Drachenjagd von Lady_of_D (Die Himmelsgöttin) ================================================================================ Kapitel 27: Izara ----------------- "Was war das?" Das Geräusch ließ Izara und ihre Bedienstete gleichzeitig aufschauen. Die beiden Weibchen hatten die letzten Möbel verschoben, Izara hatte das Gefühl, dass eine Veränderung nötig wäre und hatte zusammen mit Linnora begonnen, das Zimmer umzuräumen. "Scheint, als käme es von draußen", sagte Izara und drehte ihren Kopf Richtung Fenster. "Um die Zeit?", entgegnete Linnora, "selbst wenn der König zurückgekehrt wäre, würde niemand so einen Lärm veranstalten." Ach ja, der König. Izara hatte nicht daran denken wollen, dass er wohl bald von seinem [style type="italic"]Ausflug[/style] zurückkehren würde. Auch wenn er sie wieder einmal mitten auf der Rückreise allein gelassen hatte, war sie dieses Mal froh gewesen, die Ereignisse auf Whalla fürs erste beiseite schieben zu können. "Wenn ich es nicht besser wüsste", sagte Izara und verdrängte die aufkommende Aufregung, "würde ich sagen, jemand hat ein Schwein geschlachtet." Die Stirn in Furchen geschlagen, richtete sich Linnora auf, straffte das Gewand und ging auf das Fenster zu. Einmal kräftig an den Gardinen gezogen, war der Blick auf den Nachthimmel frei. Auch Izara war aufgestanden, direkt neben Linnora blieb sie stehen und sah hinaus ins Freie. Die Nacht war sternenklar, kein Lüftchen wehte und Izara wollte sich schon wieder wegdrehen, wenn da nicht dieser seltsame Druck auf ihrer Brust wäre. Es war, als ob etwas durch ihre Sinne hindurch gerauscht wäre, sie spürte, dass da draußen etwas war, das sie rief. Die Dienerin starrte ebenfalls aus dem Fenster, als könnte sie zwischen der Dunkelheit und all den vielen schwarzen Flecken etwas ausmachen. In ihren Augen passierten eine Reihe von Emotionen, Izara kannte den Blick nur zu gut und sie stellte sich bereits auf eine unangenehme Nachricht ein. Langsam drehte sie sich zu Izara. "Was ist los?", Izara spürte, wie Angst in ihr hoch kroch. Irgendwas stimmt nicht, aber Linnora schüttelte geistesabwesend den. "Es ist alles in Ordnung", sagte sie. Ihr Ton verriet, dass das Gegenteil der Fall war. Izara war zu gut darin, selbst die Sorglose zu spielen, dass sie Linnoras schlechtes Schauspiel schnell durchschaute. "Macht Euch keine Gedanken, Prinzessin, hier kann Euch nichts passieren." "Linnora", Izara fasste die Dienerin an die Schultern. Linnora lächelte gequält. "Das macht es nicht besser, Linnora. Du hast es doch auch gespürt, oder?" Aber Linnora widmete sich wieder ihrer Arbeit. Die Vorhänge zugezogen schritt sie auf die Kleiderkiste zu. "Du weißt, was es ist, nicht wahr? Bitte, sag's es mir", Izara folgte der Dienerin, die durch das gesamte Zimmer lief und die Dreckwäsche einsammelte als wäre sie von einer Biene gestochen worden. "Prinzessin, ich -", Linnora nahm die Tücher von der Kommode. "Linnora!" Jetzt reichte es. Izara entriss ihr den Samtgürtel und starrte sie wütend an. "Was verheimlichst du mir? Ich habe das Gefühl, gerufen zu werden, aber ich weiß einfach nicht, warum." "Das spürt Ihr?", hauchte Linnora und senkte den Blick, "es ist ein Drachenzeichen, glaube ich. Eine Aura. Und sie kommt von der verehrten Lóng Sila." "Das ist Silas Aura?" Nicht, dass Izara eine Ahnung hätte, wie eine Aura überhaupt auszusehen hatte, doch dieses Gefühl des Überranntwerdens war eindeutig echt. "Ja, Prinzessin", bestätigte Linnora, "solange ich hier arbeite, ist es bisher nur einmal vorbeikommen." "Wann war das?" Linnora zögerte und mit einem knurrenden Laut stampfte Izara an der Dienerin vorbei. "Was habt Ihr vor?" "Wenn du es mir nicht sagen willst", entgegnete Izara und steuerte die Tür an, "dann muss ich wohl jemanden suchen, der es mir verrät." Kyia, dachte Izara und riss die Klinke herunter. Der Bergdrache war der einzige, der sie nicht mit Samthandschuhen anfasste. Sie stieß die Tür auf und wäre beinahe rückwärts auf ihren Hintern geplumpst. Die Hellebarde der Wache war wie eine Guillotine nach unten gerauscht und versperrte nun den Eingang zu ihrem Gemach. Oder versperrte sie für Izara den Ausgang? "Was ist hier los?" Izara wandte sich an die männliche Wache. Der Soldat war ein Blitzdrache, niemand mit dem sie bisher groß zu tun gehabt hatte. Aber der große Drache nahm seine Rolle mindestens so ernst wie Kyia, die grünen Augen waren eiskalt und berechnend. "Alles in Ordnung, Prinzessin. Geht zurück in Euer Zimmer." Hielt sie hier jedermann für ein dummes, naives Mädchen? Izara stemmte die Hände in die Hüften. "Wo ist Kyia?" "Kyia ist zurzeit verhindert. Ich bitte Euch, Prinzessin, heute Nacht nicht mehr Eure Gemächer zu verlassen." "Ich dachte, es sei alles in Ordnung." "Für Eure Sicherheit ist gesorgt, ich habe lediglich die strikte Anweisung erhalten, Euch nicht mehr hinaus zu lassen. Das ist eine reine Routinemaßnahme." "Ihr sperrt mich ein?!", Izara riss die Augen auf, "wenn Kyia in Gefahr ist-" "Macht Euch keinen Gedanken, Prinzessin." "Das ist nicht Ihr Ernst!", fuhr sie ihn an. Die Wache verzog keine Miene, und Izara schaffte es gerade so, nichts Unangemessenes zu sagen. Stattdessen knallte sie die Tür zu und sandte Todesblicke an das dunkle Holz. "Das kann nicht wahr sein", murmelte sie leise vor sich hin, während ihr Innerstes derart unruhig wurde, dass sie ihren eigenen Herzschlag hörte. "Wenn Kyia bei der ehrenwerten Sila ist, müsst Ihr Euch nicht Sorgen, Prinzessin", vorsichtig trat Linnora näher an sie heran. "Und was, wenn nicht?", fauchte Izara. Dass alle so taten, als wäre »alles in Ordnung« machte sie wütend. Sollte Izara einfach hier sitzen und warten, bis alles vorbei wäre? Egal, was dort draußen vor sich ging, wenn ein Drache wie Sila eine derart intensive Aura freiließ, konnte das nichts Gutes heißen. "Bitte, Prinzessin", Linnora klang richtig verzweifelt. Wie viel Izara allein durch ihren Gesichtsausdruck preisgab, wollte sie sich gar nicht vorstellen. In ihr tobte ein Sturm, sie kämpfte mit sich und ihren Gefühlen und hätte am liebsten die Wache mit einem Wutausbruch überrollt. Ihr Instinkt sagte ihr, sie sollte gehen, nachsehen, was vor sich ging. "Du hast recht, Linnora", seufzte Izara. Sie ließ sich aufs Bett fallen, das die beiden gerade erst in Richtung Raummitte verrückt hatten. "Ich kann eh nichts tun, richtig? Und am Ende ist es gar nicht so schlimm", sie lächelte schwach, "ich brauche einfach ein wenig Ruhe." "Ihr habt Euch heute überanstrengt", nickte Linnora, sichtlich froh, dass ihre Prinzessin so einsichtig war. "Etwas Schlaf kann nicht schaden." "Ein gute Idee, Prinzessin", lächelte Linnora. Sie sammelte noch die letzten Kleidungsstücke auf, dann wünschte sie Izara eine gute Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)