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R.A.B.

one last riddle
von

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In Gefangenschaft: Dinner for Two

Bis jetzt hatte Ilona von ihrem Gefängnis nur sehr wenig gesehen. Und nun, als die junge Frau von einem überraschend zuvorkommenden Lord Voldemort schweigend aus dem Bad geleitet wurde, fiel ihr beinahe zu spät ein, sich noch einmal umzudrehen und im Waschraum gründlich umzusehen. Für den Fall der Fälle.

Falls sich nirgends sonst ein Fluchtweg auftat.

Die Hufflepuff konnte dabei nicht umhin zu bemerken, dass dem dunklen Lord anscheinend nur exakt drei Farben bekannt waren: Nämlich Braun,

Silber und

Grün.

Dementsprechend düster wirkte auch die Einrichtung im Badezimmer. Wobei diese schlichten vier, mit Kacheln bedeckte Wände den Ausdruck „Bad“ eigentlich gar nicht verdient hatten. So viel die Hufflepuff in der Schnelle ausmachen konnte, stand in einer hinteren Ecke nur noch ein großer Holzzuber, und gleich gegenüber nahm ein riesiger Spiegel beinahe die ganze Wand ein. Ansonsten herrschte nur deprimierende, gähnende Leere.

„Folgen Sie mir heute noch, Miss?“, kam es genervt von vorne. Hastig drehte die Blonde sich um und bemühte sich, so schnell wie möglich über die Schwelle in den Gang hinaus zu treten. Ein bereits sehr ungeduldiger Tom Riddle mit verschränkten Armen erwartete sie dort schon und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als er sie nun endlich wieder zu Gesicht bekam.

Riddle schien ihre Behäbigkeit aber nicht Investigationsgründen zuzuschieben. Vielmehr vermutete der junge Mann wohl, dass die Folgeschmerzen des Cruciatus in ihren Beinen und überall sonst sie noch erheblich belasteten, und ihre Bewegungsfreiheit somit sehr eingeschränkt war.

Was ja eigentlich auch stimmte, wie Ilona nun mit jedem Schritt auf schmerzhafte Weise erfahren musste. Erneut musste das Mädchen aber, trotz der Pein, die in ihren Gliedmaßen bei jeder Bewegung aufflammte, mit missbilligend verzogener Miene feststellen, dass es in dem Gang, den es nun betrat, ebenfalls ähnlich trist aussah wie im Badezimmer zuvor. Nur herrschte hier dunkles Eichenholz vor und kaum mehr ein Hauch von Silber oder Grün war noch auszumachen. Die Blonde konnte nur schwer der Versuchung widerstehen, verständnislos den Kopf zu schütteln.

Wo zum Teufel befand sie sich denn hier? Das war ja nicht auszuhalten!

Überall nur diese schrecklich kalten Farben…Und zu allem Übel war weit und breit nicht einmal ein einzelner Lichtschimmer in dieser schummrigen Dämmerung, die hier nie zu vergehen schien, zu sehen. Obwohl es später Nachmittag sein und die Sonne noch etwas scheinen müsste, waren die Vorhänge vor den großen, verstaubten Fenstern allesamt zugezogen worden, scheinbar um nur ja nicht etwas Helligkeit und Heiterkeit in diese Düsternis einzulassen. Die Stimmung hier war wirklich bedrückend… Und die Farbe der Vorhänge?

Ilona verdrehte die Augen.

Was für eine Frage… Grün natürlich. Grün, verziert mit silbernen Borten…
 

Lord Voldemort seufzte einmal leise auf und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Hufflepuff wieder auf ihn selbst zurück. Der Magier machte sich doch nicht über irgendetwas Sorgen?

Neugierig blieb Ilona stehen. Sollte sie vielleicht ein paar tröstende Worte…?

Aber der Gedanke war doch lächerlich. Worüber sollte sich der mächtigste Zauberer der Welt denn Sorgen machen?

Und wie zum Teufel kam sie überhaupt auf den Gedanken, ihn TRÖSTEN zu wollen? Wo sie doch nicht einmal wusste, was ihn denn bedrückte?

Ilonas Hirn lief bei diesen verwirrenden und kaum zu beantwortenden Fragen bereits wieder Gefahr, sich schmerzhaft zu verknoten. Bevor es aber tatsächlich so weit kommen konnte, schüttelte das Mädchen kurz entschlossen den Kopf.

Es war sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was einem dunklen Lord Sorgen machte oder nicht, versuchte sie sich selbst glaubhaft einzureden.

So sinnlos.

Genau…
 

Lässig hob der Schwarzmagier plötzlich den flink hervorgeholten Zauberstab und richtete ihn auf die unsicher mitten auf dem Korridor Stehende. Und bevor Ilona etwas sagen, ja, bevor sie überhaupt einen richtigen Gedanken fassen konnte, befiel die junge Frau ein allumfassendes Gefühl der Taubheit und

sie begann zu schweben.
 

Sehr schnell zu schweben.
 

Sie flog mit erschreckender Geschwindigkeit den finsteren Korridor entlang und hatte Lord Voldemort bald eingeholt, der ihr mit einer spöttischen Verbeugung bereits die Tür zum Schlafzimmer aufhielt.

So mussten sich Roboter fühlen, dachte das Mädchen panisch, während es dem unausgesprochenen Befehl des dunklen Lords, in die Kammer einzutreten, pardon, einzufliegen, sofort und ohne die Möglichkeit zur Widerrede folgen musste. Die Hufflepuff fühlte sich wie von einer unsichtbaren Fernbedienung gesteuert. Ein sehr unschönes Gefühl.

Zumal Tom Riddle die Fernbedienung in der Hand hielt.
 

Mit einer kurzen Bewegung seiner Zauberstabhand erlaubte der junge Mann Ilona schließlich, auf den einzigen Stuhl im Raum zu landen. Mit einem weiteren, unauffälligen Schnipsen wurde der Zauber gleich darauf gänzlich von dem Mädchen genommen. Überraschenderweise waren mit dem Fluch auch alle Gliederschmerzen der Erschöpften vergangen.

Die Schülerin entließ unabsichtlich einen lauten, befreiten Seufzer. Das war…

Absicht gewesen? Sie von ihren Schmerzen, die der Cruciatus Fluch nach sich zog, zu befreien?

Falls ja, dann…

Solche Zuvorkommenheit hätte sie dem Schwarzmagier gar nicht zugetraut… Himmel hilf!
 

„Ich darf doch?“
 

Mit einem abrupten Ruck wurde die junge Frau nach vorne gerissen. Ihr Stuhl fuhr mit atemberaubender Geschwindigkeit genau auf den Tisch zu. Erst Millimeter vor dem stabilen Holz (so kam es der Hufflepuff jedenfalls vor) machte die zu einem Rollstuhl umfunktionierte Sitzgelegenheit Halt. Erleichtert atmete Ilona aus. Und hielt einen Moment später gleich wieder die Luft an.

Vor ihr spielte sich auf dem plötzlich aufpolierten Holztisch wahrhafte Akrobatik ab. Besteckakrobatik, um genau zu sein.

Zwei vollständige Garnituren alten Silbergeschirrs tanzten fröhlich genau vor ihrer Nase herum. Alles war dabei in erfrischender Hektik begriffen, da jede Dessertgabel, jeder Suppenlöffel und auch alles andere an Tafelgedeck unbedingt als Erster seinen angestammten Platz auf dem Tisch erreichen wollte. Das Mädchen betrachtete mit großen Augen das sich ihr bietende Schauspiel.

Wie sich das vernachlässigte Tischtuch anscheinend von Zauberhand selbst reinigte und einige dunkelgrüne Kerzen flugs über dem Kopf der Schülerin von unsichtbarer Hand angezündet wurden, um nur Sekunden später zu beginnen, sanftes Licht zu verbreiten… Das war Zauberei.

Wunderbare, wunderschöne Zauberei.

Unglaublich, dass gerade Lord Voldemort solcherlei Magie beherrschte.

Wirklich. Unglaublich.
 

Schließlich hatte sich das gesamte Tafelbesteck zusammengefunden und direkt vor Ilona Spalier bezogen. Selbst die Teller hatten sich die Mühe gemacht und präsentierten sich nun stolz von ihrer Schokoladen, will heißen, stehenden Seite. Begeistert begann die Hufflepuff zu klatschen.

Jedes Messer, jeder Löffel und jede Gabel verbeugte sich elegant.

„Eine kleine Spielerei, nichts weiter.“

Ihr gegenüber hatte inzwischen Tom Riddle schwungvoll auf einem eben selbst gezeichneten Stuhl Platz genommen. Der junge Mann versuchte dabei krampfhaft, seine Zufriedenheit mit diesem gelungenen Zauber zu verbergen, aber Ilona war sich sicher, in seinen dunklen Augen einen stolzen Schimmer aufblitzen zu sehen.

„Eine Art abgeschwächter Willenszauber, der im Grunde auch demjenigen gleicht, der mich soeben zu einer fliegenden Puppe degradiert hat, nehme ich an?“, wollte die Schülerin ehrlich interessiert wissen, während neben ihr wie aus dem Nichts eine volle Flasche erschien und in das sich sofort erhebende Glas neben ihr eine undefinierbare, rote Flüssigkeit einzuschenken begann.

„Gut erkannt. Ein Imperius Fluch für Gabeln, wenn man es so nennen will.“

Lord Voldemort verschränkte beide Hände und legte scheinbar entspannt das Kinn auf die verschlungenen Finger. Prüfend musterte er die ihm gegenüber sitzende, junge Frau, die gerade begeistert dabei zusah, wie sich zu ihrer Unterhaltung der Pfeffer und Salzstreuer mit Zahnstochern zu duellieren begannen.

„Das Essen wird gleich kommen- ich habe Matilda entsprechende Anweisungen gegeben“, ließ er sich schließlich herab, Konversation mit der Blonden zu betreiben. Seine Worte waren wohlgewählt: Ilonas Neugier wurde sofort geweckt.

„Matilda?“ Fragend sah sie zu ihrem Gegenüber auf. „Sie leben gar nicht alleine hier, Mister Riddle?“

Unwillkürlich hatte ihre Stimme einen hoffnungsvollen Unterton angenommen.

Das Ungeheuer lebte also gar nicht alleine hier?

Dann war die Flucht von diesem Ort vielleicht gar nicht so unmöglich, wie die Hufflpuff bisher gedacht hatte: Mit einer Komplizin, die sich in diesem Gebäude hier womöglich gut auskannte…
 

Als hätte er ihre Gedanken erraten, lehnte sich der junge Lord gemächlich und erstmals ohne zu antworten in die sie umgebenden Schatten zurück. Mit einem Mal konnte die junge Frau nur mehr seine blitzenden Augen wahrnehmen.

Ein unheimlicher Anblick.

Unwillkürlich schauderte das Mädchen. Das schien wiederum den ehemaligen Slytherin zu belustigen, denn plötzlich zeigte sich ein schmales Lächeln auf seinen vollen Lippen und nach einer weiteren, halben Ewigkeit begann er schließlich zu erklären.

„Matilda ist meine Hauselfe“, teilte der junge Mann der Hufflepuff nicht ohne Genugtuung mit. Die Wirkung dieser vier schlichten Worte war verheerend.

„Oh.“ Mit einem Mal verfinsterte sich das Antlitz der Blonden rapide. Ihre Gesichtszüge zogen sich in die Länge und ein trotziger Schmollmund trat plötzlich auf ihren geschwungenen Lippen in Erscheinung. Tom zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.

Lange hielt das Mädchen mit ihrem Ärger nicht hinterm Berg. Sie warf spitz in die eingetretene, unangenehme Stille hinein: „Wissen Sie, ich bin Mitglied von B.ELFE.R und ich nehme nicht an, dass…“

„Belfer?“ Inzwischen waren beide Augenbrauen des jungen Mannes so hoch gewandert, dass sie nun beinahe in seinem vollen Haaransatz verschwanden.

„Bund für Elfenrechte“, erläuterte Ilona kurz. „Und…“

Doch wiederum wurde sie unterbrochen. Lord Voldemort, der soeben einen Schluck von der roten Flüssigkeit in seinem Glas hatte nehmen wollen, verschluckte sich und bekam einen ausgewachsenen Hustenanfall. In ihrer Gutmütigkeit nahm Ilona einfach an, dass

das unterdrückte Kichern,

welches sie zwischen den Hustern zu vernehmen glaubte,

schlichte

Einbildung

war.

Sie hoffte es jedenfalls. Für ihren Tischnachbarn.
 

„Elfenrechte.“ Schlussendlich hatte der dunkle Lord sich wieder beruhigt. Dennoch blieb ein verdächtig feixender Ausdruck in seinem Gesicht verhaften, als er sich nun betont ernst wieder seiner Gesprächspartnerin zuwandte. „Das hört sich…prickelnd an.“

„Ist es auch. Wir verlangen gleiche Arbeitsbedingungen für Elfen als auch für Zauberer, also eine Unfall- und Krankenversicherung…“,

begann die junge Frau begeistert zu erzählen. Mitten im Satz hielt das Mädchen jedoch unerwartet inne und warf Lord Voldemort einen verletzten Blick zu.

„Sie machen sich lustig über mich, Mister Riddle“, flüsterte die Blonde tonlos. Tom, der inzwischen Mühe hatte, halbwegs anständig auf seinem Sessel sitzen zu bleiben, was sich bei einem mittelschweren, unterdrückten Lachanfall, der ihn mit aller Gewalt zu überwältigen drohte, jedoch als sehr schwer herausstellte, entgegnete bemüht ernst:

„Das ist der größte Schwachsinn, den ich je in meinem Leben gehört habe. Hauselfen sind niedere Kreaturen, die nur geboren wurden, um dem Zauberer zu dienen. Und nicht, um eine Krankenversicherung zu verlangen…“

Hier musste der Zauberer heiterkeitsbedingt abbrechen und sich erst einmal die linke Hand vor den Mund halten, um vor seiner Gefangenen nicht auch noch vollends in offensichtliches Lachen auszubrechen.

Verwirrt und auch etwas beleidigt betrachtete Ilona ihn. Schließlich brach es unvermittelt aus ihr heraus: „Über welche todernsten Sachen Sie lachen können! Eine bewundernswerte Eigenschaft.“

Aus ihrem Mund klang das jedoch ganz und gar nicht wie ein Kompliment.

Bevor Riddle jedoch etwas ähnlich Garstiges erwidern konnte, hatte die Vorschnelle noch flink ihre versteckte Beleidigung vervollständigt:

„Und es steht Ihnen sogar! Wenn Sie bloß nicht die Leute in Ihrer Umgebung foltern und anschließend unbarmherzig töten würden… Sie wären ja richtiggehend beliebt!“

Unschuldig lächelnd ließ das Mädchen ihre letzten Worte verklingen. Mit der Heiterkeit des dunklen Lords war es augenblicklich vorbei. Verärgert schnipste der junge Mann zweimal und hüllte sich dabei in eisernes Schweigen, bis Sekunden später das Abendmahl auf zwei kleinen Platten ins Zimmer getrippelt kam.

Als wäre es abgesprochen gewesen, öffnete sich plötzlich schwerfällig die Tür des Zimmers und eine steinalte Hauselfin trat ein. Im schummrigen Licht konnte Ilona nicht viel erkennen, aber…

Die Dienerin wirkte mit ihren selbst aus der Entfernung klar erkennbaren, hängenden Wangen und den vielen Falten im Gesicht schon sehr, sehr alt. Um die Taille hatte die Elfe nur ein langes, benutzt wirkendes Tischtuch, in dem das Wappen einer sich räkelnden Schlange eingestanzt war, geschlungen. Es komplimentierte ein bereits sehr betagtes, kraftloses Aussehen.

Nichtsdestotrotz beförderte sie zwei silbrig glänzende, riesige Teller mit der linken und rechten Hand gekonnt flink zu dem Tisch ihres Meisters, verbeugte sich tief vor dem zufrieden lächelnden Lord und verschwand sogleich so schnell wieder, dass Ilona nicht einmal Zeit hatte, auch nur zur Hälfte den Mund zu öffnen.

„Ich hoffe, Matilda hat ihren Geschmack getroffen“, ließ der dunkle Lord sich vernehmen, während er gedankenvoll nach Gabel und Messer griff.

Ilona antwortete nicht.

Stattdessen starrte sie das sich vor ihr ausbreitende Festmahl, komprimiert auf einen einzigen Teller, an. Matilda musste eine ausgezeichnete Köchin sein.

Das hatte das Mädchen bereits auf den ersten Blick erkannt.

Vor ihren großen Augen breitete sich die ästhetisch wirkende Kreation eines zweifellos tadellos zubereiteten Rinderschmorbratens auf und ließ der jungen Frau allein bei solch einem Anblick das Wasser im Munde zusammenlaufen. Aber

dennoch.

Die Hufflepuff seufzte schwer.

Und pfefferte gleichzeitig

mit einer geübten Bewegung

den mit Köstlichkeiten gefüllten Teller

vom Tisch.
 

Es war direkt faszinierend mit anzusehen, wie Tom Riddles Gesichtszüge für einen Moment völlig entgleisten, um sich im nächsten Moment jedoch wieder in krampfhafter Ruhe zusammenzufinden.

„Danken Sie üblicherweise so immer einem generösen Gastgeber?“, stieß der junge Mann schließlich gefährlich leise hervor, während er seine mit köstlichem Braten bestückte Gabel langsam wieder sinken ließ.

„Ich esse kein Produkt von Sklavenarbeit, Sir“, entgegnete Ilona steif und verschränkte gleichzeitig fest beide Arme.

„Sklavenarbeit?“

Mit einem Ruck stand Lord Voldemort hoch. Selbst das fallen gelassene Besteck schien mit einem Mal vor Angst zu zittern zu beginnen, als er sich nun mit pechschwarzen Augen vor der ruhig sitzengebliebenen Hufflepuff drohend aufbaute. Diese hätte nun eigentlich zumindest furchtsam zu zittern beginnen oder in Ohnmacht sinken sollen. Eigentlich.

Stattdessen spielte das freche Biest nur nachdenklich mit einer Strähne ihres weizenblonden Haares und schien sich um die tödliche Bedrohung direkt vor ihren Augen nicht

groß

zu kümmern.

„Wissen Sie“, begann das Mädchen schließlich mit halb abgewandtem Blick und verträumter Miene. „Mein Ziel ist Freiheit und Gleichheit für alle, und da schickt es sich einfach nicht, wenn ich…“

Wieder einmal ließ der dunkle Lord sie nicht zu Ende kommen.

Die Kerzenflammen über ihren Köpfen wuchsen sich plötzlich zu purpurnen Stichflammen aus, als der junge Mann mit

betont

ruhiger

Stimme sein Anliegen zu formulieren begann.
 

„Miss. Sie befinden sich hier in meinem Haus,“

Bei diesen Worten explodierte die erste Gabel.

„Auf meinem Grund und Boden,“

Hierbei ließ er alle Löffel in die Luft gehen.

„Und sind mir, so nebenbei bemerkt, auch auf Verdeih und Gederb ausgeliefert.“

Der gesamte Tisch ruckelte bereits bedrohlich.

„Wenn Sie Ihre kindische Philosophie einfach nur einmal hintenan stellen und versuchen wollen würden, Ihre eigene Haut zu retten, dann hören Sie auf einen gut gemeinten Rat.

Ich bitte Sie, Miss Una, verdammt noch mal doch nur darum, einmal DAS zu tun, was ICH Ihnen sage.“
 

Bedrohliche Stille senkte sich über den Holztisch. Dieser schien sein Schicksal bereits zu erahnen und knarzte noch einmal wehmütig. Ilona tat einen Moment lang ernsthaft so, als würde sie angestrengt über den eindringlich dargebrachten Hinweis Lord Voldemorts nachdenken.

Dann schüttelte die Hufflepuff entschieden den Kopf.

„Nein“, machte sie alle Hoffnungen des übrig gebliebenen Tafelgedecks, den heutigen Abend heil zu überstehen, mit einer Silbe zunichte. „Ich fürchte, so weit kann ich Ihnen nicht entgegen kommen, Mister Riddle.“
 

Der Raum schien zu explodieren.
 

Mit einem leidenden Krachen barst der Tisch entzwei und ließ einen Regen aus Geschirr auf die kleine Kammer niedergehen. Staub wirbelte auf und versperrte minutenlang die Sicht.

Desorientiert hielt sich Ilona beide Augen zu. Erst nachdem sie innerlich langsam bis zehn gezählt hatte, getraute das Mädchen sich wieder, die schützenden Hände vom Gesicht wegzunehmen und angestrengt in das flutende Dämmerlicht zu blinzeln.

Das erste, was sie in dem herumwirbelnden Durcheinander um sich wahrnahm, war die Spitze eines Zauberstabs, die direkt auf ihre Kehle deutete.

„Ein Grund.“

Der Stab zitterte bedrohlich und stob erste Funken aus. Tom biss die Zähne zusammen und hielt sich noch einen Augenblick lang zurück, um erneut angestrengt zwischen den Lippen hervor zu pressen: „Nennen Sie mir einen logischen Grund, Sie nicht zu töten, Sie

widerwärtige,

unnütze

Mischkreatur.“
 

„Nun.“ Diese Schmähung hatte die junge Frau tief getroffen. Dennoch schaffte sie es, eine sehr gefasste, kühle Antwort zu geben:

„Sagen Sie es mir doch.“
 

„Wie bitte?“

Ein kurzer, verblüffter Schimmer huschte deutlich sichtbar über das bis eben noch wie aus Stein gemeißelte Antlitz Lord Voldemorts. Den Zauberstab ließ er aber dennoch keinen Millimeter sinken. Stattdessen hielt der junge Mann den magischen Gegenstand noch näher an den Hals seiner Geisel heran und verlangte gleichzeitig herrisch zu wissen: „Was meinen Sie damit?“

Ilona zuckte daraufhin nur mit den Schultern.

Furchtlos begegnete sie weiterhin dem glühenden Blick des dunklen Magiers und ließ sich erst nach einer Ewigkeit dazu herab, leise zu antworten: „Sie haben mich doch am Leben gelassen, obwohl sie gleichzeitig genügend Gelegenheiten hatten, mich aus der Welt zu schaffen.“

Nun.

Das stimmte.

Und da das Mädchen noch immer kein tödlicher Fluch traf, nahm sie dieses nun eintretende Schweigen einfach als Aufforderung, weitere ernsthafte Überlegungen anzustellen.
 

„Ich denke, wir benötigen Regeln“, begann die junge Frau nachdenklich. „Schließlich kann nicht jeder unserer Konflikte damit enden, dass Sie mir damit drohen, mir das Leben zu nehmen, es dann doch nicht tun und es bei schmerzhafter Folter belassen. Stimmen Sie mir da zu?“

Fragend blickte sie zu der ihr gegenüber dunkel aufragenden Silhouette auf. Diese entgegnete plötzlich wieder gewohnt gefasst und hochnäsig: „Ich hätte da eine bessere Idee.“

„Und die wäre?“ Neugierig blinzelte die Hufflepuff.

Mit einem ungewohnt tiefen Seufzer ließ Tom Riddle seinen Zauberstab sinken.

„Ich will Ihnen etwas zeigen, Miss Una.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-07-26T19:22:32+00:00 26.07.2009 21:22
Ich bins wieder ^^ ich hoffe, das wird nich nervig ;)
schreibst echt gut! obwohl ich mir ehrlich nich vorstellen kann, wie es aussehen würde, wenn Lord Voldemort lacht... einfach unvorstellbar...

ach ja:
das erste mal ne kleine kritik:
"Sie (So!!!) mussten sich Roboter fühlen, dachte das Mädchen panisch, während es dem unausgesprochenen Befehl des dunklen Lords,..."
^^
is aber nix schlimmes

ich freu mich auf das nächste kapitel und den grund, den Riddle hat, Una nich umzubringen. byebye bis nächste mal ^^


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