The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 16: Eine Frage des Vertrauens ------------------------------------- Am nächsten Morgen wachte Simon erst spät auf und rieb sich müde die Augen. Erst einen Augenblick später realisierte er, dass er in Lerons Bett eingeschlafen war. Mal wieder. Nun ja, der gestrige Abend hatte ihn auch ziemlich ausgelaugt, aber warum nur hatte Leron ihn nicht geweckt? Als er sich zur Seite wandte, bemerkte er, dass dieser gar nicht im Bett lag. Offenbar war er schon aufgestanden. Da es ohnehin schon etwas spät war, wollte er nicht noch länger liegen bleiben und so nahm er eine schnelle Dusche und kam wenig später angezogen hinunter in die Küche, blieb jedoch bereits im Flur stehen, denn er hörte Lerons Stimme und dieser klang ziemlich gereizt. So wie es schien, führte er ein wichtiges Telefonat. Aber an einem Wochenende? Nun, er wäre da wahrscheinlich auch ziemlich genervt, wenn er in seiner Freizeit gestört wurde. „Du kannst sagen was du willst, es interessiert mich nicht. Halt einfach dein verdammtes Maul oder ich stopfe es dir eigenhändig. Spar dir deine Psychospiele für jemand anderen auf aber lass mich endlich in Ruhe, Mike!“ Mike? Telefonierte er da gerade etwa mit seinem Bruder Michael? Für einen Moment überlegte Simon, ob es nicht vielleicht besser war zu gehen. Wer weiß, ob es wirklich so vernünftig war, da zu stören. Doch dann fasste er sich ein Herz und betrat die Küche. In dem Moment bemerkte auch Leron ihn und wirkte im ersten Moment erschrocken. „Simon“, rief er überrascht. „Du bist schon wach?“ „Äh ja… und du hattest anscheinend ein ziemlich hitziges Gespräch mit deinem Bruder, oder?“ „Ach er ist halt ein Drecksack, der sich nie ändert…“, seufzte Leron und setzte sich, wobei er sich Kaffee einschüttete. „Aber mach dir da mal keine Sorgen. Ich regle das schon.“ Simon setzte sich und goss sich ein Glas Orangensaft ein. Es wunderte ihn zuerst, dass Leron gar kein Handy in der Hand hatte, obwohl er doch telefoniert hatte. Naja, dachte er sich und versuchte, sich nicht allzu sehr darüber den Kopf zu zerbrechen. Vermutlich war es auch irgendein neumodisches Bluetooth Gerät und er hatte es einfach nur übersehen. „Heute werden wir eine kleine Einkaufstour machen. Es gibt da noch ein paar Dinge, die du gut gebrauchen könntest.“ „Ach echt?“ fragte Simon verwundert. „Stimmt etwas mit meinen Sachen nicht?“ „Das meine ich nicht. Ich denke halt nur, dass du viel zu bescheiden lebst und es wäre eine Freude für mich, wenn ich dir etwas geben könnte.“ Zuerst überlegte der 21-jährige, ob er etwas dagegen sagen sollte. Immerhin hatte Leron ihm doch schon genug gegeben, aber als er merkte, dass eine Ablehnung Leron wohl ziemlich verletzen könnte, schwieg er und wandte verlegen den Blick ab, wobei er spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Diese ganze Situation war ziemlich ungewohnt für ihn, vor allem da er jetzt wusste, dass Leron ihn liebte und er sich auch zu ihm hingezogen fühlte. Er wusste nicht, wie man sich in so einer Situation verhielt und was man als ein Paar machte. Nun… er wusste ja noch nicht einmal, ob sie wirklich ein Paar waren. Immerhin existierte da immer noch dieser Vertrag zwischen ihnen. Und fraglich war, wie sie dann ein Paar sein konnten? Vielleicht sollte er ihn mal darauf ansprechen. „Sag mal, Leron… Wie soll das mit dem Vertrag eigentlich weiter aussehen? Ich meine… wie kann es da eine vernünftige Beziehung geben, wenn…“ „Ich verstehe, was du sagen willst“, unterbrach Leron und hob die Hand, um ihm zu signalisieren, dass er nicht weiterzureden brauchte. „Die Sache ist halt die, dass dieser Vertrag dazu da ist, weil ich sicherstellen wollte, dass du bei mir bleibst und nicht bei der nächstbesten Gelegenheit davonläufst. Und gleichzeitig dient dieser Vertrag auch als Absicherung für dich.“ „Ja aber bedeutet das auch nicht auch, dass wir uns gegenseitig nicht vertrauen?“ entgegnete Simon und sah ihn ernst an. „Ich meine… kannst du nicht auch darauf vertrauen, dass ich auch ohne Vertrag bei dir bleibe?“ Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen und Leron dachte mit ernster Miene darüber nach, was Simon sagte. Natürlich war da etwas Wahres dran, doch er tat sich halt ziemlich schwer damit, auch Vertrauen zuzulassen. Vor allem weil er noch nie jemandem wirklich vertrauen konnte. Nicht einmal seiner eigenen Familie. Und dann war da noch die Stimme seines Bruders, die immer wieder auf ihn einredete und es ihm noch schwerer machte. Außerdem wunderte er sich, warum Simon das mit dem Vertrag so sehr beschäftigte. Es war doch alles recht locker zwischen ihnen und es hatte nie Probleme gegeben. Warum jetzt? „Na ganz einfach, Ronnie: er will abhauen, nachdem du ihm die Operation bezahlt hast. Der nutzt dich nur aus, erzählt dir irgendetwas, damit du ihm seine Wünsche erfüllst und dann haut er ab.“ Konnte das wirklich sein? War Simon wirklich darauf aus? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. „Warum können wir den Vertrag nicht einfach bestehen lassen und so ganz normal weitermachen? Der Vertrag dient nur zur Absicherung und du hast doch auch deine Vorteile davon.“ „Das mag ja sein, aber wenn man doch in einer Beziehung ist, dann kann man diese doch nicht vertraglich regeln. Du sagst doch immer, ich soll dir vertrauen. Warum kannst du mir nicht vertrauen?“ „Was redest du da?“ fragte Leron verständnislos. „Was hat das denn damit zu tun?“ „Na viel! Bei anderen Paaren funktioniert das doch auch ganz normal ohne Vertrag. Und eine Beziehung funktioniert nur mit gegenseitigem Vertrauen.“ „Mit anderen Worten: ich hatte Recht. Er macht sich aus dem Staub sobald du ihm freie Hand lässt. Da siehst du mal, wie die Dinge wirklich stehen, Ronnie. Als ob sich jemand freiwillig mit dir abgeben will. Es war von Anfang an nur eine Illusion gewesen…“ „Sei einfach still!!!“ schrie Leron und schlug mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass das Geschirr klapperte und Simons Glas umfiel. Erschrocken zuckte der 21-jährige zusammen und sah den Unternehmer mit einem Ausdruck der Angst in den Augen an. Für einen Moment erschien es ihm so, als hätte da etwas in Lerons Augen aufgeleuchtet. Als hätte sich die Farbe von dem wunderschönen haselnussbraun in einen leichten Gelbstich geändert. Es mochte aber auch am Licht liegen. Doch für einen Moment hatte er etwas anderes gesehen. Etwas Zorniges und Unkontrollierbares. Und es machte ihm Angst. Als Leron realisierte, dass er die Beherrschung verloren hatte, war er tief geschockt und konnte nicht fassen, dass er sich in Simons Anwesenheit so verhalten hatte. Dabei hatte er sich doch geschworen gehabt, dass er das niemals zulassen würde. Und als er die Angst bei Simon sah, hasste er sich selbst dafür, dass er so dumm gewesen war und sich wieder von Michaels Stimme so verrückt machen ließ, obwohl der Junge doch gar nichts Böses gewollt hatte. „Entschuldige, ich wollte dir keinen Schreck einjagen. Ich glaube zu verstehen, worum es dir geht, aber ich brauche eine Weile, okay? Wie du ja weißt, fällt es mir nicht leicht, Kontrolle abzugeben. Ich bitte dich also darum, mir etwas Zeit zu geben.“ „Okay“, murmelte Simon und senkte den Blick. Er sah aus wie jemand, den ein schlechtes Gewissen plagte. „Ich verstehe schon. Tut mir leid, dass ich mich so aufgeführt habe.“ „Nein, dafür kannst du ja nichts. Es ist ja nicht deine Schuld, sondern meine. Entschuldige mich, ich muss weg. Sei so gut und störe mich die nächsten eineinhalb Stunden nicht.“ Beinahe fluchtartig verließ Leron die Küche und Simon sah ihm mit gemischten Gefühlen nach. Er konnte es selbst nicht fassen, was da gerade passiert war. Von einer Sekunde zur anderen hatte sich Leron vollkommen verändert und war nicht mehr derselbe gewesen. Er hatte wie ein ganz anderer Mensch gewirkt. Das war also seine andere Seite, von der er bisher nur gehört hatte. Offenbar war er mit der Situation so überfordert gewesen, dass er die Beherrschung verloren hatte. Dieser Zustand hatte nur für einen Augenblick angehalten, doch man hatte deutlich gesehen, wie bestürzt er deswegen gewesen war. Vielleicht war es auch einfach zu früh gewesen, ihn wegen dem Vertrag anzusprechen. So lange lebten sie ja jetzt auch nicht zusammen und Leron hatte ihm ja gesagt, dass er Kontrolle brauchte, um die Beherrschung nicht zu verlieren. Da war doch vorauszusehen gewesen, dass er ihn damit so überfordert hatte. Insgeheim ärgerte er sich darüber, dass er ihn in diese Lage gebracht hatte. Knapp zwei Stunden später ließ sich Leron wieder blicken. Wie sich herausstellte, hatte er sich beim Sport abreagiert, um seine Aggressionen abbauen zu können und wirkte nun, nachdem er sich ausgepowert hatte, wesentlich entspannter und ausgeglichener. Und es erleichterte auch Simon, ihn so zu sehen. Gemeinsam machten sie sich schließlich auf den Weg und fuhren in der Limousine in die 5th Avenue. Und als Simon bemerkte, wo sie waren, wandte er sich an den Unternehmer und fragte „Bist du verrückt?!“ Doch der Unternehmer schien es ernst zu meinen und stieg schließlich aus, wobei er fragte „Wo liegt das Problem? Ich sagte doch, dass wir Kleidung für dich einkaufen gehen.“ „Ja aber die 5th Avenue?“ „Ganz genau.“ Simon gab es auf, weiter zu protestieren. Eine der teuersten Shoppingmeilen war wahrscheinlich genau das Richtige für Leron, der der Sohn einer milliardenschweren Unternehmerfamilie war. Er war es wahrscheinlich gewohnt, hier einzukaufen. Wahrscheinlich stammten seine Anzüge auch von hier. Nachdem sich der 21-jährige seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte, folgte er Leron und betete insgeheim, dass dieser nicht auf die Idee kam, ihm auch solche Anzüge zu kaufen. Aber wie sich herausstellte, gingen sie erst mal in Läden hinein, die auch jugendlichere Kleidung anbot. Nachdem Leron kurz mit einer Verkäuferin gesprochen hatte, kam plötzlich der Manager höchstpersönlich, um Simon zu beraten. Dieser wusste kaum, wie ihm geschah und ließ sich bereitwillig beraten, während Leron sich setzte und wartete. Und nachdem sie ein paar Shirts, eine Jacke für kühlere Tage und zwei neue Hosen gekauft hatten, gingen sie in ein anderes Geschäft und wie sich herausstellte, war es tatsächlich ein Laden für Anzüge. Etwas unwillig blieb Simon vor der Tür stehen. „Anzüge?“ fragte er Leron. „Wozu brauche ich denn bitte Anzüge?“ „Du willst doch nach deiner Augenoperation eine Ausbildung machen und einen richtigen Job ausüben, oder nicht? Jeder Mann sollte immer mindestens einen Anzug im Schrank haben.“ „Ich bin kein Anzugmensch…“, murmelte Simon und hätte am liebsten kehrt gemacht, aber letzten Endes beugte er sich Lerons Willen und betrat gemeinsam mit ihm den Laden, der einen italienischen Namen hatte. Sie wurden von einem Mann mittleren Alters begrüßt, der Leron sogar mit Namen ansprach, was also bedeutete, dass Leron hier seine Anzüge kaufte. Aber wie sich herausstellte, gab es keine Anzüge so zum Kaufen. Stattdessen handelte es sich um einen Laden für maßgeschneiderte Anzüge. Bereitwillig ließ Simon seine Maße nehmen, konnte schon mal einen Musteranzug zur Probe tragen und als er sich im Spiegel sah, wie er einen richtigen Anzug und ein weißes Hemd mit Krawatte trug, musste er erst mal schlucken. Er wirkte wie ein ganz anderer Mensch, wie jemand der erfolgreich war und mitten im Leben stand. Trotzdem kam er sich sehr fremd in diesem Anzug vor. Er wusste, was er war und wie sein Leben aussah, deshalb wirkte dieser Anzug auch irgendwie fehl am Platz. Er kam sich wie eine große Lüge auf zwei Beinen vor. „Und?“ fragte Leron. „Ist es so schlimm, einen Anzug zu tragen?“ „Ich weiß nicht, ob so ein Anzug halt für mich geeignet ist“, versuchte Simon zu erklären. „Ich meine… jemand wie ich…“ „Du machst dir viel zu viele Gedanken darüber“, beruhigte Leron ihn. „Die meisten Menschen versuchen durch Kleidung, anders zu wirken. Da bist du nicht der Einzige und so falsch ist es ja auch nicht. Du schadest damit niemanden und ein Anzug kann auch das Selbstbewusstsein stärken.“ Nun, dass er sich ein kleines bisschen selbstbewusster fühlte, als er sich so im Anzug sah, bestritt er durchaus nicht. Trotzdem hatte er das Gefühl, als wirkten diese Klamotten irgendwie unpassend an ihm. So als würde man einer fetten, hässlichen Frau aus der unteren Sozialschicht ein Diamantkollier geben. Vielleicht brauchte er auch eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Schließlich bestellte Leron zwei Anzüge für Simon und im Anschluss gingen sie noch passende Schuhe einkaufen. Nachdem sie stundenlang unterwegs waren, beschlossen sie, eine Pause einzulegen und Leron schlug vor, dass sie zusammen etwas essen gehen könnten. „Ich kenne einen guten Asiaten nicht weit von hier. Hast du schon mal Sushi gegessen?“ „Sushi?“ fragte Simon skeptisch. „Ist Sushi nicht das mit dem rohen Fisch?“ „Nicht zwangsläufig. Aber sie bieten auch anderes an, wenn du für Sushi nicht zu haben bist.“ Da der 21-jährige so langsam merkte, dass er Hunger bekam und er nach der knapp vierstündigen Shoppingtour eine Stärkung gut gebrauchen konnte. Nachdem sie die ganzen Taschen in der Limousine verstaut hatten, machten sie sich auf den Weg und erreichten nach ein paar Minuten ein japanisches Restaurant. Um die Zeit war noch nicht allzu viel los und sie fanden einen Platz, wo sie ihre Ruhe hatten. Sie bestellten sich eine Sushiplatte für zwei Personen, da Simons Neugier doch recht große war und er den Versuch wagen wollte. Nachdem die Kellnerin die Bestellung aufgenommen hatte und gegangen war, wandte sich Simon wieder Leron zu. „Danke übrigens für die ganzen Sachen. Ich wünschte, ich könnte mich irgendwie dafür revanchieren.“ „Schon gut“, winkte Leron mit einem Lächeln ab. „Du hast lange genug in so bescheidenen Verhältnissen gelebt und es war mir eine Freude, dir etwas zu geben.“ „Trotzdem musst du mir keine Geschenke machen“, murmelte der 21-jährige und schämte sich ein wenig dafür, dass er errötete. Aber diese Sache machte ihn halt etwas verlegen. „Jedes Mal, wenn du mir irgendetwas gibst, komme ich mir fast so vor, als würde ich dich nur ausnutzen. Du gibst mir ja schon immer diesen Bonus und…“ „Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben“, versuchte der Unternehmer ihm zu erklären und nahm seine Hand. „Geld gehört nicht unbedingt zu den Dingen, um die ich mich sorgen muss. Und du kannst das Geld doch für Dinge ausgeben, die du schon immer mal haben wolltest oder du sparst es für deine Zukunft.“ „Trotzdem…“ Simon trank einen Schluck Wasser, denn seine Kehle fühlte sich trocken an. „Es ist nicht gegen dich oder so. Aber ich bin es halt gewohnt, ganz alleine klar zu kommen und nichts geschenkt zu bekommen. Da ist es eben schwer für mich, etwas anzunehmen.“ Leron schmunzelte und wirkte ein wenig amüsiert, aber auch sehr gerührt über Simons Worte. Die Stimmung zwischen ihnen war wesentlich besser als am Morgen und auch wenn Simon nicht so ganz diese Szene am Küchentisch nicht vergessen konnte, so hatte er dennoch seinen Spaß und auch der Schreck war einigermaßen verdaut. Trotzdem beschäftigte ihn etwas: die Augen… Er hätte wirklich schwören können, dass Lerons Augen sich verändert hatten, wenn auch nur ganz schwach. Vielleicht hatte es auch nur am Licht gelegen, aber seine Augen hatten einen schwachen Gelbton angenommen, als er die Beherrschung verloren hatte. Und er hatte schon einmal gelbe Augen gesehen. Nämlich bei jenem Freier, der ihn zum Loft gebracht und ihn fast umgebracht hätte. Ob das irgendetwas zu bedeuten hatte? War das ein Zufall oder vielleicht mehr? Nachdem die Sushiplatte gebracht wurde, versuchte Simon mit den Stäbchen umzugehen, doch selbst als Leron versuchte, es ihm zu zeigen, gelang es ihm nicht, damit die Sushirollen festzuhalten, weshalb er gezwungen war, normales Besteck zu verwenden. „Mit Stäbchen essen ist auch sehr schwer“, meinte Leron, der seinerseits keinerlei Probleme zu haben schien. „Für so etwas braucht es schon eine gewisse Übung. Ich würde dir empfehlen, sie vorher in die Sojasauce zu tauchen, bevor du sie isst. Wenn du es scharf haben willst, kannst du auch Wasabi nehmen.“ Damit wies er auf ein kleines Keramikschälchen mit einer merkwürdig grünen Paste. „Pass aber auf. Das Zeug ist verdammt scharf.“ Also entschied sich Simon lieber für die Sojasauce und nahm sich eine Sushirolle mit Sesam und Gemüse. Zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass es gar nicht mal so schlecht war, wie er zuerst gedacht hatte. Und sogleich probierte er auch eines mit rohem Tunfisch. Leron seinerseits nahm noch etwas eingelegten Ingwer dazu und bediente sich auch am Wasabi. Nachdem sie eine Weile lang geschwiegen hatten, räusperte sich der kurz und legte seine Stäbchen kurz beiseite. „Ich habe nächsten Dienstag ein Gespräch mit Dr. Dawson dem Augenarzt, von dem du mir erzählt hast. Ich werde mit ihm bezüglich der Augenoperation sprechen und über die eventuellen Risiken und wie man diese eventuell minimieren kann. Vielleicht lassen sich die Erfolgschancen erhöhen, wenn mehr in die Forschung investiert wird. Nachdem es dir so wichtig ist, deine Augenmutation zu korrigieren, helfe ich dir gerne.“ Simons Augen wurden groß und er konnte kaum fassen, was er da hörte. „Das würdest du wirklich für mich tun?“ fragte er und hätte Leron am liebsten umarmt. „Ich… ich weiß nicht, wie ich dir dafür danken soll!“ „Bleib bei mir“, sagte Leron nur und hielt Simons Hand noch fester. Doch der 21-jährige war seinerseits etwas irritiert über diese Worte und verstand sie nicht so ganz. „Warum sollte ich denn weggehen?“ fragte er ihn. „Selbst wenn der Vertrag nicht wäre, ich fühle mich wohl bei dir und ich würde auch gerne bei dir bleiben, wenn du es auch willst.“ „Ja… eigentlich sollte mir das auch klar sein“, seufzte der Unternehmer und versuchte zu lächeln, doch es wirkte eher gespielt. „Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass jemand freiwillig bei mir bleiben würde.“ „Scheint so, als hätten wir beide ein ziemlich verkorkstes Ego, oder?“ Dem konnte Leron nur zustimmen. Wenigstens war sein einziger Lichtstreifen am Horizont die Tatsache, dass er versuchte, nicht so zu sein wie seine Familie und dass er wenigstens Simon beschützen und sich um ihn kümmern konnte. Wenigstens einen Menschen auf dieser Welt. Er fragte sich, wie er heute Morgen nur so dumm sein konnte und auf Michael gehört hatte. Das war einfach nicht fair gegenüber Simon gewesen. Im Grunde hatte dieser ja Recht. Dass der Vertrag noch weiter bestehen blieb, bewies doch eigentlich, dass er ihm nicht ausreichend vertraute. Aber die Angst war einfach so groß, dass der Junge ihn verlassen würde, wenn er hatte, was er wollte. Dann wäre er wieder ganz alleine und er hätte den einzigen Menschen verloren, der ihm wirklich wichtig war. Diesen Gedanken konnte er nicht ertragen. Simon sollte für immer bei ihm bleiben und am liebsten würde ein Teil von ihm gleich im Haus einsperren, damit er ihn immer um sich hatte. Aber der vernünftige Teil seines Verstandes würde das niemals zulassen. Denn das hätte nur bedeutet, dass er seiner Schwäche nachgab und in das gleiche Muster verfiel wie seine Familie und das wollte er nicht. Ihm war klar, dass er versuchen musste, ihm zu vertrauen. Wenn er ihn nicht verlieren wollte, musste er endlich lernen, die Kontrolle über ihn abzugeben und Vertrauen zu haben. Nur dann würde eine Beziehung zwischen ihnen auch wirklich funktionieren. 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