Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 76: Abmachung --------------------- Schwarzstreif stand Schneestern und Adlerflügel gegenüber. Falkenpfote war im Heilerbau des Gewitterclans um mit Birkenblatt zu reden. Es herrschte eine unangenehme Stille im Clan. Die Zweite Anführerin versuchte das Schweigen zu brechen. "Wie geht es dem Nachtclan?" "Warum sollte ich euch Informationen weitergeben?" Schneestern verdrehte auf die Antwort hin die Augen. "Ist ja nicht so, als würden wir es in ein paar Tagen bei der Großen Versammlung sowieso hören, oder?" Ihr Ton ließ keinen Zweifel zu, was sie über Schwarzstreifs Art dachte. Die Zwei starrten einander an, ehe er nachgab. "Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst. Wir haben gestern drei Katzen verloren. Weißflamme ist gestorben und Falkenpfote braucht einen Mentor. Bist du jetzt zufrieden?" Schneesturm bewahrte ihre Fassung und ließ sich so nichts anmerken. "Warum genau Birkenblatt? Es gibt noch andere Heiler." "Spatzenherz hat zu viel zu tun. Er muss nicht nur den Himmelsclan, sondern auch den Bachclan versorgen und nebenbei einen Schüler ausbilden." Adlerflügel stellte überrascht die Ohren nach vorne. "Warum das? Ist Nussbart etwas passiert?" Schwarzstreif sah ungeduldig zum Heilerbau. Wie lange brauchte denn so ein Gespräch bei den Beiden? "Falle." Mehr sagte er erst gar nicht. Es raschelte und endlich kam Birkenblatt dicht gefolgt von Falkenpfote heraus. Sofort steuerten sie die Anführerin an. "Wahrscheinlich weißt du es bereits, aber ich werde Falkenpfotes Ausbildung übernehmen. Heiler stehen über den Clanstreitigkeiten." Schneestern nickte leicht genervt. "Ja ja, ich weiß. Aber wie stellst du dir vor wie das gehen soll? Spazierst du einfach so in das Lager des Nachtclans und bildest ihn aus? Was, wenn sie dich gefangen halten?" Schwarzstreif sah Schneestern wütend an. "Als ob wir eine Heilerin gefangen halten würden! Birkenblatt wird nichts passieren, das schwöre ich." Schneestern grinste kaum merklich. Zufrieden legte sie ordentlich ihren Schweif um ihre Beine. "Um was?" Schwarzstreif bemerkte sofort seinen Fehler, jedoch sprach Birkenblatt zuerst. "So etwas ist nicht gerecht, Schneestern. Kein Clan sollte ohne Heiler sein, egal wie groß die Spannung ist. Etwas dafür zu verlangen, wäre unter unserer Würde und stimmt auch nicht mit dem Gesetz der Heiler überein." Die Anführerin musste zähneknirschend nachgeben. "Na schön, aber wenn Birkenblatt etwas passiert, wenn sie auf eurem Territorium ist, bedeutet das Krieg. Verstanden?" Schwarzstreif nickte knapp und sah Falkenpfote an. "Bist du bereit?" Birkenblatt ergriff abermals das Wort, ehe der Heilerschüler antworten konnte. "Denk daran, ich komme gleich morgen vorbei." Falkenpfote sah sie dankbar an und ging daraufhin mit Schwarzstreif aus dem Lager. Schwarzgesicht und Igelpelz liefen ihnen hinterher und begleiteten sie bis zur Grenze. Die zwei Katzen wateten durch den Bach und schüttelten sich am Ufer, um ihr Fell zu trocknen. Plötzlich war ein gedämpftes Geräusch zu hören. Es war laut, trotzdem gab es keinen Zweifel, dass die Geräuschquelle weiter weg lag. Falkenpfote zuckte zusammen und versteckte sich hinter Schwarzstreif. "Das war das gleiche Geräusch. Danach ist Weißflamme gestorben." Der Zweite Anführer musste beruhigend auf den Schüler einreden, bis er wieder bereit war weiter zu gehen. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Als sie in die Nähe des Lagers kamen, hörten sie aufgeregte Stimmen. Fragend sahen sich die Beiden an und beschleunigten ihre Schritte. Als Schwarzstreif ins Lager trat, sah er, dass ein leichtes Chaos herrschte. Schattenfeuer sah zu Schwarzstreif und stürmte sofort auf ihn zu. "Schwarzstreif ist da!" Die Gespräche verstummten und die Katzen fingen an, sich um den Zweiten Anführer zu drängen. Dieser musste einen Schritt zurückgehen und konnte nichts verstehen, da jetzt wieder alle durcheinander redeten. "Ruhe! Was ist denn bitte los?! Und es spricht nur einer," mit lauter Stimme gab er den Befehl. Auffordernd sah er Farnfuß an. Die Kriegerin wartete kurz, bis es leise wurde, ehe sie anfing zu erzählen. "Die Zweibeiner haben Sturmstern getötet. Mohnpelz oder Distelschweif waren dabei, sie werden dir sicher mehr verraten können. Aber das heißt auch, dass du nun unser Anführer bist." Schwarzstreif sah die Katze schockiert an. Das Geplapper fing bereits wieder von vorne an doch er achtete nicht darauf. Er war nun ihr Anführer. Dabei wollte Schwarzstreif das nie. Sein Ziel war es immer gewesen, sich zur Ruhe zu setzen bevor es soweit kam und zufrieden als Ältester zu leben. Die ganzen Planungen den anderen zu überlassen und die Schüler schikanieren. Das konnte er nun nicht mehr machen. Es gab keinen Ausweg mehr. Er würde heute Nacht zum Mondkristall reisen müssen um seine neun Leben zu erhalten. Dabei dachte er immer, dass Sturmstern noch einige Leben übrig hatte. Nein, er wusste es. Als er wieder aufsah, fokussierte sich sein Blick auf Distelschweif. Er hob seinen Schweif und tatsächlich wurde es nach kurzer Zeit leise. "Distelschweif, berichte mir, was vorgefallen ist." Die schwarze Katze wirkte aufgelöst und als Schwarzstreif sie ansprach, zuckte sie zusammen. Schattenpelz schmiegte sich beruhigend an sie. Nach einem Moment, in dem sie sich gefangen hatte, fing sie langsam an zu erzählen. "Wir waren an der Grenze um die Zweibeiner zu beobachten. Es wurden immer mehr und mehr. Sie kamen auf die Grenze zu und wir haben uns versteckt. Sturmstern hat kurz das Gleichgewicht verloren und dann ertönte ein lautes Geräusch. Ich weiß nicht was passiert ist, aber als ich die Augen wieder aufgemacht habe, lag Sturmstern tot auf dem Boden." Falkenpfote sprang schockiert auf und sah Schwarzstreif direkt an. "Das war das Geräusch, das wir am Bach gehört haben! Ohne Zweifel!" Der Kater nickte kurz zustimmend ehe er sich an Mohnpelz wandte. "Stimmt es, was Distelschweif erzählt hat?" Der rote Kater war gefasster als Distelschweif, dennoch konnte man ihn die Unruhe und Angst ansehen, die er immer noch empfand. "Ja, aber sie hat noch nicht gesagt wie es weiterging. Wir mussten ohne Sturmstern fliehen, da die Zweibeiner auf uns zukamen. Wir haben uns weiter hinten im Wald versteckt. Sie haben Sturmstern aufgehoben und einfach ins Unterholz geworfen. Natürlich haben wir nach ihm gesucht, aber wir konnten ihn nicht finden. Wir wussten nicht, was wir tun sollten, deswegen sind wir ins Lager gerannt, aber du warst noch nicht zurück." Nach Mohnpelz’ Worten fingen die Katzen wieder an wild durcheinander zu reden. "Sturmstern könnte noch am Leben sein!" "Was passiert, wenn die Zweibeiner in unser Territorium kommen!" "Was wird aus unseren Jungen, wenn das so weitergeht!" Schwarzstreif ließ die Katzen kurz diskutieren, ehe er sich mit erhobenem Schweif einen Weg durch die Menge bahnte. Einige Katzen folgten ihm verwirrt. Er kletterte auf die Silbertanne und sah zu den Katzen hinab, die sich bereits versammelten und leiser wurden. Als jedes Gespräch schließlich verstummte, begann er zu sprechen: "Farnfuß, Mohnpelz, Graufuß, Schattenfeuer, Falkenpfote, Rauchpfote und Amselpfote. Ihr werdet nach Sturmstern suchen. Wenn ihr ihn gefunden habt, bringt ihn ins Lager. Federsturm, Stachelhert, Felsenkralle und Mausepelz übernehmen die Jagdpatrouille. Der Rest bleibt im Lager." Besonders die Katzen, die mit der Suche beauftragt wurden, beeilten sich um aus dem Lager zu kommen. Schwarzstreif wusste, dass er sie möglichst beschäfftigt halten musste, damit kein allzu großes Chaos ausbrach. Falkenpfote ging neben Schwarzstreif her. Sie hatten Sturmstern gefunden, aber er lag tot auf einem Ast. Der Heilerschüler konnte es sich nicht erklären, wie der Anführer mehrere Leben auf einmal verloren haben könnte. Aber eins stand fest: Die Zweibeiner waren gefährlich. Er hoffte zutiefst, dass Schwarzstreif sie in eine bessere Zukunft leiten würde. Nein, er wusste es einfach. Falkenpfote ließ Schwarzstreif zuerst in den Tunnel gehen, der zum Mondkristall führte. Diesen Weg kannte er auswendig, auch wenn er nie verstanden hatte, warum sich die Heiler immer hier trafen. Er wusste nicht, wie es für die anderen war, aber für ihn war der Mondkristall nur ein eigenartiger Stein. Besondere Träume hatte er nie, die Stimmen hörten eher auf, wenn er bei ihm schlief. Aber das mochte er wieder daran. Es war ironisch, dass er an der Stelle, mit der man mit dem Sternenclan sprach, Ruhe vor seinen Ahnen hatte. Aber heute Nacht ging es nicht darum, in Ruhe vor dem Sternenclan schlafen zu können. Heute würde Schwarzstreif seine neun Leben erhalten. Als sie in dem Teil der Höhl ankamen, bei dem die Wände auseinander gingen und Mondlicht durch ein Loch in der Decke drang, konnten sie den Mondkristall sehen. Die Beiden sahen sich kurz an, ehe sie zu ihm gingen und ihre Nasen an den Kristall legten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)