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Einzelposting: Media Factory geht gegen Fansubs vor


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Von:    KarlE 10.12.2004 21:45
Betreff: Media Factory geht gegen Fansubs vor [Antworten]
Zunächst mal muß man ganz klar sehen, dass der Produzent ein weltweites Recht auf das Werk hat ("lizenziert" bedeutet dann, dass er dieses Recht für einen Teil der Welt an eine andere Firma übertragen hat, die das Werk durch Untertitel und/oder Synchro auf ihren Zielmarkt anpasst und dort vertreibt). Es ist heute davon auszugehen, dass eine Reihe von Titeln bereits vor der Produktion insbesondere in USA lizenziert sind, jedoch liegen die Rechte entweder erstmal bei einem Zwischenhändler, oder selbst wenn sie beim künftigen Vertreiber liegen, ist es letztlich eine Marketingentscheidung, wann diese Lizenz dann auch bekanntgegeben wird. Insofern ist die Unterscheidung lizenziert/unlizenziert, die sich danach richtet ob der Vertrieb in USA angekündigt wurde, nicht gleichbedeutend damit, ob solche Rechte bereits verkauft wurden. (Im Animesuki-Forum wurde spekuliert, dass ADV die Rechte für alle Media Factory Produktionen gekauft haben könnte, da merere M.F. Serien von ADV herausgebracht wurden, und ADV ist selber einer der energischeren Kämpfer gegen lizenzierte Downloads im Netz.)

Im übrigen muß man die Frage stellen, welche Vor- und Nachteile Fansubs heute eigentlich für einen Animeproduzenten haben. Das Hauptargument für Fansubs ist, dass Fansubs eine Werbefunktion haben, die den Markt für eine kommerzielle Release bereiten. Während zu Zeiten von VHS-Kopien auch Fansubs nennenswert Geld gekostet haben, und dennoch von wesentlich schlechterer Qualität waren, so dass Fans gerne das Geld für eine kommerzielle Release ausgegeben haben, um endlich die inhaltlich geliebte Serie auch technisch genießen zu können, überbieten sich die Fansubber heute damit, DVD-Qualität zu liefern, die digital ja auch verlustfrei beliebig vervielfältigt und gelagert werden kann. Zudem sind die Fanstimmen stets laut, die eine vergleichsweise schlechte Umsetzung kommerzieller Studios anprangern. Insofern ist natürlich zu bezweifeln, ob die oft Zehntausend überschreitenden Downloads von Fansubs zu einem vergleichbaren Umsatz mit dem kommerziellen Produkt führen, oder doch eher eine Konkurrenz darstellen.
Insofern schaufeln sich die Fansubber und ihre Konsumenten zu einem gewissen Teil selber ihr Grab, weil sie die ursprüngliche Motivation für Fansubs aus den Augen verloren haben.

Ein Aspekt, der in solchen Betrachtungen seltener erwähnt wird, ist der cross-selling Effekt. Ich kann mir gut vorstellen, dass z.B. ein Fansub von BECK viele Leute dazu anregt den Manga zu kaufen, die das andernfalls nicht getan hätten. Ein Buch ist eben doch was dinglicheres, das sich im Gebrauchswert deutlicher von einer GIF-Sammlung abhebt, als eine DVD, die ich womöglich ohnehin am PC anschauen würde. ;) Ob das ins Gewicht fällt und gar die anderen Effekte aufwiegt, ist natürlich schwer zu sagen.

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