Ruf der Sterne von Wolfsfeuer ================================================================================ Kapitel 24: Tiefer Sturz ------------------------ Schwarzstreif führte die Patrouille die Grenze entlang. Einige Zeit war seit seiner Ernennung vergangen und die nächste Große Versammlung würde bald stattfinden. Wie die anderen wohl reagieren würden? Spechtfeder wurde langsam von ihren Kriegerpflichten entbunden. Er hielt es für eine bessere Idee, wenn sie nicht über Nacht in die Kinderstube gesteckt wurde. Bei Farnfuß hatte er das Problem nicht. Jeder wusste, dass sie Stachelherz Jungen erwartete, was sie auch stolz rumerzählte. Sturmstern konnte seinen Pflichten als Mentor nicht mehr so gut wie früher nachgehen, weswegen Fleckenpfote zwischen den Kriegern hin und her gereicht wurde. Er hatte kein Problem damit. Vielmehr hatte Wolkenflug Probleme mit ihrer Rasselbande, die bald zu Schülern ernannt werden könnten. Seine eigene Schülerin, Windpfote, strengte sich noch mehr an als früher. Ob das daran lag, dass sie die Schülerin des Zweiten Anführers war? Er schob den Gedanken zur Seite und sah nach hinten. Windpfote prüfte immer wieder die Luft, während sich Fleckenpfote und Spechtfeder heimlich über sie lustig machten. Er seufzte verzweifelt. Sie bekam ja nicht einmal mit, was hinter ihrem Rücken passierte. Schwarzstreif erstarrte, als seine Pfoten feucht wurden. Er schnüffelte am Boden und verengte seine Augen zu Schlitzen. "Was ist, Schwarzstreif?" Spechtfeder holte auf und folgte seinem Blick. Fleckenpfote und Windpfote schlossen sich an. "Das ist doch nur feuchter Boden. Ist doch nichts besonderes." Fleckenpfote setzte sich gelangweilt hin. "Genau das ist es ja, Fleckenpfote. Es hat seit Tagen nicht geregnet und hier war Wasser. Der nächste Wasserlauf ist zu weit entfernt und die Umgebung ist trocken. Irgendetwas stimmt hier nicht." Windpfote ging einige Schritte zur Seite und entdeckte noch mehr Wasser. "Hier ist ein winziger Bach!" Spechtfeder sprang zu ihr und schnüffelte herum. "Hier hat es noch nie einen Bach gegeben. Warum sollte hier Wasser sein?" Schwarzstreif folgte ihrem Blick und entdeckte den Wasserlauf. "Folgen wir ihm. Ich will wissen, woher er kommt." Windpfote starrte ihn unverständlich an. "Da ist Wasser. Was ist daran so besonders?" "Wenn hier ein neuer Bach entsteht, wird sich das der Bachclan sicherlich zum Vorteil machen. Man kann ihnen nicht trauen und sie könnten argumentieren, dass der neue Bachlauf ein Zeichen ist und dann unser Territorium fordern." Die Patrouille jagte hinter Schwarzstreif nach, der dem Rinnsal folgte. An der Grenze blieb er stehen und starrte hinüber. Der Ursprung des neuen Baches lag irgendwo im anderen Territorium. Schnell hievte er sich auf einen nahestehenden Baum und kletterte bis in die Baumkrone. Fleckenpfote setzte ihm nach und Windpfote blieb zusammen mit Spechtfeder unten am Boden. "Bleib wo du bist, Fleckenpfote. Die Baumkrone hält uns nicht beide." Fleckenpfote sah zu ihm auf. "Sollte dann nicht ich oben sein? Ich bin leichter als du. Bei deinem Gewicht bricht er eher." Schwarzstreif erwiderte ängstlich seinen Blick. Aber was wäre, wenn er fällt? "Ich falle schon nicht, aber wenn doch, wirst du mich doch fangen, oder?" Der Krieger nickte ihm zu und kletterte langsam hinab. Erst als Schwarzstreif auf einem dicken Ast stand, der ihn ohne Probleme halten konnte, kletterte der Schüler hinauf. "Was siehst du?" Schwarzstreif kletterte langsam unter Fleckenpfote, um im Falle eines Sturzes den jungen Kater aufzufangen. "Ich sehe Wasser und Katzen. Da sind einige Katzen auf einem Fleck im Wasser." Spechtfeder meldete sich von unten: "Die werden wahrscheinlich nur fischen." "Ich weiß nicht, es sind ziemlich viele Katzen für eine Jagdpatrouille. Und sie scheinen auch nicht zu fischen. Sie machen irgendetwas, ich weiß aber nicht, was." Schwarzstreif schielte zu Fleckenpfote hinauf. Am Himmel entdeckte er einen Vogel. Seine Augen weiteten sich. "Fleckenpfote! Runter!" Entsetzt starrte er auf den Vogel, der immer näher kam. Er war auf Beutezug! "Fleckenpfote," wiederholte er,"ein Falke!" Fleckenpfote starrte auf den Vogel, der sich immer weiter näherte. Seine Beine wollten sich nicht bewegen. Er hörte die entsetzten Rufe seiner Kameraden, konnte aber nicht reagieren. Der Falke kam genau in seine Richtung. Aus Angst schloss er seine Augen. Fleckenpfote spürte nur noch, wie sich Krallen in seinen Pelz bohrten und er den Halt verlor. Er schrie geschockt auf und versuchte sich zu wehren, indem er verzweifelt mit ausgefahrenen Krallen um sich schlug. Doch die Krallen gruben sich nur noch tiefer in sein Fleisch hinein und ließen nicht los. "Fleckenpfote! Hör auf, oder wir fallen beide!" Überrascht hörte er Schwarzstreifs Stimme. Zögernd zog er die Krallen ein und öffnete seine Augen. Schwarzstreif hang bedrohlich unsicher an einem Ast und hielt sich nur mit einer Vorderpfote am Stamm fest. Mit seinen Hinterpfoten versuchte er verzweifelt, Halt zu finden. "Fahr deine Krallen wieder aus und kletter langsam nach unten. Ich kann uns nicht mehr lange halten." Entsetzt sah Fleckenpfote den gequälten Gesichtsausdruck des Katers. Er schaute sich um, konnte aber keinen geeigneten Ast in Reichweite erspähen. "Hier ist kein Ast." Schwarzstreif öffnete ein Auge und schaute sich ebenfalls um. Inzwischen hatte er etwas Halt mit den Hinterpfoten gefunden. "Windpfote, hilf uns!" Die Schülerin zuckte überrascht zusammen und starrte nach oben. "Warum ich?" Schwarzstreif knurrte tief. "Weil ich jetzt keine Katze gebrauchen kann, die vielleicht im richtigen Zeitpunkt Junge bekommt. Dann haben wir nur noch mehr Probleme!" Windpfote zuckte zusammen und schaute zu Spechtfeder. "Er hat recht, Windpfote. Schwarzstreif! Ich laufe ins Lager und hole Hilfe!" Als er nichts erwiderte, spurtete sie los. Windpfote kletterte unbeholfen nach oben. "Was soll ich tun?" Sie starrte die Kater fragend an. Fleckenpfote klammerte sich inzwischen verzweifelt an Scharzstreif, der versuchte, mit seinen Hinterpfoten einen besseren Halt zu finden und seine Vorderpfote ein wenig zu entlasten. "Klettere weiter nach oben und hilf mir, besseren Halt zu finden. Was weiß ich, wie. Kletter auf meine Höhe und halte mich fest. Fleckenpfote, du kletterst dann über mich nach oben. Aber beeilt euch!" Windpfote stieg so schnell sie konnte den Baum hoch, blieb aber immer mit drei Beinen an den Ästen, um nicht zu stürzen. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit auf Schwarzstreifs Höhe war, bohrte sie ihre Krallen in die Rinde und biss zögerlich in seine Pfote, um ihn nach oben zu zerren. Schwarzstreif stöhnte auf vor Schmerz, versuchte aber, seine Qualen zu unterdrücken. Sie nickte Fleckenpfote zu, der sich in Bewegung setzte. Er bohrte seine Krallen in Schwarzstreifs Pelz und versuchte, so schnell wie möglich oben zu sein. Als er in Reichweite eines Astes war, hievte er sich auf diesen. Schwarzstreif kam mit der Hilfe von Windpfote ebenfalls auf einen Ast an und sackte erschöpft zusammen. "Was sollen wir jetzt tun, Fleckenpfote? Ich glaube nicht, dass Schwarzstreif jetzt noch klettern kann." Fleckenpfote schaute vorsichtig nach unten. "Bleib bei ihm. Wenn er jetzt vom Baum purzelt, haben wir ein großes Problem. Warten wir besser auf Spechtfeder." Windpfote nickte. "Komm aber etwas weiter herunter, wenn du kannst. Vielleicht kommt der Falke wieder." "Schwarzstreif? Windpfote? Fleckenpfote? Wo seid ihr?" Weißpfote rief verängstigt nach seinen Kameraden. Er war nicht der einzige, der Angst hatte. Amselschwinge suchte gehetzt mit den Augen die Bäume ab, während Stachelherz und Spechtfeder unruhig hin und her tapsten. Weizenpelz blieb dicht bei seiner Schwester. "Wir sind hier! Helft uns bitte!" Die Patrouille lief in die Richtung, aus der die Stimme kam. "Fleckenpfote! Was machst du immer noch da oben? Und wo sind Windpfote und Schwarzstreif?" Spechtfeder sah sich besorgt um. "Die sind einige Äste unter mir. Schwarzstreif ist zu erschöpft um alleine zu klettern und Windpfote passt auf, dass er nicht vom Baum fällt." Die Katzen nickten sich zu. Stachelherz erhob zuerst das Wort. "Wen sollen wir zuerst runterholen? Fleckenpfote oder Schwarzstreif?" Weizenpfote starrte in den Baum. "Fleckenpfote kann sich wenigstens selbst festhalten, aber wenn Schwarzstreif wirklich so erschöpft ist, brauchen wir bei ihm unsere ganze Kraft." "Windpfote, ist Schwarzstreif noch bei Bewusstsein?" Es dauerte ein wenig, bis sie antworten konnte. "Ich- ich glaube schon." Amselschwinge sog wütend die Luft ein und schob seinen Schüler auf den Baum zu. Dieser zögerte etwas, ehe er auf den Baum kletterte. Es dauerte etwas, bis sie seine Stimme hörten. "Sein Vorderbein ist ausgerenkt und er hat tiefe Kratzer überall. Selbst wenn er bei Bewusstsein wäre, könnten wir nicht auf seine Hilfe vertrauen." Weizenpelz sah sich den Baum genauer an. "Und wie schaffen wir ihn jetzt unversehrt herunter? Irgendwelche Ideen?" Stachelherz trat zu ihm, während Spechtfeder Amselschwinge mit seinen Kräutern half. "Wir könnten ihn einfach runterwerfen. Er ist zäh, der hält das schon aus." Amselschwinge trat wütend auf den grauen Kater zu und schlug ihn mit eingefahrenen Krallen. "Ist ja schon gut, Wie wäre es, wenn wir versuchen, ihn immer einen Ast weiter runter zu bringen?" Weißpfote meldete sich nun auch wieder. "Wenn wir ihn jeweils zu zweit am Nackenpelz packen und ihn so weiterreichen, schaffen wir es vielleicht. Von hier oben sieht man einen groben Weg!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)