Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 82: Keinen Schritt mehr! -------------------------------- Als ich wach werde ist das Zimmer bereits mit Sonnenstrahlen geflutet. Man merkt, dass es Frühling geworden ist. Der Schnee ist längst geschmolzen und es wird viel früher hell. Die Temperaturen sind noch wechselhaft, aber nicht mehr frostig. Ich kann das frisch gemähte Gras riechen und wie es vom Tau feucht ist. Ich mag diesen Geruch. Genauso wie den herb-süßen Duft meines Drachens. Mein Drache liegt in meinem Arm, an meine Brust gekuschelt. Seine Hand ruht auf meiner Brust, meine Hand über ihr. Er atmet gleichmäßig, doch zu meiner Überraschung hat er die Augen bereits offen. Sanft lächle ich ihn an und streich ihm über das Haar. Doch er reagiert nicht. Vorsichtig hebe ich seinen Kopf, so dass ich ihn anblicken kann, doch es ist wie am Vorabend: Licht brennt, aber es ist keiner Zuhause. Die Erinnerung, die ihn gestern heim gesucht hat, muss so schrecklich und angsteinflößend gewesen sein, dass er immer noch das Bedürfnis hat sich schützen zu müssen. Ich leg ihm vorsichtig einen Kuss auf die Stirn. Mir fällt ein Zucken seiner Augenbraue auf. Nur ein ganz kleines Zucken. Ganz behutsam ruf ich seinen Namen. Doch außer diesem 'Flackern' seiner Braue kommt keine Regung. Langsam setze ich mich auf und nehme Seto mit in eine aufrechte Position. Seine Hand fällt von meiner Brust und er schaut weiter ins Leere. In mir zieht Angst auf. Das ist ganz und gar nicht so, wie ich es von ihm kenne. Zum ersten Mal, seit ich an seiner Seite bin, fühl ich mich hilflos und weiß nicht, was ich tun soll. Wie kann ich meinen Drachen aus diesem Zustand nur befreien? Leise klopft es an der Tür. Ich bitte Mokuba herein. Mittlerweile erkenn ich sein Klopfen. Es unterscheidet sich von Isonos deutlich. Zaghaft geht die Tür auf, dann kommt er zu uns rüber gelaufen. Erschrocken blickt er zu Seto und fragt mich ungewohnt leise und bedrückt, was geschehen sei. Ich erzähle ihm, soweit ich weiß, dass Seto seit einem Meeting gestern so ist. Auch in Mokubas Gesicht kann ich die Angst deutlich ablesen. Ich geb ihm ein Zeichen zu uns auf das Bett zu kommen. Er folgt der Einladung. Ganz vorsichtig kuschelt er sich an Seto, doch der reagiert wieder nicht. Auch der Kleine ruft wiederholt seinen Bruder, sowohl beim Namen als auch mit seinem Kosename. Weiterhin keine Reaktion. Ich streich ihm vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht. Mir ist zum Heulen zu Mute, doch für Mokuba will ich stark sein. Er braucht jetzt jemand, der wenigstens so wirkt, als wüsste er weiter. Es klopft erneut und ich blicke zu der offenen Tür. In ihr steht Isono. Ich winke ihn näher. Auch er wirkt ratlos und ein Stück weit ängstlich. Mokuba fragt ihn nach Details. Der Vertraute meines Drachens schaut kurz zu mir. Da liegt etwas in seinem Blick, was ich nicht deuten kann. Dann beantwortet er Mokubas Frage. Erzählt von dem Meeting und der bösen Überraschung, dass der Gesprächspartner einer der Big Fives war. Sofort trifft mich die Erkenntnis wie ein Hammer. Seto ist auf einen seiner Vergewaltiger getroffen! Kein Wunder, dass er das Bedürfnis hat sich soweit es nur geht in sich selbst zurück zu ziehen. Ich wüsste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich auf den alten Mann treffen würde, der sich damals an mir vergangen hat. Doch Isono erzählt weiter, wie Seto sich zwang in den Konferenzraum zu gehen und das Gespräch mit seinem Peiniger zu führen. Es war zwar kurz aber ... Moment... Mir kommt der Typ vor dem Aufzug wieder in den Sinn. Der sah doch wie ein Businesspartner aus und dieses Grinsen, dass er im Gesicht hat. Wie er mich musterte und dieser widerlich lüsternen Blick. Übelkeit steigt in mir auf. Und Wut. Vor allem Wut. Hätte ich das schon gestern am Aufzug gewusst, wer dieser Mann ist, er hätte das Gebäude nicht mehr lebendig verlassen. Ich hätte ihn aus dem Fenster geworfen oder solange auf ihn eingeprügelt, bis sein Gesicht nur noch Brei gewesen wäre. Mokuba schaut nichtverstehend zwischen Isono und mir hin und her. Natürlich kann er es nicht verstehen. Er weiß nur von Gozaberu. Seto hat ihm bislang noch gar nicht erzählt, dass da noch andere waren. Doch der Kleine ist klug und wird mit der Zeit und viel Grübeln selbst drauf kommen. Also warum sollen wir ihm das antun. Ich zieh den Schwarzhaarigen zu mir in den Arm, so dass er mich anschauen muss. Dann erkläre ich ihm vorsichtig, dass Gozaberu seinen Bruder auch dem Vorstand und besonders enge Geschäftspartner überlassen hat. Erst versteht Mokuba nicht, doch dann fällt bei ihm der Groschen. Er wird bleich, sein Kiefer klappt ungläubig nach unten und ihm schießen sofort die Tränen in die Augen. Er beginnt zu schluchzen und wirft sich Seto an die Brust. Dann klopft es erneut und ich blicke auf. Kai steht in der Tür. Er erfasst die Situation sofort und bittet Isono mit Mokuba raus zu gehen. Mokuba will nicht. Er klammert sich an seinen Bruder und weint bitterlich. Ich schließe ihn so in die Arme, dass ich beide Brüder halten kann. Kai nickt nur, während er sich neben einen sehr schuldbewusst dreinblickenden Isono stellt. Nach fast einer Stunde erst beruhigt sich Mokuba. Kai bittet ihn mit Isono raus zu gehen, doch Mokuba verneint. Er lässt seinen Bruder nicht alleine. Nie wieder. Nicht jetzt und nicht später. Solange sein Bruder so ist, wie er gerade ist, wird er nicht von seiner Seite weichen. Kai nickt wieder. Dann tritt er näher heran und checkt einige Dinge bei Seto. Er versucht mit ihm zu sprechen, doch mein Drache... reagiert nicht. Mein Drache geht heute keinen Schritt mehr! Kai meint nur, dass Seto Zeit brauche. Sein Bewusstsein hätte sich zum Schutz vor den Erinnerungen selbst abgeschaltet und würde gerade den Auslöser verarbeiten. Das kann zwischen ein paar Stunden und ein paar Tagen dauern. Solange müssen wir einfach Geduld haben und uns um meinen Drachen kümmern. Sollte sein Zustand in den nächsten Tagen nicht besser werden, dann... Kai muss diesen Satz nicht beenden. Ich weiß auch so, was er meint. Wenn mein Drachen in seiner Lethargie verharren wird, wird Kai nichts anderes übrig bleiben, als ihn in eine Klinik einzuweisen. Das darf einfach nicht geschehen. Ich weiß, dass mein Drache stark ist und er kämpft da drinnen mit sich und seinen Erinnerungen und Gefühlen. Wenn ich könnte, würde ich ihm helfen. Doch diesen Kampf muss er soweit selbst gewinnen, dass er es schafft wieder aus sich herauszukommen. Erst dann können Mokuba, Isono, Kai oder ich ihm helfen. Solange müssen wir halt warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)