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Whisper

Ragnarok Online
von

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First Chapter - The Novice-time

Hallo ^^

Meine erste FF

Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen

Ich bitte um Verbesserungsvorschläge ^^
 

~†~ First Chapter ~ The Novice-time ~†~
 

“Hey, Caren, Senri, den Roda Frog da!”, rief Sami, eine junge Novice, während sie die Items, die das Poring verloren hatte, aufsammelte.

Sofort rannte Caren zu dem besagten Monster und schlitzte ihm den Bauch auf. Danach rammte sie ihr Schwert in den Kopf des Frosches. Dieser machte einen Gluckser, bevor er umfiel.

“Die armen Monster”, flüsterte Fin, ebenfalls eine junge Novice, leicht traurig.

“Wie könnt ihr sie nur töten?”, fragte sie die anderen, die mit ihr eine Gruppe bildeten.

“Besser wir sie als sie uns” antwortete Caren und kam stolz mit ihrer Beute zu ihrer Gruppe zurück.

Diese bestand insgesamt aus fünf Novices, drei weiblichen, zwei männlichen. Senri, der wahrscheinlich Aufgeweckteste der Gruppe, führte neben Caren die Gruppe an. Kiron, der Erwachsenste, bildete das Schlusslicht. Zwischen ihm und den Führern waren Fin, eine überaus gütige Novice, und Sami, die immerzu lächelte.

“Ich find’s irgendwie unverschämt”, warf Caren nun ein. “Sami bekommt alles und wir müssen arbeiten! Du kannst ruhig auch etwas töten, immerhin bist du nicht so schwach” sprach sie nun zu ihrer Gefährtin, welche ihr die Beute abnahm und in ihre Taschen tat.

“Ganz ruhig; ich muss doch alles tragen und ihr habt mich die Sachen schon seit mehreren Stunden nicht verkaufen lassen, also mecker nicht an mir rum” antwortete sie, leise lachend, grinsend.

“Ja, ja~, du hast ja Recht” gab sie leicht beleidigt zu.

“Dann machen wir jetzt ‘ne Pause und du kannst deine Sachen verkaufen.”
 

Und somit gingen die Fünf nach Prontera, die Hauptstadt Midgards.

“Wir werden vor den Toren auf dich warten, so wie immer”, sagte nun der Schweigsamste, Kiron.

“Ich weiß”, erwiderte Sami daraufhin lächelnd, sah ihn an.

Kurz darauf waren sie auch schon bei der Hauptstadt, ging die Sammlerin der Gruppe durch die Tore. Währenddessen setzte sich der Rest der Gruppe etwas abseits den Toren auf den Boden und machten es sich gemütlich, doch Kiron blieb stehen und sah leise seufzend auf die Tore der Stadt.

“Was ist los?”, fragte Fin ihn, sah ihn auch fragend an.

“Ich weiß es nicht”, antwortete dieser. “Ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl.”

Während der einzig sitzende Mann näher an Fin rückte, sagte er zu dem Stehenden: “Es wird schon nichts passieren.”

Nun wandte er sich Fin zu.

“Dir ist doch sicherlich langweilig, wenn du nichts zu tun hast. Wie wär’s, wenn wir hier sitzen bleiben würden und Caren und Sami alles machen? Sie brauchen uns eh nicht.”

“A-Aber...” warf sie nun ein, sah ihn mit sorgvollen Augen an. “... was ist, wenn sie uns brauchen? Dann können wir ihnen nicht helfen?”

Doch noch bevor der Angesprochene antworten kann, mischte sich Caren in die Unterhaltung ein: “Du kannst’s doch eh nicht sehen, wenn wir irgendein Monster töten, also bleib hier und Senri passt auf dich auf.”

“Okay... aber passt auf euch auf!”

“Wir warten eh noch auf Sami”, gähnte Caren nun, hielt sich dabei die Hand vor den Mund und schloss leicht ihre Augen.

Derjenige, der bisher geschwiegen hatte, sagte nun besorgt: “Ich geh nachsehen, wo sie bleibt. So lange brauchte sie sonst noch nie, nicht für diese Sachen.”

Wieder gähnte sie, legte sich nun auf den Boden und schloss gänzlich ihr Augen.

“Sie hat sich sicherlich mal wieder in einen der Läden verguckt” meinte sie murmelnd.

Kiron aber überhörte Caren, ging durch die Tore Pronteras und lief mit wachsamen Augen die Straße entlang.

An der ersten Kreuzung sah er Sami mit einer Novice reden. Diese hatte kurze, rote Haare, die hinter ihren Ohren lagen, und blutrote Augen. Noch bevor Kiron sie rufen konnte, konnte er einen Dolch in der Hand der Novice aufblitzen sehen. Diese drohte ihrer Berufsgenossin, lockte sie somit mit sich, in eine Gasse. Unerkannt, so hoffte der erwachsene Novice, folgte er ihnen, doch bald, tief in den Gassen Pronteras, musste er feststellen, dass er nicht unerkannt bleiben konnte. Denn gerade, als er um die Ecke sehen wollte, zischte der Dolch haarscharf an seinem Gesicht vorbei und hinterließ einen kleinen Kratzer.

“Hau ob oder der Nächste trifft!”, drohte die Rothaarige, drückte Sami an sich und hielt einen Dolch an ihren Hals.

Doch Kiron blieb vollkommen unberührt, ging nun hinter der Ecke hervor und sah diejenige vor sich kühl an.

“Werf doch! Aber wenn du ihr etwas antust, kriegst du es mit mir zu tun”, erwiderte er daraufhin, drohte ihr so sogar.

Dies ließ sie lachen: “Oooooh~ Da hab ich aber Angst”, spielte sie ängstlich, sah ihn jedoch grinsend an.

Nun mischte sich auch die Bedrohte ein, kam mit der ganzen Situation nicht ganz klar. Deswegen war es eine Kurzschlussreaktion, als sie die Novice hinter ihr mit der flachen Schwertseite niederschlug. Kurz, wie gebannt, starrte sie die Bewusstlose an, rannte dann zu Kiron und fiel ihm um den Hals. Langsam begann sie zu zittern, schluchzte leise. Sanft legte er seine Arme um sie, strich ihr beruhigend über den Rücken.

“Es war so schrecklich!”, schluchzte sie, während sie sich an ihn drückte. “Ich hatte solche Angst! Bitte, lass mich nicht mehr alleine in Prontera! Ich hatte schon immer Angst ... a-aber ich ... ich ...”

“Shh~, beruhig dich erst einmal. Es ist alles okay. Wir lassen dich nicht mehr alleine in Städte gehen. Warum warst du dann immer so fröhlich, obwohl du Angst hattest? Du hättest es uns sagen müssen. Sag es uns das nächste Mal, dann passiert so etwas nicht mehr”, flüsterte er ihr sanft zu.

Die Angesprochene nickte, flüsterte leise, dass er sie nicht loslassen solle, dass sie noch etwas in seinen Armen sein wolle. Dies ließ den Novice leicht rot werden, doch befolgte er ihre Worte. Nach kurzem fragte er sie, ob sie wieder zurück können, zu den anderen. Eine Antwort kam nicht. Als er merkte, dass sie in seinen Armen eingeschlafen war, musste er leicht, sanft lächeln. Langsam nahm er sie auf den Arm und trug sie nach draußen. Währenddessen schmiegte sich die Schlafende an ihren Träger, lächelte sogar leicht.

Draußen setzte er sich zu den anderen, die ihn gleich fragten, was los gewesen sei und was mit Sami sei. Kiron legte einen Finger vor seinen Mund, was bedeuten sollte, dass sie still sein sollen. Dies befolgten sie auch, warteten auf die flüsternde Erklärung, welche auch gleich danach kam. Doch ließ der Erzähler letztere Szene aus, dass Sami noch weiter in seinen Armen sein wollte.

“Also..”, begann Caren nun. “... wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde Sami von einer unbekannten Novice entführt, mit einem Messer bedroht und du hast sie irgendwie gerettet?”

Daraufhin nickte der Blauhaarige.

“Und wir sollen ab sofort immer mit ihr Sachen verkaufen gehen?”

Wieder nickte er.

“Warum hat sie uns nicht vorher gesagt, dass sie solch eine Angst hatte?”, fragte nun Fin, welche besorgt Sami betrachtete.

“Ich weiß es nicht”, antwortete er und sah zu der Ohnmächtigen hinab, welche ihren Kopf auf seinen Schoß hatte und seine Beine mit ihren Armen umklammerte.

“Aber sag mal,”, warf nun Senri ein, betrachtete ebenfalls die Ohnmächtige. “Warum liegt ihr Kopf auf deinem Schoß? Ist da etwa mehr passiert? Uns kannst du es doch sagen.”

Nun begann er zu grinsen, während der Angesprochene rot wurde und rasch den Kopf schüttelte.

“Und das soll ich dir glauben? Geb’s doch zu! Da ist mehr passiert oder du hast uns nicht ganz die Wahrheit erzählt. Vielleicht hast ja DU sie überfallen.”

Sein Grinsen wurde immer breiter, beobachtete er Kiron, welcher weiterhin den Kopf schüttelte und noch roter wurde.

“Er hat nichts gemacht”, sagte Sami ruhig, schien nun wach zu sein, während sie langsam ihre Augen öffnete und sich auch hinsetzte.

“Samiiiiiii!!!!”, rief Fin nun und fiel ihr um den Hals, erdrückte sie fast schon in ihren Armen.

“He-Hey, jetzt warte doch mal! Du erdrückst mich ja fast. Was ist los mit mir? Mir geht es doch gut”, sagte die Umarmte rasch und lächelte leicht, jedoch glücklich.

Ihre Freude hörte man auch aus ihrer Stimme heraus, freute sie sich, dass sich die anderen Sorgen um sie gemacht zu haben schienen. Obwohl sie Fin gesagt hatte, es sei alles gut, ließ diese sie nicht los.

“Jetzt lass sie doch!”, sagte Kiron lächelnd und strich der Goldhaarigen sanft durch die Haare.

“Aaahhh, ja...”, sagte Senri grinsend, hatte er sie die ganze Zeit beobachtet.

“Wa-Was?”, fragte der Angesprochene, wurde dieser nun feuerrot.

“Na, na”, sagte der Beobachter mit einer kindischen Stimme, wurde seine Stimme danach wieder normal. “Du machst mir nichts mehr vor. Das war ziemlich eindeutig! Von wegen, es sei nichts passiert!”

“E-Es ist auch ni-nichts passiert!”, widersprach ihm der Feuerrote sofort.

“Was soll passiert sein?”, fragte Sami verschlafen, sah die beiden ebenso verschlafen an.

“Das wollen wir ja von euch wissen! Wir wollen wissen, warum ihr auf einmal so zärtlich zueinander seid.”

“Nun gut... ich sag’s euch!”, gestand Kiron, der eindeutig keinen Nerv mehr für dieses Gespräch hatte.

Neugierig spitzte Senri seine Ohren.

“Also... wir haben...”

Er ließ eine kurze Pause.

“Also wisst ihr...?”

Wieder ließ er eine kurze Pause, schien dies spannend machen zu wollen.

“Es ist nichts passiert!”

“Kiroooooon~”, jammerte Senri nun. “Verarschen kann ich mich auch selbst!”

“Aber so war es doch auch!”

“Ja, ja, das glaub ich dir aber nicht! Nun sag schon die Wahrheit!”

“Nun... gut... du hast gewonnen... aber wie soll ich das erklären?”

Er schien es wirklich spannend machen zu wollen, da er wieder eine kurze Pause einlegte.

“Sami und ich... wir.. Wir sind Geschwister!”

“WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS!?!?”, schrieen alle gleichzeitig, außer Kiron, welcher nun nur grinste.

“Nein, natürlich nicht!”

Nun fing er sogar an zu lachen.

“Ihr glaubt einem auch wirklich alles!”

“Maaan, Kiron, lass den Scheiß!” meckerte nun Caren, welche sich aus dem Gespräch eigentlich raushalten wollte.

Nun drückte Senri die Novice beiseite und warf sich auf Kiron.

“Waaaaaaah!!!”, schrie dieser, war vollkommen überrascht und fiel mit ihm nach hinten um.

Plötzlich fingen beide, anscheinend ohne Grund, an zu lachen.

“Was ist so witzig?”, fragte Fin, schien sie nun neugierig geworden zu sein.

“Die Tatsache, dass ich herausgefunden habe, was mit Kiron los ist, und ich ihn kitzel”, antwortete Senri grinsend.

“WAS?! Wie willst du denn DAS herausgefunden haben?”, fragte der Gekitzelte nun geschockt.

“Tja, mein Lieber. Solche Geheimnisse verrat ich nicht, sonst tust du noch etwas dagegen.”

“Sag’s!”

“Na, na, Kiron. Ich sag’s dir nicht, egal wie sehr du bettelst.”

Senri schien nun richtig Gefallen an der Diskussion gefunden zu haben, wogegen Kiron nur wütend auf ihn wurde.

“Jetzt hört endlich auf!”, sagte Caren “Das ist ja nicht zum Aushalten!”

“Caren hat vollkommen Recht. Wenn ihr euch streitet, bringt das nichts!”, stimmte ihr Sami zu. “Jetzt lasst uns endlich weiter trainieren.”

“Ok, Sami”, stimmte ihr nun Caren zu. “Aber die beiden” - Dabei deutete sie auf Fin und Senri - “bleiben hier, weil Fin es nicht sehen kann, wie wir irgendein Monster töten, und Senri sie beschützt.”

Daraufhin nickte die Angesprochene, sah fragend zu Kiron, welcher noch nicht eingeteilt wurde.

“Ich komm mit!”, sagte dieser, während er langsam aufstand.

Wie auch Caren, stand nun Sami auf und ergriff daraufhin die Hand des Novice. Diesen zog sie Richtung Ebene, glücklich lächelnd.

“Bis gleich”, sagte Caren grinsend, welche den beiden kurz hinterher sah.

Dann ging auch sie Richtung Ebene, ihnen hinterher. Ihre Hand ruhte derweilen auf ihrem Schwertgriff, lächelte sie zuversichtlich.

“Ja, ob, aber passt auf euch auf!”, rief ihnen Fin hinterher.
 

Nach kurzem fing Caren an, den beiden hinterher zu rennen, hatten diese ja einen nicht grad geringen Vorsprung.

“Hey, wartet mal!” schrie sie ihnen hinterher.

Daraufhin stoppte Sami plötzlich, weswegen Kiron direkt gegen sie lief und beide hinfielen. Alle drei fingen plötzlich an zu lachen, während Caren den beiden wieder aufhalf.

“Das nächste Mal stoppst du nicht so plötzlich, dann fallen wir auch ni-!”

“Shh”, unterbrach Caren ihn. “Nicht umdrehen! Seid ganz leise.”

Langsam zog Caren ihr Schwert, während sie ein Objekt direkt hinter Sami und Kiron beobachtete. Als sie ihr Schwert vollständig gezogen hatte, sprang sie zwischen den beiden auf das Objekt zu und zerteilte es glatt in zwei Hälften.

“Hier, Sami!”, sagte sie stolz. “Das Bein kann man super grillen. Es schmeckt sogar ganz gut.”

“W-Wir sollen DAS essen?!? Ich ess doch keine Insekten!”, protestierte Kiron geschockt, betrachtete das Bein. “Und ich bezweifel, dass Fin das isst. Außerdem ess ich keine Rocker.”

“Ja, ja. Dann ess ich es halt alleine”, sagte Caren leicht beleidigt.

“Careeeen~! Ich ess es mit dir, okay?”, lächelte Sami sie an.

Plötzlich fiel Caren ihr um den Hals. Bei diesem Anblick drehte sich Kiron geschwind um, ging auf ein Poring zu und schlug es mit der ganzen Kraft, die er als anstrebender Magier besaß. Dieses dotzte nach hinten, sprang sofort auf Kirons Schulter und biss ihn. Daraufhin packte dieser es und warf es gegen einen Baum, an welchem das Poring zersprang und seine ganzen Sachen verlor, die es von anderen Monstern aufgesammelt hatte. Dabei war auch eine Karte dabei, die Kiron rasch aufsammelte und in seine Tasche steckte. Die anderen beiden hatten ihm etwas verwirrt zugesehen, sahen ihn noch immer so an.

“Was ist das für eine Karte?”, fragte Caren ihn, während sie Sami losließ.

“Ist mein kleines Geheimnis”, antwortete der Angesprochene, während er Samis Hand nahm und diese von Caren wegzog.

Als er sie weggezogen hatte, ließ er sie schlagartig los und ging in Richtung Prontera. Zwar wollte Sami ihm hinterher laufen, ihn aufhalten, doch Caren hielt sie fest, sodass sie ihm nur traurig hinterher sah.

Kiron lief bis kurz vor die Tore Pronteras, wo er stoppte und sich erst einmal umsah. Als er die Ruhenden sah, Fin und Senri, ging er zu ihnen und setzte sich neben sie, in den Schneidersitz, seine Arme lasch über seine Beine in seinen Schoß hängend.

Daraufhin fragte Fin ihn neugierig, aber auch besorgt: “Hey, Kiron, wo sind die anderen?”, doch dieser antwortete ihr nicht, sah nur mit glasigen Augen auf den Boden unter ihm.

Nun setzte sich Senri direkt neben ihm und legte seinen Arm auf seine Schultern, während er ihn fragte: “Hey, Kiron, was ist passiert? Hat Sami irgendetwas schlimmes zu dir gesagt?”

Bei diesen Worten hob der Angesprochene seinen Kopf, sah Senri nur kurz ausdruckslos an, bevor er aufstand und in Prontera hinein lief.

“Sollen wir ihm nicht nach?”, fragte Fin besorgt.

“Nein, besser nicht”, antwortete Senri leise. “Er will sicherlich alleine sein.”

Nun nahm Fin Senris Hand und ging mit ihm in Richtug Ebene, um die anderen beiden zu suchen.

“Hoffentlich ist ihnen nichts passiert”, flüsterte sie besorgt und sah sich ebenso um.

“Ihnen ist sicherlich nichts passiert”, wollte Senri sie aufmuntern, weswegen er es sehr zuversichtlich sage.

“Aber ich mach mir trotzdem Sorgen!”

“Du machst dir um jeden und alles Sorgen. So kannst du nicht weiterleben!”

“Aber...” schluchzte Fin leise, senkte dabei leicht ihren Blick.

“Hey, nicht weinen!”, bat er sie, während er ihr eine Träne von ihrer Wange strich und sie sanft in den Arm nahm.

Als er sie losließ, sagte er sanft: “Komm, wir suchen weiter.”

Daraufhin nickte sie und beide liefen weiter.

Nach kurzer Zeit fanden sie die anderen, wie Caren gerade einen Rocker den Kopf abschlug. Dieser rollte langsam, aber sicher direkt zu Fin, bis er neben ihr zum Stehen kam. Diese sah ihn kurz teilnahmslos an, was vollkommen untypisch für sie war, ging dann zu Caren, welche langsam vor ihr zurückwich, und fiel ihr plötzlich um den Hals. Ebenso plötzlich find sie nun an zu weinen, während Senri leicht grinste.

“He-Hey, was ist so plötzlich los mit dir?”, fragte Caren sie verwirrt.

Noch bevor Fin irgendetwas sagen konnte, antwortete ihr Senri: “Sie hat sich Sorgen um euch gemacht, weil Kiron ziemlich abwesend erst zu und gekommen und dann in Prontera gegangen ist. Aber sagt mal, was habt ihr gemacht, dass er so drauf war?”

Die beiden Angesprochenen sahen sich kurz an und zuckten dann mit den Schultern.

“Wir wissen es nicht.”

“Na ja, lasst uns wieder in die Stadt!”, sagte Sami nun lächelnd. “Vielleicht finden wir Kiron und außerdem können wir jetzt unsere erste Berufsklasse anfangen.”

Durch diese Worte bewegt, gingen alle nach Prontera. Das erste Ziel war die dortige Kirche, da dort Fin und Senri zum Acolyte wechseln konnten. Vor der Kirche trennten sie sich, weil die anderen beiden eh warten müssten. So machten sie aus, dass sie sich am Brunnen Pronteras treffen werden. Daraufhin verließen Caren und Sami die Stadt. Ihr Weg führte sie nun nach Izlude, zur Schwertkämpfergilde. Auch dort mussten sie sich trennen, denn Caren durfte nur alleine zur Prüfung. Deswegen verabschiedete sich Sami und nahm das nächste Schiff nach Alberta, zur Händlergilde.
 

~†~ To be continued... ~†~
 

Und fertig ist das erste Kapitel ^^

Ich hoffe, es hat euch gefallen

Bis zum nächsten Kapitel XP

Second Chapter - And now?

~†~ Second Chapter ~ And now? ~†~
 

Ungeduldig wartete eine Schwertkämpferin mit kurzen, weißen Haaren am Brunnen Pronteras und sah sich ebenso um. Sie fragte sich, wo ihre Gefährten nur blieben, warum es bei ihnen so lange dauerte. Doch diese Frage war überflüssig, da nun zwei Acolytes, einer ebenfalls weißen Haaren, die andere mit langen, braunen, zu Zöpfen gebundenen Haare.

“Hey, Senri, Fin!”, rief die Weißhaarige und lief zu ihnen. “Wie ist es euch ergangen? Wie ich sehe, habt ihr eure Prüfungen geschafft. Erzählt mir davon!”

Und so begrüßten sie sich und erzählten sich von ihren unterschiedlichen Aufgaben. Fin und Senri mussten beide mit den gleichen Personen reden, durch die Prontera Fields laufen und wieder zurück zur Kirche. Caren hingegen musste sich gegen verschiene Monster auf verschiedenen Pakuren durchsetzen.

Doch selbst, als sie sich alles erzählt hatten, war die Vierte der Gruppe nicht da und auch wurde es langsam dunkel.

“Wo bleibt sie nur?”, fragte Fin und sah nach Süden, in Richtung Izlude. “Ist ihre Prüfung so schwierig?”

“Vielleicht…”, flüsterte Caren.“ Sollen wir weiter hier auf sie warten oder erst einmal in ein Hotel schlafen gehen?”

Von weitem konnte man Sami die drei rufen hören. Man hörte eindeutig aus ihrer Stimme heraus, dass sie außer Atem war und sicherlich lange gerannt war, doch zum Glück der anderen trug sie ein Händlergewand.

“Da bist du ja endlich”, sagte die Schwertkämpferin erleichtert und ging auf sie zu. “Wir hatten schon Angst um dich.”

“Tut mir Leid, aber sie haben mich nach Geffen geschickt, um ein Paket abzugeben. Das war die Prüfung. Und vorher haben sie mich zugequatscht, Fragen gestellt und anderes”, entschuldigte sie sich nun dafür, doch Fin schüttelte den Kopf.

“Es ist schon ok. Lasst uns in ein Gasthaus gehen und dort übernachten. Morgen gehen wir dann nach Geffen, Kiron suchen. Hast du ihn eigentlich nicht dort gesehen?”

Langsam schüttelte sie den Kopf.

“Nein, obwohl ich in der Magiergilde war. Dort musste ich das Paket hinbringen.”

“Schade, vielleicht finden wir ihn, wenn wir dort suchen gehen.”

“Aber lasst uns nun in ein Gasthaus gehen!”, mischte sich Caren wieder ein und führte die Gruppe zum nächstgelegenen Gasthaus, nicht unweit entfernt.

Dort traten sie ein und nahmen sich erst einmal vier Zimmer für diese Nacht, setzten sich dann an einen der Rundtische, welche im großen Raum mit der Bar verteilt waren. Als alle saßen, bestellten sie sich etwas zu trinken und sprachen noch weiter über die Strapazen der Prüfungen, doch waren sich alle sicher, dass die zur neuen Berufsklasse schon schwieriger sein würde. Erst spät am Abend gingen alle in ihr Zimmer, gingen dann schlafen. Nur Sami blieb noch wach, stand auf dem Balkon und sah hinauf in den Himmel. Leise seufzte sie und fragte sich, wo Kiron stecken könnte, warum er überhaupt abgehauen war. Doch diese Frage schien ihr niemand beantworten zu wollen, bekam sie kein Zeichen, weswegen sie nach ungefähr einer Stunde wieder ins Zimmer ging und sich ebenfalls schlafen legte. Die Balkontür hatte sie zuvor geschlossen.
 

Früh am nächsten Morgen wachte die Händlerin auf. Ordentlich lag sie auf dem Bett, war zugedeckt, obwohl sie sich doch entsinnen konnte, sich nicht zugedeckt zu haben, da ihr zu warm gewesen war. Verwirrt und auch noch im Halbschlaf stand sie auf, nahm ihre Sachen und zog sich um. Erst als sie nackt war, bemerkte sie durch den frischen Wind, der durch das Zimmer zog und sie erzittern ließ, da die Balkontür offen stand. Hatte sie diese nicht geschlossen, bevor sie schlafen gegangen war? Verwirrt sah sie zur Tür, zog sich jedoch rasch an, als ein neuer Windhauch ihren Körper umspielte. Doch dieser war irgendwie warm, nicht so kühl wie der andere. Angezogen ging sie zum Balkon, sah hinunter und sah sich um. Dort unten sah sie niemanden, war anscheinend gerade erst die Sonne aufgegangen.

“Was war das?” fragte sie leise, ging wieder zurück und schloss die Tür hinter sich. “Vielleicht bilde ich mir da auch einfach nur etwas ein.”

Nun zuckte sie mit den Schultern, packte ihre Tasche und verließ ihr Zimmer.
 

Zeitgleich wachte nun auch Caren auf, welche auf dem Boden lag. Langsam rieb sie sich den Kopf und setzte sich auf. Erst einmal gähnte sie herzhaft, wobei sie sich die Hand vor den Mund hielt, und stand dann auf. Auch sie zog sich als Erstes um, packte ihre Sachen und verließ ihr Zimmer. Mit schweren Schritten und müden Augen ging sie die Treppen zur Gaststube hinunter, wo schon Senri und Fin auf sie warteten. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sie sich neben die beiden und rieb sich erst einmal die Augen.

“Wie könnt ihr nur so früh wach sein?”, fragte sie verschlafen, worauf Fin nur ein Lächeln erwiderte.

“Und dann noch so guter Laune. Ich könnte grad wieder einschlafen”, meinte die Schwertkämpferin und gähnte noch einmal.

Währenddessen kam Sami zu den Dreien und setzte sich zu ihnen.

“Guten Morgen”, sagte sie fröhlich, hatte ihre Tasche um ihre Schulter.

“Wo gehen wir als nächstes hin?”, fragte die junge Händlerin ihre Kameraden.

Diese zuckten nur mit den Schultern. Daraufhin überlegten sie, wo sie denn hingehen könnten. In der Zeit frühstückten Sami und Caren, da sie ja noch nichts gegessen hatten. Nach kurzem machte Senri den Vorschlag, dass sie nach Payon, die Stadt der Bogenschützen und Jäger, gehen könnten. Auf diesen Vorschlag willigten alle ein, obwohl Sami etwas herumdruckste, da sie eigentlich nach Kiron suchen wollte. Doch das würde zu lange dauern, hatten die anderen gesagt, weswegen sie letztendlich aufgab, die anderen zu überreden. Somit war der Entschluss gefasst, nach Payon zu gehen.

Bevor sie aufbrachen, kauften sie zusammen verschiedene Heiltränke und Ausrüstungsgegenstände ein, die es auf dem Markt zu kaufen gab. Manches, was sie wollten, fanden sie nicht oder es war ihnen zu teuer, weswegen sie nicht gerade voll ausgestattet vor dem Südtor von Prontera standen. Dort sahen sie noch einmal kurz zurück, bevor sie in Richtung Wälder aufbrachen, in welchen Payon lag.

Unterwegs trafen sie Monster, die sie noch nie zuvor gesehen hatten, verschiedene Pilzmonster oder wilde Wölfe. Obwohl es ein Rudel von letzterem war, konnten die vier Freunde es schnell und ohne große Verletzungen davonzutragen besiegen.

So schlugen sie sich mit mehreren Pausen, um sich zu erholen, durch die Wüste, die auf dem Weg lag, und durch die Wälder, bis sie schließlich in Payon ankamen, was von einer Mauer und einer bergähnlichen Anhöhe umgeben war und geschützt wurde. Zum ersten Mal waren die vier in dieser Stadt, welche gut besucht war. An jeder Ecke saßen Händler mit ihren Waren und warteten auf potentielle Käufer. Da sie viele Heiltränke und ähnliches hatten, schien Payon ein guter Ort zum Trainieren zu sein. Zwar war der Ort nicht so prachtvoll wie Prontera, doch reichte es aus, um die vier ins Staunen zu bringen. Erst nach ein paar Minuten, als sie aus dem Staunen kamen, gingen sie durch den doch recht großen Ort und sahen sich um, um die verschiedene Angebote und Stände betrachten zu können. Caren musste Sami des Öfteren aufhalten, damit diese nicht plötzlich zu einem Stand ging und etwas kaufte. So gingen sie durch Payon, auf der Suche nach einem Gasthaus, welches sie daraufhin auch bald fanden. Dort traten sie ein und mieteten sich erst einmal ein Zimmer für den Abend, bevor sie es wieder verließen. Ohne ein Wort zu verlieren, ging die kleine Gruppe in das Bogenschützenlager von Payon, um von dort in die angrenzende Höhle, in welcher die Untoten und andere Monster waren. Doch weiter als in den ersten Abschnitt gingen sie nicht, waren die Gegner weiter unten zu stark für sie, obwohl sie zu viert waren. Deswegen verbrachten sie den ganzen Tag in der ersten Ebene, bis es allmählich dunkel wurde und man kaum noch etwas sah. Um nicht plötzlich überrascht zu werden, gingen sie rasch raus und in das Gasthaus, in welchem sie gewesen waren.
 

~†~ To be continued ... ~†~

Third Chapter - Help

~†~ Third Chapter ~ Help ~†~
 

Die Prüfung war zu einfach gewesen, viel zu einfach. Nicht einmal Geffen hatte er verlassen müssen.

Misstrauisch sah sich ein blauhaariger Magier um. Er stand in einer Gasse Prontera's und sah zu einer offenen Balkontür hinauf. Auf den ersten Blick sah er ziemlich leichtsinnig aus, die Tür einfach offen zu lassen. Doch die Tür stand erst seit wenigen Minuten offen. Die Vorhänge, die neben der Tür hingen und die man noch gerade so sehen konnte, wehten leicht, da ein warmer Wind in das Zimmer blies. Nur kurz. Nicht einmal drei Sekunden lang. Dieser Windzug ging von dem Magier aus, der leise seufzte und der sich dann rasch umdrehte, bevor er in der Gasse verschwand.

Kurz darauf stand eine blonde Händlerin auf dem Balkon und sah sich mit verwirrtem Blick um.

____
 

Viele Tage vergingen, in denen der Blauhaarige hart trainierte. Seine Magie war auf Eis und Donner spezialisiert, was man daran sah, dass er, obwohl Feuer am Effektivsten war, noch immer seine Eismagie benutzte.

Keuchend stand er auf einem Abhand, an dem er hinunter sah.

"Wie lange trainier ich wohl schon?", fragte er sich hauchend, da sein Körper nicht mehr zuließ.

//Wie oft habe ich mir diese Frage schon gestellt? Wie oft habe ich nur gerade so überlebt, weil meine Gedanken die ganze Zeit über bei ihr waren?//

Genau in diesem Moment drehte er sich um und strich sich die mit Schweiß bedeckten Haare aus dem Gesicht.

//Ich sollte aufpassen. Sonst werd ich wieder angegriffen.//

Seine Augen wanderten über das Land, welches voll mit Büschen und Bäumen war. Auch gab es dort viele riesige Blumen. Ideal zum Verstecken und ideal für einen hinterhältigen Angriff. Jedoch sah er niemanden und lächelte leicht.

//Gut//, dachte er und schloss für eine Sekunde die Augen.

In dieser Sekunde raschelte das Gebüsch direkt neben ihm. Sofort riss er die Augen und fuhr herum, verengte seine Augen. Sein ganzer Körper spannte sich an, doch der Busch bewegte sich nicht mehr. Vorsichtig ging er wenige Schritte zurück und benutzte einen Frost Diver. Der Busch gefror sofort. Eisstacheln ragten aus dem Boden neben dem Gefrorenen. Noch immer war sein ganzer Körper angespannt. Magie war nichts einfaches, was man mit einem Fingerschnippen bewirken konnte. Es erforderte viel Kraft, nicht nur mentale, wie die meisten dachten, sondern auch körperliche.

Langsam schmolz das Eis. Jederzeit bereit, einen neuen Frost Diver zu zaubern, betrachtete der Blauhaarige das Eis. Selbst als dieses vollkommen geschmolzen war, bewegte sich nichts mehr, außer das Wasser, was langsam von den Blättern abperlte und auf den Boden fiel, welcher sie gierig verschlang.

//Merkwürdig...//, dachte er und sah sich um, doch hier verbarg sich nichts.

//Spinn ich jetzt? Ich hab mir das sicher nur eingebildet. Ruh dich aus, Kiron, du bist zu erschöpft.//

Mit diesem Gedanken setzte er sich auch hin und atmete, fast schon erleichtert, aus. Wieder schloss der Magier kurz seine Augen. Es war richtig friedlich. Ein leises Summen war zu vernehmen. Wahrscheinlich von den Grillen, die umher sprangen. Das war ein Zeichen dafür, dass gleich eine Mantis auftauchen würde. Mantisse, die großen Gottesanbetere, die einen unglaublichen Hass auf alles menschliche hatten. Doch sie waren nicht sonderlich stark. Nur schnell. Und diese Schnelligkeit wurde vielen zum Verhängnis.

Plötzlich ertönte ein Knacken hinter ihm, was ihn aufschrecken ließ. Sofort fuhr er herum, doch da war wieder nichts. Das konnte er sich doch nicht schon wieder eingebildet haben! Leise knurrend zauberte einen Thunder Storm auf seine Umgebung, was die Pflanzen leicht verkohlt riechen ließ, doch ihre Farbe blieb. Gespannt wartete er auf eine Reaktion, auf eine Bewegung. Wieder nichts.

//Du wirst doch nicht verrückt! Hier ist irgendetwas! Das spüre ich!//

Immer wieder sah er sich um, doch sein Blick fand einfach nichts. Da konnte doch niemand seinen Zaubern standhalten. Das war doch nicht möglich! Man konnte Zauber doch nur auf eine Art blocken! Und jemand, der dies konnte, war sehr selten. Nein, so jemand konnte es nicht auf Kiron abgesehen haben. Warum auch? Er hatte nichts verbrochen. Tief atmete er ein und dann wieder aus, wiederholte dies ein paar mal, bis er sich beruhigt hatte. Vollkommen ruhig ging er nun den Abhang entlang, bis er von der Anhöhe hinuntergehen konnte. Seine Schritte gingen in Richtung Al De Baran, würde er sich dort ein Zimmer nehmen und einmal richtig durchschlafen. Immerhin war er mehrere Tage in der Wildnis geblieben und hatte sich immer einen sicheren Ort zum Übernachten gesucht. Außerdem war er die Äpfel leid, die er jeden Tag essen musste.

Kurz vor den Stadtmauern Al De Baran's hörte er wieder ein Knacksen, dann ein Rascheln hinter sich. Ohne noch zu überlegen rannte er zu den großen Toren der Stadt. Auf einmal traf ihn etwas Hartes am Rücken, sodass er nach vorne umfiel und die Zähne zusammenbiss, um nicht zu schreien. Leicht zitternd drehte er sich um und blickte direkt in die Sonne. Nur ein dunkler Schatten verdeckte teilweise die Sonne, die ihn stark blendete. Der Schatten hatte die Umrisse einer schlanken Frau mit komischer Kleidung, die er nicht wirklich erkennen konnte. Es sah so aus, als hätte sie zwei Federn oder ähnliches auf dem Kopf und auch Federn oder zerissene Kleidung an ihren Armen. Diese Arme waren auch ungewöhnlich lang, reichten sie fast bis zum Boden. Die Beine schienen ziemlich flauschig zu sein. Auf die Füße sah er nicht. Langsam krabbelte er zurück. Angst packte ihn, wusste er nicht, wer oder was vor ihm war, was ihn angegriffen hatte. Plötzlich spürte er eine Feder unter seiner Hand, dessen Kiel ziemlich hart und auch blutbeschmiert war. Sein Blut...

Kiron schluckte und sah zögernd wieder zu dem Schatten auf, der ihm ebenso langsam folgte.

//Wa-Was ist das?!//, fragte er sich und wurde sogar leicht panisch.

//Warum greift es mich an?! Ich hab nichts gemacht! Ich will so nicht sterben!//

Als könnte der Schatten seine Gedanken lesen, blieb er stehen. Jedoch nur für eine Sekunde. Dann sprang es auf Kiron zu und er konnte eindeutig Klauen aufblitzen sehen. Seine Augen weiteten sich. Starr vor Schreck blieb er so. Seine Augen wie gebannt auf den Schatten gerichtet.

//Das ist mein Tod. Ich kann mich nicht bewegen! Was ist mit meinem Körper?! Hilfe! Bitte, irgendjemand, hilf mir!//

Seine Gedanken überschlugen sich. Sein kurzes Leben spielte sich nochmal vor seinem inneren Auge ab. Ob er sterben wird, das wusste er nicht. Am Liebsten wollte er schreien, doch sein Hals war trocken und er brachte keinen Ton heraus.

//Sami. Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid!//

Ein gewaltiger Schmerz riss ihn aus seiner Starre, aus seiner Unbeweglichkeit. Ein Schrei entfuhr seiner Kehle, ein heiserer und schmerzerfüllter Schrei. Eine spitze Feder ragte aus seiner Seite. Die Kreatur musste falsch gezielt haben. Eigentlich hätte er tot sein müssen, doch die Feder steckte tief in seiner Wunde. Sein Blick verschwamm leicht. Sein Körper zitterte heftig, während er versuchte, aufzustehen, was ihm nur schwerlich gelang. Als er endlich stand, spürte er eine erneute Feder in sich, diesmal in seiner Schulter. Wieder schrie er auf, taumelte ein paar Schritte zurück.

//Es spielt mit mir! Ich ... ich muss weg hier... ich brauch ... Hilfe... Ich will nicht das Spielzeug von irgendjemandem sein...//, dachte er schwer atmend und verengte leicht seine Augen.

Doch seine Hoffnung schien unerfüllt zu bleiben. Es war keine Hilfe in Sicht. Die Wachen schienen ihn nicht gehört zu haben... Er schien vollkommen allein zu sein. Plötzlich tauchte ein zweiter Schatten auf, der direkt hinter dem ersten war. Ein greller Schrei zeriss die Luft und schmerzte den Ohren. Der Schrei hatte nichts menschliches. Er war viel zu grell und zu hoch. Ein unangenehmes Summen blieb im Ohr zurück, als der Schrei verstummte. Der erste Schatten brach auf die Knie, zumindestens sah es so aus, sah Kiron ja nicht, ob dieses Wesen überhaupt Knië hatte oder nicht. Ein Keuchen war zu vernehmen, doch kam es dieses mal nicht nur von dem Magier, sondern auch von dem Wesen, bevor es langsam verblaste und verschwand.

//Was... was war das?//,fragte er sich und sah dann zu dem anderen Schatten, der auf ihn zu kam.

Taumelnd wich er ein paar Schritte zurück, vernahm dann eine menschliche Stimme, eine weibliche Stimme, die beruhigend auf ihn einsprach. Irgendwie vertraute er ihr, wusste selbst nicht, warum. Langsam schlossen sich seine Augen, bevor er sein Bewusstsein verlor und nach vorne umfiel. Rasch und anmutig wurde er von der Person aufgefangen.
 

~†~ To be continued... ~†~

Fourth Chapter- While Training

~†~ Fourth Chapter ~ While Training ~†~
 

Als die Truppe in die zweite Ebene der Höhle gehen konnte, kauften sie sich neue Ausrüstungsgegenstände und verschiedene Heilmittel, falls Fin's Kräfte am Ende waren. Gemeinsam gingen die Vier durch die von verschiedenen Fackeln erhellten Gänge. Caren bildete mit Senri die Spitze. Danach kamen Fin und Sami.

Selbst nach Stunden sahen sie keine Monster, was alle natürlich sehr beunruhigte.

"Was ist nur hier los?", fragte Fin, sichtlich beunruhigt. "Warum sind hier keine Monster?"

"Weil wir ihnen Angst einjagen!", lachte Sami, um die Stimmung zu bessern, obwohl auch sie das ganze sehr beunruhigend fand.

"Vielleicht gibt es hier ja gar keine Monster oder jemand hat sie schon alle umgebracht", warf Caren ein, welche sich misstrauisch umsah.

"Unwahrscheinlich", meinte Fin und seufzte leise. "Wir sollten lieber zurück. Vielleicht ist dieser O-"

"RUNTER!", schrie Senri und zog die Frauen zu Boden.

Keine Sekunde zu spät. Denn in diesem Moment schoss ein Pfeil über ihren Köpfen hinweg. Noch bevor eine der Frauen etwas machen konnte, sprang der Acolyte rasch auf und rannte in eine Gasse. Von dort konnte man Knochen klappern hören... dann plötzlich ein Schrei. Senri's Stimme. Langsam wankte dieser zurück aus der Gasse und hielt seinen Arm. Zwischen seinen Fingern ragte ein Pfeil aus dem Fleisch seines Oberarms. Sofort sprach Fin einen Heilspruch, woraufhin der Pfeil verschwand und die Wunde sich zusammenzog, wobei sie letztendlich verschwand.

"Da-Danke...", keuchte er, während er leicht lächelte.

Daraufhin sprach die Acolyte ein Pneuma auf ihren Freund. Rasch ging Caren vor Senri und hielt schützend ihr Schild vor sich. Alle warteten darauf, dass der Bogenschütze hervorkam. Doch nichts passierte.

Nach kurzem wagte sich Caren ein paar Schritte vor. Das Pneuma war schon längst wieder verschwunden. Als sie hinter der Ecke hervorlugte, konnte sie sehen, dass selbst hier kein Gegner mehr war.

"Sag mal, Senri", begann sie, während sie sich zu ihm umdrehte und zurückging, jedoch immer darauf bedacht, dass plötzlich ein Monster hinter ihr erscheinen könnte. "Wo waren die Monster? Sie sind weg."

"Das kann nicht sein!", meinte er aufgebracht und sah nun selbst nach, doch auch er sah niemanden.

"Ähm... Caren, Senri", begann die Heilerin unsicher. "Lasst uns lieber gehen, bevor noch etwas passiert."

Daraufhin nickten die beiden Angesprochenen.

"Dann lass uns so schnell wie möglich gehen!", sagte Senri, der eindeutig genug von dieser Höhle hatte.

Mit diesen Worten machten sich die Vier schnell daran, die Höhle zu verlassen, um nicht noch länger in solcher Gefahr zu sein. Einen Ausgang fanden sie jedoch nicht.

"Wo ist dieser verdammte Ausgang hin?!", fluchte Caren. "Der war doch hier! Haben wir uns jetzt etwa verlaufen oder was?!"

Keiner traute sich, etwas gegen sie zu sagen, selbst Senri nicht. Dies empfand Caren, aus irgendeinem Grund, beleidigend, doch sagte sie nichts in dieser Hinsicht, sondern nur: "Wenn das so weiter geht, dann finden wir hier nie raus! Lasst uns eine kurze Pause machen."

"Aber was, wenn wir plötzlich angegriffen werden?", fragte Fin leise. "Irgendwann ist meine Kraft auch zu Ende und ich kann niemanden wiederbeleben, falls jemand von uns stirbt."

"Ja, schon, aber wir haben noch Heiltränke. Es stirb schon niemand!"

"Caren hat Recht!", stimmte Senri ihr zu. "Wir können kaum noch laufen und müssen erst einmal richtig zur ruhe kommen. Dieser Vorfall von eben hat uns alle aufgewühlt! Wir können uns auch dann besser orientieren. Vielleicht kommt uns etwas bekannt vor. Außerdem haben wir dann nicht so 'ne Angst."

Hilfesuchend sah die Heilerin zu Sami, welche geistesabwesend mit den Schultern zuckte.

"Was ist mit dir los?", fragte jene besorgt ihre Freundin. "Du benimmst dich anders, seitdem Kiron gegangen ist. Hat es was mit ihm zu tun?"

Als die Händlerin seinen Namen hörte, schreckte sie auf und schüttelte sofort den Kopf.

"Na-nein!", widersprach sie ihr sofort. "Es hat nichts mit Ki-Kiron zu tun! Ich frag mich nur, wie wir hier raus kommen!"

Kurz und leicht verengte die Acolyte ihre Augen, nickte dann jedoch.

"Gut. Dann machen wir hier eben eine kurze Pause."

Erleichtert atmete die Schwertkämpferin aus und setzte sich auf den Boden. Die anderen taten es ihr gleich, indem sie sich zu ihr setzten.

"Caren?", fragte Fin leise und sah zu ihr.

"Was ist denn?", erwiderte die Angesprochene neugierig.

"Dieser Ort ist unheimlich..." Sie ließ eine kurze Pause, schien sie ihre Gedanken zu ordnen. "Hier ist etwas. Ich spüre es. Ganz deutlich."

"Ja, ich spüre es auch", stimmte Senri ihr zu.

"Lasst mich raten: Es liegt an eurer Beziehung zu Gott, dass IHR das spürt und WIR nicht", seufzte Caren, sagte das in einem spöttischen Ton.

"Dann vertrau uns doch. Es wäre besser, wenn wir gehen. Das Verhalten der Monster ist ein schlechtes Zeichen. Selbst dir müsste das schon aufgefallen sein!", redete Fin auf ihre Kumpanin ein.

Diese nickte leicht und strich sich durch das Haar.

"Okay, gut", gab sie nach und stand nun langsam auf. "Wir saßen lange genug. Gehen wir weiter", bestimmte Caren nun einfach und wartete darauf, dass die anderen aufstanden, was nach kurzem auch geschah.

Gemeinsam gingen sie dann weiter, wobei sie wieder auf keine Gegner trafen. Doch langsam wurde die Luft dicker und die Flammen der Fackeln immer kleiner, sodass es auch dunkler wurde.

"Ich glaube", begann Senri leise, "wir laufen in die falsche Richtung..."

Dem stimmten nun alle zu, war es ungewöhnlich, dass es zum Eingang hin dunkler und stickiger wurde. Deswegen drehten sie sich um, doch plötzlich sahen sie auf eine Wand. Man konnte in jedem Gesicht ablesen, dass dieses Ereignis Angst auslöste. Die Wand hatte sich verschoben, ganz von alleine. das war doch nicht möglich. Spinnten jetzt etwa alle? Lag auf dieser Höhle ein Fluch? Plötzlich ertönte ein Glockenschlag hinter ihnen. Dann war es wieder vollkommen still. Keiner von ihnen traute sich umzudrehen. Ihre Augen waren geweitet. Als ein erneuter Glockenschlag ertönte, schreckten sie auf und drehten sich um. Doch nun sahen sie in eine unheimliche Dunkelheit, wobei sich ein leichter, weißer Nebel abhob. Ein eiskalter Nebel...
 

~†~ To be continued ... ~†~

Fifth Chapter - Debt

~†~ Fifth Chapter ~ Debt ~†~
 

Blinzelnd wachte der Magier auf und sah sich verschlafen um. Sofort merkte er, dass er in einem Zimmer in einem Bett lag. Ein unbekanntes Zimmer.

"Wo-wo bin ich?", fragte er leise, doch eine Antwort bekam er nicht.

Das Zimmer war leer. Nichts deutete darauf, dass das Zimmer bewohnt war. Nichts, außer das Feuer im Kamin, welches fröhlich vor sich hin knisterte, und seine Kleidung. Als er diese sah, weiteten sich seine Augen und er sah rasch an sich hinunter. Er war nackt... vollkommen nackt, bis auf zwei Verbände. Der eine um seinen Bauch, der andere um seiner Schulter.

//Warum bin ich nackt?!//, fragte er sich aufgebracht in Gedanken.

Nicht einmal seine Shorts hatte er noch an. Sein Gesicht schlug rot an, als plötzlich die Tür aufging. Eine Sekunde lang sahen ihn verwunderte, rote Augen an, doch dann wirkten sie wieder kühl.

"Du bist wach?", fragte eine Frau, die ungefähr im gleichen Alter wie Kiron war.

Der Kleidung nach zu urteilen schien sie zur Diebesgilde zu gehören. Ihre kurz gehaltenen, roten Haare fielen ihr leicht über's Gesicht. Der Rest hinter ihre Ohren. Ihre ebenso roten Augen musterten ihn neugierig, dann seinen hochroten Kopf, was nicht wirklich zu seinen blauen Haaren passte. Verwirrt und auch verlegen sah er sie an, zog dabei die Decke mehr über seinen Körper. Ihm war es peinlich, dass jemand ihn nackt sah.

"Ich habe dich schon nackt gesehen. Immerhin habe ich dich verbunden. Sei nicht so schreckhaft und etwas dankbarer. Ich habe dich gerettet!", sagte die Diebin recht kühl und setzte sich neben ihn.

Schlagartig zog sie die Decke weg und drückte den Magier auf das Bett, wobei dieser sofort merkte, dass sie stärker war und er sich nicht gegen sie wehren konnte.

"Wa-Was hast du vor?", fragte er sie sofort, war sein Kopf mittlerweile so rot wie eine überreife Tomate.

Eine Antwort bekam er nicht. Nur ein kühler Blick sollte ihm zum Schweigen bringen. Ein Blick, der ihn unwillkürlich erschaudern ließ. Und das nicht gerade angenehm. Plötzlich erzitterte sein Körper, keuchte er schmerzvoll auf. Ihre Finger waren über seine Verbände gewandert, somit auch teils über seine Wunden. Man konnte ihm ansehen, dass es sehr schmerzvoll war, doch sie hörte nicht auf. Erst als er Tränen deswegen in den Augen hatte, stoppte sie und schmunzelte leicht. Ihr schien es zu gefallen, anderen Schmerzen zuzufügen. Langsam ließ sie von ihm ab und schmiss ihm seine Kleidung auf das Bett. Noch kurz sah sie ihn an, bevor sie zum Kamin ging. Schweigend stand sie davor und sah ununterbrochen in das Feuer. Die Diebin schien zu überlegen. Langsam und mit Schmerzen verbunden zog er sich an. Als er fertig war, sah er zur Diebin und wich sich letztendlich auch die Tränen aus den Augen. Etwas zu sagen traute er sich nicht. Diese Stille lastete unangenehm auf ihn, doch schwieg er und unterbrach diese nicht. Der Magier würde warten, bis die Rothaarige etwas sagte. Näher betrachtete er sie, musterte sie, weil er neugierig geworden war. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor. Vielleicht hatte er sie letztens irgendwo gesehen, vielleicht erinnerte sie sich sogar noch an ihn. Ob er sie fragen sollte? Innerlich schüttelte er den Kopf und entschied sich dagegen. Am Ende war es für sie eine unangenehme Erinnerung. Und dann würde sie wütend auf ihn sein. Nein, das riskierte er nicht, immerhin stand er noch in ihrer Schult. Lieber blieb er im Ungewissen.

Während er sich so seine Gedanken machte, dachte auch sie nach, denn sie kannte ihn und wusste nicht, wie sie mit ihm umgehen solle. Es war wirklich eine unangenehme Erinnerung. Damals hatte er ihren Diebstahl verhindert. Wäre er nicht aufgetaucht, hätte sich ihr Opfer nicht gewehrt. Doch nun stand er in ihrer Schuld. Dies bot unendliche Möglichkeiten. Zum Beispiel konnte sie ihm zum Sklaven machen. Oder unmögliche Dinge von ihm verlangen und ihn somit auf eine ewige Reise schicken. Jedoch war sie nicht so, obwohl viele das von ihr dachten. Sarkastisch und leicht lächelte sie, als sie daran dachte.

Lange standen sie so da. Vielleicht eine Stunde. Vielleicht mehr. Keiner von ihnen achtete auf die Zeit.

"Du wirst mich ab sofort begleiten", entschied sie dann und wandte sich ihm zu. Dabei lächelte sie kühl und verschwörerisch.

Dies ließ den Blauhaarigen schlucken; doch was sollte er machen? Er stand in ihrer Schuld. Immerhin hatte sie sein Leben gerettet. Deswegen willigte er mit einem Nicken auf ihre Forderung ein, was ihr Lächeln boshafter werden ließ. Dies konnte nichts Gutes verheißen.

"Nehm ein paar Kräuter und leg sie auf deine Wunden. Dir müsste es bald besser gehen", riet sie ihm, wobei sie auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett deutete.

Schweigend befolgte er ihren Rat, wobei er seinen Umhang und sein Hemd ausziehen musste. Als er fertig und wieder angezogen war, gab sie ihm ein paar Bananen, die er essen sollte. Wieder befolgte er ihre Worte. Wie ein artiges Hündchen. Doch in Gedanken fragte er sich, was sie noch von ihm wollte und verlangen würde.

"Gehen wir", meinte sie, als sie zu ihm war, klangen ihre Worte wie ein Befehl.

"Und wohin?", kam gleich die Gegenfrage von Kiron.

"Nach Morroc. Beziehungsweiße nur in die Nähe."

Ihre Antwort war kühl, sagte ihr Tonfall, dass sie keine weiteren Fragen dulden würde. Deswegen widersprach er ihr auch nicht, kannten sie sich ja kaum. Nicht einmal ihren Namen kannte er. Innerlich seufzte er und stand langsam auf.

"Darf ich wenigstens dei-Ihren Namen erfahren?", fragte er nun höflich und verbeugte sich sogar leicht. "Meiner lautet Kiron."

"Maya."
 

~†~ To be continued ... ~†~

Sixth Chapter - Ice crystals

~†~ Sixth Chapter ~ Ice Crystals … ~†~
 

Kleine Eiskristalle bildeten sich auf der Haut der Gruppe. Ihr heißer Atem glich dem Eisnebel. Starr vor Angst und Kälte standen sie vor einer steinernen Wand. Der Versuch, in dieser Dunkelheit etwas sehen zu können, ließ ihre Augen schmerzen. Keiner traute sich für Helligkeit zu sorgen, in der Angst, das Unbekannte könne sie bemerken.

Ein metallisches Läuten ließ sie aufschrecken. Die Luft pfiff durch ihre Zähne, als sie einatmeten, die Nasen durch die Kälte nicht mehr fähig, Sauerstoff durchzulassen. Langsam verschwand der Nebel, als ein wässriges Plätschern zu hören war. In der Ferne hörte man Feuer knistern, welches sich langsam in der Dunkelheit räkelte und diese letztendlich vertrieb.

Die Gruppe stand innerhalb der Höhle in einem großen Raum, viel mehr eine riesige Aushöhlung. In der Mitte war ein kleiner See mit der Höhe eines Teiches. Darauf war ein riesiger, grauer Fels, um welchen sich verschiedene Pilze tummelten. An den Wänden waren viele Fackeln, damit der Raum gänzlich erhellt werden konnte. Ein großer Schatten war auf dem Boden zu sehen. Als die Gruppe ihren Blick zur Quelle des Schattens, welche auf dem Felsen war, hob, schraken sie zurück und stießen gegen die kühle Wand. Wieder hörte man jenes Läuten, welches alle erzittern ließ. Die katzenähnliche Gestalt, welche auf dem Felsen gewesen war, war von diesem gesprungen. Ein weiblicher Körper, mit einer Katzenohrenmütze. Pfotenähnliche Stiefel waren ihre Schuhe, Pfoten ihre Handschuhe. Ihr fast weißer Körper wurde nur an den intimen Stellen von goldgelbem Fell verdeckt. Ihre übrige Kleidung hatte den gleichen Farbton. In der Hand hielt sie eine lange Stange, welche vergoldet war. An dieser hing eine riesige, ebenfalls goldene Glocke. Kleine, goldgelbe Füchse umkreisten das Katzenmädchen schwebend.

Lange herrschte Stille, viel zu lange. Vielleicht vergingen Stunden, vielleicht nur Minuten. Das vermochte keiner zu sagen. Stumm öffnete das Katzenmädchen ihren Mund, doch schloss sie diesen wieder. Schweigend sah sie die ihr Unbekannten an, wiegte den Kopf hin und her und schätzte ein, ob sie gutes oder böses wollten. Das erste Geräusch, das die unerträgliche Stille unterbrach, war das leise Sirren von Caren’s Schwert, als sie dieses aus dem Schwertmantel zog. Dies war das Zeichen, auf das das Mädchen anscheinend nur gewartet hatte, denn sie sprang auf die Gruppe zu, woraufhin diese auseinander brach und nach links und rechts flüchtete. Allen war klar, dass sie dieses Monster nie besiegen könnten, auch wenn sie sich noch so sehr Mühe gaben. Es schien einfach zu stark, viel zu stark. Zumindest machte sie diesen Eindruck.

Doch die kleinen Füchse flogen ihr vollkommen ruhig hinterher. Ein leises Summen und Fiepsen war von ihnen zu vernehmen, so, als wollen sie das Mädchen beruhigen. Doch das gelang nicht, denn sofort sprang sie Caren hinterher, die das Schwert gezogen hatte und versuchte, damit den Angriff zu parieren. Als die Klauen auf das Eisen des Schwertes trafen, wurde der Schwertkämpferin ihr Schwert aus der Hand gerissen und weggeschleudert. Sie taumelte einige Schritte zurück, sah das Mädchen vor ihr mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen an. Ihren Arm hielt sie, schien dieser sehr zu schmerzen. Als die Schwertkämpferin wieder angegriffen wurde, hob sie schützend ihren unverletzten Arm hoch. Doch diesmal kam kein Schmerz. Verwirrt sah sie das Mädchen vor ihr an, welche im letzten Moment gestoppt hatte. Fragen über Fragen türmten sich in Caren’s Kopf, während sie die vor ihr beobachtete. Plötzlich fuhr das Katzenmädchen herum und fauchte Senri an, welcher sie todesmutig angegriffen hatte.

„Senri…“ flüsterte sie leise und sah ihn mit leicht geweiteten Augen an.

Der Angesprochene wich nun selbst zurück, schien er gemerkt zu haben, was er überhaupt getan hatte. Der Acolyte hatte das Mädchen wütend gemacht. Aber nicht nur sie war nun wütend. Die kleinen Füchse, welche sich nicht beteiligt hatten, knurrten ihn nun aggressiv an. Das einzig männliche Wesen schluckte und wich noch weitere Schritte zurück. Plötzlich, ohne dass er es bemerkt hatte, war sie vor ihm und holte zum Schlag aus.

„Zur Seite!“, schrie eine ihm unbekannte Stimme.

Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, sprang er reflexartig zur Seite. Zwar entkam er dem Schlag nicht, bekam ihn am Bein ab, welches nun stark blutete, doch war er vorerst in Sicherheit. Für ein paar Sekunden zumindest…

Sofort galt sein Blick dem Mädchen, welches jedoch auf einmal in einer Falle hing.

„Eine Falle?“, fragte er verwirrt und leise. „Aber.. wie kommt die da hin?“

Als Antwort auf seine Frage trat nun eine weibliche Sniper neben ihm und klopfte ihn auf die Schulter. Dann zog sie ihn hoch, sodass er auf seinem unverletzten Bein stand. Kurz und leise dankte er ihr und sah dann zu dem Mädchen, welches sie laut anfauchte.

„Wir sollten schnell verschwinden“, flüsterte die Scharfschützin, bevor sie kurz über ihre Schulter sah. „Jetzt mach schon. Du bist wieder so langsam!“, rief sie nach hinten. Jedoch wandte sie ihren Blick wieder nach vorne, legte noch ein paar Fallen, sodass die beiden vorerst sicher waren.

Von hinten kam nun eine High Priestess angerannt, welche ziemlich außer Atem war.

„Wenn du so rennst!“, versuchte sie sich rauszureden. „Da kommt niemand mit. Wen hast du denn hier gefunden? Einen Acolyte?“, fragte sie sie verwirrt und betrachtete Senri, bevor sie ihn heilte. „Wer hat dich denn so zugerichtet?“

Doch die Antwort hörte sie, fauchte das Katzenmädchen wieder laut.

„Moonlight Flower? Hier?“, fragte sie nun vollkommen verwirrt, sah abwechselnd zwischen den beiden Personen hin und her.

„Du weißt schon, dass wir hier weg sollten. Wo sind eigentlich die Ninetails?“

„Ich dachte, die hätte er gekillt“, meinte die Sniper, woraufhin sie einen fast schon genervten Blick bekam.

„Ja, klar“, sagte die Hohepriesterin mit einer nicht zu überhörenden Ironie. „Er hat sie alle gekillt. Dazu besitzt er auch die Stärke, als Acolyte. Auch wenn er ein Monk werden will…“

„Wo sollen sie sonst sein?“, fragte sie ihre Freundin etwas aggressiv.

„Was weiß ich! Du warst doch als erstes hier!“

„Hallo?“, mischte sich nun Senri ein, welcher ziemlich verwirrt war. „Dieses Monster steht hier fast neben uns und ihr fragt euch, wo die Ninetails sind? Sollten wir nicht lieber abhauen und nach meinen Freunden suchen?“

„Du bist nicht alleine hier unten?“, fragten ihn beide wie auf Kommando, woraufhin er nickte.

„Dann könnten sie ihnen gefolgt sein…“, murmelte die Sniper jetzt und verengte leicht ihre Augen.

„Lasst uns ihnen folgen. Von oben können sie nicht gekommen sein, da bin ich ja her gekommen. Also müssen sie tiefer in die Höhle gegangen sein…“

Mit einem Nickten ging nun die neu gebildete Gruppe rasch tiefer in die Höhle und hielten nach ihnen Ausschau. Moonlight Flower hatten sie völlig vergessen…
 

Ängstlich blickte die Mädchengruppe, welche langsam durch die Gänge der tiefen Höhle irrten, umher. Die Füchse schienen sie nicht mehr zu verfolgten. Zum Glück…

Doch nun hatten sie sich wirklich verirrt. Fin jedoch schien dies nicht zu kümmern, denn sie sah nur besorgt umher, in der Hoffnung, Senri könne hinter der nächsten Biegung hervor kommen. “Bitte, lasst uns warten! Senri kommt sicher gleich!”

“Und dann werden wir von den Füchsen zerfleischt!”, warf die Schwertkämpferin ein und ging von Fin vollkommen unbeirrt weiter. “Er würde nicht wollen, dass wir deswegen sterben! Meinst du, er lebt noch?!”. Nun wurde sie etwas aggressiv, was jedoch nicht ihre Absicht war. “Wir sind da doch nur weg, weil wir keine Hilfe waren und sonst gestorben wären! Wir sind nicht stark genug, um sie zu besiegen! Lass uns ihm, wenn die Gefahr weg ist und wir hier draußen waren. Wir müssen die anderen Abenteurer warnen.”

Nun jedoch blieb sie stehen und drehte sich zu ihrer Kampfgefährtin um. “Willst du lieber zerfetzt werden und dieses Ding frei laufen lassen? Es wird noch andere töten! Willst du das?!”, fragte Caren recht aggressiv, was jedoch dieses Mal voller Absicht so war. “Ich will nicht, dass wegen unserer Sorge noch andere, viele Menschen sterben!”

“A-Aber…”, begann die Heilerin leise, doch sie wurde von einem wütenden Schnauben unterbrochen. Da traute sie sich nicht mehr, irgendetwas dagegen zu sagen, weswegen sie nun schwieg und sie entschuldigend ansah. Man merkte ihr an, dass sie sich große Sorgen um ihren Gefährten machte, mehr als um alle anderen.

Diese Erkenntnis ließ Sami kurz und leicht schmunzeln, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Doch die ganze Zeit über war Fin alles andere als aufmerksam, hing sie nun ihren Gedanken nach.
 

Im Gegensatz zu den anderen schlug sich die gemischte Gruppe ganz gut. Kein Wunder… Immerhin waren zwei von drei um einiges stärker.

Senri hetzte ziemlich, wobei die anderen gemütlich und ruhig blieben.

“Hetz nicht so! So viel Panik bringt nichts!”, meinte die Sniper, welche sich mit Luna vorgestellt hatte. “Außerdem müssen wir darauf aufpassen, dass wir nicht plötzlich von Moonlight Flower überfallen werden!”

Kurzerhand war der Acolyte in die Gruppe aufgenommen worden, doch nun drohten sie ihm, einfach zu gehen, wenn er sich nicht an ihre Regeln hielt. Eine davon war, dass man nicht hetzen solle. Und diese verletzte er schon seit seiner Aufnahme. Dass er so hetzte, verstanden sie nicht. Immerhin gingen sie ja nicht gerade langsam.

Deswegen standen sie bald an einer Kreuzung. Kurz sahen sich die Frauen an.

“Wir sollten uns trennen. Sie könnten links oder rechts lang gegangen sein”, sagte die Hohepriesterin, welche sich mit Aurora vorgestellt hatte. “Am besten gehst du mit Senri links lang, ich nach rechts. Dann ist wenigstens immer ein Heiler dabei. Hier sind die Gegner noch nicht zu stark für mich. Ich kann sie immerhin noch angreifen.”

Daraufhin nickte Luna und sah vielsagend zu dem Acolyte.

“Gehen wir los”, sagte sie einfach und ging mit ihm nach links, wobei er sich nun mehr zurückhielt, da er ihre Hilfe benötigte.
 

Der Weg war nicht sonderlich schwer. Ihnen begegneten kaum Munaks oder sonstige Monster, was schon sehr verwunderlich war.

“Sonst wimmelt es hier nur so von Monstern…”, murmelte Luna leise vor sich hin und legte einen Pfeil an ihren Bogen. Also mussten sie bald bei ihnen sein, so dachte sie es sich.

Doch dem war nicht so. Lange gingen sie durch die Höhlengänge. Keine Abzweigung… und dennoch fanden sie die kleine Gruppe nicht. Selbst als sie beim Abstieg zur nächsten Ebene waren, war niemand da. Verwundert blickte die Sniper umher.

“Wir sollten auf Ra-chan warten. Vielleicht hat sie sie gefunden”, meinte sie und blickte hoffnungsvoll in den Gang, aus dem die Hohepriesterin kommen sollte. Doch von dort kam niemand. Langsam wurde sie ungeduldig und lief im Kreis, schien zu überlegen. Man sah ihr an, dass sie ziemlich verwirrt, aber auch verzweifelt war und nicht weiter wusste. “Lass uns weitergeh-”

Weiter kam sie nicht, da sie von einem ziemlich lauten Schrei unterbrochen wurde. Sofort fuhr sie herum, wollte Senri’s Hand ergreifen, doch dieser war schon längst losgerannt, denn er hatte die Stimme erkannt. Es war Fin gewesen. Um nicht zurückzubleiben, rannte nun auch Luna los und folgte ihm, bis sie vor einer Unmenge an Hydren stand. Leise knurrte sie und ließ ihren Falken durch die Reihen der Tentakelmonster schnellen. Einer nach dem anderen fielen die Tentakel zu Boden, während beide Menschen darauf achteten, weiterzukommen. Nach nicht einmal fünf Sekunden waren sie durch und hinter einem riesigen Felsen, welcher sich in einem recht breiten Wasserteich befand. Vor ihnen erschreckte sie ein recht merkwürdiges Bild. In einer Ecke gezwenkt saßen Fin und Sami, sahen mit angsterfüllten Augen zu Caren, welche vor ihnen stand und schützend ihr Schild gehoben hatte, um einen Angriff zu blocken. Dies gelang ihr auch gerade so, doch wurde sie weiter nach hinten gedrückt und konnte nichts dagegen tun. Das Katzenmädchen, welches sich als Moonlight Flower herausgestellt hatte, hatte die drei angegriffen. Ihre Krallen waren noch immer an dem Schild und hatten tiefe Spuren hinterlassen. Laut knurrte sie, worin ihre Füchse, die Ninetails, ihr in nichts nachstanden. In einem Zug zog Luna Bogen und Pfeile, schoss gleich zwei auf einmal auf Moonlight Flower, welche knurrend herumfuhr und auf die Angreiferin losging. Sofort wich Luna zurück, um dem Hieb des Monsters zu entgehen, schoss den Pfeil direkt zwischen dessen Augen, doch der Pfeil wurde von einer unsichtbaren Mauer abgeblockt und fiel zu Boden. Leicht verengte sie die Augen und wich noch mehrere Schritte zurück, um nicht gleich im Angriffsfeld zu stehen. So ein einfaches Ziel würde sie nicht abgeben. Nicht, wenn sie noch so viel Kraft und Energie besaß. Senri rannte in der Zeit zu seinen ehemaligen Gefährten und half Fin und Sami hoch.

“Lass uns schnell gehen”, bat er die drei und sah kurz zu der Sniper. Alleine würde sie Moonlight Flower nicht besiegen können. Und das sah er auch. Leicht biss er die Zähne aufeinander. Eigentlich schuldete er ihr was, doch konnte er nichts gegen das Monster ausrichten. Was sollte er schon tun? Er war schwach…

“Man!”, schrie Luna Senri an, war schon ziemlich weit zurückgewichen. “Jetzt zauber mal endlich! Wozu bist du sonst Acolyte?! Du kannst auch zaubern?! Oder irre ich mich da? Bist du so unfähig?!”

Als sie dies so sagte, weiteten sich Senri’s Augen. Sie wollte ihn provozieren, das merkte er. Ja, es stimmte, er war ein Diener Gottes, doch so stark waren seine Zauber nicht. Sein Blick ging zu Fin, welche leicht nickte und mit ihren Unterstützungszaubern begann. Ein leises Danke war zu hören, welches von der Schützin kam. Nun grinste diese leicht, bevor sie einen aufgeladenen Pfeil auf den Gegner abschoss. Dieses Mal wurde er nicht geblockt, sondern streifte sie an ihrer Schulter. Leise knurrte Luna. Warum musste dieses Vieh auch so schnell sein? Wäre sie langsamer, dann hätte der Pfeil sie ins Herz getroffen. Das würde ein schwerer Kampf werden. Wo war nur Aurora, wenn man sie unbedingt brauchte? Sonst war sie immer da, aber jetzt? Die Scharfschützin machte sich schon Sorgen um ihre beste Freundin, da diese sonst nie so lange brauchte, um hierher zu kommen. Vielleicht wartete sie an den Treppen zur nächsten Ebene. Ihr Blick ging für eine Sekunde zu Caren und den anderen.

“Hey, Schwertkämpferin!”, rief sie und grinste leicht. “Kannst du kurz etwas weiter gehen? Bald müssten Treppen kommen! Mein Falke kommt mit dir! Wenn dort eine Hohepriesterin steht, dann bring sie bitte in meinem Auftrag mit!”

Zweimal ließ Caren sich nicht sagen, dass sie gehen könne, weswegen sie nun ihre Sachen packte und mit gehobenem Schild durch die Reihen der Hydren rann. Deswegen wichen nun die anderen zurück, wobei die weiblichen Personen hinter Senri waren, da sie schwächer waren. Zumindest machten sie diesen Eindruck auf Luna, welche nun mehrere Pfeile gleichzeitig auf Moonlight Flower schoss. Doch die Pfeile straffen sie auch nur, weshalb sie nun mehrere leichte Wunden hatte, doch das störte sie nicht im Geringsten. Immer wieder versuchte sie, die Schützin zu treffen, doch diese wich immer haarscharf aus, weshalb sie nach kurzem schon ziemlich außer Atem war, da die Bewegungen beider sehr schnell waren. Wie gebannt beobachteten die anderen drei den Kampf, während Fin ab und zu ihre Unterstützungsmagie anwandte und die Sniper auch heilte, wenn diese verletzt war. Ein Ende war nicht voraussehbar. So wie es aussah, waren beide Kontrahenten gleich stark und schienen die gleiche Kraft zu haben. Nur der Unterschied war, dass Luna geheilt wurde und die Füchse diese angriffen. Ihr blieb selbst kaum Zeit zum Angriff, doch sie schlug sich wacker. Man sah ihr an, dass ihre Gedanken nicht ganz beim Kampf waren, was ihr schon so manche Verletzungen einbrachte. Doch wenn das noch länger so weiter ging, waren Fin’s und auch Senri’s Kräfte erschöpft. Dann wäre das Katzenmädchen wieder im Vorteil, denn lange würde ihre Gegnerin das nicht durchhalten. Wo war denn nur ihre Freundin?, fragte sich Senri und sah sich kurz um. War etwas mit Caren geschehen und warum war sie noch nicht zurück? Etwas in dem Acolyte zog sich zusammen, als er an die verschiedenen Möglichkeiten dachte, was der Schwertkämpferin passiert sein könne. Früher hätte er darüber Scherze gemacht, doch heute war ihm alles andere als zum Scherzen zumute. Am Liebsten würde er nun einfach verschwinden, irgendwo auftauchen, wo es ruhig und schön war. Doch ein Schrei holte ihm aus seinen Gedanken wieder raus. Seine Augen weiteten sich, als er den Grund für den Schmerzensschrei sah. Die Krallen Moonlight Flower’s waren in dem Fleisch von Luna’s Bauch verschwunden. Blut rann über ihren Körper nach unten. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und geweitet. Langsam schwankte sie nach hinten und hielt sich die stark blutende Wunde. Moonlight Flower leckte sich ihre blutbenetzten Krallen ab und betrachtete die Schützin. In ihren Augen funkelte Mordeslust. Freudig bewegte sie ihren Schwanz und ging langsam auf die Blutende zu. Der nächste Treffer würde sitzen. Das war eindeutig. Luna konnte sich nicht mehr so schnell bewegen und somit auch nicht ausweichen. Dennoch wich sie weiter nach hinten zurück. Schock stand in ihren Augen, Schock und Angst.

“Lauft”, flüsterte sie und sah kurz aus den Augenwinkeln zu den Dreien, die wie gebannt dem zugesehen hatten. “Lauft und rettet euch. Sucht Ra-chan.”

Doch daraufhin bewegte sich keiner, zumindest nicht gleich. Erst nach wenigen Sekunden lösten sie sich aus ihrer Starre. .Kurz blickten sie fragend zu ihr, doch dann nickten sie und rannten los, in die Richtung, in die Caren gegangen war. Vielleicht würden sie diese treffen, vielleicht sogar mit der High Priestess. Dann war die Scharfschützin vielleicht noch zu retten. Wenn es nun nur noch glückliche Zufälle gab. Wenn...
 

~†~ To be continued ... ~†~

Seventh Chapter - ... and Fire Flowers

~†~ Seventh Chapter ~ … and Fire Flowers ~†~
 

Luna hatte etwas falsch gelegen, mit ihrer Annahme, die drei könnten es ohne Probleme durch die dunklen Gänge schaffen und ihre Freundin finden. Dies erwies sich nämlich als ziemlich schwierig, da überall Monster lauerten. Wenn diese Masse nicht wäre, dann hätten sie keine Probleme, doch so war es nicht. Die Masse drängte sie immer mehr zurück, doch gaben die drei nicht auf. Wacker schlugen sie sich, wobei sie so manch eine Verletzung davontragen mussten. Letztendlich schafften sie es und rannten weiter, trotz ihrer Verletzungen.

Schnell atmend und völlig kraftlos rannten sie durch die Gänge, doch fanden sie weder Caren noch Aurora. Beide schienen wie vom Erdboden verschluckt.
 

Es war ein aussichtsloser Kampf, den Luna führte. Irgendwie hatte sie sich von Moonlight Flower losgerissen, als diese sie tief in der Schulter getroffen hatte, doch nun blutete sie wegen den beiden tiefen Wunden heftig. Ihre Kleidung war blutgetränkt. Nicht nur von ihrem eigenen Blut, sondern auch von dem Blut ihrer Gegnerin. Jedoch hatte sich bei dieser die Wunde schon wieder geschlossen, beziehungsweise hatte sich schon eine dickte Kruste darüber gebildet.

Überall schmerzte ihr Körper. Nicht nur Kratz-, sondern auch Bisswunden hatte sie abbekommen. Ihr linker Arm war schon taub vor Schmerz. Nicht einmal mehr klar sehen konnte sie. Ihr Ende war nah, das spürte sie. Wo war Ra-chan? Warum brauchten sie so lange? Waren sie womöglich schon gestorben? Aber mit Ra-chan, hier? Das war nicht möglich. Was war ihnen widerfahren?

“Ra-chan”, hauchte sie leise, bevor sie ihre Augen schloss. Viele würden das als töricht bezeichnen, doch so konnte sie sich besser konzentrieren. Und Konzentration brauchte sie momentan. Auch hörte sie so besser, sodass sie dem nächsten Schlag allein durch die Geräusche ihrer Gegnerin ausweichen konnte. Nachdem sie diesem ausgewichen war, war sie in Gedanken ganz woanders. Im Gegensatz zu den meisten Sniper hatte sie eine spezielle Verbindung zu ihrem Falken. Nicht umsonst trug er den Namen ‘Soul’. Kurzzeitig konnte sie durch seine Augen sehen. Wenn er denn lebte…

Und er lebte, zum Glück. Leicht lächelte Luna, als sie Aurora und die Schwertkämpferin sah. Die beiden waren gerade in der Nähe von der Kreuzung am Anfang der Ebene. Warum zum Teufel waren sie dort?! Dieser Ort ist doch viel zu weit weg! Was war nur in Ra-chan gefahren?! Sie hatten doch einen ganz anderen Ort ausgemacht! Nun schlug ihr Falke den kürzesten Weg zu ihr ein. Vielleicht verstand die Heilerin das Zeichen, denn Soul machte eine ziemliche Hektik und fiepste ängstlich. Noch kurz wollte die Scharfschützin sehen, was ihre Freundin tat, doch plötzlich durchzog ein stechender Schmerz ihre Brust. Sie keuchte auf, als sie die kalte Steinwand hinter sich spürte. Ihr Blick verschwamm und sie sah bunte Lichter. Luna spürte, wie die Kräfte aus ihren Gliedern schwanden. Die Farben wurden schwächer, bis es vollkommen dunkel um sie herum war. Sie fühlte ihre Umgebung nicht mehr. Weder die kalte Wand an ihrem Rücken noch den Schmerz in ihrer Brust und ihrem Körper. Alles war wie weggeblasen. Was war los? Wo war sie? Wo war Moonlight Flower? Was..?!

Verschwommen sah sie etwas Rot-orangenes. Was war das? Bald nahm es Form an, doch war auch diese nur verschwommen. Es war etwas längliches mit etwas kugelähnlichem an der Spitze. Nach nicht einmal einer Sekunde hatte es sich hellbläulich gefärbt.

Weit entfernt konnte sie unmenschliche Schreie hören ... Schmerzensschreie.
 

Erschrocken fuhr Aurora herum, als sie Soul so fiepsen hörte. Etwas schlimmes war passiert, da war sie sich sicher. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, bis der Falke einen ohrenbetäubenden Schrei ausstieß. Doch der Heilerin machte das nichts aus, obwohl sie das zum ersten Mal hörte. Schnell rannte sie den Gang entlang, den der Gefährte ihrer besten Freundin einschlug, ohne auf die Monster zu achten, die sie angreifen wollten. An die Schwertkämpferin dachte sie nun nicht mehr. Diese konnte ihr nur mit Mühe und Not folgen, wurde auch des Öfteren von Gegnern angegriffen. Selbst mit den Wunden rannte sie noch weiter, musste sie unbedingt an der High Priestess dran bleiben. Sonst würde Caren hier sterben.
 

Ein greller Schrei ließ sie herumfahren. Fin senkte besorgt ihre Augenbrauen, wobei Sami’s angsterfüllt nach oben wanderten. Senri verengte seine Augen, bevor er die Hände der anderen ergriff und einfach losrannte. Ihm war es egal, dass Fin meinte, sie müssen zurück, um zu helfen. Sie waren zu schwach zum Helfen! Egal wie oft er es ihr sagte, sie hörte nicht. Immer wieder wollte sie zurück, doch er ließ sie nicht los. Die Monster ignorierte er, weswegen sie ziemlich schnell wieder am Anfang der Ebene waren. Dort blickte der Acolyte zurück, während er tief durchatmete. Nun sprach Fin auf ihn ein, was ihn leise seufzen ließ. Ihre Worte ignorierte er einfach, doch als es ihm zu viel wurde, sah er sie genervt an und drückte sie gegen die Wand.

“Halt endlich die Klappe! Wie willst du ihr denn helfen?! Indem du bei ihr bleibst und verreckst?! Wer soll sie denn wiederbeleben, wenn wir sterben und niemanden mehr holen können?! Wir sind ihre einzige Hoffnung auf Rettung! Wenn ihr Körper zu verwesen ist, dann kann sie nicht wiederbelebt werden! Ich will nicht, dass sie wegen uns ihre ganze Zukunft wegschmeißt! Und wir sollten nicht so dumm sein und unsere auch wegschmeißen, wenn wir bei ihr bleiben und verrecken! Moonlight Flower ist zu stark für uns! Versteh das endlich! Nicht alles kann gut und perfekt verlaufen!”, fuhr er sie an, doch schlagartig ließ er sie los und drehte ihr den Rücken zu. Leicht zitterte er vor Wut und Zorn, jedoch nicht auf sie sondern auf sich selbst.

Ängstlich blickte die Acolyte ihren Kumpanen an, zitterte leicht vor Angst. Doch so langsam realisierte sie, was er meinte, verstand sie ihn. Deswegen verstand sie nun auch seinen Wutausbruch, hörte sie auf zu zittern und senkte leicht ihren Blick. Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Senri wieder ihre Hand gegriffen und ging mit ihnen weiter. Fin schwieg nun und ließ sich ziehen.

Sami hatte nichts zu ihnen gesagt, war mit Senri einer Meinung gewesen, musste sich deswegen nicht noch in die Unterhaltung einmischen.
 

Es dauerte nichts lange, bis sie an der Stelle war, zu der Soul sie leitete. Die Hydren ignorierte sie, indem sie jedes dritte Feld ein Pneuma setzte. Als sie auf festem Grund stand, stoppte sie und sah sich um. Kurz darauf fand sie ihre Weggefährtin. Ihre Augen weiteten sich, als sie sie vor sich sah. Sie saß an der Wand gelehnt. Den Kopf gesenkt. Die Augen geschlossen. Ihr Körper war mit Wunden überseht, aus denen noch immer etwas Blut floss, jedoch nur noch leicht. Das lag daran, dass ihr Körper fast schon ausgeblutet war und ihr Herz nicht mehr schlug.

Aurora begann zu zittern. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Schock, Trauer und Wut stand in ihren Augen. Wut auf sich selbst, dass sie nicht bei ihr gewesen war, als sie sie gebraucht hatte. Langsam fiel sie auf ihre Knie, sackte leicht zusammen. Dass nun auch die Schwertkämpferin eintraf, bemerkte sie gar nicht, war wie versteinert. Auch Caren stand dort wie angewurzelt, doch sie fasste sich um einiges schneller.

“Jetzt reiß dich wieder zusammen! Du bist doch eine Priesterin! Du kannst sie wiederbeleben!”, sagte die Jüngere etwas lautstark, um die andere aus ihrer Trance zu holen. “Oder irre ich mich da? Bist du dessen etwa nicht fähig?!”

Dies ließ die Ältere aufschrecken, fuhr sie herum und funkelte sie kurz wütend an. Doch dann beruhigte sie sich und drehte sich um. Kurz atmete sie durch, wusch sich dann die Tränen weg. “Danke”, sagte sie noch, leicht lächelnd, bevor sie ihre Freundin wiederbelebte.

Diese fing an, stark zu husten und wollte sich die Wunden zuhalten, doch diese waren schon verheilt. Eine Hand hielt sie sich jedoch vor den Mund. Ihre Brust schmerzte unheimlich, zog sich ihre Lunge rasch zusammen und dehnte sich wieder aus. Leicht verkrampfte sie sich, doch dann erschlaffte sie vollkommen und fiel zur Seite um.

Sofort war ihre Gefährtin bei ihr und heilte sie noch einmal, doch sie rührte sich nicht mehr, atmete nur noch flach und pfeifend. Sanft strich sie ihr über die Wange und sah dann zu Caren.

“Kannst du sie tragen?”, fragte sie diese und sah hinab zu Luna.

“Ja, kann ich. Ich bin stark genug”, war die Antwort.

Leicht nickte sie, winkte sie dann herbei und stand auf. Kurz schloss sie ihre Augen, bevor sie ein Warp Portal herbei zauberte. “Bring sie ins Gasthaus. Zimmer Nummer Zwölf.” Mit diesen Worten gab sie ihr einen Schlüssel und lächelte. “Ich such die anderen. Warte dort auf uns.”

Daraufhin nickte die Schwertkämpferin, schien jedoch noch etwas unsicher. Dennoch nahm sie den Schlüssel entgegen, hob die Ohnmächtige hoch und verschwand im Warp Portal.

Kurz atmete die Priesterin durch und ging dann durch die Gänge. Jedoch einen anderen Weg als sie hergekommen war, da sie die anderen ja nicht getroffen hatte.

“Hoffentlich sind sie noch am Leben. So viele Blue Gemstones hab ich nicht mehr. Aber für drei wird es schon noch reichen.”

Leise seufzte sie und blickte umher. Vor den Monstern schützte sie sich mit einem Kyrie Eleison, damit sie nicht dauernd kämpfen musste. So rannten ihr zwar alle Monster hinterher, doch das war ihr regelrecht egal, solange ihr nicht Moonlight Flower über den Weg rannte.

Lange dauerte es nicht, bis sie am Anfang der Ebene war, doch dort war auch niemand, weswegen sie leise seufzte. Vielleicht weiter oben. Nach unten werden sie wohl kaum gegangen worden sein. Deswegen führten ihre Schritte sie nun weiter nach oben. Langsam wurde es heller. Niemand begegnete ihr. Außer ein paar Monstern oder weiterführende Klassen, die nach unten wollten.

Kurz vor dem Ausgang aus der Höhle, sie hatte die drei immer noch nicht gefunden, traf sie eine Gruppe aus verschiedenen höheren, erweiterten Berufsklassen. Ein Paladin hielt sie leicht am Arm fest, schien mit ihr reden zu wollen. Verwirrt blickte sie ihn an, blieb auch stehen.

“Tut mir Leid, Madam, dass ich Sie aufhalte. Aber wir haben gehört, hier soll Moonlight Flower durch die Ebenen wandern können. Wir haben noch keine Priesterin bei uns. Wollen Sie mit uns nach unten, um das Monster zu töten, damit hier kein einfacher Händler oder Acolyte Angst haben müsste, schon in der ersten Ebene zu sterben. Außerdem wäre die Stadt dann sicherer. Denn wenn es die Ebenen wechseln kann, dann kann es vielleicht auch in die Stadt”, fragte er sie höflich und verbeugte sich leicht vor ihr.

Die anderen aus der Gruppe waren stehen geblieben und drehten sich zu ihr um. Etwas verwirrt, dass das schon nach oben gesickert war, blickte sie den Mann vor sich an, der eindeutig älter als sie war. Kurz überlegte sie, bevor sie einwilligte.

“Ja, ich komme mit”, sagte sie leicht lächelnd. Also waren die drei wahrscheinlich schon oben, dachte sie sich. Die Schwertkämpferin konnte nicht so schnell so einen Trupp zusammen stellen. “Ich bin Aurora. Lasst uns uns beeilen.”
 

Die neu gebildete Gruppe ging bis tief in die Höhle hinein. Sie suchten jeden Winkel ab. Doch Moonlight Flower war nicht mehr zu finden.

“Merkwürdig…”, murmelte der Professor, der bei der Gruppe dabei war. “Wo ist Moonlight Flower? Nirgends im Dungeon ist sie. Ob jemand sie schon getötet hat? Aber es ist auch merkwürdig, dass sie überhaupt in die höheren Ebenen gehen konnte. Normal sollte sie doch in der tiefsten Ebene bleiben…”

Kurz blickte die Heilerin zu ihm, war besorgt. “Ob sie oben im Dorf ist? Aber das hätten wir gemerkt. Wie war das? Leute aus eurer Gilde sind oben vor der Höhle?”

“Gute Frage, aber wir sollten lieber erst einmal nach oben, zu unseren anderen Gildenmitgliedern”, meinte der Paladin.

Daraufhin blickten alle erwartungsvoll Aurora an, welche leise seufzte und dann ein Warp Portal erschaffte. Nachdem alle hineingegangen waren, ging sie rein, wobei sie sich noch kurz umsah. Es war ungewöhnlich leise. Selbst in Payon selbst war es ziemlich leise. Kaum einer sprach etwas. Alle sahen sie erwartungsvoll an. Doch als der Paladin den Kopf schüttelte, senkten sie alle den Kopf und manche seufzten sogar.

“Ich geh jetzt zu meinen Kameraden. Wenn etwas ist, ich bin im Hotel, Nummer Zwölf”, informierte die High Priestess jetzt die anderen aus der Gruppe, verabschiedete sich dann und ging ins Hotel.

Dort angekommen, ging sie in ihr Zimmer, an welches sie anklopfte. Wenige Sekunden später machte die Schwertkämpferin auf und überreichte ihr den Schlüssel.

“Ich geh meine Freunde suchen. Sie müssten doch hier irgendwo sein, oder?”

Daraufhin nickte Aurora kurz, seufzte dann leise. “Kommt aber noch einmal her. Ich würde gern mit euch reden.”

Mit einem kurzen Nicken verschwand Caren. Kurz sah die Heilerin ihr nach, bevor sie zu ihrer Freundin ins Zimmer ging und dieses hinter sich schloss.
 

~†~ ... to be continued ~†~

Eighth Chapter - Secret

~†~ Eighth Chapter ~ Secrets ~†~
 

Tag für Tag trainierte die Gruppe fleißig, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die Anforderungen, die sie sich selbst gestellt hatten. Zwar hatten sie durch diese Notlage letztens neue Freunde gefunden, doch war es nur ein reiner Zufall gewesen, dass jemand da gewesen war, um sie zu retten. Ein glücklicher Zufall. Falls aber niemand zur Rettung in der Nähe wäre, wollten sie stark genug sein, um sich selbst verteidigen zu können und um nicht wieder in so eine Situation zu landen.
 

Wochen später saßen sie in einer Kneipe in Geffen und tranken einen leicht alkoholischen Cocktail ... alle außer Fin. Leise seufzend sah sie die drei anderen an. Ungewöhnlicherweise herrschte eine unnormale, traurige Stille, obwohl sie kurz vor dem Klassenwechsel standen. Selbst die sonst so glückliche Sami wirkte ganz geistesabwesend. Einzig allein Fin schien diese Traurigkeit nicht zu haben. Ihr Blick ging stetig zwischen den anderen umher. Nach kurzem sah sie auf ihr Glas, welches sie schon längst leer getrunken hatte.

“Lasst uns morgen in den Turm gehen, ins dritte Untergeschoss. Wir sitzen hier schon seit zwei Tagen nur rum. Dabei haben wir Aurora und Luna versprochen, so stark zu werden, dass wir gemeinsam mit ihnen etwas unternehmen können, ohne dabei unbedingt von ihnen beschützt zu werden”, meinte Fin, während sie die anderen etwas trotzig ansah.

Doch keiner der anderen reagierte auf ihre Worte, was sie wütend werden ließ. Leicht ballte die sonst so friedliebende Acolyte die Hände zu Fäusten. Selbst in ihrem Blick konnte man die Wut ablesen. Seit zwei Tagen versuchte sie, die anderen dazu bewegen, noch zu trainieren. Gemeinsam. Doch nie hatte jemand darauf reagiert. Irgendetwas in ihnen war wie ausgewechselt. Fin konnte dies nicht verstehen. Und sie wollte es auch nicht verstehen.

Plötzlich stand sie auf und schob den Stuhl an den Tisch.

“Wenn ihr keine Lust zum Trainieren habt, geh ich eben alleine trainieren. Alles ist besser als hier nichtstuend in der Kneipe sich zu betrinken”, sagte sie recht kühl, was überhaupt nicht zu ihr passte.

Deswegen blickten alle zu ihr auf, verwirrt und Senri sogar etwas ängstlich. Er war auch der erste, der aufstand und nickte.

“Ich komme mit”, sagte er ernst und ging zu ihr, woraufhin sich die anderen beiden erhoben, was die Acolyte zum Lächeln brachte.

Geht doch, dachte sie zufrieden, als Sami für alle bezahlte und sie dann gemeinsam in den Tower hinab stiegen. Dort trainierten sie und kämpfen sich nach unten, bis ins letzte Untergeschoss, dort, wo Geister und andere Wesen ihr Unwesen trieben.

Es dauerte etwas, bis sie die Treppe hinauf leer geräumt hatten, denn immerhin waren es einige Monster gewesen. Nightmares. Whispers. Marionettes… Viel zu viele waren es, denn immerhin brauchten sie einige Zeit, doch waren sie nun auch erschöpft und setzten sich hin. Für eine Gruppe der ersten Klasse, war es nicht gerade leicht hier unten, besonders da sie ja nur Caren hatten, die ordentlich Schaden verteilte. Erleichtert setzten sie sich an die Treppe und machten eine Pause. Sie waren weit gekommen, dafür, dass sie nur erste Klasse waren und im Grunde kaum Schaden anrichteten, weswegen sie schon recht stolz auf sich waren.

Nach einer kurzen Pause gingen sie weiter und durchstreiften so dieses Untergeschoss. Es schien einfach, kamen sie auch gut voran, da sie die meisten immer nur einzeln trafen und so auch keine Probleme hatten.

So hatten sie es sich vorgestellt, waren sie auch spät am Abend - was sie im Untergrund nicht sahen - fertig, gingen sie wieder hinauf. Es war alles friedlich. Nichts ungewöhnliches. Einfach gar nichts.

Als sie wieder in Geffen waren, machten sie sich auf den Weg in ihr Gasthaus, schwiegen sie diese Zeit über. Erst im Gasthaus sagte Caren etwas: “Kommt ihr nachher hoch zu mir? Ich würde gerne was mit euch besprechen?”

Verdutzt sahen die anderen sie an, doch nickten sie und gingen in ihre Zimmer, so wie sie es immer nach einem Tag im Dungeon taten.
 

Spät am Abend klopfte zuerst Sami an der Tür der Schwertkämpferin, welche diese lächelnd öffnete. Herzlich bat sie sie hinein, sprachen sie auch miteinander, warteten auf die anderen beiden, doch diese kamen nicht. Nach kurzer Zeit machten sich beide ziemliche Sorgen, weswegen sie auch das Zimmer verließen und zuerst an dem von Fin klopften Doch dort machte niemand auf oder meldete sich. Besorgt sahen sie sich an, bevor sie sich auf den Weg zu Senris Raum machten, wo sie ebenfalls anklopften Auch dieses Mal meldete sich niemand. Jetzt waren sie schon ziemlich besorgt, besonders da Fin ja sehr auf Sicherheit achtete und nicht einfach irgendwo hingehen würde, ohne sich bei jemandem abzumelden. Doch wenn dieser jemand Senri war?

“Wir sollten sie suchen gehen”, meinte die Händlerin, welche mit ihrer Freundin auf dem Weg in ihr Zimmer war. Dort holte sie ihre Axt und ihre Ausrüstung, zog diese an und steckte sie auch andere Sachen ein, die sie für Kämpfe brauchte, so wie ihr Geld.

Die Schwertkämpferin ging in der Zeit eine Tür weiter in ihr eigenes Zimmer, wo sie es der Händlerin gleich tat.

Als beide ausgestattet waren, schoben sie einen Zettel unter Fins Zimmertür, gingen sie dann die Treppen hinunter in die Gaststube. Kurz sahen sie sich um, doch ihre Freunde sahen sie nicht. So ging Caren zum Wirt und fragte dort nach. Dieser antwortete, dass er die beiden gesehen habe, wie sie das Gasthaus, voll ausgerüstet, verlassen haben, so wie jeden Abend. Verwundert sahen sich die beiden Freundinnen an, bedankten sich und verließen ebenfalls das Gasthaus.

“Davon haben sie uns gar nicht erzählt”, murmelte Sami, gingen sie gerade zum Turm, da es das Wahrscheinlichste war, dass sie dort waren.

“Aber es passt irgendwie zu ihnen. Sie brauchen länger als wir zum Klassenwechsel. Deswegen wollten sie wahrscheinlich trainieren, um uns nicht aufzuhalten... Aber warum sie es uns nicht gesagt haben, versteh ich auch nicht...”, erwiderte die Schwertkämpferin.

Gemeinsam traten sie dann auch in den Turm ein, stiegen gemütlich die Treppen hinab. Gleichzeitig zogen sie ihre Waffe, sahen sich kurz an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung lenkten.
 

Rasch lief die Priesterin durch die Dunkelheit und suchte ihre beste Freundin. Beide hatten sich getrennt, um ihn zu suchen. Denjenigen, den sie jagten, den momentan alle jagten. Derjenige, der ihn als erstes fing, würde eine Prämie bekommen. Irgendwie hatte sie ein Gefühl, dass sie ihn schon gefunden hatte und am Kämpfen war. Leise grummelte sie, hatte sie nun schon die ganze Ebene abgesucht! Wo zum Teufel war sie?!

“Hey, Schwester. Suchst du jemanden?”, rief plötzlich jemand hinter ihr.

Sofort fuhr die Rothaarige herum und ihre Augen weiteten sich. Vor ihr stand ein High Priest, welchen eine merkwürdige Aura umgab. “Wa-Was machst du hier?”, fragte sie ihn, war sie schon verwirrt, dass er hier war, doch dann fiel ihr diese Prämie ein. “Doch nicht etwa deswegen?”

“Ja, deswegen”, antwortete der Braunhaarige, welcher sich die Sonnenbrille, die er trug, in die Haare schob. “Du suchst deine Freundin, Luna, stimmts? Ich hab sie vorhin bei der Treppe gesehen. Sie schien auf dich zu warten. Anscheinend hat sie nichts gefunden.” Langsam ging er auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. “Ich hab Zimmer siebzehn. Wir sehen uns morgen.” Mit diesen Worten ging er weiter.

“Bei der Treppe?” Rasch drehte sie sich um und rannte dort hin, wo ihr Soul schon fröhlich pfeifend entgegen flog und sich auf ihre Schulter setzte.

Die Scharfschützin blickte auf und zu ihrer Freundin. “Ra-Khan! Ich hab ihn nicht gefunden. Lass uns woanders hingehen. Es ist so öde hier. Soul langweilt sich auch schon!”

Leise seufzend setzte sich die Rothaarige neben sie und legte einen Arm um sie. “Wohin willst du denn? Doch nicht etwa wieder nach Niflheim... Lass uns mal nach Lighthalzen oder Umgebung. Ich will Abwechslung.”

Daraufhin nickte die andere und stand auf. “Nach Lighthalzen.”

Nach wenigen Sekunden waren die beiden in einem Warp Portal verschwunden.
 

Der dunkelhaarige Priester schob sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase und rückte die Krone zurecht.

Ob er schon tot war? Das Chamäleon, der Verwandlungskünstler. Doppelganger...

Leicht verengte er die Augen, als ihm wieder eine Gruppe Abenteurer über den Weg lief. Sogar einfache Schwertkämpfer und Händler gab es hier unten. Was war nur aus der Welt geworden. Auch Kinder schienen nun schon die gefährlichen Monster zu jagen. Unverantwortlich. Einfach nur unverantwortlich...

“Hey”, rief er ihnen zu, als sie gerade an ihm vorbei gingen. “Ihr solltet nicht hier unten sein. Geht lieber hoch. Doppelganger rennt hier rum. Es ist zu gefährlich für euch.”

Daraufhin blieben die beiden stehen und sahen zu ihm. “Wir suchen unsere Freunde”, antworteten sie wahrheitsgetreu, doch bekamen sie dadurch nur einen verwirrten Blick.

“Eure Freunde? Sucht sie lieber morgen. Wenn ich hier noch jemanden finde, der anscheinend zu schwach für hier unten ist, schick ich ihn auch hoch.” Kurz schloss er seine Augen, erschien dann ein Warp Portal neben ihnen. “Es geht nach Geffen. Ihr habt hier sicher irgendwo ein Hotel. Geht lieber schlafen und sucht morgen bei Tage weiter. Dann ist selbst hier unten im Dungeon weniger los.”

Nun sahen die beiden sich kurz fragend an, schluckten dann, bevor sie den Kopf schüttelten.

Der High Priest seufzte und fuhr sich durch die Haare. “Wie sehen sie denn aus? Ich bring sie hier raus, wenn ich sie finde”, meinte er, damit die beiden endlich ins Portal gingen.

Damit schienen sie einverstanden, beschrieben sie ihm dann zwei Acolytes, bevor sie ins Portal gingen.

Eto seufzte leise, bevor er weiter ging und die Hände in die Hosentaschen steckte, wo so mancher Kleinkram verstaut war, wie Schlüssel, einige blaue Steinchen, die er für Zauber brauchte. Eigentlich war er auf der Suche nach einer Rarität, nach einer Karte, die er brauchte, um sein endloses Geldausgeben zu stoppen. Doch dafür brauchte er erst Geld, um sie sich zu kaufen. Verdammter Teufelskreis! Um dieses Geld zu bekommen, gab er wiederum anderes für diese Steine aus!

Schon wieder kam ihm jemand entgegen, ein Lord Knight. Diesen grüßte er, bevor er an ihm vorbeiging und abermals seufzte.

Dass sich der Ritter umdrehte und mit dem Schwert ausholte, nach ihm schlagen wollte und es auch tat, merkte er nicht.
 

Der Mond schien hell über Geffen. Von der Ferne betrachteten zwei Acolytes die schlafende Stadt. Ein schlechtes Gewissen plagte sie. Ob sie hätten Bescheid sagen sollen? Nein. Das hätten sie nicht. Dann wären sie ihnen gefolgt, hätte ihr geheimes Training nichts gebracht. Es hätte nichts gebracht...

Beide gingen nun zurück, zum Gasthaus, in dem sie normalerweise nächtigten, wenn sie nicht nachts des Trainierens wegen unterwegs wären. Zu ihrem Erstaunen und zu ihrer Angst, sahen sie ihre Gefährten in der Taverne sitzen, dort auf sie warten. Diese sahen sie vorwurfsvoll an, als sie auf sie zu gingen, sich neben sie auf die beiden freien Stühle setzten.

“Wo ward ihr?”, fragte die Schwertkämpferin vorwurfsvoll, so wie ihr Blick es ja auch war. “Seid ihr jede Nacht weg gewesen? Warum habt ihr nichts gesagt? Wir haben uns Sorgen gemacht! Wie konntet ihr das nur alleine, geheim machen?! Hallo?! Das war viel zu gefährlich! Wir sind euch nachgerannt, als ihr weg ward!” So fing sie nun an, ihnen Vorwürfe zu machen, war dabei auch nicht gerade leise, weswegen sich ein paar Leute zu ihnen umdrehten und ihnen zuriefen, dass sie leiser sein sollten, doch das kümmerte sie nicht. So hielt Caren ihnen einen langen Vortrag, den sie über sich ergehen ließen, ging er immerhin eine ganze halbe Stunde, regte sie sich ziemlich auf.

Als sie geendet hatte, musste sie erst einmal durchatmen, ergriff dann Sami das Wort, welche schweigend zugehört und die beiden beobachtet hatte. “Es ist wirklich unverantwortlich! Ihr könnt von Glück reden, dass niemand verletzt wurde!”

Die beiden Acolytes senkten schuldbewusst ihre Häupter und entschuldigten sich.

Dann senkte sich auch eine Stille über die Gruppe, saßen und standen sie nur dort, bis die Sitzenden aufstanden.

“Gehen wir schlafen. Für heute soll es genug sein.”
 

Mitten in der Nacht schreckte die rothaarige Priesterin auf. Schweiß lief ihre Stirn hinunter. Ihre Augen waren geweitet. Ein unbehagliches Gefühl war in ihr. Ihre Brust schmerzte. Etwas war passiert. Etwas schreckliches. Ihr Blick fiel zu ihrer Freundin, welche im gleichen Zimmer schlief, dann zum Fenster, durch welches das helle Mondlicht fiel.

Rasch stand sie auf und lief zum Fenster, sah sie auf die breite Straße. Es war eines der größten Gasthäuser Geffens, in welchem sie waren.

//Komm bitte schnell zurück, Bruder. Ich hab das Gefühl, dass etwas schlimmes dort unten vorgeht//, dachte sie, doch dieser konnte ihre Gedanken nicht vernehmen.
 

~†~ ... to be continued ~†~

Ninth Charter - Disappeared

~†~ Ninth Charter - Disappeared ~†~
 

Ein erschrockener Schrei und ein lautes Klirren von Metall ging durch die Dunkelheit. Sämtliche Leute, die auf dieser Ebene waren, hielten inne und sahen kurz in die Richtung des Ursprungs.

Ein kalter Schauer lief über deren Rücken, als ein heftiger Windschwall durch die Ebene zog. Dabei fing ein leises Gemurmel an. Manche fingen an zu rennen, um die Ursache zu finden.
 

Funken sprühten. Ein kurzer Lichtblitz erhellte die Dunkelheit, als das Metall klirrte, wobei das Schwert des Ritters kurz blau aufleuchtete. Dessen Gesicht erschien erschrocken und überrascht, doch dann lächelte er amüsiert. Ihm schien es zu gefallen, dass ein Zauber seinen Angriff geblockt hatte, doch der Priester begann zu fluchen, nachdem er sich umgedreht hatte. Nicht über die Hinterlist des Ritters, wie man denken konnte; nein, er fluchte über etwas anderes.

“Verdammt! Jetzt hat sie mich schon wieder verzaubert! Das ist schon das dritte Mal! Ich fasse es nicht, dass sie es schon wieder gemacht hat, obwohl ich ihr gesagt habe, dass sie aufhören soll! Irgendwann verprügel ich sie!”, regte er sich auf, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Ritter schenkte. “Was willst du? Angst, ich könnte dir Doppelganger wegnehmen? Ich sag nur: Fair Play.” Dass der andere ihn beinahe erschlagen hätte, schien er vergessen zu haben.

Schon wieder traf das Eisen auf eine unsichtbare Mauer, welche kurz aufstrahlte. Dies rief dem Priester den vorherigen Mordversuch wieder ins Gedächtnis, was ihn nicht gerade erfreute.

“Was soll das?”, fragte er genervt, bevor er seinen Stab hervorholte, der nicht gerade zu einem Priester passte, zumindest nicht zu den normalen Priestern.

Es war ein langer silberner Stab, an dessen Kopf ein rundes Juwel befestigt war. Dieses Juwel schimmerte in einem bläulichen Licht und strahlte eine ungewohnte Aura aus, wobei den Rest des Stabes ein leichtes Weiß umgab. Zwei goldene Metallstreifen festigten das Juwel an den Stab.

Wieder zischte das Schwert durch die Luft, wurde dieses Mal jedoch von dem Stab abgewehrt. Geschickt lenkte er das Schwert zur Seite ab, bevor er den Ritter mit seinem Körper rammte, sodass dieser nach hinten stolperte. Damit er vollständig das Gleichgewicht verlor, schlug der Priester mit voller Kraft gegen die leicht schimmernde Rüstung seines Gegners, was diesen wenige Zentimeter über den Boden hob.

Siegessicher blickte der Braunhaarige zu dem Ritter, ging langsam auf ihn zu, blieb jedoch weit genug von ihm entfernt stehen. Tief im Dunkeln konnte er schon andere Abenteurer sehen, die - als sie erkannten, was hier geschah - geschockt zu ihnen blickten. Biochemisten, Paladine, Zauberer..

“Er hat angefangen!”, rief Eto zu ihnen rüber, bevor sein Blick wieder nach unten ging, wo eigentlich sein Angreifer liegen müsste, doch dieser war verschwunden. “Wo..?” Rasch drehte er sich um, doch auch hinter ihm war niemand. Über ihm? Nein, auch nicht. Unter ihm? Doch auch da war er nicht. Er war verschwunden. Einfach so verschwunden. “Wo ist der Ritter hin?”, fragte er eine näher kommende Biochemistin, die jedoch nur ratlos die Schultern zuckte.

Auch die anderen schienen nicht gesehen zu haben, wohin er verschwunden sein könne. Doch alle haben gesehen, dass er plötzlich weg war.

“Verdammt!”, begann Eto lauthals zu fluchen, stampfte kurz auf dem Boden und sah sich dann wütend um. “Dieser verdammte Ritter! Wenn ich den in die Finger kriege!!”

Man konnte seine Wut deutlich spüren, verabscheute er solche Leute besonders, die einfach andere Abenteurer angriffen und auch töten wollten.

Seine Schritte, sie führten ihn weiter durch das Dunkle der Höhle. Die anderen Abenteuer ließ er einfach stehen, würde ihn auch keiner aufhalten. Alle wussten, wie dieser Ritter aussah. Da bräuchten sie den Priester nicht noch weiters auszufragen. Viel mehr fürchteten sie sich vor ihn, vor seiner Wut. Besonders dass der Priester sich so einfach mit dem Ritter anlegen konnte.

Jener blickte sich stetig um. Vielleicht traf er ihn noch einmal. Diesen Mörder. Aber so sicher war er sich nicht, jedoch würde er ihn noch einmal nicht so einfach davon kommen lassen. Nicht noch einmal...
 

Stundenlang ging er durch die Schluchten unter Geffen. Ab und an sah er Menschen, die ausgerutscht waren und sich gerade noch so am Felsen festhalten konnten. Als Priester natürlich half er ihnen hoch und schickte sie per Portal in die Stadt. Man konnte sehen, dass sie müde waren und nicht mehr richtig aufpassten. Doch auch er selbst war unheimlich müde und wünschte sich, endlich Doppelganger zu finden. Ob ihn schon jemand erlegt hatte? Ob er überhaupt noch lebte? Verdammt! Die Wahrscheinlichkeit, dass er tot war, war riesig! Immer weniger Menschen traf er; immer länger suchte er; immer öfters durchforstete er die dunklen Ecken de Ebene.

Wütend trat er gegen einen Stein, welcher daraufhin zerbrach. Recht leise krachten die Steinbrocken auf den Boden, bevor der feine Staub sich darauf legte.

Kurz verharrte der Dunkelhaarige, schloss seine Augen und ließ seine Arme sinken. Er hatte es wahrscheinlich versiebt. Doppelganger war nicht hier. Nicht mehr. Tot war er wahrscheinlich. Doch wenn er nur ein Zeichen dessen sehen würde! Dann würde er aufgeben und sich endlich ein Gasthaus suchen gehen.

Leise fluchte er, bevor er sich nach und nach wieder beruhigte. Diese Prüfung hatte er angenommen, also musste er sie auch bestehen. Alleine jedoch war es so gut wie unmöglich! Immerhin musste er Doppelganger töten; und das schnell. Nur eine Woche hatte er Zeit. Und in dieser Woche würde er vielleicht einmal wieder auferstehen. Wenn nicht sogar noch später. Von dieser Prüfung hing alles ab. Einfach alles.

“Bewahr die Ruhe, Eto. Nicht in Panik geraten. Er wird schon noch leben”, flüsterte er zu sich selbst, hielt noch immer die Augen geschlossen.

Selbst als er ein leises Geräusch hinter sich hörte, blieb er so stehen, spitzte nur seine Ohren. Doch nun hörte er nichts mehr, außer den Wind, der hier durchzog. Ein leises Pfeifen, wie eine Warnung. Etwas in seinem Magen drehte sich um. Ihm wurde unglaublich schlecht. Seine linke Hand wanderte zu seinem Bauch. Ihm war nun nicht nur übel, sondern dieser fing nun auch an zu schmerzen. Langsam öffnete er seine Augen und blickte hinab zu seiner Hand, an welcher er Blut sah. Ein Würgen musste er unterdrücken, hielt sich nun auch den Mund zu, damit er sich nicht einfach übergab. Sein Körper begann zu zittern, als er sich umdrehte und in zwei dunkelrote Augen blickte. Ein kalter Atem streifte seine Haut.

Wie erstarrt stand der Priester dort. Sekundenlang. Man könnte meinen, eine Ewigkeit verging, bis er langsam nach hinten wich und bis seine rechte Hand seinen Stab fester umfasste. Immer weiter wich er zurück, merkte jedoch bald, dass er direkt am Abgrund stand. Nun erkannte er auch die Person vor sich, die langsam näher kam. Es war dieser verdammte Ritter, der schon zuvor versucht hatte, ihn zu töten.

Eto versuchte, sich zu heilen. Doch es gelang ihm nicht. Seine Kraft schien wie versiegt, wie verschwunden. Geschockt sah er zu dem Schwert des anderen hinab, von welchem noch Blut tropfte. Sein Blut...

“Stirb”, hörte er ihn raunen, bevor er sein Schwert erhob und ausholte.

“Pater.. noster qui in caelis es”, sprach der Priester leise und schloss seine Augen. Davonkommen konnte er nicht mehr. Angreifen konnte er nicht mehr. Dazu reichten seine Kräfte nicht, nicht mehr, seitdem er sich so unglaublich schwach fühlte, seitdem er das Blut an seinen Händen gesehen hatte. “Sanctificetur nomen tuum ... Adveniat regnum... tuum, fiat ...voluntas tua, sicut in caelo, ... et in terra. Panem nostrum ... superstantialem da nobis hodie ... et dimitte nobis debita nostra ... sicut et nos dimittimus debitoribus ... nostris... Et ne nos inducas in tenta ... tentationem sed libera nos ... a ma...malo ... a...ame...amen...“

Langsam wurde ihm angenehm warm, spürte er weder den Wind noch den Schmerz. Noch einen Schritt ging er zurück und spürte die bodenlose Tiefe unter sich, bevor er zu fallen begann.

“Sorry, Schwe-Schwester”, hauchte er leise, wobei er leicht seine Augen öffnete.

Was sie nun machen würde, ohne ihn? Sicherlich wütend auf ihn werden, weil er nicht gekommen war. Oder war sie besorgt um ihn? Leise seufzte er und umfasste fester seinen Stab. Wenigstens war sie nicht mehr hier, konnte nicht von diesem Ritter verletzt werden. Wenigstens etwas. Aber was, wenn sie ihn suchen würde? Hoffentlich tat sie das nicht!

Und wenn doch? Angst stieg in ihm hoch. Was, wenn seine Schwester dann genauso sterben würde? Würde sie genauso sterben wie nun er? Würde es ihr genauso ergehen?

Noch bevor er eine Antwort darauf fand, wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.
 

~†~ ... to be continued ~†~

Tenth Chapter - Captured

~†~ Tenth Chapter - Captured ~†~
 

Leise klopfte es an der dunklen Holztür. Ein Gähnen war von drinnen zu hören. Schritte, leise Schritte. Ein Flüstern. Man hörte Metall auf Holz scharren.

Plötzlich öffnete sich die Tür und eine junge Dame mit roten Haaren blickte hinaus.

“Ach, du bist es”, stellte sie verwundert fest. “Komm rein. Ich entschärf nur schnell die Fallen.”

“Warum so vorsichtig?”, fragte ihr Gast sie verwirrt, bevor er eintrat und seine blauen Haare zu einem Zopf zusammenband. “Meinst du, hier im Gasthaus fällt dich jemand an und klopft noch vorher?”

“Verdammt! Halt die Klappe!”, schrie die Rothaarige den jungen Zauberer an. Dabei warf sie sich ihren Mantel über, nahm ihre Tasche und packte geschwind die entschärften Fallen ein.

Schmunzelnd schüttelte der Blauhaarige seinen Kopf, während er ihr aus dem Gasthaus folgte. “Wohin willst du?”

“Wohin? Das fragst du noch?” Kurz lachte sie auf, bevor sie grinsend ihren Kopf schüttelte. “Hast du nicht von dem Kopfgeld von Doppelganger gehört? Das holen wir uns heute!”

“Bist du vollkommen verrückt?! Wir schaffen den nicht alleine!”, warf er ein und sah sie geschockt an, doch sie grinste einfach nur und zog die Kapuze ihres Mantels tief ins Gesicht.

“Warum sollten wir ihn nicht schaffen? Wir warten einfach, bis jemand ihn fast zu Tode geprügelt hat und dann kommen wir. So einfach ist das.”

Fassungslos sah er zu seiner Gefährtin, doch warum war er so geschockt? Das passte total zu ihr. Wie hatte sie es so zur Attentäterin geschafft? Nur durch seine Hilfe. Und er schuldete es ihr noch immer. Am liebsten würde er wieder zu seinen Freunden, doch wo sie waren, wusste er nicht. Auch ob er sie erkennen würde und wie sie reagieren würden, war ihm ein Rätsel. Ob sie ihm verzeihen würden, nachdem er einfach so gegangen war? Langsam senkte er seinen Blick, bevor er seinen Mantel enger um sich zog.

“Ist dir kalt?”, hörte er die Rothaarige neben sich.

“Du hast doch selbst den Mantel um dich.”

“Aber ich bin nicht so verfroren wie du.”

“ICH BIN GAR NICHT VERFROREN!” Wütend blickte er sie an und beschleunigte seine Schritte rapide. Innerlich fluchte er, blendete sie nun einfach aus. Sollte sie doch machen, was sie wolle! Sein Problem war das nicht.

“..ron.. Kiron! Wir müssen hier rein! KIRON!!!”

Der Gerufene erschrak und fuhr herum. Dass er schon längst am Turm vorbei war, hatte er nicht gemerkt. Rasch ging er zu ihr und folgte ihr in den Turm hinein. Gut fühlte er sich dabei nicht. Wenn sie irgendetwas falsch machte, musste er sie retten ... Leider. Der Zauberer mochte die Assassin nicht. Ständig machte sie ihn nieder und beleidigte ihn. Verdammte Schuld!

Während er sich seiner Wut hingab, führte sie in den Untergrund. Tief gingen sie, hatten dabei auch keine Probleme. Es war so, als gebe es auf den verschiedenen Ebenen keine Monster mehr. Was war hier nur los? Selbst die anderen Abenteurer, die sie trafen, wunderten sich darüber. Niemand schien eine Antwort darauf zu haben. Deswegen waren sogar viele Professoren hier unten, um das zu erforschen. Vielleicht lag es an Doppelganger, doch sonst, immer wenn er erschien, war dies nicht so. Nein, die Monster waren normalerweise sogar noch aggressiver als sonst, wenn er erschien, und sie waren nicht einfach verschwunden. Verwundert und nachdenkend folgte er der Assassin in das tiefe Gewölbe unter den Turm. Warum diesen Eingang nie jemand verschlossen hat, war ihm auch ein Rätsel. War dieser Ort wirklich so gut zum trainieren? Wohl eher kaum. Besonders wenn solch mysteriöse Vorfälle geschahen.

Unten angekommen, sah sich Maya mit höchster Aufmerksamkeit um. Hier schien niemand mehr zu sein. Selbst Spuren von Abenteurern waren nirgends zu erkennen. So langsam wurde selbst IHR das alles unheimlich. Und ihre Taktik würde auch nicht aufgehen. Sie musste unbedingt eine Gruppe finden, der sie sich anschließen könnten. Anders würde das alles sonst nichts bringen. Alleine kämen sie nie gegen Doppelganger an.

“Hey, da kommt jemand”, flüsterte der Blauhaarige leise, während er etwas zu beobachten schien.

Nun folgte auch ihr Blick dem seinen und sie konnte einen Ritter und einer silbernen Plattenrüstung erkennen. Verwundert blickte sie ihn an, da er alleine war und auch ziemlich unvorsichtig schien, denn immerhin achtete er nicht auf seine Umgebung. Zumindest schien dies so. “Wer bist du?”, rief Maya zu ihm, doch er blickte sie nur aus dunkelroten Augen an und ging weiter auf sie zu.

“Lass uns gehen. Wenn er nicht reden will”, schlug der Zauberer vor und drehte sich um, wollte gerade gehen, als er einen Zug neben seinem Kopf spürte und dann den Schmerz an seiner Wange. Warmes Blut lief diese herunter, war die Wunde jedoch nicht sonderlich groß. “W-Was..?” Langsam drehte er seinen Kopf zurück, bemerkte, dass der Ritter sein Schwert nach ihm geworfen hatte und nun ein neues zog. Panik kam in ihm hoch, weiteten sich seine Augen und starrte er den Ritter unverwandt an. Doch nach wenigen Sekunden fasste er sich wieder, wollte gerade Maya etwas zurufen, als er merkte, dass sie schon längst weggerannt war. Innerlich fluchte er, merkte nun, wie nahe er ihm war. Rasch zauberte er eine Eiswand zwischen sich und ihm, bevor auch er zu rennen begann.

Kurz vor den Treppen blickte er noch einmal zurück, sah, wie der Ritter einfach durch seine Eiswand durchlief, als sei diese gar nicht erst existent.
 

Der Himmel war wolkenverhangen, wirkte Geffen nun düsterer als sonst. Der große Magierturm warf einen großen Schatten über die Stadt. Jeden Moment drohte ein Gewitter loszugehen.

Es war nur wenig los, ging kaum einer aus dem Haus und selbst die Händler stellten ihr Geschäft ein. Nur unsere kleine Gruppe verließ das Gasthaus und wollte - trotz des schlechten Omens - in den Keller des Turmes gehen und dort weiter trainieren. Auch wenn sie nun nicht mehr so weit hinab steigen würden, würde es sich für sie schon lohnen, da sie auch noch bestimmte Gegenstände von hier brauchten, die nur diese Monster verloren.

Gerade wollten sie hinabsteigen, als ihnen eine aufgebrachte Assassine entgegen kam. Ihr standen Schweißtropfen auf der Stirn und ihr Haar war schon ganz genässt, sowie ihre knappe Kleidung.

“Geht nicht da runter! Doppelganger, er wird euch umbringen! Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er kann die Ebenen wechseln. Er folgt mir! Geht schnell wieder hoch! Er ist zu stark für euch!”, sagte sie keuchend, während sie an ihnen vorbei hinaus rannte.

Verwirrt sahen sie ihr hinterher, doch waren sie auch besorgt und sahen die Stufen hinab. Würde er nun wirklich kommen? Das konnte doch nicht möglich sein. Hatte sie etwa gelogen? Doch warum sollte sie das? Sie hatte keinen Grund dazu. Kurz zweifelten sie, ob sie ihr glauben sollten, doch hörten sie von unten schon schwere Schritte. Sami schluckte kurz, bevor sie Fins Hand nahm und zu rennen begann. Lange konnte sie aber nicht rennen, da sie kurz darauf gegen jemanden prallte, der nach hinten wankte. Die Händlerin selbst fiel nach hinten um und nahm ihre Freundin mit sich, welcher erschrocken aufschrie.

“Sie sind stürmisch heute”, hörten sie eine vertraute Stimme sagen. Als sie hinaufblickten, erkannten sie auch die Schützin und ihre Freundin, gegen die sie eben gerannt waren.

“Komm, ich helf dir auf”, bot die Braunhaarige der Händlerin ihre Hilfe an, welche diese auch dankend annahm.

“Wir müssen weg!” Caren schien sehr aufgeregt zu sein und blickte oft nach hinten. Die Schritte wurden nämlich immer lauter.

“Doppelganger, ich weiß”, flüsterte Aurora, wobei sie kurz ihren Kopf senkte und dann nach ihrem Stab griff, der nur aus Knochen bestand. “Geht zurück. Wir versuchen, ihn aufzuhalten. Eigentlich sollte bald noch jemand kommen.”

“Dass wir euch immer retten müssen”, scherzte Luna lachend und ergriff ihren Bogen und silberne Pfeile, welche sie einlegte.

“Tut uns Leid”, murmelte Fin verlegen. “Wir-”

“Jetzt macht euch schon weg! Ihr könnt ja nichts dafür, dass ihr in so was rein lauft.” Kurz sah die Schützin zu ihnen, bevor sie sich Richtung Treppen wandte.

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen, nickten nur kurz und verschwanden dann nach draußen. Dennoch machten sie sich Sorgen um die beiden, denn sie wussten, dass ihr Gegner nicht einfach zu besiegen war. Er war schnell, treffsicher und stark. Sozusagen der perfekte Schwertkämpfer. Zudem war er mit normalen Waffen nicht zu treffen, da seine geisterhafte Aura dies verhinderte. Ob sie es schafften? Am besten holten sie Verstärkung. Wenn sie jemanden finden würden.
 

“Wir sind verloren”, scherzte Luna grimmig und blickte zur Treppe.

“Ich weiß”, bestätigte ihre Freundin und seufzte leise.

Der Falke setzte sich auf ihre Schulter und blickte die Priesterin an.

“Vielleicht kommt ja jemand und hilft uns”, meinte Aurora, wobei sie nicht sehr zuversichtlich war. Dabei streichelte sie dem Falken über den Kopf und lächelte leicht. “Wenn wir sterben, werden wir uns im Himmel wieder sehen.”

“Du glaubst immer noch daran?”

“Natürlich. Gott wird mit uns sein. Er wird uns nach dem Tode nicht im Stich lassen. Selbst dich nicht, obwohl du nicht an ihn glaubst.” Die Priesterin klang mehr als sicher, glaubte sie einfach daran. “Immerhin liebt er uns alle und schenkt uns sogar seine Kraft.”

Seufzend schüttelte die Braunhaarige ihren Kopf, bevor sie sich kurz umdrehte. “Ich kann stundenlang mit dir darüber diskutieren und du änderst nie deine Meinung.”

“Warum auch? Es ist meine Berufung.” Lächelnd sah sie ihre Freundin an, ließ nun den Falken wieder zu ihr fliegen. “Achtung, er kommt”, sagte sie plötzlich und fing an, die Schützin mit ihren Zaubern zu unterstützen.

“Dann geben wir mal unser bestes.” Mit diesen Worten spannte Luna ihren Bogen und zielte auf den Abstieg, wo sie nun einen Ritter hinaufkommen sah.

“Möge unser Herr mit uns sein und uns schützen”, flüsterte die Priesterin im Gegenzug leise vor sich hin, murmelte sie dann weiter solche Parolen.
 

Wie immer führte Caren die kleine Gruppe an, während sie durch die Stadt liefen und nach Hilfe suchten. Dies erwies sich als schwierig, da die Wachen ihren Posten nicht verlassen würden und sie auch keine Abenteurer auf den Straßen fanden. Es war vollkommen sinnlos...

“Vielleicht sollten wir zurück und ihnen helfen”, schlug Sami leise vor, wobei sie sich selbst nicht sicher war, ob dies überhaupt eine gute Idee war.

“Dann sind wir ihnen nur im Weg”, warf Senri ein, der kurz zu Fin lugte und dann wieder Sami anblickte.

“Aber..!”, wollte sie ihm widersprechen, doch ihr fiel nichts ein. Sie konnten die beiden doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen! Was er sagte, leuchtete ihr zwar ein, doch noch immer wollte sie zurück und ihnen helfen.

“Beruhig dich, Sami”, flüsterte die Akolythin ihrer Freundin zu, bevor sie ihr kurz über die Schulter strich. “Wir können nichts tun. Auch ich würde gerne zurück und ihnen helfen.”

“Wem helfen?”, wurden sie plötzlich gefragt. Sofort drehten sie sich um und blickten den Jäger an, dessen blonde Haare über sein Gesicht fielen. Sein dunkelbrauner Falke saß auf seinem Arm, während der Blonde zu den vieren lief. “Warum ist es eigentlich so leer hier? Kaum komm ich nach Geffen, herrscht hier eine Totenstille.” Kurz blickte er sich um, wobei seine Hasenohren, die an einem Haarreif befestigt waren, umherwippten. Der Grashalm, den er wie eine Zigarette im Mund hatte, schien bei jeder Silbe hinab zu fallen, jedoch blieb er wie festgeklebt im Mund. “Was ist? Hat es euch die Sprache verschlagen?”, fragte er nun breit grinsend, bevor er zu Caren ging und ihre Hand nahm. Sanft küsste er diese, ließ sie dann los und blickte zu den anderen.

Caren schlug rot an, als er das tat, sah sie dann zur Seite und wich ein paar Schritte zurück.

“Wir.. Hilfst du uns?”, fragte die Händlerin und blickte ihn unerschrocken an. “Wir brauchen deine Hilfe! Unsere Freunde sind in Gefahr!”

“Wo denn?”, fragte er neugierig, sah noch mal kurz zu Caren.

“I-Im Turm.”

Noch bevor sie weiter sprechen konnte, blickte er sie ungläubig an und hob seine Augenbrauen. “Meinst du, wir kommen da noch rechtzeitig? Was krieg ich eigentlich für die Hilfe? Wohlhabend seht ihr ja nicht aus.”

“Ja und?!” Senri ging nun einige Schritte auf ihn zu, war er nun ziemlich wütend. Was war das für ein Typ?! Er verlangte Geld von Leuten, die in der Not war, um ihnen zu helfen! Würde er sie etwa sterben lassen, wenn er nichts bekam?! “Was bist du für einer?! Verdammt! Wir brauchen deine Hilfe und das einzige, was dich interessiert, ist Geld?!”

“Nein, nicht nur Geld”, erwiderte der Jäger schmunzelnd. “Ich werd euch helfen. Im Turm, sagtet ihr? Welche Ebene?”

“Gleich am Anfang.”

“Am Anfang? Gegen so ein paar Pilze? Was für Freunde habt ihr denn?” Leise lachte er, während er Richtung Magierturm ging. “Ihr solltet mit ihnen am besten an einen anderen Ort gehen. Vielleicht vor Payon, wo sie sich mit ein paar lausigen Bäumen rumschlagen können.”

“Du hast doch keine Ahnung!” Senri sah ihn funkelnd und wütend an, ballte er seine Hände zu Fäusten. Wenn sie ihn nicht brauchen würden, würde er ihn verprügeln. Zumindest würde er dies versuchen und wahrscheinlich selbst verprügelt werden.

“Wer hat hier mehr Erfahrung? Wohl doch eher ich.”

Fin versuchte ihren Freund zu beruhigen, hielt sie nun auch seine Hand und sprach leise auf ihn ein. Natürlich wusste er, dass sie recht hatte, dass er den Jäger nicht unnötig reizen und ihn gar am Ende umstimmen sollte, doch was dieser tat, machte ihn einfach nur wütend. Unglaublich wütend.

Eleventh Chapter - Resurrection

~†~ Eleventh Chapter - Resurrection ~†~
 

Alles war dunkel. Überall schwarz.

Stille. Vollkommene Stille.

Wo war er nur? Schwebte er?

Langsam öffnete er seine Augen. Alles um ihn herum war leer. Absolute Leere. Seine Augen schmerzten, als er sich umsah. Selbst sein ganzer Körper schmerzte. War er tot?

Plötzlich merkte er, dass er nackt war, erschrak dabei.

“Keine Angst”, hörte er eine weibliche Stimme in seinem Kopf, wodurch sich seine Augen weiteten. “Eto, schließ wieder deine Augen. Konzentrier dich einfach auf deine Gefühle. Du wirst es schon spüren. Vertrau mir.”

Doch so recht vertraute er dieser Stimme nicht. Aber was sollte er sonst tun? Hier weiter verweilen, hier vergammeln? Würde er hier sonst raus kommen? Sicher war er sich nicht. Wem gehörte diese Stimme überhaupt? Einer Frau, das war ihm klar. Doch welcher Frau; konnte er ihr glauben? Woher kam die Stimme? So viele Fragen waren in seinem Kopf, die er nicht beantworten konnte.

“Warum zögerst du, mein Schützling? Misstraust du mir? Ich verstehe. Vertraue mir nur einmal, dann zeige ich mir dir, dann beantworte ich dir all deine Fragen.”

Ob er seine Augen schließen konnte? Sicher war er sich noch nicht. Diese Stimme war ihm nicht geheuer. Doch was sollte er sonst tun, außer ihr zu vertrauen. Deswegen schloss er nun die Augen, wartete ab. Irgendetwas geschah. Das spürte er. Am liebsten würde er nachsehen, doch durfte er seine Augen nicht öffnen. Jetzt konnte er keinen Rückzieher machen. Wie würde er dann nur wirken? Wie ein Feigling! Deswegen würde er ausharren, würde keinen Rückzug machen. Zu verlieren hatte er eh nichts mehr, war er eh tot, denn so einen Sturz konnte man nicht überleben. Selbst nicht einmal mit Magie.

“Vater, was wird nun aus mir?”, flüsterte der Priester, als in ihm eine ungewöhnliche Wärme aufstieg, von seinem Herzen ausgehend.

Plötzlich spürte er Boden unter sich. Der Schmerz war mit einem Mal verflogen. Blumenduft stieg in seine Nase. Eto konnte Bewegung hören. Schritte. Blätterrascheln. Unter seinen Fingern konnte er Gras spüren. Anscheinend war er auf einer Wiese. Tiere konnte er keine hören.

“Öffne ruhig deine Augen”, hörte er die Stimme sagen. Sie war direkt neben ihm.

Langsam öffnete der Dunkelhaarige seine Augen und blickte umher. Er war wirklich auf einer Wiese, jedoch waren vereinzelt auch Büsche und Blumen zu sehen. Tulpen, Schneeglöckchen und andere ihm unbekannte Blumen. Dass diese so stark dufteten, konnte er nicht glauben. Plötzlich merkte er, dass er stand, ging nun sein Blick auch zum Ursprung der Stimme.

Eine junge Frau mit spitzen Ohren stand neben ihm. Ihr seidenes, silbernes Haar fiel ihr über die Schultern und Brüste. Die Haarspitzen waren bräunlich gefärbt. Ihr recht schmales Gesicht wurde zur Hälfte von ihren Haaren verdeckt, wobei dies bei ihrem schönen Gesicht schade war. Denn ihre Augen leuchteten in einem tiefen Blau, hatten ihre Lippen die Farbe von reifen Kirschen. Was den Priester erstaunte, war, dass sie einige Zentimeter größer als er war und er zu ihr hinaufblicken musste, um ihr Gesicht zu sehen. Dabei war er selbst doch recht hoch gewachsen.

Als er an ihr hinabblicken wollte, spürte er ihre kühlen Fingerspitzen an seinem Kinn, wie sie sein Gesicht anhoben. Sie blickte direkt in seine Augen.

“Nun stehe ich vor dir, mein kleiner Priester. Du scheinst überrascht zu sein. Habe ich deine Erwartungen enttäuscht? Oder gar übertroffen?”, sprach sie mit sanfter Stimme, während sie ihn beäugte. In ihren Augen konnte sich Eto wortwörtlich verlieren, wenn da nicht all diese Fragen wären, die ihm auf der Zunge brannten.

“Nun will ich dir deine Antworten geben, doch nicht alles werde ich dir beantworten. Fangen wir mit dem Größten an. Wer bin ich? Eine Elfe? Nein, deine Gedanken gehen in die falsche Richtung. Auch eine Frau bin ich nicht, obwohl ich doch die Gestalt einer Frau habe. Dir mag ich als Frau erscheinen, doch deiner Schwester würde ich als Mann gegenüber treten. Du lässt dich viel zu sehr von Erscheinungen täuschen. Du musst lernen, mit dem Herzen zu sehen. Spüre, wer ich bin. Du kennst mich. Du sprichst täglich mit mir, mein Schützling.”

Als sie dies sagte, weiteten sich seine Augen. War sie es? Die Person, das Wesen, welches täglich, eigentlich immer bei ihm war. Das konnte nur einer sein, doch... Er war doch ein Mann und keine Frau! Das konnte nicht sein, das glaubte er nicht. Er wollte seinen Blick senken, wollte sie mustern, sie vollständig erblicken, sich überzeugen, dass sie eine Frau war, doch sie hielt ihn auf.

“Vertrau mir, so wie du mir bis jetzt auch getraut und vertraut hast.” Sanft, verstehend sprach sie zu ihm. “Sprich es nicht aus, sprich meinen Namen nicht aus. Du musst nur daran denken. Ich werde dich hören, wenn du mich rufst und brauchst.”

Starr stand der Priester dort, konnte ihren Worten nicht glauben. Alles, woran er glaubte, sollte nun falsch sein? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Das glaubte er nicht.

“Ich weiß”, flüsterte sie und legte kurz ihre Hände auf seine Schultern, bevor sie sich umdrehte und langsam wegschlenderte. “Du wirst gleich wieder erwache. Beende deine Prüfung und wir werden uns wieder sehen.”

Plötzlich wurde es schwarz um ihm herum und der Schmerz fuhr in ihn zurück. Kurz schrie er auf, bevor er sein Bewusstsein verlor.
 

Als er wieder erwachte, schlug er seine Augen auf und sprang förmlich auf. Doch zuerst wankte er, spürte er seine Beine kaum. Sein Körper schmerzte kaum noch, dafür fühlte er sich unglaublich schwach, als wäre er stundenlang gelaufen.

Wo war er eigentlich? Rasch und sorgfältig blickte er sich um. Er war irgendwo unter Geffen, in der untersten Ebene. Diese Gegend kannte er nicht. So tief konnte man normal nicht hinabsteigen. Die Magiergilde versiegelte die Treppen normalerweise, da hier zu mächtige Monster hausten, die bis jetzt niemand bezwingen konnte. War er hier hinab gefallen, hier gelandet? Und warum waren hier keine Monster? Es war alles leer. Nur ab und zu erhellten Irrlichter den Weg.

Der Priester hörte ein leises Pfeifen. Der Wind zog unaufhörlich durch die Ebene; ein eiskalter Wind. Seine Schritte führten ihn über den lehmigen Boden. Tropfen hatten sich auf den Felsen gebildet, die in die Höhe ragten.

Leicht fror der Priester, zitterte er ein wenig, ohne es zugeben zu wollen. Kleine Eiskristalle bildeten sich auf seiner Priestertracht, während er umher irrte. Irgendwo musste es doch nach oben gehen. Das konnte doch nicht sein! Ging es hier denn nirgends hinauf? Oben gab es doch Treppen nach unten! Warum endeten sie hier nirgends? Das konnte doch nicht sein.

So langsam begann Eto zu verzweifeln. Für ihn erschien es aussichtslos, einen Weg nach oben zu finden. Er hatte schon die ganzen Wege abgelaufen. Übersehen hatte er doch nichts. Und wenn doch? Resigniert seufzte er. Das hieß, alles noch mal abzusuchen. Das konnte ja heiter werden...
 

“Warum ist hier nichts?!”

Stundenlang war der Priester herumgeirrt und hatte keinen Weg nach oben -zurück- gefunden. Es schien aussichtslos. Was brachte es ihm, am Leben zu sein, wenn er hier elendig sterben würde?

Erschöpft ließ er sich nieder und sah in die Schwärze hinauf, wo ab und an ein paar rote Lichter leuchteten. Seufzend fuhr er sich durch sein kastanienbraunes Haar, bevor er die Augen schloss. Sofort sah er silbernes Haar vor seinem inneren Auge. Ob er ihren Worten Glauben schenken konnte? Sie wusste so vieles, hatte direkt in sein Herz gesehen. Der einzige Zweifel, der ihn plagte, bestand aus ihrem weiblichen Körper, welchen er klar und deutlich vor sich sah. Sie konnte auch der Teufel sein, der ihn zu verführen versuchte. Da kamen ihm wieder ihre Worte in den Sinn, dass sie seiner Schwester als Mann erscheinen würde.

Urplötzlich flammte sein Beschützerinstinkt auf und er wurde wütend. Wenn dieses Wesen es auch nur wagte, irgendwie seine Schwester zu verführen, dann würde er diesem Wesen alles mögliche antun, was er zu tun vermochte. Egal, was es war und ob es wirklich sein Herr war, an den er eigentlich glaubte. Da machte er keine Ausnahme, bei niemandem.

“Dein Beschützerdrang wird dir irgendwann das Leben kosten.”

Sofort schlug Eto seine Augen auf und sah zu der Frau hinauf.

“Du hast an mich gedacht, jedoch gefallen mir deine Vorwürfe ganz und gar nicht. Natürlich sollst du skeptisch sein, doch nicht mir gegenüber.” Leicht lächelte sie und strich sich das Haar hinter die Ohren, was beide ihrer Augen freigab. Ihr anderes Auge, was sie bis jetzt immer versteckt hatte, war ein dunkles grün, was ganz und gar nicht zu ihrem blauen Auge passte. “Was deine Schwester betrifft: Wenn sie es will, gib ich es ihr. Ich werde ihr Erlösung verschaffen.”

“Nein!”, schrie der Priester und funkelte sie böse an. Langsam stand er auf und baute sich bedrohlich vor ihr auf, obwohl sie größer war.

“Wie gesagt, dein Schwesterkomplex bringt dich irgendwann um. Du kannst nicht über ihr Leben bestimmen. Sie entscheidet selbst.”

“Hier nicht!” Leise knurrte er und griff nach seinem Stab. “Selbst wenn du unser Herr sein solltest.”

Glockenhell lachte sie, bevor sie ihn wieder anlächelte. “Wenn du ihr gutes willst, gib ihr eine gewisse Freiheit. Aber wenn du sie so sehr beschützen willst, solltest du langsam wieder nach oben gelangen. Vertraue mehr deinen Gefühlen und nicht deinen Augen. Du lässt dich viel zu leicht täuschen. Diese Aufgabe prüft nicht deine Macht, sondern deinen Glauben. Im Glauben ist deine Schwester viel mächtiger.” Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in der Dunkelheit.

Aufhalten tat Eto sie nicht. Das würde er wahrscheinlich gar nicht schaffen. Leise knurrend blickte er ihr nach. Als ob er nicht wüsste, was für seine Schwester besser war. Sie konnte das doch noch gar nicht selbst entscheiden. Wenn ihr jemand auch nur zu nahe käme...

Aber um das zu verhindern, musste er erst einmal nach oben gelangen. Was hatte sie gesagt? Auf die Gefühle vertrauen. Nicht auf die Augen. Gab es hier etwa eine Illusion? So wie es sich anhörte, wahrscheinlich. Also schloss er seine Augen und begann einfach zu laufen. Den Weg würde er so schon finden, da war er sich sicher. Er musste einfach nur vertrauen. Vertrauen und glauben.

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Wo war er nur? Alles war dunkel.

Ach ja, genau. Dieser Ritter hatte ihn bei den letzten Treppen eingeholt. Es ging zu schnell. Zu schnell hatte er sein Schwert in der Brust gehabt, war gestorben. Also war das hier der Tod. Zumindest das danach.

Neugierig sah er sich um. Wirklich überall Schwärze, ein schier endloses Nichts. Er konnte es nicht glauben. Maya hatte ihn einfach im Stich gelassen, ihn sterben lassen. Aber was hatte er denn von der Assassine erwartet? Dass sie ihn retten würde, ihm helfen würde? Wohl kaum. Denn so ein Mensch war sie einfach nicht. Nein. Er hatte auf andere Hilfe gehofft. Andere Abenteurer. Vielleicht, dass ihm die Flucht doch gelang. Irgendetwas von beidem war es wohl gewesen. Doch beides war nicht eingetroffen. Und nun war er hier. Im Nichts.

Tolle Aussichten, wenn man bedenkt, dass er gerade mal achtzehn Jahre jung war und noch sein ganzes Leben vor sich hatte. Er hatte noch so vieles vor gehabt. Und nun konnte er gar nichts mehr von dem machen. So vieles bereute er. Hätte er es ihr doch nur damals gesagt, als er sie beobachtet hatte. Wäre er doch nur auf sie zugegangen. Oder hätte er sie am besten gar nicht erst verlassen. Dann wäre das alles nicht passiert. Doch er war so wütend gewesen, unglaublich wütend, dass er gar nicht an die Konsequenzen gedacht hatte.

Und nun war er hier, tot, alleine, zurück gelassen und voller Reue. Vorsichtig machte er einen Schritt und wunderte sich, dass er auf festen Boden trat, obwohl es sich dennoch so anfühlte, als würde er fallen. Ein merkwürdiges Gefühl, auf dem Boden zu laufen, dennoch aber das Gefühl zu haben, zu fallen. Wieder machte er einen Schritt und dann einen weiteren. Ob es hier raus ging oder ob er hier nun ewig alleine war? Würde er ewig hier herumirren? Dann würde er vollkommen verrückt werden. Zwar hatte er immer die Einsamkeit gesucht, doch hatte er auch immer eine riesige Sehnsucht zu einer bestimmen Person gehabt.

“Hey!”, hörte er jemanden hinter sich rufen. Sofort fuhr er herum und seine Augen weiteten sich. Er war doch nicht alleine hier.

Etwas weiter entfernt war ein braunhaariger Hohepriester, der auf ihn zugelaufen kam. War das eine Einbildung? Es hieß doch immer, dass Hohepriester nicht getötet werden konnten. Und der hier sah alles andere als alt aus. Und das erstaunte ihn noch mehr. Es gab so gut wie keinen jungen Hohepriester. Also konnte das hier doch nicht sein. Das war eindeutig eine Einbildung.

“Hallo? Was siehst du mich so an?” Kurz lachte der Priester auf und schüttelte den Kopf. “Komm, nimm meine Hand.” Er stand direkt vor ihm, streckte ihm seine Hand entgegen.

“Was passiert dann?”

“Du kommst hier weg”, antwortete der Braunhaarige grinsend. “Und wir zeigen diesem Ritter, dass er nicht mit uns machen kann, was er will.”

Das Wort ‘Ritter’ war der Punkt, an dem der Blauhaarige die Hand des anderen ergriff und nickte. Doch wenige Sekunden später bereute er es, da ein heftiger Schmerz seine Brust durchdrang und er kurz nur schwarz sah, bevor er das Gesicht des Hohepriesters über seinem sah. Welcher ihn mit einem dicken Grinsen begrüßte: “Willkommen zurück bei den Lebenden.”

“Was..?” Zu mehr war Kiron momentan nicht imstande und sah sich um. Er war wieder im Turm Geffens, lehnte gegen eine Wand. Nun sah er an sich hinunter, sah den Blutfleck auf seiner Robe, an seiner Brust. Vorsichtig betastete er die Stelle, spürte keinen Schmerz mehr.

“Ich hab dich vollständig geheilt.” Mit diesen Worten stand der Priester auf und hielt ihm erneut die Hand entgegen. “Komm, ich werde deine Hilfe gegen ihn brauchen. Mein Name ist übrigens Eto.”

“Kiron, danke..”

“Ich weiß.” Noch immer grinste er und zog ihn dann auf die Beine. “Frag lieber nicht nach, denn ich werde dir keine Antwort geben. Komm lieber mit, bevor er noch größeren Schaden anrichtet.” Mit diesen Worten setzte sich Eto in Bewegung, stieg die Treppen empor.

“Warte kurz!”, rief der Zauberer ihm hinterher, folgte ihm nur langsam.

Kurz drehte sich der Priester zu ihm um, sah ihn fragend an. “Was ist?”

“Kann ich dir trauen?”

Leise lachte er, drehte sich wieder um. “Das ist dir überlassen. Ich habe dich zurück ins Leben geholt, dich vollständig geheilt und hoffe einfach nur, dass du mir hilfst, diesen Ritter zu beseitigen. Es ist voll und ganz dir überlassen, ob du mir traust oder nicht.” Mit diesen Worten ging er einfach weiter.

Kurz nickte Kiron, bevor er ihm rasch folgte.

Twelth Chapter - Reunion

~†~ Twelth Chapter - Reunion ~†~
 

“Hinter dir!”, schrie Luna, während sie ihren Bogen herumriss. Dieser Ritter war verdammt flink. Viel zu flink für einen normalen Ritter. Und viel zu stark. Allein das bezeugte schon, dass es Doppelganger sein musste.

Die Priesterin fuhr erschrocken herum und konnte gerade so noch den Angriff mit ihrem Stab blocken, der nun bedrohlich zu knacksen begann. Dies ließ Aurora ihre Augen weiten und nach hinten zurück weichen.

“Verdammt”, knurrte die Schützen und ließ die Sehne ihres Bogens los.

Wie von ihr schon erwartet, wich Doppelganger dem Schuss ganz leicht aus. Diese Ausdauer und Schnelligkeit waren mehr als nur nervig. Wenn das so weiter ging, würden die beiden nichts ausrichten können. Wenigstens waren die Schwächeren geflüchtet und hatten hoffentlich die Stadtwache informiert. Denn ansonsten würde Doppelganger wohl in ganz Geffen Amok laufen.

Binnen weniger Sekunden war die Priesterin wieder hinter ihrer Freundin und sah kurz auf ihren Stab hinunter. Es fehlte nicht mehr viel und dann würde er zerbrechen. Kämpfen konnte sie damit nicht mehr, ohne ihn vorher reparieren zu lassen. Zumindest konnte sie damit noch zaubern und somit Luna helfen. Und das tat sie auch mit ihrer ganzen Kraft, wodurch sie Doppelganger immer wieder auf sich zog, denn als Priesterin war sie mit ihren heilenden Kräften zu gefährlich und vor allem könnte Luna so um einiges länger kämpfen. Denn ihre Verletzungen schlossen sich immer wieder, nachdem Doppelganger sie mit seinem Schwert getroffen hatte, egal wie tief und schwerwiegend die Wunde war. So musste Aurora selbst auch oft ausweichen oder die Schläge einstecken, denn mit ihrem Stab konnte sie nicht mehr effektiv parieren. Lange würde sie dies nicht aushalten, hatte sie selbst nie wirklich viel Zeit und Mühe in körperliche Weiterbildung gesteckt, sondern sich meist nu geistig fortgebildet.

Und genau das machte ihrer Freundin sorgen, denn sie konnte im Gegensatz zu der Priesterin die Leute nicht wieder von den Toten holen, konnte ihnen kein Leben einhauchen. So gab sie ihr bestes beim Kämpfen, wobei ihr schon der Schweiß von der Stirn rann und ihre Glieder langsam zu schmerzen begannen, und das obwohl sie noch nicht einmal eine halbe Stunde gekämpft hatten. Doppelganger saugte ihr ihre Kraft aus, so hatte sie es im Gefühl. Mit jeder Sekunde, mit der sie zunehmends schwächer wurde, schien er immer mehr an Kraft zu gewinnen. Und sein Grinsen machte sie schier wahnsinnig. Dieses Monster strotzte nur so vor Selbstvertrauen. Und genau das machte ihr Angst. Sie konnten ihn nicht besiegen, sondern nur aufhalten. Doch auf Hilfe war nicht zu hoffen, denn brauchbare Hilfe würde wohl so bald nicht kommen. Geffen war wie ausgestorben. Alle verkrochen sich in ihren Häusern und daran war einfach nur dieses unwohlige Gefühl schuld, welches wie ein Schleier über den Straßen Geffens hing. Hilfe würden die Jüngeren nicht finden, das bezweifelte Luna. Also würden sie hier aller Wahrscheinlichkeit nach sterben.

Leicht begann die Schützin zu zittern, als sie erneut einen silbernen Pfeil aus ihrem Köcher zog. Viele waren nicht mehr übrig. Und noch viel weniger würde sie wiederverwenden können. Die meisten waren - trotz des Silbers - zerborsten oder zerbrochen, wodurch diese wohl oder übel nachher in den Schmieden landeten, um zu neuen Pfeilen geschmiedet zu werden. Und das kostete Geld, besonders da sie die Federn nichtsdestotrotz entweder bezahlen oder anderweitig beschaffen müsste. Was ungefähr genauso sinnig war wie sich einfach neue Pfeile zu kaufen. Aber darüber brauchte sie sich keine Gedanken mehr zu machen, denn so weit würde es wohl nie wieder kommen.
 

„Bleibt am besten draußen“, schlug der blonde Jüngling vor und zog seinen Bogen vom Rücken. Sein Falke tapselte unruhig auf seiner Schulter umher und sah sich ständig um. Beruhigend strich der Jäger ihm durch sein Gefieder und ließ ihn dann auf seine rechte Hand klettern. Noch einmal sah er zurück zu der kleinen Gruppe. „Ich kann nicht für euer Leben garantieren.“ Mit diesen Worten drehte er sich zum Tor des Turms Geffens. Kurz atmete er durch und stieß dann das Tor auf. Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn erstarren. Die Eingangshalle war voller Blut und überall lagen Körperteile verstreut. Nur noch drei Menschen standen in der Halle. Zwei davon blutbespritzt, der dritte unnatürlich sauber und durchsichtig. Alle drei fuhren zu ihm herum.

„Renn!“, schrie die in den nun blutigen Roben gewandte Frau. „Flieh wenigstens du!“ In diesem Moment drehte sie sich wieder um, wich nur mit Mühen dem Schwerthieb des Durchscheinbaren aus.

Der erstickte Schrei hinter Chris befreite ihn aus seiner Starre. Hier spielte man mit dem Tod, die Gewinnchancen schwindend gering. Und dies war kein Ort für die Gruppe hinter ihm. Ein kurzer Schritt nach vorne, dann drehte sich der Jäger rasch um und verschloss das Tor, bevor die anderen reagieren konnten. Mit einem seiner Eisenpfeile verkeilte er es provisorisch. Das Hämmern von draußen überzeugte ihn, dass dies eine gute Idee gewesen war.

„Leb wohl, du schöne Welt“, flüsterte er und wandte sich wieder dem Kampf zu. Seine Finger glitten zu den Federn seiner Pfeile. Er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Diese Schattenhaftigkeit, dieses menschliche Äußere hatte nur ein Wesen in Geffen. Und gegen dieses kam er nicht an, selbst mit der Hilfe der beiden.

Leise schabte Silber auf Holz, als er den Bogen spannte. Sein Gegner schenkte ihm keine Beachtung. So zielte er sorgfältig, beobachtete die Bewegungen, die Aktionen und Reaktionen aller. Man sah deutlich, wer die Oberhand in diesem Kampf hatte und ihn beherrschte. Für Luna und Aurora war es ein Kampf auf Leben und Tot, für den anderen nur ein Spiel.

Ruhig hielt Chris den Pfeil, wartete auf den richtigen Moment. Noch einmal würde er nicht zielen können.

„Aus den Tiefen der Seele, stark und unerschütterlich im Glauben“, hörte der Jäger eine männliche Stimme im Raum. Seine Augen wanderten kurz umher, doch er konnte niemand neues erkennen. Und von Doppelganger waren diese Worte mit Sicherheit nicht, denn ihm kam die Stimme bekannt vor.

Völlig ruhig zielte er erneut, bevor er die Sehne los ließ. Der Pfeil schnellte vor. Das leise Pfeifen war kaum zu hören, doch es reichte dem Ritter aus, um sich im letzten Moment wegzudrehen. Das Silber durchschlug die Haut und das Schulterblatt seines Feindes, obwohl Chris auf sein Herz gezielt hatte. Ungläubig erkannte er, dass sein Feind zu bluten begann, ein sehr helles rot. Geisterwesen sollten nicht bluten, da sie keinen Körper besaßen, doch dieses Wesen schien anders zu sein. Und genau das bereitete ihm noch mehr Angst, denn durch diesen Treffer hatte er seine komplette Aufmerksamkeit. Rasch ließ er den Bogen sinken und machte sich bereit, auszuweichen. Ihm war die Gefahr bekannt und auch die hohe Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden. Die Devise hieß, so lange wie möglich zu überleben. Doch was würde ihm das bringen? Wahrscheinlich nichts mehr, weil er dann tot sein würde, aber es würde anderen helfen. Und vor allem Doppelganger schwächen. Das genügte ihm.

Alles verlief für ihn wie in Zeitlupe. Das Adrenalin schoss durch seine Adern, seine Finger begannen zu Zittern und kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Der Jäger sah den Schlag deutlich kommen, duckte sich zur Seite weg und rollte sich ab. Eigentlich hätte ihn der Schlag treffen müssen, da er sich zu langsam abgerollt hatte. Verwundert darüber, sah er hinauf. Sein Gegner schien nicht minder verwirrt zu sein. Nur eine Sekunde lang sah er zu Aurora. Sie schien ihn nicht geschützt zu haben,

Als er wieder zu seinem Feind sah, holte dieser schon wieder zum nächsten Schlag aus. Kurz bevor er wieder abermals abrollen konnte, sah er einen Schatten hinter dem fälschlichen Ritter. Dieser taumelte wenige Schritte zur Seite, als ihn ein hellschimmernder Stab traf. Ungläubig riss Chris die Augen auf.

„Du lässt deine Finger von allen!“, knurrte der Hohepriester, während er zum nächsten Schlag ausholte. Dieser wurde pariert, doch die Wucht drängte Doppelganger zurück. Man konnte förmlich Etos Wut spüren, sah man sie ihm an. Als sein Gegner vor ihm die Gestalt änderte, war er nicht überrascht. Die Gestalt des Priesters zu wählen, war eine kluge Entscheidung, denn so konnte sich niemand in den Kampf einmischen. Doppelgegner schien sich im Duell als Sieger zu sehen, doch da kannte er den Braunhaarigen noch nicht. Denn dieser war – im Gegensatz zu seiner Schwester – auf das Kämpfen spezialisiert. Und er würde gewinnen, musste gewinnen, denn sonst könnte er nicht einmal seine Schwester, geschweige denn die anderen, verteidigen.

„Eto...“, flüsterte Aurora leise und stellte sich neben ihre beste Freundin, die sich ihren blutigen Arm hielt. Sanft legte die Priesterin ihre Hand auf die Wunde. Ein wärmendes Licht umgab ihre Hand, als sie sie heilte.

Erleichtert atmete Luna aus, bevor sie ihre Hand auf die Schulter ihrer Freundin legte. „Er kriegt das schon hin.“

„Hoffe ich“, erwiderte die Rothaarige leise. Sie hörte ein leises Seufzen neben sich, bevor sie an sich hinunter sah. Am liebsten hätte sie geflucht, doch hielt sie sich zurück. Diese Robe würde sie wegschmeißen können, so blutgetränkt war sie.

„Beherrscht du nicht einen Zauber, der sich gegen Dämonen und Untote richtet?“, fragte eine dunkle Stimme links neben ihr, was sie zusammenzucken ließ. Der blauhaarige Zauberer sah sie wissend an, bevor er seinen Blick wieder auf die Kämpfenden richtete. „Zumindest können ihn manche Priester. Ich weiß nicht, ob du ihn beherrschst.“

Mit erstaunten Augen sah sie ihn an, bevor sie ihre Bibel aufschlug, die sie immer bei sich trug. „Wer bist du?“, fragte sie ihn leise, während sie das Buch Gottes aufschlug und darin blätterte. Sie hatte hier in dem Buch notiert, wie dieser Spruch ging, da sie selbst noch nicht die Möglichkeit hatte, ihn vollständig zu lernen. Ihr fehlte bis jetzt die Zeit und die Ruhe.

„Ich? Wie soll ich es ausdrücken? Ein verlorenes Schaf, welches von Eto wiedergeholt wurde.“

Kurz sah sie von dem Buch auf, sah ihn an, beobachtete ihn kurz. Das konnte nur eines bedeuten. Er war tot gewesen. Und ihr Bruder hatte ihn von den Toten wiedergeholt. Wurde er etwa durch Doppelganger getötet? Normalerweise belebte ihr Bruder nicht einfach so Fremde. „Du..“

„Nichts ist. Beeil dich lieber ein bisschen. Auch wenn er stark ist, es sieht nicht allzu gut für ihn aus.“

Ihr Blick schnellte zu ihrem Bruder und sie musste schlucken. Sie wusste, welcher von den beiden der richtige war und welcher nur der Gestaltenwechsler. Sie spürte es. Das Blut verband beide. Und obwohl ihr Bruder mit solch einer Kraft und Präzision angriff, hatte immer noch sein Gegner die Überhand. Und ewig würde er diesen Kampf nicht durchhalten. Rasch blätterte sie weiter durch die Bibel, bis sie eine freie Seite sah. Einmal blätterte sie zurück und las sich die rechte Seite durch.

Während des Kampfes bewegte sich der Jäger zu der zusehenden Gruppe. Dabei achtete er stetig auf den Kampf, wollte nicht, dass ihm plötzlich Doppelganger in den Rücken fiel. Denn das könnte seinen Tod bedeuten. Als er bei den dreien angekommen war, grüßte er die beiden, wobei Aurora nur leicht nickte und weiterlies. Dann gesellte er sich neben den Zauberer. „Mein Name ist Chris, und deiner?“, fragte er leicht lächelnd, sah ihn dabei jedoch nicht an, sondern beobachtete wie die anderen beiden auch den Kampf.

„Kiron“, antwortete der Gefragte kurz, schien er auch nicht mehr sagen zu wollen. Und das war auch gut so. So waren sie nicht abgelenkt und konnten – falls nötigt – irgendwie in den Kampf eingreifen. Auch wenn nur Kiron und Aurora wussten, wer nun der richtige von beiden war.
 

Caren fluchte. Hinter diesem Tor war der Kampf zugange und sie kamen nicht herein, um zu helfen. Immer und immer wieder hämmerte sie mit ihren Fäusten gegen das schwere Holz. Irgendjemand hatte das Tor von innen verschlossen. Es bewegte sich kein Stück, wenn sie sich dagegen warf. Und genau das machte sie so wütend. Sie wollte helfen. Sie wollte ihr Möglichstes tun. Und genau das wurde ihr verwehrt. Mit dem Schwert auf das Tor einschlagen, würde nichts bringen. Viel mehr würde sie ihr Schwert daran zerstören, da das Holz viel zu massiv war. Warum hatte der Jäger es nur so schnell schließen können? Das war alleine doch kaum möglich. Als starker Ritter vielleicht, aber als eher schmächtiger Schütze? Wie konnte das nur sein? Fragen über Fragen waren in Carens Kopf, während die anderen drei der Truppe nur daneben standen und ihr zusahen. Sie zu beruhigen, hatten sie schon lange aufgegeben. Das war nicht möglich, wenn die Schwertkämpferin mal wütend war und sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Also sahen sie ihr lieber schweigend daneben und hofften einfach nur, dass sich ihre Freundin bald von selbst beruhigte.

„Hör auf, Mädchen“, ertönte eine weibliche Stimme weit hinter ihnen. Alle drehten sich zu ihr herum, wobei Caren sie anfunkelte. Die rothaarige Assassine kam langsam näher, schlenderte den Weg entlang. „Das bringt nichts. Wenn jemand das Tor verschlossen hat, wird er es wohl kaum aufmachen, wenn du dagegen hämmerst. Und das Tor wird sich kaum von selbst reinlassen, nur damit du aufhörst. Du verletzt dich nur selbst dabei.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sah, wie sehr das die Schwertkämpferin in Rage brachte. Ihr schien es Spaß zu machen, sie zu sticheln.

„Dann öffne du doch das Tor“, schlug Senri schnell vor, damit Caren nicht direkt explodierte.

Daraufhin musste die Assassine lachen und schüttelte grinsend den Kopf. „Warum sollte ich? Dort drinnen ist ein Monster, welches uns alle ganz leicht besiegen und töten könnte. Wenn das Tor noch immer verschlossen ist, wird es wohl noch am Leben sein.“

„Und genau deswegen müssen wir rein!“ Caren sah sie noch immer aus funkelnden Augen an, ihre Hand auf dem Griff ihres Schwertes. So dumm, die Assassine anzugreifen, war sie nicht. Sie würde das nicht überleben.

Verwirrt hob die Angesprochene ihre Augenbrauen. „Um zu sterben?“

„Nein! Um ihnen zu helfen!“, rief die Schwertkämpferin, bevor sie wieder zum Tor sah.

„Wem? Da kämpft schon jemand? Na, das könnte interessant werden.“ Amüsiert stellte sie sich neben Caren und sah hinauf. „Von hier außen kann ich eh nichts machen. Das Schloss des Tores kann ich nur von innen öffnen. Von außen hast du gar keine Chance.“ Leise lachte sie, als sie die enttäuschten Gesichter der anderen sah. „Ich komm rein.“ Mehr sagte sie nicht, bevor sie ihre Finger um deinen Stein des Turmes legte und zu klettern begann.

Nun sahen auch die anderen nach oben, sahen, dass eines der Fenster offen stand. Dort könnte man hinein kommen. Kurz sahen sich alle gegenseitig an. Keiner würde da hochklettern können.

„Ich folg hier“, kam Senri lächelnd auf die Idee und fing an, hinaufzuklettern.

Keiner hatte erwartet, dass er klettern konnte. Zwar wollte er ein Mönch werden und war körperlich aktiver als Fin, aber Sami und Caren konnten nicht klettern, obwohl sie stärker waren als der angehende Mönch.

„Pass auf dich auf!“, rief Fin ihm hinterher und faltete ihre Hände ineinander. Man sah ihr deutlich an, dass sie sich um ihren Freund sorgte. Mehr noch als um ihre anderen Freunde, wenn diese dasselbe machen würden.

„Du liebst ihn“, stellte Sami lächelnd fest. Dies erschreckte Fin und ließ sie erröten. „Gib es zu, es ist nur zu deutlich.“ Sanft legte sie ihre Hand auf die Schulter der Akolytin.

Diese nickte nur leicht und sah beschämt nach unten, zu ihren Füßen.

Die Händlerin konnte nicht anders, als sie zu umarmen. „Du bist so süß“, schwärmte sie nun und schmiegte sich an ihre Freundin, welche offensichtlich ziemlich überfordert damit war.

Die Schwertkämpferin schüttelte nur ihren Kopf, bevor sie den Turm hinauf sah. Die Assassine war schon nicht mehr zu sehen und Senri würde auch bald im Fenster verschwunden sein. Die beiden müssten nur nach unten finden, überleben, und das Tor öffnen. Das Überleben bereitete ihr Sorgen, denn der Gegner war nicht zu unterschätzen. Denn die beiden hatten nicht gerade zuversichtlich ausgesehen, dass sie überleben würden. Hoffentlich lebten sie noch und hoffentlich konnte Caren ihnen doch irgendwie helfen.
 

Die Assassine stieg in ein privates Zimmer eines Magiers. Ein Regal voller Bücher und Schriften war an der Wand, daneben ein relativ einfaches Bett und ein Schreibtisch vor dem Fenster. Auf diesem Schreibtisch lagen Papierrollen und verschiedene Schreibutensilien. Vorsichtig stieg sie auf den Tisch und sprang auf den Boden. Der Stuhl, der normal vor dem Tisch stand, lag umgeworfen auf dem Boden, als sei der Magier eilig aufgestanden. Die Magier und Zauberer hier oben schienen von Doppelganger Notiz genommen zu haben. Zumindest von einer Gefahr, die unten lauerte. Ob sie nun geflohen oder gegen ihn kämpfen waren, wusste die Rothaarige nicht. Kurz sah sie sich um, doch sonst viel ihr nichts auf. Die Tür stand offen. Ihre Schritte führten sie zu eben dieser Tür, wo sie merkte, dass noch jemand durchs Fenster ins Zimmer stieg. Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass dies der männliche Akolyt war. „Warum folgst du mir?“

„Weil du das Tor nicht aufmachen wirst.“

Lächelnd drehte sich die Rothaarige wieder um und verließ das Zimmer. Im Gang ging sie nach rechts, folgte ihm und fand eine Treppe. Ihre Intuition war schon immer richtig gewesen. Mit leisen Schritten ging sie die Treppe hinunter, ging in leicht geduckter Haltung. Lautlos zog sie ein Katar und legte diesen um ihre Hand, schnallte ihn fest. Die metallische Klinge glänzte, im Gegensatz zu Carens Schwert, nicht, war sie leicht gräulich. Ebenso die andere Klinge des anderen Katar, welchen sie jetzt zog und um ihre andere Hand schnallte. Wenn ihr ein Monster oder gar Doppelganger entgegen käme, müsste sie kampfbereit oder eben fluchtbereit sein. Denn gegen Doppelganger würde sie es nicht wagen, zu kämpfen. Er würde sie besiegen, ohne dass sie nur den Hauch einer Chance hätte.

So schlich sie die Treppe hinunter, bis sie in das nächste Stockwerk gelangte. Warum hier nicht die Treppe weiter nach unten ging, war ihr nicht bewusst. Doch die Treppe lag irgendwo anders auf diesem Stockwerk. Und diese Treppe würde sie suchen müssen, was bei der Größe des Turms und dem Gangsystem lange dauern könnte. Leise seufzte sie, sah auf den Boden. Irgendwo mussten doch Spuren sein. Der richtige Weg musste doch öfters benutzt werden als die anderen. Wär sie nur damals mit Kiron hinauf in den Turm gegangen, als dieser seine Prüfung abgelegt hatte. Dann wüsste sie nun auch den Weg hinab. Verflixt nochmal. Sie hatte erwartet, dass sie dies nicht brauchen würde. Wer hätte schon gedacht, dass sie hier Einsteigen würde, um sich einen Kampf anzusehen. Magie selbst interessierte sie normal nicht. Als sie Schritte hinter sich hörte, dachte sie sich schon, dass der Akolyt sie endlich mal aufgeholt hatte. „Auch endlich da?“, flüsterte sie, ohne nach hinten zu schauen.

„Du musst nach links“, meinte eine weibliche Person hinter ihr.

Sofort fuhr die Assassine herum und sah eine Frau in kurzer Kleidung hinter sich stehen. Dahinter sah sie Senri, welcher leicht lächelte.

„Er hat mir erzählt, was hier los ist. Ich hab mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmt, doch dass Doppelganger so weit nach oben gekommen ist, hätte ich nicht gedacht“, gab die Zauberin von sich und drückte leicht ihren Stab in die Seite der Rothaarigen, welche sofort einen Schritt beiseite machte. Als diese ihr aus dem Weg gegangen war, ging die Zauberin nach links. Ihren Stab brauchte sie nicht, um sich abzustützen. Dieser war golden, hatte ein rot schimmerndes Juwel an dessen Kopf befestigt. Eigentlich sah es eher aus, als würde es über dem Stab schweben, zwischen zwei goldenen, aus dem Stab gewachsenen Flügeln. „Ich hoffe, es kommt sonst keiner auf die Idee, hier wortwörtlich einzusteigen. Das Fenster habe ich wieder geschlossen und ihr tut gut daran, es nicht zu öffnen. Ein Lehrling scheint es in der Eile offen gelassen zu haben.“ Dass ihr keiner antwortete oder etwas erwiderte, überraschte sie nicht. Der Akolyt war eingeschüchtert und die Assassine – wie die meisten – generell schweigsam. Dass sie vor den beiden lief, mögen manche als töricht bezeichnen, doch sie fühlte sich vollkommen sicher und sogar von der Assassine nicht bedroht.

Senri hingegen fühlte sich momentan von allem bedroht. Der Assassine vertraute er sowieso nicht und bei der Zauberin wusste er auch nicht, inwieweit er ihr vertrauen konnte und sollte. Was, wenn sie in Wirklichkeit der Feind war und ihn nur in Sicherheit wiegen wollte? Aber was für einen Grund hätte sie dafür? Er war keine Gefahr für sie. Dazu reichte seine Kraft nicht aus. Sie würde ihn binnen weniger Sekunden besiegt haben und das wusste sie. Genauso wie sie zu wissen schien, dass er nicht gegen sie kämpfen würde. Ihm war das alles hier unheimlich. Der Wissensstand der Zauberer stand denen der Alchemisten in nichts nach. Und genau das machte die beiden Berufe für ihn mehr als unheimlich. Was Kiron damals – heute wahrscheinlich immer noch – an diesem Beruf fand, konnte er nicht verstehen. Vielleicht lag es daran, dass Kiron doch derjenige von ihnen war, der am meisten wissen wollte, der die größte Gewissheit haben wollte. Ob er schon Magier oder gar ein Zauberer war? „Äähm..“

„Was?“, fragte die führende Person und sah kurz über ihre Schulter.

„Ich hab eine Frage. Die Prüfung zum Zauberer macht man doch hier. Sind Sie da einem Mann namens Kiron begegnet?“ Innerlich wappnete er sich für ein Nein, doch als er die Frau dann nicken sah, fing er an zu lächeln. Also war er schon Zauberer. Und er war schon hier gewesen. Aber hatte er sich vollkommen von seinen alten Freunden losgesagt oder wollte er ihnen nur beweisen, dass er ihre Hilfe nicht brauchte? Dann hätte er jedoch direkt zu ihnen gehen können, also hatte er sich wohl wirklich von ihnen losgesagt.

„Es ist nicht sonderlich lange her. Vielleicht ein bis zwei Wochen. Er hatte ein außerordentlich gutes Ergebnis bei der Prüfung.“

Vielleicht hatte er einfach noch nicht die Zeit gehabt, zu ihnen zurück zu kommen. Hoffnung kam in dem jungen Akolyten auf. „Danke!“ Nun weniger beunruhigt folgte er den beiden, bis sie an eine Treppe nach unten kamen. Von unten konnte man leisen Kampfeslärm hören.

„Du bleibst am besten hier oben. Das ist zu gefährlich für dich.“ Diese Worte waren an Senri gerichtet, was auch verständlich für ihn war. Doch er musste das Tor öffnen, damit seine Freunde hier rein kamen. Aber warum? Damit sie sich unnötig in Gefahr brachten? Er war anfangs so von dem Plan überzeugt, Fin und die anderen beiden hier herein zu lassen, dass er gar nicht über mögliche Folgen nachgedacht hatte. Wenn er nun das Tor öffnete und die drei rein konnten, könnten sie dabei sterben. Und der Gedanke daran, dass einer von ihnen sterben könnte, ließ den Akolyten erstarren und nur leicht nicken.

Die Assassine warf ihm einen verwunderten Blick zu, als hätte sie nicht erwartet, dass er hier oben warten würde, bevor sie zusammen mit der anderen Frau nach unten verschwand.

Senri seufzte leise und sah die Treppe hinunter. Hinab würde er nicht gehen. Es würde nichts bringen. Er würde sich selbst nur in Gefahr bringen und am Ende auch seine Kameraden. Also blieb er hier oben und wartete, lauschte dem Kampf, der dort unten von statten ging.
 

Kiron beobachtete den Kampf. Seinem Retter helfen konnte er nicht, wollte er diesen Kampf alleine bestreiten. Doch die Priesterin neben ihm wusste dies nicht, weswegen er sie dazu animiert hatte, ihm zu helfen. Der Zauberer selbst hatte ihm versprochen, nicht einzugreifen, falls es nicht nötig war. Zudem würde er nur unnötig Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Seine Brust schmerzte noch immer von dem Schwertstoß, obwohl die Wunde verheilt war und er wieder lebte. Den Schmerz konnte kein Priester beseitigen. Desto weniger verstand er, warum der Hohepriester alleine kämpfen wollte und somit sogar den Tod in Kauf nahm.

Als der Blauhaarige Schritte von der Treppe vernahm, fuhr er herum und umfasste seinen Stab. Zwar erwartete er keinen Angreifer, doch würde er den Personen, die da die Treppen hinabstiegen, klar machen, dass das hier unten kein Ort für sie war und sie sich oben verstecken sollten. Wobei ihm ein Rätsel war, wie überhaupt noch ein Magier oder Zauberer hatte oben sein können, bei der Menge an Leichen, die hier verstreut lagen. Ein Ort des Grauens und des Todes war dieser Turm geworden, der einst eine heilige Stätte des Wissens war und eigentlich noch immer ist. Hier hatte er seine Prüfung zum Zauberer bestanden und hier wurde ihm auch das Wissen vermittelt, was er gebraucht hatte. Er selbst ging nun zur Treppe, um die Personen direkt abzufangen, doch als er erkannte, wer ihm da entgegen kam, verbeugte er sich nur kurz. Wie konnte es sein, dass die stärkste Zauberin, die hier im Turm hauste, noch nicht gekämpft hatte und erst jetzt hinab kam? Hatte sie die Gefahr unterschätzt und nur ihre Lehrlinge geschickt gehabt? Lange verbeugte er sich nicht, machte er nämlich einen Schritt zur Seite und sah wieder zum Kampfesgeschehen.

„Interessant“, hörte er nur neben sich sagen und wusste direkt, dass das seine Meisterin war. „Ich konnte noch nie einem Kampf gegen Doppelganger zusehen. Zumindest wurde ich noch nie dazu gezwungen, hilflos daneben zu stehen.“

Kurz sah er zu seiner Meisterin und dann zu der Person hinter ihm und erstarrte. Nach wenigen Sekunden verdunkelte sich sein Blick, bevor er der rothaarigen Attentäterin keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Sie hatte ihn unten sterben lassen, hatte ihn zurückgelassen und war weggerannt. So schnell würde er ihr das nicht verzeihen. Und außerdem waren sie nun so mehr als nur quitt. Sie hatte ihm damals das Leben gerettet und nun hatte sie es ihm genommen gehabt. Doch sie war nicht minder verwirrt, dass er noch lebte.

„Kiron“, flüsterte sie leise und machte einen Schritt auf ihn zu, doch er hatte ihr den Rücken zugedreht und machte auch keine Anstalten, sich zu ihr umzudrehen. Was verständlich war. Maya würde wahrscheinlich genauso handeln wie er, obwohl sie an seiner Stelle eher handgreiflich und aggressiv geworden wäre. Aber was hätte sie tun sollen? Auch dort unten sterben? Sie hatte nichts ausrichten können. Ihre Waffen waren weder magisch noch heilig. So konnte sie Doppelganger nichts tun und wär auch nur gestorben. Doch warum lebte er noch oder wieder? Hatte einer der Hohepriester im Raum ihn wiederbelebt. Schlagartig wurde ihr übel, als sie den Raum richtig wahrnahm. Überall lagen verschiedene Körperteile verstreut und der Boden war nass vom Blut. Eigentlich sollte ihr das nichts ausmachen, doch das tat es. Sie war nicht annäherungsweise so abgebrüht und abgehärtet, wie sie immer tat.

„Kiron?“, fragte die Zauberin ihren Lehrling. Dieser sah sie fragend an. „Oben ist jemand, der dich kennt. Geh lieber hoch, damit du nicht so endest wie die anderen..“ Man könnte hören, wie sie um ihre Lehrlinge und die anderen Lehrlinge trauerte. Jedoch hielt sie sich stark zurück und es fiel ihr sichtbar schwer, sich zusammen zu reißen. „Sieh mich nicht so fragend an. Ich weiß nicht, wer er ist. Er hat nach dir gefragt und schien dich unbedingt sehen zu wollen. Dass ich dich hier unten finde, wusste ich selbst nicht.“

Nur leicht nickte der Blauhaarige. Ihr widersprechen würde er nicht, denn sie würde so oder so ihren Willen bekommen. Also ging er nun langsam zur Treppe, wo er noch einmal zurück sah. Er wünschte Eto alles Gute und viel Erfolg, hoffte er sehr, dass dieser gewann. Kurz zögerte er, bevor er einen Fuß auf die erste Stufe stellte und dann die Treppe empor stieg.

Thirteenth Chapter - Solutions

~†~ Thirteenth Chapter - Solutions ~†~
 

„Warum dauert das so lange?“, fragte die Schwertkämpferin ungeduldig und lief auf und ab. Irgendetwas musste sie tun, sonst würde sie noch verrückt werden. Das dauerte viel zu lange. Ihre Sorge stieg mehr und mehr. Was passierte im Turm nur? Wie ging es ihren Freunden? Diese Ungewissheit machte sie noch wahnsinnig.

„Sie müssen vorsichtig sein“, antwortete Fin leise, wobei sie selbst noch immer ihre Hände zum Beten gefaltet hatte. Denn auch sie machte sich Sorgen, doch sie glaubte daran, dass Senri nichts geschehen war und dass das Tor bald geöffnet werden würde. Ihr Blick aber war auf das Fenster gerichtet, durch das der Akolyt geklettert war. Dieses Fenster war inzwischen geschlossen worden. Von einer Zauberin, das hatte sie deutlich erkennen können. Vielleicht hatte sie ihn bemerkt, ihn aufgehalten, gefangen. Oder aber er konnte sich verstecken oder war schon nicht mehr im Zimmer gewesen, als die Zauberin hinein ist. Es konnte alles Mögliche dort drinnen passiert sein.

Als einzige Sami schien davon nicht betroffen zu sein. Die Frohnatur beobachtete ihre beiden Freundinnen, lächelte einfach nur. Im Gegensatz zu den anderen beiden war sie zuversichtlich, dass alles so klappen würde, wie sie es geplant hatten. Dass Senri diesen Plan nicht vollenden wollte, wussten sie nicht, dachten sie auch nicht an die möglichen Konsequenten, wenn sie denn in den Kampf eingreifen könnten und würden.
 

Leise seufzend lief auch der Akolyt in dem Gang auf und ab. Ihm war klar, dass er nicht hinab gehen sollte, dass er sich nicht einmischen durfte, sonst würde es für ihn schneller aus sein, als ihm lieb war. Außerdem würde er sich nicht gegen die Zauberin richten. Ihm war das Ganze nicht geheuer. Sie war als einzige noch hier oben im Turm gewesen, hatte angeblich nichts gemerkt und wolle jetzt alles wieder gerade biegen. Wie konnte es denn sein, dass sie so unachtsam gewesen war?

„Senri“, hörte er plötzlich jemand traurig hinter sich flüstern.

Sofort drehte sich der Angesprochene um und sah in ein Gesicht, welches er lange nicht mehr gesehen hatte. Seine Gefühle überschlugen sich. Einerseits war er froh, dass er ihn endlich wieder sah, doch andererseits wollte er ihn am liebsten verprügeln.

Das merkte der andere auch, war er auf Abstand geblieben und beobachtete den jungen Mann vor sich einfach. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Darauf, ihn wieder zu treffen, womöglich die anderen wieder zu treffen, war er nicht gefasst. Ihm war jedoch bewusst, dass alle mitunter einen Grund hatten, wütend auf ihn zu sein. Und das nicht nur ein paar Momente lang. Denn immerhin hatte er sie ohne etwas zu sagen verlassen und hatte ihnen auch keine Nachricht zukommen lassen.

Langsam ging der Akolyt auf den Zauberer zu und betrachtete ihn wütend. „Warum?“, flüsterte er leise. Man hörte, dass da noch mehr kommen würde. „Warum hast du uns nichts gesagt? Du hast uns einfach verlassen, ohne irgendetwas zu sagen!“ Seine Stimme wurde lauter, doch schreien würde er nicht. Er wollte nicht, dass seine Stimme am Fuße der Treppe zu hören war. „Du hast rein gar nichts gesagt! Uns keine Nachricht hinterlassen! Uns keine Nachricht geschrieben! Irgendwie zukommen lassen! Du hast keine Ahnung, was wir durchgemacht haben! Was für Sorgen wir hatten! Wir dachten, dir sei etwas passiert! Warum hast du uns verlassen?!“ Als sein gegenüber einfach nur seinen Blick senkte, machte das Senri nur noch wütender. „Sag was oder hat es dir plötzlich die Stimme verschlagen!?“

Langsam hob Kiron seinen Blick wieder und sah in das wütende Gesicht seines Freundes, den er eigentlich nicht mehr so nennen durfte. „Ich“, begann er leise, doch sagte er sonst nichts, sondern sah sich um. Hier mitten auf dem Gang wollte er das nicht besprechen. Also öffnete er die Tür, die hinter sich war, und ging in das Zimmer, wartete auf Senri, der ihm auch direkt folgte und die Tür hinter sich schloss. Anscheinend hatte der Akolyt gemerkt, dass der Blauhaarige wollte.

Dieser schwieg, während er zum Fenster ging und hinab sah, dort die anderen erkannte. Zumindest waren sie nicht im Turm, sondern davor, vorerst in Sicherheit. Er wusste, dass der andere auf eine Antwort wartete, auch nicht eher gehen oder ihn in Ruhe lassen würde, bis er sie hatte. „Sami“, hauchte er leise, bevor er sich umdrehte und sah seinem Gegenüber mit festem Blick in die Augen. „Warum ich damals gegangen bin? Weil es unheimlich geschmerzt hat, in eurer Nähe zu sein. Ihr hattet meine Gefühle nicht bemerkt und das ist und war auch gut so. Diese Gefühle wollte und will ich euch nicht preisgeben. Noch nicht. Ich konnte einfach nicht bleiben. Ich war so unheimlich wütend und verletzt. Deswegen hab ich euch auch keine Nachricht geschrieben. Und nach einiger Zeit dachte ich, ihr hättet mich vergessen.“ Letzteres flüsterte er nur und sah zur Seite.

Noch bevor Senri etwas darauf erwidern konnte, gab es unten einen Knall, woraufhin beide zusammenzuckten.

Kiron warf einen kurzen Blick nach draußen und rannte dann aus dem Raum und die Treppe hinab. Der Akolyt, kurz verwirrt, folgte ihm letztlich. Das eigentliche Bild unten hatte sich nicht geändert, zumindest was den Raum anbelangte. Doch kaum einer war noch im Raum. Nur die Bogenschützen und die Hohepriestern, welche Richtung Tor sahen. Als ein Schrei von draußen ertönte, fuhr er herum und sah mit geweiteten Augen das geöffnete Tor an. Jemand musste es geöffnet haben und nun wütete Doppelganger in den Straßen von Geffen. Wenn man ich nicht vorher aufgehalten hätte und ihn beschäftigte. Und genau das gefiel ihm nicht, denn der Geisterhafte hatte es auf die Schwachen abgesehen, auf diejenigen, die sich selbst noch nicht richtig wehren konnten. Und das waren dort draußen nur Caren, Fin und Sami. Rasch lief er zum offenen Tor und hob seinen Stab leicht an. Leicht senkte er seine Augenlider und murmelte ein paar Worte vor sich hin. Dass die Zauber immer so lang brauchten!

Senri war nur wenige Schritte hinter ihm, blieb jedoch bei dem Treppenansatz stehen und sah sich um. So gut wie niemand war mehr hier. Vorsichtig ging er in die Mitte des Raumes, sah sich abermals um und dann nach draußen. Ihm fiel auf, dass jemand fehlte. Die rothaarige Assassine? Hatte sie etwa das Tor geöffnet? Der Akolyt verengte seine Augen und löste das Lederband, welches seinen Streitkolben an seinen Gürtel befestigte. Seine Finger glitten über das kühle Eisen, bevor er auf Doppelganger zustürmte. Nun durfte er nicht mehr tatenlos zusehen, wenn seine Freunde in Gefahr waren, konnte er nicht ruhig daneben stehen und zusehen, wie diese womöglich starben.

„Bleib stehen!“, rief Luna hinter ihm, doch aufhalten könnte sie ihn nicht. Und er blieb auch nicht stehen, sondern brachte sich hinter Doppelganger, der nun wieder die Gestalt des Ritters angenommen hatte, und holte aus.

Der Schlag ging durch ihn hindurch und Senri wich ein paar Schritte zurück. Dass sein Gegner ebenfalls ein Geisterwesen war, hatte er nicht gewusst, würde er ihm so nicht schaden können. Wahrscheinlich würde auch kein Priester in der kurzen Zeit seine Waffe segnen. Wahrscheinlich sogar überhaupt nicht. Deswegen wich er nun noch weiter zurück.

Caren hatte Probleme, den Schlägen auszuweichen oder sie zu parieren, besonders da die Schwerthiebe durch ihre Waffe hindurch glitten, ohne diese zu beschädigen. So wich sie immer weiter nach hinten zurück, bis sie gegen eine Wand stieß. Panisch sah sie sich um, als Doppelganger zum nächsten Schlag ausholte.

Im letzten Moment traf etwas Doppelganger, was ihn auf etwas aufmerksam machte. Sami stand hinter ihm, mit einer leicht rot schimmernden Axt in der Hand. Man konnte leichte Verbrennungen auf der Rüstung des geisterhaften Ritters erkennen. Doch genau deswegen hatte nun auch Sami die Aufmerksamkeit von ihm und wich selbst nach hinten zurück. Man konnte von Glück reden, dass sie seinem nächsten Schlag auswich, indem sie – ungewollt – stürzte. Panisch riss sie ihre Axt zum Schutze hoch, doch würde sie seinem nächsten Hieb wohl kaum standhalten können.

„Fire Bolt!“ Mehrere Feuerpfeile schlugen in die Brustplatte des Ritters ein, was ihn leicht zurück drückte.

Aus geweiteten Augen sah die Händlerin Doppelganger an und dann in die Richtung, aus der die Feuerpfeile kamen. „Kiron..“

„Du lässt deine dreckigen Finger von ihr!“, knurrte der leicht bläulich leuchtende Zauberer, bevor er einen weiteren Zauber zu sprechen begann.

„Du Idiot!“, schrie der braunhaarige Hohepriester. „Noch einmal kann man dich in so kurzer Zeit nicht wiederbeleben! Renn lieber!“ Er selbst rann nun dem Ritter hinterher, der auf den Blauhaarigen losstürmte und ihn wahrscheinlich erreichen würde, bevor sonst jemand etwas tun konnte. Denn der Ritter war ungewöhnlich flink und nun mehr als wütend.

Einen Schritt wich Kiron zurück, bevor er seinen Stab leicht anhob und weitere Feuerpfeile auf seinen Gegner losschickte. Doch das schien ihn nicht so beeindrucken wie zuvor, denn er stürmte weiter und holte schon zum Schlag aus. Ihm war bewusst, dass er diesem Schlag nichts entgegensetzen konnte, sein Stab ihn nicht aufhalten würde und er einfach zu ungelenkig zum Ausweichen war. Sein letzter Blick galt nicht seinem Gegner, sondern fiel auf Sami, während er leicht, zufrieden lächelte. Zumindest würde Doppelganger nicht gleich wieder auf sie losstürmen.

Diese sah ihn aus geweiteten, mit Tränen erfüllten Augen an. Leicht schüttelte sie ihren Kopf, wollte das nicht glauben. Da sah sie ihn endlich wieder, war er wieder da, hatte sie ein Lebenszeichen von ihm, und dann würde er vor ihren Augen getötet werden. „Kiron... NEEEEEEIN!“, schrie sie verzweifelt und streckte ihre Hand nach ihm aus.

Plötzlich wurde der Platz vor dem Turm mit einem grellen Licht erfüllt, welches nur kurz anhielt.

„Magnus Exorcismus!“

Die Bibel immer noch vor sich aufgeschlagen, eine Hand Richtung Ausgang gestreckt, sah Aurora mit festem Blick ins Licht.

„Und so eine Lichtshow hast du mir immer vorenthalten?“, fragte Luna ihre Freundin scherzend, hatte schon einen silbernen Pfeil eingelegt, machte sich darauf gefasst, dass Doppelganger nun Aurora töten wollen würde.

Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen der Hohepriesterin. Der Zauber hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte, kannte sie ihn kaum und musste vieles ablesen. Ohne auf die Bibel zu achten, blätterte sie wieder wenige Seiten zurück, zum Anfang des Zaubers, falls sie wider Erwarten noch eine Möglichkeit hatte, ihn erneut zu sprechen. Sie wartete nur darauf, dass der Ritter aus dem Licht heraustrat und sie angriff, doch mehr als einen – wahrscheinlich seinen – Schrei nahm sie nicht wahr. Dieser Schrei war unnatürlich hoch und schmerzte in ihren Ohren, doch diese würde sie nicht zuhalten. Und genau dieser Schrei versicherte ihr, dass dem Zauberer nichts passiert war, denn so konnte nur ein Monster schreien.

Als das Licht verloschen war, sah man eine durchschimmernde, weibliche Gestalt dort stehen. Das lange, silberne Haar wehte leicht im Wind und ein Lächeln zierte ihr Gesicht, welches zur Hälfte von den Haaren bedeckt war. In ihrer Hand war ein langes Schwert mit aufwendigen Verzierungen, welche schimmernd weiß leuchteten. Nur kurz sah sie der Hohepriesterin in die Augen, bevor sie Eto einen Blick zuwarf und verschwand.

Kiron öffnete nur langsam seine Augen, bevor er sich umsah und verwundert seine Augenbrauen hob. Er hatte erwartet, zu sterben, Schmerzen zu empfinden, doch stattdessen war er von einem Licht eingehüllt gewesen. Der mächtigste Zauber der Priesterschaft gegen Dämonen und nicht mehr Lebende. Es war ein angenehmes Gefühl gewesen, im Licht zu sein, doch dieses schwand nicht mit dem Licht. Erleichtert atmete er aus, als er auf dem Boden Asche verstreut sah, in der ein Schwert lag. Dieses betrachtete er kurz, bevor er von der Seite komplett zu Boden gerissen wurde. Erschrocken schrie er auf, doch als sich der Schreck legte, hörte er ein leises Schluchzen an seiner Brust und spürte eine feste Umarmung. Langsam sah er nach unten, sah goldblondes Haar. Sofort wusste er, zu wem dieses Haar gehörte, und musste lächeln. „Hör auf zu weinen“, flüsterte er leise, als er seine Arme um die Händlerin legte und ihr sanft den Rücken streichelte.

Doch diese schüttelte vehement den Kopf und weinte einfach weiter, drückte sich an den Älteren.

Eto setzte sich einfach auf den Boden und schüttelte selbst nur den Kopf, konnte noch immer nicht fassen, was der Zauberer getan hatte und was eben passiert war, wen er gesehen hatte. So rieb er sich seine Schläfen und schloss seine Augen. Als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, sah er nach oben und sah seine Schwester ihn anlächeln. „Danke“, flüsterte sie sanft, als sie sich neben ihn gesetzt hatte und an ihn lehnte, ebenfalls die Augen schloss. Die Schützen setzten sich ebenfalls daneben und betrachteten das sich ihr bietende Szenario.

„Du bist so ein Idiot!“

Als Kiron diese Worte hörte, sah er nach oben und sah Carens wütendes Gesicht. Am liebsten wäre er jetzt geflohen, doch das ging nicht. Er musste sich ihnen stellen, endlich Klarheit schaffen.

„Du hast doch keine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben! Wir wussten nicht einmal, warum du gegangen bist, was wir falsch gemacht haben!“ Nun stellte sich Fin neben Caren, lächelte jedoch im Gegensatz zu dieser.

Senri betrachtete sie kurz, bevor er kopfschüttelnd zu ihnen ging. „Lasst uns lieber in ein Gasthaus gehen, als das alles auf offener Straße zu besprechen. Auch wenn grad keiner außer uns hier ist.“

Auf diesen Vorschlag hin sah Sami auf, sah Kiron mit tränenerfüllten Augen an, als wolle sie sagen, dass er nicht noch einmal so gehen dürfe. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ihn losließ und aufstand, ihn jedoch stetig beobachtete. Als er dann aufstand, ergriff sie seine Hand und führte sie zum Gasthaus. Scheinbar hatte sie Angst, er könnte einfach weglaufen, würde ihn so schnell auch nicht mehr los lassen.

Auf diese Angst hin lächelte der Zauberer traurig, während er ihr folgte und schwieg.
 

Im Gasthaus angekommen, führten ihre Schritte sie die Treppe hinauf in das Zimmer der Händlerin. Diese setzte sich auf das Bett und zog Kiron ebenfalls darauf, damit auch er saß. Die anderen verteilten sich im Raum, jedoch waren nur noch Fin, Senri und Caren mit in das Zimmer gekommen, die anderen saßen unten im Schankraum, da sie dies nichts anging. Alle sahen gespannt den Zauberer an, welcher sich sichtlich unwohl unter diesen Blicken fühlte. Sie warteten alle auf eine Erklärung von ihm, doch drängen taten sie ihn nicht. Sie hatten Zeit und würden ihn auch nicht so einfach fliehen lassen.

Leicht schluckte Kiron und sah dann Sami an. Auch sie sah ihn gespannt an, hielt noch immer seine Hand. Diese drückte er leicht und schloss dann kurz seine Augen. Es fiel ihm schwer, einen Anfang zu finden, wie er es erklären konnte, und was für Worte er nutzen sollte. „Kann ich kurz mit Sami alleine sprechen?“, fragte er die anderen, wandte seinen Blick jedoch nicht von der Händlerin ab. Dass die anderen den Raum verließen, hörte er an den Schritten und das Öffnen und Schließen der Tür.

„Was willst du nur mir sagen?“, fragte die Blonde ihn leise und sah ihn nun eher neugierig als gespannt an.

Wieder schwieg er, doch nahm er dafür mit beiden Händen ihre Hand und drückte sie leicht. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er zu sprechen begann. „Ich war damals unglaublich wütend, wie du mit den anderen und im Vergleich zu mir umgegangen bist. Nein, du hast im Grunde nichts falsch gemacht, das hab ich gemerkt. Doch ich hatte damals das Gefühl, dass du mich hättest anders behandeln müssen. Ich will und werde dir nicht vorschreiben, wie du mit den anderen umzugehen hast. Das ist allein deine Entscheidung. Es hat mich damals nur ziemlich gestört, dass ich niemand besonderes zu sein schien. Ich wollt jemand besonderes für dich sein. Ich will es immer noch. Aber indem ich schweige und einfach nur hoffe, wird sich wahrscheinlich nichts ändern. Das hab ich inzwischen eingesehen. Es hatte sich damals alles in mir angestaut und ich hätte dich beinahe angeschrien. Und das nur, weil du mit anderen auch herzlich umgehst. Ich war ziemlich eifersüchtig und wenn ich daran denke, heute immer noch.“ Nun schwieg er wieder, ließ eine Pause, damit sie das jetzt erst einmal verarbeiten und richtig verstehen konnte, denn sie sah ihn ziemlich irritiert an.

Man konnte ihr ansehen, dass sie sich das alles nochmal durch den Kopf gehen ließ. Nach kurzem verengte sie leicht ihre Augen, sah ihn dann ungläubig an. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte sie ihn leise, obwohl sie es schon längt erahnen konnte.

Diese Frage ließ den Blauhaarigen lächeln, war dies typisch für die Händlerin, lieber auf Nummer sicher zu gehen, anstatt Vermutungen für richtig zu halten. „Was ich damit meine? Ganz einfach.“ Doch anstatt es ihr zu sagen, beugte er sich nach vorne und legte nun etwas unsicher seine Lippen auf ihre, wobei er seine Augen schloss, wollte er ihre Reaktion nicht sehen. Kiron hatte Angst davor, von ihr abgewiesen zu werden, doch würde es ihn nicht verwundern, wäre es verständlich nach dem, was er getan hatte. Nach nicht einmal einer Sekunde löste er sich wieder von ihr und öffnete langsam seine Augen, sah in ihr erschrockenes Gesicht. „Das meinte ich damit“, flüsterte er leise und ließ vorsichtig ihre Hände los. Nur langsam stand er auf, schien sie wie paralysiert, bewegte sie sich nicht, sah ihn nicht an. Doch als er zur Tür ging, sah sie auf.

„Warte!“, sagte Sami, stand nun selbst auf und lief zu ihm, hielt seine Hand fest.

„Ich hau nicht ab, draußen warten doch die anderen. Sie werden mich eh aufhalten. Also mach dir keine Sorgen.“

Doch die Kleinere schüttelte nur den Kopf und sah zu ihm hinauf. Leicht lächelte sie, lehnte sie sich nun an und lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Bleib bitte hier“, flüsterte sie leise, hielt noch immer seine Hand fest.

Etwas unsicher drückte er ihre Hand und legte seine an ihren Rücken, strich durch ihr langes Haar. Was das nun genau bedeutete, wusste er nicht. „Das heißt..?“, fragte er sie leise, wollte er sicher gehen, wollte sie nicht missverstehen.

Leicht regte sich die Händlerin, ließ nun seine Hand los und legte ihre Arme um ihn, drückte sich an ihn. Was sollte dies denn schon heißen? Dass er nicht gehen sollte, dass er bei ihr bleiben und sie nicht wieder verlassen sollte! „Manchmal stellst du dumme Fragen.“

„Das ist keine dumme Frage!“, verteidigte er sich sofort. „Ich will dich nicht missverstehen! Ich will wissen, was das hier jetzt für dich bedeutet. Was du damit genau meinst. Was genau deine Gefühle nun sind.“

Die Händlerin hob ihren Kopf und sah ihm direkt in die Augen, lächelte nun. „Ganz einfach“, begann sie flüsternd. „Aber ich werde es dir nicht sagen.“ Als seine Augen sich weiteten, musste sie lachen. Nein, sagen würde sie es ihm nicht. Genauso wenig wie er ihr gesagt hatte, was er empfand. Die Händlerin stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn sanft.

Als sie es ihm so zeigte, schloss er langsam die Augen und drückte sie an sich. Der Zauberer vergaß alles um sich herum, konzentrierte sich nur auf die Frau in seinen Armen, würde sie vorerst nicht mehr loslassen, würde sie festhalten. Seiner Meinung nach lösten sich ihre Lippen viel zu früh von den seinen. Er öffnete seine Augen und diese blitzten leicht, als er in die Augen der Blonden sah.

„Was hat das nun wohl bedeutet?“, fragte sie flüsternd und lächelte, wusste sie, dass er es wusste und es wohl richtig deutete. „Wehe du verlässt mich jetzt wieder.“

Dies war eine Drohung und Kiron verstand sie, hatte auch nicht vor, sie jetzt oder irgendwann wieder zu verlassen. Deswegen schüttelte er nur leicht den Kopf und strich ihr dann eine Strähne aus dem Gesicht. „Nein, ich lass dich nicht mehr alleine. Ich -“

Plötzlich klopfte es an der Tür und Carens Stimme ertönte. „Wann bist du da drinnen endlich fertig?! Ich will auch den Grund wissen!“

Leise seufzte der Magier. Die Stimmung war hin. Am liebsten würde er die Schwertkämpferin anschreien, doch er hielt sich zurück. Als er sah, dass Sami trotzdem lächelte, sah er sie verwirrt an.

„Ich dich auch“, hauchte diese leise, ließ ihn los und öffnete dann die Tür. „Es ist alles geklärt und er wird auch bei uns bleiben!“, verkündete sie nun fröhlich und musste fast lachen, als Caren vor Wut beinahe platzte.

Noch bevor diese etwas sagen konnte, trat Kiron an die Tür. „Es tut mir Leid, dass ich damals so abgehauen bin. Ich hab einfach überreagiert und ein paar Sachen in den falschen Hals gekriegt.“

Caren schien nun völlig die Fassung zu verlieren. Da ging etwas ab, wovon sie keine Ahnung hatte, was sie erklärt haben wollte, doch keiner schien es ihr erklären zu wollen. Ihre Hände zitterten, während sie diese zu Fäusten ballte. Aus böse funkelnden Augen sah sie die beiden an, die vollkommen zufrieden wirkten.

„Ich bin froh, dass du ab jetzt bei uns bleibst.“ Fin sah ihn lächelnd an, legte denn beruhigend ihre Hand auf die Schulter der Schwertkämpferin, welche die beiden nun aus verengten Augen ansah.

Kiron lächelte nur weiterhin, schienen sie sich nicht zu verändert haben. Welch ein Glück! „Ich werd es dir irgendwann erklären“, versicherte er ihr, bevor er an Sami vorbei nach draußen ging. „Können wir runter zu den anderen?“ Denn dann wäre die Stimmung nicht so gespannt und er konnte sich ihnen wieder annähern.

Daraufhin nickte Fin, lächelte die Schwertkämpferin nur an.

Diese beruhigte sich nur langsam, folgte den anderen einfach nur nach unten in den Schankraum.

Dort saßen Aurora, Luna, Eto und Chris an einen relativ großen Tisch, schienen sie erwartet zu haben, dass die anderen wieder hinunter kamen. Und da lagen sie vollkommen richtig. Eto sah sie als erstes und winkte ihnen kurz zu. Daraufhin sahen die anderen drei auch in ihre Richtung, wobei Aurora ihnen auch kurz zuwinkte. Nun hatten sie die ganze Aufmerksamkeit des Schankraumes, warum auch immer alle anderen sie angesehen hatten. Rasch setzten sich die fünf zu den anderen und versuchten, so unauffällig wie möglich zu wirken.

„Das wird nicht klappen“, meinte Eto grinsend, als er sie ansah. „Wenn nicht nur ein Hohepriester euch kennt, sondern gleich zwei, dann werdet ihr so schnell diese Aufmerksamkeit nicht los. Ihr werdet bald ziemlich bekannt in Geffen sein.“

Die Angesprochenen seufzten, außer Kiron. Dieser lächelte nur. „Das bin ich schon durch meine guten Ergebnisse in den Prüfungen“, erwiderte er nur darauf hin und hob seinen Arm, woraufhin der Wirt zu ihnen kam. „Guten Tag, ich hätte gern -“

„Saubere Kleidung“, erwiderte der Wirt und sah den blutigen Fleck auf seiner Brust an.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er seine Kleidung noch nicht gewechselt hatte, sah an sich herunter und dann zu Aurora und Luna, welche in sauberer Kleidung dort saßen. Die beiden hatten sich anscheinend schon umgezogen. Nur leicht nickte er, stand dann auf. „Ich hab in meinem Zimmer noch andere Kleidung. Du kannst mir trotzdem das übliche bringen.“ Mit diesen Worten ging er die Treppen wieder nach oben.

„Und was darf‘s für euch sein?“, fragte der etwas dickliche Wirt die anderen vier, welche alle dem Zauberer hinterher sahen. Diese Frage ließ sie aufschrecken.

„Ein Wasser.“

„O-Saft!“

„Sprudel ist okay.“

„Ein Tee wär klasse!“

Mit diesen Bestellungen ging der Wirt wieder zurück.

„Also“, fuhr der Hohepriester fort. „Haben sich eure Probleme nun erledigt?“

Daraufhin nickte die Händlerin, wobei ihre Freundin nicht gerade glücklich aussah.

„Für dich schon, für Caren also noch nicht“, stellte Aurora fest und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Rotwein. „Klärt das aber noch. Spannungen innerhalb einer Gruppe und unterhalb von Freunden sind nicht gut und führen nur zu weiteren Problemen.“

Leise seufzten die nun noch vier, kam dann schon der Wirt und stellte ihre Getränke vor ihnen ab.

„Jetzt zieht nicht solche Gesichter. Wir spendieren euch auch eure Getränke.“ Luna klopfte der Schwertkämpferin, welche neben ihr saß, auf den Rücken. „Ihr kriegt das schon hin.“

Die Akolytin sah nun zwischen den vier Älteren hin und her. „Woher kennt ihr euch eigentlich?“, fragte sie nun einfach, wollte sie von dem Thema ablenken.

„Wir?“, fragte der Hohepriester grinsend und sah zu Aurora. „Nun ja, Aurora und ich sind Geschwister, auch wenn man es uns vielleicht nicht gleich ansieht.“

„Nicht ansieht? Ihr seht euch sowas von ähnlich!“, widersprach ihm die Schützin. „Sie hatte dich mir nicht einmal vorgestellt und ich wusste, dass du ihr Bruder warst. Für ihren Vater war und bist du ja viel zu jung.“

„Wie dem auch sei. Wir sind Geschwister und da sie mit Luna schon länger befreundet ist, kenn ich sie ebenfalls. Mit Chris bin ich schon länger befreundet, obwohl er sich um einiges länger Zeit mit seinem Training lässt als ich.“

Der Angesprochene schüttelte nur lächelnd den Kopf. „Ich kann nichts dafür, dass du so fanatisch dein Training absolvierst.“

Der Braunhaarige sah ihn leicht ungläubig an. „Dafür hat Luna das, was du erreichen willst, schon längst geschafft.“

„Liegt daran, dass sie um einiges früher angefangen hat“, redete Chris sich raus.

Aurora lachte nur, gefiel ihr einfach die Unterhaltung der beiden, besonders da der Jäger nicht zugab, dass er sich einfach zu viel Zeit ließ und auch keinen Elan hatte.

„Dafür bin ich um einiges treffsicherer und stärker als Luna. Hat man ja vorhin sehen können.“

„Genau, und weil du so viel Zeit zum Zielen hattest, was sie nicht hatte, wärst du beinahe draufgegangen. Herzlichen Glückwunsch!“, erwiderte Aurora sarkastisch.

„Ach was. Ich wäre ausgewichen.“

„Luna und ich haben uns im Wald von Payon zum ersten Mal getroffen.“ Die Hohepriesterin ignorierte ihn jetzt einfach, würde sie nicht über das eben Geschehene diskutieren. „Sie hatte sich ausgeruht, weil sie verletzt war, und ich habe sie geheilt. Wir sind ins Gespräch gekommen und sind dann zusammen auf Abenteuer.“

„Deinen Bruder kennenzulernen, war ein Abenteuer, stimmt.“

„Na vielen herzlichsten Dank.“

„Das stimmt, Eto. Du brauchst mir nicht zu widersprechen! Du hast einen Schwester-Komplex und du solltest dazu stehen. Du hast mich förmlich einer Prüfung unterzogen, ob ich nun wirklich mit deiner Schwester reisen durfte oder nicht.“

Eto sah zur Seite, da sie vollkommen Recht hatte. Abstreiten würde er es nicht, hatte er auch nie, dass er für seine Schwester wirklich alles tun würde.

„Also wir kennen uns alle schon etwas länger. Jedoch reisen wir nicht zusammen, außer Ra-chan und ich.“

Daraufhin musste die Hohepriesterin lachen und sah zu ihrem Bruder, grinste. „Er ist ein Alleingänger und kommt nicht damit klar, wenn ich in Kämpfen oder anderem verwickelt bin.“ Sanft legte sie ihre Hand auf die Schulter ihres Bruders, lächelte ihn nur noch an. Ihr war bewusst, dass er es nur gut mit ihr meinte, sie vor Schmerzen und Leid beschützen wollte.

Kurz schwiegen sie, tranken etwas und betrachteten einfach die Gegend. Die Nachricht, dass Doppelganger besiegt war, schien hier noch nicht angekommen zu sein. Dies war auch nicht verwunderlich, da kaum noch Leute auf den Straßen waren und die Leiterin der Magiergilde die Toren des Turms verschlossen hatte. Es konnte keiner sehen, dass der Feind nicht mehr lebte. Aber die Stimmung in der Taverne war nicht so trüb, wie man erwartet hätte. Der Alkohol löste die Angst und ließ die Freude wieder hervorkommen. Als der Wirt nun ein Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit an den leeren Platz stellte, sah Sami auf und sah zur Treppe, wo Kiron nun auch wieder herunter kam. Er war umgezogen, trug nun ein anderes Zauberergewand.

Langsam setzte sich der Blauhaarige wieder auf den Stuhl und nahm einen Schluck. Als er merkte, dass die Händlerin ihn beobachtete, lächelte er leicht und hielt ihr das Glas hin. „Willst du probieren?“, fragte er sie nun, spürte die Blicke der anderen.

Sofort ergriff sie das Glas und nippte daran, sah dann verwirrt das Glas an. Das Getränk schmeckte leicht süßlich, wurde dann saurer und bitter. Leicht angewidert stellte sie es wieder vor Kiron und trank sofort einen Schluck von ihrem Orangensaft, der schön süß war.

Daraufhin musste er lachen, rückte das Glas zurecht, bevor er zu Eto sah. „Ich hab mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt.“

„Muss auch nicht sein“, erwiderte dieser nur und winkte ab.

„Doch, ich bin dir sehr dankbar“, sprach der Zauberer dennoch weiter. „Wenn du also irgendetwas von mir brauchst, musst du mir nur Bescheid sagen.“

„Ich auch!“, warf Sami ein und sah ihn aus großen Augen an. Ihr war klar, dass der Hohepriester Kiron wiederbelebt haben musste. Das hatte er vorhin indirekt gesagt.

Der Angesprochene schüttelte nur lächelnd den Kopf. Was wollte er da noch sagen? Die beiden schienen entschlossen und würden darauf weiterhin bestehen.

Der Blauhaarige jedoch sah seine Liebste verwirrt an, hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass sie dies sagen würde, dass sie es in Erwägung zog, ihm einen Gefallen zu tun. Zumal sie ja nicht an seinem Tod schuld gewesen war und auch nicht hätte dagegen tun können. Also hätte sie sich dafür gar nicht verantwortlich fühlen müssen. Das tat sie wohl auch nicht. Sie war ihm einfach nur dankbar.

Es dauerte etwas, bis ein normales Gespräch im Gange war, bis sich die ganze Anspannung komplett von ihnen gelöst hatte und sie normal miteinander reden konnten. Kiron jedoch hielt sich ziemlich raus, beobachtete die anderen erst einmal, wie sie waren, wie sie sich verändert hatten. Zudem hatte er das Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, nicht die Berechtigung zu haben, überhaupt mitzureden. So ging er auch relativ früh auf sein Zimmer, verabschiedete sich für den Tag von den anderen und stieg die Treppen hinauf. Es hatte sich einfach falsch angefühlt, daneben zu sitzen. Er hatte sich einfach so unwohl gefühlt und musste einfach gehen. Vielleicht würde er sich irgendwann wieder normal dabei fühlen und es genießen, doch momentan hatte er einfach so ein schlechtes Gewissen, dass er nicht mal mehr unbeteiligt bei ihnen sein konnte.

Leise seufzte er, als er die Tür hinter sich schloss und in den Raum sah. Langsam ging er zu seinem blutigen Gewand und nahm es in die Hand. Das war das Zeugnis davon, dass er schon einmal tot gewesen war. Dass er hintergangen worden war. Es fühlte sich schrecklich an, doch hatte er etwas anderes verdient gehabt, als selbst hintergangen zu werden? Denn eigentlich hatte er damals seine eigenen Freunde im Stich gelassen. Es war etwas anderes gewesen. Sie waren nicht in Gefahr gewesen, er jedoch schon. Wütend schmiss er die Kleidung in eine Ecke und ging zu seiner Tasche. Seitdem Maya verschwunden war, zählte er ständig sein Geld nach. Sie wusste, in welchem Zimmer er eigentlich nächtigte. Es war ihr ein leichtes, dort einzudringen, wenn er nicht da war. Und selbst wenn er anwesend war, war es ein leichtes für sie. So verschloss er dennoch das Fenster und zog die Vorhänge zu. Nun war es komplett dunkel im Raum. Eine Kerze hatte er zuvor nicht entzündet. Langsam ging er zu seinem Bett und setzte sich darauf, schloss seine Augen. Seine Hände wanderten zu seinem Hemd, welches er sich über den Kopf zog und neben das Bett auf den Boden legte. Gerade als er seine Hose öffnen und ausziehen wollte, klopfte es an der Tür. Verwirrt öffnete er seine Augen und sah in Richtung Tür. „Wer ist da?“, fragte er laut, während er aufstand. Als Samis Stimme von draußen ertönte, lief er zur Tür, wobei er über seine eigenen Sachen stolperte. An der Tür angekommen, öffnete er sie sofort und sah in das besorge Gesicht seiner Freundin.

„Alles in Ordnung? Du solltest lieber aufpassen, wo du hinläufst.“

„Was? Ach so. Ich hatte kein Licht an, tut mir Leid. Willst du rein kommen?“, fragte er sie nun und machte den Weg frei. Doch dann fiel ihm auf, dass das Zimmer immer noch unbeleuchtet war und so entzündete er erst einmal zwei Kerzen, die den Raum erhellten.

Langsam trat die Händlerin ein und schloss die Tür hinter sich, sah den Zauberer lächelnd an. Leise ging sie zu dem Bett und setzte sich darauf, sah sich dann um.

Kiron beobachtete sie, waren seine Wangen leicht gerötet. Was hatte sie nur vor? Wollte sie hier bleiben? Wollte sie vielleicht sogar mehr? Allein der Gedanke daran ließ ihn feuerrot werden und sein Gesicht senken.

„Kann ich heute Nacht hier schlafen?“, fragte Sami neugierig, sah ihn wieder an. Als er sie erschrocken ansah, hob sie ihre Augenbrauen. „Nicht gut?“

„Nein, ist ok. Ich hab nur gerade an etwas anderes gedacht.“ Letzteres flüsterte er, bevor er sich neben sie auf das Bett setzte. „Wissen die anderen davon?“

Kurz schüttelte sie ihren Kopf, bevor sie ihre Arme um ihn legte.

„Meinst du nicht, sie machen sich dann Sorgen, wenn du nicht in deinem Zimmer bist?“

Wieder hob sie ihre Augenbrauen, schien kurz zu überlegen, bevor sie nickte und aufstand. „Ich sag kurz Bescheid!“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer.

Kiron wollte gerade etwas erwidern, doch war sie schon draußen. Was sollten die anderen denn dann von ihnen denken, wenn Sami ihnen jetzt sagen würde, sie schlafe bei ihm? Der Blauhaarige legte sein Gesicht in seine Hände, schüttelte den Kopf. Aber so war sie nun einmal. Das konnte und wollte er nicht ändern. Ab und an war sie wirklich ziemlich naiv. Und das gefiel ihm ja auch an ihr. Doch wollte er ihre Beziehung noch ein paar Tage geheim halten, wollte mit ihr diese Vertrautheit genießen, bis es auch die anderen wussten und ihnen dadurch nicht mehr solche ruhigen Momente vergönnt waren. Leise seufzte er und wartete. So würde er nun auch seine Hose beim Schlafen anlassen, damit Sami nicht einen falschen Eindruck hatte. Zwar störte ihn das, weil er lieber nur in Shorts schlief, aber für sie würde er das schon aushalten können. Würde er morgen eben etwas unausgeschlafener sein.

Als nach wenigen die Minuten die Tür wieder auf ging, sah er auf und sah in das strahlende Gesicht der blonden Händlerin. Dies ließ ihn lächeln. Anscheinend wurde ihr unten dadurch die Laune nicht vermiest, dass sie nun hier schlafen würde. So wartete er, bis sie die Tür geschlossen hatte und ihre schwere Tasche, die sie scheinbar auch geholt hatte, neben seine abstellte. Am liebsten würde er fragen, was sie gesagt hatte, doch wollte er nicht zu neugierig wirken.

Sami war aufgeregt, auch wenn man es ihr vielleicht nicht anmerkte. Zwar war ihr bewusst, dass sie gleich nur neben ihm liegen würde, doch hatte sie ihn lange nicht mehr gesehen, hatte lange nicht mit ihm reden können und das ganze hier fühlte sich wie ein Privileg und dennoch etwas Sonderbares an. Vor ihrer Tasche ging sie in die Hocke und holte ihr Nachthemd heraus. Als Kiron in dem Moment wegsah, sah sie ihn verwirrt an, musste dann jedoch lächeln. Scheinbar wollte er ihr die Möglichkeit bieten, sich umzuziehen, ohne dass er sie dabei beobachtete oder sah. So zog sie sich rasch um, ließ ihre Kleidung einfach unordentlich auf ihrer Tasche liegen.

Jedoch hatte der Zauberer nicht daran gedacht, dass sie sich nun umziehen wollte. Ihm kam dieses Nachthemd nur bekannt vor, als er sie damals auf dem Balkon des Gasthauses gesehen hatte und sie beobachtet hatte. Doch dass sie sich nun umzog, hörte er, weswegen er nun extra demonstrativ wegsah. Er wollte nicht spannen und sie gegen ihren Willen ohne ihre Kleidung sehen. Das sollte sie selbst bestimmen, wann sie so weit war und ob er sie überhaupt je so sehen durfte. Erst als sie wieder neben ihm saß, sah er sie an und lächelte leicht. „Bist du fertig?“, fragte er, obwohl es klar war.

Doch sie schüttelte daraufhin nur den Kopf, was ihn verwirrte. „Nein, noch nicht ganz“, flüsterte sie und legte sich dann hinter ihn auf das Bett, zupfte nun an seiner Hand. „Wenn du neben mir liegst, bin ich fertig.“

Diesem Lächeln konnte er einfach nicht wiederstehen. Am liebsten hätte er sich direkt neben sie gelegt, doch stattdessen löste er sich von ihr und stand auf. Rasch ging er zur Tür und schloss diese ab, bevor er die Kerzen ausblies und zum Bett ging.

„So seh ich dich aber gar nicht.“

Und das war auch gut so, denn der Blauhaarige war rot angelaufen, war kurz stehen geblieben. „Soll ich eine Kerze anmachen?“, fragte er leise.

„Du kannst die Vorhänge zurück ziehen“, war ihr Vorschlag stattdessen.

Am liebsten hätte er die Vorhänge zugezogen gelassen, doch ging er nun langsam und vorsichtig zum Fenster und zog einen Vorhang zur Seite. „Hell genug?“, fragte er, als er einen Schritt beiseite gemacht hatte. Zumindest war jetzt die eine Seite noch zugedeckt.

„Ja“, murmelte sie leise, während sie sich unter die Decke kuschelte und eigentlich nur auf ihn wartete. „Kommst du nun her?“

Kiron musste lächeln und ging nun zum Bett, auf welches er sich neben die Blonde legte. Sanft legte er seine Arme um sie und zog sie an sich heran. Er konnte spüren, dass sie sich an ihn schmiegte.

„Ich liebe dich“, flüsterte Sami leise und schloss ihre Augen. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“

Er jedoch schwieg und strich ihr einfach nur über den Rücken. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er ihr angetan haben musste, indem er gegangen war.

Ihr war klar, woran er jetzt dachte, weswegen sie ein Bein über seines legte und das andere zwischen seine Beine, woraufhin er reagierte. Seine Hände stoppten und sein Kopf bewegte sich leicht.

„Sami“, hauchte er leise, sah sie an, doch sie drückte sich einfach nur an ihn. Ihr Lächeln konnte er nicht sehen. „Deine Beine sind da etwas unvorteilhaft.“

„Wirklich?“, fragte sie und man hörte ihr an, dass es ihr Spaß machte. „Ich find sie perfekt da.“

Kiron schluckte. Das machte sie mit Absicht. Ihn aus der Ruhe zu bringen. Normal würden ihre Beine ihn auch nicht stören, doch sie lagen das erste Mal beieinander. Momentan war er sehr empfindlich, was ihre Berührungen anging. Er war es nicht gewohnt, Arm in Arm mit einer anderen Person in einem Bett zu schlafen. „Bitte“, flüsterte er leise und legte nun eine Hand auf ihr Bein, um dieses von seinem runterzulegen.

Sie jedoch quiekte leise daraufhin, was ihn zurückschrecken ließ. „Kiron!“, sagte sie vorwurfsvoll und sah nun zu ihm auf, sah ihn ebenso vorwurfsvoll an.

„Ich... Tut mir Leid... Ich..“, stammelte er leise, wusste er nicht, was er tun sollte.

Ihr machte es Spaß, ihn so ratlos zu sehen und ihn so zu quälen. Bald musste sie auch grinsen, legte einfach ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn an sich. „Ich mach doch nur Spaß“, hauchte sie auf seine Lippen, bevor sie den kleinen Abstand überbrückte und ihn sanft küsste. Dabei zog sie auch ihre Beine zurück, hatte sie gemerkt, dass es ihm unangenehm war.

Anfangs tat er gar nichts, doch dann erwiderte er ihren Kuss und schloss dabei seine Augen. Nur langsam strichen seine Hände über ihren Rücken, während er langsam wieder zu seiner Ruhe zurückkam. Kurz nachdem er den Kuss löste, küsste er ihre Stirn und drückte sie leicht an sich.

„Ich wünsch dir eine gute Nacht“, flüsterte Sami leise, während sie sich an ihn schmiegte und selbst nun die Augen schloss.

„Ich dir auch“, hauchte Kiron und blieb einfach so liegen, wollte sich erst einmal daran gewöhnen. So brauchte er auch relativ lange dafür, bis er einschlief, schlummerte seine Freundin schon längst in seinen Armen.
 

Die Vögel zwitscherten und Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer, als die Blonde langsam erwachte. Leise murmelnd wollte sie sich an Kiron schmiegen, bis sie jedoch merke, dass dieser nicht da war. Sofort schreckte sie auf und sah sich um, suchte seine Sachen. Erleichtert atmete sie aus, als sie merkte, dass seine Tasche noch an derselben Stelle lag wie am Tag zuvor auch. Jedoch erschien ihr etwas anders. Die Tasche war offen, am gestrigen Tag war sie noch zu gewesen. Hatte er etwas herausgenommen? Langsam stand sie auf und kniete sich neben die Tasche, wühlte drinnen rum. Außer Kleidung und ein paar Büchern sah sie nichts Besonderes. Sein Stab war ebenfalls noch auf dem Zimmer. Langsam nahm sie ein Buch aus der Tasche und durchblätterte es. Es waren verschiedene Bilder von Tieren und Pflanzen abgebildet, dazu noch eine Menge Text, den sie wahrscheinlich nicht verstehen würde. So legte sie das Buch zurück und zog den Reißverschluss der Tasche zu. Verlassen hatte er sie nicht. Die Bücher, der Stab, all das war zu wertvoll, um es zurück zu lassen. Leise seufzte sie und nahm sich frische Kleidung, zog die Gardine zu und zog sich dann um. Er würde wiederkommen, da war sie sich sicher. Und wenn er das nicht tat, würde sie ihn suchen und nicht wieder locker lassen. Dann würde er es bereuen, sie noch einmal verlassen zu haben. Doch das hoffte sie nicht, wollte, dass er wieder kam. Dennoch packte sie ihre Tasche, sah dann seine blutige Kleidung. Sofort verdunkelte sich ihr Blick und sie nahm fast schon geistesabwesend sein Hemd hoch. Er war schon einmal gestorben, hielt sie den Beweis dafür in ihren Händen. Tränen liefen über ihre Wangen, während sie das Hemd an ihre Brust drückte. Sie hatte ihn schon einmal verloren, ohne es überhaupt richtig gewusst zu haben.

Nach wenigen Sekunden wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, schmiss das Hemd auf das Bett und verließ rasch das Zimmer. Sie musste ihn finden. Wenn ihm nun wieder etwas ohne ihr Wissen passieren würde, würde sie das nicht aushalten. Wenn ihm überhaupt etwas passieren würde, würde sie es nicht aushalten. Allein der Gedanke daran trieb sie an den Rand der Tränen. Gerade als sie die Treppen nach unten gehen wollte, sah sie ihn, wie er wieder nach oben kam, mit einem Tablett in der Hand. Am liebsten wär sie ihm um den Hals gefallen, doch konnte sie sich noch zurückhalten. Er hatte nur Frühstück geholt, hatte nur seinen Geldbeutel mitgehabt.

Als er sie oben an der Treppe entdeckte, sah er sie kurz verwirrt an. Was machte sie hier? Hatte sie ihn gesucht? Hatte sie gedacht, er habe sie schon wieder verlassen? Dabei hatte er doch all seine Sachen noch im Zimmer, hatte er noch alles bei ihr gehabt. Vielleicht hätte er ihr einen Zettel schreiben sollen, aber ob sie diesen überhaupt gesehen hätte? Sie sah ziemlich aufgewühlt aus, weswegen er leicht lächelte. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, würde ihn auch so einfach nicht mehr irgendwohin gehen lassen. Langsam stieg er die Treppen hinauf und lächelte sie einfach nur an. „Gehen wir wieder aufs Zimmer?“, fragte er sie leise, als er neben ihr stand. Am liebsten hätte er ihre Hand genommen, doch waren seine voll. „Eigentlich wollte ich dich mit einem Frühstück am Bett überraschen, aber wie es mir scheint, bist du früher wach geworden.“

„Kiron“, wimmerte sie leise und hakte sich bei ihm ein, schmiegte sich an ihn und drückte ihr Gesicht gegen seinen Oberarm.

Sanft küsste er ihren Scheitel und lächelte. „Ich bin nur runter gegangen und habe bezahlt, mehr nicht. Ich lass dich nicht alleine.“ Denn er ging davon aus, dass es ihr darum ging, dass er sie nicht wieder alleine ließ, sie nicht wieder verließ. Doch als sie den Kopf schüttelte, hob er seine Augenbrauen. Was war dann der Grund? Hatte sie denn einen anderen Grund, so aufgewühlt zu sein? Fragen tat er sie nicht, würde warten, bis sie im Zimmer waren.

Sami war in Gedanken, während sie die wenigen Schritte zurück zum Zimmer gingen. Als Kiron etwas zu ihr sagte, schreckte sie auf und sah ihn aus großen Augen an. „Was hast du gesagt?“, fragte sie ihn leise, was ihn lachen ließ.

„Öffnest du mir bitte die Tür?“, fragte er sie abermals und musste einfach nur lächeln. Dass auch sie so in Gedanken sein konnte, dass sie nichts mehr wahrnahm, war für ihn neu und auch irgendwie erfreulich, obwohl ihre Gedanken dies wohl nicht waren. Als er dann in das Zimmer trat und das Tablett auf den kleinen Tisch abstellte, sah er schon, was wohl los sein musste, denn er sah sein blutiges Hemd auf dem Bett liegen. Sofort ging er dort hin und warf es auf den Boden, sah dann mit ernstem Blick zu seiner Freundin, welche leicht zitternd die Tür hinter sich schloss. Langsam ging er auf sie zu und umarmte sie, legte seine Lippen auf die ihrigen. Jedoch war dieser Kuss nicht so sanft, wie er es sich vorgenommen hatte.

Deswegen drückte die Händlerin ihn nach kurzem schon von sich und sah ihn mit Tränen in den Augen an.

„Ich lass dich nicht alleine“, wiederholte er leise und strich ihr sanft über die Wange. „Ich werde nicht sterben. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Ich werde dich nicht mehr alleine lassen. Ich werde bei dir bleiben.“

„Ich hab Angst“, wisperte sie leise und hielt seine Hand in ihrer, schmiegte sich an ihn. „Ich hab Angst, dass dir nochmal etwas passiert. Dass du..“ Doch mehr sagte sie nicht, steckte ihr ein Klos im Hals. Wenn sie weiter daran dachte, würde sie wieder anfangen zu weinen.

Langsam schüttelte der Blauhaarige seinen Kopf und legte seinen noch freien Arm um sie. „Ich lebe und mir geht es gut, besser als zuvor. Ich werde dir nicht wegsterben, keine Sorge. Ich werde das verhindern“, flüsterte er ihr leise zu, wollte sie beruhigen, doch hatte er das Gefühl, dass es nichts brachte. Denn sie schwieg nun und rührte sich nicht mehr, schmiegte sich nur an ihn. Dass sie nicht weinte, beruhigte ihn etwas, doch war es ihm eigentlich lieber, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ anstatt sie zu unterdrücken.

Nach wenigen Minuten löste sie sich von ihm und sah ihn leicht lächelnd an „Lass uns frühstücken. Du sollst es ja nicht umsonst geholt haben.“

Leicht nickte er, doch er wünschte sich, dass er auf sie gewartet hätte, dass er mit ihr gemeinsam runter gegangen wäre, dann wäre sie nicht auf solche Ideen gekommen, hätte sie sein Hemd so nie entdeckt. Doch das brachte er nicht zur Sprache, sondern ging zum kleinen Tisch und nahm das Tablett. „Setz dich aufs Bett“, bat er sie und versuchte nun selbst zu lächeln. Er sollte nicht mehr daran denken, um sie nicht immer wieder daran zu erinnern und damit sie ihre Ruhe hatte. Also lächelte er, während er sich neben sie auf das Bett setzte und das Tablett auf seinen Schoß stellte. „Ich wusste nicht genau, was du gerne haben würdest, also-“

„Es ist gut so“, unterbrach sie ihn und nahm sich ein Brötchen, welches sie aufschnitt. „Ich bin nicht wählerisch, zumindest nicht beim Frühstück, und du weißt was ich gerne trinke. Das reicht mir vollkommen.“

Kiron öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch kam kein Ton raus. Bevor er auch irgendwie reagieren konnte, grinste Sami ihn an und hielt ihm das nun fertigbelegte Brötchen hin.

„Wenn du schon den Mund aufmachst und nicht mehr schließt, solltest du auch was essen“, meinte sie immer noch grinsend und wartete, bis er das Brötchen nahm und es aß. Als er dies auch tat, nahm sie das nächste und schnitt es auf.

Eigentlich wollte er sie doch füttern, wollte ihre Brötchen schneiden und belegen, wollte sie verwöhnen, doch nun drehte sie den Spieß einfach um und verwöhnte ihn stattdessen. Jedoch ließ er ihr ihren Willen, wollte ihr nicht widersprechen und sie so vielleicht wieder traurig stimmen, also ließ er sich füttern und verwöhnen. Als er satt war, nahm er ihr das Messer ab und nahm ein Brötchen. „Jetzt bin ich aber dran“, meinte er, als sie den Mund öffnete, um sich zu beschweren. „Eben hast du mich gefüttert, also ist es nur fair, wenn ich dich nun füttern darf.“

Daraufhin sagte sie nichts mehr und ließ ihn machen, nahm nur einen Schluck Orangensaft. So ließ auch sie sich mehr oder minder von ihm füttern, aßen sie so alles leer, was Kiron geholt hatte.

Als sie fertig waren, stellte der Zauberer das Tablett wieder auf den kleinen Tisch. Eigentlich wollte er sich wieder neben Sami setzen, doch diese war schon aufgestanden und schlenderte zu ihm. Fragend sah er sie an, doch erhielt er keine Antwort, auch als sie direkt vor ihm stand. „Wolltest du nicht sitzen bleiben?“, fragte er sie nun leise, während er sanft ihre Wange streichelte.

Die Blonde schüttelte ihren Kopf und lächelte ihn einfach nur an, bevor sie ihre Arme um seinen Nacken legte.

Daraufhin musste auch er lächeln, strich mit seiner Hand durch ihre Haare und legte die andere um ihre Hüfte. „Ich liebe dich“, hauchte er leise, bevor er sanft, fast schon vorsichtig, seine Lippen auf die ihrigen legte.
 

Lautlos gähnte die braunhaarige Hohepriesterin, bevor sie sich aufsetzte und erst einmal streckte. Mit müden Augen sah sie sich um und musste lächeln, als sie ihre Freundin nur halb auf dem Bett, halb auf dem Boden schlafen sah. Scheinbar hatte sie einen lebhaften Traum gehabt. Leise schlug sie die Decke beiseite und schwang ihre Beine vom Bett, bevor sie mit nackten Füßen zu ihrer Tasche schlich und ihre Kleidung heraus nahm. Bald sollten sie mal eine Pause von ihren Reisen einlegen, sollten etwas zur Ruhe kommen. Das hatte sie sich erhofft gehabt, doch nun hatte Aurora starke Zweifel daran, allein schon weil ihr Gewissen sie dann plagen würde. Warum konnten nun verschiedene Monster ihre Ebene verlassen und somit in die Städte gelangen? Kurz sah sie zu Luna und dann zu Soul, welcher auf dem Kissen, was die Schützin jetzt nicht mehr brauchte, lag und die Hohepriesterin still beobachtete.

„Ich komme gleich wieder“, flüsterte diese und verschwand im angrenzenden Badezimmer. Dass Soul ihre Freundin nun wecken würde, bezweifelte sie, weswegen sie sich wusch und fertig machte. Sie hatte vor, mit ihrem Bruder zu reden. Über ihre Erfahrungen zu reden. Und sich einfach mal etwas austauschen. Der letzte Briefkontakt war auch schon einige Zeit her und somit hatten sie sich viel zu erzählen. Doch ob ihr Bruder nun schon unten saß, wusste sie nicht. Eigentlich war er nicht so der Langschläfer, im Gegensatz zu ihr, doch momentan war vieles anders. Also konnte es sein, dass er noch schlief.

Als sie zurück in ihr Zimmer kam, musste sie lächelnd feststellen, dass Luna noch immer schlief. Mit leisen Schritten ging sie zu ihr und deckte sie wieder richtig zu.

„Pass auf sie auf“, flüsterte sie dem Falken zu, bevor sie ihren Schlüssel und ihren Geldbeutel nahm und das Zimmer verließ.

Noch immer leise tapste sie den Gang entlang und dann die Treppe hinunter. Verwundert stellte sie fest, dass die beiden Akolyten der jüngeren Truppe schon wach waren und an dem Tisch von gestern saßen, sich vertraut unterhielten. Kurz überlegte sie, ob sie sich dazu setzen sollte oder sie allein lassen sollte. Noch überlegend ging sie zum Tresen und sprach kurz mit der jungen Dame, die hier wohl aushalf. Kurz sah Aurora über die Schulter. Die beiden schienen sie nicht bemerkt zu haben, was sie leise seufzen ließ. Doch das würde sich wohl jetzt ändern, denn sie nahm die Tasse Tee, die sie bestellt hatte, und setzte sich einfach neben die Jüngere der beiden.

„Guten Morgen“, begrüßte sie die beiden noch leicht müde lächelnd. „Stör ich? Wenn ja, kann ich mich auch erst einmal woanders hinsetzen.“

Doch Fin schüttelte sofort den Kopf und lächelte sie fröhlich an. Im Gegensatz zu der Hohepriesterin schien sie hellwach zu sein, was man von Senri nicht sagen konnte, denn dieser hatte die Augen noch halb geschlossen und gähnte immer wieder.

„Wie ich sehe, bist du vollkommen ausgeschlafen“, stellte Aurora fest und nahm einen Schluck von ihrem Pfefferminztee.

„Ich hab auch sehr gut geschlafen“, erwiderte die Akolytin und lächelte noch immer. „Im Gegensatz zu Senri. Er schläft ja gleich auf dem Tisch ein. Ich hab ihm gesagt, dass er sich nochmal hinlegen kann, aber er will nicht.“

Mit gehobenen Augenbrauen sah die Hohepriesterin ihn an, doch Senri machte einen entschlossenen, wenn auch müden, Eindruck. „Ich pass schon auf sie auf, du kannst dich ruhig noch ausruhen.“

„Ich ruh mich doch aus“, widersprach er leise, während er Fin beobachtete.

„Ja, indem du gleich auf dem Tisch liegst und schläfst. Aber gesünder wäre das Bett. Wärst du zufrieden, wenn Fin mitgehen würde?“

Sofort schlug der Akolyt rot an und schüttelte den Kopf. „Ne-Nein! Wir müssen doch aufpassen, dass Kiron nicht plötzlich abhaut!“

Daraufhin musste Aurora lachen, lachte sie herzhaft und schüttelte anschließend den Kopf. „So vertieft wie ihr seid, würdet ihr ihn wohl kaum bemerken. Ihr habt mich ja auch nicht bemerkt, wie ich die Treppen runtergekommen und an den Tresen gegangen bin. Da kannst du dich auch gleich hinlegen.“

„Außerdem glaube ich nicht, dass er abhauen wird“, ertönte eine männliche Stimme von der Treppe.

Als Aurora sich umdrehte und zur Treppe sah, erkannte sie lächelnd ihren Bruder, welcher sich zu ihnen setzte. „Wenn er abhauen wollen würde, hätte er das längst getan. Er ist schon längst wach und hat sich etwas zum Frühstücken aufs Zimmer geholt. Naja, nicht nur für sich.“ Leicht grinste er und sah dann die junge Frau an, welche seiner Schwester ihr Frühstück hinstellte. Einfaches Brot mit Käse und Wurst. „Guten Morgen“, sprach er sie lächelnd an und lehnte sich leicht zurück. „Ich hätt gern einmal dasselbe und einen Kaffee.“

Daraufhin nickte sie und ging wieder, um kurze Zeit später mit dem frisch aufgebrühten Kaffee wiederzukommen.

Dankend nahm Eto den Kaffee entgegen und trank erst einmal einen Schluck, bevor er die Tasse auf den Tisch abstellte. „Also wie schon gesagt, er wird euch wahrscheinlich nicht verlassen. So wie es für mich aussah, wird er das wohl auch nicht mehr können und wollen.“ Leicht grinste er, als er daran dachte, was er vorhin auf dem Gang beobachtet hatte, bevor er sich wieder in sein Zimmer zurückgezogen hatte. Als die anderen ihn auch fragend ansahen, schüttelte er nur den Kopf. Sagen würde er es ihnen nicht, müssten sie den Zauberer schon selbst fragen. So sah er nun auch seine Schwester an und nahm ihre Hand. „Wie geht es dir eigentlich?“

Noch immer fragend sah sie ihn an und drückte leicht seine Hand. „Gut, warum? Wegen Gestern? Ich war zwar etwas erschöpft, aber mir geht es trotzdem ganz gut. Immerhin hab ich sehr gut geschlafen. Und Luna schläft noch immer.“ Aurora begann zu lächeln. „Aber so lange wird sie wohl nicht mehr schlafen. Die Pose ist ziemlich ungemütlich. Aber kannst du mich nun loslassen? Ich würde gerne weiter frühstücken.“

Kurz sah der Hohepriester gequält aus, doch dann ließ er ihre Hand los und beobachtete sie.

„Und ja, ich kann alleine essen!“, sagte sie und sah ihn kurz böse an, bevor sie weiter aß.

Die beiden Akolyten beobachteten sie, mussten selbst lächeln. Sie konnten sich vorstellen, wie das Leben der beiden früher ausgesehen hatte, als sie noch zusammen gewohnt und dann zusammen unterwegs gewesen waren und sich ab und an getroffen hatten. Zumindest schien er in seinem Komplex ziemlich aufzugehen und ziemlich dominant zu sein.

„Ich muss aber trotzdem mit dir reden“, sagte sie nach kurzem, sah nur kurz zu den beiden Akolyten, bevor sie wieder ihren Bruder ansah. „Und es geht nicht darum, dass du mich am liebsten in Watte packen würdest. Nein, es geht um Doppelganger“, fing sie an und legte das Besteck auf den nun leeren Teller. „Und nicht nur um Doppelganger. Auch um andere Monster, die plötzlich ihre Ebene verlassen und umherwandern können. Das habe ich das erste Mal bei Moonlight Flower festgestellt, nun bei Doppelganger. Ich habe auch von anderen gehört. Drake soll auch sein gesunkenes Schiff verlassen haben. Um ehrlich zu sein, will ich nicht warten, bis in irgendeinem Ort oder gar Lighthalzen das Chaos ausbricht. Denn wenn in Lighthalzen das Chaos ausbricht, wird es nahezu unmöglich, das ganze wieder in Ordnung zu bringen.“

Daraufhin nickte der Hohepriester leicht, verstand das Problem. Doch er sagte erst einmal nichts, denn wurde ihm sein Frühstück gebracht. Kurz bedankte er sich, bevor er sich ein Brot schmierte. „Nun“, begann er, als die junge Frau wieder hinter dem Tresen stand und beschäftigt war. „Man sollte das unterbinden. Die Ebenen sind alle mit starken Barrieren umgeben, die die Monster eigentlich nicht durchqueren können. Die Priesterschaft hat sich noch nicht wirklich mit dem Thema beschäftigt, denn eigentlich ist das eine Sache, um die sich die Zauberer und die Weisen kümmern müssten. Wir selbst können da nichts machen, außer den Schaden zu reduzieren. Der Bischof in Prontera hat schon eine Gruppe Priester angeordnet, das Problem zu untersuchen. Und diese sind zum Schluss gekommen, dass die Priesterschaft und die Geistlichen nichts gegen die Wanderung tun können. Natürlich sind die Zauberer und die Weisen schon informiert, doch wie wir gestern herausgefunden haben, können wir momentan nicht auf die Zauberer hoffen, da die Gilde stark dezimiert ist und gerade auch wohl andere Probleme hat. Wie es bei den Weisen aussieht, weiß ich nicht. Das ist aber auch nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist eine andere.“ Erst einmal selbst die Prüfung bestehen, um stärker zu werden, um dieses Problem anzugehen. Denn die Sache mit Doppelganger hatte ihm gelehrt, dass er noch stärker werden musste, um die Situation unter Kontrolle bringen zu können. Ob er nun die Prüfung bestanden hatte, wusste er nicht. Das musste sein Herr, sein Gott entscheiden. Doch viel mehr hätte Aurora sie gemeistert, da sie Doppelganger den letzten Schlag gegeben hatte und den schwierigsten aller Glaubenszauber geschafft hatte, der in der Priesterschaft beigebracht wurde. Also bezweifelte er, dass er diese Prüfung geschafft hatte, trank etwas von seinem Kaffee, während seine Schwester ihn überlegend beobachtete.

„Also können wir an sich nichts machen?“, fragte sie leise.

„Nichts, außer die Menschen und alle anderen zu beschützen.“

„Hmm..“ Leise seufzte sie und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Dann lass uns doch zu den Weisen gehen!“, schlug Fin lächelnd vor.

Die Geschwister sahen sie verwirrt und etwas geschockt an, hatten sie nicht erwartet, dass einer der beiden sich in die Unterhaltung einbinden würde oder einen Vorschlag machen würde. Auch Senri sah sie aus großen Augen an, konnte er nicht glauben, dass sie das vorschlug. Sie mussten selbst doch erst einmal stärker werden, würden sie es noch nicht einmal bis zu den Weisen schaffen, war dieser Weg Magiern und Stärkeren vorbehalten.

Als alle sie so ansahen und schwiegen, wurde ihr Blick traurig. „Nicht gut?“, flüsterte sie leise und senkte leicht ihren Blick.

Aurora musste leise lachen, während Eto den Kopf schüttelte. „Doch, es ist gut“, erwiderte der Hohepriester leise. „Wir sollten wohl besser nachsehen, ob wenigstens sie sich darum kümmern und sonst nichts zu tun haben. Diese magisch Begabten sind meist so auf sich bezogen, dass sie die Probleme anderer nicht mitbekommen, außer man hält den Finger drauf.“

„Wie bitte?!“

Leicht zuckte Eto zusammen, duckte sich leicht und sah nach hinten. Hinter ihm stand eine weißhaarige Zauberin. Die Leiterin der Zauberergilde.

Diese sah ihn wütend an und stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Falls du es wissen willst, wir waren länger an dem Problem dran. Schon bevor ein Priester von euch zu uns kam. Wir dachten, wir hätten das Problem gelöst, doch wie du gesehen hast, hat es Doppelganger nicht interessiert. Ich habe den Weisen einen Brief geschickt, mit unseren Ergebnissen und unseren Versuchen. Wenn ich mich nicht um die Überbleibsel der Zauberergilde kümmern müsste, würde ich selbst zu den Weisen gehen und mit ihnen das Problem angehen, aber ich kann den Turm nicht einfach so lassen, ohne jeglichen Schutz.“ Mit diesen Worten nahm sie sich einen Stuhl und setzte sich direkt neben den Hohepriester, welcher ein kleines Stück wegrutschte. „Also, wie du siehst, kann ich hier nicht weg.“

Nur leicht nickte der Braunhaarige, bevor er wieder ein Stück zu seiner Schwester rückte, welche leise lachte.

„Außer ich find jemanden, dem ich das ganze hier anvertrauen kann. Und nein, euch würd ich es nicht anvertrauen. Es muss schon ein Zauberer dabei sein.“

„Wir hätten es auch nicht gewollt“, murmelte Eto leise.

„Wir kennen nur einen Zauberer“, sagte Aurora schnell, bevor ihr Bruder sich noch unbeliebter machen konnte. „Aber ich glaube kaum, dass Kiron hier bleiben will. Er will mit seinen alten Freunden reisen. Zumindest sah das gestern so aus.“

Kurz sahen sich Fin und Senri an, bevor sie die Zauberin ansahen. Ihnen war klar, dass diese Zusammenarbeit wichtig war und dass Kiron momentan wohl die einzige Person war, die sowohl verfügbar war als auch der sie vertraute. „Wir reden mit ihm“, meinte die Akolytin nun und stand auf. Eigentlich wollte sie nicht, dass sie ihn wieder verlassen mussten, wusste sie, wie Sami das letzte Mal auf sein Verschwinden reagiert hatte. Deswegen sah senkte sie auch kurz ihren Blick, schüttelte dann den Kopf und ging zur Treppe. Doch weit kam sie nicht, denn sie sah eben diesen Zauberer mit eben dieser Händlerin die Treppe hinunterkommen, ein Tablett auf seinen Händen. „Kiron“, flüsterte sie kurz, bevor sie ihm Platz machte und sich wieder hinsetzte. Dass er sie kurz verwirrt ansah, war ihr klar, besonders da man ihr noch immer ansah, dass sie mit dieser Entscheidung alles andere als glücklich war.

Kiron hob beide Augenbrauen, bevor er das Tablett auf den Tresen stellte. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Meisterin hier war, verbeugte er sich leicht vor ihr und setzte sich neben sie. Dass so ein großer Platz zwischen ihr und dem Hohepriester war, verwunderte ihn nicht. Zwar schätzten Priester und Zauberer sich gegenseitig, doch hatten sie nicht viel gemeinsam. Die Priester holten ihre Kraft aus ihrem Glauben, die Zauberer hingegen aus ihrem rationalen Wissen. Es gab jedoch wenige Priester und Zauberer, bei denen man diesen natürlichen Widerstand nicht bemerkte.

Lächelnd setzte sich Sami neben den Zauberer und sah in die Runde, doch ihr Lächeln verging, als keiner etwas sagte. „Was ist los?“, fragte sie nach kurzem, sah die beiden Akolyten an.

Diese warfen sich kurz einen Blick zu, bevor Senri sich an Kiron wandte. „Wir haben ein Problem“, begann er.

Der Zauberer nickte kurz und sah ihn gespannt an, lehnte sich leicht zurück. Seine Hand streifte die der Blonden unter dem Tisch, welche leicht errötete.

Der Akolyt schluckte, suchte er Worte dafür, was er ihn jetzt fragen, worum er ihn jetzt bitten musste. „Jemand muss sich um den Zaubererturm kümmern. Und um das Problem, dass die Monster ihre Ebene verlassen können.“

Wieder nickte er leicht, verstand noch nicht genau, was nun kommen würde.

„Also ein Zauberer müsste mit den Weisen reden, damit sie sich gemeinsam um dieses Problem kümmern können.“

Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Ihm war nun klar, worauf er hinaus wollte. „Und ein anderer muss auf den Turm aufpassen und wieder alles in Ordnung bringen. Da ich wohl kaum die Erfahrung besitze, die ich bei den Weisen brauchen werde, wird wohl meine Meisterin gehen. Und da sie wahrscheinlich keinem von euch die Aufgabe anvertrauen würde, die dann anfalle. Da komm dann ich ins Spiel. Mir würde sie das wahrscheinlich anvertrauen, also soll ich hier bleiben und mich darum kümmern?“, folgerte er, wobei er letztes fragte und dann leise seufzte. Ihm gefiel es nicht, hier zu bleiben, besonders nachdem er mit Sami zusammen gekommen war, mit ihr mitreisen wollte. Man sah ihm sein Missfallen auch deutlich an. Doch hatte er eine große Wahl. Entweder blieb er hier oder nicht. Wenn er nicht bleiben würde, könnte das Problem mit den Ebenen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht effizient genug angegangen werden. Wenn er hier bleiben würde, könnte man die Ebenen erneut sichern und die Wahrscheinlichkeit war höher, wenn seine Meisterin dabei helfen würde. Das war ihm bewusst, doch gefallen tat es ihm nicht. Andererseits gefiel es ihm noch weniger, wenn die Monster ihre Ebenen verlassen und umherwandern konnten. Also nickte er dann leicht, bevor in Samis erschrockenes Gesicht sah. „Es gefällt mir zwar nicht, jetzt hier zu bleiben, aber eine andere Alternative gibt es nicht, oder?“

Als alle anderen den Kopf schüttelten, seufzte er leise. „Gibt es wirklich keine?“, fragte Sami leise und senkte leicht ihren Blick. Das hieß, dass sie wieder getrennt sein müssten, dass sie nicht bei ihm sein konnte. „Wie weit seid ihr eigentlich mit euren Prüfungen?“, hörte sie Kiron neben sich fragen und sah auf, sah dann zu den Akolyten, an welche die Frage gerichtet worden war.

Diese sahen sich kurz an, antworteten ihm dann aber: „Eigentlich müssten wir sie erst einmal anfangen. Das könnten wir inzwischen schon. Erfahrung haben wir genug. Aber wir wissen nicht, wie das bei Caren und Sami aussieht.“

„Kein Problem bei mir“, sagte die Händerin verwirrt, wusste nicht, worauf ihr Liebster hinaus wollte.

Dieser nickte leicht und lächelte. Er hatte keineswegs vor, hier alleine zurück zu bleiben. „Also könntet ihr drei jetzt anfangen. Fehlt also nur noch Caren.“ Kurz schwieg er. „Ich mach euch einen Vorschlag. Da ich momentan hier nicht weg kann und ihr im Grunde eh getrennte Wege gehen müsst, würde ich vorschlagen, dass ihr euch den Prüfungen unterzieht und dann zurückkommt. Bis dahin hat sich das ganze vielleicht etwas gelegt. Ich werd nicht weggehen, bis ihr wieder da seid. Das verspreche ich euch.“ Leicht lächelte er, doch war es ein trauriges Lächeln, denn Senri sah ihn misstrauisch an. „Das haben alle hier Anwesenden gehört.“

„Ich bleib so lang bei dir.“ Aurora lächelte ihn an. „Wie es mit Luna aussieht, kann ich dir nicht sagen. Aber so hab ich wenigstens etwas Zeit, etwas zu lernen, und leiste dir so auch gleich Gesellschaft. Dass ich währenddessen auch gezwungenermaßen auf dich aufpasse, wird deine Freunde wohl beruhigen.“ Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie die beiden Akolyten ansah. „Grüß Bruder Paulus von mir.“

„Ich wollt eigentlich Mönch werden“, meinte Senri kleinlaut und sah die Ältere unschuldig an.

Diese musste lachen. „Sieh mich nicht so an. Das ist sogar besser so, dass ihr beide nicht der Priesterschaft beitretet. Dann entsteht kein Wettkampf unter euch beiden.“

„Im Gegensatz zu Luna und Chris.“

„Genau. Aber weißt du denn, wohin du musst?“ Als er den Kopf schüttelte, musste sie leicht grinsen. „Im Osten von Prontera ist ein Kloster. Dort wirst du alles nötige erfahren. Es ist nicht weit entfernt. Geh einfach nördlich aus Prontera raus, am Schloss vorbei und dann fast nur noch nach Osten. Oder du verlässt Prontera im Osten, musst aber noch ein bisschen nördlich. Das Kloster sieht zwar etwas heruntergekommen aus, aber trotzdem solltest du es leicht finden.“

Senri bedankte sich, lächelte und sah kurz zu Fin, bevor er wieder zur Hohepriesterin sah. Kurz öffnete er seinen Mund, schwieg dann jedoch. Beinahe hätte er sie gefragt, ob er sie begleitete, aber sie würde ja hier bei Kiron bleiben.

„Tut mir leid, ich kann dich nicht hinbringen. Vielleicht bringt dich Luna hin, wobei sie mit allem, was mit Glauben zu tun hat, nicht ganz so viel am Hut hat.“

„Ra-chaaaaaan!“, ertönte es von den Treppen und die Angesprochene sah dort hin.

Diese musste lächeln und hob die Hand zum Gruß. „Na, schon wach?“, fragte sie ihre Freundin, welche mit noch müden Augen auf der untersten Stufe der Treppe stand. „Ich wollte dich nicht wecken. Du warst gestern um einiges länger wach als ich und hast noch geschlafen, als ich aufgestanden bin. Du weißt, dass du ein ziemlicher Morgenmuffel bist und dich immer beschwerst, wenn man dich weckt.“

Leise murrend setzte sich die Schützin und bestellte sich einen Kaffee. Den brauchte sie auch erst einmal, um wach zu werden.

Ihre Freundin sah sie währenddessen lächelnd an, bevor sie wieder in die Runde sah.

„Fehlen nur noch zwei, bis alle wach sind“, stellte Eto fest.

„Wie dem auch sei“, erwiderte die Weißhaarige und betrachtete die Hohepriesterin nachdenklich. Ob sie Kiron mit ihr alleine im Turm lassen konnte, es ihr indirekt auch anvertrauen konnte? Doch auch sie hatte keine andere Wahl, wusste sie, was ansonsten passieren würde. „Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr euch um Doppelganger gekümmert habt.“

Bevor sie noch etwas sagen konnte, hörte man einen Stuhl umfallen. Es krachte laut und alle sahen zum Ursprung. Der braunhaarige Hohepriester war vom Stuhl gefallen und sah sie geschockt und ungläubig an, als könnte er nicht glauben, dass er sie richtig verstanden habe.

„Ihr habt mir wirklich sehr geholfen.“

„Was ist das denn für ein Krach? Eto, kannst du nicht mehr richtig sitzen?“ Leise Schritte waren von der Treppe zu hören, kam gerade der Jäger hinunter und kratzte sich leicht am Hinterkopf. „Du sollst doch so früh am Morgen nicht randalieren. Du weckst noch alle auf.“

„Es ist schon zehn Uhr“, erwiderte der Angesprochene leicht grummelnd, während er sich aufrappelte und den Stuhl wieder hinstellte. „Eigentlich sollten schon alle wach sein. Und ich randalier nicht!“

„Mhm, ist klar.“ Leicht schmunzelnd stellte er sich neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich werd aber direkt weiterreisen. Willst du mit oder hast du wieder etwas andres vor?“, fragte er seinen alten Freund, welcher leicht nickte.

„Ich hab noch einiges zu tun. Du musst dieses Mal wohl wieder auf mich verzichten.“

„Wie immer“, murmelte der Blonde bevor er leicht seine Hand hob. „Macht’s gut. Man sieht sich sicherlich noch einmal. Und grüßt die Schwertkämpferin von mir. Sie soll sich nicht so schnell aufregen, das ist nicht gut für die Gesundheit.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihnen und verließ die Gaststätte.

„Da geht er“, murmelte Aurora leise und seufzte. „Er bleibt auch nie lange bei uns.“

„Er kann halt nicht länger an einem Ort bleiben. Das Reisen liegt in seinem Blut. So ist das nun mal bei ihm.“ Eto sah seine Schwester lächelnd an. „Da kann ich nicht so wirklich mithalten.“

Nur ein Nicken war die Antwort von ihr, bevor sie sich auf ihrem Stuhl streckte. „Also warten wir nun auf Caren, bis sie wach wird?“

Daraufhin schüttelte Fin den Kopf. „Wir können sie auch wecken gehen! Komm Senri, wir wecken sie!“ Bevor der andere widersprechen konnte, war sie schon aufstanden und hatte seine Hand gegriffen.

Gemeinsam gingen sie dann die Treppen hoch, wobei er ihr eher folgte und eher gezogen wurde, anstatt selbst zu gehen.

„Sie hat ihn wohl voll im Griff“, stellte Aurora grinsend fest.

Daraufhin nickte Sami leicht, bevor sie sich einfach an Kiron lehnte, der leicht zusammenzuckte.

Ihm war es nicht unangenehm, doch hatte er sich erschreckt. So sah er sie auch kurz an, bevor er lächelte und einen Arm um sie legte.

Leicht schmunzelte der Hohepriester, bevor er aufstand und zu der Zauberin sah. „Ich werde dich begleiten. Auch wenn wir uns vielleicht nicht so gut leiden können, ist die Reise doch sicherer zu zweit.“

Daraufhin nickte die Weißhaarige und musste nun selbst schmunzeln. Zumindest würde die Reise nicht langweilig werden. „Ich würde mich über Gesellschaft bei meinen Reisen freuen.“

Kurz nickte er. „Ich geh meine Sachen holen, damit wir so schnell wie möglich los können.“

„Wir treffen uns am Osttor.“

Nach diesen Worten verschwand der Hohepriester auf seinem Zimmer.

„Ich denke, wir haben ein andermal das Vergnügen, uns richtig vorzustellen“, meinte die Zauberin nun und lächelte. „Kiron, ich schreib dir auf, was auf jeden Fall gemacht werden muss.“ Kurz verabschiedete sie sich von den anderen, bevor sie das Gasthaus verließ.

„Als ob ich davon keine Ahnung hätte“, seufzte der Zauberer und schüttelte den Kopf. Aber ihm war bewusst, dass sie nur auf Nummer sicher gehen wollte, damit ja nichts schief ging. Sie war eben eine Perfektionistin, was dies anging.

„Was ist nun eigentlich genau los?“, fragte Luna noch immer müde, während sie an ihrem Kaffee nippte, der noch ziemlich heiß war.

Genau da schaltete sich ihre Freundin ein. „Nun, Kiron muss hier bleiben und auf den Turm aufpassen. Da ich selbst noch etwas studieren muss und ihn auch nicht allein lassen will, werde ich hier bleiben.“ Kurz schwieg sie und sah ihn das verwirrte Gesicht ihrer Freundin. „Wenn du willst, kannst du ebenfalls hier bleiben und dich etwas ausruhen. Oder aber du gehst mit ihnen mit. Du kannst aber auch, wenn du willst, den Kleinen bei ihrem Jobwechsel behilflich sein. Es ist voll und ganz dir überlassen.“

Plötzlich nahm die Schützin einen tiefen Schluck, bevor sie die Tasse abstellte und ihre Freundin leicht anfunkelte. Sie hatte das einfach über ihrem Kopf entschieden und ließ ihr nun scheinheilig die Wahl.

„Du musst nicht bei mir bleiben.“ Beschwichtigend hob die Rothaarige ihre Hände, lächelte sie freundlich an.

Ein Seufzen entwich ihr, bevor sie den Kopf schüttelte und sich nach hinten lehnte. „Ich werd auf jeden Fall nicht mit deinem Bruder mitreisen“, sagte sie entschlossen, bevor sie sich ihre Haare aus dem Gesicht strich. „Und ich kann nicht einfach so hier sitzen bleiben und nichts tun. Das weißt du. Also werd ich wohl den Jüngeren hier helfen. Oder aber ich reise alleine. Diese Option hast du scheinbar gar nicht bedacht.“

Nur kurz nickte Aurora, beobachtete ihre Freundin gespannt. Ihr war klar, dass diese ihr deswegen nun böse war, doch hatte sie sich entscheiden müssen, musste sie selbst auch weiter kommen. Und da konnte sie nun mal nicht so reisen, wie ihre Freundin das am liebsten hätte.

„Ist es dir so wichtig, hier zu bleiben?“ Das Nicken der Hohepriesterin ließ sie seufzen. „Okay. Ich werd erst einmal etwas umher reisen. Du kannst mir einen Brief zukommen lassen, wenn du mit deinen Studien und allem anderen hier fertig bist. Das dauert wahrscheinlich ein paar Monate, oder?“ Als sie wieder nickte, sprach Luna weiter: „Dann hab ich genug Zeit, um ein paar Leute und meine Familie zu besuchen. Also ist es nicht ganz so schlimm, dass du das einfach über meinen Kopf entschieden hast.“

Diese Worte ließen die Hohepriesterin lächeln, bedankte sie sich leise bei ihrer Freundin. Dann jedoch sah sie zu Kiron. „Machen wir uns auch auf den Weg“, schlug sie vor und stand auf. Doch als er sitzen blieb, sah sie ihn fragend an.

„Ich warte, bis Caren da ist. Sie fühlt sich ja so schon komplett ausgeschlossen.“

Verstehend nickte die Rothaarige, bevor sie sich wieder hinsetzte und mit ihrer Tasse spielte. „Dann warten wir. Auch wenn das eine gewisse Verzögerung bedeutet.“

„Ich weiß“, erwiderte der Zauberer lächelnd. „Es wird ihr auch nicht gefallen, aber ich will Caren nicht einfach so zurücklassen.“

„Und das ist auch gut so“, ertönte schon ihre Stimme am Fuße der Treppe. Die Schwertkämpferin stand dort, hatte ihre Hände in die Hüfte gestemmt und sah ihn leicht grimmig an. „Wenn du jetzt wieder ohne ein Wort abgehauen wärst, ich hätt dich beim nächsten Mal erschlagen!“

Fin und Senri, welche hinter ihr standen, schüttelten nur leicht den Kopf, bevor sie sich alle an den Tisch setzten.

„Also du willst hier bleiben“, begann sie sofort, woraufhin Kiron nickte. „Fin hat mich schon aufgeklärt, warum und weshalb und auch dass Aurora bei dir bleibt. Solang du uns nicht wieder abhaust, ist das ok. Auch wenn ich eigentlich nicht davon begeistert bin.“

Dass sie das scheinbar so gelassen nahm, ihm nicht widersprach, wunderte den Zauberer, sah er sie auch verwundert an.

„Ich weiß, was passiert ist, als Moonlight Flower nicht mehr in ihrer Ebene gefangen war. Bei Doppelganger war es ein Massaker. Ich will nicht, dass es woanders auch passiert, besonders wenn man es verhindern kann. Und das kann diese Zauberin, wenn sie sich mit den Weisen berät. Und dafür musst du hier bleiben. Kiron, ich mag zwar ziemlich aufbrausend sein, aber dumm und unvernünftig bin ich nun auch wieder nicht, auch wenn du mich vielleicht oftmals dafür hälst. Also hab ich nichts dagegen, dass du hier bleibst, besonders wenn Aurora auf dich aufpasst. Dann passiert dir auch nichts.“

Leise schluckte der Zauberer, bevor er kurz seinen Blick senkte. War es wirklich so deutlich gewesen, was er manchmal von ihr gedacht hatte? Das hätte eigentlich niemand merken sollen, doch scheinbar war er doch nicht ganz so gut im Verbergen von Gefühlen und Dingen, wie er gedacht hatte.

„Jetzt schau nicht so. Das ist verständlich, wenn man bedenkt, wie du bist und wie ich bin. Wir sind alle so ziemlich verschieden, aber ich denke, wir ergänzen uns ganz gut. Dass es da Differenzen gibt, ist ganz normal.“

Nun sah der Blauhaarige auf, sah, wie die Schwertkämpferin lächelte, doch sah sie nicht ihn an, sondern die Händlerin, die sich noch immer an seine Schulter lehnte und es sichtlich genoss. Ihn beschlich das Gefühl, dass die anderen schon längst von ihnen wussten, zumindest was ihre Gefühle anging. „Ähm.. Also weißt du auch von meinem Vorschlag?“, fragte er einfach, um von diesem Thema abzulenken.

Caren nickte, sah dann auch wieder zu Kiron, lächelte noch immer. „Ja, wir sollen unsere Prüfungen bestehen und dann wieder kommen. Vielleicht hat sich das Ganze dann etwas gelegt. Wenn nicht, können wir ja immer noch überlegen, was wir machen.“

„Na, wenn das geklärt ist“, begann er, wollte eigentlich aufstehen, doch Sami ließ ihn nicht los, weswegen er die bittend ansah. „Ich würd nun gern zum Turm, mir alles ansehen und mit meiner Arbeit beginnen.“

„Aber sie lässt dich nicht“, stellte Aurora lachend fest, bevor auch sie aufstand. „Ich geh meine Sachen holen. Vielleicht bist du dann ein Stück weiter.“

„Ich komm mit!“ Luna sprang förmlich auf und folgte ihrer Freundin die Treppen hinauf.

Nun war nur noch die kleine Gruppe am Tisch. Kiron, der halb am Aufstehen war, Sami, die an ihm hing und scheinbar gar nicht daran dachte, ihn loszulassen, Caren, Fin und Senri, die diese Szene einfach nur lächelnd betrachteten.

Dass eben diese ihn beobachteten, machte Kiron nur nervös, was man ihm auch deutlich ansah. „Sami, bitte“, bat er sie flüsternd, doch sie sah ihn nur aus großen Augen an. Auch er wollte sich doch eigentlich nicht von ihr trennen, doch es ging nicht anders. „Ich verschwind doch nicht. Du weißt, wo ich bin. Und ich muss das tun. Es ist ja nicht so, dass ich freiwillig hier bleibe. Es ist etwas, was ich tun muss und was momentan nur ich tun kann“, erklärte er ebenso leise, woraufhin die Händlerin ihren Blick senkte und ihn dann zögernd losließ. Sanft legte er seine Hand an ihre Wange, streichelte sie mit seinem Daumen. „Sieh mich an“, bat er sie noch immer leise, woraufhin sie widerwillig aufsah. Ihr trauriger Blick schmerzte ihn, wollte er sie aufheitern. Ihm war der Blick der andern nun egal. Würden sie es eben früher erfahren, als er gewollt hatte, obwohl er den Verdacht hatte, dass sie es schon längst wussten. „Denk ja nicht, dass ich hier bleibe, weil es mir Spaß macht.“ Langsam legte er seine Arme um sie, bevor er sie an sich drückte. „Ich mag es nicht, wenn du traurig bist. Denk lieber dran, dass wir uns bald wiedersehen. Je besser und schneller du bei der Prüfung bist, desto schneller sehen wir uns wieder. Und dafür musst du bald mit der Prüfung anfangen.“ Eigentlich hatte er gedacht, dass sie ihm widersprechen würde, sagen würde, dass sie nicht gehen wolle oder ähnliches, doch sie nickte nur und sah ihn dann leicht lächelnd an. Dies ließ auch ihn lächeln, strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Dass die anderen aufstanden und die Treppe hoch gingen, sah er nur aus seinen Augenwinkeln, doch war er froh, dass sie die beiden alleine ließen.

„Ich weiß, dass du stark bist“, flüsterte Kiron leise, während er ihr in die Augen sah. „Du wirst die Prüfung bestehen, das weiß ich.“ Als sie ihn wieder aus großen Augen ansah, schloss er langsam die seinigen und legte seine Lippen auf ihre. Doch diese Verbindung hielt nicht lange, löste er sie nach wenigen Sekunden wieder. „Ich liebe dich und ich werde auf dich warten.“ Mit diesen Worten erhob er sich langsam.

Bevor er gehen konnte, streckte Sami ihre Hand nach ihm aus und hielt seine fest. „Ich beeil mich!“, sagte sie, doch merkte man, dass sie ihn eigentlich nicht gehen lassen wollte, dass sie selbst gar nicht gehen wollte.

„Ich weiß“, erwiderte Kiron leicht lächelnd, bevor er sanft ihre Hand drückte und dann die Treppen nach oben ging.

Nun saß Sami dort alleine, musste sie seufzen, während sie ihm hinterher sah. Sie durfte nicht schwach sein. Nicht jetzt. Sie hatten keine Wahl, obwohl es ihr anders lieber gewesen wäre. Wenn Kiron sie zur Prüfung begleiten, ihr beistehen könnte. Doch das ging nicht, musste er hier bleiben, woraufhin sie erneut seufzte. Nur langsam stand die Händlerin auf und stieg nun selbst die Treppen hinauf. Ihre Sachen waren bei Kiron im Zimmer, wo er momentan wahrscheinlich seine packen würde. Wenn sie ihn nun sehen würde, könnte sie ihn nicht gehen lassen. Das war ihr klar. So ging sie in Fin’s Zimmer, würde ihr beim Packen helfen, in der Hoffnung, dass Kiron dann schon weg sei. Ungewollt stiegen ihr Tränen in den Augen, während sie die Treppen hinaufstieg und sich ihre Gedanken machte. Er würde gehen, ohne sich wirklich von ihr zu verabschieden. Und warum? Weil sie ihn dann nicht gehen lassen könnte. Wenn sie so stark war, wie sie sein wollte, würde sie ihn gehen lassen, würde ihn nicht aufhalten und ihm noch weniger ein schlechtes Gewissen machen, welches er ganz deutlich momentan hatte. Als sie vor seiner Tür stehen blieb, rieb sie sich die Augen, damit die Tränen gingen, und öffnete dann die Tür. Dass er sie nun verwirrt ansah, verwunderte sie nicht wirklich. Rasch schloss sie die Tür hinter sich und ging auf ihn zu.

„Sami“, flüsterte er, wollte weitersprechen, doch sie unterbrach ihn.

„Ich werd dich nicht aufhalten. Wie du gesagt hast, bin ich stark. Ich werde vielleicht weinen, aber ich will mich von dir verabschieden, ich will nicht, dass wir im Stillschweigen auseinander gehen.“ Während sie sprach, nahm sie seine Hände in die ihrigen und drückte sie. „Am liebsten würde ich dich gar nicht erst gehen lassen, doch ich weiß, dass wir momentan diesen Weg gehen müssen. Ich will nicht, dass du meinetwegen ein schlechtes Gewissen hast. Trennungen waren nie mein Ding. Da werd ich immer traurig, weil ich am liebsten mit allen gemeinsam reisen würde. Also musst du meinetwegen kein schlechtes Gewissen haben.“ Als er nun leicht seine Augen verengte, musste sie lächeln, ließ sie seine Hände los und legte dafür ihre Arme um ihn. „Ich will nur eine Minute deiner Zeit in Anspruch nehmen“, hauchte sie auf seine Lippen, bevor sie ihre Augen schloss und sich an ihn lehnte.

Eigentlich hatte er erwartet, dass sie ihn jetzt küsste, doch sie lehnte sich nur an ihn. Unsicher legte er seine Arme um sie, bevor er sie an sich drückte und sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. Auch er wollte nicht gehen, verstand er sie nur zu gut. Wenn er hätte gehen müssen, ohne sich richtig von ihr zu verabschieden, hätte das sein Herz zerrissen.

„Kiron?“, fragte sie flüsternd.

„Mh?“

„Wie find ich dich, wenn ich wieder da bin?“

Kurz überlegte er, schüttelte er dann den Kopf. „Wie wär es, wenn du im Turm wartest. Wenn du ganz nach oben gehst, dann kommst du in das Arbeitszimmer der Gildenleiterin. Ich denke, dass ich mich dort relativ häufig aufhalten werde, einfach weil ich sie auch vertrete.“

Sami nickte, drückte sie ihn dann leicht von sich, sah ihm auffordernd in die Augen.

„Was willst du?“, fragte er sie hauchend, grinste leicht, besonders da sie ihm nicht antwortete. Doch ihm war klar, was sie von ihm verlangte. Aber anstatt sie zu küssen, legte er nur seinen Zeigefinger auf ihre Lippen. „Die Minute ist um“, flüsterte er und grinste leicht, nachdem sie ihn erschrocken angesehen hatte. „Aber ich kann gerne noch eine dran hängen.“ Mit diesen Worten nahm er seinen Finger von ihren Lippen und legte seine Hand stattdessen in ihren Nacken. Ohne noch etwas zu sagen, überbrückte er den kurzen Abstand zwischen ihren Lippen und küsste sie zärtlich.
 

Aurora hatte schon längst ihre Sachen gepackt und sah ihrer Freundin beim Packen zu. Diese hatte mehr in ihrer Tasche als die recht sparsam lebende Hohepriesterin. Eigentlich wollte sie ihr helfen, doch hatte Luna dem widersprochen, denn sie wollte ihre Sachen selbst packen.

„Du kannst ruhig schon gehen, du musst nicht auf mich warten.“

„Ich weiß, aber ich will ihm auch etwas Zeit lassen. Außerdem sehen wir uns nun eine gewisse Weile nicht mehr.“

„Wir sind keine kleinen Kinder mehr.“

„Aber befreundet. Also will ich mich auch richtig von dir verabschieden. Das heißt, ich warte auf dich, geb mit dir zusammen den Schlüssel ab, bezahl das Zimmer und dann können wir uns vor dem Gasthaus verabschieden.“

Auf diese Worte hin musste die Schützin lächeln, sah kurz ihre Freundin an. Das war so typisch von ihr. Und widersprechen würde nichts bringen, wollte sie es auch nicht. Auch ihr war es so lieber. Dann konnte der eine nicht annehmen, dass der andere irgendwo auf ihn wartete oder ähnliches.

Es dauerte auch noch eine halbe Stunde, bis sie fertig war und alles in ihrer Tasche hatte. Diese hängte sie sich um und öffnete noch einmal kurz das Fenster. Ihr Falke sah sie kurz an, bevor er durch das Fenster hinaus flog und sich auf dem Geländer eines Balkons niederließ. „So, wir können gehen“, sagte sie lächelnd, während sie das Fenster schloss und ihrer Freundin aus dem Zimmer folgte. Diese schloss auch die Tür ab, bevor sie beide hinunter gingen und die Schlüssel abgaben, so wie das Zimmer zu bezahlen. Dass Kiron nicht mehr hier war, erfreute sie und stimmte sie traurig zugleich. Es würde ein schwerer Abschied für die beiden werden, das war klar, doch schien er nun nicht mehr ganz so lang zu dauern. Oder er war schon gewesen. Aber würde er dann nicht hier auf sie warten? Oder war er schon zum Turm gegangen? Sie hätten vorher ausmachen sollen, wo sie sich trafen. Daraufhin seufzte sie leise.

„Wart hier einfach“, schlug die Schützin vor und klopfte ihrer besten Freundin auf die Schulter.

„Werd ich wohl müssen“, erwiderte sie nur resigniert und setzte sich an einen relativ kleinen Tisch, stellte ihre Tasche auf den Stuhl neben sich. „Gehst du oder wartest du mit mir?“

Kurz schüttelte die Angesprochene den Kopf. „Ich gehe jetzt schon. Die Stimmung wär eh nicht richtig, wenn wir uns nun anschweigen würden.“

Daraufhin musste auch die Hohepriesterin nickten. „Stimmt. Ich wünsch dir alles Gute auf deinen Reisen.“

„Ich bin doch nicht für immer weg!“

„Aber man kann nie wissen“, erwiderte sie grinsend. „Schreib mir. Ich werde dir dann direkt antworten. Ich halt dich gern auf dem Laufenden.“

„Sehr gerne.“ Lächelnd sah Luna sie an, bevor sie ihre Hand zum Abschied hob und dann das Gasthaus verließ.

Leise seufzte Aurora, bevor sie sich zurücklehnte und sah, wie sich der Schankraum zur Mittagszeit füllte. Kiron würde sie hier hinten wohl kaum entdecken, wenn er nach ihr sah. So stand sie auf, hängte sich ihre Tasche um und ging zum Tresen. Dort begrüßte sie die junge Frau fröhlich, welche allerhand zu tun hatte. „Ich hab eine Bitte“, begann die Hohepriesterin. „Wenn hier ein blauhaariger Zauberer namens Kiron runter kommt, dann sag ihm bitte, dass ich schon dort bin. Er wird wissen, was ich meine.“ Mit diesen Worten legte sie ein paar Zeny auf den Tresen, wartete auf eine Bestätigung und verließ dann das Gasthaus.

Eher schlendernd ging sie nun zum Turm Geffens. Sie hatte der Bardame lieber nicht zu viel verraten, war es wahrscheinlich besser, wenn erst einmal wieder alles in Ordnung gebracht werde, bevor jemand anderes einen Fuß in den Turm setzte.

Doch allzulange ging sie nicht zum Turm, war das Gasthaus selbst relativ zentral gelegen. Niemand stand vor dem Turm, waren dessen Tore noch immer geschlossen und wahrscheinlich auch verschlossen. So setzte sie sich auf eine Bank in der Nähe der Tore und stellte ihre Tasche neben sich auf den Boden. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Gasthaus ziemlich gut besucht gewesen war, obwohl noch immer nicht die Nachricht im Umlauf war, dass Doppelganger besiegt und die Gefahr gebannt ist. Deswegen kamen eigentlich nur die tollkühnsten Abenteurer hier her. Vielleicht sollte sie doch die Nachricht verbreiten, dass Doppelganger besiegt sei. Doch wer würde ihr alleine glauben? Wahrscheinlich keiner. Und deswegen musste der Turm wieder seine Tore öffnen können.

So machte sie sich ihre Gedanken, während sie auf den Zauberer, den sie eigentlich gar nicht kannte, wartete. Aber ihre Interessen lagen momentan bei demselben. Zumindest vertraute sie der Einschätzung seiner Meisterin. Und laut dieser war er zuverlässig und scheinbar auch verantwortungsvoll. Also würde er sie jetzt hier wohl kaum sitzen lassen.

Nach wenigen Minuten hörte sie Schritte, wodurch sie ihren Kopf leicht drehte. Der blauhaarige Zauberer sah nicht gerade erfreut aus. Wer wäre das auch schon in so einer Situation? Er hatte seine Freunde scheinbar lange nicht gesehen und musste sich nun wieder von ihnen trennen, wobei es mehr als deutlich war, dass er etwas mit der Händlerin am Laufen hatte. Nur langsam stand sie auf, hängte sich ihre Tasche um und ging auf ihn zu.

Als Kiron die Hohepriesterin entdeckte, grüßte er sie leise und ging direkt auf die Tore zu. Leise seufzte er, als er dieses aufschloss. Die Trennung war ihm gar nicht leicht gefallen, doch es musste sein. Er würde sie nur aufhalten und das musste getan werden, auch wenn er es am liebsten jemand andrem aufgetragen hätte. Doch das konnte er nicht, würde es auch nicht tun. Das wäre mehr als unfair und außerdem vertraute seine Meisterin IHM und nicht jemand andrem. Nachdem er das Tor aufgestoßen hatte, atmete er erleichtert aus. Die Eingangshalle war wieder gereinigt und in Ordnung gebracht. Wenigstens etwas. Langsam trat er ein. „Schließ bitte das Tor hinter dir“, bat er die Hohepriesterin, bevor er ihr den Schlüssel zuwarf. Seine Schritte führten ihn zur Treppe nach unten. Auch hier war die Tür geschlossen, doch wusste er nicht, ob die Monster hindurch kommen würden. Kiron jedoch entschied sich, sich erst einmal in den oberen Stockwerken umzusehen. Wenn hier etwas zu tun war, dann war es oben weniger. Doppelganger war nicht nach oben gekommen. Er würde nur die Zimmer von persönlicher Habe leeren müssen und sonst aufräumen. In den tieferen Ebenen müsste er sich um einiges mehr kümmern. Mit diesen Gedanken drehte er sich zu Aurora um. „Warst du schon einmal oben im Turm?“ Denn wenn sie hier schon gewesen war, musste er ihr nichts mehr zeigen, doch als sie leicht den Kopf schüttelte, seufzte er leise und ging zu den Treppen nach oben. „Ich zeig dir kurz alles, wo du hin darfst.“ Kurz wartete er auf sie, bevor er die Treppen hinauf ging.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von: abgemeldet
2007-07-19T18:38:27+00:00 19.07.2007 20:38
Tjo jetzt soll ich für meine liebe Schwester hiern Kommentar schreiben und habe GARKEINE Ahnung was ich schreiben soll....
Außer das es endlich mal weitergehn soll xD....
Von:  kurisuutiina
2007-04-28T22:43:12+00:00 29.04.2007 00:43
Ohw... ich finds toll bis jetzt ^o^
Manchmal kam ich zwar ein wenig in Verwirrung, wer denn nun wer ist.. aber du hast eigentkich alles ziemlich klasse beschrieben. Man konnte sich alles gut vorstellen und sich in die Story hineinversetzen ^^ Werde die FF wohl weiterverfolgen~ xD
Von:  Hisagi-Shuuhei
2007-02-07T17:10:26+00:00 07.02.2007 18:10
Yay
*erste desu*
XD
..
Naja, to the topic.....I like it~
X3
I want to know more about *_*~
..
Jetzt denken alle, sie müssten englische Kommis schreibe xDDD"
...
Ich bin ziemlich unkreativ in Kommis schreiben O_o
Naja, wie gesagt, ich mag sie und bis auf ein paar Flüchtigkeitsfehlern und ein paar seltsamen Ausdrücken ist es auch gut geschrieben
X3~
Mach weiter so, die Bilder sind ja auch schon in Bearbeitung xD~
...
Greets *_*/))


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