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Einzelposting: Kazé veröffentlicht Summer Wars


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Von:    roterKater 21.01.2010 00:24
Betreff: Kazé veröffentlicht Summer Wars [Antworten]
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> Solche Filmfestivals sind normalerweise eine eingeschworene Gemeinschaft, in der die Favoriten schon lange vorher feststehen und die Preise unter sich aufteilen. Nach dem Sieg eines Außenseiters hatten damals eine ganze Reihe von Lobbyisten der europäischen Filmwirtschaft sehr pikiert aus der Wäsche geschaut. Andere Festivals lösen das "Problem" gerne, indem sie Animationsfilme in eine eigene Wettbewerbskategorie abschieben, aber bei der Berlinale gibt es eine solche Unterteilung ja grundsätzlich nicht...

Nein, das stimmt so nicht. Die großen Filmfestivals haben in der Regel keine eigene Animationskategorie, sondern zeigen Animationsfilme im regulären Programm. Wie gesagt, Venedig, Cannes und Locarno hatten alle in den letzten Jahren Anime im Wettbewerbsprogramm. Um Bekanntheitsgrad und Lobbyarbeit geht es dabei auch nicht unbedingt, dafür laufen einfach viel zu viele Filme aus den abgelegendsten Regionen der Welt auch im Wettbewerb. Die Berlinale hat auch traditionell eine besonders starke Bindung zum japanischen Kino. Von Yamada Yôji läuft dieses Jahr der vierte Film in Folge im Hauptprogramm (dreimal Wettbewerb, einmal Berlinale Spezial). Andere bekannte japanische Regisseure wie Sabu und Yukisada Isao sind regelmäßig auf der Berlinale zu Gast. Das Forum zeigt fast jedes Jahr eine kleine Retrospektive zum japanischen Kino, kürzlich unter anderem für Regie-Anarchist Wakamatsu Kôji, der letztes Jahr "United Red Army" erfolgreich im Forum präsengtierte und dieses Jahr sogar im Wettbewerb dabei ist (neben Yamada sogar als zweiter japanischer Filmemacher). Und das sind nur einige Beispiele.

Der wahre Grund ist, dass sich die intellektuelle Filmelite in Deutschland und mit ihr auch die Berlinale einen Scheißdreck für Animationsfilm interessiert. Das war schon immer in Deutschland so, dass man mit Animationsfilm nicht umzugehen wusste (ähnlich wie mit Comics) - Kinderkram, kann man nicht ernst nehmen, ab ins Jugendprogramm. In den letzten 8 Jahren lief nicht ein einziger Animationsspielfilm in den Sektionen Wettbewerb, Panorama, Forum und Retrospektive - insgesamt weiß über 1000 Filme. Die Generation zeigt im Schnitt jedes Jahr drei Animationsfilme, also mehr als 10% ihres Programms, in der Regel alles Meisterwerke. Letztes Jahr lief kein Anime, aber die gezeigten Animationsfilme waren trotzdem unglaublich gut. Und die wenigsten sind Kinder- oder explizit Jugendfilme (letztes Jahr zum Beispiel "Mary and Max" Adam Elliot).

Anscheinend wir die Generation als Ausrede dafür hingestellt, solche Filme aus dem "erwachsenen" Programm raushalten zu können und ist letztendlich eine ziemlich zwiespältige Sache, auch wenn dort in der Regel die besten Filme laufen. Über das Generationsprogramm wird auch in der Presse kaum berichtet. Ihr könnt das ja mal in den Tageszeitungen und anderen Medien verfolgen.

Nein, der Punkt ist einfach, Animationsfilm wird nicht ernstgenommen, was in der derzeit aufblühenden, extrem kreativen internationalen Animationsindustrie ein absoluter Skandal ist! Leider hat sich die Sache, seit Dieter Kosslick Programmdirektor geworden ist, nur zum Schlimmeren gewandelt, und solange dieser Kerl nicht von seinem Stuhl rückt und jemandem den Platz überlässt, der auch tatsächlich weiß, was ein guter Film ist (das Wettbewerbsprogramm ist jedes Jahr ein einziges Grauen), wird sich da wohl nichts bessern. Bis Animationsfilm und damit auch Anime in Deutschland endlich als das wahrgenommen wird, was es ist, wird wohl leider noch einige Zeit vergehen, und die Berlinale macht sich nicht gerade verdient um die Sache.

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