Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 28: 28.1.2024: brr -------------------------- „Brr!“ Sie rieb die Hände aneinander und bewegte immer wieder ihre Finger, so gut es ging – trotz dicker Fäustlinge fühlten sie sich an, als würden sie jeden Moment abfallen. Der Mantel war fast knielang und ließ sie wie ein Michelinmännchen aussehen, aber trotzdem kroch ihr die Kälte in jede Faser ihres Körpers. „Wo bleibt er nur?“, trat sie ungeduldig von einem Bein aufs andere und schob sich die Hände unter die Achseln. Auch das brachte nicht den gewünschten Effekt. Langsam wurde ihre Ungeduld so groß, dass ihre Laune gewaltig zu kippen drohte. Eigentlich fand sie den Winter ja schön: Die dicken Flocken, die vom Himmel sanft hinunterglitten, das Glitzern der Eiskristalle im Lichterschein und selbst das Betrachten des eigenen Atems, wenn er in kleinen Wölkchen aus ihrer Nase emporstieg, hatte sonst immer etwas Heimeliges für sie. Allerdings nahm diese Faszination umso mehr ab, je länger sie hier an der Straßenecke stand, zu der ihr Freund sie gelockt hatte. Sie stand direkt an einer Hauptstraße, es rasten die Autos nur so an ihr vorbei – ganz zu schweigen von den Fußgängern, die es eilig hatten, zum Einkauf oder zur Arbeit zu kommen. Manche zogen ihre quengeligen Kinder mit. Von Idylle nichts zu sehen! Und vor allem auch nichts mehr zu spüren: Jetzt begannen auch noch ihre Füße kalt zu werden. So leicht konnte aus einer erwachsenen Frau wieder ein weinerliches kleines Mädchen werden, dachte sie und schaute hinter sich: Vor der Hauptstraße flüchtete die kleine Seitengasse, an der sie ebenfalls stand, regelrecht davon und lockte mit gleich mehreren Cafés und Backstuben. Ja, sie sollte hier an der Ecke warten, aber konnte sie das nicht auch vom Fenster eines Cafés aus? Zögerlich machte sie einen Schritt in die ersehnte Richtung und warf nochmals einen Blick auf ihre Uhr: Eigentlich hätte ihr Freund längst hier sein müssen – wenn er sich verspätete, war es nicht ihre Schuld! „Ich seh ihn ja! Und zur Strafe fürs Warten lassen kann er mir den Kaffee gleich ausgeben!“, murmelte sie, schob die Hände in ihre Manteltaschen und steuerte auf das Café zu. Aber als sie es fast erreicht hatte, zog ein seltsames Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es bahnte sich aus der Seitengasse seinen Weg in ihre Richtung und mit jedem Meter, den es näher kam, wurden ihre Augen größer. Eine Pferdekutsche brach die Hektik der Hauptstraße in ihrem Rücken auf und versetzte alles gefühlt in eine andere Zeit. Zwei wunderschöne Rappen zogen das Gefährt, an den Seiten wurde die Kutsche von kleinen Lampen erhellt. „Wie wunderschön! Mit so einer wollte ich schon immer mal fahren“, sprach sie in Gedanken zu sich selbst und spürte die Sehnsucht in sich aufsteigen. Schon als kleines Kind hatte sie davon geträumt und ein seliges Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Ach, was seid ihr hübsch!“, murmelte sie, als die Pferde näher kamen und schrak auf, als sie ihren Namen hörte. Sie blickte zum Fahrgast der Kutsche und ihre Gesichtszüge entglitten ihr. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst an der Ecke warten?“, lachte der sie an und der Kutscher brachte seine Pferde mit einem „Brr!“ zum halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)