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Film-Review: Guardians of the Galaxy Chris Pratt, Groot, Guardians of the Galaxy, James Gunn, Joss Whedon, Kino, Marvel, Marvel Cinematic Universe, Review, Rocket Raccoon

Autor:  Yeo

Guardians of the Galaxy – Kino-Review

Lassen wir die Bombe gleich mal platzen: Der Film hat mir gut gefallen und mich mit ´nem wohligen Gefühl zurückgelassen, das noch bis jetze ein bisschen nachhallt.

Wie ordnen wir das mal vernünftig?
Fangen wir mal an mit dem von mir in diesen Marvel Cinematic Universe-Reviews häufig angesprochenen Marvel Cinematic Universe-Einzelfilm-Syndrom (da sollte ich noch ’nen kürzeren Namen für finden …).
Das Syndrom umfasst, dass ich den großen Kosmos dieser Avengers-Filme cool finde; die Idee ist sehr löblich, so ein gigantisches Filmuniversum aus dem Boden zu stampfen, das in so kurzen Intervallen befeuert wird und dabei koheränt bleibt – mit immer wiederkehrenden Schauspielern, kleinen und großen Bezügen zwischen den verschiedenen Teilen usw.
Dadurch ergibt sich die bestmögliche Symbiose aus zum einen Popcorn-Kino für die – leider zugegeben – eher einfach gestrickte breite Mainstream-Masse, der vielleicht nich mal bewusst ist, dass ein Thor und ein Captain America verbrüderte Filmreihen führen. Und zum anderen gibt´s die Möglichkeit der polysemen Lesart für eingefleischte Fans und Marvel-Nerds, die mehr aus den Filmen rausfiltern können als die blanke, unterhaltsame Oberfläche. Viiiel mehr. Fanservice, Querverweise, tiefere Interpretationen usw.
Dadurch haben diese Marvel-Filme etwas geschafft, was ich schon nicht mehr erwartet hätte angesichts der Mainstream-Entwicklung des letzten Jahrzehnts: Sie sind erfolgreich, ohne einfach nur Transformers-mäßig flach zu sein und es auch dem kleinsten Kind im Kino vorzukauen.

ABER: All das steht leider der eher laschen Durchschnittsqualität der meisten Einzelfilme gegenüber. Bis auf gaaanz wenige Ausnahmen lebt die Reihe eher von der Summe ihrer Teile. Und die zweite Phase der Avengers-Filme hat mich bisher ziemlich kalt gelassen – erst jüngst wieder der zweite Captain America.
Die Guardians haben’s nun aber geschafft, endlich mal wieder ’nen in sich absolut stimmigen Film abzuliefern, der lockerst auf eigenen Beinen stehen kann und eigentlich diesen ganzen Cinematic Universe-Überbau gar nich mal so dringend bräuchte.

Was macht der Film also entscheidend besser?
Zunächst mal erzählt er eine stringente Geschichte, in der logisch Szene auf Szene folgt – im völligen Gegensatz zum leider auch schwächelnden Iron Man 3, wo man nicht wirklich erkennen konnte, warum wer wann was macht. Statt lose zusammengeschwurbelten Szenen gibt’s also Entwicklungen, Ursache und Wirkung, Spannungsbogen, Klimax, retardierendes Moment und den ganzen Kladderadatsch. Wie ich’s schon mal in ’ner früheren Review geschrieben hatte: Früher war so was mal ganz normal. Jetzt muss man sich schon echt freuen, wenn eine einfache Geschichte schlüssig von A nach B erzählt wird.
Nun war die Story von GotG nicht unbedingt ein Meilenstein, aber immerhin. Sie hat ihren Zweck erfüllt: Sie hat die Truppe zusammengebracht und macht verdammt Laune auf mehr.
Und die Truppe is eh die große Stärke des Films.
Erstaunlicherweise hat mich Star-Lord Peter Quill doch kälter gelassen als ich’s von ’nem Chris Pratt erwartet hätte. Aber die Konkurrenz war einfach zu stark – selbst in Nebenrollen. Am meisten musste ich über Drax den Zerstörer abfeiern, der durch sein Unverständnis für bildliche Sprache die meisten Lacher gebracht hat. Rocket Raccoon und Groot waren wie erwartet cool und brachten dem dringlichst zu unterhaltenden breiten Kinopublikum die einfach zugängliche Freude. Ständig wurde gelacht. Viele gut getimte dumme Fressen und witzige One-Liner – wahrscheinlich ein lustigerer Film als all die fürchterlichen Komödien, die in den Trailern angeteast wurden. Selbst die eher steife und dramaturgisch flach angelegte Gamora, zu der ich in den Comics nie ’nen guten Draht gefunden hab, hatte zwei, drei lustige Momente. Dank Kevin Bacon.
Nun könnte man gegen argumentieren, dass bei all dem Spaß und den flippigen Sprüchen die Dramatik zu kurz kam, aber dann lieber so als der viel zu biedere Captain America 2, der sich ernster genommen hat als er war und bei den gelegentlichen Versuchen, lustig zu sein, fürchterlich versagte.
In dem Zusammenhang fühlten sich die Guardians sehr Joss Whedon-esque an, was natürlich auch dem tollen Regisseur und Autor James Gunn geschuldet ist, der weiß, wie man Dynamik in Gruppen von Personen reinbringt.
Dynamik und auch genügend Selbstironie. Und Selbstironie tut jedem Superheldenfilm gut! Mit Ausnahme von „The Dark Knight“ und „Watchmen“, die tatsächlich ernsthaft funktionieren, kranken die allerallermeisten Superhelden-Kino-Adaptionen am Versuch, ihre cheesy Wurzeln zu kaschieren, was dämlich is und eh nich funktioniert. Das sind fucking Donnergötter und Typen in Radlerhosen mit so Flügeln am Kopp. Das is kein Tolstoi oder Shakespeare.
GotG schwimmt in Selbstironie, ohne dass es nervig oder zu selbstreferenziell wird. Da wird sich über allen möglichen unnötigen Genre-Ballast lustig gemacht wie z.B. das heroische dumme im Kreis rumstehen. Eingefahrene Plot-Schemata werden einfach übersprungen, weil das eh keine Sau mehr braucht – z.B. das langwierige Annähern von Parteien mit verschiedenen Ansichten, die sich ihr Vertrauen erst über Stuuuunden mühsam erarbeiten müssen. Kleines Beispiel: Die straftäterischen Outlaws, also die Guardians, bieten an einem Punkt der Geschichte einer Regierung ihre Hilfe an. Diese könnten nun den halben Film damit verschwenden, misstrauisch zu sein und blablabla. Stattdessen sagen sie: Okay, machen wir. Ende dieses Parts, weiter geht´s mit der eigentlich interessanten Geschichte.
Der Film is voller solcher Momente. Löblich, weil nich lächerlich.

Wenn es einen großen Negativpunkt gibt, dann, dass der Film verstärkt auf Nummer Sicher geht. Keine zu großen Experimente, sondern viele bewährte Einzelelemente. Der wohl dosierte Humor, die Actionszenen, die aufeinandertreffenden Charakteristika der Figuren, der freche, quirlige Protagonist, der flach-böse Antagonist, die Settings. Alles gut bis sehr gut umgesetzt, aber man hat das auch alles schon mal gesehen. Der Film macht für den Moment also fucking viel Laune, wird aber die Einträge in die großen Film-Lexika knapp verpassen.

Ein paar weitere kleine Kritikpunkte:
- Das Ding mit der 70er- und 80er-Musik war mir nich konsequent genug. Irgendwie hatte ich gehofft, dass der Film so ´ne Art gigantisches Musikvideo zu meiner musikalischen Lieblingsepoche wird. Mit Sci-Fi-Weltallschlachten zu den Songs von Paul Simon und Art Garfunkel, Lionel Richie oder Billy Joel. Stattdessen gab´s dann doch eher recht generische akustische Untermalung mit gelegentlichen „Awesome Playlist“-Einschlägen, die dann aber auch tatsächlich jedes Mal recht cool kamen. Die Jackson 5 leiten z.B. die Credits ein.
- Apropos Credits: Ich wurde bereits gespoilert, welche Figur mich gaaaanz am Ende erwartet und war übelst gehypet. Die Szene war dann jedoch leider nich ganz so beeindruckend wie in meiner Vorstellung

Ansonsten …
Nö, keine Ahnung.
Der Film is scheiße-lustig, macht Laune und könnte prinzipiell echt jedem gefallen. Auch, weil er angenehm unzynisch und tatsächlich – trotz all der krassen, lebensverachtenden Killer-Sprüche von Rocket, Drax und Co. – sehr familienfreundlich daherkommt.

Guckt den euch mal an.
Habt ihr ja eh schon …