Sammel-"Sucht" bei Yu-Gi-Oh!-Karten
Oh-Weh Yo-Gi-Oh! - Umstrittene Karten
22.08.2003 / LOKALAUSGABE / HAGEN
Hagen. "Es grenzt schon an Sucht, würde ich sagen", lautet Diana Schmidts Einschätzung zu einem Phänomen, das auch in Hagen die Kinderzimmer wie im Sturm eroberte. Die Fernsehserie Yo-Gi-Yo! war der Anfang einer Begeisterungswelle, die für ihre Anhänger ziemlich teuer werden kann.
Diana Schmidt ist Verkäuferin in der Spielwarenabteilung bei Kidz Only und erlebt hautnah mit, wie die Trends der Firma "Anime" in immer kürzeren Abständen Kinder wie eine Lawine überrollen. Was vor drei Jahren Pokemon, vor zwei Jahren Digimon und vor einem Jahr Dragon Ball war, passierte in diesem Jahr mit mit Beyblades und vor allem mit Yo-Gi-Oh!.
Das Magazin CARD Master macht seinen Lesern weis: "Eins ist klar, wer das Yu-Gi-Oh! Sammelkartenspiel nicht kennt, kann auf dem Schulhof nicht mitreden." Offensichtlich wollen alle mitreden können: "Wenn die Kinder sich Karten gekauft haben, werden sie sofort ausgepackt, um zu sehen, ob man tauschen kann," erzählen Diana Schmidt und ihre Kollegin Anette Fürstenberg.
So eine Packung mit neun Sammelkarten kostet ungefähr fünf Euro. Wer das Kartenspiel aber tatsächlich spielen will, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Derjenige braucht nämlich eins der vier Kartendecks, das die Spielregeln enthält: 42 Karten für 16 Euro. Wem Fernsehserie und Karten nicht reichen, kauft sich eine der Sammelfiguren wie zum Beispiel die 15 cm große Hauptfigur Yugi für 16 Euro oder die Figur Exodia für 25 Euro oder die kleinen Plastikfiguren für 6 Euro oder die Sticker und die passenden Stickeralben oder die Videospiele.
"Die Firmen nutzen den Trend, hinterher kriegen die nichts mehr dafür," charakterisiert der Geschäftsführer des Hagener Kaufhofs, Torsten Kruse, das Prinzip der Anime Serien. Als der Trend Anfang des Jahres aufkam, war die Nachfrage so groß, dass er mit dem Angebot nicht nachkam. "Das läuft alles übers Fernsehen", ist Torsten Kruse überzeugt, "die Sachen werden zum Trend, weil die Kinder das fordern."
Zwei von ihnen sind der 11-jährige Thomas und sein 13-jähriger Bruder Tobias: "Ist einfach cool und macht Spaß." Sie haben sich drei Decks von ihrem Taschengeld geleistet. Bei dem siebenjährigen Lennard hat es nur für 19 Karten gereicht. Viele seiner Klassenkameraden "jungeln" mit den Karten. Wer seine Karte am nächsten an die Wand wirft, bekommt alle, die hinter ihr liegen. "Mein Freund hat mal 100 Karten verloren," erinnert sich Lennard, der vorsichtiger mit seinen Karten umgeht. "Viele Kindergartenkinder haben die Karten, obwohl sie ihren Tauschwert nicht kennen und werden von älteren Kindern oft ausgetrickst," weiß Anette Fürstenberg.
Und was genau ist das, das die Kleinen so fasziniert? Yugi ist ein schüchterner, für sein Alter eher kleiner Junge, der häufig von seinen Mitschülern gehänselt wird. Als er ein altes Puzzle von seinem Großvater löst, setzt er den Geist von Yo-Gi-Oh frei, der immer Besitz von seinem Körper ergreift wenn er in Schwierigkeiten gerät. Yugi wird zu demjenigen, der austeilen kann.
Der Erfinder Kazuki Takahashi sollte sich über den Erfolg seines Mangas freuen solange er anhält. Die nächste Welle von Spielzeug steht ins Haus: Die Power Rangers werden neu aufgelegt...
Von Agnes Ochmann
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