Von erfüllten und unerfüllten Träumen von Aleye85 ================================================================================ Kapitel 4: Die Wiedergutmachung ------------------------------- Wie versteinert blieb Randy stehen. Was sollte er tun? Davonlaufen? Aber wohin? Drei Tage waren vergangen, seit Nael ihn erwischt hatte. Seitdem hatte er die anderen nicht mehr gesehen, bzw. war seinem Klassenkameraden aus dem Weg gegangen. Dieser kam nun lächelnd auf ihn zu. Da er keine Feindseligkeit oder böse Absicht in der Miene des anderen erkennen konnte, entschied sich Randy, stehen zu bleiben, auch wenn ihm das schwerer fiel als es sollte. „Hey, na wie geht es dir?“ Hotohori lächelte ihm aufmunternd an und nahm ihm damit ein Stück Unsicherheit. „Gut …?“ „Schön. Wie schaut‘s? Lust, eine Runde zu schwimmen?“ Verdattert blickte Randy seinen Mitschüler an. Er erwartete ein fieses Lachen oder etwas in der Art. Allerdings schien dieser seine Frage vollkommen ernst zu meinen. „Sch… schon aber wie?“ Er fuhr sich verlegen durch sein hellbraunes Haar. Meinte sein Mitschüler das Ernst oder erlaubte er sich doch einen schlechten Scherz mit ihm? „Ich nehme dich mit in den SC. Also eigentlich erst nach der offiziellen Trainingsstunde. So lange müsstest du warten. Dann verschaffen dir meine Freunde und ich Einlass.“ „Aber … ist das denn erlaubt?“ Randys Herz vollführte hoffnungsvolle Sprünge. Er versuchte das Gefühl zu unterdrücken, denn er hatte Angst zu hoffen, nur um am Ende enttäuscht zu werden. „Wen juckts?“ Hotohori zuckte mit den Schultern und zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Was niemand weiß, macht auch bekanntlich niemand heiß. Dann lass uns gehen!“ Der Blonde ergriff sein Handgelenk und zog ihn fröhlich entschlossen hinter sich her. Randys Freude wurde mit einem Mal getrübt, als ihm ein weiteres Problem bewusstwurde. „Aber ich habe gar keine Badesachen dabei.“ „Schwimmsachen“, berichtigte ihn Hotohori und lächelte. „Kein Problem, daran haben wir schon gedacht. Wir leihen dir welches.“ „Wer ist eigentlich wir…?“ „Na Nael, Cosmo und ich!“ Bei dem ersten Namen zuckte Randy merklich zusammen und sein Klassenkamerad lachte amüsiert auf. „Mach dir keine Sorgen. Unser Nael ist zwar meistens etwas hitzköpfig und provokativ, aber durch und durch ein lieber Kerl. Man kann sich auf ihn verlassen, du wirst sehen. Es dauert für gewöhnlich nur etwas, bis man mit ihm warm wird.“ Er schluckte und hoffte, dass Hotohori recht hatte. Das Training war hart und anstrengend gewesen. Randy staunte, wie fit und ausdauernd Hotohori und seine Freunde waren. Würden sie wirklich noch fit genug sein, um ihm Schwimmunterricht zu geben? Als sie alle ausgeschwommen hatten und sich auf den Weg zu den Duschen machten, gab ihm sein Klassenkamerad das vereinbarte Zeichen. Der Braunhaarige versteckte sich im Gebüsch und wartete, bis der Trainer verschwunden war und sein Mitschüler zu ihm lief. „Coach Tamahome ist weg. Du kannst jetzt drübersteigen. Schaffst du das?“ Besorgt musterte Hotohori den Zaun, doch Randy winkte lässig ab. „Kein Problem für mich.“ Cosmo und Nael verließen ihren Wachposten an der Ecke und kamen ebenfalls auf sie zu. „Sind alle weg. Wir haben freie Bahn. Auf geht’s.“ Der Schwarzhaarige nickte ihm auffordernd zu und Randy machte sich sofort ans Klettern. Mit ein paar Schwierigkeiten, denn der Zaun war wackeliger als gedacht, kam er unversehrt auf der anderen Seite an. Cosmo hielt ihm lächelnd eine Badehose entgegen. „Die sollte dir passen. Beeil dich. Dann legen wir gleich los.“ Das ließ sich Randy kein zweites Mal sagen. Beschwingt nahm er das Kleidungsstück entgegen und sah sich suchend nach einer Umkleidemöglichkeit um. „Da alle noch unter den Duschen und in den Kabinen sind, müsstet du dich schnell hier draußen umziehen. Hinter der Ecke“, Hotohori deutete schräg nach hinten, „befindet sich der Geräteschuppen. Da geht für gewöhnlich niemand hin.“ Randy nickte und machte sich sogleich auf den Weg. Sein Blick streifte zum gefüllten Becken und sein Herz vollführte aufgeregte Sprünge. Passierte das gerade wirklich? Durfte er tatsächlich schwimmen? Als er fertig war, erwarteten ihn die anderen bereits. Nael schaute genervt auf die Seite und Randys Unsicherheit kehrte zurück. Hotohori unterbrach die angespannte Stille, indem er seinem Kumpel einen spielerischen Kick gegen den Oberschenkel verpasste. „Nun los, mach schon!“ „Ja, ja. Nerv mich nicht!“ Nael wandte sich widerwillig Randy zu und man konnte ihm sein Unwohlsein geradezu ansehen. Aus zusammengepressten Zähnen brachte er hervor: „Tut mir leid wegen neulich.“ Randys Augen weiteten sich vor Überraschung, als er ihm gleich darauf die Hand zur offensichtlichen Versöhnung hin hob. „Schon okay“, murmelte er verlegen und Cosmo klatschte erfreut in die Hände. „Supi, dann können wir ja jetzt loslegen!“ Hotohori lief motiviert zum Becken. Die anderen folgten ihm mit gemischten Gefühlen. Nael hatte noch mit seiner Verlegenheit zu kämpfen, Cosmo war voller Tatendrang, während bei Randy die Aufregung wuchs, je näher sie dem Becken kamen. Cosmo, Hotohori und Nael sprangen hinein und blickten ihn auffordernd an. Das Wasser glitzerte verführerisch in der Sonne wie ein Meer aus Feenstaub. Er nickte, holte tief Luft und sprang kerzengerade ins Wasser, mit den Füßen zuerst. Zwar wusste er, dass dies nicht die eleganteste Lösung war, doch darum sollte es in der ersten Trainingsstunde nicht gehen. „Als erstes wollen wir sehen, ob du treiben kannst. In Ordnung?“, Hotohori lächelte ihm aufmunternd zu. „Hol tief Luft und mach dich ganz Rund wie eine Kugel.“ Verständnislos blickte der Brünette ihn an. Cosmo kam seinem Kumpel zu Hilfe. „Warte, ich zeige es dir.“ Der quirlige Junge zog die Knie an, schlang seine Arme um die Beine und ließ sich mit dem Rücken nach oben treiben. Randy nickte. Das sollte nicht schwer sein. Er tat es Cosmo gleich und genoss das Gefühl, vom Wasser getragen zu werden. Als er wieder auftauchte, hatte Nael bereits die Lust verloren und schwamm ein paar Bahnen, während Hotohori und Cosmo ihn aufmunternd anlächelten. „Super. Das funktioniert schon mal gut. Hast du eine priorisierte Schwimmart, mit der du starten möchtest?“ Randy legte den Kopf schräg und zuckte dann mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Ich würde gerne alle erlernen.“ „Cool, das sollte sich einrichten lassen. Mal sehen …“, Hotohori legte sich grübelnd den Zeigefinger auf die Lippen. „Am besten wir starten mit Rückenschwimmen. Das schwimme ich am liebsten und von der Technik her dürfte es am einfachsten sein. Vorausgesetzt du hast eine gute Wasserlage und behältst die Balance auf dem Rücken. Lass uns das gleich mal testen.“ Randy nickte, legte sich flach auf den Rücken und ließ sich treiben. Sein Klassenkamerad war zufrieden. Die Übungsstunden konnten beginnen. Verträumt schlenderte Randy nach Hause. Er hatte sich noch nie so pudelwohl gefühlt wie im Wasser. Und laut den anderen hatte er sich gut angestellt, sodass er bereits den Beinschlag und halbwegs den Armschlag im Rückenschwimmen beherrschte. Es war ihm zwar ein Rätsel, wie Hotohori und all die anderen Schwimmer auf dem Rücken im Becken gerade schwimmen konnten so ganz ohne Anhalts- oder Orientierungspunkt, jedoch hatte sein Mitschüler ihm versichert, dass das mit der Zeit kommen würde. Randy lächelte zufrieden vor sich hin. Ein Traum erfüllte sich für ihn. Er durfte schwimmen, hatte Anschluss gefunden … Nael war zwar ein schwieriger Charakter, doch Hotohori schien Recht zu behalten. In diesem Moment war er überglücklich. Dennoch beschloss er die Übungsstunden lieber vor seinen Eltern geheim zu halten. Wie sein neuer Freund bereits gesagt hatte: Was sie nicht wussten, machte sie nicht heiß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)