-Eine andere Welt- von PInku (--Kushkepet--) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Am nächsten Morgen werde ich auf der Bettcouch wach und spüre ein ungewohntes Gefühl an meinem Knöchel. Stimmt, der Kirin. Augenblicklich bereue ich meinen Leichtsinn. Was, wenn ich später nach Tokio zurück kehren möchte? Nun bin ich gebranntmarkt! Als ich aber vorsichtig die Decke von meinem Knöchel ziehe und den Kirin nochmals genauer betrachte, muss ich lächeln. Er ist wirklich schön geworden! Zumindest der Teil, den Saki noch geschafft hat. Als der Morgen dämmerte, wurde er zu müde und wir haben aufgehört. In mir löste es eine große Erleichterung aus, den auch ich konnte langsam nicht mehr. Heute Abend werden wir das Motiv wohl beenden. Da muss ich nun wohl durch. Langsam richte ich mich auf. Die Bettcouch ist so eng, das Sakito direkt neben mir liegt. Allerdings schläft er noch immer tief und fest. Ich stehe leise auf, versuche ihn nicht zu wecken. Die Türen der beiden Schlafzimmer sind offen. Scheinbar sind Michiko und Aiko schon gegangen. Kein Wunder, es ist auch schon fast Mittag. Ich schleiche mich ins Bad, wasche mich und mache mich fertig. Dann nehme ich meinen Rucksack und gehe nach draußen. Eine kalte Brise weht mir entgegen. Bald wird es wieder dunkel werden, ich sollte mich ein wenig beeilen und einen Laden finden, wo ich anständig einkaufen kann. An den Straßen stehen schon ein paar frierende Geishas herum. Nach einigen Schritten erkenne ich Michiko an der Straßenecke stehen. Sie lächelt mich an. „Lima, was machst du den schon hier? Dem Chaos zu urteilen habt ihr gestern noch ein wenig gefeiert.“ „Ya irgendwie war ich ein wenig betrunken und habe mich von Saki tätowieren lassen.“ Sie lacht laut und ehrlich und sieht mich dann an. „Ich hoffe, du bereust das nicht. Er macht das wirklich gut!“ „Nein nein, es ist schön geworden. Ich war einfach ein wenig unbedacht, aber das geht in Ordnung. Ein Kirin auf dem Bein ist auch nichts schlimmes, denke ich.“ „Du musst es mir unbedingt zeigen, wenn es fertig ist. Als Saki noch geübt hat, hat er oft mein Bein benutzt. Das linke ist voll von kleinen Motiven, die er mir gestochen hat.“ Ich muss lächeln bei der Vorstellung, wie ein wesentlich yüngerer Sakito seine Mutter das Bein volltätowiert. Mit allen möglichen Dingen, die ihm einfallen. Ich frage Michiko noch nach einem guten Laden, dann mache ich mich wieder auf den Weg. Ich hoffe, etwas gutes für Sakito zu finden. Was ich Michiko kaufen werde, weiß ich schon. Nach einigen Minuten erreiche ich auch schon das von Sakis Mutter empfohlene Geschäft und trete ein. Vollbepackt mit Tüten komme ich wieder raus. Ich habe sehr viele Gewürze, Kochzutaten und Haushaltswaren für Michiko gekauft und sogar noch eine kleine süße Stoffkatze für Aiko gefunden. Für meine Reisebegleitung habe ich Zigaretten gekauft, gleich eine ganze Stange. Außerdem ein paar warme Klamotten, die kann er gebrauchen. Natürlich im Visual Kei Stil, was anderes zieht er ya nicht an. Lieber friert der sich den Arsch ab, als etwas anzuziehen was ihm nicht passt. Unvernunft ist wohl sein zweiter Vorname. Ganz in Gedanken versunken gehe ich die Straße entlang und renne fast in einen anderen Mann. Ich entschuldige mich und sehe ihn an. Der Mann scheint ein wenig älter als Sakito zu sein, allerdings ist er gut gebaut und hat ein feines Gesicht. Seine dunkelblauen Haare sind geglättet und in einem Seitenscheitel nach links verteilt. Sie erinnern mich unweigerlich an den Nachthimmel. Er lächelt mich an und seine weißen Zähne blitzten mir entgegen. Kurz zucke ich zusammen, als mir auffällt, das er nur einen Arm hat. Der rechte Ärmel seiner Yacke hängt locker nach unten, es ist nicht erkennbar, ob er den Arm nur versteckt, er nur einen halben Arm hat oder dieser ihm gänzlich fehlt. Seine ruhige Stimme fesselt mich sofort. „Entschuldigen sie, ich habe nicht aufgepasst. Dihn mein Name. Sie scheinen neu hier zu sein? Ich habe sie hier noch nie gesehen.“ „Mein Name ist Lima, sehr erfreut. Ich bin nur auf der Durchreise.“ „Lima ist ein sehr schöner Name. Reisen sie in Begleitung oder allein? Wohnen sie in einem der hiesigen Motels? Wenn sie einen Platz zum Schlafen benötigen, ich besitze ein großes Haus gleich um die Ecke und würde sie sehr gern einladen." „Ich kam bei Bekannten unter, trotzdessen vielen Dank.“ Seine Hand streicht über meinen Arm und mir wird unwohl. Ich fühle mich seltsam und kann meine Augen nicht mehr von seiner Hand nehmen. Seine Fingernägel sind sehr lang und spitz geschliffen, außerdem dunkel lackiert. Alles an ihm erinnert mich an die finsterste Nacht, die ich ye erlebt habe! Wie alt er wohl ist? Plötzlich werde ich unsanft zur Seite gerissen und erwache aus meiner Trance. Ich hatte garnicht gemerkt, wie sehr Dihns spezielles Aussehen mich gefesselt hatte. „Lass Lima in Ruhe!“ Saki, der plötzlich ohne mein Wissen aufgetaucht war und mich weggezogen hatte, sieht Dihn finster an. Dieser grinst. „Ich wusste nicht, das Lima deine Reisebegleitung ist Sakito. Nun gut, dann scheint er ya bestens versorgt zu sein. Pass gut auf ihn auf. Solche hübschen Männer kommen schnell mal abhanden!“ Er lacht, winkt mit seiner verbliebenen Hand und verabschiedet sich. „Auf Bald, Lima! Ich hoffe, wir sehen uns wieder! Und passen sie auf, Sakito ist gefährlich! Er hat mir den rechten Arm abgerissen!“ Zum Beweis hebt er den Armstummel an und der Ärmel rutscht zurück. Man kann eine unschöne Narbe erkennen, dort wo eigentlich der Ellenbogen sitzen sollte. Sein kompletter Unterarm fehlt. Dihn grinst, winkt mit dem Stummel, dann dreht er sich weg und verschwindet hinter der nächsten Straßenecke. Ich bleibe kurz wie versteinert stehen, dann sehe ich zu Saki. „Wer war das und was ist passiert?“ „Halt dich von dem Wichser fern. Dihn verdient nur schmutziges Geld. Er ist ein Arschloch. Selbst Shogun hält seine Geschäfte für unangemessen und der nimmt Auftragsmorde an!“ Ich bin ein wenig geschockt. Diese Anziehungskraft war nicht normal. Da muss es irgendeinen Trick geben. Sakitos Hass auf diesen Mann ist förmlich greifbar. „Hast du ihm wirklich den Arm abgerissen?“ „Blödsinn, den hat er wahrscheinlich bei einem seiner Geschäfte verloren.“ Ich nicke nur langsam, atme durch. „Was machst du überhaupt hier?“ „Ich hab dich gesucht. Bin wach geworden, weils plötzlich so kalt wurde und dann hab ich gesehen, du bist nicht mehr im Bett. Dachte, nachher verläufst du dich noch oder so. Mum hat mir dann gesagt, wo du hin bist.“ „Tut mir leid Schatz, das nächste mal sag ich dir bescheid.“ Saki muss lachen, auch wenn er es nicht will. Er scheint immernoch gereizt wegen Dihn, aber mein Kommentar lockert die Stimmung auf. „Lass uns nachhause gehen Lima. Ich muss mich noch duschen und meine Haare färben und so. Dann sollte es auch schon Zeit sein, Aiko abzuholen und Tomoe auf dem Weg einzusammeln.“ Ich nicke und wir machen uns auf den Heimweg. Dort angekommen räume ich alles ein, während Sakito duscht. Seine neuen Sachen habe ich ihm auf die Couch gelegt. Irgendwann höre ich dann das klacken der Tür und sehe zu Sakito. Zuerst fällt mir seine Haarfarbe auf, die nun wieder feuerrot ist. Dann fällt mir auf, das er keine Klamotten trägt und ich starre geschockt auf seine Körpermitte. Er zuckt nur mit den Schultern. „Was ist?“ „Du bist komplett nackt. Das ist neu. Normalerweise haben wir doch soetwas wie ein Schamgefühl.“ „Ich hab irgendwie vergessen, das ich Sachen mit ins Bad nehmen muss, wenn du da bist. Normalerweise wäre ich yetzt allein weißt du? Und dann dachte ich: Ach scheiß drauf. Der Kerl hat mich gestern geküsst und so. Geht schon klar. Außerdem, wir sind beide Kerle Lima. Du siehst nicht viel anders aus als ich.“ „Ich bin nicht so dünn wie du und auch.... besser bestückt.“ Sakito greift einfach nach dem Apfel, den ich gerade in die Obstschale auf dem Tisch gelegt hatte und wirft ihn nach mir. Ich weiche aus und lache sehr laut. „Du verdammter Arsch! Du bist ya auch viel größer als ich in generell.“ „Trotzdessen!“ Ich muss immernoch lachen. Saki ist wirklich leicht zu ärgern. „Hör auf mit dem Blödsinn oder ich will einen Beweis sehen Großer!“ „Ne du, also bei aller liebe Sakito, aber meinen Schwanz bekommst du nicht auch noch! Ich hab dir schon meine Lippen geopfert, das reicht doch fürs erste! Wir sind schließlich noch nicht verheiratet.“ Ein weiterer Apfel kommt geflogen, diesmal trifft er mich sogar. Ich muss mich erstmal hinsetzten vor Lachen. Ich hatte schon lange nicht mehr solchen Spaß. Ich glaube, ich werde den Kleinen wirklich vermissen, wenn er mal weg ist. Irgendwann beruhige ich mich dann. Saki hat mittlerweile wieder Unterwäsche angezogen, sein Kopf ist ganz rot. Offenbar ist er beschämt. „Oh nein, so habe ich das doch nicht gemeint. Du siehst ganz toll aus Saki.“ „Das macht es irgendwie noch schlimmer. Scheiß drauf. Bisher war keiner meiner Kerle unzufrieden mit mir.“ „Das ist die Hauptsache. Ziehst du dich nun an und wir können los? Du wolltest doch Aiko und Tomoe abholen. Ich hab dir da was hingelegt.“ „Was ist das?“ Er betrachtet die Klamotten kritisch, dreht sie in alle Richtungen. „Das ist Kleidung Saki. Happy Birthday.“ Meine Reisebegleitung sieht mich an, dann lächelt er breit und bedankt sich. Sofort beginnt er, die Sachen anzuziehen. „Ich hatte keine Ahnung, welche Größe du hast, deswegen habe ich immer das kleinste genommen, was da war Kleiner.“ „Kein Problem, mach ich auch immer so.“ Kurze Zeit später trägt Sakito auch schon das Outfit. Eine enge Hose, die passt perfekt, einen schwarz roten Pulli, der ist ihm viel zu groß und ein schwarzes Halstuch. Er sieht wirklich gut aus. Schnell rennt er ins Schlafzimmer seiner Mutter und betrachtet sich im Spiegel. „Das sieht sehr toll aus, danke Lima! Wirklich Danke!“ Er verbeugt sich und ich nicke nur, schultere meinen Rucksack. „Zieh deine Yacke an. Aiko wartet sicher schon auf uns.“ Sakito nickt und zieht sich ebenfalls an. „Heute Abend machen wir dann dein Tattoo fertig Lima.“ „Ich kanns kaum erwarten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)