The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 44: Donner ------------------ Es war draußen dunkel geworden und Regen prasselte gegen die Scheiben. Simon schaute unruhig aus dem Fenster und beobachtete das Gewitter. Mit Sicherheit würde es nachher anfangen zu donnern. Und dabei hasste er Gewitter wie die Pest. Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er erschrocken zusammen, bis er dann merkte, dass es bloß Leron war. Der Unternehmer betrachtete ihn ein wenig besorgt und merkte an „Du bist ziemlich schreckhaft. Ist auch wirklich alles in Ordnung?“ Er nickte zur Antwort, doch er schämte sich für seine Reaktion und konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Tut mir leid. Ich kann noch nicht so gut mit Situationen umgehen. Wenn du mich nicht mehr so erschrecken würdest, wäre ich dir wirklich dankbar.“ Sie gingen zusammen in Lerons Schlafzimmer und kaum, dass sie drin waren, hörte Simon auch schon ein leises Donnern und zuckte wieder zusammen. „Immer noch Angst vor Gewitter?“ fragte der Unternehmer halb scherzhaft und begann nun Wasser in die Badewanne einzulassen. „Vielleicht wird dich ja ein heißes Bad etwas mehr entspannen.“ Aha, ein Bad also? Das klang doch nach einer wunderbaren Idee. Simon begann nun seine Häftlingskleidung abzulegen und behielt nur seine Boxershorts an. Er ging zu Leron hin und ergriff seine Hand. Auch wenn Leron ziemlich gut mit der Situation umging, quälte ihn dennoch ein schlechtes Gewissen wegen vorhin. Nur weil er seine eigene Verfassung falsch eingeschätzt hatte, machte sich Leron wahrscheinlich große Vorwürfe. „Tut mir leid wegen allem, was passiert ist. Ich mache wirklich viele Probleme, oder?“ Doch Leron schüttelte den Kopf und wirkte sehr nachdenklich und ernst. „Ganz und gar nicht. Im Grunde genommen habe ich dir auch ganz schön viele Belastungen zugemutet, seitdem du bei mir lebst. Meine Krankheit und meine Familie waren allein schon viel gewesen, aber ich habe ehrlich gesagt unterschätzt, wie sehr dich das belastet. Auch wenn wir beide in einer Beziehung sind, habe ich immer noch eine Fürsorgepflicht dir gegenüber. Du bist hier der letzte, der sich für irgendetwas entschuldigen sollte. Und ehrlich gesagt verstehe ich so langsam, warum du dir diese Dummheit auf dem Parkplatz geleistet hast.“ Simon presste die Lippen zusammen, als er wieder an die Schlägerei dachte und wie verärgert Leron darüber gewesen war. Instinktiv wanderte seine Hand wieder zu seinem Hals, welcher sich immer noch so nackt anfühlte. Diese Reaktion blieb nicht unbemerkt und Leron löste sich kurz von ihm, um etwas aus seiner Tasche zu holen. „Eigentlich wollte ich es dir zum Ende des Rollenspiels geben, aber da sich unser Vorhaben ein wenig geändert hat, gebe ich es dir jetzt.“ Simons Augen weiteten sich, als er sah, dass Leron ein Halsband hervorgeholt hatte. Es sah fast wie sein altes aus, wirkte aber noch um einiges edler und dezenter als das alte. Behutsam legte der Unternehmer es ihm an und wieder dieses Gefühl von Leder um seinen Hals zu spüren, ließ Simons Herz höher springen. Überglücklich umarmte er seinen Liebsten und küsste ihn. „Danke, danke, danke, Leron!!!“ rief er freudestrahlend. Der 31-jährige schmunzelte und tätschelte den Kopf seines Petboys. Diesem stiegen plötzlich wieder Tränen in die Augen und er vergrub sein Gesicht in Lerons Schulter. „Hey…“, versuchte der Unternehmer ihn zu beruhigen. „Wegen einem Halsband brauchst du doch nicht gleich zu weinen.“ „Aber es ist wichtig für mich!“ protestierte Simon und schaffte es nicht, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen. „Es ist quasi wie eine… naja… wie eine BDSM-Version eines Eherings, oder nicht?“ Dieser Kommentar war wohl endgültig zu viel für Leron und er konnte nicht anders als zu lachen. Er hatte mit Sicherheit mit einigem gerechnet, aber nicht mit so etwas. Simon seinerseits errötete und zog einen leichten Schmollmund und fragte etwas kleinlaut „Was ist denn so lustig daran?“ Doch der Unternehmer schüttelte nur den Kopf, schmunzelte immer noch amüsiert und erklärte „Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber ich hätte nie gedacht, dass du so kitschig denken kannst.“ Als genügend Wasser eingelassen war, drehte Leron den Hahn zu und beide entledigten sich ihrer Kleidung, bevor sie in die Badewanne stiegen. Simon setzte sich vor den Unternehmer, lehnte sich zurück und ließ sich von ihm in die Arme schließen. Es fühlte sich so wunderbar an, in Lerons Armen zu liegen und sich einfach fallen zu lassen. Er schloss die Augen und spürte, wie langsam seine Anspannung abfiel. Behutsam strich eine Hand über seinen Oberkörper und er ließ sie bereitwillig gewähren. Sanft streichelte sie über sein Schlüsselbein, bevor sie hinunterwanderte und begann, seine linke Brustwarze zu kneten. Lerons andere Hand hingegen glitt zwischen seine Beine und strich zärtlich über seinen Oberschenkel. „Es freut mich, dass dir so viel daran liegt. Und ich hoffe, dass sich so ein Vorfall so schnell nicht wiederholt.“ „Ganz sicher nicht“, versprach Simon. „Die Abreibung und die Strafe haben mir gereicht.“ „Sehr schön.“ Zärtlich küsste Leron seine Halsbeuge und langsam entspannte sich der 21-jährige. Er spürte, wie seine Erregung stärker wurde, als die Hand, die zuvor seinen Oberschenkel erforscht hatte, nun damit begann, sein Glied zu massieren. Er begann bereits seine Augen zu schließen, doch da stellte Leron ihm eine Frage, die ihn sehr überraschte: „Sag mal Simon, hast du eigentlich jemals den Wunsch verspürt, irgendwann mal deine Eltern zu finden?“ „Wie kommst du jetzt plötzlich darauf?“ fragte er den Unternehmer überrascht. „Fragst du weil Cypher mein Bruder ist?“ Leron nickte und erklärte „Vielleicht liegt es auch daran, weil ich selbst viel mit meiner Familie zu tun hatte, seit du bei mir lebst. Und manchmal frage ich mich, ob du nicht auch manchmal den Wunsch verspürst, mehr über deine Herkunft zu erfahren.“ Simon legte den Kopf zurück und dachte nach. Natürlich hatte er sich sehr oft gefragt, wer seine Eltern waren und warum er einfach in einen Müllcontainer entsorgt worden war. Und nachdem er erfahren hatte, dass Cypher sein Bruder war, kam ihm die Frage in jüngster Zeit wieder auf. Warum hatten seine Eltern ihn an einem Kloster abgesetzt aber ihren jüngeren Sohn weggeworfen wie Müll? Hatte er noch mehr Geschwister und welchen Grund hatten seine Eltern gehabt, sie beide wegzugeben? Auf der einen Seite wollte er Antworten haben, um endlich mit diesem Thema abzuschließen, aber auf der anderen Seite hatte er auch Angst davor, was er eventuell herausfinden könnte. „Ehrlich gesagt wünsche ich mir schon, ein paar Antworten zu finden. Ich würde schon gerne wissen, wer meine Eltern sind und warum sie mich abgegeben haben. Aber ich habe auch Angst vor der Wahrheit. Vielleicht ist meine Mutter damals einfach überfordert gewesen. Womöglich hat sie mich und Cypher einfach nicht gewollt oder ist vielleicht eine drogenabhängige Prostituierte. Aber solange ich keine Antworten habe, kann ich mit diesem Thema einfach nicht abschließen. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich meine Eltern jemals finden werde. Nicht einmal das Kloster, in welchem Cypher aufgewachsen ist, weiß irgendetwas.“ „Ja, das dürfte in der Tat schwierig werden“, stimmte Leron zu. „Naja, es ging mir halt durch den Kopf.“ „Schon gut. Aber lassen wir das Thema Familie erst einmal beiseite, okay? Das zieht einen nur runter.“ Damit drehte Simon seinen Kopf zu ihm und gab ihm einen Kuss. Ein verschlagenes Lächeln spielte sich auf Lerons Lippen und seine haselnussfarbenen Augen sahen tief in Simons, die von einem undurchdringlichen Weiß bedeckt waren. Ehe sich der 21-jährige versah, wurde er sanft aber dennoch fest gepackt und nach vorne gedrückt. Seine Hände bekamen den Rand der Wanne zu fassen und er hielt sich instinktiv daran fest. Lerons Hand strich durch sein dunkelbraunes Haar und er hörte ihn leise murmeln: „So, ich habe genug gewartet. Lass uns ein bisschen Spaß haben.“ Simon spürte einen wachsenden Druck auf seinen Schließmuskel und streckte Leron seinen Hintern entgegen. Er wurde ungeduldig und konnte genauso wenig warten wie Leron. Er wollte ihn spüren und all seine Gedanken und Sorgen vergessen und sich einfach fallen lassen. Der Druck wurde stärker und eine vertraute Hitze erfüllte ihn, als Leron tief in ihn eindrang. Ein leises Keuchen entfuhr ihm, doch da verpasste Leron ihm einen Klaps auf und er zuckte kurz zusammen. „Immer wenn ich deinen süßen kleinen Arsch sehe, würde ich ihn dir am liebsten versohlen.“ „Du Sadist“, gab Simon halb im Scherz zurück, doch da verpasste der Unternehmer ihm noch einen Klaps und erwiderte „Nur weil aus unserem kleinen Rollenspiel nichts geworden ist, bedeutet das nicht, dass ich dich mit Samthandschuhen anfassen werde.“ Damit packte Leron ihn an den Hüften und drang tief in ihn ein. Ein leichter Stich durchfuhr Simon und er umklammerte den Rand der Wanne fester. Eine Welle aus Lust und Schmerz durchfuhr seinen Körper und ein leises Stöhnen entfuhr ihm, doch Leron ließ ihm keine Chance, sich zu sammeln und zog sich wieder aus ihm zurück, nur um wieder hart und tief in ihn hineinzustoßen. Seine Hände hielten ihn fest gepackt und ließen ihm keine Möglichkeit, sich ihm zu entziehen. Ein heißer Schauer durchfuhr Simon und er spürte, wie seine Erregung stärker wurde und der Schmerz langsam wich und die Lust sich immer weiter steigerte. Sein Herz begann zu rasen und ein unbändiges Verlangen nach mehr überkam ihn. Er wollte mehr, wollte es noch härter und intensiver. Das kalte Leder auf seiner Haut rief Erinnerungen in ihm wach. Die Erziehungsstunden und das Training mit Leron und die Erinnerung daran, wie viel er Leron bedeutete. Vor allem aber gab ihm das Wissen darum, dass er sich einfach fallen lassen und Leron die Kontrolle überlassen konnte, ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Er gehörte Leron und das Halsband, was er trug, war der Beweis dafür. Simon hielt es nicht mehr aus und löste eine Hand vom Rand der Badewanne, um sich selbst zu befriedigen. Sein Glied war bereits hart und sein Körper schrie nach Erlösung von dem Druck. Er wollte noch mehr fühlen, wollte die Ekstase und dieses Gefühl der Lust auskosten. Doch Leron durchschaute seine Absicht sofort und hielt sein Handgelenk fest. „Wer hat dir denn erlaubt, dass du dir selbst einen runterholen darfst?“ „Bitte“, flehte Simon. „Ich will mehr…“ „Du willst mehr?“ fragte der Unternehmer streng und stieß noch stärker zu. Ein elektrisierender Schauer durchfuhr seinen Körper und er stöhnte laut auf, als Leron genau jenen sensiblen Punkt traf, der ihn jedes Mal um den Verstand brachte. „Nur weil ich aufgrund deines derzeitigen Zustandes Rücksicht walten lasse, heißt das noch lange nicht, dass du dir solche Freiheiten rausnehmen darfst. Jetzt wirst du warten müssen, bis ich zuerst komme.“ Simon realisierte, was das bedeutete und wollte etwas sagen, doch er wusste, dass er es noch schlimmer machen würde, wenn er sich Leron widersetzte. Also akzeptierte er diese kleine Strafe und nahm seine Hand wieder zurück. Das hatte er sich selber eingebrockt. Warum musste Leron aber auch so verdammt streng mit ihm sein? Der 21-jährige biss sich auf die Unterlippe und versuchte sich wieder zu sammeln, doch Leron machte es ihm nicht einfach und schien es offensichtlich zu genießen, ihn ein bisschen zu quälen. Er wusste, wie er seinen Petboy an sein Limit bringen konnte und spielte diesen Trumpf natürlich auch aus. Es fiel ihm schwer, sich zusammenzureißen und sich nicht der Versuchung hinzugeben, sich über Leron hinwegzusetzen und es einfach zuzulassen. Nur ein kleiner, schwacher Moment… Doch Simons Wille war stärker und er unterdrückte sein Verlangen. Die letzte Bestrafung hatte ihm wirklich gereicht und er wollte diesen Moment hier gemeinsam mit dem Mann genießen, den er liebte. Der Mann, den er liebte… Nie in seinem Leben hätte er je gedacht, dass er fähig sein würde, einen anderen Menschen wirklich zu lieben. Ihm war, als würde das Blut in seinen Adern anfangen zu kochen. Sein Herz hämmerte in der Brust und sein Verstand schien von einem weißen Schleier bedeckt zu sein. Alles begann in eine weite Ferne zu rücken und er fühlte sich wie im Fieber. Es kam ihm vor, als würde sein Bewusstsein langsam in eine weite Ferne entrücken und er nahm all dies hier nur durch diesen dichten weißen Schleier wahr. Der Druck wurde immer stärker und sein Körper schrie nach Erlösung. Er wollte kommen und in diese dunkelrote Tiefe dieser heißen Sehnsucht versinken. Eine unbeschreibliche Hitze durchflutete sein Innerstes und er verlor jegliche Kontrolle über sich selbst. Für einen Moment tanzten Sterne vor seinen Augen, als er endlich zum ersehnten Höhepunkt kam und keuchend zusammensank. Als er sich wieder gesammelt hatte, drehte er sich um und schloss Leron fest in seine Arme. Mit einem Male überkam ihm der sehnliche Wunsch, einfach nur von ihm im Arm gehalten zu werden und diese Liebe und Geborgenheit zu spüren. Er spürte, wie eine Hand zärtlich seinen Kopf streichelte, bevor sich Lerons Arme um seinen Körper legten. „Ist alles in Ordnung?“ fragte der Unternehmer mit leichter Besorgnis, doch Simon schüttelte den Kopf und erklärte „Ich brauche das hier einfach gerade…“ Sie verharrten eine Weile in dieser Umarmung, bis sie sich wieder voneinander lösten. Nachdem sie aus der Badewanne gestiegen waren und sich abgetrocknet hatten, gingen sie ins Bett und Simon kuschelte sich an Leron heran. Obwohl der 21-jährige nichts Beunruhigendes gesagt hatte, machte sich der Unternehmer dennoch Sorgen um ihn. Zwar war der Junge sowieso jemand, der diese Art von Nähe brauchte, aber er wirkte wesentlich zerbrechlicher als sonst. Für gewöhnlich war er viel stärker gewesen, aber nun wirkte es so, als hätte sich ein Schatten über seine Seele gelegt. Und die Frage war, was er tun konnte, um ihm zu helfen. Immer noch musste er an die Szene im Keller denken und wie Simon plötzlich angefangen hatte zu weinen. Zwar war er vorhin wesentlich entspannter gewesen und hatte auch nicht danach gewirkt, als würde er wieder eine Panikattacke erleiden. Aber es war dennoch erkennbar, dass er sich verändert hatte. Die Belastungen waren einfach zu groß für ihn gewesen und es brauchte seine Zeit, bis er sich von all diesen Geschehnissen erholen würde. Und noch etwas beunruhigte ihn. Es konnte seine Einbildung sein, aber Simons Körper fühlte sich kälter an als sonst. Es war nicht so, dass er sich eiskalt anfühlte, aber es schien so, als würde ihm die Energie fehlen, seine eigene Temperatur aufrecht zu erhalten. „Ist dir kalt?“ „Nein, ich finde es angenehm warm.“ Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein, dachte sich Leron und streichelte zärtlich Simons Kopf während er ihn im Arm hielt. Aber ihm war wirklich so, als fühle sich Simons Körper im Vergleich zu sonst etwas kälter an. Nur ganz leicht, aber dennoch bemerkbar. Und dabei hatten sie gerade erst Sex gehabt und das Wasser in der Badewanne war auch sehr warm gewesen. Hoffentlich wurde der Junge nicht schon wieder krank. Er sollte ihn vielleicht mal zu seinem Hausarzt schicken um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. „Simon, wenn dir irgendetwas auf der Seele liegt, möchte ich, dass du mit mir darüber sprichst. Ich bin zwar für dich da, aber ich weiß nicht was…“ Ein lautes Donnergrollen unterbrach Leron und sofort spürte er, wie Simon heftig zusammenzuckte und sich noch tiefer unter die Decke verkroch. Das Gewitter hatte er fast vergessen gehabt. Anscheinend ging es jetzt los. Der nächste Donner war so laut, dass Leron sogar glaubte, die Vibration in den Wänden zu spüren. Ein Blitz leuchtete draußen am dunklen Himmel auf und Regen prasselte gegen die Scheiben. Für ihn selbst war es nichts Besonderes, aber für Simon war dies ein einziger Horror. Der Ärmste kauerte völlig verkrampft und zitternd im Bett und hatte eine Heidenangst. „Alles wird gut“, versuchte er ihn zu beruhigen. „Wir sind hier drin geschützt und es kann uns nichts passieren.“ Doch Simon schien seine Worte nicht zu hören. Er zitterte immer noch und in seinen Augenwinkeln glänzten Tränen. Und alle Beruhigungsversuche Lerons endeten schließlich darin, dass er anfing zu schluchzen. Mit dieser Reaktion war der Unternehmer nun überfragt. Er verstand nicht, was plötzlich mit Simon los war. Es war doch gerade noch alles in Ordnung gewesen und nun begann er wieder zu weinen. Aber warum? Das Gewitter konnte doch wohl kaum die Ursache dafür sein. „Simon, was ist los? Warum weinst du?“ „Ich bin es so leid…“, brachte der Junge mit den brünetten Locken unter heftigen Schluchzern hervor. „Ich dachte, es wird alles wieder in Ordnung, aber ich habe immer noch Angst. Warum kann es nicht mehr so sein wie vorher? Warum können wir nicht einfach zu der Zeit noch zurückkehren, als alles noch in Ordnung war?“ Ach so ist das, dachte Leron und verstand so langsam. Anscheinend kam nach und nach alles heraus, was Simon bislang so erfolgreich aus seinem Bewusstsein verbannen konnte. Und nun, da er sein Limit überschritten hatte, fühlte er sich mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und der Angst völlig überfordert. Zärtlich streichelte er ihm den Kopf und versuchte weiterhin, ihn zu trösten. „Es ist in Ordnung, sich ab und zu mal hilflos zu fühlen. Das ergeht jedem Menschen mal so. Und sei doch mal ehrlich: auch wenn viel passiert ist, stehen wir jetzt alle Male besser da als am Anfang.“ Doch da schaute der Junge ihn mit seinen schneeweißen Augen an so als glaube er, Leron wolle ihn für dumm verkaufen wollen. Aber der Unternehmer blieb bei seiner Meinung und erklärte „Denk doch mal zurück an den Anfang. Da hatte ich meine Schizophrenie noch nicht im Griff, Michael und Jordan waren am Leben und wir waren kein richtiges Paar gewesen. Du hast Hunter und Cypher nicht gekannt und wusstest auch nichts davon, dass du einen Bruder hast. Natürlich ist viel passiert, aber zusammenfassend gesehen ist auch viel Gutes passiert. Und all diese negativen Erlebnisse hatten letzten Endes auch etwas Gutes. Du musst lernen, auch mal diese Hilflosigkeit auszuhalten. Körper und Seele brauchen Zeit, um sich von gewissen Dingen zu erholen. Selbst wenn dein Körper sich einigermaßen erholt hat, braucht deine Seele länger. Du weißt, ich bin für dich da um dir beizustehen. Aber ich will nicht, dass du dich unter Druck setzt. Niemand erwartet von dir, dass du von heute auf morgen über all diese Dinge hinwegkommst. Also gib dir selbst Zeit.“ Immer noch schluchzte Simon leise und klammerte sich an Leron. Wieder donnerte es und das half nicht wirklich, dass er sich wieder beruhigte. Der Unternehmer überlegte, was er für Simon tun konnte, damit sich der Ärmste wenigstens ein bisschen besser fühlte und sich nicht mehr so sehr vor dem Donner fürchtete. Doch was konnte er tun? „Wie wäre es, wenn ich dir eine kleine Geschichte erzähle?“ „Was denn für eine?“ wollte der Junge sofort wissen. „Eine richtige oder eine erfundene?“ „Es ist eine richtige. Und keine Sorge, sie ist eine recht schöne.“ „Okay…“ murmelte Simon und wischte sich die Tränen weg. „Dann erzähl sie mir.“ Leron atmete tief durch und versuchte sich an die genauen Details seiner Anekdote zu erinnern. „Ich war genau in deinem Alter, als ich damals eine feste Stelle im Konzern zugeteilt bekam. Ich hatte mein Studium früher als geplant abgeschlossen und obwohl ich den Abschluss in der Tasche hatte, war ich noch ziemlich grün hinter den Ohren gewesen. Und als solcher wurde ich auch nicht sonderlich respektiert. Mein damaliger Mentor war William Green gewesen. Er kannte meine Familie schon seit langem und war ein außerordentlich talentierter Unternehmer. Aber er war auch unfassbar streng gewesen und hat mir das Leben sehr schwer gemacht. Nicht nur hat er ständig meine Autorität untergraben und mich wie einen Praktikanten behandelt, er hat auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er nichts von Leuten hielt, die über Beziehungen in den Konzern kamen. Er hatte mich ziemlich auf dem Kieker gehabt und keine Gelegenheit ausgelassen, um mir die undankbarsten Aufgaben aufs Auge zu drücken. Teilweise ging ich schon mit Widerwillen zur Arbeit weil ich dachte, er wolle mich mit Absicht rausekeln.“ Leron hielt kurz inne, als Simon wieder den Blickkontakt suchte. Er wirkte sehr skeptisch und meinte „Das klingt aber nicht sonderlich nach einer schönen Geschichte.“ „Mach dir keine Sorgen“, beschwichtigte Leron ihn. „Ich bin ja auch noch nicht fertig. Also… das ganze Theater ging für eine längere Zeit so. Und ich stand vor der Wahl, was ich nun tun sollte: aufgeben und den Job hinschmeißen, oder diesem arroganten Sack den Arsch aufreißen und ihm zeigen, dass er sich nicht mit Leron Evans anlegen soll.“ „Du hast ihm den Marsch geblasen, oder?“ fragte Simon und Leron musste lachen, als die Erinnerung an diese Zeit wieder lebhaft zurückkam, als hätte er es erst gestern erlebt. „Oh ja, das habe ich. Aufgeben war für mich nicht infrage gekommen und ich sah nicht ein, warum ich mir von so einem Schnösel mein Leben versauen lassen sollte. Also habe ich ihn zu einem Gespräch zu mir gebeten und es hat ein verbales Gemetzel gegeben. Ich habe ihm deutlich gesagt, dass ich meine Arbeit und meine Karriere von niemandem ruinieren lassen werde und es mir scheißegal ist, wie gut er mit meinem Vater befreundet ist. Und wenn er denkt, er könne mich als seinen persönlichen Sklaven behandeln und meine Autorität untergraben, dann würde ich einen Weg finden, um ihn aus dem Unternehmen rauszuschmeißen.“ Er legte eine kurze Pause ein, um Simon die Zeit zu geben, die Geschichte sacken zu lassen und ihn neugierig auf mehr zu machen. Und tatsächlich brauchte es nur einen Augenblick, bis Simon ihn mit nun größerer Neugier fragte „Und was ist dann passiert? Hast du ihn tatsächlich rausgeschmissen oder hast du Ärger gekriegt?“ „Keines von beiden“, erklärte Leron und schmunzelte, als er die Szene wieder lebhaft vor Augen hatte. „Er hat mir gratuliert.“ „Häh?!“ Nun war der Junge sichtlich verwirrt und konnte das nicht so wirklich glauben. „Wieso hat er dir gratuliert? Und wofür denn?!“ „Dafür, dass ich endlich den Mund aufgemacht und ihn zurechtgewiesen habe“, erklärte Leron ihm. „Will hatte sich meine Tirade geduldig angehört und als ich fertig war und mir fast die Seele aus dem Leib geschrien hatte, fing er plötzlich an zu lächeln und zu klatschen. Ich dachte erst, er wolle sich wieder über mich lustig machen, doch da sagte er Na also, wurde aber auch endlich Zeit, dass du dich zur Wehr setzt. Damit hast du die wichtigste Lektion gelernt. Ich war genauso verständnislos gewesen wie du und dachte immer noch, er wolle mich verarschen. Aber dann hat er mir erklärt, warum er mich die ganze Zeit so schikaniert hat. Er wusste von meiner Situation und meinen beiden Brüdern. Und da sie im selben Konzern arbeiteten wie ich und beide wesentlich älter waren, wäre es für mich umso schwerer geworden, Fuß zu fassen. Das Geschäftsleben ist hart und Schwächlinge kommen nicht vorwärts, wenn sie nach oben wollen. Er wusste zwar nicht, was Michael und Jordan mit mir gemacht hatten, aber er wusste, dass Michael ein sadistischer Psychopath war und konnte ihn nicht leiden. Er verstand sich gut mit meinem Vater, aber aus irgendeinem Grund hatte er mich unter seine Fittiche genommen. Tatsächlich diente seine ganze Schikane nur zu dem Zweck, dass er mich abhärten und für den Moment vorbereiten wollte, wenn ich mich gegen meinen Vater behaupten würde. Er sagte mir der Weg eines Geschäftsmannes ist hart und steinig. Du wirst Feinde in den eigenen Reihen haben, wenn du nicht vorsichtig bist. Und jede Schwäche kann dir zum Verhängnis werden, wenn du dir vor den falschen Leuten Blöße gibst. Entweder du setzt dich zur Wehr, oder du gehst unter. Und wenn du dich gegen deine Familie behaupten willst, musst du lernen, dich gegen mich zu behaupten. Er war wirklich kein schlechter Kerl gewesen.“ „Und wie war euer Verhältnis danach? War er danach wenigstens netter zu dir?“ „Nein, er war immer noch absolut unbarmherzig und streng mit mir, wenn es um die Arbeit ging. Er hat mich härter rangenommen als jeden anderen, aber er hat mich auch gelehrt, mich durchzusetzen, mir nichts gefallen zu lassen, wie man verhandelt und wie man knallharte Geschäfte macht. Es waren die härtesten Jahre meines Lebens aber ich war ihm trotzdem verdammt dankbar dafür. Letzten Endes hat er aus mir den Menschen gemacht, der ich heute bin und dank ihm habe ich auch gelernt, mich gegen meinen Vater durchzusetzen und mich nicht von ihm beeinflussen zu lassen. Als ich nach knapp fünf Jahren soweit war, hatte sich unser Verhältnis wesentlich entspannt. Wir waren quasi Freunde.“ „Und jetzt nicht mehr?“ fragte Simon zögerlich. „Ist etwas mit ihm passiert?“ „Er ist vorletztes Jahr in den Ruhestand gegangen und zusammen mit seiner Familie nach Europa ausgewandert. Aber verstehst du so langsam, warum ich dir ausgerechnet diese Geschichte erzähle?“ Simon schwieg und ließ sich Lerons Anekdote durch den Kopf gehen. Zuerst war er sich nicht sicher, ob diese Geschichte nur frei erfunden war, oder ob sie sich wirklich zugetragen hatte. Aber auf der anderen Seite… warum sollte sich Leron diese Geschichte ausdenken? Bisher hatte er ihm noch nie irgendwelche Märchen aufgetischt. Doch es fiel ihm irgendwie schwer, sich vorzustellen, dass Leron von seinem Mentor aus einem guten Grund schikaniert wurde. Und vor allem fiel es ihm schwer zu verstehen, dass solch eine Methode wirklich helfen konnte. „Ehrlich gesagt fällt es mir schwer zu glauben, dass das wirklich so hilfreich war. Ich meine… was wenn es nach hinten losgegangen wäre und du stattdessen aufgegeben hättest?“ „Selbst dann hätte ich eine Lektion fürs Leben gelernt“, wurde ihm erklärt. Simon dachte weiter nach und begann langsam zu verstehen. „Also das heißt… diese Zeit hat dich so weit gebracht, dass du den Mut gefunden hast, dich gegen jemanden verbal zur Wehr zu setzen, der in der Hierarchie über dir steht?“ „Ganz richtig. Es war zwar eine harte Zeit, aber es hat mich stärker gemacht.“ Simon dachte zurück an die vergangenen Wochen zurück. Auch wenn er zustimmte, dass sich trotz aller Schicksalsschläge viel zum Guten gewandt hatte, fühlte er sich dennoch nicht unbedingt besser. Aber wahrscheinlich lag es auch nur daran, weil er sich einfach nur müde und deprimiert fühlte. Es donnerte wieder, allerdings weiter in der Ferne. Doch Simon registrierte es kaum, denn eine lähmende Müdigkeit überkam ihn und seine Augenlider wurden schwer. Leron sagte irgendetwas zu ihm, doch in dem Moment fiel er in einen tiefen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)