Schattenfell von Maga (Verschließe nicht deine Augen.....) ================================================================================ Kapitel 7: Offene Türen ----------------------- Kazuya nippte noch ein weiteres Mal an seinem Cocktailglas, während er gleichzeitig versuchte möglichst gelassen zu wirken. In Wirklichkeit hüpfte sein Herz regelrecht vor Aufregung, angesichts seiner Situation. Er konnte sein Glück immer noch nicht so recht fassen. Er, alleine in einer Lounge mit Tori, dazu noch an einer Location, der an sich ja nicht wirklich für traute Zweisamkeit gedacht war. Zum Glück bot die Lounge etwas mehr Raum für ruhige Zweiergespräche. Als Masa ihn eingeladen hatte, mit der Begründung seinen kürzlich erfolgten Umzug nach Tokyo zu feiern, war es für Kazuya, außer dass er seinen Freund nicht hängen lassen wollte, vor allem die Anwesenheit des Mädchens das nun vor ihm saß, der Hauptgrund gewesen, sich das Ganze hier anzutun. Der alte Pessimist in Kazuya hatte zwar wenig Hoffnung gehabt, in dem ganzen Disko-Trubel überhaupt ein paar Worte mit seiner Kommilitonin wechseln zu können, doch das Schicksal hatte ihm nun wieder einen Streich gespielt. „Jetzt versau es bloß nicht!“, mahnte sich der junge Mann innerlich. „Kazuya?“, riss ihn Tori von seinen Gedankengängen. Der Junge errötete leicht, angesichts seiner Unaufmerksamkeit. „Ähm, entschuldige, was hast du gesagt?“ Tori setzte daraufhin eine gespielt beleidigte Miene auf. „Also wirklich, da verscheuche ich die Krähen vom Nest für dich und du träumst vor dir her?“ Kein guter Start, dachte Kazuya und setzte seinerseits ein Lächeln auf. „Ähm, ja, danke nochmal dafür. So langsam wurde es mir echt etwas unangenehm mit diesem Typen.“ Kazuya war es trotzdem etwas peinlich, dass er Shin nicht aus eigener Kraft loswerden konnte vorhin. „Ach, ist echt kein Problem. Er ist eigentlich kein so schlechter Kerl, aber er hat manchmal wirklich eine große Klappe, so mein Eindruck. Deswegen versuche ich auch selbst möglichst wenig Konversation mit ihm zu führen. Immer schön gute Miene zum bösen Spiel machen, quasi.“ Sie lächelte nun ihrerseits, während sie sich ein Schluck von ihrem Cocktailglas gönnte. Sie sieht wirklich bezaubernd aus wenn sie lächelt, dachte Kazuya, nicht zum ersten Mal. „Du scheinst wohl keine Probleme zu haben, jemanden die Leviten zu lesen wenn es sein muss oder?“, fragte er. Tori ließ ihr Glas sinken. „Oh, da mach dir mal nichts vor. Jemanden von der Seite reinzugrätschen ist ziemlich einfach. Als besonders tough würde ich mich deswegen nicht bezeichnen. Aber auch ich kenne und hasse solche Situationen. Respekt, dass du so ruhig geblieben und ihm keine reingehauen hast.“ Sie lächelte ihn weiter an, während sie ihr langes, tiefschwarzes Haar hinter ihrem Ohr zurückstrich. Kazuya erwiderte das Lächeln. „Hatte man es mir schon angemerkt?“ „Auf jeden Fall hat man es im Kessel brodeln hören“, antwortete das Mädchen. „Shin muss schon ziemlich hacke gewesen sein, dass er es nicht gemerkt hat, aber ich glaube es würde für ihn auch keinen Unterschied machen die Tür mit dem Schlüssel oder dem Vorschlaghammer zu öffnen.“ Kazuya musste lachen bei diesem Vergleich. „Naja, so ganz Unrecht hatte er aber nicht mit seiner Vermutung. Ich hatte finanziell wirklich viel Hilfe bei dem Umzug.“ Zumindest darin war sein Vater gut, dachte der 18-Jährige mit einem Hauch Bitterkeit. Wäre nur schöner gewesen, wenn er in Verlauf seines Lebens mehr als nur Geld für ihn investiert hätte…. “Und wenn schon.“, erwiderte Tori. „Die hatten wir alle. Ohne die Unterstützung meiner Familie hätte ich das hier alles auch nicht hinbekommen. Ich weiß wie schwer so eine Umstellung ist. Man sollte sich erst darauf konzentrieren mit beiden Beinen anzukommen und sich dann auf das wesentliche konzentrieren. Das weiß auch dieser Angeber Shin.“ „Darauf trinke ich“, erwiderte Kazuya und erhob sein Glas. Tori tat es ihm gleich. Der Junge strich sich einmal mehr über die kurzen Haare, ehe er das Gespräch mit Tori weiter fortsetzte. Sein Eindruck von den Mädchen war kein falscher, wie er fröhlich feststellen durfte. Sie war sympathisch, bodenständig und hatte Sinn für Humor. Es war wirklich ganz leicht sich mit ihr zu unterhalten, erkannte Kazuya. Sie redeten über alles Mögliche, den Fächern an der Uni, ihre Kommilitonen, ihre Professoren, ihre Wohngemeinschaften und tauschten sogar einige lustige Anekdoten aus der Vergangenheit aus. „…und wie meine Mutter ausgerastet ist, als sie gesehen hat, wie ich mich ins Haus zurückschleichen wollte!“, erzählte Tori vergnügt von einer ihrer ersten nächtlichen Partyerfahrungen. „Wenn nur nicht dieser blöde Hund gewesen wäre und durch das halbe Haus gebellt hätte. Das richtig dumme war, dass meine Mutter auch sofort gemerkt hatte, dass ich an dem Abend getrunken hatte, obwohl ich extra eine halbe Wagenladung Minzbonbons genommen habe, ehe ich nach Hause kam.“ Kazuya hakte nach: „Oje, das ist böse. Wie hat sie es gesehen? Hast du schon leicht geschwankt?“ Tori antwortete: „Nein schlimmer, ich war so breit, dass ich nicht gemerkt hatte, dass ich die ganze Zeit eine Pulle Wein in der Hand gehalten hatte. Naja, ich denke mal für die Blödheit sind 3 Tage Stubenarrest ja noch ganz milde.“ Beide lachten. Kazuya musste zugeben, dass das Mädchen auf jeden Fall ein aufregenderes Leben bisher geführt hatte als er. Solche Unternehmungen wie heute Abend waren bei ihm eher die Ausnahme. Er mochte es lieber ruhig und schätzte seine Privatsphäre. Er konnte sich stundenlang hinter seinem Computer verlieren, wo er sich auf Web-Seiten zu seinen drei Lieblingsthemen die Zeit am liebsten vertrieb: Harte Rockmusik, Kampfkunst und…Animes. Kazuya würde dies aber niemals zugeben wollen. Im Grunde wussten auch bloß die Leute in den Foren mit denen er sich über sein heimliches Hobby unterhielt, von seiner Vorliebe und Masa natürlich, mit dem er zu Schulzeiten diese geteilt hatte. Allerdings hat Kazuya nie nachgefragt, ob Masa die alte Leidenschaft aufrechterhielt. Der 18-jährige hatte seit langem keinen direkten Kontakt mehr zu Leuten gepflegt, die ebenfalls auf Animes standen. Von der breiten Palette an Franchises, gab es eins, welches Kazuya schon immer fasziniert hatte. Aber gerade die Tatsache, dass es weitläufig als „Kinder-Anime“ galt, hinderte den ohnehin eher verschlossenen Jungen daran, offener mit dem Thema umzugehen. Das wäre ein gefundenes Fressen für Typen wie Shin. Herauszufinden, dass er was für Digimon übrig hatte. Bestimmt hätte auch Tori nicht sehr viel übrig für dieses Hobby. Sie kam Kazuya zwar ziemlich offenherzig vor, aber würde nicht gerade so ein Mädchen wie sie, ihn als Geek oder Freak ansehen, wenn sie davon wüsste? Nein, dachte der Student…solange sie dabei ist, nehme ich dieses Geheimnis mit ins Grab. Er musste dann lediglich die Kartenstapel, die er noch aus seinem alten Zimmer in Saitama retten konnte, verschwinden lassen, sollte sie ihn mal zu Hause besuchen kommen…falls es überhaupt mal soweit kommen sollte. Einmal mehr mahnte sich der junge Mann zur Coolness. Bislang schien zwischen den beiden doch alles gut zu laufen…. “Haben dich deine Eltern auch schon mal so zur Sau gemacht? Oder konntest du dein erstes Saufgelage besser verdecken als ich?“, fragte das Mädchen ihren Gegenüber, immer noch lächelnd. Kazuya antwortete: „Naja, ich sag es mal so: Es hat auch mal was Gutes gehabt, dass mein Vater gerne Überstunden macht, oder auf Geschäftsreisen geht. So musste ich mich erst gar nicht nach Hause schleichen, sondern konnte bei einem Freund übernachten. Dafür hat mich meine Schwester als ich am nächsten Tag nach Hause angekrochen kam, im wahrsten Sinne des Wortes übrigens, quasi stellvertretend zur Sau gemacht.“ Kazuya musste bei der Erinnerung unwillkürlich lächeln. Das waren noch gute Zeiten gewesen, damals als Mayuki noch zu Hause war und er nicht alleine den Momenten entgegenfürchten musste, wenn sein Vater von der Arbeit nach Hause kam und zum Rundumschlag ausholte…. “Masa hatte nicht so viel Glück. Er war so fertig, dass ihn seine Mutter abholen musste. Der arme Kerl…dabei war es seine Idee mit dem Umtrunk gewesen.“ Tori lachte nun nicht mehr. Sie nahm noch einen weiteren kleinen Schluck ihres Cocktails und verharrte mit ihrem Blick eine Weile auf das Glas. Sie schien besorgt zu sein, so Kazuyas Eindruck, oder zumindest nachdenklich. „Ob ich etwas falsches gesagt habe?“, dachte der Junge sofort. Er blickte kurz durch die gläsernen Wände der Lounge rüber zur Tanzfläche. Die nächste Elektronummer war angelaufen und die Leute tanzten weiterhin höchst vergnügt unter blitzenden Diskolichtern. Von Masa, Shin und dem Rest der Truppe war nichts zu sehen, was Kazuya erleichterte, denn er wollte weiterhin die Zweisamkeit mit Tori genießen, auch wenn ihm die plötzlich auftretende Stille zwischen den beiden etwas unangenehm war. Das Mädchen blickte ihn wieder an. „Also…ich…als wir…es hat…es hat für mich bisher den Eindruck gehabt, dass deine…deine Mutter…also, dass sie wohl nicht anwesend war, während der ganzen Geschichte.“ Kazuyas Blick wurde nun ebenfalls wieder ernst. Darum also die Stille: Sie hat nach den passenden Worten gesucht. Kazuya hatte geahnt, dass das Thema früher oder später zur Sprache kommen würde. Er hatte zwar wenig Lust darüber zu reden, aber es war ihm immer noch lieber, Tori würde es ihm aus der Nase ziehen und nicht Shin, wenn überhaupt.  Er schluckte einmal, nahm sich aber im selben Moment, die Angelegenheit so sachlich wie möglich zu behandeln. „Ja, das stimmt auch. Sie ist verstorben als ich 6 war. Es gab seit dem immer nur Mayuki, also meine Schwester, mich und meinen Vater.“ Tori wirkte für einen Moment erschüttert, bemühte sich aber wieder um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Das tut mir Leid. Also ich wollte nicht…es war nur so…es klang so als ob…“ „Nein, ist schon okay.“, fuhr Kazuya dazwischen. „Wirklich. Es ist nun mal Teil meiner Vergangenheit. Ist lange genug her. Man überwindet solche Dinge irgendwann. Wirklich, ist kein Problem.“ Kazuya wollte nicht, dass sie sich wegen ihm schlecht fühlte. Zwar schmerzte ihm das Thema auch nach all der Zeit noch, aber in seinem Inneren wusste er, es gab keinen Grund für ihn sich deswegen zu schämen und sich noch weiter zu verschließen. Tori wirkte etwas erleichtert. „Deine Schwester klingt aber wirklich in Ordnung. Was macht sie eigentlich so?“ Kazuya verknotete leicht seine Hände. „Ja, sie ist wirklich nett und sehr klug vor allem. Ein kleiner Strebikus könnte man auch in ihrem Fall sagen. Sie studiert seit 2 Jahren Volkswirtschaft an der Uni in Osaka. Sie macht sich ganz gut. Aber ich habe sie selten gesehen in der Zeit.“ Tori strich sich einmal mehr die schwarzen Haare vom Gesicht. „Ich hätte es sehr schön gefunden auch Geschwister zu haben. Ich muss zugeben, ich beneide dich darum etwas.“ Kazuya lächelte etwas verlegen. „Ja, es ist zwar manchmal ganz schön anstrengend, die üblichen Klischees halt mit den ewigen Streitereien unter Geschwistern, aber man hat wenigstens jemand zum Reden oder der sich um einen kümmert, für den Fall der Fälle…" Kazuya bereute sofort die Formulierung. Sollte sie ihn etwa für ein Baby halten, was sich nicht um sich selbst kümmern kann? „Ja, ich kenne das Gefühl, wenn man sich mal jemanden an seiner Seite wünscht. Ich meine, meine Mutter war zwar oft da, aber irgendwann musste sie auch wieder anfangen zu arbeiten und mein Vater…naja", fuhr Tori im Thema weiter fort. Kazuya staunte nicht schlecht. Hatten die zwei da etwa was gemeinsam? „Deiner auch? Also ich meine bloß…es ist nur…für mein Vater wäre die Bezeichnung Workaholic schon eine Untertreibung.“ Der 18-Jährige wusste nicht, was in ihm gefahren war, dass er eine dermaßen sensible Information so ohne weiteres von sich Preis gab…verkannte er die Situation vielleicht? Interpretierte er zu viel hinein? Hatten er und Tori wirklich so viel gemeinsam, wie er dachte? „Willkommen im Club.“ Meinte sie mit sarkastischen Unterton, hörte aber nicht auf zu lächeln, womit sie Kazuya noch ein Stück weiter zum Auftauen bringen konnte. „Ich meine es hat zwar auch Vorteile, weil man z.B. früh lernt sich selbst zu versorgen, aber diese Einsamkeit manchmal…es ist...“ Sie schaute betreten zu Boden. „Ich will nicht weinerlich klingen, es ist nur dieses Gefühl was sie dir manchmal geben können, du seist es nicht wert, dass sie sich mit dir abgeben. Wenn nicht einmal sie an dich glauben können, wie schaffst du es dann erst?“ Kazuya blickte nun ebenfalls sein Glas an. Toris Offenheit überraschte ihn und er wusste zuerst nicht, wie er damit umgehen sollte, er musste aber im selben Moment zugeben, dass ihre Formulierung seine eigenen Gefühle sehr gut wiedergab. Das Gespräch hatte sich in eine Richtung entwickelt, die dem jungen Mann einerseits wenig geheuer war, es ihm aber zugleich sichtbar machte, dass Tori und er, wenn auch unter verschiedenen Bedingungen, etwas teilten, womit sie einander verstehen konnten. Kazuya beschloss nun selbst offener zu werden. „Es stimmt schon was du sagst. Wenigstens traust du dich es ehrlich auszusprechen.“ erwiderte er zu dem Mädchen und lächelte sie aufmunternd an, was sie zögerlich erwiderte. „Ich sag es mal so: Zumindest gehören wir zu der Sorte, die nicht ständig auf Hilfe angewiesen ist und das ist auch nichts schlechtes, wenn du mich fragst. Außerdem…für uns fängt hier ohnehin ein neuer Lebensabschnitt an. Wir haben die Chance uns was Eigenes aufzubauen und die sollten wir auch nutzen. Ich sehe das sehr positiv und freue mich auf das was noch kommt. Ich denke wenn wir schon so weit gekommen sind, wieso sollten wir den Rest nicht auch schaffen?“, schloss Kazuya ab. Tori sah ihn mit ihren dunklen Augen innig an und Kazuya erwiderte ihren Blick so gut er konnte. Vielleicht täuschte er sich, aber er fühlte in dem Moment eine gewisse Verbundenheit zu seiner Kommilitonin. Sie erhob jedenfalls ihr Glas in seine Richtung, schenkte ihm ein Lächeln und erwiderte: „Mir gefällt der Gedanke. Lassen wir das negative hinter uns und machen das Beste aus unserer Zukunft. Ich bin gerne dabei. Darauf trinke ich…auf dysfunktionale Familien und den Möglichkeiten, die sich aus ihnen ergeben.“ Kazuya prostete ihr zu und beide tranken ihre Gläser aus. Tori lachte im Anschluss daran kurz auf. „Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich so offen bin. Das war auch bestimmt keine Masche um diese ganzen Infos aus dir herauszubekommen. Wenn ich dir also irgendwie zu nahe getreten bin, tut es mir Leid…ich glaube ich hab da was gemeinsam mit Shin. Auch ich kann viel wirres Zeug reden, wenn ich getrunken habe.“ Kazuya grinste. „Ach quatsch, mach dir da wirklich nichts draus. Wenigstens kannst du offen sein und das sagen was du denkst. Mir fällt so etwas überhaupt nicht leicht. Aber so habe ich wenigstens ein Vorbild. Von daher…“ Kazuya nickte ihr anerkennend zu. Schließlich unterhielten sich die zwei noch eine Weile und der junge Mann fühlte sich mittlerweile ziemlich wohl und ungezwungen in der Anwesenheit seiner Kommilitonin. Ob es an dem Alkohol lag oder nicht, auf jeden Fall verlief der Abend bis zu diesem Punkt sogar noch besser, als es sich Kazuya im Vorfeld erhofft hatte. Er schaute schließlich auf die leeren Gläser auf dem Tisch zwischen ihnen und beschloss, für Nachschub zu sorgen um die Stimmung möglichst weiter so locker zu halten. Er nahm beide Gläser in die Hand und sagte Tori Bescheid, er würde flugs zur Bar gehen um weitere Drinks zu holen. „Das ist nett, danke. Aber was ist eigentlich mit Ren und den anderen Jungs? Sind die nicht schon ziemlich lange weg?“, fragte das Mädchen leicht verunsichert. Kazuya grinste in sich hinein. Auch ihm war es aufgefallen, aber er konnte sich den Grund denken. Masa, die alte Kiffnase ließ in irgendeinem Hinterzimmer vermutlich gerade die Friedenspfeife rumreichen, wahrscheinlich um Beliebtheitspunkte bei den anderen zu sammeln und wohl auch um Ren etwas ungezwungener näher zu kommen. Ob er ihm wohl auch einen Freundschaftsdienst erwies, damit er und Tori möglichst lange alleine sein konnten? „Mach dir mal um die keinen Kopf. Wenn sie wieder auftauchen und mit dir auf die Tanzfläche gehen sollten, treffe ich euch dort.“, meinte der Junge zu ihr. „Okay, dann bis später.“, sagte sie zu ihm. „Früher wäre mir lieber.“, erwiderte er und zwinkerte ihr kurz zu, ehe er die Lounge verließ und sich in Richtung Theke aufmachte. Während er an den anderen Clubgästen vorbei in Richtung Bar schlenderte, dachte Kazuya an das Gespräch mit Tori. Er war einerseits froh, dass er diese Gemeinsamkeiten mit ihr entdeckt hatte, aber es war ihm andererseits bewusst, dass es keine schönen Dinge waren, die da eben zur Sprache kamen und dass diese zugleich auch in ihm so manche negativen Gefühle und Erinnerungen haben hochsteigen lassen. Aber Kazuya hatte ab einem gewissen Punkt in seinem Leben gelernt, seine Gefühle zu unterdrücken, wenn es denn sein musste und er war entschlossen, sich von ihnen nicht die Augen verschließen zu lassen. Er wollte offenherzig sein, nicht vor Tori zumachen, wie er es sonst bei vielen anderen Menschen tat. Dieses Mädchen war für ihn etwas Besonderes und dass sie ihm Gegenüber so ehrlich war, machte auf Kazuya den Eindruck, sie würde ihm vertrauen und er wiederrum hatte das Gefühl er könne ihr vertrauen. Auf alle Fälle, würde er am Ball bleiben, denn er hatte seit langem wieder das Gefühl, es lag etwas Positives in der Luft. An der Theke angekommen, musste Kazuya ziemlich lange warten, bis er überhaupt in das Blickfeld der Bedienung kam, denn die Bar war noch mehr als bei seinem letzten Besuch absolut rappelvoll. Der Junge aus Saitama mahnte sich selber zu Geduld und freute sich bereits auf den weiteren Verlauf des Abends, etwas, was er sich in dem Moment als er sich mit Masa hier traf, nie hätte träumen lassen. Schließlich war es nach 10 quälend langen Minuten endlich soweit und Kazuya war an der Reihe. Er bestellte zwei neue Cocktails und machte sich damit gleich wieder auf den Weg zur Lounge. Dort angekommen, stellte er aber überrascht fest, dass niemand mehr dort war. Der Junge ließ sich davon nicht beunruhigen. Entweder war Tori gerade auf dem Klo, oder der Rest der Truppe war mittlerweile wieder zurückgekehrt und hatte sie auf die Tanzfläche geschleppt. Auch wenn es mit zwei Cocktailgläsern in der Hand etwas unvorteilhaft sein mochte, beschloss Kazuya statt Däumchen zu drehen, sich dahin zu begeben und dort nach den anderen Ausschau zu halten. Der junge Mann stellte sich auf eine Erhöhung um sich zunächst eine bessere Übersicht zu verschaffen. Die Fläche war weiterhin gut besucht, doch der Student musste nicht lange suchen um seine Gruppe zu finden. Diese stand recht nah am Rand, nur wenige Meter von Kazuya entfernt, wild und hemmungslos am Tanzen. Während die Elektrobeats nach wie vor unbarmherzig pulsierten, entdeckte der 18-Jährige zuerst Masa, der wie von seinem Freund vermutet, tatsächlich etwas neben der Spur zu sein schien, ihn dafür aber wiedererkannte und von der Tanzfläche aus grinsend zuwinkte. Kazuya winkte lächelnd zurück und ließ seinen Blick gleichzeitig über den Rest der Gruppe gleiten, da sah er auch Tori. Doch in dem Moment erlosch auch Kazuyas Lächeln, stattdessen spürte er wie sein Magen sich zuknotete. Perplex beobachtete er, wie das Mädchen eng umschlungen mit Shin tanzte. Es war aber nicht irgendein lustiger, harmloser Tanz mit viel Herumgehüpfe. Der junge Mann hatte seine beiden Arme eng um die 18-Jährige von hinten umschlungen und presste sein Gesicht auf ihre Wange. Diese ließ ihre Hüften rhythmisch kreisen, während sie an seine eigenen nahezu festgewachsen zu sein schienen. Die beiden setzten ihren Tanz weiterhin fort und schienen sich nicht voneinander lösen zu   können. Kazuyas Herz klopfte. Er verzog keine Miene, sondern starrte sie nur an. Es fiel ihm schwer einen rationalen Gedanken zu fassen, außer, dass er das Bedürfnis verspürte, schnell so viel Abstand von den zwei zu halten, wie nur möglich. Er konnte ihnen irgendwann nicht mehr zusehen, auch wenn ein Teil von ihm verlangte zu bleiben, mutig und selbstbewusst auf Shin zuzugehen und ihm die Zähne auszuschlagen. Darum machte Kazuya schnell kehrt und stapfte mit schnellen Schritten in Richtung Hinterausgang. Er wusste nicht wohin oder was er tun sollte, er wusste nur, er brauchte Abstand von dem Ganzen, sowie Zeit um seine Gedanken neu zu sortieren, die nun wild in seinem Kopf umherirrten. Ohne sich umzublicken schritt er schließlich auf die große Tür zu und trat hinaus in die warme, sternklare Nacht. Anmerkung: Ich denke ich sollte an der Stelle mal was zu der Namensbedeutung sagen: Kazuya ist ein männlicher Vorname und bedeutet so viel wie: Himmel und Erde. Masa ist ebenfalls ein männlicher Name und steht für: Gut und direkt. Tori dagegen ist rein weiblich und bedeutet: Vogel. Mayuki ist, hier könnts euch denken^^, auch ein weiblicher, japanischer Vorname. Er bedeutet: Nichts. Denn er leitet sich schlicht von Miyuki ab. Soviel dazu xD. Dann will ich euch selbstverständlich auch nicht nicht, das heutige Episodentheme vorenthalten: "Nightcall" by Kavinski & Lovefoxx: Kavinsky Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)