The Petboy Contract von Sky- ================================================================================ Kapitel 5: Familienkonflikt --------------------------- Schon seit heute Morgen war Leron schlecht gelaunt, obwohl er besser geschlafen hatte als in den letzten Tagen. Doch heute stand ein besonders unangenehmer Termin an und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre er heute den ganzen Tag im Büro geblieben und hätte niemanden hereingelassen. Dummerweise ließen sich manche Gespräche nicht immer vermeiden und so war er gegen 14 Uhr mit einer innerlichen Zerknirschung in den Konferenzraum gegangen, wo ein untersetzter Mann von knapp 70 Jahren saß, dessen weißes und licht gewordenes Haar ordentlich zurückgekämmt war. Trotz seines stolzen Alters strahlte Lionel Evans immer noch Würde und Erhabenheit aus und hatte nichts von seiner Ausstrahlung als Geschäftsmann eingebüßt. Als Leron den Konferenzraum betrat, schloss er die Tür hinter sich und trat heran, wobei er seinem Vater einen eisigen Blick zuwarf. „Was willst du?“ fragte er kalt und setzte sich seinem Vater gegenüber hin. Wenn sich Lionel hierher bequemte, hatte es meist irgendwelche geschäftlichen oder familiären Gründe. Aber da diesen alten Mann die Familie an sich schon immer egal gewesen war und er Lerons Ansicht nach noch nie wirklich Gefühle gezeigt hatte, hatte sein Besuch nichts Gutes zu bedeuten. Viel eher bedeutete es meist einen neuen Streit zwischen ihnen, weil diesem alten Starrkopf nur seine eigenen Interessen wichtig waren. „Grüßt man so seinen eigenen Vater?“ grummelte Lionel missmutig und sichtlich verstimmt über diesen kaltherzigen Empfang, doch darauf ging Leron nicht ein, sondern sagte nur „Komm zur Sache, warum du hergekommen bist. Ich habe noch andere Dinge zu tun.“ Wie sehr es Leron doch hasste, seinen alten Herrn zu sehen. Dieser Kerl hatte ihn schon seit damals so angewidert, als sich diese Vorfälle ereignet hatten. Nein, es hatte schon vorher angefangen, dass er Verachtung für seinen Vater entwickelt hatte. Und Lionel wusste darüber Bescheid. Doch er hatte sich nie sonderlich darum gekümmert, wenn seine Kinder ihn hassten, solange er nur potentielle Nachfolger für sein Unternehmen hatte. Allerdings passte ihm gerade heute Lerons rebellisches Verhalten nicht und darum beschloss er auch, ihn diesbezüglich anzusprechen. „Du bist gestern nicht zur Jubiläumsfeier erschienen. Ich hatte dir doch ausdrücklich gesagt, dass deine Anwesenheit erforderlich ist, weil wir an diesem besonderen Tag das Familienunternehmen repräsentieren sollten.“ „Ich sehe nicht, warum meine Anwesenheit unbedingt von Nöten war“, erklärte Leron kalt. „Michael und Jordan waren doch da und Jordan hat seine Frau und die Kinder mitgebracht. Das genügt doch.“ „Als Teil der Familie…“ „Komm mir nicht damit!“ unterbrach der 31-jährige ihn sofort und sein Blick war so voller Hass und Verachtung, dass ein Außenstehender, der ihn gesehen hätte, tatsächlich hätte denken können, er würde seinen Vater gleich umbringen wollen. „Als ob dich die Familie jemals interessiert hätte. Du warst doch nie für uns da und wenn, dann nur um Michaels Eskapaden und Skandale vor der Öffentlichkeit zu vertuschen. Du hast es ja damals nicht mal für nötig gehalten, bei Mum zu sein, als sie im Sterben lag. Sie hatte nach dir gefragt gehabt aber du bist sie nie besuchen gegangen.“ „Hältst du mir das immer noch vor?“ fragte Lionel genervt. „Das Ganze ist ewig her und du warst noch ein kleines Kind. Du reitest immer nur auf diesen alten Geschichten herum und wirfst mir mangelndes Familiengefühl vor, dabei hast du aber völlig vergessen, was ich für euch getan habe und was ich alles für die Firma geopfert habe. Deine Mutter wusste, dass ich hart arbeiten musste, damit ihr ein schönes Leben führen konntet. Und nun, da ihr erwachsen seid, erwarte ich auch entsprechende Opfer von euch. Außerdem kannst du dich doch am allerwenigsten beschweren. Ich habe dich in der Villa aufwachsen lassen und dir einen Teil der Firma überlassen, damit du auf eigenen Beinen stehen kannst.“ „Du hast mich ganz alleine in diesem Haus aufwachsen lassen und bist mich nie besuchen gekommen“, wandte Leron ein und schlug mit der Faust auf dem Tisch. „Wo warst du an Geburtstagen oder an Weihnachten? Wann warst du denn je für mich oder für die anderen da? Dir ist es doch immer nur um die Firma gegangen und wenn du an uns mal Interesse gezeigt hast, dann doch nur weil es um die Nachfolge ging. Dass du nicht mal an Mums Sterbebett gestanden und während ihrer schlimmsten Stunden für sie da gewesen warst, das ist eine Sache und das solltest du alleine mit deinem Gewissen vereinbaren. Aber dass du von mir allen Ernstes verlangst, zur Familie zu stehen nach dem, was Michael und Jordan mir damals angetan haben, das…“ „Kommst du mir wieder mit dieser Geschichte? Ja dein ältester Bruder mag ein wenig falsch geraten sein, aber ihr ward damals Kinder!“ „Ich war ein Kind“, protestierte Leron energisch. „Jordan und Michael waren da schon längst keine Kinder mehr und sie wussten genau, was sie getan haben. Und anstatt, dass du etwas unternimmst, schiebst du mich in diese Villa ab und lässt mich ganz alleine aufwachsen ohne wenigstens einmal nach mir zu fragen und erwartest jetzt nach Jahren, dass ich zur Familie stehe? Tut mir leid, aber das mache ich nicht mit. Nicht solange du immer noch Michaels diverse Eskapaden vertuschst, nur weil er seine kranken Fantasien nicht im Griff hat.“ „Deshalb bin ich hier.“ Nun hielt Leron inne, denn das kam selbst für ihn überraschend. Sein Vater war wegen Michael hergekommen? Das war ungewöhnlich, denn normalerweise klärte sein Vater sämtliche Angelegenheiten selbst und er hatte nie eine große Staatsaffäre aus den Familienskandalen gemacht. Selbst wenn Michael jemanden umgebracht hätte, dann hätte Leron seinem Vater durchaus zugetraut, dass dieser ihm dabei noch geholfen hätte, die Spuren zu beseitigen. Darum war er sich auch sicher, dass es etwas Ernstes sein musste. Oder eben etwas sehr Wichtiges, das keinen Aufschub duldete. Deshalb fragte er auch „Was hat er jetzt schon wieder angestellt?“ Doch Lionel winkte nur ab und erklärte „Es ist nicht deshalb. Die Sache ist die, dass ich Ende dieses Jahres endgültig in den Ruhestand treten werde. Und bis dahin will ich einen entsprechenden Nachfolger ernennen. Dein Bruder Michael ist der beste Geschäftsmann von euch dreien und er ist überaus intelligent und geschäftstüchtig. Allerdings mache ich mir wegen seiner ständigen Eskapaden Sorgen. Er gibt das Geld mit vollen Händen für Prostituierte und Callboys aus und hinterlässt dabei einen Saustall, den ich jedes Mal in Ordnung bringen darf, damit nichts von alldem an die Öffentlichkeit dringt. Seine Liebschaften sind immer nur kurzweilig und er hat keine Kinder, obwohl er bereits 42 Jahre alt ist. Und so wie ich die Dinge sehe, wird er wohl nie einen Nachfolger in die Welt setzen. Dein Bruder Jordan hingegen ist verheiratet, hat zwei Töchter… aber er ist kein guter Geschäftsmann. Und für dich wird es langsam auch Zeit, Leron. Du bist schon 31 Jahre alt und immer noch ledig. Es wird allmählich Zeit, dass du endlich deinen Platz in der Familie einnimmst und vernünftig wirst. So langsam aber sicher solltest du eine Heirat in Betracht ziehen und eine Familie gründen.“ Leron zog die Augenbrauen zusammen und blieb ruhig. Er musste sich beherrschen, um ruhig zu bleiben, denn allein die Tatsache, dass sein Vater so etwas wirklich von ihm verlangte, war zu viel. „Ich dachte, wir hätten darüber gesprochen und ich hätte dir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich keine Frau heiraten, geschweige denn mit ihr Kinder in die Welt setzen kann.“ „Natürlich kannst du das“, erwiderte Lionel sofort. „Komm mir nicht wieder mit irgendwelchen Erklärungen und Ausreden. Ich habe dich deine Interessen ja ausleben lassen, solange du noch jung warst, weil ich dachte, es wäre nur so eine Phase. Aber jetzt bist du erwachsen und so langsam solltest du Verantwortung übernehmen. Sowohl für dich selbst, als auch für die Firma und für die Familie. Wir alle müssen unsere Opfer bringen. Und überhaupt: was willst du tun, wenn du so alt wirst wie ich und keine Kinder hast? Wer soll dann dein Unternehmen weiterführen? Ich habe diese Firma nicht aufgebaut, nur um sie für die Schwachsinnsideen meiner Söhne wieder zu verlieren!“ Nun reichte es Leron endgültig. Warum auch hatte er ihn überhaupt hereingelassen? Er hätte doch von Anfang an wissen sollen, dass es nichts bringen würde, mit ihm zu reden. Stattdessen regte er sich doch sowieso nur wieder über ihn auf. Es war doch jedes Mal dasselbe. „Misch dich nicht in mein Leben ein und lass das mal meine Sorge sein, was aus mir wird, wenn ich alt bin und keine Kinder habe. Zur Not adoptiere ich eines, wenn mir der Wunsch nach einem Kind kommen sollte. Aber ich werde sicherlich keine Frau heiraten, nur weil es dem Interesse der Firma dient. Das kannst du gerne Jordan oder Michael erzählen, aber verschone mich bitte damit. Ich werde mein Leben so leben wie ich es will und die Evans Hybrid Technologies hast du meiner Verantwortung überlassen. Regle deine Angelegenheiten wie du es willst, aber verschone mich mit deinem Gerede, ich wäre der Familie auch nur irgendetwas schuldig. Ich bin niemandem etwas schuldig. Weder dir noch irgendjemandem sonst. Du warst nie für mich da, nicht einmal als die beiden mir diese Dinge angetan haben. Und solange du nichts gegen Michaels kranker Sexgeschichten und seinen Eskapaden unternimmst und ihn für das enterbst, was er getan hat, werde ich nicht einen Finger für die Familie krumm machen. Dann erklär doch Jordan zu deinem Nachfolger, wenn er doch so ein Familienmensch ist. Aber ich lasse mir nicht auch noch den Rest meines Lebens vorschreiben. Ich habe es schon damals aufgegeben, irgendetwas von dir zu erwarten, darum sehe ich auch jetzt keine Veranlassung, um dir einen Gefallen zu tun.“ Nun wurde Lionels Miene düster. Zwar hatte er schon vorher einen sehr kühlen und distanzierten Eindruck gemacht, aber nun war sein Blick finster geworden und er faltete die Hände. Er sah aus wie ein alter Bösewicht, der einen grausamen Entschluss gefasst hatte. „Ist dir klar, in welcher Position du hier bist?“ fragte der 70-jährige. „Hast du vergessen, wer dir die Leitung von diesem Unternehmen anvertraut hat?“ „Das brauchst du mir nicht unter die Nase zu reiben“, kam es von Leron, der seinerseits unbeeindruckt blieb. „Aber du hast mich als neuen Inhaber der Evans Hybrid Technologies eingetragen. Mein Anwalt hat das genauestens geprüft: ich habe die alleinige Entscheidungsgewalt über dieses Unternehmen, was also bedeutet, dass ich auf dich nicht angewiesen bin. Ich kann es verkaufen oder verändern wie ich will und du kannst nichts dagegen tun. Du hättest es dir vorher genauer überlegen sollen. Oder hast du geglaubt, ich würde meine Rechte und Pflichten nicht kennen? Ich bin kein dummer kleiner Junge mehr und ich sage es dir ein für alle Male: halte dich aus meinem Leben raus. Außer unseren Genen und unserem Blut verbindet uns rein gar nichts. Also lass mich mit deinen Problemen in Ruhe und schau zu, wie du mit der Situation fertig wirst. Du hättest schon viel früher etwas wegen Michael unternehmen müssen. Spätestens als er selbst vor seinem kleinen Bruder nicht mehr zurückgeschreckt hat. Stattdessen hast du immer alles totgeschwiegen und vertuscht. Du hast immer seinen Dreckstall aufgeräumt, jetzt ist es auch mal Zeit, dass er ins kalte Wasser fällt und bekommt, was er verdient. Du erwartest von mir, dass ich zur Familie stehe, wo solche Geschichten einfach unter den Teppich gekehrt werden? Du hast ja keine Ahnung, was ich damals durchmachen musste und was das bei mir ausgelöst hat. Ebenso kannst du dir nicht vorstellen, wie lange es mich schon verfolgt. Ich soll die Vergangenheit und diese alten Geschichten ruhen lassen? Glaub mir, das würde ich selber nur zu gerne. Aber solange sich in dieser Familie nichts ändert, wird es das nie. Und wenn ihr nicht meine Familie wärt, hätte ich Michael schon längst bei der Polizei gemeldet und denen gesagt, dass du auch nicht ganz unschuldig bist. Also lass mich dir eines sagen: lass mich mit deinen Problemen und Anliegen in Ruhe, oder diese ganzen Familienskandale sind schneller ans Tageslicht gebracht als dir lieb ist.“ „Du willst deine eigene Familie erpressen?“ rief Lionel empört und erhob sich von seinem Platz. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so eine Unverschämtheit gefallen lassen müssen und dass sein jüngster Sohn sich so etwas erlaubte, nachdem er ihm sogar einen Teil des Konzerns überlassen hatte, war der Gipfel dieser Frechheit. Doch Leron lächelte kalt und abschätzig und ließ sich nicht einschüchtern. „Dachtest du etwa, ich wüsste nicht, warum du mir die Evans Hybrid Technologies überlassen hast? Doch nur weil du Angst hattest, ich könnte publik machen, dass Michael selbst nach 20 Jahren ein kranker Sadist ist und der sich beinahe eines Mordes schuldig gemacht hätte. Du hast mir diese Firma doch nur als eine Art Schweigegeld überlassen, weil du darauf spekuliert hast, dass ich es nicht wagen würde, über diese alten Geschichten zu reden, da ansonsten auch mein Unternehmen darunter leiden wird. Aber ich sage dir eines: ich bin nicht auf dein „Schweigegeld“ angewiesen. Ich kann jederzeit verkaufen und mich mit dem Geld zur Ruhe setzen, oder mir etwas Neues aufbauen. Die Zeiten, wo du mich unter deiner Kontrolle hattest, sind lange vorbei. Das Gespräch ist beendet.“ Damit erhob sich nun auch Leron, wandte sich ab und verließ den Konferenzraum einfach, ohne auch nur ein Wort mit seinem Vater zu wechseln. Er hatte alles gesagt und seinen Standpunkt klar gemacht. Die Familie interessierte ihn nicht im Geringsten. Nachdem Leron seiner Sekretärin Bescheid gesagt hatte, den Nachmittagstermin auf morgen früh zu verschieben, hatte er das Gebäude verlassen und seinen Chauffeur hierher zitiert, um zurück zur Villa zu fahren. Für heute hatte er ohnehin schon genug getan und die Verhandlungen mit Hong Kong und Tokyo für die Produktion der Hybridautos in Asien zu guten Konditionen gewinnen können. Auch die Besprechung der letzten Bilanzen war gut gelaufen und auch wenn es noch etwas früh war, gönnte er sich ausnahmsweise den Luxus, heute etwas früher zurückzufahren. Nach dem Treffen mit seinem Vater hatte er sich das auch verdient und wenn er nicht schnell wieder zur Ruhe kam, würde er noch die Kontrolle verlieren. Und wenn Leron etwas hasste, dann war es Gewalt. Als kleiner Junge war er ihr schon zu oft ausgeliefert gewesen… der psychischen Gewalt seines Vaters und der physischen Gewalt seiner beiden Brüder. Insbesondere der von Michael. Als Leron in die Limousine einstieg und es sich bequem machte, musste er an eine Szene aus seiner Kindheit denken. Er war sieben Jahre alt gewesen, als er eine streunende Katze gefunden hatte, die sich des Öfteren auf dem Grundstück herumgetrieben hatte. Leron hatte sie oft gefüttert und mit ihr gespielt. Er hatte ihr den Namen Midnight gegeben, da sie ein tiefschwarzes Fell gehabt hatte. Midnight war seine beste Freundin gewesen, bis er dann eines Tages in den Garten kam und sah, wie Michael mit einem Stein auf den Kopf der Katze einschlug. Er erinnerte sich noch deutlich an das Knirschen der Knochen und an das Blut, das an dem Stein geklebt hatte. Er hatte geschrien und geweint, doch Michael hatte nicht aufgehört. Nein, er hatte immer weitergemacht und als sein Bruder ihn aufhalten wollte, da war er auf ihn losgegangen. Und es war nicht bloß bei Schlägen geblieben. Lerons Magen verkrampfte sich für einen Augenblick und er spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Für einen Moment konnte er Michaels Stimme in seinem Kopf hören, wie dieser sagte „Es ist Zeit für ein kleines Bestrafungsspiel, Ronnie!“ Und ihn überkam dabei ein eiskalter Schauer, weil er mit diesem Worten etwas verband, an das er sich nicht erinnern wollte. Michaels Spiele waren das Schlimmste gewesen, was er erlebt hatte. Und lieber wäre er von seinem großen Bruder geschlagen worden, als seine Spiele spielen zu müssen. Leron wusste, dass sein Bruder eine kranke Psyche hatte. Was genau der Auslöser war, wusste er nicht. Er wusste nur, dass Michael schon immer zu Gewalt und Sadismus geneigt hatte. Seine narzisstische Persönlichkeit war oft der Auslöser gewesen, warum er einen solchen Hass auf seinen jüngsten Bruder hatte, der aufgrund der Tatsache, dass er ein kleines Kind gewesen war, besondere Aufmerksamkeit benötigt hatte. Diese Erlebnisse hatte er nie vergessen können und selbst heute noch verfolgten sie ihn manchmal. Das wusste auch Michael, der sich daraus einen besonderen Spaß machte, indem er jedes Mal, wenn sie sich begegneten, mit einem hämischen Lächeln fragte „Lust auf ein kleines Spiel, Ronnie?“ Und er wusste dabei genau, was er dabei auslöste. In der Hinsicht war der Kerl wie ein Hund, der Angst wittern konnte. Für ihn stand fest, dass er selbst niemals so werden würde wie Michael. Er hasste solche Menschen und aus diesem Grund würde er auch niemals solche Dinge tun. Und während er sich diese Tatsachen in den Kopf rief, musste er wieder an Simon denken. Ja, er würde niemals so sein wie Michael oder sein Vater. Er würde Simon niemals solche Dinge antun oder ihn verletzen. Er würde sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen lassen und seinen Frust an Simon auslassen und ihm dabei wehtun. Bevor das geschah, würde er sich anderweitig abreagieren. Er musste sich also unbedingt beruhigen und das Gespräch mit seinem Vater einfach vergessen. Denn wenn er sich darüber immer noch aufregte, wenn er bei Simon war, könnte es passieren, dass irgendetwas geschah, was er später bereuen würde. Und das durfte nie und nimmer passieren. Er wollte sein Vertrauen gewinnen und ihn dazu bringen, Gefühle für ihn zu entwickeln. Vielleicht mochte sein Vorgehen ein wenig fragwürdig sein, aber es war seiner Meinung nach die beste Art und Weise, den Jungen an sich zu binden und ihn lieben zu können wie er es wollte. Und er ließ ihm ja die Möglichkeit, sofort aufzuhören, wenn er etwas nicht wollte, denn der Gedanke, ihn zu etwas zu nötigen was Simon ganz und gar nicht wollte, wäre für Leron kaum zu ertragen. Es würde ihn zu sehr an seine eigenen seelischen Narben erinnern. Und doch konnte er wieder die Stimme seines Bruders Michael in seinem Kopf hören, die ihn auslachte und ihm sagte „Glaubst du etwa im Ernst, du wärst wirklich anders als ich? Sei doch mal ehrlich, Ronnie: du hältst dir den Jungen, den du angeblich liebst, als dein Haustier und zwingst ihn, dich seinen Meister zu nennen. Du glaubst allen Ernstes, dass du ihn wie jemanden behandelst, den du liebst? Komm schon, so dämlich bist noch nicht mal du. Mach dir doch nichts vor. Jemand wie du weiß doch nicht einmal was Liebe ist. Niemand liebt dich oder kümmert sich einen Dreck um dich. Wie willst du also jemand anderen lieben können? Du bist echt armselig, dass du echt denkst, du wärst besser als ich.“ Diese grausame Stimme in seinem Kopf, die alles in Zweifel zog, hatte schon sehr früh die Stimme seines ältesten Bruders angenommen. Sie war schadenfroh und grausam und sie liebte es, ihn zu verunsichern und ihn zu verspotten. „Du bist so jämmerlich…“, hörte er Michaels Stimme in seinem Kopf sagen. „Du nutzt die verzweifelte Lage eines armen kleinen Strichers schamlos zu deinem Vorteil aus, bezahlst ihn für Sex mit dir und nennst es dann auch noch einen Akt der Liebe? Du hast doch keine Ahnung von Liebe, Ronnie. Jemand wie du ist doch gar nicht fähig, überhaupt jemanden zu lieben.“ Nein, ich bin nicht so, dachte sich Leron und versuchte diese bösartige Stimme in seinem Hinterkopf zu verdrängen. Ich würde ihm nie etwas Schlimmes antun und ich kümmere mich besser um ihn als jeder andere in seinem Leben. Ich werde ihm ein besseres Leben ermöglichen! „Ach ja? Etwa das Leben eines Sexsklaven?“ fragte die Stimme heimtückisch. „Als ob du für ihn je etwas anderes sein würdest als irgendein schmieriger Freier. Sobald er die Kohle hat, wird er abhauen und dich danach keines Blickes mehr würdigen. Er wird dich verlassen, sobald er die Chance dazu hat und dann wird er dich komplett aus seinem Leben streichen.“ Und darauf konnte Leron keine Gegenargumente geben. Stattdessen fühlte er sich innerlich zerrissen und wusste nicht, was er tun sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)