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Oscar-Big-Three-Film-Review #1/3: "Grand Budapest Hotel" Der fantastische Mr. Fox, Edward Norton, Görlitz, Grand Budapest Hotel, Oscar, Ralph Fiennes, Review, Rushmore, The Royal Tenenbaums, Wes Anderson

Autor:  Yeo

Arg verspätet, aber immerhin:
Grand Budapest Hotel nachgeholt.

Meine Herrn, guter Film!

Zum Glück isser dank Oscar-Reigen und regionalem Stolz (wurde ja hier in Sachsen gedreht) noch mal zurück in die Kinos gekommen – und guck an! Bisher der mit Abstand größte Andrang des Jahres.

Und das spricht auch für den wesentlichen Punkt, weshalb der Film so gut funktioniert: Es ist geradliniger und massentauglicher als alles, was man bisher von Wes Anderson gewohnt war.
Neueinsteiger in das Werk des exzentrischen Stils des Filmemachers werden nicht vorn Kopf gestoßen und Kenner (wie ich) werden dafür belohnt, so lang am Ball geblieben zu sein.

Seine ersten Filme fand ich richtig, richtig schwierig, weil ich sie vielleicht auch einfach „falsch“ geguckt habe. „Rushmore“, „The Royal Tenenbaum“, „Darjeeling Limited“ – da konnt ich nie ´nen Zugang finden.
Mit „Moonrise Kingdom“ hab ich visuell und zum Teil auch inhaltlich endlich verstanden, was der Typ von mir will und mit dem „fantastischen Mr. Fox“ war die Anderson’sche Formel bisher für mich auf ihrem Höhepunkt angelangt.
Grand Budapest Hotel belohnt einen nun letztlich für die vielen Jahre der Einarbeitung und zaubert nicht nur die ungeheuerlich ambitioniert-altmodische Optik auf die Leinwand, sondern nimmt auch die für die Anderson-Filme so typische Schrulligkeit der Charaktere und die exotischen Plot-Ecken und Kanten und ordnet sie besser als je zuvor.
Ehrlich gesagt, hatte ich bei dem Film im Vorfeld nicht mal mit einer nennenswerten Geschichte gerechnet, sondern her mit einer weiteren Revue der Absonderlichkeiten. Umso überraschter war ich letztlich über die schlaue Parabelhaftigkeit des Krimis am Vorabend des zweiten Weltkriegs, der ganz gekonnt zwischen cartoonigem Klamauk mit absurder Übertreibung und düsteren Kapiteln der jüngeren europäischen Historie balanciert. Wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet, lunst z.B. hier und da eine Faschismus-Allegorie hervor, die dann aber auch sitzt.
Und das rechne ich dem Film ganz hoch an: Es gibt Filme, die bieder-bitter-ernst, pathetisch nichts anderes behandeln als Krieg, Holocaust, Euthanasie, Mord und Totschlag – aber genau dadurch nichts erreichen. Grand Budapest Hotel liefert seine Moral zu genau solchen schwierigen Themen viel indirekter, subtiler und wirkt gerade deswegen umso stärker und nachhaltiger. Dadurch wird´s nicht nur ein guter Film, sondern auch ein – über das Feld der Cineastik hinaus – wichtiger.



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