The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 38: Schwere Zeit ------------------------ Nachdem Hunter endlich da war, konnte Leron zu seinem Termin fahren und es beruhigte Simon ungemein zu wissen, dass er nicht alleine war. Vor allem Hunters Anwesenheit gab ihm ein deutliches Gefühl der Sicherheit. Da er sich aber nicht sonderlich fit fühlte, blieb er auf der Couch liegen und hörte, wie Schritte näherkamen. Die Wohnzimmertür wurde geöffnet und tatsächlich sah Simon Hunter im Türrahmen stehen. Er hatte wie immer einen nicht sonderlich freundlich gesinnten Blick und heute trug ein schwarzes Shirt, auf dem Waldo aus Büchern „Finde Waldo“ zu sehen war, welche Simon noch aus dem Waisenhaus kannte. Jedoch hatte dieser nun ein psychopathisches Grinsen und hielt ein Messer in der Hand. Zu lesen war die Aufschrift „Find him before he finds you“. Wirklich passend für ihn und seinen unheimlichen Geschmack für makabere Sprüche. „Hi“, grüßte er den Ankömmling und wollte sich aufsetzen, doch ein tonloses „Bleib liegen“ hielt ihn davon ab. Der Bildhauer machte es sich auf dem Sessel bequem und musterte Simon mit einem unbestimmten Gesichtsausdruck, der sich nur schwer deuten ließ. Und es dauerte eine Weile, bis er fragte „Was fehlt dir?“ „Ich habe ein wenig Fieber und ich fühle mich ziemlich schlapp. Ein bis zwei Stunden kalt zu duschen war wohl nicht sonderlich clever von mir.“ Hunter sagte nichts, sondern starrte ihn nur an. Es war schwierig zu sagen was er gerade dachte oder fühlte und da Cypher nicht da war, stellte sich das Ganze als etwas schwierig dar. Vor allem weil Simon immer noch ein sehr schlechtes Gewissen plagte und er nicht wusste, wie er sich ihm gegenüber nun verhalten sollte. „Hunter…“, begann er zögerlich. „Es tut mir leid wegen der ganzen Sache. Wegen mir wurde Cypher niedergeschossen und wäre fast gestorben. Und dann hattest du auch noch Ärger mit der Polizei, obwohl du mir doch nur helfen wolltest.“ Immer noch schwieg der 24-jährige, doch es war zu hören, dass er leise seufzte. Dann schließlich, nach einer Weile des Schweigens sagte Hunter „War ja nicht deine Schuld. Und du hast auch was abgekriegt.“ „Ja aber er ist wegen mir…“ „Er war ein Cohan. Und die sind gefährlich, das weißt du. Auch Leron und ich sind gefährlich.“ „Aber im Gegensatz zu euch hat dieser Kerl sich nicht beherrschen können und elf Menschen getötet.“ Wieder kehrte Stille ein. Es war manchmal eine sehr seltsame Stille und es fiel Simon nicht gerade leicht zu erkennen, ob er jetzt etwas sagen oder doch lieber die Klappe halten sollte. Da merkte man auch deutlich, wie sehr Cypher in dieser Runde fehlte. Mit ihm wäre es wahrscheinlich nicht ganz so ruhig und er hätte etwas mehr Leben in die Konversation gebracht. Und das schien auch dessen Freund zu merken, der seinerseits wohl überlegte, was er sagen sollte. Er schien es ja eher zu bevorzugen, lieber anderen das Reden zu überlassen. Simon sah deutlich, wie Hunter die ganze Zeit angestrengt darüber nachdachte, was er sagen sollte, doch er schien nicht die geeigneten Worte zu finden, um seine Gedanken auszudrücken. „Du musst dich nicht zum Reden zwingen, wenn du nicht willst“, sagte er deshalb. „Ich bin schon froh, wenn du hier bist, solange Leron nicht da ist.“ „Du hast eine besondere Beobachtungsgabe“, stellte Hunter fest. „Genauso wie Cypher. Muss daran liegen, weil ihr Brüder seid.“ Überrascht horchte Simon auf. „Ihr wisst also auch schon Bescheid?“ „Das Ergebnis kam gestern und ich habe Cypher den Brief gebracht. Er war total aus dem Häuschen. Ist lange her, dass er das letzte Mal geheult hat.“ Simon schmunzelte und konnte sich kaum vorstellen, dass Cypher weinen konnte. Aber andererseits schien er ja ein sehr emotionaler Mensch zu sein, da war es eigentlich nicht ganz so unwahrscheinlich, dass ihm vor Freude auch mal die Tränen kommen konnten. Wenn es ihm besser ging, würde er ihn auf jeden Fall im Krankenhaus besuchen gehen. Zwar besuchte er ihn sowieso schon jeden Tag, aber es war trotzdem anders, weil sie jetzt beide wussten, dass sie Brüder waren. „Hätte mich überrascht, wenn ihr nicht verwandt gewesen wärt“, meinte Hunter schließlich. „Ihr seid euch ähnlich.“ „Wegen unserer Augen?“ „Nein, du hast diese spezielle Beobachtungsgabe wie er“, erklärte der Bildhauer und wurde mit einem Male sehr nachdenklich. Als würde er einer sehr alten Erinnerung nachgehen, die ihn manchmal beschäftigte. „Es erinnert mich an jemanden, den ich vor einigen Jahren kennen gelernt habe…“ Doch bevor er weitererzählen konnte, wurde die Tür geöffnet und Anthony kam mit den Medikamenten und Tee zu ihnen und erklärte, dass die Arznei half, das Fieber wieder zu senken. Sofort nahm Simon sie ein in der Hoffnung, dass sie bald zu wirken begann und es ihm dann auch wieder etwas besser ging. Danach wollte er aber natürlich wissen, was Hunter sagen wollte und so fragte er nach, von welcher Person die Rede gewesen war. Dieser zuckte mit den Schultern und erklärte „Ich war schon mal als Kind in der Klinik. Das war bevor ich mit meinem Vater nach New York kam. Da Annatown keine richtige Klinik hatte, kam ich nach Backwater. Das ist eher ein Dorf. Da war ein Junge, der war etwas jünger. Er war seltsam, aber er wusste einiges. Er sagte, dass besondere Augen von besonderen Menschen zeugen. Und Annatown ist die Wurzel des Phänomens.“ „Spielte er damit etwa darauf an, dass alle Cohans gelbe Augen haben und für gewöhnlich verrückt sind?“ „Nicht nur. Es gibt wohl andere Phänomene in Annatown. Azarias sagte, er wüsste Dinge, die eigentlich keiner wissen könnte und seine Aufgabe sei es, den Kern zu bewachen. Allerdings wusste man bei ihm nicht, ob er die Wahrheit sagt oder ob es bloß seine Wahnideen waren.“ Ein besonderes Phänomen verbunden mit der Augenfarbe? Das klang irgendwie nach einem Mysteryroman aber nicht wirklich nach dem wahren Leben. Aber andererseits… die Cohans hatten gelbe Augen und neigten zu psychischen Krankheiten. Wie unwahrscheinlich war es da also, dass es so etwas Ähnliches gab? Und was war mit ihm? Konnte es vielleicht sein, dass er und Cypher nicht vielleicht bloß beide Einzelfälle waren und es noch mehr solcher Leute wie ihn gab? Tja, wer weiß. „Ich beneide Cypher echt“, murmelte Simon schließlich. „Er ist immer gut gelaunt und fröhlich, egal was auch passiert. Und ich habe Angst davor, ohne Leron in der Villa zu bleiben.“ Ein leises Seufzen war zu hören und dann stand Hunter überraschend auf. Zuerst dachte Simon, er hätte irgendetwas Falsches gesagt, doch da gesellte sich der Bildhauer plötzlich zu ihm auf die Couch. Sofort setzte sich der Kranke auf und spürte dann auch schon, wie sich ein Arm um ihn legte. Es war ein starker Arm, der viele schwere körperliche Arbeiten zu bewältigen hatte, das spürte er sofort. Obwohl die Kleidung es geschickt versteckte, hatte Hunter sehr kräftige Arme. Etwas überrumpelt von dieser plötzlichen Umarmung wusste er gar nicht, wie er das einordnen sollte und warum Hunter so etwas plötzlich tat. Doch dann dachte er sich einfach, dass es eine nett gemeinte Geste war und legte seinen Kopf auf Hunters Schulter. „Cypher zwingt sich oft selbst dazu, positiv zu bleiben“, erklärte dieser schließlich. „Seine Depression und sein Alkoholproblem rührten auch daher, dass er die Leute zu sehr durchschaut hat und wusste, wie sie über ihn dachten. Seine Beobachtungsgabe empfand er immer als eine Strafe.“ „Meinst du, ich habe sie auch?“ Hunter nickte und wirkte immer noch sehr in Gedanken versunken, so als erinnerte er sich daran zurück, wie Cypher damals gewesen war, als sie sich kennen gelernt hatten. Wahrscheinlich war er damals ganz anders gewesen, bevor sie beide sich kennen gelernt hatten. Aber irgendwie konnte sich Simon das nicht so wirklich vorstellen, weil er Cypher ganz anders kennen gelernt hatte. Doch irgendwo hatte er mal gehört, dass die Leute mit dem fröhlichsten Lächeln oft diejenigen mit der traurigsten Geschichte waren. Vermutlich traf das dann auch auf Cypher zu. Aber er selbst zweifelte daran, dass er wirklich so eine Beobachtungsgabe wie Cypher hatte. Immerhin war er in seiner Vergangenheit schon viel zu oft an die falschen Menschen geraten. „Wenn ich wirklich so eine tolle Beobachtungsgabe habe, warum konnte ich dann damals nicht sehen, wie gefährlich Michael damals war? Dann wären wir uns wahrscheinlich nie über den Weg gelaufen. Und dann wäre ich wahrscheinlich auch nicht an solche Freier geraten, die es als Vorspiel ansehen, mich zu verprügeln oder mit dem Messer zu attackieren.“ „Wahrnehmung kann durch Denken verzerrt werden“, erklärte Hunter. „Wenn du denkst, alle sind scheiße, dann wirst du blind für die Tatsachen.“ Auch wieder wahr. Da es sonst nicht viel zu reden gab, schlug Simon vor, dass sie sich einen Film anschauen konnten. Und weil es sie vor allem aus dieser Situation befreite, dass sie sich beide zum Reden zwangen, war auch Hunter einverstanden und zusammen schauten sie sich Thankskilling an. Zwar war das nicht wirklich das, was Cypher und Hunter üblicherweise zu schauen pflegten, aber der 24-jährige beschwerte sich nicht und so saßen sie zusammen, bis Simon wieder eingeschlafen war. Als Leron von seinem Termin wieder zurückkehrte, fand er Hunter und Simon im Wohnzimmer vor. Zweiter lag auf der Couch und sein Kopf lag auf Hunters Schoß. Und er sah auch wie der Schlafende Hunters Hand festhielt und ihn anscheinend auch nicht loslassen wollte. Der Bildhauer wandte den Blick zu ihm und seine goldgelben Augen wirkten wie immer sehr bedrohlich, auch wenn der Scheint trog. „Er ist wieder eingeschlafen?“ Ein Nicken kam zur Antwort, kurz darauf gefolgt von der Erklärung „Er wurde unruhig, aber dann klammerte er sich an meiner Hand fest und wurde wieder still.“ Tatsächlich sah Simon deutlich danach aus, als würde er nicht gerade einen angenehmen Traum haben. Besorgt streichelte Leron dem Schlafenden den Kopf und fühlte deutlich, dass seine Stirn heiß war. Ob er sich im Krankenhaus irgendetwas eingefangen hatte? Oder war es eine körperliche Reaktion auf den ganzen Stress der letzten Tage? Nun, nach allem, was in der letzten Zeit passiert war, lag es sicherlich am Stress. „Hoffentlich kehrt jetzt endlich mal Ruhe ein. Dann wird es ihm vielleicht auch wieder deutlich besser gehen.“ Ein stummes Nicken von Hunters Seite kam zur Antwort und vorsichtig schafften sie es beide, ihn aus Simons Griff zu befreien, ohne den Schlafenden aufzuwecken. Mit einer kurzen Handbewegung verabschiedete sich Hunter und ließ die beiden wieder alleine, denn sein Job war hier erledigt und er wäre in dieser Situation nur überflüssig gewesen. Es dauerte mehrere Stunden, bis Simon wieder aufwachte und selbst da war er so erschöpft, dass er am liebsten wieder eingeschlafen wäre. Er wirkte entkräftet und unkonzentriert und schaffte es nicht einmal, einfachste Dinge im Kopf zu behalten. Der Ärmste war völlig neben der Spur und sicherheitshalber kontrollierte Leron noch mal die Temperatur. Diese war unverändert und auch am nächsten Tag war Simon sehr erschöpft und wirkte ziemlich bleich. Selbst das Aufstehen wollte ihm kaum gelingen und es schien so, als würde es ihm sogar noch schlechter gehen. In seiner Sorge um den Jungen rief Leron bei Dr. Morris an, der zu einem Hausbesuch vorbeikam und den Kranken untersuchte. Glücklicherweise war es nichts Ernstes, wie er von dem Mediziner erfuhr. Es war offenbar nur eine körperliche Reaktion auf Stress. Also wies der Hausarzt an, dass Simon viel Ruhe brauche, um sich zu erholen. Gegen die Alpträume, die jenen immer wieder heimsuchten, verschrieb Dr. Morris Baldrian, was in erster Linie die Nerven beruhigen sollte. Da seine Sorge um Simons Gesundheit zu groß war, beschloss Leron, nicht zu Michaels Beerdigung zu gehen und auch nicht zum Konzern zu fahren. Stattdessen verlegte er seine Arbeit nach Hause und regelte alle wichtigen Dinge telefonisch oder per Mail. Als sein Vater anrief und sich deutlich ungehalten zeigte, erklärte Leron nur, dass er alt genug sei um zu wissen, was er tat und legte einfach auf. Simon selbst schlief die meiste Zeit über. Eigentlich wachte er nur auf, weil er Durst oder Hunger hatte. Danach blieb er eine kurze Weile wach und schlief dann direkt wieder ein. Es schien fast so, als würde sein gesamtes Leben nur noch aus Essen und Schlafen bestehen. Obwohl das Fieber recht schnell wieder gesunken war, sah sein Zustand dennoch bedenklich aus. Zumindest litt er nicht ständig unter Alpträumen, sondern nur zwischendurch und es schien sich wenigstens zu bessern, wenn dann jemand bei ihm war und ihm zusprach oder seine Hand hielt. Schließlich aber stellte sich nach knapp vier Tagen eine deutliche Besserung bei Simon ein. Seine Gesichtsfarbe kehrte wieder zurück und er wirkte auch nicht mehr so erschöpft und schläfrig. Auch sein Fieber war inzwischen komplett zurückgegangen und er wirkte wieder voller Tatendrang. So saßen sie am fünften Tag gemeinsam am Frühstückstisch und ganz überraschend folgte von Simons Seite aus die Frage, wann denn das nächste Training sein würde. Das verblüffte den Unternehmer sichtlich und er ließ seine Tasse sinken. Zur Sicherheit fragte er auch noch mal „Bist du dir ganz sicher, dass du das jetzt schon machen möchtest? Ich möchte nicht, dass du wieder an diese traumatisierenden Ereignisse zurückerinnert wirst. Vor allem, weil ich bei unserem Rollenspiel ohnehin einen deutlich anderen Ton anschlagen werde als sonst.“ „Das geht schon in Ordnung“, versicherte der 21-jährige. „Immerhin bist du es ja und nicht er. Bei dir fühle ich mich sicher und ich weiß, dass du mir niemals etwas tun würdest.“ Doch Leron war sich trotzdem nicht ganz sicher, ob er ihm schon ein weiteres Training zumuten konnte. Auf der einen Seite war Simon während der letzten Session sehr entspannt geblieben und hatte auch nicht danach gewirkt, als würde ihn das irgendwie an die Vergewaltigung erinnern. Aber auf der anderen Seite merkte er auch, dass dieses Erlebnis Spuren bei dem Jungen hinterlassen hatte. Er hatte Angst vor dem Alleinsein und litt unter Alpträumen. Ganz zu schweigen davon, dass er danach ewig unter der kalten Dusche gestanden hatte. Auf jeden Fall musste er sich darum kümmern, dass es Simon bald wieder besser ging. Immerhin hatte er sich doch verpflichtet, sich um ihn zu kümmern und nicht nur seine körperliche, sondern auch seine geistige Gesundheit zu gewährleisten. „Na gut, aber ich erwarte im Gegenzug, dass du dich in Therapie begibst.“ Deutlich entgeistert schaute Simon ihn an und konnte offenbar nicht glauben, was er da hörte. „Wieso soll ich zum Psychologen? Ich bin okay, ich brauche halt nur etwas Zeit, das ist alles.“ „Du schleppst sehr viel mit dir herum, Simon und es sieht selbst ein Blinder, dass du darunter leidest. Und ich dulde keine Widerworte von dir. Du hast den Vertrag unterzeichnet und ich bin für dich verantwortlich. Du leidest unter Alpträumen, man kann dich nicht allein lassen und du stehst dann ewig unter der Dusche und holst dir den Tod. Ganz zu schweigen davon hast du dir die Augen ausgeheult und brichst unter dem Stress zusammen und bist so erschöpft, dass du vier Tage lang außer Schlafen kaum etwas anderes tun konntest. Du kannst mir nicht erzählen, dass mit dir alles in Ordnung ist und du nur ein bisschen Zeit brauchst, um über alles hinwegzukommen. Das ist Schwachsinn. Manche Dinge kannst du nicht alleine regeln. Das musste ich auch lernen.“ Nun, eigentlich hatte er ja Recht, das wusste Simon auch. Aber ihm gefiel der Gedanke einfach nicht, dass er sich einen Therapeuten suchen musste, nur weil er wegen dieser Vergewaltigung Alpträume hatte. Aber er ahnte, dass es keinen Sinn machen würde, Leron weiterhin zu widersprechen. Wie dieser es ganz klar dargelegt hatte, besagte der Vertrag, dass es gewisse Verpflichtungen gab. Und seine war eben halt, Lerons Anweisungen Folge zu leisten und ihm nicht zu widersprechen. Also blieb ihm in diesem Fall nichts anderes übrig, als klein bei zu geben. Trotzdem sah Begeisterung bei ihm ganz anders aus. „Also gut, ich suche mir einen Therapeuten. Wann können wir mit dem Training fortfahren?“ „Heute Nachmittag. Ich habe noch ein wenig zu arbeiten, bevor wir anfangen. Wir werden aber heute kein Rollenspiel machen, weil ich möchte, dass du dafür auch fit genug bist. Also werden wir heute stattdessen etwas anderes machen. Das Training wird um 15 Uhr stattfinden. Du wirst nichts außer deinem Halsband und den Lederfesseln tragen.“ Simon war schon ein wenig enttäuscht, dass das Rollenspiel nicht stattfinden würde. Andererseits konnte er Leron auch verstehen. In den letzten Tagen hatte er sich wirklich nicht gut gefühlt, da war es natürlich verständlich, dass dieser lieber etwas weniger Anstrengendes machen wollte. Und es war ja nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. „Verrätst du mir wenigstens, was heute auf dem Programm steht?“ Ein Lächeln verriet, dass Leron schon etwas Spezielles im Hinterkopf hatte. „Heute werden wir den Sling einweihen. Der Vorteil ist, dass es körperlich nicht so anspruchsvoll ist. Und da ich nicht weiß, wie dein Körper auf größere Anstrengungen reagieren wird, ist es erst einmal ein guter Wiedereinstieg.“ Unwillkürlich musste Simon wieder an dieses merkwürdige Gerät im Spielzimmer denken. Entweder hatte er ein totales Brett vorm Kopf oder er war einfach nur total ahnungslos, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, was macht man da machte. Und natürlich regte das auch sein Interesse. Also nickte er zum Zeichen des Einverständnisses da sie noch genug Zeit hatten, saßen sie noch eine Weile zusammen. Dabei fragte Simon auch vorsichtig „Du arbeitest viel zuhause wegen mir, oder?“ Doch der Unternehmer winkte nur lässig ab und versicherte ihm„Schon in Ordnung. Es sind meist nur Emails und Telefonate und die kann ich auch von hier aus organisieren. Wenn es nicht möglich gewesen wäre, dann hätte ich mir etwas anderes einfallen lassen. Mach dir da mal keine Gedanken darüber. Ich habe alles so weit unter Kontrolle.“ Dennoch hatte er ein schlechtes Gewissen. Vor allem weil er wusste, dass Leron es nur deshalb tat, weil er Angst davor hatte, alleine in der Villa zu sein. Und mit großer Sicherheit hatte er deshalb mehr Arbeit um die Ohren als er zugeben wollte. Aber das war halt typisch Leron. Er würde es niemals zugeben und tat dann lieber so, als wäre alles ein Kinderspiel. Schließlich stand Leron auf und entschuldigte sich, da er noch zu arbeiten hatte. Also überlegte er sich, was er denn tun konnte um ein wenig die Zeit totzuschlagen. Da er keine Lust hatte, ganz nur herumzusitzen, beschloss er, einen kleinen Spaziergang zu machen. Ein bisschen Bewegung konnte ja nicht schaden, nachdem er die letzten Tage fast nur geschlafen hatte. Außerdem gab es da etwas, das er ohnehin tun wollte: er wollte seinem „alten Arbeitsplatz“ einen Besuch abstatten und den Jungs sagen, dass er mit dieser Sache durch war und er nie wieder hierher zurückkehren würde. Und dann konnte er ihnen auch mal die Meinung geigen, nachdem sie ihn vier Jahre lang immer nur herumgeschubst und verprügelt hatten. Also ging er in sein Zimmer, zog sich seine Schuhe an, setzte die Sonnenbrille auf und machte sich auf den Weg. Es war draußen ein wenig kühler als sonst und er merkte langsam, dass es allmählich Herbst wurde. Kaum zu glauben, dass er schon knapp drei Monate bei Leron lebte. Irgendwie schien die Zeit wie im Fluge zu vergehen und er konnte es selbst nicht wirklich glauben, dass er jetzt schon so lange bei Leron in der Villa lebte. Irgendwie konnte er sich auch nicht mehr wirklich vorstellen, wie sein Leben in dieser dreckigen und verschimmelten Wohnung gewesen war. Vielleicht war das auch die Belohnung dafür, dass er stets ein hartes Leben führen musste. Für ihn stand auf jeden Fall fest, dass er nie wieder in dieses alte Leben zurück wollte. Während er ein Liedchen vor sich hin summte, ging er die Straßen entlang und erreichte nach knapp einer Stunde Fußmarsch jenen Parkplatz, an welchem er vor einiger Zeit noch gearbeitet hatte. Üblicherweise war um diese Zeit nicht sonderlich viel los, da der Hauptbetrieb eigentlich im Abendbereich lag. Doch überraschenderweise waren dort bereits ein paar der Jungs da. Einer von ihnen war Tyler und der gehörte zu den Älteren, die das Sagen hatten und anderen die Plätze zuwiesen und ihre eigenen mit roher Gewalt verteidigten. Simon hatte schon oft Bekanntschaft mit ihm gemacht, weil Tyler es liebte, die Neulinge herumzuschubsen und zu verprügeln. Viel wusste er nicht über ihn, außer dass der Kerl ein ziemliches Drogenproblem hatte. Allein aus reiner Genugtuung ging er zu ihm hin und hob zum Gruß die Hand. „Hey Tyler, was geht?“ Überrascht runzelte der 23-jährige mit dem kurz geschnittenen blonden Haar die Stirn und sah aus, als könne er nicht glauben, wen er da sah. „Scheiße Mann, du bist immer noch nicht tot? Und ich hatte echt schon gedacht, dich hätte der nächste Psycho kaltgemacht. Eigentlich interessiert’s mich einen Scheiß, aber wo zur Hölle warst du denn? Und was hast du da für Klamotten? Sag bloß du fickst jetzt die Oberklasse.“ „Ich habe dieses Dasein hinter mir, Tyler“, erklärte Simon und verschränkte die Arme. „Ich werde nie wieder auf den Strich zurückkehren. Meinen Platz kann ein anderer haben.“ „Ach so ist das…“ Ein breites Grinsen zog sich über Tylers Gesicht und entblößte seine etwas schief gewachsenen und schlecht gepflegten Zähne. Er streckte die Hand aus und packte Simons Halsband. „Jetzt bist du vom Stricherjungen zur persönlichen Luxushure befördert worden. Gehst du auch brav an der Leine und machst Männchen für ihn?“ „Fick dich“, gab Simon unbeeindruckt zurück. Auch wenn Tyler größer war als er, hatte er vor diesem Kerl wesentlich weniger Angst als vor Lerons Familie. Gegen die waren die Stricherjungen ein Witz. Die prügelten sich nur ab und an mal bei Revierstreitigkeiten, das war es aber auch schon. „Wenigstens habe ich es nicht mehr nötig, mich von irgendwelchen zugedröhnten oder versoffenen Freiern zusammenschlagen oder mit dem Messer bedrohen zu lassen. Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen, genauso wie mit dir und den anderen. Und für ihn bin ich weder ein Stricherjunge, noch eine Luxushure oder sonst irgendetwas. Von ihm werde ich respektvoll behandelt und es war meine Entscheidung, bei ihm zu bleiben. Denk du von mir aus was du willst aber ich bin froh, dass ich vom Straßenstrich weg bin.“ Damit wandte er sich ab und wollte wieder gehen. Allerdings hatte er nicht mit Tylers Hartnäckigkeit gerechnet. Denn dem passte diese Situation ganz und gar nicht und so wurde er grob am Arm gepackt und zurückgezerrt. „Ja, ja. Rede dir das nur schön“, blaffte Tyler und verzog herablassend die Miene. „Aber letzten Endes kannst du eh nichts anderes, als Schwänze lutschen und dich von alten Säcken ficken lassen. Stricher bleibt Stricher und irgendwann hat dein Macker genug von dir und tauscht dich gegen einen jüngeren aus. Letztendlich bist du nur sein Haustier und die setzt man bekanntlich am Straßenrand aus, wenn man sie nicht mehr braucht. Und außerdem fickst du sowieso alles und jeden, der einen Fünfer springen lässt und hast deinen Spaß dabei. Wahrscheinlich geht dir jedes Mal voll einer ab, wenn dich deine Freier besonders hart rannehmen und dich zum Winseln bringen wie einen Hund.“ Eigentlich wäre es ratsam gewesen, ihn einfach zu ignorieren und weiterzugehen, doch für Simon war das in diesem Moment zu viel. Dass Tyler über seine Vergangenheit herzog, das war eine Sache. Aber das hier war eindeutig zu viel. Irgendetwas setzte in ihm aus und er konnte nicht mehr klar denken. Stattdessen drehte er sich um, holte aus und schlug dem 23-jährigen mitten ins Gesicht. „Wag es nie wieder zu sagen, ich hätte Spaß daran, wenn ich vergewaltigt und fast umgebracht werde! Sag das nicht noch einmal!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)