Die Weltenwandlerin von Memories_of_the_Moon ================================================================================ Kapitel 2: Ankunft ------------------ Noch bevor ich die Augen öffne, fällt mir auf, dass es auf einmal anders riecht, irgendwie frisch und würzig, frühlingshaft. Außerdem fühle ich die Wärme der Sonne auf meiner Haut und die weiche Beschaffenheit des Untergrunds, auf dem ich liege. Offenbar scheint sich mein Wunsch, irgendwo anders zu sein, erfüllt zu haben. Oder aber ich habe einfach nur eine richtig gute Einbildungskraft. Als ich die Augen dann aufmache, sehe ich, dass ich tatsächlich an einem anderen Ort gelandet bin: Ich liege in einem Wald, gebettet auf Moos, um mich herum ist alles friedlich und harmonisch. Um sicherzugehen, dass ich nicht doch träume, kneife ich mich einmal fest. Nichts passiert. Glück gehabt. Dieser Ort kommt mir so vertraut vor… Ich ahne schon, wo ich mich befinden könnte, will mir aber keine allzu große Hoffnung machen – das wäre doch zu schön, um wahr zu sein. Nicht weit von mir entdecke ich einen kleinen Pfad, dem ich folge. Er führt mich zu einer großen, sehr imposanten Pforte, die ich nur zu gut kenne und deren Anblick mein Herz höher schlagen lässt. Meine Vermutung hat sich tatsächlich bestätigt, ich bin im Düsterwald! Meine Ankunft ist natürlich nicht unbemerkt geblieben. Eine elbische Wache versperrt mir mit entschlossener Miene den Weg, wobei sie mich prüfend von oben bis unten begutachtet – als könnte ich eine Gefahr darstellen! Beschwichtigend hebe ich die Hände, was von meinem elbischen Gegenüber jedoch falsch gedeutet wird: „Halt! Stopp, stehenbleiben! Und keinen Schritt weiter!“ Oha, da meint es jemand aber verdammt ernst. „Ich bin…“, beginne ich meine Erklärung, werde aber bereits an dieser Stelle ziemlich unhöflich unterbrochen: „Fremde haben keinen Zutritt zu des Königs Hallen!“ „Ich bin aber keine…“, will ich argumentieren, doch darf erneut nicht ausreden. „Was hast du hier zu suchen?“, will der Elb von mir wissen. Jetzt hat der doch tatsächlich die Frechheit, mich auch noch zu duzen! Es ist ja nicht so, als wäre ich hochnäsig oder würde mich für Weiß-Gott-wen halten, aber ich bin von Thranduils Volk etwas mehr Respekt gewohnt. Dennoch bemühe ich mich um eine möglichst freundliche Antwort: „Das wollte ich doch gerade erklären…“ Herausfordernd sieht mich die Wache an. Sie scheint ziemlich schnell ungeduldig zu werden, also überlege ich nicht lange und sage einfach das Erstbeste, das mir durch den Kopf geht: „Ihr müsst neu hier sein…“ – sonst hätte der Elb mich erkannt. Thranduil hat sich bei seiner Wache bezüglich meiner Besuchsrechte sehr deutlich ausgedrückt; dies ist – abgesehen von meinem ersten Besuch hier – das erste Mal, dass mir der Zutritt verwehrt wird. „Was!?“, reagiert der Elb entsetzt. „Was soll das denn mit…?“ Diesmal unterbreche ich ihn; langsam geht auch mir hier die Geduld aus. „Ich bin ein ständiger Gast des Königs“, ergänze ich. Einen Moment lang sieht mich der Elb schweigend an, dann meint er: „Und wer soll mir das bitte bestätigen?“ Genervt verdrehe ich die Augen. „Fragt doch König Thranduil höchstpersönlich, wenn es Euch gefällt“, gebe ich leicht spöttisch zurück. „Der König ist in einer sehr wichtigen Besprechung und darf nicht gestört werden“, belehrt mich die Wache wichtigtuerischwe. „Ich bin sicher, wenn Ihr ihm meinen Namen nennt, kann er einen Augenblick seiner kostbaren Zeit entbehren“, schlage ich vor. Der Elb reißt geschockt die Augen auf, als hätte ich soeben Hochverrat begonnen. „Der König ist mit solchen… ‚Angelegenheiten‘ nicht zu behelligen. Ganz sicher nicht!“ Ich seufze. „Dann lasst mich wenigstens drinnen auf ihn warten…“ „Auf gar keinen Fall!“, widerspricht der Elb vehement. „Das könnte dir so passen!“ „Na hört mal!“ Jetzt reicht es mir endgültig. „Ihr wisst wohl nicht, mit wem Ihr redet!“ Ganz ehrlich, so etwas aus meinem eigenen Mund zu hören, verblüfft mich in diesem Moment nicht einmal. Ich halte zwar gar nichts von Arroganz, Narzissmus und Wichtigtuerei, aber ich habe auch nicht ewig Zeit und Nerven für so etwas. Dem Elb vor mir geht es da offenbar ähnlich, denn er wird immer unfreundlicher. „Was glaubst du denn, wer…?“ Doch weiter kommt er nicht, denn an dieser Stelle mischt sich eine dritte Stimme in unsere Auseinandersetzung ein: „Was geht hier vor?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)