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Heartbeats

Atemu x Yugi
von

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Ein neuer Anfang

~~Yugi~~
 

Das Taxi fährt eine große Auffahrt hinauf vor die Tür meiner neuen Schule und ich steige aus.

Ich stehe vor einem prächtigen roten Sandsteinbau und im Hintergrund befinden sich mehrere kleinere Häuser aus normalem Backstein.

Das ist jetzt also meine neue Schule, ein Sportinternat für höhere Söhne und Töchter … und mich, einen Stipendiaten.

Der Taxifahrer hat, während ich mir die Schule betrachtet habe, schon meine beiden Koffer aus dem Kofferraum geholt und mein Ski daraufgelegt.

„Was macht das, Sir?“

„Wir haben fünfundzwanzig Euro ausgemacht.“

Ich bezahle ihn und das Taxi fährt wieder zurück.
 

Mit etwas Abschiedsschmerz schaue ich dem Taxi noch eine Zeit lang nach und wende mich schließlich der großen Eingangstür des Sandsteingebäudes zu.

Aus meinem Rucksack hole ich einen Zettel hervor, auf dem stehen soll, wo ich mich nach meiner Ankunft zu melden habe. Doch auf dem Zettel stehen nur ein paar Zahlen und »Sekretariat«.

Wieso überrascht mich das nicht? Alles beginnt und endet im Sekretariat.

Ich drehe ihn um, in der Hoffnung einen Hinweis oder zumindest einen Lageplan zu finden. Doch ich sehe nur zerknittertes, weißes Papier.
 

Na dann beginne ich mal mit der Suche nach dem Sekretariat…

Gewöhnlich sollte ich im Schulgebäude fündig werden.

Dabei versuche ich nicht so tollpatschig zu sein wie ich es meistens bin, wenn ich nervös werde. Schließlich sollte ich bei meinen neuen Kameraden zumindest einen guten ersten Eindruck hinterlassen… bis die Schnösel von meinem Stipendium wissen…

Kaum bin ich durch die Tür, stoße ich schon mit einem anderen zusammen. Wir treffen uns auf dem Boden wieder.

„Wer hat es denn so früh schon so eilig?“

Mist, der gute Eindruck hat sich bereits erledigt…

Der andere hat sich scheinbar schneller wieder gefasst als ich mich und steht auch schon wieder.

Ich schaue auf um mich zu entschuldigen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.

Der Junge, mit dem ich zusammengestoßen bin, könnte mein Zwilling sein.

Er ist zwar etwas größer und besser gebaut als ich und wir haben nicht die gleiche Augenfarbe, aber ansonsten könnte man uns glatt verwechseln.
 

Auch mein Gegenüber scheint von unserer Ähnlichkeit überrascht zu sein.

Hinter ihm kommen plötzlich noch zwei recht große Typen auf uns zu. Der eine hat blondes zerzaustes Haar, der andere trägt sein braunes Haar streng nach hinten und beide haben ein Grinsen im Gesicht.

Sie scheinen alles gesehen zu haben.

Na, Volltreffer! Es läuft ja wieder spitze…

Bevor sie sich noch über mich lustig machen können, entschuldige ich mich, nehme meine Sachen und verschwinde durch die nächste Tür. Glücklicherweise befindet sich dort ein Flur mit Wegweisern. Auf einem steht auch tatsächlich das Sekretariat.

Endlich ein Hinweis, mit dem ich etwas anfangen kann.

Ich folge der Richtung des Pfeils und stehe kurz darauf vor dem Direktor.
 

~~Atemu~~
 

Verwirrt starre ich meinem kleinen Spiegelbild nach.

Der ist aber jetzt schnell verschwunden. Hat er etwa Angst vor Seto und Joey bekommen?

Meine beiden Freunde kommen auf mich zu.

„Wer war das?“

Ich zucke nur mit den Schultern und vergesse den Kleinen fürs Erste.

Wir gehen in die Cafeteria etwas frühstücken, aber zum Essen komme ich gar nicht mehr.

Die Stimme des Direktors ertönt aus den Lautsprechern und zitiert mich in sein Büro.

Was will er denn schon so früh am Morgen von mir?“

So viel Zeit zum Streiche spielen, hatte ich doch noch gar nicht. Ausnahmsweise war ich heute Nacht brav in meinem Bett.

Meine beiden Freunde schauen mich verwirrt an und ich schüttle nur den Kopf, als ich gehe.

„Hebt mir ein Brötchen auf, bis ich wiederkomme.“
 

Kaum bin ich im Büro des Direktors, sehe ich auch den Kleinen von vorhin wieder.

Er wirkt immer noch so ängstlich und eingeschüchtert wie an der Tür.

„Guten Morgen, Sir! Was kann ich für Sie tun?“

„Guten Morgen, Mister McGregor. Das ist Yugi Muto, ein neuer Schüler. Er wird bei Ihnen, Mister Kaiba und Mister Wheeler im Zimmer wohnen. Zeigen Sie Mister Muto bitte alles und besorgen Sie ihm eine Schuluniform.“

Ich nicke und der Direktor wendet sich nun wieder Yugi zu.

Während er seinen Stundenplan bekommt und ihm die wichtigsten Regeln erklärt werden, beobachte ich ihn neugierig.

Er könnte echt mein kleiner Zwilling sein, aber er wirkt nett, aber auch … geheimnisvoll?
 

Als er alles bekommen hat, verlasse ich mit ihm das Büro und greife nach einem von seinen Koffern. Sofort fällt mir die lange Sporttasche auf.

„Ski?“

Während dem Gespräch mit dem Direktor habe ich schon festgestellt, dass mein Zimmergenosse ziemlich schweigsam zu sein scheint. Getreu meiner Einschätzung nickt er nur.

Vielleicht wird er ja lebhafter, wenn er sich erst eingewöhnt hat.

Mit einem Eigenbrödler kommen Seto und Joey absolut nicht aus.

Das Schweigen zwischen uns wird mir zu lange und ich versuche ein Gespräch mit ihm zu beginnen.

„Ich bin Atemu, Snowboarder. Wir werden also keine Konkurrenten sein. Es freut mich dich kennen zu lernen, Yugi.“

Ich reiche ihm die Hand, die er ergreift, und dabei wirft er mir ein schüchternes Lächeln zu.
 

Da der Unterricht schon bald beginnt, treibe ich ihn zur Eile an.

Vor dem Unterricht braucht er noch seine Uniform und ich will ihm noch seinen Spint zeigen. Außerdem habe ich Hunger.

Ich zeige ihm, wo er seine Uniform bekommt, und verschwinde dann selbst, um meine Schulsachen und mein Frühstück abzuholen.

„Was wollte der Direx, Yami?“

„Uns einen neuen Mitbewohner zuweisen. Der Kleine von heute Morgen heißt Yugi Muto, Skifahrer, und wohnt bei uns.“

„Oh, Seto, du hast einen Konkurrenten bekommen.“

Joey lacht herzlich über die leicht angesäuerte Miene seines Freundes.

„Wir sehen uns gleich im Unterricht, Leute. Yugi müsste mit seiner Anprobe fertig sein.“

Als ich bei ihm ankomme, hat er gerade seinen Wettkampfanzug an.

Ich liebe die engen, dünnen Overalls der Skifahrer. Sie präsentieren den drahtigen Körper so besonders. Nichts im Vergleich zum legeren Outfit der Snowboarder.

Yugi ist zwar ziemlich klein, aber hat eine tolle, sportliche Figur.

„Deine Sachen habe ich schon in unser Zimmer gebracht. So sexy du in deinem Wettkampfanzug aussiehst. In zehn Minuten beginnt der Unterricht. Es wäre Zeit für deine Schuluniform.“

„Mister McGregor!“

Der Schneider wirft mir einen missbilligenden Blick zu und schickt mich nach draußen.

„Ich schlage vor, dass auch Sie sich ihre Uniform anziehen.“

Mit entschuldigend gehobenen Händen verlasse ich den Ankleideraum wieder.

Ich möchte nicht zu spät kommen und ich bin sicher, dass er es an seinem ersten Schultag auch nicht möchte.

Mein Ärger wegen der fehlenden Schuluniform ist sowieso vorprogrammiert…
 

Mister Taylor begleitet Yugi zu mir in den Vorraum. Sie haben noch einige Minuten zum Umziehen gebraucht.

Wahrscheinlich sind noch Änderungen abgesteckt werden. Gerade die Wettkampfkleidung muss sehr gut passend, damit es im Wettkampf keine Nachteile gibt.

„Der Rest ihrer Schul- und Wettkampfkleidung wird heute Nachmittag für Sie abholbereit hier liegen.“

Yugi nickt. Er schultert seine Tasche und geht mit gesenktem Kopf an mir vorbei.

Schnell folge ich Yugi. Der Schneider blickt uns mit einem leichten Kopfschütteln nach.

Das gilt wahrscheinlich mir, weil ich die Zeit nicht zum Anlegen meiner Uniform genutzt habe.

Bekanntschaften

~~Yugi~~
 

Die erste Stunde beginnt gleich mit Mathematik. Nicht unbedingt mein Lieblingsfach, aber mit ein bisschen Hausaufgaben komme ich schnell mit dem Thema zurecht.

Doch heute verstehe ich nur Bahnhof.

Parallele, Parabel, Limes, Vektoren… wovon sprechen die hier bitte?

Irgendwie drehen sich die ganzen Aufgaben um Funktionen, mit denen wir unter Berücksichtigung von Verdienst, Lohnabgaben und Steuern den Gewinn des Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum ausrechnen sollen.

Schon nach einer Viertelstunde dröhnt mir der Kopf und ich frage mich, wozu ich das später einmal brauche. Ich will Sportler werden… mehr nicht!

Darum bin ich auf ein Sportinternat gegangen und nicht auf eine Schule für Jungunternehmer.

Ich entscheide mich dafür nur noch die Tafelanschrift abzuschreiben und heute Abend mich mit dem Stoff vertrauter zu machen.

Mein Vordermann scheint es besser zu verstehen… er müsste mein Zimmermitbewohner sein, vielleicht hilft er mir ja.

Bei Joey und Atemu sehe ich die gleichen Fragezeichen.
 

Ich bin total erleichtert als es endlich klingelt.

Sofort schließe ich mein Heft und lege erschöpft den Kopf auf die Bank, nachdem der Lehrer die Klasse endlich verlassen hat.

Doch kaum hat der erste Lehrer den Raum verlassen, steht auch schon der nächste am Pult und will mit seinem Unterricht beginnen.

Natürlich fährt er mich sogleich sauer an, was mein Kopf auf der Bank verloren habe, und verlangt meinen Namen zu wissen.

Verängstigt stehe ich auf und stelle mich ihm vor.

Prompt erklärt mir der Lehrer, was ich alles falsch gemacht habe.

„Mr. Muto, so wird Sie niemand einstellen. Sie stehen sehr verkrampft und ziemlich gebückt da. Auch lässt Ihre Mimik Unwohlsein erkennen. Außerdem sprechen Sie viel zu leise. Bitte noch einmal.“

Während der Lehrer so loslegt, werde ich immer kleiner und aus dem hinteren Teil der Klasse nehme ich ein leises, helles, schadenfrohes Lachen war.

Na super, Yugi, du hast es wieder einmal geschafft die Lachnummer der Klasse zu werden. Ich habe gehofft, dass es hier besser werden würde.
 

Verstohlen werfe ich einen Blick auf meinen Stundenplan: Rhetorik...

Noch so ein Fach, was nichts mit Sport zu tun hat…

Um meine Demütigung noch perfekt zu machen, lässt mich der Lehrer diese Prozedur noch drei Mal wiederholen und beurteilt danach jedes Mal meine Darbietung, wobei er wenig positives daran lässt.

Total gedemütigt setze ich mich auf meinen Platz zurück und verhalte mich für den Rest der Stunde still.

Der Lehrer nimmt nun Atemu dran, der sich natürlich perfekt vorstellen kann. Joey klopft mir aufmunternd auf die Schulter und versucht mich zu trösten.

„Kopf hoch, das macht er mit jedem Neuen am ersten Tag. Rhetorik ist nicht einfach, aber du schaffst das schon.“

Viel besser fühle ich mich danach aber trotzdem nicht.

Ich habe mich total blamiert oder anders gesagt: Der Lehrer hat mich vorgeführt.

Eine interessante Art des Umgangs miteinander!
 

Leider sind Mathe und Rhetorik nicht die einzigsten Fächer an diesem Morgen, bei denen ich eine absolute Niete bin.

Englisch, sonst immer mein stärkstes Fach, ist auch die reine Katastrophe.

Es wird nur über politische und wirtschaftliche Themen gesprochen und wir trainieren ausschließlich Gespräche zwischen Geschäftspartnern. Geschichtliche oder kulturelle Hintergründe werden völlig ignoriert, obwohl sie ebenfalls sehr wichtig sind, um richtig miteinander kommunizieren zu können.

Die einzigen Lichtblicke an diesem Vormittag sind tatsächlich Geschichte, meine Muttersprache Japanisch, die ich als Wahlfach belegt habe, und die Naturwissenschaften.

Wenigstens dort kann ich ein bisschen zeigen, dass ich in meiner bisherigen Schulzeit doch etwas gelernt habe.

Ganz leise bekomme ich Zweifel an meiner Entscheidung…

War es richtig, dass Großvater so viele Schulden für mich gemacht hat? Nur um mir meinen letzten Wunsch zu erfüllen…
 

Nach Chemie klingelt endlich die erlösende Glocke zum Mittagessen und ich schließe erleichtert mein Buch.

Es ist anstrengend gewesen…

Schnell packe ich meine Sachen zusammen und folge dem Strom. Der Duft nach gekochtem Essen wird immer stärker. Anscheinend nähere ich mich der Cafeteria. Die Schlange an der Ausgabe ist noch nicht so lange.

„Du bist der Neuankömmling von heute, richtig?“

Die Dame an der Ausgabe mustert mich prüfend und scheint meine Erscheinung mit einer Liste, die unter ihr liegt, abzugleichen. Dann reicht sie mir einen Teller und wünscht mir freundlichen einen guten Appetit.

Anscheinend habe ich der Prüfung standgehalten.

Zufrieden lächelnd will ich mich mit meinem Essen nach draußen in die Sonne verdrücken. Doch Joey greift nach meinem Handgelenk, als ich an seinem Tisch vorbeigehe. Er deutet auf zwei freie Plätze bei Atemu und Seto.

„Setz dich zu uns, Yugi?“

Freundlich will ich ablehnen. Zwei Mädchen, ich glaube es sind Mitschülerinnen aus meiner Klasse, steuern den freien Platz an diesem Tisch nämlich auch an.

Waren es nicht sogar diese Beiden, die mich in Rhetorik ausgelacht haben?

Ich möchte mich nicht schon am ersten Tag in einen Konflikt einmischen.
 

Atemu bemerkt meinen Blick und legt automatisch seine Tasche auf den freien Stuhl.

„Sorry, Chichi, der Platz ist für unseren Mitbewohner reserviert.“

Nur widerwillig setzen sich die beiden Schülerinnen auf einen Platz schräg hinter uns. Joey bemerkt immer noch mein unsicheres Zögern.

„Das sind nur zwei Damen, die hoffen bei Atemu oder Seto landen zu können, aber da haben sie keine Chance. Komm, setz dich!“

Als ich mich schließlich setze, habe ich das unbestimmte Gefühl, dass mir eine der Beiden einen sehr bösen Blick zuwirft. Joey rückt seinen Stuhl näher an den Tisch und dicht neben Seto.

„Und haben sie euch gut über unsere Abwesenheit hinweggetröstet?“

Joeys freche Frage wendet meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe zurück und lässt mich die Mädchen für einen Moment vergessen.

Der Brünette, neben dem Joey sitzt, gibt ihm darauf Antwort.

„Ach, Schatz, du weißt doch ganz genau, dass nur du mir richtig Gesellschaft leisten kannst.“

Daraufhin umarmt Joey den Brünetten, wobei ich das Gefühl habe, dass die nicht ernst gemeint ist. Oder doch?

Hoppla, bin ich hier in einem Zimmer mit zwei Homos gelandet? Ob Atemu etwa auch schwul ist?

Meine Wangen werden wärmer.
 

Die beiden Mädchen am Tisch hinter uns haben die Antwort natürlich auch gehört. Die eine mit den dunkelbraunen Haaren macht einen entsetzten oder sogar traurigen Eindruck.

Ziemlich schnell verschwinden beide aus der Cafeteria und die drei Herren am Tisch brechen in Gelächter aus.

Atemu lobt Joey, dass dieser eine hervorragende Vorstellung abgegeben hat.

Also doch nicht homosexuell? Ich verstehe gar nichts mehr.

Ist jetzt auch egal, denn sie beruhigen sich langsam wieder und der Brünette stellt sich mir endlich vor:

„Seto Kaiba, freut mich, Yugi. Nur damit du keinen falschen Eindruck bekommst. Joey und ich sind kein Paar. Ohne diese alberne Vorstellung wäre ich diese nervigen Weiber nie losgeworden.“

Ich stutze bei dem Namen Kaiba und will nachfragen, aber ich werde von einem wütenden Joey unterbrochen:

„Diese ALBERNE Vorstellung? Albern? Die war absolut nicht albern, die war perfekt.“

Postwendend kommt von Seto die kühle und ziemlich gleichgültige Antwort, die Joey noch mehr reizt.

Geht das immer so zwischen den beiden ab?

Eine Viertelstunde zanken sich die beiden wie ein altes Ehepaar, wenn da nichts am Laufen ist, bin ich der Kaiser von China.
 

Als sich Seto und Joey einigermaßen beruhigt haben, stelle ich meine Frage von vorhin:

„Sag mal, Seto, hast du irgendetwas mit der Kaiba Corporation zu tun?“

Jetzt stutzt Seto erst einmal und verschluckt sich an seinem Wasser.

„Woher kennst du die Firma meines Vaters?“

„Ich komme aus Domino. Außerdem bezieht mein Großvater einige seiner Spiele von dieser Firma. In Japan triffst du kein Kind, das diesen Namen nicht kennt.“

Seto und ich wohnen in der gleichen Stadt.

Warum sind wir uns früher nie begegnet? Wahrscheinlich, weil ich ein einfacher Bürger bin und er der Erbe der berühmtesten Spielefirma Japans.

Das scheint Seto ebenfalls die Sprache zu verschlagen, aber Atemu ist dagegen nicht sprachlos.

„Du kommst aus Japan?“

Diese überraschte Frage beantworte ich mit einem schüchternen Nicken.

„Cool, ich bin Halbjapaner. Meine Mutter war Japanerin. Ich glaube, dass sie aus Osaka kam. Mein Vater… nunja er lebt irgendwo in den Staaten.“

Das kommt von Joey und wir haben ein Gesprächsthema gefunden.

Joeys Mutter ist zwar schon tot, aber er fährt trotzdem noch oft in den Ferien nach Osaka um seine Großeltern zu besuchen. Auch erfahre ich, dass Seto und ich sogar in der gleichen Stadt wohnen.

Atemu hört uns interessiert zu, aber er hält sich bei dem Thema ziemlich zurück.

Was versteckt er bloß?
 

Wir hätten uns noch eine Weile so weiter unterhalten können, jedoch werden wir von zwei anderen Schülern gestört, die jünger sind als wir.

Ein Mädchen mit braunen Haaren, das eine verblüffende Ähnlichkeit mit Joey aufweist, und ein Junge mit langem schwarzem Haar komme auf uns zu.

Der Junge rennt sofort auf Seto zu und begrüßt ihn stürmisch auf Japanisch.

Atemu und Joey scheinen die Unterhaltung zwischen den Brüdern nicht besonders gut zu verstehen und wenden sich dem Mädchen zu.

Diese Szene scheint auch normal zu sein.

Ich fühle mich ziemlich unwohl dabei die vertrauliche Unterhaltung der Brüder zu „belauschen“ und versuche mich abzulenken.

Seto scheint das bemerkt zu haben, denn er führt die Unterhaltung mit seinem Bruder so weiter, dass jeder sie verstehen kann.

Auch stellt sich der jüngere der Kaiba-Brüder mir als Mokuba vor.

Bei ihm höre ich noch einen starken Akzent, wenn er Englisch spricht. Der fehlt bei seinem Bruder völlig.

Eine Gemeinsamkeit mit mir…
 

Das Mädchen verhält sich ruhiger und stellt sich mir zuerst einmal vor.

„Du bist sicher der Neue. Serenity Wheeler, Joeys kleine Schwester.“

„Freut mich, Yugi Muto.“

Wir reichen uns die Hände, aber weiter können wir uns nicht unterhalten, denn Atemu fährt Serenity ziemlich wütend an:

„Wo warst du vorhin, Seren? Ich dachte, wir hatten eine Vereinbarung.“

„Oh verehrtester Yami, natürlich haben wir eine Vereinbarung. Hätte dein verehrter Rhetoriklehrer uns rechtzeitig gehen lassen, wäre ich auch hier gewesen. Wenn du dir endlich einen festen Freund suchst, bist du Chichi sowieso schnell los und das Problem mit den anderen Mädchen ist auch erledigt.“

Atemu ist tatsächlich schwul?
 

Beiläufig wirft Serenity ihrem Bruder einen wohl unschuldig gemeinten Blick zu und flüstert ihm etwas Unverständliches zu.

Joey reagiert sofort und fährt seine Schwester wütend an:

„Merk es dir endlich mal, Serenity. Seto und ich sind KEIN Paar. Falls e dir noch nicht entgangen ist, Schwesterchen, Seto und ich mögen uns nicht besonders.“

Ach nicht? Da habe ich aber einen ganz anderen Eindruck bekommen.

Auch jetzt glaube ich einen traurigen Schimmer in Setos Augen aufblitzen zu sehen, aber dieser ist sehr schnell wieder verschwunden.

Oder habe ich mit das doch nur eingebildet?

Ein leises Lachen von Mokuba lässt uns auf ihn aufmerksam werden.

„Du hast schon Recht, Joey, aber ihr benehmt euch eher wie ein altes Ehepaar, obwohl ihr angeblich nicht zusammen seid. Oder läuft jetzt doch etwas zwischen den Beiden, Yami?“
 

~~Atemu~~
 

Ich zucke nur mit den Schultern, denn in die Kabbeleien der beiden Geschwisterpaare mische ich mich bestimmt nicht ein. Manchmal hat es schon seine Vorteile Einzelkind zu sein…

Ich habe schließlich meine eigenen Probleme und kann mich nicht auch noch um zwei Sturköpfe kümmern.

„Moki...“

In Setos Stimme liegt ein gefährlicher Unterton, der auch nicht verschwindet, während er weiter spricht.

„...was hast du vor?“

Auch Joey mustert seine Schwester jetzt streng, aber diese setzt einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf und beide beantworten die Frage mit einem „Nichts“, das alles andere als unschuldig klingt.

Seto und Joey ahnen absolut nichts Gutes und versuchen nun mit ihrer Größe Eindruck auf ihre kleineren Geschwister zu machen, aber das zieht schon lange nicht mehr.

Ich belächele sanft die synchrone Darstellung meiner besten Freunde. Die beiden habe keine Chance gegen Serenity und Mokuba.

Die zwei haben sich auch gesucht und gefunden. Ob die beiden das selbst auch wissen?
 

Seto und Joey werden immer wütender auf ihre Geschwister und diese machen sich schon zur Flucht bereit.

Gegen Setos und Joeys Wutausbrüche sind meine nur heiße Luft…

Joey und Seto fixieren ihre Geschwister bedrohlich, die sich zum Sprung fertigmachen und mit einem verschmitzten Grinsen sind sie weg, bevor ich bis drei zählen kann.

Auch Seto und Joey sind fast zeitgleich mit ihren Geschwistern aus der Cafeteria verschwunden.

Sucht euch ein gutes Versteckt, ihr beiden!

Mich lässt dieses Spektakel relativ unbeeindruckt, weil ich es schon lange genug miterlebe, aber Yugi schaut ihnen mit offenem Mund hinter her.

Als ich zu dem Kleineren neben mir schaue, fällt mit auch auf, dass er noch so gut wie nichts gegessen hat, während unsere Teller bereits leer sind.

„Das ist völlig normal. Seren und Moki wollen ihre Brüder miteinander verkuppeln, aber diesen gefällt die Idee nicht besonders. Obwohl sie doch gut zusammenpassen würden. Gegensätze ziehen sich meist wie magisch an. Willst du eigentlich nichts essen?“

Yugi schüttelt den Kopf und räumt sein Gedeck weg. Auch hilft er mir noch die anderen Sachen wegzuräumen, aber er ist wieder nicht besonders gesprächig.

Was hat er bloß?
 

Yugis geringer Appetit macht mir ein wenig Sorgen, denn er ist schon relativ dünn.

Es kann daran liegen, dass er neu ist, und er bekommt mit der Zeit wieder mehr Appetit, aber es kann auch eine andere Ursache haben.

Ich beschließe Yugi näher im Auge zu behalten.

Wir verschwinden nach dem Abräumen in unser Zimmer, wo wir wieder auf Seto und Joey treffen, die sich wie üblich in den Haaren liegen.

Dieses Mal geht es darum, wer zuerst die beiden erwischt hat.

Yugi und ich schauen uns kurz an und schütteln nur den Kopf.

Schnell ziehen wir uns zum Training um und gehen zu den Tennisplätzen. Jetzt im Sommer können wir nicht mit unseren eigentlichen Geräten trainieren. Zur Verbesserung unserer Fitness lernen wir Tennis zu spielen.

Wo sind bloß die zwei Freistunden schon hin?

Überraschungen beim Training

~~Atemu~~
 

Yugi und ich räumen unseren Tisch ab und machen uns dann auf den Weg ins unser Zimmer.

Seto und Joey sind wahrscheinlich noch hinter ihren Geschwistern her um sie auszuquetschen.

Die beiden sind ja auch selber schuld, wenn sie ihre Klappe nicht halten können.

Über so viel Unvernunft von Mokuba und Serenity kann ich nur den Kopf schütteln.

Sie sollen der Zeit doch einfach ihren Lauf lassen.

Schließlich haben schon alle das Gefühl, dass die beiden mehr als Freundschaft füreinander empfinden.

Irgendwann sehen sie das auch ein.

Sie passen auch ziemlich gut zusammen. Keine Frage!

Schade nur, dass alle Mädchen jetzt von Seto auf mich fixiert sind.

Es gibt da nur ein Problem: Ich kann diese arroganten Zicken nicht leider.

Da gefallen mir Jungs schon von viel besser.

A propos Jungs, über unseren neuen Mitbewohner weiß ich ja auch noch nicht viel.

Im Zimmer will ich ihn ein wenig ausfragen.
 

Jedoch ist dazu keine Ruhe dort, denn Joey und Seto sind schon zurück und feiern den Erfolg ihrer Verfolgungsjagd.

Sie stecken schon in den Sportuniformen und halten ihre Tennistaschen in der Hand.

Normalerweise sind die beiden, doch die letzten, die meistens fertig werden.

Prüfend werfe ich einen Blick auf meine Uhr, die nur noch 10 Minuten bis zum Trainingsbeginn anzeigt.

Na super, gleich am ersten Tag zu spät. Ein toller Einstieg für Yugi.

Joey und Seto sind auch überrascht uns noch hier zu sehen.

Schließlich bin zumindest ich meistens ein halbe Stunde vor Trainingsbeginn auf dem Feld.

„Beeilt euch, Jungs! Der Trainer mag keine Verspätungen. Wir gehen schon mal vor. Komm, Joey!“

Ich nicke und wir ziehen uns so schnell wie möglich um.

Dabei können wir zu meinem Bedauern nicht viel reden.

Ich schüttere meine Tasche und Yugi rennt nur mit seinem Tennisschläger zu den Plätze, wo wir noch rechtzeitig ankommen.
 

Der Trainer hat erst mit der Vorlesung der Namen begonnen.

Schnell stellen wir uns ans Ende der Reihe und schon ruft er meinen Namen auf.

Das war knapp.

Yugi folgt gleich nach meinem Namen.

„Ah, der Neue. Schauen wir mal wie weit du mit dem Training bist.“

Er kontrolliert die Liste fertig und eine Erklärung vom heutigen Trainingsprogramm folgt.

Heute werden wir auf die freien Plätze verteilt und sollen einfach Wettkämpfe spielen.

Wahrscheinlich will er sich Zeit für Yugi nehmen.

Ich geselle mich schon zu Seto und Joey, denn wir spielen immer zusammen, weil für mich kein Patner übrig ist.

Die Mädchen haben Gott sei Dank getrennt von uns Training, ansonsten könnte ich mich nicht mehr vor Partnerinnen retten.
 

Joey, Seto und ich wollen uns gerade einen Platz suchen, als mich der Trainer zurück ruft.

„McGregor! Sie bleiben hier und spielen mit Muto!“

Aha? Ich dachte er macht mit ihm Einzeltraining?!

Wahrscheinlich will er sich anschauen, was Yugi kann.

Mich interessiert das übrigens auch sehr.

„Gerne, Trainer!“

Yugi scheint nicht besonders glücklich über mich als Partner zu sein.

Na ja, besonders gute Erfahrungen hat er mit mir in den ersten Unterrichtsstunden nicht gemacht.

Aber kann ich was dafür, dass ich überall gut bin.

Yugi sagt aber nichts dazu, sondern postiert sich auf dem Feld, was ich ihm gleich tue.

Der Trainer stellt mir den Korb mit den restlichen Bällen hin und setzt sich auf die Tribüne.

„Fangt an! Ich will ein richtiges Spiel sehen!“
 

Ich nehme mir also zwei Bälle und beginne mit dem Aufschlag, der perfekt ihm T-Feld versenkt wird.

Yugi rennt schnell zum Ball, welchen er mit einer sehr kräftigen Rückhand mir zurück spielt.

Guter Schlag!

Der Ball landet knapp hinter dem Netz auf der Linie.

Ich muss mich beeilen um diesen Ball noch zu erwischen, aber Yugi hat einen großen Fehler gemacht.

Mich darf man niemals so dicht ans Netz lassen!

Mit einem Return das Netz entlang, glaube ich mir den Punkt gesichert zu haben, aber in letzter Minute bringt Yugi den Ball zurück.

Der Kerl ist verdammt flink. Das hätte ich nicht von ihm erwartet.

Der Ball landet knapp vor der Feldlinie.

Ich bemühe mich ihn noch zu bekommen, aber ich verfehle ihn knapp mit meinem Schläger.

Auch meine restlichen vier Aufschläge versenkt Yugi auf meiner Feldseite.

Der Junge ist wirklich gut!

„Punkt für Muto! Sehr gut! Weiter!“
 

Ich reiche beim Seitenwechsel die Bälle an Yugi weiter und schenke ihm ein bewunderndes Lächeln, aber er reagiert gar nicht darauf.

Irgendwie wirkt er total angespannt und sein Gesicht ist verbissen!

„Es ist nur ein Freundschaftspiel, Yugi!“

Ich versuche ihn etwas zu lockern, aber es folgt keine Reaktion.

Also gehe ich wie Yugi in Position und erwarte seinen Aufschlag, der sogleich folgt, aber im Netz ladet, worüber ich ganz froh bin.

Der Knall hört sich nämlich nicht besonders kraftlos an und der Ball wäre sehr knapp hinterm Netz aufgekommen.

Den nächsten Ball bringt er sicher übers Netz und wir spielen ihn aus, wobei Yugi auch diesen in meiner Feldseite versenkt.

So geht es weiter.

Es ist ganz egal wer Aufschlag hat, immer versenkt Yugi den Ball auf meiner Feldseite.

So endet der erste Satz mit einem 6:0 für Yugi.

Der Trainer ist zufrieden mit Yugis Leistungen, aber Yugis Aufschlag ist doch noch verbesserungsfähig.

Jetzt lässt uns der Trainer alleine mit der Aufgabe den zweiten Satz zu spielen.

Ich hoffe schon, dass Yugi das Ganze jetzt nicht mehr so verbissen sieht, aber es ändert sich überhaupt nichts.
 

~~Joey~~
 

Das Spielen mit Seto macht mich immer total fertig und seine Kommentare sind auch manchmal nicht mehr auszuhalten.

Atemu konnte da immer so gut vermitteln und eingreifen!

Nach dem ersten Satz, den Seto zwar gewonnen hat, aber ich habe es ihm nicht einfach gemacht.

7:6 für Mr. Kaiba.

„Lass uns eine kurze Pause machen! Ich kann nicht mehr.“

Ich schaue zu Atemu und Yugi um einen Blick auf unseren Neuling zu bekomme.

Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, wenn Yugi gleich gegen unseren Besten spielt, aber das Ergebnis überrascht mich total.

Yugi hat den ersten Satz mit 6:0 gewonnen?!

Der Kleine scheint sehr gut zu sein!

Jetzt spielen die beiden gerade und ich beobachte sie ein wenig.

Yugi hat mit Atemus Bällen keine Probleme, dafür aber Atemu mit denen von Yugi, da er seine Bälle sehr präzise plazieren kann.

„Kaiba! Wheeler! Sie sollen spielen und keine Löcher in die Luft starren!“

Wir beeilen uns wieder auf das Spielfeld zu kommen und beginnen den zweiten Satz.
 

~~Yugi~~
 

Den zweiten Satz gewinne ich zwar auch, aber nicht so souverän wie den ersten.

7:6

Ich merke deutlich wie unregelmäßig mein Herz nach dem Spiel schlägt und bete, dass ich jetzt keinen Anfall bekomme.

Nicht am ersten Trainingstag.

Wenn ich nämlich jetzt durch meinen blöden Herzfehler einen Anfall bekomme, kann ich gleich wieder meine Sachen packen.

Das will ich nicht!

Ich lasse mir also nach dem Spiel nichts anmerken und gratuliere Atemu wie es nach einem Spiel üblich ist.

Dann gehen wir zum Trainer, der alles beobachtet hat.

„Gut gespielt, McGregor, aber du unterschätzt deine Gegner immer noch zu sehr. Muto, Sie haben sehr gespielt. Technisch brauchen Sie kein Training mehr, denn es scheint schon perfektioniert zu sein. Doch Ihre Kondition ist wie bei den meisten Spielern nicht hervorragend. Ziehen Sie beide jetzt den Platz ab.“

Atemu und ich leisten der Anweisung folge, während der Trainer auch den anderen die gleiche Anweisung gibt.
 

Nachdem jeder sein Feld abgezogen hat, stellen wir uns in einer Reihe wieder vor dem Trainer auf und ich hoffe, dass er das Training beendet.

Leider tut er das nicht!

„Damit wir noch etwas für die Kondition machen, laufen Sie jetzt alle noch eine große oder zwei kleine Runden durch den Wald. Leicht joggen!“

NEIN!

Das wird mir und meinem Herzen den Rest geben!

Ich habe mich so gefreut, als ich hier aufgenommen wurden, aber sobald sie davon wissen, bin ich mein Stipendium los und muss die Schule verlassen.

Doch damit nichts auffällt, trabe ich Atemu hinterher, der so lieb ist und auf mich wartet.

Wir laufen an kichernden und gaffenden Mädchen vorbei bis wir in den Wald kommen, was ziemlich nervig ist.

„Welche Strecke willst du laufen, Yugi? Die große oder die kleine?“

„Die kleine!“
 

Ich schnaufe jetzt schon wie ein alter Ochse und ein stechender Schmerz macht sich in meiner linken Brust breit.

„Lauf du ruhig vor, Atemu! Ich finde den Weg auch allein.“

Ich muss jetzt alleine sein.

Atemu leistet meiner stummen Bitte nach Einsamkeit folge und lässt mich im Wald alleine.

Ich halte sofort an und lehne mich an den nächsten Baum.

Langsam versuche ich meinen Atem zu beruhigen und spüre auch wie mein Herzschlag ruhiger wird, aber ich brauche meine Medikamente.

Gehend mache ich mich dann auf den Weg zum Tennisplatz und versuche zum Ende noch zu laufen, doch das funktioniert nicht.

Da schon alle anderen, die die große Runde gelaufen sind, falle ich nicht besonders auf.

Atemu petzt mich auch nicht, was ich ihm hoch anrechne.

Endlich lässt er uns duschen gehen.

Ich schnappe mir nur noch meine Tasche und verschwinde in unser Zimmer, wo ich mich mit meinen Medikamenten im Bad einschließe.

Schnell nehme mich einen Schub aus meinem Notfallmedikament und setze mich dann auf die Toilette, wo ich auf die Wirkung warte.

Dann stelle ich mich unter die Dusche und genieße das warme Wasser.
 

~~Atemu~~
 

Ich wundere mich darüber, dass Yugi immer noch nicht da ist.

Er hat doch die kleinere Runde genommen und müsste schon längst da sein, aber er kommt als letzter aus dem Wald zurück.

Wie kann das sein!

Er sieht auch alles andere als gesund aus.

Vorhin schien noch alles ok mit Yugi zu sein, aber jetzt sieht er seltsam blass aus.

Auch hält er sich die rechte Hand auf die linke Brust.

Hat er etwa Schmerzen am Herzen?

Ich will ihn noch fragen, was mit ihm los ist, aber er ist sehr schnell verschwunden.

Erst im Zimmer höre ich am Geräusch von rauschendem Wasser, wo Yugi steckt.

Ich klopfe an die Tür und frage vorsichtig:

„Yugi, alles in Ordnung?“

Eine Antwort bekomme ich keine.

Atemu weiß Bescheid

~~Atemu~~
 

Yugis Verhalten ist seltsam. Erst ein wirklich gutes Tennisspiel und dann diese Probleme beim Laufen.

Da ich mir Sorgen um Yugi mache, weil er mir nicht antwortet und die Tür abgeschlossen ist, trete ich kurzerhand die Tür ein. Was ich besser hätte lassen sollen!

„Was soll das, Atemu! Verschwinde sofort!“

Yugi steht mit Boxershort frisch geduscht vor mir, die er sich wohl gerade angezogen hat, als ich hereingeplatzt bin.

Er versucht eindeutig etwas hinter seinem Rücken im Schrank zu verstecken.

Komisch! Dennoch gebe ich nicht viel darauf. Jeder darf seine kleinen Geheimnisse haben.

„Entschuldige, Yugi! Ich habe mir halt Sorgen gemacht.“

Schnell drehe ich mich um und hebe die Tür wieder in die Angeln zurück. Das Schloss muss ich morgen so schnell wie möglich ersetzen, ohne dass die Lehrer etwas erfahren.

Ansonsten bekomme ich ein paar Probleme.

„Wäre nicht nötig gewesen! Mir geht es gut!“

Joey und Seto gebe ich Bescheid, dass ich Yugi gefunden habe. Danach verschwinde ich endlich unter der Dusche und mache mich frisch.
 

Während ich so unter der Dusche stehe, kommt mir plötzlich Yugis Anblick in den Sinn.

Er ist zwar recht klein für sein Alter, aber das macht ihn eigentlich richtig niedlich.

Auch sein Körper ist nicht ohne. Ich habe ihn zwar nur einmal kurz gesehen und kann ihn trotzdem schon nicht mehr vergessen.

Oh, Mann! Was denke ich hier überhaupt?!

Doch dann fällt mir die Narbe an Yugis linker Brust wieder ein.

Wo kommt die eigentlich her? Ist er etwa am Herzen operiert worden?

Wenn ja, dann erklärt das auch seine Probleme beim Laufen, aber dann dürfte er doch eigentlich gar nicht diese Schule besuchen, oder?

Meine Neugier ist jetzt natürlich geweckt.

Von Natur aus lege ich viel Wert auf die Wahrheit und hasse es, wenn jemand etwas verschweigt, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist.

Dabei fällt mir auf, dass ich von Yugi immer noch nichts weiß.

Wo kommt er her? Was hat er früher gemacht? Seine Hobbies? Seine Lieblingsfilme, -Bücher?

Als ich aus der Dusche kommt, stelle ich fest, dass Yugis Sachen nicht mehr im Bad stehen.

Verdächtig!

Sonst lässt er doch seinen Kulturbeutel stehen.
 

~~Yugi~~
 

Hoffentlich hat Atemu nichts bemerkt! Ansonsten bin ich erledigt.

Seto und Joey sind in ihrem eigenen Zimmer und Atemu duscht sich gerade.

So kann ich meine Tasche mit den Medikamenten gewissenhaft im Schrank verstecken. Hoffentlich kommt niemand von den Lehrern auf die Idee mal eine ordentliche Schrankkontrolle zu machen.

Während ich mich weiter anziehe, denke ich über Atemu nach.

Ich habe das unbestimmte Gefühle, dass er irgendetwas bemerkt hat und er wird Fragen an mich haben. Viele Fragen!

Damit er mir die nicht stellen kann, verschwinde ich aus dem Zimmer. Natürlich hinterlasse ich meinem besorgten Mitbewohner einen Zettel.

Eine zweite Tür muss er nicht auch noch eintreten!

Dann gehe ich noch nach draußen. Leichtes spazieren an der frischen Luft tut mir sehr gut.

Erst zum Abendessen komme ich wieder rechtzeitig zurück. Hunger habe ich jedoch keinen. Darum will ich auch unbemerkt verschwinden, aber ich muss Joey über den Weg laufen, der mich zu den anderen an den Tisch bringt.

Atemu lässt mich dann auch nicht ohne irgendetwas im Magen verschwinden.

Nach dem Abendessen laden mich dann die Jungs zu einer Runde Mensch-ärger-dich-nicht ein, die Seto gewinnt. Knapp vor mir!
 

Dann folgt die Zeit, vor der ich mich schon den ganzen Tag fürchte.

Bettgehzeit!

Ich muss mit Atemu alleine aufs Zimmer und mich seinen Fragen stellen.

Warum sind Joey und Seto bloß in das freigewordene Zimmer gezogen?

Schon den ganzen Abend habe ich das Gefühl, er will mit mir sprechen. Er schaut mich auch die ganze Zeit schon so komisch an.

Ich versuche aber noch eine andere Taktik. Als Atemu herein kommt, stelle ich mich schlafend.

Leider bin ich kein guter Schauspieler und Atemu durchschaut das Ganze sofort.

„Du schläfst doch noch gar nicht, Yugi! Lass uns noch ein bisschen reden.“

Genau das will ich aber nicht!

Ich traue mich aber auch nicht ihm das zu sagen.

Also nicke ich ergeben, was Atemu wohl als Zustimmung auffasst.

Doch – zu meinem Glück – kommen wir gar nicht mehr dazu.

„Ruhe, Jungs! Es ist Nachtruhe.“

Ein Lehrer macht schon seine Runden durch die Gänge.

Eine saftige Strafarbeit wollen wir beide nicht kassieren.
 

~*~
 

„Yugi, komm schon! Mach jetzt keinen Scheiß! Du kommst zu spät, wenn du nicht bald aufstehst!“

Nur langsam komme ich zu mir und fühle mich, als hätte ich kaum geschlafen, aber dem ist ja nicht so.

Was ist nur los? So komisch habe ich mich ja noch nie gefühlt.

Doch ich will mir nichts anmerken lassen und verschwinde schnell mit meinem Kulturbeutel im Bad.

Atemu soll nicht mitbekommen, dass ich einiges an Tabletten schlucken muss.

Ich bereite mir automatisch meinen gewohnten morgendlichen Medikamentencocktail zu.

Hoffentlich geht es mir danach wieder besser!

Danach springe ich unter die Dusche und ziehe mir meine Schuluniform an.

Im Zimmer wartet Atemu mit meiner Schultasche und einem kleinen Beutel auf mich.

„Hier, dein Frühstück! Iss!“

Den Beutel drückt er mir danach in die Hand.

„Danke!“

Er ist ja echt fürsorglich, aber ich frühstücke morgens normalerweise nicht.

Daher lasse ich den Beutel in einem unbeobachteten Moment in meine Tasche verschwinden. Die Klingel zum Unterricht läutet in diesem Moment sowieso.

Das Klassenzimmer erreichen wir aber noch rechtzeitig.
 

Heute komme ich dank der Hilfe von Atemu, Joey und Seto im Unterricht gut zurecht.

Die Lehrer sind auch überrascht davon, aber sie würdigen meine Leistungen mit einem positiven Bemerk in ihrem Notenheft.

Das Tennistraining auf dem Platz fällt heute allerdings aus, da es wie aus Eimern schüttet. Der Lehrer hat eine Art ersten Hilfe – Kurs für heute geplant. Zusammen mit den Mädchen!

Meine Begeisterung hält sich sehr in Grenzen. Es wäre ein Wunder, wenn niemand meinen Herzfehler bemerkt und meldet.

Die erste Aufforderung heißt dann auch noch sich einen Partner zu suchen.

Alle Mädchen stürzen sofort auf Atemu los und die Jungs gehen in ihren normalen Trainingsteams zusammen.

Ich bleibe einfach stehen und warte ab, bis ein anderer übrig bleibt.

„Bilden wir ein Team, Yugi!“

Atemu steht plötzlich hinter mir und frag mich einfach mal so.

Gerade er hat doch genügend Anfragen bekommen, aber ich willige ein.

Schließlich ist er keine schlechte Wahl.

Einige der Mädchen werfen mir schon wieder sehr böse Blicke zu. Besonders eine bleibt mir dabei im Gedächtnis hängen: Cho.
 

Nach und nach bilden sind dann auch die anderen Paare.

„Gut! Dann fangen wir mal mit einer leichten Übung an. Messt mal den Puls eures Partners! Erst einmal mit den Fingerspitzen und schaut da einfach mal, ob ihr ihn findet. Danach nehmt ihr euch hier vorne ein Blutdruckmessgerät. Los geht’s!“

Bei Atemu habe ich den Puls schnell gefunden.

„Schön kräftig und regelmäßig! Du bist top fit.“

So wie es eigentlich sein soll!

Der Lehrer hat mich dabei beobachtet und spricht mir ein unerwartetes Lob aus.

Bei anderen scheint es aber nicht so gut zu laufen. Also wendet er sich diesen Paaren zu.

Atemu will jetzt aber auch meinen Puls messen.

Er merkt, wie ich zögere und greift kurzerhand nach meinem Arm.

„Zier dich nicht so!“

Dann versucht er ihn zu finden.

„Hast du überhaupt einen Puls? Ah ja, da ist er ja!“

Gefunden! Schön für ihn ...

Nach einigen Sekunden schaut er mich recht irritiert an.

In seinem Gesichtsausdruck kann ich sehen, dass er mit der Feststellung durchaus etwas anfangen kann. Wahrscheinlich zieht er schon Parallelen zu dem gestrigen Vorfall!

… schlecht für mich!

Er spricht es aber nicht an und meldet seine Beobachtung auch nicht.
 

Die restliche Zeit bleibt vergleichsweise ereignislos.

Mit dem Blutdruckmessgerät wird seine Vermutung noch mehr bestätigt, aber er verschweigt die Feststellung gegenüber dem Lehrer.

Es folgen noch verschiedene Griffe und das Anlagen von Verbänden.

Danach geht es zur Hausaufgabenbetreuung.

Wir müssen die relevanten Hausaufgaben für morgen beim Lehrer lassen.

Anscheinend trauen sie uns nicht zu unsere Aufgaben bis morgen aufzubewahren.

Das Abendessen wartet dann schon auf uns.

Ein sehr streng strukturierter Tagesablauf!

Insgeheim freue ich mich jetzt auf ein bisschen Ruhe, aber Atemu hat auch schon einen Plan für den heutigen Abend gemacht, den er Joey, Seto und mir mitteilt.

„Ich habe unheimlich Lust Schwimmen zu gehen. Kommt ihr mit ins Hallenbad? Ich habe schon gefragt, ob wir es für eine Stunde haben können. Ab halb sieben kommen wir rein.“

Seto und Joey sind total begeistert von der Idee. Ich möchte nicht wirklich mit.

Sie akzeptieren das aber nicht und zwingen mich regelrecht mitzukommen.

Ich gebe mich dann halt geschlagen.

Aber mein Shirt lasse ich an!

Wir verabreden uns vor der Schwimmhalle.
 

~~Atemu~~
 

Es wundert mich, dass Yugi sich so einfach überreden lässt.

Normalerweise lässt er sich kaum zu irgendetwas überreden. Schon gar nicht zum Schwimmen!

Ich ziehe mich im Zimmer schon um, damit ich schnell starten kann. Yugi ist dagegen noch nicht aufgetaucht.

Ihn treffe ich zusammen mit Joey und Seto erst an der Schwimmhalle wieder.

Schnell verschwinden wir in den Einzelkabinen und machen uns fertig.

Wie vorauszusehen bin ich der erste im Wasser. Schließlich habe ich mich schon vorher umgezogen.

Seto taucht dann auch mal auf. Gefolgt von einem unbändigen Joey!

Nur Yugi bleibt länger verschwunden, während wir unseren Spaß haben.

Das war auch irgendwie klar!

„Ich schaue mal, wo unser Kleiner noch bleibt. Dann verschwinde ich mal in der Sauna.“

Seto und Joey sind allerdings anderweitig beschäftigt und ignorieren mich geflissendlich. Also verschwinde ich einfach.
 

Yugi finde ich wahrscheinlich in seiner Kabine, aber da ist er dann doch nicht mehr.

Wo ist er denn plötzlich hin? Hat er sich`s etwa anders überlegt?

Ich kann allerdings nicht glauben, dass er einfach so abgehauen ist.

Dann höre ich jedoch Geräusche aus der Dusche und schaue dort mal nach.

Vielleicht ist etwas passiert!

Aber es geht ihm sichtlich gut.

Er reagiert auf mich dann doch ziemlich erschrocken.

„Was machst du denn hier?“

„Ich habe mich gewundert, wo du bleibst. Du verpasst noch den ganzen Spaß. Kommst du mit mir in die Sauna? Seto und Joey vermissen uns gerade nicht.“

Ich beobachte ihn verstohlen während dem Gespräch.

Er hat seinen Oberkörper ausnahmsweise mal frei und bietet mir einen recht guten Blick.

Sieht ziemlich süß aus!

Aber diesmal sticht mir seine Narbe über dem Herzen regelrecht ins Auge. Lange kann ich sie jedoch nicht betrachten, da er sein Shirt gleich wieder anzieht.

Es sieht wirklich ziemlich genau so aus wie von einer Herz-OP.

So jung schon? Was ist da bloß passiert?

„So, wir können los!“
 

Ich mache die Sauna an und lege mich dann auf die dafür vorgesehenen Bänke.

Yugi steht noch etwas unschlüssig mit T-Shirt bekleidet an der Tür.

Wohl scheint er sich hier nicht zu fühlen!

„Komm, setz dich und entspanne!“

Nur zögernd setzt er sich auf eine Bank. Entspannen tut er aber nicht.

Eine Zeit lang sitzen wir einfach nur so da und genießen die Stille.

In der Sauna wird es immer wärmer und wärmer.

Ich beobachte Yugi, der sich in seinem Shirt nicht mehr so wohl hier fühlt, aber er macht auch keine Anstalten es auszuziehen.

„Warum ziehst du es nicht aus? Darin hälst du es nicht mehr lange aus.“

„Es geht schon! Ich habe es lieber so.“

„Wenn es um deine Narbe geht, brauchst du sie vor mir nicht zu verstecken. Ich habe sie vorhin schon gesehen.“
 

Jetzt hoffe ich, dass Yugi von sich aus etwas erzählt, aber er schweigt.

Ich möchte allerdings ein paar Fragen geklärt haben.

„Woher kommt sie?“

Yugi bleibt mir auch jetzt eine Antwort schuldig.

Ich beschließe meine Vermutung einfach mal so in den Raum zu werfen.

„Hattest du schon einmal eine Herz-OP?“

Yugi schreckt plötzlich auf und starrt mich irritiert an.

„Woher weißt du das, Atemu?“

„Ich habe bei meinem Großvater eine ähnliche Narbe gesehen. Er hatte einen Herzinfakt gehabt, mit 74 Jahren.“

Yugi nickt verstehend.

Innerlich hoffe ich, dass er jetzt etwas mehr von sich erzählt, und er tut es.

„Du hast Recht! Es ist jedoch kein Herzinfakt. Ich habe einen schweren Herzfehler.“

Weitere Überraschungen und ein Versprechen

~~Atemu~~
 

Erschrocken schaue ich Yugi an.

„Du hast einen schweren Herzfehler.“

Dies erklärt zwar sein seltsames Verhalten beim Ausdauertraining, aber wie kann er dann so hervorragend Tennis spielen?

„Und weiter, Yugi?“

„Was weiter, Atemu? Ich will mich jetzt fertig machen. Es ist gleich Zeit zum Schlafen.“

Okay, Yugi will nicht weiterreden!

„Gute Nacht, Yugi! Sei bitte leise, wenn du ins Zimmer kommst! Ich bin schon im Bett.“

Enttäuscht ziehe ich mich ins Zimmer zurück und lösche das Licht.
 

~~Yugi~~
 

Wütend stütze ich mich auf dem Waschbecken ab und schaue in den Spiegel.

Dabei sehe ich auch ein Stück der Narbe und wende mich schnell wieder ab.

Ich will sie nicht sehen! Sie zerstört meinen großen Traum!

„Und doch werde ich täglich daran erinnert!“

Mein Blick fällt auf die verschiedenen Tabletten in meiner Box. Auch die von heute Abend sind noch darin enthalten.

Wütend feuere ich sie gegen die Wand. Die Box rutscht weiter und fällt auf den Boden.

„Ich will sie nicht mehr nehmen!“

Und trotzdem nehme ich sie ein. Niemand darf morgen oder an einem anderen Tag meine Schwäche bemerken. Widerstrebend stelle ich sie mir auch für den nächsten Tag neu.

Dann brauche ich wenigstens morgen früh nicht so lange.

Als ich ins Zimmer komme, schläft Atemu schon.

Leise schleiche ich mich in mein Bett und versuche einzuschlafen.

Trotzdem brauche ich noch Stunden um schlafen zu können.

Atemu geht mir immer wieder durch den Kopf. Ich muss morgen ein paar Dinge mit ihm klären,
 

*
 

Am nächsten Morgen wecken Seto und Joey den Rest des Zimmers schon vor dem allgemeinen Alarm.

Ihnen folgt die Hauswirtschaftlerin Mrs. Kato mit Bettzeug.

„Guten Morgen, die Herren!“

Ohne Vorwarnung wird das Licht angemacht.

Ich öffne murrend die Augen und setze mich auf. Genau darauf achtend, dass niemand durch mein verrutschtes Oberteil einen zufälligen Blick auf die Narbe werfen kann.

„Was soll dieser verdammt frühe Überfall?“

Joey ist unbemerkt von mir die Leiter zu meinem oberen Bett hinaufgestiegen und beugt sich zu mir herunter.

„Guten Morgen, Untermieter!“

Seto erklärt dann die Situation, während Mrs. Kato das Bettzeug auf die bisher freien oberen Betten verteilt.

„Heute kommen noch zwei neue Schüler, die ein Zimmer brauchen. Da wir uns ja so gut mit euch verstehen, hat die Schulleitung beschlossen, uns bei euch einzuquartieren.“

Na wunderbar!
 

Atemu nimmt die Neuigkeit gelassener auf als ich.

„Viel Spaß beim Einrichten, Obermieter! Ich gehe erst einmal duschen.“

Somit verschwindet er einfach im Bad und lässt mich mit den Neuankommlingen alleine.

Ich versuche wieder einzuschlafen, aber die Glocke klingelt sowieso schon.

Joey und Seto schleppen ihre letzten Koffer gerade ins Zimmer und beginnen sie auszupacken.

Oh Mann, haben die viel Gepäck!

Warum müssen Reiche immer so viel Zeug mit sich herumschleppen?

„Yami, lässt du mich bitte mal ins Bad? Ich will mein Zeug reinstellen.“

Joey klopft an die Tür und ich fahre schnell aus dem Bett.

Meine Tabletten! Sie stehen noch offen im Bad.

Es reicht schon, dass Yami Bescheid weiß und sie sieht!

„Joey, lass mich bitte vor die rein! Ich brauche auch nicht lange.“

Ohne eine Antwort abzuwarten schlüpfe ich vor Joey ins Bad, als Atemu aus dem Bad kommt.

Ich höre noch wie sich Joey beschwert, aber Atemu bringt ihn zum Schweigen.

„Lass ihn sich doch fertig machen, Joey! Du bist es ja schon. Dein Zeug kannst du auch nach dem Frühstück ins Bad stellen.“

Danke, Atemu! Vielleicht ist er bereit mich weiter zu schützen und zu unterstützen.

Bevor ich das Bad wieder verlasse, verstecke ich die Tabletten in meinem abschließbaren Spint für die Hygieneartikel.
 

*
 

Nach dem heutigen Training ruft mich der Trainer zu sich.

Hat Atemu etwa doch gepetzt?

„Du bist sehr gut. Am Wochenende haben wir ein Spiel, um die Teilnahme an den deutschen Schulmeisterschaften. Ich möchte dich für unsere Mannschaft aufstellen. Traust du dir das schon zu?“

Überrascht mustere ich den Trainer und erfasse erst nach und nach die Botschaft der Nachricht.

„Sehr gerne, Coach!“

Zufrieden notiert der Trainer etwas auf einem Zettel.

„Das Zusatztraining findet in fünf Minuten auf dem Platz statt. Nimm gleich daran teil. Dann lernst du die anderen Mitglieder gleich kennen.“

Stolz schlendere ich zurück zum Platz, wo Atemu, Seto, Joey und Vivien schon warten.

Vivien bemerkt mich von allen zuerst.

„Was willst du hier, Kleiner? Hier trainieren nur die Großen.“

Na klasse, willkommen in der Hölle! Mein Stolz über das Angebot des Trainers ist verschwunden.

Atemu, Seto und Joey schauen jetzt erst auf. Sie mustern mich überrascht.

Zu ihnen werde ich also auch nicht gehen!

Stattdessen suche ich mir eine freie Bank für meine Sachen, schnappe mir einen Ball und wärme mich mit ein paar einfachen Balltricks auf.
 

„Spiel mal rüber!“

Joey hat sich auf dem anderen Feld bereitgestellt. Er wartet auf meinen Ball.

Ich lächele ihm zu und schicke ihm den Ball rüber. Wir spielen uns den Ball zu. Atemu und Seto beobachten uns. Dann kommen sie dazu und wir spielen gemeinsam. Atemu übrigens mit mir!

Der Trainer beendet unser freundschaftliches Spiel und macht daraus einen Wettkampf.

„Bleibt gleich so zusammen! Ich möchte, dass ihr ein richtiges Match spielt. Vivien, du spielst mit Seto und Joey im Wechselsystem. Yugi hat Aufschlag.“

Na dann los!

Zielstrebig gehe ich hinter die Linie und lande den ersten Aufschlag punktgenau vor Seto, der nicht mehr reagieren kann und den Ball mit der Hand fängt.

Ja, Punkt für mich!

Ich kann mir ein zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken. Atemu wirft mir einen anerkennenden Blick zu, während Seto den Ball und danach mich überrascht anschaut.

„Ok, du willst es wissen, Yugi!“

Fühlt er sich etwas gekränkt?
 

Im Verlauf des Spiels lande ich weitere solcher Treffer gegen Seto, Joey und Vivien. Daraufhin wird ihr Spielweise ernster, kämpferischer und schneller.

Sie ärgern sich, dass ich sie so vorführe.

Atemu jubelt dagegen jedes Mal freudig auf. Natürlich landet auch er einige Punkte. Am Ende steht es aber unentschieden und der Matchball liegt bei mir.

Erster Aufschlag ... im Netz! Nur noch ein Versuch!

Ich starte ... und merke gleich, dass er schlecht geworfen wurde.

Verdammt!

Trotzdem versuche ich noch ihn zu schlagen, aber er landet milimeter hinter der Linie.

Verloren!

Enttäuscht lasse ich meinen Schläger sinken.

Seto, Joey und Vivien freuen sich über ihren unerwarteten Sieg.

„Der Angsthase hat im entscheidenden Moment die Nerven verloren.“

Viviens Aussage bringt's auf den Punkt.

Atemu legt mir die Hand auf die Schulter.

„Komm, wir haben gut gespielt. Zeigen wir das auch!“

Atemu zwingt mich zum Netz, damit wir uns die Hände geben können. Seto und Joey klopfen mir dabei anerkennend auf die Schultern.

„Du wirst eine Bereicherung für unsere Mannschaft sein!“

Zu viert verlassen wir den Trainingsplatz. Vivien ist da schon weg.
 

Seto und Joey nehmen sofort das Bad in Beschlag, als wir das Zimmer erreichen. Atemu und ich fallen auf unsere Betten.

Ich merke, dass ich jetzt etwas schwerer atme. Mein Herz schlägt gerade schneller als gewöhnlich. Ich drehe mich auf die Seite. So geht es leichter.

Oh Mann, ich muss dringend an meiner Kondition arbeiten.

„Ist bei dir alles in Ordnung, Yugi? Dein Herz?“

„Natürlich! Es war doch nur ein kleines Spiel.“

Vor ihm nehme ich ganz sicher keine Medikamente ein! Egal wie schlecht es mir geht! Trotzdem wäre es schön, wenn die anderen beiden das Bad bald frei machen.

Als wäre mein Wunsch erhört worden, öffnet sich die Badtür. Joey kommt mit einem Zettel zu mir heraus. Mühsam setze ich mich auf und erstarre, als ich das Blatt sehe.

Sofort stürme ich ins Bad, verschließe die Tür und öffne meinen Spint.

Das Schloss wurde geknackt!

Sofort durchwühle ich den Schrank nach den Arzneimitteln und greife immer wieder ins Leere. Ich finde alles aus den Tabletten und Tropfen.

Es stimmt also: Jemand hat meinen Spint geknackt und meine lebenswichtigen Medikamente gestohlen.

„Scheiße!“
 

„Yugi, was ist passiert? Mach dir Tür auf!“

Natürlich steht Atemu vor der Tür. Kann mich jetzt keine fünf Minuten mehr in Ruhe lassen?

Naja, es ist jetzt auch egal, ob noch jemand von meiner Krankheit erfährt. Wahrscheinlich ist es nur noch eine Frage der Zeit bis alle davon erfahren.

Langsam schließe ich die Tür auf und schleiche auf mein Bett zu. Ich deute mit meinem Kopf zu meinem Spint und Atemu scheint es sofort zu verstehen.

„Verdammt, Yugi! Brauchst du irgendetwas dringend?“

Ich schüttle den Kopf. Obwohl mich das Training an meine Grenzen gebracht hat, hat sich mein Herz wieder beruhigt und schlägt normal.

Aber was ist mit den Tabletten für heute Abend?

Seto und Joey beobachten uns ratlos.

Natürlich verstehen sie nur Bahnhof!

Keiner der beiden traut sich aber eine Frage zu stellen.

Ich greife in meiner Schublade nach meinem Handy und die Kurzwahl 3.

Großvater sollte von der Situation unterrichtet werden. Er müsste am schnellsten an neue Tabletten für mich gelangen.
 

„Muto?“

„Großvater, ich bin's, Yugi!“

„Yugi, schön von dir zu hören. Wie geht es dir? Bist du im Internat angekommen?“

Nach den üblichen Antworten komme ich zum Wesentlichen.

„Meine Tabletten sind weg, Großvater. Ich muss sie verlegt haben oder so. Schickst du mir bitte neue. Es wäre dringend.“

Großvater muss schwer schlucken. Dann wird er ernst.

„Ich komme vorbei, Yugi! Streng dich bis dahin nicht unnötig an und kein Tennis! Bis heute Abend!“

Damit legt er auf.

Setos und Joeys Blicke sind jetzt nicht nur ratlos, sondern auch neugierig. Joey wagt sich schließlich vor.

„Was ist mit dir Yugi? Ihr tut ja fast so, als wärst du ernsthaft krank.“

Ernst blicke ich zu den beiden Mitbewohnern auf. Ich zucke mit den Schultern.

„Ich bin krank, Joey. Seit meiner Geburt habe ich einen Herzfehler und warte auf ein Spenderherz. Bis ich vielleicht eine Spende bekomme, brauche ich bestimmte Medikamente, um normal leben zu können. Übrigens, die Schulleitung weiß noch nichts davon.“

Mir ist gerade so ziemlich alles egal.
 

Seto und Joey müssen sich erst einmal setzen, um die Neuigkeit zu begreifen. Doch auch Atemu setzt sich erschrocken.

„So ernst steht es um dich?“

Habe ich dir das noch nicht erzählt?

Ich nicke zustimmend. In Joeys Augen sehe ich Tränen stehen.

Reiß dich zusammen! Wir kennen uns doch kaum.

Seto beobachtet mich schweigend. In seinen Überlegungen kommt er schließlich zu einem erstaunlichen Entschluss.

„Und du bist hier, obwohl es dir so schlecht geht, um zu beweisen, dass du auch so noch erfolgreich sein kannst. Würden bestimmte Personen aber davon Kenntnis erhalten, wäre dein Traum erledigt. Habe ich Recht?“

„Stimmt! Ich will ganz normal behandelt werden und meinen Traum leben. Es wird jetzt aber nur noch eine Frage der Zeit sein, bis ich auffliege.“

„Das werden wir noch sehen. Komm, Atemu!“

Seto springt von seinem Stuhl auf und schleift den überraschten Atemu hinter sich her.

Joey schaut ihnen zwar nach, aber er scheint immer noch in seiner Gedankenwelt zu sein.

Geht ihm das so nah?

„Mach dir keine Sorgen um mich! Es geht mir gerade gut, Joey.“

„Das ist es nicht, Yugi! Ich bewundere dich. Du lebst deinen Traum und riskierst dein Leben für ihn. Ich mach dieses Ganze hier nur, damit mein Vater stolz auf mich ist. Er ist ein bekannter Tennisspieler. Niemand hat das Recht gerade dir deinen Traum wegzunehmen.“
 

Als ich noch etwas sagen will, kehren Seto und Atemu zurück. Der Brünette wirft mir einen kleinen Beutel aufs Bett.

Neugierig öffne ich den Beutel und entdecke die verschwundenen Medikamente. Erleichtert schaue ich die beiden an.

„Danke, aber woher...?“

Seto schüttelt den Kopf. Atemu gibt mir die Erklärung dazu.

„Wir haben den Dieb gefunden. Es wird niemand von deiner Krankheit erfahren. Lass die Angelegenheit auf sich beruhen. Die Medikamente hast du zurück.“

Ich glaube mehr will ich auch gar nicht wissen.

Joey hat nun auch noch einen Wunsch.

„Seto! Atemu! Lasst uns ebenfalls das Versprechen ablegen, über Yugis Krankheit zu schweigen. Yugi, du sollst uns vertrauen. Wir wollen deine Freunde sein.“

Gerne nehme ich das Freundschaftsangebot von Joey an. Seto und Atemu stimmen Joey zu.

Jetzt bin ich zu Tränen gerührt. Ich hätte nie gedacht, dass gerade diese drei mich zum Freund haben möchten.

„Danke, Leute! Das bedeutet mir sehr viel.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Usaria
2017-12-19T21:05:19+00:00 19.12.2017 22:05
Also vom ersten Eindruck her nicht schlecht. Und ich find´s ziemlich mutig Yugi auf ein Sportinternat zu schicken, ist er doch alles andere als sportlich. Bei dem Namen Mac Gregor musste ich schmunzeln. Ich schreibe gerade für meine Betaleserin eine Dankes FF in der Yami auch ein Schotte ist. Zmdst lässt das Mac Gregor darauf schließen. Ich find´s immer sehr intressant wenn zwei Leute ähnliche Ideen haben.
Ich werd mal weiter lesen. Ich bin gespannt wo die spielt. Bestimmt irgendwo in den Bergen auf jeden Fall in Europa, weil mit Euro gezahlt wurde.
Antwort von:  Shijin
20.12.2017 08:51
Yami ist Brite, auch dort ist der Name verbreitet. Ja, lass dich überraschen, wo es spielt und wie es Yugi auf dem Sportinternat ergeht. Danke für dein Kommi.
Von:  Dark_Angel_Yami
2013-06-30T21:56:58+00:00 30.06.2013 23:56
Huhu :)
Ich habe die FF zwar schon vor einem Monat gelesen, wollte dir aber doch mal einen Kommi da lassen. Mir gefällt die Geschichte nämlich sehr gut. Die Geschichte auf dem Internat und mit Yugis Krankheit ist mal etwas anders. Schade finde ich nur, dass die Kapitel ansich sehr kurz sind. Immer wenn es spannend wird, dann hört es auf XD Also hoffe jetzt einfach mal, dass du die Geschichte noch weiter schreiben wirst. Bin sehr gespannt, wie es mit Atemu und Yugi (und den anderen) noch so weiter geht ^^
LG Dark_Angel_Yami
Von: abgemeldet
2010-01-13T17:55:53+00:00 13.01.2010 18:55
ich finde die ff klasse und würde mich freuen wen du sie forsetzen würdest^^
würdest du mir dann bescheid sagen^^
ich würde gern mehr lesen

liebe grüße
chibi-yugi
Von: abgemeldet
2009-06-02T19:29:58+00:00 02.06.2009 21:29
Wow,
super, dass ein neues Kapi da ist!
Warum nur Yugi so ein Geheimnis aus seinem Herzfehler macht?
Atemu wäre ihm bestimmt behilflich, wo es nur geht. Ist Yugi dazu aber vielleicht zu stolz?
Er soll sich nur ja nicht übernehmen, um keine Schwäche zu zeigen! Atemu ist Yugis Gesundheit mit Sicherheit viel wichtiger als ein Anschein von Stärke.
Ich hoffe auf viele weitere Kapis!
Bye
Yashi (*_*)
Von:  Judari
2008-05-29T09:27:31+00:00 29.05.2008 11:27
Tollllllllll wann gehts weiter ist so spannend!!!!!^^
Von:  Koala
2008-02-05T20:53:26+00:00 05.02.2008 21:53
Boah Yugi tut mir leid...
das muss echt hart sein..!!
ich hoffe er gewinnt nach mehr zeit vertrauen zu atmeu^^
ansonsten is eigendlich nich viel zu sagen^^
es war ein klasse kapp auch wenn es etwas kurz war...^^
ich finds cool das yugi ati geschlagen hat^^
...*drop*
beim tennis mein ich, ne? xDDD
ich hoffe das nächste kapp kommt bald

lg Buki Akuma
Von:  Koala
2008-02-05T20:43:43+00:00 05.02.2008 21:43
die geschichte is sooo cool^^
ich kanns mir bildlich vorstellen wie sich Seto und Joey zoffen xDDDD
einfach krass xDDD
nur schade ist das die beziehung Yami und Yugi noch nich wirklich vorhanden is... geschweigeden das sie ezestiert !!!
*lol*
aber der auftritt in der Cafeteria von moki und seren war einfach köstlich^^
Ati du bist njicht der einzige der sich sorgen über yu's essgewohnheiten macht!!
ich geh mal zum nächsten kapp^^

lg Buki Akuma
Von:  Koala
2008-02-05T20:23:36+00:00 05.02.2008 21:23
der arme yu xDDD
ist jetzt blind ><
naja er wird es schon überleben^^
das kappi war gut auch wenn für meinen geschmack etwas kurz...
schade v.v
naja ich geh mal zu nächsten kappi^^

lg Buki Akuma
Von:  mayluu
2008-02-04T20:38:43+00:00 04.02.2008 21:38
In die FF hab ich mich auf den 1. Blick verliebt *-* Hach, du kannst sowas von geil schreiben (gilt für alle deine FFs =)
Bitte, bitte schreib ganz schnell weiter, ja?? *dich anfeuert* *Fähnchen schwenkt* Go, Kätzchen ^^

LG
Mayluu
Von:  viky
2008-01-19T23:58:25+00:00 20.01.2008 00:58
wie kannst du an so einer stelle aufhören -.-

oh man, jetzt muss ich wieder herum hibbeln

toll getippt




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