A Sky full of Stars von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 29: 29 -------------- Elena sah ihn mit großen Augen an. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie ihn jemals wieder sehen würde. Sie sah zu Jacob, der sie irritiert anstarrte. Hinter Sebastian tauchte ihre eigene Mutter auf und funkelte sie wütend an. „Elena...“, flüsterte Jacob. „Elena!!“, fauchte ihre Mutter ebenfalls in ihre Richtung. Sie sah tief in die Augen ihres besten Freundes. Er bat sie stumm mit ihm zu gehen. Einen Moment lang sah Elena in die Runde. Ihre Familie waren die Einzigen die sie hier kannte. Das hier war nicht ihre Hochzeit, und sie würde niemals glücklich werden. Entschlossen drückte sie Sebastians Hand und nickte einmal kurz, bevor er auf dem Absatz halt machte und sie hinter sich her aus der Kirche führte. Von überall waren Ah´s und Oh´s zu hören, und hinter ihnen klapperten Schuhe auf dem Parkett, als ihnen jemand folgte.   Sebastian führte seine Freundin aus der Kirche und hoffte, dass ihnen niemand folgen würde. Doch dem war nicht so. Ihnen war jemand gefolgt. Ihnen war eine Frau gefolgt. Als sie an seinem Motorrad angekommen waren, stieg Sebastian auf dieses und reichte Elena seine Hand, damit sie trotz ihres Kleides aufsteigen konnte. “Komm”, sagte er zu ihr und lächelte ihr zuversichtlich entgegen. Bis jetzt hatte er sich noch nicht getraut, sich zu der Person umzudrehen, die ihnen gefolgt war. Als er doch einen kurzen Blick wagte, erkannte er, dass es sich um Sarah und Elenas Mutter handelten. “Schnell, beeil dich, Elena.” Als sie hinter ihm Platz genommen hatte, sah er ihr kurz über die Schulter entgegen. “Elena! Komm von diesem Kerl weg! Du wirst Jacob heiraten!”, rief Elenas Mutter zu ihr. “Du wirst sofort hierher kommen!” “Sie macht wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben, dass was sie wirklich will”, stellte sich Sarah neben sie und grinste sie breit an. “Ich denke nicht, dass sie wieder zurückkommen wird.”   Elena lächelte Sarah dankbar zu und raffte ihr Kleid so gut es ging zusammen um sich an Sebastian festzuhalten. Ein kleiner Ruck und sie sausten durch den Mittagsverkehr ihrer Stadt. Eine Weile lang fragte sie sich, wo sie wohl hinfahren würden, bis der Schotterweg zur Scheune vor ihnen auftauchte. Vor der Tür blieben sie stehen und Sebastian half Elena vom Motorrad. Er musterte sie von oben bis unten, als könnte er gar nicht glauben, dass sie mit ihm gegangen war. Elena selbst konnte es auch kaum glauben. Aber hier stand sie nun: Im Braukleid geflohen von ihrer eigenen Hochzeit und sah in die unendlich glücklichen Augen der Liebe ihres Lebens. Am liebsten hätte sie ihn geküsst, aber um ehrlich zu sein traute sie sich nicht, weil sie Angst vor seiner Reaktion hatte. Elenas Magen begann wieder zu rebellieren, aber sie unterdrückte die Übelkeit so gut es ging. „Wieso bist du gekommen?“, fragte sie ihn und sah zu ihm auf. Sie presste sich ihre Hand gegen den Bauch in der Hoffnung, dass das flaue Gefühl darin verschwand.   „Wieso ich gekommen bin?“, wiederholte Sebastian ihre Frage. „Weil ich dich liebe. Weil ich nicht will, dass du in dein Unglück rennst. Du hast jemand besseren als diesen Typen verdient. Du solltest selbst entscheiden, mit wem du dein Leben verbringst.“ Er führte sie in die Scheune. Dort legte er seinen Helm auf einen kleinen Schrank, der nahe bei der Tür stand. „Setz dich. Fühl dich wie zu Hause“, lächelte er ihr entgegen und deutete auf das Sofa. Er hatte keinerlei Idee, wie es jetzt weitergehen sollte. Er wusste nicht, was sie machen sollten oder gar, wie es mit Elena weitergehen konnte. Er hatte sie von der Hochzeit entführt, auch wenn Elena freiwillig mit ihm gegangen war und demzufolge konnte Elena nicht zurück nach Hause. Auch wenn sie sich dort sowieso nie wohl gefühlt hatte. „Komm“, reichte er ihre Hand und wartet darauf, dass sie diese in ihre nahm.   Lächelnd nahm Elena seine Hand und sah sich gespannt in der Scheune um. Er hatte sie komplett umgebaut. In der Scheune gab es jetzt Wände und eine Küche stand ebenfalls. Die alte Couch war gegen ein neueres größeres Modell ausgetauscht. Ziemlich überrascht sah sie zu Sebastian auf. Er lächelte auf sie hinunter. Sie ließ seine Hand wieder los und ging in den Raum und drehte sich einmal um sich selbst. „Wahnsinn. Wann hast du das denn alles gemacht?", fragte sie und grinste breit.   „Nachdem ich hier eingezogen bin, konnte ich ja nicht auf dem Palettenbett schlafen. Also habe ich mich dazu entschlossen, mit dem Geld, was ich von meinem Vater bekommen hatte, hier alles umzubauen. Als erstes hatte ich mir ein ordentliches Bett gekauft und dann habe ich nach und nach die Wände aufgebaut. Es hat mich viel Kraft gekostet, aber es ist jetzt einigermaßen annehmbar.“ Er half ihr aus dem Kleid und gab ihr erst einmal Kleidung von sich, damit sie etwas zum Anziehen hatte. In den nächsten Tagen würde er mit ihr neue Kleidung kaufen können, damit sie nicht nur in seinen Kleidern herumlaufen musste. „Willst du etwas essen?“   Elena schüttelte leicht den Kopf, als sie sich sein T-Shirt überzog. Sie hatte in den letzten Wochen schon viel zu viel zugenommen. Außerdem war das für ihre Übelkeit auch nicht gerade förderlich. „Nein, danke. Aber das hier ist mehr als annehmbar. Es ist traumhaft, genauso hatte ich es mir vor Jahren vorgestellt.“ Sie kam immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Sebastian hatte sich auf das Sofa gesetzt und vorsichtig setzte sie sich dazu. Sie hatten sich solange nicht gesehen und irgendwas war anders, aber sie konnte nicht ganz benennen was. „Sebastian? Danke, dass du mich da herausgeholt hast“, flüsterte sie und zog die Knie an, um ihren Kopf darauf zu legen.   „Du hast mich aus der Hölle geholt, also hole ich dich aus deiner Hölle heraus.“ Er sah kurz zur Seite, da er nicht wusste, ob und was jetzt zwischen ihnen war. Mit seinen Fingern umfasste er ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Sarah hat mich vorhin angerufen. Das war der einzige Grund, wieso ich aufgetaucht war. Wenn sie nicht angerufen hätte, dann wäre ich nicht erschienen. Ich habe mit mir gehadert. Ich wäre auch erschienen, wenn sie nicht angerufen hätte. Ich hätte mich allerdings im Hintergrund gehalten.“   Elena schluckte bei seiner Erkenntnis, aber was hatte sie erwartet? Man reitet nicht so einfach auf einem weißen Schimmel in den Sonnenuntergang. „Du weißt, dass ich nie aufgehört habe dich zu lieben?“, fragte sie und sah ihn traurig an. Ihr Magen rumorte schon wieder. Sie schlug sich mit der Hand vor den Mund und unterdrückte ihren Würgereflex. „Entschuldige...“, nuschelte sie. Wenn es nicht bald besser wurde, musste sie zum Arzt. Wie lange dauerte eine Lebensmittelvergiftung für gewöhnlich?   Als sie aufstand und ins Bad rannte, sah er nur besorgt hinter ihr her. Nachdem sie nun einige Minuten verschwunden war, entschloss sich Sebastian dazu, nach ihr zu sehen. Er klopfte an die Tür und öffnete sie, als nichts als Antwort kam. „Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich. „Soll ich dir etwas bringen? Willst du irgendetwas?“ Ihm kamen wieder die Worte von Sarah in den Kopf. „Und wenn sie wirklich schwanger ist, wird sie das sicher nicht von Jacob sein.“ Er lief zu ihr und strich ihr fürsorglich über den Rücken. „Soll ich dich morgen zum Arzt bringen? Sarah meinte, du hättest diese Übelkeit schon einige Zeit...“   Elena schüttelte mit dem Kopf, bis ihr auffiel, dass er es überhaupt nicht sehen konnte. „Nein, geht schon“, stöhnte sie und ließ ihr Gesicht an den kalten Fliesen abkühlen. Was stimmte nur nicht mit ihr? Sie überlegte eine Weile. Sie hatte nichts falsches gegessen. Ihre Periode war auch ziemlich.… „Oh Scheiße!“, rief sie aus und richtete sich auf. Ihr kam in den Sinn das sie seit über zwei Wochen auf ihre Periode wartete. Schnell rechnete sie im Kopf nach. „Oh Gott.“ Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht. Scheiße, scheiße, scheiße, dachte sie immer und immer wieder.   „Was ist los?“, sah er sie mit aufgerissenen Augen an. „Was ist so schlimm?“ Hatte er etwas falsches gesagt? Oder war ihr etwa etwas Ähnliches in den Kopf gekommen, was Sarah gesagt hatte? Als sie noch immer nichts sagte und ihn auch nicht ansah, legte er seine Hände auf ihre und schob sie langsam von ihrem Gesicht weg. „Rede bitte mit mir… Sag mir, was los ist...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)