Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 26: Einen Schritt des Mutes ----------------------------------- Nachdem wir zu Mittag gegessen haben fällt Mokuba auf, dass es schneit. Sofort werden seine Augen groß und fangen an zu funkeln. Er springt auf und zieht an meiner Hand. Es wär schon ewig her, dass wir zusammen einen Schneemann gebaut haben. Tatsächlich... liegt unser letzter Schneemann eine ganze Weile zurück. Das war noch bevor wir adoptiert wurden. Aber selbst wenn das nicht schon so lange her wäre, könnte ich meinem kleinen Bruder nichts abschlagen. Mein kleiner Bruder, der gerade in solchen Momenten noch so kindlich und unschuldig wirkt, hat eine erstaunliche Weitsicht. Jedenfalls, was Katsuya und mich angeht. Hat er wirklich schon vor Monaten gesehen, was mir... uns erst in der letzten Zeit aufgefallen ist? Und er scheint so gar kein Problem damit zu haben das ich... nun ganz offensichtlich... schwul bin! Das ist das erste Mal, dass ich mir das so bewusst sage! Ja, es stimmt! Ich hab noch nie wirkliches Interesse an der Damenwelt gehabt. Schon gar nicht an den Mädchen aus unserer Klasse oder an der Schule allgemein. Ich bin schwul! Also packen wir uns alle gut ein und gehen nach draußen. Es dauert eine Weile, bis wir den Dreh raus haben. Man sollte gar nicht meinen, wie kompliziert es sein kann eine Kugel zu formen. Dann braucht man auch noch drei davon, die man irgendwie übereinander wuchten muss... alles höchst komplex! Doch schließlich haben wir einen ganz brauchbaren hinbekommen und sind zufrieden mit dem Ergebnis. Doch statt zurück ins Haus zieht uns Mokuba in den Garten. Mir ist noch nie aufgefallen wie anders der Garten wirkt, wenn er unter einer Schneedecke liegt. Mein kleiner Bruder zieht uns zu einer Gruppe von Bäumen und uns eröffnet sich ein Bild, wie von einem Gemälde: ein zugefrorener Teich umsäumt von den Bäumen. Sofort springt mich Mokuba erneut an und fängt an von Schlittschuhfahren zu reden. Ich schau ihn nur entgeistert an und frag ihn, wo wir jetzt Schlittschuhe herkriegen sollen. Er springt nur davon und kommt eine viertel Stunde später mit Schlittschuhen zurück. Wo... hat er die her? Auf die Frage grinst er mich nur an und meint, er habe sie letztes Jahr schon gekauft, weil er das alles schon letztes Jahr machen wollte. Letztes Jahr? Da war ich wohl zu beschäftigt. Ein schlechtes Gefühl in meiner Magengegend macht sich breit. Ich muss mir zukünftig einfach mehr Zeit für meinen kleinen Bruder nehmen. Er zieht sich eilig seine Schlittschuhe an und mein Streuner tut es ihm gleich. Ich setz mich auf einen großen Findling. Mokuba stürmt auf das Eis und... rutscht aus, schlittert ein wenig über das Eis und quiekt vergnügt. Mein Streuner eilt zu ihm. Wieso wundert es mich jetzt nicht zu sehen, dass Katsuya Schlittschuhfahren kann? Vorsichtig hilft er Mokuba auf und hält ihn solange, bis mein kleiner Bruder ein Gefühl für das Eis bekommt. Sie fahren ein wenig auf dem Eis herum, bis der Kleine sicher genug ist und sich von dem Blonden löst. Wild jauchzend flitzt er über den Teich! Katsuya kommt zu mir zurück und hält mir dann auffordernd die Hand hin. Mit großen Augen schau ich ihn an. Wie jetzt? Ich soll auf das Eis? Nein! Bestimmt nicht. Aber der Blonde lässt nicht locker. Keine zehn Minuten später hab ich Schlittschuhe an den Füßen und steh mit weichen Beinen auf dem Eis. Wie mich Katsuya dazu bewegt hat? Keine Ahnung. Es ist mir selbst ein Rätsel! Aber ich versuche Herr der Lage zu bleiben. Was gar nicht so einfach... da lieg ich auch schon auf dem Eis. Vorsichtig hilft mir mein Streuner wieder auf die Beine. Diesem folgen vier weitere Stürze. Ich will schon frustriert aufgeben, als mir Katsuya auf die Beine hilft und mich sofort in einen leidenschaftlichen Kuss zieht. Sofort spüre ich, wie meine Wangen wieder Feuer fangen. Doch ich überlasse ihm die Führung und vertraue ihm ... und auf einmal ... gleiten wir über das Eis. Er löst sich mit einem sanften Lächeln von mir und ich bin überrascht. Meine Füße machen es seinen einfach nach und auch ich entwickle endlich ein Gefühl für die Oberfläche und die Bewegung. Da höre ich, wie er mir ins Ohr flüstert, das sein Drache alles schaffen kann, wenn er sich auch mal führen und locker lässt. Da wird mir klar, dass er recht hat! Wenn ich immer versuche krampfhaft die Kontrolle zu behalten, dann werde ich nur immer wieder stürzen und niemals richtig voran kommen. Aber wenn ich Vertrauen habe, dann ist jemand da, der mich auffängt und mir wieder aufhilft. So wie in der Nacht, wenn ich von Albträumen gebeutelt werde und Katsuya für mich da ist. Nach einer Weile wird uns kalt und wir kehren ins Haus zurück, suchen die Küche auf und machen uns eine warme Schokolade. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal einen ganzen Tag nur damit verbracht habe, die Wetterbedingungen zu genießen. Das liegt so weit zurück, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Es war einfach herrlich. Gerade als ich meine Tasse absetze fällt mir auf, dass Mokuba mich mit diesem Blick anschaut, den er immer hat, wenn er mich um etwas bitten möchte, aber denkt, dass ich nein sagen werde! Okay... egal was er will, ich werde 'Ja' sagen! Also frag ich ihn und nehme einen weiteren Schluck aus meiner Tasse. Spontan filtere ich die heiße Schokolade durch die Nase als ich mich verschlucke und das Getränk durch die falsche Körperöffnung nach draußen pruste. Ich muss husten und schau meinen kleinen Bruder nur fragend an, ob das wirklich sein Ernst ist. Doch er grinst mich nur an, während er mir auf den Rücken klopft. Er möchte die anderen zu einem Weihnachtsessen einladen! Weihnachten? Das ist ein Fest, dass in Japan zwar gefeiert wird, aber nicht so, wie in Europa oder Nordamerika. Zwar halten Dekorationen mit Santa Clause und Lichterketten immer mehr Einzug, aber es ist kein Feiertag. Es geht weniger um Familie und Besinnlichkeit, als vielmehr um Kommerz oder Verliebtheit! Frische Paare nutzen diesen Tag um sich zu treffen und kleine Geschenke auszutauschen. Ein gemütliches Beisammensitzen in einem familiären Kreis gibt es nicht. Auch kein derartiges, üppiges Essen. Für die meisten, ist es ein Tag wie jeder andere! Doch ich hatte mir vorgenommen 'Ja' zu sagen und ich halte mein Wort, auch wenn ich es nur vor mir selbst gegeben habe! Also nicke ich und geb mein Okay. Noch ehe ich was ergänzen kann springt mir Mokuba um den Hals, freut sich noch mehr und rennt davon, um alles zu planen und in die Wege zu leiten. Hm... vielleicht, hätte ich doch noch irgendwas regulierendes sagen sollen? Katsuya tritt neben mich, legt sanft seinen Arm um meine Schultern und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. Ich weiß nicht wieso, aber ich erwidere sein Lächeln vorsichtig und schau dann wieder in meine Tasse. Leer! Der Blonde nimmt mir die Tasse ab, stellt sie zusammen mit der von Mokuba und seiner eigenen in die Spüle und kommt dann wieder zu mir. Vorsichtig nimmt er meine Hand und zieht mich dann mit sich, die Treppe hinauf in mein - oder unser? - Zimmer. Wie immer bin ich ins Badezimmer gegangen, um mich umzuziehen. Als ich nach meinem Schweißarmband - das wieder aufgetaucht ist - schaue fühlt es sich zum ersten Mal falsch an, es anziehen zu wollen. In dem Kästchen liegt auch der abgetrennte Sockenbund, den mir Katsuya letzte Woche als Provisorium zurecht gemacht hatte, als ich mein Armband nicht finden konnte. Nachdenklich nehme ich das Provisorium in die Hand und streiche vorsichtig mit den Finger immer wieder um es herum. Als mein Blick auf mein Spiegelbild fällt festigt sich meine Entschlossenheit. Mit dem Sockenbund in meiner Hand, aber nicht an meinem Handgelenk, verlass ich das Badezimmer und kehre ins Schlafzimmer zurück. Dort kniet auf dem Bett Katsuya, der wie immer auf mich wartet und mich warm anlächelt. Also trete ich an das Bett heran und bleibe stehen. Sanft angelt er nach meinen Händen und ich reich ihm die Hand, die das Provisorium hält. Als er es ertastet, ist er überrascht. Ich lass den Bund los, so dass er es nun hält. Verdutzt schaut er auf das Stück Stoff in seiner Hand. Dann blickt er mich fragend an. Er war so stark gewesen und hat mir von seiner schrecklichsten Zeit im Leben erzählt. Ich will es ihm gleichtun! Langsam heb ich meinen linken Arm ein wenig und dreh dann die Unterseite meines Handgelenks nach oben. Die Narbe setzt sich deutlich von der restlichen Haut ab. Sie zieht sich von meiner Handwurzel etwas mehr als sechs Zentimeter längs hoch. Längs, nicht quer! Nur kurz blickt der Blonde auf die Narbe und dann überrascht in meine Augen. Stolz mischt sich in seinen Blick. Stolz? Jetzt bin ich es, der verwirrt ist. Worauf ist er stolz? Ich spüre, wie er meine Hand in seine nimmt. Sanft streicht er mit seinen Finger nach oben, zu meinem Handgelenk. Ich schlucke und muss mich zusammenreißen, um mein Handgelenk nicht wieder panisch wegzuziehen. Noch immer blickt er mir in die Augen. Dann berühren seine Fingerspitzen die Narbe. Ich schließe meine Augenlider. Versuche ruhig weiter zu atmen. Spüre Tränen in mir aufsteigen. Sanft streicht er mir die Narbe entlang. Wieder muss ich schlucken. Mich unter Kontrolle zu halten fällt mir immer schwerer. Schließlich legen sich sanfte, weiche Lippen auf meine und meine Lider schnappen überrascht auf. Vorsichtig bittet er um Einlass und nach einem kurzen Moment gewähr ich ihm, was er möchte. Lass ihn ein und schließe genießerisch wieder meine Lider. Sanft ringen unsere Zungen, bis sich seine langsam immer mehr zurück zieht und meine mit lockt. Bevor ich es wirklich realisiere bin ich in ihm und wir tragen diesen 'Kampf' bei ihm aus. Als der Kuss langsam endet wird mir bewusst, dass ich irgendwann von ihm auf das Bett gezogen wurde, er rücklings unter mir liegt und ich halb auf ihm lege. Meine Wangen röten sich wieder und ich will mich schon von ihm runter bewege, als er mich festhält. Also verharr ich da, wo ich bin. Über ihm. Sanft lächelt er mich von unten herauf an und streicht mir eine Strähne hinter das Ohr. Leise sagt er, wie stolz er auf seinen Drachen ist. Wieder blick ich ihn verwirrt an. Da gibt es nichts, worauf man stolz sein kann. Doch er lächelt mich weiter unverwandt an. Er scheint da anderer Ansicht zu sein. Sanft zieht er mich wieder zu sich hinunter und vorsichtig lege ich meine Lippen auf seine. Wieder versinken wir in einem inniglichen Kuss und mir wird ganz heiß. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern aufgeregt. Es müssen hunderte, ach was, tausende sein. Nachdem wir uns wieder von einander lösen sink ich neben ihm in seinen Arm. Sanft streicht er mir über die Schulter und den Nacken. Ob ich ihm erzählen möchte, wie diese Narbe entstanden ist, fragt er mich, während er mein linkes Handgelenk hochhält und die Narbe scheinbar ganz genau betrachtet. Ich wende meinen Blick davon ab und weiß nicht, ob ich ihm davon erzählen kann. Aber ich... will es versuchen. Aber ich kann das nicht im Liegen. Also setz ich mich auf. Mein Rücken zu Katsuya gewandt, meine Hände im Schoss liegend. Zaghaft berühre ich selbst meine Narbe und zucke mit der rechten Hand weg, als würden sich die Finger verbrennen. Wieder schluck ich schwer. Ich merke, wie der Blonde sich hinter mich kniet, seine Arme eng um mich schlingt und mich fest an sich drückt. Sein Kopf ruht auf meiner Schulter, während seine Hände meine halten. Ganz langsam und leise beginne ich. Es war mein fünfzehnter Geburtstag und Gozaberu... er war unzufrieden mit mir. Er... hat seiner Enttäuschung auf verschiedene Weise Ausdruck verliehen. Wiederholt... Mir drängen sich Bilder ins Bewusstsein, die ich längst begraben glaubte. Ich schlucke. Mein Atem hat sich etwas beschleunigt. Tränen steigen wieder in mir auf, aber ich will es ihnen nicht gestatten, an die Oberfläche zu kommen. Wieder schlucke ich. Versuche die Bilder und die damit verbunden Gefühle wieder runter zu drängen. Vergeblich. Eine Träne schafft es doch nach oben. Läuft gemächlich über meine Wange, während ich mir auf die Unterlippe beiße. Dann spüre ich, wie Katsuya mich ein wenig fester in den Arm nimmt. Eilig streiche ich mir die Träne weg. Normalerweise hätte Mokuba an diesem Tag zu Hause sein sollen. Doch Gozaberu hatte wohl schon gewusst, dass ich die mir gestellte Aufgabe nicht erfüllen könnte. Also hatte er ihn nicht aus dem Internat heim holen lassen. Das... hat mich so wütend gemacht und ich begann ihn anzuschreien! Ich weiß nicht, woher ich die Kraft dafür nahm oder den... Mut... und er ließ mich meinen Ausbruch und Aufbegehren direkt büßen. Stundenlang. Er... er... Meine Stimme versagte mir ihren Dienst und ich musste wieder schlucken, als sich eine neue Träne aus meinem Auge löste. Der Kloss in meinem Hals ist so gewaltig und die aufkommenden Bilder... ich versuchte sie Beiseite zu schieben. Meine Hände wollten sich in den Stoff meiner Hosen krallen, doch Katsuya hat seine Hände mit meinen verschränkt. Sanft erwidert er meinen Griff. Streicht mit seinen Daumen über meine Handrücken. Ich brauche einen langen Moment, bis ich wieder ansetze. Nachdem der alte Mann mit mir fertig war und mich einfach auf dem Boden hatte liegen lassen bin ich irgendwie ins Badezimmer gekrochen. Ich drehte das Wasser der Dusche auf und setzte mich hinein. Das Wasser prasselte einfach nur auf mich hinunter und spülte meine Tränen gleich mit weg. In mir herrschte so viel Hass und Schmerz und pure Verzweiflung... und plötzlich... hatte ich eine Rasierklinge in meiner Hand. Ich dachte in dem Moment nur, dass ich all das keinen Augenblick länger mehr ertragen kann. Alles was ich wollte, war, dass es aufhörte! Also... führte ich die Klinge über mein Handgelenk. Es... es tat eigentlich gar nicht weh. Es brannte nur ein wenig. Noch ehe ich mit dem Schnitt fertig war kam Isono plötzlich rein. Er stürzte in die Dusche, schlug mir die Klinge aus der Hand und presste seine Hand auf den Schnitt. Ich wollte ihn wegstoßen von mir. Schrie ihn an, er solle mich lassen. Wollte nicht, dass er mich rettet. Aber... schlussendlich hat er genau das! Ich weiß nicht mehr genau, was dann alles passierte. Nur noch, dass ich in meinem Bett wieder zu mir kam. Mein Handgelenk dick bandagiert. Isono stand an meinem Bett. Ich wollte mich abwenden, doch er ging an meinem Bett in die Hocke und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann rügte er mich. Nicht wie Gozaberu... sanfter. Mit Verständnis, aber auch mit Nachdruck. Er erinnerte mich daran, dass ich meinen kleinen Bruder doch nicht einfach so alleine lassen könne. Ich konnte nicht anders und fing an zu schluchzend. Hab ihm gesagt, dass ich das alles nicht mehr ertragen könne. Doch er hat mir Mut zugesprochen. Gemeint, dass egal was passiert, er an meiner Seite stehen würde und er mich in allem unterstützen wird, was meine Situation verbessern würde. Erst jetzt, als ich erneut aufhöre zu sprechen, fällt mir auf, dass mein Gesicht ganz nass ist. Ich muss irgendwann angefangen habe richtig zu weinen. Ohne das ich es bemerkt habe. Noch immer liegt Katsuyas Kopf auf meiner Schulter. Hört mir zu. Streicht mir über meine Hände und hält mich fest. Nur langsam bewegt er sich, als er eine Hand hebt, die mein Gesicht ihm zuwendet und er mich dann langsam und ganz zärtlich küsst. Als unser Kuss endet nehme ich das provisorische Schweißarmband aus seiner Hand und zieh es mir wieder über. Er schaut mich fragend an. Ich schau ihm fest in die Augen und bitte meinen Streuner darum, dass er niemals diese Geschichte zur Sprache bringen soll. Nicht verstehend blickt er mich an. Noch eine letzte Träne löst sich, als ich meinen Blick nach vorne richte und den Kopf beschämt hängen lasse. Mein kleiner Bruder darf niemals erfahren, dass ich ihn im Stich lassen wollte, kommt es ganz leise von mir! Jetzt versteht der Blonde, zieht mich fest wieder in seinen Arm und verspricht mir Stillschweigen. Ich lehne mich dankbar, erschöpft und doch irgendwie erleichtert an ihn an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)