Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 77: ... --------------- Kalter Wind wirbelte am höchsten Punkt des Greifgebirges die zarten Blätter von den Bäumen. Feiner Schnee hatte sich auf die ersten Wiesenfelder und Berggipfel gelegt. Es war Abend und das Krächzen der Vögel war schon fast erloschen, als das grelle Licht aus dem Nichts erschien und die Tiere aus ihren Schlaf hoch schrecken ließ. Ein großer runder Ballen Energie. Eine Druckwelle löste sich, die Berge begannen zu Grollen und mit einem dumpfen Aufprall landeten die zwei Kämpfer im einsamsten  Landstrich dieses Kontinents. Den einen schleuderte es auf den kalten, feuchten Boden. Sein zotteliges Haar drückte sich in die matschige Erde. Er hatte die Arme um den Hals des anderen und selbst die Teleporation hatte ihn nicht aus seinen Griffen befreien können. Unnachgiebige Biester! Er fletschte die Zähne. Eitriges Blut quoll aus seinen aufgerissenen Augen, er packte mit den Händen nach seinem Widersacher, versuchte sich aus dessen Griff zu befreien. Röchelnde Laute drangen in sein Ohr, Blut tropfte auf sein Gesicht. Drachenblut. Die Körper ineinander verschlungen, rollten der Paladin und sein Haustier auf dem Boden, kämpften mit den letzten Reserven, die das Leben ihnen zu bieten hatte. Langsam wurde es eng für ihn. Für beide. Mit den Füßen aufgestampft, drückte er sich dem Blitzdrachen entgegen. Die menschliche Gestalt war zäh. Der Drache ließ einfach nicht locker. Er wollte und wollte nicht sterben. Wegen ihnen. Kräftig drückte er dem Tier die Ellenbogen in die Seite. Ein Stöhnen. Der Blitzdrache lockerte seinen Griff, also rammte er ihm den zweiten Arm in die Rippen und rutschte herum, bis er ihn abgewimmelt hatte. Die Bestie keuchte, während ihm das Blut wie Spucke über die Lippen rann. Ein Sieg? Wohl kaum. Stand es nicht besser um ihn. Große grüne Augen starrten ihn an. »Für den Drachenkönig. Für das Drachenvolk« Keuchend setzt er sich auf ihn, verpasste dem Drachen eine mit der Faust, die so stark zitterte, dass er kaum mehr richtig ausholen konnte. Scheiße! Wahllos griff er ins Leere. Ein Stein fand sich und in rasender Wut schlug er damit auf seinen Schädel ein. Und auf seine Schläfe. Links. Rechts. Links. Rechts. Es klingelte in den Ohren. Er stöhnte noch lauter, spürte das Blut in seinen Adern rauschen. Blut, dass seinen Körper verließ. Der Platztausch hatte ihm mehr Schaden zugefügt als er erwartet hatte. Nichts lief, wie es laufen sollte, und wo seine Männer abgeblieben waren, wussten nur die Götter. Vermutlich durch den geschwächten Zauber durch die Landen geschleudert. Zerfleischt oder zerfetzt, was kümmerte es ihn? Er hatte weit andere Probleme. Er schlug noch einmal richtig zu. Der Körper regte sich schon gar nicht mehr, aber das war ihm egal. Sein Hass auf diese Gattung ging über das Greifbare hinaus. Das Blut von der Nase abgewischt, warf er den Stein irgendwo zwischen das Gras. Er musste sich beeilen. Seine Hände begannen zu schrumpeln, seine Nägel zu brechen. Er spürte den rauen Atem, den kalten Lufthauch, der aus seiner Speiseröhre drang. Der Alterungsprozess verlief schnell und grausam. Fast so grausam wie die Nebenwirkungen des Anti-magischen Walls. Die Wirklichkeit holte ihn ein. Er tastete nach seinem Schwert, das während der Teleportation abhanden gekommen war. Eine Unachtsamkeit seinerseits, die ihm noch das Leben kostete. Krabbelnd griff er nach der Klinge, die zwischen Blut und Schnee zugedeckt worden war. Mit beiden Händen umklammerte er das Schwert - ein Rettungsanker in der Einsamkeit der Nacht -, er rammte es in den Leib des Blitzdrachen, der mehr und mehr seiner wahren Natur entsprach. Der Körper wuchs, die menschliche Hülle wich einem robusten Drachengerüst. Der Schnitt war unpräzise, er verlief einmal quer, dass das Blut aus dem Oberkörper gedrückt wurde. Unkontrolliert, aber gerade gut genug, um sich mit ihm zu verbinden. Der Gestank nach Elektrizität und Verkohlten stieg zusammen mit dem metallischen Geruch auf. Es gab keinen große Vorbereitungszeit, er beugte sich vor, tunkte die Hände in den Leib und ließ das Blut durch seine Kleider sickern. Er hustete, spuckte sein eigenes Blut auf den durch gesifften Boden. Auf die Bluttaufe musste er verzichten, und seinem Urvater würde er später Respekt zollen. Wie ein übervolles Weinglas schwappte der Lebenssaft auf seinen Oberkörper. Wärme breitete sich aus, zunächst waren es nur die Fingerspitzen, doch als das Blut durch die Haut hindurchbrach, ging alles ganz schnell. Seine Haut war ein Schwamm, der das Drachenblut aufsaugte, bis es sich mit seinem menschlichen Blut verband. Ein Stromschlag durchzuckte ihn. Dann schoss das Blut durch seine Adern, Hitze ließ den Körper erschaudern. Drachenmächte zirkulierten um seine eigenen Kräfte, verschmolzen zu einer Einheit, die ihn die Augen verdrehen ließ. Der Rausch war kurz, das Glücksgefühl, wie er es beim ersten Mal verspürt hatte, hielt nicht lang. Das Drachenblut würde ihn nicht mächtiger machen, es würde sein Leben retten, wenn es überhaupt noch Rettung gab. Die Arme aus dem Leib des Tieres gezogen starrte er in den schwarzen Himmel. Er konzentrierte seine Kräfte. Ein letztes Mal die Mächte bündeln, hoffen, dass es genügte. Damit entließ er die Kräfte. Der nächste Platztausch war ungefährlicher, die Entfernung kaum nennenswert. Trotzdem stöhnte er auf, als er mit den Knien auf den harten Dielen aufschlug. Ein spitzer Schrei ertönte. Vermutlich eine Dienerin, die nicht wusste, wie ihr geschah. Welchen armseligen Trottel er damals gezeichnet hatte, wusste er beim besten Willen nicht mehr. Mühsam richtete er sich auf, ungeachtet der Blicke, die er von allen Seiten spürte. Torkelnd schritt er durch das Kellergewölbe, die Treppe hoch ins Erdgeschoss. Der Schwindel übermannte ihn, er stützte sich an der Wand ab und blieb stehen. Die Sicht verschwamm vor seinen glasigen Augen, dass die Gestalt vor ihm kaum zu erkennen war. Nur das Lächeln, das stach deutlich hervor. "Welch unerwarteter Besuch", hörte er die vertraute Stimme säuseln, "keine Sorge, ich werde mich gut um Euch kümmern. Großmeister." ____ Ende Band 1 Drachenjagd - die Himmelsgöttin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)