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Schmucksteine [Diskussion]

Tutorial: Schmucksteine gießen



Viele Cosplay-Kostüme werden erst durch die richtigen Accessoires komplett. Dazu gehören oft große "Edelsteine", die man so nicht im Bastelladen oder in der Modeschmuck-Abteilung bekommt.

Deshalb erfährst du hier, wie man solche Steine selber gießen kann. Der Größe, Form und Farbe sind dabei fast keine Grenzen gesetzt!


Was du brauchst

  • Polyester-Gießharz (transparent und farblos / "crystal"), mit Härter
  • Harzabtönfarben (transparent oder opak)
  • Form (hitzebeständig und für Gießharz geeignet) ODER zur Herstellung eigener Formen: Silikon (am besten niedrig-viskoses / NV), mit Vernetzer
  • mehrere Mischbecher (z.B. Einweg-Plastikbecher)
  • mehrere Holzstäbchen o.ä. zum Rühren / Mischen
  • Waage (Briefwaage oder möglichst genaue Küchenwaage)
  • Einmalhandschuhe
  • ggf. Knete und Kunststoffreste (für den Formenbau)
  • Harzentferner
  • Formentrennmittel
  • Abdeckfolie für Gießharz
  • feines Schleifpapier
  • Poliercreme
  • Rest Wollstoff und alte Zahnbürste (zum Polieren)
  • starke Metallfolie (zum Hinterkleben)
  • ggf. Talkumpuder (zur Nachbehandlung von Silikonformen)

Gießharz und Zubehör findest du z.B. hier:
http://www.gerstaecker.de/abform-giessmassen.html
http://stores.shop.ebay.de/Creato-Bastelartikel
http://www.modulor.de/shop/oxid.php/sid/d046a3f82f72e0e6199cd6ce72a1b3d4/cl/alist/cnid/OQD (hier findet man auch detaillierte Informationen über den Werkstoff)


Form herstellen

Positiv finden / herstellen

Wenn du keine passende Form findest, die du ausgießen kannst, musst du zunächst selbst eine herstellen. Dazu brauchst du ein Positiv, d.h. einen Gegenstand, der die Form hat, die dein Schmuckstein später auch haben soll.

Dieses Positiv formst du dann mit Silikon ab (oder mit einer anderen Abformmasse), d.h. du legst es in einen Formkasten und gießt es mit Silikon ein. Nachdem das Silikon fest ist, nimmst du es aus dem Formkasten und entfernst das Positiv. Nun hast du eine Negativform aus Silikon, d.h. einen Silikonblock mit einer Aussparung, die genau die Form deines Gegenstandes (des Positivs) hat. Diese Form kannst du - so oft du willst - mit Gießharz ausgießen, um beliebig viele Kopien des Positivs zu erhalten, nur eben in schönem, transparenten oder farbigen Gießharz, das aussieht wie Glas oder ein Edelstein.

Als Positiv kannst du z.B. vorhandene Schmucksteine (Acrylsteine) nehmen, die du gern in einer anderen Farbe gießen möchtest. Für große Halbkugeln eignen sich Plexiglas-Kugeln (Christbaumkugeln) aus dem Bastelladen. Für einen ovalen Edelstein kannst du ein Hühnerei abformen, usw.

Oder du bastelst dir dein Positiv selber aus Modelliermasse. Verwende dazu eine möglichst feine, lufttrocknende Modelliermasse, die sich sehr glatt schleifen lässt.

Poröse Oberflächen - z.B. Modelliermasse oder Holz - müssen vor dem Abformen versiegelt werden, da das Silikon sonst in die Poren eindringen kann und die Form unsauber wird, oder sich das Positiv erst gar nicht aus der Form lösen lässt. Für selbstgeformte Gegenstände aus Modelliermasse nimmt man dazu z.B. Gesso (Leinwandgrundierung), das man für ein glatteres Finish nochmal abschleifen kann. Die Oberfläche muss absolut glatt und eben sein, wenn der Schmuckstein es hinterher auch sein soll.

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Positiv für einen Schmuckstein aus Modelliermasse: in der Rohform und nach mehrmaligem Schleifen und Grundieren.

Wichtig: Mit herkömmlichem Silikon lassen sich nur Gegenstände abformen, die keine Hinterschneidungen haben (d.h. "Engpässe", hinter denen die Form wieder breiter wird - Beispiel: eine Eieruhr). Man kann theoretisch auch solche komplizierten Formen herstellen, hier geht es aber erstmal nur um einfache Schmucksteine, die eine flache Rückseite haben.


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Gem_formkasten_collage.jpg
Gem_formkasten_collage.jpg

Positiv abformen

Um das Positiv abzuformen, leg es in einen Formkasten, der auf allen Seiten ein paar cm größer ist als das Positiv. Das kann eine Plastikschale oder z.B. ein aus Legosteinen gebautes Gefäß sein. Teile ggf. mit Plastikplatten und Knete ein kleineres Fach ab.

Wenn das Positiv nicht glatt mit dem Boden des Formkastens abschließt, so dass das Silikon drunterlaufen könnte, drück das Teil in eine Bodenplatte aus Knete. Der Boden der Form sollte möglichst eben sein und das Positiv sollte ganz gerade drin liegen (also nicht zur Seite kippen, so das es schief eingegossen wird). Stell den Formkasten auf einen ebenen Untergrund.

Einmal-Handschuhe anziehen.

Stell einen Mischbecher auf die Waage, stell die Waage auf Null und füll die benötigte Menge Silikon ab. (Die Menge kannst du errechnen, indem du die Form ausmisst - wie, steht in der Packungsanleitung).

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Bild:Gem_silikon-mischen_S.jpg

Gib die benötigte Menge Silikonvernetzer dazu (Dosierungsanleitung liegt der Packung bei). Mit einem Holzstäbchen o.ä. gut verrühren. Der Vernetzer hat eine andere Farbe als das Silikon, so dass du gut erkennen kannst, wann beides richtig vermischt ist.


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Gem_silikon-giessen.jpg

Gieß das Silikon langsam in den Formkasten, am besten auf die höchste Stelle des Positivs, das du eingießen willst, und lass es daran runterlaufen. So kann das Silikon überall hinfließen und es bilden sich keine Luftbläschen.

Das Positiv muss komplett vom Silikon bedeckt sein, die Oberfläche des Silikons sollte möglichst glatt und eben sein (unbedingt alles in die Form gießen, solange das Silikon noch schön flüssig ist!)

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Bild:Gem_silikon-fertig.jpg

Je nach Dosierung des Vernetzers ist das Silikon schon nach ca. einer halben Stunde fest und kann aus dem Formkasten genommen werden. Es muss aber mind. 24h aushärten, bis man es als Gussform benutzen kann.

Arbeitsgerät u.ä. einfach trocknen lassen, gehärtetes Silikon lässt sich problemlos abziehen. (Ungehärtetes Silikon ggf. mit Papiertuch und Seife entfernen).

Den abgeformten Gegenstand aus der Form lösen, ggf. die Ränder der Form gerade schneiden. Et voilà, deine eigene Gussform ist fertig!

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Bild:Gem_silikonform-fertig_S.jpg


Form vorbereiten

Stell die Form auf einen ebenen Untergrund (am besten auf eine Pappe o.ä., so dass man die Form(en) leicht wegtragen kann, ohne sie anzufassen). Steht die Form nicht ganz gerade, stütze sie ggf. mit Knete ab.

Reibe die Form mit Formentrennmittel ein und lass es (je nach Angabe auf der Packung) antrocknen.

Es geht zur Not auch ohne Trennmittel, die Formen halten aber länger und der Stein lässt sich später auf jeden Fall leicht aus der Form lösen, wenn du sie mit Trennmittel behandelst.


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Gem_harz-mischen.jpg

Gießharz anrühren

Einmalhandschuhe anziehen.

Stell den Plastikbecher auf eine Waage (Küchenwaage oder Briefwaage mit genauer Gramm-Einteilung), stell die Waage auf Null und füll die gewünschte Menge Gießharz ab. Wenn du dabei nicht auf dein Augenmaß vertrauen willst, errechne die benötigte Menge vorher, indem du die Form ausmisst (eine genaue Anleitung dazu liegt dem Gießharz bei). Notiere das Gewicht des Harzes, du brauchst es, um später die benötigte Menge Härter zu errechnen!

Färbe das Gießharz mit Harzabtönfarben ein (transparente Farben für glasklare Steine, oder opake Farben für nicht durchsichtige Steine). Du kannst mehrere Farben mischen, um den gewünschten Ton zu erhalten. Verrühre die Farbe gründlich (mit einem Holzstab), bis das Harz gleichmäßig eingefärbt ist.

TIPP: Dosiere die Farben sparsam, sie sind sehr ergiebig! Wenn du das Harz zu dunkel färbst, ist es später nicht mehr durchsichtig und wirkt fast schwarz. Je dicker später der Stein ist, den du gießt, desto dunkler wirkt die Farbe - beachte das bei der Dosierung!

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Foto: Unterschiedlich dicke Schmucksteine, alle mit derselben Farb-/Harzmischung gegossen.


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Gem_harz-umfuellen.jpg

Wenn du die Farbe eingerührt hast, füllst du das Harz in einen zweiten Behälter um (damit die Farbreste am Rand des Mischbechers beim Gießen nicht in der Form landen und hässliche Schlieren bilden).

In das fertig gefärbte Harz wird jetzt der Härter eingerührt. Erst danach tickt die Uhr, d.h. das Harz muss innerhalb der nächsten Minuten verarbeitet werden. Vorher ist es unbegrenzt haltbar.

Wie viel Härter du zugeben musst, erfährst du in der Packungsbeilage (ca. 1-3% des Gewichts des Gießharzes, also z.B. 1-3g Härter auf 100g Gießharz). Du musst die Angaben natürlich auf die verwendete Menge umrechnen.

Verrühre den Härter gründlich mit dem Gießharz (mit einem Holzstab oder Spatel). Lass den Becher anschließend 1 min stehen, damit die Luftbläschen entweichen können.

TIPP: Kauf am besten einen flüssigen Härter, den man tropfenweise dosieren kann, da du bei Schmucksteinen oft mit winzigen Mengen arbeiten musst und nicht in ganzen Gramm rechnen kannst.

TIPP: Die Härter-Zugabe erhöht sich, wenn das Harz eingefärbt wurde, und wenn man kleine, flache Objekte gießt (was auf die meisten Schmucksteine zutrifft). Beweg dich bei der Dosierung also im oberen Bereich der Angaben des Herstellers oder besser noch etwas darüber!


Form ausgießen

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Das Gießharz langsam in die Form füllen, in die Mitte bzw. am tiefsten Punkt der Form, um Lufteinschlüsse zu vermeiden. Auf den Tisch klopfen, um verbliebene Luftblasen nach oben steigen zu lassen.

Am besten die Form bis leicht über den Rand ausgießen und eine Abdeckfolie auflegen, um einen spiegelglatten Abschluss zu erhalten.

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Bild:Gem_folie_collage.jpg

Ende der Sauerei und Zeit zum Aufräumen! Die Form stehen lassen und warten, bis das Gießharz ausgehärtet ist (nach wenigen Stunden).

Schon nach kurzer Zeit (~20-30 min) sollte das Harz merklich fester geworden sein, die Form erwärmt sich. Tut sich nichts, hast du evtl. zu wenig Härter zugegeben, oder die Raumtemperatur ist zu niedrig. In dem Fall solltest du nachhelfen, indem du die Form erwärmst, um die Reaktion zu beschleunigen: die Form bei 50°C in den Ofen stellen, Ofen ausstellen und Form im warmen Ofen stehen lassen. Schon nach wenigen Minuten sollte die Härtung einsetzen.


Sicherheit und Sauberkeit

Gießharz stinkt nicht nur bestialisch, die Dämpfe sind auch gesundheitsschädlich und verursachen schnell Kopfschmerzen. Arbeite deshalb im Freien oder in einem gut gelüfteten Raum. Räume das ungehärtete Gießharz und alle Utensilien, die damit in Berührung gekommen sind, nach Gebrauch sofort weg und bewahre sie nicht in einem Wohnraum auf.

Der Eimer mit Gießharz sollte nach dem Abfüllen sofort wieder fest verschlossen werden (mit einem Hammer den Deckel zuschlagen, Eimer luftdicht einpacken, am besten in mehrere Plastiktüten übereinander). Abfälle (Abdeckfolie / Papier, Handschuhe, Mischbecher) und ungehärtete Gießharzreste gleich in eine Plastiktüte packen und aus der Wohnung bringen. Gießharz hört erst auf zu stinken, wenn es ausgehärtet ist!

Ungehärtete Gießharzreste auf Händen, Kleidung usw. sind sehr hartnäckig. Sie können aber mit Harzentferner beseitigt werden.


Nachbearbeitung


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Nach einigen Stunden ist der Stein ausgehärtet. Dann kannst du ihn aus der Form lösen. Er muss jetzt aber noch geschliffen und poliert werden, um richtig schön auszusehen.

Mit feinem Schleifpapier (z.B. 120er Körnung oder höher) alle Grate und Unebenheiten abschleifen. (Wichtig: Unbenutztes Schleifpapier verwenden, damit du keine Fremdkörper in das Gießharz einreibst!)

Den geglätteteten Stein anschließend mit Poliercreme und einem Wolltuch oder einer Zahnbürste abreiben, bis die Oberfläche glänzt. Zwischendurch ggf. abwaschen und mit einem nicht fusselnden Tuch vorsichtig trockentupfen. Nicht die Geduld verlieren, das Schleifen und Polieren kann eine ganze Weile dauern, bis der Stein wirklich hübsch aussieht!

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Bild:Gem_polish_new.jpg

Den fertigen Stein ggf. auf ein Stück feste Metallfolie (keine dünne Haushalts-Alufolie!) kleben und ausschneiden. So kommt die Farbe noch leuchtender rüber und der Untergrund scheint später nicht durch.

Du kannst den Stein auch als Anhänger verwenden. Bohre dazu einfach ein Loch in den polierten oder unbehandelten Stein (am besten mit einem feinen Handbohrer). Schleife die evtl. entstehenden scharfen Kanten am Bohrloch ab, und du kannst den Stein auf einen Schmuckdraht oder eine Schnur aufziehen.

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Bild:Gem_bohrung.jpg


Extra: Mehrere identische Steine gießen

Du kannst dieselbe Form mehrmals ausgießen. Entferne den Stein aus der Form, sobald er hart genug (=nicht mehr klebrig) ist, und lass ihn an der Luft weiter trocknen. Die Form nach dem Gebrauch auswaschen, um ggf. Harzreste zu entfernen, mit Trennmittel einreiben und erneut ausgießen.

Wenn du mehrere farbige Steine gießen willst, die alle den exakt gleichen Farbton haben sollen, füllst du am Anfang genug Harz für alle Steine ab und mischt es mit der Abtönfarbe. Das fertig gefärbte Harz gießt du dann in ein verschließbares Gefäß (Glas mit Schraubdeckel), es ist unbegrenzt haltbar, solange du keinen Härter zugibst!

Dann füllst du jedesmal eine kleine Menge ab, die für einen Guss reicht, rührst sie mit Härter an und gießt deine Form einmal aus.

Bei größeren Stückzahlen lohnt es sich unbedingt, gleich zwei oder mehr Formen herzustellen, die du gleichzeitig ausgießen kannst. So halbiert (viertelt...) sich später die Zahl der Arbeitsschritte.

Besorg dir dazu entweder mehrere identische Positive (Schmucksteine, Halbkugeln, etc.) und gieße sie gleichzeitig mit Silikon ein.

Oder forme dasselbe Positiv mehrmals hintereinander mit Silikon ab (dazu musst du dann natürlich mehrmals neues Silikon anrühren).



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