Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 35: Izara ----------------- Izara war aus der Tür gestürmt, vorbei an einer überrumpelten Wache und zwei Dienstmädchen, die beinahe die frischen Bettlaken fallen gelassen hätten. Wie vom Wirbelsturm hinfort geweht, rannte Izara durch die Flure. Die Räume des Königs waren in der oberen Etage. Sie kannte die ungefähre Richtung, sprang die Stufen hinauf und hastete weiter. Die postierten Wachen im hintersten Flügel, inklusive des Volan, der sich demonstrativ vor die Tür gestellt hatte, verrieten Izara, dass sie richtig war. "Prinzessin", sagte Trias ernst und blickte streng zu Izara hinunter. Diese war keuchend vor ihm zum Stehen gekommen, das Herz sprang ihr beinahe aus der Brust, als sie ihren Blick auf den königlichen Leibwächter richtete. "Ich muss zu König Devon", sagte sie. "Das geht nicht", seine Antwort schien in Stein gemeißelt. "Sila hat gesagt, dass er verletzt wurde…wenn das wahr ist, dann…", sie schluckte die Befürchtungen hinunter, "vielleicht kann ich etwas tun." "Dieses geschwätzige Weib", knurrte Trias, "ja, der König ist geschwächt. Genau aus dem Grund werde ich dich nicht durch diese Tür lassen." "Wie kannst du das sagen?" Izara wusste nicht, woher ihr plötzlicher Zorn herrührte. Vielleicht war es die Tatsache, dass man sie immer noch nicht ernst nahm. Oder vielleicht, weil Trias sie anblickte, als würde er gleich selbst im Dreieck springen. "Weil du keine Ahnung hast, was hinter diesen Türen geschieht", sagte er kühl. "Glaubst du, ich lasse dich in seinem Zustand auch nur in seine Nähe?" Sein Blick hatte etwas Endgültiges. Trias war ganz klar wütend, vielleicht nicht auf Izara, aber ihre Worte genügten, dass sie ihm eine ernste Miene bescherten. "Warum?", fragte Izara gequält. Seine Worte machten ihr Angst, um den König schien es schlimmer zu stehen, als Izara sich vorgestellt hatte und allein die Vorstellung, dass er litt, kostete sie fast den Verstand. Der Volan wandte den Blick ab. "Sag' es mir, Trias", rief sie energisch. Ihr platzte der Geduldsfaden. "Nie will mir einer irgendetwas sagen! Ich habe es satt, mir Eure kryptischen Antworten anzuhören." Trias setze zum Konter an, doch Izara hob den rechten Zeigefinger. "Und wenn ich von einen von euch noch einmal zu hören bekomme, dass ich mir keine Sorgen machen soll, werde ich eigenhändig diese Tür einbrechen." "Das wird dir nicht viel nutzen", entgegnete Trias mit einem trockenen Lachen, wobei er Izaras Ärger nur noch mehr aufheizte. "Die Mauern sind mit einer zusätzlichen Schicht versehen, niemand wird sie so schnell durchbrechen können. Und das ist auch gut so." "Kyia", murmelte Izara, "sie hat eine zweite Mauer errichtet. Wieso? Was geschieht dort drin?" Mit einem lauten Seufzer resignierte der Volan. "Der König ist geschwächt. Seine Verletzungen sind…kompliziert", er verschränkte die Arme vor der Brust, doch Izara sah, wie er seine Sorge zu überspielen versuchte. "Und da lässt du ihn in diesem Zustand allein!?", Izara wollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber Trias Worte hatten sie alarmiert. "Ich muss", knirschte Trias, die Anschuldigungen hatten ihn getroffen, nur hatte Izara weder Zeit noch Nerven, sich deswegen schlecht zu fühlen. "Außerdem", fuhr er fort, "wird der König sich auch von allein erholen." "Und woher willst du das wissen?" "Weil es nicht das erste Mal ist. Der König verbraucht während unserer Missionen eine Menge Energie. Sobald es kritisch wird, lässt er sich in seinen ursprünglichen Zustand zurückverwandeln." "Du meinst", Izara sah mit großen Augen zur Tür, "König Devon hat sich in einen Drachen verwandelt?" "Es ist mehr als das", entgegnete Trias, "aber eigentlich ist es viel weniger. Der König ist in einem Zustand, in dem nur noch die instinktivsten Eigenschaften bestehen." "Das heißt?" "Das heißt, er ist nicht er selbst. In diesem Zustand nimmt er nichts und niemanden wahr, er ist unkontrolliert und würde eine Gefahr für dich und alle anderen darstellen." "Wieso tut er sich das an?" "Nur so heilen die Wunden schnell und er kann seine Kräfte bald wieder einsetzen. Hör zu", er versuchte ruhig zu klingen, seine bebenden Nüstern verrieten, dass er alles andere als ruhig war, "der König hat das selbst entschieden, und ich akzeptiere das. Das solltest du auch." Nein! "Ich werde ihn nicht allein lassen", nur daran zu denken, schnürte Izara die Luft zum Atmen ab. "Du musst", sagte Trias mit fester Stimme. "Es ist mir egal was du sagst, Trias. Ich muss." Sie hatte sich entschieden. "Lass' mich vorbei, Trias." Der Volan sah Izara wie eine Verrückte an. "Hast du mir nicht zugehört?!" "Doch. Aber du hast mich scheinbar nicht verstanden. Lass mich durch!" "Nein!" Demonstrativ baute er sich vor der Tür auf. Durchaus ein abschreckendes Bild, wie der große, mit Muskeln bepackte Feuerdrache vor der zierlichen Izara stand. Izara schreckte der angriffslustige Blick des Volans jedoch nicht ab. Trias war vielleicht stur, aber er würde Izara nichts tun. Davon war sie überzeugt. Gerade machte sie sein Machtgehabe nur wütend und sie wusste, es gab nur einen Weg, diese Angelegenheit zu klären. "Trias", sie schaute hinauf zu dem Leibwächter, ganz von allein begannen ihre Augen in einem strahlenden Blau zu leuchten, "Lass. Mich. Durch." Aus Trias Innersten kam ein leises Grollen, so als wenn aus der Ferne ein Wulkan zu brodeln begann. Seine Augen ließen sich nicht von den beiden Seelenspiegeln abwenden, die Anziehung war zu stark, zu einnehmend. Izara spürte den sog, die Bindung, die zwischen Himmelsdrache und Leibwächter einherging, ohne ihres Handelns wirklich bewusst zu sein. Seufzend ließ Trias die Arme sinken. "Wie Ihr wünscht, Prinzessin." Er trat beiseite, die Lider dabei geschlossen. Ihm gefiel es nicht, aber er fügte sich dem Befehl. Erst jetzt registrierte Izara, was sie soeben getan hatte. Dass sie wirklich dazu fähig war (und nicht nur daran glaubte), fühlte sich seltsam befriedigend an. "Danke", nuschelte Izara, denn sie wusste, dass der Volan keinen Dank hören wollte. "Was hinter diesen Mauern geschieht, liegt nicht in meiner Verantwortung", knurrte der Volan, noch immer in seinen Stolz verletzt. Die Stirn in Furchen geschlagen nickte er in Richtung Tür. "Sei vorsichtig, Izara", sagte er dann aber deutlich ruhiger, "sobald die Tür hinter dir zugeschlagen ist-" "Ich verstehe", auch Izara klang versöhnlich. Sie verstand, dass Trias nur seine Pflicht erfüllen wollte. Das wollte Izara auch. Ein letzter eindringlicher Blick und Trias öffnete die Tür. Es genügte ein Spalt, Trias schien nicht willig, noch mehr offenzulegen und Izara spürte ein unangenehmes Kribbeln im Magen. Bevor der Volan ihre Zweifel merken konnte, huschte sie hindurch. Mit einem leisen Quietschen fiel die Tür ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)