The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 12: Ein folgenschwerer Abend ------------------------------------ Nachdem sich Simon ein wenig ausgeruht hatte, war es auch schon später Nachmittag. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass er nicht wirklich fit genug war, um heute Abend noch mal eine Runde zu schaffen. Nein, das würde eher schwierig werden. Doch zu seiner Überraschung machte Leron keinerlei Anstalten oder Andeutungen, die darauf schließen ließen. Stattdessen gab er ihm ein paar Kleidungsstücke und erklärte „Heute Abend werden wir beiden ausgehen. Immerhin habe ich dir ja einen kleinen Zusatzbonus versprochen für deine hervorragende Leistung am Telefon.“ Das machte den 21-jährigen natürlich neugierig und er wollte wissen, was der Unternehmer denn geplant hatte, doch dieser gab sich geheimnisvoll und sagte nichts dazu. Auf die Frage, was er denn anziehen sollte, sagte er, dass er sich ein wenig schicker anziehen sollte. In dem Moment war Simon froh, dass er bereits neue Klamotten eingekauft hatte und er konnte schwören, dass er auch darunter ein Hemd hatte. Also ging er in sein Zimmer und suchte sich entsprechend etwas Anständiges aus in der Hoffnung, dass Leron nicht noch von ihm verlangte, dass er einen Anzug tragen musste. Simon hatte noch nie Anzüge getragen und konnte sich auch keine leisten. Deshalb hoffte er, dass ein schwarzes Hemd und eine dunkle Jeans mit Gürtel ausreichen würden. Was seine Schuhe betraf, da fand er ein Paar, das noch halbwegs in Ordnung war. Trotzdem würde er sich definitiv neue Schuhe besorgen müssen. Schließlich betrachtete er sich selbst im Spiegel und begann noch ein wenig seine Frisur zu richten, bevor er sich eine passende Sonnenbrille aufsetzte, um seine Augen zu verstecken. So im Großen und Ganzen sah er eigentlich ganz passabel aus. Blieb nur zu hoffen, dass Leron derselben Meinung war. Er kehrte schließlich wieder ins Wohnzimmer zurück, wo Leron zuletzt gewesen war und fragte „Geht das so?“ und verwies mit einer Handbewegung auf seine Klamotten. Der Unternehmer betrachtete ihn kurz, nickte dann und meinte „Ja das sieht sehr gut aus. Allerdings passt die Sonnenbrille nicht.“ Doch Simon zögerte. Er war es gewohnt, immer mit Sonnenbrille nach draußen zu gehen, auch bei Dunkelheit. Es war die einzige Sicherheit für ihn, wenn er unter Menschen trat. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist“, gab er zu bedenken. „Die Leute werden mich wegen meiner Augen anstarren.“ „Sie werden nicht dich anstarren, sondern mich weil ich wichtig aussehe. Also wirst du in meiner Gegenwart diese Brille gar nicht brauchen.“ Zwar war Simon noch nicht gänzlich überzeugt, dass das eine gute Idee war, aber er nahm die Sonnenbrille trotzdem ab. Damit schien Leron zufrieden zu sein und so verließen sie gemeinsam das Haus. Draußen wartete bereits der Chauffeur mit der Limousine und als sie einstiegen, entging dem Unternehmer nicht, dass sein Begleiter ziemlich angespannt war. Wahrscheinlich fühlte er sich alles andere als wohl, wenn er ohne Sonnenbrille nach draußen ging. Ihn aber mit Sonnenbrille zu sehen, gefiel Leron noch weniger, weil er nicht wollte, dass sich der Junge versteckte. Es würde schon alles gut werden und er würde schon nicht zulassen, dass sich irgendjemand über seine Augen lustig machte. Um ihm ein bisschen die Anspannung und die Nervosität zu nehmen, legte er einen Arm um Simons Schultern und zog ihn zu sich heran. „Du solltest dir weniger Gedanken darum machen, wie andere über dich denken könnten. Außerdem bist du ja nicht alleine.“ Hieraufhin lehnte Simon seinen Kopf an Lerons Schulter, sagte aber nichts. Schließlich erreichten sie nach knapp einer Viertelstunde den Zielort. Leron und Simon stiegen aus der Limousine aus und standen vor einem Restaurant, in welchem der Unternehmer schon des Öfteren gewesen war, vor allem zu Geschäftsessen. Hier war er bestens bekannt und er hatte kurzerhand eine der Räumlichkeiten im VIP-Bereich reservieren lassen, um mit Simon ungestört zu sein. Mit Sicherheit fühlte sich dieser dabei auch wesentlich wohler, wenn er nicht den Blicken der anderen Gäste ausgesetzt war. Als er hineingehen wollte, bemerkte er, dass Simon wie angewurzelt stehen geblieben war und das Gebäude mit deutlicher Skepsis betrachtete. „Ist das so eines dieser Schickimicki-Restaurants?“ fragte er und man sah deutlich seinen Widerwillen. „Ich weiß doch gar nicht, wie man sich dort verhält und so.“ „Das ist nicht weiter tragisch“, versicherte Leron. „Vertrau mir einfach.“ Immer noch mit großem Widerwillen folgte Simon ihm hinein und sogleich wurden sie von einer hübschen jungen Dame mit blonden Locken empfangen, die sie mit einem freundlichen Lächeln empfing. Auf ihrem Namensschild las Simon „Jennifer Webster“ und äußerlich war sie nicht älter als 25 Jahre. Und anscheinend schien Leron hier bereits bekannt zu sein, denn er brauchte nicht einmal etwas zu sagen, denn da sagte die junge Frau auch schon „Einen schönen guten Abend, Mr. Evans. Sie haben ein Privatzimmer im VIP-Bereich reservieren lassen, richtig? Dann folgen Sie mir bitte.“ Es ging in einen Seitengang und Simon bemerkte erstaunt, wie groß das Restaurant eigentlich war. Und wie es aussah, gab es zwei große Räume, wo die Gäste untergebracht wurden und dann führte eine etwas unscheinbare Tür in den so genannten VIP-Bereich. Sie wurden zu einem Zimmer geführt, wo sie tatsächlich ganz alleine einen Tisch hatten und nicht gestört würden. So nahmen sie schließlich Platz und ließen sich von der jungen Dame die Speisekarten geben, bevor ihnen jeweils ein Glas Champagner einschenkte. Simon durchblätterte die Speisekarte und staunte nicht schlecht, was es so alles gab. Zuerst hatte er ja ernsthaft befürchtet gehabt, es wäre eines dieser Restaurants, wo man dutzende Gabeln und Messer hatte und wo Weinbergschnecken als Delikatesse serviert wurden. Aber offenbar war das wohl nur ein Vorurteil oder aber Leron hatte gezielt so ein Restaurant ausgesucht, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. „Bestell dir was du willst“, sagte Leron und orderte seinerseits eine Suppe als Vorspeise, eine französisch klingende Hauptspeise und ein Dessert. Simon entschied sich nach kurzer Überlegung für dieselbe Vorspeise, wählte aber dann lieber ein Fischgericht und dann auch ein Dessert. Die blonde Frau nickte und notierte sich die Bestellung und fragte dann nach den Weinwünschen. Hier fragte Simon zögerlich, ob er auch ein anderes Getränk haben könne, weil er nicht gerade ein Weinliebhaber sei. Um ehrlich zu sein mochte er Weine überhaupt nicht. Glücklicherweise war das kein Problem und er bestellte sich deshalb ein Mineralwasser. Schließlich ging die Kellnerin und ließ sie allein. Damit waren Leron und Simon erst einmal ungestört und das war vor allem für den 21-jährigen eine große Erleichterung. „Ich dachte mir, es wäre praktischer, ein Zimmer im VIP-Bereich zu reservieren. So können wir ungestört miteinander reden.“ „Bist du hier öfter?“ fragte Simon neugierig. „Die schien dich zu kennen.“ „Ich komme ab und an zu Geschäftsessen hierher, deswegen bin ich auch gut bekannt hier. Hier herrschen keine strengen Etiketten und wenn ich ehrlich sein soll: ich kann mir auch bis heute nicht merken, wann man die verschiedenen Gabeln benutzt. Deswegen habe ich mich schon immer vor solchen Restaurants gegraust.“ Simon musste unwillkürlich lachen, denn er konnte sich nicht so wirklich vorstellen, dass Leron mit so etwas tatsächlich Probleme hatte. Immerhin war er doch der Sohn einer wohlhabenden Familie. Da wuchs man doch mit so etwas auf, oder nicht? Nun, offenbar gab es wohl so einige Dinge, die er nicht wusste oder falsch eingeschätzt hatte. Aber dann lag ihm noch eine wichtige Frage auf den Lippen, die ihn interessierte. „Als du gesagt hast, ich wäre dir wichtig… hast du das wirklich so gemeint?“ „Es ist mein Ernst“, versicherte Leron. „Du bist für mich etwas Besonderes, Simon.“ „Dann heißt das also, ich bin mehr als nur ein Petboy für dich?“ „So kann man das sagen“, bestätigte er wieder. „Als ich hörte, dass du auf dem Straßenstrich dein Geld verdienst, stand für mich fest, dass ich dich zu mir holen würde. Man weiß ja nicht, was für Individuen man begegnet und wie gefährlich sie sind. Man hört ja viele unschöne Geschichten. Deswegen habe ich dir diesen Job angeboten.“ „Und warum hast du nicht direkt gesagt, dass du auf mich stehst und hast diesen Aufwand betrieben?“ „Hättest du mir das geglaubt oder wärst darauf eingegangen?“ Wahrscheinlich nicht direkt, in der Hinsicht wusste Simon ja selbst, wie stur er sein konnte. Sein Stolz verbot es ihm, sich auf solche Sachen einzulassen und außerdem hätte er ihm nicht wirklich abgekauft, dass Leron wirklich etwas für ihn empfinden würde. Er war von seinen Mitmenschen ja eher anderes gewohnt. „Ich gebe zu, dass es vielleicht ein unkonventioneller Weg war. Aber es erschien mir als die effektivste Methode, dich zu mir zu holen.“ Schlau eingefädelt, das musste Simon wirklich zugeben. Seltsamerweise war er Leron nicht einmal böse deswegen. Nun gut, er hatte halt nicht ganz ehrlich gespielt, aber gelogen hatte er nie wirklich, lediglich diese Details verschwiegen und er konnte sich ja auch nicht sonderlich beklagen. Immerhin hatte Leron ihn immer respekt- und rücksichtsvoll behandelt und ihn sogar bei sich schlafen lassen, als das Gewitter getobt hatte. Allerdings wusste er seinerseits nicht wirklich, was er für Leron empfand. Er war ihm dankbar für alles, ganz ohne Zweifel und auch der Sex war verdammt gut. Aber trotzdem wusste er einfach nicht, was er in Lerons Nähe denken oder fühlen sollte. Vielleicht weil er nicht wusste, was Liebe war? Ja, das war wahrscheinlich der Grund. „Bist verärgert deswegen?“ fragte Leron schließlich und Simon beendete seine Gedanken abrupt. „Nein, nein“, sagte er hastig. „Für mich ist das alles nur halt ziemlich neu und überraschend.“ „Das kann ich verstehen. Ich erwarte auch nicht sofort eine Antwort von dir. Solange du bei mir bleibst, reicht es mir auch.“ Ein schwaches Lächeln huschte über Simons Lippen und er musste sich vorstellen, wie es wohl in Zukunft zwischen ihnen aussehen würde. Und irgendwie war es nicht so schlimm, wie er zunächst gedacht hatte, als Leron ihm gestanden hatte, dass er etwas für ihn empfand. Zwar war es ein sehr komisches Gefühl für ihn, aber es erleichterte ihn auch, dass es von jemandem wie Leron kam. Bei ihm wusste er inzwischen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. „Wie wäre es, wenn du mir etwas mehr über dich erzählst?“ fragte Simon schließlich. „Immerhin weißt du ja schon so viel über mich.“ Etwas erstaunt runzelte Leron die Stirn, denn so etwas hatte er offenbar nicht erwartet. Aber ein Schmunzeln seinerseits verriet, dass es ihn freute, dass Simon mehr über ihn wissen wollte. „Nun gut, dann erzähle ich dir gerne etwas über mich: ich bin am 10. November geboren und bin somit vom Sternzeichen Skorpion. Ich betreibe gerne Sport, wobei ich mich aber nicht auf eine Sportart festlege, sondern verschiedene Dinge ausprobiere. An gemütlichen Abenden schaue ich mir auch gerne Filme an.“ „Was denn für Filme?“ „Meistens Thriller oder Krimis, selten aber auch Psycho-Horror. Was ich nicht mag ist Golf. Ich habe es schon immer gehasst und finde es langweilig. Und ich gehöre zu den Leuten, die der Ansicht sind, dass Schach kein Sport ist.“ Hier musste Simon unwillkürlich lachen. Das, was Leron da erzählte, passte irgendwie so gar nicht in sein Bild eines reichen Bonzen. Normalerweise spielten solche Leute Golf in ihrem Privatclub, hingen in der Oper herum und aßen Kaviar zu ihrem teuren Champagner. Zumindest war das immer seine Ansicht gewesen. Aber Leron schien da wohl anders zu sein. „Und hat man dir als kleiner Junge damals Musikstunden aufgebrummt?“ „Ja da entspreche ich leider dem Klischee. Ich hatte seit meiner Jugend Klavierunterricht. Meine Fertigkeiten sind zwar etwas eingerostet, aber ein paar Lieder bekomme ich noch ganz gut hin. Ach ja: ich hatte schon immer eine Schwäche für Schokolade.“ „Und für versaute Sexspielchen“, ergänzte Simon scherzhaft und sie mussten beide darüber lachen. Schließlich öffnete sich die Tür und die Kellnerin Miss Webster kam mit den Vorspeisen. Nachdem sie serviert und sich danach diskret wieder zurückgezogen hatte, stießen Simon und Leron an. Die Stimmung war sehr ausgelassen und auch Leron wurde wesentlich gesprächiger als die Tage zuvor. Er erzählte ein paar Anekdoten über schwierige Geschäftspartner und wie ein kommunikatives Missverständnis fast dazu geführt hatte, dass ein französischer Unternehmer Leron tatsächlich angebaggert hatte. Es waren sehr unterhaltsame Geschichten, aber sobald Simon mehr über seine Kindheit wissen wollte, blockte der Unternehmer mit der Erklärung ab, dass es nicht viel darüber zu erzählen gäbe. Aber Simon hakte nicht weiter nach, denn über sein Leben gab es ja auch nicht viel Großartiges zu erzählen. Schließlich aber, als sie mit der Vorspeise fertig waren, erhob er sich von seinem Platz und fragte „Wo ist denn hier die Toilette?“ Hieraufhin stand Leron ebenfalls auf. „Ich gehe eben mit.“ Sie verließen das Zimmer und gingen den Gang entlang. Simon folgte Leron und sah sich dabei neugierig um, aber viel gab es nicht zu sehen. Es gab ein paar weitere Zimmer, die wohl von VIPs benutzt wurden und es gab auch eine Terrasse, die ebenfalls genutzt wurde und in einem separaten Bereich lag, der vom Rest des Restaurants abgeschirmt war. Schließlich aber konnte er schon die Herrentoilette sehen und steuerte sie direkt an, wobei er nur am Rande mitbekam, wie sich eine der Türen öffnete und jemand herauskam. Er schenkte dem aber keine Beachtung. Im Moment hatte er Dringenderes zu erledigen. Leron blieb wie angewurzelt stehen und glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können, als plötzlich Jordan vor ihm stand. Der 40-jährige war körperlich ein kleines bisschen kleiner geraten und hatte einen kühlen und distanzierten Blick. Sein Haarwuchs war im Laufe der Jahre zurückgegangen, doch er schien sich nicht sonderlich die Mühe zu machen, es zu kaschieren. Seine dunklen Augen, die fast schon tiefschwarz wie dunkle Tunnel waren, wirkten schon seit seiner Jugend ausdruckslos und zeugten nicht gerade von Herzlichkeit und Mitgefühl. Für einen Moment überkam Leron ein tiefer Schock, als er ihn sah. Doch Jordan schenkte dem keinerlei Beachtung und sagte „Guten Abend Ronnie, das ist ein überraschender Zufall.“ „Was machst du hier?“ fragte Leron direkt, ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten. „Bist du etwa mit Michael hier?“ „Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte. Nein, meine Frau und ich feiern unseren Jahrestag und falls du es vergessen hast: außerhalb des geschäftlichen Bereiches habe ich mit Michael nur noch sporadisch zu tun. Wer ist denn überhaupt der Junge, der da gerade vorbeigelaufen ist?“ Hier verfinsterte sich Lerons Blick und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Doch er spürte, dass seine Hände schwitzten. Eine ungewollte Reaktion, wenn er seinen Brüdern begegnete. „Was geht dich das denn bitteschön an?“ „Ist das nicht der Bengel, den Michael vor einiger Zeit von der Straße aufgelesen hat? Was sucht er denn bei dir?“ Nun packte Leron ihn am Kragen und stand kurz davor, sich endgültig zu vergessen. Wut und Hass überkamen ihn und hätte er Gewalt nicht so sehr verabscheut, hätte er ihm womöglich eine reingehauen. Verdient hätte dieser Scheißkerl es alle Male. „Lass ihn bloß in Ruhe und wenn ich erfahre, dass du Michael etwas davon erzählst, dann schwöre ich bei Gott, dass du…“ Doch da schlug Jordan seine Hand weg und funkelte ihn kalt und herablassend an. „Lass deine verschwitzten Hände gefälligst bei dir. Was ich tue und was nicht, ist allein meine Sache und von dir lasse ich mir gewiss nichts sagen. Du hast wohl vergessen, wo dein Platz ist, Ronnie. Deine Probleme interessieren mich nicht die Bohne und wenn du meinst, dich mit einem schmutzigen Stricherjungen abgeben zu müssen, dann tu, was du nicht lassen kannst. Aber wenn du Probleme mit Michael hast, dann kläre das mit ihm.“ Damit ging Jordan nach draußen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Und Leron verschwand seinerseits zu den Toiletten und spürte, wie sich sein Magen verkrampfte und ihm schlecht wurde. Auch das passierte ihm oft, wenn er auf einen seiner Brüder traf. Es war eine etwas seltsame Atmosphäre, als Simon und Leron wieder zurück in ihrem Zimmer waren und den Hauptgang serviert bekamen. Dem 21-jährigen entging nicht, dass Leron sehr angespannt wirkte und blass im Gesicht war. Besorgt fragte er deshalb nach, was denn los sei, doch Leron reagierte eine ganze Weile nicht und rührte auch sein Essen nicht an. Erst nachdem der Brünette ihn zum dritten Mal fragte, schien der Unternehmer wieder ansprechbar zu sein. „Ich hatte nur eine kurze Begegnung mit meinem Bruder Jordan“, erklärte er und dann realisierte Simon, an wen er da vorhin vorbeigelaufen war. „Ach herrje“, rief er deshalb. „Und ich hab ihm nicht mal gegrüßt. Soll ich das nachholen?“ „Nein!!!“ Erschrocken zuckte er zusammen, als Leron das so laut und mit strenger Stimme aussprach und dabei sogar die Hand auf den Tisch schlug. So eine heftige Reaktion hatte er noch nie bei ihm erlebt und er verstand nicht, was los war. Doch als der Unternehmer selber bemerkte, wie heftig er gerade reagiert hatte, zwang er sich dazu, sich wieder zu beruhigen, doch man sah ihm trotzdem an, dass etwas sehr an ihm nagte. „Ich will, dass du dich von meinen Brüdern fernhältst, Simon“, sagte er ruhig, aber mit sehr ernster Miene. „Egal was sie dir auch erzählen, du darfst dich nicht auf sie einlassen oder mit ihnen alleine bleiben, hast du verstanden?“ „Wieso denn nicht? Du tust ja so, als wären sie gemeingefährlich.“ „Das sind sie auch“, erklärte Leron. „Glaub mir, du bekommst nur Probleme, wenn du dich auf sie einlässt. Versprich es mir, okay? Versprich mir, dass du dich von ihnen fernhältst.“ Simon versprach es, doch er verstand immer noch nicht, was mit Leron los war. Er hatte einen fast schon verstörten Ausdruck in den Augen und das machte ihm Angst. Und erst einen Moment später realisierte er, dass Lerons Hände zitterten. Irgendetwas musste in der Vergangenheit passiert sein, so viel stand fest. Etwas sehr schlimmes. Um ihn zu beruhigen, ergriff er eine dieser zitternden Hände, stellte aber erschrocken fest, dass sie ganz verschwitzt war. Ein Zeichen von starkem Stress. „Okay, ich halte mich von deinen Brüdern fern“, versprach er und versuchte, einen lockeren Ton zu finden, um Leron ein wenig die Anspannung zu nehmen. „Wenn sie wirklich so furchtbar sind, hab ich eh kein großes Interesse daran, sie näher kennen zu lernen. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, Ronnie.“ Er hatte sich nicht wirklich etwas dabei gedacht, Leron so zu nennen. Es schien ihm ein netter Spitzname zu sein und war auch scherzhaft gemeint. Deshalb dachte er auch, dass Leron vielleicht darüber schmunzeln würde, doch stattdessen weiteten sich seine Augen vor Entsetzen und er wirkte nun so blass wie eine Leiche. Und nun sah Simon auch die Angst in seinen Augen und wich daraufhin zurück, wobei er sich innerlich wünschte, er hätte ihn nicht so genannt. „Nenn mich nie wieder so“, sagte Leron mit gepresster Stimme. „Bitte nenne mich nie wieder Ronnie, okay? Ich… ich mag es nicht, so genannt zu werden.“ Es war draußen kühl und etwas windig. Nur mit Mühe schaffte Jordan es, sich seine Zigarette anzuzünden. Er ärgerte sich. Was fiel Leron ein, sich so unverschämt ihm gegenüber zu verhalten? Allein schon dafür hatte er eine Zurechtweisung mehr als verdient. Allerdings würde nicht er sich darum kümmern. Nein, er hatte genug mit seiner eigenen Familie zu tun, als dass er sich mit seinem kleinen Bruder herumärgern würde. Das war immer noch Michaels Hobby. Das Einzige, was er tun würde war, Michael über seine interessante Entdeckung zu informieren. Sollte der sich doch die Hände schmutzig machen. Außerdem war es für ihn eine hervorragende Gelegenheit. Wenn sich Michael eines Vergehens schuldig machte, würde ihr gemeinsamer Vater ihn mit Sicherheit enterben und ihm, Jordan Evans, die Nachfolge des Konzerns anvertrauen. So hatte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zwar war er kein so hervorragender Geschäftsmann wie Michael, aber er wusste seine Mitmenschen besser gegeneinander auszuspielen und wusste das für sich zu nutzen. Also holte er sein Handy hervor und wählte Michaels Nummer. Es dauerte nicht lange, bis dieser ranging. „Ja Jordan, was gibt’s?“ „Sag mal, erinnerst du dich noch an den Jungen vom Straßenstrich, den du vor zwei oder drei Jahren zum Loft geschleppt hast? Der mit den seltsamen Augen, von dem du mir erzählt hast.“ „Ach ja. Der, den Ronnie einfach weggebracht hat. Wieso? Was ist mit dem? Hast du ihn etwa wiedergefunden?“ „Ja, er ist mit Ronnie zusammen im Restaurant Bluebird. Wie es aussieht, hat Ronnie ein Auge auf ihn geworfen.“ Ein Lachen war am anderen Ende der Leitung zu hören und es klang danach, als hätte Michael gerade den besten Witz aller Zeiten gehört. Er konnte sich kaum einkriegen. „Ronnie hat sich diesen kleinen Stricherbengel angelacht? Ach das ist ja zu herrlich. Okay, dann weiß ich Bescheid. Danke für die Info, Jordan. Ich glaube, unser kleiner Bruder hat mal wieder ein kleines Bestrafungsspiel nötig um zu kapieren, dass er die Finger von meinem Spielzeug lassen soll. Ihm fehlt es eindeutig an Respekt.“ „Scheint so. Du hör mal, ich muss gleich wieder rein.“ „Ach ja, du hast ja heute deinen Jahrestag. Richte deiner Familie schöne Grüße von mir aus. Schönen Abend noch, Jordan!“ Damit war das Gespräch beendet und Jordan steckte sein Handy wieder ein. Damit war der Stein ins Rollen gebracht. Nun brauchte er sich nur noch zurücklehnen und seine beiden Brüder einfach ihr Ding machen lassen. Michael würde sein krankes Spiel treiben und wenn das passierte, würde Jordan seinen Vater benachrichtigen und ihn schon in die Richtung bearbeitet bekommen, dass Michael aus der Nachfolge ausgeschlossen wurde und er stattdessen zum neuen Konzernleiter wurde. Wie sagte man denn immer so schön: wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)