The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 23: Wahn ---------------- Es gelang Michael nur mit Mühe, Lerons regungslosen Körper durch das Haus zu schleifen. Nicht nur, dass sein jüngster Bruder fast so groß und so schwer war wie er selbst. Erschwerend hinzu kamen seine Kopfschmerzen, die ihn fast um den Verstand brachten. Sie trieben ihn noch in den Wahnsinn und schürten seine ohnehin schon äußerst gefährliche Wut und Aggression. Er hielt es nicht mehr aus. Er wollte einfach nur, dass sein verdammter Bruder endlich kapierte, wo sein Platz war und er würde sich endlich das zurückholen, was ihm zustand. Ja ganz genau, er würde seinen Besitz an dem Jungen deutlich machen, indem er seinen Körper vereinnahmen würde und das direkt vor Lerons Augen. Das würde endgültig seinen Willen brechen und ihn lehren, was es hieß, sich mit Michael Evans anzulegen. Nachdem Leron es schon gewagt hatte, ihm seine über alles geliebte Mutter wegzunehmen, würde er ihm nicht auch noch den Jungen überlassen. Und wenn er sich seinen Besitz zurückgeholt hatte, würden dann auch hoffentlich diese entsetzlichen Kopfschmerzen weggehen, die es ihm beinahe unmöglich machten, einen klaren Gedanken zu fassen. Teilweise waren sie so schlimm, dass er sogar das Gefühl hatte, als würden diese Kopfschmerzen manchmal sogar sein Sehvermögen beeinträchtigen. Wenn sie besonders schlimm waren, verschwamm seine Sicht und seine Ohren dröhnten. In den letzten Tagen war es besonders schlimm gewesen und sein Hausarzt war auch keine große Hilfe gewesen. Stattdessen hatte dieser ihn einfach an das Krankenhaus überstellt und gemeint, man könne nur dort eine genauere Diagnose stellen. So ein unfähiger Vollidiot. Wozu bezahlte er ihn eigentlich, wenn dieser Stümper nicht einmal fähig war, selber eine Diagnose zu stellen und ihm irgendetwas zu geben, damit diese verdammten Kopfschmerzen endlich aufhörten? Michael hatte sich das natürlich nicht gefallen lassen und diesem Hurensohn gleich die Nase gebrochen und ihm einen Zahn ausgeschlagen. Während er seinen Bruder zu seinem Zimmer schleifte, war ihm so, als würden die Kopfschmerzen zu einem heftigen Pulsieren werden. Vor seinen Augen begann es zu flimmern und ihm wurde schlecht. Doch er ignorierte diese Beschwerden, denn es gab weitaus Wichtigeres zu tun. Als er Leron zu seinem Schlafzimmer schleifen wollte, hörte er plötzlich Schritte näher kommen und eine Stimme rufen, die zaghaft nach seinem jüngeren Bruder rief. Diese Stimme gehörte ihm. Sofort ließ Michael von ihm ab und ging in Deckung und lauerte auf sein eigentliches Ziel. Langsam kamen die Schritte herunter und tatsächlich sah er, dass es der Junge von vor drei Jahren war, den er auf dem Straßenstrich aufgegabelt und zu seinem Loft gebracht hatte. Er hatte sich äußerlich seitdem kaum geändert und wirkte immer noch etwas zu jung und schmal für sein Alter. „Leron?“ hörte er ihn rufen. „Ist alles in Ordnung? Was war das für ein Schrei?“ Michael wartete, bis er die letzten Stufen hinuntergegangen war und schlich sich an ihn heran, den Elektroschocker bereithaltend. Eigentlich war er fast vollkommen lautlos, doch da drehte sich der Junge plötzlich um und sah ihn erschrocken mit seinen leeren weißen Augen an. Das blanke Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er erkannte, wen er vor sich hatte und er wollte schon die Flucht ergreifen, doch Michael bekam ihn am Kragen zu fassen, zerrte ihn zurück und verpasste ihm eine Ladung in den Nacken. Der Taser war wirklich eine hervorragende Idee von Jackson gewesen. So konnte er problemlos jeden ausschalten und dann alles vorbereiten. Aber nun galt es, das Spiel vorzubereiten. Immerhin wollte er doch, dass sein kleiner Bruder seine Lektion lernte, dass er die Finger vom Eigentum anderer Leute ließ. Und um sicher zu gehen, dass dieser Idiot es niemals vergessen würde, hatte er sich vorgenommen, es in seinem Schlafzimmer zu tun. Da, wo sein Bruder es gewagt hatte, mit seinem Jungen zu schlafen, würde er es nun selbst mit ihm tun und das noch vor Lerons Augen. Das würde ihm ein für alle Male eine Lehre sein. Da der Junge glücklicherweise nicht allzu schwer war, trug er ihn als erstes ins Schlafzimmer und kehrte dann zurück, um seinen Bruder zu holen. Als er bemerkte, dass sich dieser langsam wieder von dem Schlag erholte, jagte er ihm kurzerhand noch eine Ladung in den Körper um sicherzugehen, dass es keine Probleme geben würde. „Oh Mann, du machst auch mehr Ärger als du wert bist, Ronnie…“ Mit zusammengepressten Zähnen zerrte Michael ihn ins Schlafzimmer fixierte eine seiner Hände mit Handschellen an das Heizungsrohr. Perfekt, damit sollte es erst einmal gehen. Und von dort aus hatte er eine gute Sicht, um auch wirklich alles zu sehen. Das war schlichtweg perfekt. Das würde sein bisher größtes Bestrafungsspiel werden. Leron körperlich zu quälen machte ihm ohnehin keinen Spaß. Sein Bruder war dafür deutlich zu alt und wenn Michael sich ein männliches Spielzeug suchte, dann sollte dieses auch wesentlich jünger und zierlicher sein. Auch wenn der Junge, den er vor drei Jahren aufgegabelt hatte, schon längst erwachsen war, passte er rein äußerlich ausgezeichnet in sein Beuteschema. Er war perfekt! Mit einem zufriedenen Lächeln ging Michael zum Bett hin, wo er ihn erst mal hingelegt hatte. Er war immer noch bewusstlos und lag da, als würde er friedlich schlafen. Ihn allein schon in diesem Zustand zu sehen, erregte ihn. Er wollte nicht mehr länger warten. Nein, er hatte lange genug gewartet und er würde jetzt endlich das einfordern, was ihm zustand. Und er würde nicht zulassen, dass Leron ihm den Jungen für immer wegnahm. Ungeduldig und mit Händen, die vor Aufregung und überwallenden chaotischen Emotionen zitterten, begann er den Jungen auszuziehen, bis dieser fast vollkommen nackt vor ihm lag. Doch obwohl sein Verlangen, den Jungen vollständig zu vereinnahmen und ihn wieder zu seinem alleinigen Eigentum zu machen, überwältigend und kaum auszuhalten war, zwang er sich zur Geduld. Es wäre doch kein Bestrafungsspiel, wenn er jetzt schon anfangen würde, wenn keiner von beiden wirklich bei Bewusstsein war, um es zu genießen. Dennoch wollte er zumindest schon mal eine kleine Kostprobe haben. Langsam beugte er sich vor, und küsste diesen schlanken und zierlichen Hals und stellte mit Wut fest, dass Lerons Geruch an seinem Körper haftete. Für einen Moment vergaß sich Michael fast und hätte ihm dafür direkt ins Gesicht geschlagen, doch die rasenden Kopfschmerzen bremsten ihn kurz und löschten seine Gedanken und damit auch seinen Drang, den Jungen zu schlagen. Aber glücklicherweise öffnete dieser eh gerade die Augen. Leron kam langsam wieder zu sich und fühlte sich noch sehr benommen. Er brauchte einen kurzen Moment um zu realisieren, was passiert war. Michael hatte an seine Tür geklingelt und ihn daraufhin mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt. Und ein lauter Schrei von Simon bestätigte ihn in seiner schlimmsten Befürchtung. Als er den Blick hob und realisierte, dass er sich in seinem eigenen Schlafzimmer befand und an einem Heizungsrohr gefesselt war, sah er zum Bett. Michael war dort und hatte Simon niedergedrückt, der fast vollständig nackt war und sich nach Leibeskräften zu wehren versuchte und um Hilfe rief. Entsetzen ergriff Besitz von ihm als er realisierte, was das zu bedeuten hatte. Es war das Bestrafungsspiel… Michael wollte Simon etwas antun und ihn dazu zwingen, tatenlos dabei zuzusehen. Er versuchte aufzustehen, realisierte aber, dass er mit einer Hand an das Heizungsrohr gekettet war… mit einer Handschelle. Sofort versuchte er mit einem kräftigen Ruck, sich irgendwie zu befreien, doch die Kette hielt stand. „Mike!“ rief er und spürte, wie Zorn in ihm aufkochte. „Nimm deine dreckigen Hände von ihm oder ich bringe dich um! Fass ihn nicht an!“ „Leron!“ rief Simon verzweifelt und versuchte, Michael von sich zu drücken, allerdings kam er einfach nicht gegen ihn an. Dieser war ihm körperlich um Längen überlegen und schaffte es mit Leichtigkeit, ihn aufs Bett zu drücken. Ein breites und zugleich manisches Grinsen zog sich über seine Mundwinkel und man hätte ihn wirklich für einen Psychopathen aus einem Thriller halten können. „Ah wunderbar, jetzt sind alle wach“, stellte er zufrieden fest. „Dann können wir ja endlich mit dem Bestrafungsspiel beginnen. Du bist selbst schuld, Ronnie. Du hättest ihn mir nicht einfach so wegnehmen dürfen. Er gehört mir! Mir ganz alleine und ich überlasse ihn niemandem. Und wenn du es verdammt noch mal nicht kapierst, dann werde ich dir eben zeigen, wer hier das Sagen hat! Ich bin immer noch der Älteste, klar? Normalerweise würde ich dich das wieder am eigenen Leib spüren lassen, aber bedauerlicherweise kriege ich bei Männern deines Formats einfach keinen mehr hoch. Ich bevorzuge meine Jungs wesentlich jünger und zierlicher.“ Michael hatte Simon nun mit Gewalt auf den Bauch gedreht und hielt dessen Arme auf den Rücken gedrückt, damit er weniger Gegenwehr hatte. Leron sah mit Entsetzen, wie sein Bruder den vor Angst schreienden Jungen gewaltsam niederdrückte und nun versuchte, ihm auch noch die Pants herunter zu zerren, um sich dann an ihm zu vergehen. Nein, das durfte er nicht zulassen. Er hatte Simon versprochen, ihn zu beschützen und nicht zuzulassen, dass ihm etwas passierte. Michael würde ihn brechen, das war garantiert und danach würde Simon nie wieder er selbst sein. Schlimmstenfalls würde er das nicht überleben, nachdem er schon beim letzten Mal fast gestorben wäre. Etwas in Lerons Verstand setzte aus und er schaffte es nicht mehr, klar zu denken und sich zu beherrschen. Die Angst um den Jungen ließ ihn jegliche Disziplin und jeglichen Willen vergessen, diese Wut zu unterdrücken. Stattdessen übermannte ihn blanker Zorn und er spürte nur noch einen Wunsch: seinen Bruder umzubringen. Ja, er würde Michael töten und ihm den Schädel einschlagen. „Geh runter von ihm oder ich bring dich um, du Dreckskerl“, schrie er wutentbrannt und begann an der Handschelle zu zerren. Sie hielt stand und er hatte immer noch nicht genug Kraft, um sich mit Gewalt zu befreien. Doch es kam ihm einfach nicht in den Sinn. Das logische Denken hatte bei ihm vollständig ausgesetzt und in diesem Zustand hätte er sich sogar den Arm abgetrennt, nur um endlich freizukommen. Er war dem Zustand einer blinden Raserei nah und wieder war da diese Stimme in seinem Kopf, die ihm zusprach. Nicht die von Michael, sondern jene fremde Stimme, die ihm aber dennoch so bekannt vorkam, als hätte er sie vor vielen Jahren schon mal gehört. „Ja, so ist es richtig“, flüsterte sie ihm zu. „Gib dich deiner Wut und deinem Hass hin. Denn das ist es, was dich wirklich ausmacht: der Drang zur Zerstörung und zum Mord. Du weißt, was du zu tun hast. Du musst ihn töten, mein Schatz…“ Leron erstarrte, als er sah, wie jemand plötzlich direkt vor ihm kniete und ihm mit einem sanften Lächeln durchs Haar strich. Es war seine Mutter. Sie sah genauso aus wie früher, doch etwas an ihr war anders, als er in Erinnerung hatte. Ihre Augen waren nicht dunkelbraun, wie auf all seinen Fotos von ihr zu sehen war. Nein, sie waren goldgelb, genauso wie Michaels Augen. Und ihre weiße Bluse war besudelt von großen Blutflecken. Leron verstand nicht, was das bedeuten sollte und warum seine Mutter hier war. Vor allem aber verstand er nicht, wieso sie so aussah. „W-was…“ „Du brauchst keine Angst haben, mein Schatz“, versicherte sie ihm und streichelte liebevoll seine Wange. Ein Lächeln zierte ihre Lippen, doch es wirkte nicht mehr so warmherzig wie früher. Es hatte etwas Unheimliches und Falsches an sich. Eine Halluzination, schoss es ihm durch den Kopf. Ich halluziniere von meiner eigenen Mutter, die genauso verrückt aussieht wie Michael! „Es ist ganz leicht, Mommy hat es ja schließlich auch geschafft. Du brauchst nichts weiter zu tun, als dich diesem Drang hingeben und das zu tun, wozu du geboren wurdest. Willst du denn nicht beschützen, was du liebst und es mit allen Mitteln verteidigen? Na los doch, mein Liebling. Lass Mommy dir helfen, dich zu befreien und deinen Bruder zu töten…“ „Du… du bist nicht echt“, brachte er hervor und versuchte sie wegzudrücken. „Du bist nur eine Wahnvorstellung!“ „Machst du dir das nicht zu einfach?“ fragte sie und kam immer näher. „Egal wie oft du vor der Wahrheit davonläufst, deinem eigenen Blut wirst du niemals entkommen. Und dein Wille, standhaft zu bleiben, wird dir nicht helfen, Simon zu retten. Also mach es dir nicht schwerer als es schon ist und lass mich dir helfen. Lass es einfach zu und Mommy wird die Dinge regeln.“ Damit legte Katherine ihre Hände an Lerons Wangen und er erschauderte als er spürte, wie echt sich das anfühlte. Als wäre sie wirklich hier. Mit einem kalten Lächeln und einem beängstigenden Ausdruck in ihren goldgelben Augen hielt sie ihn unwiderstehlich in ihrer Macht und brach seinen allerletzten Widerstand, der ihn davor bewahrt hatte, sich selbst vollständig aufzugeben. Simon schrie sich fast die Seele aus dem Leib und versuchte mit all seiner Kraft, sich irgendwie aus Michaels Griff zu befreien. Er hatte Angst, panische Angst. Den Mann wiederzusehen, der ihn vor drei Jahren im Loft brutal vergewaltigt und fast erwürgt hätte, ließ für ihn den schlimmsten Alptraum wahr werden und er konnte nicht glauben, dass das hier gerade geschah. Er wollte nicht, dass dieser Kerl ihn anfasste und die einzige Möglichkeit, die ihm blieb war, Lerons Namen zu rufen, doch dieser war an einem Heizungsrohr gefesselt und konnte nichts tun. In seinen Augen sammelten sich Tränen. Warum nur musste das hier passieren, nachdem es die letzten Tage so gut lief? Und dann würde Leron auch noch zusehen müssen, wie sich Michael an ihm verging. Das war für ihn das allerschlimmste. Nicht nur, dass er selber mit diesen Bildern leben musste, Leron würde für immer vor Augen haben, wie sein ältester Bruder mit dem Menschen schlief, den er liebte. Nein… wenn er schon wirklich nichts dagegen tun konnte, dann wollte er wenigstens, dass Leron das nicht mit ansehen musste. „Nein bitte“, flehte er verzweifelt. „Lass ihn das nicht sehen. Bitte!!!“ „Er wird es mit ansehen!“ widersprach Michael mit Nachdruck in der Stimme. „Und er wird sich jede Sekunde schön einprägen, damit er auch in Zukunft weiß, dass du allein mir gehörst!“ „Bitte, ich tu auch alles, aber lass ihn das nicht sehen. Ich will das nicht!“ Doch Michael blieb unbarmherzig und riss ihm die Pants runter. Simons Herz schlug vor Angst wie verrückt und er begann am ganzen Körper zu zittern. Und als er eine Hand an seinem Hintern spürte und wie ein Finger seinen Schließmuskel zu umspielen begann, da verkrampfte sich alles in ihm. Er wollte das nicht. Dieser Kerl sollte gefälligst die Finger von ihm lassen. Verzweifelt und angsterfüllt sah er zu Leron herüber, erkannte aber mit Schrecken, dass dieser vollkommen weggetreten war. Er starrte ins Leere als würde er etwas sehen, was sonst kein anderer sehen konnte und etwas in seinen Augen begann sich zu ändern. Das wunderschöne haselnussbraun mit dem schwachen grün begann heller zu werden und ein goldgelb schien sich durch den Farbton zu ziehen und sich auszubreiten. Simon konnte deutlich sehen, wie Lerons Augen heller wurden und von einem schwachen goldgelb durchdrungen wurden, welches immer mehr das haselnussbraun seiner wahren Augen verdrängte. Und auch der Ausdruck in Lerons Augen schien sich zu verändern. Waren sie vorher von Angst und Fassungslosigkeit gezeichnet, spiegelte sich nun etwas darin, welches man nur noch als Wahnsinn beschreiben konnte. Simon sah nun zum zweiten Mal Lerons andere Seite, doch dieses Mal war es nicht so wie beim letzten Mal, als sie sich gestritten hatten. Es sah danach aus, als würde Leron in diesen Sekunden den Verstand verlieren. Bevor er so wirklich begriff, was da vor sich ging, geschah alles ganz schnell. Lerons Gesicht verwandelte sich in eine von Hass und blanker Mordlust verzerrte Fratze und er schien nicht mehr er selbst zu sein. Zum ersten Mal bekam er wirklich Angst vor ihm. Mit einem wutentbrannten Aufschrei richtete sich der Gefesselte auf und zerrte mit aller Kraft an den Handschellen. Simon sah entsetzt, wie die Handschelle sein Handgelenk aufschürfte und Blut aus der Wunde tropfte. Für einen Moment fürchtete er fast, dass Leron sich noch die Hand brechen würde, doch da riss auch schon die Kette, die die Handschellen zusammenhielt und kaum, dass er frei war, stürzte er sich auf Michael. Er schlug ihm direkt ins Gesicht und brach seinem ältesten Bruder die Nase, schlug wieder zu und zerrte ihn dann vom Bett herunter. „Ich bring dich um, du Bastard!“ schrie er mit einer Stimme, die so fremd für Simon klang, dass er sich nicht mehr sicher war, ob das wirklich noch Leron Evans war, den er sah. Nein.. war nicht mehr Leron Evans, sondern Leron Cohan. „Ich schlag dir den verfickten Schädel ein!!!“ Simon, der noch nicht einmal ganz den Schock der Beinahevergewaltigung verdaut hatte, sah mit Entsetzen, wie Leron seinen Bruder im Genick packte und seinen Kopf gegen die Wand stieß. Es gab einen dumpfen Knall und ein Blutfleck klebte an der Tapete. Wieder schlug er Michaels Kopf gegen die Wand und Simon wurde klar, dass er eingreifen musste. Leron war nicht mehr bei Verstand und wenn er nichts tat, würde er seinen Bruder umbringen. „Leron, hör auf!“ rief er und sprang aus dem Bett, wobei er aber ins Stolpern geriet und fast gestürzt wäre. „Hör auf! Du bringst ihn ja um!“ Auch wenn er Michael hasste und es ihm lieber wäre, ihn nie wieder zu sehen, konnte er einfach nicht zulassen, dass Leron ihn tötete. Man würde ihn wegen Mordes ins Gefängnis stecken oder ihn wegen Unzurechnungsfähigkeit in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen. Doch vor allem hatte er Angst, dass Leron nie wieder zu Verstand kommen würde, wenn er ihn jetzt nicht aufhielt. Schlimmstenfalls würde er für immer in diesem Zustand bleiben und nie wieder der Mensch sein, den er liebte und der ihn gerettet hatte. Bevor Leron ein weiteres Mal Michaels Kopf gegen die Wand rammen konnte, warf sich Simon auf ihn und versuchte, Michael von ihm wegzuzerren. Doch der in Raserei verfallene Unternehmer registrierte gar nicht mehr, wer der Junge eigentlich war, der ihn aufzuhalten versuchte. Er konnte nicht mehr klar denken und bemerkte nur, dass da jemand war, der es wagte, ihn davon abzuhalten, es seinem Bruder heimzuzahlen. „Töte ihn“, flüsterte die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf. „Töte sie beide. Töte jeden, der es wagt, sich mit dir anzulegen oder dich aufzuhalten. Sie sind alle deine Feinde. Sie alle verdienen es zu sterben!“ Wutentbrannt richteten sich seine Augen auf Simon, der ihn angsterfüllt und entsetzt ansah und Tränen in den Augen hatte. Um diesen Bengel würde er sich später kümmern, erst musste er seinen Bruder umbringen. Grob packte er den Jungen am Handgelenk und schleuderte ihn weg, doch bevor er sich wieder seinem bewusstlosen Bruder widmen konnte, dessen Stirn stark blutete, warf sich der Junge wieder auf ihn und klammerte sich verzweifelt an ihn fest. „Tu es… töte ihn endlich…“ „Leron, bitte hör auf!“ flehte Simon und hielt sich an seinem Arm fest. „Lass ihn los und komm wieder zu dir. Du bringst ihn noch um!“ „Verschwinde und lass mich in Ruhe!“ brüllte Leron und versuchte ihn abzuschütteln. „Oder ich bring dich auch um!“ Doch Simon ließ nicht von ihm ab und klammerte sich mit aller Kraft an ihm fest. „Bitte Leron, das bist doch nicht du. Du bist doch nicht so wie dein Bruder, oder? Bitte hör auf damit. Du machst mir Angst!“ Diese letzten Worte ließen Leron innehalten und erstickten für einen Augenblick seine unbändige Wut. Ihm war, als würde sich langsam ein dichter schwarzer Nebel in seinem Verstand lichten und ihn aus seiner Benommenheit herausholen. Was war passiert? Warum hatte sich Simon an ihn geklammert und zitterte am ganzen Körper? Als er auf Michael sah, den er immer noch am Kragen festhielt und der immer noch bewusstlos war, realisierte er, was gerade passiert war: er hatte die Kontrolle verloren. Er hatte sich völlig in seinem Wahnsinn verloren und von seiner Mutter einreden lassen, dass er Michael umbringen sollte… und dann Simon. Großer Gott, was hatte er da bloß getan? Hatte er sich denn nicht geschworen gehabt, dass er niemals die Kontrolle verlieren und nie wieder jemandem wehtun würde? Und dann passierte ihm so etwas und er bedrohte auch noch Simon. Was war er doch für ein Idiot. „Simon…“, sprach er mit kraftloser Stimme und ließ den bewusstlosen Michael zu Boden sinken. „Es… es tut mir leid. Ich wollte doch nur…“ Wortlos fiel Simon ihm in die Arme und drückte schluchzend sein Gesicht in Lerons Hemd. Er war vollkommen aufgewühlt und durcheinander. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst!“, hörte er wieder die Stimme seiner Mutter sagen und mit Entsetzen sah er, dass sie direkt neben seinem bewusstlosen Bruder stand. Sie hielt ein blutiges Messer in der Hand und sie sah ihn streng an. „Er wird es wieder versuchen und das weißt du genau. Er wird nicht aufgeben und deshalb musst du ihn töten, hörst du? Du kannst doch nicht den Rest deines Lebens weglaufen wie ein Feigling. Du musst dich endlich mal zur Wehr setzen! Du brauchst mich!“ „Was meinst du damit?“ fragte Leron und drückte Simon schützend an sich, denn ihm gefiel ganz und gar nicht, was er da sah. Seine Mutter war blutüberströmt und hatte ein ebenso blutverschmiertes Messer in der Hand. Ihre Augen leuchteten goldgelb und er verstand einfach nicht, wieso sie so aussah. Irgendetwas stimmte an dieser Szene nicht. Sie war immer ein sehr liebevoller Mensch gewesen und sie war die beste Mutter gewesen, die er sich hätte vorstellen können. Warum also sah sie so aus? Er verstand es einfach nicht. Lauernd wie ein Raubtier kam sie auf ihn zu, das Messer immer noch in ihrer Hand. Langsam drückte er den Jungen sich und stellte sich schützend vor ihm. Er wusste nicht, was seine Mutter vorhatte und warum sie überhaupt ein Messer in der Hand hielt, aber es konnte jedenfalls nichts Gutes bedeuten, wenn sie so aussah, als wäre sie gerade einem Killerroman entsprungen. „Du brauchst keine Angst zu haben, mein Schatz“, sprach sie mit zuckersüßer Stimme und strich zärtlich über seine Wange. „Mommy ist ja da, um dich zu beschützen. Du musst es nur zulassen und Mommy wird jeden bösen Menschen aus dem Weg räumen, der dir Schaden zufügt. Lass es zu, mein Liebling. Lass Mommy das für dich erledigen.“ „Leron?“ fragte Simon vorsichtig, doch es kam keine Reaktion. Denn als Leron sich zu ihm umdrehen wollte, legte seine Mutter ihre Hände auf seine Wangen und richtete seinen Blick wieder voll und ganz auf sich. „Du kannst nicht vor dem davonlaufen, wer du wirklich bist, mein Schatz. Es liegt in deinem Blut, Menschen zu verletzen und das ist nicht schlimm. Es ist ein Teil von dir und du musst ihn akzeptieren. Genauso wie ich und Michael es akzeptiert haben. Dann musst du nie wieder vor irgendetwas Angst haben oder davonlaufen. Mommy regelt das für dich. Das weißt du doch, oder?“ Diese letzten zwei Sätze jagten Leron einen eiskalten Schauer über den Rücken. Wo hatte er das denn schon mal gehört, als seine Mutter sagte, sie würde die „Dinge regeln“? War da nicht auch etwas mit einem Messer gewesen? „Warum sagst du mir das? Was hast du getan, Mum?“ „Ich sage dir das, weil ich dich liebe, mein Schatz. Und ich habe es für dich getan. Ich werde alles tun, um meine Lieblinge zu beschützen. Ganz egal, was ich dafür tun muss. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand meinem kleinen Engel etwas antut.“ „Leron!“ rief Simon nun, als er bemerkte, dass der Unternehmer schon wieder halluzinierte. Doch so wie er gerade reagierte, schien es nicht mehr bloß eine Stimme im Kopf zu sein. Er schien jemanden ganz gezielt anzusehen, was bedeutete, dass er nicht nur eine akustische Halluzination hatte. Und obwohl das Goldgelb in seinen Augen fast wieder verschwunden war, blieb ein leichter Schimmer zurück. Irgendetwas musste er tun, denn wenn dieser sich wieder in seine Halluzinationen hineinsteigerte, konnte er wieder die Kontrolle verlieren. Simon rief ihn erneut und zog an seinem Arm, doch der Unternehmer bemerkte ihn gar nicht. Also blieb nur noch eine Möglichkeit. Auch wenn es ihm nicht gefiel, musste er es ihm zuliebe tun. Er stellte sich vor ihm hin, holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Leron, wach endlich auf!“ Etwas verwirrt und orientierungslos blinzelte der 31-jährige und schien erst jetzt wieder klar zu sein. „Da ist niemand, verstehst du? Du halluzinierst gerade wieder. Außer uns dreien ist niemand hier und deine Mutter ist nicht da. Sie ist tot, weißt du denn nicht? Sie ist gestorben als du klein warst und sie kann deshalb nicht hier sein! Leron, bitte komm wieder runter!“ „Tut mir leid“, murmelte der Geohrfeigte und senkte den Blick. „Ich glaube… das war etwas zu viel für mich gewesen. Bist du irgendwie verletzt?“ „Nein, aber du. Deine Hand blutet!“ Erst jetzt registrierte Leron, dass er sich das Handgelenk aufgeschürft hatte, als er mit Gewalt die Kette der Handschelle zerrissen hatte. Dünne Blutrinnsale flossen hinunter und es schmerzte ziemlich. Das musste auf jeden Fall verarztet werden. Und was seinen Bruder anging, da hatte er auch so einiges angerichtet. Zur Polizei bringen konnte er ihn schlecht. Das, was er getan hatte, ging deutlich über Notwehr hinaus, immerhin hatte er ihn fast umgebracht, wenn Simon nicht dazwischen gegangen wäre. Schlimmstenfalls bedeutete das für ihn eine Anzeige wegen Körperverletzung und das würde erhebliche Probleme nach sich ziehen. Nein, eine Anzeige kam nicht infrage, so sehr ihn das auch ärgerte. Und er glaubte kaum, dass Michael selbst von sich aus zur Polizei gehen würde. Die heftige Abreibung würde ihm fürs Erste das Maul stopfen und er würde noch ein paar ernste Worte mit seinem Vater reden. Auch wenn Michael ein Psychopath war, so hörte er bis zu einem gewissen Grad noch auf seinen Vater und Leron würde auch deutlich machen, dass er seinen ältesten Bruder beim nächsten Mal höchstpersönlich zur Polizei bringen würde. Und da war es ihm egal, ob sie miteinander verwandt waren. Er würde ihn ins Auto verfrachten, vor dem Krankenhaus absetzen und wieder nach Hause fahren. Vor allem würde er schnellstmöglich Dr. Larson anrufen. Wenn er jetzt schon begann, von seiner Mutter zu halluzinieren und sie leibhaftig vor sich zu sehen, dann bedeutete es nur, dass sich sein Zustand drastisch verschlimmert hatte. Und er durfte auf keinen Fall zulassen, dass er wieder die Kontrolle verlor. Nicht auszudenken, wenn er in diesem Zustand Simon etwas antat. Das könnte er sich nie im Leben verzeihen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)