Accidentally in Love von Herzkirsche (the story of Rose & Scorpius) ================================================================================ Kapitel 10: ten ---------------                                 Es war ein fremder Herzschlag, der sie aus dem verzückenden Traum geradewegs in die bittere Realität stechender Kopfschmerzen lockte. Kein Herz konnte eine Melodie haben. Doch seins hatte eine verstörend Schöne, sodass Alice in dem Augenblick, in dem sie die Augen aufschlug, bereits wusste, wer neben ihr lag. Es gab keine Alternativen und manchmal wusste man intuitiv, was einen erwarten würde. So wie sie in diesem Moment. Und in einem solchen Ruhe zu bewahren, war wohl ebenso unmöglich, wie keine Angst vor wutentbrannten Riesen zu hegen. Bevor die blanke Panik ihren Körper überfiel, zwang sich Alice die Logik auf, an die Rose sooft appellierte und sie viel zu wenig nutzte. Ganz zu schweigen davon, dass Rose sich wohl kaum je in einer solchen Situation befinden würde – was würde sie tun? Langsam löste sie ihre Finger von dem Laken und fuhr mit dem Zeigefinger über ihren Körper. Ihr stockte der Atem und bei Merlin, hatte sie tatsächlich vergessen, wie sich Kleidung anfühlte? Alice schluckte und tat die Tatsache, dass sie neben Albus Potter im Bett lag und dabei noch ihr Kleid (inklusive Unterwäsche) trug, als positiv ab. Das letzte Mal hatten sie nebeneinander gelegen, als sie sich in der ersten Klasse ein Zelt mit Rose geteilt hatten! Sie verdrehte die Augen, doch vermied jeden Blick auf die Gestalt neben sich, bevor sie sich erneut zur Ruhe ermahnte und sich dann vorsichtig und extrem langsam aufsetzte. Bei Merlins Gnade, sie würde nie wieder auch nur ein Schlückchen Alkohol anrühren! Der Schlafsaal war leer und Alice vermutete, dass sich die meisten beim Sonntags Brunch befanden und sie so fast ungesehen aus dem Gryffindor Gemeinschaftsraum fliehen konnte. Sie schätzte wohl zu Recht mit einem Verbergungszauber, den Albus auf sein Bett gelegt hatte, denn dass Fred beim Aufstehen nichts bemerkt hatte, war nur damit zu erklären. Mit etwas Glück würden keinerlei Gerüchte über diese Nacht und Al und sie an ihr Ohr oder das ihres Vaters dringen. Doch in dem Moment, als sie nach ihren Stiefeln griff und die Schritte auf dem Gang hörte, wurde ihr bewusst, dass ihr Plan so nicht aufgehen würde. Ganz intuitiv. Und im nächsten Augenblick schlug die Tür mit einem ohrenbetäubenden Krachen in die Wand und während Albus erschrocken hochfuhr, sah Alice den verstörtesten Blick in Freds Gesicht, dessen Zeuge sie bis dahin geworden war. Doch war es wohl ihr Anblick, der ihm den Faden entriss. Den Gedanken daran, was passiert war. „Was soll das?“, fragte er stattdessen entgeistert und musterte sie und Al, den Alice keineswegs ansehen mochte. Um genau zu sein – sie wusste nicht einmal, was das sollte. Daher. Fred lachte ihr fremd und ungläubig, gar - den Anschein erweckend - zornig entgegen, sodass ihr kalt wurde. „Man, hier ist nichts passiert, klar?“ Al zupfte bestätigend an seinem T-Shirt, als wäre, dass er es noch immer trug, der Beweis seiner sexuellen Inaktivität in der letzten Nacht. Fred schüttelte den Kopf, warf Al nur einen vernichtenden Blick zu und pfefferte ihnen mit einem Schwenk seines Zauberstabes den Tagespropheten entgegen. „O nein“, flüsterte Alice und nur kurz kreuzte sich ihr Blick mit dem Als. „Also“, sagte Fred herausfordernd und die Longbottom bestärkte fortan das Gefühl, das er auf Streit aus war. „Während ihr hier vögelt oder auch nicht und mal ganz nebenbei unsere Freundschaft auf's Spiel setzt, ist in der Zaubererwelt eine ganze Menge mehr passiert! Ich dachte, es interessiert euch vielleicht.“ Noch nie zuvor hatte sie Fred ähnlich erbost gesehen. Doch war es letztendlich die fast ganze erste Seite des Tagespropheten einnehmende Überschrift, die ihr die Tränen in die Augen trieb.                Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt: tot. Vorsichtig schlug Alice die erste Seite um. Und noch eine. Fast zehn bis man das Leben des beliebtesten Zaubereiministers ihrer Geschichte ruhen ließ und sich den politischen Fragen widmete.                Shaklebolts Nachfolger – Harry Potter? Albus‘ raues Lachen drang an ihr Ohr, doch Alice wusste, dass er die Vorstellung ganz und gar nicht erheiternd fand. Sie spürte, wie er sich vom Bett erhob und wortlos den Raum verließ. Sie hörte das Wasser der Dusche wenige Augenblicke später. „Fred, es tut mir Leid.“ Er zuckte mit den Schultern. „Lasst es einfach. Was auch immer.“ Das würden sie. Astoria Malfoy strich durch die Reihen Hexen und Zauberer in nachtschwarzen Umhängen, wie eine Raubkatze auf der Jagd. Nur wusste sie noch nicht, worauf sie an diesem Abend Appetit hatte. Sie lauschte schon lange nicht mehr den trüben und leise geführten Gesprächen und ihre eisige Miene, die das blonde, glatte Haar umspielte, bedeutete jedem, der sie ansah, das man sie an diesem Tag am besten nicht ansprach. Wenn doch - auf eigene Gefahr. Dass die Leute auch immer über Politik reden mussten. Oder aber wissen wollten, wieso sie Kingsley nicht hatte retten können. Bei dem Gedanken umklammerten ihre dünnen Finger das Glas so sehr, dass nur noch ein kleiner Kraftakt gefehlt hätte, um die Scherben in ihr Fleisch schneiden zu lassen. Sie wollte auf solch anschuldigende Fragen keine Antworten geben, immerhin hatte sie nach der Geburt ihrer Tochter den Posten als Heilerin erst wieder angenommen, als im September diesen Jahres das Dokument aufgetaucht war, in dem Kingsley sie als die Heilerin bestimmte, die seine Genesung herbeiführen sollte. Sie. Nicht Hermione Weasley, von der nun alle Welt glaubte, sie hätte den geliebten Zaubereiminister nicht verrecken lassen. Schlichtweg sie war es gewesen, von der Kingsley geglaubt hatte, sie könne ihn retten. Doch hatte sie versagt. Weil selbst sie niemandem am Leben erhalten konnte, der fast jeden Tag nach dem Tod rief, da man irgendwann erhört und geholt wurde. Doch das wollte ihr niemand glauben. Nein, fast sah man sie an, als hätte sie ihn eigenhändig ermordet. Grazil postierte sie sich neben Draco, als sie ihn in ein Gespräch vertieft, zwischen den Leuten ausmachte. Ihre Hand legte sich behutsam auf seinen Unterarm und sie neigte den Kopf in seine Richtung, bevor sie ihn mit einem milden Lächeln von den älteren Herren fortführte. Ohne ein Wort des Vertröstens, wie es zur Etikette gehörte. „Sie sehen mich an, als hätte ich ihn auf dem Gewissen“, raunte sie ihm zu und sah das spöttische Grinsen auf seinem Gesicht aus den Augenwinkeln genau. Dafür hasste sie ihn. „Ich werde kandidieren, Liebste.“ Ihr Blick bohrte sich kühl in seinen und langsam schüttelte sie den Kopf. „Das kannst du nicht tun. In diesem Fall wird man mir nur noch vehementer anrechnen, dass ich seinen Tod zu verschulden habe.“ „Vielleicht hast du das ja sogar, Astoria.“ Er raubte ihr den Atem. Nicht vor Begeisterung, nicht weil sie hemmungslos in ihn verliebt war – nein, eher weil sie ihn in noch keinem ihrer gemeinsamen zwanzig Jahre so derart verabscheut hatte wie in diesem Moment. „Niemand wird dich wählen, Draco“, sagte sie leise und er warf ihr nur wieder diesen spöttischen Blick zu, dem sie ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. „Wir haben Geld und ich habe den Menschen mehr zu bieten als Potter oder Granger.“ „Weasley“, verbesserte sie ihn und löste ihren Arm von seinem. „Ich werde gehen. Mit den Kindern. Du kannst gerne bleiben und mit diesen Kesselflickern deinen Wahlkampf besprechen. Rita Kimmkorn ist übrigens auch da. Berichte ihr doch von deinen tollkühnen Plänen. Dann-“ Seine Lippen drückten sich auf ihre und erstickten ihren wütenden Redeschwall. Als er sich von ihr löste, lag ein Funkeln in seinen Augen. „Wirst du mich unterstützen, Astoria?“ Sie schnaubte und neigte ihren Kopf einen Hauch mokant. „Hab ich denn eine Wahl? Doch warte bis nach Weihnachten mit deiner Bekanntgabe. Ich möchte ein ruhiges Weihnachtsfest verbringen.“ Damit kehrte sie ihm den Rücken zu und verschwand schnellen Schrittes aus dem Raum. Lily fühlte sich wund, immer dann, wenn er von ihr abließ. Zerstört bis in die Haarspitzen und verletzlich. Einmal war sie im Zirkus gewesen und obgleich seither ein ganzes Jahrzehnt vorübergezogen war, vollführte sie in diesen Tagen einen gefährlichen Drahtseilakt kaum anders als die Akrobatinnen, die sie damals beobachtet hatte. Wenn sie nur einmal den Fuß falsch aufsetzte, drohte sie unweigerlich in die Scherben zu treten, die ihr altes Ich verloren hatte. Er hatte sie verändert, wie es nur besondere Menschen vermochten. Und noch nie war sie einem wie ihm begegnet. Mephisto hatte ihr die Unschuld genommen und mit jedem Mal entfernte sie sich weiter von dem Mädchen, das sie einmal gewesen war. Lily Luna Potter lag hinter ihr – sie war es und dennoch nicht mehr dieselbe. Wenn man etwas Verbotenes tat, dann zerstückelte das die Seele. Doch bei ihr war mit dem ersten Mal seiner Berührung etwas auseinandergebrochen, ein Stück abgebrochen, das nun nicht mehr zu retten war. Das am Boden lag und dort leise mehr und mehr zu Staub zerfiel. Doch sie trauerte nicht darum. Sein Kuss wurde intensiver und sein Körper schob sich näher an ihren, sodass es ihr verriet, wie ungeduldig er war. So wenig Aufmerksamkeit er ihr dieser Tage auch auf den Gängen oder im Unterricht schenkte, umso mehr bekam sie, wenn sie alleine waren. Seine Lippen fuhren über ihre Wange und weiter über ihren Hals, ihren Körper hinunter, während ihre Finger durch sein Haar fuhren. Sie liebte es. Und ließ sich fallen. „Lily, verdammt, wach doch endlich auf!“ Sie lag in ihrem Bett. Ohne Mephisto, wie es sich immer gestaltete, sodass sie schon oft gezweifelt hatte, ob sie sich diese ganzen Treffen nicht einfach nur erträumt hatte. Ob sie nicht törichter Weise lediglich ihrer Fantasie entsprungen waren. Lucy beugte sich über sie und in ihren Augen ließ sich Besorgnis lesen. „Du kommst kaum noch zum Essen. Nicht, dass du untergewichtig wirst oder so.“ „Schlaf ist wichtig“, murmelte Lily und ihre Cousine schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Manchmal könnte man denken, du bist die ganze Nacht weg.“ Lily seufzte und schwang ihre Beine aus dem Bett. „Und nun die riesengroße Überraschung“, sagte Lucy und klatschte freudig in die Hände. „Pass auf, du spielst heute!“ „Wie bitte?“ Lily sah Lucy an, als hätte diese den Verstand gänzlich verloren. Wo bitte sollte sie…? Und dann dachte sie an Mephisto. „Was ist mit Chang?“, platzte es aus ihr heraus und Lucy schien von ihrem Stimmungswechsel leicht irritiert. „Die wurde heute Morgen ins St. Mungo eingewiesen, anscheinend ist sie ausgerutscht und zwei Treppen hinuntergefallen – aber jeder sagt was anderes.“ „Aber sie lebt noch, oder?“ Panik befiel sie und Lucy schien von Mal zu Mal um ihren Geisteszustand besorgter. „Natürlich, warum auch nicht? Los, zieh dich jetzt an, wir sind spät dran.“ Die Atmosphäre war überwältigend, knisternd und geladen. Man war in der Lage, die cholerische Spannung zu schmecken, den süßlichen Geruch der Vorfreude und der erregten Emotionen zu inhalieren. Und mit jedem Mal, an dem es Rose‘ Blick von Neuem zu den noch offenen Toren des Stadions zerrte, bemerkte sie die unablässigen Wellen von Schülern, Lehrern und geladenen Gästen, die nicht abzubrechen schienen. Man war über die Grenzen des Quidditchfeldes hinausgegangen. Das Ministerium hatte Unmengen von Galleonen in das Projekt des neuen Quidditchstadions für Hogwarts fließen lassen – Rose konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, als sie und Scorpius ihre Unterschrift als Schülervertreter unter das Pergament gesetzt hatten. Sie selbstverständlich nur widerwillig; immerhin gab es wohl wichtigere Dinge als Quidditch zu finanzieren. Das hatte sie gedacht. Und nun, Monate später, sollte ausgerechnet dieser Sport über ihre Zukunft entscheiden. Gestatten, Rose Weasley, das Opfer. Sie schluckte den fahlen Beigeschmack von Angst hinunter, der umso intensiver wurde, je näher sie die Möglichkeit in Betracht zog, dass Hogwarts an diesem Sonntag verlieren könnte. Insofern das der Fall wäre, würde alles so bleiben, wie es war. Doch sollten sie gewinnen, dann – das wusste sie genau – würde ihr Leben eine Perspektive bekommen, an die sie nie zu denken gewagt hatte. Sie wollte mit ihm ausgehen, sie hatte Gefühle für ihn – doch egal wie dringlich dieses Wollen auch wäre, nie würde es von allein über ihre Lippen kommen. Leichter Schneefall setzte ein und Rose wünschte sich zutiefst, dass kein stärkeres Unwetter heranziehen würde. Obgleich Exfavilla aus dem Süden Europas wohl kaum je bei einer solchen Temperatur geschweige denn Schnee ein derart wichtiges Spiel bestritten hatte, wonach es sich durchaus als Vorteil für Hogwarts entpuppen könnte. Allerdings auch nur könnte. Rose wünschte sich Sicherheit. Sie wollte wissen, ob ihr Leben beginnen oder sich der provisorische Winterschlaf fortsetzen würde. „Warum bitteschön sitzt ihr beiden hier?“ Es war Roxanne, deren lautes Organ über die Tribüne, auf der sie sich niedergelassen hatten - den einstweiligen Spielplatz unruhiger Erstklässler -, hinwegfegte. Sie gestikulierte wild und wenn immer sie Kinder anrempelten, verzog die Weasley ihr Gesicht, als übertrage diese Berührung die schlimmsten Krankheiten - Roxanne hasste Kinder. „Wir finden es gemütlich“, rief ihr Alice grinsend entgegen und zuckte mit den Schultern, worauf Roxanne nur die Augen verdrehte. „Ihr gehört da oben hin. Auf die besten Plätze, der Elite – unter anderem unseren angereisten Eltern – gegenüber! Dome und alle sitzen schon oben.“ „War ja klar, dass die Veelabrut mal wieder weiß, wo sie hingehört“, murmelte die Longbottom Rose zu, welche ein Lächeln daraufhin nicht unterdrücken konnte. „Hört mal, ich kommentiere das Spiel und ihr werdet wahrscheinlich über die Bildschirme flimmern, weswegen es wichtig ist, dass ihr inmitten privilegierter Menschen sitzt und nicht in diesem Zirkus hier.“ „Wieso sollte man uns sehen?“, fragte Rose skeptisch und Roxanne schien kurz davor, sich die Haare zu raufen. Sie deutete auf Alice. „Freundin von Al“, ihr Finger wanderte weiter zu Rose, „Freundin von Malfoy.“ „Sind wir nicht.“ Alice schüttelte vehement den Kopf und die Weasley fügte gedanklich ein kleines leider hinzu. Roxanne blickte sie daraufhin an, als hätte sie es mit einer besonders schweren, ungehorsamen Brut zu tun und ihre Nasenflügel bebten bedrohlich. Sie hatte ihre eigene, beängstigende Interpretation des familienberühmten Molly Weasley Blicks. „Ich habe keine Lust auf diesen Kindergarten, vielmehr weiß ich, wo ich hinwill und das sind die größten Stadien der Welt – nämlich als Quidditch Kommentatorin“, sagte sie trocken und ihre Augen wurden schmal. „Da werdet ihr beide mir nicht dazwischen funken, indem ihr so unkooperativ seid!“ Rose und Alice wechselten einen kurzen Blick, bevor ihr Widerwillen wegbrach. Ohnehin hätte die Weasley ihrer Cousine diesen Gefallen nicht abschlagen können, hatte diese sie doch schon unzählige Male ohne auch nur das kleinste Murren unterstützt. „Wann wirst du uns denn einblenden lassen?“, fragte Alice argwöhnisch, als Roxanne schnellen Schrittes die Treppenstufen bis zur Loge emporsprang. „Al und Malfoy werden viele Tore machen, ihr werdet jedoch nur ein oder zweimal zu sehen sein. Je nachdem. Wenn Lily den Schnatz fängt und wir gewinnen, dann fallt ihr euch am besten betrunken vor Glück in die Arme oder so.“ „Wieso Lily?“, warf Rose verwirrt ein und überging gekonnt den Rest des zuvor Gehörten. Darüber konnte sie sich immerhin noch die nächsten Minuten den Kopf zerbrechen. Roxanne drehte sich auf der Treppenstufe um und ein Blick wurde ihr zuteil, der sie für ihre Unaufmerksamkeit schalt. „Noch nicht gehört, dass Chang mit einem Virus ins St. Mungo eingeliefert wurde? Also echt, wo lebt ihr denn? Die Ravenclaws sind nun gar nicht mehr im Team Hogwarts vertreten und gehen schon auf die Barrikaden oder wetten aus Trotz auf Exfavilla!“ „Keine Ahnung, wie uns der Schlamassel entgehen konnte“, erwiderte Alice spielerisch entsetzt. Roxannes Augen funkelten, als sie sich nach gefühlten eintausend Treppenstufen - welche Rose‘ und Alice‘ miserable Kondition und Ausdauer zu verspotten schienen - erneut zu ihnen umdrehte und den Zauberstab auf eine stählerne Fassade richtete. „Bevor ich es vergesse, meine Guten – sollten wir gewinnen, dann wäre es am besten, wenn du, Alice, sofort hinunter rast und Albus auf dem Spielfeld abfängst, bevor die Mannschaft in die Kabinen entschwindet. Küsse ihn und biete den Zuschauern so die ganz große Show.“ Alice‘ entspannte Miene entgleiste und verhärtete sich in der zuvor rasch angenommenen Blässe des blanken Entsetzens. Rose erwartete, dass ihre Freundin Widerworte geben würde, doch Roxannes überraschende Aufforderung schien ihr die Stimme genommen zu haben. „Und du, Rose“, der Weasley wurde zunehmend beängstigend warm. Natürlich. Es traf sie gleich mit. Touché. „Ich habe mit Malfoy abgesprochen, dass er nach dem Sieg bei dir vorbeifliegt. Ähm, mach dann bitte einfach mit.“ Rose konnte ein hysterisches Lachen nicht unterdrücken, als ihr ungläubiger Blick in Roxannes Ernsten raste und dort verweilte, ohne dass sie sagte, es sei alles lediglich ein alberner Scherz. „Wie abgesprochen? Und überhaupt – meine Eltern sind da, verdammt, Roxy, du kennst meinen Vater! Das kann ich nicht.“ Roxanne hob beschwichtigend die Hände, um ihr Einhalt zu gebieten, als wäre sie ein besonders trotziges Kleinkind. „Seine Eltern sind auch da, Rose. Bei seinem Vater riskiert er damit den Tod oder die Enterbung – ganz anders als du. Und er will es trotzdem. Schon mal darüber nachgedacht?“ Rose‘ spürte, wie ihr Mund bei der bloßen Vorstellung staubtrocken wurde. „Vielleicht gewinnen wir ja gar nicht“, seufzte Roxanne, doch ihr Blick behielt die Eindringlichkeit der vergangenen Minuten bei. „Wieso machen wir das eigentlich alles?“, fragte Rose irritiert und besann sich zurück zu einem ernüchternden Gesichtsausdruck. „Diese Spiele werden international übertragen, weil es ein Turnier zwischen den größten Zaubererschulen der ganzen Welt ist. Die Leute wollen Entertainment. Und wir bieten ihnen die ganz große Show.“ Beunruhigt ließ sich Rose kurze Zeit später neben Dominique und Alice sinken. Der Schnee bedeckte nun schon in einer dicken Schicht das Spielfeld, ohne dass das Spiel überhaupt angefangen hatte und der Wind nahm zu, wurde rauer und erboster. Sie wickelte sich ihren langen Schal um und kniff dann die Augen zusammen, um zu sehen, wer ihnen in der Loge gegenüber saß. Doch der Schnee tanzte zu wild, sodass Rose nicht in der Lage war, ihre Eltern unter den Punkten auszumachen. Nicht auszudenken, wie ihr Vater zu reagieren vermochte, wenn sie urplötzlich Scorpius küsste. Bevor sie beim bloßen Gedanken daran den Kopf verlor, bemerkte sie das magische Fernglas, welches Dominique ihr hinhielt. Die Blondine lächelte ungewohnt herzlich, ganz anders, als wenn sie sich fernab der Ferien im Schloss begegneten – doch Rose schob es auf die kalte Jahreszeit und das baldige Weihnachtsfest, das Dominique jedes Jahr auf seine eigene Art verwandelte. „Ich habe leider nur noch eins, aber das Spiel wird ja ohnehin auf den Leinwänden übertragen“, meinte sie und kaum waren ihre die Worte über die Lippen gekommen, erschien auch schon Adrian Zabinis Kopf zwischen ihnen. Rose zuckte zurück und rutschte näher an Alice heran, während sich die Viertelveela gänzlich unbeeindruckt zeigte. „Mein Vater hat die Leinwände mit konstruiert. Sie sind dem Tempo des Feuerblitz 3.0 angepasst, meine Schöne.“ „Und warum erzählst du mir das, Zabini?“ „Nur um dir zu zeigen, dass ich deinen kostspieligen Lebensstil finanzieren kann, Weasley.“ „Ich will Liebe, Zabini, und keine Galleonen. Doch versuch es mal bei Polly, die nimmt dich ja auch so“, lächelte Dominique kühl, bevor Adrian sich – im Ego wohl hundertfach verletzt – zurückzog. „Okay“, murmelte Alice im selbigen Augenblick, ließ das Fernglas sinken und reichte es zu Rose hinüber. „Schau mal hindurch und sag mir, was da ganz und gar verkehrt läuft.“ Unbehaglich hob Rose das Objekt an ihr Auge und im ersten Moment fielen ihr keinerlei Besonderheiten an dem bekannten Bild auf. In der Loge ihnen gegenüber saß die Elite des Landes. Die Potters, die Weasleys – ein Großteil ihrer Familie also und beim Anblick ihres Vaters beschleunigte sich zugleich auch ihr Herzschlag, doch erst als sie ihr Augenmerk auf die anderen Personen lenkte, sah sie, was Alice wohl zuvor bestürzt hatte. Und wenn sie behaupten würde, das Bild ließe sie kalt, so wäre es eine überdimensional große Lüge gewesen. Nichtsdestotrotz – neben Astoria Malfoy saß niemand Geringeres als Jane Seymour. „Das ist ja wohl ein klares Statement“, kommentiere Rose und reichte Alice das Fernglas zurück. „Ich glaube, das ist der passende Moment für ein paar Butterbier“, verkündete ihre beste Freundin und zog aus ihrer kleinen und verzauberten Umhängetasche mehrere Flaschen des beliebten Getränks. „Wie schön, dass du schon damit anfängst“, grinste Dominique und zog zu Rose‘ Erstaunen ein durchsichtiges, noch halbvolles Gefäß hervor, in dem sich eine dunklere Flüssigkeit befand. Definitiv kein Wasser. „Darf ich vorstellen, mein Freund Whiskey. Er ist sehr feurig“, stellte Dome ihr Mitbringsel augenzwinkernd vor. „Eigentlich wolltest du doch nicht mehr trinken“, stichelte Rose, als Alice‘ Augen beim Anblick des Getränks blitzten, doch diese tat ihren Einwand nur mit einer schnellen Handbewegung ab. „Als ich es übertrieben habe, landete ich in Als Bett. Heute soll ich ihn vor der ganzen Welt küssen – man kann gar nicht soviel trinken, um das auch nur halbwegs zu überleben“, argumentierte Alice und nickte den Mädchen kurz daraufhin zu. „Cheers, Ladies.“ „Ist es schlimm, wenn ich nicht viel trinke, weil ich Herr über meine Sinne sein will, wenn Scorpius spielt und wir eventuell gewinnen?“, lachte Rose und nippte nur kurz an der Flasche, die Dome ihr gereicht hatte. „Es kommt wohl wirklich nicht so gut, wenn Malfoy dich küsst und dir urplötzlich-“ „Wer küsst wen?“ Rose verschluckte sich an dem winzigen Schlückchen, das ihr noch auf der Zunge lag und als sie über die Lehne blinzelte, sah sie geradewegs in Imogenes strahlend blaue Augen. Ihr Blick war irritiert und ihre Augenbrauen schoben sich mit jeder Sekunde besorgter zusammen, sodass ihre in leichte Falten gelegte Stirn den Argwohn ihrer Miene unterstrich. Rose erhaschte einen kurzen Blick auf Hugo, der sich hinter Imogene postiert hatte. Ihr fiel auf, wie oft sie die beiden in den vergangen Wochen zusammen gesehen hatte. Selten lachend, seltsam ernst hatten sie, wenn immer Rose Blick‘ auf diese ungewohnte Konstellation gefallen war, miteinander gesprochen. Manchmal Notizen in ein kleines Buch mit dunkelblauem Einband geschrieben. Manchmal auch lediglich schweigend nebeneinander gesessen. Rose war froh, dass es Imogene gab, die ein Auge auf ihren Bruder hatte. Sie kannte ihn viel zu lang, um sich auf seine neue Art, die er seit dem Sommer pflegte, wahrhaftig einzustellen. Zu akzeptieren, dass der Junge, welcher einmal jeden mit seinem trockenen, schwarzen Humor und den guten Witzen zum Lachen gebracht hatte, derart zerfallen war. Sie erkannte ihn kaum wieder. Auch an diesem Vormittag sah Hugo sie nicht an, sondern drückte sich an der vertrauen Seele Imogenes vorbei auf die hinteren Plätze. Sein Gesichtsausdruck war hart, doch er verbarg die Trauer darin zu schlecht. Die Frage nach seinem Zustand lag Rose schon auf der Zunge, doch da ergriff die junge Malfoy erneut das Wort. „Seit wann küsst du denn meinen Bruder?“, lächelte Imogene zaghaft, doch es wirkte gespielt. Zu unecht. „Mach ich nicht. Er hat mich nur zu einem Date überredet, sollten wir heute gewinnen.“ Sie nickte und hingegen ihres inneren Bestrebens fügte sie hinzu: „Tun wir aber sicherlich eh nicht. Von daher.“ Obgleich Rose es hatte vermeiden wollen, wurde Imogenes Blick noch kummervoller. Sie schüttelte leicht den Kopf und ihr Lachen klang dumpfer als in der Vergangenheit. Als hätte sie auch die Gegenwart übersprungen und hätte die Identität einer alten Frau angenommen. Absurd. Skurril. Einfach nicht Imogene. „Er hat dich überredet. Ich glaub es kaum.“ Und mit jedem Atemzug wurde ihr Lachen kraftvoller, lauter. Bis es echt war und sorglos. „Das hab ich mir immer gewünscht“, grinste sie und binnen weniger Sekunden zerfiel ihr altes Ich wieder. Kummer und Sorgen strahlten Rose warm entgegen. „Du gehörst zu den Mädchen, die sich in Hogwarts verlieben und bei dieser Liebe bleiben, oder?“ „Die Vorstellung gefällt mir“, entgegnete Rose wahrheitsgemäß und war sich dennoch nicht sicher, welch Schaden sie Imogene damit wirklich zufügte. Auch wenn sie sich keinen Reim auf deren Verfassung machen konnte. Was war mit dem Wirbelwind passiert? Der lebensfrohen, frechen Malfoy, die schon immer so anders gewesen war als der Rest ihrer Familie? „Allerdings“, meldete sich Alice zu Wort und unterbrach so den Blickkontakt zwischen Rose und Imogene, da diese den Blick nun der Longbottom zuteil werden ließ, „reden wir hier immer noch von Malfoy und der geht bestimmt fremd. Cheers.“ „Er hat sie überredet“, wiederholte Imogene nur nachdenklich, bevor ihre wachsamen Augen nach Hugo sichten und ihn fanden. „Viel Spaß bei dem Spiel, Mädels.“ „Es ist der Auftakt einer grandiosen Quidditchweltmeisterschaft der größten und begehrtesten Zaubererschulen unserer Welt, meine Damen und Herren. In den nächsten sechs Monaten werden wir Zeugen spannender Spiele werde und das ist eine Premiere, denn zum ersten Mal können die Spiele international übertragen werden und so die Integration der Nationen und Schulen untereinander gestärkt werden. Das Eröffnungsspiel an diesem Tag bestreiten die Schule für Hexerei und Zauberei Hogwarts als Gastgeber und die renommierte Zaubererakademie für Magie Exfavilla!“ „O Merlin, bin ich aufgeregt“, flüsterte Alice, doch ihre Stimme ging in dem wild aufbrausenden Beifall und Gegröle unter, der sich über das Stadion ergoss, als wie aus dem Nichts ein Tiger majestätisch auf dem Grund des Spielfeldes erschien und in einem flammendem Rot alle Blick auf sich zog. Doch damit war die Showeinlage nicht zu Ende, denn im nächsten Moment vermehrte sich der Tiger und mehrere Frauen materialisierten sich jeweils aus einem feuerroten Funken, den die knurrenden Bestien abwarfen. Sie waren nackt bis auf die Feuerzungen, welche jedoch nur das Nötigste wie ein besonders knapper Bikini bedeckten. Sie tanzten auf grotesk verführerische Art. „Sex sells“, knurrte Dominique achselzuckend und ihr Blick galt dabei abwertend Zabini, der diese Show sichtlich genoss. „Ich glaube, das würden wir nur übertreffen, wenn wir es auf dem Spielfeld treiben oder so“, murmelte Alice kopfschüttelnd und trank ihr Butterbier mit einem Zug leer. „Ich glaube, wir unterstreichen damit lediglich unser Image“, mutmaßte Rose und fasste die Tänzerinnen scharf ins Auge. „Exfavilla will ausdrücken, wie heiß sie doch sind. Wir zeigen hingegen, dass die alten Werte noch Bestand haben.“ Hogwarts zog als Gastgeber mit weniger offen zur Schau getragenem Sexappeal auf das Feld – zuerst schlängelte sich eine riesige Schlange über den Platz, die ihre langen Zähne in zwei Tiger rammte, wonach diese sich auflösten. Es folgte der Adler, der Dachs und schließlich der Löwe. Und zum ersten Mal in ihrem Leben sah Rose die Tiere vereint, ohne dass sie untereinander verfeindet waren. „Für Exfavilla spielen heute Edmondo Anelli, Luciano De Luca, Ana Gorki, Annibale Caro, Antonio Pucci, Liaty Pisani und Pio Baroja.“ Als die sieben Spieler an der Hälfte der Exfavilla Studenten und Lehrer vorbeiflogen, sprengten jene mit ihrem Geschrei den Lärmpegel, wie Rose es kaum erwartet hätte. Die wohlwollenden und sich im Beifall sonnenden Gesichter der Spieler flimmerten über die Leinwände und das Geschrei und Gekreische der Mädchen wuchs bei mindestens zwei jungen Männern ins Unermessliche. Bis Hogwarts am Zug war. „Für Team Hogwarts treten an – Albus Potter, Scorpius Malfoy, Patricia McLaggen, Lorcan Scamander, Quirin Goyle, Fred Weasley und Lily Potter. Möge das Spiel schnellstmöglich beginnen.“ Nun waren es die Gryffindor, die Slytherin, die Ravenclaw und Hufflepuff, deren ohrenbetäubendes Theater ihrem Team galt. Das Nächste, das Rose bewusst wahrnahm, war, dass sie aufstand, wie fast alle anderen in ihrer Umgebung auch. Sie ließ sich mitreißen von den Freudenschreien, wenn Hogwarts einen Treffer erzielte und obgleich ihre Augen nach etwa sechzig Minuten des haltlosen Schlagabtauschs schmerzten, da sich die Spieler in einem beängstigenden Tempo über das Feld bewegten, konnte sie dennoch, wenn immer sie wollte – und sie wollte unablässig -, Scorpius unter den Hogwarts Trikots ausmachen. Sie waren von dunkelblauer Farbe, während Exfavilla in knalligem gelborange spielte. Mit jeder Minute wuchs und gedieh der Funken Zuversicht in ihr, dass es einen Sieg für Hogwarts möglicherweise - und so unerwartet wie zuerst geglaubt – doch geben könnte. Bis sie sich daran klammerte. Ihr war keineswegs in den Sinn geschlichen, dass Albus und Scorpius zusammen spielen konnten, doch darin lag wohl die Überraschung für alle, wie Roxanne titelte, denn eher hätte man dagegen gewettet. Doch Potter und Malfoy bestritten dieses Spiel – sie waren perfekt aufeinander abgestimmt, schienen die Gedanken des jeweils anderen lesen zu können und bildeten dadurch das perfekte Duo. Als wären sie die besten Freunde und als hätte es die vergangenen Jahre der Feindschaft nie gegeben. In der dreiundachtzigsten Minute stand es bereits 280 : 260 Punkten für Exfavilla und Lily erhaschte etwa zur selben Zeit den Blick auf den Schnatz wie der gegnerische Sucher Baroja, der sich zu allem Übel näher an dem Objekt der Begierde befand und ohne zu zögern in den Sturzflug ging, sodass ihre Cousine kaum eine Chance hätte, ihren Gegner noch einmal zu überholen. Rose schloss kurz die Augen und ihre Hände legten sich bei den zittrigsten Sekunden ihres Lebens bewegt an ihre Lippen. Es konnte nicht wahr sein. Sie konnten nicht verlieren! Und dann geschah etwas, dessen Ungereimtheit nur ihr aufzufallen schien. Denn während das Gekreische zunahm und Lily in den Genuss kam, Baroja zu überholen, schien es dieser zuvor gegen etwas Unsichtbares geflogen zu sein, das ihn fast vom Besen riss. Es war nur ein kurzer, knapper Moment, bis der Junge sich fing und Lily hinterherjagte, doch er war gleichsam zu lang – Lily fing den Schnatz und das Stadion explodierte. Noch nie zuvor hatte ein Quidditchspiel sie derart in seinen Bann gezogen, wie an diesem Tag. Und als Rose Alice in die Arme fiel, bemerkte die Weasley, dass sie über die Leinwände flimmerten, kurz bevor ein Ausschnitt weinender Exfavilla-Mädchen gezeigt wurde. „Gut gemacht, Potter.“ Er drehte sich zu ihr um und grinste sie an. Es war das typische, leicht verschmitzte ein- Mundwinkel-nach-oben- Grinsen, wie es nur ein Potter vermochte zu tun. Seine Hand flog zu seinem Haar und unnötigerweise durchfuhr er es erneut für den unablässigen Out of Bed Style. „Ich weiß, Alice. Ich hab’s raus.“ „Ich hab nicht gewusst, dass du so heiß auf einem Besen aussiehst.“ „Weil du mich immer heiß findest.“ Sie verdrehte die Augen, legte leicht den Kopf schief. „Du wusstest das Passwort von Hufflepuff nicht und hast mich deswegen letztes Wochenende in deinen Schlafsaal getragen, oder?“ „Das hab ich Fred erzählt, ja.“ Er fing ihren irritierten Blick auf und kam ein paar Schritte näher. „Als ob ich die Passwörter nicht wüsste, ich bitte dich.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und sein süffisantes Lächeln massakrierte ihre Sinne. „Es ist auch nicht so, dass ich mich am Tag danach nicht mehr an besondere Gespräche erinnern kann. Ich habe gesagt, ich liebe dich, Alice.“ Worauf sie nach einem Vortrag erwidert hatte, dass sie ihn liebe. O Merlin, dachte Alice als ihr die Erkenntnis, dass er es noch wusste, siedend heiß den Rücken hinab lief. „O Merlin.“ Eloquent wie immer. Und im nächsten Augenblick küsste Al sie so, als würde er sie lieben. Was er vielleicht auch tat oder irgendwann tun würde. Er hatte sie überredet, dachte Imogene, als sie sah, wie ihr Bruder nach dem Spiel und dem tosenden Beifall bei ihr vorbeiflog. Rose und Scorpius. Weasley und Malfoy. Und sie war die Einzige, die heute schon sah, wie es einmal enden würde. Und während sie das Ende der Geschichte betrachtete, noch während der erste, richtige Kuss der Beiden vor ihrem Blickfeld verschwamm, weil sich Tränen in ihre Augen schlichen, begann für Rose Weasley das Leben. „Ich habe Rose und Scorpius zusammengebracht – also, wo bleibt dein Dank?“ Sie konnte ihn sehen, spüren - seine Aura würde sie in allen Lebenslagen wiedererkennen. „Das heißt, die Prophezeiung geht in Erfüllung.“ Sie stützte die Hände in ihre schmale Hüfte und der nächste Blick, dem sie ihm über die Schulter hinweg zuwarf, verriet ihre Missbilligung über sein Schweigen. Er hätte sie töten können für ihre Überheblichkeit und Arroganz. „Was zusammengehört, wäre wohl auch ohne deine Fäden zusammengekommen, meinst du nicht?“ „Wäre es dir lieber gewesen, dein jämmerliches Betthäschen hätte gegen diesen Proleten verloren? Denkst du wirklich, du kannst alles gesund lecken?“ Sie spie ihm die Worte entgegen und er schlenderte gefährlich ruhig auf sie zu, bis er neben ihr stand. Sie beide, verborgen im Dickicht, entfernt von den feiernden Massen. „Du erinnerst mich daran, dass ich noch zu ihr gehen wollte.“ Sie lachte monoton auf. „Warum nimmst du dir Lily Potter, Mephisto? Damit machst du alles unnötig kompliziert.“ „Ich mag es kompliziert.“ Sie schüttelte den Kopf, ihr langes Haar so wild. „Ich bin nicht in diesem Körper gefangen, um dir bei neuen Fehlern zuzusehen. Ich habe nicht zwanzig Jahre auf dich gewartet, um dir nichts mehr zu bedeuten.“ Er fühlte sich genötigt, etwas zu sagen, was sie aufheiterte. Denn er brauchte sie. Das schwarze Haar fiel ihm in die Augen, als er sich hinabbeugte. „Ich bin froh, dass du da bist, Galina.“ Note: Mein London-Trip hielt einige positive Effekte für AiL bereit: Unter anderem sah ich die perfekte Rose. Das war sie! Dann traf ich noch Natalie Dormer im Globe Theatre - ihr kennt sie vielleicht aus "Die Tudors" als Anne Boleyn. Wir haben gequatscht und ein Foto gemacht (man war die nett!!) und nun seh ich sie noch mehr als zuvor in der Rolle der Imogene. :]                            Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)