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Und dann hat er ja gesagt

von

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Begeisterung

Am nächsten Morgen warteten wirklich zwei Leute in einer Anbu-Maske am besagten Ort. Ich sprach sie mit dem Codewort an und sie meldeten sich genau richtig zurück. Die andren beiden ließen auch nicht mehr lange auf sich warten. Den Stimmen zufolge bestand mein neues Team aus vier Männern und einer Frau. Wir besprachen die Mission und die relevanten Sachen für die guten anderthalb Stunden. Speziell ging es um die Eröffnungsoperation und um den organisatorischen Teil. Eine sehr kurze Zusammenfassung des Treffens: Versagen ist verboten. Und morgen um 4 geht es los nach Kumo.
 

Am Tag darauf brachen wir pünktlich auf. Allein der Weg nach Kumo nahm eine ganze Woche in Anspruch. Es ist schon deprimierend zu realisieren, dass man zwei Wochen lang nichts direkt für die Mission gemacht hatte. Aber die anderen zwei Wochen verliefen unglaublich produktiv: im Laufe der Mission stellte es sich heraus, dass der Berater tatsächlich einen Attentat auf Raikage plant. Dazu gesagt, er wurde die ganze Zeit von einer unbekannten Gruppe mithilfe eines Gadankenkontrolle-Jutsus ferngesteuert. In Kooperation mit Raikage und Kumos Shinobi konnte das besagte Jutsu unterbrochen werden. Daraufhin wurde eine große Allianzversammlung ausgerufen. Schließlich plante jemand einen Attentat auf den Raikage und es war nicht sein Berater. Die Shinobi-Allianz war von dieser Tatsache gar nicht begeistert. Ganz am Ende bedankte sich Raikage herzlich und veranstaltete für uns ein Festmahl, das ich allerdings nicht besuchte. Und dann durften wir endlich nach Hause. Bei der Ankunft ins Land des Feuers verabschiedeten wir uns ganz herzlich. Irgendwie machte mir die Zusammenarbeit mit den Vier eine ganze Menge Spaß. Shikamaru und die anderen Kage-Berater stellten ein sehr ausgewogenes Team. Ich würde mich freuen, genau in dieser Konstellation nochmal zu arbeiten.
 

Vom Ankunftsort war es nicht weit bis nach Konoha. Am nächsten Tag stand ich bereits vor dem grünen Tor. Ich nahm den langen Weg nach Hause, der durch den Wald verlief. Man konnte diesen ruhigen Spaziergang nur genießen. Die Natur um mich herum lachte und es herrschte ein sehr angenehmes Wetter: Die Sonne wärmte mein Gesicht, die Vögel zwitscherten und die Pflanzen dufteten angenehm nach dem späten Sommer. Wenn Naruto das Wetter wäre, wäre er bestimmt genauso. Komische Gedanken. Warum zur Hölle Wetter? Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich in den vergangenen vier Wochen kaum an den Blonden dachte. Ist es gut oder schlecht? Naruto… der Klang von seinem Vornamen beförderte in mir eine echte kindliche Vorfreude. Sobald ich das Uchiha-Viertel erreichte, wurde mir endgültig klar, dass ich mich nicht irrte. Mit jedem Schritt mehrte sich diese seltsame Vorfreude und brachte sogar mein Chakrafluss durcheinander. Das Chakra strömte vermehrt durch meinen Körper, beflügelte mich und verliehe mir eine euphorische Leichtigkeit. Ich verwandelte mich in einen Klumpen gewaltiger positiver Energie. Was ist das für ein komisches Gefühl?! Ich betrat die Residenz und sah der Quelle meiner Vorfreude direkt in die Augen. Natürlich ging es um Naruto. Er saß ganz unbekümmert auf den Stufen vor der Eingangstür. Sein unerwartetes Auftauchen warf mich völlig aus der Bahn und ich konnte zunächst den eigenen Augen nicht glauben. „SASUKEEEEEEE!!!!“ rief er kräftig aus, sprang auf und bewegte sich auf mich zu. Seine Stimme hallte in meinem Kopf nach. Sie ist einfach mit nichts zu verwechseln. Ich überflog kurz sein Äußeres. Sakura erzählte nichts davon, dass er sich auch äußerlich erheblich änderte: ein junger Mann mit etwas kantigen Gesichtszügen und einem naiv lebensfrohen Lächeln eines Dreizehnjährigen lief unaufhaltsam auf mich zu. Da ist es, das Lächeln, in das ich mich einst verliebte. Seine Statur wirkte ebenfalls etwas weniger jugendlich. Insgesamt machte er einen reiferen Eindruck und so fand ich ihn optisch viel ansprechender. Und er änderte seine Frisur: seine Haare waren sehr kurz geschnitten. Das Einzige, was mir in seinem neuen Aussehen nicht gefiel.
 

Kaum war ich mit meiner Beurteilung fertig, warf er sich auf mich und hängte sich über meinen Hals. Mein Arm wickelte sich automatisch um seine Taille und ich drückte ihn fest zusammen. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und seinen Atem berührte meine Haut. Er schmiegte sich an mich, als ob ich sein Liebhaber wäre. Ich schloss genüsslich meine Augen und atmete sein Geruch ein. Freunde sollten sich eigentlich nicht so intim begrüßen, aber in diesem Moment vergass ich alles, was ich im Bezug auf Naruto tun und nicht tun sollte. Alle bislang wichtigen Regel waren auf einmal nicht mehr wichtig. In seiner Umarmung sein zu dürfen bedeutete die ganze Welt für mich. Am liebsten würde ich den Rest meines Lebens in seinen Armen verbringen. Am liebsten würde ich nie von ihm loslassen. Er wollte schon jetzt die Umarmung lösen, aber ich erlaubte ihm nicht und umschloss ihn nur fester.
 

„Du hast mich auch ziemlich doll vermisst, ha?“ Dieser kleine Satz taute endgültig mein Herz auf. Naruto, ich liebe dich. Und ich hab dich wirklich wie verrückt vermisst.
 

Bevor ich mich melden konnte, löste er sich von mir und schon verwandelte er sich zurück in meinen besten Freund. Sein energisch-freundschaftlicher Ton fühlte sich wie eine kalte Dusche morgen früh an, so ziemlich unerwartet:
 

„Ich muss dir sooooooo viel zeigen! Konoha änderte sich sehr in den letzten zwei Jahren, deswegen machen wir heute einen kleinen Rundgang. Du kommst mit. Keine Diskussion. Keine Einwände.“

„Okay…“ konnte ich nur darauf antworten. Irgendwie überforderte mich die magische Umarmung von vorhin und ich war immer noch nicht ganz beisammen.

„Du bist irgendwie komisch. Ist was los?“ Er guckte mich besorgt an.

„Nichts,“ und dann fielen mir die Worte aus dem Mund. „ich bin nur froh, dich wiederzusehen.“
 

Diese unschuldige Aussage hatte einen seltsamen Effekt auf ihn. Er schlug verlegen die Augen nieder und lächelte. Dieses Lächeln war mir bis jetzt unbekannt. Es wirkte liebevoll, verträumt und romantisch und Naruto selbst kam mir… total verliebt vor? Kaum ein Moment verging, kehrte sein Gesicht wieder zum normalen zurück, als ob nichts gerade eben passierte. Bildete ich es mir etwa ein?
 

„Na komm! Los!“ Er nahm meine Hand und zog mich gewaltsam in die Richtung vom Tor.

„Warte mal kurz.“ ich konnte endlich zu meinen Sinnen vollständig zurückkommen. „Lass mich wenigstens mein Kram zuhause ablegen. Ich bin gleich wieder da.“

„Okaaaaay! Beeil dich!“ rief er energetisch hinterher.
 

Es wurde ein sehr wunderschöner Tag. Er zeigte mir den neuen Aussichtsturm, das neue Kino, das Ichiraku-Ramen… Er erzählte ein bisschen was über fast jedes neu gemachte Gebäude, an dem wir vorbeiliefen. Generell hörte er nicht auf zu reden. Ich hatte ein nostalgisches Gefühl: er erzählt Sachen, ich höre zu. Schön, dass alles immer noch beim Alten ist. Naruto schien auf dem geistigen Höhepunkt zu sein. Seine unverfälschte aufrichtige Freude steckte mich an und ich machte sogar bei seinen dummen Witzen mit. Die Interaktion zwischen uns lief ganz natürlich und ungezwungen, bis er folgendes sagte:
 

„Ich möchte dich heute zum Abendessen einladen. Hinata kocht heute Katsudon.“ Ich fürchtete den Moment, wenn Naruto Hinata im Gespräch erwähnen würde. Und es passierte jetzt.

„Neee, ich hab noch was von gestern. Aber danke.“ Als Sakura mir die Beziehung von den beiden beschrieb, konnte ich es nicht ertragen. Wie soll ich dem noch zusehen?

„Na komm! Hinata kocht ziemlich lecker. Außerdem könnt ihr euch etwas näher kennenlernen. Es wäre cool, wenn ihr euch befreunden könntet.“

„Es ist zwar sehr nett von dir, aber ich würde trotzdem passen.“ Genau das wollte ich nicht. Ich wollte nicht Hinata kennenlernen. Und ich wollte sicher keine Freunde mit ihr werden.

„Sei doch nicht so lahm! Dir wird kostenloses Essen angeboten! Was kann denn schöner sein als ein leckeres kostenloses Essen?“
 

Du.
 

„Ich… ähm…“ Ich murmelte mit Mühe irgendwas, aber er unterbrach mich.

„Ach Mensch, komm doch einfach mit!“ Seine Stimme verriet, dass er leicht enttäuscht war. „Ich biete dir doch nichts skurriles an…“
 

In der nächsten Sekunde schlug er seinen Blick nieder und richtete in Kürze die Augen auf mich. Sie schauten mich wie gewohnt an, eben wie sie einen besten Freund anschauen müssen. Aber das davor… diesmal meine ich, eine echte Verliebtheit in seinen Augen gefangen zu haben. Hab ich es jetzt wirklich gesehen?
 

„Na gut, schließlich ist es nur ein Abendessen. Wenn du nicht willst, dann halt nicht. Vielleicht irgendwann mal später.“

„Ich bin dabei.“

„Hab ich dich wirklich überredet?!“ rief er überrascht aus.

„Ummm“, murmelte ich und er drehte den Kopf leicht zur Seite. Ich bemerkte trotzdem, dass seine Augen märchenhaft aufleuchteten. Okay, jetzt wirkt er verliebt. Und nein, ich bilde es mir nicht ein.

„Ach, schön!“ Mit diesen Worten bescherte er mir ein sehr zufriedenes Lächeln.
 

Und so stand fest, dass ich Hinata kennenlerne. Ich erwartete diese Stunde mit Unruhe und dummerweise ließ ich es mir anmerken. Naruto fragte ein paar mal nach, ob es mir gut ginge. Natürlich bejahte ich die Frage jedesmal, obwohl es so nicht wirklich stimmte. Ich lerne Hinata Hyuuga kennen und es gibt kein Zurück. Ich werde mich mit der glücklichen Frau anfreunden, die meine Sonne heiraten wird.
 

Mittlerweile war es tatsächlich so weit: wir kamen zu Hyuuga nach Hause an. Hinata wartete auf uns am Haupteingang. Als sie uns bemerkte, wank sie uns zu und Naruto lief zügig zu ihr. Er umarmte sie vorsichtig und küsste sie ganz kurz am Mund. Mir wurde dabei etwas unheimlich und ich nahm ungewollt meinen Blick von ihnen. Wir betraten das massive Haus und begaben uns in den geräumigen Speisesaal der Hyuuga Residenz. Nun durfte ich den beiden stumm zusehen. Sakura hatte recht, sie sahen wirklich gut aus. Narutos Umgang und Sprechweise zu Hinata waren stets sehr zuvorkommend. Mit seinem ganzen Wesen erweckte er den Anschein sich extrem um sie zu kümmern. Ja, sogar bekümmert um sie zu sein. Auf den ersten Blick sah die Beziehung perfekt aus. Aber nur auf den ersten Blick. Dieser Beziehung mangelte an etwas essentiellem und dieses etwas weigerte sich mir bis zum Ende des Abends zu offenbaren.
 

Was Hinata selbst anging, änderte sie sich eindeutig zum bessern: sie war nicht mehr so schüchtern und redete für sich. Ich musste feststellen, dass sie eine sehr angenehme Gesprächspartnerin ist. Ich spürte, dass sie sich Mühe gibt und es ihr nicht egal ist, ob wir beide zum gemeinsamen Nenner kommen. Die Zeit lief flott und plötzlich wurde aus einer ungewollt akzeptierten Einladung ein sehr schöner Abend mit meinem besten Freund und seiner charmanten Verlobten. Vielleicht kann ich die bittere Realität doch akzeptieren? Kaum passierte der Gedanke meinen Kopf, wurde mir diese bittere Realität auf dem Teller serviert. Hinata sprach mich an:
 

„Sasuke-kun, ich hoffe, du weißt, dass wir dich zu unserer Hochzeit einladen. Du bist schließlich Narutos bester Freund.“ Es wirkte auf mich wie ein Messerstich in den Bauch. Nein, ich kann die Sachen nicht so stehen lassen. Ich kann die Realität nicht akzeptieren. „Hat Naruto dir schon die Einladung gegeben?“

„Nein, wir waren heute ziemlich viel unterwegs…“

„Naruto…“ Hinata sprach ihn vorsichtig an, aber Uzumaki sprang bereits auf.

„Gleeeeeeeich!“ Er holte rennend die Karte und hüpfte wieder auf seinen Stuhl. „Hier! Bitte schön!“
 

Ich sah den kleinen Umschlag an, den Naruto mir überreichte. Es war ein physischer Manifest davon, dass er niemals mir gehören wird. Ein stumpfer Schmerz schlich sich in meine Brust ein und die Tränen drückten auf meine Augen von innen. Bitte nicht jetzt! Nicht emotional werden! Es ist nur die Hochzeit deines besten Freundes, nichts weiter.
 

Ich nahm die Karte und machte sie auf. Jeder einzelne Buchstabe des Textes war sorgfältig in einer kalligrafischen Schrift geschrieben. Am Anfang las man: „Wir freuen uns, unsere Liebe in einem Kreis von Freunden und Familie feiern zu dürfen…“ Eure Liebe, ha? Ihr liebt euch also… schön für euch, was? Ich überflog kurz den restlichen Text und ich überzeugte mich: die beiden ziehen es wirklich durch. Was mir dabei verblieb, war mit einem Loch im Herzen am Narutos Tisch zu sitzen und sich innerlich übers Geschehene zu ärgern. Es tut so unglaublich weh! Später ließ ich mir eine sehr plausible Entschuldigung für den Abschied einfallen und machte mich bereits im Flur dankend fürs Essen fertig. Naruto wollte mich bis zum Tor begleiten und kam mit mir mit. Warum nur?
 

Wir liefen stumm nebeneinander. Die Luft war dickflüssig, zäh und voll mit Verlegenheit. Es war richtig unangenehm. Endlich erreichten wir das Eingangstor. Wir standen weiterhin wortlos rum ohne einen Plan, was wir als nächstes machen sollen. Plötzlich drückt er mich fest an sich ohne ein Wort zu sagen. Ich umschloss ihn, versank in seine zärtliche Wärme und löste mich in ihr auf. Mein Kopf landete auf seine Schulter und ich versteckte mich hinter seinem Rücken vor der bitteren Wirklichkeit. Ich durfte sogar wissen, dass er mich davor beschützen will. Sein Rücken wurde zur meinen Festung. Ich fühlte mich innerlich sehr friedlich, bis mich der Gedanke an seine baldige Hochzeit aufsuchte. Eine mächtige Verzweiflung haute mich um, der stumpfe Schmerz in der Brust kehrte zurück und ich klammerte mich an ihm so fest, wie ich nur konnte. Mehr als alles andere auf der Welt wünschte ich mir, dass er bleibt. Für einen ganz kurzen Moment fühlte es sich so an, als könnte mein größter Wunsch wahr werden, aber er bewegte mich sanft zur Seite.
 

„Dann bis morgen?“ Er sagte es so locker, als ob diese Berührungen nichts für ihn bedeuteten.

„Wann soll ich bei der Akademie sein?“

„Komm um 15 Uhr, da sollte ich Schluss haben.“

„Abgemacht. Dann bis morgen!“
 

Das Loch in meinem Herzen weitete sich noch ein kleines wenig. Ich ging zu Fuß nach Hause und der Spaziergang gab mir die Möglichkeit das ganze adäquat zu verarbeiten. Obwohl die Wirklichkeit wehtat, wollte ich trotzdem bei ihm sein. Er hatte schon wieder volle Kontrolle über meine Gefühlswelt, genauso wie damals. Nur nach einem einzigen Tag. Einfach erstaunlich… was soll das nur? Warum?
 

Am nächsten Tag holte ich Naruto von der Arbeit ab. Er zeigte mir erstmal die Akademie und danach besichtigten wir wieder interessante Orte von Konoha. Heutiger Tag wurde wieder sehr schön. Ich vergaß fast, dass es noch was anderes gibt, außer uns beiden. Er scherzte mit mir rum, lachte laut und machte teilweise unglaublichen Unsinn. Abends stiegen wir auf den Berg mit den Kage-Gesichtern um die Wette. Das war alles seine Idee. Als wir oben ankamen, war es schon dunkel und man konnte die Sterne beobachten. Er rief energisch aus: „Ist es nicht schön?“, setzte sich hin und starrte verträumt den Himmel an. Ich hatte mir gewünscht mit ihm Sterneschauen zu gehen und jetzt passiert es. Unglaublich! Ach, wenn ich ihn unter diesem atemberaubenden Sternenhimmel küssen dürfte! Ach, was wenn… Stattdessen setzte ich mich wortlos neben ihm. Selbst wenn sich er in der greifbaren Nähe aufhält, bleibt er trotzdem unantastbar. Ob von ihm entfernt zu sein die schlechteste Option ist? Ich müsste dann nicht dem brennenden Verlangen nach ihm widerstehen.
 

„Warum hast du deine Haare abgeschnitten?“ fragte ich spontan. Wenn es zu still ist, driften meine Gedanken automatisch in die perverse Richtung ab.

„Alle sagten mir, ich würde unordentlich aussehen und ich ließ mich überreden. Und das ist das Ergebnis. Mir gefällt es und alle anderen finden die Frisur auch toll. Und was denkst du?“ Er guckte mich direkt an.

„Ich finde die alte Frisur besser.“

„Was?! Die mit den verrückten Haaren?!“ erwiderte er überrascht.

„Ja, genau die.“

„Wow, du bist die erste Person, die diese Meinung vertritt.“ Er guckte nachdenklich weg.

„Das passt besser zu deinem Wesen, du bist halt unordentlich. Das warst du eigentlich immer.“

„Stimmt wohl,“ sagte er wieder sehr nachdenklich. Er änderte das Thema, „Sag mal, Sasuke, du hast mich für ne Weile nicht gesehen. Hab ich mich irgendwie geändert?“

„Was meinst du genau?“

„Na alles halt, charakterlich, äußerlich… irgendwas.“

„Äußerlich definitiv, charakterlich kommst du mir genauso rüber, wie damals.“

„Hmmm… nicht so gut…“

„Wieso?“

„Ich versuche mich eben etwas seriöser zu verhalten. Ich möchte, dass mich die Öffentlichkeit als einen würdigen Nachwuchs-Hokage sieht.“

„Wow! Kaum zu glauben, dass sowas von dir kommt!“

„Hä? Wieso denn kaum zu glauben?“

„Na, es hört sich einfach megaernst an.“

„Soll auch so sein.“ Er seufzte. „Ehrlich gesagt ist es richtig langweilig und manchmal sogar ziemlich anstrengend. Ich mach es trotzdem gern. Schließlich muss man irgendwann erwachsen werden, ne?“

„Sagt derjenige, der immer noch vorne auf den Hokage-Gesichtern klettert…“ Ich grinste ihn schadenfroh an. Seine blauen Augen drückten die tiefste Empörung aus, als ob er damit meine Aussage in irgendeiner Weise entkräftigt hätte. „Was denn? Ich sag’s ja nur…“

„Also,“ leitete er in einem gespielten Expertenton ein, „ich darf mir wohl eine kleine Pause gönnen, ja?!“ Nachdem er ein wenig runterkam, fuhr er ziemlich weich fort, „Ach, Sasuke, wenn du nur wüsstest, wie lange ich keinen mehr Unsinn gemacht habe. Fühlt sich echt gut an.“
 

Er machte kniff seine Augen genüsslich zu und streckte sich wie eine Katze aus. Das riesige Grinsen verließ dabei nicht seine Lippen.
 

„Sasuke…“
 

Er legte eine Pause, die ein wenig dramatisch wirkte. Jedesmal, wenn Naruto meinen Namen aussprach, bekam ich eine leichte Gänsehaut. Diesmal klang mein Name besonders lieblich auf seiner Zunge und durch die künstliche Pause durfte ich diesen süßen Klang besonders lange auskosten. Er schaute mich an und sagte:
 

„Ich bin so froh, dass du wieder zuhause bist.“
 

***
 

Die nächsten Monaten waren die glücklichsten in meinem ganzen Leben. Wenn ich nicht gerade weg auf einer Mission war, sahen wir uns regelmäßig, nämlich mindestens einmal pro Woche. Naruto nahm mich sehr herzlich in seine Welt auf und schleppte mich überall mit. Ich durfte dadurch ab und zu ihn bei verschiedenen Aktivitäten beobachten, die meistens etwas mit seiner Arbeit zu tun hatten. Zu meiner größter Überraschung nahm Uzumaki die Arbritspflichten sehr ernst, wodurch er täuschend vernünftig wirkte. Und insgesamt wie er sich öffentlich aufführte, unterschied sich radikal von dem, wie er nur mit mir war. Nur wenn wir ganz allein waren, kam sein albernes dreizehnjähriges Ich zum Vorschein. Und irgendwie schätzte ich diese Tatsache sehr.
 

Ich wusste leider immer noch nicht genau, als was Naruto mich tatsächlich wahrnimmt. Er sendete manchmal nonverbale Signale, die ich als Anzeichen einer starken außerfreundschaftlichen Zuneigung deutete: zweimal pro Treffen passierte zwischen uns die magische Umarmung und dazu fing ich manchmal diese flüchtige Verliebtheit in seinen Augen, die ich in Gegenwart keiner anderen Person außer meiner feststellen konnte. Ich beobachtete ihn doch nicht umsonst! Natürlich machte mir all das ungewollt Hoffnungen darauf, dass unsere Freundschaft doch keine Freundschaft ist, aber ich versuchte bewusst so wenig wie möglich zu hoffen. Unsere Beziehung ist immer noch zutiefst kurios. Es ist leider nicht einfach mit ihm. Das war es allerdings auch nie.
 

Die Ungewissheit über Narutos Gefühle mir gegenüber war nicht das einzige Problem. Zusätzlich hielten uns die Sachen fern voneinander, mit denen jeder Erwachsene zu kämpfen hat. Für mich hießen diese Sachen die Missionen. Das Schwere daran war einige Wochen am Stück getrennt von Naruto zu sein, aber das brachte Geld ein und ich war darauf dummerweise angewiesen. Und für Naruto hieß diese Sache den strengst geregelten Alltag zu bekämpfen. Er legte sich sogar einen Terminkalender zu und dieser war mit verschiedensten Dingen vollgepackt. Jedoch fand sich darin Woche für Woche ein kleines Plätzchen für mich. Meistens handelte es sich darum, dass ich mit Naruto in der Akademie rumhing und ihm ein wenig mit seiner Arbeit aushalf. Oder wir hingen bei mir zuhause planlos rum und er beteiligte sich an meinem Alltagskram. Wir machten an sich nichts spannendes, dennoch war jede einzelne Sekunde mit ihm unersetzlich und sehr teuer. Komischerweise wurde uns niemals langweilig. Vielleicht lag es daran, dass Naruto mich oft zu irgendwelchen Dummheiten verleitete und auch selbst viel Dummes machte. Wir hatten also immer etwas zum Lachen. Manchmal machten wir tatsächlich was sinnvolles. Neulich brachten wir seine Wohnung wieder in Ordnung. Und ich stellte fest, dass man mit Naruto über Dinge verschiedster Art austauschen kann. Ab und zu führten wir sogar ernstere Gespräche über das Leben, die Arbeit, den Alltagsstress, den Krieg und seine Folgen, die Zukunft von Konoha und der Shinobi-Allianz, seine Kindheit und sogar über meine Familie. Das Einzige, was ein unbenanntes Tabuthema war, war Narutos Beziehung. Wir redeten nie darüber und es war gut so. Manchmal unternahmen wir sogar was, mitunter zusammen mit Hinata oder mit Sakura. Es war aber so, dass Sakura sehr viel arbeitete und Hinata selten was unternehmen wollte. Der Zufall, das Universum, Gott oder was auch immer schenkte mir also diese kostbare Zweisamkeit und ich nahm sie dankend an.
 

Trotz der ganzen organisatorischen Schwierigkeiten und seiner unklaren Haltung mir gegenüber sehnte ich mich wie verrückt nach ihm. In seiner Nähe sein zu dürfen war jeglicher Anstrengungen wert und Punkt. Denn seine Nähe verlor nicht ihre einzigartige Wirkung auf mich: er erinnerte mich daran, dass das Leben eine schöne Sache ist, und ich hing schon wieder so sehr dran. Genauso wie damals mit 13. Also lebte ich vom Treffen zu Treffen und jedes Mal, als ich ihn endlich wieder sah, kannte meine Freude keine Grenzen. Meine Sonne schien für mich wieder und ich hatte das Gefühl, dass er für eine ganze Weile an meiner Seite bleibt. Es machte mich natürlich überglücklich.
 

Eines Tages lud er mich zu einer Veranstaltung von der Akademie ein. Was heißt eigentlich "einlud", er verkündete lediglich, dass ich mitkomme. Es handelte sich um das jährliche Treffen für alle Absolventen der Akademie. Naruto war natürlich an der Organisation der Veranstaltung beteiligt. Das bedeutete, dass ich ebenfalls daran beteiligt bin. Generell war Naruto ohne Ende über dieses Event begeistert und redete jedem ein, die Veranstaltung unbedingt zu besuchen. Er überredete sogar Hinata mitzukommen und sorgte dafür, dass Sakura, Shikamaru und alle anderen aus unserer ehemaligen Klasse frei bekommen. Er verbreitete sein Enthusiasmus überall, wo er auftauchte. Ich fand ab einem gewissen Punkt sein ununterbrechbares Tun anstrengend, sagte aber nichts dazu. Schlimmer war, dass er mich tatsächlich überall miteinbezog, wie ich befürchtete. Aber wie gesagt, seine Nähe war jeglicher Anstrengungen wert. Deswegen machte ich brav mit.
 

Dann kam der Tag, an dem das große Treffen stattfand. Die ganze Akademie war seit einer Woche auf den Kopf aufgestellt. Heute fand ausnahmsweise kein Unterricht statt. Naruto half selbstverständlich aus und ich war selbstverständlich auch dabei. Heute Abend war Naruto nicht nur als Gast anwesend, sondern auch als ein Teil des Orga-Teams. Er schlüpfte gern in Aufpasser-Rolle und kommandierte entschlossen rum. Er leitete das Ganze sehr gewissenhaft und hatte tatsächlich alles in Griff, aber der Anblick von so einem Naruto war nichtsdestotrotz irgendwie sehr niedlich. Ich beobachtete ihn und wunderte mich, ob es sich genauso anfühlen wird, wenn er das Amt des Hokage bekleidet. Wird er auch so putzig wirken? Ach, mein kleines Schwachköpchen… warum ist alles, was du machst, so unglaublich süß?
 

Nun fing die Veranstaltung an und gleich zu Beginn erschienen zahlreiche Absolventen der Akademie. Der Abend lief flott, die Gäste schienen an der Veranstaltung Spaß zu haben. Naruto spielte den Aufpasser, bis sich Iruka-Sensei bei ihm für die Hilfe bedankte. Danach schlossen wir uns unserer Klasse an und feierten mit. Naruto war am lautesten von uns allen und eigentlich war er der Hauptstimmungsmacher. Als die offizielle Veranstaltung vorbei war, war Naruto ziemlich besoffen und wollte mit dem Feiern auf keinen Fall aufhören. Die meisten vertraten die gleiche Meinung. Jemand schlug vor in eine Bar zu gehen und oh Gott krallte sich Naruto an Idee fest! Keiner konnte ihn umstimmen, nichtmal Hinata. Er wurde sogar etwas grob mit ihr. Sie war im Endeffekt für ihre Verhältnisse stinksauer und bat mich darum, dass ich auf ihn aufpasse. Danach verließ sie in stolzer Einsamkeit die Räumlichkeiten der Akademie. Eigentlich lag es mir auch nicht nahe, mich noch weiter zu betrinken und von mir aus wäre Schluss an dieser Stelle sehr angemessen. Dennoch gehörte ich zu den verbleibenden Säufer, die sich skandierend in eine Bar begaben, und in Kürze befand ich mich in einem sehr kleinen vollgepackten stickigen Laden. Ab da fuhr der Zug mit uns allen ins tiefste Verderben ab. Sakura war nicht mehr scheu mich anzufassen und ich mied sie um jeden Preis. Ich klebte an Naruto in der Hoffnung, dass es Sakura in seiner Gegenwart nicht privat genug sein wird. Und Naruto klebte fest am Alkohol und daran, dass alle weiter trinken. Der Zug erreichte die Endstation, als ich mich sitzend zwischen dem schlafendem Naruto von links und der besoffenen Sakura von rechts vorfand. Sie belästigte mich ziemlich eindeutig und schlafender Naruto konnte sie nicht mehr aufhalten. Als ihre Versuche oft genug unterbrochen waren, fing sie an, über ihre Gefühle zu mir zu berichten. Diese Aktion endete damit, dass sie auf meiner Schulter zusammenbrach. Somit reichte mir ihre Gesellschaft für heute. Zum Glück waren Ino und Sai gerade dabei, den Laden zu verlassen. Ich nutzte die perfekte Möglichkeit aus und wurde Sakura an Ino los. Erstes Problem abgehackt. Mein zweites Problem hieß Naruto Uzumaki. Das Problem schlief fest und schien nicht selbständig laufen zu können, weswegen ich einen Taxi organisierte. Naruto musste zum Auto getragen werden und Gott sei dank fanden sich ein paar freiwillige Helfer. Ich war sauer auf ihn. Wie kann man sich so besaufen?! Im Auto wurde er wach und fragte in einer sehr betrunkenen Stimme:
 

„Wo sind alle?“

„In der Bar.“

„Und wo sind wir?“

„Im Auto. Wir fahren nach Hause. Es reicht für heute.“

„Neeeeeeeein…“
 

Sein Kopf fiel leblos auf meine Schulter und er schlief direkt wieder ein. Er schnarchte laut, sein Mund war weit offen und die Spucke lief ihm runter. So unansehnlich, dieser Naruto! Das Schlimmste an der ganzen Situation war, dass ich ihn gerade sehr süß fand. Warum, Gott verdammt?! Er ist doch eine stockbesoffene Sau! Aber irgendwie ist er meine stockbesoffene Sau. Ich machte ihm die Spucke weg, umarmte ihn vorsichtig und steckte die Nase in seine Haare. Meine Lippen formten sich zum Röhrchen und berührten leicht seine Stirn. Es schmatzte kurz nach. Ich küsste ihn tatsächlich. Diese kleine Fahrlässigkeit jagte mir eine tierische Angst ein. Instinktiv kniff ich die Augen zu und schmiegte mich enger an ihn, als ob der Kuss dadurch wieder rückgängig gemacht wäre. So eine kindische Reaktion! Ach naja… den Rest der Fahrt verbrachte ich mit zugemachten Augen, lauschend seinem unregelmäßigen Schnarchen.
 

Als ich den Fahrer auszahlte und das bequeme Auto verließ, erreichte mein zweites Problem das kritischste Stadium. Naruto musste schon wieder getragen werden. Diesmal gab es keine freiwilligen Helfer und ich musste ganz allein seinen leblosen Körper in mein Haus befördern. Mit nur einem Arm war diese Aufgabe extra herausfordernd, aber ich wurde auch mit ihr fertig. Ich legte ihn sogar sehr vorsichtig in mein Bett. Bevor ich selbst ins Bett ging, suchte ich ihn ganz kurz auf um gute Nacht zu wünschen. Ganz unbemerkt überging „ganz kurz“ in „eine Weile“. Ich saß nämlich auf die Bettkante und betrachtete, wie er schläft. Schlafend zu sein stand ihm einfach nicht: sein Körper nahm eine krampfhafte unmenschliche Position an, seine Haare verklebten sich zu spitz aufgestellten Nadeln und seine Lunge produzierte laute tierische Geräusche. Und dieses unansehnliche betrunkene Wesen zwang mein Herz enorm schneller zu schlagen. Wie hoffnungslos bin ich eigentlich? Gute Nacht, Naruto. Träum was schönes. Ich konnte es mir nicht verkneifen und küsste ihn leicht an die Stirn. Heute schon zum zweiten Mal.
 

Die Nacht verlief für mich unruhig. Ich wälzte im Bett herum ohne ein Auge zuzutun. Und die ganze Nacht plagte mich ein brennendes beinahe unausstehliches Verlangen nach ihm. Ich stellte mir vor, wie schön sich seine unmittelbare Nähe anfühlen sollte. Am liebsten würde ich mich heimlich zu ihm ins Bett einschleichen und mir so seine Nähe gönnen. Leider war diese Idee mehr als nur ziemlich abstrus. Meine Schlaflosigkeit war auch Narutos Schnarchen zu verdanken. Er schnarchte so laut, dass die Fensterscheiben vibrierten. Hinata tut mir schon irgendwie leid. Ich versteh jetzt, warum sie immer noch getrennt wohnen.
 

Am nächsten morgen erklang ein sehr lautes „Sasuke? Bist du schon wach?“ aus meinem Zimmer natürlich genau dann, als ich friedlich schlummerte. Ich begab mich voll sauer zu ihm und guckte ihn strikt an:
 

„Was?!“ warf ich unfreundlich.

„Guten morgen.“ begrüßte er mich ziemlich schwach.

„Was willst du?“

„Könntest du bitte ein Glas Wasser bringen?“ Seine Stimme zitterte.
 

Ich ließ einen genervten Seufzer ab und besorgte ihm das verdammte Glas Wasser.
 

„Hier. Trink.“ Ich drückte ihm das Glas in die Hand.
 

Er versuchte sich im Bett hinzusetzen, aber es misslang ihm und er lag wieder.
 

„Sorry, aber könntest du mir bitte hochhelfen?“ fragte er etwas jämmerlich.

„Noch irgendein Wunsch, Uzumaki-sama?!“ erwiderte ich irritiert. Wenn ich nicht genug Schlaf kriege, versagt mein Höfflichkeitszentrum als allererste. Ich war wirklich schlecht gelaunt.

„Ich glaube, das wär’s erstmal“ antwortete er in einem sehr aufrichtig entschuldigenden Ton. Damit bekam er meinen Zorn etwas unter Kontrolle und ich machte mich daran, ihm hochzuhelfen.
 

Ich nahm ihm das Glas weg und stellte es ab. Gestriges Getrage von seinem leblosen Körper löste in mir unangenehme Flashbacks aus. Ich wollte mich nicht noch zusätzlich bei dieser Aktion körperlich anstrengen und mir fiel tatsächlich eine elegante Lösung ein: ihn mit Rinnegan hochzuziehen! Dafür, und wirklich nur dafür, setzte ich mich entschlossen auf seine Oberschenkel und… diese unüberlegte Aktion brachte mein Körper durcheinander. Ich fror ein, auf ihm sitzend, und starrte ihn dummlich an. Er tat genau das gleiche, bloß liegend. Seine verängstigten Augen krallten sich buchstäblich in mich hinein und wir stellten einen kurzen intensiven Blickkontakt her. Hinter dieser instinktiven Urangst versteckte sich ein unverfälschtes Interesse und ich meine es tatsächlich erblickt zu haben. Für einen Sekundenbruchteil stellte ich mir vor, dass alles, was jetzt gerade in meinem Kopf abgeht, zur Wirklichkeit wird. Dann war unsere Sekunde um. Naruto brach den Blickkontakt ab und sammelte sich. Mir kam vor, als ob er es fast widerwillig machte.
 

„Was machst du eigentlich?“ fragte er schusselig.

„Banshou Tennin.“ sagte ich leise.
 

Sein Körper wurde ruckartig zu mir hochgezogen und ich fing ihn auf. Er griff nach meinen Schultern, als ob es dabei um einen Rettungsring handelte. Sein leicht verschlafener Gesichtsausdruck und etwas fragender Blick machten ihn regelrecht zauberhaft. Er prallte leicht mit der Stirn gegen meine und lächelte verlegen dabei. Gott, alles was er macht, ist süß ohne Ende! Ich konnte nicht mehr sauer auf ihn sein. Naruto, warum bist du so anziehend?
 

„Stütz dich.“ befiel ich ihm und meine Arme ließen seinen Rücken los.

„Okay.“ er hörte ebenfalls auf sich an mir festzuhalten und stützte mit beiden Armen ab. Dadurch stellten wir einen halbwegs akzeptablen Abstand wieder her. Er nahm das Glas und trank es aufeinmal leer.
 

Ich saß immer noch auf seinen Oberschenkel. Jetzt fiel jeglicher plausibler Grund weg auf seinem Schoß länger zu verweilen. Ich musste mich so schnell wie möglich von ihm trennen, weil sonst… naja, nicht, dass ich impulsiv verleitet werde. Eins, zwei, drei! und schon lag eine gewisse Distanz zwischen uns. Die zerstörten persönlichen Räume wurden erneut aufgebaut. Die freundschaftliche Normalität hat gesiegt. Yaaay… wie traurig. Warum hat er mich nicht aufgehalten? Warum statt uns zu küssen sitzen wir in verschiedenen Ecken des Zimmers? Warum machen wir nicht die Sachen, für die wir beide bereits erwachsen genug sind?! Machen ihm diese Berührungen wirklich gar nichts aus?! Wenn es so ist, warum erlaubt er mir, sich in solchen Weise anzufassen?! Warum sagt er nichts dazu?! Will er ernsthaft nicht mehr von mir?! Es macht einfach keinen Sinn…
 

„Wie geht es dir?“ sprach ich ihn bedrückt an. Ich müsste mich von der bitteren Realität ein wenig ablenken.

„Dreckig,“ sagte er erschöpft, „ich betrinke mich ziemlich schnell. Und dir?“

„Es geht. Ich bin nur ziemlich müde, weil jemand gewisses wie ein Riesenwasserfall schnarcht.“

„Tut mir leid.“

„Naja, ist okay… ich kann schlafen, wenn du weg bist. Hauptsache dass du unversehrt bist. Sonst hab ich mein Versprechen gegenüber Hinata nicht halten können.“

„Ist sie sehr sauer auf mich?“

„Naja, du bist gestern ziemlich eklig geworden.“

„Scheiße, ich kann mich nur vage daran erinnern“, verkündete er nachdenklich. Plötzlich wurde ihm das Ausmaß dessen komplett bewusst und er fasst sich an den Kopf. „Scheiße!!! Ich hab sie bestimmt damit sehr traurig gemacht! Jetzt kommt der Scham… Ach Mensch, ich weiß doch, was passiert, wenn ich zu viel trinke. Warum mache ich sowas?!“
 

Seine Selbstbeschuldigung hörte abrupt auf und es wurde still. Er seufzte schwer und sagte:
 

„Naja, jetzt kann ich es eh nicht ändern. Muss mich bei Hinata unbedingt für gestern entschuldigen… wenigstens machte das ganze eine Menge Spaß,“ er guckte mich müde und liebevoll an, „sag mal, hattest du auch Spaß oder habe ich dir den ganzen Abend versaut?“

„Es war schon sehr witzig. Ich hab wirklich lange nicht mehr so heftig gefeiert.“

„Schön zu hören…“ Seine Lippen formten sich zu einem zauberhaften Lächeln. Im nächsten Moment wurde er plötzlich bekümmert. Ein bedrücktes Seufzen verließ seine blasse Lippen, „Ich muss jetzt Hinata anrufen.“
 

Er versuchte aufzustehen und es misslang ihm. Er kippte richtig miserabel um. Ich konnte nicht tatenlos dabei zusehen und…
 

„Kann ich irgendwas für dich tun?“ sprang von meiner Zunge selbstverständlich ab.

„Es wäre nett, wenn du mir mein Handy bringen würdest. Es ist irgendwo in meinem Pullover.“
 

Ich stürzte in den Flur, kam blitzschnell mit seinem Handy zurück und drückte es ihm in die Hand. Er starrte das kleine Gerät erstmal verwirrt an. Man spürte, wie sich sein Gehirn anstrengt. Schlussendlich wusste er, was zu tun war: Er drückte schnell die Tasten und das Handy machte unangenehmes Piepsen nach jedem Tastenanschlag. Nun war die gewünschte Nummer eingegeben. Dann guckte er mich entschuldigend an und sagte leise:
 

„Könntest du bitte rausgehen?“
 

Ich ging brav weg und setzte mich draußen auf den Stufen vor der Eingangstür. Er muss mir eigentlich nichts und ich weiß es. Er ist vergeben und leider weiß ich es ebenfalls. Ein mieses Gefühl richtig schlimm ausgenutzt zu werden zerriss trotzdem mein Herz in Stücke. Es ist einfach nur bitterwitzig! Weiß er überhaupt, wie viel seelische Mühe es mir kostet seinen besten Freund zu spielen? Er ahnt wahrscheinlich nichts von meinen Gefühlen. Und jetzt rechtfertigt er sich vor seiner saueren Verlobten an Telefon. Liegend in meinem Bett… na klar…
 

Während diese Gedanken durch meinen Kopf zogen, verspürte ich einen sehr komischen Kummer. Ich war nicht böse auf ihn, ich wollte Hinata nicht loswerden… ich war nur über diese unglücklichen Umstände zutiefst traurig. Es haut doch alles nicht hin! Es ist alles so, wie es nicht sein soll! Und ich kann nichts damit machen. Einfach gar nichts. Das Einzige, was mir zusteht, ist die verbleibende Zeit mit ihm zu genießen. Und am Ende muss ich meine Sonne endgültig gehen lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2017-08-08T06:13:55+00:00 08.08.2017 08:13
Super geschrieben ,trauriger Sasuke !
Ich bin der Meinung Hinata und Naruto passen nicht zu stammen ,sie war nie seine Sonne!
Eigentlich war er doch immer in Sakura verliebt ,da das nichts wird sollte er sich Sasuke schnappen ,aber nicht Hinata !
Antwort von:  suugakusan
08.08.2017 09:24
Du bist immer noch dabei! YAAAY! Danke :D

Die Endpaarungen sind schrecklich, meiner Meinung nach. Außer Temari und Shikamaru macht keine von denen Sinn. Aber Naruto und Hinata regen mich am meisten auf. Und ein zweistündiger Film kann es nicht gerade biegen.

Wenn die Macher nicht das gewünschte Ende liefern, macht man sich halt ne eigene :D
Antwort von:  Maren-san
13.09.2017 04:52
1.bisher gute geschichteauch wenn ich die dialoge etwas komisch finde und sasuke zu ...ich sag jetzt mal süchtig... zu ihm ist.... 2. tema und shika ja definiv aber ino und sai finde ich auch nicht schlecht...aber das mit hinata kann ich nur zu stimmen.... unter den mädchen hätte ich sakura besser gefunden...aber ganz ehrlich er passt wirklich am besten zu sasuke!!!!
Antwort von:  suugakusan
13.09.2017 08:31
Danke für den Feedback und fürs Lesen an sich!

Ich glaube, das mit den Dialogen und Sasuke wird nicht besser :D vielleicht macht dir dann die Geschichte im Endeffekt kein Spaß deswegen. Dann würde es mir leid tun :D Wenn du sie trotzdem durchziehst, wäre es natürlich cool, aber wenn nicht, dann kann ich es nachvollziehen. Es ist halt kein Profi-Werk und viel geschrieben habe ich auch nicht, also habe ich keine Ahnung. Ich wollte hauptsächlich meine Gedanken zum Thema äußern.


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