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Einzelposting: Rechtsstreit um japanische "Chihiro"-DVD beigelegt


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Von:   abgemeldet 30.09.2004 09:44
Betreff: Rechtsstreit um japanische [Antworten]
> Ich denke man sollte aber beachten, dass Disney schon seit einiger
> Zeit Ghibli-Produktionen regelrecht unterdrückt. Ich erinneren mich
> nur gerne dabei an mein heimisches Kinoprogramm.

Das hat mit Unterdrücken weniger zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass niemand die Rechte kaufen wollte! Es ist ja nicht so, dass die Filme im Eigentum von Disney sind, sondern man hatte vielmehr Interesse für den AUfbau eines eigenen Videovertriebsnetzes einen Knüller (für Japan) zu kaufen. Weil Teile des Managements auch selbst Kenner der Ghibli-Filme waren versuchte man außerdem die Videovertriebsrechte für "Kiki's Delivery Service" zu kaufen. Im Laufe der Verhandlungen wurde daraus ein größeres Geschäft mit Tokuma Shoten, dem Hauptfinanzier der Ghibli Studios, bei dem die Ghibli-Filme nur noch einen kleinen Teil ausmachten.
Der Vertrag galt jedoch nur für Japan und es gab Optionen für die USA und andere Regionen, womit es anderen Zweigen von Buena Vista möglich wäre relativ einfach an diese Rechte zu gelangen. Ob andere Buena Vistas (wie die meisten Vertriebsketten eher regional aufgebaut) da zugreifen oder nicht konnte das damalige Management von BV USA natürlich nicht sagen. Sie selbst wurden jedoch gleich aktiv und lizensierten sich wie schon erwähnt "Kiki's Delivery Service" und mehrere andere Realfilme, doch "Kiki's Delivery Service" blieb mit unter 2 Mio. verkauften Exemplaren trotz nationaler Fernsehwerbung ziemlich unter den erwarteten Zahlen und auch die anderen Filme fielen eher durch, so dass die Konzernleitung eingriff und das Management von BV USA zum neuen BV Asia versetzte und ein neues Management ernannte...
Doch das neue Management hatte eine gewisse Hypothek zu tragen. Als Vertragsbedingung von Seiten Tokumas hatte sich BV verpflichten müssen den in der Produktion befindlichen neuen Film von Miyazaki "Mononoke Hime" in den USA im Kino zeigen zu müssen. Man war darauf ohne große Bedenken eingegangen, nicht zuletzt weil man den Film noch gar nicht kannte... Doch der Film ist bekanntlich für kleine Kinder nicht wirklich gut geeignet und wurde daraufhin an Miramax "abgegeben" die mit der Vermarktung von eher ungewöhnlichen Filmen mehr Erfahrung hatten...

Dies und nichts anderes war der Tokuma Deal. Doch das Management von BV Deutschland hatte natürlich nur begrenztes Interesse an Filmen, die anderen Leuten bereits ihren Job kosteten und einfach nichts einbrachten (finanziell)...

Daher war die große Zurückhaltung alles andere als unverständlich.
Es sah dabei noch nicht einmal so auf, dass andere Firmen nicht die Möglichkeit hatten die Filmrechte zu kaufen. Es gab vorher wie auch nachher Versuche andereer Firmen die Rechte zu kaufen, doch diese waren entweder mit den weitreichenden Kontrollrechten Ghiblis nicht einverstanden oder waren nach Ansicht von Tokuma zu klein... und das ganze eigentlich nur, weil sie mit ihren ersten internationalen Vertrag "Nausicaa" ziemlich die Kontrolle über ihr Werk verloren hatten. Interessanterweise lieferten vor allem diese nach ihrer Anicht zu kleinen Firmen einen großen Teil der Infrastruktur die für die Synchronisation benötigt wurde (gute Teile der Second Line Casts wie auch die Dialogregie hatten sich mit dem englischen Dub von "Tenchi Muyo" einen Namen gemacht).

In dem Zusammenhang von einer Unterdrückung durch Disney sprechen zu wollen spricht also eher von einer massiven Unkenntnis der tatsächlichen Gegebenheiten.


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