A Sky full of Stars von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 4: 04 ------------- Sebastian ging gerade wieder aus der Tür heraus, als ihm klar wurde, dass sein Motorrad kein Benzin mehr im Tank hatte. Er musste also das Auto von seinem Vater nehmen, um Elena abzuholen. Also drehte er auf dem Absatz wieder um und lief zum Wohnzimmer. Dort sah er den Schlüssel bereits auf dem Tisch liegen und sah durch die Dunkelheit nach, ob sein Vater irgendwo zu sehen war. Mit schnellen Schritten überwand er die Distanz und nahm sich den Schlüssel, noch bevor sein Vater etwas sagen konnte. Er lief erneut zur Haustür heraus und stieg in den Wagen, der in der Einfahrt stand. Es war ein sportliches Auto, welches er gern durch die Stadt fuhr und er gab damit auch leidenschaftlich gern an. Als er in die besagte Straße einbog, sah er die Braunhaarige schon von weitem und blieb direkt neben ihr stehen. Er ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und beugte sich über die Mittelkonsole, um durch dieses zu sprechen. „Ich habe gehört, Sie suchen eine Mitfahrgelegenheit“, grinste er seine Freundin an und wartete darauf, dass sie in den Wagen stieg. Doch er fragte nicht nach, wohin er fahren sollte, sondern entschied sich dazu, einfach los zu fahren und nur wenige Minuten später, parkte er das Fahrzeug vor einem Haus, aus dem lautstark Musik dröhnte. „Komm, wir lenken dich erst einmal ab. Du musst auf andere Gedanken kommen“, grinste er ihr entgegen und schaltete den Motor ab. „Lass dich nicht von deiner Mutter ärgern.“ Er stieg aus und ging um das Auto herum, um Elena die Autotür zu öffnen. Als sie ausgestiegen war, ging er mit ihr zur Tür. Dort angekommen klingelte er und wartete darauf, dass die Tür geöffnet wurde und als dies auch geschah, sah er Mike vor sich stehen, der diese Party veranstaltete. „Hey“, sagte er zur Begrüßung. „Kommt doch rein. Ich wusste, dass du hier auftauchen wirst.“   Elena war froh, dass Sebastian sie hier her gefahren hatte. Er hatte recht, sie brauchte dringend Spaß, und wo ging das besser als auf einer High School-Party? Normalerweise war sie nicht so der Party-Mensch, aber wenn es sie von ihren Problemen ablenkte, war es eine willkommene Abwechslung. Sie ging an Sebastian und Mike vorbei und blieb wie angewurzelt stehen. Die Musik war ohrenbetäubend laut und das gesamte Haus wirkte verqualmt. Leise Panik beschlich Elena und sie sah sich Hilfe suchend nach Sebastian um, der immer noch mit Mike an der Tür sprach. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er ihr aufmunternd zu. Schon von weitem konnte sie ihre beste Freundin auf dem Tisch tanzen sehen. Sarah trug ein schwarzes Minikleid und Netzstrümpfe. Sie kicherte und schwenkte ihren roten Plastikbecher in der Hand. Als Elena näher an den Tisch getreten war, entdeckte Sarah sie und sprang etwas unelegant vom Küchentisch. Sie begrüßten sich mit einer wilden Umarmung, gefolgt von einem skeptischen Blick auf Elenas Kleidung. Kopfschüttelnd zog Sarah sie hinter sich her ins Badezimmer. „Ich dachte, du musstest um zehn Uhr zu Hause sein?“, fragte Sarah und reichte Elena einen Kajal, den sie im Bad gefunden hatte. „Ja, ich bin abgehauen. Kann ich heute bei dir schlafen?“, fragte Elena, während sie sich den Lidstrich nachzog. Sarah saß auf dem Badewannenrand und trank aus ihrem Becher. „Ja, na klar. Meine Mutter und Mr. Arschgesicht sind sowieso nicht da.“ Sie lächelte über ihre Bemerkung, aber Elena verdrehte nur die Augen und dankte ihr. „So, dann stell ich dir mal eben alle vor“, rief Sarah überschwänglich, als sie wieder aus dem Bad gekommen waren. Sie sah sich um, als suchte sie nach jemandem. Elena folgte ihrem Blick. Eigentlich kannte sie doch alle ihre Mitschüler. „Siehst du den blonden Typen da hinten?“, fragte Sarah und zeigte ziemlich deutlich auf denjenigen, den sie gemeint hatte. Sie wartete aber gar nicht auf Elenas Antwort, sondern plapperte einfach fröhlich weiter. „Das ist Jake. Er ist neu in der Stadt, geht in unsere Klasse und kommt aus New York. Sein Vater wurde hierher versetzt. Bis jetzt sieht es aber so aus, als würde er jedem Mädchen einen Korb geben.“ Elena konnte die Bestürzung in der Stimme ihrer besten Freundin hören. Sie betrachtete den neuen Jungen aus der Ferne. Um ihn herum hatte sich eine kleine Traube Mädchen gebildet, die ihn mit irgendwelchen Fragen löcherten. Natürlich sah er gut aus, aber sah das nicht jeder neue Junge? Er wirkte sportlich, sicher würde er ins Footballteam kommen, dann eine hübsche Cheerleaderin treffen und sie irgendwann heiraten, schwängern und sich dann selbst umbringen, weil er merkte, dass er doch die ganze Zeit schwul war. Elena kicherte bei dem Gedanken daran. Gerade in dem Moment tauchte Sebastian neben ihr auf und reichte ihr einen roten Plastikbecher mit Bier. Er sah sie fragend an, aber sie winkte nur ab.   Sebastian zuckte mit den Schultern, als würde es ihn nicht weiter interessieren und nippte an seinem Getränk, welches Elena nicht wollte. Er sah in die Richtung, in die Sarah noch immer zeigte und musste kurz grinsen. Hatte sie etwa ein neues Opfer gefunden, über das sie stundenlang reden konnte, ohne auch nur eine kleine Pause zu machen? Als er Jake ansah, sah dieser genau im selben Augenblick in die Richtung der jungen Frauen. Auf seinen Lippen breitete sich ein strahlendes Lächeln aus und er kam auf die beiden zu. Jake interessierte es gar nicht, dass Sebastian noch neben ihnen stand, als er das Wort an Elena richtete: „Dich kenne ich noch gar nicht. Wie heißt du?“ Elena blinzelte ihm nur entgegen, als Sarah das Wort ergriff. Sie trat sogar noch einen Schritt vor ihre Freundin, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Mein Name ist Sarah und das ist Elena“, trällerte sie fröhlich. „Ich habe gehört, dein Name ist Jake… Die Kurzform von Jacob? Ich liebe es ja, wenn jemand Jacob heißt.“ Sie tat so, als würde es ihr peinlich sein und sie müsste sich dafür schämen. Gespielt sah sie zur Seite, nur um wenige Sekunden später wieder in die Augen von Jake zu blicken. „Außerdem bin ich gerade Single...“, zwinkerte sie ihm zu. „Vielleicht hast du Lust…?“ Doch Jake schob sie einfach nur zur Seite und stellte sich genau vor Elena. „Was sagtest du, wie ist dein Name?“, erkundigte er sich bei Elena. Zwar wusste er diesen durch Sarah schon, aber es war ihm egal. „Ich möchte gerne wissen, wie mein Gesprächspartner heißt.“ Auf seinen Lippen lag noch immer ein breites Lächeln und am liebsten hätte Sebastian es ihm aus dem Gesicht geprügelt. Aber da Elena dabei war, ging es schlecht und so versuchte er seine Gedanken auf einen anderen Punkt zu lenken. Doch egal was er tat, am Ende tauchte Elena immer wieder vor seinem inneren Auge auf.   Elena sah ihn mit ihrem süßesten Lächeln an. „Ich heiße Elena, meine Freunde nennen mich aber Elle“, sagte sie und schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Sein Lächeln war wirklich umwerfend. In seinen Mundwinkeln hatten sich kleine Grübchen gebildet, die Elena sofort schwach werden ließen. Neben sich hörte sie ein amüsiertes Schnauben, aber sie achtete gar nicht darauf. „Also, du bist neu hier?“, fragte sie unschuldig und der hübsche Fremde nickte. Dann begann er ihr von New York zu erzählen, von dem Wetter, dem Central Park und vielen weiteren unwichtigen Sachen, die sie eigentlich gar nicht wissen wollte. Ja, er sah gut aus, aber ungefähr genauso langweilig war er auch, nur war Elena zu höflich, dies offen zuzugeben. Sie nickte freundlich, stellte ein paar belanglose Fragen und gab ihm weiterhin das Gefühl, sie würde sich dafür interessieren, was er ihr erzählte. Während des Gesprächs, war Sebastian hinter Jake getreten und hatte damit begonnen Grimassen zu schneiden. Elena verkniff sich ein Grinsen und schüttelte leicht den Kopf. Als Jake sie verwirrt ansah und sich umdrehen wollte, griff sie nach seinem Arm, um ihn davon abzuhalten. „Das ist wirklich wahnsinnig spannend“, sagte sie zuckersüß und schüttelte weiter den Kopf, als könnte sie gar nicht glauben, was er da sagte. Sie sah zu ihrem leeren Becher, den sie von irgendwoher bekommen hatte. „Wie wäre es, holst du mir noch eine Cola?“ Sie klimperte übertrieben mit den Wimpern und schon war er verschwunden. Sebastian verkniff sich ein Lächeln, aber Elena verdrehte nur genervt die Augen. Sie sah auf ihr Handy. Es waren sieben entgangene Anrufe auf dem Display zu erkennen. „Ich muss meinen Vater anrufen“, sagte sie seufzend. Mit schnellen Schritten durchquerte sie die Küche und ging hinaus in den Garten, dicht gefolgt von ihrem besten Freund. Nervös wählte sie die Nummer ihres Vaters, der nach zwei Freizeichen dran ging. „Hey, hier ist Elena.“ Sie hörte ihren Vater am anderen Ende seufzen. „Was hat sie gemacht?“, fragte er genervt. Elena wunderte sich über den Tonfall ihres Vaters, aber anscheinend war er es mittlerweile auch nicht mehr anders gewohnt. „Lange Geschichte, aber mir geht es gut. Sebastian hat mich abgeholt und ich schlafe heute bei Sarah“, sagte sie und sah dabei in den Himmel. Wieder hörte sie ihn seufzen. „Ok, mein Schatz. Aber melde dich bitte morgen bei mir. Ich werde mit ihr reden. Ich hab dich lieb“, sagte er und sie konnte sein Lächeln hören. Sie beendete das Gespräch. In dem Moment bemerkte sie, dass Sebastian sie die ganze Zeit beobachtet hatte.   „Was hat dein Vater gesagt?“, erkundigte sich Sebastian bei Elena. Nachdem er sich ein neues Getränk organisiert hatte, war er hinter ihr her gegangen und hatte sie beim Telefonat beobachtet. Doch es gefiel ihm nicht, dass sie Interesse an Jake zeigte. Allerdings war er sich nicht sicher, ob es wirklich so war, obwohl sie ihm entgegen gelächelt hatte. Er hatte ihr ebenfalls entgegen gelächelt und war ihr sichtlich zugetan. Man konnte ihm glatt ansehen, dass er Elena nicht von der Bettkante stoßen würde. Wahrscheinlich würde er sie eher ins Bett ziehen, als dass sie etwas dazu zu sagen hatte. Sarah war den beiden ebenfalls in den Garten gefolgt. „Was macht ihr denn hier?“, erkundigte sie sich und umarmte den jungen Mann, der sie schief ansah. „Wieso lasst ihr mich außen vor?“ „Lassen wir nicht. Ich bin Elena nur hinterher gegangen, weil sie so lange weg war“, erklärte Sebastian. Als die Worte seine Lippen verlassen hatten, nahm er einen großen Schluck aus seinem Trinkbecher und genoss das Gefühl, welches die alkoholhaltige Flüssigkeit in seinem Inneren auslöste. Sein Körper lockerte sich von seinen Gedanken und diese einzelnen Fetzen entwichen ihm, so dass er sich langsam frei fühlte. „Wir sollten wieder rein gehen“, sagte Sarah weiter. „Es ist langsam ziemlich kühl...“ Sie klammerte sich noch mehr an Sebastians Arm, um bei ihm nach einer Wärmequelle zu suchen. Doch er schob sie von sich und wich einige Schritte zurück. „Aber ja, lass uns wieder reingehen“, sagte Elena und rieb sich die Arme, da ihr ebenfalls kalt wurde. Sebastian hingegen merkte die Kälte schon gar nicht mehr, da der Alkohol seinen Rest dazu beitrug, dass er die niedrige Temperatur nicht mehr spürte. Er nahm noch einen weiteren Schluck von seinem Bier, ehe er sich den beiden Frauen anschloss, wieder ins Haus zu gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)