A Sky full of Stars von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 27: 27 -------------- Die letzte Woche vor der Hochzeit war Elena ein totales Wrack. Mindestens einmal am Tag rief sie Sarah total verzweifelt an, weil irgendetwas nicht stimmte. Jacob war in der ganzen Zeit kaum zu Hause, und auch so hatte Sarah ihn nicht ein einziges Mal an der Seite seiner zukünftigen Frau gesehen. Am Mittwoch vor der Hochzeit war es besonders schlimm. „Was ist los?“, fragte Sarah, als sie ins Zimmer gestürzt kam. Elena saß in Unterwäsche auf dem Bett und hielt ihr Hochzeitskleid in der Hand. Seit Sarah eingewilligt hatte ihre Brautjungfer zu sein, hatte sie kaum noch einen freien Tag gehabt. Über die gesamten Wochen hinweg war ihre beste Freundin immer unausstehlicher geworden. Sie sah Probleme, wo keine waren und zweifelte an allem. Nichts stellte sie zufrieden und Sarah war mit ihrem Latein am Ende. „Mein Kleid passt nicht mehr!“, schluchzte Elena und schlug mit der Hand auf den Perlenbestickten ausschnitt ihres Kleides. „Vor zwei Wochen passte es noch und jetzt kriege ich die Knöpfe nicht mehr zu!“ Sarah ließ sich neben ihre Freundin auf das Bett fallen und zog sie in eine feste Umarmung. Elena klammerte sich fest an ihren Arm und schluchzte leise vor sich hin. „Hey, alles wird gut. Wir kriegen das hin...“, flüsterte Sarah in ihr Haar. „Was ist, wenn das alles ein Fehler ist? Was ist, wenn das ein riesiges Zeichen ist Jacob nicht zu heiraten?“, flüsterte Elena leise, als sie sich soweit wieder beruhigt hatte. Sarah schob sie ein Stück von sich weg und sah sie eindringlich an. „Wenn du auch nur einen einzigen Zweifel hegst, bringe ich dich sofort von hier weg! Du brauchst mir nur ein Zeichen zu geben und ich fahre den Fluchtwagen!“, versprach sie. Elena schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann das nicht abblasen. Ich muss das tun...für...“ Sie sprach nicht weiter und Sarah verstand nur Bahnhof. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht, aber sie wusste, dass sie Elena nicht umstimmen könnte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. „Okay, also ich werde jetzt das Kleid zur Schneiderei bringen und es zwei Nummern größer machen lassen. Wenn was ist, dann ruf mich an“, sagte sie und gab Elena einen Kuss auf die Stirn. Nachdem sie mit dem Kleid über der Schulter das Haus verlassen hatte, stieg sie in ihr Auto und wählte in ihrem Handy eine Nummer. Nach zwei Freizeichen ging er dran. „Hey Sebastian, hier ist Sarah… Ich muss mit dir reden!“, sagte sie ernst. Sie wusste das hier irgendwas nicht stimmte, und nur Sebastian konnte wissen, worum es dabei ging. Die sonst so gefasste Elena würde niemals wegen eines Kleides heulen, und schon gar nicht wenn es sich dabei um ein Kleid für einen Tag handelte, auf den sie sich noch nicht einmal freute.   Sebastian verabredete sich mit Sarah. Noch innerhalb der nächsten Stunde trafen sie sich in einem kleinen Café. Dort hatte sich der junge Mann in einer der hinteren Ecken niedergelassen und war aufgestanden, damit Sarah ihn sehen konnte, als sie das Lokal betrat. „Hey“, sagte er und begrüßte sie kurz mit einer Umarmung. „Was willst du mit mir bereden?“ Er setzte sich wieder hin und nippte kurz an seiner Cola, die vor ihm stand. „Es geht um Elena“, meinte Sarah ruhig und sah dabei nachdenklich in die Getränkekarte. Als der Kellner zu ihnen kam, um die Bestellung von der jungen Frau aufzunehmen, sah sie kurz von der Karte auf und gab ihren Getränkewunsch ab. Er lächelte ihr dankend entgegen und lief wieder davon. Sebastian wusste nicht, was Sarah von ihm wollte und als Elenas Name gefallen war, hatte er sich augenblicklich verkrampft.   Sarah lächelte Sebastian aufmunternd an und beugte sich über den Tisch zu ihm. „Hör zu, ich weiß, das irgendwas zwischen euch lief. Es stört mich auch nicht weiter. Aber ich würde gerne wissen, wie es dazu kommt, dass sie jetzt diesen Kotzbrocken heiratet, anstatt dich. Und komm mir nicht mit „Das geht dich nichts an“. Elena geht es schlecht und ich will wissen was los war.“ Als sie zu Ende gesprochen hatte, lehnte sie sich wieder auf ihrem Stuhl zurück und trank einen Schluck von ihrer Cola. Sebastian wirkte ziemlich angespannt, aber als er hörte wie es Elena ging, wurde sein Gesichtsausdruck weich. „In wie fern geht es ihr nicht gut?“, fragte er und spielte geistesabwesend an seinem Schlüsselbund. „Keine Ahnung, sie ist total fertig. Irgendwas stört sie einfach. Sei es die Hochzeitsdekoration, die Gästeliste oder wie heute: ihr Kleid. Sie fängt dann meistens an zu weinen, und du kennst sie, dass ist nicht typisch für sie. Ich hab den Verdacht, dass sie Jacob gar nicht heiraten will“, antwortete sie seufzend und ließ Sebastian dabei nicht aus den Augen.   „Zwischen uns läuft nichts“, widersprach Sebastian. „Es wird auch nie etwas laufen. Sie wird heiraten.“ Seine Kiefer pressten sich schmerzhaft zusammen, als er die Worte hervor presste. „So eine Hochzeit ist eine ziemlich große Last auf ihren Schultern. Vielleicht kommt sie einfach nicht damit klar. Ich weiß nicht, was sie haben könnte...“ Er nippte an seiner Cola und sah einfach geradeaus. „Wie kommst du aber auf deinen Verdacht?“   Sarah nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk. „Na ja, um ehrlich zu sein, weiß ich das da was lief. Ich bin nicht blöd und leugnen brauchst du auch nichts“, sagte sie und sah ihm tief in die Augen. „Und diese Hochzeit will sie doch auch eigentlich gar nicht. Und sie liebt ihn auch nicht. Und wenn sie wirklich schwanger ist, wird sie das sicher nicht von Jacob sein.“ Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und wartete seine Reaktion ab.   „Wer sagt, dass sie schwanger ist?“, zog Sebastian verwirrt eine Augenbraue nach oben. „Hat sie so etwas gesagt?“ Er hielt für wenige Sekunden den Atem an, denn sollte es wirklich stimmen, was Sarah gerade gesagt hatte, dann würde er wahrscheinlich Vater von einem ungeborenen Kind sein. Wahrscheinlich wuchs in diesem Moment ein Kind in Elena heran, welches er gezeugt hatte.   „Gesagt nicht, aber sie ist überfällig mit ihrer Periode, und das bereits seit zwei Wochen. Normalerweise funktioniert das bei ihr wie bei einer Schweizer Uhr, aber seit zwei Wochen nichts. Sie schiebt es auf den Stress, aber das glaube ich nicht. Sie hat auch zugenommen. Ich musste heute ihr Kleid ändern lassen. In vier Tagen findet die Hochzeit statt. Weißt du, was es kostet, so kurzfristig ein Kleid ändern zu lassen?“ Sarah plapperte einfach weiter, ohne auf Sebastian zu achten.   Der junge Mann mit den hellen Haaren zuckte nur mit den Schultern. „Nein, keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie viel so etwas kostet? Außerdem musste ich noch kein Hochzeitskleid umändern lassen.“ Sebastian schloss nachdenklich die Augen. „Du solltest sie darauf ansprechen, also auf deinen Verdacht...“ Seine Stimme war leise und kaum hörbar. Doch es war ihm egal. Als der Kellner zu ihnen kam und nach dem Rechten fragte, meinte Sebastian nur, dass er gerne bezahlen würde und nur wenige Augenblicke später kam der Angestellte wieder zu ihnen. Er hielt die Rechnung in der Hand und Sebastian bezahlte sie schnell. „Ich muss leider weg“, sagte er und stand auf. Er musste allein sein und brauchte Zeit für sich. Er musste nachdenken. Er musste überlegen, was er als nächstes tun sollte. „Wir sehen uns später noch einmal.“ Sein Blick glitt zu ihr und ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Dann verschwand er durch das Lokal und verschwand aus diesem. Es dauerte nicht lange, bis er sein Motorrad erreicht hatte und er auf dieses gestiegen war. Er startete den Motor und fuhr einfach ziellos durch die Gegend. Erst am Abend blieb er stehen und sah von dem Hügel, wo er einst mit Elena saß, auf die Stadt hinab. Ohne sie war es nicht mehr dasselbe. Nichts war mehr so, wie es bisher war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)