand, fand ich ihn wieder. Ein atem- beraubendes Bild bot sich mir, als er von Apfelblüten umweht wurde. Ich war wie vom Blitz getroffen. Dieser Dämon hatte mich schlicht und einfach verzaubert.

Langsam näherten wir uns einander. Seine durchdringenden, klaren Augen ruhten auf mir, während ich seinen Blick fest erwiderte. Er wollte wissen, warum ich ihm gefolgt war. Ich wusste keine Antwort, betrachtete ihn nur weiterhin. Ob ich unbedingt sterben wolle, war seine nächste Frage. Wieder blieb ich stumm.

Schon im folgenden Augenblick stürzte er auf mich zu, fuhr seine scharfen Krallen aus und war drauf und dran diese in meinen Körper zu rammen. Doch ich wich keinen einzigen Millimeter zurück, wandte auch den Blick nicht ab.

Das schien ihn zu verwundern, denn er stoppte. Er verletzte mich nicht, fragte nur, warum ich nicht zumindest versucht hatte, auszuweichen. Ich erklärte, dass ich es nicht wusste. So sind kamen wir langsam in ein Gespräch. Mit jedem Wort, das wir wechselten, entdeckte ich immer mehr Seiten an ihm. Viele davon mochte ich sehr.

Die nächsten Wochen und Monate trafen wir uns fast täglich. Jedes Mal hatte ich mich heimlich auf die Erde begeben. Somit tat ich etwas Verbotenes, ich verletzte die Himmels- gesetze. Und obwohl die Angst, eines Tages erwischt zu werden, immer bei mir war, war es die schönste Zeit meines Lebens. Ich denke gern daran zurück.

Während dieser Zeit lernten wir uns besser kennen und kamen uns näher. So kam der Tag, an dem wir uns gegenseitig unsere Liebe eingestanden. Ich war überglücklich. Es fiel mir sehr schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen, doch er verstand mich auch so. Fortan konnte ich es noch weniger erwarten, bis ich ihn endlich wiedersehen würde. Jeden Tag fieberte ich unserem Treffen entgegen.

Doch nur ein halbes Jahr später brach ein schrecklicher Krieg zwischen Engeln und Dämonen aus. Wir konnten uns nicht mehr sehen und mit jeder Stunde, die verging, wuchs meine Sehnsucht. Doch es gab zwei Dinge, die um ein Vielfaches schlimmer waren. Zum einen fraß mich die Angst um ihn beinahe auf. Zum anderen musste ich mir von Freunden ständig anhören, wie fürchterlich böse alle Dämonen doch waren… Wie schrecklich und blutrünstig… Es wurde immer schwerer, nichts darauf zu sagen oder einfach nur zu nicken. Oft hätte ich sie am liebsten angeschrien, sie sollen endlich still sein.

Ein ganzes Jahr ging das so. Bald hatte ich kaum noch Kraft. Eines Morgens kam mir das Gerücht zu Ohren, ein Dämon hätte versucht ins Himmelreich zu gelangen und wäre gefangen genommen worden. In nur wenigen Stunden sollte die Hinrichtung sein. Ich hoffte, es wäre ein anderer Dämon, doch ich sollte enttäuscht werden. Als ich am Versammlungsplatz ankam, erkannte ich ihn sofort wieder.

In diesem Moment blendete sich um mich herum alles aus. Mein einziger Gedanke galt ihm. Während mir Tränen stumm die Wangen hinab liefen, drängte ich mich durch die versammelte und aufgebrachte Menge an Engeln nach ganz vorn und lief auf den Platz direkt in seine Arme.

So saßen wir ineinander verschlungen auf dem Boden, küssten uns und waren froh, dass wir uns wieder hatten. Doch schon im nächsten Augenblick wurden wir an die Umstände unseres Wiedersehens erinnert. Um uns herum standen einige Engel mit gespannten Bögen auf uns gerichtet. Ich wurde aufgefordert, aus dem Weg zu gehen, doch ich weigerte mich. Ich wollte und konnte ihn nicht einfach sterben lassen… Schon gar nicht, weil er mit mir auf die Erde hatte fliehen und sich dort mit mir verstecken wollen, wie er mir kurz zuvor noch erklärt hatte. Ich hätte mir das nie verzeihen können. Entweder, wir wären beide gestorben oder keiner von uns, das stand für mich fest.

Dass die Bogenschützen wegen mir zögerten, verschaffte anderen Dämonen die Gelegenheit, ihn mit Magie zu sich zu holen. Als ich mich zu ihm umdrehte, stand er in einem dunklen, aber gleichzeitig strahlenden Licht und verschwand. Wir hatten noch die Hände zueinander ausgestreckt, doch es war zu spät. Ich war wieder allein. Schluchzend und mit den Tränen kämpfend brach ich zusammen.

Dieser Vorfall sollte jedoch nicht ohne Folgen bleiben. Jeder hatte gesehen, dass ich einen Dämon beschützt und sogar geküsst hatte… Wegen mir war er entkommen und ich war wohl der einzige Engel, der froh über diese Tatsache war. Ich wurde vor ein Gericht gestellt und verhört. So erzählte ich die ganze Geschichte. Ich wollte unsere Liebe nicht länger verleugnen. Es war mir immer wie Verrat vorgekommen…

Ich erfuhr, dass er einer der ranghöchsten Dämonen überhaupt war, weswegen er es auch geschafft hatte, so weit ins unser Reich vorzudringen. Normalerweise werden alle Wesen, die keine Engel sind und trotzdem den Eingang überschreiten, von allein wieder ausgestoßen. Wie sich bald herausstellte, wurde auch er unter seinesgleichen angeklagt und wegen Verrates verurteilt. Er hatte noch die Chance gehabt, der Strafe zu entgehen. Er hätte nur behaupten müssen, er hätte das Himmelreich von innen angreifen wollen. Doch er stand zu unserer Beziehung… Woher ich das weiß? Einer der Erzengel brachte es in Erfahrung.

Ich fragte, wie seine Strafe aussah. Sein Körper wurde aufgelöst und es wurde verfügt, dass er auf der Erde – als ein niedrigeres Wesen als die Dämonen – wiedergeboren werden sollte. Und ich war schuld… Nur wegen mir war er dieses Risiko eingegangen. Nur wegen mir war er nun doch tot…

Die nächsten Tage wurde ich mit Schuldgefühlen, Selbstzweifeln und Verzweiflung gequält. Was aus mir wurde, interessierte mich nicht sonderlich. Teilweise wünschte ich mir sogar, ich würde ebenfalls sterben. Am Ende war ich nur noch ein Schatten meiner selbst, wie mir gesagt wurde.

Zu meiner eigenen Urteilsverkündung waren viele Engel anwesend. Ich blickte in wütende Gesichter, in enttäuschte Gesichter… Doch entdeckte kein einziges mitleidiges oder gar verständnisvolles unter ihnen. Konnte mich denn wirklich keiner verstehen? Konnte keiner verstehen, dass ich für diesen Dämon – für meine Liebe – bereit gewesen wäre, zu sterben? Dass ich ohne ihn keinen Sinn mehr gehabt hätte? Hatte keiner der anderen Engel jemals solche Gefühle empfunden…?

Eine traurige Vorstellung… Mit diesen Gedanken lauschte ich meinem Urteil. Ich wurde als gefallener Engel gebrandmarkt und meine Flügel wurden schwarz gefärbt. Ich verlor alle meine Fähigkeiten – auch das Fliegen – und wurde auf die Erde verbannt, wo ich nun den Rest meines Lebens verbringen soll.

Seitdem bin ich hier, gehe von Ort zu Ort und versuche ihn zu finden. Wir leben beide auf diesem Planeten, das weiß ich. Deshalb sehe ich es nicht als Strafe, sondern als Chance ihn wieder zu finden. Auch, wenn er mich vielleicht nicht erkennt… Auch, wenn er mich vielleicht nicht einmal wahrnehmen kann… Das würde keine Rolle spielen, Hauptsache, ich könnte einfach nur bei ihm sein… auf ihn aufpassen…

Ich laufe weiter, bahne mir meinen Weg durch die Kälte. Der Himmel am Horizont hat sich blutrot gefärbt. Die Sonne wird bald aufgehen und ein neuer Tag beginnt. Solange es immer wieder einen Morgen gibt… Solange ich auch nur einen einzigen Funken Leben in mir trage… Solange werde ich weiter nach ihm suchen… Und ganz gleich, wie lange es dauert oder wie weit ich dafür gehen muss… Ich werde ihn eines Tages finden!

Traum oder Wirklichkeit?

Es ist seltsam. Seit ich ein kleiner Jungen war, habe ich ständig denselben Traum. Anfangs habe ich meinen Eltern davon erzählt. Dieser Traum machte mir Angst. Nicht nur wegen der Bilder, auch weil ich ihn nie loswurde. Doch sie taten es nur als Traum ab. Es wäre nicht die Wirklichkeit und ich hätte eine so blühende Fantasie…

Aber er muss eine Bedeutung haben, da bin ich mir sicher! Warum sonst sollte er mich seit neunzehn Jahren fast jede Nacht immer wieder aufsuchen? Eine andere Erklärung gibt es nicht – nicht für mich.

Irgendwann hörte ich auf, darüber zu sprechen. Niemand nahm mich ernst, manche lachten mich deswegen auch aus. Ich verschloss mich vor den anderen, redete so wenig wie möglich mit den Menschen in meiner Umgebung. Ich weiß nicht warum, doch sie sind mir allesamt zuwider. Mein Eltern, genau wie die ganze Verwandtschaft; meine Lehrer, meine Mitschüler… ich kann mit allen nichts anfangen.

Hinzu kommt dieses immer währende Gefühl, dass mir etwas fehlt. Irgend etwas ging bereits vor langer Zeit verloren, doch ich weiß nicht was… Ich weiß nur, dass ich immer irgendwie leer bin. Keine Gedanken – vorüber auch? Es würde alles nur Kopfschmerzen bringen, nichts weiter. Keine wirklichen Gefühle – nur diese andauernde Taubheit und Dumpfheit. Alles andere wurde mir schon früh ausgetrieben.

Ich habe schon oft überlegt, was mir fehlen könnte. Vielleicht ein anderer Mensch? Es heißt doch immer, man suche seine zweite Hälfte. Doch wenn ich mir die Leute so anschaue, habe ich keine große Hoffnung, meine jemals zu finden. Alle sind so oberflächlich, so… Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.

Mit meiner negativen Einstellung habe ich meinen Eltern bald Sorgen bereitet. Sie schickten mich zu einem Psychologen, der herausfinden sollte, warum ich ’so verschwiegen’ war, ’nie lachte oder sonstige Gefühle zeigte’ und ’immer so depressiv’ war. Dabei war ich nie depressiv, ich sehe nur keinen Grund, ständig mit einem Dauergrinsen durch die Gegend zu laufen.

Ich ging zwar immer brav zu meinen Therapiestunden, doch gebracht haben sie nicht viel. Dieser Mann kam nicht an mich heran, so sehr er es auch versuchte. Ich kaum ein Wort mit ihm gewechselt, bis er endlich erkannte, dass es keinen Sinn hatte, mich vollzutexten und mit Fragen zu löchern.

Doch anstatt meine Behandlung abzusetzen, beobachtete er mich nur. Ich hasse es, angestarrt zu werden! Das hat die Sache nicht gerade verbessert und ich wäre ihm am liebsten an den Hals gesprungen und hätte ihn erwürgt. Was bin ich denn, ein Tier im Zoo? Ein Zirkusaffe, den man unbedingt angaffen muss!?! Ganz bestimmt nicht… Ich habe jedenfalls noch keinen Schwanz an meinem Hinterteil oder irgendwo Fell an mir entdeckt. Und eine Trommel, auf der ich in Uniform herum klopfen sollte, habe ich auch noch nicht in die Hand gedrückt bekommen.

Ich konnte mir schon denken, was diese Aktion solle… Zum einen versuche er mein Verhalten, meine Gestik und Mimik zu analysieren. Viel Glück dabei… Das wird er nicht schaffen – jedenfalls nicht mit dem gewünschten Ergebnis. Zum anderen aber versucht er, mich so aus der Reserve zu locken. Dabei bräuchte er aber noch mehr Glück… Ich lasse mich nicht locken, schon gar nicht von so einem.

Doch sollte ich mir wirklich Mühe geben, jemandem etwas zu erklären, der mich nicht versteht und mich sowieso als unzurechnungsfähig ansieht? Nein! Wieso denn auch…!?
 

Man sagt mir stets, es gibt keine Engel. Doch warum kann ich dann täglich welche sehen? Wie sie am Himmel entlang fliegen… Das ist keine Einbildung! Sie sind da… sie sind wirklich da! Und sie sind unbeschreiblich anmutig… unwahrscheinlich schön… Doch außer mir kann sie niemand wahrnehmen, zumindest bin ich noch keinem anderen begegnet.

Ich glaube nicht, dass Träume einfach nur Träume sind… Ich will es nicht glauben. Denn es muss doch einen Grund haben, warum er immer wiederkehrt, warum er so real erscheint und warum mir selbst Kleinigkeiten in Erinnerung bleiben.
 

Auch diese Nacht habe ich wieder geträumt. Es war wie immer. Zuerst sehe ich nur Blütenblätter, die vom Wind sanft aufgewirbelt und fortgetragen werden. Ich fange eines von ihnen auf und erkenne Apfelblüten. Lieblicher Duft steigt mir in die Nase. Danach bemerke ich, dass ich an einem Apfelbaum stehe. Er ist schon alt, aber immer noch stark und schön.

Ich schaue mich weiter um. Etwas weiter von mir entfernt steht ein Engel. Sie hat mir den Rücken zugekehrt und bemerkt mich nicht. Es ist immer dasselbe Mädchen. Langes, seidiges Haar, eine zarte Gestalt, mit einem kurzen, aufwendig gearbeiteten Kleid und langen Strümpfen bekleidet. Wunderschöne, weiße und reine Flügel zieren ihren Rücken. Ihr Anblick fasziniert mich jedes Mal aufs Neue.

Langsam nähere ich mich ihr. Daraufhin dreht sie sich zu mir um und lächelt mich warm an. Dieses Lächeln und der klare, sanfte Blick – diese lieben Augen – lassen mir beinahe die Knie weich werden. Mir stockt der Atem, das Herz dreht durch. Wer ist sie? Und warum hat sie so eine Wirkung auf mich? Ich kann es mir nicht erklären…

Noch bevor ich sie erreicht habe, erweckt etwas anderes ihre Aufmerksamkeit und sie sieht zur Seite. Aus den Augenwinkeln bekomme ich mit, wie ein anderer Engel auf sie zu stürmt. Mit voller Wucht rammt er ihr ein Schwert in den Körper und sie bricht zu Boden. In der Luft hängt der Geruch frischen Blutes…

Mit einem Mal wird der Wind stärker, kälter und grober. Überall ist Blut verteilt und der Engel mit dem Schwert kniet grinsend über ihr. Mein Blick fällt auf meinen Engel und ich bin bestürzt. Sie ist tot…
 

Das ist der Moment, in dem ich aufwache. Immer habe ich Herzrasen und Tränen in den Augen. Ich weiß, ich schreie dabei ihren Namen, doch schon im nächsten Moment habe ich ihn vergessen. Wie ist das möglich? Warum tötet ein Engel den anderen? Auch das kann ich mir nicht erklären. So sehr ich auch grüble, mir will und will kein plausibler Grund einfallen.

So liege ich auch heute Morgen schweigend und nachdenklich in meinem Bett, starre die Decke an und warte auf den neuen Tag. Diesen Apfelbaum gibt es wirklich. Er steht in dieser Stadt, nicht weit von hier entfernt. Ich war richtig erschüttert, als ich ihn entdeckt hatte. Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages wirklich vor ihm stehen würde. Doch das ist nur ein weiterer Beweis für mich, dass es nicht einfach nur ein Traum ist!

Leise seufzend stehe ich auf, schleppe mich ins Bad und dusche. Anschließend ziehe ich mich an und frühstücke, bevor ich mich auf den Weg zur Schule mache. Der Tag gestaltet sich ebenso eintönig und trist, wie alle anderen auch. Nachmittags trete ich meine Arbeit als Kellner in einem kleinen, süßen Eiscafé an. Dort setze ich eine freundliche Miene auf und bin zu allen höflich und zuvorkommend. Oft bekomme ich zu hören, was für ein netter Junge ich doch sei…

Nach meiner Schicht überfällt mich dann der Drang, diesen Apfelbaum einmal wieder zu besuchen. Ich war lange nicht mehr bei ihm… Also mache ich mich auf den Weg. Doch als ich dort ankomme, bekomme ich einen Schreck. Wie angewurzelt bleibe ich stehen.

Dort steht jemand. Nein, nicht irgend jemand… Es sieht aus wie sie – mein Engel. Aber sie hat sich verändert. Sie ist barfuß, das Kleid zerrissen. Überall kann ich Wunden erkennen, die Haare haben ihren Glanz verloren. Die Federn ihrer Flügel sind pechschwarz. Einer von ihnen scheint gebrochen zu sein und viele der Federn wurden herausgerissen. Bedächtig streckt sie die Hand nach dem Stamm aus, berührt ihn vorsichtig und lehnt sich an ihn.

Auch hier hat sie mich nicht bemerkt. Ich bleibe weiter stumm, kann den Blick nicht von ihr lassen. Mein herz schlägt schneller und mir wird viel wärmer. Meine Wangen glühen. Nun bewege ich mich doch, trete näher. Wie sie wohl reagieren wird? Schließlich kennt sie mich gar nicht. Wird sie überrascht sein, dass ich sie überhaupt sehen kann?

Da sieht sie zu mir, unsere Blicke treffen sich. Ihre Augen haben dasselbe Leuchten wie in meinen Träumen, sind genauso warm. Aber… sind das etwa Tränen? Tatsächlich, mein Engel weint… Nur warum?

Schweigend sehen wir uns weiter an. Keiner bringt auch nur ein Wort über die Lippen. Wieder kommt etwas Wind auf, verstreut die Blüten des Apfelbaumes überall…



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2007-08-11T11:36:36+00:00 11.08.2007 13:36
KYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYYAAAAAAAH! *kreisch*

oh my god! *hände vor Mund halt*
was passiert jetzt?
bitte mach schnell weiter! *auf und ab hüpf*

BITTTTEEEE!

und bekomme ich en ENS?
BIIIITTTTTEEEEEE! *bittend auf knie fall*

Lg lana111



Von: abgemeldet
2007-08-11T11:27:38+00:00 11.08.2007 13:27
*heul*

*taschentuch greif*

das ist sooo traurig!
super FF!
heisst das das es im Himmel keine Liebe gibt?
Warum konnten sie sei nicht verstehen?
warum ????

*heuuuul*

Lg lana111
Von:  Yumizu
2007-02-22T20:27:38+00:00 22.02.2007 21:27
Hey!^^
Ich hatte erst gerade Zeit zu lesen... v.v" gomen...
Die Story ist so was von kawaiiiii~!!! >///<
Das ist alle so ergreifend beschrieben und... und... und...!!
*sprachlos bin*
Ist auf alle Fälle super gut!

VLG Yumizu^^


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